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302642 —
Ps
EtymologifchesWörterbuh
Des in
Dberdeutfdland,
vorzũglich aber in
Defterreih üblichen Mundart.
Bon Matthias Höfer,
Juris utriusque Licentiat, Mitglied des Benedietiner
Stiftes Kremſsmünſter, der Zrıt plasrer zu Kematen.
®
PR
er, —
Erſter Theil.
Linz,
gedruckt ben Zoſeph Kaftner k. k. privilegirten Buchdrucker.
EEE
1815. .
gr
v2
Vorrede.
Nin endlich bin ich in den Stand geſetzet, einem
berehrten Publicum ein neues Woͤrterbuch vorzu⸗
legen: wovon das Vorhaben und die vorlaͤufige
Ankuͤndung ſchon vor zehen Jahren, in rinigen 9 ge⸗
lehrten Journalen mehr, als ich zu hoffen mir ge
trauet hatte, gefällig aufgenommen worden ift.
Die groffe und muͤheſame Arbeit eines folchen Wer⸗
fes, die dreymalige Gegenwart eines verheerenden
Feindes, und noch gewiſſe andere Umftände, haben
die Erfcheinung desſelben auf eine folche Art ver⸗
ſpaͤtet, daß mauche Freunde der ——
— (J) —
Litteratur bereits in die Verſuchung geriethen zu
glauben, parturiunt montes. Ueber die Einrich⸗
fung und den Gebrauch dieſes Werkes, will ich hier
einige Dinge erinnern. Es ift Feine Kleinigkeit,
um nur ein Wort, wie folches aus dem Munde deg
Volkes gehöret wird, gehörig fchreiben zu Eönnen.
Oft war ich lange Zeit darlıber unfchlüßig: bis ich
entweder in berfchiedenen Schriften eine beftimmte
Schreibart antraff, oder nach einer glaublichen
Etymologie felbft wagen durfte. Manche Wörter
habe ich zweymal angemerfet, damit man felbe defto
leichter finden möchte: aber ich fehe jestwohl, dag
ich es in mehreren Fällen hätte thun ſollen. Ans
Dere, die nicht ausdrücklich in dem Berzeichniß ftes
ben, follen bey dem nächften Stammenwort , Dder
ben anderen mehr einfachen Wörtern geſuchet wers
den, 3.8. die Gefpinn, darenten, ein von Eyern
gemachtes Kirntel oder Kipfel bey den Baͤckern
ein Mudelmaul oder feiger Menſch ae. bey Spinn,
ent, Kirnt, Kipfe, mudeln. Weiters iſt die
verſchiedene Art zu ſchreiben und zu ſprechen be⸗
kannt, vorzuͤglich in b, p:g, k; i, ü; o, u.
Was man in dieſer Forme nicht antrifft, wird viel⸗
leicht in einer anderen zu finden ſeyn. Jene Woͤr⸗
ter und Ausdruͤcke, die ohnehin durch ganz Deutfch-
land bekannt find, oder nur wenig dabon abwei—
en, ließ ich weg: auffer wo ich etwas befonders
anzumerken hatte, oder in der Etymologie etmas
verbeffern wollte. Endlich Fabe ich einige ganz
fremde Wörter Hier aufgenommen, bloß darum,
weil felbe fonft nicht altenthalben vor kommen, ober
keine genug beftimmte Erflärung hatten. Sch we⸗
nigſtens danfe einem Schriftfteller, bey dem ich das,
wasich fuche, auch nur bon ungefähr antreffe, und
berzeibe gern , daß er mir zu gefallen, bon der ſtren⸗
gen Drdnung abgemichen if. Das groffe Chaos
wire nun einmal durchbrochen, und durch eine bis⸗
ber unbefannte Wildnig eine ordentliche Straffe
angelegt. Jezt werden andere, die Luft haben,
das merfwirrdige der oberdeutfchen Sprache leicht
ordentlicher und vollſtaͤndiger bearbeiten Eöntten.
Den wärmften Dank fage ich Dabey meinem Freund,
Profeſſor Benno Waller zu Kremsmuͤnſter, welcher
meine Arbeit Eennet, und in Anſehung der Natur-
geichichte mir weſentliche Gefaͤlligkeiten erwiefen hat.
Ein wahrhaft glückliches Genie, welches ganz vi
ae Wiſſenſchaften gemacht it.
2. Es hat die Alemanniſche Mundart, welche
noch wirklich die unferige ift, viel fonderbares: wie
ih ſchon in meiner Fleinen Schrift über die Bol:
fesiprache , Wien 1800 borläufig gezeiget habe.
Das a, wenn ed einen feinen Laut hat, mie im
Lateinifchen , ſollte ein eigenes Kennzeichen haben,
aber wie? Ein wirklich Iateinifches a, wäre am
natirlichſten; auein ein fremder und bon den uͤb⸗
tigen berfchiedener Buchftab macht mitten in einent
Worte Doch ficher eine etwas unangenehme Figur.
Ein ä, tauget bier nicht, weil es ind gemein wie
e, gefprochen wird. Beſſer wäre &, &: doch any
Dere haben das nämliche, um dadurch einen ſchar⸗
fen Ton, eine lange Sylbe, oder etwas, zufammen
gesogenes anzudeuten. Sich ließ mir daher ton un⸗
gefähr den Rath gefallen, ein neues Zeichen zu brau⸗
chen, nämlich einen Eleinen Zwerchſtrich in der Hoͤ⸗
be, 3. B. blasen, lär, Käs, Kaͤmpel, waͤcheln.
Da wir ferner, wie die Franzoſen, das e, am En⸗
de eines Wortes nicht auszuſprechen gewohnt ſind,
fo heißt es nach einen langen Voral, z. B. das
End, die Klag, die Seel. Nach einem Furzen‘,
obwohl fcharf gefprochenen Vocal, wird n, en,
angefügt: 3. B. die Anten, Die Maifen, der Sat-
tern; für Aente, Meife, Gatter. Die verba fre-
Quentativa, welche in — egen, ißen, ausgehen :
als himlitzen, fhlungitzen, toditzen,
werden kurz gefprochen, wie dad lat. clamito, cur-
üto, mufsito,
3. Die Orthographie, wie fie bey unſeren Zei⸗
ten befteht, iſt durch. die groffe Genauigkeit der
Grammatiker, mit einer Menge überflüßiger Zie⸗
rathen angefiliet worden. Solche find 1) Dash:
welches fo oft Bloß eines gedehnten Lautes hafber
eingefchaltet wird. Da es aber die Alten nicht
hatten, und die verwandten Sprachen auch nicht,
und man doch ein Wort don dem anderen zu un
terfcheiden wußte, ift es nicht ein eberfluß? Rey
einigen Wörtern, 3. B. der Nahmen, bey den Als
ten namo, lat. nomen; oder mahnen , manon, lat.
monere, gieng es endlich noch hin. Aber wenn
— () —
man in unſeren deutſchen Schulen die Regel em⸗
pfiehlt, daB man ins gemein nach einem langen
Vocal ein h, fegen fol; fo kann aus diefem Buche
Raben bald eine eben fo groffe Familie, wie in der
Engliſchen Botany Bay entitehen. Es gründet
ſich größten Theils nur auf den ſchon einmal einge⸗
führten Gebrauch: wobey man lieber auf die Vers
minderung, als Bermehrung denken foll. 2) Das
je: indiefer, dieſes, Fried, Ziel, Glied,
Spiel, Riegel, Wiefe, Sieg, Stiefel,
ſchmieden 2. Unſere Ausfprache Eennet bier
sur ein einfaches i: nämlich difer, Frid, Spil ac,
Die Gothen, Angelfachen, und ſowohl franfifche,
als Aemannifhe Schriftfteller, haben in dieſem
Falle eben fo geichrieben, wie wir noch heut zu Tas
ge iprechen. Thiz, frido, spilo, lido; dis, Frid,
Spil, Sid (Lid, Selid.) Sp auch Stifel, ital,
Stivale. In vielen anderen Wörtern wird ie, mes
nigftens in Oberdeutſchland, deutlich gehöret: als
Lied, Lichbe, Bier, Mieder, Dienft, Spies
gel,Ziegel, Krieg, Zier, Shmier, Stier
x. Dtfried, Kero und andere, fchreiben mit ei⸗
wem ähnlichen Doppellaut liaba, liod, Spiegal:
Liebe, Lied, Spiegel, und thionan, deonon, dies
nen; ziar, zieran, Zier, zieren. Woraus man
fiebt, dag von den älteften Zeiten der deutfchen
Sprache bis iezt, ein Unterſchied beobachtet wor:
den ift: welcher ohne Zweifel in der Natur eines
Wortes felbft gegründet feyn muß. Indeſſen fols
Im die eigenen Rahmen der Häufer und Menſchen,
en ()) ma
nicht überhaupt mit ie, wie es einige thuen, die
folches als eine Pflicht der modernen Schreibart
anfehen; fordern genau nach der Ausiprache des
Landes gefchrieben werden. 3. B. einige heiffen
Ridel, andere Riedel: wie wird man es aber
freien, wenn eins wiedas andere gefihrieben wird 2
Es fouten überhaupt nie mehrere Buchftaben ge⸗
brauchet werden, als zur richtigen Ausfprache noth⸗
wendig find. Zu gefchweigen, dag ein folches Ver⸗
fahren vielleicht einft bey Streitigkeiten wegen Ver⸗
wandtfchaft oder Erbfchaft, einen nachtheiligem
Einfluß haben Fönnte. 3) Der gefünftelte Unter⸗
fchied zwifchen ß, und ff, in Mitte der Wörter:
welcher größten Theils nur auf Die verſchiedene Lo⸗
kal⸗Ausſprache fich gründet, und Daber auch nie
auf eine fichere und betimmte Regel ſich befchrän-
Zen läßt. Adelung fchreibt büßon, grüßen,
berfüßen, fich fußen, fo wie auch Bloͤße,
Klöße, Muße ꝛe. weil man in den dprtigen Pros
binzen fpricht bü— Ken, grüm—fen: welches
aber in unferen Ländern der Fall bey weiten nicht
if. Zum Gluͤcke hat aber diefe Methode, wodurch
nur die Mechtfchreibung erfchwäret würde, noch
bisher wenige Nachfolger gefunden. Die meißten
fchreibennoch iest, wie vorher, büffen, fuffen,
ſtoſſen. 4) In den zufammen gefesten Woͤr⸗
tern, melche bey den Deutſchen und Griechen un⸗
gemein häufig find, hat man in vorigen Zeiten bie;
weilen einen Zmerchftrich gebraucht: welches auch
die Engländer oft thuen, Freylich kann folches in
einen Tächerlichen Mißbrauch gusdrfen. Indeſſen
wäre es doch ſicher fuͤr das Aug. des Leſers eine
groſſe Erleichterung, wenn entweder bey dem Zu⸗
ſammenfluß gleicher Buchſtaben, oder um ein
Bort gefihwinder kennhar zu machen, ein gewife
ſes Zeichen der Unterſcheidung gebrauchet würde:
DB. anftatt Brennneffel, Stallleute,
NReuengland; Brenn —neflel, Neu — england,
oder doch, welches ich lieber hätte, Neu Eng⸗
land. Es Iehe der alte Spruch! grammatici cerz
tant, et adhuc ub: iudice lis eſt.
4. In Anſehung der hochdeutſch en Er
meißniſchen Mundart, haben fchon mehreredie
gute und richtige Anmerkung gemacht, die ich Anz
fangs zu wenig tıberbacht hatte; daß nämlich Ober:
deutichland Überhaupt nurdie Schreißart der Sach⸗
fen, als ein Mu er ber eigenen angenommen bat.
Aus dieſem olget nun freylich nicht, Daß das Sach:
Fie platthin fire das Hochdeutſche gilt: oder daß
man Die berichiedenen Ausdruͤcke und Benennun⸗
sen der Dinge, nur aus einem fremden Boden her
boblen fol, wenn man zu Hauſe felhft eben fo gute,
und manchesmal vielleicht noch beffere bat; noch
weniger aber, Daß die dortigen Probinzial — aus⸗
dricke ein Gele für ganz Deutichland. werden foll-
tn. 3a Sachen tyricht man die Afıhe, die
Butter, Die Fahne, ber Gürtel, der
Roth, der Thau ze, ‚Hier hingegen der Afchen,
der Butter, der Fahn, Die Gürtel, bas Koth;
— (} mm.
das Thau. ch kannte einen Pebanten, der ſich
fhämte, mit uns noch Ribifel, Sndianifche
Henne ꝛc. zu fagen: weil man in Sachſen Jos
Bannisheere , und Truthuhn ſpricht; obwohl unfere
eigenen Ausdruͤcke gewis beſſer und beftimmter
fmd. So fern etwas fchon einmal durch einen alls
gemeinen Gebrauch angenpmmen worden ift, muß
es freylich dabey gelaffen werden: meil die vielem
Beränderimgen in der Sprache, wie Abelung im
einer gewiffen Stelle fagt, gemeiniglich das naͤm⸗
lihe Sciefal haben, wie manche Fleinliche Bere
änderungen in der Religion. Viel Verwirrung,
und wenig Rutzen.
5. Es Argerte mich immer Schriften zu leſen,
Die an unfer Publicum gerichtet find, indenenaber
alle Ausdrücke, welche dem Volke bekannt wären,
mit fehr weifer Borficht unterdruͤcket, und alle mes
fentliche Merfmale, die zur Erfenntniß einer Sache
nothwendig find, mit lauter fremden, und ind ges
mein unbefannten Wörtern hin gefchrieben werben.
Solche Schriftfteller fcheinen jenem Volke, mit dem
fie reden wollen, nur den Ruͤcken zu Eehren, das
Angeficht aber an die Ausländer, denen fie auf
eine niederträchtige und berächtliche Weiſe ſchmei⸗
chen. Was kann mohl ein Künftler, Handwer⸗
Ber, Jäger, Förfter, Shierarzt oder Landwirth
aus einem Buche lernen, worin er eben das, au
dem vielleicht am meißten gelegen wäre, nicht ver⸗
ſteht? Dergleichen Schriften find, wie eine italiaͤ⸗
—
sie Oper, oder eine lateiniſche Predigt flir deut⸗
ſche Zuhoͤrer. Schade iſt es, im kleinen, wie im
groſſen, daß man ſo allgemein nur das fremde zu
khägen gewohnt iſt: hingegen dad nahe und eigene
sicht zu achten weiß. Eben fo poflierlich- ift es,
zen man in unferen Landſchulen Pleite Beſchrei⸗
ungen leſen hört, von Benügung der Treſpe,
QDuede, Kiefer, mie auch der fhw arzen’oder
italiänifhen Pappel: moben weder die Kin⸗
der, noch die Eltern, noch die Lehrer wiffen, ob
dergleichen Dinge auch in unjerem Lande BER bei
finden / oder nicht.
Alte Schriften und ———
6. Der erſte und wichtigſte unter den altdeut⸗
ſchen Auckoren, welche ſowohl hier, als in arts
deren aͤhnlichen Werken angeführet werden, und
wovon jedem Leſer wenigſtens eine kurze Nachricht
erwinichlich ſeyn wird, iſt Ulphilas, ein moͤſo⸗
gethiſcher Biſchof, weicher: zu den Zeiten des Kaiſer
Valens, die heilige Schrift aus der griechiſchen in
die gothifche Sprache Überfeget bat: wovon aber
kur die Hier Evangelien noch übrig ‚find, -
7. Der deutſche Iſidor. Eine Ueberſetzung
in der alten frankiſchen Mundart, von dem Trac⸗
tat S. Isidori Heſpal. de. nativitute Domini, paf-
sous et reſurrectione: welche fehr frühe, vielleicht
4
u
nad) Sec: VII. gemacht worden if. Man findet fie
bey Schilter, Thefaurus antiquitatum Dani:
Tom... en. j
8. Die Cottoniſche Evangelien Hars
monie: welche auch Caligula, oder das Buch des
Canutus heißt. Es ift eine poetiſche Paraphraſe
über-die Ebangelien, welche in der alten ſaͤchſiſchen
Mundart, unter König Ludwig dem frommen,
Sec. IX. geſchrieben worden, aber auch fehr ſchwaͤr
zu berfteben if. Dieſes Werk ift nun durch den
gelehrten und fehr verdienten Herru W. F. Nein
wald, Hofrath und Bibliothekar zu Sachſen⸗Mei⸗
ningen, neu bearbeitet, und mit —————
verſehen worden.
9. Die Mondſeeiſche Gloſſe wird fo ge⸗
nennet, weil Bernhard Pez fie in dem Kloſter
Mondſee, lunæ lacus, gefunden und ſeinem The-
fauro anecd.torum, Tom. I. einverleibet bat. Sch
höre, daß fie wirflich mit den.Sloffen des Rhaban
Maurus einerley fenen: wobon zu München eine
neue Ausgabe beranfteitet worden if. Das MS.
jener erften Hoffe habe ich auf einige Stunden in
der k. k. Bibliothecfe zu Wien angefehen. Eine
kleine Bemerkung daben habe ich — — ge⸗
macht (G. reiſen. ) |
Merlwurdig iſt auch Glolla San - Blafana,
her die Sanımlung jener Alemanniſchen Sieden,
\
wihe bey Martin Gerbert zu fehen, in feinem
Buch, Iter alemannicum,, 1765,
10. Kero hat zu St. Gallen in der Schweiß
Sec. VII. eine wörtliche Ueberfegung bon der Re⸗
gel des heiligen Benedict gemacht. Ben Schilter
Tom. ].
11. Otfried hat in dem Klofter zu Weiſſen⸗
burg in Elfaß , Sec. IX. flnf Bücher Über die
Evangelien, in deutichen Reimer ie Bey
Schilter Tom. I;
ı2. Tatian. Esift eine eben
ferung jener Harmonie Der Changelien , welche
man irrig dem Tatianus Syrus zuaefchriehen hat.
Der lieberfeger fcheint zu gleicher Zeit mit Otfried
gelebt zu haben, Bey Schilter Tom. II. Gerbert
ſchreibt davon, Iter alemann. p. 101. harmoniam
IV. Evangeliorum Amonü, Schilterüs publiei juris
fecit, fed mancam: defunt quirpe 77 capita. Ea
mtegra habentur in Cod. San-Gallensi, Sec. IX.
13. Notfer, wegen feinen breiten Lippen labeo gez
nannt, hat zu St.Gallen eitte deutfche Paraphrafe
über die Pfalmen verfertiget, bey Schilter Tom.
L Er ftarb im Jahr 1022,
14. Willeram, auf Frarfen gebuͤrtig, und
endlich Abt zu Eberfperg in Baiern, hat eine Aus⸗
fegung des hoben Liedes bearbeitet, und farb ine
Sahr 10858. Bey Schilter Tom. ..
15. Rhytmus de S. Annone Colonienfi archiep.
ganz niederdeutich, wurde vermuthlich Sec. XIL
gemacht, bey Schilter Tom. J.
16. Fragmentum de bello Caroli M. contra Sa-
racenos: item Stricker, Rhytmus de Caroli M, ex-
peditione hifpanica. ende haben die Heldentha-
ten der chriftlichen Armee wider die Unglaubigen,
in deutfchen Reimen befchrieben, ben Schilter Tom.
I. Stricker fcheint cegen das Ende Sec. XIII.
gelebt zu haben: um welche Zeit auh Horned
feine Chronik von Sefterreich und Steyermarf,
gleichfalls in deutfchen Deimen; au ſchreiben ange⸗
fangen hat.
17. Für Oeſterreich ins beſondere, iſt Hierv⸗
nymus Pez nicht zu vergeſſen C ein Bruder des
Bernhard Pez, welcher die mondfeeifche Gloſſe
an das Tageslicht geſtellt); deſſen drey Bände,
Seriptores rerum auftriacarı m, unter anderen die
Geſchichtbuͤcher des Gregor Hagen, und Tabulas
Clauſiro — Neoburgenſes von Ladiſslaus Sundheim
enthalten. Im legten Band iſt Horneds Chro-
nit, mit einem nüglichen Gloſſario am Ende,
Bey aesenwärtiger Arbeit habe ich uͤbrigens auch
die Schriften von Popomitfch benützet: näme
lich Verſuch einer Bereinigung der Mundarten von
(am
Dentſchland, Wien 1780 wie auch deſſen Unterfis
chungen vom Deere, Frankfurt und Leipzig 1750,
Und in Anſehung Der Naturgeſchichte, Wilh. Henr.
Kramer, elenchus plantarum et animalium, Vienr
a2 1756, Kramer mar aus Dresden nebürtig,
und Iehte als Medicus zu Brud an der Leita, ge
gen die Sränze von Ungarn.
18. Die CE eltifhe Sprade ift noch im
Herzogthum Wallis übrig, wie auch-an der dis
morifchen Kuͤſte, nämlich in den zwey franzöfifchen
Provinzen, Bretaghe und Normand'e. Don ber
erften, oder altbrittiſchen Mundart, dialectus
Cambrica , haben wir von Boxhorn lexicon antiquas
linguæ britannice, ſamt einer gelehrten Abhbans
Iung de originibus gallicis. Das Armorifche hinnes
gen bat Abt Pezron befchrieben, de antiquitatibus
eeltieis: !melches fchägbare Werk zwar Wachter,
nicht aber ich, benuͤtzen konnte.
Neue Wörterbüher,
19. Dies find die vorzuͤglichen Quellen, welche
für das etnmologifche Studium nothwendig find:
wohin auch noch die Sammlung der ſchwaͤbiſchen
Mimeſaͤnger gehört, Zürch 1756. Nach vielen
einzelnen Arbeiten, welche berichiedene gelehrte
Hänner, befonders. Feibnig und. Eckhard, voran
gxſchicket patten 5 war Deutichland jo gluͤclich,
endlich auch ein ordentliches und bouftändiges Woͤr⸗
terbuch zu erhalten. Das erſte Meiſterſtück davon
ift aus Schwaben gekommen, nämlich
Wachter, gloflarium germanicum, Lipfis
1737.
Hie vir hic ef, den wir als Vater der deutichen
Etymolsgie anzufehen haben. Zu unferem Gluͤcke
hatte Wachter, bey dem Ueberfluß alter noͤthigen
Hilfsquellen, auch zugleich Scharſſinn und Ge⸗
fchieflichFeit genug, um die Alteffen Der/möler mit
der Sprache unferer Zeiten zu vereinbaren, und
einen ficheren Pfad zu Öffnen, welcher zur urfprüng«
lichen Kenntniß derfelben führen Fann.
Doch fol feine anaftrophe, Seu inverfio litte-
rarum, welche fchon aͤltere Wortforfcher fleißig bes
obachtet hatten, nicht ferner mehr nachgeahmet
werden. 3.3. eine Feile, lima, fol berfommen
don dem altbrittifchen If: denn umgefehrt lautet
es fill, wovon Engl. file, die Seile. Davies, ein
Engländer, hat bemerfet, daß im Hebr. terep,
die Beute Feist. Wird das Wort zurück gelefen,
oder geräde nach europäifcher Art, fo lautet es
peret, pret: mobon das lat. præda herfommen folk.
Boxhorn fat aber davon: aut Folidos fuiſſe, ei
amentes primos harım linguarum auctores opcrtet,
aut illos, Ati tam abiurda cumminifeuntur. Ori.
.... i gi,
gn. gallic. p. 200, Anlaß hiezu hat die hebräifche
Sprache gegeben , wo die Buchftaben von der rechs
ten Hunde zur linken gelejen,werden:
oh. Leonhard Frifch, deutſch — lateini⸗
ſches Wörterbuch, Berlin 1741. Das Haupt⸗
berdienft diefes gelehrten, und ungemein fleiffigen
Manns, ift eben nicht Die Etymologie, obwohl fels
ber auch hierin viele fehr gluͤckliche Entdeckungen
gemacht hat; fondern eine Sammlung unzähliger
Bruchſtucke aus fpäteren deutſchen Schriften., ohne
melden man nie eine bollfkändige Kenntniß weder
kt Sprache, noch einer richtigen Etymologie, er:
langen würde. Huch Fommen in diefem Werke
Kon merfwürdige Stellen von Bräutern, Fifchen,
Rosen und Bäumen vor;
‘oh. Chriſtoph Adelung, Verſuch eines
reuſtaͤndigen grammatiſch⸗ kritiſchen Woͤrterbu⸗
ers der hochdeutſchen Mundart, Leipzig 1774
Ein ip allgemeines Wörterbuch, worin der ganze,
keynahe unüberfehbare Vorrath der deutſchen
Sprache, auch zugleich aus dem Gebiethe Der Kuͤn⸗
fe und Wiſſenſchaften geſammelt iſt, konnte fuͤr
cn; Deutſchland nicht anders, als erwuͤnſchlich
md ſchaͤtbbar ſeyn. Ein neues Verdienſt, daß die.
bit ſo verſchie denen Begriffe eines-einzigen Wortes
nf einem philoſophiſchen Auge durchgangen, und
Beine naturlich moͤgliche Ordnung angereihet find;
daß über dies auch Die vielen deutſchen Benennüns
keſter Theil. B
— O —
"gen aus der Naturgeſchichte hier ihren Platz finden.
Nur hätte ich gehoffet, daß man wenigftens bey
einer fchon wiederhohlten Auflage, diefen legten Ge⸗
genftand mehr hätte berichtigen , oder doch die groͤſ⸗
feren Fehler verbeffern wollen, z. B. die Grass
mitdfe, Aufcinia, Lin. Die Etymologie hat ein
neues Licht erhalten: obwohl eine genaue Ausars
beitung eines fo groffen Gegenftandes, wenn auch
. einige fchon vorgearbeitet haben, doch den Kräften
eines einzigen Mannes nicht angemeflen if. Wie
viel daher in diefem Fache noch zu thun uͤbrig bleibt,
werden alle die jenigen bald einſehen, die felbft zu
arbeiten anfangen wollen. Viele Stellen, die
dort aus dem Altertum vorkommen, müffen nicht
gleich als richtig angenommen werden, indem un«
zählige Proben einer Webereilung fich zeigen: im
welchen Falle Wachter und Frifch weit genatter
und behutfamer geweſen find. Manchesmal ifl
dieſe gelehrte Feder fehr Ipisig, und in mehrer:
Fehden verwidelt: oft auch, welches man doch ei:
nem Gottſched einfk übel ausgedeutet har, in dat
Dintenfaß eines Dictators getauchet. Ein Um
fand, den man bey einem fo fchägharen Werk
gern vermiſſen möchte. Webrigens ift Diefer um di:
Deutiche Sprache fo fehr verdiente Diann im Jabı
1806 zu Dresden als Hofrath im 74. Sahre feine:
Lebens geftorben.
Jo bann Ibre ein gelebrter Schwede, da
unter anderen fhägbaren Schriften, su ipfalAx
a (() —
1769 gloflarium Suio-gothicum in zwey Foliobaͤn⸗
den heraus gegeben , welches auch für andere Spra⸗
den merfwirrdig und nuͤtzlich iſt.
Joan. Georgii Scherz, gloflarium ger-
mannicum medii vi, Argentorati 1781 ift ein vor-
trefliches Werk zum Gebrauche der Bibliotheken
kam auch flır das etymologifche Studium, wegen
den vielen merkwürdigen Stellen aus älteren .
Schriften, gute Dienfte thun.
20, Die Gegend, in der ich fchreibe, iſt jener.
Theil von Chberüfterreich, welcher das Traunvier⸗
tel beißt, nämlich zwifchen der Gränze von Steps
ermarf bis zum Traunfluß. Jenſeits der Traune
Bis zur Donau, ift das Hausrudviertel; jenſeits
ber Donau das Mühlviertel, bis an die Graͤnze
von Böhmen: Auf diefe Weife wird man fich vor»
fielen fönnen, was ich bey dem Ausdruf dies
feits, jenſeits, und vieleicht auch, hier it
der Nähe, in diefer Gegend, fagen till
Bein Aufenthalt, feit dem ich mit dieſer Arbeit bes
ſchaͤftiget bin, war immer in der Nähe des Traun⸗
Aufes. Der Anfang hiezu gefchah zu Weißkir⸗
hen, unmeitder Stadt Wels: mo ich durch die
ſreundſchaͤftliche Mühe eines ehrlich guten Fifchers,
mit Nahmen Iling; mie auch eines jungen geſchick⸗
ten Jaͤgers, Karl Kaiſer, Gelegenheit bekam,
nicht nur die dortigen Fiſche und Bügel zu kennen,
knbderu auch im Der Kenutniß der ka a im⸗
mer neue Dinge zu erfahren. Es wird mir ſtet
eine angenehme Erinnerung bleiben, wie die Leut
felbft mich oft fragten, ob ich diefe und jene Kräu
ter, welche bey dem Volke berühmt find, oder je
nes feltfame Wort, jene Ausdrucke und Redens
arten ſchon kenne? So hörte ih Woͤrter, Die ichüı
meinem eigenen Baterlande nie gefucht haben wiır
de. Gegenmwärtige Norrede fchreibe ich weiter auf
wärts, zu Kirchham, in der Nähe des Traun
fteins, und der Salzſtadt Gmunden. Hier hebei
fich die Berge, welche big zu jener Gebirgfette rei
chen, wodurch unfer Theil Defterreichd bon Sal;
burg und Steyermark getrennet wird,montes Norici
Die Spraͤche diefer Bergleute hat vielaltes nach:
welches meiter in der Ebene hin oft feltfam, ode
wirklih unbefannt wird. Vorzuͤglich find in diefei
Hinfrcht die etwas gröfferen Fluͤſſe merkwuͤrdig
Andere Kleider, andere Sitten, andere Weiſe it
der Sprache, mehr oder weniger Kultur , zwifcher
diefem und jenem Waſſer.
Geſchrieben am 1. Oktober,
im J. 1810.
'
A ⸗
+
A. Diefee Vocal Hat indgemein einen tiefen Laut,
welder dem o fich nähert: fo wie in der englifchen und
hebraiſchen Sprache. Im manden Fällen hingegen ers
hält ſelber einen feinen Laut, wie in der lateiniſchen und
anderen Mundarten: und wird befmegen hier ( ©.
Berrete, N. 20 mit einem Pleinen Zwerchſtrich bezeichnet,
r B. Händel, Dacher , Pfüänder ; hochd. Händchen, Dis
Ser, Bänder. Oft wird diefer Buchftab in ein eins
fadet e verwandelt: als Epfel y Sende, fterfen,
verfelſchen. Dtfried, Notker, Willeram, die Monde
ſeriſche Stoffe sc. Haben jene Woͤrter ebenfalls fo gefchries
ben. Deun das in der VBücerfprache angenommene &,
tommt weder bey den alten Schriftſtellern, noch in der
sberdeutfhen Ausſprache vor: dienet aber indelfen ganz
wohl, nm bey der Veränderung eines Wortes an den
seiprünglichen Vocal, und folglich an die erfte Quelle
zu erinnern.
Das ANäl; nämlich äälein, ein Feiner Wal. Go
Heißt hier am Zraunfluffe die Meinfte Art der Neunau⸗
gen, mit zwey Lappen am Munde, und einen geringel-
ten Körper, wie ein Regenwurm, petromyzon bran-
chialis , Lin. Ben anderen GScheiftftelern Uhle,
Querder, Kieferwurm, Kiefenbricke. Dieſe Hei:
nen Fiſche, welche ebenfalls anf jeder Seite 7 Luftloͤcher
haben, wie andere Neunaugen, werden in der Traune,
Donau, und andern Flüſſen angetroffen: und zu Linz,
ia der Hauptftabt des Landes, in den Monathen Junins
und Inlius häufig zu Markte gebracht. Unſere Fiſcher
früren ihnen gern in den, Suͤmpfen und Gräben nach,
% ui. EEE DEP rn
woraus das Waſſer zurück getretten ift, und geaber
mit Shaufeln aus dem Koth heraus.
De Ya: ein ſchlangenförmiger Fiſch,
cher nus weg Bruſtfloſſen, im übrigen aber eine ein
Floſſe Hat, die vom Rücken herab bis an den Bauch
eritredet, und deifen untere Kinnlade länger, als
obere ift, murzena anguilla, Lin. Er liebt rei
Waſſer, und wird daher in den Geen, bisweilen <
bier in der Traune, in Unteröjterreich aber felten o
gar nicht angetroffen. Aus der Haut diefes Fiſch
welche allemal abgezogen werden muß, werden um H
nover Nieme gefchnitten, um die S:chwingel ber Drift
(Drefchtlegel) anzubinden. ine Peitfche aus folk
Haut, heißt franzöſiſch anguillade, Das Fleiſch ift
a8 hart zu verdauen: und fodert, nebft anderen
würzhaften Kräutern, um das Aufftoffen und Bedrüd
des Magens zu vechäten, Limonie oder Zitronenfaft.
Das Wort Aal ift verfürzet, und hat, wie d
fat, anguilla, griech. syxeAus, feinen Rahmen von!
Schlüpfrigkeit: welches Friſch weitlänftg gezeiget Bi
Wegen einer gewiſſen Aehnlichkeit führen mehrere frem
Arten diefen Nahmen: als
Der Zitteraal, gymnotus electrious,
Der hinefifche oder indianifche Aal, trichiur
lepturus.
Die Aalmutter oder Aalfrau, , welcher Fiſch jaͤh
lich über 300 lebendige Junge bring
blennius viviparus. |
Die Valraupe, gadus lota. G. Rutte.
Das Ab. in der Ausſprache des Poͤbels in unfere
Gebirge das A; ein Mutterlamm. Und äben, den
lammen , ein Junges werfen. G. Eben.
Der Abdecker: die gewöhnliche Benennung eine
Menſchen, deffen Standespflicht es ift, das umgekon
mene Vieh aus den Häufern weg zu ſchaffen. Da
Wort kommt her von abdeden, bie Haut oder Ded
abziehen, Ex heißt auch Wafenmeifter, und in einer
ne m Se were 3
derichtlichen Ausdruck Schinder, Puffer; an anderen
Orten von Deutfchlaud Flurer, Zeldmeifter, wie auch
Kaſiler, von fillen, das Fell abziehen (ſ. Gefüll.)
Die Abent; Schnittzeit, Aerndezeit. Ein Wort,
welches nur in Der mehreren Zahle üblich iſt, und die
lerte Sylbe kurz bat: z. B. es werden bald die Abnte
kommen; um die Abutzeit brauchen wir Leute.
Don aben, ben, hinweg thun, die Früchte ab-
uchmen. Ben dem Clauberg und Henifch heißt e8 noch,
es abet, vefperalcit; ich abe, nehme ab, werde alt.
Und diefes von der Partitel ab (ſ. äbig.) E
rt Geld; Heißt dasjenige, was von de
HOabſchaft eines Unterthand genommen wird, der aus
dem Gebiethe des Landesfürften hinweg ziebet; fonft
auch der Abzug, Nahfhoß, die Nachftener, Jus de-
traction's, vel migrationis. Ferner war das Abfahrt:
geld Chier ob der Enns gewöhnlicher das Hebgeld ges
nauut), welches die Grundherrſchaft zu fodern und aus⸗
subeben hatte, entweder von einem noch lebenden Un⸗
terthan , der unter eine andere Herrſchaft hin 309: oder
von der Berlaffeufchaft eines verſtorbenen, deſſen Erben
auter eime andere Herrſchaft gehörten. Allein unter
Raifer Joſeph 11. ift hierin eine Aenderung gefchehen.
Sahren, abfahren, heißt reifen, verreifen, bite
wes sehen. Bey Otfried, Kero, Notker, ift faran,
sehen; Islaäud. fara, gehen, und eg fer, ich gehe.
Nun Iafleft du deinen Diener im Frieden fahren, Lue.
I. 29. Im Gebirge Heißt es, auf die Alpen fahren,
das Vieh dort hin treiben.
abgemwirt; ſchlau, erfahren, 3. B. ein abgewige
ber Kerl, welcher unter ben Menfchen witzig, abgewit⸗
jiget worden ift CS. wiren.)
Die : fung, ober Verhandlung ; gericht
liche eilung eines hinterlaſſenen Vermögens. Je⸗
se Herrſchaft, welche dieſes Recht uͤber das Vermögens
iind verſtorbenen ausuuͤben hat, heißt die Abhand⸗
N
.
Su.
lungs Inſtanz. Gleich nad) dem Todfall eines Unter⸗
thans wird durch einen obrigkeitlichen Beamten die
Sperre vor genommen. Eine Zeit darnach geſchieht
die Beſchreibung des Vermögens, welche die Indentur
oder Schaͤtzung genennet wird. Endlich die Verhand⸗
lung, oder fcheiftlihe Erklaͤrung und Berechnung des
ganzen Vermögens: welche ſodann den verfammelten
Erben vorgelefen wird.
äbig; umgekehrt, verkehrt, in der unrechten Geis
te: 3. B. die Strümpfe, das Hemd in abi anlegen,
in der abichten Seite. Bey den Alten kommt dieſes
Wort gewöhnlich nur im fittlichen Verftande vor. So
ift bey Otfried ther abaho githank , ein verkehrter,
böfer Gedanken: und abahe kidancha bey Kero, fünd-
Hafte Gedanken. Etwas unrecht auslegen, beißt im
Jfidor c.9. abaho firStanden. So auch Tatian c. 13.
erunt prava in directa, Luc. IIJ. uuerde abahu in
rehtu. Won ab, und dem veralteten Zeitw. aben,
verkehren, eine andere Nichtung nehmen (ſ. Abent.)
ablechtig; ſchwach, entkraͤftet, abgefchlagen, 3.
B. von einer weiten Reiſe, Krankheit, oder Alters we⸗
gen. Figuͤrlich auch ablechtige Spaſſe, nämlich fade,
unwitzige. Das griech. PAuxpos , aßAuxXoss , beißt gleich⸗
fans matt, ſchwach. Man würde fihirren, wenn man
diefes Wort ab — lechtig Itfen wollte: denn bey dem
Poͤbel würde es alddann alechtig lauten, welches aber
nie geböret wird. Vielmehr ftammet es alfo von einem
veralteten Zeitw. pleaen her, welches Friſch anführet,
griech. Ayyen „ plagen , placken, fhlagen: und rAuyy,
plaga, bey dem Schifter blecke, der Schlag. Es
beißt alfo abgefchlagen. ,
abmoͤgig, in gemeinen Reden amoͤgig, amuͤe⸗
Alaz müde, kraftlos. In einem alten Woͤrterbuch,
welches Hieron. Pez in feinem Gloffario anführet, iſt
Mugen, Mugenheit, die Gefundheit. Gl. Monfee.
WR: 343. gimageta, convalui; p. 324. giummagita,
wu
——
$
defecit. In der windifhen Sprache muzh, boͤhm.
moc (Moz), dad Vermögen, die Macht.
abſerben; allgemad abnehmen, verderben, 5.8. . -
ih ferbe ab; der Baum wird wohl abferben müffen. +.“
Notker äberfenet jene Worte Pf. 118. tabefcere mes... . *
fec.t zelus meus; Sereuuen teta mih min ando. Die. -.-
Bendfeeiihe Stoffe, p. 389. Serauuen , arefcere. Es
iR im Grunde einerley mit verſehren; Engl. Sear,
auzelf. Searan, griech. weıpew, vertrocknen. NHebr,
Serab, trocken ſeyn, Seroba, Sorba, die Trödue: -
daher die Sperbirne in lat. Sorba genennet werden.
©. Arſchitzen, und Borhorn Drig. gallic. p- 4ı. Et
was anders ift das Getreide abferpen (1. Serpe).
abzeimen, ind gemein abe zeimen, hinab zeimen;
ſchwinden immer efender werden, an ber Auszehrung
leiden. Don ziemen, gejiemen, ziman, gizemen:
weiches zwar gewöhnlich nur vom fittlichen Mopiftand
geſagt wird, bier aber einen Abnahm von dem förper:
Gchen Wohlſtand, und dem vorigen guten Ausfehen an⸗
deutet (ſ. zimen).
das — ach; in Salzburg, Käenten und Gteyer:
mark, eine gewöhnliche Endſylbe, wodurch eine verfam-
melte Menge oder Schar angezeiget wird: z. B. das
Soldatenach, Weiberach, Kinderach, Staudach,
Aichach; die Menge der Soldaten, Weiber, Kinder,
Stauden, Eiden; Das ift a Gaißach da gibt es viele
Seife! Ben dem Horneck, c. 750. iſt Pufchach, ein
troſſes Gebuͤſch, und Gl. Monfee. Saharah: pinagah,
ein Geröhee im Waſſer von Saher und Bingen; Stu-
dah, dad Geftäude, in Deftere. das Geftauderet.
[7 iſt einerley mit dem fonft gewöhnlichen ich,
it, als ;. B. bey Adelung das Eichicht, Weidicht,
Birhicht, ein Platz, wo ed viele Eichen, Weiden,
Geige gise. LZateiniih —etum: quercetum, fru-
keetum &c. Bon einem alten Zeitw. aigen, eigen,
den, gried. EICH > Haken, befigen; beg Kero, und
3 — —
in der Mondſeeiſchen Gloſſe, die ent, Habe ober
mögen, Reichthum, folglich eine Anzahl mehrerer .
> ge. S. haben; wie aud Adelung, v. icht.
IA "Die Ach, oder die Ahen; Waller, Bad, %
al ar Saljt. und Tyrol Heißt e6 ind gemein, gehen
as fewosgur Aben, ich bin bey der Ahen geweien. Al
MæAnMA. NG bey dem Borhorn ift aches, griech. axx, got
KiISrnde ahwa, lat. aqua, Waſſer. Notker hat Pf. 79.
4... "danis aha, der Fluß Jordan; und Pf. 45. anabl
„#7 Saferdero aho; fluminis impetus. Die Mondfeeifhe &
GE Aw. p. 336. drattiu aha, violentus fluvius; denn «
heißt Heftig, reiſſend, griech. Sozoew, Sparru ,
seiffe. Jenſeits dee Traune, in der Pfarre Waltı
wird noch iezt ein gewiſſer, ſtark anlanfender Bach
Dratenach genennet.
Es find in unferen Lande verfhiedene Derter,
welchen dieſes Wort angetroffen wird, weil fie nabe
sinem Waſſer Siegen: 3. B. das Schloß Achleit
welches an einer Leite, oder abhangenden Geite, ge
den Fluß Hin, gebanet ift. Unweit dee Gtadt Gte
iſt Dietach, ein kleiner Ort, ſamt einer Pfarrkir«
fü genannt , wegen einem Bach gleiches Nahmens.
dem Gtiftbrief von Kremsmänfter im J. 777. fon
Diefed Waſſer unter dem Nahmen Todicha vor.
Eine Stunde unter Wels ift ein Schlok Dieta
nahe an einem kleinen und unbebentenden Bad.
einer Urkunde vom J. 1394. wird dieſes Schloß Zi
Dach genennet CE. Erchtag). Der Rahmen todich
todacha, tuedach, ſcheint ein todtes Waſſer anzud
ten; ein ſolches vielleicht, worin keine lebenden Thie
Fiſche nämlich oder Krebſen, angetroffen werden. Nı
dem angeli. dydan, Engl. die, fterben, franz. tue
toͤdten. Dft fagen bie Leute: ein Dietinger, Lindi
ger , für Dietacher, Lindacher, einer von dem Ort D
ah, Lindach &c.
Die Achſel, ſ. Uchſe.
—
— ar 9
Die Ackeſey, f. A.
Adern; pflügen. Gewöhnlich wird ein Adler fo
wohl zur Sommer- ald Winterfaat, dreymal gepflü⸗
get. Das erſte mal heißt es brachen, das zweyte mal
rühren, und endlich adern, zum Korn adern.
Der : ; ein vornehmes Gefchleht, und der da
mit verbundene Vorzug vor anderen Bürgern im Staa—
te. Ju der altbeittifhen Mundart bey dem Borhorn
it eddvl, bey anderen GSchriftftellern edil, ein Ge⸗
fäledt: von atta, aette, in Slaviſchen Mundarten
otez, der Vater. Ulphilas bethet, atta unlar, Vater
anfer. Der deutſche Iſidor nennet das Geſchlecht Ehri-
Ri, uud defien Vaterland Chriftes edhili, endi odhil,
«e.V. ond bald darnach c. VIII. chuninc fona Judales
edhile, einen König aus dem Stammen Jude. Gl.
Monfee. p- 407. unadaliske, degeneres, Die Gla:
ven haben für Adel ein anderes Wort, welches mit un:
ſerem Geſchlecht, ben Otfried III. 16, Slahta, Holänd.
gellagt, überein fommt. In der Windifhen Speade _
it Slahten, adelih, und Slahtnik, der Edelmann.
Vohluiſch Szlachta , die Edelleute; Szlachetny , edel.
In Ungarn hingegen ift nemes, edel; nemefseg, der
Übel; nomzet, das Gefchleht. So fern Adel für eine
Niſtganche genommen wird, f. tel
Der Afel; Entzündung an einem Aufferlichen
Theile des Koͤrpers, eine Geſchwulſt davon, inflam-
matio: 3. DB. wenn eine Wunde nicht bald verbunden,
oder felbe geriset , geneset wird, fo kommt dee Afel
dazu. Weil eine Entzündung oft aud) von einer gallich-
ten Schärfe entfteht,, fo wird Gallrauch, und Afelrauch,
für einerley genommen. Afelblätter beiffen bey dem
Bolke die Blätter von ſolchen Kräutern , welche wider
die Entzündung aufgeleget werden , dergleichen find der
kriechende Günſel, ajuga reptans; das Schelkraut,
chel dorium maius, und vielleicht noch andere.
Das Stammenwort wird noch bey den Griechen
angetroffen; av, ich eutzuͤnde. Wachter und Adelung
8 esta 57 SER AP GERN
leiten auh Dfen, fornax, davon her, Das Adergras
welches heut biübet, und morgen in den Dfen geworfen
wird, Matth. VI. nach dem Ulphilas in auhn.
Das Afelgras; Nachgras, Aftergeas. Die erſt
Hälfte des Wortes afer, afel, heißt nach: und gehöre
famt den alten aber, goth. afar, griech. aro, ap, n
dem folgenden aft.
aft; hernach, poftea: z. B. zu erft Donner, af
ein groſſer Regen.
gigiliki! ſagt unſer Hahn,
fünf iunge Federl hat er ſchon,
fünf iunge Federl kriegt er noch,
aft hat der Hahn a gſchoderets Loch,
h. i. einen rauchen Steis. In der Cottoniſchen Evan
gelien Harmonie heißt es eft; cap. 37. thuo Sprac in
eft is herro angegin,, Salig bisthu Simon, Sun«
Jonafes , da ſprach ihm alddann fein Herr, nämlid
Chriſtus entgegen &c. Engl. after, hernach. GI
Monfee. p. 398. aphter zuein tagun, nad) zmeyen
Lagen. Otfried fchreibt I. 27. quimit after mir, e
wird nach meiner kommen; Wlphilas dagegen, quimi
afar mis, Marci, c. 1. Kero überfeset die Worte
c. 31. Secundum iuffionem abbatis; after Kipote de
abbates. In der Mondfeeifchen Stoffe find daher p
331. aphterquemun, die Nachkoͤmmlinge: und beı
Notker Pf. 21. afterchumft, die Nachkommenſchaft
In Schwaben wird der Dinftag, noch iezt der After
mondtag genennet. In Niederſachſen ift echt, echter
achter‘, Hebr. achar, nah, hernach.
DieAgen, in dee Schweis Aglen ; Peine gebrech
fihe Stacheln,, die von dem Flachd , wenn diefer ge
ſchwungen ober gebrechelt wird, abfallen: 3. B. es if
mir eine Agen in das Aug gefallen. Im Griech. Heifle
felbe axıy ,„ angelf. egle, Engl. awn, fonft im Deut
ſchen Aun, Anen, Hähne, Scheben. Die Wörte
’
—
v
Agen, acus, acuo, Ede &c. zeigen fänmtlich etwas
fsisiged au. Die Spitzen oder Granen des Getreides,
werden hier Sräthen genennet.
Das Aglar > fraut, Ononis Spinoſa, Fin. we⸗
gen den vielen Agen, oder Dornipisen (ſ. Hauhechel).
Der Agram, f. Akram.
Die Agres; Stachelber. Unter diefen Nabmen
kbenmen ſowohl Die gemeinen Stachelbeere, mit geoffen,
glatten und grün gelben Beeren vor, Ribesuvacrifpa,
kin. ald auch die wild wachfenden, mit kleineren haarich⸗
ten Beeren, Ribes grollularia, fonft Rauchbeere, Kraus
ſelbeere, Klofterbeere , Groffelbeere. Agres, wie ſchon
Popowitſch bemerkte, ift fo viel, ald Agreft — beer:
weil dieſe Beere, fo wie die unreifen Weintrauben, zu
einem Agreft, namlich einer fünerlichen Brübe dienen,
franz. verjus. Fuͤr Agres wird bisweilen auch Aiter⸗
bagen gefast (ſ. diefes Wort).
Der Agtſtein, ſ. Gages.
Der Ahorn; ein zu verſchiedenen kuͤnſtlichen Ars
beiten ntzſicher Baum , davon in Defterr. drey Arten
augettoffen werden. 1. Der gemeine Ahorn, mit den
breiteſten Blättern, acer pleudo -platanus, Fin. In
Böhmen gawor. 2. Der Spitzahorn, acer platanoi-
des, Lin. fonft Mildbaum , Leimbaum , Leinahorn,
sder die Lehue , böhm. Klenka, Klenice. In der Ges
end des Trauufluſſes ift mir diefer Baum, der hier
gen; ſeltſam ift, nnter dem Nahmen Maflerbaum ge
jeiget worden : obwohl er weder am Waller zu wachſen
plest, noch auch in das. Waffer tauget. Entweder alfo
wesen dem Saft, ber in Geſtalt einer Milch, in feinen
Blättern und Stielen angetroffen wird: oder wegen feis
sen Raberigen Holz. Teagus hat den Flader Waſſer⸗
firdme genennet , weil er wäflerichte Gtreife hat. Diefe
It Ahorn hart übrigens mehr Zuckerſtoff in ſich, als
In Geft dee zeoen Tahemn.
iD
3. Dee Masholder, Kleinrüſter, oder die Mas
Erle, WeißErle, acer campelire, Lin. In unfern
Gegenden heißt felber die Ruſſel, Rothruſſel (ſ. Ruj
fel): hie und da auch, wie Popowitſch verfichert
Waſſeralm, Wafferalber (ſ. IIme). Diefer Baun
het gleichfalls ſowohl Flader, als etwas Milch in de
Blättern. In Böhmen heißt er babika, ba ka.
Hebr. armon (litt.ajin), platanus. Unfer Ahorı
Hr dem Morgenländifchen nur ähnlich, und wird dahe
pfeudo - platanus genennet. Bon jenem Hebr. Bor
mögen noch die jenigen Benennungen des Ahorns, wel
de Adelung auführer, herſtammen: nämlich Amhorn
Arle, Ohre, Erle, franz. erable. Da diefer Baun
ein weiſſes, glattes, und fehe hartes Hol; hat, welche
ſich ſchoͤn bearbeiten Iäßt; fo fcheint dad Wort Ahor!
ber zu fommen von Horn, Bein: gleihwie unfer Dirr
telbaum oder die Kornelle, cornus mafcula, Lin. a
einigen Orten Hornbaum, und im Lat. cornus genet
net wird. Das A, im Anfang des Wortes, kann au
Derfchiedene Weiſe verftanden werden. Im DOberdemi
ſchen, und Engl. ift es fo viel, als der Artikel ein
in der latein. und griech. Sprache zeiget es oft den Grum
an, woraus etwas beftebt, oder wird als ein bloffe
Intenſtvum angefehen. Daß der Ton auf der erften
und nicht vielmehr auf der zweyten Sylbe ruhet, fo
nicht viel befremden; indem ein gleiches auch in andere
Wörtern gefchieht, 3. B. Adler, adel Aar, der ed!
Raubvogel; die Aente, von einem alten Zeitw. nateı
neten, ſchwimmen (ſ. Ante). Das lat. acer, ace
nus, Ahorn, ift vermuthlich von gleicher Bedeutung
Hebr. Keren, Eeltif$ cern, com, ein Hören (
Kirnt). Daß der Ahorn, wie Adelung ſchreibt, ar
fremden Rändern nach Dentfchland gefommen ſey, we
den wohl wenige glauben. |
ai. Ein für die hochdeutſche Mundart etwas u
angenehmes Doppellaut, welches vorzüglich des Alema
Ä
niſchen Mundart eigen ift: inzwifchen aber doch auch bey
ven Griechen (ſ. aiten), fo wie ben Lateinern, Gothen,
Ungelfahfen , Franzoſen und taliänern angetroffen
wird. Die alten Lateiner fchrieben aiger, aurai, fpäs
tee him aber aeger, aurae,— aurai fimplicis ignem,
Biezil. Wir fprechen Maifter, der Meifter, welches
von den Franzofen mailtre, maitre gefohrieben wird:
end thailen, theilen, zerftüdeln, franz. tailler. Die
Italiäner, Holländer und Angelfachfen pflegen jenes ai,
nach Art der Laseiner, in ae zu verwandeln, z. B.
Maifter, Itol. maefiro; die Maifen (ein Vogel, par-
us) Holland. maes. Wahr ift es indeffen, daß diefe
Art zu fhreiben, bey Otfried, Notker, in der Mond⸗
feeifchen Gloſſe &ec. nicht vor kommt, auch bey den ſchwaͤ⸗
kiiden Minnefängern nicht. Die Ausfpracdhe davon ift
verfchieden: ind gemein aber fprechen wir dergleichen
Boͤrter, wie oa: gerade fo, wie folhe von den Eng-
laͤndern och wirklich gefchrieben werden, 4. B. brait,
| breit, Eugl. broad; der Laib Brod, Eual.loaf. Das
|
|
\
\
pöhelhafte gefait, gefrait &c.ift zufammen gezogen von
dem alten gelagit, gefragit, gefagt, gefragt. |
Der Aidam; Eidam, Schwiegerfohn. Es wird
dieſes Wort wenigftend in der Gegend unfered Gebirges
gehoͤret, wo ed bey dem Poͤbel der Mum lautet. Wie
bey dem Friſch zu erfchen, ift felbes auf eine fehe ver:
fhiedeue Weife gefchrieben worden: ald ide, Anden,
Eidum, Ehethum, Eidmann. Diefem Iesteren zu
Ealge glaubt Wachter, dag durch Eidam, ein Mann
derſtanden werde, welcher dem Vater durch ein feyer⸗
Kies Derfprechen fi verbindlich gemacht hat, der Toch⸗
tee desſelben treu zu bleiben, und fie nach Gebühr zu
behandeln; alfo von Eid, iusiurandum. Doch Eibs
winner gibt es auch in anderen Fällen, homir.es vel
tefles i,rati- Adelung fieht den Eidam als einen Der:
mudten an, welcher in das Geſchlecht der Brant ein
pirtiem if; von atta, Vater, und act, edd, das
12 sr 2 20 2 an D
Geſchlecht Cf. Adel). Obwohl indeffen das naͤmlich
auch von der Braut gefagt werden konnte, welche in dal
Geſchlecht des Bräutigams kommt. Lieber glaube id
alſo, daß dieſes Wort duch allerley Veraͤnderungel
noch her ſtammet von dem Hebr. chathan, gener, ei
Tochtermann. Gleihwie auh Braut, und mehrer
andere Wörter, nicht leicht füglicher,, als nach der Debs
Sprache erfläcet werden können.
Aigelbeer, f. Aug —
Der Ajo; Gouverneur oder Hofmeifter eines Prin
gen: und die Ya, eine folche Souvernante. tal. gleich
falls ajo , aja. Bey den Finnlandern ift aja, Ungar
atya, der Vater; in Frankreich ayeul, Großvater
In vorigen Zeiten wurde ein Hofmeiſter Magzug
Mayczog, bey Dtfried und in der Mondfeeifchen SIof
fe magazogo, magazoho genennet, ein Erzieher bei
Magen, d. i. Sohns.
Das Air; Ey, in plur. gleichfalls die Aaaͤr, Eyer
Gl. Monfee. p. 336. eigir, ova. Ein Ey beißt Oebr
bezah, Arab. baithon, böhm. wegce (Wege), bei
unferen Winden und Croaten jaize, jaicze: wovon bat
Ben Ai, Ey, bloß abgekürzt zu fenn fcheinet. Dei
g ift alfo iſch/ MIn Ungarn ift tojas, eit
er und tojni, Eyer a a
Ein unfruchtbares Ey, oder Winden, welches ob
Beytritt eines Hahns entſteht, beißt, bier ein Kothair:
ein Flößey, ohne harter Schafe, ein bingefchürftei
Air; und die ungewöhnlich Feinen heiffen Urairl, vor
denen einige Mütter anrathen, dag man fir uͤber dan
Hausdach werfe, es fey gern ein Haar oder eine Spin
he darım. Uren ift vermuthlich fo viel, als ein wilden
Ey (f. Wadter, v. aur, ur).
Air Hauben ; ein ländliches, in Vaiern uml
Defterr. Abliches Spiel, da 3. B. hundert Eger, jebe:
in einer beftimmten Entfernung von einander, in eine
Reihe hingelegt werden: wovon altdann jedes —
au
anfgeflaust, and im den Korb hin geteagen werden muß.
Ein anderer, als Gegner, muß aus einem genannten
Hauſe, das benläufig eine Stunde entlegen iſt, etwas
Sohlen. Wenn der Läufer eher zurück fommt, als die
Eger aufgeklaubet worden find, fo hat ſelber den Preis
genennen,, und der andere ihn verlohren.
Air fcheiben, oder walgen; zu Oſtern ein Spiel
der finder, welde die rothen Ener über ein Meines höl⸗
zerned Geſtell ablaufen laſſen: weſſen Ey ein anderes
erreichen oder verlegen kann, hat felbes geworinen. Bey
tem Air pecken, in Sachſen Eyer kippen, gewinnet
ker jenige, deſſen Spitze die Spitze eines anderen Eyes
tingebrochen hat.
Die Airfpeis, Die befannteften Arten einer fol:
den Speife, find folgende,
— Lene Air; weich geſottene. Im Gegenſatz der
u.
2. Air auf die Suppe, oder verlohrne Eyer.
Die Eger werden in heiſſes Waffer gefchlagen, und ſo⸗
dam als einzelne Stuͤcke auf die Suppe gelegt.
3. Ein Ochfenaug, oder gebachenes ir. Das
Ey wird im Schmalze nicht umgekehrt: weßwegen sub
da} gelbe von dem weilfen umgeben bleibt.
4. Das Air und Schmalz; in Baiern dee Air⸗
Öl, Die Eger werben gefalzen, wohl gerühret,, und
fetann im Schmalze zu einer runden Maſſe gebacken.
5. Das Eingerührte z; in Sachſen, cerührte
et. Hier wird nicht Schmalz genommen , fondern
die Eyer werden in Butter und füllen Rahm, zu einer
wtichen Speiſe zugerichtet.
6. Gefuͤllte Air, frang. des deufs fareis. Sie
werden hart geſotten, von ein ander geſchnitten, und
der Dotter mit Butter und Semmelbroͤſeln aufgerüͤhret,
md ober ber ein wenig gebräunt.
1. Gefente Mir. Die ausgefrhlagenen Eyer wer:
kn anf Semmelfchnitten, welche im Schmalz gepfärzet
keſter Aheil. C
14 |
(gebaͤhet, geröftet) worden find , gefeget: alsdann wic®
Salz und Semmelbröſel darauf Hefteenet, und heiſſes
Schmalz; darüber gegoſſen. Gie bleiben weich.
8. Der Airfiſch; in Schwaben und Sachſen ſau⸗
ere Eyer; zu Galjburg Eyer in Eſſig. Pie ganzere
Eyer werden im heiffen gefalzenen Eſſig gefchlagen, und
Zwiebel mit Schmalz, oder Semmelbröfel mit Butter,
darauf gethan. Gie heiffen Snerfiich, weil fie faft fo,
wie die Fifche, abgefotten werden.
Der Ais; ein kleines Gefchwär, welches mit breis=
nendem Eiter erfüllet ift , bey dem Kaiſersberg der
Eiffen. Es zeigt, fo wie Frais (S. diefed Wort‘) et=
was an, welches durch innerliches ftechen oder brennen,
Schmerz und Schauer verurfachet. Horneck fagt in ſei⸗
ner Chronik, c. 452. mir aifet und grauft, es ſchau⸗
ert nnd geaufet. Ferner c. 53.
darnach in churczen Tagen
hört ntar michl Aiz fagen,
wie fid) die Unger wolden rechen,
ſy wollten flahen und ſtechen,
d. i. man hoͤrt eine fuͤrchterlich groſſe Gage, eine grän-
liche Mähre.
Das Zeitw. aifen, aiſſen, eiſſen, ſcheint mir nicht
einerley mit dem folgenden aiten, eiten, brennen; ſon⸗
dern ein eigenes und ganz verſchiedenes Wort zu ſeyn.
Theils wegen der obigen Redensart, mir aiſet: theils
wegen Verwandſchaft mit einer Reihe alter Woͤrter, die
hier einen ganz anderen Grund vermuthen laſſen.
Kero. c. 53. ekifo, terror.
Otfrid. V. 4. egifo, terror,
— V. 20. egislih, terribilis.
Notk. Pf. 46. egebare, terribilis,
— Pf 2. egi, difciplina.
Altheitt. bey dem Borhorn egr, Engl. eager,
ſcharf, beiffend: womit das fat. acer, acris, acre,
überein kommt. Allem Anſehen nach gehören alfo diefe
un NN — ı5
Bleter zu acuo, acus, acies;. griech. zxy , axıs, eine
Erise; wie auch zu nnferem Agen, Akeley, SA.
Hieren ift agifen, egifen, ober zufammen gezogen,
ofen, aiffen, eiffen, eine foharfe, fhauernde Ems
HHabuug verurſachen.
aiſchen; forſchen, nachfragen, 5. B. ein wenig
acchaiſchen, ob Die Sache wahr ſey; um einen Dienſt
aiſchen. Diefes Wort, welches in unferem Gebirge ge⸗
birtt wird, ift das alte eifcon, Engl.ask, im Hochd.
heiſchen, erheifchen, fodern, begehren. Die Worte
des Evangeliums: das Königlein, oder jener Minifter
an dem Hofe Des Herodes, forfchete nach , in welcher
Gtunde e8 mit feinem Sohn beſſer wurde; überſetzet
Otfried lib. III. c. 2. er eifcota thia zit, uuanne imo
baz uurti, und Zatian c. 55. tho eifcota her thiazit,
; inthero imo bazeta.
aiten oder eiten; ein altes Wort, weiches ſowohl
brimen, als brennen heißt, ardere et urere. Die gotts
leſen, fagt Notker Pf. 55. werden in der Hölle brin⸗
sen, cidont. Und Pf. 59. den hauen in fiure eiten,
einen Hafen im Feuer brennen. Gl. Menfee. p. 334.
geites ziegles, gebrannte Ziegen. Griech. ziöw, ich
brenne, unde an, aröos, die Hitze, lat. eftus ( ©.
a.) Jans Enenchel fchreibt in feinem Fürſtenbuch:
du folt Die Speizze peraiten,
und auch Die chezzel aiten, —
di. die Speiſen bereiten, und die Keſſel heiß machen.
Ben den Notker ift Pf. 16. eit, das Feuer: nnd fo
ar and) bey den Srottentotten ei, Hebr. efch, Feuer.
Hieher gehöret vermuthlich auch das Chaldäifche Attun,
= me fo wie Aetna, ein Feuer fpeyender Berg in
Das Niter z fonft der Eiter, Holänd. e'ter, ein
xrfaultes Geblũt, welhes in ein Geſchwuͤt übergeht.
Den aiten, bheftig brennen. Otfrid Ib. III. c. ı eiter
Sunton, pus peccatorum. ar aber auf
€a
ı6 — —
in einer anderen Bedeutung, lib. II. c. 12. eittar,
nenum; Gl. Monfee. p. 409. eittarhaftaz, vene
tum. Weil fowohl Gift, als Materch (S. di
Wort) ein heftiged Brennen verurſachet.
Der Aiterbatzen; Stachelbeer (S. Agres).
wird dieſes Wort ſowohl in Baiern, als auch hie
da in Oeſterreich gehöret. Popowitſch ſchreibt dav
Eiterpatzen, iſt der ungereimteſte und eckelhaft
Nahmen. Warum? Ohne 3weifel werden fie fo geı
net, weil fle eund und gelb find, wie die Eiterber
(©. Basen, 4.)
Das Aiter — gefreretz; eine Art Fieber, mil
nerlichen Froſt und Dige: worauf ein eiteriged Gefch:
an den Lippen erfolge. Diefer Iuftand Heißt bey 1
Volke auch das Fleine Fieber. Das Gefreret, nen
man eine an dem Körper fiihtbare Wirkung des Fro
(©. friefen).
Die Afampen , in der mehreren Zahle; das gr
Merrig, welches bey dem ſchwingen abgeht, und ins
mein zu Plahen genommen wird. Don fampen,
kampen, durch fchlagen abfündern (SG. kampen, 2.
Die Akeley; Cı. eine fchöne Blume, die bisr
fen himmelblan, öfter aber rofenfärbig ift, mit fp
gen Honigbehaͤltniſſen, aquilegia vulgaris, Lin. 9
hat fie in den Gaͤrten: fie wird aber hie und da in
feren Gegenden auch wild angetroffen. 2. Der fpie
Samen des Acer — hahnenfuſſes, ranunculus arv:
fis, Lin. welcher fehr Häufig unter dem Getreide ſich
findet. Daher heißt es z. B. unfer Habern ift hol
Akeleis. Beyde haben biefen Nahmen wegen der fı
zigen Forme: griech. amy, fat. acus (©. Wis.) '
der Mondfeeifchen Gloſſe wird dee Wegedorn, Rha
nus, p. 324. et 349. agaleia, agaleiga geuennet.
Nordiſchen Gegenden ift die Afeley, Öfelep, ufel:
— — Fiſch mit einem ſpitzigen Kopf (G. Gp
aube.
17
Dee Afram , in der weicheren Ausfprahe Agram, -
Akeram, die Frucht eines Buchbaums, welche ſanſt
sstee dem Nahmen Buceichel, Bucheder, Buchnüſſe
befauut iſt, glans fagea , franz. des faines. Der Akram
von der Waldbüche oder Rothbüche, fagus Silvatica,
kin. ift dee vorzügliche: und befteht aus einem füllen
igen Kern in einer braunen Schale , den nicht nur
wilde und sahme Schweine, Eihhörnlein, Silhmänfe,
Unfeln, Drofielıs, Nicowitze, fondern auch Menfchen
een. In unferem Gebirge effen ihn die Lente gern,
deh meißtens zugleich mit Brod: weil er fonft, wegen
feinen ohlichten T heilen, einen rauhen Hals, oder au
Schwindel verur ſachet. Das fo genannte Aframühl
wird in die Lampen, ftatt des Leinöhls gebrandt. Der
Akram der Hainbuchen (Weibliche, Steinbühe) car-
pinus betulus, Lin. ift ein breit gedrüdter Kern, den
gleichfalls einige Bögel, welche einen feiten Schnabel.
haben, fo wie die Eichhörnfein fuchen.
Bey den Griechen Bat eine ſolche Frucht guyos ge
beiffen, von guyo, gay „ich efle. Das Wort Afram
ſcheint gleichfall8 überhaupt eine genießbare Baumfrucht
anudenten: und mit Eichel, Edler, griech. axudos,
Wind. uud Engl. akern, acorn, einerley Urſprung
gu heben, von dem Hebr. achal, comedit. In ber
Grafihaft Henneberg, und in Naffan— Dillenburg,
wird noch jezt acheln, für effengefagt. Ulphilas brau-
det dad Wort akran, ſowohl für eine Baumfrucht,
als auch für eine Frucht des Weinſtocks: nnd endlich im
weiteren Derftande fo gar für eine Leibesfeucht. Denn
fo überfenet er die Worte der heil. Elifabeth: gebene-
Yet fen die Frucht deines Leibes , Luc. I. thiuthido
akran quithaus theinis. Das lat.glans hat auf gleiche
Beife eine jede Baumfrucht bedeutet: wie ber Roͤmiſche
Achtigelehrte Caĩus aumerft im lege 236. fi. de diver-
sis regulis juris. Glandis nomine omnis fructus con-
üinetur, ut Javolenus ait: exemplo græci Sermonis,
18
apud quos omnes arborum Species &x0000s@, id e
extremitates arbornm appellantur.
- Die Alantbledfe; bey einigen Schriftſtellern e
Nahmen der Reislaube, Steinlaube, cyprinus bipun
tatus, Lin. Ein glänzender Feiner Fleiſch, welcher w
ein Alant (Ultel, cyprinus cephalus) geftaltet i
(5. Altel, und Blide).
Die Abel; in der Schweis, ein Nahmen d
Meißforele , Salmo albula, Lin. franz. la vemm
Dder einer Meinen Art der Weigfifhe, cyprinus albu
nus, welche in Deftere. unter dem Nahmen Spitzlau
oder Windlaube befannt ift.
Die Alber; ein Pappelbaum, Tat. populus. T
bernämontan fhreibt : der fchmarze Alberbaum
weiffe Alberbaum. Bey dem Tragus ift Pappe
baum, die ſchwarze Pappel: die weiſſe hingegen Sa
baum, wofle man in ber Schweis Sarbachbaum, od
die Sarbache, zu fehreiben pflegt. Sarbach, fchei
einen Bach anzudeuten, welcher oft austroͤcknet, od:
leicht abgelaffen werden kann ( G. abferben ) : indem Die
Bäume gern in Stadtgräben, oder feichten, mit eine
ſchlammichten Grunde angefüllten Waͤſſern gepflanz
werden. |
In Defterreich ift 1. die Alber, populus nigr:
Lim. fonft der ſchwarze Pappelbaum genannt. a. D:
weiſſe Rappelbaum, populus alba, heißt in unfer:
©rgenden Mafferbaum: weiler an den Ufern, Teiche
und Waſſergraͤben, am beßten gebeihet, . 3. Der Fein
Pappelbaum, oder die Zitterpappel, populus tremul:
Heißt bier eine Afpolter, Zlitter, Waſſerbirke. Di
Eibenbaum, taxus baccata, wird indgemein Rotha
ber genennet, eigentlih aber Roth — Eibe CE
Sage.)
Das Wort Alber, wird gewöhnlich von der mei
fen Farbe ber geleitet. In der Eeltifchen Mundart be
dem Pezron, ift alb, fat. albus, griech. Apos, weil
| ER o—⏑— — , — 19
Drum alle dieſe Arten Haben ein weiſſes Holz, und eine
weiblihte Rinde: befonderd der weile Pappelbaum,
deſſen Blätter über das auch unten weiß und wollicht
| fd. Es kann aber auch Alter, Alberbaum, fo viel
beiſen, als Waſſerbaum: welchen Nahmen in Deiter-
| a Weißpappel wirklich hat. Virgil fagt ecloga
Fraxinus in Silvis pulcerrima, pinus in
hortis, |
Populus in fluviis. - '
Bey den Dänen ift Elb, Islaͤnd. nnd Schwed.
ef, überhaupt ein Fluß. Faſt in allen Ländern wer⸗
Iesflüfle angetroffen, welche den Rahmen Alm, Albe
führen, fat. alba, franz. ’aube. So war ed auch bey
In Ovid. lid. IV. faflor v. 337.
ER locus, in Tyberin qua Jubricus infuit
almo,
Et nomen magno perdit ab amne minor.
‚ Die Tyber ſelbſt fol einft albula geheiffen haben:
we Virgil ſchreibt, lib. VIII. Aeneid. v. 330. Dee
berühmte Fluß in Dentfchland, die Elbe, Albis, heißt
Gtiäfens nicht anders, als überhaupt ein Fluß. Man
Kir Vachter oder Adelung, v. Elbe. |
albern; einfältig, nach Art ungeſchickter Kinder.
dem gemeinen Volke ift dieſes Wort nicht gewoͤhn⸗
BG. Woher es kommt? Vielleicht von al, all, ganz,
Mali: uud dem noch nicht ganz veralteten Barn,
‚ein Kind, wovon unten mehrere Gtellen bor-
Kane (S. Heuparl). Gleichwie Alfanzeren, von
fat, fent, ein Rind, Bube (G. Bue, und Pfänzel).
‚ Die Alden (Alde); in dem Feldban, eime jede
Meine Furche oder Vertiefung , welche der Pflug Binter
FH lͤßt. In den Aeckern, worin Kopflohl oder Erd⸗
Ipfel fichen, heißt Die weite Furche, von welcher die
mg geſcharrte Erde zu beyden Geiten auf den Acker bin-
| Wu zenerfen wird, gleihfans eine Alden. Es ift ei⸗
20 tin > ER 2, ne
nerley Wort mit Halde, die abbangende Geite eines
Hügel; und halden, helden, fihneigen, wovon mehr
bey Friſch und Adelung zu fehen. In den Longobardi⸗
ſchen Geſetzen ift aldius, wie Wachter bemerfet, ein
Knecht oder Dienftmann: welches eben das zu bedeuten
ſcheint, was bier ein Hold ift CS. Bold).
Al — Kermes, oder Kermes, Scharlachpflanze ,
phvtolacca decandra, Lin. Dieſe Pflanze ift in Vir⸗
ginien einheimiſch, kommt aber allenthalben auch in un⸗
ſeren Gaͤrten vor. Die Beere werden getroͤcknet, und
der ausgepreßte Saft, den man in Zucker einfledet, als
eine Labung für kranke gegeben. Sonſt wird eben Die-
fer Saft, um etwas ſchön roth zu farben gebraucht, in
den Apotheken ſowohl, als in den Küchen.
Die eigentlihe Scharlachfarbe , oder die echte Co⸗
ſchenille, franz. cochenille, wird aus einer gewiſſer Art
von Schildläuſen zubereitet, coccus cacti, Lin. die auf
den fogenannten Iudianifchen Feigenbaum, cactus co-
chenilifer, Lin. angetroffen werden. Diefe Schildläufe
fehen ans, wie. Wanzen, werden im heiſſen Waffer ge⸗
toͤdtet, und an der Sonnegetröcdnet. Aus Merico wer-
den hievon jährlich über 2000 Saͤcke nad Europa ver⸗
fendet. Aehnliche Schifdläufe, coccus ilicis, Lim.
werden in Frankreich, Spanien, und der Türfey auf
einer gemiffen Eiche geſammelt, deren Blätter mit lau:
gen fpisigen Stacheln befeget find, quercus coccifera,
kin. Man fleht nämlich Wurmnefter auf den Zweigen,
in der Geftalt glängender rother Beere, welche alsdaun
in einem Mörfer zeequetfchet werden. Die Farbe davon
wird rothe Karmoͤſin, Kermesſcharlach, franzoͤſiſcher
oder Venetianiſcher Scharlach genennet. Der Purpur
der Alten wurde aus dem Blute gewiſſer Schnecken, als
murex, vel buccinum, in. zubereitet: bie mit einem
Köder von ftinfendem Zleifch aus dem Meere heraus ges
bracht wurden.
81
Das Wort Kermes oder Alkermes, iſt Arabiſch,
u) ißt ein Wurm, vermis: wovon verıniculus,
kan. vermeil, die Scharlachfarbe. Coccus aber zeie
gt ben dem Griechen etwas fleines an, das wie Beer,
Bürmden oder Köruchen ausfieht. Daher xoxxos varıos,
en Genflörnlein, voxxos cırou, ein Getreide Köruchen,
Unfer Allermes führer diefen Nahmen, wegen Aehnlich⸗
feit der duukelrothen Farbe.
— alle Bott; recht oft, alle Augenblicke. G.
en.
Aermanns Facching; bey dem Haltaus Allens
mund Faſtnacht, Zondagh thu aller manne vaften;
Wer erſte Sonntag in der Faftenzeit. Er heißt auch der
Nachfaſching: und bey den Alten dominica privile- .
giata, imgleichen die groffe Faftnacht, alte Faſtnacht:
m Segenfas der jungen oder Meinen, mämlich in den
ep fo genannten Faſchingtagen (S. Faſching, und
m).
Der Ausdruck alle Mann, bey Otfried und Not⸗
fer alle man, zeigt eine vermifchte Menge der Leute an:
md im gegenwärtigen Kalle folcher Leute, die an ben
where gehenden Tagen, wo andere fidh ergenet haben,
mit Arbeit befchäftiget waren: als Metzger, Bäder,
Lelrer and verfchiedene Hauslente, befonders vom
zchlihen Geſchlecht. Diefe hielten nun jezt ihren Nach⸗
fläing: obwohl auch andere ſich wieder hinzu gefellten.
&6 ein Ueberbleibſel dieſer alten Sitte, mag wohl noch
das jenige betrachtet werden, was hier im Traunviertel
feht alenthalben üblich iſt. Es werden nämlich an die:
km Gonntag Krapfen gebachen: die von Nechtd we:
m der Mann bachen fol, obwohl aber dennoch das
Veib die Gefaͤlgkeit hat es zu thun.
Die Alm; eine Viehweide auf den Gebirgen, ein
Beides. Go heißt es z. B. auf diefem Gebirge find
Almen: die erſte gehöret mein, die zweyte meinem
&c.
|
Von ungefähr las ich in einem Protokoll fol
Worte: Wieſen, 8 Tagwerk; Alm oder Wai
Tagwerk. Daher iſt nun Almhutte, Schwaigh
worin das Vieh verſammelt und gemolken wird
Almerin (in Salzb. und in der Schweitz die Senn
Sendin), jene Magd, welche über das Vieh, DV
Butter und Kaͤſe, die Obſorge hat.
Bon dem alten, noch in Schweden und Ft
ſblichen ala, nähren, füttern; Tat. alere, alimer
(©. Altel). Den Hauptbegriff macht alfo hier
das hohe Gebirg, fondern die Weide and. Im €
burg fpricht man ſowohl die Alm, als die Alpe, 3
ich habe eine Alpen auf dieſem Gebirg. Entm
öft dieſes letztere nur durch die Eudſylbe von dem 1
gen unterſchieden, im Grunde aber einerley Wort:
es kommt da her, weil auch in den hohen Alpen,
aigſtens bis auf eine gute Strecke, noch Menfchen r
nen, welche Die Aelpler heiffen, und das Vieh eine!
treffliche Nahrung findet.
Die eigentlihen Alpen, als die hoͤchſten Gebi
Sat. alpes, griech. aArsıs, wo au feine Viehweide
dacht werden kaun, auffer daß etwa Gaͤmſen und St
böde herum Plettern ; werden fo genennet and einem g
anderen rund. Borhorn in originib.gallicis, p.
führet aus dem Bochart hierüber ſehr fhöne Ben
kungen an, die ich Eur; ausheben wit. Der römii
Grammatiker Feſtus, leitet dieſes Wort von der w
fen Farbe her, weil die Alpen gewöhnlich immer ı
Schnee bedecket find. Album quod nos dicimus,
greeco, quod eſt «Agev. eft appellatum. Sab
tamen alpum dixerant. Unde credi potefl, nom
alpium a candore nivium vocitatum. Nach bi
Sheophraft, find einige Gebirge in Ereta, um Id
Asuna ober die weiſſen Berge genennet worden. 2
Stammenwort wie das Gehe. laban, weiß, anges
ben: wovon das Syriſche Zeitw. alben, weiß ſeyn, od
42
a3
weiß werden. Indeſſen leitet Bochart dad Wort als
gen, als Die höchſten Spigen der Berge, noch liebes
Ser von dem Hebr. al, hal, Celtiſch hel ‚ üchel,, hoch: an eh
and Debr. . inna, Eeltifh pin, pen, Gpise, Gipfel. Vondesr
Auf die Weife Haben Iſidor und Philargyrins fage
Toumen, alpes gallicum vocabulum.
Die Almer: 1. an einigen Orten von Defterr. eie +.
arıs
X
Nahmen des Faulbaums, Rhamnus frangula, Lim, A
welcher aber in unſeren Gegenden nur unter dem Nabe
men Pulverholz uud Schießbeerholz befannt ift. Pos
powitſch Seitet dieſes Wort von dem obigenala, nähren,
Ser (S. Alm): weil jened Gefträudh) den ganzen Som⸗
mer hindurch immer blüht, und nene Beere bringt, bie
den Amfeln und Droffeln zur GSpeife dienen. Allein
weit wahrfcheinlichee bedeutet Almer eben dad , was
Faulbhaum oder Stinfhaum: und gehört, fo wie Ilme,
Ulme, welcher Baum bey den Islaͤndern almur heißt,
zu dem Niederſ. olmig, ulmig, faul, morſch, und
vielleicht auch lat. olidus, ſtinkend (G. Ilme).
a. Ein Schrauk, Speiſekaſten. Dieſes Wort wird
is unferen: Gebirge gehöret. Friſch und Adelung ſchrei⸗
ben das Almer; tal. arımaria, franz. armaire, ar-
moire, GSpaniſch almario. ©. du Fresne, v. alma-
ria. Altbeitt. bey dem Boxhorn almari, abacus.
Die — in gemeinen Neben das Araunl;
die Wurzel einer gewiſſen Pflanze, welche mandrago-
ra, bey Liune atropa mandragora heißt: oder, weil
dieſe ſeltſam ift, ein ans der Zaunräbe, bryonia (©.
SHaningwurze) kuͤnſtlich geftaltetes Männchen, welches
derborgene Dinge willen, und dem Beſitzer Geld brin⸗
gen fol. Bey den Alten iſt Run, ein Geheimmiß,
md Rune, Runa, der das verborgene kennet. ©.
Bester, h. v.
Das Hltel z ein Fiſch, der, wenn er eine vorzlge
hide Gröffe Bat, eine Alten (Akte) genennet wied;
mi ie Döbel, Diebel, Didfopf, Großkopf,
42 ’ —— EEE RANFEREEE
eyprinus cephalus, Lin. Eine Art Weigfifche,
gleichen man hier faft in allen Baͤchen, Flüffen und
anteifft, mit einem länglicht runden Körper, rı
Bauch — und Afterfloffen, groſſen weilfen Schug
and einem goldgelben Augenring. In der After
find 9 groffe, und a Meine Strahlen. Der Seiten!
iſt abwärts gebogen, woran ich 4ı Puncte zählte.
ben dem Kiemendeckel ( hier fagt man, neben den
ſchen) ift zu beyden Seiten ein ſchwarzer Strich.
wird gewöhnlich ı oder a Ih. ſchwaͤr, ift fehr gefre
ſucht faules Fleiſch, Mäufe, Mücken, Geufchrer
Kirſchen &c. Zinke in feinem okonom. Worterbuch
het an, daß dieſer Fiſch, bevor er gebraten oder
baden wird, wenigftens eine Stunde lang im Galı
sen; fonft: aber im Falten Waffer,, oder kalten Ef
nicht im heiſſen, gefotten werden fol.
Popowitſch und Zinke fchreiben der Alt, Alt
Alant, Altdöbel, Eliten, Eltfiſch. Bey Iateinife
Schriftſtellern heißt er Squalus maior, in Frankr
meunier, vilain, tetard. Unſeren dentfchen Nahn
hat er wahrfheinfich wegen feiner Gefreffigfeit,, 1
alen, Schwed. ala, füttern, nähren; Tat. alere, &
altilia, das Maftvieh. Island. ela, nähren, eg
ich nähen, eg vol, ich naͤhrte. Es wundert mic, !
Die zwey vaterländifchen Schriftftelled,, Kramer und 2
zon Meidinger,, von dieſem Fiſch gar keine Meldung:
than haben. Jenes Altel, Rothaltel, weiches fie
ſchreiben, iſt cypri..us rutilus: der aber, anffer i
Donau , hier wenig befaunt ift.
mein alter! meine alte! Ein unter gemeinen El
lenten,, wenn felbe auch noch jung find ‚ gewöhnlicher m:
vertranficher Titel: z. B. geh mein alter! was wi
deine afte dazu fagen? Es heißt ungefähr fo viel, a
mein Gere, oder meine Fran: wie das franz. Seigneu:
tal. Signore, dee Herr, und Sennora, die Fra
Bey dem Rhegino Heißt ein Ehemann dominus et $ı
25
nior uxeris, lib. @. de eccies, difeipl. e. 85. Auf
gleiche Weite find Die Vorſteher in den Kirchen presby-
ter: genenuet worden, nämlich die Alten, oder älteften
des Volkes. ſ. auch Dirne.
Das alte Weib, oder Feeweibel; ein Nahmen,
welcher in unſeren Gegenden dem ſchwarzen oder ſtin⸗
keaden Andorn gegeben wird, ballota nigra, Fin. Es
iſt ein Reſſel — artiged Gewächs, deffen Blume violett:
zoth , in der unteren Lippe aber weiß geftreift ift: und
rom erfien Zreübling bis in den fpäteften Herbſt ange:
tromen wırd. Gewiſſe auslaͤndiſche Fifche, als balilies
vetula, Lin. und labrus tinca, kommen bey einigen
Schriftſtellern unter dem Nahmen alten Weiberfitch
vor. Der alten Diannsbart aber ift eine Oftindifche
echmarogerpflanze, mit weilfen langen Faden, die an
den Bäumen herab hangen, Tillandſia tenuifolia. Ein
gewöhnlicher Nachſommer, im Monath November, wird
fewohl hier , ald an anderen Orten, der alten Meiber
Scmmer genennet. Wie alte Weiber jung werden fürs
wen, f. Legerftande.
Die Althee, bey dem Volke die alte Ch; Eibiſch,
althza cofficinalis, Lin. In den Alpen von Eal;burg
wird auch bie Gämfenmwurzel, doronicum yardalian-
ches, Althee genennet.
Die Amachiel; fonft Umfel, turdus merula,
Lin. Bey den Griechen heißt dieſer Vogel, Kocorgos,
Krrrox: womit das Eroatifche Kofz, Windiſch Kufs,
eine Amfel, Aberein kommt. Lateiniſch merula: wie
es Barro und Feſtus audlegen, quia mera, id ef,
Sola vulat et vafcitur. derle alfo heißt fie, weil
felbe ahein, und von anderen getheilt oder abgefündert
ja Ichen pflegt : von bem alten Zeitw. meren, griech.
pain, theilen Cſ. Mittwoch). Wabrſcheinlich iſt auch
Wort Bmeachſel von gleicher Bedentung: nämlich
1.2b. und Madel, Gemachel, ohne Geſpann, abs-
que Sodale vel coniuge. Auf aͤhnliche Weife ſchrei⸗
28 —
ben Notker und Horneck auch Amacht, amachtig,
Ohnmacht, ohnmächtig. Das ſ. in der Mitte, mag
wa als ein Zeichen der Verkleinerung eingerücket fer
wie in Häkſel, Gemengfel , Ueberbleibſel. Das
Hochd. gewöhnfihe Amſel, ift ohne Zweifel von d
sorigen bloß abgekürzt.
die Ringamfel, turdus torquatus.
die Bachamſel, Waſſeramſel, Sturnus ci
clus.
Die Amarelle; Sauerkirſche, franz. cerife roug
Eine rothe, fehr faftige,, und angenehm fänerliche Frusc
Yon prunus cerafus carroniana, Lin. Don dem la
amarus, amarellus, Hebr. mar, fauce, bitter.
Die Amering, Amerling; fonft die Ammeı
Goldammer, Goldhammer, Gelbling, Emmerline
emberiza citrinella, fin, In Frankreich heißt dieft
Vogel bruant, breant, verdon; in England golc
hammer, yellow— hammer. In einem Lex. M$
amerellus, Gultamer. Die glänzend gelbe Farbe
womit das Männdhen am Kopfe, und am ganzen ur
teren Körper gezieret ift, fiheint der Grund diefer Be
nennung zu ſeyn. Gried.uxiow, auzgıoow, ich glän
ze. Dieraus läßt ſich nun auch das Niederſächſiſch
Mort die Ammeren, Hollaͤnd. ameren, Engl. embers
glühende oder glänzende Afche, erflären. In Schwe
den heit eine folche Aſche mörja, altbritt. bey den
Borhorn marwor, marwar, carbones igniti; nad
dem angeführten griech. uercw. |
Srifch bat eine andere Ableitung, die viele Wahr.
ſcheinlichkeit für fih Hat. Weil diefe Vögel fich gern
den Hänfern nähern, fo glaubt er, daB fie deßwegen
Hämerlinge beiffen; von Ham, Heime, das Haus:
oder als geheime, d. i. zahme Vögel (ſ. haimlich).
Auch das griech. aepos, uueoos, heißt zahm, vertrau⸗
lich. Don anderen Vögeln Hingegen, die ſich gleiche
°
—— 27
ſels ou den Haäuſern aufhalten, wuͤrden fie durch das
vergefegte gelb — gold — unterſchieden.
Der Amper, lat. amphora, gried). anpogew,
ab gemein verfteht man bey dieſem Wort ein langes
hölzerned Gefäß, mit einer Handhabe auf der Geite,
um Walter, Wein oder Bier zu tragen. Emer aber
it ein rundes Gefäß, mit einem gebogenen Neif, oder
Bügel in der Höhe, um Waſſer zu fhöpfen, und zu
tragen. Dft hingegen werden beyde Mörter ohne Un⸗
terfchied gebraucht , gleichwie fie auch im Grunde einer:
ley find. Denn aus am;hora, ift ambra, amber,
eimber, Eimer , Emer entftanden. Was num bey dem
uvenal heißt, hamos difponere, Satyra XIV. das
wörde bey nus heiffen, die Waller — Emer, oder die
Teuer — Amper bereit halten, um Feuer zu Köfchen.
Indeſſen wird, um ein gewilles Maß Hüffiger Dinge zu
keftimmen, Emer, nicht Amper, gefagt. Ein Emer
Wein, oder Bier, lat. amphora vini, hält in Defter:
räd go Maß; in Salzburg zo Viertel, aber im Ver⸗
hältxiß gegen Defterr. 36 Maß. Hier ob der Ens find
30 Emer, ein Fuder, bingegen zu Wien 32 Emer.
Der ann, in plur. die Amtleute; ein
Bedienter,, welcher im Nahmen des Be:
emten ( Pilegerd ) die Unterthanen zufammen ruft; den
Sag meldet, an welchem fie erfcheinen folfen ; in Geſell⸗
ſchaft eines Herrfchäftlihen Schreiber, bey verftorbenen
die Sperre vornimmt, und das hinterlaffene Vermögen
ſchaͤzet; bey Streitigkeiten den Augenfchein einnimmt,
und entweder felbe auf eine gütliche Weife beyzufegen
ſucht, oder dem Pileger hinterbringt. Es find gemei-
wighh bey einer Herrfhaft mehrere Amtlente: davon
jeder eiren gewiſſen Bezirk von Hänfern zu beforgen bat;
weiber Bezirf ein Umt beißt. Diefe Aemter haben
ideen Nahmen von einem gewijlen dort befindlichen
Negerhof. Da die meißten folder Höfe in vorigen
Beiten ein wirkliches Eigenthum des Herrſchaft waren,
⸗ & 8 —i
fo mußten die dort angeſtellten Knechte oder Meyer,
ter gewiſſen Vorrechten und Freyheiten, alle jene J
fte verſehen, die zwiſchen der Herrſchaft und ihren
den, vor zu fallen pflegen.
Bey unſeren Zeiten, da gewoͤhnlich ſolche
ſchon laͤngſt erblich veräuffert worden find, nur mit
Vorbehalt verfchiedener Dienfte, die ein Beſitzer
felben am die Herrfchaft zu entrichten hat Cf. Diem
werden entweder die nämlichen Befiser der Höfe, w
fie Luft und freye Muffe haben; oder an deren Si
. sfter nur Kleinhäusler, zu Amtfeuten gewählet. }
her ift nun an einigen Orten der Amt — Habı
Amt — Zehend, welcher für die Amtleute an die Hi
fchaft entrichtet werden muß. Groſſe Säde inden K
dern, heiffen Imtmanns Tafchen, weil diefe für m
cherley Sporteln bey der Sperre und Schägung eiı
Vermögens, niiht gern Feine Tafchen haben.
Es ift daher ganz natürlich, dag für edfere u
höhere Dienfte des Staates, ein folcher Titel nicht me
gefallen wollte. Horneck nennet noch in feiner Chrom
c. 392. den Abt Heinrih von Admunt, einen Am
man je Steyer, capitaneum Styria. Wofür ab
bernach der Ausdruck Landes Hauptmann, und b
unferen Zeiten Landes — chef eingeführet wurde. E
DVorfteher über das k. k. Galzwefen zu Gmunden bi
ab der End, wird noch im 3. 1496. in einem Gr:
bett Kaifers Marmilian I, plattfin Amtmann, in u
feren Zeiten hingegen, mit einem gewiffen Lnterfchiei
Salzamtmann genennet. Wir Maxmilian ꝛc. en:
bieten unfern getreuen Wolfgangen Oeder, ur
feren Ambtman zu Gmundten, oder wer khuͤn
tislich unfer Ambtman dafelbs ſeyn wirdet, unfe
Gnadt und alles Guett. Dergleichen Dienftmänne
wurden im mittleren Raseine offıciales vel minifteriale
genennet.
Das
29
Das Wort Amt ift zuſammen gezogen von ambaht,
bey dem Ulphilas andbaht, angelf. embeht, embiht,
Dienft, Öffentliche Verrihtung. Gieh, da tratten bie
Engel Hinzu, heißt e8 im Evangelio, und dienten ihm;
aach dem Tatian c. ı5. ambahtitum imo. Kero über
fat die Worte, qui bene minifirat, gradum bonum
Sibi adquirit, c. 31. der unela ambahtit. Willeram
fagt c. 1. die Lehrer der Kirche reichen dem Volke die.
Speiſe ded Rebend , ambehtent demo liute cibum
ritz. Diefes Mort war ſchon den alten Römern bes
kant, die ed als einen gallifchen oder Celtiſchen Aus:
denk anſahen. Feſtus fchreibt davon: ambactus apud
Ennium lingua gallica Servus dicitur. Und Jul. Cæ-
für, lib. 6. de bello gall. c. 15. ut quifque eſt genere
eopüsque amplillimu:, ita plurimos cırcum fe am-
bactos clientesque habet. ee r
Ueber den Urfprung diefed alten Wortes, haben
Friſch und Adelung gar feine Unterfuchung gewagt. Ich
hatte Anfangs hierüber verfchiedene Muthmaffungen.
Die erfte Sylbe ift um, oder ent. Wenn diefe Am⸗
Iohten uefprünglich Kriegs Gefellen geweſen, fo rieth
6 auf dad alte bagen, pagen, welches bey Otfried,
Roter, Tatian ze. fteeiten heißt. Mit einem anderen
Sih behten, heißt in dem Fragment über K. Karls
Kies, v. 1403. ſich mit ihm im Gtreite nieffen. Oder,
N Czlar, lib. 3. de bello gall. c. 22. die nämlichen
Eiienten Soldurios nenuet; auf Pacht, ſich verpachten‘,
o pactitius, obftrictus pacto. Ä
Bey Horneck, und anderen iſt die Phacht, Pfacht,
ein Vertrag, Geſetz, Pflicht. Endlich auh an das
Itel. pagare, franz. payer, bezahlen. Indeſſen fehe
ich dey Wachter eine viel beſſere Ableitung, Die ich oft:
Übergangen hatte, weil fle mir bey dem erſten Anblick
nicht gefallen wollte. Nämlich von umb, amb, emb;
ig den Celten, Griechen und Lateinern gleichfalls am,
ambi, au, herum: und dem Zeitw. — folgen,
ErAse Zyeit. _
7
Tr >
- [man
begleiten ; welches her kommt von dem niederden
acht, achter, echter, nah, hernach (ſ. aft).
zeigt alfo, wie das lat. comes, Sectator, afl
Rente an, welche anderen folgen, und fie auf allen
ten umgeben.
anden, oder mehr nad der Ausfprache ar
andten; eine Sache rügen, felbe nicht in dem bit
gen Stand ruhen laſſen. Alſo ı. überhaupt etwas
den, dabey nicht ſtill bleiben, fragen, warum e
fo, und nicht anders gefchehen fen: z. 2. unfer $
andet das mindefte Geraͤuſch, d. i. meldet es, 6
Als das Weib, welches den Blutgang hatte, fab,
ihre Handfung nicht verborgen blieb, und Chriſtus
Sache andete, thaz er iz antota, Otfrid. III. 41.1
lich fragte, wer den Saum feines Kleides berührer ha
a. Sein Mißfalfen über eine Sache, mit gelinder ‘
nier äuffern , 3. B. ald der Minifter fpAter im I
erfchien, bat e8 der König gleich geandet: Ihre U
fpeach er, muß heut etwas fpät geben, Herr Gi
3. Auf eine enfthafte Weife fein Mißfallen bezeigen
B. die Fehler an feinen Unterthanen anden, felbe n
ungeandet laſſen. Go fhreibt Notker Pf. zo. uuar
ih iz andon, bediu ne anda du iz, weil ich ſelbſt
böfe, das ich bisher that, an mir firafe, fo ftrafe
es nicht, o Gott! Daher mar ferner auch andon, :
ton, für eine Sache eifern. Die Mondfeeifhe Gli
Bat anadon, anadun: p. 361. et 396. anadot
zelatus efl; p. 392. anadomes, zelemus; p. 30
anadunta , zelantes.
Es ift im Grunde einerley mit anderd, aͤnder
alterare: indem man eine Sache nicht fo laſſen wi
wie fie ift. Daher heißt ed auch, es thut mir and
diefem Zimmer , alterationem fentio, es ift hier nic
mehr fo gut, als in meiner vorigen Wohnung; esthı
mir fehr and. um mein feliges Weib, d. i. id er
afinde die traurige Wirkung einer ſolchen Veränderun,
—
— ——
31
Die Redeabbart, eine Ahndung haben für etwas zu:
Phuftiges, ift hier in gemeinen Neben fremd, und ges
Böcet vermuthlich zu einem anderen Stammen. Gtatt
beffen fagen wir, eine Anmahnung haben, internum
monitum, infiinctum, ober, mir gebt etwas vor, es
iſt mir vorgegangen.
Das Anfail — geld; in den Kanzleyen, jenes
Geld, welded an einigen Orten die Bauern jährlich am
ihre Herefchaft erlegen , für das nach gelaffene Recht des
Derfaufes, ius prutimeleos. Es mußte nämlich jenes
ieh, welches man verfanfen wollte, zu erſt der Herr⸗
ſchaft feil gebothen werden: der ed alddann frey ſtund,
ſelbes vor anderen, und um einen geringeren Preis zu
kaufen. Diefes Geld betragt ohngefähr bey einem Hauſe
Krb 1 I. 30 kr. — 3 fl. 15 kr. und ſ. f.
anfrumen; beſtellen, z. B. im Wirthshauſe ein
gutes Eſſen; bey dem Schuſter ein Par Schuhe. Das
alte Zeitw. frumen, gifrumen, welches alfenthalben
vor femme, heißt thun, wirken, fchaffen, hervor brin⸗
gen. Gott fchuff den erſten Menſchen, heißt es im Iſi⸗
dor c. V. im der größten Seligkeit, got chifrumita.
Um in einer alten Beichtformel , welche Gebaftian
Nuürſter zu Bafel Heraus gab: Ich bekenne alle meine
Gästen, zu welcher Zeit ich felbe immer begangen babe,
in Suelichemo zite ih Si gefrumeta. Der Prophet
Nathau, ſchreibt Notker PT. 50. ftrafte den König Das
>, wegen dem Urias, und deffen Ehefrau: daz er
in umbe Sia frumeta ir.lagen, daß er ihn um fie er⸗
(dlagen ließ. Einen Deudelmord frummen, beißt
dem Stadtrecht von Augsburg, ihn Dingen, durch
eine beftellte Perſon verüben Taffen.
Wachter uud Zeifch haben fremmen, anfrems
men; ongelf. fremian, fremman, goth. framban,
Essl. to frame. Gehe wahrfheinlih von bee alten
Bartifel fram, fort, förder, weiter hinführ: daher
nd in Schweden främja, befördern, ze wmao⸗
F Ber a
3a NER,
den, daß ed mit einee Sache weiter fommt.
Frumm, Fromm heißt in älteren Scheiften über
- das, was hervor gebracht wird, namlih Frucht, '
zen: bey Otfrid thiu fruma, Frucht, Getreide
froma Unheil, Schaden. Der Titel, ein frum
Nitter, war in vorigen Zeiten fehe gewöhnlich ;
tapferer Mann, der viel zu bewirken im Stande
Jenes fram aber , fommt oft genug bey dem
ten vor.
Otfrid. ad Regem Ludov. Sar främ, ad.
dum lopge, fehr weit fort.
Tatian. c. 41. frambringen, proferre ı
thefauro Suo nova et vetera).
Tatian. c.2. framgangen, exire, progr
procedere.
idem. c. 7. Elifabeth procellerat in diebus nı
tis; gigieng fram in managa taga.
idem. c. 5. exiit edictum a Cæſare Auguf
framquam gibot fon themo aluualten Keifare.
Gl. Monfee. p. 355. framdeshmo, prof
tus, feu bonus Succeflus.
angerathen; an etwas gerathen, durch feine S
zwifchenfunft Verwirrung, oder. Unheil anrichten:
B. wenn der Wind angerathet, ift ed auf diefem W
fee gefährlich reifen; der Mann, wenn er angerath
d. i. in einen gaben Zorn verfeset wird, kann fehr b
feyn. Bisweilen feget es eine vorwitzige Handia
voraus , woraus etwas unangenehmes für andere e
fteht. Daher ein angerathiger , oder pumerwißle
Menſch: der duch Teichtfinnige Reden andere befei
get, oder unnnuͤtzes Gezänf verurfachet : imgfeichen ?
fremde Sachen in einem Zimmer nicht in ruhiger Ste
laͤßt. Eine Anrath, Angerath, wach der ander
immer anfangen; oder, zu erdulden haben, nämlı
Unheil, Verdrießlichkeit.
de Angſter; 1. ein Trinkglas mit einem Tangen
ud engen Dalfe; ein Gluckglas, Gutter, Jtal. an-
gaiſara. Von eng, ank, ango, fat. anguftus. In
Deere. war Augſter, in der Verkleinerung das Eng-
fel, auch als ein gewiffes Maß flüffiger Dinge bekannt.
einee Verordunng des Erzherz. Rudolph IV. im
3.1359. heißt es: die Elainen Engitel, damit man
belbert, pienmwerth, zweyerwerth, dreyerwerth,
bierwerth miffet (ſ. Ungelt ).
2. In der Schweitz, die Fleinfte Scheibe Münze.
Die iezigen, welche ich zu fehen Gelegenheit hatte, find
wie unfere Heller. Daher auch das Sprichwort da-
ſelbſt, du biſt keinen Angſter werth. Indeſſen macht
ein Angſter nach unſerem Werth 2 Pfennige; a Ang⸗
Ber find ein Rappen; 3 Rappen ein Sou, oder Schil⸗
Ing. Hottinger in feinem Schweitzerſpiegel, welchen
Friſch anführet , verfichert , es heiffe fo viel, ald An⸗
eehter—pfenning : weil die Gefichter der Prälaten
deranf gepräget waren. Dieſer Vermuthung zu Folge,
wird man alfo voraus ſetzen müſſen, daß diefe Kleine
Bünze die erfte war , anf welcher ein Menfchentopf
igebrlichet worden iſt: und daß die Cantone, weiche
kit Aufang Sec. XV. folhe Münzen gepräget hatten,
deſſen ungeachtet keinen Anftand nahmen, felbe noch
r gu nennen, obwohl kein Angefiht, ſondern
ur dad eigene Zeichen eines jeden Cantons, darauf zu
ſchen iſt. Vielmehr glaube ich aber, daß hier eng,
hy Otfrid ango, im Bretagnifchen anc, fo Biel, als
Kan heißt, folglich Anafter, die Meinfte Münze: oder
tlenfalls als ein Nothpfenning, der bey Zahlungen
mi der Angft und Verlegenheit helfen fol. Der Aus⸗
kat Antlitt—pfenning, welcher bey dem Tſchudi
nekemmt, kann zwar ein Angefiht, aber. dabey auch
ud etwas anderes bedeuten. Go kann 5. B. antlyten,
entiäfen , ausloͤſen, auswerhfeln heiſſen; angelf. Iyfan,
gih.Avazı ,„ Übfen, Aurgov, das Löfegeld. Vieleicht
34 GENE nn
iſt die feste Sylhe das alte Iyt, litt, littel, 1
ein? Wir fagen endt — klein, fehr Hein, das
Fleinfte: von enden, endigen, bey dem Kero an
griech. xvurem.
3. In Schwaben, wie Prof. Schmid in fe
Idiotikon bezeuget, ift Anafter ein Rahmen der
helbeere (f. Ugres). Ohne Zweifel, weil ſie ich:
— von angen, engen, premere. G. Et
ing.
Die Anquilloten, Ital. anguilloti; find ?
Aalfiſche, die durch Kaufleute ans Veuedig hieher
bracht werden.
anhalh, bey dem Möbel anholm; dahier,
genwaͤrtig, 3. B. ift Niemand anhalb? nämlid
Danfe, oder in der Nähe. Halb, oder die Da
zeigt eine Geite, eine gewiffe Gegend an: fo wie
ſerhalb, oberhalb, unterhalb, allenthalben. I
Rhytm. de 8. Annone, c. 43. bihalvin quem
anf die Scite, oder abwärts gehen. Bey ben Vie
äft Pf. 7. et 16. behalbon, umbehalbon, umgel
lat. circumdare. Ötfeid ſchreibt lib V. c.3. SiDı
tin, io ther Segan sin, in allon anahalbon n
eö fey der Herr, nud fein Segen , auf allen mei
Seiten! f. Wachter, v. Halb.
anhänlen; Gezaͤuk, Uneinigfeit unter anderen
eine Teichtfinnige Weife ftiften. Von han, haben:
haben , anheben, anfangen, Daher ein Anbänlı
Anhetzer, Urheber.
anheben; anfangen. Der Minnefänger, 3
Sufer,, fagt P. II. pag- 99. ih hebe an mirSelben:
und die Winshedin, das will ih leren dih, und hı
also zem erfien an. Stricker von dem Gpanifi
Krieg Earl des groſſen, c. 11. Sect. 22. den lef
Streit heb ih hie an. Im Schwahbenfpiegel, a
Schilters Ausgabe, c. 68. heißt es platthin, es hi
fich, fangt an, z. B. ein neues Capitel. Ohue Bu
\
}
\
35
ki yaßt heben, anheben, fo viel, als eine Gade
tägen , levare, movere: gleihwie man auch zu fagen
piegt , Hand auflegen , etwas hurtig angreifen, frifch
ardacken. Daher ein Lirheber, der erfte, welcher eine
Gehe rege gemacht, in Bewegung gebracht bat. Eine
Sache rubet , bis eine Urfache von auſſen macht, daß
fie ich Hebet , und nach und nach in Gang gebracht wird.
Diefed Zeitwert fehen wir, auch in gemeinen Reden,
nar als pöbelbaft an: und doch Haben es Gellert,
Duſch, und einige andere berühmte Schriftſteller ge⸗
braucht. S. Üdelung , v. anheben. j
ankehren; eigentlich, an die vorige Gegend hin⸗
über kehren : umd in weiterer Bedeutung, ben naͤm⸗
Gichen Weg zuruͤck machen, 3.3. haft du ſchon wieder
angekehrt? Ich Fonnte nicht weiter Fommen , weil die
Brücke abgetragen war: und mußte wieder anfehren ,
redire, reverti. Den Wagen anfehrenz das, was
voran ift, zurüũck wenden, mit demfelben einen hori⸗
zontalen Halbzirkel machen. Ihn zuruͤck kehren,
oder zurůück ſchieben, iſt etwas anderes: indem bey ſol⸗
dem Falle die naͤmliche Stellung bleiben kaun. Um⸗
kehren, ſo fern es zuruͤck gehen, oder zuruͤckfahren heißt,
if unſerem Begriffe nach ſchoͤner, als das pöhelhafte
anfehren; bat aber auch inbeffen noch mehrere Beben:
tungen. Als z. B. das Brod, den Käs, das Heu
unfehren: nämlich was oben ift, unter ſich kehren.
Sermer die inwendige Geite auswerts kehren, 3. DB.
die Strümpfe, den Rod umkehren. Die Hopfen um⸗
Ichren, feine Nothdurft verrichten.
Das Anfehr — kraut; fonft Mondraute, Eifen-
brech, St. Peters Schlüffel, Beſeichkraut, osmunda
Lunaria, Lin. ine niedrige Pflanze, welde gegen
den Gipfel des Stengels eine Menge Gamen, in Ge
Belt gelber Kügelchen trägt; mit einem einzigen Blat⸗
fr, das aber iss viele gegenüber ftehende Blaͤttchen ge-
fkifet ip. Sie wird fo genenmet, weil diefe Blätter
nicht durchaus gehen, fondern wegen ihren mond
den Einfchnitt gleihfam wieder anlehren, d- i.
eben. Es find mit diefem Kraut, weldes üb:
er ein gutes, zufammen ziehendes Wundkraut ge)
wird, In vorigen Zeiten viele Gauckeleyen, vorz
von Alchymiſten getrieben worden: wie Tragus
Tabernämontan angemerfet haben. In unferem ©
glauben dig Lente , dag es den Kühen gute Mil
(haffe: weßwegen ſelbes auch, nach Art altberül
Kräuter, mit gewiſſen Sprüchen abgepflücket wirt
Grüß dich Gott, Ankehrkraut,
ich brock dich ab, und trag dich nach Ha
wirf bey meinem Kuehl finger— did auf
Dagegen wird es in den Alpen von Salzburg
ſeichkraut genenmet: weil man glaubt, daß die K
wenn fie pon dem ſamenreichen Stengel effen, fid
feichen , d. i. an dee Milch abnehmen (ſ. befeichen.
Der Anken; Butter. Diefes Wort , meld
* dee Schweig und am Ober Rhein gehöret wird, fol
Wachters Urtheil, zu nächſt ans Italien von ung:
tum, Fett, Schmier, Salbe, gefommen feygn. 2
mehr aber von dem in der Schweitz üblichen Ze
anken, ftoffen, drücken: und tiefes don dem Eeftif
anc, bey Otfried ango, enge, Gleichwie Butter,
butten,, botten, soffen, Ein aͤhnlicher Begriff ifk ı
in Kaͤſe (ſ. dieſes Wort), Die groben und grie
gen Theile des Schmalzes, melde theils abgeſchb
werden , theild am Boden ſich anfegen , Heiffen ig Oeſt
das Saure; in dee Schweis Ankengruͤte, Ant
groot, weil es wie Gries, Gruͤtze, oußfleht, nad
goth. Krotan, Engl, crush, zermalmen, Ital. cruf
Die Kleyen: er: a
Die Anl', Großmutter: und ber Enl', Gr
vater. Horned in feiner Ehronif von Defterr. fhre
her Sn, und die An. In verſchiedenen anderem Schr
ten ift der An, Anich, En, Großvater: die Ar
ef — — en —— TE —
——————— Er —— — —
(Bader, und Abelung. En—enfel alſo, ein Kind
Srofmutter. Noch iezt werden die Voreltern über
henpt die Ahnen, bey dem Otfried anon, genennet.
Urſprünglich heißt es ſo viel, als der und die Alte:
oder mit einem ferneren Bezug, der alte Vater, die
alte Mutter, gleihwie Anherr, Anfrau, der alte
Here, :ie alte Frau. Griech. evos, alt, Ist. anus,
elte Fran. Altbrittiſch bey dem Borhorn hen, alt;
hen—wr , ein alter Mann; hen—dad, Großvater,
nt wörtlich der alte Tatte. Merkwuͤrdig ift der Um;
fand , daß Hier bie Großeltern zu ihren Enkeln gleich:
feld wieder Enle, Anle, fagen. Vielleicht als gefe
eder alte Kinder: gleichwie die Großeltern im Engli⸗
f&en grand—father, grand— mother; und die Ens
fl grand— Son, grand—daughter, oder überhaupt
gand—child, Großfinder heiffen: weil hiedurch nicht
hie nichſten, fondern die entfernten Kinder verftanden
werden. Eb kann aber auch ein abgekuͤrztes Wort ſeyn
ven Enkel, Enichel, Enenkel: welches allgemein her
geleitet wird yon dem altdentfhen Enke, Iüngling ,
Babe, fat. ancus, ein Knecht, ancilla, Dienftmagd i
eder Vube des Großvaters.
Die Anpaſſen; in Berchtesgaden, ein Nahmen
ber jenigen Fiſche, weiche ſonſt Barfen, Perſchlinge
cder Gchratzen genennet werden (ſ. paffen ).
Die Anten; oder Aente, Ente, im Salifchen Ge⸗
ſche aneta, fat. anas, anatis, franz. canard; griech.
dt ꝓra, von ven, ich fhwimme, lat. nato. Der
ae Bnchſtab, wie fchon Wachter beobachtet bat, iſt
vermuthlich der alte Artikel, a, an, ein: fo daft das
Im Wort einen Schwimmoogel bedeutet. Im Engl.
ift eine Yente duck ; von to duck, untertauchen , ſich
in Die verſchiedenen Arten derſelben wie fie hier
n kaube genennet werden, find folgende;
bie Hansanten, anas domellica, tie.
2
38 — ——
die Stockanten, ober gemeine Wildauten
bofchas. j
Bläffel— Anten, anas albicans ?
Braunföpfige Anten, anas ferina.
Seuer — Unten, anas penelops.
Halbanten, anas circia.
Kothanten, anas crecca.
Löffelanten, anas clypeata.
Märzen — Anten, anas querquedula.
Ratſch — Unten, anas Ärepera.
Schildvogel, anas clangula.
Das groſſe Duckerl, oder die MoorEute,
marila, wie auch der Breitſchnabel, anas glau
bejuchen im Winter oft unfere Gegend.
Das Mentengrün, oder Meerlinſen, Waffer:
S. Sennerich.
Der Antivi; ſonſt die Endivie, cichoriun
divia, Lin. wird als Salat, über Winter aufbeh
Der Antlag — Pfinaftag; fonft gemöhntich €
donnerftag , nämlich der fünfte Tag in der Char
Don Antlaß, Entlaß, Nachlaffung : weil die 8
lichen Büffer an diefem Tage die fenerliche Losfprec
erbielten. Notker Pf. 101. antlaz Sundon: und.
ned c. 439. et 741. Anlas aller Sünden. Der
tige Gott, welcher zu verzeihen bereit ift, wird d
antlaziger genennet, gl. Monfee. p. 396. 3u €
burg wird auch das feftum corporis Chrifi fo ge
net: indem man da feyerlich jene Einſetzung ehret,
de an jenem Tage der Charwoche gefchehen ift.
St. Antoni— Feuer. S. Ladfener.
Die Anzen; zu Nürnberg Enge, in Gadfenk
beldeichſel; fo beiffen jene zwey Stangen, zwifı
welchen das Pferd den Wagen oder Schlitten si
Vollſtaͤndiger fagen wir ber Anzgattern, ober bie?
zenftange. Popowitſch, dem auch Adelung folget,
tet dieſes Wort her von einniz, mitten, wovon Fri
u ET EP EP aa 39
einige Beyſpiele augefuͤhret hat: weil das Pferd mit⸗
ten darinnen geht. Es Fönnte aber auch Einzenftange
| beiffen ‚ fo fern felbe für ein einzelnes Pferd gemadt
iſt. Bey dem Notfer Pf. 44. einzen, einzeln. Oder
Arzieh — Gattern, Anzieh — Stangen: nad dem lat.
ar:a, das jenige, woran etwas gefallet oder ergriffen
werden Tann; Engl. onset, Angriff, Anſatz; Ital.
anzana, ein Schiffſeil. In dem Idiotikon der lief —
uud Ehftländifchen Sprache , werben felbe die Fimer,
— , Femerflangen genennet; vermuthlich vom
en, einfchlieflen.
äpern ſeyn; jene Zeit im Frühling, da ed anfaugt
axrfzathauen: 3. B. es wird bald apern werden; Die
. aperne Gefrier ſchadet dem Getreide. Es ift einerley
Bert mit ben angelf. ber, bar, bloß, und aberian,
ist. aperire, emtblöffen, eröffnen Ci. bar). -Dyid
Mesibt Ib. 4. faftorum, v. 97.
nam quiia ver aperit tunc omnia, densaque
cedit
frigoris alperitas, fataque terra patet,
A;rilem memorant ab aperto tempore
dictum. he
Der el 5; in verfchiedenen Dialeeten apel,
aval, phol. Es ann diefes Wort , wie Ihre baflır
hält, überbanpt eine Frucht bedeuten: nach dem Hebr.
ebba, Frucht, altbeittifh eppilew, erzeugen. Dber
wie Vachter glaubt, etwas rundes; von dem alten
bal, bol, rund. Daher auch Augapfel, Reichsapfel, ꝛ.
Bey unferem Volke And folgende gemeine Arten
Weglih befammt. Der Beingertling, Brünnerling ,
Seffelapfel , Herrerapfel, Hirſchenapfel, Mahlerapfel,
Meigauster , Pfundapfel, Siebenrippler, Steeimling ,
Ekfing, Tafetapfel ,. Toifängling, Wenling, Wie
Kg, Zwibelapfel.
40 . ——
das Aepfelkoch, bei gemeinen Leuten ein Pure
oder Mus, weiches ans Aepfeln bereitet wird, die mi
Mailer, Mehl und füfler Milch, in einem Hafen ge
fotten werden.
das Aepfel—mändel, in der Ausfprade Epfel
mändel; ein gleichfalls aus Aepfeln zubereitetes Mus
da nämlich felbe mit Waffer und Wein, in einem Zie
gel gedienftet werden: wozu auch bisweilen Hönig
Weinberl, und Feine in Butter geröftete Semmelſchnit
ten genommen werden. Das Wort gehöret zu dem goth
matjan, effen, und mat, angelf. macte, Speiſe; Kat.
mandere, manducare. Was in Oefterr. ein Hohler⸗
zöfter ( Hohlunder Mus), oder in Baiern Hohlerrit⸗
zel genennot wird, heißt in Tyrol ein Hohlermandel.
die; Apfelſi ine, eine Abart Yon citrus aurantiumn,
Lin. wird im Deftere. die füfle Pomeranze genennet.
Diefe Feucht iſt aus China nach Portugal, und von
Dort nach Neapel verpflanzet worden: und heißt daher
auch pomum Sinenfe, aurantium Sinenfe, Ginapfel,
Ginefifcher Apfel, franz. orange de Portugal.
| die Apfolter ; ein Apfelbaum. In der Monde
feeifchen Stoffe, und bey dem Willeram apholtera,
affaltera: von abhol, affal, Apfel, und dera, tera,
Celtifh dar, derw, ein Baum. Bey den Gothen unb
Angelfachfen Heißt ein Baum triu, treo, trew, Engl.
tree, griech. douß. Windifh, Eroatifch und Pohlnifch
drewo, drevo, drzewo. Das nämliche Wort wirb
auch in Aſpolter, und Hohlunder angetroffen.
das Apolonia—Eraut. ©. Eifenhätel.
das Ar; ein Strick an den Netzen. G. Arche,
die Ärbe, oder Närbe; eine Schlieſſe vor bie
Ehären. Vieleicht heißt feihe me platthin das Ei⸗
fen, ei Popowitſch glaubt; nach dem altbrittifchen arf,
das Eifen. I
die Arbes; Erbſe, pifum. Die Holländer nen-
nen biefe Feucht « erweten, die Spanier aroveias, und
— — 41
die Mondſeeiſche Gloſſe p. 327. arauueiz. Die zweyte
Exibe iſt ganz wahrſcheinlich das alte, und vorzüglich
wiederdentihe Des, für Beer: weldes Wort Von
beren, tragen, ber fommt, und daher auch; wie ſchon
MWachter und Adelung bemerket haben, von verſchiede⸗
sen Arten der Früchte einft gebrauchet worden ift. Das
altbrittifhe pys, griedh. und lat. pilum, fommt völlig
damit überein. Ben den Ulphilas ift weina — basja,
Weinbeer. In der Bretagne besi, eine Birn: dage:
sen heißt eine Birn bey den Lief — und Chftländern
Bumbeer, eine Baumfrucht. Hebr. j.eri, fructus.
Die erfte Sylbe ſcheitt diefe Frucht mur etwas mehr
zu beftimmen , und zeigt Beere an, welche an den Fel⸗
dern angefüet, und gleich dem Getreide gepflogen wer:
den. Arbes alfo, Aderbefe: von dem Celtifchen ar,
Ist. arvum, der Ader. Daher aren, aͤren, Hollaͤud⸗
eren, Engl. eare, fat arare, ackenn.
In den Gärten gibt es verſchiedene Arten davon,
Die Zucker Erbſe ift eine Abart der gemeinen Exbfe,
pilum Sativum., Die Zifer&rbfe, cicer arietinum.
Die Spargel Erbſe, lotus tetragonolobus. Die grüne
Grdie, cyt.fus cajan, ꝛc. Dee Erbienbaum, Ro-
binia caragena. —
die Arche: 1. bey den Jaͤgern und Fiſchern, ein
Banger důmer Strick yon Flachs, oder Kühehaaren‘,
memit die Viege eingefaſſet find. Unſere Jäger fagen
üfter eine Leine, Das Leinl'. "Die Fifcher an derTraune
Bingegen das Ar, ohne Zweifel fo viel, als Ärchlein.
u den Gloſſen bey Martin: Gerbert, P. 107. -
arhe, plagæ feu funes, quibus retia tendun-
tor circa imam et Summam partem. 2. Bey dem
gemeinen Volf ſowohl im Gebirge, als auch biöweilcn
auf den flachen Lande, iſt die Are, Arche, eine Kiſte,
18. die Diehl — are, Mehltruhe. —
Diefes Wort, worin der Begriff des Verſchlieſ⸗
(ai der perrſchende iſt, geböret ſamt bem fat. arca,
goth. arka, zu dem Hebr. argas, und aron; cifia
capfa. Witbrittifh bey dem Vorhoru arch, arca
cha; argae, claufum, claufura. Gl. Monſe
P. 329. arah— lahhan, eine Bettdede (ſ. Tucdhet ).
arg; ſchlau, liſtig, 3. B. der arge Fuchs; 3
Schelmereyen arg genug ſeyn. Den urfprünglichen Be
geiff macht hier dad Sehen und Kennen aud. Den
es ift einerley Wort mit dem griech. zoyos, hell, Mar
lat. arguere, aufdecken, zuerfennen geben, vor Angeı
ftellen ; argutus, fpiefindig , [chneffichtig.. Jener Wäd
ter mit hundert Augen, ift eben darum Argus genen
networden: welches Wort einen vorſichtigen und ſchlaue
Menfchen bedeutet. Wltbeittifh argoel; S:ıgnum
oftentum.
Don arg, ift ferner gearg, ober zufammen gezo
gen, Farg entftanden. Gtrider, vom fpanifchen Keie,
Karl des groffen, hat cap. 2. Sectione 7. Karge liſt
arge oder fchlane Life. In der Chronik von Horn
iſt harg, charch, verftändig, fchlau: und Cherig
die Lift. Hieron. Pe; führer aus einem alten Evange
lien Buch folgende Stelle an: quia ablcondifii hæc⸗
Sapientibus et prudentibus; mann du haft deinen
Tougen berporgen vor den weifen und den chargen.
So fern endlich diefe Vorficht auf die Erhaltung und
Vermehrung des häuslichen Vermögens gerichtet iſt
Dat das nämfihe Wort mit der Zeit einen verhaßten
Mebenbegriff erhalten (ſ. karg, und Hug). in au
deres ähnliches Wort , welches fchlimm , boshaft Heißt,
| — bier erg: wovon das Zeitw. aͤrgern her kommt
Ci. erg).
die Arn; in dem Gebirge von Salzburg und
Steyermark, ein Werkzeug zum aren, aͤren, pfluͤgen
(ſ. Arbes). Es fieht aus, wie unſere Egge, nur daß
ſtatt der eiſernen Zähne, breite eiſerne Hauen, ſamt
einer Reihe von Meſſern angebracht find, um das Erd⸗
reich auf ein mal zu durchſchneiden. Es iſt daher viel
mäßefomer, als das Hauen; doch wird die Arbeit ges
ſchoinder vollendet. Man richtet mit 2 oder 4 Pfer⸗
ven fo viel ans, als 10 Perſonen, weiche die Exde
en. |
die Arfchigen; fonft Speyerlinge, nämlich roth⸗
Senune eubare Beere, welche kleinen Birnen oder Aepfeln
ahelich find, und eine Feucht des Sperbeerbaums find ,
Sorbus domefiica, Lin. Dieſer Baum wird an man⸗
den Orten Efcherige, Afcherige genennet: vermuth-
ſich weil er wie eine Efche , fraxinus, belaubt iſt. Die
Fercht ift auch unter dern Rahmen Sperbeere, Spers
birne bekannt: weil fie fper und troden find, bevorfie
| tigig werden. Das Wort rjchige ift entweder fo
nel, als Eſcheritze: oder hat dieſen Nahmen, weil
dieſe Zrucht den Ar, Ars (Arſch) wider die Bauch⸗
Höfe ſchutzet. 5
Sorba sumus ,„ molles nimium durantia
ventres,
aptius hæc puero, quam tibi, poma dabis.
| Martial. lib. 13. epigr. 26.
die Arſchkitzel; Hagebutte, Frucht des Hagebut⸗
tm6traudes, rofa canina, in. Der Nahmen Arfıh-
Sert, frauz. grate-cul, fommt von der Wirkung ber,
mens diefe Fracht Samt den rauhen Steinchen genoflen
med: indem Verſtopfung und Bremen im Maſtdarm
efolget. In anftändigen Reden fpricht man Hetſcherl,
Setihenpetichen , nämlich Hecken Böglein, oder Ha=
Franz. il n’ef point de Si bello rofe, qui
| te devienne gratecul, «6 ift feine Nofe fo fchön, die
whtendlich zu einer Arfchfigel würde, d. i. jede Schön:
nimmt a
di 3 Beſchaffenheit, Wefenheit, 3. B. es ift
von Mt ſchon fo ein verdriehlicher Menfch. Der Wins:
bede fast in der Lehre an feinen Sohn, n. 28. in der
ung der Minnefänger: la den Kranken also le-
‚ als im von arte if geslaht, laß den Thoren nach
en En Dre
pr sun
weht
0 dern
feiner Weife dahin Ieben, wie ihm angeboren ift. Me
yere Dinge von gleicher Wefenpeit, beiſſen ebenfalls eit
Art; gute, ſchlechte Art.
Es iſt ein Participium von einem veralteten Zeit:
aren, ſeyn: wovon eine Spur ſich zeiget in dem En;
thou art, du biſt, we are, wir ſind. Auch das le
eram, id) war, ero, werde ſeyn, ſetzet ein altes arı
ero, voraus. Mit vorgefestem Blaſe — laut ift h
don das Ysländ. vera, Schwed. wara, ſeyn, entfta
den. Und vieleicht bat auch jene Endſyibein Bankaı
Bankert, unehliches Kind, fo wie in Leonard, Be
nard, Gotthard — eben daher ihren Urfprung.
die Artiſchocke, oder wälfche Diftel, gemein
Strobeldorn, cynara Scolymus, tin. Die fpanifi
Artifchode, cynara cardunculus, kommt öfter umi
dem Nahmen Kardi vor.
Das Wort Artifchode, tal. arti-ciocco, bei
vermuthlich nichts anders , als Erdſchocke: von Ert
goth.airtha, Engl. earth, Holländ. aard. und Scho
‚Er Eli Ital. ciocca, ein dicker Straub; Daher auch Artı
og Dan fel, Tartuffel , ein knolliges Erdgewächs, tubeı
terræ. Die Haberwurzel tragopogon porrifoliu
Lin. wird in Salzburg Artivi, nämlihd Erd — Eph
genennet.
artlich; was von einer feltfamen ımd wunderlid
Yet ift, folglich von der gewöhnlichen abweichet, 3.
ein artlicher Menſch, artliher Ding , artliher Ku
franz. un homme bizarre. Mir ift fein Betragen rı
artlich vorgekommen, d. i. befremdend. Auf ein
iſt mie ganz artlich geworden; weiß ſelbſt nicht, we
m. Schauer, alsdann Hige, ıc.
die Artoffel, oder Kartoffel, Taͤrtuffel;
bier fremde Wörter, wodurch theils bie Crdäpfet —
ihre verſchiedene Arten, theils die Tchffeln, Iycox
don tuber, Lin. (nad den Neueren tuber gulofu
verfianden werden. Dieſes Wort zeigt ein —
IneligeS Gewaůͤchs in der Erbe au, tuber terra: welcdhe®
men nach unferem Sprachgebrauch, einen Erd—düpel
ueuuen könnte ( ſ. Düpel).
die Aruten; Abraute, Aberrante, Abruſch, ar-
temifa abrotanum, Lin. Dieſe Pflanze, welche im
fülichen Europa einheimsifch iſt, Hier aber nur in Gaͤr⸗
ten erielet wird , pflegt fowohl bey Verftopfung und
Zeſchwaͤrung der Mutter, als auch in Engbrüftigkeit,
uud zͤhem Auswurf, oder Eiter der Runge, gebrauchet
ja werden. Wegen den vielen Stängeln wird felbe auch
Stabwurz, Gertelfraut, Shrtel, Herrgott —hoͤl⸗
zel genennet. |
dee Aſam, oder Aſant; fonft Teufelsdreck, Teu⸗
ſelsſchaiß, alla foetida. Ein kleberiges Harz, welches
ın Perfien aus einer Art des Gärtelfrautes, ferulaalla
foetida, Lin. gefammielt wird, und eine ſtark zertrei⸗
beude und auflöfende Kraft hat. Den fehr widrigen Ge:
tach befommt es erft , wenn es an bee Sonne erhartet,
bis nah Europa Überbraht wird. Ben dem Volle
wird es gebraucht, um die Viehſtaͤile zu räuchern: oder
& wird dem Dich, wenn es fich übereffen hat, etwas
daden unter dem Brod eingegeben.
. Eis andere Harz von laurus benzoe, Lin. wirb
in den Apotheken alla dulcis genennet. Vermuthlich von
dem fat. allus, duͤrre gemacht, ausgeteödnet, griech.
Ro, ih troͤckne. :
die Aſch; Aeſche, Salmo thymallus, Lin. Dies
fer gute Fiſch, welcher reines Waller liebt, hat eine
Kin geſprenkelte Nücenfloffe, und zwifchen ber Bruft
ua) dem Rüden, mehrere fchmarze Tupfen. Nachdem
Salmo maxilla fuperiore longiore, pinna
dorli radiis 293. Im Walter find die Floſſen blau,
verzäglich bey dem Männchen, ber Körper aber afchfarb:
weldes auch die Urſache diefes Nahmens iſt. Bram.
lombre, Ital. temelo, Engl. grayling:
| Eifer Zpeik €
Im Sommer werden die Afche vielfältig mit
Angeln gefangen: die aber alle Monathe veränder
den mäflen,, nach der Farbe jenes infected, Das '
chen. Unſere Fischer an dem Traunfluß wiffen fell
gemalten Federn und Haaren, mit eimer bewunt
würdigen Schönheit zu verfertigen. Um das Eni
aͤrzmonathes laſſen dieſe Fifche den Rogen: und
gen heiſſen alsdann Spraͤtzling, ins gemein
Sprenzling (ſ. dieſes Wort). Einem alten De:
men nah, muß in der Advent— und Faftenzeit
Theil dieſer Fifche nach Wien an die k.k. Tafel gel
werden; fonft aber dürfen fie nicht allgemein ver!
werden, weßwegen felbe auch Kaiſerfiſche beiffen.
folgende Jahr, vom erften May an, nennet ma
Maylinge. Das dritte Jahr Efchlinge, oder |
Aſche: und endlich in vierten, Afıhe. Wenn die
Rückenfloſſe fo lang wird, daß fie bis zur zweyten,
che aber nur eine Fettfloſſe ift, Pinna adipofa, |
reichet, dann ift es eine Zeit— Iſch.
.Unſere Sprenzlinge werden in der Schweig »
fing, naͤmlich Heuerlinge genennet: unfere May
aber Kreßling. Adelung, v. Graͤßling, gibt ald
ſache an, weil der gemeine Saufen felbe von den wa
Kreßlingen (cyprinus gobio, Weber , Örlindling)
zu unterfcheiden weiß, Das iſt aber doch viel gel
und dabey zu wünfchen, daß es die Fifcher in der Sch
nicht inne werden: indem es fonft etwa zu einem ©
rien — Proceß kommen möchte. Vermuthlich rühre
Jerthum von der Zweydeutigkeit des Wortes her.
jungen Aſche werden alfo wahrfcheinlich nicht Kreßili
oenenmet, fondern Größlinge , weil fie erft mac
muͤſſen (f. Größling). Indeſſen ift es wohl mög!
daß einige der Alten, wie Freyberr von Hochber
feinem Abelichen Landfeben T.TI. fchreibt, die Kreßl
für junge Aſche angefehen Haben.
—
dee Aſch —Habich, ſaleo haliætus. G. Fiſch⸗
we. _ . ni
das Aſperl; bey dem Wolleſpinnen, ein au bee
Enudel befeffigter Ring, mit einer ober mehreren Ruͤn⸗
fen (Eiufchuitten, Vertiefungen ), worein die Schnur
gelegt wird. Au anderes Drten heißt eö die Anſpinn,
der Spindelwirtel, lat: vertigo. Der Nahmen Aſperl,
iſt vermuthlich von äfpen, Alpern, eine zitternde Bei
wesuns machen ( ſ. das folgende). |
die Aſpolter, ben dem Poͤbel auch Aafpolter ;
Dofpolter, fouft die Afpe, Zitterafpe, Zitterpappel,
populus tremula, fig: Die mittere Sylbe al; el, ol,
iſt eine Verkleinerung, und die Endſylbe Fer, ein Baum -
(ſ. Apſolter). Das ganze Wort heißt alfo ein Zitters
baum. In Niederfachfen ift aipern , wie Adelung
benerlet, im Wirbel herum draͤhen. Griech, aowaıgag
ich tiere. Hebr. az; præceps, feſtinus.
Aſſach; is Käruthen, ein hoͤlzernes Maffergefäß;
gtieh.z0x0s: Gonft derAfch: wovon mehr bey Wach⸗
ter und Adelung zu feben: . RE
der Atel, im der weicheren Ausſprache der Adel,
de AdelLacke; Zufamnienflug des Urin ans den
Virhftägen. Bey dem Angelfachfen, wie Friſch auge⸗
merkt hat, ift ate, gleichfalls der Urin. Altbrittiſch
bey dem Borhorn addail, Unflath, Unreinigfeit. Der
Grund diefee Benennung ift vermuthlich in dem Islaͤud.
at, unſauber; ata, bemadeln , vernnreingen. G.
Wachter, h. v. Das griech. wrerys, teäg, unnuͤtz,
sehöret nicht hieher. | u on
der Atlesbeer—baum; ein höher Baum in. dem
mehgten Gegenden des Gebirges, mit eßbaren fümer-
hihen Beeren , weiche doldenweiſe hangen , und im Herbſt
brasu werden, cratzgus torminalis, kin. In ande
ten dentſchen Deten heiffen diefe. Beere Darmbeeres
weil Beere und Blätter wider Grimmen und Bauchflüffe
Yen, wovon ach der Nahen u Im glei⸗
a
48 SratuEH GEEN GEHEN 20 Bis
chen Arlesbeere, Arbeere, Areſſel: welche Woͤrte
wohl ſicher nichts anders heiſſen, als wie ſelbe Taber
nmaͤmontan deutſch und deutlich genug genennet hat, naͤn
lich Arſch — roͤſel. Aus der naͤmlichen Urſache heiſſe
fie Atles —oder Atelsbeere; von Atel, Unſlath.
der Atter—See. ©. Kamerſee.
der Auerhahn, oder vielmehr Aurhahn, Urbahn
Waldhahn, wilder Pfau, tetrao urogallus, Lin. E
wird bier Orts um Gmunden in bem Salzkammergut
unter ber Ens aber unweit Schottwien , und an de
Brein, einem Gebirg bey Wienerifch Neuſtadt angetro|
fen. Die Henne, welche kleiner und anders gefärbt ifl
. Heißt Hier Bromhenne, bey dem Geßner grygallu
maior. G. Bromhenne, und Grugelhahn.
der Auf; überhaupt eine Eule. Das Weibche
davon heißt die Meufin. In den Mondfeeifchen Gloſſen
und bey dem Notker, heißt eine Eule Huf, Huwo
Uvo; lauter Nachahmungen ihrer heulenden Stimme
Die befannteften Arten find -
der gemeine Auf, Stockauf, Strix aluco, Lin
dee Buhu (anderswo Schuffut) Strix bubo
da8 Hugerl, Strix ulula.
der Kirntel— auf, Strix otus.
das Stein —aͤuferl, Strix Scops.
das Aeuferl (Todtenvogel, Kaͤntzchen) Stris
aſſerina.
Aufgaängel; fo heiſſen bier am Traunfluß fremd
Pfeifen ( Eleisen), welche bey groffer Hige ans der
Donan in die Teanne heranf ſchwimmen, um fich abzu
Fühlen. Gie heiffen auch Streichpfrillen, nnd haben in
ihrer Lebensart etwas fonderbaret. S. Streichpfrille
Aeugelbeere; in Salzburg, und in einigen Drten
won Schwaben, ein Rahmen der Heidelbeere , Setbeere
yaccininm myrtillus, Lin. weil fie geofle Augen haben
aufgeleinen ; fonft leinen, auffeinen, auftbanen,
1 B. die Erde iſt noch fo hart gefroren, daß es da
EEE ER DE EEE 29
ganzen Tag nicht anfgeleinet hat. Isländ. hlaanar,
es leimet auf. Bon Ien, lind (ſ. In). Bey dem
Friſch iſt leins, lenis; die Leinſe, lenitas. |
dee Aufſchlag; eine öffentliche Abgabe für jedes
eirnrzelne Stüd eines gewiffen Gegenſtaudes: 5. B. der
Viehaufſchlag, jenes Geld, welches auf das Schlacht:
weh, das durch die Stadtmanern eingeführet wird, an-
sefchlagen iſt. Der Moſt — aufſchlag, ein Geld, wel⸗
ches die Wirthe bezahlen für jeden Emer Birn — oder
Apfelmoſt, der ausgeſchenket wird.
Ein boͤſes Aug — kann Menſchen fowehl , als
dem Vieh ſchaden. Go glaubte man in dem mittleren
Zeitalter: wovon Eckhart Tom. I. francise orientalis,
p. 439. nachgefehen werden kann. Der Jrrthum ift
aber fehr alt. Ein Hirt klagt bey dem Virgil, daf
feine Schafe fo mager ausfehen, Nefcio quis teneros
ceulus mihi fafeinat agnos, ecloga 3. Bey unferen
Zeiten heit es noch: der Rock, der Apfel, iſt ſo ſchoͤn,
daß ihn Fein böfes Aug anfehen for; ich Hoffe, daß euch
meine Angen, ihr lieben Kühe, nicht werben geſchadet
haben. Frage: warum flieht man fo oft bey Fleinem
Kindern eine ans Silber, oder Helfenbein gemachte
Teige , oder ein Büſchel ſchwarzer Haare angebangen *
Artwort: weil die Haare van einem ſchwarzen Geißbock,
wie and die Weifung der Feige (ſ. Feige zeigen), ein
bewäßrtes Segenmittel ind, um nicht befcheyen oder bes
idet zu werben. Auch die Pfote von einem Maulwurf
num eruditionis lib. 4. problem. 11. de fafcinatione
per oculos. Ich glaube, weil bie Wirkungen eines
bifen Anges, durch ein Thier, welches beynahe blind
iM, abgeprellet und vereitelt werben,
das Auholz; fonft die Uferweide, Fifcherweibe,
Baudweide, Salix viminalis, Lin. Aus diefer Weibe,
melde in ben Auen ſdes Teaunfinfies Häufig hervor wach⸗
ſet, werden Zaine zu Koͤrben und Bifchreufen geſchaitten.
u vorzüglich gut ſeyn: |. Franc. Mendoza, Virida-
rn
%o . —
Vier Zaire heiſſen ein Bock; 60 Boͤcke ein Pfund. S
werden in Menge nad) Wien geführet, um die Reife d:
Faͤſſer zu verbinden: wie auch zum Salzamte nad) Geaess
den, ſowohl für die Salsfäfler, welche nach Böhmer
als auch für die Salzkuͤffeln, welche nah Gteyerma:
Fommen.
Die Weide mit Rosmarin Blättern, Salıx ro
:marini-folia, in. wird bier roth — aueres Holz a
nenunet. Das Holz ift feft, und beynahe wie der Ahorı
zu feinen Arbeiten dienlich. Die Bienen lieben die wol
zicchende gelbe Bluthe: und die Dirfchen die Rinde⸗
‚von Diefee Weide,
das Au— Fran’; um Linz, Aremömänfter,, >
ein Nahmen bes Goldhähnleins, motacilla regulua
Bin. weil dieſer Fleine Vogel goldgelbe Federchen, glei
einee Krone hat, und gern in den Auen ſich aufhält.
bee Ausheiffer, oder Wurm am Finger, pana
ritium, paronychia, Hollaud. vyk an de Vingeı
Ein entzindetes und fehmerzliches Gefchwär, bas ſich a
den Gelenken des Fingers anfeset, und eudlich die im
wendigen Beine famt den Flaͤchſen durch beiffet. |
ausbieſen, ausmelfen. ©. biefen.
der Auſchehm, vielmehr aber Aurſchelm; Erz
ſchelm, liſtiger und ſpaſſiger Menſch, loſer Vogel. Bor
aur, ur, groß ſ. Adelung, v. ur).
—auspäriren; ausweichen, einen Strich gu ver
meiden fuchen, Fran. parer, Engl. pary. Beyd
aus dem fat, parare, ſich bereiten, gefaßt haften.
der Auſpatzz ein munterer Vogel mit einer ſchwar
sen, nach der Mauſezeit aber braunen Kopfdecke, röth:
lichen Baden, und einem weiſſen Halsband, emberiza
Scheniclus, Lin, Bey dem Statius Müller Heißt fel:
‚ber Rohrſperling, und bey bem Kramer Rohr Amtes
ring, Meerſpatz; feanz.moineau des joncs; ortolan
:des roseaux, Engl, Reed—Sparrow. Diefe Vögel
kommen hier om Traunfiuß im räpling an, und ziehen
ö — — — — — — — — — ——— —
— —————
Yı
im Herbſt bey Zeiten wieder hinweg; halten fich in den
Geſtraͤuchen neben dem Waſſer auf, und haben einen
Iuten abwechfeluden Geſang, vom Anbruch der Mor:
genroͤthe bis im die Pacht. Ich Höre, daß and die
1 mmer, emberiza Cia, in einigen Gegenden un⸗
ſeres Landes Auſpatz, oder Auenſpatz genennet wird.
auswerts; im Frühling, wo gleihjam eine neue
Jahreszeit anfangt: z. B. im Auswerts die Felder an-
banen. Gtatt deilen wird auch hinaus gefagt, 3. ©.
wenn cd etwas mehr hinaus geht. -
das Auter; Euter der Kühe, Schafe und Ziegen.
Bey ben Angelfachfen ift uder, Engl. udder, griech.
nIar, gleichfalls das Euter. Es ift einerley Wort mit
dem lat. uter, ein lederner Schlauch, ober zuſammen
senähter Sad, um Wein, Waffer, Milch aufzubewah-
zen, oder weiter zu führen. in folder Sad und
Schlauch ift das Euter ſowohl, ald der Bauch. Daher
ft uterus, bey dem Heſychius oösgos, der Bauch. Dig
Mätter reihen den Kindern die Bruſt: die Thiere hin-
gegen das Euter, uterum, indem fie ihre Milchgefäfle
hinter dem Bauche haben, Zu bemerken ift aber indef-
fen, da jenes erft gedachte uter, nicht bloß lateiniſch
iR; denn bey dem Notker kommt es auch als ein deut⸗
Fe Wort vor. Pf. 1138. factus sum,’ sicut uter in
pruina; alfo in rifen uter gefriufet, wie der Üter im
Heife gefrieret. Ein ander mal kommt das Wort Uder⸗
balg vor. Pf. 32. corgregans sicut in utre aquas
marıs; Samenonde diu mere uuazzer, samo so in
uderbalge. In den alemannifchen Gloſſen bey Martin
Gerbert, pag. 09. Öuterih, uter. Der Grund aller
diefee Wörter ift vermuthlich die Hlüffige Subftanz. Is⸗
laud. udar, es naffet oder regnet beftändig, udder,
Fenchtigkeit. Rateinifch udus, feucht. Uter, Outer,
ſcheint alſo urfprünglich ein Gefäß für Hüffige Dinge
bedeutet zu haben: gleichwie das erft angeführte Uder⸗
324
balg, vermuthlich nichts anderes, als Wafferbalg
Wafferſchlauch, heiſſen kann. GS. Adelung, v: Balg
B.
Die Bachamſel, oder Waſſeramſel, furnu:
inclus, Lin. Ein Peiner ſchwarzer Vogel mit weiſſe
ruſt, welcher an den Geftätten und Fiefihten Baͤchen
Inſeeten ſucht.
bachen; ſonſt backen, als Brod, Schmalzkuchen,
ꝛe. Notker hat Pf. 20. pacchen: und die Mondfeeifche
Gloſſe p. 383. crudi panes, unchipachaniu prath,
P:3 326. mulieres panificas, pecchun. Der Bed,
ie Bedin, macht ein ‚gutes Bäche; der Biden ober
die Baͤckerin, macht ein gutes Gehäde. Boͤhmiſch
— „ dee Bäder, und pec (Pez) der Backofen.
Bey den Phrygiern, wie Herodotus lib.2. c. 2. bezens
- get, war bek dad Brot. -
Unter den vielen Ableitungen, welche Adelung au⸗
führet, kommt mir jene als die wahrſcheinlichſte vor,
welche baden, als ein Intenfivum anfieht von baͤhen,
wärmen, röften. Islaͤnd. bakaft ſich erwaͤrmen. Griech.
PS, id bin warm; Hebr. baah, fieden, bat gefotten.
Holänd. Steenen bakken, Ziegel brennen, ’t vleefch
anbakken in de pot, das Fleiſch in dem Topf ans
brennen.
bacherin; in ber Sprache der Rinder piffen, har⸗
wen , einen Pleinen Bad machen. In einer Katechefe
wurde einft au ein Dorfmäbchen die Frage geftellt: was
thuſt du, wenn du aufftehft? Man hoffte, daß felbes
au den Sälofe denfe. Bacherln, war die Antwort.
dee Bach — Hollunder, viburnum opulus. ©,
er — beer.
BE u — nn — — — —ñ — — — — ——
— — — — — — — —— —— — — — —
die Bachſtelze; ein Nahmen, den zweyerley Vb⸗
gi führen. Die weiſſe oder graue Bachſtelze, mota-
alla alba, Lin. ſpatzieret auf geackerten Feldern, und
schen den Vichheerden herum. Die gelbe, motacilla
Bavaı, haft fi neben den Bächen und Teichen auf.
Bechter glaubt, daß fie fo heiffen, wegen den hoben
Beinen sder Gtelzen, womit fie in dad Wafler waten,
am aferten zu ſuchen. Mahrfcheinlicher aber ift das,
wed Frifh behauptet. Da die Buchftaben I, ve, oft
unter fich verwechfelt werden, wie barbieren,, balbiren;
fo heißt dieſer Wogel eigentlih YBag—oder Wagfterz.
Ben bagen, wagen, wiegen, bewegen (ſ. bagitzen):
sr Sterz, der Schweif. In Nieberfachfen wird fel-
keand wirklich Quackſtert, Wippftert, Engl. wag-
tal geuennet, Sat. motacilla.
dee Badian, oder Stern —Aneis; illicium
anifatum, Lin. In den Apotheken anifum fiellatum,
ve Semen Badian. Diefer Samen wird aus China,
der Tartarey, und den Philippiniſchen Inſeln nach Eu⸗
tepa gebracht, und iſt in laͤnglichten harten Kaͤpſeln ent⸗
Selten, welche die Figur eines Sterns vorſtellen.
bangen; ftarf zittern, bin und her wanfen, z.
Bm Alter, Shreden, Kälteoder Rauſch. Es zeigt
fine fürtere, und mehr fühlbare Bewegung an, als
toclizen Cf. diefes Wort). Es ift ein Intenfivum
von bagen, wagen, wadeln, vacillare. Engl. to wag,
mppeln, bewegen. Bey dem Notker PT. 17. iruuagon,
wein, wanken, und Pf. 65. uuaga, die Bewegung.
Royſes war noch fo munter vor feinem Ende, daß ihm
mödie Zähne nicht wanften, uuagotun, gl. Monfee.
Pı 323. Granatblumen fterfen die wagenden Zen,
; in Schönfpergersd Kraͤuterb. 1496.
bainſchroͤtia. ©. Bein—. j
Baiffelheeres in Salzburg, und in den Gegen:
ken unſeres Gebirges, ein Nahmen des Gauerbornd,
ris vulgaris, Lin. Ynf dem lachen Lande werden
Dassea
‚diefe Beere Zitzerl und Weinfchärling genennet. Weg:
dem fcharfen und ſauern Gefhmad von beiffen, bizze
bitan: wovon auch bitter, goth. baitrs, abſtamm
Fuͤr beitzen, in Deftere. baigen, etwas von Eifig dur«
> offen, wird in Galzburg bey dem Volke haiffı
eſagt.
Balbuſar, falco haliztus, ©. Fiſchgeye
die Balſe, oder mehr nach der Ausſprache Ba
Benz; ein Rahmen verfchiedener Münzen, die einen ſta
fen balfamifchen Geruch haben: als die Bachbalfı
Bahmünze, mentha aquatica, die braune Balfı
oder Brauumünze, mentha Sativa. Es ift einerle
Mort mit Balſam, arabifch und gothiſch ballan. Zu
bernämontan hat die Blätter folher Münzen Balfan
blätter genennet. Die Gärtner nennen eine gewiſſe au⸗
laͤndiſche Blume, mit einer ſtark riechenden rothen BE
the, monarda didyma Liu, fpanifche Balfe, fpı
nifhe Meliffe, Drachenkopf.
ber Balzer ; ein Hlatterhafter, ausgelaffener Menſch
So wird bisweilen zu Rindern, welche im Zimmer nich
ruhen wollen, im Scherze oder Meinen Unwillen gefag:
ihr Balzer dort, wollet ihr nicht Friede geben‘
du’ Balzer, du! Ins befondere wird dieſes Wort var
einer Tiederlihen Weiböperfon gebrauht: z. B. da
Menſch ift ein Balzer, meretrix. Es geböret zu dem
tal. balzare, griech. AaAıgev, büpfen, herum fpein
gen, imgleichen walzen, fih herum draͤhen.
dee Bams, in der Verkleinerung das Bäntfel:
ein Kind, Doch nur im verächtlichen Verſtand, oder in
Unwillen: 3. B. fo kann der Bams ba, nie ruhig ſeyn
immer muß die Mutter ihren Bamſen bey fih haben
das Menſch hat einen Bamſen endlich erfragt, d. i. auf
fer der Ehe ein Kind bekommen.
Ital. bambino, ein kleines Kind; bambola
einfaͤltiges Mädchen ; bambo , ein findifcher Geck
bamboleggiare, Kinberpoffen treiben. Daher aud hie
— —
— —
45
Rauperletſch, ein plumpes Kind. Im lateiniſchen iſt
bambalio, ein Stammler, auch ein ſolcher, der ſeine
Reden nicht geſchickt vorzutragen weiß. Griech. Pauamay
ih Rommie , kaun nicht ordentlich reden. Ob das alt
beittiſche baban, Eng. babe, Syriſch babion, Kind,
Gabe, zu den: vorigen gehöre, weiß ich nicht. Indeſ⸗
fen kaun es von gleicher Bedentung fern. Denn ba,
baba, griech. BæPa, ift der erfte Laut, den ſowohl
Kinder, als ein Papagey, am leichteften lernen. Das
der bey Friſch und Adelung babbeln, papeın, in
Heſterr. daverln, lallen, plaudern; Engl. to babble,
ftanz. babiller, griech. Axßaden. Das Kind kann noch
sit reden; tal. il bambino non dice ancora pappa.
das Bams; ober das Küß; bey den Gattlern die
wit Haaren andgefüllte Leinmat, inwendig in dem Kum⸗
met der Nferde. Die Arbeit ſelbſt Heißt ausbamſen,
auskuſſen, ober ansfchoppen, ansfüttern. Bey Frifch
N) Adelung iſt der Bams, Baͤms, Boms N ein
arsgeſtopfter Sig, oder das ranhe Fell auf einem Sat⸗
kl. Mit vielen Kleidern im Winter angebämfet,
engemamfet,, gleichſam ausgeſchoppet ſeyn. Griech.
v9: „ angeſchwollene Haut; Engl. bombaſt, Schwulſt,
had trabende Schreibart. Wegen der vollen und baͤu⸗
digen Figur, fcheinen diefe Wörter mit Wamme, Wam-
xe, eined und Deöfelben Urfprunges zu ſeyn (ſ. Wam⸗
m
).
die Bann—tädung, eigentlih das Taiding;
me Anfammenberufung der Unterthbanen, um öffentli-
den Gefene vorzulefen, oder GSteeitigfeiten auszuglei⸗
den. Dies geſchah fonfe jährlich zu einer gewiſſen Zeit,
ais etwa zu Heil. 3 Königen, oder zu Pfingften: allein
es iſt größten Theils auffer Mode gekommen. Etwas
aderes war das Vogt — taiding, placitum advoca-
ti: wo Die Kirchenvogte in Streitigkeiten, welche die
Gerechtſame ber Kirche betrafen, einen Gerichtötag hiek:
kn. Das Land— taiding, wenn in Gegenwart des
vuncla ch
von ben
I
Landesfürften, aber feines Gtaathalters, die Klage
im Rande angehöret,, und dad fehlerhafte verbeffere wo:
de, Das Hoftaiding, Hofgericht. Ä
Das Wort ift zufammen gefeget von Bann, Bob
Gerichtöbarkeit; Tag; Engl. day; und dingen, fepl
ſetzen, beftimmen. Es heißt alfo fo viel, ald eine ge
richtliche zagfagung, welche Bedeutung auch das frau
ajourner hat. Bey dem Otfried iſt dagadıng, Der al
gemeine Gerichtstag am Ende der Welt, Lib. V. c. 19
In der Mondfeeifchen Stoffe, p. 327. uper daz taga
dinch; extra placitum, quod ei confliituerat rex, II
Reg. c. 20. tiber jene feftgefeste Zeit, in welcher de
Gefandte zurüdt erwartet wurde. Notker bat Pf. 147
jene beftimmte Zeit von 70 Jahren, nach welchen bi
Israeliten wieder aus der Gefangenfchaft eridfet werde:
ſollten, gleichfal8 tagedinge genennet. Jemanden fur
tedingen, heißt im Sachſen fpiegel, ihn vor Geridi
enfen: umd bey dem Horneck, mit dem Feind tandin:
gen, mit ihm kapituliren.
bänfchen 5 in der Kinderſprache, fchlagen, pe:
geln, 3.3. ich will dich banſchen. Es ift einerley Wort
mit batten, bafchen, batfhen, Engl. to baft, Ital.
baftonare,, bafloneggiare (f. Bagen). Friſch ſchreibt
in der nämlichen Bedentung banzen, ein Kind fchlagen;
leitet aber diefed Wort her von Wanſt. Allein ganz et»
was anderes ift panfchen, viel effen, fich die Pätfche
füllen, Ital. panciare: von pancia, feanz. la pance,
der Wanft. Go wie ferner auch panſchen, ponfchen,
auf eine ungeſchickte oder unreinliche Weife verichiebene®
unter einander mifchen,, beſonders im Getränke, ober
in Speifen, einen Panfch anmachen. Einige Schrift⸗
fteller nennen es manfchen, planſchen. Vieleeicht if
die Endſylbe —fchen, ein Intenfivum, nad das eins
fache Zeitwort , bunen, in Scherzii gloflario boenen,
buienen , eintunfen, befeuchten, befubeln? Ob das
Englifche Getraͤnk punch , der Ponſch, welches aus vie⸗
Mr un I Pa SO VL ehe
dk u la en an 5 ange gang
um Mila, Lem), Fre, = — |
fen Ingredienzien befteht,, eben daher feinen Nahen
Babe, wer ich neh weniger.
das Bant; in der niedeigften Sprechart, etwas
Geberliche® , unnutzes. So wird bisweilen ;u einen:
Menſchen geſagt, der feine Pflichten nicht achtet, und
sar dem Gpielen oder Saufen nachgeht, du bift ein
rechtes Bant, liederliches Bant. Tine faule, oder
ehrvergeſſene Weiböperfon: auch eine Kuh, Die immer
galt geht, und nicht anfuchmen win, heiffen Panter.
Don Bann, bannen, Ital. bando, bandire: fo fern
etwas dadurch angedeutet wird, das von der übrigen
Geſellſchaft ausgefchloffen, oder verbannet zu werden
verdienet. in Bandit, bandito, iſt eigentlich ein -
aud dem Lande verwiefener Menfch; wird aber insge-
mein, weil dergleichen Leute zu rauben anfiengen, für
einen Räuber, ober Mörder genommen. Ein Band,
Bundband zum Nahmenstag, f. binden:
bar; bloß, fihtbar. Daher barfuß, Hollaͤnd.
| barvoets, Eugl. barefoot, Schwed. barfotad. Bar:
haͤupig, mit entblößtem Haupte. Bares Geld, bar
auszahlen: und in den Kanzleyen die Barſchaft,
| Narkhaft, vorfindliches Geld; im Gegenſatz der fo
cgenmuten Fahrnlıffe, oder Hausmobilien, wo das
Be ſich och nicht zeiget, fondern erft daraus geldfet
werden muß, oder in dem inmerlichen Werthe verbors
gen if. Fu dee Mondfeeifchen Gloſſe p. 358. paren,
mudis: p. 378. giparota, detecti. Motfer Pf. 68.
Sine uunda irbaren , feine Wunde entbeden. Der
Mimiefänger, Johan von Brabant fagt, tuont mich
' Sorgen bar, machen mich forgenlos: und der Wins:
| Iede, ein herz tugenden bar. Horneck, c. ı1. das
Reich war Herren par, obne Herren. Schon im
Hebr. Heißt para, hat entbiäffet: womit auch das Tat.
parere, ad-parere Überein fommt. G. apern.
die Baͤrbe, verklein. das Bärbel; Flußbarbe,
eyprinus barbus, Lin. Ein bekannter Weißfiſch mir
un
PR
vr
PP Wu Zur Dr zus
33 en ——
Vier Bartfäden, tal. barbo, barbolo, franz. bar
beau, Engl. barble. Die Meerbarbe, oder Schmeer
butte, mullus barbatus, Lin. Bisweilen ſagen unſert
Fiſcher auch, der Barınz böhmiſch Parma.
der Barchet , oder Bardent; ein aus Leinfaͤden
und eingetragener Baumwolle gewebter Zeug, welcher
auf der aufleren Geite rauch if. Wenn es doch wirt
Lich der nämliche Zeug iſt, weichen die Italiäner , Frans
zofen und Engländer fuflagnio , pa fuſtian senuen;
ſo kann der Grund dieſes ortes wohl nicht in einem von
dieſen Ländern zu fuchen feyn. Vielmehr macht hier das
Rauche deu Hauptbegriff aus: fo daß Barchet, gleich
wie Bart, barba, etwas empor ftehendes andeutet,
von baren, baren, fich erheben (ſ. bärzen). Bey den
Croaten ift barshuna, Ungar. barsoni , der Sammet.
Mi. Ignaz Schmidt , hat in der Gefchichte der Deuts
(hen, T. III. p. 109. Ulm 1779. das lat. barraca-
nus, unrichtig duch Barchend überfeget: Es ift der
Berkan.
N Baͤrlapp; Iycopodium clavatum. ©. Krau⸗
— Barn; 1. eine Futterkrippe für das Vieh.
Ein Pferd, welches kroͤpfet, wird daher ein Varuſetzer,
Barngroͤlzer genennet. In dem alten Woͤrterbuche vom
I. 1482. welches Friſch anführet, iſt Barn, Parn,
ein Backtrog. Die Aushoͤhlung und Vertiefung macht
ohne Zweifel den Grund dieſer Benenmung aus. Hebr.
baar, geaben: und bor, Isläud. bora, eine Grube,
ein Lo; unfer bohren, Niederf. baren, Spaniſch
barrenar, find die Urguelle bes Wortes.
2. Barn, iſt ferner der leere Einfang zu beyden
Seiten der Zenne , wohin das Stroh, oder die Gars
ben’ geleget werden. Franz. barreau de grange, Engl.
barn, angelf. bern, goth. banfta, dieBanfe, der Taf.
In Deftere. wird ftatt deſſen auch die Defe gefagt. Ent:
weder wegen dem Bohlen Raum , aus ber nämlichen
—— * 3 S s 59
Onehe, wie das vorige Wort: oder von baren, empor
heben (ſ. barzen), indem das Stroh, und die Garben
Dort anfgetaffet,, und erhöhet werden. | |
der Bars; ein Fiſch, perea. ©; Perfhling ,
we Schrã
> ‚ g ⸗
das Bartel, oder Barterl; zu Wien, md in 2c
menden auderen Städten, ein Geifertuch der Kinders ., a.
wefhr mau aber anf dem Lande das Pegel, Hängerl „s,..Ar
Gapinet, zu ſprechen pflegt. So wie Shläffelhart,& ,,, A
ma Vart, barba: weil dieſes Tuch ben Kindern, gleih gr ),X.4
einem Bert, von Rinne herunter hangt.
des Barter, ober Borter, Porter; bey dem ges
memen Volke, das jenige, was mit dem Befen im Zim⸗
mer auögefehret wird ; der Mift, das Kehrig, das Fe⸗
gr (ſ. Geſicket). Es ift ein verwandtes Wort mit
Birde, Schwed. börda, griech. gooros, fein; far-
deau: and zeigt etwas an, welches getragen‘, ausgetra⸗
ver wird. In Niederſachſen find die Uttrakels, das
Aritchrig gleichfam das Ausgetrage. Don dein goth.
iran, angelf. baeran, griech, gsoen, tragen; in
— „wie Wachter anmerket, borden, lat. por-
der Bartgeyer; falco barbatus. S. Gäms⸗
sn
der Bartwiſch; Borſtenwiſch, ein kurzer Kehe:
niſh, deſſen rauhe Geſtalt einem Bart ähnlich ift. Ei⸗
ix andere Art mit einer laugen Stange, um in ber Hö-
he den Staub abzufchren, heißt der Porwifch; von
! per, empor ' had.
bargen;, ben gedrückten Körper auszudehnen fu:
dr. B. fih barzen durch eine gedrängte Menge;
— Barzen durchkommen. In einem Volkslied
ee: A
| d Hoſen habut fünft plodern muͤſſen,
Testen liegents an,
60
Daß ein Floh kaum ohne barzen
Athen fchöpfen kann. |
Figüͤrlich, fich barzen, fi beüften, groß machen
Won dem alten baren, bairen, beren, bören, bureg
heben, erheben. Hievon ift die Bärme, oder Germ
Geſcht; Niederf. Börbom, Hebebaum , ufbörem
aufheben ; in der Mondfeeifchen Gloſſe p. 321. et 360
. Sih puren, fi heben, davon gehen; bey dem Potter
in Cantic. Zacharie, Sih in hohi buren, fi erhi
ben; bor, empor, hoch. SG. Friſch, v. bären.
bas; in der Sprache des Poͤbels, mehr, befler
4. B. bas ſchreyen; bad füri gehn, d. i. weiter hinfür
der iüngfte Sohn ift der aller — baſere, nämlich de
bravſte, am meiften wohl gewachſen. Otfried lib. II]
c. 25. baz ift, thaz ein man bi unfih fierbe , es if
beffer, daß ein Menfch für und fterbe: und lib. IL. c
3. thaz thu iz baz unizzifi , Damit du e8 beffer wiſſeſt
Der königliche Hofheer zu Kapharnaum forfchte nach dei
Zeit, in der ed mit feinem Sohn beffer geworben war
‚ in thero imo bazeta. Tatian. c. 55.
Wachter Hat diefed Mort, welches in bad gramı
Alterthum fich verfliehret, ſehr wohl erläutert. Dat
bas, bat, nit nur beffer, fondern plattweg auch gut
nüslich , bedeutet habe, erhellet aus dem noch jetzt ge:
braͤuchlichen unpaß, unpäßlich, nicht gut, kraͤnklich.
Hievon ift das goth. batizo, beſſer, und batifis, dei
befte. In einigen oberbeutfchen Drten ſowohl, als im
Niederdeutſchland ift, batten, baten, helfen, Put:
zen bringen: 3. B. es battet nicht, nutzet nicht, ſchlaͤgt
nicht gut an. Hollaͤnd. wat mag hem dat baten,
was wird ihm das nupen? batzuchtig zyn, gewinw
ſuͤchtig ſeyn. Altbeittifch, bey dem Borborn budd,
Nutzen, Gewinn. Hebr. baza, hat Gewinn gemacht,
beza, der Gewinn. |
die Baſe; eigentlich des Vaters Schweſter, ami-
ta. In der Mondfeeifhen Gloſſe p. 328. - der
01
61
Glofe ded Martin Gerbert, p. ı8. pafa, amita: der
Mutter Schweiter hingegen, matertera „_ muoma.
Wit der Zeit iſt Dad namlihe Wort auch auf die Schwe⸗
Ber dee Mutter, und endlich auf weiter auverwandte
Perionen,, ansgedehnet worden. Man höret ed in Sal;z⸗
berg, Baiern, Schweig 18. allein in Defterr. heißt alles
Kam, Miuam,
Für Bafe, wie Friſch bemerket, ift auch Baͤſe,
Waſe, Waͤſche, Weſeke, geſchrieben worden. Bey
vn Holländern iſt bas, baas, ein Meiſter, Haus⸗
herr: und bafın, baeline, die Meiſterin, Hausfrau,
m bisweilen auch eine geliebte, eine Gebietherin, franz.
maitrefie. Baſe alfo zeigt die naͤchſte und angeſehen⸗
ft Perfon an, weiche die Stelle des Herren im Hauſe
zu vertzetten pflegt, nämlich deſſen Schwefter ſowohl,
als die CHefrau. Jenes Ba: aber feheinet feinen Ur:
fpeung zu haben Yon den altbrittifchen und Armorifchen
was, gwas, ein Mann: wovon auch baſſus, vafallus,
ber geleitet werd. S. Wachter, v. valallus, et ge- .
ſus. Wie von Meifter, Meifterin; oder von hetus;
dominus; hera, domina; fg ıft von Bas, auch Ba⸗
Fu, Baſa, Baſe. Borhorn in Originib gallic. p.
87. glaubt, daß auch Balla, ein türkischer Befehlsha⸗
ber, hieher gehöre.
haiein, befein. Es fommen bier dreyerley Aus:
Iröde, unter ähnlichem Klage vor, Die aber genan Aus
einander geſetzet zu werben verdienen. 1. pufeln, herum
teeppeln (trippeln), wie ed alte Leute thun, die noch
arbeiten , und gefchäftig fenn wollen. Von Kindern,
‚ Aenten, ꝛc. wenn fie herum wallen, wir!
öfter duſeln gefagt. Ein Menfch, weicher im Haufe
zur getrauchet wird, um allerien vorfallende Arbeiten
zu thun, wird daher ein Haue paſel genemet. Dieſes
Vort, welches eine verkleinernde Forme hat, gehoͤret
vhne Zweifel zu Pfad, bey dem Dtfeied : ad; Niederl.
padden, pedden, ſchreiten, tretten; ges. ru Padco;
Erſter Tpeik. F
ENG GE ——
„a.
fg gepe Badixo, ich gehe oft Hin und her; Hebr.pala
'&
v
LSA Epsl. bu
— und wichtigen Geſchäften geſagt; ſcheine
ER
55
inceſſit, — a, paſſus, greſſus. Das Holländ. bezig
Y, geſchaͤftig, arbeitſam; wird zwar auch voı
dennoch hieher zu gehören, indem arbeitſame Leut
wenig ruhen koͤnnen. An die Studierſtuben, und Kanz
leyen, wo man bey vieler Arbeit nur immer ſitzet, müfs
fen freylich die alten Voͤlker bey dieſem Worte nicht ge
dacht haben.
2. eine Beſel — arbeit; Feine, unbedeutende An
beit, die im Haufe gefchiebt. Adelung nennet es paͤſ⸗
fen. Es kann ſeyn, daß es von dem vorigen paſeln
'entftanden ift, und eine Arbeit anzeiget, dergleichen
nur ein folder Hauspaſel zu verrichten pflegt. Allein
ich glaube, dag man eigentlih Boͤſelarbeit ſchreiben
fol. Denn in der Ausſprache lautet es, wie bos, ſchön,
gewöhnen, ꝛc. nämlich mit einem offenen und langen
e. Bey dem Noctker ift Pf. 23. pofo, ſchwach, von
einem geringen Anfehen, infirmus: und Pf. 77. bos-
heit, posheit, Eitelfeit, unndged® Weſen, vanitas.
Bey dem Otfried lib. IV. c.28.bofen, nähen, fliden:
und in Scherzü gloflario, boes, ſchlecht, zerriffen,
mangelhaft: als 3. B. böfe Kleider, ein alt und böſes
Schiff. Bey dem Horned, c. 187. fich höfern, kraͤu⸗
ter werden, ober, wie wir zu fprechen pflegen, immer
fchlechtee werden. Hiemit kommt dad im Lateinifchen
veraltete peus überein, 688, ſchlecht: wovon peiur,
pellimus, |
3. paſeln, ſchnitzeln, ſchneiden. Es wirb von
folchen Leuten gefagt, die mancherley kuͤnſtliche Arbeis
ten ausüben, ohne zu einem ordentlichen Handwerk zu
gehören: z. B. er ift ein Päsler, kann ein wenig pas
fein. Ju dem alten Wörterb. 1482. welches Friſch
anführet, it Basler —meſſer, und in Scherzii glof-
far. befeler, bafliara , bafelard,, bafillard,, ein Schneib:
meſſer, oder Seitenmeſſer, um fih gegen andere zu
men. Als Stammenwort, , fehe ih das Hebr. pafat
ou, welches bobeln , ſchnitzen bedeutet, lat. dolavit,
fulpfit; pefel, eine gefchnigte Arbeit, Tculptile.
die ate; convolvulus batatus, Lin. Eine
St — aus "Hftindien (ſ. Erdapfel):
das Bätz; ein dicker Saft von einem zerdrůckten
Keper: z. B. eine weiche Bien zu einem Bag zufam⸗
wen druͤden; daß das Bas ausfpräget; batzwaich fen.
Soc, jewer Saft, welcher aus mancherley Früchten durch
ein Tuch gepreſſet wird, heißt wisweilen ein Batz.
Das Wort faeiat uͤberhaupt etwas anzudeuten,
nelches zerdruͤcket, oder durchgepreffet worden, oder
har ſolches drůcken und Preſſen entſtanden ift: und
gehöre dermuthlich zu paſſen, tal. pallare, durchs
when, duchftoffen (ſ. Adelung v. Paß, paſſig). Das
at. pati, paflus, leiden, ſcheint in der wirkenden Be⸗
— gleichfalls druůcken, preſſen/ bedeutet zu haben.
der Batzen; 1. ein Schlag. Co heißt ein Schnel⸗
fer mit dem Mittekfiuger auf das Hirn, ein Hirnbate
in, oder das Hirnbägel. Die Schulmeifter hatten
im einigem Jahren noch ein Batzenferl, namlich ein
Agtaͤchſeltes lauges Hol; mit einer Platte, um den Kin⸗
dern auf die flache Hand einen Batzen zu geben. In
der Windiſchen Sprache iſt pazel, ein Prügel. Von
hatten, fratz. battre, Celtiſch oder altbrittiſch baeddu,
axgelſ. heotan, beatan, fat. batuere, ſchlagen. (S
benſchen).
02 eine Muͤnze von 4 Kreugern, davon 16 einen de: AV
Gulden machen. Man glaubt, daß diefe Münze zu erſt —
ia dem Canton Bern geſchlagen worden iſt: deſſen Wap⸗ Ayo
' pa lie Baͤtz, oder Ber, urfus ift. Bey dem Hor⸗ von’ ——
ndc. 9. etc. 351. fonmms ein Perner vor, als eine 0,
geniffe geringe Münze, die von bem Gold and Silber ren =
usterfchieden wird. Allein hier kann vom jener Schweit⸗
wrtadt die Rede nicht ſeyn, indem ihre Bagen eines
viel ſpaͤteren Urſprunges find. Aus ar u
Aachen Lip
|
|
64
Gloſſario des Hieron. Pez erhellet, daß durch Pahr
Pern, Dietrichsbern, die Stadt Verona in Itali
verſtanden wurde. Friſch und Adelung leiten das Vo
Basen lieber von dem tal. pezzo, franz. piece, €
Stück, Geldſtück her. Aber da die Italiäner ein
deutſchen Basen felbft bazza nennen, fo müͤſſen fie Di
es Wort vielmehr von ben Dentfihen, nicht wir Ya
hnen, entiehnet Haben. Sollte e8 fich erweifen laſſe
daß Vasen, ald eine Münze, fchon in älteren Zeiter
und noch vor dem Schweigerbund , befannt gewefen fe
ſo bärften wir bey der Ableitung dieſes Wortid, na
Wachters Urtheil, auf Bas vorige batfen denfen, aan
ch fchlagen: oder an das altbrittifche bach, welche
bey dem Borhorn überhaupt eine Mänze heißt; Hebt
ath, ein Stück, Meiner Theil, bezer, Gold, 2
Menetianifchen Staate ift bezo, eine Meine Muͤ
ge, ein Helles: und dabey die Medensart gebräuchlich
ha bezi, hat Basen, bat Gelb.
3. ein unföemlicher Theil eines weichen Koͤrpers
z. B. Kotrbagen, Laimbagen. Um Wien werde
Heine Haͤuſer, die nur aus Leimen zufammen gebatze
find , Basenhäufel genennet. Mit einer Speife 1m
bätzen; felbe auf eine ungeſchickte, oder unreinfid
Weife betaften. An derfelben umbäseln, umbiſſeln
ſehr Beine Theile davon machen. Etwas verdicktes
und zuſammen klebendes, heißfbasig: 3. B. die Haar
find baget vom Blute, das aus der Wunde floß. Ei
geboͤret num dieſes Wort, wie mir fcheint, zu dem Ital
pafla, franz. la pate, Hebr. bazek, der Teig: griech
ZNCCEIV, TyTTEr, verdiden.
4. ein Meines Städ, welches aber bach in feine
Urt groß tft. So heiffen die Agres, ober Gtadket
beere , an einigen Orten Aiter—baken: weil fie rund,
und gelb find, wie Eiter. Don ungewöhnlich groffen
Pflaumen, wie auch von Thalern, groffen Ducaten, ıc.
fagt man bisweilen, das find Batzen! Da man folk
65
Dinge auch Fetzen, nämlich grofle Staͤcke, zu nennen
nüest, fo ſcheint Basen in dieſer Bedeutung, einen ges
nuniemen Urfprung zu haben mit dem n. 2. augefuͤhr⸗
ta Ital. pezzo, Hebr. path, ein Gtäd, fruftum;
eu bezo, ein Denetianifcher Heller , ein kleines Stüd,
Es fann aber auch zu Basen, n. 3. gehören: nicht we:
gen kleben, oder kleiſtern, ſondern fo fern der Begriff _
von sehen, fich erheben, fih erweitern, eintritt. Gebr.
bazek, dee Zeig, bazak, ift angefchwollen, in die
Heͤhe gesungen , lat. intumuit. Hieraus läßt fich die
in Oeftere., Oberſchwaben, Pfalz, Henneberg ꝛc. üb:
bie Redensart erfiären, fich bazig machen, naͤmlich
muſiz, ſtolz ſeyn. Welches wie auch gichäftig, pfänts
v. uenuen. Dodänd. bats, batsclig, ſtolz, teosig;
dat is een batze vent, das iſt ein ſtolzer Burſch.
Nelang ſchreibt pasig.
gt manfig, ſtolz. G. Basın, n. 4.
der Pauchflef , oder das Bauchfleifch; das
Minue Fleiſch am Bauche eines Rindes, wo die Nippen
Ö Ben Kälbern, Schweinen, Laͤmmern, wieb
ei genoͤhalich das Wãmmel genennet.
das Rauchweh—frauts in den Gegenden um.
feed Gebirges ein Nahmen der Schafgarbe, achillea
milefolium, Lin. weil diefed Kraut, weiches zuſam⸗
wen jehet, und die Schärfe mildert, unter das Tranuk
Obgefotten wird, wenn das Dich den Bauchweh bat,
unlih den Durchfall, Banchfinß. Auch für Menſchen
wich ed in dee Nuhr angeruͤhmet. Den Bauchweh ha⸗
Ita, heißt in Defterr. das, was man in Sachſen bie
dunne Kacke neunet. Ein Menſch, dem es entweder
a Herzhaftigkeit, ober am geboͤriger Leibeskraft ge:
hit, wird oft ſelbſt ein Bauchweh genennet, nämlich
‚ unteäftig: ober, mach einen poͤbelhaften Ausbruck,
t eines weichen Afters.
dee Baumfalk, falco Subbuteo. G. Lerhenfalt.
66. —
dee Baumhaäckel; Baumhacker, picus maior
Lin. Ein Vogel, welcher am Ruͤcken ſchwarz mit ve:
mifchten weiten Flecken, am Genidte aber, und untı
Dem Bauche roth ift: und an den Baumrinden,, worit
nen er feine Nahrung fucht, Iaut zu picken pflegt. CE
Holzdraul). Es werden aber gemeiniglich drey Arte
der Baumhader bemerket. In diefem Galle ift de
Gruͤnſpecht, picus viridis, welcher auch Goißvbog
heißt, der groſſe Baumhacker. Der erſt beſchrieber
Specht, picus maior, der mittere Baumhacker: un
das Vaumlauferl, nder der Harlekinsſpecht, picus m
nor, mit ſchwarzen, dabey aber weiß geſprenkelten Fli
geln, und einem rothen Wirbel am Kopfe, der kleit
Baumhacker. Der ſchwarze Baumhacker, oder bi
Hohlkraͤhe, picus martius, iſt hier unter dem Nal
men Holzhahn bekannt. |
Baum —Inſect. Bey dieſem Worte werben hie
nur folche angemerfet,, die am meißten. entweder bi
kannt, oder ſchaͤdlich find. Als 1. die farven des Gofl
afters, phalsena ehryforrhaa , Lin. welche nur indg
mein die Wuͤrme heiſſen, und die Obftbäume ſowohl
als die Eichen verderben (ſ. Beinfalter). Einige Lent
nennen fie Beutelwurme: weil fie in den Baumblaͤt
tern, wie in einem Veutel, beyfammen fieden. =. di
Baummanzen, cimices (f. Kachel). 3. Die Borken
kaͤſer, durch deren fchäbliche Wirkung das Hol; in bei
Wäldern ablaufen fol (ſ. Bortenkäfer).
dad Baumlauferlz und zwar ı. das gröffer
Baumlauferl, oder ber Heine Baumbacel, picus mi
nor (f. Baumhackel). a. das gemeine, ober Fein
Baumlauferl, certhia familiaris, Lin. ein kleiner, um
ten weiſſer, am Oberleibe gram gefchedkter Vogel, wel
cher ungemein gefihwind an ben Bäumen auf und ab fan
fet, und mit den Waldmaiſen in groffee Vertraulichkei
Seht. Er ‚Heißt ſouſt Grauſpecht, Baumklette, griech
Kepöın, Jic.. rampichino, franz. grimpereau, Engl
| N DENE Same '67
: aeeper, Schwed. krypare. Bey einigen Schriftſtel⸗
| fern kommt dieſer Vogel unter dem Nahmen Baum
gtille, Hirngrille vor; doch hier wird bey diefem lee
ta Berte, fringilla Serinus verftanden.
das Baumfchwälber! 5; mufcicapa atricapilla.
©. Neer — ſchwarzplãttel. | F
| dad Baͤuſchel; das Eingeweide des Aberleibes,
abmlih Die unter der Kehle an einander hangenden Theis
le: aldunge, Leber, Milz, Herz; fonft Das Gelänge,
Geihlinge, Gehaͤng, Gebuͤndel, lat, exta, tal. co-
. da, coratella, franz. la freflure. Das Bäufchelder
Shlahtthiere wird zuſammen gefchnitten,, und in einer
geſanerten Rindfuppe gekochet: welche Speiſe alddann
das Geichnaitel, in Salzburg aber das Luͤngerl, ge:
wrennet wied. Wenn diefe Theile klein gehacket, und
in Butter gebünftet worden, fo beißt es ein Lungen⸗
mus, in Salzb. der Lungenichmarn. Aus dem Ro:
gen und der Leber eines Karpfen, wird bie fo genannte
Baͤuichelſuype gemacht. Von einen Tungenfüchtigen
Rufen beit es bey dem Volke: es fehlet ihm am
Stöbs an dem Gerebe. Oder wenn ee gefchwinber,
man glaubte, verftorben iſt, es iſt ihm das Baͤu⸗
ſhel hinab gefalten.
Banſchen, Bäufchel, zeigt weiche Theile an, bie
+4 im dem Koͤrper fact zuſammen ſchmiegen Cf. bau⸗
bauſchen; zufammen rollen , auf eine gefinde Wei⸗
ſe hiegen, bäͤuchig machen, z. B. der Salat läßt ſich
hauſchen, wenn er geeflen wird. Stroh, oder Heu
bauichen, felbes über einander rollen: einen Vaufchen
machen, d. i. eine tugelfdrmige Maſſe. Dage-
Ben wich bey dem Ausdruck, ein Büchel Heu, Stroh,
gemeiniglich ein Bindel verftanden , welches mit beyden
Duden laͤnglicht zuſammen gebrhdkt if. Das Kleid
fich, macht eiwen Baufchen, d. i. einen Bes
sn, Bufen, Sinum. Etwas unter bem Kleide vers
68
baufchen, verſtecken, vechergen, einwideln. Yıglır
ih, feinen Gegner bauſchen, im Ningen überwiu
ben, nder im Reden zum Stillſchweigen bringen,
Es ift, fo wieBug, Bügel, Bogen, Bau; von
biegen, beugen, Engl. te bow, entftanden, Die End
ſylbe —ſchen, ift nicht immer ein Intenfivum , fonder:
wie Adelung bemerket, oft auch ein inchoativum, oder
dienet bloß, um aus Stammenmwörteen neue Wörter
mit veräudertem Begriffe zu bilden. Ben den Alten ifl
halspoug, halspauch,, eine Foftbare Halskette, Tat.
torques: welches abermal etwas gebogenes anzeiget,
von torquere, winden, biegen, nämlich mad um Deu
Hals gewunden wird. (S. Bufen).
bie Bautze; im Scherze, eine Heine Perfon, 5.
B. eine‘ ſolche Bautzen, wie ba bift, muß fi mit mie
nicht meſſen. Es ſcheint eine Anſpielung zu ſeyn auf
ein Schoßhuͤndchen, welches gern häffzet, bellet. Lat.
baubare, griech. Bavcsıv „ belleu. Allein es ift viel⸗
mehr eben das, was hier auch eine Buetzen, in Schwaz
ben ein Butzen — Nickel, in der Graffhaft Henneberg
Butz —Igel genenuet wird, nämlich eine kleine Per⸗
fon , kurzes Ding; von butt, kurz, ſtumpf (ſ. Boting,
Büttling, Butterhenn). Franzöſiſch un bout d’hom-
me, ein Meiner Knürbs, un bout de chandele, ein
Stuͤmpchen Liht. Etwas anderes hingegen ift das Mie⸗
derſaͤchſiſhe Bumann, in Baiern, Vorarlberg, und
ber Schweitz Butzmann, ein Popanz, Schreckeumann:
welches zu dem Celtiſchen bw, bwbach, ein Schreck⸗
bild gehoͤrt Ch, Wauwau). Bey Wachter und Friſch,
iſt Butz, eine Larve, in den Longobardiſchen Geſetzen
wala-pauz, eine fremde, eder ſchalkhafte Verkleidung:
welches fle aber von putzesy, ornare, her geleitet haben
(ſ. Busmann).
das Beer, in plur. die Beere; hochd. bie Beere,
In plus, Die Beeren; übesbaupt eine Frucht der Felder
Banme, Geſtraͤuche (ſ. Arbeb).
Die niederbeutſche Mundart hat Befe, Fefing,
Selind. bes, bezie. Das Stammemwort ift dad alte
baren, beren, peren, teagen. Nach dem heutigen
Berta eine eifchige Feucht, ohne -
Steinchen, aber anderem Kerngehaͤuſe. In Defterreich
fad folgende Arten befannt. |
Atlesbeer,, die Frucht von cratægus tormi-
nalis,
Attihbeer, Sambucus ebulus.
Baiſſelbeer, Weinſchapling, berberis vulga-
ris.
Brombeer, rubus —7— coſus.
blaue Brombeere, Nebelbeere, rubus cæfius.
Gefrer — beer, viburnum opnlus.
Gimpelbeer, Dintenbeer , liguftrum vulgare.
Bränten, Grändelbeer, Nöfelbeer , Treffen:
bees, vaccinium vitis Ida.
Heidelbeer, Setbeer, Schwarzbeer, vacci-
nium myrtillus. |
greffe Heidelbeer, Rauſchbeer, Nebelbeer,
vaccinium uliginoſum.
Hindbeer, Hinbelbeer, rubus Idæus.
Hohlerbeer, Sambucus nigra.
—— cornus Sanguimea, item, lo-
nicera xyloſteum. |
Kranewet--beer, iuniperus communis.
Krenzbeer , rhamnus catharticus.
Mehlbeer, cratzgus oxyacantha. ;
Mosbeer, vaccinium oXycoccos.
Nebelbeer, rubus cæſius, item,. vaceininm
uliginoſum. — *
Wafferheer, viburnum gan item, vi fan
burnum lantana.
das Beil, acht das — eines nes Gef un) IR
Bapfet wird (f. Beil). LIE
19 öæ
die Bein; Biene, lat. apis, franz. abeille, Eng
bee, angelf.beo, Schwed. hy, Wachter, deſſen Me
nung noch immer viele Wahrfcheinlichfeit behält, Leit
ed ber von dem altdentfihen bua, buan, byan, ba
en: indem die Bienen auf eine wunderbare Weife ih
Zellen zu bauen willen. Aufeine aͤhnliche Urt wied au
das lateinifche Wort von apio, is, ere, griech. zrru
ich Hefte, oder füge zufammen, her geleitet. Ie d
Windifchen Sprache ift buzhela, die Biene: und bu:
kim, id humme, fumfe, mache ein Gefäufel, wom
u‘
je N
ja, Ye,
-’ nn
RX
das Engl. to buzz, lat. butio, is, ire, uͤberein ſtin
met. In Ungarn heißt felbe meh, gried. usAucoa
rs pecchia, die Biene, und peschiare, päden
ecken.
die Beinfaltern; nach anderen der Bienenfal
ters; wäre eigentlich eine gewiſſe graufarbe Urt be
Schmetterlinge, welche die Bienenſtöcke verwüſtet
phalæna mellonella, Lin. allein bier iſt ed ein Nab
men der Schmetterlinge überhaupt. Die Papilionen
werben, wie Adelung ſchreibt, Falter genennet, wei
fie ihre Flügel auf eine ganz geſchickte Art zu falten pfle
gen. In anderen deutfchen Provinzen heiſſen ſie But
terbogel, Butterflieae: weil fie weih und fchmieris
anzufühlen find. Indeſſen glaubt Prof. Blumenbach
daß dieſer Nahmen eigentlih dem Koblweißling zuge
höre, papilio braflice, wegen der gelben Farbe bei
Unterflügel. Sie heiffen auch Molkendiebe, Milch—
Diebe, weil fie dee Milch nachſtellen. Und vieleicht ha
auch das Sat. papilio einen gleichen Urſprung, naͤmlich
von pappa, eine Kinderſpeiſe, und pilare, expilare,
rauben.
Wie den Bienenſtoͤcken, fo find einige den Kobl⸗
kraͤutern nachtheilig , vorzäglich die erft genaunte Art,
apilio braflicz ‚ melde auch unter dem Nahmen Kraut⸗
— bheiſſer bekannt iſt.
AB ı F
Zn
\
In een A|
Andere verderben die Bäume: als der Zickzack,
ober Großkepf phalaena diſpar, der ſich an den Baumes
rinden aufhält, und ſowehl Blüthe, als Blätter zer:
maget. Die Ringel—naditfalter, phalæna neuftria ,
eime ſebr fhädlihe Art, weiche ein gemiſſes Geſpinſt
maht, und die Eyer ringförmig an die Hefte legt. Der
Geldafter , phalæna chryforrhaa, ein Heiner weiſſer
Schmetterliug, mit einem goldgelben After, woraus
mit der Zeit die fo vielen und verhaßten Wuͤrme in den
Bäumen entftehen: die zwar durch das gewöhnliche Ab⸗
würnen vermindert, am geſchwindeſten aber durch die
Raupentödter , oder Schlupfweſpen, ichneumones,
wenn diefe ankommen, vertilget werden. Sehr ſchaͤd⸗
nd iR auch die. geüge Raupe, phalana brumata,
Beingärtling; eine gemeine Art der Aepfel,
ren grůner und vother Farbe, mit vermiſchten hellrothen
Streifen, welche einen ſaueren Geſchmack haben, und
fd lange Zeit aufbewahren laſſen. Wermuthlich hat
der erſte Pllanzer ſelbe in einem Bienengarten gehabt.
das Beinkraut; Bienenkraut, Geißbart, Ie:
hauniäwedel,, Spirsa ulmaria, Lin. Eine Pflanze,
die au Bächen und fumpfigen Orten angeteoffen wird,
wit einem Fangen Stengel , und ſtark riechenden Blaͤt⸗
seen , deren Geruch den Bienen angenehm jift , weßwe⸗
sn auch ihre Köche damit gerieben werden. Sonſt
nich in den Buͤchern, unter dem Nahmen Bienenkraut,
gewmeiniglich die Meliffe verftanden.
beinfchrötig , heißt bey den Wundärsten eine folche
Bunde, wodurch ein Bein bed Körpers geſchroten, und
verienet worden, nud die eben darum auch deſto mehr
zeſährlich iſt. In gemeinen Reden wird eine bedenkliche
Ende, deren Ausgang noch zmenbentig iſt, bainſchroͤ⸗
fir zenennet; ein bainſchroͤtiger Menſch, dem man
siht wohl trauen darf.
72 — ——
die Beinweide, in der Ausſprache Bainweiden,
bainweideres Holz; in der Gegend des Traunfluſſes
"gegen Linz hin, ein Nahmen der Heckenkirſche, Zaum-
fiefhe, Hundskirſche, lo :icera xylofleum, Lin. Dies
fer Strauch bat Fleine rothe Beere, zwey und zwey nes
ben einander. Das Hol; ift hart, beynahe wie Bein,
inwendig aber hohl: weiches theil zu Ladefteden für
das Schußgewehr dienet, theild an die Spindel geſtecket
wird, um Garn oder Mole abzuninden. Deßwegen
heißt es an einigen Orten Spindelholz: obwohl dieſer
Nahmen fonft auch dem Pfaffenfäypel, evonymus
europaus „ beygeleget wird. Mehr aufwärts hinge⸗
gen, und auch im Salzburgifchen, iſt das oben auges
führte Beinbolz, lonicera xylofleum, unter dem Nah⸗
men Hundsbeer—ftaude bekannt. Was wir aber ſonſt
Hundsbeere nennen, cornus Sanguinea, heißt dort
Beinweide. Bey anderen wird endlich andy Die Palm⸗
weide, Salix canrea, welde in Salzburg Wildkatzen
ftaude heißt, Beinweide genennet.
dee Beißker; ein Meiner Fiſch, eobitis follilis.
©. Bißgurn.
beiten; warten, z. B. beitet ein wenig, wir wer⸗
den bald nachtommen ;. ich will dir die Hälfte ber Schub
beiten; er bat mir feinen Heller gebiten; etwas auf bie
Bite kaufen. Dieſes Zeitwort ift bey ben Gothen , Au⸗
gelfachten, Frauken und Alemannen beidan, bidan,
biten, peiten, gefchrieben worden. Es kommt od)
im Schwahenfpiegel und bey dem Horneck vor: und it
alfo erft bey der Umſchmelzung der neuen hochdeutſchen
Mundart, als ein Eigentum des Poͤbels, auf die Seite
gefchaffet worden. Kero fchreibt in der VBorrede: Gott
wartet unfer, peitoot unfih, damit wie uns befehren
follen. Die Worte Chriſti zu feinen Jüngeren am Debf-
berg lauten im Tatian, beit‘t hier, inti uuahhet mit
mir. Bey dem Notker ift Pf. 39. piten, warten: peit,
ih wartete. -
Mer auf etwas wartet, ber hoffet, wünſchet, vers
langet dayjelbe. Friſch hat alfe nicht ganz unwahrſchein⸗
Vch behauptet, dag Leiten, don betben, bitten, ete-
se, im Grunde nicht verfchieden fen: Wo ed aber die
Narh fordert , peitit, beißt es bey Kero, c. 40. und
eben dafelbft : wenn die Dige des Sommers etwaß mehr
zu teinfen erheiſchet, mer peitit Notker Pi. 38. er
peitet fih kehalten, daz unlango uueren mag, Vers
fanget ih das zu behalten, was doch nicht auge wäh⸗
ven mag. In dem Lericon des Pietorius heißt brit:en
verlangen, griech. Todog, der Wunſch, das Verlaugen.
Beil aber doch, wie nicht zu laͤugnen, dieſes ziemlich
gezwungen fcheinet, fo kaun man ed mit Wachter, Von dem
esgelf. bidan, gebidan, Engl. abide, herleiten, wel⸗
8 bleiben, wohnen, an einem Orte ſich aufhalten
heißt. Auch im Altbrittiſchen ift bod, bey dem Ber:
bern die Wohnung , die Bude. Aber der Grund hievon?
Vachter rathet auf pedd, pes: weil die Füffe ſowohl
am Gehen, ald Stehen dienen. Richtiger nimmt man
d33 Hehe. bajith, zufammen gezogen beth an, Hauß,
Vohnung: ald beth—el, das Haus Gotted, beth—
lechem , oder Bethlehem , das Haus des Brods. In
mehreren Morgenländifchen Sprachen ift baitha, baito,
betha, das nämliche (S. Adelung, v. bauen).
ver Belderer; ein ſchon größten Theild verafte
8 Bert, woduech in unſeren Gegenden der Fuchs vers
" Menden wird. Den beidern, beifern, bellen.
beiten, beißt in verfhiedenen Mundarten, einen
lest von Ed; geben, wie Hunde, Füchfe, Hirſchen,
der wie eine Glocke, Schelle. Engl. to bell, röhren,
ih melden, wie ein Hirſch; beil, eine Glode, und
peal, das Gelaͤut der Glocken. Holland beil, eine
Edele, Gloͤckiein, bellen, anlänten, ſchellen. Jener
Seumet, welcher unter der Herde die Glocke trägt,
wied im Niederſachſen Bellhammel genennet. Nach
dem Ausdeack unferes Jäger ballet ein Hund, weun er
duch feinen Laut die Spür eines Wildes berräth; wel;
ches mit dem lat. balare, Engl. to bellow, blöden,
brüllen, übereinfommt. Cs ift dieſes Zeitwort bisweis
len fo abgewandelt worden: ich belle, du billſt, er billt;
und, wie Friſch bemerket: ich boll, beute, habe gepol⸗
len. Notker Pf. a1. ein hunt; der ieo pillet, ber
ſtets bellet. Im Schwabenſpiegel, bey dem Schilter
e. 331. ain hunt, der grozze bilt, der ſtark bellet.
die Benk, oder Bank. Die gemeine, oder lan⸗
ge Benk, welche an der Seitenwand einer Stube be⸗
feſtiget iſt; bie Ofenbenk, die neben dem Ofen ſich be⸗
ge die Fuͤrbenk, eine bewegliche Bank, die vor
den Tiſch geftelfet, und wieder hinweg getzagen werben
kann; die Hainzelbenf, Schnitzbauk.
Ben den Angelſachſen benc, Engl. bench, Is⸗
land: beck. Bon packen, kat. pagere, pangere; griedh.
auyei. fo fern die Bolen (Laden) feſt zuſammen gefuͤ⸗
get find, um einen dauerhaften Sitz abzugeben. Dies
von ift num auch die Sandbenk, Sandbanf, eine Zu⸗
fammenhänfung und Verdickung von Sand oder Erde,
griech. rayos, ein Hügel: .
benlen, fachte fortſchieben. S. böuPn.
Ben—fchlitten. ©; Bent.
dere Der; 1. ein wildes zottigeß Thier, hochd.
Bir, urſus. Bey dem Notker Pf. 46. per, in dem
Rhytmus auf den heiligen Anno c. 13, der wilde be-
ri. So auch in anderen Mundarten: als Dolländ. beer,
Engl. bear, angelf. bera, Schwer. und Islaͤnd. b.oern,
biarn. Da man hiemit immer den Begriff eined wilden
und pumpen Thieres zu Verbinden pflegt, fo bürfte
wohl Diefes Wort von dem Hebr. baar, wild, pfump'
(brutus , bardus) her zu leiten ſeyn; griech. enp, Tat.
fera, ein wildes Ihrer. Um felbes näher zu beftimmen,
und vom andern gefchwinder zu nuterfcheiden, nennen
wir es gemeiniglich Tas—ber, weil er mit aufgebobes
nen Tagen zu gehen, und fich zu wehren pflegt.
Das Sat. urlus, welches mit dem altdeutſchen Ors
ein Pferd, viele Achnfichfeit hat, kaun von ur, aur,
ab, herfiammen: fo wie urhahn, Aurhahn, cin
wider Hahn urochs, Aurochs, ein wilder Ochs (G.
Bedter v. aur) lat. urus. In der altbeittifchen Mund»
art, bey dem Borhorn, ift arth, ein Bär: womit auch
Dad griech. arctos Aberein fommt; und vieleicht hat hie⸗
von dee Nahmen eines berühmten Englifchen Könige fei-
se Urſpenug, Arthur, weiches heiffen kann, ein
Baus wie Bär, deun ur; gwr, heißt en Mann (G.
Bedter h. v.), |
In felto S. Gregerii M., welches bey dem Poöbel
ke Dry Joͤringtag beißt, geht der Ber von Loch:
in Gachſen aber fagt man, wie Adelung bezenget, geht
von Lug. Die Redendart, Jemanden einen Beren
aubinden, beißt bier fo wiel, als ihm eine grobe und
Hampe Lüge glauben machen, die er alsdann wieder
weiter erzäßlen wird. Vermuthlich verftchee man durch
dieſed weydeutige Wortſpiel, einen Rauzen, oder eine
, womit Jemand fortgeſchicket wird; von beren,
‚ tragen, wovon aud die Bahre, und Buͤrde
fammet. Bey bem Beſold, welchen Friſch anführet,
Kit einen Bären anbınden, Schulden maden: viel>
hide alfo fich ſelbſt eine Buͤrde aufladen, die man
wird abtragen koͤnnen, oder am Buckel des jeni⸗
vn, welher Geld ansgelichen hat, die Schuldenlaſt
tulen laſſen wollen.
2. dee Ber; das männliche Geſchlecht bey Schweiz
wann) Katzen. Daher wird ein Katter, insgemein der
Katterber genenuet; Engl. boar-cat, d. i. Berkatz.
Er unh der Sau—ber, Schweinber: es ſey mum-
kemilde Eber, lat. aper, bey dem Notker Pf. 79.
der vide ber, angelf. wilde bar; oder der Haus —
Cr, It. verres, angel. tam bar, der zahme Ber,
w den Eongobardifcher Gefegen. Sono-pair, tin Ber
Ns Game, namlich der Herde.
6 — rn un
Es kommt von bairen, beren, bey dem Notke
Pf. 7. peren, gebären her: fo fern dieſes Zeitwort au
für erzeugen gebraucht worden ift. Bey dem deutſche
Tatian heißt es, c. 5. Abraham gibar Isaken, Isa
gibar Jacoben; Jacob gibar Judam, inti fine bruc
der. Hagen ſchreibt in der Chronik von Defterr. wi
Friſch bemterfet hat: Arfarat geperet Saleg; Chu
geperet ain Riſen, hiezz Nemrot. Uns der Ehre
nit vom Freyburg in Breisgau, führt Schilter folgemd
Worte an: Herzog Fridrich gebar mit feinem Ge
mahbel zween Sune. An dee Armoriſchen Küfte, um
im Herzogthum Wallis, wo die Celtiſche Mundart nor
herrſchet, ift bar, baro, baron, überhaupt ein Mans
und im engeren Verſtande, ein Ehemann; baron «e
femme, Mann und Weib; mon baron, men Mans
. Man ſehe Wachter, und das Gloſſarium don d
Frese. Das Stammenwort ift dad Hebr. bara, afl
beittifch bey dem Borhorn peri, machen, hervor beim
gen, erfchaffen. J
3. dee Ber; eine gewiſſe Form des Netzes, wei
ches die Geſtalt eines Sackes hat, und in feiner Defl
sung an einen hölzernen Reif angeheftet iſt. Deßgfei
chen find der Fifch—ber, der Sturz— ber, und bei
den Jägern der Rebhuͤhner — ber. Von beren, be
ben (©. barzen): fo fern diefe Netze dienen, um Fiſch
oder Voͤgel zu fangen, und auszuheben. Einer Ber Min
neſänger fchreibt P. I. pag. 83. der wilde vifch in den
Bere, der Fifch in dem Bern. Wilde Fifche heile:
ſolche, die int freyen WaTer herum fchrdimmen: zahm
Hingegen, die in einem Zeich oder Behälter eingefchlof
fen find.
die Berchtesgadner — Arbeit, oder Waare; be
ſteht in verſchiedenen ſehr kuͤnſtlich, und um einen gerin
gen Preis verfertigten Spielwerken, Schachteln und Fi
guren: die von dem Landvolke zu Berchtesgaden, nach
vollendeter Arbeit, oder ſonſt in můßigen Stunden mil
Gr 77
einer benundernswlirbigen Gefchidklichfeit und Ordnung
bescheitet,, und in derfihiedene Länder, auch wohl bit
and Amerifa, verführet werben. Aehnliche gefchidte
Irbeiten werden zu Geißlingen, einer Heines Stadt is
Sqwaben gemacht, aber von Bein, nämlich aus Kno⸗
Haven Ochſen, Kuͤhen, ıc. 4, |
Jenes einft reichsfürftliche,, aber feit dem J. 190%
mit Gelzburg vereinigte Cherftift, welches auch Berch⸗
toſde · gaden genennet wird, iſt zu Anfang des XIII.
Ser. den Bering, einem Hetzog von Sulzbach, geſtif⸗
tet worden. Bering, ober Berthold, heißt fo, wie
das alttentfehe bercht, beracht, berühmt, glänzend.
(€. dei, v. beru) |
ir Bergfinf, fringilla montifringilla. &.Nis
amıB. —
Bergforelle, Salmo alpinus. G. Schwarz⸗
renter |
der Bern —dreck; ein dick eingekochter Saft des
Sifholzes, glyzyırhiza, glabra, Lin. welcher wegen
der weichen und ſchwarzen Geftalt, mit dem Dreck eines
Bern, urfus, verglichen Wied. Cr Heißt aud Bern⸗
wit, Bernzucker; fonfe aber Latrinenfaft, Shfholz
faälein. Diefes Holz , welches gemeinigfich nur in Gär⸗
fen zeyflanzet wird, waͤchſt deundch auch wild auf der
Grizje von Mähren ımıb Ungarn; in Dentfchland bey
— mehr aber in Italien, Spanien und Frank:
dee Bervater; in der Sprache des Poͤbels, die
Salt bey Maunsperfonen: fo wie felbe bey dem weib⸗
khen efchlechte die Mutter, Bermutter genennet
wird. Mutter, heißt der hohle Raum in dem Unter:
leibe, worin die Frucht empfangen und getragen wird:
daher and Ver mutter, von beren, tragen. Ein
ained Krant auf den hohen Bebirgen, deren Wurzel
mer die Mutterbeſchwerden dienet, æthusa meum,
En. wird deßwegen Berwurz genennet. Aber Verda⸗
Grßer Theil. &
ser? Weil ſich Bey Männern, wenn fie aͤhnliche Shares
zen im Unterkeibe haben, das Wort Mutter nicht ſchi
det, fs hat man Vater dafür gefogt. In Salzbur
heißt es: es fteigt mir der Vater auf. Bey ben
Kaiferfperg koumt dennoch auch der Ausdruck, Mutter
vor. Sie fprechen, dem Mann thut die WDiurtei
weh; man muß im doch die Ziegelftein woͤrmen, ze
©. Schilters glofl. v. Mutter. Eudli hat ber Ausdruc
Ber, wodurch auch ein wildes Thier verftauden werden
kann, urfus, den Begriff eines grimmigen Thiers ee:
wecket, weiches innerlich wüthet, und grabet. Deßwe
gen find bisher in den Walfahrten verfchiedene Figures
aus Wachs geopfert worden, mit vielen Aermen, obes
Pfoten: damit der Bervater die Leute nicht plagen ſoll
oder zur Danffagung, daß er aufgehöret hat. Des
Korndater, ober das Mutterkorn, fol übrigens and
gut feyn wider den Bervater (SG. Kornvater).
beſchaffen ſeyn; verhängt, von bee Vorfehung
beftimmet: als Glück, Benrath, Tor. Aa: dm
Mentchen befchaffen ift, bleibt nicht aus, d. i. der
Menfch folget feinem Verhaͤngniſſe. Von ſchaffen, me
den, und anordnen: Gott befchaffet und ordnet Die
Reiche, Heißt es bey dem Friſch.
das Beſchlächt; bochd. das Beſchlaͤge, 3. B. vom
Gold, Meking, Eifen: womit die Shüren, Kiften,
Bücher , e. befehlagen werden.
fih beſchores machen; Gporteln, Accidenzen;
fih durch allerley Nechtötitel und Kunſtgriffe, etwas
zueigen, vorzüglich bey Erbfchaften, Peozeffen, sc.
Bon icheren, theilen; befcheren, betheilen , zu Theil
werben; als wenn nämlich etwas durch die Gefene , oder
Gewohnheit beſchert, befchoren wäre. Wie das lat-
accıdens: quod mihi lege, forte, cafu accidit.
fih befeichen; ‚wird in Defterreih, Salzburg,
Steyermarf, von Melkthieren gefagt, wenn felbe auf
eine ungewöhnliche Weiſe au ber Milch abuehmen, z. B.
79
De ” befeichet. ſich, bat fich befichen. ud die
Milch beſeichet ſich, wenn fie nicht auswirft, fo daß
keis Räm ſich abföndern kann. Daber gibt es Beſeich⸗
kroͤuter, die dieſen Umſtand verurſachen, wie die Os⸗
munda lunaria (G. Aukehr — kraut.) In anderen Or⸗
ten, und beſonders in Niederſachſen braucht man ſtatt
deſſen, wie Friſch bezeuget, das Zeitwort verſiegen,
ppeſtegen; von ſiegen, trocken werden, Siccari, alt⸗
brittiſch bey dem Berhorn Sych, trocken, bürre; pobl⸗
sifh Suchy. In Sachſen ſpricht man, daß der Wei⸗
pen fich befeiche, d. i. einfchrumpfe (Adelung v.Ichne),
der Beſen; indgemein ein Werkzeug, um etwas
vom Gtaube zu reinigen. Dee Stuben —beſen, wird
son den Ruthen der Birke gemacht. Der Gewand — be⸗
fen von Reiß, oryza ſativa, fin. Der Herd—beien,
von dem Heidefrant, erica vulgaris. ... . |
Ein Befen Heißt Hollaͤnd. Keezem, Engl. befom.
Sn der Mondfeeifchen Gloſſe p. 334 mit pefamin che- :
rien, mit Befen kehren, und im Zatian, .c. 57. ein
hus mt befemen gifurbit, ein Haus, welches mit Bes
fen gereiniget worden ift. Das nämliche Wort ift auch :
fer eine Zuchtruthe gebrauchet worden: wodurch eben -
nicht immer eine einzelne Gaͤrte, fondern auch ein Bin⸗
dei derſelben verftanden wird. Bey den Minnefängern
feat die Rebensart vor, P.I. pag. 129. den. bef-
men fparen, die Ruthe fparen, ein Kind nicht gehörig
efrafen. Und noch heut zu Tage ift der Staup — be⸗
ſen, eine Ruthe, womit Öffentliche Mifferhäter geftäus
et werden. es
Don dem Urſprung des Wortes weiß man noch
Her nichts zuverlaͤßiges. Adelung ratbet auf Buſch, o⸗
der Binfe, Holläud. bies; von binden. Wachter auf
butzen, fänbern: welches ein verwandtes Wort iſt mit
batten, Engl. beat, altbrittiſch baeddu. Da aber ins
deſen ſowohl Die Stubenbefen, als Zuchteuthen, von
ey zweigen dee Birke gemacht werden, Io dürfte mau
a
— — — — — — — — — — — —— — — — — — — —— — — — — — — — — — —
80
auf die Vermuthung gerathen, ob ed nicht ein zuſan
mengefented Wert ift, von dem Celtifchen beiw, eis
Birke: welches, nach dem Zeugniß des Borhorn, no
im Herzogthum Wallis üblich ift, und wovon vielleid
auch das lat. betula berfommt. Denn bey dem Plinir
heißt diefer Baum‘, lib. 16. c. 18. arbor gallica, te
ribilis magiftratuum virgis. Die zweyte Sylbe in de
alten pefamo, befemo, erinnert an Zain, Zen, «
ne Särte, Nuthe: ober an sam, zugleich; mit eina
der; samen, vereinigen, verbinden, Sen, Senn
in den Longebardifchen Gelesen zana , eine Vereinigum
Verbindung, wovon Wachter nachgefehen werden kan
In Der lateiniſch. Sprache Heißt ein Befen scopa; fra
balay; windifh und craatifd) metla; pohln. miotl
Befen aber fcheint , wie erft bemerfet worden, aus be
zein, eutftanden zu ſeyn.
die Beficht, oder Beſehnerin; Hebamme, o
Retrix. Don befehen, befichtigen: fo fern fie ı
Mutter fammt dem Kinde beobachten , und barüber Sı
ge tragen muß. Chriftus fprach zu dem Petrus u
Otfried lib. V, c. 15. bifih mir lembir minu, befor
meine Lämmer , ſchaue auf dieſelben. Von der Tb:
wärterin in dem Vorhofe des hoben Priefters, ſchre
er lib IV. e. ıg. Sah dero duro, fie befab, oder I
tete das Thor. en \
dee Bether; VBerfchmuie; Roſenkranz. Die Eı
ſpolbe —er, deutet ein Werkzeng an, deſſen man |
naͤmlich bey dem Bethen zu bedienen pflegt. Ein Iefz
P. Hebel, glaubt in dem VI. Jahrgang feiner Pred
ten, daß etwa der heilige Beda der licheber des Roſ
kranzes ſeyn möchte, weil das gemeine Volt noch j
Betha ſpricht. Die Anmerkung darüber kann fich I
Leſer ſelbſt machen, naͤmlich — o Jemine!
die Bettlerſalbe, unguentum mendicorum,
dee auch gruͤne Salbe. Eine ſehr wüglihe Salbe,
ſich jeder Menſch ſelbſt zubereiten kann, ohne etwas
CT RER . 81
die Apotheke zu zahlen. Es werden Alber—broffen, d.
i. die Knofpen des ſchwarzen Pappelbaums, ferner Kno⸗
fpeu von Birken und Eichen, Blätter von Breun⸗Neſ⸗
fein, Wachholder Beere, und Abbißwurzel (S. Teufels⸗
abbiif) uuter einander serftoffen , and in feifcher Butter
eingefocht , bis die Feuchtigkeit verzehrt iſt.
betuft fegn; betäubt, im Kopfe verwirrt; 3.2.
wegen einem groſſen Schreden, and Krankheit, oder
einem wirklichen Anfall von Tollſinn. Es iſt einerley
Bert mit betäuben , und taub A feines Bewußiſeyns be;
raubt Rupere, Aupidus. ©. Wachter, v. teuben. ’
des Beugel: s ein kleines Bacwert, welches einen
leeren Mine vorftellet: und entweder aus Waſſer und
ſchlechtem Teige, oder von Milch, Eyern, und einem
beſſeren Teige, zubereitet wied. Von beugen , biegen.
Ju anderen Orten der Krengel, Kringel: wovon ſich
aber die Bretze unterfcheidet (S. Brese):
beuſtig; fencht. Eine Dienſtmagd fagte mir, bie
Waſche ift noch beuſtig; und als ich fragte, mas das
Seile, befam ich zur Antwort: un, bie gemeinen Leute
fagen feucht. Es gehört dieſes Wort zu dem Yatein,
bnere, imbuere, franz. buer,, einweichen, naß machen.
Feſtas ſchreĩibt: imbutum eft, quod enjaspiarn rei fue-
eım imbibit: unde infantibus ‚an n velint bibere, di»
amus bu.
die Bentel-maifen parus penduinus ©.
Beuteln: ſchuͤtteln, ftoffen, 3. B. Obft vom Ban:
we herab benteln; der Wagen beutelt gar ſehr; es beu⸗
telt mich vor Kälte; den Kopf beutelm, zum Zeichen,
def man micht einwiliget; einem Buben den Schopf
besteln, ze. Hollaͤnd. buidelen 8 gehoͤret zu butten,
boten, boffen, offen CS. poffen, and puͤtſchen).
Beutelwurme, S Baum—Tufert:
ter Benfuf: Hentnd byvoet ‚ein altbeeũhmtes
Kout, mit roͤthlichen Biumen, braunrothen Gtengeftt,
Bo. — —
‚and in Querſtüͤcke getheilten Blättern, Die auf ber
feren Seite wollicht find, artemilia vulgaris, Lin
Bey dem Volke wird es auch Sonnenwend—gürt
ober Johannesgürtel genennet. Es fol am Johann
tage , noch vor Aufgang der Sonne au »gearaben werd
und alsdann fuͤr allerley Krankheiten , mie auch für 3
bereyen gut ſeyn. Einige Leute, fhreibt Taberaämı
tan, machen Kränze Daraus, oder gürten es um d
Leib, und werfen es fodann mit einigen Gprüchen
das Fohannesfener ; in ber Meynuug, alles Unheil a
ſolche Weife von fich abzuwenden. Und Tragus meld:
dag derley Poffen zu feiner Zeit auch zu Pareiß
Frankreich geſchahen.
Das Wort Beyfuß, beißt fo viel, als ein nen
Fuß, Nebenfuß: weil dieſes Kraut, fo wie manche ai
dere Kräuter, die Fülle ſtaͤrket, ſowohl in einem lau
Bad, ald wenn es auch in die Schuhe gelegt wird. €
nige Alten priefen die nämlihe Wirkung auch für de
Fall an, da man ed Aufferlich ben. fich träge. Plinin
hreibt lib. 26. c. 89. artemiliam alligatam qui hs
bet viator, megatur lafsitudinem fentire. Yu Berd
teögaden wird eine gemiffe Art des Wieſenkohls enicu
fpinofifsimus, ie. Kraftwurz genenuet: weil der ji
wige, weicher diefe Wurze ben ſich trägt, nicht nsüh
wird, dagegen feine Gefährten defto müder werden.
die Beygurtel; font Gelbghrteh, Geldkatze
leichſam eine Nebengürtel, weil fle der gewoͤhnliche
auchgärtel (im Hoch. fpeicht man, der. Gürtel) in
wendig a, ift. In dem LexicoM, S. zu Krems
mänfter, Bengurtil, crumena, marſupium.
der Beyſtudel; ein Pfahl, welchen gebrauche
wied, um Die Zäune, Geläuder und Planken zu befr
figen. Es heißt fo. viel, als eine Veyſtütze: von ſtu
den, ftüsen. Kero fagt in der Vorrede, daz hus uuas
keftudit oba flieine, das Haus. war gegruͤndet über
eisen Felſen. In dem Kirchen Hymnus, fulgentis an-
83
or ætheris, heißt es in einer altfruͤckiſchen Ueberſ⸗
gung: du haft deu Lanf der Sonne und des Mondes auf
nem gewiilen Pfade befeftiget , kauuillemu kaſtudnos
ide. Islaud. Aid, ich füge, befeftige, ſtudde, ich
babe geftüget. Friſch führt ans einen altbeutfchen Bis
bel folgende Stelle an J. Reg. c. ı. Belt ſaß auf. des
Stuhl zor den Veiltudeln des Tempels, ante po-
kestempli. In einem Lexico MS. poftis, Turftudilt
uud in den Gloſſen bes Martin Geebers, Turriſtuodel,
un Ihürpfoften. Fuͤr Beuftädel, wird uͤbrigens auch
de Beyſtäll geſagt; von Surf, griech. saiuE, ein
Geſtel, ein Pfahl. Notker Pf. 23. portas, quas dia«
bolus pofuit contra Deum; die er fialtaiuuider:Gotei
. + bihlem, . wird. bisweilen gehoͤret, für klemm, be>
Bemm: z. B. das Gelb ift ganz bichlem hey mir ; naͤm⸗
das Biegel, oder mehr nad) ber Ausſprache Pier
Kl, Piegerl'; ein Stuͤck von einem gehratenen Hubhn,
Sapaun, ober Faſan: vorzüglich ein: Fußftuͤck derſelben,
Awe die ſtaͤrkſten Gelenke und Buͤge find. Won, bier
gs, Ital. piegare. Notler Pf. 79. piega, ein:gebos
yarı Theil. ; En an 2
bieien, oder ausbiefen, wirb geſagt, wenn eine
Seh, weiche gekaͤlbert (gekalbet) hat, gums. exften Mahl
arigemolten wird. Donn in dieſem Falle ift die Milch
WE, uud von einem fiharfen und uncngenehmen Gr
fümade, folglich für das neue Kalb ungefund. Manche
Ahe zeigen ſchon einige Tage zuvor Ueberfluß an MIN,
ad werden gemolken. Diefe Milch Heißt :alöhann der
Br — uud ber (die) Davon gemachte Butter,
f. — — Tai a —
latein. heißt die erſte Milch, auch von einer
betterin, colpfira, colofirum, bey dem
te Alexaudria lib. ı. pedagog. c. 6. manna; bp
Katipen Schriſtßellern Brieſch, Prieſt, Bulls
Bea, Hol, hie, deck: Eyal. beeitings. Krikb
64
and Adelung-fchreiden Bieſt, Bieſtmilch: haben abe
den Urſprung des Wortes gar nicht unterſuchet. Es ha
Aehnlichkeit mit Bies, Büg, franz. pis, Zitze *
8bieſen alſo kaun heißen, dieſe Theile ausleeren, od
erhaupt melden. Es kann zweytens eines gleichen LI
ſprunges ſeyn mit unſerem heeſeln (S. bafelm, n. 2.
von bös, lat. peus, ſchlecht, nunutz. Das Euter ausbiẽ
fen;- Seife alſo meines Erachtens fo viel, als ſelbes von
dem fchlechten und untauglichen Vorrath reinigen. Sleich
wie böfern, bey dem Friſch, ſich verihlimmern heißt:
und berbiftern, „verderben, befchädigen. Oder nach
licher noch von biefen, büffen; beſſern, reinigen: wol
von Bieſtmilch Die jenige Milch, weiche eutſteht, were
die Ruh das erſtemal ansgemoltyn und gereiniget u.
©. bad folgende. :
Das Bieſtwerch; fonft das Mittelwerrig Di
Dede. Wenn der Haar das erftemal gehäcdelt wird,
fo beißt jenes geobe Werrig, weichen davon abgeföndere
wied, Mupfen-werrig. Dad nueytemal wird es fei⸗
ner, und heißt Bieſtwerrig: ame die erfte Sy
viekeicht buͤß — geſchrieben werden foßte, von —
beſſern, beſſer machen (G. buͤſſen). In der Schwem
heißt eö die Barte; vermuthlich ven barten, klopfen,
bauen, ſchueiden, folgt auch haͤcheln (S. Wachter v.
barten): oder fo fern es theilen, von dem ſehlechten =
füudeen beißt, Fat, partiri, Engl. to part, Heb. par
die Vuchmaus font der Schlafras, Siem
fehläfer , vormals feiurus glis, Lin. jotzt aber in der XIII.
Ausgabe duvch Smelin ‚myoxus glis. Eie Tbierchen
faft wie das Eihböonlein, mit einem Beil afchgrauen
Rüden, und weiſſem Bauche: welches in den Ge
nufered Gebirges angetzaffen wird, fich gerne In holen
Bäumen aufhält, und Räffe, Sicheln, Akram, uebſt
verſchiedenen Kernen von Aepfeln, Birnen, und Zweit
2 zu eſſen pflegt. Wenn man die Bilchnäufe zur
achtzeit anf don Bäumen festen Giet, fo kaun man
— —— 35
fe bey einem Richt, ben deſſen Anblick fie ganz ruhig fls
gen, leisht herab ſchieſſen. Bey den Römern, die ges
wiE unfere Hausratzen (mus rattus, Lin.) noch nicht
fausten, waren jene glires eine belichte Speiſe.
Weil diefe Tierchen ganz zornig ausſehen, und oft
beummen, fo glanbt Popowitfch mit Recht, daß fle die:
ſen Rebaen haben von dem alten Zeitw. sih belgen,
‚Amen, fat. bilis, die Galle, Notker Pf. 7. er pilget
sh, joͤrnet, und Pi. 36. ne bilg dih, zörne nicht. In
der Bindifhen und Croatiſchen Sprache heiſſen fie Puh;
den puhati, biafen, fchnauben, puham, ich ſchnaube,
Hebr. puach, ſchnauben, hauchen.
das Bili—air ; bey dem Pöbel ein Ey, welches
mar on einen gewiffen Det ſjegen läßt, damit die Hüh-
wer andere Eyer hinzu legen follen. Bon bi’; by, ‘bey:
sd lien, Engl. ly, Siegen. : Oder vielleicht‘, weil «3
— ein Bild, Borbild dienen fol; bey ben aften’b; lid,
piad.
der Bils, ein Schwamm. s Bag,
Bin, die Milch. ©. Spin.
binden zum Napmenstag ; ‚ einen Freud —
Un an dieſem Tage mit einem Geſchenke beehren. Da:
ber das Bundband, vder das Angebinde, ein folches
, &6 war zwar ſchon bey dem Morgenländifäcn
Bilden ber Brauch, day man vor dem jenigen, dea
mon ehren wollte, wicht ohne Geſchenk erfchien; aber
des hieß nicht Binden. Die Alemannen pflegten die Fom-
menden Säfte bisweilen im eigentlichen Verftande anzu:
Inden. Einige Öunbmerföfente halten die fremden,
wie ihee Arbeit beſchauen wollen, noch wirklich at,
um von ihmen ein Trinkgeld zu echaften. Erhard der
hngere erfaßt in feinem Buche de calibus S. Galli, c.
1. eine ſolche Begebenheit von Salome, welcher Abt
m St. Gallen, "zugleich aber andy Bifchof von Koftanz
mer, Als er ſich bey feinen Brüdern beurlaubet Hatte,
uud in die Schule, wo er vorüber gehen mußte, ein:
—
86 N
tratt; fagten die Studenten unter einander: wie wollen
jest den Bifchof, und wicht den Abt fangen: das iſt,
ihn anhalten als einen fremden, nicht aber als unſeren
Deren. Der Bifchof Löfete ſich endlih durch ein grofs
mũthiges Geſchenk. Erat utique mas illarum, ficut
adhuc hodie quidem eſt, quoniam exleges quid ena
fı.nt, ut hospites intrantes capiant, captos, usque+
dum fe redimant, teneant. Allein derjenige, welcher
einen feftlichen Tag hält, pflegt nicht die Säfte zu bins
den, welche formen ihm Gluͤck zy wuͤnſchen [oubers
wird von ihnen gebunden. Nermuthlich damit er, zur
Ehre des Tages, ihnen zu effen, oder zu teinfen gebes
ſoll. Jene Bänder, oder Tücher, womit man zu bie-
den pflegte, muͤſſen alfo mit der Zeit in ſchoͤne wehrLofe
Bänder, und endlich in verſchiedene andere Geſchenke
Rbergegangen fegn. < . S a
der Binder; Faßbinder, Bötter; Unger. bod-
nar. Weil diefe unter dem Volke die befannteften ſtud,
fo werden fie. Binder per eminentiam gewennet, in ber
Mondfeeifchen Gloſſe, p. 388. pintar, bey dem Hor⸗
ned, c. 613. Pinter. Die übrigen haben ihren Bey-
nahmen: als Buchbinder, Beſenbinder, Bürftenhinber.
der Binkel; ein dicker Ballen. ©. Pintel.
bie Binnewiſſe; Binſe. G. Bin—.
Biraugig; rotbäugig. ©. Pic—. |
ber Birgheher; ein Heber, welder fih vorafig-
Tich in den Gebirgen aufhält, nad am obern Körper dau⸗
kelbraun, unter fich aber ſchwarz ift mit weiſſen Spreu⸗
keln, wie ein alter Staar, corvus caryo-rtalactes,
Lin. fonft der Staacheher, Tannenheber; Nuſtnacker,
die Nußkraͤbe, franz, calse-noix, Engl. nutkracker,
nutbreaker. |
Die Birglerches in Berchtesgaden, eie Naben
‚ turdus saxatilis, Lin. (6. Gteis-
roͤthel). ME:
der. Birkhahn, tetrao tetrix. ©. Scqhildhabn.
97
die Bißgurn; ſonſt der Beißker, Schlammbeiſ⸗
fee, Wetterſiſch, die Morgrundel, cobitis foſſilis,
Lin. In dem Syſtem wird dieſer Feine Fiſch beſchrie⸗
ken, cobitis cirrhis octo, ſpina funna—oculari. Der
Gteinbeiffer , cubitis tsenia, bat einen folchen Dorn,
der Stachel, unter dem Unge. Man pflegt die Biß—⸗
gura m einer Flafche mit Sand und Waller aufzube-
wahren: wenn binnen 24 Stunden ein Sturm, oder
Regen erfolgen ſoll, fo trübet felbe das Wafler, fouft
aber Halt fie fich ſtille. Das Wort heißt fa viel, als
Ehlaumbeiffer,; von Gor, Sur, Roth, Rift; im
der Mondfeeifchen Gloſſe p. ge8 et 339. gor, fimus.
Adeluug hat biewon mit allem Recht, auch garftig ber
bitter— 5 in Salzburg, Tyrol, und in. einigen
Gegenden von Defterreich, ein gemöhnfiher Nachdruck
für fehr, ungemein, valde, enixe: z. B. er läßt dic
bitter. gruͤſen; bittergern, bitterſchͤn, bitterfüß, bit
kerwarm , d. i. ſehr gern, ſehr ſuüß, ꝛe. Von biten,
biven, beiſſen, fat. acuere, pungere, Rımulare: wo⸗
duch etwas angeheutet wird, dad auf der Zunge, ober
in dem Gemüthe , eine Scharfe Empfindung verurſachet.
(6. Saiffelteer.) er 0
das Bitterfiſchel, cyprinus amarus, Sin. .©.
Berthofeerr. — —
ber Bitzel; Uanwillen, beimlicher Zorn, z. B. «6
ſteigt ihm gleich der. Bitzel auf. Von dem nämlichen bi
ten, bizzen, beiſſen: wovon, auch bitter, Bitterkeit
hertommt, Sat. amarus, amaritudo. In Reinwalds
Jüistikon v. Henneberg ift pifeln, zornig ſeyn: weiches
entweder mit unſerm Zeitw. bitzeln übereinfommt, ober
den nicberbeutfchen bifen, buſen gebört, ein wüthen⸗
des Geſauſel machen (S. Wachter v. bufen: u. Adelung
v.Bigwgem). Etwag anderes aber ift umbitzeln, um⸗
batzeln an einer Sade, nämlich Feine Theile, Heine
Binden machen. Verbuͤtzeln, verbutten, verftämmeln.
das Biwort; Beywort, eine Nebenrebe, die der
Hauptſache voran geſchicket, ober beygefellet wird. Hier
ift es in gemeinen Reden ein Vorwand , deflen mars ſich
bedienet, um endlih auf die eigentlihe Abſicht zu ge:
langen: 3. B. geh zum Schneider hin, und frage, ob
mein Roc bald fertig ſeyn wird: damit du ein Biworit
Haft, mit der Tochter megen kuͤnftiger Che zu reden.
In der Grammatik ift ein Beywort, Engl. und Hol:
Ind. biwort, bywoord , gleichfalls ein Ausdruck, wel:
cher noch micht die Sache felbft ausmacht, fondern nur
zur näheren Beftimmung , und Erffärung derfelben Die
net. Im Engl. heißt es Aber. dad noch eine Stichel⸗
rede: nämlich eine Gelegenheit, deren man ſich bedie
net, um den eigentlichen Endzweck zu erreichen, weicher
in der Verhöhnung befteht.
die Blaife, in der Ausſprache Blaik, Blaiken;
in den Gebirgen von Oeſterr. Salzburg, Steyermark,
2c. ein los geriſſenes Städ Erde, wodurch in den Thaͤ⸗
lern biömweilen ein geoffee Schaden angerichtet wird.
Bey Friſch und Adelung ift Plagge, ein grüner Wa⸗
fen, der unter den Bäumen, ober in Wäldern, aus⸗
geftehen wird. Es zeigt überhaupt ein getreunted Sräd
an: und gehöre famt den Niederſ. Bleck; ein Fleck;
lat. plaga, ein gewilfer Bezirk, den man wenigftens
im Gedanten von dem übrigen Erbreiche' trennet; end
Ehald. pelag, ein Städ Fled; zu dem Hebr. palag,
hat getheilet,, getreunet CT. Fled). Man fagt: es
eine Blaik abgefeflen, eder eingegangen: ein groffer
Tbeil iſt abgeblaikt. In Salzburg ſpricht man, fo wie
viele audere aͤhnliche Wörter, unter zwey vernehmbaren
Vocalen, aber nur einer Sylbe, die Blaek.
Blamafchees eine Sulze von gezuckerter Mandetl⸗
mild. Frauzbfiſch blanc manger, weiſſe Speife.
der Blafenbamm , colutea arborefcen. S.
Fiſchblatter.
sl 2 GE na 89
ber Bläffel; ein Thier Cold Pferd; Hund, Aen⸗
x), welches auf der Stirne einen Blaffen hat; oder;
wie man in Sachſen, und anderen deutichen Gegenden
friht, eine Blaͤſſe, einen Bleſſen, Hollaͤnd. bles,
bleſſe, nämlich einen weiſſen Fleck. Bey den Griechen
fest ein Pferd mit weiſſer Stirne Badıos. In den
Gloſſen ded Martin Gerbert liedt man pag. 64. Blafs,
dicuntur equi pallidi, qui albam, frontem habent.
Dem der weiſſe Fleck an den Füllen ift, fo wird es
bier ein Weißfuß genennet, in Italien und Frankreich
balzano, balzan. an at
Der Grund diefer Benennung ift vermuthlich jener
Schein, den das Weiffe mitten unter anderen Farben
von fh gibt. Im Engl. ift blaze , eim flotteruder
Sächein; böhm. blesk, der Glanz, Eroat. blefzikanye,
dub Bligen; in Niederfachfen, wie Friſch bemerfet hat,
Ba:, Blaft, Blasma, Stanz; Tadel, angelf.
blafe, blaefe, eine Fackel. ————
des Blaſſel, fulica atra. S. Seebläͤſſel.
die Bläſſel — Anten; eine Art Wildaͤnten, die
me bisweilen hier im Traunfluſſe geſehen wird. Sie
ſel, wie ich hoͤre, braun ſeyn, und an dee Stirne eis
wen Blaſſen, d. i. weiſſen Fleck haben. Iſt vielleicht
branta albifrons bey dem Seopoli, und nach Gmelin in
ber XII. Ausgabe von Linne, anas albicans? Unfere
Fenerauten, anas penelops, wird bey dem Friſch, in
Ver Abbiſldung der Bögel, Blaß —ente genennet.
blätteln, wird gefagt von Fleiſch, Fifchen, ꝛe.
wem felbe lange ſchon gelegen find, und zu faulen be:
siuuen: 3. B. das Fleiſch blattelt ſchon. Man fagt.
seh, das Fleifch ift heilt in dee Grafihaft Henne⸗
berg, nach Reinwalds Idiotikon, das Fleifch ift fchieif,
naͤmlich ſchlüͤpferig, (ſ. Heil). Wegen der weichen und
nreinen Beichaffenheit,, gehoͤret dieſes Wort ganz wahr:
ſheinlich zu dem griech. BAadov, die Näffe, Feuchtig:
kit, Madagos, feucht; Schwed. blöt, weich, feucht;
ga.
Pohlniſch bloto, der Koth; Eraatifh blats, Kotb,
und blatiti, Engl. to blot, beklecken, bemackeln.
die Blatter). Schweigblatter , vertritt bey dem
gemeinen Volke die Gtelle ‚einer Geldbörfe, z. B. Die
Dlattern aufmachen müffen, keinen Keenzer —— in der
Blattern haben.
blattermaſet ſeyn; bockennarbig, naͤmlich Maſen
oder Narben von gehabten Kindesblattern, im Gefichte
herum — Zu Nürnberg und Anſpach heißt es
grubicht, Engl: pitted, von pit, eine Grube, ein
Sruͤbchen. Im der Mondfeeifchen Stoffe heiſſen die
Blattern gleichfalls platrum, p. 320. wegen der run
den aufgedunfenen Geſtalt, von blühen. Daher bey
dem Kero c. 21. Keplater, ein aufgebläßter., ftolger
Menfch:, . Eine groſſe Blatter an einem Theile des Koͤr⸗
pers wird eine Blãn, Engl. blain, nämlich eine Blaͤhe,
genennet: und wenn felbe fih weit aus einauder ziehet,
eine Plerren , Plarre. Holland. blaarn kıygen,
Blattern befommen. '
blatterfteppig; ift eben dad, was ——
Von fteppen, entweder fo fern es ducchfteden , auönäs
ben bedeutet: oder wahrfcheinlicher noch, fo fern- es
heißt, eingedruͤckte Merktmaple zuruͤck laffen. Engl. Rep,
der Fußſtapfen, und to liep, ſchreiten, tretten. Ju
deni Vorbericht uͤber die pſalmos graduum, iſt bey
deni Notker ſtefſen, ſtephen, tretten, und Pf. 38.
uberftepheda-, eine Uebertrettung, oder Günde; PL
72.uberftafton, fie haben übertretten. Bey dem Hor:
ned, c. 94. dem Feinde nachſtapphen, nachtraben , ihn
verfolgen. In der Schweitz ſagt man, ein verpraͤgel⸗
tes Geſicht, welches durch die Blattern gleichſam zer:
ſtochen, klein zerſchlagen worden iſt.
— der Blattzeiſig; fringilla lınaria (S. Meerzei⸗
en).
blasen, bie und ba auch biegen; bläden, wie ein
Schaf, tal. blatterare, Engl. to bleat, lat. balare,
TEUER gi
balarum edere, griech. PAyuxaodar. Im veraͤchtlichen
Verftande wird ed auch don dem Gefchren mancher Wien:
ſchen sefagt. In der Windifchen Sprache heißt »lakati,
weinen, und plazhem, ich weine. Bey dem Plautus
blatio, is, ire, plaudern, fchwäsen.
blauer Mondtag, heißt eigentlich bee Mondtag
vor Aſhermittwoch, weil die Geiftlichen, des guten
Beyfpiele halber, ſchon an diefem Tage zu faften an:
Feugen, und daher auch in den Kirchen feine andere
derbe mehr, als die blaue, zu fehen war: "Die Leute
machten einen Feyertag darauſs, weil ed kaum der Müs
he werth ſchien, an dieſem Tage, zwifchen dem Sonntag
uud der Faſtnacht, zu arbeiten. Endlich da gemeinig⸗
Bd an Sonutägen die Gefellen fpät nad Haufe kom⸗
wen, sad folglich am Mondtag darauf noch wenig Luft
zer Arbeit Haben ; fo wollten fie fich von ihren Meiftern
da Recht ertrogen, am erften Tag im jeder Woche,
sch dem Beyſpiel des blauen Mondtags, freye Mufle
ahen, In Sachſen heist felber der gute Mondtag.
In Scherzii Gloffario wird der Dienftag in der Char:
ae, blauer Dienftag genennet: Ä
ab Biaufelchen; im Bodenſee, eine berühmte
Urt der Veißfiſche von blauer Farbe, und gleichlangen
‚ davon der obere abgeftumpft ift. Salmo Watt:
wmunni, Bin, weil ihn D. Wartmaun im 3. Band Der
Befäkftigungen natnrforfchender Freunde, unter den
Arten bekaunt gemacht, und genau beſchrieben bat.
bein weſentlichen Merkmahle in dem Syſtem find fol⸗
yalt: Salmo cæruleus, maxilla ſuper ore trımcata.
Deſer Fiſch hat, nach Verſchiedenheit des Alters, ver:
Meter Nahmen. Zuerſt heißt ee Heuerling: im drit⸗
ia Jahr, wo ee fünf bis ſieben Zoll hat, wird er,
fifch marinirt, theils gebraten, und alsdann im
geichlagen , in groffer Menge nach fremden Ge⸗
Kan verſendet, und vermuthlich aus diefer Urſache
92
auch Gangfiſch genennet. Blaufelchen Heißt er erft i
feinem VII: Jahre,
Für Blaufelchen, wird oft nur plarthin Zelchen
Telfen, Velk, und bisweilen Balche geſchrieben
Vieleicht von falgen, felgen, wenden, umdrähern
indem er ſich im Waſſer oft zn wenden pflegt? Oder
wegen feiner heil fpielenden Farbe; griech. geAos, glär
send ; Croatiſch, Windifch und Pohlniſch belo, bielc
bialy, weiß, bel, glänzend? Doc das werben ander:
welche deſſen Eigenfchaften näher keunen, leichter bi
ftimmen: Bey den Alten kommt dieſer Fifch unter bei
Nahmen albula carulea, albula parva, albula nob:
lis vor. Von ähnlicher Wer ift das Meißfelchen (
PTekih) .
. ber Blaufuß; 1. ein Nahmen des Gternfalten
falco Aelatus, il, Ben älteren Gchriftfteern wir
er cyanopus genenuet. 2. nad) dem Kramer, ift de
Blaufuß falco halisctus (f. Fiſchermãndel).
dee Blaufropf ; das Blankelchen/ motacill
Suecica , Fin. . Ein Sangvogel mit einer hellen, au
genehm abwechfelnden Stimme , welcher am oberen Koͤr
per braun, am Bauche gelbroͤthlich ift, und von de
Kehle bis auf die Beuft ein fhön fpielendes Blau hai
Er hält fich geen neben dem Waffer auf, wo er fich ba
Den, und Inſecte finden Fann. Sicher kommt er in
Srühling , und verliehret ſich ganz zeitlich wieder.
die Blaumaiſen; oder dad Blawerl; fonft dB
Be , Mehlmeife,, Pimpelmeife, parus caeruleug
in. |
die Blaunaſen; fonft Meernafe, Zerte, cypri
nus vimba, fin. Dieſer Fifch wird in der Donau
in geringer Anzahl angetroffen; wird kaum + fh ſchw
und ift kürzer, ald der gemeine Naſenſiſch, oder N
fing, cyprinus nafus: daben aber breiter und dä
folglich weniger rund, als diefer. Der obere Kiefer
merklich länger ; mit einer blauen Nafe, wovon era
den
\
m Tg | -
93
den Nahmen hat. Seiten und Nüden ind mit einem
raſſigen Schwarz überzogen, der Bauch gelblicht, die
Floſſen des unteren Körpers gelbroth, die Ruͤcken — und
Echwanzfloſſe aber aſchfarb. In dem Syſtem wird er
beſchriehen, cyprisnus pinna ani radiis 24, rofiro na-
mi. i
Der Blaufpecht, Sitta europæa. ©. Klener.
Die Blautaube, columba ænas. ©. Hohltaube:
Das Blech ; ein breit und dünn gefchlagenes Stüd:
+2. Eiſenblech, Silberblech, Gold zu Blech ſchlagen.
Sa unferen Gegenden wird das Pflugeiſen, weil es breit
it, das Blech genennet, dad Prugmeiler hingegen das
Erch. Jenes breitfürmige Stüd, welches an manchen
Kleidern als Saum angeheftet wird, heißt das Ble⸗
del, in dee Mondfeifhen Gloſſe p. 375. et 397: nle-
chir, phylacteria. Für Blech, haben die Franzofen
plaque. Es kommt alfo mit flach, platt, grieh. zAzE,
überein. |
Dee Bleck —arſch; zu Salzburg ein Nahmen der
Kothſchwalbe, Laimſchwalbe, hirundo urbica, Fin,
Dep dem Popowitſch das Meißärfchel. Von blecken,
tüden, feinen, f. Schwalbe. SE
bed; blöde, bleich, entftellt, z. B. eine blede
Tinte, im Gefichte bied ausſehen. Windifch und Croa⸗
tiſch bled, blaß, bleih: bledeti, bleich werden. Doch
Balte ich die Schreibart bloͤd für richtiger: demm es ge⸗
hirt, wie ich glaube , zu. dem altdeutfhen Icden,
ſhwanken, fih auflofen, folglich an der Kraft feiner
Befrandtheile abuchmen; zu unferem plodern, weit
ſeyn, Hattern und loder, locker. ©. diefe Wökter.
blenkitzen; wiederbohft einen Schein von fih ges
ben, z. B. die Sonne blenkitzt, das ift, laͤßt dann und
Bann einige Stralen ſchieſſen. Auf Jemand hin biens
fieen, bin bliden. Ferner wird es auch für blinzeln
geiag: Ehyträus hat hlent—dgig, lufciofus, Es
Mein Ferativ von dem alten Zeitw. hlecken. Bey
Erßer Shell: 5
ER 7 Ede rl
94 ERBEN GER STERN RD een
dem Notker ift Pf. 76. et 143: blecchefin, plecche
zen, bligen: und im Tatian c. 67. blehezunga, de
Big.
blegen; in Baiern, Galzburg ꝛe. hauen, va
wunden. 3. B. einen Baum blegen,, ihn Sachen, anhau
en. Der Blegen, eine Wunde, Schramme, auch a
einem Theile des menfchlihen Körpers. Angelſ. piae
tan, grieh. aAysoew, KAyrtew, franz. bleller, ſchlagen
hauen , bieffiren. Etwas anderes hingegen ift dDafelb|
die Plege, ein groſſes Blatt an verfchiedenen Kräuter:
und Pflanzen (S. Pletfhe). Womit auch das in eimi
gen Orten von Ober = und Niederdeutfchland üblich
Mort, der Bletz, ein Fleck, überein kommt; Schuh
blegen, fliden. Es zeigt ein flaches dünnes Stück an
ein Blatt: gleihwie die Seiten eines in alten ge
legten Tuches, die Blätter heiſſen, und bey dem Naͤthe
innen die Blätter einer Leinwat, welche zu einem Demi
zuſammen genähet werden; ein Blatt Papier ıc.
Die Blicke, oder Blickling, Bleye, Bleibe: fü
heiſſen bey einigen Schriftſtellern ſolche Fiſche, weld:
im Waſſer einen weißglaͤnzenden Schein von ſich geben
Unter den kleinen heißt ſo unſere Laube, cyprinus leu
ciſcus, und unter den groͤſſeren die Scheibpleinze, cy
prinus latus, Lin. in Meidingers Abbildungen der Fi
ſche, cypr. ballerus.
blinde Maͤuſel fangen: ein ſehr altes, und in der
meiſten Laͤndern bekanntes Spiel, da einer mit verbun
denen Augen andere zu ergreifen ſucht. Bey den Grie
chen hat ſelbes myinda geheiſſen: welches einiger maf
fen zweydeutig iſt, indem es ſowohl von mys, eim
Maus, als auch von my, mu, dem Laut der Kühe,
her geleitet werden kann. Wenigftens hat diefes Spiel
ein.n zweyfachen Nahmen: nämlich die blinde Mans,
und Die blinde Kuh fpielen. In Italien, wo es die Of:
getpen eingeführet Haben follen, Heißt es giuoco della
— — — 7 — — — — — — —— — — —
— 95
cieca, fränz. jouer a cligne— muſette, Engl. hoo-
did.
bluͤher —weiß; glänzend weiß, z. B. Papier,
keinwat. Don blühen, welches, wie ſchon Adelung
bemerket dat, urſpruͤnglich einen Schein von ſich geben,
wit einem lebhaften Schein fichtbar werden bedeutet:
dran. la bluette, ein Feuerfunken. Altbrittiſch bli-
ant, beg dem Friſch, Horneck, und in dem beygefügs
ten Gloffario von Hieron. Pes Pliant, Blyand,
Pat, Platig, ein Geidengewand, Sindon; byflus.
Den dem Notfer ift Pſ. 134. blig, der Blie. |
Der Blumenfohl, braffica botrytis. ©. Carfiol.
Die Hlutblume, oder Blutrofe, rothe Kornblu⸗
me; ind gemein ein Nahmen der Klapperroſe, papa-
ver Rhæas, Lin. wegen der tothen Farbe.
Der Blutfinf, loxia pytrhula. &. Gimpel.
= Blutfloſſer; ein Fiſch, cyprinus Idbarus;
idee.
Dee Blütling,, ein Schwamm, agaricus deli:
Gofns. G. Bruͤtling. |
Die Blutſchwalbe, hirundo rufiica. 6. Schwalbe:
Der Blutwürfel; unter dem gemeinen Volke das,
ws fonft der Zripper, oder Samenfluß heißt, gonorr-
ha, Bon Blut, welches Wort oft für Samen genont:
men wird, und dem aftdeutfchen Zeihw: wellen, wo⸗
m ben Dtfried lib. IV. c. 35. uuullun, fie waͤlzten
(ten Stein hinweg von dem Grabe) goth. und angelf;
valwian, wählen, wälzen (f. Wolferſ). ——
Der Bone: eine Zahl von vieren, z. B. ein Bock
evyfel, ein Bock Nüſſe, ein Bo Haar; nämlich vier
Serfel oder Nüffe, und vier Boſſen Flache. Wenn un⸗
gefahr vier Perfonen beyſamen ſtehen, fo heißt es bis⸗
weilen im Scherze: Sie machen juſt einen Bock aus.
Es kann heiſſen, ſie machen einen Kauf; von dem
Seth. und angelſ. bugjan, bycgean, Engl. buy, kau⸗
fee: Warum nicht mehr, oder weniger. nf ein mal ge
2
96 — —— —
nommen werben, iſt eines don den zufaͤlligen und gas
willkuͤhrlichen Dingen, die durch den mindeften Anla—
eine Beftimmung erhalten. Indeſſen ift vier eine voll
kommene Zahl; ein Gebäude, ein Tiſch, ein groffeı
Tpier ꝛc. ruhet auf vier Eden oder Füſſen. Dahe
quadrare ad rem, auf etwas pollfommen paflen, ul
tus quadratus, ein ausgemachter Narr, ein bierſchro
tiger Kerl, ꝛe. Oder es heißt fo viel, ald ein Gtoß
ein Häufchen,, fo viel nämlich indgemein anf einande
‚gelegt zu werden pflegen, wie 5. 3. ein Stoß Holz
Papier, ein Stößchen Ducaten; von pochen, Gchweb
boka, Niederf. bocken, puden, ſtoſſen. Die Nedens
art, einen Bock machen, heißt vermuthlich nichts au
ders, als auftoffen, fich verftoffen, ein Verſtoß. Abe
in den Bock fpannen, fcheint vielmehr auf Bu
biegen, ſich zu beziehen. In Holzbock, Feuerbo
ein Geſtell, koͤnnte diefes Wort einerley Urſprung Ha
ben mit dem Islaͤnd. und griech. bek, pag, eine 3u
fammenfügung, ein feſtes Geſtell (ſ. Bent); allen
ed gehöret gleichfans zu biegen (G. Holzbog).
das Bockerl, ı. An der Ungarifchen Gränze
wie Popowitſch bezenget, ein Nahmen bes Indians
maleagris gallopavo, tin. Das Wort ift vermuthlid
nicht8 anders, als eine Nachahmung feines Lautes: fı
wie Piphuhn, und Truthuhn. 2. Hier ob der Ent
ein Nahmen, welcher der Feinften Art dee Mosſchne
pfen, Scolopax gallinula Lin, gegeben wird. Viel
leicht hat dieſes Hühnchen einen ähnlichen Laut? Ddei
wird fo genennet, weil es ſich auf eine vorzügliche Wei
fe zu bücfen, und zu verſtecken pflegt? (G. Haar
ſchnepf). Ital. pochetto, pochezza, klein, Kleinheit
lat. paucus, kurz, wenig. |
Das Bockshoͤrndel; fonft Johannisbrod; di
Hüifenfeucht eines Baumes, welcher in Egypten, Gy
tien, Cypern, Sicilien, Spanien ıc. einheimifch ift
seratonia Siliqua, Lin. Im. Griehifchen heißt dich
—D
9
| Fertht gleichfalls Keparıov, ein Hörnchen, wegen der
: Rummm Geftalt, wie die Bockhörner find. ESyriſch
ET — —— — — — —
— ee — — — —
charuvo, Spanifch algarova, franz. carouge. Jo⸗
heasbred, Engl. Johnsbread, wird fie genennet, weil
men glaubt, Johan der Evangelift habe durch den Ge:
ash derſelben ein fo hohes Alter erlanget. Es werden
tiefe Hörnchen dort, wo fie wachen, von den Inwoh⸗
zeen geeſſen, oder in fremde Ränder verfaufet, oder eg
wird, vorzüglich in der Levante, ein fülfer Gaft dar:
ad geyreſſet. Don den fchlechteften Arten derſelben,
eder von den Trebern (Maifch) der ausgeprefiten Frucht,
werden Eſel und Schweine gefüttert. Und dies find
jene Siliquze porcorum in bee Parabel des verlohrnen
Sehns. Luc. XV.
Dee Bodenſack; fonft Bfinddarm, inteflinum
cecum. Es ift der erfte von den dicken Daͤrmen, wel-
der die Geitalt eined Sackes hat, und die geässte Nah⸗
rang, die er von den Pleinen Därmen aufnimmt, eine
3eit lang noch aufbewahret. Don Renten, welche viel
efen, pflegt man zu fagen, daß fie keinen Bodenfad
haben müflen. Die Abrigen Därme find durchaus offen,
um haben feinen Boden.
Die Bofoͤſen; eine mit Kalbshien, oder mit
Surtfhen, oder gehacktem Fleiſch gefüllte und gebadene
Ermmelfchnitte: welche daher auch Hirnboföfen, Zwe⸗
Pen-Boidfen, Kackbofoͤſen genennet wird. Franz.
ommelette baveufe.
Die Bole, oder Wohle, beißt in verfchiedenen
exntſchen Ländern das, was wir einen Pfoften, oder
— —
Vita daden nennen: und ein Bret, oder eine Diele,
ud überhaupt unter dem Nahmen Laden vor⸗
Die Bolle, Flachsbolle; ein rundes Samenkäpſel
kb Flachſes, daher die Redensart Bollen doͤrren,
Volen dreichen. Es iſt diefes Wort durch ganz Deutſch⸗
Id belauut: nur daß man ſtatt deſſen hie und da
LE — ——
auch der Knoten, Knuten, Flachsknoten zu —5
pflegt; Holländ. vlas—knotten, vlas—bollen. Ale
| brittiſch bul, eine Flachsbolle. Bon dem, vorzüglid
in Niederheutfchland üblichen boll, rund ; Schwer. boll;
feanz. boule, eine Kugel. Eine Aberdrofchene Garkı
wird bier ein Schaub, oder eine Schaub—bolle ge:
wennet (G. Schaub).
bollern, pollern; duch wiederhohlte Bewegung
erfchütteen, abtreiben, oder ein Geräuſch verurfachen,
4. B. die Vögel, oder Hühner fort pollern, verfchen:
chen; die Leute aus dem Danfe, aus dem Zimmer pols
lern, nämlich abtreiben, verjagen. Pollern und bus
den, wird Übrigens. auch von dem Tritt des Habns,
oder Enterichs gefagt: er pollert, oder bucket fie.
Das einfache Zeitw. polen, wird noch in alten
Schriften angeteoffen. Horned hat c. 443. Die Wa—⸗
ren in das Meer polen, werfen: und c. 450. Die
zerftücten Körper für die Hund polen, den Hunden
Yorwerfen. Notker Pf. 140. zebolon, zerwerfen, zer:
freuen. Hievon ift fowohl dad Iterativum pollern,
in Niederfahfen balfern, bullern: als auch das Iw-
tenfivum poltern, eine groffe Erſchütterung, ein Ge⸗
polter machen. Zur Vorwandtſchaft des Wortes gehbs
gen das griech. AaAAsw, werfen, rardeıv, ſchütteln,
lat. pellere, pepuli, pulfare.
Der Bolz. ©. Pol;.
homern, bömerns beben, zittern. Andere dent-
ſche Mundarten haben dafür bebern, bobern, pup⸗
pern; von beben. Daher ift nun unfer Büntermiifel,
emernüffel , sine Klappernüͤſſe, Staphylea; der. Po⸗
el Leute, Schafe, ıe. nämlich eine Menge, greofled
Gewirre; ber Pappelbaum, Poppelbaum, populus.
Wir ſagen ferner: verbomert, verboͤmert ſeyn vor
Kaͤlte oder Schrecken, naͤmlich ſtarr und unempfindlich
Darüber geworben ſeyn, wegen Groͤſſe ober lauger Daw
ge gleichſam ſchon arezerittert haben. Dee Bube if
—ñ —
— Senne — — — —
—————xXR 99
Shen verbemert, d. i. achtet weder Schläge, noch Er:
mahusugen mehr.
bönfn, oder mehr nach dee Ausſprache benl'n;
etwas ohne vieler Mühe auf dem Rachen Boden fort⸗
ſchieben, 5. B. die Kinder bönlen ihre Kügelchen von
Mars, in ein auf der Erde ausgehöhltes Loch. Ins
Befondere iſt hoͤnln, gewöhnlicher aber budeln, eine
&rt von Kegelipiel,, wo auf einem einzigen Laden (Bret)
Die Kugel ohne vieler Auſtrengung, und gan; nahe um
Boden hingeſchoben wird : im Gegenfage des Langaus —
ſcheiben, wo die Kugel mehr erhoben, in der Hande
küuſftlich gedräht,, und auf mehreren neben einander lie:
genden Rüden hingefpielet wird. Der Kurzſchub iſt von
begden unterfchieden (ſ. ſchmarägeln).
Ich glaubte, diefes Zeitw. böndeln fchreiben zu
mäflen, von Boden; allein es ſcheint doch einerfen Wort
ss ſeyn mit hanen, fchlagen , ftoffen, oder durch ftof:
fen, tretten, etwas glatt und eben machen, z. B. den
Weg bahnen: und im gegenwärtigen Falle, auf der
Baba fort rollen.
Dis Schwed. bena, heißt ſowohl einen Weg ma-
Gen, als auch überhaupt ſchlagen, Engl. to bang. Hie
ber rechnet Adelung auch das in Dber und Niederfadh-
fen übliche Zeitw. bohnen, bonen, Holänd. boenen,
glatt machen, durch oͤfteres Neiben glänzend machen,
me. B. der Schreiner einen Tiſch oder Kaften. Viel
kit gehöret das at. bonus, bene, gut, gleichfalls
dahin; eigentlich geichlacht, eben, das nichts rauhes
mbanftöfliges an fih hat. Das Wort Ben —Ichlit-
ten, ſcheint einen ganz anderen Urfprung zu haben,
nilich von Benne, eine Flechte: ein Korb (ſ. Pen).
Der Borkenkaͤfer, oder Borkwurm. Unter die⸗
fm Nahmen wird in Sachſen, beſonders Niederſach⸗
ſen, jenes Inſett verſtanden, welches die Schuld haben
ſel, daß oft ganze Waldungen zu Grunde gerichtet wer⸗
ka: indem duch ihre Schädliche Wirkung, nach um
1009 Eee un ———
ferem Ausdende, das Holz abrennet, oder ablauft
Sie haben den Nahmen von Borfe, eine Baumrinde
-worunter fle ihre Gänge machen. In unferen Gegen
den find e8 beftrichus typogra;.hus, bofirichus mi
crographus, und der kleinere boftrichus piniperda:
Lin. In den vorigen Ausgaben des Syſtems kommei
fie untere dem Gefihlechtöworte Dermeftes vor. Ob aber
diefe Käfer wirklich Die mächfte Urfache eines ſolchen Ver
derbniffes ſeyen, haben einige gezweifelt: denn an einem
gefunden Baum find fie gewöhnlich nicht; wenn aber eid
Baum gefället wird, und zu faulen beginnet, al&dann
werden auch fie angetroffen. Indeſſen bat die Erfa
eung genug fchon bemiefen, daß fie zwar vorzüglich Die
kranken Bäume, alddann aber auch das gefunde un
grüne Holz anzubohren pflegen.
Die Boffe, oder Gaufe; eine Handvoll des nad
der Länge zufammen gedrüuͤckten Flachſes, deren vier
einen Bock, oder eine Neifte ausmachen. Wenn der
Flachs gehächelt, und in Peine Bögen gebräht worden
ift, mennet man es ein Böngel, einen Düpel oder Ri⸗
Del Cf. Haar).
In der Mondfeeifchen Gloſſe, p. 324. hara—po-
zo; bey dem Pöbel Meoffen (zwenfulbig, wobey ber
erfte Docal den Ton bat); in verfchiedenen deutſchen
Provinzen Bofe, Boſſe, Bülle, Bündel, Büſchel,
Stauche. Holänd. bos, franz. bote, ein Büfchel Haar,
Deu, Stroh ıc. und boflen, franz. boteler, in Büfchel
binden. Nicht von bos, rund, indem eine Boſſe viel
mehr länglicht ift; fondern von dem Zeitw. boſſen, ftof-
fen , fo viel nämlich auf ein mal mit der Hande zufams
men gedrädet wird. Eine ähnliche Bedeutung bat auch
der Ausdrud, ein Düpel Haar (ſ. Düpel).
boffen, poſſen: bey dem Volke paſſen, beoſſen;
ſtoſſen, fhlagen, 5. B. Eicheln, Nüffe poffen, ine
lich herab ftängeln, vom Baume ledig machen; das
GSetreide poſſen, uͤberpoſſen, d. i. ſelbes zu erſt in den
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20 2 Swen Ze ee 101
Gehen Äberbrefhen. Es gehört , fanıt dem franz.
pouller, florfen, zu hatten, ſchlagen (ſ. Basen).
ſtammen noch manche andere Wörter und Ne
derdarten ab: als der Ambos, worauf Eifen, oder
anderes Metall gefchlagen wird; bey unferem Volke der
m 508, eine Mahlzeit, oder Zuſammenkunft, wo-
ben die Zienen ( Teinfgefäffe ) zum Zeichen der Freund
Kheft, an einander geftoffen werden; in dev Mondfeei-
ſhen Gloſſe p. 328. Reinpozilo, ein Steinmetz. Er
Kst alle Bott, alle Augenblicke, recht oft nach einan:
be; alle Bott, oder, alle Straich (Streiche) find
3 Nahbaren Hühner in unferem Garten. Biefe
Gleichniß fcheint vom Schlage der. Uhr her genommen
mfegn. Es iſt jener Ausdruck, wie ſchon Wachter an-
gemerfet Bat, auch bey den Schwaben, Jtaliänern un)
Engländer gewöhnlich, wo dad nämfiche bot , botto,
bout, verfommt.
dee Boͤtich; Rumpf: des Körpers , Unterleib,
Od; Engl. body, altbrittifch bey dem Boxhorn pot-
ten, Notker Pf. 78, botech, in dem Fragment Über
den fpanifchen Kricg K. Karl, des groffen, v. 2934.
ther potih, bey dem Horneck, und in dem bengefüg:
I Hoffario von Hieron. Pez Potich, Potig. Pier
es bey dem Volke, der Franke geſchwillt am
samen Boͤdi, am Unterleibe: der obere, nntere Bö⸗
deines Hemdes, nämlich Theil, Rumpf desfelben.
Bea hoffen, abftoffen: wohin auch das Niederf. Butt,
‚bot, ftumpf, gehöret: und hutten, butzen,
kimmeln, abbauen, putare, amnputare. Auf gfeiche
Beife it im’ Lateinifchen truncus corporis, cui ab-
ſeilum eh caput. ©. da folgende. —
die Botings hochd. der Bottich; ein weites und
lieſes Gefäß, weiches in Anfehung feines Gebrauches
vridiedene Benennungen hat , als Waſſerboting,
Wein Waffer aufkehalten wied ; Sechtelboting , wor
rin die Wäfche eingeweichet, und mit Lange begoffen
108 EP. E- SER Aue
wird; Krautboting, Rubenboting, wo gefhnittene
Kappis, aehächelte oder geftoffene Nüben gahren; di
Maiſchboting, wo Malz oder Dbft gähret, um Bie
oder Brantwein zu machen. Cs ift im Grunde eimet
key Wort mit Bötih: weil es ein ftumpfes Gefäß ift
dem gleichfam der obere Theil abgehanet ift.
Da die Zeitwoͤrter bojjen, und ſtoſſen, goth. un
Holländ. fiautan, flooten (wovon dad Inten ſivur
ftugen, abhauen), einerley Bedeutung haben, fo ent
ftehen in nerfchiedeuen Wortern doch wieder ähnliche Be
geiffe. Ein Bier—Stusen ift Bier, und in Baiern
ein gleichweite® Trinkgefäß, das, fo wie die Boting
oben eine ftumpfe Figur bat. Der untere Theil eine
Hemdes wird, wegen der abgeftusten Korme an feine
Ründung, in verfhiedenen Gegenden unferes® Lande
dee Boͤtich, Stoß, Stugen genennet. Bey den Fi
ſchern ift der Lauter— Stoß, ein aus Weiden — zaine
geflochtener Korb, um die gefangenen Fiſche durch öf
teres Waſſergieſſen vom Kothe zu reinigen. Cr ift groß
und mie eine Boting geftaltet. Der After des Feder
viehes, allmo der Körper auf ein mal ftumpf wird
heißt der Stoß, im Munde des Poͤbels der Steos
Steus (einſylbig, der Ton am erften Vocal): wovs
das hochd. Steifi vermuthlich nur durch eine unrichtign
er ſowohl ;u fchueiben, als zu fprechen, eutſtander
ift.
die Botze; Kuofpe an den Bäumen und Stauden
Eine Blühbogen, Tragbotzen, unterfcheidet ſich von
einee Laubbotzen. Gleichfalls von boſſen, fo fern ei
ausfchlagen, austreiben bedeutet. Daher ift ım Hol:
laͤnd. botte, Engl. bud, eine Boge: und botten;
Engl. to bud, tal. buttare, franz. poufler, jetter,
anstreiben, Botzen machen. In einer gewiſſen Gegend
des Traunfiuffes wird ſtatt deifen eine Bode, in Nie
derfachfen eine Volle gefagt: fonft auch ein Aug, Ku
ten, Knopf. Ye Fraukreich und Italien ift bouton,
— nn 103
bettone, ſowohl ein Knopf an den Kleitern, als au
ae Baumfnofpe: und boutonner , buttuneggiare,
asiihlagen , Knoſpen gewinnen (f. Büs), In ber
Vindiſchen Sprache ift berft cine Knoſpe.
dee Votzenſtecher, oder Nebenftecher; ein Nah⸗
wen der jenigen Inſecte, welche in Die Bogen der Baus
me and Weinreben kriechen, und felbe verderben. Der:
leihen find attelabus betule; curculio bacchus ; cur-
caulio betulæ, uach dem Fabricius attelabus betuleti.
brachen, in der Mondfeeiſchen Gloſſe, p. 324.
prahhon, heißt einen Acker nach der Aernde das erſte
mal wieder pflügen. Es wird ſowohl von Korn — und
Weigſeldern gefagt , wenn ſelbe gleich nach eingeſammel⸗
‚ ta Früchten aufgebrodhen werden: als auch von den
Gommerfeldern, wenn man fie in den Maymonath , für
Ve künftige Winterfaat pflüget. Einen Ader brach lie:
ger laflen, eın Brachfeld, heißt vermuthlich nichts
rd, als einen Acker für die künftige Brache aufoe:
rahren, ihn fo liegen lailen, daß er gebrachet werden
m. Diefe Auslegung bat auch Frifch angeführet;
re Wechter und Adelung, denen brach in diefer Dies
erdart eigentlich ruhig, oder wüft, ungebauet, zu be⸗
Austen ſchien, glaubten hier ein anderes Stammenwort
wuichig zu haben.
Brachen, iſt einerley Wort mit brechen, ich
bach, habe aebrochen. Daher Holländ. and vlas
ken, den Flachs brechen: und in mebreren nieder:
Gegenden, wie Scherz und Frifch bezeugen.
Pratmonath, Brechmonath, der October, inwel:
her Zeit man den Flachs zu brechen pflegt; eine Stube,
in welcher dieſes gefchicht, die Brachftube. Im: La:
keiriſchen beißt brachen gleichfalls profcindere, fran-
gere, rumpere. Das zweyte Pflügen heißt in unſerer
rühren , is anderen Drten von Dentfchland
| Rlgen, zwiebrachen, ben dem Varro offringere.
‚04 BEER ERTN AR Suumeren
bee Brachkäfer; ein Nahmen des Johanniskaͤfer,
Scarabz&us Solfitialis , Lin. Es ift ein Käfer mit
bleichgelsen, und weifigeftreiften Flügeldecken, welcher
etwas Feiner ift, ald der Maykäfer, und anf den Abend
mit einem ungeftümen Gebrauſe herum zu fliegen pflegt.
Er wird bey unferem Volke auch Juni —kaͤfer, Waitz⸗
fäfer, Brodkaͤfer genennet: weil er um die Zeit er:
fheinet, da die Hoffnung des Brods auf den Geldern
fi) zeiget,
die Brachlerche; ift in einigen Büchern alauda
campeſtris, Lin.
bee Brachbogel ; ein Nahmen verſchiedener Du
gel, welche um die Zeit der Brache aufden Feldern Je:
fecten auffuchen: daher ſelbe auch bey älteren Sceift;
ftelleen aves novalium genennet werden. Der eig
liche Brachvogel fol der Goldſchnepf, oder grüne Regen,
vogel ſeyn, charadrius pluvialis, Lin. Nah anderd,
aber ift der eigentliche , oder wenigftend der groffe Brad
vogel Scolapax arquata. In Deftere. wird nad) des,
Zeugniß des Kramer , der erfte das Brachhenndl: ua
der zweyte der Brachſchnepf ‚ Haidfchnepf, *
feine pratincola aber (glareola auftriaca, Lin.) PU,
in feinem Buche den Nahmen Brachvogel. Bey dei,
Prof. Blumenbach zu Göttingen ift der Brachvogel tıd
dus vifcivorus, der Miftler. Adelung glaubt, ba.
dieſes Wort fo viel heiffe, als Zugvogel; nad vd,
Schwed. wracka, angelf. vræcni wandern. U,
iin da der Zugnögel eine groffe Menze i ift, ohne x
fie darum auch Brachvoͤgel genennet würden ; fo fheh,
—* die erſtgedachte und gemeine Ableitung richtiger
die Brähfe, Bräre; ı. eine Art Weißſiſche u
einem ſehr breiten Koͤrper, uud dunkelbraunen FI
dern, cyprinus brama, Ein, Auch eine Art der En. !
ſiſche führet diefen Rahmen: als bie Goldbrachſe,
rus aurata, die Geißbrachſe, Sparus Sargus. An
105
if Wort an Brachsme, Braſſen, gefchriehen
nerden; Holänd. brallem, brafem; franz. bresme,
Ireme; Engl. breame; Schwed. braxen. Von dem
keltiſchen bras, braiſg, welches bey dem Borhorn Did:
kung, großbaͤuchig heißt, und womit aud breit, am:
ell. brad, bradfum, verwandt ift Cf. Brafchel ).
2. Ein lang nnd breites Beil, eine .Art, z. B.
ne Spãn — braͤchſe, um Holz zu klieben, und Licht⸗
hine davon zu machen. Ein breiter Saͤbel wird gleich⸗
his, aber nur veraͤchtlich, eine Brachſe genennet, im
behſen eine Plaute, Plotze. Ben dem Friſch find
ie Gchwaͤbiſchen Brexen, eine Art krummer Bau⸗
weſen Es kaun hier, fo wie im vorigen Worte,
R breite Befchaffenheit den Hauptbegriff ausmachen:
wm auch unmittelbar von brachen, brechen, abſtam⸗
2; fo fern es fpalten, aufreiſſen bedeutet (ſ. Wach⸗
kr, v. brechen ).
bräfen; mit einem Schale Auf etwas ſchlagen,
38. ungeſittete Buben auf den Hintern bracken; in
In Rüde das Fleiſch braden, es dünn ſchlagen. Es
‚Bein Intenfioum von brachen, brechen (ſ. brechen),
I drückt jenen Schall aus, der durch wiederhohltes
* entſteht. Bey den Griechen heißt Beaxw
dhade,. made ein Geräufh; Homer lliad. V. v.
ui veya Ö'eßparxte Quywos afww, die Achſe von Bu⸗
—* hat laut gekrachet.
= braiten leben, oder jehren; von feinem Ca⸗
da man nämlich feinen anderen Erwerb mehr hat.
den Juriſten ift bereites Geld, parata pecunia;
In kereiten,, in Defterr. beraiten.
has Bram; Gebräme, Schwed. braem, kroatiſch
überhaupt eine Einfoffung ‚ oder Berandung
inferften Theile: von Ram, eine Rame (hochd.
men), etwas beramen, einfaffen. Am gewöhn-
verfieht man Dabey d03 jenige, womit der Rand
Kleides geziertt ift, z. B. das Bram am einsr
106 EEE" 2 EN BE una.
Ohrhaube, am Pelze, Node. Das Augenbram, feanz.:
le Sourcil, beißt bey den Alten bra, braw, Holland.
braw, Engl. brow, hochd. das Augentraun , oder ges
wöhnlicher von beyden zugleich, die Augenbraunen.
Notker Pf. 2. in Slago dero brauuo; in ictu oculi.
Bey einem Englifchen Dichter, worüber Alerander Pope
fcherzet , beiffen felbe die mit Franzen beienten Vor⸗
: hänge der Augen: Ein Augenlied hingegen, franz.
le paupier, wird bey dem Volke Augendeckel, Aus
genhebbel, genennet.
der Braͤndel; einrother Jagdhund. Brand iſt
von brennen, brinnen: und wird gebraucht ſowohl in
dieſem, als in den folgenden Wörtern, um etwas roͤth⸗
liches anzudeuten,, als eine Gleichniß mit dem Feuer,
oder einem brinnenden Körper (ſ. brinnende Liebe).
das Brandröthel, oder Brandreuter!, Roth
brändel; im Salzburgifchen der Nahmen eines Meinen
Vogels, welcher fih gern unter den Dächern aufhält,
und in Deiterr. Rothſchwaiferl, Schwarzwiſperl Heißt,
motacilla erithacus, Lin. Am Schwanze ift er ziegel-
farbig, fo roth nämlich, ald wenn er angebrennet wäre.
Reut ift einerley Wort mit roth, altbrittifch bey dem
Borhorn rhudd, griech. eosudos, röthlih. Die Berg
forelle, Salmo al. inus, ein Fiſch, weicher am Nücen
ſchwarz, und am Bauche hellroth iſt, wird deßwegen
auch Schwarzreuterl genennet.
das Brandſchmalz; ein Schmalz, woraus ſchon
etwas gebacken worden iſt, und welches folglich ſchon
ein mal gebraunt hat, das iſt, erhitzet worden iſt.
die Brandſohle; die innere Sohle eines Schuhes,
welche gemeiniglich aus einem geringen rothgegärhten
Leder befteht. Alſo gleichfalls wegen der rothen Farbe
(f. Brandel).
der Brafchel; ein dick befeibter Menſch, mit aufs
gedunfenen Gliedern. So auch brafcher venn, breit,
dick; im Koblenz, Schweinfurt, und anderen herum lie⸗
® 2 & = 3 *
107
geben Orten bratſchig. In Sachſen ſpricht man, mie
Udelung bezenget, ein plutziges Geſicht, plutzige Fine
get. Borhorn hat in dem Worterb. der altbrittiſchen
Rurdart braifg, craſſus. Es zeigt, fo wie breit, ei⸗
m Ausdehnung des Körperd an: und gehört vieleicht
femt demfelben zu dem Hebr. parals; expandit, ex-
tendit. Die Kröte wird in Baiern wegen dem breiten
Korper eine Broge genennet: und keck antworten, oder
ssanftändig widerfprechen heißt Hier protzmaulen, das
Maul braiten, es zu weit aufmachen, welches bey bein
Zeig, v. Brod. brogeln Heißt. (S. auch Brachſe).
_ dee Braßler; zwiſchen Wien und Ungarn, nad)
Aramers Zeugniß, ein Nahmen der punctirten Ammer,
emberiza miliaria, Lin. Ich weiß nicht, won welcher
Eigenfchaft dieſer Vogel, welcher in unferen Gegenden
mbekannt ift, jene Benennung erhalten bat. Brafs
kin, praffeln, Heißt überhaupt ein Geraͤuſch machen,
men gewiſſen raſchen Schall von fich geben;
der Braftel-felber 5 fonft die Bruchweide,
Glasweide, Knackerweide, Salix fragilis, Lin. Das
gene Hol; dieſes Felbers ift brüchig, und befonderd
jagen die jungen Neifer bey der geringften Berührung
& Bon brechen, brafleln, braften, breiten, mit
Schale zerbrechen, berſten. Gtrider c. VI.
Sect. 23. der Schiltrieme braft im, der Schildriem
med ihm. Otfried. V. c. 13. thaz nez2i thoh ni
braß, daS Netz wurde doch nicht zeteiffen. Tatian e.
19. bruſt thas iro nezzi, ihr Netz brach. Ein ge
. Ader wird in Liefland ein Bruſtacker geneu⸗
das Brät; i. Fleiſch, oder die weiche fleifchige
anz eines Gewaͤchſes, 3. B. mande Fiſche haben
Yieled und gutes Brat: fo auch Melonen, Kliebifle,
x. Einige Leute, die Fleiſch effen, Tieben die Beine,
mil fie gern fifeln, d. i. die faftigen Theile daran ab»
ſechen: andere Hingegen das Brat, nämlich lauteres
108
Fleiſch. Die Fleiſchknödel werden auch Brätknoͤdel
genennet. Es iſt dieſes Wort noch allenthalben übrig
geblieben in Wildbrat, Island. und Schwed. willu-
brad, wildbrad, Wildbret. Notker fihreibt Pf. go.
adeps dieitur id, quod exprimitur de y.inguedine
carnium; fone fleife pratis Kedrungini. Allein Dat
gehöret nicht hieher, fondern es heißt, das Fett von ei:
nem Fleiſchbraten: fo wie jene Gtelle aus dem Keyſers—
berg, die Scherz in feinem Gloſſario anführet,, brates
Naifch, gebratenes Fleiſch. Wohl aber fcheint das alte
Brotten init unferm Brat einerley Wort zu ſeyn.
Schilter führet aus der Chronik von Freyburg folgende
Stelle an: ob die Wunde gang durch Hauf.und
Brotten, das ift, wenn fie duch Haut und Fleiſch
zugleich geht, und folglich als gefährlich anzufehen wäre,
Das griech. Booros endlich, ein Sterblicher, als die ei⸗
genthümliche Befchaffenheit eines Menfchen, bat mehr
Achnlichkeit mit dem altdeutfchen brodi ; prodii , wel
des bey Notker, Willeram und Kero die Gebrechlich⸗
Seit heißt; bey dem Dtfried bruzig man, ein gebrede
licher Menſch, und bey den Minnefängern ein broͤdes
Leben, nämlich ein mühefeliges (ſ. Wachter, v.bros).
In der Mondfeeifchen Stoffe fteht p. 337. prod:, car-
nem: wodurd Friſch fich irre führen ließ, daß er es
für eine Fleiſchbrühe auslegte (ſ. Brod, Broͤdel).
Allein es gehoͤret zu dem vorigen; denn es beziehet ſich
auf Die Worte des Proph. Jeremias, c. 17. qui ponit
carnem hrachium snum, der einen ſchwachen Men⸗
ſchen als ſeinen Helfer anſieht, und nicht lieber auf
Gott vertrauet.
Aus den erſteren hier angefuͤhrten Beyſpiele laͤßt
ſich ſchlieſſen, daß Brät in ſeinem Urſprunge überhaupt
etwas genießbares bedeuten muͤſſe: und folglich, ſo wie
Brod, Engl. bread, panis, zu dem Hebr. bara, ef
fen, baruth, griech. Reorus, eine Speiſe, gehört. An
den Fifchen nämlich werden die Grathen und Schuppen,
an
200g .
au einer Melone die auffere Schale, und von dem Fleiſch
die Beine abgeföndert : das übrige ift eßbar, oder Brat;
2. das Braät; der Schenkel, das Dickbein, z.
B. die Angel ift ihın in das Brat gegangen; diefes Fleiſch
iR von dem Brat eines Ochſen, ꝛe. in zaͤhes und
trockeues Fleiſch wird daher ein bratiges Fleiſch geuen⸗
wet, welches nämlich fo ift, wie das Kleifch an einem
Edenfel zu fegn pflest. In einem alters Worterbuche,
weldes Friſch anführet , heißt es: coxa, Hufft, Died,
Best. Vermuthlich von breit, ben den Augelfachfen,
Gethen und Schweden brad, braid, bred. Daher
such der Rahmen Dickbein.
der Brätling, ein Schwamme. ©. Bretling.
die Bratze; die Pfote, der Vorderfuß, an vers
ſhiedenen Thieren , ald Löwen, Bären, Hunden, Kate
zu, ıc. welche ihre DVorderfüfle ald Werkzeuge brau⸗
chen, um etwas zu ergreifen, oder fih damit zu weh⸗
Ten.
Unfer Ras hat Kaͤtzerl bracht
fimme, achte, neune,
das das weiſſe Brätzerl hat,
dasſelbe ift das meine. |
De ihnen die Pfote ftatt eines Arms dienet, fo ges
büret dieſes Wort ſehr wahrfcheinlich zu dem griech. und
kt. brachium , im Herzogthum Wallis und an der Ar⸗
meriſchen Küfte braich, brech, der Arm , von brechen,
brachen, aufreiſſen, verſtümmeln, zerfleifchen (ſ. Wach⸗
te,v.brechen) ; nicht, wie dieſer gelehrte Mann ſchreibt,
weil der Arm im der Mitte gleichſam gebrochen iſt, ben
ein gleiches kͤnnte man auch von dem Fuß ſagen: ſon⸗
den fo fern ſelber als ein Werkzeng dienet, um etwas
vs brechen. Die lateiniſchen Schriftſteller leiten es ge⸗
meiniglich her von dem griech. brachy, kurz: aber auch
ſelbſt dieſes Wort kann etwas abgebrochenes, verſtinn⸗
weltet bedeuten. Hebr. parak, rupit, disrupit; griech.
Pryraı Boyyruo, ih reiſſe, breche. en Asmbandb
k⸗ker Aheil
—
110
beißt nun hievon Ital. braccıolo: ‚fan; und Engf
braffelet, bracelet: in Defterr. das Taͤhel eine Pan
krauſe; von Tage, die Hand. Es ift daber wahre
ſcheinlich, daß auch Bratze nichtö anderes, als ein —
hen heißt, und aus den vorigen Wortern durch Die
kleinernde Endſilbe ſe, tze, gebildet worden ift (S
Bretze).
ſich bhrauchen bei einer Sache; fi gefhäftig me
den, groß thun. Man brauchet oder benuget allerleg
Mittel, um feinen Endzwed zu erhalten; hier aber X
ſich ſelbſt, nämlich feine eigene Geſchicklichkeit, Kunß
ober Anſehen.
die Braunelle, oder Brunelle; eine kleine Pflan
ze mit einem braunem Kopf, welche allenthalben in Wieſer
und Aengern waͤchſt, prunella vulgaris, kin. Es ift eit
ein gutes Wundkraut, mildert die Schärfe, und lö—
fet das geronnene Blut auf. Diele behaupten, dag «ei
Braunelle Heiffe, weil cd wider Die Bräune und Hals:
weh diene. Bey unferem Volke wird ed Mundfau—
Fraut, Mundfäul—zepfen genennet: und, fo wir
in mehreren Ländern, St. Antoni—fraut, vielleicht
weil e8 wider das Autonins—fener, oder Rothlauf ge
brauchet wird (G. Ladfener). In den Alpenivon Galy
burg wird auch der dunkelbraune Stendel, Satyrium
nigrum , ti. Beonnelle genennet. Unter den Vögel
äft die Vraunen⸗ eine Art von Dornreicherku, motacills
modularis, Lin. Alles nur wegen der braunen Farbe.
die Rraunmünge; eine Art Münze, mit einem
braunen vieredligen Stengel, und quirl— fürmigen Blu⸗
wen, ‚an denen die Gtaubfäden länger find, als die
Blumenblättee, mentha Sativa, Lin. Man nennel
E auch Bruͤnmimze, braune Balfe, ſchwarze Bal
?.
Sie wird fammt der Kraudmlinze Fein gefchnitten,
and mit Zucker in Brautwein angefeget, nm den ſoge⸗
naunten Brünmünzen—geift an bereiten.
— N SET NE testen 111
die braunks pfige Anten; ſonſt Reigeraͤnte,
Etraufänte, Rothhals, anas ferina, Lin. Eine Wild⸗
Gate, welche nur zu Zeiten unfere Wäſſer beſtreichet;
mit einem ſchwarzen Schnabel, faftanienbraunen Kopfe,
| weiß und ſchwarz gefleckten Flügeln.
die Braut; eine an einen Mann verlobte, ver
ſorochene Perſon. Ben dem Ulphilas, wie auch bey
Otfried, Notker, 2c. bruth, brut, prud; angelf. bryd,
Engl. bride. Da der Ehevertrag unter allen geſellſchäft⸗
hen Verträgen der erfte und ältefte ift, fo darf man
Rd niht wundern, daß faft allenthalhen noch das naͤm⸗
Ihe Wort angetroffen wird. Das Stammenwort, wel⸗
hes von den Wortforfchern immer noch gefuchet wird , iſt
ohne Zweifel das Hebr. brith, ein Bindniß, Vertrag,
fedus, fponfio. Daher werden beyde zugleich Braut—⸗
leute genennet, ſponſi, defi:onfati: und die Geräthe
(haften von dem einen Theil fowohl, als von dem aus
deren, z. B. Kleider, Kiften; der Brautfaften, das
Brautklaid, In der Bretagne bedeutet priod, auch
eine Ehefrau; allein das hat nichts zu ſagen, indem es
Kar veclobte Perfon auch nach der Hochzeit bleibt: fo
wieder Geſpons, die Geſpons; franz. epous, epoufe,
der beyderley Perfonen, ſowohl vor , ald nach der Hoch⸗
get gefagt wird. | oo. —
der Braͤutigam; angelſ. brydguma, bey Otfried
and Tatian brutigomo, Hollànd. bruidgom, bruigom,
ir Laiſersbergs Poſtille Brutgemer. Die legte Sylbe,
u a
welde allein hier erläutert werden muß, ftammet vers
muthih von dem altdeutfchen gouman, gaumen, ber:
ao zeiget denjenigen an, welcher über die Braut Gor:
ge traͤgt, ober das Haupt derfelben it (G. Gamß und
Saumen). Diefer Meynung ift auch Friſch; aber Wachs
ter und Adelung Haben ein naͤheres Stammenwort vor Aus
gen. Bey dem Otfried ift mennifco, ein Menfch über-
Daupt; und gomo, bey den Angelfochfen und Gothen
guma, gumei, sin Min, maͤnnliche = malcu*
2
n
112 NINE rn nn
lum et feminam fecit eos, Marc. X. 6. gumein jai
vinein, Ulphilas): daber glauben fie, daß brutigu m:
nichts anderes heilfe, als ein Mann der Braut. Dief
Ableitung iſt zwar ganz natürlich, aber jened gomn:
ſelbſt noch dunfel, und Täßt vermuthen, daß guma
gomo, ebenfalld einen Gaumer, oder Anffeher übe
das Hausweſen, bedeuten möchte. Bon dem lat. homo
ift es gewiß nicht entlehnet. Die Lateiner leiten e8 be
ven humus, weil der Menſch aus der Erde gemach
worden ift: obwohl fie dieſes Wort auch aus einer Deut
schen, nämlich Eeltifchen oder Seythiſchen Duelle erbat
ten haben können. Ein Ehemann heißt bey Otfried um!
Kero gomman, comman, im GSchwabenfpiegel chon:
man, ein Mann des Weihe: denn kona, chena
quena, heißt ein Weib, und Chon, Char, ſowoh
Gemahl, ald Gemahlin (S. Konleute). Ferner hat dir
feste Sylbe in Bräutigam, wie Adelung beobachtet,
viel ähnliches mit dem griech. yanos, Hochzeit, YcRſco.
ich heurathe, halte Hochzeit; doch Diefes ſcheint mebr zu
dem altdeutfchen gamman, Fröhfichfeit, und gamen,
gampen, fröhlich thun, zu gehören (S. gumpig).
Für Bräutigam, ſchreibt Horne immer Praw⸗
fan; nämlich ein Kan, Chan, Gemahl der Braut.
In gemeinen Reden bier bey dem Wolfe Hört man
Braͤuker: welches eben das ift, was Brautfan, oder
Bräutger, Brautgemer, Gaumer. Ulphilas nen
net einen Bräutigam brutfads, welches Wachter vom
dem angelf. fadian, zieren, her leitet; der die Braut
jieret. Allein ich glaube vielmehr, daß es, fo wie der
Saden, filum, von fahen, nehmen, her fommt; der
eine Perfon zur Braut nimmt. Bey den Engländern
iſt — ein Knecht, Diener: und bride-groom,
ein Bräntigam. |
brecheln; 1. Flachs oder Hanf brechen: und das
gewoͤhnliche Werkzeng hie: die Brechel, fonft die
— 113
Seeche, Kuitſche; in Liefland die Flachsſsbrake, Engl.
Nake, franz. broye.
2. krachen, eine Vrechlerey anfangen, nämlich
ein lautes Getöfe, da etwas zerbrochen, oder über einen
Haufen geworfen wird (S. braden). Hornet fcheeibt
©. 443 grozz Sefchell und Pracht. c. 678. der Doz,
da, Septecht, und der Schall. Ben dem Otfried
iklib. IV. c. 19. et V.c. 20. anabrechon, wider. ei:
wen fhregen, ihn anklagen, oder ausſchelten. Don bre:
Ges, kommt ferner auch fprechen, -einen Laut von ſich
geben, die Sprache; z. B. die Flöte, die Orgel fpricht.
Dier bey dem Volke heißt prächten, reden, plaudern;
predteln, zanten, Worte wechfeln; einen Geift ſpra⸗
hen, ihn aureden, um fein Verlangen fragen; ich ha⸗
be ihn noch mie gefpracht. Hieher gehöret vermuthlich
jenes potin-brot, Evangelium, apofiolorum
_ pradicatio, Notk. Pf. 290.
dee Bregarten; Küchengarten, doch nur bey dem
| gemeinen Volke. Insgemein fchreibt man Pregarten,
nelches zugleich der eigene Nahmen mancher Derter iſt.
Den braunen, augelf. briwan, Engl. brew, bey dem
berwy, kochen. An anderen Deten wird da⸗
für Würzgarten, Gräsgarten gefagt: weil verſchie⸗
dene Gewürze, nämlich geniefibare Kräuter, Koblkraͤu⸗
tee (6. Wachter, v. Wurze), und Grägeren, angell.
graet, grasartige Gewaͤchſe, dariun gepflogen werden.
breit, ©. ſpreitzen.
der Breitwegerich, das Wegebreit, plantago
media, Lin. Eine Pflanze, die allenthalben au dem
Wegen und Straſſen angetroffen wird. Die Gimpeln effen
gern deſſen Sanıen. Der Gpigwegerich, plantago lan-
ceolata, wird zur Heilung der Wunden gebraucht.
dad Brennkraut; Heißt insgemein in den Apothe⸗
fen ein fcharfes Kraut, weldes anf bee Haut Blafen
ziehet, Clematis recta, fin.
—
11% N GENE nen
die Brente; in unferem Gebirge, und in Steyen
mark, ein hölzeenes Gefäß, um Butter, Schmalz ode
Räfe aufzubewahren. Bey den Croaten gleihfald bren
ta. Daher die Brentlerin, eine Magd, welhe da
Butter: und Kaͤſemachen beſorget. Ein Brente
Schmalz Hält go Pfund, oder 16 Maß. In Schwa
ben ift die Brente, ein hoͤlzernes Waſſergefäß: und fı
Stalien brenta eine Butte, worin Wein auf dem RU
den fort getragen wird. Von dem Eeltifchen pren, eit
Baum, Holz, prenfol, brennol, ein hölzernes Be
haͤltniß, arcula, parva arca. Boxhorn, lex. anti
quae linquae Britann. | |
das Brefelfraut; font Metram, Mutterfraut
Fieberfraut, matricaria parthenium, Lin. Es wirt
fo genennet, weil ed wider die Hitzen dienet, die von
der Befhwärung der Mutter, oder don einem Fieber
herkommen; von brafen, brefen, entzünden, erhitzen.
Bey dem Notker iſt PL. 105. bralon, in die Hige brin
gen, erzoͤrnen. Griech. Aoacw, ich fiede, walle, woy-
So, ich entzünde, In der Graffchaft Henneberg, wie
Herr Hofrath Reinwald in feinem Idiotikon bezenget,
beißt ſich erpreſen, ſich erhitzen, und ganz erpreßt
ausſehen, erhitzt. Franz. la braife, glühende Koble,
and embrafer, tal. brafciare , entünden. ©. Wach⸗
ter v. beafen: und Adelung, v. Braſilien —bolz.
das Bret; ein abgefchnittenes Gtüd von einen
Laden. Ein altes, neues, groffes, Feines Brei. Wenn
es zu einen: gewillen Gebrauche zubereitet worden iſt,
Heißt ed ein Hackbret, Schneidbret, Nudelbret, Spiel⸗
bret ꝛc. Bretel —rutſchen muͤſſen, ſterben, zu Grabe
fahren. An vielen deutſchen Orten verſteht man bey
dem Worte Bret, Diele, gemeiniglich ein langes und
groſſes Stück, welches bier ein Laden genennet wird
(©. Bohle). Friſch bemerket, daß für Bret, Bret⸗
chen, auch Britt, Britfle, geſchrieben worden: wo⸗
durch es deſto wahrfcheinficher wird, daß ein altes Zeitw.
ai 115
hreten, bretten, fo wie dad angelf. beytan, geied.
Besen, abſägen, theilen, zerbrechen, bedeutet ha⸗
ksmnf. Hollaͤnd. bryzelen, in Meine Gtüde fchlas
sea, Engl. brittle, gebrechlich. |
bretel—eben; fehe oder ganz eben, z. B. her
Stein ift bretel— eben bey mir niebergefallen,, in geras
der Richtung. Diefe Redensart fcheint yon der Bley:
waj:, etwa der Maurer und Zimmerieute, ber genoms
m:u zu ſeyn, indem der Faden mit dem Bley an einem
Brstchen befeftiget ift.
das Bretelmaß; in der öfterreihifchen Fifcherord-
sung, codex auftriac. P. I. die Breite eined Bretchens,
worüber die Wege geftricdet werden ſollen. Wie auf.
das auf ein Bret gebrannte Maß iener Länge, melde
ein Fiſch haben fol, den die Fifcher, um die junge
Beut zu ſchonen, verkaufen dürfen.
dee Bretling; Brätling, agaricus lactifluus,
Em Einguter, milhiger und wohl riehender Schwamm,
wit einem rothbraunen feften Hut, gelblichten Samen:
bllattern, und einem ſchwäänmichten, ebenfalls braunen
Eile. Der Nahmen kommt ber von braten, angelf.
bradan, grieh. ronSew: weil diefe Schwämme auf ei:
we ganz einfache Art gebraten werden koͤnnen, indem
man fie umgekehrt auf die Glut legt, und die Blätter-
der mit Salz beftreuet. Wegen ihrer Güte werben fle
‚ Den einigen Lenten auch roh geeffen: ſonſt aber in Butter
u) Nilheabm gedünftet.
die Bretze; ſonſt Bregel, Ital. braccello; ein is
ber Saftenzeit gemöhnliches , und aus Meigenmehl zube⸗
eriteted Gebaͤck, welches die Geſtalt eines fait ringför-
mig gelegten Strickes hat, deſſen beyde Eude inwendig
krenzweiſe über. einander geſchlungen find. Wahrſchein⸗
lich iſt dieſes Backwerk, wie ſchon Eckhart beobachtet
bat, eine Erinnerung an dad Leiden des Heilandes ge⸗
wein, wie er mit Stricken gebunden wurde. Von brac-
ao, brachiolum, ein Heiner Arm. Die weiche, ſchmel⸗
116 |
zende Art der Ungarifchen Sprache, die nicht gern —
ſonanten neben einander leidet, hat aus Bretze, peret |
gemadt.
der Brenn; ober Hirſchbreyn; (1. die Hirfe, Fr
nicum miliaceum,, Lin. In dem Defter. Zehend Ne
der Breien; ohne Zweifel von bräuen, Engl. brew ,'
kochen, weil dieſe Frucht vielleicht fchon von den aͤlteſten
Zeiten her, dem Volke ein beliebtes Mus verfchafte. }
ed einerley Wort ſey mit Brey, pulmentum, erhellet
and der bekanuten Redensart, herum gehen, mie Die
Katze um den Breyn. Der Ausdrud, Hirfchbreyn,
heißt wohl kaum pulmentum cervorum, wenn audh
ſchon die Hirfchen nach dieſer Frucht Tüftern find ; ſondern
nur foviel, ald Hirfe- been (ſ. Hirſe). Im anderen
Arten weich gefochter Speifen ift die Benennung das
Koch, üblich geworden (f. Koch).
2. der Breyn, eine gefährliche Entzündung in dem
Gaumen und der Ruftröhre, lat. angina, prunella,
eynanche, fonft die Braͤune, Kehlfuht, Halsſucht,
der böfe Hals, das Mülten. Insgemein fchreibt man
die Bräune, wegen der braunen Farbe eines eines ent-
zündeten Halſes: welche Farbe aber auch die Hirſekör⸗
ner haben. Wachter hingegen, welcher die Breune
fhreibt, macht es ſehr wahrſcheinlich, daß es nichts ans
deres heißt, als eine Entzündung ; nach dem angelf. und
Island. bryne, brune, zfus, ufio. In der alt
brittifchen Mundart, hen dem Borhorn, ift breuant,
guttur, jugullum. . |
Der Brief, Aberhaupt eine Schrift. Wenn bas
Papier, Pergament, oder die Baumrinde, worauf et⸗
was gemahlt oder gefchrieben worden ift, gebogen b. i.
zufammenge!egt , gefaltet oder gerollet wird , heißt es ein
Buch. Daher wird bey dem Kero ein Brief nah dem
jegigen Begriff, als ein zuſammen gefaltete® Papier,
ein Bach genennet. Keiner in dem Kloſter, heißt «8
e. 34 fol von feinen Eltern ein puah annehmen dürfen
— ——— 117
ätteras aut quaelibet munufcula, fine præcepto ab»
batıs). Von der Befchreibung des Nömifchen Neiches
zutee dem Kaiſer Auguft, fagt Otfried lib. I. c. XI. in
braf iz al ginamin, daß fie alles einfchreiben, zu Pa-
gie beingen follten. Und bald darnach: al sith iz
brienenti, zi mineru henti, feyd al dieſes einfchrei-
bend, zu meinen Danden. Am Ende des Kapiteld:
thaz uuir fin al giliche, gibriafte in himilriche, daß
wir auf gleiche Weiſe in dem Himmel eingefchrieben feyn
mögen. Hier bey dem Wolke ift jede Urkunde, und je-
des angefchriebene Papier ein Brief, z. B. Der Predi⸗
ger bat den Brief herausgenommen, d. i. hat wäh-
render Rebe feinen fchriftlichen Aufſatz angefehen.
| So wahrfcheinlich es nun iſt, daß Brief urſpruͤng⸗
Kg eine Schrift bedeutet; fo hart laͤßt ſich ein gehoͤriges
Stammenwort hiezu ausfindig machen. Ich muß alſo
Moon mit Wachter, und anderen glauben, daß ed von
breve, ein kurzer Aufſatz, her genommten fey: welches
Dort von den Iateinifchen Schriftftelleen erft feit Sec. -
IV. in tiefem Verftande gebraucht worden if. Merk:
würdig fheint mir indeflen das Zeitw. breven, abkür-
Rs, ım Iſidor V. 5. Sibunzo uuechono findun chi-
breuido, oba dhinem liudim; fiebenzig Wochen find-
algefhrjet über bein Volk, Daniel c 9. Wenn man
aber endlich die Aftefte Urt zu fchreiben ſich vorftellet,
melde in fchneiden, reiffen, graben (griech. yozoew ,
ſhreiben) beftanden ift;. fo koͤnnte vieleicht doch jenes
briefen , fhreiben , herzufeiten ſeyn von reiben, riffeln,
. to rub, Holänd. wryven: wovon mehr unten
CRabiſch, und ſchrefeln).
bringen; ein gewöhnlicher Spruch des gemeinen
da mehrere zugleich aus dem naͤmlichen Krug oder
Safe teinten. Sch bringe dirs: die Autwort heißt,
ieane dirs Gott! Die Italianer fagen, brindisi, ich
ee euch; brindizzare, far brindii, auf Jeman⸗
Kb Geſundheit trinken. Die Franzoſen, je vous le
118 — ———
porte, ich bringe es euch, oder brindes à votre Sei
gnerie, auf dero Geſundheit. Die Holländer neune;
es brengen, toebrengen, bringen, zubringen. Pi
der Windifchen Sprache fagtman, mafti bog, ich brin
e Died: welches aber eigentlich heiffen fol mafai teb
bug, Gott mäſſige es Dir, (bug, bog, heift Gott).
Es Heißt alfo, einem anderen den Trunk, Dat
Glas, den Becher zubringen. Bey den alten Deutſchet
mußte der Trunk wirklich zugetragen werden, indem
bey einem Gaſtmahl jeder feinen abgefönderten Plag hat:
te. Zacitus fagt von ihren Sitten: Separatz singulis
sedes, et fua cuique menſa. Daß es aber eben Feine
prächtigen Zifche geweſen ſeyn müllen, läßt fih abneh⸗
men aus dem, was Strabo von ben alten Galliern
ſchreibt; namlich daß fir in ihren Zimmern fallen, jeder
allein, auf zerftreueten Heu (f. Friſch, von Gtube).
Es kann alfo jener Ausdrud nicht von einen wirklichen
Tifch verſtanden werden.
Die brinnende Liebe; eine Pflanze mit rothen,
in einem Bündel ftehenden Blumen, welche in den Gars
ten gepflogen wird, aber auch in Bergwieſen wild wächft,
Iychnis chalcedonica, Lin. Diefen Nahmen hat fie aud
in Würtenbenberg; fonft heißt fie Kornnelke, Zinnober:
eofe,, franz, Sans pareil, Engl. non Such.
Wir ſagen brinnroth, hellroth wie eine Flamme.
In der Ueberſetzung der hohen Lieder ſchreibt Willeram
c. IV. alſo coccus brinnet in ſuo colore, gleichwie
der Scharlach roth iſt, oder brinnet im feiner Farbe,
fo find deine Lippen. Der Minneſaͤnger, Wernher von
Sonberg, ich fach cin wib, der ir munt von roete
bran, fam ein fiur in Zunder. . Und ®irgil Aeneid.
IV. 263. Tyrioque ardebat murice laena, das Ober:
Heid brannte vou dem Blut der Purpurfchnede.
Dee PBrinnerling, ein Apfel. S. Brünerling.
in dee Brifille ſeyn; in ber Klemme, Verlegen
beit, im Gedraͤnge. Sonſt fagt man, in der Preſſe
— —
— 119
ſeyn Es iſt dieſes Wort mit briſen, briſſen, preiſen
verwandt: welches bey dem Friſch und Scherz drüden,
zreſſen beißt, z. B. in einem Kleide fteif eingebrifeng
ſeyn; die Schnuͤrbruſt zuſammen preifen; eine Breis—
neſtel, naͤmlich der Schnuͤrriem; Bris — oder Preis⸗
ſchih, Bundſchuh &c. Lat, briſa, eine getrettene Traus
be, welche unter die Preſſe gelegt wird; briſare, briſſa-
re, preſſen, ausdrüden. tal. prefo, franz. prifon,
Kerter, Käfig. Die verfleinernde Endſylbe in Briz
file, iſt fonft ungewöhnlich, und daher ein Zeichen,
daß wir Diefes Wort aus einer fremden Sprache entleh⸗
wet haben. Vielleicht fo viel, als ein Feiner Käfig,
Vogeſhaus? —
britzeln, ſpritzen, ein wenig gieſſen, z. B. wenn
es oft mach einander Feine Regenguͤſſe macht, fo heißt
ed im Unwillen, es brigelt immer: woflie die Engläns
der fagen, it drizles, Es wird viel Wein berbrigelt,
: wenn felber von einem Faß in das andere umgelaffen
werden muß. Das Zeitw. britzen, britzeln, ift einer⸗
ley mit iprigen, welches nur durch den Zifchlaut aus
den erfteren gebildet worden ift: fo wie fpreiten, von
keiten. Ital. bruzzaglia, fpruzzaglia, ein Eleiner
Regen: und fpruzzare, fprizzare, Schwed. fpruta,
fprigen, begieffen. Griech. Povo, ih quelle hervor:
wobin auch das Zeitw. brudeln, fprudeln, zu gehören
ſheint. Altbrittiſch bruchen, eine Quelle. In Nies
derſachſen Bruch, ein ſumpfiger Ort.
broöcken; brechen, abbrechen, 3.8. Werfel, Bir⸗
ne brocken, ſelbe vom Baume brechen, löſen, ſam⸗
mela; Tälbling broden, Schwäͤmme in den Wäldern
abbrechen. Andere Redensarten find ohnehin befannt,
als z. B. etwas zerbrödeln, in die Suppe einbroden,
ein Kothbrocken, Steinbrocken, Mayerbroden &c. Von
brechen, gebrochen.
Die Brockerln, tal. broccoli; eine Kobhlart,
welche erſt im XVII. Jahrhundert aus Italien nad
12.0 EEE 20 _ GE ER» ng
Deutfchland gefommen ift, Gie find von verfhichene
Forme und Güte. Die Nomanifchen find, wie der Car
fiot (Blumenkohl); machen aber eine geüne Roſe. Di
Englifhen haben Feine Nofe, ſondern einen lange
Stamm, wovon dad Mark, wie Kohlrabi, zu eſſen iſi
Die Kohlfproifen (dee Sproſſenkohl) werden fo genen
net, weil aus dem Stengel viefe Sproſſen vol Feine
Koblkaͤuptchen, die man iffet, hervor wachfen.
Das Brod; 1. eine abgefottene flüſſige Subſtauz
oder was derfelben ähnlich ift. Go ift das Maffer voı
gefottenen Kirfchen und Zwetfchen, ja auch Suppe, Thee
&c. in dem Munde des gemeinen Volkes ein Broͤdel
Menm viel Koth anf der Straſſe fchwimmet, oder dei
Schnee durch Regen fich aufgelöfet hat, da beißt et
gleichfalls, es ift ein lauteres Brod, eine arofk
Suppe, darauſſen. In der Mondjeeifchen Gloffe ifi
pag. 336. et 324. prod, tal. brodo, Engl. broth,
eine Fleifhbrähe. Die Jtaliäner fagen, gallina vec-
chia fa buon brodo, eine alte Henne macht eine gute
Suppe; figärlih, alte Leute find nicht unnütz in der
Welt. Mahrfcheintih von bräuen, fieden, kochen.
(ſ. Breyn, und Bregarten).
2. in Slaviſchen Gegenden ein eigener Rahmen
verfchledener Derter, die an ber Furth eined Waſſers
liegen, 3. B. Deutſchbrod, broda germanica, Böß-
mifh Brod, broda bohemica, In Mähren ift eine
Stadt mit Nahmen Hunbrod, d. i. Ungarifches Brod.
So auch in Eroatien und Slavonien. Bey den Croa⸗
ten ift brod überhaupt eine Furth, Ueberfahrt, Tat. va-
dum. Es zeigt alfo einen Ort an, wo man durch eine
Brüde, oder durch Schiffe über das Waller kommen
Tan. Da nun inden Slaviſchen Mundarten bad r, gar
oft verfeget zu werden pflegt, wie z. B. brad, breg,
für Bart, Berg; fo ift e8 ohne Zweifel einerley Wort
mit dem griech. opos, eine Durchfahrt, im mittlerem
Lateine forda, fo wie mit dem deutfchen Furt, fahren.
SEE? GE LER anne 132141
Brod abſchneiden laſſen; bey dem gemeinen
belke ein Zeichen der Freundſchaft gegen einen Fremden,
welher in die Stube tritt. Weil das Brod die ge
meinfte und nothwendigfte Speife ift, fo war auch bey
den alten Römern, wie ed Dionyſius von Halicarnaf
bejeuget, die Mittheilung des Brods unter neu verlob⸗
tea Perfonen, confarreatio, ein Zeichen der unzertrenn=
hen Vereinigung. Hier wird nun Brod and Meffer
uf den Tifch gelegt, mit den Worten, geb, fchneide
ab. Sonit wird ed gemeiniglich als ein Zeichen der Miß⸗
guaft angefchen: nnd da heißt es alsdaun, hat mich
ucht ein mal abfchneiden laffen.
Der Brodbaum, oder Sagobaum; ein Baum in
Ofindien , aus deſſen eßbaren Marfe Brod bereitet
med, cycas fin. ©. auch Jams, und Caſſawi.
Dee Brodfiger; ein Menfh, welcher um einen.
gewiſſen Rabatt, von den Bädern das Brod übte:
uninm, und felbes in feinem Haufe zum Verfauf dar⸗
bethet.. Im Gegenfage der Gaͤugeher, welche das
Beod in die Hänfer und Dörfer vertragen. —
brogitzen; zaudern, eine Sache nicht mit Ernſt
betreiben: z. B. gib mir das Geld lieber geſchwind ohne
berzizen; er bat fo lang umgebrogitzt, bis die gute
Gelegenheit verſchwunden ift; Das iftein Umbrogitzen,
ein langweiliges! Brogen, berogen, ift einerley Wort
mit rogen, etwas rügen, rege machen; nnd zeigt im
dieſem Falle einen Menſchen an, der bey einer Sache
erley unternimmt, aber fie Doch nicht, oder nur ſaum⸗
felig in Stande bringt. Von dem Zeitw. rogen, Engl.
tb rock; griech. ooeıy, hin und ber bewegen, kommt
ed rogel, locker, beweglich, und der Moden, ein
Epinnead, Her (ſ. dieſe Wörter). Hebr. ragas, com-
, Botusfuit, trepidavit: roges, commotio, ira. Bey
_ da Hollaͤndern beißt wroegen rügen, ja auch beſchul⸗
digen, onflagen: fo wie bey dem Otfried ruagen, in
fe Mendfeeifchen Stoffe und im Tatian ruogen, en:
k
122% VEN 27 2 —
lagen. Womit das lat. rogare, fragen, etwas anre
gen, ein Gefes in Vorfchlag bringen, überein kommt
Horneck braucht das nämliche Zeitiv: prugen, an
ffatt fh regen, fih bäumen, großthun: Cap. 62. Di
Pferde progen fich unter feinen Fahnen. Un) c.612.
Die Wienner huben an
je chriegen und ze progen
gegen dem Herczogen.
In der Sammlung der Minnefänger P. TI. pag.
135. fagt Walter von der Vogelweide, in den Zeiten
der Kreuzzüge: dü heidenſchaft broget .u, die Unglau⸗
bigen im gelobten Lande trogen euch, regen fi wider
euch. Scherz in feinem Sloffario hat diefe Worte ein
sderig anders erffäret: nämlich die Heidenfchaft will
euch fchreifen, verwirren. Died iſt zwar, wie mir
ſcheint, nicht det eigentliche Sinn; doch fomntt im Ta-
tian c. 226, et 230: bruogen für ſchrecken, oder ver:
wirren vor, welches aber gleichfalls von rogen, rügen,
herkommen kann. Hie und da in Deftere. und noch
mehr in Schwaben, heißt ſich progeln, prablen, groß
thun.
Die Brombenn; in Oeſterr. und Steyermark
din Nahmen der Auerhenne. An der Grärnze von Un:
garn fol, wie Popowitſch hörte, die Birkhenne fo heif-
fen, welche aber in unferen Gegenden Schildhenne ge:
nennet wird. Vermuthlich wegen jenem beummenden
Laut, den fie von fich hören laſſen: weßwegen der Birk⸗
Hahn bey dem Schwenkfeld auch Brumhahn heiffet.
Viele Shriftftellee haben den Grund dieſes Wortes
darin gefuchet, daß folche Vögel ſich gern an jenen Or:
ten einfinden, wo Brombeere wachſen. Es ift wahr:
fowohl Aucrhühner, als Birkhühner freffen unter an⸗
Deren Baumknoſpen und Beeren, auch die Brombeere;
doch nicht auf eine fo vorzuͤgliche Weife, daß fie davon
den Nahmen haben follten. Indeſſen befchreiben Zinfe,
Hochberg, Popowitfh, dad Bromhuhn als ein ganz
—r—— sTBAdıJy
u) 2 ⏑ 123
eigenes Geſchlecht, welches von dein Auerhuhn und Birk
hehn verfchieden wäre. Sie haben aber offenbar, fü
wie einft der berühmte Geßner, hierinn geirret. Denn
bderyde Weibchen unterfcheiden fih fo fehr von ihrem
Muaͤnnchen, und, wie Buͤffon fchreibt, Anderen die jun⸗
gen und alten Birfpähner fo merklich an ihrer Sarbe,
daß feiht eine neue Art daraus gemacht werden fonnte
(f. Grugelhahn).
brofen—tructer; ſeht teoden, 4. B. die Gtraffe
bey warmer Witterung , Die Zunge eined Durftigen , &c.
Die Gleichniß ift her genommen von ausgetrockneten
Dingen, welche fich Teicht zerreiben, zerbrechen laſſen;
den brifen, breifen, brofen, zerreiben. Hollaͤnd.
bro, bey dem Otfried bruzig, gebrechlich.
die Broſſe; Sproffe, Knoſpe. Go werden die
dry Ace
*
Alberbroſſen geſucht, nämlich die Knoſpen des ſchwar⸗
zu Pappelbaums (ſ. Bettlerſalbe). Eine junge Und... u Ä;
neh grüne Feige wird in der Mondſeeiſchen Stoffe p
345. et 353. proz genenmet. Franz. brolles, Engl.
Yalk Vf
browfe, junge Speoffen, oder Zweige an den Gtanden 57? er
ww Bäumen. Broffe und Gproſſe, find nur in der
Intiprache unterfchieden. Die Spanier haben noch das
ito. brotar, fprieffen, ſproſſen. Kaifersberg ſchreibt
ia feiner Poſtille: die Bänme grünen, bolfen und
kroſſen herfiir. Scherz Gloſſar. v. bollen. In ünferens
Bebirge heißt es, die Nehe oder Gernfen beoffen, weis
den, frondes et gramina carpunt. |
a = Bruchkraut, herniaria glabra. ©. Nimm
nie nichts. |
der Brünerfings eine gemeine Wet der Mepfel,
welde anf der einen Geite gelb, auf der anderen leb⸗
haft roth find, nicht viel geoß werden, und, weil fie
menig Saft haben, deſto Teichter fiber Winter erhalten
werden. Zu Megenfpurg werden fie, mie Popowitſch
keihtet, Bruneraͤpfel genennet. Da diefe Aepfel eine
glänzende Farbe haben, als wenn fie poliret wären; fo
srhöret dieſes Wort ſehr wahrfcheinfich au dem Zsland.
”
⸗
«Ft.
er.
ern N
M Ab e.
124 —. 2 —
bruna glänzen, tal. und franz. brunire, brunir, p
firen, glätten (ſ. Adelung, v. brumiren).
die Brünmünze, f. Braunmünze.
das Bruͤſel; die Brüſtdrüſe, welche vorzuͤgl
von Kälbern und Laͤmmern in den Kuͤchen beliebt i
Sonſt das Bröschen, der Kälberpreis, Kalbsmil
Schweder, &c. Weil diefe Drüfe aus griesartige
Sheilchen befteht,, die gleich den Brofamen ſich fonderd
fallen; fo ftammet das Wort von brifen, breifen, feong
und Holländ. brifer, bryfen, angelf. brytan, zerreib
ab (ſ. broſentrucker, und Brett). Daher die Nedenk
art, bruſerl —morb, fo mürbe, daß es ſich broͤſeln,
keicht zerreiben laͤßt, wie z. B. eine Torte feyn Fann.
das Bru—täubel; ein Nahmen der wilden Zur:
teltaube, columba turtur, Lin. welche ſich in den Wäb
bern aufhält, aber bald wieder gegen das Ende dei
Sommers hinweg zieht. Diefen Nahmen bat fie we
gen ihren Laut bru, tru: weßwegen fie auch bey dem
Perfern ‚tetarıt.heißt, griech. rouyov. Die Lachtanbe,
a riforia, ift die befannte einheimiſche Turtel⸗
der Bruͤtling, oder Brittling; ein eßbarer
Schwamm , welcher an anderen Orten Herbſtling,
Nöthling, Reiske heißt, agaricus deliciofus, Lin. Die
fer Schwamm ift fowohl der Gröffe, als der Farbe
nach Veränderlih. Der Hut ift allemal tief geſenket:
und bisweilen mattgelb mit kreisförmigen grünen Fle⸗
den, bisweilen rothgelb, braun, grünlicht blau, oder
gar kupfergrün. Die Blätter find eng, und Ziegelroth,
und fpielen artig, wenn man fie gegen die Sonne wen:
det. Stiel und Blätter Haben einen röthlichen fcharfen
Saft, welcher bey der mindeften Verletzung bervor
bit; weßwegen diefer Schwamm auch Blütling,
Blüetling genennet wird, Sanguineus. Popowitſch,
welcher ihn Herbftling nennet, fehreibt davon, daß er
theils auf dem Roſt, oder anf Koblen gebraten ; theild
im
an BEN ne 125
m Mehl gewälzet,, und fodann im Schmalze gebacken;
ia Bohlen und Schlefien aber uͤberbruͤhet, naͤmlich mit
killen Waſſer begoſſen, endlich gefalzen ; und wie die
Saringe in Fäbchen gelegt wird. „Das Slaviſche Wort
RVeiske, Reizke, ſoll etwas geſtreiftes anzeigen, wie
Popowitſch glaubt; vielleicht Brietling einen bunten,
geieften Shwamm! Altbrittiſch bey dein Borhorn brith:
- direrficolor, maculofus: Wovon auch die alten Brit⸗
ka, britones, britanni, Die fi) am ganzen Körper zu
** pflegten, den Nahmen haben. ©. Wachter,
1. Stein. Die Schreibart Brittling ſcheint alſo die
richtigſte zu ſeh)n.
brutten; ein Iterativnm vos brüben; abbru⸗
ben, ſieben Co werden ben den Metzgern die Kälber:
—* und Kuttelflecke zu erſt ſchoͤn gemacht naͤmlich ges
ſiabert, gereiniget: alddann in einem mit warmen Waſ⸗
fer gefüllten Keſſel gebrüttet, damit fich die Haut leich⸗
ter abziehen Täßt, welches bey, den Flecken ausſchaben
heißt. In der Küche werden die Leberwuͤrſte und Plun⸗
vu (Blutwuͤrſte) ebenfalls gebruͤttet, uͤberſotten: da⸗
zit der Sped, Faiſch, und die Semmelbrocken ſich ges
heeig vereinigen , und zu ftoden anfangen. In diefens,
Gele wird für brütten, anch pricken gefagt: vermutb⸗
lig deßwegen, weil mit einer Gabel oft hinein geſtochen
wid, fo lange bis nichts rothes mehr heraus gebt:
Ay. prikan, Engl. to prick, fteden, und Nieders
Rh. prickeln, Eleine Stiche geben... Daher wird eine
| Enppe, weiche auf ſolche Weife entſteht, Prüftiupnen:
‚Huppe, genennet. (©. fprüdeln).
- die Bucheichel, f. Afram. .
der Yuchfinf, fringilla ceelebs. ©. Fint.
der Buuchhabn, ſ. Buhn. —
buchſen; mit der Fauſt ſchlagen; Jemauden auf:
deu Rücken, Hinterkopf ‚ oder das Genick, sine Bucha
fr geben. Das berühmte Fauftfchlagen im Enal and
hist to box. Griech. Fyypu, die Fauſt, Pina mif,
Erſter Aabeil
Free * = — —
— — — — — — —— — — — —— —— — —— —— — — —
eo
226 GREEN EP BE Ana nen
geballter Hande, mit der Fauſt: lat. pugnus, pug-
nare, die Fauft, und Fänpfen, ſchlagen; welche Woͤr⸗
tee mit dem deutfhen Bug, biegen, übereintommen.
Andere ähnliche Wörter , die Vielleicht nur den dum⸗
pfen Schalt ansdrüden, find pochen, buchen, bocken,
bödern, bakien ꝛe. Franuz. buquer a la porte, au
der Thüre klopfen, Hollaͤnd. ſtokviſch beuken, ihn
blaͤuen, beuk-hamer, ein Pochhammer.
der Buchweitzen, ſ. Haiden.
das Buckerl; in gemeinen Reden, eine Verbeu⸗
gung, welche das Frauenzimmer zu machen pflegt. Ein
Buckerl machen.
der Budel, ein Hund. G. Pudel.
budeln, oder vielmehr bueln, bulen; boſſeln,
Kegel ſcheiben, Engl. to bowl; Yon. bowl, franz.
boule, eine Kugel, etwas rundes (f. Bolle). Eine
folche Kegelbahn wird die Budel, Bul', genennet.
Die Urt und Weife diefes Spiels ift fchon oben beſchrie⸗
ben worden (ſ. boͤnlen).
dee Bue; Bube. Bey dem Volke werben alle
Perſonen des männlichen Geſchlechtes, fie mögen jung
oder alt feyn, Buben genennet, bis zue Zeit, als fie
ſich verheurathen; denn alsdaun heiffen fie ein Mann.
Ein Heiner, groffer , jünger , alter Bure. Auch bey dem
Tertulliau find Senes pueri, die nie geheurathet haben;
apolog: adverfus gentes, n. 9. erweil ich noch
n Bueberl, ein Elainer Bue, geweien bin, xx.
Das ift mein Sunbue, Sohnbube ; Heißt e8 hier im
Sraunvdiertel. In dem Munde eined Tyrolers ift es
ein Ausdruck des Zutrauens und Wohlwollens gegen Je⸗
beemann , weſſen Standes oder Alters derſelbe ſeyn
mas: fhau Bue, laß dir ſagen; ia Bue, dahaben
Die Kugeln gepfiffen! Bey den alten Schriftftellern
kommt ftatt deſſen das Wort Knecht vor: als im Tatidır,
von der Geburt Johan des Taufers, uuas uuanis, the-
fe Kneht si,, mas waͤhneſt du, daß dieſer Knabe wer⸗
—
Be Te a RE a er is
ea mie? Herodes arsluog alle thie Knchia, thie
thar uuarum in Beihe&mi, inti in allon iron marcon:
Usb c. ı2. ther Kneht heilant; puer Jefus. In un:
freu Lex. MS. puer, Kint, Knecht. Andere Mund⸗
arten haben bisweilen Kant, Fent. Windifch Fant ;
ein Bube; tal. fante, ein Knecht, Diener, Fußknecht:
fantefca, eine Dieuftmagd. Hollaͤnd. dat is een wa-.
lere vent, een braf Kaerel , da8 ift ein wackerer
Barſch, braver Kerl. Das Island. und Schwed. fant,
iR von gleicher Bedeutung. Wachter erfläret daB Taf:
infans fehe gefchickt als ein urſpruͤnglich deutſches Wort;
ven fant, ein Bube, junger Menſch, und inn, das
Hass (f. Inleute), ein Hausbube, Hauskind. Son⸗
derbar kann das jenige vorkommen, was Hieron. Pez,
| Saiptor. Rer. auftr. Tom. Il. p. 547. aus den Schrif⸗
|
ten eined dngenannnten Wieners anführet: In dieS.Eli-
1abeth obiit puer meus Cathärina. an. 1405. natus
eſ puer meus Fridericus. Item an. 1407. natus efl
| tertiüs puer meus Elizabeth. | Diefe Art fi auszu⸗
riden it fehe Alt. Priscian lib. VI. führet ans einem
alten Buche die orte an, Cereris Proferpina puer,
Verherpina eine Tochter der Ceres. Und aus dem Ri:
vits: mea puera, mea puera, quid verbi ex te au-
dio? Ben den Griechen find alle Knechte und Leiheige:
n, wie Pollur bezeiiget, wenn felbe auch ſchon alt wa⸗
ten, Büben genennet worden, Tas. In Spanien,
fat Vartial, gibt es fo viele Anftern, daß auch die
Iuchte uud Aufwaͤrter, pueri, Badon zu eſſen bekom⸗
“s, lib. 10. Epigr. 25.
|
Oftrea Baja. is quam non liventia teflis,
Quæ domino pueririon prohibente vorent;
dee Birfonit, ſ. Krötenftein. , N ———
de Buhu: die größte unter den Eulen, die ſich
n Gteinffippen der Gebirge, and in alten Mauern aufs
Wit, Strix bıbo. Pin. Wegen feiner Gröffe wird.
ir Buhn von anderen AdlerEule geuennet; wegen fell
&
12$ GEEEEEREN —
nem doppelten hohen. Kederbufch ,_ welcher in Geftalt
zweyer Hörner auf dem Kopfe empor fteht, die groſſe
Dhr—eule; wegen feinem Ruf Uhu 1 Buhu, Puhu,
Schufut, Schwed. Uf; und endlich weil er, dem Ari⸗
ftoteles zu Folge , die Wachteln auf ihrer Reife im Derbft
begleiten, oder gar anführen fol, Großherzog, franz.
le grand duc, tal. dugo (f. wilde Jagd). Einige
Leute hier nennen ihn Buchhahn; welches Wort ent-
weder tur aus dem borigen gebildet ift, oder ein Huhn
in den Buchwäldern anzeiget.
büllen; wird von dem Ninde gefagt, und heißt
eben dad, was brüllen , öder rören, Auch von Leuten,
die aus vollem Halfe lachen oder weinen, heißt ed, daß
fie buͤllen, gillen, roͤren. Von dem Gebrülle des
Kindes kommt bey dem Friſch bullen, pullen, bolen,
vor; Hollaͤnd. bulken, inNiederfachfen boͤlken, Engl.
bellow, Schwed. bälla. Es ift ein allgemeiner Aus-
druck eines unförmlichen Tauten Schalles, und kommt
ganz deutlich mit bellen überein: wovon die Alten, er
billt, ich boll, habe gepollen, gemacht haben (ſ.
bellen). Daher iſt der Boͤller, ein kleiner Mörſer:
und Bull, Engl. und Holländ. bull, bolle, ein Stier,
welcher in den Ulpen von Salzburg und Tyrol der Well
genennet wird, ober auch der Luder; nad) dem Engl.
to low, Holländ. loyen, brülfen. In ber Böhmi⸗
ſchen Mundart iſt Wul, Windifch und Croat. vol, ein
8. | =
der Buͤlß; Bilz, ein Loͤcherſchwamm, welcher
naͤmlich auf der unteren Seite des Hutes nicht blätterig,
ſondern klein durchloͤchert, oder geſtichelt iſt, boletus
Lin. Viele haben zugleich ein fettes und weiches Gewe⸗
be, welches die Wabe, Wolle, oder das Schmeer
genennet wird, und zur Speiſe nicht tauget. Der ge⸗
meine und eßbare Buͤlß, boletus mutabilis, Lin. hat
einen kleinen gepolſterten Hut, und bauchigen Stiel.
Der Farbe nach, iſt der Hut zum oͤfterſten braun; bie
129
Babe gelblicht gruͤn; der Stiel ſchmutzig weiß. Bis⸗
weilen aber iſt der Hut pomeranzenfaͤrbig, oder ocher⸗
gelb; die Wabe rothgelb, oder weißlicht gelb; der Stiel
braͤunlich, oder röthlich. Unter die wilden und uned⸗
len Arten gehoͤret der Wagenbuͤlß, womit man, ſtatt
eines Schmeeres den Wagen ſchmieren kann, boletus
subvefcus, Lin. Die Wabe iſt zimmetroth, das Fleiſch
gelb, welches aber, wenn es gebrochen wird, grünlicht
blan zu werden anfanget. Das Schafeuterl, eine Art
von boletus bovinus, welches wie das Euter eines
Schafes gebildet iſt, mit einer ſchoͤn gelben Wabe, und
einem ſchmahlen, etwas eingebogenen Stiele. Der bey
den Roͤmern beliebte boletus war ein Blätter ſchwamm,
und zwar, wie man faft allgemein glaubt, agaricus cæ-
fareus, Sin. der Kaiferling; ein herrliher Schwamm |
mit einem pomeranzenfarben Hut, und goldgelben Gas
menblättern. |
Han bat diefes Wort auch Bolz, Bulz, ge:
ſchrieben. Das Stammemvort ıft das Holländ. bol,
geſchwollen, ſchwaͤmmicht: wohin auch das altbrittifche
bol, boly, Engl. belly, dee Bauch; Tat. bulbus,
ein dickes zwiebelartiges Gewaͤchs und Politer, geböret.
Ein Heiner Hut und dicker Bauch, macht einem Bül-
Gen aͤhnlich.
das Bundband, f. binden.
der Bunkel; eine eund erhobene Maffe einer’ aus
Teig, Milch und Eyern gebackenen Speife; welche auch
ein Schober genennet wird. Bunter ſeyn, kurz und
di; ein bunketer Kerl, &c. Es zeigt etwas geſchwol⸗
Imes , anfgebunfenes an, welches fih rund empor hebt.
Die Wafferfucht wird von einigen Schriftftelfeen die
Bungenfucht genennet. Die Bachbunge, veronica beg-
cabunga, Kin. ein befanntes Kraut an rinnenden Waͤf⸗
fern; Hat einen weichen aufgebunſenen Stengel. Griech.
Boos, ein Hägel; Engf. buch, ein Höder, qusge⸗
wachſener Buckel, und ferner eineBlafe, Heine Belt
139 Ba Ze ee
weiche letztere Bedeutung auch das Schwed. bunke, alt⸗
brittiſch pwngl , haben.
bunziren, Gold oder Silber. ©. puren.
das Burghoferl; an der Donau, um Linz, ber
Mahmen eines Beinen und ſchlechten Fiſches welcher
ſonſt Bitterfifchel genennet wird, gyprinus amarus,
Lin, Burghof, Burghofer, ift der eigene Nahmen je-
ned Gutes, oder Fiſchers, von weichem biefe Fiſche
kannt gemacht, oder verkauft worden ſind.
das Buͤrtel; den Eyerſtock weiblicher Thiere,
nämlich die au nanber hängenden burchfichtigen Blaͤs⸗
hen, woraus Fine Frucht erzeuget wird. Von bären,
tengen; Burt, Geburt, Engl. birth. Mag neunet es
auch das cmeri (ſ. dieſes Wort).
ber Buſen; überhaupt etwas eingebogenes, ge⸗
krümmtes. Go wird an einem Hemde jenes breite Ge⸗
fteppe, womit die Falten geheftet, und der Hals bede-
let werden, ber Halskragen oder Halsbueſen genen-
net, und an beyden Händen, das Buͤeſel. Ben dem
Schiffzug ift der Pa ein eiferner Ring, wodurch Die
Stränge geben (f. Sichſ). Der Ausdruck Meerbufen,
iſt ohnebin befannt. In Niederſachſen ift bos vunb:
und Boſem, ober wie Friſch bezeuget, auch une Bos,
dee Buſen. Sowohl bos, als Bufen, kommt ber -
biegen, beugen, der Bug, gebogen. Daß das
ber Mitte wicht weſentlich ſey, erbellet aus dem
to bow, biegen, und dem altbrittiſchen bwa, ein Ber
‚gen, womit man ſchieſſet. S. auch baufchen.
dee Bußaar oder Buſſard, falco buteo. ©.
Stockhabich.
buſſen, füllen. G. puffen.
buͤſſen; bey den Fiſchern und Jaͤgern, —
ſern. Bey Biefen heißt ed nicht, das Netz ausbeffern,
fondern das Garn büffen, aus büffen. Vormals fagte
man au: eis Kleid, —* Lüde in ber Mauer, oder
ſchlechte Wege büffen, d.i. ausbeſſern. . Otfried fejreibt
EDER 181
kb: 5. e. 20. Hunger und Durſt buazen. Seine
Luſt büffen, ——** ſtillen, befriedigen, ausfüllen,
iſt eine nach bereits übliche Redendart. Don dem alten
bad, beſſer (ſ. dasſelbe).
die —8— ‚ in gemeinen Reden Butten; über: -
hanpt ein weites Gefäß, welches oben wicht fpigig, zugeht,
fondern eine ſtumpfe Figur bat. Ins gemein iſt die
Butte ein hoͤlzerner Tragkorb für verfchiedene Waren,
In einer alten Redensart heit es, wenn man etwas
ut berühren fol, d' Hand von der Butten, feint
Weinbeerl drin, d. i. ed find Nofinen darin. Ein
niedriges weites Stäschen für Brantmein oder Roſſoglio,
wird das Butterl genennet.
Bey den Angelſachſen und Islaändern lautet dieſes
Vort gleichfalls butte, bytte, bytta, Ital. botte.
Den butt, bott, ſtumpf (ſ. Botich). Wachter, Friſch
und Adelung führen hier auch das griech. vı9osan, ein
weites Gefäß, um Wein ober Waffer zu bewahren. Al-
E das ift verumuthlich ein ganz verſchiedenes Wort (f.
itſche).
Butterbuͤhner; beiffen folge Hühner, melde
keinen Schweif haben. Ehen fo, wie Butte, venbutt,
ſtumpf. Etwas ſehr Feines wird daher auch butter—
winzig genennet, verbuttet Hein. Cine Art Waliſtiſche
mit einer abgeſtutzten Schnautze, delphinus orcas, iſt
in Deutſchland unter dem Nahmen —* bekannt.
Bey dem Friſch iſt Boͤttling ein verſchnittenes Pferd,
eder ein ſolcher Widder.
des Buttler; in den Braͤuhaͤuſern ein Knecht, wel⸗
Ge das Malj in Butten auf die Darre trägt. Sf
iſt Buttler, Engl. butler, bottler, in der fränfifchen
Glsfe 2. Border huttilaniur, ein Kellermeiſter,
der Wüttling: eine Pflaumenart, welche der Far⸗
be nach gelb, uud bißweilen roth geſprangt, Abrigen®
aber groͤſſer iſt, als ein Gpenling (Spiting) ‚no
nicht fo füh. Don Butt, ſtumpf: wegen der bunketen,
d. i. kurz und dicken Geſtalt. Fiſche, die in Anſehung
ihres breiten Bauches zu bald zugeſtumpfet find, und
ordentlicher Weife hätten länger werden follen , wie
manche Karpfen und Aeſche, werben ebenfalls Büttlinge
genennet, nämlich verbuttete Fiſche.
"dab Buͤtz; 1. eine Bruſtwarze, franz. le bout
de mammelle. Es zeigt etwas kleines an, das nicht
ſpitzig, ſondern ſtumpf iſt. Daher das Zeitw. ver⸗
buͤtzeln, klein verbutten, verftümmeln. Von butt,
ſtumpf: und dieſes von boſſen, abſtoſſen (ſ. Boͤtich).
Ganz natuͤrlich zeigt es alſo auch das äufferfte an, wo
etwas ein Ende hat: wie das franz. au bout de la rue,
am Ende der Gaſſe, venir à bout, fein Biel und Ende
erreichen. Bey gemeinen Leuten mied ein büsiges Koch
gemacht, indem fie Mehl in ſtedendes Waſſer hinein
roͤhrlen: welches alsdann unzaͤhlige dicke Blaͤschen, oder
Warzen bekommt.
"2. Das Kerngehaͤuſe an Aepfeln und Birnen wird
das Urbuͤtz; imgleichen der Bogen, Busen genennet.
Von hoffen , botten, butten: wie es fcheint, fo fern
es abhauen ausſchneiden, weg werfen bedeutet, pu-
tare, amputare, welde Bedeutung auch das Zeitw.
pusen, reinigen, und der. Butzen am Lichte hat. Al⸗
lein der. Ausdrud Urbuͤtz erinnert vielmehr an den Bes
griff don ausſchlagen, austreiben, fo fern der Urſprung
einer. Frucht darin enthalten ift cf. Bose), Un ande⸗
zen deutfchen Arten heißt das Kerngehaͤuſe ber Griebs,
Groͤbs, Gruͤbs; vielleicht weil der Urſtoff des Wachs⸗
thums dadurch angeqeiget wied, nach dem Engl. grow,
angelf. growan, wachfen: ‚oder als ein hohles Behaͤlt⸗
niß, fowie Gehäufe, von dem goth. grobs, lat. Scrobs,
angelf. Kers, eine Grube, franz. creux, Hohl, ein
oh. nuͤmliche heißtübeigens franz. cœur de pom-
ne, Pete core, faf. uteris pomi, oder nach einigen
alten Worter bachern arulle, De
⸗
— — 133
der Butzmann; in einigen oberdentſchen Gegen⸗
den das, was ſonſt der Mummel, Popanz, Wanwau,
genennet wird. Es heißt eigentlich ein verlarbter Mann;
von Butze, Larve, häßliche Geftalt Cf. Friſch h. v.).
Diefed, und andere ähnliche Wörter, fcheinen ihren Ur⸗
fprung zu haben von jenem Laut bu, wu, mu, womit
man andere zu ſchrecken ſucht (ſ. Bause). Indeſſen
hat Scherz in ſeinem Gloſſario aus dem Ihre ange⸗
merkt, daß dergleichen Geſpenſter bey den alten Schwe⸗
den und Gothen buſi, bufe, und bey den Seythen em⸗
pufi: genennet worden ſeyen: wovon der Ausdruck But⸗
ze, Butzmann, her geleitet werden dürfte. Auch im
Griechiſchen iſt sure „ ein Geſpenſt. Allein dns
erſte ift doch immer wahrſcheinlicher.
€
Der Ealabaffen — baum; oder Kalbaſchbaum,
creſcentia cujete, Lin. Bey den Negern ein Baum,
deſſen groffe Aepfel inwendig ein weiches Fleiſch, von
auſſen aber eine harte Rinde haben: aus welcher, weil
ſelbe aus einem leichten Holze beſteht, Schüſſeln, Tel⸗
ler, Flaſchen oder Trinkgeſchirre gemacht werden. Eine
aus Kürbis gemachte Flaſche wird daher auch franz.
calabafle, calebafle genennet. Das Wort, wenn auch
deſſen Urfpenng unbefannt iſt, ſcheint doch, nach bekann⸗
ten Sprachquellen zu urtheilen, eine holzartige Frucht
zu bedeuten. Griech. Kalov. Holz; lat. callus, callo-
fus , hart; altbeittifch caledu, hart werden. Und goth.
basja, Niederfſ. Beſe, eine Frucht (ſ. Arbes).
bee Canell; ein in Niederdeutſchland übliches
Wort, für Zimmet, die Zimmetrinde, arundo aroma-.
tica, Sin. tal. und franz. canella, canelle, in Eng-
land nud Hollaud canel, Kaneel. Weil felber einer
134 . REN GE EEE AEG
Roͤhre gleichet; lat. nud griech, canna, das Rohe. Der
weiſſe Canellbaum, Winteriana canella. Die Cubebe,
oder der Jamaiſche Pfeffer, Schwindelpfeffer, myrtus
pimenta, wird bisweilen auch wilder Cauell, oder
wilder Zimmet genenmet.
der Saplanz ein dem Pfarrer untergeordneter
Geiſtlicher, welcher demfelben für die Amtögefchäfte
beygeſellet wird, z. B. ein Pfarrer hat einen, zwey,
drey Eaplane. In den alten Urkunden, ein Geſell,
Gefellpriefter , Tat. cooperator, an sinigen Orten auch
vicarius, franz. vicaire.: Daß die Eapläne oder Pica-
rien vormals fehr oft in einer eigemen, und bon dem
Pfarrer abgefünderten Wohnung gelebt haben, ſieht
man aus vielen Häufern , welche noch iest ber Caplau⸗
hof, das Caplanbans, der Caplanſchneider, Caplan⸗
fchufter heiſſen: weil in ber Folge ein Schueiber oder
Schuſter dasfelbe gekauft Bat. In erfteren Zeiten wur⸗
de ein Caplan, ober Eapellan, derjenige genennet, ber
einer Capelle, Beinen Kirche, vorgefeget war.
Bey deu Griechen ift KaruAAy, Karyısıor eine
Hütte, Bude, ein Zelt; folglich etwas gedecktes, Hebr.
chapha, texit, operuit. @eltifch bey dem Boxboru
cap, cappan, ein Hut. Im altfeamzöflfchen chape,
ein Rod: und noch iezt in Gnscognencapelade, ca-
perade, ein gedediter Ort, von capelan, caperan, .
decken. Innos. Cironius, parutitla in Decretales Gre-
orii IX. lib. 3. tit. 37. de capellis monachorum.
Kent Käftchen,, worin die Kappe des heil. Martin,
und andere Reliquien enthalten waren, ift daher gleich
fall$ capella genennet worden, Unrichtig ift es alfe,
wenn e8 heißt, capella fic dici cæpit a cappa S. Mar-
tini, qua ibi affervata fuit. Vielmehr find cappa,
capfa, et capella, von fappen, bedecken, eiuſchlieſſen
cf. Schapper).
das Sapucinerl, franz. capucine; eine gelbrothe
Gartenblume, welche wegen bee Geſtalt einer langem
.‚. [7 | — —
— — 2 — EG —
ET EN IE DI FT 133
Bapazo diefen Rahmen hat, tropaeolum maius, kim,
Die Blume iſt eßbar, hat den Gefchmad einer Kreſſe,
md wird fo, wie der Borragen, zue Zierde auf dem
Galat geftgenet. Die Gärtner uenuen diefes Gewaͤchg
nafturtium indicum , Indianiſche Kreſſe.
der Caput; ein Rod mit einer Kappe, ja au
wohl jeder Ueberrock, tal. capotto, franz. capot.
Die ben den Franzoſes übliche Redensart faire capot,
etwas caput machen, caputiren, nämlich zuſammen
‚ verderben, fans von caput, caputare, deca-
pitare her fommen: oder vom fappen, Doländ. Kap
pen, niederhauen, zerichlagen (f. Wachter, v. kappen).
Dee Sarabat— baum; in einigen Schriften ein
Rahmen des jenigen Baums, welcher fonft Wunders
Kum, Kreuzbaum, Dehlnüffe — kaum heißt, Ricinus
communis, Fin,
der Carfiol; Blumenkohl, Käfelohk, braffica
botrytis, Lin. Diefes Gartengewaͤchs wird im Ital.
cavolo fiore, franz. choux fleur genennet: meil man
aue die Blume (den Kaͤs, die Roſe) davon zu effen
et. Zu Wien, und am anderen Orten unter bes
End, heißt e8 der Cauli, im Bauhins Krauterbuchs
brafica cauliflora : indem es ein Gtengelgewäche ift,
aulis, mit einer Roſe am Gipfel. |
Carl. ©. Karl.
dee. Carlier, bey dem Pöhel Carlhier; ein Schub⸗
fd der Schuffinder, für ihre Heinen Bücher, Papier,
md Brod. Untere fchreiben richtiger Garnier, Kar⸗
tier; denn es ift das ital. carniera, carniere, franz.
lacharniere, Waidſack, Jaͤgertaſche. Anfangs hat es
einen Sack bedeutet, worin das Fleiſch oder Graͤtze des
aufbewahret wird, von caro, Ital. la carne.
‚ das Cärmenadel; in gemeinen Reden, anſtatt
die Carbouade, franz. und Ital. la carbonade, carbo-
er ein anf Kobleufener ( fupra carbones) geröfte:
135 EEE 2 2A» Genen
das Carnebal; der Faſching. Von dem Ital.
earne—vale, franz. carnaval: weil alsdann von dem
Hleifcheflen Urlaub genommen wird, indem die Faſten⸗
zeit. vor der Thüre if. Quod carnibus vale dicere-
tur, Muratorius, antiq. Itaf. Tom. VI. pag. 229.
j Sarniffel; Austheilung an Fleifch (ſ. fpenten‘).
ber Cardi; Die Carde, fpanifche Carde, fpanifche
Artiſchocke, cynara cardunculus, &in. tal. cardo,
cärdone; von dem fat. carduus, eine Diftel. Eine
Art Artifchode, wovon niht der Kopf’, fondern nur die
gefhälten Blätter eßbar find.
diie Caſarn; fonft die Caſerne, oder in der meh:
geren Zahle, die Caſernen, feanz. les calernes; eine
gemeinfame Wohnung für Goldaten. In der Mond:
feeifhen Gloſſe, p. 330. kommt diefes Wort auch für
einen Wohnplag der Hirten vor, zi den cafarun; ad
cameram paltorum. Bey den Italiaͤnern ift caſa, eine
Hütte; caletta, caferino,, ein Häuschen, Meine Hütte,
calereccio, cin Danushoder , der nievom Haufe kommt.
Caſſawi, Jatropha manihot, in. eine knollich⸗
te Wurzel, worans in Dftindien und Suͤdameriea Brod
gemacht wird, J
Gatharing: in gemeinen Neben Cathel, Cath⸗
rein, Zreinfhel, Tein? ; in Salzburg Tribal; in Nies
derfachfen Trienchen, Holland. tryn, Katryn; Windiſch
catra, catrza, Ungar. Katalin. &$ ift ein griechiſches
Wort , welches eine reine Perfon anzeiget: gleichwie in
der Arzueykunde catharfis, purgatio, eine Reinigung
oder Ausleerung des Körpers. Der Bauchſiuß, oder
die dünne Kade, wird daher duch ein Wortfpiel das
laufende Catherl, in der Grafſchaft Henneherg die
fhnelle Catharine genennet. Eine bekannte Früß-
Iingsblume, Leucojum vernum, kin. heißt bier das
Schneefatherl: entweder weil das Erdreich um dieſe
Zeit von dem Schnee gereiniget wird, ober weil über:
Haupt mehrere Blumen einen weiblichen Nahmen füh⸗
— —
— — 137
wa, wie z. B. die Federnelke, dianthus plumarius;
das zuttichte Gretl, nämlich die zerraufte Margaretb,
und der Schwarzkümmerl, nigella damafcena, Gre⸗
tel in der Staude, bey Tabernämontan und anderen)
Catharinenblume, Catharinenrädchen, Dungfer im
Grünen. En
der Caviar, eingefalzener Fifhrogen. S. Stör.
Gauli. ©. Carfiol. er
der Charfreptag ; Freytag nor Dftern. Es fcheint,
daß diefed Wort, bey der Verſchiedenheit der Völker,
aus einer zwenfachen Duelle her geleitet worden ift. Im
Zatian lautet es, c. 198. gardtag, der Nüfttag, Vor⸗
bereitungstag, als eine wortliche Ueberſetzung des gries
chiſchen Wortes paralceve. Bey Dtfried, Kero, Not⸗
ter, ıft garo, Karo, bereit, fertig: und garen, ga-
zauuen, jurichten, vorbereiten. Das angelf. gegear-
cung—daeg, hat die nämliche Bedeutung: von ge-
gearcian, vorbereiten. In anderen Ländern hingegen,
und vorzüglich in Oberdeutſchland hat man hiedurd) ;
wie ich glaube, einen Trauertag, Trauerwoche, anden:
ten vollen: denn fo laſſen fich die Benennungen Char:
woche, Charfreytag, Tharfamftag , für welches fe:
tere aber hier bey dem. Volke Schulſamſtag üblicher
ift, am fühlichften erflärceh. Bey dem Notker heißt
Pf. 37. fih charen ; weheffagen , trauren; PT. 50. cha-
ra, Klaglied; Trauergeſang; und Pf; 119. charlich,
in ber Mondſeeiſchen Gloſſe, p: 340. charalih, fläg-
Ich. Welche von hareh, geharen, rufen: oder, ‚wie
Wacter glaubt, von Keren, angelf. cearian; Islaͤnd.
Kira; lat. queri, cönqueri, her geleitet werden kann
(f. farrzen, und quirren). Ju England heißt übris
gend diefer Tag good—friday, in Frankreich le ven-
dredi faint,, der gute oder heilige Freytag: unter den
Eroaten veliki petek, der groffe Freytag. —
das Chreſamgeld; in der Ausſprache Kröſen⸗
geld, Kröfenbüchie, Jenes Geld, weiches die Kinder
138 —RXEEE
don ihren Pathen empfangen. Von Chreſam, Chre⸗
fen, Chriſam, dem geweihten Oehle nämlich, womit
Die Kinder in der Taufe und Firmung gefalbet werden.
Don einem verderbten Menfchen pflegt man zu ſagen,
am ibm ift Chrifam und Taufe verlohren: Zur Tau⸗
fe werden gemeiniglich, nach alter mütterlicher Obfer-
vanz, drey Berfchiedene Münzen dem Kinde eingebun-
den, als 3.3. ein Thaler, ein Giebner, und drey Pfen⸗
ige: Die Bhchfe dazu wird erſt auf das Weiſet ge
beacht (ſ. Weiſet). Was mit der Zeit die Kinder ſowohl
von den Pathen, als anderen Leuten zu fchenfen bekom⸗
men , oder fich felbft erwerben koͤnnen, wird in die naͤm⸗
liche Buͤchſe gelegt, uud daher überhaupt der Kroͤſen,
Das Serdfettgeld, peculium, in Salzburg dad Schatz⸗
geld geriennet: In der Mondſeeiſchen Gloſſe heißt p.
330. funterfcaz, peculium;, ein Sonderſchatz, abge⸗
fündertes Geld. Im Krdfen fterben, in den erften 3
Tagen nach der Taufe. | F
das Chriſtoͤphel; bey dem Kramer, ein Vogel,
motacilla rubicola, Lin. franz. traquet.
das Citrinchen; fringilla citr nella. G. Zitrillerl.
das Commiß-brod; jenes Brod, welches durch
dffentliche Anſtalt (Commiſſion, franz: le cormmis) den
Soldaten ausgetheilet wird. Go äuch dad Commiß —
Hemd, die Commißſchuhe &c:
dee Conto; Rechnung, Auszügel, Auszug and
dent Rechnungsbuche. tal. conto; franz. compte; lat:
computus. |
das Cordegard; fianz. corp: degarde; Haupt=
Wache, ode Ort, wo diefe Wade if. Natuͤrlich muß
dieſes Wort den jenigen ſeltſam Yorfommien, bey denen
es die Kortifarti lautet. |
. . die Eridas Gant, gerihtlicher Ansrnf an meißt
biethende. Ital. crida: Yon cridare, gridare, ſchrey⸗
en , verrufen. Engl. out—ciy, Ausruf, Verfteigetung.
Verwandte Wörter find das franz. crier; ſchreyen;
— x nr 139°
Exsst. Krich (Kridſch), Geſchrey, und Krichati, Popfe.
Krzykac’, ſchreyen. Gebr. Kria, Verlautbarung;
Kara, vocavit, clamavit. Friſch und Wachter haben
angemertet, dag auch im Deutſchen Freyen, Kreide;
fie fheemen, Geſchrey, Ruf, gefagt würde. Im mitt:
Iren Lateine iſt crida, Aderhaupt ein offentlicher Ver:
saf. In den Urkunden von Kremsmünſter heißt es ad
an. 1574. Als Johaun Spindler aus der Abtey Garften
sh Kremsmuͤnſter poftuliret wurde, Notarius cridam
RRei D. Ordinarii (epifcopi Paflavienfis), qua om:
nes et fiuguli, qui ullum impedimentum confirma-
tionis hujus noſſent, evocabantnr, publice legit;
eamque curfor juratus vulgari lingua proclamavit.
Anh in den Celtiſchen Alterthuͤmern fommt dieſes Wort
vor: denn bey dem Borhorn ift cri, clamor; crio,
damare.
dee Cujon; ein Schimpfwort, wodurch unſeren
Begriffe nach, ind gemein ein Menſch verftanden wird,
welcher auf eine niedertraͤchtige Weiſe ſchlau und bos⸗
haft it. Es kommt von dem franz. coyon het: wel⸗
bb aber einen feigen, verjagten, nichts werthen Men⸗
Gen bedeutet ; einen Bärenhäuter. Daher coyoniner,
Jemand als eine feigen Menfchen behandeln ; kill
cyonnade; eine fhimpfliche Behandlung. Von coi,
RU, euhig, faul. Engl. coy, fihen, fptöde. Folg⸗
Were, —
lich ein Merkmahl eines ſolchen Menſchen, welcher fel-
ta ans feiner Hätte, ober ſeinem Faulbett hervor geht,
in edlen Unternehmungen träge oder ungeſchickt, dabey
aber gegen andere bisweilen heimtuͤckiſch und verſchlagen
in. Es gehoͤret, fo wie Kaue, Käfig, in Niederſach⸗
ſen die Roje, Stall, Schlafkammer in einem Schiff,
Oder einte Banetnhätte ; zu dem Celtiſchen cau: welches
dem Borhorn claudere, claufus, heißt.
des Sunigunden—Fraut ; ben einigen Schrift:
Rellern ein Nahmen des Waflerdoften , oder Waffer-
, euwpatorium cannabinum; Bin; : Wie auch des
keberbalſaras, achillea ageratum,
— — —
140
2
Die Buchſtaben d, €, werben oft nur des Wohl⸗
klanges balber eingefjalter: z. B. Brunn, Henne, Die:
ne, Ke. in der Verkleinerung Breündel, Hendel,
Dirmdel. Aus Nahmen, eigen, Eennen, wied alenthalben
nahmentlich, eigentlih, Kenntniß, gemacht. Die
Lateiner fprechen für re—integrare, redintegrare;
und die Griechen ap; avöpos: maus, Moos. in
gleiches gefchieht in der franzöfifchen Sprache: y a—t
—il yuelque giebt ed etwas? yua—t—il dit,
was hat er geſagt? R
‚die Dachtel; eine Meine Obrfeige. Vermuthlich
ſo biel; [8 ein Merkzeichen ‚ Denfmahl, wie e8 Ade-
Inng erffäret; von dem alten Zeitw. Dachen, denken;
wovon u. ich dachte, die Andacht, der Bedacht, Ver
dacht, &
98 Da⸗kalb. ©. Dei—
die Dame; von den Ital. dama, ſranz. und Engl.
dame, eine Staatöfran. Die Italiäner können dieſes
Mort unmittelbar von dem lat. domina gebildet haben:
dder von dem griech. öxlunp , Ehefrau, dapæco, id) bäu⸗
dige, beherrſche, womit auch das lat. dominari, domi-
nus, tiberein kommt. In dem Schachſpiel ſowohl, als
in dem Kartenſpiel, wird die Königin die Dame ge⸗
nennet: in dem Breifpiel hingegen nur ber gedoppelte
Gtein, welcher gewiſſe Vorrechte befiget, und andere ein⸗
fäche Steine beherrſchen kanu. Wachter bat fih bey dic⸗
ſem letzteren umſonſt geplagt.
I damen; feucht ſeyn durch Ausduͤnſtung, z. B. es
damt in diefem Zimmer; der Dam ift ungefund. Wäre
bier die wirkliche. Feuchtigkeit , oder allmabliche Naſſe
der Hauptbegriſſ; fo könnten wir ein Stammenwort
haben au dem Hebr. dama, hat Thränen vergofien :
dema, der Tropfen, die Zaͤhre. Allein da der bioffe
Begriff von hauchen oder —— hier — e ſo
Bi ..gaude _
— —— ig
glaube ich; daß diefis‘ Wort zu Daripf s —
gehoͤret (ſ. Dampf).
der Damhirſch. S. Deif;
daͤmiſch, oder daͤmpiſch; betiubt, im Köpfe ver⸗
wiret, 3. B. das Weib ſtellet fc bisweilen ganz dämiſch.
Die Gaͤſte Haben dämiſch oder hölliſch geſpielt, geſoffen,
&c. naͤmlich entſetzlich, wle raſende. Es Hat viel ahn⸗
liches mit dem griech. Saußew, ich betänbe,, oder bin be⸗
taubt. Gchwed. Dä, der Wahnfinm. Das lat. de-
mens aber geböret nicht hieher : denn ed heißt, fo wie
amens, fine mente. Indeſſen kann es auch einen
Menfchen bedeuten, deffen Kopf mit auffteigenden Duͤn⸗
fien , und ängftfichen Gedanken augefüllet ift (ſ. Dampf
n. 3).
dee Damm; eine Schleuſe, um dei Ausfluß des
Waſſers zu hemmen. Hokänd. nnd Engl. dam: und
dammen, to dam, verftopfen, verfchlieffen, welches
im Augelſ. demman; Schwed. dæmma beißt: Schon
im Hebr. ift atam; claufit.
bee Dampf; insgemein ein dider Rand. Es
ift alen Anfehen nad ein Intenſivum, wovon das ein⸗
fache Stammenwort erft aufgeſuchet werben fol: und
über das wird es noch in ganz derfchiedene Bedentungen
angetroffen. Man kann dieſes Wort anf eine zweyfache
Weiſe betrachten. Erftend, als einen Hauch, Dunft:
welcher ſchwächer, oder ftäcfer feyn mag. Zweytens,
als eine Wirkung eines erbigten oder kochenden Koͤr⸗
pers. Hier folgt nun ein doppelter Verfach zur Erklaͤ⸗
zung deflelben.
Wachter hat angemerket, daß bey den Perfern dem,
der Hauch, Athen, ift. Unfer Dam, jene ungefande
Aubbünftung in einem feuchten Zimmer, wodurch ſowohl
die Wände, als Kleider und deinzenge bemafelt werden
(weiche Mafeln die D Daͤm flecke heiſſen); iſt vielleicht
ein und daſſelbe Wort, nämlich halitus, vapof, eva-
poratio. In einer verftärkten Bedentung, wird es in
Erſter Theil. e
142 —— | Ru:
folgenden Faͤlen angetroffen. <ı. den Dampf haben,
d. i. einen ſchwaͤren Athen, eine Befhwärde der Lunge. -
(2. Dunft, Schwig, ven einem erwärmten, oder ko⸗
chenden Körper: z. B. dad Fleifh dämpfen, ein ges
daͤmpftes Fleiſch: welches aber hier gemeiniglich eim
gebünftetes Heißt. Die Dampfnudeln find groffe,
an.einander gefügte Stäcde vom Germteig,: welche im -
einer Pfanne im verfchloffenen Dfen gebaden werden.
Das Dampfloch: welches zu Zeiten geöfnet wird, um
ben überflüffigen Dunft zu vermindern. Weil der Sau⸗
erteig Urfache ift, daß der gemeine Teig zu gähren und
kochen anfanget, obwohl ohne. einer merflihen Ausdün-
ftungs fo wird ee in Defterreih, Schwaben, &c. in
einer verfleinernden Forme das Dämpfel genennet.
- 3 Ein dider Dunſt, Rau, Nebel. Böhmifch deym,
der Rauch. Griech. Iupa, auffteigender Dunft von
Weihrauch. Ein Menfch, welcher im Kopfe verwirrt
iſt, Heißt hier Damifch, Dampifch: und von einem rau⸗
fchigen heißt es, daß er benebelt ift, oder einen Dam:
pus hat. Bey dem Gteider ift tom, der Schmaden,
oder heftige Dunſt, welcher von einem erhisten Pferde
fih empor hebt, c. 14. Sect. 6. j
ih fag an dem toume
vil wol, das von dem Rofle gat,
„ das er vil fere geriten hat,
das ift, ich fah gar wohl an jenem Dampf, der von
dein Pferde geht, wie baftig er geritten fey.
Sollte aber das Gieden, ober die Hitze hier den
erften und urfprünglichen Begriff ausmachen, fo kann
Dampf nad den Eeltifchen oder altbrittifhentan—baidd
gebildet feyn: welches bey dem Borhorn fledend , erhitzt
bedeutet. Von tan, das Feuer: und wie es ſcheint,
von dem Zeitw. bäben Cf. bachen). Gebr. thannur, der
Ofen. Tu dem Idiotikon der Lief—und Ehſtlaͤndiſchen
. Gpeade, im & 1798 ift Zum eine Brüße, Suppe;
Dabertum, Serftentum ‚eine Suppe von Gerften —
ober Habergrůtze. In Eaiern wird eine Suppe von
Erbfen und Gerfte der Vizdum genennet. Go au
in Tyrol. Vielleicht von Veſe, Belle, in der Mond⸗
ſeiſchen Gloſſe p. 327. fesa, womit das lat. ptifana
uüberſetzet worden ift,, nämlich Graupe, geroflte Gerfte:
ser pilum, altbrittifh und angelf. pys, pifan, die
Erbſe. Mehr aber hievon an feinem Drte (f: Vizdum).
dantern; tändeln, etwas in den Händen haben,
womit man nach Art der Kinder fpielet. Ein ſolches
Spielwerk wird daher eine Danter, ober gewöhnlicher
Dantern genenuet. Engl. to dandle, miteinem Kinde
taͤndeln, ed auf nnd nieder bewegen. “tal. dondolare;
fan. dandiner, mit einer Docke, Kinderpnppe fpielen,
ib auf einem Bret oder Geil bin nnd wider fchwingen,
hutſchen, fchupfen,, oder endlich überhaupt Narrenpoſſen
treiben. Woraus erhellet, daß der Hauptbegriff im ei-
ser leichten, fpielenden Bewegung beftehet: und das
Dort zu dem griech. dorsto gehört, welches fihätteln, bes
wegen heißt. Hievon ift tanzen, wie fchon Adelung
bemerfet bat, bloß ein Jutenſivum: und ein Seiltaͤn⸗
ser, welcher anf einem gefpannten Geile fünftlihe Bes
wegungen macht. |
Dantes, oder tantes: ein Nechenpfenning,
Zahlpfenning, franz. jetton Wenn diefed Wort nicht
etwa aus der Gefchichte erfläret werden fol, jo kann es
hergeleitet werden von tändeln, wuchern, auswechlelnz
griech. Szyızaıy, wuchern, bey dem Plautus danilta,
ein Wechöfer (f. taͤndeln): indem diefe Pfennige am
Ende des Spield mit baarem Geld ausgewechfelt wers
deu müſſen. Oder es ift einerley Wort mit dem Ital.
und Spanifchen dado, ein Würfel; Arabiſch dar des.
an daten
ein Würfel, Marf oder Merkzeichen dee Schuld, und
Eberhanpt ein Spiel (f. Wachter, v. denteln). Das n;
in dee Mitte kann fo, wie in bielen andern Wörtern,
unr eingefchaltes worden ſeyn. — duͤrfte die
2
x
.
144 ter u *
letzte Sylbe zu dem lät.:as; ben dem Ulphilas aiz, ge⸗
hören: und das ganze Wort alsdenn Spielgeld, Gpiel-
münze heiffen. ö
das Daran—gelds fonft Augeſd, arrha Ein
Geld, welches an einen Contract, Kauf oder Miethe,
naͤmlich zum Voraus , als ein Pfand der wechfelfeitigen
Crfühung , gegeben wird , 3.8. ich gebe der Dienftmagb
26 #8. Jahrlohn, und ı fl. Darangeld. Zu Oftern has
be ich ihr daran gegeben, &c.
dee Darm; eine häntige Nöhre in dem thierifchen
Körper , wodurd die Nahrung weiter befördert, und
das unnüge audgeleeret wird. Die kleinſten und laͤng⸗
ften, inteflina tenuia, fanden in der Deffuung des
Magens an: und mian unterfcheidet daran den zwölffin-
ger Darm, intefliinum duodenum ; den leeren Darm,
intefliinum ieiunum ; und den frummm Darm, inte-
flinum ileum. Aus diefen Därmen, wenn felbe von
einem Schweine find, werden Bratwärfte gemacht.
Bey dem Volke Heiffen fie Bratwürft—darme, Gaͤſt⸗
bärme (f. dieſes Wort), oder, weil die Scheidung der
verfchiedenen Gäfte von den anderen Theilen der Nah⸗
zung darin gefhieht, Schaidlinge. Hierauf folgen
He breiten und dien Därme, inteftina crafsa.. Von
diefen Heißt der erfte, inteſtinum cæcum, der Blind»
darm, in Defterr. der Bodenſack (ſ. diefes Wort).
Nach diefem ift der Grimm —darm, colon: und pu
fest ein dicker gerader Darm, inteflinum rectum, der
Mafldarm, Miſtdarm, in den alten Gloſſen ccor—
oder grozdarm, nämlich der groffe Darm. Diefe di⸗
den Därme Heiffen überhaupt Plunzen — daͤrme; weil
Plunzen (Bintwärfte) daraus gemachet werden: ober
Scheib — daͤrme; weil felbe ih am den ganzen Bauch
Berum zuſammen fcheiben , winden, fehmiegen.
, Das Wort Darm, Schwed. und Islaͤnd. tarm,
tharm, angelf. thearm, ift einerfey mit dem griech.
Opus, bie Dans, und ösgw, dagco, ich hänte, werde
Pr? Ze 77 ur" " GE U Sr Me 3 A
— —57.
zu Aue
u BEE ⸗⸗-
2 en) EN
> Di. — — —
243
Suten; Vinbiſch derem, id; finde , ziehe die Haut
ab. Ein Darm ift ja nichts anders, als eine hohle
Hant. Im übrigen heißt ein Darm franz. boyau,
Stal. budello, Engl. bowels, guts; böhmiſch ſtrewo;
&rsat. chreva. | i —
Darmbeere; Frucht von crateegus torminalis
(f, Atlesbeer). ee
die Daſe, ober eine Daſſelbeule. ©. Engering.
dee Dätz; eine Abgabe vom Getraͤnke (f. az).
die el; .fonft Daube, franz. le douve; eine
von den laͤnglichten Tafeln, woraus der Bauch eines
Faſſes beſteht: im -Ciegenfane des Bodens. Im ber
Schweitz heißt felbe, dem Pietorius, und Dafopobius
Dauhfuß) zu Folge, Dauge, Duge, Ital. doga
m Engliſchen aber Stave. ze
Die Abſtammung dieſes Wortes ift noch gu wenig
biößer nuterſuchet worden. Weil der Hüflige Körper
duch die Dauben eingefchloffen, und beichräufet wird;
fo dürfte es her geleitet werden von dem altbrittiſchen,
eter Geitifchen dof,. cicur, domitus; dofi, domare;'
in der Monbfeeifchen Gloſſe p..413. und bey dem Not⸗
tt PL. a. et Pf. 31. doubon; bey Willeram .III. 8. .
beduban,, zähmen ,. besähmen‘, in dem Rhytmus anf
ven Heil. Anns c. 44. bitoiben, drüden, beängftigen.
Oder, fo fern dieſe Stuͤcke zuſammen gepreſſet, und
beſchlagen werden, von Dubben (f. diefes Wert). Dee
Begriff einer Vertiefung , :melche freylich inwendig ewts
ſteht, ſcheint mir indeſſen auf bie einzelnen Tafeln nicht
auwendbar zu ſeyn. Die anderes Wörter, ald doga,
Dauge , Duge, find vieleicht einerley mit Docke (f. Ades
Ing, v. Dode): oder zeigen eine Decke des Foſſes an.-
Bes dem Borhornift to, das Dach; tocc, ein Hut,
It. toga, ein langer Rock, &c. Ä
‚ ber Daunderlaum; ein ſchlechtes, nicht werthes
Ding, Plauder, Pfifferlin. Etwa eine Sache, die
laum eine Flaumfeder wert iſt? Daune, Dune, Engl.
146
downe, eine Flaumfeder: goth. und Jefcud. Jaun,
der Lohn. Vielleicht ift es aber me ein’aus Fand ver⸗
längertes Wort :: fo wie das Niederſ. Lanterlantant,
Tanud, Faändeley.
der Dauron; ſonſt Dürrwur; ' Heue Zauber⸗
wurz, erigeron acre, Lin. Eine etwas rauhe Pflanze
mit ſchmahlen ſpitzigen Blättern, und weißhanrigen Tol⸗
den von blaͤulich gelber Schattreung; welche an bürrem
Drten angetroffen‘, und unter die Donnerkvaͤnter, ober
Beruffrärter gezählet wied, d. i. unter ſolche, welche
man vor die Fenſter ſtecket, wiber vie Donnerwetter:
und vor die Viehftälid, wider das Berufen, welches
in Deftere. beſchreyen beißt.
Einige Lente nennen es auch Doͤrrkraut; von
dürre, goth. thaurs, Hollaͤnd. dorre, trocken. De
Ader: Steinfanen,, litho - [permumarrenfe, Lin. wirb
gleichfautt Döerfrant genennet: weil ber Ader badurch
gebreumet, und ausgetrocknet wird:
Dabontwegen, ober dervontwegrn; aus dieſer
Urſache, z. B. dervontwegen iſt er fa ft gewefen! Bis⸗
weilen heißt es auch: um, oder, ven beffentwsegen ex-
inde, hac de cauſſa.
dechtein, oder vielmehr techtein, tochtem; ein
Iterativum, welches von dem noch in Niederfachfen übs
lichen Zeitw. tehen, tochen, in Schwebiſchgothland To-
ga, ziehen (f. tauhen) gebildet worden‘, ukd in mans
cherley Fällen bey dem Volke "Abrriihet wid: 5; B.
ſchmutzige Waͤſche eindechteln, d. S1 eitttveidden ‚ iu das
Woffen drüden; mit dem Licht umbechtefn ; umfüche
tein , felbes ohne Noth Bin und wider tuagen; ſetze dei⸗
nen Korb hier nieder, was willſt du laug umdechtele
baran? — Wenn die Sache fehwär, und das Tragen
mühelfam ift, heißt es tefchen Cf. dasfelbe).
der Deibling, eigentlich Dälbling, Talbling;
ein Rahmen, womit bey dem Volke die Schwaͤmme
überhaupt, vorzüglich aber die Blatterſchwaͤmme, aga-
REED GET ESEN BR una 147
rici, ‚bezeichnet werben: weil ſelbe im ber Mitte eine,
Vertiefung, ein Gruͤbchen, umbilicum, valleculam,
Haben. Bon Dal, del, niedrig: wovon auch das Thal,
vallis, Her geleitet wird. Ich werde mich bed Tegtecen
Wortes Hier bedienen Cf. Talbling).
das Dei—glaß; — naͤmlich eine gfäferne
Röhre, um die Milch aus der Bruſt einer kranken Maut:
ter zu ziehen. ©. das folgende.
das Dei —kalb, oder Duttenkalb: welches noch
au der Mutter trinket. Ben den Sorbenwenden iſt
deju, Windiſch und Eroatifh dojiti, doiti, melfen,
fangen. Im unſerem Gebirge fagt man, das Kind
dein laſſen, es will nicht dein, nämlich deien, trin⸗
ken, fangen. Es kann mit tehen, ziehen, Tat. duce-
re, überein fommen: aber auch ein ganz verſchiedenes
Bort ſeyn. Ungariſch tej, die Milch, und daika,
Eroatifch dojka, die Amme, Saͤngamme, — dad,
uber, mamma. ©. Wachter, v. Dutte.
Deiſſen, Sauerteig. ©. Zeifen, ' |
der Dell: eine Übel riechende verdidte Luft im
einem Zimmer: entweder weil die Fenſter Tange Zeit
wicht geöffnet worden find, ober der geheiste Ofen mit
einem wilden Geruch dasſelbe angefület bat. Dapee
auch das Zeitw. es dellet, hat gedellet darin. Es iſt
allem Unfehen nad eitreclen Wort mit Qualm, dwalm,
dual, ein betäubender Duuft (ſ. Wachter, y. Dolen).
Indefen iR aber auch bey den Griechen Iadros, Waͤr⸗
u
Denf N) link. ©. tenf.
das Denf; der Damhirſch, cervus dama, fin.
Eine Yet Heiner ‚ und leicht zahmbarer Hirſchen, mit
beeiten Aeften an ben Geweihen: welche aus Lieflaud
Daͤnemark, Norwegen, in andere Gegenden von Euros
pr überbeacht wird. Eine gewifle Art der Gaͤmſen in
Afrika, mit einem weiflen Körper, und vorwärts ges.
Ichumten Oöruern, iſt Rn bey den Alten dama
148
genennet worden; an — Lin, Sie iſt, wie
der Damhirſch, ftin —*— zu bezähmen.
Es ſcheint alfo hiedurch ein zahmes, ftilles Thier,
zuhmer Hirſch, angedeutet zu werden. Bey ben Go⸗
then, Schweden, Ungelfachfen, ift tam, zahm. Griech.
öcuaw, ausw, ich bezähme. Hebr. dum, ruhen:
dam, die Ruhe, Stille. Die Schreibart ift aber in-
deſſen fehr verſchieden. Wir ſprechen Denle; Itat..
daino, franj. daim, dain, daine, altheittifch danys.
Wäre dasn, De gien uefpränglich und weientlich, fo könnte
Daͤnhirſch fo viel heiffen, als der kleine Sickh. Bey
dem Borborn, Origin. gallicæ, p. 39. iſt dan, klein,
niedrig; dan—monii , Die Thal — Bewohner. Engl.
den, tal. tana, franz. taniere, die Grube. Da end-
ih beyde, erſt gedachte Thiere, krumme and gebogene
örner haben, fo leitet Wachter das Int. dama,-von
dem Seythifhen thamb, der Bogen, her. :
der Denl'bos. ©. Tenl', und boffen.
Der — z. B. derſchieſſen, derzaͤhlen; für erfchieſ⸗
ſen, erzaͤhlen. Dieſe niedrige Art zu ſprechen, welche,
nach Reinwalds Idiotikon, auch in der, Grafſchaft Hen-
neberg gehöret wird, bat fih immer unter Dem Volke
erbalten: obwohl feibe in offentfichen Schriften erſt zu
Ende Sec. XII]. vorkommt. Die Alten haben dafür ar,
ir. Es laͤßt ſich aber dieſe Vorſolbe kaum anf einerley
Weiſe erfläcen. Sie ſteht, wie man vermuthen fan.
1. fe durch, bey dem Ulphilas thairh, Hollaͤund.
deur, door; fo fern es a) gänzlich, duch und durch,
hurchaus bedeutet, und 2 forstid eine Auflöfung oder Zer⸗
ſtoͤrung anzeiget, z. B. derſchlagen, derfallen, derſti⸗
cken, derfaulen, im Waffer derſaufen, &c.
b) So fern die Wirkung sleichfam duch alle Theile -
des Körpers geht, obwohl im einem minberen Grade:
z. B. fich derbitten, derweichen Iaffen; fich. derlachen ,
derärgern , derarbeiten, &c. nämlich fih durch und.
duch laden, fatt lachen. In Sachſen ſpricht man ftatt
ENT DENE 449
deſſen, wie Adelung bezeuget , fich zerlachen, zeraͤrgern, ꝛc.
Hieher geböret das alte Zeitw. erkomen, erſchre⸗
den, ſich entſetzen: z. B. ich bin dakema, wie er das
feste, d. ĩ. bin erfchroden. Tatiau, und die Monds
feeifche Stoffe Haben arqueman, irqueman, Willeram
und Notker sih irqueman, sih irchomen, und Otfried
hintarqueman. Es ſcheint nicht fo viel zu dem Zeitw.
fommen, venire, zu gehören; ald vielmehr zu dem
Niederf. quimen, Holländ. Kuymen, bey dem Otfried
Kumen, trauren, weheklagen, fich befümmern ; Engl.
comber, altbrittifh cymmwy, Kummer, Betruͤbniß.
(6. Adelung, v. Kummer). |
2. füe dar, daher, daraus, thar, ther. Etwas
derzählen, eins nach dem andern daher fagen; von
talen, reden. In Galjburg, uud nad mehr in Nie
derdentſchland, heißt es berzählen. Ferner ein Geld.
derlegen; einen Meufchen derlöfen, derretten; einen
Dieb derwiſchen, dertappen; ich habe ihn nicht mehr.
derſchreyen, derlengen koͤnnen; fich ein Geld derfingen,
ein Lob dertanzen, &c. | u ne:
Der. häufige Gebrauch endlich, der ſich nicht alles
mal genau an die urfpränglichen Begriffe bindet, macht
die Erflärung bisweilen auch ſchwankend und ungewis:
+ ®. nichts derlernen, dertragen, derleiden wol
len. Vielleicht von durch, hinein, Eingang habend.:
eder dar, bleibend, dauerhaft?
derb. ©. moden. 2: z
der. Dit, aber. Dickfiſch; ein groffer. und. fetter.
Fiſch in der Donan, welcher in Ungarn tok—hal heißt,
uud von einigen für das Männchen des Haufen, acipen-
fer hufo, fin. von anderen aber für einen alten Stör
acipenfer fiurio, gebalten wird (f. Tüd).
der Dick — kopf; Starrkopf, unbeugfamer , eigens.
fluniger Menfh. In der Ntaturgefchichte heiffen bis⸗
meilen fo unſer Altel, cyprinus cephalus; die Koppe,
cottus gobio ; wie aud) Die Kaulfroͤſchlein, ober junge
150 a
Brut von Faöfchen und Kroͤten, bie nichts, als ges
Schwänzte Köpfe find, und bey dem Popowitſch Schnee⸗
bie, Roßkoͤpfe, Weberknoͤpfe heiſſen.
‚bee Dieb; ein ſolcher, welcher fremdes Gut heim⸗
lich zu fih nimmt: zum Unterfcjieb eines Raͤubers,
welcher es mit offenbarer Gewalt thut. Der Dfendieb,
oder —doib, djob; heißt bey dem Volke ein aus Gries,
oder Germteig beſtehendes Gebaͤcke, welches gemeinig-
fih fammt dem Brod in den Ofen gefchoben wird: und
folglich an jener Hige Autheil nimmt, die eigentlich nur
für das Brad gehört. Bey den Mesgern wird ein bänn=
Sappige& Fleiſch, welches inner dem Netze verborgen ift,
Diebsfleifch, Netzſleiſch, Kranfleifch genennet (ſ. Kran
ei |
)
Ein Dieb Heißt ben dem Ulphilas thiubs, angelf.
theof, Halfänd. dief Engl. thief, ein Dieb, und to
thievc, ftehlen. Otfried IV. 7. thiob, Dieb: IV. 306.
githiuben, ſtehlen. Man kann diefed Wort aud einem
zweyfachen Grund berleiten. Cı. aus dem Begeiff des
heimlichen und verborgenen: weßwegen es heißt, Der-
ftohlener Weiſe etwas thun, furtim aliquid facere,
furtim intrare. Ben den Griechen und Römern war
das Sprichwort‘, ficut fur furans clamavit, er war
mausſtill bey der Sache. Und is diefem Falle möchte
ed übereinfommen mit tief, diup, diuf: fo fern es ſin⸗
ftee,, verborgen heißt. In der Sammlung der Minme-
fänger ift P. I. pag, 136. duf, boshafter Aufchlag,
heimfiche Bosheit: ir duf enmohte fich nicht verheln,
ihre heimtuͤckiſche Abſicht konnte nicht verborgen bleiben.
Hier ift die Rede von der Verſchwoͤrung einiger Fürften,
welche den Landgrafen in Thliringen wider Kaifer Frie⸗
drich II. aufzuhetzen fuchten. Bey Otfried II. 22. et V.
31. dufar, grauſam, wüthend: welches aber vielmebr
zu toben, grieh. deurẽ?w, zu gehören ſcheiut. (2. als
einen gewaltſamen Anfall an fremde Sachen, oder Per⸗
fonen ſelbſt: fo daß der Unterſchied zwifchen einen Dieb
|
151
or offenbaren Ränder, nicht aus dem lirfprunge des
Vertes, fondern nur aus dem fpäteren Gebrauche,, her
w leiten wäre. In der Eeltifchen oder altbrittifchen
Bundart bey dem Borhorn iſt diebyd, impetus. Und
Sqchwediſch bey dem Stiernhielm dufa px en, invola-
rein aliquem; komma dufandes, irruere in aliquem
(1. Wachter, v. Taube). Welches Achnlichfeit hat mit
Bu.ben, griech. Torten. ftoffen, fchlagen,
Wachter glaubt, daß Dieb Anfangs einen Knecht
bedeutet , endlich aber , megen der vielen häusfichen Un:
treue diefer Leute , jenen verhaßten Begriff erhaften ha⸗
be, den es heut zu Tage an fich hat. Denn bey dem
Ulphilas ift thiwe, angelf. theowe, ein Diener, Kunecht.
Allein daß «8 wirklich einerley Wort mit dem vorigen
fen, iſt nichts weniger, als gewis. Und hätte dieſes
Wort eine fo verhaßte Bedeutung ſchon in aͤlteren Zei⸗
ten angenommen, ſo wurde wenigſtens Otfried die Mut⸗
ter des Heilandes nicht mehr thiu, thiuuua (eine Die:
Yin, oder Magd bes Herrn) genennet Haben: gleichwie
* wir die alten Ausdrücke Schalf ‚ gaften, lugen,
sicht mehr im guten Gimme , wie vormals, anzuwenden,
und getrauen. Kerner ftintmet der Begriff der vielen
Diebftähle, die ohnehin bey den Deutfchen felten waren,
mit der Gefchichte nicht überein. Die Selaven der Roͤ⸗
mer und Griechen werben zwar immer als Fiftige und
heimtückiſche Leute befchrieben , die aber dabey durch Be⸗
weife von Treue ſtets die Gunſt ihres Heren zu erwer⸗
den fuchten. Und da fie einer Seits die granufamiten .
Strafen für jedes Verbrechen zu erwarten, anderer.
Gets aber gar fein Eigenthum hatten; wie Fieflen fich
wohl, die einzigen Nafchwerfe ausgenommen, häufige
Diebereyen glauben? Jene Stelle bey dem Virgil, ec-
loga 3. Quid domini facient, audent cum talia fu-
res! iſt von feinem Gewicht. Hier. werben nicht Haus⸗
herren und Dienftleute gegen einander geftellet. Ebin
die Rede nur von einem gemietheten Hirten, welcher
153 ENDE ES
yon der aubertrauten Heerde die Mil, und Kan einen
Nachbar einen Widder entfremdet hatte. Es Heißt alfe :
Denn Diebe, und fchlechte Leute, wie du, fo keck abs
was werden nicht Herren thun, die mehr Freyheit usb
Macht hefigen: und, wäreft du felbft in einem höheren.
Gluͤcke, was würde man nicht Yon die alddann zu be⸗
fürchten haben? Daß fur, for, bey ben Römern uud
Griechen, im guten und eigentlichen Verſtande des Woge
tes, jemal einen Knecht bedeutet habe, wird mohl ſchwer⸗
(ich zu erweifen ſeyn. Der Gruud —** iſt ferre, au
ferre, ..
das Diech; Didkpein, Schenkel, fat. femur, co-
za. Es wird diefes Wort noch in unferem Gebirge und
in ‚Bajery gehört; ig = thigh, Hollaͤud. di e, dye.
In einigen Schriften Deich, Der Dieb, und in dee;
mehreren Zahle Dieb, Dieher, Diehter. OHochberg
ſchreibt in feinem adelichen Laudieben, Tom. II. p.239-.
es — oft dem Pferd Die Nieren und Vech,
fammt den Hüften. Lindiu diehel fiub bey einem.
Miunefänger, P. II. pag- 61. tenera femora.
Bey Notker und Willeram ift biefed Wort dieh,.
im Iſidor dheoh, angelf. theo, gefihrieben worden..
Friſch hält es für einerley Wort mit did, dicht, Cel⸗
tifh teo, tew. Bey den fränfifchen nud alemamiſchen
Schriftſtellern ift daher auch dihan, angelf. theon,
wachfen, und deh, ich, wuchs, nahm zu. Es Heißt als:
fp , das dicke Bein.
* der iener; in gemeinen Reden, fuͤr Gerichts⸗
dis welcher im gehäffigen Verſtande auch der Scherg
| genennet wird (f. Scherg. a der windiſchen Sprache
iſt Sluga, ſewobl ein gehorſamer Diener bey Compli⸗
menten, als auch ein Gerichtsknecht.
der Dienft; in den Kanzleyen eine gewiſſe vertrag⸗
mäflige Abgabe, "oder förperliche Arbeit, welche ind ges
mein der Beſider eines Bauerngutes, als Erbzius —
mann, emphyteuta, ſeiner Herrſchaft ie Anſehung
x — PR . — 133
bed OberEigenthums, im recognitionem domini di:
recti ſchuldig iſt. Dergleichen find, der Traiddienſt;
weun jährlich fo und fo viel Metzen Korn, Weisen, Ha⸗
ber, &c. geliefert werden müſſen. Der Kucheldienft,
welcher in Eyern, Hüßnern, Schweinen befteßt. Bis—
weilen hat die Herrſchaft einen gewiſſen Grund, oder
ein gauzes Gut verſchenket, mit dieſem Beinen Vorbe⸗
halt, daß jaͤbrlich zu einer beſtimmten Zeit und Stunde,
eine vorgeſchriebene Gabe uͤberbracht werden fol: 3. B:
daß am Gt. Georgentag, zwifchen 11. und 12 Uhr Mit:
1296, anf einem mit 4 Pferden beiparnten Wagen, 12
Eyer duch das Schloß hereingeführet werden. Dies
heißt ein verzickter Dienft: weil, im Falle der vor:
ſezlichen Verfänmung, das Erbzinsgut, als verfallen,
engefehen werben könnte. Go ift zwifchen dem Schuld:
zer und Glaͤubiger eine berzichte Zeit (welche Stelle
Scher; aus det Landes Ordnung Yon Tyrol anführet),
diejenige, mach weicher, wenn die pünktlihe Bezah:
fung wicht erfolget, das verpfändete Gut als ein Eigen:
tham behalten werden darf. Verzicken, ife ein ver
Heineendes Jterativum, welches ſo, wie Verzug, von
verziehen herkommt: und fo viel Beißt, als abzüden;
Bein verziehen, auf einen kurzen Zeitraum befchränfen:
Hieher gehöret endlich auch ver Waiſeldienſt: wel:
aber feit der Regieruug Kaiſer Joſeph II. ein Ende
ht. Es waren nämlich; wie Joh. Ufeih Donner ini
I. Buch des oͤſterr. Rechtes bezeuget; Elterklofe Kinder
N in das ı te Jahr verbunden, bey ihrer Herrfchaft
um Koſt umd Lohn zu dienen. Auch andere junge Leute,
fe fang felbe minderjährig , und in dem Haufe ib:
ser Eltern wicht ganz unentbehrlich mareit, fonnten von
der betreffenden Herrſchaft auf 3 Jahre, um eimen ges
ringen Lohn, in den Dienft gefobert werden. Män
Bunte ed, Die Waiſeljahre abdienen.
‚diffig; in der Schweig, hurtig, lebhaft: z. B:
difig arbeiten, ein. Diffiger oder emfiger Mann. In
254 — —
jenen Stellen, welche Friſch auführet, wird diffig, diff⸗
tig, auch fuͤr liſtig, ſchlau genommen. Da emſig, leb⸗
haft, feuerig, im gleichen Sinne geſagt zu werden pflegt,
ſo kann es zu dem altfränkiſchen Zeitw. deban, brennen,
entzünden; und dleba, diba, Brunſt, Entzündung ges
bören: welches Eckhard und Wachter aus dem Saliſchen
Geſetze angemerket haben. Altheittifch bey dem Bog-
horn difa, verzehren, verwuͤſten: weiches eine Wirkung
des vorigen ift. Griech. Tupm, Tugoc , higiges Fieber.
In jenem Sendſchreiben, welches im %. 419. der beil.
Auguftin, im Nahen mehrerer Bifchöfe zu Carthago,
on den Papft Bonifaz erlaffen hat, ift typhus fo viel,
018 Beteng, fiftiger Streih, blauer Dunft. Sed cre-
dimüs. adiuvante mifericordia Domini, qucd tua
Sanctitäte roman ecclehe prsfidente, non fum.s
jaın iftum typhum paflufi, si forte aliter fe habent
canones concilii Nicæni. Es iſt nämlich ein gewiſſer
canon concilii ſardicenſis, quaſi canon concilii Nicz- -
ni, in dem Römiſchen Schreiben angeführet worden,
wodurch die Afrikaner in Verlegenheit kamen.
die Dile, in der Ausſprache Diln; ein Unkraut,
weiches unter dem Gommergetreide, und unter den Rü⸗
ben oft häufig angetroffen, und auch wilde Rube, fonft
aber in Deutfchland Ruͤbeſaat, Rübfamen, Ruͤb⸗
fen, Reps genennet wird, raphanus raphaniftrum,
Lin. Es fchadet dem Getreide fehr , wenn ed über Hand
nimmt, und noch mehr, wenn ed vor demfelben aufs
blüht: daher es anch den Nahmen hat von tilgen, bey
dem Otfried dilon, altbrittifch dileu, lat. delere. Ju⸗
deifen wird es in vielen anderen Orten als ein nützliches
Gewaͤchs angefehen, und eigens augebauet, weil aus
dem Samen deſſelben das bekannte Rlıbfenöhl gemacht
wird. Hier wird übrigen® auch noch manches andere
Unkraut von gleichfalls gelber Farbe, diln genennet:
ald der Aderfenf, finapis arvenfis, und eine gewiſſe
Urt des Meerfenfes, bunias erucago, Fin:
en BEE 2» len 155
Andere ähnliche Wörter find det DIN, anethum
graveolans, Lin. ein Kraut, welches in der Arzney⸗
kande berühmt ift. Die Diele, ein Laden (ſ. Bole).
En Tüuͤlle, der obere Boden unter dem Dache ( ©.
üſſe).
der Dillenk; bey Friſch und Scherz Dildap, Das
lap; ein Tölpel, ungeſchickter Menſch. Von dol, dul,
plump (ſ. Dolfuß). Die legte Sylbe iſt entweder das
in Ober = und Niederſachſen gewoͤhnliche Enk, ein Knecht,
Babe: wovon Adelung, Friſch und Wächter zu ſehen.
Oder die gemeine Endſylbe — ling, ing, ig: wie 3.8:
in Wildling, Gonderling, Gpätling. |
der Dil’'madey. ©. Linzer —zeug. |
der Ding; ein Menfh, doch mit verfchiedenen
Pebenbegriffen,, z. B. ein artlicher, grober, Ianghäd: .
fetee Ding ; Überall muß der Ding da, and daben feyn;
der Dinghärtel dort! nämlich der feltfame, oder wi-
derwärtige Menfch: von hard, hart, welches aus der
männlichen Endſylbe —er, gebildet ift, gleihwie man -
für Berner , Lehner, Neicher, Neider, Bernhard;
Leonhard, Reihard, Neidhart gefprocden ‚hat (ſ.
Friſch und Adelung , v. bard)- Don einer Weibsper:
fon Heißt ed Das Ding. Die lieben Fleinen Dinzer
dort, näntlid Kinder, Mädchen, ꝛe. Mehr hiebon bey
Üdelung, v. Ding: Ein anderes ähnliches Wort ift
das Ens, Engl. one, z. B. the little ones, die lies
ben Närchen (f. End).
Dintenbeer, oder auch Gimpelbeer; die Feucht
eines Strauches, welcher fonft Nheinmweide , oder, wie
Adelung ſchreibt, Rainweide gerienuet wird, weil fe
bee an den Rainen b: i. Gränzgen der Felder und Wieſen
angeteoffen wird , liguftrum vülgare, fin. Die Beere
geben, fs wie die Steinweicifeln, prunus mahaleb;
einen ſchwarzen Saft, wie Dinte, von fh. Wegen den
Hlänzenden Blättern, wird diefer Gtraud au einigen
Orten von Deftere. auch Glasweide geneunet. Dage⸗
156
gen ift Glasweide bey anderen Salix fragilis (ſ. Bra⸗
ſtelfelber).
die Dirne: Magd. Dieſe zwey Wörter haben im
allen Fallen die nämliche Bedeutung, nur mit dieſem
einen Unterſchied, daß Magd ald vornchmer, ober
Hochdeutfch angefehen,, und daher bey dem Volke mehr
in Riedern und Büchen, als in gemeinen Reden gehoret
wird. Es Heißt alfo Dienftmagd: 5. B. der Knecht und
Die Diene; zu Lichtmeffen ift die Dirne eingeftanden ,
d. i. in den Dienft eingetretten. In der Verkleinerung
ift das Dirntl, eine jede junge Perfon vom weiblis
chen Gefchlechte; im Gegenfage eined Ruabend. In ber
Liebesſprache des Poͤbbels, wird Dirntl auch von einer
erwaͤchſenen Perſon gefagt, anftatt des Wortes Maͤd⸗
chen. Gleichwie endlih Magd, magad, mait, bey
dem Difried ; Stricker, und anderen, auch eine Jungfer be=
> deutet: fo Bat der nämliche Otfried die fünf weifen und
Ä Ithörichten Jungfern thiornon genennet, und die Mut⸗
/ aid ter des Heilandes, lib. 2. c. 3. muater inti thiarna,
Mutter und Jungfrau; Johannes, thiaenuduamu -ei-
ner, der rein war an Fungferfchaft, ftand unter dem
Kreutze, lib. 4: c. 32. . ——
In Schweden, wie Adelung verſichert, iſt thyr,
ein Knecht (ſ. Dürnitz); und taerna, Islaänd. therna,
eine Dienſtmagd. Dieſes voraus geſetzet, ſcheint Dirne
une die weibliche Benennung von thyr zu ſeyn, folglich
fo viel als Knechtin, oder eine zur Arbeit verpflichtete
Perfon anzudeuten. Als Stammenwort dürfte das
Celtiſche dyrnu angefehen werden, weiches bey dem
orhorn triturare, flagellare, bdrefchen heißt. Das
griech. respw, Tat. tero, hat ungefähr die nämliche Ber
deutung. Ungariſch türni, dulden, leiden. Weil end⸗
lich ſowohl die feehen, als Teiheigenien Mägde, gleich
wie übrigens auch die Töchter vom Haufe, die gemei⸗
niglich bey dem Wolfe alle fnechtliche Arbeiten mitma⸗
den, ledig und unverheurathet zu ſeyn pflegen; fo ift
ed
3
— 2 — AM m a —
— ——
. — u — Pe} Du — —
„er 3 — 157
wohl Bedreiflich,, wie bey dem Ausdruck Dirne, über:
Baupt eine ledige Perfon, eine Jungfer, oder auch eine
freche, leichtfertige Perſon, verftanden werden konnte.
Die unten der Leitung, und dem Befehl eines anderen
ſtehen, find immer gugleich als junge Lente, Junger,
angefehen worden , weßwegen auch alte Knechte noch
Buben heiffen (f. Babe): im Gegenfase bed Herren,
welcher fenior domus, gried). ageaßıreo ostus ons iſt
(f. alter). Das. lat. tiro, tyro, ein Neuling, ange
Sender Soldat, Arbeiter oder Künftler, welches Wort
in der Mondfeeifchen Gloſſe p. 330. und an mehreres
Stellen, durch Storilingo uͤberfetzet wied, möchte eines
gleichen Urſprunges ſeyn·
die Dirnitz. S. Dür — en
der Dirntelbaum; ſonſt Kornelbaum, Hornbaum,
Herlige, Zirlise, cornus mafcula, fin. Er heißt -
der männliche, oder gröffere Kornelbaum. Der wilde,
ader weibliche Kornelbaum hingegen, bey dem Thens
Phraft IyAy — xoayıa, ift der Hartriegel, in Deftere.
Hundsbeer — ſtaude, cornus Sanguinea, Lin. |
In den Mondfeeifchen Gloſſen, p. 406. tirn au-
ma. Popowitſch leitet ed her Yon tir, -ein Speer: und
diefed von dem Geltifchen taro, ftechen, verwunden;
indem die Alten von dern arten Holze diefes Baums,
fo wie von deu Myrthen, die Schäfte zu ihren Speeren
und Wurfſpieſſen zu machen pflegten: Daher Virgil,
lib. 2. Georg. v. 447. .at myrtus validis haftilibus,
et bona beilo cornus. tem lib. 9. Aeneid. v. 699.
volat itala cornus aera per tenuem: Ich glaube aber
indeſſen, daß dieſer Baum vielmehr feinen Nahen hat
don den Tängfichten rothen Beeren, welche in Dber —
and Niederdeutichlend Dirntel, Ihierlein, Derlen,
Terlina, genemmet:werden. Sie haben einen angenehm
ſaͤuerlichen Saft; weicher Fühlet, und den. Durft liſcht,
und wegen feiner zufammen ziehenden Kraft fchon vor
alten Zeiten ber, wider die Ruhe und Durchfaͤlle em⸗
Erſter Ipeil | MR
sfohlen worden iſt. Dieſes Testen Umſtandes hulber,
mag Terling, Tierlitz, &c. den Nabmen haben von
Dürr, troden; franz. tarir, auströdnen, verfiegen;
griech. Teıpw, Teorw, fat. tergo, ich troͤckne; altbrit-
tifch bey dem Borhorn teru, purgare, eliminare. Die
fe Meinung wird dadurch beftätiget, daß Hederich in
feinem fat. Wörterb. diefe corna, ober Beere, and
wirtlih Arlsbeere nennet. Was jenes Wort fagen
win, ift fchon oben erfläret worden (ſ. Atlesbeer).
dee Diftelfinf, fringilla carduelis, in. ©.
Gtiglig.
dee Dübel, oder Diebel; in Sachſen und ber
Mark Brandenburg ein Fifch, welcher in Defterr. das
Altel Heißt, cyprinus cephalus, Lit. Eigentlich ſollte
unfere Dafel, ein etwas kleinerer Fiſch, welcher aber
dem vorigen fehr aͤhnlich ift, cyprinus dobula, in.
Diefen Nahmen führen: von dubben, ſchlagen, ftoffen,
aufhüpfen (ſ. Hafel), indem er, wenn er gefangen
wird, ih ganz unruhig verhält. Deßwegen wird der
erfte, in Zinkens ökonom. Woͤrterb. zum Unterſchied
Aitdoͤbel, oder geoffer Döbel geneunet.
Die Sommer Zrefpe, ober das Tobkraut, der 2:
berig, lolium temulentum, fin. heißt nad Adelungs
Zeugniß gleichſalls Doͤbel, in Defterr. aber dee Schwins
Del, (ſ. Durt). Was endlich Friſch unter feinem klei⸗
nen Döbel, Sand — dobel, cordilla, für einen Fifch in
den Bächen und Fleinen Waͤſſern verſteht; kann ich nicht
leicht errathen, vieleicht die Alantblecke, cyprinus
bipunctatus? (G. Reislaube).
De ne se, ein Englifger Hund. ©. Bau.
bie Ba ‚ corvus monedula, 8in. ©. Taher.
der Dolfuß; ein plumper, Verbräßter Fuß. Alt⸗
Weittifh bey dem Boxhorn dwi, plump, ungefchidt.
Das Engl. dull Heißt das nämlicde, uud dullard, dolt,
rin Tolpel.
— — 169
der Doͤlſterling; ein gefrotner, und daber auch
eingeſchrumpfter oder teigiger Apfel. Die Aepfel find
dölfteret, d. i. fchrumpfig, teigig. Don. dem alten
dwl, plump (ſ. Dolfuß). In der Gegend des Traun
feind, wird ein ſolcher Apfel ein Pfläfting genennet.
Pflaſt — lat. und griech. plafrum, emplaftrum, zeigt
etwas weiches an, welches fih platten, dehnen, aufe - -
reihen läßt.
dee Dom; in Oberbenifhland der Thum, die
Thumfirche ; ecclefhia cathedralis. In der Monbdfelis
fhen Gloſſe, p. 376. tuom, matrix ecclefia: p. 375.
erci — tuomlih purch, metropolis, Sauptftadt, im
welcher ſich ein Erzbiſchof befindet. |
Es zeigt eine Kirche an, welche Die geiftfiche Ge⸗
sihtöbarfeit über andere Kirchen ausuͤbet. Bon Damen,
Dammen (woraus verdammen), goth. und angelf. dom-
jan, deman, bey dem Zatian c, 39. tuomen, rich⸗
ten. Daher ift tuomo bey dem nämlichen Tatian c. 8.
ein Richter, Herrführer, Vorſteher. Ex te enim
exiet dux, qui regat populum meum Israel; fon
thir quimit tuomo. Motfer braucht diefes Zeitwort
auch für erhöhen: Die Worte des iiten Pſalm, lin-
guam noftram magnificabimus, überfeget er, uuir
getuomen unfera zungun. Und in cantico Moyfis, -
v.ı. cantate Domino, gloriofe enim magnificatug”
et; uuanda er guollicho getuomet if. Die Kuppel;
eine eunde Erboͤhung, weiche in dem inneren Gebäude
der Kirche den höchſten Theil ausmacht, Heißt Ital:
domo , duomo, franz. und Engl. dome. S
So Haben heyläufig auch Wachter, Friſch und
Ihre ; diefe® Wort erfläret. Allein Adelung, weicher
die bisherige Ableitung beftzeitet, glaubt, Dom babe
uriprünglich eine ‚Kuppel, fo wie auch einen Altan bes
dentet; mit der Zeit aber, weil die Kathedrafticchen
semeiniglich eine :Ruppel ‚hatten, fey ed der Nahmen
tiner ſolchen Hauytkirche vorzugsweiſe — 3%
Ä a
..
160
u, fehe indeilen die Wabhrſcheinlichkeit einer ſolchen Be⸗
voSauptung nicht ein. Das griech. und lat. doma, do-'
/ Des mus, heißt nichts andets, als Structur oder Gebäude:
"welches Wort aber der ganzen Kirche, und nicht vorzüg⸗
—8 nur einem Theil detſelben, eigen wäre: zu geſchweĩ⸗
/ W235 daß viele auch gemieine Kirchen mit einer Kuppel
fehen find. In der Bedeutung eines Hauſes, finde
—* zu meiner Verwunderung Dom auch als ein deus
nEal-fet Wort, bey Iſidor cap. 9. in dumo mea; in mi-
, nemo dome. Auf gleiche Weife ift in der Windiſchen
7 and Pohln. Sprache dom, bohm. dum, Hand, Woh⸗
nung. Griech. Sum, ich baue auf.
— ber Dompfaff; ein Nahmen, worunter bey ei⸗
nigen Schriftſtellern wegen der ſchwarzen Kopfdecke,
dergleichen die Geiſtlichen zu tragen pflegen, zweyer⸗
ley Vögel verſtanden werden. Erſtens, der Gimpel-,
oder Blutfint, loxia pyrrhula, Lin. Zweytens das
Scharzblättel, motdacilla atricapilla, in. Eine an:
dere Arr, motacilla rubetra, Lin. wird bey dem Kra⸗
mer der Geftöttenfchläger,, bey dent Günther aber das
„Ppfaͤffchen genennet.
mr die Donanz ein beräßniter Fluß in Dentfchland,
/welcher bey St. Georg im Würtenbergifchen entfpringt,
„ Sa .beH Donefehingen aber erft diefen Nahmen erhält, Da-
„u, Nubius; Unger. Duna, Bier in gemeinen Reben Daina,
Xuana. Es koͤnnte wg oder auch Stadt⸗
waſſer heiſſen: denn das Celtiſche dun, don heißt,
—2 Wachter bemerket, Städt, Schloß, Berg, Hägel;
und a, ach, au, Waſſer. Doc glaubt dieſer gelehrte
Mann, daß Dora, Donanz fo wie der ruflifche Fluß
2. Don, lat. tanais, und noch andere Flüffe mit ähnlie
hen Nahmen; nicht® weiter heiffen, als Waſſer. Bey
dem Borhorn ift tonn, unda. |
bie Dorndiftel, odee Thordiftels ben dem Volte
eine allgemeine Benennung alter hoc aufwächfenden
Diſteln, welche mit langen Stacheln ober Dornen, vers
[m Er Ze — Ge 1
nn ME — o— ———— —— 161
eu And, carduus, Lin, Die Ackerdiſtel, welche man
ydrlidy auszuftechen pflegt, ſerratula arvenlis, wird
datthin Diftel genennet. ü
der Dornreicher , fonft Finkenbeiſſer, lanius col-
lurio, Lin. Ein Mleinee Raubvogel, deſſen Rücken
eöthlih braun, Bauch weiß, Bruft weißgrau ift, mit
einer braunen wellenförmigen. Schattirung. In feinem
Nefte , welches in einem dicht verwachfenen Dornſtrauch
fih befindet, pflegt. ex ſechs gelblicht weiffe Ener zu le⸗
gen, die am dickeren Ende mit einem Kranz bon brau-
wen Zupfen umgeben find. Diefer Vogel ift das Weib-
den. Deſſen Männchen wird rotbe Speralſter, rothe
Kothalſter, groſſer Dornreicher, ſonſt aber, in Büchern
rothkoͤpfiger Wuͤrger genennt.
das Wort Dornreich, Dornreicher, welches
durch ganz Deutſchland befannt iſt, zeigt einen Vogel
au, welcher fein Gebieth, oder feinen Aufenthalt in,
den Dornheken hat. Diefer erft befchriebene Finkenbeif-
fer, fammt feinem Männchen, und mach zwey andere.
Arten, naͤmlich lanius exeubitor, und lanius fpinitor-,
quus, find Raubnögel, welche Beinere Vögel, Käfer,
and andere Inſekten tödten: und werben deßwegen
Neuntödter, MWürger, in Oeſterr. aber Speral⸗
ſtern genennet. Geßner, Kramer, Popowitfdh, &c.
wenuen felbe auch Dorndräher, Dornfrager, Dorn:
kraͤllen: weil fie dafelbft herum krabben, umfragen,
fräßen (ſ. dieſes Wort).
Bu das Dornreicherl, ober Staudenvoͤgerl, Spa⸗
hierbogel, Schwaderer; fouft Walbfänger, graue
Grasmüde, motacilla flyia, Lin. Der. Rüden ift
graubraun, nnd etwas grünlih; Bauch weißgrau;
Hals, Schenfel, und die Seiten unter den Schwingfes
dern, haben eine weißräthlichte Farbe. An dem Adhlel-
bng ift ein weiſſer Rand. Diefer muntere Vogel, wels
der im Frühling allenthalden gehöret wird, bat einen
sefhwinden seh wirbelnden Geſang. Gein Neſt macht
162 ————
er in dichten Geſtraͤuchen, und vorzüglich im Sauer⸗
dorn: um daſſelbe deſto mehr vor Katzen und Raubvö⸗
geln zu fchligen,
Es gibt aber noch viele andere Meine Vögel, de⸗
ren Lieblingsplatz die Dornhecken find, weßwegen felbe
auch Dornreicherl genennet werden. Als die Prau⸗
nelle, oder das groſſe Dornreicherl, motacilla modu-
Be Der Feigenfreffer, motacilla ficedula. Ferner
motacilla dumetorum, welche bey dem Kramer blaue
Grasmuͤcke, Weifbäctl, Feiner Dornkraͤll heißt. Zinke,
welcher in feinem oͤkonom. Woͤrterb. ſechs Arten von
Dornreichern anführet, zaͤhlet darunter auch den ſchwarz⸗
koͤnfigen, und braunföüpfigen Moͤnch: welche beyde aber
nur Männchen und Weibchen find von einer Art, mo-
tacilla atricapilla, in Oeſterr. das Schwarzplättel
genannt. Endlich anfer Meer — ſchwarzblaͤttel, mufci-
capa atricapilla.
die Dorre; darre, 3. B. die Doͤrre für das Malz
in ben Bränfäufenn; die Sie; für Obſt; die Dörre,
der Vögel, fonft Darre, Dürmaden. Mein Mann
hat die Dörr, d. i. Darre, Dürrfuht. Von börren,
tharran, thæran, griech. Isıgen, trocken machen, aus⸗
troͤknen (ſ. Wachter, y. duͤrreu). Das Doͤrrkraut,
f. Dauron.
der Dort; Unkraut. G. Durt
doſtig; aufgedunfen , von einem dicken, ſchwaͤren
Körper. Croatiſch und Windiſch tuzt, touf, did;
tuztiti, dick oder fett machen. In ben Mondferifchen
Stoffen iſt ſtati deſſen p. 411. kafuuolan, corpulen-
tus, geſchwollen. Es iſt ohne Zweifel einerley Wort
mit dem Niederſaͤchſtſchen dunen, aufſchwellen: wovon
gedunſen (ſ. Wachter, und Adelung, v. dunſen). Bey
den Ungarn heißt duzzadni, duzzaztani, gleichfallt
geſchwellen, aufgeblaſen, zornig ſeyn.
dee Dotter; (1. der gelbe dicke Theil in dem Ey,
welcher dem Höfnden ı fe langes darin verfchloffen IR,
es — — — 4—— SA 9m — er
—
— — — ——
— EN BE ee 163
ww Rarung bienet, Lat. vitellus; serie. Asxı$os,
uxgev,, feauz. moyeu, jaune d’euf; tal. roflo d’uo-
vo. — glaubt mit vieler Wahefheinlichteit, daß
Eyer — dotter fo viel heißt, als der dicke Theil deſſel⸗
ben: von dicht, Schwed. taet. und daher auch tæt —
græs, Labkraut, welches die Milch verdicket. Islaͤnd.
thitte , dicke Mild ‚ und thietta, verdiden, In Schöns
ſpergers Kräuterb. vom J. 1496. cap. 326 Eirftotter.
2. Dee Leindotter,, Flachsdotter, myagrum Sa-
tivum, in. und Die Dotterblume (in Oeſterr. Schmalz
biũmel) caltha paluftris, mögen diefen Nabmen we:
gen der dotter — gelben Farbe haben. Ä
die Dranf ; fouft der Deiefel, Kreifel, Kreiſel⸗
tepf. Eine Kugel mit einem Zapfen unter fi, woran
ſelbe durch eine aufgewundene Schuur los geſchuellet wied.
Oft iſt dieſes Spielwerk nur ein hoͤlzerner Knopf, mit
einem eingeſteckten Splitter, woran der Faden gewun⸗
Yen wird (f. Wolferl). In den Wörterbicdern wird
diefes Spiel gemeiniglich durch trochus und turbo ere
Möret , obwohl zwifchen beyden ein Unterſchied war.
Der Ball, ein mit Haaren ausgeftopfter runder Korper,
pila. Der Ballon, eine aufgeblafene Schweinblatter
in einem ledernen Sacke, welcher mit ber Hand in die
Höhe geſchlagen wird, fullo. Ein eiferner Ring, wel⸗
den die Ruaben vor fich her trieben, nad woran Feine
Ringel angebracht waren , die ein Geklirre machten,
trochus (f. Martial, lib. 14.epigram 158.)
turbo f&eint am nächften mit dem obgedachten Spiele
überein zu fommen: wovon Birsil Aeneid. VII v
280.
Ceu quondam torto volitans Sub verbere turbo,.
quem pueri magno in gyro vacua atria eircum
intenti ludo exereent: ie actus habena
curvatis fertur fpatiia, -
Das Wert Dranl, ift von dran, draͤhen wos
von in ber Mondſeeiſchen Gloſſe, nud bey Dem Willeramı
16%, — SI ee |
gidrat, gedrat, gedraͤht, und noch test der Drat, ein
gedrähter Faden. Eine Weibsperſon, die viel im Hau⸗
fe herum zu tretten pflegt‘, und fich gleihfam auf alle
Geiten wendet , wird bisweilen eine alte Dranl genen
wet. Auf gleiche Weife beißt jenes Gpiel im Hochd.
dee Kreiſel, als ein Körper‘, welcher ſich im Kreife bes
wegt. Indeſſen Fönute es auch von dronen, droͤnen,
her kommen, welches ein zitteendes Geräufh machen
heißt: aus welder Urſache auch, wie mir fcheint, der
gedffere Specht , eine Art Baumhacker, picus maior,
Lin, im unferen Gegenden eine Holzdran! genennet
wird (ſ. Dolzdeanf). z
"Re Draſchel, in der Verkleinerung das Dräs
ſcherl; eine Droſſell, turdus. : Die gemeine Droffel,
Walddroffel, Gingdroffel, turdus mulicus, Lin. ift
am Hals und Bruſt gelb mit fchwarzen Flecken, weiter
hinab durchand weiß, unter den Flügeln braͤunlich gelb.
Die Füffe find bleich, aber aſchfarb. Gie' kommt hier
im U ril an, und ziehe im Herbſt wieder hinweg. Die
Weindroſſel, Winterdroſſel, turdus iliacus, ift klei⸗
ser, als Die vorige, unter ben Fluͤgeln roͤthlich, kommt
erft im Herbſt hier an, und zieht fpät, als ber leute
Vogel hinweg: weßwegen nad, deifen Abreiſe Feine Hoff⸗
nung mehr iſt, noch andere Vögel fangen zu koͤnnen.
Uebrigens gehören zu biefer Gattung auch Der Miftter,
ober Zarriger, turdus vifcivorus; ber Kranemeter ,
Kramettvogel, turdus pilaris; die Rohrdroſſel, tur-
dus arındinaceus. u
Fr Droffel, it auch Drofchel,, Druſchel, Tro⸗
ftel, gefchrieben worden , angelf.thrifc, throfile, Eugk
thrufh, im der Windifhen Sprache drus. Weil diefe
Vögel ganz dreiſt und unbefonnen ſowohl in die Schlin-
ge, als in die Vogeltenne einfallen , fo fcheint jenes
Wort einen Werng zu haben auf tretten, und die ders
ſchiledeuen Ausdeücke davon, frotten, troſſen, trots
ſchen, plump daher treiten, uber fallen (f. Wachter,
——— 165
7
ud Adelung‘, v. trotten). Bey dem Ulphilas iſt dri-
ulan , fallen; draus, ich fiel; druſum, wir fielen.
Kerner bey dem Wachter dreuſchen, Hollaͤnd. druiſchen,
wit einem Geſauſe fallen, wie der haͤuſige Regen. Das
Zeitw. Dreichen, ift im. Grunde einerley Wort. Eine
dicke Weiböperfon,, welche plump daher tritt, wird hier '
Drufchel, Drutfcherl, genennet Cf. diefes Wort).
Das mag endlich die Urſache feyn, warum einige ber
Alten geglanbet haben, daß dieſe Vögel taub und ges
hoͤrlos ſeyen: mie. ed. das griechifche Sprichwort zeigt „
Kugotepos uıy%y, ‚mehr taub, als eine Droifel.
. die Drufchel, oder das Drutſcherl; eine dicke
Weiböperfon ,, doch nur im Scherze, oder aus Verach⸗
tung. Das zweyte nerfleinerte Wort. wird öfter gehoͤ⸗
tet, und zeigteine fette, Tiebe, dabey aber etwas plum⸗
pe Perſon an. Ich glaube nicht, dag es mit frauf,
Srautel , bey dem Otfried drutinna, Faenndin, einen
Zuſammenhang bat. Friſch führet die Redensart an,
eine dicke feifte Drufel: und erfläret es für einerley
Wort mit Draffel, wert diefe Vügel fett. unb plump zu
ſeyn pflegen. Mix fcheint aber, daß beyde Wörter viel⸗
mehr einen gemeinfanen Urſprung haben von tretten,
trotten (ſ. Draſchel). Ju der altbrittifehen Munbaut, zu
bey dem Borhorn , ift drwsgl; incultus, infeitus. Mit ),, 4
einen anderen Begriffe pflegen mir. einem Menfchens-
welcher ungeſchickt Daher tritt, einen Zranfch zu nen=
wen: gleichfalls ‚vom tretten. Horneck fagt von grofien
Bögen, c. 814. daß fe das Waſſer übertranten, d.
i. durchwateten. |
Drüffe antun, einem Drüſſe anfegen; plagen,
wugeftim etwas fodern. Ben den Griechen heißt rovu,
rꝑvx, gleichfalls ich quaͤle: und bei Dem Ulphilas
thriutan, Luc. XVIII. 5. uͤberlaͤſtig ſeyn. Von Druß,
iñ Verdruß/ verdrieſſen.
das Dugn; ober Dein, dun; eine Weibsperſon,
mit einem veraͤchtlichen Nebenbegriff: z. B. ein verdrieh-
Ira)
mas!
ı06
liches, widerwärtiges, langweiliges Duan. Gtatt bes
fen auch bisweilen das Dein. Es beißt fo viel, als
st das Menſch. In der Eeltifchen, ober altbeittifchen
— — bey dem Borborn iſt dyn, überhaupt ein
»AApenfh, homo: und, wie Eckhard Tom. I. franciæ
rae, Oriental, p. 453. bezeuget, in Irland duine. Griech.
Sewa, Jemand, dieſer, jener. Ä
dubben; fehlagen, griech. rurrew. Bon diefene
Zeitwort, welches in Niederſachſen noch gaugbar iſt,
zeigen fich auch hier mehrere Sproſſen: z. B. der Duͤb⸗
bel—boden, ein Zimmerboden, deffen Balken feſt zu⸗
ſammen geſchlagen werden; dee Dupel, Tobel (f. bie
fe Wörter). Islaͤud. dubba til riddara, einen zum
— ſchlagen; Eugl. to dub. G. Wachter, v. ado-
are.
die Ducänten, ober das Duckerl; eine et klei⸗
ner Wildänten, welche fih im Waller zu ducken, und
zu verbergen pflegen. In unferen Gegenden fiub es
colymbus auritus, criflatus, fubcriftatus, und bisweis
fen auch colymbus arcticus. Ju der Gegend ded Traum:
fteins, heißt anas marila, fin. das groffe Duckerl.
Bey dem Kramer ift das Duderl, .mergus minutus:
welche Wet aber am Zraunfiuß Heiner Meeracher ges
wennet wird.
— duͤckeln; bey dem Poͤbel, verdrießlich feyn, uud
deßwegen feine Autwart geben wollen, einen heimlichen
Verdruß Auffern. Bon Duden, verbergen, verbüllen:
inden: man bey einem bäfteen Stillſchweigen feine Ge⸗
danken verhuͤllet, und nicht ein offenes Her; zeigen will,
In dee Mondfeeifchen Gloſſe, bey Notker, Willerame,
&c. iſt tougen, taugen, heimlich, verborgen; touga-
ni, Geheimniß; bey den Minuefängern tougen min⸗
nen, heimlich lieben. Horneck fagt c. 445. nichts ges
ſchieht fo taugen, es ift vor Gottes Augen. Babes
ift ein Duckmauſer, welcher auf verborgene Abſichten
167
und Unfchläge mufet, mauſet, d. 8. finnet (f. Kal:
maufer ). Ä
dumpers dunkel, z. B. anf den Abend, da es
füon dDumper war ; dee Schein des Lichts ift Dumper. —
Diefed dumper , dumpicht, ift von dum: welches aud
im Dänifchen,, wie Adelung bemerket, dunfel bedeutet,
gleihwie dumme, bienden. ALS Stammenmwort nehme
ich das Hebr. dum, ſchweigen, an: woraus nun Die
verſchiedenen anderen Begriffe, die mit diefem Worte
verbunden zu ſeyn pflegen, erläutert werden follen. Die
eefte und ältefte Bedentung ift ganz natuͤrlich die Sprach-
Iofigfeit. Gothiſch, angelf. und Engl. dumb, ftumm:
welches Wort nur durch eine ftärkere Ausſprache fich
von dumme unterfcheidet. Kero, c. 6. ertumbeta, ob-
mutui.
Schweigen, zeigt überhaupt eine Unthätigkeit an,
und ift der Lehhaftigkeit entgegen gefeget. Die Nacht
ſchweiget, da fih kaum mehr etwas reget; das Ficht
fümeiget, da es menig mehr, ober gar wicht auf die
Sinne wirket; die Kraft der Beurtheilung ſchweiget,
da bey einem dummen Menfchen das gehörte, oder ges
ſehene Die richtigen Eindrücke nicht macht; ein gehür-
fer ſchweiget, da dem Aufferlihen Geräufche die in:
nerliche Empfindung nicht antwortet, oder vielmehr,
fie einen geboͤrloſen ift die ganze Natur ftil und ver
ſchwiegen. Dumm beißt alfo, wie Adelung anmerft,
(1. ſprachlos; (a. gehörloß; (3. ungeſchickt, oder un:
Wrmögend , etwas gehörig zu beurtheilen. Und im ge
genwaͤrtigen Falle ( 4. dunkel, angelf. und. Engl. dym,;
din; und Islaͤnd. dimma, bey dem Notker Pf. 17.
tmberi, Dunkelheit, Dämmerung , ober, wie es Wach⸗
kr meiner Meinung nach eichtiger fchreibt, Demmerung.
Vindiſch temen, dunkel. Gl. Monfee. p. 322. pi-
tumpta, contenebrati, verblendet, in ihren Gtarr-
fen (Numeror. 14. v. 44.).
Dunft—Enddels giöffe ‚ welche aus dem feinen.
und außgeftebten Weitzengries gemacht werden (ſ. Gries).
der Duͤpel; (1, eine Beule, lat. tuber, tuber-
culum. Von dubben, ſtoſſen, fhlagen (ſ. biefes.
Wort); nicht fo viel, als eine Wirkung des Schla⸗
end, indem manche Beulen auch nur Durch den inner-
—* Trieb einer bösartigen Materie entſtehen: ſon⸗
dern felbft in Unfehung diefes Dranges nach den äuffer-
lichen Tpeilen bes. Körpers, gleichwie man in anderem.
aͤhnlichen Füllen den Ausdruck treiben, ausfchlagen,
braucht, franz. poufler. So treiben, ſchlagen z. B.
die _ aus (f. Boge); und den Ausfchlag haben,
ie Kraͤtze
di 3. Bey Dem Daſypodius, wie Friſch bemerket,
iſt Düpel ‚ein Klotz, Stod, truncus. Entweder fo.
fern es ein gebubter, abgefihlagener, und ftumpfer
Stamm ift: oder fo fern felber al8 ein Werkzeug zum
Schlagen dienet, ein Prägel. Ein Kupferbammer ,
welcher auf das Kupfer feoffet, um ſelbes in die Tiefe
u bearbeiten, heißt bey Friſch und Adelnug ein Dubs
ammer. Die Dede eines Zimmers, woran die Bal-
fen feft. zufammen gefchlagen worden find, heißt Bier
ein Dübbel—, oder Düpelboden. Holänd. deu-
wen, ftoffen, drüden. In Reinwalds Idiotikon von
Henneberg ‚ ift duppericht, zitternd vor Schwaͤche ber.
Nerven, oder bed Alterd: und dubbern, ſchlaͤgeln,
an Händen und Füllen zittern. Ein sufammen gefchla=
gener und gebräßter Bund, oder Bogen des Flachſes,
wird hier bey dem Volke ein Dupel Haar genennet.
(ſ. ..
er Schwaben. ift Duͤpel, ein. Toͤlpel, einfäl-
tiger Menfc ‚ der leicht betrogen werben faun; franz.
und Engl. dupe. Auch bey dem Pictorins hat Dies
pel, die nämliche Bedeutung. Es Heißt fa viel, als.
ftumpf, abgeſtoſſen: gleichfalls yom dubhen. Rat. he-
bes, obtufus, homo — ingenii. Im ieder⸗
— 169
heutſchland braucht man ſtatt beſſen dad gleichbedeuten⸗
de Zeitw. boten, poſſen (ſ. Boͤtich, und Botze). Hol⸗
Kid. bot, ſtumpf, plump, ungeſchickt; een bot
menfth, ein butter, einfältiger Menfh. Ben dem
Ulphilas Luc. XIV. baud Salt; Sal evanidum, infa-
matum, welches eines ftumpfen, nicht fcharfen Geſchma⸗
des it, quod non eft acuti Saporis. Wachter hat
dieſes ſchon bey dem Worte butt angemerkt: obwohl
end einer anderen, und wenig ruͤhmlichen Quelle.
die Duͤrnitz; in Klöftern und herrſchaͤftlichen Ges
binden, ein Zimmer, wo Knechte und andere Dienft«
lente zu effen pflegen. In verfchiedenen alten Gchrif-
ten, wie Friſch bezeuget, Dornze, Doͤrnze, Dienfe,
Dumig: eine Stube, Bauernſtube. Nicht von doͤr⸗
ten, wie Friſch geglaubt hat, weil verfchiebehe Dinge
dert gedörret und getroͤcknet werben: ſondern wahr-
(Heinliher von den Schwed. thyr, griech. Iys, ein
Knecht (ſ. Dirne); und dem Eeltifhen nith, nyth,
welches den dem Börhorn domicilium, nidus heißt,
Ref, Wohnung. Griech. van, ich wohne. Notker Pf.
36. neſton, einuiſten, fi aufhalten.
dee Durt; fonft Dort, Roggentreſpe, bromus
fecalinus, Lin. Ein ſchaͤdliches Unkraut, welches größ-
ten Theil unter dem Roggen angetroffen wird;. a
defien Halm ſich mehrere Feine und Hlätt gedrüdkte
Aehren, duf Dünen und fihwantenden Stielen befin-
ben. In ſchlechten und Falten Gruͤnden, vorzuͤglich bey
anhaltender naffee Witterung, wird ed oft in Menge
geichen. Das Brod wird davon füßlicht und fhwär:
weihes folglich den Magen drückt. Wenn diefes Un:
fraut über das noch ruſſig, und vum Brande behaftet
ift, fo wird auch das Brod völlig ſchwarz: welches auf
dem Rachen Lande, wo es nicht fo häufig ift, wie in den
Gegenden des Gebirges, bisweilen eine Aufferft befrem⸗
dende Exrfcheinung wird, Doch Heißt es, daß der Durt
—
170
gut ſey, am die Hühner zu füttern, welche davan fett
werden, und ihn lieber, als den Haber eſſen.
Ein anderes ähnliches Unkraut ift der Schwindel,
der Schwindelhaber, Lolch, die Sommertrefpe, loli-
um tumalentum, fit. beffen platt gedrückte Feine Aeh⸗
ven nicht auf GStielen fondern wechjelweife rechts und
links, dicht an dem Halme figen. Er hat, wie bie
Landleute fagen, feinen Spund, d. 3. gibt fein Mehl,
vermindert aber das Mehl: indem ganz natürlich bey
der gewöhnlichen Maffe des Getreide, welches in die
Mühle gefchicdet wird, um fo weniger Mehl zurück kom⸗
mei muß, je mehr Schwindel darunter war. Indeſ⸗
fen ift Diefes Mißgewaͤchs für Menfchen und Vieh unge
fund. Von Hühnern hat man die tägliche Probe , daß
fie. von dem Hielen Genuffe deffelben Shwindfich und tau⸗
melnd werden:
Für Durt, wird in einigen Orten auch Durſt,
Körndurft, geſagt. Allein da von einer hisigen, oder
austroͤcknenden Eigenfchaft deffelben nichts befannt iſt;
fo glaube ich, daß dieſes Wort, fo wit das Englifche
darnel, feinen Nahmen erhalten hat von dem alten
Zeitw. daron, deren, derren, terre, weldjes bei
Otfried, Notker, und in der Mondfeeifhen Gloſſe,
Schaden, ſchaͤdlich feyn heißt, angelf. detien. Adelung
leitet hievon das Zeitw. verderben ber. |
dus; in Schwaben, Teife, ftil: und dusmen.
Seife fprechen. Franz doux, leife, ſtill, freundlich,
In Schweden ift tyſt, Island. thus, fit, ſchweigend
(f. Adelung, v. tufchen, vertufhen). Hieher gehöret
wahrſcheinlich auch das in der Lauſitz ind in Niederfachs
fen übliche dufeln, in Schweinfurt und Anfpach doſen,
Engl: to doze, Holland. dutten, in Schwaben dau⸗
feln , fchlafteunfen ſeyn, halb fchlafen und wachen, traͤu⸗
men: da man nämlich aufangt an ſchlummern, und Frl
zu werden;
ur EN ED ee 171
dus; oder dusmig; in Oeſterr. truͤb, duͤſter, ;.
B. es ift hent immer ganz dus, dusmig; es ift Dusmi>
ges Wetter. Engl. dufkifh, trüb, dunkel, und to
dufk, trüben; verdunfeln. Griech. Sram, ber Abend,
Unterdäng der Sonne. Vielleicht von dem altbrittifchen
du, fhwarz : ober, fo fern das Tageslicht ſich verbirgt,
* dem oben angefuͤhrten tuſchen, verbergen, ver⸗
en.
dee Duſel; Schwindel, oder überbaupt eine
Krankheit, welche den Kopf beänsftiget und vermwirret:
In Salıburg ift der higige Dufel, die hisige Krank⸗
keit. In Würtenberg, Hemeberg, Bremen, Heffen,
tiehand &c: ift der Duſel, Schwindel, Taumel; und
duſein, diifeln, taumeln, ſchwindlicht ſeyn. Hollaͤnd.
duizel, Schwindel. Engl. dizzy; ſchwindlicht. Im
Öefterreich habe ich dieſes Wort nie gehöret.
Von Dos; Getöfe; dofen, tofen, im Köpfe ein
Gefäufe, Geklinge machen. In der Sammlung der
Minnefänger heißt es: ich hörte die Waſſer dieſſen;
nenn der Wald von dem Geſange ber Vögel düſſet,
di. ertönet. Bey dem Notker ift Pf. 77. dolen, bes
Ünben, In Sachſen wird, wie Adelung ſchreibt, das
Veibchen von Heinen Bögen Eine Dufel geuennet:
Weit von dert erfteren dus, ſtill, indem die Weib⸗
den wenig zu fingen pflegen, und nicht fo munter, als
die Mäuchen find. u
duſeln Cu. ſchlummern (ſ. dus).
2. taumeln, ſchwindlicht ſeyn (ſ. Dufel):
.3 . ſchlagen. In Schwaben iſt ein Kirchen — dus⸗
ler, welcher die Hunde aus der Kirche vertreiben fol:
Mad an einander duͤſchen, wird von Leiten geſagt, bie
wlonmen fahren, einander ariftoffen. In der Schweiß
ben, Windiſch touzhi, lat. tundere,tufus; ſchla⸗
ven, patfchen, klopfen. Bey dem Horneck c. 273.
toczeln, Hopffechten, mit dem Zeind fi nur fpielen
173 —
Bey dem Pietorius iſt Düͤſſel, eine Blatter,
Beule: von duffen, dufchen, ansfchlagen; „wie im
Deftere. der Düpel, von dubben, ſchlagen (ſ. diefes
Wort). Ein beweglicher gerader Baum, an welchem
die beyden Flügel eines Thors zufammen ſchlagen, wird
in Deftere. Thorbaum, Schlaghaum, bey Adelung aber
Duſſel genennet. |
©.
Diefee Vocal wird in gemeinen Neben fo wenig,
als bey den Franzoſen, geböret. Man fpricht: die Mäp,
Plag, Seel, Stund, ich geh, ſteh; anftatt Mühe, ich
ftehe, dc. Doch behält er feinen Laut bey einem Bey⸗
wort, $. B: 1. fhöne Blum, groffe Häufer. Die Ur⸗
fache ift,, weil dieſes e, aus dem altdeutſchen iu, u, u,
entftanden ift. Denn man ſchrieb fconiu bluama, eine
fchöne Blume; elliu uuib, alle Weiber; ßlu mennif-
ton; viele Menſchen. Dtfeied fagt von Zacharias, und
befien Gemahlin Eliſabeth, lib. 1. c. 4; Siu uuarun
bediu, Gote filu drudiu, fie waren Gott fehr getren.
2: Nach einem weichen Vocal, oder einer kurzen Sylbe,
wird die Ausfprache durch n, en, verlängert. Cine
Anten, Alſtern, Maiſen, Slafchen, Seiten, Wunden;
der Habern, Gatteen, &c. für Aente, Alfter, Maife,
Flaſche, Haber. Dies haben wir von ben Alten geer-
bet. Otfried ſchreibt 1ib. 1. c. zo. thaz Kind lag in
theru uuagun, fag inder Wiegen (Wiege). Und: eine
Zeucken finden, eine Taſchen haben, lukun, dasgun.
3: Es iſt dieſer Buchſtab ımter allen uͤbrigen der ein-
ige, welcher in gemeinen Reden am meißten vernach⸗
läffiget, und überfprungen wird, 3. B. bat afaot, iſt
lobt worn, &c. Da man aber indeflen diefe Art zu
prechen als pöbelbaft und unſchicklich anfieht; wird im
ber frauzoͤſiſchen Spracde, wo man Ah. Mühe gibt recht
vieles zu verfchluden, die nämliche Ausſprache galaut
und
———— ——
Er SER DE DET s 173
unb zierlich. Cerife, genu, cheveaux legers, Kieſche,
Laie, leichte Reiterey, Sris, Schnu, Schwol'ſche.
dad Chen; in dem Gebirge zwiſchen Salzburg
sad Tyrol, ein Mutterſchaf. Engl. ewe, angelf.
eowe, fat. ovis, Hollaͤnd. boi, boͤhmiſch owce, Uns
gailh ju. Ju der Florentiniſchen Gloſſe bey Eckhard
pag. 983. agnæ, chilbira vel euue. In der Windi⸗
ſchen Sprache ift oven, ber Widder, und ouza das
Schaf. Altbeistifh bey dem Boxhorn oen, agnus:
oenig, agnella. Daher bey dem Tatian c. 6. et 38.
euuit, eine Heerde: bey Kero und Iſidor euuift,
Schafſtall.
In unſerem Gebirge heißt ein Mutterſchaf das Ab,
oder Insgemein nur das a: und aben, gen, Engl.
to ean, yean, lammen, ein Junges werfen. Ich glans
be, daß alle diefe Ausdruͤcke, fo wie das griech. Außuv,
eis Schaf, ihren Urſprung voii dem Geblöcke haben
die Eheräfche ; forbus aucubaria, Lin. wird in
Oeſterr. Vogelbeer — baum genennet.
das Eck; ein Nahmen verſchiedener Gehaͤnde,
nelche neben einen Fluß liegen, in einer geraden Ent
5, die als ein Tanger Spitz, oder eine Zunge
mgefehen wird. Schloͤſſer von einem ſolchen Nahmen
ſind in auferen Gegenden Ense, Steyereck, Krems⸗
ed, Trauneck, Albeneck.
Eck, zeiget etwas ſpitziges an; angelſ. and Engl.
ege, edge; griech. axy, lat. acies, der Gpig, ober
wie man in Gachfen fpeicht, die Epige.
das Edelweiß; in den Alpen ein Nahmen des
Berg Ruprkeautes ; ßlago leontopodium, Lin. Ei⸗
— Mineralien find unter dem Nahmen Federweiß
annt.
das Eden: Luſtgarten, Paradies (ſ. nieten).
die Erert (zweyte Epfbe kurz), oder ber (Frag
ten; im Saliburgiſchen , eine angenehme und grasreichs
dühe die ein mal mit Getreide beſaͤet, das anders
GErſter Zdeil. N
17% —
Jahr aber als Wieſe gelaſſen wird. Man hat dieſes
Wort, welches auch in Schwaben und Franken geboͤret
wird, Agart, Aegert, Eget, Egde, geſchrieben.
Friſch (v. Aegerte) und Adelung (v. Heide, 3.) hefchreis
ben dieſe Wieſenfelder als Bde, wuͤſte, und unfrucht⸗
bare Gegenden. Allein ich fand fie fruchtbar und au=-
genehm, wenigftens in Aufebung des Graſes, und dee
manisfaltigen Blumen. Das Erdreich ift leicht und
fhwarz, wie eine GartenErde: Es wird daher auch
nicht formlich gepflüget, fondern nur ein mal mit dene.
Pflug umgeriffen, und auf den umgekehrten Wafen das
Getreide angebauet. |
Schilter in feinem Gloffario , leitet diefes Wort
her von a — un, ohn; und garen, zubereiten (ſ. Char⸗
freytag), als eine ungegarte Gegend. Wahrfcheinlicher
aber ift Agart fo viel, als ungeart, hicht gepflägt ;
von aren, pflügen (f. Arbes). Willeram fchreibt c. 2.
daz.uelt ungearan birit die bluomen, das Feld bringt,
ohne geadert zu werden, die Blumen hervor. Ein
Artacker, Artland, iſt ein Adler, welcher gepflüges
und befäet wird. Es ift nun ganz natürlich, daß bey
dem Worte Agart, Egert, in anderen dentfchen Län-
dern, eine auch wirklich wäfte und unbenuste Gegend
verftanden werden kann: und jenes Wort endlich leicht
noch einer anderen Ableitung fähig ift; nämlich von oͤd,
und Gard, eine Gegend (ſ. Eingart).
der. Ehalt; Dienſtboth. Im Schwabenfpiegel,
nach Scilter Ausgabe, c. 259. gleichfalls ehalt. Es
- zeigt überhaupt eine untergebene Berfon an, welche Ge
horſam zu leiſten fchuldig if. Won e, ea, euua, Ge
fen, Geboth ; und halten. In der Dorrede zu dem-
Schwabenſpiegel heißt e8, in der alten und niuuuen
e, in dem alten und neuen Gefene. Ben bem Notfer
ift Pf. 32. ehaltiu, Religion, Beobachtung bes gött:
lichen Gefeges.
ber Eibenbaum, ©. Taxe 3.
die Eiche, in gemeinen Neben Aichen, Aich⸗
baum, quercus robur, Lin. Es find hievon zwey Arteik
bekaunt. Erſtens die Steineiche, Schwarzeiche,
Kohleiche: und zweytens eine andere, welche Haſel⸗
eiche, Weißeiche, ꝛe. genennet wird. Eine hat brau⸗
as, ſehr feſtes Holz: die andere weißlichtes Holz, wel⸗
ches ſich leichter und feiner bearbeiten laͤßt. Das Laub
bey der einen Art iſt dunkelgruͤne bey der aͤnderen licht⸗
gruͤn und gröſſer. Eine behält das Laub über Winter,
die andere nicht. Judeſſen Babe ich hierüber. fü viele
Diderfprüche gehört, daß ich nicht weiß, welcher Art
” — jede dieſer Eigenfchaften zugeſchrieben wer⸗
ou |
die Zereiche, oder Gereiche, Zirneiche, quercus
cerris, Lin. wird. haͤuſig in Unteroſterreich, und tab:
mentlich an der Poftftraffe durch den Wienerwald ange
troffen. Die Stecheiche, Stechpalme, ilex aquifoli-
um, wie hier im Gedirge Sommerbaum, unter der
Ens aber Schrädel. genennet: ———
Das Wort Eichel, Aichel, Hollaͤnd. und Islaͤnd.
aker, akern, wovon der Baum feinen Nahmen hat,
ſcheint überhaupt eine genießbare Feucht änzudeuten:
von achein, eſſen (ſ. Akram). Vor dem fleiffigen uud
mähefamen Ackerbau, haben die Menſchen von Eicheln,
* auderen Baumfrüchten ſich genaͤhret. Virgil: I.
Liber et alma Ceres, veſtro si tnunere tellus
.. Chaoniam pingui glandem mütavit ariſta.
Doch iſt Wachterd Ableitung mehr gegruͤndet, von
„Eck, acus, weil alle Heten derfelben mit fehe
fpisigen Stacheln beſetzet find. EM
der Eichhas, oder. Aichhas; fonft dad Eichhorn,
ſciurus vulgaris, Lie. Bon Eiche, worauf dieſes Thiers
Gen gern berum häpfet: und einem veralteten Zeitw.
haſen, eilen, baftig ſeyn, Eugl. to.hafte, franz. ha-
ter: Es wird über das noch Aichkatz, Audtane ge⸗
a
176
nennet: und dee Aichkern, vielleicht von kehren,
um—ausfehren; ſich wenden, draͤhen, wiſchen; alt
brittifch bey dem Boxhorn cerrynt,, der Lauf, lat. cur-
rere. In der franz. Sprache beißt ed ecureil: welches
von ec, ac, Eiche ber kommen könnte, und .einens
Zeitwort, welches mit currere, verwandt if. Allem
da man ftatt deſſen im. älteren Zeiten efcurieu geſchrie⸗
ben hat; fo will ich gern zugeben, daß «ed, wie das
Engl. Squirrel, bey dem dü Fredne Scurialus, feinen
Urfprung. hat von dem geiech. und fat. feiurus, Eich⸗
horn.
Bey dem Popowitſch iſt der Eichhas, oder Wald⸗
has, Eichbilz, Burdſchwamm, Schoͤberling, ꝛc. eine
gewiſſe Art der Schwaͤmme, mit vielen halb —kugel⸗
fürmigen Hüten, und weiſſen Löchern; vielleicht bole-
tus ramoſiſſimus? Lin.
die Eichte; eine Weile, kurze Zeit: z. B. eine
gute Eicht warten muͤſſen, naͤmlich ziemlich Tang:
oder ein kleins Eichtel, kurze Zeit, wenige Augenbli⸗
de. Wunderliche Eichten Haben; Launen, Stunden.
Er hat ſchon ſeine Eichten: wo er z. B. wider Ver⸗
muthen gütig, zornig, freygebig, zu ſeyn pflegt.
Es kann hierdurch ein Theil der Zeit, ein gewif⸗
ſes Maß derfelben , verftanden werden; von dem Zeitw.
eichen, abmeflen, daß Maß unterfudhen, in Defterr.
zimentieren. Welches Adelung von eich, if, griech:
sınos, lat. æquus, gleichförmig; her feitet. Es ift
aber in Niederſachſen auch ein anderes Wort, welches
mit Eicht, Sucht, viele Aehnlichkeit Hat, nämlich bie
Ucht, augelf. uht, bey dem Ulphilas uchwo, nnd
wirklich eing Zeit, wiewobl gemeiniglih nur die Mor:
genzeit, Früheſtunde, bedeutet. Vielleicht kommt felbft
Deſes Licht, wovon man ohnehin bisher noch keinen
UVrſprumg ergründen konnte, von jeuem Zeitw. eichen
her? Gleichwie Ihre und Adelung das Wert Stunde,
| a ⏑oo—o ——— 177
bon dem noch in Schweden üblichen ſtumen, ſtutzen,
— folglich Meine Theile machen, hergeleitet
en.
der Eidam, ſ. Aidam.
das Einbaͤumel; ein Kahn, eine Gondel; naͤm⸗
lich das kleinſte Fahrzeng auf dem Waſſer, welches aus
einem einzigen ausgchöhlten Baum beſteht: und auch
- — Urſch, bey dem Friſch Weidling genen⸗
wet wird.
die Eingard; einfame Gegend , 3. B. das Haus 25 «
fiegt in dee Aingard. Won ein, allein, einfam, wo⸗ Behr
von and) das Wort Einfiedler her fommt: und dem „, 5,
altdeutſchen Gard, angel. geard, altſchwediſch gärd, ——
griech. xcoox, Erdreich, Gegend. In unſerem Gebir⸗
ge heißt es, auf der Gard, in Der Gard ſeyn, oder
ſich aufhalten: welches eben ſo viel iſt, als auf dem
u. In alten Reichsverordnungen werden daher
Soldaten, oder andere Leute, welche unter dem zer⸗
fireuten Haͤuſern ungeftäm betteln, und oft Gewalt
ausüben, Gartknechte, herum gardendes Geſindel
genennet (|. Adelung, v. garden).
die Eiſsaänte; anas clangula, in. G. Schild⸗
vegel. Die Eisänte mit weiſſer Platte, anas pene-
lops, wirb in Defterr. Feuerãnten, und Pfeiffäntel ge-
nennet.
das Eiſenhittel, aconitum napellus, Lin. Eine
Hiftige,, und bisweilen ſehr Hoch und prächtig aufwachſen⸗
de Planze , mit einer dunkelblauen Blume, welche bie
Geſtalt eined eifernen Sturmhutes hat. Unſere Wur⸗
jenkraͤmmer nennen es Apolonia—fraut, weil fie es
wider das Zahnweh anrathen. Es wird naͤmlich ein klei⸗
ms Stüd von der Wurze auf den Zahn gelegt: woraus
alsdaun eine Menge Feuchtigkeit Hüffet, die aber nicht
verſchlucket werden fol. In unferen Bergen heißt es
Fliegenfraut weil die Milch, worin es gefotten wor⸗
den iſt, Den Fliegen vorgefeget wird. Im den Alpen
y18 —
von Saliburg blaue Gelſter. Bey bem Friſch ie
galſtern verberen, bezauhern: und Gelſter bey Ade⸗
lung ſo viel, als Genfter ‚ genifla.
"der Eishogel ‚, alcedo ifpida, ie. Ein Vogel
mit einem langen Schnabel, und aothen Füſſen, wel⸗
cher am oberen Körper gruͤn, am unteren ziegelroth ift,
an dem Ufer der Flüͤſſe züchtet, und in dad Waſſer
ſchieſſet um kleine Fiſche zu rauben. In England wird
er, wegen den ſchoͤnen Federn, Konigsiſcher genennet;
dep dem Buͤffon le martin—pechcur. j
der Eiterbatzen; rives uva criſpa. G. Aiter —.
el; eine gewöhnliche Endſylbe, als ein Zeichen
der Verkleinerung , wie z. B. Bühel, Dientel, Diefel,
Hänfel, ꝛc. von Bube, Diene, Matthies, Jopann.
Jenſeits der Donan, naͤmlich in dem Mühlviertel, wird
noch ftatt deſſen aͤl, gehöret, wiewohl es bereits zu
peralten — als Hieſal, Hanſal, Miedal (Ma⸗
ria). er wie in Steyermark, ift e& noch
ge — al, Tridal, Maxal, für Ro⸗
na, Catharina, Maxmilian. Die Römer und Gries
hen Haben ellus, us, olus, ulus.
das Elb—fihafz " eine Abart gemeiner Schafe,
mit Iohbrauner Wolle. Es wird dieſes Wort, wie
der eble und beruͤhmte Ritter von Moll, in ſeinen Brie⸗
fen an Prof. Schrant , vom %. 1735. angemerfet bat,
‚in den Alpen von. Salzburg gehöre. Das Wort if
“mit dem lat. helvus, [icht—oder gelbbrann , verwandt.
Ju den glemanniſchen Gloſſen des Martin Gerber iſt
elo, gelo, fulvum, —elawaz, fulvum. In ber
Diondfeeifchen Stoffe, p. 319. eleauuaz, —
wofür aber vieleicht elauüaz, elbauuaz, zu leſen. ©
auch Eltiß.
die Elexe, oder der Elexenbaum, prunus padus,
Lin. ſonſt Elſebeerbaum, Hauberbaum, Hoblkirſch⸗
baum, Patſcherpe, ꝛc. Er bat eine traubenfoͤrmige
ſtark riechende Bluͤtbe, und bierauf eßbare ſchwarie,
ER DEI SE Dar a9
zuſammen giehenbe Beere. Die alten Nordifſchen Vol⸗
ker glaubten, ſagt Popopitſch, das dieſer Baum, uud
vorzüglich die Bluͤthe deſſelben, die Kraft Habe Unhol-
den, Truden und ‚Degen zu vertreiben: wovon der Nah⸗
men Trudenblüthe, und Alp—Firfhbaum. Vielleicht
sah Elexe: nad dem griech. «Askeır, beifen, abwen-
den; Hebr. ala, Beſchwoͤrung. (tbeittifch bey dem
en eliyl, fpectrum, lemures. . Da aber. ferner
dieſer Baum an einigen Orten von Deutfhland auch
Stinfbaum, Oehlkirſchbaum, genennet wird; fo. if
ed möglich, bag Elexe mit dem lat. olidus, olere, vers
wandt ift; Hebr. neelach, foetidus factus eſt, von
dem Wurzelwort alach, welches Hinten bedeutet haben
muß. Endlich kann dieſes Wort auch zu Els, Elſe,
Engl. alder—trec, in Norwegen Older, lat. alnus,
die Eller, Erle, gehören: wovon Wachter und. Ade⸗
lung nachgefehen werden tünnen.
ellä; viel. Ben dem Pöbel heißt es: ella Leute,
ella Geld, ela Schnee, ꝛc. Es ift das altdeutfche.ellen,
Kraft, Stärke: welches in dem gegenwärtigen: Falle ge⸗
braucht wird, wie das lat. magna vis hominum, vis
pecunise , oder: franz. force blE, force argent, force
amis, viel Getreide, viel Geld, viele Freunde. Bey
dem Notker Pf. 83. ift. der ellin, Kroft, Stärke, Tu⸗
gend. Stricker fchreibt c. 3. fectione ı. ditz Leut hat
chraft und ellen, diefes Volk Hat Kraft und Stärke:
md c. 4. fect. ı. der pracht eine ellende Schar, der.
beachte eine Schar von tapferen Kriegern daher. Bey
dem Otfried 1ib. 2. c. 11. ift daher auch elichor, mehr,
lt. amplius. Im Tatian heißt es von. dent kraftlos
gewordenon Salze, c. 24. zi niouuiht mag iz elichor,
za nichts tanget es mehr. |
Es gehöret dieſes Wort, fo wie all, bey Otfried
uud den Minnefängern bisweilen el, zu dem Debr. el,
ſtark, groß: und wird daher auch in einigen. Fällen ale
ein bloſſer Nachdruck gebraucht. - Angelf. ael-grens,,
180 NET —
feße grün. Im ben Mondfeeifchen Gloſſen, p- 406.
ala—horske ,. valde alacres, fehr hartig. I dem
Gedichte auf den heil. Anno zu Köln, c. 20. demo liu-
te waz ie diz ellen gut, dem Volke war diefed immer
ſehr gut.
die Elise, ein Heiner Fiſch, eyprinus phoxinus,
Ein, ©. Pfriu.
das Eltiß, und biem alen auch Statſch; ſonſt
Iltiß, Stinkthier, muſtela putorius, Lin. feanzöfifch
utois. Ein ftinfendes Fleined Raubthier, welches an
—* und Ohren weiß iſt, uͤbrigens aber gelbbraune
Haagre, und einen etwas kleineren und kürzeren Körper
bat, als der Marder. Es haͤlt ſich auf deu Hausboͤ⸗
den, in den Waͤldern, und neben dem Waſſer auf; all⸗
wo es Fiſchen, Krebſen und Froͤſchen nachſtellet, die
Eyer und das Blut der Tauben und Hühner ausſauget.
Es heißt, daß es das Wesen eined Meſſers anf Stei⸗
nen miht ertragen kann, und hierdurch gereiget wird,
ans feinem Schtupfwintel hervor zu gehen.
Es iſt ſtatt des vorigen, wie Friſch und Adelung
anmerken, auch Iltitz, King y Ilte, Ilſter, geſchrie⸗
ben worden. Wachter leitet diefe Wörter fehr wahr:
fiheinfich won dem Engl. und Schwed. ill, boͤſe, ſchaͤd⸗
li ber; Island. ill, illtur, böfe,, ill—menne, böfer
Menſch, ein Boͤſewicht, illing, ein Thranu. Das aber:
deutſche Elbkatze, Elbthier Hingegen zeigt. ein gelb⸗
brauues Thier an (ſ. Elbfhaf): wovon vielleicht unſer
Eltiß, Eltatſch, Mich nur duch eine verderbte Aus⸗
ſprache unterſcheidet, obwobl die letzte Sylbe auch Tat⸗
ſche, Tatze ober Bratze ſeyn kanm.
der Emer, oder Eimer. G. Amper.
= End; die Leifte an Tchern, welche gemeinig-.
lich eine andere Farbe Bat, alsdaun abgefchnitten., und.
von dem gemeinen Wolfe zu ‚Hofenträgern, welche au
Hatſchen und Krächſen heiffen , gebrauchet wird. Der-
Bleichen breite Bänder werden fine auch von Zwirn,
181
Wolle, und Seide verfertiget, behalten aber noch ſtets
den alten Nahmen. Daher heißt es, ein ſchoͤner Kräcd-
fen End, gute Ende zu Hpfentragern. In übrigen
Fallen heißt es, bag End, im ungewiſſen Gefchlechte,
finis. In Sachſen, und anderen dentfchen Gegenden ,
fagt man ſtatt des erfteren Wortes, die Sal—ieifte,
das Salband, die Selbe.
dee Ends — baum; in dem Bruͤckenbaue, ein
Rahmen der zwey Geitenbäume , auf welchen die Streu⸗
binme ruhen. In jener Stelle, welche Friſch aus der
Schweizer Chronik des Tſchudi anführet, der Ans⸗
baum. Bey dem Ulphilas iſt andei, das Ende, und
bey dem Kerd,.c. 9. anton, enden, vollenden. Das
Bort fommt alfo da her, weil diefe Bäume zu beyden
Enden, oder Geiten an der Bruͤcke Tiegen. Die Joch⸗
Kume fiehen in dem Waſſer. 2 |
endt — ein Ausdruck der Vergroͤſſerung, 3. B.
as Endt — thier, ſehr geoffes Thier, ein Endtochs,
Endtnarr; iſt das nicht endt dumm? Es heißt fo
Viel, als geendet, vollendet, ausgemacht, Tat, perfec-
tus, abfolutus, confummatus. in einigen Orten fagt
man ferner noch endferifch groß, endteriſch dumm.
Hellind. eind⸗goed, al goed, endtgut, febe gut.
das franz. entier, Engl. entire, ganz, vollkom⸗
wen, gehoͤret vermiuchlich wicht hieher, fondern zu dem
lt. integer, welches eigentlich unberührt, unverlest
beißt; von in — und dem veralteten Zeitiw. tago , tego,
rich. Jıyayg ich berühee: wovon tango, tetigi, ber
Imımt. Das im Dochdeutſchen veraltete endelich, end⸗
lich, hurtig, emfig, Teitet Friſch da her, meil man eine
Sache geſchwind gu Ende bringt: Adelung aber von
Im Schwed. und Islaͤnd. anna, eilen, ſich befleiffen,
2 ant, aendt, ‚Gilfertigfeit.
bie Engering; fonft Engerling, Ender, Ender⸗
ling. 1. eine dicke weiſſe Made, die durch das Ey einer
knifien Bremie (WBrimfe, oeſtrus bovis, Ein.) it dee. —
182 ET IT ET NIS
Daut der Thiere ergenget wird. In Sachſen wird eine
folhe Benle, Daſel — oder Daffelbeule genennet;
von dafen, doſen, wegen.dem wüthenden Geſaͤuſel,
womit diefed Inſeet aukommt (ſ. Duſel). 2. In den
Gärten und Feldern, eine andere ſolche Made, welche
die Wurzeln der Saate und Kräuter abfrißt. Es iſt
die Larve des Mayfäfers. Ju anderen Drten von Deutfch-
Sand wird auch die Meere, grylius gryllotalpa, Tim.
ſo genennef.
Don engen, engern, bedruͤcken, quälen, ängftis
gen; ben Otfried lib. 4. c. 4. und Horneck c. 22. en-
gen, lat. angere, griech. ayxar. ©. auch pfrengen.
das Enaftel ; ein Trinkgeſchirr, oder gewifles
Maß. S. Ungfter.
der En? ; Großvater, alter Bater. G. An.
das Ens; oder Ehs (das Wort etwas duch die
Naſe gezogen); dad Ding. Es wird. bey dem Pöbel
hier. im Traunviertel gehört: z. B. gib mir das Eng
dorf her; was ift das für ein End? das find ſchöne
Enfer , fchöne Dingelden! Das Englifhe one, bat
die nämliche Bedeutung (ſ. Ding). Es ftammet, ſamt
den lat. ens , elle; griech. ov. und vielleicht auch dene
dentfchen es, aus einer. gemeinfamen Quelle ber. Bey
ben Bohlen ift on, ona, er, fie: uud ono, one, es.
In den altennordifchen Sprachen, wie Wachter begens
get, ift ferner as, griech. sıs, einer, eins; frauz. as,
Engl. ace, eins in deu Wuͤrfeln, ober in der Karte.
die Stadt End, au der Gränze zwiſchen Obers
und Unteröfteereich , aber. noch dem erſteren augehoͤrig,
Bat dieſen Nahmen von einem vorbey Hieffenden Stromm,
weicher die Ens beißt, lat. anafus, aniſia. Ye be
Gtaaten von Baden ift gleichfalls ein Fluſj mit Nahmen
End oder Enz. In der Suyderſee von Holland Eus,
eine gewiffe Inſel: welches Wort entweber mit dem
vorigen einerlen ift, oder etwa zu dem Eeltifchen ynys,
eneſen, eine Jufel, gehört (ſ. Juſel). Gleichwie hie
— Din Ama 1823
alten Bewohner an der Eins, amafus, amika, wie
Wachter, v. Wer, angemerfet hat, einft anfıvarii vel
anfuarii genennet worden find: fo ſcheint es, daß auch
End nur durch eine leichtere Ausſprache von Ems,
Ams, ſich unterſcheide. In der Celtiſchen Mundart ift
am, lat. amnis, überhaupt ein Fluß (ſ. Water, v.
am). In Candien ein gewiffer Fluß, griech. und lat.
amnıfus.
Die erfte, aber laͤugſt zerftärte Stadt hat nicht
Eus, fondern Lorch gebeiſſen, Int. Laureacum: wel⸗
der Nahmen noch unweit der jegigen Gtadt in einem
Heinen Dorf übrig geblieben. Es hat diefe Benennung
von eines Fluͤßchen; welches die Lorch beißt, und ent
weden ein geſchwaͤtziges, oder. langſam rollendes Waller.
auzudeuten fcheint (ſ. Lure). Wegen einem aͤhnlichen
Getoͤne wer den die Waſſerkroͤten, welche hier Ruckerl
oder Mungiger heiſſen bey dem Friſch Lorken genen⸗
set, rana bombina, Lin. Bey verſchiedenen Schrift⸗
ſtelern ind endlich Lorchen, Lorken, Lanriken, klei⸗
se runde Schwaͤmme, wahrſcheinlich Morcheln. Friſch
hat davon folgendes: es find. ſchwarze Buͤlze, wie Tau⸗
ben Ey groß, wachſen um die Kieferſtoͤke: Vermuth⸗
lich alſo, weil fie Hein und ſchwaͤrzlich find, wie. die
tor—ober Lorberbeere, haccæ lauri: daher auch die
Kügelhen von dem Koth der Schafe, hier Schaflorbelu,
»erdmo Schaflorpeere heiſſen (ſ. Pemerh). Nah dem
Popewitfch wären die Lorchen helvella mitra, fin.
Pfaffenhut, Kapenöhrlein. Adelung glaubte, daß es
die Zeüffeln find.
ent, oder enten; jenſeita, griech. I. Und
bereut, berenten, dießfeits, griech. evI3a. Notker
ſcheeibt Pf. 79. enont Jordane, jenſeits des Jordan:
und Hadloub unter den Schwaͤb. Minnefängern enentz
baches, jenfeitö des Bades. Ben Horned und. Enen⸗
hel kommt enhalb, jenhalb, vor: woraus unfer Pö-
bel chel, herehel, gemacht has.
184 '
Dieſes enhalb, Heißt fo viel, als au jener Halbe,
d. i. Seite, Gegend (ſ. auhalb). Fuͤr jener, haben
die Alten oft nur ener: als Willeram VI. 4. und Not⸗
ter Pſ. ı. et Pf. 46. Das oben angeführte Enont,
. enent, woraus unfer ent verfürzet ik, Heißt vermuth⸗
fich nichtE anders, ald au jenem Ende: welches Wort
oft für Gräme genommen wird. Adelung bemerket,
dag bisweilen der Enden gefchrieben worden iſt, für
für dort. Herenten, bey dem Friſch Diffent, beißt
alfo fo viel, als hier Enden, an diefem Ende (ſ.
Friſch v. Ende). !
der Erchtag, eigentlich aber Erichtag; fenft der
Dinftag , dies martis. Bon Erich, lat. Ericus: wodurch
jener Kriegsgott angedeutet wird, welcher bey den Grie⸗
chen zo, ben ben Römern mars geheiffen hat. Wel⸗
ches Wort ferner von Er, Erz, Eifen: und rich, maͤch⸗
tig, bee kommt. In einer Urkunde vom J. 1394. in
welcher Hans vun Lichtenftain, Herzog Albert des
dritten Hofmalfter, den Sy ze Tuedach ( Schloß
Diedach) in Weisfiricher Pfarr, als ein Lchen von
Kremsmuͤnſter anerfennet ; beißt es am Schluffe: ges
"ben ze Pernftain am Critag vor dem Pfingitag,
naͤmlich Pfingſtfeſt.
Beſgy Noͤrdlichen Voͤlkern hat dieſer Tag der Duͤs⸗
tag, Dinſtag, geheiſſen; angelſ. tues daeg; Engl.
tuesday; im Daͤniſchen tiisdag. Wodurch der naͤm⸗
liche Kriegesgott verſtanden wird: von toͤdten, griech.
Quan, franz. tuer; Islaͤnd. tyna, zu Grunde richten.
©. Wachter, v. Dienſtag.
bee Erdapfel; ober Die gemeine Kartoffel, So-
lanum tuberofum, ie. franz. pomme de terre; ei⸗
ne nun allgemein befannte Frucht, welche im J. 1586
ein Engländer, Franz Drafe, aus Amerifa nach Eures
pa Überbracht Bat. Die Erdbirn, Grundbirn, he-
lianthus tuberofus, fin. macht einen hohen Stengel
mit einer gelben Blume, deren Fruchtboden ſchwarz iſt.
— —— 185
Bir nennen dieſe Frucht auch franzoͤſiſche Erdaͤpfel:
die Franzoſen ſelbſt aber toupinambour, weil fie aus
Braſilien, einer Landſchaft in Shdamerifa gekommen
iſt, allwo gewiſſe Einwohner noch jest die Tupinamber
heiſſen. Die Batate, convolvulus batatus, Lin iſt
eine Oſtindiſche Pflanze, deren knollichte Wurzel groͤſ⸗
fee, und von einem angenehmeren Geſchmacke ift, als
der gemeine Erbapfel. Das Schweinsbrod, cyclamen
europzum , Lin. iſt auch hier unter beit Nahmen, wil⸗
de Erdäpfel , bekannt. In ber Mondfeeifchen Gloffe
p. 322: fo wie in der Florentimfchen, werben bey dem
Worte Erdaͤpfel, die Kürbis verſtanden.
Erd — daͤmpfe. Wir ſagen im Fruͤhling, daß
die Erddaͤmpfe gehen: wenn auf der Straſſe kleine
Hänfchen von anfgeworfener Erde gefehen werden. Es
find aber eigentlich keine Fänglichte Bienen, welche fie
derurſachen: indem fie aus der Erde hervor kriechen,
um Blumen und Blüthe zu ſuchen, apis fuccincta,
kin. welche nach dem Fabricins eine andrena ift.
der Erdfloh, oder Gartenfloh; eine Art Blatt:
füfer weiche vorzüglich den Kohlkraͤutern fchäblich werden,
chryfomela oleracea, Lin. Gie werden fo genennet,
weil fie wie die Flöhe fort fpringen.
die Erdgerſte, ober dad vermeinte Manna, Him⸗
melmehl, Maͤnſebrod, ıe. find ſchmackhafte und nähren-
de Korner, welche zur Sommerszeit bisweilen durch
Ueberſchwemmungen, auf den Wieſen nnd Feldern aus
getroffen werden; etwas mehr rund, als die MWeigen-
koͤrner, jedoch ohne Furche. Es find die mit einen?
unfbädlichen und genießbaren Mehl angefüllten Wur⸗
geifuolen des kleinen Schelkrautes, ranunculus fica-
zia, Lin. welche zu Ende des Junius unter der Oberfläche
der Erde reif werden, bey ftarfen Regen aber don der
Erde entbloͤſſet, und fort geſchwemmet werden. Man
fm an Starknrehl und Haarpuder davon machen.
— _
186 ey ee ee
Das Kraut; fo fange es frifch, und much nicht abgedor⸗
tet ift, hat viele Scharfe an fih, und prlegt auf der
Hant Blafen zu ziehen. Im J. 1803. wurde ſolches
Mehl auf der Gränze von Baiern: und im J. 1805.
in einer geriffen Gegend von Böhmen, mit.sroffer Ver:
wunderung des Volkes angetroffen.
die Erdrübe; Kohlrübe, braflica Napo—brafli-
ca, Lin. iſt nicht rund; wie die gemeine Ruͤbe, ſon⸗
dern ungleich und eckig; dem Geſchmacke nad ſuͤß, und
wird, wie Kohlrabi, zubereitet. Wie diefer ober dem
Erdreich angetcoffen wird: fo iſt jene Rübe inner der
Erde: Zu Wien wird fie Krautruͤbe; in Schleſien
Unter—Eohlt „be; in Liefland Kohlrabi unter der
Erde geneunet. !
das Erözeifel, oder auch nur Zeifel ‚ ein Thier⸗
chen von — grauen Haaren, einem dünnen langen
Körper; ehr kurzen rauchen Schwan; ‚ und ohne Ob»
ten: daß zoifchen Wien und Ungarn fih in die Erbe
vergrabet ‚ und von Feldfrüchten nähret, mus citellus,
Lin. im der XII. Ausgabe aber durch Gmelin arcto-
mys citellus. ‚Bey dem Geßner mus Noricus: und
20 Büffon zifel, Suslic. Ungarifh ürge. Es ift
ein Ausdruck jenes Lautes, welchen diefe Heinen Thiere
Yon fih. Hören laſſen; von sifchen, hier auch zuffern,
Engl. Siſs, tal. Sifchare. Um Wien wird es Krit⸗
ſcherl genennet. |
... erg, ober erig, drig; ein pbbelhaftes Wort, für
ſchlimm Überläftig ‚ boshaft: 3. DB. der Vater war
immer gan; erig auf mich, nähmlich fireng, böfe; die
Fliegen ſind recht erig heut; die Magd ift ein eriges,
oder boßhaftes Menſch. Horneck hat arg, und erig,
für böfe: und c. 370. dez Siechtumbs Erig, die Schwä-
ve ober Härte der Krankheit. . Auch im Holändifchens
ift erg, malus ‚ erger, ergfi, peior, pellimus.
e zeigt einen Gegenftand an, welder Unruhe
und Verdruß verurſachet. Engl: it irks; es verdrieſſet.
geren, den Weingarten verderben:
— — 187
Goth. ara, Schwed. yra, lat irritare, zornig machen:
weihe Bedeutung auch das deutfche Zeltw. irren einft
hatte (f. Wachter, v. irren). Griech. ooyu;, der Zorn:
angelf. yrre, zornig. Da der Buchſtaber, Thon an
fi) felbft Jittera canina iſt, fo fan ar, er, ir, ur,
immer als ein Ausdruck des Zornd und des Unwillens
dienen. G. auch Schilters Slofferium, v. ur. Cine
Hlimme Frau wird. in Niederfachfen, wie. Adelung ke:
merfet eine arge Frau genennet: weiches mit unferm
erg einerlen Wort ift. Hievon ift das Frequent, aͤr⸗
ae unwillig machen, zum Zort reitzen; Aergerniß,
gerlich, 20. Willeram II. ı5. den uuingarten gear-.
‘
es; 1. ein im der beutfchen Sprache ſehr gewoͤhn⸗
des Vorwort ; 3: B. es regnet, es ſchicket ſich nicht,
es if ein verfländiger Mann. . Ze dem Munde einiger
tente lautet ed fo dunkel, dag man is zu hören glaubt,
+ B: i8 regnet: Welches fein Wunder iſt, indem fels
bed auch Notker, Tatian, Willeram iz: und die Eng-
länder it fchreiben ; womit daB fat: is; id, Aberein zu
kommen ſcheint. Als ein begiehendes Fuͤrwort, hat. es
hier einen weit freyeren Gebrauch, als im Hochdeut⸗
(hen. In gemeinen Reden Heißt es, da habent es
ſich zertragen, für, ſie haben ſich ꝛe. die Hausthür iſt
a; habts es oͤs zugemacht? d. i. habt iht ſelbe zus
ſemacht? Alſo fir fie, illa, im weiblichen Geſchlechte:
und für fie, illi. Ob dieſes Woͤrtchen in allen Fällen
immer das naͤmliche, mid nicht etwa in gemeinen Reden
eine Meine Veraͤnderung numerklich geworden fen; iſt
ine andere Frage: Bey dem Ulphilas ift eis, fie,
lat. ii, ii: und is, er, gerade wie im Lateinifchen.
2, Es, Ds: es mag bie Rede wirklich an mehre⸗
st Berfonen, oder in Anſehung bes verfchiedenen Stan:
‚ wur an eine gerichtet ſeyn. Horneck fchreibt cap.
#1. der Troft, den ez zu in haben welt, d. i. den
Ihe gu ihnen haben wollet. Und bald darauf: wir ha:
188
ben gefehen; daß ez ſeit in Noth, und in den pit⸗
tern od, gegangen willichleichen, naͤmlich daß ihr
willig in den Tod ꝛec. In dieſer Bedentung wird es et⸗
was ſtärker, alg n. 1. ausgeſprochen: und gehört ent⸗
weder zu dem Spaniſchen os, lat. vos: oder es iſt ab⸗
. gefürzet aus dem Goth. izwis, ihr.
3. Es, oͤs, die Endſylbe der zweyten Perſon meb-
rerer Zahle, z. B. gehts, ſehts! für gehet, ſehet, lat.
itis, videtis: vel ite, videte. Ich glaubte Aufangs,
dag es weiter nichts, als das vorher gehende ds, ihr,
ſey. Allein folgende Beyſpiele zeigen etwas ganz au⸗
deres an. |
Des ylaubts, ed muß ſeyn, Cibr glaubet, es
müſſe ſeyn).
os trintts ia, daß es feinen Boden hat.
Morgen kemis 06 zwai zu mir (ihr zwey kom⸗
met).
86 maintd es mur glei, videtur vobis tan-
. tum.
habts 88 mein Roß nicht angefchaut?
wißts 88, mas? (nämlich was iezt gefchehen
foll); ich will heut fpagieren reiten.
ſehts os nit? (ſehet ihr nicht?)
ſehts oͤß nit? (ſehet ihr es nicht?)
In dieſem Falle Haben die Franzoſen es: z. B.
vous dites, faites; ihr ſaget, ihr thuet. Die Lateiner
is, z. B. — „ legitis. Je mehr man dem
Alterthum der Sprachen nachſpuͤret, deſto mehr klaͤret
fich die Aehnlichkeit auf. Die Lateiner fagen: habemus,
wir haben, und der deutſche Tatian habemes; allwo
die mittere Sylbe kurz iſt, z. B. wir haben den Vater
Abraham, uuir habemes fater abrahamen. Ferner
habetis, ihr habet: und hier in gemeinen Reden ha⸗
bets, habts. Endlich eg: fie haben: Bier aber,
ſte habnt.
—— 189
die Efchen: fonft Weihe, Eſchelbaum, fraxinus
excelior, Lin. Wahrſcheinlich heißt es fo viel, als
Aldenbaum ; wegen der afchgrauen Farbe: und wird da⸗
ber auch Eugl. ash, Schwed. ask, angelſ. aesc, Hol⸗
Kind. eſchenboom genennet. Der Samen diefes Baums,
welcher in laͤnglichten Hülfen verborgen liegt, ıft unter
dem Nahmen Vogelzunge, lingua Avis, befannt, “Ju
einer gewiſſen Gegend des Traunfluſſes wird dieſer Baum
die Eſpe genennet; welches ſonſt ein Nahmen der Zit⸗
terpappel iſt, populus tremula (ſ. Aſpolter): die
naͤmliche Zitterpappel hingegen an anderen Orten von
Deutihland Boberaͤſche, Lebereſche. Beyde Arten
haben zitterndes Laub, und eine aſchgraue Rinde. Die
Ebereſche, oder After — Eſche (in Oeſterr. Vogelbeer⸗
um, Sorbus aucuparia, Lin.) wird fo genennet,
weil diefer Baum In Aufehuing der Blätter, einer Efche
ganz aͤhnlich iſt.
die Eſperling, in einer gesiffin Gegend dei Ge
bieged auch das perl; fonft die Mefpel, Mifpel ;
meipilus germanica, Lin. Diefe Wörter fommen fo,
wie das. Tal. nelpola, franz. nefle? Ungarifch nas-
polia, von dem griech. und lat: mefpilus ber.
Indeſſen koͤnnen die Griechen ſelbſt dieſes Wort
aus einer Seythiſchen oder Celtiſchen Quelle empfangen
baten. Ben dem Borhorn, in dem Verzeichnißaltbritz
tiſcher Woͤrtet, ift mes; glans, balanus, wodurch nicht
aur eine Eichel; fondern überhaupt eine Baumfrucht
verftanden werden fanıı (ſ. Akram). Und pil, cor-
tex; pilionen, cuticula, cruſtula. Die Mifpelift eine
mit dicker Haut oder Rinde uͤberzogene Frucht.
dee Eſſichaum; Hirſchkolbenbaum, rhus typhi-
mum.. Ein Baum in den Gärten, durch deſſen Euch
der Eſſig ſcharf gemacht werden kam:
der Eiterich ; ein mit Steinen, Ziegeln, se: ges
sllaftertee Boden. Bey dem Hocnel; c. 271. gleidie
fans Eſterich: bey Notker aber Pf. 118. v.25. aferich;
Erſter Zheil. D
190
In der Polizeyordnuug von Gtraßburg, wie Schilter
und Friſch bemerket haben, wird das Steinpflaſter auf
der Straſſe Oſtereich, Oeſterich, genennet. Hier wird
dieſes Wort nur von der auſſeren Decke der Zimmer un⸗
ter dem Dache gebraucht: wenn ſelbe, um das Haus
wider die Feuersgefahr zu ſichern, mit einem Ziegelpfla⸗
ſter belegt; oder mit Leimen, und darunter gemiſchten
Stroh; oder endlich mit Gyps, oder Mälter ( Mörtel)
dick überzogen wird. Im diefen Fällen wird ed ber Zie⸗
gelefterich, Laimefterich, Maltereſterich genennet.
Ein gepflafterter Weg wird im lat. ſtratum, via
Rrata; franz. efirade, chemin eftreit, Petrée; alt=
beittifch yſtrad genennet. Von ſtreuen, ſternere. Doch
glaube ich lieber, daß das Wort Eſterich, wie ſchon
Wachter und Adelung angemerket haben, etwas beſchal⸗
tes anzeigt, das naͤmlich mit einer Schale, einem dicken
Körper, überzogenift. Griech. osgaxov, Schale, Bein,
Ziegel. Daher eine gewilfe Gattung der Schalmürmer,
in allen Europäifchen Sprachen, einen gleihförmigen
Nahmen führer, die Aufter, griech. und lat. ofireon,
ofrea; Armoriſch iſtr; Hollaͤnd. deſter. Bey unferem
Volke wird auch eine jede Lage oder Strene bes Strohes
und der Garben in der Scheune, der Öfterer ober Eſte⸗
rich: imgleichen der Etter , und die Oſe genennet (ſ.
dieſe Woͤrter ).
et, ed; für ig, ih, icht: z. B. bucklet, vier⸗
ecket, geſchecket, ſchartet, bartet; auſtatt bucklicht,
eckig, ſcheckig, ſchartig, baͤrtig. Schlamped macht
wamped, und garſtig macht faiſt. Bisweilen iſt
ed, end, ein Participium: z. B. das Fleiſch wird
ftinfed; es wird fchmeibed, incipit ningere; der Vater
wird geeined werden, d.i. wird fein Mißfallen änffern.
der Etter, bey dem Volke Oeder; eine Lage des
Getreide in der Scheune: als z. B. ein Etter Haber,
ein Etter Widen ꝛc. (ſ. Dfe). Inzwiſchen ift diefe®
Wert in Dentſchland von einem weit gröfferen Umfang.
— — 181
Denn es bedeutet auch eine Feldflur, eine Graͤnze des
Dorfes: wovon Schilter und Adelung zu ſehen. In
den Longobardiſchen Geſetzen iſt iderzon, ein Etterzaun.
Chaldaiſch iddar, oder aiddar, ein weiter Platz, Raum,
lat, area. Bon dem Hebr. atar; clauft:
dad Euter. ©. Yuter:
das Ey, ovum. ©. ir:
das Ey — ey; in der Kinderſprache, ein Kuß;
. B. ein Eyey geben, in Baiern ein Ener! geben;
Bon ey, ald einen ſanften Ausdruck der Frende, und
des Wohlwollens.
das Eyer — gewaͤchs; in gemeinen Reben Air—
gwächs; Solanum melongena, Lin. Ein Gartenges
wäh, deffen Feucht geoffen Aepfeln, dder vielmehr
Eyern ähnlich iſt. Sonſt Melange, Tollapfel, franz:
pomme d’amour. ine andere Art der Siehesäpfel f
oder Soldäpfel, folanum Lycoperficon, Lin. ift hiee
unter den Naͤhmen Paradeis—äpfel bekannt.
F.
Das Fachholz; jenes Vandhotz bey Ufern und
GSandgeſtetten, welches gebrauchet wird, um verſchle⸗
dene Abtheilungen (Faͤcher, Fächlein, Veſchlachte) zut
Befeſtigung des Erdreiges zu machen.
der Fachbaum bey den Mühlen, wodurch das
Waſſer gefachet, oder genichet, nämlich gleichfam ges
meifen, und auf gehörige Weife abgetheilet wird, heißt
m Defterr. Fluderbaum, oder Polſterbaum. Jang⸗
Tannen und Fohren (Kienholz) werden oft Fah —olz
genennet; don fahen, zunehmen, weiter fchreiten. Es
ift fo viel, als der junge Nachwachs. In einer Ver:
srdnung vom I. 1631, e8 full Niemand die haimbi-
ſchru Schwein in Die Vah — hoͤlzer und —— treiben:
BD 22020
Badia, Pollen, Scherze. ©. Faxen.
adenfraut, ©: Farnkraut.
Fadenwurm, gordiusaquaticus: ©. Waſſerkalb.
faͤchſen, einäenden. ©. ſechſen.
der Fahn; fonft die Fahne; überhaupt ein herab
hangendes, (hwebendes Ding. Bey Ochfen und Kühen
wird jene Haut, welche vom Halfe bis an die Vorder⸗
üſſe herab. Hanget, der Jahn, franz. fanon genemmet.
ngl. to fan, ſchwingen, wächeln, wannen; angelf.
fanı, ventilabrum, Diefe Haut heißt fonft gewöhn-
ih die Haldwamme; in der Mark und in Sachſen der
Triel (ſ. diefes Wort); Engl. dewlap, fat. palear.
Wie eine gute Kuh ausfehen fol, befchreibt Virgil lib.
3. Georg: v. 51;
= — — optima torve
forma bovis, eui turpe caput, cui plurima-
cervix,
et crurum tenus a mento palearia pendent.
der Failtanz, oder Freytanz; ein Tanz, welchen
der Wirth und die von ihm beftellten Mufifer fail,
feil geben: indem es einem jeden frey ſteht zu tanzen,
der bezahlen wil: welches aber bey Hochzeiten nicht fo
allgemein. geftattet wird.
der Faiſch; das Blut, welches von einem wun⸗
den oder getöteten Wild, ald Hirſchen, Hafen :c; flief⸗
fet. Daher das Zeitw. faifchen, biuten, 3. B. das
Wild faifchet, bat gefaifchet. Vom ſchwarzen Wildpret,
wie auch von zahmen Hausthieren , ift das Wort Schwaif
ar — Ein ſolches vergoſſenes Blut, Wundenblut
— 7 ‚heißt, lat; cruor, altbrittiſch bey dem Borborn. erau:
it das böhm, und Pohle. Krew, Eroatifh Kerv,
— Windiſch Kri, uͤberein kommt, welches überhaupt Blut
bebentet ( erudus, crudelis. ©. grün. 3.).
Es gehöret allem Unfehen nach zu feig: weiches
Yon einem bverwundeten und befiegten Feind gefagt wur⸗
de, und deßwegen auch alt ein Schimpfwort diente
SER AT ZI Sr 193
VU. Letfeigen); bey dem Stricker und in dem alten
Fragment über den fpanifchen Krieg faig, vaig; an:
gell. faeg, goth. feigur, Schwed. feg. Hebr. peger,
ein todter Körper. Das Stammenwort von allen die⸗
fen muß fchlagen oder tödten bedeutet haben: wovon
noch eine Spur ſich zeiget in dem griech. Baco, pad,
ih tödte, opayıo das Schlachtopfer; Ungariſch vagni
bauen, vagas ber Dieb. Jenes — ſch, iſch, am Ende,
koͤnute ein Celtiſches isg, isc, ſeyn: ‚welches, wie aus
dem Wachter zu erfehen, etwas flieffendes amzeiget
Ch. Fiſch). |
Auf ſolche Weife hat ans fag⸗ - iſch, eben fo unfer
Faiſch gebildet werden fönnen, wie aus dem alten sa-
it, fragit, der Pöhel fait, frait, gemadt hat. Dev
äfch, oder Faifch in den Küchen, ift etwas anderes
Ch faſchiren). | |
aift, ober in einer mehr hochdentſchen Forme
feift ; bey Otfried und Notker feizzit, feizt, und bey
Kero c. 27. feiſt, fett. Diefes fett, welches mehr der
niederdentf hen Mundart angeböret, heißt gefüttert,
wohl genäßet; Yon dem angelf. fedan, Engl. feed,
Schwed. fœda, nähren, füttern. Das oberbentfche
faift, feift, ift von gleicher Vebentung. Engl. fat,
fett , und to fatten mäften; in den Mondfeeifchen Gloſ⸗
fea p. 410. fatunga die Maft. In gloffis Iſidori hifpal.
baffus, fett; Hebr. abas, hat gemäftet (ſaginavit).
In jenen Beyſpielen, welche Frifch anfuͤhret, ift auch
nur faiß, feiß, gefchrieben worden: welches in der
Schwein noch iezt gehoͤret wird, 3. B. ein feiffer Mann,
ein fetter. Das lat. vefcor, ich weibe, werde gefpei-
fet, bat mit ben vorigen viel ähnliches. Fett, beißt
übrigens franz. gras, tal. grallo; Ist, pinguis, wel⸗
ches von dem. Debr. pim, griech. zuumy, die Fette,
der faifte Sonntags franz. le dimanche gras;
Ver Gonutag vor. Aſchermittwoch. So auch der. faifte-
19 4 — ———
Mondtag, Faifte Erchtag. Der Dommerftag Bor jenem
Gonntag, ober vor den gewöhnlichen Faſtnaͤchten, wird
in Franfreich le jeudi gras, in der Schweitz ber ſchmu⸗
tzige Donnerſtag, au Augſpurg der gumpete Dons
nerſtag genennet: weicher Tag. aber in Defterr. nichts
befonderd Bat.
dee Falk; eine Art —— Raubvoͤgel, mit
krummen und ſcharf geſpitzten Waffen, kurzem Hals
und hellen Augen: welche zur. Baitze anderer Bögel abs
gerichtet werden können. Feſtus fchreibt davon: fal-
cones dicuntur, quorum digiti pollices in pedibus
intro sunt curvati, a fimilitudine falcıs. Mit diefem
lat. falx, falcatus, gefrämntt wie eine Sichel, kommt
das dentfche Zeitw. falgen, felgen überein, welche um⸗
wenden, biegen heißt, 3. B. rinen Ader falgen, das
zweyte malpflügen ; die Felge an den Raͤdern (f. Feling);
homo valgus, ber. krumme Beine hat. Indeſſen bat
man in der Inteinifchen Sprache dad Wort falco, als
unedel und pöbelhaft angefehen: weßwegen auch der be=
rhhnte Cardinal Bemko fich forgfältig "davon gebůtet
hat. Servius ad Virgil. lib. 10. Aeneid. v. 145. fal-
co in Tufca lingua capys dicitur. — Synodus Tici-
nenfis an. 850. c. 4 accipitribus vel capis, quos vul-
gus falcones vocat. Endlich in ben alemannifchen
Stoffen des Martin Gerbert pag. 75. capus, F alcho;
hunc noftri falconem vorant. .
E- ben Falten mi hauptſaͤchlich folgende merk
1. Der eble Kalt, falco gentilis, Liu. welcher. in
den hohen Alpen wohuet.
2. Der gemeine ober ſchwarzbraune Kalk, in ber
XIII. Unsgabe des Syſtems durch Gmeliu, falco com-
munis: wohin aber mehrere Abarten gebhoͤren, als ber
weißkoͤpfige Falk, der ſchwarze, der gefleckte, ber Ita⸗
liaͤniſche ıc. Im Alter wird er Hagerfalf Dogertal
genennet, Gast. hoggard ä franz. faucon haggard, ou >
wird
195
boflu, nämlich der hoͤckerige: weil die Achſeſſpitzen ihm
alsdaun die Geftalt eines Hoͤckers verurfachen.
3. der Gerfalk, oder Geyerfalt , falko, gyrfalko
kin. weicher die Groͤſſe und das Anfehen eines Geyers
bat, daß ift, mehr einem Habicht, als einem Falken
ähulich ſieht; und nach dem Adler der ftärkfke und mu⸗
thigfte Raubvogel iſt. Er ift im Bälteften Norden, als
in Island, Norwegen, Rußland, zu Haufe.
4. Der Gatferfalt, Soker, oder Berittifhe Fall, A.
falco Sacer, Lin. welcher über die Tartarey, und Die C.
griedifhen Infeln ankommt. Des Nahmen ift mors
senländifch, und heißt ins Arabiſchen Sacron. In Boͤh⸗
* ſowohl, als Rußland, iſt Sokol überhaupt ein
5. Der franzoͤſiſche oder wollichte Falk, falco la-
narius, Lin., franz. lanier. Wegen feinem ſtillen und
ſaaften Flug, wird er in der Schweitz der Schwimmer,
Schweimer genennet. In dem Rhytmus auf den heil.
Auno heißt es c. 45. dir ari Suemit obin ci cierin, der
Adler ſchwimmet oben zur Zierde: und in bee Samm⸗
lung der Minneſanger P. J. pag. 63. der Are in Sweime.
6. Der Blaufuß, ober Sterufalk, falco Aella-
tus, Sin. Ä
7. Des Lerchenfalt, Baumfalf, falco fubbuteo;
din. wurde vormals zum Lerchenfang abgerichtet, und
iſt auch in Oefterr. nicht fremd.
Daß die Falten Jagd nicht eine fpätere Erfindung,
fonderu ſchon bey verfchiedeuen alten Völkern bekannt
geweien ſey, laͤßt fih aus dem Ariſtsteles, Goliuns,
dem Galiſchen Gefese, und dem Römifchen Dichtee
Martial ſchlieſſen, weicher unter dee Auffchrift accipi-
ter, lib. 14. epigr. ı90. ſchreibt,
praedo. fui voluerum, famulus nunc aucipis,
idem '
decipit, et captas non fibi maret aves.
der Falk und der Jäger, beyde ftchlen, aber insgemein
war für andere. u
Een
-
die fallende Sucht, malum caducum, epilep-
Ga; wird in Deftere. das binfallende geneunet, an
onderen Orten die ſchwaͤre Noth, daß böfe Weſen, Das
fallende Weh, der fallende Siechtagen (f. Wehtagen).
Im I. 1809. murde in Frankreich eine junge Weib:
perfon dadurch von diefen Uebel geheilet, daß felbe ei-
nige Monathe hindurch in einem Küͤhſtall gefchlaifen bat:
‚te: welches auch mehreren anderen gebalfen haben fall.
der Faltrian, ein aus dem lat. vallis, convallis,
gebildeted Wort, modurch man bie Mayblume verfseht,
convallaria maialis, Lin. Bey den Alten ift dieſe
Blume lilium convallium genennet worden: Engl. li-
ly convally, SoUänd. lelie van den daalen, may—
.bloemken. Franz. muguet, tal. il mughetto. Der
Baldrian hingegen, valeriana officinalis, Lin. ift ei-
ve andere Blume, | | |
der Falwiſch; die Flockaſche, Flugaſche, Loder⸗
aſche, favilla. So heiſſen jene flockartigen Ueberbleib⸗
ſel des verbranuten Holzes, welche ſowohl über die
Aſche ſich ſammeln, als auch in der Küche herum fliegen,
fi an die Kleider oder Geſchixre anſetzen. In den ale⸗
mannifchen Glaſſen bey Gerbert p. 91. falewisca, Ital.
faleveſca. Die Todten werden auferſtehen, ſchreibt
Otfried lib. 5. c. 20. fon thero aſ'gu, fon theru fa-
lauujfgu, ton. Aſche nud Staub.
Die erfte Hälfte des Wortes fiheint her zu kom⸗
men.von fahl, falb, bleich, welt, morſch, hinfaͤllig;
angelf. falu,, falewe, in. ben Mondſeeiſchen Gloſſen p.
410. faleuuo, G. auch Felber. Die zwante aber. ift
entweder Milch, ein Diag, welches: ſich leicht beweget,
wie z. B. Irrwiſch. Ober etwas, daß verbreunet wor⸗
den iſt, eine Aſche. Verwandte Wörter finh die Eſſe;
ein Feuerheerd; in der Monbfeeifchen Gloſſe p. 337.
ella ein Blasbalg der Schmide; bey Friſch und Scherz
isel, Ital. elca, der Zunder. Von eiten, brennen
Ch. altem.
197
die Fanelles; ein Nahmen, welcher zu Gahburg
bisweilen dem Hänfing, fringilla cannabina Tin, ges
geben wird. Das Wert ift aus Italien gekommen,
wo man biefen Vogel fanello, faganello nennet.
fanfigen; einen heilen Glanz: von fich geben, wis
God, ein ſchoͤn polirter Degen, herrlich geftüdtes
Kleid ꝛe. Horneck fhreibt c. 395. die Vankchen dez
Es gehört zu dem Islaͤnd. feenna, glänzen;
Ungacifch fenleni glänzen, and feny Glanz, Schim⸗
mer., griech pam, gas, geyyu, ich offenbare , glänge,
paros bie Fackel. Das Zeitw. funkeln zeigt einen lieblichen
fillen Schimmer. au: fanen, fanken aber einen geoffen,
ſehr im die Augen fallenden Glanz
fangen; kindiſch thun. & Base, und Pfanzel.
das Farferr 3 ein mit kaltem pffer vermifchted, arahrı
and mit. den Händen zerribenes Mebl: weiches alsdaunn —._ /
entweder in. die Rindſuppe eingekocht, oder in ber Milch
außgehänftet wird. Vielleicht von bem fran;. farfouiller,
wit deu Dänden zerbrädken, unter einander wirren.
das Fark; Fertel, Engl. far. Daher fürlen,
Engl. to farrow, in Niederfachfen farken, ferkein,
ge werfen. Im Galiſchen Geſetze iſt Vara, varch,
—* Varch, Holländ. varken, verken, überhaupt
en Schwein. Weil die Schweine, unter allen vierfuͤſſi⸗
gen Thieren die fruchtbarſten ſind, und die meiſten
Junge haben; fa ſcheint dieſes Wort nichts anders, als
Luchtvieh, Faſelvieh anzudeuten. Von fahren: ent⸗
weder fo fern es reiten, fich begatten heißt; Swed.
uud Island. fara, ſich begatten, — —
281
bey Notter Pf: 49. far, phar, Hulldud. var, varre,
tin Saar, Reitochs, Stier. Der wahrfeheinlicher fo ""
fern ed ein Iterativum ift van fahen, weiter fhreiten,, - -
zuuehmen, durch eine Nachtommenſchaft ſich ausbreiten.
Des Dtfeied, in: mehreren Stellen ift fahen gehen ſchrei⸗
ten. (welche Bedeutung Auch. ben, Netter. Pf. 34. vor
fommt): und lib. ı. c. 3. thiu ‚thritta zu—uahta, der
err'.
D
fi |
4
De |
J
198
dritte Zuwachs, oder Abſtammung, Linie. Longobar-
dorum pharas, hoc eſt, generationes vel lineas;
Paul. Diaconus de geflis longob. lib. 2.c. 9. ©.
Wachter, v. farem.
dad Meerfarl, cavia cobaya. G. Meerfchwein.
das Kornfarl, mus cricetus. ©. Hamſter.
bas Farnkraut, polypodium filix, Lin. Augelſ.
and Engl. fearn, fern, Hollaͤnd. veeren—kruid. In
unferen Gegenden fpeicht man Fafen, Faden: weil
bie Wurzel mit vielen Faſern beſetzet iſt. Wahrſchein⸗
lich hat auch das Lat. filix einen gleichen Urſprung nüme
lich von flum, Faden. Im Gebirge zählen uufere
MWurzenfrämer neun verfchiebene Arten der Faͤden. Das
möännlihe Farnkraut, polypodium filix mas, heißt
— der Federfaden; griech. arinıs, weil die. zweg zarten
\ Blätter wie ein paar Flügel andfehen. "Die Wungel
bavon wird Funf Finger Wurze genennet: weiß fie
kuͤnſtlich zuſammen gefchnitten wird, daß fie eine boble
Hand mit fünf hervor ragenden krummeun Gelenken ver-
ftellet. Das Wort Farnkraut, kommt oßne Zweifel
her von fahren: welches aber, wie ſchon Wachter nub
Adelung bemerfet haben, gar viele Bedeutungen bat.
Vieleicht von fahren, fliegen? Oder, ba es auch He⸗
renkraut heißt, von fahren, ein Uebel beforgen (f. Ge⸗
fäßr), Man kann es aber auch als ein faferiges Kraut,
Fadenkraut erklären. Denn ein Faden wirds insge⸗
mein hergeleitet von fahen, umfaſſen: wovon fahren
ein Jutenſivum oder Iterativnm ift.
bi poense Spies Gürtel, 1. 8. Gen, Strob, Hol;; eine Fabet
1 — der, fo. viel naͤmlich auf einen Wagen leicht ge
>, rAaden werden kann. Das Engl. fardel hingegen, franz.
anyflch fardeau, heißt ein Bündel oder Pad (f. Barter).
dee Faſan, phafianus colchieus, Lin. Ein ſch⸗
ner Vogel, melden griehifhe Schiffer au dem Fluß
Phaſis in Colchis kennen gelernet batten. Der Gofb>
PU u
ER 199
faſan, phaflanus pictus; der Gifberfafan, phaſianus
nycthemer.us, .
das Faſan—kraut; ift Hier ein Nahmen der
Schafgarbe, achillea millefolium, weil diefed Krant
für junge Fafanen fant den Eyern Mein zuſammen ge
Badet wird. Aa anderen bdeutfchen Orten wird die
Wald — Erve, orobus hirfutus, fo genennet.
der Fafıhingz überhaupt die Zeit von der Er-
ſcheinung Ehrifti an, bis Afchermittwoh. Daher in
manchen Jahren ein langer, oft ein kurzer Faſching.
Ins befondere werden die drey letzten Tage die Faſching
Tage genennet. Und zwar der Sonntag, der faifte
Sonntag, in vorigen Zeiten Herren — Faſtnacht,
Pfaffen Faſtnacht: weil die Geiſtlichen, des guten
Beyſpieles halber, fhen am Mondtag darauf zu faften
anfiengen. Diefer Mondtag hieß der blaue Mondtag,
Krarmondtag, Narren Kirchweih. In dem alten
Buche, dad Narrenſchiff betittelt, Heißt e8 am Ende: _
gedruckt zu Baſel uff die Fafenacht, die man Per
Narren Kirchweih nennet, im Jor 1506. Endlich
der Dinſtag, die Faſtnacht, rechte Faſtnacht, junge
Faſtnacht, das iſt, die erſte oder vorher gehende: im
Gegenſatz der letzten oder groſſen Faſtnacht, nämlich
des erſten Sonntags in ber Faſtenzeit (ſ. aller Manns
Faſching).
das Wort Faſching, hat ſeinen Urſprung vor fa⸗
fen, faſeln, fatzen, facetias habere: daher ein Fatz⸗
ware, Ital. fazio, ein Moffenreiffer (ſ. Faxen). In
Ungarn heißt dieſe Zeit farſang, lat. bacchanalia, in
Italien, Frankreich und England Carneval (f. diefes
Wort).
fäfchiren: eine geriffe Lecdechäfte Art zu kochen.
Die Franzofen haben gern fafchirte Speiſen: die Deut:
ſchen lieber einfache, und in ihrer. Natur. Es heißt
einen Faͤſch, Faifch, machen, naͤmlich eine Fülle von
2009 EESRENAEN EP N LED Gier
Fein gehacktem Fleiſch, oder Leber, Mark, mit Sped,
oder Sapern, Sardellen ıc. wozu noch allerley Gewürz
tommt. Vielmehr follte e8 aber heiffen, eine Farße
machen, franz. la farce, Ital. farla, von dem Tat.
farcio, ich fülle.
das Faß, als ein gewiſſes Maß flüſſiger Dinge,
hält zu Wien 10 Emer : gleichwie in Steyermark eine
Startinne. |
ber Fäffel— apfel, eine Wet länglichter, unten
zugefpigter Uepfel, die wie ein Faͤßchen geftaltet find;
an anderen Orten Gpisling, Klapperapfel ıc.
ber Fafttag— Bogel; welchen man, einem alten
Gebrauch zu Folge, auch an einem Faſttag zu eflen
pflegt. Es find Vögel, die entweder von Fiſchen fich
nähren, oder nah Pfuhl fchmeden, und daber eine
nicht fehr angenehme Gpeife abgeben (ſ. Seeblaflel ).
Solche find der Fifchraiger, Meeracher, Schildvogel
(anas clangula), verſchiedene Arten der Nobrhähuer
und Dudänten, aud das geoffe Duckerl anas marila,
und. dad Waſſerhendel Rallus aquaticus.
das Fatzinet; ein kleines Euch oder Serviett, wel-
ches den Kindern um den Hals gebunden wird, damit
fie fich bey dem Eſſen nicht befchmusen; ein Goͤllerlein.
An anderen Orten bedeutet es auch ein Schnupftuch:
als in der Windiſchen Sprache fazonetel ; tal. fazzo-
letto, faciuoletto; bey dem Friſch Fatzolet, Fatzo⸗
lin, Fageunlein, Fatfchenlein. Lateinifch facitergi-
um: don facies, Mund, Gefſicht, weil es zu deſſen
Reinigung dienet. Ein Handtuch wird vor einigem
Leuten hier Gefichttuch genennet.
der Faulbaum, Rhamnus frangula, Lin, Die
fer Baum fieht einer Erle gleich; bat aber eine weißge⸗
fledte Rinde, und gelblichtes Holz. Defter teifft man
ihn als ein kleiues Gefträuh an den Hedzäunen ae.
Er Hat den ganzen Sommer und Herbſt, immer neu
Sol
Dläthen , und nette Beere. . Die Blüthe wird bon den
Bienen; Die Beere aber, welcheroth und zu legt ſchwarz
werden, von Amfeln und Droſſeln befuht. Tragus
bat ihn Zapfenholz geneunet: weil Zapfen für Die Wein:
fälfer daraus gemacht werden. In Sachſen heißt er
Schießbeerholz, SKnitichelbeer—ftaude, wie auch
grüner Faulbaums weil bisweilen unſere Elere, pru-
nus padus, und die Pappelftaude, viburnum lanta-
na, unter dem Nahmen Faulbaum vor kommen.
In Dftere. iſt diefes Wort fremd. Man fpricht
Schießbeerhol;, und Pulverholz, weil bieraus Koh⸗
len für das Schießpulver bereitet werden Wie mag
aber diefer Baum vor der Erfindung des Schießpulvers
geheiſſen haben? Ich antworte: erftens die Almer (fi
dieſes Wort), und zweytens Schießbeerholz; denn es
iſt nur ein verdeckter Ansdeud für Scheigbeere , weil
fie deu Reib gewaltig eröffuen: wie ed Adelung, Friſch,
Popowitſch, und ältere Schriftfteller fchen bemerket,
und zum Theil ausdrücklich fo gefchrieben haben:
fauzen, ober gewöhnlicher faunzen, rupfen, tin:
srdentlich zerraufen: 3.3. die Wolle zerfaunzen; einen
menen Hut, ein Kleid abfaunzen, d. i. das rauche ab:
Ainffen, weih nnd hangend maden. Zwey Hahner
CHähue, galli) haben hitzig geraufet, und einander ab⸗
gefaunzet, daß die Federn davon flogen. Jemanden
ausfaunzen, ausfilzen, auszauſen, ausſchelten; ihnen
eine Faunze geben, oder, welches von gleicher Bedeu:
zung ift, eine Foge geben, einen Schlag, wodurch
die Haare oder bei Bart in Unordnung fommen.
Aus dieſen Beyſpielen laͤßt fi deutlich genug ab:
uchmen, dag Diefes Wort nit, wie Friſch geglaubt
bat, von Fauft, pugnus, herkommt; fondern daß es
vielmehr einerley Urſprung bat mit Fotze, etwas rau⸗
ed (|. dieſes Wort). Vielleicht Haben die Faunen,
Waldgoͤtter, oder um nathrlicher zu reden , Waldaffen;
shen Daher dieſen Nahmen. In der zerfiörten Gtadt
-
‘02 ——
Babylon, heißt es bey dem Propheten Iſaias c. 13.
werden einſt wilde Thiere wohnen, und rauche Wald⸗
teufel herum huͤpfen, et pılosi faltabunt ibi; Saty⸗
ren, Faunen.
Faufen im Kopfe haben; wunderfihe Grillen,
unnöthige Furcht oder Verdruß. Statt deffen wird
auch Flaufen geſagt. Es gehört zu dem Engl. fancy,
Bag Vorſtellung, Tat. phantalma, phantafti-
Der Grund aber liegt in dem griech. 9aw, Hau,
— ich leuchte, gebe einen Schein, blende. Das
Zeitw. faſeln, in einer Krankheit verwirrt Daher reden,
ife Bier ungewöhnlich 5; und gehört entweder zu dem
griech. nco, ich rede, panıs, die Rede, oder zu atzen,
närriſch thun Ch. Faſching, und Faren).
der Fauſthobel; 1. bey den Tiſchlern, ein kurzer
Und dicker Hobel: wovon es mehrere Arten gibt. 2.
Der Steinkautz, oder die Bufh- Eule, ſtrix ulula,
Lin. wird wegen der kurzen und dicken Geftalt, bier
gleihfaus Fauftbobel, Fauſthoͤberl genennet (f. Hu:
gerl). 3. Ein Menſch, welcher an der Einbildung lei-
det, heißt bisweilen im Scherze ein Faufthobel ; als eine
Anfpielung auf Fauſe, Einkildung , überjlällige Sorge.
Saren haben ; närrifche Pollen , Gaukeleyen,
Scherze. Bey dem Pirterius heißt fagen, ſcherzen:
nnd Fatzer, Fatzmann, Ital. fazio, in Oeſterr. Fer,
— naͤrriſcher Kerl oder Poſſeureiſſer. (G. Feiſch, v.
atzen).
Das Stammenmwert iſt ohne Zweifel faben: wo:
von faheren, fagen, fachfen, ein Iterativum iſt.
Urſpruͤnglich heißt es fich bewegen, geben: in welcher
leuten Bedeutung es bey Otfried lib. 5. c. 16. und Not⸗
ter Pf. 34. vorfommt. Das lat. vehere, vexi, vec-
tus, führen, gefhwind bewegen, fiheint mit faben eis
nerley Wort zu feyn: wovon bad Jutenſivum vexare
herfommt , zäreen, bin und ber reiffen, höbnifch bes
baudein. Kaiſexsberg fagt, fagen gibt Verſtentnie,
vexatio dat intellectum. Scherze und Froͤhlichkeit
werden durch lebhafte Bewegungen des Körpers ſowohl,
als des Gemüthes andgedrüdt; ſcheren, ſcherzen, fa-
lire, exultare, &c. Ich glaube daher, daß auch das
soth. fahets, Die Freude, hieher gehört. Bey den Ta:
fin c. 4. gifah in gifehen; exultävit in gaudio (in-
fans in utero meo, Luc. ı. v. 44.). Bey den Angel⸗
ſachſen iſt fac, ein liſtiger Streich, Betrug; facen ne
do thu, fraudem ne feceris, Matth. 426. v. 64. ©.
Badter, u Zu. —
fechſen; faͤchſen, die Feldfruͤchte ſammeln, ein:
z. B. die Weinberge, die Getreidfelder abfech⸗
ſen; eine gute, ſchlechte Fechfung haben; die ganze Fech⸗
fung verkaufen, bald ausdreſchen ꝛe. Von fahen, ek:
geeiffen, zuſammen nehmen; angelſ. ic feh, ich fahe:
Ja der Mondſeeiſchen Gloſſe p. 333. givalien, Trau⸗
ken leſen, uvas colligere: Hier heißt Haar fangen,
den Flachs auf den Feldern ausziehen. Wen dem Volke
fpricht man, ich fahe, du fächſt; in älteren Schriften
thu vehefi, vechft: Im Würterbergifchen ; die Feld:
fädte einheimfen. U |
fechtenn; unordeütlich hin und her bewegen ; z. ©:
der Kranke fechtet mit den Händen; mit dem Licht her⸗
um fechten, es unvorſichtig daher tragen; Unter den
Scheiften, Kleidern, ein Gefecht anfangen; die Huͤh⸗
ser machen ein Gefecht im Garten, da fie Stroh oder
Koth zerfireuen; der Sturmwind an dem gefchnittenen
Getreide auf deu Feldern, ꝛe. Es ift ein Intenfiuum
von fegen, fechen, Hin und bee fahren (ſ. fiden).
Die Redensart, fechten gehen, betteln; lieſſe
ſich zwar auch nach dem obigen erklären. , nämlich nicht
auf dem geraden Wege bleiben, ſondern verſchiedent⸗
hi Bin und wider eilen, oder mit der Hand, mit dem
Hat herum fechten, um etwas zu erhalten. Adelung
leitet aber felbe von den Gitten der Soldaten in vori⸗
sen Zeiten her: die unter bem Vorwand, dag fie in
204 Zu
das Feld gehen, oder vom demfelben zurüd kehren, nur
ungeftümm bettelten. |
| ber Federfaden, polypodium filix. ©. Faru:
kraut. FJF
die Federruͤtte, oder in einer mehr pöbelhaften
Sprechart die Federraid; ein aus Zwilch gemachter
Sack, in welchem die Federn des Ober — oder Lauter:
bettes gerüttelt, geraidelt werden: Gouft Tederwat,
Indelt, Inguß, Inlied.
fegelen; einen Widerſchein von ſich geben, der aus
verſchiedenen Farben eutſteht, z. B. manche Henne,
mancher Kattun iſt gefegelet. Es kommt mit dem alt⸗
nordiſchen fegra, zieren, überein: welches Verelius an⸗
gefuͤhret hat. Islaͤnd. und Schwed. fagur, fager,
angelf.feger; Engl: fair, glaͤnzend, zierlich. Im Ta⸗
ttan c. 179. fagari, fagarnelli , Kiarheit., Glan;.
Griech. geyyo, ih glaͤnze. S. Wachter v. fegeren.
fehlen; tnangeln, ober einen Fehler begeben; lau⸗
tet ini öberbeutfchen falen, feilen, Hollaͤnd. feylen,
Engl: to fail,; Croatiſch faleti.
die Feichtes Fichte, pinus picea, Lin. Daher
feichtes Holz ; ſichtenes (ſ. Viecht).
.. bie Feifel ; eine Krankheit der Pferde ; welche fonft
die Drüfe, in Deſterr. aber Nifel genennet wird (ſ.
Nifel): In Tyrol fpricht man die Fifel, Ital. vivo-
je, franz. les avives. Dieſes leute Wort, da eiwige
jenen Iuftand der Pferde mit der Kehlfucht vermenget
baben, könnte an das Hebr. abib, eine Roͤbre, erin-
nern. Mehrere aber haben felben als eine fropfartige
Geſchwulſt, iruma equina ; erfläret. In diefem Falle
kann es als etwas, das zuſammen baftet oder ſtocket,
von dem lat. figere, fixus, ber geleitet werben: wofür
bey dem Feſtus auch fivere vorkommt.
Ih Habe diefe Krankheit die Feichel nennen gebö«
vet: wobey die Augenfeichel von ber Dräfenfeichel,
als
=
RER 3 L : a0ß
ald eine Geſchwulſt der Halsdruͤſen, — wird.
Ob ed aber als ein einheimifche® Wort anzufehen ſey,
gweifle ich; denn es fcheint vielmehr durch fremde Pferd⸗
arzte, oder Haͤudler, hieher gekommen zu ſeyn; und
überhaupt etwas nagendes oder juckeudes anzudeuten,
von fiihen, ficken, reiben (ſ. fiden): welche Bedes⸗
tung auch der Ausdruck Nifel bat. _
die Feige zeigen; eine niedrige und pöbelhafte Art
der Verhoͤhnung, indem bey geballter Fauſt der Daum
zifhen die naͤchſten zwey Singer geſtecket wird, Ital.
farle iche, franz. faire la figue, bbhmiſch fjk uka>
zowati. Wenn hier von der natuͤrlichen Frucht eines
Feigenbaums die Rede wäre; ‚wie koönme wohl die Vor⸗
fiellung derfelben einen Gegenftaud des Spottes abges
ku? Ehen fo wenig, als wenn man einen Apfel, oder
eine Bien zeigen wollte. Ohne Zweifel wird alfo hier
euf die unceinen Benle des Afters nämlich Franzeſen —
beult angeſpielt: die wegen einer Aehnlichkeit Feigen,
ighlattern, Feigwarzen genennet werden. . Den
Imifche Dichter Martial fchreibt-lib. 7. epigr. 58.
ficofa eſt uxor, ficolus et ipfe maritus,
filıa ficofa eſt, et gener atque nepos;
Et lib. 1. epigr: 57: - —
Cum dixi qcus, rides quafi barbara verbaj
et dici ficos Ceeciliane iubes. m
dicemus ficus, quas feimus in-arbore nafci,
. dicemus ficos Csciliane tuoßs, , .»
Das lat. mariſoa hat gleichfals hepdes, ſowohi
tine naturliche, aber unſchmackhafte Feige; als auch ein
ſolches Geſchwaͤr bedeutet. Go ſchreibt Juvenal vom
den Philoſophen, die viel von der Tugend redeten, in
Geheim aber den ſchaͤndlichſten Laſtern ſich ergaben Sa⸗
yra 2.
hifpida meint ra quidem;_e et duree per bras
ehia letze
Erler Ipeic
wo6 EN BE —
promittunt atrocem animum; ſed podice
lævi —
ceeduntur tumidæ medico ridente mariſcæ.
Die MWeifung der Feige ift alfo ein Zeichen, wo⸗
durch Jemand einer fchändlichen Lebensart befchuldiget
wird, Denn bie zwey gebogenen Finger, zwiſchen wel-
chen dee Daum geſtecket wird, mögen die hinteren Ba⸗
den vorſtellen. Vielleicht find auch jene goldenen After
Her Philiſter, weiche neben der Arche des Bundes hin
geftellet wurden, I. Reg. c. 6. von ähnlicher Figur ge⸗
weien. nd vielleicht fallet es noch einem reifenden An⸗
tiquarius ein, über jene alte Phififtifche After eine ges
nanere Nachforſchung, als bisher gefchehen ift, zu ver:
anftalten, vel in natura, vel in effigie five numif-
inate: wodurch gegemmärtige disquifition ungemein il
luſtrirt werben könnte.
Bey unferen Zeiten wird das Feige — zeigen, kaum
mehr ald ein Zeichen der Verſpottung gebraucht, fon-
dern nur ald ein Zeichen des Unwillens. Denn wert
man mit Unwillen Jemanden die Bitte, oder irgend
eine Gefätigkelt verweigert; fo wird biömweilen einem
folchen entweder wirklich die Feige gezeigt, oder mit
/ Sagt mginent etwas mehr anfländigen ÄAusdruck gefagt, da geht
au. der
er”.
wir der Daum vor. Im diefem Falle ift die Feige
eine Vorſtellung nicht eined fremden, fordern des eige⸗
sen Afters; -und heißt eben das, was man fonft nur
wit Worten ausdrückt, ſchau mich, oder lecke mich
in den Ar... Und Biemit hat die löbliche Abhand:
= ein Ende, bis auf Pleine Anmerkung, welche Hier
gef.
Jener Ausdruck bey lateiniſchen Schriftſtellern,
alicui medium digitum, vel medium unguem often-
dere, heißt nicht die Feige zeigen, ſondern une bes
Mittelfinger: welcher wider alle Erwartung, bey dem
Perſeus Satyra —— infamis: und bey dem Mar⸗
tial lib. 6. fat. 70. digitus impudicus genennet wird.
il). HE Ense 207
Barum? Tiraquuell, und andere Grammatiker fagen:
quia vieinis digitis compreflis; digitus longior fimi-
litudinem penis exhibet: eogüe figno notätur cinæ-
dus, qui fcilicet vir a viro patitur turpia, .tamquam
uxor. In diefem zweydeutigen Gimme des Wortes
ſchreibt Martial lib. 2. Satyra 28. —
rideto multum; qui te fextile cinædum
dixerit, et digitum potrigito medium; -
Mer bey dem Eſſen nicht beſchryen und beneidet
werden will, fol die Füfle Frenzweis halten, und mit
der leeren Dande dem Zuſchauer heimlich Die Feige zeis
ri Es dienet auch allenthalben wider ein böfes Aug
(ſ. Aug). | | |
die Feigbohne, Iupinus albus, Lin. Dies ift die
gemeine oder weiſſe Feigbohne, Feldbohne. Bey dee.
bauen, lupinus varius, welde hier Kaffee — Erbſe
genennet wird , habe ich bemerfet, daß ſelbe, noch gruͤu
m dee Schale, natürlich das naͤmliche vorſtellt, was
indgemein heißt, die Feige zeigen. Ohne Zweifel iſt «8
au bey anderen fo: und hievon mag wohl ber Nahe
mn Feigbohne gefommen ſeyn. Die Egypter, und
sh ihrem Beyſpiel Pythagoras, vrrubſcheueten bie
Bohnen: weil man das Bild einer weiblichen Scham ;
fomt dem Kopf eines Meinem Kindes, daran wahr zu
nehmen glaubte. Origenes in philofophumenis:
die Feile; jenes Fett, welches fich von dem Fleiſch
mi Sieden abföndert, alsdann aber mit dem Schaum⸗
laffel abgefchöpft, und, damit es Länger behalten wer⸗
den kann, in einem Ziegel zerlaflen wird. Ich glaube;
daß man die Faͤule ſchreiben fol, indem es her zu fonts:
men fiheint von Yanl, Engl. foul,; unrein, ſchmutzig;
Megelf: fulan , befudeln. | |
de Feil — tanz. S. faii cc
feinlich, oder gewoͤhnlicher feindlich; bey dem ges
meinen Volke gern, oft, ſehr: z. B. er kimmt ganz
feindla zu mir, nömlich oft und gern; ich a Ye fe
[N
208 REN A SE ee
feindla nicht um einen folchen Dienft, d. I. Babe kein
groſſes Verlangen darnach; es regnet ganz feindla heu⸗
er ꝛe. Don dem altdeutſchen vin, win, lieb: wovon
mehr bey Schilter und Wachter zu fehen. Sage mir
uuine min, fage. mie mein geliebter; Willerani c. 1.
n. 7. | :
feiften ; Cı. in einigen alten Schriften mäften,
feift machen (ſ. fait); welches aber hier nicht gewohn⸗
lich iſt. Ca. heimlich einen Bauchwind ftreichen laſſen;
Holland. vyſten, Engl. fizzle, franz. veller. Wenn es mit
einem veruchntlichen Laute geſchieht, heißt es fchaifien,
farzen, Engl. to fart, franz. peter, griech. werden,
CEroatiſch perdeti. In diefer leuten Eigenfchaft ift ein
gewiffer Balduin le peteur berühmt, welcher von dem
König in England ein Lehen erhalten hatte, mit der
Bebiugniß, daß ee jährlih an deſſen Geburtötag bey
Hof eefhien: ut co die coram rege faltaret, buccas
cum fonitı ter inflaret, et ventris crepitum tam cla-
re et fignificanter ederet, ut intelligi ab omn:bus
et exaudiri poflet. Hommel, academifche Reden über
das Lehenrecht c. XI. $, 23. Fu der Natue Geſchichte
wied ein gewifler Lanfläfer, carabus crenitans, Fin,
Der Furzer genennet: weil er gröffere Laufkaͤfer, die
ihn verfolgen, durch furzen zu vertreiben ſucht. Nach
der Lehre der alten Stoiker, follten die Fürze ſowohl,
als die Groͤlzer, ihren freyen Pag haben. (f. Kröpfigen).
Keiftriz, oder Veiftriz, Weiſtriz, Weiſſeritz,
in der Windiſchen Sprache biftriza; ein Nahmen ver-
ſchiedener Fleiner Fluͤſſe, und jener Ortſchaften, weiche
an einen folchen Fluß liegen; in Steyermark, Kärns
then, Moldau, Böhmen, Sachſen: wo Slaviſche BEL
Fer wohnen, oder einft gewohnet haben. Popowitſch Ieis
set es in feiner Unterfuchung des Meere, von bifiro
ab, welches feicht Heißt, nicht tief, und daher eine
Fubrt, vadun, anzeige: Bey den Ungarn ift viz über⸗
Bonpt Waſſer (ſ. Fiſch)⸗
'Scheerwinkel,
EIER ED BER SP TREE 2089
„der Felberz ein Weidenbaum, nämlich eine Weis
de, die zu einen: hoben Stamm aufwachſet. Jene Ars
ten bingegen , welche nur ans einem niedrigen Stocke
Ruthen treiben, und daher nicht das Unfehen eines
Baumes Haben, werden Weiden genennet. Das Wort
Weide, Engl. with, kommt da her , weil Die ſehr biegs
famen Ruthen, gewöhnlich als Bandholz gebrauchet
werden; angelf. withan, binden (|, Wide, und wetten).
Notker Pf. 136. feleuua, falices. Dev Selber ift
sin mürber und faulender Baum: davon oft nichts, als
eine morfche Rinde übrig bleibe. Alfo von fahl, falb,
morſch; fehl, mangelhaft, fehlen, mangeln. Dee
Miunefünger Graf Chuonrat von Kilchberg fihreibt:
winter, du verdebefi uns der bluomen Schin, du
velwefi gruonen walt, du madeft den grünen Wald
ſahl, namlich abfarb, weit. Markgraf Dito von Bran⸗
denburg: es valwent liehte bluomen uf der heide,
die Blumen welfen, werden fahl. Und Graf von Togs
genburg: Heide und Unger, und ben gruͤnen Wald,
bat der Winter. val gemacht,
Braftelfelber,, falix fragilis.
Weißfelber, Eisfelber, falix alba.
Braunfelber, Rothfelber, falix monandra.
Gelbfelber, falix vitellina.
Balmfelder, Palmweide, falix caprea.
Auholz, falix vimnalis.
eothe® Auholz, falix rosmarini folıa.
die Feldlerche, oder: gemeine Lerche alauda ara
"vensis. ©. Lerche.
dee Feldfcherer; ein Wort, welches zwar noch
allenthalben gangbar iſt, wofür man aber bey unſeren
Beiten liebee Feld — hirurgus, Feld — Wundarzt, boͤ⸗
ren will, In dem Gloſſar. von Scherz, iſt Scherer
überhaupt chirurg:ıs, tonfor, Bartſcherer. Hollaͤud
Barbierftube.
2.210 EEE GE
der Feldſpatzz ein Vogel," welcher kleiner und
hurtiger ift, als der: Hausſpatz, mit einem rothbrau⸗
sen Kopf, ſchmutzig weiſſen Unterleib, und zwey weil-
. fen Binden über den Flügels, fringilla montana, in,
Dieſe Spagen find nicht nur im Gebirge , fondern auch
in dee Ebene; halten fih in den Feldern, Zaunen und
Bäumen auf, züchten in hohlen Feldern, hängen ſich an
Die Weisen Hälme an, fliegen nicht hoch, und werden
baher, wenn fie aus dem Getreide an die Stauden fi
üchten,, oft in grofler Menge gefangen. Gonft it die⸗
e Art unter dem Nahmen wilder Sperling, Baum —
Ringel —Rotb — ſperling, und Holzmuſchel bekannt;
— friquet; Eugl. mountain Sparrow, white—
ca
bie Feling; Felge, nämlich der äufferfte Zir⸗
kel eined Wagenrades, welcher meiftend aus dem Holz
der Waldbüce gemacht, und alddann mit einem eifer-
nen Minge belegt wird. Man fpriht Zeling, fo wie
Galing, Schering; anftatt Galgen, Scherge. Inder
Mondfeeifchen Gloſſe p. 328. velga, canti. felgen,
folgen , falchen; heißt ummenden, umwaͤlzen (j. Salt).
Die Ehre und den Titel eines andern auf ſich liſtig hin⸗
über deäßen, felgen; Otfried. lib. 4. c. 20.
bee Felper; in Gachfen der Felbel; ein Sam⸗
metarfiges Gewebe aus Geide und Garn. “tal. felpa,
bee Plufch; Tat. vellus, ein rauches Fel.
das Femer 3 Eyerſtock der weiblichen Thiere,
welcher auch das Buͤrtel heißt (ſ. dieſes Wort). An Oben
und Niederfachfen iſt Femel, Fimel, ber weibliche
Hauf, oder welcher wenigftend im gemeinen Leben für
den weiblichen augefehen wirb (ſ. Danf). Daß derglei⸗
- den Wörter, die wir erft von dem gemeinen Volke ker
nen, and ber lateiniſchen Sprache abgeborget ſeyn fol
Ken, iſt wiber alle Glaubwuͤrdigkeit. Vielmebr fcheint
femina, aus ber Celtiſchen Sprache in die Tateinifche
gekommen zu ſeyn. Altbrittiſch bey dem Bogborn Iys—
alı
dad, GStiefoater, Iys—fam, Gtiefumtter; Iyfhau’r
fam, Mutterfraut. Woraus man fieht, daß fam fo
viel, ald Weib oder Mutter iſt. Im einer angelfächf.
Beihtformel, ex libro confeffionali Ergberti, Ebora-
cenſis archiep. heißt e8: ic bydde ealle halige, and
ecorene fæmnan, id) bitte alle Heilige, nnd anders
kohrne Frauen. Der Grund diefer Benemmung fcheint
eben das zu ſeyn, was hier das Temerlegenennet wird:
weil es den Stoff anzeiget, woraus eine Frucht, vie
sur von den weiblichen Gefchöpfen kommt, erzeuget wer-
den kaun. Es gehört aber vieleicht zu Faum; angelf.
fem, Schaum: oder zu femen, einfemen, Schweb.
famna, eiuſchlieſſen, weil die künftige Frucht, welche
erft belebt werden muß, in einen kleinen durchſichtigen
Bläschen enthalten und eingefchloflen iſt. S. Adelung,
v. Fehm, 2. Polledi hominem per Deum, fagte
die erfte Mutter der Menfchen, genes. 4. v. 1.
femerzen; fimmern, flimmern, einen heilen, aber
geſchwind vorhber gehenden Glanz von ſich geben: ;.
B. die Sonne femeritzet im Waſſer; mit dem Kopfe an⸗
ſtoſſen, daß es femeriget in den Augen. Hollaͤnd. fy-
melen, femelen, gleiffen, eigentlich heucheln, fid
verftellen. In Daunover (fagt Abelung, v. Simmel)
ift Femel ein duͤnnes leicht bewegliches Kleid, und fe>
melen, flattern.
der Fench, oder Pfenig, Panikorn, panicum
viride, Lin. wird is dee Gegend des Tranufluffes, wa
er auf der Schütte angeteoffen wird, Traungries,
Schüttgried, geuennet: und für kranke, wie Reis,
in die Guppe eingefochet: oder bey Verftopfung de&
Urins, in einer Pfanne geröftet, mit einigen Tropfen
Waffer gefchredet, und alsdaun wiederhoplt zwiſchen
Tüchern übergelegt. | |
fenzen , ausfpotten. - 5. fjenzen.
fert, ferten; imvorigen Jahre. In der Samm⸗
fung der Minnefänger heißt es P. I. pag. 69 ich bin
De
hiure "nihtes wifer, — ver, ich bin heuer um
nichts weiſer, als fert. Und p. 72. wir ſolten hiure
* fin fror, danne vert, wir ſollten heuer froher ſeyn
als fert. Schilter führet ein aͤlteres Beyſpiel aus dem
Ruodepert, einem Magiſter zu St. Gallen an; ter
fernigero oftertag, der fertige oder vorjährige Ofter-
tag. Denn man hat auch fernig, firn gefchrichen,
z. B. ferniges Obſt, ſtrnes Obſt, nämlich von dem vo⸗
rigen Jahre; ferniger Wein, firner Wein, der im vo⸗
rigen Jahre gewachſen iſt (f. Moelung, v. firn).
Es iſt im Grunde einerley mit fern, entlegen,
weit; goth. fairra, angelſ. feorran, als wodurch ein
groſſer Zwiſchenr aum von dem gegenwaͤrtigen, ſowohil
in Anſehung des Ortes, als der Zeit, angedeutet wird.
Daher bey dem Notker ferren, irferren, ‘bey Otfried,
Tatian und Kero 'arfirran, erfirren, entfernen, lat.
Sit: PL 4 übrigen ift bey dem Notker Pf. 38. firn,
iu firna, Altherthum , altes Weſen, und
leich 5 mer ne fimen ih, ic werde ind künfti-
nicht mehr alt feyn,
feertigen; fertig machen, ein Gefchäft zum beſtimm⸗
ten Ziele Teiteh , ‚ Tat. expedire epilolam, navem
&c. Es ift diefes Wort, wie Friſch bemerfet, vor⸗
zůglich in dee Schiffahrt, in Anfehung des Fahrzenges
und der Wanren, gebräuhli. Bey dem Galzwefen,
wird der jenige Öffentliche Beamte , welcher die Ausfuhe
des Salzes beforget, der Salzfertiger genenmet.
ben Kanzleyen beißt ed: Sch Endesgefertigter, =
"Ende unterfchriebener ; {trfunde d deffen meine Ferti⸗
gung, nämlich eigene Handfcheift; das Fertig—geld,
eine Schreibgebühr für die Ausfertigung eines Kauf
ober Heurathbriefes.
fett. ©. foift.
bie fette Henne Sedum telephium (f. &es
ſqwulſtkraut). Auch ein Nahmen des — por»
tulaca oleracea.
— een 213
feßen; (1. in G:üdereiffen, unordentlich theilen,
jerfeken ; Stat. fettare, affettare, fettucciare, Engl.
fitter, ein Ekleines Sthd, eine Schnitte Brod. Es
ſcheint mit dem lat. divido, findo, fillus, ich theile,
fpalte, aus einer gemeinfamen Quelle her zu kommen,
Das franz. la felle, bey Friſch und Adelung der Fet⸗
zer, podex, hat vermuthlich feinen Urfprung von den
getheilten Baden.
2. Zu Salzburg ift fegen, umfetzen, wandern,
eine neue Herberge fuchen: welches von Inleuten ges
fagt wird (f. födeln). Es ift ein Intenfivum, welches
ja dem lat. vehere, ziehen, und dem deutfchen fahen,
gehen fortziehen , gehört (ſ. ficken). Otfried fchreibt
lib. i. c 23. zi giloubu gifiangin, ſie tratten den
Glauben bey. Notker Pf. 34. erfläret die Worte Chri⸗
Bi an Petrus, vade poſt me Satana, Matth. 16.—
fure mih fahindo, piftu Satanas, wenn du vor meis
mer. gehſt, bift du mein Widerſacher: nah mir kando,
uuirdifio min Scoulare, nad) meiner gehend , wirft du
mein Schuͤler.
die Feuer anten; ſonſt Brandaͤnte, Pfeifänte,
Eisänte mit weiſſer Platte, anas penelops, Lin. Eine
Wildänte mit einem fenerfarben, oder. hellbraunen Halle,
Klauen Schnabel, weiſſer Bruſt, und weiſſem Bauche.
Die Flügel geben bey dem Sonnenfehein einen hell fim-
mernden Glan; vou ſich.
der Feuerförz angelf. ſyr —feaxa; einer, dee
rothe Haare hat. Gemeiniglich wird es von einem
Hund geſagt: gleichwie pirauck, wenn er rothe Augen
hat (ſ. piraugig). Vey Otfried, Willeram und Tatian
ift thaz fahs, vahs, augelf. feax: capillus, cæſaries.
die Seuerfröte; ein Wort, wodurch entweder.
die gemeine Waflerfrdte, rana bombina, fin. oder
das Regenfroͤſchel, rana rubeta, verftanden wird (t.
—
214 —— —
der Fer, Spaßmacher. ©. Faren.
der Fiaus, oder Fihaus, Gugelfifaus, Vogel
Fiaus; oriolus galbula, Tin. Ein befannter Som:
mervogel , davon dad Männchen gelb ift mit ſchwarzen
Tlügeln; das Weibchen aber grünficht braun , mit oli⸗
venfarber Bruſt. Er kommt erft nah dem Guckuck,
als der legte Vogel, aus Italien hieher: und heißt au
anderen Orten Golddroſſel, Pfinoftvogel, Byrole,
Kirſchbogel, ꝛc.
In Italien heißt ſelber vireone, im mittleren La⸗
teine vireo; vermuthlich von dem griech. Qızgos, glän=
zend. Hievon iſt unfer Viraus, oder mit gewöhnlich
verſchlucktemr, Viaus, entftauden. Gouft wird er
in Italien auch regalbulo, garbella, melziozallo ge-
nennet, franz loriot. S. Gugelfiaub.
ficken; in dee Schweig, reiben, bin und ber fah⸗
ren, 3. B. auf dem Stuhl herumfiden, nicht ruhig fit-
zen wollen; das Kleid verficken, es abwegen; ſich am
Zug, ander Hande auffiden, durch reiben fchwürig
machen. Bey dem Friſch ift dee Fidel, nembrum
virile: und wit der Ruthe fifen, fchlagen, Streiche
verfegen, welches aber in der Schweitz figen, pfitzen,
heiße (ſ. figen).
Wenn man biefes Zeitwort fowohl in dem verfchies
denen Ableitungen, ald auch nach Verwandten Sprachen
beobachtet, fo jeiget es fh, daß figen, ficken, fichen,
und fegen, fechen, von eier gemeinfamen Quelle lief:
fen, und daher auch ohngefähr von gleicher Bedeutung
find. Fegen, bin nnd her fahren, um etwas zu reini-
gen, ift zwar nicht in Defterr. aber im Hochdeutſchen
befannt. Lateiniſch vehere, ziehen, fahren. Das
Zeitw. fechten, verfhiedene Bewegungen machen (z. B.
mit dem Licht, mit den Hönden herum fechten) ; lau⸗
tet bey dem Notker Pf. 34 fichten, Engl, fight, unb
ift von dem oben angeführten fegen, figen, ein Inten⸗
forum. Dad Stammenwort ift fahen, Islaͤnd. fa,
—— 215
Schwed. fü: welches greifen, weiter greiſen, ſchreiten,
gehen, bedeutet (ſ. Adelung, v. fahen). Das Pferd
greift ſtark ein, greift vor, das iſt, hat einen feſten
oder ergiebigen Schritt. Hievon iſt das Iterativum
fasten, weiter ziehen. Das Imperf. von faben, lau:
tet bey den Minnefängern vie, Schwed. fik, ich.fieng.
die Fickmuühle; in dem Bretſpiele, eine ſolche
Stellung der Steine, daß man zu beyden Seiten im⸗
mer auf und zu machen kann. Von ficken, hin und
wieder fahren. Sigirlich eine Fiefmühle haben, auf
beyden Seiten feinen Vortheil. Mey Adelung heißt fie
eine Zwickmuͤhle; als eine zwiefache Muͤhle.
ckſeln, oder fixeln; betriegen, auf eine liſti
Weife ftehfen, z. B. Geld aus dem Sacke heraus fid-
fin; bey dem fpielen ſickſeln, uämlich einen falfchen
Kartenbrief heimlich unter die feinigen aufnehmen.
tt und Betrug iſt alfo der herrſchende Begriff.
Bey dem Notker Pf. 34. ficise, betrugliche Leute, do-
losı homines. Und in der Mondfeeifchen Stoffe p.
337. vicisliho get, fraudulenter incedet. Es ſcheint
tin Feines wiederhaßftes ficken, nämlich bin uud her
fahren, anzudeuten : indem durch die verfchiedenen Griffe
and Runftgriffe, ein anderer hintergangen wird. Fick⸗
faden, iſt nach Wachters Urtheil, etwas heimlich un-
ter fi vermengen: altbreittifch bey dem Borborn fyg
fag; confufe, mixtim. De fiden, und faden, einer-
ley Urſprung haben, nämlich von fahen (ſ. ſicken); fo
iſt im Angelf. fac, gleichfalls Betrug (ſ. Faxen).
Andere Ableitungen, welche nicht minder eine Be⸗
trachtung verdienen, find folgende. (1. füchfeln, wie
dee ſchlaue Fuchs Handeln. Go hat wenigftend Friſch
bie angeführte Stelle aus dem Notker und der Mond:
ſeeiſchen Gloſſe erfläret. Ca. fickſeln, nah. Art der
Taſchenſpieler etwas thun. In Niederſachſen, wie Wach⸗
ter, Friſch uud Adelung bemerket haben, iſt Ficke, die
Taſche, Hofentafche. Vielleicht ebenfalls von fiden,
216
weil man mit der Bande oft ein und and fahret. (3.
fickſeln oder fixeln, geſchwind ſeyn, auf eine gewandte
und fertige Weiſe etwas thun. I Ober — und Nies
berfachfen ift fir, auh Holländ. fix, geſchwind; fir
und fertig ſeyn; ein firer Kerl, der zu allen Dingen
hurtig und fertig iſt. ©. Adelung, v. fir.
fienzen; fpötteln, foppen, 3.8. er kann das fjen-
jen nicht laſſen, fi deifen nicht enthalten; bat mich
ange Zeit audgefjenzt, ꝛe. Wahrſcheinlich von fein,
Ital. und franz. fino, fin: fo fern man andere zu Io>
ben, oder ihnen zu ſchmeicheln fcheint, indeifen aber da⸗
bey über ihr Betragen fich Inftig mat. Horneck cap-
392. laßt den Abt Heinrich von Admund, als er zu
Mien in dem Rothe des Herzogs Albert ziemlich durch⸗
gelaffen wurde, alfo veden: ir lat mich ewrs bien,
gebet mir Nuhe von euerm bitteren Scherze ! Kap. 718.
fchreibt er, do begunden ſy inen bien, und drangen
mit Lift an fie, d. i. fiengen an zu fihmeicheln, ihnen
Hön zu thun. Bey dem Miunefänger,, Neinmar von
wetter, P. II. pag. 145. ift vienen, careffiren, dem
anderen Gefchfechte fchmeicheln. In der Mondfeeifchen
Stoffe pag. 341. kommt der Ausdrud vos, Jemanden
anfenzen; denn fo fcheint es, dag man jened gana-
venzota (cavillabatur) verftehen fol. Das Holländ.
veynfen hingegen, bey dem Friſch fonfen, finiten,
ſich verftellen, gehört sa dem franz. feindre, kat. fin-
"gere; und die Tinte, franz. feinte, Lift, Verftellung.
‚ Filigran; franz. filigrane, Ital. filagrana: ein
— zarten Gold — oder Gilberfähen kuüͤnſtlich gemachte
rbeit.
ber Filz; eigentlich eine and Wolle oder Thier⸗
haaren verdickte Maſſe, weiche zu Häten, Schuhen
und Deden gebraudet wird. Nicht das rauche und haa⸗
richte, ſondern das kuͤnſtliche Zuſammen —preffen, macht
hier den Hauptbegriff aus. Es giebt mehrere lateinis
ſche Wörter, weiche mit dem vorigen etwas ähnliches,
aber doch dabey Feine Verbindung haben, 3: B. pelti ;
sine Haut, ein Fell; vellus, ein Fell mit daran han:
gender Wolle; ilus, ein Haar, capillus, Haupthaar;
villus, dickes Haar, zottichte Wolle. Dieſes letzte al
fein ſieht den beutfhen Wort am meiften ähnlich und
ſcheint nur durch die gewöhnliche Veränderung der grie⸗
Hifhen Dialerte, in die lateiniſche Sprache gekommen
zu ſeyn. Als Stammenwort dürfte wohl das griech:
nn taugen, welches ein techuifches Wort ift, und
die Wolle zuſammen fchlagen heißt. Hievon ift INS 4
fat. pileus, altbrittifch bey dem Borhorn pilyn, eiit _
Filz: ber ; fo fern felber zur Bedeckung des Hauptes
dienet, im Deutſchen ein Huf genennet wird; von bil:
= N bedecken, verbergen Cf. Wachter, h.v.). Das
— zuſammen ſtoſſen, kommt wahrſcheinlich
em griechiſchen her. Daß die Lippen — buchſtaben
p, v, unter ſich verwechſelt werden, iſt im den
prachen etwas ſehr gewoͤhnliches.
Das uämliche Wert wird ferner auf verfchiebenie
Ötgenftände angewendet, die ein berdichted oder ver⸗
morrened Weſen an ſich haben. Go heißt jenes Fett bey
einee Gans, Schwein, ꝛc. welches wie ein dicker Fleck,
immdig au den Seiten angetroffen wird, id unferen
Gegenden der Filz. Die Haare filien fich, mern de
biſchelweiſe ſich verwunden haben; die £ Haare aäſisfil⸗
zen, ſelbe wieder in Ordnung legen. Figürlich Je⸗
mand ausfilzen, auszauſen ihm einen Putzer ‚oder
Filzer, Ausfilzer geben, d. ir einen Verweis, ihn auß!
ſhelten. Ein geitziger, am deſſen Händen das Geld
ſehr feft klebet, wird baßer gleichfalls ein Filz genennet:
dee Fink, oder gemeine Finf, Büchfinf, feingil-
la cælebs, in. Diefer (ateinifche Bepnapımen iſt ih
gegeben worden, weil Geßner und Linne bemerfei ba:
ben, daß die Männchen Über Winter zurüͤck bleiben, ins
de die meiften Weibchen in wärmere Länder fort ge:
Bogen find. Das Wort Fink, wofür an einigen Or⸗
213
ten, wie Adelung fagt , auch Pin? gefprochen wird;
kommt her von feinem Laut pinP, fink. Daher beit
dieſer Vogel bey den Angelfachfen finc, Ital. und franz.
pincione, pingon; Slavoniſch und böhmifh pinkawa,
pjenkawa, Windiſch zhinka, Unger. pintyöke.
ber Bergfink, Fringilla montifringilla, Li.
f. Nicowis.
der Bintfinf, loxia pyrrhula. ©. &impel.
der Buchfink, oder gemeine Fink,
ber Diftelfinf , fringilla carduelis. &. Stiglitz.
ber Erlenfinf, fringilla Spinus: G. Zeiſel.
der Gruͤnfink, loxia chloris. S. Grünling.
ber Kirſchfink, loxia coccothraufles. ©
Kernbeißf. |
ber Reinfinf, fringilla cannabina. G. Hänf-
fing.
der Miftfint (ſ. dieſes Mort); Bersfinf, Ni-
towig.
der Schneefint, fringillanivalis: und biswei⸗
len auch hontifringitla, Nicowitz.
der Finkenbeiſſer, lanius collurio, Lin. G.
Dornreicher. —
fippern; heftig zittern, ſchnell bewegen, oder be⸗
wegt werden, z. B. er hat ganz gefippert vor Zorn. Es
gehört zu ben lat. vibrare, und den deutſchen wippen,
wippeln, meben, mebern , welche Wörter Yon unge-
faͤhr einer gleichen Bedeutung find.
der Firneis 5 fonft Firniß, Fernis, lat. vernix,
altbrittiſch bey dem Borhorn bernais, vernix, Splen-
dor. Diefes Ieste läßt vermuthen, daß es von dent
altdentfchen bernen, brennen, glänzen ber ftammet (ſ.
Berchtesgaden , und Prebentag ). |
ber Fiſch; ein mit Floßfedern, und einen kalten
Blut verfehenes Waſſerthier, welches anftatt der Lun⸗
ge, durch die Kiemen Athen hohlet. Won der Abſtam⸗
mung des Wortes ift noch fehr wenig befannt. Die
eo 0 Zw SW, ———— 219
dentſchen Schriftfteler berufen fich gern auf das Tatei-
sifhe Wort: und die neneren Lateiner auf Das deutſche.
So wid jeder Theil die Arbeit Tieber dem anderen über:
laſſen. Da die Rippen—budftaben f, v, b, p, ge
wöhnfich unter ſich verwechſelt werben, fo ift e3 offen⸗
bar, daß Fiſch, altbrittifch pyfg, Tat. pifeis, franz:
poiſſon, in Portugal peyxe, ind gefammt einen ges
meinfamen Urfprung haben. Das griech. kIus, der
Fiſch, hat feinen von jenen Anfangs —buchſtaben: die
eben darum auch, wie es ſcheint, nicht zur Wurzel ge⸗
hören. Vermuthlich wird alfo dadurch ein Waſſerthier
verftanden ; von dem Eeltifchen ifca, Armorifih ılge,
Engl. usk, oufe, Holänd. uyfe, das Wafler (ſ.
Vachter, v. Aſche). In unferem Gebirge, gegen die
Graͤnze von Salzburg, wird ein gemiffer Fluß die Iſchel
geneimet: und im Hausruck-Viertel bey Waitzenkir⸗
den, die Aſcha, weiter unten aber ift ein Marft mit
Nahmen Afchau, weit felber in einer Aue neben dem
Vaſſer, nämlich der Donau, gelegen ift. Ungarifch
viz, das Waſſer. Die Stadt Edeſſa in Zheffalonien ,
liegt am Fluſſe Vifriza: ©. auch Wefen—Ufer.
Einheimiſche Fiſche in den Wäffern von Oeſterreich
ſind folgende. . J
der Aalſiſch, mursena anguilla, Fin.
. das Hal, Aalein, petromyzon branchialis:
. der Neunaugen, petiomyzon fluviatilis:
. die Rutte, gadus lota:
: der Scheider, Silurus glanis,
. der Hecht, efox Lucius.
4. die Forelle, Salmo fario.
8. die Lachöforelle, Salmo trutta.
9. die Mayforelle, Salmo Schiffermüller::
10. die Rheinanke, Salmo marzna.
11. dee Huch, Salmo hucho.
12. der Sälbling, Salmo Salvelinus.
13. dab Schwarzreuterl, Salmo alpinus:
Deu
.
AM 88
120 EEE GEN EN DEP EEE
14. bee Schiel, perca lucioperca:
i5. die Zingel, perca zingel.
16. der Strichzagel, perca afper. |
17. ber Perfchling oder Schräg, perca Auviatilis.
18. der Schrägen (in der Donau) , perca Schraet«
‘ der
19. die Pfoffenfaus, perca cernua.
20. die Koppe, cottus gobio. |
aı. die Grundel, cobitis barbatula.
22. der Steinbeiffer,, cobitis tænia.
33. die Bißgure, cobitis follilis.
24. der Karpf, cyprinus.carpio.
25. die Bradhfe, cyprinus brama.
26. die Scheibpleinze, cyprinus latue.
97. die Barbe, cyprinus barbus.
28. die Schlein, cyprinus tinca.
29. der Sichling, cyprinus cultratus,
30. der Perlaſch das Kothtãſchel, cyprinus gris⸗
. Jagıne.
3ı. der Edie, cyprinus afpius.
32, ber Geider, cyprinus idbarus.
33. der Nerfliug, cyprinus idus.
34. der Goldnerfling, cyprinus orfus.
35. das ge ‚ cyprinus eephalus.
36. vdas Altel, Roth — ãltel (in der Donau),
cyprinus rutilus.
87. ber Rothaugen, cyprinus erythropkthal-
mus.
38. das Garäuffel, cyprinus caraſſius.
39. die Kothplette, cyprinus gibelio: .
40. die Hafel, cyprinus dobula.
41. der Jentling, cyprinus Jeſes.
42. der Nesling, cyprinus naſus.
43. die Blaunaſe, cyprious vimba,
44. die Rande, Seelaube, cyprinus leueiſcus.
45.
er een 441
45. die Windlanbe, Spitzlaube, cyprinus al-
burnus.
46. die Reidlaube, Steialaube , eypr. bipune-
' 7 as
47. der Kerßling, Weber, cypr. gobio.
48. die Meile, cypr. phoxinus. -
49. das Bitterfifchel,, Burghoferl, eypr. amartıs.
50. das Sängerl, Zänkerl, cypr. aphya.
ö Ans Ungarn kommen
der Hauſen, acipenfer hufo.
der Sterahauſen, acipenfer fiellatus.
der Stör, Schirk, acipenfer Aurio.
der Did, oder Tück (ſ. diefe Wörter).
der Fifhheer——baum eratægus aria. S. Weiße
die a fonft der Blaſenbaum ; colutea
arborefcens, kin. Ein Baͤumchen, defien Hülfen die
Geftalt einer Fiſchblatter haben. Man bat ed in Gaͤr⸗
.ten; ed wähft aber auch wild in einigen: Orten von
Deſterreich, in der Levante, in Frankreich, GSpanien
Englaud.
das Fiſcher mandl Mannchen; ; fonft Fiſchmeve,
grauer Fiſcher, Meerſchwalbe, Rohrſchwalbe Sterna
hirundo, Lin. Ein Maffervogel mit einem langen und
dünnen Körper: an welchem der Schnabel und die Fuüſſe
zoth find; die Stirne ſchwarz, Flügeln und der Ruͤcken
gean, der Unterleib weiß , und bee Schweif gabelfbes
mig, wie bey den Schwalben. Diefe Vögel find hier
am Traunfufle gar nicht ſeltſam. Wenn das Waffe
Boch und trüb ift, kommen fie an bie Bäde. GSie bus
ben ein durchdringendes Geſchrey, ‚welches beylaͤufig gi-
jon lautet: und wächels hoch ober dem Wuſſer, indem
fie auf die Fiſche herab ſchauen, wie der Fifäägener,
falco halisetus. Sie ftärzer ſchnell herab , geben auch
anter Waſſer, und find Meinen Fifchen gefährliche Feine
de. Ihr Rubheplatz iſt nicht auf einem Baum, ſoudern
Seiſtet Ipeit, 0
228 TI GERD an
unweit des Ufert anf der bloſſen Schütte: wo fe auch
ihre Eyer hin legen, indem fie fein Neft machen.
das Fiſchgarn, oder Fifchernen; Hit feince äuffer-
lichen Geftalt nach, entweder ein Sackgarn, welches in
der Mitte einen Bauch. macht, und hier an der Traune
eine Sege genennet wırd, Tat. Sagena; wovon ed meh⸗
sere Arten gibt, ald die BerfegGSege,: Meckſene,
Roppenfege (ſ. Sege). Ober eis glatt geſtricktes
Garn, und heißt in biefer Gegend Floßgarn, Satz⸗
garn , Ah—garn, Ziebwat. F
Jedes Garn wird aus Danf bereitet: nur das
kleinſte, welches fiie Pfrillen und Grundeln gehoͤret,
wird aus Zwirn gemacht, nämlich die Ziehwat. Ein
Garn iſt fpieglichter , oder liechter im Spiegel, als
ein andered: entweder weil die Loͤcher gröffer find, ober
weil e8 aus důnneren Faͤden geftricket if. Ind gemein
wird es nur theilweife geftridet. Ein ſolches vet
beißt ein Siniiel (Geleit): und diefe werben zu lest
augereibet, naͤmlich zuſammen genäht. Eine Gege
pflegt vier ſolche Glajtel zu Haben; die Verſetz — Sege
aber bisweilen mehr. |
Au: dem oberen Gaum , weldiee ober dem Waffer
ſchwimmet, hat es ein. Ar Ch. Arche); nämlich einen
haͤrenen Strick, worin die Flöffe anaefäder, das iſt,
Pleite roude Gtäde von Alber, Felder, oder Erienhofi
augemncht find ,. damit fie das Garn auftrauer . naͤm⸗
Ich in dee Höhe erhalten. Am unteren Saume find
gewöhnlich zwey Are, bie und da mit Bien verfehen,
vm es in die Ziefe zu verſenken. Diefe Stricke werben
and grauen Haaren von Ochſen oder Kühen gemacht;
denn die ſchwarzen find nicht fo gut, weil fie von den
Fiſchen leichter benterfet werden.
‚2. Die Mafchen ded Garnd werden nad Pfund und
Schilling gezaͤhlet. 30 Mafchen find ein Schilling; 8
Schillinge ein Pfund, folglich in einem Pfund 240 Ma:
Shen. . Go hat > B. die Reckſege ein Pfund Mafchen
— 223
ie jedem Glaitel: alfo die ganze Stege vier Pfund,
oder 960 Mafchen. Dad Aſchr— garn iſt ſehr liecht im
Spiegel, und wird gebraucht, am Aſche su fangen. Das
garn iſt důnn am Faden, und dabey weit im Spie
sel, ſo daß man mit der. Hande durch die Maſchen ſah⸗
ren kann. Es ift gleichfaug ein ſtehendes Garn: an
welchem fi die Warme, biöweilen auch Huchen, Altel
x. ſelbſt kampen, d. i. mit ben Halsfloſſen bangen
bleiben. Das Floßgarn, womit die. Fifcher floͤtzen,
d. i. mit zwey Zillen nauwerts (ben Fluß abwärts) fah-
ven, und, menn fie etwas gefangen haben, ſelbes auf⸗
heben, und gleich wieder zuruͤck kehren; iſt ein kleines
Garn, welches in allen etwa aus 180 Maſchen beſteht.
© ift es hier an der Traune gewöhnlich,
der Fiſchgeyer, ader Fiſchhabich; ſouſt Fiſchaar,
Flußadler, kleiner Meeradler, Balbuſard, falco halie-
tus, Lin. Dieſer Vogel, welcher ungefähr ſo groß ift,
als eine groſſe Wildaͤnte, iſt oben braun, unten ſchmut⸗
vs weiß; hat einem weißlichten Kopf, und blaue Fuͤſſe,
daher felber auch ben dem Koamer der Blaufuß heißt.
Er fireichet nach dem Waſſer; wächelt, went er herab
ſhanet, beſtaͤndig mit den Flůgeln, um ſich in der naͤm⸗
lichen Stelle zu erbalten; und ſo bald er eine Beute 4:
blicket, zieht ex die Fluͤgel ein, und ſtürzet thurmboch
wit ſolcher Gewalt herab, dag das Waſſer Über ihn
euöipriget. Er führet au den Krallen ein — and zwey⸗
pfündige Fifche weit fort, auf einen alten und entbläf
teten Baum, damit er überall ausſehen, und bie Beu⸗
te, ohne ertappet zu werden, verzehren kann. Zu En⸗
de des Maͤrzens, da der Aſchbruch ſeinen Anfang nimmt,
d. i. als die Afche feichen, und ſich daher on den ſeich⸗
ten Boden begeben, kommen dieſe Raubvgel ‚hier am
Traunfiuffe am, wo. fie groſfen Schaden verurſachen,
uud deßwegen auch Aſch — Habich genmer ruteden.-. :.
dee Fiſchraiger; Reiber, Fiſchreiher: und zwar
dee blaue Reiher, andea maior,. Lis:. * aſchfqrbe
2
224 ——
ardea cinerea. Beyde werden auch Hier nur für Maͤnn⸗
chen und Weibchen gehalten. Gie werden Winter und
Sommer an bem Traanfluß angetroffen, ſtreichen fehe
:weit fort, waten tief in das Waller, vorzüglich zur
Rachtzeit: und die Fiſcher glauben, daß ein folder Vo⸗
. gel in einer einzigen Nacht 7 bis 8 Pfund Fiſche feefs
fen kann. Um felbe zu effen, muͤfſen fie eingefalgen, im
Eſſig gebeitzet und gedünſtet werden: wo man ſie auch
als eine Faſttags Speiſe auſieht.
der Fiſel; an einigen Orten von Obere nud Nie⸗
derdeutſchland, dad mannliche Slied au Menfchen und
Thieren. In dem alten Woͤrterb. 1482. Fiſel — haar,
capilli pubis. Ein Ochſenziemer wird in Schwaben und
Salzburg der Ochſenfiſel genennet, Engl. pizzle,
Hollaͤnd. pees: und ſiſeln, einen damit ſchlagen. Bey
unſerem Volke Heißt es ſtatt deſſen, er werd Dich
ſchwaͤnzen, ukmlich quälen, kuranzen, eigentlich aber
mit dem Ziemer zu recht weiſen.
Wachter leitet es her von foͤden, erzeugen (ſ. Bas
tee). Adelung von faſeln, zur Zucht taugen. Allein
das Hollaͤund. pees heißt überhaupt eine Nervr oder
Gene: z. B. bey dem Aderlaſſen — een pees raken,
eine Flaͤchſe treffen; pees van een boog, die Sene
an einem Bogen. Da die Senen aus kleinen Fäfern
beftehen , ſo ift es wahrſcheinlich das altefes, fis, eine
Safer, etwas dünnes und langes (ſ. Wachter, v. Fäs⸗
fein) : und zwar erſtens, eine Faſer des Körpers, fibra;
alsdann weiter ein ans Faſern beſtehendes Gewaͤchs,
eine Sene; bey dem Friſch eine Ochſenſene, nervus
tauri, nämlich der Ziemer. Auch von. Menſchen iſt im
der Iteiifen Sprache bisweilen nervus ‚gefagt wor⸗
den, wie im Deutſchen der Fiſel. Auf eine aͤhnliche
Weiſe iſt das Wort Flaͤchſe, von Flacht, vlahs, das
Haar ¶ſ. Has).
fihfeln; ein Zeitwort von verſchiedenen Bebeutun:
gen, weldes wie Wachter glaubt, aus Fis, Feſe,
EN Pr MESSER BEE aab
Ä - =
Fafe, etwas Meines und fafenartiged, gebildet wor⸗
den ift. Matthias Kramer ſchreibt in feinem Holländ.
Worterb. 1719. veezel, Safer, Fiſel, Faferlein.
Im Zatian c. 39. fefa, der Splitter (feftuca in ocu-
lo fratris, Luc. 6, v. 41.): und bey dem Verelius
— linguæ veteris Soyto— Scandicæ) fis, ein
alm.
Im ſchreiben ſiſeln; mit Heinen und faum lesba⸗ |
sen Buchftaben fchreiben. Bey dem Eifen fifein, ein
Fein abfifeln, die Heinen fleifchigen Theile und Fafern
abſuchen; manche Leute fifeln gern, andere haben lie⸗
bee lanter Fleifch. Fighrlih, etwas ausfifeln, durch⸗
fiſeln; durchſtuͤren, Mein abfuchen und betaften, wo:
für in Baiern manches mal auch fißeln gefagt wind. Im
Schwaben ein Herrgot — fißler, Andaͤchtler (f. Herr⸗
gott — beiſſer). Endlich iſt fifeln, ein aus Fiſel gen‘
bildetes Wort; gewöhnlich quaͤlen, zuͤchtigen (ſ. Fiſeh).
die Fiſole — Tom auf der zweyten Sylbe; fonft
Faſeele, Gartenbohne, Schminkbohne, wälfche Bohne,
phafeolus vulgaris, Lin. Die Zwergel — Fiſole, phaf-
eolus nanus. Die fpanifche Fiſole, dolichos lablab.
Dieſes Wort, welches in ſeinem Urſprunge grie⸗
ciſch iſt, lautet im lateiniſchen fafelus, phafelus, pha-
folus; frauʒ. fafiol, fafeole, fafole, feve de Rome;
Stel. fagiuolo; Eroatiſch bafol. Don dem griech.
phafelus, ein Meines Schiff, weil die Blume die Ge⸗
Halt eines Schiffes hat: daher: auch ber. batanifche Aus⸗
Ku carina, flos carinatus. Das Stammenwort ift
das Hehe. palal, hat geſchnitzet, ausgehauet.
das Fifperl, Viſperl; Cı. ein Eylinderförniges,
mit Buluer gefültes Papier, welches in der. Haude au⸗
Stände wird, und dans biß, bi, macht. Ital. fifchi-
are, ziſchen, ein Geräufch erregen.
(2. Ein Ratterhaftes Kind , junges Hüchtiges Maͤd⸗
Gen. Bey dem Pietorins heißt e8 ein Viſperlin: und
vilpern, Engl. fisk, fort wilden, herum bäpfen. Et
PU
226 — —
iſt gleichfalls ein natüͤrlicher Ausdruck der Aatterhaften
Bewegung. In Sachſen, wle Adelung bezeuget, wird
fiſpern, auch für fliſtern, geſagſßt.
fitzen, ober pfitzen; in dee Schweitz, mit der
Ruthe ſtreichen, peitſchen, Engl. to feaze. Es ahmet
den ziſchenden Laut einer Ruthe nach (ſ. Pfitzi —pfeiſ).
fixeln. ©. fickſeln.
dee Flächel; ein weites ſſatterndes Städ an ber
Kleidung, ein langer herab hangender Ermel; auch ein
Menfch ſelbſt, deffen Kleid auf eine nachlaͤſſige Weife
flackert. Bey der Frohnleichnams — PBenceffion, hatten
vormals die Kinder auf dem Lande ein weiſſes Hemb
über das übrige Kleid, im der Mitte einen Gürtel,
sind einen Kranz auf dem Kopf: die man deßwegen aus
Scherz Pfad fächel nannte; von Pfaid, das Hemd,
und Hafen, flackern, Schwed. Heckra, Engl. to fi-
cker, bin und ber bewegen, flattern: wohin auch die
Flagge, eine Fahne auf den Schiffen, gehört.
dee Flach$ , oder kein, linum ufitatiffimum, tin.
wofür man aber in Deftere. der Haar zu fügen pflegt.
Doch wird der Baſt des Hanfed, woraus für die Gai-
fer, Schuſter odetr Fifcher Garn bereitet wird, im eini⸗
gen Gegenden hier Flachs genennet. Haar und Flache,
ift von gleicher Bedentung. Gollte der Reinbau in je⸗
nen Orten von Dentfchland, im welchen dieſes Wort
gebräuchlich ift, durch Slaven eingeführet oder befoͤr⸗
det worden feyn, welches fehr wahrſcheinlich iſt; fo
laͤßt fich deffen Urſprung leicht erfennen in’ dem boͤhmi⸗
fen wlas, Pohln. wlos, Windiſch und Croatiſch laſs,
lafz, da8 Haar, capillus: womit dad griech. Azcıos,
rauch, uͤberein kommt.
der Flank: ein lockeres, abgetragenes Stück
Kleid, ein after langer Fetzen; imgleichen din Menſch,
der ſchlechte, aber dabey weite und ſchwebende Kleider
— Daher das Zeitw. flanken, flankiren, auf fol⸗
che Weiſe daher gehen. Eine Weibsperſon, welche den
x
227
Gofdaten nachzieht, heißt im -verächtlicden Verſtande
tine Soldaten flanfin.
Bon Hat, breit, ſchwebend: wovon Hanig, flanch,
Hanf, gebildet‘ zu ſeyn feheinet (ſ. flanſchen).
dee Flanken, in der Verfeinerung das Flänkerlz
eine lange Flocke von Shure, Rotz, ic. Wegen ber
dünnen und Teichten Ausbreitung gleichfalls von flan:
fo wie Flauk, und Hanfchen. a
flänfchen ; ein Kleidungsftäd fehr abnůtzen, ſchlapp
machen, wider Die gehörige Ordnung erweitern: z. B.
die Schuhe, den Rock abflanfchen, hinflanſchen. In
tm Gloſſaris des Hieron. Dez ift der Flentſcher,
Blanczfchier , ein Lappen. Franz. Man, der Fladen.
Bey dem Notker Bannen, aus einander ziehen (f. flen⸗
sen). Der Grund diefes Wortes ift alfo flan, breit,
Bah: weiches, wie es fcheint, zu Plan, eine flache
Gegend, Tat. planus, planities, böhmifch planiti, eben
machen, gehoͤrt. —
die Flauder, oder das Flauder —loch; Flugloch,
die. Oeffnung im den Bienenſtoͤcken, woraus die Benen
futtern, flattern (ſ. flotterzen).
flaugen; in einer verſtaͤrkten Bedeutung flaucken,
flaugitzen, groſſe Flammen von fi geben. Es wird
von dem Fener gefagt, wenn es nicht ſtill brinnet, fon-
dern fich viel hin und ber beweget. Entweder von dem
alten Laug, die Lohe, helle Flamme; bey dem Kero
65. laug, Notker Pf. g2. der loug, und Horned
e.75. dee Lauch. Oder Yon einem Veralteten Zeitw.
fangen, fliegen, fliehen. Kero hat in der Vorrede,
erlaucter forahtun, vor Furcht erſchrecket, zurück ges
ſcheuhet. Und Strider c. 6. Sectione 3. flauch, er
Hoh, nahm die Flucht. Island. eg Ayg, ich fliege,
ſchwinge mich in die Luft, und eg flaug, ich bin geflo⸗
gen. Auch im heutfhen Ifidor ift c. VI. arflaugan,
effugare, |
228
der Flaum; 1. ein Fluß, Aumen, tal. kume.
Dieſes alte Wort kommt noch bey dem Hornedck vor:
aldc 329. ein hamelſtetiger und tieffer Phlaum;
ce. 455. aus dem Paradies Hlesgent vier: Phlaum.. Die
Stadt Fiume in. Italien ift von den Deutfchen ſanct
Veit am Flaum genennet worden. 2. Der Unflath,
oder die fhlechteren Theile, wovon ein Körper gereini⸗
get wird; von flauen, fleihen, abfpälen, abluere..
In Niederfachfen ift die Flome, wie Friſch bezeuget,
die ſchleimige Schuppenhaut der Fifche; einen Fiſch
flömen, ibm abfchlippen, reinigen. Hollaͤnd. fluim,-
Dicker und zaͤher Schleim; fluimen, ſpucken, ausfpeyen.
Bey dem Otfried lib. 5 c. ı. ther unorolt floum, die
eitle oder unreine Freude der Welt. Im Oeſterreich
werden die Hülfen des Habers Fleime, Flaͤume, ge⸗
nennet: daher ein Fleimpolfter,, Fleimbett, ein Pol⸗
fter oder Bett gemeiner Leute , worin ftatt ber Federn,
eur Haberbälge gefüllet find. In einen zu Laybach
1768 gebrudten Buche fteht für Fleim, die Yleide.
Island. eg fie, gutem detraho , ich ſchaͤle, ſchinde,
Imperf. eg floo, detrahebam.
| die Flaufes ein wunderlicher Einfall, unbeftäubige
Laune, Die duch Einbildung oder Schwärmuth her zu
tommen pflegt: z. B. allerley Flauſen im Kopfe haben;
fih duch eine Ergözung die Flaufen vertreiben wollen.
Es Bat die nämliche Bedeutung, wie Fanfe, (.
dieſes Wort): fa daß ichnicht weiß, ob es wirklich zwey
verfhiedene Wörter feyen, oder welches aus beyden als
richtig angefehen werden fol. Allenfalls möchte «8 eim _
Geſauſe oder ein Gewalle von Gedanken anzeigen, gleich -
unruhigen Wellen; von flieffen, Fluder, Fluß, Fluth,
HAuctus, fuctuatio. In dem Idiotikon von Lief — und
Ehſtlang 1795 heißt es, Flauſen, Raͤnke.
Die Flaute; Flöte, Querfibte, Ital. flauto,
franz. fleute, Aute, boͤhmiſch fetna. Es ſcheint mit,
— — 229
dem lat. Ratare, blaſen, flator, ein Floͤtenblaſer, we⸗ |
nigſtens verwandt zu ſeyn. Die Laute ift ein Gaitens .
Inſtrum
ent.
der Fleck; Hollaͤnd. plek, vlak, vlek; ein Wort,
welches in verſchiedenen Bedentungen vorkommt, die ſich
aber doch in dem Begriffe von theilen, trennen, zers
Rüden , vereinbaren laſſen. Wachter und Adelung füh-
sen bier das Dänifche flecke, Schwed. fiäcka, Islaͤnd.
fleika, trennen, zertbeilen, an: wohin aud noch das
Hebr. palag, divift, palach, dilfecuit, zu rech⸗
oo iſt.
1. Ein gewiſſer Raum oder Plas: z. B. nit vom
Biete gehen. Der Flecken, fie Bezirk, Gegend, ift
bier in gemeinen Neden nicht gewöhnlich. Der Markt —
eden, kommt noch in Schriften und Büchern Vor.
In Niederfachfen Bleck, Tat. plaga: Hebr. palag,
haat getheilet, abgetheilet. So fern ein folder Ort von
anderen abgefündert ift, ober wenigftens im Gedanken
von der übrigen Gegend getrennet wird (ſ. Blaike).
Da ein Flecken ſowohl eine ebene, als bergichte Lage
baben fan, fo wollte ich dieſes Wort nicht gern mit
Friſch und Adelung vonflach, im Niederdentſchen Back,
vlach, ber leiten.
2. Ein Heiner Raum in einem anderen Koͤrper,
velcher ſich von den übrigen Theilen merklich unterfchei-
det, uud baher gleichſam als ein fremdes und abgefüns
dertes Gtuck angefehen wird: 3.3. manche Vögel haben
braune, weiſſe, fchwarze Flecke; ein geflecktes Pferd;
am Geſicht, an der Hande einen rothen, blauen Fleck
haben; ein Schmierfled, Dintenfled , Schandfled‘, ꝛc.
. 3. Ein vom ganzen wirklich abgeſchnittenes Stuͤck:
3. B. ein alter, neuer, guter, fehmieriger Kfed; und
fa fern felber zur Rteibung Diener, Bruſtfleck, Fürs
ed. Die Flecke, Kuttelflecke, find Gtäde, welche
and den. Manſt und Magen ber - Rinder und Schafe
Berans gefchnitten werden.
A
330 TE GE EHER
flecdeln , wird bey ben Scheibenſchuͤgen sefagt,
wenn zwey oder mehrere für ſich allein, um einen feſt
gefesten Preis ftreiten, wer auf den ohngefähr gewähl:
ten Fed, oder Punct, näher fchieffen kann.
« ber Fleimpolfter. ©. Flaum. —
flennen, in des Schweitz pflennen; wit verzerre⸗
tem Maule weinen. Notker bat am Eude ſeines Wer⸗
tes, nämlich in dem Symbolum des heil. Athanaſius,
flannen durch das lat. ora contorquere erfläret,.. Er
redet von foldhen , die auf der Schaubühne den Munb
zerreten, um Gelächter zu erwecen. Daher kann das
sämtliche Wort. wie Adelung bemerfet, ſowohl weinen,
als lachen anzeigen. Das Stammenwort ift flan, breit
Ch. flauſchen).
flenichen , gemöbnlicher aber ‚flienfchens mit vers
zogenen Munde lächeln. . Welches entweder ein heimlich
boshaftes Lachen anzeiget: oder ein Dummes , Das ohne
vernünftiger Urſache gefchieht, In Sachfen fpricht mas
flenfen; von dem vorigen flenuen. . -
das Fletſchmaul, ein Schimpfwort , um einen
noch unerfahrnon Menfchen zu bezeichnen, ber deßwegen
noch bey jeder Gelegenheit dad. Maul ſletſchet, d. i. aus
einander siehet. Don platt, Engl. und Schwed. flat,
breit, eben, Das Eifen fletichen, es beeit fchlagen.
flicken; 1. ausbeſſern, einen Fled auffenen , 3.
B. ein Kleid, eine Pfanne, einen Keſſel Hidden.
2. ſchlagen: ein Kind flicken, es auf den Hinteren
fliden. Lat. fligere, affligere, infligere, wohin das
veraltete fleaen gehört, von welchem noch Segel, die
Driſchel, übrig ift.
3. wird flicken gefegt, wenn zwey Perſonen vom
gleichen Geſchlechte, nicht ans dem Antrieb einer eruften
und vernünftigen Freundſchaft, fombern une einer flüch⸗
tigen und jngendlichen Gefaͤlligkeit, mit einander Um⸗
gaus pflegen :.3, B. Peter bat ben Jacob lange Zeit gen.
fickt. Es ift ein Intenfivum, von bem alten Zeitw. fle⸗
— ———— 231
hen, ſchmeicheln; in Niederſachſen flojen, floicken,
flickflyjen. In der Mondſeeiſchen Gloſſe p.330. gifle-
goter; delinitus obſequiis. oo |
die Slider, oder Flitternz in den Gegenden uns
fered Gebirges , ein Nahmen der Flitter — oder Bitter:
pappel , populus tremula, Kin. (f. Alber). Bon
fittern, flüttern, Hattern: weil die Blaͤtter immer
ein flatterndes Geraͤuſch machen (ſ. Hotterzen). nal.
_ Sittermoufe, die Fledermaus. In Niederfachfen ift
der Zlieder, Flitter, fo viel ald Hohlunder, Sam-
bucus. : Vielleicht wegen der weißglängenden- Blüthe?
Den dem Wachter ift fiod, flitter, glänzend. Die
Bluͤthe, wenn fie gezupfet wird, fließt Meinen Fluͤtter⸗
hen ähnlich (ſ. Fliuſel).
Die Flieges ein befanntes Inſeet mit zwen Fluͤ⸗
geln, und einem bloffen borftigen Saugrüffel: davon
ed mehrere Unterarten gibt. Die gemeine Hansfliege,
mufca domeftica, Lin. Die Fleiſchfliege, mufca car-
naria. Die Gchmeißfliege, mufca vorkitoria. Aus
den Eyern einer gewiſſen ſchwarzen Fliege mit weiffen
Flügeln, mufca putris, entftehen die Maden im Käfe.
Die fpanifche Fliege, Iytta velicatoria , heißt hier ſpa⸗
niſche Mucke C f. Mucke).
das Fliegen —gäders ein aus Garn oder Eifen-
drat verfertigtes Gitter vor die Fenſter, um die Fliegen
abzuhalten. Popewitſch nennet es Gälfegarn. Wenn
es wirkliche Mafchen Hat, heißt es Fliegenneg: womit
man ind gemein Die Pferde zu bedecken pflegt.
der Fliegenfchlis; ein Landkutſcher, Miethkut⸗
ſcher. Es kommt dieſes Wort noch bisweilen in den
Konzleyen vor: z. B. burgerlicher Fliegenſchütz in ber
Stadt Steger; es wird das Hans famt der Fliegen-
ſchutzen Gerechtigkeit an die meißt biethenden hindan ge⸗
geben, ꝛe. In der Donau werden gewiſſe Floͤſſe mit
leichten und zugefpisten Rudern Fliegenfchligen genen-
met, j i .4
232
In dem Schwaͤbiſchen Idiotikon des H. Prof.
Schmid ift Flieger, ein flüchtiger Menſch: gleichwie
alfenthalben Hugs, flüchtig, Schweb. fly, eilfertig,
geſchwind. Entweder alfo ein Fahrzeug, welches ſchnell
fortſchieſſet, forteilet: oder wahrſcheinlicher, weiches
die Riehenden in den Schus nimmt. Dean Schüg ift,
wie Adelung bemerket, auch für Schuͤtzer, Beſchuͤtzer,
genommen worden. Engl. fly, eine Fliege; to fly,
fliegen und fliehen; flying—coach, eine Poſtkutſche.
Kaifersberg fchreibt Dom. IV. poft Epiph. Das
Bordertheil, der Schnarf vder das Vorend, beißt
prora im Latin: wir nennenshiedasflügend, wann
es flühet voran hin. |
flienfchen. ©. Henfchen.
das Flinferl; fonft der Flinder, Flitter, ein klei⸗
nes dünnes Stück von einem glänzenden Metall. Bey
Friſch und Adelung iſt flinfern, flintern, flittern,
einen zitternden Glanz von ſich geben. Wachter v. flit-
teen‘, nimmt das angelf. wlitan, fehen, zum Grund.:
welches ganz wahrſcheinlich iſt. Dier heißt es biswei⸗
Ien, bat her geflinfelt aufmich, Kleine Blicke gemacht,
bat her geblinzelt.
die Ylitter, Slitterpappel , populus tremula.
©. Slider. |
flohen; ſliehen, zurück weihen: z. B. die Läden
floben, d. i. die Dielen oder Bretter an einer Plauke,
am Boden, ziehen fich ein, ftehen von einander. Es
ift das veraltete Stammenmwort, wovon noch ich floh,
bin geflohen, übrig ift. Zu Schwaben und der Schweitz
Heißt flohen, flohnen, einem die Flöhe abklauben, 3.
er ” flober mir. Im fittlichen Verſtande aber fhmeis
ein.
- florenz verloren. Diefe Art gu fprechen und zu
ſchreiben iſt Täugft veraltet. Unweit Kremsmuͤuſter
wird ein Bauerngut noch iezt die Florenhub genennet;
in einer Urkunde aber vom J. 1407. Verlorenhub.
.
ri nen 233
Kers überfeget c. O5. eunt in perditidnem; Kant in
forinii. Und Notker Pf\'9. tunc periit impius; do
ward floren der ubelo. - Pf. ı5.hareditatem,, quam
perdo; daz erbe, daz’ ih flüre. Die Monpdfeeifche
Gloſſe p. 326. ulor, internecionem (I. Reg. 15. v.
18. pugnabis contra eos usque ad internecionem
eorum). Horneck c. 339. et 244. Die Fluſt, Verluſt.
der Floß; überhaupt ein Werkzeug zu fiöffen,
flögen, nämlich auf dem Waſſer fort zu bewegen. Ins
befondere ift der Floß (1. ein aus zuſammen gefügten
Bloͤcken beſtehendes Fahrzeug aufeinem Fluß; ein Block⸗
ſchiff, in Sachſen die Floſſe, lat. ratis; franz. radeau,
rafeau,: Ital. zattera, griech. oxedıa. Es iſt wahr⸗
ſcheinlich die erſte und aͤlteſte Art von Schiffes. In
der Mondſeeiſchen Gloſſe p. 367. wird ein kleines Both,
welches gebrauchet wird ; um Leute oder Waren aus
dem Schiffe nach dem Geſtatt zu führen, ein Floßſchiff,
vlozsceff genennet. (2. Ein Meines Gtäd Holz, des⸗
gleichen mehrere in:einer gewiffen: Entfernung , an dem
oberen Saum ded Neues angemacht werden, um felbes
in der Höhe zu Halten (ſ. Fiſchgarn) In Sachſen heißt
es die Floſſe, bey einigen‘ Schriftftelern der Schwim⸗
mer, franz. liege. In den alemanniſchen Gloſſen bey
Martin Gerbert, p. 132. Flogin, Subera, parva
ligna, quae in rete ligantım.
das Floßgarn; hier an der Tranne, ein Feines
Garn, womit_die Fifcher-zwifchen zwen Zillen abwärts
fahren, und, fo bald fie etwas gefangen zu haben glau⸗
ben, felbes aufheben: alsdann aber wieder bie Arbeit
fortfegen. Diefe Art zu fifchen beißt flögen.
flotterzen; fllattern, Engl. flutter, bey bem Pie
torins flottern, fluttern. Die Tledeermans- flotterzt;
ein junger flotterger , ober Flattergeift. In der Mond⸗
feeifchen &loffe p. 409. flogoruzan, volitare.
flögen, oder Köffen, ‚in: Nieberfachfen - flöten ;
überhaupt fieffen , oder fieffen machen. Engl. to flow,
234 cn 0 _ „090
Hiclien, sinten; to. float, auf dein Waſſer ſchwimmen;
to fleet, flott feyn, fi hin und Ber bewegen. - Ins
hefondere ift Rösen (1. etwas auf dem Waller fort füh-
ven, fort ſchwemmen: ald Holz, Sheiter, Kohlen.
Rente, welche die Waren auf ſolche Weiſe führen, heiſ⸗
ſen Floͤter (2. Ausſpülen, binweg waſchen: z. B.
Der Stremm flöͤtzet das Erdreich weg; floͤtzet ein Loch
in der Erde aus. Willeram ſagt c. Ve die Mackeln der
Sünde abwaſchen, Aozeen.
der Fluderbaum; font Fachbaum, Grundbaum
Spundbaum; ein, groffee Baum ; welcher bey einge Weh⸗
ze quer am Grunde vor dem Fluder (Muͤhl — gerinne)
dee gelegt wird, um dos Waſſer zu ſchwellen, uud zu
einer gewiffen Dähe in bringen. Hier wigb felber and)
Polfterbaum geuennet: weil Das. ganze Weſſergebaͤude
darauf rubet; Sder fo fern das Waſſer dadurch ange
— — von bol, anfgedunſen, angeſchwollen
die itge; fonft der Flgel, z. B. Den Gens
eine Flüg abſchlagen. Einen —* bey der Fluͤg
Cin Sachſen bey dem Flügel, d: i. bey dem Arm) neh:
men, und zur Stobeuthür hinaus weiſen. Ein feicht-
finniges, flatterbaftes Menſch Heißt gleichfalls eine Flüg:
fo fern es unbefonnen flattert, herum fliege. Ein u
ficalifches Jnſtrument, in der Geſtalt eines Fluͤgels,
wird bier eine Flͤg, in Sachſen ein Flügel genennet.
die F ⸗ Verluſt. G. floren.
der Fock, in der Verkleiserung das Foͤckel: ein
verſchnittener Schweinber, ein Barg, Borg, porcus
caſtratus. Im GSaliſchen Geſetze fcheint dieſes Wort
ein Schwein überhaupt anzudenten. Daher foci—chal-
ta, foci — cheita , die Geltung aber Geldſtrafe für ein
geftoßlened Schwein. Schilter erklaͤret das Wert fo-
kich, für deu Diebftahl eined Mutterfchweins famt den
Yungen. Im geiechifchen ift Duuy, lat. phoca, ein
Sectkalb, phocena aber «in Mecrſhwejn. Bielleicht
it es ein naturlicher Ausdruck jenes Lantes:; welchen
die Schweine theild bey ihrem Fraß, theils in einem
muthigen Gebranfe von fich Hören laſſen, fug, ſog;
weßwegen man ihnen auch mit dem nämlichen Ausdruck
w rufen pflegt Cf. locken). In Sachſen ift der Fock,
oder Die Focke, der Schildraiger ober Nachtram, ardea
nycticorax Bin. welcher ein wildes Gebruͤlle macht. Es
kann daher For, überhaupt ein brummeudes Thier
anzeigen ; Sat. vox die Stimme, vaco üb rufe; boo,
ich bruͤlle; Eeltifh bu, das Mind, Die Stadt Voͤg⸗
gelbruck Hat diefen Nahmen von einem Fluß, welcher
die Voͤggel, Foͤckel heißt, in den Zeiten Karl des groſ⸗
fen fecchiles-— aha, etwa Schweinbach? Gie liegt ge
gen die Graͤnze von Salzburg in. Ein anderer Fluß,
nahe ben dem vorigen, wird die aga genennet: "ohne
Zweifel fo wiel, als acha, aqua (f. Ab). -
In Niederſachſen ift die Focke, Hollaͤnd. fok, ein
langes und breites Gegel: vieleicht von ſochen, fu⸗
chein, fucken, nämlich fachen, waͤcheln (f. Friſch, v.
Focher); oder, wie Adelung glaubt, Yon fligen, len⸗
ten, regieren. Ferner iſt Focker, Fucker, ein groſſer
oder reicher Handelmann, ein Wucherer: welches Wach⸗
5 von dem gethifchen bugjan, fanfen, her leitet (ſ.
foͤdeln; bey den Inleuten in unferen Gegenden,
wandern, and dem bisher hewohnten Haufe in ein an⸗
deres ziehen, umfoͤdeln, in Baiern foͤrzen. Go. wie
ſedern, fördern, befördern; von vor, fort. In Salp
burg ift feken, umwandern (ſ. dasſelbe).
das Fohlen. G. Fllen.
die Foͤhre; Kienföhre, Kiefer, Siegenbaum, pi-
nus Sylveftris, Lin. Fuͤr Föhre, bat man aud For:
de, Feure, Fuͤre gefhrieben: von Feuer, angelf. fir,
fyr, als ein Holz, welches zur Feuerung dienet. Manz:
Ge Schriftſteller begreifen unter dem Nahmen Führe,
anch die Tanne ſowohl, als die Fichte, weil beyde gleich:
—— ⸗
836 a ER
faitd ein Vrennholz abgeben. Zum Unterſchier wirb
Daher die erft genaunte Art Kienführe genennet, als
eine. Fohre , weiche. zum Anzünden gebraucht wird, ins
dem man .die gewöhnlichen Kichtipäne daraus werfertiget
Ch enten). Der Ausdruck, eine Kiefer, ift in Oeſterr.
fremd, und, wie Friſch und Popewitich glauben, aus
. Kienföhre nur abgefürzet. Im übrigen ift die Führe
auch ein Fiſch Ch. Forelle).
fpppen; verieren, das Betragen eines anderen
auf eine nicht viel beleidigende Weiſe lächerlich machen,
Holland, foppen, Engl. to fob. Go bekannt dieſes
Wort durch ale deutfche Länder ift, fo wenig läßt ſich
doch bisher noch von deſſen Abftammung mit Inverläf-
figkeit fagen. Es kann urſpruͤnglich ſchmeicheln, lieb:
koſen andeuten, wovon. man ſich bey dem Foppen we⸗
nigſtens einen Anfchein gibt; griech. zorruen, mit den
Händen, oder mit der Zunge, mit den Lippen, einen
gewillen Laut hervor bringen, ind befandere mit dem
Lippen ſchmatzen und lieblofen, lat. poppysma, ein
ſolcher Laut. Das Holland. foppen, heißt nit. nme
verieren, fondern auch abfüflen , abſchnatzeln. Böhmifch
popauzeti reigen, anreigen, unwillig machen. Judeſ⸗
fen gibt es aber noch andere Dinge, welche Die Unge⸗
wisheit vermehren. Engl. fop, ein Phantaft, wunder:
licher Menuſch, foppifh läppiſch, naͤrriſch: ferner fob,
Taſche, Beutel, wie auch Life und Betrug.
. die Forelle, oder Führe, Salmo fario. Lin.
Diefer fehr gute Fifch ift wegen feinen rothen und ſchwarz⸗
‚ braunen Tupfen an den Geiten, im Lateiniſchen varius,
variolus , foria gennennet worden. Im Italien tor-
rentina, trotta; franz. la truite, Engl. trout, in der
Schweig gegen die Oränze Italiens die Trutte. Es iſt
ein Raubfiſch, und liebt feifhes Waller. Je reiner
daffelbe, defto weiſſer ift feine Haut. Aus Quellen,
welche viele Eifenthrile enthalten, kommen oft —
Fo⸗
e:
135
Forellen zum Vorſchein. Die Lachsforelle, Salmo truts
ta, Lin. die Mayforelle, Salmo Schiffermülleri.
der Fornätfher— (Wein); ein natürlich rother
und ſüſſer Wein, welcher in Italien, z. B. um Teieft
und in Friaul, angeteoffen wird. Dee unferige iſt
ein nachgemachter und gefochter Wein, mit einer rothen
Garbe: welcher meht dem Ftauenvolke, als den Maͤn⸗
nern, zu behagen pflege. Ohne Zweifel Hat diefer Wein
feinen Nahmen von einem gewiffen Ort dder Weiriges
birge in Italien , wo felber vorzüglich beruͤhmt gewor⸗
den ift: und zwar, wie ich höre, von fornazi, fornafi,
einee Gegend in Friaul, weiche unter das Gebieth vo
Udine gehört, on ns:
der Foß, ober die Fotze; Überhaupt etwas raus
ed. In derfchiedenen Wörterbüchern, als des Pieto⸗
rind und Dafypodins, welche Friſch bey diefem Worte
angeführet hat; und noch in den Wörterbuch des Paul
Ace zu Coin 1728. wie auch in dem Gchlüffel jur la⸗
teinifhen Sprache vom Denzler zu Bafel 1709 ift Fo⸗
gen, villus; fosig villofus; Fotzdecke gaufa e, Ara-
gulum villofum; Bogen, Haarlocke, vilus. Jr
Schwaben und der Schweltz wird jenes Büſchel Haare,
welches beygeſchornen Hündchen an der Spitze des Schwei⸗
fe3 gelaffen wird, die Fotze genennet. Endlich werden
in vielen Orten von Deutichland durch Fotze, die weibz
lichen Schamtheife verftanden. Hier ift es nur noch
als ein Scheftwort befannt, welches jungen Weibsleu⸗
ten bisweilen gegeben wird, Du Fogen, dir! obwohl
dielleicht fein Menfch weiß," was man dadurch ſagen
will. Das Geſchwulſtkraut, feduri tele hium fin.
welches zur Heilung der Brüche bdienet, wird daher bey
dem Tragus Fotzzwang, Fotzwin geuentet! weil es
diefe Theile winner, zwinget, naͤmlich zuſammen ziehet.
In Oeſterreich wird die Freffe oder das haarichte
Maul an Ochſen, Schweinen, Pferden ꝛe. d'ie TE
genennet: und die rauche Haut, welche die Menger don
Erſter Theil R
dem Maule bee Kälber and Schweine abziehen, das
Fotzmaul. Im Scherz oder Verachtung ift der Fotz,
das Maul eines Menfchen: z.B. einen langen oder vers
drießlichen Fotz machen; Den Fotz hängen laffen; einen
gefhwollenen Fotz haben. Ein folcher Menſch, welcher
im Verdenffe dad Maul, verdider, heißt ein Wiasfog
(ſ. diefes. Wort). Daher auch die Nebensart, einen
anderen in die Fotze ſchlagen, oder ihm eine Fotze
geben; eine Maulſchelle. Dieſes errinnert an die vori⸗
gen Zeiten‘, in denen man noch einen Bart trug, und
fo die rauhe Lippe oft in das Getraͤnk, oder. indie Gups
ge eintauchen und beſchmieren mußte. Die Gkabiofe,
Scabiofa arvenfis, eine Blume mit unzaͤhligen rauchen
Mäulern , ift Hier nuter den Nahmen Fotzmaul befannt
¶. Scabiofe). Toy, Tone, gehört zu dem Engl. to
fuzz , ſich fafern, rauch werden, und,dem in Oberſach⸗
fen üblichen Ausdruck foß, faferig. Friſch und Adelung
glauben, dag diefe Wörter mit Faſer, faferig, eines
Stanimend feyen. Wachter hat fowohl das oben ange: .
ührte * ‚old auch Fotz, vulva, von Dem alten
eitw. foͤden, erzeugen, gebären, her geleitet; aber
in feinem Falle das wahre und eigentliche getroffen. In
der Hebräifchen Sprache jft poth das Kohle Eifen an
groffen Thuͤren, oder jenes Loch, is welchen ber Angel
oder eiferne Zapfen fich herum draͤhet. Burtorf bemer-
tet, dag diefe Gleichniß von den. Juden in einem Lüfter:
nen und ausfchweifenden Ginue genommen worden ift.
Daher alfo das Punifche poth, lateiniſch putilla, alt:
brittifch bey dem Borborn puttain, meiblihe Scham.
Hieraus ſieht man auch zugleich, warum jene erſtgedach⸗
te Vertiefung in den Thorgeräften, welche eigentlich die
Pfanne oder das nnchen heißt, von Tateinifchen
Schriftſtellern cardo femina, der Angel hingegen car-
do mafculus genennet wurde. |
der Fragner; ein Krämer, welcher verfchichene
Beine Waren für bie gemeine Hausnothdurft vers
er als Halſenfruchte, Mehl, Gries ‚ Kienſpaͤne
Zu Wien iſt dafür Graͤußler mehr im Brauche.
kommt von fragenen frahinen, ſregeln, frät«
ſcheln ber, naͤmlich oft fragen.Auch zu anderen Kraͤ⸗
mern ſagt man bisweilen, ob fe alte Sragen haben ?
das ift, alle Gegenſtände, mut die man bey ihrem Ge
werhe zu fragen pflegt. Dog in gemeinen Reden ift
diefed Wort wenig mehr gebraͤuchlich. Jn unferen Ge
genden haben wir dafür Grießler und Käsftecher. Die
Grießler verkaufen Gries, Mehl, Linſen, Erbſen, Boh⸗
nen, Heidenkoͤrn, gerolite Gerfte Die Käsftecher
verfchiedene Arten von Kaͤſe, Butter, Schmalz ‚.Eyer,
Baumwolle, Beſen, ‚Shwefelötzel; Tabakpfeiffen,
Zinkraut. Allein zu Wien iſt es wieder anders, we
das Recht ſolche Waren zu verkaufen, unter mehrere
vertheilet, und daber eingeſchraͤnkter iſt. Dort gibt et
Graͤußler ‚ Käöftecher , Kraͤutler, Oebſtler, Frätſchle⸗
rinnen, Fütterer.
die Frais; ein heftiger Krampf mit mandherieg
Verzuckungen, wobey die Augen verdraͤhet, und die
Zähne über einander gebiffen werben. Vorzuͤglich find
Kinder folhen Anfaͤllen unterworfen, nit nur wenn
fie gaͤh erſchrecet werden; — auch wenn fie. groffe
Schmerzen empfinden: z. B. wenn Würmer im Bauche
find, oder die Zähne hervor zu brechen beginnen: Daher
die Wurmfrais; Zahnftais. Auch bey erwachſenen
gibt es Kopffraiſen, Mutterfeaifen; sc. Die fallende
Sucht, oder das Hinfallende, ift in mehreren Umſtaͤn⸗
den davon unterfchieden.
das Wert Frais, bat vormals uberhaupt einen
ren Zufall bedentet: und kann daher ins beſon⸗
dere dieſer ee det von Krankheit billig zugeeignet werden.
In dem Gedicht des Ritters Hartmann, bey Carl Mi:
chaeler, heißt es: da die freyfe zergieng, das fuͤrch⸗
tere Ungewitter. Ber Otfried und Notker ift freifa;
tine Gefahr, Furcht vor einem Uibel ober — Stra⸗
*
240 —
ſe. In dem Rhytmus auf den heil. Anno zu Coln,
cap, XI. vreisliche dieri, ſchrickbare Thiere, als Loͤ⸗
wen, Bären, ıc. und c. IX. vreifin irbidin, Gefahren
im Keiege erwarten (f. beiten). Daher auch Horned
c. 250. die Unterthanen vor Fraifen befhirmen; vor
den Gefahren oder Uiberfaͤllen des Feindes. Endlich ift
das Fraisamt, Fraifchamt, der Blutbann, Die peins
liche Gerichtöbarkeit.
Von dem Beitw. fraiſen, freifen , ſchrecken. In
dem alten Fragment von K. Karld Krieg in Spanien,
v. 3163. wa fraifte in uon so uil luten also unmazen
Kraft, allwo ihnen grauſete von der unermeßlichen Kraft
fo vieler Leute. Hollaͤnd. vreezen, fürchten, vreez-
lyk fürchterlich. Franz. la frayeur, der Schreden,
und effrayer, effroyer, Schrecken einjagen. Griech.
gocow, ich erfihrede, pgııy, gaE, Schauder vor
Kälte oder im Fieber. Hievon fcheint friefen, frieren,
ber zu fommen. |
das Franziskerl; in Deftere. Galzburg , Baiern,
ein Nahmen der Raͤucherkerze. Man nimmt Weihrauch,
Maftir, Benzoe, Storar, Ladanum, Kaskarillen Rin-
de , und gut ausgebrannte Holzkohlen. Alle biefe
Stüuͤcke werden gepulvert, und mit Tragantfchleim in
die Geftalt Peiner Kegel oder Pyramiden vereiniget.
Die Italiäner nennen fie candele fumante,
Im mittleren Lateine ift francifca für eine feanzb-
ſiſche Streitagt genommen worden, francica bipennis.
Accepit rex francifcam fuam, et percuflit &c. (6.
Chiffletiana, Tom. II). Es ſcheint daher au Frans
ziskerl, eine franzöfifche Erfindung anzudeuten. Al⸗
lein in Frankreich find Die Näucherferzen wenig befannt :
nad man hat auch ftatt dee Defen, worauf wie felbe an:
zuzünden pflegen, gewöhnlich nur Kamine. Der Ur⸗
fprung muß alfo im Deutfchlaud gefuchet werben. Am
Oberrhein, und nabmentlih in Baden heißt die Näue
cherkerze ein Franziskaner: ein Zeichen, daß ein Gran
241
niskaner dieſelbe erfunden, oder zu erſt In deutſchen Laͤn⸗
dern verbreitet hat. Vermuthlich haben ſie auch, ſtatt
der jezigen Forme, Anfangs die Geſtalt eines Franzis:
kaners, oder des heil, Franziskus gehabt.
dad Franzoferl; Jungfernwein, wilder Wein,
hedera quinquefolia, fin. Einvebenartiges Gewädhs,
welches zu Spalieren gebrauchet wird, und in umferen
Gegenden Franzoferl, oder franzoſiſcher Epheu beißt.
frätichein, durch vorwigiges Fragen etwas erfor:
(hen wollen. Und fregeln, duch häufiges Fragen we:
gen verfchiedenen Umſtaͤnden, bie ald Dinderniß ange:
fehen werden, etwas zu erhalten, zu enbitten fuchen.
Goth. frahan, inne werden; fraihnan, fragen; fre-
hum, wir fragten. Angelſ. fraegnan, frinan, fra⸗
gen: bey Horneck und den Minnefängern fraifchen,
gefraifchen, gefreifchen, etwas erfvagen.
die Srätichlerin, oder das Frätſchelweib, Croa⸗
tiſch Alyarka; zu Wien ein Nahmen der jenigen Weiber,
welche Obſt, Kaͤſten, Nüͤſſe, ſchlechten Kaffee, ıc. ver⸗
kaufen, und durch ihre gelaͤuſige Zunge einen Ruhm,
wie Die Fiſchweiber zu Paris, fich erworben haben. Da⸗
Ger ift anfeatt Fragnerin, der fcherzhafte Ausdruck
Geatfchlerin entftanden (|. Fragner).
dee Frag, in der Verkleinerung das Fräbel; ein
Wort, welches aus Verachtung oder im Unwillen von
Kindern und jungen Leuten gefagt wird; ein plauderhaf:
te, muthwilliges, unbefounenes Kind. Won erwach⸗
ſenen Leuten wird es oft aus Scherz gefagt, menu fie
nah Urt der Kinder muthwillige Scherze und Poſſen
treiben, 3. B. es ift ein wahrer Fratz, ein rechtes
Fratzel. In der Mondfeeifchen Gloſſe wird gewoͤhnlich
das lat. procax, durch Fratz uͤberſetzet. Als pag. 356.
frazarar, procax ad loquendum. — Deuteron. 28.
v. 50. adducet Dominus fuper te gentem de longin-
quo, gentem procacifimam ; gl. Mons. p. 323. fra-
zariftun, wodurch ein muthwilliges ober. unverfchäms
8
242
tes Volk verſtanden wird. — Erech. 16. v. 30. in
uo mundabo cor tuum, cum facias omnia hæc
Opera mulieris meretricis et procacis? gl. Mons. p.
$39. huorrin, frazares. In den alemanniſchen
Gloſſen des Martin Gerbert, kommt es in der Bedeu⸗
fung eines Schwelgers, oder. Huremmwirthes vor; p. 34.
3 Fraz. Und in der Florentiniſchen Gloſſe bey
Eckhard p. 985 ganearum, fraizon. |
Den — ſcheint das mutbwillige Plau⸗
dern Fragen und Fodern ausjumadjen. Procax, pro-
cari, precari, ift oßngefähr das, was im Deutfchen
pradern, Engl. prattle Heißt, nämlich auf eine geſchwaͤ⸗
gige und oft, ungeftämme Weile etwas verlangen (ſ.
pvrãchten). Auf aͤhnliche Art kann Fratz von einem
Zeitwort gekommen ſeyn, weiches mit dem griech. ooa⸗
Seıy „ fprechen, oder. mit fragen, fraͤtſcheln, fraiſchen,
ſchen überein. kommt. In Italien iſt la frafca
ein Reis, Zweig; ferner ein Kind, und, fo wie das
anz. la frasque, die Narrenpoffe: frafcare, kindiſche
Poſſen oder Fratzerey treiben. =
- unſere liebe Frau; franz. notre Dame, Eugl.
our lady; der, gewoͤhnliche Eprentitel Marik. Die
vier Hanptfefte , unfer frowen vier hochgeziten, find
Lichtmeſſen, Verfündigung, Himmelfaber und Geburt
(Schilters Gloſſarium, v. Kran). ' Weil zwifchen den
Srauentagen ‚, nämlich zwifchen Himmelfahrt uud. Ge⸗
inet , die befte Zeit ift, Wurzen nuͤtzlicher Kräuter zu
graben; fo wurde das. Feſt der Himmelfahrt , ber Tag
der Wurzweihe genennet, indem wirklich in, vorigen
Beiten ein Büfchel Kräuter in der Kirche geweibet wur⸗
de: ingleichen unſer frawentag der erten, b. i. der
erfteren.: Das Fefbder Geburt hingegen , unfer Frauen-
tag der. letzteren, der. hinteren, der jüngeren. Bey⸗
fpiele hievon kann man bey Haltaus and Scherz autreffen.
In der Naturgefchichte haben mancherlen Dinge,
Die als vorzäglich lieb oder Beilfam angefehen wurden,
ENGEN GE EN nn 243
3 1
einen Beynahmen von Gott (f. Herrgott), oder von
Maria er alten: als Zu
Unfer L. Frauen Bettſtroh, galium verum,
" Rin. Engl. Lady’s beftraw. Gonft Lab:
kraut, Megerkraut.
Unſer L. Frauen Haar 1. eine Art des Moſes,
welches rothgelben Haaren gleicht, polytrichum com-
mune, Goldhaar, güldner Widerthon.
2. Eine Art Zittergras, briza media, Lin. fonft
auch Liebesgras genannt, weil die ſehr zarten, bleich
dioletten Blumenſtiele, wie Haare; die Darauf ſchwe⸗
benden Blumenaͤhren aber, wie Locken betrachtet mer:
den koͤnnen. Uebrigens verſteht man unter dem Nah⸗
men Frauenbaar, adiantum capillus veneris.
Jene Spinnfäden von einer fehr Fleinen Milde,
acarus telarius, welche an ſchoͤnen Herbfttagen in den
Aeckern und Zaͤunen angetroffen werden , beiffen Schoͤn⸗
faden, Sommerfaden, fiegender Sommer, Frauen⸗
faden, Märienfaden, ꝛe. Adelung hat bey dieſem letz⸗
ten Worte gang dreiſt hingeſchrieben, in ber: Römifchen
Kirche ſehe Fe das gemeine Volk als Leberbleibfel an
don jenem Tuch, womit Maria in dem Grabe eingehls
let war , and welches fie bey der Himmelfahrt anf die
Erde habe fallen laſſen. Ich erzählte Dies einigen Leu-
ten unter dem Wolke: die aber ein ſolches Vorgeben
theils mit Gelächter , theils mit —. anbörten.
dee Frauenfiſch; cyprinus orfus. G. Goldnoͤrf⸗
(ii
ing.
das Frauenkaͤferl, Marienkaͤferl, Frauenknehl,
Gotteslaͤmmlein, cocinella, Lin. Eugliſch Lady cow,
franı. b&tc de la vierge, vache a Dieu; Holländ.
onze lieve Yrawen belle
der Frasten— Salben, oder Froonſalver; fonft
ER ‚ Marien Münze, tanacetum ballamita,
is.
a4 — dr ENGL
des Frauen — Tälbling; ein — eßba⸗
rer Schwamm, mit einem rothen Hut, honiggelben
Samenblaͤttern, und einen weißröthlichen Stjele, aga-
ricus ruſſula, Lin Der ſchoͤne hellrathe Saum, wo⸗
mit der Hut eingefaffet iſt, möchte wohl den Begriff
eines gezierten Frauenkleides verurſachet haben.
Der braune Frauen — Talblin ng ‚ agaricus aede-
- matofus, Lin. hat einen gebogenen Hut von braun und
‚bleihgeanee Farbe, mit einem purpurfarben Saum,
gelblichten engen Blättern, und einem weißgelben, etwas
röthlihen Stiel, weicher in der Mitte und am Ende
dider ift (ſ. Deibling, Talbling).
freften; flümpern, entweder eine fchlechte Arbeit
machen, aus Mangel der Kunſt oder des Fleiſſes; oder
mit fchlechtem Zeug fich hehelfen, ausſlicken. Zu diefem
letzten Begriff gehöret die Nedensart: wer nicht zu fret-
ten weiß, kann nicht haufen. Ein Fretter, Stümper;
die Fretterey, ſchlechte Arbeit, verdrießliche Kleinig⸗
keit, ein Hinderniß, welches aus fchlechten und nichts:
werten Sachen entfteht, 3. B. made nur gute Anftal-
‚ten, damit wie nicht, wenn die Reiſe fchon anzutretten
— etwa noch eine Fretteren CHaderey, Bändlerey)
aben.
Urſpruͤnglich ſcheint es reiben, hin und her fahren,
franz. frotter, anzudeuten. Der Feifftand von Gold ⸗
oder Silbermuͤnzen, heißt franz. le fretin: ferner auch
Überhaupt jeder Abſchnitz, Auswurf, Ueberreſt. Da:
her ift fretten, theils mit ſchlechtem Zeug etwas aus⸗
beſſern, theils lange Meile an einer Sache reiben, fe⸗
gen und. feilen, im Gegenfas hurtiger und ausgiebiger
Arbeiten. Geiler. von Kaifersberg fügt in feinem Nas⸗
genfhiff, Straßb. im I. 1520,
Die Werfleut in den Vraß umgohe ,
Auf einen Tag verthund den Wocherlohn,
Dann gehts wieder an ein fretten.
— TE '243
Diefee Begriff des Reibens wird durch die folgenden
Beyſpiele beftättiget. Sich an Jemand reiben, franz,
se rotter, zanken, fih rähen wollen, Engl. to fret,
die Haut abreiben, figärlich bofe machen, erzdenen:
und the fret, das Griffblatt an einer Geige, Laute,
worauf man namlich Hin und wieder fahret. Franz. fre-
uller, fchaudeln, hin und her hüpfen.
Es ſcheint endlich mit freſſen; goth. fretan,
Schwed. freeta, im Grunde einerley Wort zu ſeyn:
indem auch dieſes eigentlich Flein zerreiben,, zermalmen
heißt, im figuelichen Verftande aber drüden uud quä-
Im. Daher bey dem Notker Pi. 55. et go. frella, Be⸗
drüdung, Qual, Elend. Das lat. frendeo, freflus,
heißt gleichfalls Eniefchen, zermalmen, Hein zufammen-
den, 3. B. cicera frella, fabæ frelle. In einer
don Friſch angeführten Stelle heißt es: die Gothen ha:
ben nach Stiliconis Tod, Italien ein ganzes Jahr
gefrettet, d. i. bedrücet, gequält. Freſſen, fretten,
bat in dem Imperf. ich fraß, fratt: daher die Redens⸗
art, fich fratt reiten, die Haut aufwegen; die Kin⸗
der werden fratt, wenn durch äsende Feuchtigkeit die
Haut wund gemacht wird. | |
das Freygeld; jenes Gold, welches die Herefchaft
bey dem Todfall eines Unterthbans, oder ben dem Ans
fritt eines neuen Beſitzers, zu fodern bereshtiget ift;
ind gemein zehen von Öundert.
Im eriten Galle heißt es Fallfreygeld, Sterb-
tore, Todten— pfundgeld, mortuarium, jus caduci;
im zwenten die Stift oder das Annehm— Frengeld,
Mechfelfrenaeld, Veranderungs Pfundgeld, laur
emium. An einigen Häufern, vorzuͤglich in Märk-
ten und Städten, haftet das befonderer Vorrecht, daß
fe keinem Freygeld unterliegen: welches denfelben and
no oder duch Vertrag, Kauf ıc. zu Theil gewor⸗
en iſt.
'246 a EN
Diefes Recht gründet fih in der Natur der Erb⸗
zinsgüter, bona emphiteutica. Es wird alfo gegeben,
damit man von der Perefchaft ein freyes Recht über
das Gut erhalte. Ein Gut berfreyen, verftiften, lau-
demium præſtare. Was zum Feldbau nothwendig iſt,
ſoll unverfreyet bleiben, das iſt; ſoll nicht in die
Schaͤtzung gebracht werden; heißt es in einer Verord⸗
nung des Kaiſer Rudolph II. im J. 1597.
‚der. Freymann, ober Scharfrichter, Henker, Engl.
hangman, Ungarifd hoher; in den Juriftifchen Leri⸗
eon des D. Thomas Hayınen, Leipzig 1738. Freymann,
Srenmeifter, bey dem Friſch auch Freyboth. Ver⸗
muthlich deßwegen, weil im Schwabenſpiegel nach Schil⸗
ters Ausgabe cap. 119. vorgeſchrieben war, daß er ein
freyer Mann, und wenigftens mit einer halben Hube
belehnt feyn follte; denn nur folche, heißt es dort, fu-
len die lute teten. Uebrigens wird er bafelbft aud
Buͤttel, Frohnboth, genennet: und über das c. 109.
verordnet, daB, wenn er neun bingericht hatte, der ze⸗
bende fein gehören, und von ihm alsdann los gekaufet
werden ſollte.
; der Frenfagz angelf: frigetaeg, bey dem Tatiau
c 211. frigetag, Otfried lib. 5. c. 4. friadag. Diefer
Tag hat feinen Namen von ber dentfihen Veuns frea,
freya, friga, welche Wodans Gemahlin war (f. Mitt
woh). Don dem goth. frigon, fryon, Schwed. fria,
lieben, fregen. Die Worte des. Evangeliums Matth. 5.
diliges proximum tuum, überfeget Ulphilas fryos
- nehvundjan theinana: wofür. e8 im Gchwabenfpiegel
heißt, minne dinen naehften.
frieſen; bey dem gemeinen Volke froiſen, frios
ſen; Empfindung der Kaͤlte verurſachen, z. B. es frie⸗
ſet mich, hat mich gefrieſet. Hingegen zeiget gefrieſen,
gefroͤren, gefreren, die Erbartung der Erde und
Wäſſer an, welche durch die Kälte entſteht: z. B. es
wied gefrieſen, oder gefroͤren heut Nacht; es hat ge
247
febrt. In diefer festen Bedentang iſt in der Mondferis |
(den Stoffe p. 357. gitriufe, Engl. to freez. Das
Holländ. vriezen heißt ſowohl Kälte empfinden, als
auch das Erdreich harten, Eis machen. Sich ab es
freren, durch Kälte fich weh thun; dad Gefreret ba-
ben in einer. Stelle bey dem Frifch das Gefroͤr, nam⸗
lich Froſtbeulen (ſ. Gefrer —beere).
der Eroon— Salber. ©. Frauen S—
der Froſch; in der. Mondfeeifchen Stoffe, uud
bey dem Notker frosk; angelf. frocca, frocx; Engl.
frog;; griech. Bærocxos; in Slaviſchen Mundarten za-
ba,'shaba, welches in der Ausſprache mit einem weis
den ziſchiaut wie Schaba lautet.
Der gemeine Froſch oder Quacker rana tempora-
ria, Lin. iſt braun, und hält fih im Sommer auſſer
dem Waffer auf; Der geline. oder efbare, rana efcu-
lenta, bleibt. ftet8 im Waffer. Beyde laſſen ſich durch
ihr acken unterſcheiden. Der. erſte ruft, wie es Prof.
Raff zu, Göttingen ausdruckt Koax, uo, uo, unk,
unk: Der zweyte Koax, Ker, Ke, Re. Ferner gehö«
ren Bicher der. Laubfroſch rana arborea; und das Re:
genfroͤſchel, rana rubeta. Der Meerfroſch rana ma-
rina, iſt ein wahrer Froſch in Amerika, doch von einer
ungeheuern Gröffe. Es wird aber auch der Froſchfiſch,
oder Seeteufel, lophius piscatorius, Lin. welcher ſich
in jedem Meere von Europa befindet, bisweilen Meer⸗
ſeoſch genennet.
Da ein Froſch bey den Schweden nur fro Feißt,
bey den Dänen und Islaͤndern froe, freja; fo ſcheint
der Grund dieſer Benenming von ihrer Geifheit, und -
der erſtaunlichen Menge ihres Gamens her genommen
in ſeyn. Bey den. Isländeen. ift. frac, der Samen;
fang. fraye, Ital. fre a, Engl. fry, der. Leich von
Sifchen und Froͤſchen. Die Buchftaben am Ende — fd,
sk, cx, find einerlen mit unſerem — if: welches eine
sewiffe Eigenſchaft und Beſchaffenbeit anzeiger. Ulphieæ
2,8 —
las überſetzet die Worte, Luc. 1. v. 48. Abraham et
femini ejus, in ſecula; Abrahama, jah fraiu is,
und aiu.
fruetig, oder mebr nach der Ausſprache fruedig;
ſonſt frutig, fruttig, fruͤttig; friſch, lebbaft. Die⸗
ſes Wort, welches in der Schweitz, in Schwaben,
Oeſterreich, ꝛe. gehöret wird, iſt im Grunde einerley
mit freudig: welches, wie Adelung bemerket hat, ei⸗
gentlich munter, muthig, lebhaft, bedeutet. Bey dem
Scherz iſt froth die Freude; fruttig, fröhlich, friſch;
ir iungen leien wol gemut, weſent frut, ihr jungen
meltlichen Leute wohl gemuth, ſeyd fröhlich. Markgraf
Dtte von Brandenburg, ald Minnefänger, P. I. pag.
4. uns kumt aber ein liehter meie, der machet man-
ches herze fruot. Etwas anderes dagegen ift das alte
frud, fruot, fruat, befcheiden, meife: welches noch im
7 Holländ. vroed übrig geblieben, S. Wachter,
v. frod.
Die verſchiedenen Faͤlle, in denen erſteres Wort
gebrauchet wird, ſind folgende. Ein fruetiges Roß;
bey dem Pietorius, wie Friſch bezenget, ein frütig
Moß, nämlih ein frifches, muthiges. Die Griechen
brauchen von einem folhen Pferd das Zeitw. gouerro,
ich brauſe, wiehere, Van Kindern und jungen Thie
een, wenn fie fchon etwas zunehmen, und munter zu
werden anfangen, heißt es hier ben dem Volke: «6 iſt
fhon ein fruetiges Kind, fruetiges Kalb. Bon Ge
wächfen, wenn fie gut fortlommen, und ein feifches
Ansfehen haben, wird in Niederfachfen, wie Adelung
bezenget, der Ausdruck frödig, und in Schweden fro-
dig, gebraucht. Wenn ein Bach oder Fluß, durch Re⸗
gen und fremde Zuflüfle angewachſen, folglich nicht mehr
ſtill, fondern hoch und branfend geworben ift; ſagen
die Leute in unferer Gegend, das Waſſer ift fruetig.
Das Frubhſtuck; Morgendrod , Morgenfunpe ;
nämlich ein Gtäf (Brod) für die Morgenzeit. Ju
ir — 149
Riederſachſen die Srühfoft, oder das inbyt, Inbiß.
Bey dem gemeinen Volke hier heißt es, zur Suppe
gehen. Statt der Suppe oder des Brods, ſind bey
angeſehenen und vermöglichen Leuten, Fruͤhſtücke mit
groſſen Ingredienzen Mode geworden: als Würſte,
Schinken, gebratene Vögel, Heine Paſteten, Wein ꝛec.
wofür aber in unſeten Zeiten die fremden Getraͤnke, als
Thee, Chotolate, Kaffee, indem fie den Magen weni⸗
ger beſchwären, den Vorzug erhalten haben.
Frühſtücken heißt im Engl. break--faft, die Fa⸗
ften oder Nuͤchternheit brechen: franz. dejeuner, aufs
hören nüchtern zu fegn. Mit dieſem franzöfifhen Wort
muß aber das tal. digiunare nicht verwechfelt werden,
indem es wirklich fäften heißt. Dies hat jeisee Franzos
zn Bologna erfahren, welcher mit groffen Appetit ein
Srühftäck verlangte; Signor ofle, oggi voglie digiu-
nare. Der Wirth, welcher glaubte, daß er gefiffent-
ich faften wolle, antwortete ganz gelaffen, vollignoria
e il padrone. Dagegen heißt fruͤhſtücken tal. fare
collazione; lat. ientare, iantare, grich. augarıdew.
Zu Florenz fagt das gemeine Volk fciolvere, zu Mo⸗
dena solvere, frühftüden, nämlich folvere iejunium;
etempo di folvere, andiamo a folvere; welches abet-
auch eſſen Aberhaupt , oder Mittagmahlen bedeutef.
Muratorius antigq. italie. Tom. II. In der böhmifchen
Sprache heißt ein. Frühftück Snidarj, Pohln. Sniada-
nie; Windifh Kofiuza, Eroatiſch predobedje, frofiu-
kely, Unger. fölöſtsköm. |
die Frutille; fonft Blumen Rohr, Indianiſches
Rohr, canna Indica, Lin. Ein auslaͤndiſches Gar⸗
tengewaͤchs, mit einer rothen Blume, und einem ſchwar⸗
gen ſteinharten Samen, woraus Bethkorallen zu Roſen⸗
kraͤnzen gemacht werden. Vielleicht hat ſelbe wegen eben
dieſer ſeltſamen Frucht den Ital. Nabmen frutilla,
rvus fructus? Gie koͤnnte auch als eine Venusblume,
iebesblume angeſehen werden, wenn bie Urfache dieſes
Nahmens , oder der Gebrauch, deu man vielleicht einft
damit gemacht hat, befannt wäre. Bey den alten La
teineen, als dem Feſtus, ift frutinal ein Tempel der
Venus, welche den Beynahmen frutis hatte: und fru-
tilla , was zu den Liebesgetränken gebrauchet wurde.
ns befondere hieß fo der Wendelhals, oder die Nat⸗
terwindel,, iunx torquilla, Lin. weil einige Beindhen,
und andere Theile von diefem Vogel zu den phyltris
dienen mußten : wovon Aldrovand. Tom. I. Es hat
Aehnlichkeit mit dem oben angeführten frutig , früttig,
frendig , fröhlich; man glaubt aber, daß ed nach dem
en Ausdend aphrodite, die Venus, nur abgekür-
get fe:
der Fuchs; bey dem Tatiau und Willeram foho z
voho, im Niederdeutfchen Voß, Engl. fox. Die na⸗
türlichſte Ableitung dieſes Wortes, wie ſchon Wachter
und Friſch bemerket haben, iſt obtie Zweifel vonfahen:
wovon auch Faren, fechſen, fickſeln, fuchteln, ber
kommt. Bey dem Verelius iſt foxa, decipere (ſ.
fickſeln).
Es hat ſich dieſes liſtige Thier durch fein Hübner
ffehlen dergeſtalt fuͤrchterlich gemacht, dag viele Leute
ſich nicht getratien, ihn bey feinem gewöhnlichen Nah:
men zu nennen. Daher heißt er bisweilen Holzhund,
Br Dane Klaubauf,, . Belderer , Prechtel.
ad Wort Belderer; weiches nur felten mehr gehöret
wird, ift von bellen, beldern, belfern entftanden;
simlid ausgehen, wie Hunde und Fuͤchſe. Das Engl.
bell, wird auch von dem Laute der Hirfchen gebraucht.
prechtel ‚ ift entweder von brechen, rufen, beilen;
bey dem Scherz ift Brecht, Ruf, Getöfe, und brech⸗
ten, ſchreyen (ſ. brecheln): oder der verkürzte Nab⸗
men Ruprecht. Der Knecht Ruprecht iſt on einigen
deutfchen Drten eben der jenige Wauwan oder Kinders
fchreder, wie hier, dee Heil. Nicolaus, deſſen fortreif-
fender Bediente, Klaubauf oder Grampus genennet wird.
GERN EN AED teen 251
And der naͤmlichen Urſache werden der Fuchs, das EI:
tiß und Mifel, auch das laufende, Hingegen der Pa-
bih, das fliegende geuenmet: . _ er
füchſeln; betriegen,, liſtig ſtehlen. ©: ſickſeln.
fuchswild; ſehr zornig, eigentlich wüthend, wie
ein gefangener Fuchs, welcher die Zähne blecket, und
zu beiffen droht. Ein ähnliches Wort ift das Croati⸗
fhe fuczati, böfe ſeyn, fich verdrießlich ftelen.
fuchteln sunordentlich hin und her bewegen, 5.8.
mit dem Licht im Haufe herum fuchteln; der Fuchtel-
mann, das Irrlicht; die Fuchtel, ein Degen mit ei:
ner breiten Klinge. Es ift einerlen Wort mit fechten
(f. fechten) : nur daß.esd ein mehr fluͤchtiges oder flat:
terhafted Weſen anzeige. Willeram c. 1: und der
Rpytnus auf deu heil. Anno zu Coln, c. 1. haben vuh:
ton, vuhten, fie fochten, ftritten; Stricker aber, fe
vachten. Engl: to fight, fechten ; ftreiten. Notker
Pf. 34. erfiht,; beftreite,, beflege du die Feinde. Dis
Stammenwort von fehten, welches buch ale Vocalen
abgeändert wird, fo wie von fuchteln, ift dad alte Zeitw.
ſahen (ſ. 7. 17, Ps 3..
das Fuder; überhaupt fo viel, als auf einen
Rüſtwagen geladen zu werden pflegt, Tat: carrata: ‚30
Emer Bier, Wein, ꝛc. heiffen hier ob bee Ens cin Fu⸗
der: zu Wien hingegen. 32. In den Urkunden vom
Kremömünfter anf das J. 1304. triginta urnæ cerevi-
fie, quod dicitur carrata. Kaiſer Ferdinand II. ſagt
in einem Schreiben vom J. 1625. das er dem Gtift
Kremsmünſter, in Anfehung der erfprießlihen Dienfte,
welche deffen Abt Autou Wolfram dem loͤbl. Erzhaufe
erwielen hat, fechzig Fuder Salz, und vier Centen
Keruftein Salz verwillige. In dem Galbud des
naͤmlichen Gtifted vom I. 1299. find ſechzig Garben
Getreide ein Schober; ſechs Schöber ein Fuder. LX.
manipuli faciunt arconium, VI. arconia carratam.
Nach der jegigen Art zn zählen, wäre alfo ein Zuber
36 Mändel (ſ. Mandel).
52
die Fuhr; 1. ein Fuhrwerk, z.B. eine Fuhre
beftelfen. Oder die gewöhnliche Ladung deſſelben: RIS
eine Fuhre Wein, Holz, Stroh, wofür man auch die
Fahrt, oder Bas Fuder fagt.
3. Die Aufführung ; das Beträgen, bey dem Hör=
ne die Fuer, in beyden Winsbecken ſuore, bey Ul⸗
bert von HDeigerfon, einen Minnefanger, der welt
fuor, die Sitte odee Mode der Welt. Im Schwabden⸗
Spiegel c. 58. unfur, Unanftändigkeit, Unfug. Were
Jemand mit einent Pothigen oder zerriffenen Kleide cr-
ſcheint, ſagen wir mit Verwunderung, Das ift eine
Fuhr! ein ſchöner Anzug.
3. Futter, Fuͤtterung. In den Alpen von Salz⸗
burg ſagt man, die Schafe in die Fuhre nehmen,
oder in die Fuhre geben: wenn Jemand die Schafe eines
aͤnderen, welcher Mangel an Heu hat, über Winter in
feinem Stalle füttert. Im Schwabenſpiegel c. 45. fur,
franz. fourrage, dad Futter. Ben dem Notker Pf. 36.
et 80. fctıron, weiden, ernaͤhren, und Pf. 2ı. fuora,
die Speife. In lexico MS. zu Ktemsmlinfter galri-
‚margia, unmellese Vuorheyt, geyczige Vroſſeleit.
In der Schweitz heißt es, dieſe Speiſe furet, >. i.
fättiget viel. |
- das Fuhrfraut: eine pöbelhäfte Benennung ei-
her gewiſſen Art von Roßpoley, Nachvs recta, Lin.
weil ed wider das fahren, oder reiffen des Hauptes und
der Glieder gebrauchet wird. Das mit demfelben ge:
fottene Waffer, womit man ſich zu wachen pflegt, wird
dick und fchleimig. Andere binden das Pfeuningfraut,
lyfimachia numularia, um den Kopf, und nennen es
Fuhrkraut. = |
das Fllen, oder Fohlen; das Junge bon einem
Pferd, Efel oder Kameel. Gothiſch fula; Islaͤnd. und
angelſ. fola; bey dem Otfried fulin; Engl. fole, ein
Fünen, und filly—fole,; ein Stutten Fllen, junge
Stutte. Bey den Griechen ift raros, ein Füllen, aber
a5.
and zugleich ein junges Mädchen, junger Knahe. Das
Ist. pullus,. wovon die Franzofen poulain gebildet ha⸗
ben, heißt nicht nur ein Füllen, fondern auch junge
Vögel und Bienen, pullus gallin®, pullus corvorum,
pullus apum , und neue Sproffen bee Bäume, pullu-
lus arboris, arbores. pullulant. . Ein Mädchen. vers
fohlen, Heißt in einer ſchwaͤbiſchen Urkunde vom J.
1531. felbes fchwängern. . Anftatt der Nedensart, auf
des Schuſters Rappen reiten ,. nämlich zu Fuß geben;
fagt man in der Schweig, ich geb uf miner Mutter
Fuͤlli Bein, das ift, ouf den Beinen des Füllend vom
meiner Mutter; welche Then ich nun felbft bin. Bey
dem Pictorius ift ein Tutte —füle, junges Kind, pu-
pus (ſ. Friſch, v. Dütennn.
Es ſcheint, daß man es ber leiten dürfte von voll,
bey dem Ulphilas, Otfried, und im angelſ. ful, full:
entweder als etwas volles, völlige, welches nämlich
(den alfe Theile zur Selbſtſtaͤndigkeit erhalten hat, und
daher von der Mutter ‚fi trennet: oder als eine Fuͤlle,
womit die Mutter erfuͤllet wor. Allein Machter will
don feiner anderen Ableitung Hören, auffer dem Celti⸗
[hen ebol, ebewl, ein Füllen, und eg.pilio, erzeugen,
gebären. En es ER | F By
Das Tat. filius, fillia, gehöret kaum zu dem vori⸗
gen, indem Füllen und pullus, einerley Urfprung und
Bedeutung haben ; fondern wie id) glaube, mehr zu fio,
griech. guw, ich werbe geboren. Es fommt aber doch
auch in den Dentmählern ber beutfchen Sprache vor;
obwohl ed nur aus dem Tateinifchen entnommen zu ſeyn
fHeinet. In den alemamifchen Gloſſen ded Martin
Gerbert, pag. ı8. fillol, filiolus; fillela, filiola. In
einer Beichtformel,, zu Seiten Karl des groffen, welche
Karl Michaeler aus dem Lambecius anführet, heißt es:
daz ih minu funt divıllola so ne lerda, &c. daß ih
meine Taufkinder nicht fo unterrichte, als ed meine
Pit war. Ohne Zweifel wird es heiſſen müffen, fünti
Erſter Teil. 5
54 öæçæ-
villola. Bey dem Scherz in glo.:ar. funti fillol, ein
Taufkind, junger Rathe; von dem noch in Bremen üb⸗
Sihen Zunte, franz. fonts, das Taufwaſſer, fat. fons
baptismatis. |
der Fünfer, eigentlich aber Banernfünfer; ein
fehe grober Menſch, ein Lümmel. Vermutblich eine
Aufpielung auf irgend ein fo genanntes Fuͤnfer — ge⸗
richt, deßgleichen 3. B. einft in Straßburg und Nüren-
berg unter fünf Nathöherren üblich war, und wovon
jedes Mitglied ein Fünfer heißt (ſ. Scherz, v. Fuͤnf⸗
mann). Gtelfet man fi ein ſolches Gericht vor, wel-
ches gemeine Landlente über andere ihres Gleichen aus:
üben dürfen, fo fällt die. Idee eines feinen und befchei-
denen Betragend ohnehin weg. |
Fuͤnf — Finger Wurz. ©. Farnkraut.
der Fuͤrfleck; ein Stück von weiſſer oder blau ge:
faͤrbter Leinwat, welches Küchenmägde, Stallknechte,
Kellner, Fleiſchhacker ꝛe. umbinden, um ihre Kleider
vor Schmutz zu bewahren:
der Füuͤrkaͤufler; ein Vorkaͤufer, welcher die Eß⸗
waren in dem Gäne einkaufet, um ſelbe in die Gtäbte
und Märkte zu bringen.
fuͤrplätzig; zu voreilig mit der Rede Heraus plat-
das Fuͤrtuch; die Schürze. . Ein Tuch von ver⸗
fhiedener Art, womit dad weiblihe Gefchlecht größten
Theils ame zur Zierde ſich umgürtet: dba hingegen der
Fürfleck einen anderen Gebrauch hat. In gemeinen
Reden, , wo gewöhnlich viele Buchftaben verſchlucket wers
den, Finnen Fürtuch, und Kirchtag (Kirmeffe) ſich ganz
wohl reimen. Ä
Tanz mit mir, tan; init mir,
han a fchöns Fuͤrta,
Bat merd der Hänfel gfäft
m anſerm Kirta.
zend
nr rn 17
dee Fuß; gothifh forus, Engl. foot, hriech. vous,
Iat. pes, altöriteifh pedd. Weil doch gewis jeder
Menfh feine Füſſe zu nennen wußte, fo ift es natürs
Ih, da der Grund dieſes Wortes in den Altefte
Sprachen aufgefuht werden muß: Ich glaube num,
dag man ed ganz füglih von dem Hebr. bus, tretten,
jertretten Cconculcare‘) her Teiten könne: oder den
gleichfalls Hebr. pala, ift einher gegangen, fat. incel-
ft; pela, der Schritt. >
Bon Fuß, ift das Zeitw: fuffen, und zwar in einer
menfachen Bedeutung. (1. ſich fuffen, eilen, fi dald
auf die Füffe machen, z. B. fuß dich, Faß dir ſchlaunen!
es wäre noch ſchon Zeit geweſen, wenn er ſich ame mehr
gefuffer hätte, sc. Bey den Flandern und Angelfachfen
fysa, eilen: wovon fus, bey Kerv, Otfried und Tation
funs, hurtig, eilfertig. Ungariſch futni, laufen, fu-
tas, Die Flucht. Meil die Füffe zugleich die Stüge bes
Körpers find , fo Beigt (2. im figürlichen Verſtande
fih fuſſen, feine Hoffnung auf Jemand fuſſen, Schwed.
föta fig, vertrauen, fi auf ihm verlaffen, als eine
Gtüge anfehen. Dee Münzfuß, ift eine Vorfchtift,
worauf das Münzwefen fih gründet. Die Nedensart,
anf einem fihlechten,, niedrigen, oder hohen und präche
tigen Zuß lebens; Ieitet Adelung von ber Gitte Sec.
XIV. her, wo die Schuhe nad) dem Rang einer jeben
Perſon geöffer oder Feiner fen mußten. Die Schuhe
einer fürftlichen Perfon waren 2 Fuß lang; eines
Freyherren 2 Fuß, ımd eines gemeinen Edelmanns ı 4.
Was die vorfchiedenen Mängel der Füffe, und die
Het des Gehens anbelangt, ©. grätfchen, hätfchen,
hotteln, pafeln, ftämperIn, zepperln, zwageln.
die Fußarbeit; ein Zeug, welcher in den Grab
gearbeitet wird (ſ. Grabel): meil der Weber hiezis
— Schaͤmel braucht, die er mit dem Fuß zu tret⸗
©.
-
256 - ———
futern, fluchen, in ſehr zornige Worte ausbre⸗
den: z. B. er hat entſetzlich gefutert. Zu nächſt von
jenem Ausdruck, welcher vorzüglich bey dem Militar
gehoͤret wird; futer, was iſt das für eine Art? futer,
das fol mir ein ehrlicher Kerl ſeyn? Da man ftatt fu-
tern ‚' auch bfigen und fulminiren fagt; fo kaun es von
dem franz. la foudre, der Donner, herfommen: oder
bern lat. futare, widerlegen, ausfchelten. Feftus ſagt,
futare; arguere eft: unde et confutare.
der Fuͤtterer; zu Wien ein Dienfch, welcher Stroß
aud andered Futter für das Vieh, ferner aber auch
Scheiter und Kien verfanfet:
. bie Futter— Röhre; ein von Brettern zuſammen
geſchlagener Schlaud, um das Futter von den Boden
sn den Viehſtall herab zu röhren. In Sachſen heißt
«8 die Hofche; von Hofchen, huſchen, mit einem Ge
raͤuſch herab fallen.
fi futtiren um etwad; bekuͤmmern, verwireen,
4. B. füttiren Gie Gib wicht um eine foldhe Kleinig-
keit! was futtiret mich der Kerl da? tal: futare, lat.
confundere, verwirren.
©:
des Gabeſſam; Kappis Samen, nämlich ber
Samen des Kopfkohles, braflica capitata, Lin: in der
Windifchen Sprache Kapufs, Ungar. Kapofzta, franz.
choux cabus.
Gäbri; in gemeinen Reden, für Kapern, Ital.
cappari , die noch jungen Blühknofpern ber Kapern⸗
ſtaude, capparıs Spinofa ; kin. Die deutſchen Kapern,
ober Bramkapertz, find Die eingemachten Knoſpen des
Genſters oder Pfriemenfrantes, Spartium Scoparium,
in.
ET DET GER Granger abs
die Gachel, Baumwanze. SG. Kachel.
gäd; jenſeits der Donau, im oberen Mühlvier⸗
tel, der Ehrentitel eines Heiligen; anftättsanct, oden ‚Fe
heilig. 3. B. gad Hanns, gad Alden, die Kiche A-.
zum heil. Johann, oder zur heil. Agatha. So auf —WM
gad Ura, gad Goͤbal, die Kirche zum Heil. Ulrich⸗ —
oder Gotthard. Es iſt einerley Wort mit dem Ara⸗ —
biſchen gad, griech. yados, ayados, Schwed. god,
bey Kero und Otfried cuat, guat, gut: fo fern es
fromm, ehrwürdig, glorreich, bedeutet. In der Vor⸗
rede des Schwabenſpiegels heißt es, dem guten ſant
Peter, nämlich dem heiligen, ehrwuͤrdigen: und in
dem Gloſſario von Scherz die gute Woche, ober heilige
Woche, Charwoche; der gute Donnerſtag, aute
Freytag, der Donnerftag und Freytag der nämlichen
Woche. In monumentis catech. monachi Weilfen-
burgenfis , zu Hannover 1713. gloria in altiffimis
Deo; guatlichi in hohoften gote. Die Worte tes
Apoſtels: wer fich rühmen will, der ruhme fi in dem
Herren, Iauten bey Kero in der Vortebe , der cuatli-
het, in Trihtine cuatlihee. In anderen Gegenden.
beißt es ben dem Poͤbel noch, der heilige fonct Peter,
*. (6. fan). Es .
dee Gaden; ein altes, und durch ganz Deutſch⸗ — &
land übliched Wort, welches überhaupt einen verfchlof- Kadı
fenen Drt, ein Gebäude bedentet, aber nit allenthal⸗
ben auf gleiche Weife mehe gangbar ift. Hier in den Paper
Kanzleyen kommt ed noch für ein Stodwerf vor: z. B.
ein Haus mit zwey oder drey Gaden. Willeram III.
3. Bberfeget Die Worte des hohen Liedes: Wer wird
did mie zum Bruder geben, auf daß ich dich einführe
in da8 Hans „ und das Schlafgemach meiner Mutter ?
in miner muoter hus, unte in iro- gegademe. Dfs
feied IV. 9. hat jenen Speifefal, in welchem Chriſtus
das Abendmahl genommen, thaz gadun genemmet: und
1. 87. thaz korn in finu gadun famanon, jfelbes in,
U TR
a8. — — —— ⸗
ſeinen Speicher ſammeln. In der Schweitz iſt Kaͤſe⸗
gaden, Milchgaden, Heugaden, Viehgaden; das
Behaltniß für Käfe, Milch ve. Die gefürſtete Prob⸗
ſtey Berchtesgaden, zeigt ein eingeſchloſſenes Gebän-
de au, welches Bering oder Berthold, Herzog von
Sulzbach, , aeftiftet hat,
Von gaden; einzäunen, verfchlieilen (ſ. Gader).
das Gader; Gitter, Ein aus Zain, Eifen, oder
hölzernen Stäben beftehendes Schließwerk an einer
Wand oder Maner , mit verfchiehenen Beinen Oeffnuu⸗
gen, wodurch ſowohl dad Gonnenliht, ald auch freye
Luft, in das Gchäude eindeingen Faun, Eroatifch gatre,
dad Gitter: Ungariſch gatorozni, ein Gitter vorma⸗
hen. Altbeittifch bey dem Borhorn cader, feptum,
caftrum, locus munitus. Hebr. gader, geder, Zaun
Mauer: und gadar, hat verſchloſſen, verzäunet, Fat.
fepfit. Das niedeedeutiche gaderen, verfammeln, ver⸗
einigen, ift ein ganz verfchiebenes Wort (f. gatten). Das
hochd. Gitter, ift non dem vorigen nur in der Ausſprache
unterfchieden: koͤnnte aber auch Yon dem Hebr. citter
. Cfpeich Kitter) bee geleitet merden, welches umgeben,
einfallen heißt, lat. cinxit, |
dee Gaffet; fonft Gaffer, Campher, camphora.
Ein aus den Blättern des Campherbaums, welcher im
Japan wähft, laurus camphora, Lin, beftilfietes
Harz. Daher der Gaffetgeift, Campher Spiritus.
der Gages; ein ziemlich ſchwankender, und nicht
‚genau beftimmter Ausdruck, um gewifle farbige Dorss
fteine anzubenten, worand Corallen, und Kudpfe zu
GSpasierftöcden gemachet werben. Bey einigen mag «8
ein gelber, fchwärzlichter, oder afchfarber Feuerſtein
ſeyn, pyromachus cretaceus, fin. Bey anderen ei⸗
ne fchlechtere Art von Adat, porphyrius achates.
Die Corallen an jenen Berbichnären, welche bey dem.
Volke Gagesbether Heiffen , fiad oft nur ein gelb ges
ſerbtes Bein. Eigentlich follte bey, diefem Wort des
— — alzgq
Gagat verſtaunden werden, bitumen gagas, welcher
ein glänzend ſchwarzes Erdpech iſt, das ſich ſchoͤn poli⸗
sen, und zu verſchiedenen Arbeiten zurichten läßt. Dies
fer Agat, welcher auch Bergwachs, ſchwarzer Agtftein,
ſchwarzer Bernftein genennet wird , heißt bier oft ohne
Beyſatz nur Agtftein. . Daher die agtfteinernen Ruöpfe
zu Kleidern, agtfteinerne Roſenkraͤnze, ꝛe. Der wahre
oder gelbe Agtftein Hingegen, oder eigentlihe Bern
fein, gelbe Ambra, fuccinum electricum, fin. wird
theils zum Näuchern wider Flüffe gebraucht, theils
werden Daldcoralien, Meſſerſchalen und andere Ziera-
then Daraus verfertiget. Ä
das Wort Gagat, geieh. yayarı. wird ven
dem Fluß gages in Lyeien her geleitet, wo man jenes
Harz auszugraben angefangen hat. Fuͤr Agtitein, wie
Adelung fagt, bat man einft Aitftein gefchrieben; von
aiten, brennen (ſ. atten). Auf ſolche Weife kann dieſe
Benennung wirklich beyden Arten zukommen. Denn der
ſchwarze Agtſtein, oder. Gagat, laͤßt ſich anzuͤnden, wie
Pech: und der gelbe Agtſtein, oder Bernſtein brinnet
auf eine bekannte Weiſe auf der Gluth, womit man zu
tänchern pflegt. Bernſtein, iſt von dem niederdeut⸗
ſchen bernen, brennen.
gaiffens zurüuden, krum ausſchneiden, z. B. ein
Holz ausgaiffen, es ſo einſchneiden, daß ſelbes die
Geſtalt eines Halbzirkels (ſ. Sihſ), oder überhaupt
einer krummen Forme bekommt. Ein Ring von Eiſen,
Bein, Holz, womit ein runder Körper entweder aus
Vorſicht, oder nur zur Zierde belegt ift, heißt die Gaif⸗
fung. Es mag nun eine Wushöhlung von innen, gber.
Zurundung von aufien ſeyn. |
Engl. gaff, ein Hahnenſporn, wie auch ein krum⸗
mer. Hacken, um groſſe Fifche an das Land zw ziehen.
Stich, yarıoy, etwas gebogened krummes, Yavcca,
ih biege, kruͤmme. Hebr. caph, curvatura, cavum
E Gaufe). Bey dem dh Fredue ift gaibus, ein and
a60
gegrabener, ausgeböblter St. Der Begrif der Aus⸗
pᷣbhluug, lat. cavus, cavare, ꝛc. ſcheint alſo hier ganz
natürlich zu feyn. in anderes aͤhnliches Wort ift das
altdeutſche gelf, welches noch bey dem Horneck vor⸗
kommt, für krumm; aber im ſittlichen Verſtande bes
trieglich, fatich. Bey dem Otfried lib. 1. c.29. gelph,
gebogen, üneben, rauh; lib. 3. c. ig. gelpheit, Bos⸗
heit des Herzens. Steider cap. 7 fectione 10. gelf,
Derkehrt, boshaft. Lateiniſch calvo;' is, ere, hintere
gehen calvitas, der Betrug.
gail; geil, weich, zart; So hat z. B. mancher
Menfch ein gailiges Geſicht; verwundet ſich leicht, weil
er ſo gailige Haͤnde bat; Fleiſch von einem jungen
Schwein 'iſt gailig, von einen alten zaͤh und ruͤderiſch;
mancher Kohlrabi iſt gailig, ein anderer holzig; Der.
Hausvater hat eine Freude, wen die Bäume friſch
nud gailig ausſehen, ꝛc. Es zeigt alſo den Zuſtand eis
ned Körpers an, welcher Ueberfluß bat an einem guten
And fluͤſſigen Yahrungs Saft ; wodurch die Beſtandtbei⸗
fe zart, :bkähend und lebbaft gemacht werden. Sollte
man bier nicht an das griech. gala, Hebr. chalab, die
MI, ſich errinwern? Denn Milch ift der. erſte und,
mildefte Nabeungsfaft: darum wird gewöhnlid die
Leipesgeftalt mit der Milch verglichen; nicht nur wegen
der weilfen Farbe, fendern auch wegen der Zärtlichkeit.
Clemens‘ alexandr. lib. ı. pædag. «..6. Nihil certe,
duod melius nutriat, neque quod fit dulcius, nec
candidius lacte, inveneris. :
Auf folche Weiſe iſt geil, aailia y mildig ‚ zart:
welches von Menfchen weiter auf Pllanzen angewendet
wird. Ein Körper, genug von ſolchen Säften genähet,
pflegt munter und fröhlich zu feyn. Zranz. gale, gail-
lard, fröhlich; griech. yaddau, Ich Büpfe bor Freude.
der Sammlung der Minnefönger P. J. pag- 14. wilt
u, fo wirde ich an fleten fraeiden geil, win du o Min:
xe, fo werde ich vor Grande ganz anffes mir. ſeya, ober,
61
büpfen und. ſchaukeln. Und P. II, pag.8e. erwirbeich
fine minne, fo bin ich geil, und han zuo der werl-
de den beiten teil. Horneck ſchreibt c. 71. dez moͤcht
der Herre weſen gail, d. i. deilen möchte der Gere
fber die Maſſen froh feyn. | 0
Doch wenn der Körper zu viel gute Nahrung er⸗
hält, wird er leicht übermuͤthig, ſtolz, oder :zu böfen
küften geneigt. " Keiliu augun find bey Kero cx 7. bhoch⸗
mäthige Augen. Adam wurde wegen Wibermuth aus
dem Paradies verftoffen, dkurah geilin aruuorpan,
Iidor. V.7. Endlich wird der Dünger fehr gewoͤhn⸗
ih die Sail, Geile, gemenmet: nicht weil er feloft
geil iſt, fondern weil er geil macht, das iſt, den Pflan⸗
sen Gaft und "Zreibefraft mittheilet, damit fie einen
frifchen und frendigen Wuchs erhalten. Daher auch im
kateiniſchen luxuria Segetum, arborum,'&c. luxu-
trans ingenium; luxuriant animi rebus plerumque
ſecundis. 2 | |
der Gaim, in der gewöhnlichen Ausſprache Goam,
Guam (ſ. ai); fonft der Gaum, oder Gaumen, die
feifhige Wölbung inner der Munde, lat. alatum,
tal. it palato, fram. le palais. Einen fihwarzen
Gaim Haben, heißt im Scherze, leicht böſe werden,
um Zorn geneigt ſeyn. Hievon ift das Zeitw. gaimet⸗
sen, in einigen Büchern gaumen, gähnen; qaimeren
— Fiſch, vor Durſt oder. Mattigkeit oft den Mund
— We
Bey den Alten lautet diefes Wort gom, grma,
giumo, Don der Abſtammung deffelben getraue ich mie
. wit zu entfcheiden. Adelung leitet ed her von gähe
um, Islaͤnd. gina, dffuen: denn der Gaum ift hiatus
oris. Wachter, welcher den Begriff des Eſſens oder
Keſtens vor Augen hat, führet hier folgende fehr paf-
frudbe Stellen an: als das griech. Kupos, der Schmaus,
Kuu:dey , niedlich eſſen, ſchmauſen; Spaniſch comer,
Inifen, comida, das Mittagmapl; bey dem Kero cau-
263 —XXA⸗⸗—
ma, Mittagmahl, abantcauma, das Nachteffen. Das
eigentlihe Stammenwort von allen diefen dürfte ehwanız
in Drientalifhen Sprachquellen noch verborgen Tiegen.
Der Gaum ift gleihfam das Eßhaus eines thierifchen
ı Körpers, oder: der Plag, wo die Nahrung geprüfet
wird. Daher die Nedensart, einen feinen , zarten, oder
eckelen Saum haben: und bey dem Cicero , deffen Stelle
gleich unten wied angeführet werden, palato iudicare,
quid fit optimum.
In Anſehung der erhöhten und gewölbten Figur,
welche fchon in den Älteften Zeiten bewerfet worden iſt,
glaube ich, daß man es her leiten dürfte von dem griech.
. ya, ich erhebe mi, Debr. gaa, bat ſich erhoben,
gee hochmuüͤthig. Wenigſtens iſt jene Gleichheit zwi⸗
ſchen dem Gaum, und der anſchaulichen Woͤlbung des
Himmels, welche in vielen Sprachen ſich zeiget, ſehr
merkwürdig. Der heil. Auguſtin ſchreibt von dem Ja⸗
nus mit zweyen Geſichtern, lib. 7. de civit. Dei, c. 8.
Duas eum facies, ante et retro habere dicunt, quod
hiatus noſter, cum os aperimus, mundo ſimilis videa-
tur: unde et palatum græci 8pzvoy appellant: et non-
nulli, inquit Varro, poetæ latini coelum vocaverunt
palatum: a quo hiatu oris et foras elle aditum ad
dentes verfus, et introrfus ad fauces. Auch Cicero
fcheeibt etwas ähnliches wider den Epikur, lib. =. de
nat. deorum, c. 18. Sed dum palato, quit fit op-
timum, iudicat; coeli palatum, ut ait Ennius, non
fufpexit. Das lat. palatum alfo, und griech. ugavos ,
Heiffen beydes zugleich , der Himmel nämlih, und der
Gaum. Das Engl. roof, heißt eine Decke, ein Dach,
der Himmel, dee Saum. JIn der Windifchen Munds
art ift nebu, der Saum: da doch indeſſen befaumt ift,
daß in den Slaviſchen Sprachen ſonſt nebe, nebo,
den Himmel bebentet, altbeittifh bey bem Boxhoru
nef, calum. Bey den Holländern heißt der Saum
æ- 263
’t gehemelte van de mond, das gehimmelte ober der
Himmel des Munde.
die Gaiß; Geiffe, Ziege. Engl. goat, angeff.
gat, Schwed. get, Islaͤnd. geit. Die wahrfheinlice
fte Ableitung dieſes Wortes iſt von dem Hebr. ges,
gisa, vellus, lana; gasal, totondit: nicht mur,
weil das Ziegengefchlecht in den Morgenkändern die herr⸗
lichfte Wolle liefert; fondern auch, weil felbes urſprüng⸗
lich kaum von den Schafen verfchieden ift (ſ. Ioden).
Wachter und Adelung merken ald etwas fonberbares an,
daß auch die Böcke bisweilen geizzi, Geiſſe, genennet
worben find; daß ift aber im gegenwärtigen Falle ſehr
natürlich, indem auch fie Wolle tragen, fo gut als ihre
Weibchen: und, da man nur wenige Bde, und bloß
zur Noth zn halten pflegt, iſt es freylich auch kein Wun⸗
der , daß der Rahmen Geiß, größten Theils dem weib⸗
Sichen Sefchlechte eigen geworden ift. Auch bey unferen
Zeiten werden unter dem Ausdrud Gaißvieh, in dem
Alpen das Saißfräch, die Geiffe überhaupt famt den
Böden verftanden. Das Wort Bord ift viel fpäter,
uud kommt in dee deutfchen Sprache von pochen ,
pocken, ftoflen ber. Ben den alten Geythen, wie
Arnobius V. 6. bezeuget, ift ein Bock atta — goz ges.
nennet werden, nämlich der Atte oder Vater ber Geiffe,
Vatergaiß.
der Gaißbart; ein Nahmen mehrerer Pflanzen,
mit einer gekraͤuſelten oder wollartigen Blume, die wie
ein Bart herab hanget. Als 1. der Johannis Wedel,
Spiæa ulmaria (ſ. Beiukraut). =. Eine der vorigen
ähnliche Pflanze, mit einem rothen Stengel, und klei⸗
neren Blättern, die neben den Wäldern angetroffen
wird, Spirza aruncus. 3. Die Wiefenwole , oder
das Wellgead, eryophorum polyftachion, Lin. Bey
unferem Volke wird fie ſowohl Hundshaar, als Gaiß⸗
bays genenuet.
264 — —
das Gaißkraͤch; zwiſchen Galzburg Torol,
ſo viel als Gaißvieh. In Niederſachſen wird ein klei⸗
nes oder ſchlechtes Ding eine Kracke genennet, z. B.
ein kleines Pferd, ſchlechtes Haus, ungezogenes Kind,
welches Wort Üdelung von dem land. kregd, Bein
dünn, fat. gracilis, ber leitet. Als Scheltwort bes
trachtet, kann ed au mit Brad, Wraf, Islaͤnd.
hrak, Auswurf, . ‚, überein kommen (f. Ade⸗
fung, v. Racker). Endlich fo viel ſeyn, als Gera:
von den altdeutfchen racha, Poblniſch Rzecz; lat. res,
ein Ding, Sache, Wefen; wovon mehr bey Wachter
zu erſehen.
der Gaißſchlitten; ein kleiner Schlitten, den
man mit der Hande zieht: den ſtatt des Pferdes auch
eine Gaiß ziehen koͤnnte. In dee Schweitz das Hand⸗
menerl (f. menen).
ber. Galitzenſtein; oder weiffer Vitriol, Zinkvi⸗
triol vitriolum zinci, lin. Ein in Bergwerfen, wo
Zinf gegraben wird, beſtadliches Mittelſalz: welches in
Oeſterreich, Böhmen, Ungarn angetroffen, und vor:
züglich als ein Angenmittel für Menfchen und Pferde
gebraucet wird. Der geline Vitriol, oder Eifenvitriol,
Kupferwaſſer, vitriolum ferri, Lin. wird zur Berei⸗
tung der Dinte genommen. Das Wort ſcheint Slaviſch
an ſeyn, und etwa einen Ort anzudeuten , wo felber euts
decket worden ift. Obwohl es auch einen Bezug habe
fönute auf Galle, ungefande Feuchtigkeit, wider welche
jener Vitriol gebranchet wied (|. Wdelung. v. Galle).
das Gallkraut; ein Kraut, welches wider die
Galle dienet: als der feine Gamauder, veronica cha-
maedrys, Lin. noch mehr aber. bee Bitterklee, menyan-
tes trifoliata.
die Galluſche; in. einigen deutſchen Orten, ein
Holzſchuh: Ital. galozza, franz. galloche ‚fat. calo,
calopodium. Bon, dem griech. kalon , daß Hol. Bey
den Rabbinern ift chaluz ‚ein Schuh überhaupt, und
263
chaliza, die Eheſcheidung, welche durch Ausziehung
eines Schuhes geſchieht.
der Galluſchel, in Schleſien jener Schwamm,
welcher ſonſt Rehling oder gelber Pſtfferling, in Nea⸗
pel galluccio, genennet wird; merulius cantharellus,
in. Don gelb, in Schleſien galloſch, Ital. giallo.
der Galmey; eine Het Zinf, fo mit Eifen— Ocher
verwachſen ift, and theils zu Pflaſtern und Wundfals
ben, theil® aber mit Aufog von Kupfer , zur Bereitung
des Meſſiugs gedrauchet wird, zincum calaminaris,
Lin. Das dentfhe Wort ift von dem lat. calarhina.
die Gälfe, Singmüche. S. Ge.
der Galſt; Hal, Echo. Der Galſt geht zu erft
in die Kirche, wenn der Schlüſſel angeſtecket wird.
Wenn man im Walde ruft, breitet fih der Galft fehr
weit aus. Bey Otfried und Kero ift galm, calm, der
Ruf, Shall; in dem von Frifh angeführten Stellen
Gall; wovon gaͤllen, gälfern, galftern. In der Monds
feeifchen Gloſſe, p. 349. galfiron, anfingen, befchreyen,
bezaubern. Gtatt deifen hat diefe Stoffe in der nänts
lichen Stelle and) garminon, und Notfeg Pf. 57, ger-
menon : vieleicht von den Tat. carmen, tarmirare,
zaubern, anfingen.. Wahrfcheinlich aber gehören beyde
zu dem Geltifchen garm, Geſchrey; in Holland und
Niederſachſeu karmen ; kermen;, wehellagen; bey dem
Kaiſersberg garren, auf eine gefchmäsgige Weiſe fins
gen, wie die Schwalben, garrire; Hebr. garon, die
Gurgel, ꝛt. G. gurren. |
galt; unfruchtbar. Eine galte Kuh, Halte Gaiß,
welche nicht aufgenommen hat. Figürlich ein galter
Gang, den mau umfonft mat, ohne das gehoffte
Ziel zu erreichen. Bey dem Jeroſchin ein geldes Feld,
ein wuͤſtes, unfruchtbares. Von dieſem galt, in Sad;
fen gelt, ſtammet das Zeitw. gelzen ab, verſchneiden,
Schweine caſtrieren; Engl. to gelt, und gelding cin
Wallach.
66 Suite 20 ED NEE Betestnen
Srifch leitet es von entgeilen her, Die Geiles
bder Soden ausfchneiden; allein fehr unwahrſcheinlich,
indem es mehr von weiblichen, als männlichen Thieren
gefagt wird. Meiner Meinung nad) ift galt abgekür⸗
et, und im Grunde noch das Hebr. galmud, ſolita-
rius: ſo daß hier das einzige, oder — den
Hauptbegriff ausmacht (ſ. geltig). In einer ähnlichen
Bedeutung wird in den Alpen von sburg und Tyrol,
ein Bock zum Muͤnach gemacht: indem man ihm bie
Hoden bindet, und ihn folglich zur Begattung untaug⸗
Sich macht. Diefes urſprüuglich griechiſche Wort V:öndh,
monachus, beißt eben das, was das Hebr. galmud,
ober fat. folitarius. In der Cottenifhen Evangelien
Harmönie cap. ı. wird Maria genennet munelica ma-
gat ‚ eine reine Jungfrau, sämlich folitaria virgo,
ne virili confortio.
galtz gleih alt, z. 8. mein alter beißt in
Salzburg der jenige, — zugleich mit mir in dem
naͤm lichen Jahre und Tag geboren worden iſt. In der
Mondſeeiſchen Gloſſe, p. 363. et 365. galtro, collac-
taneus. Gp viel als gealt: von ge, lat. co, con,
mit, zugleich.
gämen; hüten. S. gäumen..
sgampen, muthwilig hüpfen: ©. gumpig.
1) der Gamß; nad) anderen die Gaͤmſe, Gemfe,
antilope rupicapra, Sin. Cine wilde Ziege, welche
in den Alpen von Defterreih; Salzburg, Tyrol, Schweitz,
Savoyen angetroffen wird ; Ital. camozza, camocc 0;
franz. chamois; Engl. Shamoy, Shammy; böhmifch
kamfyk, Eroatiſch divja kora, milde Ziege. Das je:
nige, was bey dem Aelian im griech. Ksuas genennet
wird, fol eigentlich die Antilope mit vorwaͤrts gekrümm⸗
ten Hornern ſeyn, antilope redunca, Lin. welche in
Afrika an den Fluß Sennegal aufhält, aud bey dem
Büffen Nagor heißt.
Ein a67
Wachter und Friſch haben von dieſem Wort gar
nichts erhebliches. Der einzige Popowitſch, dem auch
Adelung folget, feitet ed mit groffer Wahrfcheinlichfeit
ber von dem Celtiſchen camm, frumm ; cammu, früm: '
men. Denn die Hörnchen diefer Thiere find auf eine
fonderbare Weife gefrümmet: weßwegen die Forme der:
felben and auf andere Gegenftände angewendet wird
(ſ. Gamßkirut). Lateinifch camurus; griech. yayılos,
krumm. Bey einer guten Kuh lobt Virgil, lib. g.
Georg. hirtas tamuris fub cornibus aures. Bon dem
griech. ind lat. Worte camus, ein Maulkorb der Thiere,
ſchreibt Notker Pf. 31. Chamus ift fone chrumbi ge-
fprochen, uuanda camur ih chriechifeun chrump
ehit, in uualefcun curvum: das ift, weil es im grie⸗
chiſchen krumm heißt: im Wälfchen (Rateinifchen) cur- ·
vum. Sicher gehöret auch das in Defterr. übliche Zeitw.
famven, den Schweinen eine Art von Zaum anlegen,
fie ringein (ſ. kampen).
In diefem Falle ſcheint alſo Gamß ein Thier an⸗
zubeuten, deſſen Hörner auf eine merkwuͤrdige Meife
gekrümmet find. Indeſſen koͤnnen aber noch andere
Ableitungen hier Statt haben.
(ı. kann das böhmifche Kamfyk, der Gamß, alt
ein Thier verftanden werden, welches die Felſen liebt,
folglich eine Felfenziege. Denn in allen Slaviſchen Mund:
arten ift Kamen, Kamien, tin Gtein. Ungariſch Ke-
menyfek, die Härte, und Kemenyitem, id) made
Bart. In deutfchen Exrzgebirgen, wie Adelung und
Friſch anmerken, iſt noch iezt der Kamm oder Gems,
ein Geſtein, eine Gteinmaffe. Daß aber duch das Tat.
gemma, Edelgeftein, in dem alten Fragment über den
fpanifchen Krieg Karl des groflen, v. 925. gimma,
hieher gehören foll, wie Adelung glaubt; wollte ich kei⸗
ned Wegs behaupten. Vielmehr zeigt ed etwas koſtba⸗
red an, weiches in dem Schatz aufbemahret zu werden
pflegt: und fcheint daher einen Bezug zu haben anf das
563
griech. und fat. cimelium, Kfeinod; griech. Kaııcı ,
ih werde hinterlegt; Hebr. chamas, recondidit. Go
feen gemma eine Botze, ‚oder Aeuglein an den Bäumen
und Weinreben ameigt; ift ed, wie Wachter bemerfet
hat, einerley Wort mit dem deutfchen Keim, Kiem,
bey Notker und Iſidor chim, chimo, ein Sproſſen,
heiter Zuſatz.
Ci. Bon Sämfen iſt bekannt, daß ſtets einer auf
der Waͤche ſteht, und durch ein lautes Pfeiffen den
übrigen Die Gefahre anzeigt. Es kann alſo, wie das
Hebr. gammad,, einen Hüter oder Wächter bedeuten:
ind daher mit dem folgenden &; aͤmß, ein verfchnittener
Bock, einerley Urfprung haben.
2) der Gamß; hier in der e Öegenb des Traunfluſſes
ein vet; ‚hnittener Gaißbock. In unferem Gebirge wird
ſelber ein Hei:cft genennet. Weil man auf dem flachen
Rande nicht ganze Ziegenheerden, fondern nur einzelne
wenige Stücke zu halten pflegt; fo wird ein Bock, fo
bald er gefchnitten worden, unter die Schafe oelaffen:
worunter felber nun an Groͤff⸗ hervor ragt, fo daß er
das Anfehen eines Führers dem Widder ftreitig machen
kann, oder wenigftens ihm ähnlich iſt. Das Wort
ſcheint alfo feinen Urfprung zu haben von dem altdeut-
: {hen Gam, Gum, ein Führer, Hüter, Auffeher;
Debt. gammad, ein Wächter. Es ift noch übrig. in
Bräutigam: allwo die letzte Sylbe bey den Alten
'gomo, gemo, gum, guma, gemer, gefchrieben wor:
den ift. Huch unfer pöbelhaftes gͤmen, gaumen, hü⸗
ten, gehöret dahin. Das — ß, am Ende, koͤnnte allen-
aus ſtatt der gewöhnlichen Endſylbe — if, bier fen,
und folglich eine Aehnlichkeit anzeigen.
Unter allen Heerden pflegt man dem männlichen
Geſchlechte, als dem gröfferen und ſtaͤrkeren, dergleichen
Zitel zu geben. Der Bock heißt hey dem Virgil, eclo-
ga Vll.virgregis: und Daher die Biegen bey dem Dora
lib. ı. Ode ı7. uxores olentis mariti. Unter den
Scha⸗
een x69
Schafen iſt es der Widder; dux gregis inter oves,
Ovid. metamorph. VII. 4. welcher bey dem Notker
Pf. 64. leito dero Scaffo, Leiter der Schafe, und
Pf. 65. der uuilo, Weifer oder Führer heißt. Ein
Widder, wenn er verfchnitten ift, heißt im Hochd. der
Hammel: und wenns er mit einer Glocke verfehen ift,
Bellhammel, Leithammel, Holländ. beihamel, bel-
man; im Saliſen Geſetze Tit. IV. ber vihs, bey dem
Paul Marnefried berbix, lat. vervex, gleihfam Ber
dei Viehes, nämlich Mann, Bater (|. Ber). Um Os⸗
nobrhd wird ein Hammer , wie Adelung anmerkt, Waͤr
genennet: und im Gorhifchen ift waır, angelf. wer, lat.
vir, dee Mann. Eudlich in Schweden heißt der Ham⸗
wel gumfe : weldes mit unferem Gaͤmß überein kommt.
uud jene Herleitung von gumen, gaumen, Püten,
beftättiget. Uebrigens heißt ein Sammel in Defterr.
Kapp, und im Gebirge der Geftraun: ein verſchnit⸗
tener Schweinber aber Fock (ſ. diefe Wörter).
dee Gämßgeyer; Bartgeyer, falco barbatus,
tin. Diefer Geyer, welcher unter dem Schnabel ſchwarze
Borſten, gleich einem Bart hat, und ein halbjaͤhriges
Sömfefüg , Lömmer und Hafen, durch die Luft fort zw
füheen im Stande ift, wird hier ob der End nur bis⸗
weilen im hohen Gebirge angetroffen, und in ſeinen
Magen, wem er nicht genug Nahrung hat, auch große
Gteine ‚gefunden. Unter der Ens wird der braunfalbe
Geyer mit weiffem Schwanze , falco albieilla, Lin. nad
Kramers Zengniß gleichfalls Gamßgeyer genenuet: dois
welhen er fchreibt, daß er nur im firengften Winter
geſehen wird.
das Gämffirntels bey den Gaͤrtnern, der Nahe
Men einer gewiſſen ausländifchen Pflanze ,‚ martynia are
nua, Lin. weil die Frucht wie ein Gamshorn gebogen
ift ch. Kirnt).
das gkruderl; Gaͤmßhorn. 6. Kruͤckerl.
Erher Zpeik | <
V
.
78
die San; ein Feuerfunken. Unter dieſem Wert
verſtehet man ſowohl die unter der Aſche glimmeuden
Funken: als auch jene Theile eines brennenden Korpers,
die von dem Feuer ausgeſprühet werden. Von dem
Celtiſchen cann, cain, glänzend, weiß; griech. bey dem
Heſychius yarsıy, weiß machen; lat. candeo, ich glüͤ—⸗
be, candela, candelabrum. ©. Gnueiſt. |
dee Gangfiſch, Salmo Wartmanni. ©: Blaus
lchen.
der Gaänkerl; ein ſcherzhafter Ausdruck, wodurch
af man den Teufel verfteht. Ohne Zweifel heißt es ſoviel,
als der krummhoͤrnige, fo wie er auch der Firntlete ges
nenuet wird; von dem eltifchen cam, krumm (f. Gamß),
und dem gleichfalls Eeltifchen com, cern, dad Horn
(f. Kirnt). Uebrigens ift Kankarar bey dem Kero einer,
der herum geht, ein Wanderer; von kan, gan, gan-
gan, gehen. =
dere Ganſer, oder Ganſerer: 1. das Männchen
von einer Gans, fonft der Gäuferich , bey dem Molke
bisweilen auch dee Ganis. 2. Ein Pferd mit weiffen
Flecken, ein Scheck; wegen Uehnlichkeit der Farbe mit
einer Sand.
der Gaͤnskreß; paftinaca sativa, fin. Diefes
Kraut wird haͤufig in den Wiefen bey Waſſerquellen,
wie der Brunnkreß angetroffen, und als Gpeife für die
. jungen Gaͤnſe Flein gehadt. In einem Lexico MS.
finde ich Senfefreffe, Sanguinaria. Ich vermiuthe,
bag es die Hirtentaſche fey, thlafpı burfa rafleris,
tin. welche in einigen Büchern Blutkraut, in det Flora
Trancica aber Gaͤnskreſſe genennet wird. Gie dienet
wider dad Nafenbiuten, Blutſpeyen, die rothe Rubr,
und den ftarken Blutgang ded Frauenvolkes. Gonft
kommt unter dem Nahmen des Blutkrautes, auch die
Bluthirſe vor, panicum Sanguinale, Lin.
die Sänspappel; ein Nahmen der Graspäppel,
Khöpappel, malva rotundifolia, Kin. Mit, weil
SEEN GR BEE ET A 491
die Sänfe dieſelbe vorzuglich gern effen, wovon may
gar nichts zuverläffiges weiß; fondern weil die Blätter
davon wie umgefehrte Gänsfüffe ausfehen. Go heißt
es in Sympofio Cœlii Firmiani, seu Läctantii, n.
41. Malva:
Anferis elle pedes fimiles mihi, nolo ne-
gare ,
hec duo funt tantum, fed plures ordine
cernis,
et tamen hos ipſos omnes ego porto ſu-
pinos.
gänten; ägen,, wie die Vogel ihee — L
8. die Schwalbe gantet die Jungen im Nefte.
Kindern fagt man, daß fie fih abgänten, wem =
den Mund nicht gehörig ſchlieſſen, und daher ihre Klei⸗
dee beſchmutzen, uno mit Suppe überfchütten.
Es ift ein Intenfivum von gähnen, Engl. yawn,
griech. xamen, den Mund weit aufmachen: weil die
jungen Vögel mit aufgefperrten Manle die zugetragene
Nahrung erwarten. Vielleicht gehöret auch das Tat.
ientare, iantare, fruhſtucken hieher. Gewöhnlich was
sen ed vormals nur Kinder und alte Leute, welche ein
Frühſtück zu fih nahmen: von deren Invrnal auch das
Zeitw. hiare braucht. Denn fo ſchreibt er von der Mähes
feligfeit eines alten Manns, Satyra 10.
Ipfe ad c«.nfpectum cœnæ diducere rictum.
Suetus, biat tantum, ceu pullus hirundinig,
ad quem
ore volat pleno mater ieiuna —.
ber Santer oder Barterbar:m: .ein ——
naͤmlich ein hoͤlzernes Geſtell, worauf die Faͤſſer im
Keller fiegen; in der mehreren Zahle die Gänter. Las
teiniſch cantherius, franz. chantier. Man nenmet fie
in einer weichen Ausſprache Ganterbäume: weil das
Haß auf beyden Kanten darauf geleget wird. In Ober —
wur Niederfachfen heißt die Kante ,- Ital. can-
ä
27% TRETEN IE” DE BEE \
sone, das ER, der Rand, die Spige: wohin and
das griech. und lat. canthus gehöret (f. Schilters Glof⸗
far. v. Kant). Ein Faß kanten, heißt in Sachſen es
aufheben, auf ben Nand fielen. Feine Niederläudifche
Kanten Faufen, nämlich Spitzen, franz. dentelles.
bee Ganzemaͤſch; in Ober⸗und Lnteröfterr. ein
Tugelförmiger , mittelmäffig kleiner Apfel, von ganz
dunkelrother Sache, deſſen Fleiſch aber unter der Schale
grün, und von einem angenehmen, une wenig fäuerlt-
den Sefhmade if. Cr laͤßt fi lang in den Winter
erhalten. Etwa von ganz, einfärbig: und dem alt:
deutſchen mats, maz, Gpeife, griech. uarozouan, ich
kaͤne, eſſe. Doc diefes fremde und feltfame Wort
Sommt noch in anderen Fällen vor (ſ. Haftemaſch).
die Gärbe; bey gefchlachteten Rindern, ein gec
wiſſes Stück Fleifh: und zwar die Halsgärbe; ein
Gtäüd, weiches vom Hals biß unter bie Schultern her⸗
aus gefshnitten wird; die Fußgãrbe, wenn felbes yon
den Schenkeln genommen worden ift. Daher heißt es
in den Küchen: es ift nur eine Gärbe, ift nicht viel gu⸗
tes daran.
Soviel, ald ein Halsſchnitz, Fußſchnis; von ker⸗
ven, in Niederſachſen farben, Schwed. Karfwa, ſchnei⸗
den, Einſchnitte machen. Hebr. carath, hat geſchnit⸗
ten oder gehauen. Hievon iſt auch der Nahmen Schaf⸗
garbe, achillea millefolium, Lin. wegen den vielen
klein zerſchnittenen Blättern: und eine Garbe des Ge⸗
treides, ſo viel naͤmlich in einem fort abgeſchnitten, als⸗
dann aber auf die Seite hin gelegt wird.
dee Gärbo, tal. il garbo; Anftand, gute Art,
Nachdruck in ber Verrichtung einer Sache, 3.8. fingen
oder eine Rede haften mit groffem Garbo; die Stimme.
war ſchoͤn, alleinfein Garbo dabey, nämlich Nachdruck,
Staͤrke. Dieſes Ital. garbo, und garbare ſich gefäl-
Kg machen, garbato huomo , ein artiger geſchickter
Menſch; geboͤret zu dem deutſchen garen, gaͤrben, zu⸗
EEE SED SEE AED SEHE | 3
bereiten , vollenden: wovon viel merfwärdiges bey Friſch RK
iu ſehen. N
das Sareiffel, cyprinus caraffius. G. Karauſche.
das Gaͤrſten; der eigene Nahmen zweyer Derter
in Defterreich gegen die Graͤnze von Steyermark. (1.
Gteyer—särften, ein Benedictiner Klofter unweit der
Stadt Steyer, welches unter K. Joſeph II. aufgehoben
wurde. Anfangs war ed eine bloſſe Pfarrkirche, die
Dttofae III. Markgraf zn Gteyer, im J. 1082. von
dem Bifchof zu Paſſau um eine-andere Kirche eingetaus -
fhet hatte, um dort eine Stiftung für reguliete Ehor-
herren zu errichten. (2. Windifch—gärften, ein Markt
siht weit von dem Stift Spitäl. |
Es kann dieſes Wort eine grüne oder gradreiche
Gegend anzeigen: nach dem augelf. gaers, Holänd.
gaars, gers, Gras; und fien, ſtan, tan, Land, (Ges
send: wie 3. B. hindoflan, mauritania, lufitania,
brittania (f. Wachter, v. Stein). Ober ein anfgeriffe
ned, und auf ſolche Weiſe urbar gemachtes Erdreich:
vondem alten Zeitw. Faren, ducchfchneiden , umkehren;
wovon auch eine Dane, um die Erde locker zu machen, -
bey Frifch und Adelung der Karft heißt. Popowitſch,
weicher hoͤrte, daß das gemeine Volt Windiſch — gär⸗
ten fpriht, bat ed am Ende feiner Unterſuchnngen
über das Meer, als einen umgebenen, verfchloffenen
Det erläret. Islaͤnd. gard, ein Peiner Bezirk, eim
Gebäude ſamt dem dazu gehörigen Grund; goth. gards,
ein Haus, althrittifch gardd, ein Garten,
der Gaͤſcht. ©. Germ. | |
bad Säftz Sutter für. Taufen, Hühner, Voͤgel:
im Scherze oder Unwillen oft auch eine fchlecht zuberei⸗
tete Speife für Menſchen. Gleichwie dad nämliche mit
einem anderen Worte das Gefraͤß, in Deftere. Sefräßt,
beißt; von feeflen: fo. ift auch das Gaft fo viel, ald
das Geige, von atzen, effen ober zu eifen geben. Ot⸗
fried ſchreibt b. 3. e. 85. et lib. 4. c. 11, So ſio thar
214
garrun, als fie dort affen. In der Mondfeeifchen
loffe p. ungazer; incænatus. Notker fagt Pf. ı0a.
er are geazzet fih, der Adler äget oder füttert ſich.
Und Enenchel i in feinem Fuͤrſtenbuch p. 187. Linz 1618.
— do fi da geſazzen,
getrunchen und geazzen.
die Gaſt —dãrme; die kleinen Daͤrme in dem
$hierifchen Körper, welche dad Geäge, nämlich Die ges
Tänete, und duch den Magenfaft aufgelöfete Wahrung,
Anmittelbar aufnehmen, inteftina tenuia (f. Darm).
Vielleicht Hat das griech. yazyd, der Bauch, eben das
her feinen Urſprung: indem das Geatze daſelbſt aufbe⸗
halten, und duch die Därme und Meinen Canale ‚vers
föiedentid, ausgetheifet wird. -
das Gaſter, nach der rechtmaͤſſigen Schreibart
aber, welche in den Urkunden und Kanzleyen vorkommt,
Gaſiach eine wilde Thalſtraſſe, fiber welche man hinab
fahren kann: oder, welches einerley iſt, eine wilde Ans
Höhe, worüber man gehet und fahrer. In den Gegen⸗
den des Gebirges gibt es viele ſolche Gaſter, die aber
en Theil and zu einem guten Weg zubereitet worden
nd.
Griech. xæco, Xaduco, ich ſpalte, oͤffne mich,
xXachaa, ein Spalt, aufgeriſſene Erde. Ital. caſca-
ta, franz. caſcacle, ein Abfall Waſſerfall. Adelung
fagt, v. gäfchen; daß auch im Hebr. und Lavplaͤndiſchen
gäfch, gäfki; einen Wafferfall bebeutet. Ein anderes
aͤhnliches Wort’ findet ih in Nicderfachfen , wo Die
Geeſt, in Oſtfriesland Gaſte, wie Friſch und Adelung
bemerken, ein trockenes und hoch gelegenes Land anzei⸗
get: im Gegenfas der fo genannten Marfchländer , wei:
che niedrig und fumpfig find. Wahrfcheinlich Yon gei-
ften, waͤhen, blafen (f. Guſterberg).
gatten, sufammen fommen, oder verfammeln, ver:
einigen. Ein nur im Hochdeutſchen uͤbliches Zeitwort :
davon in — Reden nichts, als die Gattung
EEE SEIT DE Anne 275
äbeig iſt, nämlich ein Inbegriff mehrerer Dinge, die
anter fih eine gewiſſe Aehnlichkeit Haben. Der Gatte,
bie Gattin: oder der Gemahl, die Gemahlin, find in
den Dhren des Volkes hier ebenfalls nur fremd klingen⸗
de Wörter.
Holländ. gaderen, vergaderen , Engl. to gather,
verfammeln. Schwed. gadda fig, ſich gatten oder vers
fonmeln. Hebr. gadad, Häufig zufammen fommen,
und gad, eine Menge, Schar. Inder angelfächfifchen
Ueberſetzung dee Evangelien, Iautendie Worte, Matth.
c. 23. wie oft wollte ich deine Kinder verfammeln, wie
eine Henne ihre Jungen unter ihren Fügen verſam⸗
meit! fwithe oft ic wolde thine bearn gegaderigan,
fwa feo henn hyre cicenu (ifre Küdjlein) under hyre
fytheru gegaderath— Item Matth. 27: milites con-
gregaverunt (gegaderotun) univerfam cohortem.
Bey dem Frifh, ’ und einigen anderen Preuffifchen
Schriftſtellern Heißt der franz. Spruch, battre l’allam-
blce, daß naͤmlich die Soldaten ſich verfammteln follen,
die Beraatterung fchlagen. Mit dem Feinde gadern,.
zum Streit fommen. Ob dad altdeutfche gatilingo,
ein Anverwandter , hieher gehört, ift fo richtig und ges
wis noch nicht; denn es kann, wie Wachter bemerfet
hat, von dem Hebn, chathan her kommen, affinitate
iunxit (f. Goͤtt). | |
der Gatter, gewöhnlicher. abee Gattern, ver
Meinert dad Gätterl; eine befondere Net der Thüren.
So hat man auf öffentlichen Straſſen zwiſchen zwey
Zaͤnnen, für veitende und fahrende eine bewegliche
Wand von groben, und auf einander gebefteten Bre⸗
tern , oder von. hölzernen Stangen, die in einer paralles
fen Richtung von einander entfernt find, unter. Dem
Nahmen Gatter. Daher die Gatterſaule, eine Sau⸗
fe, woran derfelbe befeftiget ift: und das Sntterthlirl,
‚eine Heine Thhre auf der Geite, für die Fußgänger.
Vor den Haͤuſern, Gemdlben und Gärten, if de
‚76 TR ne
‚Gatter eine burchfichtige Thuͤre, von eifermen Stangen,
oder hölzernen Latten: die gemeiniglich ſenkrecht herab
gehen. Der Auddruck attersörmig oder gitterförmig,
lat. clathratus, gehört wicht zu dieſem, fandern zu ei⸗
nem anderen Wort (f. daB Gäder): weil gewöhnlich
sur bey diefer Icgten Wet Die Stangen kuͤuſtlich über
‚einander gefchlungen find.”
Das Gäder zeigt etwas verfchloffenes an: ber
Batter hingegen eine Deffuung, weil rechts und links
alles übrige verzäunt oder vermauert ift.: Islaͤnd. gat-
ter, gatter, eine Thuͤre, gatter—tre ein Thürpfoſten.
Ungelf. gat, geat, eine Thüre, geard—weard, ein
Thorwärter (ſ. Wachter, v. Gatt). Es fcheint frenlich
eine ſolche Deffuung auzudeuten, wodurch man geben
kann, von gan, geben; „aten, oft geben; bey dent
Notker Pſ. 62 pegaton, ‚begegnen. Allein bey dem
Dollägdern ift dad Gat überhaupt ein Loch: z. B. muis
—gat, ein Mausloch; aers—gat, Arſchloch; einem
Verbrecher in das Lach ſtecken, in das Gefaͤngniß, in
’t gat fieeken; im Holz ein Loch bohren, een gat boo-
ren. Wahrſcheinlich alfo von gan, jan, offen: wos
von auch gaͤhnen, und andere damit verwandte Wörter .
her kommen (f. ganten), Yolglich etwas, das geöffnet
werden kann. Vielleicht gehöret auch das lat. janua,
hieher. Auf eine ähnliche Weife wird im deutfchen Das
Wort Thuͤre gebraucht (ſ. Hofeuthärn).
ber Gattern — ſchreyer; um Rinz ein Vogel, weis
her ſonſt Miftlee oder Zarriger genenwet wird, turdus
vifcivorus, tin,
Gatti — Hoſen; leinene Unterhoſen, welche boͤh⸗
milch gatje, Ungar. gatya, Croatiſch gache (Gatſche)
heiſſen. Der deutfche Beyſatz —Hofen, geſchieht bloß
in der Abficht, um dieſes fremde Wort leichter kennbar
zu machen.
das Gaͤu; 1. ein gewiſſer Laudbezirk überhaupt,
u B. Attergaͤn; in Salzburg Augaͤn, Binsgan, ıe. x.
ET a: zu VE ee re it
— EN 0 Sue 277
Ein Landbezirk um eine Stadt, Markt ober Dorf bey
einee Pfarrkirche. Go gehen bie Bäder, Fleifchhader,
Türfänfler in das Gaͤu, wohin fie zu handeln prlegen,
Einen anderen in das Gäu gehen, d. i. ihn beeinträch⸗
tigen, dort hin gehen, wo ein anderer das ausſchließli⸗
Ge Recht behauptet. In unferem Gebirge fagen bie
Lente zu anderen, welche in der Ebene wohnen; bey
md auf deu Bergen iſt e8 nicht fo, wie bey euch auf .
dem Gaͤu. Herodes ließ alle Kinder tödten, fo weit
die Graͤnze Des Gaues um Bethlehem war; fagt Otfeieb
lib. 1. c. 20. fo uuit thaz geuu: mez uuas. — Griech.
yy, ya, bad Erdreich. Hebr. gei, gaj, ein Thal,
z das Sauchheil, anagallis arvenſis. ©. Nifek
ut, |
‚die Gaufe, in gemeinen Reden Gauffen, bey
dem Friſch die Gauffel; eime Handvoll , fo viel naͤm⸗
lich in einer hohlen Hande augehänfet zu werden pflegt.
In dem alten Woͤrterb. 1482. wie auch bey dem Pictoe
ind und Daſypodius, ift der Gauff, die Höhle in der
Mitte dee Hand oder des Fuſſes, Hebr. caph. Alts
beittifch Hey dem Borhorn cafnu , aushöhlen (ſ. gaifs
fen). Daher auch das Engl. gavel, franz. !javelle,
eine Handvoll abgefchnittenes Getreide, eine Garbe;
und in Languedock gavel, ein Reisblindel, oder wie wir
es nennen, eine Burb Wib.
In einigen alten Schriften, wie Friſch bemerket,
ik der Gauff, ein alberner Scherz , närrifches Wefen:
und gauffen, fcherzen. Welches, wie Friſch glaubt,
in Gauch und gaukeln gehört: vielleicht aber mehr zu
Goff, ein einfältiger Laffe, oder zu. goppen, gumpig
ber Gaum Wölbung des Munde, S. Gaim.
gaumen, bey dem Poͤbel gaͤmen; das Haus hs
Ru; zu Hauſe bleiben, z. B. wir geben fort, du mußt
gaumen. In der Schmweis fagt man, das Dans oder
0 Dich besyaumen, bäten; gaumet wohl, bütet
278 ENGEN me
gut. In einer Öftere. Urkunde Sec. XII. beißt gau⸗
mein, auf Saumli ausgehen, das Wild ausfpähen,
demſelben nachlauern, wie es die Wilddiebe thun.
Dieſes gaumen, angelſ. gyman, in der Mond⸗
ſeeiſchen Gloſſe goumen, gouma nemen, hat über:
haupt hüten, beſorgen, Acht haben, bedeutet. Iſidor
£. 5. nim gaumun dheſſes uuortes, betrachte dieſes
Wort, habe Acht darauf. Otfried ſagt lib. ı. c. 21.
thes Kindes goumen, Gorge tragen über das Kind;
lib. 1. c. 13. thar Si thes fehes goumptun, wo fie
das Vieh hüteten, und im nämlichen lib. 1. c. 23.man-
nilih Sih goume, Jedermann nehme fihin Acht. Jene
Morte des Evangeliums, Luc. 2. v. ı9. Maria autem
confervabat omnia verba hc, &c. lauten in der
Schwedifh — gothifchen MWiberfesung, men Maria
gömde all thenna orden. Horneck ſchreibt cap. 142.
den Feind gawmen, ihn beobachten. Hebr. gammad,
ein Wächter (ſ. Gamß). Ä
das Gebel, oder Kebel; ben dem gemeinen Bolfe,
für Kiefer. oder Kinnbacken. Das obere, untere Gebel;
wird bisweilen von Menfchen, öfter aber von Hunden,
Pferden, Fiſchen, gefagt. Ben Ochfen und Kuͤhen Heißt
es gewöhnlich, der obere oder untere Gaim, das obere,
untere Fotzmaul. Poblnifh geba, Maul, Kiefer,
In der Windifhen Sprache gobez tifhati, das Maul
halten, ſchweigen. Croatiſch gubecz, der Ruͤſſel. Es
iſt einerley Wort mit Kiefer, Hollaͤnd. Kevel, und
Kevelen, mumfeln, müheſam beiſſen (ſ. kifeln).
Ein anderes, aber veraltetes Wort iſt der Gebel,
für Giebel, Gipfel, der oberſte Theil, das Haupt.
Die Mondſeeiſche Gloſſe p. 321. in gipile, in fronte
teeti, in dem Giebel des Daches: und p. 339. gepol-
Sceini, calvarıa, der Schein oder die Bloͤſſe des She
dels, IV. Reg. c.9. v. 35. Dee Minnefänger Heim
rich von Ofterdingen fagt P. II. pag. e. won dem fuos
unz uf den gebel, loht nu diu werlt den reinen wer
R — —— 278
ten held us Oefterrich ; von dem Fuß bis an bad Haupt.
Womit dad griech. KeßAyı Keoady, dad Haupt, über
ein fommt. Celtiſch bey dem Borhorn cebyfir, cabeftr;
capiftrum , Halfter, Maulforb. Im Hebr. ift gebul,
das Aufferfte eines Dinges, terminus, finis. Popo⸗
witfih bemerfet in feinen Unterfuhungen vom Meere,
daß der Berg Aetna in Gitilien, don den Saracenen
gebel alnar, der Berg des Feuers, genennet worden
fy: wovon noch jezt jener Berg tal. monte gibelo, |
franz. ment Gibel heißt. Gibel, Gebel, hat alfo auch
einen Berg bedeutet. - Pr
gedagen; ſchweigen, verfhweigen. Ein altes
Zeitwort, welches nur noch in einer gewiſſen Nedensart
üblich iſt: z. B. es iſt oft im Herbſt ſchon Falt, geda⸗
gen erſt im Winter; du koͤnnteſt dich gegen zwey nicht
ein mal wehren, gedagen erſt gegen drey, d. i. zu ge⸗
ſchweigen. Notker hat Pf.76. gedagen, Otfried aber
an mehreren Stellen githagen , die Minnefänger dagen,
gedagen , verdagen. Y8länd. eg theige, ich ſchwei⸗
ge, und eg thagde, ih ſchwieg. Es gehört zu dem
fat. taceo, und den dentfchen dachen, decken, wovon
ſchweigen, eine ſiguͤrliche Anwendung iſt. Horneck
ſchreibt c. 317. ich han num lang verdait, daß ich
nicht han geſait, 2. Altbrittiſch bey dem Borhorn
techu, verborgen ſeyn, latere, latitare.
das Gefähr; Beſorgniß eined zufälligen Uibels,
ans einer oft aberglaͤubiſchen, oder doch wenig gegruͤn⸗
deten Beobachtung: da man eine Wirkung befürchtet
and einer Urfache, wovon fie vernünftiger Weife nicht
gehoffet werden kann. 3. B. ein Gefähr haben bey ei-
nee Sache; manche haben ein Gefähr 'mit dem Vieh,
und laffen ed am Gt. Georgen Tag um das Haus herum
sehen, oder, wenn ein Stück verkaufet wird, felbeb
ruͤcklings aus dem Stalle treiben; ans Furcht, daß ſonſt
tin Unglück ih einfinden könnte. —
Z 2.1 ——
Don dem altdeuntſchen fahren, Schwed. fara, Engl.
fear, lat. vereri, fürchten, beiorgen. Hievon kommen
‚auch andere befannte Wörter her: als die Gefahr,
ein Umſtand, in welchem ſich wahrfcheinlich ein Uebel
befücchten läßt, imgleichen die Gefährde, nämlich Lift,
oder heimliche Abſicht andere zu hintergeben. Der Aus⸗
druck, einen Schaden oder Verlurſt zu befahren bas
ben, für zu befücchten, kommt noch bisweilen in den
Kanzleyen vor.
das Geficket; Auskehrig, Auswurf (ſ. Barter).
Don fegen, reinigen (ſ. filen). Es wird aber insge⸗
mein ald eine verächtliche Benennung foldher verfam:
melter Gegenftände gebraucht , die man nicht Teiden will,
z.B. Würmer, Bapilionen, Hühner, wenn fie in die
Stube fommen , oder von einee Anzahl uͤberlaͤſtiger
Menſchen.
die Gefrer — beere; Beere von jenem Strand,
welcher ſonſt Schwelko, Bachholunder, Kalinchen,
Droſſelbeerſtrauch genennet wird, viburnum opulus,
Lin. Er hat kleine Trauben von rothen durchſichtigen
Beeren, dreyzackige geſtielte Blätter, und ein mit wei⸗
den Mark gefülltes Holz, wie bee Holfunder. Der
Nahmen fommt da her, weil mit diefen Beeren bie
Sroftbenlen gerieben werden. Man pflegt diefe Tran
ben im Winter aufzuhängen, wie die Weintraubem.
Wider das Sticken oder Keuchen, wird aus den Bee
sen eine Salfe gemacht: und wider die gemeine Huſten,
wied die Mil, worin diefe Beere gefotten werben,
kaulicht getrunten. Man nenmet felbe auch Waſſerbee⸗
re, zn diefee Strauch ueben den Baͤchen angetroffen
wied.
der Gegentheil; eine gegenfeitig verbundene Pers
fon, ein Ehegemahl: z. B. der Mann fo feinen Ges
gentheil lieben; ift es recht, wenn das Weib feinen Ges
geutheil verachtet? Der König Aſſuerus bat die Eſther
— — | a8ı
confortem Regni, nad der Mondfeeifchen Gloſſe p.
360. giteilun, genennet.
das Gefüll; Teil, Rauchwerk, als die Bälge
von Hafen, Füchfen, Mardern ꝛe. Kaiſer Rudolph der
zweyte gebiethet in einer Verordnung vom J. 1589.
daß feiner , welcher zu einem öffentlichen Verkauf nicht
befugt ift, eimer Handthierung mit Vieh, Traid,
Leinwant, Haar, Garn, Schmalz; Unſchlet,
rauhen Gefühl, und dergleichen Pfenwerthen, ſich
anmaſſen ſoll. Dieſe Verordnung wurde im J. 1653.
unter K. Ferdinand I. mit den naͤmlichen Worten wies
derbohlet. |
Vielmehr Hätte man Fill, Oefill, ſchreiben follen.
Denn es iſt einerley mit Fell, lat. pellis, goth. fill,
altbeittifch pil. In verfchiedenen Orten van Deutfche
Ind, befonders Niederfachfen, ift Filler, Kafllier,
der Abdecker, Schinder. In der Mondfeeifchen Gloſſe
P. 344. excoriaverunt, piviltun: und in ber Florens
tinifchen bey Edhard p. 983. excorio, fillo,skindo.
das Gehag , oder mehr nach der Ausfprache Kag;
eine aufgeworfene,, und mit Stauden bewadhfene Erde,
die ftatt eines Zauns dienet. Schwediſch hag, franz.
la haye, Engl. hay, hedge, bee Sag, Hedenzaun,
In dee Sammlung der Minnefänger P. I. pag- 27.
herft du die vogelin in dem hage? Vielleicht von
dem Beltifchen cae, fepes, claufum, cau, claudere:
weiche Wörter bey Borhorn vorfommen. Dver , da biefe
Stauden gewöhnlich mit Dornen und Stacheln befeget
find, von dem Hebr. chach, ein Dorn (|. Hagen).
der Sehalter, in der Ausſprache Kalter; ein
Fiſchhaͤlter. Von gehalten, bey dem Otfried gihalten,
bewahren, in feine Obhut nehmen, verfchlieffen: 3. B.
gehalte mir meinen Nod, mein Buch, bis ich zuruck
komme. Otfried fchreibt lib. 1. c. 28. thaz hirta fine
uns uuarten, inti unfih io gihalten, duß feine Hir⸗
tn, nämlich die Vorſteher der Kirche, Aber und for:
732 ENGE SEEN SEP AEG
gen, und uns jederzeit bewachen. Jene Worte in den
Tialmen, pofui ori meo cuftodiam, bat Kero über:
feget car. 6. Sazta munde minemu Kihaltida.
gehaiſſen; geheiſſen, verfprechen, goth. gehaitan,
bey Kero, Otfried, Willeram, und in der Mondfeei-
fchen Stoffe giheizen. 3.8. er hat mird gewiß ge-
baiſſen, dag er fommen wird; hat mir einen neuen
Hut gehaiffen; der Zaglohner hat ſich verhaiſſen, oder
ift ſchon verhaiſſen, d. i. verftellt, verdingt, zue Arbeit
in cinem anderen Daufe. Diefes geheiflen, kommt von
beiſſen ber: fo wie verfprechen, don ſprechen. Allwo
die Vorſylbe ge — eine Verbindung oder Vereinigung
bes beyderfeitigen Sprechens anzeigt. Strider ca;.. 6.
Sectione 2. du gehaiſſeſt mir, verfprihit mir. Ju
ber Mondſeeiſchen Gloſſe ift piheizen, ſich verſchwoͤren,
und piheiz, Verſchwörung, Aufruhr.
geben, bekennen. GS. gichen.
bet Gehenger, in der Ausſprache Kenger: Nach⸗
ſicht, Nachgibigkeit, z. B. wenn die Kinder ein mal
den Gehener wiſſen von idren Eltern, fo werden fie
nicht leicht gebeflert ; die Magd thut nur, was ihr bes
liebt, weil fie den Gehenger von ihrer Frau bat, Fey
den Rero ift cap. 61, Kihengii, Eimwilligung , Erlaub:
ti: und hengen , in mehreren Stellen bey Otfried
und Notfer , geftatten,, erlauben. Dtfried fagt Ib ao.
c. 11. ni hangta er in iz furdir, Chriſtus geftattete es
ihnen nicht ferner mehr, dag fie nämlich in dem Vor⸗
hof des Tempeld kaufen und verkaufen durften: And
Notker Pf. 68. Kehengic iro ube'i,. nachſichtig gegen
ihre Vosheit. Bon han.ren, ſich neigen, bon der ge⸗
zaden Flache abweichen: wovon der Dang, oder Nei⸗
gung des Gemüthes, inclinatio animi, fighrliche Aus⸗
drücke find. .
dad Gejaid. S. jagen.
der Geibitzel. G. Kibig;
geil. ©. gail.
2*
wei. N nr mul 283
geittig; bey dem Poͤbel, für geisig. So auch
dee Geitt, Geis; allen dergeitt ſeyn, gleichſam ver-
geiget, namlich voller Geis. Gowohl Horneck, ald an⸗
dere alte Schriftfteller,, welche bey dem Friſch vorkom⸗
men, haben gitig, geitig, für geigig: Bey dem Ot—
fied lib. 5. c. 23, githig, begierig überhaupt: angelf:
gytfian, verlangen, nach etwas begierig feyn. Daher
Geldgeitz: Ehrgeitz ıc. |
geleinen, aufthanen: S. aufgeleinett: |
die Gele, oder Gälfe, Schnade, Singmuͤcke,
eulex pipiens, Lin. In der Böhm. und Windiſchen
Sprahe Komar, franz. coufin, tal, zanzära. Dort
sälen, in dee Mondfeeifhen Stoffe gellen, klingen,
ertönen; weil fie im Herbſt, wo fie in die Sinimer
kommt, durch ihr fingen und flechen überläftig wird.
gelt! nicht wahr? z. B. gelt, du biſt es nicht
geweſen? gelten Sie, gnaͤdige Frau, das Waſſer iſt ges
fund? geltet, ihr habts es ſelbſt geſehen? Von gelten,
zeben, zugeben: Engl. to yield, einwiligen. Folglich
gibſt du e8 zu? ain’ tu? Im atian, und mehreren al
ten Urfunden ift reda gelten, Antwort geben, Nechen-
(haft ablegen: Lateiniſch demus, hoc ita elle, laſſen
wie das zu; paucis dabo, ich will es kurz fagen; Sed
tamen ifte deus qui fit, da Tityre nobis. |
geltig, gemeiniglich aber mit einem dunfeln €,
goͤtig; einzig, z. B. e6 iſt der geltige Neid, der ans
ihm redet, nämlich der bloffe, einzige Neid; wo muß
bed der geltige Männ hin gefomnien fenn? das ift,
mo werde ich diefen einzigen Menfchen finden * Mein
Bender iſt heut ein geltiger Narr, d. i. nichts als
Narr. Don galt, Hebr. galmüd, einzig, einfam,
anvermiſcht C |. galt).
das Gemuͤndt; die Höhe der aufgeftellten geball⸗
ten Fanfe mit erhobenem Daumen: welches die Länge
Yan einem halben Schub betragt. Dieſes Wort wird
ſewohl in den Alpen won Galzburg, als auch bier by
234 Ger. E07 at
-
ben Schiffern der Donau gehört: 3. B. die Donau war
heuer bey dem Strudel. nur 4: Gmündt tief. |
Scherz führet aus einer alten Gloſſe die Worte an:
Mund, palmus. Und aus dem Senkenberg: einen
Kuchen, der ſoll fein eines Gemonds dick und breit.
gl. Monfee p. p. 335. munte, palmo. Man pflegt,
um einen Schub zu mellen, Die beyden geballten Hände
in einer geraden Nichtung her zu legen, fo daß die bey:
den Daumen zufammen ftoffen, und fich berühren. Die
halbe Länge ift alfo dort, wo felbe ein Gemimdt ma-
hen, nämlich. von einander geben, ſich ſchlieſſen uud
Öffnen, oftium digitorum. Das Wert Mund, Muͤn⸗
dung, Gemuͤnde, wird in verfihiedenen Fällen ge:
braucht, vorzüglich um eine Deffuung anzubeuten: 5.3.
die Mündung oder dad Mundloh an einer Kanone,
Flinte, ꝛe. Die Mündung des Waller! ; der Ausſiuß
deſſelben, im griech. gleichfall6 sonıov, von soux, der
Mund, Deffnung. Eurtius bat öfters os amnis, os
fluminis, lib. 9. c.9 Hievon haben viele Derter ih:
sen Rahmen erhalten: als hier ob dee End die Salz⸗
ftadt Gmunden, wo der See fih in den Traunfluß er-
gießt: die Fiſcha — Münde unterhalb Wien, insge⸗
mein Fifchament, wo die Fifha in die Donau fließt.
Mind überhaupt, Island. mun, angelf. muth,
welches Wort ohne Zweifel die Menfchen zu erſt von ih⸗
sem eigenem Munde brauchten, bat Adeluug von mun,
man, ber geleitet: welches in dem Engl. to munch,
fat. mandere, manducare, kaͤuen, fi geuget. Allein
die Eigenfchaft des käuens gehört mehr dem Kiefer oder
den Kinnbaden zu. Wahrfcheinliher alfo kommt mir
Wachters Meinung vor: welcher den Mund ald jenen
Förperlichen Theil betrachtet, wodurch man die inucelis
hen Gedanken, Wuͤnſche und Neigungen zn erfennen
gibt. Don meinen, goth. und angelf. munan, Is⸗
länd. muna, denken, wollen, geneigt feyn: wovon
auch minnen, lieben.
gen;
DEN 385
gen; ein Zwifchenwort, welches als ein Zeichen
der Ermunterung , oder eines thätigen Vorhabens dies
net: 3. B. gengama gen, eiaeamus; muß gen fehen,
wer darauffen ift. Ju Schwaben, wie Scherz beridh-
tet, muß gang ſehen. Von gehen, fi empor heben:
z. B. der Teig geht; Hebr. gaa, extulitfe. Daher
auch die Redensart: geh, erzähle mir wand neues; geh,
iß! gehts, trinkts! eia bibite.
genoͤthig; dringend, geſchaͤftig. In gemeinen
Reden lantet es gnedig: z. B. es iſt heut gnedig in
mijerem Hauſe, nämlich voller Arbeit; fie haben es
ganz gnedig gemacht miteinander‘, d. i. forgfältig und
wie von wichtigen Dingen, unter fich gefprochen. Bey
dem Horned cap. 360. ein haymleich Sprach, und
genötig Med. Dtfried lib. 2. c. ı2.ihuruh not, mit
Anftrengung und Fleiß (f. nöthen).
Georg, in gemeinen Reden Joͤrgel, Kantidrg,
in einer groben Ausſprache aber Jodel (f. diefed Wort);
Soläud, Joris, fpanifh Jorge, Windifh Juri, Un⸗
gar. Gyoergy. Mach dem geiechifchen bedeutet es eis
un Ackersmann. |
gerechteln, bereiten richten, zu recht machen, 3.
B. das Kleid, Bett, die Sachen in dein Neifekoffer:
Dieſes gerechteln, fich aerechteln, fich fertig machen,
kommt auch bey dem Horneck dor, car. 96. et 310.
dee Gerialf, falco gyrfalco, Lin. ©. Fall.
dee Gerhab, oder Gerhaber: Ein von der Obrig-
keit beftättigter Anffeher über die Perfon und das Ver:
mögen eines Minderjährigen; ein Vormund, tutor,
curator. Wachter bat es von dem Eeltifchen kur, lat.
cura, die Sorge, ber geleitet. Wahrfcheinlicher aber
bedeutet es, wie auch Friſch bemerket hat, einen Ges
währsmann, altbrittifch bey dem Vorhoru gwarant:
welcher Aber andere die Währ, Gewähr, oder Sicher⸗
ftelung hat, franz. garantie, guarantie, im mittle⸗
ten Rateine guaranda, warandia, Auf ähnliche Wei⸗
Gsfier Tpeit. s
286 KREISE
fe ift von Wehr, Gewehr, Gegenwehr; fih wehren,
in Italien und Fr "reich la guerra, la guerre, der
Krieg.
yyer Germ, jenfeitß dei Traune Jering; fonft
— die Gare, Gore, Girre, Gitſch, Gaͤtſch; nämlich die
—— —
RE
Spundhefen ded Biers, fermentum cerevifie, Engl.
yei. Don gähren, aufbraufen, bey dem Willeram
c. 8. jefen. Hornet fihreibt cap. 437. daz Pluet
begund wallen und jenſen. Altbrittiſch bey dem Bor⸗
born jas, fervor, ebullitio. In der Windifchen
Sprache jesa, der Zorn. Der Geifer wird bier bey
dem Volke bisweilen der Geſt, Jeſt, genentet.
die Gerſte; ift entweder eine Mintergerfte, web
de im Herbſt angebauet. wird, hordeum hexaflichon,
Lin. die ſechszeilige, fechsichärige: weil die Körner in
fech8 gleich Tangen Zeilen oder Scharen wachſen. Oder
eine Sommergerite: und zwar entweder die Bartger⸗
fte, groſſe Gerfte, welche zmenzeilig, zweyſchaͤrig iff,
hordeum diftichon ; oder die gemeine Gerfte, hor-
deum vulgare , bet) welcher nebft zwey gröfferen Nei-
ben, noch Fleinere angetroffen werden , daher felbe von
einigen als vier, fünf, oder ſechs — zeilig angefehen
wird: Der Sorgſamen oder Rohrhirſe, helcus forg-
hum, fin, ift an einigen Drten unter den Nahmen
Amerifanifche Gerſte, befannt. |
Die gerolite Serfte, in Schwaben die geräns
Delte, in Hochbergs adelihem Landleben die geneute;
in Sachſen und Schleflen die Grauye, Grupe, Un:
Harifch arpa—kafa; ift für die Küche beftimmt. Es
gibt eine grob gerollte Werfte, eine mittere, und eine
feine: welche legte in Sachſen Perlaraupe beißt.
In gemeinen Neden fpricht man die Gerſten, bie
und da auch Gerten. Horneck, ein Stegermärfer
ſchreibt c. 457. an Weiß, Habern und Korn, an
Gerten und an Spelten. Da diefe Act des Getrei-
des ſchon bey den Alteften Volkern, zu einem gährenden
ur EN END ER 487
Getraͤnke gebraucht worden ift ; fo glanbe ih, daß
Gerſte von eähren, gefen, iefen, gifchen, aeicht
(ſ. Serm) den Nahmen erhalten hat. Und hiemit
ſcheint auch das Windifche jezumen , Pohlniſch ieczmien,
Croatiſch jachmen (Jatſchmen), die Gerfte, etwas
ähnliches zu haben. Im übrigen heißt die Gerfte tal,
orgio, orzo, franz. orge, Engl. barley, Ungariſch
arpa, Hebr. afam. u
das Serfienforn , hordeolus S. Werre im
en :
= das Belag, imgleihen auch das Geſatzt; bey
dem Pöbel für Geſetz, die Satzung: ven fezen, feſt
ſetzen, flatuere, confiituere. Das Gefeg oder Geſet⸗
zel bey einem Lied, wo man einen Abſatz macht.
: gefchäftig; vorwigig, der fih gern mit vielen
et su fhaffen macht, und fich in allerley Gefchäfte
mifchet.. | — ae
dad Geſchaͤll; ein Tauted Getoͤſe von lachen, zan⸗
fen, ꝛc. Don fihallen, erfchalen. Bey dem Horneck
c. 443. grozz Geſchell und Pracht Cf. brechen).
ge chedet ; ſcheckig, gefleckt: welches aber am ge⸗
wöhnlihften gefagt wird von fchwarzen oder braunen
Flecken im weilfen Grunde. Ein folches Pferd Heißt
der Scherf, und ein folcher Hund, der Schedel.
Han a Maind Hennderl, iſt gſchecket und
ghaim, — u
lock i, pi pi, da laufts gleich wieder haim,
- &ib i meinn Hennderl a Futter ind Gfchier,
Gacketzts, und legt mir ein Airl dafür.
Ein She, wenn von Pferden Die Rede ift, heiße
in dee Schweig Schaͤggh, in Schweden Skack; Ital.
caballo pezzato, franz. chevaltachete, Engf. piebal,
hier ſehr gewöhnlich auch der Ganſer (ſ. dieſes Wori).
Daß jenes Überall bey dem Volk fo befannte Wort , zu
nächft von der Forme des Schachbrettes herkommen fo,
, tal, Scaccato, Engl. check, to — wie Rings
Mr
tee und Friſch glauben; laſſe ich ungern zu. Adelung
führet das Island. Skackr an, unähnlich, ungleih, .
Skeckia, ungleid machen.
das Gefchell 5 die Kinnbäden an den Pferden.
Gleichſam die langen Schalen des Gefichted: auch für
Huf und Klaue wird an einigen Orten, wie Frifch und
Adelung bezeugen, das Wort Schale gebraucht.
gefchlecht , gerade. ©. ſſchlecht.
dee Geſchmach, befler aber Geſchmack; 1. die
Empfindung der aufgelöfeten Theile auf der Zunge: und
die Eigenfchaft eines fluͤſſigen oder trocdenen Körpers,
welcher eine angenehme oder widerwärtige Empfindung
verurfadhet. 3. B. einen feinen; oder gar feinen Ger
fhmad haben; die Speife hat einen guten Geſchmack,
iſt gefchmächig, ſchmackhaft. 2. Ein Geruch. Bey
orned c. 271. et 437: Geſchmach. Das alte Wör-
teebud vom 3. 1482. Schmad oder Stanf. Die
Worte der Schrift Numeror. c. 18. Dem Herren zn
einem füllen Wohlgeruch; Tauten in einer alten Wiber-:
fegung , wie Friſch bezeuget, dem Herren zu einen
füffen Geſchmack. Bey dem König Tyrol, unter den
Merken der Minnefänger, kommt der Smak, balfam-
fmak des boumes, Wohlgeruch des Baums, , öfter vor.
©. fhmeden. - |
gefchmaiffen: don einem ſchlanken, nämlich dün-
nen und biegfamen Körper: z. B. ein gefchminiffener
Menſch; der Bruder ift dick, Die Schweſter aber ge:
ſchmaiſſen. Um mehrere Gelenfigfeit anzudenten, wird
bisweilen der Ausdruck fchmiffig gebraucht: als, ein
ſchmiſſiges Buͤrſchel, ſchmiſſiges Maͤnnchen; eine fchmif-
ſige Ruthe, die ſich viel windet, und herum drahen
laͤßt. Es gehoͤret zu ſchmeidig, geſchmeidig, in Schwe⸗
den und Niederſachſen Smidig: welches von ſchmieden,
ausdehnen, in die Länge fchlagen, her fommt, wovon
fchmeiffen, angelſ. Smitan, ein Intenfivum if. Ein
geſchlachter Körper , zeigt eine bloß gerade, aber nicht
fo biegſame Befchaffenheit an. Ein gefchoffener , aufs
geichoffener Menſch, der gefchwind in die Höhe fchieffet.
der Sefchmeidler ; weicher kuͤnſtliche Eifenwaren
verfertiget, oder zum Kauf aubiethet, 3.3. Pfannen,
Kerzenleuchter,, Meſſer, Strigel e. Don fchmieden,
Erz oder Metall bearbeiten. S. Wbelung‘, v. Ge:
ſchmeide. —
das Geſchnaitel, in Salzburg das Llıngerl;
eine gefäuerte Speiſe, welde yon dem zuſammen ger
ſchnittenen Bäufchel (Geſchlinke, Gellinge) vorzüglich
eines jungen Kalbes, zubereitet wird. Bon fehnaiten,
grob ſchueiden. In vorigen Zeiten Bat man es eine:
Murſel geuennet, Tat. minutal (ſ. Murfel).
geichnäppig ; fonft ſchnaͤnppiſch, ſchnippiſch, Engl.
Snappifh , auf eine nafenmweife Art plauderhaft: ber
nach jeder. Nehe ſchnappet, und mit einer Antwort fer-
tig iſt, ober, welches einerley Hit, überall feinen Schna⸗
bei dabey Haben wil: (S. das folgende). -
des Geſchnebel; das Mat, die Gefihts Bil⸗
dung, Geſtalt; wie das lat. os, weiches ſowohl dem:
Mund, als das Geſicht überhaupt bedeutet. 3.:8. e8
wäre ein fchöner Hund, aber dad Geſchnebel Ift nicht
faußer ; die Fran hat ein liebes Gefchnebel, naͤmlich
Angeficht , Ausſehen, obwohl dieſes nur im Scherze ge:
fagt wird. Es gehöret zu dem Holländ. neb, Sneb,
Schnabel, Schuange ; Snebbig',‘ plauderhaft , im
Defterr. geſchnͤnpig. In der Windifhen Sprache, we:
nigften® in Erain, find Shnabli, die Lippen. Schna⸗
bei, Geſchnebel, zeigt den jenigen Theil des Körpers
an, womit nad etwas naget, kneipet, beiſſet. Daher
Engl: toKnab, Knapple, wagen, abweiden; in Ober⸗
und Niederfachfeg knauen, knaupeln, gnabbeln,
ungen, naſchen, Heine Biffen zu ſich nehmen. Cine
Schnabelweide, was dene Schnabel, naͤmlich dem,
Mund, Vergnuͤgen macht. Hievon moͤchte ſchnappen,
x9@ Sagen |
den Mund öffnen, gefchwind Eneipen oder zwicker, ein
Intenſivum ſeyn. G. auch Näbinger, und Nifel.
geſchwind. S. hott.
das Geſchwiſteret; im Hochd. die Geſchwiſter,
im Schwabenſp. c. 139. et 155. diu geſuuiſtergit, bie
gefammten Brüder und Schweſtern. Gie find unter
einander vergeſchwiſtert, d. t. in den nächften Graden
verwandt. Weil die nächften Anverwandten nur ein
Haus oder eine Familie ausmachen; fo frheinen diefe
Wörter von dem altdeutſchen fualo, giſuaſo, entftan-
den zn ſeyn: welches bey Kero, Difeied, Tatian, €.
einen Dausgenoffen bedeutet, und mit dem goth. fues,
angelf. fuaes, fat. fuusfeu proprius, #berein fommt:
wovon mehr bey Schilter zu fehen. 2
das Geſchwulſt —kraut; überhaupt ein Kraut,
welches wider die Geſchwuͤlſte gebrauchet wird. 1. Die
fette Denne, fedum telephium, Lin. Bey dem Vol⸗
fe werden die Blätter davon unter geſchwollene Küffe
geledt; von der geftoffenen Wurzel aber auf der Glut
ein Tuch geräudhert. a. das Schelkraut, chelidonium
maius: welches einige Leute gleichfalls unten die ge⸗
ſchwollenen Fuͤſſe legen. 3. das Hinſchkraut ober Bits
teefüß‘, folanum dulcamara: welches den Pferden,
wider Verftonfung und Blähungen, in einem Einguß
gegeben wird. ad. |
vee Geſpaiß; Spaß, Scherz. Gſpaiß machen,
fich gſpaiſſen mit einer Sache. Es ift einerley Wort,
nur den Zifchlaut weg gerechnet, mit dem griech. razseıv,
ſcherzen; von vuıs, ein Rind, Bube. Gpaſſen heißt
alfo, nach Art der Kinder thun: gerade fo, wie bie
Ausdrücke Narr, närrifch thun, und fanzen, Alfan⸗
zerey (ſ. Narr und PfanzeD. Bey den Franzofen heiße
ſpaſſen, oder Kinderey treiben badiner: von dem Cel⸗
tifhen bas, franz. und Engl. bas, bafe, Mein , niedrig,
womit jenes griech. raic wahrfheinlich in Verbindung
ſteht; Hebr. pafas, minutum fecit. Im mittleren
Unteine ift baſſus, griech. Baduc, niebeig , tief. Die
von ift auch haiſſen, bey dem Strider erpaiffen, fal:
Ien, fterben, in das Gras beilfen, d. i. auf Die Erde
din fallen. In der Mondfeeifhen Gloſſe p. 326. ir-
feizen, von dem Pferd oder Efel, worauf man gefef-
fen, abfteigen. Notker Pf. ı7. inclinavit calos et
defendit; er bougta den himel, unde irbeizta hara
nider.
Friſch und Adelung ſehen das tal. ſpaſſo, 'Tpalla-
re, für einerley Wort au mit bem dDeutfchen Spaß, fpaſ⸗
fen; alfein ſpaſſo, fpaflatempo, heißt eigentlich nur
ein Zeitvertreib, franz. palle—tems, uder ein Gpats -
jiergang: alfo wie es ſcheint, von Paß, naflieen, paſ-
fus, Hebr. pafach, tranßit. Daher auch tal. ſpaſ-
fare, ſich unterhalten, Kurzweil ſuchen; Ipalleggiare,
andare afpallo, fpagieren gehen: welches heiffen kann,
and Zeitvertreib gehen, oder ſachte, Schritt von
Schritt. |
geſpuͤren; fonft gewöhnlich ſpuͤren, verſpuͤren:
z. B. ich geſpuͤre es in meiner Rechnnug, in meinem
Bentel, daß alles jest thener. iſt; dem Haſen auf die
Geſpur kommen, ıc. |
das Geſtatt; feſtes Land, Ufer: in der Mond;
feeifchen Stoffe p. 347. lad, bey den Gothen, Angel:
fachfen und Schweden gleichfalls Aad, Rath. Von ſtan,
ftatten , ſtehen, fo fern hiedurch etwas feftes und ru⸗
higes angedeutet wird: im Gegenfane des Waſſers,
welches immer ſchwankend, unſtaͤt und beweglich ift.
Notfer Pf. 54. fiedi, portus.
Das alte Zeitw. giftaton, bat ſewohl ſtehen, ald
fiehen machen, und befeftigen bedeute. Der heil,
Geiſt ſaß, oder ruhete ober den. Upofteln, giftatota,
gl. Monfee. p. 364. 9a dem erften Gendfchreiben
des heil. Petens Heißt ed: Gott wird euch im Guten
ſtaͤrken, befeftigen,, giflatit, gl. Monfee. p. 368. Ge
auch Notker pſ. 23. Gott hat die Erde ober dem Wal:
— 3
fer befeftiget, er gefiata ia obe dien mere—uuazze-
ren. Daher ift bey Kero c. 4. Ratigii, uud bey Not⸗
fer Pf. 12. fieti, die Stätigkeit, Beftändigfeit. Vor⸗
mals hat man von Geftatt, auch nod das Zeitw. zu⸗
ftetten gemacht ; landen, anländen, ald in der Mond⸗
feeifchen Stoffe p. 366. zuofteditomm, wir haben ges
Iandet, und p. 396. zuoſteditun, fie haben gelandet.
geſtehen; ein Zeitwort, welches, wie das einfas
che ſtehen, in mancherley Fällen gebrandet wird. "Und
zwar. (1. im Hochd. gefteben, eingeftehen, befenuen.
Gtatt deffen aber fagen wir, etwas beftehen, Niederf.
beſtaan, bekennen: eigentlich machen, daB eine Sache,
deren. Umftände noch zweifelhaft waren, ftehe, vube,
and nicht ferner mehe gerliget werben darf, Go heit
es auch im lat. conſtat hac de re, conftat hoc mihi,
die Sache ift befannt, conftans, beftändig. In einer
intenfiven Forme fagt man daher: etwas beftätigen,
bey dem Pöbel beitätten, befräftigen.
2. geſtehen, zufammen ftehen, fi verbiden:
‚3. B. die Milch ſteht, gefteht, wenn fie anfangt did
zu werden; die Milch gerinnet, wenn fie auf eine feh⸗
lerhafte Weife ſich fcheidet, und in Fleine topfenartige
Theile zuſammen rennet,
3. ſich etwas geſtehen laſſen, koſten laſſen, es
auf ſeine Koſten nehmen: z. B. ich laſſe mich ſchon et⸗
was dabey geſtehen. Von Philipp dem ſchoͤnen, König
in Frankreich, ſchreibt Horneck, c. 592. — taw⸗
ſent Markch liez ſich der Kunig ſten und choſten.
So pflegt man auch im Hochd. zu ſagen: Es wird dir
theuer zu ſtehen kommen. Das lat. ſtare, conſtare,
wird auf die naͤmliche Weiſe gebraucht: quanti conſtat?
muliorum fanguine ac vulneribus haec victoria fetit.
In einer gewiſſen Gegend unſeres Gebirges fagen bie
Rente, was ne'tebt8? wie theuer ift es, quanti con-
Rat? In Italien, quefo mi fta in tre fiorini, es fe:
— ——— 2.093
fiet mich drey Gulden. Die Sade ſteht mir, bleib
mie, um den verhältnißmäſſigen Preis: denn ich aud
wirklich geftehe, zugeſtehe, Aatuo, conftituo.
4. Bey dem Pöbel Heißt fich geſtehen, fih un⸗
teeftehen, unterfangen: z. B. du gefteheft dich noch, es
zu laugnen? Sich ſtehen, oder ftellen unter etwas, une
es zu ergreifen, zu heben, zu nehmen; wird in einer,
figüelihen Bedeutung, auf jedes vermeſſene Unterneh⸗
men angewendet. Woraus erhellet, daß dad verb.
reciprocum, fich ftehen, Te filtere, noch wirklich ges
beauchet wird: obwohl in anderen Fällen fich ſtellen,
welches aus dem vorigen feinen Urfprung hat, üblicher:
geworden ift. | ’
die Geſtette, insgemein Geſtetten; ein erhoͤba
ted Erbeeich,, welches. im die Tiefe, oder einen Graben
fh fenfet, locus præruptus. Go fern daſſelbe fteht,
fih Hält, und nicht, gleich dem Übrigen, in die Tiefe
geftärzet iſt (ſ. Geſtatt). Solche Geftetten gibt es hie
und da in Feldern und Fahrtwegen, wie auch an dem,
Geftatt der. Fluͤſſe. Daher pflegt man eine Geftetten
zu fchlagen, nämfich zu befeftigen: entweder damit
sicht zu Viel Erdreich in das Waſſer hinab ftürzet, oder.
damit die Wellen nicht zu fehr das Erdreich untergraben.
dee Geftettenfchlagerz in Unteröfterr. wie Kra⸗
mer bezenget, ein Nahmen der braunkehligen Bach⸗
ftelje motacilla rubetra, Lin. welche fonft. Braunkel⸗
dm, Heiner. Steinfchmager beißt, bey dem Büffon le
tarier. Vielleicht weil dieſer Feine Vogel auf eine aͤhn⸗
lie Weife den Ort feines Aufenthaltes, gegen bie her:
ab ſinkende Erde zu fihhern weiß, wie man fonft eine
Geſtetten fchlaget. |
die Seftetten— Schwalbe; Uferfhwalbe, hirun-
do riparia (f. Schwalbe).
geſtillen; ſtillen, bey Otfried und in der Monb-
feeifchen Stoffe, giftillen: 3. B. die Meinen Kinder ges
ſtillen, ein Gezaͤnk abgeftilen, 1. Es Heißt, rubig
494 EN ET A Beeren
wachen: bisweilen aber auch, ruhig werben, 3. B.
die Erde fchwieg vor feinem Angeſicht, giftilleta. gl.
Monfee. p. 361. Und Kero, c.44 kaftillee, quiefcat.
geſtocken; ftoden, in eine dicke Maſſe fich vereis
nigen, als Blut, Ealtes Fett. Bon der Milch fagt
"man nicht, dag ſie geſtocket: weil diefes Wort einen
gröſſeren Grad der Verdickung vorausfeset; fondern
fie ſteht, gefteht, ift geftanden. Nur der Gelbörn
(Plundermilch) macht klumpenförmige Theile, und wird
baher zu Salzburg geftdcdelte Milch genennet. Wenn
die Wolken fich verdicden, und etwa ein Donmerwetter
befürchten laſſen; fagt man, es ftodt fich auf, treibt
Stoͤcke herüber. Schon geſtocket feyn, einen vollen
Bufen haben.
Es ift, wie Adelung glaubt, ein Intenſivum von
ſtehen. Im Nicherfachfen ftauen, ftehen m ‘en.
Griech. suxa, ich bfeibe feſt, saw, ich ftehe, l. io.
das Geſtocket; eine ausgeftodkte Gegend, woraus
nämlich Bäume und Gebüfche, famt ihren Stöden uud
Wurzeln, gerentet worden find, um felbe urbar zu
machen.
der Geſtraun; in unſerem Gebirge ein verſchnit⸗
tener Widder : welcher in der Ebene ein Kapp beißt.
Aus der Landes Drdnung von Tyrol führet Scherz die
— an: Kitz, Schaff, Caſtraun, Lember, Kel⸗
er 2. ae
Don dem’ tal. ſtroncare, fat. truncare, abbau:
en, ſtuͤmmeln. In einer mehr einfachen Forme ift ım
Niederfachfen runen, runken, Hollaͤnd. ruynen, ver⸗
ſchneiden, kaſtrieren (ſ. der Rein).
das Geſtrippe; Geſtraͤuch, Buſchwald. In den
Kanzleyen heißt es noch bisweilen: 20 Joch an Aeckern,
Wieſen, Waldungen und Geſtrippe. Wenigſtens jen⸗
ſeits der Donau, gegen die Graͤuze von Boͤhmen.
Einige ſchreiben das Geftrüppe. Weil dad Ge
ftaͤude anf vielfältige Weife verworren, verbogen, und
ey TER 205
in einander gefchlungen ift, und ſtets niedrig bfeibt;
fo ſcheint dieſes Wort zu dem Ital. Aroppiare, franz,
efirorier, zu gehören, nämlich verbiegen, verrenfen.
Bey dem Pictorind und Dafppodins ift ftrupfen, zus
ſammen ſtrupfen, einſchrumpfen: 3.8. verſtrupfte Bee⸗
se an den Trauben, die Verſtrupfung der Adern, con-
tractio nervorum, Der Grund dieſer Wörter ift im
dem griech. scepgw, ich wende, biege: wovon speßAos,
verbogen, umd Spopos, etwas zufammen gedrähtes, ein
Strid, weidened Band; lat. irophus, ſtroppus, ſtrup-
pus, tal. firo pa. Struppig, ftrobelig, wird vors
züglich von unordentlih emporftehenden Haaren und
Federn gefagt: z. B. ftrobehanrig ſeyn, Strubelhühner
(ſ. ſtrobelig). N
der Gebatter, gleihfam Mitvater: indem ge,
"ga, ka, lateiniſch co, con, cum, eine Verbindung
anzeigt. Im Lat. Heißt daher der Gevatter, die Ges
vätterin, compater, commater; tal. compäre, com-
märe, franz. compere, commere. In der böhmifcher
Sprache heit der Gevatter Kmotr, Windiſch Koter,
Eroatifh Kum. Hier bey dem Volke ift es eine alte
Sitte, daß derjenige, welcher Jemand zum Gevatter
bitfet, mit einem Knie fih bis zur Erde neiget, und
um das chriftliche Werk anfuchet, fein neugebornes Kind
zur Taufe zu halten. Der gewählte Pathe frenet ſich
des befonderen Zutrauens; läßt ein Eyer im Schmalz
Eyerkuchen) zurichten; und von biefer Zeit an heißt
es nicht mehr Dur, fondern oͤs. Die Gevatter — Ruͤ⸗
bein, braffica napus (f. Scherrübe).
genden; in der Schweitz, wohl leben, fchlemmen;
bergeuden, verfchwenden. Horned c. 703. auffen und
gewden. Bey dem Jeroſchin goidin. Es gehöret un-
freitig zn dem Tat, gaudeo, griech. yadeon, yuSew,
ich bin fröhlich: wie auch zu dem beutfchen Zeitw. gekett,
Ah ober andere ergeben; in dee Schweitz Taed, Jet,
"in geiles Gewaͤchs: und jaeten, das Unkraut ansjie:
den (ſ. jeten). Die Italiaͤner fagen auf gleiche Weife
godere, ſich freuen, fi wohl ſeyn laſſen; godere una
cofg, eine Sache genielfen (lat. gaudere aliqua re,
fiyi); godereccia brigata, ein Bolf oder eine Gefells
(haft, welche in Luft und Ueppigkeit lebt; goditore ,
ein Bauchdiener, Schlemmer. .
Das Engl. to guttle, ſich voll freſſen, den Wanft
füllen, und gut —tide, Faſtnacht, Traßzeit; kommt
ber von gut, altbrittifh cwthr, ein Darm, Maftdarm,
Kuttel. Das gleichfalls altbrittifhe gaudy, cloaca;
ift einerley mit dem Engl. gowt, eine Goſſe, nämlich
ein Canal oder eine Grube, wo der Ausguß, oder das
unreine Waſſer, aus den Küchen zuſammen flieſſet.
geunen, oft aud geumen; ein zweyſylbiges und
pöbelbaftes Wort, für loben, anrühmen, z. B. er bat
dich überaus gegeunt. Griech. awvew, ich lobe; Island.
eg ann, ich liebe, bin wohlgemogen, eg unne; ich
Tiebte. Daher ift bey Otfried, Notker, in der Mond:
feeifchen Gloſſe, ꝛe. anſt, enfli, Gunft, Gnade, Wohl:
that, und unnen, gionnan, geunnan, wohl wollen,
gönnen. en
die Gemäde,. in der Ausſprache Gwadn 5’ Schuee⸗
gewähde, ein Dusch wähen angehaufter Schnee. Friſch
fhreibt dafür eine. Windwehe: und Adelung Wind—
mebe, ein Gewebe von Schnee, welches der Wind ges
macht hat. In: der. Mondfeeifchen Gloffe iſt p. 367,
giuuado, das Wähen des Windes , woburh ein Gchiff
angetrieben wird. — u
die Gewandte, oder Gwanten; ein gepfügter,
umgewendeter Ader, Hochd. das Gewende, ei
In giner urkunde vom I. 1719. hat den Zehend nun
bon ginem Chwändl zu gebeis, Ar d.;yon Arie eimi⸗
gen Minen Me 0
et. Geher; Zelind und, Engl. geir, is den
eeifhen. Öloffen p. 412.Kir; ein befannter Raub⸗
vogel.,, welcher, obne, Unterſchied auch Habich ‚genenurt
J N
4
*
—
«
GET EN men 297
wird Cf. dieſes Word). Wachter und Friſch leiten es
von feiner Naubgierde Her; in dem Wörterbuch des Al⸗
berus ift geierlich, begierig, gefreflig. Adelung von
feinem Gefchren gaͤ, gaͤ. Lieber aber glaube ih, von
jener Eigenfchaft, welche diefer Vogel hat, ſich Freis-
förmig in der Luft herum zu drähen; alfo von gyrus,
gyrare, tal. girare: womit das griech. Yugos, Yupow,
fıberein fommt. Daher ift auch das Tat. circus, griech,
Kıoxos, ein Geyer. Altbrittifch bey dem Borhorn gwyr,
recurvus. Was heißt gyrare anders, als eine krumme
Linie machen; |
Der Gibel, ein Fiſch. S. Gilbling. |
gichen; ein veraftetes Wort, für bekennen, beja-
Den, und machen. Ben Kero, Dtfried, Notker ꝛe.
gehan, jehen, befennen; ih gihu, jiho, ich befenne;
Sıe jehent, fie befennen. In fpäteren oberbeutfchen
Urkunden heißt es gemeiniglih, ich gich, bergich,
wir vergehen. Es ift eineeley Wort mit inhen, beia⸗
ben (f. Adelung, v. Beicht). —
der Gidi — etwa Gitich? Furcht bey einer öffent:
lichen Verrichtung, da die Knie wanken, und die Sin⸗
neskraͤfte ſich verwirren: z. B. ich habe, oder bekom⸗
me den Gidi, es kommt mir der Gidi, ſo oft ich auf
dem Theater auftretten muß. —
Engl. giddy, ſchwindlicht; giddineſs, der Schwin⸗
def. Griech yuıov, dad Glied, yurow', ich breche die
Glieder. Hebr. gid, die Nerve.
der Giel; bey dem Stricker, Jeroſchin, und
manchen anderen alten Schriftſtellern, der Schlund,
Rachen. 3. B. dem Tod in den Giel, d. i. in den Ra⸗
chen fallen, eingg gewaltſamen Todes ſterben; laut aus
feinem Giel cu . wie bey Feifch und Scherz zu er⸗
ſehen. Horn 814. die Giel: welches aber auch
nur die mehrere Jahr ſeyn möchte: z. B. die Kropfgänfe
ſperrt jel weit auf, um Fiſche zu fangen. In
dem rterb. 1482, gyl; fat. gula; franz. la
“
f
&
298 Mn a een
zueule: womit auch das deutfche Wort. die Kehle über”
ein fommt. Daß diefe Wörter eigentlich eine Oeffnung⸗
oder Loch anzeigen, fieht man aus dem franz. la gueule
‘de four, da8 Ofenloch, la gueule de Sac, die Deff:
kung eined Gades. Islaͤnd. gia , öffnen (ſ. Gien—
maul; wie auch Adelung v. gähnen, und Gaumen).
Das griech. xerAos, ift den vorigen ſehr ahnlich,
Heißt aber nur eine Lippe, labium. Die Worte des
Propheten Iſaias; fie ehren mich nur mit den Rippen;
lauten geiech. Tois XeiAeriv aurwy Tıaacı ME. - TL
Xeiin Sraspedsw, den Mund zerren, verfpotten. Wo
es bey dem Virgil heißt, Ecloga 2. Nec te pœniteat
calamo triyıflelabellum: Hat Iheocrit xeıAsa Trußen.
Ami mittleren Lateine ift gula, golerum, gole-
rium, eine zierliche Bekleidung des Halſes; cin Koller,
Goller, altbrittifch bey dem Vorhorn coler, fat. colla-
fe. Im XII. Jahrhundert mar bey Tornchmern die
Mode, Pelze zu tragen von Zobel oder Hermelin, mit
einem rothen Äusſchlag um den Hals und die Hände:
welches der heil. Bernhard wenigftend an den Biſchoͤ⸗
ſen nicht leiden wollte. Horreant et muriıim ruhr.ca-
tas pelliculas, quas gülas vocant, manibus circı.m-
dare facratis. cap. 2. de officio epifcor. In einer
Homilie, die man vormals eben diefem Abte zugefchrie-
ben hatte, heißt e8: pellicia arminia, rubeis gulis
ræparata. Hievon ift noch bey den Tranzofen, wie
abillon anmerft, gueule, Engl. güles, die rothe
Sarbe in den Wappen. — |
das Gienmaul; ein Schimpfwort, um einen
jungen Laffen zu bezeichnen, der bey dem Anblick eines
Gegenſtandes, Augen uud Maul auffperret. Don gie⸗
nen, Islaͤnd. gina, gähnen. Not ribt Pf. 21.
fie gineton gagen mir, alf. — ‚ſie gähnten
gegen mir, ſperrten den Rachen M, Wwie ein grimmi⸗
ger Loͤwe. Gl, Monlee. p. 398. u
299
Bey dem Pietdrins ift gunen, etwas verlangen, mit
Begierde hin gaffen: mie im Sat. hiare, inhiare.
der, die, das Gift; ein Wort von verfchiedener
Anwendung. Urſprünglich ift die Gift, eine Gabe;
von dem alten giban, gifan, geben. Daher Mitgift,
Zugift, Heurathögut; eine Kirche begiften, begiftis
gen, ꝛc. wovon mehr bey Keifch.zu.fehen. |
Ferner das Gift, eine fchädliche Gabe, die ei-
nem anderen zur Beförderung des Todes beygebracht
werden kann: daher auch der Ausdruck, einem berges
ben. Figuͤrlich: au daB jenige, mas entweder dem
Körper, oder der Seele eined anderen fohadet: z. B.
hitzige Getränfe find Gift für die Jugend; im einer
Schrift das Gift der Welluft, ded Unglaubens, aus⸗
fireuen: tn | =
Der Zorn bringt ins befonbere das Blut und die
Säfte des Körpers in eine fehr nachtheilige Gährung.
Daher ift der Gift, Zorn; fich aiften, zörmen; es
giftet mich, fpringgiftig ſeyn, nämlich gornig zum Ab⸗
fpeingen,, wicht eſſen Firmen wor Gift und Galle. Ein üb:
ler Zuftand des Körpers, welcher von galfichter Schärfe
herkommt, heißt bey dem Volke das Vergift, 3. B.
das Vergift Haben: Endlich ift Gift, Krott, Hepping,
23€. ein verliebter Ausdruck, eigentlich was einen zoͤrnen
möchte, z. B. ’8 Lisl hat fi verfiedt, ich weiß nicht
warum Has Gift fo gelacht hat.
gigegen; eine Art des Gtotternd, da mande Leu⸗
te, mit anfgeblafener Luftröhre und gedruͤckter Zunge,
den Laut ggi, ggi, hervor bringen. Es ift von gas
genen, gadern, durch einen höheren und feineren Laut
"suterfhieden. Daher giges gages, giks gaks, ein
leeres Gewaͤſch. Bey dem Pietorins iſt gicken, aycken,
pippen wie junge Sperlinge: und bey dem Feſtus gin-
grio, id) ſchnattere, wie eine Gans; gingeriator, ein
Flötenblaſer. Mit einer feinen unterbrochenen Stimme
lachen, wenn ſolches auf eine verborgene und ſchalkhafte
— ü
308 —
Weiſe geſchieht, heißt ſowopl hier, als im übrigen
Deutfchland kicheln, gicheln, kichern, Holländ. gi-
chelen, Eugf. to giggle: Andere Mängel des Redens
heiſſen ftickegen, ratichen, plutſchen, mabbeln.
gilben; gelb machen, z. B. ein weiſſes Halstuch
gilben, gelbfärden; aus Safran und Butter eine Gilbe
Aumadıen , um die Speifen damit zu gilben.
der Gilbling, oder Gibel, Giblichen; in Sachfen
der naͤmliche Fiſch, welcher in Defterr. Kothplette ge-
nennet wird, in dee XIII. Yußgabe des Syſtems durch
Omelin cyprinäs gibelio, Lin. Wegen feiner grüns
gelben Farbe: Adelung nennet ihn einen ſehr ſchmack⸗
haften Fiſch; allein es iſt einer der ſchlechteſten, der
wenig geachtet wird. Die Goldammer, ember:za ci-
trinella, fin. wird übrigens dafelbit auch Gilbling
genennet (f. Umering). .
die Gilbwurz; oder‘ Gelbwurz, gelber Ingwer,
Gelbſuchtwurz, Schwalbenwurz, Gurkumey, curcuma
longa, Lin. Eine Oſtindiſche Pflanze, welche verſchie⸗
dentlich in der Arzeney, übrigens aber auch zur gelben
Farbe gebrauchet wird.
Gilge, ſ. Iling.
—giillen; mit einer durchdringenden Stimme heu⸗
len, oder lachen: z. B. es war da ein Weinen und
gillen! das Gelächter war fo groß, daß er frey gegilit
hat. In Nieverfachfen gleichfalls gillen. Bey dem
Rhaban Maurus ift nachtegila, eine Nachtigall; von
gällen, geilen.
die Gillwurz, oder Schelmmurz; ein Nahmen
der grünen Nieſewurze, helleborus viridis, in; weil
ein Kleiner Theil davon den Schweinen eingezogen wird,
wenn fie die Gille, nämlich die Finnen haben. Alſo
gleihfam die gillende Krankheit: indem diefe Thiere
diefelbe auch auch wirklich durch ein heifered Geſchrey
oder gillen anzeigen. Daß die Finnen von einer Yet
Blafenwärmer bee kommen, bat zu erft Hr. Götze,
Gr:
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— — ‚do
Paſtot zu Quedlinburg im %. 1784. entbedet. Sie
heitfen nun taenia finna, Lin. Für Finne, ift an eine
gen Orten dee Rahmen Granze uͤblich (f. dieſes Wort).
der Gimpel; Blutfint, loxia pyrrhula, Lim,
Im griechifchen Tuppoiras ;. wegen. ber tothen Farbe,
von auo, das Feuer; ungar: piruͤlas, die Erröthung,
und piros, roth. Wegen der ſchwarzen Kopfdede wird
er an einigen Orten Dompfaff, Domberr, in Pob⸗
len popek , genenuet. In Italien fufflotto, cifolotto,
ftan;. pivoine, bouvreil, Engl. bullfinch. R
Unferen Nahmen hat biefee Vogel wegen feinen
kant, gim. . Weil er bey alE feiner Lehrbegierde dennoch
immer etwas einfältige® zeigt, fo wird ein Menfch vom
gleicher Eigenfchaft oft ein Gimpel genennet. Bey dem
Wachter iſt Gimpel, Glmpel, ein Brautwerber,
Freyer: welches der gelcehrte Mann von dem griech.
vausco, ich heurathe, her leitet (f. Bräutigam). Es
könnte aber auch von gimma herfommen , welches Wort
bey Otfried lib, 1. c. 3. für Mädchen, Jungfer, genoms
nen wird. ——
Gimpelbeer, liguſtrum vulgare. G. Diutenbeer.
Giſpel, ſ. Guͤſpel.
das Gitter. S. Gäder. en
die Glanz —Leinwat; eine geglänzte Leinwat von
ſchwarzer, brauner, rother Farbe, deſſen man ſich ge⸗
meiniglich zu Unterfuttern bedienet. Die geleimte oder
ſteife Leinwat, heißt in Frauken und Oberſachſen der
Schetter, hier aber Sigel — Leinwat.
das Glaͤr; Platz, Gelieger. S. Lorwend. |
der Slayer z Nachwein, Treſterwein, die Lurfe,
lat. lora, franz. la piquette, la boite, Ital. aquarel-
la (ſ. Lurlꝰ). ik
das Gleger; die unreinen und gröberen Theile
eines flüffigen Körpers, die. bey der Gaͤhrung fih zu
Boden legen, und fonft unter dem Nahmen, Stellhe⸗
fen, Unterhefen, das Lager, Gelieger 4 bekaunt
Erſter Theil. —
%
3a2
find, Eugl. dregs; zum Unterfchieb ber Spunbhefen
Eſ. Germ). Daher das Biergleger, Weingleger, der
Steger — Branntwein.
dee Gletſcher; in den Alpen von Salzburg,
Tyrol und dee Schweitz, ein Eisgebirg. Don glacies,
Glas, glänzen, ꝛe. In mehr gemeinen Neden wird ein
folches Gebirg das Kaes, Kes, genennet (|. Kes).
glitzen; gleiffen , glänzen, 3. B. der Schnee gliget
bey einer groſſen Kälte; die Sonne gligelt duch bie
regnerifhen Wollen; ein Kleid auhaben, wo alles glits
zelt und glanzt. In dem Fragment über K. Karls
Keieg in Spanien, v. 119. glizen, in der franfifchen
Gloſſe von Borhorn clizzan, Engl. glifter, glitter,
Islaͤnd. glitta. Horneck fchreibt c. 48. Do der Tag
begumde gleften: und der Minnefänger von Gliers,
din Spilnder ougen glaf. Das franz. liſſer, glätten,
mangen, gehöret vielmehr zu dem griech. Asccos „ glatt.
Mehr bievon bey Wachter, v. gligen.
gloͤckeln; durch ſchlagen oder Hopfen, einen Schal
hervor bringen: z. B. mit genagelten Schuhen, oder
wenn ſelbe mit Eisklumpen behangen find, Sant daher
gloͤckeln. Ins beſondere heißt gloͤckeln, in Sachſen kloͤp⸗
peln, durch kegelfoͤrmig gedraͤchſelte Hoͤlzer, Spitzen
und Baͤnder bearbeiten. Entweder weil dieſe Kegelchen
(Gloͤckel, Kloͤppel) in der Geſtalt eines Glockenſchwen⸗
gels, welcher in einigen Orten der Gloͤckel, in Sachſen
Klöppel genennet wird, an den Schnüren hangen: oder
unmittelbar wegen jenem Laut, den ſie von ſich geben,
fo oft ſelbe an einander ſtoſſen. Bey dem Kero ift c.
58. et 66. clochon, gl. Monfee. p. 356. colochon,
Flopfen, anffopfen. In dee Schweitz werden bie Gloͤ⸗
del, wie Popowitfch fagt, Tuͤndel genennet; vermuth-
fich von tönen, angelf. dynan, thunnan, fat. tundere,
laut ftoffen. |
gloſen; slimmen, wie z. B. der Zunder, ein Fun⸗
ken unter der Aſche, Liebe oder heimliche Rache im Her⸗
Mn 303
zen. Bey dem Horneck c. 550. ebenfalls gloſen, in
Niederfachfen glöfen; welches zur Verwandtſchaft von
glühen gehört. Engl. gloliy, ſcheinend, leuchtend, in
Sachfen glotzen, glänzen, einen Schein von fid geben,
atunkitzen; fonft gluchzen, glucken. Ein Mort,
welches fo, wie das Sat. glocio, glocito, griech. XAugu,
den Laut beütender Hühner nachahmet.
das Gnäck; Genick, gleichſam das Genäde, der.
Nacken, Ungarifh nyak, Engl. neck, nuke; Ital.
nocca, nucca.' Bon neigen , nicken, in ber Windifchen
Sprache nägnitie Daher das im Scherze gewöhnliche
Zeitw. abgnädeln, binrichten, das Genic brechen.
anaͤdig; 1.) gegen Perfonen vom geringeren Gtan-
de gütig, wohlgewogen. Von Gnade, Isländ. naad:
und biefed ohne Zweifel von nahen, fih Jemand nähern.
Int weiteren Verſtande wird es auch für gelind, fanft,
gebraucht: z.B. ein gnaͤdiger Regen, gnädiger Winter.
2.) gefchäftig, unruhig CF. genöthig).
das Siranferlz ein poſſierlich Kleines Ding, als
z. B. Heines Pferd, kleines Taſchenmeſſer, Fleiner
Menſch. Dieſes Wort, welches nur als ein ſcherzhafter
Ausdruck gebraucht wird, kommt offenbar mit nau,
genau, Aberein; klein, eng, zuſammen gedrüdt. Hol⸗
länd. nauw, eng, nauwen, zuſammen drüden (f. War:
ter, v. nauwen). Es ſcheint alfo etwas anzudenten,
welches verbuttet, verbüselt werden iſt. Da ein Ta⸗
ſchenmeſſer kuͤrzer iſt, als ein Tiſchmeſſer, und Aber
das noch klein zuſammen geleget wird; ſo zeiget ſich
auch der Grund dieſer Benennung.
Ein auderes aͤhnliches Wort it der Nickel, in
Oeſterr. Wicel, Das Nigerl, ein von Natur aus klei⸗
ned Ding: 3.8. Schlafkunzen, Gallaͤpfel an den Stau:
den und Baͤumen, oder andere Meine Dinge, von dewen
man feinen eigenen Nahmen weiß; in ferwerer Beben:
tung ein Feiner Menfch, kleines Pferd, ꝛe. Entweder ,
als etwas Feines, welches von einem anderen Koͤrper
30%
abgeriffen, abgezwackt wurden ift: ober was man leicht
mit der Hande zufammen drüden koͤunte. Don niden,
knicken; drüden, zwacken. Go ift der Knicker, ein
fparfamer Enauferigee Menfh, welcher überali abzwas
‚et, Engl. niggard: woraus man fieht, dag für kni⸗
den, auch nur nicken gefagt worben ift, Gl. Monſee.
. P. 323. ginichen, conterere. $erner Hanfkoͤrner kni⸗
den, Läufe knicken, knacken, zerdrüden. In Nieder
‚fachfen, wie Adelung fchreibt , ift der Knicker ein Schnell:
Tügelhen, welches aus Thon zuſammen gedrüdt, und
getröcdnet worden iſt, womit die Kinder zu fpielen
pflegen.
gneiffig, glänzend ,. prächtig, vornehm, z. B.
‚Kleid, Speife, Körperliche Schönheit. Es ift nicht
‚viel gneiffigs daran, nämlich nichts vorzügliches. Oft
‚Heißt e8 auch nur neiffig. Von neiſſen, gneiflen,
‚glänzen. G. das folgende,
der Gneiſt; ein Feuerfunfen, welcher in Deitere.
die Gän heißt (f. San). Im der Mondfeeifchen Gloſſe
gneiſto, Island. gneiſt, Schwed. gnifta. In der
‚Sammlung der Minnefänger P. pag. 184. geneiſten,
Funken ausſpruͤhen. Vielleicht iſt dieſes Wort mit
neu, lat. niteo, nitidus, verwandt: wovon gneiſſen,
für gleiſſen, her kommen moͤchte. Denn bey Adelung
‚wird der kleine Schierling, zeıhufa cynapıum, fin.
als ein glänzendes Kraut, Gneiffe und Gleiſſe genen-
net, Sehr. nazaz, feintillavit; nazuz, feintilla.
dee Goder; bey Frifh und Adelung Kader ;. der
empor fich hebende fleifchige Theil unter dem Kinne.
Horneck c. 814. nennet auch jenen häutigen Sack, web
chen die Kropfgans am Dalfe hat, einen Goder. In
der Windifchen Sprache ift goder, eine Bühne. Franz.
goderon, godron, die Falte an einem Halskragen,
und godronner, einen Kragen fälteln, ein Krös auf:
fegen. Wie ed fcheint, von gehen, Engl. to go, (id
empor heben (ſ. gen).
305
dee Goff; in der Schwein ein Scheltwort, wels
ches eiöweilen von Kindern gefagt wird. igentlih ein
Manlauf, Mäanlaff; von gaffen, In jenen Stellen,
welche Friſch angeführet bat, iſt Gaffel, Goͤffel,
ein Meufch, welcher begierig das Maul aufmacht, um
etwas zu fehen. Daher auch Ital. goffo einfältig, laͤp⸗
piſch, goffone ein Toͤlpel, franz. goffe ungeſchickt, töl-
pelhaft. Hieher gehört auch die Waffel, welches Wort
bey Friſch und Adelung vorkommt, und ein groffes
Maul bedeutet; altbeittifch gwefl, die Lippe. Gleich:
falls von gaften, gappen, gapfen: oder famt diefem
unmittelbar von auf, offen, nur daß hier, fo wie .
in manchen anderen Wörtern, g, ge—ch—hw—w
vorgefeget wird. Gaffen, Heißt eigentlich fich Sffnen:
daher Holländ. de deur gapt, die Thüre fteht offen,
de wonde gapt, die Wunde ift offen, niche zugeheilt.
Island. gap, eine Spalte, Lüde (f. Wachter, v. gaf⸗
fen): welches ſowohl von dem Mund, ald den Lippen
gefagt werben kann. Bey dem Friſch heißt es: MWaf-
fel, os fillum, bucca. Dieſes dienet zugleih, um
ein anderes fehr aftes Wort zu erflären, die Goffe,
Arſchbacke; wegen der Spalte nämlid. Die Gtellen
find folgende. |
goffe; clunis. fragm. de bello farac. v. 2568.
et 3536. | —
coffa; cluni. gl. Monſee, p. 400.
goffun; clünes.. gl. aleman. ap. Martin.
Gerbert, p. 22. |
auch ſelbſt daS fat, clunis, altbritt. .clun, ſcheint vom.
gleicher Bedentung zu feyn: nämlich wie Klaue, Kluft,
x. von Mieben, fpalten, cliuban, Schwed. klyfwa,
der Goiſſer, oder Gieffer; in Unteräftere. wie
Kramer bezeuget, ein Nahmen mehrerer folder Voͤgel,
Die vorzůglich bey Waſſerguͤſſen fich fehen laſſen. Als
der, gemeine Goiſſer, ober Brachſchnepf, fcolopax ar-
quata, Lin. Der Meine Goiſſer, ſcolopax phæopus,
306 — NET
welcher bier ob. der Ens, der Güſſpogel heißt, Der
türkifche Goiſſer tantalus falcinellus.
. der Goißvogel, oder Grünſpecht, groſſer Baum:
hacker, picus viridis, Lin. Diefer Nahmen wird ihm
hier gegeben, von gieffen,- goiffen, gioffen: weil
fein Geſchrey für ein Zeichen eines bald erfolgenden
Regens gehaften wird. Im Engl. heiter rainfowl,
Negenvogel, und franz. pivert, pic vert, Gränfpedt.
die Soldammer , emberiza citrinella. ©. Ame-
ring. |
bee Goldbarſch, perca cernua, ein Fiſch. ©.
Pfaffenlaus.
die goldenen Samſtagnaͤchte; die Samſtage
in den erſten drey Wochen poft feſtum S. Michaelis
archangeli. Eine gewiffe feyerliche Andacht, wovon
feit an. 1400 fowohl in Defterreih, ald an anderen
Deten von Deutfchland , noch manche Spuren übrig find.
Anfangs wurde nur die erfte Woche nad diefem Feſt
feyerlich begangen: und am Samſtag darauf, als an
dem Beſchluß, eine fenerliche Meſſe gehaften, welde
zu Hildesheim, und in anderen Orten von Niederſach⸗
fen, die Guͤlden Meffe, milla aurea, geheiffen Bat.
Diefe Woche fommt in den alten Schriften unter dem
Nahmen Gemeinwoche, Meinwoche, Menwoche
vor. Wahrſcheinlich darum, weil, wie Friſch in ſei⸗
nem Woͤrterb. v. Mein. ſagt, dieſe Woche hindurch für
alle abgeſtorbene insgeſammt die Meſſen geleſen wurden:
wofür am Ende der Woche, bey dem feyerlichen Be⸗
ſchluß, das Volk veichliche Opfer brachte. Merkwür⸗
dige Stellen hievon werden bey Leibnitz Scriptores Rer.
Brunsvic. Tom. If. pag. 494. und in dem Calenda⸗
eium des Haltaus angetroffen. Die Urfache oder Ab:
ſicht davon ift leicht gu ereathen. Noch jest heißt es
in ber Meile für die abgeftorbenen: libera Domine
animas omnium fidelium defunctorum de penis in-
ferni, ne abforbeat eas'tartarus; fed fguifer ſanotua
307
Michael reprsefentet eas in lucem fanctam, &. Auch
bie Bilder, in denen biefer Heilige Engel mit der Wage
vorgeitellet wird, find befamnt.
Um den Wünfchen des Volkes genug zu thun, wur⸗
de dieſe Andacht auf drey Wochen verlängert. In De
ſterreich willen noch viele Leute, wie einft am diefen
Samſtagen, vorzäglih am erften und leuten, Proceſ⸗
fionen gehalten wurden in berühmte Kirchen, wo alds
dann eine fegerliche Meile und Predigt, und des Beicht-
hörend beynahe fein Ende war. Merkwuͤrdig ift ein
Schreiben aus Ram vom J. 1475. wo Papft. Sirtus
IH. famt 21 Kardinalen unterfchrjeben iſt. Zu Krems
münfter wurde eine alte Kirche zu Ehren des heil. Si⸗
giſsmund, deſſen Teft auf den ı. May fallet, wieder.
nen aufgebauet. Man hielt zu Nom um.einen Ablaß
an: welcher auch ertdeilet wurde, nicht nur auf das Feſt
dieſes Heiligen felbft, und auf den Tag der Kirchweihe,
fondern auch zugleich für die drey erft genannten Sam⸗
ftage. Woraus man fieht, wie berühmt und allgemein
Diefe Andacht dazumal gewefen feyn muß. Die Worte
der Bulle find folgende: Omnibus et fingulis Chrifti
fidelibus utriusque Sexus, vere poenitentibus et con-
feflis, qui dictam in præfati S. Sigismundi, ettrium
Sabhatorum, feftum S. Michaelis archangeli imme-
diate fequentium, nec non iplius capellze dedica-
tionis, feftivitatibus et diebus a primis vefperis uf-
.que ad fecundas inclufve, devote vilitaverint an-
nuatim, et manus porrexerint adiutrices; gentum
. dies de iniunctis eis pcenitentiis mifericorditer in Do-
mino relaxamus. Was der Ausdruck Nacht, Sam⸗
ſtagnacht, bedentet Haben mag, weiß ich nicht. Biel:
Seicht weil manche Leute in einer folhen Nacht im Ges
- bet verharreten , in der frommen Meinung, einigen
chriſtlichen Seelen zur Befreyung von ihrer Strafe ver⸗
hilflich zu ſeyn.
308 -
dee Goldfaſan; ein Fafan von goldgelber, eother
und violettblauer Farbe, welcher ſonſt bunter oder ro⸗
ther Faſan, Chineſiſcher Blutfaſan genennet wird,
phaſianus pictus, Lin. Der weiſſe, phaſianus nycte-
merus, heißt hier Silberfaſan.
das Goldfiſchel; die Goldkarauſche, cyprinus
auratus, Lim, Engl. goldfifh ‚ in Japan Kingio.
Ein zartes fehr zahmes Fifchchen von mehreren (höm
fpielenden Farben, melches gu erft durch die Holländer
aus China gebracht worden ift, und welches man zur
Luſt entwerer in MWeihern‘ oder zu Haufe in Gefaͤſſen
aufzubehaften pflegt. Seine Speife find Würmer‘,
Sliegen, Bedd.,; und andere Feine Fiſche. Der Gold:
ſiſch von einer geöfferen Yet, coryphsena hippurus,
wie aus der. Goldbraſſen, Sparus aurata, find, Meer⸗
e.
das Goldhaͤhnlein, in einigen Gegenden das
Aufran! genannt; motacilla regulus. Der kleinſte
Europaͤiſche Vogel, mit einer Reihe goldgelber Feder⸗
chen am Kopfe: welcher im Herbſt auf verſchiedenen
Baͤnmen, im Sommer ober in groſſen Wäldern anges
troffen wird, und in verfehiedenen Orten von Deutfch-
land Haubenkönig, Sommerkbnig, Ochſenauge, Weis
denzeiftg beißt. Unter den Inſecten führet-eine fchöne
Urt der Lauffäfer, carabus a ‚ kin. den Na
Goldmoͤhre; eine Meine: Yet ‘der Mohre, oder
fo genannten gelben Rübe, daucus fativus, in, wel⸗
che mehr roth, und von einem beſſeren Geſchmack ift.
Die gemeine oder geöffere Möhre von blaffer Farbe,
wird an einigen Orten die Murke, ober das Weiblein
mem cf. Murfe). J
der Goldnoͤrfling; cyprinus — ein. Ein.
Käöner Fiſch von fafran gelber Farbe, welcher aber im
Waſſer feuerroth zu ſeyn fcheinet, und, deßwegen zug
Fierde in die Teiche gelaſſen wird. Bey dem Geßner
309
Heißt ee Orf, Lirf, und bey dem Marfilius Frauen⸗
Bi, Zaß Engl. frowffh. ©. Nörfling.
Goldſchnepf, charadrius pluvialis ; ben
Ben pluvier dore. ©. Brachvogel.
die Golſchen —Leinwat; eine grobe und ſchlechte
Leinwat, welche zu Strohſaden ‚ me Verhüllung der
Wägen, und auf verfchiedene Weife als Badleinwat ges
beaudet wird. Nach Friſch und Adelung ift der Golſch,
ein blau geftreifter Zeug. Im dem Wörterbuch des
Friſchlin wird Golſch duch aallifchen Zwilch erfläret.
Es fcheint daher eine folche Ars von Leinwat, Zeug oder
Zwilch anzudeuten, dergleichen einit von den alten Gal⸗
lieru , franz. les gaules, nach Deutfchland fam. Die
groben und fchlechten Zeuge wurden auch von den Roͤ⸗
mern als ein Galliſches Madwerk, angeſehen. Juvenal.
Satyra 9. | 2
— pingues aliquandn lacernas
munimenta tog&, duri erallique coloris,
et male percullas textoris pectine galli.
Es könnte fonfe dieſes Wort als eine Sackleinwat
angefehen werden, nach dem lat. culeus, griech. KoAsos,
ein Sack: oder als ſolche, die zu Sitzvoͤlſtern und Schlaf⸗
pölftern dienet, fat. culcitra, Ital. coltra, in der Schweitz
der Költich, bey Friſch und Adelung hie Kolte, ber Kolter.
Etwas anderes aber ift der Goller, ein Haldfutter (ſ.
Sic. Bey Mich. Ignatz Schmidt, Seid. der Dentfchen,
Iıb. 1. finde ich endfich Die gute Bemesfung ‚daß die Deuts
fchen zu ben Zeiten des Plinius, von den Galliern keins
zenge zu weben gelernet haben.
goͤltig; einzig. ©. geltig.
goppen; muthwillig herum huͤpfen, gampen —
gampig ſeyn, wie Kinder oder junge Hunde. Diefes
Wort, welches in der Schweitz gehöret wird, feheint
einerley Grund zu haben mit dem Engl. to go, geben,
fa ze Hebe. gaa, extulit se; Br gac,
318 ED \ ED EN Senn
bie Froͤhlichkeit; griech. yasso, ih ferne mi, bin
fröhlich Cf. genden).
die Sdfe, ein Fiſch, ciprinus Jefes. G. Jent-
fing.
dee Goͤtt; des Götten; ꝛc. ein Pathe, im Schwa⸗
benfpiegel, c. 75. goet: weiblid die Gotten, eine
Pathe: in der Schweis der Goͤtti, und die Gottä
(Gottae). Zum Unterfihted fagt man: der Tauf⸗
gött, Firmgött, und die Taufgotten, Tirmgotten: fo=
wohl der zur Taufe oder Firmung hält, ald der gehal⸗
ten wird. Engl. godfather, godmother, der und
die Pathe; gleihfam Vater oder Mutter in Gott: die
aus der Taufe gehobenen Kinder aber godfon, god-
‚daughter, Sohn oder Tochter in Gott. Go ift es
auch in Schweden: wo Sott, das höchſte Weſen, Gud
heißt, und die Pathen gudfader, gudmoder.
Friſch ſcheinet mie daher ganz Recht zu haben, ins
bem er glaubt, daß Goͤtt, Gotten, ein abgefürztes
Wort ift: allwo das Mertmahl des verfhiedenen Ver:
haͤltniſſes — Vater, Mutter, Sohn, Tochter — in ges
meinen Neben audgelaffen wird. Die Pathen vertret-
ten die Stelle der Eltern, weßwegen felbe auch lat. pa-
trini Beiffen: und folche Perfonen, worunter refpectus
parentelæ obwaltet, find ſchon von den Alteften Gries
den Sera xuı Yeıcı, göttlich, ehrwärdig, genennet
worden, welches Kaifer Juſtinian noch in feinen Juſti⸗
tuten anruͤhmt. Die Pathen beiſſen alfo Vater oder
Mutter in Gott, indem fie vermöge des Saeramentes
die Pflicht und das Anfehen der Eltern an fich nehmen:
zum Anterfchied der eigentlihen Eltern, die es durch
die Natur find. Beyde aber nennen ſich einander Ges
batter, Mitvater.
Adelung glaubt bey dem W. Pathe, daß das ober-
deutfche Goͤtt, Gotten, einerley feg mit Gatte, eis
ne nahe verbundene Perfon. Allein auf ſolche Weiſe
hätten nicht nur alle Anverwandte, fondern vorzüglich
ei 9 AED > nen 311
die Eheleute ſelbſt, Götten und Gotten heiffen muͤſſen.
In wie vielen und mannigfaltigen Fällen, dad Wort
Gatte vorkommt, kann man aus folgengen Benfpiclen
abnehmen. Die Schwefter ded Marfilind, eines Sara⸗
cenifchen Königs in Spanien, wie Gteider cap. ı.
Sect. 3. fhreibt, bath den jungen Karl, den fie liebte,
das er ir goten wurd, und ir E, daß er ihr Gatte
und vechtmäfliger Gemahl werden möchte, nämlich ihe
Ehegatte. In dem alten Fragment über eben diefen
fpanifchen Krieg heißt es v. 450. Sine gaten, feine
Kreiegsgefellen. Bey Kero und Otfried ift catilingo,
gatilingo , ein Anverwandter. Webrigens wird für
Sött, in Schwaben und Franken Dott, Tott, ge:
fagt: welches, wie ſchon Wachter und Frifh angemer:
Fet haben , einerley Wort ıft mit Taste, altbrittifch
dad, Bater.
Sottifeit, oder Gottikait; eine bey dem Volke
ſehr gewöhntiche Formel, für nämlich, oder will fagen, .zx
fat. Scilicet, franz. Scavoir, ”eftä& dire. 3, 8.7“ E
Johaun zeigte mir fein leeres Glas; gottikait, ich fol ER
ihm einfchenten. Eigentlich Got thi keit, Gott fagt? “ vag
dir. In der Schweitz heißt es auf eine ähnliche Weife, Age
Gott mer chyd, Gott fagt mir. Joh. Chriſtoph 7. =
Schmid, Prof. zu Ulm führet in feinem Schwaͤbiſchen“
Idiotikon noch folgendes an. In Franken Gottmudss, ur
feit (vielleicht Gott mers keit) Gott fagt e8 mir: £, ,/.
in Schwaben Gottverſprich, Gottmer fprich, Go we
wohl fprich. Auch in Galzburg wird Gottfprich ge“ «
hoͤret. Jenes —keit, ift alſo wahrſcheinlich noch das
alte chit, quith, fagt; von cheden, quithan, ſagen.
(©. keden). | |
Woraus man fieht, daß es eine alte Weile von
Andlegung war ; die aber alddann in gemeinen Neben
anf verfchiedene andere Fälle, als Erklärung angewen⸗
det worden iſt. Go heißt e8 z. B. im Schwabenſpie⸗
gef c. 1553. Got Sprichet’also, minne dinen nach-
Pan
313 EN 0 BEP» DE Bee
ften, als dih Selbe. Gott fagt dir, du ſollſt «6 fo
thun; Gott fpricht, fagt mir, ich fol ıc.
Sottifem, oder ftatt deffen auch nur kem! Ein
gewöhnlicher Spruch gemeiner Leute, wenn fie zum Zei-
hen des Gruſſes und der Freundſchaft, einander die
Hände biethen , welches umfahen heißt. Bey den An⸗
geffachfen ift thi, the, dir: und queman, fommen.
Alſo Gott komme dir! Im Lateinifhen, Dominus
tecum.
Gottsleichnamstag, in der verderhten Ausfpra-
che des Poͤbels Gottsleimestag; fonft gewöhnlich der
Frohn Leichnam Tag, feſtum Corporis Chrifti, wel;
des am Donnerstag polt feſtum Trinitatis gehalten
wird. Ben dem Horned c. 31. den flieffen Gots⸗
leihnam enpfahen: nnd in einem lexico MS. eucha-
riffia, Gotdleihnam. Der Winskbeke, inder Samm⸗
lung der Minnefänger, bat Gottes lichame.
dee Sotfchewer ; ein Inwohner des Herzogtums
Gotſche in Krain, welches. dem Fuͤrſt Auerfpergifhen
dquſe angehöret, und wovon, viele nach Deiterr. mit
einbeerin, Feigen , Limonien , Neid , Baumoͤbl,
handeln. Die letzte Sylbe feheint das altdeutfhe wer,
wair, fat. vir, ein Mam zu feyn Cf. Gamß).
grabbeln; langweilig herum tappen ; nicht fertig
werden können, Engl. grabble. Ferner ift grabbeln,
oft und, gelinde guaben, greifen, 3. B. die Hühner
geabeln, ob fie ein Ey haben. Hieher gehöret auch
das Ital. grappare, feft ergreifen, mit den Klauen
fallen, feanz. gripper: und, wenn diefes Tappen anf
eine geobe und ungeſchickte Art gefhieht, Engl. grope.
der Gradelzeug; ein Weberzeng, welcher in den
Grad gearbeitet worden ift, oder. wie man es an aus
deren Drten nennet, in das Gret, in bas Bild. Im
der Mondjeeifhen Gloſſe p. 358. pilid—uuep: weil
der Ueberſetzer glaubte, daß die Ehefrau des alten Tor
biab eben eine ſolche Arbeit gemacht Habe, . Bra,
— 318
Model, Bild, neunet man, wenn der Zeng eine er⸗
hobene Figur hat, beſonders mit gleichförnigen Linien,
die gleihfam Stufen vorſtellen. Ungar. garadits, ein
Staffel. Bey dem Willeram III. 9. famfto gegradet,
mit leichten und geniädhlihen Staffels verfehen; Aber
welche man ohne Mühe hinauf ſteigen kaun. Von gras
den, greten , fehreiten Cf. geatfchen, und Gret). Es
gibt verfchiedene Arten davon: ald Sarngrädel, Sei⸗
dengrädel, Halbfeidengradel, c. Eine ſſolche Ar⸗
beit heißt überhaupt eine Fußarbeit: weil die Weber
hiezu mehrere Schämel brauchen. -
dee Grampus; 1. in Defterr: ber Knecht des
Heil. Nicolaus, welcher die böfen Kinder ergreift, und
in verfchiedenen Deten der Klaubauf, Pöpel, Stroh⸗
bart , Knecht Ruprecht heißt. Go wie Krampe, von
greifen, tal. grappare. Witbrittifch bey dem Bor⸗
horn crap, raptio, prehenfio. 2. In Niederfachfen
und England , ift der Grampus ein groffee und furcht⸗
barer Fiſch. Als der Butzkopf, oder Nordkaper del-
phinus orca, Lin. weldjer mit dem Robben and Wall:
fifhen beftändige Kriege führel: und der Maftfifch, def:
fen Rüdenfloffe wie ein Maſtbaum ansfieht, phyfeter
turfio. =
granen, gromens murren, wie ein zorniger
Menih ; oder Hund. Daher gräntig ſeyn, mürriſch:
und ein folder Sauertopf, ein Granigel. Ins befon-
dere wird von böfen Hunden gefagt, daß fie granen,
aranfen, gronzen. Franz. gronder, murren, ſeinen
Unwillen äuffern, grogner, grunzen. Otfried ſchreibt
am Ende ſeines Werkes: einige werden Nachſicht ha⸗
ben mit dem, was ſie hier leſen: aber thie andere grun-
zent tliarzua. Als Ludwig der heilige, König in Frauk⸗
reich, ſich bereitwillig zeigte , den Engländern die Nors
mandie zuruck zu geben; factum eft murmur horribile,
et grunnitus inter magnates francorum. Mathæus
Paris ad an. 1252. Mehr hievon unten (fi greinen).
314
der Grand am Schiffe. ©. Kränzel.
Granten, ober Sräntberre, Grändelbeere;
fo heiſſen in Defterreih, Salzburg und Steyermark,
die hochrothen ſaͤuerlichen Beere, an einem niedrigen
Strauch, welcher in trodenen und gebirgigten Gegen
ben wachfet,, vaccinium vitis idea, lin. Gonft find
fie unter dem Nahmen Preifelbeere , Roͤſelbeere, ro⸗
the Heidelbeere, Steinbeere, Kromheere belannt ;
Engl. cranberry, Hollaud. krakelbellen. Die jenigen
Beere , welche im Strauch überwintert haben , find bef= _
fer und angenehme. Man pflegt fie, wie gedoͤrrte
Kirſchen, zu effen. In einer gewilfen Landgegend von
Salzburg, wird auf diefe Beere Waller gegoifen, und
fo einige Monathe darin gelaffen, bis es eine hochrothe
Sarbe befommt: alddann wird es als ein abkühlendes
und Blut reinigendes Mittel getrunten.
Den Nahmen haben fie von gruͤn: entweder weil
der Strauch ben ganzen Winter hindurch grün bleibt,
und die Blätter nicht verlichret (ſ. Kranewite): oder
wegen dem fauern Geſchmack (ſ. Kren). |
der Grauter; fonft Grant, in den Mondſeeiſchen
Gloſſen p. 400 grant, in mittleren Lateine grandea;
ein groffes und weites Gefäß, worinn Dad Waſſer ge-
- fammelt, und aufbehalten wird. Go bat man in Gär-
ten und Viehftällen einen Granter von Gtein oder Holz:
um vorräthiged Waffer zu haben, entweder die Garten:
bette zu begieffen,, oder das Vieh zu tränfen. Gtatt
deffen fagt man im Hochd. der Mönfferhälter, nad in
der Schmeis eine Stande. .
Das Wort hat feinen Urſprung von gerinnen,
zuſammen rinnnen; ich gerann, bin geronnen. tal.
gronda, eine Dachrinne. Gl. Monfee. p. 337. giran-
ta, conflavit (plumbum in igne) zerſchmelzte das
Bley; von gerennen, rinnen machen: und p. 353. gran-
ter, coagulatus (coagulatus fum in fanguine, ex ſe-
mine hominis. Sapient. VII. 2.) Der Mahltrog,
315
worin Iepfel und Birne geftoffen werden, um Moft
zu machen, heißt hier dee Stoßgranter, Stoßnurſch.
grantigz grämlih, muͤrriſch (ſ. granen). Bey
Friſch und Adelung ift grandig, Cı. Fiefig, aus gros
ben Sand beftehend ; von Grand, rien, Grün, alts
beittifch gro, graiau, grober Sand. (a.groß, heftig,
lat. grandis.
die Granze, Sau—granze, Schweinfinne, te-
nia finna, Lin. Dieſes Wort wird in Schlefien, und
vielleicht no) an anderen Drten geböret: weßwegen der
Porſch, ledum palufire, Lin. wie Popowitſch aus dem
Schwenkfeld anfüpret, daſelbſt Sau—granzenfraut,
genennet wird, weil es im folchen Kalle als Streu ſehr
gut feyn fol. Im fpäteren Lateine hat man diefe Fitts
nen grandines genennet: vielleicht wegen den Bläschen,
welche wie weile Körner , in dem Zleifch dee Schweine
ſich zeigen; von Grand, welches Wort bey Wdelung
fr rien, oder Gries, grober Sarıd , vorfommt; Tat.
granum, ein Köenden, und grando , die Schloſſe,
ein Koͤrnchen Yon Eis. Da aber indeffen diefe Krank
Heit in Defterr. die Gille heißt, weil die Schweine ba=
bey gillen, wehmtthig fchregen: fo kann aud wohl das
Wort Granze her formen von granfen, granzen,
grunzen (ſ. granen, und greinen).
die Grasblume, dianthus plumarius. ©.
Gretl.
das Grashenndel; im der Gegend unſeres Gm
birges, ein Nahmen des Wachtelkoͤnigs, rallus crex.
bad Gräsl, fringilla linaria. G. Meerzeifel. .
die Orasmüde; lat. eurruca, Schwediſch kru-
ka. (Don iprem Lanse, Fruf, Furuf.) In Defter-
seid verfteht man bey dieſem Wort den Hedenfchmwäts
zer, nämlid die grane oder gefchwäsige Grasmücke,
motacilla eurruca, Lin. nad dem Bhffon la fauvette
babillarde, Engl. babbling warbler. Nebſt diefer ge
meinen Art geben unfere Vogelkenner noch zwey andere
\
315 —
un:.1.) die geoffe Grasmücke, die nämlich gröffer iſt,
old die vorige, und 2.) die braune, oder jpanifche
Grasınlde. —
Beyde werden in Unteroͤſterr. in den Auen und
Waͤldern angetroffen: wovon zur. Herbſtzeit auch hier
db der Ens einige ankommen, und auf dem Vogeltenn
(Vogelheerd) unter anderen Vogeln gefangen werden.
Ich habe zwar noch keine vou dieſen zweyen geſehen;
muthmaſſe aber aus dem, was ich bey dem Kramer da⸗
von finde, daß bie erfte;, die Waldgrasmücke ſey, Büfe
fons la roullette, ou fauvette des bois, nad) Linne
motacilla Schoenobaenus. Die zweyte aber, nad der
XIII. Ausgabe duch Gmelin zu urtheilen, nicht hypo-
lais, fordern motacilla hortensi , Lin. welche für eben
jene Grasmüde gehalten wird, die bey Büffen wur
platthin la Iauvette .heißt, die Baſtard Nachtigalfe.
In Anſehuug diefer -hypolais find mancherfen Verwir⸗
tungen entftanden: indem Linne felbft, wie Teugmalm
berichtet, aus Verſehen die Kennzeichen von hypolais
und Salicaria unter fid) verwechfelt bat.
Das Mort Sra: müde fol, wie man ind gemein
glaubt, einen. Bogel andeuten, welcher im Graſe Mäs
cken fangt. . Allein Adelung bat ganz richtig bemerket,
dag bier duch Muͤcke der Vogel ſelbſt, und nicht deſſen
Fraß,.verftanden wird: : Denn in vielen .deutfchen Ge⸗
genden werden nicht nur verfchiedene, Ihftig herum flie=
:gende Infecten, ald Fliegen, Schnacken, Brenten; ſon⸗
dern auch auruhige, und lebhaft hin und wider flättern-
be .Eleine Bogel, Müden genennet, von mouen, muen,
‚müben, bemühen (ſ. Mude).
das Graſſet, oder. Tannagraſſet; da Steyermark
Graflach: dad Tannengras, nämlich bie grünen Iweis
ge an Fichten und Tannen. In dee Schweitz fagt man
die Großke, Tanngrope: weßwegen die Bergleute,
welche in Wäldern leben, von anderen rn wie
u Er MT 3172 |
Friſch aus dem Gtettler angemerfet hat, aus Scherz
Sanugrosen genennet werden.
Graſſach, Graſſet, zeigt ein gefammtes Gruͤn am,
welches von einem Körper hervor fproffet, z. B. von
Wiefen, Tamen (f. ah). Engl. grafs, angelf. great,
Island. und Schwed. grafed, grafet, das Gras, et⸗
was greünended: von gräen, grüfen, Miederf. grojen,
augelf. growan, wachſen, Fat. creo, creſco. Altbrits
tifch bey dem Borhorn crai, recens. ©. grün.
grätiihen, mit matten und wenig gehobenen Füfe
fen, und gefenften Knien daher fchreiten, wie es alte
ober müde Leute zu thun pflegen. Ins befondere wird -
der jenige,, welcher mit den Knien und Fuͤſſen sufammen
ſticht, fo daß die Ferfen weiter von einander frehen , ein
Kniewetzer, Kniebohrer, Enie—eng: in dem entges
gen gefesten Falle knieweit genennet. Im jedem Falle
aber gratichinfer, bey Adelung ein Gratfchbein: weil.
‚beiten Schinken oder Beine fo befhaffen find, daß ſelbe
sinen geatfihigen Gang verurſachen.
Es ift ein Intenſivum vou graben, geaten, grer
ten, lat. gradi, ingredi. In der Windifchen Sprache
Heißt grem, grefh, gre, ich gehe; du gebft, er gebt.
Bobmifch uud kroatiſch kratſcheti, koratſchiti, fchreis
ten, geben.
Gräk; ein Nahmen verfchiedener Städte und
Feſtungen. Ald Gray, greecium, die Hauptftadt in
Unterftegermarf. Es wurde das deutſche oder Baieri⸗
ſche Gratz genennet: zum Unterfhieb von Windiſch
Gras im Viertel Cilli. Im Böhmen Königgrag,
Koͤnigingratz, Regine — gradecium.
Das Wort ift zu nächſt and dem Slaviſchen hra-
dez, gradez, grad, grod, ein Schloß; und dieſes
von hraditi, graditi, umzäͤunen, verfchlieflen, befeſti⸗
. gen. Belgrad, beivgrad , die berühmte Feftung in Ger⸗
vien, heißt eigentlich die weiſſe Burg oder das weile
Schloß, von beiy, weiß: und ift Daher Abel Durch alba
Erker äpeil, %9 —
318 ee
græca, oder griechiſch Weiſſenburg überfeget worden.
‚Mehr hievon bey Wachter, Friſch und Adelung, v. Card,
Garten.
die Graupe; 1.) ein raucher, fi ſtraͤnbender
Körper. So werden die Bhfchel und Blumenköpfe mebs
rerer Planen, in oberdentfchen Kräuterbüdern Grau⸗
pen, Gräupel, genennet. Ein Menfch mit einem groſ⸗
fen Krauskopf, flieht nach unferem Ausdrud graupet,
graupicht aud. Die Hühner, wenn fie mauffen, und
die Kühe, wenn ihnen die alten Haare ausgeben, find
ebenfalls graupet, d. i. unordentlid rauch, zerrauft.
Vermuthlih macht hier das Rauche den Hauptbe⸗
griff aus. Islaͤnd. ruu, das Haar: altbrittifh rhawn,
die Borſte. Bey dem Ulphilas raupjan , ausraufen;
in Deftere: zupfen, die Haare oder Federn ansreiffen,
supfenes Garn, geob rauches. Daher fcheint gratı-
pig, grupig, etwas gerauftes, zerrauftes, oder auf
mancherley Weife rauches, anzubenten.
Bey Friſch und Adelung ift der Rapp, ein Gtiel
oder Kamm an den Wenttrauben; in den Alemannifchen
Gloſſen bey Gerbert p. 50. drappo, racemus: fran}.
la grape, woburd aber gewöhnlich die Traube ſelbſt
verftanden wird. Obwohl diefed grape, Ital. grap-
pola, die Traube, mit jenen Bräupeln der Blumen,
viel ähnliches hat; fo ift es doch ein ganz verfchiedenes
Wort, nämlich von rappen, reppen, lat. repere,
kriechen, fich uͤberall anhängen: in welchem Berftande
auch grappen, krabbeln, Frebbein , gebraucht wird. Gleich⸗
wie das Iat. racemus mit reden, goth. und Island.
rakjan, reckia, ſich ausftreden, fo wie mit Ranke,
Renten, verwandt zu ſeyn fcheinet.
die Graupe, a.) in Sachſen das, was wir ges
rollte Gerfte nennen. Berner aber auch verfchiedene
Gteinchen und gebrochene GStüde von Erz und Metal.
Wachter hält es für ein Slaviſches Wort: denn bey dem
Sorben Wenden lautet es in der erften Bedeutung Krupa.
“
a - 319
Das boͤhmiſche Kraupy , heißt ſowohl gerollte Gerſte,
als auch Rieſein, Hagelkörner. Wahrſcheinlich kommt
es von einem Zeitwort her, welches brechen , seiben,
sermalmen beißt: wie das lat. rumpo, rupi, ruptura.
Doch gehört das altdeutfche girouj en, welches Friſch
und Adelung aus der Mondfeeifchen Stoffe anführen,
‚nicht hieher, fondern zu einem anderen Wort (f. Groibe).
dee Graͤus, oder Greus; die Grütze, nämlich
‚grob gemahltes oder geftampftes Getreide, wovon nichts
ass die Hülfen hinweg kommen. Gewöhnfid wird hie
zu Gerfte, Haber oder Heidekorn genommen: und ent⸗
weder davon ein Mus zubereitet, oder Wuͤrſte damit
gefuͤllet. Deßwegen heißt ed, eine geriſſene Gerſte
zu Plunzen. Der Gries iſt von einem kleineren Schrot.
Der Graus, wodurch grober Sand, Steinchen und
Mauerbrocken verſtanden werden, heißt in Niederſach⸗
ſen aka Gruͤſelwerk; Bier Schoder oder Gränfel:
wert. RER |
Hebr. garas, comminutus et. Engl. crufb,
N . Kru: h, jermalmen (f. Gries).
das Graͤuſel; ein Körnchen, Steinen. Graus).
In gemeinen Reden wird es überhaupt für etwas klei⸗
ned oder weniges genommen: 3. B. sin Graͤuſel Salz,
Zucker, Brod, ıc.. ich babe heut noch fein Graͤuſerl in
mich gebracht, d. i. noch gar nichts geeffen, weiches in
der Schweig ein Gruͤtzle beißt.
der Gräusler, oder Graͤußler, Greißler? zu
Wien ein Menfch, welcher verfchiedene Kleinigkeiten ehe
die nöthige Haushaltung verfaufet: als Mehl, Schmalz,
Eyer , Rinfen, Bohnen, Sauerkraut, Oehl, Befen, ır.
Dergleichen kleine Waren heiffen fat; Scruta, griech.
vorm (f;. Öräufen.
das Bregell; ein Gepolter, Getöfe, Geſchrey:
3. B. ein. Gregell im oberen Zimmer, da etwas laut ge⸗
oder Tifche und Seffel unter einander geworfen
werden. In einem ae Ried er ed: was
2 —
820 en N NÖ ans
Babens denn im Himmel droben fr ein Gregeli?
nämlich Laͤrm, Gefang. Zu nächft, wie es fcheint, vom
krachen, franz. craquer, craqueter, Engl. to crack.
Griech. Kpsusıv, fchlagen oder ſtoſſen, wie foldes am
ben Weberftühlen gefchieht.
In Ober — und Niederfachfen ift dee Krakeel,
ein lautes Gezäuf, heftiger Streit, und Frafrelen,
gern Händel anfangen, zankſuͤchtig ſeyn. Hollaͤnd. cen
Krakkeel byleggen, einen Streit beylegen , ihn ſtillen.
a Schmaben beißt fragen, laut ſchreyen, wie es die
Kinder zu thun pflegen: und Frägeln, wenn die Kinder
ſprach — aͤhnliche Zöue von ſich Hören laſſen, ehe fie zu
eeden anfangen, welches in Defterr. tefeln Heißt. Diefe
Wörter zeigen offenbar ihre Verwandtſchaft mit kraͤ⸗
ben, krayen, kreyen, wovon fchreyen ber kommt.
(cf. Wachter, v. kraͤhen). Witbeittifch crio, ſchreyen.
Der Krieg, ein mit Waffengetäfe verbundener Streit.
greinen, bey dem Pöbel bisweilen auch grinen;
ausſchelten, einen Verweis geben, 3. B. der Vater hat
gegreinet mit mir, bat mid ausgegreint, bin ausge⸗
greinet worden. Das fat. grunnire ift manches mal
in gleicher Bedeutung genommen worden. Der Beil.
Bernhard ſchreibt Serm, 29. in Cantica: Ne fratrem
ullatenus verbo acuto vel urenti transfigere audeas;
non grunnire, quafi increpando; non labiis mullita-
re, quafi murmurando. Das erfte nennen wir ſticheln,
Sticheleeden verfegen; Das zweyte greinen, und das
beitte brummen.
Es heißt alfo Aberhaupt, einen widerwärtigen,
verbrießlichen,, oder and wehmüthigen und ängftlichen
Laut von fi geben. Franz. gronder, grommeler,
murren, zornig feyn. Matthæus Paris, ad an. 1252.
factum eft murmur horribile, et grunnitus inter mag-
nates francorum. nd das alte Fragment über den
fpanifchen Krieg, v. 2858. di haiden grinen, fam di
hunde, bie Heiden grisgramen, wie bie Hunde. Auch
—, DEEP — 321
das Ital. grignare, heißt grisgramen. Don Hunden
fagen wir, baß fie granen, gronen, gronfeitt audere
hingegen greinen, wie z. B. Nitter Hartmaun in feie
sem Ywain: |
ich wil mich mit dem munde
nicht geleichen dem hunde,
der dawider greinen kan,
fo in der ander zannet an.
Von Schweinen fagt man, daß fie grunzen, framı.
grogner: aber in den beutfchen Sprichwoͤrtern von Joh.
Agricola, p. 366. ein Sam Fennet man beym greis-
nen am Gattern, und den Efel bey den Ohren.
In der Schweig heißt grinen, wehmüthig oder
Sngftlich weinen, ſeufzen, Engl. to groan. Im Herz.
Baden pflegt man zu einem meinenden Rinde zu fagen:
mein Kind greine nicht! In der Mondfeeifchen Gloſſe
heißt p- 333. grinen, aͤngſtlich ſchreyen, wie ein er»
“ zsenter Vogel, dem die Jungen im Nefte geraubet ware
den find, Isai. X. 14.
Der Hauptbegriff in allen biefen Bebeutangen ift
gren, grien, gran, cron, herbe, bitter, graͤulich;
wovon mehr unten (ſ. grün). Hievon find mehrere ame
dere Wörter: als Grantbeere, Kren, €.
der Sreißler. ©. Graͤnsker.
die Gret; bey dem gemeinen Volke, ber gepfla⸗
ſterte Gang inwendig in der Dofftatt, in beren Mitte
gemeiniglich die Miſtganche if. Vormals hat biefes
Wort Aberhaupt einen Gang , oder einen Staffel beden⸗
tet; von geeten, geben (ſ. geätichen). Eroatiſch greda,
das Gartenbett. Schilter, v. Friede, führe aus dem
Stadtrecht non Anafpurg folgende Worte au: das Klo⸗
fter ze St. Wrich bat das Recht, ſwaz ain man
tut, der da geflohen Tumpt, als er uf Die Gred
chumt, fo ſol er Fride haben, und hat das Elofter
in Gewalt zu behalten try. Tag. Das Gret bey den
BE.
323
Gretl; Margareth. Der Schwarzkümmel, Nar⸗
denfamen, Nigella damafcena, wird bier Gretl ım
der Staude, bey einigen Schriftftelern Jungfer im
Gruͤnen genennet. Eine fohöne Pflanze mit blauer
Blüthe, die mit zarten fpisigen Blaͤtterchen alfenthal-
ben umgeben ift, und daher gleichfam aus einer Staude
hervor bit. Die Grasblume, oder Federnelfe, di-
anthus plumarius, Heißt zottichtes Gretl, falfches
Nägel, ꝛc. | | |
Grien, Hefen, Bodenfas. ©. grün, 3.
dee Gries; 1. ein auf dem Mühlftein geſchrote⸗
nes Getreide, welches gröber ift, als dad Mehl, aber
auch noch feiner, als der Graͤus, oder die Gruͤtze,
und auf verfchiedene Art als Speife gekochet wird. Jus⸗
gemein aber ift die Gruͤtze, Überhaupt das, was im
Deftere. Gries heißt. Es wird aud Weisen, Gerſte
und Heidekorn; Gries gemacht. In Anfehund der Feins
heit und Guͤte, werden bey dem Weisengries verfchiedene.
Unterarten bemerket: als a) der erdinare Gries, b)
der Tafelgeies,, melcher feiner und beffer ift: c) der
feinfte ausgeflebte Gries, welcher Sprenggries, Gries⸗
mehl, Kindergried oder Dunft genennet wird. Daher
find an einigen Orten die Dunſtknoͤdel berühmt. d)
der Hühnergried, ift die gröbfte und fihlechtefte Art des
Grieſes von Gerfte oder Weisen, und eben das, was
bey dem Mehs die Kieyen find. Der Gries heißt franz.
grau, tal. femolella, grieh. Kawoy. Unſer ge
- wöhnfiches Schmalzkoch wird in Schleflen und Sach⸗
fen gleichfalls nur die Gruͤtze genennet.
a4. der Gries, oder Kies, Graus, Grand; gro⸗
ber Sand und Steinhen, befonderd an den Ufern der
Stüffe, 3. 3. auf den Gried wohnen, die Grieshenn,
ı. Bey dem Minnefänger Boppo, des meres gries,
und bey Notker Pf. 138. meregriez. Franz. la greve,
kat. glarea. .
In beyden Fallen gehört dieſes Wort zu dem Nies
derſ. gruͤſen, Hollaͤnd. gruifen, Engl. to crufh, goth,
u
EEE 2 EP — — e I. — 3a3
and Schwed. krotan, krofla, malmen, zerreiben.
Debr. garam, fregit, comminuit; garas, com-
minutus ef.
die Grieshenn; otis tetrax. S. Haidhenn.
das Grieshenmdl; tringa hypoleucos, Lin. Go
heißt hier an der Traune, ein laͤnglichter ganz kleiner
Vogel, mit einem feinen geraden Schnabel, weiffen
Bauch, grünlicht grauen Oberleib, und bleih grünen
Zuffen, der an dem griefichten Ufer der Flüffe von Muͤ⸗
den und Inſeeten lebt, and bisweilen ftatt eines Schne⸗
pfens genofjen wird. Gein Laut ift, fi, Fi! Bey
anderen Schriftftelleen wird ee Sandlauferl, Waſ⸗
ferfchnepfchen, Strandfchnenf genennet. Nach dene
Kramer ift das Grieshenndel ein anderer Vogel, cha-
radrius hiaticula (f. Griesruͤllerſ).
das Sriegmehl; ein Mehl von einen folchen Ge⸗
treide, wovon zugleich Gries gemacht worden ift. Ein
folches Mehl ift-fo fhön und flaumig nicht mehr: weil
der Spund, nämlich das beßte davon, durch den Gries
weg gefommen iſt. Bisweilen wird unter dem Nahmen
Griesmehl, der gefiebte Gries verftanden: welcher in
unſeren Gegenden Dunft, oder Kindergries beißt.
das Griesruͤlerl, charadrius hiaticula, fin.
der Steandpfeiffer, oder, nach dem Kramer das Gries⸗
Henndl; bey Büffon pluvier & collier, Engl. ringed
plover. Diefer Heine Vogel, welcher fi fo, wie uns
fer Grieshenmdl, tringa hypoleucos, an den Ufere
aufhält, hat oder dem Schnabel eine weiffe Linie, fer-
ner eine ſchwarze Stiene, und um den Hals einen klei⸗
nen weiflen, und einen andern etwas geöfleren fihmar-
zen Ring. Win oberen Körper ift er. bräunfich, unten
aber weiß; Bat groſſe Augen mit einem gelben Ring,
und fleifchfarbe Füſſe mit ſchwarzen Nägeln. Er fliegt
neben dem Waſſer nicht bach, büpft und ſchwingt fich,
wenn er fiet, immerzu in Die Höhe, und macht Fein
324
Neſt, fondern legt die Eyer auf die bloſſe Schätte hie,
die in Anfehuug des Meinen Körpers, eine wunderba=
ge Groͤſſe haben.
Ruͤllerl wird er genennet , entweder wegen feinem
Geſchrey rrhi, hi: gder wahrfcheinficher wegen feinem:
ſchnellen Lauf, der immer in gerader Richtung fore
geht; von rollen, Niederf. rullen, franz. rouler. Die
drey Vögel, nämlid der Kıbis, das Grieshennd! und
Griesruͤllerl, kommen zu gleicher Zeit hier am Trauu⸗
Aug an, welches gegen dad Ende des Märzmonaths ges
ſchieht, und ziehen beylänfig im Anguft wieder fort.
der Grießler; ein folder, welcher Gries, Mebl,
Heidekorn, Linfen ꝛc. verkauft (f. Traguer).
bee Griegelhahn. S. Grugel. |
fih grimen; befünmmern, aͤugſtlich forgen, z. B.
er grimt fih, dee Boch mochte etwan nicht fommen;
ich Habe mich ſchon gegeimt um dich, weil es hieß, daß
du geftorben ſeyſt. Manche fprechen auch, bat ſich ges
grumt; da haft mir einen Grumer, Krumer anges
macht. Es ift eben fo viel, als ſich grämen, bey dem
Notker gremen, cremen; in der Mondfeeifchen Gloſſe
remizo , traurig, betrübt, tal, gramezza, Elend,
eteübniß. Bey dem Friſch kommt grumen, für mur⸗
ren oder brummen vor, franz. grommeler. Wa uns
fee unvergeßlihe Dichter Mich. Denis in der folgenden
Gtelle ans dem Offien Gram neunet, würde bey uns
Grumer Heiflen:
Mir fraß der Sram um dich das Leben ab,
Die blafien Glieder, Silrich, deckt das Grab.
die Grobe, bey dem Pöbel Grioben, Griop⸗
gen; fo heiſſen die Däutchen, ober größeren Theile,
die von dem ausgelaſſenen Schmalz; in der Pfanne zu⸗
süd bleiben. Hievon werden Groibenfuppen , Groiben⸗
Inddel, Grvibenfterze gemadt. Die Schlacken von Eis
fen, welche fonft unter dem Nahmen Hammerfchlag
befanut find, werden Bier Schmidzunder, Schmid⸗
groiben genennet.
IN EEE
In der erften Bedeutung Santet dieſes Wort in
Sachſen die Griebe, in der Schweis Greibe, zu Salz⸗
burg Sreipel, im fpäteren Lateine cremium (ſ. kre⸗
mein). Mir fcheinen hiedurch geröitete oder ausgebranu⸗
te Sheile verftanden zu werden. Die Worte David Pf.
201. defecerunt ficut fumus dies meı, et. olla mea
ſicut cremium aruerunt, lauten in einer alten Ueber⸗
fegung, die Friſch anführet: „Meine Tage gepraften,
wie ein Rauch, und meine Gebein find gedorret, als
ein Grieb. „ In dee Mondfeeifchen Store heißt gir
rou en nicht. zerreiben,, zermalmen , wie Adelung, v.
Granpe, geglaubt bat; fondern dörren, röſten, bra⸗
ten, lat. frigo, is, ere. Die Stellen find folgende,
Gl. Monfee. p. 321. giroupit uuirdit; fricatur.
Es ift ein Schreibfehler. Simila oleo confperfa, in
fartagine frigatur. Levit, 6. v. 91.
p- 327. girouptam, frisam. Iſt gleichfalls ein
Oehttuden. Similam oleo frixam. Il. Reg. 6. v. 19.
p- 327.roupta, frixit. Sicut fedeciam, et Achab,
quos frixit rex babylonis ın igne. Jerem. 29.v.22.
P. 363, giroupit uuerdan, torreri. Jullit rex
En ſpirantem torreri in fartagine. II. Machab.
7.V
Das Stammenwort dürfte vielleicht in den More
aenländifchen Speachen aufzufuchen feyn. In den Hebr.
Wörterbüchern ift Sub litt. R, merubechet; bullatum,
fr xum, allwo die erſte Sylbe nicht zur Wurzel gehört.
Auf eine ähnliche Weiſe fcheint das altbritt. creft, lat.
erufla, eine Rinde, . Keufte, etwas anzudenten, web
ches geröftet worden , oder durch röften eutftanden ift.
arollen; wird ven groffen Hunden gefagt, wen
fe anf eine geimmige Weife die Leute anbellen, z. B.
der Hund grollt, bat fuͤrchterlich mich angegroült. Das
Zeitw. granen, zeigt ein ſtilleres, ja bisweilen au
freundliches Gemurmel an, 3. B. der Hund bat mich
freundlich angegrant. Engl. crool, groul, brummen,
326
murren ; Croatifh Kruliti, grunzen. Daher ift der
Groll, Unwillen, Feindfchaft, heimliches Murren wis
der andere: und dad Frequent. groͤlzen, einen Groͤlzer
thun, woflr auch kröpfttzen gefagt wird (ſ. dieſes Wort).
Das Stammenwort ift vollen , ein Gerolle maden ,
nämlich einen dumpfen Schall.
groppetz; geoppicht , febr grob, plump, im Ge⸗
genfag des feinen: ed mag mun auf dem Ban des Körs
pers, oder die fittliche Art zu handeln, gefehen werden.
Von grob: welches Adelung nicht umwahrfheiniih ans
einee Quelle mit geoß ber leitet, und welches durch die
wey folgenden Wörter fich aud zu beftättigen fcheint.
Die Koppe, ein Feiner Fiſch, wird wegen feinem un⸗
oͤrmlichen groffen Kopf, an einigen Orten Gropp,
roppe genennet.
großiährig, in Sachſen grobjährig; wird eigent-
lich von einem ftarfen jährigen Wuchs des Holzes ge=
fagt, im übertragenen Verftande aud) von einem plum⸗
pen Menfchen , oder deffen nicht wohl gebildeter Lebens⸗
art. Das Ital. groflare, franz. groflir, heißt zuneh⸗
men, dick werden: und Pietorius ſchreibt, der Schats
ten groffet, verdidet fih am fpäten-Abend , maiores-
ue cadunt altis de montibus umbre.
der Groͤßling; überhanpt etwas kleines, das noch
wachfen und geöffer werden fol. Von groß, und die
ſes von dem Schwed. gro, Engl. grow, angelf. gro-
wan , wachfen. Ind befondere wird ein Sprößling von
Fichten und Tannen, bier Größling, in der Samm⸗
fung der Minnefänger P.I. pag. 8ı. grüfling genennet.
Eine junge Afche Heißt in Deftere. Gprenzling , in der
Schweiz Groͤßling (ſ. Ale). Ben den Lateinern iſt
roflus eine noch geüme, Peine und unzeitige Feige.
dieſes Wort nit mit Kreßling vermenget
erden. |
die Grotze, Tanngrotze. S. Graſſet.
—— 327
ber (ßBrugelhahn, oder Krugel — Grigelhahn; ein
in den Alpen, und vorzüglich in der Schweitz üblicher
Nahmen von zweyerley Vögeln: davon die gröſſere Art
bey dem Geßner grygallus maior , und die Heinere:
grvgallus minor heißt. Es ift aber ſchon befannt ge:
nug , daß Geßner ſich hierin geirret bat: und Day jener.
gröffere Vogel nichts anders ift, ald die Auerhenng,
dee Feine aber die Birfhenne (f. Bromhenne). Den
Nahmen Haben fie von ihrem gurgeluden Gefchrey:| ri,
aru, oder überhaupt von krollen, Prugeln (ſ. krig⸗
lich).
die Gruͤhe; in Sachſen und Brandenburg, ein.
Nahmen der jenigen Art Fiſche, welche in Defterr.
Särgerl, Zänferl heißt, cvprinus aphva. üller⸗
dings zwar wegen. dee Kleinheit, aber doch nicht vom.
Graus, Grut (ſ. Graͤuſel), wie Adelung geglaubt
Bat; ſondern vielmehr, fo wie Großling, von gr ıhen,
groien, wachſen, noch Fein feyn: weil man dieſe Act
ind gemein für die junge Bent. anderer Fiſche gehalten
Hat.
das. Grummet, in gemeinen Neben Gruamet,
Gruemet, jenes Grad auf den Wieſen, welches im
Herrft gemähet worden iſt. In den Hlemannifchen
Stoffen bey Martin Gerbert gremium, cremium,
Amat. Im Sommer wird es Heu genennet; vom
hauen, houuen, Engl. hew. Die zweyte Sylbe in
Grue⸗ met, fommt obne Zweifel von mähen,, abmäs
ben dee. _ Im Engl. heißt das Grummet math, in.
Schwaben und der Churpfalz Amat, Omet, Amend:
Bon meden, mähen , altbrittifch bey dem Boxhorn medi,
Sat. metere. Griech. anzu, meto, zuyryp, mellor,
au. die Sichel, Hebr. maat, gefürzet, verringert
werden. In der Schweis ift das Aemde, Gprummet,
und aͤmden, Grummet maͤhen.
Die erfbe Sylbe hingegen , ift unftreitig nichts an⸗
derd, als gruͤn: entweder. fo fern ed unreif bedeutet, -
3128
wie Friſch glaubt, weil das zweyte Gras in dem alten
kalten Deutſchland nicht mehr gebörret werden konnte;
oder als etwas junges, frifche® , weiches auf das neue
gu wachſen angefangen bat (ſ. grün). Daher auch
frauz. regain, da6 Grummet, gleihfam die Wieder⸗
dende, zweyte Einſammlung, von gain, der Gewinn,
Ertrag. Jenes Gras endlich, welches man nicht mehr
doͤrret, fondern Igrün verfuttert; es mag nun auf der
Wiefe ftehen bleiben, oder abgemäßet werden; wird
Nachgras, Aftergras, bier bey dem Pbbel Afelgras
genennet. Dad um Brenn übliche Etgrvon, Grum⸗
met , welches Adelung anführet, fcheint gleichfalls et⸗
was wieder gruͤnendes anzudenten, welches nämlich
auf daB neue zu grünen und zu wachlen angefangen hat;
von et, it, wieder, abermal (ſ. Jedruck, und itnen)..
Grummet beißt alfo wahrſcheinlich nichts anders, als
die grime Mat, ober die Abmähung ded jungen und
neuen Graſes. In den Kbrigen Ausbrüden, Mat,
Amat, Dmet, Oemt, ꝛc. fcheint geüu, wodurch die
Gade nur näher beftimmet wird, bloß ansgelaffen zu
ſeyn. Es müßte nur etwann in Anfehung der Arbeit
ſelbſt, oder der erfundenen Werkzeuge, zwifchen Hauen
uud Mähen, ein Unterſchied Statt gefunden haben.
grün, in verfchiebenen alten Munbarten gruan,
on, gron, grön, green, green, cran, crom, &.
on geüben, grünen, in Niederf. grojen, Schwed.
gro, wachen: womit auch da6 lat. creo , crelco, cre-
mentum, überein fommt. - Ä
In feiner urfprünglichen und 1). Bebentung, zeige
dieſes Wort etwas noch junges, friſches, kleines am:
weiches zu wachfen erft angefangen, oder doch das Teste
Ziel feines Wuchſes noch nicht erreichet hat. Daher
grünes Gras, grünes Holy, d. i. feifches , junges; fer⸗
wer gruͤnes Fleifch, bey dem Schiffeen der Donau Kran⸗
fleifch, weiches noch nie gekochet worden ift; erüne®
Alter, die Jugend. In der Meißnifchen Stadterbnung
329
= 3.1525, Fiſche, fie mögen fegn grün ober ge
alzen. j
2. In AUnfehung der Farbe, eine Gleichheit mit
den noch jungen und aufbluͤhenden Gewächſen, bie fi
allenthalben dem Auge zeigen in den Wiefen, Feldern
und im Walde. Wenn diefe ihren Wachsthum vollen⸗
det haben, verändern fie die Farbe, und find nicht mehr
grün. Daher die Kranewite, ein Strauch, der immer
grün Kleist: die Srantbeere, in einigen Gegenden
Srombeere, Engf. cranberry, find gleichfalls im eis
sem ftet6 grünenden Strand).
3. Im Bezug anf den Geſchmack, Mind jene
Fruͤchte, welche noch wachfen follen, herb und unanges
nehm. Daher arlınes Obſt; unreifes, unzeitiges.
Gruͤn heißt alfo fcharf, herbe, roh, altbrittifch bey dem
Borborn cri, lat. erudus. Windiſch grenek, bitter.
Der Meerettig,, eine fehr fcharfe und beiffende Wurzel,
wird darum auch Kren genenuet. Horneck braucht «6
im fittlichen Verſtande, cap. 223. eine griene Main⸗
tat, eine wilde, rohe, gräuliche That, crudum, cru-
dele facinus. Bey dem Pictorius Grien, Bodenſatz,
fx, crudum. In der urſpruͤnglichen Bedeutung iſt
franz. la crue, der Wachſsthum, und croitre, wachſen.
4. Im Bezug auf den Geruch, heißt grimeln,
grümien, einen rohen und widerwärtigen Geruch von
fih geben, als 3. B. der Kren, wenn er zu frühe ans
Der Erde genommen wird; das Fleifch von einigen erſt
kuͤrzlich gefchlachteten Thieren; die Gichtmordel, ein
ftinfender Schwamm m den Wäldern, phallus impu-
dicus, Lin. Ferner auch bie Hoden des Wildpretes
zur Brunſtzeit (ſ. Gruͤnling). In jener Stelle bey dem
Sriſch, grünfartet der Hopfen, d. i. gibt einen gras
== Geruch von fi, wenn er zu bald gepfluͤcket wor⸗
ift. |
die Grundel; Schmerle, cobitis barbatula, Fin.
Ein ſchlaukes und ſchmackhhaftes Fiſchlein, mis einem
930 TEE 20 EN EP ee
weiß und grau marmerirten Körper , vier Bartfaäden
an der oberen Kippe, und zweyen anderen in den Win⸗
keln des Mundes: welches fi gern am Grunde rein:
licher Waſſer aufhält, und deßwegen auch bey den Alten
fundulus geheiſſen hat; franz. und Engl. loche, tal.
lochia. Die Grundel in den Gebirgwäſſern find ſchwar⸗
zer und geöfler, und werden Waldgrundel genennet.
Der Kreßling, oder Weber, cyprinus gobio, kim.
hält fich ebenfails gern am Grunde der Flülfe und Bä—
che auf, ift aber dickleibiger und weniger ſchmackhaft,
und in Sadhfen unter dem Nahmen Gründfing oder
Scmerling befamit.
Die Meergenndel, gobius niger.
Gteingeundel,; Dorngeundel, cobitis taen!a.
S. GSteinbeiffer:
Morgrundel, cobitis folliliis S. Bißgure.
die Grundherrſchaft, oder Grundobri.teitz
welche über einen gewilfen Grund und Boden, und def-
fen Eigenthümer, zu befeblen bat. zum Lnterfchieb
der Vogtey, oder Vogtherrfchaft, welche fiber gewiſſe
Kirchen dad Schusrecht ausübet; wie aud des Ötadt-
oder Marftgerichtes. ne
der Grundhold; ein Inſaß, d. is Gutbeſitzer,
‚welcher in Anſehung feines Hauſes, oder anderer Grund:
ſtuͤcke, als Unterthan einer gewiſſen Derrfchaft betrach⸗
tet wird. Der jenige, welcher einem anderen den Ze⸗
hend zu geben verpflichtet iſt, heißt deſſen Zehendhold.
die Grundlaube; ein kleiner Fiſch, cyprinus
grislagine. ©. Kothtäſchel.
dee Gruͤndling; ein in Sachſen gewöhnlicher
Nahmen des jenigen Bleinen Zifches , welcher in Defterr.
Kreßling oder Weber heißt, cyprinus gobio.
der Grim Donnerftag, der Donnerſtag in der
Charwoche, welcher in Defterr. unter dem Nahmen
An:tafpfinaftag bekannter ift. Im alten Rieden Ru⸗
beiten wied diefer Tag dies viridium genennet, Es erin-
uerten fi naͤmlich die Chriften noch lange an das, was
von dem bitteren Feldfalat, de lactucis agreftibus;
den Iſraeliten bey dem Genuß des Oſterlamms vorge:
fchrieben war. Weßwegen noch jest in vielen Orten
von Deutſchland, und auch hier zu Lande, geüne Gars
tenfräuter an diefem Tage aufgefuchet werden.
Aber Frifh und Adelung. haben, bey der Erkla⸗
rung diefes Wortes, einen anderen ganz ſonderbaren
Gedanken: den fie freylich in einer gewilfen Abhandlung
dee gelehrten Geſellſchaft zu Berlin angetroffen hats
ten. Sie glauben, daß ed nicht grün, fondern kren
heiffen fol; von carena, quadragena, die zotägige
Taften. Weil aber die Leute in den alten Zeiten (dort
müůſſen gewiß die Leute noch ganz' wenig verftanden ha⸗
ben) fih einbifdeten, daß es grün heiffe, viridis; fo -
ſey dieſer Irrthum auch in die lateiniſchen Rubriken ge:
kommen, dies viridium, anſtatt dies. Jovis in qua!
dragefima. Hieraus ſey endlich noch ein anderer prae⸗
tifcher Irrthum in vielen Ländern bis auf unfere Zeiten
entftanden,, daß, weil man grüm ſchon ein mal für
kren gelefen und gefprochen hatte, grüne Kräuter au
Diefem Tage gefammelt merden; Ich glaube, daß jebe
Widerlegung hier überflüfig fen. Mur dieſes will ich
anmerken, da& einer folchen Ableitung zu Folge, jeder
Donnerftag in der Faftenzeit ein Gruͤn — oder Krens
donnerftag feyn muͤßte. Ein zweyter Fehler , den bey⸗
de Herren famt noch einigen anderen Schriftftellern ge-
mein haben, iſt diefer: daß and der Mittwoch in der
CEharwoche, auf eine ähnfiche Weife in einigen Stellen
bey Schilter und Haltaus, der Frumme Mittwoch
genennet worden ſey; vom krom, krem, franz. care-
me, lat. quadragelima. Iſt es aber nicht auffallend,
wie ed kam, dag diefe gleich auf einander folgende Ta⸗
ge, foverfchiedene Nahmen erhalten Haben, die doch
von eineelen Bedeutung wären? Hätte man nicht mit
gleichem Rechte auch der geime Mittwoch, und der
332 INTER EEE
frumme Dommerftag, fagen Finnen? Und ſollte nicht
‚bie ganze Faſtenzeit Binduch die krumme oder grüne
Zeit geheiffen haben? Der Ausſsdruck Frum kommt here
von Rum, Gefhrey, Getöfe, rumpeln, Gerumpel;
weil an dieſem Mitwoch die Pumpermette oder Rum⸗
pelmette ihren Anfang nimmt.
der Gruͤnfink Engl. greenfinch; ein Vogel,
welcher in Oeſterr. Gruͤnling heißt, loxia chloris, Lin.
Bisweilen auch ein Nahmen der Goldammer, emberiza
eitrinella (ſ. Amering). Ein gewiſſer fremder Vogel,
welcher in Indien und am Vorgebirg der guten Hofnung
angetroffen wird, fringilla butyracea, Lin. wird gleich⸗
falls von einigen Gränfint genennet.
dee Grünitz, loxia curvirofira. G. Kramms
ſchnabel.
der Gruͤnlingz 1. ein gelbgrüner, ſtiller und
leicht zahmbarer Vogel, loxia chloris, Lin. welcher
ſonſt noch Gruͤnvogel, Gruͤufink, grüner Dänfling, Hir⸗
ſevogel, Schwunitz, Schwanſchel, in Schweden und
Daänemark ſwensca, fvenske, genennet wird; franz.
verdier, Ital. verdone, verdmontan, taranto. Zu
Erlang ift der Grünling, dem Statins Müller zn Fol⸗
ge, alauda fpinoletta, in.
2. Grönling, Schaftälbling,, Herrentälbling, aga-
ricus virefcens, Lin. Ein efbarer guter Schwamm,
mit einem ftarf gebogenen, dien und ſchmutzig grünen
Hut, weiſſen dicken Stiel, und weiſſen Samenblättern.
Der Hut iſt Anfangs gelbficht weiß, wie Schafmildh
oder Schaffäfe: an deffen Rande ſich grünlichte Flecke
zeigen, die ſich alsdann weiter ausbreiten. Gpäter ges
gen den Herbfe ift der Hut ah, und nicht mehr ab:
waͤrts gebogen.
3. Die Hoden an Hirfchen, Neben, Hafen, ıe.
werden bey unferen Jägern Gruͤnlinge genemet; in
anderen Orten bie Geilen, die Grenle, das Kurzwild⸗
pret. Darum, wie einige glauben, weil die Hoden
zur
t R
———— 333
zur Brunftzeit einen ſolchen Geruch von ſich geben, welcher
bey uns grimelnd Heißt (f. grün). Wie mir ſcheint,
mehr wegen der runden Geftalt. Aitbeittifch bey dem
Borhorn crwn; rotundus; grawn, granum; cronell,
ovum pifcis. | -
der Sruͤnſpecht „Picus viridis. ©. Goißvogel.
gruſeln, oder kruſeln; eine Meine Erſchuͤtterung
der Nerven verurſachen; dergleichen durch Froſt, Schre⸗
cken oder Unwillen geſchieht: z. B. es gruſelt mich, ſo
groß iſt die Kaͤlte; es Feng ſchon an in ſeinem Gemuͤ⸗
the zu gruſeln, zu graben, d. ĩi. der Unwillen ward re⸗
ge. Adelung ſchreibt grieſeln. Gl. Monſee. p. 363.
irgruiſon, abhorreſcere. Notk. in cantico Deuteron.
Y. 10. in griuſgemo einote, in einer grauenvollen Ein⸗
öde. Griech. Kouos, die Kälte, Altbritt. cryd; tre-
mor, febris. J EB re
grüffens ein Wort von verfchiedenen Bedeutun⸗
gen, welches bey Difried und Notker gruazen, gruo-
zen lautet; Holänd. groeten, angelf. gretan, Engl.
greet. | =
1.) fprechen, reden überhaupt. Otfried. lib. 4.
ce. 13. Suntar gruazt er Petrum, Ehriftns redete ihe
befonders an; lib. 2. c. 12. gruazta in, redete ihn am,
fragte ihn; lib. 4. c. ı. gigruazen, eine Sache beruͤh⸗
ren, davon erzählen. In unferen Kanzleyen ift es im
diefer Bedeutung noch ganz gemein: z. B. wenn an dem
Gebäude etwas neues vorzunehmen wäre, muß die Herr⸗
fihaft darum begrüffet werden. |
Es ſcheint einerley Wort zn ſeyn mit dem altdeut⸗
fchen Freyen, rufen, ſchreyen, Hollaͤnd. greeten, kry-
ten, franz. crier (f. Gregell). Das griech. Koxgerv,
Koufev, fat. crocitare, ben dem Friſch grotzen, beißt
nicht nur kraͤhen, mie mancht Vögel; fondern auch
fchwägen und plaudern.
v
Erſter Theft. | —;
_
334 a een
2.) Anreben, einen Laut von fich geben um andere
‚aufzumuntern, anzureigen. Notker hat, ze zorne gruo-
zen, ze Tiuuuo kruozen, zum Zorn oder zur Neue
bewegen. Bey dem Gtrider. heißt fein.Ros griellen,,
und im Schwahenfpiegel die hunde grüzzen, fie aufs
muntern, antreiben, anhegen. Adelung glaubt, vor
reitzen, rigen, lat. irritare, mir fcheint aber, daß es
noch immer als einerley Wort mit vorigen angeſehen
‚werben kann. en |
3.) Freundlich aureden, mit Anwünfchung des Gus
- ten; falutare, Salutem dicere. Auch in diefer Bes
deutung glaube ich nicht, dag wir ein neues Stammen⸗
wort noͤthig haben. Indeſſen Haben aber doch Ihre und
Adelung bier das altſchwediſche und angelfähflfche grid,
grith, Br har Ruhe, Trieben, vor Augen: indem noch
iezt in Schweden guds frid, Gottes Friede, der gewoͤhn⸗
liche Gruß des gemeinen Volkes iſt; und bey den Jaͤ⸗
gern, wie Adelung ſchreibt, jene Zeit, wo das Wild
geſchonet wird, folglich Ruhe und Frieden haben ſoll,
die Grußzeit genennet wird. Doch dieſes letzte gehoͤ⸗
ret vielmehr zu gruͤſſen im gemeinen Verſtande, und
zu den gewöhnlichen Jäger Gebraͤuchen: die ihrem Wil⸗
de, welches fie antreffen,, ihre Freunde und guten Wän-
{he bezeigen wollen.
die Gruͤtze; ein in Sachſen uud Schleſien üblichen
Wort, für Gries, oder ein aus Gries gefochted Mus.
gſchlecht; gerade, eben, 3.8. feinen Weg gfchlecht
fort geben. Es ift nur bey dem Poͤbel mehe gebräuch⸗
ih, und fantet bey den Alten fchlecht, goth. ſlaiht.
Otfried ſchreibt lib. 1. c. 1. fi machont iz fo rehtaz,
ioh fo filu ſlehtaz, fie machen es dergeftalt recht und
ſchlecht. Die figurliche Redensart, das Erumme fohlecht
machen, nämlich das verderbte wieber zu recht bringen,
kommt bey den Minnefängern, im Theuerdank und ans
deren Schriften vor. Horneck fogt cap. 317. von dem
König Rudolphr
— 335
Er macht alles ſlecht,
eben und gerecht,
daz ift dez Reiches Recht.
Jakob war ſleht, heißt es in gl. Monfee. p. 397.
nämlich find, nicht rauch, wie fein Bruder Efau. Dies
ſes ſchlecht, gefchlecht , ift einerley mit geſchlacht, von
ſchlagen, niederſchlagen, eben machen; goth. ſlahan,
angelf. ſlan, ſlegan. Die gemeinen Leute ſagen noch,
ich ſchlahe, du ſchlechſt, er ſchlecht.
dee Gſtraun; ein Schöps. S. Geſt —
der Guck Ent; Der Ur — urgroßvater. Go
and die Guckanl', eder wie es in Scherzii gloflario
Heißt, die Guckanfrau. Man zählet aufwärts fo:
Dater, Enl, UrEnl, GuckEnl; obwohl letzteres Wort
hier nur im Scherze mehr gehöret wird: Ohne Zweifel
von gucken, fchauen, ſehen; Guckerlein, Guckten⸗
ſterchen, die Augen. Indem Schwaben — und Saͤch⸗
ſenſpiegel wird die Geſchlechts Folge nicht nach einem
Stammenbaum mit verſchiedenen Aeſten; ſondern nad
dem menſchlichen Körper beſchrieben. Am Kopfe find
die Urheber des Geſchlechtes; am Halſe die Kinder; au
der Achſel die Enkel; am Elbogen die Urenkel. Home
mel bat die ganze Figur abgebildet: wo die zwey Anger
im Kopfe den erften Water und die erfte Mutter borftel-
len, Oblectamenta Juris feod. I.ipfie an. 1755.
das Guffel; Hier bey einigen Leuten, eine Be⸗
uennung desjenigen Zuftanbes Fleiner Kinder, welcher
fonft gewöhnlich dad Schwaͤmchen heißt (ſ. Mehlhund).
Don dem Slaviſchen goba, guba, ein Schwamm.
gufien, oder güften; Herz und Gtimme empor
heben, geoß thun, feinen Much, Jubel, Feeygebigfeit,
ꝛe. durch änferlihe Handlungen bezeigen. Von huf,
uf, auf! (S. guvfen). Es kommt Biefes Wort, wel:
ed aber kaum irgend mehr geboͤret wird, häufig vor
bey dem Herne, und in. Dem 1. Steflatid
2
/
336 GEN me \
von Hieoron. Pez, wie auch in jenen don Friſch anges
führten Stellen. Verwandte Wörter find geuden und
goppen (ſ. diefelbe).
Gugelefont; ein verderbtes Wort ans dem tal.
coccoli di levante, Levantifhe Körner, Fiſchkoͤrner,
Tollkoörner; fonft auch noch oculi di levante, oculi
“ Indiei, eocculus indicus, grana cocculi, baccæ pif-
catorie. Es find roͤthlich ſchwarze Kügelchen, welche
gekochet, und als ein boshaftes Mittel gebrandget wers
den, um die Fifche im Waſſer zu betäuben. Doc wer:
ben fie auch von einigen Leuten zerftoflen, mit Schmalz
vermifchet,, und als eine Salbe wider Läufe und offene
Köpfe gebraucht. Freyherr v. Hochberg hat ſchon lange
in ſeinem Adelichen Landleben den Wunſch geäuffert,
daß der Verkauf dieſer Koͤrner ganz verbothen werden
moͤchte. Sie find uͤbrigens die Frucht eines Oſtindiſchen
Baums, meniſpermum cocculus, Lin.
dee Gugelfiaus, oder wie Kramer ſchreibt, Gu⸗
gelfabraus; die Pirole, der Pfingftvogel,, oriolus gal-
ula, Lin. Gauch, Guckgauch, Gugel, Guder, heißt
fo viel ald Guckguck (ſ. Friſch, v. Gau). Diefer Dos
gel kommt etwas fpäter noch, ald der Gudgud: nud
ahmet auch deffen Stimme nad. Das Wort Gugelfts
aus, zeigt alfo einen gelben oder glänzenden Gudgud
an (ſ. Fiaus).
der Gugelhupf; in anderen Orten von Deutſch⸗
land Ougelhopfen, Kugelhippe, Aſchkuchen, Topf⸗
kuchen, | ein aus Germteig, Milch
und Eyern gemachte® Gebäck, welches fih rund erhebt,
und gemeiniglich die Geftalt eines türkifchen Bundes hat.
©ugel, Kugel, Kogel, cucullus, war im vorigen Zei⸗
ten eine kugelformige Art des Kopfpnges (ſ. Friſch, v.
Gugel). Es heißt alfo ein aufgetriebenes, aufgehäuftes
Gebaͤck, weiches die Geſtalt eined Gugels hat; ein Daus
fen, huffo, angelf. hype, in Niederfahfen Hope,
337
Huͤpen: oder unmittelbar von heben, nach Verfchiedens
heit der Mundarten hepfan, hoppan, huppen, hu-
fen.
? Gugelſchecken; Sommerfleden, Sommerfpeoffen,
in der Schweitz Märzenfledle, griech. gaxos, Tat. lenti-
go, böhm. pjha, franz. tache de zÖulleur, bran de
Judas, Judasdreck. Man glaubt, daß der Guckguck
diefe Schecken oder Flecke verurſacht, weil er wenigftens
der Vorboth ded Sommers ift (ſ. geſchecket). Darum
heißt es bey einigen Leuten, der Gugiger hat dir recht
ins Geficht gefchiffen! So bat man vormals auch ges
glaubt, daß der Guckguck zu Zeiten einen Schaum auf
die Pflanzen fallen Taffe: welcher deßwegen der Guckucks
Speichel genennet wird. Allein ed ift vielmehr ein ge⸗
wiſſes Inſeet Darunter verborgen , welches diefen Schaum
verurfadhet, cicada fpumaria, fin.
der Gugitzer; Guckuck, cuculus canorus, fir.
Daher auch das Gugitzer Bluͤemel, Iychnis flos cu-
culi, Gauchblume, Guckucks Blume; eine Blume mit
roſenrothen fpisigen Blätteechen, welche um die Zeit,
als der Guckuck ankommt, zu blähen pflegt. Gugitzen,
bey dem Frifch guckgen, guggen, kuckulen, Iat. cucula-
re, griech. worxussıy . fchregen wie der Guckuck. Wenn
die Heinen Kinder fich verſtecken, aber von anderen den⸗
noch gefuchet werden wollen, rufen fie Eu, Fu: als
eine Nachahmung dieſes Vogels, welcher oft genug ges
hoͤret, aber nur felten gefeben wird. Junge Gugitzer,
wie Kranewitvoͤgel zubereitet, find vortrefflich gut zu
efien. Dee Honig —quckuck, cuculus indicator, Fin.
wird im füdlichen Africa angetroffen, und fo genennet,
weiler das Hoͤnig auffucht, und dabey den Inwohnern,
welche ihm ans gleicher Abſicht gern nachfolgen, als
Ausfpäher dienet.
gumpig; muthwillig, gefcherzig, 3.8. he Buben,
ihr ſeyd gumpig heut! Die Laͤmmer find gumpig, und
Hüpfen anf ber Heide. Das Zeitw. gumpen, gam⸗
pen, goppen, wird noch in einigen oberdeutichen Pro⸗
Binzen gehört: und hat einen gemeinfamen Urſprung mit
dem Engl. to game, angelf. gamian, ſcherzen, fpielen ;
aming, geming, Spiel, Froͤhlichkeit. Bey Otfried
—* als in Sweden iſt gaman, die Freude; griech,
ya, yasew, ich"bin feöhlih. Der uefprüngliche Be⸗
geiff davon ift huͤpfen, fich Heben; Hebr. gaah, extulit fe.
die Gundelrebe; fonft ins gemem der Gunder-
mann, glecoma hederacea, Lin. Bey den Alten he-
dera terrefiris, franz. P’if de terre, griech. XKauaızır.
cos, Engl. grundivy. ine niedrige fort kriechende
Pflanze, mit runzlichten geferbten Blättern, und. blauer
Blüthe: welche die fcharfen Säfte des Körpers mildert,
das dide Blut und den Schleim auflöfet, und ind be-
fondere die monathliche Reinigung befördert.
Es kommt dieſes Wort, wie fhon Friſch bemer-
tet hat, mit dem lat. cunila überein, und zeiget ein
zebenartiged Gewaͤchs an, welches vorzüglich für Weibs⸗
perfonen geeignet ift. Isländ. gun, ein Maun, Er-
zeuger,, und guna, gunda, gried. yury, eine Frau,
Km, ih empfange, ©. S. Konleute und Kuttel-
kraut; wie auch Wachter, v. Gun. In einem Lexico
MS. heißt diefes Kraut Öundram: von Ram, griech.
puuy „ die Stärke, Isländ. ramur, ftark, kräftig
Ci. Wachter, v. Ram), fo feru es nämlich die ſchwa⸗
en Theile weiblicher Perſonen ftärfet, Don gleicher.
- Bedeutung ift auch die feste Sylbe in dem hochd. Gun⸗
Dermann: von mögen, vermögen, Macht und Stärke
Haben, goth. magan. Engl. may, Schwed. und Di-
niſch mä, maa. F
gupfen; etwas fo aufhänfen, dag e& eine fpigige
Erhöhung hat, wie z. B. Getreide, Erbfen, Mehl; den
Megen gupfen, haufen, aufhaufen, aaufen, arıf
-gaufen, ihn fo aufuͤlen, daß ſelber einen Gupf, um;
Si eine hohe Spitze befommt. Der Gupf oder Giebel
des Hauſes; ein —— welcher in der Sammlung
dee Minneſaͤnger P. II. pag. 58. ein Huͤbelhut genen⸗
wet wird. Gupfen, iſt einerley Wort mit häufen, an⸗
Hönfen, bey Notker und Dtfrich kehufen; gehuffon,
gihoufan.
die Gurfe. &. Unmurte.
gurren; einen groben , murmelnden Laut von ſich
geben, wie z. B. ein altes Pferd im Bauche , wenn es
Iaufen muß, wovon der Ausdruck, eine alte Gurre.
In der Schweitz heißt gurren, angurren, anfſchnur⸗
ren, mürriſch oder zaͤnkiſch plaudern: daher jene Wei⸗
ber, welche in ihrem Stande verfchiedene Feine Maren
verfäufen , Ständelgurren heiffen. In einer Stelle
bey dem Sie; ,‚ wieb es auch von dem Gefchren des
Eſels gebraucht:
der Eſel gurret uf den Won, (Wahn, Mei⸗
nung)
er wenet wol gelungen han.
Es ift im Grunde einerley Wort mit Gurgel, und
dem Zeitw. gurgeln. Daber Anguſt Buͤrger in feinen
Liedern:
kom Küfter ber mit deinem Chor,
und gurgle mir ein Brautlied vor.
Für gurren, kommt bey dem Friſch auch gorren
vor. Kaiſersberg hat garren, ſchwaͤtzen wie die Schwal⸗
be: womit das lat. garrire, ſchnarren, ſchnattern,
überein kommt. Griech: Yyapyapızsv, gurgeln, wel⸗
ches in dem alten Woͤrterb. 1482. garzen Beißt. Hebr.
garon, die Gurgel.
die Ginſppel — Ton anf der erſten Sylbe; eine
wůſte Anhöhe, ein mit wildem Geſtraͤuche bewachſener
Huͤgel. Das Wort ſcheint zuſammen geſetzet zu ſeyn
von guͤſt, wuͤſt, trocken (ſ. Gaſter): und Spiel,
Spel, ein ————— von anderen abgeſoͤndertes Ding;
340
von ſpellen, in Defterr. fpällen, fpalten. Dieſe feste
Sylbe ift auch in Kirchfpiel übrig, wodurd ein von
den übrigen abgefönderter Bezirk angedeutet wird, Es
müßte nur obiges Wort etwa aus Gupf, Gipfel, ges
bildet worden feyn. Kat. cufpis, die Gpise. .
Ein anderes Wort, welches aber auf gleiche Weife
gefprochen wird, ift der Giſpel, ein närrifcher Kerl,
Spaßmacher, , Boffenreiffer , oder Gifpelore,, in Schwa⸗
ben ein Schallare, Ital. giullaro. Wind. Shalla,
Spaß, Scherz. Die erfte Sylbe hat den Ton, viel⸗
leicht nur als ein Wortfpiel, wegen Aehnlichkeit mit
dem vorigen. Es fcheint alfo ein veraltes gilpeller,
gifpellar, ein Schwäger oder Poſſenreiſſer, zu feyn;
von fpellen, gifpelen, Eugl. und Islaͤnd. Spell,
Spialla, reden, erzählen. Bey den Augelfachlen ift
Spellan, erzählen, fprechen, ydelfpell , eitles Ge⸗
ſchwaͤtz, und Godfpell, bey dem Tatian gotfpel, Engl.
gofpell, das Evangelium , eine gute Kunde, Von wel:
chem lesteren es allenfalls einen Lächerlichen und einfälti-
gen Ausleger andenten fönnte; goſpell — oder Guͤſpel⸗
Iore, wobey die erfte Sylbe god, gut, ift. Ju der
altbeittifhen Mundart bey dem Borhorn ift gyfp;
phrenefis, rabiofus, |
die Guͤß; eine Guͤſſe, Waſſerfluth, Uiberſchwem⸗
mung. Bey dem Horneck c. 74.:die Guzz, in der
feantifchen Stoffe von Borhorn ciiſſi. Im Tabulis
Clauftro Neoburg. ‘bey Dieron. Pe, Tom. I. da reg>
‚net es drey tag und nacht,-und Fam ain foliche
Sn, daß x. Bey dem Tatian, c. 43. defcendit
pluvia, et venerunt flumina; Niderfteic regan, inti
zn. gusu. Bey dem Ulphilas giutan, gl. Mon-
ee geozan, Motfer guzen, gieffen. Griech. xum,
xeo. ich giefle, xuoss, die Fluth.
der. Guͤßvogel; unter diefem Nahmen wurde mie
am Tranufius eine Art Schuepfen gezeiget, mit einem,
00 341
langen bogenförmigen Schnabel, braun gefleckten Koͤr⸗
per , und weiffen Schenfeln, Scolopax phœopus, fin.
fonft der Regenvogel genannt. Die Fifcher und Jäger.
halten ihn für den richtigften Wettervogel. Er fliegt
ſehr hoch, wo man ihm alsdann auch pfeiffen hört.
Fliegt er in die unteren Gegenden, fo fol es fchön
Wetter bedeuten: wenn er aber aufwärts fliegt, fo fol-
get bald eine Uiberſchwemmung; in welchem Falle er
gern in dem Waffer herum watet, um Würmer, und
vieleicht auch Feine Fifche zu fuchen (ſ. Goiſſer).
dee Guſter; Empfindung eines Wohlgefchmades,
.. oder dad Verlangen etwas zu Foften. Latein. und Ital.
guftus, il gufto, franz. gout, bey Otfried. Kuft, Ku-
fi. Notker fchreibt in Cantico Deuteronomii, v. 20.
übel geburt, chufllofe Sune, üble Geburt, gufter-
Iofe Kinder. Bon kieſen, koͤhren, koſten (ſ. Adelung,
v. kieſen). Bey dem Horneck iſt Guſter, ein Kuͤſter,
Kirchendiener (ſ. halt). Gl. Monſee. p. 340. guſtra,
aeditui.
der GOuſterberg; zu Kremsmuͤnſter ein gewiſſer,
hoher , windiger und daher auch trockener Berg. Vor⸗
mals hat geiſten, gaiften, blafen bebentet, angelf.
gufian. Friſch führet aus dee. Poftille des Kaifers-
berg die Worte an: der Geift geiftet, wo er will,
Spiritus fpirat, ubi vult. Und ans einer alten Bis
bei: Gott geiftet in fein Antlig den Geift des Les
bens, infpiravit in faciem eius fpiraculum vite.
England und Schweden ift gufi, Isländ. giofte, das
DBlafen, ein Wind. Es Heißt alfo, der Blasberg,
Windberg: fo. wie auf einer anderen Geite, eine ge⸗
_ hoch gelegene Gegend das Windfeld genennet
wird.
gut, Beilig. ©. gab.
gütlich: ein bey dem. Pöbel uͤbliches Wort; für
fachte, bequem, langſam: z. B. gluetlich gehen, guͤet⸗
844 ey ee
lich trinken. Gleichwie man auch ſouft zu fangen pflegt:
mit Jemand gätlich verfahren, nämlich nacdhgibig ‚nicht
fireng. Im dee Schweis heißt es, fanft geben, lang⸗
fam , gemach: welches mit dem Engl. Soft überein
fommt, in einer alten — wovon Adelung Mel⸗
dung macht, ſewft, fi
die Gmandten ‚ein — Feld. ©. Gew—.
Ende des erſten Iheiles.
Sn Remmiften dep Cajeten Ketlinger Bubhänbler in Ein.
Pag.
Errata
4. Lis. 16. fir Stander. —
5. — ult. echen — — —
15. = 22. als — — —
2. - In mn
46. - 20. Darling — —
2. —
206. - 23. apı0d m mer
2117. — 6. — brienenti =
130. — 21. Sichl — — —
124. - %. parutia - —
135. — 20. das Gräge — —
149. — lin. penult. — ee halus
180, = 17. Engl. dhievo an
27 Ge wpsdBursp ostys
268. = 19. Dupel Haar —
370%, = 4. lolium tumalentum
Venen nn ne
Corrige
N We),
— — firftanden,
— — the
m um audos |
— — maete
—— Hürling
— — anfdien
— — —... do
- .- brieuenũ
— — Sihl
— paratitla
— — Grüße
— — cephalus
— — thieve
— — thiarnud....
— — npioßorspos ns
— — Sul
— — Düpel
P. 178. Lin. 20. Us —
179. — 15. Engl. alder - trec
183. — 19. Lanriken — —
283. — 20. gaufs ©
286. — 9. wallen und jenfen
290. - 17. Bedum tele hium
— = 22. 5 lanum
— illus
— Lauriken
— gaufape
— jeſen
—teleꝑbium
— ſolanum
Etymologiſches Woͤrterbuch
Oberdeutſchland,
Sorzüglih aber in
DOeſterreich üblihen Mundart,
Bon Matthias Höfer,
Juris utriusque Licentiat, Mitglied des Benedictiner
Stiftes Kremsmünjter, der Zeit Pfarrer zu Kematen.
rn EEE
Zweyter Sheil,
[een
Linz,
gedruckt bey Joſeph Kaſtner k. k. privilegirten Buchdrucker.
DET ER TEE ERESTERS ET rennen
18 15,
U
EEE ENT En
H.
der Haar; ſonſt gewoͤhnlich der Flachs oder Lein,
linum ußtatiſſimum, Lin. Inder Mondſeeiſchen Gloſ⸗
„fe hata; in der Schwediſchen Provinz Schonen hör, it
einigen unferigen Gegenden auch Hor, ed haben heuer
Die Hoͤre nicht gerathen. Wegen ben dünnen Zaferchen
dieſes Gewächſes: es ift daher eben fo viel, ald das
Haar, pilus, capillus. Von der nämlichen Beden,
tung ift auch Flachſs: indem Das Slaviſche wlas, wloss
angelf. und Engl. feax, flax, ſowohl die Haare an
u und Thieren, als and jenes Gewaͤchs ans
eutet.
Es kommen dabey folgende Arbeiten und Redens⸗
arten vor: als
Daaelinfet anbauen Cf. Linfet).
Haar fangen; von der Erde ausziehen.
Haar riffeln.
Haar rögen, in Sachſen röften ; nämlich im Mafs
fer erweichen, oder Buch Aufftrenung auf den Wiefen
oder Feldern, mürbe maden.
Haar böſſeln, aufböffeln; in Boffen oder Büfcheln
aufſetzen: welches in Sachſen ftauchen, ſtucken, heißt.
Endlich Haar brechen, ſchwingen, haͤcheln, fpins
nen.
Wie viele Leute tragen und zerreiffen ihre Leinwat,
ohne in ihrem Leben je gehöret zu haben, welche mans
nigfaltige Arbeit dazu gehört, um nur erft ein Önen,
alsdann eine Leinwat, und noch dazu er weilte zu
2
4 ER > BE LEER Atmen
Baben! Wer würde es geglanbet Haben, daß nad von
den fchlechten Ueberbleibſeln auch ſchoͤnes Papier fich be=
reiten laßt? |
Die Weife , eine gewifle Menge bed Haares zu ber
ftimmen , ift hier folgende. Bier Boffen, Gaufen,
oder Handvoll, von der Brechel her heiſſen ein Bock,
oder eine Neifte; 30 Böcke ein Schilling; 2 Schiffinge
ein Pfund. Doch gleich jenfeitd des Traunfluffes, heiſ⸗
fen 20 Reiften oder Boͤcke, ein Schet (ſ. dieſes Wort).
Iſt felber aber ſchon gehächelt, fo werben Heine Buͤnd⸗
fein gebogen, und an beyden Enden zuſammen gedräht:
die fodann unter dem Nahmen das Boͤngel ( Feiner
Bogen), oder ber Ridel, Dlpel, in Sachſen eine
Knaute, Knocke, inkiefland eine Flachsflunfe, vor-
fommen, und pfundweis gefchäset werden.
Woher überhaupt genommen das Wort Haar
fomme , ift noch ungewis. Wachter, Friſch, Ihre
und Adelung, fommen ohngefähr bey dem griech. eıow,
ich flechte, zufammen: indem die Haare theils fich oft
verwirren, theils auch Fünftlich geflochten werden. Von
dem nämlichen Zeitwort wird insgemein auch das griech.
sv, die Wolle, fo wie da8 lat. hirtus, hirfutus,
rauch, ber geleitet. Es koͤnnen aber eben fo gut auch
folgende Quellen in Betrachtung fommen. (1. Barren,
hærere, inhærere (f. auch hören): denn die Haare
find 28 allein, welche an dem fonft ganz bloſſen menſch⸗
lichen Körper haften, und nicht fo, wie die Abrigen
Kleider , hinweg gethan werden köunen. Hieher ſchei⸗
net auh das Harz, Pech, zu gehören: deſſen Theile
an einander leben, und fi in die Länge ziehen laſſen.
(2. Altheittifch bey dem Borhorn hir, lang. Hebr.
erech, longus; ‘arach, prolongatum fuit Nichts
wachfet in dem Körper eined Menfchen zu einer fo aufs
ferordentlichen Länge, als das Haar, vorzüglich bey
dem Trauenvolf: und, wird es auch befchnitten , fo
wachfet ed immer wieber nach, wenn gleich der Körper
GER. IE DER BER De 5
ſelbſt zu wachfen aufgehöret hat. Die vorige Ableitung
von harren, inhzerere, ſcheint mir indeſſen Die einzige
und beßte zu ſeyn.
der Haarfchnepf; Scolopax gallinula, Lin. Go
Heißt in Sachſen ein braun und weiß gefledfter ſehr klei⸗
ner Schnepf, mit einem weiffen Bauch, und grünlichten
Füllen: welcher an anderen Orten Halbfehnepf, Ried⸗
ſchnepf, Rohrfchnepf, Bockerl, genenmet wird.
Adelung leitet diefes Wort da her, weil deffen zarte
Federn den Haaren gleihen. Popowitſch Bingegen
ſchreibt Lieber Harrfchnepf: weil ee harret und figen
bleibt, bis man ganz nahe an ihn kommt (ſ. Boderf).
das Haarwachs; ein haariges Gewächs, welches
nämlich am Ende der Muskeln aus vielen Haaren oder
Zaſerchen verbidet, und zur Feltigkeit und Bewegung
derfelben geeignet ift. Daher wird es in einigen alten
SHriften Waltwachs, Waldenwachs genennet, in
den alemannifchen Gloffen von Gerbert, pag. 14. wal-
towahso; von Walt, Gewalt, walten, goth. waldan,
lenken, regieren, Stärfe: befisen, Tat. vAlidus, ftark.
Am Ende der Mondfeeifchen Gloffen ift p. 411. tiualt--
uahfun, nervos: wo aber ohne Zweifel die erfte Sylbe
uualt beiffen muß.
haben; Cı. haften, ergreifen, 3. B. etwas feſt
haben. Im Tatian, c. 183. heißt e8 von den Juden,
weiche den Heiland im Garten ergriffen, legitun iro
hant in then heiland ana, inti habitun inan. Pie
Worte Joan. 20, v. 23. quorum retinueritis peccata,
retenta Sunt, lauten in einer alten Ueberſetzung bey
dem Hieron. Pez, fwelchen- ir Die Sunde behabt,
ven werden fi behabt. Notker Pf. ı2. daz du mih
habeieft, daß du mich halteft, und vom Talle bewah:
reſt. Daher im Dber— und Niederfachfen, eg hapert,
ftocdt, will nicht weiter. In diefer Bedeutung wird es
bey dem Volke fo abgemandelt: ich habe, du habft, er
habt, wir haben, :c. du haft nicht feſt gehabt.
L,
8 GERN
a). Haben, befigen, 3. B. Geld, Freunde, Tu⸗
gend oder Laſter. Goth. haban , angelf. habban,
hæbhan, Jsland. und Schwed. hafa, hafwa. Die
Griechen hatten gleichfalls ße „ gewöhnlicher aber
sxen, womit das im Deutfchen einft gewöhnliche Zeitw.
eigen, goth. aigan, angelf. und Schwed. agan, zga,
haben, befisen,, überein kommt. In diefem Falle fo=
wohl, ald in dem folgenden, lautet es bey dem PBöbel
han; ich han, du haft, er bat, wir haben, ihr habet,
fie habent; gehad, Holländ. gehad, Engl. had.
3). Haben und feyn, find gewöhnliche Hilfswoͤr⸗
ter, welche aud in Italien , Franfreih, England,
Spanien und Portugal, angetroffen werden. Die Sla⸗
vifhen Mundarten haben das einzige Hilfswort biti,
ſeyn. Die Lateiner hingegen, Griechen, Gothen und
Ungarn, brauchen feines von beyden. Gtatt des er:
fteren,, Haben Dtfried und Notker auch das gleich be⸗
beutende Zeitw. eigen: 3. B. uuir eigun firlazzan, °
wir haben verlaffen, du eigeft ergezen, du haft ver-
geffen. Der Ausdruck alfo, ich habe geſagt, gethan,
ꝛe. heißt ungefähr fo viel, ald, ich bin in dem Beſitz
des gefchehenen,, es iſt mein, ift meine That.
der Haber , oder ins gemein Habern; in Nies
derfachfen Hader, lat. avena, franz. aveine; wird
wahrfcheinlih fo genennet von aben, abnehmen, oder
zu Ende gehen (ſ. Abend). Entweder weil der Haber
‚die lerste unter dem Feldfrüchten ift, und mit Demfelben
die Aernde befchloffen wird: oder, nach den folgenden
Benfpielen zu urtheilen, vielmehr wegen der Kleinbeit
feined Kerns, welcher viel Fleiner ift, al$ Koran, Weit:
zen und Gerfte, Im Griech. heißt er Bowuos, bey den
Ungarn und Croaten zab, zob, Windifch aber oufs,
womit das Engl. oats, überein fommt. |
Haber —; zeigt in den zufammen gefesten Wör-
tern , eine kleinere Art an. WS (1. der Haber — Brett⸗
ling, eine kleinere Art der Bretlinge, agaricus lacti-
EIERN EEE IT ETEERE 7
Auus, Lin. (a. die kleinſte Art unter den Fiſchen wirb
in einigen Gegenden Haberftfchel, Haberfern, genen-
net (f. Grühe, und Zankerl). (3. die Haberneſſel,
urtica urens, Lin. ift viel kleiner, als die gemeine Neſ⸗
fel, und wird deßwegen auch is den Apotheken urtica
minor genennet.
der Habich; ſonſt Habicht, im Schwabenſpiegel
habich, bey dem Wilferam habech, In der Mond:
ſeeiſchen Gloffe hapoch, altbeittifh hebog. Bon ha>
ben: fo fern es halten, ergreifen, bedeutet. : Habich
and Geyer, find. Wörter -von einerley Gebrauch und
Bedeutung. —
der Stockhabich, falco buteo, Lin. -
der Schärgeyer, falco milvus.
der Tanbenftöffel,, falco palumbarius.
ber Lerchenfalk, falco subbuteo.
ber Sprinz, falco nifus.
der Windwächel, Falco tinnunculus.
Es werden nnter der zahlreichen Gattung biefer
Raubvögel, noch mehrere Arten hier angetroffen, die
aber nicht fo alfgemein befannt find; als, der: roftfarbe
Geyer, oder Hühnergeyer, falco zruginofus; Kra⸗
mers braunce Geyer, brauner Milon, falco auftria-
eus; und deffen brauner Waldgener , falco ater.
der Hader ; Zank, Uneinigkeit, Engl. hatred,
Schwed. und Islaͤnd. haat, hatur. Es iſt einerley
ort mit Haß; von Haffen, Engl. und angelf. hate,
hatian. Bey dem Frifch ife das Haderwaller, aqua
contra -dictionis, Nurmer 20, w 13. Wngarifh
had, der Krieg.
der, die, Hader, oder gewoͤhnlich Hadern; ein
Lappen, alter Fleck, wofür in verfchiedenen Orten von
Deutfchland auch Hudel, Hutten, gefprodhen wird.
In der Chaldäiſchen Sprade ift haddam, ein abgeriſ⸗
fenes Stud. Allein bey unferem Worte macht nicht
Das reiffen oder trennen den Hauptbegriff aus; fondern
|
8 — —
das weiche, ſchlappe, abgenützte. Ein abgeriſſener
ſteifer Theil heißt ein Fleck: aber weder Hader, noch
Lumpen. Dagegen wird ein ganzes Stück Zeug, wenn
dieſer nicht die gehörige Steife bat, haderig, haderet,
genennet. Im Geſicht haderet ſeyn, wird geſagt von
einem Menſchen, bey welchem die ſonſt vollen Wangen
fhlapp werden, umd herab bangen.
Es fcheint alfo von haen, haben, bangen, ges
bildet zu ſeyn: wobey d, t, in der Mitte, bloß der
leichteren Ausſprache halber eingefchaltet iſt; wie im
Hendel, Bründel, von Henne, Brunn: oder Blat⸗
ter, Engl. bladder, und wenn fie geöfler ift, eine
Blähn. Engl. blain, von blaͤhen. Wenn der ganze
Körper erfchlappet, und einzufallen beginnet, fo fagt
man, es hängt alles an ihm. Auch jener Umftand,
wenn der Hund feine Obren, ober das Huhn die Flü-
gel bangen laßt, zeigt eine willkührliche oder unwillführ-
fihe Schlappheit au. In den alemannifchen Gloſſen
bey Gerbert, p. 38. laciniofus, Zehadiliter. Alt:
brittifch bey dem Borhorn hadl, morſch, alt, faulig.
Das böhm. hadr, Hader, Fetzen, ift bloß von Deut:
fchen.
die Haderlaus; Gewandlaus, Bettlerlaus,
Schifflaus, pediculus humanus, Lin. Gie iſt mit
der Kopflaus einerley Thierchen; nur daß ſie nicht ſo
hart, und nicht fo gefärbt iſt, wie dieſe, übrigens auch
einen anderen Wohnplatz ſucht, nämlich in unfauberen
fhlechten Kteidungsftüden. Hievon umterfcheidet fich
die Filzlaus, pediculus pubis.
| hädern; fretten, unordentlich zuſammen fügen.
So hadert z. B. ein Fuhrmann, der mit ſchlechtem Zeug
verſehen iſt, und daher immer etwas auszuflicken hat;
ein Hausvater, der bey ſeiner unglücklichen Wirthſchaft
fich dennoch behilft, fo gut und fo lang es möglich iſt;
badern, hilft haufen. Es fcheint von Hader, fum=
pichtes Gezeng , ber zu kommen, deſſen man ſich bedie-
wet: und, weil ben einer fchlechten Arbeit bald wieder
etwas bricht, und auf das neue ein Hinderniß aumacht,
fo ift die Häderen, Bändlerey, Mänklerey, Fret⸗
teren, fo viel als Hinderniß, ein verwirrtee Dandel.
die Haderfuppe; wird fo. genennet, weil ſie durch
die eingefchlagenen Eyer, voll weicher und herum ſchwe⸗
bender Flecke wird.
der Haft; überhaupt ein Ding, womit etwaß ge:
heftet und befeftiget wird: oder eine geheftete, und feit
gemachte Sache felbft. In der Fifcheren hier am Traun:
Aug ift der Haft, ein zubereitetee Gchusort für die Fi⸗
ſche, worunter fich felbe verbergen können. Es wer-
den nämlich nahe am Geftatt, wo dad Waſſer nicht tief
iſt, einige Stecken eingefchlagen, und zwifchen dieſen
alte Baummwurzen eingelegt, welche bey den Fifchern das
Gewürz beiffen, alsdann aber weidene Baufcheln,
d. i. zufammen gebundene Fifcherweiden eingelegt, und
‚mit Tanngras befteeuet. In einer tiefen Stelle de
Malers, werden hohe Stecken eingefchlagen,, und an=
dere quer Darüber gelegt, damit das Taungras gelagert
werben kann. Ein folder Haft fteht auffer dem Waſ⸗
fer , und wird daher ein Hohlhaft genennet, weil un-
ten ein leerer Raum ift: oder eine Bricke, welches ver:
muthlich einerley Wort ift mit Dem angel. bricg, Engl.
bridge , eine Brüde, fo fern. hiedurch ein erhöhtes Ge:
bäude, ein Gerüft, verftanden wird. Für die Pein-
‚ ften Fifhe, als Koppen, Grundel und Pfeifen, wird
nur das Kreuter gemacht: indem man Heine Bäufcheln
von Weiden über einander legt, mit Taungras zudeckt,
und duch ein weidenes Band zwifchen zweyen Gteden
befeftiget.. Auf ſolche Weife werden bie Fifche wider
die Raubvögel, und die Sonnenhise gefchüget; werden
aber deſto Teichter eine Beute der Fiſcher. Da zu die:
fem festen nichts, als grüne Nuthen und grünes Reis
genommen wird, fo fcheint jened Wortzu Krut, Kraut,
zu gehören. In unferem Gebirge wird überhaupt das
I, »
10 ep een
Krauter gefagt, für Kraut, Pflanze. Der Haft, ober
das Uferaas, libellula ephemera, Lin. heißt in Defterr.
das Weißkoͤder.
das Häftel; ein.aus Drath gemachter Feiner Ha⸗
fen, welcher in das gegenfeitige Tanglicht runde Ringe
lein greift, um ein Kleidungsſtück zufammen zu halten.
Beyde Theile heiffen in Oberfahfen Hafenund Oehre,
in Niederfahfen Hafen und Defe, bier. aber Mäns
del und Weibel, nämlich Männchen, Weibchen. Das
ber dad Zeitw. zubäfteln, aufhafteln. Don einem Men
ſchen, der genau auf etwas Acht hat, fast man, er
gibt Acht, wie ein Häftelmacher. Altes von haften:
und diefes von haben, Island. und Schwed. hafa,
hafwa, ergreifen, halten. Bey den Angelſachſen, wie
Wacter aus dem Benfon angemerfet hat, ift hæftan,
fangen, ergreifen, verhaften, haeftling, ein Gefan⸗
gener. Notfer Pf.76. Deoadhzrere ; Gote zuchaf-
ten. Mit dem Feind anbinden, arma committere; .
Gl. Monfee. p. 363. zi Samane haften.
dee Haftemaſch; oder—marfch? Ben dem Pöbel
cin gemöhnlicher Nahmen bes jenigen Krautes, welches
fih überall anhängt , und fonft unter dem Nahmen Sie:
befraut ; oder Zaunreis befannt ift, galium aparine,
tin. In Salzburg fpricht man die Kliven, Enal. cli-
vers, cleavers, Holland. kleef kruyd, tal. fpero-
nella, franj. grateron.
Bey den Griechen und Lateinern bat man es unter
andern philanthropon genenuet: ald wenn ed die Men-
fhen, an deren Kleider ed ſich anzuhängen pflegt, lieb
hatte. Man kann ed aber auch als ein feindfeliges Ge⸗
wächs anfehen, welches die Menfchen ergreifet und ver
fofget. Iſt marſch die richtige Ausfprache; vieleicht
alsdann Yon marren, merren, welches bey Dtfried ,
Notker, in der Mondfeeifchen Gloſſe, ꝛe. hindern und
verwirren heißt. Wachter glaubt, daß hievon auch den
Mar, Nachtmar, ein Nachtgefpenft, weiches ber
11
Menſchen verwirret, und im Schlaf hindert, ſonſt aber
auch der Alp oder die Trud heißt, dieſen Nahmen habe.
Ein anderes Geſpenſt, welches dem Menſchen nachſtellet,
und aus einem lebendigen Leibe das Ingeweid heraus
freſſen ſoll, hat bey altdeutſchen Volkern Maſche, maf-
ca, geheiſſen, bey dem Plautus und Horatius ſtrix,
lamia. In den Longobardiſchen Geſetzen lib. J. lit. XI.
9 Nullus præſumat aldiam alienam aut ancillam,
quafi firigam, qua dicitur mafca, occidere: quod
chrifiianis mentibus nullatenus efß.credendum, nec
poflibile ef, ut hominem mulier vivum intrinfecus
poſſit comedere. Wie weit indeflen dieſer Wahn ſich
außgebreitet hat, ſieh Edhard, Tom. I. Francis
orient. pag. 439. Wachter Teitet das Wort her von
dem griedh. uxcoaodeı, goth. matjan, angelf. metfian,
käuen, eſſen: fo daß mafca, ein Gefpenft bedeutet,
weldjes den Menfchen inwendig ausfrißt. Iſt dieſes;
fo lieſſen ſich auch gewiffe andere Wörter leichter erklaͤ⸗
ren, als Ganzemaſch, eine Art Uepfel Cf. diefes
Wort): von ganz, einfärbig, oder weil fiheinfolhen
Apfel den ganzen Winter underfehrt erhalten läßt; und
Maſch, goth. mats, altbritt. maeth, angelf. mete,.
etwas eßbares, eine Speife. Popowitſch hat in feiner
Unterfuchung des Meeres p. 391. angemerkt, daß die
Stachelſchwͤmme, hydnum, Lin. in einigen Orten von
Defterr. Rauchimarfch (vielleicht eigentlihd Rauchi⸗
mafch ?) senennet werden. Als eine Art von Gpeife,
welche unter dem Hute voll raucher Stacheln iſt (ſ.
Stockrehling). Haftemaſch würde alſo ein Überall
ſich aneftendes Kraut, ober Buster für das Vieh, an-
zeigen.
häftig; beißt bey dem Pobel zankſuchtig auf eine
feindſelige Weiſe hitzig. Von haften, anhalten; ſich
an einen Gegenſtand anmachen, den man mit Hitze ver⸗
folget, und lange Zeit nicht von ſich laſſen will. Gleich⸗
wie es heißt, mit einem anbinden, ibn in das Ge⸗
12
zaͤnk oder Gefecht ziehen. Daher auch im Hoch. eine
heftige Kälte, heftige Hitze, ıc. eine anhaltende, die
nicht ablaſſen wil. Griech. arrow, ich hefte oder binde
zuſammen, ich eutzände (ſ. Haftel).
ber Hagen; ſonſt Haken, Isländ. hake, Engl.
hook; überhaupt ein krummes, winkelfoͤrmiges Ding.
Griech. oyawas „ Tat. uncinus; Von uncus, 0YXxos,
frumm , gebogen. Gebr. chacah, hamus. Der Ge-
brauch dieſes Wortes ift vielfältig. Go hat man einen
Hagen, um die Aeſte zu biegen, und die Frucht herab
zu nehmen, gl. Monfee. p. 344. uncinus pomorum;
hacco, vel stiL Ein Meines Hägel an der Stuben⸗
thüre, um felbe einzuhägeln, damit fie nicht weiter
auf und zu gehen kann. In der Küche den Schürha⸗
gen. Ein vertiefter Winkel zwifchen einem Gebäude,
wird gleichfalls ein Hagen; enger , langer Dagen genen-
net. In der Fiſcherey ift der Hägen, ein ftilled Sei⸗
tenwaffer , an einem Winfel neben der rinnenden Fluth:
wo viele Fiſche, welche Ruhe fischen, fih hin begeben,
und den Fifchern einen guten Fang verfchaffen. Das
Sifchen an einem folchen Drt, wird das Hagenfifchen
genennet.
- Die Redensart , es hat noch ein Hägel, im
Saachſen hat einen Haken; Hinderniß, Schwierigkeit.
Ein junger Menſch, einft ein meiniger Schnigenoß, .
welcher diefen Spruch Iateinifh geben wollte, fand in
feinem Lericon, Hagel, grando: und überfegte, res
habet adhuc grandinem.
die Hagenau. S. Hohenau.
der Hagenſchuͤtz; ein Neuling, Anfaͤnger. Ur⸗
ſpruͤnglich ein Schütz, welcher aus einer Hagen — oder
Hakenbüchfe ſchoß: wovon mehr hey Friſch zu ſehen.
Sie wurde ſo genennet, weil ſie am Schaft einen Haken
hatte, welcher in den Bock, d. i. ein durchlöchertes Ge:
ſtell geſtecket, und darin befeſtiget wurde. Zum Unter⸗
ſchied einer Backenbuͤchſe, weiche mit freyer Hande ges
halten wird , aber mehr Kunft und Uebung fodert.
bager 3 bürr, mager! Der Ausdruck langhäs
gerig, dlırrhägerig, läßt vermuthen, daß es von ba:
ben, bangen, ber kommen möchte (ſ. Hader). AI:
lein nad anderen Benfpielen gu urtheilen, wahrfchein:
liher von hagen, haͤgen, hegen: welches eigentlich
beißt , mit einem Hag oder Zaun umgeben; in fernerer
Bedeutung fchügen,, fehonen, fparen. In Niederfach⸗
fen, wie Adelung fagt, ift Geld hägen, zufammen
fparen. Es wird alfo dem Aufwand, Veberfiuß, und
einee reichlichen Nahrung entgegen gefenet. Daher ift
das nämliche Wort für dürre oder troden genommen
worden; als z. B. bey Friſch und Scherz eine hene Zeit,
trockene Zeit, wo wenig Wafler zu finden ift: nnd eine
hege oder trodene Wieſe. G. Übrigens auch mager.
der Hagerfalf, oder Hogerfalt; ein Yiahmen des
gemeinen Falken, falco communi , Lin. wenn er alt .
geworden ift, und dann ein höckeriges Ausfehen hat (f.
Talk).
der Hageſtolz; ein alter Junggeſell, der wider
die Gewohnheit anderer Leute von gleichen limftanden,
nicht heurathet. Dieſes Wort, welches noch in Ober:
and Niederfachfen gehöret wird, einft aber auch in Ober
beutichland gangbar war, hat in neueren Zeiten den Ge: -
Ichrten viele Arbeit gemacht. Eigentlich werden bie
durch, wie mir fcheint, Leute verftanden, welche kein
eigened Hans befisen, und feine eigene oder abgefün-
Derte Wirthfchaft führen, folglich unter das Hausge⸗
find eines anderen gehören. In den Alemannifchen
Gloſſen bey Gerbert ift p. 31. hagiftolt, famulus:
und bey den Angelfachfen,, wie ſchon Wachter bemerket
Bat, heg—feald ımter anderen ein Neuling, Lehr:
Ting, tyro. Die erfte Sylbe ift Hag, Haus, ein eins
gefchloffener Ort: daher wird für Hageſtolz, in Nieder:
ſachſen auch Hobeſtolt geſagt. Die zweyte aber ftallen,
14 ———
einen Platz einnehmen; ftellen, hinſetzen; Stuhl, din
Eis, und Stall, Wohnplas. Im mittleren Lateine
fiallum, !ocus manfionis; inflallare, infiallatio (f.
Wachter, v. Stel). Bey dem dü Fresue haiftaldi,
Hausgeſeſſene, Eingefeffene.
Leute, welche dad Haus eined anderen ausmachen,
und unter deffen Leitung ftehen , werben ind gemein
Buben, pueri, bey den Griechen wuziöss genennet: im⸗
gleichen junge Leute, Jünger, im Gegenfas des Haus⸗
Herren , welcher Senior domus ift (f. Alter). Im
Defterreih und anderen benachbarten Ländern, heiffen
junge und alte Leute, fo lang fie nicht verheurathet
find, 2. uben: und die weiblichen Perfonen Dirne,
Dagd, Mädchen, Dirntel. Weil fowohl die Toͤch⸗
ter, fo lang felbe im väterlichen Hauſe bleiben, als
auch die Dienftmägde, ledig und unverheurathet zu feyn
pflegen; fo ift bey den Alten thiarna, magad, fo viel
als Jungfer, thiarnaduam , magadheit, Jungfer⸗
fhaft (ſ. Bube, und Dirne). Auf eine ähnliche Weife
ift nun bey dem Rhaban Maurus haguflult; angelf.
heg—feald; cælebs, virgo.
ber Hahn; das Männchen in dem Hühnerge-
ſchlecht. Goth. hana, im Saliſchen Gefege tit. VII.
5. chana: welches Wachter zn nächft von dem griech.
Xavruco, ich fchreye, rufe, ber leitet, und wohin auch
das lat. cano gehört. Denn daß letzteres nicht bloß
liebliche Töne anzeige, bemeifen viele andere Beyſpiele:
als claflicum canere, receptui canere, gallus cantat,
ad primum galli cantum, &c. Virgil braucht es auch
für fchnattern , aufer canebat, Aeneid. VIII. 655.
Dagegen Zatian c. ı61. er thanne hano finget, ehe
dann der Dahn kraͤhet. Das lat. gallus, leitet Ade⸗
Kung fehr wahrfcheinfich von gaͤllen her. In der Schweit
Guͤlli, der Hahn.
Wegen einer Aehnlichkeit in bee äuſſerlichen Ge=
ſtalt, führen mehrere Dinge diefen Nahmen. Als (1.
\ ll N nn 2%
der Wetterhahn auf dem Dache: weil dieſes Mindfähn-
hen ſehr oft in dee Geftalt eines Hahns aufgeitellet
wird. Wielleicht weil ed das künftige Wetter ankündet,
wie der Hahn den Tag? Allein die Figur eines Hahns,
iſt feit dee Gefchichte des Heil. Petrus, eine überhaupt
in den Kirchen fehe gewöhnliche Erfcheinung. (2. der
Hahn, Schnapphahn an dem Schußgewehre. Weil
in den erften Zeiten, wie Frifch fagt, die Figur eines
Hahus vorgeftellet war, welcher mit feinem Schnabel
den Feuerſtein hielt. Bey den Franzofen war es ein
Hündchen, weldhes den Stein im Munde hielt: daher
ach der Nahmen chien. 3). Der Hahn an einer
Faßpipe. Jener bewegliche Theil, womit die einge
ſteckte Röhre (Pipe) auf und zu gefchranbet werden
Tann. Wie es ſcheint, von dem alten Zeitw. hat,
haben, halten: weil dadurch das Getränk aufgehalten
wird , daB es nicht abflieffet. Allein in dee Englifchen
Sprache beißt fowohl dieſer Hahn; als dee vorige au
einer Flinte, cock: welches Wort eigentlich einen Huͤh⸗
nerhahn bedeutet. Ohne Zweifel muß alfo bier , wie
Wachter und Frifch glauben, ein langer Hals mit ei⸗
nem aufftehenden Kamem vorgeftellet worden feyn. Zu
Paſſau ift ein Hähn! Bier, ein Quartel, Geitel ;
ungefähr fo viel, als bey einer gefchwinden Umdraͤhung
bed Hahns herab rinnet. Zu Wien wird ein halbes
Seitel Wein oder Bier, ein Pfiff genennet: weil es
gleichfam in einem Pfiff ausgetrunken werben kann.
die Hähne des Flachfes endlich, find jene Heine
Stacheln, welche hinweg fallen, wenn berfelbe gebre:
heit vder gefchwungen wird. Menigftend bat Vene⸗
roni dad tal. capecchio, und franz. etillon, mit
dem deutfchen Ausdruck Haͤhne uͤberſetzet. Gonft heiſ⸗
fen fie Agen, Ageln, Annen, bey dem Ulphilas
ahana : woraus Hahn geworden. Auch in den Schmelz⸗
hätten, wie Friſch und Adelung bemerket haben, find
16 RER
die Kornchen Silber, weiche ir dem Treib — und Breun⸗
ofen abfprigen,, unter dem Nahmen Haͤhne befannt.
die Haid; Heide, nämlid eine duͤrre und ebene
Gegend. Solche Tange Heiden find in unferer Nähe
bey den Städten Weld und Linz. Der Boden ift theils
leimicht,, theils mit Kies und Gand erfüllt, dad Gras
trocken, e8 werden groffe nnd Feine Wälder angetrof⸗
fen , auch lange Felder , worauf in feuchten Jahren viel
Getreide geärndet wird. Die Lage ift lach und niedrig:
Daher Wachters Ableitung von ha, hoch, hier nicht gel⸗
ten kann, Andere Strecken von gleicher Lage, welche
aus einem guten und fruchtbaren Grund beſtehen, beif-
fen nicht Heide. J
Da nun ein ſolcher Boden gleichſam von der Sonne
verbrennt ansfieht, fo ſcheint Heide von heiß, beigen,
heiter, ber zu fommen. welche Wörter ind gemein von
eiten, brennen, griech. «ıIew, ber geleitet werben Cf.
aiten). Daher die Brennfteflel, in einigen Orten Ei-
terneffel, in bem alten Wörter. 1482. Hayterueſſel
genennet wird. In den Liedern der fchwäbifchen Min⸗
nefänger , werden die Heiden wegen ihren mannigfalti-
gen Blumen, Viehweide, und Tändlichen Spielen ange:
rühmt. Da dergleichen unermeßliche Heiden in Un⸗
garn, und weiter hinab in der Europäifchen Tuͤrkey au⸗
getroffen werden; fo ift e8 wohl auch fein Wunder,
Daß der Möſogothiſche Biſchof Ulphilas das Wort
Heide fo oft für Feld gebraucht hat; blomans haithios,
Feldblumen ; zurück kehren von dem Feld, Luc. ı7. v.
7. af haithjai. Das Hebr. midbar, welches fo oft in
der Heil. Schrift durch Wüſte, defertum , überſetzet
wird, zeigt gemeiniglih nicht wirklich ode Gegenden,
Sondern Heiden und Viehweiden an.
Haidbeere; Heidelbeere, vaccinium myrtillus,
fin. Hier In der Gegend des Zraunfluffes heiſſen fie
Setheere, in Salzburg und Baiern Aeugelbecre (5ſ.
| ie⸗
—i SEP SE ZRIRBEER 17
diefe Wörter). Die rothen Heidelbeere, vaccinium
vitis idea, werden hier Granten, oder Grandelbeere
genennet. s
dee Haiden , oder gewoͤhnlich Haimm; font,
Heidekern, Buchweigen , polygonum fagopyrum,
Lin. .Unfer Wort ift abgekürzt, uub heißt eigentlich
Heidenwaitz, oder Heidenbrey, in einigen Büchern
Heidengrütze. Nicht, weil diefe Urt von Getreide im
den Heiden uud trockenen Feldern am meißten gebeibet;
fondern weil felbe aus einem heidnifchen Lande, ver:
muthlich ans Africa, gekommen if. Daher lat. fru-
mentım Saracenicum, franz. blé Sarazin, in Böh⸗
men pohanka, von pohan, ein Heide, Unglaubiger.
Ein anderer Nahmen davon ift Buchweisen,
jm Griech. und lat. fagopyrum; von fagus, ein Buch⸗
baum oder deffen Frucht, und pyros, das Getreide:
weil diefe Seucht braun und dreyeckig iſt, wie bie Buch⸗
eicheln (f. Akram). Im Niederdeutfcheu gleichfalls
bookweten , boekweyt: wovon es vieleicht nur durch
einen Irrthum geſchah, dag einige Schriftfteller , wie
bie Flora Francica es zeiget, frumentum hircinum,
Bockweitzeu, daraus gemacht haben. Im Zillerthal,
zwiſchen Salzburg und Tyrol, fpricht man die Blend⸗
te, Plente: etwa wegen dem bfendenden Noth der
Blüthe? Dder weil die Frucht als ein Baſtart ange
fehen wird von Bucheicheln und Getreide? Adelung
bat augemerfet, daß überhaupt ein Baſtart, ober eine
Dermifhung von ungleihen Gubjecten , ein Blend-
Iing beißt. Engl. to blend, vermifchen, unter ein⸗
ander mengen. Gleichwie aber indeflen eine Blende
gemeiniglich etwas täufchendes anzeigt: fo wird wahr:
ſcheinlich auch diefe Frucht als eine Speiſe angeſehen,
Die nur dem Schein nach füttert. Joh. Hübner führet
in feinem Natur⸗- und Kunſt Lericon den Spruch an: _
Buchweitzen Brey, ift Betruͤgerey, weil die Leute
bald darnach wieder hungerig werden.
Dwepter Ipeik B —
18 — U
bee Haiderer; Heidekraut, erica vulgaris, Sin.
Der Holzhaiderer, Wiefenbaiderer: und , weil es des
Krallen der Krähen ähnlich ift., Krankrebbe. Franz.
Ja bruyere, Engl. ling, heath; in gl. Monfee. p.
337. heidahi, vel niuuiht holz, gleichſam Unholz,
oder ein dem Holz aähnliches Gewächs, lignum nihili.
In den Alpen ift dieſes Kraut länger, woraus Herd⸗
befen gemacht werden. Jun England werben Blätter
und Zweige, ftatt des Hopfens, zum Bier gebraucht.
die Haidbenn, oder Grieshenn; fonft der Heine
Trapp, Trieltrapp, Trappenzwerg , die Feldaͤute, Wie⸗
fenänte; otis tetrax , Lin., nach dem Bäffon petite
outarde, ou cane—petiere. Ein Bogel von ber
Gröffe eines Fafans, mit einem groffen Kopf und grof-
fen Augen, die mit gelben Wimpern umgeben find ;
einem gelben Schnabel, ber gegen bie Gpige hin ſchwarz
ift , und langen gelben Fuͤſſen mit ſchwarzen Nägeln:
welcher in Franfreih und Spanien, aber auch hier jens
feit6 der Traune, auf der Heide zwifchen Wels und
Linz, angetroffen wird. Die Kopfdecke, und der ganze
obere Körper ift weiß, gras und braun geſcheckt, die
Schwingfedeen ſchwarz mit einem weiſſen Rand, ber
Bauch weiß. Diefe Wögel kommen bier an beylaufig
im Märzmonath, wenn es warm genug ift: uud ziehen
bald gegen das Ende des Sommers wieder ab. Ihr
Fleiſch wird allentbalben augerühmt: allein da fie Bier
bald nach der Brutzeit gefchoffen werben , fo. faun es fo
gut nicht fenn. Doch wird es eine vorteefflide Speiſe
werden, wenn man diefen Vogel ein Par Tage im Ef:
a keinen, alddann braten und in einer Goife auffcgen
läßt.
die Haidlerche; in einigen Gegenden hier, wie
ich höre, ein Nahmen der Ludellerche, Waldlerche,
alauda arborea. |
der Haidſchnepf; Teldfchuepf, Scolopax arquas
1a, kin, Ein hochbeiniger Schnepf wis einem bogen
19
ſPrmigen Schnabel, und ſchwarzen, aber hellweiß ge
fleckten Flügeln: welcher um Wien und in Steyermarf
Spiffer, Brachfchnepf, in Fraukreich und England
courlis, curlew, genennet wird. Diefe Schnepfen
kommen im Frühling hieber , ohne fi viel aufzuhalten:
Saufen geſchwind, und ftreichen zur Gaatzeit durch bie
Felder, um Inſeeten zu fuchen.
haiglich; fonft gewöhnlich heifel, heiklich; wird
gefagt von einem Menfchen, der Überall Bedenklichkeit
findet, dem nicht leicht etwas recht fem mag, oder der
fih leicht für befeidige haͤlt. Es iſt ein haiglicher
Menſch; man foll nicht fo haiglich ſeyn in Effen,
Trinken, in der Kleidung, oder in Anſehung der Ge⸗
fundheit,, da man gleich Able Folgen beforget. Ferner
eine haigliche Sache kitzliche oder bedenkliche Sache:
Die man mit Bedacht und Ueberlegung unternehmen fol.
Die Sache hat Feinen Haigel, Feinen Mengel, naͤm⸗
lich keine Bedenklichkeit.
Hebr. haga, meditatus fuit. Goth. hugjan,
angelſ. hogan, higian, bey dem Otfried hugen, ir-
hugen, Holländ. heugen, denken, betrachten, ober
fi erinnern. ©. Wachter, v. hug.
Hail geben; heißt bey dem Volke fo viel, als gruͤſſen.
Heil, Engl. hail, Glück, Wohlfahrt; und Heilgeben
oder fagen, Engl. to hail, bey dem Zatian heilizin,
grüſſen, gutes wünfchen, lat. Salus, Salutem dicere.
Otfried fihreibt, heil magad zieri, heil uuih dohter,
ſey gegräßt reine Jungfrau, heilige Tochter. Das alte
Fragment von dem fpanifhen Krieg, v. 196. hail Si-
ftu Kaifer here, fey gegruͤßt geoffer Kaifer , lat. Sal-
vus fis.
das Haimet, an der Baierifchen Gränze Huimet,
im Hochd. die Heimat. Ein Haus, in welchem man
geboren worden, oder welches man eigenthümlich beſit⸗
set. Holänd. heymer, bey dem Notker heimod, bey
Otfried , nud in der Mondſeeiſchen .. heima, ai:
2
26 u ER ZU —— — —
gelf. ham. Wahrfcheinlich: von dem Zeitw. heimen, bes
men , Holländ. heymen, Schwed. hama, hama,
decken, bedecken, und im weiteren Verftande verbergen
(©. Ham). |
haimlich; Cı. verborgen: was indgemein andere
nicht fehen, hören und willen follen, 3. B. heimlich re⸗
den, ein beimliches Geld, heimliche Stiege, heimliche
Suͤnde. Von dem gleich oben angeführten Zeitw. hei⸗
men, decken. (2. Häuslih, ind Haus gewöhnt, ver⸗
traufih. Go werden einige Thiere leicht haimlich,
zahm, laſſen fich leicht in dad Haus gewöhnen, andere
Hingegen nicht. In einer Verordnung von Kaifer Fer⸗
dinand im %. 1631. werden heimifhe Schweine den
Wildſchweinen entgegen gefest. Es foll Niemand die
haimbifchen Schwein in die VBahhölzer und Auen
treiben. König Ludwig, ſchreibt Otfried lib. 1. c. ı.
ziehet feine untergebenen Völker fo forgfältig auf, als
wenn fie feine Hausgenoſſen wären: erziuhit se reine,
selb so sine heime. Bey dem Gteider heißt es cap.
2. Sect. ı2. den armen was er haimleich, vertrau⸗
lich, gütig: und cap. ı0. Sect. 5. Seine haimleich
man, feine vertrauten Männer. Imgleichen Horneck
c. 776. dy Suppan, dy do gehaim Chunig Albredi«
fen waren; die vertrauten Minifter oder Landvögte
(ſ. Supan). |
dee Haingarten; eigentlih Haim— oder Heim⸗
garten, Hausgarten. Gl. Monfee. p. 984. et 396.
heimgarte, in dem Hof oder Bezirk des Hauſes. Im
diefer allgemeinen Bedeutung ift das Wort laͤngſt ver:
altet; allein ed ıft aus dem Altertbum noch der Be
griff der Freude und ber Ergesung bey dem Volke das
von übrig geblieben. Da man fonft überhaupt nur das
. Wort Sarten , Hansgarten, zu hören pflegt; fo wirb
der nämliche Platz mit einem neuen, und Freude regen
den Begriff, der Hainaarten genenuet: wenn man
an einem fchönen Sommertag, vorzuͤglich aufben Abend,
NEN ET NE nn :$21
darin ansruhet, oder in Geſellſchaft mit anderen ſchwaͤt⸗
zet, finget, fcherzet. So heißt es 5. B. bift du auch
da in dem Haingarten? morgen fommen wir da, oder
bey dem Nachbar, in dem Haingarten zufammen. In
dieſer Bedeutung ift dad Wort auch in Baiern und
Oberſchwaben üblich. |
dag Hain und Haim, unter ſich verwechſelt wer⸗
ben, iſt gar nichts feltenes. Im Schwabenſpiegel, c.
24. und noch an anderen Stellen, ift hainfiur, die
Hausſteuer, Ausftattung einer Braut: bey dem Hor⸗
ned aber c. 755. Haymſtewr. Die Minnefänger ſchrei⸗
ben arn, boun, nan, &c. für arm, Baum, nahm.
Dad hochd. Hain, ein Wald, ift ſebr wahrſcheinlich
mit Haim, Heim, Ham, einerleyg Wort (ſ. Dam).
die Hainzelbanf, odee — Benk; fonft die Hein⸗
zelbank, Schnitzbank. Eine Bank mit einem bemegli-
den hoͤlzernen Kopf, womit dad Schnitzholz ergriffen,
und feft gehalten wird. tal. rafchetto, franz. bec
d’ane. , .
ber Ausdruck handſeln, hentieln, heinzeln, ge:
Hört zu dem angelf. hentan, Schwediſch —gothifch han-
na, handia, hantia, halten, ergreifen, lat. hendo,
prehendo. Der Grund davon ift das alte Zeitw. hatt,
haben, Halten: wovon auch die Hand ber geleitet wird,
ald ein Werkzeug um etwas zu ergreifen (ſ. Wachter,
v. Hand, und henden). Ben dem Zrifch ift hanzeln,
fchmeicheln, mit der Hande ftreicheln.
das Hainzel— Bier, oder wie ed andere ſchrei⸗
ben, Hanſelbier; Gefindbier , welches denjenigen, die
in einem Bränhaufe beyfammen arbeiten, zum täglichen
Getraͤnke gereichet wird. Gonft das Treberbier, Nach⸗
bier, Kofent, ꝛe. ine Hanfe beißt eine vereinigte:
Menge, eine Gefenfchaft, 3. B. der Kaufleute, Hand:
werfer , andy eine Reife — oder Trinkgeſellſchaft. Daher
Jemand hänfeln, ihn in die Zunft- aufnehmen; den
Sänfelbecher trinken, den feftlichen Becher derfelben,
28 en rn ——
Nach dem Ulphilas, Marci XV. und dem Tatian c. 200.
verfammelten die Soldaten, zur Geißlung Eprifti die
ganze Schar, alla hanfa. Man kann ed mit Wachter
ber Seiten, fo wie das vorige Wort, von henden, hen-
tan, halten, zufammen halten, unter einander verbun⸗
den feun: gleichwie man fagt, die Bretter halten feſt,
feine Hausleute halten alle zuſammen, d. i. haben einer⸗
ley Abſicht. Oder mit Adelung ‚von eins, -goth. uud
angelf. ains, an; griedh. von, ich vereinige.
dee Hairuck; beſſer Härruck, wie es auch wirf-
lich viele Leute ſprechen; ſonſt Hehrrauch, Hoͤherauch.
Von hehr, Islaͤnd. haar, erhoben, hoch. Der Hohe⸗
ruck, eine hoch gelegene Gegend zwiſchen den Fluͤſſen
Main und Lahn, wird in gemeinen Reden bafelbft Hays
ruck genennet ct. Wachter, v. Nud).
hait, ober heit; Perfon, Stand, Beſchaffenheit,
z. B. junger hait, derweil ich jung gewefen; bat ledi⸗
ger hait ein Kind gehabt. Gl. Monfee. p. 379. heit,
erfona. Kero, c. 2. heiteo antfangida; perfonarum
acceptio (non et apud Deum). Isid. IV. dhrifaldo
in finem heidim, einich in finero gotniflu; trinus in
perfonis, unus in divinitate. Mehr hievon bey Wach⸗
ter und Adelung.
hal; fchlüpferig. ©. Beil.
das Halbroß; eine wilde und hoch —
Urt des Ampfers rumex criſſus, Lin.
das Half, oder die Halle; ein eigener Nahmen
verfhiedeuer Derter, an denen eine Galzquelle ange
teoffen wird. Dergleichen find Hallſtadt in Defterreich,
Hallein in Salzburg , Reichenhall in Baiern, Hal ia
Tyrol, Shwähifh Hau, Halle in Sachſen, ꝛc. Halle
in der Graffchaft Navensberg hatte gleichfalls im vori⸗
gen Zeiten Salzwerke. Unweit Kremömänfter ift Hal
ein Marktflecken, mit einem falzigen Waller, welches
bey dem Volke Kropfwafler heit, weil ed wider bie
msn 25P 0059 2D 1200 23
Kröpfe dienet. Altbrittifch bey dem Boxhorn halen,
Irlaͤnd. halgein, griech. ars, das Salz.
der Haller; Heller, Hälbling, ein halber Pfen⸗
ning. Wachter leitet dieſes Wort von der Stadt Halle
in Schwaben her, wo diefe kleine Münze gefchlagen
wurde. Auf dem Gepräge berfelben war eine Hand
famt einem Kreutz zu fehen: wovon man ſchon vom J.
1223. Benfpiele findet. Aber Goldaft, Friſch und
Adelung fehen hier richtiger auf halb, der halbe Theil:
indem man auch in den alten Urkunden gemeiniglich der
Helbling gefchrieben fieht.
halt; nämlich, endlich, feilicet, nempe, deni-
que, 3. B. die Sache verhält ſich halt fo; es ift halt fo
ein Menſch, ıc. wenn ih Halt nicht will, wer wird mich
zwingen? Gottfched war Diefem Wort fpinnefeind ; aber
es ift Halt doch fo eine gewilfe Kleimigkeit, die den ober⸗
deutſchen Zungen beynahe unentbehrlich geworden. ift.
Wachter fchreibt davon nichts weiter, ald dad wenige:
particula vaga, et incerti fignificatus apud fuevos.
Friſch und Adelung glauben, ed fen fo viel, als ich
halte dafür ; aber wir müffen zuvor die verfchiedenen
Fälle beobachten, in denen dieſes Wörtchen vorkommt,
ſowohl im alten, ald neueren Zeiten. Allerdings von
dem Zeitw. halten, doch fo, wie dieſes verſchiedentlich
gebrauchet wird.
Halten zeigt 1.) eine Verbindung der Sache mit
einer anderen an; eine Urſache, woran etwas haltet,
haftet. Bey dem Otfried ift thiu halt, deßhalben, aus
diefer Urſache. Go fihreibt er lib. 3. c. 22.
uuir duen iz mer thiu halt,
uuanta fprichifi, thaz ni fcalt,
wir thuen ed mehr deswegen, weil du fprichft, was du
nicht ſprechen folfft.
2.) Eine Fortbauer der namlıden Wirfung, und
in machen Fällen eine Vermehrung der Sache, z. B.
ein anhaltender Regen, die Theuerung hält ſich noch.
24
Im Tatian heißt es, cap. 44. fuͤrchtet nicht ſolche, Die
nur den Leib toͤdten koͤnnen, ſondern vielmehr denjeni⸗
gen, welcher die Seele und den Xeib sc. ouh halt then,
thie thar mag fela inti lihhamon furliofan in hella
uuizi. So auch c. 28. Friſch führer aus der Chronik
des Königshofen die Worte an: daß der Ader defto
halt Korn gebe, d. i. defto mehr. Bey dem Horneck
iſt halt klein, halt wohl, halt ſchier, ſehr klein,
ſehr wohl, ſehr geſchwind.
3.) Von halten, Halt machen, nicht weiter gehen;
iſt halt, endlich, franz. efin, lat. demum, denique.
Die Baiern, ſagt Horneck c. 70. brachen zu Paſſau den
Saarer auf, waz halt der Sufter daczu fprachz
brachen die Saeriſtey auf, was immer aud) der Küfter
dagegen einmendete, quidquid demum cuftos diceret.
der Halter; Viehhalter, Viehhirt. Otfried lib.
1.c. 12. uuarun thar in lante hirta haltende, es was
ren, zue Zeit der Geburt Chrifti, Hirten in der Ge⸗
‚gend, welche das Vieh hüteten. Und lib. 5. c. 15. gi-
halt mir Scaf minu, weide meine Schafe. Goth.
Sweina haldan, Schweine hüten, angelf. Swyn heol-
dan. \
Ham; die Endſylbe vieler eigenen Nahmen der
Oerter, 3. B. Talham, Kirchham, Kallham, ꝛc. Es
heißt 1.) eine Sammlung mehrerer Haͤuſer, ein Dorf.
Da man ſtatt deſſen auch Heim zu ſprechen und zu ſchrei⸗
ben pflegt, fo iſt es offenbar das oben angeführte Hei⸗
me, Heimat (f. Haimet). franz. hameau, Engl.
hamlet, ein Flecken, Meines Dorf. Ulphilas überfeget
die Worte Matth. 9. circuibat civitates omnes et vi-
cos; bitauh baurgs allos jah haimos. 2.) ein Wald,
griech. aıuos, Schwed. hammar. Wahrſcheinlich, wie
das vorige, von heimen, deden. Der Wald ift eine
Dede wider Regen und Schnee; ift die Heimat der
Vögel und des Wildes; war die erfte Heimat der alten
Deutichen, gleichwie noch iezt die Wilden in America
J
EHEN 509 — a5
lieber in Wäldern, als in einem gewöhnlichen Haufe
wohnen. Jornandes lib. ı. de rebus Geticis, c. 2. vir-
geas habitant cafas, communia tecta cum pecore,
sylvzque illis ſæpe funt domus. —
Etnemora evertit multos ignava perannos,
antiquasque domos avium. Virg.IL Georg.
V. 208.
die Ham; bey den Galzfuhren, ein krummes
hoͤlzernes Maß, momit die Tiefe des eingefenften Schif-
fe8 , und folglich die Schwäre der Laft unterfuchet wird.
Ein Schiff hämen heißt, auf folche Weiſe prüfen, wie
weit felbed unter Waſſer geht. Bey den Mühlen iſt
dee Hämſtock ein- Pfahl, weicher die Höhe des Waf-
ſers anzeigt, fonft der Eichpfabl ‚ Siderpfahl: von
aichen, eichen, Hollaͤnd. yken, ein Maß unterſuchen
cf. Eichte).
Diefes Ham, und das Zeitw. hämen, bey Wdelung
ahmen, ohmen, frheint zu Abm, Ohm, bey dem DE
Fresne ama, ein gewiſſes Maß flüffiger Dinge, zu ge:
hören. Hebr. amma, ein gewilfes Längenmaß, cubi-
tus, menfura cubitalis. -
der Hamſter; eine Het geoffer Feldmänfe, mit
zweyen Sädeln unter den Baden; um Weisen, Korn,
Gerfte, Bohnen, Erbſen einzufammeln ‚ mus cricetus,
Lin. Die Farbe iſt veränderlich, doch gemeiniglih am
Räcken gran, wie bey den Hafen; am Bauche kohl⸗
ſchwarz, an den Geiten heileoth mit drey weiffen le
den. Diefes böfe und zornig brummende Thierchen,
welches in den Feldern einen groffen Schaden verurſa⸗
det, ift in Defterreich nicht, aufler etwa nur an den
änfferften Gränzen; wohl aber in GSteyermarf, Karn⸗
then, Ungarn, Rußland, Pohlen, Böhmen, und vor:
züglih in Thüringen. In Elſaß, Franken und Schle⸗
fien wird e8 das Kornferfel genennet.
Der Hamfternmadt tief unter der Erbe drey Zel⸗
Sen. Eine zu feiner Wohnung , eine andere zum Abtritt,
26
und die Dritte für die eingefammelten Früchte, wovon
jede Art befonders aufgefchüttet wird. Daher auch vers
muthlih der Nahmen Hamfter, ein Häuschenmader,
von Ham, Haus, Wohnung. Bey dem Rhaban Maus
rus ſowohl, als in der Florentiniſchen SIoffe, ift ha-
miftro, gurgulio. — pspulatque ingentem farris acer-
vum gurgulio, Virgil. lib. ı. Georg. wodurd fein
Kornwurm, feine Wibbel, fondern ein Thierchen unter
der Erde verftanden wird.
handſam; bequem, was wohl in die Hand taugt,
z. B. ein Schneidmefler, Spasierftof. Ein handſa⸗
mer, gefchickter Menfch, den man zu verfchiedenen Ar-
beiten. brauchen fann. In einem Lex. MS. manualis,
hautfam. Im Engl. ift handſom, hanfom, hübſch,
artig', ſchoͤn.
der Hanf, insgemein Hanef, Hanif, cannabis
ſativa, Sin. Der weibliche Hanf, bey dem Friſch die
Hänfin, wird geöffer und tragt Körner: dee männliche
aber ift ſchwaͤcher, wird bald nach der Blüthe ausgeriſ⸗
fen, und beißt hier Bäftling, Boͤsling, weil er nur
Daft, und nicht Samen bringt. Daher fagen die Leuts,
der Bösling blüht, und der Hanf geht in den Sa⸗
men. In gemeinen Neden hingegen wird der männliche
Hanf, als der Fleinere und fchwächere, allenthalben für
den weiblichen angefehen, und daher auch in Sachſen
Simel, Semel, Engl. female — hemp genennet (f.
Femerl). |
der Hänfling, oder gewöhnlich das Haͤnifferl;
ein angenehmer Geſangvogel, der fih gern im folchen
Feldern aufhält, wo Kein oder Hanf gebauet wird,
fringilla cannabina, Lin. Er wird audh Flachsſfink,
—*8* Hänfling genennet, franz. la linotte, Ital. il
fanello. Das Männchen iſt an der Bruſt und Scheitel
roth: welche rothe Farbe aber im Käftch fich verliehret,
und mehr ind graue fallt. Das ficherite Kennzeichen, _
fagt Kramer, um die Männchen von den Meibehenizs
En en
— 10 1000 \ 0 Sn 27
unterſcheiden, fie mögen jung oder alt ſeyn, wird im
den Achſeln gefunden. Denn diefe find bey den Männ⸗
chen röthlih, bey den Weibchen grau, oder aſchfarb.
Der Meine Hänfling,, oder Nothhänfling, fringilla li-
naria (f. Meerzeifel). Ben dem Friſch ift Krauthänf
ling, ein Nahmen der braun gefledten Grasmücke, mo-
tacılla modularis.
die Hanfmeife, parus paluftris. ©. Pemmaife.
j die Hanfneſſel; ein dem Hanf ähnliches Neſſel⸗
gewaͤchs, galeopsis tetrahit, Lin. Diefe rauche Pflan-
ze bat ftarf gezähnte Blätter, mehrere Knoten am Sten⸗
gel, eine gelbe oder auch rothe Blume, und wird nes
ben den Zaunen, in Krautfeldern und unter dem Ges
treide angetroffen. Es fcheint das nämliche Gewächs
zn feyn, welches um das J. 1802. über Köln aus Blan⸗
fenftein hieher gebracht worden iſt, als ein Areanum
wider die Auszehrung, da ed als Thee getrunfen wird.
die Haͤning —wurze; fonft Zaunrübe, Gichtrü⸗
be, Rafelmurze, Stickwurze, bryonia alba, in. Gie wird
fo genennet, weil fie unter dem Volke gebraucht wird,
wenn dad Rind die Häninge bat, eine Krankheit näm⸗
lich, woben die Dant dürr wird, und feſt an die Beine _
klebet. DVermuthlich eben dad, was bey Adelung der
Schweiß heißt. In ſolchem Falle wird die Wurzel
zerfchnitten , im MWaffer gefotten,, und mit dieſem üfter
die Haut gewaſchen. ine andere Urt der Krankheit
ift dee Schelm Cf. daffelbe). Das Wort fommt her
von han, halten, aufleben. ©. das folgende.
bäntig, oder mehr nad dee Ausfprache hänntiq;
was don einem eckelhaften, lang auf der Zunge fühlba-
ven Gefchmad if. Wir fagen z. B. Nhabarbar ift bit-
ter, Galle ift hanntig. Es gibt fülle und bittere Mans
dein: füfle und hanntige Rüben. Milchram, menn er
lang fteben muß, wird hanntig.
Ryff in dem Gpiegel der Gefundheit, fehreibt
hannig. So auch Tabernämontan. Notker PL. 32.
48 u NAT un
daz handega uuazzer, das bittere Waffer des Meer:
red: und Pf. 34. handege fiende , bittere Feinde.
Dhne Zweifel von han, haben, Lang anhalten, wovon
man nicht bald los werden kann.
der Hänfel am Weg; ein Nahmen, welcher nach
dem Zeugniß des Popowitſch, zweyerley Pflanzen gege-
ben wird. Crftend dem Wegtritt, oder Knotenfraut,
Dehnkraut, polygonum aviculare, Lin. Und zweytens
der Taubgerſte, oder Manfegerfte, hordeum murinum.
bärb; unwillig, zornig. Daher das Zeitw. fich
bärben, im Hoc. fih härmen. Weil der alte Zacha⸗
rind, Johaunnis Vater, nicht glauben wollte, daß er
noch einen Sohn haben werde; fo heißt «8 in der Cot⸗
tonifchen Evangelien Harmonie, thuo uuarth ther En-
gil harm an is muode, da wurde ber Engel unwillig
in feinem Mathe.
Es ift einerley Wortmitherb, unreif, von einem
faueren und widerwärtigen Geſchmack: welches der erfte
und urfprüngliche Begriff, und wovon herb, harb,
unwillig, unfreundlich, eine bloß figirliche Anwendung
ift. Eine herbe Frucht pflegen wir fper zu nennen,
d. i. teoden: weil fie dem Mund keinen wohlthätigen
‚Saft mittheilet, ſondern ihn vielmehr Durch ihre zu=
fanmen ziehende Schärfe auströcknet. Ohne Zweifel
ift alfo jenes Wort einerley mit dem Schwed. Kerf ,
altbeittifch bey dem Borhorn garw, agarw, lat. acer-
bus, unreif, faner, bitter: von dem griech. Kapou „
ich troͤkne and, und dem Gebr. chareb, troden. Bey
den Tertullian ift virgo acerba, qua nondum palla
eft fluxum menfiruum, lib. de velandis virginibus,
n. 11. alfo gleihfam virgo adhuc sicca, et ideo non-
dum viro matura.
der Harfchnepf, Scolopax gallinula. G. Haar—
der Hartz; 1.) Ein Schag, verwahrtes Gut, bey
dem Pöbel Heort (zweyſylbig, Ton am erften Vocal),
im Hochd. der Host, Go heißt e8, z. B. etwas in
SE N AEET Bra ı 89
den Hart lege, in die Sparbuͤchſe; feinen Hart ans
greifen müſſen, ıc. Don dem alten Zeitw. herten, hir⸗
ten, bewahren, hüten, angelf. hyrdan, Islaänd. hirda,
Schwed. hjorda. In einem alten Gedicht ift Härter,
ein Dirt (ſ. hegen).
2.) Hart, ein Wald, und zwar, wie ich glaube,
ein gehägter,, eingefriedeter Wald. Don dem vorigen
Zeitw. hirten, fchügen, bewahren: oder aus einer. ans
deren Quelle, wovon zugleich das Tat. curtis, hortus,
griech. xocros, ein eingefchloflener Blog, herkommt
Ch. Hürde). Es gibt verfchiedene Wälder ſowohl im,
Oeſterreich, ald in anderen Ländern, welche ein Dart"
heiſſen: aber auch fehr verfchiedene Meinungen, um"
Kır,
2
x
dieſes Wort her zu leiten, welche bier kurz angeführet ' -
werden.
: Einige erflären e8 1.) ald einen Bergwald; nach
bem Debr: har, harar, griech. ogos, in den Slaviſchen
Mundarten hora, gora, ein Berg. Aber nicht alle
Harte ftehen auf, oder neben einem Berg. Unweit
Kremsmuͤnſter ift ein Hart in einer durchaus flachen und
ebenen Gegend , welcher in den oberen und unteren Dart
abgetheilet wird. Das Hochftift Paſſau hat in einem
Derteag vom J. 993. zu deſſen Gunft abgetretten ter-
tiam partem feni, quod mancipari poteft in filva,
quae vocatur fuperior Hart. a.) als einen Harzwald,
in welchem viel * oder Pech angetroffen wird. Auf
ſolche Weiſe müßte alſo dieſer Nahmen nur die Schwarz⸗
wälder angehen, die and Fichten, Tannen und Foöhren
beftcehen. Uber in der Pfalz, wie Friſch aus Tolners
Diplomatifchen Urkunden bemerket, wird auch ein Bir⸗
fenbart und Eichenhart angetroffen. Hier haben wie
alſo einen Hart, aber ohne Bed. 3.) Als einen Wald,
wo viele Hirfchen find; nad) dem angelf. heort, Engl.
hart, ein Hirfch. Allein dieſer Ausdruck gehöret bloß
dem Norden zu: denn in Oberdeutfchland hat mau im⸗
mer hirz geſchrieben. Wir würden alfo unfere Harte
laͤngſt ſchon in Hirfchmald verwandelt haben, wenn
nur alfenthalben darin Hirfchen anzutreffen wären. In
den mir befannten Gegenden find gerade jene Wälder, wel:
che von alten Zeiten her am meißten wegen Dirfchen be⸗
rühmt waren, nie ein Hart genennet worden.
der Hartriegel, Härtern; ein Strauch, wodurch
man im Anslande unferen Hundsbeerſtrauch verſteht,
cornu: Sanguinea, Rin. und biöweilen auch die Rheins
weide, liguftrum vulgare, in Defterr. Dintenbeer —
oder Gimpelbeerftande.
ir —R —Harom batza; Drey Streiche z. B. will ich
ern an pie geben! Ein in Ungarn üblicher Ausdrud, wodurch
sche Aut drohet, einen zu pruͤgeln. harom heißt Drey:
TER vapulabis. Es ift diefes Wort auch bier bekannt,
= «ff ergieh aber ſehr unrichtig gefprochen.
ulhih n08 HB; in Schwaben, wie Wachter bezeiget,
überhaupt ein Kleid. Bey dem Scherz; wich ed andy
Heß gefchrieben. In der Schweig ſpricht man dieſes
Mort, wie gewöhnlich, mit zwey abgefönderten Voca⸗
len, wovon der erfte mehr gehöret wird, Haes; Du
haft heut ein ſchoͤnes Haes! Es zeigt, fo wie Hans,
Gehäus, Hofe, eine Bedeckung an (f. das Res).
Franz. houfe, ein Reitſtrumpf; houfle, eine Dede,
Bett — Pferd — Dede. Bey Friſch und Scherz ift Hits
fefe theils Hoſen, theild ein langes Kleid, ein Man-
tel, bey dem Dü Fresne houfia, houcia.
die Haſel; in Sachſen der Häfeling, cyprinus
dobula, 2in. bey älteren Schriftſtellern Squalus mi-
nor. Ein Seefifh, welcher im Feühling in die Fläffe
ansteitt; mit Heinen filberfarben Schuppen , weiß lench⸗
tenden Seiten, roͤthlich weiffen Bauch — und Afterflof:
ſen, und einem breiten dunkelgrauen Näden. Der Koͤr⸗
per ift länglicht rund , wie bey dem Aftel (cyprinus ce-
phalus, Lin. vormals Squalus maior); der Kopf hin:
gegen fpisig und ſchmal, wie bey dem Häring.
“en EP 2 u 31
Dieſer Fiſch wird fo genennet, wegen feiner Un⸗
ruh und Geſchwindigkeit, von dem aften Zeitw. hafen,
Engl. to hafte, franz. hater, eilen, haſchen, haftıg
feyn. Denn er fpringt hoch, bisweilen auch über das
Garn hinaus: darum wird ihm oft von den Fifchern,
weil er in dem Lägel gleichfalls nicht ruhig ſeyn will,
fo bald er gefangen worden ift, der Kopf zerdrädt.
‚die Hnfelhenn, oder dad Hafelfuhn, tetrao bo-
nafıa, Lin. wird im unferem Gebirge angetroffen, an
foihen Orten, wo Haſelſtauden find: nach Wien aber
häufig aus Slavonien gebracht.
die Haſelmaus; geoffe Hafelmans, Eichenmaus,
myoxus nitela, in. in der vorigen Ausgabe ded Sy⸗
ſtems mus quercinus, franz. lerot. Ein Thierchen,
welches fi in den Gegenden des Gebirges, von Haſel⸗
nüffen und Sartenfelichten nähret. Es ift weißgrau,
mit roͤthlichem vermiſcht, und bat neben den Augen und
Ohren einen fchwarzen Fleck. Die kleine Hafelmaus,
Waldmaus, rothe Waldmaus, myoxus mufcar-
dinus, in. vormals mus avellanarum; bäft ſich in
dicken Wäldern, und an den Zaͤnnen auf, fammelt Ei:
chein und Nuͤſſe, ift der Farbe nach gelhficht roth, mit
einer weiffen Kehle.
die Hafelmurze, aſarum. G. Scheibelfraut.
das Hafendhrl; in unferen Gegenden eine gewiffe
Art der Schwämme: und zwar (1. dad braune Hafen:
Öhrel, mit einem dunkelbraunen, lederartigen und ab:
wärtd gebogenen Halbhut, den man ſowohl mit einer
Fliegenklatſche, ald einem Haſenohr vergleichen Tann,
agarieus Babelliformis, Lin. (2. Das grane Hafen:
Öhel, mit einem granen oder roͤthlich biauen Hut, wef:
cher verſchieden eingebogen ife, und gekblichten weichen
Blättern, agaricus acerrimus, Lin, Diefer Schwamm
iſt eßgbar, und voller Mil, die aber ungemein auf der
Zunge brennef, Ä
die Hätſche, gewöhnlicher Hätfchen 5 ein aus
Swirn oder Geide gewirktes Band, welches über die
Schultern gebt, um die Beinkleider zu halten; ein Ho=
fentrager , eine Kräckſe, in anderen Orten von Deutſch⸗
land Halfter, Dofenhalfter, Hofenheber, Engl. gal-
lowfes. Das Wort fcheint von Hagen, Hafen, ges
bildet zu feygn. Bey dem Kero ift c. 55. pruah, ein
Beinkleid, Bruch, lat. bracca: und pruah—hac, ein
Haken, um die Beinfleider aufrecht zu halten. Die et-
was feltfame Forme —tſch, wird auch in dem Engl.
hateh, eine Hede oder Brut junger Thiere; hatchel,
die Haͤchel; und hatchet, eine Art, ein Beil, bey dene
Wachter gleihfans Hatſche; angetroffen.
hätfcheln; kindeln, verzärteln, z. B. die Mutter
Hatfchelt zu ſehr ihre Kinder; Johann ift immer von
feinem Herren gebatfchelt worden. Friſch bat het⸗
ſcheln, und erfläret es duch hetfchen, hiſchen, hits
ſchen; auf und nieder heben, wie die Mätter ihre Kin⸗
der. In den alten Nordifhen Mundarten, wie Wach
‚ser aus dem Verelius angemerfet hat, iſt hat, hoch,
franz. haut; angelf. hethe, hyhthye, die Höhe. Aus
dere Gedanken um diefed Wort ber zu leiten, wären
hägen, zärtlich forgen; oder hecken, Engl. to hatch,
brüten, lang im Neſte behalten; oder ein verkleinerter
Ansdruck von haſchen, begierig ergreifen, in die Arme
nehmen. Indeſſen heißt in Schwaben, ein Kind haͤt⸗
teln, felbes gängeln, und daher ein Hemet Hätteler,
einer ber im bloffen Hemde herum lauft (f. hott, bots
ten). Vielleicht alfo haͤtſcheln, im Gängelbande fuͤh⸗
sen, an dee Hätfche nämlich; einem Band, weldes
um die Lenden, oder über die Achfeln gebt.
hätichens latſchen, faul oder mühefelig daher ge⸗
ben, fo daß die Fülle nur wenig von der Erde erhoben
werben. Entweder weil man auf ſolche Weife mit den
Tserfen oder Schuhen auf der Erde daher flreift: oder
weil ein folder Gang nicht mit geftredten, fondern ſtark
ein:
} u ENDE Alien 33
eingebogenen Knien gefehieht. In Niedenfachfen ift Die ei dt
Hofe, Schwed. hah, angelf. hoh, die Ferfe, ferner Sonde
aber auch dee Abſatz eines Schuhes um bie Ferſe heumß ,_ 4
wegen der frummen oder hafenförmigen Seftalt. Aus -
der nämlichen Urſache wird auch die Kniebeuge oder 3 7
Kuiefehfe, bey einigen Schriftſtelern bie. Hake, Hafer" :
genennet ; in Defterr. der Kniebug, die Hakſe hingegen/zze 4
der lange Fuß von dem Kniebug abwärts. Hatſchen
alſo ſcheint fo, wie das oben angeführte Hatſche, ge⸗
bildet zu ſeyn.
die Haube; eine rundfoͤrmige Kopfdecke von ver⸗
ſchiedener Art, ſowohl bey Männern, als Frauen.
Ohne von Schlafhaube und Sturmhaube zu reden, ſoll
hier nur eine kurze Beſchreibung der inlaͤndiſchen Arten
von Hauptdecke folgen. Die gewoͤhnliche Ohrhaube
der Maͤnner auf dem Lande, welche aber auch die Wei⸗
ber zu tragen anfangen, und die bis an die Ohren rei⸗
het, ift von grünem Gammet, mit einer fohönen raus
hen Schlacht (Ueberſchlag), von einem Marder, oder
einer fchwarzen Katze, inwendig aber gleichfalls rauch
gefüttert, Die gemeinen Bürger, Kellner, MWirthe,
x. pflegen eine andere Danbe zu tragen, von einem grü⸗
nen gedruckten Sammet, und einer gleichen (nicht raus
den) Schlacht. Von dem Kopfputze des Frauenvolkes
hingegen, wie lang wuͤrde eine Beſchreibung werden!
Alſo kurz folgendes.
Die Frauen und Mädchen vom Stande tragen el-
nen Schopf, eine Schopfhaube s von Dünntud,
Bruͤßler En und zierfichen Bändern, Die vont
bürgerlichen Stande, haben eine Goldhaube: welde
auch Linzerhaube genennet wird, und unter den Gold:
borten, einen ſchwarzen Sammer hat, In Unteröfterr.
hingegen herrſchet die Wienerhaube, welche gewöhnlich
aus reichen Stoffe beſteht, Es macht einen äufferft bes
ſremdenden Aublick unter dem Frauenvolke, wenn ent
2wopter Theil, C
N
An.
34 u.
"sa weder zu Wien eine Linzerbaube ; oder hier ob ber Ens,
„eine Wienerhaube erfcheinet.
Nach der Goldhaube, folget die Blindborten —
Haube, welde nichts von Gold hat. Gie ift durchaus
ſchwarz, und befteht aus einem feidenen Gewirke, über
den fammtenen Grund, mit breiten feidenen Spitzen.
Diefed Gewirk ift au unter dem Nahmen, Spaniſche
Borten, befannt; bord d’efpagne, in gemeinen Res
den Bortefpan , Bunterfpan, Bortefpan— Borten.
Zu veralten beginnet (1. die Catharr Haube.
Sie befteht aus einem hoben und raudem Gebraͤme,
mit einem fleinen vieredigen Boden in dee Höhe, von.
einem reichen oder blumirten Zeug. (2. Die legs
net— Haube (Gelegenheit Haube, weil fir ganz ges
legenſam, d. i. bequem ift). Sie befteht aus bloſſem
Sammet oder Damaſt, mit fchmahlen fihmarzen Spit⸗
zen, und neiget fi zu beyden Geiten über die Ohren
herab. Ganz veraltet hingegen ift die Pãäzhaube; ei>
ne ſchwarze Haube, die vorn und Hinten abhängig, und
su beyden Geiten neben den Ohren aufgeftolpt war.
Mie auch die Echmeerhaube, mit einem groffen ran-
dem Gebräme, und einem ledernen Gupf.
Auf dem Lande trägt das MWeibervolf , vorzüglich
im Hausruck Viertel, und an der baierifchen Gräuze ,
ein buntes Kopftuh: weihe Mode fih affenthalben ,
and immer mehr ausbreitet, Es ift eine einfache nad
nachlaͤſſige Weife, die aber manchen fchaffhaften Schö⸗
nen wohl zu Statten kommt. Die groffen Bünde von
roth gefärbter Baumwolle, ober feinem rothen Garn,
womit die Haare eingeflochten, und dann mit einem
weiffen Tuch verbüllet waren, find um die Mitte des
vorigen Jahrhundert , ungefähr an. 2740—50,. auß
der Mode gefommen. Um die nämlidhe Zeit ind bey
den Männern die ungehener weiten Öofen , und bie lan⸗
gen Bärte, wie auch die Gupf — oder Jodelhüte ( mit
einem hohen Spitz, wie noch jezt die Harlefine haben )
.„
EEE ET UT ET GETRESE 35
abgekommen. Dier im Zeaunviertel ift der weibliche
Kopfyug gewöhnlich eine ſchwarze Danube mit Gpigen,
unter einem breiten entweder fchwarzen, oder weillen
Hut, deſſen Rand mit einen Banb eingefaſſet ift. Die
breiten Hüte muͤſſen in Defterreich fehr alt feyn: jndem
ſchon Meifter Hadloub, in der Sammlung der Minnes
fünger P. II. pag. 189. diefe Mode uuminneglich oder
unfreundlich geneunet bat, weil fie ber Augenweide uns
günftig ift. Der Sitte if in Oellerriche unminnen-
klich, das fehone frowen tragent alle huetebreit, &c.
Das Wort Haube, Hube, Islaͤnd. hufa, alt
brittiſch hwf, Holfäud. huif, kuif, tal. cuffia, franz.
la coeffe, fcheint überhaupt eine Dede anzudenten.
Franz. couvrir, Engl. to cover, bededen Cf. Falbig).
Hebr. Kuph, circumdare, umgeben. Bey dem Mins
gefünger Nithart, P. Il. pag. 76. fommt eine hube
por, die inwendig gefohnürt ift, ugd woran von auffen
Dögel mit Seide ausgenähet find.
die Haue; ein länglichtes Eifen, welches an einem
Ende zugefpiget ift, au dem entgegen gefesten Ende aber
eine etwas breit gemachte Schärfe hat, und in deffen
Mitte ein ftarfer hölzerner Gtiel befeftiget ift, um Eis
oder Erde aufzuhauen. Die Iet— oder Gartenhaue,
ift ein einfaches, breites, aber ein wenig zugefpigte®
Eifen, an einem langen Stiel, um die Gartenbette zu
rügen. Weil fie ganz klein iſt, heißt fie das Haͤuel,
und eine folche Arbeit verrichten, haͤueln. In den
Weinbergen heißt felbe die Hatte, weil fie ardlfer und
breiter ift: wovon die Winzer felbft ben Nahmen Halte
er führen, Der Rräuel oder Karſt, ift sin Werkzeug
mit zwey eifernen Zaͤhnen, lat. bidens.
hauf! bey dem Friſch huf; eig Wort bee Fuhr⸗
lente, daß die Ochſen pder Pferde zurüd ziehen follen.
Die Ausdruͤcke hufen, hubben, huppen, büpfen, ꝛc.
find im Grunde einerley mit heben, ich hub, habe ges
hoben. Vielleicht alſo, weil die Pferde, — ſie den
2
Wagen surh® ſchieben, mit dem vorderen Körper fi
in die Höhe machen? Allein ich glaube vielmehr, daf
Bier noch etwas dazu gehoͤrt, welches bisweilen ausge⸗
laſſen, oft aber auch wirkfich ausgedrüdet wird, näm-
ih hauf ab, d. i. hebe herab, abwärts.
Auf gleiche Weiſe ift zaufen, zofen, zufen, zu
naͤchſt zwar von dem alten Zeitw. zauen, zauwen,
fich bewegen (ſ. zeppeln): womit aber ferner andy un⸗
fee tauhen, Engl. und franz. tow, touer, fo wie
vielleicht auch Das Zeitw. ziehen, fiberein kommt. Die
Fuhrleute fagen oft platthin zauf! aber Pietorius und
Raifersberg, zurück zaufen, hinter ſich zaufen, hinter
fich zuffen, als ein Roß; nämlich ſich zuruͤck ziehen
wollen, feinen Vorfag oder Verfprechen nicht erfüllen:
welche Stellen bey Frifh und Scherz vorfommen.
baugen, oder haugelen, hugelen; fih bücken,
nieder ducken, fich Flein und geihmeidig machen, 3. B.
dee Fuchs, der Haſe, ift ganz ſtill herzu gebaugelet,
her geſchlichen; der Mann geht hauget, haugerig da⸗
her, naͤmlich gebeugt, mit geſenktem Haupte. Hievon
iſt das Intenſivum hucken, hocken, in einem Winkel
ſtecken, mit gebeugtem Körper da ſitzen; Islaäͤnd. huka,
Hollaͤnd. huiken, bey dem Friſch hauchen, kauchen,
in der Schweitz huren, hueren. |
Schon Wachter hat bemerket, daß hier die Krum⸗
mung, oder winfelfürmige Stellung , den Hauptbegriff
ausmacht. Holländ, hoek, Eck, Winkel, Angel: 5.8.
hoekhuis, Eckhaus; in een hoek van de Kamer
zitten, in einem Winkel des Zimmers figen; vis hock,
Sifhangel. Hebr. chaca hamus.
die Hauchechel, ononis fpinofa, lin. So heit
gewoͤhnlich in den Büchern eine Pflanze mit weißröth:
lihen Blumen, und mehreren Dornen, melde in bürs
ven Miefen, Feldern und Angern angetroffen wird
Bon hechen, hecken, ftechen (ſ. Hecht); und hauen,
weil die Wurzel , wie Tabernämontan ſchreibt, fo tief
I
EEE. 2 ME 1 een 34
in ber Erde ſteckt, daß fie nur mit einer Haus audge
vetet werben kann. Daher auch der Sateinifche Aus
druck refia bovis, remora aratri. In Defterr. heißt
dieſes Kraut Heudorn, weil es unter dem Deu ange
troffen wird; Eindorn, Cinhägel (ſ. Dagen), weil
es einzeln, und nicht, wie andere Dorngewächfe, in dem
Heckzäunen fih befindet; endlih Aglarkraut, wegen.
den fpigigen Dornen. (|. Adeley).
dad Haupt; bey Otfried und Notfer haubit,
houbet, bey dem Pöbel oft nur das Haupp, z. B. ein
Krauthäuppel, Kopfkobl; drey Zwibelhäuppel um ei
nen Keeuger. Ein Haͤuppel geben, Puſſel geben,
füffen; in Schwaben, ein Schmägle geben; in Liefland
einen Mund geben, os, olculum, in Sachſen ein Maͤub⸗
den.
der Haufen; der geößte Fifch in der Donau, mit
einen ſehr ftumpfen Maul, deifen Länge nicht fo groß,
als die möglich breite Deffnung ift, acipenfer huſo,
Lin. Ben dem Plinius heißt ee mario; in fpateren las
teinifhen Schriften, wegen der Geſtalt eines Hechtens,
efox; und weiler feine Gräthen hat, exos. In Ungarm
wird er Viſihal genennet, eigentlich viza—hal (die
Ieste Sylbe hal, heißt überhaupt ein Fiſch), in der
Windifchen Sprade viſa, Croatiſch biza.
Das deutfhe Wort Haufen, bey dem Pictorius
Huß, und in Zinkens öfonom. Woͤrterb. Hauffen ; ges
Hört allem Anſehen nad zu hoſſen, oder wie man im
Sachſen ſpricht, bauffen geben: und zeigt einen Fiſch
an, dee weit fort zieht, oder der im unferen Waͤſſern
els ein Gaft, Fremdling, bey den alten Lateinern ho-
is, angefehen wird Cf. Hoffen). Dem er kommt aus
dem fchwarzen Meer, am Ende des Winters in die Dos
nau bi6 Rab, und bisweilen bis Preßburg;: eine Reife,
die über Soo deutſche Meilen betragt. Die Urſache,
warum er fo haftig gegen den Steomm ſchwimmet, if,
am fid; feiner Infesten oder Milben gm entledigen, wer
3% EN En
Wagen zurkich fchieben, mit dem vorderen Körper fi
in die Höhe machen? Allein ich glaube vielmehr, daß
Bier noch etwas dazu gehört, welches bisweilen ausge⸗
laſſen, oft aber auch wirklich ausgedrüdet wird, näne
ih hauf ab, d. i. hebe herab, abwärts.
Auf gleiche Weife ift zaufen, zofen, zufen, zu
naͤchſt zwar von dem alten Zeitw. zauen, zauwen,
fich bewegen (ſ. zeppeln): womit aber fernee auch une
fee tauben, Engl. und franz. tow, touer, fo wie
vielleicht auch das Zeitw. ziehen, uͤberein kommt. Die
Fuhrleute fagen oft plattbin zauf! aber Pietorius und
Kaiſersberg, zurücd zaufen, hinter fich zaufen, hinter
fich zuffen, als ein Roß; nämlich fi zuruͤck ziehen
wollen, feinen Vorſatz oder Verfprechen nicht erfüllen:
weiche Stellen bey Friſch und Scherz; vorkommen.
baugen, ober haugelen, hugelen; fih büden,
nieder ducken, fih Hein und gefhmeidig machen, 3. B.
dee Fuchs, der Hafe, ift ganz ſtill herzu gehaugelet,
. ber gefhlihen; der Mann geht hauget, haugerig da=
ber, naͤmlich gebeugt, mit geſenktem Haupte. Hievon
iſt das Intenſivum hucken, hocken, in einem Winkel
ſtecken, mit gebeugtem Körper da ſitzen; Islaäͤnd. huka,
Hollaͤnd. huiken, bey dem Friſch hauchen, kauchen,
in der Schweitz huren, hueren.
Schon Wachter hat bemerket, daß hier die Krüme
mung, oder winkelformige Stellung, den Hauptbegriff
ausmacht, Holländ. hoek, ER, Winkel, Angel: z.B.
hoekhuis, Eckhaus; in een hoek van de Kamer
zitten, in einem Winkel des Zimmers figen; vis hock,
Sifhangel. Hebr. chaca hamus.
die Hauchechel, ononis fpinofa, Lin. Go heiße
gewöhnlich in den Büchern eine Pflanze mit weißröth⸗
fihen Blumen, und mehreren Dornen; welde in duͤr⸗
ven Miefen, Feldern und Angern angetroffen wird
Bon hechen, hecken, ftechen (ſ. Hehe); und hauen,
weil Die Wurzel, wie Sabernämontan ſchreibt, fo tief
’
EEE Ze. TE DE SEE 34
In ber Erde ſteckt, dag fie nur mit einer Haue ausge
reutet werden kann. Daher auch der Tateinifche Aus
druck reſta bovis, remora aratri. In Defterr. heißt
diefes Kraut Heudorn, weil es unter dein Heu anges
troffen wird; Eindorn, Einhägel (ſ. Hagen), weit
8 einzeln, und nicht, wie andere Dorngewächfe, in dem
Heckzͤunen ſich befindet; endlich Aglarkraut, wegen,
ben ſpitzigen Dornen. (f. Ackeley).
da8 Haupt; bey Otfried und Notker haubit,
houbet, ‚bey dem Pöbel oft nur das Haupp, 3. B. ein
Krauthäuppel, Kopfkobl; drey Iwibelhäuppel um eiw
nen Kreuger. Ein Haͤuppel geben, Puſſel gebeh,
füllen; in Schwaben, ein Schmägle geben; in Liefland
einen Mund geben , 05, ofculum, in Sachſen ein Maͤub
den.
der Haufen; der größte Fiſch in der Donau, mit
einem ſehr ſtumpfen Maul, deffen Länge nicht fo groß,
als die möglich breite Deffnung ift, acipenfer hufo,
Lin. Bey dem Plinius heißt er mario; in fpateren [as
teinifhen Schriften, wegen der Geftalt eines Hechtens,
efox; und weiler feine Gräthen Bat, exos. In Ungarıe
wird ee Viſihal genennet, eigentlih viza—hal (die
legte Sylbe hal, heißt überhaupt ein Fifh), in der .
Windifchen Sprache vila, Croatiſch biza.
Das deutfche Wort Haufen, bey dem Pietorius
Huf, und in Zinkens oͤbonom. Woͤrterb. Hauſſen; ges
Bert allem Anſehen nach zu hoffen, oder wie man im
Sachſen fpriht, hauffen geben: und zeigt einen Fifch
au, ber weit fort zieht, oder der in unferen Waͤſſern
als ein Gaſt, Fremdling, bey deu alten Lateinern ho-
füs, angeſehen wird Cf. Hoffen). Denn er fommt and
dem fchwarzen Meer, am Ende ded Winters in die Dos
uau bis Rab, und bisweilen bis Preßburg; eine Reife,
die über Soo beutfche Meilen betragt. Die Urſache,
warum er fo haftig gegen den Stromm ſchwimmet, ifß,
an fi feiner Infessen. oder Milben zu entledigen, wer
38 — ——
mit feine Stiene um dieſe Zeit ganz bedeckt iſt. Deß⸗
wegen laͤßt er ſich gern kitzeln und kratzen: welches den
Fiſchern Gelegenheit gibt, dieſen Samſon entweder mit
einem ſtaͤrkeren Netz einzuſchlieſſen, oder einen feſten
Strick durch feine Kiemen zu ziehen, Ans der Blaſe,
Haut, Floſſen und dem Ingeweide, wird ein Leim zu⸗
bereitet, welcher die Hauſenblatter genennet wird.
Der Sternhauſen, acipenſer ftellatus, Lin. iſt eben⸗
falls in der Donau, obgleich nicht fo bekannt.
| haufen; i.) einem Haufe vorftehen, die Wirthe
(haft führen, 5. B. die Mutter hauſet iezt mit ihren
Kindern; Peter hat abgebaufet, d. i. mußte Schulden
halber das Hans einem anderen abteetten. In weite
rer Bedeutung ift übel Haufen, übel abhauſen mit ans
Deren, auf eine gewaltfante Weile Schaden zufügen,
3.3. der Feind Bat fürchterlich gehanfet, oder gewirth⸗
re in diefent Laube; der Wind an dem Hanss
dad, at. |
ö a.) Ansfchelten, einen Verweis geben, 3. B. der
Vater wird haufen, wenn er es inne wird; hat er-
baͤrmlich gehauſet, Fang niit mir abgehaufet. Die MüH-
nerin hauſet und reftieret, ald wenns and wäre, weil
ihe Sohn Soldat werden mußte; nämlich Tärntet, kla⸗
get. In diefer zweyten Bedeutung feheint ed das alte
koſen zu ſeyn, in der Mondfeeifchen Gloſſe chofon,
franz. caufer, ſchwaͤtzen, plaudern, lat. caufari, etwas
als recht oder unrecht behaupten, eine Urſache angeben.
bas Hausrud--DViertelz ein Theil bed Landes
ob ber Ens, zwilchen dem Traunfiuß und der Donau,
aufwärts bis an den Inn. Wie man ind gemein glanbt,
bon jenent groſſen Wald an der Graͤnze von Paſſau
und Baiern, welcher noch iezt dee Hausruck genennet
wird. In dem Kloſter Sambad wird ein MS. aufbes
Halten von Jod. Daniel Shut, der 7 Tandesfürftfis
hen Städte Raitrath, und Nathöälteften zu Wels:
wo bie Meinung gehuffert wird, duß jener Wald darum
- 39
fo genennet worden fey, weil die Hatten, Hausen
(Hewn, Hunnen, f. Hienz) felben im Rücken hatten.
Der lieberreft nämlich von einem Volt, welches Sichers
heit halber ſich zwifchen den Flüffen Inn, Douan und
Salza gelagert hatte, fo daß jener in die Länge fich her⸗
um ziebende Wald im Rüden blieb. Auch der Haus
senberg , gegen das Paſſauiſche zu, hat von diefen al-
ten Bewohnern noch den Nahmen. Mir fcheint aber,
indeifen, daß vielmehr die erft befchriebene Gegend,
eigentlih Hausruck, Huzruck, geheiſſen haben möchte;
nicht von Rüden, tergum, fondern fofern dadurch ein
gewiffer Strich Landes, tractus terræ, verftanden wird:
gleichwie am Oberheinifchen Kreife der Hundsrücken,
tractus Hunnorum (ſ. Wachter und Adelung v. Ruh).
An den Urkunden von Kremsmünſter auf das J. 1140.
ald wegen der Zollfrenheit der Bruͤcke bey der. Stadt
Wels, mit dem Hochſtift Wuͤrzburg unterhandelt wur:
de, fommt unter anderen Zeugen auch ein gewiffer Hcin-
‘rich de Husrukke vor. Ih kann nicht wohl glauben,
daß feine Herrfchaft aus dem bloffen Wald beftanden
babe: welcher fehe wahrſcheinlich nur der Hausruck —
Wald heiſſen ſoll, obwohl dieſer Beyſatz gewoͤhnlich
ausgelaſſen wird.
die Hauswurze. S. Rampfe.
die Hebamme, in gemeinen Reden Hefang; ſonſt
auch die Wehmutter, weiſe Frau, franz. ſage femme.
In Preuſſen heißt fie die alte: gleichwie das Slaviſche
baba ſowohl eine Hebamme, als ein altes Weib beden⸗
tet. Engl. midwife, lat. obfletrix, griech. uuıa.
die Hebbel; eine Schafe, Hülfe, ein Dedel,
1. B. des Habers, ber Nüffe, Mandelkerne. Daher
das Zeitw. abhehbeln, aushebbeln, von der Schale
los maden. Die Augenhebbel, Angenlid. Won
heben , bebben, haben, zufammen Halten: fo fern bies
dur der Keen, oder jedes andere Ding gehalten und
bewahret wird. Ben dem Keifch kommen ähnliche Aue
40 EEE STE Be Minen
drücke vor: als, fih das Geficht verheben; ein gehe
biges Gefäß, welches Waller hält.
bag Hebgeld. S. Abfahrtgeld.
der Hecht, eſox lucius, Lin. Ein bekannter
Raubſfiſch, mit einem platt gedruͤckten Oberkiefer, fans
gen fpisigen Zähnen, und grau geftreiften Seiten, wos
Yon eine Ahnlithe Farbe hechtengrau genennet wird.
Die Leber davon ift ſchmackhaft, aber der Nogen unges
fund. Franz. brochet, Eugl. pike, Windifh [huka,
Pohln. Szczupak. Das Tat. lucius, war fowohl der,
Nahmen diefes Fiſches, als auch mander Römer, z. B.
lucius Titius: und daher oft ein Gegenſtand von Scherz
und Gefpött. Auſonius in Moſella, v. 120. lucius...
latio riſus prænomine.
Dos Wort Hecht, angelſ. hacod, kommt her
don hechen, hecken, baden; wegen feinen fpisigen Zaͤh⸗
nen, womit er ander Fiſche zerfleifchet (ſ. hecken). Die
ſonſtigen Benennungen, welche diefer Fiſch in verſchie⸗
denen anderen Sprachen führet, hat ſchon Wachter ge⸗
mug erklaäͤret. Der Meerhecht, efox ſphyræna, Lin.
ift ein eigentlihee Hecht im Mitteländifhen Meere:
gewöhnlich aber wird eine Art von Kebeljaue, gadus
merlucius, Meerhecht, Engl. hake, genennet, Der
Hechtbarſch, perca lucioperca, fr Schiel.
hecken; mit einem fpigigen Werkzeng ftechem.
Wir pflegen ed nur von Bienen, Welpen und Horniſ⸗
fen zu fagen, wenn fie mit ihrem Stachel verwunden.
Gl. Monfee. p. 344. hechen, ftehen, verwunden,
wie eine Schlange: und p. 355. gihactemo, percuflo
a — Im Hochd. iſt die Hecke, ein mit ſpitzi⸗
gen Dornen verſehener Strauch, auch ein ſolcher Zaun,
und, wie Friſch bemerket, der Gatter an einem Zaun,
den diejenigen, welche in das Dorf ein und aus gehen,
fleiſſig hinter ſich zumachen ſollen. Die allenthalben be⸗
kannte Redensart, gleich bey der Hecke, gleich bey
der Schneide ſeyn, kann alſo einen Aufſeher bey Sf
| TEE er
(ntlihen Straſſen, oder überhaupt einen Renſchen am
zeigen, der gleich zu ſtechen und fich zu mehren bereit iſt.
hegen, gewöhnlicher aber hegitzen; wird gefagt,
wenn der verkürzte Athen geſchwind aus und ein gezo⸗
gen wird: welches bey einem groffen Schrecken, laufen,
weinen, Sachen, gefhicht; 3. B. er ift fo ftarf geloffen,
daß er allen gebegigt hat. Vermuthlich von dem natür⸗
lichen Ausdeud heh, eh, he! Etwas ähnliches ift in
deffen dee Hoͤgerl (ſ. diefed Wort). in unbekann⸗
ter Dichter, welchen Hieron. Pez in feinem Gloſſario
augeführet hat, fihreibt von den Unfällen des frommen
Job:
Der Härter (Hirt) begund lauffen,
und hegund ſich felben rauffen,
and ſprach zu Job, licher Here mein,
Schaf, Rinder, Chämel und Schwein,
find mie ze Veld alle tot,
auf dee Wis mit grozzer Not.
der Heher; in dee Mondfeeifchen Gloſſe hehara,
fonft Waldheher, Nußheher, Baumhatzel, DHolsfchrege -
er, corvus glandarius, Lin. wird fo genennet wegen
feinem ftarfen und heiſeren Geſchrey, he!
Diefer gemeine Heher, welcher an den Flügeln
blaue Dedfedern hat, mitweiffen und ſchwarzen Zwerch⸗
ſtrichen, heißt gewöhnlich lat. garrulus, pica glanda-
ia, Ital. ghiandaja, berta, baretino; franz. Jeay,
Engl. Jay, jaja; Croatiſch Skojka. Wenn er zahm
und abgerichtet tft, heißt er bier Jagel (Jacob);
franz. Jacques, Richard. Büffon fagt, dag der He
her das Wort Richard (ſprich Riſchar) am Teichteften
fprechen lerne. |
der Birgheher , corvus caryo—catactes.
dee Meerbeher, Ungarifhe Heber, corraciasgare
rula.
heickel, empfindfam, koͤhriſch. G. Haigel.
Heide, Heidbeere ꝛe. ©. Heid.
Aa
heil, oder hal; glatt, ſchlüpferig, z. B. es iſt
heil darauſſen, weil es ein GlattEis gemacht hat; ber
Fiſch eutſchlüpfet gleich wieder aus den Händen, weil
er fo Heil iſt; eine mit Fett beſtrichene Ruthe iſt heil;
auch Rindfleiſch, Kalbfleiſch, wird heil bey einer lau⸗
lichten Witterung.
Islaͤnd. hale, ſchlüpferig, und in Gl. Monſee.
p- 337. hali, die ſchlüpferige Beſchaffenheit. Bey Lit⸗
ſchower, einem Minneſänger, uf helem ise, anf dem
ſchlüpſerigen Eiſe. Der Hauptbegriff iſt hier die Glaͤt⸗
te, Gleichmachung oder Ergänzung der jenigen Theile,
welche die Oberfläche eined Körpers ausmachen: wodurch
es gefchieht, daß die Hand oder der Fuß bed jenigen,
welcher ihn berübret, leicht und ohne Hinderniß darüber
Binfchläpfen kann. Es iſt alfo einerley Wort mit heil,
bei, Hollaͤnd. geheel, griech. 6Aos, ganz: gleihwie
auf eine andere Weife bey Otfried ganz, ganzida, ges
fund, die Gefundheit, heißt; lib. 3. c. 2. tho uuard
er ganzer, da wurde er gefand; ibid. funti ganzan
sinan sun, daß er feinen Gohn gefund antreffen würde.
das Heilkraut; fonft der gute oder ſtolze Hein:
ei, chenopodium bonus Henricus, Lin. Ein be
kanntes Wundfrant mit dregedigen weichen Blättern,
‘and einer langen Achre voll Samenkörnchen: welches
an den Mänern, Zaͤunen und Gtraſſen wachfet, und zur
Heilung der Wunden ober faulen Schäden diene. Bi:
nige Leute nennen ed auch Hundszunge, wegen Aehn⸗
lichkeit der Blätter : obwohl die eigentliche Hundszunge
ein ganz anderes Kraut ift. Bey dem Zabernämontan
ift das Heilkraut laferpitium chironium, Lin. Das
Bingelfrant, mercurialis perennis, wird in Sachſen
der böfe Heinrich, oder die böfe Blume genennet; und
= Alaut, inula helenium, bisweilen der groffe Hein⸗
sid.
das KHeinfel, oder mehr nach ber Ausſprache
Heiffel; ein junges Pferd, ein Fühlen. Die feste Syl⸗
— 43
be ift bloß ein Zeichen der: Verkleinerung, das eigent⸗
liche Wort alfo Hein, Kin: welches mit dem Tat.
hinnulus, griech. vvyosı ein junges Pferd, genan übers
ein fommt. In Niederfachfen ift das Heß ein Pferd
überhaupt, ein altes ausgemärgeltes Pferb, wie z. 3.
das Hoͤllheß, worauf der Tod reitet zur Zeit der Pe⸗
ftilenz. Bon haſen, eilen, haftig ſeyn, fo wie Häfes
fing, Heſſeling, ein gewiffer Fifch CH. Hafen).
heißen, umheitzen, mit einem Getöfe herum lau⸗
fen, ein Gehetz haben unter einander. Eigentlich haftig
oder eiffertig herum laufen; von heiß, angelf. hat, im
Schweden und Niederfachfen het, warm, eine erhigens
de Bewegung verurſachend: und diefes von eit, Das
Feuer (ſ. aiten). Wovon in einer wirffanen Beben-
tung hesen, eilen machen, Taufen machen; Haß, die
Hetze. Windifh und Croatiſch hiteti, eilen; hetim,
hitim, ich eile. ©. Adelung, dv. hetzen. Im Mühl
viertel, nämlich jenfeits der Donan, wird heiben vom
Kühen und anderen Thieren gefagt, wenn fie fich begats
ten wollen; fpringen , befpringen.
der Helm, oder Hälm; ein Stiel, z. B. Ha⸗
ckenhelm, Urthelm. In Salzburg Helplar, wo es zu⸗
gleich als ein Maß der Länge gilt., 3. B. zwey Helplar
lang. In einem hiefigen lexico MS. manubrium,
Hefte oder Helm: und in den alemannifchen Gloſſen
ben Gerbert p. 49. manubrium, Selbe. Engl. helve,
engelf. heif, hielfa.
Adelung glaubt, fo mie Halfter , von halten. Friſch
‚Hingegen, dem ich Hier Tieber beypflichten wollte, don
helfen, goth. hilpan, Isländ. hialpa, Engl. to help:
weil vermittelft dee Handhabe, indem man mit dem
Eifen aflein nichtd ausrichten wuͤrde, dad Holz; gehadet
wird.
helmen; bey dem Pöbel, Türmen, im Taumel
ber Froͤhlichkeit fchrenen, fingen, indgemein wenn der
Kopf duch Trunk .erhisetfworden if. Don heilen, __
nn
14 CE ER ME DIE
einen Hall von fich geben, z. B. es hellet im einem ver⸗
fchloffenen Simmer, in der Kieche, ꝛc. Bey dem Ot⸗
fried gleichfalls heilen; bey Notler und in der Monds
feeifchen Gioffegihellen, confonare, überein ſtimmen.
Die Endſylbe — men, ift ein Intenfivum , oder Itera⸗
tivum. Auf eine ähnliche Weife ift bey Kero und Ot⸗
fried kalm, galm, ein Schall; von gällen. Und ie
einigen Orten von Deutichland, wie Friſch und Udelung
bemerken, einen Baum fchalmen, ihn fchälen.
die Hemer, oder, Hemerwurz; in den Gebirge
Son Defterreih, Calzburg und Steyermark, ein Nah⸗
men der weiffen Nieſewurz, veratrum album; et ni-
grum, Lin. u den alemannifchen Gloflen bey Ger⸗
bert hemera, elleborum.
das Hemet; Hemd, überhaupt eine gewiſſe Bes
kleidung des Körpers, lat. indulum, , gried. sıuz,
sparıv. Don hemen, bededen (ſ. Haimet). Am
sewöhnlichften jenes Kleidſtuͤck von Lein oder Hanf,
welches auf bloffem Leibe getragen wird , lat. camisia,
Ital. camicia, franz. la chemife ; Ungar. ing, Wins
diſch kikel, Croat. rubacha; Pohlnifh koszula, wel⸗
des Wort, fo wie das lat. calula, Yon dem Hebr.
. eala, hat bededet, ber fommt.
— Gegen die Baierifche Graͤnze bin, wird eine ſchwar⸗
se Jade der Mannsperfonen, welche bis an die Hüfte
eeicht, bey dem Landvolk das Hemet genennet; dimi-
diasque nates gallica palla tegit. Bey Notfer Pf.
a1. ift der ungetheilte Rock Chriſti gleichfalls hemid:
und in der Windifhen Sprache hemetel, ein Rod.
Das eigentlihe Hemd heißt hier und in Baiern, bey
dem Möbel die Pfaid.
der Hemtetbeutel, ober die Hemettafche; «im
Nabmen der Zeitlofe, colchieum ( f. Ruhrwurze),
doch ſo, wie felbe im Sommer erfcheinet. Denn als⸗
dann befindet fih in der Mitte ein Beutel mit Fleinen
woiſſen, heraach braunen Samenkoͤruchen, welche von
Kindeen oft wie Ränfe zerfnidet werden. Das Work
zeigt einen bededten Bentel an: indem dieſer durch die
langen Blätter, wie mit einem Hemde , verhuͤllet iſt.
bengen aufhengen; bey dem Poͤbel, für aufhoͤ⸗
zen, cellare, 3. B. von der Arbeit, von eſſen, trins
Ten, bethen. Hengen, hängen, heißt bangen machen,
mit einem verftärkten Ausdruck henken: welches in fols
dem Kalle, wahrfcheinlich zu erft von dem Werkzeug
gebraucht wurde, den die Leute nach vollendeter Arbeit
aufzuhenken pflegen. Daher fagt man ferner, die Sa⸗
he hanat, ruhet, res pendet: und in der wirffamen
Bedeutung, rem fulpendere , aliquem fufpendere
ab officio, &c. Als im J. 1799. Ruffifihe Truppen
in unferer Gegend waren, welche den Krieg wider die
Franzoſen mitmachten; fam ein Weib, um ſich wegen
einem Soldaten zu beflagen. Der Dfficier Tieß ihn
prügeln: als aber das Weib vor Mitleiden rufte , hengts,
hengts, d. i. böret auf, es iſt fchon genug; ſprach er
mit Unwillen, Sind nit die Schläge genug , warum
ſoll ich den Kerl gar henken laſſen?
dee Hengſt; ein männliches Pferd, zum Unter
ſchied einer Stutte, im Saliſchen Gefege chengiflo,
angelf. hengelt, in Flandern heinſt, IY3länd. und
Schwediſch heit, haeſt. Daher haben Wachter und
Ihre diefed Wort von Haft, die Eilfertigkeit, her ges
leitet (ſ. Hafel): Friſch Hingegen von hanen, benen,
ſchreyen, wiehern, franz. hannir, hennir, wiehern.
Denn im Münfterifchen wird ein Pferd Hangſt genen-
net, und in Franken Hankerlein, ein Fällen, junge®
Pferd. Nach jenem Bericht in den allerneneften Mans
nigfaltigkeiten, Berlin 1734. ift auch bey den Hottens
totten hanka, ein Pferd, Mielleiht kommen aber diefe
verſchiedene Benennungen, wie Adelung glaubt, nicht
alle aus der nämlichen Quelle her. -
In einem mie befannten lex. MS. caballus,,
Hengift; admiſſarius, Stuthengift, naͤmlich Stutt⸗
nn
14 GE N SE SE au
einen Hall von ſich geben, z. B. es hellet im einem ver⸗
fchloffenen Zimmer, in der Kiede, 2c. Bey dem Ot⸗
fried gleichfalls hellen; bey Notker und in der Monds
feeifchen Gloſſe gihellen, confonare, überein flimmen.
Die Endſylbe — men, ift ein Intenſivum, oder Itera⸗
tivum. Auf eine aäͤhnliche Weife ift bey Kero und Ds
fried kalm, galm, ein Schal; von gällen. Und im
einigen Drten von Deutfchland, wie Frifh und Udelung
bemerken, einen Baum fchalmen , ihn fehälen.
die Hemer, oder, Hemerwurz; in den Gebirge
Son Defterreich, Calzburg und Steyermark, ein Nah⸗
men der weiffen Nieſewurz, veratrum album; et ni-
grum, Lin. In den alemannifchen Gloffen bey Ger⸗
bert hemera, elleborum.
das Hemet; Hemd, überhaupt eine gewiſſe Bes
kleidung ded Körpers, lat. induſium, gried. zıua ,
suarıyv. Don hemen, bededen (ſ. Haimet). Am
gewoͤhulichſten jened Kleidſtuück von Lein oder Hanf,
welches auf bloffem Leibe getragen wird, lat. camisia,
tal. camicia, franz. la chemife ; Unger. ing, Wins
diſch kikel, Croat. rubacha; Pohlniſch koszula, wel⸗
ches Wort, ſo wie das lat. caſula, von dem Hebr.
. eafa, bat bedecket, ber kommt.
— Gegen die Baierifche Graͤnze hin, wird eine ſchwar⸗
ze Fade der Maunsperfonen, welche bis an die Hüfte
eeicht, bey dem Landvolk das Hemet genennet; dimi-
diasque nates gallica palla tegit. Bey Notker Pf.
a1. ift der ungetheilte Rock Chriſti gleichfalls hemid:
und in der Windifchen Sprache hemetel, ein Rod.
Dad eigentlihe Hemd Heißt hier und in Baiern, bey
dem Pöbel die Pfaid.
dee Hemetbeutel, oder die Hemettaſche; ein
Nabmen der Zeitlofe, colchieum ( f. Ruhrwurze),
doch fo , wie felbe im Sommer erfcheinet. Deun als⸗
dann befindet fih in der Mitte ein Beutel mit kleinen
wen, hernach braunen Samenkoͤruchen, welche von
Kindern oft wie Räufe zerfnidiet werden. Das Wort
zeigt einen bedeckten Beutel an: indem biefer durch die
Langen Blätter, wie mit einem Hemde, verhüilet if.
bengen aufpengen; bey dem Pöhbel, für aufhoͤ⸗
ven, cellare, 3. B. von der Arbeit, von effen, trins
ten, bethen. Hengen, bangen, beißt hangen machen,
mit einem verftärkten Ausdruck henken: welches in fols
dem Falle, wahrfheintih zu erft von dem Werkzeug
gebraucht wurde, den die Leute nach vollendeter Arbeit
anfzubenten pflegen. Daher fagt man ferner, Die Sa⸗
de hanat, ruhet, res pendet: und in der wirffamen
Bedeutung, rem fufpendere , aliquem fufpendere .
ab officio, &c. Als im J. 1799. Ruſſiſche Truppen
im unferer Gegend waren, welche den ‘Krieg wider die
Franzoſen mitmachten; fam ein Weib, um ſich wegen
einem Goldaten zu beffagen. Der Dfficier ließ ihn
prügeln : als aber das Weib vor Mitleidenrufte., hengts,
hengts, d. i. höret auf, es ift ſchon gemug; ſprach er
mit Unwillen, Gind nicht die Schläge genug, warum
ſoll ich den Kerl gar henken laſſen?
der Hengſt; ein maͤnnliches Pferd, zum Unter⸗
ſchied einer Stutte, im Saliſchen Geſetze chengiſto,
angelſ. hengelt, in Flaudern heinſt, Islaͤnd. und
Schwediſch heſt, haeſt. Daher haben Wachter und
Ihre dieſes Wort von Haſt, die Eilfertigkeit, her ge⸗
leitet (ſ. Haſel): Friſch hingegen von hanen, henen,
ſchreyen, wiehern, franz. hannir, hennir, wiehern.
Dem im Münſteriſchen wird ein Pferd Hangſt genen⸗
net, und in Franken Hankerlein, ein Fällen, junge®
Pferd. Nach jenem Bericht in den allerneneften Mans
nigfaltigkeiten, Berlin 1734. ift auch bey den Hottens
totten hanka, ein Pferd. Mielleicht kommen aber dieſe
verſchiedene Benennungen, wie Adelung glaubt, nicht
alle aus dee nämlichen Quelle der. -
In einem mie befannten lex. MS. caballus ,
Hengiftz admillarius, Stuthengift, nämlih Stutt⸗
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Beugft,, Syringheugſt. In Defterr. jenfeits der Trau⸗
ne, ift dee Dengft ein Vollroß, ganzes Pferd , franz.
cheval entier:; Bier diesfeitd aber ein verſchuittenes
Pferd, ein Wallach, franz. cheval hongre, Engl. a
elding. Ja in unferem Gebirge wird auch ein vers
chnittener Geißbod ein Hengft genennet, in ber Ebene
ein Gamß Cf. diefes Wort). Wachter bat bemerfet,
dag ſchon im Älteren Zeiten da6 Wort Hengft , von ei⸗
nem Wallachen gefagt worden ift.
ber Henfer. ©. Freymann.
das Henpärl, oder nad unferer Ausſprache Hjen⸗
gerl; ein Schimpfwort, wodurd ein feiger und ver⸗
zagter Menfch verftanden wird. Wortlich Heißt es, ein
Gehu der Henne: gleihwie ein ſolcher Menfch auch fonfe
eine verzagte Senne, oder ein Haſenfuß genennet wird,
Engl. hen—hearted, der das Herz einer Deune bat,
Von Henne, Engl. hen, angelf. hen, haen, oder
Dubn, bey Otfried huan; und Dem altdeutfchen Parıı,
Barn, Bern, welches bey Kero, Zatian, und noch
bey dem Horne vor kommt, angelf. bearn, Chald.
bar, ein Sohn. In der Sammlung der Minnefänger,
P. Il. pag. ı29. himelbern, oder der helle Kint.
Kinder ded Himmels oder der Hölle (ſ. Ber).
Ein Sohn der weiffen Henne aber, ift ein glüd:
liches Kınd. Juvenal Satyra XIII.
— — — quia tu gallinæ filius alba,
nos viles pulli, nati infelieibus ovis,
Erasmus von Rotterdam in feinen Sprichwoͤrtern,
und einige andere Schriftſteller, erklären Diefen Spruch
als überhaupt etwas ſeltenes, und aufferordentliches :
gleihwie Cicero in feinem Brief an den Curio fchreibt
lb. VII. ein gut gefinntee Bürger wäre zu feiner Zeit,
wie ein weiffer Vogel, quali avis alba. Indeſſen ift
aber eine weilte Henne gar nicht feltfam: wohl aber ein
weiffer Vogel, im gewöhnlichen Verſtande; denn weiſſe
Schwaͤne, Sänfe, Uenten, ꝛc. wären auch dem Cicers
ER SEE EEE EN es 43
bekannt gewefen. Andere leiten alfo lieber dieſen Spruch
von einer gewillen Begebenheit her. Sneton nämlich
in der Geſchichte des Galba, und Plinius lib. 25. ers
zählen, daß der Livia, Gemahlin des K. Auguſt, bald
nach der Dermählung, von einem Adler eine weiſſe
Henne in den Schoß geworfen worden ſey, die alsdann
von ber Kaiferin forgfältig'erzogen worden, und unges
mein viele Hühnchen ansgebrütet Habe. Auch hier glau⸗
ben einige Leute, daß die weiffen Hühner licher legen,
und die weiffen Capaune, fo wie die weiffen Schweine,
Seichter fett werden. Was endlich den Jupiter anbes
langt, welcher in der Geftalt eined Schwans zu der Leda
gekommen, und aus derfelben den Gaftor und PBollue
erzeuget bat; fo fcheint ed, daß man in einem ſolchen
Falle nicht hätte fagen können, ein Sohn der weiffen
Henne, fondern vielmehr des weiffen Hahns.
die Hepping; groffe Krote, Erdkroͤte, rana bu-
fo, Lin. Von heffan, hepfan, ſich heben, biipfen.
Gie wird auch Braitling, Nöting , in Baiern und
Steyermark Broge, Auke, genennet (f. Krot).
der Herrenapfel; ein baͤuchiger Apfel von dur
kelgelber und bräunlicher Farbe, welcher einen lieblichen,
kaum merklich fänerlichen Gefchmad hat, und im Minus
de leicht zergeht.
dere Herren — Tälbling 5 ein guter Tälbling
( Blätteefhwamm) , deögleihen die Herren zu eſſen
pflegen. Golde find der Kuiferling, agaricus cæſa-
reus ; der Champignon, agaricus campeligis; ber
Grünling, agaricus virelcens; der Bruͤtling, agari-
cus deliciofus. Aber diefer legte wird in unferen As
hen wenig gebraucht. | j
Herr Gott —; eis Beynaßmen lieber und Hell.
famer Dinge. Go heißt die Schafgarbe, ach.liea mil-
lefolium, tin, bey unferem Volke bisweilen Herrgott
MRuckenkraut, weil das zarte Blättchen die Geftalt eis
nes Nüdgrades Bat. Die Aruten, ober Abraute, ar-
4
temifia abrotanum, Herrgott Hölgel. Bey auswaͤr⸗
tigen Schriftftellern wird das Wundfraut, anthyllis
A Bühne
"rulneraria, Herrgott Schuhelein; die wälfhe Bi⸗
beenelle, fanguiforba officinalis , Herrgott Bärts
Jein, und das Frauenkaͤferl, coccinella, Gottes Laͤmm⸗
lein, Herrgotts Kuhelein genenmet (ſ. Frau).
Herrgott —Beiſſer; ein Andaͤchtler, welder
dem Cruciſix gleichſam die Fuͤſſe abbeiſſen will. In
Schwaben ein. Herrgott — fisler; von ſiſeln, klein abs
beiſſen. Die Franzoſen nennen einen ſolchen Menſchen
un mangeur de crucifix: und die Italiäner un man-
gia paradifo, einen Paradies Treffer.
bert; die Eigenfchaft eines Körpers, deſſen Be:
ſtandtheile fo feft zufammen Halten, daß fle der änffer-
lichen Gewalt widerftehen fönnen, 3. B. ein Gtein, al⸗
tes Brod, mande Rinde, ift hert; ein Menfch, wel:
der ftarfe Arbeiten verrichtet, befonmmt herte Hände.
In diefer erften und neforänglichen Bedeutung, lautet
es bey dem Volke faft allemal hert; alfein in der figür⸗
Iihen, wo nur von Mühe und Arbeit die Nede ift,
würde es wohl ein Gelächter verurfachen,, denn dort
Iautet e8 hart: 3. B. es ift eine harte Sache, «8 ift
hart angehen mit folchen Lenten, ꝛe. Die Alten aber
Haben hart und hert, ohne Unterfchied gebraudt. Ol⸗
feieb lib. 3. c. 7. hert iſt gerfien Kornes hut, die
Dülfe des Gerſtenkorns ift hart. Kero, c. ı. herteein
herzin; duris corde, c.7.herteem indi uuidar - uunar-
teemrahhom; duris et contrariisrebus. Imgleichen
Notker Pf. 16. die harten Wege des Tobes wandeln,
herta unega todis; ‚Pf. 7. die herti dero altun eo,
| die Härte des alten Geſetzes.
⸗
2
—— Es kommt mit dem griech. Kupros, die Staͤrke,
Kaorepos, ſtark überein, wie auch — ſehr, wahr⸗
lich: welches letztere im Altdeutſchen harto heißt. Ot⸗
fried fagt von der Verbannung des erſten Menſchen aus
dem Paradies, lib. a. c. 19. uuolaga elilenti, harto
biſtu
EN UP BEE 20 cat “8
bißu herti, thu bift harto filu fuar, o Efend , du biſt
ebe Hart, du bift wahrlich viel Ihwär! Wachter bat
angemerft, daß auch bey den Perfern card, ſtark, tes
ofer, Heißt. Vielleicht ift alfo der Grund dieſes Wor⸗
tes in den Morgenländifchen Sprachen verborgen. Es
kann aber auch ein Partieipium ſeyn von harren, hæ.
rere, die alte Stellung behaupten, ſich nicht bewegen
nicht weichen wollen. .
die Hetfchenpetfchen; eigentlich Heckenboͤtzlein,
Dogebutte (ſ. Arſchkitzel).
heu — ; in der Zuſammenſetzung, groß, hoch.
So wird z. B. ein dummer, ungeſchickter Menſch ein
Heuochs, Strumpf, Heuſtrumpf genennet: und ein
a nger Menſch, ohne gehdriger Dicke, eine Heugeige,
gleich einer langen Geige, welche einen ausgehoͤhlten
Leib, ohne Darm und Fett hat. Es ift einerley Wort
mit ba, bau, hou, bob; Engl. high, in der Aus⸗
fprache heih, hoch, erbaben, to heighten, erhöhen.
der Heudorn, ononis fpinofa. ©. Hanhedel.
dee Heuſchreck; fonft die Heuſchrecke, bey ältes
ven Schriftſtellern auch Haberſchreck; wird fo genen⸗
net von heuui, houui, Hollaänd. hoy, bey dem Ulphi⸗
— hawi, dad Hen: und ſchrecken, ſpringen (ſ. ſchri⸗
en).
Nebſt der gemeinen grasgruͤnen Art, gryllus viri-
difimus, Lin. werden noch verſchiedene kleinere ange⸗
troffen. Eßbare Heuſchrecken find 1.) gryllus criftatus,
=.) gryllus migratorius. Allein der berühmte Schwe⸗
diſche Naturforfcher, Prof. Forskal, nennet die zweyte
eßbare Art gregarius, und unterfcheidet fie dom mi-
gratorius. Gie werden in Egupten und Arabien auf.
Kohlen gelegt, und dann Füſſe und Flügel weggewor-
fen. Die Cicada feptemdecim, Lin. weil fie alle 17
Jahre in Amerika anfommen foll, wo fle auch dem Ges
treide fchädlich ift, wird von den Indianern gleichfalls
gebraten und geeſſen. Zu |
Bweyter Theil, a
58 UEEER IR GER Br ee ”
Horneck c. 813. befchreibt jene Haberſchrecken,
die über Dad Meer nach Steyermark gefommen waren,
auf folgende Art. Gie waren ungefähr fo groß, als
ein Staar ; hatten vier Flügel, einen Dornartigers
Ding um den Hals, und geadgrüne Füſſe. Sie fraſſen
alles Gras, und die Saate auf ben Feldern weg ; fperr=
gen bey der Annäherung der Leute fürchterlich ihre Maͤu⸗
fer auf; und griffen endlich einen befoffenen Reiter an,
weicher fich unter fie gewagt hatte, fo dag von ihm und
dem Pferd, nur die blanken Beine famt dem Kleid noch
gu ſehen waren. In den Tabulis Clauftro — Neobur-
. genfib. Tom. I. p. 1019. bey Hieron. Pez, geſchieht
gleichfalls Meldung davon: und in der Chronik von
Salzburg auf das J. 1242. eben dafelbft p. 357. beige
es: locufle magna corporis quantitate auftriam
intrantes in tanta multitudine, quod vineta et
pomzeria plurima confumferunt, infuper equos et
animalia in pratis pafcentia corroferunt. Kein Wun⸗
der alfo, wenn es fchon im alten Zeftament geheifſen
bat, Deuteron. 28, v. 38. Seminabis multum, fed
locuflze dovorabunt omnia. — 1. Paralip. 7. v. 13.
Si pr&cepero locuſtæ, ut devoret terram, &c.
bey, beya! ein Wort, das Kindern vorgefungen
wied, damit fie einfchlafen follen; franz. dodo, Ital.
nanna. Hievon ift das Zeitw. heyeln, ſchlummern,
ee das Heyerl, Bettchen, Rubbett, z. B. ins Heyerl
gehen.
Wem man das hier verſchluckte r, ergaͤnzet; fo iſt
Bey, einerley Wort mit dem Islaͤnd. hyr, fanft, ſach⸗ /
te: wovon bey Notker Pf. 57. und in dem Rhytmus auf
den heil. Anno, c. 9. gehirmen, ruhen, feinen Urs
fprung hat. Bey den Minnefängern ift hiur, gehiur,
fanft, lieblich, und noch iezt ungeheur, entfegli.
Uebrigens griech. evön. ich fchlafe. |
bil ein Wort, womit man den Pferden zuruft,
49 daß felbe auf die Tinte Seite ſich wenden follen:
—
TV TV VERRRZEE At
wo Im Gegentheil der Ausdruck hatt, Bott, gebraucht
wird (ſ. bott). Weil die Fuhrleute gleichfalls auf der
linken Seite zu geben pflegen, fo ſcheint es das altfräns
tifche: hi, latein. hic, da, zu ſeyn; Engl. hi—ther,
hieher. (2. Daß fie überhaupt gefchwinder geben fols
len. In diefem Falle kommt es entweder mit hin übers
ein , Binfür, vorwärts: oder mit dem Engl. hy, ats
gelf. higan, eilen. Windifch nnd Erpatifch hiteti, ej⸗
len, und hiter, gefchwind,
Sienperl. ©, Hen —
der Hjenz; (1. ein traͤger und dummer Menſch,
Es ſcheint einerley Wort zu ſeyn mit Henz, Heinz,
Heinrich. Die bey dem Volke ſo gemeine Nahmen,
als Hanns, Heinz, Kunz (Conrad), haben oft einen
veraͤchtlichen Nebenbegriff erhalten. Friſch führet aus
dem Kaiſersberg folgende Stellen an: es ſey Heinz
oder Cunz, d. i. es ſey, wer da wolle; ein grober
Heiny, ftolzer oder grober Menſch. (S kann aber
auch ein dummes Laftthier anzeigen. In dem Sächſi⸗
ſchen Erzgebirge ift der Heinz theild ein Ochs, theils
ein Gerüſt um das Waſſer ans der Tiefe heraus zu zies
ben. In dee Schweis, wie Frifh aus dem Tſchudi
angemerfet hat, ift heinzen überhaupt ziehen, 3. B.
Jemand vor Gericht heinzen. Von hentan, haentia,
ergreifen, halten (ſ. Hainzelbank).
2) der Hjenz; ein Inwohner des Hjenzenlandes,
naͤmlich jenes Theiles von Ungarn, welcher ſich gegen
die Leitha aufwaͤrts erſtrecket, wo Eiſenſtadt und Edin⸗
burg liegen. Popowitſch ſagt in ſeinem Verſuche zur
Vereinigung der deutſchen Mundarten (v. aufziehen):
die angraͤnzenden Ungarn werden im Scherze Hienzen
genennet, weil ſie hienz ſagen, für iezt, modo, nunc.
Allein dieſe Urſache gefaͤllt mir nicht. Aus jenen Bey⸗
ſpielen, welche Friſch anfuͤhret, ſieht man, dag Heu⸗
ne, Henn, Hewn, Hüne, einen Menſchen von
Hueniſcher, ferner auch von I Ankunft, ja
[> 38
Ba — ——
endlich einen Auslaͤnder uͤberhaupt bedeutet habe. In
ben Tabulis Clauſtro-Neoburgenſib. Tom. I. bey
Hier. Pez, wird erzaͤblet, daß Attila die Gothen in
Unterbſterreich, wie auch die Hewn, und ander Na⸗
cion, ſo in Ungerland geſeſſen, vertrieben hat.
hienzen; foppen, verhöhnen (ſ. fjenzen). Dies
ſes Zeitwort, welches nur hie und da geböret wird,
kommt entweder unmittelbar von hoͤhnen her: oder es
Heißt, Jemand als einen Dierzen , d. i. dummen Mens
(hen, behandeln (ſ. Hjenz. ı.).
der Simmelbrand: s eine hoch aufwachſende Pflane
ge mit weichen, wollichten Blättern, und goldgelben
Blumen, verbafcum tapfus , Fin. Gonft wird fie
Feldkerze, Konigskerze, Unholdenkerze genennet: weil
man ſich dabey eine hohe Kerze vorſtellet, woran die
gelben Blumen die Stelle des Lichtes vertretten. Da
ferner dieſes Gewaͤchs in einigen Schriften Brennkraut
genennet wird, weil davon eine Salbe für die verbrenn⸗
ten Theile deb Körpers bereitet wird; und überhaupt
ſowohl Blumen, als Blätter, zu erweichenden, und
Schmerz ftillenden Umfchlägen dienen; fo heißt wahr
fheinlih das Wort Himmelbrand nichts anders , als
ein himmliſches, nämlich wohlthätiges Brandmittel.
dad Himmel— Mehl. ©. Erdgerfte.
der Himmels Hagen; bey dem Volke, eine
siedrige Pflanze, mit einem fleifchigen Stiel, und ge
beugten hagenförmigen Blumentopf, monotropa hy-
popithys, in. ©. Hagen.
das Himmels Kuehl'; in den Alpen von Galge
burg, ein Namen der Sammetmilbe ‚, acarus holo-
fericus, Lin.
die Himmeldziege, in Sachfen, Scolopax gal-
linago ch Mosſchnepf).
himmlitzen; himmeln, blitzen: weil der Himmel
gleichſam ſich treunet und öffnet,
0 nn 53
Hindbeer, in der Gegend unfered Gebirges Hits
delbeer, rubus idzus, Lin. Diefer lateiniſche Nah⸗
men fommt ber don dem Berg Ida in Kleinaflen:
weil, wie Plinius ſagt, auffer diefem Strauch feine
andere Frucht dort angetroffen wird. Der deutiche
Ausdruck Hindbeer, oder uah einer leichteren’ Aus⸗
fprahe Himbeer; kommt mit dem angelf. hindberie,
Engl. hindberry , Holländ. hinnenbelie , fiberein.
Water und Frifch leiten e8 von Hind, Hindin her:
weil es eine Lederfpeife der Hirfchen ſeyn fol. Auch
Wdelung hatte anffer dem einzigen Zweifel, ob man
wicht richtiger Himbeer ſchreiben fol, (nichts entgegen).
Bieleiht aber Hind, Ind, Id, Berg Ida?
der Hindbeer —apfel; eine Art der rothen Tale
ville, die am Geſchmack an die Hindheere erinnert, und
wegen dem roth geftreiften Fleifch auch Blutapfel ges
nennet wird.
das Hintſchkraut; ein in Büchern gewöhnlichen
Nahmen der jenigen Pflanze, welche fonft Alpranfen,
Bütterfüß , je langer je Sieber; in Defterr. aber Mäus
ſelkraut und Geſchwulſtkraut genennet wird, Solanum
dulcamara, Lin. Wie Adelung fagt, weil ed wider
den Hintſch, d. i. wider das Keuchen und die Engbrüs
feigfeit des Rindviehes gebrauchet wird. Vielleicht ifk
dieſes Wort mit hiſchen, hifcere verwandt; faufig wers
Dem, oder vor innerliher Bedrüdung den Mund öffnen
(ſ. hiſchen). Holänd. hygen, keuchen, ſchwaͤr Athen
ziehen (ſ. Hoͤgerl).
hirnen; bey dem Poͤbel, vor Freude ſchreyen,
fingen, jauchzen: wie es Leute thun, die durch dem
Trunk warm geworden find. Statt deſſen wird auch
helmen gefagt Cf. diefes Wort). Das Zeitw. hiren,
hirnen, wovon bey Kero c.ı9.kahirzen, confonare,
fiberein ftimmen; dürfte vieleicht von dem natürlichen
Ausbruch der Trende hi, hey, entftanden feyn. 1m
garifid hir, dee Ruf, und hinni, vufen. Bey Kero,
74 ch ir DEP AD Alleine
Otfried, Notker, ı. ift haren , ſtark ober Ansftlich
fhreyen, um Dilfe rufen.
das Hirngrillerl; fonft Hirngrille, Kanarien
Beiöchen , grüner Kanarienvogel , fringilla Serinus,
Lin. Im Italien heißt er Serino, Scarzerino, gire-
‚la; feanz. Serin, und in der Schweis Schwederle,
als ein gefhwägiger Vogel, von ſchwaden, ſchwedern
Lf. Adelung , v. ſchwaͤtzen).
Das Wort Hirngrill, kommt ber von dem vori⸗
gen Zeitw. hiren, birnen, wegen feiner durchdringen⸗
den Stimme: und in Anfehung der zweyten Hälfte,
weil ee, wie Popowitfch fagt, unaufhörlich fingt, wie
die Griffen. Diefer Heine Vogel halt fi gern in Gär-
‚ten auf den Bäumen auf, frißt Hanf, Dotter, Hirfe;
und paret fich Teicht mit den Kanarien, Man muß ihn
. aber mit dem Zitrillerl (Zitrinchen, fringilla citrinella)
nicht verwechſeln. | |
dee Hirs, oder die Hirfe; ein Nahmen verfchies
dener hanrichter, raucher und zottichter Gewädfe, fe
daß diefes Wort mit dem Taf. hirtus, hirfutus, Vers
wandt zu ſeyn ſcheinet, von Haar, angelf. haer, Engl.
alr.
Der genteine Hird, panicum miliaceum, Lin.
‚wird in Deftere. Brey, Hirfchbrey, genennet (ſ.
Breyn); in gl. Monfee. p. 334. hirfi, in Schweden
hers, Holland. geers, Pohlniſch und Windiſch prose ,
.prosu, böhm. profo, gahly.
Der Rohrhirs, ioälfehe Hird, Gorgfame,. Feine
Mays, bie Americanifhe Gerſte, holcus Sorghum,
Lin. waͤchſt viel ſtaͤrker und: höher anf. Der Samen
dienet zur Fütterung des Geflügeld, und aus den Hals
men werden in Italicn Befen gemadt. Cr beißt fers
tee milium arundinaceum, franz. ble barbu, tal,
meliga. u
Der Meerhirs, Perlhirs, lithofpermum oflici-
nale, Li, bey den Alten milium Solis, Bat raue
foisige Blätter, kurze weilte Bluͤmchen, und fchnew
- weille Körner: die ſowohl in der Medicin gebraucht,
ald auch unter die fogenannten Ufellerzen genommen
werden.
der Hirfchfäfer. ©. Kirntelkaͤfer.
dee Hirfchmolf, oder die Hirſchkatze; fo heißt
im nördlichen Deutfchland der Luchs , felis lynx, Lin.
Auch Geßner hat ihn lupus cervarius, und Tournefort
loup cervier genenmet. Die Bälge, fagt Prof. Naff
an feiner Kleinen Itaturgefchichte; die von diefem Thies
aud Siberien fommen , werden unter dem Vlahmen
Hirſchwolfs Bälge , und die and Nordamerica ,
Dirſchkatzen Bälge verkauft.
hiſchen; morfch werden, zu faulen beginnen, $.
B. das Holz; im feuchten Keller wird hiſchig; das Obſt
hiſchet, wird bifchig , wenn es Faulflecke befommt. Es
gehört su dem lat. hio, hifco: fo fern es heißt, ſich
auftbun, von einander geben , an ben inneren Beſtand⸗
£beilen aufgelöfet werden. |
der Hobel; an Pferden und Rindern, die gute
Beſchaffenheit ihres Körpers, als ein Zeichen fowohß
Der Geſundheit, als auch einer genugfamen und gedeib⸗
lichen Nahrung , 3. B. wie ift das Pferd im Hobel
Es ift im Hobel nicht fchlecht ,„ hat einen guten Hobel 3
Die Kuh hätte zu eſſen geung, aber ich kann fie nicht auf
einen Hobel binauf futtern. Don Menfchen wirb «6
aue im Scherze gefagt.
Es gehöret, fo wie bübſch, bey den alten hübefch,
hövifch , zudem angelf.hiwan, hiwian, bilden, heow,
Die Seftalt; Schwed. und Islaͤnd. haefwa, ſich gezies
men, hof, Wobhlſtand, gehörige Art und Weife. Alte
brittiſch bey dem Borborn hoyw, coneinnus, elegans;
hoff, eharus, dilectus. 6. Wachter und Adelung,
d. hübſch.
Das Wort Hobel, als ein Werkzeng um das Ho’;
glatt , oben welches einerley ift, buͤbſch und woblgeſtalt
gu machen, wird bon bauen, hauwen, houuen, ber
geleitet; meiner Meinung nad) aber fommt ed, als ei»
nerley Wort mit dem vorigen, auch aus der nämlichem
Quelle her. Die Zimmerleute blafen den Hobel aus,
um felben vondem Unrath, nämlich den Schaiten (Spaͤ⸗
nen) zn reinigen: aber im groben Scherze heißt ed auch
bey dem Pöbel, blafe mir den Hobel aus, d. i. dem
Dintern. |
die Hochzeit; eine feyerliche Zeit, ein feftlichen
Tag, goth. hatid, angelf. heahtide, Schwed. hogtyd,
högtyd. Die drey Hochzeiten des Herren, die drie
hohzit, beißt e8 im Schwabenfpiegel c. 352. find wi-
hennaht, Oftern und Pfingften ; gleichwie die Franene
feſte, Lichtmeifen, Verkündigung, Himmelfahrt und
Geburt, unfer Vrowen vier hochgeziten genennet
wurden. In jenen Stellen, welde Friſch anführet,
kommt Hochtid, Hochgezit, Hochzeit, für jeden
feftlihen Schmaus, oder für den Tag einer kaiſerl.
Krönung vor. Stricker, c. VIII. Sect. 13. nennet jes
nen feyerlichen Tag, am welchem fo viele Helden für die
Ehre Gottes farben, gleichfalls fo; owe der hoch-
gezeite, das ich nu enbern dein!
In fpäteren Zeiten wurde dieſes Wort anf den Tag
einer ehelichen Verbindung eingefchränft; einer Feyer⸗
lichkeit, die aller Deten ihre fonderlichen Gebraͤuche hat.
Das erfte ift die Einladung ber Säfte. Wenn bey dem
Landvolk die Braut. und der Bräutigam nicht felbft ges
hen , fo wird von beyden Geiten ein Freund abgeord⸗
net famt einem Sprecher, welcher ber Leutlader, im
Oberſachſen Hochzeitbitter , in Niederfachfen Koſtbid⸗
der heißt. Diefee Sprecher nun ftellet filh ganz nahe
an den jenigen, weichen er Iadet , und hält den Hut
vor , fo daß beyde Gefichter auf einer Seite völlig vers
bedfet werden. Alsdann fagt er deu gelernten geroähws
lichen Spruch: worin zugleich der Tag, das Wirths⸗
haus, und das Mahlgeld beftimmet werben.
a nn &7
Nach alter Gewohnheit wird nicht nur ein Teum
vorgefeget , fondern gemeiniglich auch ein Hahn odes
eine Henne mitgegeben. Der Sprecher hängt alle ges
fammelten Hühner bey den Füſſen über feinen Steden
auf, und trägt felbe über den Schultern in das Wirthäs
haus, in welhem dad Mahl gehalten werden fol. Ans
Iesten Sonntag vor der Hochzeit, geht das Franz hitts
den an: welches bisweilen in bem Haufe der Braut,
öfter aber in dem Wirtshaus mit Tanz gefchieht.
Die merkwuͤrdigſten Perfonen, nebft den Braut
Yeuten , find dee Bräutführer und die Kränzel Jungs
fer, oder, wig fie bey dem Landvolke heiffen, der Zus
präufer und die Zuprauf: und endlich auch der fchds
ne Dann, und das fchöne Weib. Die Zuprant oder
Keänzel Jungfer, , Fleidet früh die Braut an, und bins
bet derfelden, fo wie allen übrigen Gäften, den Kran
am. In der Kirche ſowohl, ald im Wirthshaus, fit⸗
zet die Zupraut zur rechten Hande, in der Mitte die
Braut, und zur linken das ſchöne Weib. Auf gleiche
Weiſe ſitzet der Bräutigam zwifchen dem Bräutführer ;
and dem fchönen Mann. Iſt der Bräntführer noch uns
verehlicht,, fo nimmt er gegen den Abend bin den Mad:
chen, die freywillig es fo wollen, den Kranz ab: welche
ihm Über das noch ein Par Gulden, oder ſtatt des Gel:
bes ein feidenes Halstuch, eine fammtene Obrhanbe ,
oder eine Hutfchleife verehren. Dagegen veranftaltet
ſelber für fie ein Jauſen (Zwiſchenmabl), welches ges
wöhnfich für den Wirth fehr einträglich ift: und forget
vorzüglich für dieſe, damit fe ftetö mit Tanz bedienet
werden.
Shöttchen erzähfer in der Gefchichte der Gorben--
Blenden, aten Theil an. 1730. daß bey einer Wendi⸗
fhen Hochzeit in der Lauſitz, ebenfalls zwey Frauen nes
ben ber Braut find: die im ihrer Sprache Slonka, das
it, eine Salzmeſte, oder nach unferen Ausdruck, ein
63 — —
Salzfäſſel heiſſen: weil fie den Tiſch bey der Sochꝛeit
mit Salz und Pfeffer verſehen muͤſſen. —
boden. ©. haugen.
hoffen; (1. etwas guted aus der Zukunft erwar⸗
een, ihm gleichfant entgegen ſchauen. Auch warten,
Bat uefprünglich fchauen, beobachten, bedeutet: welche
Bedeutung noch iezt in einigen Redensarten uͤbrig iſt,
6. B. die Sternwarte, einer Sache gewahr werden, eis
nes krauken warten: wofür man auch zu fagen pflegt ;
Du mußt auf das Kind, auf den kranken fchauen , d. i.
feiner pflegen. Notker Pr. ı2. ih chapfen din, du ne
<humeli, id) warte deiner, ſchaue oder gaffe nad) dir,
und du fommeft doc nicht. Wenn etwas boͤſes erwar-
tet wird, fo heißt es fürchten. =). Die Jäger fagen,
der Hirfch hofft, hat verhofft, weun er bey einem
- Seräufche plöslih fill fteht, und wegen der er
berum fchanet. In anderen Fällen heißt es|, 3. DB.
mein Vater ift ganz verhofft (vielleicht fo viel, als vers
Hoffend geworden?) bey diefer Rede, Nachricht, ꝛe.
maͤmlich fie hat ihn fehr befremdet: oder , welches gleich
— iſt, hat ſich allen verſchaut und verwun⸗
ert.
Hoffen, angelſ. hopian, opian, Croatiſch ufa-
tiſze, in Krain upati, gehört aller Wahrſcheiulichkeit
each, famt dem lat. opto, ich wünfdhe, verlange, zu
bem grich. orrw, orraya, orrouas, ich ſchaue. Die
Redensart, fich zu Gott verſehen, d. i. auf ihn vers
eeauen, kommt fchon bey Dtfried und Notker vor. Das
Sat. Spes, leitet Adelung gleichfalls von fpähen, ſchau⸗
en, der. Im übrigen ift ın der Pohlnifchen Sprache
Spodiewaci, böhm. dauffati, Ungar. remelleni, hof-
fen. Hebr. Seber, die Hoffuung; Siber, hat gehofs
fett; Sabar, hat betrachtet.
-dee Högerl ; jener Laut, welcher durch eine
Esampfartige ewezung der kaftebhe⸗ entſteht, wenn
Ger Magen zu ſehr erkaltet, oder mit Gäure esfhllet
— c
u ER 0 Sn 59.
WR; franz. hocquet, houquet „Engl. hiekhock , hic-
ket, Holland. hick. In Sachſen ſpricht man, ich habe
den Shludyen; bier aber, es ſtoͤßt mich der Högerl:
‚in Anbalt, und Oberfchleften, wie Bopowitfch berichtet,
es ftößt mich der Bock. Webrigens wird ftatt des vos
sigen hier auch der Schnaderl, und in anderen obers
deutſchen Gegenden dee Hetichen gejagt.
Das Erheben und Aufftoffen ſcheint freylich dem
Hauptbegriff auszumachen: fo dag Hoͤgerl mit Dödey,
Hügel, Ungarifch hegy, ein Berg, und köhöges, die
. Hnften Engl. huge, ſehr groß, einerley Urfprudg-. **
‚Haben würde, Allein da man für ſchluchzen in Oeſterr.
und Gteyermarf auch hegegen fagt, und überhaupt _
dieſes Zeitwort auf eine fo verfchiedene Weife gefchries —
ben und geſprochen wird; als hiden, hickſen, iefchen, , -
heichen, hetſchen, böfchen, böcen, ze: fo glauben“ \ at,
Friſch und Adelung ‚ daß hey allen diefen Wörtern weis x
zer nichts , als ein bloß natuͤrlicher Ausdruck jenes rar : F
tes zu denken ſey (ſ. hegen).
die Hohenau, in gemeinen Reden Hahenauf
Hagenau; dee Schiffzug an der Traune und Donau,
ſo fern folcher aufwärts durch Pferde gefhieht. Bon „
hohen, hahen, erhöhen: und Nau, das Chiff (ſ.
Naufahrer). ss
der Hohler; Holder , Hohfunder, gl. Monfee. -
p. 414. holantar. Ein hopfer Baum; denn. Dad alte ‘=
der, ter, heißt Holz, Baum (ſ. Apfolter). _ Der ges:
‚meine Hohler, mit ſchwarzen Beeren, Sambucus ni-
gra, Lin. wovon der weilte Hohler, mit weißgrünen
Beeren, eine Abart iſt. Der rothe Hohler, Sambu-
cus racemofa, wird an anderen Orten Bergholder,
Traubenholder, Hiefhhohlunder genennet. Der türkis
ſche Hohler, Sy ringa vulgaris, iſt durch den ber ihm⸗
zen Busbeck, einem kaiſerlichen Geſandten, aus ber
ZTürkey nad) Oeſterr. gekommen.
ar
\ d
68 by een
die Hohlkraͤhe, picus martius. S. Holzhahe.
die Hohltaube,, oder Blautaube, columba
anas, Lin. niftet in hohlen Bäumen und Steinlöchern;
iſt Eleiner und mehr blau , als die gemeine Wildtaube „
c .ıumba palumbus, und hat feinen Halsring. Diefe
Tauben ftreichen fcharmweife im Herbft um Michaelis,
und im Frühling zur Zeit dee Haberſaate, hier durch;
oft ein Zug von 30—50. Ä
Kl ER = old; ein Menfch, welcher gegen einen an⸗
u eine gewiſſe Verbindlichkeit hat, 3.8. ein Grund⸗
old, welcher wegen feinem Grund und Boden, erw
A Unterthan einer gewiſſen Herefchaft ift; Gerichtshold,
ltche to fern felber in Rechteſachen vor diefem oder jenem
4) 8 Richter erfcheinen muß; Zehendhold, y jenigen naͤm⸗
— ich, welchem er den Zehend zu entrichten hat. Auch ge⸗
meine Hausbeſitzer ſagen Yon ihren Inlenten: der iſt
—* mein Hold, Haushold, iſt bey mir in der Holden.
1 en’ ds, Es iſt dieſer Ausdruck fehr alt. Ben Otfried lib.
TPrink3: e. 23. werden die Jünger Chrifti, Sine liobon hol-
zyag, gen; und lib. 5. c. 10. alle, diean ihn glauben, Sine
holdon genennet. Die Huld, und das Zeitw. bulden,
6% vbuldigen, gehört gleichfalls Hieher. Johan der Taufer
- hat feine Jünger durch gute Zucht ſich geneigt, und zu⸗
42 gethan gemacht, mit zuhtin si er imo hulta, Otfrid.
x, lib. 2. c. 7. Wachter , deffen Meinung noch immer die
AFn meifte Wahrſcheinlichkeit hat, Teitet e8 von halden,
ben” belden, hellen, neigen, und hol, niedrig, her: wel⸗
ches er mit vielen Beyſpielen erläutert. Sich neigen
dor einem anderm, ihm geneigt ſeyn, propenfum ha-
bere animum, ift ein befamnter Ausdruck. Notker
fchreibt Pf. 16. helde ze mir din ora, ‘neige zu mir
dein Ohr, o Gott!
hoͤlder; lieber, vielmehr. Ein unter dem Bolt
ſehr gewöhnlicher Ausdruck, 3. B. fomm bald zu mir,
pälver bent, als morgen; voriges Jahr bat es weit
EN EI SEE 6
Hölder gereguet, ald heuer; wenn mir der Bub nur
holder folgen wollte, d. i. geborfamer wäre!
Bon hold, lieb: fo fern das Subject Neigung
oder Tertigfeit hat, etwas zu thun, 3. DB. die Wittes
sung zu regnen, der Sohn zu geborfamen. Alſo gleichs
falls von halden, helden, neigen (f. Hold).
die Koller, oder gewöhnlich Hollern; eine ganz,
einfache Pfeiffe oder Flöte unter dem gemeinen Volk.
Bey dem Horneck, c. 639. Holler: und in einer Les
berfegung ber Bibel, Straßb. 1485. Holer , »tibia
(tympanum, ettibia, et vinum in conviviis veliris,
Isai. 5, vv. ı2). Ohne Zweifel, als ein hohles Ding.
Das Wort Hallerpfeiffe, welches Hieron. Pez aus ei⸗
nem alten Wörterbuch anführet, fann eine Pfeiffe ans
deuten, welche hallet, d. i. angenehme Töne von fich
gibt: zum Unterfchied anderer Bfeiffen, als einer Ta⸗
bakpfeiffe, und Weinpfeiffe,, einer Meinen Höhere nams
lich, womit man den Wein im Faſſe koſtet. Oder als
Ien Falls eine alte ruͤhmliche Herkunft behaupten von
Dem griech. und lat. calamus, eine Pfeiffe von Schilf,
eine Rohrpfeiffe; Hebr. chalal, auf der Flöte fpielen
Ctibiis cecinit).
dee Holzbock; ein Nahmen verſchiedener Gegens
ftände, deren Ende wie Hörner empor ftehen; von bie=
gen. Als Cı. Holzbock, Holzſchragen, worauf das
Holz gefüget wird. (a2. Holzbock, Feuerbock, Teuer:
hengſt, ein Eifen, worauf in dem Öfen oder Herd die
Scheiter brennen. (3. Holzbock, oder Vockkaͤfer; eine
Art Käfer, welhe am faulen Holz nagen, ins befon-
bere cerambix adilis, Lin. welcher wegen den langen
Fühlhörnern, wie ein Bock ausſieht.
Eine gewiffe Waldpflanze, welche mit der Zeit ganz
ſchwarz wird, mit mehreren gelben, gegen den Gipfel
aufwärts ftehenden Blumen, die fih auf die nämliche
Geite neigen, und ein Löwenmaul vorftellen, melam-
pyrum pratense, Lin. wird in unfern Gegenden Holz
IR — ö-
bock, eigentlich aber Scharbock, Waldſcharbock; und,
weil die Stengel ſich weit herum ausbreiten, Kuͤh⸗
wampe genennet. Bey dem Volk wird diefed Krauf
wider die Mundfehre, und andere Mundgefchwäre in
Effig gefotten, und mit felbem die Zunge gerieben,
mit dem Effig aber die Gurgel ausgefpälet. Eine an⸗
dere Art, welcher zwar auch gelbe Blumen bat, aber
am Gipfel veilchenblau iſt, melampyrum nemorofum,
wird nicht gebraucht. |
die Holzdranl'; ein Specht, welder in den Wäle
deren ein feltfames Getöfe von ſich hören läßt, indene
er sehe gefchwind die Baumrinde mit dem Schnabel
ſchüttelt, um die Würmer hervor zujagen, Nach einee
mündlihen Befchreibung, welche mir ein Jäger davor
machte, wäre es nicht der Holzhahn oder Schwarzſpecht,
picus martius, wie ih Aufangs geglaubt hatte; fon=
Dern ein anderer Specht, welcher unter dem Bande
roth ift, picus maior, der Baumhader. Von dro⸗
nen, drönen, Hollaͤnd. dreunen, ein zitterndes Ges
raͤuſch verurſachen (ſ. Dranf). |
der Holzhahn, oder ſchwarze Baumbader; font
der Schwarzſpecht, Holzgoͤcker, die Hohlkrähe, picus
martius, in. Ein fhwarzer Specht mit einer rothen
Kopfdede, welcher mit einem lauten Getöfe an den Bäus
men hadet, um die Inſeeten ans ihren Gängen heraus
zu treiben. Er fieht natürlich aus, wie ein Hahn.
Ohne der rothen Scheitel, würde man ihn für eine Kräs
be halten,
die Holzmuſchel, fringilla montana, kin. €,
Feldſpatz.
die Hoppern; ein gefrornes, oder nach dem Re⸗
gen erhartetes Stüd Erde auf dem Wege, welches em⸗
por ftebt. Hopperig feyn; Holland. hobbelig. Es
bat einerleg Urfpeung mit Haufe, bey den Niederſach⸗
fen, Schweden und Dänen hope, hop, hob. Wie
auch mit Hübel, z. B. Manlwurfshuͤbel; die am Po⸗
99
dagra leiden, bekommen mancherley — auf der Haut,
In anderen Orten von Deutſchland ſpricht man holperig,
der Holper: welches Friſch und Adelung her leiten von
dem Schwed. und Engl. holm, eine Inſel, ein über
Dem Waſſer erhobenes Erdreich, Ruſſiſch cholm; lat..
— ein Huͤgel (ſ. Knoll).
hoͤren; ein Wort von verſchiedenen Bedeutungen,
die aber wabrfheinus nicht einerley Grund haben:
als
1). aufhoͤren, —— ein Thun nicht weiter fort⸗
ſetzen; in der Schweitz nur hören, hier bey dem Pb⸗
bei gewößnlih aufhengen, (ſ. bengen). Mir fcheint
es einerley Wort zu feyn mit barren ‚ herere, in bee
nämlichen Stelle bleiben , nicht weiter fort ſchreiten.
Ibre leitet e8 von dem Islaͤnd. hyr, zahm, fill‘, ab:
wovon gehirmen, ruhen (ſ. bey). Diefe Ableitung
wäre fhön; allein für die folgende Bedeutung wird ihre
Anwendung zu hart.
2). gehören; eine phyſiſche oder moralifche Ders
bindung haben mit einem Gubjert, 3. B. das Buch ges
höret meinem Bruder; auf das Effen gehört ein Trunk;
sehört fi das auf dich? Es fließt aus der nämlichen
Quelle, wie das vorige. Res adhæret, cohzeret,
bleibt, harret oder haftet an mie. Die Vorfylbe ge—
iſt Hier nicht umfonft ; denm fle ift ein Zeichen der Vers
bindung, wie daß lat.co, con, cum. Doch wird auch
das einfache Zeitwort angetroffen. In einer Urkunde
vom J. 1290. famt allen, was derzu hoͤret. Wils
leram III. 5. daz erera vers horet ad primitivam ec»
elefam , der erfte Ders geht die älteften Zeiten der
Kirche an.
Gleichwie die latein. Redensart, res ſpectat ad
me, eigentlich ſchanen, ſehen, bedeutet: fo glaubt
Wachter, dem auch Adelung folget, Daß unfer deutſches
gehören, ueiprängli von unterthänigen Perfonen ges
Örancht warden fep , bie nämlich hören, die Stimme ei⸗
62. Er NE augen
sed anderen hören, oder gehorfam ſeyn ſollen. Allein
wie Bart wird nicht die Anwendung, wenn es heißt: das
gehört ſich nicht, oder geziemet ſich nicht auf dich!
3) hören, einen Geruch von fi geben: wofür
auch ſchmecken gefagt wird. Diefe Bedeutung iftfelt«
dam, aber fowohl ob, als unter der End, bey dem ge⸗
meinen Volke befonnt: 3. B. das Faß höret, ift nicht
eein, hat-einen übeln Geruch; das Fleifch höret ichon,
iſt nicht friſch, beginnet zu ſtinken; Die Blumen hören
gut, geben einen Wohlgeruch von fih; hier im Zim⸗
mer böret es lieblich, ꝛc. |
Es zeiget etwas an, welches fi reget, oder die
Luft in Bewegung fest, und in einem Sinne des Kör⸗
pers, 3. B. in dem Ohr, in der Naſe, eine angenehme
oder widerwärtige Empfindung verurfachet. Es fcheint
daher einerleyg Wort zu ſeyn mit dem Schwediſch — go:
thifhen und Isländ. yra, hyra, horra, hurra, be
wegen, rege machen: welches Wachter aus dem Stiern⸗
Hielm anführet. Griech. ogw, ogcw, ich errege, bes
wege.
4) bören, einenLaut empfinden, oder zu empfins
ben verfuchen, weicher durch die zitternde Bewegung der
Luft in den Ohren verurfachet wird. Mon dem vorigen
hyra, horra: fo fern es die Wirkung , nämlich das Be⸗
wußtfeyn dDiefer Bewegung andentet. Auf ähnliche Weiz
fe ift im griech. auöy, die Stimme , der Schall, audzuw,
‚ich rede: dagegen Tat. audio, ich höre, vernehme den
Shall. Vermuthlih hat daher aud dad Hirn, wo⸗
von die Nerven, ald Werkzeuge ded Gefühl, ihrem
Urfprung haben, feine Benennung.
Hörner auflegen; wird gefagt, wenn bie Ehe>
fran duch Untrene ihren Mann befhämet. Gie fo>
wohl, ald der Ehebrecher , feet ihm Hörner auf. Eis
nige Schriftftelfee Teiten den Urfprung diefer Redendart
von dem griechifchen Kaifer Andronikus ber, welcher
im XII. Jahrhundert lebte, and von welchem Nicetat
fchreibt,
—— 69
ſchreibt, daß er vielen Männeen, deren Welber er ber
ſchlafen hatte, das Jagdrecht ertheilet habe; deſſen Zei⸗
chen bie aufgehaͤngten Hörner „ aber Goweihe ſtad. AL
Sein fchon bey dem Artemidornus, welcher in den Zeiten
des römischen Rasiert, Autonin des frommien gelebt hat,
dommt in dem Buche von Audtegung ver Träume, dee
Ausdruck xzegarz vasın, in ehem dieſer Bedentang ver.
sb Gpanfeime Tom. I. de preftantia et ufu numiſ-
matum bemerket, bei bie nambiche Rederdart ſccheg
bey Älteres Juden bekannt war, Via wie fall man ber
Urſprung erklaͤren?
Das Hebr. keren, fat. cornu; komme ſehr aft,
vorzaͤglich in dor Bibelforache, für Gtärfe, Glan; und
Auſehen vor. Die Macht und das Auſehen eines Haus
vaters, beſteßt in der Gröſſe feiner Fumilte. Konnte
man abſo nicht wirkſich fagen, daß der Ehebrecher umb
Die Ehebrecheri, das Horn eines hintergnagenen Bas
ters, durch ein frembdes Kind erhöhen oder verſtarken:
und wegen der ſcherzhaften Zweydeutigkeit des Wortes,
als eine Anſpielung auf die Hörner der Thiere, ih
gleichfam Hörner auffetzen? So ſcherzet eim Boſewicht
über dem betrogenen· Ehemann, bey bem Juvenal, da⸗
ya9.
u uns Porikar: susponde ebronas,
Jam pater es: dedimus „ quud: famte op»
ponere poſſis,
Jura paremtis kabes, propter me scriberis
hares
Daher ift es gan natuͤrlich, dag im Gegentheil
ein untreuer Mann, wenn: ex mit fuontden Weibern ſich
vermiſchet, feinem frommen Weibe feine Hörner aufs
fetzet.
die Hoſche; ſ. Futterroͤhre.
die Hoſen (Hoſo); das Beinkleid, z. B. ſich eim
nene Dofen machen laſſen. Bey den Longobarden und
Angelſachſen hofa, altbrittiſch hoſan, franz. chaulie.
Sweyter Theil, E
6%
Es tommet Hirt den Hebr. casa, bat bedecket uũbetein⸗
wovon auch das lat. caſa, eine Hütte; calıla, ein
Kleid der Prieſter bey. der Meile; Pohlniſch kofzula,
bas Hemb.
Es beftunden aber die Hofen.in den aften ‚Zeiten;
wie fihon andere bemerfet haben, aud einer einzigen
Sangen Bekleidung , die biß unter die Waden hinab
gieng. Später. hin, ald man diefelbe zu theilen ange⸗
fangen hatte, nannten die Franzofen.das heutige Beine
. Meid le hautsde chaſſes, die obere Hefe; die Struͤm⸗
pfe hingegen le bas de chaulles, die untere Hoſe, oder
sur plafthin los has.
Die Beinkleider heiffen Engl. breeches, Holänd:
brock, Brot, Bruch, lat. braccæ: die Strümpfe aber
holen, Holländ. kouflen. In der. Kleider Orbuung
son Roſtock, welche Friſch anführet, beißt ed: des
Bräutigam mag den Mädchen der Braut geben Hufen
und Pantoffel; Strümpfe nämlich. In Salzburg
beiffen die Veinkleider bey dem Böbel Oſaͤß — ven,
von Gefäß, der hintere Theil des Körpers, worauf man
figet: und die Strümpfe Bainhoſen. GI. Monfee,
p. 412. ocrex, peinberga: weil fie die Beine bergen,
vbedecken, angelf. Scin—hofa, wegen ben Schienbeinen.
In den alemanmifchen Gloſſen bey Gerbert p. 44. et
103. Lederhoſun, ocreæ, tibialia calceamenta. Bes
vor die Strickkunſt erfunden worden, (welche in Ita⸗
Tien ſchon Sec. XIII. befanut geweien feyn muß, da
man in dem Garge des an. 1254. gu Neapel verftor-
benen Papftes Innocenz IV. ‚unter andern auch aus
Seide geſtrickte Handfchuhe fand) ift die Bedeckeng der
Beine aus Tuch, Leinwat, Leder, ober in friegerifchen
Zeiten aus Erz beftanden. Ferner waren bey den Aus
gelfachfen, nad Wachters Zeugniß, pilan die Erbfen,
und — hoſa, die Hülſen derſelben. Wenn der
Weitzen ſchoſſet, fo fol es nicht viel regnen: denn als⸗
——* * 87
dann ſpricht man in Oeſterr. wann es dem Waitz in
die Hoſen regnet, fo wird er brändig.
das Hoſenthuͤrl; fonft ber Hoſenlatz, die Hoſen⸗
EAappe. Das Wort Thüre, Thor, hat in den Alteften
Sprachen, wie Wachter bezeuget, überhaupt eine Deffs
mung bedeutet. Ungelf. nes—thyrlu , Nafenlächer,
und needle thyrl, bey dem Ulphilas thairko nethlos,
ein Nadelloch.
der Hofentrager. S. Hatfche, und Krackſe.
hoffen gehen; umher: irgendwo auffer dom Haus
Te, 5 8. wo gehſt du hoffen? Heißt es, wenn von
ungefähr ein bekanmter Menfh am Wege angetroffen
wird: der alte Mann will nicht ruhen, fondern gebt
den ganzen Tag hoffen, ift bald im der Miefe, bald
ſchaut er auf den Feldern nah, ꝛe. Ben Adelung haufs
fen. Das Hehe. .chuz hat die nämliche Bedeutung,
wovon Burdorf viele Benfpiele anfuͤhret. An die Thuͤ⸗
we des Zimmers , in welchem eine gebärende Mutter liegt,
pflegen die Juden diefe Worte aufzufihreiben, chuz Li-
lis, hinaus Lilis, oder bleib darauffen! Diefe Lilis,
Hebr. lilith, ift ein weibliches Gefpenft, welches die
Kinder zu tödten ſucht. Hievon feheinen auch folgende
Wörter her zu fommen: als das fat.hofi , ein Fremd⸗
ling. Hoſtis apud maiores noftros is dicebatur,
quem nunc peregrinum vocamus, Cicero lib. 1. de -
offic. c. ı2. In der böhmifchen Gprade hof, ein
Gaft, fremder Menſch, welcher im Haufe bewirtbet
wird, hofpodsky ein Wirth, hofpoda ein Wirth:
Haus, Da auch der Haufen, acir-enfer hnfo, einfehe
weit fort ziehender Fifch, und ein wahrer Fremdling in
unferen Wäffern, hievon den Rahmen habe, ift ſchon
oben bemerfet worden. Ludwig der fromme, fagte bey
feinem Tod mit groſſer Stimme huz, huz; quod fig-
n ficat, foras. Freher Tom.!. in vit Ludov cı pi,
ni. 19. Es fann zu dem vorigen gehören, aber aud
bloß heiffen hinaus, hinaus ! d
2
68 nn Ze
* >
„Bote! gewöhnlicher aber hatt! ein Wort, womit
man den Pferden zuruft , damit fie eutweder überhaupt
geben, oder auf Die rechte Geite hingehen follen. Wins
* und Croatiſch hoditi, böhm. choditi, Pohle,
chodzic, geben, reifen, ſich fort bewegen; griech.
Gösuw, ich reife, ados, der Weg.
Huf die rechte Geite; heit es hott, bett to!
geb au; in Sachſen hott jüh! geb. Engl. gee ha
(von to gee, geben). In Fraukreich hur haut! In
mauchen Orten von Baiern diwo! in Krain diau!
welches ein Celtiſchea Wort iſt; altbritt. deau, dig
rechte Geite. (ſ. zegme Hand). Zu deu Odſen ſpricht
man, nach Verſchiedenbeit der Gegenden, Di, diſt,
tichoa diſt! welches zu dem angelf. dider, thider,
dort hin, lat. illuc, gebört.
Auf die linke Geite; hi! (ſ. Hi). Zu deu Ochfen
zo, 30 bi, tſcho hi! Diefe Zoologie hat ihren Hrfpuung
von ziehen, Engl. tow: wohin auch das Zeitw. zauen
gehört, welches bey Wachter, Friſch und Adelung, eils
fertig feyn heißt... Ju Salzburg und Böhmen ſpricht
mon zu den Pferden wiſt bar! bartig hieher ! Deu
die Fuhrleute pflegen Be der linken Seite fagghl, zu ges
hen, als zu reiten. In Sachſen, Preuſſen, ıc. ſchwu⸗
de, fchwode! Wachter, weicher den Ders anfuhret,
hotte tenet.dextram, retinet sibi swude sinistram,
leitet fowohl wift, als ſchwude, won dem Celtiſchen
chwith ab, welches link bedeutet.
Woher aber diefes chwith; nnd jenes, nielleicht
Slaviſche ſchwude? Es kaun eifen Sosia manus;
von netten, zuſammen binden, uereiyigan, Wid, zu⸗
ſammen gebundenes Reis, eine Welle; boheniſch odo-
wati, wodowati, — fuͤgan wie die Prautlente
Dder jene Hand , welche für Rch-adeje. wanig uersichteh
uud nur der rechten zu helfen pflegt; quitt, in Schwe⸗
ben und Islaud. qwitt, qwittur; babmiſch Swobod-
ny, frep, ledig. Wie es alas immer auch ſeyn mag.
wenisftend wollte ich das oben angefißrte IBift! lieber
aus einer anderen Quelle her leiten, und zwar bon dene
Eettifchen byw., leben, lebhaft, welches ſowohl an der
Armoriſchen Küfte, als im Herzogthum Wallis gehöret
wird. Das griech. Bıx, lat. vis, Kraft, Stärke,
Hurtigfeit, und vivus, vivere, feinen damit vers
wandte Wörter m ſehn. Hieraus wäͤre das franz.
ville, vit, geſchwind, angel. Swith, weniäftens im
Swithe—fus, eilfertig, huetig zum sehen, Swithe-
ripe, frühegeitig reif, and endtich unſer ſchwind, ge⸗
ſchwind. Auf diefe Weife iſt Teiche zu begreifen, wars
um mi, mio, wiſt, überhaupt als ein Zuruf an die Pfer-
de gebrauchet wird, daß fie hurtig zehen fallen, ohne
auf eine gewiſſe Seite zu denke; wiſt Bar aber, hie⸗
Her bedeutet, nämlich auf die Geite bes Fuhrmanns,
welches gewoͤhnlich bie linke it. Endlich waͤre Auch zwi⸗
fen Swithe, und ſchwude, der Unterſchied nicht
groß. |
hofteln; feinen Weg zwar Heiffig fort ſetzen, aber duch
nur mit einer Pleintlichen und wenig Ausgiebigen Foͤtt⸗
gang, 3. B. ich Bin fort gehottelt, fo gut ich konnte,
d. i. fo Biel ed meinen ſchwachen Füllen moͤglich war.
So au: auf einem Fleirten oder ſchwachen Pferd daher
hotteln, daher fchanfeln. Wogegen gratſchen, eine
mehr ſchwaͤre urd muheſelige Art zu gehen andeutet.
Indeſſen witd ſowohl das eine, als andere Zeitwort,
aur ala ein ſcherzhafter Ausdeuck gebraucht. Wie uͤbti⸗
gens hotten, welches auch bey Friſch And Adelung vor
Formmt, ſowohl mit dem griechiſchen, als Slaviſchen
Aberein ſtimmet, IE glelch oben gezeiget worden (f.
hott).
die Hube; in den Kameyen, Eine Alfgeitteine Be:
nemumg Der Bauerngüter. Denn bdiefe heiffen eine
gange Hube, halbe Hude, Diertelhube, Achtelhube.
Oder ein ſechs ebſſiges Gut, vier roͤſſiges, zwey roͤſſi⸗
ges, vin vbſſiges. Unter der Ens heiſſen feine ein gan⸗
68 — a ar me
r ost! gewöhnlicher aber hatt! ein Wort, womit
man den Pferden zuruft, damit fie entweder überhaupe
geben , oder auf Die rechte Geite hingehen ſollen. Wins
Fifch und Croatiſch hoditi, böhm. choditi, Pohlu.
chodzic, geben, reifen, ſich fort bewegen ; griech.
odero, ich reife, ados, der Weg.
Huf die rechte Geite; heißt es hott, hott to!
geh zu; in Sachſen hott jüh! geh. Engl. gee ha
(von to gee, geben). In Fraukreich hur haut! In
manchen Orten von Baiern diwo! in Krain diau!
welches ein Celtiſchea Wort iſt; altbritt. deau, die
rechte Geite (ſ. zeäme Hand). Zu den Ochſen ſpricht
man, nach Verſchiedeubeit der Gegenden, Di, diſt,
tichon diſt! welches zu dem angelf. dider, thider,
dort Hin, lat. illuc, gehört.
Auf die linke Geite; hi! (ſ. Hi). Zu deu Ochfen
30, 30 hi, tſcho hi! Diefe Zogfogie hat ihren Urſprung
von ziehen, Engl. tow: wohin aud) das Zeitw. zauen
gehört, welches bey Wachter, Friſch und Adelung, eils
fertig feon beißt. Ju Salzburg und Böhmen fpriht
mon zu den Pferden wiſt bar! burtig bieber! Deum
die Fuhrleute pflegen auf der linken Seite famahl, zu ges
hen, als zu reiten. In Sachſen, Preuſſen, ae. ſchwu⸗
de, ſchwode! Wachter, welcher den Vers anführet,
hotte tenet dextram, retinet sibi swude sinistram,
leitet ſowohl wift, als ſchwude, von deu. Celtiſchen
chwith gb, welches link bedenter.
Woher aber diefed chwirh; nnd jeneh, nielleicht
Glavifhe ſchwude? Es kaun heiffen Socia manus;
von wetten, snfammen.biuden, hereizigam, Wid, zue
fammen gebundenes Reis, eine Welle; böheniſch oder
wati, wodowati, zuſammen függe mie die Brgutleute,
Oder jene Haud, welche für ſich allejn wanig versichteh
und nur der rechten zu helfen pflegt; quitt, in Schwe⸗
ben und Islaud. qwitt, qwittur; bah miſch Swobod-
ny, frey, ledig. Wie es gkes immer auch fegn mag,
m EA nee 65
wenigften® wollte ih das oben angefißrte idiſt! lieber
aus einer anderen Quelle her leiten, und zwar von dem
Eettifchen byw., leben, lebhaft, welches ſowohl an der
Armoriſchen Küfte, als im Herzogthum Wallis gehöret
wird. Das griech. Pıx , Tat. vis, Keaft, Stärke,
Hurtigfeit, und vivus, vivere, ſcheinen damit vers
wandte Wörter zu ſehn. Hieraus wäaͤre das franz.
viſte, vit, geſchwind, angeiſ. Swith, weniäftens im
Swithe—fus, eilfertig, huetig zunt gehen, Swithe-
ripe, frübegeitig reif, und endlich unſer ſchwind, ges
ſchwind. Auf diefe Weife ife leicht ga begreifen, mars
um wi, mio, wift, überhaupt als ein Zuruf an die Pfer⸗
de gebrauchet wird, daß fle hurtig Heben ſollen, ohne
auf eine gewiſſe Seite zu denket; wiſt Bar aber, Bies
Her bedeutet, nämlich auf die Geite des Fuhrmann,
welches gewoͤhnlich die linke it. Endlich wäre Auch zwis
fen Swithe, und ſchwude, der Unterſchied nicht
groß.
hoftelnz feinen Weg zwar Heiffig fort ſetzen, aber duch
nur rnit einer Pleinlichen und wenig Ansgiebigen Foͤtt⸗
gang, 3. B. ich bin fort gehottelt, fo gut ich konnte,
d. i. fo viel ed meinen ſchwachen Fuſſen moͤglich rent.
Sp au: auf einem kleinen oder ſchwachen Pferd daher
hotteln, daher ſchaakeln. Wogegen gratfchen, eine
mehr ſchwaͤre urd muheſelige Art zu gehen andeutet.
Indeſſen witd ſowohl das eine, als andere Zeitwort,
aur als ein ſcherzhafter Ausdruck gebraucht. Wie übki⸗
gens hotten, welches auch bey Friſch And Adelung vor
kommt, ſowohl mit dem griechiſchen, als Slaviſchen
Aberein ſtimmer, M gleich oben gezeiget worden Cf.
hott).
die Hube; in den Kanmleyen, Eine augemeine Be:
nemumg der Bauerngütetr. Denn dieſe heiffen eine
unge Hube, halbe Hude, Diertelhube, Achtelhube.
Oder ein ſechs ebſſiges Gut, viee eoſſiges, zwey roͤſſi⸗
ges, win vbſſiger. Unter des Ens -Heiffen ſeldt ein gan⸗
» Bote! gewöhnlicher aber hatt! ein Wort, womit
man den Pferden zuruft , damit fie entweder überhaupe
geben, oder auf die rechte Geite hingehen ſollen. Wins
Fifch und Croatiſch hoditi, böhm. choditi, Pohlu.
chodzic, geben, reifen, ſich fort bewegen; griech.
Gösuw, ich reife, ados, der Weg.
Auf die rechte Geite; heißt es hott, hott to!
geh zu; in Sachſen hott juh! geh. Engl. gee ha
(von to gee, geben). In Fraukreich hur haut! In
manchen Orten von Baiern diwo! in Krain diau !
welches ein Celtiſchen Wort ift; gitbritt. deau, die
rechte Geite (|. zeäme Hand). Zu den Dehfen ſpricht
man, nah Verſchiedeubeit der Gegenden, Di, Dill,
tichoa diſt! welches zu dem angelf. dider, thider,
dort hin, lat. illuc, gehört.
Auf die linke Seite; hi! (ſ. Hi). Zu den Ochfen
30, 30 bi, tſcho bi! Diefe Zonfogie hat ihren Urſprung
von ziehen, Engl. tow: wohin auch das Zeitw. zauen
gehört, welches bey Washter,, Friſch und Adelung, eils
fertig feyn Heißt... Ju Galzburg und Böhmen fpriht
mon zu den Pferden wiſt bar! burtig bieher! Deu
die Fuhrleute pflegen auf der linken Geite famahL zn ges
hen, als zu reiten. In Sachſen, Preuſſen, ıc. ſchwu⸗
de, ſchwode! Wachter, welcher den Vers anführet,
hotte tenet dextram, retinet sibi swude sinistram,
leitet fomohl wift, als ſchwude, yon dem Eeitifchen
chwith gb, welches link bedentet.
Woher aber diefed chwirh; und jeneh, wielleicht
Slaviſche ſchwude? Es kaun heiffen Socia manus;
von wetten, zuſammen binden, nereinigen, Wid, ine
fammen gebundenes Reis, eins Welle; böheniſch oder
wati, wodowati, zuſammen fügse mie die Bygutleute,
Oder jene Dank, welche für ſich alein wanig verrichteh
uud nur der rechten zu helfen pflegt; quitt, in Schwe⸗
ben und Island. qwitt, qwittur; ba4bmiſch Swobod-
ny, frep, ledig. Wie es gkez immer auch fegn ınag.
65
wenigftend wollte ich das oben angeführte wiſt! Tieber
and einer anderen Quelle her leiten, und zwar don dem
E*ettifhen byw., leben, febhaft, welches ſowohl an der
Armoriſchen Küfte, als im Herzogthum Wallis gehöret
wird. Das griech. Bız, lat. vis, Ktaft, Stärke,
Hurtigfeit, und vivus, vivere,; feinen damit vers
wandte Wörter zu fen. Hietaus waͤre das franz.
viſte, vit, geſchvind, angelj. Swith, weniäftens im
Swithe—fus, eiffertig, huetig zum sehen, Swithe-
ripe, frühegeitig reif, and endlich umfer ſchwind, ge⸗
ſchwind. Auf diefe Weife iſt Teiche zu begreifen, wars
um wi, mio, wift, uͤberhaupt alb ein Zuruf af die Pfer⸗
de gebrauchet witd, daß fle hurtig zehen ſollen, ohne
anf eine gewiſſe Seite zu denken; wiſt Bar aber, hie⸗
ber bedeutet, nämlich auf die Geite des Fuhrmanns,
welches gewoͤhnlich die linfe it. Endlich wäre Auch zwis
(Gen Swithe, und ſchwude, der Unterſchied nicht
groß.
hotteln; feinen Meg zwar Hehffig fort fenen, aber duch
nur mit einer Pleinlichen und wenig Ausgiehigen Fort:
gang, 3. B. ih bin fort gehottelt, fo gut ich konnte,
d. i. fo Biel ed meinen ſchwachen Fallen moͤglich war.
So au: auf einen kleinen oder ſchwachen Pferd daher
betteln, Hader fchanfeln. Wogegen gratſchen, eine
mehr ſchwaͤre urd muͤheſelige Art zu gehen anbentet.
Indeſſen witd ſowohl das eine, Als andere Zeitwort,
nur als ein ſcherzhafter Ausdeuck gebraucht. Wie üͤbti⸗
gens hotten, welches auch bey Friſch And Adelung vor
kommt, ſowohl mit dem griechiſchen, als Slaviſchen
Bee ſtimmet, IM glelch oben gezeigt worden Cf.
tt). |
die Hube; in den Kaneyen, Eine augemeine Be:
nemuntg der Bauerngüter. Denn diefe heiffen eine
unge Hube, halbe Hude, Viertelhbube, Achtelhuse.
Oder ein ſechs ebſſiges Gut, dies röſſiges, zwey roͤſſi⸗
ges, vin viffiged. inter des Ens Zeiſſen ſelbe ein gan⸗
yo |
see Hof, oder eine ganze. Hofftatt; ein halber Hof,
Diertelhof. In Oberfachfen ein Ganzhuͤfner oder Dolls
hüfner , ein Halbhüfner, ꝛe. In alten Schriften und
Gal:ühern,, fommt folgende Beftimmung vor. Curia,
ein Hof, ganzer Hof, Mairhof; huba, eine Hube,
Balıce Hof; manfus, praedium , ein Lehen, Viertels
lehen, Viertelhof. Wenn das Gut nur wenige Aecker
Bat, die etwa mit einem Pferd, oder mit Kühen bear⸗
beitet werden , fo heißt es ins gemein eine Selde, Soͤl⸗
de, und deifen Befiger ein Söldner. Ein Häueler ,
Kleinhirr-fer, wird der jenige genennet, der zwar ein
eigenes Haus hat, aber nicht vom Aderbau fih nähren
Tann: dedgleichen viele Dandwerfer und Taglöhner find. -
Die fein eigenes Dans befigen, heiſſen Inleute, In⸗
wohner.
Hube, in Sachſen Hufe, ift urſpruͤnglich ein aus⸗
gemeſſenes Städ Landes , weldes ein Herr anderen
überla jen hat, um felbes zu bearbeiten, und davon fich
famt ihren Hausgeſinde zu nähren. Weber die Abſtam⸗
mung des Wortes, find die Meinungen noch ganz vers
fhieden. Es kann Heilen (1. ein Grundſtück, welches
einem anderen zu feinem Behuf, Nothdurft, anvers
trauet iſt. Angelſ. behofan , Schwed. behöfwa,
Holland. behoeven, b edürfen, nöthig haben. In der
Policey Ordnung von Jülich, bey dem Friſch, ob eis
nige Erben Holz behüften zu bauen. Oder (2. ein
Autheil, welcher zur Urbarmachung übergeben worden
tft, ein Baugrund; von hauen, bey Otfried und Not⸗
ter houuen, Holland. houwen, ftechen , hacken, ſchnei⸗
den, aufreiffen. Die Winzer werden im Unteroͤſterreich
Hauer genennet , weil fie das Erdreich behacken: und.
in Meiffen fpricht man, wie Abdelung bezeuget, Gerſte
bauen , Gras hauen, für abmähen. Bey dem Ul⸗
philas iſt hoba, der Pflug , womit das Erdreich aufs.
geriſſen und duchfchnitten wird. Engl. hob, ein
Uderömsun, Huͤfner. Aufangs mußten gewis auch im
BEER. GI BEER AED Een yı
vielen Gegenden von Deutfchland, nm felbe urbar zu
machen, Wälder und Geſträuche ausgehauet und aus⸗
geſtocket werden. Friſch hat dieſes Wort gleichfalls von
bauen ber geleitet: Wachter aber von hiwan, zuberei»
ten, einem verwilderten Boden eine beifere Geftalt ges
ben (ſ. Hobel). Denn Sommer hat in feinen Dic-
tion. anglofax. hiwan, formare, fabricare; hi-
wifc landes, terra portio. Andere etwas ähnliche
Wörter wären das altheittifche hob, hobaid, ein ges
willes Maß, ein Mesen, modius: bey dem Verelius
hof, Maß und Ziel , Mäffıgung , Enthaltfamkeit. Hebr.
ehabal, in pignus accepit; chebel, pars, por-
tio, funiculus diftr:butionis.
der Hubmeifter, magifter hubarum ; in vorige
Zeiten ein Beamter, welcher die gewöhnliche Steuer
und Abgaben von den Bauerngütern, für den Grunde
herren einnahm, oder über den richtigen Erlag derſel⸗
ben die Aufficht Hatte. Goldaſt fchreibt in Paraenet.
p- 441. Kölner, colonarius: qui reditus a colonis
exigit, quemve auftrii archiduces in superioris ale-
manniz partibus Huobmeifter, hobarum magiftrum,
nuncupant. Friſch Hat aus Hubers auftria ex archi-
vo Mellicenfi pag 83. ad an. 1358. eine Gtelle be«
merket, wo es heißt: Ich Jans von Tyrnach, zu dem
u. Huobmeiſter in Oeſterreich, und Münzmeifter zu
ien.
der Huch; (1. ein Fiſch mit einem fpisigen, oben
platt gedruͤckten Kopf, ſchwarz getüpfelten Rüden, und
weiten Seiten: welcher in verfchiedenen Flüffen und
Seen von Defterreich , Baiern und Rußland angetrof-
fen wird, Salmo hucho, in. Der Mund ift voll
fpisiger Zähne; Der Seitenſtrich, vom Kopf abwärts
gebogen, geht alsdann in gerader Richtung fort. Er
ift immer ein guter Fiſch; man mag ihn in einer Suppe
anffesen , ober in Efig abſieden, oder, wenn er groß
iſt, geräwchert verfpeifen. Hochberg ˖ſagt is feinen
ehelichen Landleben, daß in — Kamerſee manche Hu⸗
chen zu 30 Pfund anwachfen: und Popowitſch erzählet,
daß einft hier in der Traune einer zu 60 Pf. gefangen
worden ift. Io. Chriſtoph Heppe bat ihn in feiner
vorteeffligen Beſchreibung der Fiſche, Nürenberg 1787.
Heuch geiennet. Den Nahmen Huch, Heuch, bat er
wegen feiner Raubſucht; von hauchen, begierig deu
Mund öffuen, hiare, prædæ inhiare: glei wie man
auch von einem efbegierigen Menſchen zu ſagen pflegt:
Er ſperret das Maul auf, wie ein Huch. Dieſe Ablei⸗
tung wird duch) das folgende Wort beftättiget, Den
(2. wird das Zäpfchen am Halſe, epiglottis,
uvula, is Ober: und Niederfachfen dee Huch, Heuch,
Hauch, Hauf genemet, Engl. hock. Es if ein bes
wegliches Gtüdchen Fleifh, welches die Oeffnung in
die Lufroͤhre decket, und ſowohl zur Verſchiedenheit deu
Toͤne, als auch zur Vorſicht dienet, daß bey dem Eſſen
oder Trinken, nichts im Die Luftröhre kommen fol.
Wenn es bey uns heißt, es ıft mir dad Zäpfel gefunfen ;
ſo ſpricht man in Piederfachfen, es ift mir der Huch
geſchoſſen. Gleichfalls von dem Zeitw. hauchen, den
Athen von fi ausſtoſſen. Deßwegen wird ed auch das
Athenzüunglein, und, wie Frifch bezeuget,, das Hauch⸗
blatt genennet.
hudeln; böbnen, welches aber im verſchiedenen
Fällen gebeauchet wird. Cı. mit Worten höhnen, ober
in der That auf eine verbaßte Weife quälen , plagen:
wovon Benfpiele bey Friſch und Adelung vorfenmen,
(a. auf eine ruͤhmliche Weife auderen etwas bevor thun,
wodurch fie beſchaͤmet werden: 3. DB. der alte Mann
würde viele unge Leute hudeln, wenn ed daranf ame
kommt, wer beflee zu Fuß iſt; ih win mi wicht *
bein, nicht ſpotten laſſen, ſondern Sorge tragen,
daß ich die Sache ſo gut verrichte, als andere.
(3. sine ſchlechte nichtswerthe Arbeit verrichten,
welcht nur Hohn uud Verachtung erdienet: wofür man
ss
auch fagt, eine fpüttliche Arbeit machen, eine Sache
verſchaͤndeln. Engl. huddle , Holländ. hoetelen.
- (4. eine fo verhunzte Sache ſelbſt. Bey dem Friſch
ft der Hudel ein Lumpenwerk, ober ein ſchlechter Fet⸗
zen, welcher in Salzburg der Hudern, Hutten heißt.
u Oeſterr. eine Spinnenhutte, ein Spinnengewebe.
Wachter Hält es ſehr wahrſcheinlich für einerley
Wort mit hoͤhnen; von dem natürlichen Ausdruck eines
hoͤhniſchen Gelaͤchters, bu, bu! wovon bey Otfried
und Notker huah, huoh, Hohngelaͤchter, und huon
verſpotten. Indeſſen kommen aber ſehr aͤhnliche Aus⸗
drücke in verſchiedenen anderen Sprachen vor: als Hebr.
hethel, ludificavit. Bey dem Verelins, in dem Ver⸗
zeichniß Seythiſch — Seandiſcher Wörter, haeda ver⸗
höhnen; Isländ. had, das Geſpött. Griech. vIAos,
Gaukeley, Poſſenſpiel, wobey entweder andere laͤcher⸗
lich gemacht, oder die Zuſchauer ſelbſt geaͤffet werden.
——— bey dem Borborn hud, præſtigiæ, il-
O.
büfeln; enfhänfeln. So heißt ein mit Speäffele
CSpeoffen) durchbohrter Pfal , um den abgemähten
Klee auf dem Felde zn trödnen, eine Kleehlifel: und
deu Klee aufhübeln, aufhüfeln, ihn zu biefem Ende
hinauf heben, dort anhäufen. Beyde Zeitwörter, huͤ⸗
fein und haͤufeln, kommen wahrfheinlich Her von heben,
goth. hafjan, bey Kera und Otfried heffan; in dem
Imperf. ih bob, hub, bey Otfried huab.
das Hugerl; eine Gebirg — Eule von brauner
Garbe, und gelben Angen, die mit einem Zirkel von
weiffen Federn umgeben find, Strix ulula, Lin. Bey
dem Kramer heißt felbe der Steinauf, fonft aber ber
Kaus, Steinkantz, die Steinenle, Buſchenle, griech.
any wAunc.
Den Nahmen Hugerl, bat diefe Enle, entweber
wegen ihren heuienden Ruf bu, bu, Du! oder wegen
—
12 — Er
abelichen Randfeben , daß in dem Kamerfee mande Has
den zu 30 Pfund anwachſen: und Popowitſch erzählet,
daß einft hier in der Traune einer zu 6o Pf. gefangen
worden ift. Io. Chriſtoph Deppe bat ihn in feiner
vorteeffligen Befchreibung der Fifche, Nürenberg 1787,
Heuch geniennet. Den Nahmen Hug, Heuch, bat ex
wegen feiner Raubfucht; von hauchen, begierig de
Mund öffsen, hiare, prædæ inhiare: gleih wie man
auch von einem efbegierigen Menichen zu fagen pflegt :
Er fpereet dad Maul auf, wie ein Huch. Diefe Ahleis
tung wird durch dad folgende Wort beftättiget, Denn
(2. wird das Zäpfchen am Halſe, epiglottis,
uvula, is Ober: und Niederſachſen der Huch, Heuch,
Hauch, Hauf genemmet, Engl. hock. Es ift.ein bes
wegliches Stuͤckchen Fleifh, welches die Oeffnung in
die Lufroͤhre decket, und ſowohl zur Verſchiedenheit dee
Töne, als auch zus Vorſicht dienet, daß bey dem Eſſen
oder Trinken, nichts im die Lufteöhre kommen fol.
Penn es bey und heit, es iſt mir das Zäpfel geſunken;
ſo fpeiht man in Niederfachfen,, es ift mir der Huch
geſchoſſen. Gleichfalls von dem Zeitw. hauchen, dem
Athen von fi ausftoffen. Deßwegen wird «8 auch das
Arhenzunglein, und, wie Friſch bezeuget, das Hauch⸗
blatt genennet.
hudeln; hoͤhnen, wolches aber in vorſchiedenen
Faͤllen gebrauchet wird. (1. mit Worten hoͤhnen, oder
in der That auf sine verbaßte Weiſe quaͤlen, plagen:
wovon Benfpiele bey Friſch uud Adelung vorkommen.
(2. auf eine ruͤhmliche Weiſe auderen etwas bevor thum,
wodurch fie befchämet werden: 3. B. dee alte Maus
würde viele unge Leute hudeln, wenn es Daranf am
kommt, wer beſſer gu Fuß iſt; ich will mich wicht hu⸗
bein, nicht fpotten laſſen, ſondern Sorge, tragen,
daß ich die Sache fo gut verrichte, als andere.
(3. eins ſchlechte nichtömertbe Arbeit verrichten,
welcht nur Hohn uod Verachtung verdienet: wolle man
auch fagt, eine ſpoͤttliche Arbeit machen, eine Gache
verſchaͤndeln. Engl. huddle , Hohänd. hoetelen.
- (4. eine fo verhunzte Sache felbft. Bey dem Friſch
iſt der Hudel ein Lumpenwerk, oder ein fchlechter Fet⸗
zen, welcher in Galzburg der Hudern, Hutten beißt.
In Deftere. eine Spinnenhutte, ein Spinnengewebe.
Wachter hält ed ſehr wahrſcheinlich für einerley
Wort mit hoͤhnen; von dem natürlichen Ausdruck eines
hoͤhniſchen Gelaͤchters, hu, bu! wovon bey Otfried
und Notker huah, huch, Hohngelächter, und huon
verſpotten. Indeſſen kommen aber ſehr ähnliche Aus⸗
drücke in verſchiedenen anderen Sprachen vor: als Hebr.
hethel, ludificavit. Bey dem Verelinus, in dem Ver⸗
zeichnifz Seythiſch — Seandiſcher Wörter, haeda ver⸗
höhnen; Isländ. had, das Geſpött. Griech. vIAos,
Gaukeley, Poſſenſpiel, wobey entweder andere laͤcher⸗
lich gemacht, oder die Zuſchauer ſelbſt geaͤffet werden.
—— bey dem Borborn hud, præſtigiæe, il-
0
hüfeln; eufhäufeln. Go heißt ein mit Sprüſſeln
( Sproſſen) durchbohrter Pfal , um den abgemähten
Klee auf dem Felde zu trödnen, eine Kleehtifel: und
den Klee aufhübeln, aufhüfeln, ihn zu dieſem Ende
hinauf Beben, dort anhäufen. Beyde Zeitwörter, hü⸗
feln und haͤufeln, kommen wahrſcheinlich her von heben,
goth. hafjan, bey Kero und Otfried heffan; in dem
Imperf. ih hob, hub, dey Otfried huab.
das Hugerl; eine Gebirg — Eule von brauner
Farbe, und gelben Augen, Die mit einem Zirkel von
weiſſen Federn umgeben find, Strix ulula, Lin. Bey
bem Kramer heißt felbe der Steinauf, fonft aber der
Kaus, Steinkautz, die Steinenle, Bufchenfe, griech.
army wAung.
Den Nahmen Hugerl, hat diefe Eule, entweber
wegen ihren heuienden Ruf bu, bu, Hu! oder wegen
—
74 Bm FRE
ihrer kurzen und dicken Geſtalt, weßwegen fie auch das
Fauſthoͤberl genennet wird, von hugen, haugen Cf.
baugen ). |
das Huͤhneraug; eine durch brüden entftandene
fchmerzbafte Warze an den Füllen, welche mit den Au⸗
gen verfchiedener Vögel verglichen wird; und daher in
einigen deutfchen Orten Aelſteraug, SKrähenaug,
genennet wird, fonjt aber ber Leichdorn, lat. clavus,
griech. yAos, Ital. callo, franz. cors au pie, Engl.
a corn. Plinius erzaͤhlet, daß Silius italicus ſich auß-
geblingert habe, um dieſen Schmerzen zu entgehen: und
von dem berühmten Puffendorf fchreibt Unzer, in feiner
Monathichrift der Arzt genannt, lib. ı. Buffendorf
würde nicht an einem Leichdorn geftorben ſeyn, wen
ed Mode wäre , die Schuhe, wie den Hut, unter dem
Arm zu tragen.
humlich; ohne Hörner. In dem Gebiethe von
Salzburg, und nahmentlich im Zillerthal, wird eine
ungebörnte Ziege eine humete Gaiß; und in dem Pinz⸗
gan dafelbft eine Lämlete, d. i. gehammelte, genennet.
Bon yammeln, ftümmeln, abbauen.
die Hummel, apis terrefiris, fin. Eine Art
dicker und haarichter Bienen, Die ihe Neſt tief in dee
Erde machen, und viel Hönig einfammeln. Die Ens-
länder nennen felbe humble - bee, bie brummende Bie=
ne; bon to hum, hummen, humſen. Die Franzefen
bonrdon; don bourdonner, faut ſchwaͤrmen, wie die
Bienen, welches mit unferem purren tiberein kommt.
In einigen Schul- und Wörterbüchern fteht Hum⸗
mel, fucus. Allein bier wird nicht Die oben beſchriebe⸗
ne Feldbiene verftanden ; fondern die fo genannten Droͤ⸗
ven, die wir Brutbienen zu nennen pflegen, und die
nuter anderen Hausbienen im Gtode fi befinden;
franz. faux bourdon, Engl. drone. Das find alſo
jene, Bienen, van welchen Virgil fagt, Goarg. IV.
ale, syem gentis, adultos educunt fœtus. Das
ET DEE ME ze 495 _
Sat. fucus zeigt uͤberhaupt etwas unechte® und faliches
on, weldes das nicht wirklich iſt, was es fcheinet.
Denn eigentlich heißt es eine Schminke, griech. uxoc,
Hebr. puch. Daher die Redensart, facies fucata,
alicui {ucam facere, &c. Zum Unterſchied der eigent«
lichen Bienen, welche puriflima mella „ftipant, et li-
quido difiendunt nectare cellas; heiffen fuci die erſt
genannten Drönen , ferner die Naubbienen , welche,
wenn fie ihren Weifel verlohren haben , ſich zerftreuen,
and in fremde Stöcke einzubrechen, fuchen, um dort zus
rauben; endlich die Feldbienen, die wir Hummel nen⸗
nen ‚- Die Wefpen und Horniſſe. Wider weiche ind ges
fammt das Feine Heer der edeln — oft muthige
Kriege unternimmt.
Aut onera exeipiunt venientum, aut agmi-
ne facto
ignavum fucos necus a prefepibus arcent.
Da alle diefe ein hummendes Gefäufel von fich hoͤ⸗
sen laſſen, fo dürfen wir und nicht wundern , wens
mande Schriftſteller das Wort Hummel weiter aus⸗
dehnen, ald wir ed zu hören gewohnt find.
der Hummer, cancer gammarus, in. nad) bem
Fabrieius aflacus marinus. Es ift der größte Meer⸗
krebs, und heißt franz.homar, lat. gammarus, cam-
marus,. griech. Kaypmgos. Der Hummerkoͤnig oder
Buchſtaben — Hummer, cancer Norwegicus, Lin. heißt
in Norwegen bogflav -hommer , feanz. le homar
lettre. WBielleicht von dem Geltifchen camm, lat. ca-
murus, krumen (|. Gamf. 1.); indem die ganze Ges
ftalt eines — etwas krummes uud eingebogenes
zeiget.
der Hund; Eeltifh cun, lat. canis griech. zucoy,
welches Wort ober die Griechen ſelbſt, wie Plato fagt,
von den Barbarn, nämlich Seythen, haben. Es zeigt
ein Thier an, welches zu fangen und zu halten gewohnt
iR. Bey dem Willeram: VI. 12. verhundeta, eine ges
IA nn I ee en
ihrer kurzen und dicken Geſtalt, wefwegen fie auch das
Faufthöber! genennet wird, von bugen, haugen (ſ.
baugen ). Ge
das Hühneraugs; eine durch drücken entftandene
fchmerzbafte Warze an den Füffen, welche mit den Aus
gen verfchiedener Vögel verglichen wied; und daher in
einigen deutfchen Orten Aelſteraug, Kraͤhenaug,
genennet wird, fonft aber der Leichdorn, lat. clavus,
griech. yAos, Ital. callo, franz. cors au pie, Engl.
a corn. Plinius erzähfet, daß Silins italıcnd fi aus⸗
geblingert habe, um diefen Schmerzen zu entgehen: und
von dem berühmten Puffesdorf fchreibt Unzer, in feiner
Monathfcheift der Arzt genannt, lib. ı. Puffendorf
würde nicht an einem Leichdorn geftorben ſeyn, wenn
es Mode wäre, die Schuhe, wie den Hut, unter dem
Arm zu tragen.
humlich; ohne Hörner. In dem Gehbiethe von
Salzburg, und nahmentlich im Zillerthal , wird eine
ungebörnte Siege eine humlete Gaiß; und in dem Pinz⸗
gau dafelbft eine fämlete, d.i. gehammelte, genennet.
Bon yammeln, ftümmeln, abbauen.
die Hummel, apis terrefiris, Lin. Eine Art
dicker und haarichter Bienen, die ihe Meft tief in dee
Erde machen, und viel Hönig einfammeln. Die Ens-
länder neunen felbe humble - bee, die brummende Bie-
ne; don to hum, hummen, humſen. Die Franzefen
borrdon; von bourdonner, faut ſchwaͤrmen, wie die
Bienen, welches mit unferem purren tiberein kommt.
In einigen Schul: und Wörterbüchern fteht Hum⸗
mel, fucus. Allein hier wird nicht die oben beſchriebe⸗
ne Teldbiene verftanden ; fondern die fo genannten Drös
wen, die wir Brutbienen zu nennen. pflegen, und die
auter anderen Hausbienen im Gtode fi befinden;
feanz. faux bourdon, Engl. drone. Das find alfo
jene, Bienen , van melden Virgil fagt, Gearg. IV.
ala, syem gentis, adultos educunt fatus. Das
— — 45 _
Sat. fucus zeigt Aberhanpt etwas unechtes und faliches
an, welches das nicht wirklich iſt, was es fiheinet.
Denn eigentlich heißt es eine Schminke, griech. uxoc,
Hebr. puch. Daher die Redensart, facies fucata,
alicui {ucam facere, &c. Zum lnterfchied der eigente
lichen Bienen, welche puriflima mella ‚ftipant, et li-
quido difiendunt nectare cellas; heiffen fuci die erſt
genannten Dreönen , ferner die Naubbienen , welche,
wenn fie ihren Weifel verlohren haben , fich zerftreuen,
and in fremde Stöcke einzubrechen, fuchen,, um dort zu
rauben; endlich die Feldbienen, Die wir Hummel nen«
nen, die Welpen und Dorniffe. Wider welche ind ges
fanmt das Fleine Heer der edeln — oft muthige
Kriege unternimmt.
Aut onera exeipiunt venientum, aut agmi-
ne facto
ignavum fucos recus a prefepibus arcent.
Da alle diefe ein hummendes Gefäufel von ſich hoͤ⸗
zen laſſen, fo dürfen wir und nicht wundern , wenn
manche Schriftſteller das Wort Hummel weiter aus⸗
dehnen, als wir ed zu hören gewohnt find.
der Hummer, cancer gammarus, in. nad) dem
Fabricius aflacus: marinus. Es iſt der größte Meer:
krebs, und heißt fra. homar, lat. gammarus, cam-
marus,.grieh. Kaupapos. Der Dummerkönig ober
Buchſtaben — Hummer , cancer Norwegicus, Sin. heißt
in Norwegen bogflav „hommer ‚ franz. le homar
lettre. WBielleicht von dem Geltifchen camm, lat. ca-
murus, krumen (f. Gamf. 1.); indem die ganze Ges
ftalt eines Krebfen etwad krummes und eingebogene®
zeiget.
der Hund; Celtiſch cun, lat. canis, griech. xucor.
welches Wort ober die Griechen ſelbſt, wie Plato ſagt,
von den Barbarn, nämlich Scythen, haben. Es zeigt
ein Thier an, welcded zu fangen und zu halten gewohnt
if. Bey dem Willeram: VL.ıa. verhundeta, eine ges
98 CERERIGST STERN ANTE rznei:
fangene Perfon , lat. captiva. Die Worte des Evan⸗
gelinmd, captivis praedicare remillionem , Luc. IV.
bat Ulphilas überfeset, frahunteneis merjan fralet.
Ungelf. huntian, Engl. to hunt, jagen, ein ſlüchtiges
Thier ergreifen, oder mit Hunden verfolgen. Das
Stammenwort ift vieleicht das alte han, bon, haben,
halten ; die Hand, manus, &c. Daher ift auch das
Kunter, ein Unziefer,, welches an Menfchen and Thie⸗
sen fich anfezet: der Mehlhund, ein zaͤher Schleim
auf der Zunge ber Kinder, dab Schwämmchen (f. diefe
Wörter). In Preuffen dee rothe Hund, ber Frieſel,
die Mafern (ſ. Adelung, v. Frieſel).
Nach dem neueften Syſtem von Linne, nämlich in
der XIII. Ausgabe durch ob. Frid. Gmelin, Leipzig
2788. find folgende Arten Hier Hanptfächlich bekannt.
Canis domeflicus, der gemeine Haushund, oder
Bauernhund; mit dien, wohl behaarten Beinen. Die
Ohren heben fi in die Höhe, und der Schweif ift un⸗
ten mit langen Daaren beſetzt. Der Hirtenhund des
Bäffon, le chien de berger, wird hiehr gerechnet.
Canis laniarius , Fleifhhader Hund, Mesger
Hund; mit einene fhmablen Leib, vunbfleifchigen Bei:
nen, kurzen anliegenden Haaren, und einen ſtarken ges
raden Schweif. Nah Bhffon le martin, Ital. mali-
no, der Bauernuhund.
Canis moloflus, der graffe Meuger Hund, Fans:
hund, Bullenbeiſſer. Er Bat einen runden Körper,
und die Lippen bangen zus begben Seiten herab. Eine -
er davon ift unfer Läckel, oder Mehl — läck (ſ.
canis anglicus, die Engliſche Dogge.
canis graius, das Windſpiel.
canis Italicus, fleines Windſpiel.
canis aquaticus, der Pubdel.
eanis aquatilis, ſtockhaariger Pabdet, wal⸗
ſcher Padel.
——— —— 19
canis minor, der kleine Pndel.
canis pomeranus, der Pomerl, Pumerl.
canis leoninus, das Loͤwerl.
canis fricator, Mopperl, Mops.
canis melitæus, das Pologueſer oder Mal⸗
theſer Händchen.
canis Sagas, der gemeine Jagdhund.
canis venaticus, Laithund, Leithund, frauz
le limsier.
canis Scoticus; — Schweißhund.
canis avicularig ,„ Vorſteh — hund, Spür⸗
hund.
canis vertagus, der Dächſel, Dachshund.
Er Bet einen lanugen Leib, abhaue
gende Oben, und kurze Beine: die,
> 2
is
Sa
ben einigen gerad , bey anderen aue RER
Name \, gadraͤhzt fin DD’. vo n%. *. —
Hundsbeer; überhaupt wilde und ſchlechte Beere,
die zum Genuß für Menſchen undienlich ind. Ins be
fondere ift dee Hastriegel, oder weibliche Karnelbaum,
cornus Janguinea , Lin. in einem groſſen Theil von
Defterreih nuter dem Rahmen Hunbsbeerftaude ,
wilde Dirntel, bekannt. Einige Leute machen folge
deu Unterfchied:: rothe Hundsbeere, cornus fanguir
nea ; weiffe Hundsbeere, oder Gimpelbeere, liguſtrum
vulgare; ſchwarze Hundsbeera, Rhamnus fra’ gula
Cf. Faulbaum). In einigen Gegenden aber mird, fü
wie in Galzhurg, Die Heckenkirſche lonicera xylofteum,
Hundabeer genenset (|. Beinweibe).
——— eine Plaux. G. Gaißßbart.
die Huudsmaiſanz in Qeſterr. ein Nahmen bee
Gumpfmeie, parıs palufris, Lin. wegen ihren Ge⸗
zinsichänigfeis, als cine muedln Art: des Maiſenge⸗
fhlechtes, Gie iſt aber mehr unten dem. Rabmen Pen⸗
maiſen bekannt Ch; Wafeh Zünzt).
78 — —
H stäge; jene Tage, an denen ber Bundes
fteen zugleich mit der Sonne aufgeht, nämlich vom
Magdalenen Tag an (wie man unter dem Volke zu
rechnen prlegt) bis Barthelmey. Diefer Stern wird
Darum fo genennet, weil er in dem Zeichen bed fo ges
nannten geoffen Hundes fich befindet, und da unter ans
deren Firfternen im helleſten Glanze erfcheinet. Brow⸗
ae, ein Engländer, glaubt in der Beſchreibung ſeiner
Reiſe duch Africa und Egupten vom J. 1792. diefer
Stern heifle fo aus der Urſache, weil er einige Morgen
zuvor erfcheinet, als der Nil zu fleigen anfangt, folge
lich weil ee wie ein getreuer Hund, die Inwohner wars
2 net, ihre Habfeligkeiten vor der Ueberſchwemmung im
5 2 Sicherheit zu bringen; aber das ift zu weit her gehohlt.
Der — — Ba j von - griechiſch.
sißſ, Ange earan, Engl. Hear, doͤrren, aus⸗
— nda NLA null.
die Hundszunge; cynogloflum officinale, Fin.
Eine Pflanze mit vielen Meinen Yeften, worauf braun
zothe Blumen hervor wachfen: diean Wegen und neben
den Zaͤunen, Doch nicht aller Orten, angetroffen wird.
Die Blätter find lang und ſchmahl, wie Die Zunge ei=
ned Hundes, die größten aber breit, und werden vom
einigen Leuten als Tabakblätter eiugeſammelt. In dies
ſen Gegenden wird auch der gute Heinrich, chen po-
dium bonus henricus, Hundszunge genennet (f. Heils
kraut).
die Hunnen, hunni, bohm. hunnowé. Ein
Aſiatiſches Volk, welches der Beſchreibung nach, mit
den Kalmuken viel ähnliches hat, und vermuthlich auch
aus ſolchen beſtanden iſt. Schon Sec. IV. fiengen die
Hunmen ihre Bewegungen an und kamen über die Flüſſe,
Molga und Don, nah Europa: wo fie erft unter ihrer
König Attila zn einem mächtigen ind fürchterfichen Vol
angewachſen waren. Sie werden bey dem Salviarus
Malliliens. et Gregorius Turon. Chuni, Chunni ges
nd DT ren 79
wiennet. Erſterer ſchreibt davon lib. IV. de gubernat.
Dei, c. 14. gens Saxonum fera eſt, Francorum in
fideli , Gepidarum inhumana , Chunorum impud:ca.
Alanorum ebrietas, Albanorum rapacitas, &c. Von
welchen Völkern unten eine kurze Nachricht folgen wird
(f.; Ungarn). Bon ihrer Cprade ift ‚kein Denkmahl
übrig geblieben , genug aber von ihren Grauſamkeiten.
Ju der Gefchichte der Deutfihen von Mich. Ign. Schmidt
fommt die Bemerkung vor, daß an dem Hofe des Ats
tila neßft der Huunifchen, auch die gothifche Sprache,
folglich eine dentfche , Ablich war: ohne Zweifel, weif
ein anſehnlicher Theil der. beflegten Gothen unter feinem
Deere dienen mußte. Obwohl übrigens das Hunnifche
Reich nach dem Tode des Attila vom J. 453. bald wies.
der zerfallen ift, wie bad griechiſche nad) Alexander deny
Groſſen: welche beyde Welteroberer ſich in. vielen Dim
gen ſehr aͤhnlich waren; fo hat ſich doch Diefer Nahmen
noch lange Zeit erhalten... Iu der Alemamifchen Stoffe
bey Martin Gerbert find p. 50. hunisc drubun, und
bey dem Friſch hunniſche Freuden folge, die aus Pas
nenien, oder dem heutigen Ungarn famen; hunniſch
Wundfraut, beidniſches Wundkraut, virga aurea:
Weil unter dem Humiſchen Kriegsheer viele Gothen,
Dänen, Wenden und Böhmen ſich befanden; fo hat man
auch dieſe biämweilen unter den Nahmen Hunnen begrifz
fen. Ja indgemein pflegt man fogar die dermaligen Uns
Harn, denen.der K. Henricus auceps einen jährlichen
Tribut zahlen ſollte, weil fie gleich den Hunnen ein frem⸗
des und räuberifches Volk wären , und das nämliche
Rand in Befls genommen hatten, noch Hunnen zu nennen.
Das Wort Hun, Chun, . Run, bat. Echhart
Tom. Il. Francie Orient. von den Slaviſchen kun,
kon, ein Pferd, her zn Seiten verſucht; als ſolche naͤm⸗
lich, die immer zu Pferde waren. Lieber -glaube-ich aber
als tapfere Leute; von kun, chun, ehuan, fühn, tas
pfer: fie mögen nun biefen Titel fich ſelbſt gegeben , oder
se ET ET —
von ihren Bandesgenoſſen erhalten Haben. Daher, wis
MWachter bemerket, der alte Rahmen einiger Könige hu-
aimundus , cunimundus , hunoricus , cunibertus ,
hunulfus; ein tapferer Mann, berühmt an Tapferkeit,
ein mädtigee Helfer, Wftbritsifch, bey dem Boxhoru
eun, in der Lettifchen Mundart Kung, ein Derr; ans
self. cyag, feäufifch uud alemaun. chuning, ein Kö⸗
wig: von können, vermögen, Kraft befigen. Gi. Mon-
fee. p. 379. hunnilihero, tribunali.
. bie Huͤrde, bey dem Pöhek Hur; dieans Streß,
Weiden oder Dornftauden gejlacdhtene Thüre eines use
zaͤnnten Platzes. Bey dem Ulphilas ift haurda, Is⸗
laud. hurd, überhaupt eine Thuͤre: waheſcheiunlich fo
fern durch die Verſchlieſſung derſelben der Eingang im
das Haus verwehret, und was darinnen iſe, gefchliset
wird. An anderen Orten heiſſen die weidenen Waͤnde,
in welchen die Schafe auf freyem Felde eingeſchloſſen
werden, Schafhuͤrden, Engl. hurdie. Der Begriff
bes Verſchlieſſens ift bier ganz natuͤtlich, fa daß jenes
Wort mit dem kat. hortus, mb geiech. Xopros, eitt
verſchloſſener Platz;, uͤherein zu kommen ſcheiat. Ungar
Kert, ein Garten, und bekertelni, mit einem Zauun
umgeben. Wachter leitet 08 won: dem alten Zeitw. hir⸗
ten, angelſ. hyrdan fer; bewahren, hüten, wovon
dee Hort, ein Schatz (f. Dart). Ohne Zweifel iſt
biefed mit den vorigen verwandt: nur wäre noch die
Frage, ob 68 von denſelben bes geleitet, oder als Quel⸗
le davon anzufehen ſey.
huren, miethen: Im UNeubergers Bibel, Tobise
W. 17. genus quæris mercenarii, an.ipfum merte-
narium? ſucheſt du das Geſchlecht eines gedingten Hure
lings, oder den Hurling ſelbſt? In Oberdentſchlaud
iſt es veraltet, dach if es noch üͤbrig in dem Engl. to
hire, wie auch Hollimd, huuren, miethen, eenen
Knecht huuren 3 dingen, huurpaerd, Miethpferd.
Altbrittiſch bep bean Dorhorn hur, meroes. —
no
ui) > SEEN SE SE 81
od die Hure, eine um Lohn gedungene Perſon: wie
das lat. meretrix, a merendo, quia corpore quæ-
ftum facit. Noch deutlicher ift Das angelf. hor-cwena,
weiches Wachter anführet, Lohnweib, Lohndirne. Denn
cwena, quena, chena, heißt eben das, was ım La⸗
teinifhen mulier, femina.. In vorigen Zeiten war
der Hurenmwaibel ein Dfficier, welcher zu Kriegeszeis
ten über den Troß zu befehlen hatte, nämlich über Fuhr⸗
kuechte, Marketender, Soldatenweiber ꝛc.
die Hurnaus; Horniß, veſpa crabro, Lin. wird
ſo genennet wegen dem brummenden Geſanſe. Gottfr.
Auguft Bürger fangt fein artiges Spinnlied fo an:
hurre, hurre, hurre,
Schnurre Rädchen, ſchnurre,
trillre Raͤdchen lang und fein,
trillre fein das Faͤderlein |
mir zum Bufenfchleyer.
Ungelf. hyrnet , Engl. hornet, franz. frelon,
Wind. und böhm. Sershen , Srllen. Webrigens im
Deutfhen auch Hornus, Hürnfe, Hörle, ꝛe. Jenes
— uß, aus, ſcheint die gewoͤhnliche Endſylbe— iſch,
ſeyn.
hus da! wird zu den Schweinen geſagt, daß fie
fort geben follen (ſ. Ioden ).
hufch! Cı. in Defteer. ein Ausdruck des Frierens,
3 B. huſch, wie ift es fo kalt! Daher das Zeitw. hu⸗
ſcherln, durch einen zifchenden Laut andeuten, daß man
Groft empfinde. Bey dem Friſch beiflet es ſchuck,
ſchoch! 2). in Sachſen ein Ausdruck des fchnellen Vor⸗
bergehens, 3. B. huſch, da war er ſchon weg; vor⸗
bey huſchen, vorbey wiſchen. Hebr. chiſch, geſchwind.
3). in Englaud hush, ein Zeichen des Stillſchweigens,
wie hier st, bſt! und to hu:h, etwas verſchweigen,
vertnfchen. Hebr. hilla , tacuit.
huß! franz. hare! Ein Laut, um die Hunde an⸗
suhenen. Hievon ift das Zeitw. huſſen, anbuflen,
Bweytes Tpeil, 113
82 nee TREE ef
bey dem Friſch auch Huren, hutſchen, die Hunde anf-
muntern, daß fie etwas verfolgen follen; franz. harer
les chiens, Ital. aizzare. In Modena fagen Die Kin-
Der zu den Hunden uzz, uzz, huß: und daher uzzare
il cane, den Hund hetzen. Muratorius Antigq. Italic.
Tom. II. Isländ. hudza , buffen: aber auch zugleich
hetzen, jagen, Schwed. hidfa. Vermuthlich von dem
ziſchenden Laut, als einem Zeichen der Aufmunterung,
bi ,8! Wir brauchen diefes Zeitwort auch von Menfchen,
3. B. fie anhuffen, gegen einander aufhesen; mein Nach⸗
er von anderen Leuten aufgehuifet worden nie
mid.
den Huß—aus Täuten; eine noch im menden
Städten übliche Gewohnheit , Abends um 9 Uhr mie
einer Heinen Glocke zu laͤuten. urfprünglih um von
Gott Hilfe zu erfleben, jezt aber nur zur dankbaren
Erinnerung der Befreyung von den granfanten Drang⸗
ſalen, womit einft die Duffiten einen groſſen Theil von
Deutfchen Ländern heim gefuchet Haben.
hutſchen; im Salzburgiſchen, fich zum Zeitver⸗
teeibe auf einem Seil hin und her bewegen. Hollaͤnd.
hutzen, hutfen, franz. hocher, f&ütteln, bewegen.
Das nämliche Spiel heißt dafelbft auch ſchutzen; Itaf.
Scuotere, fhütteln. In Deftere. ſpricht man, fih
oder andere ſchupfen.
die Hutfchleife. S. Maſche.
der Hutten; ein Lappen. ©. hudeln.
der hlıtteric: Hüttenrandy, arfenicum , wirb
fo genennet, weil felber von dem aufgefangenen Dunft ,
welcher im Shmehen der Erze fich erhebet, es
wird. Die Teste Sylbe foll eigentlih —rüd ,
gefchrieben werden; denn wir fagen der Muh, au
es ruckelt, räufelt, hat einen Geruch von Rauch.
die Hugel; eine getrocknete Birn. G. Kloͤtze.
J.
Die wilde Jagd; in Sachſen das wuͤthende
Heer. Wahrfcheinlih find es Eulen , die fih zur
Nachtzeit verſammeln, um gemeinfchäftlich auf Vögel,
Flebermänfe , Hafen und Katzen, Jagd zu marken.
Daher fieht man abfcheuliche Geſpenſter, mit flammen⸗
den Augen , theild auf der Erbe daher rollen, theils
oben in der Luft ſchweben: damit auch das, was auf:
fliegen will, nicht entwifchen fol. In den neueften
Mannigialtigkeiten, IV. Jahrgang Berlin 1731. wird
eine Begebenheit erzählt von einem Augenzenugen , wel⸗
cher diefe Jagd beobachtet hatte. Die raufchende Ans
Tunft bey nächtlicher Stile war fuͤrchterlich. Er glaubs
te, das verfchiedene Unfchlagen der Hunde (in Defterr.
ausgeben), und den Ruf der Jäger, merklich unters
ſcheiden zu können: er fhoß, und erlegte einen folchen
Nachtvogel. Es war ein Schuffut oder Buhu, Strix
bubo, Lin. Bloß diefe Abſicht der Bente; nicht aber,
wie der Linfender glaubte, der ungeftüme Trieb der
Begattung ; kann diefen Lärmenden Zug veranlaſſen.
Denn von NRaubvögeln ift befannt, daß fie in einer
Monogamie leben.
das Jagdgeld; eine jährliche Meine Abgabe, wel⸗
de die Gutbeſitzer an ihre Herrfchaft entrichten, um ſich
von der Jagdfrohne zu löfen. Es werden daher ind ge:
mein bie Treiber von den Heinften Häufern genommen,
die Abrigen aber zahlen an Geld.
jägeln; laͤrmen, ſchreyen. Es wied ſowohl von
einem lauten Geſchwätze und Getümmel der Leute, als
auch von dem Quacken der Froͤſche geſagt. Bey Wach⸗
tee und Adelung iſt jachern, gleichfalls Tärmen, auf
eine ausgelaſſene Weiſe frohlich ſeyn: welche Bedeutung.
auch das griech. ızyu hat. Ein bloß natürlicher Aus⸗
druck eines vermifchten Geſchreyes, jach, ir ꝛe.
N F 9
jagen; ins befondere, ein Wild verfolgen, in
Her Abſicht felbes in feine Gewalt zu befommen: z. B.
wir werden heut jagen, auf die Jagd ausgehen. Gonft
aber überhaupt, ſchnell vor fich her treiben, oder auf
eine gewaltfome Weiſe abtreiben, fliehen machen: 3.8.
der Wind jaget die Wolken, dad Schiff; den Feind im
die Flucht jagen, die Fliegen verjügen, die Leute aus
dem Haufe jagen, dad Vermögen durch die Gurgel,
te.
Ein Iutenfivum davon iſt jaucken, z. B. die
Pferde fort jaucken, ſelbe ſtark antreiben; mit den
Pferden fort jaucken, ſchuell fahren. Das Gejaid,
welches Wort auch dey bem Horneck c. 705. vor fommt,
äft aus dem alten gejagit zufammen gezogen, und heißt,
was gejagt wird. Jagd und Gejaid, find im Urſprung,
aber nicht dem Gebrauche nad, einerley Wort. Man
fpeicht, ich gehe heuf auf die Jagd: Hingegen aber,
das ift mein Gejaid, eine Gegend, in welcher mir das
Recht zu jagen zufteht (ſ. Neisgejaid ).
Was die Abſtammung des Wortes anbelangt, ift
noch alles ganz ſchwankend. Da jagen, ohne einem
anderen Beyfag, ein Wild verfolgen heißt; eine ſolche
Jagd aber mit dem gewöhnlichen Lärmen der Treiber,
and Gebelle der Hunde beginnet, um das Wild aus
feinen Schlupfwinkeln Räcdhtig zu machen; fo-fcheint die⸗
ſes Wort, in feiner urfpeänglichen Bedeutung , mit dem
vorigen jägeln, sachen, jachern, Aberein zu kommen,
und überhaupt larmen zu bedeuten, befonderd da für
jagen, bey dem Friſch auch jeuchen, jouchen vor fommt,
von dem Laut iah, inuch, hou! Erich. ıaxw , ich lur⸗
me, bey dem Hefychind ızun „ ein Gefchrey: weßwegen
aud der Weingott, indem er die Köpfe erhiset, Jac-
chus genennet worden ift. Von biefer erften Beden⸗
tung, fheint 'acen enblih auf andere Arten, etwas
flüchtig zu machen, angewendet worden zu fepn.
— SED Gr nenn 58
Freylich machen die vielen übrigen Beyſpiele, im
denen das nämliche Wort vorkommt, diefe Ableitung
etwas befhwärlich; allein man wird wohl andy bey dem
lat. agere, agitare, welches Wachter und Frifch vor⸗
geſchlagen haben, nicht viel befferen Zroft finden. Ade⸗
Iung feitet es zu naͤchſt von gaͤh, eilfertig , in der Meiß⸗
niſchen Mundart jäh, ber; ald ein Faetivum von ges
ben, gun, nämlichgehen machen, eilen machen. Diefe
Meinung erhält einiges Gewicht dadurch, daß bey dem
Friſch auch iachen, jächen vor fommt, für jagen ; aber
fie Hat ihre Schwierigfeiten. Denn da man immer ce-
ben (nicht jchen) geſchrieben hat, und in bem größten
Sheile von Dentſchland gah, gach, wovon in der Mond⸗
feeifchen Gloſſe gahon, eilen; fo hätte ja weit mehr
gaben, gachen, und nicht jauen, gefprochen und ge⸗
ſchrieben werdenfollen. Und doch Fautet diefes Zeitwort
anf eıne ſich ftetd gleiche Weife, ſchon bey Dtfried und
Notker jagon, jagen. Die Angelfachfen und Engläns
der haben Abrigens für jagen, das Zeitw. huntian, to
hunt, mit Hunden verfolgen, wie das griech. xuyyyew.
Bey dem Ulphilas, von dem wir nur die 4 Evangelien
noch haben , kommt ed darum aud) nicht vor.
dee Jamer; erftend ein Ausdruck der Verwun⸗
derung , oder eined freudigen Getöſes, 3. B. die Leute
haben einen Jamer gehabt, als diefe frohe Nachricht
kam; dad ift ein Jubel und eine Jamedey geweſen!
Hat es viele Leute anf dem Markt gegeben? Ja, zum
Erftaunen, es war ein Jamer Leute, jümerlich viel:
Zweytens, ein Ausdruck des Elendes, z. B. in Jamer
und Noth leben.
Jamer, bey dem Notker Pf. 94. et 108. amer,
und jamern, jammern, angelf. geomrian, lat, geme-
re, find von jenen gewöhnlichen Aufeufungen gebildet
worden, woduch man theild feine Froͤhlichkeit, theils
and fein Leidweſen auszudrücken pflegt. Das griech.
und lat. Jo! zeigt bepdes zugleich an: und hievon ift
!
46 Gr N EIN EEE
ou 2 IOYU « —ã Laͤrm, Geſchrey. om dee Mins
bifchen Sprade ai, jei, ey ©, ein Zeichen der Vers
wunderung: und jei, jomene, jemene, weh mir,
jokam le, ich weine. Croatiſch jai meni, Engl. ay
me, tal. oime, griech. vor, weh mir, und oıuassı,
tal. oimare, jammern, weheflagen. Alſo jo mer!
heißt wohl mir, und weh mir! Auf eine ähnliche Weife
in gl. Monfee. p. 333. uueion, und p. 325. uueve-
ren, heulen, wehllagen; von uue, goth. und angelf.
wai, wae, web! Das altbrittifche ochi, ochain,
beißt gleichfalls weheklagen, ad und web haben, wie
das griech. OXdEn , ax Soul.
‚der Jams; in Africa eine Frucht, dem Erdaͤpfeln
ähnlich, woraus Brod bereitet wird, diofcorea ala-
ta, Lin. -
das Jankerl; eine Heine Jade, nämlich ein Roͤck⸗
chen der Kinder , welches den ganzen Leib bedecket, und
am Rüden zufammen gebunden iſt. Unfangs hat Fade,
wie ſchon Friſch und Adelung angemerfet haben, einen
Panzer bedeutet, womit der Leib gededet wird: wels
he Bedeutung das tal. giacco, Engl. jacket, noch
bat. Hernach eine andere Art der Kleidung, aud) ein
kürzeres Gewand, eine Joppe, franz. jaquette. Bey
dem Frauenvolk wird das äuijerliche Kleidungd GStüd,
wodurch die Arme und der Dberleib bededet werden ,
eh feamöfifcher Manier ein Schadettel genennet.-
y amicivit, operuit (ie bee Ausſprache jan-
jatl, denn esaſt litt. ajin).
jänlen ; wird in Unteröfterreich gefagt, wenn bie
Schnitter Roen oder Weisen (hneiden: indem fie Dies
ſes Jochweiſe thun, d. i. ſämmtlich ein ganzes Joch zu⸗
gleich abſchneiden. Hier ob der Ens hingegen, wo die
Felder nicht in langen Flaͤchen ohne Furchen dahin lie⸗
gen, bat jeder Schnitter feinen eigenen Acker zu befchneis
“ den: welches daher äckerln Heißt, zugleich aber auch
mühefamer ift, weil bee ſchwächere, der nicht zurück
— —— 87
bleiben will, dem ſtaͤrkeren an der Seite gleich kom⸗
men muß.
ZJu Sachſen iſt der Jar, Jahn, ein gewiſſer
Bezirk in den Weinbergen, ein Ried, z. B. den Wein⸗
berg jahnweiſe düngen; heuer dieſen Jahn; ꝛe. Auch
eine Linie des abgemähten Graſes oder Getreides, z. B.
den Jahn halten, in dieſer geraden Fläche bleiben;
das Getreide liegt noch auf dem Jahn, wofür man
in Oeſterreich ſagt, liegt in den Mahden, in den Wel⸗
len. Adelung, welcher eben dieſes Beyſpiel angeführt
hat, glaubte, daß jenes Wort aus Gang verderbt ſeyn
möchte; griech. ’evzı, Uugar. Jarni, gehen. Vielleicht
aber gehöret es mehr zu dem Hebr. ianach, reliquit,
collocavit; wovon bey dee Burtorf munnach, reli-
ctum, (patium vacuum, area. Das lat. janua wis®
zlachfaus gemeiniglich don dem erſt gedachten sevas her
geleitet , weil man duch felbe geht; kann aber auch von
den altdeutihen jan, offen, her kommen (f. Gatter)-
jaufen; zwiſchen Mittag und dem Nachtmahl et⸗
was gemieflen, Croatiſch jufinati. Daher die Jauſe,
gewöhnlicher aber die Jauſen, Eroat. jufina (mittere
Sytbe fur); Windifh ınala jufhina, mala jufhna,
Unger. uzsona, das Vefperbrod , Abendbrod. Ju Salz
burg, ſowohl in den Alpen, als im der Stadt, wird
gleichſalls jauſen gehöret, ſtatt deilen aber auch un⸗
tern, welches jedoch mehr für poͤbelhaft gehalten wird,
In unferem Lande höret man dieſes Wort nur bis zum
Teaunfluß hin: denn jenfeits fpricht man ind gemein
nur, es ift halber Abend, ebet zum Brod! wo
nah Verhaͤltniß der Zeiten, und der häuslichen Um⸗
ftande, Brod, Kafe, Milch, a Bier oder Moſt
vorgefegzet wird. _
Das Wort jaufen, welches wir vermuthlich zus
nächft von den Slaven haben, beziehet ſich hauptſäch⸗
Ih auf das , was man it; nicht aber auf eine gewirfe
Zeit des Tage! , da man etwas ißt. Es kommt mit dem
88 022050 GEP\ 07 EP AS
Tat. Jus überein, welches eine Brühe, Suppe , Brey,
Gartenkraͤnter bedeutet hat, pultem et olera, wie Voſ⸗
finsanmerft. Das franz. Jus, Engl.Juice, Hol. Juys,
haben eine ähnliche, nur mehr oder weniger eingeſchränk⸗
te Bedeutung. In der Mindifhen und Croatiſchen
Mundart ift iucha eine Suppe: und in Niederfachfen
ZJuͤche, Jauche, ſowohl eine Brühe, als dünnes Bier.
Vielleicht als etwas ſiedendes, aufwallendes, von gabs
ren, bey dem Willeram jelen, altbrittifch Jas, das
Aufwallen (fi Germ). Webrigens heißt eine Jauſe im
tat. merenda, Ital. marenda, franz. le gouter,
Engf. lunchion, afternooning , griech. sreginuz „ Fp0-
derrvov.
Popowitſch Hatte den ſeltſamen Einfall, Jauſen
von Jauch, Jug, ber zu leiten: wodurch in Steyer⸗
mark der Abendwind verftanden wird, indem ein ſolches
Eſſen gegen den Abend bin gefchieht. Diefer Wind
heißt auf der Gränze von Eroatien Jug, und wird als
ein Südwind betrachtet. Im Deutfchen wird felber
in GSteyermarf indgemein nur der warme Wind ge:
nennet. Er fommt von der Seite Jtaliens ber; ift ein
warmer, matter und oft auch ungefunder Wind, wels
her im Frühling den Schnee gewaltig abtreibt, Jim
Herbſt aber dem Heidekorn fchädlih wird. Ob es dee
nämlihe Wind fey, welcher in Neapel Sirocco, zu
Gadie und Sevilien abee Sobano heißt, weiß ih nicht.
di Höhlung untere dem Arm. ©. Uchſe.
der Jedruck; das Wiederfäuen, ruminare. Das
Seitwort jedrucken, eigentich itdrucken, lautet bey dem
Willeram VII. 9. itdrukan, in gl. Monfee. p. [411
ituruchan; gl. Florent. itracho, rumino. Die Vors
ſylbe id, it, angelf. ed, Tat. item, iterum, zeigt eine
Wiederhohlung u. Go ift bey Kero, c. 7. und Tas -
tian c. ı8 itlon, eine Vergeltung, Wiebererftattung ,
fat, retributio (f. ituen).
99
dee Jentling; oder Jetling, Jeſitz, Jaͤſen, Goͤ⸗
fe, Gieſe, cyprinus Jefes, Lin. Ein dickleibiger Fiſch
mit einem groſſen Kopf, blauen Ruͤcken, ſilberweiſſen
Seiten, und gelbrothen Floßfedern: welcher gern im
reiſſenden Waſſer ſich aufhält, und vorzuͤglich in Meiſ⸗
ſen und in der Mark Brandenburg, hier aber nur ſelten
angetroffen wird. Popowitſch hat aus dem Marſilius
angemerkt, daß ſelber, fo laug er noch nicht 14 Pfand
wiegt, in der Donau Gaͤnçgling genennet wird: entwe⸗
der weiler weit fort zieht, oder weil er ungemein fchndlf
durch die ſtaͤrkſten Wellen ſchwimmet, vielleicht um einis
ger Juſecten 108 zu werden. Daher wird er in Sachſen
wie Adelung bejeuget, auch Häjeling genennet, von
Daien, eilen (ſ. Hafen.
Der Nahmen Setling, Jentling, iſt wahrſchein⸗
Sich eines Slaviſchen Urfprungs; böhm. und Windiſch
giti, jiti, Krainerifch jet, gehen. Der Stör, acipen-
fer Aurio, ein wahrer Gangfiſch, weicher bisweilen bis
Linz , und noch weiter herauf fommt, wird in Böhmen
vielleicht aus der naͤmlichen Urſache gefer genennet.
Andere Arten, um dieſes Wort zu erklaͤren, waͤ⸗
een ı.) das Eroatifche jezti, effen, in Krain jed, die
Speife; ald ein gefreffiger Fiſch. gleihwie auch daB
Wort Aftel hergeleitet wird (f. Alten. 2) Don iefen,
fieden,, aufwallen, altbrittifch jas, fervor (f. Germ).
Weit diefer Fiſch ungemein fett ift, fo daß das Fleiſch
im Sieden davon ganz gelb wird : ober auch weil er has
fig durch die Stroͤme wallet.
die Sericho Roſe; insgemein ein Nahmen der
Spedlilie oder Geißlilie, lonicera periclymenum fin.
Das Geißblatt oder die Waldlilie, lonicera caprifolium,
Heißt die Italiaͤniſche Jericho Roſe. Man hält fie zur
Zierde in den Garten: obwohl übrigens beyde aud) wild
hie und da in Defterreich angetroffen werden.
Die eigentliche Roſe von Jericho, anaflatica Sy-
riaca, fin. ift ein arabifhes Gewaͤchs, weldes ganz
{
90 u 7 BER SED Auen
trocken bieder gebracht wird, aber im Walter, Wein,
‚und jeder andern Feuchtigkeit ſich anszudehnen, uud
gleichſam wieder aufzuleben beginnet: daher aud) der
ahnen analtaticus, refurgens, exfurgens. Das Vor⸗
geben, dag es in der Chriftuacht fich feldit aufthue,
bat vielleicht daher feinen Urſprung, daß entweder dee
erfie Beobachter diefe Eigenfihaft nicht gemußt bat, o⸗
der Daß ohne feinem Willen irgend eine Feuchtigkeit das
zu gekommen ift. Einige Hebammen brauchen die rau⸗
de Wurze davon, um zu erfahren, ob die Geburt bald
erfolgen wird. Auch diefes Gewächs wird bier in tro=
ckenen Gräben und Gandftätten oft angetroffen: und in
den Botanischen Ercurfionen, Wien 179%. wird die
Meinung angeführet, daß zwifchen jener Syriaca et hi-
zochuntica , fein wefentlicher Unterſchied fey.
der Skering. (S. Germ.)
jeten; dad Unkraut ausrenten. Bey dem Wille
sam VII. 2. jetan, bey Friſch und Adelung aber jäten,
gäten, Schwed. gaeta. In der Schweitz ift dad Jet,
oder mehr nach der Ausſprache Jaed, Unkraut: und
bievon jäten, iaeten, das Unkraut ausziehen, welches
auch den Garten ausſchuͤrpfen heißt. Es zeigt ein
geiles Gewächs, einen geilen Auswuchs an, weicher,
wie Adelung fagt, auch Geitz genennet wird: und ges
hört, fo wie gegen, ergegen, zu dem griech. Yudew,
ads, ich hebe mich, bin fröhlich Cf. geuden). Bey
bem Pictorius ift gaͤtſch, gettlos, welches Teifh ans
füheet, geil, muthwillig: und Sf. Monfee. p. 377.
getilofen, laſci vientibhus.
Für jeten, wird hier auch oͤſen, ausoͤſen geſagt,
almlich ausleeren, öde machen. Den gemeinen Schatz
eroͤſen, Heißt in einer Stelle bey dem Friſch, ihn aus:
leeren: SI. Monfee. p. 33. of, die Verwuͤſtung. Im
Miederdeutfchen hat man ein aubered Wort: Engl.
‚weed, das Unkraut, und to weed, Sol. wieden,
in Niederfachfen meiden, jeten , das Unkraut vertilgen.
Diefes Wort gehöret zu dem Schwed. ved, isländ,
vit, Holz, Steunten und Wurzeln „ die, um das Erde
reich urbar zu machen, ausgehauet werden. In Ungarun
Heißt irtani, jeten, aushauen. Griech. xD, 0x0-
Ara, lat. larrio, wovon das tal. farchiare, franz.
farcler.
die ling; bey dem Wolfe, für Lilie, Gilge,
tal. giglio. Die weilfe Iling, lilium candidum:
Die rothe Kling, oder Fenerlilie, lilium bulbiferum,
Enenchel fheeibt: daz chinfter zu Lienveld, eigentlich
Lilienfeld in Unteröſterreich, campus liliorum. Das
Wort Iling, ift einerleyg mit dem noch in Schwaben
üblichen ge: denn wir ſprechen auch Galing, Sche⸗
ring, Feling; für Galgen, Scherge, Felge. Der St.
Gilgentag , ift das feſtum St. Aegidü, feanz. S. Gil-
les. Auf dee Gränze von Salzburg wird eine Pfarr⸗
kirche St. Iling genennet.
die Iime; Ulme, Ulmenbaum, Wafferrüfter,
ulmus effufa, Fin. Diefer Baum wird in Wäldern,
vorzüglich bey tiefen Graben angetroffen , breitet fich
wie eine Linde aus, und bat einen hohen und ſchnellen
Wuchs. Er ift von dem Feldrüfter, ulmus campeſi-
ris, welcher in unferen Gebirge der Ruften, in ber
Ebene aber die Ruffel, Schwarzruffel heißt; in vie
Ien Dingen unterfhieden. Denn ı) hat der Feldrüſter
eine ſchwarze, aufgeriffene; die Ilme aber eine weiß:
graue glatte Ninde. 2) Bey dem Felbräfter find bie
gelblichten Blumenblätter dick, und liegen fait am
Stammen an: bey der Ilme find felbe klein, und hans
gen an ſehr langen Stielen. 3) Der Seldrüfter hat klei⸗
nere Blätter, worauf fhon gleich Anfangs grüne Za⸗
pfhen bemerket werden , aus welchen mit der Zeit
ſchwarze Bläschen entftehen : die Ilme bat geoffe
Blätter, und ohne folhen Merkmahlen von Gallinſec⸗
ten. 4) der Seldrüfter bat endlich ein fefted, und für
92
die Wagner diemliches Holz: das Holz der Ilme hinge⸗
gen ift ſchrötig, und zu harten Arbeiten nichts werth.
die Ilme, Ulme, beißt in Schweden ulm, Hol.
olm, angelf. und Engl. elm, Island. almur. Da
diefer Baum in einem faulen und fumpfigen Grund au=
getroffen wird , fo ift auch da8 Hol; von einer ähnlichen
Beſchaffenheit; die Wurzel. maferig und voller Knor⸗
ren, welche aber den Zifchleen zu Schaften und einges
legten Arbeiten dienet. "Das Wort kommt alſo her von
dem noch in Niederfachen üblichen Zeitwort ulmen,
dern; Ulm, Olm, Moder, Faulnif. eb R
2 Ay, Sache Brad bat in feinem Woͤeterbuch
2491 wie Scherz begeuget, ulmus, Felber oder Wyd:
wodurch wir aber einen Weidenbaum verſtehen, welcher
Bauın noch weit fauliger ift, als die Ilme (f. Telber).
Der Faulbaum, Rhamnus frangula,, wird in einigem
Gegenden Almer genennet (ſ. diefes Wort): und im
Island. ift almur die Ilme.
ı. das Iltiß; mufela putorius. © Eltiß.
die Impe; ein in Salzburg und Baiern gewoͤhn⸗
licher Ausdruck für Imme, Biene, Bienenftod. Friſch
ve beuten muthmaſſet, daß es fo viel heiſſe, als in-bie,
eine Hausbiene, ein Schwarm, welcher im Stocke ſich
geſammelt hat; von inn, Haus, Wohnung; innon,
ſich vereinigen (ſ. Innleute). Wahrſcheinlich hat dieſes
Wort Aufangs nicht einzelne Bienen, ſondern einen
ganzen Schwarm bedeuntet. Wachter führet ans Schil⸗
ters Gloſſario die Worte an: da kam ein Imbe — bi⸗
nen, examen apum, quod in ore S. Ambrofii con-
Tedifle dicitur. Griech. surto, ich vereinige, gefelle
zuſammen; Chald. ymma, Hebr. om, Volk, verſam⸗
melte Menge.
das delt. ©. Feberritte.
dee Indian, oder Indianifche, Janiſche Hahn,
die Janiſchen Hühner, meleagris gallo-pavo, tim.
Eine Act Hühner, weiche uefprünglih aus Weſtindien
—
EEE A EEenace. 93
gekommen ift. Unter König Franz I. find ſelbe zuerſt
nad Frankreich: und unter Heinrich VIII. nah Engs
Sand gebracht worden. Gie heiffen franz. dindon, coq
d’inde, paon des Indes occidentales; Gpaniſch pa-
von de las Indias; tal. gallinaccio, Engl. turkey
cog. In Ober: und Niederſachſen Ealecuthühner,
Kutfhhühner , Kalkan, Puter, Truthübner; zu Pafs
x n und in Schwaben Piper, auf der Uugar. Gränze
ockerl, bey deu Croaten puran.
die Indianiſche Feige; ein Gartengewaͤchs mit
einer zarten blaßgelben Bluͤthe, welches immer mit
neuen Zufägen, in ber Geftalt einer beeit gedruͤckten
Geige fich ausbreitet, cactus opuncia, tin.
dee Indianiſche Kreß, oder die — Kreffe; tros
paeolum majus. G. Kapueinerl.
Sing; die Endſylbe in den eigenen Nahmen vieler
Oerter, wodurch eine gemeinfame Wohnung, ein Sem:
melplag mehrerer Häufer, ein Dorf oder Marftfleden
verftanden wird. Don dem alten innon, einen, einis
gen, vereinigen, wovon auch die Innung, , eine Zunft
oder Geſellſchaft, abſtammet. Es gibt alfenthalben
viele ſolche Oerter, wovon ich nur einige hier zu ertlaͤ⸗
ren mir ausgewäßlt habe.
1) Wilhering, ein Ciſterzienſer Klofter an dere
Donan, ober Linz, monafterium ad Sanctam Hila-
riam. Ein gemeiner Mann, mit dem ich zufälliger
Weiſe von anderen Dingen reidete ſprach immer Wich⸗
lering. Mir kam dieſe Art zu ſorehen ſeltſam und feh⸗
.. t vor; aber der Mann hatte wirklich Diecht. Deun
es ift das watlirliche wih-hilser: woraus nur erft Wich⸗
Ier, Wihler, Wilher, verderbt worden ift. Das
Beywort wih, weih, heilig, kommt bey den Alten oft
genug vor; die Weihnacht ‚, beilige Naht; weihen,
u einem heiligen Gebrauch beftimmen, Es Heißt alfe,
dar Heiligen Hilaria.
9 WERT IT BE MEET
: 2) Yupping, ober, wie es oft geſprochen und
‚gefhrieben wird, Poping; ein altberühmter Marke
unweit der Donau, und der Stadt Eferding. Ein Graf
von Schaumburg Bat dort Sec. XV. ein Franziskaner
Klofter geftiftet, welches aber Kaiſer Joſeph II. aufges
hoben hat. Vielleicht alfo ædes poparum wegen dies
fem Klofter? Nein, das nicht: theils weil der Nahmen
- Bop, von heiftfichen Brieftern nie in Deutfchlaud &b-
lich geweſen ift; theils weil jener Markt unter anders
berühmten Orten unferd Landes , als Linz, End, Ebers⸗
berg, Dal, Iſchel, ze. ſchon Sec. X. in den Urkunden
vorkommt, wo noch an feinen Franziskaner zu denken
war. Judeſſen heißt es doch faum etwas auders, als
eedes vel habitatio poparum: es mögen nun entweder
alte Eeltifche, oder Roͤmiſche Popen, welche für die
Bötter Tiere, oft auch Menfchen ſchlachteten, einft ih⸗
een Gig da gehabt Haben (f. Pop).
3) Pucking; ein Heiner Ort fammt einer Pfarr⸗
kirche, zwifchen dem Traunfluß und einem langen Ge⸗
birg, welches ſich dort anf ein mal wendet, und eine
weite Ausficht gewähret; von Bug, Bogen, in der
Mondfeeifchen Gloffe-p. 384. piugo, sinus montis.
die Inleute; Leute anf dem Lande, weiche in eis
nem fremden Hauſe fih eine Wohnung gemicthet haben;
der Inmann, das Inweib. Gie werden auch Inwoh⸗
ner genennet, weil fie nur die Wohnung haben , fonft
aber nicht unter dad eigentliche Hausgefinde geboren.
at. inquilinus, quatenus domum incolit. In man
den Orten von Deutfchland heiffen folche anch Haͤu ler:
wodurch wir aber einen ſolchen verftehen, welcher ein
eigenes kleines Haus bat (f. Hube).
Im Schwabenfpiegel, c. 300. Ingefinde, das
Hausgefinde, die Hauslente; angelf. in-cna as. Die
Bedienten, Hausknappen. Bey dem Ulphilas ift inna,
angelf. inne, Islaͤnd. inni, ein Haus. Eugl. inn,
ein Gaſthaus, eine Herberge. Bep dem Notker PL. 101
— — 95
innon, in das Haus aufnehmen, bewirthen: wo es
von Chriſto geſagt wird, quia hic peccatores recipit
Cinnot), et mandıucat cum illis. Ich glaube, ſo fern
eine ganze Familie fih vereiniget, und eine Berfamms
Jung ausmacht; ıh inno, ich vereine, vereinige, Iat.
unio, griech. evoo Wachter aber flieht mehr aufin,
intus, was darınnen iſt, indem die Hausleute anch ins
GSriech. 0; Evöov heiffen.
die Inſel, bey Friſch und Scherz auch nur Iſel,
tal. und franz. ifola, isle: ein mit Maffer umgebenes
Erdreid. Es mag nun feyn , daß wir diefed Wort zu
nähft and dem lat. infula haben: aber felbft diefes iſt
urſpruͤnglich aus einer alten deutfchen Duelle, und von
dem griech. syoos ,„ eine Inſel, fehr verfchieden. Iſel,
Inſel, Heißt nicht mehr und nicht weniger, als Eiland:
nur daß für —land ein anderes Wort gebrauchet wird.
Hebr. ai, Isländ. ey , angelf. ig, age, bey den Fries
fen und Irlaͤndern oge, oghe, eine Inſel: und Sal,
Gel, altbritt. Sail, fat. folum, Boden,’ Erde; von
ſalen, felen, fo fern e8 bleiben, wohnen heißt. ©.
Wachter, v. falen. Don dem erfteren ift mare ægæ-
um , ein mit Inſeln befestes Meer: und vieleicht auch
ogyges, ogygius, ein Eiländer , Infelbemohner; yy,
aa, die Erde. Adelung, welcher ben Anfang mad
te, um diefes Wort zu erflären, da man fich bisher
bloß mit dem Tateinifchen begnüget hatte; fieht eine Ju⸗
fel als ein einzelnes, von anderen getrennted Land au:
allein der Grund diefer Behauptung führet wieder auf
das alte, noch nicht erflärte Wort zurüd. Denn das
tal. ifolare, ifolato, franz. ifole, kommt ſelbſt her
‚ von ifola, eine Inſel: und wird von Gebäuden gefagt,
am welche man frey herum gehen kann. Auch bey dem
Römern wurden fie inſulæ genennet , welches eine bIoffe
Anfpielung auf die Aehnlichkeit mit einer Infel ift. Das
deutfche einzeln aber, wird wohl faum ald Stammens
wort taugen. Es iſt fo viel als ins — lich, einzlich,
U) en
einzle: eine Het und Weile, wodurch verfchiebene Dinge
ats Einſer, Ainfer, Einheiten, vorgeftellet werben.
Notker Hat dafür PL. 44. einzen, einzent: welches bey
unſerem Volke ainzet, ainzing, nämlich einzig, ein⸗
zicht, lautet. Wovon das Wort Inſel noch ganz weit
entfernt bleibt. Die lateiniſchen Schriftſteller fagen:
infula, quafi in falo, etwas, das fih im dem Meere
befindet; befonders da man von Sal, fulfus, infullus
gemacht dat. Ich Hatte felbft den nämlichen Gedanfen:
den ıch aber bald wieder fahren ließ, da fih in dene
Meere nicht nur hie und da fefted Erdreich, ſondern
aud) Klippen, Fifhe und Schiffe befinden: welde alle
alsdann eine Inſel würden heiffen Föünnen. Ben dem
Borhorn ift altbritt. ynys, an der Armoriſchen Küfte
enefen, eine Jufel: welches dem griechifchen sncroc ſich
naͤhert.
das Inslet; ſonſt Inſelt, Inſchlitt, Unſchlitt,
Unſchlicht, gl. Monſee. p. 357. unslit; das Fett von
wiederfäuenden Thieren, welches um die Nieren und
Därme liegt, und zu verfhiedenen Arten von Schmies
ren, zu Geifen und Kerzen gebraucht wird. Bey den Aus
gelfachfen Insil; vermuthlich von Sylian , franz. souil-
ler, in dem Gloffario von Hieron. Pez fulen, fulchen,
folgen, befadeln , ſchmieren, befledden. In — ſil fcheint
alfo eine Schmiere anzudeuten, welche von den innerli=
chen Theilen eines Körpers genommen worden ift, oder
auch von einfilen, einfchmieren. Altbrittiſch bey dem
Borhorn ift [el, infel, figillum (f. Sigefeinwat).
das Joch; ein gewilles Mag der Felder. G.
Tagwerk.
ein Stocharters der zn Felde fahret, mit Ochſen
aber Pferden eine Robath zn verrichten. Wercharter,
ein Handfröhner, welcher füe feine Herrſchaft nur mit
Der Hand arveitet. Diele Anusdrücke fommen noch im
ben Schriften der Kanzleyen vor. Don dem Zeitwort
aren, aͤren, pRügen, ift bie Art, dab Plügen: ein
sis
Artacker, tragbares Feld; Arter, ein Menſch, wels
cher auf dem Feld arbeitet , indem er entweder fein Vieh
anjochet, oder mit der Hande merchet, wirfet.
der Jodel; ein bey dem Landvolfe veraltendes - -
Wort, für Georg. Es ift naͤmlich, fo wie Kunz,
Heinz (Honrad, Heinrich), , verächtlich geworden , und
führet den Nebenbegriff eines geoben und plumpen Mens.
(chen mit fi. Unter dee Deerde wird der Stier oft
Jodel genennet. Der Jodelhut, war ein Hut mit eis
nem boden und fpisig zulaufenden Gupfe: desgleichen
die Bauern in Oeſterr. begläufig noch um das J. 1750.
getragen haben Ch. Haube).
jodeln; auf eine laͤrmende Weiſe Iuftig ſeyn, wie
3.3. die Bauern im Wirthshauſe. Wachter und Frifch
fhreiben richtiger jolen, joͤlen, jelen: von jo, ju!
Das franz. joli, Engl. jolly, Pohlniſch czuly , froh:
fih , aufgeräumt ; imgleichen unfer juchzen, jauchzen,
in der Windifchen Sprache juzkati, haben eben daher
ihren Urfprung. Ju der Schweig wird gügeln gefagt.
für jodeln, jauchzen.
Johannis Beere. G. Ribiſel.
Johannis Brod, ceratonia Siliqua, Lin. G.
Vockshörndel.
Johannis Guͤrtel, arte miſia vulgaris. ©.
Beyfuß.
Johanns Kaͤfer; bey dieſem Worte wird ver-
ftanden (1. das Johannis Würmchen, welches in Des
ftere. unter dem Nahmen GSonrenmend— fa erl be
kannt ift. (a. ein wirflicher Käfer, etwas Fleiner als
der Maykaͤfer, welcher um die Zeit der Sonnenwende,
mit einem ungeftümen Gebranfe auf den Abend herum
zu fliegen pflegt, Scarabzus Solfitialis, Lin. In un⸗
feren Gegenden heißt ſelber Mrachfä.er, Surifü er,
Waitzkaͤfer, Brodkaͤfer, weil nämlih um diefe Zeit
bad Getreide, und die Hoffnung des Brods, in ber
Blůͤthe ift. |
Bweytes Tpeil, ©
yT nun
Johannskraut; ein befanntes Kraut mit gelden
Bläthe, und durchlöcherten Blättern, hypericum per-
foratum, Liu. Die fo genammte Johanns Wurze,
welche von den Wurzenkrämern für das Vieh verkaufet
wird, fchien mir von der Waldblume, arnica alpina,
zu ſeyn. | |
der Ircher; Weißgaͤrber. Es kommt diefes Wort
bey dem Horneck vor: wie auch in einigen Stellen, wel⸗
che Friſch anfuͤhret. Daher iſt Jichfell, ein weiches
gegaͤrbtes Fell, Alaun — Leder, böhmifch gircha, is
Krain jerh. In dem Gloffario von Hieron. Pez: Ir⸗
der, alutarius, gallarius, pelliparius; Irch, albi-
torium. In unſerem Gebirge ſagen die Leute noch jezt,
doch mit Hinweglaſſung des beſchwaͤrlichen Hauchlautes,
irenes Leder, irene Handſchuh, ꝛc.
Ohne Zweifel gehört dieſes Wort zu dem noch im
Schweden üblichen yıka, Isländ. yrkia, virkia, wies
Ten, arbeiten; griech. sigyaauaı, ich werde zubereitet,
scyov die Arbeit.
Iris Suecica; eine fhöne Blume mit langen
Blättern, und einer rothen Blüthe, welche an der Son
ne wie Gold glänzet. Linne hat mit derfelben den Aus
fang zu feinen Vorlefungen gemacht, und ihr den Nah⸗
men gegeben amaryllis formofillima. Ein fpanifcher
Arzt, Simon von Tawar, hat fie im J. 1593. aus
Güdamerica erhalten.
die irn, Jene; in Tyrol, ein gewilfes Mag fläf-
figee Dinge, und ins befondere ein Emer Wein: wel
her aber im Verhältnig mit Defterreih nicht 40. fons
dern 55 Maß hält. Don dem Iat. irnea, hirnea, ein
MWeinfeng, Weingefäß. Hebr. hir, hohl.
is; fie, illa. Durch diefes Wort, welches hier
nur im Gebirge, jenfeitd der Traune aber allenthalben
noch im Gange ift, wied Überhaupt eine Weibsperſon,
gewohnlicher aber ein Eheweib verftanden, im KHegen⸗
fage ihres Manns, z. B. er ift nicht zu Hanfe, aber is
„a
wohl. In der Eottonifchen Evangelien Harmonie , wird
Maria genenmet idis enfio ful, eine Jungfrau der Gna⸗
ben voll: und zu den Zacharias hat der Engel gefagt,
als er ihm die Geburt Johannis verſprach; ed wird dir
von deiner alten Gemahlin, fan dinera aldera idis,
ein Sohn geboren werden. Bey Otfried lib. 1. c. 5.
itis frono, die heilige Tungfrau; gl. Monfee. p. 350.
ida, eine Ehefrau, und p. 377. itislih, matronalis.
Bey den Islaͤndern, wie Karl Michaeler bezeuget, ift
it, ein Mann, Menfh: wovon ida, itis, eben fü ges
bildet werden Fonnte, wie das Hebr. ifcha, das Weib,
von ifch, der Mann. Wachter, duch das lat. iduus,
viduus irre geführt, hat v. Waife, diefes idis, itis,
unrichtig als eine Merfon erfläret, welche vom Manne
getrenuet iſt, wodurch freglich auch eine Jungfrau ver:
ftanden werden könnte. |
die Sfenbart — (Birn) ; eine ſchmackhafte Herbſt⸗
bien, mit einer roftfärbigen Einfaffung ( Bart) gegen
das Aeuglein herum. , Bey dem Frifch kommt der Eis⸗
vogel, alcedo ispida, Lin. unter dem Nahmen -cers
bart, Eifenbart vor; vermuthlich wegen der Noftfar-
be feiner Bruft. Noftfürbig nennet man, was röthlich
ft, wie der Roſt des Eifens.
itneu, gewöhnlicher aber nitneu, und bisweilen
aus Unkunde der Sprache mitneu, wieder etwasneued:
3. B. etwas nitnoues hören oder erzählen, denu«: ali-
quid novi audire. Horneck hat an vielen Stellen nits
new, ein nitnewer Krieg, und das Zeitw. nifnemen,
erneuern. Aber aud) wieder, nach dem eigentlichen Ur⸗
fprunge des Wortes, itneu, nenew, pineuen. Don
it, item, iterum (f. Jedruck). Notker hat Pf go.
“ jteniuuues, denuo, de novo: und Kero c. 36. fora
itniuuuiu, pro reparatione (virium hominis agri ).
— itzen, etzen; eine gewöhnliche Endſylbe in den
merbis iterativis, z. B. tropfetzen, bey dem Willeram
troffezen, troͤpfeln; napfetzen, aus — mit
2
100 REED. EEE I ne
dem Kopfe niden, bey dem Notker naphezen. Die
Kondfeeifche Gloſſe bat vallezen, hin und wider fal⸗
fen; uninkezen, oft winfen mit den Augen; heilezen,
fih beurlauben, Heil fagen. In manchen folchen Wör⸗
tern, als lechegen, Erächegen , ꝛe. wird im Hochd.
mit Unterdruͤckung des vorher gehenden Vocals, nur—
zen, gefeget: ald lechzen, krächzen. Die Griechen has
ben izo, wie wir; die Lateiner aber ito, v. g. clami-
to, latito, curfito, lufto. Was ift wohl zwifchen une
ferem gugigen, fohregen wie der Guckuck, und dem
griech. xoxzugeıy, für ein Unterſchied? In Anfehung
ber Ausfprache ift zu merfen, daß diefes—igen, essen,
allemal eine furze Syibe ift.
Jud (der ewige); franz. le Juif errant.‘ Ein
befanntes Märchen von einem Juden, welcher dem Hei⸗
land zur Zeit des Leidens, Feine Ruhe gönnen wollte,
und deswegen bi zum Ende der Welt herum irren fol.
Es irret nämlich ber Jud, das ift, das Yüdifche Volk
in der Welt herum, ohne je ein eigenes Land oder
Reich zu haben. Gleichwie esauch heißt, daß einft hier
auf der Welfer— Heide, der Türk wird gefchlagen wer⸗
den; verftehe, die türfifche Armee. Indeſſen ift aber
jene Fabel fchon fehr alt. Als die Zigeuner um das J.
1422. das erſte mal nach Baſel gefommen waren, wie
ed Wurftifen in der Basler Chronik erzähfet, wollten
diefe faulen Landftreicher auf eine ähnliche Weife glau⸗
ben machen, dag fie darum fo herum ziehen müßten ,
weil ihre Voreltern in Egypten Chrifto feine Herberge
verftattet Haben. Die fiherften Nachrichten aber von
unſerem ewigen Juden kann man bey Matthäus Maris
Iefen auf das J. 1223. Ein gewiffer Erzbiſchof aus
Armenien, welcher die heiligen Lerter beſuchte, und
von Nom endlich nach England gefommen war, wurde
Dice gefragt, ob er nichts viſſe vom diefen Juden. Der
Biſchof antiwortete ganz dreift, daß er ihn gar gut fen-
ve, und Daß er kurz vor feiner Abreiſe mit ihm gefpeie
er
& J 7 3
— 7
1018
fet habe. Anfangs hat er Carthaphilus geheiffen, nad
feiner Taufe aber Joſeph. So oft er hundert Jahre
alt wird, verfällt er in einen tiefen Schlaf, und ſteht
alddann wieder mit berjüngten Kräften auf. Weil nun
dieſe Sage damals ſchon in England, wie in Armenien
bekannt war, ſo kann man wohl denken, daß ſelbe um
ein gutes noch Alter ſeyn müſſe.
die junge Gang; die Heinen Theile einer Gans,
welche befonders gefochet werden, ald Kopf, Kals,
Flügel, Fülle, famt dem Eingeweide. Un anderen
Drten heißt diefed Gericht dad Gandgefchlinge, Gans⸗
geſchneide, Gaͤnſekrös, Gaͤnſeklein.
der junge Has; ein Gericht, welches ans dem
‚vorderen Läufen, und den Lenden eines Hafen zubereis
tet wird.
das Jungfer — Bratel; bey dem Hirfchen jene®
Fleiſch, welches von der Bruſt bis zu den Nieren, im
der Geftalt einer Sangen Zunge, heraus gefchnitten , ges
braten , und dann in einer Soſſe aufgefeget wird. Es
wied fo genennet, meil es ein fehr zartes Fleiſch ift.
Sungfern machen, oder werfen: ein Spiel, da
man platte Steine fo geſchickt auf der Oberfläche des
Waſſers hin wirft, daß fie einige Mahfe wieder auf
fpringen. Diefe Steine heiffen alddann Jungfern, weil
fie gleichfam unberührt auf dem Waifer dahin glitfchen.
In einigen Gegenden heißt diefed Spiel Goͤtten aus⸗
führen, nämlich Pathen, felbe aus dem Waſſer heben,
oder Froſch erldfen: an anderen Drten von Deutſch⸗
found Butterbrod werfen, Butterftullen werfen,
Butterbämme fchmieren, Pidling jtechen. Bes
den Lateinern und Griechen er—osoruıruss „ Engl.
ducks and drakes, Yenten und Aentriche.
der Jungfern Wein, franz. vigne vierge, ober
wilder Wein; ein in Deutfchland gewöhnlicher Nahmen
von einem gewiſſen Nebenartigen Gewähs , welches zu
Spalieren gebraucht wird, hedera quinquefolia,, kin.
108% — GEN GEN SER Alias
Einige Leute Hier nennen es Franzoſerl, nämlich einen
franzoͤſiſchen Ephen.
die Ive, oder der Ivenbaum. G. Tage, 3:
K.
Dieſer Buchſtab wird in der Schweitz noch gewoͤhn⸗
lich wie ch, geſprochen: z. B. ich chann, Chalb,
Chind, Thuder, ıe. für kann, Kalb, Kind, Kuder
oder Kauder, nämlich grobes Werrig. Merkwuͤrdig iſt
daſelbſt das Zeitw. chuͤden, chyden, ſagen, ſprechen:
welches bey den Alten quithan, queden, geſchrieben
worden iſt (ſ. keden), und wovon hier noch die letzte
Sylbe in (Horrigfeit übrig iſt. In mehreren Ländern
wir) die Vorſylbe ge—oft in k, verändert: z. B. Kag,
Kalter, Kenger, karg; für Gehag, Gehalter, Gehen
ger, gearg.
die Rachel, in einigen Gegenden aber, wie Popo⸗
witſch ſagt, Gachel; ein Rahmen der Baummanze ,
cimex. Vermuthlich wegen ihrem Geftanf von kacken,
bey den Kindern Jägerin, cacare. |
der Kadit, iuniperus communis, Lin. Ein in
PrenTen uͤbliches Wort, für Keanewete Cf. dieſes
Wort), wo aud die Etymologie zu fehen.
die Karjee—Erbfe, lupinus varius. G. Feigs
bohne.
fägegen; einen Preifchenden oder Frädjzenden Laut
von ſich geben , 5. B. die Elftern fagegen auf dem Baum,
d. i. krächzen; manche Rente müſſen oft kagetzen, nuͤm⸗
lich köken, kotzen, huſten (ſ. katzeln). Im griechi⸗
ſchen iſt xæxaceu, laut lachen, kichern, verhoͤhnen.
Lat. cachinnari, gleichfalls ein lautes Gelaͤchter erbe⸗
ben: zugleich aber auch, nach dem Zeugniß des alten
Grammatikers Nonius Marcellnus, ein Geraͤuſch machen,
nn N GEBEN AP Saunen 103
wie die Waſſerwellen. Alle diefe Wörter fcheinen ein
bloß natuͤrlicher Ausdrud ha, cha, ka, zu feyn: wo⸗
buch theild Gelächter, theild eine heifer krächzende
Stimme angedeutet wird. Oder fünnen, fo wie katzeln,
köcken, von dem alten chech, ceac, Schlund, Gurgel,
entftanden feyn.
die Kahre; Neibe, Wendung, von fehren, um
oder hinüber kehren. Wenn das Getreide gepuget wird,
fo heißt jene Spreu, weiche ſich in der Reiter überfehe
get, hier die Ueberkahr (SG. Ohm); in Zinkens ökono⸗
mifchen Wörterbuch die Ueberkehr. In der Graffchaft
Deuneberg fagt man, Die Kahre nehmen, in Deftere
reich die Neite nehmen , d. ĩ. im Fahren eine gefchickte
Wendung. Bey Frifh und Adelung ift die Kahr,
theils das Ummenden mit dem Plug, verfura aratri:
theils dad zweyte Pfluͤgen, wodurch die eingeaderte Er⸗
de wieder in die Höhe fommt. Etwas anderes. aber ifk
das Kar (f. daſſelbe).
das Kai; der gepflafterte Weg eines Ufers, die
Uferſteaſſe, ein Steindamm. Diefes vorzüglich in Nies
derdeutſchland übliche Wort, wird aud zu Salzburg ges
höret, und daher ein Theil der Stadt gegen die Salzach
Bin die Kaigafle, Koagaſſen, genennet. Man bat
Diefes Wort auf verfhiedene Weife geſchrieben; der
Kal, die Kay, das Key; franz. le quai, Engl. kay,
ey.
Es fcheint, wie Wdelung glaubt, einen Damm ans
zudenten , wodurch bad Waller eingefchloffen wird; vom
dem altbritt, cau, verſchlieſſen; cae , claufum; Is⸗
laͤnd. kui, Hol. kooi, ein verfchloffener Ort. Zu bes
merken wäre übrigens auch das Debr. kijem, erexit,
Ratuit; kajam, ARabilis.
kaibiqg; wied von der Atmosphäre gefagt, went
ſelbe mit einem duͤnnen Niebelüberzogen ift. Don dem
obgedachten Eeltiſchen eau, einſchlieſſen, bey den Gors
benu Wenden chowati, böhm. ſchowati, verhuͤllen,
10%
verbergen; Debr. chabah, abfcondit fe. Das Griech.
und. fat. chaos die Finſterniß, fcheint von dem Hebr.
cahah, caligavit, feinen Urfprung zu haben.
7 DVieRaie.b n% eine weißgelbe ſchmackhafte Herbſt⸗
bien, welche im Munde leicht zergeht, umd in mancher
Orten ‘5 rterbien, Schmalzbirn heißt. Eine andere
gleichfalls fehe gute Art (vielleicht die rothe Bergamotte
franz. bergam tie. r.uge) wird bier die Salzburger⸗
Bien, zu Salzourg felbft aber Rothbirn genennet.
das Karier ñſchel, eine junge Ufche, Talmo thy-
mallıs. S. Aſche.
der Rai er —Thee; 1) jener koſtbare Thee, wels
cher aus den erſten Blättern des Theeſtrauches zubereitet
wird, wie folhen die Kaifer von China und Japan zu
teinfen p legen, und wovon die Schafe auf einen Duka⸗
ten gefihazet wird. 2) In Defterreich wird ein fo ge:
nannter Raiferthee wider die Heiferigkeit, auf folgende
Weife zubereitet. Man nimmt Wein mit Waller vers
miſcht, fledet ihn mit Fenchel und Rimonifchalen, und
gieifet ihn zu legt mit Eyerdotter ab.
der Kakerlaf; ein Rahmen, womit die Indianer
unfere Schwabenkäfer, blatta orientalis, und andere
Käfer diefee Art zu bezeichnen pflegen, und der auch im
der deutichen Naturgefchichte angenommen worden ift.
Leute mit röthlichen Augen, die bey Tage wenig ſehen,
werden gleichfalls fo genennet. _
das Kalb; im engften Verſtaude, das Junge von
einer Kuh, bey dem Notker chalb, in der Mondfeeifchen
Stoffe cnaly, in Nordifhen Mundarten calf, celf,
Slaviſch tele. Das männliche Geſchlecht Heißt Hier. ein
Stier a bei, in Sachſen ein Ochſenkalb, Bullenkalb:
das weibliche ein Kuͤhkalbel, inanderen Orten ein Kuh⸗
kalb, Färſenkalb, Motſchenkalb. Jak. Twinger hat fie
in feinem Wörterbuch duch Knab und Töchterlein zw
unterfcheiden gefucht: vitulus, Kelmelin ein Knebel:
vitula, Kelwelin ein Dochterlin. Im weiteren Deus
108
Grande wird das, Junge auch von anderen Thieren fo ges
uenuet: als Hirſchkalb, Rehkalb. Endlih mande
andere Thierchen, nicht weil fie jung, fondern weil fio
gleich den jungen Thieren Fein find, und entweder lich
und angenehm, wie 3. B. das Frauenkäferl, coccinel-
la, welches in —— Kälberl, Sommerkälberl
heißt, franz. vache a Dieu: oder vielfältig ſich wine
den und hüpfen, wie das Waſſerkalb, wodurch in Des
fterreih der Fadenwurm, gordius aquaticus, und bide
weilen auch der Geitling, gammarus pulex, berftans
den wırd.
Diefe Benfpiele zeigen ſchon an, daß es nicht,
wie Friſch und Adelung gegfaubet haben, von falen,
gällen, gelfern, wegen dem Geblöcke namlich, her kom⸗
men kann. Vielmehr von dem Hebr. chalal, hüpfen,
fpringen, griech. ayadduau., ich hüpfe, bin fröhlich
(ſ. ga). Wltbeittifch bey dem Borhorn cellwair, jo-
cus, luſus, gleichwie noch in Deutſchen kaͤlbern, muth⸗
willig herum huͤpfen, lat. vitulari. Es kann aber auch
einerley Urſprung haben mit dem folgenden, und ein
Junges bedeuten, welches erſt gefallen iſt: ſo wie die
Kalbe eine künftige Mutter anzeiget, welche tauglich
iſt, zu ſeiner Zeit ein Junges zu tragen.
die Kalbe, in gemeinen Reden Kalm; ein erwach⸗
ſenes weibliches Kalb, welches noch kein Junges hatte;
eine Färſe, Moſche, Schelbe, Engl. heifer, franz. la
geniſſe, Ital. giovenca. Dieſes Wort, wie mir ſcheint,
zeiget uͤberhaupt ein weibliches Thier an, welches einſt
ein Junges tragen ſoll. So heißt ein junges Mutter⸗
lamm in dem Pinzgau von Salzburg ein Kalberl, im
Zillerthal daſelbſt Kilperlar, in Defterreih Kilberl,
in der franfifchen Gloſſe von Borhern chilburra, ag-
na, und in den Alemanniſchen Stoffen bey Gerbert p.
63. kilbirra, agna. Die erfte Sylbe gehört unftreitig
zu dem angelf. cild, Engl. child, ein Kind, ein Jun⸗
ge6; und beran, tragen, gebären. Daher Engl. child-
4
106
beariug, die Schwangerfihaft. Das Stammenwort ift
vielleicht das Debr. chatab , die Milch, ald eine Eigen
ſchaft weiblicher Gefchöpfe (ſ. Mas): oder das gleich-
fails Hebr. chul, parturire;. griech. xuco, ich gebäre.
Daher auch in den nämlichen Alpen von Salzburg die
zuͤeſſe, eine Kalbe ift, gleichfam eine kleine oder junge
Kuh. Das Woet Kind heißt überhaupt eine Frucht,
etwaß erzeugtes,, von dem goth. keinan, angelf. cen-
nan, lat. gignere. Die Worte Pf. 28. afferte Domi-
no filios arıetum, hat Notker überfeget chint dero
uuidero.
kalen, oder Fallen; 1) bellen, 5. B. der Hund
kalet, Hat die ganze Nacht gefalt. Die Bedeutung die⸗
fed Wortes ift übrigens von einem weit geöfferen Um⸗
fang. Hebr. kol, Chad. kal, Engl. call, die Stim⸗
me, der Schall, Ruf; gried. xzaeäsu., ich rufe, Engl.
10 call, nennen, rufen. In der Mondfeeifchen Gloſſe
p: 349. challont, fie werden fe und hochmuͤthig re⸗
ben (effabuntur Pf. 93.) und p. 352. challot, der rei⸗
de wird trotzig ſprechen, Proverb, XVII. In der
Gloſſe ded Martin Gerbert p. 35. verbofus, Kallere.
Bey dem Scherz. ift Fallen und Eofen, fchwägen und
plaudern. Mathias Kramer hatinfeinem Hollaͤnd. Wörs
terbuch kallen, reden: welches er aber ein Coͤlniſches
Wort nennet. In dee Gammlung der Minnefänger
‚P.Il. pag. 156. man hört die Vogelin kallen, die
Vögel fingen. In der Schweitz ift der Kal, Kal,
Glockenſchwengel (S. Klachel, und kelzen).
2) kallen; fich verdicken, wie Blut, Mil, Ges
ſtein, Haut oder Knochen. Dieſes Zeitwort, welches
Friſch aus dem Pictorius angeführet hat, iſt hier nicht
gewöhnlich, auffer etwa in dem Ausdruck, einen Käll
befommen, eine Schwiele,, verdickte Haut. Jadeſſen
iſt es ein fehe altes und Ceftifched Wort. Bey dem
Borhors caled, durus; caledu, ebdurefcere Wo:
— — 109
Don auch das Tat. callus, callofus; franz. se cailler‘,
gerinuen,, fich verdiden (f. Calebaſſe).
Kalinhen—Beere; in Schlefien, die rothen
Beere des jenigen Strauches, weicher ſonſt Schwelke,
Bachhohlunder heißt, im Oeſterreich aber unter dem
Nahmen Gefrer: oder Wafferbecre befanut ift, vibur-
num opulus, Lin. Von kalina, weldes in den Glas
viſchen Mundarten eben dieſe Staude bedeutet.
der Ralmäufer 5 ein kuauſeriger Menſch, des
nicht fröhlich und großmüthig, zu eſſen und zu trinken
Her gibt. Unter den mannigfaltigen Ableitungen, die
man von dDiefem Wort gemacht hat, verdienen die zwey
folgenden den Vorzug. Friſch erfläret es von einem
Menfcdyen , welcher gleich einer kahlen Mand, franz.
chauve souris, nämlid) einen Fledermaus fich verbirgt,
and nicht gern Öffentlich fehen laͤßt. Adelung aber wahr⸗
fcheinficher von einem ſolchen, welcher inder Stille fi
feinen Gedanken oder Betrachtungen überläßt, und da⸗
ber den Geſellſchaften fich entziehet. Don dem noch in
Meiffen üblichen Falm, ſtill, ruhig; Ital. la calma,
franz. le calme, Engl. calmnefs , die Stilfe: urd Eng.
to mufe, Holländ. muiſen, betrachten, nachdenken;
geieh. nad Tat. mula, das Nachdenken, die Wilfen-
ſchaft; böhmiſch, Wind. und Croat. mysliti, misliti,
denken, meinen; Hebr. col mufar, alles wiſſend. Auf
eine ähnliche, aber etwas verdrießliche MWeife, die ei⸗
nem Schriftftelfer wenig. behagen kann, ift in dee Engl.
Gpradie book, dad Bud, und boohifh, den Büchern
ergeben, knauferig, kalmaͤuſeriſch.
der Kalter. ©. Gehalter.
die Kalupe, eine Huͤtte, ſchlechtes Haus, boͤhm.
chalupa, griech. xaAußy , (don AUÄUFTO, ich verbers
ge): wovon ein Kalupner, der ein ſolches Haus hat.
Dieſes Wort, weiches wir zunächſt von Den Slaven ers
haften haben, wird in Oeſterreich, Schleſien, Mähren
und Inn gehoͤrt.
108 —
die Kamer; ein Gemach, worin die Leute ſich
oder ihre beiferen Sachen verfchlieifen, 3 B. Schatz⸗
kamer, Rentfamer, ıc. Bey dem Volke wird das ins
were Gemach, worin Mann, Weib und Kinder ſchla⸗
fen, und wo fie auch gemeiniglich ihre beſſeres Hausge⸗
rath haben, die Kamer genennet: im Gegenſatz des ge⸗
meinen Wohnzimmers, der Geſindſtube. Die Menfchers
famer, wo die Dienftmägde ihe Bett, und ihre Ki⸗
fien Haben. Die Eifenfamer, Rumpelfamer, dies
"wet zur Verwahrung verfchiedener Geräthfchaften. Eine
foiche Kamer mag nun aus Stein oder Hol; gebauet;
oben mit einem gewolbten oder flachen Boden bededet,
mit einem oder feinem Dfen verfeben feyn.
Rateimifch camera, bey den Griechen und Ungarıe
kamara, in den Slaviſchen Mundarten komora. Nicht
das Celtiſche camm, lat. camurus, krumm, bogenfor⸗
mig; ſondern das Verbergen, ſcheint hier den Haupt⸗
begriff auszumachen. Chald. keman (litt. kaph), ſich
verbergen, verborgen ſeyn, wobey Burdorf einige Bey⸗
ſpiele anführet; Hebr. kamas, recondere. Vielleicht
iſt auch das deutſche hemen, heimen, decken, verber⸗
gen, damit verwandt, oder nur duch die Audſprache
Davon unterfchieden; das Hemd, franz. la chemife,
tal. camicia, camifcia. in Kabelmagen, heißt in
Gadfen Kamerwagen, Tat. cameratum vehiculum,
böbm. wuz komorny, nicht wegen dem bogenförmigen
Obdach, fondern weil er Die Leute verdedet und ver
birgt. Das naͤmliche Wort ift daher auch für eine Bura
oder Feſtung genommen worden. Das Shloß Kamer
Bier 0b der Ens, welches cine gute Strede weit in den
Ger hinein genauer iſt, war vermuthlich Anfangs nichts
anders, ald eine fefte Burg, caminata (f. Kematen),
in welcher man vor feindlichen Anfüllen fiher zu ſeyn
hoffte. Go wie die berühmte Feſtung Komera in
Ungarn.
NG LINSE An 109
Etwas anderes aber ift das Italiän. cami'ata,
franz. le;chemin, der Meg, und camınare, reifen.
Wodurch eine gepflafterte, ausgetrettene oder nieders
gefchlagene Fläche verftanden wird (ſ. fampen 2.)
dee Kamer —See; ein Gee, welcher wegen
guten und feltfamen Fifchen berühmt iſt, und dieſen
Nahmen hat von Kamer, einem erft gedachten herr⸗
ſchäftlichen Schloß, welched der gräflihen Familie von
Khevenbuͤller gehört. Conft wird. felber auch der ts
terfee , Attichfee genennet, und erſtrecket fih aufwärts
bis an die Sränze von Mondfee.
das Kamfleiſch; fonft gewöhnlich nur der Kammz3
bey geſchlachteten Rindern jenes Fleiſch, welches von
Dem oberen Theile des Halſes herausgeſchnitten wird.
Entweder unmittelbar von dem Geltifchen camm, ge
bogen, frumm, griech. zaurro, ich biege, wegen der
kogenförmigen Erhöhung des Halfes: oder weil ed jener
heil des Halfes ıft, worauf der Kamp liegt, camus,
nämlich Strick, Halfter, Joch , Kummet (f. fampen, 1):
Adelung behauptet, daß Kamm unter anderen
überhaupt das höchfte eined Dings, oder einen Gipfel
bedeuten foll: welches aber noch genauer unterfucht und
erläutert werden müßte. Der Kamm eined Hahns,
criſta galli, wird vielmehr darum fo genennet , wie
ſchon Wachter und Frifch bemerfet haben, weil felber
natürlich einem gemeinen Kamm, womit die Haare ande
gefilzet werden, ähnlich ift._ Der Kamm eines Helms,
crifia galex , heißt fo wegen einer Aehnlichkeit mit dem
vorigen. Die Mähne an den Pferden wird bisweilen
der Kamm genennet: weil es, wie Wachter fagt, ans
ge Haare find, die gefümmet werden, cıma, coma-
tus. Uebrigens ift Kamm, in Slavdiſchen Mundarten
kamen, kamien, daß Geftein.
fämiq, feimig, wird von ben ſchmutzigen Flecken
gefagt, welche an der Oberfläche verfchiedener geiſtiger
Getränke fich zeigen, wenn felbe faner zu werben anfane
Ale — —
en. Wachter ſchreibt der Kaum, Adelung Kahm,
riſch Kahn, Pietorius Kon, die Holländer kaam.
Die Urfache diefer verfchiedenen Schreibart ift, weil
man in der Etymologie noch nicht überein gekommen iſt.
Adelung leitet e8 her von Feimen, weil dad Getraͤnk
gleichfam auszutreiben und zn keimen ſcheint; allein dies
fe Auslegung ift hart, und dee Natur der Sache zu ſehr
entgegen. Wachter von kumig, weldes bey Otfried
und Satian, krank oder ſchwach bedeutet, und zu unfe»
eem kaum, Kummer, Eiimmerlich gehört; griech.
xauvo, ich bin ſchwach, kränklich. Die natürlichfte
Ableitung aber ſcheint die hebräifhe Sprache au die
Sand zu geben: chamiz, acidus, chamez, fermen-
tatus fuit; chomez, acetum.
das Kamin, in Sachſen der Kamin; ein Herd,
worauf Feuer gemacht wied, um ſich zu wärmen: und
zwar ind gemein ein gemauerter offener Platz hiezu im
einem Zimmer. Sat. caminus, gried). zauıyos. Von
dem Gebr. cham (litt. cheth), calidus; chamma;
calor; chamam, incaluit.
Diefe Art zu heisen ift zwar hier zu Lande wenig
befannt , doch ift das Wort geblieben. Wir haben Stu⸗
ben Defen: und da heißt jene mit Ziegeln geprafterte
Gtätte, worauf dad Feuer brinnet, die Feuerplatte;
der hohle Raum, wodurch der Rauch in die Höhe fteigt,
der Rauchfang, Schornftein;; der niedrige Raum end⸗
lich, oder das Vorgemach, wo einiges Brennholz lies
gen kann, umd welches gewöhnlich mit einem Thüͤrlein
verfchloifen wird, das Kamin. Es ift der Plag, wo
der jenige hin fteht, welcher euer machen will. Am
anderen Orten wird duch Kamın, der Rauchfang vers
ftanden , wodurch das Feuer ausdünftet ; in Baiern
and der Schweis das Keimich, Kemich; franz. lache-
minee, Engl. chimney. Daher ein Raminfeger, Ital.
fpazza -camino, frau. ramonneur, is Defter. Rauch⸗
faugkehrer.
EN EEE GE un 111
der Kämpel; 1) ein Kamm, Haarkamm, angelſ.
camb, Engl. comb, ein ans: Horn gemachtes, und
mit Zähnen berfehenes Werkzeug, um die Haare im
Drduung zu bringen. Daher das Zeitwort Fimpeln, auss
fampein, fammen : figürlih, Jemand ausfampeln,
anszauſen, ausfilzen, pugen; ihm einen derben Ders
weis geben (ſ. Filz). Friſch, deffen Meinung mir vor
anderen gefalten hat, erflaret e8 als ein Ding, womit
Die Haare zu recht gebracht werden; coma, comere,
compfi, griech. —W dad Haar, xouyrus, ein GStern
mit Baarichten Stralen, obwohl übrigens der Grund
diefer Wörter felbft noch dunkel iſt. Vielleicht ift aber
Fämpeln nur ein verfleinertes Fampen, fteigeln, r.ife
fen, fchlagen (ſ. fampen, 2.): wovon aud der Aus⸗
druck Wolle kempen, Wolle reiffen, in Sachen Wol⸗
fe Fammen, auf Heinen eifernen Spisen aus einander
sieben. Gl. Monfee. p. 394. chempen, rectere (qui
operantur linum , pecte.tes et texentes subtilia,
Isai. 19, v.9.).
2). Das ift ein Kampel! ein ganzer Kerl, ges
ſchickter Kopf, franz. c’eft un genie. Es fünnte einen
Menfhen andenten, welder in den Geſchaͤften alles
ſchlichten, wohl ordnen, und das verworrene zu recht
bringen kann, wie der Kamm die Haare. Allein es ıft
vielmehr nur ein MWortfpiel, und urfprünglich ein Held,
tapferer Mann, gl. Monfee. p. 419.chemfo, athleta,
im mittleren Lateine camphio, campus; bey dem Kero
chamfan, chemfan, ftreiten, fämpfen (ſ. fampen).
fampen; (1. bezäumen, mit einem Kamp oder
Zaum belegen. Go werden die Schweine gelampet ,
indem man drey oder vier Hölzer zufammen füget, und
ihnen um den Hals hänge , damit fie nicht fo leicht dur
Die Zäune in die Felder einbrechen. In dem Satzgarn,
einer Art weitere Netze, kampen fich die Fifche ſelbſt:
indem fie darin mit den Lafchen ( Kiemendedeln) han
gen bleiben (ſ. Fiſchgarn). Das Kummet der Pferde,
121% f EEE EEE una
wird bey einigen Leuten auh das Kamp genenmet, Un⸗
gar. und CEroatiſch ham.
In der Mondfeeifchen Gloſſe ift p. 352. chamo,
fatein. camus, griech. xzuos, xyuos, eine Dalfter,
oder ein Strick um den Hals; bey dem Daſypodius,
Numella Kamwyd, eine Wide, ein aus Weiden ges
fiohtened Halsband, um die Kühe an Die Krippe zu bin⸗
den. Faſt alle Schriftfteler feiten jene Wörter von der
trummen Forme her; Eeltifh camm, krumm, griech.
xaumto. ich biege, xaurıAos gebogen. Auch Botker
hat Pf. gı. cham—brittil, Saum und Zägel für die
Pferde, eben fo erfläret,, deffen eigene Worte oben an⸗
geführet worden find (ſ. Gamß. 1.). Die Icste Hälfe
te ift das angelf. bridel, Holländ. breidel, franz. ia
bride, der Zaum, das eingelegte Gebiß Ch. Wachter,
v. Breidel).
2). Fampen, ein Wort, welches feinem Gebrauch
nach zu urtheilen, hauen oder fchlagen zu bedenten ſcheint.
In Defterr. find die Afampen, Ablanıpen, die mit
vielen Agen noch vermifchten Theile des Flachſes, wel=
che bey dem Schwingen abgefchlagen, und dann zu Pla⸗
ben, und anderen Arten einer groben Leinwat gefponnen
werden. In der Schweis Heißt ein ſolches Werrig der
Chuder; von kutten, abbauen (ſ. Kauder). Altbeit-
tifch bey dem Borhorn cammon, cammawn, angelf.
camp, comp, der Kampf, das Gefecht: und angelf.
campian, an der Armorifchen Küfte campa, im mitt
feren Rateine campire, fchlagen, fechten, Ferner ges
höret hieher das fat. campus, Schwed. camp, bie
Fläche, das Feld, in Ntiederfachfen der Kamp , Eichel
famp , Gerftenfamp, ꝛe. Denn ed zeigt eine Gegend
an, welche nieder getretten und zufammen gefchlagen ift.
So hat die Bahn, ein ausgetrettener Weg, einen Bes
zug auf das in Schweden und Dänemark aufbehaltene
Zeitw. bana, bane, ſchlagen: und unfer Tolel, ein
hal, anf Dubben, griech. rumrev, welches —
chla⸗
118
(lagen heißt. Endlich auch das tal. caminkta, eis
ne Straife, franz. chemm battu, ein gebahnter ebener
Meg, von battre fhlagen. In der Hebr. Sprade ift
kam ein Gegner, Widerfaher (infurgens , adverfa-
zius): und vieleicht hievon kampen, kaͤmpfen?
die Kante, Ed, Spitze. G. Ganter.
der Kapaun. S. Kapp.
der Kaper; Seeraͤuber. ©. Zipfein.
bee Kapp; kin verſchnittener Widder, ein Ham⸗
mel, Schöps, Geftraun. Im lat. vervex (f. Gämß,
2.), und bey den Franzofen mouton (f. munzig). Don
fappen, ftümmeln , abbanen, franz. couper, gried.
xortew. Ben den Croaten ift zhopiti befchneiden,, ea⸗
ftrieren; Pohln. skup, ein Schöps: welches deutfche
Wort offenbar zu nacht von dem Slaviſchen abftammet:
Aus der naͤmlichen Duelle kommt auch dad Wort
Kapphan, Kopaun; in Italien, wovon det Gebrauch
des Verſchneidens in andere Ränder verbreitet worden
iſt, capone; franz. chapon, Ungär. kappan. Im
Schönfpergerd Kräuterb. cap. arı. iung Hanen zu
Kappen gemacht. CarulusM. in lege 44. de latro-
nibus: nafum tapellare, die Naſe abfchneiden.
das Kar; ein hohles Gefaͤß, ein Korb. Ein Bruns
nenkaſten, in welchem das Waſſer fih fammelt, und
wieder abflieffet,, Heißt hier das Brunnfar , oder aud
der Brunnforb: und eine aus Stroh Heflochtene Back
ſchuͤſſel das Bachkaͤrl, oder der Bachſumper (ſ. bachen).
In jenen Stellen, welche Friſch und Scherz angeführet
haben, iſt Kar ein Napf, oder eine tiefe Gchuifel;
Käsfarre ein Käfenapf; und Feichfar, eine Todten
bahre, welches Iestere Wort auch in dem Gloſſar. von
Haltaud vorfommt, und wofür man , mach Adelungs
Zengniß , zu Frankfurt am Main der Leichkorb ſpricht.
Jak. Twinger bat in feinem Wörterbuche Bienenkar,
für Bienenforb.
Bwepter Theil, H
114 a een
Diefes Kar Hat freylich etwas ähnliches mit Korb,
corbis, in Gl. Monfee. p. 365 churj.a: welches ur:
fprünglich ein geflochtenes Behältniß bedeutet, und fo
genennet wird wegen der krummen Geftalt, oder dem
eingebogenen Ruthen (f. Kürbis). Allein es ift viel-
mehr einerlen Wort mit dem alten Seandiſchen kær,
kier, wovon Wachter und andere unſer Schirr, Ger
ſchirr der Teiten. Da man für Kar, auch Karre,
Karren gefchrieben hat, fo fcheint es Überhaupt ein
Ding anzudenten, welches etwas trägt, im fich faſſet,
oder womit man etwas weiter führen fann. Engl. to
carıy , tragen, führen; carr, einKarren, Nüftwagen:
welches Wort fich aber bis im Die älteften Sprachen vertie:
fet. Denn fchon bey den Eelten war an der Armorifchen
Küfte carr, im Herzogthum Wallis cart, ein Karren,
in dem Talmud der Juden caron, Arabiſch karron.
©. Borhorn Origin. gallicæ p. 27.
die Karauſche; cyprinus caraffius, Lin. in De
fterreih das Gareiſſel, GSteinfarpfel. Ein kurzer
und breiter Fiſch, dem Karpfen fehe ähnlich , deifen un-
getheilte Schwanziloffe völlig gerade abgeftuget ıft. Er
ift in unferen Gegenden wenig befannt: wird aber im
der Donau, und in einigen Geen angetroffen. Einige
Leute nennen ihn au Kothplette; allein wir verſtehen
bey diefem Wort. den jenigen Fiſch, welcher in Sachſen
Giblichen heißt , cyprinus gibelio, und in unferen
Teichen oft genug angetroffen wird. In dee XIII. Aus:
Habe des Syſtems durch Gmelin wird die Karanfıhe be:
fhrieben, cyprinus pinna ani radiis 10. linea laterali
recta.
die Kardel; Kardendiſtel, Weberkarde, dipfa-
cus fullonum, Lin. Eine rauche und ſteife Diſtelart,
welche aus dem Samen erzielet wird, und zur Arbeit
der Wollkaͤmper, Tuchmacher, Sockenſtricker, ꝛe. un⸗
entbehrlich iſt. Bey den Alten heißt ſelbe carduus ful-
lonum, carduus veneris, labrum veneris, vel dip-
—— 113
facus. Dieſes letztere kommt da ber, weil die Blätter
in der Geftalt eines Schiffchens eingebogen find, und
folglich Da6 Regenwaſſer aufsehalten: welcher Umftand
den Vögeln dienet, um ihren Durft zu lofchen. Denn
dipfa heißt im Griech. der Dueft. | R
Kardi, oder fpanifche Artiſchvcke. ©. Car —.
karg, äuiferft ſparſam, geigig. Urſpruͤnglich hat
es vorfihtig, behntſam, ſchlau, bedeutet. Stricker
Bat cap. 2. Sect. 7. kargelili, arge oder fchlane Lift:
and Horneck an verfhiedenen Stellen charg, charch,
Derftändig, wisig; Cherig, die Schlanheit. Die Wors
te des Evangeliumd, quia ablcondifti hac a farien-
tibus et prudentibus, lauten in einer alten Leberfegung,
soelche Hierom. Pes in feinem Gloffario anführet: man
Du haft deinen Tougen verporgen vor den weifen
und den chargen. ' |
karg ift zufammen gefeget and ge—arg: wie Kag,
Kalter, ꝛc. anftatt Gehag, Gehalter. Arg heißt noch
wirflih in Oberdeutſchland ſchlau, vorſichtig, wie -oben
an feinem Orte gezeiget worden: und dienet, um einen
Menfchen zu bezeichnen, welcher mit feinem hauslichen
Vorrath vorfihtig (mit einer guten, oder überfüffigen
und fehlerhaften Vorfiht) umgeht. Auf gleiche Weife
iſt Hier bey dem Volke ein kluger Men ch fo viel, als
ein fparfamer : obwohl diefer Ausdend weniger gehäßig
öft, ald der vorige. Gl. Monfee. pag. 386. argi, te-
nacia ; pP. 394. argen, tenacibus , p. 413. araket
pruoder, parcus frater. | ne
Karl; ı) ein eigener Nahwen, welcher feit den
Zeiten Karl des groffen vielen anderen gegeben worden,
and einen-tapfern Mann bedentet. Island. karlmadr,
männlich , tapfer; karlmenska, täpfere Leute, Schwed.
karlachtjg, nad Wet der fäpferen. Won der Etymo—
fogie wird gleid) unten, n. 2. die Rede ſeyn. Friſch
Teitet das Wort Karl, Yon dem at korol,
2
116 mu 2 ED 2» nn
krol , kraly, Ungar. kiraly, ein König, bee; alfeim
diefes Scheint mehe zu dem griech. gen, AxysIm, x00-
seo. ich herrfche, zu gehören.
2). Das, männliche Geflecht überhbanpt. Bey
den Angelfachfen ift ceorl, wie Wadhter bemerfet, eine
männliche Perfon,, und wif eine Weibsperfon. Engl.
carl-cat, ein Kater, das Männchen der Katze; carl
hempe, der männlihe Hanf. Friſch führt ex Chron.
Bavar. Andreæ Presbyteri Ratisb die Worte an, wos
mit dem König Pipin, bey der Geburt eined Prinzen,
Glück gewunfhen wurde: vivat rex, quod Carulus
et, nämlich, dag es ein Prinz, und vom männlichen
Geſchlechte iſt. Diefe Auslegung ift gewiß beſſer, als
wenn man ein neu gebornes Kind fchon ftarf oder ta⸗
pfer nennen wollte. |
Da k,ge, oft nicht zur Wurzel geböret, wie kurz
vorher bey dem Worte karg bemerfet worden ift; fo
fheint es, dag Karl, Kerl, aus der nämlichen Duelle
mit er, dem Zeichen eines männlichen Gefchlechteß,, im
Gegenfage von fie, gefommen ſeyn moͤchte. Un der
Armoriſchen Küfte ift ur, hingegen in der altbrittifchen
Mundart mit einer ähnlichen Vorſylbe gur, gwr, ein
Mann, und gwra, heurathen, einen Mann nehmen.
Auf eine andere Weiſe ift hieraus das lat. vir, in einis
gen Anfchriften ver, goth. und angelf. wair, wer,
entftanden. Bey den Scythen war a’sop, Armenifch zo,
ein Mann, griech. aecyy, zgoyy. mas, mafculus,
frenuus. G. Wadter, v. wer, und Wdelung v. Er.
3) Ein Ehemann, Liebhaber, Buhler. Dtfried
f&hreibt von jenem Weibe, welches fieben Brüder zu
Männern hatte, thiu habeta zi Karle fibun bruader,
Matth. 22. Und Notker Pf. 118, v. 163. fo fol che-
na iro charal furhten unde minnon, fo fol das Weib
feinen Mann (Kerl) fürchten und lichen. Angelſ. ceor-
lian, einen Mann nehmen, beurathen. Gl. Monſee.
p. 410. charlom, amatoribus,
GEBEN EN EP BEE Grein 117
Dieſer Begriff Hieffet aus dem vorigen ri. 2. ob⸗
wohl man übrigens auch an das Celtiſche car, Islaͤnd,
kiar, fat. carus, franz. cher, lieb, ſchätzbar, denken
möchte. SG. Wachter, v. kar. |
4). Eine männliche Perſon, in Hinfiht auf das
fittliche Betragen: als ein guter, braber, ehrlicher
Kerl; ein fchlechter, grober, fauler, feiger Kerl.
In Defterreich ift karl, miteinem feinen a, fo wie das
Engl. carl, ein grober, ungefittetee Menfh. Aftbrit:
tifch carl, angelf. ceorl, und in der Tateinifchen Ueber⸗
fesung der angelfähflfhen Gefege ceorlus, cirlifeus,
ein Bauersmann, Landbewohner. Dermuthlich weil
dieſes Wort duch den mannigfaltigen Gebrauch, bie
‚und da verächflich geworden iſt. Wachter fchlägt hier
ein nenes Stammwort yor, welches aber unnöthig fcheis
net: nämlich das Seythiſche cyra, Engl. shire, griech.
92 , eine Randgegend. Die braven DalekerIn in
chweden, find die Bewohner des Thal —Landes, Da-
lecarlia. |
Kärnthen; ein Land zwifchen Steyermarf und
Keain, deflen alte Bewohner Carentani, in den ale
mannifchen Gloſſen bey Gerbert Kerendra, geheiflen
Haben. Ungariſch karinthia , Windiſch koratanja,
Karnthen; Croatiſch korushecz , ein Kärnthner. Die
Sprache diefed Landes ift in die deutfche und Windifche
getheilt. Horneck fagt in feiner Chronif, cap. 201.,
daß die Befisuchmung von Karnthen, vormals nur in
der Windifchen Sprache gefchehen mußte: und c. 202,
daß der Herzog , wenn er angeflaget wurde, das Recht
hatte, in eben diefer Sprache zu antworten.
der Karpf; ein bekannter Fiſch, cyprinus car-
pio, Lin. Im griech. wagmıwv, böhm.kapr, Croat.
krap. Der ältere Nahmen cyprinus fol, wie Voſſius
glaubt, Her fommen von cypris, einem Beynahmen der
Venus; wegen der groffen Fruchtbarkeit dieſes Fifches.
Wirklich ſoll ein dreypfündiger Karpf bey 237,000 Eyer
.
118 —E
haben, und ein neun pfündiger 621,600. Auf gleiche
Weife konnte auch carpio her geleitet werden von dem
griech. xaros, Frucht, Samen.
farrzen, Soländ. karren; einen widerwärtigen
fharfen Laut von fich geben, wie 3. B. ein ftarf befades
nee Wagen, oder Schlitten, wenn felber über Gteine
geht. Das Zeitw. Firren, zeigt einen feinen durchdrins
genden Laut an: quirren aber , bey dem Pobel queoren,
einen langweiligen traurigen Schall, wie ein Wagen,
wenn die Achfe ; oder eine Thuͤre, wenn der Angel, lanu⸗
ge Zeit nicht geſchmieret worden ift. Ä
Es ift ein nah der Natur gebifdeter Ausdruck,
Bat aber indeifen viel ähnliches mit dem altdeutſchen
charen, weheflagen, charlıh klaͤglich (ſ. Charfreytag).
Hebr. kara, clamarit.
ber Käs; Käfe, cafeus, althritt. caws, Engl.
chieefe, tal. cacio, cafcio, formaggio, franz. fro-
mage; Pohln. ser, Croatiſch szir, böhm. seyr; Hebr.
gebina. Daß wir diefes Wort aus der Tateinifchers
Sprache entlehnet haben follten, ift fehr unwahrſchein⸗
ih: indem die Deutfchen ſchon ihre Käfe hatten, bevor
fie mit den Römern und ihrer Sprache, fo genau bes
kannt werden fonnten. Germani agriculturs non fu-
dent, maiorque pars victus eorum lacte, et cafeo
et carne confifit. Jul. Cæſar lib. 6. de bello gall. c.
s2. Plinius muß alfo andere Völker im Sinne gehabt
baden, wenn er fagt, barbaras gentes caſei dotem
igencrare: und Strabo fagt ed nur von den alten Brite
tm. ©. Wadhter, v. Käs. Etwas anders ift Das
Käs, ein Schneegebirg CF. Kes ).
Bey den Griechen heißt ein Räs ruoos, von Tupoo,
ich verdicke, mache gerinnen. Ungar. turo. Dagegen
iſt bey den heutigen Tartarn thur, Butter, griech.
Baurusov, welches Wort aber von den Seythen in die
griechiſche Sprache gekommen ift. Beyde Speifearten,
Butter und Käs, haben einen gleichfoͤrmigen Urſprung.
3
— — 119
Beyde find eine verdickte, und von den waͤſſerigen Bes
ftandtheilen gereinigte Milch. Beyde müſſen geftoffen,
zuſammen gefchlagen und gepreifet werden. Daher heißt
ein Vorrath von Käfe bey dem Virgil, ccloga ı. prellt
copia lactis: und bey dem Ovid lib. 8. metamorph.
v. 660. lactis mafla coacti. Wahrſcheinlich gehört alfo
dieſes Wort zu dem fat. quatere, quallus , quaflare,
fhütteln, ftoffen; Engl. to cal, Holänd. katten,
werfen, fchlagen, altbr. cat, die Schlacht, der Streit.
©. Wachter, v. cat, et ſeq. Alle dieſe Wörter ſchei⸗
nen etwas gemein zu haben mit dem lat. caſus, der
Fall, cadere, fallen, und in einer thaͤtigen Bedeu⸗
tung, fallen machen, werfen (ſ. keyen). Es hat aber
indeſſen auch viel ähnliches mit all dem jenigen, was
unten bey dem Worte keuſch vorkommt. Entweder ſo
fern dadurch eine gereinigte Maſſe verſtanden wird:
oder eine weiche Speiſe, nicht fo hart, wie das Brod.
Denn ein ſchwacher unfräftiger Menfch wird hier bey dem
Volke ſowohl kaͤſig, als Feufch genennet; die Käswo⸗
che, eine Woche dee Schonung, fo viel ald Keuſchwo⸗
de; Hebr. chafa, pepercerat (f. keuſch).
das Kaͤs, ein mit Eis hededtes Gebirg. ©.
Res.
kaſcher; ein von ben Juden entlehntes Wort,
aus dem Hebr. cafcher, recht: 3. B. die Gpeife ift
nicht Fafcher, kauſcher, iſt nad) dem Geſetze unrecht,
nicht erlaubt. Man fagt auch von anderen Dingen,
deren äufferliher Schein betrieget, und denen man folg-
lich nicht trauen fol, daß ſie nicht kaſcher find.
der Räfefohl, braflica botrytis, weil die Nofe
Heinen Kaͤſen aͤhnlich iſt. In Defterr. dee Carfiol.
käſig; ſchwach, weich, z. B. der Menſch iſt noch
zu kaſig zu einer ſolchen Arbeit; hat nicht Kraft und
Feſtigkeit genug, gleich einem Käſe, der dem aͤuſſerli⸗
chen Drucke weichet. Im gleichen Verſtande ſagt man
120
bey dem Volfe auch Feufch: obwohl diefed mehr etwad
ſchwächliches und zartes andentet. .
die Käspappel; ma!va rotundifolia, in. wird
fo genennet, weil dee Samen die Geftalt Feiner runs
der Käfe hat (ſ. Gaͤnspappel).
der Kaͤsſtecher; Käfeträmer , franz. le fromager,
welcher aber in Defterr. nebft Käfe auch Butter, Schmalz,
Baumwolle, Befen, Tabakpfeiffen, Zinnkraut, Schwe⸗
felhölzel, verfaufet., In anderen deutfchen Orten iſt
der Karftecher ein Meſſer, womit man die Käfe an⸗
ftiht: und dere Kacbohrer, ein Bohrer oder Werk:
zeug, womit die groffen Käſe angebohret werden, um
ihre innerliche Güte zu erforſchen,
| füsmweißz; bleih, 34.8. vor Furcht oder Zorn kas⸗
weiß werden, expalleſcere. |
die Kaäswochen; fonft Flitterwoche, Zartelmode,
in der Schweitz Kuͤchlewoche. Go Heißt die erfte Zeit
fuür neue Eheleute, gder neue Dienfthothen, wo Nach⸗
ficht und Gelindigkeit gewöhnlich ift, Jezt ift noch die
Kaswochen. Dieſe Nedensart fommt von der Faſten⸗
zeit her. Bey den Angelfachfen war cvswuca jene Wos
"he, in welche der Aſchermittwoch einfallet, unb wo folg=
(ih, die Faftenzeit ihren Anfang nimmt. G. Schilter
Thes. antiq. teuton. T. I. Index Evangeliorum Do-
minicalium. Weil aber diefe erften Tage gleichſam
nur dee Eingang, oder. eine Vorbereitung zur Faſten
warens fo wurde diefe Woche. noch als eine Zeit der
Nachſicht angefehen. Denn die genaue und ftrengere
Beobachtung fieng er nad dem Gonntag darauf au,
Domin, I: vacabit: welcher Sonntag bey den naͤmli⸗
hen Angelſachſen ther halga daeg, der heilige Tag,
fonft aber in Deutfchland die groſſe Faftnacht genen
net worden ift. Es Heißt, wie [han Wachter bemers
fet hat, fo viel als Keuſchwoche: fo fern man dort
. ſollte, mällig und nüchtern zu ſeyn (ſ. keuſch.
I.)
121
das Kätzel an Weiden und Haſelnuͤſſen. ©. Palm⸗
gel.
fäßeln; köken, kotzen. Eine Art Huſten, wo⸗
bey man oft raͤuſpert, aber nur wenig ausſpeyet. Es
iſt eine natuͤrliche Nachahmung jenes Lautes aus der
Surgel. In der Windiſch und Croatiſchen Sprache iſt
"ka>hel, böhm. kaſſel, die Huſten: und kashlyati,
böhm. kallati, Pobin. kaszleci, huften. Sebr.chech,
angelf. ceac, dee Schlund oder Gaumen, altbeittifch
bey dem Borhorn ce ‚ guttur.
das Katzengeſ ren: eine Speife, welche ind ges
mein aud verfchiedenen Sorten des übrig gebliebenen
Fleiſches zubereitet, und in einer faneren Soife aufges
feget wird. Sie wird fo genennet, wegen der Ungleichs
heit dee Ingredienzen, indem Stüde von Nindfleifch,
Kalbfleiſch, Leber, zc. zufammen gehadt oder gefchnits
ten werden: gleichwie das Geheul der Kagen aus fehe
ungleihen und mighelligen Zonen beftebt. Man hat
aber. indeifen auch ein beifered Kagengefchreg von Kalb:
fleiſch allein, wovon Fleine Schnise geffopfet , und fans
eklich gefochet werden: welche Speife etwas ähnliches
hat mit dem bey den Bohlen fo beliebten zrazi (Sraſi),
obwohl diefed nur aus geflopften Schnigen von Rind»
Heifch befteht.
Das franz. galimathias, ein verwirrtes und uns
deutliches Geſchwaͤtz, Bat Friſch, v. Glimpf, ber zu
leiten gefuht von dem. altdeutfchen limen, galimen,
ſchreyen, zufammen heulen. Vielmehr aber hat ed das
Anſehen eines griehifhen Herkommens , von yaıy,
eine Kage , eigentlih aber das Wiferl ; und ur,
Hebr. madda, die Wilfenfhaft: etwas fo künftlich und
haemonifch machen, wie Die Kasen. Ein Franjofe er⸗
zählte mir dagegen etwas anderes. Es hatte nämlich
Kaifer Matthias, welcher im J. 1619. ſtarb, an Hein:
rih IV. König in Franfeeich ein Iateinifches Schreiben
erlaffen, welches aber fo unleſerlich gewefen feyn foll,
dag man nichts anderes heraus bringen konnte, als die
Aufſchrift, gallis Matthias. Go oft nun eine Rede
vorgebracht wird, die feinen gehörigen Ginn hat, oder
etwas in einer verfehrten Ordnung gefhieht, fo heiße
eö noch jest, sallis Matthias.
dee Kauder, oder vielmehr Ruder, Chuders
fo heißt in dee Schweitz da& grobe Werrig, welches bey
dem Brecheln und Schwingen hinweg fallet, in Defterr.
die Afampen Cf. fampen). Von futten, Engl. to
cut, in Niederfachfen kadden, abbauen, mit einem
fhneidigen Werkzeug abfündern, altbritt. catt, cwtt,
ein Feines Stuͤck, ein Broden. GG. Wadter , v.
futten. .
dere Kaulbars; ein Fifh, perca cernua, fin.
wird in Deutfchland fo genennet, entweber wegen feinem
dicken Kopf: oder, wie Wachter glaubt, von Rule,
ein Loch, indem er am Kopfe mehrere Vertiefungen hat:
daher felber bey Artedi und Bloch befchrieben wird ,
capite cavernofo. In Defterr. Pfaffenlaus Cf. die-
fe8 Wort).
der Kauli; unter der End, ein Nahmen des Blu⸗
menfohls. ©. Sauli, und Carfiol.
febbeln; mit zänfifhen Worten zufegen , wie es
böfe Weiber im Braucde haben. Wenn ein Weib hie
Kebbelzaͤhne verliehret, nämlich die vier vorderen Zaͤh⸗
ne; fo glaubt man biöweilen, daß es fanftmüthiger und
ftiffee werden fol. In Ober: und Niederfachfen Heißt
es kabbeln, Fampeln, Eeifen, im latein. cavillari.
Sebe. kabab, maledixit, Altbrittifh) bey dem Bog=
Born cabl, plafphemia , calumnia.
das Kebel, Kiefer. ©. Gebel.
kebig; raſtig ſtark, wohl beleibt, z. B. ein ke⸗
biger Menſch; das Pferd zieht kebig an. Eigentlich ge=
hebig: von haben, haeban, hebben, Halten, anhalz -
ten. Bey dem Friſch kommt der Ausdeud tor, die
Garben gehebe auf ein ander legen, nämlich genen,
“a
ED 1 22
dicht (ſ. Hebbel). Hingegen iſt käbig, gehäbig, fo
viel als geitzig; der feſt zuſammen haͤlt, und das Geld
nicht von ſich laſſen will. Bey Otfried, Notker ꝛc. iſt
heb g, groß: welches aber nur den Begriff der Höhe
- Dat, von heben, erheben, obwohl ed auf verſchiedene
Weiſe gevrauchet worden ift, z. B. thiub hebiger, ein
groffee Dieb; fiant hebiger, ein mädjtiger Feind.
feden, oder queden; fagen, reden. Diefes gröfl-
ten Theils veraltete Wort lautet in der Schweis, mit
einem gedehnten Vocal, chyden. Ben den alten Kateis
neen cedere, kedere; cedo, quis ille fuerit, fagey
wer es geweien ift; cedo coram aliis, fag ed laut vor
anderen. Bey Difried, Kero, Tatian queden, Wls
philas quithan. Notker bat cheden, und die Formel
einer Erffärung daz chit, das ift, das heißt, will ſa⸗
gen. Diefes Zeitwort murde auf verfchiedene Weife abs
gewandelt: thu quidis, quifi, du fagft; er quidit,
quit, er fagt; quad, fagte; daz gequit, kechuit,
der Spruch. Altbritt. chwedl, Gefpräh, Erzählung,
Fabel. Holländ. quetteren, ſchwätzen, plaudern. End:
lich fcheint mit dem vorigen queden, quithan, auch
das fat. inquio, inquis, inquit, verwandt zu ſeyn,
und eigentlich einreben, darunter reden, zu bedeuten:
indem es gewöhnlich als Einwendung oder Verbefferung,
und folglich zur Unterbrechung einer Rede, gebraucht
worden ift.
die Kehle; vorzüglich die Luft:und Gpeidröhre
in dem Körper der Menfchen und Thiere. Bon dem
eltdeutfchen Fel, griech. zoAos, hohl. Daher aud) der
Kehlhohel, am eine vertiefte Rinne zu machen; die
Kniefehle, der hohle Theil Hinter dem Knie, der Bug.
Bey den Fifchern heißt jener Stein, welder am Ende
des Garns in das Holz eingefehlet oder eingeffammert
wird, um ſelbes in der Tiefe zu erhalten, gleichfalls
die Kehle. Das Pferd hat die Kehl, nämlich Kehl⸗
.
uch
12%
feimig. ©. famig. |
die Keiſche; in Stegermarf ein Meines Haus:
and daher ein Keifchler , welcher in Defterreich ein
Kleinhäusler genennet wird (f. Hube). in foldes
Haus oder.eine Hütte heißt in der Windifchen Sprade
Kotſcha, bey den Sorben— Wenden Keifcha , angelf-
und Isländ. cote, kot; Engl. coat, in Dber- und
Triederfachfen dad Koth, die Kathe, lat. cala. In Boͤh⸗
men, Mähren, ꝛc. fpricht man ftatt deffen die Kalupe
(f. dieſes Wort). In den alemannifchen Stoffen bey
Martin Gerbert, p. 100. Keutſa, cavea, ubi aves
includuntur.
der Kelbanter 5 ein geoffes Schiff auf der Dos
nau, welches bey zwey hundert Klafter Holz, oder bey
zweg taufend Zentuer Getreide führen kann. Diefe
Schiffe werden fo genennet, weil fie zu Kelham in Baiz
ern, wo der Fluß Altmühle fih indie Donan ergieffer,
gemacht werden. Vermuthlich heißt der Ort felbft ur-
ſpruͤnglich nichts anders, als ein Ham, Dorf, Markt,
oder Wald, in welchem Schiffe bereitet werden. Denn
Kel, Kiel, Engl. keele, angelf. ceol, heißt ein Fahr⸗
zeug, Schiff (f. Zille).
Felzen 5; einen unförmlihen und widermärtigen
Laut von fih geben, dach nur in gewiffen Fällen. So
fagt man im Verdruſſe von einem Hund, welcher ohne
Urfache bey der Nacht bellet, daß er die längfte Zeit
gefelzet habe: auch von einem Menfchen, Per geru
brummet und zanket, dag er immer etwas zu Felzen ha⸗
ben müfle. Ins befondere heißt Felsen, laut huften,
doch ohne vielen Ausmurf, vorzüglich wenn dabey die
Luftröhre und Baden ausgedehnet werben, wie bey al-
ten Reuten, wenn fie huften, Ben den Gricchen heißt
auto, XAvcvouzı, gleichfalls ich hufte. Clemens
von Alexandria fagt in cohortat. ad gentes, daß die
Spartaner eine Feljende Diana , Ayreuıy xeAuTıda,
verehret haben.
- un SER GER BED sa5
Ich glaube, als ein Iterativum von Falen: wel
ches beynahe alle Arten eines nicht articnlirten lautes
ausdruͤckt (ſ. falen). Unter den Minnefängern befchreibt
Goͤli, p. 58. einen Tanz, wobey der Sumber gerueret
(die Trommel gerühren) , und Jemand gebethen wird,
alles unnöthige Felsen, nämlich ſchreyen und lärmen,
abzuwehren; du folt uerren ubriges kelzen; damit die
jenigen , welche nicht mit tanzen wollen, wenigftend Fein
geichelle machen (f. Geſchãll). ö
j Kematen. 6 find zwey alte Pfarrkirchen ın uns kam
ferem Laube, die den Nahmen Kematen führen. Cine De
jenfeitö der Teaune‘, umweit Lambach: die andere hier _ |
dieffeitd, nahe bey Rremsmünfler. Diefe letztere iſt —
ſeit Sec. XII. caminata, chemnaten, kematin, A) „u.
Kempnater—pharr, genennet worden. Im J. 1315 Krd
haben dafelbft die Lollarden, welde bey Dieron. Pez i
Adamiten heiffen , eingeniftet , und den Fatholifchen
Pfarrer ermordet: ferners fich über Neuhofen, Weiß:
kirchen, Wels und Buchkirchen ausgebreitet, Schulen
und Bißthümer errichtet. Geit 1783 find in eben dies
fen Gegenden, nur ein Paar davon ausgenommen , lu⸗
theriſch — Evangelifche Berhhäufer.
Das Wort Kematen, Chenmate, camınata , iſt
alt: und kann weder von der gewölbten Figur, noch
von dem Slaviſchen kamen, ein Gtein, hergeleitet
werden. Denn in den verfchiedenen Stellen, welche
und aus dem Alterthum übrig geblieben find, kommt
ed bisweilen überhaupt für "ein inneres Gemad vor,
wo man entweder zu ſchlafen, pder für ſich zu arbeiten,
oder geheime Unterrebungen zu halten pflegte. Wem
würde es einfallen zu glauben, daß ein ſolches Zimmer
: darum fo genennetworden fey , weil es don Stein, daß
übrige Gebände aber von Holz wart Horueck ſchreibt
4.0 — —
do dieſe Red geſchach,
dem Cardinal was ga
in ein Chemnate hin.
Mon dem Saraceniſchen König Marflfius heißt ed im
dem alten Fragment über den Krieg Karl des Grofjen:
er vortheret zuelef herren in fine Kemenaten, er
fodert 12 Rathsherren in fein Eabinet. Und Stricker
fagt c. X. Sect. X. |
diu chunigin weifet in (ihn)
; in ein chomenaten hin.
Mahrfcheinfih gehört alfo dieſes Wort, fo wie
Kamer, zu dem Morgenländifchen keman, ſich verbers
gen (iS. Kamer): und kann fowohl ein Zimmer andens
ten, wo man in Stille und Ruhe lebt; ald auch ein
2. feftes Gebäude, mo man vor dem Feinde fih ſchuͤtzet,
oder ihn beobachtet. Im gegenwärtigen Falle müßte
nun erft unterfuchet werden, ob der Rahmen Kematen
dem Orte felbft,, oder Vorzüglich dee Kirche eigen war?
Ob nicht aus einem Gtreit: ober Wachtthurm, ober
irgend einem andern feften Gebäude, erft darnach eine
Kirche errichtet worden ſey? Hier foll Anfangs, wie ih
höre, ein römifcher Wachtthurm geftanden ſeyn, an
welchen mit der Zeit eine Kirche gebanet wurde.
‘ Fempen, Wolle fempen. G. Kampel.
kempfen; eine ſchwache Art zn huſten, da ans det
beflemmten Bruſt, oder mangelhaften Range, der Laut
te, he, geböret wird: 3. B. ich habe die ganze Nacht
kempfen müffen; der alte Mann, welcher geftern ftarh,
bat viele Jahre fihon immer gefernpfet.
kenten, oder mehr nach der Ausſprache Fennten;
jünden, anzünden, z. B. ein Licht ankenten, im Dfen
kennten, einkenten; warum haſt du noch nicht angeken—
tet, d. i. Feuer gemacht? Gl. Monfee. p. 327. inchen-
ta arauueiz, geröftete Erbſen. Lat. canded, incen-
do, accerud. Altbri detfch·v eh em Berhorn cınne,
sänden: wovon auch der Kien, die Kienfoßre, welche
zum Anzuͤnden dienet, den Napmen hat.
-
ENDEN DEN DEE 127
das Kerbholz. ©. Rabiſch.
der Kerl. ©. Karl.
der Kernbeiß; Kernbeiffer, Gteinheiffer, Dick⸗
ſchnabel, Kirfhfint, Klepper, 1 xia coccuthra' fies,
Zin. Ein Dogel mit einem dien Kopf, furzen und
Dicken Schnabel , ſchwarzbraunen Gefieder , und rothges
fleckter Bruſt: welcher Kirſchkerne, Buchnüffe, Hanf
und Nettigfamen frißt.
die Kerſch, der Kerſchbaum; fonft Kirſch, Kirſch⸗
baum. Es gibt zwey Hauptgattungen dieſes Gewaͤchſes.
1). Die Waldkirſchen, Vogelkirſchen, prunus avium,
Lin. Sie find Mein, ſuͤß, und entweder roth oder
Schwarz: und heiffen bey den Tateinifchen Schriftftelern
cerafa Ceciliana, feffiana, merafia, franz. la merife.
Diefe Gattung ift von jeher in Europa einheimifch.
Diezu gehören die Rheinkirſchen, welche ſchwarz, ets
was gröffer und von einem fefteren Tfeifch find, als die
gemeinen Waldkirſchen. In anderen Orten von Deutſch⸗
Sand werden die Amarellen, ja auch die Vogelkirſchen
Eherhaupt Rheiniſche Kirſchen genennet: vermuthlich
weil ſolche von den Rheinlaͤndern, die ſchon zu dem Zei⸗
ten der Römer wegen den Kirfihen berühmt waren, in
andere Gegenden verpflanzet worden find. Endlich die
Pelzkirſchen oder groffe Herzkirſchen, in Defter. Pfelz⸗
Terfchen ; die wegen ihrem feften und dicken Fleiſch Du-
racina (prunus avium duracina, fin.) genennet wers
den. Die bunten oder marmorirten Herzkirſchen, franz.
bigarreaux, find nad dem Syſtem bie Frucht von pru-
nus avium bigarella.
Die ate Gattung der Kirfchen, welche wir durch
die Römer aus Aſien erhalten haben, find die gewöähns
lichen Gartenfirfhen, prunus cerafus, Lin. Nebft den
rothen und ſchwarzen Kirfchen, gibt ed noch mehrere
Kirfharten: als die weilfe Kirſche, franz. guigne blan-
che; die gelbe Kirſche, franz. guigne jaune, Gerner
12% nem
gehören auch dahin ſowohl die Weichſel, franz. cerife
aigre, als die Amarelle, cerile rouge.
Insgemein wird dieſes Wort von der Stadt Cera⸗
fonte ‚oder Kirifonte in Rleinafien hergeleitet, weil Die
Kirſchbäume dort in Menge hervor wachſen: und daher
auch Luculus nad geendigtem Kriege wider den Mithris
dated , von dort Kirfchen nah Rom verpflanzet hat.
Allein da diefe Feucht in ganz Aften einheimifch ift, und
auch in Perfien keras heißt; die erfte gemeine Art aber,
prunus avium, die längit fchon vor dem Lucullus im
Europa gewefen, mit der vorigen gleichen Nahmen hate
te; fo glauben Adelung und andere mit Net, daß
Kirfche, Kerich, ceralum, fo genennet werde wegen
Dem inmwendigen Kern, als eine Steinfrucht oder Kerns
gewähs: und daß wahrfiheinlich die Stadt Eerafonte
felbft hievon den Nahmen erhalten habe.
Im Hochdeutfchen ſpricht man Kirfhbaum: Hier
aber Kerichbaum, welches mit dem griech. xegauas,
lat. cerafus, franz. cerifier , Engl. cherry- tree, übers
ein kommt. Welcher eingeborne Defterreicher alfo ins
fünftige unfere Sterfchen als etwas niedrige oder lands
liches anfehen will; der fol nur anderen felbe überlaſſen,
und für fih aus einem fremden Lande Stirichen hohlen.
das Res, oder Kaes, Kis: bey dem Landvolke
von Salzburg und Tyrol, ein mit Eis oder Schnee bes
bedtes Gebirg: ein Sletfcher , welches Wort aber für
vornehmer gehalten wird. Es zeigt eine Bedeckung,
oder etwas bededtes an: Hebr. cafa, hat bededet,
lat. cala, eine Hütte, Engl. cafe, ein Gehäufe, Fut⸗
teral. Bey dem Horneck c. 700 ſich enfeien, entklei⸗
den. In der Schweiz und in Schwaben ift HA’, ein
Kleid (ſ. daffelbe). Auf eine ähnliche Weile Heißt im
der GSanferitta oder heiligen Sprade in Hindoſtan,
himmala befchneit,, mit Schnee bedeckt: ” bımmen,
decken
weni die A dan sen 129
decken Ch. Haimet). In unferen Gegenden wird ein
Gebirg, welches die meifte Zeit mit Schnee bedecket iſt,
der Käsberg genennet.
keuſch; ein Wort von verfchiedenen Bedeutungen,
welches bey den Alten cufc, kusgo, chufco lautet.
Als Stammenwort nehme ich Hier vorlaufig das Lebe.
ehus, ſchonen, fi erbarmen, an: wobonchafla, je-
percifit, Jonds 4. v. 10. lo-chafa, non pe’ ercerat,
Ezech. 16. v. 5. Diefer Begriff feget theils Mäffigung
verfchiedener Affekte voraus , als des Zorns , der Rach⸗
fucht, der geilen Begierden, der Wolluſt in Effen und
Trinken: theild Schwachheit don Seite des ſenigen, defs
fen man ſchonen fol. Hieraus erflären ſich folgende
Faͤlle, in denen diefes Wort angetroffen wird.
Keuſch; 1). nüchtern. Kero c. 31. chuskeer, So-
brius; c. 64. chuskan,, Sobrium. Dagegen aber hrei«
nan, caflum. Hiemit ftimmet das lat. parfimonia,
parce vivere, der Bedeutung nad, vollkommen übers
ein. ©. aud) Käswoche.
a). Eittfam, manierlih: fo fern fowehl die aufs
ferlichen Gebärden, als die innerlichen Vegierden, ges
Hörig beichräntet werden, Otfried ſchreibt lib. 2. c. 3.
iangun kusgo ingegin , giengen ſittſam entgegen.
en der Mondfeeifchen Gloffe ift P. 359. uneh:lci,
foedum , was wider den Wohfftand oder die eingeführte
Gewohnheit iſt; in dee Sache felbft aber gerade Dad Ges
gentheil von dem , was man im fittlichen Verſtande
tenfch nennet. Man wollte nämlich die Indith bereden,
daß fie fih dem Holofernes ergeben wolle: foedum
eft enim apud aflyrios, fi femina irrideat. virum,
agendo ut immunis ab eo tranfeat. Notker fagt aber
ſchon im heutigen Verftande, Pf. 44 Elephas iſt chi-
ufce fieo, der Elephant ift ein feufches Thier.
3). Rein, fauber, nett. Eigentlich mas gefchee
net, und forgfältig im guten Stande hergehalten wied.
Gleichwie ſolche Dinge, welche man vernachlälliget , ges
Bweyter Theil 3
130 —
meiniglich ſchlecht, ſchmutzig oder unrein zu werden pfle⸗
gen: ſo werden im Gegentheil ſolche, für welche man
vorzuͤglich beſorget iſt, und die man vielleicht nicht ein
mal berühren fol, Heilig genennet. Bey dem Kers
find c. 49. unchufcida, Madeln der Seele, Unflat
der Suͤnde. Poptaifch czyfi, rein; Windifh zhifiim,
ich reinige, zhifi, rein, fauber ‚aber doch auch im fitts
lichen Verftande, keuſch. tal. chifciare, jeten, dem
Garten von dem Unkraut reinigen. Dolländ. ku'fchen,
fogen, reinigen, ſäubern, 3. B. das Gefdhier, Zimmer.
| 4) in Deftexeeich bey dem Poͤbel ift keuſch, ſoviel
08 dünn, zast, ſchwach: 3.3. ein Feufcher Zeug zu
einem Kleide, d. i. dünner, nicht ftarler ; der Bube
iſt noch zu keuſch zu einer folchen Arbeit, nämlich
zu ſchwach. Gleichfalls als etwas zartes, ſchwaches,
welches nicht ſtrapatzieret, ſondern geſchonet werden ſoll.
das Keut; der zur Fortpflanzung des Geſchlechtes
dienliche Saamen von Menſchen und Thieren; griech.
xuros. Es wird dieſes Wort, welches auch Wachter
angeführt hat, nur ſelten gehoͤret: z. B. das Keut
austreiben; ein Ausdruck der Selbſtbefleckung. Hol⸗
laͤnd. kuit, Fiſchrogen, Eyer der Fiſche. Es gehöret
zu dem altbrittiſchen cyd , Heifchlihe Vermiſchuug,
griech. xuco, ich empfange (f. Küs). In der Islaͤnd.
Weberfegung der Evangelien wied es daher auch für
Mutterleib genommen, in welchem eine Frucht empfaus
gen wird. Luc. ı. v. 31. ecce concipies in utero
(Island. i kuide) et paries flium.— Ibid. v. 41. ex-
ultavit infans in utero ejus; barnit fprat upp i hen-
var kuide. —
keyen; werfen. Ein nur bep dem gemeinen
Volke übliches Wort, 3. B. etwas von dem Fenſter her⸗
ab keyen. Figüelih: fich zerfeyen, uneind werden,
fi gertragen , zerfchlagen,, zerwerfen. Die Kenerey ,
ein verdrießlicher Handel, Verwirrung: welches Wort
aber auch zu heyen, gebepen, ſcheren, einer altem
FR: EEE A Aa 131
Strafe des Haarabhauens, gehören. kann. fo wie ber
Ausdruck; laß mich ungeheyer, d: i. nugeſchoren, uns
genedt (ſ. Geifh, dv. heyen.) | J
Matthias Kramer hat in ſeinem Hollaͤnd. Woͤrter⸗
buch iemant met ſteenen gœijen, Jemand mit Steinen
werfen. u der Schweitz ſagt man, hweg kya, bins
weg werfen: aber auch wieder, es iſt mir uskya, aus⸗
gefallen, and dem Gedaͤchtnifz gekommen. Go heißt es
alſo fallen: und in einer thaͤtigen Bedeutung, fallen
machen, werfen, wie das lat. cado, ich falle, cædo,
ih faͤlle, haue ab. Engl. decay, ber Verfall, das
Abnehmen. Griech. zen, ich lege mich, zeroum, ich
liege, oder werde gelegt. J |
der Kibitz, im gemeinen Reden Geibitz, Geibitzel,
tringa vanellus, Lin. Diefer Vogel, welder .an feis
nem fchwärzlich grünem Kopfe fünf herab hangende Fe:
derchen Hat, ift häufig hier an der Traune, frift Würs
mer und Gchneden , reifet zu Ende des Sommers,
wieber fort, und wied uͤbrigens mie ein Schnepf zube:
bereitet. Man bat, wie bey Frifch zu fehen, auch Ki⸗
wit, Kivit, Küfiz, Gebytz gefchrieben: ohne Zwei⸗
fel als eine Nachahmung feines heißhungerigen und wis
derwaͤrtigen Geſchreyes.
die Kicher, in Oberdeutſchland hingegen Ziſer,
Ziſer⸗Erbſe, cicer arietinum, Lin. Da dieſe Hüffens
feucht bey den Nömern häufig gebauet (wovon die Fa⸗
milie des Cicero den Nahmen hatte), und in öffentfi-
hen Pläsen verfanft und gefocht worden ift ; fo ift wabr⸗
ſcheinlich ſammt derfelben auch der Nahmen Kicher nad
Deutſchland gefommen. Die Ziferartige Platt:Erbfe ,
lathyrus cicera, wird in einigen Orten gleichfalls Ki⸗
her genennet. Die wilde Kicher , ift eine Art von Wırs
belwurzel, afragulus cicer. Die Kicher heilfen Ital.
ciceri, ceci; franz. pois chiches, Holänd. kikker-
erweten. Ein Verſuch zue Etymologie diefer Wörtıe
wird unten folgen. (G. Zifer.) :
| 2
438
a) iſt die Kicker, Waitzkicher, Bier bey dem
Volke jene Spreu, welche von dem Weigen durch die
Klappermühle hinweg fliegt; in Sachſen die Weisene
fpreu. Es iſt die fchlechtefte Spreu , welche faum zu
etwas dienet. Don der Gerſte, Haber und Widen,
heißt fie das Ohm (ſ. daffelbe) , und Yon dem Korn die
Grathen. Vielleicht gehöret diefes Wort zu dem alte
beusfchen chech, chich, cwic, rege: ald etwas gerine
ges, welches bey: jebem Hand fich beweget, und leicht
davon fliegt (ſ. Kid). Einige Lateiner leiten das Wort
cicer, von dem griech. xıxus, Kraft, Stärke, ber:
weil die Brühe von jener Frucht die inwerlihen Theile
des Menfchen ftärket, und auch den Stein abführet.
Welches mit dem vorigen einerley ift; doch fo fern es
Heißt, ſich quicken, erquicken, ſtaͤrken (f. kicken). Fer⸗
mer iſt bey Friſch und Scherz kuchen, Tauchen, blaſen,
keuchen; Füchig , Fücherig , ſchwaͤr Athen ziehenb.
Welches einiger Maſſen auf die Spren, die duch dem
Wind von der. Mühle hinweg geblafen wird, angewen⸗
det werden koͤnnte. Endlich als Hülfe, kann es ber
geleitet werden von dem Hebr. ciched, welches bey
dem Burtorf durdh celavit , ablcondit , Kberfeget wird.
das Kick; ein Sauerteig, nachdem felber mit
Mehl und. warmen Waller , zur Gährung gebracht wors
den ift. Bey den Bädern heißt es gewöhnlich der Zeug:
welcher von Meisenmehl bereitet wird, und duch Bey⸗
mifchung von Hopfenwaſſer, wie Germ aufgeht.
Ohne Zweifel von dem alten chech, quek. quik,
welches bey Otfried, Willeram, ꝛc. lebhaft, rege, mun⸗
ter heißt; Engl. quick, angelf, cwic: fo fern es die
Sreibefraft bezeichnet, wodurch dee Zeig in Bewegung
gefeget wird. Die Wörter Duedfilber, Quedengras,
keck, und ergniden, werben von ber nämlichen Quelle
ber geleitet. |
fifen ; beleben, vege machen, ftärfen, z. B.
das Feuer lidet ſich, lodert auf das nene wieder anf;
> .
»
PTR 133
Die Kuh war krauk, aber jest Ecker fie ſtich ſchon wieder.
In Schwaben Heiße einfichen ſtark einheisen, dem Ofen
gu Leibe gehen. Von dem. oben angeſchoten Et, keck,
lebhaft.
die Kiefer, ein Weibbaum. E. Foͤhre.
daB Kjenl oder Kenle; ein ſchmackhaftes Fleiſch,
welches voller Kruſpein (Knorpel); it, und auf der Sei⸗
te einer herausgeſchnittenen Kälberbruft ſich befindet.
Diefe Knorpel find nahe auseinander , indefjen aber doch
abgeſöndert, und ohngefaähr wie die Knöcel vder Knor⸗
ren an den Gliedmaſſen eines Korpers. In dem alter
Mörterbuh 1482. ift Kom, Kins, ein Knöchel, Kno⸗
ten an den Gelenfen, condylus. Die Knoten an dem
Stengel verfchiedener Kräuter, kommen gleichfalls unter
dem Rahmen condylus, geniculum , dor. Gleichwie
Diefe Kanten an den Bilanzen gleichſam naue Triebe oder-
Zufäge in dem Wachſthum find; fo bat man and bie
Grade der Verwandtfchaft mit ben Ruöcheln der Hände
verglichen, und chenfalld genu, genisulum, genimen,
ermp, ober mit Dinweglaffung des erſten Vocals
ktie, kn&, kny, knie, tcneow genennet. G. Wade
ter, v. Knie, und. Scherz , v. Rue. "Alte diefe Wörter
haben eisen Berug auf die: Fortpflanzung ‚Erweiterung,
und Dermehrung, nud.gehören gu dem lat. gomus, ge--
neratio , altbeittifch bey: dem Borhorn ceuedlu, pro-
ducere, generare; angelf. cennam , erzeugen, hervor⸗
bringen, wovon bey Kero chnuat, die Natur ch. Sucht). .
ein; 1). kaͤnen, nagen, 3. B. an einem Bein
tifeln , es abkifeln ; bey: dem Pictorius Fieflen , im:
Sachſen Fiefen. Daher der Kiefer (in Defterceich das
Kifer) maxilla. Gl. Monfe. p. 352. chiuvit, er kaͤuet,
p-370. chuun, fie kaͤueten. Spottweiſe ſagt man auch
von einem Menfchen, welcher in ber Stille bethet, und
die Kinnbacken rühret, daß er fleißig Fifelt.
kiſeln, heimlich anten In Ober⸗ und Nieder:
ſachſen keifen, kyoern, in der Schweig Epben, kpbig
124
ſeyn. ea jenen Steten:, welche Friſch anführet, ik
der Kib, And, Kif, ein Streit, Gezaͤnk. Gleichfalls
von kaͤuen, fo fern es nagen, beiſſen, bedeutet; oder
fo fern dadurch die Kiefer in Bewegung gefeget werden.
das Rılbert z ein junge Mitterlamm , in der
fräntifhen Gloſſe von Borhorn chilbuwra, inten Als
pen von Salzburg Kilperlaer, Kalberl. : ©. das fol⸗
gende.
Fildern; lammen, ein junges Lamm zur Welt
bringen, in unfesem Gebirge aben, aen (f. Eben);
4. B. das Schaf hat gefilbert, gelammet. Bon Kil,
child, eis Junges, und beran, tragen (f. Kalbe).
das Kinn: der unter den Lippen hervor ragenbe
Theil bey Menſchen und Thieren. Diefes Wort ift zwar
in gemeinen Reden Hier nicht gewöhulich, ſondern ſtatt
deſſen die Roy, Kis. Doc ſpricht man die Kjenkette,
für. Kinnkette. Von ˖kaäuen, küen, kuwen; Engl. to
chew, angelf. ceawan. —
die Kipfe; ein mit ſpitzigen Enden verſehenes Ding.
So wird ein hier gewoͤhnliches Gebaͤck, welches im der
Mitte did, an beyden Enden aber fpisig zugeht , ein
Kinpfel genennet, 3. B. ſich um einen Kreuzer ein KRipfel
Taufe. An einem Räftwagen werden die Nungen, naͤm⸗
lich die kurzen dicken Hölzer, woran die Wagenleiter
fih anlehnet, Kipfen genennet. Gi. Monfee. p. 940.
in-chiphun; in humerulis,. feu capitulis columna-
rum, Ezech. 41. v. ult. .ı
. Es iſt, wie ſchon Wachter und Adelung bemerket bes
ben, mit Giebel, Gipfel, Kopf ; geicch.xegady,, einerley
Wort (f. Gebe. In Sachfen ſpelcht man Eyer kip⸗
pen, bier Eyer pecken. Der eben dafelbft gewöhnfidde
Ausdruck, einen Baum Fippen, ben Gipfel abbauen,
koͤpfen; bat viel ähnliches mit bem Hebr. kiped,
præcidit. |
das Kirchipiel, in einer Urkunde vom J. 1521.
die. Kiripel 5 eine Abtheilung obere Eintheilung bee
135
chriſtlichen Gemeinden unter biefe oder jene Pfarrkirche;
Tectio, dviſio. Don fpjelen, ſpellen, tbeilen, trens
nen (ſ. ſpallen). Bon einer ähnlichen Vedentung ifk
vielleicht auch der Kirchfprengel, Gerichtöiprengel:
eine gefammte Menge derjenigen, welche in einem Bes
zirke zerftreuet find, worliber die geiftliche oder richter-
liche Gewalt ſich erſtrecket. Von ſprengen, vertheilen,
zerſtreuen, fi argere, difpergere; z. B. mit Waffer
befprengen, das Fleifch mit Sur, befprengen, cine Sa⸗
ge oder Nede unter die Lente ausfprengen , nämlich fprins
gen machen: welches aber auch felbft in einigen Faͤllen,
fi theilen, fpalten, berften beißt, 3. B. das Glas
geripringt, das Geſchwaͤr ift aufgefprungen.
der Kirchtag; ein Jahrmarkt: weil ſolcher ges
woͤhnlich an einem Tage gehalten wurde, am welchem
das Feft der Kirchweihe, oder des Kirchepatrons einflel,
und folglich viele Leute zufammen kamen. Im deuts
(chen Reiche und in Sachſen fpricht mar die Kirchmeſ⸗
fe, Kirmeß, Kirmſe: 3. B. Jemanden eine Kirmfe
Tanfen; in Deftere. einen Kirchtag kaufen.
das Kirnt; Horn, 3. B. die Ochſen, Kühe, Boͤ⸗
de, haben lange Kienter. Unſer Hausknecht ift ein
dummes Kirnt , d. i. wie ein Riudvieh. Eine gewiffe
Art von Bäcdenbrob wird wegen der krummen Yorme,
gleichfalls ein Kientel oder Hörndel genennet, 3.8, ein
airenes Kirntel zum Kaffee fchmerfet wohl.
Es iſt einerley mit dem Hebr. keren, griech. xe-
pas, das Horn. Eeltifh cyrnig, gehoͤrnt, und cern,
corn, lat. cornu, da8 Horn. G. Wachter, v. Horn.
der Kirntel — Auf; ein Auf von rother und brau⸗
ner Farbe, durchaus mit rauchen Füſſen und langen
Ohren, als wenn er Hörner hätte; Arix otus, fin.
bey andern Schriftftelleen Ohr— Eule, Horn Eule,
Kautz Eule: oder die mittlere Ohr— Eule, weil
er Pleiner iſt, als der Buhn, Schuffat , Arix bubo;
aber doch auch gebffer, als die kleiuſte Ohr —Eule,
ſtrix ſeops, welche hier das Steinaͤuferl Heißt. Was
gen dem hellen und gleichſam jauchzenden Laut, wird
jener Kirntelauf, bisweilen auch der jauchzende Auf
genennet. pr
der Firteeffifers der größte dentſche Käfer mis
ſtark gefrümmten Hoͤrnern, dee wie ein Hirſch aus⸗
ſieht, lucanus cervus, in. , ſouſt der Hirfchkäfer , Horn⸗
Lafer, Baumſchroͤter, Berner, in Uinteröftere. Hörnde
lee, zu Salzburg Schmidkäfer; feanz. le carf volant,
Ital. il cervo volante, Engl. ſtag - fly.
Kirihbaum. S. Kerſch.
das Kitz. ©. Küs,
bee Flächel: bey dem Horneck c. 623. Clachel,
und bey dem Friſch Klechel, dee Glockenſchwengel.
Don feinem Lant, wenn er an die Glocke ſchlaͤgt. Ein
ähnlicher Schalt Heißt in Sachfen der Klaks, griech.
xAıyyy, lat. clangor. m der Schweis wird felber
der Kaln genennet (f. kalen). Der natürliche Ausdruck
eines folhen Schalles ift PL, Eal, Ha, klang, Elingen.
Ein nichtömhrdiger Menfch wird bey dem Volke eim
Klahel, Galgenklachel genennet; als ein ſolcher naͤm⸗
lich, welcher den Galgen verdienet, woran er hangen
würde, wie ein Schwengel au ber Glocke. Franz. um
pendard.
der Rlaft: 1) Hahnenkamm, Pfenningfrant , gelbes
Notelfrant, Rhinantus crifia galli, Lin. Diefe Plans
je, welche ftarf gtzähnte Blätter, und eine gelbe Blu⸗
me bat, mit einer himmelblauen Spige am obern Theil;
ift für die Felder fehr verderbfih. Daher Heißt es,
daß der Klaft zu dem Ackersmann fpricht: vertilge mich,
fonft vertifge ih dich. Für dad Vieh ift dieſe Pflanze
ee ,‚ doch wird fie Yon den Hirfchen und Ziegen
geſucht:
2). Ein Nahme der Schaflinſe, coronilla varia,
Lin. Eine Pflanze mit einem doldenfoͤrmigen Knopf,
don rother uud weiſſer Farbe, welche in und neben bem
234
Den Geldern wählte, Wenn vie von biefem Samen
sınter das Getreide kommt, wird das Brod blau und
bitter, Vermuthlich das nämfiche Unkraut, weiches bey
dem Popowitſch der weilte Klee beißt. -
Bon Hlaffen, Plappen, Happern: indem die Gas
u. ſchlottern und roteln, wenn bee Samen zei⸗
tig iſt.
die Klampfe; Klammer, der Klamhaken, fibula
ferrea. Ein ſtarkes Eiſen, welches zu beyden Seiten
eingebagen und zugeſpitzet iſt, und den Zimmerleuten
dienet, um das Holz, weiches fie hacken wollen, zu bes
ſeſtigen. Figürlich, Jemanden ein Klämpferl an⸗
haͤngen; eine biſſige Rede. |
Bey den Angelſachſen, wie Wachter bezenget , if
elam, clom, eine Feſſel, eifernes Band. Engl. to
clam, einen klemm halten, ihm nicht viel zu effen geben.
Viekeicht ift k, oder ge, im Anfange des Wortes , fo
wie bey vielen anderen, nicht weſentlich. Es gehört als
fo, wie ich glaube, zu den griech. Anußaro „ ich nehme,
ergreife , Auzpy die Handbabe; Hebr. laphath, hat er⸗
griffen, feft gehalten.
ber Klampferer; Klempener. S. klempern.
der Klank, gewöhnlicher aber Klang; eine Schlin⸗
ge, Mafche, 3. ©. einen Klang machen an einem Faden,
pder an einem Steide um Ochfen oder Schweine zu fan=
gen. KRlingele, Elangele machen, wird fpottweife von
einem Dieb gefagt, der gehenket wird.
Es ift mit Gelenk, böhm. clanek, czlanek, eis
nerley Wort. Schwed. leck, länk, ein Gelenk oder
Ring an einer Kette: und länka, Engl. to link, zus
ſammen hängen , an einander fetten. Otfried fagtlib.
2. c. 27. thie riomon: inklenken, die Schuhrieme ents
klenken, aus einander loͤſen.
u Staphylea pinnata. 6. Pe
2138
. die Klapperroſe, ober rothe Kornblume, Felde
mob, papaver Rheas. ©. Blutblume.
klauben; -Iefen ‚ heraus nehmen, 5. B. die Erb
fen ausflanben; "an einem Beine klauben, ed abklau⸗
ben; bey dem Efen fläubeln, die Speifen nur bie
und wieder beruͤhren, wicht zecht effen wollen; etwas von
der Erde aufklauben, die zerftreuten Aepfel im Garten
zuſammen klauben. Figuͤrlich, ſich aus einer Rede feis
men Theil heraus klauben, naͤmlich etwas nuͤtzliches oder
verdrießliches; ich bin heut nicht recht zuſammen geklaubt,
d. i. bin etwas unpaͤßlich; der kranke — ſich wieder
zuſammen, recolligit se.
Da klauben oder ausleſen, gewoͤhnlich mit zweyen
Fingern geſchieht, die man zuſammen zieht, um etwas
zu ergreifen, fo glauben Friſch und Adelung ‚ baß fe
bes, fo wie Klaue, Klöbe, Klave, eine Gpalte,
nnd der Kloben, von dem Zeit. Mieben, clouban,
cleafan, ber fommt. Mertinius und Wachter haben
das Tat. glubere, vor Augen, welches aber fchälen,
fhinden heißt, und wahrfcheinfich zu dem griech. YAv-
os gehört, Einſchnitte machen.
klebeiſſeln; feine vechte Luſt zu effen haben, nur
din wenig dabey umflänbeln, Hollaͤnd. kieskauwen.
Statt deffen fagt man auch Flemenzen, klemänzeln,
eigentlich aber Flein—mänzeln. Von Fein, Niederf.
kleen, Schwed. klen: und goth. matjan, angelf. met-
fan, eflen, kaͤuen, metzeln, Meſſer ꝛc. oder im erften
Galle beiſſen, bey den Alten impizen, fauen, effen,
imbiz, im; iz, das Eſſen, Mittag oder Abendmahl.
kleber; feicht, gering, ſchwach, z.B. er iſt vom
Natur aus ganz Fieber, d. i. von fchwächlicher Leibes⸗
| Befchaffenheit ; ‚ein Fleberer Menfh. Wie weit iſt e&
noch in die Stadt? es wird kleber eine Stunde ſeyn,
oder eine klebere Stunde.
Wahrſcheinlich gehört dieſes Wort in dem Tat. le-
vis, griech: Aszros, böhm. und Croatiſch Ichky, le-
— DEP DI 0° 139
" hek, gering, Telcht: fo daß die Aufangsoſylbe k, oder
ge, bier nicht weſentlich ift.
das Klebkraut, galium aparine. ©, Hafte
maſch |
klecken; hinreichen, auslangen, gleich kommen,
z. B. dieſer Zeug klecket nicht zu einem Kleide; ich kann
sicht klecken mit dieſem Geld, oder das Geld klecket
mir nie, anf eine fo weite Reife; du wirft nicht mehr
klecken koͤnnen zum Sottesdienft , nämlich nicht mehr zur
rechten Zeit Dort feyn; eine Menge Gänfe find in dem
Garten geflogen, es klecket nicht, dreyßig.
Bey Otfried lib. 5. c. 7. kleken, Isländ. und
Schwed. klecka, klaecka. Eigentlich Heißt es gleichen,
gleich kommen: fo fern die Uebereinftimmung der Um⸗
fände, oder die Mittel mit dem gehofften Ziel, dadurch
angedentet wird. In Niederſachſen ift lick, gleich, li⸗
ken gleichen, und kliken eben das, was wir klecken nen⸗
wen (ſ. leich) Hollaͤnd. gelyken, gleich ſeyen. Im
einem alten Kraͤuterbuch finde ich, es gelechet, anſtatt
es gleichet. | ö
der Klee; ein nüsliches Futterkraut, deſſen Ges
brauch, fo wie des Märgels (ſ. Schlier) ungefähr um
das %. 1750 unter dem Landvolk gemein geworden ift.
Für die Landwirthſchaft find - folgende Arten merfs
wärdig. —
1). Der gemeine Klee, trifolium pratenle ,Ain.
In Defterreih wird ſelber auch fpanifcher Klee, Bras
banter. Klee, oder Gteyrer Klee genennet: weil diefee
Samen zn erſt in der und benachbarten Stadt Steger
verkauft wurde. Es iſt ein Unterſchied dabey. Der
rothe Klee wird geſchwinder zeitig, und gemähret dies
fen Vortheil, daß man das Feld bald wieder umadern,
und mit Getreide befäen kann. Der grime Klee fär-
bet fi fpäter , und ift daher zur grünen Fütterung
dienlicher.
149 u ———
2). Die Luzerne, medicago fativa, Lin. ift id
Oeſterr. bereits ziemlich bekannt. Es iſt eine hohe
Pflanze mit blauer Blüthe, welche ſchon zu Anfang des
Frühlings wächſt, ſüß und nahrhaft iſt, und zur Milch
beſſer dienet, als der gemeine Klee. Es ſoll aber die⸗
ſer Klee tief und in einen guten fruchtbaren Boden ge⸗
bauet werden.
. 3). Die Eſparſette, oder der Efoerkiee, tattiſche
Klee, hedyſarum onobrychis, Liu. Dieſes geſunde
und nahrhafte Futterkraut zeichnet ſich durch den Um⸗
ſtand aus, daß es auf einem ſteinigen und trockenen
Boden gedeihet. Die fchöne und anſehnliche Pflanze,
wit. einer weißröthlichten Blüthe, wird hie und ba in
unferen Gegenden auch wild angetroffen.
4). ber Dopfenflee , oder gelbe Klee, trifolium
agrarium, Lin. wird in Defterreich wenig, defto mehr
ober in England gepflogen.
5).der Sichelkler, oder die. Schwed. Luzerne,
medicago falcata , Lin. fann mehr Kälte ertragen,
und wird daher in Rördlichen Rändern mit Vortheil aus
gebayet. -
6). Der Schuedcentlee „ ober bie Sepfeninzerue ,
medicago lupulina , Lin, wird in England ſehr ge⸗
ruͤhmt, und unter den gemeinen Klee ausgefäet. Diefe
und die Yorige Art, wied häufig in trodenen Wiefen,
schen des Wegen und am Rande bee Felder, aud bier
angetroffen, und würde. hoffentlich bey einer ähnlichen
Pflege, mit Nugen gebraucht werben Können.
der Sauerklee, Dafenllee ,. oxalis acetofella,
- und der Biberflce oder das Gallkraut, menyanthes
trifoliata, find für die Mediein beftimmt. Der Neid⸗
klee, trifolium melilotus carulea, hat einen anders
Gebrauch. Der weilfe Klee, coronilla varia (f. Klaft);
indgemein aber ift der weiſſe Klee, trifolium renens.
»Das Wort Klee, Niederf. Kleber, in Holland
klover, bat wegen den dreyfach gefpaltenen Blättern
——eb Ui 241
(daher auch das Dremblatt genannt) feinen Urſprung
von klieben, angelf. cleafan, cleofan; Engl. to clea-
ve, Schwed. kiyfwa.
der Kleebaum, cytifus laburnum, fin. Eis
Baum deſſen Blätter wie Klee ausfehen ‚öfter vefchnite
ten und Yerfüttert werden können.
Fleinlaut werden; nachgiebig oder verzagt. Jene,
welche fiher und fröhlich find, reden mit eıner lauten
und kecken Stimme: und werben deswegen bey Re⸗
20, c. 7. und Notker Pf. 67 et 92. lutreilt g nens
net; worin Wachter Die feste Sylbe von dem I8Sland.
rauf, die Stimme, ber Seitet. Die Worte I.uc.ı. v.
24. Eliſabeth rufte mit groffer Stimme, lauten in
der Schwedifch: gethifchen Weberfegung, ropade med :
haga rel. -
flempern ; haͤmmern, oft und laut an etwas klo⸗
pfen, 3. B. wenn an die Glocke, an eine Thüre, Plan⸗
fe, oft angefchlagen, oder wenn Blech oder anderes
Hingendes Metal geffopfetwird. Daher wird ein Hands
werker, welcher aus weiſſen oder gelben Blech verfchies
dene Arbeiten macht, in Sachſen ein Klempener,
Klempner, in Deftereeih Klampferer genennet, Uns
gar. kolompar. er
Es ift ein Iterativum, welches wie ſchon Frifch
geglaubt Hat, ans Mappen, Plappern, entftanden ift;
Schwed. klappa, Engl. to clap, faut Hopfen, mit
einem Schall an etwas ſchlagen. Bey den Sorben —
Wenden ift klapor, ein Hammer: Hebr. kelapoth
(litt. kaph), die Haͤmmer. Ungar. kalapalni, ſchla⸗
gen, haͤmmern.
der Klenboden; in gemeinen Hänfern, die Dede
eines Wohnzimmers, wenn felbe mit Laim, worunter
gefchnittenes Stroh gemifchet wird , angeworfen ift.
klenen; tleden, Pleiben, Beiftern, z. B. eine
Maner mit. Laim auklenen; fih mit Schmiere oder Die
142 EN TAT Denen
ge; ein Bild, eine Zimmerthäre auklenen, nämlich .f
eine grobe und ungeſchickte Yet bemahlen.
Otfried erzählt lib. 3. c. 21. wie der Heiland ei⸗
wem blinden thaz horo in thiu ougun giklan, Koth
in die Augen ſtrich. Kleuen, gelenen, gehoͤrt ſammt
dem lat. linere, illinere, zu len, weich (ſ. len). Die
Florentiniſche Gloffe Hat p. 986. collinit, chlinit.
Böhmiſch hlina, Laim, zaͤhe Erde. Windiſch lainu,
Koth.
der Klener, Klaͤner; ſonſt gewoͤhnlich der Blau⸗
ſpecht, ſitta europæa, fin. Ein Bogel, welder deu
Eingang zu feinem Nett, das in einem hohlen Baum
fich befindet, bi® auf ein enges Loch, mit Koth verkies
wet. Er ift am oberen Körper biaulicht grau, hat eis
nen geraden ſchwarzen Streich über dad Aug bin, und
pilegt wie die Gpechte aufzuklettern. Aeltere Schrift⸗
ſteller haben dieſen Vogel, wie Friſch bezeuget, Chlaͤn,
Chluͤn, und wegen feinem Geſchrey Titiler genennet.
klengitzen; einen. ſchwach klingenden Ton von fi
geben, oder folchen hervor bringen , 3. B. in dem Kirch⸗
thurm Elengigen, nur anfchlagen, nicht gehörig länten.
Gl. Monfee. p. 396 chlengotaz , tinniens (factus sum
velut es fonans, aut cymbalum tinniens I. Corinth.
c, 13.) Klengitzen, oder klenken, kliuken, ift ein Ite⸗
rativum von klingen.
der Klenkäsſs, oder Streichkäß, Topfenfäs; wird
fo genennet, weil ee wegen feiner Weichbeit fi klenen
und aufftreichen laͤßt, in Sachſen ber Duarf. In weis
terer Bedeutung heißt ed fo viel, als Dre, oder jede
verachtliche Sache.
die Kleper, oder Kieperftaube , Kleperwurz; fonft
die Klette, arctium larıa, Pin. Dies ift die groffe
oder gemeine Klette. Eine andere ähnliche Pflanze,
xanthium firumarium , fommt unter dem Nahmen
Leine Klette, Gpitfiette, ober Bettlerslaͤuſe vor.
u LEID 243
Die erfte allenthalben befannte Klette, wovon die
rauchen Köpfe fo feft in die. Haare oder Wolle der Thie⸗
se, umd in menfchlihe Kleider fih anbangen, daß man
ihrer hart 108 werden kaun; bat diefen Rahmen von
leben, ankleben, in Niederfachfen kleven, Fliven ,
Schwed. klibba. Daher wird dieſes Gewächs am Ende
dee Mondfeeifchen Gloſſen cliba, und in Niederfachten
Klive genennet. In Salzburg ift die Klive galium
aparine, das Klebkraut, in Defterr. Haftemaſch.
Das Wort Klette, im Gl. Monfee. ı. 343.
chledda, franz. gleiteron, glouteron, angelf. clate,
fcheint einen anderen Urfprung zu haben. Bey Ades
lung iſt die Klatte ein Büfchel vermorrener Faͤden, oder
filzigee Haare, Die Köpfe jener Pflanze find gleichfaus
fo.- Im. Gothifhen, wie Wachter aus dem Gtierns
hielm anführet, ift. kladda, kludda, kleiben, zuſam⸗
men fügen (ſ. Hlögen). In den Niederlanden wird
biefes Gewaͤchs die Kliffe genennet, im fpäteren Lateine
lis, glillis: von dem noch in Flandern üblichen Zeitw.
liſſen, Eleffen, aubeften, aufleben; griech. xAsıcaı,
aAyızsıv „ im deutfchen mit vorgefegtem Zifchlant ſchlieſ⸗
fen. In Böhmen ift Kleftie, Kliftie, eine Feuer⸗
ange.
kleſchen; einen Schau von ſich geben, wie wenn
z. B. ein Krug ober Glas zerbrochen wird, oder Je⸗
mand mit Holsfchuhen Sant daher tritt. Es ift mit
Hatihen, Engl. to clashı, einerleg Wort.
die Klette. ©. Kleper.
die legen. ©. Kloͤtze.
der Klingelbrunn; ein Bruun aus einer verwil⸗
derten Anhöhe, ein Waldbruun. Schilter hat, wie
Wachter bemerfet, den Aliugelbenun an Jena, als eis
aen Bruns ad torrentem erfläret: welches lateinifche
Wort einen Bach bedeutet, der Durch Regen oder Schnee
entftebt. Ich kenne zwey Klingelbränne in unferen Ges.
genden, ohne dag ein Bach in der Mähe wäre. Sie
⸗
444 mr A Br nenn
ntfpringen aus Einer waldichten Anhbbe, und quellen.
gegen die Ebene aus einer hölzernen Ninne herab. Ju
der Schweig, und in alten Schriften, ift der Kling,
oder die Klinge eine wilde Destiefung , enges Thal zwi⸗
fchen Felfen oder Bergen: worin natürlich oft vieles
Waſſer fih ſammelt, und mit Gebraufe herab ſtuͤrzet.
Mehrere Stellen hievon find bey Frifch und Scherz zu
eben. In Kilians Wörterbuch ift kling, clivus: folg⸗
lich eine abhangende Seite, griech. xArros, don wAno,
in-clino, id) neige mid; bey Kero hlinen, angelf. hiy-
nian, ſich Sehnen, neigen. Nach und nad ift dad naͤm⸗
liche Wort auch auf eine Fleinere Vertiefung , und einen
Heinen Riunſal angewendet worden. In Thüringen,
wie Adelung fagt, werden die Pleinen Gräben in den
Miefen, wodurd das Waller Hieflet, und wo man oft
Brunnkreſſe fammelt , Klingen genennet Bey dem
Horneck c. 814. ift der Ehlinch eine feihte Gtelle au
einem Fluß, oder ein Geitenarm. Otfried und Not⸗
fer haben das lat. torrens, fo oft ed ın der heil. Schrift
vor fommt, durch klingo, chlinga, überfeget: wobey
Wachters Ableitang von Mlingen, fire; itus aquarum,
nicht genug thut.
klinſeln; klingeln, Engl. to clink, hell klingen.
Das Klinſel ein Glocklein: womit die Knaben, welche
bey dem Altare dienen, zu laͤuten pflegen.
das Klo; die Klaue. In gemeinen Reden das
Klaa, Klou, Klau, in der Sprache des Pobels Kley
(einſylbig), angelf. clea, cleo. Der geſpaltene horn⸗
artige Theil an den Füſſen der Kühe, Schafe, Schwei⸗
ne. Bey den Pferden heit e8 der Huf, bey den Dos
geln und dem Federvieh aber die Kralle. Bon dem
noch in Holland üblichen klooven , angelf. cleafan,
cleofan, klieben, gekloben. Ich habe fchon in meinen
vorläufigen Bemerkungen über die Volksſprache, Wien
1800. $. 57. gezeigt, daß der Ausdruck Klaue, nur
aus der gemeinen Sprechart gebildet fey , in der edeln
2 oder
\
®
u MEER Ban 145
oder hochdeutſchen Hingegen dad Klo, oder die Kloe ge⸗
fagt werden follte; bey dem Dorner, c. 223. Klo, in
gl. Monfee. p. 411. cloa, Schwed. klo.
flöppeln. ©. glödeln.
das Klöfter; der hölzerne gekrümmte Theil aneis
aen Pferdfummet, cornu helcii, das Kummet— bern.
Bon Elöfen, Müffen, einfchlieffen, claudere, clufus.
Altbrittifh bey dem Borhorn clo, das Schloß, cloi,
ſchlieſſen, fperren ; lat. clofrum, claufirum, ein
Schloß, Riegel, oder ein werfchloffener Det.
die Klöge; in der Ausſprache Kletzen; eine im
Ofen getrödnete Bien. Wenn zerfchnittene Klögen uns
tee den Zeig gemifchet werden, heißt ein ſolches Brod
Kloͤtzenbrod, oder wenn es Spalten von Aepfeln find,
Spaͤltelzelten; in der Schweis Birnbrod, Birn⸗
weden. Zu einem fhwaden und unfeäftigen Menſchen
fagt man bisweilen, du Klögen, du!
Nicht die runde Geftalt macht hier den Hauptbe⸗
griff aus, weil fonft dieſer Nahmen einer noch frifchen
Bien weit mehr eigen ſeyn würde; fondern das Ein:
fchrumpfen und Zufammenflögen (ſ. Mögen). Im
Sachſen, Schwaben und der Schweitz heißt die Klöge
eine Hußel, Hobel: welches Stiler, den Wachter ans
führet, wegen ber dicken und eingefchrumpften Haut,
von hut, Haut, häntig, ber leitet. Auch bey dem
Friſch iſt hutzeln, zuſammen hutzeln, troden und rung
lich werden.
der Kloͤtzen; ſchlechte, nichtswerthe Sache, z. B.
was iſt er werth der Klögen da? wegen einem ſolchen
Klögen möget ihr zanken? Etwas, das klötzet, zuſam⸗
men Plebet, ein Kothklunker, Kothbagen. Rey Ades
fung ift der Kley, Holländ. klai, klei. Engf clay,
Altbrittifch bey dem Borhorn clai, theils Koth, Schlamm,
Betten, theild Laim, ToͤpferErde.
kloͤtzen; aufleben, zufammen eben, z. B. das
Erdreich loͤtzet, ife kllotzig nach einem langen Regen,
Bweyter Theil. 8
——
146
ober wenn der Schnee erft weg gegangen ift; nämlich
macht Kothklumpen, welche fih an die Schuhe, dem
Magen oder Pflug anhängen. Bey dem GStiernhielm
in gloflar. Ulph. goth. loda, hloda, adharere:
kladda, kludda, compingere, facere ut adh=-
reat. Lat. gluten, der Leim. Hieher gehöret auch der
Klotz, Erdklotz, Engl. clod; ein Klotz Silber, Mef-
ſing, ꝛe. ©. Kleper.
Flug; in gemeinen Reden ſparſam, wirthſchaͤftlich.
Im Bezug auf das ſittliche Bettagen, iſt es bey dem
Volke ungewoͤhnlich; denn ſtatt deſſen braucht man den
Ausdruck geſcheid. In beyden Bedeutungen aber ſtam⸗
met es von lugen, gelugen, bey dem Verelius glugga,
her; ſehen, einfehen, vorfihtig fenn, providere, cir-
<umfpectus , perfpicax (f. farg, und lugen). In
einer für jezt ungewöhnlichen Bedeutung ift in jenen
Stellen, welde Scherz anführet, klug fo viel, als
Fünftlih, wisig; was nämlich mitBefheidenheit, Vers
ſtand, Wis und Kuanft, ausgedacht worden ift.
Das Kluümgel, oder das Knaͤulerl, Knoͤllerl;
eine kleine Kugel, welche von aufgewundener Seide,
Wolle, Garn oder Zwirn entſteht, lat. glomus, Hebr.
golem; angelſ. cliwe, Engl clew,
Bey dem Dafppodins Kluͤgel: weldes an das
griech. Auysw, Auyızw, ich winde, lat. ligo, ich bins
de, erinnert. Wahrſcheinlich aber heißt es uͤberhaupt
nur ein verdicktes, und zufammen Plebendes Ding, ein
Klümpchen: und ift einerley Wort mit Klunfer, von’
dem noch in Niederfachfen üblichen Zeitw. Flungen,
Elungeln, Engl. to cling, indem Jmperf. lung, fi
verbinden, zufammen haften.
der Knab. S. Knecht.
der Knaͤuel. ©. Knou.
das Knaukerl. ©. Gnauf.
knauren; brammen, einen wibermäctigen Laut
von fich geben. In anderen Orten von Deutfchland
EEE GEN EIN 2 SE 147
fnurren , Tnarren , fnaftern , angelf. gnyrran,
Schwed. knarra, Engl. gnar. 3.8. immer etwas ja
knauren haben müffen, nämlıch beummen ; der Hund
knauret, beilet auf eine mürrifche Weife; der Menſch
iſt ein Knaurer, gibt nicht gern, bat immer Ausreden
dabey.
der Knecht; urſpruͤnglich ein Kind, Bube. In
jenem Lex. MS. welches ich bey Handen habe, puer
Fint , Enecht. Die meißten Wortforfcher ſehen als
Hauptbegriff, hier die Unterwärfigfeit an: Wachter
von dem griech. xovew, ich diene ; andere don neigen,
angelf. und goth. hnigan, hneiwan, welches mie aber
eine bloffe Folge ſcheint, eined Erzeugten gegen feinen
Erzeuger. Denn ich glaube, daß man hier den Begriff
eines Kindes, als den erften annehmen müfle.. Bey
dem Tatian kommt es in diefer Bedeutung Öfter vor:
als c. 4. Sufcepit Israel puerum fuum ; intphieng Is-
rahel sinan kneht. Ibid. quis putas, puer ilte erit?
uuas uuanis, thefe kneht si? — c. 10. Herodes ers
ſchlug alle Knaben, die um Bethlehem waren, arsluog
alle thie Knehta. — c. ı2. puer Jefus, ther Kneht
heilant. In den nämlichen Stellen fommt im Angel:
fähfifchen das Wort cnappa vor, welches einerley mit
Knabe ift. Um Straßburg, und in anderen Gegen
den , wie Schilter, Wachter und Scherz bezeugen, ſa⸗
gen noch jest einige Mütter aus Lieblofung zu ihren Kiss
dern, mein Knechtehen! anftatt mein Bübchen.
Wie man im Rateinifchen fagt, meus natus, gna-
tus, mein Kind, mein Gobn, es mag nun von Fleinen
oder erwachfenen die Rede ſehn: fo ift Knecht in feinem
Urſprunge einerleyg mit dem angelf. cenned , griech.
yerıyros, lat. genitus, ein geborner, erzengter, von
cennan, altbeittifch bey dem Borborn cenedlu, gebäs
sen. Es iſt aber dieſes Zeitwort auf verfchiedene Weis
fe gebifbet worden, wie aus folgenden Beyſpielen zu ers
ſehen. In der nämlichen altbeittifchen ea ift,
2
148 EEE 7 GEGEN tunen
mit ausgeftoffenem erften Docal, cnwd bie Kindheit,
enydin ein Kind, bey Kero chnuat, und in einer fräu⸗
kiſchen Meberfegung von dem fymbolum S Athanas.
cnuat, die Natur. Ir verfchiedenen alten Gtellen bey
Friſch und Scherz iftknae, kne, kny, angelf. cneow,
Die Abftammung , ein Glied oder Linie (f. KienD. In
den alten Englifchen Geſetzen knave ein Kriegsknecht,
Goldat. In gloflis Isidori hifpal. wied das altgalliſche
gnabat Überfeget mit natus, generatus, filius, eni-
zus. Gleichwie für kennen, erkennen, befeunen, no-
fcere, fateri, Otfried und der dentfche Iſidor knaen,
‚bichnaan, nnd Notker Pf. 68 pechnahen, gefhrieben
haben: fo kann man aus den obigen Benfpielen ſchlieſſen,
daß für Fennen, fo fern es erzeugen, gebären, hervor
bringen heißt, einft auch knaen, Enuen, kneowen,
Inamen, üblich gewefen feyn muß. Ä
Freylich hätte auf folche Weife das Wort Knabe
oder Knecht, were Dadurch nur cine erzeugte Perfon ur⸗
fprünglich angedeutet wurde, aud dem weibliden Ge⸗
ſchlechte zugesignet werden können: wie im Lat. mea
nata, meine Tochter. Wer weiß aber indeflen, ob es
nicht wirklich auch gefchehen fey ?_ Bey dem Frifch
iſt wenigftens die Knappin, und bey dem dA Fresne
chnapina; eine Magd. In vielen Wörtern it Die Bes
deutung mit der Zeit theild ſehr eingeſchraͤnkt, theils
merklich verändert worden, wie 3. B. ber Schalt, gaf:
fen, lugen, koſten, ftinfen. Won puer haben die als
ten Lateiner puera, mea yuera gefagt: welches aber
laͤngſt ungewöhnfich geworden.
Wie hat aber endlich dieſes Wort auf andere Perſo⸗
wen angewendet werden Fönnen? Eben fo, wie überhaupt
Dienftlente und andere Untergebene, Buben, Kinder,
pueri, genennet werben (f. Hageſtolz). Gewöhnlich ſagt
ein Landesfürſt, Feldhere, Geelforger,, zu feinen Ins
tergebenen, meine heben Kinder! Bey Otfried lib.
3. c. 23. Thomas ein theroknehto, einer von deu
zwölf Jüngern. Die gemeinen Soldaten hat man bis
149
auf umnfere Zeiten ſehr oft Landsknechte, Fußknechte⸗
Kriegsknechte; andere hingegen Edelknechte genennet-
Das Wort Infanterie, Fußvolk, ift von gleicher Be⸗
bentung (|. Que). In der Vulgata heißt es II. Reg“
c.2 dixit Abner ad Joab : Surgant pueri, et ludanr
coram nobis. Surrexerunt ergo duodecim ex parte
Isbofeth, fili Saul, et duodecim de pueris David :
mit einem folhen Erfolg , daß beyde frreitende Theile
uingleich auf Dem Kampfplas blieben. Woraus man fleht,
was der Ausdruck pueri, etludere, zu bedeuten hatte.
ber Knitſchelbeer baum; in Sachſen ein Nab⸗
men des Faulbaums, Rhamnus frangula.. Bon knit⸗
tern, Eniftern, ein Meines Gekrache maden.
der Knoͤdel; eine Engelförmige, aus Mehl oder
Gries bereitete Speife. In Sachſen werden die Knoͤ⸗
del Mehlklöſſe, Semmelkloͤſſe; in Nieberfachfen Kluͤmp⸗
den; in Schwaben Kügele oder Kndpfle genennet. Im.
der Schweis find die Knoͤpfle geoffe Nocken. Von no⸗
den, nöthen, zufammen drüden (f. Knoll).
bee Knoll; eim dickes unfoͤrmliches Gtäd, z. B.
ein Knoll Erde; eine Scholle. : Ein Keil Brod, wird
in Sachfen auch ein Knollen genennet. in dicker kur⸗
ger Menſch, beißt bier vrrächtlich ein Knoll, oder dicker
Noll: und eine kleine Kugel von aufgewundenem Garn,
wien, Seide ꝛc ein Knaul, Knaͤulerl, Knoͤllerl,
Klüngel. |
Da dieſes Wort, welches mit mehreren anderen
in Verbindung fteht, nach bisher nicht fo unterſucht
worden ift, daß man einen Grund hätte einfeben füns
nen; fo will ich es hier umſtändlich bearbeiten. Gebr.
galom, convolvit, golem, glomus; gal, cu-
mulus, als etwas zuſammen gewälzte® , convolutim
quid,, wie ed Buptorf erfläret. Hievon fcheint das Tat.
collis, griech. xoAwvos, ein Hügel, ya ſeyn. Vielleicht
auch das Slaviſche kolo, rund. Etwas anderes das
gegen iſt das deutſche Noll, Knoll: obſchon ed Wade
ter dem obigen collis beygezaͤhlet hat. Es zeigt wahr⸗
[ \
150
fheinfich etwas am, welches enge gemacht, zuſammen
gedruͤckt, geroflet worden ift: daher der Anfangsbuche
ftabe k,. oder vielmehr Die Sylbe ge, nicht zur Wurs
gel gehört. Rechnet man die gemeine Endſylbe —el
weg; in Snau—el, Knod—el, Kuol, Noll; To
bleibt da8 Wurzelwort Rau, Naud, Rod, Not,
übrig.
Bey den Holländern ift nau, genau (Otfried gi-
noto , Notker gnoto , knoto) eigentlid aber eng,
klemm, und benauwen, drüden, ängftigen. Das Zeits
wort nöthen, nuthen, wird an feinem Orte erfläret
werden: ift aber indeflen einerfey mit dem goth. nauth-
jan, angelf. nydan, Island. neida, preſſen, drüden,
nöthigen (f. Neidwurze). Daher auch die Noth, etz
was dringendes, gewaltfames; goth. naud , Islaͤnd.
neid , naudur , angelf. nyd, Gewalt, Drüdung,
Noth. Hieher gehören nun viefe andere Wörter: als
den Zeig Fnetten, ſtark drüden; bey Friſch und Ades
lung den Zeig knuͤllen, knollen, in feſte Theile oder
Knollen zufanmen wälzen; fat. nodus, nodulus, Nu⸗
del ‚ Knödel ı '%
Merkwuͤrdig find aber auch noch andere Bedeutun⸗
gen dieſes Wortes, Bey Dtfried und Zatian ift der
nol, nollo, Engl. knoll, Hügel, Bergfpise , collis,
vertex montis; im Saliſchen Gefege nal, angelf. hnol,
bey Rhaban Maurus nuilla, Engl. noddle, noll,
die Scheitel , vertex capitis (f. Wachter, v. Nal).
Vielleicht , weil diefer obige Theil enger , und mehr zus
fammen gepreflet ift, als der untere.
der Knollfink; ein plumper unhöfliher Menſch.
In diefem Verftande wird es auch iu Baiern, Schwa⸗
ben und Sachſen gehört. Eigentlich aber ein dicker,
Inollichter. Fink; vielleicht der Blutſink, Gimpel , lo-
xia pyrrhula, Lin. Engf. bullfinch. |
die Knöpfel— Nächte; in Tyrol , jene Nächte
vor Weihnachten, an. denen Kinder und arme Leute
vor den Hausthüren zu Elopfen und zu fingen pflegen.
en a a en 151
Ein vormahls berühmter Prediger in Tyrol, B. Heris
dert von Salurn, Bat felbe in feinen Sonntag— Pres
Digten, Salzb. 1693. ſowohl Knoͤpfelnaͤchte, als An⸗
klopfnaͤchte genennet. Von knopfen, fuͤr klopfen: in⸗
dem die Lippenbuchſtaben 1, unden, ſehr oft unter ſich
verwechſelt werden, gleichwie ein Kloͤppel, in Ober⸗ und
Niederſachſen auch Knepel, Knuͤppel genennet wird.
knotzen; unbeweglich an einem Orte hocken, wee
ein Klotz da ſitzen, z. B. lange Zeit auf der Bank kno⸗
gen; immer in Wirthshaus knotzen; ein Beichtſtuhl —
knotzer, im Scherze einer, der fleißig Beicht höret;
‚ein Krotzel, kurzer und dickbeiniger Menfch.
- Wegen ber dicken Forme, und den zufammen ges
preßten Theilen ded Körpers, fo. wie Knoten, Knutte,
Knüttel, von dem Niederſ. Enutten, fnütten, angelf.
enittan, Islaͤnd. knyta, knupfen, zuſammen fügen:
wovon Island. knutr, angelf. enota , ein Kuoten,
Kuopf.
frütten, ober zufammen ftoppen Heißt Hier, ins
Nähen etwas negartig zufammen fügen , gitterförmig
über einander ftechen (ſ. das vorige).
das Koch; eine weich zubereitete Speiſe, die,
wenn ſie ſchon aufgefeget wird, doch eine Zeit noch ko⸗
het, und Blafen in die Höhe treibt; Croatiſch koh,
böhm. kafle, in Sachſen der Brey. Ein folches ift das
Aepfelkoch, Mehlkoch, Grieskoch, Eyerkoch, Lemonis
tod , 8. Figuͤrlich ſagt man: in ſeinem Herzen kochet
Rache. Feminex ardentem ouræque, iræeque co-
quebant.Virg. Aeneid. VII. 345.
die Rochbirnz eine Birn, welche indgemein Dies
wet, um Moft davon zu machen. Gie heißt Daher auch
Moftbien, Holzbirn, Teigbirn: weil fie weich und tei⸗
sig werden muß, bevor man fie effen mag.
bee Kohl, Kehl; fonft Kopf, oder gemeiner. Wire
Ang, braflica fabauda, Lin. Der blaue Köfl, braffica
fabellica. Der Krauſskohl, fraufte Koͤhl, braflica crilpa.
152
Dieſes Gartengewächs Heißt Engl. cole, cole-
wort, Ital. cavolo, franz. le chou. An der Armo⸗
eifchen Küfte, und bey den Angelſachſen iſt cawl ſowohl
. ber Kohl, als auch überhaupt ein Stengel, caulis. Es
heißt alſo ein Stengel — Gewächs. Gi. Monſee. p.
416. chola, caulis; p. 400. choloſtoch, caulis.
die Kohle ‚in gemeinen Reden eine Kohlen Koͤh⸗
lern; ein kleines, ſchwarz durchbreuntes Gtüd Hol;
Daher eohlfchwarz , ſchwarz wie eine Kohle; rabens
fchwarz, wie ein Nabe; und , wenn das noch zu wenig
ift, Euhlrabenichwarz.
Wachter fieht Hier zu erſt auf die ſchwarze Farbe;
nach dem griech. xeAos, xeAuıyos, ſchwarz. Allein das
ift vielmehe nur eine Folge von brennen. Adelung
muthmaſſet richtiger, daß kol einft Feuer bedeutet ha⸗
be._ Denn bey den Flandern ift koljern, ein Feuer:
ſtahl; kolbitur, ein Einheiger; und in Niederfachfen
eineölen, ſtark einheisen. Womit das lat. caleo,
calor; griech. ayAsos, warm, brennend; Hebr. kalah
(aflavit, torruit) überein kommt. Horneck ſchreibt
von dem LUngarifchen König Ladisfaus, c. 382. fein
Herz waz unczt auf den Grund vercholen und ent-
czund zu aines Valben Weib, Die Worte Davids,
Pf. ı18. defecit in falutare tuum anima mea; bat
Notker fo überfeget, min sela iſt fercholen an dinan
hal'are, meine Geele if vor Begierde entzändet nad
deinem Heiland.
die Kohl Eiche; oder Schwarzeiche, Sommereiche,
wird fo genennet, weil das Holz derfelben ſchwarz färs
bet. Die andere Art ift unter dem Nahmen Weißeiche
uber Dafeleiche bekannt.
die Kohlmaiſen; Koblmeiſe, Beandmeife , Spies
gelmeife, parus maior, in. Sie bat diefen Rahmen
wegen der ſchwarzen Kopfplatte, und dem gleichfalls
ſchwatzen Bauchfteih: weswegen felbe auch franz. la
eharboniere heit. Webrigend pflegt fie, wie ber Ta
—xXVXVEE ı53
Ber (corvus monedula, die Dohfe), Geld und andere
Hlänzende Dinge zu ftehlen. Ein Iuftige® und wieders
hohltes Gepfeiff diefer Maifen, wird hier Schmids
michel,, und ein anderer fchleifender Gefang, welcher
noch vornehmer ift, das Sag —feilen genennet.
Die Tannenmeife C hier Spermaifen,, parusater)
Heißt im Norden gleihfans Kohlmeife, Engl. coal—
moufe: oder fleine Kohlmeife, franz. la petite char- 4,
boniere.
der Koͤhlrabi; Ruͤbenkohl, braſſica gongvlodes,
Lin. Eine Kohlart, deren runde Feucht wie eine Nüs
be, rapa, franz. la rave, geftaltet ift. Daher and
franz. choux—rave, “tal. cavolo—rapa.
ö die Kohlrübe, brallica napobraflica.. ©. Erd⸗
rube.
kollatzen, franz. collationner, faire collation;
Abends an einem Faſttag nur etwas kaltes genieſſen,
als etwa Brod, Kaͤſe, Linſen, Bier, ꝛe. Im Pohl⸗
niſchen iſt kolacya uͤberhaupt das Abendeſſen: dagegen
Ital. far collazione, fruͤhſtuͤcken.
Das Wort kollatzen, lat. facere collationem,
welches zu erft in Klöftern uͤblich war, darnach aber
anf jede Feine und eingefchränfte Mahlzeit angewendet
wurde; foheint urfprünglih von dem griech. xoAa.w,
ich kaſteye, züchtige, her zu fommen , ferner aber famt
diefem von dem Hebr. cala, hat eingefchränfet, Ein⸗
Daft gethan, claufit, cohibuit.
fommen, erfommen, ſich entfesen, ©. der —.
Konleutes; Eheleute. Ein Wort, welches nur
noch in den Kanzleyen üblich ift. Im Schwabenſpiegel
c. 36. nah Schilters Ausgabe, ift chone, die Gemab⸗
fin: und c. 4. echon Ehefrau, ebelihe Gemahlin.
Horneck fchreibt c. 68. man pracht feines Sung Cho⸗
nen, man brachte die Gemahlin feines Sohns her; c.
77. daz er ym die Magt zu Chonen gab, zum Weis
be. Gregorius Hagen, bey dem Pe; T. I. pag. 1005.
15%
zu Chone nehmen, zu Maunn nehmen, ihn beurathen?
p. 1148. Chanfchaft, Cheftand. Enenchel in feinem
Fürſtenbuch p. 213. Herczogen Hainreichs tochter
von Pairn het er zu ainer Chan genommen.
Woraus man ſieht, daß Kon, Kan, ſowohl von
einem Mann, als einer Frau, geſagt worden iſt. Durch
Konleute verſteht man alſo ſolche, welche in der Ab⸗
ſicht Kinder zu erzeugen, ſich vereiniget haben. Au⸗
“av .ngelf. cennan, lat. gignere, erzeugen , gehären (ſ.
Kjenl, Knecht, Kuttelkraut). Daher Isländ. kona,
bey Otfried quena, Ehefrau; alfenthalben aber, auch
noch im Schwabenfp. kunne, das Schlecht.
der Kontuſch; nad anderen die Kontufhe; ein
langer Rod, Schlepprod des Frauenvolkes. franz.
Ja cont uche: obwohl e8 fein eigentlich franzöfifches ,
fondern vielmehr Morgenländifches Wort iſt. Bey dem
Friſch heißt es: „Contuſch, ein kurzer Gchlafeod der
Maundperfonen, fo Sec. XVHI. wieder in Frankreich
and Deutfohland aufgefommen". Doch is diefer Be
dentung ift e8 bier ungemöhnfih. Das griech. xaröug
bedeutet ein Perſiſches Oberkleid, dad wie ein Mantel,
siber andere Kleider getragen wurde. Ungar. köntös,
(Kontöfh) Überhaupt ein Kleid, aud) von Maunsper⸗
fonen.
Köpfel ſetzen; in Sachſen Röpfe ſetzen, Schweb.
koppa, Engf. to cup, fohröpfen. In Niederfachfen
werden daher die Bader Koppfetter genennet. Von
Kopf (Laßkopf, Schröpfkopf), bey Hornet und. inder
Dondfeeifhen Gloſſe chopf, coph, lat. cupa. Gröf-
fire Gefhiere werden bien Klipfer geuennet (ſ. Ku⸗
„ier).
dee Ropffohl. ©. Kraut.
\ die Koppe; ſonſt Groppe, Kaultopf, Rotzkolbe,
cottus gobio , kin. Ein fingerlanger,, mit vielem
. Schleim überzegener Fiſch, welcher diefen Nabmen bat,
— TV ARERER 155
wegen feinem groſſen Kopf. Ital. capo groſſo; Engl.
bullhead, Stierfopf, franz. chabot, bavard.
Diefe Heinen Fifche haben, wenn fie feichen, etz
was ganz fonderbares. Was fhon Graf Marfiglio bes
obachtet, aber dabey faum irgend mo, auch bey dem DD.
Bloch zu Berlin noch feinen Glauben gefunden batte,
das haben mir unfere Fifcher bis zum Ueberfluß beftät-
tiget. Dier in_der Traune, die helles Maffer führet,
kann mon von weiten gleich fehen, wo eine Koppe ſich
verborgen hält. Wenn einige Steine fo zufammen trefs
fen, daß fie gleihfam ein Obdach bilden , fo gebt das
Männchen Hinein: reiniget aber zuvor die ganze Öegend,
fo daß der Sand weiß und rein ausfieht. Will eim
anderes Männıhen hier Plag nehmen, fo wird gerauft:
und hat man fihon einige angetroffen, welche den Kopf
ihred Gegners im Maule hatten, obwohl fie nicht im
Stande waren, ihn zu verfhlingen. Kommt aber ein
Weibchen, welches Aufnahme erhält, fo fhüttet ed den
Rogen aus, und zieht wieder hinweg. Das Männchen
aber befchüget denfelben 4— 5 Wochen hindurch, und
entfernet fih nicht, auffer um ein wenig Nahrung zu -
ſuchen. Diefes wird zwar insgemein, obwohl unrichtig,
dem Weibchen zugefchrichen, mit dem Beyfas, daß es
ſich eher tödten, als hinweg treiben lieſſe. Allerdings
ift das Männchen um diefe Zeit fehr böfe, und beiffet
in die Ruthe oder Stange , womit man es verjagen
will; pflegt aber doch zu lest zu weichen: obwohl felbes
bey diefer Gelegenheit oft auch erfchlagen werden könn⸗
te. Das Männchen ift übrigens leicht von dem Weib⸗
hen zu unterfcheiden: indem Kopf, Maul und der gans
ze Körper viel geöffer ift, als bey dieſem. In dem
Magen diefer Fifche merden oft junge Krebfen , und
Pfrillen (Elritzen) angetroffen.
bee Koppenvogel; ein Nahmen der Eisänte,
anas clangula, Lin, weil ſie gern Koppen frißt. ©.
Schildvogel.
156 mein. d057\ 202 EP SERSERED
dee Korallenſchwamm, clavaria coralloides,
©. Stockrehling.
die Kurinthe, 5. Weinbeerl.
die Rornblume, centauria cyanus, fin. Man
nennet felbe oft blaue Korublume, oder die blauen
Schneider: um fie defto leichter Yon dem Raden, a-
groftema githago, und der Blutblume , Klapperrofe,
papaver rhaeas, zu unterfcheiden. Die im Schneewafs
fer adgezogene Blüthe, wird in den Abhandlungen der
franzöfifchen Academie, als ein Mittel für gefchwächte
. Yuyen angerühmt, und deßwegen fo gar cafle-lunette
genennet als ein Mittel nämlich, welches alle Beilfen
für die Zukunft unndthig macht. Indeſſen werden aber
die Beillen bis jest ſowohl in Frankreich, als in ande:
ren Ländern mehr gefucht, als jenes viel zu hoch ges
priefene Augenwaſſer, womit ich ſelbſt einen Verſuch
gemacht habe.
der Kornelbaum, cornus maſcula. G. Dirn⸗
telbaum.
der Kornkaͤfer; im Salzburgiſchen, ein Nabmen
gewiſſer Kaͤfer, welche ſich gern an die Kornaͤhre aus
hängen: als der braune Fliegenkäfer, chantharisfufca ,
fin. wie auıh canth. senea, livida, &c.
der Korndater oder das Vaterkorn; in Saljb.
dee Baterfern, in Sachſen das Mutterforn, Rank⸗
korn; ein ſchwarzer krummer Kern, welcher bey naſſer
Witterung oft Hänfig an den Kornähren angetroffen ,
nnd wegen feiner Gröffe gleihfam als Water oder Mut:
ter der Übrigen Körner angefehen wird. Ein foldhes
Getreide, worunter viel don diefen Mißgewäaͤchs fi
befindet, ift für Menfchen und Vieh ungefund. Iudefe
fen fcheinet dieſer Kornvater eine erbisende und gemärz-
hafte Eigenfihaft zu haben. Man kauet ihn wider den
Bervater (die Eholif): damit ein Vater den andern
flifen und befanftigen fol. Wenn bie Kühe lange nicht
ftieren wollen ,„ wird ihnen diefer manchmal zwiſchen
un. EN 20 en 157
Brod eingegeben. Vermuthlich aber une wegen bem
rahmen Vater.
der Kornwurm, weilfe Kornwurm; bie Larve
der Koramotte, phalana granella, Lim. ine fche
Feine Nachtfalter, mitfchwarzen und filberfarben Mas
deln: die gleich den Wibbeln, an dem Gemäuer des
Getreidefaftens fich aufhält. Die Larve davon, welche
das am Kaften aufgefchüttete Getreide , vorzüglich Korn
und Weitzen zernaget und überfpinnet; hat einen weig-
Sichten Körper mit einem hellbrauuen Kopf, heißt ım
Priederfachfen dee Ryworm, hier aber ift felbe unter
dem Nahmen der rothen Wurmlein befannt. Frey⸗
herr von Gleichen; genannt Rußworm, hat um das J.
1777. folgendes Mittel dawider erfonnen. Weil dieſe
Würmer immer nah dee Dberfläche ded Kornhaufens
fih drängen , fo fol man grobes Tuch darüber breiten,
Desgleichen man zu Gegeln oder Sopfenfäden zu neh⸗
men pflegt. Diefes Tuch, wodurch fie in die Hohe
dringen, wird ganz vol. Man legt es fodann den Hüh⸗
nern vor , welche begierig das Ungeziefer auffreffen:
und wiederhohlt es fo lang, bis fein Wurm mehr üs
beig iſt. S. allerneueſte Mamnigfaltigfeiten, Berlin
1784. III. Jahrgang. Ich babe felbft einen Verſuch
damit angeftellet, allein ich konnte nie ganz Davon los
werden. Beſſer dienten Hufſchaiten (ſolche Spaͤne,
welche die Schmide von dem Huf der Pferde ausſchnei⸗
den), mit Schwefel vermiſcht: womit auf der Glut ei⸗
ner dicker Dampf gemachet wird, um die kleinen Pa⸗
pilionen zu erſticken. Der ſchwarze K.rnwurm,
curculio granarius, iſt mehr nuter dem Nahmen Wib⸗
bei bekannt.
die Koth — Alfter, oder Speralſter; Neuntoͤdter,
lanius excubitor, Lin. Als eine ſchlechtere Art der
Aelſter, gleichwie unbefruchtete Eyer, die zur Brut
nicht taugen, Kotheyer genennet werden. G. Sper⸗
alfter.
ı58 TV U TPBRER
die Koth — Anten; Keidänte, anas crecca, Bin.
Eine fehr fchöne Wildänte, mit einem hellbraunen Kopf,
woran vom Auge bis an den Nacken ein breiter grüner
Etreif fih ausdehnet; und einen fchönen Spiegel am
den Flügeln von fhwarzer, grüner und weiſſer Farbe.
Der obere Körper ift perlfarb, daher wird felbe auch
erlänten genennet; Kothänten aber, weil fie gern
im Koch und in Laden fich aufhält.
die $. thlerche oder Schopflerche,, alauda crifta-
ta, Lin, Eine Lerche miteinem fchwarzbraunen, kamm⸗
artigen Schopfe, franz. cochevis, dad Hahnengefiäht,
tal. lodola capelluta, Engl. crefted lark. Gie iſt
gelehrig,, bat einen fehr feinen Geſang, und heiftt Koth⸗
lerche, weil fie zue Winterszeit oft in Dörfeen,, an dem
Zäunen, Miftftätten und kothigen Gaffen angetroffen
wird. In anderen Orten von Deutfchland wird fie
Haubenlerhe, Kobellerche genennet. Wach die Brach⸗
lerche, alauda campeftris, kommt bisweilen unter Dem
Nahmen Kothlerche vor.
der Kothmuͤnch; ein Rahmen, welcher in einigen
Gegenden von Deftere. der erſt genannten Schopflerche,
alauda criflata, gegeben wird. Münd heißt fie vers -
muthlih darum, weil fie gewöhnlich allein, und ohne
Geſellſchaft erſcheinet; Tolitarta, mie in dem Syſtem
von Linne von felber gefagt wird.
die Kothplette; ein kurzer Fiſch, mit einem ers
Höhten fchneidigen Rücken , geüngelben Schuppen, branus
Sihen Floffen , und einem ungetheilten,, mondformig
eingefchnittenen Schwanze ; welcher ın Zeichen nnd
ſchlammichten Wäffern ſich aufhält, ein-zähes und dauer⸗
haftes Leben hat, und gewöhnlich nur ein Viertel Pfund,
höchſtens ein Pfund ſchwär wird, cvprinus vibelio,
Rin. in Sachen der Gihel, Giblichen, wegen der gel⸗
ben Farbe. Sin der Rüden: und Afterfloſſe iſt der zwey⸗
te Strahl (wenn man die Feine Stüse im Anfang dazu
sechnet) fteif und gezähnt , wie bey dem Karpfen. {Fe
/
159
der XIII. Unsgabe ded Spftems duch Gmelin, wird
dieſer Fiſch befchrieben, eyprinus pinna dorfali radıis
20, cauda lunulata; allein in jenen Eremplaren, wel⸗
de ich zu beobachten Gelegenheit hatte, waren in der
Ruͤckenfloſſe nur 17 Strahlen.
das Wort Kothplette zeigt im gegenwärtigen
Falle einen Fifch an, welcher platt, d. i. flach und breit
ift cf. Plette), und fih gern im Koth aufhält. Bis⸗
weilen kommt auch das Gareiffel oder die Karauſche,
unter dem Nahmen Kothplette vor. Zu eifen iſt die
Kothplette viel fchlechter als die Karauſche, uno far
etwa mur gebafen wohl ſchmecken. Bey Belegung c
ned Teiches, kann man ſowohl duch die Karani!:
als Kothplette getäufchet werden, indem man glaus:,
nur junge Karpfen zu Buben.
die Kothſchwalbe, hiruado urbica: und bisweis
Ien auch hirundo riparia (f. Schwalbe).
das Koth—täfchel; ein gewiſſer Fleiner Fiſch im
unferen Seewaͤſſern. Der Angenring iſt am oberen
Theile eothgelb, ober pomeransfarb, am unteren weiß:
fiht gel Der Körper oben grünlicht braun, unter
filberweiß. Bauch: und Afterfloffe weißroͤthlicht. Es
iſt wahrſcheinlich der jenige Fiſch, welcher, wenn ee
geöffer geworden ift, unter- dem Nahmen Berififch bes
fannt iſt, cyprinus grislagine , Lin. Folglich dee
naͤmliche Meine Fiſch, welcher in Baiern und Tyrol die
Grundlaube Heißt, weil er fich gewöhnlich im Grunde
and im Koth aufhält, und nur im Monat) May zung
Vorſchein kommt: und weichen dee gelehrte Profeifor
Schrank gleichfalls füe cypt. grislagine erfläret hat.
Im Kothe tafchen, täfcheln, herum plaͤtſchern. Es
foll übrigens dieſer Fiſch, wie ich höre, auch in unſeren
Flüffen und Teichen manches mal angetroffen werden:
wo er oft für eine Laube, oft fhr einen Rothauzen, aus
gefehen wied.
‘
180
der Kotter, oder die Kaͤuche; Ruh, Gefaͤng⸗
niß, 3. B. einen widerfpänftigen Unterthan in den Kot⸗
ger fperren, Bey den Isländern und Angelſachſen ift
kot, cote, Engl. cott, cottage, eine Hütte, Meines
Haus. u der altbrittifchen Mundart bey dem Bor
born heißt e8 cwtt: und cuddio, griech. xzsuJsw „ vers
zn verbergen... Man fehe Wachter und Wdelung v.
oh.
der Kotzen; eine grobe zottichte Decke. Figürlich
fogen :rob ſeyn, ungefittet, unhöflich ; wie ein geober
Kotzen. Es Bat einerleg Urfprung mit Kattun, Kots
ton, altbeittifch cottwm, Syriſch und Arabiſch cot,
cotum, Wolle, Baumwolle. und ferner ein hieraus
Verfertigter Zeug.
die Kraͤckſe; fonft Kratten, Kräte, Kraͤtze, ein
geflochtener Ruͤckenkorb. Bey dem Volke wird auch der
Hofenträger eine Kradfe genennet. Eckhard und Friſch
Seiten diefe Wörter von dem griech. zoarew her, ich
balte, falle: womit das fat. crates, altbrittifch bey
dem Bogdorn gradell, eine Flechte, überein kommt,
weil dabey eined is dad andere eingreift, nad zuſam⸗
men hält. Es muß alfo auch im Deutfchen oder Gelti>
ſchen, ein ähnliches Zeitwort Eraten, kratſen, uͤblich
gewefen feyn.
kraͤckſeln; in die Höhe klettern, 3. B. anf einen
Baum hinauf Pradfeln. Vermuthlich einerley Wort
mit kriechen, bey dem Notker Pf.68. chrefen , Schweb.
und Isländ. kreka, kreika.
Krain; ein Meined Land, welches in Auſehung
der deutſchen Länder an der änfferften Graͤnze liegt,
und Diefelben einer Geitd von dem Abdriatifchen Meer,
and von alien; anderer Seits aber von deu vorntas
figen Gränzen des alten Ungarifchen Reiches trennet.
Lat, Carniola, Ungar. karnia. Un dee Windifh und
kroatiſchen Mundart ift kraina, böhm. hranice, eine
Gränze: welche Wörter zu unferem raınen LURERINEN:
— —— 161
berüßren, angränzen, gehoͤren. In Burgund, wie
Popowitſch fagt, wird die Legerſtaude oder dad Krumms
Bol;, pinus mughus, Crain genennet: von dem Eel-
tifhen crain liegen, fich nieder werfen. Borborn lex.
Britann.
frällens; ftarf tragen, mit ben Naͤgeln verwuns
den. Es wird von Menſchen, Kagen und Vögeln ges
fast. Ein folher krummer Nagel beißt daher eine
Kralle, Krelle, bier aber gewöhnlicher eine Krebbe,
Krebbel.
Dieſes krallen, heißt Holänd. krabben, krab-
belen, krauwen: wovon ed vermuthlich abgekürzet ift.
Krallen alfo, oder krabbeln, und die Krebbel, fcheint
eine Verkleinerung anzudenten von graben , griech.
yozasıv, einfchneiden, Riſſe machen. Altbritt. bey
dem Borhorn crafu, fragen; crafel, ein Grabftichel,
griech. und lat. graphium; ımd endlich crafange die
Krebbe von einem Vogel oder Krebfen. Oder von eis
‚sem beralteten Frajen, Ereyen, Einfchnitte machen,
reiſſen, fpalten: denn das Croatiſche krajati, Pohln.
kraiaci , böhm. krageti heißt ſchneiden 5. B. Tuch,
Zeinwat, Brod. Windifhkrej, die Furche. Da aber
indeflen dad Wort Krebbe fo viele Aehnlichkeit hat mit
Krebs, fo hat es vermuthlich auch einen gleichen Ur⸗
fprung (|. Krebbe).
der Krammetsvogel. ©. Kranemiter.
der Krämperl— Thee; ein Thee von dem Is⸗
Köndifhen Mos, lichen island cus (f. Lungenfraut ).
Bon frampen, främpeln, Engl. to cramp, zuſammen
ziehen, auf mancherley Weife krümmen. Denn das Ges
waͤchs ift ein gefträubtes und unordentlich gefrümmtes
Ding, Man nennet ihn auch Krebberl — Thee, wesen
Achnlichkeit mit den Krebben oder Krallen der Vögel.
die Kranz Keäfe. Es find unter diefem Nuh⸗
men bier drey Arten befannt. (1. die gemeine Kräde,
Rabenkrähe, kleiner Nabe, corvuscorone, kin. , fsanj.
Sweyter Theil. e
163
eomeille, (2. Die graue Keähe, Nebelfräße, Wins
terfeäbe , oder der. Mebleabe, corvus cornix, kim.
feanz. corneille mantellde. Diefe Art wird bier, weil
fie das Aas liebt , und daher auch bisweilen in den Freyt⸗
Höfen angetroffen wird, Zodtenfran, genennet. (3.
Die Saatkraͤhe, Vogelkraͤhe, oder der Kurock, Karechel,
Rucke, corvus frugilegus, Lin. franz freux, frayon-
ne. Hier heißt fie Ungarifche Kran, Taͤherkran:
weil fie im Herbſt ſcharweiſe, und oft in Geſellſchaft
der Taher (corvus monedula, Dohle) nad) den ſuͤnd⸗
lichen Gegenden; im Frühling hingegen abwaͤrts gegen
Ungarn zieht.
das Kran—Äugel; Kraͤhenaug, Brechnuuß,
Strychnos nux vomica, Liun. Es ift die Frucht eines
Boden Baums in Malabar , und auf der Inſel Ceylon,
weiche indgemein ald ein Gift gebrauchet wird, um Hun⸗
de und Katzen zu tödten. Diele Aerzte find der Mei
nung, daß es nur des vierfüfligen Thieren, welche blind
geboren werden, ſchade; dem Menichen hingegen als ein
Schweiß treibendes Mittel wider den Biß giftiger Thies
se, Peft, Wechfelfieber ıc. dienen koͤnne.
die Kranewete, Kranewite; fouft ber Wachbol⸗
dee, Reckholder, iuniperus communis, Lin. Von
grün, augelſ. und Islaͤud. graene, graen, weil biefer
Strauch den ganzen Winter hindurch sränet, und feine
Nadeln nicht verlichret: und Wit, Isländ. und Schwed.
vid, ved, Reishol;, GStaubenhol; (f. Wid). Der
Ausdruck Kranewit —holz, if ferylich eine Tautole⸗
gie; allein in gemeinen Neben, wo man oft auf bie eis
gentliche Bedentumg wicht Acht hat, ober biefelbe nich
mehr kennet, ift dieſes wicht feltfom. Das hochd.
——— oder Gtenuch, hat das naͤnilichs
ickſal.
Die übrigen in Deutſchland üblechen Beneauungen
dieſes Strauches, bat Popowitſch biſher noch am bee
sen erklaͤret. Er heißt Queckholder, von dem alte
deuten quek , quik lebhaft: wie in Queckſilber,
Queckengras, ꝛe. Wovon vieleicht auch Weckholder,
Wachholder Her kommt: obwohl im letzteren, wie Ade⸗
Inng glaubt, mach, wacker, lebhaft, zum Grunde lie:
gen kann. Mecholder, Wegbaum wird er genen
het: weil er Häufig an den Wegen und Straſſen ange
teoffen wird. Der Ausdruck Holder ift hier nicht ei-
nerley mit Hollunder; fondern es heißt, wie fchon
Wachter bemerket bat, Holz: in Niederfachfen Holt,
Engl. und Schwed. holt, hult. In Elſaß und der
Schweitz heißt dieſer Strauch Reckholder: in Preuffen
und Liefland der Kadik. Deßwegen, weil ſowohl das
Holz, als die Beere, ein ſehr heilſames Mittel find
wider die Peſt, oder andere gefährliche Ausduͤnſtungen,
und beffer als der Weihrauch dienen, um die Zimmer
zu raͤuchern. Reck Heißt fo viel, als Rauch; angelf.
rec, in England und Friesland reek, Isländ. reyk.
Das Slaviſche Wort Kadif ift von der nämlichen Bes
deutung. Böhm. und Eroatifh kaditi, Pohln. kad-
zici, raͤuchern. Es heißt alſo Raͤucherholz. Ju Schle⸗
fien endlich Jachandel; nah der Flora Francica von
J. 1766. Machandel; in Bremen und Osnabruͤck, wie
Adelung bezenget, Wachandel. Ich glaube, wegen
dem heilſamen Nutzen dieſes Gewaͤchſes. Altbrittifch
bey dem Borhorn iach, heilſam; griech. swouar, ich
heile, bin heilſam.
der Kraneweter, oder Kranewetvogel; verderbt
Krammetsvogel, Ziener, turdus pilaris, Lin. Ein
ſchmackhafter Vogel, welcher die Kranewetbeere liebt,
und von anderen Droſſeln vorzuglich durch feine ſchwar⸗
zen Fülle fich unterſcheidet. Am Hals ift er rothbraum,
nit ſchwarzen Flecken, am Baud und unter den Flu⸗
sein wei. Franz. lintorne, tourdelle; Ital. tordo
vifcada, vifcardo, Engl. fieldfare.
das Rranfleifch: bey den Schlächtern, jenes duͤnn⸗
foppige Fleiſch, weiches immer dem Netze, — um die
a
164 run 7 ED EP aus
Ingeweide herum , in dem Körper des Schlachtviehes
herab hanget. Daher wird. felbes auch Netzfleiſch,
und wegen feiner verborgenen Lage , Diebofleifch ges
uennet. Bisweilen wird auch jened mürbe und fette
Fleiſch, welches fih am Eude des Magend befindet,
wo die Meinen Därme ihren Aufang nehmen , unter dene
Nahmen Kranfleifch verftanden. Es heißt ſo, weil es
an ein Vorrecht des Schlaͤchters, welcher in einem frem=
ben Haufe ein Schwein oder Schaf abgeftochen hat,
gleih auf der Stelle, nämlih noch gruͤn und friſch,
als ein niedliches Eſſen zubereitet wird. Bey den Fäs
gern ift gleichfalls ein beftimmtes Kranfleifch nach ei=
nem erlegten Wilde gebräuhlid. Auf der Donau wird
das gefalzene Fleiſch, welches zum längeren Gebrauche
aufbehalten wird , Kranfleifch, Schef—feifch (von
Schef, ein SHiff) geuennet, weil ed noch grün und
ungefocht mitgenommen wird. Kran ift alfo nichts au⸗
ders, als grün (ſ. grüun, Granten, Kranewete).
der Kranfuß, Kraͤhenfuß; ein Nahmen verfchies
dener Gewächſe, am deren Geftalt etwas ähnliches mit
den Krallen einer Kraͤhe bemerfet wird. In unferen
Gegenden wird der Bärlapp oder Erdſchwefel, Iyco-
podium clavatum, Lin. Kranfuß; das gemeine Hei⸗
denfraut aber , ericavulgaris, Holzhaiderer und Krau⸗
krebbe genennet. In anderen Drten von Deutichlaud iſt
der Krähenfuß plantago corono;:us, cochlearia coro-
nopus, ranunculus repens, &c.
der Kranigel. ©. grauen.
das Kränzel an einem Schiff, oder der Kranz3
das Vordertheil deffelben, prora. Es zeigt überhaupt
den jenigen Theil eines Schiffes an, welcher gewöhnlich
mit einem Kranz, dürren Reis oder Faͤhnchen gezieret
wird. Bey den Römern und Griechen war ed das Hin⸗
tertheil, puppis: wie man aus dem Virgil fieht Ge-
org. 1.304. item Aeneid. IV. 418. puppibus et læti
nautæ impofuere coronas. Dafelbft waren auch die
> > EN 2 un 165
Schutzgoͤtter angemahlen, Ovid. Triſt. I. Eleg. 4.
monte nec inferior, pror® puppique recur væ infi-
lit, et pictos verberat unda deos. Bey den Griechen
iſt zopwm, eine Kron, und »opwıs, das Hintertheif
an einem Schiff. Im jenen Stellen, welche Friſch und
Scherz anführen, ife dafür Grand, Granſe, Orauns
fe, Granſchen, gefchrieben worden. G. auch Mes
ringer. |
der Kränzel— garten; ein Spaliergarten, wel:
cher nämlih mit Latten, moran Weinreben, Zwergel⸗
baͤume, Blumen , gebunden werden, verfehen ift. Ent:
weder weil man verfchicdene Bänder oder Kränze hiezu
nöthig bat: oder weil die Wände mit verfchiedenem
Laubwerke gleihfam befräanzet werden.
da8 Rränzelichieffen ; unter den Scheibenfhügen‘
eine befondere Geſellſchaft, die unter fih um einen frey-
willig beftimmten Preis wetteifert. Don Kranz, eine
Umgebung oder Verſammlung der im Kreife herum ſte⸗
henden Freunde, corona fratrum, amicorum, Bey
Friſch und Adelung ift ein Kränzchen zum Schmaufen,
Spielen oder zur Muſik, eine ähnliche Verſammlung
folcher Freunde. |
der Krapfen; in den Küchen, ein artiges, Feines
und rundförmige® Gehäd, welches entweder im Schmalz °
ze, „der im eingefchloffener Ofenhitze zubereitet wird;
lat. placenta , franz. bignet, beignet, tal. frittella,
Engl. fritter. Es gibt fehr verfihiebene Arten davon:
als Schmalzfrapfen , . Butterfrapfen, Prügelfrapfen,
Sprisfeapfen ; ferner Nonnenkräpfel, Schlickkräpfel,
Mandelkräpfel, Ehocolatefräpfel ıc. Bey dem Volke
jenfeitd des Traunfluſſes heiſſen unfere fo genannte Schnee:
baten Krapfen. Andere aus Germteig in Schmalz ge:
backene flachrunde Kuchen, mit einer braunen Rinde,
die aber zugleich in der Mitte des Randes mit einem
weiffen Neifchen oder Ring gezieret ſeyn ſollen, heiſſen
dort bachene Knoden (gebadene) ; unweit der Gtabt
166 nr En SER
" |
Wels Mehlpimmper (|. Pimper); bier-aber dieſſeits
der Traune Krapfen. |
Ele Krapſen ift, wie Frifch bemerket, einft Krap⸗
yel, Kreppel gefchrieben worden. Wahrfcheinlich Beif-
fen fie fo wegen ihrer Fünftlichen Zierde und gefräufel-
ten Figur. In der franz. Sprache ift creper, fraufen,
lat. criſpare; crepon, Engl. crape, ein zierlich ges
tränfeltes Haar, der Keepp; endlich crepe de farine,
ein Krapfen. Deßwegen werden felbe in einigen latein.
Wörterbüchern crepides, cripifculae genennet. Man
Hat diefem Worte die griechiſche Bildung crepis, cre-
pidis beygelegt, weil dieſes wenigftens dem aͤuſſerlichen
Klange nah mit Kreppe, Kräpfen überein kommt: ei=
u. heißt xgyris, eine Grundlage, oder ein
offel.
das Kraut; Kappiskraut, Kopftohl, braſſica ca-
pitata, Lin. Dahber ſuͤſſes Kraut, oder, wenn es ein⸗
geſchnitten und ſauer geworden iſt, Sauerkraut, franz.
chou fale, Sourcrout. @rontifch zelye, das Kraut,
kifzelo zelve, böhm. kyfely zely, Sauerkraut. Windiſch
fele fazvreti, das Kraut einbreunen. Der rothe Kopfkohl,
braflica rubra, heißt hier blaues Kraut. Bey dem Popo⸗
witſch ift grünes Kraut, cucubalusbehen, Lin. ; weiles
zur Frühlingszeit, bevor es noch Stengel bat, fo wie
Ganerampfer , ald Spinat gelochet wird.
dee Kraͤutler, ober Die Kraͤutlerin; zu Wien,
eine Perfon, welche Kuͤchenkraͤuter verfaufet, ald Bes
terſil, Körbelfeaut, Galet, ꝛc.
ber Krautvogel; fonft die Piplerche, alauda
trivialis, Lig. Die Bruſt it weißgelb,, mit ſchwarzen
breiten Tupfen; Kehle und Bauch weiß. Er fängt im
Fruͤhling zu fingen an, his zur Maufezeit im Sommer:
fliegt von einem Baum gerade in die Höhe, und läßt
fh während dem Gefang auf einen Aſt wieder herab.
Gein Gefaug it hell, lieblich und mit abwechfelnden
Tönen, Im Herbft ziehen dieſe Vögel in Gefenfchaft
167
hiuweg. Zur Speife in Käfich dienen geſtoſſene Hauf⸗
Börner, Topfen , Sartenwürmer, Miehlwärme, Ameis⸗
er
Krautvogel Beigt er, weil er gern in den Krauts
Adern Würmer und andere Iufecten fucht. An einigen
Orten Breinbogel , weil er den Samen ber Hirfe liebt.
In Steyermark Schmelhen, Schmehlvogel: viel
leicht weil er oft in Wieſen auf die Schmelern (Schmie⸗
len) ſitzt, um von aͤhnlichen Grasarten den Samen zu
ſuchen. Popowitſch neunet ihn Schmerbogel, wegen
der Fettigkeit.
das Kreb, ober vielmehr Gerebe; insgemein die
Lunge. Daher heißt es von einem Innugenfüchtigen Men⸗
ſchen, daß es ihm am Kroͤb fehlt. Es zeiget die jeni>
gen Theile des Körpers au, die ſowohl Buch den Athen
zug, als auch den Umlauf des Blutes, in befkändiger
Bewegung ſiud. Don reben, bewegen; rebig, lebhaft
(f. rebig). |
die Krebbe an Katzen, PBögeln; feuft bie Kral⸗
le, Krelle. Bon krabben, Italian. grappare, bed
Adelung grapfen, ftark greifen, ergreifen. Altbrit⸗
tiſch crap, raptio, prehenfhio; craf, harpago, fi-
bula. Gl. Monfee. p. 32:. crapho, uncinus. Das
Wort Kralle, ſcheint freylich einerley zu ſeyn mit
Kraͤuel, eine Gabel mit gebogenen Zacken; aber es iſt
davon noch Fein ſicheres Stammenwort bekannt. Ade⸗
lung leitet es her von krumm, Windiſch krulow:
Wachter, mit verſetzten Buchſtaben von Klaue, und
klieben. Einen anderen Gedauken habe ih oben ange-
zeiget (ſ. krallen).
ber Krebs, bey dem Pöbel Kroiß, Krjoß. Der
' gemeine Krebs, Flußkrebs, caneer akacus, Lin. Die
gedfferen Keebfen mit einer rothen Schale, tammen bis⸗
weilen unter dem Nahmen Motbichärling vor: zum
Untenfchied der Steinkrebſen, melche Meiner und bleiche
roth find. Unter den Meerkrebſen wird bie größte Urt
168
Hummer gemenmet (ſ. Dummer). Andere hingegen,
weiche von der gewöhnlichen Geftalt der Krebfen abwei⸗
chen, machen im gemeinen Leben neue Unterarten aus.
Als ı). Krabben, welche feinen langen, fondern ei-
nen krummen Körper haben. In diefer Klaſſe ift der
Taſchenkrebs merfwärdig, cancer pagurus: welcher oft
auch Meerfpinne genennet wird. Die Felſenkrabbe,
cancer horridus, Lin., franz. la crabbe epineufe..
Ueberhaupt theilet man fie ein in Seekrabben, welde
beftändig im Meere find, und in Landfrabben, die in
teodenen Löchern und Gebuͤſchen fih aufhalten, und nur
zur Brutzeit in gerader Richtung dem Ufer zumandern,
um ihre Eger im Waſſer auszufchätteln, cancer curi-
cola, Lin. Eine Art Reiher, welche diefen Thierchen
nachftellet, ardea virefcens, wird deßwegen der Krab⸗
beufreifer genennet.
2). Garnelen, welche keine Gchären , fondern
nur Fülle haben, Holänd. garneel, garnat. In Lũ⸗
beck aber, wo diefe Art häufig gefangen, und in andere
Länder verfendet wird, ift auch da wieder der Nahen
Krabbe gebräuhlih. Die groffe Garuele , cancer
fquilla, beißt dort Krabbe, gemeine Krabbe: und die
Heine Garnele, cancer crangon, Gandkrakbe.
3). Muſchelkrebſen, Schnedientrebfen oder Kahl:
ſchwaͤnze; welche einen kahlen Schwanz haben, und deß⸗
wegen ihrer Sicherheit halber , in leere Schneckenhaͤuſer,
ſich derkriechen. Als z. B. der Soldat oder Diogenes,
cancer miles, cancer Diogenes, der Bruder Beru⸗
Bard, cancer Bernhardus. Von den Zürken haben
ar angemerkt, daß fie überhaupt keine Krebſen
€ en.
Es zeigt ein herum krabbendes, um ſich greifendes
oder kriechendes Thierchen an; lat. repere, Engl. to
creep, altbrittiſch cropian, kriechen: womit ſelbſt auch
greifen, grappen, grippen, verwandt zu ſeyn ſchei⸗
net. Bey den Alten iſt oft Krebis geſchrieben worden,
169
Engl. crevice, crayfifh, Hollaͤnd. 'kreeft, crabbe,
franz. ecreville. Bon ähnlicher Bedeutung ift auch un-
fer Krjoff, welches nach der gewöhnlichen Abänderung
bee Vocalen, in der erften und edleren Art zn fprechen
Krieß, Krüß, lauten müßte. Notker Pi. 68. chre-
fen, Schwed. krilla, reifen, herum kriechen. In den
Glavifhen Mundarten, fo wie bey den Ungarn, ift
Rak ein Krebs, |
kreiſten; treilfen , einen wehmuͤthigen Laut von
fh geben, wie ein kranker Iungenfüchtiger Menſch, o:
der eine gebärende Frau. In der windifchen Sprache
krezhim, ich freifte. Holländ. kryfchen, kryten,
Preifchen, fhrenen. In Niederfachfen ift Freien, böhm.
kriceti, uͤberhaupt ſchreyen, goth. grets, Geſchrey.
fremeln; wird von jenem Laut gefagt, welcher
entfteht, wenn ein trodener Körper, 3. B. eine gebörr-
te Beodeinde, oder eine Griebe (Groibe) unter den
Zähnen zerdrückt, zerbiffen wird. Es Fremelt, Fra-
melt unter den Zähnen. Auch in der wirfamen Be
deutung , etwas zerfremeln , ich habe ed gefremelt. Der-
muthläh von Rame, Raͤmel, eine Keufte, teodene
Rinde (f. Name); wovon rämeln , fremeln , jenen laut
andentet, welcher aus der Zerreibung eined bürren Ge⸗
genitandes entfteht. Es kann aber auch von einem an⸗
bern Wort her kommen, in welchem der Begriff entwe⸗
ber des Doͤrrens, oder des Krachens und der Zerbrech⸗
lichkeit, der herrſchende ift. Lateinifch cremium, där-
red Reis, welches gleich krachet und bricht, cremare,
im Feuer peaffeln. Pebr. garam, fregit, commi-
nuit. Wltbeittifch bey dem Borhorn cras, torridus,
andus; crawn, erufla.
kremig, 3. B. wenn man lang figet, wird man fremig; .
empfindet eine gewifle Sperrung in dem Umkreiſe des Blu⸗
tes, oder Zuſammenziehung ber Nerven: weßwegen man
ben Körper als dann audzudehnen fact. Don framen, Is⸗
löänd.kramma , Engl. to cramp, zuſammen ziehen. Der
=
Zrae
0 Y⸗
179 N DEE DE
Krampf ift im Grunde einerley Wort: zeigt aber eine
ftärfere Wirkung an, welde Schmerzen verurſacht.
der Krempen; ein dürrer Stamm, Steunf,, Aft,
z. B. ein alter Kremper von einem Baum; unfere Baͤn⸗
me find meiftens elende Krempen. Vielleicht von kra⸗
men, zuſammen ziehen; als ein dhrrer eingefcheumpfs
tee Stamm (f. fremig). Oder vielmehr wie das lat.
cremium, cremare, von Fremen, ‚leicht krachen, ge=
brechlich ſeyn (ſ. kremeln).
Kremsmunſter; ein Muͤnſter oder Kiofter am eis
nem kleinen Fluß, welcher die Kremſe heißt, und im
J. 771. von Taffile, Herzog in Baiern geftiftet wer-
. den ift. Im Lande unter ber Ens find ebenfalls zwey
Stüffe vom gleichen Nahmen, die groffe und Feine
Kremd, wovon die Stadt Krems, oder Kremäftadt,
ihren Rahmen hat. Daß diefes Wort eines Wendifchen
u... oder Slaviſchen Urſprunges fen , kann ich nicht wohl glau⸗
ben. Freylich waren um jene Zeit in allen dieſen Gegenden
fhon Staven ; allein größten Theils als zindbare Knech⸗
te der alten Inwohner: von denen es ſich folglich nicht
Teicht denken läßt, daß der alte Nahmen dieſer Flüſſe
(und einen Nahmen werden fie ja doch fchon gehabt ha⸗
ben) durch fie verändert werden konnte. Ueher das ift
mie wenigftens bis jest aus den Slaviſchen Mundar⸗
ten Bein ähnliches Wort aufgefallen.
Ich glaube alfo, dag Krems überhaupt einen Zu⸗
fommenduß mehrerer Quellen, eine Anhäufung uud
DVerdidung ber Waͤſſer anzeigt, folglich als allgemeiner
Nahen eimed Fluſſes gelten kann. Teuer Fluß im
Hetrurien, an welchem die berühmten Fabier ein Kaßell
erbauet hatten , Hat dazumal cremera geheiſſen, heut
u Tage la varoa. Ovid ſchreibt davon lib. a. faſtor.
V. 205. ut celeri pallu cremeram tetigere rapacem,
&e. Entweder wegen der Verdickung und Vereinigung
der flüfigen Subſtauz: mie das lat. cremor lactis,
eremor fulphuris, cremor tartari; von Dem altden⸗
—n Er En 171
ſchen Ram, griech. puuy, Gewalt, Stärke (ſ. Ram).
Gleichwie auch einige Kräuter, welche die Milch gerins
nen machen, fo daß die dicken Sheile fich gefchwinder
vereinigen, bey verſchiedenen Schriftftelleen Ramſel,
Remſel genennet werden, als allium urfinum , polyr
gala vulgaris, &c. Oder von Fremen, oeremen,
mit einem Geräufche fich verfanmeln: und dieſes von
ramen, angelf. hreman, hryman, Schwed. ramla,
heulen , lärmen, ein Betöfe machen (ſ. ramaten).
Denn die Hafen oder Kasen fih verfammeln, um ſich
zu begatten; wird es rammeln, bier aber remmeln ges
nennet.
Es haben endlich mehrere Städte, bie an einem
Fluß Siegen, einen ähnlichen Nahmen: als in Italien
die Stadt Cremona, an dem Fluß Po; im Venetia⸗
niſchen Crema, ager Cremonenfis, an einem Arm deb
nämlichen Fluffes; in Mähren die Stadt Kremeir,
wo die Moraw vorbey flieffet. Die Teste Sylbe könnte
eine Aue anzeigen, eine gruͤne Flaͤche neben bem Waſ⸗
fer; nach dem GEeltifchen ir, grün, irder die Grüne,
welche Wörter bey dem Borhorn vorkommen. Hebr.
jerek, viriditas. Oder eine Waſſerſtadt, eine Stadt
neben dem Waſſer: denn im der Hebr. Gprache iſt ir
(litt. ajin) eine Stadt. Go heißt jene Stadt, welche
Aſſur bey Ninive erbauet bat, Genes. c. X. Recho-
voth-ir, die Stadt mit weiten Plägen. Die Stadt
Voghera im Mailändifchen wird bey dem Plinius Iria:
und eine gewilfe audere Stadt in Spanien, bey beus
Dtolomäus Iria flavia geuennet.
der ren, cochlearia armorica, kin. Franz.
raifort, Unger. torma. Es ift das Slaviſche chren,
hren: welches Wort, wegen dem fcharfen Geſchmack
dDiefee Wurzel , mit unferem grün verwandt iſt (ſ.
grün). Im Hochd. wird diefed Gewaͤche Meerrettig
genennet, oder vielleicht eigentlich Maͤrrettig, von
dem altdentſchen Mar, ein Pferd: weil es eine beliebte
17%
and gefunde Speife für die Pferde ift, und daher auch
Engl. horfe - radifh heißt. Die Franzoſen fehen es
auch größten Theild noch ald eine Pferdfprife an. In
dem Krieg an. 1806. fagte ein Franzos, als er - diefe
. Gpeife koftete, c’est pour les chevaux.
Bon einem Fleinen Menfchen pflegt man im Scher⸗
ze zu fagen, er wäre juft recht zum Kren reiben.
Diefe Gleichniß fcheint von der Küche genommen zu ſeyn:
wo eine Perſon, welche fonft wenig zu brauchen if,
ein ſolches Gefchäft auf fi nehmen muß. Die Redens-
art, einen Kren aus fich machen, groß thun, einen
geoffen fpielen; wird freylich auf den Kren ſich bezies
ben, indern diefer, wenn er gerieben wird, eine un⸗
glaubliche Schärfe von fich verbreitet ; zugleich aber auch,
wie ich vermuthe, eine Anfpielung ſeyn auf das franz.
faire le grand, lat. grandis. Bey Frifh und Ade-
lung ift grandig, groß.
der Kreß; fonft die Kreffe.
der Beunnteeh, fi filymbrium nafturtium.
der Gartenfreß , -lepidium ſativum.
der Indianifche Kreß, oder das Eapncinerl,
“ tropaeolum majus.
der Gaͤnſekreß, pafiinaca fativa.
Kreß , beißt tal. crefcione,, ftam. creflon,
Engl. ——— Friſch, Popowitſch und Adelnng leiten
es her von räß, berbe, beiſſend; allein jener erfte hans
ende Buchftab fheint nicht ganz zufällig zu ſeyn, in⸗
dem felber ſtets, und zwar ſchon in den Alteften Spra⸗
chen angetroffen wird. Schwed. kralla der Kreß; bey
ben alten Sachſen, wie Wachter anmerfet, caerfe ,
kerfe; Holland. kors, kers, kerlle ; in der Flora
Franciea Kars. Welche Wörter an das Hebr. charaz,
acer, acutus fuit; altbeittifch bey dem Borhorn garw,
alper, erinnern: und wovon vieleicht auch die erſteren,
durch eine Heine Veränderung entftanden ſeyn dürften.
une ER ET 173
deer Kreßling; ein Meiner, nicht viel geachteter
Fiſch, welcher gewöhnlich in unferen Gegenden Weber,
an anderen Orten von Deutfchland aber Grümdling ges
nennet wird, cyprinus gobio, Lin. Der Nahmen
fommt daher, weil diefe Fiſche gerne am Grunde des
Waſſers herum kriechen, welches bey dem Notker chre-
fen beißt (f. Krebs). Was es übrigens mit dieſem
Wort für eine Befchaffenbeit habe, kann folgende Feine
Gefchichte Ichren. Ein Fiſchhaͤndler am Traunfluß
wurde in der Stadt Gteyr von einer Wirthsfrau erfus
het, einige zwanzig oder dreyßig Kreßlinge zu überbrins
gen. Der Mann beachte einen Korb voll Groͤßlinge,
nämlich junge Waldbäume, mit der Entichuldigung ,
daß er nicht alle auf einmal zu tragen im Stande war.
Es ift alfo diefes Wort Hier nicht ganz unbekannt,
wird aber doch auch felten gehöret (ſ. Afch und Groͤfi⸗
ling).
die Kreutzſpinne; eine groſſe braunrothe Spinue -
(wie fagen Spinnerin), mit einem weiß punctirten
Kreus am Rüden, aranea diadema, kin.
der Krick; ein junger Wein, welcher durch einges
kochte Kräuter trinkbar und Lieblich gemacht wird. Uns
ter der End ift felber mehr unter dem Nahmen Kraͤu⸗
telwein, Wermuthwein, oder nur platthin ers
muth befannt. Ob wir diefed Wort zu nächft von dem
Franzoſen, oder Italiaͤuern haben, weiß ich nicht genau
anzugeben. Man pflegte diefen Wein in vorigen Zeiten,
zum Zeichen dee Freude und Freundfchaft, mit Zuſam⸗
menftoffung der Glaͤſer, und dem gewähnfichen Spruch
krik krak, zu teinfen. Bey den Franzoſen ift cric,
crac, eins Ausbruch jenes Schalles, welchen zufammen
geftofiene Glaͤſer von fih geben. In Italien beißt fol
ches criccare: allwo auch cricca eine Zuſammenkuuft,
Geſellſchaft, bedeutet. S. Tenl'bos.
die Krickaͤlſter, oder Krigelaͤlſter, Kruckaͤlſter;
bey verfchiedenen Schriftſtellern ein Nahmen des Neun⸗
174 — —
ßdters, lanius excuhitor (ſ. Speralſter). Wie auch
ein Nahmen der Mandelkrähe, corracias garrula (f.
Meerheber). Wahrfcheinlich wegen dem heiferen Ges
ſchrey CI. kriglich).
die Krickaͤnte; anas crecca, wird in unferen Ge⸗
genden Kothänte genennet. S. dasſelbe.
— die Krida, Verſteigerung des Vermoͤgens. G.
rida.
kriegen, Hollaͤnd. krygen; bekommen, erreichen,
z. B. das Fieber kriegen, der Baum iſt zu hoch, ich
kann die Aepfel nicht kriegen; ich will dich ſchon ein mal
kriegen. Friſch fuͤhret den niederdentſchen Ausdruck an,
he krech Bivall, er bekam Beyfall. Bey dem Hor⸗
neck, c. 87. kommit das einfache Zeitw. richen vor; als
er hoͤrte, daß ſein Bruder todt war, do richt er Anaſt
und Not. Von dem Celtiſchen, gothiſchen, und ale⸗
manniſchen rich, reik, mächtig; richen, gerichen,
angelſ. geræcan, ſeine Kraft aͤuſſern, ſich eines Gegen⸗
ſtandes bemaͤchtigen, regieren; ferner erreichen, er⸗
er in feine Gewalt bekommen. G. Wachter, v.
reich.
kriglich ſeyn; heiſerig, einen rauhen Hals haben.
Altbritt. ben dem Borhoru cryg, raucus. Das griech.
xpıyy, xoryos, heißt gleichfalls ein Gekreiſch, von
zoo, ih kreiſche. Es druͤckt den dumpfen Laut durch
die Gurgel aus: fo wie krollen, kroͤlen, grigeln, gru⸗
geln (f. Grugelhabn). |
das Kriſerle; ein Kirfcherrgeift. In der Schweit
wird die Kieſche noch jest die Kriefi, Chrieſt, mit
zwey vernehmbaren Vocalen, genennet: Gi. Monſee.
p. 414. chriefiboum, Kirſchbaum. Auch in Schwaben,
an der Donau hinauf, iſt Kriſe eine Kirſche: wovon
wir vermuthlich dieſes Wort, famt der Weiſe eines ſol⸗
chen Brantweins, erhalten haben. Uebrigens iſt im
mittleren Lateine cruſelinm, cruſolium, ein Trinkge⸗
ſchirr, im Schweden wid Englaud krus, krufe (f. Ade⸗
175
Inng,, v. Keng). In der Schweitz werden die jungen
duschen, wegen ihrem zwitfchernden Laut, Krüſele
geuennet; von Prüfen, Hollaͤnd. kryfchen, kryten,
kreiſchen, ſchreyen (ſ. Friſch h. v. ).
die Kropigans pelecanus onocrotalus. ©.
Nimmerſatt.
kroͤpfitzen; groͤlzen, ruͤlpſen, lat. eructare. Weil
es einen groben Pant durch den Kropf andeutet? Allein
Notker überſetzet das lat. eructare Pf. 44. et Pf. 74.
rofzen, roflizin: welches zu rufen, DoHänd, roepen, _
Schwer. ropa, bey dem Ulphilas hropjan, gehört.
Das Zeit. grölzen ift ſchon oben erffäret worden (ſ.
srollen). Die Stoiker wollten, daß die Groͤlzer und
Bandwinde immer einen frenen Paß haben felten:
weiches das gemeine Volk noch teenfich befolget. Stoi-
ci crepitus aiunt aeque liberos, ac ructus elle opor
tere. Cicero lib. 9. ep. 22. ad Papirium Poetum,
Kröfengeld. ’ 8. Chrefam.
dee Kroͤßler; bey dem Kramer, ein Nahmen
des Streithubus, tringa pugnax, Lin., weil die Reis
be Federn um den Hals, wie ein Kroͤs ausfleht.
die Krot 5 Keöte. Die groſſe Kebte, Erdkroͤte,
rana bufo, Ein. , weldge in der Angft einen zwar nicht
giftigen, aber doch fehr ſtinkenden Saft von fi fpris
zer; iſt noch unter vielen anderen Nahmen bekaunt
(f Hepping). Die Waſſerkroͤte, Fenerkroͤte, weile
zothgelbe Flecke am Unterleibe hat, rana bombina,
wird wegen ihrem fingenden Ton, hier Ruckerl und
Mungitzer genenuet. Line andere Feuerkroͤte, oder
Heine bte, vana rubera, heißt Bier Negenfeds
ſchel: we a im Gommer nach einem Regen zum
Eim a. Seife (em. eräpaud, Ial. botta,
, Engl: road. Ufer deutſches Wort
Seites Madter vn dem Celtiſchen croth, ber Band,
De: inbem bie Aelee weiter nichts, als ein fort Dis
176 ENDETE AT une
pfender Band iſt. Vielleicht ift aber dieſes Wort nur
ein Ausdruck jenes Lautes, den fie ‚manches mal vom
fih Hören laſſen, kro, gro, cro. Frifh und Adelung
aber leiten es her von dem Niederfähf. Erupen, franz.
croupir , altbrittiſch croppian, augelf. crypan, frie
hen. Ein Kind, oder eine andere Feine Perfon wird
bisweilen im Gcherze eine Krot; liebe, Heine, zar⸗
te Krot genennet: im Niederfahfen ein Krabat,
Krawat: von frabben, um fi herum greifen, krie⸗
den. Auf dieſe Weife fcheint alfo Krot von croppad,
croppend, kriechend, abgekürzt zu feyn.
der Krötenftein, oder Bufonit, ichtyolithus
bufonites, Lin. Ein verfteineter Backenzahn bes Gees
wolfe®, anarhichas lupus, welcher gemeimiglich eine
fhwarz glänzende Farbe bat, und in den Steinbrüchen
von MWürtenberg und Sachſen angetroffen wird. Im
Grönland wird diefe Fiſchart kigutilik , der gezahnte,
genennet. Der Nahmen Krötenſtein, Schlangenſtein,
Srofchftein, fommt da her ,.weil man vormals glaub-
te, daß dieſer Stein im Kopfe der Kröten, Schlangen
oder Froͤſche zu finden fey.
das Krüderl; ein Feines, krumm gebogenes Ding
3. B. das Gamßkrückerl, oder Gamßkirntel; das Hörn⸗
chen eines Gaͤmſen. Don kruck, Schwed. krok, Win
diſch kriu , altheittifh cwreca, krumm. Hievon iſt
auch das franz. croc, Engl. crook, ein Hacken, frum=
med Werkzeng: fo wie ferner eine Ofenkruͤcke, auf
Kruden geben, x.
die Krufpel; der Kuorpel, cartilago. Unter die⸗
ſem Nahmen verfteht man die weiſſen beinartigen Ge⸗
wächfe in dem thierifchen Körper, weiche weich find, .
and ſich daher auch Leicht biegen laſſen. Man hat felbe
au Krusbein, Weichbein genennet. Hollaͤnd. knor-
been, krofpel, krofpel-been. Es kommt ber von
fraus, krus, Erufpig, krauſp, cril us: welches,
wie Adelung bemerket, theils einen ge und bieg-
amen
— — 177
ſamen Koͤrper anzeiget, theils einen ſolchen, welcher mit
vielen Zacken oder Einſchnitten verſehen iſt, gleichwie
es von einigen Münzen heißt, daß fie einen Eraufen
Mand haben. Ein Menfch vpn einem fhmachen und _
dünnen Körper , welcher nicht fefte und ftarfe Beine
bat, wird.im Scherze oft felbft eine Kruſpel genennet.
Den jenigen,, welche für kraus ein Sammenwort fuchen,
zecommendire ich das Hebr. karas, reflexum fuit: bes
ſonders da für Kruſpel, auch Karfpel, Karſch, ge
fhrieben worden ift. | |
der Kuder, grobes Werrig. S. Kander.
die Kuffe, Schlittenkuffe, in der Ausſprache
Kueffen; jenes Hol; , worauf der Gchlitten zu beyden
Geiten geht, und weldes vorn aufwärts gekruͤmmet ift.
Das jenige, wie mie ſcheint, welches den Schlitten um⸗
gibt, bedet, kleidet. tal. cuflia eine Dede; franz.
couvrir, Engl. to cover, bededen. Hebr. kuph,
circumdare, umgeben. rich. zupos, frumm. Die
Feſtung Kufftein in Tyrol , zeiget dem Nahmen nach
ein Gebaͤude an, welches die Felſe decket, umgibt, oder
vielmehr eine gebedite Felſe.
das Küffel, gewoͤhnlich Salzküeffel; in den Sal
ftätten ein hoͤlzernes Gefäß, welches oben weiter, und
unten enger ift, und 7 ſh hält. Ein Salzfaß if geöfe
: fee, und. hält 112 [hb. Das Wort ift einerley mit Kü⸗
bei, fat! cupa, &c. von dem Eeltifchen cau, berfchlief>
fen. In Niederſachſen Küfe, Küfie, Holländ. kuf,
angelf. cofe,: griech. xuzy, eine Höhle, Fleines Ges |
baͤnde, fchlechtes Haus. S. Wachter, v. Kofe.
die Kuh; das weibliche Thier des Ochfen. Da⸗
ber werden bey den Roͤmern und Griechen beyde Thiere
hic, et hæc bos genennet ; altbrittifh bu, bos, vac-
ca. In diefem Bezuge fcheint Kuh, angelſ. cu, in
Schweden. und in Malabar ko, in Perſien ghau, das
jenige Thier anzudenten , welches ein Junges haben
Tann. rich. xuw, xuew, xvicaw, id) 9 traͤchtig;
Bweytes Aheil.
178
Celtiſch cyd, Vermifhung, Befruchtung; wovon mehe
nuten (f. Küs). Das Stammenwort füien, füden,
fütten, züchten, gebären: ift alfo nicht bloß griechifch;
fondern macht in den davon abgeleiteten Wörtern, auch
bey den Eelten und. den jesigen Deutfchen, fein Daſeyn
noch fennbar. Adelung, welcher glaubte, Daß fo ver
fhiedene Völker dieſes Wort ja nicht von den Griechen
haben koͤnnen, verfiel auf das Hebr. gaar, welches außs
fchelten,, eines Verweis geben heißt; aber wohl kaum
muen, oder brummen wie das Rind. Geltfamer noch
iſt Die Anmerkung, daß bey dem Notker unter dem Nah⸗
men Kuh, auch fo gar ein Ochs verftanden werde: naͤm⸗
lich Pf. 143. boves eorum cralle; iro chuoe sint
feizte; Im Lateinifchen iſt hic bos, allemal ein OchE :
hzec bos aber da8, was Notker und wir eine Kuh neu⸗
zen.
der Kuͤhbutter; Hier ben dem Volke ein Nabmen
bee Sonneuwurze, Sommerwurze, orobanche maior,
Lin. Gie wird auch Milchkraut genennet, weil es dem
Kühen gute Milch verfchaffet. Im Oberdeutfchen ſpricht
man der Butter, in Sachſen, die.
der Kuͤhdutter; fonft Ziegenmelter, Tagſchlaͤfer,
Nachtſchwalbe, Müdenftecher, caprimulgus eropæ-
us, fin, Ein Vogel von grauer Farbe mit braunen
Sprenkeln, welcher einen weiten Schlund, und einen
kurzen, weichen, borftigen Schnabel hat, den er weit
von einander ziehen kann: und Yon welchem die Leute
behaupten, daß er fih fo feſt an die Euter der Kühe
und Ziegen hält, um die Milch zus fangen, daß ſie fei=
ner nit los werden koͤnnen. Franz. l’engoulevent,
tette-chevre, Engl. goat-sucker, Soläad. geiten-
melker.
das KRühtraidz; Pie Futterwide, Gaatwide, vi-
cia fativa, Lin. weil ſelbe als ein guted Futter für das
Dich angebauet wird.
fuiniren. ©. Cujon.
ENGEN EP A AEE. 179
die Kuckenmucken; dem Popowitſch zu Folge ‚iu
Steyermark und in einigen Gegenden von Deftere. ein
Nahmen der Feldſchwämme, agaricus campeftris, kin,
In der Wiudiſchen Sprache heißt dieſer Shwammkuk-
mäk, bier bey dem Volke Schampion, franz. cham-
pigmon.
dee Kukuruz, oder Gugoriza; ein in ber Walla⸗
chen und in Erontien Abliches Wort, wodurch ber fies
kiſche Weigen angedeutet wird, zea mays. dee
Ungarifchen und böhmifchen Sprache Heißt diefes Ge
waͤchs gleichfalls fo viel, als thrkifcher Weinen, aber
sicht Kufurnz.
das Kuͤlbz Gewoͤlk, z. B. was es wieder für
Kuͤlber heruͤber treibt! es gehen immer Kuͤlber, Stoͤcke,
Stöffe daher. Griech. urıw, ich walze, ſchiebe. Im
Ober = und Niederdeutfchland it kollern, Eullern, .
mwälzen, Schwed. kullra. In GSlaviſchen Mundarten
kolo, ruund. Go ift vermuthlich auch Molke von wal-
len, wälzen, volvere. Otfried lib. 4. c. 35. uuullun,
fie mälzten Chen Stein vom Grabe). In Krain val«
lati, wälzen, vallam, id waͤlze. Angelſ. awylian,
weg wähen, S. Wachter, v. weiten.
der Kuͤmm; Kümmel, Nömifger Kümmel, cu⸗
minum eyminum, tin, Der gewöhnliche Wiefenfüns
mel aber carum carvi. Gl. Monfee. p. 334. et 389.
chumi, griech. xuuvov, Gebr. cammon, is Nieders
ſachſen Kaͤmen. Vermuthlich in Wufehung der Dolde,
eyma, griech. zung, welche viele Kerben oder Eins
fnitte hat. Bey Zeifch und Adelung iſt Fimmen,
kuͤmmen, kaͤmmen, Einfchnitte machen. Auf gleiche
Weiſe ifb das lat. und griech. carum, bie Karbe, Gars
ve, franz. carvis, chervis, Wieſenkuͤmmel; von karen,
kerben, Engl. to carve, einfchneiden (ſ. Garbe). .
dee Rumpf; ein Meines hoͤlzernes Wallergefäß,
welches die Maͤher am Guͤrtel anhängen, um ben Wen:
ſtein zu befeuchten. Das Kumpirad bey — Mühe
2
180 EEE Sn DEE DE» Beinen
len, wodurch das Waffer defto ſchneller gegen das Kamm⸗
rad hin getrieben wird, hat auf aͤhnliche Weiſe dieſe
Benennung: weil es an feinen Rande mit Kümpfen ver-
fehen ift, worein das Bachwaſſer von der Höhe fallet ,
und famt dem Nad getrieben wird.
Dieſes Wort zeigt Überhaupt etwas ansgehöhltes
an. Kine tiefe Schüffel wird in Niederſachſen eim
Kump, Suppenkump, Hollaͤnd. kom’, genennet.
Griech. xuußy, ein Kahn, lat. cymba ; zuußos, ein
ur Ding, tiefed Gefäß. Altbeitt. cwmm, ein
al
der Kund; ein befannter, welcher im Haufe fund
iſt, ein Handelöfrennd. ©» hat ein Kaufmann eine
groſſe Kundfchaft, wenn viele bey ihm zu kaufen pfle=
gen. Ein Handwerker bat Kunden, Geſellen: uud
wenn diefe wandern, wird ihnen eine Rundfchaft mits
gegeben, ein Zeugniß nämlich, welches ber Meifter von
Sandwerfs wegen ertheifet. Ein wilder, grober, arts
licher Kund, d. i. ein grober, unartiger Menfh. Das
Menſch hat einen Kunden; Liebhaber. Dtfeied Iıb.
5. c. 8. thin gifuafo, thin kundo, dein Vertrauter,
dein Befannter. Rotter PL. 87. longe feciſti notos
meos a me; mine chundon.
der Künigbas: s das Kaninchen, lepus cuniculus,
Lin. weil felber unter den Manern Candle, cuniculos,'
zu graben pflegt; Ital. coniglio, franz.connil, Engl.
cony. Strabo ſchreibt von den Balearifchen Yufeln,
Majorka und Minorfa, die Kaninchen hätten ſich daſelbſt
fo ſehr vermehret, und ſolche Berwüftungen angerichtet,
dat die Anwohner ihnen weichen mußten, nnd endlich
nur duch Africanifche Kagen (vielleicht Frettchen , furo)
ſelbe auszurotten vermochten.
die Kunkel; in der Schweitz und in Schwaben
jenes Holz, woran der Flachs oder das Werrig gebuns
den und abgefpennen wird. In Defterr. der Rocken⸗
fiel, Kodenümpfel, at. colus, altbrittiſch cogail,
.
f En
ur INGE ar ne 131
franz. quenouille. Friſch und Adelung aber verſtehen
bey dem Wort Kunkel, den zufammen gerollten Flachs
felbft,, welder gefponnen wird; fat. penfum, franz,
la quenouillee, la Silafle, in Deftere. die Rupfen,
iu Ober und NWiederfachfen der Moden, Moden. _
Scherz in feinem Gloſſario, ſieht diefe Teste Be⸗
Deutung für die erſte und urfprüngliche an. In diefene
Tale fcheint da8 Zufammenrollen den Hauptbegriff aus⸗
zumachen. Griech. xuxAos, ein Zirkel, zunAow, xoyAw,
ich winde, drähe in die Nünde: womit and) unſer deut⸗
ſches Wort die Kugel, ein runder Körper, überein
fommt; die Kugelmolle, eine ‚aufgewundene Wolle;
über den Berg hinab Fugeln, fallen, fi hinab wälzen.
Das fat. cucullus, welches aus der altgaltifchen, folg⸗
lich Eeltifchen Sprache, au die Nömer gefommen; an=
gelf. cugle, bey dem Kero cucal, Hebr. cucla; hat
theils eine ugelföemige Kopfdecke, theils eine Art Manz
tel bedeutet, welcher um den Körper herum gefchlungen
war (f. Borhoen Origin. gallicææ, pag. 31. und Wach⸗
ter, v. Kogel). Im Deutfchen bat es Gugel, Kus
gel, Kogel geheiffen , wovon Zrifch mehrere Beyſpiele
anführet. - Das n, in Kunkel ift alfo zufällig: wie im
lat. cinecinnus, aus dem griedh.xıxıvvos, die Haarlocke.
Und bat um fo leichter gefchehen koͤnnen, da aud) im
griech. xoyxos,.ein wicbelfürmig gewundenes Ding be
deutet, lat. concha. Weber das wird in der altbritti=
(hen Mundart dieſer Buchftab wirklich nicht angetrof-
. cog, cucullus; cogail, colus, nämlich eine Kun⸗
tel. —
das Kuͤnlein oder Kunel, ein Kraut; ſ. Satu⸗
rey
dere zu ergreiſen, oder daran zu nagen pflegt. In den Er⸗
(deinungen des Tundalus, wovon Scherz in feinem Gloſ⸗
fario eine Stelle anführet, werden Runter befchrieben, wo:
mit die Derftorhenen gepeiniget wurden. Bon dem Zeitw.
das Runter; ein ſcheubliches Thier, welches an
188
nten, gehunten, verhunten, halten ‚faffen (1. Hund)
y dene Horneck, einem Steyermaͤrkiſchen Schriftſteller
und in Dem beygefuͤgten Gloſſario von Hieron. Pez, wird
durch Chunder, Chunter, iedes Geſchmeiß oder Un⸗
geziefer verſtanden: als Fliegen, Wuͤrmer, Schlangen,
sc. In Oeſterreich iſt dieſes Wort fremd; aber in Ty⸗
rol noch vollig gangbar. Da heißt es z. B. ih hätte
wohl einen Guͤmſen, einen Hirſchen geſehen, aber Das
Kunter da ift mir wieder entwiſchet; nämlich das
Geſchmeiß, als ein Ausdruck des Unwillens.
der Kupfer; ein tiefes Gefäß, ein Hafen, 3. B.
ziferne Kupfer kaufen, um darin Fleifch zu fieden. Es
iſt einerley Wort mit Kopf, Rufe, lat. cupa, cuppa,
altbritt. cwppan, Ital. coppa. Gl. Monfee. p. 321.
chopha, feyphos: p. 364. chopha, tallos, genus
vaſis. (5. Köpfel und Kuͤffeſ).
der Kuͤrbis, cucurbita. Eine bekannte auslaͤn⸗
diſche Frucht, welche ans warmen Laͤndern nach Deutſch⸗
land gekommen ift, und, wie Wachter bemerket, ſchon
vey den Perſern corbos, angelſ. cyrfaet geheiſſen bat.
Das dentſche Wort Kürbis ſieht dem lat. curvus ſehr
ahnlich: wovon man auch cucurbita her zu leiten pflegt.
Franzoſ. courber, Frümmten , biegen. Die gebogene
Handhabe be einem Bratenwender , Kaffeemühle,
Schleifſtein, ꝛe. wird ſowohl in Oeſterreich, ald im &=
beigen Deutſchland, eine Kurbe genenuet: wohin auch
ber Korb, ein geflochtenes Behaͤltniß, geboͤrt.
Bey den Ungarn heißt ein Kürbis rök, Croatiſch
tikva, in Krain buzha; tal. cocozza . cucuzza,
zucca ; frenz. la courge; Engl. gourd, allwo auch
gourdy überhaupt etwas dickes oder geſchwollenes bes
deutet. Der roͤmiſche Dichter Propertius ſchreibt im
‚ dem Gedichte auf den Vertummud: Ceeruleus cucumis,
tumidoque cucurbita ventre. Und Virgil von ber
Gurke oder Unmurke, melde man ohugefähe als eiwen
-
ı83
Heinen Kürbis anfehen kaun, Georg. IV. v. ı21. tor
tusque per herbam crefceret in ventrem cucumis.
Hieraus haben einige Anlaß genommen, jene Nes
dendart in dem Longobardifchen Lehenrecht zu erflären,
cucurbitare dominum, feinen Deren befücbfen: wel⸗
ches gefagt wird, wenn der Vaſall die Ehefrau , Toch⸗
ter oder Schweſter feines Lehenheren eutehret. Naͤm⸗
fi) facere, ut venter domins intumefcat, velut
eucurbita. Allein diefe Auslegung haͤlt nicht Stich:
indem e8 alddann, wie fchon Prof. Hommel in feinen
Vorlefungen über das Lehenrecht angemerfet hat, nicht
heiflen könnte, fi quis dominum cucurbitaverit, fed
dominam. Wahrſcheinlicher alfo heißt es, den Lehen
herrn durch Unzucht, welche in feinem Haufe begangen
wird, entehren. Böhm. kurwa, Windiſch kurba,
eine Dure; Croatiſch kurva, und kurvaritifze, hu⸗
ren, Unzucht treiben. Dder ihn zum Hahnrey machen,
befrämmen,, d. i. ihm etwas krummes anf den Kopf fe
sen. S. Hörner anffezen. Zn
Fufchen, in Niederfachfen Fausen , kutzen; fchweis
gen, nachgeben , fich verdemüthigen. Wahrſcheinlich
von dem franz. coucher,, ſich nieder legen; couche t’y,
welches von einem Hund gefagt wird, daß er fih dus
den, und nieder legen fol. Engl. couch, Hollaͤnd.
koets, dad Bett. Altheittifh cwig dee Schlaf, und
cyfgu ſchlafen.
das Kuͤß, fonft Küffen. Ein andgefüllter, und
anf verfchiedene Weiſe gehefteter, oder zuſammen ge⸗
nähter weicher Körper. Als ein Kopffüß, Hauptkuͤß
im Bette, worauf der Kopf ruhet. Ein Sitzkuͤß auf
einem Stuhl oder- im Wagen; ein Fußfüh, worauf
man fnieet, ober die Fuͤſſe Hält; ein Wahflıf, welches
zur Acheit des weiblichen Gefchlechtes Dienet. In dem
Kummet der Pferde wird die mit Haaren ansgeftopfte
Leinwat das Kuͤß oder dad Bams genennet: und auf
folche Weife Heften oder nähen, auskuͤſſen, ausbamſen
(f. Bams). in mit Sand oder Kräntern gefülltes
Saͤdlein, heißt bey Adelung ein Sandküffen, Kraͤu⸗
terkuͤſſen.
Ein Küffen heißt Hollaͤnd. Kuſſen, franz. couſſin,
Engl. couſhion. In Italien cuſcino, cucino; von
cuſcire, cucire, nähen. Franz. coudre, nähen, und
coufu genäht. Altbrittiſch cyſſyltu, zuſammen fügen.
fkutern; ein lautes vielfältiges Gelächter machen,
wie es vorzüglich die Weibsleute zu thun pflegen , 3. B.
das Menfch Eutert und lacht ; fie haben lange Zeit ges
kutert, eine Auterey unter fi) gehabt. Don einigen ift
dieſes Wort fittern gefchrieben worden. In der Mond:
feeifhen Stoffe p. 335. chuton, girren wie eine Taube.
In jenen Stellen, welche Friſch und Scherz anführen,
wird Futten , Futteln, Euttern, Schwed. kutıra,
von jenem Laut. gefagt, den der Haushahn, die Birk:
Hühner und Tauben von fih hören laſſen. In dee
Schmeis und in Schwaben wird der Tauber deßwezgen
auch Chutter, Küter, Keuter genennet.
Alles nur von hu, chu, Fu: weldes eine Nach⸗
ahmung ihrer gurgelnden Stimme, ſo wie auch zugleich
ein Ausdruck des Lachens iſt. Etwas anderes dagegen
iſt koͤdern, Holänd. kouten, Engl. to cat, ſchwätzen,
plaudern: welches, wie Schon Wachter bemerket Bat,
zu dem altdeutfchen cheden, queden, quithan, fas
gen, fprechen gehört (ſ. teden).
das Kuttelfraut 5; ein kleines wohl riechendes
Keant, wovon zwey Arten bekannt find. Erſtens das
gemeine Kuttelkraut, weiches allenthalben auf trockenen
Heiden und Angern angetroffen wird, thymus [erpil-
lum, der Duendel. Zweytens das fpanifche Kuttel⸗
fraut, der Thymian oder wälfche Quendel, ıhymus
vulgaris Weil mehrere gewärzhafte Kräuter yon aͤhn⸗
Sicher Wirkung befunden werden, fo führen felbe auch
bisweilen einen gleichen Nabmen. Ben dem Tragus
wird die Stabwurz, artemifia abrotanum, Kuttel⸗
185
Trant genennet (f. Aruten). Nach anderen heißt die
Saturey, fatureja hortenfis, fpanifches Kuttelfraut.
Auſſer jenem Gebrauch, welchen diefes Kraut in
der Kuͤche ſowohl, als in den Viehſtaͤllen hat, wird es
als ein vorzügliches Mutterfraut oder Frauenkraut an⸗
gerühmt: indem es zur Beförderung der monathlichen
Neinigung und der Nachgeburt dienet. In Holland
und Viederfachfen werden die weiblichen Geburtötheile -
Kutte, griech. zuros, #voIog genennet. In einem mir
befannten Lex. MS. vulva, Kuthe, Bauchtor. Wie
es fcheint, von dem alten Zeitwort kutten: entweder
fo fern e8 verbergen, verhüllen heißt, griech. zsuSew,
altbeittifch cuddio : oder wie Wachter fagt, quia in
duo Jabra dividitur ‚. fo fern ed fchneiden, zertheilen
bedenter, Engl..to cut. Wahrfcheinlicher aber fommt
ed her von einem veralteten Beitwort Firen, kutten
her, welches empfangen, tragen, brütten heißt (ſ. Kuh
und Küs).
Der Ausdruck Quendel, heißt Frauenkraut: von
chena, quena, angelf. cwen, griech. yuy, femina,
uxor. Nach anderen Gundelfraut , Kundelfraut,
Künel; Sat. cunila, cunilago. Welche Wörter-fammt
dem vorigen, von Fennen, Finnen, angelf. cennan,
bey den: Ulphilas keinan, lat. gignere, erzeugen, ge⸗
baren, abftammen (f. Konleute). - Daher ift Kind , hier
bey dem Poͤbel, Kid, ein erzeugten Menfch: und kun-
ne bey den alten ſowohl, als auch jest noch im Hollaͤu⸗
diſchen, die Abſtammung, das Geſchlecht. Allez men-
fchen kunne, da8 ganze Menfchen Gefchlecht; Heißt es
in der Vorrede zum Schwabenfpiegel.
das Kuͤtz oder Kuͤtzel, haedus. Das Junge von
einigen Thieren , ald Gaißkütz, Rehkütz, Gämfkuͤtz.
Den den Hirfchen wird es Hirſchkalb genennet. - Jene
Worte des Evangeliums, . Matth. 25. ſtatuet oves a
dextris fuis, hsedos autem a finifiris, lauten in einer
alten Ueherſetzung bey Hieron. Bez; im Gloſſar. o. zeſ⸗
136
wen: feßet die Schaf ze feiner Zefwen, die Chige
aber ze feiner winfter.
In England und Schweden ift kid, kidd, alt:
beittifch gitten, ein Küs, Bödlein. Wachter und Us
delung leiten obiges Wort von dem Slaviſchen kofel,
ein Bo, ber (f. locken, den Kühen). Da ed aber
. vorzüglich nur ein Junges bedeutet, fo glaube ih, da,
gleihwie Kind von Finnen, Feinen, erzeugen abſtam⸗
met: alfo auch Küs von dem alten Zeitw. kuͤen, kuͤt⸗
ten, welches mit dem griech. xuo überein fommt , ich
empfange, bin ſchwauger, xujua, die Fendt. Alt
beittifch bey dem Borhorn cyd, coitus, copula ; cyd-
wed ‚.conjux; cyw, pullus. Ferner Holänd. kuit,
in Defterr. Keut, der männliche oder weibliche Samen.
Eine Kütte Vogel, beißt wahrfcheinlih nichts an-
ders, als eine gefammte Brut.
2.
das Laa, Staudenholz. ©. Loh.
lab; lau, in Niederfachfen flau; ohne Kraft, ab:
geſchmacht, 3. B. ein laber Menſch, ohne Geiſt und Le-
ben ; Iabe Reden oder Gpaffe; der Wein, das Waſſer
ift lab, nämlich nicht frifch,, oder ohne Geſchmack; das
Waſſer ift lablet, laulicht, nur wenig warm.
Ein laber Wein wird in Sachſen ein laffer Wein
und ein laber Menſch, oder in der verſtaͤrkten Ausſpra⸗
che Lapp, eben daſelbſt ein Laffe genennet. Griech.
Aura, Acracouo, ich erweiche, ſchwaͤche. Dieſes
Iab iſt das Stammenwort von dem Engl. slab, Win⸗
diſch und Pohluiſch ſiſab, ſlaby, ſchwach, unfräftig,
ſchlaff, ſchlapp. Es iſt ferner im Grunde einerley
Wort mit lau, Holländ. lanw, angelſ. hleow, hliu,
unkräftig, ſchwach. Für Ian, ſagt man in Daͤnemark,
— BEN GER Armee 197
wie Adelung bezeuget, lunk: welches eben fo viel ift,
als lunig, launig (f. launig).
das Lab. S. Lupp. 22
ber Lachs, oder Salm, falmo falar, in. Dies
fer koſtbare Fiſch, welcher nur aus der Kerne zu und
gebracht wird, bat ein weites, und ſtark mit Zähnen
befested Maul , bin und wieder fchwärzliche Tupfen,
und ein rothgelbes Fleifh, welches aber hart zu vers
Daunen ift. Im Winter bleibt er im Meere; im Som⸗
mer aber zieht er im verfchiedene Fluͤſſe, als in dem
Rhein, die Elbe und Moldau. In den neueften Mans
nigfaltigfeiten, IIT. Jahrgang , Berlin 1780. wird ein
Benfpiel aus Irland angeführet, dag diefer Fifch über
einen. Waſſerfall, der 20 Schub hoch iſt, fich hinauf
ſchwingen kann,
Das Wort Lachs ift alfo wahrfcheinlich von laͤcken,
goth. laikan, griech. Aukrızev, fpringen, hüpfen. Ul⸗
philas überfeget dDiefe Worte des Evangeliums, exul-
tavit infans in utero ejus, Luc. ı. lailak barn in
quithau izos. Die gothifhe Mundart macht aus lai-
kan, aukan, greitan, &c. lailak, aiauk , gaigrot;
exfiliit, auxit, flevit, wie bey den Griechen. Auf
gleiche Weiſe ift ſalar, falmo, Engl. falmon, franz.
faumon, von dem lat. ſalire. Griech. FaAsvouevos,
der ftarf bewegt , gefchättelt wird. In einem alten
Wörterbuch fteht ſalmo, Zalbifch, Salfiſch. Der naͤm⸗
liche Lachs, wenn er alt wird, heißt ein Hadenlachs:
weil der untere Kiefer alsdann wie ein Hacken fi anf:
wärts frümmet. Das lat. anchora, anchorago, zeigt
vermuthlich eben dieſen Fifh au. Denn in ber altbrit-
tifhen Mundart bey dem Borhorn heißt e8: camm,
curvus; cammog, anchorago , genus falmonis pil-
cis; aduncum habens rofirum. Es kann alfo baburd
nicht, wie Adelung geglaubt hatte, unſere Rheinanke
verftandben werden.
die Lachsforelle; ſalmo trutta, Lin. wird in un⸗
ſeren Seewäſſern, wie auch nach Kramers Zeugniß, in
den Flüſſen von Steyermark, Karnthen und Krain an⸗
getroffen. Dieſer vortreffliche Fiſch, welcher kleiner iſt,
als ein Lachs, aber doch groͤſſer, als eine Forelle: hat
gleichlange Kiefer, und an den Seiten ſchwarze und
röthliche Tupfen. Auſonius in Moſella:
teque inter geminas ſpecies, neutrumque
et utrumque
qui necdum ſalmo, nec jam ſalar, ambi-
guusque
amborum, medio ſario intercepte ſub
ævo.
In Berchtesgaden, wo eine Lachsforelle bisweilen zu
20—30 Pfund gefangen wird, heißt ſelbe die Truſche,
franz. la truite faumonde, Engl. fea-trout, bul-trout.
In den Syftem wird fie beſchrieben, ſalmo ocellis ni-
gris, iridibus brunneis, pinna pectorali punctis fex.
Die Teichforelle, falmo lacufris, welche aber in unſe⸗
ren Wäſſern fremd iſe, führt gleichfals an einigen Dr-
ten von Deutfehland , den Nahmen Lachsforelle.
der Läckel; ein groſſer Haushund, als eine Art
von Bulfenbeifer, canis moloflus , Lin. Wegen ſei⸗
ner Semmelfarbe beißt er MeblLadfz; und, wenn
das Maul ſchwarz fihattiret ift, Ramel. Da felber au
bisweilen Hausfnecht genennet ift, fo könnte diefes
Wort, fo wie in Lackey, her geleitet werden von dem
alten Zeitw. laden, Schwed.lacka, laufen (f. Wachter
und Adelung, v. läcden) oder einen Fanghund andens
ten , Hebr. lakad , cepit: In anderen Orten von
Deutſchland Heißt ein folher Hund Reckel, Rädel :
wovon es verſchiedene Ableitungen gibt. Shwe.
sacka, : laufen ch. Adelung v. Nader). Ysländ. rek,
pello; rak, pepuli. Ben altdeutfhen Schriftftelleen
iitrek, reckel. ein Niefe, groffee Menſch, langbeini⸗
ger Kerl (ſ. a v. reden).
das Lackfeuer, oder das Rothlauf; eine gefährs
liche Entzündung an den aͤuſſerlichen Theilen des Kör⸗
pers, welche fonft die Noſe, das Heilige Teuer, oder
Antoniusfeuer genennet wird, lat. erylipelas, tal. il .
fuoco di S. Antonio, franz. le feu de S. Antoine,
Engl. faint Antony’s fire, bey dem Geiler von Kais
fersberg Die Blag des heiliſchen Fuers St. Antony.
Hier wird der berühmte Einfidler in Egypten, Autos
nius verftanden: deſſen Gebeine um. das J. 1096 nad,
Frankreich gebracht , und durch deſſen Fürbitte viele
Menfchen, weiche mit diefer Krankheit behaftet waren,
geheilet worden find. Gravefon hifl. eccl. P. I. tomo
4. Das heilige Feuer wurde es genenmet , gleichwie
man in Griechenland, nad) dem Zeugniß des heil. Gre⸗
gor& von Nazianz, in bee Nede vom der Liche zu. dem
Armen., den Ausſatz ı soav vorov, die heilige Krankheit
zu nennen pflegte: weil man beydes als eine fürchterfiche.
und von Gott verhängte Plage anſah. '
das Wort Lacdhfeuer beißt ein laufendes Feuer:
gleihwie Rothlauf, ein laufendes Roth, welches fich.
nämlich geſchwind am ganzen Körper ausbreitet. Von
laden, läden, hüpfen, laufen: wovon auch Lach,
Läckel, Ladey, laichen, ber fommt.
der Ladens ein langes nicht ſehr dickes Holz, weis.
ches durch die Sagmühle von einem Bloch (gefchälten
Baum) gefchnitten wird; in Sachſen, ein Breit. Ein
langes , aber ſchmähleres Gtüd Heißt eine Latte, Ital.
und franz. latta, late: welches wahrfcheiniih nur ein
aus dem vorigen verkleinerted Wort if. Eine Bole,
2 dicker Laden heißt hier Pfoftenladen (ſ. dieſes
ort). N
Da die Läden zur Bekleidung eines Bodens, oder.
der Seitenwande eines Gebäudes gebrauchet werben; ſo
ſcheint dieſes Wort, ſo wie in Kramladen, Fenſter⸗
laden, 2c. einen Deckel anzuzeugen, ein Werkzeug um
etwas zu ſchlieſſen (ſ. Lay). . Iu Unfehung der dünnen
*8
199
und breiten Seftalt , bat e8 Aehnlichkeit mit bem Ital.
latta, Engl. latten, das Blech; Sat. latus, breit, alts
beittifch lied, die Breite. Eckhard und Wachter ſehen
Laden nder Latte, als etwas abgefägtes und zerfchnittes
nes an: welches fehr natürlih wäre, allein man bat
fein ſicheres Stammenwort auſſer jened lidon , fecare,
cædere weldes in der Mondfeeifchen Gloſſe vorfommt,
und, wie es fcheint ‚eigentlich zergliedern beißt, vonlid,
ein Glied. Wachter aber leitet umgefehrt lid von dem
Zeitwort lidon her, weil die Glieder beweglich, und
gleihfam getrennte oder abgebrochene Theile des Koͤr⸗
pers find. Gebraucht wird e8 in jener Gloſſe in folgens
ben Fällen. Exod. 29. v. 17. arietem in frufta ſeca-
bis; II. Reg. 18. v. 23. bovem in frufta cadentes.
Da es nun fhlachten, zerhauen heißt, fo dürfte es doch
wohl verwandt feyn mit bem-Eeltifchen IIadd, inter-
ficere, mactare; lleas, lethum, cades, welde
Wörter bey Borhorn zu fehen, und vielleicht auch mit
lethum ſelbſt. Daher Engl. lathe, bey dü Fresne le-
da, ein gewiller Theil der Provinz, ein getrennted oder
abgetbeiltes Städ.
das Lügels ein Tänglichteundes hoͤlzernes Gefäß,
um Oehl, Wein, Fifche darin zu tragen. Daher ei
Sifchlagel, Debllagel. Gl. Monfee. p. 333. lagella;
fat. lagena , laguncula , geiedh. Auyyyos. In Nieder⸗
fachfen Lege, Legel: fo heißt es z. B. im Eulenſpie⸗
gel; da kamen die Weiber Enmern, Leren und Flas
fchen, um ans dem Zuber Milch zu fchöpfen. Wegen
der ovalen und nieder gedruͤckten Figur, von leg, Hol⸗
Kind. laag, leeg, niedrig, wovon nach Adeluugs Ur⸗
theil das Zeitw. legen, goth. lagjan, Engl. lay, bee
kommt. Ein Haus zu hoch oder zu nieder bauen, Dols
fänd. te hoog of te leeg timmern.
die Lãgelfahrt; eine berühmte Waſſerfahrt, weis
che die Wirthe in Karuthen und Krain zu machen pfles
gen, um Wein an kaufen. Diefe Neife geſchieht anf
191
leeren Faͤſſern, welche auf gehörige Weife unter ſich ver-
einiget, und wider das Eindringen des Waſſers gut vers
ftopfet find. Eine folche Fahrt geht viel ſchneller und
ſicherer, als fonft auf gewöhnlichen Schiffen. Lagel-
fahrt Heißt fie, weil es leere Fäſſer find Cf. das fol:
gende). Eine ſolche Waſſerfahrt auf leeren Fäffern,
war fchon bey den Alteften Römern üblich. Plinius VIIL.
6. Ratibus, quas doliorum confertis ordinibus im-
pofuerat.
der Lägelwirth; eine fcherzhafte Benennung des⸗
jenigen, welcher feinen Gäften nichts mehr zu trinken
geben kann, weil das Faß oder die Slafchen bereits ſchon
geleeret worden find, 3. B. ſchenket nur fleiſſig ein, das
mit wir ihn zum Lagelwirth machen; ihr Ffönnet mich
heut wohl nicht zum Lagelwirth machen. Cigentlich zeis
get ed einen Wirth an, der nichts als leere Fäller bat,
ober deſſen Faͤſſer abgezapfet, durchbohret worden find,
In den alten Nordifchen Sprachen, wie Wachter v.
Lache, aus dem Verelins anmerket, ift laga durchſte⸗
den, duchbohren; lag, ein Stich, Streich; leggia,
mit einer Lanze oder einem Degen durchſtechen. In den
altdentfchen Urkunden lacha, lachus, der Einſchnitt,
die Bebauung der Gränzbäume. Einen Baum las
hen, ift noch im Forſtweſen gebräuchlich: wovon Ade⸗
lung zu ſehen. Griech. Auyagos, leer (ſ. lar).
der Laib; Leib, eine verdickte und zufammen kle⸗
bende Mafle, 5. B. ein Laib Brod, Engl. loaf. Eine
Urt Käöfe, in einer groffen runden Forme wie Brod,
wird ein Laibfäs aeuennet. Ein Klumpen vom ges
ſchmelzten Erz, heißt an einigen Orten Leib, Berg
leib. Rat. gleba, Erdſcholle. In vielen alten Munds
arten wird bey diefens Wort nicht die runde Mafle,
fondern das Brod ſelbſt vesftanden. Böhmifchchleba,
Windifh und Ervatifch hleb, das Brod. Im Krain
dagegen ift hieb, ein Laib, und kruh Brod: daher
wenn man z. B. bey dem Eifen um Brad bitten wollte,
292 '
nicht das Wort hleb , welches einen ganzen Laıb bedeu⸗
tet, zu brauchen wäre. In dem Vater Unſer, beißt es
bey dem Ulphilas, hlaif unferana gif uns himma da-
ga, unſer tägliches Brod gib und heut. Angelſ. Syle
us to daege urne hlaf daegwamlice, gib und heut,
sc. Notker fchreibt Pf. 34. die Spreu fliegt hinweg, das
Getreide aber wird zu Brod bereitet, chorn uuirt ze
leibo. Daß diefes Wort zu Fleben, Fleiben gehört ,
ift um fo mehr wahrfcheinlih, da auch in Böhmen lepy,
sah, und lepiti pappen, leimen heißt.
laichen, Teichen, 3. B. die Froöſche laichen, begat-
ten ſich; der Froſchlaich, Samen der Fröfhe. Von
Fifchen hingegen heißt es hier gemeiniglich lechen, im
den Lech geben. Es ift aber im Grunde einerley
Wort. Goth. laikan, Schwed. lacka, lecka, Is⸗
laͤnd. leika, hüpfen, fpringen, fpielen. Don groͤſſe⸗
res Thieren heißt es ſpringen, befpringen,, lat. salıre,
homo salax, salacifimus, Jupiter.
| der Laimer; eine dunkle Benennung von einigen
Fiſchen. Nach dent Popowitſch ift der Laimer ein
Karaufchenkarpf; ein Fifch, welcher von einem Kar:
pfen und einer Karauſche C Garciffel ) erzeiget wird.
Freyherr v. Hochberg,, in feinem Adelichen Landleben
Tom. Il. ſchreibt: Laimer find folche Fiſche, die weder
Rogen noch Milch haben; die an ihren fchmahlen und
ansgeronnen Bäuchen Leicht zu erfennen find, und, wen
man fie ftreichet, keine Milch geben. Dagegen fast
Adelung, v. Milchner, daß überhaupt ein Fiſch vom
männlichen Geſchlechte Milcher, Milchling, Leimer
genennet werde.
die Lafrige, S. Berndreck.
Lambach ; ein Benedietiner Gtift hier ob der Ens
am Traunfluß, zwey Stunde aufwärts von Wels. Es
hat den Nahmen nicht von Lamm, agnus, ovis, ſon⸗
dern von einem durchrinnenden Bach , welcher eigentlich
Laimbach Heißt, zivuslutofus. Die — Gra⸗
193
fen von Lambach, find daher auch Laimbach gefchrieben
worden, z. B. Gebhardus comes a Laimbach, wie
ich in einer gewiffen ungedruckten Schrift gefehen habe.
Der wahre Standpunft des Nömifchen Ovilabis wied
alfo richtiger noch immer in der Stadt Wels aufgefucht
Ch. Wels). Exfteres wird für Tergolape der Nömer
gehalten. Der Lambacher Salbling, weiter nichts,
als falmo falvelinus , Lin. eine vorzüglich gute Art dies
fee Fiſche, fommt nicht von den hiefigen Waͤſſern, fone
dern von der Lambath, einem See ober der Salzſtadt
Gmunden.
Lamperter, oder Lamperti⸗Veigel (Veilchen);
ein Nahmen der weiſſen Gartenviole: welche aber auch
roth oder blau zu ſeyn pflegt, cheiranthus incanus,
Lin. Vermuthlich weil diefe Viole aus der Lombardey,
oder überhaupt aus Italien gefommen ift: obwohl ins
deſſen auch der jenige, durch welchen diefe Art befannt
gemacht wurde, etwa Lambert geheiffen haben möchte,
Die gelbe oder Nelkenviole, cheiranthus cheiri, ift
das gemeine Gartenveigel.
die Lamprete, ein Filh. SG. Pride.
der Lan 1). ein Nadnagel. G. Lann. 2). Lam,
Lahn, eine Lionifche Goldware : welches Wort, wie
Friſch glaubt, vieleicht aus Lion verderbt iſt (ſ. Plafch)
die Lanz Lehne, Neige. So heißt die flache Geis.
te neben einem Berg , oder dee länglichte ſchmahle Weg
zwifchen zwey erhöhten Gegenden: z. B. es hat da eine
Lan hinab; ganz unten in dee Lan, d. i. ım Thale,
Eine Schneelan oder Schneelähne, Lauwine; eine hes
rab rollende Maffe von Schnee. Engl. lean, bey dem
Kero hlinen, ſich Ichnen , neigen.
der Landſahn; in Baiern und Defterr. vormals
eine National - Milis, bie auß dem Landvolfe und den
Bewohnern der Städte, in dringenden Fällen errichtet
wurde. Insgemein war der Beamte eines 2 auf
Bwepnter Theil.
294 N ENGE NE apa
dem Lande Hauptmann: und jede folhe Notte Hatte
ihren eigenen Fahn (fonft fpricht man die Fahne).
der Landhuber; im vorigen Zeiten ein Nahmen
ſolcher Kleinhaͤusler, denen eine Kleine Hube erblich &-
bergeben worden ift, mit der Bedingniß, daß fie ſich
im Nothfall wider gefährliche Naubthiere , Diebe und
berüchtigte Milfethäter bewaffnen wollen.
— — bie Langwid; ein langes Holz, welches das vor_
dere Geſtell eines Wagens, mit dem hinteren verbin
bet. Gl. Monfee. p. 333. languuid, vinculum plau⸗
Ari. Fa einem mir befannten Lex. MS. longale-
langwid. Von wetten, goth, withan, verbinden, ver,
einigen. ⸗
der Lann, oder Lann — Nagel, Radnagel; jener
Nagel, welcher an der Achſe des Wagens vorgeſtecket
wird, damit das Rad nicht abgeht. Sonſt der Ver:
ſtecker, die Lehne , Leine, Rune, Lünfe, Hollaͤnd. lens,
luns, @roatifh Iyniek. Friſch fieht ed ganz wahr⸗
fcheinlich als eine einerley Wort an mit Lehne; von leh⸗
„nen, leinen , lainen: fo feen das Rad fi daran leh⸗
net, folglich ein folder Nagel die Stüge deſſelben ift.
Wachter erfläret Lene, Lenung, auch für eine Gtüge.
das Lanstraid, Sommergetreide. G. Lenz.
dee Lapperdon, fonft Labberdan, Laverdan; ift
von dem Gtodfifh, gadus morrhua, Lin. nur in ber
Art der Zubereitung unterfchieden. Es wird dieſem
Fiſch allemahl der Kopf abgeſchnitten, und das Einge⸗
weide heraus genommen. Wird er nun eingefalzen und
fo verſchicket, fe heißt ee Labberdanz; gefalzen und ge-
troͤcknet, Klippfiſch; ungefalzen getroͤcknet, Gtodfifch.
lär; Teer, bey Notker Pf. 7. et 36. lar, lear.
Otfried hat lib. 5. c. 9. irlaren, ledig machen, befrey⸗
en 3. B. von Drangfalen. Da das nämlide Wort ins
Griech. Auyıoos heißt, fo dürfte wohl etwa im Deuts
Shen eine Verkürzung vorgegangen ſeyn: wie in Lors
wend cf. diefed Wort). Und zwar, wie ich vermuthe,
J
— ar 195
von dem alten Zeitwort lagen, durchbohren, ausein-
nen laſſen (ſ. Lagelwirth). Daß die Schreibart leer
der Etymologie nicht angemeffen fen, Hat ſchon Popo⸗
witfh angemerfet.
Das lat. lar, lars, ein Hausgötze, Hat in der
Sorache der alten Hetrusfer einen Fürſten bedeutet:
und im gegenwärtigen Falle einen Vorſteher und Be⸗
fchüger des Haufes. Das Engl. Lord, ein groffe—
Herr, fieht Wachter ald ein zufammen gezogenes Wort
an von laford, oder eigentlich ladward, eines Landes
Wörter, Haupt einer Provinz; v. lad, Land.
‚ bie Laſche; ein Wort, welches nur in gewiffen
Fällen gebrauchet wird von beweglichen Dingen , welche
fih oͤffnen laſſen, 3. B. die Lafche an den Schuhen;
die Lafıhe oder Klappe an einer Rocktaſche; auch die
Kiemendedel, durch deren Bewegung die Fifche Luft
hohlen, werden bey den Fifchern Lafchen genennet. Ders
muthlih von laß, los, nicht feft; Eeltifch bey de
Borborn llac, fat. laxus, laxare. \
der Laſiter; wird in Salzburg geſagt, für Sali⸗
tee, Galpeter. Daher ein Lafiterer , oder Galpetens
fieder,, in Defterreich der Galiterer. In unferem Ges
biege fpeiht man, heut ift e8 laſaurig, glatteifig.
Das Wort ſcheint überhaupt ein Keyftallartiged Weſen
anzudenten: welches and) der ausgeſottene Saliter ift.
Altbrittiſch llafar, Hebr. leſem, glänzendblan: daher
auch die Lafur, böhm, lazayr, bey dem Plinins gla-
fium , blaue Farbe. Ferner ift in der altbrittifchen
Mundart Nlathr, politus, corufcus; Hebr. la-
tafch, acuit, polivit. Ungariſch latni, fehen, In
den Glavifhen Mundarten led, das Eis, Glas, gla-
cies, &c.
laͤſſeln; an gewillen Tagen durch aberglaͤubiſche
Mittel Flnftige Dinge zu erforichen ſuchen. Bey Frisch
und Adelung Iöfeln, Löfelnächte. Bey dem Pictorius
wird ein ſolcher Menfch Lofier , — genennet.
2
196
So viel als fofen, durch das Los erfahren, bey Otfrich
und Zatian liuzen, liozen. Bey dem Ulphilas hlauts,
das Loos. Im Baiern und Galzburg ift laͤſſeln, ſchroͤ⸗
pfen, duch Heine Einfchnitte Blut laſſen.
der laß, das Lagel; jener fteife, gegen das Eube
zugefpiste Dedel an der weiblihen Schnuͤrbruſt. Fr
Hoſenlatz ift hier der Ausdruck Hoſenthuͤrl gewöhnlich.
Urfprüglih ein Ding, womit etwas gededet, verhüllet
wird, ein Dediel. Lat. lateo, griech. Audo, Aude ,
ich verberge, bin verborgen; Debr. lat, absconfio;
lut, operire, obvolvere.
lau. ©. lab.
die Laube; ein Feiner Fiſch, ungefähr 6 Zou
fang, und ı Zoll breit, mit hellweiß glänzenden Gei-
ten, einem zugefpisten Kopf, und dicken hervor ragen:
den Unterkiefer , cyprinus leucifcus, Lin. In dem
. GSpftem wird er befchrieben, cyprinus ani radiis 18.
dorfali 9. Diefe Fiſche find hier in der Traune nicht
haͤuſig. Gie kommen aus dem Seewaffer, und werden
deßwegen auch Seeichiedel, Seelauben genennet. Zu
Mondſee, an der Gränze von Baiern und Salzburg,
werden fie in geoffer Menge angetroffen. Da die Zapf
der Weibchen viel groͤſſer, als jene der Männchen ift:
fo kommen erftere vielfältig in die feichten Bäche, weis
he eine Verbindung mit dem See haben, um ſich dort
an den Steinen zu reiben und zu ſtreichen: wo ihnen
aber die Ruckkehr alsdaun abgefchnitten wird. Nah
einem alt hergebrachten Nechte, darf von Chriſti Dim
melfahrt bi6 au den Johannestag, Jedermann anf dem
Schlag 4 Uhr Abends bis 5 Uhr frey auf felbe Jagd
machen.
Sie heiffen Lauben, bey dem Geßner Laugen,
Laugner, wegen ihrer heil weiſſen Farbe. Hebr. la-
ban, griech. Asuxoc, Tat. leuciſcus, weiß, Beil.
bee werden fie an einigen Orten auch Weißfifche, Bli⸗
de, Blicklinge genennet. Die Fifther fagen , daß, wenn
a 197
fie zue Nachtzeit Fifche ausiefen , ihnen vor allen andern
die Lauben wegen ihrem weiffen Schimmer kennbar wer⸗
den: vorzüglich (weil diefe erfte Art hier feltfam ift)
die Neislaube cyprinus bipunctatus, And die Wind⸗
laube, cyprinus alburnus. Das Wort Laube, fcheint
Abrigend auch mit dem grieh. Acco, ich fehe; Celtiſch
lug, fat. lux, das Richt, verwandt zu ſeyn (ſ. Ingen).
das Lauberblatt, oder Rauberblättel; ein jedes
Baumblatt. Co viel als Deckblatt, fo feru die Baus
me durch felbe gedecket und befchattet werden. Don
lauben, luben, decken. Gl. Monfee. p. 339. gilou-
paz, nemorofum (lignum). Hebr. labafch, induit,
veflivit fe. Blatt Hingegen, zeigt etwas breites an.
(©. biegen).
laugnen; ı). die Wahrheit verhehlen, verbers
gen, etwas nicht befennen wollen. Bey dem Ulphilas
ift galaugnian, latere Marc. VII. 24. Chriftus nen
petuit latere. Als Eliſabeth ſah, daß fle empfangen
hatte, verbarg fie ſich, Luc. 3. 24. nach dem Ulphilas
galaugnida fik. Wachter führt hier ferner auch das
altbrittifhe Ilechu, latere; lloches, latebra, an.
Vielleicht tommt das altdeutfche luag ‚ luog , ein Schlupf=
winfel , Höhle, Moͤrdergrube, aus der nämlichen Quel⸗
fe her. Im fat. beißt negare längnen: aber auch zus
gleich etwas nicht angeben ‚nicht erfauben , es verbiethen.
Auf gleiche Weife fchreibt Dtfried lib. 2. c. 6. Druhtin
Juag themo man obaz, Gott werboth dem Menſchen
das Obſt in dem Paradieſe. |
2). im Kartenfpiele heißt zulaugnen, fo viel als
angeben, Hinzu legen: 3.3. er Hat wicht zngelangnet;
du mußt die Farbe zulaugnen, d. i. in der nämlichen
Farbe zugeben, in welcher ausgefpielet worden ift. Es
ift ein Iterativum von Jegen , goth. lagjan, Engl. to
lay. Islaͤnd. eg legg, ih lege; eg lagde, id) legte.
Im Scherze heißt es auch, etwas zufagen, feine Ein
198
willigung geben, 3. B. er hat burdiaus in diefer Sache
nicht zulaugnen wollen.
launig; mäßig, ruhig. Go heißt es ;. B. von
der Witterung , wenn es weder eine befondere Kälte hat,
noch ftarke Winde wähen, es ift ganz launig darauf-
fen. Ich bin heut eben recht in bie Kanzley gekommen,
eö war ganz launig, d. i. ed hat weder viele Geſchäf⸗
te, noch viele Leute gegeben. Im Bette nicht fchlafem,
fondern nur launeln, nämlich ſchlummern, halb fchlafen.
Der Begriff von Ruhe, oder vielmehr Unthätig-
feit, Unwirkſamkeit, ift hier ganz natürlich. Bey dem
Horneck c. 20. ane Luncz, ohne Verweilung: und in
dem beugefügten Gloffario von Hieron. Pe; Luncz
Schlaͤfrigkeit, lunczen fchläferig feyu. Holländ. lun-
- deren, taödeln, zaudern. Engl. lounger, ein fauler
Menſch. Wahrſcheinlich kommen diefe Wörter her don
lau, welches kaltſinnig, fihläferig, wicht warm und
wicht falt bedeutet (f. lab).
Ein von dem vorigen verfchiedened Wort ift ohne
. Zweifel launig, fo fern dadurch eine Gemüths Beſchaf⸗
—
ven
fenheit angedeutet wird, bey guter oder übler Laune
ſeyn; wetterlaunig, nicht aufgeräumt wegen übler
Witterung , unlaftig, mürrifh. Adelung glaubt nicht
ohne Grund, daß Laune hier fo viel ift, als Geſichts⸗
bildung, Aufferlihe Geftalt. Schwed. lund, das Ges
fiht: altheittifh bey den Borhorn Uun, Geftalt, effi-
gies. Yu der Oberpfalz; lauen, ſehen, fhauen; bey
dem Friſch ein Slgraug, Gluraug, ein ſchielender
Menſch; griech. Axco, ich ſchaue. ©. laviren.
lavenetteln; im Spielen nad) Verhältniß deſſen
was man jedesmal gewinner, aus der Anfangs zuſam⸗
en gelegten Summe herausnehmen. Franz. a lave-
7 e 8 b h Franz
t, Ital. all'avvenente, nad Propotion, oder wie
ſich etwas zuteägt; von dem lat. venire, ad venire.
lavieren; die Gelegenheit abwarten; ſchauen, wie
man bey cinee Sache feinen Bortheil erhafhen kaum.
—— 25 EN AP Auge 109
Eigentlich ift dieſes Wort in der Seefahrt gebräuchlich,
wo es heißt, das Schiff bald rechts, bald links Hin wen-
den, entweder wegen dem widrigen Winde, oder weil
man nicht zuruͤck, und nicht gefhwind weiter kommen
will.
In Niederſachſen laberen, Hollaͤnd. loeven,
franz. louveter, lkuvoyer. Man konnte es zwar her
leiten von dem Celtiſchen law, goth. lofa, die Hand:
ſo daß es eben das bedeuten würde, was man ſonſt
manovriren nennet (ſ. Wachter, v. Law). Allein
es ſcheint mehr von lauen her zu kommen, welches ſchau⸗
en beißt, etwas ſcharf in die Sinne faſſen, um zu ſe⸗
“ben oder zu hören. Griech. Auzw, ich ſehe, verlange
Cf. Laube). Wovon lauern, lauſchen, auf etwas
paſſen oder Acht Haben, ein Iterativum oder Intenſi⸗
vum ift.
dee Leber; Berg, Anhöhe: im welcher Beden⸗
tung aber diefes Wort wenig mehr gehöret wird. Hor⸗
neck fchreißt c. 62. do rait er auf einen Leber, da
ritt er auf eine Anhöhe. In Elſaß wird ein Thal an
den Vogeſtiſchen Gebirge, wie Scherz bezeuget, das
Leberthal genennet. Von laben, lebern, lifern,
gerinnen, verdiden Cf. Rupp >: wovon and) die Leber
in einem thierifchen Körper, hepar, als ein verdickter
und gleihfam zufammen geronnener Theil, den Nab⸗
men hat, In Defterr. an der Gränze zwiſchen Mähren
und Ungarn ift dee Leberftein, ein Srän—oder Marf:
ftein: vermuthlich weil folche Steine auf einem Hügel,
einer anfgerorfenen "Erde, gefeset werden. In dem
Gloſſarie von Scherz, wird das rothe Meer das Leber⸗
meer genennet: entweder wegen feiner Derdidung ‚oder
wegen der bfeichrofhen Farbe , dergleichen die Leber in
einen Körper hat. Der Spedftein, talcum Smectis,
fin. fommt bey einigen Schriftftelleen unter dem Nahe
men Leberftein vor.
"809
das Leberkraut; ein Waldkraut mit ſteifen,
bleichgeünen , herzfoͤrmigen Blättern, welches wider die -
Derftopfung der Leber angerühmt wird, anemone he-
patica, Lin. In einer Gegend des Traunfluffes habe
ich geſehen, daß einige. Leute das Schweinsbrod, cycla-
men europ=um, aus Unwiſſenheit ftatt des Leberfrans
tes brauchen: welches aber ein fcharfes Kraut, und am
der unteren Seite roth ift.
die Leberwurſt; eine Meine Wurft, weiche aus
einee Gchweindleber und Lunge, mit Sped und Gewür-
ze zubereitet wird. Wenn man bie Lunge allein nimmt,
wird fle auf eine. andere Weife gemacht, und Lungens
wurſt genennet.
der Lebzelten; ſonſt Lebkuchen, Pfefferkuchen,
Honigkuchen, in Schwaben auch Leckerle: gleichwie
man Übrigens in mehreren Fällen den Ausdruck Lecker⸗
biffen, leckerhaft, Leckermaul zu brauchen pflegt. Wach⸗
ter leitet daher Die erſte Sylbe des Wortes von Iabben,
Iaffen, angel. lapian; fat. lambere, lecken, ſchlecken,
her. Altbrittiſch bey dem Borhorn llaib, linctus.
Diieſes Iabben, griech. arrsu, ift ein natürlicher
Ausdruck jener Bewegung, oder jenes ſchwachen Schal⸗
les, weicher entfteht, wenn man bey der Verfoftung
eines angenehmen Dinges, die Lippen oft mit der Zun⸗
ge berühret. Im Niederfachfen ift Iabbern, Hollaͤnd.
lappen, in Deftere. lebbern, immer often, durdh
Heine Züge dach viel trinken. Lat. libare, foften, mit
den Lippen berühren, uud libum, in dem alten Woͤr⸗
terb. 1482. libetum, ein Honigkuchen. In den Gloſ⸗
fen des Lipfins find lepara, bey Willeram und Kero
leffa, lefsa, die Lefzen, Tippen. Uebrigens ©. Zel⸗
ten.
ein Lecken haben; ein Gebrechen des Leibes, wels
ches nie ganz geheifet worden ift, und wobey noch im⸗
mer fort die Hülfe einer Arzeney erfoderlich bleibt. 3.
DB. wen Jemand in der ſtarken Hitze getrunken, ober
—
nr
201
durch einen Fall fih den Kopf ſtark verletzet Bat, fo wird
er gemeiniglich ein heitändiges Lecken, das ift, noch
immer daran zu heilen haben. Leden, heißt in den
älteften Sprachen heilen, Arzeney anwenden. Ben
dem Ulphilas ift lek, leik, angelf. læce, “S8länd.
lseknir, im Tatian lacha, der Arzt: und lachida,
lachenunga , bey Kero und Notker Arzeney. Böh—
miſch lek, Medicin, Pohlnifhleczyci, Heilen. Schil⸗
ter hat da8 nämliche Wort auch bey den Griechen und
Arabern angetroffen. S. Wachter v. Lech.
leckſen, zerleckſen; wird gefagt von ausgetrockne⸗
ten Körpern, werm fie leck werden, nämlich eine Nige,
Gpalte bekommen, 3. B. da8 Erdreich ben langer Hits
ze, Fäſſer, Shiffe, ꝛe. Engl. to leak, Islaänd.
lecka. Griech. Auxew, Ayxsw, ich berfte, zerfpringe,
und Aæxicco, ich zerfprenge , zerreiſſe. Von dem Judas
heißt es in der Apoftel Gefchichte, ſuſpenſus crepuit
medius, eAguyos ueros. Dee Vorhang des Tempel,
ſagt Otfried lib. 4. c. 33. uuard ziklekit, zerriffen.
die Ledi, oder Läde; ein Frachtſchiff am Boden⸗
fee. Adelung glaubte, daß diefes Wort zu Lade, ci-
sta, gehört; allein es ift vielmehr das angelf. lich,
Windiſch ladja, bohm. lod’, ein Schiff. Bey den An-
gelfachfen ift lithan, navigare; lath, navigabam. Gl.
Monfee. p. 368. gelidan, peregrinari: und in meh:
reren Giellen ben Kero keliten, kelidan, difcedere.
©. Wachter und Adelung, v. keiten.
leffeln, oder löffeln; Lieben, careffiren,, Engl.
to love. Bon lieb, welches im Vtiederdeutfchen lief,
leef heißt. Das Stammenwort ift das Hebr. leh, le-
bab, libba, Her, Gemüth. Das Zeitw. herzen, fi
inander herzen , ift in gleicher Bedeutung befannt. Bey
em Scherz ift Löffel ein Liebhaber.
die Legeritaude, oder das Leaholz; fonft noch
bie Legföhre, Alpenſöhre, Krummholz, Serpe, pinus
mughus, Diefe Föhre wächft in hohen Gebirgen,
202 ⁊ NN 207 20 BEP nn
frümmet ſich gegen die Erde, und breitet die Hefte weit
am Boden herum aus. In Salzburg und Berchtesga⸗
den wird fie Latſche, Legert genennet. Von lege,
niedrig (ſ. Lagel): oder unmittelbar von legen, fi
auf die Erde legen. Aus diefer Fähre werden gute
Schmidfohlen bereitet. Das aus den grünen Zapfen
deftilliete Waſſer, wird in der Flora Francica als ein
wunderbared Arcanum angerühmt, um alte Weiber
jung zu machen: weil e& die Haut ftärket, und die
Runzeln ausglättet.
leihen; ın Schwaben, etwas von der Mahlzeit
Abrig laſſen. In Salzburg bey dem Möbel heißt es
Iaippen, 3. B. habt ihe nicht gefaippat; nichts von
dem Eſſen übrig gelaffen? Otfried. lib. 5. c. 11. tho
nam er, thaz er leibta, da nahm er, was er übrig
gelaffen hatte. Und Notker Pf. 16. daz sie leibton;
reliquias fuas. Goth. lifan, relinquere; lifnan, re-
linqui, fuperefle; ainlif, eiff, weil über die Zahl ze
ben, noch eins übrig iſt, twalif, zwelf. Hievon fommt -
auch bleiben, befeiben, her; manere, relinqui.
leich; gleih, bey Otfried und Tatian gileicho,
ilich; Ulphilas leiks, Schwed. und Engl. lik, like,
& fommt noch in einigen Redensarten vor: 3. B.
wafchleichete naß, fo naß, ald wenn man gewaſchen
worden wäre; gragleichete grüm, gleich dem Graſe
grün. igentlich heißt es leichend, gleichend, lichan-
do (f. et).
leicht; etwann, forfitan: was nämlich leicht ges
fchehen , fich Teicht zutragen Tann. Im Hochd. braucht
man einen verftärkten Ansdruck biel—leicht,, ganz ober
feße feiht. 3.8. leicht net, etwann nicht? bin leicht
ichs geweſen? leicht wird er nicht kommen. Leicht e#
denn heut regnet, d. i. ab ed wahl reguen wird?
- 203
Ich muß nur aufs nächſt mit mein Övattern
dem Schatzgraber Handel nachgehen:
leicht ſcheißt And der Zoifel in d'Blattern
( Geldbörfe),
leicht hohlt er Und gar alle zween.
In einigen Gegenden heißt e8 fo viel, ald von un«
gefähr, zufälliger Weife, wie im lat. cafu, forte, for-
tuito: z. B. fie Haben leicht gefpielt, als auf einmal
die Nachricht kam, daß ıc.
das Leilach, oder Leintuh, Bett—tuh, in der
Zloeentinifhen Gloſſe linlachin. Eigentlich alfo Rein
lad; ein aus Lein gemachtes Lad, Laden. Wdelung
hätte von dieſer gemeinen und natürlichen Ableitung nicht
— ſollen. In der Windiſchen Sprache pla-
uta.
leis, ſtill, nicht laut. Dieſes Wort, welches
hier fremd und hochdeutſch klinget, wird wenigſtens in
Lungau, einem Gaue von Salzburg, bey dem gemei⸗
nen Volke gehört, 3. B. fen eis, fey heimlich. Zu
Straßburg lid. Notker Pf. 7ı.lifo, alfo der regen,
fo leiſe oder ſtill rauſchend, wie der Negen.
Indeſſen fieht man aus jenen Benfpielen, welche
Friſch und andere hier anführen, daß es nicht vom
Schalle allein, fondern noch in verfchiedenen anderen
Fällen einft gebrauchet worden ift: als z. B. eine leis
gebadene Speiſe; dad Vrod leiſe baden, d. i. weich,
lind; leiſe reiten, naͤmlich ſachte, nicht ſtark. Wach⸗
ter hat ed darum mit vieler Wahrſcheinlichkeit her ges
leitet non Jaffen, nachlaſſen, welches in dem Imperf.
ih ließ hat. Daher ift angelf. liffe, Iyffe, die Nach⸗
laſſung. Hebr. lat, senfiim , leniter. /
die Leiſtung oder Laiſtung; im der (deutſchen
Rechtskunde des mittleren Zeitalters, eine ſonderbare
Art der Gewährleiftung: da Männer von Ehre und An⸗
ſehen, freymillig. die Verbindlichkeit auf fih nahmen,
an einem beſtimmten Ort fo lange als Bürgen zu bleis
90% — —
ben, bis dem Glaubiger Genugthuung geſchah. Dieſe
Peode war vorzüglid unter den Reichsrittern üblich, in
jiuen verwirrten Zeiten, welche nad) Kaifer Friderich IL.
erfolgten. Wenn nämlich Jemand Schulden gemade ,
Geld aufgenommen , oder fein Gut verfaufet , vertau-
ſchet, verpfündet hatte; fo wurden bis zus wirklichen
Bezahlung oder Mebergabe des Cuts, Leifter oder Ge⸗
wähemänner geftellet. Diefe Leifter alfo ritten auf eis
nem leiftbaren Maiden (ritterlichen Pferd) in eine
zu vor benannte Stadt, und blieben auf Koften des
Schuldners, in einem öffentlichen Gafthof fo fang, bis
volle Nichtigkeit gemacht wurde. Gonderbar war das
Leiſtungs Recht, in Franken befchaffen: wovon in dem
Hiſtoriſch — diplomatiſchen Magazin, Nürnberg 1780.
unter anderen folgendes vorfommt. Der Leifter fol fei=
nen eigenen Tiſch Haben, und nebft dem gewöhnlichen
"Mittagsund Ubendeffen, auch zwen mal Morgeufuppe,
Under (Jauſen) und Schlaftrunk. Wird er zu Gaft
geladen, fo fol der. Wirth das Geld für das Mahl ber
geben. Ferner wochentlich zwey Badgelder, wie auch
zwey Frauengeld, um fich bey feiner Entfernung vom
Haufe mit 58 Fraͤulein (Lohndirnen) ſchadlos
zu halten: endlich noch alle halbe Jahre ein neues Kleid.
Da aber bey einem ſo ausſchweifenden Gelage oft gan⸗
ze Familien, auf deren Rechnung es gieng, zu Grunde
gerichtet wurden; fo find dieſe Leiſtungen endlich in dem
Reichs Abſchied vom J. 1577. gänzlich abgeſtellet, und
dafür vielmehr die Güter ſelbſt verpfändet worden. Im
Lateinifchen hat man es obſtagium, hofiagium, im
Deutfchen audi Einlager, Einritt genennet. Aus-
führlich Handelt davon Idachim Potgiefer, de pignore
et obfiagio, Marburgi ı722.
die Leite, in gemeinen Neben Leiten; die abbam-
gende Geite eined Hügeld , oder eine folche Anhöhe
überhaupt. In dem alten Fragment Über K. Karls
Krieg in Spanien heißt es v. ı390. tho kerte er an
rn ET A ! 208
aine liten, da kehrte er am eine Leiten. In der Is⸗
ländiſchen Mundart ift eg Iyt, ich neige mich abwärts,
in den Tabulis parallelis von Karl Michaeler Tat. de-
orfum feror; eg laut, deorfum ferebar. Altbrittiſch
Uethr, clivus, locus declivis. Woraus Wachter
ſchlieſſet, daß diefed Wort mit Leiter, in Defterr. Lai⸗
tern, Niederf. Ledder, bey dem Kero hleitar, wor⸗
auf man fteiget: wie auch mit Flettern, mühefam auf
nud ab fteigen; aus einer und der nämlichen Duelle her
kommt. Vermuthlich affo von leiten, leithan, lidan,
Iyta: welches eigentlich gehen, fteigen, und in fernerer
Bedeutung geben machen, namlich führen‘, bedeutet:
wovon Wachter und Adelung nachgeſehen werden koͤn⸗
nen. Das lat. afcenfus, defcenfus montis, wird im
- gleichen DVerftande gebraucht. Clivus hingegen fcheint
ein Seltifches Wort zu fenn: indem es auch bey den An⸗
gelfachfen clif, bey den alten Dänen kleif, im Deuts
fhen Clebe Heißt (ſ. Wachter h.v.). Das Herzogs
thum Bergen, ducatus montenfis, ift voller Berge:
Eleve aber, Clivia, bat mehr niedrige Hügel.
der Leitgeb; ein Wirth. Don Leit, goth. leith,
bey Dtfeied und Notker lid, in der Eottonifchen Evans
gelien Harmonie lith, ein beranfchended Getränf, als
Bier, Aepfelwein, Brauntwein. In dem Stadtrecht
von Angipurg, wie Schilter bezeuget, litgebe, ein
Wirth: und im Schwabenfpiegel c. 253. lit—hus, ein
Wirthshaus. Mit einem anderen Worte werden ders
gleichen Getraͤnke en Eider genennet, Tat. und griech.
ficera, Gebr. fchicker; von fchachar, inebriatus ef.
Friſch unb Adelung , durch die unrichtige Schreibart
Leutgeb irre gefühet, glaubten, ein Wirth. werde fo
genenuet, weil er den Leuten zu trinken gibt.
der Leitkauf; ein Geld, welches nach einem ges
ſchloſſenen Contract zum Bertrinfen beftimmet wird,
uämlih womit man Leit, ein beraufchendes Getränf,
Saufen win (ſ. Leitgeb). In Niederfachfen und Schwe⸗
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206 — BE ne
den litkop, lidkop: lat. mercipotus, id eft potus,
qui.ex merce feu mercatu condieitur.
lellen; anloden , duch fehmeichelhafte Worte,
ober Verfprechen zu etwas verleiten. Es bat Aehnlich⸗
feit mit Jallen, den Kindern etwas vorfagen, ihnen
zuſingen. Uber ich glaube, Daß es vielmebr loͤrlen
heiſſen fol: von loͤren, Tegern, anf verfchiedene Weife
ein Getön maden: Denn eben fo ift bey Difried und
in dem Gloffario des Hieron. Pez Zudem, der Laut,
lioth, 948 Lied; und in der Schweiger Chronik von
Tſchudi Iudern, anloden, anreigen, z. B. die friedli⸗
chen Nachbarn zum Krieg; den Feind aus der Feſtung
heraus Jüdern. Wovon das Luder, franz. le leurre,
‚die Lockſpeiſe, und leurrer, Engl. to lure, anloden,
anförnen.
der Lemp; Gtüd von einem zerbeochenen Krug,
Glas ıc. Die Lempen aufllauben; die gebrochenen Gtü=
de fammeln. Bey dem Eyerpeden zu Oftern, wird
ein befchädigtes Ey gleihfans ein Lemp genenmet; bier
Lempen um einen Kreuzer. Dee Menfch ift ſchon ein
emp, d. i. wird nicht mebr völlig gefund.
Don lahm, lähmen, bey Otfried bilemen. In
den Nordifchen Mundarten bey dem Verelius ift lemia,
böhmiſch und Windifch lamati, lomiti, zerbreden.
Bey dem Hundius Metrop. Salisb. Tom. Il. p. 235.
quæ perpetuam lefionem, quæ vulgu lem dicitur,
non inferunt. S. Haltaus Gloſſar. v. Lemde. Hie⸗
‚ber gehöret vermuthlich auch das lat. lamberare, zer⸗
reiſſen, zerfleifchen,, franz. lambeau, ein Abſchnitzel.
len; fo lind oder weich, daß es an das flüffige
gränzet, 3. B. lene Eyer, felbe Ien ſieden; ein leues
Koch, weich gelochter Brey; es hat ſoviel geregnet, dag
das Koth (fonft der Koth) auf der Straffe ganz Ten iſt.
In Schwaben wird eine Gpeife len. genennet, Die zu
wenig gefalzen , folglich eines gelinden, nicht ſcharfen
Geſchmackes iſt.
EB SE" BEE” SEN Ans 2307
Diefes Wort lautet auch in Gchweben len, lat.
lenis, und fommt fhon im Arabifchen vor (f. Linz).
. Zu der Windifchen Sprade ift klatje und lainu Koth.
Tür aufthauen, wird bisweilen aufgeleinen, aufent-
gleinen, gefast. In gemeinen Reden wird zwifchen
len, find und wei, ein Unterfchied beobachtet. Wir
fagen Lindes Brod, und waiches Brod; aber nicht les
ned. Eine waiche Birn, die leicht eingedrücket wird,
oder teigig ift; waiches Hol; , im Gegenfage des har:
ten. Lind hingegen, was zart anzufühlen ift, z. B.
Iinde Hände, ein indes Bett. Ohne Zweifel find auch
Das Tat. lenis, mollis, tener, fubtilis, nicht ganz
gleichgiltige Wörter.
Lend, Land S. Ueberlend.
lendlos; müde, abgemattet, z. B. durch groſſe
Arbeit, weite Reiſe. Das fat. elumbis heißt das naͤm⸗
liche: weil die Stärfe des Körpers in der Feſtigkeit der
Lenden befteht.
lentig , für lebendig , wird une mehr im Gcherze ge
fast. Von len, chen: gleichwie im Schwahenfpiegel
gen, für geben. Stricker fagt von dem Krieg K. Karls
in Spanien cap, 5. Sect.g. das was das iungilte mal,
da er in lentigen fach, ed war das letzte mal, daß er
ihn bebend ſah. Horueck hat lemptig. Im einem al-
ten Evangelien Buche, welches Hieron. Bez in feinem
Gloſſario anführet: ich pin das lemptig Prat, das
von Himmel chomen tft. In einer Urkunde zu Krems⸗
mänfter auf da8 3. 1300. Ber Kunegund bon Krichz
perg hat geben bey ir lemptign und gefuntn Leib,
sc. Scherz bemerfet, daß Ver oft für Frau, in den
Urkunden vorfommt: gleichwie noch jest Jungfer füe
Jungfran (f. Ver).
ber Lenz; 1). Sehhling. Bey dem Notker PL.
73. lenzo, angelf. lengten , Holänd. lente. Der Mo:
nath März ift daher von K. Karl dem groſſen lengizin,
oder lenzin manoth genennet worden. Wahrſcheinlich
208
von len, weich, Find; Idlaͤnd. hlaanar, es leinet auf,
zerflieffet. Jenes Glenz, welches in der Schweig für
Lenz gehöret wird, iſt nicht Yon glänzen, einen Schein
von ſich geben; fondern vielmehr von len, glen: wo⸗
von auch unfer klenen und aufentgleinen her kommt. Es
ift zwar dieſes Wort in Defterreich fremd, uud würde
von dem gemeinen Mann, welcher Frühling, Frich⸗
jahr, zu hören gewohnt ift, nicht verftanden werben ;
Doch zeiget fih eine Spur davon in Lanstratd, das
Lanſige, wodurch bey dem Volke das Gommergetreide,
welches man nämlich im Fruͤhling anbauet, verſtauden
wird. In Italien heißt der Frühling primavera,
franz. printems, Engl. fı.ring.
2). Lenz, fanler Lenz, ein träger Menſch. Wins
diſch und Eroatifh len, Pohlniſch leniwy , faul, traͤg;
lenoft, die Faulheit; lenyak, ein Faullenzer. Latei⸗
niſch lentus, träg , langſam. Hollaͤnd. lenteren, franz.
‚lanterner, unthätig ſeyn, zandern. Iſt vermuthlich eis
nerley Wort mit dem vorigen: von Jen, weih, lau,
ohne Stärke und Thätigkeit. Der Nahmen Lorenz,
Laurentius, wird bey dem Volke in Lenz berfürzet:
wofür bey dem Scherz auch Lanzel, -Lancelot, vor
kommt.
der Lerbaum oder Loͤrbaum; Laͤrche, Laͤrchen⸗
baum, pinus larix, Lin. Engl. larch—tree, fat.
und griech. larix: welches Wort Martinius in feiner
lat. Worterb. aus dem Arabifchen ber leitet.
die Lerche, gemeine Lerche, Feldlerche, alauda
arvenfis, Lin. Vermuthlich von leren, loͤren, leis
ern, ein langes Getͤn machen. Ben dem Kero c. 17.
et 42. leran, offentfich leſen, laut daher fagen: wel⸗
ches mit lehren, docere, einerley Wort ifl. Die Al
ten pflegten, auch wenn fie allein waren , nicht ſtill, ſon⸗
deren laut und mit abwechfelnden Tönen zu leſen: wels
ches von dem gemeinen Volk, vorzüglich aber von dem
Tuben, noch ſtets beobachtet wird. Daher —
em
.
SEN GEN ÿ 209
Dem Ulphilas, wie Wachter zeiget, auch wirklich fin-
gen, für Iefen vor. Der heil. Unguftin verwunderte
fih, daß der groile und berühmte Biſchof zu Mayland
Ambroſius, fo ftill in cinem Buche las: ideo forlitan,
ut vocem fervaret, eique parceret, qua illi facilli-
me obtundebatur. Lib. VI. canfellionum, c.9g. |
Eine Lerche heißt Engl. lark, angelf. laferc, la-
were, Doländ, leeuwerk, franz. alouette, mauvi-
ette, Ital. lodola, griech. »opguöados. Uebrigens iſt
griech. AuguyE&. die Gurgel, und Aagocc, ich rufe,
ſchreye. | |
bie Kothlerche, Schopflerche, alauda cır
fiata.
2 die Lupel— oder. Wutzel — lerche, alauda ar-
borea.
die Wieſenlerche, alauda rratenfis.
der Wiſſer, Wimfer, alauda nemorofa.
der Krautvogel, Breiis— Schmehl — vogel
(Piplerche) alauda triyialis.
der Lerchenfalk oder Lerchen — Habich; Baum:
fait, falco subbuteo, fin. Dieſer Raubvogel hat eis
nen langen gefihmeidigen Schwanz , ift ober ſich braun,
unten weiß, am Bauche fchwarz geſleckt, und ftellet vor⸗
zuglich den Lerchen und Wachteln nach. Bisweilen wirb
auch der Gprin;, falco nifus, Lerchenufälfe] genennet.
der Leſch; ein weicher, feiger, plumper Menfh, Zus
der weber Stärke, noch Gewandtheit des Korperd hat, .
bey Adelung ein leger Menich. Die Bien ift letfchet, _ .
anſchmackhaft weich oder mürbe. Die Elätter an den °
Kohlkräutern werben bey groffee Hitze letſchet, d. i.
gar zu weich, verliehren ihre natürliche Stärke. Bon
Jaß, laͤſſig, angelf. lest, franz. lache. In Ungarn
lagy N) weich.
der Letfeigen; ein Schimpfwort , wedurd ein ted-
zer, furchtſamer, muthlofer Menfch verftanden wird,
eine feige Memme. Don laß, in Schweden und Is⸗
Bweyter Theil, | i O
210 NEED nn
fand laat, latur, angelf. læt, träg, verzadt: und
dem alter Schimpfwort, ein Feige, Faige, Vaig;
ein Menfch, welcher im Streite unterlag , der ed nam⸗
lich mit feinem Gegner nicht mehr aufnehmen fonnte,
and fich folglich dem Willen des Siegers überließ. ©.
Friſch und Scherz, 9. Faig, Vaig: wie aud das hier
oben angeführte Faiſch. In der altbrittifchen Mund⸗
art bey dem Borhorn ift Abrigend lledfegyn, alum-
nus.
letz; böfe, ſchlimm, z. B. ein letzer, hautletzer
Menſch; die Bremen, Fliegen, ſind heut fehr letz; ein
letzer Weg, wo es letz zu gehen iſt. Ein bloß pöbelbaf-
tes Wort: wovon auch noch das Zeitw. verletzen, bö⸗
ſes von einem reden, z. B. er hat dich bey deinen El⸗
tern verletzet, leg gemacht.
In dee Eottomifchen Evangelien Harmonie lib. ı.
c. 5. letha uuihti, boſshafte Menfchen , böfe Wichte.
Motker Pf. 17. mit demo lezzen uuirdeft du gezigen
lezzi, in dem Umgange mit böfen wird man dich des
Böfen zeihen. Otfried lib. 5. c. 23. gilezzen, einem
böfes anthun, Tat. ledere: in welchem Verſtande au
im Hochd. verlegen gefagt wird. In Schwaben ift
leg, wie Wachter fagt, verkehrt, auf einer unrechten
Geite; welches in Deftere. äbig heißt (ſ. dieſes Wort).
©rieh. Ansos, link, unrecht, Ausöpos, ein verfehrter
Menſch. Vielleicht ift dies dee erfte Begriff bey dies
fem Wort: und ich fehe jezt, dag auch Friſch ſchon ber
naͤmlichen Meinung war.
| die Leuchſe; fonft Lanſtange, Leifte, Stämmilei-
ſte, das Leiftenholz. in etwas eingebogenes Hol; au
einem Bauernwagen , wodurch die Leiter gehalten wird.
Friſch zähler es umter Die jenigen Wörter, welche vom
ehren, leinen, Hollaͤnd. leunen , abftammen: fo fern
Die Leiter dadurch geftäget wird Cf. Lann). Ich glau⸗
be aber, daß ed vielmehr zu Leifte , Ital. liccia, lim
— OPREFEER 211
„ franz. liſte, gehört: wovon mehr bey Abdelung zu
ehen.
die Leuſche, bey dem Friſch Leutſch, Luſche, ei⸗
ne Hündin. Hier wird es nur als ein Scheltwort der
braucht, wodurch ein Hund überhaupt, und manches:
mal aud) eine liederlihe Weiböperfon verftanden wird,
Adelung erfläret Luſche, Miftlufche, in Böhmen lau-
ze (Loufhe), als eine Miftpfüge: welches zu Loͤſe,
Loͤſche, eine Senkgrube; und Iöfchen, loſſen, auslee⸗
ren, zu gehören ſcheint, und von einer Huͤndin geſagt
werden kann, in quam promifcue canes fe exonerant.
Ob das Ital. lizza, franz. lice, eine Hündin, bieher
gehört, weiß ich nicht. |
das Leutel; ein Wort, welches von gemeinen,
unb zwar zum öfterften nur weiblichen Perſonen gefägt
wird: 5.8. es ift fhen ein altes Leutel; unfere Magd
ift ein gutes Leutel; ein geplagted, gefcherted,, ſtra⸗
patziertes Leutel. Bey dem Ulphilas ift ingga—land,
ein Thngling , junger Menſch. Notker ſchreibt Pf. 59.
thes pin ih, sin liut, fro; de hoc gaudeo servus
eius. - Pf. 60. inquilinus ero, ego servus tuus, in
tabernaculo tuo; seledare bin ih, din lıut, in dine»
ro ecclefia. Von dem noch in Schweden üblichenIyda,
gehorfamen (ſ. Litlohn).
das Ley; ſo heißt in unſerem Gebirge, in der
Ebene aber das Lai; eine Art, Gattung veeſchiedener
Dinge, 3. B. die Aepfel, Birne, Nüffe von einander
abföndern, jedes Ley allein legen; das ıjt ein an
dereß en, ıc. Das nämliche Wort ift überhaupt noch
in einerley, zweyerley, allerlep, bey den Minnefänz
gern aller leige, gebräuchlich.
So viel, als eine Lege, Rage; bon lügen, in Als
teren Schriften leyen, Engl. lav: fo fern bey der Ord⸗
sung und Anreihung dee verfchiedenen Dinge, allemal
gleiches und gleiches in eine gemeinfame a gebracht,
8
212% mr 2 E27 ne
von anderen abgeföndert wird. Wir fagen: eine Pege
Garben, eine Lege Ziegel, Lege Aepfel, ze.
die Ljene, oder Liere; ein fchlanfes rebenartiges
Gewaͤchſs, und ins befondere ein Rahmen der Waldrebe
oder Rebwinde, clematis vitalba, fin. Die Naufen
des Hopfend werden hier Hopfenlieren, an einigen
andern Orten Hopfenfeile genennet. Auch in den A⸗
mericanifchen Infeln ſoll jedes fchlanfe Gewaͤchs, wel⸗
ches fih um die Gefträuche windet, liane, liene heiſ—
fen. Es Hat zwar etwas ähnliches mit dem franz. lien,
Iotein. ligamen, ein Band; allein da diefes Wort fo
weit ausgebreitet ift, fo geböret es wahrfcheinlicher zu
dem Schwed. und Ysländ. lina, Engl. line, fat. linea,
Faden, Schnur; im Deutfchen die Leine, das Leine,
ein Gtrid, Geil. Der Ausdend Fenfterlien, Fen⸗
fterladen, ift foviel, als Lehne: weil felbe au die Ten
fter gelehnet werden.
der Ljenfch; in der Gegend von Gmunden, Txraun-
kirchen ꝛc. ein allgemeinere Nahmen eines wigigen, ges
ſchickten und verftändigen Schiffmauns, z. B. geb, mas
che einen Lienfchen, d. i. zeige jest als Seemann deine
Kunft! Go viel ald Jenifch, ein Meifter, gelehrter :
von dem Eeltifchen llen , welches bey dem Borhorn ü-
berfeget wird durch littere, eruditio, doctrina.
die Liere, oder Lure; ein Wort von gleicher Be⸗
deutung mit Ljene. In Niederfachfen werden die Wins
dein, wie Adelung bezenget , Zuren, Leiern, Hollaͤnd.
luuren, luiren genennet , und eine gewiſſe Art dünner
Gteide in ven Schiffen, die Lurde. Der Riem au eis
nem Schilde, kommt bey dem Friſch unter dem Nah⸗
men Schild — Idr vor. Latein. lorum , ein Niem.
Uliftig; gefchwind, hurtig, Eugl. light, 3. B.
liftig, laß dir fchlannen; Tiftig, beinge mir das Ding
dort her! Don leicht, licht, geringfertig; lat. levis:
213
und Fichten, Tiften , Engl. to lift, latein. levare,
heben, fih Heben. _
Lignum fanctum, oder Heiligen Holz, gua-
jacum fanctum, fin. ‚eigentlich heiffames Holz: weil
es fo, wie das Franzofen Holz, guajacum officinale,
wider die Luſtſeuche, Gliederſchmerzen, 2c. gebranchet
wird. Dom erfteren find auf der Kegelbahn die klei⸗
nen, dabey aber fihmären Kugeln von fhwarzer Farbe
befannt.
die Linſet (Endſylbe kurz); der Leinſamen. Holz
fand. Iyn-zaad, Engl. lin-feed: von Lin, der Kein,
Saar, und feel, zaad, Saate, Samen. Da aber
das Wort Lin oder Rein, größten Theil Hier unbekannt
geworden ift, fo wird ind gemein Der allerdings Aber-
flüffige Ausdruck Haar—linſet gebraudt.
das Linstraid; ein Getreide, welches aus dem
gemifchten Samen von Linfen und Wicken, wozu gewöhnz
lich auch noch Gerfte kommt, entfteht. Die eigentlichen
Linfen werben gemeiniglich weiſſe Linfen, die Wicken
aber rothe Linſen genennet.
Linz, die Hauptftadt in Defterreih ob der Ens,
fat. lincium, Linzium; bey den Römern lentia. An-
fangs war es ein Marft, den Grafen von Kürnberg an-
gehörig; wurde aber um dad %. 1140. von Herzog
Leopold VI. erfauft, endlich von Kaifer Friderich IV.
im J. 1490. erweitert, und zur Hauptftadt ded Landes,
erhoben. Unweit Bonn in dem Gebiethe von Trier ift
gleichfalls ein Städtchen mit Nahmen Linz. ine ge-
wife Art von Geepflaumen wird bey Rinne ulva linza
genennet. |
NH glaube, daß Linz, Linzplatz, Linzſtadt,
fo genennet worden fey, weil verfchiedene Arten von
Leinzeug hier verfertiget, ober in eine Niederlage zum
Verfauf gefammelt wurden : wozu der nahe Donau
from fehr günftig iſt. In den Alemanniſchen Gloſ⸗
fen des Martin Gerbert ift pay. 47. therifirum, Lin;:
+,
214 tn Dr nad
welches lateiniſche Wort einen feinen Zeug, oder ein
Sommerkleid des Frauenvolfes bedeutet. Es kommt
alſo mit dem lat. linteum, griech. Aeyrıv, altbrittifch
hey dem Boghorn llenn, AÄberein. Linteator, linte-
arjus hieß derjenige, welcher Schleyer und andere feine
Leinzenge machte, aber im Derlage hatte. Bey dem
Vaero ift linna, mollis fagus; Arabiſch lein, mollis;
lin, mellitioss. Boxh. origines gallic®, p. 29. Daß
Die alten Bewohner dieſes Platzes, wie einige glauben,
auf eine ganz eigene und fonderbare Weife, fih nur von
der Linfe, lens, oder von Widen ernähret haben foll-
ten ; ift eine ſehr willkührliche Meinung, die feines
Krieges würdig iſt. Vielmehr müßte man denken, daß
auch die benachbarten Gegenden nichts beiferes gehabt
haben, folglich ein ganzer Streich Landes das Linien —
Laͤndchen, oder Linz geheiffen haben würde.
her Linzerzeug, oder auch Ißelferzeug, Webers
zeug; ein Zeug halb von Nein und Wolle, entweder
geftreift ,- oder einfarbig, welcher Yon gemeinen Renten
zu Röcken und Kütteln verbrandt wird. Diefen Nah⸗
men Dat er in jenen Gsgenden, mohin en zunächft von
der Stadt Linz oder Wels gebracht wird. Popowitſch
nennet ihn Mefelan, Ital. mezza-lana (halb Wolle),
franz. mefeline: mit dem fernerem Berichte, daß fel-
ber in Schwaben und Franken Tirletey genenuet werde.
In unferen Gegenden fpricht man Til madey, wobey
ohne Zweifel ein r in der Ausſprache verhalten wir.
Vermuthlih von Fir, Tyr, ein Knecht, Dienftboth
(f. Diese); und Matte, eine Dede (ſ. Wachter, v.
meiden). In dem alten Mörterb. 1482. , welches
Friſch auführet, heißt ein ſolcher Zeug, Dyrdunday:
qllwo hie zweyte Sylbe an das Celtiſche oder aftheittis
fhe tudded, indumentum erinnert,
liien, oder als Iterativum lisnen; aufmerkſam
horchen, die Sinne anftrengen , um etwas zu befaufchen.
Engl. liten, horchen, lauſchen; Hollaͤnd. luifteren,
a ee Se en) 215
Hocchen, aber auch zugleich, etwas heimlich zuflifteen.
Windifh ſhliſhim, ich höre, böhm. und Pohln. flyf-
feti, flyfzeci, hören. |
Vermuthlich nicht von lis, ſtill (ſ. leis); fondern
von einem Stammenwort, welches ſcharf ſehen, genam
Acht Haben, bedeutet: in welchem Falle wohl richtiger
luͤſen gefchrieben werden follte. Gl. Monfee. p. 359.
Jusnungo, fenfu aurium. Griech. Asusco , ich ſehe.
Dänifch Iys, hell, Flar; Schwed. lius, lat. lux, das
Licht. Das Zeitw. Iojen, horchen, zeigt dagegen mehr
Unthätigkeit, als Anfteengung der Ginne an.
der Litlohn; jener Lohn, . welcher den Arbeitern
und Dienftbothen, für ihre Arbeit gereichet wird. Go
wie oben das Leutel, von dem altdeutfchen lit, ei
Knecht (f. Wachter, h.v); altbeittifch Iyth, niedrig,
dem Pöhel angehörig; Schwed. Iyda , unterthänig feyn.
Die Schräbart Piedlohn ift nur aus Unkunde der Ety⸗
mologie entftanden: wenigftend hat e8 mit Lied, Glied,
membrum, nichts gemein.
locken, bey den Minnefängern lucken , fheint
arfprünglich weiter nichts, als ein natuͤrlicher Ausdruck
lo, lo, lu, lu, zu feyn: wie das Engl. to lull, ein
MWiegenlied fingen, lallen. |
In Steyermark und Käruthen heißt ein Kind lo⸗
den, des Kindes warten, es pflegen: daher die Locke⸗
rin, Kindeswärterin. Windiſch peftiem , ich locke das
Kind. In Defterreich fagt man, des Kindes wehren,
ed hüten, pflegen. Otfried fchreibt von der Mutter
des Heilandes ib. 1. c. 11. falig, thiu ’nan uuerita,
felig , die ihn wehrete, d. i. über ihn Sorge trug.
Dagegen fagen wir, dem Vieh loden: Es wird
dem Vieh gelocket, daß ed heim oder zum Futter kom⸗
men fol, anf verfchiedene Weife, wie hier zu fehen.
Und zwar
ı) den Hühnern: wie überall, mit pi, pi, wel-
ches ein Unsdend ihres Lautes if. Daher lat. pipire,
216 — > EN EIN ann
pipilare, griech. mımıdsv. Catull fagt von dem Gper:
fing feiner Lesbia, ad Solam dominam ufque pipi-
labat. In einigen Drten werden die Hühner Piper!
genennet.
2). den Aenten. Bier biesfeitö der Traune,
ant, ant; jenfeitd aber im Sausrndviertel lip, lip:
wegen ihrem liſpelnden Gefäufel, womit aud) daß lat.
lipio, is, ire, überein fommt. Den jungen Aenten,
wuſerl Unter], wus, wus: und den jungen Hühneres
puſerl, puferl. Die Zeitwörter bauſen, bufen, pu=
ſten, lat. puſtare, and griech. Budo, zeigen gleichfalls
ein ſtilles fanfelndes Getön an.
3). den Gänfen; goͤs, 408, hier im Traunvier⸗
tel aber DIS, dös! Ben den Ungelfachfen, und in der
Windifchen Sprache ift gos, gofs, Engl. goole, eine
Gans; in Niederfachfen Goͤſſel ein Gänschen.
4). den Böden und Gaiffen, hödel, hödel! Im
Hamburg ift Hoͤdeke, Höde, in Anſpach Hettel, zu
Um Hattel, hier in unferem Gebirge Hüdel, ein
Junges Yon dem Ziegengefchledht; Tat. hædus, Hebr.
ged.. In Unteröoſterr. an der Leitha, wird zu den Geif-
* luzel geſagt: welches ein Ausdruck von ihrem mim⸗
meln und lecken zu ſeyn ſcheint (ſ. Iudeln).
5). den Schafen; jenſeits der Traune befel,
deckel! Vieleicht wird de, als ein Ausdruck ihres Ge⸗
biöcked angefehen. Es könnte aber auch ein mütterlis
ches Thier anzeigen; nad dem Engl. duk, das Enter;
land. tük, eine Hündin, Zaufe. Ferner wird ein
Ungarifch oder Mährifches Schaf eine Zacke genennet:
welches Wort Adelung mit dem angelf. ticce Ziege,
Ziegenbod, haedus, überein zu fommen glaubt. Frey⸗
lich ift zwifchen den Schafen und Ziegen ein Unterſchied;
allein nicht fo grofi, al man ind gemein glaubet. Es
gibt einige Arten in der Naturgefchichte, ald ovis am-
mon, ovis pudu, fin. die bey den Gelehrten bald
Schafe, bald’ Zirgen heiffen: und Gmelin macht in ſei⸗
v EERERSNGENN GEN Sn ande 217
mer XIII. Ausgabe von Rinne, nod die Frage: capræ
an vere genere diltincte ab ovibus? Hier diesfeits
Der Traune, wird zu den Schafen, wie zu den Ziegen,
Hoͤdel gefagt: und in Schwaben werden die Schafe von
den Kindern Hudel genemmet.
6). den Kühen; koͤß Kuehl', koͤß! Es mag ſeyn,
daß hier auf die Hoͤrner geſehen wird, daher auch der
Nahmen Hornvieh. Franz. coſſer, mit den Hoͤrnern
ſtoſſen, wie die Widder, Boͤcke und Stiere. Boͤh⸗
miſch, Wind, und Croatiſch kozel, koſel, Ungariſch
kos, ein Bock. In den Alpen von Salzburg ift Kueſ⸗
fe ein weiblihes Kalb: welches Wort ohne Zweifel mit
Kuh einerien Urſprung hat (f. Kuh).
7) den Schweinen; jenfeits der Teaune fug Fürl,
fug! welches vermuthlich ein Ausdruck ift jenes Lautes
duch den Nüffel, wenn fie freilen wollen (ſ. Fo).
Hier aber im Traunviertel hutſch, in Schwaben hutz,
und, wenn man fie abtreiben wid, huß da! Alle diefe
Mörter zeigen überhaupt ein Schwein an: welches Hebr.
ckuz, geiech vs, lat. Sus, altbrittifh hwch, in Bre⸗
tagne houch, Engl. hog heißt. |
3). den Kagen; mudel! mug, müs! In Gpa-
nien iſt miz, tal. micio, muccia, franz. miton,
eine Kane. Ferner heikt in der Wind. und Eroatifchen
Mundart mazka eine Kage, und mazhek, franz. ma-
tou, ein Katter. Welche Wörter theild auf ihren Laut,
nämlih mauen, miauen, mauzen; theils vieleicht
auch auf manfen, als ihre Befchäftigung , einen Bezug
haben. Mebft diefem wird einer Katze hier, fo wie in
Augfpurg , mit dem Nahmen Buͤtz, Bittzi gefchmeis
helft; im Nicherfachfen pus, Engl. pufs, Holland. poes.
Vermuthlich wegen ihrem ſtillen und ſchmeichelnden
Summen, ven buſen, baufen: gleichwie die jungen
Hühnchen hier Puſerl genennet werden. In der Schweitz
= zu den Katzen zi, zi: und zw den Hunden de, De,
gefagt.
218
IoSer feyn; los, oder, nicht feſt, 3. 3. der
Riem, dad Band, die Strümpfe find loder, fie ſchlot⸗
teen; der Nagel an der Wand, der Zahn im Munde
ift loder, rogel, ledig. Hievon ift fowohl unfer plo=
dern, als aud das hochd. fchlottern,, nämlich Hin und
her flattern, nicht feſt anliegen.
ww Für loder, wird zu Osnabrück, wie Scherz in fei=
nen Gloſſario bemerfet : Iodderich, in Bremen lud⸗
derig gefagt; zu Straßburg aber Iodlecht, allwo auch
das Zeitw. lodlen gehöret wind, für ſchlumpern, mit
einem fchlotternden Kteide gehen. Wachter glaubt , da
loder, lotter, einerley Wort ſey mit los: wenigftens
ſcheint es verwandt zu ſeyn mit dem griech. Auco, ich
Yöfe auf, und vieleicht auch mit liederlich, dillolutus,
diflulute vivere.
der Loder; in den Alpen von Salzburg., ein Gtier.
In verfchiedenen alten Schriften, welche Friſch ange-
führet bat, ift Iuen, lujen, Hollaͤnd. loeyen, Engl.
to low, beülfen wie das Rind. Altbrittiſch Ho, llue,
ein Kalb. In dem Binsgau wird ein Stier der Yßeif
genennet, gleichfalls von feinem Gebrülle (ſ. büden).
das Loder , bey dem Pöbef Laader , Leoder
(zweyſylbig); dickes unreines Waſſer, eigentlich das
jenige, welches von der durch Lauge und Seife gereinig⸗
ten Waͤſche abflieſſet. Wegen Aehnlichkeit, wird auch
eine unreinlich gefochte Suppe, dicker und ſchlechter
Kaffee, ꝛe. Loder, Lotter genennet. Ohne Zweifel von
dem griech. und latein. luo, diluo, dilutus. Bey den
Griechen ift Aouroov fowohl ein Bad, als and jenes
unreine Waffer, welches im Bade zurück bleibt. Au
der Armorifhen Küfte, wie Borhorn bezeuget, heißt
Hudw, einis, lix; folglich Lauge, oder einer Lauge
aͤhnliches dickes Waffer In den Galjfiederegen wird
eine gleiche ſchlammichte Feuchtigkeit, wie Friſch und
Adelung bemerken, dee Schlytter genennet.
nn fen rl rn 2419
die Löffel— Anten; fonft Schildänte, Schaufel⸗
aͤnte, Taſchenmaul, Breitſchnabel, deutfcher Pelican,
anas clypeata, Lin. Eine groſſe und ſchöne Aente,
mit einem breiten [öffelartigen Schnabel, dunkelgruͤnen
Kopf und Hals, weiſſer Bruſt, röthlichen Bauch, und
braunen Schwingfedern.
die Loͤffelgans, platalealeucorodia, Lin. ift viel
gröffer, ganz weiß, und wird in den Flüffen von Un⸗
garn gnyeteoffen.
Idffeln, Tiebäugeln, ©. leffeln.
das Loh, bey dem Volke Laa, Leo; ein Buſch⸗
wald , Laubholz. Diefes Wort wird in unferem Gebir-
ge gehöret. In der Ebene heißt es der Maiß, das
Maißholz: weil es gewöhnlich alle drey Jahre gemaife
fet, d. i. befchnitten wied. In der Braunfchweigifchen
MWaldordnung vom J. 1598. das Holz in den Lohen,
Auen und Waͤhren. Man hat aber ftatt deffen, wie
Friſch anmerkt, auch Lo, Loch gefrhriehen. Ja der
Sammlung der Minuefänger P. J. pag. 125.
Sumer mache uns aber fro,
du ziereft anger und lo.
Wie and P. IE pag. ıg2. Ich wurde ſo froh ger
macht,
das min gemuete drunge uf ho,
als in dem meien grueniu lo,
daß mein Gemüth ſich in die Höhe drang, wie der Laub⸗
wald im May. Das nämliche Wort wird ferner als ei:
ne Benennung vieler Dexter und Städte angetroffen, 3.
B. Hohenloh, Heigerloh , Tangerloo, Venloo, ıc. Fu
anferen Gegengen Marien Laa, und Laakirchen.
Es ift einerlen Wort mit dem lat. lucus, Croa⸗
tif lug, ein Wald, griech. Auyos ein Gefträud. . Ju
den alemannifchen Gloſſen bey Martin Gerbert p. 50.
lucus, Loch. Altbeittif$ Iwyn, lucus, arboretum,
Hebr. lach, virens, recens,
Lorch, ſ. Ens.
220
| die Lorwend, bey dem Pobel Leorwend (zwey⸗
ſylbig, Ton auf dem erſten Vocal); Lagerwand, jede
Wand an einer Scheuer, an welcher inwendig Getreide
oder Heu gelagert und aufgetalfet wird. Lor ift abge-
kirzet von Loger, Lager: welches von legen her kommt,
lat. locare, collocare, feanz. loger, goth. lagjan,
Engl. to lay. In nnferem Gebirge ift das Glär ein
Piag, oder Gelieger: z. B. im Spital, im Wirths⸗
hauſe ift fein Glare mehr übrig. Otfried uͤberſetzet Die
Morte des Evangeliums; in dem Haufe meines Va⸗
ters ſind viele Wohnungen, iſt manigfalt gilari. lib. 4.
c. 15.
loſen; hat vormals geheiſſen, einer Sache los
ſeyn, oder los werden. Engl. to los, verlieſen, ver⸗
lieren. Eine geliebte Perſon loſen, heißt bey dem
Minnefanger Graf Wernher, felbe laſſen oder entbeh⸗
ven m uͤſſen.
Heut zu Tage Bat es in gemeinen Neben noch ei=
nen vielfältigen Gebrauch: und heißt (1. gedankenlos
harren , da man entweder fchlechter Dings müflig da
ſteht, oder bey einer groffen Begebenheit nicht weiß,
was man thun oder denfen fol. Man hört jezt folche
Dinge, heißt es in einem Volkes Lied , dag man nur
fteben muß, und loſen wie a Sat. Ans befondere
wird von Schweinen gefagt, dag fie Tofen: wenn fie
ohne Bewegung auf dem Selbe, oder vor dem Thor bes
Haufes ftehen. Dft zeigt es ein beimtüdifches and ver:
drießliches Schweigen an, z. B. ed ift ein loſender
Menſch; iſt halt fo a loſeter Ding, redt nit und
deutt nit. (2. Still ſeyn um etwas zu behorchen, und
dieſes Horchen ſelbſt: z. B. ich habe lang geloſet, aber
von allen nichts hoͤren köͤnnen; er Tann fo ſchoͤne Gas
hen erzählen, daß ich ihm eine Halbe Nacht zufofen woll⸗
te; auf die Predig auflofen; ba mußt auf den Vater
mehr auflofen, ald auf andere Leute. Chriſtus, als er
32 Jahre alt bar, hoͤrte in dem Tempel die Worte der
a 22%
Scäriftgelehrten an, er lofota iro uuorto. Offrid. ı.
c. 22. Bey den Minnefüngern P. I. jag. 14.1 fa,
lofa, wie die vogel fingent, das in oren sanlte
tuot.— Gl. Monfee. p. 337. et 397. zuololan, ans
hören. Potter hat die Zuhörer der Apoftel, als fie
predigten, Pf. 45. iro lofer genennet. Vormals fägte
man auch Meſſe Iofen, für Mefle hören. In form: la
confellionis generalis, tempore Caroli M.apud Lam-
becium: Daz ih mine vefpera, noh mi..a metdina,
noh mina mefla ni gilofida, so se Got habet gebo-
dan, unde min Sculd uuari. (3. Geborfamen, auf
die Worte eines anderen merken, Gehör geben. ot:
ter Pſ. 54. lofen, obedire.. Otfrid. 1. c. ı8.n uuol-
tun uuir gilos sin, wie wollten nicht gehorfam feyn.
| Don los, ledig, frey: fo fern eine Losmachung
und Entfernung anderer Gegenftände oder Gedanken,
dadurch angedeutet wird.
der Zucht; Staub, oder die Heinfte und gering-
fte Gattung dee Spreu, welche von dem gepnsten oder
gelibten Getreide hinweg fliegt. Auch jener Staub,
weicher in den Zafchen und Saͤcken fih fammelt, heißt
der Luch; es kommt ſchon der Lucht daher, wird bald
auf die Neige geben; fagt man, wenn Jemand Geld
mit folchem Unrath ans der Taſche zieht.
Altbeittifch beg dem Boghorn liwch , pulvis,
Scobs. "In Holland und Niederfachfen wird Lucht ge
fagt , für Luft. Es zeigt etwas geringes an, welches
leicht bewegt wird: und gehört daher zu leicht, angelf.
leoht, im Niederdeutſchen licht: wovon Fichten (die
Anker lichten), bey dem Friſch auch Juchten, leuch⸗
ten, heben, empor heben.
die Lucke; eine Luͤcke, Deffnung, z.B. eine Maus⸗
lucke, Fuchslucke, eine Lucke im Gteumpf, an einer
Querpfeiffe m. Zahnlucket feyn, wenn einige Zähne
mangels. Yu manden Gegenden bier fagen die Kinder,
222
wenn fie mit hölzernen Haͤmmerchen an den Hausthüren
Hopfen, und auf folde Weife das neue Jahr anwun⸗
(hen, gebts aus, gehts aus, fonft fehlagen wir
ent a Luca ins Haus, |
Ben Otfried und Wilferam luka. In Gl. Mon»
Tee. p. 331. lucha, cicatrix parietis, ein Loch in der
Mauer. Diefed Wort wied, fo viel ich weiß, immer
nur in der Bedeutung einer Oeffnung gebraudt: und
gehört allem Anſcheine nach zu dem Igslaͤnd. eg Iyk,
aperio; eg lauk, aperiebam, welches Karl Michae⸗
ler in feinen Paralellen der altdeutfchen Mundarten,
Insbruck 1776 angeführet hat. Ber den Dänen, wie
Friſch fagt, iſt gleichfals ucke, aperire. Vermuth⸗
lich gehören dieſe Wörter zu lugen, angelſ. locan, lo«
cian, hervor blicken, zum Vorſchein kommen; altbritt.
lug, fat. lux, das Licht.
Lücke und Loch werden oft unter ſich verwechſelt,
ich glaube aber doch nicht, daß beyde einerley Urſprung
haben. Letzteres wird zwar ebenfalls fuͤr eine Oeffnung
überhaupt genommen, wie 3. B. Naſenloch, Luftloch,
Schießloch, Zündloch, Schweißlöcher, ein Loch im
Gteumpfe, n.f. w. Oft aber nur für eine folche Deff:
nung , welche tauget um etwas zu verbergen: fo daß der
Begriff des Verborgenen bier den Borzug zu haben
ſcheint, 5. B. Schlupfloch, Mausloch, einen Miffethäs
ter in das Loch ſtecken, nuͤmlich in den Kerker; meine
Wohnung iſt ein elendes Loch, ſchlechte Hütte. Bey
dem Friſch kommt das alte Zeitw. lochen, belochen vor,
welches ſchlieſſen, verſperren heißt; Engl. to Iı ck,
Holländ. luiken, angelſ. lucan, Isländ. luka. UL
philas überfeget , Matth. VI. claufo oſtio domus tus;
galaukands haurdai (f. Hürde), Im dentfchen Rs
dor bilohhan, fperren, verfchlieffen: Hingegen ant-
Jühhon, bey dem Kero intlohhan, auffchlieffen , ffs
nen. Als Stammenwort könnte das Eeltifche lloches,
223
latibulum, latebra; llechu, latere, angeſehen wer⸗
ben (f. lauguen). -- |
die Ludel —Lerche, bisweilen auch Wutzel Ler⸗
che; fonft Baumlerche, Heidlerche, alauda arborea,
kin. Sie iſt kleiner, als die Feldlerche, hat einen
weißlichten Ring um den Hals, und einen ſehr kurzen
Schweif, kommt hier im Frühling bald nad) der Feld⸗
lerche an, zieht aber im Herbſt noch vor derſelben ab.
Den Nahmen hat ſie von ludeln, wutzeln: welches
ein Ausdruck ihres lallenden -Gefanges iſt. u
Iudeln; beißt theils fingen, pfeiffen, von lu, If - 70.
(ſ. das vorige): theils fangen, teinfen. Go haben Ar eu,
die Kinder gern einen Ludler; einen leineneh, mit Brodsn. ;e,_:rz.
und Zucker gefuͤllten Fleck, welcher oft in Milch Odekiyerusun —
Waſſer getauchet wird. Manche Leute müffen den gan— 3.9
zen Tag ihren Ludler im Maule haben, namlich die Ca⸗ — IF
bafpfeiffe. Croatiſch lula duhana, eine pfeiffevoll Tas, *
bad. Ein Bierlutzel, Branntwein —lutzel; der folk, G >
ches Getränf unmäßig liebt. N Er
Ludeln, Inseln, lullen, ft ein natürlicher Aus⸗ PA
druck der ſchwachen und trägen Bewegung dee Zunge: «
fo wie fallen, Tat. lallare, Schwed. lulla. Im Engl. “ir. .ca%.
iſt to lull, ein Wiegenfied fingen, den Kindern etwas Te,
vorlallen, um fie einzufchläfern. STR.
lugen; finfter und verdrieflih darein ſchauen, z
nicht zeden wollen. Er Iuest, wie ein Bock. In
Schwaben wird es überhaupt noch für fehen, ſchauen,
gebraucht. Lueget, guder, und gaunt (gebet!);
ift ein Ausdruck, wie man mit drey Glocken zufammen
läutet. Auch zu Straßburg, in der Schwein und im
England wird lugen, im guten DVerftande für fehen
gefagt. Darf doch auch Die Katze einen König anfchanen;
Engl. a cat may look upon a king. Otfried fagt
lib. 5. c. 25. Iuegen in th’evangelion, in die Evan⸗
gelien hinein fchanen: ibid. c. 7. Magdalena gieng nicht
Dinweg , fonbern ſah abermal in das Grab, ich lua-
224 ER —
gata auur in thaa grab; et lib. 3. c. 3. biluagi, Be
teng, da man andere uͤberſchauen will: wovon belug⸗
fen, betwiegen.
Lugen beifit angelf. locan, locian, Engl. to look,
und looks, das Geſicht, loaking—glafs, der Spie⸗
"gel. Altbeitt, bey dem Berbom Ilygad, das Aug;
Hug, das Licht; Augorn, Die Saterne. Gried. Auf,
das Licht, Sat. lux. Dex Begriff des Hellen, wodurch
etwas fichtbar wird, ıft alſo Bier der herrſchende. Im
0 ber Windifchen Syrache ift luzh, das Licht, nud lu-
e '.a kam, ich ſchaue, fpähe. |
Be das Zungenfraut, pulmonaria officinalis, Lim.
Hirſchmangold, Benfelattih. Eine niedrige Pflanze
. mit rauchen, weiß geflediten Blättern, und blauröths
N lichten Blumen: melde am Randae dee Wälder ange
2... teoffen wird, und ein zuſammen zichendes Wundkraut
Ti Bisweiler wird auch das Luugenmos, oder Is⸗
| "und der daraus abgefottene There, Krämperi—Thee
Gefh_ ie Popowitſch bezeuger, jeue Milch, weiche in dem
| chen: damit geſchwind Topfen, und alddansı Käſe, dar⸗
ed der Kälbermagen: weil man die Mil aus dem
Biden. ©. Reber: uud Friſch v. Lab.
tein. lura, Ital. lora, ein lederner Schlau, um deu
IE, Nandiſche Mos, lichen islandicus, das Lungenkraut:
genenuet (f. dieſes Wort).
die Luppe; in einigen Gegenden bon Oeſterreich,
up a vierten Magen verſchiedener nach ſaugender Thiete, als
a, 0 Külber, Lämmer , Ziegen, Haſen, angetroffen wird,
NY md welche.dienet, um andere Milch gerinuen zu ma⸗
sad werden kaun. Im der Schwein fpricht me, Der
Lupp, in Sachſen das Lab. u unferem Gebirge beige
Magen der Kälber nimmt, um Schafläfe zu bereiten.
Don laben, lebern, lifern, lippen, luppen; Vers
die Lure oder das Lurl; ein Schlauch, wodurch
das ũberflüſfige Waſſer aus einem Teich abrinuet. La⸗
Mein in Die Fäſſer zu leiten. Bermuchlich weil es
— In,
a — a455
fu, Ir, glu, macht, oder don -Idren, leuern, wel⸗
ches ein einfoͤrmiges langweiliges Getön anzeiget (ſ. Ler⸗
che und lellen).
Der Treſterwein oder Nachwein, nämlich jener
ſchwache Wein, welcher entſteht, wenn auf die gepreß⸗
ten Tranben Waſſer nachgegoſſen wird, heißt lat. lora,
in Sachſen der Lauer, in Oeſterreich Glauer, ſonſt
aber auch Lorwein, Leurentrank, Lurke ꝛe. Adelung
leitet das Wort Lauer her von lau, ſchwach: andere
vom lateiniſchen. Mir ſcheint, daß hiedurch etwas un⸗
echtes und falſches verſtanden wird. Griech. Aopöos,
krumm, lat. loripes, der krumme Beine hat: wodurch
im fittlichen- Derftande oft Beteug, Falſchheit angedens
ket wird. Ben Feifh und Scherz Turf, link, fall, -
finifier, perverfus, mendax. SHelländ. lorren, pfu⸗
fchen , betrieggien.
bee Lus, in der Verkleinerung das Llıffel; im
dem Feldbau und Wäldern eine Abtheilung von unbes
ftimmter Gröffe, fo fern felbe dieſem oder jenem Eigen⸗
thümer angehört, z. B. men gehört diefer Forſt? Dies
fer Theil gehört dee Herrfchaft: in dem Übrigen haben
die Bauern ihre eigenen Lüffe, jeder feinen Lus. Fer⸗
ner Heißt die anfgervorfene Erde zwiſchen zwey Furchen
ein Acker; die vereinigten Aecker von einem Rain zum
andern, ein Lus; und die ganze Gegend herum ein
Feld, 3. B. das: Sommerfeld, Steinfeld, Kirchfeld;
allwo verſchiedene Leute oft ihren zugehörigen Autheil
haben. |
&8 Heißt fo viel, als pars, portio, clerus, he-
reditas. Die Worte im der Vulgata, Pf. 67. fi dor-
miatis inter medios cleros, müßten nad hieſiger Lan
desſprache fiberfenet werden: wenn ihr in den Feldern,
mitten unter. enern Lüffen ruhet. Don Les, angelf.
and Island. hiyt, lut, der Antheil, das jenige, was
einem jeden zugetheifet worden ift. G. Wachter, ©.
808: und Däfreöne v. ſors. Herr Janfe - Enenchel
dweyter Theil
\
226 —⸗
ſagt in feinem Fuͤrſtenbuch, daß ber Herzog van Des
fterreich von dem Bifhof zu Regensburg drey Luzze
babe. Der aine Luzz hebt fih an dem Pehemi⸗
ſchen Gemerch, zwilchen den zweyen Fluͤſſen Ners
de und Agſt, uncz in die Turnaw, ꝛc. Der Luzz
yon Paſſau hebt ſich zu Stockerau, in dee. Breite
bis Mautenſee, and in die Länge bi8 in die Tey. Ans
En. ſchien es mir einen Wald zu bedeuten; nad) dem
roatifhen loza, Windifch liefs, böhm. les , ein Wald.
Allein es heißt wahrſcheinlich nichts anders, als der bes
treffende Antheil, Beſitz, Eigenthum.
der Luſtock; ſouſt das Liebſtoͤckkerl, liguficum
leviſticum, Lin. Zu Ende der Mondſeeiſchen Gloſſen
lubiftechal. Dieſe ſtark riechende, und Schleim auf⸗
löſende Pflanze iſt urſpruͤnglich, wie Plinius bezeuget,
ans Ligurien bekaunt geworben, und wird daher von
ben Sriechen Ayısısov, Arßusızav, geuenmel,
M.
das Machland —Viertel, oder Schwarzviertel;
Beut zu Tage das untere Mühlviertel genannt.
Steig Landes jenfeitd der Donau, welcher teils am
das Viertel Ober : Manhartöberg. in Unteroͤſterr. theils
an Bößmsen ſtoſſet. Die vormaligen Grafen van Made
land And aus der Gefchichte bekannt. Den Nehmen
fol es, wie Lazins glaubt, ven deu alten Mugbiloni-
bus haben: wodurch allenfalls ſtarke und mächtige Len⸗
te angebentet werden koͤnnen, von Mögen, Macht has
ben, Otfrid III. 5. uuir mugun, polumus In dee
Windifhen Mundart muzh, Vermögenheit, Gewalt,
Stärke (f. abmögig). Vieleicht alfe foboles fortiums
von dem Eeltifchen hil, weiches bey dem Boxhorn duch
foboles, proles, poferi, erfläret wird. Uebrigend
— GN 227
iR bill im Engl, und Nugelf. ein Berg ober Hügel:
wovon mehr bey Wachter zu ſehen. Won mögen, jch
mag, die Macht ıc. kommt ferner aud magnus ber,
augelſ. mycel; mucel, groß (f. michel): nnd vieleicht
auch mugil, ein gewiffer Fiſch mit einen groflen Supk,
zmugil vephalus, Lia. die großkäpfige Meeraſche.
der Mader 5 im gemeinen Neben für Marden
Ein kleines ſcharf beiffenbes Thier van kaſtanienbrauner
Faebe, wovon ed zwey Arten gibt. Der Edelmarder
oder Baummarder, muſtela martes, Lin. hat eine. gel⸗
be Kehle: der Steinmarder, Hausmarder, mufte-
la foina, eine weiſſe. Wachter, Friſch und Tape
witſch feiten dieſes Wort don morden ber. In deu
Gtoffario von Scherz; find mürdige Jagdhunde folche,
Die bad Wild hieig verfolgen nnd beiſſen. Islaͤod. eg
mir, id beiffe; eg murde, ich biß, mordebarm. te
Britt. marv N fterben, mori.
mager, oder bager, ſper, duͤtr, fat. macer,
Hebr. mak, die Schwindſucht, on makak,. comar
buit. Gl. Monfee. p. 857. gimagirit ,. tabefaciet.
Mager heißt übrigens ie medel, Pobiu. chudy,
bohmiſch hubeny, Unser. fovany.
dee Mahler—apfel; ein gater, angenchne ſaͤner⸗
Sicher Apfel, welcher fo geneumet wich wegen feiner dee
zothen Farbe.
dad Mails; eine Made, Flik. Atbrittiſch dep
— Berboru magl, Ist. — Hollandiſch macl,
Es ſcheint eine Vermiſchung eines fremden Körpers an
gudeuten, fo daß der Geund nicht meht einfdemig,, lau⸗
tee und rein bleibt. Hebr. mahal, miscuit, Comer
miſcuit. Die Engländer Schreiben und ſprechen mole:
welches dent griech. uoAuvwn, ich beflede, mache unten,
ganz ähnlich if. In dem alten Feagment über ben ſpa⸗
nifchen Krieg v. 3789. lutter und reine, ane roß
und ane Mailen, Willeram c. IV. m. meila if
a
228 Ki x ..
an dir; macula non elt inte. "Baber auch dee weib-
Tiche Rahmen Amalia, undefledt, ohne Mail.
die Maim , oder mehr nah der Ausſprache
Maimm; eine Mume. Eigentlih die Schweſter der
Mütter ‚,matertera ; gleichwie Baſe, amita, die Schwer.
fter des Vaters (f. Bafe). Allein in-gemeinen Reden,
und durch den -Tangen Gebrauch, wird jede anverwandte
weibliche Perſon' Dadurch verſtanden (ſ. Vetter). Im
der Mondfeeifchen Gloſſe muoma, bey dem Frifh Mo⸗
me, Muͤemel. Bafe kommt her von Bas, Meifter.,
Hausherr: und Maim als eine mütterfihe Anders
wandte von dem Celtifchen mam, griech. and lat. mam-
ma, in Niederfachfen Men, Möm, eine Memme;,
Mutter‘, alte Fran.
der Mair, oder Meyer; in herrſchaͤftlichen Häue
fern uud Klöfteen, der erſte unter den Dienftleuten,
welcher im Nahmen feines Heurn die Wirthſchaft be
forget. Witheitt. bey dem Borhorn maer, Gi. Mon-
fee. p. 896. mejör, im: Galifchen Gefese lit XL ma-
jor. Die erfte unter den weiblichen Dienftperfonen,
fie mag ledig oder verheurathet fen, heißt Die Mairin,
altbritt. meiriones , im Galifchen Geſetze majorifla.
Unter den Bowerngütern wird .ein ganzer Hof, ober ein
Gut don der erften Gröffe, ein Mairhof geneunet, und
deſſen Beflger der Mair, die Mairin (f. Hube). :
: Es heißt fo viel, ald mehr oder gröſſer. Angelſ.
ma, goth. mais, lat. magis, mehr; ald ein Adver⸗
bium. Plautus hat majus, für .magnus, groß. Alts
dritt. mawr, groß. Hebr. marom, die Höhe; Chald.
mar, mare, ein Herr. Kero c. 2. merir, ein Vorge
fester; nemin meririn tatim irfullan , nomen.majo=
ris factis implere. un
der Maiſch; der dicke unreine Stoff , woraus
ein reiner Körger zubereitet wird, oder welcher nad) der
Abſoönderung zuräc bleibt, materia cruda, fecos. So
wird bey dem Bierbrauen, dad gefchrotene und mit beifs
ſem Waſſer abgerührte Malz; , der Maifch genenuet.
Die in einem Bottich derfäuersten Zwetfchen, woraus
Branntwein gemacht wird; imgleichen die gequetfchten
Trauben, ald ein Gemifche noch von Wein und Treſtern,
heiften gleichfalls der Maifh. Ferner die Dülfen und
Körner von auögeprefiten Attichbeesen, Sohlunderbees
ren, ꝛc. fo wie jened Wachs, welches in dem Preßtuch
sucüd bleibt, wenn Hönig ausgedruͤcket wird; Beilfen
Maiſch.
Wahrſcheinlich als eine Mifchung , Vermiſchung
der verſchiedenen Theile, im Gegenſatze des reinen.
Engl. mafh, ein Gemenge, Gemifh; to mafh, mis
ſchen; mefh-fat, Milchfaß, in Defterreich die Maifch-
boting. Windifch und Eroatifch mejshati, meshati,
mifchen ; meshanye, Gemiſch, Unordnung. Hebr.
mafach , mifeuit; mefech, mixtio, mixtura.
die Maifen, oder wie es andere’ fhreiben, bie
Meiſe; ein befannter Vogel, angelf. mafe, Holänd.
maes, mees; franz. melange. Der Nahmen biefes
Vogel, welcher fo allgemein und fich gleichlautend ift,
wird wohl faum von feinem Laut oder Gefang her ge-
feitet werden koͤnnen. Wir pflegen felben duch ziwuis,
wuis, wiß auszudruͤcken. Nichtiger alfo wegen ber
Eigenfchaft, welche diefer Vogel hat, mit geoffer Bes
gierde zu baden und zu peden; von maiden, meiden,
meiſſen ſchneiden, hauen, goth. maitan (ſ. maiſſen).
Kohlmaiſen, parus major, Lin.
Spermaiſen, Holzmaifen, parus ater.
Penmaiſen, Hundsmaiſen, parus paluftris.
Blaumaiſen, Blawerl, Farus c»ruleus.
Schneemaiſen, Pelzmaifen, Pfannenftiel,
parus caudatus.
Schopfmaifen, Schopferl, parus criftatus.
maiſſen; meiſſen, befchneiden. Vorzuͤglich wird
es geſagt, wenn wilde Bäume und Stauden beſchnitten
werden, damit fie wieder friſch antreiben. Ein ſolches
236 SA A
Satz wid Maißholz, uber der Maiß genennet, im
Sebirge dad Laa (ſ. Lob). Bon mähen, Celtiſch au
der Armoriſchen Küifte medi, Islaäud. meida, lat. me-
tere, meflis, sth. maitan. Ulphilas Aberfeget die
Würte Luc. ı. venerunt eircumcidere puerum, que-
mun bimaitan tha barn. Im Galiſchen Geſetze iſt
Tit, 2. porcus majalis, ein werfchuittenes Schwein:
und bey Horneck c. 63. dee Mayden, ein Wallach,
verfchnittenes Pferd CF. Leiftung). Aus obiger Quelle
Haben wie nad; viele andere Wörter , als Meſſer,
megein, Steinmeg, &rummet ꝛe. Unger. metd-
lem, ich ſchneide, metfzeni, zerſchneiden.
dad Mälter 5 dee Mörtel, ein mit Saud ver-
miſchter, und zum Mauern zubereiteter Kalt. Es ift
wohl glaublich, daß wir dieſes Wort aus Italien ha⸗
ben, wo es malta Heißt, fa wie im Grich. uaAde,
Yon kaAzrro, ich erweiche, weil es wie ein Teig ange⸗
machet, und. abgerühret wird. Islaͤnd. eg mel, id
zerſtoſſe in Meine TSheife; malde, ich Babe zerſtoſſen.
Rat. malthare, franz. malther, anftreien,, kleiſtern.
be Man; Mond, bin Otfeied, Notfer, Wil:
leram mano, Sriech. umn, ben dem Ulphilas mena,
Dorifh und Islaͤndiſch mana. In einer gewiffen Ges
gend muferes Gebirges ſprechen die Leite, das mana geht
auf, ©. i. ber Mond kommt zum Vorſchein. Oollaͤnd.
maan, maen, Engl. moon, angelf. mona. Daher
ift bey unferm Valle dad maned, der Monath; ime
Tation c. 3. ther manod, bey dem Notfer Pf. go.
herbiä manod, Serbftmonath. jenen Stellen,
welche Scherz in feinem Gloffar: anfüßret, heißt es mit
veraͤndertem Geſchlechte, der Sunn und die Menin;
Sonne und Mond, wie im Lateiniſchen hic sol, hæc
luna. Wer den Mond: nicht als eine Goͤttin, ſondern
als einen männlichen Gett Lunus verehret; ſell nie ven
ER ET ET 131
einen Weiberregiment etwas zu beſorgen haben. Spar-
tianus, in vita Antonini Caracalli.
Don der Abſtammung des Wortes gidt «8 verſchie⸗
dene Meinungen. Einige leiten es Ber von dem Hebr.
mana, hat gezäßlet: weil Monathe und Jahre daruach
gezählet wurden. Andere von mahnen, erinnern, Is⸗
laͤnd. eg man, id; erinnere mich: weil man bey ver⸗
ſchiedenen Verrichtungen auf den Mondes Wechfel Acht
gu haben pflegt, ipfe pater flatuit, quid menfirua
Juna moneret, Virg. lib. 1. georg. Adelung aber,
weldier anmerft , daß in der Celtiſchen Mundart ander
Armoriſchen Käfte man, Gchein, Geftalt ; und Islaͤnd.
men, fchön bedeutet, behauptet mit vleter Wahrfchein-
lichkeit, daß man, mon, ebedem’hell, glaͤnzend, und
ſigürlich rein, ſchön, angenehm, bedeutet habe. Das
alte lat. manus, a, um, bat wit nur gut, ſondern
auch heil, glänzend bedeutet: wovon mane, bie Mor⸗
genzeit ber geleitet: wird. Hebr. temuna, von Dem uns
gewöhnlich gewordenen man , beit ein Bild, imago,
fimilitudo, folglihd Schein, Geſtalt. Altbrittiſch bey
dem Borhorn menwyd, Freude; bey Kero und Ot⸗
feied ih menden, fih freuen. Hievon dürfte endlich
auch mangen, etwas glänzend machen, her ſtammen
(ſ. diefed Wert).
das Mändel; 1). ein Maͤnnchen, Peiner Menſch;
au eine Feine Figur au verſchiebenen Bildern. Der
Has macht a Mandl, wenn ſelber auf die Hinterbeis
ne finet. Bisweilen wird: dab naͤmliche Wort gebraucht,
für mat, eine Speife (f. Yepfelmändel).
a). in Defterreich eine Zahl von 10 Garben, wels
he auf den Felde ansgeftellet werden, um getroͤcknet zu
werden. Nenn ſtehen im Kreiſe herum, fo daß die Aeh⸗
sen in der Höhe zuſammen floffen: bie zebende wird
and einander gebreitet,, und als ein Deckel darüber ges
feget. Diefe Heißt alsdann eine Gugel: die Arbeit
feloft aufgugeln, abgugeln. In anderen Orten von
932 νν.
Deutſchland, wie Zinfe, Friſch, Adelung, ıc. bezeu⸗
gen, beſteht ein Mandel aus ı5 Garben. In den ix
genden umnferes Gebirges, wenn Fein Hacher Boden iſt,
wird ein Pfahl mit Seitenpreffen. in der Erde befeftiget
und Darauf die Garben über zwerch auf einander gelegt.
Ein folder Haufen , welcher feine beftimmite Amapi
fodert,, und pisweilen and 12 — 15 — 20 Barden be
ſteht, wird nicht Mandel, fondern ein Schober genen-
net, und die Arbeit dabey fchöbern , auffchübern,
aufbüfeln (ſ. huͤſeln, und Schober).
In diefer zweyten Bedeutung kann ed ber kommen
von mähen, ſchneiden; fo fern eine gewifle Abtheilung
des gefchnittenen Getreides dadurch angezeiget wird.
Für Mäher , fogt man Mader; in der Florentiniſchen
Glo ſſe madare; bey dem Notker, wenn es nicht etwa
ein Schreibfehler ift, Pf. 128. mandare. Oder, weil
die Garben dabey gezählet werden, von dem Hebr. ma-
na, numeravit; item pars, portio. Es hat aber auch
viele AUchnlichleit mit dem lat. meta, etwas aufgeftell-
tes; meta fegetum, meta mergitum, ein Getreides
Mandel, Franz mettre, ſetzen, ftellen.
die Mändel—frähe 5. coracias garrula, Lin:
Ein bunter Vogel, weicher. zue Zeit dee Aernde durch⸗
ſtreicht, ſich auf die Mandeln feget, und dabey viel
©etreide ſrißt. In Deiterzeich wird felber bisweilen
Waitzheher, dfter aber Meerheher geuennet (ſ. die⸗
ſes Wort). nr
mangen; die Wäfche, ober Leinzeng überhaupt,
weich und glänzend machen. Go werden anf eine gan
einfache Weife Bänder und Zranenfchärze gemanget:
indem man mit. einem Danger von Dol; oder Glas,
welder eine Dandhabe, und unten einen runden Boden
Bat, Bin und her fahret. In deu Merkftätten ber Faͤr⸗
ber und Bleicher find groſſe Mangen, die gemeiniglich
vom einem Pferde herum gebrähet werben , um ganze
Gröde zu preise. Gonft.ipr won in vielem Oaͤuſern
233
ein Ähnliches Geräft fie die Hanswäfche: welches eben
die Rolle heißt. Su
Eine Mange, wird bey Frifch und Adelung auch
Mandel, Mangel, genennet. Wahrſcheinlich von
man, glaͤnzend (ſ. Man). Auch das griech. uayyı-
yoy, wird in einigen Fallen durch fucus, ein unechter
und täufchender Glanz überfeget. Da aber eben dieſes
manganum, in der griech. und lat. Sprache fonft eine
Schleuder bedeutet, um Steine auf den Feind zu wer:
fen, und die Wäfchmange gleichfalls ein mit Steinen ges
füllter Kaften ift; fo wird dieſes Wort indgemein nur
als eine Maſchine, machina , erfläret. Das tal.
manganare heißt ſowohl die Wäfche mangen, als auch
Steine ſchleudern. Es mag feyn; allein dad erfte waͤ⸗
ze mir lieber. .
mänfeln; auf eine verborgene Weife vermengen,
und verwirren, 3. B. das Garn hat ſich vermantelt,
Daß es nicht Teicht aus einander gelöfet werden kann.
Eine Manklerey anfangen; Verwirrung, Hinderniß.
Ein Minfelmanfel dazwifchen machen, durch Lift oder
Bosheit eine Sache verhindern wollen, Engl. mingle-
mangle. In jenen Stellen, welche Scher; und Friſch
anführen, ift Manglung, Streit, Gefecht; mit einem
zu mangeln Fommen, bandgemein werben, ins Ges
menge fommen.
Es ift ein Jutenfivum von mengen, vermengen:
und diefes von manch, manig, mehr, viel; bey dem
Notker und Willeram manigi, menige: Island. mein-
gi, die Menge. Wohin ohne Zweifel auch das Niederf.
manf, angelf. gemang, Engl. among gehöret, wel
ches unter oder zwifchen heißt.
mänzen, oder menzen; plagen, quälen, kurau⸗
zen , einen langen Berbruß machen: 3. B. der Vater
wird Dich manzen, wenn du ihm mit einer folchen Deu:
rath kummſt; der Kaufmanıı hat mich fo fang gemanzet,
geteilt und gebeget, bis ich ihn bezahlen mußte. Im
23 4 EEE HT MER SELTEN
den Alpen von Galzburg wird eine Kuh gemenzet,
wenn felbe nicht gleich zum Stier gelaffen , fondern eiwe
Zeit verhalten wird. |
tal. manza, eine Kalbe. Vieleicht alfo, weil
die Kuh eine Zeit hindurch gleich einer Kalbe behandelt
wird , und Diefer Ausdruck alsdann auch auf audere
Arten eines Verdruſſes angewendet worden it! Man
kann aber. auch dieſes Wort her leiten von menen, bie
Pferhe, oder anderes Vieh am Stricke halten, hin und
wider nach feinem Willen keufen, dabey mit der Ruthe
beoben (f. menen). Walter von dee Vogelweide ſchreibt
unter den Minnefängern, P. I. pag. 139. ich han fi
an minen Stok gemennet, id) babe die Rente mit meis
nem GSto herum gestrichen , dag fie than mußten,
wie ich wollte. Oder von dem altdentfchen main, man,
mein, böfe, fchalfgaft, unteren; wovon der Meineid
ber formt, falfcher Eid; und die Mainthat, Mein
that Miſſethat.
das Margarethen — kraut; bey einigen unſerer
Leute, ein Nahmen ber Schafgarbe, achillea millefo-
Jium, Lin. weil fie um jenes Feſt biühet. Im Nieder⸗
deutſchen wird unſer Monath — blümchen, bellis peren-
nis, Margarethen Blume genennet, fra. märguc-
Yite.
der Margranz Majoran, origanım maiorana,
Lin. Diefes gemüsghafte und heilſame Kraͤutchen wird
bey den Griechen und Römern. amaracus genennet: wo⸗
‚ wit unfere Benennung mehr überein kommt, als Maje-
rar. In der Küche wird ed gebraucht, nicht nur ums
MWärfte zu füllen, ſondern auch mit Rosmarin, Thy⸗
- ‚win, Bafllicum, Coriauder, Pfefferkraut, ıc. zu ver⸗
ſchiedenen Gpeifeneten, Ä
Maria; Soriſch marjam, griech. keora , ppm,
in Egypten aber, ron Diefes Woet zu erft am der. Schwes
ſter Monfiß gehöret worden ift, mirjam. Browme,
ein Engländer, fagt in der Brſchreibung fiiner Neife
\
ET aim 235
duch Eyypten und Africa, vom J. 179%. daß im Tür>
kiſchen Reiche die Tochter eines Kaiſers, oder eines an:
deren Groffen miram genennet wird: welches Frau,
wder Fränle zu bedeuten fiheint. Denn mar, mer,
mir, heißt in der Perfifchen, Gyriſchen, ja auch in dee
altfraͤnkiſchen Mundart , ein Herr (ſ. Wachter, v.
Mar). Ixr Deftere. Iautet dieſer Nahmen bey dem
Wolke Mirr, Miez, Mitzerl jenſeits der Donau,
wie auch in den Alpen von Salzburg Miedäl. Um
Berlin, wie Friſch bezeuget, Meigela, Mila. I
Frauken bat man vormals auch Merge gefagt: daher
Mergentheim, oder Mergentbal, vallis Maris, Ge
auch im Schwarzwald St. Mergen, abbatia S.Ma-
riæ. In der Boftille von Kaiferöberg ; da giengen zum
Geabe die drey Mergen, Maria Magd., Maria Ja-
cobi, et Maria Salome.
die Marille; fonft: auch Morelle, eine gelbroͤth⸗
liche, fühle und runde Frucht von prunus armeniana,
Lin. welcher Baum aus Armenien nach Europa gekom⸗
men, und einem Pfirfihbaum aͤhnlich ift. Die Aprikofe
iſt eine aröffere, und durch die Kunſt erhöhte Art das
von. Die Amarelle hingegen bat einen fänerlichen Ges
ſchmack, ud iſt eine Art von Weichſel. Das Wort
Marie ſcheint wegen dem weichen und zarten Fleiſch her
zu kommen von INGE, mor, moͤr, muͤrbe Cf. Ade⸗
lung, v. mürbe).
marode ſeyn, ederwerden; ſehr muͤde, ſchwach,
eutkraͤftet, z. B. von einee weiten Reiſe, Arbeit, Krank⸗
heit. Arabiſch maredh, ægrotavit, infirmus. Griech.
und fat. maraſmus, audzehrende Krankheit, maraf-
mare, abmatten, ſchwaͤchen. Hebr. marach, contri-
vit: maroach, attritus. In dem Idiotikon von Lief⸗
und Ehſtland, an. 1795. heißt marachen, quaͤlen,
vlagen; das Vieh abmarachen, ed durch ſchwaͤre Ars
beit kraftivs machen. Womit auch abmaͤrgeln, aus⸗
maͤrgeln überein zu kommen ſcheiut.
236
Ein ähnliches, aber. doch im Grunde verſchiedenes
Wort ift das franz maraud, ein Goldat, welcher ſich
von dem Kriegsheer entfernet, um zu rauben oder zu
betteln; marauder, maroder, auf folde feige Weife
plündern. Menage und Friſch leiten dieſes Wort bee
von einem gewiffen Grafen von Merode, welder uns
ter Kaifer Ferdinand III. diente,‘ und fein Lager im⸗
mer in entlegenen Dertern hatte, 'wo er die Leute plüns
dern und brandfchäsen konnte. Der Ausdruck Maro⸗
debruder, macht diefe Meinung wahefcheinfich,, befon-
derd wenn etwa jenes Wort vor ben Zeiten Ferdinands
noch nicht üblich gewefen ſeyn follte. Im übrigen , fagt
Friſch, wird auch ein krauker Soldat dabey verſtanden,
der nicht fortfommen kann, oder ein Reiter, der kein
Pferd hat, oder daflelbe verlaffen Hat. Dieſes errin-
nert an das altdeutfche mar, ein Pferd, und od,
bde, Teer. i
dee Marner, ein Schiffmann. S. Meringer. -
’ die Märzen—änte, in gemeinen Reden Merzen-
änten 5 fonft Keidänte ; Winter— Hhlbänte, anas
querquedula, Lin. ine ftreihende Urt, welche ge:
woͤhnlich im Märzmonath Hieher kommt, ohne fih lan⸗
ge aufzuhalten: obwohl bisweilen auch im Herbſt einige
Bier angetroffen werden. Diefe Aente bat einen weiflen
Strich ober den Augen, und an. den Flügeln einen grüs
sen Streif im weiffen Grunde.
der Mäfchänsfer ; fonft Porſterfer⸗ Apfel, von
Porſtorf, oder Borsdorf, Banersdorf in Sarfen;
In Tyrol heißt er böhmifcher Apfel, in Böhmen Meiß⸗
nifcher Apfel Mifchensky iabko: wovon Popswitich
glaubt, daß unſer Ausdruck, Maſchansker, bee genom:
men ſey. Einige Leute ſprechen Marſchansker: allein
der Buchſtaber, wird oft gebraucht, wo er nicht bin
gehöret; und ansgelaffen, wo er eigentlid vor Handen
feyn follte. Es wird ein gewölles Mäſch, oder Märſch
in noch anderen Fällen gehöret: als Ganze — Maſch,
237
eine: Yet dom Aepfeln (ſ. dieſes Wort) ; Hafte— mai,
Klebkraut, galium aparine; Popowitſch ſagt in ſeiner
Unterſuchung des Meeres, daß eine Art von Stachel—
fhwämmen, hydnum ——— Rauchi — marſch
genennet werde. Doch hievon iſt ſchon oben mehr ge⸗
ſagt worden (ſ. Haftemaſch). —
die Maͤſche; etwas — oder was Über
einander sefchinngen iſt, 3. B. eine Mofchen im Netze, *"
in der Mondfeeifchen Gloſſe 347. mafca. Ein Band N
Enhpfen, daß eine ſchoͤne Mafchen darand wird. : Eine . ”'
Mafchen anf dem But; fonft Hutfchleife, franz. la co-. Nr
quarde. Fine groſſe courage - Mafchen auffteden. 3
Bon dem verafteten Maß, ‚ Niederl. Meat, Verbindung: “*
wie ſchon Adelung bemerket bat.‘ Engl. to mate, to...
match , zufanımen fügen, vereinigen. Im Niederdents
md Ww |
ſchen ife Mat, Matfe, Holänd. uud Schweb. maat, "" \
mat, ein Geſell. Ein Gelenk, weiches die Glieder >”,
des Leibes unter ſich vereiniget, wird daher noch jest. -- “+
das Gliedmaß genennet.
die Maſe; Narbe. Eine Maſen haben von eis
ner gebeilten Wunde; blattermafig, podennarbig. In
jenen Gtelfen , wie Friſch anfuͤhret, it Mas überhaupt
eine Madel: und bemaßgen, beſlecken. Ein geflecktes
oder geſlammtes Holz, wird in Oeſterreich Flader, im
Sachfen der Mafer genennet. Daher auch Mashols
der, Mas— Erle, Mes —Erle, acer campeftre,
Lin. in Oeſterreich rothe Ruſſel, Waſſeralbe (f. Ahorn),
.Es ift im Grunde einerley Wort mit Mail, Mas -
el: und geigt eine Vermiſchung von anderen Theilen,
oder einer andern Farbe an. Hebr. malach, mifcuit;
melech, ‚mixtura (f. Mail).
ans Materch, oder Materi; Eiter, pus, fa-
nies.. Im Englischen gleichfalls matter Als eine Ders
dickung von maten, Engl. to mate, zuſammen fügen
ch Maſche, und Masfog). Das lat. materia, mate-
xies, wird ——— bes geleitet von matec, Matter:
338
indem es einen Stoff bedeutet, woraus etwas gemacht
wird. Vielleicht Hat ed aber gleichfans etwas verdick
ted , zufammen gefegtes bedeutet, im Gegenfase des
geiftigen? Ens vel ef fimplex , vel comj.olıtum,
Alſo Stoff, materia, unde aliquid componitur.
der Matratzen; nad) andern die Matratze; ein
— gefülter oder ausgeſtopfter, und hin und wieder nieder
gebhefteter breiter Körper. Im Bette hat man ſehr oft
einen Strohſack, alsdann einen Matragen , nämlid
einen don Swilch gemachten, nud mit Pferdfanren ges
a alten Sal. Das Oberhett, oder die obere Tuchet,
nl XF a gewoͤhnlich mit Federn gefuͤllt; wo nicht, ſo beißt
es eine Decke, uud wenn fie klein abgenaͤhet iſt, eine
ee abgenähte Decke, nicht aber Matratzen. Kleine mit
MEamillen, der Hohlerbluh gefuͤllte, und nieder ges
Ze Sädlein, welche wider das Zabımeh oder andere
luͤſſe aufgelegt zu werben pflegen, beiffen gleichfalls
tn Maträgel.
—53 bey dem Boxhorn mattras, Engf. mat»
trefs, tal, mataraccio, materazza, ftanz;. matelas,
Ungar. madratz, Geoatifd matracz. Das Ausfällen,
Ausſtopfen, ſcheinet den Hauptbegriff auszumachen: fo
Daß ed zu maten, zufammen fägen, verdicken, gehoͤren
möchte, wie 3. B. in Materch, Masfog ꝛe. wobey as,
es, is, etwann nur eine gemeine Eudſylbe if. Viel⸗
leicht iſt es aber ein zuſammen geſetztes Wort von Mat⸗
te, eine Dede: und einem Zeitwort, welches heften,
bacäfteden bedeutet; — tario, durchſtechen, ta-
radr, tarazer, ein Bohrer, wie Borhorn bezuget.
Untere den Waffen der alten Gallier, wie man bey dem
Julius Caͤſar, Liviuns, Nonius, erfchen kaun, war
matara, mataris, materis, ein Wurſſpieß: weiches
ort bey dem Borhorn Origin. gallicae, p. 25. dee
geleitet wird von dem Arab. matara, iaculari.
| mätfch werden ; im. Spielen keinen Stich maden.
Im Schachſpiele eigt es matt, ſchachmatt: allwa das
— —— 239
erſte Wort einen König bedeutet, bad zweyte abertodt,
überwunden, unkraͤftig. Gebr. meth, geſtorben, todt;
Arebifch mata, fterben, Spaniſch matar , toͤdten. Das
ber ift matador in Spanien eigentlich ein Mörder, im
Spielen hingegen ein Brief, wodurch andere Briefe
gleihfam zufammen gehauet, und nicht geltend gemacht
werden. Bey dem Stricker ift cap. 2. Sectione 5.der
mat, Untergang, Verderben. Matſch ift das nämli-
de Wort, nur mit der Eudſylbe —iſch: wodurch eine
Aehnlichkeit mit den todten ober uͤberwundenen, onges
deutet wird. |
die Mähtz, oder richtiger nach her Ausſprache fo:
wohl als nad) der Etymologie Maz, eine Hündin, im
veraͤchtlichem Verſtande bisweilen auch eine Ehrvergeſ⸗
ſene Weibsperſon. Aubdere ſchreiben Maͤtze, Metze.
Es zeigt überhaupt ein Gefchöpf an, weiche gehörige
Theile Hat um ein Junges zu fängen. Im Tatian c.
53. werden die Worte überfeget, Gelig find die Beis
fe, die du gefogen haft, Salig thie manzon, thie thu
sugi. Hoffentlich wird es mazon heiffen müflen. Griech.
Kalos, juzsos, uycIos, Düte, Bruft. Ju der Monde
feeifchen Gloſſe ift daher p. 388. maziante, mazianif-
cemo, mulierum. Es wäre möglich, daß die Ama⸗
jouen, die ein Weihervolk ohne Möuner waren, ons -
gleicher Urfache diefen Nahmen erhalten Hätten, Mehr
aber hievon bey dem Wachter, v. Amazones. -
Ein anderes Wort, wodurch eine Händin perſtan⸗
den wird, ift Zauck, Zauche, Zoche, Zatze, in Dass
nover Tale, Schwed. and Islaͤnd. tik, tiik , büße
miſch tiſta. Diefe Wörter fheinen einen gleichen Grund
= ‚wie das vorige. Eugl. dug, Bruſt, Ex⸗
der. In dee Sammlung der Minnefänger beißt es P.
ll. pag. 209. blank ift jrg düke, weit; iſt ibre Bruß,
Die Wange rotb, ıe. Doc hievon wird au feines Oste
Die Rebe ſeyn Ch Band)... .
u
Aut fı
249 — GEN une
der Matzſotz; ein Schimpfwort um einen Men-
ſchen zu — welcher aus Verdruß einen geoffen
Fotz macht, d. 1. dad Maul rümpfet, ed bangen Tat
(f. 508). Das Wort ift fehr ausgebreitet, obwohl
man nicht überall den nämlichen Begriff damit zu ver⸗
binden pflegt. Wachter erffäret ed von einem Mes
fhen, der alberne Reden führer: Friſch und Adelung
von einem meibifchen,, verliebten, oder biödfinnigen
und verzagten Menfchen. Ohne Zweifel hatten fie das
oben angeführte Mätz (Metze), folglich ben Begeiff des
weibiſchen, im Gedanken.
Kon heißt das Maul; oder die Freſſe der Thiere;
wird aber ans Scherz oder Verachtung auch von Men-
ſchen geſagt. Matt, Ma hingegen zeigt eine Ver⸗
dickung an, Maſſe, Klotz: wie ſchon oben angemerket
worden iſt A: Mafhe, Materh). Der Topfen, oder
-jenee verdickte Theil von der geronnenen Milch, wor
aus Kaͤſe gemacht wird, heißt i in Franken die Matte:
u für Streichfäs, wird in Sachſen and fleifer Mag
gefagt.
die Maucke; ein Nahmen jener rauchen Wuͤrm⸗
chen, welche an Pelz, Thierhaͤuten, Buͤcherdecken, Line
ſchlitt ꝛe. nagen, und ſelbe verwüſten. Es find vie
Larven des Spedtäfers ; ‚ dermefles lardarius, Lin.
“ober der Pelzmotte, weiche auch der Kirfchner Heiße, .
dermeftes pellio. ' Dag hieduch ein Gewimmel, und
ſolche Thierchen, welche fich haufig bewegen, angeden-
tet werden, folgfich das Wort einerley mit Ruͤde ſey;
erhellet daraus, daß bisweilen auch die Wibeln, curcu-
lio granarius, und, wie Popowitſch bezeuget, die ET
ſigfliegen, muſca eellaris, ja fo gar die Blattlaͤuſe,
aphis, mit dem Nahmen Maucke bezeichnet ‚werben
(f. Mulde). Im Böhmen iſt maucha eine Fliege,
ſeanz. Ja moucher : —
das Mauckenkraut , golypodium flix. ©,
Farnkraut.
die
241.
die Mauerſchwalbe; ein Nahmen, wodurd bey
anderen Schriftſtellern bald unfere Kothſchwalbe, hi-
rundo urbica, Lin. bald unfer Speyer, birundo apus,
veritanden wird (f. Schwalbe). Der Mauerfpecht,
certhia muraria, Lin. hat an den Slügeln einen rofen-
farben Fleck. '
die Maultafche, ſ. Taſche .
dee Maulwurf, talpa. S. Scher. |
die Maurache; Morchel, phallus efculentus,
Lin. Ins gemein wird bey dem Volke unter dem Nah:
men Maurachen, Mauruderl, nur die fchwarze
Mochel, oder Spitzmorchel verftanden : eine andere
ſchmutzig gelbe Art Heißt der Meiling.
Sehr wahrſcheinlich ift es, daß dieſes Wort her
fommt von mor , Holländ. moor, gried. und lat.
maurus, ſchwarz, dunkel. Franz. morillon , eine
chwarze Weintraube, und morille, Engl. moril, eine
Morcel ‚oder wie Zinke diefen Nahmen fchreibt, Mor⸗
gel, Morche. Popowitſch glaubte, daß in der zwey⸗
ten Sylbe —ach, Waller bedente, weil diefe Schwaͤm⸗
me einen fenchten Grund lieben: allein gleihwie Meer:
acher (ſ. diefes Wort) nichts anders iſt, ald Merch,
Merg, fo ift auch Maurad eben dad, was Maurg,
Mauch, Morch, Morgel, Mordel. Das Herbfi—
mauruder!, fo wie ich felbe gefehen, fehien mir cla-
varia polym.rpha, in. zu feyn.
die Maus; Island. maus, bey den Perfern,
Griechen und Römern mus; böhmifh, Pohlniſch und
Croatiſch myfs, mysz, mish, welche Wörter fanımt:
lich wie Müfch, Mifch gefpeochen werden. Das heim:
liche und verftohlene Betragen dieſer Thierchen, fcheint
ben Dauptbegeiff des Wortes auszumachen, griech. 1. c.
ich verberge, verbülfe, Gebr. mufach, mafach, eine
Dälle, operimentum. |
die gemeine Maus, Hausmaus, mus mufcu-
lvs, Lin.
Dweytes Theil, D
242 — — |
dee Ray, mus rattus. z
’ die Spitzmaus, forex Araneus.
Heoffe Waſſermaus, Waſſerbiber, mus am-
phybius. |
Fleine Waffeemans , Waſſer — Spismaus,
forex fodiens.
ber Ger, talpa europa.
Die Schermans, mus terreftris. '
Dafelmaus, myoxus nitela.
eine Hafelmans , Waldmand , myoxus
mMufetardinus. "
das Erdzeifel, Kritſcherl, arctomys citellus.
maͤuſel — ſtill, oder mausſtill; fo ftif, wie eine
Mans, wer fie une das niindefte Geraͤuſch Hört.
mauſerln oder maufcheln; wird gefagt von Leu⸗
fen , Die ganz ftil and unbemerkt daher gehen: and von
Hafen und Fuchſen, wenn fie ohne allem Geraͤuſch in der
Jagd daher ſchleichen. Ans einer alten Comodie ft moch
immer in Wien jener [herzhafte Ausdruck bekaunt, o du
ſchwarz Mauferl! wodurch eine geliebte file Perfon
von ſchwaͤrzlicher Farbe verftanden wird. (G. Maus).
fih mauſig machen; ſich viel brauchen, gefchäf
tig zeigen, einen Witzling machen. Vermuthlich von
muſen, muſſen, gähren, anfbeaufen (f. Moft).
das Maus--Iaiterl’ 5 eine Meine Leiter, word
die Mäufe auf und ab fteigen. Unter dieſem fherzbak:
Seit Ausdruck wird bey einigen Lenten die Schafgarbe
derftanden, millefolium, deren zarte Blätter mit ei⸗
ner Leiter verglichen werden. Andere heiten feibt
Herrgott — Ruckenkraut cf. dieſes Wort).
mauſſen ; die alten Federn verliehren, z. B. der
Vogel, die Henne mauſſet, hat gemaußt. Bey andera
Schriftſtellern heißt es ſich ofen, ſich matftern,
die Mauſterzeit. In der Schweitz mütern, fr Wie
Berfachfen muten, mutern, Holland. muyten, muy-
teren, fton;. muer, lat. mutäre pennas. Notker bat
UT DET En 243
Pf. 44. muzon ; mutare, commutaser wand bie Mond⸗
feeifche Gloffe p. 329. muz- -giuuati, Wechſelkleider.
Von Krebſen, wenn ſie eine junge Schale bekommen,
heißt es hier nicht mütern, ſondern abſchaiden, fie
ſchaiden ab, ꝛc. weil fie die Schaid, Scheide, naͤmlich
hohle Bedeckung, wie * B. Meiferfcheibe Degenicheis
de, ablegen.
maustodt ſeyn; voͤllig todt, fo daß man fick nicht
mehr ruͤhret: wie eine Maus ſich nicht rühret, wenn fie
ein Geräufch hoͤret, oder, wie Friſch glaubt, ba liegen
ohne mindefter Bewegung , woduech au nur eine Maus
gefchredtet werden könnte. Daher auch munsftill, maͤu⸗
ſelſtill. In dem alten Fragment über den ſpauiſchen
Krieg 8. Karl des groffen, v. 2095. mofer tot nither
vallen, maustodt nieder fallen.
einen Maybaum fegen; am erften May vor dat
Hand deb jenigen, den man vorzuglich ohren wii, ober
vor die Wohnung einer geliebten Perſon, einen grünes
Baum foren, ald Birke, Fichte, ꝛc. franz. planter le
may, tal. piantar albero. Vormals wurden bier
junge, ſchoͤn gewachſene Fichten bis an den grünen Wi⸗
pfel, oder Kranz (Dir) , woran verſchiedene Bande
angebracht waren, gefchälet, und fo in die. Erde geſte⸗
ee. Einige Wirthe festen, um fi einen Zulauf von
Gaͤſten zu verfchaffen, einen folden Baum: befchmiess
ten felben mit Fett, und befteten Geld daran: das dem
jenigen,, welcher hinauf klettern konnte , zur Beute ward.
Weil aber auf folche Weife in dem Forſtweſen ein bes
traͤchtlicher Schaden entftatid , und zu dieſem Ende auch
viele Bänme geſtohlen wurden: ſo ſind die Maybaͤume
endlich Durch ein allgemeines Geſetz verbothen worden.
die Mandiftel,, oder Milchdiitel; eine milchrei⸗
HE Pflanze mit gelber Blaͤthe, und breiten Blättern,
die mit fpisigen kleinen Stacheln, gleich einer Diftel
verſehen find; ſonchus oleraceus, wie "_ fonchusar-
. \ N — 2*
244
venfis. Andere nennen dieſe Manıe Haſenkohl, Gaͤn⸗
ſemilch, Gaͤnſediſtel.
die Mayforelle; falmo Schiffermülleri , fie.
Eine Forelle mit einem Tüngeren Unterkiefer , und
ſchwarzen Flecken; falmo maxilla inferiore longiore,
maculis nigris. Dieſer ſeltene nnd gute Fiſch wird
fowohl in der Oſtſee, als hier im verfchiedeuen Land⸗
feen angetroffen: uud heißt Mayforelle, weil er ges
wöhnlih im Maymonath, wo er nom der Tiefe fich em⸗
por hebt , gefangen wird. Sonſt der Silberlachs,
franz. ſaumon argentre. Da aber in dem Syſtem von
Rinne ſchon ein falmo argentinus vorhanden war, fo
hat er in der XIII. Ausgabe buch Gmelin, den Nab-
men erhalten von dem ?. k. Rath Ignaz Schiffermuͤll⸗
ner, welcher diefen Fifch befanut gemacht, und au D.
Bloc zu Berlin überfendet hat. Diefer würbige und
berühmte Mann ift im 3. 1806.08 Dechant aub Pfars
rer zu Waitzenkirchen in DOberöfterreih , und als ein
noch ganz lebhafter und munterer Sreife geftorben. Au
den Geefüften wird unter dem Nahmen Mayfiſch die
Alfe, oder Aloſe verftanden, clupea alofa, franz. la-
lofe, Engl. ihe fhad; weil er im May and dem Mee:
ve in die Flüſſe ‚austritt, nud fo gefangen wird.
der Maykaͤfer; ſcarabæus melolontha , fin.
nach den neueren aber. melolontha vulgaris. Diefe
Käfer fommen alle dritte Jahr zum Vorſchein: ihre
Larve aber, eine weiſſe dide Made, welche in. der Erbe
die Wurzeln der Pflanzen abfrißt; if unter dem Nahmen
Engering befaunt. Vey dam Friſch heißt. diefer Kä-
fee auch Weidenhahn, weil er ſich gerue an den Wei⸗
ben aufhält; feanz. le hamme:on. Bon haben, haus
gen, oder han, fi feft hatten (ſ. haben).
ber a eine junge Afche. (E. Aſche.)
der Mayr. S. Mair.
der aßwurm, oder Schmalzkaͤfer, hlauer May⸗
käfer, meloe proſcarabæus, fin. from. le ſcarabé
243
onctueux, Engl: the vik-beetle. Ein auf der Erde
und in Bäumen langſam herum krlechender Käfer, mit
einem weichen, dimkel'verlchen blauen Körper , und roth
geringeiten Hinterleibe: welcher feine Flügel, doch ganz
Heine Fluͤgeldecken hat, und, wenn er mit der Dande
berüßret wird, aus feinen Gelenken . einen fets
ten, gelblichten, ſtinkenden Gaft von ſich fpriget. Er
wird als cin Mittel wider den Biß toller Hunde, mit
Theviak, Ebenholz, Birginifcher Schlangenwurzel,
und. Eberuͤſchen Schwamm, in Hönig eingeſotten.
dee Meeracher, uber Meerachen; mergus mer-
ganſer, Lin. ine Art Saͤgetaucher, mit einem ſpitzi⸗
gen, langen, gezähnten Schnabel, blaulicht ſchwarzen
Kopf , und fchön gelben , oder blaß marilienfarben
Bauch, welche Farbe ſich aber bey einem ausgeſtopften
Vogel in das Weiſſe verliehret. Gonft wird er Tau⸗
chergans genennet; franz. harle, Engl. goofander.
Das Weibchen deffelden, mergus caflor, iſt am Kopfe
braunroth, und am Bauche weiß. Ze |
Diefee Vogel wird den geoffe Meeracher genernet.
Dee mittere Meeracher, mergus albellus. Der fleine
Meeracher, mergus minutus , wird bey dem Kramer
Dudantel, bier bisweilen auch das Pfrillenvoͤgerl ges
nennet, weil er vorzüglich den Pfrillen (Elritzen) nach⸗
ftellet. Es kommen diefe Vogel zur Winterszeit bier am
Trauufluß an, flichen unter dem Waller, und treiben
manches mal eine ziemliche Menge Fifche gegen das Ges
ſtatt, fo daß oft Fiſche bey dieſer Derfolgung hinaus
fpeingen : wo fie aber wicht felten den Krähen , welche
gern bey folcher Jagd zuſehen, zur Beute werden.
Ä Statt des vorigen Wortes ijt, wie Friſch in feis
nem Wörterbuch beobachtet, auch nur Merch, Mirch,
geſchrieben worden. In den alemannifchen Gloſſen des
Martin Gerbert pag. 75 mergus, Merrich. Von
dem Celtiſchen mer, tiefes Waſſer, ein See, oder ein
wirklich groſſes Meer (ſ. Wachter h. v.). Daß der
48 Be un
Begriff Het Vertiefung Hier -vorzägich in Betrachtung
kommen müſſe, laͤßt fi abnehmen mus dem, obwohl
jezt ungemöhnlichen Zeitw. usergen‘, merchen, Fat. mer:
gere , untertauden; und Merch, Morich, us,
ein Taucher, welcher in die Tiefe fährt. Etwas aͤhnli⸗
ches bat ſchon Geßner einſt behauptet; und Friſch Bas
es endlich ſelbfſt gemerket, dab. man dieſes Wort nicht
wie Meer— Rachen betrachten muͤſſe, weil etwa dieſer
Fiſch einen gefreſſigen Rachen hat, die Schreibart
See — rachen aber ganz unnuͤtz, und nur neu erfunden
ſey. Meerach iſt alſo eben ſo viel, als Meerich, Nerch
(ſ. Maunrachen).
das Meerfärl. S. Meerſchwein.
die Meerfraͤule; Engl. mer —maid, in ber
Mondſeeiſchen Gloſſe pag. 333. meri —minna; ein
weibliches Thier an den Ausflüſſen des Meeres von Afri⸗
ea und America, welches eine ordentliche Naſe, zwey
"Rippen, Brüfte, und kurze Arme oder Vorderfuͤſſe,
aber keine Ohren bat. Der hintere Theil des Körpers
it zaſammen gewachfen in ber Geſtalt eines Fifches.
ıchechus manatus, Lin. Das Mänuchen davon heißt
Meermann, Meermenfh. Es pflegt dieſes Thier wicht
zu fingen, wie man doch von den Sirenen gefabelt hat,
ſondern gibt einen Laut von ſich wie in Och, oder eine
Kuh; wehwegen ſelbes von einigen Gchoiftftelleen See⸗
fub, vacca marina , genennet werden iſt, obmshl mon
fonft unter dem Nahmen Seekuh, Waſſerochs, ge⸗
wöhnlich das Nilpferd, hippopotamus verſteht; liebt
aber indeffen die Muſik, und wird daher auch von dem
Wilden m America fehe oft zahm gemaht. Das Fleiſch
davbon wind fin ein vorzüglich niedliches Eſſen gehalten.
Uebrigens ift diefe Meerfräule auch als eine Göttin
verehest worden: in Syrien unter dem Rahmen der
keto, vel atargatis, und bey den Philiſtern Dagon,
van dem Hebr. day, pifeis.
— — 44
der Meeefrofch; rana marina, et tephius piſ-
ſatorius (ſ. Froſch. a .
der Meerheher; ein geiu blaner Vogel von der
Bösölfe eines Hebers, mit einem rothbrauneun Nüden,
mb ſchwarzen Gchwingfedern: welcher im Sommer über
das Mitteländifche Meer ans Afriea Hieber fommt, und
pon Getreide Körnern, Eichel und Würmen lebt, cor
racias garrula, in. Freyb. v. Hochberg, welcher feis
nen ſchaukelnden Flug bemerfet, womit ſelber auf einen
Baum berab ftürzet, fagt, daß er in Defterreih nur
felten und einzeln, mehr aber in Ungarn angetroffen,
and degwegen auch Ungariſcher Heher genennet wird,
Sonft ift diefer Vogel unter allerley Nahmen bekannt:
als Mandelfrähe, Garbenkrähe, Weisheher, weiß
er fi gern auf die Getreibe— Mandeln feget; blaue
Kraͤhe, Rader, Roller, deuticher Papagey. Geb
ner hat ihn die Straßburger, Kraͤhe geneunet: weil ihm
diefer dazumal noch unbefaunte Vogel aus Straßburg
peſchicket worden ift.
die Meer—Rafes ein Fiſch, cyprinus vimba,
Lin. ©. Blaunaſe.
die Meerſchwalbe; in Unteroͤſterr. wie Kramer
bezenzet, ein Nahmen des gemeinen Bienenvogels,
merops apiaſter, Lin. welcher an den fteilen Ufern der
Donau angetroffen wird. Unſer Fifchermändl ,. ierna
hirundo, wird bey franz. und Engl. Schriftftelleen See⸗
Schwabe , geoffe Meerfchmalbe geneunet. . Nach auderen
it u — glareola auſtriaca: wie auch ein
gewiſſer Fiſch trigla hirunde.
das Meer ſchwarzplãttel, oder Baumfchwäl-
berl; muſcieapa atrieapilla, Lin. der ſchwarzolattige
Fliegenſchnaͤpper. Ein Zugvogel von ſchwarzer Farbe,
aber einem heil weiſſen Unterleib, und weiſſen Fleck an
bee Stirne: welcher im. Frühling anlommt, und im
Herbſt wieder abreifet. Das Weibchen ift bräunfich,
unten ſchuutzig weiß ,. und obue jenem weiſſen Fleck.
248 a a
das Meerfchrein,.oder Meerferfel; cavfa co-
baya , Lin. in den vorigen Ausgaben des Syſtems mus
porcellus. Der Braukfifh ; eine Art der Deiphinen,
delphinus plockna, Bin. komm̃t gleichfalls unter dem
Nahmen Meerſchwein vor.‘ Der Tapir, wekcher ſich in
Sudamerica an den Flüfſen aufhält, und die Gröffe eis
nes Eſels, aber die Geftalt eines Schweind hat, tapir
americanus, Lin. heißt gewöhnlich Waſſerſchwein.
ber Meerſpatz, emberiza Schaniclus. G. Aus
die Meerſpinne; ein Nahmen verſchiedener Gees
gefchöpfe,, die wegen. ihrem rundförmigen Körper und
vielen Füſſen, einer groffen Spinne ähnlich find. Gol:
che find der Tintenflfch, Sepia: wovon ed mehrere Ar-
ten gibt. Der Taſchenkrebs, cancer pagurus. Im
Kremdmünfter wird unter anderen Natucproducten can-
cer cornutäüs, vder nach dem Fabricius inachus cornu-
tus, als eine Meerfpinne aufgewiefen. a
der Meerftiglig, ein Vogel, welcher am Kopf
. und dem unteren Körper weiß, am Rüden und Schwanz:
federn aber ſchwarz ift: und von Lappland, Grönland,
x. im Winter, wenn viel Schnee gefallen iſt, nach
"Deutfchland formt, emberiza nivalis, kin. Gonft
wird er Schneevogel, Schnee — Ammer, geffedite Am⸗
mer, Winterfperling genennet. a
das Meerzeiſel; fringilla linaria ;, Lin. Ein
Meiner gran gefcheckter- Vogel, mit zwey weißlichten
Querſtrichen an den Flügeln, und einer purpurrothen
Scheitel: melder im Winter aus dem Norden ankommt,
und unter den Zeifigen fich gern auf den Erlen aufhält.
Weil feine Ankunft nicht jeden Winter, fondern nur in
gewiffen Jahren gefchießt,, fo fiheint ed, daß man die
‚felbe, wie bey dem Seidenſchwanz, ampelis garralus,
ald eine Vorbebeutung eines Elirftigen Uebels angefehen
hat. Menigftend wird er ze ‚ wie auch
Sräfel, Gräslein, oder, wie es Abelung ſchreibt,
—XEE 249
Graͤßlein genennet; von graß, ſchauerlich, flͤrchter⸗
lich. Uebrigens heißt er auch‘ Plattzeiſig, wegen der
rothen Kopfplatte; rothplattiger Hänfing,, Nothhänfs
ling, kleiner Hänfling, Schwarzbaͤrtchen; und wegen
feiner zwitzernden Stimme Zitſcherlein, Sſcheckerle,
Tſchotſcherl. In der hieſigen Gegend glaubt man,
daß er alle drey Jahre her kommt.
das Mehl. Das feinſte von dem Weitenmehl
heißt das Mundmehl; an anderen Orten von Deutſch⸗
land das Kernmehl, der Vorlauf, Vorſchuß. Alsdann
folget das Semmelnepl: und endlich das Pollmehl,
welches zu gemeinen Meblfpeifen- verkochet wird. Bis⸗
mweilen'wied eben dieſes Mehl die braune Pole genens
net: dad Semmelmehl hingegen die weifle Pole. Bon
Koen heißt das feinfte das meißfornene, oder audges
hebte, zum Tafelbrod; das ſchwarz — roggene, zum ges
— Brod; endlich Braunmehl, und Kleyen für das
ie
die Mehlbeerftaude : der Weißdorn, cratægus
'oxyacantha , Lin. Der Mehlbaum , Mehlberrbaum
aber, cratægus aria, wird in unferen Gebirge Weiß⸗
kaum, und nad dem Popowitſch Fiſchbeerbaum ge
nennet. Die Frucht von beyden — iſt eines mehlich⸗
ten Geſchmackes.
der Mehlhund; ſonſt di⸗ Mundſehre, das
Schwaͤmmchen, das Eſſen der Kinder. Ein ganz ge⸗
wöhnliher Zufall bey kleinen und unlängft gebornen
Kindern: indem verfchiebene weifle Flecke, wie ein meh⸗
figer Schleim, in dem Munde fich zeigen. Go lang
diefe Flecke weiß find, und fich auch gemeiniglich leicht
abwiſchen laſſen, hat ed nicht viel zu bedenten. In ums
feren Gegenden fieden die Mtter Gartenſalbey und Erd⸗
beerkraut, um mit folchem Waſſer den Mand zu reini⸗
gen. Aber wenn ſich ſelbe bis in den Schlund hinab
erſtrecken, und eine gelbe, braune oder ſchwarze Farbe
annehmen; alsdaun ift es bedenklicher. Der Ausdruck
250 — ENTE
— Hund, ſcheiat yıyas aumzoigen, wolches heltet,
haftet, anflebet (ſ. Hund, und Kunter). Einige Lemte
bier Sagen ſtatt beifen das uffel; welches chen fo viel
beißt , als ſonſt das Schwäͤmmchen. Deas'in ber
Windifchen und Ersatifchen Mundart. ift goba, guba,
ee Gchwamm.
der Mehifäfer tene brio — Ein. Ein
laͤnglichter, ſchwarzer, im Unterleibe aber brauner Kaä⸗
fer , mit geſtreiften Fluͤgeldecken, weicher ſich in dem
Mehl aufhaͤlt. Die Larve, welche aus feinem Ep ents
ſteht, Heißt Der Mehlwäem; eine belanute Liebliugs⸗
forife mehrerer Voͤgel. In anderen beutfches Laͤndern
wird er Beckerſchabe genesmet: oder Rußwurm, von
Maß, fuligo, Im dem Lexico MS. zu Kremontuͤuſter
rubicer, Rwzwurm.
bee Mehl — Ring 3 Brautring, Mahl—eing.
Von meheln, gemebeln, bay Otfried sub Wileram ma⸗
heln, vermähfen,
der Mehlthau. ©. Milthau.
das Mehlweiß; eine gewiſſe Pflauze, welche von
mehreren geneunet, als gekennet wird. Nach jener Be⸗
ſchreibung, welche Popowitſch davon gemacht bat, vode
re es alyfsum galicinum, Lie. Es hat weiß beſtaͤubte
Blätter, und wird mit Frauenmänze, Brauumünze,
— a Quldens Kraut, widen Die Waſſerſucht ge
raucht.
bee Meilingz bey unſerem Delle ein Nabmen
der gelben Marchel, zum Unterſcheid der ſchwarzen (f.
Maurache). Da man Die Ausſprache Mailing, Ran
Jing, nicht gelten Laffen wi, fo dürfen wir diefed Mont
weder vau Mail, Mackel; noch Yan dem Maymongath
Her leiten. Gs (heint Daher einerien zu ſeyn wit Meil,
wolches bey dem Ger; fo viel heißt, als Melm,
Staub; von mahlen, zermalmen, wegen ber morſchen
Boſchaffenbeit und Gebrechlichkeit dieſes Schwamms
ar raus Der ſchmutzig peiſſen Sache , wir Den Mal:
kann op > Sy Sp 261
die Melaun; Melone, cucumis melo, fin. J⸗
tal. und franz. un mellone, mellon. Vermuthlid wes
gen dem füllen und Lichlichen Geſchmack, von mel,
mellitus... In der Windiſchen und Groatifchen Spra:
che Heißt dieſe Frucht dinja, dynia.
mein: 1). ein Zwiſchenwort, welches in perfchiedenen
Fällen gebrauchet wird. Als, um Jemand zuzurufen,
heus tu; mein, ſag mir ber Herr, iſt das Dans ſchon
verkaufet? Ein Zeichen der Verwunderung: mein,
was hat er erzählet? mein, ſoll das richtig ſeyn?
Ferner für aber: mein, das wäre zu viel; mein, laß
es licher Bleiben. Endlich als eine wirkliche Verneis
nung: ha mein! ey mein! ja was niht noch? Mein Ge⸗
bauten.
Es Hat ſchon Abelung bemerket, daß es mit dem
Niederſ. man, men, Hollaͤud. mar, frauz. mais,
aber, überein kommt. Griech. u, numquid? ov 2.
'nequaquam, uw, 8), tamen, quidem. .
a). gern, lieb. Gleich fü mein wollte ih gar
ſchweigen, wenn es bey jeder Rede gleich Verdruß ab⸗
ſetzet, gleich ſo mein gebe ich ſelbſt hin, als durch ei⸗
nen ungeſchickten Bothen ıc. Altbrittiſch bey dem Bor⸗
horn mynnu, wollen: Schwed. minne, der Willen.
Bey den Schwäbiſchen Minneſängern meinen, wohl
wollen, geueigt ſeyn, gern haben; minnen, Lieben.
Im Schwabenſpiegel, cap. 153. bey dem Schilter:
Got fprichet also, minne dinen naehfien, alz dich
Telbe.
das Meiſſelz eine aus weidenen Ruthen (Zainen)
geflochtener Korb: z. B. ein Hühnerkorb, um die jun⸗
gen Hühner fort zu tragen. Bey den Fiſchern ift das
Meiſſel ein Länglicht. runder Koch, mit ſpitzigen Seiten⸗
Enden, welcher gebrauchet wird, um Fleine Fiſche oder
Keebfen, auf eine Zeit zu verwahren , und auf dem
Waſſer ſchwimmet. Eitz Ding, welches aus abgefchnit-
tenen Heinen Theilen gemacht worden ift (f. maiffen).
52
memmeln; mimmeln, etwas ſo eſſen, daß die
Lippen geſchwind immer auf und zu gedrücket werden.
Manche Leute haben ſchon Die Gewohnheit, bey dem Eſ⸗
fen e8 fo zu machen: auch die Ziegen memmeln fange
Zeit, menn fie etwas im Munde haben. Men, mim,
ift ein natürlicher Auddruck der befchäftigten Sippen.
Vielleicht hat auf das griech. und lat. mamma, ma-
milla, woran die Kinder memmen oder fangen, daher
feinen Urfprung. Die Ziegen haben am Halſe zwey
demmerl, namlid Warzen, Milhgtödtein: weit fels
be wie eine Zihe ausſehen. In einem alten Woͤrterbuch,
welches Adelung v. Bruſt anfüͤhret, iſt Memchyn,
mamilla.
menen; führen, weiſen, z. B. du mußt ackern,
und ber kleine Bube dabey menen, naͤmlich voran ges
hen, um die Ochſen oder Pferde anzuführen, damit fie
ordentlich auf dem Adler fort gehen. In die Schweiß
. fest man, Hol, Mift, Dunge menen, felbes auf
einen Karren oder Schlitten ausführen. Dee Dienel
ift ein Schlitten, worauf Holz oder eine andere aͤhnliche
Laſt, langſam fort gezogen wird; das Handmenerl,
ein kleiner Schlitten, den man mit ber Dande zieht,
in Oeſterreich ein Gaißſchlitten. Altbrittiſch bey dem
Boxhorn menn, ein Karren ober Schlitten. Horneck
fagt von dem gefobten Lande, in welchem dee Seiland
von den Inden gebunden, und gleich einem Vieh daher
gefchleppet worden ift, cap. 439.
Sie ſlugen und ftieggen
dich fueggen Got zarten (zereten, ſchleppten)
als ein Vieh mit Gärten
wurd du don jn gement,
Friſch führet aus einer niederdeutſchen Bibefgfoffe die
Worte an: ein Ochſeiſtock, daermede men de Of
fen ment, bacinus quo agitantur boves.
Das Zeitw. menen Heiße lat, minare, ran. me
ner, Holländ. mennen. Die Gereitart maͤhnen,
053
welche Friſch und Adeluug haben, ift ganz umoöͤthig;
wenigften® kommt diefes Wort nicht von mahnen, mo-
nere her. In der Ungarifchen Sprache ift menni, ger
Den, und: menes, der Bang. Dieſe Bedeutung des
gehend dürfte wohl die erfte. und urſpruͤngliche ſeyn:
soorand menen, für gehen machen, führen, entftanden
zu ſeyn ſcheinet. Unter der Erde eine Mine araben,
einen Gang; eine Goldmine, Goldader entdeden,
auf die Spur kommen, wo daifelbe feine Gange gemacht
und fi ausgebreitet hat. —
der Mengel; in dee Sprache des Volkes ein Feh⸗
ler, Schaden, Nachtheil, z. B. bringt es dir emen
Mengel, wenn ich im Wirthshauſe bin? Es iſt mir
kein Mengel, du kanuſt es machen, wie du willſt; es
hat keinen Mengel, keinen Haigel, hat keinen An⸗
ſtand, iſt mir gleichgiltig. Hievon iſt auch das Zeitw.
mengeln; z. B. etwas bemengeln, daruͤber eine Aus⸗
ſtellung machen, als unrecht oder fehlerhaft anſehen;
eine Bemenglung machen über etwas. Ich mengle
das Wetter am ganzen Leibe, nämlich empfinde die
böfe Wirkung, etwas mangelhaftes am Körper.
Mangel, Mengel zeigt, Überhaupt einen Abgang
an, eine Abweſenheit deſſen, was man wuͤnſchet. Als
3. B. Mangel an Geld, Brod, an Treue, Rechtſchaf⸗
fenheit , Geſundheit. Folglich fo viel, ald Fehler,
Schaden, Unbequemlichkeit. Das Buch ift mant; «8
fehlet , gebt etwas ob. Notker fagt Pf. 33. die Gott
fücchten , denen wird nie etwaß abgehen, dien ne men-
et neheines kuotes. Windiſch menkati, franz. und
Sal. mangquer, mancare, mangeln, abgeben.
— mer: die. Endſylbe an den eigenen Nahmen ei⸗
nigee Bauerngüter. Wenn ed ein ganzer Hof ift, fo
heißt e8 z. B. der Haghof, Berghof, Steinhof: und .
ber Befiser davon Hagmair, Bergmair, Gteinmair.
Iſt es aber ein Gut nur von der mitteren Gröffe, fo
wird ei folcher Beſitzer nicht Mair, fondern Mer ge:
254
nennet, ald Hagmer, Bergmer, Gteinmer. Fir Huf⸗
ner, wird hier Hub — mer geſagt. Im Grunde iſt
Mer, Mair, Meyer, freylich einerley Wort. Bey
Kero in mehreren Gtellen , Merir, em Vorſteher,
Dorgefester eined Hanfed. (f.. Mair).
der Meringer; ein Schiffmann. Der erfte und
vornehmfte Schiffer, welcher Hinten bey der Steuer fi
get, wird in den Seen unfered Gebirges, z. B. in
Gmaunden, Traunkirchen ze. der Steuermann genentet;
der zweyte aber vor am Krämling (Kranz, prora) heißt
der Meringer. In der Sammlung der Minmefängee
II. 246. ift mamer, Engf. und franz: marmer, mari-
nier, ein Schiffmann. Witbritt. ben dem Borhorn
merinwr , eigentlich Seemann , Waſſermann. (G.
das folgende).
die Merung; Abzucht, Kloake, ein Kanal, wo⸗
durch der Unflath aus den Haͤuſern abgeführet wird.
Non Mer, Meer rinnendes oder frehenbes Waffer,
Pfüge, Moraſt, lat. mare, in der Eeftifchen Mundart
mer: wovon vorzäglih Wachter zu fehen, v. Mer.
der Megen ; ein gewiffe® Maß von Getreide,
Erbfen, Rüben, Erdäpfeln. Das Wort kommt her
von meflen, metiri (f. Muth). Es war diefes Mat
immer von einer ſehr veraͤnderlichen Groͤſſe. Ald das
dermalige Land ob der Eus, noch einen Theil von Bai⸗
ern ausmachte, war in unſeren Gegenden der Metzen
von Schaͤrding gebraͤuchlich: alsdann von Peyerbach,
von Wels, in ſpaͤteren Zeiten aber von der uns benach⸗
barten Stadt Steyer. In Unteroͤſterreich, der Metzen
von Stockerau. Vier Steyrer Metzen halten fo viel,
als fünf Stoderaner Mesen. Daher wird erftcrer noch
jezt dee groffe , diefer Teste aber der Meine Merem
genennet. Im J. 1758. ift der Pleine allgemein für
‘ganz Defterreich vorgefchtieben worden.
Ein Metzen hat 4 Viertel; ein Viertel z Mäflel,
"oder 2 Acqhtel. Folglich der Megen 16 Mäffel, oder
mu I N des 238
32 Haldmafet, oder 44. Ein fo geninmtes Mühl
maäſſel iſt nm die Hälfte Peiner, nämlich wie ein ge
meined Halbmaffel. Dee achte Theil von einem Ma
fel, heißt eine Buͤchſen voll: weil das Mehl, oder
Dee Gries in einer langen ſchmahlen Büchſe ausgemef
fen wird: Im Kochen wird eine ſolche Büchſe auf ein
Perſon gerechnet. Ein Schaf Getreide, ift ein Mei
zen und fieben Mäffel, Ein hiefiger Metzen halt 4
franzöftfehe boilleaux.
michel; groß. Ein alkes und in dielen Cora
chen vorfinbiges Wort, welches noch bey dem Horneck,
und im berfchiedenen Urkunden vorkomnit.
Nottker Pf. 146. magnus Dominus, et magna
virtus ejus; michel iſt et, miehel iſt fin
ehraft.
— — Pf. 68. michel hunger tuot prot fws
ozze, ein groſſer Hunger macht das Brod
ß.
Bey dem Schilter: michet Pfaff, der hohe Prieſter;
und Mechelburg, Couſtantinopel, nämlich die groſſe
Stadt, welche Bedeuntung auch das heutige deutſche Me⸗
ckelaberg bat. Tatian bat hievon auch das Zeitwort,
cap. 4. magnificat anima mea Dominum; mikhilo-
fo min fela Truhtir. In den Urkunden don Kremo⸗
mönfter,, bey Marian Pachmayr feries abbatum Cres
mifan. p. 249: heißt es: als der junge Ladislaus, Pe
nigliher Prinz von Böhmen ımd Ungaen, it J. 1457
Gefandte nad Frankreich geſchicket Hatte, um für ſich
Magdalene, eine Prineeffin Cael VII. als Braut an⸗
zuwerben, ee ſelbſt aber ‚unterdeffen plötzlich geftorben
war, gieng ber betkübte Konig Cael mit drefen Abges
fandten in unfer lieben Frawn Kirchen, -. .. do
fer ain groffer Maiſter dee Schuel zu Paris ain
Eollatzn, und ain michelt Prebig, d. i. eine vorneh⸗
me; ſutiliche Bee:
1656 — —
Das uhmliche Wort heißt gothiſch uud Idlaͤndiſch
mikil, angelf. micel, myqęl, mucel; gried. usyas, .
Ungariſch magas, lat. magnus. Mu
Micheldorfz ein Dorf in Oberöftereeih, nabe
an dem Gebirge, (montes Norici genanut), allwo eis
se altberäßmte Senſenſchmide augeteoffen wird: daher
auch der Rahmen groffes Dorf, von michel, groß, bes
rühmt. Eifen wird zwar hier nicht gegraben, aber von
den älteften Zeiten ber, auf eine fünftliche Weife bear⸗
beitet. Es ift, wie Popemitfch Hehanptet , dee naͤmli⸗
de Drt, wovon das bey den alten Roͤmern fo berübnete
Norifhe Schwert , oder norifche Eifen, feinen Urfprung
Sat. Noricus enfis, Horat. lib. ». Ode ı6, Ovid
ſchreibt lib. 14. metamorph. Durior et ferro, quod
Noricus excoquit ignis. Wie weit dieſes Eiſen auch
abwärts gegen dad Morgenland berühmt war , ſieht
man bey dem Clemens Alexandrirus, lib. ı. firoma-
tum, n. ı6. Quin etiam Noropes (ef. autem gens
Peeonie, nunc autem appellatur Norica) æs elabo-
zarunt, et primi ferum -purgarunt. Nugorss, 89906
es: Ileıoyınov , yuv öe Ncœgpixoi saduıraı. Da diefes Land
einſt zu Baiern geböret hat, und erft im 3. 1156 mit
dem eigentliden Defterreich vereiniget worden ift; fo
iſt Noricus enfis bey dem Verfaſſer des Rhythmus auf
den Heil. Anno zu Eöln , fo viel als ein baierifches
Schwert, c. 20. Auch Gteider hat ed fo überfeget ,
cap. 3. fectione 16. de expeditione Caroli M.
do hies er im dar tragen
ein Swert ze Beiern geslagen,
das was zehe und .also herte,
das an der felben verte
ein pellers nie geführet wart.
Mit der Zeit wurde auch die Stadt Steger, welde
aber erft Sec. X. erbauet worden ift, folglich dem alten
Romern noch Fein Schwert hätte Kiefern ‚ wie
an
Een 257
un der Markt Steinbach, _ verſtchie denen Fünfk;
lichen Eifenarbeiten
as Mieder; ein — Kleidnugs Stück des
Feauenvolkes. & fcheint einerley Wort zu ſeyn mit
dem griech. und latein. mitra: welches im ben aͤlteſten
Zeiten einen breiten Guͤrtel des weiblichen Geſchlechtes
bedeutete, wodurch ein Theil von Bauch und Bruſt
ſammt den Lenden bedecket war. Daber die Redensart,
KıTpay Avsıv „ cingulum folvere, virginitatem exuere,
Ben den Angelfachfen ift übrigens mithan, bemithan,
verdecken, verbergen. Kero, c. 46. midan, latere;
Gl. Monfee. p. 384, pimiden, delitefcere, — Nots
ter Pf. 69. fih miden, erubefcere; Pf. 68. midunga,
reverentia , pudor, Wachter ſchreibt, v. meiden;
Mieder, pectorale, fic dietum, quod mammillas
tegat.
das Miemel, vielmehr Muͤmmel, oder das Wi⸗
ſerl; muſtela vulgaris, in. Bran;. belette, Ital.
— Engl. werfel, Ein Thierchen von einen
ſchlanken Rörper , etwas Heiner als ein Eichorn, wel⸗
ches anf den Wieſen und Feldern den Mänfen, Nagen,
und jungen Haſen nachftellet, in den Haͤuſern ober die
gefundenen Eyer austrinkt, den Tauben nud Höhners
Die Köpfe abbeiſſet, und daun das Blut aus dem Kör⸗
ger fauget, Es verändert oft fein Neſt, und ſchleppet
Die Jungen von einem Ort zum anders, Im Winter
Bat es eine weilie Farbe, Bey den Griechen hat dieſes
Thierchen yarıı gebeiffens puyaAy aber ift Die Spitz
mans, forex araneus, Kin,
Das Wert Mümmel, könnte cin Weibchen, Muͤt⸗
terchen, böfe Frau anzeigen: welche Bedeutung das J⸗
tal. donnola zu haben ſcheint. Richtiger aber wird der
Yardı ein rauches fuͤrchterliches Thier, ein Wauwes,
angebentet, vom mummen, fich vermummen (ſ. Ader
fung, v. Mummel). Ein Maͤdchen, welches von einem
Wolf gebliſer worden war, ſagte ui e- Caſarins
Bweptse Abeil.
J
258
Seifterberg ‚ welche Stege auch Schilter in feinene Glof⸗
fario angeführet hat, mummart momordit me.
der Mies; ein zartes haariges Gewaͤchs, welches
ſich an den Wiefen und alten Baͤumen anſetzet. Wirn⸗
diſch und böhmifh meh, meck, fat. müfcus: Ritter
Hartmann fchreibt von feinem Waldmann: : - -
im waren die Ohren
als einem wald-toren
. ermiefet zwar
mit ſpann langen har.
Man bat dieſes Wort auch Muͤs, Gemuͤs, aeſchrie⸗
ben, franz. la mouſſe: welches mit dem griech. ud las
tein. mofchos, mufcus, wäher überein fommt. Alte
beittifch bey dem Borhorn mwyth, weich; boͤhm. mje-
ky, Windiſch melck , gleichfalls wei , Croatiſch
mehchati, erweichen.
die Milhdiftel. ©. Maydiſtel.
der Milon; ein fremdes Wort, welches durch die
Falkenjagd nach Wien und die dortige Gegend gekom⸗
men iſt. Es iſt das Fran. milan, lat. milvus: wo
durch eigentlich der Weihe, Hühnergeyer, Scheren:
ſchwanz, in Deftere. Schär— Habich verftanden wird,
Salco milvus, Lin. Bey dem Büffen heißt felber mi-
lan royal; welcher aber dad nämliche Wort ald eine
allgemeine Benennung braucht, als milan noir,. der
fhwarze Geyer , falco ater, Lin. milan de la Ca-
roline, der Geyer von Karolin, falco furcatus, Lin.
Bey dem Kramer ift der rothe Milon, falco milvusz
der braune Milon, falco auftriacus, Lin.
der Milthan oder wie man au anderen Ortes
ſoricht, Melthau.
1). in Oeſterreich eine gewiſſe ſchaͤdliche Beſchaf⸗
fenheit des Getreides. Es geſchieht nämlich bey naſſer
Witterung, vorzüglich in niebrigen oder eingeſchloſſenen
Feldern , wo zu wenig freye Luft durchwähen kann, daß
an den Halmen blaſſe oder ſchwaͤrzliche Faulflecke ſich
-.
259
zeugen, und der Kern in den Aehren bes Korns ſowohl
als des Weitzens, allgemach verzehret wied. Ein fols
ches Getreide muß frühezeitig gefchnitten werden, wenn
es auch nicht ganz zeitig Ift: weil man fonft wenig oder
gar nichts davon befommen würde. Der eigentliche
Brand iſt noch etwas auders, ſowohl der fchwarze
Brand, eerugo fegetum, als ber rothe Brand, rubi-
go: wodurch die ganze Aehre in einen ruſſigſchwarzen,
oder ziegelfarben Staub verwandelt wird.
das Wert Milthau, oder beſſer ohne h, Mil⸗
tau bedeutet urſpruͤnglich den rothen Brand; iſt aber
mit der Zeit auf verſchiedene andere Zufaͤlle des Getrei⸗
des angewendet worden. Jene Stelle De:teron. c.
28. fruges terr® tuse rubigo confumet, wied gemeis
niglich in den alten Bibeln duch Miltau Aberfeget.
In der Mondfeeifhen Gloſſe p. 343. rubigo, m.litou-
ve, Dagegen finde ih in einem alten Mörterbuche ,
Meltaw, erugo. Es ift ohne Zweifel einerley Wert
mit Dem griech. uATos, eothe Farbe, ins befondere aber,
wie Euftathins aus dem Panfaniad aumerft, rubigo
Segetum. In dem Idiotikon Yon Lief-und Ehſtlaud
im J. 1798, wied berichtet, daß daſelbſt dad Wetter-
leuchten, wenn nämlich bey ſchwuͤler Nacht der Himmel
fh gleihfam abkühlet, der Meltau genenuet werde,
Aitbeittifch bey dem Boxhorn mellt, der Blitz. Das
rothe alfo macht Hier den Hauptbegeiff aus.
2). In Sachſen und anderen dentfchen Orten, iſt
der Melthau eben das, was in Defterreich dee Tran
( Thraͤne, lacrima) genennet wird. Teuer ſuͤſſe und
kleberige Saft, welcher auf die Bäume und Pflanzen
fallet, wenn es bey einem warmen Sonnenfchein zegnet,
- wird zwar bisweilen Melthau, gewöhnlicher aber Ho⸗
nigthau genennets in Defterr. der füfle Tran. Ein
anderer Pfeberiger Saft auf den Pllanzen, welcher von
den Blattlänfen her rühret, und zwar auch füßlicht,
dabey aber ſcharf iſt, und von den Bienen — geſuchet
2
260 ee
wied, beißt hart gewänufich der Melthau; in Defterr.
der wilde Tron. Prof. Blumenhach zu Goͤttingen fchseibt:
Melthau, bie Blattlaus, aphis,
Weil die Blätter nur ben Dem Honigthau, nicht
aber bey dem gewöhnlich fo genannten Melthau, rothe
Flecke befommen; fo wirh dieſes Wort kaum von Mahl,
Mail, macula, der ſtammen. Es müßte nur ſeyn,
Daß im erfteren Falle der Ausdenck Melthau, durch das
fpätere Wort Honigthau, verdränget worden wäre. Es
fcheint aber indeſſen, daß Melthau chen das heißt, was
Henistbau. Schon in der Eeltifchen Mundart, wie
Borhorn bezenget, iftmel Honig: fo wie bey den Grie⸗
hen und Römern. Doch auch diefe Ableitung kann über-
füffig werden. Wahrfcheinlich Hat man zu erft bey dent
alten Worte Meltau, die rothen Madel verſtauden,
welche auf die fürfen Regentropfen erfolgen; Denn das Wort
Honigthau ift newer. Auf ſolche Weiſe fommen bie ro:
tben Flecken ſowohl en den Sächfifchen Pllanzen, als
an dem Dberdeutichen Getreide , in friedlicher Pereini⸗
gung bey dem gerechifchen miltos zuſammen.
die Mine. SG. menen.
bie Miſchkelanz; etwas unter fih vermiſchtes,
eine gemifchte Speife, 3. B. sine Miſchkelanz maden
mit Sauerkrant und Erbfen. tal. mefcolanza. Netz
ter ſchreibt PS. 74. Moſt und Treftern, mofi unde
truofenon , diu bediu zefamine gemilcelot. sint.
Und eben dafelbft, calix vini meri, plenus mixto;
chelih lutteres uuines, foller miftcellatun.
der Mifehlingg ‚wird bie gefagt, wenn weiffe®
und brauned Bier unter einander gemifchet, und fe zum
Trinken borgefeget wird. . Souſt it Mifehling , ges
miſchtes Futter, Mifchfutter.
miſelſuchtig; räntlich ‚mit einem innerlichen Des
feet behaftet, 3. B. der Menſch iſt ſchon laug mifel-
füchtig geweſen, jezt ift er geftorben. Maſelſucht, Mi⸗
felfucht, Meiſelſucht, Mefel, bat vormals deu Ausſatz
tur BEI EEE 26:
bedentet (1. Feifh, h.v.). Eagl. meazles, die Mas
fern. Daher find Sie Krantenbänfer für ausfägige , im
mittlerem Rateine mefelaria, mifellaria genennet wor⸗
den. Gleichwie aber in ſolche Häufer,, bey Ermang⸗
Iung der Ausfänigen‘, nad) und nach auch andere ſchwa⸗
he und kraͤnkliche Leute aufgenommen wurden: fo hat
auch das Wort miſelſuͤchtig, eine aͤhnliche und weiter
ausgebreitete Bedeutung erhalten. In dem Gloſſario
von Scherz , ift der fpitaliihe Simon, der fpitalifche
Naaman, Simon leprofus Matth.:c. 25. Naaman
leproſus IV. Reg. V.
der Kiftfints oder Niconsis, Quaͤcker, Bergſtuk,
fringilla montifringilla , Lin. weil ee im Winter oft
am Mifthanfen fih aufhält, um etwas fin feine Nab-
zung zu ſuchen. Bisweilen wird auch ein unreinlicher
Menſch fo genenner.
mitleidige Ortfchaften, oder Perſonen; find fol-
che, die zwar vermoͤg ihrer alten Vorrechte, ober in
Anſehung der Sache ſelbſt, nicht ſchuldig wären, gewiſſe
Buͤrden im Staate gleich anderen zu tragen; doch aber
um den übrigen Mitbürgern die gemeine Laft zu erfeid-
teen, ober weil man 08 Äberhaupt für möthig erachtet,
in das Mitleiden gezogen, das iſt, an gleicher Pflicht
angehalten werden. Vorzüglich werden unter dem Nab⸗
men mitleidiger Ortſchaften, die landesfuͤrſtlichen Staͤd⸗
te und Märkte verſtanden: Die zwar unter Die Laudes⸗
ftände gesäßlet werden, aber Feine entfcheibende Stim⸗
me haben, und gleich anderen Städten des Landes, ſich
vieled gefallen laſſen mauͤſſen.
mitneu. ©. itnen.
der Mittwoch, oder mittere Tag in der Woche:
in Sachſen die Miktivoche, nämlich die Mitte, oder
mittere Zeit derſelben. Notker Pf. 93. in mittauue-
chun, am Mittwod. Eroatiſch szred mitten, szre-
dina Die Mitte, und szreda, Windiſch srieda, Inge: .
riſch szereda, Pohluiſchsrroda, Mittwoch. Bey dem
aba
Volke wird dieſer Tag Mitticha, Midiche, in Bai-
ern Mittcha, Micka genemet. Ju einer Urkunde Al⸗
bert II. Erzherz. von Oeſterr im J. 1322. geben zur
Wien am Mittichen nach ſant Colmans Taa.
Jenſeits der Traune hingegen, naͤmlich im Haus⸗
ruck⸗Viertel, ſagen die Leute Miricha: welcher Aus⸗
druck allerdings merkwuͤrdig iſt. Denn es wird dadurch
jener Tag angedeutet, welcher die Woche theilet, in
zwey gleiche Theile ſcheidet. Von dem alten Zeitwort
miren, meren, theilen: z. B. die Erbſchaft abmeh⸗
ren, die abgemehrten Kinder, d.i. abgetheilte, ab⸗
gefundene (ſ. Adeluug, v. mehren). Griech. usıow,
ich theile. In den Slaviſchen Mundarten heißt das
naͤmliche Zeitwort meſſen, abmeſſen: welches durch Ab⸗
ſoͤnderung ber vereinten Theile geſchieht. Windiſch und
Croatiſch meriti, meſſen; merim, ich meſſe; mera,
boͤhmiſch mjra, das Maß, z. B von Wein, Getreide.
Ungariſch mirni, meſſen; merem, ich meſſe; mertek,
das Maß. Die Amſel wird in einigen Orten Di: rle ge⸗
nennet, fatein. merula: weil fie immer einfam, und
von anderen getrennet I (ſ. Amachſel). Das Kat.
‚merus, a, um, aßein, unbermifcht,, folglich von an
deren abgefündert, ift von ber nämlichen Quelle , ja das
Gtammenmwort von. merula..
Die. Nordifhen Völker haben diefem Tage von ib:
zem Helden Wodan, oder wie ed andere fchreiben, Wo⸗
den, Ddin, Othin, den Nahmen gegeben. _ Daher
heißt der Mittwoch ben den Schweden Onsdag, angelf.
Vodensdag, Engl. Wednesday, Hollaͤnd. Woens-
dag. Diefer Wodan war eis Gothifcher Fürft, wel
‚her aus Aften nad Rußland, Sweden, Vtorwegen,
und bid zum vermeinten Ende der Welt, namlich zum
Meere Fam, zu lest aber in Gothland feinen Gig auf:
seichlagen hatte. Jezt wohnt er feit Tanger Zeit her in
einem prüdtigen Pallaſt unter der Erde, die Tobten-
halle genannt, Val--halla; zugriser die tapferen Krie
une 2 ZE AP 263
ger , welche vor dem Feind umkommen, mit Meth und
Töftlichem Bier bedienen läßt. Geine Gemahlin Feige,
oder Fretza, ift die dentfche Venns (ſ. Freytag). Das
Wort Wodan, oder Oden, Otbin, bat Popowitſch
ser feiner Unterfuchung des Meeres, fehr gut aus den
Stavifhen Mundarten erklaͤret. Es zeiget naͤmlich,
wie das Ist. Dux, einen Führer, Anführer oder Weg⸗
weifer an. Woda heißt noch jet ein Führer ; woy-
woda, eis Seerführer ; wodim, ich führe. Ferner
hodim, chodim, id) gebe, reife; hod, chod, die
Reiſe, der Gang: wie im griechiſchen 0öos, der Weg,
sönyeas, der Wegweiſer. Aus hoditi, gehen, dürfte
woditi, geben maden oder führen , gebildet worden
feyn. Geltfam iſt es, daB Friſch und Adelung von
eben diefen Wodan, welcher Doch in Oberdeutfchland
wenig befanut war, uud dem an. 743. in concilio lip-
tinenfi alle Ehriften ausdruͤcklich abſchwören mußten,
Das Wort Gott, Deus, her leiten wollten: wogegen
Wachter zu feben.
ber Mittwoch nach dem Pfingftfeft, wird in Defterr.
der grofle Mittwoch, ober ſchoͤne Mittwoch genens
net: an weichen Tage noch vor einigen Jahren verfchies
dene Proceſſionen gehalten wurden. In dem Calen-
dario von Haltaus der hohe Mitche, der gute tits
mweden, und um Halle die Anoblauchs Mittmoche,
weil man dort , um das ganze Jahr hindurch gefund zu
bleiben, an dieſem age Knoblauch effen mung. Im
Meiflen wurden am näntlichen Tage noch um das %.
1400. Öffentliche Tänze unter einer grünen Laube ge⸗
Halten. Als bisher eine Gewohnheit geweit iſt,
dag man unter den. Finden, an der Mittwochen
nach Pfingften, zu Lobetaͤnzen Wyn, Bir oder
Mete gefchenfet bat, ꝛe. Haltaus gloffar. v. Lobes
tanz. Ein anderes Benfpiel eines öffentlichen Tanzes
an dem Mitweken nach Pingten, kommt bey dem Leib⸗
sig vor, Tom. III. Rerum Brunsvic. p. 355. 3qh
“64 WW
weiß nit, warum dieſer Tag durch gauz Deutichiaub
fo vorzüglich gefewert worden iſt. Der Mittwoch in
ber Charwoche ift an eitigen Orten der Erummme Sitte
woch genennet worden; von Rum, Gerumpel, Ge
töfe,, weil au biefem Tage die Rumwelmette ihren Au⸗
faug simmt (ſ. Pumpermette).
moden: (ı. ein verdrießliches Geſicht machen,
Verzereung ded Mundes feinen Unwillen aͤuſſern;
in Sachſen mucken, maulen. Kindern, wenn fie
manlen, wird auf die naͤmliche Weiſe gefpottet: indem
‚mau bey gefchloffenen Lippen bas Kinn herab zerret ; wo⸗
bey der Ausdruck mo, mu, von der Natur felbft ge
bildet zu ſeyn fcheinet. I anderen Sprachen heift
moden, ‚ Überhaupt ſpotten, eigentlich gegen audere das
Geſicht verzerren. Griech. una. ich ſpotte, verhoͤ⸗
we; altbrittiſch moccio, Ital. moccare, frauʒ. mo-
— Engl. to mock, ſpotten, Aber etwas ſich luſtig
2). wirb mocken von einem ſolchen Beob geſagt,
deſſen innere Maſſe ſtark zuſammen klebet: eutweder
weil das Mehl nicht ring und rein geweſen, ober weil
«s zu wenig ausgebacken ift, folglich die Feuchtigkeit
wicht genug ausgeſchwitzet het, 5. das Brod ift modket,
mockig. Windiſch und Pohlniſch moker, mokıy ,
feucht, naß, boͤhm. moktauti, ——— (f. —
keln). Engl. moky trüb, büßer. Ein folches Brod
wird bey dem Volke auch derb, därb genemet, naͤm⸗
lich feſt, ſchwaͤr: weiches zu — ,verdeeben, zu ge⸗
Hören ſcheint, corrumpere, panis corruptus. An au⸗
deren Orten iſt derb, ausgetroͤcknet, Dicht beyſammen,
z. B. derbes Brod, derbes Leder, derbes Eedreich;
von darren, vorren. Daher eine dert⸗ Lüge, derbe
Wahrheit fagen; zanz trocken dinfagen. In ber Mond⸗
feeifhen Gloſſe, p. 321. derper, azyma: wand in ben
Alemannifchen Gloffen des Martin Gerbert, p. 96.
derbe brot, azymus panis. Wie Friſch glaubt, weil
— 165
ein ſolches Brod ſeſt und medrig bleibt, inbem es nicht
buch Urbeb aus einauder getrieben worden iſt. iu
Holland und Brabant iſt tarwe, terwe, der Weigen:
und tarwen brod, terwenbrod , Weigenbrod.
die Möhre, ober gelbe übe 5 eine befanmte
rũbenartige Frucht, Daucus Sativus, Lin. ie via
gelbe ift hier Die gemeine Möhre: die Kleinere rotbgelbe
heißt Spldmöhre. Zu Wien, wieich höre, wird diefe
Heine war platthin Möhre; Die geöffere blaßgelbe hi
gegen Murke geneunet. UAndere vennen die Golhmeöhre
das Mäunden : nub die biaffe bad Weibchen. Die
Weſtindiſche Moͤhre oder gelbe Nübe, ift die Frucht
des Papeybanms, carica napaya , kim.
Da die Möhren in Sachſen auch Mohr—rlüben,
und in Weſtphalen, wie Peopemwitich berichtet, Mau—⸗
ren genennet werden; fo dürfte man glauben, daß dies
ſes Gewäds vieleicht duch die Mohren , Mauren,
nämlich die Africamer , nad Europa gekommen fen.
Insgemein aber wird biefe Wort ber geleitet entwe⸗
Der von der.märben, morſchen und marfichten Eigen⸗
Schaft dieſer Wurzel: oder von der Ioderen MorErde,
worin felbe gedeihet (ſ. murk). In den lateiniſchen
Büchern wird fie haufig mit der Paſtinake verwechſelt.
Daher Hey dem Bothorn in den altbrittiſchen Wörterg
moran, mad in den Gloſſen bed Martin Gerbert mor-
ha, paflmaca. In Italien, Frankreich und England
dft die Möhre unter dem Rahmen Carotte bekannt,
Delländ. geele pcen, geele wortel, gelbe Wurzel.
die Molke. S. Schotten.
mollet; find, zart, 3.8. ein feines Tuch, wel:
des ganz mollet anzugreifen ift; eine mollete Haud,
Haut; der Staub, das Erdreich ift mollct, ein mol⸗
Ietee Geund. Es fcheint, dag ber Begriff bey dieſem
Worte, welches ganz mit dem Iat. mollis, Hollaͤnd.
mollig , herein fonınet , von ſolchen Dingen Her genom⸗
men ſey, welche Hein zereichen, mmd dadurch fein und
266
Kind geworden find; wie das Mehl, von mahlen, zer:
malen , lat. molere, in Ni⸗e derſachfen mullen G
Molte).
| In Sachſen, wie Feifh und Adelung bezeigen,
iſt mol, molfch, mulich, Engl. mellow, wei , tei⸗
gig: weiches von dem Dbft geſagt wird, und allen An-
fehen nach zu dem vorigen gehöret.
die Molte: 1). Gtaub „ Todere Erde, 3. B.
die Molten ſtauben heut auf der Straſſe, daß man kaum
Die Angen aufthun kaun. In dem alten Fragment über
ben Krieg Karl des groffen heißt es v. 18098. tho fah
er thie molten ufflieuen, den Staub der Erde fi
erheben. Horneck c. 6a. daB feindliche Heer brad
durch die Molten her. Stricker ſchreibt c. 5. fect.
5. der melm: und Tatiau c. 44. ther melo; excutite
pulverem de pedibus veftris, arfcutet then melin
fon iuuaren fuozin. Im Niederdeutichen wird fowohl
ein Däufchen Erde , welches von einigen grabenden
Thierchen aufgeworfen wird , ald auch das Stubeunkeh⸗
richt, das Mol, Mull, genennet. Ein Haufen Er-
de auf den Sräbern heißt in dem Rhytmus anf den
Beil. Anno zu Cöln, diu molta, c. 32.
Im Gothifchen Iautet dieſes Wort. mulda , angelf.
myl, mold: von mahlen, zermalmen, lat. molere,
und wird daher für Staub überhaupt genommen, auch
ferner auf ſolche Dinge angewendet, die wie ein Gtaub
weich anzufühlen find (ſ. molfet), oder fo ausſehen, als
wenn fie mit. Mehl beftänbt wären Ch. Melte, 3.).
Adelung fchreibt der Mulm, Wachter Mill.
a). die blaue Wolte, oder blaue Staͤrke; ſonſt
Schmalte, Schmelzblau. Sie wird. and dem Kobalt
(cobaltum, cadmia) zubereitet, und bat dieſen Nahe
men von muͤllen, zermalmen: indem das blaue Glas,
welches aus den Falzinirten Kobaltftufen eutftcht , da
felbe im Fluß find, zwifchen zwey Mühlſteinen zu einem
Pulver zermalmet wird. |
\
a en T— 267
3). die Molte, Melde, Gastenmelde, atriplex
hortensis, Lin. Ein Gartengewäcs mit rothen, oder
bleichgrünen Blättern, welche wie Spinat gefochet wer-
ben. Ed. wird fo genennet, weil ſowohl der Gtiel,
oder die oberften Blätterchen mit einem weilfen Staub
überzogen find.
die Molter; Mulde. Ein hölzernes Gefäß,
welches einer kurzen Schaufel gleichet , aber in der Mitte
mehr vertiefet ife, um Mehl, Staub, Alche, Aepfel,
Maiſch, 20. aufzufaſſen. Einige Urten find zu beyden
Geiten etwas oval; indem felbe zu einem audern Ge⸗
braude dienen: als die Fleiichmoltern, Bachmol-
tern, Hochd. Fleiſchmulde, Backmulde. Bey Frifh
und Adelung wird auch ein Feiner Badtrog Mulde ges
nennet, und die Badmulde, eine Badewanne für neus
geborne Kinder. In der Mondfecifchen Gloſſe ift pag
398. muoltro eine Schale oder Schuffel, woraus man
eingemeichteö Brod heraus tunfet, Daniel 14. v. 32.
Im Angelf. ıft mele gleichfalls eine Schüſſel: und me-
la bey dem Ulphilas ein Metzen, oder tiefes Schaf;
man fol das Licht nicht unter dem Megen verbergen,
lucernam fub modio, Marc. 4. v. 2ı.
Wie das lat. mulctra, ein Melfgefhire , von mel-
fen, mulgere ber fommt: fo fcheint auh Molter,
Mulde von mahlen, malmen, molere, franz. moul-
“ dre, moudre, her zu ftammen; fo fern ein folches Ge⸗
füß gebrauchet wird, theild um Mehl, oder Mulm,
Staub zu fallen: theild um etwas darin zu erweichen,
‚mollire, macerare, ald Teig , Brod, in Meth oder
Suppe ꝛc. Daß ähnlich vertiefte Gefälle, die endlich
noch zu anderen Dingen gebrauchet wurden, doc) dem
nömlichen alten Nahmen behielten, ift ganz natürlich.
Wenigſtens fieht diefes Wort dem vorigen mol,
mollig, Molte, fo gleich, dag man nicht leicht von
dieſem Begriffe abweichen kann. Mas MWachter und
Adelung davon gefchrieben haben, wird wohl kaum hie
ARE.
68
Witipegierbe befriedigen. Soll ein mal ber Begriff der
Hohlung oder Vertiefung zum Grunde liegen müflen,
fo wäre in der Ungarifchen Sprache mely, tief, und
melyfeg, die Tiefe: welches dem gothifchen und angef.
mela, mele, ſich nähert.
der Molwurm; die Wolfsmilchraupe, fahynx
euphorbiæ, weil diefer Wurm, wie der Mol, la-
certa ſtellio, Lin. in der Mondfeeifhen Gloſſe p. 322.
mol , gefledet it. Auch der Salamander , lacerta
falamandra , wird wegen ähnlichen bunten. Flecken
Molch genennet. Sonſt heißt jene erft gedachte Rau⸗
pe auch der Pfingſtwurm.
die Monathrofe; eine Wet von rofa centifolia ,
welche immer fortbluͤhet, und beynahe ale Monatbe
fi erneuert. Die Maßlieben oder Ganſeblümchen,
bellis perennis, werben Monathröfel, Monathblü-
mel, und in einigen Orten auch Ruckerl, Rockerl,
genennet. |
dee Mond, luna. ©. Man.
die Morchel. ©. Manrache.
die Morarundel, cobitis follilis, S. Bißgurn.
dad Mos oder Gemoͤs, in plur. die Möfer , Ge⸗
möfer; eine fumpfige Aue, Wiefe oder Weide. Im
Niederdeutſchen wird eine ſolche naſſe und fumpfige
Gegend Mor, Moͤr, Island. myra, genennet: wer,
von Moraſt Her geleitet wird. Altbrittiſch bey dem
Borhorn mws, faulig, ftintend. In dee WBindifchen
Sprache ift blatu, das Mos; gleichfalls wegen ber
Feuchtigkeit (ſ. blatteln). Friſch glaubt, daß das Land
Möflen, malia, wegen den vielen Sumpfen diefen
Nahmen Habe.
‚Mosbeere; fonft noch Sumpfbeere, Tennbeere,
Rauſchgrün, vaccinium oxyeoccos, Lin, Engl. mol-
berrie , moorberrie , in Rußland klukwa. Diefe
Deere haben eine kühlende uud zuſammen ziehende Ei
genſchaft.
EEE DR A Er aan 369
bie Moſche; ein. Wort von mehreren Bedentun⸗
gen. Irgend au der Gränge von Baiern wird dadurch
ein Sanger , aus Baft geflochtener Handkorb verftauden:
welcher wie eine Zafche zuſammen geht , und in der
Laufig Muſchel, Maſchel, böhmiſch mollna, genen-
net wird. Vermuthlich als etwas geflocdhtenes ; von
maflen, matten, zufammen fügen (ſ. Maſche). Denn
bey dem Friſch uud Scherz kommt wirklich Mofche,
fie Mafche vor. Ju Baiern ift Mofche pudendum-
muliebre, item meretrix; tal. mozza, muzza (f.
Wachter, v. Maus). Jnu Sachſen Mofhe, Motſche,
eine Kalbe, griech. korxos, ein Kalb.
die Moskuh, oder dei Mosraiger; Rohrdom⸗
mel, 'ardea Aellaris, Lin. Diefer Vogel hat grüne
Süffe , einen fchwarzen Oberkopf, und gelben Körper
mit braunen Flecken, wegen welchen ee Sternraiger heißt.
Gein fonderbares Gebruͤll hat ihm deu Nahmen Mobs
kuh, Mosochs, Waſſerochs zu wegen gebracht; Tat. bu-
taurus ,„ onocrotalus , bey dem Notker und in bee .
Mondfeeifchen Gloſſe horotumbel ; horotubil: weil er
in dem Hor (Schlamm, Koth) worein er den Schua⸗
bei ſtecket, ein Getümmel macht, ober herum fchlägt
(ſ. dubben). Eine Heinere Art, ardea minuta, Lim,
heißt bey dem Kramer das Stauden —raigerl.
der Mosfchnepf, Scolopax gallinago, Lin. im
Sachſen die Himmelsziege, Ein Schnepf mit einem
geraden Schnabel, und vier braunen Linieg am Kopfe:
weicher oben dunkelbraun, unten weiß ift, und gegen
den Herbſt in unfere Gegenden anfommt, we er auch
über Winter verbleibt. Cr richtet fi ia einem bogen⸗
förmigen Flaug von der Erde auf, fliegt ſehr hoch, und
läßt alsdanx einen Laut von fich bösen, welcher mit
der Geſchrey einer Ziege verglichen wird , beſonders wer
ſich das Wetter verändern will. Den Nahmen Mose
fhnepf hat ee darum, weil er in mofichten Gegenden
ſich aufhaͤlt. Die Franzoſen neunen ihn becalline: die
/
270
Engländer common snipe, den gemeinen Schnepfen,
vermuthlich weil diefe Art dort die gemeinfte if. In⸗
Deifen werden Hier noch andere Arten der Mosichnepfen
angetroffen, die erft genauer unterfuchet werden follten.
dee Moftz ein aufbraufendes Getraͤnk. In dem
Meinländern wird der neue Wein fo genennet: in an⸗
Deren Drten aber der Cider, nämlich der aus Aepfeln
und Birnen gepreßte Saft. Bey dem Notker ift Pf.
143. muzon, eructare: iro chellera sint folle, mu-
zonde daz lid; promtuaria eorum plena, eructan-
tia siceram. franz. moufser branfen, gaͤhren; vor
muhen, mühen, arbeiten, fi bewegen. ' Lat. mu-
ftum, Ungar. must, Wilferam c 8. mofl.
das Moſtbraͤtel; ein weiches und faftiges Gtüd
Nindfleifch, welches unter der Schulter gegen die Leu⸗
den bin heraus geſchnitten, im jungen Wein gebeiget,
und dann entweder gebraten, oder wie Wildpret gebün=
ftet wird. In Wien gibt ed viele Liebhaber davon ,
bier auf dem Lande aber, wo Feine Weinberge find,
wird fühler Apfelmoft dazu genommen, mit etwas Mein
vermifcht.
müchteln, ober munkeln; einen üben Gera
von ſich geben, welcher aus der Fenchtigfeit, oder von
verfchloffener Luft entſteht. In Sachen und anderen
Orten heißt es mücheln, muffen, Ital. muffare,
feanz. moifir, fat. mucere, mucor; grich. kıöcn,
humore vitior, Gebr. muk, contabuit. G. mes
fen, 2.
| die Mucke; -Mäde, ein Nahmen verfchiedener
Inſeete, welche Fleinen liegen ähnlich find. Als die
Abendmücken, welche in der Luft auf und nieder tanzen,
tipula regelationis, Lin. Die Mucken, oder Mauden
um den Wein und Effig, m'fca cellaris. Die Gings
= culex pipiens, ift unter dem Nahmen Gelſe
ekannt.
— 271
Eine Muͤcke Heißt: augelſ. mycg, Engl. midge,
Hollaͤnd. mugge, griedh. kurz, juoey „ lat. mufca.
In der Mondfeeifchen Gloſſe und ben dem Notker ift
mucca, culex, scinifes. Es wird aber dad naͤmliche
Wort noch von anderen Thierchen gebraucht, die entwes
der unruhig herum fliegen, ober, wie die Würmer,
ſich häufig bemegen (ſ. Grasmüde, und Maude). Von
dem veralteten Zeitw. muen, mouen, ſich vielfältig
bewegen , andere beunenhigen , überläftig feyn C f.
Wachter, u. mühen). Die fpanifche Fliege, meloe
vesicatorius, fin. in der neueften Ausgabe des Syftems
aber Iytta vesicatoria, wird hier fpanifche Mucken
genennet: eutweder als fpanifch , fremd; oder weil defs
fen Gebrauch zuerfi aus Spanien in deutſche Länder ges
Tommen iſt. Es iſt ein länglichter goldgrüner Käfer,
welcher in deu Apotheken zu Pulper geftoflen, und zu
einem Zugpflaſter bereitet wird. Man trift dieſe Kaͤfer
allenthalben an, doch nicht in ſo groſſer Menge, wie in
warmen Ländern. In Sicilien kommen ſelbe im Mo⸗
nathe May in unzähliger Menge, gleich einer Wolke
daher: fp daß davon jährlich ben go Zenten in das Aus⸗
land verfaufet werden. S. alernenefte Manuigfaltigs
keiten, I. Jahrgang , Berlin 1789. Im einer gewiſſen
. jenfeit6 der Donau, betben die Lente vor dem
en;
Gott geſegne uns die Suppm
Vor Fliegen und vor Muckn,
Und vor den groffen Bremen ,
Damit fie e8 und nicht mehr nehmen,
. Dater unſer, ꝛc.
mubeln, eder mollern; etwas weiches oft betas
ften , oder etwas weich machen, z. B. einem das Ges
ſicht abmudeln, ſelbes aus Liebkoſung ftreicheln , oder
auch mit Rüffen überhänfen, fat. mollire, mulcere,
(Hora; lib. ». Satyra 2. alienas permolere uxores).
Das Kleid abmudeln, auf eine fehlerhafte Weiſe wei
27% — NEN in
machen ; hinwetzen, daß es den Gianz uud bie Steife
verliehret. Die Palmkaͤtzchen, oder Samenknoſpen au
den Weiden, werden auch Palmmudel genennet (ſ.
Diefed Wort). |
Ton moll, mull, weich (f. wollet, Molte, mäls
len). Ein feiger unthätiger Menſch, der alle hingehen
laͤßt, und fich mie zu widerſetzen getrauet, heißt ein
Sulmauf: entweder ald ein Weichliag, oder weil
er faum mu, may, ſaget. Wenn es im Zimmer fo
warm iſt, daß man gleichfam ein angenehmes Wallen
Dabey empfindet, heißt folches bey dem Friſch wudel —
warn, von wudeln, wallen: und hier mudel-—- warnt
weldjes aber Faum zu dem obigen gehöret, ſondern zu
dem Zeitw. muen, ſich bewegen (f. Made). Zu eines
Katze wird Mudel geſagt, aber aus einem: ganz aude⸗
ven Grunde (f. locken). Yu Niederfachfen,, wie Friſch
Bezenuget , Heißt abmuddeln,, das Geſicht waſchen;:
franz. mouiller, beſenchten, naß machen,
das Mühl-Miertel , oder Mähekviertel ; ber
obere Theil jenfeltd der Donan ia Oeſterreich ob Ber
End. Es Hat den Nahmen von einem Fluß, weiche
die Müpel heißt, umd zu Althuͤtten an ber Graͤnze von
Poſſan entfpringet. Der untere Theil wird das Mach:
and — Tiertel, oder wegen dem groſſen böpmifchen
Wald das Schmwarzviertel, Waldviertel genenmer.
Allein feit dem J. 1773. als ein Theil von Baiern,
nämlich das Inviertel zu Oeſterreich kam, wurden jene
zwey Theile jenfeits der Donau vereiniget., und bloß in
das obere und untere Muͤhlviertel abgetheilt. Der Bo:
den ift hoch, fteinig ; es giebt vieles aber kleines Vieb,
Flachs und Reinwat. Die Männer unter dem Landvolke
hatten no bis zur leuten Hälfte des vorigen Jahrhun⸗
Bert ihre ungewöhnlich groſſe Hoſen, die einen Metzen
Korn in fich fallen Fonnten. Die Sprache bat manches
fondeebare,. welches ſich aber immer mehr verfichet:
als gad Hanns, der beit, Johann: Diefal n Michal 9
ur
r 273
für Matthias, Michael: welche Iegtere Art auch in den
Gebirgen von Salzburg und Steyermarf gehöret wird.
(G. el).
muͤllen; 1). abblaͤuen, ſtark ſchlagen, um etwas
hartes weich und gefchmeidig zu machen: 3. B. einen
geoben Schwamm, Flachs, Tuh, ꝛt. Einen andern:
müllen , d. i. ibm derbe Stöffe verfegen. In der Monds
ſeeiſchen Gloſſe p. 323. firmuliter, laceratus (virgis
in tergo), mit Huthen zermüllet. a). zerreiben, ques
tſchen, zermalmen. In den deutfchen Speichwörtern
von Joh. Agricola, beißt es : zwen hart Stein mus
Ien nie Elein. Notker Pf. 50. cor contritum et hu-
miliatum ; kemuletez unde genidertez herze. Und
in Cantico Ezech. v. ı 9. alliu bein fermulen, alle
Beine zerquetichen. I6länd. mila, zermalmen; eg
mil, ich zermalme; eg mulde, sermalmte,
Es gehöret zu mablen, müllen, grieh. uuAAew,
lat. molere, emollire.
mumfeln; fonft mummeln, mumpeln, mum⸗
pfeln, Engl. to mumble. Heißt 1). kaͤuen, wie alte
Lente , die eine Zähne mehr haben, Holläud. babbelen.
2). Heimtich und umnverftänblich daher reden, indem
der Mund zu wenig geöffnet wied, Holländ. momme-
len. — Mum, mom, iſt ein natürlicher Ausdruck,
wecher durch bie Bewegung des Kinus bey halb geſchloſ⸗
ſenen Munde entſteht.
der Mund. S. Gemuͤndt. |
das Mundfaͤul — kraut; bey dem Volke ein Nahe
men derfchiedener Kräuter , welche wider die Mundfänle
und den Scorbut dienen, ale der Squerampfer rumex
acetoſa; die Schluͤſſelblume, primula veris, die ftins
fende Melde, chenopodium vulvaria. Das gelbe
Mundfäulkraut, chelidonium majus. Die Mundfänl:
zepfen , prunella vulgaris, weil diefe Blumen wie längs
lichte Zepfen (Zapfen) ausſehen.
Bmeuter Ibeil
274 NEUEN I nn.
munzig; ftumpf, 3. B. die Ruf, ober das Rath
hat eine munzete Fugen , nämlich ein breites abges
ftumpftes Maul. Der Hund hat munzere Ohren,
breite, geſtůͤmmelte.
Das n, ift.ein müſſiger Buchftab; musen aber,
tal. mozzare, heißt abbauen, ftünmmeln; Tat. muti-
cus, mutilus, geiech. kıruros, ſtumpf; Hebr. maat,
minui. Water hat hievon mehrere Benfpiele ange
führet, als das franz. mouton, ein Schöps , verſchuit⸗
tener Widder; in der Schweitz ein Mutſchli Brod,
Stüd Brod.
murk oder murch; ift bey dem Horneck, und im
dem beuygefligten Bloſſario von Hieron. Pez, ſo viel
als morſch, faulig. Im Schwediſch-gothiſchen, wie
Scherz aus dem Ihre angeführet, murken, tabidus,
putrefactus. Bey dem Notker Pf. 95. et 102. murg-
fare , hinfällig, well. Im erfteren Pſalm ſchreibt er,
Deus pro hac vita caduca mıhi dabit æternam; er
gibet mir den euuigen lib fure dıfen murgfaren. Es
iſt wahrſcheinlich mit mor, morig oder morſch, bey
dem Friſch muͤrs, Hollaͤnd. morw, muͤrbe, einerley
Wort. In einigen Orten von Oeſterr. iſt die Murke
eine Moͤhre: entweder nach dem boͤhm. mrkew, die
Möhre; oder vieleicht wegen dem feltfanen Geruch Dies
fer Wurzel, von murk, faulig.
murfen, oder and) murfen, murzen; ſtaͤmmeln,
abhauen, zerſchneiden. Dieſes mir zwar unbefannte
Wort wird wenigftend , wie Scherz in feinem Glofſario
bezeuget , noch am Ober Rhein gehöret: z. B. ein Mur⸗
ken Brod, ein Stück, Keil, fran. un morceau;
der Baum, der Finger, iR murz ab Cin Deftere. war;
ab). on verfchiedenen alten Schriften it Murſel,
Murſchel, eine gewiffe Art von Speiſen, welche durch
minutal erfläret wird. Unter diefem latein. Worte
verftehet man indgemein Klein gehacktes Fleifh , Aunge,
Flecke, oder überhaupt das Eingeweibe von jungen Thies
4
ET EEE Dan 875
zes, is Oeſterr. ein Seſchnaitel, Lungenmus, Ka⸗
hengeſchrey, ze. Horneck ſchreibt c. 719.
Fleiſch, Murſel und Viſch,
was da ſtund ab dem Tiſch.
Bey dem ſchwaͤbiſchen Minneſäuger Tanhuſer,
P. II. pag. 69. iſt guoter win und d:u mırfel, ein
Sräßftüd. Die Redensart guotiu murfel beiagen,
Heißt bey Reinmar von Zweter fo viel, als gute Biſſen
aufſuchen, ibid. pag. 134.
Sat. murcare, abbauen, ftümmeln; homo mur-
cus, dem ein Glied mangelt. Es ſcheint übrigens auch
nit mordere, beiffen,, zerreiflen, in Verbindung zu
fiehen, und vielleicht auch mit dem deutſchen Zeitwort
morden (ſ. Marder). Griech. ogos, ein Stück, Theil,
psıgw, ich theife. |
murſen, oder mörfen 5 zerftoflen, zerdruüͤcken,
zermalmen. In einigen alten Sqriften morkeln, mor⸗
fen, zermuͤrſen, im Niederdeutfchen murten, Hol
fänd. morfelen,, mortelen. In Defterr. zermörfeln,
Blein zerreiben; das Gartengefame abmörfeln, durch
seiben von dem Samengehaͤufe ledig machen. Jene mit
Staub vermifchte Faſern, welche von den Kleidern ſich
abreiben , und oft in den Zafchen ſtecken, heiſſen ein
Murtelwerk. |
Es Hat einerley Urſprung mit Mörfer, Ital. und
fean;. un mortajo, mortier. Wltbeitt. bey dem Bor⸗
horn morthwyl, ein Gtöffel. Gebr. marach ,.con-
trivit. |
dee Muſik — Impoſt; in den Städten ein Im⸗
poft, oder obrigfeitlihe Auflage, welche ſowohl von
Wirthen, ald anderen Privaten entrichtet werben muß,
wenn fie Muſik, oder Muſik und Tanz zugleich in ihren
Haͤuſern veranftsiten wollen. Die Einnahme davon
heißt das Muſik⸗Impoſt —Gefaͤll.
muuſſig ſeyn; ſtutzig, ſchwierig, verdrießlich. Wie
es ſcheint, von muſſen, aufbrauſen (ſ. Moſt). Allein
Sa
eb)
276 — ET a an
wahrſcheinlicher ift es einerley Mit mucken, muckſen,
Engl. to mutter, in Niederſachſen muſſeln, fat. muf-
fare, muflitare, griedh. use, die Worte verbeiffen,
etwas heimlich daher murmeln.
bee Muth; heißt unter andern bey dem Belle fo
viel, ald der Gedanke, das Vorhaben, z. B. er hat
Muth felbft zu kommen, d. i. nimmt fi vor. Horneck
ce. 679. bat Mut ze varn, ift Willens zu reifen. Ich
hatte es nicht Muth gehabt, daß folche Leute kom⸗
men würden; nämlich hatte ed nicht vermuthet. ©.
Wachter, und Adelung.
die Muth; ein gewiffes Maß vom Getreide, wel-
I es 30 Mensen hält, 3. B. eine Muth Haber, Gerfte,
— Eine Muth Kalt hingegen hat gewöhnlich nur ao
Metzen. Dtfried fchreibt lib. 2. c. ı 7. fin liohtfaz mit
muttu bifturzen ; lucernam fub modio ponere, Math.
V. Und Tatian c. 25. fin liohtfaz untar mutti fez-
zen. Es gehöret zu dem lat. modius, griech. poösos ,
Hebr. mad, madon, midda, dad Maß, nnd madad,
menfurarvit.
Mutterforn. S. Kornvater.
‚ mutter—felig allein; ganz allein und verlaffen,
wie ein Kind, welches von der Mutter hinweg gegeben
worden ift; von felen, bingeben, tibergeben, überlie⸗
fern, goth. faljan, bey Otfried, Kero, Tatiau felen,
fellen, tradere; falta, tradidit; fal, traditio, ob-
latio. Island. barn-faeli, der feinen Sohn einem
andern zur Auferziehung giebt. Wovon mehr bey Schil⸗
ter und Wachter zu erfehen. Go auch mutter —nadet,
wie man vom Reibe der Mutter gefommen ift. Im er:
ften Falle fprihe man in Sachſen mufter—allein:
aber doch auch zugleich, wie hier, mutterſelig allein,
welches Adelung von Mutterſeele, Muttermenſch,
her leitet, wie nämlich ein Menfch von der Mutter ge-
boren wird. Altbritt. beg dem Borhorn fil, foboles.
277
N. ,
Diefer Buchftab ift (1. wie ſchon Adelung ange
merfet bat, in vielen Wörtern bloß zufällig, und gebb-
ret nicht zue Wurzel derfelben: 3. B. die Natter, Hol⸗
fand. und Engl. adder; Natterbeer, für Attichbeer.
So auch fernee Närb, Nura, Nurfch, für Arte,
Urhab, Urfh. In derley Fallen ift ed wohl moͤglich,
daß felber aus dem Artifel ein, in das Wort felbft über:
gangen wäre. Die Engländer fchreiben und fprecdhen, -
wie wir, aman, a cow, ein Mann, eine Kuh: hin⸗
gegen wenn dad Wort mit einem Vocal anfangt, an
adder, an ape, an ox, eine Atter oder Natter, ein
Alle, ein Ochs, ıc. In der Mitte wird ſelber vft nur
des Mohlflanges , gder einer leichteren Ausſprache hal⸗
ber eingemenget: z. B. Pfenning, für Pfennig; und ın
einigen Orten Kuning, Honing, geuung, für König,
Hönig, genug. Der Boden, Bogen, lautet hier in der
Verkleinerung das Böndel, Boͤngel. Die Yateiner
haben aus frago, tago, pago; frango, tango, pan-
go gemacht. (2. wird dieſer Buchſtab, wie im grie⸗
chiſchen, ſo auch im Deutſchen, bisweilen mit L, ver⸗
wechſelt: z. B. Gneiß und Gleiſſe, eihufacynapium,
Lin. der Feine Schierling. . Noch mehr aber mit M.
wovon ſchon oben Benfpiele ———— worden find (ſ.
Haingarten).
die Nabe; der ausgehöhlte — Theil eines ..
Wagenrades, weicher zu nächft um die Achſe fich bewegt. M
In der Mondfeeifhen Gloſſe p. 328. napa, Engl. na-
ve. Die Aushoͤhlung, oder Bertiefang macht hier , fo Naht
wie in Nabel, Ntabinger, Napf, ꝛe. den Hauptbegriff
and. Schon im Hebraͤiſchen, wie Wachter beobachtet —
hat, sft nabub leer, hohl. *
In Deftern. ie dieſes Wort fremd. Da manbier
nicht Die inwendige Hohlung, ſondern den äufferlichen
«Mn.
278
verdichten Theil des Holzes betrachtet, in welchen bie
Speichen ſtecken; fo heißt eine Nabe der Radhaufen,
und eine Nabe machen, Radhaufen ausbohren.
der Näbinger; fonft Näber, Näpper, Nepper,
ein Bohrer. In der Florentinifchen Gloſſe bey dem
Eckhard p. 990. nabiger, angelf. navegar, Igslaͤnd.
nabar. Im franz. ift navrer, verwunden, Durchftes
dyen; navrer le cœur, da8 Herz durchbohren, einem
Schmerz verurfahen; Gebr. nabub, hohl Cf. Nabe).
Für Nabinger, wird Übrigens in unferen Gegenden au
Näger, Neiger gefagt : welches vermuthlich zu dem
Hebe. nakar, perfod.t, nikra, cavitas; griech. vuyem,
woas, ſtechen; und dem deutfhen nagen, durchna⸗
gen, durchbohren, gehört.
| der Nachen; Kahn, Meines Schiff, ein Schwins
mer. Griech. vuxo, ih fhwimme Cf. Naufahrt).
nächten,, oder nächt 5 geftern. Ben dem Der
neck c. 772. gleichfalls nãchten: und in jenen Stellen,
welche Scherz in feinem Gloſſario auführet, nechten,
nechtint. Der Minnefänger von Kuͤrenberg P.I. pag-
38. nehtint Spate, geftern Abends.
Die altdeutfchen Völker pflegten die Zeiten nicht
nad) der Drdnung der Tage, fondern der Nächte zu be
rechnen: fo daß die Nacht vor dem Tage her gieng.
Jul. Cafar. lib. VI. de bello gallico, c. 18. et Ta-
eitus de moribus germ. c. 11. In England heißt eis
ne Zeit von 14 Tagen, oder zwey Wochen, noch jejt
fourteen nights , ober zufammen gezogen fortnight,
vierzehen Nächte. Im Herzogth. Wallis, wie bog
horn bezeiget, ift wyth, acht; nos. die Nacht, und
wythnos eine Woche, oder eigentlich acht Nächte (I.
Wachter, v. Naht). Unſer pöbelhaftes nächten,
nächtent;, fcheint alſo den vergangenen Tag, ober bad
Ende der Nacht anzudenten; von Ende, goth. andei»
Schwed. senda, bey Kero und Otftied enti.
279
die Nachtigall, motacilla Lufcinia, Lin. ein bes
kaunter Vogel; welcher zur Nachtzeit gället, laut und
angenehm ſinget. Es gibt zweyerley Arten davon. Die
Beine Nachtigall, welche Auvogel, Auen Nachtigall,
in Sachſen Rothvogel, franz. rollignol genennet wird,
ſingt nicht fo heil und ſtark, aber indeſſen viel lieblicher,
und in mehr gezogenen Tönen; als die Waldnachti⸗
gall, dee Waldvogel, in Sachſen Sproſſer, Sproß⸗
vogel, bey dem Buͤffon grand roſſignol, die groſſe
Nachtigall.
der Nachtkoͤnig; welcher zur Nachtzeit die Ab⸗
tritte reiniget. Sonſt der Schachtfeger, Schundfeger,
Schundkoͤnig, Engl. tomturd. Der Nahmen Koͤnig
wird in mehreren Faͤllen ſolchen Leuten beygelegt, wel⸗
che einen gewiſſen, ihnen allein zugeeigueten Gewalt,
über etwas ausüben. So wird an einigen Orten der
jenige, weicher die Hunde aus der Kirche vertreiben fol,
ber König, Kirchekoͤnig: und der legte unter den Ma-
troſen, welcher bey dem Walfifchfang den Speck ein-
paden muß, dee Spedfönig genennet (ſ. Adelung,
v. König).
dee Nacht —Nabe, ardea nycticorax, Lin. ©.
Schildraiger.
die Nachtſchwalbe, caprimulgus. ©. Kubdut⸗
die Nagelmurze. S. Neidwurze.
das Namenbuch , Nämenblechel; ein Feines
Buch für Kinder zum Buchſtabieren: weil halbe und
ganze Nahmen aufgezeichnet find. In Sachſen die Fir
bei, Engl. horn - book.
napfisen; im Gigen ober Stehen aus Schläferigs
feit mit dem Kopfe nicken. Im Scherze wird es auch
tunfen genennet; bey dem Friſch näsen, knappen,
angeff. hnappian, Engl. to nap; bey dem Notker PT.
120. naphezen, naphzen, in der Mendfeeifhen Gloſ⸗
a |
sm!’ 4
ML
c
WC
——
ds
280 mn —
fe p. 352. naffezunga,, dormitationem. Es gehbret
zu dem bald folgenden noppen, ſchütteln, ſtoſſen;
Hebr. nuph, agitare, ſchuͤtteln.
der Narr; uefpränglich ein Kind, eine Puppe.
Hebr. naar, puer, infans.: Altheittifch bey dem Box⸗
horn nar, nanus, pufllus: Engl. narrow, Mein,
ſchmahl. Daher ein kleines liebes Naͤrrchen. Wenn
ein erwachfenee Menſch nad) Art der Kinder handelt, um
ondere zu befuftigen: fo heißt es, das ift ein wahrer
Narr, Erznarr, Schalfönarr , ein altes groffes Kind.
Geſchieht ed aber unwillkührlich, und and Mangel der
Befinnuung; fo heißt ein folcher einfältig, ungeſchickt,
oder , bey gänzlicher Zerrüttung der Erkenntnißkraft,
ein Narr, Thor, ein Wahnſinniger. (S. auch Schnür⸗
zer).
die Nafche, Naſching, in der Verkleinerung das
Näſchel; ein weibliches Schwein, Mutterfchwein ; fonft
Färmutter, Dauſch, Loos, Mode, Gudel; tal.
troja, franz. truye. Daß die weiblichen Schweine mehr
oder Lieber nafchen, namlich feeffen ſollten, als die an-
deren, wäre ungegründet. Vielmehr muß affo naſchen
ein verakteted Zeitwort feun , welches gebären,, unge
tragen , bedeutet hatte: fo wie faren , welches Wachter
anführet , und wovon Färl, Ferkel, Faͤrmutter ber
fommt. Eine Spur davon zeiget ſich in anderen be:
fannten Sprachen. Das lat. nalcor, ich werde gebo⸗
ven, erinnert an das veraltete nafco, ich gebäre. Das
griech. yaeran, yarıcıa, heißt gleichfalls, ich gebäre.
Hebr. nafchim, mulieres.
der Nafenfifch, cyprinus nafus, Lin. ©. Net:
der Nafenftifler s ſonſt Nafenftüber , Sins. Den
ſtifeln, ftippen, ſtufen, ſtupfen, und ohne Ziſchlaut
tupfen, ſtechen, griech. rursew. In der Mondſeeiſchen
ling
Bloſſe p. 391. ſtophon, pungero.
2
a er en 281
das Nastuch; in der Schweitz, in Baier, Lief⸗
Sand ꝛe. daB gewöhnliche Tuch, um die Mafe zu reinigen.
Schwed. naesduk. Das Schnupftuch, in Oeſterreich
Schnopſtuch, Schneitztuchel.
die Natter, gemeine Natter, Ningelnatter , Hans:
satter, coluber natrix, Lin. if nicht giftig, wird in
und auffer dem Waller angetroffen, haͤlt fich gern in
nn und Miftgeuben auf, liebt die Sonnenwaͤr⸗
„ iſt begierig nach Milch.
Das Wort Natter, Otter, Engl. adder, iſt au⸗
‚gemein und vorzüglich von den giftigen Vipern gebrau⸗
het worden. Bey dem Ulphilas kuni nadre, und im
Satian cunni natrono ; progenies viperar.m , ein
Matter Gezücht. Von Eiter, Gift: wovon Wachter
zu fehen. Notker Pf. 13. verrenum afpidum fub la-
biis eorum; eiter dero afrıdum.
der Natterwindel: 3 fonft auch Natterhals, Wen⸗
delhals, Drehhals, yunx torquilla, Lin. Ein eßbarer
Vogel, welcher oben grau, unten aber roͤthlich iſt mit
ſchwarzeu Querbändern , und feinen länglichten Hals
wie eine Natter heram zu winden pflegt. Franz. le tor-
col, Engl. the wrynek. ©. auch Feutille. . |
die Naufahrt, bey dem Horned c. 613. Naw⸗
Hart; eigentlich die Schiffart: oft aber auch nur jene
veränderliche Gegemd in reiffenden Fluͤſſen, durch wei
che von Zeit zu Zeit die Fahrt geben muß. Ein Schiff:
mann, Schiffmeifter, wird der Naufahrer, Naufe⸗
rig, ben dem Dorned Verg, Verig genennet.
Don Nau, bey dem Friſch die Name, Rauwe,
fat. navis, griech. vers, ein Schiff, Kahn. Altbritt.
bey dent Boxhorn nawf, das Schwimmen. Griech.
vaco, ich flieffe: vew, vuxo. ich ſchwimme.
Nebel—beere; 1). ein Nahmen der blauen Brom⸗
beere, oder Bocksbeere, rubus cæſius, Sin. 2). der
grofſſen Heidelbeere, Rauſchbeere, vaccinium uligino-
292% BED Ge
fum, Lin. Weil fie mit einem blaulichten Duuft, wie
mit einem Nebel, umgeben find.
die Nebelhaube, oder Nebelkappe; eine Haube,
welche den Kopf und das Geficht bis anf die Augen bes
dedet. Da man felbe mehr wider Wind und Kälte,
als wider den Nebel zu teagen pflegt, fo markt bier das
Verhuͤllen und Berbergen den Haupthegriff ans. Griech.
vsoco, vepoco, fat. nubo, obnubo, ich verhälle, ne-
bulo, tenebrio, ein Menſch, welcher im Derborgenen
böfes thut, und das Licht fchenet. Ben den fabelhaf⸗
ten Dichteen des mittleren Zeitalterd war die Nebels
fappe eine Kappe , welde den Menfchen unſichtbar
macht: wie Goldaft , Wachter, Friſch und Scherz an
gemerfet haben.
die Nebelkrähe ; graue Kraͤbe, Todtenfräße,
corvus cornix, Lin. Sie wird fo genennet, fagt Sta⸗
tius Muͤller, weil fie fonderlich bey neblichten Wetter
früh und Abends auf den Feldern fich einfindet. Viel⸗
leicht aber mehr wegen feiner grauen. Nebelfarbe. ©.
Kran.
dere MeidElee, ober türfifche, Egyptiſche Klee,
trifolium melilotus corulea , fin. Gonft blauer
‚Gteinflee , wohl riehender Klee; Siebengezeit, weil
er ded Tages fiebenmal feinen Geruch verlichret , und
wieder erhält; in der Schweitz Schabzliger Klee, weil
er unter den Schabzlger Käs genommen wird; Bier bey
dem Volke Neidklee, weil man die Viehſtaͤlle damit
räuchert, damit bad Vieh nicht befchrien und beueidet
werden fol. Ä
die Neidwurzen, Nagelwurzen; fonft Neidha⸗
den, Neidnagel, Niet— ober Nothnagel; ein ſchmerz⸗
baftes Faſerchen von der Wurze des Nagels an einenz
Finger, oder ber abgetrennuten Haut. Kateinifih redu-
via, franz. les envies, tal. pipita, peteriggio.
Eigentlich eine Wurze oder ein Nagel , welcher
drüdet , ängftiget, Schmerzen macht. Augelſ. nydan,
NG GENE 283
Jalanb. neida, preffen, drücken , Zwang authun. Das
naͤmliche heißt bey Notker und Kero neizen, neizzin:
und in jenen Stellen, welche Friſch und Scherz anges
führer Haven, reifen, naiſen, in Deftere. aber neten, -
noͤthen (i. nöthen). Im der Isländifhen Mundart
heißt e8 ferner, wie Wachter aus den Verelins aufüh⸗
ret, neidde mik at blota, zwang oder noͤthigte mich
den Göoͤttern zu opfern; neid, Angſt, Bedrückung ꝛe.
Für Neid, invidia, haben Wachter und Adelung ein
neued Stammenwort aufgeſucht, aber, wie ganz natuͤr⸗
lich, keines gefunden. Denn es iſt einerley Wort mit
Dem vorigen: namlich eine Bedrückung und Beängftis
gung, nicht zwar immer des jenigen, gegen welchen eis
ne Mißgunſt gehrget wird, und weicher vielleicht mas
ches mal nichts darum weiß; fondern des eigenen Ges
müthes. Ieder heftige Leidenichaft ift eine Beklemmung
und Bedrückung des Herzens. Daher heißt es, invi-
dia tabefcere ; invidia rumpantur ut ila Codro,
Virg. ecl.7.. Und Horaz fagt lib. 1. epiſt. 2. Invidus
alterius macrefcit rebus opimis, invidia ficuli non
invengre tyraimi majus tormentum. Auch Alerander
ber groſſe fagte in Indien zu einem feiner Offiziere,
deſſen neidige Zunge ihn fehr beleidiget hatte, invidos
hom.nes nihil aliud, quam ipforum elle tormenta.
Curtius, lib. 8. c. 12.
neifeln: in Schwaben nnd Franken nibelns trö⸗
pfeln, klein herab fallen, wie dünner Regen, Schnee ;
Mebeltropfen. Es gehöret zu dem griedh. vıgem. tal.
nevare: welches im Deutſchen mit vorgeſetzten Ziſchlaut
ſchneien, fchneiben Heißt; angelf. [nawan , fniwan,
Holländ. fneuwen, Engl. to fnow. Hiedurch ſcheint
eime geftrente und gefchlittete Menge angedeutet zu wers
den, wie wenn etwas durch ein Gieb oder eine Reiter
getrieben wird. Hebr. nuph, fillare, agitare; na-
pha, agitatio, cribrum. Obwohl der Schnee deu
erſten Bewohnern der Erde, als fie in kältere Gegen:
den kamen, gewiß eine fehr neue Erſcheinnng ſeyn muß-
te; fo kann doch dieſes Wort hit, wie Adelung glaub⸗
te, Von nen, novus, her fommen. Denn nicht bee
Schnee äberhaupt wird: bey den Jägern dad Neu ge⸗
nennet; fondern nur ein frifch und neu gefallener Schnee.
neiffiq, glänzend. S. geeiflig.
der Nesling, Näsling, Nafenfiih; in Baiern
und Salzburg, wie aud in der Schweig nur platthin
bie Nafe, cyprinus nafus, Lin. Von Naſe, franz.
le nez, angelf. naefe, Engl. nofe, in Böhmen und
Pohlen nos, Windiſch nufs. |
Eine Art Weißſiſche, mit einem bunfelblanen Ruͤ⸗
dien, weiß glänzenden Seiten, hellrothen Floſſen, und
einer ftumpfen dickfleiſchigen Dberlippe , welche die Ge
ftalt einer Nafe macht. Die untere Lippe ift kürzer,
breit und ſchneidig, womit diefer Fifch die ſchlammigen
Steine abſchabet, Haben aber auch zugleich feine Gegen-
wart im Waffer verrathet. Der Seitenſtrich befteßt
and bräumlich gelben Punkten; die Nückenfloffe ift den
Bauchfloffen entgegen gefeget; und das Ingeweid mit
einem ſchwarzen Dintenförmigen Schleim überzogen‘,
weßwegen feiber bey dem Geßner und Schwenkfeld ‚ber
Schreiber heißt. In dem Syſtem wird en befchrieben
cyprinus pinna ani radiis 14. rofiro prominente. Al:
fein dieſe Zahl der Afterftrahlen ift veränderlich, indem
baid mehe, bald weniger angetroffen werden. Richti⸗
ger fcheint mir alfo jene Befchreibung zu ſeyn, rofiro
rrominente, pinna dorfali ventralibus oppofita , ab-
domine interne nigro.. Zur Leichezeit, in dem Monat
April find die Floſſen noch röther , und das Männchen
sicht nur am Kopf mit weiſſen Tupfen (Perlen, tuber-
culis) befest, fondern auch am ganzen Körper ſchroff,
fo daß dieſer Fiſch um felbe Zeit: Teicht mit der Hande
gehalten werden kann. In der Donan um Linz, beißt
er im erften Jahre KReäuterling: im zweyten Rechenzahn
oder Nesl; im dritten Weißſiſch; und im vierten Res⸗
ling.
33
die Neſtel; ein Riem , eine Schnur, womit ets
was gefnüpfet, oder geheftet wird. In der Monbt
feeifchen Gloſſe p. 319. hofa-neftila, corrigia caligæ:
p. 32 1. neſtilun, anfulas, feu ligamina cortinarum.
In dem alten Fragment von dem Spanifhen Krieg R:
Karl des geoffen, v. 2930. thie nefiel der halsvefte,
die Schnalle oder der Haft an der eifernen Halſberge
Halsfeſte. Hier iſt diefed Wort in der einzigen Mes
bensart noch Abrig, Die Hufen hinab neſteln, ſelbe
auflöfen, von dem Haft ledig maden. In dem Bins⸗
gan, im Salzburgifchen, ift die Hochzeit— Neftel eis
ne aus buntfarben Riemchen geknüpfte Maſche, oder
Schleife auf dem Hut. Ital. naſtro, ein Baud; na«
ſtri delle fcarpe, Schuhrieme. — Bon naͤhen, griech.
wmSsy., Schwed. naeſta, lat. nectere, nexus. Ä
Das berißmte Neftel knuͤpfen, maleficium liga
minis, ligatura magica, geſchah duch, ähnliche Schnäs
ze oder Rieme, die auf eine geheimnißvolle Weile ges
nüpfet wurden, um neue Ehlente zum Beyſchlaf unfäs
dig zu machen: und zwar fo lang, bi. diefe Kubpfe wies
der aufgelöfet waren. Um andere zur Gegenliche zu
zwingen, wird bey dem Virgil Ecloga 8. folgendes Jens
bermittel befchrieben. Es werben drey Bänder, von
drey Farben, drey mal geknüpfet, um das Wild des
geliebten gehängt, und diefed Bild alsdaun ringd um
das Altäcchen der Venus herum geführet.
Terna tibi hæc primum triplici diverfa co-
lore ,
Licia eircumdo,, teque hæc altaria circum
Effigiem duo. — — Ä
Necte tribus nodis ternos amarylli colores,
Necte amarylli mode, et Veneris dic vin-
cula necto.
| netter; iuft, genau, Ital. netto. 8.8. ed find
wetter hundert Gulden; nicht mehr, uud nicht weniger.
Soll netter ich der ſchlechtere ſeyn? Allemal nur bu ſollſt
—
236 THREE
die Arbeit thun, als wenn fein anderer Menſch da wäre;
ja, netter du! Das nämliche Ital. netto, franz. und
KHoländ. net, Engl. neat, heißt übrigens reinlich, zier⸗
ih: womit auch das lat. nitec, niticus, wie Wacıer
und Adelung glauben, verwandt ift. Da aber indeijen
dieſer Begriff von Neinlichkeit und Zierlichkeit, leicht
von jenem älteren Begriff der Genanigfeit, ber gelei⸗
tet werden kann: fo dürfte Ley diefem Wort etwa Das
Hebr. natar zum Grunde liegen, welches beobachten,
bäten, auf etwas Act haben bedeutet, fat. servavit,
cuftodivit.
nettlich, ober mehr nach ber Ausſprache nedlich,
netlichz; ein Umſtaud, da man im Eſſen leicht etwas
ausſcheidet, und nicht mit allem vor Lieb nehmen will,
3.3. die Kuh iſt netlich; ein netlicher Meufch , fattıdio-
us, delicatulus, in Ober: und Niederſachſen ein efes
ler, Eöbrifcher Menich, Engl. nice. Bon nett, ges
sau: ober wahrfcheinlicher , fo fern e8 eine unordentliche
Luft audentet, woburd andere beleidiget werben , Yon
wieflen, nieten, in Niederſachſen neten, genieflen, d.
‘. angenehme Empfindung Haben, 3. B. Ehre, feifche
Luft, Woune, Speife und Trank genieffen (f. nieteln).
bas Netz. ©. Fiſchgarn.
neulich heißt indgemein vor kurzer Zeit, Lat. nu-
per , nämlich vor einigen Sagen oder Wochen. Hier
aber bey dem Volke ift neulet, oder neulich, fo viel,
als jüngft, letzthin, novifllime: 3.8. ih babe ihn erft
neulet gefehen Cetiwa vor einer Stunde).
der Neunaugen (Fiſch); petromyzon fluviatilis
Lin, in Niederfachfen eine Pricke. Ein langer , ſchmah⸗
ler und fchlüpferiger Fiſch, wie eine Feine Natter, mit
7 Zuftlöchern auf jeder Seite , die fo, wie die Augen
andfehen, und daher famt dieſen bie Zahl neun ausma⸗
den. Dft fieht man die Angen gar nicht, weil fie,
sie umnfere Tifcher fchon bemerfet haben, Yon gemiffen
"Sufesten ausgefreffen werden. Er bat ein enges vum:
287
des Maͤulchen, womit er ſich überall auſetzet und ſauget.
Deßwegen wird er manchesmal auch Steinbeiſſer ge:
nennet, griech. petromyzon, Gteinfanger (f. Pride).
Die kleinſte Art davon , petromyzon branchialis,
heißt das Aal (f. dieſes Wort).
der Neuntoͤdter; lanius excubitor (f. Dornrei⸗
cher und Speralfter).
nichts, nihil; in gemeinen Neden nip, bey dem
Laundvolke ninx. Im Scherze pflest man zu fagen:
ich ſchenke dir ein goldenes Nirerl, in einem filbers
nen Buͤchſerl. Im der Graffchaft Henneberg hinges
gen, wie Reinwald bezeuget: Nu, was haft du denn
fchönes gekriegt? Ein filbern Nirle, umd ein güls
den — e Beile, und ein Schächtele, wo du's
nem A
- ber Nils, oder Nie, Waſſernicks; ein Ge
fpenft, welches die Leute in bad Waſſer zieht, und töd-
tet. In Defterreich , wo dieſes Wort fremd ift, wärs
de ed der Waſſermann, ober bad Wafferweibchen heifs’
fen. Die Auflöfung biefes alten und dunkeln Maͤrchens
finden wir in ber Mondfeeifihen Gloſſe p. 322. et 412.
Nihhus, crocodilus. Auch in den Alemanniſchen Gloſ⸗
fen des Martin Gerbert p. 70. Nikes, crocodilus.
Das Krokodil ift alfo jenes berühmte und grauſamt
Mafferthier , welches auch dort noch geforchten wurde,
wo «6 zum Gluͤcke nicht angetroffen wird.
In Schweden und Dänemark wird dieſes Geſpenſt
necken, nicken, nocken, Igslaͤnd. nikur genennet.
Entweder weil es die Leute in dad Waſſer Hissein ziehet,
von dem Islaͤnd. uud angelf. nyckia, hryckia, ziehen,
forsreiffen, in dem Imperf. noch, er 308, riß; Ehals
daiſch negad (manavit, traxit). Oder von dem Di-
nifchen nocka, angelf. naecan, lat. necare, Ital. an-
negare: welches ſowohl erwuͤrgen, als erfänfen heißt.
Ya Nieberfschfen uud Holland wird unter den Nah⸗
men Nicker der Denker, und der Teufel verſtauden:
238
von nicken (in Defterr. abgnädeln) erdroſſeln, dad Se
nid , den Nacken brechen , welches mit Dem vorigen
næcan, necare, einerley Wort zu ſeyn fcheinet.
dee Nicowitz; eine Art. Finken, von hellgelber
Farbe unter dem Achſelbug, fringilla montifringilla,
Lin. fonit der Bergfinf, ober Duader (S. Miftfinf).
Wie Kramer glaubt, von dem böhmifchen Icawez.
nieſten: ı). dag Bett zuſammen nieften, ober
zufammen heitzen, ift in unferen Gegenden fo viel, als
felbes in Unordnung bringen, ummwühlen: wie ed muth⸗
willige Kinder oft thun, oder Rente, welche unruhig
geichlafen haben. Ich halte es für einerley Wort mit
niften, von Neft, nidus: welches Wort , ivie Adelung
bemerket hat , überhaupt eine zufanımen gedrängte Maſ⸗
fe bedeutet, 3. B. das Erz bricht nefter—meife, d. i.
in Klumpen. Friſch führer and dem Kaifersberg die
Stelle an, bey Hochzeiten alles auf feinem Zeller zus
fammen niften , hohe Haufen oder Nefter machen.
Sm erften Falle heißt es alfo, mit dem Bette fo ver
fahren, daß ſelbes wicht mehr orbentlih ausgebreitet,
fondern in Klumpen über einander gewühlet ıft.
2). nieften, einen Nieſter thun; fonft nieſen,
fternutare ‚franz. eternuer. Ein Wildpeet Schüg fagt
von feinem’ Feuer Rohr, wodurch heimlich ein Wild
erlegt worden ift., in einem befannten Ried: mein Stu⸗
ger! hat gnießt. Niefen Heiße in der Mondſeeiſchen
Gloſſe niufan , niofen, Schwed. nyfa , Engl. vo ſnee-
ze. Gleichwie in Sachſen niefeln, nuͤſſeln, durch die
Nafe reden Heißt (in Defterreih ſchnofeln): fo zeigt
tiefen, in einem verftärften Ausdrud nieiten , bey
dem Wachter nieffen, jenes Gebrauſe an, welches durch
die Naſe geſchieht. Beyde Wörter alfo von Naſe, aus
gef. nase, franz. le nez, Windiſch nufs.
Von der befannten Formel Gott helfe, oder bey
ben Heiden Jupiter helfe, werden verfchiedene artige
Bemerkungen angetroffen bey dem Valclius in Valcha-
nis
> N EP EN ae 289
nis; bey dem Alexander ab Alexandro lib. 2. geni-
alium dierum, c. 26. ferner in den alferneneften Man:
migfaltigfeiten, Ill. Jahrgang, Berlin 178%., noch
mehr aber in jener kleinen Abhandlung, welche der be
rühmte Wieland im 9. 1735. in dem deutſchen Merkur
befannt machen Sieh. Das Niefen wurde immer als
ein bedenkliche Ereugniß der Natur, und baher bald
für ein gutes, bald für ein bofes Zeichen gehalten. Die
Griechen fagten nicht nur zu anderen, fonbern auch zu
ſich ſelbſt, wenn fie niefeten, Sjupiter helfe! Zu Rom
bat Kaifer Tiberius verlangt, daß ihm, wenn er aus⸗
fuhr, und von ungefähr auf der Straſſe niefete,, das
Volk nach der gewöhnlichen Formel Gluͤck wuͤnſchen fol
te. In Yethiopien erfchallet nicht nur Die Reſidenz,
fondern auch die ganze Stadt, wenn ber König geniefet
bat. Diefes Anwuͤnſchen war alfo ſchon laͤngſt vor Pabſt
Gregor dem groſſen befannt: aber die Gitte, bey dem
Gaͤhnen den Mund mit einem Kreuz zu bezeichnen, mag
Bon jenen Zeiten dee Peſt fih ber fchreiben, von denen
es heißt, daß viele gähnten, und ihren Geift aufgaben.
Schilter, v. Crützewoche , führet ans einer alten
Schrift folgende Stelle an: Wenne ein Mönfche nies
fete, jo fur mit dem niefen feine Gele bon ime,
und was dot. Dovon ftunt das Sprichwort uff,
das man noch fprichet zu eime, Gott helfe dir.
Och wenne ein Menfch gewete (gähnte), fo viel es
nider, und was todt. Dobon kommt die Gewohn⸗
heit, daß man ein Krüs für den munt machet.
Was Fleney aus dem Tertullian anführet, lib. 2. ad
uxorem; fignum crucis formas, dum ofcitas, ift
ein kleiner Verftoß: denn Yon ofcitare kommt dort gar
nichts vor, RR:
fi nieten, ober nieteln an einee Sache; fih dies
felbe ſchmecken, und angenehm ſeyn laſſen: z. B. eflen,
trinken, tanzen ꝛe. Otfried ſagt lib. 1. c. 16. fih libes
nioton, ſich des Lebens freuen‘, ein feohes Leben fühe
Swegter Zheil 1
ren. Herzog von Anhalt unter den Minnefängern P.
1. pag. 6. ich wil mich guoter Freude nieten. Not⸗
fer braucht ed auch in der wirkenden Bedeutung für ers
freuen , einem andern etwas angenehmes erweifen wol⸗
len, Pf. 90. langero tago genieton ih dih, id} werde
dir zum Lohn ein hohes Alter verleihen. Gib an einer
Sache genietet haben, heißt erftens , fih an derſelben
ergetzet haben, 3. B. ich habe mich recht gemietet am die⸗
fer Speife, Habe fie mir wohl ſchmecken laſſen. Zwey⸗
tens derfelben ſatt und überdrhffig geworden feyn: 3.
B. er hat fi ſchon genietet an jenen Weibe, um def
fen Befis ee anfangs fo viel gemaget hat. Notker PL.
ı22. unfer fela iſt des genietot, wir haben genug an
Elend und Verachtung, fat. quia multum repleta eft
anıma noftra.
Ueberhaupt heißt alfo niet, angenehm. Willeram
V. 9. daz unſih des de nieter ſi, damit ed und deſto
angenehmer fey: und II. 3. fines obezes nietet mih,
ed gefäftet mich nach feinem Obft oder feinen Früchten.
Bey dem Notker ift Pf. 139. der niet, das Verlangen,
die Begierde. Woher diefed Wort ‚feinen Urfprung
babe , weiß ich nicht. Adelung, v. genieflen, hat et
was von der Abftammung deffelben -verfuchet : allein
man wird gern etwas beffered wunſchen. Wahrichein-
lich kommt Hievon niedlich her: wie auch der Niedel,
Sahne, Milchram; und nieffen, genieflen, goth. niu-
tan , in Niederfachfen neten, geneten (f. nettlich). Al⸗
lenfalls dürfte das Hebr. eden, voluptas, als Gtam:
menwort angefehen werden. Der erfte Buchftab ift ajın,
welcher wie nj, eder franz. gn, geſprochen wird, wor:
aus alfo leicht njet werden konnte. Ohnehin ift das
Wort Eden, als Wonnegarten oder Paradies auch im
Deutfchen befaunt. |
die Nifel, in plur— fonft Feifel, Fifel, Geichel;
ein gefährlicher Umſtand bey den Pferden, da die Gpei-
cheldruͤſen am Halſe, nahe bep ben Obren mit einem
291
ſtinkenden Unflath in Geſtalt weiſſer Hanfkoͤrner, oder
Schweinsſinnen erfüllet find: die man alsdaun zu reif⸗
fen pflegt. Diefe Krankheit foll entftehen, wenn das
Pferd im Efien oder Trinken fi verfangen, oder zu
gefchwind in die Hige hinein getrunken hat. Die Ohren
und dad Befchröte werden kalt, bie Zunge trocken, das
Pferd ſelbſt aͤngſtig, ſtehet auf, und legt ſich wieder.
So ſchreibt Zinfe in feinem dfonom. Wörterbuh. An⸗
dere aber halten es für eine Cholik.
2). die Nifel, eine Krankheit menſchlicher Au:
gen , welche in einem beftigen Jucken befteht : wobey
Die Nerven der Ungenlicder gedrüdt und zufammen ge
zogen werden. Es ſollen Feine Würmchen ſeyn, welche
wirklich heraus fallen und zerberften , wenn Ader—
Gauchheil, anagallis arvenfis, Lin. auf Die Glut ge:
Iegt, und bie Augen darüber gehalten werden. In man:
chen Orten hat man die Jndenkirſche, r.hyfalis alke-
kengi , oder bie Bilfenförner , hyofeyamus, auf äh:
Siche Weife wider dad Zahnweh gebraucht: und fah die
Wüuͤrmchen auf die wunderbarfte Art im heiffen Waſſer,
deſſen Dunft in den wehen Zahn gelaffen wurde, fich bes
wegen. Allein D. Schäffer zu Regensburg bat nad
vielen Verſuchen entdecket, daß ed nichts wenige, als
Würmer find; fondern felbft die Samenförner von fol
chen Pflanzen: die, wenn fle gehörig erhiget werden ,
mit einer groſſen Schnellkraft fich ausdehnen, und ver:
fchiedentlich bewegen. Man fehe den zweyten Band
feiner Abhandlungen von Inſeeten, 1764.
In Meilfen werden die Blattläuſe, wie Adelung
bejeuget, Treffen genennet: weiches Wort mit dem uns
ferigen überein fommt. Ohne Zweifel bat man auch
bey jener Krankheit der Pferde geglaubt, daß etwas
Ichendes in den Speichelbräfen enthalten fey , wels
ches dieſelben verzehret, und zerflieffen macht. N:tel
gehört alſo, famt dem Engl. to nibble, nip, nagen,
zwicken, zu unfersm niſten, veiben; — (ſ. niften).
2
203 il 59 \ SEE” AED» Antennen i
das Rifelkraut; Acker — Gauchheil, rother Hübe
nerdarm, anagallis arvenſis. ©. Nifel, n. a.
das Niffer!, ein Vogel. ©. Wimfer.
niften; in Sachſen niffeln , reiben, wegen, z. B.
das Kleid abtniften, ſich Die Haut aufniften, die Schwei⸗
ne niften ſich an einem Stamme. Engl. to nibble, na⸗
gen, anzwacken, to nip, zwicken; Schwed. nypa, Del
länd. nypen, zwicken, zuſammen ziehen, wovon auch
Eneifen, Eneipen, ber fommt.
der Nigel, oder das Nigerl; fonft der Nickel.
Ueberhanpt etwas kleines: 3. 3. ein kleiner Meufch,
kleines Pferd, ein kleines Gewächs an Stauden uud
Bäumen, als die Schlaflunzgen, Galläpfel wc. Von
niden, dreüden: als etwas fo Fein und unbedeutendes,
daß man es in die Dande nehmen, oder zerdruͤcken könne
te (ſ. Gnaukerſ). | ; |
der Nimmerſatt; gewöhnlich der Nahmen einer
Art Brachvögel in America, mit einem groffen Sad
am Halfe, um die vorräthige Nahrung aufzubewahren,
tantalus loculator, Lin, Aber in unferem Lande wird
bey diefem Worte auch der Pelikan verftanden, pele-
canus onocrotalus, Lin. welcher in den Fluͤſſen von Uns
Harn, und bisweilen auch von Steyermark (Horued c.
814.) angetroffen wird, viele Fifche frißt, und gleich
falls am Hals einen Sad Hat, worin er feinen Jungen
Waller, Fiſche, Würmchen zuträgt: daher men vor Als
ters glaubte, daß diefer groſſe Vogel fich felbft die Adern
Öffne, um die Jungen mit feinem Blut zu naͤhren.
Nimm mir nichts; an dem Ufer bes Trauufluf:
ſes, der gewöhnliche Nahmen eines heilfamen Krautes ,
welches fonft Bruchkraut, Harukraut, Tauſendkorn ge
nennet wird, und eine zuſammen ziehende , tröcknende
and fühlende Kraft hat, herniaria glabra, lie. Es
ſteckt fo tief in dem Sand, worin es ſich ausbreitet,
dag nicht ein mal das Dich ſelbes leicht ergreifen kann:
woraus ber laͤcherliche Wahn entftanden, daB auch die
x
893
Here von einem ſolchen Haus, in welchem’ dieſes Kraut
aufbemwahret wird , nichts nehmen ober weg tragen koͤn⸗
ne. In dem Gebirge wird ber Alpen — Frauenmantel,
oder Pleine Löwenfuß, alchemilla alpina, unter dem
Nahmen Nimm mir nichts verftanden.
nindert; nirgend, an feinem Dre. Irgend beißt,
aus einem Det, einer Gegend; von er,'ir, ur, auß,
von; und gen, gegen, mas dem Auge ober dem Ges
danken fich entgegen ftelet, ex adverlo, e contra.
Nirgend ift die Verneinnug: davon: von ni, ne, nein,
nit. Hartmann von ber Au, Stricker, Horneck
Theuerdank haben indert, alicnbis mindert, nullibi.
Das erfte ift Hierin gemeinen Reden veraltet: das zwey⸗
te lautet noch jezt ninderſt, bey dem Poͤbel nindert.
Vielleicht von thar, ther, bar, dort: weldjes über:
baupt einen Drt audeutet. Oder dem altheittifchen
daear , lat. terra, Erdvreich. u
nipfen, inSadfen nippens in Heinen Zhgen trins
Sen, tropfenweiſe fhlürfen. Das Nipferl austrinten,
die Neige. Griech. po, ich benege: virto, ich wa⸗
fhe. Hebr. nuph , teöpfeln. Altbrittiſch bey dem
— yfed, trinken; franz. yvre, betrunken, rau⸗
chig.
nitneu. ©. ituen.
der Noll, z. B. ein dicker Vet, dicker plumper
Menſch. ©. Kuok.
das Nomes Dehle; numus Dei. Ein Meine,
and Silber, Meſſing oder Blech gemiachtes Bild, wels
ches an die Bethſchnur gebangen wird. Gewöhnlich
heißt es bey Rindern , ich bitte um ein Nomes Dehl'.
noͤn; ſchͤn. Es kommt när in der Sprache der
Kinder vorı 3. B. fchau, das ifk nen, nen! Ohne
Zweifel wird Dadurch etwas neues und glänzendes auge
deutet. Im Dänifchen iſt ny, nyt, wenı lat, niteo,
nitidus, glänzend.
294
noppen; fehätteln, offen, z. B. mit einem Saul
baber noppen; das Pferd noppet gar fehr. Franz. clo-
piner, hinken. Es ift wahriheinfih einerley Wort
mit navpen, Engl. to nap, niden, oft und ſtark
neigen (ſ. napfigen).
dee Nörfling 5 oder gemeine Noͤrfling, Weißnoͤrf⸗
ling, bey dem Statins Müller Spisfloffer, cyprinus
idus, Lin. in Schweden Id. Ein fchöner und (mad:
baftee Fiſch, mit eothen Bauch: und Afterfloffen, nud
einem gelblichten Angeneing: weicher in ber Donau, und
anderen Flüſſen, wie. auch in groffen Geen, zu 4 bis
8 {h. angetroffen wird. Dee Orf, oder Urf, cypri-
nus orfus, Lin. wird hier Goldnoͤrfling genennet (ſ.
dieſes Wort). -
Der erfte Buchſtab ift vermuthlich nur anfällig;
folglich das Stammenwort Orf, welches mit dem lat.
orphus, griech. appas, überein. fommt , wodurch ein
glängender Fiſch verftanden worden ift, vielleicht spa-
rus aurata, Lin. oder der oben genannte cyprinus or-
fus. Altbrittiſch bey dem Borhorn ift aur, franz. or,
das Gold; Hebr. or, leuchten, glänzen.
der Nösling, cyprinus nafus. G. Nebling.
das Nöffel Bier, Wein, ꝛe. S. Geitel.
noͤthen; nöthigen, einen Zwang anthun, 3. B.
fidh ein wenig noͤthen, um einen GStuhlgang zu gewin-
nen; zum Effen und Trinken fol man Niemand noͤthen.
Islaud. neida, uöthigen , druͤcken (f. Neidwurze ).
Ju ber Mondſeeiſchen Gloſſe p. 359. notten, exigere:
p-.833. notmeior , exactor,
. Ne Nörtin, oder gewoͤhnlich Noͤtting, Net
fing ; ein Nahmen dev groſſen Erdfeötte,, rana bufo,
tin. Giewird ferner auch Braitling, Hepping, Zran-
tel :e, geneunet. Es fcheint ein giftiged Thier auzuben-
ten, und, indem jener Anfangsbuchftab in vielen Woͤr⸗
teen bloß zufällig iſt, einerley Wert zu feye mit Otter,
eine giftige Schlange. Bey den Augelfachfen ift act-
u goth. und Aland, eitur , bey Otfeieh eittar, das
ift.
niugen, oder nuegen, nuegitzen; ; ſchwanken, bie
und her bewegen, z. B. der Tiſch megitt, ſteht nicht
eben; mit dem Seſſel immer nuegitzen, b. i. nicht ru⸗
big auf demfelben fisen wollen. Es geböret zu dem lat.
nuo, nuto, griech. vun, ich ide, ſchwanke; Hebr.
nut (nutare, moveri). Bey dem Friſch ift anufs
ten, mit dem Kopfe niden. Boͤhmiſch hnauti, bewe⸗
gen; hnu-, ich bewege.
nullen; mit dem Nutb-—Eifen ine Hal; eine Rin⸗
ne machen, 3. B. an dem breiten Ende einer Dachſchin⸗
del, damit daB fpisige Ende einer anderen Schindel
darein paſſet. In einem Lex. MS. Nugel, runcina;
Gl. florent. Noil, rıncina.. Bey dem Pietorius iſt
nüulen, wählen wie die Schweine ader Maulwärfe.
Nuen, nüllen, Entılfen , gehört zu den Hollaͤud. nau-
wen, preſſen, eindrücken: und bot mit Toll und Knoll
eimerlep Urſprung (ſ. Anoll).
die Nunne; Nonne, Kloſterfrau, bey den Angel⸗
ſachſen gfeihfaus nunne. Daher das Nunnenkloſter,
der Runnenberg : imgleichen das Nunnenkrapfel,
Numnnenpfärzel, von Farße, die Bälle, etwas einge
ltes, franz. la farce; in Sachſen das Nonnenbrob.
Der Zitel Nonnus wurde in den Klöftern den älteren
= angefebenften Moͤnchen gegeben „ fo wie Nonna,
en Fraueu. Wachter hält es für das Hebr. nin, der
Sohn: in Dinficht auf den Vorfteber, weicher abbas,
Vater, genenuet wurde. Allein es ift richtig und aus⸗
gemacht, dag man mit dieſem Ausdruck nie den Begriff
eined Sohnes, ober einer kindlichen Unterwerfung , fonts
dern vielmehe den Begriff eines Erzeugers, oder des
väteslichen Auſehens, verbunden bat. Jenes Gebrä-
ifche Wort Fäßt vermuthen, daß nun, non, erzeugen
bedentet babe. _ In der Regel bed Heiligen Benebict
heißt es, cap. 63. priores iuniores fuos fratres nomi-
| 96 ur 0 BE Sb ie
nent: iuniores autem priores fuos Nonnos vocent,
quod intelligitur paterna reverentia. In der Lom⸗
bardie fagen die Kinder noch jest, wie Muratorınd bes
jeuget Antiq. Italice, Tom. H. Diflert. 33. pa, pa;
ma, ma; no, no; Vater, Mutter, Großvater. Ja
überhaupt heißt in “Italien nonno, der Großvater,
nonna , Die Großmutter. In der altbrittifchen Mund⸗
art bey dem Borhorn it gleichfalls nain die Großmut⸗
tee. Bey den. Griechen verwos, Daterdhruder: varıy ,
der Mutter Schwefter. In der Ungatifhen Sprache
heißt die jüngere Schwefter. huga, die ältere aber nene.
der Nurſch. ©. Urſch. | z
nuiuſſen; Stöffe verfesen, puffen, ſchlagen: z. B.
ich wit dich miſſen; immer an deu Kindern nuſſen wol⸗
fen. Bey dem Friſch iſt knuſſen, knuͤſſen, knütſchen,
kniſten, quetſchen, zerſtoſſen. Das nämliche heißt au⸗
gelſ. enyſſan; bey Kero, Iſidor, Tatian, und in der
Mondſeeiſchen Gloſſe chnuſſan. Etwas davon hat auch
Wachter, v. Geniſt. Vielleicht iſt muffen, einerley
mit nuthen, nöthen, plagen (ſ. Nuth).
die Nuth; eine im Holz ausgehobelte Rinne, z.
B. in den Fenſterrahmen, um das Glas hinein zu ſte⸗
cken; in den Fenſterbalken, worin der entgegen ſtehen⸗
de Theil fich einſchlieſſet. Friſch und Adelung ſehen es
für einerley Wort an mit Math, von nähen, vereini⸗
gen, verbinden. Wein es gehöret mehr zu umfereng
alten Zeitw. noͤthen, boͤhmiſch nutiti, nutkatt, eins
zwaͤugen, preſſen, eindruͤcken.
Br
D.
das Oberd, nämlich das oberfte und beßte von
bee Mich, welches auch der fühle Nam genennet wird,
an anderen Orten von Deutfchland die Sahne, Schman⸗
te, der Nidel ıc. os lactis, Ital. capo di latte, alts
beittifh hufen. Das Wort Sahne , Holänd. faen,
in Schleſten Son, ſcheint eine Verdickung und Ders
einigung anzudenten (f. Senn, und Senderich).
das Obſt; eine genießbare Baumfrucht. Bey den
Alten cbaz, obez: von ob, oben, bob, umd az,
Speife. Eine Speife oder Nahrung in der Höhe,
der Dfendieh ; ein gewiſſes Gebäd bey dem Vol⸗
te (ſ. Dieb).
das Dfenfchliffel— laufen; ein Tändliches Wett:
rennen, wobey manche Leute, um geſchwinder laufen zu
koͤnnen, bis auf das Hemd fich ausgezogen haben. Das
ber felbes von der Landes: Megierung zu Linz im dem
Jahren 1757 und 59. verbothen worden ift: weil e&
mit ärgerlicher Entbloͤſſung des Leibes, und ber,
fchiedenen abergläubifchen Dingen geſchah. Die O⸗
fenfchüffel ift ein Tanges, am Ende aber beeited Holz,
auf welchen das Brod eingefchoffen wird." Vermuthlich
wuebe eine ſolche Schüffel zum Ziel ausgeſteckt. Das
alte Scheiben — Rennen bey Feifh und Adelung, war
ein Luſtrennen nach einer aufgehängten Scheibe: und,
wenn diefe einen Gtiel hatte, dad Pfannen — Rennen.
Eine andere Art des Wettrennens in unferen Gegenden
öft diefe, wenn zwey und zwey in einem gemeinfamen
Beinkleid, worin jeder mit einem Fuß Rei , forts
laufen. m
der Oehlerer; ein zu Wien uͤbliches Wort, für
Seifenfieber. Vermuthlich weil fie, wenigftens in vo⸗
tigen Zeiten, nebft Kerzen und Geife, auch Oehl ver>
fauften. Daß übrigens bey dem Worte Dehl jede bi-
de und flüffige Subftanz werftanden werden fünne, ha⸗
ben fhon Wachter und Adelung angemerket. Daber
Schwed. und Ysländ. el, aul, dad Bier. Hier bey
dem Volle wird jede Mirtur, welche für franfe Men⸗
fchen und Dich bereitet wird; auch Magentropfen ıc. ei
Dehl genennet.
- der Deblfäumers der Debl durch Loftthiere zum
Derkauf pre ch. faumen).
das Ohm; beißt hier im Tcaunviertel al das je⸗
nige , was suwächft au dem Kern des Getreides auge:
troffen, durch die Klappermuͤhle aber auf einen beſon⸗
deren Haufen hin gefchlendert wird ; als Gräthen (Gran:
nen) , verfchiedene Bälge der Köener , abgebrochene
Gtiele des Halms, kleine Körner, die nicht aus der
Hülfe gegangen. : Daher das Gerftenohm, Wicken⸗
ohm, Haberohm. Es zeigt die verwandten Theile
bed eigentlichen Getreides an, und ſcheint mit Ohm,
Dheim, ein Anverwandter, einerley Wort zu feye.
Von dem Weisen heißt es die Kicher (ſ. diefes Wort).
die Ohr—hohln , oder der Ohrwutzel; fonft
Ohrhöhler, Obewurm , Zangenfäfer , ein länglichter
brauner Käfer , mit einem sangenfürmigen Schwauz,
und einen weiten Spitze der Flügeldeden, forficula au-
ricularia, Lin. Einige glauben, daß dieſe Thierchen
gern in die Ohren fich yerkriechen, darin groffe Schmer⸗
zen verurfachen, und une mit Oehl heraus gebracht wer⸗
den können. WUndere Bingegen bebaupten; daß ſowehl
dieſes, als andere Inferte, dad Ofrenfett (in Oeſterr.
Ohrenſchmalz) nicht vertsagen koͤnuen. Der Nehmen
fiheint da her zu kommen , weil fie au den Gewächſen
Ohren aushöhlen . nämlich krumme, ‚ohrenfdrmige
Höhlungen machen. Adelung bat au der. Figur ihrer
Bohlen Zange die Gleichheit mit einem Oehr betrach⸗
tet, Iu Fraukreich m. es en Eegliſ
ear — vig.
B 299
das Ohr — waſchel; jener fleifchige Theil, wel⸗
cher um das Ohr herum gewachſen iſt, das Ohrgewaͤchs:
von dem alten waſſen, wahſen, wahsjan, wachſen.
Es wird von Hunden, Schweinen , und anderen Thies
zen; von Menfchen aber nur im Schere, oder aus Ders
achtung geſagt.
das Ort, bey dem Poͤbel Eort (einſylbig, Tom
anf dem erſten Vocal); ein Wort von verſchiedenen Bes
Deutungen.
1). daB Drt, locus; fonft gewöhnlich der Ort.
Es Heißt Raum, Plas, Wohnung: z. B. ein Ort, wo
man etwas hinftellen kann; für dich ift Fein Det mebe
da im Wagen, im Zimmer; ein groſſer Ort, Meiner
Det, nämlich Dorf, Marktlleden, :c. Es ift nur ein
Fleines Dertel von meinem Haufe bis zum Berg; ih
bin ein gufes Ort mitgegangen, d. i. eine ziemliche
Strede oder Entfernung.
In dieſer Bedentung fcheinet es einerlen Wort zu
feyn mit Erde, Ehald. und Syriſch arıha , artha,
angelf. eard, eorthe, Schwed. jord. Daßer ift im
Iſidor und Tatian ardon , arton, in ben Gloffen des
Lipfius ordon , wohnen , einen Plan einnehmen.
2). das äufferfte eines Dinged, der Rand, das
Ed; altbeittifch bey Dem Borhorn or, lat. ora, des
Rand, griech. ogos, der Rand, bad Ende. — 3.8.
dad Drt auf einem Feld, auf einer Teune; fobald die
Schnitter herab gefommen waren, Haben fie gleich
wieder am Ort Daraufien angefangen, nämlich am o:
beren Platz, am änfferen Ende. In ber Mondfeeifhen
Gloſſe p. 330. ad oram maris rubri; zi demo orte.
Und p. 365. merden die vier Zipfe, ober Ende jene
Zuches , in welchem die unreinen Thiere herab gelaffen
wurden, ortun genennet. Petrus vidit linteum mag-
num quatuor initiis Tubmitti de cælo, act. apoft. c.
10. Ins befonbere bedeutet ed daher en den Sufang
bald das Ende.
300 , _ ng GE — — Bis
: a). den Anfang. Wie Wachter und Adelung glau-
ben, voner, erit, Dr, ur: wovon auch das lat. or-
tus, origo, ordiri, exordium, her zu kommen fcheinst.
Bey dem Potter ‚ und in verfchiedenen Stellen der
Mondfeeifchen Stoffe ift ortfrumo, auctor: ortfruma,
auctoritas. Von Ort, Anfang, Urfprung: und fru-
men, machen, wirken (f. anfrumen). In den Gloſ⸗
ſarien des Hieron. Pez, und Scherz ift Orthaber ein
Urheber.
. b). das Ende: 5. B. das Ort eines Fadens, —
Bandes; fie ſchwätzen, zanken, ſaufen immer fort,
geht ſchon wieder kein Ort her. Die Kraͤmer — :
was gibft du mir für diefes Dertel, nämlich für dem
Reſt dieſes Zeuges , ober dieſer Bänbden? Englifch
orts, Über gebliebene Broden (f. das folgende).
| 3). ein gewiffes Maß oder Gewicht. Ein Ort
Schmalz hält 2 Maß oder 2 Kannen, dem Gewichte
nach aber 5 Pfund. Doppelt fo viel heißt ein Zwi —
ort. Es ift der vierte Theil von einer gröfferen Art
zu meſſen, welche hier um Iſchel, Goifern , x.
namlich an dee Gränze von Galjburg und Gteyer:
mark, eine Trempel gemenuet wird. Trempel, ift eis
gentlich ein Nübrfah: im gegenwärtigen Falle aber obu= .
gefähr fo viel, als gewöhnlih auf ein mal gerühret,
und alsdaun audgefotten wird. In vielen Ländern iſt
Ort, Dertchen, dee vierte Theil, quadrana Des
her ein Ortsaulden, Ortsthaler, der vierte Theil
von einem Gulden oder Thaler: wovon Adelung mebs
rere Beyſpiele aufuͤhret. Die Worte des Evang. Matih.
V. non exies inde, donee reddas noviſſimum qua-
drantem, Hat Geiler von Kaiſersberg überfeget, bis
du bezahleſt daz minſt Oertlin.
Man ſieht es insgemein als einerley Wert an mit
dem vorigen : indem die abgefünderten Stücke eines
Ganzen, immerhin ald deifen Ende ader Orte betrach⸗
tet werben koͤnnen. Indeſſen ift dad Zritw. orten,
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urten „ ausfcheiden , abföndern , teilen, nicht ganz
noch veraltet. In Niederfachfen, wie Adelung bezeu:
get, ift orten, Örten, das, was in Defterreich uräj-
fen heißt, namlich aus dem Futter und den Speiſen das
beffere ausſuchen, und das fchlechtere zurück laſſen; in
Irland ordo, Engl. ort, ein Ueberreſt. Eine Sache
erörtern, beißt eben fo viel, als diefelbe theilmeife
entwickeln, nach allen Theilen unterfuhen. Gollte nun
Diefes etwa nicht als ein von Ort, das Ende ‚gebildetes;
fondern ald ein neues und eigenes Zeitwort angefehen
werden: fo wäre hievon Drt, Geltifch und Iatein. or,
ora, überhaupt ein Theil, oder getrenntes Stuͤck, wie
auch eine Graͤuzſcheide.
- die Dfe, oder Oeſe; bee leere Raum in bee
Scheuer , wo die Garben und das Stroh hingelegt wer⸗
den; fonft Barn, Banfe, Taf. Es wird genom-
men 1). für den leeren Raum: daher die Defe pugen,
fäubern,, reinigen. 2). für eine jede Aahäufung: z. B.
eine Oſe Wicken, eine Die Gerſten, d. i. eine Lage,
ein Haufen. 3). für den oberften Raum, die Höhe
des aufgehäuften Strohes: z. B. auf die Defe hinauf
ſteigen, um eine Garbe herab zu werfen.
Es ſcheint einerley Wort zu ſeyn mit dem altbeut-
ſchen Eſche, bey dem di Fresne und Martene eſca,
oſca, wovon einige Stellen bey Adelung zu ſehen: und
überhaupt einen Einfang, eine Verfchlieffung oder Be -
deckung anzudeuten (f. Etter). Es koͤunte aber auch
noch ein Ueberreſt feyn des Hebr. alam, eine Scheuer,
orreum; von dem Zeitw. afaph, congregavit. In
der altbeittifhen Mundart bey dem Vorborn ift us;
das Stroh. Eine folche Lage ber Garben oder des Stro⸗
= wird Abrigend auch ein Oeſterer genennet (ſ. Efte-
eich).
dfen; ansöfen. ©. jeten.
das. —Ey; ein zu Oſtern roth gefärhtes Ep:
Der Gebrauch zu Oftern Fleiſch und Eyer öffentlich in
308 U DEE BE in
bee Kirche zu weißen, kommt von jenen Ländern unb
Seiten ber, wie ſchon Wachter beobachtet hat, im denen
man die Faftenzeit binducch weder Fleiſch, noch Eyer
zu effen pflegte. Zu Oſtern wurde alfo beydes gemeis
bet , weil man jezt beyded zu eſſen anfleng. Andere
feomme und weit her gefuchte Erflärungen fallen alſo
von fich felbft weg.
- Dftern; der Oftertag , das Ofterfeft; in der Hebe.
Sprache pefach, Vorübergaug,, von pafach, transiit,
indem ber Würge Engel bey den Häufern der Iſraell⸗
ten, ohne ihnen zu ſchaden, vorüber gegangen ift. Das
sämliche Wort ift mit der Zeit pafcha gefchrieben und
von den Griechen ſowohl, ald Römern beybehalten wor⸗
den , um in dem neuen Gelege das Feſt der Auferftebung
Ehrifti zu bezeichnen. In Niederſachſen, wie Friſch,
Adelung und Scherz bezeugen , ift hievon noch der Aus⸗
druck Paſchen, Pasken, Pausken, gebräuchlich.
er größte Theil von Deutſchland ſpricht Oſtern:
welches Wort aber am härteften zu erflären ift. Denn
ed iſt noch ungewiß, ob es zu nächft aufdie Auferftehung
Chriſti ſich beziehe: oder als eine bloſſe Ueberſetzung des
Juͤdiſchen Pasta zu beteachten ſey. In jenen Gtellen,
welche Friſch und Scherz anführen, ift oftur, auftur,
leer: von dem Zeitw. ofen, öde machen, welches theils
audleeren , theild verwäften , und pluͤndern bedeutet.
In der Monbfeeifhen Gloſſe p. 333. ofi , die Berwäs
fung. — p. 329. ofla, diripuit (egreflus populus
diripuit cafira Syrie, IV. Reg. c. 7.) — p. 365.
ofa, devaftabat (Saulus devaftabat ecclekam, act.
apofl. c. 8) — Es kann alle hiedurch Die Niederlage
der Egypter angedeutet werben, entweder durch dem
MWürg: Engel, oder bey der Flucht der Iſraeliten im
dem rothen Meere, folglich vaftatio inimicerum: im
Höheren Verftande aber dee Sieg bed Erlsſers, wel⸗
cher durch feine Auferſtehuug bie Macht der Hölle zer⸗
nichtet bat. |
——— 2 N En Sue 303
Judeſſen gibt es hieruͤber verfchiebene andere Mei:
wungen, die ich hier kurz berühren will. Frif leitet
Ditern von Oft, oͤſtlich, ber; als jener Gegend, im
welcher: das Licht entfpringet, indem Chriftus , wel-
cher felbft in der Schrift oriens, oder oriens ex al-
to gemennet wird, gleich dee Sonne aus dem Grabe
hervor gegangen ift. Dee Gedanke wäre natürlich und
gut; ed wundert mich aber, daß man diefe Benennung
von der Gegend ded Lichtes her genommen, und nicht
geradezu Licht, Glanz oder Sonne genennet hat. Weiz
terd würde Oftertag fo viel heiffen , als ber Bftliche
Zag, oder der Tag aus Oſten: ba doch jeder aubre⸗
ende Tag das ganze Jahr hindurch aus Often kommt.
Adelung glaubt, daß Dft, Oſten, an fi felbft ſchon
etwas fi empor hebendes , folglich die Auferftehung
audenten möchte; allein das wird Bart zu beweifen
ſeyn, daher diefer gelcehrte Mann auch felbft das Wort
; sue von ber feharfen nad beiffenden Eigenfchaft
des Oftwindes , welder bey einigen Alten Oſterwind
heißt, her zu leiten gefucht hat, Iat. aufter, aufterus,
altbeittifh hwſtr, ſcharf, griechiſch auo „ ich brenne,
pr ER uud Pohlnifh ofiry, Windiſch oifter,
arf.
Der heilige Beda hat Oſtern, Engliſch und an-
gelſaͤchſiſch eaſter, Yon einer Göttin mit Rahmen E-
oftra her geleitet, welche bey den alten Sachſen ver:
ehret wurde. Wein es ift nicht ſehr wahrſcheinlich,
dag ein fo groſſes und beruͤhmtes Feſt unter den
Ehriften , von einer Göttin , die fo wenig in der
Welt bekannt war, ben Nahmen erhalten haben folls
te: beſonders da bey ſehr alten Schriftfteüern, als
Kero, Otfried und Tatian find, und in fo weit ent:
legeuen Gegenden , wo man bermuthli von diefer
Göttin mie etwas gehöret hat, ſchon das Wort oR-
sun, oſtoron, ups fonnut.
Bey den Böhmen, Pohlen,, und uuferen Wie
ben, heißt dieſes Feſt welcanoc, wielka noc', ve-
lika nuzh, sämlid) die geoffe Nacht, in welcher die
Niederlage der Egypter, und die Befreyung der Is⸗
raeliten gefcheben ift. Croatiich hingegen vuzem, Ue-
garifch husvet. |
Defterreich 5 ueiprünglih das Land zwiſchen
dem Ensfluß und der Gränze von Ungarn, worin
Wien die Hanptitadt iſt, lateiniſch aufria, Hollaͤn⸗
diſch Oſtenryk, böhmiſch Rakaus. Es wird fo ges
nennet, weil es in Anſehung des deutſchen Reiches
gegen Dften liest. Das alte Königreich Auftraflen ,
oder das öftfihe Gallien zwifchen dem Rhein nnd der
Mofel, ift ebenfals auftria, bey dem Otfried oftar-
rich genenmet worden. Bey dem Iſidor c. 8. heißt
dad ganze Morgenland ooflarrüh; und Notker fchreibt
Pf. 67. Jerufalem in ofterlandin. Das kleine Laub
ob der Ens , welches im J. 1156. von: Baiern ges
teennet ,„ und mit Defterreich vereiniget worden ift,
heißt von jener Zeit an Oberöfterreich : der untere
groͤſſere Theil Hingegen Unteroͤſterreich oder Nieders
Öfterreich. Steyermark, Kärnthen und Krain, wers
den im Kanzlegftil Inneroͤſterreich genennet.
P.
die Pablatſche. S. Paw—
der Packſtaͤll; das Beygeſtell. S. Benftäbel.
paͤckſchierig, oder packſchierlich; in der gemei⸗
men und ſcherzhaften Sprechart, eine geſchmeidige und
poflierliche Perſon, die ſich in die Geſellſchaft wohl zu
fhidlen glaubt, z. B. Anton ift ein gang packſchierige 6
Derehen. Es hätte zwar fchon: Adelung, v. fcheren,
von dieſem Ausdruck eine gute zuen angegeben:
m:
RE 7 NP ange: 305
naͤmlich paden, ordentlich zufammen fügen, ſich ges
fhmeidig oder gefickt machen; nnd fcheren, ſcher⸗
zen, mit verfchiedenen fpaffigen Bewegungen anftret:
ten. Allein in alten Schriften, wie Midael Denis in
feinen Refefrüchten an. 1797. begenget, wird ftatt deſſen
bengeichirrig angeteoffen. Die Gleichniß ſcheint alfo
‚von Nferden her genommen zu ſeyn, die fich leicht und
geſchickt zuſammen gefellen. Fuͤr bey, wirb bey dem
Wolke oft ba —pa —geſprochen.
der Palaſch; ein groſſer Saͤbel, Croatiſch und
Ruſſiſch Pala-h. Hebr. palach, diſſecuit.
das Palmkaͤtzel, oder Palm —mudel; ein ges
‚wöhnlicher Nahmen der, weichen uud. wollichten Baum⸗
knoſpen an Weiden, Haſelnüſſen, und einigen Baus
men. Gie werden auch nur ‘Palmen allein genennet.
Hitheittifch bey dem Borhorn balaon, eine Baumknoſ⸗
pe. Griech. Bao, ich ſtoſſe, treibe (ſ. bollern):
E- Botze, von poſſen, austreiben, audſchlagen (ſ.
otze). |
Der Ausdruck Kagel; in Niederſachſen, wie Ades
lung bezenget, Kaͤtschen, Kettie, bey dem Frifchlin ’
Kotze; iſt einerlen mit dem Morgenländifchen cot,
Baumwolle: wevon Kattun, Kptton, ber kommt (f.
Koge). Mudel Hingegen, wegen der weichen Befchafs
fenheit ( f. mudeln). j
die Palte, Leinwat. ©. Zinspalte.
der Palzer; ein Scheltwort (ſ. Balzer). m
Slaviſchen Mundarten ift Palz, ein Handſtock, bacu-
lus; Ungariſch paltza, Croatiſch palicza.
ber Pamperletich; plumpes Kind. G. Bams.
pampfen; mit vollen Baden etwas kaͤuen, z. B.
Brod pampfen , viel Brod efien. Ein aus pappen ges
bildetes Wort, wodurch zugleich die Voͤlle des Mundes
Auögedrüdet wird. Dep dem Friſch komme Pape,
Pamſe vor, .für Panpe. Engl. to pamper, tinenmit
Elfen und Trinken voll pfropfen.
Bwepter Ipeil,
——
305 — —
der Pandur; ein Nahmen, — im J.1741
ein Soldat von jenen leichten Slavoniſchen Truppen
verftanden wurde , welche unter der Kaiferin Maria
Thereſta wider die Baiern and Franzofen dienten. Viel⸗
Leicht in Anfehumg ihrer Kleidung, von Band, bir
den: oder fo fern felbe größten Theils aus den Ba:
nat, ex bannatu' Croatie, gefammelt wurden. Yu
ber Eroatifchen Sprachlehre, Agram 1795. heißt pan-
dur, ein Stödelfnedt. Griech. pandura, ein Trew
ſchier⸗Meſſer. Die Pendelfeder an einer Uhr, oder
das Pendul, wird bey dem Volte die Panturfedern ge:
nennet.
panſchen; ein Wort von meßeeren Bebentungen,
die ſchon zuvor erklaͤret worden find (ſ. banfchen).
der Papeybaum, carica papaya, Linne. G.
die Pappel; ein belanntes Kraut, malva rotun-
difolia, tin. (ſ. abpappeh. Die Gartenpappel, Re:
fenpappel , ſchwarze Pappel , alcea roſea, Lin. if
prächtig; und wird in Gärten gepflogem: Ich glaube,
"son Pappe, pappa , Bey, Mus: weil die Pappeln
ind gemein zu einem Brey gekochet, oft auch mit Mehl
vermiſchet, und als ein erweichender Umſchlag aufgele⸗
get werden.
der Pappelbaum; in älteren Schriften Pyopel⸗
baum, Tat. populus;-eine Art wilder Bäume mit be
"benden , oder zitternben Blättern, von beben, bobern,
ſtark zittern (ſ. bomern). In Defterr. ift dieſes Wort
nicht gewohnlich: wir ſprechen Alber, a da
Aſpolter (f. Alben).
die Pappelftaude; fonft Schlingbaum, Heiner
:Mehlbeerbaum , Danbeerbaum, Papftweide , Baifcher:
"ge, viburnum lantana, in. franz. la viorne Ein
zäßer und ſehr biegfamer Strauch mit rothen Beeren,
die aber zuletzt ſchwarz werden, und in der Geſtalt eis
ner Cron, oder dicht-gefüllten Traube, herab bangen;
— — 307
meil ſich Die Zweige immer ſchlingen, ‚bewegen, uud
gegen die Erde neigen; ſo iſt der Ausdruck Schling⸗
baum ganz; natürlich, wie auch Pappelſtaude, Papſt⸗
weide, von beben, bobern, papern (ſ. Pappelbaum).
Das Wort Patſcherpe, ſcheint eines Slaviſchen Ur⸗
ſprunges zu ſeyn: boͤhm. paciti (patſchiti), winden, draͤ⸗
heu. Weil endlich dieſe Stauden gern an den Läden
wachſen, fo werden fie von einigen Leuten bier auch
Waſſerbeer —ſtauden geneuget,
pappen ; nad Urt der Kinder eſſen, ober zu eſ⸗
fen geben, 3. B. alleweil pappen wollen; Pappen—
Valdel, der immer effende Valentin; der Mann (haut
‚gut aus, weil ihm die Grau immer zupappet, d. j.
ihn Heiffig füttert. Plautus ſagt in Epidico: Novo
‚Jiberto opus efi, quod pappet; dabitur; præbebo
cibum. — . Perfeus, fatyra 3. fmilis regum pueris
pappare minutum pofeis.
Das Wort ift von der Nature felbft gebildet. Die
Kinder fagen noch jest pa! wenn fie effen wollen, und -
in ihrer Sprache beißt Brod , das Päperl, Ital. pap-
po. Griech. vaouaı „ich eſſe. Da aber von der erſten
Zeit an, .ibre Speife nur. weiches Mus ift, fo ft. ges
wöhulih Pappe, pappa, Brey: und in weiterer Bes
Deutung ein aud Mehl angemachter Kleifter, womit et=
was gepappet, verpappet wird. Auch erwachſene Leute,
wenn ſie aus Scherz zu effen fodern, ohne etwas fagen
zu wollen, bringen durch die Bewegung. her Lippen den
natürlichen Laut pa, pa, pa, hervor.
‚der Paradeis—apfel; eine Urt Peiner rother
Aepfel, welche man in einer Soſſe zum Nindfleifch aufs
zuiewen pflegt , ſolanum Iycoperlicon ‚tin. Goldapfel,
Liebesapfel, in Weft- Indien Tomato. Die Melanse,
oder der Tollapfel, folanum melongena, ift hier un⸗
‚ter dem Ausdruck Eyergewaͤchs bekaunt.
zu Paren treiben; zur Ordnung und Gehorſam
briugen. Adelung, v. Par, macht es febe wahrfchein:
Bu
.*.
J
IND
?
—
308 Er GP ED» 29 nn
lich, daß ed urfprünglich bedeutet habe, die getremuten
Pare einer Prozeſſion mit Gewalt wieder ber fielen;
Leute , welche ohne Ordnunng gehen, zwingen fich zu par
zen, nämlih Par und Par zu gehen. Etwas ganz au-
deres bat Friſch, v. Barn.
die Paroͤcken, bey dem Volke Parocka; fram.
la perruque, tal, perucca, Engl. periwig, Unger.
und Eroatiſch paroka. Im Ratein. capillamentum.
Da die Perrüden , obwohl in verfchiedener Geftalt,
fchon bey dem Älteften Völkern, als Römern, Griechen,
Perſern, Medern, Phöniciern,, und wahrfcheiufich auch
bey den Inden, im Brauche gemefen find; fo ift über
den Lrfprung des Worted noch alles ungewiß. Hebr.
pera, dad Haar; parocheth, Bedeckung, Vorhang,
velum termpli, Exod. c. 26. griech. we50:xos, excek
lens, eminens. In vorigen Zeiten waren die Perrüs
den ein geoflee Gegenftand der Eitelkeit: jezt hingegen
hat fi der Geſchmack dergeftalt verändert, bag mans
‚hen Leuten, welche zu viele Neigung fich zu putzen äufe
fern, diefe Zierlichkeit ftatt einer Strafe auferlegt wer
den dürfte. Wie aͤrgerlich aber doch, und unchriſtlich
‘der Gebrauch einer Perüde ſeyn fol, ift ans jenem
"franzöfifchen Büchlein zu erfehen,, welches im J. 1689.
an das Zaglicht gefommen, Histoire des perrüuques
‘par M. Jean baptift Thiers; hernach aber im J. 1712
zu Frankfurt im deutfcher Sprache erfchienen ift, mit
der Aufſchrift: Hiftoria bom Urfprung, Gebrauch
und Beftalt der Perruguen.
paſchen; einen Schall von fih geben, welcher
durch fchlagen oder fallen entfteßt: z. B. in ber Come
die paſchen,, zum Zeichen des Beyfalls in die Hände
klatſchen. Wenn man bey einem freudigen Wilkommen
‚oder zum Zeichen des Vereins bey einem Kauf, Vertrag,
Verfprechen, einander in die Hand Hatfchet, wird es
gleichfalls pafchen, auffchlagen, einfchlagen, genen
net. Daber Die Paſchhand, in Sachſen Patſchhand:
7
307
wit weicher ſolches sefehicht. Hieher gehören noch viele
andere Redensarten, ald: er ift her gefallen, daß es
gepafchet Hat; Narren hat es geregnet, man bat fie
paſchen gehört, nämlich mit einem Getöfe herabfallen.
Pati ‚ da Ing er dort. Auf dem oberen Boden hat
etwas einen Paſch, Paſcher gemacht; es muß etwas
gefallen ſeyn. Die Würfel machen einen Paſch, wenn
fie zugleich auf den Tiſch hingeworfen werden : ins
befondere aber heißt einen Paſch werfen, wenn gleiche
Augen fallen. In weiterer Bedentung heißt pafchen ,
mit einem Geräufche daher tretten, terram pulfare:
z. B. Roth paſchen, durch die Straſſe, ober das Waſ⸗
ſer paſchen. Rauche geſtrickte Pantoffel, die man auf
der Erde daher ſchleiſet, werden Patſchen, im Scherze
Patatſchen genennet.
Es kommt zu naͤchſt mit batten, ſchlagen, klo⸗
pfen, überein; fat. batuere, angelſ. beatan, altbritt.
baeddu (ſ. Basen). Griech. raw „ ich fhlage; Kat,
ich trette, ftampfe ; ræracoo, ich made durch fchlagen
oder Flopfen ein Geräufh. In dee böhmischen und
Erpatifchen Mundart ift padati , Pohluniſch padac,
oder pasc ‚, Windifch paſti, fallen. Es ift wohl moͤg⸗
lich, daß alle dieſe Wörter uefpehuglic jenen Laut aus⸗
drücken, welcher durch gehen, tretten, fallen, fchlagen,
entfteht. Mit unferem pafchen ſcheint ferner auch das
altlateinifche pafcere, überein zu fommen, wovon noch
compefcere üblich ift , unterfchlagen , unterdrüden.
Bey dem Pietorind , wie Zeifh angemerket bat, ift
paſchgen, compelcere.
paſeln, päleln und peſeln; ſind drey verfchie-
dene Zeitwoͤrter, welche ſchon Anfangs erfläset worden
find (ſ. bafeln).
päſſen; ein Wort, welches in zwey ganz verfchie-
denen Bebentungen vorkommt, bie Adelung am beiten
erklaͤret bat. Zu
3109 ; ar u ae
1). ruhen, warten: z. B. anf’etwas naffen; eb
nem anderen aufpaflen; im Spiele paffen,, nämlich ru:
ben, nicht mitmachen. Lat. pauſare, pauflare ; gried.
Kaucıs, die Ruhe.
3). anmelfen , ober angemeſſen feyn: z. B. der
Schuh paffet nicht auf meinen Fuß. In Saäfen fpricht
man and, einen ein Kleid anpaſſen, d. i. ammelien.
Holland. pafler, der Zirkel; paſſen, meffen. Wdelung
glaubt, daß hiedurch ein fpisiges und ftechendes Ding,
wie etwa der Zirkel, angedentet werde: oder cin einge
ſchnittenes, eingegrabenes Zeichen, nad) welchem das
Maß erkennet wird. tal. pallare, ſtechen, durchboh⸗
ren; griech. varcen, eindrängen, einſtecken; im deunt⸗
ſchen baitzen, einbeiſſen. Etwas anderes hingegen iſt
3). der Paß, Durchzug; franz. pafler, durchzie⸗
Ben; Hebr. pafaeh, trarfiit. Der-Baß in der Mu⸗
fif, von dem Celtiſchen und feaiiz. bas, im mittleren
Lateine baffus, tief, niedrig.
In Berchtesgaden, wie Herr Nitter von Moll be⸗
richtet, werden gewiſſe Fiſche, welche ſonſt unter dem
Nahmen Bars, Perſchling, Schrätz, bekannt find, die
Anpäſſen genennet. Vermuthlich wegen ihrer ſtechen⸗
den Ruͤckenfloſſe, von dem vorigen Zeitw. paſſen, paf-
fare, griech. waren, ftehen. Die von Adelung be
merfte Achnlichkeit mit Beiffen , wird um fo wahrfchein:
licher, indens letzteres in gleicher Bedeutung angetroffen
wird. Otfried fagt lib. ı. c. 19. mit bizenten fuer-
ton, mit ftehenden oder fihneidenden Schwerten: Und
die Mondſeeiſche Gloſſe p. 333. in unola pirantemo
fcarafachfe, wohl fchneidendem Schärmeffer.
die vaͤtſche; wird bisweilen 'gehöret,, für Par
fhe, Stat. pancia, franz. la pance, der Wanft (I.
banſchen).
die Patſcherpe; an einigen Opten don Deutſch⸗
land, ein Nahmen bes Schlingbaums, viburnum Jan-
ER ZEN BE nen 311
tana (f. Bappelftaude) :- und "bisweilen auch des Elſe⸗
beer —baums, prunus padus (f, Elere).
die Pawlatſche; ein aus Brettern gemachte Ges
rüft, oder Gebäude. Go heißt es von Soldaten im
den Caſärnen, wie auch von Bäderjungen, daß fie auf
der Pawlatfche ſchlafen. Ein ungeſchickt angebrachter
Theil des Hauſes, oder überhaupt ein groſſes, aber un-
bequemes Gebäude, wird aus Verachtung oft eine
Pawlatſche genennet. In des bähmifchen Sprache , wor:
aus wir dieſes Wort entlehnet haben, ift pawlacz ein
offener erhöhter Gang , welcher in dem Hof um die
Wand eined Gchaudes herum gebt, in Baiern der
Schrot, in Deftere. dee Bang: in ber Verkleinerung
rawlaczka, ein Erker, oder Geitenzimmer auf der
Höhe des Haufes, Ohne Zweifel yon bauen, Holänd.
bouwen, zdificare.
das Pazienzkraut, oder Pazientenkraut ; ein
nur hie und da befannte Benennung jener Urt des Am⸗
pfers, welche fonft unter dem Nahmen Moͤnchs Nhabar:
ber ‚deutfche Rhabarber , oder Englifher Spinat befannt
ift, rumex patientia, Lin. Bey. den alten Botanis
Fern heißt diefe Pflanze patientia vulgi : da8 Trauben⸗
traut aber, oder der. tuͤrkiſche Beyfuß, chenopodium
botrys,, Lin. patientia Italorum.” Das reichende
Sorufraut, ceraſtium repens, wird von einigen Gärt-
nern das Kraͤutel Pazienzia genennet.
das Pech, ein Harz (f. piden). in anderes
aͤhnliches Wort ift bech, die Finſternuß. Dtfried lib.
1.0.5. — L. 10. — II. 24 — V. oo. in beche,
in tenebris. In dee Windifhen Sprade ift pekeu,
Eroatifch pekel, böhmifch peklo, Ungariſch pokol,
die Hoͤlle. Das griechiſche Fuyas, fol ſchwarz bedeu-
tet haben (ſ. Wachter, v. Pech). Altbrittiſch ba-
chu, latere: wovou dad latein. opacus, finfter,, her
kommen koͤnnte. | |
rr
312
pecken; mit einem fpisigen Gegenftand hacken
z. B. zu Oſtern, Eyer pecken, mit der Spitze eine
Eyes auf die Spitze des anderen hacken (ſ. Mir). Die
Vögel pecken auf etwas, wenn fle mit dem Schnabe!
hauen, die Maifen hat einen Kern aufgepedt, ıc. Gr
dem alten Fragment Über den fpanifchen Krieg bey dem
Schilter, heißt e8 v. 1029. den hat der Wurm ges
her, nämlich gebiffen. Von Bienen fagen wir, daß
ſie hecken, oder ftechen (ſ. hecken); Hingegen Stat.
pecchiare, franz. piquer. Bon Vögeln ins befondere,
Branchen die Italiäuer das Zeitw. beccare , franz. bec-
queter, bequer, Engl: to peck. Zu nädft bon dem
Celtiſchen bec, franz. und Jtal.bec, becco , ber Schna⸗
bei. In der altheittifhen Mundart bey dem Borhorn
ift pig, ſowohl dee Schnabel, ald auch überhaupt eis
fpisiges Ding. (rofrum, cufpis, flimulus): und pi-
go, ftehen. Hebr. beka, diffectio; baka, fcidit,
fidit. Etwas mehr noch hievon kann man fehen bey
Wachter, v. picken, und Adelung v. bien.
das Peil; (1. ein zugeſchnittenes kleines Stück
Holz, um das Spundloch eines Faſſes zu verſtopfen.
Daher ein Faß verneilen, zupeilen, zuſchlieſſen: das
Faß aufpeilen, bffnen, das Peil abnehmen. In dem
Codex auſtriacus iſt dieſes Wort unrichtig Pail ge
ſchrieben. Yu anderen Orten heißt ed der Spund, oder
Dedel, franz. le couvercle. Es hat einerley Wefpewig
mit dem fat. pilare, oppilare, verftopfen; griech.
zo, KıAoo, ich preffe zufammen. Das Hehe, ba-
lam, ift von gleicher Bedentung , nämlich claufit, ob-
turavit. —
2). das Peil der Holzfloͤſſer: welches ein rundes
langes Holz iſt mit einem geraden eifernen Spitz, um
die Blochhoͤlzer im Waſſer anzutreiben; auf der Seite
aber einen gebogenen Gpis hat, um felbe zurück zu zie⸗
den. Das Fat. pilum war ein Pfeil oder Spieß, weis
‚her auf den Feind geworfen, aber vermoͤge eines Riems
— GE AR ——— — 819
wieder zurhd gezogen werden Tounte. Altbrittiſch bey
dem Borhorn bilan; hafta, lancea. Vermuthlich ge
Köret auch Pfeil, griech. BeAos, zur nämlichen Ders
wandtfchaft des Wortes.
3). das Veil, oder Peil, ein breites Eifen am
einem kurzen Stiele: deſſen ſich bes Henter ſowohl, als
die Metzger und Holzarbeiter bedienen, um etwas zu
hauen. Diefes Wort ift in Dentfchland befannt genug,
obwohl ich ed in Defterr. nie geböret habe. Schwed.
and Holänd. bil, byl, aftbrittifh bwial. In der
Chronik des Horneck, und im anderen alten Schriften,
wie Hieron. Pez, und Scherz in ihren Gloſſarien bes
merken, ift Peil, Pil, BU, der Gtreit, Kampf: ;.
B. ſich gegen den Feind ze Peyl jegen, gegen einander
ze Peyl liegen, mit dem Feind ze Peyl fommen.
In diefer dritten Bedeutung , iſt noch Fein fichere®
Stammenwort befannt. Weberhaupt aber fcheint ſchla⸗
: gen, hauen, fpalten, den Hauptbegriff audzumachen.
Croatifh palash, der Säbel; Hebr. palach, diflecu-
it ; griech PaAAw, ich werfe, fehlage. Ferner ift is
den Slaviſchen Mundarten biti, ſchlagen, ſtreiten; wos
von (in participio przeteriti) bil, geſchlagen: und
böhm. bitwa, Windifh und Eroatiſch boj, Streit,
Schlacht.
der Pelikan; pelecanus onocrotalus, Lin. G.
Nimmerfatt.
die Pelzmaiſen; oder Schneemaiſen, Pfaunen⸗
ſtiel, parus eaudatus, Lin. wird fo genennet, weil ſie
oft einen Pelz; macht, nämlich die Federn ſtraͤubet.
das Pemerl, beffer aber Bömerl: z. B. Schaf:
bömer!, Gaißbömert, oder Schaflorbeln; fonft Schaf:
bohnen, Schaf—Lorbeere , in Schwaben Böllerle,
kleine Bollen, fat. baccz vel pile ovinz, caprinæ,
Engf. tirdies. F
Es find die Kuͤgelchen von ihrem Koth, die oft im
ganzen Klumpen an ben Schweif Hungen bleiben. Ben
x
-314 —
beben, bobeln, homern, Fugl. to bab, ſich hin and
her bewegen (f bomern). Ein anderes ſehr ähnliches
Zeitwort, welches Wachter gleichſalls von beben her lei⸗
tet, ift bameln, bambeln, bey Friſch und Gcherz
auch yampeln, pimpeln,. bummeln, im Dangen fi
Din und wieder. bewegen ; geieih. Aaußadısca, ich zittere,
Adelung ſchreibt baumeln: 3. B. es baumelten ihnen
goldene Bänder um die Uchfeln; die Ohrenbaumel, ein
Ohrengehenk. Kleine Fische, welche in einem flatter:
boften Gewirre auf und nieder fhwimmen, werden bey
bem Geßner Bach —bambele, hier Pfrillen, ge⸗
nennet.
das Pemernuͤſſel, oder vielmehr Boͤmernuüͤſſel;
Staphylea pinnata, fie. an anderen Orten Pimper⸗
nuß, Blaſennnß, Todtenkopf, ‚wilde Piſtazie. Cine
ungenießbare Frucht, hell hraunen Nuſſen gleich, wel⸗
che in aufgeblaſenen häutigen Kapſeln enthalten if.
Gleichfalls von beben, bobern: weil des lockere Kern
inwendig fchlottert, klappert. Daher werden auch die
Judenkirſchen, an einigen Orten Boberellen genennet.
pempern; einen heilen wiberwärtigen Laut vernes
fachen , durch öfteres Schlagen uud Klopfen: z. 3. bie
Schmide und Schloffer pempern den. ganzen Tag in ih:
rer Werfftatt. Mit der Glocke pempern; oft aufchla:
gen , ohne gehörig zu Täuten, ıc. Andere uennen es
pimpeln, pimpern. Don pim, pen; ald eine Nachah⸗
mung des Schalles.
dee Pemſel; Pinſel, Penſel, peniculus, peni
cillus; Ital. pennello; Engl. pencil; böhm. penzlik;
franz. pinceau. In der Celtiſchen Sprache iſt pen,
ſowohl das. Haupt, das hoͤchſte, der Anfang; als auch
das Aufferfte und letzte, extremum, finis, wie Bor⸗
horn ſelbes erklaͤret. Daher lat. penis, der Schwanz
eines Thieres, penis bubalus, ein Kuhſchmanz: und
peniculus, penicillus, ein, Büfchlein-folher Haare,
deren man fich bediente, um etwas anguftreichen, und
NET LE 31%
zu mahlen. Caudam antiqui’penem vocabant, ex
quo eft propter fimilitudinem penicillus: at hodie
penis eft in obfcanis. - Cicero lib. 9. epifl. 22. ad
Papirium Pætum. Ein dummer einfältiger Menſch
wird hier ein Einfalts— pemfel, in Sachſen Einfalts-
pinfel genennet: als ein Pinfel ‚womit die Eiufalt leb⸗
haft und natürlich abgezeichnet werden Pönnte.: -- *
penlen, auf dem Hachen Baden fortſchieben. ©.
bönnfen. |
das Penf, oder der Penrffchlittenz ein Schlit⸗
ten , welcher mit einer Flcchte umgeben ift, und einen
Boden Bat, worin die Fäffe ruhen. Wir neunen ihn
auch Salzburger Echlitten: weil diefe Art von Salz⸗
burg in unſere Gegenden gefommen iſi. Hievon unters
fcheidet ſich der Nennfchlitten, oder Wurſtſchlitten, wor⸗
auf man reitet. : en Ä
Men, Benne, iit ein altes Celtiſches Wort, wels
ches noch in Frankreich, und in manchen Gegenden von
Dber: und Niederdeutſchland, theils eine Flechte, ober
einen Korb bedeutet; theils einen Karren, welcher mit
einer Flechte, oder Kreinze (Kraͤtze) umgeben iſt. Fe⸗
ſtus ſchreibt davon, Benna linqua gallica genus ve-
hiculi appellatur. Mehr hievon bey Friſch und Ade⸗
Jung, v. Benne.
die Pen —maiſen, oder Hundsmaiſen, parus
paluſtris, Lin. ſonſt die Sumpfmeiſe, Plattmeiſe,
Hanfmeiſe, Nonnenmeiſe. Sie hat eine ſchwarze Kopf⸗
decke, aſchgrauen Ruͤcken, weiſſe Schlaͤfe, und einen
ſchmutzig weiſſen Bauch. Penmaiſen wird ſie genemmet
wegen ihrem haſtigen Geſchrey zizi, pen!
penzen; duch immer waͤhrende Zudringlichketit et⸗
was zuwegen bringen wollen, andere wider ihren Wil⸗
Ien zu etwas antreiben: 3. B. au feinen Hausleuten
immer penzen, damit fie Hleiffig arbeiten, fich gut amf-
führen, ꝛe. Durch lauter Peuzen babe ich e& endlich das
hin gebracht, daß mein Nachbar den Zaun. wieher ber
316 nn TEE
flellen ließ. Es ift ein Intenſivum, welches fo, mie
Peinigen, von dem Eeltifchen ı:oen, franz. la peine,
Ben Urbeit, Unluſt, abftammet. (ſ. Adelung, v.
Yen). .
ber Perchtag, dies epiphanie. G. Prehentag.
der Perlfiſch, cyprinus grislagine, Liu. wird
fo geneumet , weil die Männchen zur Zeit der Leiche,
welche im Monath May, oder etwas früher vor fid
geht, am ganzen Körper mit Meinen Benlen, wie mit
Perlen angefüllet find. Cr wird fonft Weißfloffer,
Nreißielchen,, edler Weißfiſch genennet. Es ift ein
langer Fiſch, welcher ſich vorzüglich durch die weiſſen
Floiſen von anderen unterfheidet. Die Schuppen find
weiß, mit einem blendenden Gilberfhein; der Angen-
ring am oberen Theile goldglängend,, am unteren weiß⸗
geld. Die Rückenfloſſe ift den Bauchfloffen entgegen
gefest. Die Afterfloffe hat 11 Strahlen fammt einer
Gtüge. Diefer feltene Fiſch, weler hier am Kammer:
fee 2 bis 7 {h ſchwaͤr wird, iſt gebaden und gebraten
am beßten; das Blaufelchen im Bodenfee , falmo
Wartmanni, fol aber beffer ſeyn. Cine noch kleinere
Art diefer Fiſche wird bier Kothtäſchel, in Baiern
und Tyrol aber Grundlaube genennet (f. Kothtäſcheſ).
die Perpefuelle, perpetuella; zu Gelzburg ein
Nabmen des Strobbluͤmchens, gnaphalium ſtœchas,
Lin. weil ſelbes nie welket.
der Perſchling, oder Schrätz; eine Art Fiſche
mit harten Stacheln am Rücken, welche übrigens auch
Bars, Barſch, Barfhling , Borftling genennet wird,
lat. und Ital. perca, franz. und Engl. perche, perch,
griech. Fepxy.
Da die Schuppen des ganzen Körpers fcharf und
ſchroff anufühlen find ; fo gehöret vielleicht dieſes Wort
zu dem niederfächfifchen barſch, Holloͤnd. barr, raub,
herbe (ſ. Wachter, v. barſch). Oder es het einen Be:
zug auf die Floſſen der Ruͤckens, womit dieſe Fiſche ſich
EEE N EEE ren 319
Praͤuben, unb gegen bie feindfichen Angriffe wehren.
Sich derften, bey Friſch und Adelung fich borfien,
heißt die Haare ſtraͤuben, einen hoben Näden machen,
wie zornige Hunde, pder Schweine; ſigürlich ich groß
machen, hochmüthig widerſetzen. Wie Friſch glaubt,
von dem alten Zeitw. baren, peren, erheben, aufhe⸗
ven (ſ. barzen).
der gemeine Perfchling , oder Schräg, perca
-Huviatilis.
der Schrägen (in der Donau), perca ſehræt-
- fer.
die Zingel, perca zingel.
die Pfaffenlaud , perca cernua. .
ber Strichzagel, perca afper.
ber Schiel, perca lucioperca.
der Peltbogel, oder das Zuſerl; ampelis garru-
lus.. ©. Geidenfhwanz. Ä
bie Petetſchen, fonft auch Peteſchen, Petigen,
böpmifch petecze, tal. le petecchie, fat. petechize,
morbus petechialis; ſchwarze Blattern, das Fleckſie⸗
ber, franz. le pourpre, Engl. fpotted feaver. Die
verfchiebenen Flecke, welche auf der Haut zum Vorſchein
kommen, machen bier den Hauptbegriff aus. Daher
der gefledfte Fliegenfchnäpper , ein Vogel, bey Finme
mufcicapa petechia geuennet wied. Griech. reraAov,
ein Blatt, Ausſchlag eined Baum; uud Terau, 78
rien, ich breite aus.
— Petris, ein kranker, zichtbruͤchiger Meuſch. G.
reiſen.
vetſchieren; mit Pech oder ſpaniſchem Wachs zu
ſchlieſſen. Die Endſolbe —iren zeigt einen fremden
Urfprung des Wortes an. Friſch glaubt mit vieler
Waheſcheinlichkeit, daß dieſes Wort aus der böhmiichen
Kanzley zu den Zeiten Kaiſer Carl IV. in die Deutfche
Sprache gefommen ſey. Böhm. pecetiti, Croat. pe-
ehatiti (fpeich petſchetit, petſchatit) petſchieren; Ungar.
316 |
petsetelem , ich. verfigfe. Geirch. aırra, bad Pech:
Engl. .to.pitch; verpiden, .mit Pech vermachen, und
to patch zupappen, verkleiſtern, welches in Oeſterr.
verbatzen heißt.
der Pfaff; ein Geiftlicher. Ans dem latein. und
griech. papa, Vater. Schon bey dem Homer kommt
Farras dor, als ein zärtlicher Ausdruck der Kinder ge
gen ihren Vater: gleihwie man noch heut zu Tage in
gleichen Fällen pap&, mama, zu ſprechen pflegt. Es
if dieſer Titel papa, wie mehrere Gelehrte, ald Laws
noy, Bingham, Mamadi, Mabillon ꝛe. bemerfet ha⸗
ben, nicht nur den Bifchöfen,, ſondern auch gemeinen
Prieftern oft. gegeben werden: ja auch ſolchen Lenten
vom geiftlichen Stande, die nichts, ald die minderen
Meihen empfangen batten. Go wird ein Leſer, in
libris bafilicon, Novella imp. Isaaci Comneni, fim-
plex papa five lector genennet. | F
In der deutſchen GSprache iſt dieſes Wort auf ver⸗
ſchiedene Weiſe. gefchsieben worden. Im: Holland und
Niederſachſen paap, pape. Fu dem Rbytmus auf deu
heiligen: Anno zu Eon, paff ein Priefte. Im der
Mondfeeifchen Gloffe p. 348. in phapho, in clero.
Die Minnefänger , der Schwaben — und Sachſen — Spie
gel Haben Pfaff, die Pfaffheit. In der Ungarifchen
Sprache ift pap, ein Priefter; und papsag, der geifts
liche Stand. Bey einigen Slaviſchen Bölfeen pop:
welches aber ein ganz verfchiedenes Wort zur ſeyn ſchei⸗
net (ſ. Pop). Die Meinung derjenigen, welche Pfaf
her leiten von den Unfangsbuchftaben einer vormaligen
Unterſchrift, Paftor Fidelis Animarum Fidelium,
:Bat. die und da Glauben gefunden , obwohl felbe vrel⸗
mehr einem bloſſen Spielwerk aͤhnlich iſt. Die Schreib⸗
af... als Pfaff, Pfau, Pfund ꝛc. iſt bloß ober⸗
deutſch, und. wird vor Sec. XIII. faum:angutreifen -
-feyn. Jenes Wort hingegen ift viel älter, und ift mit
ſehr veränderlichen Buchftaben geſchrieben worden. Dar
a ey 0 pen 319
veraͤchtliche Nebenbegriff, welchen man jest. mit dieſem
Wort zu verbinden pflegt , ſcheint etſt dem Zeitalter
Luthers ber ‘zu ſtammen.
das Pfaftenfippei— Holz; Spindefbaum evo-
aymus europaus, Lin. weil die Frucht wie eine Vier:
edige rothe Kappe der Geiftlichen ausſieht: daher auch
der Nahınen Jeſuiten — Histlein, feanz, le bonnet de
pretre. Man uennet fie auch Hahmen— Hrden, weil
Die inwendigen Kerne , welde mit einem sgoldgelben
Haͤutchen überzogen find, den: Soden ‚eines. Bogeld glei-
en. Beyde Begriffe ſieht man aber beg einigen Gchrift⸗
ſtellern in einer wunderbaren Vermiſchung: als Hah⸗
nen — Huͤtlein, Pfaffenhoͤdlein, ꝛe. Das Holz wird
zu Spindeln fhr Garn und Wolle, zu Schuſterzwecken,
und zu Fächern Mir das Frauenzimmer gebraucht. Feucht
und Blätter find für Schafe uud Ziegen tödtlih; dem
Matten und Rothkröpfels hingegen angenehm.
dieſe Frucht viel von Schärfe an ſich haben maß, bes
weifet der Umſtand, daß felbe geträdwet, zerſtoſſen,
und mit Rockenmehl, oder mit Schmalz; vermiſchet, bie
Laäuſe tödter ,. und bie geümbigen Köpfe: veiniget.
Pfaffenlaus; ſouſt Kaulbarſch, Goldbarſch,
Rotzwolf, Perca — Lin: Ein fingerfanger Fiſch
mit dunkelbraunen Fleden welcher am Kopf einige Ver⸗
tiefungen hat, und üͤbtegens kleiner, dabey aber Hader
und folapferiger iſe, als der zemeine Perſchling. In
den Ruͤckenſloſſen, nielche.änabgefündert in einer —*
He (al Sid die eufüen- 16. Etrahlen ſtachlicht, und
' Der Nahmen laͤßt — def dieſer Fiſch,
deſſen Fleiſch ſehr geſuad, und auch für krauke leicht
verdaulich iſt, irgendwo den Geiſtlichen vorbehalten war,
‚oder Ihnen gereichet werden mußte. Los, Lus, goth.
‚hlauts, heißt ein: Autheil (ſ. Lus). Im übrigen iſt
die Aloſe, clupea aloſa, auch Los, Laus, Lausſfiſch,
genennet worden.
320 |
- ber Pfaffen —ſpan; ein Nahmen der jenigem
Richtfpäne, welche nicht von dem inwendigen Hol; , fows
dern von dem aͤuſſeren Rand unter der Rinde gemacht
werden: Dieſes Hol; ift bräunlich und pedig: Daher
folche Spaͤue rauchen, und nicht gern brinnen.
Vermuthlich weil fie alfobasd pfuff, pfaff , ma-
den, und wieder verloͤſchen (ſ. pfuchzen). So fpricht
man auch zu einem Menfchen, weicher hey dem Eſſen
das Maul voll hat, daß er pfaff ſagen fol. Es wird
diefes Wort, wie Adelung bemerket, noch in gan; ver⸗
ſchie denen Faͤllen angetroffen. Go ift der Pfafl in dem
Bränhäufern ein Zapfen. Der Niethpfaff bey deu
Schloſſern ein Iänglichtes rundes Eifen, worauf mit
dem Dammer gefchlagen wirb , um etwas anzutreiben,
oder zu durchſtechen, weiches vielleicht zu dem lat. ra-
vio gehört, griech. zuso, ich ſchlage, made piff, puff,
vaff. In der altbeittifgen Mundart ift übrigens pa-
fais, böhmifh paweza , bey dem Friſch Paſſeſun,
in geoffer Schild. tal. paffuto, did, fett.
die Pfaid; wird bey gemeinen Volke gejagt für
Hemd, induftum. Dagegen heißt eine kurze Jade au
- einigen Orten das Hemet (ſ. dieſes Wort). Ein Pfaid⸗
tuch berabſchneiden; ein Gtäd Leinwat, fo viel zu ei
nem Hemd genug if. Gewohnheit ift eine eiſerne
Pfaid. In Island uud Finnland ift paita, gleichfals
das Hemd. Bey dem Ulphilas paid, tunica Matth.
V. 40. Bon dem Hebr. aphad, ſich kleiden, anzieben;
ephod, humerale, eine Bebedung her Uchfeln. Das
ber Sec. XIII. das Zeitw. enpfetten, entfleiden, aus⸗
ziehen. Hieron. Per führet aus einer Ueberſetzung der
Regel des Heil. Bemediet c. 38. folgende Gtelle au: re-
‚bus monafterii exutus projiciatur, daz er danne dez
Kiofter6 Dinge enpfettet, us werde geworten. Das
nämliche Zeitw. enpfetten, kommt auch in der Samm⸗
Iung der Diiunrfänger var, P. IL. pag. >
ü as
I Wr Se een 321
das Pfanzel; in den Küden, eine Wet weiches,
lockeres und aufgedunfenes Gebaͤck. Als Nudelpfan⸗
zel; gefchnittene Nudeln, welche in der Caſtrole gleich
einer Paftete fich erheben, und. mit einer Rinde übers
zogen find. Die Weichſel — pfanzel werden in bleche⸗
sen Wandeln zubereitet , und fehen wie kleine Kirſchen⸗
oder Weichfelluchen aus. Ferner Germpfanzel, Les
berpfanzel, z.
Es Hat zwar biefe Wort etwas ähnliches mit
Pfaͤnnken, ein Pfannkuchen , befonders da für Pfanzel,
bisweilen auch Pfandel, Weichfelpfandel, ꝛe. geſchrie⸗
ben wird. Wein fie find feine Pfannkuchen. Inter
biefem Worte werden in Sachen unfere Schmalzkrapfen
verftanden , in Schleflen aber die Eyerkuchen, oder das
Eyer und Schmalz. Noch dazu wird pfänzig ſeyn,
auch im fittlihen Verftande gejagt von einem Menfchen,
der in der Kleidung, in feinen Autworten oder Gebaͤr⸗
den, auf eine Findifche Weife fich hervor thun, groß
maden , ober ald einen Wigling zeigen will. Es fcheint
alfo überhaupt etwas windiges, geblähtes , und aufge
dunſenes auzudenten. Franz. fe vanter, prahlen, fi
groß machen. Engl.to fan, deutfh wannen, latein.
ventilare, wädeln, Wind machen. Das von Wachter
- and Scherz angeführte fanzen,, Tanzen, Poſſen treis
ben, fo wie Alranzerey, und das.böhm, fanta, Fin
Schalksnarr; fünnten etwa von dem.alten fant, fent,
ein Kind, junger Menfch , her kommen (ſ. Bube). Denn
auf gleihe Weife wird auch das Wort Rarr gebraucht
(f. dasjelbe). '
der Pfarrer; Vorſteher einer Pfarse, lat. raro-
chus, Ungar. plebanos. In der Windifchen Sprache
.. #8 far überhaupt ein Priefter. Bey den Roͤmern war
arochus der jenige in einer Provinz, welcher die rei⸗
den Minifter , Gefaudten und Hoſleute beherbergen
und verpflegen mußte. Horaz fcheeibt Davon ſatyra V.
proxima Campano ponti qua villula, tectum } ss-
Sweytse Igeil " %
323 — 202 Siemens
buit, et parochi qua debent ligna falemque. So
auch fatyra VIII. |
— — vertere pallor
tum parochi faciem, nil fic metuentis, ut
u \ . acres j
potores: velquod maledicunt liberius, vel
fervida quod fubtile exfurdant vina pala-
tum.
Don dem griech. vagexw, praebeo. Im Ehriftenthum
wurde eine Kirche, im welcher bee angeftelite Prieſter
feinen Unterhalt zu empfangen hatte, parochia vel præ-
benda genennet. Man fehe in Corp. Jur. Tit. de præ-
bendis et dignitatibus. Dingegen ift parœcia, griech.
Fapoıxız, ein ganz verfchiebened Wort ; denn es zeigt
eisen ganzen Umfang der. herum liegenden Ortſchaften
an. Obwohl indeſſen beyde gut und gangbar find.
der Pfarr — Ritt; eine bier im Traunviertel üb-
liche Proceſſion, welche nach der Öfterlichen Zeit um Er⸗
Haltung ber Feldfrächte angeftelfet. wurde , und von
Stäbe Morgens bis anf den Abenb dauerte. Der Prie:
ftee faß zu Pferd, und trug das. V.eenerab:le augehau⸗
gen, wie biefed fonft zu den Kranken getragen wird.
Die Zechproͤbſte, und viele andere von den angefehen-
ſten Männern der Pfarre, ritten mit, das uͤbrige Volt
sieng zu Fuß nach. Es wurden vier. Stationen beob⸗
achtet, bey weichen eine kurze Anrede, üffentliches Ge:
beth, und endlich der Segen, gehalten wurden. Ju
einem bequemen Haufe wurde ein Feines Mittagmahl
eingenommen. Wegen mancherley Unfug aber ift fol-
ches im J. 1772. unter der Kaiferin Maria Therefia
abgeftellet worden. a2
pfärzen 5 im Schmalz röften: ald Semmelſchnit⸗
ten, oder Koblkräuter zu Suppen. Engl. to parch,
röften, doͤrren. Gebr. baar, arſit. Angelf. baeınan,
bremen. Wibbeittifch bey dem Boxhorn berwy, fies
den , toben. Lat ferveo, ich fiede, bin heiß. Etwas
⸗ 323 |
anderes iſt bad Pfärzel, Nunnenpfärzek; von faeſ⸗
fen , etwas einfüllen (ſ. Numne). 2
das Pfefierfraut... S: Schreiberkrant.
das Pfeifferlein, perca alper. ©. Strichzagel.
der Pfenning, eine Kleine Müme, Engl. ı.enny,
Hollaͤnd. penning. In Defterr. machen 2 Höfer eis
wen Pfenning ; 4 Pfenninge einen Kreuztr; 3 Kreuzger
„der ı2 Pfenninge einen Groſchen. Ya .Elavifchen
Mundarten ift peniz, penez, Urngasifih’penz , übers
Saupt das Geld. Pfenwerth Heißt in äfteen Derords
nungen fo viel, als geldeswerth, eine Waare nämlich,
weiche um Gefd feil gebothen wird: 3. DB. in einer Ver⸗
vrdnung Kalfer Rudolph des zweyten, von J. 1589,
Die Handthierung mit Wein, raid , Garn/
Schmalz, rauhen Gefühl, und dergleichen pfenn⸗
wertben.
Von dem Urſprung dieſes Wortes gibt es viele
Dreinnngen, die man bey Adelung fehen kann. Wache
ter feitet e8 ber von dem Celtiſchen pen, ‚der Kopf,
pennog, mit einem Kopf verfehen : weil die cerften
Münzen , welche in Deutfihlaud bekannt gemacht wors
den find, mit dem Kopf.deg Kaifers verfchen waren.
And im Evangelio heißt ed: cujus efl imago hec, et
fuperferiptio? Schilter und Ihre aber von Pfand,
tal. peigno: indem das Geld ftatt der. Waare felbft
gegeben und angenommen wird. Ich Bätte gewunſchen
ein alted Wort anzutreffen, welches mit dem lat. pen-
do, penfus, äberein fommen möchte; und ſah zu meis
ner — daß auch Friſch ſchon den nämlis
chen Gedanken hatte, obwohl er ihn nicht gehörig aus⸗
geführet hat. Pendo heißt, ich zahle, eigentlich aber
ich lege auf die Wage; expendo , betrachte, erwäge;
impenfas , expenfas facere, &c. In alten Zeiten
wurde Gold. und Silber, womit eine Bezahlung geſchah.
gewöhnlich auf die Wage gelegt. Daher. in den alien
Römifchen Gefegen immer æs et libra. — den Juden
2
824
war es eben fo. Genef. c. 23. Abraham appendit
pecuniam, quam Ephron poflulaverat, 400 siclos
argenti. — Zachar. proph. c. 11. appenderunt
mercedem meam 30 argenteos. Pfenning alfo , bey
dem Otfried. pending, penthing, fünnte etwas abge
waͤgtes, und won einem Schon beftimmten Werth anzeis
gen: oder was man bey einem Kauf abzumägen pflegt,
wie das fat. libra, libella, frang..unelivre, ein Pfund,
namlih an Gola oder Silber. Für pfennwerth, bat
Scherz auch pfenubart, pfennbert, pfemmert. In
dee Schweig, einem nur Das pfemmerts geben, nur
das nothwendige.
das Pfenningkraut; gewoͤhulich ein auf ber Erde
fort. kriechendes Kraut, mit gelber Bluthe, und runden
geldförmigen Blättern, Iyfimachia numular:a, in,
Andere Gewäcfe führen den Nehmen Pfenningkranut wes
gen ihrer Hachrunden Feucht: als der Klaft, Rhinan-
tus crifta.galli;. dee Bauernſeuf, thlafpı arvenfe; bie
Bärentaye, heracleum sphondilium.
dee Pferſer, oder Pferfig, Pfirſich, amygdalus
Perfica, Lin. In Egypten, wie Diodorus Siculus
ſchreibt, iſt dieſer Baum zu erft durch die Perfer, in
den Zeiten bed Cambyſes, welcher Eghpten unterjoct
hatte, aus Wethiopien verpflanzet worden.
dee Pfiff Wein; ein halbes Geitel (ſ. Hahn).
ber Pfifferling; 1) ein eßbarer weiller Shwenm,
mit eugen weiffen Blättern, deſſen Milch pfefferartis
beiffend ift, argaricus piperatus, Lin. fonft auch Weiß
fing, Herbling, Bitterling, Pfefferſchwamm, Mit:
ling, :c. Der Rebling, merulius cantharellus, tie.
wird bisweilen. gelber Pfifferling geneunet. Weil
mehrere Schwaͤmme von einem gewuͤrzartigen Geſchmacke
Hund, fo iſt Pfifferling oft ein allgemeiner Nahmen der
Schwämme überhaupt: z. B. in das Pfifferlins—Heli-
gehen, Pfifferlinge brocken, ze.
3) Ein verächtliches, nichts werthes Ding, ein /
Quark; oder nach gemeineren Ausdruͤcken ein Dreck,
Schmeiſſerey, x. Die Sade ift Feinen Pfiff wertb.
Bon pipen, pfeiffen ; durch eine Nöhre blafen, durch
die Bauchroͤhre. Altbeittifh bey dem Borborun pib,
canalis, item fluor ventris.
pfiffig ſeyn; liſtig, ſchlan. Wdelung erkläret es
als eine Fertigkeit, andere anf eine feine Weife zu taͤu⸗
(hen und zu betriegen. Hier aber ftellet man ſich ges
meiniglich bey dieſem Wort einen ſchlanen Menfchen vor,
der fremde Pfiffe kennet, und fich durch felbe nicht leicht
. fangen läßt. | |
Diefe Redensart ift wahrfcheinfich von ber Rod:
pfeife Her genommen , wodurch die Stimme der Vögel
nachgeahmet wirb , um_felbe in bie Schlinge zu locken.
Franz. piper, die Vögel locken; ferner aber auch bes
triegen, in dem Gpiele mit Karten oder Wuͤrfeln gehei⸗
me Nänfe brauden; la piperie , Betriegerey. Ein
ſchlauer Vogel Hingegen gebt nicht auf jeden Pfilf: und
ein Menfch , welcher fo mancher Ränke und Kunftgriffe
unter den Menfchen kündig ift, kann nicht leicht betras
gen werden. And das Heißt Bier pfiffig.
der Pfingſtag: in alten Schriften Phinztag,
Pfinztag; jeder fünfte Tag der Woche :- welcher fonft
gewöhnlich Donnerstag, bey Notker Pf. go. tonirifac,
genenmet wird, nämlich der Tag des donnernden Jupi⸗
ter. Der Gruͤndonnerstag ift hier nater dem Nahmen
Antlaspfingftag bekannt (ſ. dieſes Wort). Pfing⸗
ſten, oder das Pfingftfeft , heißt fo viel, als der fünf-
gigfte Tag, nach Oſtern naͤmlich: welche Bedeutung auch
das griech. und lat. pentecofte hat. Bey dem Kero c.
41. fimfchuflo, Ungariſch pünköſt, Schwed. pinges-
dag, Pfingften. In beyden Faͤllen ift dad Wort theils
mr ‚, theifd nach der Seichteren Ausſprache umg
gemet.
N.
226 — —
5Wachter win Pfingſttag, in ber: Bedeuntung des
fuͤnften Tages einer Woche, nicht zugeben. Es ſoll von
pen, pin, pfin ( Zupiter) her geleitet ſeyn: welches
auch Cluver, Leibnig, Haltaus und Schilter behaup⸗
tet haben. Aber es bifft nichts: wir Eönnen bier den
Juviter fo wenig etwas gelten laffen; als in der Bedeu
tung des Pfingftfeftes.. Hat man an allen übrigen Tas
gen, fagt er, den heidnifchen ahnen beybehalten,
warum nicht auch an dieſem? Allein wir haben ja auch
‚in Mittwoch und Samſtag, ſowohl den Wodan, als
"Saturn ausgeſchloſſen. Ferner iſt es wirklich der fünf:
te Tag, und zwar ſchon vom Anfang der Welt. Dem
werm der Menſch am fechften Tag erfchaffen worden ift,
und an fiebenten darauf Sabbath, oder Ruhetag war;
ſo muß gewis Donnerstag der fünfte, der: erfte aber
ein Sonntag gewefen feyn.: In Slaviſchen Muudarten
Hingegen, wo man bloß auf die gemeinen Tage Der We:
che iieht, ift Donnerdtag der vierte; Freytag aber der
fünfte Sag, Windifch und Croatiſch petik, petek; von
pet, fünf ,‚ peti, der fünfte. Aurh bey den Ungarnift
pente der Freytag.
die Pfingſtroſe, oder Gichteofe, paoniar offici-
nalis, in. ift hier mehr unter dem Nahmen Pedoni-
Roſe ı befannt.
das Pfingſtveigel; fonft Mutterviole, Frauen:
viole, hefneris matronalis, kin. wird in Gärten ges
pogen, und blüht um Pfingſten.
der Pfingſtvypgel, oder die Golbamfel, oriclus
galbula , Fin. In Oeſterr. wird felber der Vogel
Fiaus genennet (ſ. Fiaus ).
der Pfingſtwurm, sphynx euphorbi a. G. Mol⸗
wurm.
pñnnig; mit Fimen behaftet. Es wird vorjigs
lich von einer gewiffen Krankheit dee Schweine geſagt,
die von einer Art Blafenwärmer her fommt ,tzenia
finna, Sin. (5. Gillwurz).
EEEERT BE EN SED MEERE 329
dee Pfiſter, oder Pfifterer; in-Defterr. Baier,
und Schwaben ein Munbbäd bey Herrfchaften und Kids
ftern.. Die Pfifterey, das Backhaus. Aus dem lat.
pifor. In dee Sammlung, der Minnefänger P. II.
pag: 74. Engelmar der smit, und ein pfifier Wern-
er, d.etanzen mit den megeden.
deer Pfiſi — vieleicht Pfüfh? Ein in der Schweis
übliches Wort, für Ausſchlag, Kraͤtze. Es gehoͤrt,
wie ed ſcheint, zu dem lat. pus, griech. wuov, Eiter,
Io, ich faule, verberbe; wie and zu Pfuͤtze unreis
se oder übel riechende Feuchtigkeit, puteo, putelco,
putidus, Ein anderes ähnliches Wort wäre das griech.
QuoıyE, Sinne, DBlafe, von Queen, ich blafe auf:
wie auch mırayas, le: rofus, welches aber ald ein ‘Per:
ſiſches Wort angemertet wird.
das Pfitzi —pfeil; bey dem Poͤbel ein Pfeil, wels
ches mit einem Gezifche und Gepfeilfe von dem Bogen
abgefhoffen wird: 3. B. fo geſchwind daher kommen ,
wie ein Pfigipfeil. An anderen Orten nennet man «6
Flis, Flitfchpfeil, wo man aber der Pfeil zu fpre⸗
chen pflegt. Hievon unterfcheidet fih ein Wurfpfeil.
Fitzen, pfitzen, Ital. fifchiare, heißt zifchen wie eine
Diatter, wie eine gefchlungene Ruthe, womit man
etwas fchlägt ꝛe. Ch. ſttzen). Böhmiſch piskati pfeifs
- fen. Lauter Nachahmungen des Lantes.
pflämig; wird in den Küchen gefagt von foldhen
Arten eines Gebädes, welche wei, zart und etwas
aufgelaufen find. Mahrfcheinlich von bläben, aufblaͤ⸗
ben, angelf. blawan, Engl. to blow, lat. flare, Nla-
men. ;
fh pflänzeln; jugendlich zieren, eitel, ſchmücken:
z. B. immer aufgepflanzelt ſeyn wollen; ih mag die
Pflanzlerey nicht feiden, ꝛe. Dasjugendliche, neue und
zaͤrtliche, welches man in feiner Kleidung, und in dem
Gebärden ausdrücket, fcheint hier den Hauptbegriff aus:
machen. Pflabte, lat. planta, ein junges Gewaͤcht:
nn <
3283
erich. Merry, Mxsy, ein neuer Sproſſen. Alte
brittifch ben dem Borhorn plant, plantos , Feine Kie
der , und planta, Kinder erzeugen.
die Pflaume; eine weiche und zarte Feder ohne
Kiel. In der altbrittiſchen Mundart pluen, pluyn,
fat. nluma. In mehreren Fällen, die Adelung ae
führet, wird das feinfte und befte von einer Sache,
eine Blume genennet: daß alfo beyde Wörter viek
feicht nur Sproffen eines gemeinfamen Stammens ſeyn
möchten. Dielleicht dürfte man aber hey dem Worte
Pflaumfeder, foldhe Federn verftehen, welche an dem
vorderen Theile des Körpers, nämlich am Bauche des
Geflügels , fi befinden. In den altes Longobardifchen
Geſetzen ift ploum, altbrittifch bey dem Bordorn blaen,
pars anterior. S. Wachter , v. PilugRad. Im Hochd.
wied auch Die Zwetſchke, befonders eine Eugelrunde Art
berfelten, Pflaume genennet; Engl. plum, Islaͤnd.
plummur, fat. prunum. Wahrſcheinlich ift der Nah⸗
men morgenländifch ; koͤnnte aber allen Falls von Per
blauen Farbe her genommen feyn. on
der Pfleger; Derwalter einer Herrſchaft, ein
Schloß vogt. In Unterdfterr. ift Diefer Titel nicht ge
woͤhnlich; dort fagt man Verwalter , wodurch aber
Bier ob der End nur der Vorfteher einer Fleineren Herr:
ſchaft verftanden wird. - Im vielen Orten von Deutſch⸗
fand ift ein Pfleger, unter dem Nahmen Amtmann be
kannt: allein dieſes Wort zeigt hier einen minderen herr⸗
Shäftlichen Bedienten an (ſ. Amtmann).
Der Nömifche Kaifer ift manches mal bes Reiche
Pfleger genennet worden. In der Sammlung ber Min
nefänger. P. II. pag. 131. Keiser Friderich ... . ift
des riches pfleger , und sin voget. Im Schwaben
ſpiegel, nad Schilters Ausgabe c. 33. wird der Done
probft,, des Capitels Pfleger genennet: und ein Ger
haber (Vormund) c. 46. Pfleger des Pupilen. Bon
pflegen, über etwas Gorge tragen , die Aufſicht führen.
Sep
In dee Windifchen Sprache Heißt ein Bfleger ob«
lafnik. In Italien baglivo, franz. und Engl. bai-
lif: bey dem dü Fresne bajulus, a bajulando, eine
Laſt auf ſich haben, alfo beyläufig ein Geſchaͤftstraͤger.
S. Wachter, v. Baley.
pfnaufen; ſchnauben, brauſen, einen beftigen
Hauch von ſich geben, wie es Pferde, und fette oder
zornige Leute machen. Der Pfnaſt, Dampf oder Hauch
in einer Pfeife. Wenn eine Blatter, veſica, er
aufgeblafen, aber nicht feft zugebunden wird, fo
der Pfnaft aus. In der franfifchen Gloſſe von gr
Horn ift fnaflot, anhelat. Ben dem Friſch Pnirfel, ß
der Schnuppen , die Strauke, und Pfnuft, beimliches
Gelaͤchter. Es Sommt , fo wie das folgende, mit dem
griech. ven, Try, Fyvouar, ich hauche, überein.
©. auch Adelung, v. pfneiichen.
pfnehen; keichen, hart Athen ziehen. In dem
SRontfeeifden Gloſſen p. 413. fnehento, flatando.
— aysw. ich — ‚ RVsuu , Ton, Geiſt, Hauch,
ind.
pfnotten; verdrießlich fhweigen , und dabey durch
die Nafe harchen. Bey den Boͤhmen heißt dieſes cknau-
ti, pisknauti. Aus der nämlichen Quelle, wie Die vo⸗
rigen. Ben dem Notler aber heißt gefnotot , con
quaflabit ( capita inimicorum fuorum ) Pf. 67.
et 109.
dee Pfoften, nah anderen die Pfofte; Int. po-
fiis, franz. pofleau, poteau, böhmifch follna. Ein
Pfahl. Allein in dieſer Bedeutung ift dad Wort Bier
nicht gewoͤhnlich. Wir verftchen dadurch dicke Läden
( Bolen), dergleihen man zur Brückung ber Pferbftäls
fe braucht. Auch zu Waſſerbruͤcken werden oft folche
Dfoften genommen: find e8 aber einzelne Baͤume, bie
sehen einander. ber gelegt werden, fo hriſſen ſie Etreu⸗
baͤume. Die ſtarken Pfaͤhle in dem Waffer, welche
830
die Brücke unterftägen, beiffen Jochbaͤume: und bie
Thuͤrpfoſten endlich Thuͤrgerichte.
In der Bedeutung eines Pfahls, oder einer Stüs
se, könnte man e3 her leiten von dem lat. ponere, ap-
ponere, pofitus. tal. poltare, Hin ftellen; frauz.
fe pofter, fih hin ſtellen, einen Blas oder Poſten ein⸗
nehmen. Auch in der zweyten Bedeutung: ſo fern dieſe
Bolen oder Läden in einer Reihe hin geleget werden.
Allein ich fehe vielmehr die Pfoften, oder wie man fel-
de noch zu nennen pflegt, Pfoftenläden, als ſolche Laͤ⸗
den an, die zu einem Fußboden gebrauchet werden , wors
über immer gegangen und getretten wird. Das Stam⸗
menwort ift das Hebr. bus, tretten, ftampfen: wouon
Fuß, griech. vous, rodoc, Engl. foot, imgleichen die
Dfote: fo wie ferner auch das Zeitw. hatten, botten,
poffen; franz. pouller, ftoffen. Ein Pfahl ift gleich⸗
falls nichts anders, als ein Fuß oder Fußgeſtell: daher
lat. pedame tum, ein Pfahl, eine Stuͤtze, beſonders
für Weinreben, und .pes fcamni, pes menfe, &ec.
Figürlich, ſich auf andere fuffen, ftüsen, verlaffen.
Bey den Jaͤgern ift die Pfofte, zerhacktes Bley,
oder ein Stück von einer zerfehnittenen Kugel, wovon
oft mehrere zugleich in das Schußgewehr geladen wer:
den, um gefährlichen Naudthieren eine unheilbare Wun⸗
de beyzubringen, 3. B. Pfoiten einladen, mit Pin
ften fchieffen. Vermuthlich von pofien , ftoffen ſchla⸗
gen : welches aber auf verfchiedene Weife genommen
werden fann. Entweder fo fern es etwas zerſtoſſenes,
zerhacktes anzeigt; oder überhaupt ein Werkzeug, wo⸗
mit auf etwas geprellet und angeſchlagen wird. In dem
alten Wörterb. 1482. iſt motellus, Pofiel oder Pleus
cl. Das böhm. und Unger. pulka-, eine Büchfe oder
Flinte, gehöret gleichfalls ſammt dem Engf.- pulh,
feanz. pouller, zu unferem Zeitw. polfen: ober vielleicht
wegen dem pfeiffenken und faufenben Laut, den etmat
losgeſcheſſenes macht, zu bauſen, panften , puſten.
MEN BE DEE 331
Friſch v. buſten, führt aus ‚einer Beaunfchweigifchen
Ehronik die Worte an: fie haben mit Büchfen und
Eartaunen auf die Veſtung gepauftet. Gollte end-
Sich die Abſicht einer gänzlichen Verderbung bier zum
Grunde liegen, fo wäre im böhmifchen puſtiti, Ungar.
ulzitani, verwüften. Im franz. ift un polte über:
Haupt eine Schießkugel.
Pfragner, und Pfretzner; iſt nach dem Friſch,
‚ein ſolcher, der allerley kleine Waaren fie die tägliche
Nothdurft verfaufet. SG. Fragner.
pfrengen; drüden, 3. B. die Schuhe pfrengen
mich; das Kleid ift mir zu eng, ich bin darin ganz einge-
pfrengt. Fremde Unterthanen pfrengen oder aufha⸗
ben; ihnen Gewalt anthun, fie anhalten, oder in dem
Yereft nehmen. In Refcripto Alberti Il. Auftriaci
an. 1356. ap. Pachmayr, feries abbat. Cremifan. p.
299. Mir gebietten euch, und wollen gar ernftlich,
daß ihr des Abbts Leuth von Chremsmünfter nie
pfrenget, noch aufhabet, um Fhein Wandlung —
eg wer dann eher ein Recht hinzin vor dem Abbt,
oder dor feinem Amtmann gefuccht, und daß in
(ihnen) daſſelb Recht verfagen wär, fo mag man
fie wol pfrengen, und aufbaben in Stätten und
Märfen, und fonft nicht. |
Bey dem Horner c. 90. phrengen , drüden,
quälen, und c. 296. Phrangfal, Bedrädung. Soviel
als beengen, verengen; voneng, angufus, angu-
ftia, ängftigen. -Holänd. prangen, drüden , beflem-
men; de burgers wierden geprangt van het krygs-
volk, die Bürger werben von dem Kriegsooll gepreilet
(f. Pranger). | | |
der Pfrill, oder die Pfrille; fonft gewöhnlich die
feige genannt, cyprinus phoxinus, Lin. Diefer ſehr
Meine Fiſch, welcher eine gefunde, ſchmackhafte und et:
was bittere Speiſe verfchaffet, wird beynahe in allen
Baͤchen, Flüſſen und Seen angetroffen. Wegen feinen
33% — —
verſchiedenen Farben, die aus himmelblan, Silber und
Goldglanz gemiſchet ſind, wird er bey einigen Schrift⸗
ſtellern piſciculus varius, franz. veron, geuennet. Im
Maymonath, da fie leichen, werden bey dem Männchen
die Seiten funkelnd grün, und zu erſt die Lippen, olß-
dann der ganze Unterleib, der fonft weiß zu ſeyn pflegt,
biuteoth. Bey dem Weibchen hingegen werben die
ten nicht fo geän, wie bey den Männchen, und ber
Bauch nur etwas röthlich geſleckt. Um dieſe Zeit ſiud
ſelbe am meiſten bitter, und werben auch am liebſten
geeſſen. Die Beſchreibung in dem Syſtem iſt, cypri-
nus pınna ani radiis 8., macula fufca ad caudam,
corpore pellucido. Im hohen Sommer fommen dieſe
Fifche bisweilen in groffen Scharen aus der Donan hier
im Traunfluß an, zeigen im fhwimmen etwas fonber:
bares an, uud find unter dem Nahmen Aufgängel oder
Streichpfrillen bekannt (f. Streihpfeil).
| Ich glaube, daß diefes Wort, fo wie die Brille,
ein Augenglas, von dem tal. brillare, franz. briller,
glänzen, funfeln , her kommen möchte. In Italien
heißt diefer Fiſch ſanguinerolla, ingleichen pardello,
pardilla, von welchem letzteren Gefiner und Popowitſch
glauben, daß unfer deutſches Wort Pfrill, zufammen
gezogen fey. Der Beryll, ein grün funfelnder Stein,
beryllus, griech. AugwAAos, wird in Italien une bril-
lo genennet: ein ſehr ähnliches Wort mit dem unfe
rigen. Ä
pfuchzen; ven Laut pff, pff, von fih gebe:
wie Kagen und Eichhörnlein, wenn fie fich wehren;
Leute, die heimlich Sachen, ober im Niefen einen nur
ze und unterbeochenen Laut von ſich hören laſ⸗
ent.
das Pfund, Iat.pondo, Engl. pound , bey dem
Ulphilas pund , bey Notker und Kero phunt, funt.
Es wird im gemeinen Reben nicht nur ald ein beftinme
zes Gewicht, ſondern auch ald eine gewifle Anzahl vers
333
fchiedenen Dinge gebraucht. So werben die Eyer, bie
Krauthäupte, die Blrden des Beenuholzed, bey deu
Faßbindern die Reife, ꝛc. nach Pfund und Schilling bes
rechnet. Dreyßig Gtäde find ein Schilling , acht Schil⸗
Singe ein Pfund, folglich ein Pfund 240. Der Yuss
druck, ein Pfund Menſchen, Pfund Städte, Pfund
Schläne , ift Tängfe veraltet. Diefe Wet zu zählen
kommt dennoch urfprünglich von dem Gewicht ber, wie
man nämlich die Pfenninge zu berechnen pflegte; bemm
30 waren ein Schilling, umd 8 Schillinge ein Pfund,
libra,. talentum. Bey unferen Zeiten ift für Pfund,
das Wort Gulden gewaͤhnlich; denn Diefer macht aleich⸗
fo 60 Kreuzer, oder 240 Pfenninge aus. ©. auch
Pfenming.
piunzen. ©. punzen.
pfufchen; fehlecht und une obenbin eine Arbeit
verrichten. Urſpruͤnglich fcheint es einen. leeren Dunſt
anzudenten, ein Gebraufe ohne Wirkung, ein Ding,
welches zifchet, und auch wieder ausgezifchet wird. Das
Pulver pfufchet., macht einen Pfiicher, wenn es
auflodert ohne los zu brennen. Croatiſch fuchkati,
(futſchkati), pfeifen. Boͤhm. fucziti, Unger, fujni,
wäben , blafen. Auch Gebr. puach, wähen, blafen,
und puch, eine Schminfe, ein eitles betriegliches Ding,
wovon das lat. fucus her fommt. Es macht den Laut
pffur und man pflegt ein ſolches Ding wieder mit eis
nem veraͤchtlichen Daud fi, phy, fu, Ital. puh, pfuch,
pfuj, amdznbrüden.
picken; ankleben, anhalten, 3. B. Pech, Schmier,
manche dide Säfte, piden an den Händen. Die Hei⸗
Deipeere werden im einfgen Orten von Nieberfachlen
ickbeere genennet: weil die ſchwarzblaue Farbe lange
it an Mund und Händen klebet. Zwey Blätter im
Buche find zuſammen gepicket; Yon böfen Geſprächen
bleibt doch gemeiniglich etwas picken in ber Gedachtniß;
immer im Wirthöponfe picken bleiben, ꝛe. Ju einer
334 NETTE nun |
thätigen Bedeutung heit es -anbeften, kleben machen:
z. B. ein Papier, eine Schrift an die Thuͤre picken,
aufpicken; ein fchlechtes Gemälde verpicken, verffei-
ſtern, damit e8 nicht mehr gefchen werden kann. Pi⸗
fen, mit einem fpisigen Dinge ftechen (ſ. peden).
Wahrfcheinlich kommt jenes picfen nicht von Pedh,
pix; fondern dieſes felbft von demſelben ber. Es zeigt
immer eine Verbindung und Zufammenfügung verſchie⸗
dener Dinge an: und gehört alfo, wie das faf. pinge-
re, p’ctus, pictura, wodurch man die Farbe an einem
Körper anfleben macht, zu ago, pango, compingo,
ich füge zufantmen, gried. 799 (f. Ben).
der Pienfz ein. Knuͤttel, grober Strunk. Es
wird geſagt von groben und unbiegſamen Leuten, z. B.
ſolche Pjenken, wie ihr ſeyd, werden duch gute Worte
wenig gerühret; von mißgrathenen Kohlkraͤutern, wel-
he in einen- dicken Tangen Strunk auswachſen, und in
Sachſen Schälfe heiſſen. Auch die Erdrüben (Kohl:
rüben ,' Napobraflica) werben bisweilen fo genennet:
weit fie ſich durch ihren unförmlihen Wuchs von den ge
meinen Nüben, welche rund find, und eine zarte Scha⸗
le haben, merklich unterfheiden. Der Nicowis, oder
Quaͤcker, montifringilla, beißt Pjenf ,- wegen feinen
Laut pjenk, pink,
das Wort Penk, Pienk, oder wie es fonft ges
meiniglich gefchrteben wird, Bengel, Vaͤngel, zeigt
eigentlich einen Kuüttel an. Engl. bang, ein Gtreid,
Schlag, und to bang, Schwediſch banka, baengia,
prügeln. De N
dee Pilz; eine Art Schwaͤmme. G.:Bülß.
der Pimper, oder eigentlich Meblpimpers jen⸗
ſeits des Trannfluffes , in dee Gegend der Stadt Wels,
ein aus Germteig im Schmalz gebackener Krapfen. Bey
dem Friſch ift Pipe, Mehlpimpe, Mehlbrey, ober
wie man in Defterreich fpricht, Mehlkoch. Aus einer
ähnlichen Rimpe, oder einent auffochenden und gaͤhren⸗
)
N N SENSE seien 335
ben Teig, werden auch jene Krapfen gemacht. Bey den
Griechen und Römern war pemma, eine Urt Kuchen;
wie auch dad Eonfect, welches auf den Nachtiſch kam,
and fonft unter dem lat. Nahmen bellaria befannt war.
Mit diefem pemma ſcheint alfo Pimpe überein zu kom⸗
men: von dem griech. verto, ich foche, wovon noch
mehrere Spuren angetroffen werden (f. Pop, und Po⸗
pen Eiſſel). Das Engl. pimp, ein Hurenwirth, kanu
fo , wie das lat. popina, Garkuͤche, Hurenwinkel, aus
der nämlichen Quelle hergeleitet werden (f. Pop). Ein
anderes Englifches Wort pimple, eine Sinne, Hitz⸗
blatter ,. kann gleichfalld etwas aufſiedendes anzeigen;
oder allen Falls etwas aufſchwellendes, wie das altbrits
tifhe pwmpl, eine Blafe, Wafferblafe, griech. vou-
gorie. Wachter glaubt, daß auch das alte Friſiſche
Püfel, bey dem di Teesne pille, pafale, eine Küdke,
und franz. boisle, ein Wärnzimmer, von Ferro, oder.
einem anderen Ähnlichen Zeitwort, ber fomme.
In Niederdentfhland muß indeſſen P:mpe das
Mehl felbft bedeuten. Wenigftend wird die Blaumeife,
parus cæruleus, Lin. wegen ihrem weiffen Kopf daſelbſt
Mehlmeiſe, Pimpelmeife, Holländ. pimpelmees ges
nennet. Etwa nad) dem lat. pilo, pinfo, griech. rrıe-
eo, ih mahle, zermalme? In DBolland.ift rim: elen
ein ſcherzhafter Ausdruck von trinfen; gerne brande-
wyn pimpelen, Branntwein Inseln, faufen. Bon bi-
bo: oder dem Laut pim, pim, wenn aus der Bauteile
fachte eingeſchenket wird.
- der Pinkel, oder vielleicht Pingel, Pünfel, eis
ne zufammen gebrängte Maſſe, 3. B. die alte Wäfche
in einen Pinkel zufammen binden. Den Wanderpinkel
ergreifen. Vor Rene ſich auf den Herzpinkel ſchlagen;
ein niedriger und ſcherzhafter Ausdrud. An den Eäus
men bangen: bisweilen ganze Pinkel von Würmern.
Manche betriegerifche Krämer haben inwendig in dent
Zwirn, ganze Pinkel Fetzen verborgen.
336 k
Es kann, fo wie Pad, Pädel, su dem lat. pa-
g0, pango, compingo gehören (f. Bent): oder, ba
dad n, in der Mitte oft nur ein müſſiger Buchſtab iſt,
zu dem griech. vuxa., Did, vunuo, Tuxato, ich pfro⸗
pfe voll an. Indeſſen haben aber Friſch und Adelung
angemerkt, bag in Nieberfachfen Punge, Punagel,
bey dem dü Fresne bungellus, angelf. und Gchwebifch
“ bung, pung, ein Bündel bedeute. Ob dieſes aber
wirflih mit Bund, Bündel, einerley Wort ſey, ftebe
ih in Zweifel. Freylich werben d, und g, manches
mal unter ſich verwechfelt ; doc hätten wir hiezn aud
ein andered mehr ähnliche Wort (f. Bunkel). Ital.
pinchello, pinchellone, ein einfältigee Mani; in
Defterr. Pinkel, ein kurzer and dider.
die — oder verkürzt Piwiſſe; fonft die
Binfe, Binze, iuncus effufus , in dee Mondfeeifchen
Stoffe pinoz. Von Pinne, lat. pinna, Hebr. pinnah,
ein fpigige® Ding. Ovid. metamorph. IV. ıı. non
illic uva paluftris, nec fleriles ulvae, nec acuta cu-
fpide iunci. Ein fpisigee Wiſch, Englifh whifh,
Shod, Buſch. Auch ein Steohblubel, welches als
ein Merkzeichen an den Steaffen uud Bäumen ausge
ſtecket wird, heißt ein Wiſch. Bey dem Friſch, und
in verfchiebenen alten Gloſſarien, wird dafür Semde,
Semdich angetroffen; im ber Mondfeeifchen Stoffe ift
p. 320. Semid-ahi, ein Ort, wo es viele Binfen gibt
(ſ. a5).3 Ju Schleſien werden fie Senden, und in
Weſterreich, wie Tragus in feinem Kraͤnterbuch bezen⸗
get, Sympſon genennet. Vermuthlich weil fle ſchock⸗
weiſe beyſammen ſtehen, von ſam, ſamt, Islaͤndiſch
fenn, fat. ſimul, griech. aw: gleichwie auch die Waſ⸗
ſerlinſen, oder das Aentengruͤn, lenma Lin. bier Gens
nerich, Senderich geneunet werden.
die Pipe; eine kleine hoͤlzerne Röhre, welche in
das Faß hinein geſtecket wird, um ftatt des bloffen Za⸗
pfen® (franz. la broche, Ital. ſpillo) ARE ober Bier
er⸗
337
herab zu laſſen. In Italien und Frantreich wird felbe
canola, la canelle, gemennet. Dben iſt eine Schrans
be, weiche dee Hahn beißt (f. diefes Wort).
Engl. pipe, altbeittifch pib,, eine Nöhre, Rin⸗
we. Hebr. abib, ein Halm. Im Italien heißt pipa
ſowohl eine Lockpfeiffe, «als auch die Kehle der Wögel,
Hollaͤnd. gorgel- pyp, die Luftröhre. Ungar. pipa,
Zebafpfeife,, und pipazni, Zabad rauchen. Bey dem
Kindern wird das Röhrchen, woraus der Urin flieffer,
dad Piper! genennet.
die Piplerche, alauda trivialis, Lis. ©. Kraut:
vogel.
piraugig; rothaugig, lat. und griech. pyropus.
Imsgemein ein Hund mit rothen Augen Ungariſch
piros, roth. Griecch. wup, das Feuer.
die Pitfches ein aus Kupfer, Zinn, Blech gemach⸗
tes Gefäß ; für Waller, Wein, Debl. So bat man
in ben Gafthäufern eine Bitfche, um den Trunf aus
dem Keller zu hohlen. Kleine Kinder haben bisweilen
blecherne Pitſcherl, aus denen fie Waſſer trinken , weil
fie die Glaͤſer zerbrechen wArben.
Im mittleren Lateine pitio. Engl. pitcher, ein
Keng. Im griech. ift aıSos, Windifch pizhau, piz-
hal, ein Faß, Bierfaß. Bon dem Glavifchen piti,
Pohluifh pic (piji), griech. vırsewn, lat. pitillare,
trinken, gern hinein ſchlürfen. Bey dem Hundius me-
trop. Salisb. Tom. Il. p. 238. ift die Pütiche ein
Heined Salzgefäß: weiches Wort von Butte her zu
kommen fcheint.
pitichen, anftoffen. S. pätfchen. |
plangen; Tüfteen ſeyn nad etwas, z. B. dich
plangt heut immer um Wein, um eine Baftete, ıc. «8
plangt mich nicht viel darum. Der Planger, Lüftere-
beit, unzeitiges Verlangen; fchwangere Weiber haben
bald dieſen, bald jenen Planger. Plüngia fen aller⸗
ley Eoften und nafchen wollen; eine plängice Gaiß ıc.
Sweyter Theil. 2)
338 men —
Die Alten haben langen, belangen, erlangen.
Otfried lib. 1. c. 18. thaz unfih heim lange, daß
‚wie wünfchen ſollen, heim zu kommen, in das himmli-
(he Vaterland, Notker Pf. 5. mih langet des erbes,
ich warte begierig auf das verheiffene Erbtheil: und
Pf. 30. ne lazzent iuh pelangen, laſſet end die Lu
nicht fommen. Nithart ein Minuefänger pag.75.toch-
terlin, nu la dich niht belangen. Gtrider fagt von
jenen Türften, welche des Krieges ſchon mähe waren,
cap. 4. Sectione 15.
diie furften pelanget sere,
die lange hie gewefen sint,
sie sehen gerne weip und chint.
Jana Niederſachſen fpricht man ftattdeffen ungern,
Engl. to long. Es drüdet die lange Weile aus, die
man bey einer Begierde empfindet: daher auch franz.
il me tarde de le Scavoir, ich verlange ſehr es zu wiſ⸗
fen, es kommt mir die Zeit fang vor, bis ich es erfab-
se. In dem alten Fragment von den Krieg wider bie
Garacemen, v. 1892. ne lant iuh niet erlangen, laſ⸗
fet euch die Zeit nicht zu lang ſeyn, werdet nicht Aber
YHreäffig.
der Pläfchz fonft der Lahn. Bey den Drathjie: |
been ein Death, welcher durch die Plattmähfe zu ei
sem ſehr dünnen Blech bearbeitet worden, als z. ©.
Lemnifher Goldplaſch, Gilber:oder Meſſing-Plaſch.
Don platt, Pohln. plaski flach, breit gedrückt, griech.
" @Aaf, ein Plätthen. Oder vielleicht zu naͤchſt von bem
franz. la planche, ein diuned Stück vom gegoffenen
Metall, eine Planſche.
In der Windiſchen Sprache iſt plash, böhmilh
piaft, Ungariſch palaſt, ein Mantel. Ju der Schwe⸗
diſch — othiſchen Leberfegung der Evangelien heißt ein
Mantel Matth. V. käpona, Greatif kepenyck, is
Ungarn au köpenyck.
de Platteiſſe; ein dünner ‚ pfatt gebrädter Meets
fiſch, pleuronectes "platella , Lin. ſonſt die. Platte, der
Plattfiſch, Halbfiſch, Goldbutte, Engl. plaice, plai-
se, franz. la plie, bey dem Aufonius plateſſa. Man⸗
de lateinifche Schriftfteler nennen dergleichen Bilde
palleres ; vielleicht von dem veralteten patio ; id
Bi woven patior, id leide, oder werde gedruͤckt
Cl. Bätz).
die Plattmeife , parus paluftis: ©: ven —
maiſen.
der Flattꝛeing — linaria, wegen der ro⸗
then Kopfplatte Meerzeifel:
re. plaufchen; ein Jutenſivum von plaudern: z. B.
lange Zeit gepfaufchet haben, alles ausplaufgen. Dies
ſes plaudern, bey dem Pöbef bisweilen auch plodern,
gehört zu dem lat. plaudere, complodere manus, und
drückt das bey der Geſchwaͤtzigkeit gewöhnfiche Geräufh
aus. So wie klatſchen, Beyſall Flatfchen, mit der
Peitſche klatſchen; zugleich für plaudern genowimen wird,
3. B. lange Zeit gellatſchet haben, ein klatſchbafte Perſon,
imgleichen ein Zungendrefcher , der mit einem ums
Ben Getöfe die Zunge immer anf und nieder
ebt.
pienfein; überhaupt durch wieberhoßlte Schläge
oder Stöffe, einen Schall von ſich geben. Es wird ges
wöhnlih von hangenden Dingen gefagt, welche an ets
was laut anfchlagen. Ferner von Leuten, welche aus
einem Meinen Gewehre oft fchieffen : welches in Sachſen
pladen, pladern beißt, franz. tirailler.
Dad n, in der Mitte ift bloß, wie in vielen ans
deren Wörtern , der flieffenden Ausfprache halber ein:
geſchaltet. Es gehört alfo zu bläuen, griech. nAyyew;
fat. plagare, Schwed. plagga, ſchlagen, oder durch
ſchlagen einen Schall hervor bringen.
die BER ©. Haiden, a
2
340
pletern, in der Ausſpraͤche ploͤdern; laut fchläs
gein, 3. B. die Aenten pletern fith ans, wenn fie ſich
gebabet haben, d. i. fchlagen mit den Flügeln; eines
anderen brav abpletern , ihm den Hinteren auspletern,
nämlich abbläuen, prügeln. Wann der Dahn dem
Tag anpiödert, und das Rachtgeſpenſt fort eilt,
3. Te den drey legten Tagen ber Charwoche, wo die
Glocken fchweigen, glauben einige Lente, daß die Wei-
ber zwar waſchen, aber nicht pletern ſollen, nämlich mit
dem Wafchbläuel fchlagen. Griech. zAyrrew, angelf.
plaotan, plaͤtſchern, fchlagen.
die Pletfche, in Salzburg und Baieen Pletze;
ein groſſes Blatt, 3.8. von Kohlkraͤutern Bey Kero,
Notker, und in der Mondſeeiſchen Gloſſe Pleter, ple-
tir, folia. |
die Plette; ein Meines plattes Fahrzeug auf dem
Flüffen und Seewäflern. Andere fchreiben es Platte,
Plätte ; von platt, griech. zAuTıs, breit und flach.
plodernz weit und locker ſeyn, z. B. weite Hofen
plodern, d. i. flattern, bewegen fi, weßwegen felbe
auch Ploderhofen , in Sachſen Pluderhoſen beiffen.
Die Strümpfe plodern, wenn felbe nicht wohl aufgezo⸗
gen find. Eigentlich heißt es, ſich auflöfen, und daher
ſchwankend werden. Die Mondfeeifche Stoffe braudt
es im fittlichen Verftande, don der gefchwächten Stärke
und Hoffnung des Geiftes bey einer Gefahr, als pag.
327. ploden, Tolutis: p. 362. plodi, diffolutionem;
p. 326. irplodeta, expavit (coreius). Bon foder,
fotter,, weich, ſchwankend, wovon aud das Zeitwort
ſchlottern her kommt Cf. loder, und bed).
| plören, oder wie es Wachter, Friſch und Ade⸗
fung fchreiben, plarren, plärren, plerren; über
haupt einen unfärmlichen, ſtarken mub traurigen Lant
von fi geben. Die Rinder pfören, wenn fie fein ut
tee haben, oder etwas anderes widriges fich zugetragen
bat. Engl. to blare.. Ein anderes mehr freudiges
341
Geſchrey heißt beüffen , oder mnen. Don Schafen wirb
ed blägen genennet (f. dalfelbe). Leute plören „wenn fie
auf eine unmaͤſſige Weiſe laut Höhnen uud weinen;
feanz;. pleurer, lat. plorare.
Vermuthlih wegen dem anhaltenden einförmigen
Getön, von luen, Dolländ. leyen, brällen; nnd loͤ⸗
ren, leyern immer im alten Ton bleiben. In der
Celtiſchen Mundart ift llo, lue, ein Kalb, in den AL:
pen Loder, ein Stier (f. Loder, und Eure). Auf diefe
Weiſe ift plören von .Iören, befüren: wie plangen von
belangen (ſ. plangen).
die Ploͤtze, ober der Ploͤter; in Sachſen ber je⸗
nige Fluß: und Bachfiſch, welcher in Oeſterr. Rothau⸗
gen heißt, cyprinus erythropktalrhus , Lin. Dage⸗
gen iſt daſelbſt Mothaugen, cyprinus rutilus : wel:
* an der Donau das Rorh—ältel geneumet wird (f.
Stel).
die Plunze , in gemeinen Neben eine Plunzen;
Blutwurſt, Schweißwurft, in Niederfahfen Sweet⸗
murft, Puddewurſt, franz. boudin, fat. apexabo.
Das n, in. der Mitte, fcheint auch Bier wieder nicht
wefentlich zu fegn. Es gehört alfo dieſes Wort, =
ich glaube, zu dem im. Sacſen üblichen plutzig, Pi
fleiſchig ‚ aufgeblafen, z. B. ein plutziges Geſicht, =
sige Hände. Engl. to blote, aufſchwellen, auflaufen.
Bey dem Pictorins blönen, feeosen, voll angelaufen
ſeyn, wie die Euter der Kühe. Vielleicht ift auch das
griech. wÄouros, reich, won gleicher Bedeutung, naͤm⸗
lich voll, angepfeopft. Ben einem Frauenrod wird
jener Wulſt, welcher inwendig um den Leib herum gebt,
und woran felber. hanget, gleichfals eine Plunze ge:
senuet. Plenus, vAsos.
plutichen ; ſtammeln. Es ift ein natürlicher Aus⸗
druck der fhwären Zunge, welche anf eine plumpe Wei⸗
fe an Zähnen und. dem Gaumen auftoffet, und baber
einige Buchftaben nicht außzufprechen vermag, pH, piN,
348
Altbrittiſch bloeſg, lat. blefus. Im gviechifchen ift
blæſus ein krummbeiniger, der verrenkte Glieder hat.
Eine Dorfmagd ſagte zu ihrem Liebhaber bey einem
Tanz, lutti Bue, lutti; tantt i nit, tantt du,
luſtig mein Bube, tanze ich nicht, ſo tanzeſt doch du.
dee Pofel; ein Gewalle, Gewimmel, 3. B. ein
Pofel Leute, Schafe, ꝛc. eine ganze Menge. Der Rauch
pofelt durch die Fenſter hinaus, dringt pofelweiſe durch
daſſelbe. Altbrittiſch pobl, Volk, Menge von Leuten.
Hievon iſt auch das lat. populus: ſowohl in der Bes
deutung eines Volkes, als auch eines Baums, von be⸗
ben, bobern, ſich vielfältig bewegen (f. bomern, und
Pappelbaum). iz |
| die Point, bey dem Pobel Peont, hochd. Penn:
te, Pünte; ein unzäunter Acker, oder eine verfchloffe:
ne Wieſe, 3. B. die Kleepoint, wo Klee augebauet
worden. Ueberhaupt alfo ein verfchlofiener Platz, wel⸗
her der gemeinen Weide entzogen wird. In altem
Schriften auch Bend, Beund, Binde, bey dem daͤ
Fresne biunda „ Engl. pindle. Wahrſcheinlich vom
bannen, verfchlieflen,, in gewiſſe Gränzen einfchlieflen :
welches Zeitwort, wie Friſch anmerket, bisweilen im
dem Imperf. ben, bien , hatte, |
das Polartel; eine verfchnittene Henne, franz.
poularde: im Gegenfat eines Kapauns. Aus Unknn⸗
de der Sprache mied es von vielen Leuten ein Polackel
genennet. | BE |
die Polette; nad andern die Polige; ein Zettel,
kurze Schrift, tal. boleta, polizza, feanz. poulet,
hullete; parva bulla.
pollern; ftoffen, werfen. ©. bollern.
dee Polfterbaum. S. Fluderbaum.
dee Polz; ein Pfeiler, eine Stüge. Etwas un⸗
terpölzen, unterftügen: z. B. einen Theil des Gebaͤu⸗
des, melcher den Einfturz drohet; ein Gewoͤlbe, oder
eine Schicht unter der Erde, Horueck c. 301. ein
Polez von aichem Holz; c. 548. Gewl und Polcz,
Saulen und Pfeiler. Gemeiniglich wird jenem Theil,
welcher unterſeuͤtzet werben fol, ein Bret oder Balken
Borizontal umtergelegt, und durch hölzerne Pfäle aufs
zecht gehalten. Iſt diefe Gtüge gemauert , fo. heist
feibe gewöhnlich ein Pfeiler. Das Wort Polz, fcheint
mit Dem fat. fulcio , fuerum, Aberein su kommen:
gleichwie auch pifcis, und Fiſch, im Grunde nur einer⸗
ley Wort ‚find. Jenes Fulcio, pflegt man ber zu,leis
ten von dem Hebr. nelech, ein Stecken: weiche Bes
deutung auch das Ungarifche paltza, Croat. palicza,
Bat. Sollte aber auch jenes latein. Wort nicht hieher
tangen, fo wären Die letzteren genug; bean diefe Pilze
find ins gemein nichts anders, als Gteden. Palicza,
Set: palus, ein Pfal, sc.
Der Bolz, ein Pfeil zu einem Ballefter ; ober ein
ſehr Fleiner Pfeil, welcher aus einem Blaſsrohr, oder
einer Windbächfe los gefchoflen wird; ift ein ganz vers
ſchie denes Wort ‚von bollen, griech RaAAsır „ werfen,
ſchieſſen (f. bollern).
der Pop; in Rußland, Slavonien und Croatien,
ein Priefter. Auch in der Celtifchen Sprache, wie Dies
fe im Herzogthum Wallis Abrig geblieben, iſt pop , mie
Wachter bemerket bat, ein Peiefter; dewin pob. ario-
lus, ein Wahrfager. Denn fo heißt e& bey dem Bor⸗
bora, dewin pob eiddig ; ariolus quisque zeloty-
ps. Alſo wahrfcheinlih noch vor dem eingeführten
brifteuthum. Man kann daher billig zweifeln, ob dies
ſes Wert für einerley mit Pfaff, papa, weldes eine
vaͤterliche Benennung ift, zu halten fey. Bey den Rbs
mern war popa, eis Fleiſcher, Schlädter , nämlich
‚ ein Diener des Tempels, welcher auf Befehl des Opfer»
priefters ( facerdos , griech. +sosus) die Opferthiere
ſchlachten mußte. Boͤhmiſch pobiti, ſchlachten, tödten;
elthrittif$ pwyo , Engl. to buf, fihlagen, puffen.
Hier iſt Puffer der jenige, welches krankes Vieh abe
344 EEE DE CD GEBE
ſchlaͤgt, ober das verreckte abhäntet. Auf eine aͤhnliche
Weiſe war bey den alteſten deutſchen Volkern blota,
blotan, ſchlachten, Thiere oder Menſchen deu Göttern
opfern: welches Wort Ulphilas in der Ueberſetzung der
Evangelien noch brauchet, für Gott ehren, Gott anbe⸗
then (f. Wachter , v. bluten). Das fateinifche Ponti-
fex, welches bey den Deiden ein’ fehe anfehnllicher Ti⸗
tel war, ift auch im Chriſtenthum beybehalten worden,
bis ‚auf unfere Zeiten.
Die Iateinifchen Wortforfcher Teiten popina , Gar
kuche, Wirtbshaus, gemeiniglih Her von popa: weil
die Popen ihren gehörigen Antheil des DOpfenfleifches
ansgefpeifet, und and) Wein dabey ausgefchenfet haben
follen. Mau fehe Niepoort de ritibus Romanis. Al⸗
fein weit richtigen ſtammet diefes Wort her von bem
Celtiſchen pobi, welches nach dem Zeugniß des Bor
born kochen , braten , bedeutet ; pobty , wer Ofen.
Griech. asrru., ih koche; papanum, ein bünner und
breiter Kuchen. Folglich popina, eine Küche, oder
Haus, worin. für andere gefochet wird. Daf aber dies
fe popinze init unferen ehrbaren und angefeßenen Gaſt⸗
baufern ia keinen Vergleich kommen mögen, ſieht man
and dem Ulpian, einem Roͤmiſchen Rechtsgelehrten L.
21. fi. de receptis, et qui arbitriumi&ce. — Sed fi
in aliquem locum inhoneflum adeffe'’juflerit , puta
in popinam, vel in lupanarium; impute non pare-
bitur, nec tommittitur ptena comprimifli. Florus,
ein Spanifcher Dichter ſchrieb einft an dem Kaiſer Has
drian: Ego nolo Cafar elle, ambnlare per Britan-
nos, Sevthicas pati pruinas. Der Kaiſer ſchrieb ent
gegen: Ego nolo Florus elle, ambulare per 'taber-
nas , latitare per popinas , culices pati rotundos-
Spartian. in vita Hadriani. ne
das Popen—Eiffel, oder Popen—eid; «in Rabe
men der jenigen Ziegel, motaus ber Rauchfang GSchor⸗
frei) Hefteht, Gie ſind dicher, qber Dabeg (dınäßlee
und mehr Tänglicht‘, als die gemeinen Ziegef, übrigens
aber im gleichen Breife mit diefen. Die sefte Hälfte
des Wortes kommt fo, wie das lat. popina, Garfäche,
von dem Eeltifchen pobi, kochen ber. Die zweyte von
eiten, bremmen (f. aiten): als etwas gebernuteß, ein
Ziegel nämlich, folglich das ganze Wort ein Kuchelzie⸗
gel. Das Fsländifhe eyfa, Loderafche, und Ital.
efca, brennende Lunte, gehoet gleichfalls dahin. Aber
das bey dem Friſch befindliche Lifel, Ueſſel, ſcheint
von einer andern Quelle gekommen zu ſeyn (ſ. Uſeſl).
Die Poper, oder eine Popern; uͤberhaupt in ver⸗
fchiedenen Faͤllen etwas kleines, das fih rund empor -
hebt, 3. B. im Geſicht voller Popern fenn; voll groſ⸗
fer Fiunen, fat. papula; papulofus Wen ver Nafe
alter Leute hangen oft Poͤperl herab, Känglichte Zeopfem -
Ein sauber aufgeworfener Zeag zur Kleidung, welchen
ſchoͤn poͤperlet it.
Spuren von dieſem Worte werden beynahe in al⸗
len Sprachen angetroffen, obwohl der Grund davon
nicht leicht anzugeben iſt. Engl. bubble, Holland.
bobbel, Ungariſch buborek, eine Waſſerblaſen und
to bubble, Holländ. bobbelen, Blaſen aufwerfen.
Bey dem Pietorius, wie Friſch bezeuget, iſt Waſſer⸗
bubel, gleichfalls eine ſolche Vlaſe, nud Buͤble, eiue
Bruſtwarze, Zitze. Lat. bubo, eine Beule, Euter⸗
beule, griech. Boußw. Im Böhmifchen bob, Ungar.
bab, lat: faba, eine Bohne, In Niederſachſen wers
den die Weinheere auch Winbobben genennet. Ferner
Böhm. pupen, Aug an den Gewächſen, eine Kuofpe,
und pupeniti fe, Augen gewinnen, ausfchlagen. Viel⸗
keicht Yon dem vorigen pobi, anffieden, eine Hitzblat⸗
tee, bulla, bullire; ader hoben, bobern, fich Teiche
hewegen (f, bomern); bor, empor, x.
der Poͤperl Salat; Rübenferbef, cherophyl-
lum bulbofum, Lin. Dieſes Gewächs hat eine runde
knollige Wurzel, gleich einen Gchevsübe (Stedrübe,
346
braflica napus) , welche einen fällen und lieblichen Ge⸗
ſchmack Bat, wie eine Raftanie. Dad Kraut hingegen
iſt dem Kerbelkraut, ober vielmehr dem Schierling
gleich. Die Wurzel, welche allein genießbar iſt, wird
zu erſt geſotten, die Haut abgezogen, und alsdann
= Salz, Pfeffer, Eſſig und Oebl, wie Gelat ge
offen.
Diefes Wort hat mit dem vorigen Poper, Poͤ⸗
perl, vermuthlich uichtö gemein. Man bat ed Pepers
. le, Paperle, geſchrieben. Da ich diefe Art von Sa⸗
lat ſelbſt weder geſehen, noch verkoftet babe, fo fann
ih nur Muthmaffungen angeben, woben andere alsdaun,
welche diefe Frucht näher keunen, entfcheiben werben.
Es kaun diefer Nahmen ber Sommen von Pfeifer, im
Niederdeutichen und mehreren anderen Sprachen peper,
peber, piper: gleichwie eine ſtark gepfefferte Brühe
insgemein nur Pfeffer genennet wird, Oder wegen der
muͤrben und weichen Befchaffenheit von Pappe, Brey,
Koch; Eeltifh pobi, fieden, kochen (ſ. PopenEiffel ).
Das griech. verwv heißt gelacht, weich: zugleich aber
auch eine Art von Kürbis, eine. Pfebe, lat. pepo.
Vieleicht alfo Feine Pfeben?
der Porftorfer Apfel. S. Maſchausker.
pofien. ©. beffen.
die Poſt, bey dem Poͤbel Poß; Nachricht. Eine
gute, ſchlechte Poſt bringen; die Poſten nicht recht aus⸗
richten. Boͤhm. posel, ein Both, poslati, ſchickes.
In der Windiſchen Sprache gleichfalls poſlati, ſchi⸗
fen, pofhlem , ich ſchicke. Ungariſch poſta ſowohl
die öffentliche Poſt, als auch ein Both. Oebr. biller,
angekuͤndet. Enugliſch to bode, aukuͤnden, vorbtt
agen. | |
die Poft, als eine Auftalt, um Briefe ober Be
febfe durch reitende Bothen in entfernte Provinzen zu
hberbeingen, iſt in Frankreich im I. 1447. unter dem
König Sndroigh; XI. eingefäßret werden. Koilee Mare
Ä ' | 845
milian J. hat im J. 1516. eine ſolche Poſt aus Oeſter⸗
reich nach den Niederlanden errichtet, und dem Grafen
Top. Bapt. von Taxis die Oberaufſicht hierüber erthei⸗
let. Kaiſer Karl V. von den Niederlauden nach Ita⸗
lien, und von Oeſterreich nach Ungarn. Mit:der Zeit
iſt dieſe Anftalt erweitert worden, daß für allerteg Reiz
ſende ſowohl Neitpferde, als Wägen vorbereitet wur⸗
den. Dieſes Wort Poſt, poſta, wird allgemein her⸗
geleitet a poſitis equis: wodurch alſo eigentlich nicht
eine Geſandtſchaft ſelbſt, ſondern nur dee Ort angedens
tet werden müßte, in welchem Pferde für einen Bo⸗
then in Bereitfchaft waren. Es ift wohl möglich; Jiefs
fe fich aber indeſſen das Wort, in der zu erft angeges
benen Bedeutung , etwas genauer noch erfären und bez
ftättigen, fo könnte das nämliche auch für dem zweyten
Fall gelten,
die Potige; bey den Windiſchen Volkern eine Art
Kuchen , eigentlih Schwitzkuchen, Schwishrod , vom
potiti, ſchwitzen: weil die fette Fülle im Baden her⸗
aus ſchwitzet. Popowitſch, in der Unterfuchung des
Meeres pag. 304.
prächten; ſprechen, vertraulich und nach Art bes
tagter Leute reden. An anderen Deten wird ed übers
haupt für ſchwaͤtzen, plaudern, gefagt: als Hollaͤnd.
praten,. Engl. to prate, prattle, bey dem Friſch praͤ⸗
Bein, womit das griech. ꝙ0aeco überein ſtimmt. Jeues
prächten ift ein Iterativum von brechen, brachen,
wovon fprachen und fprechen ber komme (ſ. ſprachen).
Brechen, heißt überhaupt ein Geräufch, Getoͤn machen
ch. brecheln); daher bey Otfried lib. 5. c. 20. anabre-
chon, zurufen, entgegen ſchreyen, und lib. 4. c. 19.
gianabrechon , anflagen, wider Jemand ein Getöfe
machen. In manchen Orten von Deutfchland iſt prä
chern, betteln; ein Pracher— Student, welcher bet⸗
sehn geht. Diefes letztere Wort wird auch in Defters
reich gehört. ' |
348
prägeln; in der Schweis 1), hageln, dicht Bew
unter fallen ,. wie . B. Schloſſen bey einem ewib
ter, Schntt von einem alten. Gemaͤuer, viele Aepfel
auf ein mal vom Baume. Er hat ihn auf den Buckel
gepraͤgelt, d. i.tüchtig abgeklopfet. Ein —
Geſicht, weiches durch die Pocken zerſtichelt iſt
wenn ſelbes Durch die herab fallenden Pr. Hein *
ie und zerſchlagen worden wäre. — Prägen, prä
ein, bat einen gemeinfamen. Ucfprung mit braden,
—* heißt, mit einem Schall auf etwas ſchlagen (ſ.
dasſelbe): und zeigt im gegenwaͤrtigen Falle jenes Ge
raͤuſch at, wenn mehrere Dinge zugleich fallen, oder
Schläge geböret werden. Schwed. braka, griech. Boa-
xen, krachen, lat. fragor, ein Knall oder Gekrache.
©. auch brecheln.
2). prägeln, braten, praſſeln, in Hafen oder in
der Pfanne ſchlottern: z. B. das Fieiſch praͤgelt in der
Pfanne. Cine gewiſſe and Kirſchen gemachte Speiſe
wird ie dee Schweitz ein Chrieſi —praͤgel genennet (f.
Kriferfe), Diefes Zeitwort, welches nit nur dert, for
dern auh in Schwaben und Sachſen geböret wird,
drückt zu nächte den Laut aus, welchen kochende Ga:
chen von ſich geben: fammt aber urfpeünglich mit braw
en, ‚Engl. brew, fleden, fochen; griech. rozw, id
beeuue , Boaco, Paoxrow, id praßle, überein.
der Pranger ; die Schandbühne, oder ein Pfahl,
wo ein Verbrecher an Hals, Händen oder Füffen mit
Eifen gefchloffen ſteht. In Holland gleichfalls pran-
ger; von prangen, pfrengen , klemmen (ſ. pfvengen).
der Prangertag, oder Frahuleichnams Tag, ©
. um corporis Chrifi .(f. Gotts Leichnams Tag) ; we⸗
gen der feyerlichen Proceſſion, welche. mit einen: —
züglichen Gepränge gehalten wird. Won prangen,
glänzen, mit Pracht und Glanz etwas thun; Engl.und
Holläudifch prank , pronken ; ‚Gebr, barak , Blig,
Glanz CI; Prehentag), Sowohl Pracht, als des Hein -
' 849
Seitwort barak, fulguravit, zeigen an, daß einft für
prangen nur pragen, prachen, prafen, üblich gewe
fen ſeyn muß. a:
der Prater, ein Luftgarten zn Wien. In Note
wegen ift Braater, ein abgebaneter und ausgebraun⸗
ter Plag in einem Walde (Bernoulli Reifebefchreib. 14.
Band, p. 26.) Von braten, praffeln. Griech. royITa,
ih zünde an.
prechteln; zanken. G. brecheln.
dee Pregarten; Küchengarten. S. Bre—.
| der Prehentag, oder Perchtag; das Feſt der
Erſcheinung Chriſti, dies epiphanie. a der Mond-
feeifchen Gloffe p. 394. heißt diefer Sag giperahtanah;
in der Windifchen Sprache pernahti, sder fveteh treh
kralou den , der heiligen 3 Könige Tag. Horneck
fhreibt c. gı1. do der Obrifttag ham, den wir den
Perchtan nennen. Oberfttag ift felber genennet wors
den, * es das erſte nnd vornehmſte Feſt im nenen
Jahre iſt. Auch der zwoͤlfte Tag, nämlich ſeit dem
Chriſttag Ger: weßwegen jene Zwiſchenzeit unter Dem
a2 Nächten heißt, in Oeftese. die Unternaͤchte.
Don breben, brechen, berchen N glänzen, ſchei⸗
wen. In dem Rhythmus auf den heiligen Anno c. 33.
bey dem Schilter braht, glänzend. Otfried lib. 4. c.
39. lioht berahta, ein glänzendes Liht. Und Tatian
‚©. 159. giberehtot, clarificatus. Ju den Mondfeeifchen
Sioffen p. 412. tagaprot, die Morgenröthe, der An:
bruch des Tages. Von einer fenerfichen Verſammlung
wo manche ſchoͤne Leute zu ſehen waren, ſagt Horneck
in ſeiner Chronik, c. 639.
Da mäht mar wol fehen
Manig Wünglein prehen, (glänzen)
Und manigen Mund, der da glost.
- noch Hievan bey Wachter, v. brechen: und Friſch
v. bera.
350 Er GEN En au j
greifen fein Handwerk; ausüben, in Ehren bals
ten ,;. B. ein Schufter , Schneider , welcher fein Haud⸗
werf nicht preifet, d. i. nicht ausübet. In der Samm⸗
Sang dee Minnelieder P. I, pag. ı28. fin ere prifen,
feine Ehre im Werth erhalten, durch würdige Thaten
zeigen:
premſeln; eine durchdringende ſchmerzhafte Em⸗
pfindung verurſachen, z. B. wenn man mit einer Ra⸗
the getroffen worden iſt, fo premſelt es lange Zeit auf
der Haut; eine Bremm-Neffel,, und manches Eiterges
ſchwaͤr, premſelt fehr. Es ſcheint zwar für brenfeln
zu ſeyn, von brennen; allein da wir fehe deutlich prenss
ſeln, peempfeln fagen,, fo ift es wahrfcheinfich das Zeit
wort bremen, ftechen, bremſeln, kleine Stiche ge
ben; wovon bram, brem, ein Dorn, ſtechendes Ding.
Bey dem Otfried lib. 2. c. 9. ſind bramon, und in ei⸗
nem MS. welches ich in Händen babe, Bremen Der
fanden. Man ſehe Wachter, v. bremen. —
das Preßkraut; in einigen Gegenden ein Nab⸗
men des Raiufarns, tanacetum vulgare, Lin. weil es
wiber verſchiedene Preffen und Bedruͤckungen gebrauchet
wird, als wider Würmer , Gelbfuht, Verſtopfung
der Mutter, ꝛc. Die Wurze davon wird im einigen
Büchern Jeſus Wurz genennet, nämlich Heilwurz.
die Pretiche 5 Fußſoble. Der obere Theil ded
Fuſſes beißt ſowohl bier; als durch ganz Deutſchlaud
der Riſt. Es ift ein Intenſivum von breit, ia Schwe⸗
den und Holland breed. Das lat. planta pedis fheint
auf eine aͤhnliche Weife vom platt, griech. aAzTus, breit,
gebildet zu ſeyn. | | 0
die Pricfe, oder Bricke; in Niederfachfen ein
Nahmen jener matterfüemigen Fifche, weiche fonft ge
. wöhnlih Neunangen genennet werden , petromyzon
Nuviatilis, Lin. In Holland prik. Sie werden eig
marinirt,, und unter dem Nahmen der Pricken, vor
züglich and Bremen und Luͤnneburg in andere Lauder
u BEE EN ES 851
verfendet. Das Wort Tonmmet her dan dem in Nieder⸗
fachfen und Holland üblichen pricken, Engl. to prick,
angelf, prickan, ftehen: weil fie in Anfehung der fie-
ben Luftlöcher,, welche fie auf jeder Seite haben gleich⸗
fam durchbrochen oder durchſtochen find. Das Stam⸗
menwort davon ift brechen, goth. brikan. Bey den
Griechen Heißt diefe Art Fiſche petromyzon , ein
Steinſauger: weil fie an allem, was fie erreichen kin
nen, fowohl in als auſſer dem Waſſer, gleich zu ſau⸗
gen anfangen.
Eine gröffere und edlere Art ber Neunangen find
die Lampreten, oder Meerpiden,, petromyzon ma-
rinus, tin. Bey deu Römern und Griechen mursena.
In der Eeltifchen Sprache , nach bem Zenguiß des Bor⸗
born, heißt diefer Fiſch ſowohl im Herzogthum Wal:
lis, als an der Armorifchen Küfte lamprai, lampre-
zen, Engl. lamprey, Ital. lampreda, franz. lam-
proy, böhm. lampryda; iu den Alemanniſchen Gloſ⸗
fen des Martin Gerbert lamfrid , in ber Florentinifchen
Gloſſe bey dem Eckhard lantfrida, und in der Mond:
feeifchen pag. 346. lantfrigo. Willeram überfeget die
Worte in den hohen Liedern c. 2. v. 11. mutenulas
aureas fasiemus tibi; uuahe goldketonon, ih länt:
fride uuis gebroihta , zarte goldene Ketten , welche
nach der Weife einer Lamprete durchbtochen find. Ag
diefe Wörter follen ber kommen von bem latein. Nah⸗
wen biefes Fiſches, lampetra, quia petras lambit.
Ob aber diefed Wort fo alt, und allgemein befannt ge
wefen fey, daß man in fo verfchiedenen Sprachen dass
felbe nachahmen konnte, iſt nach eine wichtige Frage.
Indeſſen märe es eine ſehr gute, und der Natur bes
iſches angemeffene Erklärung. In Holland wird ein
es Kaninchen, oder junger Künighas laminrey,
feanz. laperau , genennet. In dem alten Woͤrterbuch
1483. wie Feiſch bezeuget, ift lande, eine Schlange;
in Schweden abet linne; eine Schlange, und linda,
362 ann
winden, wien, Deber noch der Nahmen Lindwurm.
Seget mean das oben angeführte Zeitwort pricken, fie
hen, Dinzn: fo wird jener Fiſch endlich heiſſen, anquis
pertufus, velanquilla perforata.
der Prigelbue. ©. Prügel—.
die Primünge. ©. Brauumünze,
Prinz Karls eis auch bey unferem Volk befann-
tes Märchen. Schon im eilften Jahrhundert, unter
dem Pabſt Urban dem zweyten, ald die Kreuzzuge ihren
Anfang nehmen follten, wurde unter den Leuten der
Wahn verbreitet, wie ed das Chronikon von Urſperg
meldet , Kaifer Karl der groſſe fey von den Todten er
ftanden , und merde die chriftliche Armee wider bie Un⸗
glaubigen commandiren. Mid. Ignaz Schmid Ges
fhichte der Deutfch. Tom. 2. lib. 5. c. 6. ‚Ju fpäs
teren Zeiten (Jahr und Tag find unbewußt Y hat ebes
dieſer Prinz ſeine Wohnung zu Salzburg im Unterſperg
genommen, wo er in einer Felſe ſich aufhält. Wenn
Heilen Bert, der immer noch wachfet , fo groß ſeyn wird,
doß er neun mel um den Tifch reicher , fa wird der
jünsfte Tag erfolgen. Ein Baͤcken-Junge, weicher ıy
bad Gäu gieng, bat ihn wirklich ein mal herauſſen am
getroffen, und ihm um einige Kreuzer Sewmel zu fa
fen gegeben. Der Bart fo fchon ſehr lang ſeyn. Iu
Anfehung der alten Juſiegel, ift über den vormaligen
Bart dieſes Kaiſers manches unter deu Geleheten
geftritten werden; ob es ein SKinnbart, vder
wirklich fo Langer Bart geweſen, wie ihu Gteider de
expeditione hifpanica, c.9. fectione 22. beſchrieben
bat. Man fehe Heinecc. de figillis P. 1. c. 9.' Des
ber die Nedensart, über des Kaifers Bart ftreiteit,
als über eine unnuͤtze und fremde Sache.
die Pritſche; ein hoͤlzernes Werkzeug, welches
vielfältig geſpaltet, oder aus kleinen Theilen zuſammen
geſetzet iſt, um mit einem Schall anf andere zu (ale
gen, ohne weh thun zu wollen. In ————
Müh⸗
+
ii BEN 2 anne 353
Mislen und Backſtuben ift die Pritſche ein hölzernes
Geruͤſt, welches and Brettern zuſammen gefüͤget ift,
um darauf su ſchlafen. Es iſt cin JInutenſivnm von
Pritt, ein Breit; und diefes von briten , theilen,
fpaften (fs Bret).
progen groß thun. ©. brogitzen.
de Öpftling ; ein dicker uud fetter Menſch, z.
B. mein Bruder wich ein vblliger Pröpſtling. Au
die geoffen Erdbeere, weiche man in Gästen zu haben
legt, werben Pröpftlinge genennet, bey dem Adelung
Broͤsling. u
Es heine feeglich eine Aehnlichkeit auzudenten mit
einem Propſten: wobey man fi gemöhnfich deu Bes
griff eines anfehnlichen Schmeerbauches macht, befons
Ders da es in einem bekaunten Sprichwort heißt, omnis
pinguis bonus. Allein da man in gemeinen Neben ein
Moves, deffen Bedeutung fchon etwas fremd und unbe:
kannt geworden iſt, oft mit einem anderen mehr bekann⸗
den zu verwechſeln pflegt; fo ift ohne Zweifel Beöpftling,
zuſammen gezogen von broß, broß, beeit; und Ping,
ein Ding, Subjeet (f. Adelung, 9. ling), Eine Krötte
wird, wegen dem breiten Bauch, in Baier eine Bros
ge, in Oeſterr. Braitling genennett wovon (dem mehr
oben gefagt worden ift (ſ. Brafchel). |
protzmaulen; anf eine fühne Act miderfprechen,
viele Worte brauchen, Im gleichen Sinne heißt es and
Das Maul zu weit aufmachen, das Maul braiten.
Wen proß, breit cf. Peöpftling),
der Pruͤeling; in Kaͤrnthen, ein junges Schwein,
welches in Defterreich ein Feifchling heißt. Dagegen if
daſelbſt Frifchling, bey Adelung Frühling, ein jun⸗
ges komm. Sowohl Präling, ale Frühling, kommt
ber von fehh, griech. wow. Altbrittiſch bey dem Bor⸗
ber bore, früh; borreddyd, Mosgenzeit.
Bweytes Theil, 8
35%
der Pruͤgel —¶Bue, gemöhnticher aber Stallbue,
oder Feiner Knecht: voelcher dem Oberknecht (Mair,
Führer, Baumann) untergeordnet ift. Ich babe die
ſes Wort did hieher verfihoßen, weil ich glaubte, daß
ed von Prügel ber komme: indem felber etwa bey dem
pflügen die Pferde menen, nämlich am ‘Prügel halten
md weifen fol, Aber umrichtig: theild weil dies der
Fall nicht ift; da gemeiniglich jeder für ſich arbeitet;
theild weidsder Nahmen PBrügel, hier nicht gebrauchet
wird. Jenes Lunglichte Stüf Holz, welches die Pfer⸗
de an dem Gebiß zufammen hält, damit fie nicht ans
einander weichen, heißt Trimm —pruͤgel, vetmuth⸗
lich wegen zuſammen Gchmelzung des Artikels, fo viel
als der Rimm—prügel; nah dem in Niederſachſen
üblichen Rimm ,. ein Niegel ober Querbalken (f. Ade⸗
fung, v. Riemen). Das Geitenftüd aber , womit ein
Pferd durch die Hand eined Auführers geleitet werden
kann, heißt nicht Pruͤgel, fondern dee Men—fteden,
Ehen fo wenig kann diefed Wort von Pricel, ein Sta⸗
chel oder Gtupfeifen (ſ. Bride) Her geleitet werden.
Da es vorzüglich nur in Klöfteen, und den nahe gel
genen Pfarrhöfen gehöret wird, fo ift ed wahrſcheinlich
zben das , was in vorigen Zeiten Priol und Price}
hieß, nämlich ein Prior. Prigel; prior in religiofo
conventu; prigelin, prioriſſa. - Scherz in Gl: fia-
zio. Prigelbube alſo, ein Bube des Priors, weil
ber erfte Knecht etwa den Prälaten, der zwente aber
den Prior, in dem Wagen führen, und bediewen
mußte.
der Pudel, eigentlich aber Pudelhund; cani⸗
aquatieus, Sin. Es ift fo viel, als Pfuhl —hund,
Mafferhund: weil diefe Art gern in das Wafler gebt,
um etwas herans zu hohlen. In Sachſen, wie Ade
lung bezenget, wird für Pfuhl in einigen Gegenden auch
en ET —— 355
wirklich Pudel gefast. Von dem alten pul, phul,
latein. palus, ftehendes Waſſer, ein Teich. - Wenn
die Kugel leer durchgeht, ohne einen Kegel zu treffen,
Heißt e8 in Sachſen einen Pudel machen; in Defters
reich theils einen Pudel, theild ein Koch machen. Es
iſt ein Wortfpiel von butt, bott, altbeittifh pwi,
ftumpf, unnütz, ungeſchickt (f. Düupel). Die Pudel,
als eine Kegelbahn , iſt ein ganz anderes Wort (ſ.
budeln » "
das Pulberholz. ©. Faulbaum.
pumen; einen ſtarken und dumpfen Schall von
ſich geben, z. B. eine groſſe Glocke, eine los geſchoſ⸗
ſene Kanone pumt, macht bom, bum, pum. Griech.
‚and lat. bombus, ein folder Schall, Bey dem Gue⸗
tonius ift bombus and) ein Paſch mit den Händen,
wenn man nämlich die hohlen Hände zuſammen fchlägt:
Mit dem Kopf an eine Thäre, oder an einen Menfchen,
welcher entgegen kommt, anpumen , anpumpern,
ſtark aufteilen Figürlich anpumen, übel ankom⸗
men, einen groben Fehler begehen: z. B. laſſen wir
ihn nur anpumen, anprellen, die Folgen des Ei-
genfiunes erfahren Der Meufch da hat recht gepumt,
abgepumt mit mie; mich heftig ausgefcholten, gedon⸗
nert. Die Erde ift pumfeſt gefeoren ; gibt einen Mies
derhall, wenn man darauf geht: Holländ. volle vat-
.ten bommen niet, volle Fäſſer bummen oder hal
sicht, lat. dolia plena filent. |
pumerwitzigz wird von einem Menfchen geſagt,
ber duch feinen Teichtfinnigen Wig oft anpumet, ans
ſtoſſet. Auf die Frage, ob Gott überall ſey, Auch 3:
B. im Keller? antwortete einſt ein Bube ganz fchnell,
oba angepumt, Herr Pfarrer, mein Vater hab.
keinen Keller. Rn Fan
dee Pumf, in plur die Bümfe, Rümpfe; ein
Schroll, aͤuſſerſt grober uud ungeſchickter Be Ohn⸗
8
356
gefähr fo viel, als ein Schlägel‘, ober plumpes Werk
zeng, um mit einem Getoͤſe anf etwas zu fchlagen; von
pumen , pumpern. In Niederfachfen , wie Adelung
bemerket, ift Pump, ein Gtöffel, zugleich aber auch
ein dicker ungefchicktee Menfh : and pumpeln , im
Mörfer ftoffen.
die Pumpermette, in dee Schweis Rumpel⸗
mette; ein fenerfiches Chorgebeth, mit Geſang ver
miſchet, welches von den Geiftlihen am Mittwoch,
Donnerstag und Freytag in bee Charwoche, nad Mit-
tag um 4 ober 5 Uhr gehalten wird. Mette Heißt
ſelbes, weil es die fonft gewöhnlide Morgen: Audadkt
ift, matutinum et laudes: welche man aber dazumal
am Vorabend zn halten pflegt. In jenen Stellen,
weiche Scherz angefähret hat, Beißt fie auch Yumper
Beiper; weil fe um die Veiperzeit vor fich seht: unb
Finſtermetten, weil nad jebem Palm ein Licht aus⸗
gelöfchet wirb. |
Die erite Hälfte des Wortes kommt her son Put
pern und rumpeln (ſ. Rumpelmette); wegen jewem
Geraͤufſch, welches am Ende der Audacht, mit einem
hiezu beſtimmten hoͤlzernen Wertzeug von den Kirche⸗
dienern gemacht wird. In vorigen Zeiten pflegten am
einigen Orten die Leute ſelbſt, welche in der Kirche zu⸗
gegen waren, dieſes Gerümpel an Stühlen und Bän-
ten zu machen. Ins gemein glaubt man, Daß dadurch
die Wuth der Juden wider den Heiland angebeuses
werde. Es ſcheint aber vielmehr den Unwillen der Chri⸗
ften wider den Judas und deſſen Conſorten bebemtst
su haben. Scherz führet ans der Chronick von Zwi⸗
ckau folgende Ste mu. Am arimen Donnerstag
wurde auch die alſo genandte Jumper Veſper ges
halten , da Sedermann mit Steden, Knüteln,
Prügeln, Steinen, Hamern, Bellen, in der Kirs
Lan 2
357 '
een auf die Stuͤle und Bänke, und wo es nur
einen ftarfen Wiederhall gab, fihlug. Darbey
mufste fich der arme Judas viel leiden, ꝛc. Ein
ähnliches Getoͤſe mit fchlagen und haͤmmern, war bis:
ber in den Synagogen ber Juden üblich, in feſto Pu-
rim, feu fortium , wider ihren Feind Haman, in der
Geſchichte der Efther.
pumpern; gewaltig ftoffen, anflopfen: 3. B. an
der Hansthüre pumpern. Oder mit einem Schall nie-
der fallen: z. B. auf die Erde nieder pumfen; pumps,
da lag er am Boden; auf dem oberen Zimmer hat «6
gepumpert, einen Pumper gemacht, d. i. emen lauten
Zoll. Es iſt ein Iterativum, und zum Theil eine Ver:
Heinerung von dem oben angeführten pumen. |
der Pumpernickel, oder ftatt deſſen der Pumps;
ein kurzer und dicker Menſch. Nickel zeigt überhaupt
etwas Feines an (ſ. Nigel). Auf der Erde fort pum⸗
pern, ober daher pumpfen , iſt ein fcherzbafter Aus⸗
druck jenen niedrigen und plumpen Schritte, womit eis
folcher Knuͤrbs auf ber Erde fort ſtoſſet. Ein Meines
und grobes Brod in Weftphalen, wird in ben dort be
nachbarten Gegenden ein Pumpernicel genennet: weil
ed pumpern, furzen verurfachet.
dee Punſch, Engl. punch (Ponntſch); ein hisi-
ges Getränf, wozu Thee , Rad oder ein anderer ftar-
fee und gewürzter Branntwein, ferner Inder und Li⸗
mone Soft genommen wird (ſ. Rack).
punzen, ober pfunzen; ein altes Wort, welches
ſtechen, ober mit einem fpisigen Werfjeug ſtoſſen, ein⸗
druͤcken, bedeutet. Hollaͤnd. punten, zufpigen, ſchaͤr⸗
fen; punt, bie Spise, aud ein Punet oder Luͤpfel.
Es kommt mit dem lat. pungere, punctum überein.
Daher Ital. punzello, ponzello, franz. poincon,
Engl. punch, puncher, altbrittifch bey dem Borhorn
puntr, der Griffel, Meiffel; ben dem Friſch die Pun⸗
ze, und bey Adelung der Bunzen. Ferner tal.
“ punzonare, auf eine Münze das Gepräg aufdeüden.
In Defterreich mußte im J. 1807. alles, was von Gold
und Silber war, bunziert, nämlich geſtempelt, ge
wäppelt werden. Zu Nürenberg, wie Friſch erzählet,
iſt pfunzern ein gewiffes Spiel der Kinder, da man
ein fpisiges Holz in Die Erde hinein fchlinget, und mit
einem anderen wieder Heraus zu ſchnellen ſucht. Ir
Deftere. wird es Schmeer pecken genennet.
fi puren; fih heben, und in fernerer Beben
tung, geben. Hier ift davon die einzige Mebensart
noch uͤblich, pur Dich Füchfel! welcher Spruch ohne
Zweifel Anfangs von einem kleinen fuchsfarben Pferd ge
braucht worden ift, das allerley poffierlihe Sprünge
machte; jezt aber noch überhaupt von Thieren und Men:
fhen gehöret wird, Die durch hüpfen und fpringen ein
Velächter erregen. Bey dem Notker in cantico Za-
eharie: sih in hohi buren, fich erheben. Pf. 106.
exaltati funt fuotus eius; des uuindes uuella bure-
ton sih. Pf. 71. purlichof hohefater; excellentifli-
mus patriarccha. — Gl. Monfee, p. 321. et 324.
puri dih, geh bin! p. 366. purita sih, er reifete ab.
Das Zeitw. bären, bören, peren, heißt heben, ge:
ben, tragen: wovon die Bürde, Geburt, geboren ꝛe.
Bey Otfried lib. 3. e. 4. giburen, Holländ. gebeuren,
fih zutragen, wiederfahren, begegnen: 3. 3. etwaß
neues, böfeß.
purren; ein braufended Geräufch machen, z. B.
der Wind, der Roßkaͤfer purrt; es purret mir im
Bauche um, welches ſonſt gurren oder murren heißt.
Es iſt der natürliche Ausdruck prr, prh! Daher auch
franz. bourdonner, fummen, brauſen; Engl. burrel,
eine Breme; lat. boreas, in Krain burja, der Nord⸗
wind. In Niederſachſen iſt purren, Denia: -porren,
hetzen, anreigen.
puſſen; ein pbbbelhaftes Wort für küſſen. In
Niederfachfen gleichfals puffen, Engl. to buls; lat.
bafıare, Ital. und franz. hbafciare, baifer. Das
Puſſel, Puflerl, ein Kuß (ſ. Haͤupel). Es ift ein
Ausdruck jenes Lautes, welcher von den fpisig zugedrück⸗
ten Lippen entfteht. Ga der Zuckerbaͤckerey werden ge⸗
wiſſe Kräpfchen ebenfalls Puffer] genennet: ald Man⸗
delpuſſerl, Eispuſſerl, aud die Lebzeltee haben der-
gleihen Puſſerl. Weil fie mehr ein Gpielwerf des
Mundes , ald eine Nahrung des Magens find: oder
weil bey dem Genuß derley Güffigfeiten, ein ähnliches
Geſchmatze der Lippen geſchieht.
das Putſchanl ‚ in dem Gloſſario von Scherz
Putichänel; ein halber Heller, 3. B. um ein Put:
ſchanl fpielen. Ich wollte nicht ein RPutſchanl geben
darum, franz. un gef, Ital. un Frullo. Es war vor:
mals eine böhmifche Münze, welche auf einer Geite den
Buchftaben W. (etwa Wenzel?), auf der anderen aber
einen Löwen vorſtellte, und in dem Münzbuch bey Adam
Berg in München an. 1397. befchrieben wird. Drey
Putſchanle machten einen Kreuzer, folglich 180 einen
Gulden. |
die Pütfche, ein Gefäß. ©. Pitfche.
pütfchen; bey dem Pictorins bütfchen, anpuͤt⸗
u ‚, und in dem Gloffario des Hieron. Pez putſchen;
anſtoſſen, anprellen. Bey dem Scherz Puͤſch, ein
Stoß, Schlag. Eng. to butt, ftoffen wie ein Wid⸗
dev. Diefes Zeitwort wird wenigftend in ber Schweitz
noch gehöret: 3. B. ich bin angepütfchet mit dem Kopf
an die Shäre; das Waffen pätfchet an das Ufer. Yon
poſſen, franz. pouller (ſ. boffen, und Pfoften).
/
360 nn ne N ee
das Putſcheneller Männleins eine Women
ber kleinen Figuren, womit auf dem "Theater gefpiele
wird, und die als rebend augeführet werden. In ass
deren dentfchen Ländern Putznelken, Pritſchinelle;
in Italien hingegen , wovon ſolche Spielwerke gefom:
men find, polieinello.. Vermutlich wegen den ſchery
haften Bewegungen, weiche damit gemachet werden,
Yon dem griech, zadu, viel, and xus@, ich bewege.
Q.
der Quackreiher, ardea nycticorax."&. Schild⸗
raiger.
in Qualen liegen; wird ſowohl ven Menſchen
gefagt , welche in der Todes⸗Augſt fich befinden, als
auch von dem Winterfchlof einiger Thiere, z. B. der
Fliegen , Fledermänfe , Bilchmaͤuſe, Murmelthiere:
da fie son betäubt,, und ohne Zeichen bed Lebens babin
liegen. Es Heißt fo viel, ald in dem Gewalle, naͤm⸗
ich in anffteigenden und betäubenden Düuften. Dis
fried III. 3. erlag uualonti, er fag wallend, das ift,
im Gewalle ober Hitze bed Fiebers. In Ober und
Niederfaihfen ift Nualm, Duefm, Zualm , Od:
macht, Betäubung. Bey Kero c. ı. et 41. uualm,
die auffteigende Hitze ſowohl des Eifers, als aud des
Sommers, fervor æſtatis. |
bie Quecke, oder daß Queckengras, triticum re»
pens, Lin. ift in Deftere. unter dem Nahmen Hunds-
gras, oder Graswurzel befaunt, in den Apotheken ra-
dices graminis.
queden, ſprechen. S. keden. |
der Duendel, thymus. ©. Kuttelkraut.
quicketzen; einen feinen, aber ſchwachen Laut von
ſich geben , welchen man duch qui, qui, auszu⸗
druͤcken pflegt , 3. B. die Vögel quidesen, quikſen,
zwisern. Dad nämliche wird auch vom Schnee gefagt,
wenn man bey groſſer Kälte darauf teitt : imgleichen
von Leuten, welche ein heimliches Gezänfe unter fi
haben, 3. B. immer etwas zu quidesen haben müflen.
Aehnliche Laute werden in Deutfchland durch quikſen,
anitfchen, Engl. ſqueak, ausgedruͤckt.
om
362 sun GEN BEN O\ : 4
quirren, bey dem Poͤbel queoren (z3weyſylbig
Ton am erſten Vocal); einen widerwaͤrtigen Laut von
fich geben, wie die Achfe eines Wagens, wenn felbe
nicht gefchmieret ift , ober ein offenes Thor bey dem
Winde. Auch von Leuten wird ed gefagt, welche beim:
lich murren oder zanfen. Yu anderen Orten ſpricht
man ftatt deffen quarren, querren, Ital. guaire,
lat. quiritari, conqueri. In der Mondſeeiſchen Glof⸗
fe heißt es plören, wie hungriges oder verirrtes Vieh;
denn hievon iſt p. 343. das Imperf. quar, ingemuit
(au ingemuit animal, mugierunt greges armenti?
x oel 1. v. 18.).
Ende dos zweyten Theild.
In Rommiflion bey Cajetan Baslinger, Buchhanbler in Linz.
Errato
wat Er a
Nachtrag zum erften Theil,
Corrige
U —
Pag. 10 Lin. 7 ba ka — — — u — babka
1 — Tarp me arpeipue
2 — paul. wr —- — — — wird
34 — 4 »voruv — — — — — aæruvrertv
38 — 23 Anlas aller Sinden — — — Auntlas
43 — 24 fraui. bello — — — — belle
79 — 2 RMilch auswirft ⸗ — — — aniwirft
82 — 22 enicus — — — — cnieus
93 — 27 loden — — — — — ploden
125 — 32 Buuchhahn — — — — Buchbahn
132 — penult. uteris pomi — — — — Uterus
14 = 22 grſchiht [u — gecchieht
166 — 8 motdacilla — — — — motacilla
189 — ꝛ2 Lebereſch ⸗ — — — — Ihr
208 — penult. vadun — u — — — vadum
228 — 26 Fanfe — — — — — daurſe
232 — 32 muliarum — — — — — multorum
252 — ig füttern, feuon = — —— füoron
20 — 2 eieweile ⸗ — — — biimellen
327 — 7 Auerhenng ⸗— — — ... Henne
u = Zin der Schweitz ſaagdft — — — ſaupft
In dem Verzeichniß der biterr. Fiſche IR p. 219. vergeſſen worden
| Salmo thymallus, die Ad.
2 | Im zweyten Theil,
Pa. sin 33 haber — — — — bebvere
8 — ar boehmifch hadr — — — — hadıy
10 — 19 gufammen, Simanaa — — — aifamane
10 — penult. den Mar — u der
s — 2 fm - u Fun
4 — u fonfffben — oe enfin
9 — 8 corm — —— — — — cornus
93 — 11 Engliſch haten — — nn hatch
Pag. 5ı Ein.uk. Hueniſch —
ss“
EAaFNERKEN
8
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2
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217
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7 Dovel —
W — krumen —
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15 Kapueinerl —
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33 Kamin, Keimich
17 Kopaun —
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15 die Mittel —
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111111.4111
11111
13 cancer curicola —
4 Kremper
30 cochlear. armorica
ı9 Silymbrium
23 eropæus
ult. kumiren
25 Eymern
19 eine
24 bebend
—
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Deal
[oo 2
un
um
au
20 Schwein, Behr. .
12 Iigufticum, Liebßbckerl
13 Milchfaß —
20 diefes Vogel
4 Seitenpreffen
1 eben —
10 vor
wo
34 en (der Mundart)
30 Bolt
19 feiner
5 Kleid abtniften
13 weil
16 pafale
7 fucrum
sr
Qu
16 zanher.Zeug
8 anquis, anquilla
IRRE
— ——
11111111111
141411111111111
*
63
F
4
| EtymologiſchesWoͤrterbuch
Oberdeutſchland,
vorzůglich aber in
Deſterreich uͤblichen Mundart.
Von Matthias Hoͤfer,
Juris utriusque Licentiat, Mitglied des Benedietiner
Stiftes Kremsmünſter, der Zeit Pfarrer zu Kematen.
Dritter Theil.
L in 3,
gedruckt ben Joſeph Kaſtner, k. ©. pridilegirten Buchdrucker.
— ——— —
1815.
R.
der Rab; in der Schweit und am Rbein Rapp,
corvus, Sehr. oreb. Wdelung leitet dieſes Wort mit
vieler Wahrfcheinlichfeit von feinem Geſchrey ra, hra,
ra, ber: daher auch grappen bey dem Diceeinb,
chreyen wie ein Nabe.
ber gemeine Nabe, corvus corax, in.
der Gteineabe, corvus ‚graculus ; ift auch in
Defterr. dod nur im böchiten Gebirge:
und wird von anderen Steindohle ober
Schweitzerrabe geuennet.
der Meblrabe, corvus cornix (ſ. Kran).
der Nachtrabe, Nachtram, ardea nyticoraz
(ſ. Schildraiger).
der Waſſerrabe, oder die Scharbe, peleca-
nus carbo, Fu der Moudſeeiſchen Gloſ⸗
ſe — 321. scariba, bey Notter PL. 100.
der Kabifh, nach einigen auch Robiſch; ſonſt
das Kerbholz, ein Holz, in welches die diechunngen ein⸗
geſchnitten zu werden pflegen. Dieſes in Oberdeutſch⸗
land ſo bekannte Wort, kommt weder in altdeutſchen
Schriften, noch in anderen verwandten Sprachen vor:
wird aber inzwifchen bey den fächfifchen Bergmännern
angetroffen. Der Gebrauch eines Kerbholzes ift fehr
alt: und zwar bey den Runiſchen Voöͤlkern die Altefte
Meife, um etwas anzumerfen. Im Latein. heißt ein
Kerbholz talea, tal. taglia, franz. la taille. Bey
ben Griechen Jarıa, EuAzgioy: welche re ein jun⸗
4
ges Reis oder kleines Holz bedeuten. Unſer Rabiſch
koͤnnte unn mit einem anderen griechiſchen Wort uͤberein
kommen, naͤmlich pamıs, gaßdos, Ruthe, Stab: in
dem die Runiſchen Zeichen und Buchſtaben wie lange
Stäbe ausſahen, wovon noch der Nahmen Buchſtab.
Wir haben es aber nicht noͤthig: da wir aus einheimi⸗
ſchen, wiewohl alten und Dunkeln Quellen, ben Uefpeung
diefes Wortes erkennen können.
Adelung Hält es für. ein Stavifches Wort; allein
ed läßt fih kaum irgend eine Spur davon anteeffen,
anffer dem böhmifchen Rabuſſe, Kerbholz, Rabiſch,
welches aber wahrfcheinfich nur aus der deutfchen Spra⸗
che entnommen worden: und einem noch anderen Wort
wrub, weldes ſowohl einen Einfchnitt Aberbaupt , in-
eifura, als auch das gewöhnliche Kerbhol; bedeutet; in:
deffen aber nicht ald Stammenwort, wohl aber als ein
berwandtes, und aus einer mit dem deutſchen gemeinſa⸗
men Quelle her geleitetes Wort, angefehen werben fann.
Der Grund desſelben ift ohne Zweifel Rab, Mob,
Rub, mit der gemeinen Endſylbe —iſch: und fcheint
ein Ding anzudenten, in welches man etwas einfchnei:
den kann, oder graben, yonpen, risen, reiſſen, ı.
ed fey nun Zahl oder Buchſtab. Ben dem Kero iftrua-
ba, ruaka, altdrittiſch bey dem Borhors rhif, nume-
zus, ei dabi Wachter ſchreibt es Rub, und em:
pfiehlt cy als ein gutes und echtdeutſches Wort. Mit
dieſem Ruh kommt das oben angeführte böhm. wrub
überein.‘ Engl. to rub, Holländ. wtyven, reiben:
welches in weiteſten Begriffe eindrfihgen, wühlen heißt,
und wovon Adelung auch das Zeitw. graben ber feitet,
ih grub, die Grube. Ferner ift im Stanz. raper;
Stal.rapare, reiben (raffeln, viffeln); Engl. to scra-
F ‚ angelf. screopan, ſcharren, fragen: wovon umfer
chreveln, ſchrideln fchrepfen, rigen, Feine Ein
fchnitte machen, her fommt, lat. scribere, ſchreiben.
Im Schwediſchen iſt rifwa, wie Adelung ſagt, ſowohl
— 5
reiben, als ſchneiden: und bey dem Boxborn, wie oben
gemeldet worden, rhif, eine Zahl, eingeſchnittenes
Zeichen.
In mehreren Mundarten hat jenes Holz den Nahmen
von ſchueiden: als Kerbholz, von kerben, einſchneiden.
Engl. score; von ſcheren, ſchneiden, geſchoren. Alt⸗
brittifh Rhygn—bren , Kerbbolz; von bren, das
Holz, und reinen, rünen, fhneiden (ſ. der Rein).
räch; ſowohl rauch, als roh. Es wird bey dem
Volke gefagt vom Fleiſch, weiches nicht genug gefocht
und gefotten worden ift; von einem fauern Wein; von
Schmalz, welches nicht gut ausgelaffen worden, oder
ſchon alt und ranzig ift; von rauher fharfer Luft; vom
Halfe, wenn felber heiferig ift. Es ift alſo ein und
dasſelbe Wort mit roh, rauh, Engl. raw, angelf.
hreaw; lat. ravus, raucus, raudus, rudis, crudus.
Das Pferd wird rah; rehe, wenn es nach vielem
Laufen eine Zeit ſtill ftehen mußte. Bey dem Friſch
auch rag, reug, riech; griech. und lateiniſch rigor,
rigidus, rigefco. Saiferäberg fagt, der todte gera⸗
get, erſtarvet; wird rag, fteif, ſtarr. In Ungarn
tft ragados, zaͤh: altbeittifh bey des Borhorn rha-
god, verhindern, aufhalten.
"bee Rack, Engl. arak; ein ſtarker Brauntwein,
welcher von den Engländern und Hollaͤndern in Dftins
dien aus Reis, Zucker, Rum und Kokosnuͤſſen zubereis
tet wird, und welcher der vorzäglichfte Beftandtheil des
nun auch in unferen Gegenden befannt gewordenen Pun⸗
fches if. Im Egypten, wie Browne in feiner Reiſe⸗
befchreibung fagt, machen die Chriften ein Araki zu ih⸗
sem Hausgebrauch fowohl aus Datteln, als Nofluen
(Weinbeeren). Ueberhaupt zeigt dieſes Wort einen
ſtatken und gewürzten Branntwein au. Hebr. rakach,
hat gewürget,, eingemadht , condivit.
der Raden; fonft auch Ratten, Kornroſe, Korn
nelfe, agrofema githago, kin. Fine Urt Unkraut
mit einem hoben feften Stengel, einer roͤthlichen mit
weiflen Streifen vermifchten Bluͤthe, und ſchwarzen ſehr
harten Köruchen: melche unter fchlechtem Getreide ges
brauchet werden, um Brauntwein zu brennen. Viel
Raden macht das Diehl blau, und das Brod derb
(fhwär). Tabernämontas bezeuget, daß man fange
Zeit in den Apotheken dieſe Körnchen für den Schwarz⸗
kümmel, nigella fativa, angefehen babe: und daß noch
zn feiner Zeit einige von dieſem Irrthum nicht abftehen
wollten.
Wahrſcheinlich wird bey dieſem Wort überhaupt
ein Unkraut verftanden ; von raden, rotten, ausrenten.
In einem Lex. MS. heißt «8; zizania, rate: undin
einer Stelle, weiche Wachter aufuͤhret, man radet Un⸗
fraut aut. —
der Radhaufen. ©. Nabe.
der Radſchuh: ein ausgehöhltes Hol; oder Eiſen,
welches dem gefperrten Rad untergelegt wird, wenn der
Wagen bergab geht. Bey ordentlichen Straſſen wird
verbothen, die bloffe Sperre —oder Hemmkette zu brau⸗
hen, weil die Wege dadurch verderbet werden.
die Rafen; Rafe, Naff, Sparen, tignum.
In der Mondfeeifchen Gloſſe p. 352. rauo, tigna. Es
find Bauhölzer von.6 bis 7 Zoll im Durchſchnitt, wel
che das ganze Dachwerk zufammen halten. Gleichſam
Bänder oder Schlieffen. Altbeittifch bey dem Borhorn
rhaff, funis, reftis; angelf. rape, funis, rudens,
rz=pan, vincire. Mehr hievon bey Wachter, v. Reif.
An anderen Orten fpricht man der Sparren; von ſper⸗
ven, fchlieffen, angelf. sparran, Engl. to spar. Wil⸗
fecam I. 1-7. tigııa domorum noftrarum cedrina; diu
gefperre unfer huifero. |
raideln; im Kreeife herum bewegen, 3. B. raideln,
tanzen; der Gener raidelt fih in der Luft; Die Haare
aufraideln, felbe krauſen. Statt deffen ſpricht man
aber auch rädeln, ein Nädchen machen, krumme Fer
7
me, z. B. die Haare aufrädeln, fein Liebchen im Tan⸗
ze räbeln. Und drittens rideln; die Haare rideln,
aufrideln, rollen; der Ridel, ein zuſammen gerollter
Bund von Flachs oder Stroh. Ben dem Horneck c.
112. iſt eine ſchnelle und raide Zunge, welche witzig
und leichtfertig iſt: und in dem beygefuͤgten Gloſſaris
von Hieron. Pez raid, kraus. In der Sammlung der
Minnefänger reides har, reide loeken, krauſes Haar,
krauſe Locken. Gl. Monfee. p. 339. reidemo, cris-
pante (crine ). Hieher gehöret aud der Neihen,
eigen, Holänd, rey, tal. ridda, ein Tanz in bie
Munde. |
Diefes raid, reid, rid laͤßt ganz natuͤrlich ei⸗
nerley Urſprung vermuthen mit Rad, Celtiſch rat,
rhod, latein. rota, in Irland rit, franz. la roue:
ob ed aber unmittelbar Davon her komme, ift noch zwei-
felhaft. Es find ben einem Wagenrad zwey Eigenſchaf⸗
ten befannt: erftend dad gerade Fortrollen, und zwey⸗
tens die runde Bewegung um die Achſe. Was das erfte
‚anbelangt , hat Wachter einen hinlaͤnglichen Grund aus
gegeben in dem Geltifchen rheden, angelf. hradian,
griech. 00Iaı „ forteeiffen, ſchnell laufen. Allein in den
hier angeführten Benfpielen macht das freisfürmige den
Hauptbegriff aus: entweder fo fern ed eine Bewegung
um die Achfe anzeigt, oder wenigftend etwas krummes,
über fid) gebogenes, wie die Raͤder am Wagen, und
die krauſen Haare: ober aber fo fern ein Kreis in die
‚Runde, ein Zirkel gebildet wird, wie von Menfchen,
welche tanzen, ober einem Geyer in der Luft. Ich glau⸗
be daber, daß ruen, rutichen, rollen, feanz. rouer,
rouler, und die von Wachter angeführten Zeitwoͤrter,
überbanpt alle Arten einer fchnelfen Bewegung anden-
ten, in bie Länge nämlich, in die Munde, und um die
Achſe. Das lat. rotare, herum drähen, und rotun-
dus, rund, fcheint freglich zu nächft von rota , ein Rad,
ber zu kommen.
8 er sr DE SR ee
dee Raif; Reif, ein gebogenes zingidcmiges
Ding, woburd etwas umgeben , eingefchloffen ober ge
bunden werden kann. Griech. oxsßos, oupos, gebogen,
krumm: welche Bedeutung auch das Zeitw. reiben bat,
fo fern es draͤhen, winden bedeutet. Die Faßbinder in
unferen Gegenden pilegen die Naife, welche fie für die
Mehlfaͤſſer, Weinfäfler ze. verfaufen , auf folgende Wei:
fe zu berechnen. 6 Naife find ein Gas; 8 Gäge: ein
Banfchen oder Bindel; 4 Baufchen ein Zenten. Folg⸗
lih ein Zenten 198. |
der Raiger, Neiber, Reiger, angelf. hragra,.
fat. ardea. Eine Art groſſer Vögel, weiche ſehr hoch
bis über die Wolken fih erheben, und daher auch zur
Luft durch Falken gejaget werden. Vielleicht von reis
den, in Oeſterr. raichen, fich weit ausdehnen, im bie
Länge ſtrecken. Der Schwedifche Nahmen diefes Ve⸗
gels haeger, franz. hairon , Engl. heron, her,
ſcheint auf ähnliche Weife her zu kommen von dem alt
bentfchenher, har, hoch, griech. zıpw „ ich hebe. Wad-
ter aber leitet es ber von Meihe, weil diefe Vögel im
einee langen Reihe zu fliegen pflegen: und führet ans
dem Plinius die Bemerkung an, duos femper iis du-
ces; alterum ducere agmen, alterum cogere.
der Fiſchraiger, ardea 'maior, et cinerea
(Männchen und Weibchen‘).
ber Mosraiger,, fonft die Rohrdommel, ar-
dea ftellaris (f. Moskuh).
der Schildraiger, Nachtram, ardea nyeti-
coraXx.
Andere Arten bey dem Kramer find der grofle
weilte Naiger , ardea alba, Lin. de
Feine weiſſe Naiger, ardea garzetia;
der braune Raiger, ardea rufa, ꝛc.
rain; rein. Ins befondere heißt es in gemeinen
Reden: es wird rain regnen heut; der Both wird rain
ausbleiben, d. i. es wird ficher oder hoffentlich fo, und
a 9
micht anders geſchehen. Statt deſſen auch lauter, z.
B. es wird lauter bald einen Regen abſetzen. Nein,
lauter, zeigt otwas an, welches mit keinen Nebenum⸗
ſtänden, wodurch die Sache verändert werden koͤnnte,
vermiſchet iſt. In dee Windifchen Sprache zhifu
nizh, rein nichts, gar nichts (ſ. keuſch).
der Rain; ein ſchmahler mit Gras bewachſener
Strich Landes zwifchen den Aeckern. Eigentlich eine
Graͤnze derfelben. Reinen, bey Otfried rinen, angelf.
hrinan, heißt berühren. In einer Verordnung des K.
Ferdinand II. vom 3. 1631. die auf zwo Meil Wegs
anrainend fennd. Daher auch der Raiufarn, tana-
cetum vulgare, ein Krant, welches gewöhnlich an ſol⸗
hen Rainen angetroffen wird Cf. Preßkraut): und die
Rainweide, welche oft an den Graͤnzplaͤtzen gepflanzek.
wird, ligufirum vulgare (f. Gimpelbeer). Won dem
Urſprunge des Wortes, f. rennen.
raiſen; reifen, au einen fremden Ort hin ziehen,
Mais! fchere dich , pade dich fort. Die Rockenrais,
in die Mais gehen; in ein fremdes Haus, um dort
ia Geſellſchaft zu fpinnen. Schwabenfp. c. 145. in ai-
ner raise sin, in einer Heerfahrt, im Kriege begriffen
feyn. Es hat diefes Wort, wie von Wachter bemerket
worden, einft rinnen, flieſſen, laufen bedeutet. Griech.
os, ich fliefle ; bey deu Angelfachfen rych , franz.
ruifleau, ein Bad. Celtiſch rhedeg, rheden, lau⸗
fen, fort rollen. Islaͤnd. ras, angelf. refe, Lauf,
Anfall. Reiſen Hingegen beißt fallen, abfallen (ſ.
dastelbe ).
raiten 5 rechnen. (1. einen Sache nachdenfen,
1. B. ich raite oft Tag und Nacht au dieſem Ding; ib
kaun mirs nicht genug ausraiten; er bat lange Zeit take
ten, nachraiten muͤſſen, bis es ihm eingefallen iſt. (4.
in eine Zahl ſammeln, z. B. das Raiten lernen; eine.
ansraiten; die Kicchenrait , oder Kirchenreche
nung. °
10 —
Bey dem Ulphilas rathjan, zaͤhlen, raiten, be
rechnen (die Haare euers Hauptes ſind alle gezaͤhlet.
Matth. c. X.). Der urſprüngliche Begriff aber iſt
nachdenken. Es iſt daher einerley Wort mit rathen,
hin und her denken, überlegen, Engl. read, Berath⸗
ſchlagung; Iat. reor, ratus, muthmaflen, urtheilen;
ratio , Ueberlegung, Keaft zu urtheilen, Einfiht im
den Grund oder Nichtigkeit einer Sache, an ber Armo⸗
eifhen Küfte ræſon, Engf. reafon, franz. raifon,
Holländ. reeden. Rechenſchaft geben, rationem red-
dere, bey Zatian und anderen reda gelten, Ulphilas
rathjo Nechenfchaft (gib Nechenfchaft vom deiner Haus:
Haltung. 2ue. 16.).
der Raitzenbart. S. Raz —
der Räm, an anderen Orten Raum, Room; ber
obere verdickte Theil dee Milch. Wenn die Milch une
über Nacht fteht, fo wird das Fett davon, welches ſich
in der Höhe anſetzet, und zum Kaffee dienet, da8 Obers,
Süfobers genennet. Wenn ed fih mehr verdidet,
und etwas fauer wird, "heißt ed der Nam, worand
man Butter rühre. Wie Abdelung glaubt, von dem
Hebr. ram, hoch: welches aber mehr auf unfer Obers
paſſen wuͤrde. Da indeflen jenes Fett erft dazumal ein
Nam beißt, nachdem es fi) merklich verdicket Bat; fü
dürfte vielmehr dieſes Wort von dem altdeutfchen ram,
hram, chram, abftammen welches ftart , kraͤftig
heißt (ſ. Wachter, v. ram). Und hievon fcheint auch
das angelſ. ream, Engl. cream, lat. cremor, ber zu
kommen. An einigen Orten werden ſolche Kraͤuter,
welche die Milch gerinnen machen, dainit balb Kaͤſeklum⸗
pen daraus entſtehen, Ramſel, Ramſeren, Remſe
genennet. Verwandte Wörter find Krems, uud Rame.
ramaten; ein Gepolter und Getöfe machen. Ein
Intenfivum von ramen , Schwed. ramla, Engl. to
rummage, lärmen, poltern, geiech. geraßsı, herim
Lreiben. Ben dem Wachter ift Ramp, ein, Gepolter :
und aus der Mundart der Ungelfachien hraeman , ſchrey⸗
er , beulen.
die Rame; (1. was von einem weichen oder Häf-
figen Körper ftodet, troden und bürre wird, eine Kru⸗
ſte, 3. B. die Kochrämen, jene Nämel, welche fi
von dem Mehlbrey in der Pfanne anlegen. Die Wun⸗
de, wenn ſie heilet, bekommt eine Rame, Kruſte. Leu⸗
te, welche mit der Kraͤtze behaftet find, fcheren fih oft
an den Dänden die Namen weg, nämlich die duͤrren
Häutchen. Woraus man flieht, daß hier nicht, wie in
Der folgenden aten Bedeutung die Einfaffung oder Ders
fchlieflung den Hauptbegeiff ausmacht: indem es nicht
von einem frifchen und feſt anklebenden Häutchen gefagt
wird , fonderg Yon einem duͤrren, welches bereitd abzu⸗
fallen beginnet. Auch der Schnee , wenn ed darauf ge⸗
regnet bat, und wieder frieret, wird mit Namen über⸗
zogen. In dem Schornftein fammeln fih Namen, die
hinweg gefiharet werden müffen; franz. ramoner, den
Schorftein fegen. Kinder haben oft Namen im Geſich⸗
te, nämlich trockene Flecken von Suppe oder Rey; find
deßwegen ramig, ſchmutzig, ruſſig. Wegen Aehn⸗
lichkeit, und in einer entlehnten Bedeutung, wird ein
geoffer Haushund mit einem ſchwarzen Maule ein Ras
mel genennet; ein ſchwarz — ramleter Hund , wel:
her ſchwarz geruffer iſt. Die Fiſcher fagen von den
Bärfen oder Perfchlingen ( perca, Lin.), daß ſie ram⸗
let find , wegen bes fchwarzen Bändern, oder dunkeln
lecken an den Seiten. Wobey nicht die wirklich ſchwar⸗
e Farbe, fondern Schmutz, Ruß , in Betrachtung
mt.
Da nun Mame eigentlich eine Krufte bedeutet,
das jenige nämlich, road von einem weichen Körper hart
und troden geworben iſt, fo glaube ih, daß dieſes
Mort von dem altdeutichen, und noch in Schweden üb-
lichen ram, hart, feft, her kommt. Bey dem Vere⸗
218 —
lius ramur, ſtark, hram, ſehr, gewaltig, hram ſter-
‚kur ſehr ſtark. Griech. owuy Gewalt, Stärke, pwrvua,
roboro, convaleſcere facio (f. Näm). Adelung
slaubte, daß Raͤhmel Ceine Name von: Roh, Mehl:
brey) eben fo viel fey, als das folgende Rame, bie.
Einfaſſung, weil felbe an dem Rand der Geſchirre ſich
anlegt; allein die vielen anderen Benfpiele zeugen von
einee mehr audgedeßnten Bedentung. Chen fo wenig
kaun Rahme felbft von dem Gebr, ram, bach , ber
geleitet werden: wie mon gleich’ ſehen wird.
2). die Name, Einfaſſung, 3 B. Bildeame,
Spiegelrame, Fenfterrame. Im Niederdentfchen wer:
den auch die Geitenbreter eined Schiffe Nomen genen
net. Dee Begriff von faſſen, einfchlieflen, einſchraͤn⸗
ten , zufammen halten , ift alfo bier deßre natürlid.
Wachter, welcher freylich dieſes Wort aus einer ganz
anderen Quelle her zu leiten gefucht bat, fuͤhret indeſ⸗
fen ein fehr bequemes Stammenwort an, nämlich bad
Schwed. rama, faffen, ergreifen: und aus dem Vere
Im8 rama, weldjes das namliche. beißt, hrammur die
Klauen der Raubthiere. Hieraus laffen fich viele ax
dere Beyſpiele erklären. . Ein Rambund, welcher er
nen Hafen ramet, d. i. felben umgibt, einfchlieflet,
daß er nicht weiter kann, fondern zuruͤck Laufen muß,
wo er alddann entweder von dem Jäger, ober einem au:
deren Hund getödtet werden kanu. Der Gericht eine
Zeit beramen, anberamen, diem preefigere,, im mitt⸗
leren Rateine arramıre, adrhamire; den Rechtshandel
auf einen gewiſſen Tag befchränten. Kamen, Nam
thun, zielen auf etwas, im Schwahenſp. c. 176. ainez
vogelz ramen; Otfrid. lib. 4. c. 17. ramta thes hou-
bites, Peteus zielte mit feinem Schwert anf das Haupt
des Malchus. Entweder fo fern es heißt, einen Gr
genftand in die Angen fallen: ober fo fern deu Dieb ober
Schuß auf einen gewilfen Punet gehalten und einge
fihränfet wird. Das gothiſche hramjan Bingegen, au
13
henken, kreutzigen, welches Wachter gleichfalls anfüh-
ret, gehoͤrt vermuthlich nicht hieher, ſondern zu dem
Hebr. ram, hoch, und rum, exaltari, efferri. Not⸗
ker überſetzet ha in, hain; cruciige eum. Von ha—
ben, hangen; und diefes vonha, hoch. Judeſſen aber
ſ. Rampfe.
die Rampfe, gewoͤhniich Hausrampfe; fonft
Hanswurz, Hauslauch, Sempervivum tectorum, Lie.
Ein Gewächs mit dicken, fetten und fpisigen Blättern,
welches anf alten Mäuern und Dausdächern augetroffen
wird. Der Gaft ift Fühlend, und kann wider Brand⸗
ſchaͤden, faule Gefhwäre, Hlhnerangen dienen. Weil
ed fih immer durch nene GStöde weiter ausbreitet, fo
bat es wahrſcheinlich dieſen Nahmen von einem alten
Zeitw. rampen, rampfen, franz. ramper, kriechen
Engl. to ramp , fteigen, klettern, fpringen. tal.
zampare, friehen; rampollo , ein Sproſſen, nud
rampollare, Zweige und Sproſſen bekommen. In eis
ser mehr einfachen Forme iſt ramen bey dem Friſch
ausftreden ,„ Engl. to rame, fi dehnen, ſtrecken.
Bey dem Reibnig Script. Rer. Brunsv. T. III. p. 26.
Kam, ein Aft: womit das lat. ramus uͤberein kommt.
. geifch hat das oben angeführte geth. hramjan, fufpen-
dere, davon her geleitet.
van, rahn; ſchmabl, im die Länge gedehut. Nach
anderen auch ranig , oder zufammen gezogen rank.
Hollaͤud. rank varı Iyf, ſchlauk vom Leibe, een rank
schip, ein lang und ſchmahles Schiff. Wie geſchmaiſ⸗
en, ſchmiſſig, ſchlauk, von dem Zeitw. ſchuteiſſen
ber kommt, in bie Länge ausdehnen: fo ſcheint ran von
tanen Ch. Rant), bey dem Friſch rannen, nämlich.
remen, fich in bie Länge erſtrecken: ober (welches bey
den Alten einerley war) von rinnen, Engl. to run,
fh in einer langen Linie fort bewegen, in dem Im⸗
perf. ih ran, Engl. ran, entftanben zu ſeyn.
Pr ae
ranen; wird gefagt von Schweinen, Hunden,
e,, wenn felbe nach der Begattung verlaugen, z. B.
bat immerhin geranet; der Gtier bat noch zartes Fleiſch,
denn er bat fich nie ausranen Fünnen, d. i. wurde
nie zur Befruchtung gelaffen. Es kann dieſes Wort auf
verſchiedene Weiſe erklaͤret werben: als erſtens ſich deh⸗
nen, ſtrecken, incumbere, subare velle (ſ. rau).
Zwentens laͤufig feyn: von ranen, für rennen, Ianfen.
Dritten ald ein nathrlicher Ausdruck jenes Lautes, den
folhe Thiere von fich Hören laſſen, zum Zeichen ihres
Verlangens, Unwillens, oder einer ungeftümen Wuth.
Denn auf gleiche Weife ift in dem Gloſſario von Scherz
ranken, ransfen, ſchreyen wie ein Efel: bey dem
Notker hingegen Pf. 90. ranen, grimmig brüllen , den
Rachen auffperren, conculcabis leonem aperte sævi-
entem; du trettoft leonem offano ranintin. In der
Hebr. Sprache ift ranan, cecinit, clamavit: ron,
cantus, clamor. Es heißt alfo ſowohl fingen , als
auch auf verfhiedene Weife rufen, fchreven: weldes
Burtorf mit verfchiedenen Beyſpielen erläutert.
anderen Fällen wird remmeln und rumeln gefast.
die Manrübe, oder rothe Ruͤbe, beta vulga-
ris, fin. Gie wird ohne Benfas auch uur Rane,
one, und an anderen Orten Beißrübe, feanz. bete-
rave, in Krain pesa genennet. Wahrfcheinlich von dem
Slaviſchen rana , eine Wunde, und raniti verwunden,
verlegen: weil diefe Wurzel roth ift, und das Wafler,
worin fie gefotten wirb,, einem dünnen Blute gleichet.
Womit auch das alte Zeitw. raunen, runen, rüns
fen, fchneiden, reifen, verwandt zu ſeyn ſcheinet (ſ.
Hein). Ju einigen Stellen bey dem Friſch wird Rats
ne, None, als ein Stock erfläret, truncus: in wel⸗
dem Falle dieſes Wort gleichfalls von rauen, abbanen,
her fommen kann: wenn doch nicht etwann dabey viel
— zu. ober Aeſte, folglih Ranken, au verſte⸗
en find.
14
15
ber Rant; Spaß mit Laͤrm und Getöfe, z. ©.
feinen Rant mit Jemand haben, ihn gewaltig durd)s
laſſen; das war ein Naut! Im Engl. gleichfalls Rant,
amd to rant, heeum ſchwaͤrmen, Muthwillen teeiben,
Don raten, rennen, fpringen, herum laufen (f. ram,
und ranzen). In dem alten Fragment über den ſpani⸗
fchen Krieg 9, 379. wird dem Kaifer Karl die Fahrt
wider die Saracenen angerathen , mit dem Beyfag, wir
gefrumen bletigen rant, wir werden einen bfutigen
Anfall, oder blutigen Lärm unter ihnen anrichten.
ranten, oder ſich rauten, abranten; ein bey dem
Psoͤbel üblicher Ausdruck, für nachſinnen, viel uͤberden⸗
ten, mit aͤngſtigen Sorgen und Gedanken ſich quälen,
3. B. mo man Geld her nehmen wird; was mit den -
Kindern anzufangen fey. Ohne Zweifel einerley mit
zathen, raiten, und den bamit verwandten Wörtern
(1. raten). Bey Otfried ift lib. II. 9. irrenten, er⸗
klaͤren, umſtaͤndlich befchreiben; III. zo. renton, ant⸗
worten überhaupt, und V. ı9. renton, Antwort ges
ben vor dem Richter, Nechenfchaft ablegen, rationem
reddere, nah dem Ulphilas rathjon usgifan. Wor⸗
ons man flieht, daß auch biefes zu dem erft gedachten
— raiten gehoͤrt. Mehr hievon bey Wachter, v.
ede.
| räntig feun; beißt bey dem Volke ftelz und praͤch⸗
tig thun , fich uͤberall fehen laſſen wollen, 3. B. in der
‚Kleidung, in Gaftmählern, ꝛc. Gleichwie ſolche, Pie
nit viel haben , oder nicht viel aus fich machen, gern
in der Stile bleiben: fo Lieben hingegen andere , denen
Groͤſſe und Anfehen willkommen ift, den Nant, bie
Raͤnte, d. i. Lärm und Getoͤſe (ſ. Rant).
ranzen (1. fih ranzen, dehnen, ſtrecken, wie
es faule oder ſchlaͤfrige Leute thuen; lat. pandiculari,
Engl. to rame, ſouſt ranken, rauſern, renken, in ei⸗
ner gewiſſen alten Stelle ſich ſtrecken und die Gelyd
ranken (ſ. van). Ca. bey Friſch und Adelung iſt
18 —
Der Schlafratz, myoxus glis, Lin. in Oeſterr.
die Bilchmaus. In den alemanniſchen
Gloſſen bey Martin Gerbert, p. 67.
glis, Radda: hoc animal per omnem
hiemem dormit, et in illa dormitione
fit graſſum, et inde verbum gliſco.
Hievon ift noch die Redensart, fchlas
fen wie ein Ratz. Es ift aber der
Dachs, urfus meles, Lin. ein noch weit
gröfferer Schläfer.
Das Wort Ratte, Haß, zeigt überhaupt etwas
an, welches andere Dinge derwüſtet: von raden, für
reuten, auſsreuten, austotten, lat. rodere , ſchroten,
se. In Gl. Monfee. p. 413. razzan, zizana. Das -
her auch der Raden, oder die Kornnelfe, ald ein be:
kanntes Unkraut (ſ. Naden).
rätzen; reisen, z. B. anratzen, um etwas boͤſes
zu thun; die Dienſtbothen aufratzen, ſelbe widerſpaäͤn⸗
ſtig oder unzufrieden machen. Ins beſondere heißt räts
zen, foppen, ſich über andere luſtig machen, franz.
railler quelqu'un; odet Jemand traͤtzen, in Nieder⸗
ſachſen treitzen, Windiſch und Croatiſch drashiti, dra-
siti, reitzen. Griech. Space, herzu ziehen: gleich
wie ed auch Heißt, Jemand aufziehen, durchziehen, Au:
ztiglichfeiten brauchen. In den Gloſſen des Lipfius ra-
ton, irritare; rigen, ein an reiffen verfleinertes Wort,
ftechen, ſticheln, ze. Inden alemann. Gloſſen bey Mar:
tin Gerbert, p. 34. lacellitor, Nesare.
der Raubalet, oder Nappe, ein Fiſch, cypri-
nus aſpius. G. Schied.
raubeln; nad Art der Kinder, ein inſtaͤndiges
Verlangen nad etwas äuffern, durch wiederhohltes Bits
ten etwas zum erhalten fuchen,, 5. B. fange Zeit raubeln
um ein neues Kleid; ich habe ihm doch endlich die Ubr
abgeranbeft. Es ift ein Ausdruck der klaͤglichen Stim:
me, im Grunde aber eineriey Wort mitrufen, ruafen,
ul) — 19
roepen: welches, wie Adelung fügt, in Finnland ra-
wun, und Arab. rafan heißt.
Das lat. ravus, heiſerig, gehört vermuthlich nicht
hieher, fondern vielmehr , wie ſchoun Wächter bemerket
bat, zu rau, raub, 3. B. ein rauher Hals, rauhe
Stimme, ufque ad ravim clamare, fihreyen bis zur
Heiferigkeit. Feſtus leitet hievpn dad Wort Rabula
her, als ein Advocat oder Rechtsgelehrter, , der fich fatt
gefchrien hat. Mir ſcheint aber rabula weiter nichts,
als einen gelehrten Schwäger anzudenten, der andere
unterrichten will ın Dingen, die er felbft zu wenig ver:
fteht: nach einem verächtlichen Anddrudf alfo ein Mei-
fterchen, von dem Hebr. rab; rabba, ein Meifter.
die Mäucherferze. ©. Franziskerl.
raunzen; klaͤglich thun, nach Art alter Weiber
entweder jämmern, oder bitten. Bon raunen, fli
ſtern, mit leifer Stimme etwas fagei. In Gl. Mon-
lee. p. 327: und noch in anderen Stellen, ift runezan,
muflitare, ftil unter fich reden: bey dem Notker Pf.
105. runezon, murren, feine Unzufriedenheit äuffeen.
die Raupperey; ſcherzhafte Unterhaltung mit
Getöfe, und Tiftigen &treichen. Der Urheber davon
wird gewöhnlich ein alter Schurfe, Aurſchelm, lofer
Vogel, Rauppvogel genennet. Wie der Rant,
welches Wort von gleicher Bedeutung iſt, von rennen
oder herum ſchwaͤrmen her kommt: fo iſt rauppen von
rauben , burtige Bewegungen maden , ripps rapps
thun. Hievon ift noch die allenthalben befannte Ne
densart, auf den Raub zn einem fommen, ihm nur
auf den Raub befuchen, anf den Raub eflen, ıc. La⸗
fein. rapidus, raptim aliquid facere; quo te rapis,
wo eileft du fo geſchwind hin? und endlichrapina , der
Raub: woraus die fhon von Adelung bemerkte Ueber:
einftimmung von raben, rauben, rafien, rarere,
fehr deutlich gezeigert wird. Hollaͤnd. rap, ſchnell,
hurtig.
B 2
20 a. ER AB A ee
bie Raute; ein Nahmen verſchiedener Kräuter.
Die gemeine Raute, Garteneaute, Weinraute, in
Oeſterr. Weinkraut, ruta graveolens, Lin. Heißt
griech. und lat. ruta, angelf. rude, Engl. und altbeit-
tifh Rue, Rhyw, welche beyde ohngefähe wie Rjuh
gefprochen werden. Ins gemein wird diefed Wort ber
geleitet von dem griech. guw, ich erhalte, bewahre: weil
die Raute unter anderen Eigenfchaften, auch dem Gift
widerſteht, Salvia cum ruta faciunt tibi pocula tuta.
Adelung aber betrachtet dabey theils den herben und bit-
teren Geſchmack, von rau, raudus, rudis, crudus:
theils die vielen Gerten oder Nuthen an allerley Arten
von Raute, gleihfam ald Gertelfraut ; von Ruthe,
griech. omßdos. Der Nahmen Raute wird, jedoch ge
wöhnlih nur ald Beyſatz, in folgenden a. ange
teoffen.
Bergraute, ruta montana.
Mauerraute, Gteinsante ' afplenium . ruta
muraria.
Aberraute, Hofraute, Gertelfraut , artemi-
fia abrotonum (f. Aruten‘).
Aderraute, Erdrauch, fumaria officinalis.
Geißraute, galega officinalis.
Hundsraute, scrophularia canina.
Wieſenraute, thalicttrum maius „ minus,
alpinum &c.
In den Alpen von Galjburg iſt die Raute, Edel⸗
raute, Senecio incanus; grüne Raute oder ſchwarzer
Epeif, achillea atrata; Roßraute, Bergwermuth,
weiſſer Speik, achillea clavennæ.
der Käzenbart; ein Ruchelbart, Gchuausbart,
wie man folhen an ben Razen, oder Narsen, Raitzen
ſieht. Wir verſtehen bey dieſem Wort insgemein ge⸗
borne Griechen oder Zinzarn, welche mit allerley Wa
ren handeln, und an der Oberlippe einen hervor fies
henden Bart baben. Die eigentlihen Razen aber,
er 2% AED ER ae 21
Raſci, ſind Slaven, welche zu verſchiebenen Zeiten,
um von Seite der Türken Ruhe zu finden, in das Koͤ⸗
nigreich Ungarn eingewandert find, fih mit Manufae⸗
turen , Aderbau und Viehzucht befchäftigen, und im
Kriege gute Soldaten abgeben. Gie find aus Servien
und Bosnien gefommen, nennen fi ſelbſt Serbler,
Szerbli, und haben mit den Griechen, anffer der Reli⸗
gion, nichts gemein. Der Nahmen Raz, Unger, Ratz,
foll her fommen von einem Fluß, welcher die Raes
heißt: und etwa mit dem griech. ox°w überein kommen
möchte (f. Ried. 2.). Der König von Ungarn, fagt
Horneck c. 387. hat folgende Vaſallen oder Dienftmän-
ner: den Kunig von Matſchaw (bey dem Friſch ift
Maſchaw, Maifham, Moefia, Myfia); den bon
Eirvey, Servien; und den von. Raczen, Bosnien,
Denn Bosnien wurde eigentlid Rama vel Rafcia ges
nennet: wie jener Ungarifche Patriot bezeuget in ber
kurz gefaßten Abhandlung Uber die Verdienſte und
Schickſale der Serbifchen oder Razifchen Nation
in dem Königreich Ungarn, 1791.
das Mebhenndel, tetrao perdix, Lin. fonft Reb⸗
huhn, Repphuhn, Feldhuhn, Holländ. rab—hoen.
Welches, wie Adelung glaubt, her geleitet werden kann,
entweder don dem Niederſaͤchſ. rapp, ſchnell, reppen,
ſich ſchnell fort bewegen: oder von roepen, rufen. Denn
auch im Hebr. iſt kore, ein Rebhuhn, und kara,
vocavit, clamavit. Das Gebirg—Nebhuhn , tetrao
montanus, ift ſeltſam, aber doch nah Schiffermüllers
Zeugniß, in. unferem Rande. Das braune Berghuhn
aber, tetrao rufus, hat Kramer nie in Defterreich ans
getroffen. Der Nelkenſtecher, eine Art von. Abendfal-
tee, sphinx fiellatarum,, Lin. oder nad) dem Fabricius
sefia Rellatarum,, wied hier wegen Aehnlichkeit der Far⸗
be Mebhenndel genennet, anderswo Taubenſchwanz,
Karpfenfopf-, ꝛc. u
28 — u
rebigs wege, leicht, munter, ;. B. die Erde in
dem Gartenbett ift rebig, d. i. ring, locker; ein rebi⸗
ges Schmalztkoch, nämlich eine Gruͤtze, welche nicht zähe
oder teigig ift. Wenn die Gäfte einen guten Trunk ha⸗
ben, werden fie rebig, d. i. Iuftig, munter.
Das Zeitw. reben, welches aber nicht geböret wird,
bat alfo ga einerley Bedeutung mit regen, Lügen:
allwo die leichte Bewegung den Hanptbegriff ausmacht.
Intenfiva davon find. das lat. repere, ſich fachte bewe:
gen, riechen: Holländ. reppen, zich reppen, eilen,
fih tummeln, rap, eilfertig; raffen, rapidus, ra-
pere.
das Rechten; ein ben dem Pähel übliches Wert,
füe Recht, Jus, z. B. wenn du das Rechten baft , fo
age mich: die Meine Wunde bat fih ein Rechten ge:
macht zu einer geoffen Gefhmulft. Don diefer alten
Forme werden felbft im Hochdeutſchen, voch mande
Spuren angetvoffen: z. B. deu Weg Rechtens wählen;
was Nechtens ſey, erflären; beyder Rechten Doctor.
Anſtatt des Rechtes, der Rechte.
der Reckel; ein groſſer Haushund. S. Lackel.
der Reckoider, Juniperus. ©. Kranewite,
der Regenvogel; ein Vogel, deſſen Geſchrey als
ein. Zeichen eined baldigen Negens ongefeben wird. Sol⸗
che find. der. Gruünſpecht oder Goißvogel, picus viridis;
und der Güßvogel, Scolopax pha&opus.
dee Rehling; an, anderen Orten auch Milde
ſchwamm, Galluſchel merulius cantharellus, tin.
Ein wohleiechender. , gekraͤuſelter, glänzend gelber
Schwamm : welcher keine eigentlichen GSamenblätter ,
fondern nur äderichte Linien hat. Andere Ähnliche Ar
ten, als hydnum, et clavaria, find unter dem Nah⸗
men = rehling befannt (ſ. diefed Wort).
Jener gemeine Rebling wird wegen feinem pfeffer⸗
artigen Gefhmad, und guten Geruch, hisweilen gelber
Pfefferſchwamm genennet: zum Uuteefchieh des weiſſen
*
no Se ey en 23
und gemeinen Pfefferſchwamms, agaricus piperatus,
Lin. (ſ. Pfifferling). Das Wort Rebling fol, wie
einige glauben, ſo viel ſeyn, als Roͤthling; allein er
ift nicht roth, wie fo viele andere Schmaͤmme, denen
alfo diefee Nahmen mehr eigen ſeyn müßte, fondern
gelb. Popowitſch fchreibt Köhling, von roh, ober
vielmehr rehe, fteif: weil deſſen Fleiſch durch Gieden
nicht weich wird, fondern noch immer zb bleibt Cf.
äh). Noch weniger kann er ald eine rohe oder hart
verdäufiche Speife aygefehen werden: indem felber un:
ter die beften und gefündeiten Schmaͤmme zu rechnen ift.-
Da nun diefee Schwamm vgrmals fungus capreolinus
genennet worden ift, und noch an einigen Orten, wie
Popowiſch hezenget, eine Rehgaiß heißt; fo mug ohne
Zweifel diefed Wort einen Bezug auf die Rehe Haben.
Die jenige Art von Schwaͤmmen, melde bier brauner
Stodrehling genennet wird, hydnum imbricatum,
. Kin. bat zwar an feinen Stacheln eine natuͤrliche Reh⸗
farbe: allein der gemeine Rebling nicht. Vielleicht al-
fo, weil dieſer gewuͤrzhafte Schwamm als eine befiebte
Gpeife der Rehe angefehen worden ift: oder, welches
ich Tieber glaube, wegen der geſtreckten, unb oft auch
eingehogenen Forme des Stiels, welde an die Aehn⸗
Jichkeit mit einem Reh erinnert; gleichwie eine gewiſſe
Art der Füſſe an Tifchen und Stühlen, bey den Schrei⸗
gern mit dem Nahmen Rehfüſſe bezeichnet wird.
reiben; heißt unter anderen auch drähen, winben,
„. B. die naſſe Wäfche ausreiben; die Pipe am Faß auf
oder zureiben; an Thüren und Feuſtern den Neiber,
Riber, das Riberl fürmachen; wenn du auffer den Wald
gekommen hiſt, fo reibe dich, oder drähe dich anf die
rechte Seite, d. i. wende dich alsdanu rechts, ad dex-
teram vade. Im Fahren die Reibe oder Reite neh⸗
men, eine gehörige und geſchickte Wendung (ſ. Raif).
reiff ſeyn; zeitig, maturus. In der Mondſeei⸗
ſchen Gloſſe, und bey Kero rif, riiff, angelf. ripe,
ah
Hollaͤnd. ryp. Friſch betrachtet hier die Eigenfchaftei
ner Feucht, welche bereitd gefchnitten, gebrochen und
eingefammelt zu werden pflegt: von dem angelf. ripan,
rippan , abmähen, rip die Xernde, Schnittzeit; Engl.
to reap, dender, einfammeln, com-ripe Kornfchnitt.
Im Salifchen Geſetze Tit. 39. 6. reffan; si quis mef-
fern alienam per furtum metere aut reffare praefum-
ferit: mit der Senſe abmähen, oder mit der Sichel
abfchneiden (f. Wachter,, dv. ropfen). In dieſem Fal-
fe wird nun reif, natürlich fo viel ſeyn müſſen, af
riffig, reiffig, ſchnittbar, secabilis.
Es Hat aber auch der Begriff von Beſchleunigung
bier viele Wahrſcheinlichkeit; nach dem niederdeutfchen
reppen, in Norwegen rippa, eilen (f. rebig). Biel
leicht weil eine ſolche Feucht Das Ziel ihres Wachſsthums
erreihet hat, da andere Früchte noch zurück geblieben
find. Wenigftend wird eine reife Frucht auch zeitig ge:
nennet: freyfich nur, fo fern felbe die gehörige Zeit er:
langet bat; die Sonne zeitiget die Trauben, macht fie
reif. Das naͤmliche heit aber auch zugfeich bald , frühe,
gefhwind, 3. B. zeitig anfftehen, bey Zeiten fommen,
bin ıch nicht recht zeitlich fchon da? Ein gleiches fehen
wir im Rateinifihen. Maturæe fruges, reife oder zeiti-
ge Früchte; sol maturat uvas, macht die Trauben zei
tig. Dagegen aber wieder, maturare reditum, bie
Rückkehre befchlennigen ; urit mature , die Neſſel bren-
net bey Zeiten; maturate fngam, regique hæc dicite
veſtro, Virg. 1. Aeneid. weichet alfogleih von hier!
Diefes lateiniſche Wort leiten einige ber von dem alten
manus, a, um, gut, rein (ſ. Man): womit das
Celtifhe mad überein kommt, welches bey dem Ber
born gut heißt, b..nus. Andere von mandere, man-
ducare , goth. matjan, effen: fo fern die Frucht ge
nießbar geworden ift. Oder als etwas frübezeitiges,
Yon mane, matuta, matutinus, S. Hederich, v.
maturos,
We 25
Endlich kann reiff, als die Eigenfchaft eines Din-
ges angefehen werden, welches feinen Wachsthum bereits
vollendet hat. Hebr.rab, multus, magnus; rabah,
rebah, crevit, magnus fuit.
ber Meiff; gefrorner Than, wohurd die Blätter
und Gewächſe einfhrumpfen, und ftare werden, prui-
na. Bey Potfer Pf. 77. et 118. rif, altbrittiſch bey
dem Borforn rhew. Dieſes Iestere Kann mit dem
griech. oew., ih rinne, nichts gemein haben: weil es
fonft mehr von einem Nebel oder Regen gefagt werden
koͤnnte. Wachter glaubte, daß es mit frigus, oder
rigeo, rigidus, Aberein fommt , welches fehr gut wäre:
allein dad Wort lautet nicht Rig, Reig; fondern
Reiff. Vermuthlich alfo wegen feiner verheerenden Ei-
genfhaft, von reffen, riffen, reffare, fcharf ergrei-
fen, mit etwas ſcharfen Hin und her fahren, Tat. rape-
re, corripere (f. reiff, und rapfen). Daher im fitt:
lichen Verftande bey Kero, Otfried und Notfer refsarı,
rafsan, mit rauhen Worten anfahren , ausfchelten,
Gl. Monfee. p. 369. reffit, obiurgat.
der Meiger. ©. Raiger. i
der Reim s überhaupt was von einem fiäfligen
Ding fi verdidet. So heißt der gefrorne Thau an
den Bäumen der Neim, angelf. hrim, in England und
Schweden rime, rim: z. B. die Bäume, die Tenfter,
find angereimt, find weiß von Reim. Der Schaum
des eingefchentten Bierd wird hier gleichfalls Reim, im
Dber = und Niederſachſen aber , wie Melung fagt ,
Gaͤfcht, Riem genennet. Endlich ift die Ausdänftung,
oder jenes Blau, womit die Zwetſchken gleichſam ange⸗
hauchet find, der Reim. Wahrſcheinlich hat es einer⸗
ley Urſprung mit Näm, cremor (f. Nam).
der Mein; ein ganz fremdes Wort, wodurch bey
Wachter ein Wallach, ober verfchnittenes Pferd vers
ftanden wird. In jenen alten Scheiften , welche Frifch
anführet, heißt «8 ein Naun, Run, Rung; Hol⸗
26 | ENGEN pr
fänd. Run, Schwediſch— gothiſch Run, altbrittifd
bey dem Boxhorn Rhwnfi; lateiniſch bey bem duͤ Fres⸗
ne runcinus, Ital. roncino, ronzino, franz. roncin,
roullin.
Die Schreibart Raun, Run, Neun, fiheinet
mie Die richtigfte zu fegn: fo fern wis deu Begriff va
ſchneiden oder reiſſen, hier annehmen wollen. Deus
in Niederfachfen ift runen, ruͤnken, Holländ. ruynen,
verſchneiden, caftriren. Lateiniſch runcare, jäten,
ausreiſſen; Kal. ronca, ein Gartenmeſſer, womit bie
eben und Baume befchnitten werden. Altbrittiſch
rhwyg ‚ ruptura , seillura; hrygn, incifura;
shygn-bren, Kerbhoß;, Rabiſch. Adelung behaup-
tet gleichfalls, dag raunen, runen, ſchneiden beden⸗
tet habe; movon die Runſe, Ruͤnſe, ein Eiuſchnitt,
und Runiſche Buchſtaben, ſolche Schriftzeichen, wel⸗
de in das Holz eingeſchnitten waren. In den Slavi⸗
fchen Mundarten ift raniti, verwunden, verlegen.
Es kann aber dieſes Wort auch noch auf eine ax
dere Weife erfläret werden. Bey dem Verefins ift Rin-
nare, ein Rennpferd. Im Sachſenſpiegel Runzine,
Numgide, ein gemeines Soldatenpferd: welches, wie
Friſch glaubt, eigentlich ein Rennpferd bedeuten fe,
indem hiezu gewöhnlich nue verſchnittene genommen wer⸗
ben. Alſo von rennen, in der einfachen Forme reinen,
- Jaufen, traben, angelf. Rin, der Lauf (f. Adelnug,
v. rennen). Das Nennthier, cervus tarandus, tie.
wird im einigen deutfchen Gegenden Reiner genenmet ;
Engl. Rein, Rain-deer, Holänd. Reyn, Reynger,
in Lappland Raingo. Indeſſen iſt aber die zu erſt am-
geführte Ableitung ——
In dee Mondfeeifchen Gloſſe ift p. 357. Reinno
nicht ein verfchnitteneß , fondern ganzes ee d ‚ein Voll:
roß; welches unter jedem Reiter laut zu wiehernunflegt,
equus admillarius, qui sub omnisellore hinnit, Ec-
clesiaſticus c. 33. Diefes Wort gehäret zu reihen?
U Ny ee 27
welches, wie Adelung bezeuget, einen Sant von fi ges
ben heißt, wie Thiere, welche brünftig find. Altbrit⸗
tifch ben dem Borhorn rhewyd , lafcivus; Ysländ.
hryn, exclamo ; rheyn, exclamarvi.
die Reinanke. ©. Rhein —
bie Reine, in der. Verkleinerung das Reinl; ein
Siegel, worin in den Küchen das Fett zerlaffen, "ober
Speifen aufgemärmet werden. Ein aus Bretern ges
machter, und mit einem Nande verfehener Boden, in
welhem das Mälter (dee Mörtel) abgerühret und zu-
bereitet wird, heißt hier die Mälter— Reine, Mäb
ter— Lade, in Sachſen die Mörtelpfanne: und, wo
der Kalt gelöfchet wird, Kalf— Keine. Alſo ein
Ding, worin etwas zerlaffen und. flüͤſſig gemacht wird:
von dem alten Zeitw. reinen, en griech. ossır ,
flieſſen, angelf. ryne, ein Bad Cf. Rhein).
reifen; herab fallen, z. B. der Nebel reifet; die
zeitigen Biene und Yepfel reifen; wenn der Metzen vol
iſt, fo reifet er; Yon einem alten Gemaͤuer reifen , ober
göreg, rühren Sand und Gteinden herab. Bey den
Minnefängern P. I. pa g. 9. das loub rifet, das Lanh
fallet ab. Notker uͤherſetzet die Worte Pf. ı. folium
eius non defluet; sin loub ne rifet. Auch die Mond⸗
feeifche Stoffe, obwohl es auf eine äufferft verkehrte
Weife gefchrieben iſt p. 348. ni darniſi ſit: es fol heif-
feu nidar ni rifit. Die nämliche fehlerhafte Schreibart
babe. ich ſelbſt in dem MS. welches iu der f. k. Biblio:
thef zu Wien verwahret wird, angetroffen: daß alſo die
Schuld fü mancher Fehler vi dem verdienten Heraus:
geber Bernhard Pe, fondern den jenigen beyzumeſſen
iſt, welche, wie ich gern zu glauben, anfange, sur bie
Stoffe bes, Rhaban Maurus abgefchrieben haben. In
Schweden, wie Wachter bemerket hat, iſt gleichfalls
reeſa neder, nieder fallen: up—reela, aufſtehen, ſich
erheben (ſ. raiſen).
a3 — —
Hievon ift die verkleinerte Forme riſeln, wie klei⸗
ne Koͤrner, oder unzählige Tropfen herab fallen. Der
Nifel—ausfchlag , eine Entzündung , wobey rothe
Flecke wie Hirfenförner , an der Haut fi erheben.
Notker Pf. 71. also regenes trophen rifente in erda,
wie Regentropfen, welche ftill auf die Erde herab rifeln.
Ferner ift bey Otfried V. 16. bettirifo ein kranker, wel:
cher bettliegerig if. Wir fagen, Die Kranfheit hat ihe
in das Bett geworfen. Hornet fhreibt c. 439. von
dem Heiland, welcher fo viele Franke und preßhafte ge:
heilet hat:
auch hiez er ze maniger ftund
die Toten aufſten,
and die Petrifen gen ,
die dor manigen Jarn
ficch gelegen warn.
- Au dem bengefügten Gloſſario von Hieron. Pez,
etris, gichtbruͤchig. Es heißt alfo auf gleiche Weife,
allen: wie in der Bulgata, I. Mach. c. ı. poft hæc
decidit in lectum; c. 6. et decidit in lectum, er fiel
oder fam in dad Kranfenbett.
Endlich haben einige in vorigen Zeiten dad Wort
Teufel, von einem ſolchen verftanden , welcher tief,
oder in die Ziefe gefallen ift. Daher heißt felber bey
Notker Pf. 7. et ı7.der nider rife: welches Schilter
uneichtig als einen Miefen oder ftarfen Geift de Abs
grundes, erfläret hat. Denn Pf. 67. et 103. heißt es
wieder, diabolus, der niderfallo.. Alſo von rifen,
reifen, fallen. In einer alten Formel, bey Schilter
T. I. pag. 86. ick uederfage dem teuff—falle , I
widerfage dent Teufel.
das Reis —gejaid; die niedere Jagdbarkeit,
nämlich das Recht Rehe, Füchfe, Satan und daß Fes
derwildpret zu fangen. Der Wildbann, oder bie hohe
Jagdbarkeit, begreift in fi das rothe und ſchwarze
Wild: als Hirfhen, Bären, Wildfchmeine, Gaͤmſen.
Erſteres ift vermuthlich ſo viel, als dasreifende, naͤm⸗
lich unftile und herum fch.veifende Wild: im Gegenfat-
ze des groſſen, welches in feinem Gelieger mehr Nude
ſucht. Angelf. hryfan, bewegen, ſchütteln. ©. Wach⸗
ter, v. reifen. .
die Meislaube, oder Steinlaube; an anderen
Drten Alantbledfe, cyprinus bipunctatus, Lin. Eine
Art Lauben, namlich kleiner und weiß leuchtender Fiſche,
mit einem etwas kürzeren Unterfiefer , Dünnen vollig
ſchneidigen Bauch, und einem blau fpielenden Nücen.
Merkwürdig ift die Geitenlinie , welche aus einer dop⸗
pelten Reihe von dunfelblauen, gegenüber ftehenden Tu⸗
pfen befteht, daher fchon bey dem D. Bloch der Nah⸗
men bipunctatus. Ich glaube, daß ed das mämliche
Fiſchchen ift, welches bey dem Feifh Sanddoͤbel heißt,
lat. cordilla: wegen Aehnlichkeit in der Geftalt mit ei⸗
nem gröfferen Fiſch, welcher in Deftere. das Altel, an
anderen Drten aber Mlant oder Dübel genennet wird,
cyprinus cephalus, Lin. Cordilla, ein Schnürden,
Bändchen, von corda, chorda ; wegen der artigen Gei-
tenlinie. S. Friſch, v. Döbel.
Diefe Heinen Fifche werden allenthalden in Flüffen
und Teichen angetroffen; Iegen ihren Nogen an Sand,
Gteine, dürred und grünes Neid, Fifchreufen, Stöcke,
Mafferpfähle , ꝛc. wovon denw auch ihre Benennung
kommt; vermehren fih am fsörfften, und werden im
Winter oft Megen weife gefangen.
die Meite nehmen; im Fahren eine gefchicte
Meudung, wenn der Wagen in einer gefrämmten Linie
um das Eck eined Hauſes, oder um einen Graben ges
deu fol. Vielleicht von raid, reid, gebogen; rotare,
zotatio (f. raiden). Oder vielmehr fo fern es über:
bhaupt die gehörige Fahrt bedeutet, la route; von rei:
fen, fahren, reifen, wovon bey dem Verelins, Not:
fer, und in dee Mondfeeifchen Gloſſe reid, reito , bed)
den alten Galliern rheda, ein Wagen: von rhedeg
30
currere, currüs. Wenn man von ungefähr einem an:
deren begegnet, welcher ebenfalls von der geraden Straf:
fe abmweichet, und z. B. von einer Galle in die andere
hinüber gehen will; heiße es, ich habe ihn in der Ab⸗
reife ertappet , das ift, als er ab der geraden Reite
gieng, im einem Abweg.
die Meiter, gewöhnlich aber Meitern, bey Ade
Tung der Raͤder; ein geflochtenes Sieb, durchloͤcherter
Korb, um Getreide oder Futter für das Vieh zu reini-
gen. Gl. Monfee. p. 356. ritro, angelf. hriddel,
altbrittifch bey dent Borhorn rhidyll. Daher das Zeit:
wort reitern, bey Notker und Tatian riteron, ritron,
cribrare; Otfrid. IV. ı3. redan: Von reiten, rüt:
teln, vielfältig bewegen, hekum Saufen, oder laufen
machen; Geltifh rhedeg, lauſen. Von Kindern fagt
man, daß fie den ganzen Tas im Haufe herum reiten,
laufen, rollen. er
reitjtetifch 5 widerſpenſtig, unfeährifh, 3. B.
die Bauern in der Gegend find alfe veitftetifch gewor⸗
den. Hollaͤnd. ſtedig, ſteeg, ftüsig , halsſtärrig.
Eigentlich wird es geſagt von einem Pferd, welches im
Reiten ſich ſtraͤubt, und oft ſtehen bleibt, wo es gehen
ſollte. Ein ſolches Pferd wird bey Adelung ſtaͤtig,
ſtaͤtiſch zenennet; von ſtan, ſtehen. In einem Lexi-
cö MS. contumacia, Stetekeyt (ſ. auch fäsig).
remmeln, im Hochd. rammeln; wird geſagt von
Hafen und Kaninchen, wenn fie ſich zu begatten ſuchen.
Holländ. gleichfalls rammelen , und daher rammelar,
ein männlicher Hafe , in Defterr. der Nemmier. Non
Kasen wird zwar auch cemmeln, öfter aber ranen ge
fagt Cf. ranen). Wölfe, wenn fie länfig find, heiſſen
bey dem Kaifersberg Remling. |
Das Geraͤuſch, welches entweber von laufen und
herum rollen, oder and den verichiedenen Arten des Ges
heules, ober endlich als ein Gemifch von beyden ents
ſteht; macht ohne Zweifel hier den Hauptbegriff ans.
Engf. to ramble, fchwärmen, herum laufen Das ei: .
gentlihe Stammenwort aber ift noch fehr dunkel. Ade⸗
lung, welcher die Nedensart anführet, auf dem Stroh
herum rammeln, das Bett zufammen rammeln,
oder ranzen, vollen; flieht es ald ein verwandtes Wort
an mit Rum, Lärm, Geſchrey, fat. rumor: gder fre:
mere, griech. Poeusıy, ein Geräufch, Gemurmel machen.
In Deiterr. ift ramaten, ein Gepolter maden: ru⸗
meln aber wird ins befondere von Kühen gefägt, wenn
fie beünftig find. Wachter, welcher vorzüglich dad Ge⸗
heul der Katzen fich vorgeſtellet hatte, leitet ed ber von
dem angelf. hryman, hraeman , heulen, ſchreyen, und
‚ hream Geſchrey.
der Menfenz; ein laͤnglichtes Stück, z. B. ein
Renken Beod, Fleiſch. Un anderen Orten Rank, Ran⸗
ten (ſ. ran).
ber Renkenfangz bey dem Goldaſt, and in Hun-
dii metrop: salisb. der Fang rines ſchmackhaften Fifches,
welcher wahrfcheinlich dad Blauſelchen ift, salmo Wart-
manni, Lin. Diefer Fiſch bat nach Verfchiedenheit des
Alters mehrere Rahmen, ald Denerling , Renke, Gangs
fiſch Ch. Blaufelchen).
rennen; ſchnell und gewaltig fort bewegen, und
zwar entweder fh felbft, oder andere Gegenftände in
Bewegung ſetzen. Alſo (1. laufen, z. B. renn, was
du magſt! nämlich lauf, fo viel du kanuſt; ich bin
recht ſtarkt gerennt, ꝛe. welcher Ausdruck aber nur bey
dem gemeinen Volke gehoͤret wird. In anſtaͤndigen Re⸗
den brauchen wir das Zeitw. laufen. Indeſſen iſt doch
allenthalben noch Rennbahn, Rennſchlitten, und das
Wett —rennen bekaunt. Im Forſtweſen ſpricht man,
das Holz rennt ab, lauft ab: wenn ed in dem Wald
anfangt dDürre zu werden (f. Borfenfäfer‘). In alten
Schriften fommt rennen und rinnen oft in gleicher Bes
deutung vor, Ben dem Ulphilas, wie Wächter bemer⸗
Set hat, ift rinnan, currere; rann, cucurrit; garun-
32 Dh a a
fa, forum (ubi homines confluunt ), Angeſ. rin,
Holänd. ren, der Lauf. Im alten Nordifhen Mund:
arten bey dem Verelius renna, rinna, laufen, eutflie
ben. Daber no jezt entrinnen , GL Monfee. p.
329. intrinnen, entwifchen, duch die Flucht eutkom⸗
men; wir fiad der Gefahr entronnen. Celtiſch riredeg,
ſowohl laufen, als flieffen. Griech. oew, ich fliefle,
einne. Wie alt diefes Wort ſeyn müfle, fagt Wach⸗
ter, läßt fih darans abnehmen, daß fchon im Hebr
run, laufen heißt. Es ift aber nur ein Meines Merfe
ben. Im Engl. nämlih ift run, laufen: hingegen
Hebr. ruz (f. rutfchen). i
2). In einer thätigen Bedeutung, andere Dinge
in eine heftige Bewegung bringen, auprellen, ftoffen:
3. B. das Erz rennen, fhmelzen, rinnen machen. Gl.
Monfee. p. 337. giranta, conflavit (plumbum in
igne). Js den oberdeutfchen Alpen wird die Milch
gerennet, gelabt; daß fie gerinnet, zufammen Eauft.
Kräuter, welche die Milch gerinnen machen , beiffen da:
her in verfchiedenen Orten von Deutfchlaud Rennſel,
MRunfel, wie auch Ramſel (ſ. Räm). Ferner inge
meinen Reden, einen anderen auf die Geite rennen, d.
i. ſtoſſen; mit der Fauft auf die Naſe hinauf rennen;
fih anrennen mit dem Fuk an einem Gtein; ich babe
mich mit dem Kopf an die Thüre angerennt, ꝛe.
Anmerkung Über einige alte Woͤrter.
Notker braucht irrinnen für aufgehen, eutfpringen,
feinen Lauf beginnen : von ir, er — z. B. erheben,
erftehen, und rinnen, laufen.
Pf. 79. irrin uns niuuuiu sSunna; oriatur
nobis sol novus.
Pf. 103. irran diu sunna; ortus ef sel.
Pf. 96. lieht iſt irrunnen demo rehten; lux
orta eft iufto.
Schilter, tim auch Wachter bloß nachgefchriebes
bat, führet aus Gl. Monſee. p. 347. ald etwas fonder:
ba:
33
bares, die Stele an: venies, rinnes. Durch einen
nenen Verſtoß, fchreibt es Adelung gar dem Otfried zu,
und glaubt, daß rinan überhaupt kommen einſt bedeu⸗
tet habe. Allein in jener erſten Stelle iſt uur vom Riu⸗
nen des Waſſers die Rede: qui dicit mari, uſque huc
venies, et hic confringes tumentes fluctus tuos. Job.
36, Tı. Feruer ſoll rennan, wie Adelung ſagt, bey
Otfried erzaͤhlen oder antworten heiſſen. Ich kann mich
nicht erinnern, ſelbes dort je geleſen zu haben. Viel⸗
mehr iſt bey Otfried J. a. redinon, enarrare: III. 12.
redinon, colloqui, reden; anderswo aber renton,
antworten (ſ. rãnten). |
In einer anderen und wirflich merfiwärdigen Bes
Deutung, ift bey Otfried rinan, Beräßren, anrühren.
Naͤmlich lib. 2. c. 15. die Kranken fuchten den DHeilaub
anzurühren, zi, rinanne, um gefund zu werben, Und
lib. 1. c. 23. /
berga sculun suinan,
ther nol then dal rinan,
Die Berge follen ſchwinden, und der Hügel bis
zum Thal reichen, oder fich herab laſſen. Das angelf.
hrinan, Engl. to rine, heißt gleichfalls aueühren. Im
Oberdentfchland ift reinen, anrainen, berühren, ans
gränzen; der Rain, ein Anger zwifchen zwey Feldern:
Wachter fchreibt ed reinen. In Schweden granne,
ein Nachbar: woraus man fchlieffen kann, daß ranen,
geranen, gleichfalls angränzen: bedentet babe; wovon
wahrfcheinlich ſelbſt das Wort Graͤnze her ſtammet.
Vielleicht in einer ſiguͤrlichen Bedeutung von rens
sen, ftoffen: gleichwie ed auch fonft heißt, mein Haus
floffet au das feinige, ift nahe daran. Daß für ren⸗
nen, rinnen, auch reinen üblich geweſen fey, laͤßt fich
aus anderen Wörtern abnehmen (ſ. Reine, und Rein).
So fern es heiffen würde, ſich ausbehnen, biß zu einem
-sahen Gegenftand erftredden ; kann es au Lan, ranzen
Detttes Theil €.
gehören. Der Grund aber it inbenden Faͤllen einer⸗
(ey, nämli ranen, reinen, tenuen ober rinnen.
refch; trocken, friſch, 3.8. reſches Papier, wei
ches wohl ausgetroͤcknet ift; reſches Brod, reicher Bras
ten, d. i. frifh, gut ausgebacken und gebraten; eine
reſche ober trockene Luft im Winter; eine reſche Stim⸗
me, welche ſtark und hell iſt; ein reſcher Mau, der
friſch und feey von der Vruſt redet.
Selbſt der Schau, womit dieſes Wort andgefpre:
den wird, jeigt etwas ringfertiges, geſchwindes umb
muntered an: welches dem zaͤhen und trägen entgegen
geſetzet iſt. Es fcheint alfo bloß ein nach der Natur ge
biſdeter Ausdend rich, hrſch, brich! zu ſeyn. Bey
Friſch und Gcherz iſt reſch, riſch eilfertig, geſchwind.
Im gewoͤhnlichen Deutſchen raſch, Windiſch bersh,
bey Kero, Otfried, Notker horsco, hurtig, ſchuel.
Gl. Monfee. p. 389. rafcor, ardentius; p. 357. resei,
alacritate (animæ). König Tyrol in der Sammlung
der Minnefängeer P. II. 250. turnei machet rifche
‚diet, das Turnier macht beherzte und muntere Leute.
Friſch führet aus Dammelmanıs Oldenburg. Ehromif
die Worte an: dieſer Graf war ein grofier, rifcher
und tapferer Mann. Mit vorgeſetzten Blafelaut
flammet davon frifch, Engl. fresh, ab. |
reſtiren; zornig laͤrmen, ſich laut über etwas bes
Nagen. Die Endſylbe — iren, zeigt einen fremden Ur⸗
ſprung des Wortes an. Im Lateinifchen iſt ſowohl re
ſtare, als rehiftere, ſich entgegen ſetzen, wibderſpenſtig
zeigen. Daher Ital. reflivo, franz. tetif, ſutig, ums
bandig: und refivare, wiberfuenitig ſeyn. Audere
aͤhnliche Ausdruͤcke find hauſen, futern, donnern,
ꝛe. Ital. reſtia, ein Ungewitter.
der Rettig, raphanus sativus, kin. Ju ge⸗
meinen Reden der Radi, Gl. Monfee. ratich, Ital.
radice, radicchio, Eugl. radish, Unger. und Wir⸗
diſch Retek, redkou. Dieſe Wurzel iſt urſpriuglich
zu kraͤhen pflest, und in. bie Rechte des Dahus Eins
geiffe unternimmt ; fo ſcheiut Eigen, rigeln, im Gruu⸗
be einerley Wort zu ſeyn mit riehen, reiben, kreyen,
Größen; einen Laut von fich geben, wie Vögel oder ans
dere Thiere , welche ſich zu begatten ſuchen. Man ſehe
oben der Rein: wie auch Adelung, v. reihen. Ein
ähnliches Wort ift rühen,, bey dem Notker ruon, ruhen,
bruͤllen (ſ. roͤren).
die ingame ; 3 ſouſt auch Meeramſel ‚ Walbds
amfel, Ringbraffel, turdus torquatus, Lin, Gie iſt
geöffer , aber wicht fo ſchwarz, als die gemeine Amſel;
bat einen weißen Ring om Hals, mmb.bält fich Die
meißte Zeit im Gebirge auf.
die Ringeltaube, ober gemeine Wildtaube, co-
Jumba palumbus. in.
- die Mifes eine Vertiefung , Langer milber Graben -
in den Gebirgen, wodurch das Waſſer herab ſchieſſet,
oder dad gefälte Hol; herunter vollet. Don reifen,
herab fallen (ſ. reiſen).
riſeln; in Heinen Theilen dicht herunter fallen:
oder mit etwas fo angefäet ſeyn, als wenn unzählige
Köernchen herab gefallen wären. Daher der Rifel—
ausſchlag, der rothe Frieſel, die Maſern. Vey dem
Twinger und Pietorius, werden bie Sommerſproſſen,
welche in Defterr. Endeifcheden heiſſen, Riſel genen-
net (ſ. reifen). Ya Steyermark iſt riſein auf dem
Eiſe gleiten, bey Adelung kaſcheln, in Oeſterr. ſchlei⸗
fen, (chlipfigen; von riſen, reifen, fich ſachte fort be⸗
wegen, rinnen, (f. Ried. 2.).
der Ritling; in dem Se zu Gmunden, eine jun:
ge Rheinanfe, salmo marznra-, Lin. welche Kleine Fi⸗
fe ungemein gut zu effen find. Vielleicht überhaupt
als ein noch junger Fifch, oder als eim ſolcher, welcher
aufangt zu leihen, reiten; altbrittiſch ben dem Vorhorn
— , coire; rhith, sperma; rhydain, hinnulus,
Ornus,
40
bee NMtſcher; eine gemiſchte Speiſe, da gerollte
Gerſte, Erbſen, and bisweilen auch Linſen, einzeln ge
kocht, unter einander gemenget werden. In Schwa⸗
ben ift dee Ritſch, ein Bund verwirrtes Gteob. Pen
ritten, ‚oder rütten ,.zerrhtten , unter einander wirren.
der Ritter; im Genferfee eine Art Fiſche, sal-
mo umbla, Lin. Frauz. umble chevaliere.
die Robath, in gemeinen Neben Mobelt, fouf
auch Robet, Robolt, in Böhmen und Pohlen robota,
Frohndienſt, eine Arbeit, welche aus Unterthans Pfücht
für die Herrſchaft entrichtet wird. Ungariſch rabotal-
ni, Serrendienfte verrichten. Vermuthlich ein Slavi⸗
ſches Wort: welches aber indeſſen mit Arbeit, arabeit,
überein fommen , oder, wie Friſch glaubt, mit der ge
möhnlihen Verſetzung des Buchſtabener, daransgebil
det ſeyn möchte. In Böhmen ift robiti (werans obi⸗
ges rabota ber fommt) wirken ,„ arbeiten, vielleicht
aber eigentlich mit bee Hand, oder zn Feld arbeiten.
Ein anderes Wort, welches überhaupt arbeiten beben-
get, ift daſelbſt pracowatı, Pohln. pracowac; gried.
rgarrco, praxis. Windiſch und Erdatiſch delati, ars
beiten ; delam, ich arbeite. Ä
der Rockelor; Regenkleid, ein ganz einfacher,
mit Aermeln verfehener Mantel , franz. unb Cugl. ro-
quelaur. Dee Verſaſſer von den Geſpraͤchen im Reis
he der Todten, Leipzig 1734. behauptet, diefer Baſtard
von Mantel und Rock, babe den Nahmen von ſeinemn
Erfinder Roquelaure, einem fpafligen Herzog in Frau
reich, welcher im J. 1695. geſtorben ift.
dee Rocken; Spinurad. Don rogen, ruͤcken,
ſchnell bewegen (ſ. rogel). Ysläud.hrokur, cum im-
petu motus. Engl. to rock, wadeln, fih bie und
ber bewegen. Hebr. rakad, subsiliit, saltavit: ro
ges, commotio. Die Rockenrais, oder der Roden-
ſitz, heißt hey dem Volke eine Zuſammenkunft in einem:
gen 37
ande): andere, als ein vermals milder, nun aber
ausgereuteter Play; bon riutan, urriutan, Islaͤnd.
rota, reuten , ausrenten (ſ. Raͤth). Nahe bey Krems:
muͤnſter ift eine Feine Pfarre mit Nahmen Ried, nad
Den Urfunden Riut, in einer etwas. erhöhten und tro-
ckenen Gegend: wovoy ed in einem Vertrag mit dem
Hochſtift Paſſau Heißt an. 993. Duos manſ.s in Rain-
veld, et locum. Riut,.a quodam monaflerii servo
.Mazilino nomine excultum: et novale‘a suo. Sclavo
nomine Wenco polleflum.
a). Sumpf, fumpfige Gegend: in welcher Be
Deutung dieſes Wort, wie Friſch und Adelung bezeugen,
in Schwaben , Eifaß und der Schweitz vor kommt.
Daher das Ried oder Riethgras, carex Lin. Eine
Spur davon wird aud hier angetroffen. (f. Riederer).
Wermuthlich von rifen, reifen, fih bewegen, ſlieſſen;
griech. oew, ich flieffe, :con rinnendes Waſſer; wovon
amd das angelf. rith, ryth, franz. ruiſſcau, ein Bach
Ch. Wachter, v. reiſen). In einer bey Friſch beſind⸗
lichen Stelle heißt es: ein Teich, in welchen ver⸗
fchiedene Rieden ſich ergieſſen, nämlich Quellen, und
Wielleicht ſolche, welche aus den. Sümpfen kommen. Ueb⸗
£igens iſt Hebr. ratob, humidus, madidus; ratab,
madıhlt. Griech. gæcco, pa⸗io, ich hefeuchte, befpvens
90, guSeis befeuchtet,
3). Ein Rohe, Schilf, amındo calamogroflis,
Lin. In diefer Bedeutung ift ed. zwar bier nicht, deſto
. sache aber im Niederdeutfchen befanyt. Dolländ. riet,
Engl. reed, angelſ. hreod, bey dem Ulohilas raus,
franz. nofeau , ein Rohr, Mosrohr, welches vom Win:
de bin und her beweget wird, Defiwegeuhaben ed auch
wirklich einige von veiten, riten ruͤtteln, bee gefei-
tet; angelf. hryfan, ſchuͤtteln, bewegen. Vielleicht he⸗
deutet es bloß ein Sumpfgewächs; von dem vorigen
Ried, naſſe Gegend? Wachter uud Friſch aber ſeben
es als einerley Wort au mit Reis, Schoͤßling, Rus
38 ERHEBEN EP GE JJ . e
the; von dem alten Zeitw. riſen, Engl. to riſe, to
raife, ſich erheben, in die Höhe richten. G. daß fol:
gende. —
4). In Unteröftere. iſt Die Ried ein Feld, in
welchem Weinſtöcke gepflanzet worden ſind; ſowohl im
Gebirge, als in der Ebene. Ich glaube, von hauen,
reiſſen, umſtehen; Islaͤnd. rydia, im mittleren Latei⸗
ne rutare, runtare (ſ. Wachter, v. rotten). Ade⸗
lung aber erklaͤret dieſes Wort als einen Berg, oder
Reihe von Bergen. Wenn dieſes ſeine Richtigkeit hat,
fo wird es ohne Zweifel feinen Urſprung haben, in Au
fehung bes hohen Lage, von riſen, reifen, fich erbe⸗
ben, aufftehen, Engl. to rife, in dem Imperf. rofe,
j. ®. he rofe fram the dead, ee ftand anf von den
todten; angelf. hearas of deathe. Das eländ.rvfa,
heißt das naͤmliche. Holland. de deeg ryſt, ber Teig
gebt, 't brood ryfi, das Brod hebt fi. -
5. Das Ried, ein Städ Fleifh an den Rindern,
welches von dem Nädgratb an, gegen die Seiten bins
aus, abgehacket wird; fonft die dicken Nippen genannt,
im Gegenfau der unteren oder Heinen Rippen C f.
Schiemrippe). Vermuthlich, fo wie dad vorige, von
rifen, fich erheben: weil es von dem oberften Theil ei⸗
ned Nindes genommen wird. Ober als ein Näden-
fleifh, von rütten, rütteln, fich bewegen: weil bget
der Giß ber Gtärfe iſt.
der Riederer; ein Nahmen ſolcher Kräuter, wels
he einen fumpfigen Boden lieben. Gewöhnlich beißt fo
der Wafferpfeffer, polygonum hydropiper, wieaud
das pfirfichblätterige Knotenkraut, polygonum persi-
cifolium, tin. ©. Nied: a.
Ir. der Rigler; ein nicht gut cafleirter Kapaun, eim
Halbhahn. Engl. ridgling, Ridfſchling, ein mänmlis
ches Thier , dem eine Hode ausgefchnitten worden iſt;
vielleicht von to ride, zeiten, welches ſich nämlich no
begatten kann. Weil ein folder Kapaun immer uod
|
ans China gefommen. Der Kleine Rettig wird in Nie:
Derfachfen Radieß, hier aber Monathrettig genennet:
die Reuſpe, f. Stern —
der Rhein; überhaupt Fluß, Waſſer, von rei⸗
nen, griech. gssıv, rinnen, flieſſen. Augelſ. rin, ry⸗
ne, Lauf, Waſſerlauf, Bach; bey dem Ulphilas rin-
no, torrens,. puren diefes alten Worted werden noch
allenthalben angetroffen. In Graubünden, fagt Ude:
lung, gibt es unzählige Bäche und kleine Flüſſe, wel:
he Rhein genennet werden. Hier bey der Stadt Wels
heißt eine gewiſſe Anhöhe neben dem Zraunfluß ber
Mheinderg: und jene Art Schwalben, welche am den
Ufern der Fluͤſſe und Bäche zu niften pflegt, Rheins
ſchwalbe, hirundo riparia, £in. |
die Rheinanke, bey dem D. Bloch die Maräne,
salmo marzena , Lin. Diefer berühmte und vorteeff-
liche Fiſch, welcher einer Aſche ähnlich ift (salmo thy-
mallus ) deifen obere Seiten aber , und noch mehr die
Floſſen ſchwarzblau find; hat an der Rüdenjloffe 14
Strahlen famt einer Stüge, und wird nicht in der Do⸗
mau, wie ed bey dem Kramer heißt, fondern im tiefen
Landfeen von Deftere. Schweitz und Brandenburg ange
teoifen. In dem Syſtem wird er befchrieben salmo ,
maxilla superiore truncata. Es dehnt ſich nämlich die
obere Lippe Über die untere herab: wenn aber der Mund
geöffnet wird, fo ift der obere Theil gleichfam abgeftugt, .
und kuͤrzer, ald die zwey Geitenblätter des Mundes.
WVormals da in dem Gyſtem noch feine Beichreibung das
von zu finden war , wurde felber ganz natürlich für den
Schrepel gehalten, salmo lavaretus : wovon es heißt,
salmo maxilla superiore longiore, radiis pinnæ dor-
si 14.
Es werben an diefem Fiſch, auſſer dem Ruͤckgrad,
gar Feine Grathen bemertet, Weil er ein fchwaches Les
ben dat, und daher lebendig nicht weit verführet wer:
den fan, ſo wish er eutweder ag oder geraͤu⸗
2
36
chert, und im Iesten Falle mit Butter , Milchram,
Kümmel und Semmelbröfeln gedünftet. Den Rahme
hat er vermuthlich wegen feinem mürben und ſchmackhaf⸗
ten Fleifh, von Anke, Butter, weiches Fett, nad
Rhein, Fluß, Wafler. Earl Fulda hat ihn wur Au
fe platthin genennet. In der Schweis fol ee Rhein
Ianfen heiſſen: etwa Rhein — Anke, duch eine Ver:
Fleinerung? Wenigſtens kann er weder unter die langen,
noch unter die fchlangenförmigen Fifche gerechnet werden.
Wie ich höre, ſollen diefe Fifche nicht nur in den Seen,
fondern auch im Rheinſtromm, als 3. B. um Baſel,
— ſeyn. Was anchorago für ein Fiſch ſey,
.Lachs.
ribbeln; wiederhohlt reiben, 3.8. ſich die Hände
oder das Gefiht ribbeln, die Waͤſche mit der Geife,
das Fleiſch mit Salz, ıc.
die Ribifel, lateiniſch und Atabiſch Ribes, ſonſt
Johannisbeere, weil diefe Frucht um dad Feſt Toben
nid zeitig wird. Franz. grofleles d’ outre mer, als
eine Feucht, welche über das Meer gefommen ift. Die
rothe oder gemeine Ribiſel, wovon die weifle eine Abart
ift, ribes rubrum, Lin. die ſchwarze, ribes nigrum.
der Ridel; etwas gebogened, oder zufammen ge:
rolltes, z. B. ein Strohridel; ein Nidel oder Bogen
Haar (f. Haar); die Haare aufrideln, reideln, krum⸗
men, Gl. Monfee. p. 359. ridilon, capillos difcri-
minare. Auch ein Bezirk in die Nünde herum, z. ®.
diefen Nidel dort abgehen, um felben herum fpagieren.
Wovon mehe fchon oben gefagt worden ift (ſ. raideln).
Der Rothaugen, eine Wet Weißſiſche wird in einer ge
wiffen Gegend Hier Ridel, oder vielmehr Näthel, NE
thel genennet. |
dad Ried; (1. der eigene Nahmen verfchiebener
Derter , wovon aber der Grund diefer Benennung ans
ihrer Lage erfennet werden maß. Tinige heiffen fowes
gen ihrem feuchten und ſumpfigen Boden (ſ. das fol⸗
45
ber. Nothfuͤßler; bey dem Kramer, eine Art
Schnepfen mit rothen Füſſen, scolopax calidris, Lin,
der Rothkropf, das Rothkroͤpfel; fonft Rothkel⸗
hen, Rothbruͤſtchen, Waldröthel, motacilla rubecu-
1a, Lin. Ein fanfter nud vertraulicher Sangvogel,
mit einer braunen Oberdecke, orangenrother Bruſt, und
weifien Band) ; Ital. pettirollo,, franz. rouge-gorge,
Engl. Red-breaft, altbeittifch bey dem Bophorn bron-
rhuddyn, Rothbruſt. Etwas anderes iſt bey Linne
motacilla rubicola; welcher Vogel bey dem Kramer
Chriſtoͤphel, und bey Günther Steinſchmatzer heißt.
das Rothlauf. ©. Ladfener.
die Rothruſſel, acer campefire. ©. Ruſſel.
ber Rothſchaͤrling; ein Nahmen dee gröfferen
Krebſen mit rothen Schären,, zum Unterfchied von dem
Steinkrebſen (f. Krebs).
das Rothſchwaiferl; ein Nahmen, den zweyer⸗
ley Heine Vögel, welche einen rothen Schweif haben,
führen. (1. motacilla phenicurus, in. Schwarz⸗
kelchen, Wiftling, Mauernachtigall, bey dem Buͤffon
roflignol de muraille, Jtal. codiroflo. Die Gtirne
bey dem Männchen ift weiß, Kehle ſchwarz, Bruftroth,
and dee Bauch weiß. Diefer Vogel kommt im Früh⸗
ling mit den Schwalben an, und ſtimmet inaller Fruͤhe,
einfam auf dem Hausdach, feinen etwas trautigen Ger
fang au. Es heißt, er verlaffe die Eyer ſowohl, als
Die Jungen, wenn man felbe ein mal angefeben hat.
Allein das ift nicht immer ber Fall. Ich und andere
haben wiederhohlt nicht nur die fieben hellgruͤnen Eyer,
ſondern auch die Jungen angefeben: wo ſich vorzüglich
Dad Männchen fehr zornig bezeiget, aber nicht das mins
deſte verruͤcket hat. Zwey mal fam ich, bey dem aͤngſt⸗
ichen Geſchrey diefed Vogels, in ben Garten, fand eis
mal eine Eifter, und das andere mal eine Rage: kaum
als diefe Feinde vertrieben waren, fieng das Männchen
wieder freudig zu fingen an. Zum Unterfchieb van dem
46 GEN EI SEE Zr Gase
folgenden , wirb ſelber bißweilen auch Rothwiſperl,
Steinröthel, Weißplättel genennet.
2). Das Nothfchwaifer! , Wiſperl, Schwer
wifperl, motacilla erithacus, Lin. 'Diefer Vogel ik
im übrigen Körper gran, halt fi) unter den Däcers
auf, und bat, anffer einem lifpelnden Laut , eines
Gefang. | |
die Rothwurze; fonft Faͤrber — ochſenzunge, onos-
ma echioides, Lin. in ben Apotheken gewöhnlich an-
chufa lutea. Man kochet fie in Butter zu einer zothen
Salbe, , welche für Verrentungen, Gefhwulft, Eng
brüftigkeit dienlich iſt. Gtatt der vorigen, wird man
ches mal auch die wilde Ochfenzunge, echium vulgare
Lin. genommen: obwohl nur wenige Wurzen darunter
roth find. |
der Rott; einbey dem Volfe übliches Wort für Noß,
Faulſfleck. Vermuthlich als eine uͤtzende, nagende Ei⸗
geuſchaft, weiche die Theile zerfrißt und aufloͤſet; von
einem alten Zeitw. roden, raden; rodere, rofus,
rofirum. Oder, wenn die Feuchtigkeit als die gewöhe-
liche Urſache der Faulniß angefehen wird , von dem
Hebr. ratab, maduit. Hievon ift nun rottig, roftig,
und das Zeitw. rotten: wovon die Redensart, deu
Haar rögen, in Sachfen den Flache röften, ſelbes
im Waſſer, oder anf den Feldern burh Shaun und Re
gen, morfch und mürbe machen.
Diefe Art zu fprechen ift alt, und weit ausgebreis
tet. In Niederfachfen wird gleichfalls rotten, rottig
geſagt. Angelf. rot, die Faulniß, und rotan, rotian,
Engl. to rot, faulen. SHolländ. rotten, faulen ; rot-
tig Ooft, appel, peer, faufes Obſt, Apfel, Bien.
Ungarifh rodhatt, gefault; rothadni, verfaulen, rot-
— Faulniß. Tin anderes aͤhnliches Wort, ſ.
udel.
roͤtzen; (1. ben Flachs ebtzen, ihn durch Fench⸗
tigkeit muͤrbe machen (ſ. Rott). =). ſtark braten, aus⸗
—— — 43
aber gar:nicht zu fehen: dagegen an ber Graͤnze Yon Un⸗
garen, wie Kramer fchreibt, mehr im Winter, ald zu
auderen Zeiten.
der Rohrvogel; fonft die Rohrdroſſel, turdus
arundinaceus, fie. Franz. roullerolle, tir—arrache.
Die kleinſte Art unter den Deoffeln, mit einem ſchwar⸗
zen Schnabel, braunen Nüden , und weißlichten Bauch:
weiche fi gern in fumpfichten Orten aufhält, und au
dem Geröhre das Neft macht. Es kommt diefer Vogel
im Fräpling ganz fpät an, und pflege mit einer lauten
"und angenehmen Stimme , fonderlich bey hellem Mond;
schein, zu fingen.
rören, röbren. 1 ). ſchreyen, lärmen, z. B. die
Kühe roͤren, plören in dem Stalle; Rente rören, wenn
fie aus. vollem Dalfe laches oder weinen. Gi. Mon-
fee. p. 358. reren, balare, blöden wie ein Schaf,
oder. Rüs. Bey dem Horneck reren, Eugl. roar, hruͤl⸗
Im. Eis Iterativum non einem veralteten Zeitw. tus
ben, rühen, bey Notker PL. zı.ruhen, Pf. 37.ruon,
Iat. rugire, rugitus.
2). rören, roͤrlen, rühren, wie Heine Koͤrner
herab falten. Hollaͤud. roeren, augelf. hreoran, la⸗
tein. ruere. Ulphilas Marc. V. 39. reiro, tremor.
has Moſenkraut; welches den Gerud einer Nofe
Bat: und zwar geranium rofatum, mit lappichten
Blättern : geranium capitatum , mit unzertheilten.
Nach den Neueren, Hub feibe pelargonium rofatum
et capitatum. en
die Moſine, franz und Engl. raisin, eine Wein⸗
beere. S. Weinbeel.
des. Roffoli, Jtal.rolloglio; eigentlich ein Kraut,
welches auch bey ber gedßten Hitze feucht und gleichſam
mit Than erfüllet ift, wanon ber Nahmen Sonnenthau,
sos Solis (drosera , Lin.): deſſen angenehmer Gaft
Herz und Magen ſtaͤrket. Aufange wurde aus dieſem
44 NEN
Keaut, alsdann aber auch anf mancherkey andere BE
fe, ein Liqueur zubereitet.
die Mothälber , eigentlih Roth — Eibe, tarıs
baccata (f. Tape).
das Roth Altel; ein Fiſch im der Donau, dr
fen Augenriug, Lippen und Floſſen roth find, eypr-
nus rutilus, Lin. ſ. Nothaugen. In Dem Soſten
wird er befchrieben cyprinus pinna, ani radiis 1%.
rubieunda. Bey Gefner und anderen beit er Rob
ten, Rutilus seu Rubelhıs fluviatilis. In dem er
co MS. welches ich bey Handen babe, ſteht Modda,
Rotauge, Robecula : welches wahrſcheinlich eben dieſer
Bits allen Falls aber auch den folgenden angehen
nte. j
der Rothaugen (Rothaugen — Fiſch); cyprinw
'erythrorhthalmus, Lin. Ein nicht viel geachteter
Fiſch mit weißglaͤnzenden Schuppen, welcher in Flik
fen, Seen und Teichen etwa auf ein Hakbpfund auwed⸗
fet, und wegen feinem breiten und dünnen Leib, mil
einer Karauſche oder Brachfe verglichen wird. R
Farbe der Floſſen ift nach dee verfchiedenen Szahredäit
mehr oder wenigen roth. Auch der Angewing ift Bi
weilen ganz, bisweilen nun gehblicht roth. In ds
XIII. Ansgabe durch Gmelin wird er beſchvieben cyp!!-
aus, pinna aniradiis 15. pinnis rubris. Ed werden abtt
wie Kramer angemerfet hat, oft nur 1a, 13., 14, ®
getroffen. Ben dem Marſilius heift ee Rubelhus;
Engl. Rud, Nöthel, Roͤthling, in Sachſen Ploͤt,
Böse, Rothfeder; Rothaugen hingegen der oben be
ſchriebene cyprinus rutilus.
Rothbeere, in manchen Orten ein Nahmen ber
Erdbeese, fat. fragum. Windiſch iagoda, iagodis
(die ate Sylbe kurz), böhm. gahoda, -
rothe Ruͤbe. &. Rauribe.
der Mothfelber, salix-monandra, ie PU
Rinde hat eine ähnliche Wirkung, wie China.
x
fremden Hanfe, um dort in Gefelifchaft zu ſpinnen.
In Sachſen ift der Rocken das, was wis eine Nupfe
nennen (f. Kunkel). |
rodeln; ein kleines Gerolle machen. Es drüdt
jenen Laut aus, dem einige Dinge machen, wenn fie ge-
süttelt werden, 3. B. mit dem Geld im Sacke rodeln;
ein Modelapfel, Rodeltraut, deren Samenkerne im
Sehänfe ſchlottern. Ein verffeinernder Ausdruck von
zollen, feanz. rouler. Die Model, Rotel, ein zu:
fammen gerolltes Papier, weiches die Ausſage der Zen⸗
gen, oder die Nachricht von einem Todtfall enthält; lat.
. xotulus, rotare.
rogel, aber roglich; beweglich, nicht feſt, 3.
B. der Stein in der Mauer, der Zahn im Munde,
aſt rogel; ein alter oder kranker Mann ſteht, tritt ganz
zogel daher, nuͤmlich mit ſchwachen und wankenden
Schritten; mit einer Sache roglich angehen, behutſam,
ſelbe nur ſachte berühren. Die Rübe, der Rettig iſt ro⸗
gel, einwendig locker, nicht feſt, unſchmackhaft. Das
Zeitw. rogen, wovon noch progen, progeln, und bro⸗
gitzen übrig iſt ( ſ. dieſes leute); iſt einerley mit re⸗
gen, ruͤgen; griech. oem. ich’ bewege, Tat. ruo. spu-
mas salis sere ruebant, Virg. I. Aeneid. 941.
die en oder Meerfpsg, emberi-
za fhamiclus. G. Auſpatz.
die Rohrdommel, ardea ſtollaris. G. Moskuh.
die. Rohrdroſſel. S. Rohrvogel.
das Mohrhenndel ; ‚arünfüliges Waſſerhuhn,
fulica chlaropus, kin, Die Stirue iſt ſcharlachroth,
auch der Schuabel, deffen beyde Spitzen aber gelblicht
grün. Der Körper ſchwarz md aſchgrau; der Rücken
famt den Deckfedern der Flügel, grünlicht braun; die
Schenkel halb bedeckt, und mit einem rothen Ring um:
geben. Kramer hat es das Fleine Rohrhenndel, oder
Waſſerheundel genennet. Deſſen gemeined Rohrhenn⸗
42 i
'del ift fulica atra, Bin. welches in unferen Gegenden
Bläffel, Seebläſſel Heißt.
Unter bem Nahmen Fleines Rohrhenndel, wars
de unlängft celymbus minor, in. her gebracht. Das
mittere Rohrhenndel Habe ich vor vielen Jahres ge
fehen, bevor ih nod das Syſtem kannte. Ich Babe
mir davon folgendes aufgezeichnet. Der Körper oben
braun, mit glänzenden ſchwarzen Flecken; unten aſch⸗
farb, mit weißlichten Wellen. Der Angenring, und
dere Schnabel an der Wurzel, find roth. Die fangen
Züffe unter fich etwas gränfih. Der Schwanz febr kurz,
oben ſchwarzbraun, unten mit weilfen, ſchwarzen, und
gelbbraunen Federn verfehen. Uebrigens find Die Füße
ohne Schwimmhaut, und die 4te Zehe kurz, aus ei⸗
nem einzigen Gelenk beftehenb: dee Schnabel nicht gar
a Zoll lang, zu beyden Seiten mit einen Abfag oder
Häkchen verfehen,, und etwas über ben unteren Theil
herab gebogen, ohne jedoch fpisig zu fenm.
das Röhrlfraut, oder Saublütemel, leonto-
don taraxacon. Gonft Pfaffendlatt , Moͤnchſkopf,
amd, weiled Hein treibt, Seichblume, Piffelbioem,
Pilfenbeede, franz. pille en lit, Ital. pillo in letto,
rifeia a letto, Es treibt lange Röhrchen mit- einer gel:
ben Blume: worauf ein wollichter Samen folgt, ber,
weun ihn der Wind verwähet bat, eine. Glatze zurüd
laͤßt, einen: geſchornen Kopfe aͤhnlich.
dee Rohrſpatz; ſonſt die Bentelmaiſe, parus
pendulinus, Lin. in Pohleu Remiz. Ein Vogel mit
einem geaublanlichten Kopf, Heil roͤthlicher Bruſt, und
weiten Bauch: welcher unten Binfen und Teichroͤhren
fih aufhält, und an denſelben in Geſtalt eined Beus
tels fein Neſt banet. Das Männchen hat vom Schua—
bei gegen den Hals hin, einen ſchwarzen Strich Yon em⸗
por ftehenden Federn, die wie ein Bart ausfehen: wei:
wegen auch der Rahmen türkiſcher, oder Perſtauiſcher
Spaß. Diefe Vögel find hier nie haͤnfig, im Winter
u GE GE ER EEE 43
börren, 3. B. dad Fleifch hat fich verröget in der Pfan⸗
ne , d. i. verbraten, zu fehr ausgetrödnet. , Ein In⸗
‚\tenfivum von röften, altbritt. rhoflio, tal. roflire,
ran, rotir.
die Mübe, ind gemein aber Ruben, braflica ra-
pa, Lin. In den Alpen von Salzburg Raben, bey
dem Pictorius und Tſchudi Nähe; lat. rapa, griech.
garıs, gapıs. Wind. und Eroatifh rep, dee Schweif,
uud repa, Ungarifch gleichfalls repa, die Nübe. Ade⸗
Yungs Meinung ift ſehr wahrfcheinlih, dag Ruͤbe über:
Haupt ein gefihmänztes Gewächs andeutet: theils weil
Die vielen und verfchiedenen Gewächfe, welche unter dem
Nahmen Rübe vorkommen, wirklich fo. geftaltet find ;
theils weil jener Theil an dem Ruͤckgrath der Pferde,
welcher in den Schweif fich herab ſenket, ebenfalls bie
Schwanzrübe genennet wird. Man pflegt unter dem
Volke die Frage anfzumerfen, mas das jenige fen, weis
ches den Bauern auf den Schwänzen wachſet? Antwort:
die Ruben, weil fie in ihren Feldern auf laugen Schwän-
zen ftehen. Adelung glaubt nun, daß ed einerley Wort
fen mit Rebe, beſonders da auch die fogenannte Zauıt-
eübe, Gichtrübe, bryonia, michtd anderes heiffen kaun,
als Zaunrebe. Alſo von reben, reppen, repere,
ſich allgemach weiter bewegen; Hollaͤnd. rap, eilfertig,
amd reppen, eilen: indem bey foldden Dingen, welche
zu einer vorzüglichen Länge anwachſen, auch zugleich dee
ni von Eilfertigkeit Statt findet (ſ. rebig, und
ei) Ä
die gelbe Rübe, daucus sativus, Lin. G.
Möhre
die cube Nähe, beta vulgaris. G. Raw
übe.
ber Nübentoßl , braflica gongylodes. ©.
Kobfeabi.
bie —— ‚, krallica napobraffica G.
Erdrube
48 N —
ber Rubenkerbel, chærophyllum bulboſum.
©. Poͤperlſalat.
die Steckruͤbe, Scherruͤbel, Gevatterrübel,
braſſica napus.
Nübefaat, Ruͤps, Reps, raphanus rapha-
nifrum. ©. Dile. |
die Runkelrübe, ein hohes Gewaͤchs, Abart
| von Mangold, beta cicla.
Die latein. Redensart, rapinam facere, Mühen
anbauen, kommt bey dem Gato und. Columella vor:
wie auch in den Nömifchen Rechten, L. gg. fl. de le
atis. 2. In einer Anmerkung zu Alexander Pope,
Äber Horat. lib. 2. ep. e. wird von Lord Townshend
erzählt, daß diefer groffe Staatsmaun, als er zum
Privatleben zuruͤck gekehret war, von nichts lieber, al
von Nüben und ihrer Kultur zu reden pflegte.
bee Ruck; (1. Ranch, fumus, bey Notker Pf.
ı7, ruch, Pf. 36. rugh ; Otfrid I. c. 4. rouchen,
raͤuchern. Es rinfelt, räudelt in der Stube; Bateis
sen übeln Gerud don Ofenranch. Es raudt ibm im
die Naſe; merket die Gefahr, wird betroffen über et
2). Ruf, ein Gtri Landes: als . B. der
Hundsruück, tractus Hunnorum, nnd in. Deffeer. ber
Hausruck (ſ. diefed Wort), Wie Wachter glaubt,
von reden, goth. rakjan, ſich ausdehnen. Wdelung
dat angemerket, daß and) im Arabifihen rukk, rykk,
ein ausgedehntes Gtüd Landes bedeutet. In altem
Schriften unferes-Laudes, wie Friſch aus dem Pez and
Huber bemerfet, kommt die Nedensart-vor , fein eigen
Ruf Haben, nämlih Haus, oder Grand und Boden,
4. B. hat Macht zu richten über alle, weiche eigen Ruck
um bie Stadt haben; es fol Niemand Wein fcheufen,
als der aigen Ruckh hiett Chätte). Es fcheint fe
viel zu ſeyn, als Beflg, wo man Derfche.teeibt mit
derfchiedenen Dingen ; von dem Zeitw. rucken, ſich
| ver:
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verfchiedentlich bewegen ,. aus und ein kuden, eigenen ">
Aus- und Eingang haben. Benedict Finfterivalder
fchreibt in feinen Observationibus practieis ad consue-
tudines aufiriz , an. 1729. Tom. I. fornicarii
ſollen beftrafet werden von ihrer Grundohrigfeit,
Darunter fie entweder mit Rucken gefeflen, oder in
Dienften fich aufgehalten : und nicht don einer ans
deren Obrigfeit, worunter fie etwann ein gefaller.
nes Geld zu erheben haben.
dein; bey den Kindern, mit kleinen Kugeln
fielen: welche ein Nüder!l, in Salzburg Spagonerf
heiſſen. In Schwaben fpricht man marbeln, weil es
Feine Kugeln von Marmor find, die man auf der Erde
fort rüdet.
das Ruckerl, oder Rockerl; ein Nahmen, wel
her bisweilen hier ob dere End, mehr aber unter der
End, jenen Blümchen gegeben wird, die fonft gewöhn⸗
lich Monathbluemel, Monathroͤſel heiſſen, bellis
perennis, Lin. Vielleicht weil alle Monathe wieder
neue nachrucken? Lieber aber glaube ich, weil die zarten
weiffen Blumenblätter , wie eine zierlihe Handkrauſe,
wder ern Rochett der Priefter ausſehen. Mit finem
Muchelen to Chore gan, heißt bey dem Friſch, mit
feinem Rochett in den Ehor gehen. Bey dem Scherz
it Ruͤckin auch eine Art von Franen Kleidung. Es
ift im Grunde einerley mit No, Roͤckchen, Chorrod,
Chorhemd.
der Rudel, in Sachſen das Rudel; eine verſam⸗
melte Menge, z. B. von Schweinen, Hirſchen. Es
wird allgemein für einerley Wort gehalten mit Rotte,
Holland. rot, Engl. rout, altbeittifh bey dem Bor
horn rhawd, eine Schar , vereinigte Menge. Der
Gtammbegriff wird noch inden Morgenlandifchen Spra⸗
den angetroifen. Hebr. ratham , ligavit, iunxit.
Auch im Arabifchen, wie Üdelung ſagt, ift rataa, fi
verſammeln.
Dritter Theil. D
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tengewaͤchs, manches Fleiſch, u Shweinfleifd,
iſt rüderifh. Franz. rude, lat. rudis, rauh, rob.
| ruechenz; in Salzburg bey dem gemeinen Volke,
feßr fparfam ſeyn, immer für die Wirthſchaft forgen,
3. B. thut nichts, als rnechen. Vey Kero und Otfried
ift ruabhan, ruachan, überhaupt forgen, George tra
gen. Dft kommt ed den frommen vor, fagt Notker
Pf. ı0. v. ı. ald wenn Gott um fie gar nicht beforget
wäre, also Got iro ne ruoche. Hievon ift auch ruch
08 , ein ruchloſer oder — Menſch, der weder
Gott, noch die Menſchen achtet
ruͤferig; ſchroff, rauch, in Sachſen —— ⸗
ruvidus, angelf. hrof, Engl. rough. 3. B dente,
weiche ſtarke Arbeiten verrichten, befommen tüferige
Hände; im Gegenfag der zarten, weichen. Die Riude
eines hart zebackenen Brods ift ehferig , fat. panis nı-
vidus. Im ſittlichen Verſtande, ift ein rüferiger oder
ſchiferiger Menſch, welcher audere gleich mit rauhen
Morten aufahret. Wahrfcheinlich gehören dieſe Wörter
zu reiben, Engl. to rub: fo fern eine rigende, eingrei⸗
fende Eigenfchaft dadurch ansgedrüdet wird. Debr.
zuph, contrivit; rophaph, concuti; riphoth, con-
tufa, grana commolita , wovon bey Bugtorf Beyſpie⸗
le zu ſehen.
der Ruffolk, ein Fiſch. G. Rutte.
ruͤgeln; ruͤgen, rege machen, z. B. das Erdreiq
ehgeln, durch hauen oder ackern; feine alten Thaler im
ber Schublade rügeln; einem anberen die Galle rügelm;
fih wohl noch rügeln Finnen, ein rhgellamer Meufb,
der zu alfen Verrichtungen noch Kraͤfte hat. Gi. Mon-
fee. p. 351. giruor alter , eis muntered Alter.
In der altbrittifchen — rhugl, promtus.
das Ruhrkraut; ein Nahmen ſolcher Kräuter,
welche wider die Rabe gebrauchet werden, vorzügtid
inula dyſſenterica, et tormentilla erecta. Hier Ip
61
dem Volke iſt das weiſſe Ruhrkraut, euphraſia offici-
nalis Lin. weil es wider die weiſſe Ruhr in Milch ge⸗
ſotten, und dieſe alsdaun getrunken wird. Ferner das
rothe Ruhrkraut eupatorium cannabinum, und das
ſchwarze, origanum vulgare. Das gelbe Ruhrkraut
ur bey einigen Schriftſtellern gnaphalium Jutea—
album.
die Ruhrwurze; die Wurze, oder vielmehr zwie⸗
belartige Frucht der Zeitlofe, colchicum autumnale,
Lin. welche fehr tief in der Erde ſteckt, und mad einem
allgemeinen, wiewohl irrigen und fhädlichen Wahn dep
gemeinen Volkes, als ein Mittel wider die Ruhr anges
ruͤhmet wird. Wie es überhaupt eine Arheit von mehr,
als einen Herkules ſeyn mußte, um die Kraͤuter der
arabiſchen und griechiſchen Aerzte auf dentſchem Boden
zu beſtimmen: fo wurde auch dieſes Gewächs lange Zeit
für hermodactylus der Alten Ciris tuberosa, fin.)
gehalten. Daher heißt ed in Schoͤnſpergers Kräuter-
bu, c. a42. Augfpurg 2496. der wirdig Menfter
Johannes Mefue befchreibt ung, und ipricht: weli⸗
cher Menfche Zeitiofen nügen wölle, der werd vaift
an feinem: Leibe, und mert auch Dazu die Natur
des Dienfchen, nämlich die Zeuguugs Kraft. Allein
ſchon Tragus hat gegen den innerlichen Gebrauch diefer
fharfen Frucht geeifert, und ind beiondere wider dig
zu feiner Zeit gewöhnlichen Pillen für das Podagra.
Indeſſen wird fie von gefchichten Aerzten dennoch au
snmerfich gebraucht, und man bat in den Apytheken dem
Zeitlofen — Effig, acetum colchiei: wie auch ein Sam
erhönig, oxymel colchici,
dee Rum; Cı. ein altes Wort, welches über:
Haupt ein Geſchrey, Geräufch, Getöfe bedeutet, und
mit dem fat. rumor überein fommt. Die Mondfeeifche
Gloſſe hat an mehreren Stellen, ald p. 319. 344. 389.
ruom, clamor, Geſchrey der Shinde, vöfer Auf. Une
gelf, hryman, ſchreyen, rufen. Der Ruhm, fihrüb-
5a RERBEIENN GEN A AR en
men, rumpeln, ein Gerümpel maden; find Ausdruͤce
aus einer und der nämlichen Duelle. In Böhmen if
hrom, Ruſſiſch grom , in der Windifchen Soprache
grum, ber Donner. Entweder als ein nach der Natur
gebildeteer Schall rrh, hrr! oder als etwas, das fich im
der Luft erhebt, Her. rum, exaltari, efferri ;srum,
rom, elatio, altitudo.
2). Der Rum, Engl. rum, ein Americanifcher
Branntwein, Zuder— Branntwein: weil ee aus dem,
was bey der Zuckerſiederey abgefchöpfet , oder ſouſt ab:
geföndert worden ift, zubereitet wied (ſ. Rad).
rumeln; wird hier von Kühen gefagt, wenn fie
nach dem Stier verlangen. Wegen dem unruhigen Be-
tragen , und ungeftämen Sant; von Rum, Ruf, Ge
murmel, Das nämliche Zeitw, rumeln wird bey Abe
fung, Yon verſchiedener Art eines dumpfen Schalles ges
braucht, wie 3. B. die Winde im Bauche, dad Rollen
einer Kugel über ein Bret, ꝛc.
die Rumpelmette; ein feyerliches Ehorgebeth,
welches am Mittwoch in der Charwoche feinen Anfang
nimmt, die zwey folgenden Tage fortgefeget , und jedes
mal mit einem geoffen Geraͤuſch geendet wird (ſ. Rum:
permette). Daher bey Schiiter und Haltans der Nah⸗
men Rrummittwoch, fo viel ald Numpelmittwod;
von Rum, Geram, Gerimpel (ſ Gründonnerftag).
rumpeln; Engt. rumble, ftarf Hopfen, aufver-
fchiedene Weife ein Geräufch maden , 3: B. au der Hank:
thüre rumpeln; es rumpelt mir im Bande um; mit
der Nede heran eumpeln; erumpere in hac aut illa
verba. Gleichfalls von Rum, rumor, ein Geraͤuſch,
Gepolter. Ein ähnliches Wort ift brecheln, ein Ge
breche, Getos anmachen (f. beedheln, und pumpern).
dee Run, ein Wallach. G. Rein.
rumd, rotundus. Diefes Wort hat bey dem ge
meinen Volke einen vielfältigen Gebrauch, 3. B. E
under, oder rundiger Bube, rundiges Menfch; DU
nn GP SEE EB 53
wirft ale Zage runder, das ift, bäbfcher, braver,
artiger. Wodurch theils ein ſchöner Wuchs, oder ſchoͤ⸗
nes Kleid, theild auch ein fittlich gutes und gefäliges
Betragen verftanden wird. Heut bift du völlig rund,
oder rumd angelegt; wämlich fchön gekleidet. Das
Munde , welches alle Theile ausfüget , und nichts
ediges oder mangelhaftes über laͤßt, bildet daher auch
altes wohl, wie 3. B. ein rundes volles Geſicht, eine
eunde Wange, auch ein neues Kleid, welches nicht,
wie das abgetragene, wur haugend ik. Quinctilian.
XI. 3. ipfam togam rotundam elle, et apte cæſam
velim, der Rod fol knapp am Leibe liegen, überall
gleichweit hesab hangen, nicht Falten und Zipfe haben.
Aufonius, edyl. XVI. hamo teres atque rotundus,
ein ausgemachter volfonmener Meuſch. Daher heißt
es ferner nicht nur viel, häufig ; ſondern auch vollkom⸗
men , befcheiden,, liſtig, z. B. rund einſchenken in das
Glas; rund Geld her geben; rund abprügeln, eſſen,
arbeiten, ꝛc. ee hat die Sache ganz rund anaeftellt,
nämlich wigig , ſeltfam, ſchlau, oder auch fpaflig und
ſcherzhaft.
die Runkelrube. G. Ruͤbe.
eine alte Runkunkel; altes Weib, Hollaͤnud.
konkel, eigentlich ein Muͤtterchen, welches immer an
dee Kunlkel fie. Oder ftatt deilen, eine alte Rum⸗
pel , bey dem Caefarius heifterbac, VII. 45. vetus
Rumbula.
die Rupfe; reine zum Spinnen zufammen gerollte
Maſſe von Flachs, Hanf oder Werrig, welche an den
Rockenſtock gehunden wird. So wie die Heuraufe, von
zaufen, zupfen: weil dee Faden immer mit den Fin⸗
gern darans geraufet wird. Rupfenes Garn, zupfes
ne Leiuwat, wird fo genennet,, weil das Werrig, wor⸗
aus es gemacht ift, unordentlich durch die Haͤchel zers
zaufet wird: da hingegen der gute Haar in feiner Ord⸗
sung und Länge bleibt.
34
die Ruſſel; eritens, ein Nahnen der Maserie,
äcer campeftre, ih. und zweytens, des Feldrüfters,
ulimus tarhpefiris. Zum Unterfchied wird die erſte Art
Mothrufel, und die zweyte Schmarzruffel geuennet.
Ich glaube, weil beyde Atten eine ſtark aufgeriffem
Rinde Haben; von eeiffen, bder reuten, rotten, woven
auch der Müffel dee Schweine, alB ein Werkzeug ze
wählen und graben, den Nahmen hat. Grikch. ouass,
puocoe, runzlich, opuoco ich wühle, grabe.
der Muͤſter, ulmus campeſtris, Lin. Statt
deſſen wird in unſerem Gebirge der Ruſten, und is
ders flachen Behenden des Traunfiuffes die Muſſel ge
ſprochen. Der Nahmen Rüfter, Ruͤfibaum, Rüfthol;
kommt wabeſcheinlich da Her, weil dieſes ſtarke und feſte
Holz, welches daher auch Wagnerholz heißt, zu ver
ſedenen Rüſtzeugen dienet. Adelnug glaubte von
ieſen, ſich empor Heben CT. Ried. 4.), wegen bem
fihtielten umd boden Wurde desfelben Mein Diefer
MWuhs iſt nicht eine Eigenſchaft des Näfters , fondern
Der Ilme oder Une, ulmus effula (ſ. Iſime). Der
Räſter machfet weder hoch, noch fchnell : ift aber im
mer bisher von den Schriftftelleen zu fehe mit der eis
gentlichen Ulme vermenget und verwechſelt worden.
das Ruͤſtgeld; Hier ob der Ens ein Nahmen ber
Seerſteuer, welche nämlich zur Feldrüſtung und Erhal⸗
kung ded Militärs, nebſt der gzewohnlichen Recrutirung,
von den Gutbeſitzern entrichtet wird.
By bie Rufto, Bet dem Kramer auch Aalrutte; ga-
Aus lota, Lin. Diefer Fiſch hat ſowohl in Anſehunz
der Farbe, und ſchlüpferigen glarten Haut; als aus
feiner Nahrung und Lebensart, viel ähnliches mit bem
Aalfiſch. Daher wird felber an vielen Orten von Deutſch⸗
Tond Aalrauppe, Nalruppe , Ruffolf (gleichſan
raubender Hal, Rubaalchen) genennet. Denn er macht
. unter Steinen ober in Pfeinen Höhlen, feine Ausfälle
auf andere Fiſche. Hievon fcheint auch der Rahmen
N ET EEE 65
Mutte zn ſeyn; nämlich ruere, irmuera,: altbrittiſh
bey dem Borborn rhutr, impetus, inſultus; rhw
thro, impetum facere, irruere.
Sonſt wird diefer Fiſch lat. lota, barbota , mu-
fiela Aluviatilis. genennet, Das Wort lota, fcan;. la
lote , gehört vielleicht zu dem angelf. hiet, prada;
hlothian, pradari (f. Wachter u. lotter): oder we⸗
gen dem vielen Schleim m dem Schwed. yad Islaͤnd.
loda, fleben (f. Adelung, v. löthen). In England
und Hollaud heißt er quab, quabbe: vielleicht wegen
feinem breiten Froſchmaul, indem in Flachern, wie
Popowitſch fagt, Quabbe einen Froſch bedeutet. Friſch
aber glaubt, daß Quab, fa viel ſey, als Kab, Kob;
wegen feinem breites Kopf. Adelung bat mod etwas
"anderes. In den en wbli heißt er Tru⸗
fche , Treuſche (ſ. T ). Die Rutteunleber iſt
nicht nur zu eſſen vortrefflich gut; ſondern fann auch
wider bloͤde, oder mit Staar behaftete Augen ein heil⸗
ſames Oehl geben: welches herab tropfet, wenn ſelbe
in einem Glas oben angefpiffet, und au bie Sonne ges
ftellet wird.
rutichen, bey dem gemeinen Volke ruſchen, Engt.
rufh; andgleiten, auf einem abhängigen oder fchlüpfe
eigen Det dahin fahren. Brettel rutichen, begraben
werden. Go wie rüttels und rudern, von einem alte
Beitwort , welches mit dem fat. ruo, uͤberein kommt.
\
©,
Dieſer Buchſtab wird bey den ſchwaͤbiſchen Dich⸗
teen, und in verſchiedenen ſpuͤteren Schriften, manchen
anderen Buchſtaben vorgefeget: z3. DB. [wer , wa,
fwar, fwenne, wer, oder wer immer, wo, wohin,
wenn; ſwelcher Menſch x. Es ift fo viel, als fo
36 ——— —
wer, ſo wenn. Otfried ſchreibt II. 24. fo uuer fo
muas eigi, wer immer ein Mus, oder zu eſſen Bat:
II. ı9. fo uuer fofo iuih hazzo , wer immer euch Baf
'fet. Kero c. 2. fo uuas fo fater hiuuiskes, quidquid
paterfamilias &c. (2. Wenn ein anderer Mitlauter
darauf folget,, wird in einigen Munbarten, zur Erleiq⸗⸗
terung der Ausſprache, ein Vocal vorgeſetzet: wie 3
B. bey den Franzoſen ecarlat, Scharlach; etat, Staat,
eſclave, efc.lier, &c, In Spanien eſtar, efcrivir:
anftatt flare, fcribere. Wltheittifch bey dem Bogborn
yſgub, ein Schaub oder Schober von Heu, Getreide;
'ylgrin, Schrein, Kiſte; yfpardun, der Spore; yf-
per, der Speer. Ungariſch iskola, istallo, die She
le, dee Stat. . (3. der Laut Sch... ift bey altdent⸗
ſchen Schriftftelleen auf verfchiedene Weife ausgebrädet
"worden; un ‚fk, * Noch jegt ſchreibt man
tal.
franz. ch
Engl. fh; fifh, der Fiſch.
Windifh und Croatiſch, gleichfalls Th.
böhm. II. fs.
Pohln. fz.
Ungariſch ſ. wie z. B. fok, viel, fas, bee
Adler, die Feſtung Temesvar; in ber
Ausſprache ſchock, Schafch , Temeſchwar.
Das gewoͤhnliche ſ. hingegen wird bey den
Ungarn und Croaten durch z erfeget.
das Sachs; Schwert, Meſſer. ©. Ged.
die Sacriſtey; ein Nebengebäude in den Rirchen,
worin die Geräthfchaften zum Gottesdienft aufbewahret
werden, und die Prieſter fich anfleiden, Sacriftia, Sa-
crarium. Bey dem Horued c. 70. der Sagrer, in
' Niederfachfen die Gärbelammer,, Engl. veftiary.
fa-en, hinzu fagen, 3. B. diefe Farbe faget nicht
zu derfelben Hinzu; Hönig und Gauerfraut fagen nit
aufammen ; non fibi refpondent „ non confonant,
fie ftimmen wicht überein. Lauter ſigürliche Auwen⸗
dungen.
fagisen, in dee Gegend unfers Gebirges fegigen;
wiederholt einen Naut von fich geben, den ein fefter
Körper in einem. naffen und weichen macht: 3. B. die
Wieſe ift fo fumpfig , daß alles fagigt, wenn man gebt;
die Schuhe waren fo naß, daß ich allen gefagist habe.
Don fagen, in bee Mondfeeifchen Gloſſe legen, Hol⸗
‚landifch zeggen, überhaupt einen Laut von ſich geben.
Adelung führt die Redensart an: er fiel bin, das ſag⸗
te patich! er befam eins hinter die Ohren, Das jage
‚te Elapp. *
dee Saher; fo heiſſen die grünen Spitzchen ſo⸗
wohl des aufkeimenden Getreides, als auch des Graſes.
Man läßt z. B. den Saher auf den Feldern im Winter
von deu Schafen abfreflen; luxuriem fegetum tenera
depafeit in herba, Virg. I. georg. v. ı12. Da num
eben diefes bey Friſch und Adelung die Saate genennet
wird, lat. feges, fementis, herba fegetum, herba
frumentj; fo ift ohne Zweifel Saher von fahen, fäen,
und bedeutet das, was angefäet worden it. Wegen
Aehnlichkeit werben auch verfchiedene fpigige Gradarten
ſo genennet, 3. B. ſuͤſſer Saher, faurer Gaher ; die
- Dunde beiſſen zu ihrer Gefundheit den Saher der Gras:
murze ab. Gl. Monfee. p. 338. fahar, fator; p.320
faharah, papyrio, Schilf, Riedgeas. Gi. Florent.
carex, fahar. Das Getreide abiahern, den gar zu
geilen Saher mit der Sichel abfchneiden ; in Sachſen
das Getreide fchröpfenz an unferer Gränze von Mäß-
ven und Böhmen, dad Getreide ferben, abferben Cf-
tpe ).
ſahl; ſchmutzig, teüb, unrein, franz. fale. Bey
Milleram 1. ;. ſalo, ruſſig, ſchmutzig im Gefiht: und
‚in der fränfifchen Stoffe von Boxhorn kifalota, deco-
loravit. Es gehört, wie ſchon Wachter bemerfet hat,
58
zu fudeln, befubeln, goth. und angelf. fauljan , fvljan.
Hier wird es nur vom Wein gefagt, 5. B. der Wein
ift ſahl, nämlich teüb ; ein Sahlwein, welcher aus
dem Bodengleger , Bodenſatz, befteht.
die Sahne. ©. Obers.
faifern; geifeen, Speichel ober Suppe, Getränf,
aus dem Munde flieffen laſſen. Der Saiferling, Ge
fee, Seifer, altbeittifh fwyf, lat. faliva, Engl. ſla-
ver, Holdnd. zabber. Go wie faufen, fuppen , fe
fern es flieffen beißt, von dem Hebr. zuph, —
fub (litt. zajin), fluere, proßuesen &. Bester
faufen.
ſain; teäg, faumfelig. Friſch hat mehrere Bess
ſpiele davon gefammelt: als, fain daher geben; nicht
fain ſeyn, um etwas zu thun; Gott möchte nicht fainen
mit feiner Huͤlfe. Es ift auch bier noch bey dem Volle
gewoͤhnlich, fo wie das Zeitwort ſenzeln, träge, lans-
eilig und nicht recht aufrichtig daher reden. Das Ir⸗
laͤnd. ſeinn, fat. ſegnis, altbritt. ſegur, beißt gleich⸗
falls ſain, traͤge. Vielleicht fo viel, als ſiakend, Sie
fällig, faul; von dem alten Zeitwort ſigen, —
ſeigern, untergehen, Tinten, dahin fallen.
ſchreibt von der Kaiferin Eliſabeth, als Albert — Ge⸗
mahl getoͤdtet wurde, c. 803. hin ſayg das Bee
Meib. Oder, wie Frifch glaubt, als eincvkey Wort
mit ſaͤumig, faumfelig.
ber Salbling, oder Galmting , falmo falrelinus
Lin. Kigentlich ein kleiner Salm, oder ein den Sal⸗
men aͤhnlicher Fiſch, franz. ——— Es iſt ein
ſehr ſchmackhafter Fiſch, welcher in den Seen bed Ge⸗
birges angetroffen wird, und woran die Puukte au deu
Geten , Bauch und Bauchfloffen pomeramenfhrhie
find. Das Schwarzreuterl, ſalmo alpinus, if wit
ganz damit zu verweihfeln: es iſt viel rother, ſeltener
und koſtbarer.
der Sulm, falmo ſalar. G. Lachs.
die Salſe; Syrup, das Nob, nämlich ein aus
verfchiedenen Früchten dick eingefottener Gaft, welder
als ein Mittel dee Gefundheit aufbehalten wird, z. B.
Hohlerſalſe, Attichbeee--falfe , Zitzerlſalſe (and dem
Berberisberren). Für Hobler⸗ oder Doblunderfalfe,
Haben einige auch Holderfelz, Holdergfels geſchrieben.
Das Ital. falla, franz. fauce, bedeutet nicht einen fol-
den Syrup, fondern eine Brühe zum Eintunfen. In⸗
deſſen ift in beyden VBedentungen Doch einerley Grund.
Dem da fowohl eine Salſe, als eine Gofle, aus ver
fchiedenen ſaͤuerlichen Beeren, Keäuteen und Früchten
zubereitet, und zur lezteren auch noch Salz, Eflig ober
ein genommen wird; fo. macht in beyden Hallen das
fauere oder falzige den Hauptbegriff aus. Gi. Mon-
fee. p. 346. gifozaz, conditum (an comedi poterit
infulfum , quod non eft fale conditum? Job. VI.).
. 398. gifalzani, gifuozto, condimentum, Altbrit⸗
tifch bey dem Borhorn faws, condimentum, intinetus.
Ungarif fozni (ſchosai), falzen, einfalzen. Tür Gal-
fe , wied bier bey dem Volke Soiſſen, Sioffen yelast:
entweder von dem obigen fozen, fuozen, etwas fauer
und ſchmackhaft machen, oder allenfalls als etwas ein-
gefottened , von fieden, ben dem Pöbel fivden. Tu
Holland iſt zout, Salz; Hingegen faus, Englifh und
feam. Tauce, eine Soſſe, welche Wörter zu naͤchſt von
Dem ausgeführten Celtiſchen faws bee zu kommen ſchei⸗
am.
er Salver; fonft die Gelbey, falvia officinalis
ſcheinlich von dem lat. falvare , falvum
praeftare: denn wie viel die Alten darauf gehalten ha⸗
den ‚ famı man abnebmen aus jenem Werd, cur jacet
in.leeto, oui crefcit falvia in-horto? Die Marien
Münze, tanacetum balfamita , in, wird Biee Frauen.
falver genenmet.
60 —— —
das Salbett; Tellertuch, Ital. ſalvietta, ver⸗
muthlich weil es die Kleider bey dem Eſſen vor Schmut
bewahret, von ſalvare (ſalvamentum, ſalva guardia,
Schnutz, Schirm). Franz. la ſerviette, von ſervire:
entweder, wie Friſch ſagt, weil die Bedienten derglei⸗
den Luͤcher an ſich oder in den Händen haben; ober
nad) Adelung, weil die Servietten ehedem den ſpeiſen⸗
den, fo oft fie ihrer bedurften, von den Bebienten ge
eeichet wurden. Engl, napkin, Iat. mappa, mappu-
la. Bey den Römern pflesten die Gäfte ihr Tellertuch
ſelbſt mitzubringen, manches mal auch dabey fremde zu
fteblen. Martial. lib. XII. epig. 26.
Hermogenes tantus mapparum, Pontice,
fur eft,
quantus nummorum vix puto, Mafla
fuit.
Tu licet obferves dextram, teneasque Äi-
. nifiram,
inveniet, mappam qua ratione trahat.
Ad coenam Hermogenes mappam non at-
tulit unquam,
a coena femper rotulit Hermogenes.
j bad Sammethuhn, Rallus aquaticus, ©. Wafs
ſerhenndel.
| die Sammet— Nelke; eine fchöne gelbliche Blu⸗
me, fo fein wie Sammet, tagetes patula, kin. Ie
Deftere. wird fie türfifches Nagel, in Franken Todten⸗
blume genennet ; fonft auch Tunisblume, fios afıı
weil fie unter Kaifer Karl V. aus Tunis nad
gebracht worden ift.
fanct; ein aus dem lateiniſchen eutlehuter Eb⸗
ventitel eines Heiligen. Das gemeine Volk feget bis⸗
weilen noch dad. deutfche hinzu, 3. B. der heilig ſauct
Florian, ꝛe. In einem berühmten Volkelied heißt eb:
aft euefen wir ünfern Paberon (Patron)
den heiligu ſanckt Petruſen an.
* En 61
Schilter hat in feinem Gloſſar. v. Handzaichen,
einen GStiftbrief von Karlmann König in Baiern anges
führet, wo es unter andern aus dem Aventin heißt:
haben geben zu dem heiligen fant Maximilian, ꝛc.
Und Tom. Il. aus dem Goldaft eine alte Glanbendfog>
mel, in welcher der hailig Engil fant Gabrihel vor
fommt. In den tabulis Clauftironeob. apud Hieron.
Pez, Tom. 1. kommt es fehr oft vor: 3. B. Heinrich
Jochſamergott, des heiligen fant Lewpolden ander
Gun; der heilig fant Colman gemartert zu Stos
derau, der heilig fant Sigmund Kunig in Burs
gundi. Diefes fant, fanct, wurde nun als ein ſchon
einmal angenommsner Titel betrachtet, ohne auf deſſen
wörtliche Bedeutung mehr Rüdfiht zu nehmen : wie
bey den Griechen und Römern „welche den Titel papa
et pater der. nämlichen Perfon beyzulegen pflesten, 3.
B. Domino beatifsimo et honorabili Sancto Patri
Liberio Papæ, Athanaſius et Aegyptiorum epifcopi.
Juſtiniau, bevor er noch Kaifer war: Apoftolico do-
mino patri papæ Hormisd&, Juftiinianus vir clariſ-
fimus. Dergleihen Beyfpiele fommen in den Samm⸗
Jungen der Concilien dfter vor: obwohl die Bedeutun⸗
geu von pater et papa nicht weiter, ald fanct und hei-
ig, von einander abftehen (ſ. Pfaff). In Italien
wird der Vorfteher eines Klofterd gewöhnlich : ater ab-
bas genennet: wo eines fo viel, als das andere heißt,
nur dag legteres Wort als rin bloifee Ehrentitel anges
fehen wird.
das Sandlauferl, tringa hypoleucos. ©.
Griedhenndel.
das Sönglein, cyrrinus arhya. ©. Zankerl.
das Eäppel; in unferen Gegenden eine Dade ob-
ne Schneide, aber mit einem feften frummen Gpis,
womit die Holzarbeiter und Holzführer in ein Bloch ein-
"Bauen, um felbes nach Gefallen zu lenken, und auf dies
fe oder jene Geite zu ziehen. Ueberhaupt ift Die Sappe,
or
franz. la fape, Ital. zappa, eine Haue, und gewöße
Kich eine Haue, um in der Erde zu graben. Daher
tal. un zappaterra, ein Hauer, Ackersmauu; zap
. patore, ein Schanzgräber,, franz. un fapeur. Engl.
to fap, untergeaben, unterminiren.
dee Sarbachbaum; Pappelbaum (f. Alter).
die Sardelle; Hier ein Nahmen der Anſchove,
clupea encraßculus, Lin. In anderen Drten iſt d
die Alfe, Elfe, Mayſiſch, clupea alofa. Der No
men Gardelle oder Gardine fommt her von der Zufd |
- Sardinien, wo fie vorzäglich gefangen, eingefalzen und |
verſchicket werden. |
die Saturey, oder Zaderey, fatureja hartenks, |
Lin, Ein gewürzhaftes Kraut mit ausgebreiteten Zwei |
gen, und blafviofetten Blumen, welches den Magen
wärmer und ftärket, die zähe Feuchtigkeit abführet, we
ber Verftopfung der Mutter , uud zur Beförderung de
monathlichen Reinigung dienet, äufferlih aber die Ge
ſchwulſten zeetheilet. Ben dem Plinind wird es cunila
fativa, am Ende der Mondfeeifchen Gloſſe quenula,
nämlich Frauenfraut; bey dem Tabernämontau Kunel,
und weil es bey jungen Hühnern, die man braten wil,
unter die Fülle gehadet wird, Huͤhnerfuͤll genenret.
Ta der Flora Franeica Sadaney, Saturon, Sa—
terman, Sengerkraut; bey anderen endlich Garter
Hopp , Zwiebel⸗Iſopp.
Das lat. fatureja, fatnregia, kann her geleitet
werden, in Anfehung der Mutterbefhwärung , oder et
ner Aufferlihen Gefhwulft, von dem griech. carru,
onero, confiippo; Hebr. fathım, obfiruxit; gleid
ſam Drückkraut, Preßkraut (f. diefed Wort). Go wie
das Wort Sengerfraut, von bem altbritt. fang, pref-
fura; fengi, comprimere, farcire. Uebrigens ift Sa-
tırum eine Stadt in Calabrien: Saturnusaber eim vor
Jupiter feinem Sohn, entflohener König in Italien ,
deifen Nahmen einige her leiten von dem Hebr. fathar,
pe '
— 1. 238. Wabrſcheinlicher aber iſt es fo viel, als ſator,
— — 63
abfcondit fe, Virg. Aeneid. VIII. 320. Ovid. faſtor.
. deus fationis præſes. ©, Wadter, h. v.
fügig ; ein Poͤbelwort, für ftügig. Von fegen,
p bey Ulphilas und Kero ſatjan, fazon, Pohln. fadzic:
—J
y'
y
L
wovon auch Say, GSasung, hier bey dem Volke das
Geſatzt, Gefes. Es zeigt alfo einen Menfchen an, der
ſich feget,, widerfeget: gleichwie ftätifch ein Pferd, das
ftehen bleibt, und nicht weiter gehen will, in fernerer
Bedentung einen widerfpenftigen Menfchen (ſ. reits
ſtetiſch).
dos Saublüemel, leontodon taraxacon, in,
weil es die Schweine gern effen. S. Roͤhrlkraut.
die Saͤuer⸗ oder fauere Suppe ; gewöhnliche Mors
geufuppe des Landvolkes, weiche aus fauerer Milch (Gel
böru), Mehl und Eifig zubereitet wird, und woran man
fih fo wenig, als andere bey dem Riudfleifch , abzueflen
pRegt. Um Wien wird fie Stoßfuppe geneunet. Die
Schottſuppe in unferen Bergen, wird auf eine andere
Weiſe zugerichtet. |
faueräfligz von einem unangenehm faueren Ge:
ſchmack, z. 8. faueraffiges Obſt. Figuͤrlich, faneraffig
ausſehen; unfreundlich, mürriſch. In der Windiſchen
Sprache fourashen feindſelig. So auch eine ſchauer⸗
aſſige Gegend, welche bfter vom Schauer verwäftet
wird. Dieſes aſſig ſcheint einerley Grund zu haben mit
der gewöhnlichen Endſhylbe —icht, acht, achtig: fo wie
mit dem griechifchen Zeitwörtern in ao, 1.
faumen ; etwas durch ein Laſtthier fort tragen
laſſen, 3. B. Oehl, Wein, Reis, Noftnen. Daher ein
Dehlfaumer, welcher Dehl zum Verfauf herum füh-
set: dad Saumroß, Saumthier, ein Pferd oder Eſel,
welcher hiezu gebranchet wird; der Saumfattel, worauf
man die Laft biudet.
Ital. foma, franz. la ſome, angelf. feam, Laft,
Bürde. Bep dem Matthäus Paris [ummagium eine
N
64 GEEEREEEPN GEN GE ZU» une
ſolche Laſt, und Summarius ein Laftthier. Ungarifch
ſzamar, ein Eſel. Es iſt ein altes Celtiſches Wort,
weiches noch an der Armoriſchen Küfte gehoͤret wird,
denn dort ıft, wie Wachter und Adelung anmerken ,
fam eine Laft, unb famma nieder brüden. Gebr. fa-
mach, incubuit, impofuit.
die Scabioſe, oder das Apoftemkraut, fcabiofa
arvenfis, fin. Ein berühmte Wund⸗ und Lungen
fraut, mit tief eingefchnittenen Blättern, einen ſchmah⸗
fen Tangen Stengel, und einer gefräufelten Blume von
röthlicher oder blanlichtee Farbe. In der Gegend ns
feres Gebirges wird felbe das Fotzmaul, die Fotzmaͤn⸗
fer, genennet (ſ. 506).
dee Schab; fonft eine Motte, tinea. Es find
graue Nachtfaltern, welche Tücher und Pelzwerke zer
freſſen, und dieſelben abfchaben, nämlich von Haaren
entblöffen. Es kommen davon bey Rinne mehrere Ar⸗
ten vor, als phalæna veftianella, pellionella, fafci-
tella. Auch ein laͤnglichtes filberfarbes Inſeet, Tepif-
ma faccharinum, wird bey dem Volke unter Die Scha⸗
bem gezähfet. Das Liht— Eulchen, phalæna lucerna,
ift unter dem Nahmen Zauberin befannt. ©. übrigens
auch Maude. -
die Schabracke; Satteldecke, Croatiſch czaprag,
Ungariſch tzafrang. Im Lateiniſchen phaleræ, inſtra-
tum. Engl. houfing, eine Schabracke, hingegen fca-
wrack , ein Corallenmoos. Als ein deutſches Wort,
könnte man ed her leiten von Schapper, ein rauches
Fell, oder überhaupt eine Dede (f. Schapper): und res
den, goth. rakjan , ausbreiten. Wahrſcheinlicher aber
ift e8 ein fremdes Wort, welches, wie Wachter glaubt.
von den Türken, bey denen es cia: rack heißt, entwes
der durch die Kreuzzüge, oder durch die vormaliges
Kriege in Ungarn, nad Europa gefommen ift.
der Schacher, Holzſchacher; eine mit Gel; bes
wachfene Gegend, ein Wald. Kleine Haine a Wiefen
: un
65
Auen heiffen Schächer!, Holsichücherl. In Sachſen
fpricht man, wie Adelung bezeuget , der Schacht: 5.8.
das ift ein fchöner Schacht Holz. In dem böhmifchen
Wald wird nur eine gewiſſe Gtrecke oder Abtheilung,
weiche den Leuten jährlich zur Benntzung angewieſen
wird, ein Schadher genennet, 3. B. heuer haben wir eis’
nen fchönen Shader darin. Shah, Shadt, heißt
überhanpt ein in die Ränge und Breite ‚gebehnter Ge⸗
genſtand, ein Viereck, Ital. ſcacco.
der Schaͤckſel; ein Menſch, der andere dur naͤr⸗
riſche Einfaͤlle zu beluſtigen Fi oder fih foppen laͤßt,
ein Poffenreiffer. Von ſchaͤ dern, muthwillig fcherzen.
In Keain ift [hakati, fpringen. Hebr. ſehachak (ie
der Wusfpracdhe fachak ) lufit, rifit.
das Schafbömerl. ©. Pemerl.
die Schafgarbe, achillea millefolium ; iſt hier
unter aßerien Rahmen bekannt: als Bauchwehlcant,
Faſankraut, Herrgott · Ruckenkraut, Mauslaiterl (G.
dieſe Wörter).
der Schaf—tälbling agaricus virefcens, Lin.
er Das Ghafenterf, boletus bovinus ; ©,
l
der Schaiden, oder Schaibfifh; Engl. ſheat —
ffh, fonft die Scheide, der Wels oder Wallerſiſch
filurus glani., Lin. Ein geoffer umd fetter Fiſch, mit
einer blauen fchleimigen Haut, die ater am Bauche
bisweilen ganz geib ift; einer einzigen Ruͤckenfloſſe, und
ſechs Bartfüden: welcher in der Donau und anderen
groſſen Fluͤſſen oft 2 bis 3 Zentner fhwär wird. Au
Wien kann man deren viele haben: fie find faft wie der-
Saufen , dabey aber ungemein fett ,. und daher auch nicht
allen angenehm.
den Nahmen haben diefe Fiſche van ſchalden, feheiz
den, weg ziehen: weil fie vom Meer in bie Flaͤſſe, und
von diefen wieder zurüc schen. So wie Wels, Wallers
Rich, von wallen, warden. Das griechiſche Wort
Dritter 7deil. €
+
I ch,
® Ss
a, ,
a ⸗
66 nr —
filurus wird her geleitet, wegen des ftarfen Bewegung
des Schwanzes, von csıu, moveo, upx, cauda.
die Schaiten (eine Scheite); ſo heiſſen kleine
unförmfiche Theile, weiche durch ſchneiden, fügen oder
hauen, von dem Dolze weg fallen. Daher Hobelſchai⸗
ten, Sagſchaiten, Zimmerfchaiten: in Sachſen Hobel
fpäne, Saͤgeſpaͤne, ꝛe. Gröffere Gtüde des geklobenen
olzed., welche .zum Brennen nder Einheigen gebrau⸗
chet werden, heiſſen das Scheit, in plur. die Scheiter.
JAu beyden Fällen von scheiden, fpalten, treumen,, goth.
[kaid ,. angelf. fceadan, Islaͤnd. Ikida: wovon mehr
bey Wachter zu fehen.
. die Schale, bey den Fleifchern ein Stück Fleiſch,
welches einen gewiffen anderen Theil dedfet oder umgibt,
3. B. Auterſchale, Huftfchale, Schwaifſchale. Go wie
Hirufchale, Eyerſchale, ꝛe. vonfchalen, Schwed. fkyla,
bededen. Das Schalerl—Traut. ©. Scheltxaut.
der Schalk; 1). bey dem Pöbeleine Jade, Joppe
dee Mannsperfonen, welche bid an bie Hüfte reichet.
Ein ähnliches Kleidungsftäk bey dem weiblichen Ges
ſchlecht, welches kleiner und gefchmeidiger ift, beißt das
chälfel. Schale, Schalig, Schalich, zeigt überhaupt
eine Bebedung an. Isländ. ſkiul, eine Dede, griech.
oxuAos bie Haut. Goth. fkalja, Holländ. fchalje,
Dachziegel, Schieferſteia. Eine Wand oder ein Ufer,
berfchalen, mit Brettern decken. Ferner Dirnfchale,
Meſſerſchale, Baumſchalle (Rinde). Engl, ſealo, Ital
ſcaglia, die Schuppe. an den Fiſchen.
2). der Schalk, ein Diener, Knecht. Goth.fkalks,
fervus; fkalkinon, Servire. Gimeon ber alte Die
ner Gottes, ther alto fealc Druhtines, Otfrid.-l. 15.
nahm das göttliche Kind ꝛe. Daher auch gatescalcus,
fervus Dei. Für Marſchall, Bat man Marihall,
Marfchatlich gefchrieben. In dem Alemannifchen Geſetz
Tit. 79. marifcaleus, qui fuper XIl. eaballos ef. Je
land und au der Urmorifchen Küfte ift mar, mark,
ini der 6;
überhaupt ein Pferd: wovon nach jest Marftull, ein
Pferdſtall: und bey den Sranzofen marechal ein Huf:
ſchmid, weicher für die Pferde forget.
. Vieleicht wie das vorige, vor fchalen, fchilen,
umgeben, bededen. Denn hievon ift auch der Schild?
and dus alte Zeitw. ſchilden, angelf. fcyldan, feeoldan,
ſchirmen, befhügen. Auf gleihe Weife war bey deu
alten Galllern Ambacht: ein Diener, welcher feinen
Herren begleiten, und Ihm an deu Seite ſeyn mußte,
qui eſt circa deminum ſuum (©. Amtmann). Wach⸗
tee aber leitet ed Der von fcolan, ſollen, müſſen; bey
Otfried und Kero ih fcal, ih muß, bin verbunden etz
was zu thun. Feiſch erinnert an das Ungar. [zolga,
Robin. und Croatiſch Tluga, fzluga, ein Diener, Wins
diſch Alufhiti, böhm. Llauziti (ſonſhiti) dienen. Das
iſt aber nicht ſehr wahrfcheinfich: uud wech weniger die
Abkunft von Sclave, fclavus, indeim dieſes Wort ei!
ned fpätern Urſprunges ift, nämlich als die Slaviſchen
Volker unterjochet und zerftreuet worden find. Adelung
endlich glaubt von fchalen, fchalten und walten: wo⸗
won fich aber leichter ein Herr, #18 ein Diener, heraus
bringen lieſſe. Hebr. fchalat dominatus fait. Bey
dem Friſch ift eine Schalte, kat. und griech. fcalmus;
das Ruder. Ein Schiff fehalten, es lenken, mit dem⸗
ſelben in die Ser ſtechen, in weiterer Bedeutung übers
haupt regieren, ad cla vum ſedere, Dieſes ſchalen,
oder ſchalten, lommt überein mit dem griech anaANeny
graben, ſpalten, zertheilen, zerſchellen (S. Schiel):
weil die Wellen durch das Ruder zertheilet and hinweg
getrieben werden. Einen Tag im Jahre einfchalten,
in die Spalte oder Lücke einen anderem hitein fegen
ein Schalttönia, Schaltpfarrer, Vıte—rex, vice—
parochus (©. ſchricken). |
3). Schalk, ein liſtiger Menſch, ſchlauer Bes
trüger. Wachters Ableitung von dem vorigen Schalk,
ein Sucht, fo fern ſolche oft betruͤgliche a waren,
f a °
6 — TREE,
hat Adelung mit Recht augeftritten: indem dieſes Wort
immer auch don königlichen Beamten gebraudet worden
iſt. MWahrfcheinlich alfo ift e8 eines Stammes mit dem
griech. oxadsos, oxzıos, fuifter, levus, tortuolus;
im deutſchen fchel, fchelch, Schweb. Skaelg: wohin auch
das lat. fcelus, imgleichen Schelm, ſchelmiſch, zu
gehören ſcheint. Mit vorgefegtem.Zifchlant koͤnnte es
aud) von dem Eeltifchen oder altbrittifchen call, pru-
dens; callder, called, prudentia, afutia, ber
geleitet werben, lat. callidus, calliditas.
fchalten N) ©. Schalk. 2.
das Schalu —fenſter; franz. la jalouſie, fene-
tre à jaloufie; Ital. geloſa; von ſchel fehen, ſchel⸗
füchtig. Die Franzoſen nennen es auch fenetre perli-
enne, ein Perſiſches Fenſter. Im übrigen wäre Hebr.
ehallon, das Fenſter.
der Schämper, oder das Schämperl; ein kurzes
Kleid mit Aermeln, deſſen ſich ſowohl Juͤnglinge und
Männer unter dem Landvolk bedienen, als auch gemei⸗
ne Bürger, wenn fie den Rock ablegen; in anderen Or⸗
ten das Wamms. Ein Schalk bey den Männern iſt
gewöhnlich von einem groben.oder doch ſchwarzen Tuch;
wird auch Joppe, und in manchen Gegenden Hemet ges
uennet. Der Schamper hingegen von Flanell oder ges
färbten Tuch, und einer etwas mehr gefünftelten Forme.
Es zeigt ein kurzes, abgeſtutztes Kleid an. Bey
den Kero c. 10. fkemmi nahto, brevitas noctium:
c. 11. fkemman, abfärgen z. B. etwas von dem Got:
tesdienſt. Schwed. (kam, kurz fkämma, abkürzen,
ftugen. tal. fcampolo, ein Gtüd vom überigen
Tuch, der Neft: und ſcemare, verringern, vermindern.
Daher auch ein Iuftiger Schämperl, in einem gewiffen
Lied, ein Iuftiger kleiner Menſch: fo wie die kurzen
Nippen an einem gefchlachtesen Rinde, hier Schiem⸗
tippen heiffen.
die Schaniers beſſer Scharnier, fram. 1a char
niere; ein Gewinde, wodurch etwas auf und zu geht,
3.8. an einer Schuhſchnalle, Tabakdoſe, ein Thüren-
gel. Figuͤrlich heit es, aus: der Schanier Fommen,
and der gehörigen Faffung , feinen Muth verlichren.
7 fchapelnz unbefonneneilen, dahin ſchieſſen, z. B.
Die Kinder find unter einander geſchapelt, als der Das
ter fan; der Hafe fihapelt auf, wenn er den Jäger
merkt; fort ſchapeln, fort eifen; Geld oder Kleider zu⸗
fonımen ſchapeln, in der Eile zufammen raffen. Ital.
feappare, franz. echaper, davon laufen, entwiſchen.
Sebr. chaphas, feftinavit (litt. cheth).
"der Schapelfalat; welder aus den erften Blaͤt⸗
tern oder Pflanzen zubereitet, und auch Schnittſalat,
Gtech- oder Gtichfalat genennet wird. Don kappen,
fhapen, Ital. Scapezzare, im mittleren Lateine capel-
lare, fcapellare, abfchneiden, abfanen, (S. Kapp).
der Schapfen; fonft Schepper, Schöpfer, ein
Merkzeug um Waller zu fhöpfen, indgemein ein hoͤl⸗
zernes Kübel an einer langen Stange. Vermuthlich ift
für (höpfen einft ſchappen, ſchapfen gefprochen worden:
welches auch wirklich in dem Hebr. fchaab, fchaaph,
haufit, angetroffen wird, allwo das erfte Waſſer fchd-
pfen, und das zweyte Luft fchöpfen heißt.
der Schapper oder Schepper; ein altes Wort
von mehreren Bedeutungen, und zwar ı) ein Schaffell.
Notker Pf. 71. fcapar, eine; defcendit ſicut pluvia
in vellus: alfo der regen an den fcapare. In dem
Gloſſar. von Hieron. Bez ift Schapper, Schäper,
gleichfalls ein rauches Fell. Die Worte der Vulgata,
Judic. VI. Dixit Gedeon ad Deum, fi falvum facis
per manum meam Israel, ponam hoc vellus lanæ
in area, lauten in einer alten Ueberſetzung, ich leg
Diefen Schepper der Wolle, d. i. Diefes wollichte Fell.
Scherz, welcher viele mertwärdige Stellen hier
sefammelt hat, Keitet diefes Wort Ber von Schaf, an⸗
19 TEEN EEE eg
self. fceap, Engl. fheep: und glaubt ferner, daß
Schepper, unter anderen auch einen Widder bebeutet
haben möchte. Allein der guldin Schepper und fw
WMolle in der Gefchichte des Jaſon in Colchis, ift wahe⸗
fheinlich nicht der Widder felbft , fondern nur das Vlies,
namlich da& Fell mit der goldenen Wolle: welches allein
dort aufgebangen wurde. Es heißt alſo eine Dede:
and fol meiner Meinung nach bey geleitet werben nicht
von Schaf, ſoudern von der nämfichen Quelle, wie die
folgenden.
2). Eine Dede, ein Mantel für Männer und Frauen,
Pietorius hat Schappert, capitium, fo die Weiber
tragen im Megen: weiches einen Schirmhut Reiſehut,
Schaubhut bedeuten kann, nämlich einen Hut mit brei⸗
tem Rande, franz. une capeline, lat. petaſus. Oder,
wie Scherz glaubt, einen Regenmantel, vorzüglich ein
Ignges Kleid mit einer Kahutze, un capuchon, is
ähnliches Wort ift übrigens das franz. le chaperon,
eine Weiberhaube, oder auch. Doctors Müse. Horuedl
erzählt, c. 163. daß, als Dtocar Koͤnig von Böhmen,
in der Schlacht verwundet, und aller feiner Kleider bes
raubt worden war; Herr von Berchtold von feinem ei⸗
genen Garczawn (garcon, Edelknecht, Reitknecht)
einen Schapperawn nahm, um ben ſterbenden König
zu bedecken; wahrfcheinlich einen Neifemantel. Endlich
ift bey dem Pietorius Schapperle, in Schmahen ein
Schepper (©. Wadhter, v. Schopf) ein Göllerlein,
Geifertuch , welches den Kindern vorgehangen wird, um
die Kleider vor Schmus zu bewahren.
Ale diefe Wörter Haben einerley Urſprung mil
Kappe, eine Dede; von dem Celtifchen capelan, ca-
peran, decken; Hebr. chapha, texit, opernit (©.
Caplan). Griech. oxeru, tego, velo,. operio. Bey
dem Verelins ift Kanpa, rallium. franz. la chare,
ein weites Sangee Mantel: und in Italien, wie Terra
tind anmerft, cappa ein Mantel, dedgleichen das Frauen⸗
u 71
zimmer in Venedig zu tragen pflegt. Im Deutſchen
eine Chorfappe, ein Maͤntelchen von Pelz; oder Her⸗
melin für Die Chorherren; eine Meiterfappe, Neitrod‘;
Regenkappe, Negenmantel. Mehr hievon bey Wach⸗
ter und-bü Fresne. Ä
3). Hut, Kranz, Nofenfranz. Gleichfalls wie das
vorige, von kappen, decken. Altbrittiſch bey dem Bop-
horn cap, cappan, pileus. Ital. und fram. carelld,
chapeau, ein Hut. In den vom Scherz; angeführten
Stellen Schappel-, ein Hut: und Hug der Schäpe
ler, Augo Capetüs: Im Schhwarjwald Heißt ein Hut
noch jetzt Tſchaͤppelie und auch in Oeſterr. wird ein
alter Hut, oder eine alte Haube oft Schapperl,
Scheppern genennet. Weil ein Kranz gleichfalls das
Haupt decket und umgibt, fo iſt franz. chapeau de
feur, ein Blumenkranz; bey Friſch und Scherz Scha⸗
pel, Schappelin. Ein Schappel, ſagtKaiſersberg,
iſt bald gemacht, wenn man die Blumen beyſammen
hat. Ferner der Rofenkranz, als eine gewiſſe Urt zus
bethen, cordna precatotia, rofarıium; den NRofenfranz
bethen, Ital. dire la corona, ftanz. dire le chapelet,
im Sadfenfpiegel Tzapel, Tfchappel.
4). In Klöftern war Schepper, Schepler,
Schappron, Scepperon, ein Scapufier der Mon⸗
de und Nonnen, welches über Die Schultern zu beyden
Geiten herab hieng, ſcapulare, veftis fcapularis, ar-
miclaufa. Das lat. fcapus, ſcapula, wird indgemein
ber geleitet von dem griech. oxyrrw, innitor, incumbo:
weil, gleichwie der Schaft das ihm bengefügte befeftiget,
und anfeecht erhaltet, alfo auch die Schultern jene feften
Theile find, worauf man eine Laft Bin legen, und tra⸗
gen kaun.
die Schär, Schere, forfex. Windiſch und Ervat.
fkarje. Islaͤnd. eg fker, ich fehere, ſchneide: eg llar,
th ſchuutt. Engl to Thare, zertheilen. Ohue Ziſch⸗
; 7% rn a te
‚Sant Hebr..kara ‚»fcidit, laceravit. Verwandte Woͤr⸗
ter find dee Scher, Schermaus, Scherz ıc.
der Schärnener , oder Shärhebig, bey den Kra⸗
‚mer gother Milon; fonit Scherſchwanz, Weihe, Häß-
ncegeger, falco milvus, fin. Ein rothbrauner, fer
ger. und gexn in der Luft ſchwebender Geyer, welcher
junge Huͤpner oder Gänfe, -und, Heine. Vögel vanbet,
aber fih ‚auch zugleich von anderen, obwohl Fleineren
Vögeln , verfolgen füßt. Er hat gelbe Waffen, ſtellet
im Winter den Fiſchen nach, und wird daher auch oft
‚in eiſernen Fallen gefangen, .: Erſteren Nabmen Bat er,
weil der Schweif, pie eine Schäre getheilet ift, cauda
forficata. , |
die Scharihari ‚Hofens lana, and weipränglid
Per ſiſche Oberhofen, welche aͤben das gepöhnliche Bein⸗
Heid. angezogen werden, Perſiſch ighalwar Chald. far-
bal, „vr. fat, „faraballa, Arabiſch farawil. In fpäteren
Beiten trugen die: Perſer 3 Par Hoſen über einander,
ie Strabo davon bezeugot Mih. 49. pringines anaxy-
zidem triplam habent. Bey den Griechen wurden die
fe Oberhofen avafugiöss genenuet, . Joh. Jahn, bibli⸗
The Archaͤologie, ater Band, $. 244. Etwas anders
sit dad franz. charivari , färm beteunfener Leute, oder
hen der Dochgeit eines Wittwers. G. Musstori anti-
auit. Ital, T. IH. p. 338,
x Schirnftein; ein- herrſchaͤftliches Soalos, dem
Stift Rremönünter angehürig. Das jegige Schlo hat
Diefen Rahmen von dep Truͤmmern eines alten, welches
zwifchen den Felſen gebaugt war: von ſcheren, theiles;
weil das Gebirg dort getheilet iſt, und ein ſehr enger
Weg mitten Dusch geht (5, € där), |
der Scharwachter; ein Rahmen ber Nolizey Gel
daten in. den Städten, fe fern ſelbe in Haufen oder
ſcharweiſe ihre Dienfte versichteten: im Gegenſatz der
inzelnen Schildwachen. Dies wich aus ber jegige nad
13
‚ein alter Siharwachter genennet, weiches im ainer als
väterifchen Kleidung daher get. :
frhagen; bey dem Volle, Geld Töfen aus —
Sache, z. B. du wirft nicht viel ſchätzen aus Deinen
Saͤnſen; ich habe lange Zeit feine Schägung gehabt, d. i.
‚hatte nichts zu verfanfen; der Krämer hat viel Geld ges
Schäget aus feinen Waren. gl. Monfee: p. 363. ſcazon,
Jucrum facere (qui dieitis, mercabimur et hıcrum
faciemus, ep. S. Jao b. IV 13. f[cazomes).
Heißt, ſich einen Schatz euwerben: welches Wort, wie
ſchon Wachter bemerket hat, in der werteſten Bedeutung,
Habe oder Beſitz bedeutet. Griech. axsIew', Perfifch
chazan, habere, poffideres So iſt in der naͤmlichen
Stoffe die Eht, ſubſtantia, poſſesſio; griech. axew,
habere;, p. 351: eht gigahotiu, fubftantia feltinata,
ein gaͤh gefammelter Reichthum, "ven gahon, eilen;
gigahot , übereilt. ,
bee Schaub Gteoß; eine ausgebroſchene Garbe.
Eine Garbe nennet man, fo viel auf ein mal von Korn
oder Meissen abgefchniften‘, und in den Arm genommen
wird; von garben, Farben, fchneiden (S. Garbe).
Wenn die ganzen, und moch aufanımen gebundenen Gar:
ben , zu ext uͤberpoſſet, der halb gebrofchen worden
find; nennet man ed in hieföger Gegend einen Schaub:
und wenn felbe endlich aufgelüfet, ganz audsgedroſchen,
und dann -auf Dad ment wieder zuſammen gebunden wer⸗
den, einen Schwaben.
Angelſ. fceaf, Engl. fheaf, Hollaͤud. fchoof, el:
ne Sarbe. Unſer Schaub ift einerley Wort, ebwoht
nur eine überdeofchene Garbe. Wachter hat angemerkt;
daß im mittleren Lateine cavus, Engl. gavel, fuanz.
javella, (Schapell) von gleicher Bedentung ift: und
eigentlich fo vie) anzeigt, als man in die hohle Hand,
oder ın den hoblen Yen nehmen kam, manipulus.
Wahrſcheinlich affe voncavus., hohl, altbrittiſch cafnu,
sushöhlen CS. Gaufe). Bey dem bi Fresne ſcof,
.
74
manipulus, gerba. Oder von ſchaben ſchapen, ab:
ſchneiden (S. Schapelſalat): welche Bedeutung per
das Wort Garbe Hat. Hochberg hat in feinem adeli⸗
en Landleben ein Schab Stroh, für Schaub.
die Schaube; bey dem Landvolk ein kurzer Weis
berküttel, mit unzähligen, enge zuſammen gebrängten
alten: welche Mode aber felten mehr gefehen wird.
Ital. giubba, ein Weiberrock: und in jenen Gteiken,
welche Srifch angeführet hat, fchuba, habitus Perf-
cus,. ein lauger Mautel der Könige; eine Doctor —
ſchaube, Mantel von ſelben, und Nahtfhanbe, ein
Schlafrock. Bon ſchapyen, griech. cxexrea, decken,
bedecken (G. — 2.).
der Scheck. G. geſcheckt.
das Schef; Eqhiff, z. B. — Schef⸗
maiſter. Bey Latian und Notker ſhef, ſkeff, Gchwed.
fkepp, goth. und angelſ. fkip, fcyp, ein Scif. gt.
Monfee. p. 367, vlozfceph, fcapha; fceffeherin,
rauclero; p.411. fcefman; p. 419. fcefdiuba, &ee
ränber. Gl. Rhab. apud Eckhart p. 0961. fcefsauß,
naufragus. Celtiſch an der Armerifhen Käfte ſcaff,
srieh. und lat. Icapha, ein Kahn, Schiff, von sxar.
Te, aushoͤhlen. Die erften Schiffe der dentſchen Küs
ſtenbewohner, und zugleich Gerräuber, waren aubge⸗
hõhlte Bäume. Plinius lib. 16. c. 40.
die Scheibe Haar; in einigen Gegenden nuſeres
Landes, 3 Th. ungebächelter ‚ md zuſammen gerofiter
Baar. Es kann aber auch ein gehächelten ausgedungen
werden, wie is einem MS. fec. XIH. duodecim eitan
puri lini, quod in vulgari dicitur, zwelf fcheibes
harwes. Wegen der runden Forme; &. bie folgenden.
das Scheibelfraut, Haſelwurz, afarım euror
pzum, tin Ein Kraut mit runden, ‚fheibeufüguen
gen Blättern, welches eine ſtark difnende und —
de Kraft Hat, und. bisweilen auch wilde Narde, in ben
Kipen aber don Galjbueg Hafel— Mimach geaeumet
NEN mean 75
wirb, weil fle einzeln, oder in einſamen Orten wachſet
(GS. galt, und Kothmüuch). Die erſte Sylbe Haſel —
ſcheint von den griech. und lat. aſarum zu ſeyn, wie
ſchon Friſch augemerket hat.
ſcheiben; kugelfoͤrmig fort bewegen, Aber die Achſe
draͤhen; ich habe »eichiben., der Schib. Die Scheib⸗
truhe; ein Schubkarren, welcher durch ein Rad in der
Mitte fort getrieben wird.
Dagegen ift fchieben., bey dem Poͤbel fchioben,
in einer horizontalen Bewegung weiter rüden, z.
den Wagen fort fchieben, einen Tiſch oder Kaften im
Zimmer; ich habe aefchoben, der Schub. Terner et
was in den Gaf, in den Dfen, in dad Maut. fchieben;
Adam ſchob den Apfel in feinen Mund, er’'nan fcoub _
in finan mund, Otfrid II, 6. . Der Schubſack, die
Schublade, x. Figürlich: die Schuld auf.einen ans
deren fchieben, vorzüglih wenn dad carpus delicti,
‚oder Zeichen und Werkzeuge einer verübten That, dort
angetroffen werden, im Schwabenſp. den Schub ces
haben ,. mit dem Schub Überzeugen: wovon mehr
bey Schilter und Scherz zu ſehen.
Mir fagen daher nicht, wie In Sachſen, Kegel
fchieben, der Schub; ſondern Kegel fcheiben, weil
. folches durch eine achfeförmige Bewegung der Kugel ge:
ſchieht; anf einen Schib neun Kegel werfen, ꝛc.
Ob beyde Zeitwörter and einer und der nämlichen
Quelle gefommenfeyen? Das Hebr.fchub, reverti, re-
dire, fönnte fi ganz wohl auf die erfte Bedeutung eis
nes Augelförmigen Laufes ſchicken. Engl. to [hove, rüs
den, foetftoffen, folglich fchieben. Holänd, Ichuiven,
ſowohl fcheiben, als fchieben. Ich glaube daher, ſo
wie Wachter, daß hier überhaupt der Begriff des Stoſ⸗
ſens umb der Fortbewegung, urfprünglich fen, es ges
fchehe nun in geraber Richtung, „der um die Achſe;
angelf. fceofan, fcufan, trudere, impellere; griech.
*
coßsw, abigo, expello.
16 |
Scheiben ſchieſſen; nah einem rund geſchnitte⸗
nen Bret ſchieſſen, welches zum Ziel aufgehaugen wird.
Die Hauptſcheibe, oder gemeine Scheibe, worauf alle
in Anſehung des allgemein feſt geſetzten Preiſes zu ſchieſ⸗
fen haben. Die Stechfcheibe war einft nur zu dem En:
De errichtet, damit diejenigen, bey welchen das beßte
fteeitig ift, "dahin" ftechen,, namlich einen Stechſchuß
machen ſollten; allein jest wird die Stechſcheibe und
Hauptſcheibe, für. einerfen angeſehen, int Gegenfag ber
uventur— ober Probierſcheibe. Das Kränzelichieiten
(5. diefes Wort) iſt eine eigene und abgefönderte
Compagnie. |
ſcheiblich; rund, orbicularis, 3. B. ein ſcheib⸗
lichter Liſch, welcher feine Ede hat; was fehfet meinem
Posen, hat er nicht eundfcheihfete Augen im Kopf, und
feine geraden Glieder! Bey den Alten Ichibelecht, fchi-
belig, Gl. Monfee. p. 321. fcipa, ſphærula. Die
Alten hatten noch ein anderes Wort ( ©. ſinwel).
die Scheibpleinze; ſonſt Blicke, Blickling,
Bleye, cyprinus latus, Lin. in ſehr breiter, und
dabey dunner Fiſch, mit rothen After⸗ und Schwanz
offen, welcher ton einigen Fiſchern der Donau für das
Veibchen der Brachſe, cypr. brama, angefehen wird.
Pleinze, blicca, pleftya, heißt er wegen feinem flim:
mernden Glanz; von blecken, blicken, blinzen. Mar:
ſilius Hat ihn Schleichpleinge genennet: Kramer aber
Siheibpleinge, vermuthlich wegen feiner kurzen und
dicken Geſtalt, von fheiben, fheibfi. Unter dem Rab:
men Blicke, kommt biöweilen auch unſere Laube ver,
eypr. leucifeus. |
ſchelch; verbogen, uneben, nicht nach der. rechten
Weiſe, 5. B. der Tifch fteht ſchelch, d. I. uneben; ber
Menſch ift etwas ſcheich, nänich ausgewachfen oder ein
gebogen; ein fchelmienfeter Kerl, der gebogen oder
nach des Seite daher geht, Yon wenken, wanfen; man
darf ihn kaum ſchelch anfchauen, ꝛc. Bey dem Päbel
insgemein ſchelig, Schwed. fkaclg (S. Call. 3.).
Bey Friſch und Adelung ift der Schelch,. ein Kahn,
Meines Schiff; an der Oder eine Schale, franz. la
chalouppe, eine Schaluppe. Vielleicht von fchalen,
Schalten, die Wellen durchſtechen (S. Schalk. a.).
die Scheler, oder gewöhnlih «ine Schelern;
Schale von Aepfeln, Nüffen, Rüben. Wachter hat
Schele, Tragus die Schelet, und Kaifersberg Schels
fet. Von ſchelen, fchälen, die Schale abnehmen.
das Schelfrauf, chelidonium maius, lin. Eis
nige Leute hier nennen es Wärzenkraut, gelbes Mund:
fäulkraut, und endlih Schälerlfraut, weil nach der
“ abgefallenen gelben Blüthe, lange Schäfchen oder Sch:
ten empor ftehen, worin ein gläuzender brauner Samen
enthalten ıft. Vielleicht Hievonaud) dee Nahmen Schel-
fraut? Das Feine Scelfeaut, oder Biberhödlein, ra-
nunculus ficaria ( ©. Erdgerfte).
fchellen, oder ſchellnen; mit einem lauten Schall
einen Schlag verfegen, 3. B. ich will dich fchelfnen ; die
Maulſchelle; Barkenftreih , Ohrfeige. Von fchalfen,
bey Notker und Willeram Ichellen, refonare; fchil-
lit, refonat.
der Schelm; bier bey dem Volke ein allgemeiner
Ausdruck einer gefährlichen Krankheit, oder Seuche un
ter dem Vieh. Go ift bey Kühen der Milchſchelm,
wenn ſich die Milch verziehet; der Blutfchelm, wenn
fih Blut verſchoſſen Hat, und daher felbe kalt und kraft⸗
108 werden, wenn nicht bald Blut gelaffen wird. Bey
Hühnern, wenn fie den Schelm haben, wird ſowohl der
Kamm, als Schnabel ſchwarz: wobey fie gemeiniglidh,
bald krepiren. In folhen Faͤllen wird fehe oft dent
Franken Vieh ein Fleiner Theil der grünen Nieſewurze,
helleborus viridis, eingezogen: welche darum auch
Schelmmurze heißt. In verfchiedenen alten Schriften
wird Über das auch. ein wirkliches Uad, cadaver, eis
Schelm geuentet.
78 u 2 EN 0 teen
Da der Zifchlaut int Anfange ſehr vieler Woͤrter,
wie es die Erfahrung zeiget, bie zufällig ift; fo glau⸗
be ich, von dem Hebr. chalah, ægrotavit, altbrittif
bey dem Borhorncelain, cadaver. Ein liftiger Menſch,
Schelm, Erzſchelm, wird wahrfcheinfich aus einem ganz
anderen Grunde fo genennet (G. Schaf. 3.).
ſchelten; fiuchen, ehrwürdige Worte zum Aus—
druck feines Zorns mißbrauchen, z. B. wenig bethen,
aber oft ſchelten; ich ſchilt (ſchelte), habe geſcholten.
Ferner ausſchelten, ausgreinen, einen derben Verweis
geben. Sch weiß nicht, wie man ihn ſchelten, d. i.
was man ihm für einen Titel geben fol; er läßt fi
Euer Gnaden fchelten. Man fagt auh, der Hab
fhilt, wenn er gäh fort gejaget wird, und daher einige
laute Töne des Unwillens von ſich hören läßt. Wie im
Tat. vocare, appellare, ſowohl nennen, als such über:
Haupt rufen, fchregen heißt, und wie von voco, vo-
cito; clamo, clamito; fo ſcheint auch fchelten ein In
tenionn oder Iterativum zu feyn von ſchallen, ſchellen,
erſchellen. on |
ſchepern; einen Klang von fi geben, wie eie
zerbeochenes Geſchirr, z. B. wenn man mit der Hande
an ein Hefen klopfet, welches eine Kluft hat Can einen
zerbrochenen Hafen, oder Topf), fo gibt e8 einen fihe
pernden Ton von ſich, fo wie auch das Blech. Mande
Leute haben eine fchepernde Stimme, die zwar laut und
beit, aber nicht rein iſt. Adelung ſchr'ibt es chims
mern (©. fchinern), und flieht es ald einen bloß nad
der Natur gebildeten Ausdruck an, nämlich ſche, he!
Allein da e8 eine ganz offenbare Aehnlichkeit mit dem
K’ıng eines zerbrochenen Geſchirres andeutet; fo gehä-
ve es vielmehr zu Scherbe, Ital. feerpare, zerfprie
ger, zerbrechen, indem der Buchſtaber, gar oft in ger
meinen Neden unterdrücket wird: oder natürlicher aoch
an dem Hebr. fchabar, fregit; ſcheber, fractura.
der Schepper. ©. Schapper.
Gr HE SF ren - 79
dee Scher, Maulwurf, talpa europza, fin.
Don ſcheren, bie Erde durchwühlen (S. fcheren, 2.).
Gl. Monfee. p. 321. fcero talpa. Dieſes Tat, Wort
wird in. Dederichd Lericon her geleitet von dem griech.
Tara, welches. graben Heiffen fol, Im übrigen bat
ed Aehnlichkeit mit theilen, franz. tailler, zerſchneiden,
im mitteren Lateine talare, Spanifch talar, verwäften:
wovon mehr bey Wachter zu fehen. In Bohmen heißt
dieſes Thierchen Krt, Wind. Kart, Croatiſch Kert:
von dem Hebr. Kara, ſcidit ©. ſcheren).
ſcheren; ein Zeitwort, deſſen Bedeutung von ei:
niem weiten Umfang iſt; ich habe geſcheret, oder nach
der hochd. Forme, ich habe gefchoren; die Schur,
Schafſchur, geiftlihe Schur, tonfura ecclefiafica.
Griech. Ksipw, tondeo: Kara, tonfura. Das älte:
fie Wort, wovon die übrigen ber gefommen fegn moͤ⸗
gen, ift das Hebr. Kara, fcidit, laceravit: womit
and) das Schwedifchgoth. fkaera, fecare, Engl. to [ha«
re, zertheilen, uͤberein kommt.
| 1). Haare, Bart, Tuch, Schafe ſcheren, Engl.
to fhear, .augelf. fcearan, [cyran. Bey Adelung,
eine Wieſe foheren, abmähen; die Schafe fcheren bie
Wirfe, attondent prata capelle; Lente, die wacker
ſcheren können, eſſen, beiffen.
2). Auf verſchiedene andere Welfe das vereinigte
rennen, reiſſen, zertheilen: ald 3. B. die Namen in
bee Pfanne, oder den anklebenden Teig in dem Trog
abſcheren, hiezu den Scherer nehmen, Namfcherer,
Zrogicherer, ein läuglichtes Eifen. Gl. Monfee.p. 946.
apalcerau, radere, abradere, herab ſcheren. Auch
Die Hühner ſcheren, ſcharen, ſcharren mit den Füffen,
in die Erde; der Mankwnrf unter der Erde (©. Scher),
Koth mit der Schaufel weg ſcharen, bey dem Poͤbel
fcheoren. |
: 3). Wach dem Begriff von theilen, abfäubern,
iſt beſcheren, ertheilen, einen Sheilgeben, pars, par-
go
tior, impertior. Bey Scherz und Friſch fcheren, ut⸗
fiheren, ausfcheren, einen von der Geſellſchaft aus:
ſchlieſſen; ibn fort fcherein, ‚verjagen. Daber heist es
noch, fich fcheren, fort paden; fchere dich, apage.
4). Figürlich: der Wirth fcherer die Se,
tondet, fecat, welches aber in Defterr. gewöhnfichee
ſchnüren Heißt CS. fhnüren). Das feheret mich;
fa mich ungefchoren; was fchereft du dih um ſolche
Kleinigkeiten? Im gleihem Sinne heißt ed auch, das
ift eine Secatur! Ital. la Seccatrice, eine überläftige
Plauderin. Andere Leute fcheren, in einer verſtaͤrken⸗
den Forme fcherchen, ſchergen, ſchürgen, fie placken,
mit Gewalt anhalten zu ihrer Pflicht (SG. Scherg).
Vormals Hatte dieſes Wort eine gute uud anſehnliche
Bedeutung. Luther überſetzte jene Stelle bey dem Pro⸗
pheten Daniel, c. XI. 20. ſedebit in loco ejus decore
regio, er wird in koͤniglichen Ehren ſitzen, als ein
Scherge. So ift in Gl. Monfee. p. 333. exactor,
Notmeior, ein Meyer oder Vorgefegter, welcher au⸗
dere nöthet (G. uöthen). Ä ’
5). Wenn diefed fediren, necken, reiſſen, auf
eine angenehme, unfhuldige, ſinnreiche Weife, und
nur zum Zeitvertreibe gefchieht; fo heißt ed, als ein
verfleinerndes Iterativum, fiherzen, Ital. Icherzare.
Gl. Monfee. p. 344. fceron, lafeivire ( Amos VI. 4.).
kero c. 6. fkern, fcurrilitas. Womit felbft auch das
lat. [curra, fcurrilitas, Verwandt iſt; Uebrigens ift
ſcheren, fcherzen, im gewöhnlichen oder allgemeinen
Verſtande fehneiden; 3. B. ein Scherz Brod, ein
abgefchnittened Stüf. Ju eine Stelle bey dem Scherz,
Holz und Scherzen reffeit- Ind hauen, junge oder
kleine Stämme abhauen , welche man zum verſchiedenen
Gebrauch abzuſchneiden pflegt; gleichſam Schuittlinge,
insgemein aber Größlinge, oder Stangenbolz. Holländ.
ſcheerzel van den palm, Abſchuitze von — grünen
mn > 81
Bugfaum. Gl. Monfee. p. 367. fnitilingo, far-
mmentorum.
der Scherg; im veraͤchtlichen Verſtande, ein Ge⸗
richts diener, Windiſch berizh, werzh. Von ſcheren,
ſchergen, andere mit Gewalt antreiben, gl. Monſee.
p: 364. fcurgen, p. 366. fcorgen, propellere (©.
(deren, 4 ). Weil diefe Leute andere oft aufftechen,
nämlich dee Derrfchaft hinterbringen, was fie don au⸗
deren willen, ober gefehen haben; fo heißt fchergen in
Der niedrigiten Sprechart hier fo viel, als verrathen,
ausichwägen, 3. B. du haft es ſchon wieder fchergen
muͤſſen; Haft es der Mutter gefcherget.
die Schermaus, musterreliris, fin. Eine Maus
mit einem geoffen Kopf, und kurzen Ohren: welche in
einem. weichen und lettigen Grund zu graben pflegt,
wie dee Scheer (Maulwurf) im trockenen. Inder XIII.
Ausgabe duch Gmelin, wird felhe als eine Abart von
mus amphibius vorgeftelt. Buͤffons Campagniol,
mus arvalis, in. wird bey einigen Gchriftftelleen
Scharmaus, in Dinemarf [kiermuus genennet: weil
fie in den Feldern Löcher macht, um Getreide, Dafels
näffe und Eicheln darin zu fammeln.
die Scherrübes; Stedrübe, brafficanapus, Lin.
In den Alpen von Salzburg Bairifche Ruͤbeln, Ge⸗
batterrübeln, und fofere fie gedörret werden, Dor⸗
rübeln. Sie werden zuvor gefcheret, d. i. abgeſcha⸗
ben, und dann im beiffen Waller abgewafchen. Bey
dem Friſch Schabrüben, Pfetterrlben, von Pfetter,
patrinus, Gevatter. Vermuthlich weil einer biefed noch
unbelaunte Gewaͤchs zuerſt von feinem Gevatter ers
Balten Hat.
dee Scherz Brod; ein abgeſchnittenes Stück;
ein groffee Scherz, kleines Scherzel. Dow fcheren,
fweiden (©. fheren, 5.).
das Schet; in einer gewiffen Gegend ded Trauss
Aufies, eine beſtimmte Art des Flachſs zu zählen: ap
Deritter Speil 5
2 *
Neiſten nämlich heiſſen ein Schet ( S. Haar). In am
deren Orten, wie Adelung bemerfet, heiffen 20 Neiften
eine Steige; don fleigen, auf ein gewiſſes Maß fi$
. anhänfen. Exfteres fcheint fo viel zu ſeyn, als eim
Schuß, Wurf; von ſchieſſen, in Niederf. fcheten, z.
B. Geld her fhieffen, vorſchieſſen, zufammen ſchiefſen.
Franz. jetter, Ital. gettare, werfen, fchiellen machen.
Bey den Alten war Schoß, Geſchoß, fo viel als Zins,
Abgabe; angelf. fceat, Engl. fcot, in Schweden fkatt.
©. Wadter, v. Schoß. Weil viele Dienfte oder Ab⸗
gaben, welche die Unterthanen zu gewilfen Zeiten in Ra:
turalien zu entrichten haben , in Geld abgelöfet werden
koͤnnen; fo heißt es in einem gewiſſen berrfchäftlichen
Urbarium vom J. 1719. Ein Schet Haar, ıfl.ı5 fr.
Zwen Schet Lemper ı fll_ Für = Lämmer nämlid
ein Gulden. In einem alten Salbuch von Kremsmün⸗
ftee, agnus ad ı. fchett valet 9 denarios, für eis
Dienftlamm wird bezahlt 9 Groſchen.
fihieben. ©. fcheiben.
ſchiech; 1). furchtſam. Es hat mich ſchen, ſchüch⸗
tern, einerley Urſprung und Bedeutung, z. B. gar zu
ſchiech ſeyn unter fremden Leuten; ein ſchieches oder
ſchenes Pferd haben. 2). Fuͤrchterlich, graͤulich, fchens-
lich: z. B. es ſieht ſchiech aus bey dieſem Krieg; es iſt
voͤllig ſchiech, wenn man von dem Thurm in die Tiefe
ſchauet. Oder ſtatt deſſen auch ſchieler, gleichſam
ſchuͤhelig.
Engl. ſhy, ſchüchtern, ſhyli, auf eine ſchüchter⸗
ne Weiſe. Oftftied I. 4. ſciuhen, ſich fürchten. Notker
Pf. 68. irſcieht, perterrefactus; Pf. 100. skichton,
abhorrebant; Pf. 118. ih skichta, verebar. Keime
Mühe fchenen, fcuhan, Willeram III. 4. Die ältefte
Bedeutung ift vermuthlich fliehen, oder fliehen machen.
Notfer Pf. 67. skihtig fin, fugiant (quioderunt eum )
ſchichtig feyen alle die sc. Woher aber diefes Wort feis
wen eigentlichen Urſprung babe, ift noch ungewis. Friſch
RE 83
glaubt nicht unwahrſcheinlich, daß es von dem natüuͤrli⸗
chen Laut her komme, womit man Voͤgel oder Hühner
zu verfcheuchen pflegt, nämlich ſch! ſcht! |
der Schied; fenfte Rappe, Naubalet, cvprinus
afpiu,, Lin. in Schweden Asp. Ein langer und groſſer
Kaubfifch, welcher in dee Oder, Donau, Leitha, wie
auch im einigen Geen und Teichen angetroffen wird,
Hochberg fchreibt im feinem adelichen Landleben, T. II.
p- 591. daß hier in dem Atter⸗ oder Kamerfee, deren
oft 3 — 400 auf einen Zug gefangen werden. In dem
Syſtem wird er befchrieben, cyprinus pinna ani radiis
16. maxilla inferiore longiore, incurva. Wahrfcheins
Sich zeigt Diefed Wort einen Räuber oder Derwäüfter an:
von fcheiden, trennen, ans einander treiben; goth.
skaidan, Island. skida, griech. cxsdaco, ich zerſtreue.
Daher au, ich ſchied, der Abſchied, Unterſchied, ꝛc.
S. das folgende. |
der Schiedel; Teufel, 3. B. hat dich ſchon mehr
ber Schiedel geritten? daß dich der Schiedel! Hebr.
fched, dæmon; f[chadad, vaflavit. Es ift vermuth-
Sich mit dem vorigen einerley Wort.
ſchiegeln; fonft ſchielen, ſchilchen; einen falſchen
Blick haben, ſchief oder ſchel ſchauen, nach der Seite
Bin ſehen CS. ſchelch).
der Schiel; 1). ein groſſes unfoͤrmliches Gtüd,
eine Scholle, z. B. der Eisſchiel, ein groſſes Bruchſtück
des Eiſes; ein Schiel der umgeackerten Erde, ſonſt
Eisſcholle, Erdſcholle. Von ſchelen, Hollaͤnd. ſchee⸗
len, theilen, trennen, unterſcheiden; angelſ. ſcylan,
Schwed. und Islaänd. ſkylia. S. Wachter, v. ſchelen.
Bey Friſch und Scher; iſt Schel, Schellung, Uueis
nigkeit, Zwietracht. Griech. oradAu, cxadem, ic
grabe, zerſtoſſe (S. Schalk. 2.).
2). dee Schiel; ſonſt Nagemaul, Sandbarſch,
Zander, Hechtbarſch, perca lucioperca, Lin. Eis
Fiſch, welcher in groſſen Flüſſen und Seen angetroffen
F a
J
84 — BE 2 Bienen
wird, und dem Kopf nach, wie ein Het, übrigens
aber wie ein Bars, Barſch (Perſchling, Schratz) ge
ftaltet if. Man hat dieſes Wort ſchilus, Schill,
Schindel, gefhrieben. Ich glaube, wegen feiner ver:
fchiedenen Geſtalt, fo ferner Halb Hecht und Halb Bars
iſt, von dem vorigen fchelen, fchilen, abtbeilen, zus
terfcheiden. Aus dee nämlichen Urſache ift au ber
Rahmen lucioperca, und Hechtbarſch.
die Schiemrippen; fo heiſſen die aufferen, ſchon
Pleineren Rippen von einem Niude, welche über zwerch
herab gebadet werben. Die dien, welche näber am
Rückgrath find, Heiffen ein Riedſtück (S. Ried, 5.).
Schjemrippe, iftfo viel, als eine abgefärste,, abgefchnit-
tene Rippe; von dem alter skem, skam, furz (©.
Schamper). Bey Friſch und Scherz iſt Schiem,
Schiempart, eine Larve, Maske, Schattenbild, fche-
ma (S. Scdimpel ).
| die Schier; in Baiern, eine Schar, 5. B. eime
Schier Gänfe. Ital. Ichiera. Eine abgetheilte Men:
ge; von ſcheren, Engl. to hr angelf. fcyran, tee
nen, abtheilen. Webrigend ift aus dem franz. faire
bonne chere, belle chere, gut effen und triufen, au
dere wohl bewirthen; von einigen Schriftſtellern, wie
Friſch bemerket, Belletſchier, gut Gefchirr, gut
Bier, gemacht worden. Man fehe ihn v. Schier.
das Schießbeerholg, Rhamus frangula.. ©.
Faulbaum.
ſchiferig, ſplitterig. Ein ſchiferiger Meuſch, wel⸗
cher gleich Verweiſe, oder biffige Worte entgegen ſetet:
glei einer Schifer, womit man keicht geſtochen und
derwundet wird. Schwed. skifwa, Engl. to fhiver,
fpalten. Wie fpredien, die Schifer: andere haben
der Schiefer. Der Artikel iſt ſeeylich in den Prowin
gen veraͤnderlich, aber auch das Überfläffige ie, Tan
sch nicht Toben, wie Ich fchen in ber Vorrede n. 3. es
innert babe. | \
bad Schiftel; fo heiffen bey dem Lebzeltern, klei⸗
ae Vieredige Zeltlein von Lebkuchen. Ueberhaupt zeigt
dieſes Wort abgefchnittene kleine Städe an; von dem
och in Nieberbeutfchlaud üblichen Zeitw. ſchiften, aus
self. feyftan, Schwed. skifta, abtheilen: weldes, fo
wie ſchichten, von fcheiden, Islaͤnd. skida, her kommt,
Set. fcindere, fcidi. Indeſſen witd diefe Wort ges
wöhnlich nur bey dem gemeinen Volke gehört. Im au⸗
fländigen Reden fpricgt men dad Schirfel; Scherf,
Scherzlein, von ſcheren, angelf. fcyran, fcyrian, abs
Schneiden, folglich Abſchnitzel. :
- bie Schilbänte, anas clypeata. S. Loͤffelaͤnte.
Der Ausdruck Schild clypeus, bezieht ſich auf ſein
enud andgebreitetes Ende ded Schnabels, weldes wie
ein Schild, pber runder Löffel geftalter iſt.
der Schildhahn; Birkbahn, tetrao tetrix, Kim.
Ein glänzend fchwarzer Gebirguogel, mit rothen Aus
genwimpern, vanchen langen Beinen, und getheiltem,
zu beyden Seiten auswärts gefeimmten Schwanzfedern:
welcher auch Feiner Auerhahn, Spielhahn, Lanbhahe,
Brummhahn genennet wird. Die Henne iſt Peiner,
und. auch in dee Farbe unterfchieden (S. Beombenn‘).
Bey Liune heißt «8 davon, edit. XIII.pullos, uti uro-
allus, pulicibus educat, Go find doch auch die Side
be nicht ganz ohne Rugen in ber Welt.
der . Nahmen Schildhahn kommt wahrfcheinfidh
von der Geftalt der Flügel der, welche einen Schwarz
braunen, weiß geranbeten Schild vorſtellen. Spiels
bahn , in einer Verueduung Kaiſers Marmilian II. vom
3. 1566. Spilhahn, ift, wie Popowitſch glaubt, fe
viel als Spiegelhahn: indem eine ähnliche Einfaſſung
in den Flügeln, von ben Jaͤgern auch ein Spiegel ge
neunet wird (S. Kothänte ). |
Alſo von fpielen, einen flatternden Schein von
Gb geben, z. B. diefe Farbe fpielet (him. Vielleicht
86 EEE
auch, ob caudam bifurcatam ,. wie ed bey imo Heißt,
von "vielen, theilen, fpalten (S. ſpallen, Spenling).
der Schildraiger; Nachtrabe, ardeanycticorax,
tin. Ein Reiher von der Gröffe eines Hahns, mit ei—⸗
nem weißlichten Unterleibe, dunkelgrünen Rüdenfchild
(wovon fein Nahmen), afihgrauen Schwing: uud Ne:
derfedern, uud einer fhwärzlichten Kopfdecke, woven
drey weiſſe lange Federn gegen den Ruͤcken berab ſtehen.
Er fangt bey nähtlicher Dämmerung zu fliegen au , fucht
Fifhe auf, und macht ein unangenehmes Geſchrey, wie
ein Menſch, der ſich erbrechen will. Daber felber ie
Ru ’land kwakwa, der Duadreider, in Sachſen Vocke,
Tode, Focker geneunet wird. (G. Fo).
dee Schildbogel; fonft Eisäute, Onaderänte,
Kobelänte, anas c!angula, Lin. Im rang. garrot,
Schwed. knira. Line Aente mit einem dicken fchwarz
grünen Kopf, weiſſen Unterleib, ſchwarzen in der Mitte
aber weilfen Flügeln, und einem fhwarzen Ruͤcken⸗
child. Diefe Vögel, welhe man aut an einem Faſt⸗
tag zu eſſen pilest, find ſtets an der Donau: gefrieret
aber diefe, fo kommen fie hieher in den Traunfluß. Gie
verweilen oft lang unter dem Walter, indem fie Mus
ſcheln, Fröſche und Feine Fifche fuchen, weßwegen man
fie auch Koppenboͤgel nennet. |
- dee Schilling; eine bey dem Volle durchaus üb:
liche Art zu zähfen. Zo Pfenninge heiffen ein Schilling;
- 8 Schilinge ein Pfund oder Gulden: folglich ein Pfund
60 Kreuger,, oder 240 Pfenning. Der gemeine Mans
fagt noch immer lieber, ich gebe dir z. B. ao Schilling;
anftatt zwey und einen halben Gulden. Auf gleiche
Weiſe find au 30 Eyer, ober Krauthaͤupte, Bürde
von Neisholz ꝛc. und 30 Mafchen im einem Fiſchgarn,
- ein Shiffing; 8 folhe Schillinge ein Pfund. Bey dem
Flachs find gleichfals 30 Reiſten ein Schilling, aber
4 biefiger Gegend indeflen nur wen Schillinge, eis
Pfund.
REDEN GP SENDE 2ER 67
Uster den mannigfaltigen Ableitungen, welche
Machter, Ihre, Adelung und Scherz; von diefem Wort
anführen, gefüllt mir vorzüglich diejenige, wodurd
Schilling fo viel ald Scheidegeld, Scheibemünze erflä-
zet wird, Schwed. skiljemynt; von skylia, angelf.
Scylan, abtheilen (S. Schiel). Gleichwie man endlich
bey dem Ausdruck Schilling, wenn vom Geld die Ne:
de iſt, allemal Pfenning darunter verfteht, und zwar
in Defterr. 30, anderswo 12, 16, ıc, fo iftein Schil⸗
ling, welcher einem Miffetbäter , oder einem böfen Bu⸗
ben gegeben wird, vermuthlich nichts anders, als ein
Schilling Schläge, eine. gewifle Anzahl derſelben. Et⸗
war ähnliches mit dem deutichen, bat übrigens das
Hebr. fchillem, perfolvit, retribuit, mie aud) ſcheli-
{chim , triginta, | |
dee Schimpel, oder Schjempel, ſouſt Schimmel,
mucor. Ein verderbliched wollichted Wefen, welches
auf dem lieben Brod und Käfe ( ob nicht etwa durch das
Zauberwerk eines fremden Neides D zum Vorſchein fommt,
und fich da immer mehr ansbreitet. Solländ. fchim,
Schattenbild, Erfcheinung, Geſyenſt; bey Friſch und
Adelung des Schem, Schiem, Schemen, ein äffen-
des Bild, Larvo, Widerſchein eines Dinges, griech.
oxnuc, Geſtalt. Go möchten wenigſtens uufere alten
Vaͤter einſt gedacht haben. Noch jest heißt es bey ei>
nigen Leuten, wiewohl nur im Scherz: das Brod ſchim⸗
pelt, es fist dee Neid darauf ( ©. zimen).
Das bloß weilfe oder fhimmernde, wie Wachter
geglaubt hat, macht hier gewiß nicht den Hanptbegriff
aus: indem mau fonft auch von einer. weiffen Mauer,
Leinwat und Papier fagen könnte, daß fie mit dem
Schimmel oder Schimpel behaftet find. Friſch flieht es
als eineriey Wort an mit Schaum; “tal. fchimare, .
fchiumare, fhäumen, Engl.to skim, abfchöpfen, ab: -
ſchaͤumen. Allein bee Schaum ift ein flüffiger, und ans
vielen Bläschen vereinigter Körper. Adelung führet end«
88 ——
Ti eine dritte Wet, dieſes Wort zu erklären, an: nmam⸗
lich das Schwed. skymma, fo fern es bedecken oder
überziehen beiffen fol. Uber es heißt eigentlich une,
einen flatternden dunkeln Schein von fi werfen. Das
Wort Schimmel, ein weiſſes ober weißlichtes Pferd,
equus albus, kann wohl von Schim, Schimmer, an
gelſ. ſeym. ber geleitet werden: nicht wegen einem Vor
züglichen Weiß, fondeen fo fern es den Unterſchied von
— ſchwarzen, braunen oder fuchſsfarben Pferd au
eutet.
das Schinbainl, oder der Schiballen; eine be
liebte Wet Semmel, welche in zwey laͤuglichte heile
neben einander gebrpdhen wird, und wovon jeder Theil
'wieber an der Oberfläche eine Peine Spalte hat. Won
fchihen, fchichten, abtheilen: daher auch der Nahmen
Schichtſemmel, oder Zeilſemmel, bey Adelung vor kommt.
Die zweyte Hälfte des Wortes iſt das verkleinerte
Ballen: wovon Beillel, Bainl, Beinl geworben.
Eine andere Semmelart, mit zwey runden Abtheilus
‚gen , die man in der Mitte don einander bricht, wird
der Zwiballen genenmet.
Die Schindes Dede, Haut, Schale, Rinde, z.
DB. eine Apfelfhinde, Rubenfchinde, Banmſchinde: we:
für man auch die Scheler fügt (G. Scheler).
Der Schinder, , welcher dem todten Vieh die Hant
abzieht, in einer mehr anftändigen Sprechart der Ab⸗
decker ober Wafenmeifter.
Engl. und Schwed. skin, skinn, Dänifh skind,
im Seltifchen ken, cenn, Daut, Schale. Gl. Mon-
fee. p. 353. apafeinten, eradere (corticem de ar
bore); p. 343. pifeinta, decorticavit. Eugl. fore—
skin, die Vorhaut.
ſchinern; klingen, einen heilen Schall von ſich ge
ben, den man duch chin, ſchin, auszudrücken pfest,
3. B. mit Geld ſchinern, felbes in der Taſche ſchuͤtteln,
doder auf den Tifh hin werfen. Die Pferde fchinern,
wenn fie mit dem Schellenkrauj behangen And. Engl.
to chink, gingle, mit Geld oder anderen Dingen klin⸗
— Croatiſch czinkati, laͤuten mit einem kleinen
el.
das Schirfel. S. Schiftel.
der Schirk; nad dem Keamer, der Nahmen ei⸗
med Fiſches im der Donau, welcher fonft gewoͤhnlich der
©Stöe, acipenfer flurio, Lin. genennet wird. Ooch⸗
berg ſchreibt Schörge. Eigentlih Scherg, Schuͤrge:
— ſchergen, coͤrgen, antreiben, jagen (©. ſche⸗
ven, 4.): weil er ben Haufen allenthalben verfolget,
and ihn oft dabey ben Fiſchern in das Netz hin treibet.
Daher heißt es insgemein,, Das Störl jaget den Haus
fen, ein Meiner den groffen.
den Schlaf da laſſen; ein ſcheribafter Ausdruck
bey dem gemeinen Volk, um einem fremden, welcher
in die Stube kommt, zu bedenten, daß er einen Gig
uchmen wolle: 3.8. fege dich nieder, damit du und dem
Schlaf da laffeft, oder, ben Schlaf nicht andtrageft.
Dhne Zweifel muß man einft der Meinung gewefen ſeyn,
daß man den Schlaf aus sinem Haufe weg tragen koͤn⸗
ne, fo daß die Lente alsdann nicht würden fchlafen
Tönnen. —
fchlaipfens ſchleppen, 3. B. dad Kleid auf der
Erde daher fchlaipfen, einen Mitfethäter auf einer Kub⸗
Kant zum Galgen. Ein hölzernes Geſtell, worauf der
Pflug oder die Egge fort gefchleifet wird; imgleichen
ſchlechte Schuhe oder Pantuffel, werden Schlaipfen
ze. Engl. flipper, angelf. flobe—fcoh, Ban:
to ffe
Es zeigt ein anhaltendes, wiewohl unordentliches
Ziehen on: und gehöret zu laufen, ober eigentlich lau:
fen machen: wodurch eine ſchleunige hüpſende Bewe⸗
gung angedentet wird. Bey dem Kero hlauffan, Is⸗
länd. hleina. Schwed. löpa; currere, ſaltare. Engl.
to leap, — Man ſagt, bie — und Raus
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Sen laufen anf ber Erde fort; die Fläffe laufen ſchaell;
es lauft dad Geruͤcht, ꝛe. Lat. labi, laplus, fallen;
eeleri labuntur flumina curfu. .
dee Schlummbeiffer ; cobitis follilis. ©. Bißgure.
fhlampen; ı). das Maul mit Suppe auflillen,
oder andere ſtuͤſſige Gerichte hinein fchlingen. Daher if
die Schlampe, fohlechte Suppe ; der Hund wi feine
Schlampe Haben; ichlampete Schneden, welde mit
einer Goffe von Eifig, Keen und Zwiebel genoſſen wers
ben, zum linterichied derjenigen, welhe mit Butter
und Sardellen gefüllet find. "Bey Friſch und Adeluug
ife fchlabbern,, ſchlaypen, einfchlärfsen: ohne Ziſch⸗
laut, und in einer gelinderen Bedeutung labbern, leb⸗
bern, lambere (S. Lebzelten). Jenes heißt mit hers
aus geftrediter Zunge etwas einfchlingen: dieſes hinge⸗
gen nur mit der Spige derfelben oft und begierig koſten.
2). ſchlamven, daher ſchlampen, ſebr nachlaͤſſig
gekleidet ſeyn, mit einem entweder ſtark zerriſſenen, oder
weiten und ſchlotternden Kleide daher gehen, 4. B. du
biſt ein wahrer Schlamp; das Geſchlamp, ein in fol
er Kleidung herum ziehendes Geſindel. Zu Wien wer⸗
ben gewifle Dndendgeiftliche mit weiten Aermeln, bey
dem Volt fchlampete .... genennet. Es ift nme ein
vergreöffender Ausdruck von fchlapp , weich, fchlotternd;
und Diefes vom lab, laff CS. Tab, und fchlapperig ).
£ bee Schlönfel 5 fonft Schlingel , ein mällig her
fleeichender , träger, und dabey gewöhnlich au
verfchmister und boshafter Meufh. Don fchlingeln,
fchlängeln, herum ſchlenkern, duch Schleichwege fid
frümmen und winden; wo bift du wieder heut den gan⸗
zen Tag herum geichlanfelt? nämlich bevum gezogen.
2 ſchlaͤpperig; ſebyr naß, von Waſſer und Schlamm,
B. fdlapperiges Wetter. Da man ſtatt deſſen auch
* ein weiches Wetter, oder das Wetter laßt nad;
fo fcheint dieſes Wort von Ichlaff, ichlapp, weich,
los, gebildet gu ſeyn. In ber ———— er
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and Croatiſchen Mundart ift (lab, fzlab, ſchwach, und
1zlabiti, ſchwaͤchen (S. lab). Indeſſen läßt aber dab
Engl. (lab, eine Pfüge, to ſlap, ausgieſſen, verſchuͤt⸗
ten, und (lappy, flabby, befudelt, naß gemacht; ets
was andered vermuthen. Vielleicht alſo, fo fern das
durch eine verdickte anklebende Feuchtigkeit verftanden
wird:..ald ein verftärkter Ausdruck von Jaben, lebern,
Jiefeen, gerinnen machen; Das Köfelab, ꝛc. Oder als
ein natuͤrlicher Ausdrad jenes Nautes , den flüflige Kör:
ger von fi geben, wenn ſie ſtark beweget werden; von
ſchlaypen, klaffen, 5: B. eine Schlappe befommen.
Hollaud. ſlobberen, ſchlappers, ſchlubbern, wie die
Saͤnſe mad Aenten im Waſſer, wenn fie etwas einſchlür⸗
fen. Ein fhlapperiged Wetter, heit bey Wachter und
Adelung ein -Ichlacliged Wetter; von Schlacke, flüf-
fige . Unreinigkeit; ſchlackern, ſlüſſige Dinge verſchüt⸗
sen; es ſchlackert, regnet gewaltig.
das Schlaraffen Land:z nach anderen auch Schlau⸗
raff, Schluraff — ein gefabeltes ſeliges Land, wovon
man ſich allerley Begriffe macht. Der berühmte Dichter
und Schuſter zu Nürenberg, Hanns Sachs, hat im J.
1530. ein eigenes Gedicht von Schlauraffenland ver⸗
fertiget. Ungefähr um gleiche Zeit hat in England Thos
mas Morus einlateinifches Werk gefchrieben,, unter dem
Sitel utopia: welches griechiſche Wort fo. viel heißt,
al8 non locus, Nullibium, Nirgendheim. Auch von
Jacob Bidermann, einem Jeſuiten, iſt eine ähnliche
utopia bekannt. Die Holländer neunen es luiland,
luilekker—land; von lui, faul, traͤg, In Italien
heißt es la cocagnia, franz. le pais de cocagne: wel⸗
des etwa auf kochen, coquere, folglich freſſen und fans
{em fich bezieht; oder auf Gauch, Gaukler, altbrittifdh
coez, Rultus, bey dem du Freſsne cocio, hiftrio, cir-
eulator. Bey einigen ‚Heißt es auch wirklich rogio beata
Rultorum, - DR
94 ——0—08
Zu bewundern iſt es, wie der Wahn von einem
folhen Glückes Lande buch ganz Europa ausgebreitet
werden fonmte,, ohne dag noch bisher von dem Urſprung
deſſelben etwas bekannt geworden wäre. Bey unferem
Volke wird davon erzäblet, daß mau durch einen unge
heuer langen Darm fchliefen muͤſſe. Wer fteden bleibt,
ift verlohren: wer aber glücklich und ſtaudhaft ich durch⸗
arbeiten kann, wird in ein Land kommen, wo es midhtd
old Wohlleben und gute Tage abfeget. Dieſes Märchen
erinnert ſehr natärlih au die Lehre der Talmudiſten.
Noch jest glaubt der groſſe Haufen unter den Zaden,
auch felbft in Deutſchland, daß die frommen Iſtaeliten,
welche auffer dem erez Jisrael ( dem gelobten Laude) fter:
ben; durch unterirdifche Höhlen uud Candle, mit um
fäglihen Schmerzen, dahin gewälzet werden: wo ihuen
zur Zeit des Meiliad der Hauch des Lebens wieder er
theifet wird. Daher dee fehnlihe Wunſch, dort be
graben zu werden: damit man geſchwind und ohne eimer
folchen Bein, im dem Reiche des Meſſias fich erfreuen
möge. |
Wenn nun Schlaraffe, wicht vielleicht eine Nach⸗
ahmung eines Täbifchen Wortes iſt, 3. B. Hebr. fcha-
lom, pax; fchala, tranguillus fuit; rab, magifter,
item multus; rob, multitudo : fe wied es ohme Zwei⸗
fel aus einen deutfchen Quelle her zu leiten ſeyn. Ade⸗
fung glaubt, von den Niederſ. fluren, ſchlottern, nach⸗
fällig mit einer Sache angehen: aber was ift das für
den gegenwärtigen Fall einer eingebifdeten Gtächfeligkeit ?
Höchftens könnte ed einen fchläferigen oder faulen Men⸗
ſchen anzeigen. Vielmehr alfo von fchlärfen, Hollaͤund.
flurcen, florpen, in ſich sieben, verfchlingen; bes
Wachter fchlieren, ligurire, fein Gut berfchlieren,
durch‘ die Gurgel jagen ‚. fat. lurcari, freſſen und fan
fen, griech. Azvaos » Azßoos, gefreflig. -
fchlaunen ; gefchwind von ftatten gehen, eilen mit
einer Sache, z. B. die Arbeit bat gefchlaunet; es will
EEE DD SEEN. 93
nicht ſchlannen (in Oberſachſen, «8 flecket wicht); laß
dir ſchlammen, Damit wir bald fertig werden. Don dies
ſem Zeitwort kommt ſchlaͤunnig, fehleunig, im Nieders
fachfen ſluͤnig ber: welches, wie Wachter glaubt, mit
dem griech. Azıuvo, ich fchüttle, teeibe an, überein
fommt. Wielteicht aber mebe mit dem Eeltifchen oder
altbrittifchen lIiwyddo, profperare, wohl von ftatten
sehen, lingen, gelingen, bat gelungen: ober llaw,
die Hand, gleichwie behendig, burtig, flink. Schleu⸗
nig, ſagt Adelung, ift mit Schleim, fchlau, und
anderen nahe verwandt; hoffentlich aber doch extra
gradum feptimum. Kaum follte ed einem: Menfchen
einfallen, mit folchen Etymologien aufzutretten. Für
fhleunig, haben Otfried und Tatian sliumo, Notker
Pf. 6. et 78. sliemo; Kero und Ulphilas Iniumo.
Ichlecht, gerad. ©. gſchlecht.
fchledern, ©. ſchlottern.
ſchleh; berbe, zufammen ziehend, 5.8. die Zähne
werden fchieh, ftumpf. Es hat Aehnlichkeit mit dem
Böhm. und Pohln, ziy, böfe, ſchlimm; Croatiſch zel,
zla, zlo, malus, a, um. Indeſſen iſt aber in Nies
derſachſen, wie Adelung bezenget, ohne Zifchlaut leg,
böfe, ſchlimm: Ital. legare, allegare i denti, die
Zähne ſtumpf machen. Vielleicht gehören beyde zuſam⸗
men, fo daß jenes von dieſem ber kommt (S. ſchlems).
der Schlehedorn, prunus ſi inoſa, Lin. vormals
auch acacia germanica, acacia off:cinalis. Bey den
Bingelfachfen fla, Eugl. ſloe, Holland. flee: von dem
vorigen ſchleh, wegen dem herben Geſchmack diefer Beere.
Das Slavoniſche ſliwa, heißt nicht eine Schlehe, fo
dern eine Zwetſchke (SG. Sliwowitzer). |
ſchleichen; fich fachte und feife fort bewegen, rin
men, flieffen, 3. B. Butter in der Pfanne zerfchleichen
laſſen, nämlich zergehen, zerrinnen; die Geſchwulſt zer⸗
ſchleichet ſich wieder. Bey Kero, Otfried und in der
Mondſeriſchen Gloſſe iſt flibhan, flichen, ſchleichen, in
PT Ze ee
Niederfachfen ſuten Engl. to ſleek, TNud oder weich
machen. Da der Ziſchlaut im Anfenge dieſes Wortes,
wie bey ſo vielen anderen, nicht weſentlich iſt, und bey
den Sorben — Wenden, wie Wachter angemerket bat,
nur lizu geſchrieben wird; fo bleibt die einfache Stamm⸗
ſylbe lich, liß, übrig: welche ganz wahrſcheinlich zw
dem lat. liqueo, liquefacio, liquidus gehört. Wit
beittifch bey dem Boxhorn Ilynn, liquor. Böhmiſch
ljti, gieffen, zereinnen laffen: und angelf. litn, Is⸗
fand. linur, lind, weih. Vielleicht ift diefe Beben
. tung die erfte und natürliche, woron die moralifchen
Begriffe des Schleichens her zu Teiten wären.
die Schlein, cyprinus tinca, Lin. fonft Schlei⸗
Se, Schley, Schleich, Gl. Florent. flio. Wegen dem
dien Schleim, womit diefer Fifch Aberzogen ift; boͤhm.
und Eroatifch lyn, lin, ſchlüpferig, altbrittiſch Ilyun,
liquor (©. fhleihen). Das fat. tinca, Yuncha, ten-
ca, franz. und Engl. tenche, tench, hat vielleicht aus
gleicher Urſache diefen Rahmen; von tingere, täncdhen,
mit einem fälligen Körper überziehen.
ſchlems; über zwerch, auf eine ſchiefe Weife, im
Dennebergifchen fchliems. Ueberhaupt ift bey Friſch
und Scherz jchlem , fchlim, ſchief, Holänd. slim, lat.
limus, limis oculis afpicere, ſchel auſchauen. Co eis
ner mieberdentfchen Stelle, welche Friſch anführet, ift
ein ſiym Dorp, ſchlechtes Dorf. Wahrſcheinlich von
leg, niedrig, Engl. to, ly, lay, liegen, fich legen,
von der aufrechten Stellung abweichen. Im ſittlicher
Verſtande iſt ſchlimm, Slaviſch siy, verfehet, arg,
böfe CS. ſchleh).
fchlienzen; ſchlenzen, fchlendeen , faul und mäfig
herum ziehen. Die Bettſtatt des Melkers wird in den
Alpen von Salzburg eine Schlenne genennet; wo man
ſchlennen, auf eine faule Weife ruhen kann. In unfes
sen Gebirge fagen die Leute, der Magen ift mir ſchlien⸗
0, nämlich eitel, kraftlos. Von ler, träge (G.
en. 2.). |
der Schlier; 2). ein noch hie und da in Deutſch⸗
laud übliches Wort, wodurch ein Geſchwaͤr in den
Schamtheilen, eine Venerifche Beule, bisweilen auch
ein Gefchwär unter den Achfeln, oder eine Fropfartige
Drüfe verftanden wird, fat. bubo, franz. poulain,
tal. tincone. Tragus fagt P. Il. c. 49. Waſſer bon
biawen Gilgen aebrant, dient wol zu allerlei Kies
den, Schlieren und Zittermaͤler. Taberuämontag
Bat L. 1.c. 32. ein Mittel vorgefchrieben,, um barte Ge
ſchwäre ald Schlier, Enfien und Bänden zu erweis
hen. Don Neunangen, einer Art Fiſche, bat Zinke in
feinem öfonom. Wörterb. angerathen, dag man fie zu
erſt bon Schlamm und ihrer fchlierigten Haut wohl
reinigen fol.
2). In Oeſterr. wird Schlier gefagt, fir Maͤr⸗
gel, marga, marla, marlera; 3. B. Schlier graben
oder gewinnen; eine Gthliergenbe ; ein Feld fchlieren,
mit Schlier düngen. Der Gebrauch des Schliers ift,
nach verfchiedenen einzelnen Derfuchen , beyläufig um das
J. 1750. in unferen Gegenden allgemein geworben,
weil man ibn zu dem Kleebau nöthig hatte. Geit mehe
als einem Jahrhundert, haben die alten Leute gefagt:
wenn einmal die blaue Erde und das Fleine Koͤrn⸗
chen zum Vorfchein kommt, naͤmlich Schlier und Klee;
alsdann werden die vorgefagten fürchterlihen Zeiten
nicht lang mehr ausbleiben. Ich fchreibe dieſes zu En⸗
de April 1809. eben als unfere tapferen Krieger, welche
den legten unglüdlihen Kampf wider Galliens Waffen
unternommen hatten, zurück gedränget wurden, und
wir nun täglich einen ſchon zum dritten mal herein bres
enden Feind erwarten, Test, da alle fürchtet und
flüchtet, wollte auch ich meine Papiere anf die Geite le:
gen, aber umfonft: denm eben jest find fie mir noth⸗
wendig, wo sine eruſte Befchäftigung die wichtigften
v
Dienfte feiftet. Dies Bat Ovid einſt erfahren, als tr
fagte: fallebat curas ægraque corda labor..
Mo ſollſt du nun her fommen, unfelige® Wört-
- dien, oder wie. follen wir und deinen Urſprung vorſtel⸗
len? Dier folgt die VBefchreibung. Griech. Asıcos, Tat.
luridus, bleich, ſchwarzblan; tal. lordo, Hollaͤud.
flordo , unrein, garftig, Engl. to flur, beileden , be
ſchmitzen. Welche ganze. Familie etwa von Zigeumers,
oder barbarifchen Seythen, oder von irgend einer alten
mephitis her ſtammen mag.
dee Schliffel, ein Schimpfwort, wodurch ein
uichtöwärdiger Menfch verftanden wird, im Scherz
aber oft nur ein loſer Vogel, verfhmigter Bube. Wahr⸗
fheinfih fo viel, als Schlih oder Schleifſel, jener
ſchlammichte Sand, welcher bey dem Schleifen weg gebt:
gleihwie Abſchaum, Schlade, fcoria, fex. Ein unge
fchliffener , ungehobelter Menfch heißt der jenige, deſſer
rohe Gitten nie ausgebildet worden find.
dee Schlingbaum, viburnum lantana, ©.
Pappelſtaude.
ſchlingen. Hievon iſt hinſchlingen, verwerfen,
mißgebären, z. B. die Kuh Hat das Kalb hiugeſchlun⸗
gen. Das Engl. to [link, ift von gleicher Bedeutung.
ſchlipfitzen; fich ftehend auf dem Eife fort bewe⸗
gen. Es iſt ein Iterativum von fchleifen. Engl. to
{lip, Gl. Monfee p. 923. fliphen, bey Otfried V.
2ı. flipfan, labi, labafcere. Der Grund davon, wie
ſchon Wachter und Friſch angemerket haben, ift dab
griech. Asıos, glatt, eben, Sat. levis, levigare.
ber auch Mefler, Steine fchleifen, ſie glatt machen,
das fchroffe oder fchartige ausbeſſern. Zr fchlipfigem,
wird in Steyermark rifeln gefagt ( S. diefeß Wort );
- fonft gleiten, in Niederfachfen fchlibdern, feam. glif-
fer, tal. fliffare, llifciare. ,
fchlottern ; zeigt eine wieberhoßlte Bewegung weis
cher und lockerer Theile an. Das Fleiſch in por Hafen
i Dr
97
fchlodert, wenn es bey dem beftändigen Aufwallen eic
sen veruehmlichen Laut von fich gibt. Ein fetter Koͤr⸗
per fchludert, deilen weiche Theile eine zitternde Be⸗
wegung machen. Ein Tuch, Hemd ꝛec. ſchlodern, aus
ſchledern; felbes, um es zu reinigen, im Waifer hin
und her ziehen: welches fonft Hlöffen, ſlauen, ausfpülen
Beißt. Un auberen Orten wird fchlotteen, Holland.
flodderen, von einem weiten und nachläflig ſchweden⸗
Den Kleide gefagt. Ja auch nur lottern, lotterichte
Kleider. Matthias Kramer hat in feinem Holl ind.
Woͤrterb. ſchlottern, lottern, slappen, rappelen. Das
Stammenwort ift.Ioder , lotter, leicht beweglich (G.
loder).
die Schluchte; ein laͤnglichter Graben oder Ca⸗
nal, um das Waller iu Wiefen oder Feldern abzukeh⸗
ren, im Niederbeutfchen ein Schlot, Holläud. [lvot.
Auch) eine Pfüge, tiefe Grube, Engl. ſlough. Bon
dem Zeitw. jchluchen, ſchlucken; fo fern das Waller
darin abfiget, uud gleichfam verfchlungen wird. Alt
beittifch Ilwch, lacus; Debr. lua, gula, fauces,
ablorberi.
die Schlüffelbüchfes; ein Schläffel, woran ein
Zindloch gemacht worden iſt, und aus welchem die Kins
der zu fchiellen pflegen, Ital. Ipingardella, franz. une
clef percee.
das Schmalz; Schmelzbutter, zerlaſſenes und
andgefottenes Fett, als Rindſchmalz, Schweinſchmalz,
Ital.ſmalzo, Hollaud. ſmalt, ſmout; ſchmelzen, Is⸗
laänd. und Schwed. ſinalta, ſmælta, griech. uxAzrrem,
erweichen, zergehen aſſen. Das Schmalzblüemel, cal-
tha paluſtris; das Schmalzkoch, oder auch der Gries⸗
ſchmarn, ein aus Gries, Milch und Schmalz zubereite⸗
tes Mus (S. Gried).
fchmarägelnz; eine Art von Kegelfpiel, wo man
- auf vier Seiten him ſcheibet, und zu legt einen oder meh⸗
‚gere Kegel mit einer groflen Kugel aus der Mitte bins
Dritter Theil G
93
aus ſtoſſet. Au anderen Orten der Kurzſchub, fram.
jouer a couxte boule, Engl. play at Nine—pins,
das neun Kegelfpiel. Bey dem gemeinen Volke ift die
ſes Spiel wenig oder gar nicht bekannt. Es ift daher
auch nicht Jeicht zu errathen, woher wir dieſes Wort ers
halten haben follen. Wielleicht von marfen, ausmat⸗
fen, franz. marquer, lat. margo, der Rand? Grox
tiſch zmerjati, ausmeſſen. Oder von den lauten Schall
‚der Kegel; griech. ouzpayso, Ärepo, relono, yxa
Ta Asyousva ouzgayeı, Echo dicta refonat.
dee Schmarn; 1). eine Art von Mebifpeifen,
als Mehlſchmarn, Griesſchmarn, Semmelſchmarn. Ih
glaube, weil ſelbe mit Schmalz oder Butter, und zum
Sheil auch mit Eyern angemacht und gedünſtet werden.
Bey den Dänen ift ſmor Butter, Fett, Schmeer;
Schwed. ſmöria, Engl. to Imear, Pohlu. ſmaro wac,
ſchmieren.
2) de Schmarn, rin kuauſeriger Meuſch; weis
cher auf eine unedle Weiſe ſparſam iſt, ein Schmahl⸗
hanns. Bey Wachter, Friſch und Adelung iſt ſchmo⸗
ren, Ital. ſmarrire, dürr werden, verdorren. In al⸗
‚ten Nordiſchen Sprachen, wie aus dem Verelius zu ers
fehen, fma, ſmar, klein, gering: und bey dem Tatian
c. 67. bilmaron, illudere, Lue. XIV. ſpotten, verlas
hen. Alſo Plein, ſchmahl, im Gegenfag der jenigen,
welche groß thun.
a ſchmarotzen; fih ungebethen und auf eine nieder⸗
traͤchtige Weife oft bey fremden Tifchen einfinden. Gtatt
deſſen kommt bey dem Friſch auch —— ſchmo⸗
rotzen, ſchmuͤrzen vor, Hollaͤnd. ſmeerotzen.
Frequentativum, otzen, utzen, kommt mit dem griech.
ago, 120, was überein. Daß einfache Zeitwort alſo iR
fhmaren, ſchmoren: welches auf eine zweyfache Weife
erfläret werden kaun. Erſteus, von bem vorigen ſmar,
.Imor, Mein, gering: indem man auf eine veraͤchtlicht
Weife anderen fchmeicheln, und allerley ertragen muß.
m PPr - "ı T70
rn SER ED . 99
Bey ben Römern wurde ein Hauspatron, welcher Ta⸗
fel gab, dominus vel rex geuennet. Zweytens, wie
Frifh glaubt, fchmoren, fhmürzen, dem Geruch fetter
Gerichte folgen, vom weiten einen Braten riechen (G.
Schmarn. 1). Auf eine ähnliche Weife ift bey den Grie«
chen wyıcaos, ein Tellerieder, von avıooa, die Fette:
und Engl. fmell—feaft, ein Schmaroger , von to [mell,
riechen, und feat ein Gaftmahl. Adelung hat etwas
anderes, welches aber alle Wahrfcheinlichfeit verlichret.
ſchmatzen; 1) ein natürlicher Ausdruck des jenis
gen Lautes, welcher in gewiſſen Fällen mit dem Munde
gefchieht: 3. B. die Schweine ſchmatzen, wenn fie effenz
der Schmag, dad Schmaͤtzchen, ein Kuß mit einem hel⸗
len Laut; der Kutfcher ſchmatzet, wenn er durch einen
gewöhnlichen Laut mit der Zunge, die Pferde autreiben
will. Bey dem gemeinen Volke wird ſchmaͤtzen gefagt,
für fchwägen, plaudern.
2). ſchmatzen, laut fchlagen, hauen. In dem
Brüdenbaw ift Die Schmatze, ein groſſer Schlägel,
weicher gewöhnlich bey einem Gefange auf und nieder
gezogen wird, um einen Brückenpfahl einzufchlagen.
Nach Adelung wird aud dee Stock, welcher von einem
abgehaneten Baum inder Erbe zurück bleibt , Die Schmase
genennet: daher Stoͤcke ſchmatzen, daraus Scheiter
klieben. Es hat einerley Urſprung mit ſchmettern,
griech. ouurrey, wovon bey dem Heſychius vuwfar,
percutere.
‘ ſchmecken; fowohl riechen, als auf der Zunge eis
nen Geſchmack empfinden, 3. B. die Speife ſchmecket
mir, fapit mihi: und ich ſchmecke oder rieche fie; das
Fleiſch ſchmecket fhon, dat einen übeln Geruch; die
Blumen fchmeden bier fo lieblich. Willeram VII. 8.
fmekken, riechen. Andere Benfpiele aus alten Scheifz
ten find fchon oben angeführet worden (S. Geſchmach).
Friſch und Adelung fehen zwar dieſen Ausdruck als phis
loſophiſch an, weil beyde Sinne fehr a einander
2
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Herbunden find, indem man aus dem Geruch allein ſchen
eine Speiſe beurtheilen kann, ohne fie noch im Munde
verkoſtet zu haben; glauben aber indeſſen, daß wir und
gefallen laſſen müflen,, wenn es heißt, dag wir nur vier
Sinne haben. Allein ed geht auch anderen Provinzen
nicht beffer , felbft an der Gränze von Sachſen. Deus
in der Grafſchaft Henneberg iſt ſchmecken, gleichfals
riechen, 3. B. der Braten ſchmeckt, hat einen uͤbeln Ge
euch; ein fchmedicht Fleifh, »c. Bey den Angelſachſen
Calſo doch auch Gadhfen) war fmaec fowohl der Ge
ſchmack, als Geruch. Die Italiäner halten es ganz mit
und. Denn wenn ed im Lateinifchen heißt, cibus fapit
mihi, fo wenden fie das nämliche Wort auf: den Ge
ruch an: faper di buono, di cattivo, gut ober Abe
riehen, faper di tabaco, nad) Tabad fiinfen. Bey
den Franzofen und Engländern fcheint die geſammte
Sinneskraft fih in die einzige Nafe verkrochen zu has
ben: fentir, riechen, dentir mauvais, übel riechen,
les fleurs fentent bon, die Blumen riechen gut: En
liſch ſent, der Geruch. Wie flieht es aus in der later
nifhen Sprache felbft? Hier ift fapientia fo gar die
Weisheit: welches freylich von dem Geſchmack ber ge
nommen ift, da man auf der Zunge etwas empfindet
und beurtheilet: wozu die falzigen Theile, Tales, den
größten Reis machen. Zugleich aber aud homo nafu-
tus, ein wigiger, verftändiger Menfch. Das Wort
gnarus, wiffend, verftändig, leitet Isidor. hifpal. lib.
X. Etymolog. c. 1. her von naris, die Nafe: mit dem
Beyfas, eo quod olfeciſſe veteribus idem fuernit,
quod ſcire. Goth. und angelf. fnuter, fnoter, weiße,
verftändig: welches Wachter auf ähnliche Weiſe Her lei⸗
tet von Inute, die Nafe, und endlich folgenden Beſchluß
macht, fiber den Ausdruck ſchmecken: Vani igitur ſunt,
qui fuevos veteris lingus tenaces, tamquam homi-
nes quatuor tantum ſenſibus praeditos ridere folent:
nt. ANA San 101
apfi potius rifu digni, qui nec verba vetera, nee
caullas d.cendi intelligunt.
Schmeden, angelf. ſinæccan, Holänd. fmaaken,
Eusl. und Schweb. to fmack, fmaka, fcheint ein
Ausdruck jenes Lautes zu feyn, welcher durch die Bes
wegung dee Lippen , bey Verkoſtung einer Speiſe ges
ſchieht CS. fhmasen, 1.). Daher jened Engl. to
fmack nidt nur ſchmecken, fondern auch laut füllen,
und mit der Peitfche klatſchen heißt. Uebrigens wäre
im Hebr. fchama, attendit, audivit, ſofern es die
Aufmerkſamkeit bey den Koften andenten wuͤrde. Wuf
gleiche Weiſe wird hier bey dem Volke auch hören ges
fagt, anftatt einen Geruch von ich geben ( G. hören, 3.).
Schmeer peden; ein Spiel der Kinder, da man
ein fpisiged Stäbchen in die Erde hinein ſchnellet, und
mit einem anderen wieder hinweg zu drängen ſucht. Es
wird fo genennet, weil man in weiches Erdreih, wie
in einen Schmeerlaib , hinein ftiht CS. peden). Friſch
befchreibt es faft auf die nämlihe Weife, unter dem
Ausdruck pfunzern (SG. punzen). Adelung aber fagt,
v. Fauft: „daß bey dieſem Knahenfpiel ein Kuittel durch
einen Schlag fort getrieben wird, welches vieleicht mit
dem in DOberfachfen fo genannten Minkenſpiel überein
tonmt“‘. Don diefem letzteren ift mie nichts befannt,
auſſer dag es bey dem Horneck vor kommt, c. 48. fie
fpilten Srruele, Fuſto und Mingele Engl. to
mingle, mengen, mifchen; to mince, Bein baden.
die Schmeler; Schmiele, eine Grasart mit ei-
nem ſchlauken und biegfamen Halm, aira, Lin. Von
Schmelern, welde unter dem Grumet in fumpfigen
Wieſen fichen, wird hier eine artige Fifchrenfe für
Pfeifen und Grundeln gemadt. Gie ift rund, in ber
Mitte did, und an beyden Enden fpigig. In Steyer:
marf ift das Schmelchen, oder der Schmelvogel, alau-
da trivialis (G. Krautvogel).
die Schmerle, cobitis barbatula (&. Grundeſ).
Wachter Hat diefes Wort von dem alten Imar, fleim,
gering ber geleitet CS. Schmarn, 2.). Der Schmerl,
oder dad Schmerchen, Schmierlein, ein kleiner Falk,
falco »falon, Lin. wird im Engl. merlin, frauz. eme-
rillıın genennet; bey Martin Berbert p. 73. mirlus,
Gmirl. |
der Schmidfäfer ; in Salzburg ein Nahmen des
Hirfchfäferd, lucanus cervus ( ©. Kientelläfer). Viel⸗
leicht weil feine Hörner mit einee Schmidzange vergl:
hen werden. Popowitſch fagt, daß ſelber an einigen
Orten Berner, Börner genennet wird, von bernen,
brennen: weil manche Leute glauben , dag er mit feinen
Zangen giühende Kohlen auf die Strohdacher bringe,
und felbe anzünde,
die Schmolle; fonft die Krume, nämlich der
weichere Theil des Brods, im Gegenfas der Rinde,
Von mol, molſch, weih CS. mollet, und mudeln).
ſchmutzen; laͤcheln. Bey Horneck, c. 368. fmucs
sen, fonft ſchmotzen, ſchmumeln, ſchmutzlachen. Man
fpricht: er hat geſchmutzet dabey, oder, es ift ihm gleich
das Maul von einander gerunnen. Vielleicht alfo von
Mund, Engl. und angelf. mouth, muth. Uebrigen
iſt griech. uesöau, fubrideo. In dem alten Fragment
über den Krieg Karl des groflen, v. 610. fmilen, I&
hein; Engl. to fmile, Hellaͤnd. fmuylen, Pohln.
fmiae, in Keain ſmejat. Vermuthlich weil dadurd
ein liebliches Betragen oder Eraͤugniß angedeutet wird;
boͤhm. mily, lieb, angenehm, milovati lieben, Wind.
und Eroatifh milofi, milofcha, die Gnade, In er
nigen Orten ift fchmollen , theild maulen, verdrießlich
darein fchauen, theils auch Fächeln: welches Wachter,
Srifh und Adelung her Teiten von Maul. Warum nicht
alfo auch fhmugen , ſchmunzeln, von Mund, muth?
des Schnabel. ©. Geſchuebel.
Ur TE DE EEE 103
die Schnacke; 1). ein laͤſtiges Inſeet, welches
in Oeſterr. die Gelſe genennet wird (G. dieſes Wort),
culex pipiens. Von dem Zeitw. necken, oder wie es
andere vielleicht richtiger ſchreiben, naͤcken, goth. hnai-
gan, ſtechen, ſticheln; Hebr. nakad, punctavit.
Engl. gnat, Schnacke, Gelſe, und to gnaw, angelſ.
gnaegan, gnafan, nagen, beiſſen. Daher auch die
Kraͤtze an einigen Orten Gnatze, Gnaͤtze genennet wird.
Griech. xuıV, culex; wvaw, wvıeo, frico, ſcalpo. Ju
den Gloffen von Martin Gerbert p. 104. Inaggun,
rofiratze naves.
3). die Schnade; ftachelichter Scherz, Stichel⸗
rede, acumen, dictio aculeata. Gleichfalls von dem
vorigen,
Der Schnäderl; das Aufſtoſſen oder Detfchen
CS. Högerl). Wie das vorige, von ſchnacken, fie
chen, kitzeln.
fhnaiten; grab ſchneiden, ſtuͤmmeln, 5. B. Baͤu⸗
me ausfchnaiten, die dürren Hefte oder Sproſſen weg
ſchneiden; ein Holz ausſchnaiten, mit dem Schneide⸗
meifer bequem zurihten. Das Gefchnaitel, ein grob
gefchnittenes , und in fauerer Brühe gefochtes Ingewei⸗
De von Schlachtthieren. Netker Pf. gg. concidam a
facie eius inimicos eius; fine fienda gelneiten ih.
In den alten Fragment über Karld Krieg in Spanien,
v. 2947. menegen haithenen er verlnait, er zerhauete
manchen Heiden. S. auch fchnegern.
die Schnat, der Schnatte, Schnait, Schneide;
ein Wort, welches in verfchicbenen Bedeutungen, von
fchnaiten , fehneiden, einfchneiden, ber fommt. Im je:
nen Stellen, welche Zeifh und Scherz aus dem Kai⸗
ſeroberg anführen, find die Schnatten Strieme, ober
in Die Haut eingedrückte Linien von Geiffelftseichen, von
harten Falten oder Näthen eines Kleides, welde ein
zufchneiden pflegen. Chriftus hat feine Schnatten
und Kunden behalten wollen; bon feinen Schnat-
104 N NE Auen
ten ſind mir acheilet warden. "Die Abſchnitze von
Baͤnmen, oder die grünen Reiſer, welche in langen Reis
hen in die Erde geftedfet werden, um Schnepfenbögen
einzurichten, werden in Sachſen und den benachbarten
Gegenden Scharen, Schneiten, Schneifen geuen-
net. Endlih ift die Schnat in manchen Orten von
Deutſchland eine Gränze, Dorfflur: entweder wie Friſch
glaubt, weil zum Zeichen der Gränzefheidung, ein
Merfmal in die Baume eingefchnitten wurde: oder weil
man in folchen Fallen überhaupt zu fagen pflegt, 3.3.
das Haus liegt auf der Schneide, ift ganz im Spise
drauffen, n apice, in extremis. In Deftere. habe
ich dieſes Wort nie gehöret, auſſer dag zwiſchen Linz
und Kremsmänfter,, ein gewiller Wald famt einem klei⸗
nen Dorf noch jest die Schnat genennet wird: viel:
feicht aber, weil dort viele Baume und Gefträuche aus-
gefchnaitet worden find.
der Schneck; anderswo die Schnecke. Der eßbare
Schneck, helix romatia, Lin. Die nadten Schnecken,
dergleichen in den Gärten Schaden maden, limax
agreftis. Der groife braune Waldſchneck, limax ater.
Schneeballen; in den Gärten, ein Nahmen der
Schwelke mit weiffen kugelrunden Blumen, viburnum
opulus rofeum (©, Gefrerbeer ).
Schneegloͤckläͤr; in den Alpen von Salzb. ein
Nahmen der Drattelblume, foldanella alpina, Lin.
das Schneehenndel; Schneehuhn, weiſſes Reb⸗
huhn, weiſſes Haſelhuhn, tetrao lagopus, Lin. Ein
wildes Huhn mit rauchen Fuͤſſen, welches in Schneege⸗
birgen ſich aufhält.
das Schneekätherl; ſonſt Schneeglöcklein, Hor⸗
nungsblume, Sporkelblume, leucojum vernum, fin.
Diefes fchöne weiffe Blümchen wird hier bisweilen haͤu⸗
fig, aber doch nur im wenigen Gegenden angetroffen.
Um Linz, wird aud) galanthus nivalıs fo genennet. Der
105
Frühlings Safran, crccus vernus, heißt an einigen
Orten Schneekatherl, Schneeblüemel,, Burzigadel.
der Schneetänig, oder Zaunfönig ‚ Baunfchlüpfert,
motac:lla troglodytes, Lin. Ein fehr Feiner Vogel,
weicher am oberen Körper graubraun mit ſchwarzen Wel-
. Sen, am unteren aber hellgrau ift, und vom Auge hin
- einen weiftlichten Steih hat. Er bat einen fanften bel:
fen Geſang, und fommt im Winter nahe an die Haͤu⸗
fer , befonder® wenn bald Schnee oder eine groffe Kälte
erfolgen ſoll. Franz. roitelet, Königlein: Croatifch
Kralyichez, von Kraly, König.
ſchnegern; fohnedern, anf eine gemeine und ums
zuͤnftige Weiſe ſchnitzen, wie z. B. Leute, welche Löffel,
Teller, Schäffeln machen. Vermuthlich als ein Inten⸗
fisum von ſchneiden, goth. Inejan, fneithan. Popo⸗
witſch glaubte, von ſchnacken, nagen, ftehen, folglich
ftümpern,, im Gegenfag der zunftmaͤſſigen Kuͤnſtler (S.
Schnacke).
ſchneiben, ſchneien. S. neifeln.
der Schneider; Kleidermacher. Den Schneider
heraus zwicken; wird geſagt, wenn Jemand ein neues
Kleid an hat, weil gemeiniglich noch einige Schneider⸗
ſäden darin ſtecken. Wegen der ſitzenden Lebendart,
und daher auch gewöhnlichen Schwäche bed Körpers,
Flebt diefem Worte ſchon von älteren Zeiten her, in
denen die Leibes Stärke einen vorzüglichen Theil des
Rahms ausmachte, etwas niedriged an. Man eignet
ihnen den Bod oder die Geiß, als ein Sinnbild zu:
gleihfam als ihe Pferd, indem für den Krieg färfere
Lente nöthig ſeyen. Ein noch junger Hirfch heißt ein -
Schneider; im Spiele nichts gewinnen, Schneider wer⸗
den; verfchiedene fchlechte Fifche, Schneiderſiſche, als
cyprinus naſus, cyprinus alburnus. Wieland fagt im
feinem Ani—Ovid:
106 WERE
Mas Fein Adon erhielt, gelinget unverhofft
dem rauchften zottigften Satyren,
und Herzen, deren Stolz zu rühren
fonft alles feuchtlos ift, befiegt der Schuei⸗
der oft.
Das künftliche Zufchneiden muß alfo einft, als das
Hauptwerk, angefehen worden feyn. Daher auch franz.
tailleur, ein Schneider, von tailler, Ital. tagliare,
ſchneiden, zertheilen. Hingegen beißt in den aleman-
niſchen Gloſſen bey Gerbert p. 33. fartor, Natere,
der zuſammen näher.
fchnepeln, wodurch ein ſchwaches wieberhohltes
Schnappen angedeutet wird, beißt mit einer gewiſſen
Schnellkvaft fi bewegen, 3. B. das Bret ift aufgefchnes
pelt, unveemuthet in die Höhe gefippet; der Fiſch ſchne⸗
pelt im Waller, wenn er ſchnell empor fpringt; mit
Händen und Fuͤſſen ſchnepeln, felbe herum werfen um
fi zu wehren; Hat verfchnepelt, nämlich ift geſtorben,
ruͤhret fich nicht mehr.
der Schnepf, nach anderen die Schnepfe, Engl.
fnipe, griech. und lat. Sculapax. Den Nahmen ha-
ben diefe Vögel megen ihren dünnen und langen Schna⸗
bel, Engl. nib, Hollaͤnd. neb. fneb. Ital. und frauz.
il becco, le bec, dee Schnabel: la beccacia, la be-
calle, der Schnepf. Des gemeine Waldfchuepf, fco-
lopax rufticola, Lin. har einen langen geraden Schna⸗
bei, und bis an die Augen einen ſchwarzen Strich; ift
ober ſich braunroth mit ſchwarzen Flecken, unten aber
grau, mit wellenförmigen Linien, Er fommt im Früh⸗
fing, wenn deu Schuee vergangen iſt, hier in dee Ebene
an: reifet aber vor Unfang des Sommers entweder uns
feren Gebirgen, ober dem fälteren Norden zu, um bort
wu züchten. |
Andere Arten find, der Mosfchuepf, Tcolo-
pax gallinago., _
| s 107
Der Haidſchnepf, Brachſ chnepf, Goiſſer, ſcolo-
pax arg'ıata.
Der Stockſchnepf, Wieſenſchnepf, ſcolopax
limoſa.
Der Guͤßvogel, oder kleine Goiſſer, ſcolo-
pax phæopus.
Das Bockerl, ſcolopax gallinula.
Ohne Zweifel gibt es fowohl unter den Walde
fchuepfen,, als Mosfchnepfen, noch andere verfchiedene
Arten, die erft genauer zu unterfuchen wären. Die fo
genannten. Wafferfchnepfen find gewöhnlich uicht eigent-
liche Schnepfen, fondern Strandvögel, tringa tin.
der Schneppel; zu Hamburg und in der Alt:
hart, der gewöhnliche Nahmen eines ſchmackhaften Fi:
ſches, aus der Gattung der Salme, welcher auf der
Rückenfloſſe 14 Strahlen hat, und deſſen Oberkiefer in
der Geſtalt eines Schnabels, oder einer ſchwarzen Na⸗
fe, weit über den unteren hervor ragt, ſalmo lavare-
tus, Lin. in Frankreich le lavaret, vendoife; Engl.
gwinied, in Norwegen fik, in Dänemark helt. Er
wied in der Nord- und Dftfee angetroffen, woraus er
zur Leichzeit in die Mündung groſſer und reiffender Stroͤ⸗
me zieht. In unferen Waäſſern ift alfo dieſer Fiſch nicht
zu finden. Das Blaufelhen, und unfere Rheinanke,
find Davon unterfchieden.
fehnipern ;, fehnel und keck antworten, auf eine
fhnippifche oder gefhnäppige Weife fih im Neben be⸗
teagen. Daher heißt es, du Schmipern du! oder, du
Schnabel! Engl.nib, Holfänd. neb, fneb, der Schna⸗
bei (©. gefhnappig , und Gefchnehel ). A
ſchnipfen; auf eine liſtige Weiſe ftehlen‘, heim⸗
lich und geſchwind ergreifen, z. B. hat mir die "Uhr ge
ſchnipft, mie ift Geld gefchnipfet worden. Auf gleiche
Weiſe heißt ed anch, nad) etwas fchnappen, es ſchnipps
fchnapp$ in feinen Klauen haben. Wrfprünglich ſcheint
diefe Rodensart von Dögeln entnommen zu ſeyn, wel:
108 un N —
che ihren Schnabel fpisen, um heimlich eine Beute zu er:
haſchen. ©. das vorige. |
das Schnitterhüpfel; ein kurzes, leichtfertiges
Geſaͤnglein, wie die Schnitter und Winzer, bey Ein—⸗
fammelung der Früchte, oft zu fingen und zu hüpfen
pflegen.
ſchnoͤd; ſchlecht, gering, 3.8. ſchnoͤd denken von
ſeinem Nebenmenſchen. Zu Lungau im Galgburgifchen,
heißt es bey dem Volke, ich habe nichts ſchnjeds, ha⸗
be nicht kleines Geld bey mir, ſondern nur Thaler,
Banknoten ꝛc. Wachter und Adelung glauben, daß die⸗
ſes Wort mit dem Isländ. ſnaudur, Lat. nudus,
tiberein kommt, nämlich bloß, wo wenig oder gar nichts
daran ift, und vieleicht auch mit Worth, Dürftigkeit,
Mangel.
ſchnofeln; durch die Nafe reden, in Niederfad:
fen nüffeln, ſchnüffeln, Engl. to Inuffle, Schwed.
. Tnöfla. Bey den Ungelfachfen ift fnofl, fowohl der
og, ald auch die Verftopfung dee Nafe, der Schnu⸗
pfen. Alle diefe Wörter kommen, nad) Wachters Mei:
nung, ber von Schnebbe, angelf. neebbe, nebbe, bey
dem Verelius nef, die Naſe. Niefen, fternutare;
und niefeln, nüffeln, welches in Oberſachſen üblich iſt,
für ſchnofeln; bat einen gleichen Urfprung von naefe,
nofe, nufs, die Nafe (S. nieften, Nesling). Das
Islaͤnd. nera, niefen, durch die Naſe ein Gebraufe
machen, fcheint ebenfalls überein zu kommen mit dem
tat. naris, Naſenloch: Hebr. nachar, die Nafe, und
das Schnarchen derfelben, rhonchus narıum. Zu Nü-
renberg , wie Friſch fagt, ift fihnorgeln, fo wie das
Engl. to fnurl, ſchnofeln, durch die Naſe reden.
die Schnoges ein Tänglichter fetter Theil, ein
Schnitz, 3. B. aus einem gemäfteten Schwein ganze
Schnotzen Bon Fett herab ſchneiden. Vermuthlich einer:
fen Wort mit Schnautze, Schwed. und Engl. fnut, fnout,
ein lauges hervor ragendes Maul, wie z. B. au
109
den, Füchfen, Karpfen, ꝛe. Im verächtlihen Vers
ftande auch das Maul eined Menſchen, , ind befondere
die Lippen: Daher Schnaugbart, Schnurrbart, ein
Bart an der Oberlippe. Fuͤr küſſen, wird in einigen
Faͤllen fchnogeln gefagt , gleichfam mit begieriger Schnau⸗
ge lecken. Wachter hat den Ausdruck, ein Schnutchen
geben, für Schmägle oder Kuß, ebenfalld fo erfläret,
die Schnur; Sohnsfrau, Schwiegertochter , Lat.
nurus, Ital. nuora, angelf. ſnore, Holland. naar.
Don dem Gebr. naar, ein Kind, indem fie von den
Schwieger Eltern als eine Tochter angefehen wird. Dies
von ift bey dem Friſch der verkleinerte Ausdruck Schnür-
den, Schnürgen, z. B. Ruth mit ihren zweyen Schnor⸗
chen, furrexit Ruth cum utraque nuru fua, 1.6.
(©. Narr). Das Zeitw. ſchnuren, einfhrumpfen,
fcheint gleichfalls davon her zu kommen ( S. ſchnurfen).
fehnüren; z. B. der Wirth ſchnuͤret feine Gäfte,
fcheret oder prellet ſie. Diefe Redensart hat ihren Ur⸗
fprung , wie Friſch and Adelung glauben, von Mau:
rern und Zimmerlenten, welche die Fremden, die ihre
Arbeit anfchanuen wollen, mit einer Schnur einzufangen
pflegen, um von ihnen ein Trinkgeld zu erhalten (G.
binden ).
ſchnurfen, ober fhnuren, einfchnuren, zuſam⸗
men ſchnuren; fchrumpfen, durch Auströdnung fich zu:
fammen ziehen, folglich enger und Pleiner werden. Go
wie das oben angeführte Schnur, nurus, von dem
Geltifhen nar, Engl. narrow, Mein, ſchmahl (©.
Mare). Horned c. 247. vor Angft und Furcht fich
fmiegen und fnerfien. S. das folgende.
der Schnuͤrzer; einfchlechtes Tafchenmelfer , wel:
ches gemeine Leute für jeden Vorfall zu brauchen pfle⸗
gen, ein -Zafchenfeidel CS. diefes Wort). Das Zeitw.
ſchnuͤren, fchnürzen, wozu ein ſolches Meſſer als
Werkzeug dienet, muß alfo fegeln, ſickeln, ſchlecht und
grob ſchneiden bedeuten, Fürzen, kleiner machen: gleich⸗
110 ———
wie ſchnuren, ſchnurfen, klein werden (S. ſchnur⸗
fen). Woraus man zugleich fieht, daß für nar, nar-
row, Mein, gering, auch nor, nur, gelagt worden iſt
(©. Schnur). Bey Adelung ift die Schnurre, ein
fchlechtes Ding, ſchlechtes Hausgeräth: vielleicht eben⸗
falls nichts anders, als Kleinigkeit.
der Schober; 1) indgemein ein Heuſchober, ein
Heiner Haufen von Heu, Holänd. hoop, opper, im
mittleren Lateine bey dem Friſch ſcobro, efcobro, alts
brittiſch ylgub, fcope, fafcis ſpicarum. Daher Heu
fchöbern, fchübern, auffchlbern, in die Schöber
bringen. Horneck c. ı2. et 66. das Fueder fchubern
und hawffen. Eine aufgelaufene Speife von Germ⸗
teig, wird hier bey dem Volke ein Schober, Germ⸗
fehober genennet. a). In unſerem Gebirgel iſt ein
Schober Garben, eine unbeftimmte Zahl, etwa 12-—
20 Garben, welche ohngefahr wie der Klee, auf einen
mit Geitenfproffen (Epriffeln) verſehenem Pfahl auf:
gehuͤfelt, und getrödnet werden (S. Mandel), 3).
Vom ansgedrofchenen Stroh , heiſſen 60 Schänbe ober
Schwaben, ein Schober. Diefe Art zu zählen ift and
in der Schweitz, in Franken ıc. üblih: und zwar, wie
es fcheint, auch von vollen, und noch nicht gedrofchenen
Garben. Denn bey dem Pictorins find 4 Mandel, ober
60 Garben, ein Schober. Das ift die Urfache, war
um noch in den meißten Orten von Deutfchland, ein
Mandel nicht aus 10. wie Bier, fondern aus 15 Gar
ben befteht. In einem alten Salbuch von Krembmün⸗
ftee fteßt: LX.manipuli, ®arben, faciuntarconium,
Schober; VI. arconia carratam, Fuder.
Es kann diefed Wort auf eine zweyfache Weife
- erfläret werden. 1). Friſch hat ſowohl Schaub, als
Schober, her geleitet von fchieben, zuſammen fchieben,
"nämlich verdicken, anbäufen; ich habe gefchoben; der
Schub. Wovon fchoppen ein Intenflivum it, und
wovon auch dee Schübel, eine zuſammen gedrängte
Er 0728 .111
%
Malle, leicht abgeleitet werden kann. nal. to ſhove,
angelf. ſceofan, Hollaͤnd. ſchuiven, ſchieben. Da nun
das Heu auf den Wieſen wirklich mit dem Rechen zu⸗
fammen gefchoben, und endlich in Feine Haufen aufge:
worfen wird; fo ift dee Schober eine aus zufammen
geſchobenen Theilen entftandene Erhöhung. Nach ei:
nem weiteren Begriff von anhäufen und zufammen drän-
gen, kann das nämliche Wort auch auf eine vereinigte
Menge der entweder vollen, oder leeren Garben, ange:
wendet werden. Wie das Schock, z. B. ein Schod
Garben, Eyer, Krebfen ıc. von ſchocken, Ital.fcoccare,
.. franz. choquer, Schwed. und J8länd. ſkaka, ftoffen,
“anftoffen, enge zuſammen treffen. Horneck c. 62. ein
Schockh Soldeten, eine Menge, ein Chübel.. a).
Nicht nur Friſch, fondern auch Wachter, haben Scho⸗
ber und Schaub, ald Wörter von einerley Herkom⸗
men angeſehen: obwohl man über den Urfprung dieſes
lesteren nicht einig ift. Schaub, fcof, ſceaf, ift mei:
ner Meinung nah, ein Haufen, eine Menge; ins be:
fondere,, fo viel man ohngefähr mit der hohlen Hande,
oder mit den Armen ergreifen kann (S. Schaub): wel:
her Begriff fih auf alle hier "angeführte Beyſpiele ſehr
bequem anwenden läßt. |
das Shi. ©. Schober.
dere Schoder; eine Anhänfung von Sand, Gteis
wen oder Mauerftäden, 3. B. der Schoder von einem
alten Gemaͤuer; ein fchoderiger oder fchlidiger Grund,
wo mehr Sand und Steine find, als gutes Erdreich.
Es iſt einerley Wort mit Schutt, angelf. fcot, ein
Wurf; von fhütten, fcotian, ausſtreuen, über einen
Haufen Hin werfen. Don Schottland, Scotia, ©,
Wachter v. fchieffen.
die Schopflerche, alauda criftata. ©. Kothlerche.
die Schopfmaifen; parus eriftatus, Lin. ſonſt
Poppmeife, Hauben — Kobel — Strauß oder ‚Heiden:
Meife, frau; melange hyppee, Engl. crefied tit ⸗
118 EN EEG aan
moufe. Diefe Meine Art von Maifen hat ein (dwarzet,
aber weiß gefpisted Schöpfchen, einen weitfen Bau,
afchgrauen Rüden; hält fich die meißte Zeit im —
Wäldern auf, und wird endlich im Herbſt, wenn ber
Maifenftrid angeht, aller Drten angetroffen.
fhoppen; in etwas viel fihieben, ftopfen, z. S
fich das Maul, den Bauch mit Speife anfhoppen; eis
nen Kapaun (hoppen ; den Sack mit Mehl, oder Aep⸗
feln anfhoppen; WVögel ausfhoppen; die Menge der |
Leute ift fo groß, daß fih alles fchoppt , oder eine Ste
ckung verurſachet. Don ſchieben. CS. Schober).
der Schöps. SG. Kapp.
der Schotten; in den Gegenden unſeres Gebirges
Das, was in der Ehene der Topfen Heißt, nämlich die
eäfeförigen Theile, welche nad) gefchiebener Milch übrig
bleiben. Es wird fauere Milch ( Gelben) in einem
Keſſel geſotten, ſtets umgeruͤhret, bis ſelbe zu Klum⸗
pen wird: alsdaun in Geſchirre gethan, damit bat
Käswafler oder die Käsſaͤuer abſitzet. In dee Schweis
tft der Schotten da8, was man anderswo bie Molkern
nennet, nämlich dad Käfewafler. Angelſ. fcot, etwas
snfammen gemorfenes, {ymbolum, coniectio; fceo-
tan, fcotian, fhütten, in Klumpen hin werfen (©.
Schoder). Adelung führer die Nedendartan, die Mile
har ſich gefchlittet, ift geronnen.
die Schottfuppe; eine bey den Bergienten be
rühmte Art von Suppe. Es ift die fonft gemähnfide
Gäuer (©. dieſes Wort): nur daß, wenn man fle an:
— geſalzener und in einer Schuͤſſel abgeknetteter
Schotten, darein geroͤrlet wird.
der Schrätel, oder mehr nah ber Ausſprache
Schrädel; ein Kobolt, Poltergeift. Daher Heiße «
biöweilen: der Menfch geht herum, wie ein Schrabel,
ift :inwahrer Schradel ; nämlich unenhig,, planderhaft,
16. ud. Man hat auch Schröterlein, Schreg, Wald
de, EEE In gloſſis ———— fereza,
ve,
GEERREE\ GEF 00007 EP Aa 113
larve, lares mali. Üeberhaupt wirb bey diefem Wort
etwas fchroffes, rauches oder fpigiges verftanden, weis
es ftechen, aufreiſſen, fchueiden faun: oder doch fo
ausſieht, ald wenn es ftechen könnte. Der Stechbaum,
oder die Stech —Eiche, ilex aquitolium, ie. wird in
uunferem Gebirge Sommerbaum, unter der Ens hinge:
gen Schradel genennet. Fiſche mit fiharfen und fte
chenden Nüdenfioffen, Perfchlinge, insgemein aber Schra⸗
gen; und Schweine, an deren Nüden die Borften uns
ordentlich aufwärts gegen den Kopf hin ſtehen, Schras
Delichweine. Die rauchen und borftigen Waldteufel,
Saunen, Satyren, Affen, werben daher auh Gl. Mun-
fee. p. 333. fcratun, Schratel, im lateinifchen Zegte
pilofi genennet, Isai 13. v. 21. (©. faunen). Von
fchroten, goth. skreitan, angelf. fcreadan, Schwed.
skreda, ftechen, ſchneiden, theilen.
der Schratz; perca Auvaatilis (G. Perſchling).
Das Wort hat mit dem vorigen einerleg Urfprung.
ſchrefeln, oder fchrebein , ſchriveln; Einſchnitte
machen, 3. B. das Kraut ſchreveln, fihriveln; mit dem
Meifer Einfhnitte machen, bevor ed in ben Stod des
Kreautfchneiders gelegt wird. Ein Stüf Vrod ſchre⸗
veln, felbes reinfchneiden, Damit man es leicht zertheilen,
und bequem effen kann. Es ift einerley Wort mit fchreis
"ben, feriban, feribere, Holland. Ichrvven: welches
urſpruͤnglich nichts anderes, als einfchneiden, eingraben,
teiffen war. In den nämlichen Fällen wird auch ichres
pfen gefagt, 3. B. Kraut fchrepfen, ein Stüd Brod, m,
Müben fchrepfen, mit dem Stoßeifen gerftädeln: im
Sachſen, Das Getreide jchrepfen, die grüne Saate,
wenn fie zu geil aufwachlet, mit dee Sichel abfchneiden:
welches in Defterr. abfahern heißt ( S. Eaher). Im
Niederdentfchen ift fcheapen, ſchrappen, Engl. to. fc a-
pe, angelf. fcreopan, ſcharten, ftark reiben (G. re
pfen, und der Reif).
Dritter Theil, H
114 — -
ſchreg; ſonſt ſchraͤge, ſchrad, ſchraͤns. Schras
neunet man, ſagt Friſch, was weder nach der Bleywa⸗
ge, noch Waſſerwage gerad iſt, aber doch nicht gebogen
ober gefrümmt, Eine fchräge Linie, von einem Ed m
dab gegemüber ftehende, linea diagonalis. Vielleicht
von ragen, hervor Stehen, Eeltifh rha, pre, pro,
ante, auſſer der fenkrechten Linie (SG. Wachter, v. ra⸗
gen). Eine Sehrege ift übrigens eine Peine fchlechte
Holzſtange fo fern man ſelbe zur Cinfriedung der Feb
der oft brauchet; wegen ihrer fohrägen Rage in dem Zaun -
dee Schreiber; ein Fifh, cyprinus nafus. ©.
Nesling.
das Schreiberkraͤutel, auch Pfefferkraͤutel, La-
tureja hortenfis ( ©. Saturey). Gewöhnlicher iſt Das
Pfefferkraut lepidium latifolium, Lin. bey den Alten
piperitis. Ä
der Schretz; Alp, Poltergeift. S. Schratel.
ſchricken, an anderen Orten auch ſchrecken; ein
Wort, welches, wie Adelung bemerfet bat, verſchie⸗
dene Arten von Geſchrey oder Gekrache andentet, und
überhaupt als sin Jutenſivum von fchreyen angefehen
werden kann. Engl. to fcreak, quidien, knarren;
to ſhreek, fhriek, heftig und laut ſchreyen. Schwer.
fkria, ſkrika, Island. (kraeka , ebenfalls ſtark ſchreyen.
In Sachſen heißt e8 daher, der Rehbock fchredt,
- meldet fih. Die Wiefenfnarre ober Wachtelkoͤnig, wird
wegen feinem heiterigen Geſchrey, ben Friſch und Ade⸗
lung Schrick, Schreck, griech. und lat. crex geuennet.
Vorzüglich wird ed gebraucht don einem groffen
Lärmen. Um das ſchmetternde Getöfe eined Donner
wetters auszudrücken, heißt es in gemeinen Reden, daß
es Frachet und ſchrickt: und von einem erzörnten Hands
vater, daß er lärmet und abſchrickt mit feinen Unter⸗
gebenen. Weiters wird es für Iant berfteu gefagt, ;.
B. das Glas, Eis, die Glocke fchrickt, iſt zerſchrickt,
hat einen Schrick, Riß, Sprung; lat. dilſſilire, jew
ma LE 2» ann 1135
feringen. Eſſen, das einem der Bauch auffchriden,
zerſchricken möchte; das Erdreich ſchrickt bey Tanger
Hitze. Endlich für fpringen überhaupt, z. B. Otfried
I. 4. Ehriftus ſollte von der Zimme des Tempels bin
fpeingen, hina ferıkken;- IV. 19. der hohe Prieſter
fprang auf von feinem Sig, uf irferıkta. Notk. Pf.
17. diaboli laqueos tranfilire; uberfericchen. Dies
von ift noch der Heuſchreck, Notk. Pf. 108. mato —
ferecche, ein Thierchen, welches auf den Gen und in
den Matten ( Wiefen) herum hüpfet. Die Finuländer
ben, wie Wadter aus dem Cluver anmerfet, den
Beynahmen Schrickſinnen, [krik—finner erhalten;
wegen ihrem Tünftlichen Springen, womit fie ein Wild
jagen und fangen. Bey dem Scherz, wird der Hor⸗
nung Schrifel—monath oder Schaltmonath genennet;
weil felber gleichfam einen Schrick, nämlich eine Lüde
oder Spalte befommt (G. Schalk. 2.).
dee Schroll; ein geob gebrochene Stück, z. B.
ein Eisſchroll: welches Wort auch Friſch und Adelung
anführen, ftatt deifen wir öfter der Schiel zu fagen
pflegen (S. dasſelbe). Figürlich, der Schroll, ein
grober plumper Menſch. In einigen Braͤuhaͤuſern iſt
der Schroll ein gemeiner Hausknecht, welcher nicht un⸗
ter die eigentlichen Braͤuknechte gehort. Go gibt es im
Tyrol Bräumenfter, Oberknechte, Kühluuf, Mal⸗
zer, Schrollen und Buttler CS. Buttler).
Im Niederdeutſchen hat dieſes Wort eine andere
Bedeutung. Holländ. ſchrallen, murren, brum nen
über etwad. In einee Stelle bey dem Friſch ift der
Schrull, Groll, Feindfeligfeit. Welches nur ein vers
ftärfter Ausdruck ift für Groll, heimliches Murren wis
der andere; arplien, anrolfen, wie zornige Hunde;
größzen, einen wilden Laut durch die Gurgel von fi
geben. Wille diefe Wörter fommen ber von roller: , eis
nen dumpfen Schall verbreiten " S. groffen). Seroll,
in der Bedeutung eines unfoͤrmigen it Stüdes,
3
116
ift gleichfalls don rollen: entweder fo fern es fort mit
zen heißt; oder laut berften, mit einem Getöfe zerſpris
gen. Der Donner rollet, machet ein fuͤrchterliches Se
rolle, ꝛe. Auf gleiche Weife ift dee Schiel, Eisſchiel
von fchellen, trennen, zertheilen.
fchröpfen. ©. fchrefeln. |
der Schrot; in Baiern, der hölzerne Gang ns
das obere Stockwerk des Hauſes, welcher in Boͤhmer
pawlacz, in Defterr. der Gang heißt. Irgend wos
unferer Gegend wied ein Getreibefaften, welcher anfle
dem Haufe, auf vier Holftämmen oder Pfählen erh
het ife, dee Schrot genennet. Don fchroten , abhanck
truncare, pracidere: ‚entweder weil folche Gebäude an
Scroten, nämlich abgehanten Stämmen ruhen, me
von mehr bey Frifch und Adelung zu erfehen ; ober weil
ſie ſelbſt eine abgefchrotene Zorme haben, indem fe
nicht bis zur Erde herab reichen, aedificium qualı præ
cifum ac truneatum.
der Schübel ‚ in der Verkleinerung das Schuͤberl;
eigentlich fo viel man mit der Hande zuſammen drüden
oder unter dem Arm fallen kann, z. B. ein Schäbel
Heu für mein Pferd; ein Schübel Haare, Wohe, *
einen Buben fchübeln, ihm die Haare fchübeln, de—r
Schopf beuteln. Im weiterer Bedeutung zeigt es Aber
haupt eine Schar, oder Menge an, z. B. ein ©
Leute, Schafe, Gaͤnſe, Hühner. Diefes Wort fan
zu naͤchſt vom fchieben , zufammen ſchieben, her geleitet
werden: oder wie Schaub, nach dem Begriff eines hof
len Raums, wie ſchon oben bemerket worden ift (
Schober). '
der Schüiblings bey dem Pictorius, Dafgpedr
us, Brad und Twinger,, eine Wurft, Bratwurſt, ge
säncherte Wurft. In den Alemannifchen Gloſſen 19
©erbert p. 97. fcubelinc, farcimen. Friſch glanklı
weil fle in dünne Scheiben gefchnitten werden, wie UP
gefähe die wälfhen Salami. Vielleicht zeigt es aber
117
Aberbaupt etwas gefülltes, ausgeftopftes an: Yon fchies
ben, binein fchieben, wovon fchoppen ein Intenfivum
iſt CS: feheiben, Schober, und ſchoppen).
ſchuchteln; unbefonnen in feinen Gefchäften dahin
eilen, ſchnell und ohne Weberlegung mit einer Sache an:
gehen, 3. B. ein ſchuchtleriſcher Menſch; das haft du
von deinem Umfchuchteln , jest ıft der Krug gar zerbro⸗
den, ꝛc. Bey Notker ift fehichtig feyn, flüchtig, fort
eilend (©. ſchiech).
dee Schulfamftag; Char oder Ofterfamftag , an:
gelf. eaſter zfen, Dfterabend. An diefem Tage wur⸗
de einft die fegerliche Taufe ertheilet: zuvor aber eine
Katecheſe gehalten, um die TZänflinge über ihren Glau⸗
ben zu prüfen. Derjenige Geiftliche in den Domkirchen,
welcher die Aufſicht Über die Erziehung junger Lente,
und den Unterricht in ber ‚Religion hatte, ift daher
fcholafticus, bey Frifh und Scherz Domfcholafter,
Schulherr, Schulmeifter genennet worden. Im eis
nigen bier gedrnditen alten Kalendern, iſt für dieſen
Tag gar Feine eigene Benennung, ſondern nur das lau⸗
fende Feft eines Heiligen angemerfet. Die Schreibart
Ehorfreytag, Shorfamftag ift marihtig: denn es
tommt nicht her von Ehos, chorus, wo es freylich am
diefen Tagen viel zu thun gibt, fondern von charen,
trauern (S. Charfreytag).
ſchumeln; fort treiben, auteeiben zu etwas, z.
B. einen überläftigen Bettler von fih fhumeln; bie
Hanslente fort fchumeln zur Arbeit. Es heißt alfo, ges
hen machen: im Niederdeutfchen aber, Bin and Ber trips
peln, oder wach unferen Ausdruf, im Haufe herum
pafeln; Hollaͤnd. ſchommelen, in den Klichen allerley
Heine und. ſchmutzige Arbeiten verrichten. “Island. und
Schwed. skima, skimpa, Bin und wieder laufen (©:
Adelung, v. ſchimpfen). |
fhundig; ſchmutzig, veraͤchtlich, 4 B. ein. ſchun⸗
diger Menſch, ein elender, veraͤchtlicher; eine ſchundige
118
Art zu handeln, da man karg und ſchmusig iſt. Ver
ſchinden, geſchunden. Eine Schinde neunet man Übers
haupt, was man von einem Koͤrper abſchaͤlet, abſchabt,
und hinweg wirft CS. Schinde): folglich quisquiliæ,
exuviæ, ſordes. Bey Friſch und Adelung iſt der
Schund, Unflath in den Kloaken, und Schundfeger,
welcher die Abtritte reiniget.
ſchupfen; ſchuppen, ein Wort, welches ein wie⸗
derhohltes Schieben andeutet, ich habe geſchoben, der
Schub. So ſchupfet z. B. die Amme ihr Kind, wen
fie es mit den Armen auf und nieder hebt. Sich zur
Luft auf einem Geile fhupfen; Holländ. fchoppen,
in Salzb. hutſchen, ſchutzen. Diefes Spiel heißt im
Italien alta lena, zu Rom canofienola. Teruer eime
MWagenichupfen, ein Obdach, worunter die Wägen
hinein gefchoben werden; nad Adelung der Schoppen,
Schuppen. Die Achfel fchupfen, oder zuden, zum
Zeichen einiger Bedenklichkeit.
Das Schupfen der Bäder ober Fleifhbader,
Die durch ſchlechte Wars das Puhlieum betrogen haben,
war einft nicht nur in Defterreich, fondern auch, wie
Scherz in feinem Glofſario bezeuget, zu Augſpurg, Straf
burg, und Meg in Lothringen uͤblich. Dee VBerbreder
wurde nämlich duch den Strick eines Schnellgalgens,
in einem Korb ober Kaͤſich in das Waſſer gefchupft, uud
wieberhoßlt darin gebadet. Tin gleiches geſchah au
in Italien; Muratari, antiquit. Ital, Tom, 11. Difert.
23. pag. 323. In England werden nicht nur ftrafbare
Matrofen in den Schiffen, fondern auch zaͤuliſche Wei⸗
ber in einer Act von Stuhl oder Kaͤſich, cucking—ftool
genannt, in das Waller getauchet. In Cairo oder Nas
hiro, deu Hauptſtadt in Egypten, ift die Mobe gam
ondert, Deun dort wird ein Bäder, welder das Ges
wicht bed Brods verfälfchet, an einem, oder beyden
Ohren, an feine Hausthuͤre angenagelt: einem Fleiſch⸗
backer aber wird ſtinkendes Fleiſch vor die Nofe gehan⸗
"u GE BEE 2 Berne 119
gen, bi ihm die Würmer auf den Leib herab fallen.
©. ullgemeine Erdkunde von Schütz, Wien 1808.
ater Band.
ſchuͤrfen; aufritzen, ſcheren, mit etwas ſcharfen
befahren, 3. B. ſich die Haut aufſchuͤrfen. Notker PL.
a8. fiur ſchurfen, Feuer ſchlagen aus einem Stein.
In einigen Orten bedentet es ferner fowohl ſchneiden,
als graben: z. B. bey den Jaͤgern, wie Friſch und Ade⸗
lung bezeugen, einen Hirſchen ſchuͤrfen, ihn aufbre⸗
hen, aufſchneiden: und in den Bergwerken, nach Er⸗
de ſchurfen, auf Gänge ſchuͤrfen, eine Schurf wer,
fen ,: in die Erbe graben um Erz zu finden. In der
Schweitz fagt man, das Unkraut fhürpfen, einen
Garten ausfhürpfen, ansftechen, jeten. & ift eis
merley Wort mit fhärfen,, Engk. to fharpen, angelf.
dcearpan, fcyrpan: welche Wörter mit mehreren au⸗
deren verwandt find CE. Gerpe). Von einem Floͤßey,
welches nicht die fefte Schale, ſondern nur ein Häntchen
bat, heißt es hier, Die Henne hat das Ey hingeſchuͤrft;
gleichſam die Schale abgeſtreift, hin gewetzet.
ſchuſſig ſeyn, oder ſchuſſeln; unbeſonnen babie
ſchieſſen, bin und her eilen. Don ſchieſſen: daher auch
Schwed. und Igslaͤnd. skiut, skiotr, ſchnell, eilfertig.
Der Menſch iſt ein Schuß, hat einen gewaltigen
Schuß, naͤmlich iſt gaͤh und unbeftändig, ein Halb⸗
narr. Dieſe Redensart iſt von der. vorigen Bedeutung
rutnsmmen: zugleich aber eine Anſpielung anf ein Wild,
welches von einem Pfeil, oder anderem Geſchoß getrof⸗
fen, ſchuell uud ohne Beſinnung fort eifer.. Gtatt befs
fen heißt es daher auch, hat einen Hieb , einen Streich.
Ein junger, aufgeſchoſſener Menfch odes Baum, wied
ein. Schüßling , fonft auch Schoͤßling genennet.
die Schuffaube; in Baiern und Tyrol cyprinus
alburnus ( ©. Gpislaube ).
das Schufterl; ein Haͤubchen von Leber (wie bey
den Schuſtern gewoͤhnlich), oder von Sammet, wel⸗
120
ches nicht den ganzen Kopf, fondern nur bie Scheitel
dedet. Ein befannter Speisgfäfer, mit einem röthle
chen Hinterleib, und geftreiften Fluͤgeldecken, nach dem
Fabricius elater anals, wird hier allgemein Schuſter,
Schuſterl genennet. Vielleicht weil die Danptfarbe dei
Körpers bleichſchwarz, wie das Schurzfell oder die Kap
pe dee Schufmader ıft. In Niederfachlen ift eine Art
der Kreeböfpinne , mit einem Meinen runden Körper , aber
fehr langen Fuͤſſen, die allenthalben am Gemäuer au
getroffen wied, phalangium opilio, fin. unter dem
Nabmen Schufter. oder Meberfnecht befannt. Der
Schuſterkarpyf, ift nach Adelung cyprinus tinca, die
Schleihe.
das Schuſter — Veigel; Fruͤhliugs Emian, gen-
tiana verna, Lin. Ein niedriges, dunkelblaues Blum⸗
chen, das von manchen Lenten, ſtatt eines Veilchens,
auf den Hut oder die Kappe geſtecket wird. An der
Graͤnze von Salzburg heißt es Kranbeigel, . Keähen
veilhen: und in Tyrol Dfter—Ichmeiggelär, weil es
blau iſt, wie gemöhnfich die Kleidung dee Schweiger,
und zu Oſtern gebraucht wird, um die Eyer zu färben.
fchutern; abtreiben, verjagen, 3. B. Hühner,
Kinder ꝛc. fort ſchutern, ans dee Stube treiben: wels
ches auch ſchumeln, und. fort bollern heißt CS. dieſe
Wörter), Es iſt im Grunde einerley mit ſchuͤtteln,
fihüttern, bey Kero, Otfried, Tatian fcutan, Ital.
fcuotere, fat. cutere, concutere. Sich zur Luft auf
einem Seile ſchwingen, wird bier ſchupfen, zu Salz⸗
burg aber ſchutzen genenuet.
der Schwab; einer aus Schwabenland, Tat. fue-
vus, angelf. [wefa. Wachter fucht den rund dieſes
Mortes in der Meife, wie bie alten SGueven ihre firups
pigen Daare zufammen zu draͤhen, und zu kuupfen pfleg-
ten: welches ſelbſt Tacitus infigne gentis genenmet hat,
cap. 38. de morib. germ. Infigne gentis obliquare
crinem, nodoque fubltringere. — — horreniem ca-
ST IREED
NG GE 2» nen 131
pillum retro fequuntur, ac ſæpe in ipſo vertice re
ligant. Das Zeitw. ift alfo ſchwefen, Ichmeifen, um⸗
geben, fohlingen, winden. In dem alten Fragment
über den fpanifchen Krieg, v. 1765. er befwif in mit
then ha:den, umgab, umfaßte ihn. In Schweden,
wir Adekung fagt, ift ſwepa, einwideln. Ohne Ziſch⸗
Jaut bey dem Verelind veha, circumvolvere; Jsländ,
eg veb, circumvolvo, Imperf. eg vafde. Welche
Wörter zu dem Zeitw. meben gehören, fo fern «8 ums
winden, zufammen fügen bedeutet, wie z. B. Spinne
gewebe, ein Gewebe (Verwickelung) von allerley ſelt⸗
ſamen Begebenheiten, eine Wabe in den Zellen der Vie⸗
sen. Die dörnene Kron ded Heilandes wird bey dem
Ulphilas waip genenmet: wo man im Lateinifchen das
Wort texere vel pldctere braucht, im Deutſchen aber
flechten, binden, z. B. coronam texere, flores, fifcel-
las texere, Kränzge oder Körbe machen. Dieſe Ablei⸗
tung wird durch das folgende Wort, der Schwaben,
ein zufammen gebundenes Strob, beftättiget.
Die Schwaben haben Munterfeit und Gefprädigs
Beit mit den Franzoſen gemein, fo wie die Fruchtbarkeit;
zum eigenen Character aber gehört eine angeborne Neu⸗
gierde, die fi in vieles, oft zur Unzeit mifchet; Kühn:
heit, durch viel fal volatile erzeugt, weiche auffer deu
Gefahren ſtark, in denſelben oft Hüchtig macht. Die
Art und Weife der Sprade, fticht| gegen die Sprache
der benachbarten Völker, die größten Theils einer Boj⸗
ſchen Abkunft find Cin Baiern, Tyrol, Steyermark,
Deſterreich) ungemein ab. In jenem merklich fanfteren
Himmelsſtrich fheint Die Natur noch in ihrer Jugend
zu fpiefen: wo man bey emfiger und Fünftlichen Arbeit,
zugleich. mit den Minnefängern tanget, und Blumen
ſucht; oft aud mit Herren Ywain, in dem Gedichte des
Ritters Hartmann von der Au, auf Abentener ausgeht.
Ein artiges Hiftörchen,, wovon ich aber nicht weiß, wie
fern es gegräudet fenn mag, erzäblet Sigmund von Bir⸗
1988 S EEE DD SER a er
ten, ‘oder Betulius, in feinem Sachſiſchen Heibenfat, .
von dem Krieg Kaiſers Albert I. wider Triderih mit
der gebiffenen Wange, welcher Landgraf in Thliriugen,
und Markgraf in Meiffen war. Die fhwäbifchen Sol⸗
daten unter dem Deere bes Kaiſers, lachten Aufaugs
über die Sachſen, erfchvaden aber währendem Treffen
fo febe, daß fie ihre Pferde erftachen, das Einges
weid heraus warfen, und fich darein verkrochen;
wurden aber doch, als man es wahr genommen,
darin erftochen. Ä
Virgil. II. Aeneid. v. 401.
— — pars ingentem formidine turpi
fcandunt rurfus equum, et nota condun-
tur in alvo.
der Schwaben, eigentlich aber ein Schwaben von
Stroh; ein Bund ded ansgebrofchenen Strohes. Zu
erft ift e8 eine Garbe, die, wenn fie zum erſten mal
Aberdrofchen worden ift, ein Schaub heißt: dieſe Schaͤube
werben endlich aufgelöfet, ganz auſsgedroſchen, und auf
das neue zufammen gebunden, und heiffen alsdann im
hiefiger Gegend Schwaben. Welches Wort nichts an:
deres bedentet, als etwas. zufammen gebundene: von
einem aften Zeitw. fchwaben, ſchweben, fchwefen,
binden (SG. Schwab).
der Schwabenkaͤfer, oben Brobfäfer; nad am
deren Mehlſchabe, Stubenſchabe, blatta orientalis,
Lin. Die Meinung , daß dieſe Käfer zu erſt duch ſchwa—
bifche Soldaten in Deutfchland verbreitet worden fiud,
wird durch dieſen Nahmen ſehr wahrfcheinlih gemacht.
der Schwaderer; bey einigen Leuten hier, der
Nahmen von motacilla fylria (G. Dorureigerl).
Anderswo wird die Hirugrille, fringilla ſerinus,
Schwederle genennet. Beyde von ſchwaden, ſchwe⸗
dern ſchwaͤtzen.
der Schwager; eigentlich bed: Manns, oder ber
Ehefran Bruder, Ungar. ſogor, (ſprich Schoger),
— ED En 123
welches mit bem Lat. Tocer uͤbereinkommt. Ueberhaupt
aber ift Die Schwägerfchaft eine Verwandſchaft von meh⸗
zeren Gliedern, welche durch die Heurath entfteht, af-
finitas: im Gegenfag der Blutsverwandfchaft, confan-
guiritas. Da nun alle diejenigen, welche unter dent
Nahmen Schwager , Schwägerin, Schwiegervater, oder
Mutter, Tochter , 2c. vorkommen , nur durch gefchehene
Deurath verwandt geworden find; fo hat Wachter dies
fed Wort, anf eine nicht unwahrfcheinliche Weife, bee
geleitet von Dem angelf. wogan, nubere; .wogere,
procus. Auch im Engl. ift wooer ein reger, Brauts
werber: welcher, wie Frifch fagt, ald das Haupt der
folgenden affnitst zu betrachten ift, obmohl er felbft
dad Wort Schwager, nur vom lat. ſocer ber leitet. -
Insgemein pflegt man auch zu einen Kutfcher, deſ⸗
fen Nahmen man etwa nicht weiß, ober ebeu nicht aub⸗
Drücken wit, Schwager zu fagen, z. B. Schwager
halte ein wenig ſtill; bift du nicht dürftig, Schwager?
Da diefe Art zu ſprechen immer nur ſcherzhaft klinget,
fo ift e8 ein Zeichen, daß ed nicht das eigentliche, ſon⸗
deen vielmehr nach eigem anderen, mehr befannten un⸗
geformtes Wort feyn müfle. Urfprünglich ſcheint es eis
nen Schwaiger, bey dem Friſch Schwayer anzuden⸗
ten: wodurch der jenige verſtanden wird, welcher über
eine gewiſſe Heerde Viehs geſetzet iſt, die nun aus Küs
hen, Ochſen, Eſeln oder Pferden beſtehen mag. Das
Wort Schwaiq (S. dasſelbe) war einft duch ganz
Deutſchland bekannt, und iſt auch jetzt, wenigſtens im
unſerem Gebirge, noch voͤllig gangbar. Tin dem Gloſ⸗
ſario von Scherz, wird ein Fubhrmann Wagner, Was
senmann genenuet. In alten Nordifhen Sprachen
iftfwan, fwein, ein Juͤngling, Bube; manfehe Wachs
Ser, v. fueones. Engl. fwain, ein gemeine Mann,
Bauersmann, boat—[wain, ein Bootömann. ..
fchmaiben, z. B. ein Glas ausfchwaiben, veis
wigen, auswaſchen, indem das eingefühte Waſſer bie
124 EEE NEE EHE
und ber bewegetwirb: welches bey Adelung ausſchwei⸗
fen, ausſchwaͤnken, ausfpülen heißt. Als ein Ver
bum Neutrum, lautet es bier fchmaibegen , fonft abe
fhwabbeln, 3. B. das Waſſer ſchwaibetzt in dem Krug,
wenn dieſer nicht fachte getragen wird.
Es heißt alfo fehweben, und ſchweben maden,
naͤmlich gemach Hin und her bewegen. Ifſidor IV. ;.
Gottes Geift ſchwebte ob den Waͤſſern, [ueiboda. Ir
bem alten Fragment über den fpanifchen Krieg Karl dei
geoflen, vers. 2908. Ä
ther Kuning lie then vanen waiben,
al hine unde here fwaben,
ließ den Fahn wähen, und allenthalben ſchweben.
Das einfache Zeitwort iſt weben, waben, weifen.
Daher Engl. wave eine Waſſerwelle, und to ware,
Wellen werfen, oder auf dem Waffer ſchweben. Gl.
Monfee. p. 334. uueipon, fluctuare, wippeln, ſchwe⸗
ben. Notker Pf. ag. uueibon, fluctuare; Pf. 58
zeuueiben, difpergere; und endlich Pf. 39. uuephar,
ein Wipper, Geiltänzer.
bie Schwaig; Gchweige, eine Viehweide in den
Alpen. Daher eine Schwaighuͤtte, worin das Vieh
gemolken, und wider böfe Witterung gefchliget wird.
Die Schwaigerin, Almerin, eine weibliche Perfon,
welche dad Vieh beferget; zu Galzburg und im der
Schweig die Sennerin, Sendin. Bey dem dä Fres⸗
ne ſwaiga. Notk. Pf. 50. vitulos a paftu fumtos;
chelber fone dero fueigo genomeniu. Gl. Monfee:
p. 328. fueichrind, boves paſcuales. Es wurd
vaͤmlich für die Fönigliche Tafel Salomons täglich ver
braucht 1oMaftochfen, mefohfun, und 20 Ochfen von
dee Weide, fueichrind. III. Reg. 4. v. 23.
Es zeigt eine Gegend an, in welcher das Vieh frey
herum irret, pecus vagum: im Gegeufage des jenigen,
welches im Stalle eingefchloffen if. GI. Monfee. p-
. 210. fuichonte, vagos. Rero c.ı. furihonte, vr
gi; fuuihharo, gyrovagum. Von weichen, angel).
ee ae
En DE une 195
wican, Islaͤud. vegia, den Play verlaffen, Binweg
gehen. Daher Dtfried lib. V. c. ult. fuueih, deſe-
ruit: und Notker Pf. 21. ne gefuih mir, ne dilcedas
a me, weiche nicht don mir.
Sicher gehöret vermuthlih andy das alte Zeitw.
befchweichen, betriegen, hintergehen, bey dem Kor:
ned pefwichen. Otfried bat biluichen, decizere;
bilueih , decipiebat. Das nämlidhe fommt auch bey
Kero, Nottker, Tatian, Willeram, und in der Mond⸗
ſeeiſchen Gloſſe vor. Wachter hat es ſchwicken geſchrie⸗
ben, und von den alten ſicanis, ſeu, ficulis, utpote
hominibus dolofis, her geleitet; aber es fcheint mehr
das oben angeführte weichen, fchmeichen zu ſeyn, und
Tann heiffen, andere in Irrthum verleiten, irren mas
chen: oder, in die Falle verleiten, fupplantare, naͤm⸗
lich maden, daß man weichen, wanken, fallen mülle.
die Schwalbe, hirundo. Im Engl. ift fwallow
fowohl eine Schwalbe, als aud der Schlund, Abgrund,
und to [wallow verfchlingen, womit dad Zeitw. fchmel-
gen, in Niederfachfen ſwalgen, übesein kommt. Die
von ſcheint nun auch der Nahmen Schwalbe zu fe:
nicht fo viel wegen dem weiten Schlund diefer Vögel,
fondern wegen ihrem gurgeluden und fchwiegelnden Ges
fang: fo daß ſchwallen, fchwalgen, to fwallow, al
dasjenige andeuten kann, was vorzüglich duch dem
Schlund gefhieht, naͤmlich anhaltend effen, trinken,
oder aus voller Öurgel fingen.
Es gibt verfchiedene Arten davon, als 1) die
Hausſchwalbe, welche inner dem Haufe ihe Neft bauet,
hirundo ruftica, Lin. Gie ift oben glänzend ſchwarz⸗
blan, an dee Stiene und Kehle braunroth, im unteren
Leibe zöthlich weiß, und in ben Schwanzfebern weig ge:
fleckt. In Franken heißt fie Blutſchwalbe, wegen der
zothen Farbe: in Sachſen und Preuſſen Rauchſchwalbe,
von Rauch, fumus, weil fie oft in Küchen und Rauch⸗
füngen niftet. Sie zieht im Herbſt ab, und weiß im Früh⸗
fing das alte Dans, und dad alte Neſt wieder zu finden. _
128 EEERI IT A SEE EEE
a). die Kothſchwalbe, die aufler dem Ganfe,
anter den Dächern niftet, hirundo urbica, Lin. Iſt
oben blaͤulich ſchwarz, unten weiß, und bis an die Ze⸗
ben mit wollihten Federn bedeckt. Man hat von bie
fee Urt folgendes angemerkt: wenn ein Spatz dad Neſt
derſelben für fich behaupten will, fo helfen mehrere
Schwalben zufammen. Einige bewadhen diefen Feind,
andere bringen Laim und Koth daher, um ihn gu vers
manern. Bey älteren Schriftfiellern heißt felbe hirun-
do agrefiis, hirundo fylveftris; bey dem Kramer
Speyerl, nämlich kleiner Speyer Chirundo apus).
Andere nennen fie Laimſchwalbe, Wiauerichmalbe,
Shurmfchwalbe, Hausfchwalbe, nnd, mie Popo⸗
witfh von einigen Gegenden unſeres Landes verfichert,
Meißärfchel. Nah Bäffon hirondeile & crou::ion
blanc, Weißbärzel, oder hirondelle de fenetre, pe-
tit martinet, Fenſterſchwalbe, Heiner Speyer.
3). die Uferſchwalbe, hirundo riparia, ift Hein,
afchfarb , und im Unterleibe weiß; hält fich neben den
Ufern der Bäche und FThäffe auf, und überwintert das
ſelbſt in hohlen Köchern. In Defterr. heißt fie Geſtet⸗
tenichwalbe, Kotſchwalbe, Rheinſchwalbe, weil fie
an Rheinen, 9. i. Baͤchen oder Flüffen wohnet.
die Spierſchwalbe, groffe Thurmſchwalbe, hi-
rundo apus ( ©. Speyer).
die Nachtſchwalbe, caprimulgus (6. Käf
dutter).
die Meerfchwalbe, worunter verfihiedene Voͤ⸗
gef verftanden werden; ©. dasfelbe.
Das efbare Schwalben Neft, oder Indianiſche
Vogelneſt, wird von ber Sineſiſchen Schwalbe, hirun-
do efculenta, Fin. nad Europa gebracht, und ald ein
feltener Ledherbiffen verfpeifet, Ben dem Kramer ift dee
Schwalbenſchweif, anas Acnta, Lin.
das Schwaͤmmchen, eine Krankheit der Kinder
(S. Mehlhund).
ee Z—— 129
dee Schwarzdorn, prunus fylvefttis, Lin, In
Sachſen wird auch die Schlehe, prunus ſpinoſa, fe
genennet.
ſchwaͤrzen; Schleichhandel treiben, heimlich ver⸗
bothene Waren in das Land herein fuͤhren. Daher ein
Schwaͤrzer, Schleichhaͤndler; ein geſchwaͤrzter Tabak,
Zucker, ꝛe. In anderen Orten beißt es ſchmuckeln,
Waren einſchmuckeln, in Niederſachſen ſmuggeln, Engl.
ſmugle; nach dem angelſ. ſmugan, ſchleichen, kriechen,
ſich ſchmiegen. Oder, Waren einſchleichen, Hollaͤnd.
fluiken. Hier aber ſchwaͤrzen, ſchwerzen: welches
vielleicht nichts anders heißt, als im dunkeln und ver⸗
borgenen gehen oder etwas tragen. Adelung glaubt,
weil ſolche Leute das Geſicht ſchwarz anzuſtreichen pfleg⸗
ten, um nicht erkennet zu werden: welches manche Raͤu⸗
ber noch jest thun, gleichwie Friſch don ſolchen Schwarz⸗
machern fec. XVI. ein Benfpiel in den Niederlanden
anführet. Freylich fagen wir nicht, fich ſchwäͤrzen, ſon⸗
dern die Maren; indeffen kann doch diefer Ausdruck
Gtatt Haben, fo fern felbe namlich durch ſchwarz ges
machte Leute eingeführet werden.
das Schwarspläftel, motacilla atricapilla, Lie.
Ein beliebter Sangvogel mit einem graubraunen Rüden,
weißgrauer Bruft, und einer ſchwarzen Platte (das
Meibchen hat eine braune) an dem Kopf. Ital. capi-
nera, fran. fauvette a tete noire; im Deutſchen
Schwarzkappe, Mönd), Klofterwenzel, Dompfaff, Grass
ſpatz. Das noch junge Männchen hat gleichfalls Anfangs
eine braune Kopfplatte: da nun ferner au das Männs
hen in dem Gefchäft des Brätend mit dem Weibchen
abwechſelt, fo ift bey einigen Schriftſtellern der Irr⸗
thum entftanden, daß fie aus der ſchwarz⸗ und braun⸗
koͤpfigen Grasmüde, zwey verfhiedene Arten gemacht
haben. Das Meer — ſchwarzplattel, mulcicapa atri-
capilla (G. dieſes Wort).
128 ui >» 0 2» un
das Schwarzreuterl ; Bergforelle, falmo alpi-
aus, Lin. Ein ziemlich feltener und koſtbarer Fild,
welcher in Falten Geewällern des Gebirges Yon Defterr.
Salzburg, Berchtesgaden, Schweis, England, Lapp:
land angetroffen wird.” Hier ift es der Dffenfee, Lam⸗
bathfee, und Grundelfee bey Auſſee. Das Wort ift fs
viel, als Schwarzeötbel; wegen dem ſchwarzen Rücken,
und hochrothen Bau. In einem Lex. MS. rut,
aftbrittifh rhudd, ruber (SG. Brandeöthel). Die
beßte Zubereitung ift, wenn diefer Fiſch im Seewaſſer
mit einer Handvoll Salz abgefotten wird. Einige glaus
ben, dag zwifchen diefem Fifh, und dem Salbling,
falvelinus, kein wefentlicder Unterſchied, und erfteree
nur wegen einem fälteren Waller Feiner nnd rother feg.
In dem GSpyftem ift von beyden folgende Befchreibung:
| Salmo alpinus, dorfo nigro, lateribus c»»
ruleis, ventre fulvo.
Salmo falvelinus, pedalis, maxilla fu :eriore
longiore.
das Schmarzdiertel, ©. Machland.
das Schwederl, fringilla ferinus. S. Hies
grille. |
die Schwegel, oder Schwegelpfeiffe, nach ande⸗
ren die Schwiegel; eine Pfeiffe gemeiner Leute iu dem
Dörfern. Bey Otfried lib. 5. c. 23. fuegala, im der
Florentiniſchen Gloſſe fuegila, Eroatifdh Fregla. U
philas hat fwigljon, tibia carere: und die Windifche
Mundart [vishgam, ich pfeiffe, welches cin natürlicher
Ausdruck des pfeiffenden Munde, fvi, [vi, ift.
- fehmeicheni, beram irren, ober betriegen. G.
Schwaig.
die Schwelke, viburnum opulus. ©. Gefrer —
beere. | |
fchwenten; verderben, zu Grunde richten. Ei⸗
nen Baum fchmenten, heißt in-unferem Gebirge, eis
nen Baum, welcher nicht weiter gebracht werden fans,
an:
. 0 mg na’, u Hin — nu, mn © U sin U
EEG ET 199
anziinden,, oder damit cr gefchwinder faule, wenigftens
abſchaͤlen. Otfried lib. 1. c 23. einen Baum fehmens
ten, und in Das Zeuer bringen, fuenten, intifur -
. anauuenten. N.tk. Pf: ı7, fuenden, perdere; daz
fie mih fuantin, ut me perderent. So auch Steider,
ean. 6. fect. a1 Gedeon verfwant ein michel her,
richtete ein groſſes feindliches Heer zu Grund. In vies
Sen Gegenden, fagt Adelung, ift noch jest einen Wald
ſchwenden, ihn anzünden, um teagbare Aecker daraus
zu machen. Hievon haben andy einige Orter ihren Nah⸗
men: wie z. B. das Schloß Gſchwendt, zwiſchen Krems⸗
muͤnſter und Linz, und die Pfarre Gſchwandt unweit
der Stadt Gmunden: wodurch eine von Stauden und
Bäumen andgerentete Gegend angedeutet wird.
Das einfahe Stammenwort ift das altdentiche
. Wan, Mangel , Abgang, Vernichtung: wovon wahr
finnig , wahnbürtig,, ıc. Lat. ve, wie 5.3. in vecors,
vefanus. : Daher Ysländ vana, imminuere; vanta,
deficere, .deefle; Engl. to want, mangelt. Wade
ter hat ed zwar von einem anderen Wort abgeleitet,
kommt aber doch zu lest auf das nämliche zuruͤck. Ye
einer ſiguͤrlichen Bedeutung ift hier bey dem Volke,
ber andere ſchwenten, läftern, laut über fie Hagen,
böfes nachfagen: eigentlich fehr heran fegen,, ihren Nabe
men gleihfam vernichten wollen, 3. B. eu hat recht ges
ſchwentet über dih! Gott züchtiget, fagt Notker Pf. 9.
einige zue Befferung, ze buozzo: andere ze fuendi,
ad damnationem. Welches nicht zu dem Zeitw. fünem,
fuonan, fuanan, richten gehört, wie Wachter geglaubt
hat; fondern zu ſchwenden, zu Grunde richten. |
dere Schwert —tanz; eine Beluftigung, welde
mit verfchiebenen gefchichten Wendungen , unter entblößs
ten Schwertern gefchießt, Bon den alten Deutichen
fagt Taeitus e. 24. nudi iuvenes, quibus ıd Judicrum
ef, inter gladios fe atque infeflas frameas faltu ia» -
ciunt. Exereitätio artem päravit, ars decorem.
Deister Azuril. a
130 TEE
Es wird ſelber auch Mohrentanz genennet. Yu Feld
frerda—leik, von leihen, fpringen (S. laichen).
Ein ähnlicher Waffentanz war bey den Griechen faltatio
. pyrricha: woven Zenophon, Plato, Athenäus, m
andere, Meldung thuen. Der deutfge Schmerttan
war einft bey verfchiedenen Handwerkern, in ihren fg
erlichen Zufammenfünften üblih. In unferer Naqh⸗
barſchaft pflegen die Inwohner des Stadels bey Kam
bach, welche durch Salzfuͤhren am Tranufluß ihren In
erhalt Haben, im Winter durch Schwert tanzen, Ghers
fingen, Winter und Sommer fpielen,, fich in der Ge
gend herum etwas zu verdienen. Das Stern ſinger
ift ein Weihenachtslied, wobey ein Stern aus Papir
an einer Schnur gezogen wird.
der Schwindelhaber, oder das Schwinbelfer,
lolium temulentum (G. Dirt). |
das Schwindholz; it einer gewiffen Gegend dr
Alpen, Die jährigen Sproffen des Eſchbaumes, fraxinus
exceilior, Lin. weil felbe wider die Schwindfucht ange⸗
Hänget werden. Ohne Zweifel würde es aber beffer ſeye,
wenn man Tag und Nacht anf dem Baum feldft fü
bleiben wollte. Aus gfeicher Urſache wird das Gceb
$caut, chelidonium maius, daſelbſt Schwindisurk
genennet.
ſchwude! ©. hott. |
Schwund menden, anf eine geheimnißvolle Weil
son Menfihen und Vieh Krankheiten vertreiben. Ei
gentlih wird bey diefem Wort die Schwindſucht Dr
Standen; dee Pöbel aber pflegt Überhaupt eine Kra
heit, wovon man feinen rechten Nahmen weiß, bald der
Schwund, bald den Schelm zu nennen. Die’ Art dieſe⸗
Mendens ift ſehr verfchieden. Gemeiniglich pflegt mar
"mit der Dande, oder einem Meſſerrucken, oder Err
des Kleides, den Franken Körper su ſtreichen; oft wit?
am ein Glied ein Faden gebunden, oft and etwas in die
Erde vergraben. Gelten aber gefchieht +6 obne gem
NN ENG 131
sen Spruͤchen, die man heimlich herab murmelt. Wenn
Die Hauptfache einer ſolchen Kur nur in Sprüchen bes
fteht, fo heißt es anfprechen, z. B. Die Krankheit ans
ſprechen, ich babe mich anfprechen laſſen. Diefe Spruͤ⸗
che find immer in Reimen abgefaßt; denn fo haben fie
Defto mehr Kraft, wie bey den alten Heiden die Derfe,
Wirgil ecloga g. carmina de cœlo poflunt deducere
lunam. Das Fieber wenden, oder anbauen, ges
ſchieht auf folgende Weile. Man nimmt etwas Leinfas
‚men in die Hand, bauet ihn auf einen Acker an, wit
"Den Worten
72 Sieber feint, ey in!
Das, was ich dan, bau Ich an,
Nahm's Vater, Nahm's Sohn x.
Wie der Samen aufblüßt, muß das Fieber Birke
. weg feyn. Die beßte Art, dergleichen Gaufeleyen uns
ter dem Volke zu verfcheuchen, iſt gewiß Leine andere,
ald felbe fo, wie fie find, bekannt zu machen. Denn
gleihwie man über das unbewußte und geheimnißvolle
ze; fo falfet das Lächerliche von fich felbft in die
ugen. s
das Seh, ben dem Poͤbel Soͤ; Pflugmeſſer,
welches vorn am Pflug befeftiget ift, am das Erdreich
zu ducchfchneiden. In Sachſen gleichfalls Geh, Pflug⸗
ſech, lat. culter vel dens aratri, in Niederſachſen das
Kolter, Engl. coulter, altbrittifh cwiltr. Wdelung
leitet diefe Wörter von futten, in Niederſachſen Fadden,
fchneiden her und die lateinifchen Wortforfcher von dem
Hebr. Katal, occidit, interfecit. Allein das 2, in der
Mitte Diefer Wörter, faun doch gewis nicht als bloß
zufällig angefehen werben. In der Windifchen Spra⸗
che ift kolem, ich fpalte, und klar: ſpalten, fchlachten ;
bohm. kolotati, bewegen, fchütteln. Das breite Eis
fen, welches Hinter dem Sech fi befindet, um die Ers
de zu heben, wird Bier Adlereifen, oder das Blech ges
nennt (S. Blech), lat. vomer, bey 2. Pf. 64.
2
132 | AED me
wuagisen, ein Eifen, welches die Scholen hebt oder
aufıwiegt, don uuagon, bewegen.
das Wort Sch, angelf. fcax, fex, inder Mond⸗
feeifchen Stoffe, bey Tatian und anderen daz fahs,
beißt ein Meſſer, Dolch, Schwert, ober überhaupt ein
ſchneidendes Ding; von fügen, fecare. Aus den alten
Bciegerifiben Zeiten ift noch hier bey dem Volke die Re
densart Abrig, mein Sechs! bey meiner Treue, eis }
gentlich bey meinem Schwert! Oder bey einer groffes
and unperhofften Begebenheit, Gotts, hohls Sachs!
908 tauſend, da fol man zum Schwert gerifen, Dt
Schwert hohlen.
ſechteln, die Wäfche bruͤhen, beuchen, einlaugen.
Es wird naͤmlich in der Sechtelboting (dem Wechbot⸗
ih) ein grobes Leintuch ausgebreitet, die ſchumtzige
Waͤſche mit Afche darein gelegt, und öfter mit heiſſen
Waſſer begoffen,, welches unten wieder abfiget. Es iſt
alfo einerleg Wort mit feige, feichen , ſichern, ſich⸗
ten, Schwed. fichta, angelf. ſiftan, durch ein loͤcheri⸗
ges Gefäß abfallen machen. Bon einem Deufchen, def
fen Gurgel immer naß haben will, heißt es im Scheri,
daß er gern fechtelt.
der Serhter, gewöhnlich mit einem duufeln «,
Soͤchter, eine Wafchgelte, Schoͤpfgelte. Ital. la
fecchia, franz. le feau, la feille, ain Gefäß um Waſ⸗
fer zu fhöpfen. Dieſer unfer Sechter, ober das Geb:
terl, iſt ein kleines, rundes und hölzernes Waffergefäß,
mit einem kurzen Stiel in dee Höhe, um Wafler zu
fchöpfen, und in amdere Gefäſſe hinüber zu feiben (giep
fen). Don feiben, fo fern es überbaupt für gieflen
genommen wird, angelf. ſeon, griech. sw. Xateim.
fare, dad Waſſer laſſen, weil es fs, Is, madt.
ſſeckiren; plagen, fehr auf etwas dringen, daß
man z. B. wohin gehen, etwas geben, fpielen fol; er
hat mich fo lang ſockixt, bis ih ibm Die Uhr zu kaufen
geben mußte. Ein fremdes Wort, wie es die En
iR 7 MT Ze. Bash 139
ſylbe — iren, zeigt. Ital. ſeccare, beunruhigen (G.
ſcheren, 4. 5.). In den alemanniſchen Gloſſen bey
Gerbert pag. 9. ſechia, rixa; Kero c. 65. ſecho, rixæ;
angelf. fecce, bellum; fecfull, rixofus. Welche Wörs
ter , nach Wachters Urtheil, zu fügen, fecare, gehö⸗
ven. Böhmiſch und Windiſch ſekati baden, bauen;
and Ickera, fekira, eine Hade. ö
das Seebläffel, oder auch nur Bläſſel; ein
ſchwarzer Vogel mit einem weilfen Knorpel an der Stir⸗
ne, welcher in Geen und Zeichen fih aufhält, ſchnell
oder dem Waffer fort fihielfer, und ſich untertaucht,
fulica atra, Lin. Gonft Bläßling, Belch, Schwarz⸗
taucher, ſchwarzes Waſſerhuhn, Rohrhuhn. In Meifs
fen wird es auch die Horbel genenner: nicht von haren,
ſchreyen, wie Adelung geglaubt hat, ſondern von Hor,
bey Otfried und Notker thaz horo, und im jenen Stel⸗
Sen, welche Friſch angeführet dat, Horb, Horw,
Hork, Hort, caenum lutum. Sowohl diefer Vogel,
als andere Arten der Rohrhuͤhner nnd Duckaͤnten, Bas
ben einen pfuhlichten unangenehmen Geſchmack: welches
die Urſache ift, daß ſelbe auch an einem Faſttag zu efs
fen, erlaubet wurden.
die Seekuh; hippopotamus, wie auch triche-
chus manatus (G. Meerfränfe).
die Seelaube; cyprinus leucifeus (G. Laube).
Diefer kleine Fiſch wird bier auch Seefchiedel genen-
net; von fcheiden, hinweg geben; indem felber aus dem
Seen hieher in den Traunfluß kommt.
die Seetaube; ein Waffervogel' mit einem blut⸗
eotden Schnabef, ſchwarzen Füffen, weilfen Unterleib,
afhgranen Ruͤcken,, und ſchwarzen Kopf: welcher einen
fhwären Flug bat, und in das Waffer fallet um Fifche
zu rauben. Wahrfcheinfich larus atricilla; denn diefee
wird’ beſchrieben larus canefcens capite nigricante, ro-
firo rubro, pedibus nigris. Bey der Lachmeve iſt nicht
nur der Schnabel, fondern au) die Füſſe rot: wovon
134 | u TEE An namen
bie Befchreibung lautet, larus ridihundus, .. albidus,
caniie nigricante, roſtro pedibusquerubris: Es ſteht
aber in der XIII. Ausgabe durch Gmelin, Die Frage
Dabey: an varietas atricille, state difiincta? Sea
mers grauer Fifcher, mit rothem Schnabel, und re |
then Füſſen, ift unſer Fiſchermändel, ſterna hirundo,
die Sege; Säge, ein groſſes baͤuchiges Fiſchgarn,
Sackgaru, Hollaͤnd. ſegghene, ſegne, franz. feine,
lat. ſagena, boͤhm. fak. Es gibt verſchiedene Acten
Davon: als die Verſetz —ùSege, an anderen Orten das
Vorſteckgarn, welches von feinen beftinimten Sröffe if,
und mit welchen man das Waller, worin gefifchet wird,
verſetzet, damit die Fiſche nicht entwifchen Finnen. Die
Medreae, womit die Fifcher zwifchen zwey Kähnen ak
waͤrts fahren, und felbe endlich famt dem gefangenes
Fiſchen on das Geftatt zieben; von reden, dehnen,
fort sieben, Diefe Gege hat ein Pfund Maſchen, naͤm⸗
lich 240. in jedem Gfaitel, folglich die ganze Sege vier
Pfund, oder. 960 Maſchen. Die Koppenfege, um Kop⸗
pen zu fangen, bat mehrere Mafchen, indem felbe aud
engen find: nömlih 15 Pfund in jedem Glaitel, is
Summa alfo 1440 Maſchen. ©. Fifchgarn,
dee Segenbaum; vielmehe Sevenbaum, iunipe-
rus fabina, fin. die Blätter enthalten viel flüſſiges
Oehl, von einem fcharfen Gefhmad und Geruch; bie
nen um die Kleider, yon Motten zu bewahren, der ab
gefottene Gaft.aber wider Krebsſchäden, und innerlid
zur Abtreibung todter Feucht, 20.
das Seidel. ©. Geitel.
dee Serdelbaſt; fanft auch Zeidelbaſt, Zeiland,
Kellerhals, daphne mezereum, Lin. Dieſe Stande,
mit einer. röthlichen Blüte, ift hier allenthalben bekannt,
und wird bald Seidelbaum, bald auch Zwilinde ge
nennet. Die andere Art mit grünlicht gelber Blume,
daphne laureola, ift ſeltener. Man fchneidet ein ſeht
Feines Stuͤck von dieſem Baft ab., um felbes amf einen
ER II BUND 135
Theil des Körpers zu legen: wo es alsdaun Blaſen
macht, und die ſcharfe Feuchtigkeit heraus ziehet. Ei⸗
ige zertbeilen ihn mit einer Nadel, und Legen ihn,
wie gezupfte Geide auf: Adelung bat daher auch Geis
delbaſt, von Seide her geleitet. Allein jenes Zeidel,
Zeiland, an der Gräne von Sakburg Zilling , Tfchils
ling, fcheint vielmehr. ein. verleinenten Ausdruck von
dem Zeitw. ziehen zu feyn , wovon Wachter und Ades
Sung auch eine Zeile oder Linie her zu leiten glauben;
bey dem Friſch zullen, zuͤlen, ſaugen. Judem es ein
heilſames Zugmittel iſt, welches die boͤſe Feuchtigkeit
herans ſauget. Und hievon iſt vermuthlich unſer Zwi⸗
linde verderbt: : melches eigentlich eine Zuglinde, Zug⸗
baſt, zu bedenten ſcheint, wenn doch nicht etwa die letzte
Sylbe in Zillind, Zwilind, ſo wie in Zeiland, ein
bloſſes Partieipium von zielen, ziehen. iſt, folglich vur
ziehend heißt. |
Der Seidenſchwanz, ampelisgarralus, Lig. Ein
Vogel in der Gröffe einer Droſſel, welcher. aber in. Aus
fedung des Kopfes einem. Heher gleicher; mit einer
ſchwarzen Kehle, einem ſchwarzen Strich ober dem
Schnabel, und einer braunen. hervor. ſtehenden Haube
Des Kopfes, Schnabel und Füͤſſe find ſchwarz; die Fluͤ⸗
gel mit weiffen. Duerbändern, in der Mitte aber mit
Hochrothen. Gtifteln beſetzt; die Schwanzfedern haben
am Nande eine. gelbe feidenartige Einfaſſung, daher
auch der Nahmen Seidenſchwanz, nach, dem Kramer
Seidenfchweifer!. Man hat von dieſem Pogel dem
Wahn verbreitet, und, wie Prof. Forskaͤl berichtet,
auch zu Kouſtantinopel, daß felber alle 7 Jahre anzu
kommen pflege, zugleich aber Veit oder. auderes Unheil
anzeigen fol. Er fommt größten. Theild aus den boͤh⸗
mifchen Wäldern an, oft nach 3 oder 4 Jahren: daher
iſt ſelber auch jenfeitö der Donau hänftger., als hier.
In der Gegend unfered Gebirges, wo er im fpäten Herbft
auf kurze Zeit fich fehen Kigt, haben ibn die Leute im
136
J. 1800. ben Franzoſen Vogel genennet, weil gleich
darnach die Franzoſen in unſer Land eingefallen find.
Im J. 1806. war ſelber gleichfalls wieder hier. Senf
ift fein gewöhnlicher Nahmen in Oeſterr Todtenvogel,
nz ‚ und wegen feiner zwigeraden Gtimme Zu⸗
er]. Im Fliegen ift fein Laut zi, zi, ri. Bey dem
Geßner heißt er garrulus bohemicus, und bey Buͤffoa
jafeur de Boheme,
der Seider; Biutfloffer, eyprinus idbarus, im.
Diefer Fiſch, welcher einen dicken und kurzen Koͤrper
hat, und ein Gewicht von a bis 6 TE erreichen Tan,
wird in dem Syſtem beſchrieben, cyprinus pinna ani
radiis ı2. pinnis ventralibus fanguineis, Die Bande
floifen ſind namlich blutrotb, die Abrigen Floſſen dus
kelroth, der Ruͤcken ſchwarz, Bauch weiß, und Die Ges
tem geldglänzend,, oder, nachdem diefer Fiſch gewendet
wird, filberfarb, und grün fchielend. Der Geitenftrid
ift vom Nacken abwärts gebogen, Der goldgelbe Au
genring, der Kiemendeckel, und die Schuppen , welde
feſt an einander kleben, find mit ſehr Heinen ſchwarzen
Tupfen gezieret. In Baier, wie ich Höre, ſoll dieſer
Fiſch Silber — Noͤrfling beiſſen.
Seider wird er genennet, vielleicht wegen ſeinen
Seidenglanz: oder wegen ber Sittigfarbe, welche bier
bas Paperlgrün heißt, van Gittig, pfittacus? De
grüne Schelfiſch, gadus virens, heißt in Norwegen
der Sen, Senfifch, und in Frankreich le fey, Hebr.
ſahar (litt. zajin) ſplenduit. Ein anderes aͤhnliches
Wort, welches aber einen Fifch überhaupt bedeutet hat
te, findet fi bey dem Geſchichtſchreiher Juſtin, lib.
13.c.3. Condita ibi urbe, quam a pifeium' uber
tate fidana appellaverunt; nam pilcem Phoenices
fidon vocant. |
das Seitel; ber vierte Theil einen Maß aber Kam
ne. Ein arafles Seitel, 3. B. Wein, Bier, Wafler,
iſt ein Seitel und ein halbes: folglich fo viel, als an
139
anderen Orten ein Quartel, Mäſſel, Schoppen, Nöf:
ſel. Friſch glaubt, daß diefes Wort, famt dem franz.
fetier, von dem fat. Textarius her fomme. Wahrs
ſcheinlicher ft die Uebereinſtimmung mit dem lat. ſitu-
la, .fitella, ein Gefäß um Waller zu fchöpfen, und,
wie man and dem Plautns ſieht, auch weiter zu tragen,
fitulam tecum adferto cum aqua: welches Voſſius her
Jeitet von dem Hebr. fchethi, potus, ald ein Geſchirr
nämlich, woducch ein Trunk gekohlet wird, und ſchath-
ah, potarvit. Da indellen ein Geitel, unter den ges
wöhnlihen Trink⸗ und Maßgefchieren, das Eleinfte und
niedrigfte ift; fo glaube ih, dab man es bequem ber
Teiten könne von dem alten feit, Schwed. Ad, in Nies
derſachſen fied, niedrig, unten, z. B. ein ſieder Stubl,
ein niedriger; angelf. ſytheſt, ber legte. ©. Adelung,
w.feit.-: Im Auslande fpricht und fchreibt man gemei⸗
aiglih dad Seidel: welche Gchreibart and bey Wach⸗
tee, Friſch, Adelung und anderen vor fommt (©.
fideln ). u,
der Seitling; nach anderen Flußgarnele, Waſ—⸗
ſerſioh, cancer pulex, Lin. bey dem Fabricius gam-
marus pulex. Eine Art Inſecten, welche au den Ufern,
in Bruͤnnen, und faulen Waſſerbehaͤltniſſen fih auf:
halten, und wegen ihren eingebogenen Körper nicht ges
zade, fondern auf einer Seite, daher ſchwimmen , wo⸗
von dieſer Nahmen. Man nennet fie auch Waſſerkalb
(5. dieſes Wort). Wegen einer ähnlichen fihaufela-
den Schwimmart, werben die Raulfröfche, oder jungen
Froͤſche, welche wie gefchwänzte Köpfe ansfehen, von
einigen Lenten Geitlinge geneimet (G. Dickkopf).
der Selbörn, in gemeinen Neden Selbeern, Gels
pehern, oder ſauere Milch; jene verdickte Milh, wels
che nach abgenommenen Ram übrig bleibt, an anderen
Drten Piundermiih, Schlottermilh, zu Salzburg ge
ſtoͤckelte Milk. Es heißt fo viel, als ſauerer Butter
Cris fagen Der Butter): von Salz, ein ſaueres Ding,
138 u EEE auch
franz. fel, und Butter, franz. le beurre, Ital. burro,
eine berdickt⸗ Subſtanz, wie z. B. Bleybutter, Spieß⸗
alasbutter, Augenbutter.
ſelchen; raäuchern, z. B. Fleiſch ſelchen, eine ge⸗
ſelchte Hamme. Wenn man die Iterative Forme —
en, hen, abrechnet, fo bleibt das einfache Zeitw. fes
en, falen übrig: weiches, wie es fcheint, aus einer
Quelfe mit dem vorigen her geleitet werden;fann, naͤm⸗
lich von fel, Salz, wegen ber faneren und beiffenben
Beſchaffenbeit. Indeſſen wird freylich das Fleiſch zu
verſchiedenem Gebrauche theils eingeſalzen, theils ſauer
gemacht, ohne daß es zugleich geräuchert wäre. Eine
andere Art dieſes Wort zu erflären, wäre das griech.
OXEANsy, austrocknen, dörren, oxeAAos, bürr: das
hee and die Nedensart von einem mageren Menfchen,
er ſieht aus, wie ein gefefchter Häring. Will man deu
Begriff des Kaudiens befolgen, fü zeiget ſich eine Aehn⸗
lichteit mit Seele, Geiſt, bey Otfeied und Tatian ſela:
wobey in mehreren Sprachen der Begriff von wähen
und hauchen zum Grunde Tiegt. Go bedeutet das Hebr.
Ruah Athem, Wind, Geift, auch fo gar Rauch, Wohl:
Geruch, dor. Libani, c. IV. in den hoben Liedern Gas
lomons. Griech. vveuuz, Geift, Wind, vom ven,
ih waͤhe, hauche. Kero c. 7. atum uuiher, fpiritus
fanctus; c. 4. herir atumlihher, fenior fpiritualis in
monafterio.
In der aftheittifchen Mundart bey dem Borbors
ift nun fawelk, fumarium, ein Rauchfamin: dagegen
engelf. fawel, fawl, faul, goth, faiwala, die Seele,
Der Geiſe. Woher diefe alten Wörter kommen, iſt
ſchwaͤr zu beſtimmen. Vielleicht von dem Hebr.
fchaaph, anhelarit, ſpiravit: vder, wie Wbelung
Be von fahre, ich heben, in die Höhe dringen,
eltifh an der Armoriſchen Küfte failla, franz faillır.
S. Wachter v. falgen. Angelſ. faltan, Eur. VII 32.
tanzen.
ı398
die. Semde. ©. Pinnewiſſe.
die Semmel. ©. zimen.
dee Senderich, oder Sennerich; ein grünes
Mob, welches in Teichen und Laden auf der Oberfläche
des Waſſers ſchwimmet, und befonders den Aenten wilk
kommen ift, lemna, Lin. fonft Wafferlinfen, Meere
linſen, Aentengrütze. Dad Wort zeigt eine vereinigte
Malle an (CS, Sem).
ferien, vielmehr fünen, mit einem Geräufche rege
nen, z. B. ed regnet, daß es allen ſoͤnet. Altbrittiſch
fon, fonus; franz. fonner, Iat. fonare. Ait Klias
‚ad Achab, afcende, quia fonus magna pluviæ ef,
II. Reg.c. 18. Es ift ein natürlicher Ausdruck ſe!
um dad Gefaufe anzudeuten,
der Senn; in der Sprache der Alpen ein Vieh:
Biet, und die Sendin, Sennerin, eine weibliche Per:
fon, welches die weidende Heerde hütet; in Oeſterr.
Ulmerin, Schwaigerin. In oltdeutfchen Geſetzen, wie
Wachter hemerket hat, ift fon, zan, eine Heerde,
Derfommelung; Isländ. fenn, grieh. aus, fimul, una
cum pluribus, Auf eing andere Weife iſt bey Ulpbi⸗
las, Otfried. ꝛe. fam, ſama, jugleich, mit einander:
wovon famen, fammelg, vereinigen. Hieher gehüret
auch der geiftlihe. Send, ſynodus, congregatio.
die Senſe; im den alcmannifchen Gloffen bey
©erbert pag. 49. legisna , ein Eiſen, womit man ct:
was abhauet, abfchneidbet; von fügen, ſeçcare. Bey
dem. Pictorins, Sagyſen: wovon das niederdeutſche
Saife, Seiffe, vermuthlih bloß abgefürzet ift. Ei
ne ähnliche Verkürzung merfet man auch in berg hochb.
Senfe. Denn bey Horneck c. 2.16. lautet es Segens,
bier bey dem Volke Send, und in der Mondfeeifchen
Gloſſe p. 364. et 383. ſeganſa. Ob diefeg Enſe,
Anſe, bier. ein eigenes Wort ſey, vielleicht anſa, Engl.
onſet, Handhabe, Angriff CS. Anze), indem die
Seufe ein langes Holz mit zwen Griffen hat: eder zu
!
140
fügen, ſegan, bloß das gemeine Ableitungs Zeichen
8, iſch, Hinzu gefeget fey, wie etwa in Sand, Fuchs,
Wachs, Krebs, ꝛc. und in dent lat. Participium ſecans,
fcindens, dividens; mögen andere unterfuchen.
ſerben; abzehren, verdorren. G. abferben.
die Serpe; in verfhiedenen Sprachen ein Werk
zeug, um etwas zu befchneiden. Ins befondere ik
Windifh ſerp, böhm. frp, franz. la farpe, ferpe,
griech. dory, eine Sichel; in Oberfachfen bey den Berg
Seuten, wie Adelung bezenget, der Zfcherper ein gref:
fes Meffer. Rat. farpo, is, ere; angelf. fcearpan,
Gl. Monfee. p. 329. fcarpon, abfchneiden, zufanmen
fchneiden. Altbeittifch bey dem Borhorn ferr, Schwert,
Degen. In der Gegend des Gchueeberges an der Gräm
ze von Steyermark, wird das Krummbolz, oder die
Legerftaude, pinus mughus, Gerpe genenmet; wie
Popowitſch glaubt, wegen der fihelfdemigen Krümmung
der Hefte, Das Getreide ferben, ferpen, ©. Saher.
In dem Gloſſario don Scherz ift faraband, fera-
pand, eine Schlange. Das lat. ferpens kommt obme
Zweifel her von ferpo, griech. soru, ich krieche: im
Deutfchen aber bat ſich noch feine Spur gezeiget, daß
ferpen etwa Friechen bedentet hätte. Es gehoͤret alfe
zu dem Celtiſchen farph, welches bey dem Borbors
gleichfalls eine Schlange heißt. Hebr. faraph, fer
pens, prefter, eine feuerige Schlange (mifit Domi-
nus in populum ignitosferpentes, Numeror.21.v.6.).
Von dem Zeitw. faraph (litt. fchin), incendit, uſſit:
wovon auch die himmliſchen Geraphim , als inbränftige
Geiſter, diefen Nahmen haben. Das griech. prefier,
2 von gleicher Bedeutung, nämlih veuIo, ich ent-
zuͤnde. | | B
bie Seſſe, in der Ausſprache Soͤß; eine kurje
Schaufel, um das Walfer aus dem Schiffe zu fchöpfen,
Ital. fellola, bey dem Feifh Saffen. Ich glaube,
weil der Bodenfag, fedamentum, dadurch hinweg ge
441
ſchaffet wird. Jener Schifſmann, welcher vorn am
Kranze fitzet, wird in einigen Gegenden Seßtaler ges
nennet: vielleicht weil er eben dieſes Geſchäft über fih
hat, von dem niederdeutichen dal, niedrig, talpen,
delven, graben, ausſchoͤpfen. Oder als ein folcher,
welcher die Fluth zertheifet; feanz. tailler, Ital. tagli-
are, theilen, zerſchneiden. Bey Notker ift Pf 68.
diu uuazer zefla, die braufende Waſſerfluth, und im
‚mehreren Stellen bey Otfried zeſſon, fieden, wallen,
wie das ungeftüme Meer. Welches, wie Friſch glaubt,
Yon garen, gaͤſchen, jefen, ber kommen fol.
Setbeere, oder Haidbeere; fonft Heidelbeere.
vaccinium myrtillus, fin. JIn oberdeutſchen Alpen
Mosbeere, Schwarzbeere, Aeugelbeere, Holaͤnd,
blaobaer, blaw beeſſen, franz. airelle, myrtille,
Wegen der dunkelblauen Farbe, von ſatt, fättigen; vol,
oufüllen, z. B. fattgrün, dunkelgruͤn, ſattroth, ſatt⸗
gelb, lat. ſaturate favus. Ital. ſettuoſo, dunkel.
Hebr. ſathar, abſcondit ſe; ſether, latebra. Welches
ſowohl überhaupt von ihrer Farbe, als auch dem Orte
ähred Aufenthaltes , gefagt werden könnte.
ber Sichelfifch, oder Sichling; nah anderen
auch Mefferfarpf, Duͤnnbauch, cyprinus cultratus, tin.
Ein feltfamer Fiſch, mit einem ſehr ſchneidigen Bauch,
. and überaus geoffen Angen , welcher wie eine Sichel ges
krümmet ift, indem der Kopf und die Afterfloffe Hi-
her, Rüden und Bauch aber niedriger find. Er wird
in der Donau, und anderen Wäſſern von Preuſſen une
Schweden angetroffen.
dee Sichtagen. ©. Wehetagen. |
ſideln; fegen. So heißt bey dem Volke Hüh⸗
ner anfideln, anfegen um die Eyer auszubräten; fich
fideln, au Zifche fegen; ſich anſideln, anfällig machen,
fih ein Hans oder eine Wohnung verfchaffen; mein
Borfidel, Nachſidel, Vorfahrer, Nachfolger. Im
Schwabenſpiegel c. 139. daz anhdel, da der Vater
148 —
vffſazze, das daterliche Haus, Stammengut. Notker,
in Moyſts Lobgeſange Exod. XV. die anaſidelinga
Chanaan, die Innwohner Chanaand. In den Alpen
von Salzburg heißt jener Plas unter freyem Pinsel,
wo die Schafe über Nacht fih Iagern, der Sedelplaßz.
Kero c. 4. funnun fedalkang, Untergang dee Gone,
Abend. Won fed, fid, feit, niedrig (S. Geitel).
ſſenzeln. ©. fain.
die Sigelleinwat; fonft fteife oder geleimte Leine
wat, dee Schetter. Das Zeitw. figeln, verfigela , goth.
figljan, angelf. fegelan, infkeglan, heißt überhaupt,
mit einem anflebenden Dinge überziehen, feſt machen,
einfchlieffen. Entweder, wie das altbritt. fel, infel,
ſigillum, von fudeln, beſchmieren, angelf. ſylian (6.
Inslet): oder von dem Hebe. ſagar, clault: woven
figger, eonclufit, I. Samuel. 26, v. 8
das Sihl; überhaupt ein ſtarkes Werkzeug , wo—⸗
nit etwas gehalten und angezogen wird. Bey unſerem
Schiffzug iſt das Sihl, ein gegaifted d. i. inwendig
gekrüuͤmmtes oder ausgeſchnittenes Holz, welches jedem
Pferd unter dem After über beyde Füſſe reichet. Im
der Mitte ift ein eifernee Ring, woran die Nebenfeile
angemachet werden, vermittelft weichen das Hauptſeil
des Schiffes, durch die verfchiedenen Pferde aufwärts
gezogen wird. An beyden gefeimmten Enden ift das
Sibl mit Eifen befchlagen: welches Eifen in der Ge
ſtalt eines Ringes hervor raget, wodurch die Stränge
von dem Kummet herab eingeleget werden, und welches
wegen der gebogenen Korme, em Buſen beißt. Is
anderen deutfchen Ländern ift das Siel, oder die Siele,
theild ein geoffes Geil, Zugſeil: theils ein Pferdge⸗
fchire ohne Kummet.
Es ift im Geunde einerley Wort mit Geil. Goth.
und angelf. fail, fala; funiculus, lorım, habena
Ungariſch fzij, ein Niem. Griech, veroe, Kette, Strid.
Der urfprängliche Begriff dieſer Wörter ik neh dun⸗
142
el. Friſch rathet auf das Zeitw. ziehen: Adelung bringt
> auch bier wieder feinen gewöhnlichen Begriff von dee
Ausdehnung in die Länge an, wodurch vieleicht auch
noch eine lange Mauer oder Landftraffe, ein Geil oder
Siel würde heiffen können. Andere denfen an das Tat.
Salix, indem die alteften Bänder von den Weiden ges
nommen wurden: oder an bad griedh. AAw, ich binde.
In Hinfiht auf das ftarke Ziehen, und die Feſtigkeit,
welche dergleichen Seile und Zuggefchirre haben müſſen,
wäre in der Böhmifchen und Ruſſiſchen Sprache ſylny,
ſtark; ſyla, Kraft, Stärke; altbeittifh bey dem Bor⸗
horn fwlit, folidus.
bee Silberfafans weille Faſan, phafianus nyc-
themerus, in, heißt fo wegen der Silberfarbe des obes
zen Körpers. Der Hinterfopf, wie auch der Unterleib
ft ſchwarz. Das Weibchen ift oben röthlih— braun,
unten weiß. Deſſen Vaterland Ehina.
finnlich, oder: ind gemein ſindlich; ſehnlich, wat
fehr auf die Sinne wirket, und zu Herzen acht, 3. B.
ein finnlicher Anblick, welcher empfindlih, gefuͤbl⸗
voll, traurig iſt; ein Kind ſchaut ſinnlich darein, wenn
das gehoffte neue Kleid von den Eltern verweigert wird.
As im J. 1457. die Abgeſandten des Ungariſchen Kos
nigs Ladislaus zu Paris die königliche Braut erwar⸗
teten, der hohe Bräutigam aber indeſſen plöslich ge:
ſtorben wär ; heißt e8 in den lrfunden von Kremsmün⸗
fter, o wye gar ein findleiches und erparmleiched
Einnemen war es! Bey den Minnefängern ift ein feile
des Herz, fender Kummer, fende Klage, nämlih
traurig, einnchmend; des muos ich feneliche [were
dulden; ich fende nach der fchonen mich, &c. So
sft auch im Rat. fenfus, fentio, fenfibilis, empfindfam.
ſinwel, oder finnewel; ein altes Wort, welche:
zund bedeutet hat, eigentlich aber Tänglıcht rund, wie
eine Walze, Thurm, Nöhre, Federkiel. Horneck c.
272. ein Thurn ſinibel. Bey den Minnsfänzern T.
144 SEEN EEG» Sm
II. pag. 140. gelükes rat ift finewel, Bes Gfüdes
Mad geht um und um. Willeram Überfeset Die Worte
des Hohen Liedes, manus eius tornatiles; fineuuel.
Die Mondfeeifche Stoffe aber finanuerpalo, tornatile:;:
fo wie p. 326. finauuerp:li, formelas cafei, runde
Stöckchen des Käfes, Alwo die zweyte Hälfte wahr:
fcheinlich zumerben, herum draͤhen, gehört; in Oeſterr.
der Werfel, Waflerwirbel. Im Sachſenſpiegel iſt
fenewold, angelf, finewealt, rund; von wälzen.
Die erfte Hälfte des Wortes fcheint mit dem lat.
finus, finuofus, finuare, überein zu kommen. eg
dem Virgil, ecloga 7. finum, ein Milchnapf. Im eis
nem Lex. MS, fynum, Keznapf, ein Käfenapf. In
gloflis Isidori , ein Butterfaß. Vielleicht auch zu dem
griech. ven „ ich ſchuͤttle, bewege: fo fern ſolche Dinge
ſich gleihfam draͤhen, in die Nünde herum gehen. Der
weil felbe entweder abwärts, oder auf die Seite fd
er zu figen, ſich in die Tiefe neigen, ſenken,
inken.
der Sliwowitzer; Zwetſchkenbranntwein, Erse
tiſch ſalirovicza; von ſaliva, Slavoniſch ſliva, in Un
garn ſzilva, die Zwetſche. In Slavonien find die
Zwetſchenbaͤume in ſolcher Menge, daß fie oft ganze
Wälder bilden, |
fochen; fiechen, kraͤnklich ſeyn, 3.8. der alte
Mann, welcher geftern ſtarb, hat ſchon lange Zeit im⸗
mer gefochet; der Socher überlebt den Pocher, ein
ſchwacher und fiecher Menſch lebt oft laͤnger, als eimer,
welcher auf feine Geſundheit pochet. Bey Kero, Otfried,
Tatiaun, und in der Mondſeeiſchen Gloſſe iſt fioch,
ſiuch, angelſ. feoc, kraͤnklich. Altbrittiſch Ivch. fic-
eus, aridus. Boͤhmiſch fuchy, düre, trocken, und
fueha nemoc, oder ſauchotiny, in Pohlen ſuchoty,
Schwindſucht, Abzehrung. -
der Saoͤldner; fo heit der jenige, welcher eine
Soͤlde (Selde) Hefiset, nämlich eim m. Feines
ans
—u NET NS ne 145
Haus mit wenigen Aeckern, die mit einem Pferd, oder
in deffen Ermangelung, mit Kühen bearbeitet werben
(©. Hunde). Notkor Hat diefes Wort für einen biofs
fen Inwohner genommen: denn fo erfläret er das lat.
inquilinus, Pf. 118. daz ift, der eigen hus ne habet,
und er anders mannes feldare if. Sal, in der Ver:
fleinerung felda, felida, bat überhaupt einen Wohn⸗
plas , grofles oder kleines Dans bedeutet. Bey dem
Ulphilas ift faljan wohnen, fih aufhalten.
Tatian c. 162. in dem Haufe meines Waters find
viele Wohnungen, fint manago felida. — c. 51. die
MWögel des Himmels haben ihrefiefter, himiles fugala
habent felida.
Kero, in prologo: Domine quis habitabit in
tabernaculo tuo? huuer puit in felidun dineru. —
©. 58. in cella hofpitum, in felidun kefieo.
Rhrytmus de S. Annone, c. 36. die Armen,
weiche feine Wohnung hatten, die felida niht hattin.
Matthaus Paris, ad an. 1198. fatutum eſt in
fuper a rege, ne quis mercator pretendat feld
fux, rubeos vel nigros pannos, vel aliquid aliud,
unde vifus intuentium decipiatur, adfpannum bo-
num eligendum. Kanfmanusbude; weil dadurch dee
Luxus gereiset wird.
dee Sommerbaums; in unferem Gebirge ein
Nahmen der Stechpalme, ilex aquifolium, Lin. weil
“ein abgefchnittenes Zweig, famt den rothen Beeren, ben
ganzen Winter hindurch frifch und grün bleibet. Unter
der Ens wird felber Schradel genennet (G. CE hrateN).
Sonnenfiichel; verfchiedene Meine Fifche, wel
de zur Sommerszeit an die feichten Ufer fommen, um
fi dort an der Sonne zu wärmen, und dba auch oft une
ter einander gefangen werden. Alle jungen Fifche müfs
fen Sonne haben, wenn fie auf gehörige Weife wachſen
follen.
Drisses Teil, K
das Sonnenwend—feuer ; fonft Johannis Feuer,
ein Luſtfeuer, welches nach alt hergebracdhter Sitte, am
Johannestag auf den Abend zubereitet, und von Dors
ſtauden, oder anderem fehlechten Dol; auf Feldern , we
fein Getreide fteht, angezinbet wird. Die jungen Leute
fpringen bisweilen darüber, andere gehen fpasieren,
oder feben aus den Fenftern ober auf Hügeln zu. Eim
bloſſe Unterhaltung des Volles, und ungefähr auf dem
Lande dad, was in Städten die fünftlichen Fenerwerke
find. Der Urfprung aber vühret ohne Zweifel Yon dem
Alten Heidenthum bee: wo viele Völfer für die Sons
and dad Feuer eine vorzügliche Ehrenbiethigfeit bezeng-
ten. Beſonders mußte den alten Dentfchen ſowohl das
eine , als das andere, in ihren Falten Wohnungen ſehr
willfommen feyn. In Griechenland pflegte man jeden
Nenmond uͤber dad Fener zu fpringen: daher wurde ver:
bothen in concilio Trullano, can. 65. in noviluniis
fuper ignem faltare. Bey anderen war ed eine wirt
fie Sache ber Religion. Go erzählet die Schrift von
dem König Achaz, IV. Reg. 16. filium fuum confe-
eravit, transferens per ignem, fetundum idola gen-
tum. Weber diefe Stelle fchreibt Theodoretus, Biſchof
zu Cyrus in Syrien, daß er felbft noch dergleichen Bey:
fpiefe gefehen, die er indeſſen für eine Art von Reini⸗
gung gehalten habe. Vidi enim in aliquibus urbibus
femel per annum in plateis rogos accenfos, quales
quidam fupergrediebantur, et transfiliebant non fo-
lum pueri, fed et viri. Infantes vero a matribus
per flammam tradueebantur. Videbatur autem iftud
quædam elle expiatio et purgatio. Tom. I. apud
Sirmondum, p. 352. Man fehe auch Franc.de Cauz,
de cultibus magicis. ° |
Sonnenwend—gürtel. ©. Beyfuß.
Sonnenwend— Käfer; Johannis Wuͤrmchen,
ober Scheinkäfer : wovon ed mehrere Arten gibt. Yu
unferen Gegenden ift es lampyris fplendidula, Lie,
147
ein länglichter fchmarzbranner Käfer , deſſen feste Nince
am Unterleib, von weißgelber Farbe, dieſen Schein vers
urfahen. Das Männchen Hat ganz zarte Flügel; das
Weibchen nicht, ift aber merklich geöffer, und leuchtet
and) heller, ald das Männchen. Es gibt übrigens ver:
fchiedene Inferten, welche zur Nachtzeit Ienchten: als
Der Laterntraͤger, fulgora laternaria, Lin. welchen die
Bilden in America, wenn fie bey der Nacht reifen,
ftatt einer Laterne zu fich nehmen. Eine Art Schnell:
käfer, elater nocturnus, gibt einen fo heilen Schein
von fih, daß man dabey leſen und fchreiben kann. Auch
das faule Hol; von der Eiche und Waldbüche leuchtet.
der Sonntag, dies folis, im Chriſtenthum ges
wöhnlih dies dominica, bey Notker Pf. 23. frontag,
welches heiffen kann, der heilige , vorzügliche Tag, oder
wie es Eckhart und Wachter erflären, der Tag des
Herrn, von dem Geltifchen frau, fro, der Herr.
der faifte Sonntag; der Sonntag vor Afchermitts
woch (©. Fafding).
der Sonntag in ber Mittfaften, Dominica læta-
re, wird an einigen Drten ber fröhlihe Sonntag genen
niet, ober wie Friſch, Adelung und Scherz bezeugen,
‚ der Todtenforntag , weil das Bild ded Todes auf eine
fegerliche Meife in das Waffer geworfen wird. Dages
gen heißt felber in der Gegend der Etabt Gmunden,
Bier in unſerer Nahkarfhaft, der Lieb—beftätt—
frnntag , wo die Mädchen anf ihre Liebhaber warten,
und dann von denfelben in dad Wirthshaus geführet
werden. Vermuthlich weil alddann die öfterlihe Beichts
zeit eintritt, wo man alfo von ber Bekanntſchaft nur
auf eine kurze Zeit Urlaub nehmen will: gleichwie jene
Derfentung des Todes ein Ginnbild der Belehrung
ſeyn fol. Ä
der ſchwarze Eonntag, der fünfte in ber Faſten,
Judica, vel dominica paflionis, wird fo genennet,
weil dort die Altäre mit einem ——— ober blauen
W
448 !
Such verhüllet werben. Adelung v. Sonntag , fchreibt:
der fchwarze Sonntag , weil berfelbe vorzüglich unglück⸗
lich feyn fol. Es muß ihm etwa dabey von den alten
Roͤmern geträumet haben,
ber weiffe Sonntag, dominica in albis, ift der
erfte Sonntag nad) Dftern, und wird fo genennet, weil
die neugetauften an diefem Tage das weile Kleid von
ſich legten. Ben den Griechen Anuroa xucıauy, zum
xvoraxy,„ fplendida vel nova dominica, ald der erfte
Sonntag nah dem Ofterfeft, welches sleihfam das
Haupt und der Anfang aller heiftlihen Feyerlichkeit
geworden iſt. Bey einigen Schriftſtellern ift der weile
Eonntag , der erfte in der Faſten, domin. Invocabit.
der goldene Sonntag ift an einigen Orten, do- i
- minica Trinitatis. -
‘der Sorbenbaum, oder Sperberbaum, ſorbus
domellica (©. Arſchitzen): weil die Feucht Davon fper
und teoden ift, bevor felbe teigig geworden. Bon for,
troden; foren, berforen, vertrodnen, dürr oder hie
. fällig werden (S. abferben).
ſpächig; Bart, langſam, was gleichfam geſper⸗
ret ift, 3. B. ſpachig daher gehen. Wenn Jemand Bart
und ungern etwas gibt, oder ein Knabe etwa? auffagen
fol, was er nicht gut gelernet hat; heißt es, es gebt
ganz fpachig her. Vermuthlich fo viel, als fpeichig,
wie die Speichen an einem Wagenrad nicht frey uud
fertig find, fondern allemal den ganzen Zirkel ausma⸗
hen müſſen, wenn der Wagen weiter kommen fol.
Oder vielmehr unmittelbar von dem folgenden Zeitw.
fpachen, fpaichen, dehnen, ziehen. Ein anderes aͤhn⸗
liches Wort ift das altdeutfhe Spache, welches ein
dürres Reis, verborrtes Holz bedeutet, und freylich
auch einem frifchen und biegfamen entgegen gefeget wers
den Tönnte.e Gl. Monfee. p. 342. et 349. [pahha;
Gl, Florent. fpaha, und in den alemansifchen Stoffen
bey Gerbert p. 5ı. Spacho, cremium. Bey den Mine
te 249
uefängern II. 20. des muos min herze erkrachen,
fam die fpachen tuont in heiller gluot ,. wie die där-
‚zen Neifer im Feuer praffeln. In dem Gloſſario von
Scherz: die Schaͤfte erkrachten, wie duͤrres Zaunhofg,
als eipes zunes fpachen, die der.wind kan derren.
Wielleicht von bähen, baden, dörven (S. baden).
fpaichen 5. fpeichen,, vorfghreiten,, durch Ausfpan«
nung meflen, z. B. weit : fpaichen, geoffe Scheifte mas
chen. Etwas mit den Fingern, oder Fuͤſſen ausſpai⸗
chen, d. i. den Mittelfinger von dem Daumen oder ei⸗
nen Fuß von dem anderen, bis auf eine gewiſſe Strecke
ausfpannen. Zu Weihenachten wachſet der Tag, fo
weit die. Müde gähnen mag; am menen Jahre, fo weit
der Hahn fpaichen mag ; zu heil. drey Könige, fa weit
der Dirfch fpringen mag. Die Spaiche, Epeide an
einem Wagenrad, radius rotz. Gil, Monfee. p. 328.
fpeihhun, angelſ. fpacan, radü.
Engl. to {pan, mit ber Hande meffen, ausſpau⸗
nen. Griech. ars, ich ziehe, dehne: wovon ſich das
dentſche ſpachen, ſpaichen, nur durch dem gewöhnt:
chen Hanchbuchſtaben, welcher vielleicht auch das Itera⸗
tivum —chen, ſeyn koͤnnte, unterſcheidet. Es kommt
dieſes Wort noch in anderen Faͤllen vor (S. Span).
Hievon werden auch die Speichen an einem Rad fo
genennet: indem ſie gleichſam die Sehnen, oder Spann⸗
Dölzee find, tendines. Allein Wachter, Friſch und
Adelung, denen dag Zeitw. ſpeichen unbekannt war,
glauben, daß die Radſpeiche eĩnerley Wort ſey mit dem
Holländ: fpyker, ein Nagel, Schwed. ſpik, lat. fpi-
culum, ein fpigige® Ding: weil die Speichen vielleicht
anfangs nichts anderes waren, als lange Nagel, welche
durch Die Felge bis im die Nabe giengen. Yu diefem
Balle wuͤrde alfo freichen ungefähr fo viel feun, als im
einer gewiſſen Ausdehnung oder Entfernung, wie bie
Epeichen im Rade, fih bewegen.
130
das Spalier Voͤgerl, motacilla ſylvia. ©.
Dornreicherl.
ſpällen, oder ſpeilen; öffnen, ſpalten, z. B.
das Maul aufſpallen, um etwas anzugaffen. Schwed.
ſpjæla. In Oberſachſen lautet es in gemeinen Reden,
wie Friſch und Adelung bezeugen, ſpellen (S. Spelte).
Das Intenſivum und Iterativum wird auf verſchie⸗
dene Weiſe gebildet: in Niederſachſen ſpellern, Hol⸗
land. fpalken, fpelken, im Hochd. ſpalten, bey dem
Minnefängern II: 269. fpelten. Einft maß auch ſpil⸗
len, fpielen , üblich gewefen feyn: denn in Niederſach⸗
fen iftdas Gefpilde, Sefpelde, Theilung eined Grund⸗
ftüdes. Bey dem Stricker c. 6. ect. 23. ſpielt im
houbet unde helm, fpaltete ihm Kopf und Helm.
Notker Pf. 104. den Stein fpielt er; di:rupit
petram.. Und Otfried, lib. 4. c: 34. fo fpialtun fh
thie fleina. Ohne. Ziſchlaut ift im Gebr. palag,
divifit. RE
der Span; fonft Lichtſpan, Leuchtſpay, eine aus
Kienhol;z gemachte Gpfeiffe, welche zur Fenerung ge
brauchet wird. Die Zimmerfpäne oder Hobelfpäne, Heif
fen Hier Schaiten. Ueberhaupt alfo ein Ding, wer
ches entweder durch die Säge, oder dad Schneidmeſſer,
von dem ganzen getrennet worden iſt. Figuͤrlich iſt da⸗
her der Span, bey einigen Schriftſtellern ſo viel, als
Uneinigkeit, Zank, z. B. es iſt unter ihnen ein Spas
entſtanden; dee Gerichts Span, Proceß; em ſpaͤnu⸗
ger Handel, fpäniged Feld, 20, worüber nämfich ge
fteitten wird. Griech. zeraorarur, diftractio, dis-
iunctio. Alſo wieder von dem Zeitw. srzu, orale,
Sch ziehe, dehne and einander. Im Dewtfchen erſchei⸗
net diefes Zeitwort in verfchiebenen Formen, als fpas
en, fpahen, fpachen, fpeihen CS. fpadig): und
oe. m fpanen, fpenen, fpinen CS. Spine, und
pin).
SE nn 151
bie Spän— Here; ein ſcherzhafter Ausdruck, für
güldene Aber, hemorrhois: weil felbe im Ruͤckgrath
und Nacken eine gewaltige Spannung verutfachet. Das
alte 3eitw. fpanen, fpenen, fponen, heißt anziehen: .
ſigürlich auch anlocken (G. fpenzeln). In den Monds
ſeeiſchen Gloſſen ſteht p. 410. ſuaſerat ſpoon; hæmerr-
hoiſſa, profluvioſa. Welches aber wohl ſicher eine um
ridtige Schreibart feyn muß. Etwa von Schweiß,
ſveit, fwat, fo.feen ed noch bey den Jaͤgern Blut bes
deutet: und fponen, ziehen, rinnen (CS. Gpine).
Sonft heißt es blutrünftig. Da endlich bey dem Wach⸗
ter Rad fovielift, als curſus, fluvius celeriter ruens;
fo fann fvase—rad, vel fvase—fpon, fanguinis
fluxum bedeuten.
fparen, ©. fper.
der Spaf, Scherz. ©. Gefpif. —
ſpat; fpät, ſero. Fruh und ſpat, iſt fo viel, als
Morgen und Abend; wo die Sonne ihren Lauf vollen⸗
bet, und die Bewohner der Erde von der Arbeit aus:
‚ sahen. Altbeittifch bey dem Boxhorn ysbaid, fpatium,
cellatio. Boͤhmiſch fpati, fchlafen, ſpat Bit, ſchlafen
sehen. So auch Windiſch und Croatiſch ſpati, zpati,
Pohlniſch ſpaci, ſchlafen. Vielleicht iſt es zuſammen
gezogen von dem Hebr. ſchabbat, ſchebet; ceſſatio,
quies. Ein anderes Hebr. Wort iſt batal, ceſſavit.
dee Spaß, paſſer. Im Tatian ſparo, goch.
fparwa, Schwed. Iperf, im Deutſchen auch Sperk,
perling, Hausſpar. Wahrſcheinlich find alle biefe
Beuennungen von. ihrem Gefchrey her genommen: wels
ches bald in einem eintönigen Laut, bald in einem plans
Derhaften Getöfe befteht. Hierauf beziehet fich ſowohl
das fat. paller, als unſer Spatz. Griech. Paco,
Pacxto, ich zebe, Barros, battus, battologus, ges
ſchwaͤtzig, plauberhaft: womitinach Wachters Urtheil
auch waſchen, ſo fern es plaudern heißt, und ſchwaͤ⸗
gen, Engl. to twattle, verwandt ſeyn möchte. Bey
158 NG GNS
dem Friſch ift ſpaͤtzig, planderhaft, ſpaͤßeln aber bey
ben Pictoriud keifen, zanten. In dee Bedeutung eis
nes breit gedrückten Fiſches, bat das lat. paller eier
anderen Urſprung (G. Platteiffe). Was Die Übrigen
Wörter Spar, Sperling anbelangt (S. Gpeyer).
Sonſt heißt ein Spas franz. moineau, Holänd. mu-
Iche, mofle, eine Muſche, Ungar. vereb, Wind.
vrabel, böhm. wrabec.
ber gemeine Spas, Hausſpatz, fringilla do-
meſtica, lin.
Geldfpag, fringilla montana.
Aufpas, Meeripas, emberiza Schoniclus.
Rohrſpatz, türkifcher oder Perfianifher Spas,
parus pendulinus.
Ein Par Spasen verzehret das Jahr bindurch,
nah Büffon 20 Pfund Getreide. Peter Kretſchmer in
feinen öfom. Vorfchlägen, Leipzig 1744 glanbt, daß
ia einem Lande von hundert Städten, und 4000 Dör⸗
fern, jährlich die Spagen wenigftend vier Millionen
Meichsthaler koften. Daher ift ein zur Vermindes
zung dieſer Feld- und Hausdiebe, unter Maria There
fia der Befehl ergangen, dag von jedem Hausbeſiger
eine gewiſſe Anzahl Spatzenkopfe eingeliefert werben
foltte. Indeſſen haben die Spasen ihre Gegner au vers
ſchiedenen Naubvögeln, vorzäglih an deu Sprinz,
falco nifus.
fpagieren 5 zum Vergnugen, ober zur Befoͤr⸗
derung der Gefundheit, gemach herum geben; Tat. spa-
tiari, Ital. andare a spallo , feanz. se promener.
Obwohl wir dieſes Wort zu nächlt aus einer fremden
Sprache angenommen haben, wie es die Endſylbe —
iren, anzeiget; fo iſt es doch im Grunde eben fo wohl
dentſch, als lateiniſch. Hier bey dem Wolke lautet es
ſpatzen, z. B. im Zimmer auf und ab ſpatzen; iſt auf
dem Feld eine Zeit herum geſpagt. Griech. warn,
EEE LET EEE DE Litauen, : 153
ich trette, ſtampfe; in Niederfachfen padden, pedden,
tretten, geben; bey Otfried pad, ein Pfad (ſ. Fuß).
der Speck N f. ſpicken.
ber Speckkaͤfer; ein ſchwarzer Käfer mit einer
ſchmutzig weilfen Duerbinde am Rüden, dermeltes lar-
darius, Lin. Ein fehe ſchaͤdliches Inſect in den Haͤu⸗
fern , welches Fleifh, Fell, Gewand zernaget. Noch
mehr thuen es die Larven desſelben, welche wie rauche
Mürmchen ausfehen, und bier gewöhnlich Maucken
heiſſen. Diefee Käfer, wenn er ertappet wird, ftellet
fih ganz unfchuldig; laͤßt füch zwiden, brennen, oder
die Fuͤſſe ausziehen, ohne ſich im geripgften zu rühren.
Dies that aber auch ptinus fur, und andere dergleichen
eben fo ſchaͤdliche Käfer.
fpeichen. ©. ſpaichen.
das Speigel; wird oft bey dem Volke gefagt,
für Spältel, eine Birn — oder Apfelfpalte. !
der Speik; ein Nahmen verſchiedener Alpenkraͤu⸗
ger , welche wegen ihrem aromatifchen Geruch Gpeif,
Spick, Spica genennet werden, weil fie mit ber eigents
lichen ſpica nardi etwas ähnliches haben. Solche find
der rothe Speif, valeriana celtica, Lin. Ein
niedriges, faferiged, und ungemein ftark riechendes Ges
waͤchs: welches fonft Kretifche Ttarde, Magdalenenfraut,
Alpenkraut, Wendwurzel heißt.
der weiſſe Speif, achillea clavennæ, fonft weiſ⸗
fee Wermuth, Berg oder Kronwermuth, Noßraute.
er Speif, primula minima. :
lauer Speif, aretia alpina.
Wieſenſpeik, nardus Aricta.
dee Speir,. hirundo apus. G. Speyer.
die Spelte; ein länglichte® duͤnn gefpalteted Holz,
womit gemeiniglich die Zäune zubereitet werden. Das
her ein Speltenzaun: zum Unterfchied yon einem Lattens
son, Heckenzaun, ıc. - Ein ſchwacher dürrer Menſch
PU 39
wird oft eine Zaunfpelte.genennet. Von fpellen, fpel
ten, fpalten (S. fpallen).
fpenen, abfpenen; ein Junges nicht mebr faugen
laſſen (S. Spinn).
der Spenling; Spilling, gelbe Plaume, frag.
ne jaune, prune d’avoine. Ich glaube, daß ne
ee. Spenling, eigentlih Spelling lauten follte, wie
das Niederf. Spelje, Speltie: weil diefe Frucht, wir
fchon Adelung bemerket hat, is ihrem Wuchs eine tiefe
Spalte hat (©. fpallen).
Ä die Spen —Nadel; Stecknadel, bey dem Friſch
Spenel, Spendel, Gl. Monſee. p. 333. fpenala,
acus. Friſch, dem auch Adelung folget, fieht es als
ein fpisiges Ding an, und daher ald einerley Wort mit
{pina, fpinula, franz. epingle, Italfpillo, Hollãänd.
fpelle. Tacitus fagt von den alten Deutfhen c. 17.
Tegumen omnibus fagum, fibula autemfideßt, fp» :
na confertum. Der bewegliche Gtadel in den Schnal⸗
len, wird noch jest ein Dorn genennet. Allein da ei
nige dieſes Wort Spannadel gefcheiehen haben, wie
3. B. Doctor Haymen in feinem Jurid. Lericon, und
Gl. Monfee. p. 407. kafpan, fibulatorium, ligato-
sium ; fo fommt es ohne Zweifel her von ſpenen, fpass
nen, amiehben CS. Spinne). In der Bedentung eines
fpisigen Werkzeuges, wird bier für Spennadel, das
Sperl gelagt, ein einer Speer. Gl.Monfee. p. 330.
fpere, hafla; fpirilinn, lanceolis. In Nieberfadhfen
ft das Spier, eine zarte Gpige, wie an ben Grat
arten.
fpenten; fpenden, austheilen, Tat. expendere,
tal. fpendere, angelf. fpendan, bey Otfried‘, Tas
tian und in der Mondſeeiſchen Gloſſe fpenton. 38
Kremsmuͤuſter wurde bie feyerlihe Austheilung von
Beod und Fleifh, melde jährlich am Stiftungstag am
mehrere tanfend Arme und Fremde geſchah, das Ber
ſpent geuennet, oder Caruiſſel, eigentlich camis—fel
El 0 EEE SR nun 155
( carnis traditio), von bem altdentfchen fal, fel, tra-
ditio.
ſpentiren; ift einerley Wort mit dem vorigen,
heißt aber ind befondere, fich etwas Foften laſſen, um
etwas anderes dadurch zu erhalten, z. B. etwas fpen-
tiren auf ein fhönes Zimmer, auf einen neuen Wagen;
nämlich etwas verwenden darauf. Wer bey dem Nich-
ter oder Advocaten nicht ſchmiert und fpentiert, wird
Die Gerechtigkeit in Feiner guten Laune antreffen. Die
ſes Tegtere Heißt bey dem Horned eine Handfalbe,
Ital. ungi - mani. Das griech. orsvöen, dis libare,
ſcheinet mir ein ganz verſchiedenes Wort zu ſeyn, wel⸗
ches vielleicht zu dem lat. ſponſio, ſpondere gehoͤrt.
Denn davon iſt orovöy, libamen, fœdus.
fpenzeln , oder gewöhnlich fpienzeln; liebaͤugeln,
verliebte Reden führen. Don fpenen, ſpanen, fpo-
nen, anreisen, anloden; welches bey den Angelfachfen,
Islaͤndern, bey Kero, Notker und inder Mondfeeifchen
Stoffe, oft genug vor kommt. S. Wachter, v. fpenen,
und Gefpenft. Ä
per; teoden, mager, 3. B. ein fperer Apfel,
welcher feinen wohlthätigen Saft hat; eine fpere Mahl⸗
zeit, wo alles fparfam zugeht; ein ſperer Menſch, fper
ausſehen, nämlich mager, duͤrr; ein fperer Wind, wel⸗
her dad Erdreich. ausfperet, austeödnet. Er bat
mich fper geredet, mir empfindliche Reden angethan,
fSlehte Dinge vorgehalten... Einen Hauswirth pers
maulen, im Ernſt oder Scherz von ihm aͤuſſern, als
wenn es ihm entweder an genngfamen Vorrath, oder
guten Willen- gegen feine Säfte mangeln koͤnnte; ich
wi mich nicht fang fpermaulen laffen, ıc. .
Auch im Engl. ift fpare mager, Dürr: dagegen
griech. orapvos, wenig, welches näher an deu Urfprung
füpret. Denn «8 gehöret zur Verwandfchaft mit fparen,
angelf. ſparan, ſparian, und fparfam, Sparfamteit,
angelf. fpeeslice, ſpearneſſe. Das Stammenwort ift
S 156 u 2
das alte bar, bey den Verelind ber, bloß CS. bar):
wovon das Zeitw. entbehren, Mangel haben, das lat.
parım, wenig, und parco, parcus, parimonia, mit
einer Endſylbe, welche mit dem deutfchen — chen, Een,
zen, überein fommt. Der Hauptbegriff ift alfo das
Fleine und wenige von dem, was man in den Umftäs
den wünfchen möchte, mit vielen weiteren, oft and
figärlihen Anwendungen.
die Speralſter; gemeiner Neuntödter, afchfär
Giger Würger, Bufchälfter, lanius, excubitor, im.
Ein Raubvogel, welcher etwas Meiner ift, als eine EL:
fter, nnd ſowohl Meinen Vögeln, als jungen Hühners
nachſtellet. Er hat einen groffen Kopf, weites Maul,
umd feften Schnabef, deffen oberes Ende fpisig und ge
krümmet iſt. Vom Schnabel bis über dad Aug bin,
geht ein breiter ſchwarzer Strich. Der Unterleib if
weiß, Rücken weißgrau, die Flügel ſchwarz mit einem
weiffen Querband. Der Schweif Tang und ſchmabl,
der Farbe nach ſchwarz, an beyden Geiten weiß: we:
mit ſelber, wenn er ſich auf einen Aft feet, gleich eis
ste Elfter zu wippeln pflegt.
Diieſer Vogel heißt Speralfter, als eine kleine,
geringfeibige Elſter; Kothalfter, als eine ſchlechtere
Art von Eiftern, gleichwie unbefeuchtete Ener, welche
zue Bent nicht taugen, Kotheyer genennet werden;
Spottbvogel, weil er die Stimme anderer Vögel nach⸗
ahmet, um ſelbe herbey zu locken, und alsdann zu toͤd⸗
ten. Tür ſich hingegen iſt ee immer auf guter Hut,
und fangt zu ſchreyen an, wenn er einen Habicht wahr
nimmt: wodurch ee zugleich der Wächter, excubitor,
anderer Bögel wird. Die Käfer fpiffet er au die Gtes
cheln der Dornftauden an, bis es ihm der Mühe werth
fcheint, ſelbe zu verzehren. Daher der Nahmen Neun⸗
toͤdter, weil vielleicht Jemand einft bemerfet hat, daß
ed eben neun Käfer waren, bie er zu feinem Fraß yubes
geitet Hatte. Wenn eine Giſter ober Kraͤhe ſich feinen
137
Neſt naͤhert, ſo vertreibet er ſie mit einem Geſchrey,
welches einer hölzernen Klapper ahnlich iſt. Er bleibt
auch im Winter in unſeren Gegenden, und niſtet als⸗
Dann in Wäldern auf den höchſten Fichten, oder im
Wieſen and Gärten anf den Dbftbäumen.
die rothe Speralfter ift 1). das Männchen des
Finkenbeiſſers, Janius collurio (G. Dornreicher), Die:
fer Vogel hat einen ſchwarzen Streich ober dem Schna⸗
bei bis über die Dhren hin. Die Stirne ift ſchwarz,
Die ganze Kopfdede bis an den Hals braunroth, ber
Unterleib durchaus ſchmutzig weiß. Genft heißt er roth⸗
Föpfiger Wuͤrger, bey dem Kramer Dorngreul mit
rother Platte, nah Buͤffon pie— grieche rouffe. '
2). Die Meinfte Art von unferen Neuntödtern heißt
Bier gleichfalls rothe Speralfter, bey anderen der ro⸗
the Dorndreher , oder Meinfte bunte Wuͤrger, nad Buͤf⸗
fon petite pie—grieche; zu Wien mit dem fuftematis
fhen Rahmen lanius fFinitorquus. Bey dem Mänte .
hen ift nur dee Rüden und die Flügel braunroth ; Kopf,
Nacken und Bürzel find grau; der Unterleib durchaus
hellweiß, nur über die Bruft herab etwas röthfich. Bey
dem Weibchen aber ift Kopf und der ganze obere Kör⸗
per hellbraun, mit ſchwaͤrzlichen Querftrichen. Uebri⸗
gend ein ſchwarzer Strich vom Schnabel bis an die Au⸗
sen, wie bey den anderen. Diefe zwey Arten, näm ich
lanius collurio et fpinjitorquus, niften in Dornftanden,
and machen fich bald zu Ende des Sommers hinweg:
der gemeine Neuntoͤdter aber, excubitor, niftet aufden
Bäumen, und reifet nicht fort. Zinfe in feinem öfon.
Wörterbuch zählet vier Arten der Neuntödter; Popo⸗
witfh fünf; allein wir Fennen in unferem Lande nicht
mehr, ald drey.
der Sperber; das Weibchen des falco nilus. ©.
Sprim. |
158
der Sperberbaum, oder Sorbenbaum , forbus
domelica (©. Arſchitzen); wird fo genennet, weil er
eine fpere, d. ü. trockene Frucht trägt.
| das Sperl; Stecknadel, Spennadel (S. dat
letztere).
die Spermaiſen; parus ater, Lin. ſonſt Hol;
meiſe, Tannenmeiſe, kleine Kohlmeiſe, Kreuzmeiſe.
Kopf und Kehle iſt ſchwarz, Ruͤcken aſchfarb, Banch
duukelweiß, und am Hinterkopf ein weiſſer Fleck. Sie
heißt ſo, als eine kleine und magere Meiſe, indem ſie
nur zwey Drachmen wiegt.
dee Speyer, oder Speir, hirundo apus, fin.
eine groſſe Schwalbe mit kurzen Füſſen, die ſie zum
Gehen nicht brauchen kann, daher der griechiſche Nah⸗
men apus, ohne Füſſe. Sie wohnet in Kirchthürmen
und hohen Mauern, lebt von Inſeeten, welche fie ie
der Luft antrifft, und fliegt mit einem dumpfen Ges
ſchwirre Mi, rrhi. An anderen Orten heißt fie Spier⸗
fchwalbe, Surmer, groffeThurmfchwalbe se. Gpier
oder Speir, fommt her von fpieren, fpirken, ſparken,
zwigern wie verfchiedene Vögel: wovon aud) der Nab⸗
men Sparf oder Eperling, paller.
dee Spentälbling ; ein Shwamm oder Talbling,
welcher Erbrechen verurſachet, agaricus emeticus, Lin.
Der Huth ift blutroth, manches mal dunkelroth, und
in der Mitte vertieffet; der Gtiel weißroͤthlich; Die
Blätter roth geftreift, weich, und legen ſich geru über
einander. F
ſpicken; 1). ſchauen, ſpaͤhen, z. B. in die Spiel⸗
farte, in das Buch einet anderen hinein ſpicken, etwas
vonihm abſpicken. Lat. ſpecio, inſpicio, G. Gpigef).
Engl. to ſpy, ausſpaͤhen. Wachter bey dem W. ſpaͤ⸗
hen, hat angemerket, daß in der Celtiſchen Sprache an
ter Armoriſchen Kuͤſte ſpi, ſpu, und ſchon bey den als
ten Seythen ſpu, ein Auge bedeutet habe. Denn fo
ſchreibt Herodot. IV. 27. fupra Iledones funt homi-
159
nes unoculi: quosfeythice vocamusar!mafpos. Nam
arima fcyth® unum vocant, fpu vero oculum. Bey
den Angelſachſen, wie auch bey Dtfried und Tatian, iſt
Rim ein Zahl: arim alfo Seythifch eins, welches näm⸗
lich noch feine Zahl ausmacht. Einaugig aber waren
jene Seythen, weil fie ald gute Pfeiffchügen, immer ein
Aug zuzudrücken pflegten.
2). Speck durchziehen, um etwas fett und muͤrbe
zu machen, z. B. einen Hafen fpiden. Speck, angelf.
und Island. (pic, fpik, Hat einerley Urſprung mit
Pech, pix, in den Eeltifhen Mundarten pyg, peg:
und zeigt etwas anflchendes an, von dem Zeitw. picfen,
ankleben, wie 3. B. Schmier, Pech, dicker Eaft von
mancherley Beeren und Kräutern (S. piden). Im
Engl. ift bacon, altbritt. baccwn, der Sped: viels
leicht von dem Niederf. baffen, Fleben, kleiben, Pleis
ſtern (©. Adelung, v. baden), welches aber kaum etwas
anderes ift, als unſer picken, pago, compactus, dee
Pad, paden, ıc.
dee Spielberg; ein hoher Berg bey der Stadt
Bruͤun in Mähren: welcher unter den noch heidnifchen
Slaven einen Tempel des Peho ( Donnergottes) hatte,
und wegen den berühmten Spielen, welche an deſſen Feſt
gehalten wurden, jenen Nahmen erhalten haben ſoll.
Später hin wurde eine Feftung mit einer dreufachen
Ningmauer dort errichtet; nicht fo viel gegen auswärs
tige Feinde, ald um die Stadt felbft im Zaume zu hals
ten. Diefe Feftung, von feinem Feinde je erobert,
wurde im I. 18509. durch den Vertrag eines Waffens
ſtillſtandes, den Franzoſen übergeben; von denſelben
aber, fo wie die Feftungsiwerfe zu Wien und Graͤtz,
bevor fie die Staaten Oeſterreichs verlaffen hatten, zers
ftöret. Der Nahmen des oben angeführten Gösen Pe-
ho, hat etwas ähnliches mit beel—phegor, feu baal
pheor: welches Wort von einigen wie pehor, phehor,
160 — SE u
geſprochen und gefchrieben worden if. Es war der
Priapus der alten Moabiter.
ipienzeln. ©. ſpenz —
der Spilhahn, tetrao tetrix. ©. Schildhabn.
der Spilmann, oder die Spilleute; Muflcauten,
welche bey Hochzeiten und Tänzen auf der Geige, ober
anderen Inftrumenten fpielen. Vormals wurden auf
bie jenigen fo genennet, welche öffentliche Luft> oder
Schauſpiele aufführten, mimi, hiftriones.
Gl. Monfee, p. 341. ſpilo, muficorum.
p- 349. ſpilaro, tympaniftriarum.
p- 373. fpiliman, thimelici.
p- 366. fpilihus, huorhus; theatrum.
‚ Bey dem Friſch heiffen die jenigen, welche bie
Seldmufif beforgen, GSpielleute. Go auch in einer
Eönigl. bairifchen Verordnung vom J. 1809. Jede Com:
pagnie zu 150 Mann, ohne Einrechnung der Offi⸗
ciere und Spielleute. ae
die Spindel; indgemein ein länglicht rundes Ding,
welches in feinem Gebrauche umge brähet wird, 3. B.
die Spindel der jenigen, welche Flachs oder Wolle fpins
nen. In dee Moftpreffe, wodurch zerftoffene Aepfel
oder Birne ausgedrücket werben, iſt die Epindel das
ſchraubenfoͤrmige Holz in der Mitte „ welches duch eim
ſtarkes Querholz herum gedräfet wird. Von fpinen,
ziehen CS. Span, und Epinn). Die Leimfpindel it
eine Nuthe, welche mit Leim überzogen und gleichſam
überfponnen iſt, oder vielmehr welche in der Geftalt eis
ner Rockenſpindel 'gleichet.
der Spindelbaum , oder zufammen gezogen Spills
baum; ein Baum, woran die verfchichenen Arten eis
ner Spindel gemachet werden. Insgemein heißt fo ums
fer Pfaffenfäppel— holz, evonymus. In verfchiebes
nen Gegenden unferes Landes, auch die Nothruffel oder
MasErle, acer campefire. i
ie
m,
161
die Spine; in der Schweig, die Höfzerne Röhre
an einem Faß, wodurch Wein oder Bier herab gelaſſen
wird, in Oeſterr. die Pipe. In den Denfmählern von
Gtraßburg fec. XIII. wovon Scherz; eine Stelle aufuͤh⸗
ret, kommt Zapfenamt und Epine, als eineriey Ding
vor. Officium fpine, quod vulgo dicitur zarfen-
amt. Engl. to fpin, fpinnen, Faden zichen; ferner
auch riefen, heraus flieffen, ald Blut und dergl. In
beyden Bedeutungen beißt es, aus dem gemeinfamen
Dorrath etwas in die Länge ziehen,. oder als ein mitts
leres Zeitwort, in einem langen Bug fort gehen. G.
Epinn.
Das tal. ſpina, frinola, ſ. illo, der Zapfen au
einem Faß: und fpinolare,. {pillare, fpılletare.. ein
Taf anzapfen; gehoͤr entweder gleichfalls zu dem vori⸗
gen: oder, da der Zapfen ein zugeſpitztes Holz iſt, zw
dem lat. ſpina, Dorn, ein ftechendes Bing, von Pins
ne, pinna, die Gpiße,
die S & nn, oder Gefrinn; weibliche Mild, Zu:
fiuß — Saͤugekraft, 3. B. das Bier macht eine
gute Geſpinn. Eigentlich find es die Zigen an Wien:
ſchen und Thieren , welche bey ben Islaͤndern, Schwe⸗
den und Angelſachſen ſpini, fpene, fpana, Hollaͤnd.
fpeenen, und bey Willeram ſpunne Beiffen., Daher
ein Spanferkel, in Öeftere. Spenfürl ;; welches vonder
Muttermilch genähret wird; ein Kalb abſpenen, abs
binden, entwoͤhnen. In Holland ſpricht man auch, ſo
wie bisweilen hier, ſich ſpenen von einer Speife,
nämlich ſich enthalten: und Fiſch [peenen, felbe aus
einem uneeinen Teich in frifches Waſſer Überfegen, dar
mit der pfuhlichte Geſchmadck vergeht.
.Dieſes und das vorige Wort, gehören zur Vers
wandtſchaft fo. vieler anderer, welche bisher angeführet
worden find. Grich.orau, ich ‚siehe; fpaiden, aus
einander dehnen; der Span, eine ahgezogene Gpleife
fe; die Spennadel, Spannadel, wodurch etwas ange
Dobites Zheil. R
26% NER
sogen und feit gehalten wird; Engl. to fpin, heraus
rinnen, oder anziehen , rinnen moden; fpinnen, Fäs
ben ziehen. Wenn die Milch felbft, und nicht jener
Lörperlihe Theil , woraus felbe gefauget wirb , Dem
Hauptbegriff ausmachen follte, welches aber minder
wahrſcheinlich iſt; fo wäre eine andere Weife diefes
Wort zu grffären Abrig. Earl Fulda führet in feiner
Preisſchrift im J. 1771. aus dem Denzler ein altes Yin
an, die Milch: und in der Reiſebeſchreibung des H.
Prof, Andreas Sparrmann wird berichtet, daß bey dem
Hottentotten die Milch Di Heiffet. Vielleicht als eine
särtlihe Nahrung; Hebr. pinnek, delicate nutrivit.
Indeſſen iſt altbrittifh bey dem Borhorn piw, uber;
griech. Tin. Fo, ich trinke. Ein Kind oder Kalb
£rinfen laffen, lactare, iſt ein ſehr gewoͤhnlicher
Ausdruck.
ſpiſſig; ſproͤde, ſchroff, z. B. ein ſpiſſiges Brod,
welches eine harte und gebrechliche Rinde hat; ein ſpiſ⸗
figeö Leder, im Gegenfag eines linden und biegfamen.
Sonſt heißt ed ein fprödes Brod, fprödes Leber. Fer⸗
ner ein fpiffiger Wind, ein rauber, fneidiger ; fyifs
fige Worte, bey Adelung fpisige Worte, verba ac
leata, pungentia, gleichwie ‘ein Spignahmen, - oder
ſticheln, eine Stichelrede, ein beiffender Scherz, x.
Spiſſig und ſpitzig, ſcheint alfo urfprünglich fo viel m
ſeyn, als beiffig: von bizen, beiffen, einſchneiden, fe
feen fchroffe und ſcharfe Gegenftände eine ſtechende Em;
pfindung verurſachen. Bey Dtfeieb IV. 13. fuuert
bizenti, gladius acutus (©. paſſen). \
"Hingegen ift das lat. fpiflus, fpiflare, von einer
anderen Bebentung. Es Heißt did, sah, ſchwäͤr, i B.
ſpiſſæ tenebræ, [pille nubes, dicke Finſterniß, büftere
Wolken; omnia adhuc tarda et ſpiſſa fumt, es geht
Alles noch fo zäh und Tangfom her, Griech. zyscw, id
füge zufammen, *kaxvc dick, fett. Gran. epaia did,
epaillir verdicken. |
— GENE Annan 163
das Spital, hofpitale; nefprünglih ein Haus,
wo fremde und reifende bewirthet werden: entweber aus
bloſſer Freundfchaft und Freygebigfeit, daher hofpita-
lis vir, hofpitalitas, ober um bare Bezahlung, näms
Kich sin Gaſthaus, Wirthshaus, hofpitale, hofpitium.
In engerer Bedeutung ift das Spital, in gemeinen Ne
Den oft Spittel, ein Krankenhaus: welche Anftale, wie
es fcheint, zu erft für ansfägige errichtet worden ift,
indem folche vorzäglich von der Gefehfchaft anderer Men:
fchen abgeföndert werden mußten! Daher war fpitas
Yifch eiuft fo viel, als ansfägig, leprofus (©. mifels
füctig). Ä |
dee Spisbuben Effig, oder. Pefteffls , franz.
vinaigre de quatre voleurs, weil wies Spitzbuben einſt
zur Zeit der Meft, ihre Leben dadurch erhalten haben.
Mau piegt diefen Effig auf eine fehr verſchiedene Weife
enzufesen. Vorzüglich wird Naute ( Weinfraut), Wers
muth, Nosmarin, oft auch Wacholder Beere ( Kras
newit Deere) dazu genommen. Nebſt diefen Galben,
Lavendel, Knoblauch, Kalmus, Zimmer, Muscatuuf,
oder auch Gemürznelfen. Andere empfehlen die Rims
pinelle, Betonie, waͤlſche Nüffe, und etwas wenige®
von Rampfer.
dee Spitzel; ein Späher, welcher das, mas au⸗
dere thuen, einem Vorgefesten heimlich zuſchwaͤtzet ©.
ſpicken). Berner ift der Spiß, oder das Epigel, ein
Heiner Grab des Naufches , da man nur bis zur Froͤh⸗
Jichkeit trinfet: weil ein folder Trunk das Hirn fpiget,
ftupfet,, aufmuntert, echter Mein ift echtes Del zur
Verſtandes Lampe, ꝛc. Aug. Bürger in feinem Trink⸗
lied. So iſt auch ſpitzfindig, acuti ingenii: und ein
boshafter Bube, welcher auf eine liſtige und verfchlas
gene Weife ſtihlt ober betrieget, ein Spitzbube (S.
ſpiſſig).
die Spitzlaube oder Windlaube, cyprinus al-
burnus, Lin. Ein kleintr Fiſch mit leuchtenden
a
16
Seiten: deffen untere Lippe. dickfleiſchig und hervor ra
gend if. Die Bruſt- und Bauchfloffe ift weißgelb , die
übrigen afchfarb. Der Geitenftrich gebogen, und be
ſteht aus weilfen Tupfen. Die Suppen fallen leicht
ab, und werden, um Perlen nahzuahmen, auf Wads
angelegt. In dem Gpften ift davon folgende kurze
Beftimmung, cyprinus pinna ani radiis 20.
-Spiglaube wird er genennet, vermuthlich wegen
feinen fpigigen Kopf, caput acuminatum. Der Nah
men Ukeley, Akeley, welchen dieſer Fiſch in Bram
denburg und einigen. Orten von Sachſen füͤhret, zeiget
gleichfalls etwas ſpitziges an (G. Akeley). Bey dem
Auſonius heißt er alburnus, franz. ablette, aublette,
bey dem Geßner Albel, in Niederſachſen Witting,
aamlih Weisfifh, Engl. bleak, Blide. Weil endlich
diefer Fisch ſehr geſchwind und fluͤchtig ift, nnd oft über
die Netze, oder gar an das Land heraus fpringer; fe
wird felber hier bey einigen Leuten Poftfnecht , ie
Baiern und Tyrol Schuflaube , am öfterfien aber im
Defterr. Windlaube genennet (SG. Windlaube).
die Spitzmaus, forex araneus, Lin. Im frang.
mufaraigne, gried. uuyary. Diefe Maus Hat ſehe
Heine Augen, und eine lange fpisige Schnautze, wie
einen Schweinsräffels wird von Kagen zwar getäbter,
aber nicht gefreffen, weil fie einen ftinfenden und wider⸗
wärtigen Gerud Bat.
die Spitzuuß; Waffernuß, MWafferfäften, trapa
natans, kin. Ein Gewächs in den Zeichen, mit breis
ten Blättern, melde auf der Oberfläche bes Waſſert
fhwimmen; und einer ſtachelichten Ruß, wovon der efs
bare Kern wie eine Kaftanie ſchmecket. Eine gewiſſe
Frucht in America, Jatropha curcas, Lin. welche dem
Geſchmack einee Haſelnuß bat, aber ſtark bridt und
larieret; kommt gleichfalls unter dem Nahmen Gpiss
nuß, Purgier- oder Laxiernuß in den Büchern vor. Wes
sen ihrer ſcharfen Wirkung heißt ſie auch ficus infernalis.
——
der Spitzwegerich, plantago lanceolata, Lim
Der Breitwegerich, plantago media.
Sporfel, ©. fpürzen.
der Spottvogel; ein ſolcher, welcher die Stim⸗
me anderer Vögel nachahmet, als z. B. lanius excu-
bitor, et lanius ſpinitorquus (©. Speralſter). Bey
dem Kramer auch eine Art Grasmäde, motacilla ſchœ-
nobznus, usd eine andere, weiche von Pu
hypolais gehalten wird.
fprachen, z. B. einen Geift fprachen, ihn anr s
ben , was fein Begehren fey; ich habe ihn noch nie ges
ſpragi. Notker Pſ. 69. ſprachon, ſprechen; flech
ſprachondo, adulando. Hievon iſt auch die Sprui
che, ſermo. Von dem Urſprung desſelben iſt ſchon abeu
Meldung geſchehen (S. prachten).
das Spreiſſel; ſonſt Spleiſſe, Splitter, ein klei⸗
ned Stuück, welches von dem übrigen Holz; getrennet
worden ift. In dem Gloſſario von Scherz; Spries,
Epriß, Gl.Monfee. p. 412. fprid, rupem ex lignis
Mader bat Spreidel, Spreiflel geſchrieben, indeſt
fen aber die wahre Duelle diefes Fleinen Wortes nicht
errathen. Wie man fpreiten und breiten; fprisen und
brisen fagt (©. briseln); fo iſt auch das veraltete
Zeitw. fpreifien, ſpriſſen, ſpriſen, obne Ziſchlaut ei⸗
nerley mit dem franz. briſer, zerbrechen, Doländ. bry⸗
- zelen, in kleine Stücke ſchlagen, griech. Borew, abfä-
gen, Engl. brittle, gebrechlich (©. Bret).
fpreigen; erweitern, einen Theil von dem ande⸗
cen entfernen, ober in biefer Entfernung erhalten, z. B.
die Augen ſpreihen groſſe Augen machen; das Maul
aufſpreitzen, gaffen; die Fuͤſſe ſpreitzen; weit ‚vom
einander ſetzen, ſtolz daher gehen. Ferner ſich ſprei⸗
gen, in bie Weite nnd Breite ziehen, nämlich unnöthrye -
Eomplinsente machen, fich lange weigern, 3.8. eine
Speife heraus zunehmen, die man doch zu nehmen Wel⸗
Send wäre; die Braut hat fih eine Meile" gefpreiget,
166
58 fie das Jawort bören ließ. Auf eine andere Weiſe
Heißt fich fpreigen, geoß thun, wofuͤr man auch ſich
braiten, breiten fagt; ein gefpreigter Kerl, ſtolzer,
Hohmüthiger Menfh. Bey dem Kero c. 31. preitcer,
olatus; c. 38. preitii, elationis, Angelf. pryt, Engl.
pride, Hochmuth, Stolz. Endlich in einer wieder ei:
genen und natürlihen Bedeutung, die Thure, Den
Gatter auffpreigen, oder anfpreigen, etwas dazwi⸗
{hen ſetzen, um die Oeffnung länger zu erhalten. Wenz
der obere Boden des Zimmers einzuftärzen droht, wie
eine Spreitze untergefest, naͤmlich Stüge, Pfahl, um
ben Zwifchenraum , oder die Entfernung desſelben vos
dem unteren Boden, zu befeftigen: welches daher ein
fort geſetztes Breiten ift.
Spreigen , ift ein Intenfivam von fpreiten, brei⸗
gen, welches bee kommt von breit, angelf. brad; alt:
britt. bras, dichleibig, fett, Hebr. parals, expandit,
extendit ( ©. Brachſe, und Braſchel). Wachter, Friſch
and Welung glaubten, daß breit einerleg Wort feg
mit platt, Rah, indem die Buchflaben 1, r, oft unter
fih verwechfelt werden; gleichwie auch das oben ange
fuͤhrte Spreiffel, nach Wachters Meinung, aus Spleiſſe
verderbt ſeyn ſoll. Allein wo ein eigenes Stammen⸗
wort vor Handen iſt, koͤnnen dergleichen Muthmaſſur⸗ |
gem nicht Statt haben.
der Sprenzling; ein Speoffen, Schößfing, jäw
ges Holz, ein junger Meufh, welcher bisweilen arch
ein Spring beißt. Insbeſondere wird eine junge Aſche,
falmothymallus, win Sptenzfing , nad anderen Spraͤtz
ling, geuennet (S. Ah). Don fpratten, ipretten,
fpeieffen (S. Spriffel).
die Spreu, hier bey dem Volle die Spreiter;
Die Bälge aber Hülfen des ausgebeofchenen Getreides,
welche ducch die Mühle, wenn man dieſes reiniget, bin:
weg geſchlendert werden. Gl. Monlee. p. 399. fpriu:
a N ne en 267 '
ün bee vielfachen Zable bey Notker Pf. 24. [priuuuer.
Don fpreiten, zerſtreuen, difpergere.
der Sprinz; ein mutbiger kleiner Raubvogel, .
falco Nifus, Lin. Die Füffe find gelb, der Rüden
braun, und der untere Körper weiß mit untermifchtens
zöthlihen Wellen. Weil die Flecken an Beuft und Bauch,
wie die liegen ausfehen, fo wird felber tal. mufcet-
to, feanz. mouchet genennet: im Deutfchen aber
Sprinz, als ein gefprenfelter Vogel, von fprinzen,
fprenzen, welches bey Wachter und Friſch vor kommt,
für befprengen. Der Sprinz ift dad Maͤnnchen: deſſen
Weibchen heißt dee Sperber, bey den Alten [parw—ari,
"fparvarius, als ein Vogel, welcher bie Sparen ober
GSperlinge verfolget (S. Spas). Ar, Are, Arn,
heißt ein Naubvogel, und daher adel Ar, der edle Ar,
indgemein Adler, Die Sprinzen und Sperber ftelles
vorzüglich den Sperlingen nach: entweder weil ihnen
diefe Korndiebe wohl ſchmecken, oder glaublicher,, weil
fie dieſelben am leichteften erbafchen können. Gie fans
gen aber auch Lerchen, Nebhühner, Tauben, und wers
den zur Jagd abgerichtet. Der lat. Nahmen Nifus
kommt da der, weil felber oft geöffere Vögel mit fh
fort führet, als er felhft ift; von nitor, welches gu une
ferem noͤthen, anftrengen, angelf. und Island. nydan,
neida, zu gehören ſcheint (S. nöthen).
bee Spriſſel; ein laͤnglicht rundes Querholz au
einer Leiter, und daher auch an einem ſo genannten Lei⸗
terwagen. Jene Hölzlein in einem Vogelhaus, worauf
die Vögel ſpringen und fitzen, werden gleichfalls Spriſ⸗
ſel genennet. Wahrſcheinlich ſo fern ſelbe in die Breite
gehen, gleichſam Spreißlinge, Seitenboͤlzer; von ſprei⸗
ten, ſpreitzen, fuͤr welches letztere Wachter und andere
ſpreiſſen zu ſchreiben pflegen. Spreiten, heißt angelſ.
ſprædan, ſpredan, Schwed. ſpretta, Engl. to ſpre-
ad. Für Spriffel, wird im Hochd. eine Sproſſe ges
fagt. Kero c. 7. Riagil Iprozzo, gradus fcale. Wels
168 En 2 1 > un
ches mit unferem brof, broß, breit, überein fommt,
3. B. Broͤßling, eine dicke Erdbeere CS. Pröpftfine),
amd brotzenau en, keck widerfpeehen, oder anf eine
verdrießlihe Weife murren, wofür man auch fast,
da; Maul bra'ten. Altbrittifch bras, dick, breit,
Hebr. parafs, (litt. fchın ) hat ausgebreitet. Im ſitt
lichen Verſtande ift- Daher angelf. pryt, ber Steh,
un) prit, Engl. proud, ftolz, aufgeblafen. Holläund.
prat, ſtolz, und pratten, brogmanfen. |
das Zeitm. fprieffen, ſproſſen, ſcheint ebenfans
nihts anders zu fen, als fich erweitern, ausbreiten.
Deun es kommt mit den bisher angeführten Stellen fehr
deutlich uͤberein. Engf. to frrout, fpeielfen, angelf.
fprutan, forytan, Island. fprotta, germinare,
ernmnere; eg fprett, germino; eg fpratt,
germi ıabam (S. Eprenzling). Der Begriff der Aub
breitung (heine noh in folgenden Stellen fih zu Auf
fern. Bey den Minnefängern P. Il. ıag. 240. bie
Dige der Sonne, die Kälte des Mondes, und des re-
gens fpraız welcher Ausdruck entweder das Entſtehes
bes Regens, oder, wie Scherz glaubt, die dünne Aus |
breitung desfelben auzeiget. In den alemannifchen
Gloſſen bey Gerbert . 50. gifpraidahe, frutex. Ye
einen alten Reimgedicht, am Ende der Mondfeeifchen
Stoffen, bedeutet es einen Dornbufh; in deme ge
. Sreidach Moyfe: ein fiur gifach, Im übrigen ik
altbeitt. bey dem Borhorn brig, ein Aft (wovon Engl.
T:rig, rin Schoß, Syroſſen), und prys, pryfg, at
bufta, arboretum Das Rei, ꝛe. ’
das. re— ber, oder Jopenbier, Engl. fpro-
ce—b ‘er, wird von dem Saft eines Baums bereitet,
pinı Canadenfis, in.
in deine ſtark anfrähren, aufbraufend machen,
4. B. Eyer oder Chorolate fprüdeln. In Ober: uud
Piederfahten Heißt es uerlen, auirlen; Engl. to
twirl, umdraͤhen. Ein dünnes Staͤbchen mit einem ant-
169
- gehöhlten Kranz, um flüffige Dinge damit umzuruͤhren,
wird dort der Querl oder Quirl, in Deftere. aber dee
Sprüdler genennet. |
Sprüdeln, beißt eigentlich fpeubeln oder brudeln
machen, nämlich kochen, auffievden, wallen machen:
und ift eines gemeinfamen Urfprunges mit bruͤhen, mit
heiſſem Waller begieſſen, darin eine Zeit kochen laſſen,
3.8. die Wäfche brühen Cin Defterr. fechteln) ; Schwei⸗
ne, Hühner brühen,, in fiedendes Waller tauchen, das
mit die Haare oder Federn abgehen. Hier heißt fols
che , in einer verftärkenden Forme brütten CS. dieſes
Wort). Dahin gehöret auh brüten, ausbrüten, Durch
fort geſetztes Waͤrmen zum Leben befördern, wie die
Hühner und Bögel ihre Jungen, bey Notfer Pf. 56.
bruuten. Das Nebhuhn brütete lange Zeit, Gl. Mon-
fee. p. 337. prutta. Figuͤrlich, etwas böfes brüten,
auskochen, Holländ. brouwen. : Das Stammenwort
iſt braunen, bregen, angelf. briwan, Engl. to brew,
kochen, ſieden. Daher wird für Klichengarten, bier
auch Bregarten gefagt.
dee Spund; der weiche und fette Theil eines Dies
ges, 3. B. dee Spund bes Getreibes, der Kern desſel⸗
ben, moraus das Mehl entftehet, im Gegenſatz der
Hülfen und des Halms. Auch der fette und befite Theit
des Mehles felbft, im Vergleiche mit dem fchlechteren
(S. Griesmehl ). Der Spund eines Baums, naͤmlich
Der weißlichte Theil unter der Rinde, nach Adelung ber
Spin, Spint, Splint. Das lat. adeps hat Notker
immer mit ſpind, ſpint, ‚überfeset, 3. B. Pf. 6=.
ficut adine et pinguedine, repleaturanima mea ; al»
fo mit fpinde, unde mit feizti. Pf. go. cibavit eos
ex adipe frumenti; er fuorata ke mit demo ſpinde.
Aus allen dieſen Benfpielen erhellet, daB es, ben Ziſch⸗
laut abgerechnet, zu dem lat. pinguis, pinguedo, ge:
Det; griech. mıos, Hebr. pim, die Fette. - Ein wälles
riges, und nicht genug ausgebadenes Brod, wird bey —
‚ayo
Adelung ſpuͤndig genennet: in Deftere. Bingegen fpediig,
ober modig (©. diefes Wort). Indeſſen bat aber
Popowitſch eine andere Ableitung, welche allerdings
Aufmerkſamkeit verdienet; nämlih von dem oben ange
führten Spinne, Spunne, Mild. Der Spint, fast
er, ift das Behaͤltniß des Milchartigen Nahrungsfaftes,
von weichen der Baum feinen Wahsthum im Die Weite
erhält: daher man felben auch mit Necht das Milchhol;
aennen Ponte.
In einer anderen, bier fremden Bedeutung, if
der Spund ein Zapfen, oder überhaupt ein Bindwert,
wodurd eine Deffnung verfchloifen zu werden pflegt, >
DB. auf einem Dad, um ben Schorſtein herum.
den Zeichen ift der Spund ein Zapfen, Durch deffen Aut
ziehung dad Waſſer ahgelaſſen wird. Aa den Yaflers
wird das wieredfige Feine Holz, womit oben die Dei:
nung beeftspfet wird, der Spund genennet, in Deftere.
bas Peil. Und die Oeffnung ſelbſt dad Spundloch,
Hier aber die Peil— Luce. Tin folder Spund heißt
lat. obturamentum, vel operculum dolii; Ital. um
raccio, franz. bondon, in einigen Orten von Deutſch⸗
Sand der Punden, Punt, Bündlein. Ohne Zweifel
sen binden, zufammen Heften, vereinigen, einſchraͤn⸗
Jen: wovon ber Bund, oder dad Band, ih babe se
bunden, x. Ih weiß nicht, warum Adelung diefen
fo nahe liegenden Stammenbegriff nicht angenommen,
und dafür auf allerleg andere Dinge, als Pinte, Was:
ne, Pfanne, Bohne, gerathen bat.
fpürzen; Speidel auswerfen. Es if dieſes
Wort, wie ſchoun Friſch bemerket bat, anf eine ſehr von
fchiedene Weife ansgedrädet worden: als fpeyen , ſpu⸗
an, fpuden, fpüten, fpügen, fpürzen, Engl. ſpout,
angelf. (pittan. Die Lateiner haben ſpuo: die Grie⸗
chen aber mit einer gewillen Attiſchen, ober wenn man
fo ſagen will, Niederdeutſchen Zufammsenziehung des
Mundes, zruw. Daß ber erſte Buchſtab in dieſen Woe⸗
TE NET ET Zee 271
teen nicht wefentlich ſey, ſieht man and dem altbeitt,
poer fputum. Es ift eiw nad der Natur gebildetee
Ausdruck des Geräufches, womit man den Mund zw
reinigen pflegt, pir, phu! Debr. puach, in der Wins
difchen Sprache puhati, hauchen, biafen. Wenn das
Wiſerl, muftela vulgaris, mit einem jornigen Hauch
fich wehret, uud pfu, pfu, made; wird es hiet pfuch⸗
zen, blafen und fpürzen genennet. Gleichwie man ends
lich zum Zeichen der Verachtung oder des Abſcheues,
auszuſpeyen pflegt, oder pub, pfuch, pfui fagt: fo iſt
im Lateinifchen refpuere , in dem Gloſſario von Scherz
verfpürzen , im fittlichen Verftande verachten, von fi
werfen. Go wie [purcus, fpurcitia, unrein, unflä>
thig, Ital. [porco, Sporcare. Bey Friſch und Scherz
ift dee Spurf, Sporfel, der fothige Hornung: wos
von die GSporfelblume, leucojum vernum (G.
Schneekatherl). | Ä
dee Staar, ſturnus vulgaris, Lin. wird in Defterr.
dee Stärl genenmet. Dee Staarheher, corvus caryo-
catactes (S. Birgheher).
die Stabwurz, artemifia abrotanum. ©. Yruten;
dee Stadel; eine Scheer, z. B. Heuftadel,
Teaidftadel, gl. Monfee. p. 399. chamftadal; der
Salzſtadel, wo dad zur Ausfuhr beſtimmte Gal; anfa
bewahret wird. Dieſes Wort ift, fo wie Statt, Stätte,
Gtadt, von deu altem Zeitw. ftan , ſtehen: wovon auch
ſtallen, ſtehen machen, nämlich fielen. Srieheaiuos,
ein Viehſtall. |
a jenen Stellen, welche Scherg anführet, ik dee
Stadelhof, ein herrfchäftlichee Meyerhof: und dee
Stadler, ein angeftelltee Meyer, welcher über eine
ſolchen Hof die Auffiht Hat, Ital. gaſtaldo, in dem
alenannifchen Gloſſen bey Gerbert p. 115. cumifta-
dul, caftaldus: allwo die erſte Sylbe vielleicht einen
Aufſeher behenten moͤchte, von gumen, hüten, Acht
baben (S. gaumen). Gl. Monſee, p. 326. chumi-
/
17% EN DT BEP en
ftuodlo, paftorum (vir quidam de Iervis Saul, po-
tentillim.ıs paftorum, I. Reg. c. 2ı.); welcher bey
unſeren Zeiten etwa ein oberfter Stallmeiſter Heiffen
würde. Die. nämliche Gloſſe bat ferner P- 342. cu-
mifci, 'vel herrun; fenatores.
ftämperin; ein fcherzhafter Ausdruck, wodurch
eine fchwache, obſchon gefchwinde Art des Geher⸗ aus
gedeutet wird. . Es heißt, die zwey Gtämpel ode
Gtöffel des Körperd, piftillos, nämlich die She, ie
Bewegung fesen. In Italien wird zampettare ge
fagt von Heinen Kindern, wenn fie anfangen zu geben;
zampa die Pfote, oder ein Vorderfuß der Thiere.
ftämpern; vertreiben, verjagen, 3. B. die He
fen im Gehölze ausftampern; Schafe, oder muthwillige
Buben and einander ftampern. igentlih duch ſtam
pen, ftampfen, ein Geränfch machen: indem man ent
weder mit den Füffen auf die Erde, oder mit einem
Gteden an das Gehölz ftoffer.
das Stanig, oder Stanigel; eine papierne Deutz,
ein zufammen gerollted und unten fpisiges Papier, um
etwas darein zu füllen. Jtal. fcarnuzzo, bey dem De:
ſypodius Scarnüsle, woraus einige gar Schermügel
gemacht haben. Vermutblich iſt unſer Stanitzel, in
dem dasſr, in gomeinen Reden fo oft ausgelaſſen —*
auf gleiche Weiſe daraus verderbt. Im uͤbrigen waͤre
griech. swos. sevos, eng. Bey den alten waren ſtatio
nes, medio eyo ftazones, eflacones, officinæ five
apothecæ mercatorum. Muratori. antig. Ital. T. IL
p- 413. In dem Sloſſar. des Hieron. Pez ift daher
Staczawner, in der. Windifhen Sprache fhtazuner,
ein Krämer.
dee Star; in Tyrol und bee Schweig , ein gewiſ⸗
ſes Maß. Ein Star Getreide ift fo viel, als ein halb
Gefter , oder halb Metzen. Zwey Staren find ı Metzes
in Defterreich.. In Hüffigen Dingen, ift wir die De
173
Frimmung nicht befannt. tal. Aaro, ohne Zweifel als
ein abgefürztes Wort von feflaro, fextarius.
die Starfe, junge Kuh. S. Stör.
die Startine; in Steyermark eine gewiffe Art,
Die Menge eines Getraͤnkes zu beftimmen. Eine Stars
tine Wein Hält fo viel,.al$ 10 Emer in Defterr. Faft
follte man glauben, daß hiedurch ein Maß ven zehen
Staren angedentet werde (SG. Star); Engl. ten, aus
gelf. tyn, zehen. Es fcheint aber mehr ein Slaviſches
ort zu ſeyn, wodurd eine alte oder groffe Tonne,
eine ältere Art zu meſſen, verftanden wird; von Nar,
alt, und tuna, lat. und Ital. tina, eine Tonne, ein
Faß, Weingefchier.
ftärzen; 3. 8. ein Pferd ſtarzen, ihm ben Gter;
(Schweif) abhauen. Das Wort Sterz, Holkind.
. Reert, fiaart, wieb wegen ber geraden und fteifen Bes
ſchaffenheit, allgemein her geleitet von ſtarr, ftarren,
ftarrfen, fteif fenn oder machen. Daher fagen wir von
einem Menſchen, mit einem fteifen und ftolzen Gang,
als wenn er ſich faum biegen Fünnte, daß er geftärzt
daher geht. G. auch Gter;. |
ftat; fachte, langſam, ohne vieler Bewegung,
z. B. ftat gehen; ftat *— nämlich ſchweigen, fein
&etöfe machen; er ift ſtockel — ſtat gewefen, d. i. hat
ſich gar nicht gerühret. Notfer Pf. 29. late bin ih,
beftändig,, nicht wanfelmäthig oder veränberlih. Bey
dem Eirero Aatarius Orator, der im Reden nicht viele
Bewegungen macht. Bon dem alten ftan, Sat. flare,
böhm. ſtati, ſtehen.
das Staubleders ein Leder, weiches, wenn es
zu Schuhen bereitet wird, nicht gefchmieret, fondern
nur gebürftet oder andgeftaubet werben darf. Ins ges
mein heißt fo eine Urt don Corduan, welche aber nicht
fo rauch iſt, wie derfelbe.
das Staudenvoͤgerl, motacilla filvia. G. Dorn⸗
reicherl. Ss
174 EREEN en
Stauf 2) ein eigener Rahmen verſchiedener Berg
ſchloͤſſer. So wird ein altes Nitterfchloß in Oeſterr.
unweit der Stadt Eferding: - imgleichen eine gewiſſe
Herrſchaft am Donnersberg im Naffauifchen, Stauf
genennet. Unweit Gandersheim im Brauufchmeigifchen,
ift ein altes Bergſchloß mit Nabmen Staufenberg
In Würtenberg Hohenſtaufen, ein berühmtes Faifer
liches Stammenſchloß.
Wachter Hält es für einerley Wort mit Stuffe,
Gtaffel: als etwas hohes, worauf man ſteigen muh
Bey dem Hormneck ift ftapphen, Hollaͤnd. Aappen,
angelf. fieppan, fteigen, tretten: wovon eine Spar
übrig ift in Fußftapfen, und ftapeln, welches bey
Adelung mit hoch gehobenen Beinen Sangfam daher ſchre⸗
ten heißt. Meiner Meinung nach, fol ed aber eigent:
Siheinen ſolchen Blas andeuten,, welcher aus einer Stein⸗
maffe ausgehauet worben ift; von ftufen, ein Gefteie
zerhauen. ©. das folgende.
a). dere Stauf; in ber Gegend von Wien, eis
hoͤlzernes Gefäß, welches zur Zeit der Weinlefe vorzůg⸗
Sich gebrauchet wird, um den Weinmoft aus und ein zu
fhenten. Als ein gewiſſes angenommened Maß, bäft
der Stauf 14 Maß; 24 Gtauf machen einen Emer, :
oder za Maß. In den Berg- und Zehendrechten wird j
daher altes nah Emer und Stauf berechnet. Gedb
Stauf find alfo ein Viertel Emer , sder 10 gewoͤhnlichh
Maß. In den alten Zeiten ift der Stauf groͤſſer gewe⸗
fen: denn ſchon unter Herzog Rudolph IV. iſt felber
um den vierten Theil Pleiner gemacht worden (G. TaP.
In Dber: und Niederfachfen ift Stübehen, Stof,
Stövefen, gleichfalls ein -gewilles Maß. Bey Not
fer, und in den Mondfeeifchen Gloſſe ſtouph, calix,
ein Becher: weiche Bedeutung auch das angelf. Aopra,
feap, Islaͤud. Aaup, hat. In einer alten Gleffe
fiber. den heil. Beda, bey Eckhart Francie Orient. T.
]l. gag. 1002. vitrum, glefin ftouph. Baer
175
ſcheinlich von dem Zeitw. Teufen — wie
Wachter, Frifh und Adelnng begenger, . in den Erzge⸗
birgen gehöret wird, und hauen, serftoffen, bedeutet.
Ein abgefhlagenes Stüd Erz oder Stein, wird daher
eine Stufe, Eifenflufe, Silberftufe genennet. Im
Der Bedeutung eines Bechers oder hohlen Gefäſſes, kann
sun Stauf, auf eine zweyfache Weiſe betrachtet wer:
den. Entweder in Aufehung der inwendigen Aushöh⸗
fung, von ftufen, finpfen, tupfen, geieh. russ,
mit einem fpigigen Werfzeng behauen. Gl. Monfee.
P. 408. ftuph, apex, und 391. ſtophon; pungere,
Oder in Anfehung der feumpfen Figur, indem bergleis
chen Gefäfle oben weit, und gleihfam abgehauet find;
von ſtufen, Schwed. Aufwa, ftümmeln, abbauen (©.
Adelung, v. ftnmpf). Hievon ift auch das Engl. Aub,
angelf. iybbe, der Stumpf, Stod einedgefälten Baus
mes; inkief- und Ehſtland die Stubbe, griech. sıuros,
Iat. Ripes.’ Man fehe Wachter, v. Stapel. Der naͤm⸗
Siche Begriff einer ſtumpfen Figur, wird and) in andes
zen aͤhnlichen Gefälfen angeteofien (S. Butte, und
Boting).
ſtehen. S. geſtehen.
die Stein — Amering; bey dem Kramer, ein
Nahmen der Zipammer, ———— Cia, Lie. ©. Au⸗
6.
der Stein— Auf, ober das GSteinäuferl; die
Pleinfte OhrEule, Arix fcops, Lin. Eine artig ges
ſleckte, und durchaus bis an die Klauen ranche Eule,
welche die ganze Nacht bis zum Anbruc des Tages fchreyet,
dag man fie auf eine halbe Stunde weit hören fann.
Sie figet auf einem Bann , nicht über zwerch auf einem
Aſt, wie indgemein die Vögel zu fisen pflogen; fondern
sie der Guckack, naͤmlich fo, daß der Kopf gerade ges
gen den Stamm himgekehret iſt. Im Winter ift ſelbe
nicht hier, auffer vicheicht in groffen Wäldern: und
Tommt im Fruhling mit auderen Vögeln an. Bey dem
176 nn —
Kramer heißt fie Waldauf, Waldenle: fein Steinauf
hingegen iſt das in unſern Bergen fo genannte Hugerl,
fſtrix ulula.
dee Beyſatz Stein — zeiget 1) ſolche Thierches
an, welche unter Steinen ſich zu verbergen pflegen, z.
B. Steinbeiffer, Gteinlaube, 2) welche in den Zelfen
und Gteinklippen fih aufhalten, z. B. Stein- — Amering,
GSteinrabe, Steinröthel. Oder 3) welche von einem
Heinen und nietrigen Wuchs find, gleichwie Die Se
wächfe in den hoben Gebirgen ind gemein Fein bleiben.
Hieher gehöret unfer obiged Gteinäuferl , wie auch der
Gteinfarpf, als ein Fleiner Karpf, welcher nie gref
wird. Der Ausdruck freinalt, ſteinreich, zeigt dage
gen eine Vergröfferung an, nämlid) angepfreopfet mit
Geld oder Jahren, wie die Beftaudtheile eined Steind
feft und dicht an einander baften.
der Steinbeiſſer; 1) ein Vogel, weicher ofen
aſchgrau, am Unterleibe größten Theils weiß, und um
die Augen fhwarz ift, motacillananthe, Lin. Souſt
Weißſchwanz, Weißkelchen, Steinfhmader; bey dem
Kramer Steinfhwaser , Steinſchnapperl, und nad Büf⸗
fon Cul blanc, vitrec, motteux. In dem Syſtemn
‚wiräser beſchrieben; dcrfo cano, fronte alba, oculo-
rum fafcia nigra; wobey aber die Aumerfung ſteht,
femina caret fafcia fuboculari nigra. Er häft fi is
Gteinbrüchen und Ziegelöfen auf, ift aber in nuferen
Gegenden ziemlich felten.
2) Steinbeifferz; ein Heiner Fiſch, welcher ei⸗
ner Grundel ſehr ähnlich ift, und oft unter felber ver
Faufet wird, cobitis tænia, in, fonft Gteingrundel,
Dorngeundel, Steinſchmerle. Er wird überall im den
Bächen angetroffen, verſtecket fih geen unter die Eteis
ne, hat ein zähes Leben, und eben fo zaͤbes Fleiſch,
und pfeiffet wie die Bißgure, mempier mit ber Land
ergriffen wird. Der lateinifhe Nahmen tsenia , bejie:
bet fich auf die bandfoͤrmigen Linien, wamit bie Geiten
. 9%
177
gezieret find. Im den Syſtem heißt e8 davon: Cobi-
tis, cirris 6, fpina fuboculari. Diefe Stadeln find
gleich unter den Uugen, werden aber nicht fo leicht be=
merfet, fondern wenn man mit einem Meſſer abwärts
gegen dad Maul hin fuchet, eröffnen fie fi, und man
merfet, daß fie von einer vorzüglichen Stärfe find. Bis:
weilen wird auch der Neunaugen, petromyzon, Gtein-
beiſſer genennet.
der Steinfarpf, oder das Gareiffel, eyprinus,
carallius. ©. Karaufde.
Steinkirchen, ©. Weißkirchen.
die Steinlaube, cyprinus bipunctatus. S. Reis⸗
laube.
der Steinrabe; ſonſt Steindoble, ſchwarze Kraͤ⸗
hendohle, Schweitzerrabe, ſchwarzer Geiſt mit feurigen
Augen corvus graculus, Lin. Dieſer lebhafte Vogel,
welcher hoch fliegt, Das glanzende liebt, und daher auch
leicht verleitet werden kann, ein brennendes Gtüd Hol;
vom Herde zu rauben; wird in den böchften Gebirgen
von Defterr. Schweitz, Schottland ꝛc. angetroffen. Sei⸗
ne Beſchreibung in dem Syſtem iſt folgende: Corvus
violaceo—nigrigans, roftro pedibusque rubris.
das Steinröthel; an anderen Orten Bergdroffel,
Birglerche, Steinamfel, Steindeoffel, blauföpfige ro⸗
the Amfel, turolus faxatilis, Lin. Eine Art Droffel,
welche an Kopf und Halfe dunkelblau, und am Schweif
ziegelroth iſt. Kramer befchreibt fie, capite carulen,
cauda ferruginea: merfet aber dabey an, dag über-
haupt die Farbe an diefen Vögeln, nad der Verſchie⸗
Denheit ihres Gefchlechtes und ihres Alters, und fo gar
im Frühling und Herbft, verfchieden ift. ie werden
in den SFelfen der Donau, und an der Gränze von
Steyermark, in Berchtesgaden, Tyrol ꝛc. angetroffen;
haben einen lauten und lieblichen Gefang , Ipotten dem
Handgerügel und anderen Vögeln, laſſen fih abrichten,
and werden fehr geheim; eſſen AmeisEyer, Semmel⸗
Dritter Theil M
178
broͤſel, Fleiſch, gelbe Rüben. tal. tordo marine,
crefferone; Engl. greater Redftart, in Krain flegur.
Hier wied auch dad gemeine Rothſchwaiferl, motacilla
phænicurus, bisweilen Gteinröthel genennet.
der Steiß; After. ©. Boting.
das Stemm-—-Eifen; ein länglichtes Eifer mit
einer breiten Schneide, welches an das Hol; angefeget,
und wodurch ein Feines Städ nach dem anderen berans
gehacket wird; ein Meiffel der Holzarbeiter. Don dem
Beitw. ftemmen, 3. B. ein Loch ausftemmen, welches
bey dem Friſch auch ſtaͤmen, abftämpfen, lautet,
Aberbaupt aber ſchneiden, ſtechen ober ſtoſſen, zu bes
denten fcheint. Machter erinnert bier an das griech.
rsuvo, ich ſchneide, erauov, ich habe gefchnitten. Franz.
entamer, anfchneiden. Aus tem, tam, hat mit ber
gewöhnlichen Vorfegung eines Ziſchlautes, leicht ſtem,
ftam , werden koͤnnen. Ferner könnte aber noch mm
terfuchet werben, ob es nicht einerley Wort fey mit
ftämmen, fich ftämmen gegen etwas, nämlich emt-
gegen’ fegen: oder auch einerley Urſprung habe mit
Stempel, ein Stöffel, Prägeifen; Ital. ſtampare,
Engl. to Aamp, Hollaͤnd. ſtempelen, prägen, ein
drüden. Im Lateinifhen ift Aimulus, ein Gtadel,
ftechended Werkzeug, und Rimulare, in dem altes
MWörterb. 1482. ftameln, antreiben, anreigen zu et⸗
was: welches aber gewöhnlich her geleitet wird von dem
griech. seyw, sic, ich ſteche, wovon auch Rigma, ein
eingedrücktes Merkmahl. Das Zeitw. beftimmen, feſt
ſetzen, fcheint nichts anderes zu fen, als das obige
ftämmen, ftechen machen; griech. szumı, ich ſteche.
Die Stimme hingegen, goth. fibna, ein mit einem
Schalle gebehnter Laut, fcheint zu tinnio zu gehören,
oder tympanum, tuba, dubben, fhlagen Chie Wade
tel, oder Nachtigalle fchlägt).
dee Stempen; Stamm, Stämmden, 3. B. Ha⸗
berftempen, Waitzſtempen, nämlich Stoppeln ads
REISE AED SEE DE Zr 179
Stämmen des abgefchnittenen Getreide. Auch ein
Strunk des abgeriffenen Aſtes an einem Baum, Heißt
ein Gtempen (G. auch Krempen). Engl. lem, der
Stamm, Stiel, Stengel.
ftenfern ; allerley hervor ſuchen, nicht ruhen wol.
Sen. Diefer Ausdruck ift, wie fhon Wachter beobache
tet bat, von Spürhunden entnommen, welche durch
ihren Geruch (bey Notfer, Willeram und anderen
Rank, angelf. Renc) das verborgene aufdeden, und
euchbae machen. Figürlich wird es von unfrieblichen
Reuten gefagt,, die gern jede Gelegenheit benügen, um
eine Urfache des Zankes ausfündig zu machen. Das
Beitw. ftinfen, bat vormals uͤberhaupt riechen bedeu⸗
tet, einen Geruch von fich geben; ein fuozer flank,
Siebliher Geruch, Willeram. IV. Im gleichen den
Geruch empfinden, Notk. Pf. 115. nares habent, et
non odorabunt; habent nafa, unde ne flinchent.
dee Stepel, Widftepel; ein unter dem Wid
( Reisholz) abgehackter Stecken, welcher dider ift, als
das gewöhnliche Reis. Es zeigt etwas abgeftumpftes
an, und ift daher eines Stammens mit dem Tat. flipes,
fiipula, und Gtoppel, ein abgefchnittener Halm, bey
dem Frifh Stuppel, Stupfel. Bon dem Zeitw. ſta⸗
fen, ftnbben, ftopen; abbauen (G. Gtauf).
fteppen; zur Zierde ausnähen, 3. B. den Hals:
bufen an einem Hemd , oder die Handbeſetze fteppen;
Schuhe fteppen, ausfteppen. Die Hutftaffierer wer⸗
den zu Wien Hutftepper genennet. Ihr Gefchäft if,
einem Hut die völlige Einrichtung und Zierde zu geben:
durch Lnterfutter, Einfaſſung des Randes, Treffen,
Kokarden, Hutknopf, und endlich durch aufſtülpen nach
der Mode.
Steppen, bey Wachter und Friſch ftippen, ſte⸗
sten, ftoppen, Heißt wiederboßft ſtechen, mancherley
Stiche machen; ftupfen, tupfen, gl. Monfee. ſtophon.
Ster, Stere, S. Str. -
a
180
das Sterbhaupf, oder der Sterbfall; ein vor
maliged Recht des Grundherrn, nah dem Tod eines
Unterthand das befte Stück an Pferden, Vieh, oder
anderen Farniffen weg zu nehmen: oder ftatt deſſen eim
gewiſſes Procent, 5. B. z von 100. in Anfehung des
ganzen Vermögens zu fodern. Dieſes Necht ift aber iz
dem Zractat de juribus incorporalibus, an. 1679. ie
Defterr. abgefchaffet worden, aufler mo ed aus alten
Urkunden bewiefen und behauptet werden fonute. As
anderen Orten heißt es Budtheil, Baudeling, Kurs
mede, ꝛe. Der Anusdruck Haupt, in Sterbhaupt,
zeigt ein Stück Vieh an, 3. ©. hundert Häupter Rind»
vieh auf der Meide haben, centum capita in grege
habere. ©. Adelung, u. Haupt.
der Sternhaufen, acipenfer Aellatus, Lin. Ein
Fiſch mit ſternförmigen Buckeln, welcher dem Haufen
ähnlich, aber nur 4 bis 5 Schuh fang ift, und aus dem
(Caſpiſchen) Meer in die Donau fommt.
die Sternreufpe 5 fonft Gteenpuse, Gters
ſchneutze, Sternſchnuppe, Engl. Rar—ray, fchooting
fiar, Sternfhuß. Wie es fcheint, follte Raͤuſpe ge
fchrieben werden , indem die Sterne fi gleichſam aut
ränfpern, pusen und reinigen. Allein wir nennen den
verbrannten Theil an einer Kerze den Butzen, Boten;
bey einem Richtfpan hingegen die Reufpe. Es ift das
ſchwarze, abgebrannte Holz, welches nach und nach abs
fallet. Vermuthlich alfo von rupen, zupfen, rs
fren, in der Mondfeeifchen Gloſſe roupen, giroupen,
dörren, röften (SG. Groibe). Daher au der Aus
den reufpendürr, old wenm ed gedörret worden waͤ⸗
re; rafpeldürr, dag man ed raſpeln und abſchaben
Fonnte.
Stern fingen, ©. Schwerttanz. |
der Sterz; bey dem gemeinen Volk, eine Art
Mehlſpeiſe, da in geröftetes Mehl fiedendes Waſſer ges
gojjen, und mist Schmalz; zu einer dicken Gpeife zuge⸗
n
181
eihtetwird. Eichumthun, wie das Mändel (Männs
en) beym Sterz; ein Sprihwort, weldes fih mau
fig oder gefchäftig machen bedeutet: Die Suppe ift did,
und mit Broden angefült, wie ein Sterz. Der Daupts
begriff ift alfo ftarr, fteif, feſt, griech. seges (SD.
ſtarzen).
Steyermark, Ducatus ſtyrice, bat in den alten
Zeiten theils zu Pannonien, theild zu Noricum gehöret.
Zu Ende fec. X. erhielt Dttocar I. die Graffchaft Steyer
in Defterr. ob der End, bancte gegen die Anfälle der
Ungarn ein Schloß an dem Fluß, welcher die Steyer
Heißt: wobey endfich mit der Zeit auch eine Stadt ent:
ftand , welche deswegen Steger, Ayra heißt. Das
Land Steyermarf war in jenen Zeiten größten Theils zu
Kärnten gerechnet: bis die Macht jener. Marfgrafen
sah und nad) einen gröfferen Zuwachs erhalten hatte.
Steger, Gteyermarf, bat alfo diefen Nahmen
von der Steyer, einem Fluß, welcher weder groß, noch
reiſſend oder fchiffbar if. Da der Nahmen GSteyer:
mark erft feit jenem. erbaueten Schloß gehöret worden
iſt, fo fällt die Meinung der jenigen von felbft weg,
welche den Nahmen Ayria ber zu leiten glaubten von
ben alten Taurifcis, die In ihren Kriegsfahnen einen
Stier, taurus, gehabt haben follen. Jene Taurifci
heiſſen nichts anders, als Bergbewohner; von thor,
thur, dyr, ein hohes Gebirg: welches noch jest ein
Tauer heißt (S. diefes Wort). Vielmehr könnte als
fo.diefe Ableitung gelten, fo fern. jener. Fluß in einem
folhen Gebirge entfpringt: befonderd da fomohl im
Schweden, ald in der Mondfeeifchen. Gloſſe Aor, ſtur,
groß, Hoch, bedeutet , ohne Zweifel von dem vorigen
thor, ein Berg. Oder weil es Tahle und unfruchtbare
Gegenden find; goth. Aairo, griech. ssıpos, fat. Aeri-
lis. Wie mir ein Freund berichtet, entipringet diefer
Fluß in der Gegenb des Stoders, am Fuſſe eines Ges
birges, weldjes des grofle Priel genennet wird. Go
fern vieleicht diefed Waffer irgendwo durchwühlet, dach
gräbt; lieſſe es fich ber Seiten von flören, flüren, aw
gelf. Aiyran: indem aus gleicher Urfache ein gewiſſer
groſſer Fiſch darum auch Stör, ſturio, Airio, bey des
Angelſachſen Ayria, Ayriga, Hollaͤnd. eur, geuenme
wird. Endlih Hätte Stur, Styr, entſtehen Fünumen,
aus dem Celtiſchen Dur, Dyr, wodurch überhaupt Waf:
fer ober Fluß angedeutet wird. S. Wadter, v. Dur,
et for. .
das Stickel; in Salzburg, überhaupt ein feine
Berg, 3. B. jest kommt ein gutes Gtidel, nämlich ein
Ianger Berg, ziemliche Anhöhe. In Helfen und Her
neberg ift ſtickel, und in einigen Stellen bey dem Friſch
ſticker, fteigel, oder zuſammen gezogen fleil, gaͤh,
hoch; angelf. Aicol, Gl- Monfee. p. 346. fiechalemo,
preerupto. Bon fteigen (©. Gtigel).
ſticketzen; ftottern, Engl. to Autter, abgefürjte
Worte oft wiederhohlen, indem man gleichfans in der
Dede ſtecken bleibt. Es ift ein Iterativum von flichen,
3.3. es ſtickt mich, der Stick⸗ oder nach auderen Steck
katarr ˖ welches im Grunde einerley Wort ift mit flv
den, haften, nicht weichen koͤnnen, angelf. flican,
- Engl. to fick.
Stierwafcher, ©. das folgende.
die Stigel; jene Stelle an einem Zaun, mo mas
hinuber zu fleigen pflegt. Des Steig, Fußſteig, eis
ansgetrettegee Weg fire chende, bey Otfried und Not⸗
ter ſtiga. Der Steg, ein langes und. ſchmables Heli
für die Fußgänger üben einen Badı ober Graben. Von
fleigen, ſtigan, gehen, teetten, ſich Heben; gried.
ser. ich gebe.
Weil es hier ob ber Ens unzählige Gtigel und
Zäune gibt, indem bie Hänfen nicht in groffen Dörfern,
fondern zerftreuet mitten unter ihren Gründen ſtehen;
.fo werden wir gewoͤhnlich von anderen Stigelhupfer
geneunet: "Dagegen aber die Bewohner untes ber End
EEE ER SE DU 189
Flaſcheltrager, wegen Wein und Branntwein; und
Die Salzburger Stiermafcher, weil fie einft einen
Stier mit Seife gewafchen haben, daß der Schaum
davon bis nach Defterreich gefchwonmen ift.
der Stiglitz; Diftelfint, Goldfink, fringilla car-
duelis, Lin. Ital. cardello, franz. chardonneret,
Ein Feiner Vogel von der fchönften Mifchung der
Farben, zu deſſen Empfehlung, wie Säffon fagt, nichts
weiter mangelt, als daß felber nicht auch noch aus eis
niem fremden Lande ber gebracht wird. Diele fehen Dies
fen Rahmen, als ein Stavifches Wort an, welches ia
Böhmen, wo man ſich vorzüglich immer mit dem Dos
gelfang befchäftiget hatte, Achlik lautet. Da würde
man nun freylich auf deutſchen Boden umfonft nad) Wurs
zeln graben. Nichts defto weniger glaubt Adelung,
daß ed von tigen, fleigen, her fomme, und ohngefähr
einen Steigling bedeute: indem der GStiglig in einem
Kaͤſich, wo mehrere Vögel eingefchloffen find, allemal
Die oberfte Stufe behauptet. Nach jenen Spuren , wel:
che und aus der Eeltifchen Sprache übrig geblieben find,
ſcheint mie dieſes Wort einen bunten, ſchoͤn gefärbten
Vogel anzudeuten. Bey den Ketten und Ehftländern
heißt ee Ziglis, Tiglits. Altbrittiſch bey dem Bor⸗
Dorn iſt teg, ſchoͤn, zierlih, und lliw, die Farbe,
Schwediſch lisa, glänzen, gleiffen, gligen. _ Hehe.
tahar, purus, mundus fuit. Die Schuee—Anımer,
emberiza nivalis, wird hier Meerftiglig genennet:
le Bergfint in Boͤhmen horn) fichlik, Berge
iglitz.
der. Stingel; Stengel, Stiel, pedunculus, .
B. von einer Kirſche, Roſe, Birn, Apfel; mit groſ⸗
ſen Herren iſt nicht gut Kerſchen eſſen, ſie werfen
einem die Stingel ins Geſicht. So auch Krautſtin⸗
gel, Koͤhlſtingel. In der Gegend von Wien, wird
das männliche Glied eines Pferdes Stingel, Roß⸗
186
ftingel; und an einigen Orten, wie Wbelnng fagt, ber
Schweif eines Wildfhweind Stingel genennet.
Wahrſcheinlich einerley Wort mit dem angelf. ſtin-
ge, aculeus, punctio; von dem Zeitw. fingen, fte
chen. Go fern der GStingel eine Kirfhe, Roſe ꝛc. au
ftiht, in diefelbe eindringet, darin ftedet: oder and
gleich einem Stachel, aculeus, die Frucht autreibet,
dat fie wachen und gröffer werden fol; denn durch den
Stingel wird der Gaft von der Pflanze in Die Frucht
geleitet. Natürlicher vielleicht noch: weil felber als er
ne Heine Stanae angefehen wird, welches Wort aus
der nämlihen Duelle fommt, wie man gleich fehen
wird. Folgende fcheinen allerbingd verwandte Wörter
zu feyn. Stechen, Schwed. fiicka: wovon der Stich,
ich ſtach, der Gtafen, x. Gried.sıyw, lat. infiigo,
ich ftupfe. Ein Intenfivum davon ift ſtecken, im eine
enge Oeffnung thun, darin befeftigen: oder feft harren,
angelf. ſtican, Engl. to fick, ſtecken bleiben. Endlich
das alte Zeitw. ftingen, Engl. to fing, ftehen. An
gelf. Ringan, fiyngan, ftechen, ftolfen, antreiben;
ftinge, ein Stich ſowobl, als ein Stachel, Werkzeug
zum ftehen, und lungen, geftohen. Notker Pf. 4
in cubilibus veftris compungimini; in iuueren her-
zen uuerdot ir gefiunget. Pf. ı7. fiimuli carnıs;
die geftungeda des fleiskis. Lat. inftinctus, innerli:
her Trieb, Antrieb. In Schweden, mie Wachter be
merfet hat, ift ſtenga, mit Hörnern ftolfen, und
ſteeng, eine Stange, fo fern man nämlich damit auf
etwas zu ftoffen, oder anzutreiben pflegt. Stingel,
‚Stengel, kann alfo fo viel feyn, als ein Steden,
Stängfeig, paxillus, aculeus. Im übrigen wäre ets
was Ahnfiches in dem tal. Ainco, ein Schienbein;
griech. Teva, ich ſtrecke, Tat. teneo, fuftineo, id
halte.
Im Hochd. fpricht und ſchreibt man. der Blumen
ftiel, 2ipfelftiel, ꝛe. Ital. ſtelo. Holland. ficel,
|
Ir sure 185
ſowohl der Stiel einer Feucht, als auch ein Heft oder
Handhabe. Wir brauchen. dadfelbe bloß in dieſer Fey:
ten Bedentung. Deun Stiel zeigt unierem Begriſſe
nah, etwas feftes an, wodurch man ein Ding haften,
ergreifen kann, folglich ftehen machen, itellen: 3. B.
Pfannenſtiel, Hadenftiel , Beſenſtiel, Löffelftiel. Griech.
seiisos, eine Handhabe: hingegen suÄAoc eine Gaule,
Stüse , weldjed mit unferem Stuͤdel, Stiel, ein Pfahl,
faberein zu kommen fcheint, von dem altbeutfchen Au-
den, ftügen (S. Beyſtüdel).
Stud — zeigt in den zufammen gefesten Wer⸗
tern etwas dickes, feſtes, groſſes an; von ftoden,
fich verdicken, ftehend werden (5. geftoden). Go ift
Stofänte, Stodhabich, das größte in feiner U: t.
In mandhen Benfpielen ift es ein bloſſer Nachdru⸗,
eine Vergröfferung der Bedeutung, wie ftocfinfter,
fehr oder durchaus finfter; ein Stocknarr, gänzlicher
Narr; Stockboͤhm, ein völliger Böhme, der nichts
Deutiches verſteht.
die Stodänte, gemeine Wildänte, anas bofcas,
Lın. Iſt die größte unter den Wildänten. Das Männ-
chen bat einen gelbgrünen Schnabel, welcher bey dem
Weibchen braun ift; eimen geünen Kopf, in den Flü-
geln einen grünen Spiegel mit weiſſer Einfaffung, ge⸗
Fräufelte Schwanzfedern,, und einen rothbraunen, mit
der Zeit aber perlfarben Oberkörper.
dee Stodator, ©. Stud —
der Stockfiſch, gadus morhua, Lin. heißt fo
wegen dee Härte, die er im der Luft. getröcdnet erhält
(S. Rapperdon).
der Stockhabich, oder groſſe Habich ; fonft Buß⸗
aar, Waldgeyer, falco buteo, Lin. Er Hält fi in
Wäldern auf, raubt junge Hafen, Wachteln und ans
dere Vögel, doch zu Rebhühnern ift er gemeiniglich zu
laugfam: frißt übrigens auch Fröſche, Mänfe, Heu⸗
ſchrecken, Eidechſen, wenn nichts beſſeres zu haben iſt.
186 EEE GEN BE I a
dee Stockrehling; ein Nahmen verſchiedener
Shwämme, welche dem Fleifh oder der Farbe nad,
einem Rehling aͤhnlich find, aus deren gemeinfamen
Gtode aber mehrere, entweder Pleinere Theile, oder
ganze Schwämme hervon kommen. Golde find 1) der
Koralleuſchwamm, clavaria coralloides, Lin. weil am
deſſen Stocke verfchiedene Hefte fich erheben , welche am
Ende verfchiedentlich getheilt, und mehr ober weniger
fpisig find. Er heißt auch gelber Stodrehling : 3 im
Gegenfage des weiffen, welcher eine gebogene
vorſtellet, und daher Bärentage, bey dem Tragus Hin
delfhwamm heißt. 2) die eßbaren Stachelſchwämme,
melche breit gedruůckte Gtiele haben, und von Deuen ge
meiniglich mehrere zugleich aus einem gemeinfanten Ste
cke hervor wachſen. Als der branne Stockrehling,
mit einem ſchwarzbraunen ſchuppichten Hut, hydnum
imbricatum,, in. Die Stacheln find bisweilen bränm
lich, öfter aber fabl, oder vielmehr fie Haben eine mar
türfiche Rehefarbe. Das Zfeifh Hat den Gehmad eis
ned Nehlingse. Der gelbe Stodrehling, mit einem
theils ziegeleothen,, theil& biaßgelben, Tappichten Hat,
weiffen Stiel, und weißgelben Stacheln ‚| hydnum re-
pandum, in. Diefe Wet bleibt bisweilen Fein, wach⸗
fet aber auch oft zu einen erftaunlichen Klumpen an.
Der. weiffe Stodrehling, hydnum papyraceum,
ift ſchneeweiß, und von einem wiberwärtigen Gefchmad.
der. Stockſchnepf, oder Wieſenſchnepf, fcolo-
pax, limofa. Diefee Schnepf Hält fih in Wiefen bey
den Waffergräben auf, ift gröffer, als der gemeine
Waldſchnepf, bat einen ſehr fangen geraden Schnabel,
deſſen beyde Ende wie ein Ohrloͤfferl ausgehoͤhlet Find.
In dem Syſtem wied en beſchrieben: roltro fubrecur-
vato bafi rubro, pedibus fufcis, remigibus macula
alba: quatuor primis immaculatıis.
der Stoͤr; 1) in der Gegend von Wien ein Schaf
bed, Widder, nah Adelung Stähr, Stier. Se
u >GER DB 18%
Dem alten Woͤrterb. 1482. und einem anderen, welches
ich Hier habe, ift aries, vervex, Ster, Sterr, Stir,
Kam. Worans man zugleich fieht, daß hier vervex
nicht einen Hammel oder Schoͤps bebeuten künue, ſon⸗
dern einen Mann des Viehes (S. Gamß. 2.). Es
ſcheint im Grunde einerley Wort zu ſeyn mit Stier,
Island. tyr; griech. und lat. taurus, bey den Phöni⸗
ciern thor, Celtiſch tarw: welches Wachter ber leitet
von dem gleichfalls Celtiſchen taro, taraw, ferire,
percutere. Dieſe Ableitung iſt ſehr wahrſcheinlich: in⸗
bem alle maͤnnlichen Zuchtthiere vorzüglich muthige Aus
griffe wagen, gleich zu ftoflen und fich gegen alles zu
wehren pflegen. In Salzburg ift Ranzlar, ein weibs
liches Schwein: Sterchen aber ein Schweinber, Eber.
Engl. bull ein Zuchtſtier; Hingegen ficer ein kleiner
oder junger Ochs, welcher in Defterr. ein Terz genens
net wird. In Niederfachfen, wie Friſch und Adelung
bezeugen, die Starfe, Stärfe, Sterfe, eine Kalbe,
junge Kuh. Vermuthlich weil fie am zweyten ober drit-
ten Jahre muthigund unruhig zu werden anfangen, und
daher entweder verfchnitten, oder zur Zucht gelaflen _
werben. Isai XV. lafcivit Moab, AÄcut vitula con-
ternans, i. e. fieut vitula trium annorum. Adelung
hat indeffen eine andere Ableitung, von ftören, ſtuͤ⸗
ren, angelf. Ayran, ſo fern. ed. unruhig ſeyn, herum
ziehen bedeutet: oder. auch fo fern auf die ranfchenden
Bewegungen ber jenigen Thiere, welche fich zu begat-
sen fuchen, Nüdfiht genommen wird, Endlich wäre
ben Ulphilas Aaurran, fremere ; lat. torvus, altbritt.
terrig, trotzig, wild.
2) dee Stör, ober gewöhnlich das Stoͤrl, Stürl;
ein groſſer Fiſch, welcher aus dem Meere in die Donau
Sommt, acipenfer fturio, Lin. Er ift 6 bis 18 Schub
long , Hat einen Hartfchuppigen und gleichſam gepanzers
ten Rüden, einen langen Ruͤſſel, und rundes Maul mit
4 Bartfäben: womit er nach Ast dee Schweine, im
188 ——
Koth und Moraſt herum wühlet. Im Griech. iſt de
her ſelber auch bey dem Oppian vs, ein Schwein, oder
Schweinsfiſch genennet worden. Die verſchiedenen Reh
men dieſes Fiſches hat Wachter am beften erfläret. Et
heigt in mancherley alten Schriften hicca, hyfca ; us
dem naͤmlichen griech. vs, ein Schwein. Ferner turlio,
von dem altbritt. twrch, ein Schwein. Endlich Etie,
furio, tal. florione, franz. eflurgeon, von beu
gleichfalls altbritt, turio, wühlen, umgraben, undtun
ein Ruͤſſel. Undere leiten es unmittelbar vom ſtoͤren,
ftiren ber: welches aber auf das nämliche hinas
Tommt, indem ſtuͤren im Koth, und jenes Celtifche
turio, mwühlen, kaum verfhiedene Wörter ſeyn Adınıen.
Adelung fucht den Grund dieſes Wortes in Der Gröffe
des Fifches ; von dem Schwed. und Dänifchen ſtor, groß.
Allein diefe Meinung ift weniger wahrfcheinlih: dem
er bat nit wohl der groffe Fifch genennet werben für
nen, da er um vieles Feiner ift, ald der Haufen, wel:
cher doch zugleich mit ihm in dem nämlihen Waffer as
getroffen wird.
Der Gtör ift ein Feind des Hauſens, jaget und
verfolger Diefen, obwohl gröfferen. Fifh affenthalben:
welches die Fifcher gern fehen, indem fie viel leichter
einen Haufen fangen können, wenn ein GStör in der
Nähe ift. Aus diefer Unfache Hat fi der Gtör den
Nahmen Scherg, Schlirge zugezogen (S. Schirk)
Aus dem Nogen ded Stoͤrs, und noch anderer groffen
Fiſche, wird in Nußfand der für die Italiäner fo be
liebte Caviar (caviaro, caviale) zubereitet. Cr wird
nämlich eingefalzen, mit Pfeffer und Mein gefchnittenen
Zwiebel vermifchet, fleht grün aus, wirb wie Butter
anf das Brod geftrichen, und macht Appetit zum Effen.
die Störe, in den Ausſprache Steer; eine auf
dem Lande ganz gewöhnliche Wanderung mancher Dand:
werfer,, welche in fremden Häufern ihre Arbeit verrich⸗
ten, 3 B. der Schufter, Schneider, Sattler gebt in
189
je Störe, ift bey mir auf der Stoͤre. Welche Art zu
rbeiten ind gemein fowohl dem Handwerker, welder
» Hanfe Koft und Trunk erfparet, und anders wo et:
as befleres hat; als aud) dem Hausvater, welcher die
anze Arbeit nach feinem Willen leiten fann, und ge:
zöhnlich die nöthigen Stüde dazu felbft Her ſchaffet,
ortheilhaft ift. |
Bon ftören, wandern, herum ziehen. So heißt
8 and) von Schweinen, Kälbern, se. daB manche gern
kören, wenn fie unſtill find, nicht auf dem angewie⸗
enen Plage bleiben, alle Winkel ausfuchen, durch Zäu-
je brechen. Urſprünglich bedeutet ed regen, ruͤgen
"©. ftüren). In einer verädhtlichen Bedeutung iſt
ee Störer, Störger, ein folder Handwerker, wel
her nicht zunftmaͤſſig iſt, und daher eine ihm nie ers
aubte Arbeit heimlich in den Häufern ausübet, welcher
sber hier gewöhnlich ein Pfufcher heißt. JIn der Deft.
Policey Verordnung de an. 1527. Handwerker auf
dem Gen, fo nicht ſeßhaft feyn, die man Störer
ennet, follen nirgends geftattet werden, ed fcy
dann, daß fie fich hauglichen nider thım. Hievon
‚ft ferner auch ftörzen,, müffig herum ziehen; ein Lands
törzer, bey dem Feifh Fandftürer, ein Landſtreicher
Bettler, Zahnarzt, Quackſalber, Kiopffechter). Jo⸗
hann von Bodmann, ein edler Schwede, welcher um
das J. 1392. lebte, wurde wegen feinen vielen Reifen,
die er faft durch ganz Europa gemacht hatte, der Land:
ftörzer genennet. Scherz Sloffar. v. Störzer.
das Störebrod, oder nur platthin die Stoͤre;
heſſer Stüre, Stürebrod; jenes vorzüglid) gut gebas
ckene Brod , welches zu Weihenachten theild an die Haus⸗
leute vertheilet, theils an gute Freunde verfendet wird.
Esiftfo viel, als Meihnachts— Steuer, Weihnachts:
gabe, bey Stumpf und Tſchudi Heilgengabe, Heil
genftoer. Gleichwie es fonft heißt Aemenfteuer, Brand:
ftener, Hausſteuer ꝛe. Joh. Müller Hat in feiner Ge:
290 . EEE GE) GEF GP 2a
ſchichte dee Schweitz III. Band, c. 1. angemerket, ba
die Männer von Unterwalden, nad alt bergebradter
Eitte, dem Vogt Landberg, ald er zu Sarnen in die
Meile gieng, eine folche Ehrengabe daher gebracht habes
an vielen Kälbern, Ziegen, Laͤmmern, Hühner
und Hafen.
Örzen geben. ©. Gtöre.
der Stoß; etwas von einer ſtumpfen Figur. (©.
Boting). 2. .
die Stoßſuppe; in Unteröfterr. eine Suppe bed
gemeinen Volkes, welche hier ob der Ens Die Saͤuer
heißt. Gie wird von Gelbörn (ſauerer dicker Mild,
Plundermilch) zubereitet: welche verfhiedene kleine
Stöffe, oder Klumpen macht. Die Milch ſtoͤßt fid,
bricht ſich, gerinnet.
das Stoͤtzel; in unferem Gebirge, ein weites uud
niedriges Bölzerned Gefäß für Butter, Schmalz, Köfe;
Schotten; eine Döfe. Bey Adelung der Stotz, Stu
gen, Stuß; von flogen, ſtutzen, abſtoſſen, truncare,
wegen der ftumpfen Figur CS. Boting).
ftrabeln, ſtradeln; ſchnelle unordentlihe Bewe⸗
gungen machen, eilen um etwas zu thun, oder zu ha⸗
ſchen, z. B. die Kinder ſtrabeln nach den Aepfeln oder
Nuͤſſen, welche ihnen vorgeworfen werden; die Arbeiter
weiche zuvor muͤſſig planderten,, fiengen an zu ſtrabels,
als der Hausvater kam, d. i. griffen ſchnell und unor⸗
dentlich zur Arbeit; es entfteht eine Strablerey, oder
Strabelfahrt im Haufe, wenn undermuthet voruchme
Säfte ankommen, die man bedienen fol.
Ich glaube, fo wie Strapase, von traben, ges
Ihäftig Hin und Her gehen, altbeitt. trafod, Arbeit,
Geſchaͤftigkeit CS. trabig). Eine andere Weife dieſes
Wort zu erflären, wäre ftreben, Schwed. ſtræfwa,
fo fern es ein Geraͤuſch machen bedeutet, fat. firerere.
Friſch Hat aus dem alten Woͤrterb. 1482. die Redens⸗
art angeführet,, mis den Füſſen ſtreben, wit denſel⸗
EEE ID ED A en 193
ben ein Geraͤuſch machen, wie many. B. Hunde, Hüße
' mer, Vögel zu verfcheuchen pflegt. |
| fträflich; muͤbeſam, befchwärfich, z. B. es ift ei.
ı se fträfliche Arbeit, ein feräflicher Weg. Strafen, fira«
| gen, find Wörter von einerley Urſprung. Daher Ital.
ftrapazza, die Mühe, Plage, und Arapazzare, plagen,
abmatten: weldes Wachter von dem Celtiſchen trafod,
Plage, Mühe, ber Seitet (S. ftrabeln).
firalen; wird von Pferden gefagt, wenn fie den
; Wein laffen: weil es in einem Gtral oder Guß gefihieht.
Daher au der Wetterfiral, der Stral des Waflers
aus einer Spritzbuͤchſe, oder einem Springbrunnen.
Bon einem veralteten Zeitw. ſtralen, in den Slaviſchen
| Mundarten Arxeliti, fhieffen, Hinfchieffen, und ſtrela,
firiela, Ital. Arala, bey Notker Pf. 7. et 37. Rrala,
ein Pfeil. Wie man für Blig auch Gteal, Donners
ftral zu fagen pflegt, fo heißt es bey einer Verwunde⸗
rung oder im Zorn, du Donneröbube, Stralbube!
Bey dem Friſch wird ſtruͤllen, fteielen, auch von Men
fchen gefagt, mingere.
Bey Ochſen und Kähen nennen wir es harnen.
An den meißten Orten von Deutfchland wird von Pfer⸗
den ftallen gefast. Engl. to Aale, harnen wie die
Pferde. Das Ital. Aallare Heißt ſowohl harnen, ale
miften. Vieleicht von deu Geltifchentail, griech. TıAos,
fimus, ſtercus. Dder Engl. tail, Zagel, Schweif,
dam.
die Straucke; fonft der Schnuppen, Schunpfen, -
Schnuder, oder die Schnaupe, Schnuppe, ꝛe. Eine
dicke und nicht genug aufgelöfete Feuchtigkeit, welche in
dem Hirn und der Naſe ftodet, obfiructio. tal.
Aruccare, flopfen, preflen: welches, wie Adelung
glaubt, ein verſtaͤrkter Ausdruck iſt von drucken, brüs
den, im Tatian thruccen ; thrucnefli, preflura.
Einige Leute fagen die Schnaufe. Bey dem Friſch
iſt ſchnoͤkern, ſchnuffeln, durch Die Naſe reden: wie
192% ——
auch etwas duckhfchnäffeln, durchſuchen, überall feine
Naſe darein ſtecken: welches im Schwediſchgoth. ſnudra
heißt, von ſnute, die Naſe (S. Wachter, v. Schuute).
Das Hebr. nachar, womit unſer ſchnachen, ſchnau⸗
chen überein kommt, heißt ſowohl die Naſe, als and
fchnarchen,, durch felbe einen widrigen Laut hören latien,
weiches aleihfalts bey dem Schnuppen geſchieht (6.
fhuofeln ).
der Streichläs; ein Käfe, welcher wie Butter ed
Brod geftrihen wird ( G. Klenkas). Man läßt niw
fich die verdichten Theile der Milch, welche nach abge
laufenen Molten (Käfewaffer) üͤbrig bleiben, faules
und fauer merden.
die Streichpfrille; eine Art Pfeifen C Elrises),
welche manches Jahr, wenn der Sommer anhalten
warm ift, von der Donau in den Traunfluß beranf
fommen, um fich in diefem frifchen Waſſer abzukühler.
Das fonderbare,, welches man an diefen Fleinen Fiſches
bemerfet, ift dieſes: fie vereinigen fih in einen groſſer
Schwarm, fhmwimmen aufwärts durch das frärffie
Mailer, fpringen ungewöhnlich hoch, und, wenn eis
mal der erfte Fiſch in die Schmeler, wo fie gefangen
werden, eingegangen ift, fo folget Die ganze übrige
Menge nah, befonderd wenn ein Donnuermwetter bene
ſteht. Streichpfrillen beiffen fle , als fort ftreichende
Fiſche: imgleichen Aufgängel, weil fie aufwärts is
fremde Wäſſer gehen. Cie fommen aber nur 6 bid 7
Stunde weit herauf. Vielleicht find es die fo genaue
ten Zanferl, cyprinus aphya ?
dee Stren, oder Streng Garn; fonft der Strang,
die Strähne, Engl. fkain, [keyn, franz. echeveau,
tal. matafla. Der Heine oder gemeine Etren enthält
10 Schnalze; ein Schnalz 240 Fäden; der Hafpel }
im Umkreiſe, folglich dee Stren 3000 a, der Dop
pelhafpel 6000.
Bey
EEE 2 BERGEN ESTER 193
Bey Hornel c. 67. find die Hardfirenen, Wil-
ram IV. 9. vahs firenen, Daarflechten, Theile des
>auptbaares, welche eingeflochten werden. Hollaͤnd.
en fireng garen, ein GStreug Garn; Arengelen,
echten; ein Pferd auffhwänzen, opfirengelen. Griech.
pxyyos, zuſammen gedräht, spayyary ein Gtrid.
at. Arictus, Äringere, zuſammen ziehen. Ohne Zifchs
aut im Deutſchen drängen, dringen, ich drang;
rücken, zuſammen preffen. Und dieſes vieleicht von
ng altbritt. ing, anguflus ( ©. pfrengen).
dee Strichzagel; eine Urt Perſchlinge, perca
ısper, Lin. Diefer ziemlich Heine Fiſch, welcher bier
sur in der Donan, aber audi da nicht oft angetroffen
vird, Heißt fo wegen feinem geftrichenen, nämlich
ſchmahlen und geftrediten Zagel (Schweif, cauda): das
her auch der Nahmen Pfeifferlein. Weil er fehr harte.
und rauhe Schuppen hat, fo wird er lat. afper, franz.
apron, im Deutihen Streber genennet.
ſtricken; Fäden durch Tänglichte Stänglein von
Dratb, weiche hier Striefftängel, anderswo Strick⸗
nadeln heiffen, fo im einander fchlingen, daß felbe ein
zuſammen bangendes Gewirke ausmachen. Das Gteis
cken der Netze ift uralt. Hingegen wenn man auf Kleis
dungsſtücke denket, als Strümpfe, Dandfchuhe, Ho⸗
fen; fol das Striden in Frankreich erft um das J.
1550 befannt geworden ſeyn, da felbes doch in Italien
um vieles ältere wäre CS. Hofen). Bey den Franzo⸗
feu heißt es tricoter, “Jtal.agucchiare (acu laborare).
Ob jenes franz. tricoter zu naͤchſt aus dem lat. tricare,
intricare: oder wie Wachter glaubt, von dem deutichen
Zeitw. ftricfen entnommen ſey, mögen andere bey gu⸗
ter Muffe und Laune berichtigen. Obgleich die Kunſt
Strümpfe und dergl. zu ſtricken, in Deutfchland ſpäter
aufgefommen feyn mag, fo ift doch das Wort ſehr alt,
und zwar, wie Adelung muthmafjet, ein Intenfivum
von draͤhen Ein Strick, funis, laqueus, (wovon im
Drittes Abeil. N
104
eigentlichen und ſiguͤrlichen Verſtande das Zeĩtw. ber
ſtricken) iſt gleifalls ein aus ſtarken und dicken Fäden
zuſammen gedraͤhtes Werkzeug, um etwas zu ergreifen
und zu binden. Ein verſchlagener, verdraͤhter Meuid, |
wird daher oft im Scherze ein Strick genennet; er ik
verdräpt, wie ein Strick: obwohl es auch manchet
mal für Salgenfiricd genommen wird. Etwas ande
res ift ftiden, acu pingere, opus phrygium efficere,
welches durch vielfältige Stiche geſchieht; alfo von Fe
den, Schwed. Ricka (SG. Gtingel). Diefe Arbeit
beißt altbritt. brodio, franz. broder, Engl. embror
der, Ital. ricamare,
der Striem. ©. Steömel.
ftritten; umftüren, umwühlen, ein Gewirre au
machen, 3. B. mit bee Stange im Waſſer umftritten,
um ein verlohrnes Tuch zu finden, oder Fiſche aufzujes
.gen; auf dem Baum, um Wepfel herab zu ftoffen. Fu
gürlich, eine laͤngſt vergeffene Sache wieder auffteitten,
hervor ftritten; alte Verdrießlichleiten erneueren. In
Nebel umftritten; fich umfonft bemühen, eine Sache
eügen ohne die Umftände zu kennen. Immer in Bi
dern umftritten; gern leſen, oder auch im eigentlichen
Sinne, unordentlich felbe heraus nehmen und ducchfe
chen. Endlich ein ſtrittiger Kopf, zankſuͤchtiger Menſch;
der Stritt, die Strittigkeit.
Es iſt ein Iutenfivum von ſtreiten, ich babe ge
ſtritten: welches urfprünglich fo wie fechten, fuchteln
(©. diefe Wörter )-fchnelle und unordentlihe Bewegun
gen andeutet. Streiten, ift wahrfiheinlich ein verftärk
tee Ausdruck von reitet, ruͤtteln, vielfältig bewegen,
3. B. der Maulwurf durchreitet das Erdreich ; die Reis
ter, ein Sieb; Korn oder Gefäme reitern ꝛe. on
ähnlicher Bedeutung find auch die alten Zeitwoͤrter ſtrot⸗
sen, — (6. ſtruten).
obelig oder ſtrubelig, ſtraubig, z. B. ein ſtro⸗
belhaariger Menſch, deſſen Haare unordentlich in die
Jöhe Stehen; Strobel— Strubelhlihner , die faſt
adt audfehen, und aufwärts freogende Federn haben,
onſt Straubhühner, gallus crifpus, in. Gl. Mon-
ee. p. 362. firopolot, horror (horror corpo@ , per
juem manifeftus dolor cordis eius efficiebatur, II.
Machab. c. 3.). Es fcheint fo viel zu feyn, als ver-
räht, verbogen ; grieh. soepw ,„ ich wende , biege,
Ital. Aroppiare, verdraͤhen, verrenfen , wovon mehr
ben gefagt worden ift Cf, Geftrippe ), Das Zeitw.
Trauben aber heißt mehr ſich ausdehnen, fkeif empor
Reben; daher auch der Strobeldorn, die Artiſchocke.
Welches Wachter zu nächft her leitet von ſtraff, fteif,
fteeng : dieſes aber auch wieder von dem griech. sgegw 5
jo fern e8 anziehen bedeutet, Aringere.
ſtrodeln; röcheln, duch die mit Schleim erfüllte
Droſſel (Luftroͤhre) den Athem laut aus uud einziehen.
Ungelf. throt, Hollaͤnd Arot, Ital. Arozza, die Droſ⸗
fel, Gurgel, Kebler Daher auch , wie Wachter bemer:
tet hat, der Strudel im Waller, gurges, vorago,
ein Schlund, welcher das Waller verfchlinget.
die Strohblume, oder Papierbiume, xeranthe-
mum annuum, fin. ift groß, in der Geftaft wie After,
and von allerley Farben, gewöhnlich aber weiß. Uns
fee Strohblumel, gnaphalium ſtœchas, ift Hein uud
gelbroͤthlich, wie ungefähr die Strohfarbe iſt, Heißt
bey anderen Streichblume, Rainblume, Mottenfraut
(ſ. Perpetuelle).
die Strohwittwe; ein ſcherzbafter Ausdruck von
einer Frau, welche auf eine kurze Zeit ohne Mann iſt.
Stroh wird Hier überhaupt für Bett genommen, oder
für Streue, Arratum: qua jacet in viduo fola relicta
thoro ; da fie eine wahre Wittwe nicht ift, fondern nur
dem Bette nah. Go auch entgegen ein Strohwitt⸗
wer, beilen Fran entweder verreifet, oder Geſchaͤfte
halber auffer Haufe iſt. Adelung hat einen anderen
Rlüchtigen Gedanken, welcher im Rn befteht. Es
| Ä 2
198
wird nämlich an manchen Orten einer gefchwädhten Weib
perſon, ein Kranz von Stroh, Gras oder Biufen anf
gefeget. Ja auch einer rechtmäflig vermählten ran
wird amweinigen Orten, den erften Tag nach der Dead
zeit, ein Strohkranz überreichet, und dabey eine Gtrek
krauz —Rede gehalten. Im erften Falle aus Strafe,
Im zweyten aber aus Scherz, zum Zeichen, baf be
Kranz der Jungferfchaft abgefalen it. Strohwittwe,
Graswittwe, fol alfo überhaupt eine Perfon aues
gen, welche feinen Gatten hat, und doch nicht Jungfe
ift. Allein was fol hier der Nahmen Wittwe bedeuten?
die vermäßlte Fran hat ja wirklich einen Gatten, zub
die gefchwächte nie einen gehabt. Würde nicht jeme
Ausdruck auch die wahren Wittwen angehen, wor
der eine Theil bereits geftorben ift? Und da Ichiges
Mannsperfonen, wenn fie sin Kind erzeuget Haben,
nie ein Strohkranz aufgefeget worden ift, wo würd
jest der Nahmen Strohwittwer heraus fommen ?
der Strömel, bey einigen Leuten au Strie
mel; eine hohe Meinung von fi felbft, ein Streiq
oder Sporn im Kopf. Vorzüglich ift ed fo viel, al
Eprenftrömel, Aimulus honoris: da man auf eine ef
Sächerliche Weife großmäthig wird, weil ed als Pitt
ber Ehre angefehen wird, 3. B. der Menſch bat eine
gewältigen Steömel; fein Stroͤmel läßt ed nicht zu. &
zeigt einen heftigen Trieb an, wodurch das Gemäth hie
geriffen wird: und ift daher einerley Wort mit Strom,
Gl. Monfee. Aroum, Engl. fiream, grofles und reif
fendes Waſſer. Mit vorgefestem Zifchlaut, Don dem
alten Zeitw. tramen, tromen, ſchnell fort Taufen:
weiches noch angeteoffen wird im dem griech. ögsuen,
Sozusıv, laufen, Sponos der Lanf; bey dem Ulphilat
trampen, hin roſſen, turba irruit in eum, £ur. V.
anatramp ina. Ä
Weil die Strafen bes Lichte, und was benfelben
aͤhnlich iſt, für das Ang ein auf gleiche Weiſe fort law
EEE EI SEP AED Alterung; 97
endes oder Hin fhieffendes Ding werben; fo ift in jes
en Stellen, welche Friſch anführet, der Etrom,
Stram, Streim, Striem, theils ein Stral des
Sonnenlichtes, theil® ein Gtreif, Aria, radius. Auch
ey unſerem Volke ſpricht man ein geftraimter Zeug,
zaͤmlich ein geftreifter.
ber Strudel; eine Stelle im Waffen, wo die Wellen
ich im Kreife herum drüben, und dann in einen unten
erborgenen Abgrund ſtürzen. Der Wirbel beftehet
loß in einer Freisförmigen Bewegung, welche von vers
orgenen Klippen, ober darein firbmenden Flüfſen ber
'ommen kann; vortex, vertexaquarum, a vertendo.
Dagegen heißt ein Strüdel gurges aquarım, charyb-
is. Ein ſolcher Strudel befindet fi in der Donan,
anterhalb dee Stadt Grein: und fol, nach ber Meis
nung einiger Schriftſteller, die Popowitſch in feiner
linterfuchung des Meeres p. 200. anführet, dieſen Nab⸗
men haben a firidore aquarum. Wein nicht das Ges
räuſch der Wellen, fondern dee Begriff des Verfchlin«
end, macht deu Grund dieſer Benennung and (©.
ſtrodeln). |
die Strudel; als Meblſpeiſe, ift ein groſſer Fleck
eines ausgewirkten Teiges, welcher famt dem, was eitts
gefüllet worden ift, 3. B. Ram, Nofinen, Spinat ꝛe.
immer mehr über einander gefchlagen und eingewickelt
wied: wie in einem Waſſerſtrudel die Wellen in die
Ruͤnde herum getrieben, und fomt alem, 1008 darin⸗
nen ift, Verfchlungen werden.
die Strupfe, bisweilen au Strumpfe; ein
Nahmen der Aderwinde, convolvulus arvenfis, fin.
Ein dünnes rebenartiges Gewaͤchs, welches fich in dem
Feldern um die Hälme des Getreides fchlinget, und fos
wohl für Kühe, als Ziegen ein angenehmes Naſchwerk
gibt. In den Gärten wird auch der kriechende Habe
nenfuß, ranunculus repens, fo genennet, Weil beyde
198 EP ER 2 Zu
wie Schnüre ober Bänder ausfehen; lat. Aroppus, firup
pus, ein Band (S. Gefteippe).
ſtruten; ein altes Wort, welches‘ überhaupt fort
ſchieſſen, hin reifen, bedeutet bat. Bey dem Picte
rius iſt flrütten, ſtrutteln, unbefonnen fort eilen,
gäh feyn, pracipitare. * In manden alten Stellen,
welche Wachter, Trifh und Adelung anführen, Str
ter, Struter ein. Räuber, welcher fchnelle und unver
hoffte Ausfälle mat. Angelſ. Arudan, rapere, fpo
lare. Daher ift es auch noch jezt ein eigener Nahmer
ſchneller und reiffender Flüfle, 5.8. Aroud ein Fluß i⸗
Gloceſter: und die Unftrut in Thüringen, allwo hie
erfte Sylbe un — nicht eine Verneinung ſeyn kaun, wit
Machter geglaubet hat; fondern entweder eine Vergrök
ferung , wie 53. B. Untbier, Untiefe, ein ungebene«
groſſes Thier, groffe Tiefe: oder Unn, Und, eim
Waſſerwelle (S. Unde), amnis, qui rapit aut pr
cipitat undas.
Wachter Hat Strut, ein Fluß, ber geleitet ven
dem Holänd. ſtorten: welches einerlen Wort ift mit
ftürgen, herab ftürzen, fallen. Allein es fcheint meh
ein verftärfter Ausdruck zu feyn Yon ruere, und den be
mit verwandten Wörtern rütten, rutteln, vntfches;
altbeitt.rhutro, impetum facere, irruere (©. fteitten).
der Strüsel; ein Nahmen vou verfhiedenen Ar
ten eined Gebaͤckes. Go. heiffen die in die Länge ge
fchnittenen Theile eines Zwiebackes, ein Struͤtzel. Per
muthlich find jene Zuderftrügel, deren Wachter geben
tet, von gleicher Forme. Einzelne walzenförmige Zadken,
weile aus Germteig im Schmalze gebaden werden, und
etwas mehr, als fingerlang find, heiſſen bier fowohl
Strüsel, als Kuͤhſtrichel, weit fie ohngefähr wie die
Striche oder Zigen der Kühe ausſehen. Auch laͤnglicht
fhmahle Semmelfchnitten , welche man aus dem Schmal;
heraus badet, find unter dem Rahmen Strügel begrifs
- fen. Eine laͤuglichte Art Semmel, welde die Bäder
EEE 05T. BEP DR Saas 198
mf das Feſt aller Heiligen machen, und bie in der
Mitte zwar erhoben ift, an beyden Enden aber fpigig
inaus lauft, ifk unter dem Nahmen Heiligen Strits
zel befannt. Don einer ähnlichen Geftalt ift auch eim
Strüsel Butter.
Es ift dieſes Mort befannt genug, nur nicht die
Abſtammung deöfelben. Frifch hat davon nichts, Ade⸗
ung fo viel, als nichts. Popowitſch merfet in feiner
Interfuchung des Meered an, daß ein Heiligen Strützel
n der MWindifhen Sprache Aruza heißt: welches von
trogen, turgere, ber formen fol. Wachter hat Struͤ⸗
sel, papilla,' gleichfalls von ftrogen her geleitet: allein
ıon papilla turget, fed mamma vel uber. Könnte
yiefe Ableitung Statt haben, fo würde auch ein in die
Ründe gebadenes Brod, wenn es fchön auflaufet, ein
Steügel heiſſen. Da man aber nur länglichte Dinge
io zu nennen pflegt; fo ift es entweder fo viel, als
Strid, linea, ein Strichfel, Strigel: oder es
Iommt, wegen feiner Ausdehnung in die Länge, von
dem oben angeführten Zeitw. ftruten ber, ſchnell dahin
laufen. Denn auf gleiche Weife ift bey dem Ausdruck
Sirom, ſowohl ein fort fchieffendes Waller, als auch
tin Stral des Lichtes, ein Streif, Strich, bisweilen
berftanden worden (S. Stroͤmel). Johann Venerons
führet in feinen Wörterbüchern, folgende als noch gang⸗
bare Wörter au: Terutteln, geſchwind und obenfin et⸗
mad thun, praeipitanter agere, und Strutze, sine
Sprige, fipho, durch deren Drud das Waſſer ſchnell
fort ſchieſſet, gleichwie Strut in den oben bemerften
Steffen, einen wirflichen Fluß bedeutet.
dee Stuckator; Ital. Ruccatore, franz ſtuca-
teur-, sin Gypsarbeiter, welcher eine Mauer mit fünft-
lichen Figuren zieret, und ſich ohngefähr.zu einem Mans
ver verhält, wie der Zifchler. zu. einem Zimmermann.
Bon dem Ital. ſucco, franz. uc, Engl.kuke, Gyps
oder auch feiner Mörtel von Kalk und geftoffenem Mau
mor. Es gibt verfchiedene fo genannte Gtudater—
Arbeiten, die zum Theile auch von gemeinen Maurern,
. and ohne Gyps gefchehen. So heißt ein Stuckator⸗
boden in einem Zimmer, ein folcher, wie ihn Die S
datoren zu machen pflegen, namlid; ein angeröhrter Be
den. Zu erft werden die Balken in der Höhe bed Zw
mers durch hölzerne Nägel vereiniget, und mit lange
Hoden gedübbelt, zufammen gefchlagen: alddann is
wendig mit Möhren überzogen, die duch lange Zaize,
und dieſe wieder durch Feine eiferne Nägel befeftige
werden. Auf das Geröhre wird anfangs nur grobe
Mälter ( Mörtel) angeworfen, welches rauchwerker
Heißt. Das zweyte mal wird feinered Maltee genen
men, mit wenigem Sande: und da heißt es zureiben
(in Sachſen berappen) weil mit dem Neibebretchen,
das eine Handhabe hat, der Aumurf zjugerieben wird.
Endlich folget purer Kalk, der aber doch auch biswei
len mit Gyps vermifchet wird: und fo wird Durch der
Maurerpinfel damit geweiſſet. ine getünchte Marer
ift wieder davon unterfchieden (G. tuͤnchen).
der Stuhlrichter ; in Ungarn, Judex nobilium,
weil er über die jenigen richtet, die-übrigend ſelbſt Gi
und Stimme haben. Stuhl ift fer viel, als ius ſeſſio
nis, : vel poteftas judiciaria: daher werden in bem
Gloſſario von Scherz, Stulberren genennet folde,
Denen eine gewifle Gerichtsbarkeit anvertrauet worden
ift, ind befonbere aber ein Stulherr, welcher über
Die ganze Gerichtöftube befehlen kann, der Landeöherr.
Notker nenuet die Anoftel Pf. 67. Auolfazren, judi-
ces: quia fuper fedes duodecim judicabunt orbem.
dee Stumel; bey einem gefchlachteten Rinde der
Schenkel, Dberfchenfel, nämlich der ‚Theil vom den
Hüften bis an das Knie: fo fern dadurch ein verftüns
melter Fuß angedeutet wird, wie fonft eine Hamme,
von bammen, abbauen. Der untere Theil des Tuflet
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291
vird Ley den Rindern eine Wadſchinke genennet, als
yer jenige Theil des Schenfeld , worauf das Vieh geht;
yon waden, waten, lat. vadere, vadare, griech.
Bardsıy, und, wie Adelung aumerkt, in Schweden wa-
da, geben.
Sicher gehören noch manche andere Ausdrüde: als
der Etumel, Stumpfen eined Baumd, wovon der
äuffere Theil eines Aftes abgebrochen ift. Der Rocken⸗
ftiel, Rodenftumpfel, ift ein Stiel oder Stecken mit
einem Fußgeſtell, um ben Flachs, welcher abgefponnen
werden fol, daran zn binden; anderswo die Kunkel,
colus. In der Mondfeeifhen Stoffe werden die kurzen
Stämme eines menfchlichen Koͤrpers, nämlich. crura vel
bafes pedum, p. 965. Stumpfen genennet, ſtumpha.
Es ift die Rede von jenem lahmen Menſchen zn Jeru⸗
fafem , welchen Petrus vor dem Eingang det Tempels
gebeilet hat; protinus confolidatse funt bafes ejus et
plante, act. apof. c. 3. Stumpf, flumpfen, ftus
men, ftuümmeln , find Wörter von einerley Urſprung.
Gl. Monfee. p. 373. fumplen, biftumplen, abfcin-
dere. Adelung, welcher bemerfet, daß für ftumpf,
in Nieberfachfen nur ſtuuf gefprochen wird, und ſtuͤm⸗
meln in Schweden Aufwa beißt; leitet darum auch jene
Mörter mit vieler Wahrſcheinlichkeit her von ſtubben,
ſtuven, abftoffen, abbauen (G. Stauf).
das Stupp; der Staub, oder was wie Staub
Fein zerrieben worden iſt. Bey Notker Pf. ı. daz
finppe dero erdo, Staub der Erde. Otfried lib. 5.
c. 24. unfer ſtubbi fulaz, unfer faule Staub des aufs
geldfeten Körpers in dem Grabe. Hier wird geftofles
ner Pfeffer ins gemein Stupp, Pfefferftupp genen⸗
net. Die Bader geben für Keane gern ein heilfames
Stüppel her, nämlich medicinifches Pulver.
| ſtuͤren; unordentlich etwas rügen, durch hin und
her bewegen etwas fuchen, 3.3. in einem fremden Zim⸗
mer umftüren, alle Läden ausſtüren; in ein Welpen
202%
net ftüren; der Hund hat einen Hafen, der Archivar
ein alted MS. aufgeftüret. In welchen Fallen and
fttitten, umftritten gefagt wird. Ein Zandfkürer,
fonft Zahnſtocher.
Es iſt einerley Wort mit ftören (©. die Stoͤre).
Ungelf. iyran, Engl. to fir, Schwed. ſtöra, regen,
bewegen, Unruhe machen. Der ältefte Begriff Diefed
Mortes ift nah Wachters Urtheil, das altbritt. turie,
in die Erde wühlen, wie es die Schweine thun, un)
tir,. die Erde. Denn auf gleiche Weife fpricht mar
auch, das Bett zerwählen, und, wie Adelung fagt, in
alten Büchern herum wühlen, dad Waller hat eine Grx
be ansgewählet. Welches zu volvere, wallen, wälzen,
angelf. wylian gehört (S. Külb).
dee Stutzen; ein dickes, kurzes, abgeſtutztet
Ding, z. B. der Stutzen, Buͤrſchſtutzen, fonft Stut⸗
buͤchſe, Stutzrohr. Ein Muff im Winter für Manns⸗
perfonen Heißt der Stutzen; bey dem Weibervolke if
der Stügel, ein kurzer raucher Handſchub, daher 5.8.
ein Par Gtüsel kaufen für den Winter.
der Gumper; ı) eine Trommel: in welcher Be
destung aber dieſes Wort in unferem Lande veraftet if.
Bey den Minnefängern, wie auch bey Horneck und Pic
torius, ift fumberen, den Sumper rühren, Sums
ber ſlahen, trommeln. Das Wort ift ein Ausdrud
Des Lauted. Summen, fumfen, heißt ein anhaltendes
eintöniged Gefaufe machen: wovon fumpern ein Je
tenfivum ift. Nieder fumpern, oder. nieder pumpfen,
fagen wir, menu Jemand audglitfchet, und patſch auf
der Erde liegt. R
a). ber Sumper; ein aus Stroh gemachter Koch,
um etwas darein zn legen, oder. weiter zu tragen, 5.8.
ein Badfumper , Mehlfumper,, Brodfumper , wie aud
ein Beinfumper ,. Bienentorb (SG. Kan). Bon fumen,
eine Laſt tragen (S. fonmen).
203
ſunkeln; wird gefagt, wenn in einem Wohnzim⸗
ner, oder in einer Badftube, wohl eingebeiget worden
ft, fo daß man die angenehm wallende Hige vom weis:
ten empfindet, 3. B. es funfelt, ift funfelmarm. Es
ſcheint urfprünglih von Sud, und fieden, aufwallen,
der zu fommen: wie man aus folgenden Beyſpielen
chlieifen kann. Jene zitternde und bremmende Empfin-
bung in den Öliedern, welche von Schmerzen oder Muͤ⸗
Digfeit entfteht, oder wenn ein Glied einfchlafen will,
wenn man BrennNeſſel berübret bat, ꝛe. wird in der
Stafihaft Henneberg duch fonfeln ausgedrüdt; es
fontelt mie ingden Beinen. Zu Straßburg, wie Scherz
in feinem —*28 — bezeuget, heißt es ſinkeln, zu Ham⸗
burg ſangern. Bey Friſch und Adelung ſind die San⸗
gen, in Büſchel gebundene Aehren, welche am Feuer
angebrennet, und halb geröftet werden, worauf man
die Körnchen zu effen pflegt. Wahrſcheinlich zu nächſt
don ſengen, angelf. fengan, anbrennen, heiß machen.
Griech. Sevvuw, ich erhige, made wallen; von dew, ich
walle vor Hige, womit unfer fieden, aufwallen, über:
ein fommt. Pictorius erfläret fünfeln, duch „ſebr
Heiß ſeyn, und wider glaften, refervefcere.“
der Supan, oder Suppan, Schupan, Au:
ganz ein geoffer des Neihes, Magnat, oder Vorſte⸗
Ber einer Provinz. in Slaviſches Wort, welches hey
dem Horne öfter vor kommt. Bey dem dü Freöne
fupanus, griech. dovravss. Die legte Sylbe ift das ge⸗
wöhnlihe pan, ein Here: die erfte hingegen fcheint alt
zu bedeuten, nah dem Hebr. fub, fuv, alt werden,
fenefcere. Altbritt. bey dem Borhorn [yw, vir fa-
piens, peritus. So daß es ohngefähr das bedeutet,
was im Sateinifchen ſenator, franz feigneur, Engl.
alderman. und in Pohlen Rarofia, von hary, alt. Im
den Rindifchen Dörfern, fagt Ropowitſch, werden die
Dorfihulzen noch jest Supan, Schupon, Gupleute ge
20% EEE GEGEN SELBER
nemmet; al je fchupan doma, ift ber Amtmaum zs
Danfe? Wie Chriſtian Schöttgen in feiner Geſchichte
dee Sorben— Wenden bezeuget, war auch Meiffen vor:
mals in ı6 fupanias vel ambachtias, nämlich Landes⸗
bezirke eingetheilet. Das alte Dalmatien in eilf &=
panien: wie Kaifer Eonftantin, mit dem Beynahwer
porphyrogenitus, in lib. de adminifirando imperio,
anführet.
dad Suppenfräutel, oder Kerbelkraut, ſcandis
eerefolium, Lin. weil man e8 gern in die Rĩudſuppe
nimmt.
bie Sur; jene Bruͤhe, welche ih ober dem fax
ern Krant in der Boting fammelt. In Medienburg iß
der Suer, Effig; Hebr. fcor, Sauerteig. ches
haupt als ein fauered Ding.
ſuͤrfeln; (chlürfen, mit une wenig geöffweten
Munde etwas flüffiges im fich ziehen, 3. B. Sup,
Waſſer. Lat. forbere, forbillares welches, wie bee
Hederich im lat. Wörterbuch angemerfet wird, im Ars
bifchen farab,, vel fariba heiffen fol.
das Suͤßholz, glycirrhiza glabra, 2in. (6.
Berudreck). Das wilde Güßholz, orobus niger.
die Suͤßwurze; ſonſt Engelfüß, Stermwurzel,
polypodium vulgare, Sin. Diefe Wurze, welde
wider Galle, zähen Schleim, und Scorbut dienet, wird
in verfchiedenen Wäldern an den mit Mos Überzogenen
Steinen angetroffen.
fußeln; kleinweiſe fangen, einen Saft gam ge
mad in fih ziehen, z. B. an einer Bien, ober eimem
faftigen Bein ſutzeln, die Hönigwabe ausſutzeln, der
Bär fugelt an feinee Brase. Der Sutzler oder Ludler
kleiner Kinder, ift ein mit Zucker und Brodkrumen ge
füllter Lappen, welcher in Milch erweichet wird. Yu .
bere nennen es zußeln, zutfcheln, tal. zuzzare,
oder nutſcheln, ſchnullen, fugeln, angelf. fucan,
——— 203
t. fugere. Syn ber altbrittiſchen Mundart bey bem
zoxborn ift fug, lat. fuccus, der Gaft.
T.
das Tähor, oder Täber; in mehreren Städten
mb Märkten, ein Nahmen verfchiedener Gebäude, wel⸗
he gemeiniglich am Ende des Hauptortes, oder im eis
see kleinen Entfernung davon liegen. Eigentlich ſcheint
adurh ein Plag angedeutet zu werden, wo Buben,
Dötten oyer Gegelte ftehen, 3. B. für Metzger, Gaͤr⸗
ver, Duffchmide,, oder Keamläden, Weinſchenken, ꝛc.
Denn es ift wahrfcheinlich nichts anders, als taberna,
abernaculum; vielleicht von dem Hebr. tapbal,
sonfuit, concinnavit, compegit. Friſch hat aus Mes
rians Topographie von Krain, Plgende Stelle: es gibt
diefer Orten viel wüfte Tabor, oder alte Gebäus
de, darinnen Die Unterthanen ihre Behaltungen
haben. Ins befondere wurde dadurch Aatio militum
berftanden, Schanze, Lager, oder. militärifche Beſa⸗
sung, Garnifon. Daher einft taberne Rhenanz, ta-
berne Montanæ: folche Derter, in welchen eine Roͤ⸗
mifche Befagung war, um gegen die Einfälle der Deuts
[chen zu wachen; heut zu Tage Rheinzabern, Bergza⸗
bern. Scherz in Gloffar. führet aus der Chronik von
Augſpurg anf das J. 1356 folgendes an: ſy gewon⸗
nen ain Markt, haißt Newkirch, und machten ain
Taber darauß, und ritten da auß und ein: — —
ſy gewonnen ain Markt, hieß Hedersdorff, den
umgruben fp auch, und machten mer Täber, und
etten groffen Schaden. Ohne Zweifel waren es
augen, aber Erbebhtten. Bey ben Böhmen, Mine
208
den und Ungarn ift tabor, ein Lager, caftra: mi
bey den Eronten der Krieg felbft, g. B. man redet bom
Kriege, od tabora. Indeſſen glaube ich doch, Yai
wir dieſes Wort nicht zu nächft von den Slaven habe,
fondern von dem fat. Tabern, tabernae: theils weil
wir dieſes Wort größten Theild nur von bürgerlide
Hütten verfteben; und theild auch, weil Die Endfolk
2 ‚ e Ar, er, im älteren Deutfchen ganz gewöhe
ich iſt.
In einer anderen Bedeutung erfheinet das Exil,
tabor, altbeitt. tabwrdd: welches eine Erommel heilt,
tympanum. Auch bey ben Franzofen ift es im Alters
Zeiten tabor, tabur gefchrieben worden (S. Wadte,
v. ftenpen); heut zu Tage tambour, wodurd cm
Trommel, und ein Trommelfchläger verftanden mir.
Bey den Minnefängern ift ſowobhl fumber , als tam
ber, eine Trommel. Jenes tab — kommt überein mi
dem Hebr.toph, welches gleichfalls eine Trommel heift, ;
ab inufitata radice taphaph, pulfavit: folglich I
viel, als dubben, griech. rumrew, ſchlagen; von wis
chem legteren auch das lat. tympanum her geleitet win.
Da man einen Heinen Nebenplag in einem Zimmer, 2%
her durch leichte Wände aus Bretern, von dem übt
gen Gebäude abgeföndert wird, einen Verſchlag zu nf
nen pflegt; fo koͤnnte noch unterfuchet werden, ob mil
auch das vorige Tabor, in der Bedeutung einer Ba
ober eined Gezeltes, hievon abzuleiten wäre.
die Täcke, eine von Baft, oder hölzernen Steh
ten gemachte Dede über einen Wagen. Lat. teges.
der Mondfeeifchen Gloffe p. 3839. tacha, matta.
wie Dach; von dem Zeitw. decken.
Kero, c. 7. pidachta, operui.
Motfer, Pf. 84. pedahtoft, operuifli.
Zatian, c.44.nihil eſt opertum, quod non
revelabitur; niouuihtnift bitactes, 2%
ba iz inttekit uuerde.
207
tädfen, anfoden, mit fich fort ziehen, 3.2. einem.
Bund mit fich fort taden; du haft den Buben mit dir
a den Wald hinaus getadet. Eigentlich heißt es, auf
ine fchmeichelhafte Weiſe oft betaften, um ein Thier
‚der Kind an fich zu locken. Engl. to take, goth. te-
can, nehmen, ergreifen. . Isländ. taka, nehmen, eg
ek, id) nehme. Griech.-dsXouas, ich nehme, ergreis
e. Winbiich taknem, pertaknem, ich berühre, grei-
fe an. Sat. tago, tango, tactus, bey dem Cicero
nomo tagax, ein diebiſcher Meuſch, der gern krumme
Kinger macht.
die Zafern, taberna, ein Wirthshaus, weldes
fich von einer bloffen Schenke dadurch unterfcheidet , daß
in demſelben nicht nur Getränk ausgeſchenket, ſondern
auch Eſſen ausgekochet, über Nacht fremde aufgenom⸗
men, Hochzeiten gehalten werden. Hoftaferne, wel⸗
che unter dem Schug einer gewiſſen Herrſchaft errichtet
worden ift, mit dem Vorreht, daß die Unterthanen
berfelben dort ihre Hochzeiten und Todtenzehrungen
halten follen. —
taͤgeln; klecken, beſchmieren, z. B. ein Papier,
eine Leinwat oder Mauer antageln, etwas hinauf tas
gein; nämlich mit Schmierflecken, Dinte oder-Ichlechten
Farben befudeln, ins befondere ſchlecht fchreiben oder
mahlen. Engl. lo daggle, befudeln, im Koth ſchlep⸗
pen. franz. la tache (vormals teche, teque) le
den, Madel; tacher, beileden, und attacher, ats
heften, eben machen. Wenn zäher Koth fi an bie
Schuhe oder Wagenräder anlegt, fo heißt es bey dem
Molke, es ift teglich oder teflich darauſſen.
In einem Fer. MS. fteht: intacta, unberlrt,
unbetekelt. Es fcheint daher unfer tageln, tefeln,
eben fo viel zu ſeyn, als grob betaften, Merkmahle der
Unreinlichkeit zurück Iaffen; von dem goth. und Island.
tekan, taka, nehmen, greifen (S. tacken). Oder aber
such, mit einem fihffigen Korper Aberziehen; griech.
08 ER
wwxco, ich befeuchte, mache naß. Böshmiſch tekry,
flüſſig, naß. Augelſ. deagan, benetzen, anfenchte
wovon Wachter das Wort Teig (in Oeſterr. Taig) he
leitet: indem der Teig in feinem Urſprunge wicht? u
ders ift, als ein mit Waſſer vermifchtes Mehl.
das Tagwerk; überhaupt fo viel ein Maine
nem Tage mit feiner Handarbeit verrichten kann. Fr
Soc, fo viel man mit einem befpannten Par Dit
arbeiten kann. Als ein gewiſſes Grundmaß, werde
beyde Benennungen ohue Unterſchied gebraucht. Gi
jener Zeit, als unter Kaiſer Joſeph II. das ganze Oeſto
seih, nad Grund und Boden eines jeden Beſigzers ar
gemeſſen wurde, enthält ein Joch oder Tagwerk 160
Quadratklafter: und wird ohne Unterfchied auf Zeile
Wiefen und Waldungen angewendet.
In vorigen Zeiten wurde hier ob der Ent, e
Tagwerk bloß nach einen befcheidenen Augenmaß befis
met. Unter der End, wurden bie Aecker und Wahn‘
gen in Joche; die Wiefen in Tagwerk; und die Wer
gärten in Viertel abgetheilet. Das Maß eines od
und Tagwerkes, war nicht eigentlich.beftimmet.
einem alten Herkommen nah, hatte ein Zoch 16001
ein Tagwerk 800 Quadratklafter. Go ſchreibt I
Uleih Donner, Einleitung in die oͤſterr. Reit |
lib. 1. $. 238. Gegen Steyermark hin, im Di
Unter Wienerwald, Heißt ein Joch, fo viel vier Pr
fonen des Tages an Korn oder Weigen ſchneiden Fr
nen. Ins gemein gefchieht ed durch fremde, and Ohr
ermark kommende Arbeiter. Kür jedes Joch wird M
Thaler, und ein Leib Brod her gegeben. In dene
gärten, fo viel vier Perfonen des Tages hauen fd
heißt ein Pfund; zehen Pfund , ein Joch oder Tagmerl
der Tahen, oder die Dahen; Thon, melden M
Töpfer brauchen. Wegen der dehnbaren Eigenf
biefer Erde, von zäh, in Niederfachfen tan, Hotlel
taai
Fan:
209
Taai; griech. Tau, ravıo, ich ſtrecke ans; boͤhm. ta-'
Hati, angelf. teon, ziehen.
gl. Monfee. p. 935. daha vonua leimun;
tefta de famiis.
:p- 350. dahun, tefis.
p. 324. dahiner, teflaceus,
Notk. Pf. 103. de vafıs fictilibus; fone
taınen fazzin.
Horneck, c. 613. die da Phening flahen,
und die da dränt (draͤhen) aus Tahen
| Heven und Chrug.
der Täher; fonft die Dohle, corvus monedula,
zin. Eine Urt von Kraͤhen, mit einem grauen Kopf
und fohwarzer Stirne: welche in Wäldern und hohen
Thuüͤrmen fih aufhält, uud leicht zahm gemacht wird. -
Den Nahmen hat diefer Vogel von feinem Gefchrey,
weßwegen man ihn auch mit tah, tah, zu rufen pflegt.
Im Engl. heißter daw, jackdaw, franz. choucas;
und, weil er gern Geld, oder andere glänzende Dinge
ſtihlt, lat. monedula. In Graubünden wird die Bergs
dohle, corvus pyrrhocorax, Tahen genennet: und
tattula ift is Italien die Steindohle, corvus gracu-
lus (©. Gteinrabe).
der Fälbling., in gemeinen Neden Deibling, oder
nah Popowitſch Taͤubling; ein Blätterfhwamm , aga-
ricus, fin. So viel, als Grübfing : weil diefe Schwänts
me in der Mitte des Hutes gemeiniglich eine Vertiefung,
ein Grübchen, valleculam Haben, daher felbe bey den
Alten als fungi umbilicum referentes befcheieben wer⸗
den. Von dem noch in Niederfachfen und Holland uͤb⸗
lichen dal, del, nieder, tief: wovon auch das Thal,
vallis, ber geleitet wird, fo wie das angelf. dellan,
in dem Gloſſario von Scherz delben, dalpen, graben.
Otfried fagt von Lazarus, lib. g. c. 24. thar er lag bi-
dolban, allmo er begraben lag. Gl. Monfee. p. 322.
tuollun, vallecule, Gruͤbchen in einer Maner.
Dritter Tyeil O
= alo SEES 200: TER SE Eee
Weil diefe Art fehr häufig ift, fo werden oft dr
Schwämme Überhaupt Talblinge genennet. Unter du
befannteften,, welche zugleich gut und eßbar find, ge
bören folgende:
der gemeine Talbling, agaricus ihteger (prop
ter lamellas integras et æ quales).
der Pfifferling, Weißling, agaricus pipe
ratus,
der Bretling, agaricus lactifluus.
der Gruͤnling, Schaftalbling, agaricus tr
refcens.
der Srauentalbling, agaricus rulula.
der Bruͤtling, oder vieleicht beffer Brittſi
agaricus deliciofus.
Schaͤdlich Hingegen find der Fliegentalbling, ag*
rieus mufcarius, wie auch ber Speptalbling, agaricu
emeticus, " -
dee Talk; ein dummer, ungeſchickter Menfch , ab
beitt. dwl, Engl. dull, bey dem Ulphilas dwala, u
in der Sprade der alten Osker in Italien, dalivw
komo fiupidus, hebes, fatuus. Man fehe Wadtt,
v. Doll. Daher ift talken, umtalfen, ungefhidt a
gehen mit einer Sache. Hebr. dalach conturbarit.
taͤmerln; fachte Hopfen, z. B. mit dem Fine
au der Thuͤre tamerin, antamerln. In einer ande
Forme heißt es au ſtark und laut Hopfen. So ſchreilt
Horneck, c. 438. man hörte das tengeln und temen
der Feinde, wie fie in den Schanzgraͤben arbeite
Jenſeits der Donan fpriht man, wie es in einem
fange heißt, es timält und tämaält fchen mehr, 9 |
iſt wieder eim groſſes Getüummel, nämlich ein Sam
Es fcheint zu tummeln zu gehören, griech. rurra, id
ſtoſſe, ſchlage, Teruunar, ich bin geſchlagen worden
wie auch zn tamber, welches Wort bey deu Minnt
gern eine Trommel bedeutet CS, Tabor).
DI
EEE DE HERE ασ MR,
tändeln; in Kleinigkeiten wuchern, tauſchen, fans
en nnd verkaufen, z. B. dieſer Menfch tandelt gern,
yertandelt alles, hat eine Uhr eingetandelt. Ein Taͤnd⸗
er, Zrödler, welcher alte Kleider einkauft, und wies
ver zum Verkauf anbiethet. Griech. Says, wechſeln,
wuchern. Debr. tanah, fat gemiethet, mercede con-
Kuxit. ©. Dantes,
tandern, fpielen wie Kinder. ©. bantern.
das Tann —gras, ©. Graffet.
tanzen, altbritt. dawnfio, an der Armorifchen
æüſte danfa, Engl. to tance. Friſch bat hier das alte
Beitw. Diefen vor Augen, indem .bey dem Tanzen einer
den andern an dee Hande zieht. In der Mondfeeifchen
Stoffe ift nämlich p. 356.360. danfon, goth.thinsjan,
im Iſidor und Tatian dinfen, thinfen, ziehen, debs
nen. Wachter lobt das aithrittifche tanı, Saite, Sais
tenfpiel, als gleihfam die Seele eines Tanzes. Allein
viele Leute, vorzüglih Franzoſen, Hüpfen und tanzen,
auch wo feine Mufif gehöret wird; die Strafen dee
Sonne tanzen auf der Oberfläche des Waſſers, die
Abendmuͤcken in der Luft; ein Pferd am Stricke herum
tanzen fallen; ein Seiltänzer sc. . Woraus man flieht,
daß weder ziehen, noch geigen, Tondern büpfen uud
fpringen hier den Hauptbegriff ausmacht. Entweder ifk
alfo das Hebr. duz (exſilire, gaudere) ald das
Stammmwort anzufehen: oder ed gehört, wenn man das
Intenfivum — zen, in tanzen abrechnet, zu dem griech.
Jdoycco, ich fehüttfe, bewege: weiche Bedeutung auch im
dem Jtal. dondolare, franz. dandiner, tändeln, zum
Grunde liegt (S. dantern).
Das hier zu Lande gewoͤhnliche tanzen, heit Jands
lerifh, Stenerifch oder walzerifch tanzen. Die Art,
womit diefe Tänze auf der Violin gefpielet werden, iſt
unferem Rande ganz eigen, und ein Gegenftand der Bes
wunderung. Wieneriſch tanzen ift fachter und weni⸗
ges esmüdend. Yu Mähren ift das Bann tan⸗
2
nis
sen berühmt. Die Muſik bey laͤndlichen Tanjen beſteht
bey unſeren Zeiten in der Violin. Vormals war es der
Tudelſack, oder die Schalmey. In Böhmen, wem
Zimmer eine Saule feyn muß, um welche man fich draͤht,
macht ind gemein der Tudelſack ſamt einer Geige, di
Muſik aus. In der Sammlung der fchwäbifchen Mie
nelieder, kommt bey Taͤnzen vorzüglich Der fumber,
tamber, nämlid die Trommel vor (SG. Eumper, u
Tabor). Mebft diefer aber doch aud die Gige (©
ge), oder die Flöte und Harfe. Jenſeits der Don
im Mühlviertel, wird zue Aerndezeit noch bisweilen It
Flöte und Trommel gehört. Aus den alten Friegerilde
Zeiten ift dee Schwerttang nicht ganz noch vergeite
(©. diefed Wort).
der Tapel, bey Adelung ein Tapps; ein Deal,
welcher in feinen Bewegungen nicht die gehoͤrige Fertt
keit und Geſchicklichkeit befiget, und daher bey cin
Verrichtung unndthig herum tappet. Die Zappe it
gentlich der Vorderfuß mancher Thiete, als Bär;
Affen, Rasen: welcher ſowohl zum gehen, als greife
dienet. Im ferneren Verftande auch eine plumpe Han
z. B. überall feine Tappe dabey haben wollen; Jemer
den ein Taͤppchen geben, einen Schlag mit dee Ham;
etwas ertappen, in die Tappe fallen, ergreifen, M
"die Kage eine Maus. In der Urabifchen Sprade, m
Wachter fagt, ift dabba, laugſam daher tretten, fd
fort ziehen: Hebr. dob, ein Tagbär. |
die Taſche; 1) eine Net Pflaumen von lichtblaut
Farbe, welche ſuͤſſer und kürzer find, als die weit
ten. Gie werden fo genennet wegen ihrer plutziges
vollen und dicken Geftalt. MWeberhanpt heißt tafiht?
fenn Ctafhig), di, vol gepfeopft; ein taſchetet
Menſch, weicher auf eine plumpe Het fert if. Heh.
dafchen, fett; dafchan, faginatusfuit; geied. dern
dicht, dacurco, ich verdicke, ftopfe voll am.
— —
RER N BEE A Ani .13
a). die Taſche; ein breiter und kurzer hoblet
Raum, um etwas darein zu ſtecken und zu verbergen,
3. B. Hofentafhe, Jägertaſche, Gatteltafhe, Patrous
tafhe. tal. talca, bey Otfried und anderen dafga,
taska. Wie von tagen, dechen, nehmen, greifen,
auf eine freylich nicht Teicht erklaͤrbare Weife taichen,
£atichen, taften entftanden ift CS. taſchen): foift von
dem altbeittifchen techu, verborgen feyn; dachen, des
den, lat. tegere, angelf. theccan, thaccian, verftes
dien, verbergen, die Zafche, worin man etwas zu vers
bergen und zu verheimfichen pflegt CS. Tade). Wade
ter fagt von diefer Wbleitung, commodo qnidem fen- _
fü, fed difficili partu: das hat feine Nichtigkeit, wird
aber doch im folgenden etwas klaͤrer und nathrlicher
werden. : Man könnte vielleicht dieſes Wort auch uns
mittelbar von taſchen, oft greifen, ber leiten: gleich»
wie in Niederfachfen Die Ficke gefagt wird , für Taſche;
von ficken, oft aus und ein fahren (©. fidfeln). Die
Maultafche, als Mebhlſpeiſe, ift eine Tafche, in wel:
che etwas eingefüllet wird, umd die für das Maul,
nämlich zum Eſſen gehört. Eine Maultaſche oder
Schlag, ©. tafhen, a.
taſchen; 1). fürtaften, betaften, welches bey dem
Friſch auch tatichen Heißt. Ins befondere ift antas
ſchen, anf eine geobe und ungefittete Weiſe angreifen.
Es gehoͤrt zu dem lat. tago, tango, dem griech. des
dien, in ösxoum, und anderen Damit verwandten Wörs
tern (S. taden). Aus tago, haben die alten Lateinee
taxo gemacht, gleihfam taglo , tagen, z. 3. librum
meum ne taxaveris, rühre mein. Buch nicht an! Mau
fagt feruer, alicuius mores taxare, welches ohngefaͤhr
fo viel ift, als reprehendere, prehendere, die Ehre
oder den guten Nahmen angreifen, betaften. Go fern
jenes tagere, oder altdeufch takan, thekan, nehmen,
einnchmen, abnehmen heißt, ift taxa, eine Tape, das
was von Unterthanen genommen wird. Es ſcheint,
1% a N ED aneree
fagte Wachter, v.Tafche, daß aus tagſa, tafga gemeqh
worden fen. Ja, ganz richtig: wenigſtens ift bey ep
horn altbritt. tafg, cenfus; tafgu, taxare, cenier.
Woraus man ;ugleich ſieht, dag Taxe ein eben foncl
deutſches, als Tateinifches Wort if. Das Engl. tall,
ein Tagwerk, eine Acheit, die man den Tag hindwä
verrichten fol, diurnum; foheint von Tag, Engl. day,
der zu fommen, gleihfam das Tag — iſch: wovon v
tafh, die Tages Acheit anordnen, anbefehlen. 24
ben Minnefängern ift P. I. pag. 30. teslich, tägf
für tegislich,
2). Stark etwas berühren, anftoffen , ſchlage
In dieſer Hinficht wird das nämliche Zeitw. taidtt
wieder in verfchiedenen Fällen gebraucht. Als z. B. w
verfehens oder auf eine plumpe Weife in etwas fleigen
falten ; in das Zimmer, in eine Kothlade hinein tafdıe
Engl. to dafh, fohlagen, ftoffen. In Niederfahln
Dasfen, dreſchen. Eine Maultafche geben, eins
Schlag auf das Maul. Gelinde oder aus Liebe taikın
auf Die Wange Hopfen. Es täfchelt, fagen mir, wer!
bey einem Negen das Niederfallen der Tropfen gehörd
wird. Böhm. deflt, der Negen; Croatiſch deigy; |
Windiſch difh, Pohln. deszcz ( Defhtfch ).
der Zafchenfeidel; ein gemeines Tafchenmell
am Brod oder Holzwerk zu feideln, fideln, nänlıd
ſchneiden, fpalten, fidere, findere, fillus. Ein Menid
ohne Muth und Herzhaftigkeit, von dem man zu fast
pflegt, daß er fich Teicht in den Sack fchieben läßt; win
im Scherze gleichfalls ein Tafchenfeidel genennet. |
das Tafchet (Taſchicht); fo heiffen hier die Blob
ter dee Rüben, das Rubentaſchet. Bey dem R®
tich fpricht man das Kraut: obwohl beyde Arten er
ander fehr ähnlich find. Vielleicht Heißt auch das M
ftere Wort nichts anders, als Kraut. Hebr. dafcha
‚germinavit; defche, herba: Sonſt fünnte «6 eines |
Urfprunges fepn mit Tafıhe, uud das jenige anzeigen,
R
ne We Sn 319
odurch die Feucht bedecket and verborgen wird (G.
‚afche, 2.) i
täfig z zahm, ruhig, fit, z. B. ein Pferd dur
Schläge oder harte Arbeit tafig machen; ftolze und une
aͤndige Lente pflegen endlich durch vieles Unglück taflg
u werden. Einige fprechen es täftig aus. Bey dem
ief- und Chftländern ıft eintafen, einfchlummern,
til werben, z. B. das Kind’ift eingetafet. Ital. ta-
entare, zum Gtillfehweigen bringen. Franz. je me
ais, ih ſchweige, tailez vous, feyd fit! Von dem
sltdentfchen dagen, lat. tacere, fchmeigen (©. ges
dagen). In dee Mondfeeifhen Gloſſe p. 387. inda-
zini, eflrenatio. _
tattern; zittern, erfchltteet werben, z. B. gang
ertattert ſeyn vor Schmerz oder Kälte; er bat getattere
vor Schrecken. Engl. totter, Hollaͤnd. touteren, zits
teen, wanfen. In dem ſchwäbiſchen Idiotikon von
Prof. Schmid heißt ed, es dottert ihm, es ift ibm
bange, fürchtet Strafe. Andere ähnliche Ausdruͤcke
And: bagigen, beuteln, es beutelt mih, ftößt mich,
ſchlaͤgelt in mie. Es gehört alfo wahrfcheiufich zu dem
Sat. tudere , tufus; Windiſch touzhi, ſtoſſen, ſchlaͤ⸗
geln CS. dufeln): wovon auch fLoffen, in Niederſach⸗
fen ftöten, ber zu kommen fcheint, und ftottern, ftams
meln, im Neden oft anftoffen. Hebr. duch, contun»
dere; dachu, tundebant in mortario, Numeror.
11. V. g.
der Tätz, eine Steuer. G. Taz.
die Tatze, oder Bratze, Branke, Pfote, Tappe,
nämlich der Vorderfuß an Bären, Löwen, Hunden,
Katzen. Don taften, franz. tater, ergreifen, angreie
fen. - Wegen einer ähnlichen. Seftalt wird ein auslaͤn⸗
difches Kraut, acanthus mollis, Fin. Bärentage, Bär
vrenklau genennet. In unferen Wiefen ift die Bären
tage heracleum fphondylium. Jn vorigen Zeiten ſcheint
dieſes Wort gewöhnlich auch eine Menſchenbaud beben
n
218
det zu haben: denn hievon ift noch jegt in Defterr. Su
ern und Frauken das Fägel, eine Dandkraufe; ia
bem Friſch Brase, Bretze, Brotze, franz. brallelet
(5. Bratze). In einer Gegend der Schweitz find di
Worte in der Glaubenſsformel, fedet ad dexteramPr
«tris, Überfeget worden, figet zur rechten Tage ii
bimmlifchen Vaters.
der Taubenfropf; Erdrauh, fumaria officin-
lis, Lin. Eine Met Gchotenffee mit gelber Bflätke,
lotus cornieulatus, Heißt in unferen Gegenden Tas
benkroͤpfel oder Taubenfuͤſſel.
der Taubenſtoͤſſel; ſonſt Taubengeyer, Sterufel
ſchwaͤrzlicher Falk mit pfeilföemigen Flecken, falco pr
lumbarius, fin. Ein geoffee und blutbürftiaer 9
bicht, weicher auf Wildtauben, Daustauben, Wildis
ten, Bänfe und junge Hühner nicht ſeukrecht, ſonder
von der Geite her zu ſtoſſen pflegt; franz. autour,
Engl. goshawk.
der Tauer; ein hohes Gebirg. Es gibt auf be
Reiſe Aber die Gebirge von Salzburg nach Kaͤrnthe
und Tyrol, mehrere folhe Taͤuer. Es wird did
Wort beynahe in allen Ländern und Sprachen angetref
fen. Chald. tur. angelf. tor, ein Berg. Im der ar
tifchen Turkey find Taurus , Libanon und Olymp, dA
berühmte Gebirge. Die Provinz Zanrien, ober Mi
Stimm, Cherfonefus taurica. In Piemont Tara
augufla taurinorum, Der Berg Atlas in Afrien i
von den Mohren, wie Plinind und Strabo fagen, Dr!
genenuet worden; quem graeci atlantem vocant, bar
bari Dyrin. Man fehe Wachter, v. Thor.
tauhen; fich auftrengen um etwas weiter zu [die
ben, 3. B. das Schiff, den Wagen; das Pferd dert
will nicht antauhen; id; habe am Wagen ftarf gachte
tauht, nachgeſchoben; taub an, taub an, mein lie⸗
ber Schiffmann, x. Goth. tiubar, attiuban, ##
hen, anziehen, in dem Imperf. attaub. Angelſ. teon
A and a19
Engl. to tow, franz. touer, ziehen, fihieben, Schwed.
ga, lat. ducere. Ein ſtarkes Geil in den Schiffen
Jeigt daher das Tau: und in Niederfachfen, wie Ade⸗
ung bezeugit, auch die Stränge am Wagen. Ferner
jagen wir, einen Baum oder Zaun umtauhen, nider⸗
rauben, ihn biegen oder zu Boden deüden; Notker
Pf. 61. nider geduchter zun, ein nieder gedrückter
oder getauhter Zaun.
Tausend Guldenkraut, ein nach dem Lat. cen-
taur'um gebildetes Wort, als wenn ed wegen feines
Nützbarkeit in Wechfelfiedern und Bodagra, centum au-
reos werth wäre. Das gemeine, Pleine oder rothe Tau⸗
ſend Guldenkraut ift gentiana centaurium, lie,
das groffe, centaurea centaureum.
das weiffe, gentiana fpicata.
da8 gelbe, chlora perfoliata.
die Taxe; ı) ein gewiffer Baum, taxus baccata,
kin. Diefer Baum wird in den Gegenden nnferes Ges
Birges angetroffen, bat ein brammrothes ganz ringes
Holz: woraus Faßpipen, Mehlfchäffer, Mesen, und
für die Bäder Nährfübeln, um den Zeug (Ki, Sau⸗
erteig) zu bereiten, wie auch Tifche, and Schränke ge
machet werden. Bey den. Lateinern und Griechen heißt
felber taxus, fmilax, im Deutfchen gewöhnlich Eibe,
Eibenbaum, Ivenbaum, in Defterreich aber, Galg
burg und Baiern Rotheibe.
Weil das ringe Holz dieſes Baums, vor der Er-
findung des Schießpulvers, vorzüglih zu Bogen, Arm⸗
behften and Wurfpfeilen gebeauchet worden ift, wie bey
Wachter und Adelung, v. Eibe, zw erfeben; fo fcheint
Tare, Tarbaum, mit dem griech, rofov, eim Bogen,
verwandt zu feyn; und racsıy. anziehen, fpannen;
Hebr. dachah, impulit. Wovon aber noch mehr im
folgenden n. a. Virgil fagt: et bona bello cornus,
Ituræos taxi curvantur in arcus, II. Georg. v. 443.
Undere denken auf taxicum, Gift: weil man diefen
aıd
Baum für giftig gehalten Hat, welches aber bey nufe
ren Zeiten nicht gern mehr geglaubet wird. Jul. Ca
far, lib. VI. de bello gallico, c. 3ı. Catiuleus Ebu-
rorum rex, taxo cujus, magna in gallia germaniaque
eopia eft, ſe exanimavit. Vielleicht bat er fih er
henkt an einem ſolchen Baum? Allein bey dem Pliniss
kommt wirklich taxicum venenum vor, Gift von Tag
baum, und Statius fagt, taxus metuenda fucco. Die
lange Erfahrung hat freylich ſchon gezeiget , daß fo gar
Kinder die rothen Beere ohne Nachtheil effen, und ur
ter dem Schatten dieſes Baums fchlafen können. Ye
deſſen Heißt es doch, daß die Tangeln oder Zweige für
das Vieh Fhadlich find: und der Saft diefes Baus,
ober von abgefottenen Tangeln! ob diefer Umftand ge
nug unterfuchet worden ift? Wir brauchen ohne Scha—
den die verfchiedenen Gefäffe von diefem Holz: nachdem
felbes einige Jahre hindurch ausgetroͤcknet worden ift.
a). In Salzburg, wojener erft befchriebene Baum
äufferft felten ift, werden die Fichten und Tannen Zaren
senennet, und daher Taxenholz, Taxenwald. Ein
ganz merfwärdiger Umftand. Ich glaube, daB es fa
viel ift, als Pechholz, Harzwald. Taxea mar bey den
alten Gallien Speck, Fette: und fchon oben ift gezei⸗
get worden, daß Speck etwas kleberiges anzeige, nnd
einen gemeinfamen Urfprung habe mit Pech ( ©. fpis
den). Gebr. dafchen, fett: wovon etwann auch das
gleichfalls Hebr.tachafch, der Dachs, Tat. taxus, die
- fen Rahmen bat, ein Thierchen, welches die meißte
Lebenszeit fchlaft, und daher fehr fett wird. Obwohl
es übrigend auch von Hebr. rachath, unten, nieder, her
geleitet werden kann: Celtiſch tech, latere (G. Tade),
weil der Dachs fich immer zu verſtecken pflegt. Bey dem
Borhorn kommt folgende Stelle vor, in originib. gal-
licis, p. 33. Taxea pro larido, fit ex hebr&o da-
fchen, faginare: quod more hifpanorum daxen
pronuneio. Isidorus hifpal. inquit: taxea, lardum
EEE" Er SEE SÜD ern, 4919
ft gallice dictum, unde dicit Afraniusin Rofa, gal-
um faginatum pingui paflum taxea. Büffon ſchreibt
nn feiner Abhandlung vom Nasen, mus Rattus, kin,
aß, gleichwie viele ähnliche Thiere, alſo vermuthlid
such die Fichte, Tanne, und der Tarbaum, anfänglid
inerley Nahmen hatten: die befondere Benennungen
sber erft fpäter , nach einer genauen Unterfuchung jedes
tinzelnen Urt, aufgefommen find. Das. ift fehe wahr,
heinlih: und in diefem Falle wollte ich vielmehr glaue
ben, daß die Fichte und Tanne, ald zwey allgemein bes
fanntere Urten, dem Tarbaum ihren Nahmen mitge⸗
theifet hätten, ald umgefehrt.
3). der Nahmen Eibe, Gibenbaum, Iben⸗
baum, wodurch der nämliche Tarbaum verftanden wird,
taxus baccata, in. fodert gleichfalls eine Berichtigung.
In den Eeltifhen Mundarten, wie fhon Wachter bes
merfethat, heißtfelbeeyw, iwinen, angelf.iw, Engl.
yew, franz. if. Es findet fih aber auch diefed Wort
wieder an anderen ganz verfchiedenen Gewächſen. Bey
dem bü Fresne ift Ivus, eine Tanne: womit daß lat.
abies überein fommt. Der Ephen,, oder Wintergrün,
hedera helix, Lin. iſt gleihfall8 unter dem Nahmen
She, Stenlaub, Spenblätter befannt; angelf. ifig,
Engl. ivy. Da alle diefe Gewächſe das ganze Jabr
hindurch grünen, und ihre Zangeln oder Blätter nie
verfichren; fo feheinen diefe Wörter ihren Grund zu
haben, in dem althritt. eu, gotb.aiw, immer, unaufe
hörlich; Isländ. af, zvum. ©. Wachter, v. ew.
Zum Unterfchied wird daher jener erfte Tarbaum im
Oberdeutfchland Rotheibe genennet.
4). die Taxe, eine Steuer, Abgabe. ©. tafchen.
der Täz, oder Daäz; eine Abgabe, melde die
Mirthe für das Getränt, daß fie ausſchenken, entrich«
ten: nnd zwar 5 nämlich ſechs Maß von einem Emer.
Gemeiniglich aber werden Verträge wegen eincr gemife
fen jäpelichen Summe gemacht. Diefe Eteuer ift urs__
fprünglich ein Gefaͤll des Hofes: ift aber zum Theile
verſchiedene Herrſchaften kaͤuflich uͤberlaſſen worte,
oder, wo dieſes nicht geſchehen, wird ſelbe duch oͤffen⸗
liche Verfteigerung von ſechs zu fechd Jahren in Beftas
geaeben. Im mittleren Lateige ift dacıum , datium,
Ital. dazio, franz. le dace, eine ſowohl freywilig:
als gezwungene Gabe, Zoll, Steuer. Hievon hat a
Mien das Tazs oder Tagamt den Rahmen: were
Adelung geglaubt hat, daß es don decem, etwa in
Zehendwefen, diefen Nahmen haben möchte. Allein d
ift von dare, geben.
Nebft dem Taz, haben die Wirthe das Ungelt w
. entrichten: welches die Hälfte von demporigen ausmadt,
naͤmlich 3 Mag von dem Emer, und für das Recht Ho$
zeiten, Zaufmahle und Todtenzehrungen zu halten, 9%
fodert wird. Hievon heit ed in eine alten Chromil
wovon Bernhard Pe; Meldung macht, Thefaur. anec
dot, Tom. I. Diſſ. Isag. p. 13. Item an. 1359 it
Das Ungelt in Oeſterreich auferſtanden. Volftes
diger iſt ſolches zu erſehen bey Moſer, bibliotheca Ma
nuſcriptorum, p. 125. Es hat namlich Erzher
Rudolph IV. im J. 1359. mit Einwilligung ee
Gtände das Ungelt eingeführt, aus folgendem Bert
grunde: dag wie die Untenthanen uͤberheben wellen
unſor Muͤnß, und an derſelben Muͤnß ſtat, fule
fp”uns den zehenten Pfening geben von allen Ge
teänfen , Die unter dem Zapfen verfaufet werben. 3
diefem Ende wurde anbefohlen,, daß der bisherige Stall
ander die groffe Maß, um dem vierten Theil Pleiner IF
macht werden follte. Indeſſen würde ed, wie ed u
diefem Concordat heißt, den Inwohnern des Landes HP
fo weniger befchwärkich fallen, indem hiezu auch fremd
und reifende, welche in die Wirthsbaͤuſer fommen, Ir
tHeil nehmen und mitzahlen werden. Die wämlid
Sprache wegen fremden, welche mitzablen, und ein
gleichlgm freywilligen Geldquelle, indem es einem jeder
|
|
f
1
ED ME DE 2.21
ren ſteht etwas zu trinken, oder nicht; wurde zu Wiem
m °3. 1780 wiederhohlt, als über alles diefes anıh
oh die Tranfiteuer eingeführet wurde. In dem Co-
lex auftriacus, P. II. heißt e8 von der vorigen Abgabe
anz kurz: das Ungelt, in Unter- und Oberdfter-
eich, an ftatt anderer Seldgaben, mit der Land⸗
tände Bewilligung introducirt. Daher ift auch das
Bort Ungelt, als eine frey bewilligte, nicht durch
Ihermacht gebothene Steuer. Ju der Chronik von
Yusipurg, bey Menken P. I. pag. 1509. heißt es in
iner Stelle, welche Friſch, Adelung und Scherz an:
fahren, tributa feu collecte, quas plebs fuo idio-
nate Ungeltam, hoc eft indebitum appellare con-
vevit. Bon gelten, fo fern es heißt, etwas aus
Pflicht, Schufdigfeit oder Strafe entrichten müſſen:
u weldem Sinne diefes Wort vorzüglih in lege ſa-
ica vor fommt.
tefeln; lallen, wie Kinder, die erft zu reden ans
fangen: welches in Schwaben Frägeln heißt (©. Gre⸗
jell). Bey dem Kaifersberg ift deffern, plappern:
ind zu Straßburg Debern, dewern, zanfen, ©. Scherz
n Gloſſar. v. deffern. Altbrittiſch bey dem Borhorn
afod, die Zunge, tafodiog ein Vormuͤnder, welcher
für einen anderen reden fol. Hebr. dabab, muflita-
rit; dabar, locutus eft,
das Teff, poa abyflinica, Lin. wird in Abyſſi⸗
sien wie Reiß gefocht.
dee Tegel; Tiegel, ein hohles Gefäß von Holz,
zebrannter Erde, Mefling ꝛc. im welches etwas einges
fuͤllet wird, 3. B. Oehltegel, Dintentegel, Schmier⸗
tegel, Schmelztegel. Folglich ein Gefaͤß, worin Schmier,
Dehl, Dinte verbuͤllet und aufbewahret wird. Don
bedien , tegere; altbritt. techu, verborgen feyn. Note
fer Pf. 21. aruit tamquamıtefla, virtus mea ; min chraft
ft irhartet, alfo der tegel.
teglich; kothig. G. tagelu. rn
der Teiſem, oder Zeiffem, Deiſſem; zu Steh
Ourg und in der Schweitz, der Sauerteig. Das Wort
iſt fehe alt. Kero, c. 2. deismin, fermento. Teatıar.
€. 74.regnum coelorum [imile eft fermento; ift gilib
theismen. In den alemannifchen Gloffen bey Gerber
p- 97. deismo, fermentum. In 'einee Gtelle bg
dem Scherz heißt ed, daß die Griechen mit geteiffetem
Brote meflen, mit gefäuerten Brod Meffe Halten, du
Abendlaͤnder hingegen mit ungeteiffeten Brote.
Es fcheint dieſes Wort von der Wirkung des Ga»
erteiges entnommen zu ſeyn, wodurd der Zeig ausge
dehnet, und zum gehen gebracht wird (S. Url). Ar
self. tefan, Holländ. teezen, aus einander ziehen;
griech. rado, extendo, Tarıs, extenfio, (G. zaifen).
Altbritt. teifen, placenta; vielleicht aus einem äbalk
den Grunde, entweder wegen der Ausbreitung , ober
wenn der Krapfen von Germteig ift, wegen der Erb
hung. Die Endſylbe mo, emo, amo, wird aud om
getroffen in Brofamen', ben Otfried brosmon ; ves
bruzen, bryzen, zerbrödeln. Wie auch in uuahſmo,
bey Tatian Frucht, Wachſthum. Es kann aber hie -
auch noch eine andere Weife, diefes Wort zu erffären,
geprüfet werden. Ryf in feinem Gpiegel der Geſund⸗
beit, bat Teigſam: welches Friſch als das eigentlice
and vollftändige Wort anſteht. Diefee Schreibart p
Folge, wenn felbe doch richtig ift, kann es fo viel fege,
ald der Samen, femen: fo fern ein Stück des vor
gen Teiges aufbehalten worden ift, um einem neuen die
Säure mitzutheilen, quali femen novi panis. ferne
als eine Verkleinerung, dad Teiglein; oder als ein Us
bild des Teiges. Sam, fo fama, fama fo, zeigt bey
den Alten etwas gleiches an, welches die Geftaft eine
anderen Dinges bat. |
der Teller, in Deftere. aber das Theiler; ein
gundes oder vierecfiged Gefäh, worauf manche Gpeifen
bey des Moplzeis zerfchnitten werden, Ital. und franz
NE ENGE En 2,3
agliere, tailloir, ein Zeller von Holz, Trenfchiew
eller: tagliare, tailler, theilen, zeefchneiden.
Ein Mann von gelebrter Miene, die nicht gewohnt
var, leicht einen Widerfpeuch zu vertragen; fagte mis
inft, das deutſche Wort Zeller müffe wohl her kom⸗
nen don dem lat. fcutella. Ich dachte heimlich auf ba-
ratellum, weil ein Zeller wenigftend Tleiner ift, als
ver Tiſch: oder auf Muscateller, weil durch die Trau⸗
ven, wenn nicht ein Zeller untergelegt wird, leicht das
Eifchtuch bemackelt wird. Indeſſen werden freylich bald
Widerfacher fi melden, und fagen: wie kann man aus
ven allgemeinen diminutivis — illus, ellus, neue Haupt⸗
vörter erfhaffen? Es wäre juft fo, ald wenn man das
Wort Ruhm, Ausbreitung von Ehre, her Teiten wollte
yon dem lat. rus, ra, rum. Alſo kurz, ich ftelle mie
ie Sache fo vor. Die alten Deutfchen, weil diefe ar:
men Kerls die erften Jahrhunderte noch ganz wenig zu
sehen wußten, ſchickten bey dem erften Anblick eines
Tellers, in die gelehrte Stadt Nom, um fi dort an:
fragen, wie man das Ding nennen fol. Der Genat
intwortete (andere glauben, es fey nur ein gemeiner
Haus Inſtructor geweien, oder wohl gar nur der Kells
rer in jenem Wirtshaus, worin der Both feine Eins
iehee nahm); das vorgewiefene hölzerne Ding heiffe
cutella. Der Both, der in. feinem Leben nie lateis
sifch gelernet hatte, vergaß auf der Heimreiſe die erfte
Spibe, und fam mit dem elenden Fragment zurüd —
ella. So ift Teller geblieben bid auf den heutigen
Sag.
tenk; link. Ein nme bey dem Pöbel uͤbliches Wort,
„B. der Menſch ift tenk, d. i. braucht vorzüglich die
inte Hand. Hieron. Bez führet aus einer alten Ueber⸗
fegung der Evangelien folgendes an, Matth. c. 20. ges
ſpeutt, daz Diff mein zwen Sune figen, einer z:
beiner zefwen hant, und der ander ge der tenfer
hant, in dem Weiche Deines Water, '
LT REN GEN SE- 2 unanen
In der goldenen Bulle wird c. ag. vorgeſcheieben
wie bey einer fenerlichen Tafel des Romiſchen Kailırı,
die Kurfürften fisen folen; nad einem MS. weldd
Schilter anführet, zu der rechten hant drey, zu da
dencken hant drey, ber flebente figet dem Angeikl
des Kaiferd entgegen. Sonſt ift für teuf ‚-auch wine
gefagt worden (15. daßfelbe).
Es zeigt die jenige Hand an, mit welcher mar jp
ben zählt. Engl. ten, Holländ. tien, angelf. tm,
in den Celtiſchen Mundarten deg, dec, fat. decen,
sehen. Austen, iſt tenig, tenk. Die ältefte und wm
fachſte Art zu zählen ift gewiß die jenige, welche an da
Tihgeen gefchieht. In der Gefrhichte der Wolter a
dem Fluß Oronoko, aus den Nachrichten des Abit
Gilü, wird erzählet, daß die Tamanachier noch jet iR
die Zahl fünf, eine Hand fagen; für zehen, MA
ande; für fünfjehen, zwey Hände und em gu
n Afrika, wie man aus den Reifen des Mango Parfl
ſieht, gibt es noch manche Völker, welche faum di
fünf zählen fünnen: denn für 6. 7. 8. 9. fpricht met
fünf eins, fünf zwey, drey, vier. Auch wir fagen m
einem Menfchen, mit einem ganz unfchuldigen Ant
ben, daß er kaum fünfe zählen Fann. Die Graue
fen haben bis fechzig, ſoixante, zählen gefernet; des
fiebenzig,, heit fhon foixante et dix, fechjig und *
hen; achtzig aber, quatre vingt, viermal zwang
und neunzig, quatre vingt dix, vier mal zwanzig nal
eben. Bey Kriegs Contributionen endlich , wie ed g0M
. Deutfchland weiß, ift bloß die Zahl million im Brand
dee TenP’bog; eine unter dem Landvolk uͤblid
Mahlzeit, welche im Winter, da die Urbeiten alt
bem Haufe vollendet find, noch bie und da veranftalted
wird, und wozu man feine guten Freunde einjaladtt
pflegt. Es ift dies eine ſehr alte-Gitte, wevbon Dr
gil, Georg. I. 300. |
— EP AED ee 925
frigoribus parto agricola Pietammgue fru-
untur,
mutuaque inter fe læti convivia curant,
invitat genialis hyems, curasque refolrvit.
Das Wort ift zufammen gefeget von Tene, Tiene,
fat. tina, in Italien und Schweden gleichfalls tina:
vodurch theils ein Becher, theils ein groffes oder klei⸗
ned Gefäß zu verfchiedenem Gebrauche, verftanden wird.
S. Wadhter, dv. Tonne, und Adelung, v. Tiene. Die
mente Sylbe ift von boſſen, ſtoſſen. Es zeigt alſo
sine Zuſammenkunft an, in welcher die Becher oder
Trinkglaͤſer, zum Zeichen der Freundfchaft und Freude,
in einander geftoffen werden. Etwas ähnliches ift oben
yey den Worte Krick angeführet worden.
das Terpentin Eraut, deſſen Blätter wie Ter⸗
pentin eiechen, geranium revolutum, Lin. In des
1enern Kräuterkunde aber pelargonium revolutum.
der Terz; ein junger, oder doch Peiner Ochs.
In den Alpen von Salzburg ift der Terz ein Ochs,
velcher als ein dregjähriger Stier; und, wenn er als
in noch fangended Kalb derſchnitten wird, ein Spin⸗
ner Heißt (S. Spinne). In Oeſterreich werden übers
yaupt kleine Ochfen, entweder weil fie noch jung find,
der von Natur Mein bleiben, Zerzen genennet, z. B.
in Par Zerzen kaufen, mit feinen Terzen zu Acer
ahren. Im Englifchen heißt ein folder Ochs ſteer,
in Zuchtftier hingegen bull (S. Stör).
Vermuthlich in Unfehung eines dreyjährigen Alters,
ron dem Geltifchen oder altbrittifchen tair, drey: wo⸗
nit das lat. ter, tertius überein fommt. Bey den
Raubvögeln, als Adlern und Habichten, wird das
Männchen Terz; (nach Adelung Tärz) genennet, franz.
ın tiercelet: weil ed gewöhnlich um ein Drittel un
ers, Meiner ald das Weibchen ift.
teichen; fchleppen, 3. B. etwas mühefam mit fich
rt tefchenz die Kaze tefches ihre Zungen von einem
Deuttter Ipoil, P
Orte zum anderen; untreue Dienfilente verteſchen man
he Sachen, d. i. vertragen, ftehlen ſelbe. Statt def
fen wied an verfehiedenen Orten daͤſſeln, zoͤſchen, 30
fchen geſagt CS. auch dechteln). Es ift ein Jutenß
vam von dem niederfächfifchen tehen, amgelf. teon,
ziehen.
dee Teſt; ein dickes, zaͤbes Ding, 3. B. etwas
eingeſottenes, ein Rob oder Salſe. Won einem geb
fernden Menfchen Heißt es, daß ibm der Teſt, Zelten
ling, aus dem Munde flieffet. Undere nennen es Geſt;
von geſen, jefen, gähren (S. Germ). Holländ. tets,
kleberig, teigig, z. B. ein Heberiged Brod, ein mil
Speichel erfülter Mund. Ueberhaupt alfo eine dide
Subſtanz, weiche fi ziehen, dehnen, oder zaſern Iäft,
angelf. tefaın, tal. teſare, Hollaͤnd. teezen. Ts
Ungarn ift tefzta, böhmiſch uud Eroatifh teflo, der
- Zeig. |
die Teſte; ein Gefchire von verfchiedener Forme,
worin etwas aufbewahret wird, z. B. die Schmalz
tefte, ein hölzernes Gefäß für das Schmalz, meldet
auch ein Schmalzfübel heißt; die Galztefte, ein Ge
füß von Blech oder Meffing, welches in den Küchen as
einem Nagel aufgebangen , und mit dem zerriebenen Sch;
angefület wird. Ben Frifch und Adelung ift die Zelt,
Deſe, Doͤſe, ein rundes hoͤlzernes Gefäß mit dry
- Füffen, ein Wafchfaß. Ferner die Dofe, eine zierls
he Büchfe für den Tabak; franz. und Engl. doſe,
Schwed. dofa, Islaänd. dos, taus. Endlich lat. tefla,
Topf, Hafen, auch ein Ziegel, tegula; und ein Dede
oder eine Schale, ald Eyerſchale, Krebsfchale, Shaw
ckenſchale, tefta ovi, tefta limacis.
Diefe fo verfchiedenen Beyſpiele laſſen vermuthen,
daß das naͤchſte Stammenwort tefen, deſen, doſen,
fo viel als decken, tegere, verhällen, verheimlichen,
bedeutet haben muͤſſe. Aus der nämlichen Quelle if
auch die Taſche, ein Sad; tafen, feauz: taifer, ſtil
u N EEE AD ARE En ar
der heimlich werden (S. tafig) ; fo wie kuſchen, Ders
ufchen, verbergen: wobey auch Udelung die Verwandt:
haft mit deden, bey den Alten tögen, tougen, tau-
zen, ftil feyn, tougeni ein Geheimniß, und lat. ta-
sere, erfennet. Mehr hievon bey Wachter,, v. decken.
die Tetſchkappe; ein Kopfſtuck, Schlag auf den
Ropf, Maulſchelle. Von kappen, franz. couper, hauen,
ihlagen; Ungar. kapa, die Haue. Und Fey, Zetich,
der Kopf. Friſch fagt, v. Düte, daß ein Kopf, in
Ntiederfachfen jpottweife Teez genennet wird. In Itas
sen und Frankreich ift telta, la tete, der Kopf: aber
such das oberfte oder Anfferfte eines Dinges. Ungen
‚etej, das oherfte, der Gipfel. Wielleicht eben darum
9 viel, als eine Dede. Engl. telter, ein Bett-—
Himmel. Wahrſcheinlich alfo, wie das vorige, vor
decken, tegere.
Teufes —Abbiß, fcabiofa fuccifa, Lin. Ein alts
beruhmtes heilſames Kraut, mit einer gleichlam abge:
biffenen Wurzel: wovon einige der Alten geglaubet hate
ten, daß es der Teufel, dem Menfchen zum Zroge ge:
than haben möchte. Der alte Nahmen diefer Pilanze
ft jacea nigra, pramorfa, vel mcerfus diaboli,
Engl. deviss—bitt. In Schönfpergerd Kraͤuterbuch,
©. 261. fteht davon. folgendes zu leſen. Dribafus ein
Dienfter fpricht, Daz mit dnfer Wurzel der teufel
als groffen Gewalte trend, daz die muter Gotes
sin erbaͤrmde darinn bett. Und nam dem teufel
den Gewalt, daz er darnach nit mer mit fchaften
mocht. Und bon grofien Grymmen, den er do
bet, daz im der Gewalt entgangen was, do benf
er ſy unden ab. Alſo wechßte in noch heut des
Tagens. Auf gleiche Weife, wie felbft die gemeinen _
deute willen, ift auch ein andered Kraut in den Wieſen,
ranunculus acris, Lin. abgebiffen, p
a
289 EEE ZEN IE IE Zum
Teufels —aug; 1) das Bilſenkraut, hyofci
mus albus, weil die Körner, wie aus einer tiefen und
ſchwarzen Hölle, hervor bliden. 2) das Schweins⸗
brod, cyclamen europzum: deſſen rothe Blumchen
die Geftalt einer Bickelhaube, aber auch zugleich eines
gefpenftartigen hohlen Auges haben. 3) Bey einiges
Schriftſtellern kommt die fommerliche Feuerrofe , ado-
nis zfivalis, unter dem Nahmen Teufelsaug vor.
der Thee; ein Chinefifches Wort, indem wir die
Blätter dieſes Strauches aus China und Japan, durq
die Holländer erhalten haben. Daher au der Nahmer
Hollaͤnder — There. Eine beffere Art davon wirb in bes
Apotheken thee hayfon genennet. Dee Tefuitee Then,
chenopodium ambrofioides, Lin. G. auch Raifen
thee. In Frankreich liebt man ftarfen Kaffee, uub
ſchwachen There: in England hingegen ftarfen Thee,
and ſchwachen Kaffee.
theuer; gut, nuͤtzlich. In diefem Verſtande if
es nur bey dem gemeinen Volke üblich, z. B. es wäre
theuerer (beſſer), wenn du nichts gefagt Hätteft; wär
es nicht thenerer gewefen, wenn du zu Hauſe gebfichen
wäreft? Statt deffen fpriht man auch: Tieber Hätte
du gar nichts gefagt ec. Im übrigen ift theuer, be
ben Alten tiur, diur, Doländ. duur, dier, was Yos
einem hoben Werth ift: und entweder wirklich um es
nen hohen Preis erlanget werden muß, oder im fitti«
hen Derftande als werth, ſchaͤtzbar, und lieb amgefehen
wird, 3. B. mein thenerfter Freund; Kero in der Des
rede, priadra tiuriftun, fratres cariflimi.
Der Begriff des hohen oder groffen, ſcheint Kies
der urfprüngliche zu fine. Bey den Angelfachten iſt tor,
Ehald, tur, ein Berg; griech. ösıoos, ein Hügel. Wo⸗
von im Schwedifchen for, in der Mondſeeiſchen Gloſſe
fur, überhaupt groß bedeutet. Don einer hoben und
geoffen Gerechtigkeit heißt ed Pfalm. 95. juftitia tua
ficut montes Dei. Friſch bemerket hier eine Uebertin⸗
— —
I
kimmung mit ben Slaviſchen Mundarten: wohen freye
ih die Verfegung der Buchftaben in die Augen fallet,
ie aber in diefen Sprachen nicht feltfam iſt. Böhm.
irahny, groß; draho theuer, drahota die Theuerung.
So auch Windifh drag, Pohln. drogi, Ungar. draga,
heuer. Dagegen Croatiſch dragi, lieb. Go fern theuer,
n einigen alten Schriften für tapfer vor fommt; ges
hört felbes ohne Zweifel zu darfen, dürfen, Muth
haben; altbritt. dewr, und terrwyn, fortis, audax,
Arenuus. |
thörifch; taub, nicht Hörend, im Schwabenſp.
e. 68. toͤre. In dem Gloffario von Hierom. Pez, v.
verwaſſen, fommt folgende Stelle vor: Dir waren Die
Oren vertorret, nämlich die Ohren verftopfet. Das
Zeitw. toren, turen, tauren, ſcheint einerley zu ſeyn
mit dem tal. turare, lat. .obturare, Bart machen,
verftopfen: und dieſes vieleicht vom durus, im Deut-
(den Duͤrr, bart, ausgetroͤcknet. In der Vulgata
kommt es auch von der Sehekraft oder dem Verſtand
vor: dixit homo, cujus obturatus eſt oculus, Nu-
mer. c. 34. deſſen Augen verſchloſſen waren. Im Hoch⸗
deutfchen iſt thoͤricht, unbefcheiden: in welchem Falle
man auch fagt, dag einem folhen Menfchen das Hirn
Yernagelt fey.
der Thum, ©. Dom.
der Til'madey, ©. Tinzerzeng.
der Tobel, ober Zopel; ein Thal, niedriger Play.
In den alemannifchen Stoffen bey Gerbert, p. 50. Dos
bei, faltus, profunditas [ylvae inter montes. Allein
wir brauchen diefes Wort auch von einer flachen, jedoch
niedrig gelegenen Gegend. Notker überfeget Pf. 59.
convallem tabernaculorum dimetiar; daz getubele
dero heribergon gemizzo ih. — Pf. 103. qui emit-
tis fontes in convallibus; du die brunnen uzlazzift
in getubelen. |
238 En ——
Friſch, welcher hier viele Stellen angefuͤhret hat,
Seitet diefed Wort her von Thal. Adelung von tie.
Ich glaube aber, als ein nieder gefchlagenes Gtäd ln
de, fo wie Schlag, Schlacht, von dem alten Zeitm.
diubhen (S. dasſelbe), griech. rurreıv, fohlagen. Dem
auf gleihe Weife ift bey Wilferam c. VI. in der tal
slahte, in convalle. Und in dem aften Fragment van
Dem Krieg Karl des groffen in Spanien , v. 2083. prub,
loca abrupta; Bruch, von breden. Der nämlicde ds
griff wird noch in anderen Wörtern angetroffen (6
fampen, 2). —
toͤckißen; mit einer merklichen Bewegung zittern
3. B. wie todist mir da6 Herz! der Hund todist ve
Naäſſe oder Kälte. Go viel, als zucken, Zuckungen be
ben, in Niederſachſen tucken: und dieſes von ziehen,
Engl. to tug, Schwed. toga.
tnder, fierben. Es ift diefes Zeitwont. nur in dit
einzigen Redensart ded gemeinen Volkes noch übrit,
iſt abgetoden, nämlich geftorben. Bey Notker ift Pi
26. toden, in Niederfadhfen toden, toen, angelf. dr
an, Engl. to dve, fterben. Hievon ift das Part
eipium fDdE, geftorben: und tödten, franz. tuer, uw
bringen. Sa a
der Toͤdtenhengſt; in verfchiedenen Orten en
Nahmen eines fteilen Berges , worauf mancher Hengh:
der ftarf ziehen muß, zu Grunde gerichtet wird.
De Todtenkraͤhe, Nebelkrähe, corvus comis,
fin. ©. Kran. |
das Todtenkräutel , ruta graveolens, kin. &
Weinemt. 0000000 | |
dee Todtenhogel; ein Nahmen verſchledener D
gel, deren Ankunft oder Gefchrey etwas böſes beder
ten fol, oder die oft in Freythöfen und Todtenfam
mern fih einfinden, Solche find der Geidenſchwanj
ampelis garrulus; das Kaͤutzchen, Arix paflerin
dad Meerzeifel, fringilla linaria ; der Geſtettenſchlazer
mn 2ER — 431
notacilla rubetra; wie auch dee Manerfpeht, certhia
nurarıa, —
der Toifaͤugling; ein Apfel mit einem tiefen Au⸗
ie, welcher aͤuſſerlich ganz roth iſt, inwendig gelbes
Fleiſch hat, und im Munde leicht zergeht. Toif, tjof,
eißt tief.
die Tolde, oder dad. Toͤllerl; eine Quaſſe von
ufammen gewundenen Fäden aus Gold, Silber, Gei-
de, Mole: welche zur Zierde angehangen wird. In
ben bey Friſch und Scherz befindlichen Stellen ift Die
Dolle, Dolde, oder der Dolden, Tolden , der ober»
ſte Gipfel, das büfchelföemige Ende eines Baums. Fi⸗
gürlich, ſich bis zum Tolden der Ehre empor ſchwingen.
Die Tolde an einigen Blumen, umbella, Lin.
Hebr. thalah, fufpendit. Lat. tollere, bey den
Alten tolere, aufheben. Altbritt. tal, hoch.
toll; ı) unfinnig, wüthend, 3. 3. buch Ges
zaͤnk oder albernes Gefchwäg, einem den Kopf toll ma⸗
Gen; man. möchte'tol und raſend werden. Dee Begriff
der Verwirrung fcheint hier der Iherrfihende zu ſeyn;
griech. Jorow, ich truͤbe, vorwirve, wovon mehr une
ten (©. tuͤld).
2) Gkeichwie das Wort Narr soft in einem ſebr
nachtheiligen, oft aber auch in einem bloß fcherzhaften
Ginne vor fommt: fo wird toll auch von einem luſti⸗
gen, närrifchen Kerl gefagt: wofuͤr man im Hochdeut⸗
ſchen drollig, franz drole, zu fprechen pflegt. Gl.
Monfee. p. 412. luftrantes, vel tole; prurientes.
Erftsres kommt her von Luft, luſtig, und Rant,
Schwärmerey, Getöſe.
der Topfen; Quark, die verdickten Theile der
Milch, welche nach abgelaufenen Molken uͤbrig bleiben.
In unſerem Gebirge ſpricht man ſtatt deſſen der Schot⸗
ten (S. dieſes Wort). Ein Köfe von dem geſalzenen
Topfen, wird bier Topfenfäs, und wenn er ſauer ges
worden ift, Streichkäs oder Klenkäs genennet.
338 ERBEN N GEN SEEN ED 0m
Da die fetten: Theile der Milch gleihfam mieder
gebrüdet, oder zufammen gepreffet werden, bey dem ak
ten Völkern aber auf verfchiedene Weife durch fchüttele
und Stoffen zu dem gehörigen Grad einer DVerdidung
gebracht worden find ; fa gehöret dieſes Wort zu dubber,
tupfen, griech. rızren, ftoffen, ſchlagen; Ital. top-
pare, fean;. toper, gegen einander ftoffen. Topp,
ift in vielen Drten von Deutfchland ein Haudſchlag, at
ein Zeichen der Einwilligung, 3. B. topp, es gilt!
töppen; wüthen, ungeftüm ſeyn. Es wirb go
fagt von einem verfchloifenen Eiter, welches Schmerz
verurſachet, oder einem wehen Zahn , 3. B. es töppt is
der Wunde, mein Zahn hat die ganze Nahe hindurq
getöppt. Es ift ein Intenſivum von toben: welde
urfpränglih ein unſinniges Getöfe bedeutet zu Babes
fcheint. Griech. douroc, fonitus; dowzew, fonitum
edo. Bey Dtfried lib. 3. c. 22. dufar, wäthens,
graufam.
torfeln, in gemeinen Neben taraeln, tarfeln;
taumeln, Bin und ber falten. Kat. torqueo, ich win
be, drähe; und torcular, bey Notker Pf. go. et 83
torcul, eine Weinpreife. Gl. Monfee. p. 383. in tor
calun. in pr&lo. franz. tour, autour, rings herum,
und tourner, Engl. to turn, angelſ. turnan, tvrnan,
winden, drähen. Notker Pf. go. umbeturnun, ia
eircuitu. ©. Wachter, v. drehen.
die LToͤrre, oder Terre; Ohrfeige, wohl gemef
ſener Schlag, z. B. ich will dir eine Terren geben, baf
du genug haſt. Bon zerren, ftarf ziehen; Engl. to
tear, Ital. tirare, franz. tirer, Griech. Tspw, affli.
go, vexo. S. auch Watſche.
totzeln, ©. duſeln.
trabig; ſehr gefchäftig, wo man viel herum zu
Iaufen hat, 3. B. es ift alles fehr trabig, flerntrabig
in unferem Haufe; ed ift trabig um dich, d. i. du haſt
vecht viel zu thun. iu Niederfachfen heißt ein ſolch ge
fhäftiges hin und her laufen, dravaljen, feanz. tra»
vailier, Engl. to travel, befchäftiget feyn, arbeiten.
Bitbritt. tratael, trafod, labor; trabludd, turba,
tumultus. Won traben, tretten, eifen.
frallen; fih zufammen winden, bräben, 3. B.
Die Seide, der Zwirn trallet fi) ; der Trall oder Schwall
des Waſſers; in den alten Trall hinein kommen, naͤm⸗
lich ın die alte Urt und Weife zu handeln. Gonft wird
dafür drillen, trollen gefagt, Engl. to trull, drähem,
fort wälzen. Ju den Eeltifhen Mundarten bey dem
Borhorn ift tro, verlio, gyrus; troi, vertere,
volvere. Hievon ift wahrſcheinlich auch drahen, dras
helen, drallen.
der Träm; Tram, ein Balken, ſtarker Baum,
wodurch der obere Boden — Zimmers befeſtiget wird.
Lat. trabs, an der Armoriſchen Küfte, wie Borhorn
bezeuget, trawfi. Bey dem Ulphilas iſt thrams, übers
haupt ein Baum. Wie wir für Alpe, Schwalbe, ges
meinigih Alm, Schwalm zu ſprechen pflegen: fe
fcheint auch Tram, fo viel als Trabe, Trawe zu ſeyn,
welche Schreibart in der lateiniſchen und Eeltifhen Mund:
art auch wirklich angetroffen wird. Ben den Dänen
und Schweden ift tree, angelf. treow, in den Slavi⸗
fhen Mundarten drewo, drevo,- Baum, Hol (©.
Apfolter).
dee Tran; dad, was bey anderen. Schriftſtellern
Honigthan oder Meithau genennet wird. Den ſuüͤſſe
Sran befteht aus fühlen Tropfen, welche bey einem Sons
nenſchein oft auf die Blätter herab fallen, und auf. den⸗
felben rothe Flecke verurfachen, Des milde Tran kommt
von den Blattläufen her, aphis, Fin, Von beyden ifb
ſchon oben gefagt worden (G. Milthan).
Es iſt einerleg Wort mit Thraͤne, lacrima. Bey
Notker find trane, und bey Willeram trahene, lacri-
me. Wie Adelung glaubt, von rinnen, ich rann,
indem in allen dieſen Fallen etwas angedeutet wird, weis
*
234
ches rinnet, triefet, tropfet. Griech. Igocros, dee Than;
Sera, die Thraͤnen; poy, ein Fluß, gsw, ich flieſe
So ift aud at. ros, böhmifch und Windiſch rola, da
Shau; franz. arrofer, benegen.
tranſchen; plump daher tretten. Ein Menfdi
f&fumpichter Kleidung , welcher durch Roth und Moraß
undefonnen fort tritt, wird ſowohl ein Schlamp, eb
Tranſch genennet. Von teetten, trotten; in dem Je
perf. tratt, bey Horned, c. 814. trant (G. Der
fhel). Dder zu nächft von dreſchen, drafcan, p%
fen, Daher itampfen (©. trafhtig ).
dee Zräpf; das, was durch wiederhohftes tropfn
herab fallet, z. B. es gehöret nichts zum Haufe, a
sur fo weit der Trapf gebt; dieſer kleine Baum ſtch
unter dem Trapf (des Daches nämlich, oder eines grif
foren Baums); der. Trapfwein, jener Wein, meldet
bey dem auf und zu reiben von. der Pipe herab tropfet.
Sonſt heißt es die Traufe; von traufen, Mik
feln, triefen., teopfen; angelf, droppan, dropia.
drypan, Schwed.drypa, Holländ. druipen. Es fhew
ein Ausdruck jenes Lautes zu fenn, welcher durch fen
geſetztes fallen und klappen geſchieht. Trappen, I
tretten, treppeln, trippeln, griech. Touren.
Adelung iſt der Treff, he. drypa, ein Gh ı
griech. Aocuco, ferio , percutio.
traͤſchtig; non Waffer und Koth auf deu Gtraſſen
+ B. es iſt ſehr teäfchtig daranffen; im Zimmer Al
SGeträfcht aumachen, viel Waſſer andgieffen. Es iR
ein Ausdruck jenes. Schalles, welcher theils bey ein?
ſtarken Regen gefchieht, teils mern man. durd (hl®
michtes Waſſer woten und patfchen mug. Walt
führet Die Nedendartan, ed regnet, daß e: dreuſcht:
nah Adelung, draͤuſcht. Fuͤr vatſchen, trampen , M"
im Scherze oft auch dreſchen geſagt, z. B. wo driſch
su hin? Bey Notker iſt Pf. 109. drafcan, Engl. 1
thrafh, dreſchen, bey Ulphilas gatrask, die Dreſch
tenne. Welches gleichfalls wieder ein Ausdruck von la
235
lagen oder ſtampfen if. Holländ. gedruis, altbritt.
ven dem Borhorn trwii, ein Geräufh, Getümmel,
riech. Ae⸗0, clamor, ———
die Trat, oder das Tratfeld; worauf das Vieh
veiden, und felbes beteetten darf. Die Kiıhtrat, eine
Aue oder Wiefe, welche auf.eine gewiffe Zeit. den Kü-
Jen zur Weide Überlaifen wird. Vinea erit in concul-
‚ationem, Isai. V. nad) der Mondfeeifchen Stoffe p
339. in trat. Go auch p. 413. Kitret, gleba.
die Traun, Truna. Ein reiffender Fluß, mit
‚inem reinen und falten Waller, und daher aud) guten
Fiſchen, welcher mit Flöſſen und Heinen Zillen befahren
wird. Es entfpringt dieſer Fluß aus dem alten Aus⸗
ee in Steyermark; rinnet alddann in den Hallſtädter
See; vonda weg heißt felben die obere Traune, mwels
he endlich in den See der Salzſtadt Gmunden fih ers
zieſſet. Don hier aus, die untere Traune, oder platt:
in Traune, welche unter Linz in die Donan flieffet.
Da nun diefer Fluß aus mehr, als einem Gee
feinen Uefprung nimmt, und in feinem eine bleibende
Statt hat; fo fommt der Rahmen desfelben fehr wahr:
heinfich her von trennen, ſich abſöndern, ausflieſſen,
ibtrünnig werden. Welches bey den Alten auh tra:
sen gelantet bat; Gh Monfee. n. g22. intranitaz,
Jiffuta veſtimenta, ein getrenntes oder zerriſſenes Kleid,
Schon Wachter und Friſch haben angemerfet, daß
Trun einſt eine Abſönderung bedeutet haben müffe, wo:
von noch abtrünnig übrig ift: und zwar von trennen,
oder, wie Adelung'glaubt, von rinnen, entrunnen.
klüenfalls könnte dieſes Wort auch her gefeitet werden
son trennen, in Anfehbung der unftillen und fehr um
ſich neiffenden. Fluth, wodurch die Ufer ſowohl, als die
ingränzen Gründe fo oft fort geriffen werden.
Es gibt übrigens noch mancherley Flüſſe, welche
nen etwas. ahnlichen Nahmen haben. Als die Drau,
Drame in Steyermarf, fat. Draus, Dravus. In Li:
eck die Trade, wovon die Stadt Travemünde den
236 Vu (9 2ER En Amen
Nahmen hat. rich. Ipoaum, ich breche, made cn
Geräuſch: womit etwann auch draͤuen, drowen,
drawen, nämlich drohen, überein kommen möchte. Je
Engl. iſt to draw, ziehen, ſchleppen, und to drown,
überfhwenmen. Ein gewiffer Fluß in Frankreich wid
druna, druma, la Dromme, genennet: ein andern
in Roewegen Drammen. Welche Wörter aber zu dem
griech. Sgauss, der Lauf, und Stromm gehören (6.
GSteömel). In der Windifhen Sprade ift trara
(böhmiſch und Pohlniſch trawa) dad Gras, nnd tra
nik eine Wiefe.
der Tremel; ein Knüttel, kurzes und dickes Hk
Es ift eine Verfeinerung von dem oben angeführten
Tram. Bey dem Minieren wird ein ſolcher Gtrud,
wie Adelung anmerket, auch Trempel genennet.
die Trempel; in unſeren Gegenden ein Geil
an Butter zu rühren, ein Nührfaß, Butterfaß. Mes
macht hieebey folgenden Unterſchied. Wenn das gamf
Faß umgedeähet wird, und die Daufeln, woran der
Milchram fich verdicken fol, inwendig am Nande dei
Faſſes ſich befinden, heißt es eine Trempel.
ein Ruͤhrfaß, wenn nur in dee Mitte cine eiſerne Welt
mit Daufeln umgedrähet wird. Endlich ein KRüubrit -
bel, oder Stoßtrempel, eine Kufe oder hohes
- worin mit einem Stiel famt einer runden durchloͤchertet
Scheide (Stöffel, Butterftiel, VButterftämpel) au
und nieder geftoffen wied. Gegen die Graͤnze von Golr Ä
burg and Steyermark, als zu. Iſchel, Goifern, Hab⸗
ſtadt 20. ift die Trempel auch ein gewifjes Maß ?M
Schmalz. Cine Trempel hält nämlich ao fh. oder !
Maß. Der vierte Theil davon heißt eis Ort (6. MP
ſes Wort). Die Brente Hält doppelt fo viel, nis
ich ga Th. oder. 16 Maß. Eigentlich fo viel auf e⸗
mal getrempelt, oder geruͤbret zu werden pflegt.
Tremmelnt alfo heißt Butter. rühren. Ital. trem
pellare, foüttels, bewegen. Hollaͤnd. tremel, frau;
— — 237
remie, ein Möhlenteichter. Als eine ſchwaͤchere Use
on Bewegung, iſt bey den Italiänern trembolare,
itteen; franz. trembler, lat. tremere, griech. Tosusın
trenſen; wird.nicht nur von dem Laut eines Dies
hen gefagt, fondern in gewilfen Fällen auch von Mens
den. Zu Gtrafburg, wie Scherz in feinem Gloſſario
yezeuget, ift frenfen, Achzen, heulen. Griech. Ioyvos,
amentatio. In Ofterreich heiße trenfen, fünf, Tangs
veilig und mit verzogenem Munde, etwas baber fagen.
Es ſcheint einerfey Mort zu ſeyn mit drönen,
Holänd. und tal, dreunen, tronare, einen anhals
enden zitternden Laut von fih geben ( G. Dran!). Oder
es kann, da and eine Art von Pferdzaum eine Trenfe
jenennet wird, feinen Urfpeung haben von ziehen, zer⸗
ren, verdrähen; franz. trainer, lat. trahere.
die Trefpe, ein Unfrant unter dem Getreide, Die
Moggentrefpe, bromus fecalinus: die Gommertrefpe,
\olium temulentum. Diefes Wort ift hier fremd. Die
erfte Art heißt in Defterr. der Dust, und die zweyte
ber Schwindel, oder Schwindelhaber (©. Durt).
Bey dem Friſch Trebs, Dreffe. Vlielleicht weil
der Durt, wie noch jest viele glauben, ın naflen Jab⸗
ren aud dem Noggen entfteht, und in trockenen wieder
is denfelben über geht; wach dem griech. rosro, ih
wende, verkehre. Oder als frumentum adulterinum;
Engl. drab, eine Hure. Auch als ein Unkraut übers
haupt; Engl. draff, Spüliht, mas ausgeſpuͤlet und
weg geworfen wird: womit die Treber, Träber , übers
ein fommen möchte, welches Wachter von. dem angelf.
drzefe, expulfo; drifan, expellere, her geleitet hat.
bie Treſter; Bälge Yon ausgepreßten Weintrans
ben. JIn Unteroͤſterr. wird daraus theild Branntwein
gemacht; theils ein Nachwein, welcher dee Laner odcr
Blauer genennet wird. Notker fchreibt Pf[.8. in tor-
eula uuerdent Kefcheiden uuin unde trefer, in der
Dreffe werden Wein und Tuefter won einander geſchie⸗
t
deu. In den Mondfeeifhen Gloſſen heißt e8 p. «oe.
uun—truolana, vinacea, Weindrüfen, Weindefen:
und eben daſelbſt galopha, vel trefiir, quisqu lia
Ungelf. dreſſen. Wachter ficht ed als etwas ank
geprebtes an, von dem alten Seandiſchen thr:fia, week
dies bey dem Derelius preſſen, drüden heißt. In de
böhmiſchen Sprache ift treftati, züchtigen, ſtrafen: ei⸗
se moraliſche Bedeutung, welche urſpruͤnglich froifem,
preſſen, geheiſſen haben möchte. Windiſch und Croe
tiſch treſti, trezti, ſchütteln. Wachter, v. Troß, hab
das franz. la trace, ein Fußſtapfen, und das Zeitw.
traflare, die Sußftapfen eines Wildes verfolgen, wel⸗
des bey dem dü Treöne vor fommt, von treiten be
geleitet; ich trat, trotten, trotteln. Für Treſter,
tommt bey dem Pictorins Troͤſter vor.
der Triel; ein pöbelhafter Ausdrud für Lippe,
Refze, Vormals hatte diefes Mort eine mehr anftäu-
dige Bedeutung. Nithard ein Minnefänger fagt von
feiner geliebten, P. II. pag. 77. ir rofenvarwer triel,
ihre rofenfarbe Lippe. In DOberfachfen wird das nam
fihe von der fchwebenden Haut zwifchen den Morder:
füllen eines Rindes gefagt, welche in Defterr. der Jahn
heist. In der dentfchen Naturgefchichte von Büffor,
fteht folgende8 Davon Tom. I. p. 382. von vierfüſſigen
Shieren: die Haut, welche unter dem unteren Rinns
baden, Inst: der Kehle und der Bruft, amıichen
den Vorderbeinen bis auf die Knie herab hanaet,
heißt eigentiuch der Sriel, franz. fanon. Zinte ıs
feinem öfonom. Wörterb. ſchreibt, wie ein guter Brumms
ochs ausfehen foll: ein wohl gewachfener ſtarker Leib,
ftarfer Nacken, langer Hals, abbangender Triel, x.
Don trilien, drillen, drähen, umwälzen: fo fers
die menfchlichen Lippen gleihfam aufgerollet oder ums
gedrähet find, und jene Haut an den Rindern immer
bin und her wanket. Von drahen, dreklen, drielen
(©. trallen). Bey Friſch und Adelung ift Trollmaul,
s Hroffes herab hangendes Maul. Tin der altbrittis
en Mundart bey Borbhoru dıyl, frufium: welches
ch Wachters Meinung von trennen, theilen, abſon⸗
en, ber kommen ſoll.
trifeln; reiben, z. B. der Zeug, Etrick, das
sch trifelt ſich, hat ſich abgetrifelt, Hin getrifelt, näm⸗
h hin gewetzet, iſt ſchleiſſig geworden; ee wird dich
ifeln, d. i. kuranzen, hart mitnehmen. Griech. und
t. tribon, tribonium, ein abgetragener Mantel, Fer⸗
* lat. tero, trivi, tritum. Angelſ. trifelan, reiben,
ftoflen. S. Wachter, v. teibuliren.
triftern; einen ftarfen Zrieb verurſachen, näms
ch ſtoſſen, fchütteln, 3. B. der Magen teiftert, ftofs
t; figürlich, eine Sache triſtern, genau prüfen, un=
efuchen, griech. reıßew, Sıurgıßew. Gl. Monſee.
. 324. truphtreti, excuteret (cum Gedeon excute-
:t, et purgaret frumentum. Judic. VI.).
ber Trogſchatz, ©. Truchſeß.
Trompeter Holz; ein Baum in Indien, Deiten
tamm und Wefte hohl find, cecropia peltata, Lin.
ber Troſt; Hoffnung, 3. B. ich habe einen-guten
roſt, daß ed morgen ſchön Wetter fegn wird; es iſt
n fchlechtee Troſt, oder, ift wenig Zroft, dag wir
ald werden abreifen können, nämlich es ficht ihm nicht
leich, ich glaube nicht. Von trauen, vertrauen. In
en übrigen Bedeutungen , ift Diefed Wort opnehin ſchon
on andern abgehandelt worden.
der Truchſeß; welcher bey einem feyerlichen Gaſt⸗
sahf die Speifen auf die Tafel bringt, in alten Schrif⸗
'a.drugfaz, drugfefle, troſeſſe. Bier bey dem Kol:
e fpeicht man des Trogſchatz: wodurch ſolche Perſo⸗
en verſtanden werden, welche in den Wirthshaͤuſern
ar Bedienung der Hochzeitgaͤſte beſtellet werden.
Ueber die Abſtammung des Wortes gibt ed noch
Herleg Streit und Zweifel, wie man vorzüglich bey
delung fehen kann. Wachter glaubte, dag es fo viel
49 — ———
fey, als dapifer, er trug's Eſſen auf: eine Ableiten
welche etwann nur im Scherze angeführet werden fine
te, Indeſſen bat er etwas viel beiferes bey dem Werk
Drofi: welches alferdings hieber tauget. In den älte
ften deutfchen Sprachquellen ift drot, trott, eine Me
oe, Schar, Volk: und fer, gefert, gefeget, felalid
einer, welcher über eine gewiſſe Menge gefeget if, ®
der Schwedifchgothifchen Mundart, und bey du Freie
drotfetus, droſſatus. Es kann daher einen vorgeltt
ten von verfchiebener Art bedeuten: entweder ber wirk
lich über andere zu gebiethen hat, oder, wie im geges
wärtigen Falle, der einer feyerlichen Tafel dorfteht, us
für die Ordnung fowohl, als richtige Bedienung fer
gen muß. Welcher Begriff auch ih dem Sat. und geich
architriclinus angetroffen wird.
Da das Evangelium von der Hochzeit zu Cam,.
eines der berühmteften ift, fo wollen mir fehen, M
man die Wörter triclinium et architriclinus, in M
alten Zeiten überfeget Bat. Gl. Monfee. p. 395. A"
ehitriclinus, der vurifio fiuolfazo, der vornehmit
unter dem jenigen, welche an der Tafel ſaſſen. Ibil
p. 397. ftuola, recubitus (amant primos recubits
in conis, Matth. 23, 6.). Denn wahrſcheinlich ba
man fich bey dieſem Worte nicht einen Bedienten MP
geftellet, welcher die Speiſen oder den Trunf ſelbſt be
teug , fondern einen Gaft, welcher im Nehmen de
Vrautleute, die Rechte eines Hansvaters ausübte, MP '
fonders da nebſt demfelben erft wirkliche Diener, M'
nifiri, in dem Evangelio vorkommen. Daher heißt d
and) bey Otfried, lib. 2. c. 8. ther thero trioſerro
uuas furifto gimazzo; qui ex recumbentibus in ff
clinio , erat fupremus conviva. Was bebentet aber
jenes trioſezzo? Es iſt eine buchſtaͤbliche Weberfesust
von triclinium, ein Dreygeſitze, dreytheiliges Gelieger.
Wie man von triclinium, triclinus vel architrict'# ,
zemacht bat, fo hat auch triolezzo ſowohl er
a
—
241
ils den Vorſteher derſelben andenten koͤnnen. Friſch
jat eben hievon unſer Truchſeß, Troſeſſe, her gelei⸗
tet. Was Adelung dagegen einwendet, iſt leichter, als
yiefe Ableitung, zu widerlegen. Man könne gar nicht
zlauben, fagt er, dag ein fo unbedentender Schrift:
teller, wie Otfried war, ein Wort habe ausbrüten
können, welches fo allgemein, und felbft bey fürftlichen
Hofen, angenommen worden wäre. Allein einer mußte
ya wohl den Anfang zur Ueberſetzung eines neuen Wor⸗
tes machen: und diefe eberfesung ift gewiß nicht ſchlech⸗
ter, als jenes armherzig bey dem Kero, aut dem lat,
mifericors, miferum cor, welches wir noch biß jest,
and nur mit vorgefestem bi, be, barmherzig audfpres
hen, wie ſchon langft Wachter und Frifch bemerfet
hatten. Ob es aber Dtfried feldft audgehedet Habe,
wiſſen wir nicht, indem es um ein Par Jahrhunderte
älter feyn kann. Endlich war Dtfrich, der don dem
Poniglichen Hofe felbft zu diefee Arbeit aufgemuntert
wurde, nicht unbedeutender, als ein groffer Theil aus
derer berühmter Gchriftfteller ift.
Ich Habe nun zwey alte Quellen hier angedeutet,
woraus dieſes Wort her geleitet werden kann: nämlich
jenes triofezzo ans dem Otfried, und das goth. drot-
fet. In beyden Fällen wird ein Vorgeſetzter der Tas
fel, oder der verfammelten Menge, aber freylich kein
dapifer, dabey verftanden. Ih glaube, dag man das
alte Wort beybehalten hat, wenn gleich die Art und
Meife der Bedienung verändert worden ift. Hat nicht
der Titel Marfchall ein gleiches Schiffal gehabt? Mau
fehe Schaff, 2. Daß jenes gothifche Drot, Au von
einer Verſammlung ber Gäfte gefagt werden konnte,
ſoll um fo weniger befremden, da auch die Franzofen
in ſolchem Falle den Ausdruck, avoir des gens, du
monde, zu brauchen pflegen. Als Samuel 30 Gäfte
vor der Ankunft des neuen Königs Sanl, in feinem
Hauſe verfammelt hatte; fprach er zu ihm, mach des
Drittes Zheil. Q
24%
Qulgata I. Reg. c. 9. hoc de induftria fervatum et
t:bi, quando populum vocavi. Was endlich den ls
terſchied, wovon Adelung gleihfald Meldung madt,
zwifchen figen und fegen anbelangt; ift zu merken, def,
beyde Zeitwörter in einer uralten Vermifchung ange
troffen werden. Wie fagen, ich fie, ich ſaß, de
Gaffe, der Seſſel, Tat. fedeo, fedes, fellio.
gegen beißt fügen, angelf, ſettan, bey dem llpbils
ſatjan: gleichwie bey Kero und Notker fazta, er fegte
Bey unſerem Volke fpricht man das Geſatz, oder &
fagt, für Gefes, lex, flatutum.
Die Trud; ein nächtliches Geſpenſt, welches ni
Seifen Schritten zu manden Leuten im Schlafe komm
und felbe drücket, fo das fir faum Athen ſchöpfen, neh
weniger. aber fchreyen fünnen. Leute, welche plattfif
fig find, kommen am meiften in den Verdacht, dei
fie eruden abgeben. Daher heikt ed auch ın dem alte
üuorterb. 1482. trutten, ploti, qui funt planis ped- }
bus. Die natürliche Urſache eines ſolchen Frampfarts I
gen Anfalles, iſt gemeiniglich eine Erfaltusg oder Ike |
verdaulichkeit ded Magend. In dem Kräuterbusch dei }
Hanns Schönfperger , Augſpurg 1496. c. 298. werde |
daher die Körner von pæonia officinalis, ald ein Ge i
genmittel angerühmt. Beonienkörner in Mein g6 .
nommen, alfo genüst benymet es den Siechtagen,
genannt Incobus Das ift ein Sucht oder Santo |
ey, Die den Menfchen in dem Schlaffe trude,
das der Menfch nit reden, noch fich auch bewegen
mag. Weil man aber die phyſiſchen Gründe gemes
niglih unter dem Wolfe nicht kennet, und dagegen des
uralten Seiten her verfchicdene lares et [pectra befant
waren; fo ift auch Diefer Zufall einer Aufferlichen Ur
fache zu gefchrieben worden, nicht in Deutſchland allein,
fondern in und auffer Europa. In den und benade
barten Ländern ift e8 die Trud; in Oberfachfen der Alp;
EIN EEE Tun 243
in Niederfachfen der Mar, Nachtmar, Engl. night—
mare, in Frankreich cauchemar.
Der Nahmen ift von der Empfindung des Druͤ⸗
ckens her genommen. Altbritt. troed, ein Fuß über
haupt. Island. troda, tretten, teaben, ftampfen;
eg trad , id) fratt. u verfchiedenen Stellen, welche
Friſch anführet, ife Weintrotten, Wein preffen: und
Oehl trotten, weiches hier Oehl ftampfen heißt. Fi⸗
gürlich bey Kero Pf. gg. getrotot uuerden, gedrücket,
gepreffet werden, durch verfchiedene Verfolgungen. Lat.
trudere, ſtoſſen drürfen. |
Bey den Angelfachfen war drus, druis, eine. Here,
Zauberweib: welches aber eigentlich die Weiber der al-
ten Druiden angieng (SG. Wachter, dv. Deniden), von
Denen eine Trud ein ganz verfchiebenes Wefen ift. Denn
letzteres Wort ift gerade in jenen Ländern am meißten
gangbar, wo man nie von Druiden oder ihren Frauen
etwas gemuät hat. Die Nedendart, daß dich der
Drug! daß dich die ſchwarze Druß hohle, anfahre!
hat Scherz in feinem Gfoffario nicht von jenen. Deren,
fondern von Drüſen, Beftbeulen , Petetfchen ausgelegt.
Auf aleiche Weife heißt es auch, Daß Dich die ſchwaͤre
North! wodurch die fallende Sucht verftanden wird.
die Truhe; ein laͤnglichter auf der Erde liegender
Schrank, wovon der obere Theil auf ımd zu gehoben
werden kann, für Kleider, Flachs, Mehl, Dbit :c.
Daher die gemeine Truhe, Mehltruhe oder Mehlahre
(5. Arche), Geldtruhe, Todtentruhe. Bey den Ab
ten war die Truhe auch ein ausgehöhltes nnd fchließbes
zes Bloch, um bie Hände oder Fülle eined gefangenen
darin einzufperren.
Gl. Monfee. p. 335. vincti manicas; gi
puntana mit hantdruhun.
— p. 350. in manicis; hantdruhun,
— p. 354. compedes; Re
a
244
Notk. Pf. 68. truoche, compedes: gedm
ohter, vinetus.
— Pf. 104. humiliaverunt in ccmpedibu
‚ pedes ejus; fine fuoze ſluogen fie ia
druhe.
Diefes Wort ift thro, tru, trug, truha, truca
trucula ,_ gefchrieben worden. Wie Wachter glauit,
von triegen, fo fern es verbehlen, verbergen, bedes
tet haben fol, wovon der Trug, Betrug. Ob eb
aber wirflich einft diefe Bedeutung hatte, müßte erß
beffer unterfuchet werden. Jener Ausdruck bey den
Königshofen, dad Feuer war nicht wohl betrochen und
beforget, heißt meines Erachtens fo viel, es war mid
wohl verfchloffen und verfperret. ine Trube übe
haupt fcheint mir ein enged Behältuig anzudenten, me
ein etwas zuſammen gedrücket, oder eingefperret wir.
Don deuden, bey den Alten druchen, thruccen, tric
can, tryckia: fowieein Schranf, Kaften, von ſchraͤs
ten, beſchränken; und der Pranger, ein Schandpfaht, k
von dem noch in Holland üblichen prangen, pfrengen,
in ein enges Behältnig bringen (G. pfrengen ). a |
ſittlichen Verſtande ift griech. reuxw. ich drüde, be‘
drüde, quäle; altbeitt. truan, mifer, zerumnofus, .
die Truſche; gegen die Graͤnze von Italien um
Frankreich, ein Nahmen des jenigen Fiſches, welde
fonft die Rutte oder Aalraupe heißt, gadus lota, is.
In Berchtesgaden wird bie Lachsforelle, ſalmo trutta,
Lin. eine Truſche genennet. Ueberhaupt fcheint diefes
Wort einen gefledten, buntfärbigen Fiſch anzubenten;
vieleicht zu nächft einen folchen, welcher einer Force
aͤhnlich iſt, Trutſch, Trutiſch. Die eigentliche Trutte,
fat. trutta, Ital. trotta, truota, Engl. trout, fra.
la truite, iſt die Forelle: weiche vermuthlich dieſes
Nahmen hat, wegen ihren blutrothen Flecken, von dem
ariech. Towdsıs, ein verwundeter, Tom. Tpoaxa, id
verwunde. In der altbeittifhen Mundart Heißt eine
BEE” DR N A un 245
Soeelle brithyl; von brith, diverficolor, maculofus.
"©. Beätling).
Die Tuchet, oder die Hille; das Oberbett, Dedis
wett. Von tuchen, Duden, decken, hülen, verbers
jen, in Wiederfachfen, wie Wdelung bezeuget, doken,
yoͤken CS. düdeln). Daher ift bey den Alten der
ougen, taugen, das Geheimniß; bey Tatian c. 187.
n dougli, angelf. on dyglum, im verborgenen, wo:
yon indgemein das Beywort dunkel her geleitet wird.
Die Mondfeeifhe Stoffe Bat p. 329. arah—lahhan,
tragulum, ein Lafen, welches deis Körper einfchliefz
et, verhüllet (SG. Arche). Bon dem vorigen hat Wachs
er auch das Tuch, pannus, abgeleitet, fo wie das
at. toga. Adelung aber ſucht einen anderen Grund,
venigſtens in Anſehung eines Tuches, welches aus ei⸗
sem dicken und ſtarken Gewebe beſteht. Denn bey Dt:
ried findet fi dad Zeitw. duachen, die Fäden ftarf
uſammen fhlagen, giduachit,. confiipatum, com-
yreflum, lib. 4. c. 29. In der Gloſſe von Rhaban
Naurus duchin, farduchin, angelf. thucgan, com-
yrimere. G. Wachter, v. duden.
dee Tuͤck, oder Tühffch, bey dem Kramer und
Seßner Tücka, Tocka; ein zu Wien fehr befannter
Fiſch, mit einem ungemein fetten, aber nicht fo zarten
Fleiſch, als der Haufen hat. Hochberg in feinem ades
ichen Landleben, bat diefen Fiſch für das Männchen
ed Hauſens, acinenfer hufo, gehalten. Wie ich aber
ndeilen ans dem Munde eines Ungars vernahm, foll es
in alter acipenfer Aurio feya: welcher, bevor er zwey
Jahre alt ift, das Stoͤrl, ferner bin aber, wenn er
ingefähr 14 Th. wiegt, ein Tüd heißt.
‚„Wahrſcheinlich kommt diefes Wort überein mit
üchtig, ſtark, keäftig; in alten Schriften Zucht,
Docht, Tugend, Kraft, Tapferkeit; und dem Zeitw.
‚angen, in Niederfachfen tögen, tügen, Schwed. do-
za, vermögen, Keaft befigen. Wltbritt. dichon, pof-
240
fe, valere., Entweder in Anfehung feines dicken Kies
pers: oder, wenn ed wirffich ein Stör ift, wegen ſei⸗
nem Muth in Verfolgung des Hauſens ( SG. Stöer). In
Ungarn wied felber tok—hal genennet; hal heißt üben
haupt ein Fiſch, tok fonft ein Futteral, Bier aber «+
was andered. Es kann jener Fiſch ſchon vor ber Ir
Funft der Ungarn in Pannonien diefen Nahmen gehalt
haben: oder ich glaube, daR jenes Ungarifche Wort ass
einer gemeinfamen Quelle mit dem Curopäifchen gefom
men fey. Eine Englifhe Dogge, ſcheint mie Tuͤck,
einerlen Wort zu feyn (S. Zauck).
tuld; betäubt, verwirrt, 3. B. es ift mir hei
dee Kopf ganz tüld; ein Getöfe mahen , bag man tul
und thorifch werden möchte; wenn man viel Zabaf rar
het, wird mantüld. Engl. dull, altbeitt. daw], ftumpf,
dumm. Griech. FoAos, Iodscos, trüb, untein, JaAsa,
ich trübe, verwirre. Hebr. dalach, conturbarvit. De:
ber auch Isländ. thila, verwirrt daher veden, in Im- ff
perf. eg thulde.
die Tuͤlle; der obere Boden des Haufes unter |
dem Dache, 3. B. etwas anf die Tuͤlle hinauf tragen,
anf der Tuͤlle fchlafen. Das alte Wörterbuch 1482 |
pluteale, Bole, Prett oder Tyl. Altbrittiſch bey
dem Boghorn tylath, trabs, lignum. Es zeigt alle
jenen Theil des Hanfed an, welcher auf den Bolen oder
Balken fich befindet. Im Schwabenip. c. : 24. wens
eine Stadt niht Mauern hat, fondern nur unten
ober Getuͤlle, ꝛec. Griech. rury, TuAos, callus, cla-
vus ligeneus. '
tuͤnchen, bey dem Pöbel tuͤnichen; auf cine be
fondere Weife eine Maner weiß, glänzend und glatt
machen, fo daß man darauf mahlen fünnte.e Es wird
nämlich der feinfte Sand genommen, und das Moalter
Cder Mörtel) mit ciner eigenen Kelle, die kleiner, als
bie gewöhnliche Mauerfelle ift, beftsihden. Gi. Mon
1)
— nun 249
fee. p. 323. mit chalche tunichos; calce læavigabis
eos. Hebr. tuach, oblinere parietem.
die Tunisblume, tagetes patula.. G. Samet⸗
nelke.
die Sinne, Waſſerwelle. ©. Unde.
türrifch, 3. B. türfifcher Spas, parus penduli-
aus(l G.Rohrfpas). türkiſcher Bund, lilium martagon.
türfifhee Hobler, Syringa vulgaris (©.
Hohler). °
tuͤrkiſches Nelken, tagetes patula (©. Gas
metnclfe ).
türkifcher Nosmarin, thefifher Lavendel,
fantolina chamæ — cy pariſſias
tuͤrkiſcher Pfeffer, capſicum annuum.
ſpaniſcher Pfeffer, capſicum fruteſcens. Bey⸗
de capſica werden in den Eſſig gehangen,
um ihn ſcharf zu machen.
tuͤrmiſch ausſehen; ſinſter, trotzig, wild, lat.
torvus. Griech. Sepos, ungeſtüm, verwegen. Bey
den Gothen, wie Scherz in feinem Gloſſario anführet,
war tyr, ber Kriegdgott Mars. Vielleicht von.thüren,
dürfen, viel wagen, verwegen ſeyn. S. Wachter, v.
thor.
tuſchen; 1) etwas verheimlichen, verbergen (G.
dus). Zu Straßburg, wie Scherz bezeuget, heißt
ſich duſſeln, kuſchen, ſich nicht zu reden getranen.
a.) tuſchen; in Oeſterr. und Baiern, klopfen,
ſchlagen, z. B. der Regen hat das Getreide zuſammen
getuſchet. In der Gchweig duͤtſchen, z. B. in der
Küche das Fleifh dütſchen, bracken, müllen. In Schwaz
ben duſeln, (S. diefes Wort). Windiſch touzhi,
ii flopfen., touzbem, ich klopfe. Lat. tundere,
tuſus. |
3) tufchen, einen: Tuſch machen, einen freudie
gen Schalt mit Trompeten und Vauken. Bey dem Hors
neck, und in Dem beygefhgten Gloſſario ift der Doz,
248 nr Nr
Horndos, fonitus buccine. In dem Rhytmus ıd
den heil. Anno zu Köln, c. 37.da di herehorn duzzn;
quum buccinæ fonabant. In dem alten Frage
Über den Krieg wider die Saracenen, dv. 3389. thun,
das Setofe der Walfen. Bey den Minnefängern dir
fen, duͤſſen, tönen, ſchallen: wovon der Tod, ol
gewöhnlicher das Getoͤſe, übrig iſt. Etwas andırd
ift Duden, dudeln, Ddüten, auf einen Hirtenhon
oder mit einem Tudelſack, liebliche Töne von fich geben
die Tutu — ſchnecke, Arombus gigas, Lin. wi
fo genennet, weil die Neger in Dftindien ſich derſelben
ſtatt eines Blaſehorns bedienen. |
« u.
Die Valben, ober Cumanen; ein treuloſes al
granfames Bolt, an der Gränze der Kleinen Tartarth
welches von den Tartarn vertrieben, endlich im Unger
die Erlaubnif erhalten hatte, ſich an der Theiffe riede
n laſſen. Hieron. Pez glaubte, daß dieſes geſchehe |
ey fec. XI. unter König Bela IV. Allein inderub
gemeinen Erdkunde von Schütz, wird diefe Einwarde
sung viel früher, nämlich auf das J. 1115. unter gt
nig Stephan II. angegeben. Sowohl Horneck, M
andere gleichzeitige Schriftfteler , führen häufige lot
über die dermaligen Ungarn und Wallachen, vorzoͤgſid
über über die Valben: wodurch fo oft die deutſchen Pr
Bingen verwüftet wurden. Much die Ungarn ſelbſt klaß
ten über diefe neuen Säfte: wovon Tanhufer , ein Dir
nelänger, P. II. pag. 63. die Valben fint gar unge
riht in Tanagra; des horte ich vil die Ungara
die Riufen klagen. Vermutblich heilen fie fo, ®
|
un 17 BEN er . 849
gen ihrer bleichgelben Farbe; von fahl, falb. Im den
alemanniſchen Gloſſen bey Gerbert, p. 79. Sec. XII.
Rutili, Waleba.
Carentani, Kerendra,
Flavi, Fallwn (Falwen).
das Vanillenkraut; eine zarte Pflanze, welch⸗
wie Vanille riecht ,- heliotropium peruvianum, fin,
Die Vanille ſelbſt ift epidendrum vanilla.
. ber Vater; ein Erzeuger, Engl. father, angelf.
fader, Inder Eottonifhen Evangelien Harmonie ift
fuodan, arfuodan, Y8länd. fæda, Dänifch und Schwed.
foda, föda, erzeugen, gebären. Evang. Luc. ı. v.
3ı. einen Sohn.gebären, Islaͤnd. fon feda, Schwe⸗
diſch — goth. föda en fon.
Ibid. v. 57. Elifabeth impletum eft tem-
us pariendi, et peperit filium:
Serdnd. tiid Kom, ad hun fkylide fæda,
og hun fædde einn fon; Schwed — goth.
at hon fkulle föda, och hon födde
en fon.
Hievon fommt auch das fat. fœtus, foetura her.
das Vleberländ; ein Meines Haus, oder Tediges
Grundſtuͤck, welches durch Kauf oder Erbfchaft zu einem
anderen Gut hinzu gefommen ift. Im Gegenfas der
Hansgründe: welche zu einem Haufe gefchrieben find,
und von demfelben nicht mehr getrennet werden dürfen.
Folglich ein Land oder Stück Erde, welches in Anſe⸗
bung der zugefchriebenen Grundftüde, übrig, ledig,
und nicht darunter begriffen iſt. Notker Pf. 55. ne
uuerdent ubere uuiges, fie werden des Krieges nicht
übrig, oder freu fen, immunes a bello. Bey den
Ungelfachfen ift lend, lond, ein Sand. Notker Pf. 84.
unferiu gelende, unfere Felder, unfer Erdreich. Gl.
Monfee. p. 336. niuvi—Jlenti, novalia. Wir fagen,
mo genden ift er zu finden? nämlich an welchem Orte,
ubi locorum ?
der Überreiter ; ein obrigfeitlicher Bebiente,
welcher die Aufficht hat über die Entrichtung der 35”;,
und die verbotenen Waren, welde in das Kand einge
ſchwaͤrzet werden könnten. Weil fic bey unferen Zeites
nicht, mehr beritten find, fo ift der Nabmen Uberge⸗
her, Mautauffeher, Mautbeamter, üblich ode
boch befiebter geworden. Vormals Hat man fie aus
Landreiter oder Landdragoner genennet. Liber, iſt
hier fo viel, ald um, berum, bin und wieder. Auf |
gleiche Weife find Megbereiter und Waldbereiter fok
de, welche die Aufficht Aber die Öffentlichen Wege oder
Maldungen haben: fie mögen nun zu Pferd herum rer
ten, oder zu Fuß dahin gehen.
dee Uberthan; jene Leinwat, welche Aber ben
Körper eines Verftorbenen gethan, gezogen wird, und
unter dem Deckel der Bahre vorn und hinten herab hangt.
Das ſchwarze Tuch über die Bahre felbft, heißt das
Bahrtuch, Don über thun: gleihwie in einem aube
ren Sinne der Unterthan, unterthänig. a
die Uchfe, Bier aber gewöhnlich Lichfen, Lech
fen; der hohle Theil unter den Achſeln, Engl. armho-
je, armpit, nämlid die Armhöhle, Armgrube; lat.
afcella, bey Friſch und Scherz auch ohfe, uſſe. Das
franz. aifflele, Holländ. okfel, oxel, heißt ſowohl er
ne Achſel, als eine Lichfe.
Woraus man wohl fchlieffen kann, daß es einer
ley Wort ſey mit. Achſel, es mag nun der obere, oder
untere Theil verftanden werden. Go ift aud) das Tat.
ala, afcella, afcilla, axilla, Yon beyden Theilen vers
ftauden worden: 3.8. vitium alarum, ber. Geftauf
unter den. Achfeln, vellere alas hominis, bie Haare
unter den Achſeln audranfen. Das. Stammenwort if
das Hebr. azzil, ala, axilla: wodurch etwas ange
deutet wird, weiches von der Seite bed Körpers hervor
ſteht, oder heraus gewachfen ift, ey fen num ein Flü⸗
gel, oder menfhliher Arm; wie Burtorf anmerket, von
ua tung “m —
EN DAT 2 uzeue 51
‚ezel, apud, juxta, de latere; azal, feparavit,
fepofuit. Das naͤmliche Hebr. Wort fommt vor, Je-
rem. 38, v. ı2. pone hac fub cubito manuum tua-
rum, feu fub axillis inter brachia, ‘ nimm e8 unter
Die Arme, unter die Achſeln, unter die Uchſen. Und
Kzech. 4ı. v.g. wird ed von Geitenzimmern, ober den
Flügeln eines Zimmers gebraucht. Hievon ift auch das
Eeltiſche aſgell, ala: wobey Wachter ſich gewundert
Dat, wie eine Achſel uud ein Flügel, von gleicher Be⸗
nennung ſeyn Fonnten. Cicero glaubte, daß ala bloß
von axilla abgefürzet fey: andere aber leiten cd her von
dem Hebr. alah (litt. ajin) afcendit, vel afcendere
fecit, meil fi) die Vögel dadurch in die Höhe ſchwin⸗
gen, oder Hebr. el, ſtark, fo feru in denſelben ihre
Stärke befteht.
Will man aber üchſe und Achfel, ald zwey wirk⸗
lich in ihrem Urſprung verſchiedene Wörter anſehen, fo
kann folgendes in Betrachtung kommen. 1). In den
Sprichwörtern Salomons heißt es c. 19. abſcondit pi-
ger manum ſuam ſub aſcella, nach der deutſchen Ueber⸗
fesung Gl. Monfee p. 352. uohſinin, unter den Uch⸗
fen. Um einen fanlen Menfchen anzudeuten, pilegen
wie im Scherze mit der Hand unter den Arm zu fah⸗
ren, als ein Zeichen, daß ed ihm. unter den üchſen
fehlet, indem er die Arme nicht zur Arbeit ausſtrecken
wi. Daher heißt es auch, man fall das Uchſenſchmal,z
nicht fparen, nämlich den Schwig. Sollte nun dicfer
Theil des Körpers gleichſam als der Sig der Faufpeit
angefeben merden; fo hatten wir ein Stammenwort in
dem Debr. azel, piger (litt. ajin): wovon aud das
Wort Efel, hau: böhm. und Wind. ofel, Cxroatiſch,
ofzel, als ein faules Thier, her geleitet wird. Denn
dag OR, wie Carl Fulda vorgibt, überhaupt ein grofs
fed Thiee (weiches aber am wenigften einen Sſel ans
geht) bedeutet Haben follte,, ift ohne Grund. a) fann
die Höhlung zroifchen dem Arm und den Körper, als
154 —
der jenige Theil augeſehen werden, worin man etwel
gu tragen pflegt. Griech. oxew, ich trage, führe; Ir
== uxe, ein Saft: oder Zugthier (CS. Adelung, >.
ch8).
3) kann ed die Fuůgung ober Vereinigung bes Arad
mit dem Körper andenten, und das Wort einerfeg Us
fprung haben mit Joh, jugum, jugare, jungere,
junctura. Denn daß der erfte Buchftab nicht weis
lich iſt, ſieht man ans dem Schwed. ook, Däniſch ang
das Joch. Hebr. achad, univit, adunavit fe; achaph,
incurvavit ſe.
die Ver; in alten Urkunden eine Frau, z. B
Der Kunigund, Ver Elſpet (S. lentig). Noch jes
ſpricht man Jungfer, für Jungfrau. Bey dem Ulphi
las iſt frauja, ein Here, und fraujinon, herrſchen.
Angelſ. frea, ein Herr, folc—frea, ein Fürft, Be
herrſcher des Volkes. Ben Difeied fro, ein Herr,
frouua die Frau. Welches Wachter her leitet Yon ber,
vor, für, pre, prior &c. Vielleicht ift aber jemes
Ver fo viel, al$ vira, virago, virgo; nad dem ax
gelf. wer, goth. wair, lat, vir, und in einigen (je
fchriften ver, ein Mann. G. Wachter, v. wer. Dem
auf gleiche Weife ift Frau, dominus et domina; Hebe.
ifch , der Mann, ifcha die Fran (©. is).
verbaint; ein Uusdend des Unwillens, 5. B. das
ift doch verbaint! namlich verdammt, verſlucht; du ver
baintee Kerl! Don bannen, verbannen, voeldes
theils ausfchlieffen, verjagen heißt, franz. und tal.
bannir, bandire; theils vernrtheilen, Bann die Ge
richtsbarkeit. Hochberg fagt in feinem adelichen Land:
leben: die Hafelhühner werben leicht verbaint, fo beid
fie ein Geräufch merken, db. i. verſcheucht, verjast.
vergehen, befennen; ich bergich. S. gichen.
die Verhandlung eines Binterlaffenen Vermoͤgent,
©. Abhandlung.
verfümmern; veränffern, verfaufen. Es wird
Diefes Wort nur noch in den Schriften der Kanzleyen
angetroffen. So heißt es in ber Landgerichts Ordnung,
wo von dem Fuͤrkauf die Nede ift: daß jeder Hausge⸗
ſeſſene zwar fein übriges Vieh oder Getreide verkuͤm⸗
mern, aber dabey nicht allgemein handeln, kaufen und
wieder verfanfen darf.
Bey Friſch und Scherz ift befiimmern, ergreis
fen, pfänden, einfperren. Ein Jterativum von bes
Eommen, weldes in gemeinen Reden befummen heißt.
Dagegen ift nun verkuͤmmern, veräuffern, verkaufen,
aus den Händen laſſen.
vernichtig; entkräftet, zu nichts mehr wohl taug⸗
lich, z. B. id bin ſchon alt und vernichtig. Ein z'nich⸗
ter Kerl, ein fchwacher , fhlechter , und doch dabey ſtol⸗
ger oder boshafter Menfch. Das Zeitw. vernichten, zers
nichten, ift bekannt.
verſehen, 3. B. einen kranken verfehen, ihm die
heilige Wegzehrung bringen; du mußt dich verfehen laſ⸗
— iſt noch nie verſehen worden. Lat. proviſio, pro-
vılus,
verfiehen; verfuchen. Diefed Wort wied jenfeits
der Traune gehört, z. DB. noch nichts in der Welt ver⸗
ſieht haben; bey dem Eſſen eine Speiſe verſiehen, ko⸗
ſten; lange Zeit bey dem Arzt verſiehen müſſen, Me⸗
diein brauchen. Es haben ſchon andere bemerket, daß
ſuchen nur ein verſtaͤrkter Ausdruck von ſehen iſt. ‚Not
ter Pf. 112. Gehen, Holänd. zien, Ysländ. fa, fe
hen, ſchauen: wovon auch das Geſicht, anfichtig werden.
vertheilen;, Täftern, aus Zorn viel böſes don,
eoder zu einem fagen, z. B. er bat deinem Bruder recht
vertpailt! Es ift einerley mit urtheilen, veruetheilen,
ein widriges Urtheil fprechen. Gtrider c. V. fect. zo.
vertailen, condemnare aliquem. Als Chriſtus das
esfte mal in die Wels kam, ſagt Notker PL. 49. be
ad, . nn 0 24 0 Sp
wurde er gerichtet, do uuard imo irteilet. Et Pf. i.
unanda in iu urteilet ii; iam enim judicati funt.
verzaͤhlen; erzählen. Go wird es is Galıbam,
und anderen Orten gebrauht. In den Mildheimifchen
Liedern, von Zacharias Bed:
Wenn Jemand eine Reife hut,
fo kann er was verzählen,
deum nahın ich meinen Stock nnd Hut,
und thet dad Neifen wählen. |
ber Vetter, bey dem Poͤbel Foͤda, angelf. fæde
ra, in Gl. Monfee. p. 333. fetir, patruus; fetiria
fun, patruelis. Cigentlih des Vaters Bruder: «ge
wöhnlich aber jeder männliche Anverwandte von Sek '
‚bes Vaters ſowohl, als der Mutter. Auf gleiche Weil ;
war einft die Bafe, des Vaters Schwefter, der Mus
tee Schmweiter hingegen. nuoma ( ©. Bafe): allein bey
unferen Zeiten werden Die weibfichen Anverwandten,, we
nigften® in vielen Gegenden, ohne Unterfhied Mume
oder Baſe genennet.
Gleichwie nun patruus, patruelis, ber kommt vee
ater: und Mume, muoma, in Niederſachſen Med
cr, Medderfche, von Mamme, Memme, Mutter;
fo ift ohne Ameifel auch Vetter von Vater, oder mes
netwegen famt demfelben von fÜden, erzeugen, als ber
näcdhfte an unferen Erzeugern (©. Vater). Indeſſen
haben wir bey diefer Ableitung des Wortes zweg be
rühmte Gegner. Wachter fagt davon, ut vulgo inep-
tiunt; welchen Ausdruck aber Frifh, wie fehr natür
fih, Abel aufgenommen hat. Adelung fchreibt, gegen
die Bemerkungen von Heynatz: „es ift nicht bloß uw
wahrſcheinlich, fondern erweisfich unrichtig, dag Vet⸗
ter von Vater abſtammet.“ Ey, wad nicht die Streit
ſucht macht! Beyde wollen alfo dieſes Wort lieber her
Seiten von wetten, verbinden, zuſammen fügen; folgs
ich als eine verwandte Perfon, homo junctus, com
junctus, Wie ed aber fommt, daß ein Audermanöte,
‘955
auch von mütterficher Geite ber, ein Vetter genennet
wied, ift fchon oben bemerfet worden. Und was Die
arammatiſche Griffe anbelangt, wie doch auf eine fo uns
eehöste Weile, das Wort Vetter (fetir, fæder, fö-
der) von Vater hätte gebildet werden können; fo if
dieſes wohl nur eine mit Unwillen gefuchte Schwierig⸗
keit. Wetten heißt noch jest in Defterr. die Brauts
leute feyerlich zufammen geben, Engl. to wed, fi
vermählen. Gollten alfo nicht vor allen bie Eheleute
jelbft unter einander, Vettern genennet werden, ;. B.
nein Vetter, mein Mann, oder meine Vette, mei⸗
ne Frau? Eigentlich aber wäre Vetter, wenn ed fo viel
ft, als Wetter, nicht eine verbundene Perſon, fon:
bern einer, welcher zufammen wettet, wie etwa der
Prieſter zwey Perfonen vereiniget. Mir fcheint daber
jene Behauptung, welche Adelung mit anzliglicher Wärs
me vorgetragen hat, erweislich unrichtig zu ſeyn.
Viecht —; in dem eigenen Nahmen mancher
Dexter, 3. B. Viechtau, Viechtwang auch febr vers
fhiedene Leute unferes Landes führen den Zunahmen
Viechtbauer. Nicht wegen einer vorzuͤglichen Vieh⸗
zucht, indem man Vieh, nie aber Viecht geſchrieben
bat; fondern von Fichte, Feichte, Fiechte, ein Wald:
baum. Die Defterreicher an der Donau, fagt Popos
witſch, fprechen die Fiechte, die Steyermärker und
ihre Nachbarn Feichte, Legteres wird auch hier ges
höret.
der Vizdum; in Tyrol, der Nahmen einer nahr⸗
haften Suppe, welche bey Bürgern und Bauern, ſeit
undenklichen Zeiten her gewöhnlich, und der jenigen ſehr
ähnlich iſt, Tmelche Graf von Rumfort zum beßten der
rämeren Klalfe befannt gemacht hat. In dem Wochen:
blatt von Inſpruck im J. 1802. wird die Meinung ge:
aͤuſſert, daß ſolcher Nahmen vieleicht da her komme:
weil, gleichroie der Bistum, Vicedominus, die Stelle
des Oberherren, alſo diefe Suppe die Stelle vieler ande⸗
a586 EEE EEE DE un
een Speifen vertritt. Allein es ift oßne Zweifel ci
ganz verfchiedenes Wort. In Baiern wird eine Ce
pe von Erbfen und Gerfte, ein Bizdum gemennet.
den zu Riga ım J. 1798. befannt gemachten Idiotikre
der Rief und Chftländifchen Sprade, ift der Han
tum, Gerftentum, eine Suppe von Gerften= ct:
Habergrüge. Die legte Sylbe Dum, Zum, $.:
alfo eine Brühe, Suppe: und ift mit Zum, Tem
Deim, Dampf, einerley Wort (SG. Dam). Da ma
ferner alte, und wenig mehr gangbare Wörter oft mi
anderen mehr brfannten zu verwechſeln pflegt (S
Peöpftling); fo kann aus pis—dum, endlich Wıztın
geworden feyn; Yon dem altbritt. pys, angelf. pila,
lat. pilum , die Erbfe (S. Arbes). Oder fo fern dei
Wort Wide, lat. vicia, Holländ. vitfe, im weiten
Werftande auch von Erbfen gebraucht wurde: als em
Hülſenfrucht nämlih, welche fih nah und nach eis
widelt, und zufammenzicht; oder welche ſich au andern
Gewächfe anzuhängen und einzuwickeln pflegt. Lat. vieo,
vincio, id) flechte , binde zuſammen.
die Ukeley, cyprinus alburnus. ©. Spitzlanbe.
die Ulme, ulmus effufa. ©. Ilme.
die Umurke; Gurke, Eucumer, cucumis fat-
vus. Diefe aus wärmern Ländern ber gebrachte Fruch
heißt
griech. ayyovpıov,
lat. anguria,
In Niederfachfen, und Liefland Augurke, Agurke
Ungar. ugorka,
Eroatifh vugorka,
Böhm. wokurka.
Aus Ugurfe, haben wir durch eine bequemere Yak
ſprache Umurke gemacht. Vielleicht ift diefe Frucht
aus Angora, Angoria, feu ancyra galatiæ is Klee
aſien nach Europa gekommen,
SERIE
asy
undanks; bey dem gemeinen Volke unverhofft,
wider Willen und Willen, 3. B. es ift mir undanks ges
ſchehen, daß das Glas zerbrad. Dank ift hier fo
viel, als Gedanfe: eigentlih alfo, ohne daran zu
denfen. Otfried III. 25. unthankes, unwiffend,, nicht _
abfihtlih; IV. 1. fines thankes, freywillig, bedaͤcht⸗
lich. Notker Pf. 14. der fines tanches ne liuget, der
wiſſentlich nicht lügen will. Mas Chriftus zu leiden
hatte, fagt Wileram III. ı1. das war alles nicht von
ungefähr, oder ohne feinem Willen, daz ne uuart al-
liz nieh fines undanches.
die Unde; ein altdeutfches Wort für Wafler,
Waſſerwelle. Alten Menfchen, fagt Otfried lib. ı. c.
26. ift das Heil in dem Waffer entfprungen, thiu fa-
lida in then undon, nämlich in dem Taufwaſſer. Und
Tatian, c. 52. dad Schiif wurde mit Wellen bededet,
uuard bithekit mit them undum. In der Samm⸗
lung dee Minnefänger, 1. 39. wenn die Fluth ıhre
Wellen fo fehr angehaufet hat, [wanne der wag fin
unde allo getallen hat. So aud) bey Horneck, c. 64.
in des Wages Unden
vierezehen taufend Man verfunfchen.
In dem beygefügten Gloffario von Hieron. Pe:
fon Peter gie uf den Unden, als uf der trucchen
rde.
von den Unden. Und in einer anderen Stelle, wart
getriben von den Tuͤnnen; welches ein Celtiſches Wort
iſt. Altbeitt. tonn, unda. Kaiſersberg ſagt in feines
Poſtille, wie Scherz bemerket: das Schit lin ward
bededfet.mit den Tunen des Meeres. Endlich füh-
vet Pez and einem alten Wörterbuch noch folgendes an:
Unne, Waſſerwelle, Wafferfturm, procella: In
Croatien wird ein gewiffer Flug die Unna genennet.
Gl. Monfee. p. 344. undota, ibat ( mare ibat
et intumefcebat, proph. Jonas, c. 1.). Diefes Zeite
Dritter Zpeil. R
Navicula jactabatur fluctibus, ward getriben
258 Er Er DE N run
wort gehöret nicht, wie Adelung geglaubt Hatte, gu dem
tal. andare, gehen; fondernzulinde, und heißt Web
len werfen. Wahrſcheinlich fommt ſowohl Das lat. ur.
da, als unſer deutfches Lnde, her von udus, naf;
Isländ. udar, es regnet (G. Auter). Es iſt fen
oben litt. n. bemerfet worden, daß diefce Buchſtab ıa
Vielen Wörtern nicht zur Wurzel gehöret. Altbrittiſq
bey dem Borhorn ynwſt, madidus, humidus.
uner (Ton am erften Vocal); ſchwach, mißlich
Es wird diefed Wort in unferem Gebirge gehöret, |
B. dad Kind fieht ganz uner aus, nämlich fchmad, |
kraͤnklich; diefe Hühnchen find noch unerne Dinger, ». i.
Schwache und fchlechte Thieechen; dielinerfeit, Unpäf
lichkeit, mißliches Ausfehen. Von un, ohn: wodurq
ein Mangel, eine Abwefenheit des. jenigen angedeute
wird, was fonft gegenwärtig, oder erwünfchlich zu fen
pflegt, als ungefund, unglüdlich, unfreundlich sc. Auf '
fer den zuſammen gefesten Wörtern, fommt es bey um
feren Zeiten felten mehr vor. Man fagt no, es iſt
nicht ohne, bey dem Wachter es ift nicht um, iſt Fein
leeres Ding, non eli res nihili,, es ift alfo etwas an
der Sache. Vormals hat man von un, ohn, ana,
auch Beywoͤrter und Zeitwörter gemadt. Willerem
ſchreibt V. 10. aller Sunton anig, ohne Sünde, alle -
Günden frey, febig; einer dee Minnefänger I. 6g. des
muos ich leider enig fin, los ſeyn, entbehren; us
Horneck, c. 439. fich einer Sache anen, entlebigen,
entfernen.
Ungarn; in den Zeiten bee Römer pannonia,
welches vermuthlich ein altes Scythiſches Wort ıft. Bey
den Sarmaten ift nämlid pan, Celtiſch bann, fan,
pen, gothifh fan, hoch, groß, Here, Fuͤrſt. Ent
weder, wie einige ſchreiben, von einem König., welcher
Panno gebeiffen haben fol ; oder weil die Nation ſelbſt
einen groffen und prächtigen Titel fich geben wollte; oben,
was ich am liebſten glaube, weil die erften Bewohner
EEE 0 GE DI BETEN 259
dieſen Himmelsſtrich, als ein herrliches und vorzug-⸗
liches Land angeſehen, und daher auch ganz billig pan-
aonia genennet haben.
Zur Zeit der groffen und fürchterlichen Volker Wan-
derung, wurde Rannonien zu erft von den Gothen be
feet; bald darnad) aber von den Hunnen (S. dieſes
Wort), mit weichen die Alanen kamen, wovon noch
bis jest eine Vtachlommenfhaft am Kaukaſus angetrof:
fen wird. Hierauf von den Gepiden, einem Gothi-
ſchen Ueberreſt. Nah Wachters Urtheil find Geride,
quali cunctatores: von beiten, warten, zuruͤck bleis
ben. . Sec. VI. erfchienen die Longobarden, ein deut-
fches Volk von der Nieder Elbe. Nach folchen die Aba⸗
ren , urfprünglih aus dem Gebirg Altaj im nördlichen
Afien. Zulegt die Ungarn; eine von den Finnifchen
Nationen, welche in Allen von dem Eismeer bi8 an den
Flug Ob, und ſüdwärts bis am die Gränze von Aflen
und Europa, ſich ausgebreitet Hatten, und wovon nod)
jest zwifchen Rußland und Schweden ein groſſer Theil
angetroffen wird. Ihr Einbruch gefhah über Rußland,
Pohlen, Moldau und Wallachey, endlich in Bannonien:
woraus fie weiter in Defterreich, Baieen, Deutichland,
Italien, ihre fürchterlichen Verheerungen fort gefeget
haben. Man bat damals von ihnen, wie Fleury in der
Kirchengefchichteanmerft , folgende Schilderung gemacht.
Sie waren am Kopfe gefchoren.; tranfen das Blut der
Thiere fo wohl , als der erſchlagenen Feinde; der Blick
war verfchlagen und graufam, ohne einer menfchlicdhen
Rührung. Alles gefchah zu Pferd, auch die Unterre⸗
Dingen. Ihre Waffen waren Pfeile, die fie eben fo
geſchwind, als gefchickt abfchoffen, und fi dann gleich
wieder zurfick zogen. Man glaubte, daß die Zeiten von
Gog und Magog, folalih auch das nahe Ende der
Melt, angekommen wären.
Es beſtand diefes Wolf, welches mit der Zeit fo
berühmt. und anfehnlich geworden ift, ag mehreren
260
Stämmen: worunter der Stamm ber Magyaren (in
der Ausſprache, mit ciner fchwären Zunge Ma —dja⸗
ren) der ganzen übrigen Nation den Nahmen mitges
theifet hat. Ungarn heißt alfo magyar—-orfzag, das
Reich der Magyaren. Die Sprade Hat weder mit der
Slaviſchen, noch irgend einer anderen Sprache in Ev
zopa etwas gemein, nur die Sinuländifche ausgenommen.
Der Nahmen Unger, hungarus, kann alſo richt
von den Ungarn felbft her kommen, indem fie fich eines
anderen Nahmen geben; fondern entweder von Slavden,
denen fie bey ihrem Ausbruch nah Europa zu erſt fun
werben mußten: oder einem anderen etwa gothifchbest
fchem Volk an der Gränze von Griehenland. Ein Ur
gar heiße in Böhmen uher, Eroatifh Vuger, inKras .
Oger: wodurch, wie es fcheint, fürdpterliche Leute der:
ftanden werden. Gothifh ogan, fürchten; ohtedum,
uhtedum, wirfürditeten; ohta, id) fürchtete. Islaͤnd.
Ogn, ugga, Surdt, Schrecken. ©. Wadter, v.
Shred. Cine andere Ableitung wäre von hun, Hu
nifh, und dem Geltifchen gwr, ein Mann: weil fe
allerdings an die Stelle der alten fürchterlichen Dunna
gefommen waren. Oder als fühne ,-tapfere Pfeilſchi
gen; von hun, chun, tapfer, und gar, ger, es
Murföpfeil, ©. Wachter, v. kuͤhn, und Ger. In Ober
ungarn iſt Ung — var, ein Markifieden oder eine Burt
(var) an dem Fluß Ungh. Hat ſich vieleicht ein vor
züglicher Theil der Nation zu erft an diefem Fluß gels
gert? Na, fagte mir einlingar, nnd daher kommt aud
der Nahmen. Diefer Fluß entfpringt an dem Kara:
fchen Gebirge, an der Gränze von Öalizien; wovon nas
der Einbruch dieſes Volkes gefcheben feyn möchte.
— Ungariſcher Heher, coracias —— ©. Me
ehe
Ungarifdhe Kraͤhe, c corvus frugilegus. ©. Krau.
das Ungelt. ©. Toj.
das Unſchlitt. ©. Juslet.
et, |] A nn
rn Din DENE een - 261
bie Unftrut, ein gewiffer Fluß. S. ſtruten.
untern, oderundern, ondern; zwifchen Mittag
und dem Nachtmahl etwas effen, welches in Defterr.
jaufen heißt. Obiges wird in Galjburg, Schwaben,
Cleve, Coln und Heilen gehört. Es heißt, unter der
gewöhnlichen Zeit etwas effen. In den alemannifchen
Gloſſen von Gerbert, p. 96. prandium, Imbitz; me-
renda, Undir Imbis. Die Alten in den warmen län:
dern, pflegten erſt auf den Abend, oder wohl gar nad
"Untergang der Sonne , ihre Mahlzeit zu halten. Das
her wurde ein Mittagmahl Untern, oder ein Zwiſchen⸗
mahl genennet. Gl. Monfee. p. 319. aphter untornes,
poft meridiem (cum audillent vı.cem Domini Dei,
deambulantis in paradifo ad auram poft meridiem,
Genes. 3.).. Ulphilas Lue. 14. undaur—nimat, pran-
dium. Später, und in Fälteren Rändern, wo man aus
gefangen hatte, ein ordentliches Effen zu Mittag zu vers
anftalten; wurde untern für Die Vefperzeit genommen.
Wachter und Scherz haben ihr undern, auf eine weit
her gefuchte Weife zu erflären- ſich bemühet.
die Unternaͤchte; an anderen Orten die 12 Nädhs
te, oder die heifigen Nächte, nämlich die Zeit zwifchen
dem Felt der Geburt Eprifti, und dem. Feſt der Er-
fheinung, dies epiphanie, welche als eine Zeit dee
frommen Freude angefehen wird. Unter diefer Zeit,
fagen die Dienftmägde, fol man nicht fpinnen; fo oft
der Zifch verrüdet wied , fo oft wird es das Jahr hin⸗
durch donnern, ꝛe. Es ift fo viel, ald Zwifchennächte,
dee Bogelbeer—baum; nah anderen die Eher
äfhe, forbus aucuparia, kin. G. Eſche.
der Vogel Fiaus, oriolus galbula. ©. Fiaus.
bögeln; eine Weibsperfon befchlafen. Es fcheint
von den Tauben ber genommen zu ſeyn, worunter das
Männchen ind gemein bee Vogel heißt, more colum-
hi agere. Der Enterih, anas. mas, wird Anut — vo⸗
N
263
gel genennet. Weil ihre Begattung in einer flatternden
Bewegung befteht.
Voͤggelbruck, eine Feine Stadt gegen die Gräme
von Baiern und Salzburg. ©. Födel.
Vorch — wird in den eigenen Nabmen mander \
Derter angetroffen, 3. B. Vorchheim in dem Gebiete y
von Bamberg. Vorch, Forche, bedeutet theils eines j
MWaldbaum, die Föhre, Kienföhre: theild einen Zilk, !
welder gewöhnlich Föhre und Forelle genennet wire. |
In unferen Gegenden ift Vorchdorf, ein Dorf une |
Pfarrkirche, wo zwey Feine Fluͤſſe zuſammen kommen, "
Die wegen Forellen beruhmt find.
uräffen; wird von dem Vieh gefagt, wenn esdel
gute Futter ausklaubet, und das fchlechtere, welches
deßwegen das Lrüß genennet wird, liegen läßt, z. 2.
die Kuh thut nichts als uraſſen; ein uräffiges Rind,
dem nicht Teicht ein Futter recht und gut’ genug fegs
will. Im Scherze wird es auch von Leuten gefagt, dir
wenig Luft zu effen zeigen. Frifch und Adelung erkläre
uretzig, fürfatt ſeyn, ſich inbereffen haben; allein dab
iſt etwas ganz andered. Bey Kero ift ubarazaliı, um)
angelf. ofer—at, die Gefreſſigkeit, Uumäffigkeit;
bier aber heißt ed vielmehr köhriſch, nettlich, heickliqh
ſeyn, nicht gern freffen wollen. Wahrfcheinfich alfo nes
ur, aus, von, und Aetze, Speife, Nahrung: fo fern
e3 heißt, unter dem Futter umfuchen, viel Davon auk
ſcheiden, ausſtreuen.
das Urbuͤtz in einem Apfel. ©. Big.
das Url, oder Ura, Urhab; Sauerteig. In er
nem MS. zu MIT, nad) dem Zeugniß ded Dieron. Per
je ihult aus zſcherren daz alt Urhab, expurgate ve
tus fermentum: Und in einem alten Wörterbuch de
ſelbſt: Urhab, Saurtaig, Hefel, Gyr, Teſem,
fermentum (6. Teiſem). Don heben, erheben,
fo fern der Teig dadurch in die Gaͤhrung gebracht wird.
Daher aud) franz. levain, ber Sauerteig; ven levare,
erheben. GI. Gerberti, p. 96. panis fermentatus,
irhaben Brot.
der Urfch, oder Nurſch; ein ausgehöhltes Ges
fäß zu verfchiedenem Gebrauche, 3. B. das Ürfchel,
Voͤgelnuͤrſchel, worin den Vögeln im Käfig das Fut⸗
tee gereichet wird, es fen nun von Holz, oder Hafner
Erde; dee Sau—urſch, Sau—nurſch, Schwein⸗
trog; der Stoßnurſch, Stoßgranter, worin Aepfel
oder Birne zerſtoſſen werden, um Moſt zu machen.
Auch ein ausgehöhlter Baum, der ſtatt eines Schiffes
dient, wird ein Nuͤrſchel genennet CS. Einbaͤumel).
Es gehört zu dem Tat. urceus, ein Krug, in ben
alemannifhen Gloffen bey Gerbert p. 99. Urcil (Ur⸗
kel), noch jezt in der Schweitz ein Derfelin. Auch
Wiphilad hat das Tat. urceus, Marc. VII. 4. aurk
überfeset. Berner ift griech. und Sat. orca, ein bandhis
ges Gefäß um Dehl, Wein ꝛc. aufzubewahren, ober
weiter zu führen. WAltbrittifh bey dem Borhorn arch,
arca, cifla. Gebr. argon, arca, capfa.
Ufel, oder Unſel, Üſſel; ein aftdeutfches Wort
bey dem Friſch, welches eine glühende Alche, oder die
Uberbleibſel eines verbrennten Körpers andeutet. In
der Sammlung der Minnefänger heißt ed, P. II. pag.
10. Der Berg müßte ze uirfeln werden gar, näms
lich zu Staub und Afche brennen. Lateiniſch uro, ufi.
In Krain ureti, fieden. Hebr. ur, das Feuer.
Uter, ein Krug. ©. Auter.
W.
mabbeln: die Worte fo uͤbereilt daher ſagen,
daß fie unverftändlich werden, befonderd wenn ein nas
türlicher Fehler der ſchwaͤren Zunge damit verbunden
26% mr 2 SEN 2 nn
ift. Ein nad der Natur gebildetes Mort: Daher mes
einem folhen Menfchen mit wa, wa, ma, zu f(pottes
plegt. Auch das Waifer wabbelt, wenn es im Sie
den laut kochet und wallet.
Wachholder, ©. Kranemwete. |
die Wachtel, tetrao coturnix, in. Gl. Mor
fee. p. 412. uuachtula. Bey Willeram c. 3. burg-
wnahtela; vigiles, qui cuftodiunt civitatem. -Xe
muthlich alfo von machten, welches hier allgemein fr
machen gefagt wird. Entweder weil diefe Vogel ws
hen, da andere ruhen und fchweigen: oder weil fie aß
Mächter anderer Vögel angefehen werden konnen, ir |
dem fie bey der Ruhe der übrigen ihre Streiferenen ma |
Patrullen machen. Es ift bekannt, daß die Wachtels.
wovon Männchen und Weibchen fh immer zerftceuns
erit auf den Abend einander fuchen und rufen. De.
Männchen fagt, wach unferem Ausdruck pimperling. ;
nnd das Weibchen mar. wau. Der Wachtelfönis.
rallus erex, wird in unſerem Gebirge das Grashen—
def genennet. Der Wadhtelweisen, melamnvrum ar
venfe, beißt in Defteer. Hundswais, Taubenwais
und bey dem Popowitfch die Blauen, weil der Cams
das Brod blau färbet.
der Wadel; fonft die Wade, Tat. fura, der fe
fchige Theil Hinter dem Schienbein. Vermuthlich iſt &
fo viel, ald etwas zufammen gedrängtes, ein Dänufct
oder Ballen. Engl. wad, ein Büfchel, 3. B. Strob
Werrig. Wachters Ableitung von wetten, zuſamme
fügen, ift noch die wahrfcheinlichfte. Denn hievon if
bey Ulpyilas Marc.X. 9. gawath, conjunxit: unbis
der Mondfeeifchen Gloſſe p. 325. uuaten, junxerunt.
Uebrigens heißt der Wadel ein Ding, womit mas
zu wähen, wächeln pflegt, fonft gewöhnlich der Wedel.
z. B. Fliegenwadel, womit die Fliegen verjaget wer
den; der Weihwadel, um das geweibte Waſſer auf dat
’
— . 265
Bolt zu forengen; das Wüderl bed Frauenzimmers,
ein Faͤcher.
die Wadfchinfe, S. Stumel.
dee Waffenkrapfen; font die Waffel, Engl.
wafer, franz. gaufre, goffre, auch im Deutfchen bis⸗
weilen die Goffer. Frifch glaubte, und Wdelung mit
ihm, daß diefes Gebaͤck deßwegen fo genennet worden
ſey, weil e8 gitterformig oder gewürfelt ausſieht, wie
ohngefähr eine Wabe oder Wachsſcheibe in den Bienen-
ſtöcken; gleichfant als ein Fünftliches Gewebe, von we⸗
ben, Armorifch bey dem Boxhorn gwau, texere. Ot-
frid IV. 29. giuuab, texebat. Allein das Wort hat
einen ganz anderen Urſprung, und zwar von dem Waf:
feleifen, welches zwen breite Ende hat, zwifchen denen
etwad ausgedrücket wird, in der Mitte aber aleich ei-
‚ser Zange oder Schäre zufammen geheftet if. Das
Engl. wafer heißt aud eine Oblate, weil diefe auf
gleihe Weiſe zwiſchen zwey Eifen audgedrüdet wird:
und Die franz. Nedensart, gaufrer des etofles, beru—
bet auf eben demfelben Grund, nämlich mit den Enden
eines glühenden Eiſens in Zeuge oder Tücher ein Zei—⸗
hen eindrüäden. Endlich ift die MWaffel, an einigen
Drten von Schwaben, und nahmentlih am Vodenſee,
ein weites Maul, altbritt. gwefl, Jabium, labrum:
und von dieſer Gleichniß hat auch jenes Eifen den Stab:
men, weil cd wie ein weited Maul von einander scht.
Der Stammbegriff ift aafren, fi öffnen, wovon ſchon
oben mehr gefagt worden ift ( S. Sof).
die Magenblume, oder Radblume; ein bey
bem Volk gewöhnlicher Nahmen der jenigen Blume,
welche fonft Gaͤnſekraut, groſſe Maßlieben, Ochfenaug,
St. Peters Blum, genennet wird, chryfanthemum
leucanthemum, fin. weil man fi dabey die Geftalt
eines Wagenrades vorftellet.
der Wagenbülß:; ein Bülfi oder Schwamm , wel-
“der ſich wie Schmeer zerreiben läßt, und daber taugen
—
266 Er PN EA Antenne
kann, um einen Wagen zu ſchmieren, boletus fubref
eus, Lin.
die Waidzille, S. Weitling.
waigern; in alten Schriften appellare, prove-
care a fententia judicis. So viel, als wegern, weigern,
verweigern: fo fern man den erften Spruch nicht anne
men wi. Und diefed von wagen, wegen , bewegen,
den Kopf fihütteln (S. bagisen). Horneck brandt
ftatt deſſen das Zeitw. dingen, gedingen, appellare.
In dem beygefügten Gloſſar. v. Pez heißt ed: waigern.
appellare; vulgo Dingen, Von Ding, thing, ti |
Gericht. |
die Waldmaus, ©. Hafelmaus. {
der Waldſtaarl, ©. Birgheber. |
welfarten; überhaupt eine Fahre oder Neife ia |
die Fremde machen, ind befondere aus Andacht nach es E
nem heiligen Det vereeifen. Wallen beißt fremd fern, f
fremd werden, wandern; von wall, angelf. weal, I
fremd: und dieſes, wie Wachter bemerfet bat, von den
Geltifhen al, el, fat. alius, fremd, einanderer. De
her althritt. aliwn, alienus; alon, galon, inim*
ci, alieni; alltud, alienigena, advena, ber von I
- einem anderen Lande ift (tud, terra). Bey dem Ye» |
nius in gloflar. goth. alja—kunna, walin—kunna, |
extraneus, der don einem anderen Geſchlecht ft. De :
her auch walch und mälfch fremd, ansländifh. Sr .
jenen Stellen, welche Scherz gefammelt hat, beißt uw
fer gewöhnliche walffarten, wallen um Gottes JRik
sen, oder don Buß wegen: und Waller, ein Wall
farter,, frommer Pilger. Dagegen Island. vallari, eis
Walter, Kandftreiher. Bey Otfried ift wallend fah
ren, wallend geben, in die Fremde ziehen, als ein
Fremdling herum reifen. Judas wollte haben, daß der
Werth der Foftbaren Salbe, lieber den Armen waͤre
gegeben morden, oder den Neifenden, nach Dtfried IV.
2. thie after lante farent uuallonte, die ald Fremd
Aus ’ 267
Singe von Land zu Land ziehen. Und V. zo. the ih
uuallonti ni giangi, daß ich nicht wie ein Fremdling
herum irren durfte. In dee Sammlung der Minnes
fänger I. 96. ich fuor uuallende, unz ich dich vand,
ich gieng irrend in der Fremde herum, bis ich dich fand.
Waltwachs, ©. Haarwachs.
die Wamme; ein Wort von ſehr verſchiedenen
Bedeutungen, welches daher auch nicht leicht zu erklaͤ⸗
ren iſt. Ueberhaupt ſcheint es einen Fleck zu bedeuten,
welcher ſich über etwas ausbreitet, oder ſackfoͤrmig etz
was einfihlieffet. 1) wird die Haut an Menfchen und
Shieren, welche das Ingeweide einfchlielfet, und fers
ner der Bauch felbft, Wamme, Wampe genennet,
Bey alten Schriftſtellern wamb, wamba, wampa,
Engl. wemb, der Bauch. Ein Bauchfell von Haſen,
Füchſen ꝛe. heißt bey den Kuͤrſchnern eine Haſenwamme,
Fuchswamme, nah Wachter die Wembe. Holland.
wam-, dad Ingeweide eines Fiſches; daher Fiſche wam-
men, fie aufbrechen, aufreiffen. 2) die fhlappe Haut,
melhe am Halſe von Kühen und Ochfen bis gegen, die
Vorderfülfe herab hanget, wird in Defterr. der Fahn,
an anderen Drten von Dentfchland Wamme, Kalt;
wamme genennet. Ein anderer haͤutiger Fleck zwiſchen
dem Bauch und den Schenkeln, heißt hier an Rindern
dee Bauchfleck; anKälbern, Schweinen und Lämmern
ater das Wammel, oder die Bauchwamme. Dieſes
Stück ift inwendig hohl, hat nur weniges Fleiſch, und
wird daher gemeiniglih mit Eyern geflillet. 3) in der
böhmischen Sprache wemeno, das Enter der Thiere,
Endlih 4) angelf. wam, Engl. wem, ein Flef, eine
Makel. In der Cottonifhen Evangelien Harmonie tft
. wameslos, und bey Kero unbiuuamter, unbefledt.
Notker überfeget die Worte Pf. 105. contaminata ef
terra in operibus eorum; diu erda uuard beuuem-
met in iro uuerken. Wie Wachter 9. Roſt anmerfet,
kommt bey den Angelſachſen auch nur om, für Makel, vor.
268 EEE GEN 7» Summen
Da der Anfangs Buchſtab w, in vielen Wörtern
nicht weſentlich iſt, und in mehreren Sprachen über
haupt gar nicht angeteoffen wird, fo fanı Wamme
aus dem Celtifhenam, lat. am, ambi, ambe, gried.
up, außı, um, herum, entftanden feyn: und eis
Ding andenten, welches etwas umgibt, oder einfchlief:
fet. Daher auch altbritt. amis, amictus; amdo,
amiculum, involucrum.
das Wammes; in der Schweis, ein kurzes Kleid
mit Ermeln, welches bey unferem Volke ein Leibel oder
- Schämperi heißt. Sonſt gewöhnlihd das Aßamms,
in Wiederfachfen Wambeis, Holänd. wambes, wam-
buis, Die Segte Sylbe gehört ganz wahrfcheinfich ;e
ben altbritt, pais, griedh. BevIos, ein Oberfleid , äufı
ferfiche Bederfung. Wiele glauben, weil e8 die Wan:
me, nämlich den Bauch decket. Mir feheint dieſe, Be;
nennung da ber zu fommen, weil die gewöhnliche Be
defung dee alten Deutfchen aus den Wammen, oder
Bauchfellen verfchiedener Thiere beftanden iſt. Indel:
fen hat aber doch erftere Meinung einen guten Grund,
: als ein Kleid namlich, welches vorzüglich den Mitter
feib warmen fol: im Gegenfag eines Manteld oder Re
des, wodurch der ganze Körper gedecket oder gezieret
wird. Man bat ed auch wirklich durch das fat. ven-
trale erffäret: wovon artige Stellen ben Frifch zu fehen.
wänfen; prügeln, eigentlich das Tell ausklopfen,
wie e8 die Kürfchner , Weißgärber und Vergamentma-
her zu. thun pgegen, wenn fie die Mammen, nim
lich Felle oder Haͤute verfchiedener Thiere zubereiten.
war, oder wahn; abgehend, mangelhaft. Pie
von ift der Wähnfinn , wie auch wenig, und das lat.
vanus, leer, eitel. Kero fehreibt c. 2. nihil deeft
timentibus Deum; neouueht uuan if; c. 53. hofpi-
tes, quinumgvam defunt monafterio ; die neonal-
dre uuan fint. Ferner ift bey ihm c. 27. et 36. fo mie
bey Notker Pf. 39. und in der Mondfeeifchen Gloſſe p-
DE A AED See 269
339. uuanheil, kraͤnklich, ſchwach. Manches iſt hie:
von ſchon oben geſagt worden CS. ſchwenten). In
dem Gloſſario von Scherz kommt die Redensart vor,
ver Wein liegt wen, namlid das Faß ift nicht gen;
ausgefüllt; der Wein wanzet, dat eben daher einen
übeln Geſchmack, ift feimig.
die Wand, in gemeinen Reden Mend (©. auch
Lorwend ). Bey Drfried und Notber Luenti, parcies.
Don wenden, ih wandt. Ein Gebsude nanlı) bat
vier Menden, oder Wendungen, Abtheilungen bes
Geiten; bey jedem Ede wendet firh Dasfelbe.
das Windel; in den Küchen ein Feines Gebäck,
ald Germwandel, Biöcoten Wandel, :c. weil diefe Urt
in ovalen, aus Blech gemachten Becherln, welche wie
eine Meine Wanne ausfehen, gebacken wird. Für
Mann, Pfanne, Wonne, fpreden wir in der Verklei⸗
nerung mandel, pfandel, wandel.
dee Wandſchopper; in den Alpen von Salzburg,
ein Nahmen des Manerfpechteß, certhia muraria, Lin.
das Wang; ı) eim weites eingefchloffenes Feld,
ein Samp. Islaͤnd. vang, agerlertus, angelf. wang,
wong. Gl. Monfee. p. 407. holz—uuanga, cam-
}.is nemoreis. In der Eottonifchen Evangelien Dar:
monie wird dad Paradies, nad einem poetifchen Aus:
deu, gruoni godes uuang genennet: und die Korte
ded Engeld zu Diaeia, werden auf folgende Weiſe uns
fchrieben; über dich wird der heilige Gcift von dem Him⸗
mels Wange forımen, an thi fcal helag galt fan he-
fan uuange cuman. Wie Wadhter und Friſch glauben,
fo viel als Einfang, bey den Alten gifang, bilanc,
bivangium. Viele Derter haben hievon ihren Nahmen;
in unferen Gegenden Adelwang, Viechtwang, Un:
pfelwang, ꝛe.
2) das Wang, ſonſt die Wange; jene fleiſchigz⸗
Ausbreitung, wodurch der hohle Theil zu beyden Sei⸗
ten des Geſichtes eingeſchloſſen und nusgefüllee wird.
270 EEBENE? 0 EP ED EDREE
Es fcheint daher einerley Urfprung mit dem vorigen ja
baden: und heißt Isländ. vange, bey Drfried, Ze
tian und anderen uuanga, angelf. weng. Die Schlafe
des Hauptes werden an einigen Drten Dünnen, Düne
wangen, Gl. Monfee. p. 350. duna—uuenga gene®
net, weil fie weniger fleifchig find; franz. le haut de
joue. In beyden Fallen mag nun der Begriff dos
Einfaffung oder Einfchlieffung angenommen werden.
Auf gleiche Weife leiten einige das lat. gena, altbritt.
gen, Die Wange, von dem Hebr. ganan, protexil,
obtexit, her.
dee Waͤſchel; ein Bündel von Stroh oder Kübe
haaren, um die Wäfche damit zu reiben. Im verädt
lichen Verſtande ift der Badwaͤſchel, ein Bader oder
Barbier; eigentlich welcher die Badgäfte bedienet, ein
Badeknecht, Bademagd. Das an feinem Det ange
fühete Ohrwäſchel, ift von einer anderen Bedeutung.
wafchleichete naß; ©. leich.
wäß, auhmäfch, wärſch; rauh, ſcharf, fpisig.
Bey Kero, Otfried, Willeram waſs; Isländ. hvals,
ängelf. hwaet: welche Wörter ſich von dem Hebr. chad,
acutus, nur durch einen ftärkeren Hauch untericheiden.
Hievon ift dad Zeitw. wesen, bey Notker Pſ. 63. uaz-
ton, fie westen. Wir fagen z. B. durch Harte Arbeit
wäfche Hände befommen; im Winter die Pferde me
fchen , d. i. die Eiſen fcharfen laſſen. Gl. Monfee. p.
‚382. uuafli, mucro difcipline, afpera panitentia.
die Waſſeramſel; Aurnus cinclus. G. Bach⸗
amſel.
dee Waſſerbaum, populus alba (©. Alter):
wie auch acer platanoides, (G. Ahorn).
Waſſerbeer; die Frucht von viburnum lantana;
item, viburnum opulus (©. Papelftaude, und Ge
frerbeer).
die Waſſerbirke; Hier in einigen Gegenden eis
Nahmen der Zitterpapel, populus tremula, weil dieſe
\ ERENEN \ GET \ AED AED GER 271
wie eine Birke ausſieht, und oft in feuchten Gründen
angetroffen wird (©. Alber).
dee Waſſerfloh, ein Meines Inſeet, welches wie
ein Floh auf dem Waller hüpfet, monoculus pulex,
Lin. Die Wafferwanze, cimex lacuftris.
das Waſſerhenndel; rallus aquaticus, Game
methuhn. Ein langlichter Waſſervogel, woran der obere
Körper röthlih braun, mit fhwarzen Flecken; der un:
tere aber blauafchfarb ift, und an den Weichen weiſſe
Duerfteihe hat. Der Ungenring fowohl, als der un
tere Theil des Schnabels ift roth.
das Waſſerkalb, fonit Gadenwurm, Gaitenwurm,
gordius aquaticus, Lin. Nicht, weil diefer gefährli-
he Wurm den Kälbern ſchadet, wenn ſie ſelben im
Waſſer verſchlucken, wie ein gewiſſer Auctor geglaubt
hat; fondeen als ein kleines hüpfendes Thierhen (G.
Kalb). Würde felber nicht auch den Kühen, Ochſen,
Hunden, eben ſo gefährlich ſeyn?
die Waſſerkaͤſte, trapa; S. Spitznuß.
die Waſſermaus, oder der IBaffer— Biber,
mus amphybius, Lin. Dieſe groffe Maus ift unter
fih gran, oben ſchwarzbraun, hat Zähne wie ein Eich⸗
has, und um dad Maul ſchwarze Barthaare, wie eine
Kane; wühlet im trodenen Grunde, ſchwimmet aber
auch im Waffer, um Meine Fiſche und Krebſen zu raus
ben. Die Waſſer —Spitzmausſs, ſorex fodiens, wird
Heine Waſſermaus genennet.
ber Waſſerrabe, pelecanus carbo. G. Nabe.
ber Waſſerſchnepf; ein Nahmen verſchiedener
Vögel, welche einem Schnepfen gleichen, und ſich am
Waſſer aufhalten. Der groſſe, oder graue Waſſer⸗
ſchnepf, tringa ochropus, Lin. iſt nicht ſo dick, aber
etwas länger, als eine Taube. Der ganze Kopf und
Hals bis an die Beuft, weißgrau getupft. Der obere
Körper zwifchen den Flügeln weiß; der Bürzel grau ges
Het. Das Männchen ift vom Bauche am durchaus
212 EEE NE
hellweiß; das Meibchen auch, hat aber die und da graue
Zurfen. Die Füffe find bey dem Männchen grünlicdt
gelb, bey dem Weibchen hellgelb. Der Feine Waifer:
ſchnepf, oder Weißftois, tringa cinclus, ift etwas
gröſſer, als eine Amſel; ober fih mufchelfarb, oder
braunlich grün mit weißlichten Sprenfeln, unter fi
durchaus weiß, bis auf den Hals, weldher graue Flede
bat. Der weiſſe Steig wird vorzüglih im Fliegen be
merket. Beyde Baben einen pfeiffenden Laut: Die erfte
Urt ift im Sommer , und die zweyte das ganze “Jahr
hier am Traunfluß. Das Waſſerſchnepfchen, tringa
hypoleucos, wird hier Grieshenndel genennet.
watlih, fhön. ©. Ziehwat.
die Wätſche; Obrfeige, Schlag in das Angefict,
Don butten, ſchlagen. daher auch Parbat'chen, peit-
fhen, Ungar. Korbats, die Peitfhe; Kür, corium,
Haut, Leder, wovon aus) der Küraß, Kürfchner, x.
Wir haben eine Menge Wörter, um dergfeihen Höf
Iichfeiten auszudrücken: als 3. B. Dachtel, Fotzen,
Schelln, Tetſchkappe, Törren. Virgil — Aeneid V. 435.
— — erratque alres et tempora circum
crebra manus, duro erepitant fub verbere
mal.
das Waubkerl; ein ſcherzhafter Ausdruck, für Laus,
pediculus. Bielleicht als ein wildes, ſcheusliches Thier⸗
chen (S. Wauwau). In der Windiſchen Edrache iſt
vuſh, Croatiſch vus, böhm. weſs, eine Laus.
der Wauwau ; ein Kinderſchrecker, wilder Mann,
Ital. baubau. Altbritt. bey dem Borhorn bw, bwbach,
ein Schreckbild. in ſolcher Mummel oder Popanz,
wird zu Hamburg Bumann, zu Straßburg, wie auch
am Vorarlberg Butzmann genennet. Vermuthlich we⸗
gen dem brummenden Ausdruck hu, wu, mu, womit
man den Laut der Rinder nachahmen will, um die
Kinder zu ſchrecken. Altbritt. bu, ein Ochs oder eine
Kuh.
der
273
bee Webers fonit auch Kreßling, an anderen
Orten Grundling, cyyrinus gobio, fin. Ein Feiner,
wenig geachteter Fiſch, wovon zwey Arten bemerfet
werden. Der weifle Weber, welcher von der Donau
ungefahe um Pfingften hieher in den Traunfluß fommt,
und da cin Par Monathe verweilet, obmohl einige auch
bis in den Winter zurück bleiben; bat einen fpigigen
Kopf, wie die Barbe, ift am Rüden gran, mit vier
dunkelbraunen Zwerchſtrichen, unter fih weiß; die Ruͤ⸗
"Een: und Bruftfloffe bräunlich, Die übrigen weißgelb,
die Schwansfloffe ſchwarz gefprenfelt. Der fchwarze
oder graue Weber, welcher allenthalben in Bächen
und Flüffen angetroffen wird, ift Fänger und dickleibi⸗
ger, der Farbe nach dunkler, am Kopfe weniger fpi-
8ig; hat an den Geiten und am Nüden groffe fchwarzs
blaue Flede. Un der Donau um Linz wird gewöhnlich)
diefe zweyte Art Kreßling genennet; die erfte aber, wel-
che Fleiner und zu eſſen noch fchlechter ıft, aus Verach⸗
tung Weber. Weil ſich übrigens alle dieſe Fifche gern
am Grande des Waflerd aufhalten, und deßwegen oft
auch Gründling genennet werden: wie die Schmerle,
cobitis barbatula, Lin. welche in Defterr. die Grundel
beißt; fo hat man unfere Weber oft mit underdienten
Lobſprüchen überhäufet. In der XIII. Ausgabe des
Syſtems durch Gmelin, heißt es noch, carne fariidif-
fima, concoctu facili: ein Ausdruck, welcher nur die
Schmerle angehen kann. Auch die eigentliche Beſtim⸗
“mung, cyprinus pinna ani radiis 11, cirris 2, ift
nicht allerdings richtig : indem in der Afterfloffe, wie
fhon Kramer beobachtet hat, oft nur 7, oder 9 Straß:
fen angetroffen werden.
weger, bey dem Pictorins mägers beffer, nuͤtz⸗
fiher. Ein Wort, welded wir nur aus den alten
Schriften kennen. Dtfeied IV. 9. uuegod, mlüglid.
Horneck c. 248. es deucht in weg, kommt ihnen nlge
fih vor; c. 189. zur Erone weg , tauglich, würdig;
Dritter Theil, 6
ayh
ce. 604. die magiften und peiten Soldaten anstwäh
len. Und noch an anderen Stellen unwag, ungewaͤg,
ungünftig , nicht gewogen. Woraus ſich fchlieffen laͤßt,
daß diefes Wort zu Wage, wägen, wichtig, gehört:
indem man an der Wage den Werth erkennet, befonders
in den alten Zeiten, wo jedes Gold oder Silber dur‘
die Wage geprüfet werden mußte (S. Pfeuniug). Wat
die Wage hält, ift bewähret. Es ſcheint Daher meg,
wegig, fo viel als gewichtig, bey Otfried uuegod,
wiegend, zu feyn.
die Wegwart, oder wilde Cichorie, Feldeichorie,
‘cichorium intybus, tin. Cine Pflanze mit blaue
Blüthe, welche an den Wegen und Gteaffen wachſet,
und eine auflöfende, Blut reinigende Kraft hat. Engl.
wort, eine Wurze, Kraut.
der Wehetagen, oder Wehtong, Wehthom,
Wehthum: ein Schmerz , 3. B. innerlihe MWehtogen
haben, einen Wehtagen am Finger, ıc. In dem Krar⸗
terbuch des Hanns Schönfperger, Augsb. 1496. der
Wetagen des Haupted, der Augen, auch wird daſelbſt
manches für den Bauch Wetagin vorgefhrieben. Te
bernämontan hat Zahnwethum. Auf gleiche Weife ık
bey diefen, und anderen ähnlichen Schriftſtellern der
Siechtagen, Willeram V. 8. der fechtagon, eim
Krankheit: und zwar
der Falte Siechtagen; dad Fieber.
der fallende Siechtagen; die fallende Gudt,
. epilepfia.
der grüne Siechtagen, Engl. the green ficknefs,
Die Bleichfucht, cachexia. In der Schweig wird ein
Menſch mit einem bleichen Angeſicht ein Grünlig (geie
ling) genennet. ”
Bey Horneck, und im Schwabenſp. ber Siechtum.
Es ift alfo nichtd anders ,. ald die gewöhnliche Endſpl⸗
be — thum, wie 3.8. Irrthum, Reichthum, Be
weisthum.
wehrens huͤten, halten, bewahren, z. ©. das
Kind wehren, oder, mie man bier gemeiniglich fagt,
des Kindes wehren, darauf Acht haben, Otfried ſchreibt
von der Mutter des Heilandes, lib. 1. c. 11. ſalig,
thiu ’nan uuerita; beata, quæ ipfum fervabat.
Notk. Pf. 18. dia ea uuerin, das Gefes beobachten;
Pf. 70. daz gebot uueren, das Geboth halten.
das Weib; überhaupt eine Perfon des anderen
Geſchlechtes, im Gegenfas ded männlichen. Bey dem
Vöbel heißt es, die manneten und die weibeten
Leute, nämlich die männlichen und weiblichen; es wird
ein Weibets ſeyn von etwa zwanzig Jahren. Diefes
Wort, deſſen Erklärung ftetd mit vielen Schwierig⸗
feiten verbunden zu fenn ſchien, bat bey den Alten
wib, wip, wif, gelautet. Wie ich glaube, von dem
Celtiſchen byw, leben, welches nach dem Zeugniß des
Borhorn ſowohl im Herzogthum Wallis, ald an ber
Urmorifhen Küfte gehöret wird: und womit auch das
fat. vivere überein kommt, griech. Pios, Das Neben-
So fern jeder Menfh von einem Weite geboren wird:
und felbes daher die nächfte Quelle des Lebens ift. So
heißt e8 auch, Genes. 3. vocavit Adam nomen uxo-
ri [use Heva (hebr. chavva‘): eo quod mater ellet
cunctorum viventium; (aradice chaja, vixit).
Friſch Hat Hier gar Feine Lnterfuhung gemagt.
Wachter glaubte, von weben, ald einer uralten weib:
lichen Befchäftigung: theils weil ſchon die Edda ber
Isländer wyff, aff weffnandi (Weib von weben) her
geleitet hat: theild wegen ber angelf. Ueberfesung des
Evangeliums Matth. 19. mafculum et feminam fecit
eos; waepmann and wifmann (Waffenmenfh, und
Webemenſch; vielleicht aber Weibmenſch, werbliche Per⸗
fon?). Auch bey den Engländern ift woman, das
Weib: Eeltifh gwau, weben. Was fagt AMdelung da⸗
u? Wachters Ableitung, fhreibt er, ift fo altern alß
möglich, und zwar aus mehr, ald einer Rückſicht. Cin
2
276 ——
ſtarker Ausdruck, den Wachter wohl nicht verdieret. |
Er felbft alfo glaubt noch eher den Grund diefer De
nennung in einem goth. waibjan zu finden, welches his
den gebeiffen haben fol; als eine gebundene, unterwor⸗
fene. Verfon. Vielmehr würde es winden, flechten,
zufammen drähen heiffen (SG. Schwab).. Der Begril
der Unterwirfigfeit kann hier nicht wohl taugen: ı)
weil das weibliche Gefchlecht dadurch nicht im geringften
von dem männlichen unterfchieden wird, . und 2) weil
ed mehrdeutig ift, indem unter der Gcwalt des Land:
vaterd nicht nur das Weib, fondern auch die Kintır,
Slaven und Sclavinnen begriffen waren. Ich bleibe
daher noch bey meiner oben angezeigten Ableitung: weil
Dadurch der Begriff eined weiblichen Gefcköpfes auf ein
edlere, und der Natur fowohl, als dem Alterthum mehr
angemeffene Weife beftimmet wird, ald entweder durd
den Aufferlichen Zuftand der Unterwerfung; oder durd
die gewöhnlichen Verrichtungen der Meiber, nämlich
weben, wafchen, kochen, plautern , ıc.
Die Rabbiner pflegen aus Scherz das Wort Eve,
chavva, mie Bugtorf angemerfet hat, von dem Zeitw.
chivva, indicavit, locutus eft, her zu Seiten; weges
der Geſchwäͤtzigkeit.
meiden, jagen, fifhen. S. Ziehwat.
der Meihe, oder Schärgeyer, falco milvus,
kin. Bey Notker Pf. 62. der uuio. Wie Friſch m
Adclung glauben, von wähen, wädeln; in der Samm
fung der Minnefänger II. ı3. die winde weient. Vieb
Teicht auch wegen feinem Gefchrey: Gl. Monfee. p. 333 _
uueıen, hinnire. Wachter und Chart haben noch er '
ne andere Ableitung. Eine gewifle Art diefer Naubt®
gel wird bey einigen Leuten die Reiben genennet: ver
muthlih der Wannenweher, falco tinnunculus (©.
Windwachel).
wilder Wein; ein Nahmen verſchiedener rebenar⸗
tiger Gewaͤchſe, welche als Spalieren in die Gärten gt
|
|
— 109 EIN ED Ast 277
feet werden. Go ift ı) hedera quinquefolia, in.
unter dem Nahmen wilder Wein, oder Zungfern Wein
befannt, franz. vigne vierge. 2) der Giftbaum, oder
Dreublätterige Nebenftrauh aus Nordamerika, Rhus
toxico—dendron. Diefes ſchädliche Gewachs, welches
aus England nach Deutſchland überbracht worden iſt,
bat um das J. 1773. in Niederſchleſien verſchiedene
böfe Zufalle und Krankheiten verurſachet. S. neueſte
Mannigraltigkeiten, Berlin 1779. zweyter Jahrgang.
Weinbeerl; Nofinen, nämlich die geteödneten
füllen Beere, welche aus Italien und Krain hieber ges
beaht werden, uva palle. Die größte Art derfelben,
tal. zibibo, ift unter dem Nahmen Zibede. bekannt.
Die Heinen Roſinen beiffen an anderen Drten Korins.
then, in Frankreich raifins de Corinthe, hier aber
Weinbeerl. Sie find in Anfehung der Gröſſe und
Güte verfchieden, als die groffen, Kleinen, türfifchen
Muscatelfer , die citrini, die Zantifchen, ꝛe.
weinarün, 5. B. ein neues Faß weingein mas
den, nämlich fehlechten Wein oder Bodenfag einfüllen,
damit dee Geruch ded Holzes vergeht. Von grün,
fo fern es feifch, neu, bedeutet CS. grün) , indem ein
neuer nnd anderer Geruch hinein fommt.
das Weinkraut, vder Weinkräntel; fonft die
Weinraute, Gartenraute, ruta graveolens, fin. (©.
Haute). Es wird fo genennet wegen dem fiharfen bits
teren und weinfänerflichen Geſchmack: und hat übrigens
eine erwärmende, Schweiß treibende Kraft, widerfteht
der Faulniß, Peſt und dem Gift; dienet daher wider
Lungenfucht , Krebsfchäden , ungefunde Ausdänftung. In
Diefer Abficht wird es theils in den Freythöfen gepflan⸗
jet, theild einem Verftorbenen in den Garg gelegt, und
deßwegen Zodtenfräutel genennet.
die Weinfchärling; Beere des Gauerdorns , ber-
beris vulgaris, Lin. weil fie in Meinen Scharen, Schärs
hen hangen, und eines fäuerlichen Gefchmades find. Un
278
anderen Orten Beirfelbeere, Saurach, Weinnelken
CS. Baiſſelbeer, und Ziserl)
der Weinzierl; Winzer, Weingärtner. Diefes
ort, weldes um Wien ‚allgemein gangbar ift, lautet |
in Ungarn vintzeller, in einem lex. MS. vinitor,
Aeyn ezyryl. Bier, ift sufammen gezogen von Zieher,
Erzieher, welher Wein zsügelt. In dem fo genannutes
Seindud von Johann Raſch im J. 1580. Weinzieber.
Wideram VIII. 11. uuinzurnela, cufiodes vineæ.
weiſen; führen, leiten. Ins beſondere heist es
bey dem Möbel, ein Kind, oder eisen erwachfenen Men
ſchen gleich einem Kinde, an der Hande führen, z. B.
«ey ber, ich will dich weiſen. Gott hat die Ifraeli⸗
ten, fagt Dtfeied I. 3. durch die Wellen des rothen Mec
res hefuͤhret, thes uuages er fie uuiſta. Notker Pi.
54. min uuifo, min chundo; dux meus et notus
meus. Daher auch ein Wegweifer, und ein Biene
weiſel. Isländ. vifir, dux, rex. Bey den Türken
ein Vezier, Großvezier.
das Weiſet; ein feyerliches Mahl, welches die
Eltern eines nen gebornen Kindes, zu Ehren der Ge
vattersleute geben. Diefe gehen in das Weiſet, di
Eitern geben dasfelbe. Das Leremoniel bey dem Vol
ke verhält fich fo. Bey der Taufe wird bloß das fo ge
nannte Chrefamgeld dem Kind eingebunden. Alsdans
ſahret der Vater die Pathen in das Wirthshaus, oder
ſetzet denſelben in feinem eigenen Haufe ein mäſſiges
Eſſen dor. Am dritten Tag fhichen die Pathen in das
sus der Eltern 3 oder 4 Schilling Eyer; ferner Sem
u: l, ein ſchwarze Henne, und Schmalz; famt der Tefte.
Ft die Wöhnerin endlich hervor gegangen, fo fommt
fe in einer beliebigen Zeit, bringt die Tefte zuruͤck, be:
Bi fi}, und macht die Einfadung auf das Weifet.
Diefes wird gegeben, wenn dad Kind obngefähr] ıa
Wochen alt geworden ift. Hier alfe wird von den Ba:
then die Gotten⸗ oder Chrefambirchfe gebracht; eine
e SE ER si 279
Höfzerne gemahlte Büchfe, mit einem Geldſtuͤck darin:
zugleich aber auch Semmel, und dad Wutzel —gewand,
namlih einige Kleidungsftüde für das Kind, als ein
Bar feine Hemder, eine Haube, famt einigen Spiels
werfen. Wenn das Kind ſechs Jahre alt ift, wird das
mittere Gemwändel gegeben: und endlich im ıaten Jah:
re die Ausfertigung, nämlich wieder ein Hemd, fers
ner aber Hut, Daldtuh, Strümpfe, Schuhe; oder
bey einem Mädchen, Haube, Halstuch, Fürtuh, ıc.
Diefes Weifet wird von den Eltern gegeben, um
ihre Ehrenbietung uab Erfenntlichkeit gegen die Pathen
zu zeigen. Das Wort fommt her von weifen, erwei⸗
fen, im buchftäblichen Verſtande fehen laffen, zeigen,
gewöhnlich aber auf eine fenerliche Weife dar bringen,
offerre, prsefentare. Notfer überfeset Pf. 50. oblatio-
nes et holocaufla; uuifunga unde brenne—frufcinga.
In vorigen Zeiten war Wiſung, Weiſat, Weishait,
all das jenige, was man Perfonen, die man aus Pflicht
ehret , zu gewiffen Zeiten entrichtet, 3. B. Bewirthung
an der Zafel, gewiſſes Geld, Brod, Hühner, Ener ı.
Vorzüglich waren ſolche Dienfte unter Vaſallen und Les
hensherren gewöhnlich, die manfervitia feudalia, oder
die Meinen Zinfe zu nennen pflegte. In den Urkunden
von Kremömänfter, auf das J. 1263. Erneftus miles, .
et uxor Hildegardis de lapide, ad infirmariam Cre-
mifanenfem tradiderunt, unum feudum in der
fchwerze apud Petenbach,, quod folvit tres folidos
denarios in Nativitate B. Virg. exceptis pra[entatio-
nibus feflorum, quod vulgo dicitur Waisat. Wo
feine Rehenöpflicht vor Handen war., find es freywillige
Präfente geweien, praefentie, prafentationes: 195
mit man die Gegenwart eines greoffen Herren ehren
wollte. Als Thomas, Erzbiſchof von Cantelberg, von
ungefähre angefommen war, heißt es bey dem Matthæ-
us Paris, ad an. 1170. Cui cum abbas S. Albani
in efculentis et poculentis nobile mißllet zenium;s
230 —— ar SE —
regratians archiepifcopus dixit fatis civiliter: aceipie
ejıs prefentias, id eſt, xenia; mallem tamen
priefentiam. Cui minifier ejus; Domine, ecce ap-
paret veniens in foribus. Als 8eopold VII. im Jahe
1193. den Beſitz von Defterreich erhielt, wird von feis
nem prachtvollen Einzug in Wien, unter anderen fel⸗
gendes gemeldet in Enenchels Fürftenbuh, p. 95.
die Fleifchhafer chamen zu hant,
und furten an feiln und an pant
dreizzig rinder oder mer,
darzu waren fie nicht zu ler,
fie fprachen, herre guet,
rain und wol gemmuet,
dic; weiſad fult ir enpfaben,
iz fol ew nicht verfmahen,
do prachten im die pechfen
hiphen und weizze flechen, 20.
das Weißbärtel; bey dem Kramer, motacilla
dumetorum, fin.
der Weißbaum, oder Mehlbaum, groffer Mehl
baum, cratzgus aria, Lin. Ein Baum in den Ge⸗
genden unferes Gebirges, mit einem weilfen Holz, und
genießbaren rothen Beeren: deifen Blätter ober fich heil
grün, unten aber weiß, und gleichfam mit Mehl beftäs-
det find. Die mehlichten füllen Beere werden von Fa:
fen, Mardern, Dachſen und Bären aufgefaht, aud
von einigen Fiſchen gern geciien, wovon bey dem Po⸗
powitfh der Nahmen Fiichbeerbaum. In theuern
Zeiten, wie mie erzähfet wurde, bat man diefe Beere
troͤcknen, mahlen und baden laffen: woraus ein ſchwarz⸗
blaues und fülles Brod geworden ift.
der Weißfiſch; ein allgemeiner Nahmen ſolcher
Fifhe, welche weiffe Schuppen , und weiches Fleiſch ha⸗
ben, als z. B. Altel, Hafel, Barm, Nesling, Lauben.
Jus beſondere wird der Nesling im 3ten Jahr Weiß⸗
fifch genennet. Bey einigen Schriftſtellern auch die
MWindlaube, cvprinus alburnus.
Weißkirchen, oder Weiſſenkirchen; ein Nabe
men verfchiedener alter Kirchen, welche wider die Ges
wohnheit anderer höfzerner Gebäude, von Stein errich⸗
tet worden find.. So war es etwas neues und feltenes,
als der Abt Colomba, cin Irländer, im J. 565. in
Schottland eine Kirche von Stein erbauet hatte, welche
deßwegen cafa candida genennet worden ift: wobey mit
Der Zeit auch eine Stadt fih empor gehoben, heut zu
Tage withorn (Engl. white, weiß, und tor, altheitt.
twr, ein Thurm, Schloß, hohes Gebäude). Qui lo-
cus vulgo vocatur ad candidam cafam, eo quod
ibi ecclefiam de lapide, infolito Britonibus more,
fecerit. Henric. huntidonienfis, hift. angl. lib. 3. In
Deutſchland waren noch ſec. XI. beynahe alle Kirchen
von Holz: nur hie und da einige von Stein, welde
aber eben darum als etwas fonderbares angefehen wur:
den. Mid. Ign. Schmidt, in der Gefchichte der Deuts
fen, T. I. c. 7. fagt von der Zeit Kaifer Heinrich
U: „In diefem Zeitraum wurden mehrere Kirchen theils
„dom neuen gebauet, theild die alten hölzernen abge:
„brochen, und fteinerne dafür aufgeführet. Daß da⸗
„mals eine fteineene Kirche oder Gebäude noch etwas
„feltenes geweſen, fieht man daher, weil ed die Ge-
„ſchichtſchreiber fo Heilfig dazu fegen, daß eine Kirche
„aus Steinen fey gebauet worden. Bernward, Bis
fhof zu Dildesheim, war der erfte, welcher die Weife
Ziegel zu brennen für die Dächer, erfunden bat, und
im 3. 1022. geftorben if. Die erfte und ältefte Kir:
che zu Petersburg in Rußland, welche Peter der grofle
im J. 1703. erbanet hatte, war gleichfalls von Holz,
und ift erft vor wenigen Jahren abgebronnen. Der
Rahmen Steinfirchen, welcher mehreren Kiechen eigen
it, kann an einigen Orten vielleicht wegen dem fleinigen
292
Grand, an anderen aber aus der nämlichen Urſache,
wie Weißkirchen, entftanden feyn.
das Weißkoͤder; Uferaas, der Haft, ephemera
vulgata, Pin. Das Inſeet lebt nur einen Tag: die |
Larve aber davon, ein weiſſer Wurm, lebt einige Jahre
lang im Waffer, höhlet fih au dem Ufer eine Grube
aus, und wird ald Köder zu Fifhangeln gefucht. Te
ber XIII. Uusgabe von Linne, beipt es in einer Ye
merfung: ephemerz vitam 24 horarum vix alfle-
quuntur, uno faapeeodemque die nuptias, puerperia,
et exfequias celebrantes.
der Weißling; ein eßbarer weiſſer Schwamm,
aparicus piperatus. ©. Pfifferling.
das eißpläffel, motacilla phenicurus. ©.
Rothſchwaiferl.
der Weißſtois, ©. Waſſerſchuepf.
der Weitling; ein irdener Topf, ober eine tiefe
Schüffel, welche am Nande weiter ift, ald am Boden.
Bey Friſch und Adelung ift dee Weidling ein Feine
gleichweiter Nachen, welcher aus einem einzigen Baum
zubereitet worden iſt, in Deftere. der Nurfh, oder
das Einbaͤumel. Friſch glaubt, weil er gleichweit if;
Adelung, weil man ihn gewöhnlich aus einem Werden
baum ausdgehauet hat. Allein da man dergleichen klei⸗
ne Schiffe au ein Weidſchiff, in Defterr. eine Waid⸗
zille zu neunen pflegt; fo feheint es einen ſolchen Kahn
anzudenten, deögleichen man für feine tägliche Nahrunz
und Arbeit, in der Gegend eines Waſſers, zum über
fahren nöthig hat. Weide heißt al das jenige, wal
zur Nahrung des Menfchen ſowohl, als des Viehes ge
hört. Gl. Monfee, p. 320. uueido—purgi, urbes
tabernaculorum, Magazine, Schenern für Gen ober
Ccteeide. Oder als eine Jaͤgerzille: von Weiden,
ſiſchen, jagen (©. Ziehwat).
die Meile, 3. B. Korn oder Weisen zur Schnitt:
wit, wenn naſſe Witterung einfallet, „nicht in Garden
—EEE 283
binden, ſondern in Wellen liegen laſſen; in langen
Reihen. Eine Welle, Holzwelle, iſt an anderen Or⸗
ten dad, was man hier eine Burd Wid nennet.
der Wels, oder Wallerfiſch, Alurus glanis, Fin.
Ein reifender Fiſch, welcher von bem Meer in die Flüſſe,
und von dieſen zurück in das Meer fommt. In Defterr.
wird felber and der nämlichen Urſache Schaidfifch ges
nennet, Engl. ſheat — iſh; von fiheiden, hinweg
ziehen.
die Stadt Wels, Welfa, Welfium, ovilabis.
Eine landesfürftlihe Stadt nahe am Traunfluß, doch
jenfeitS desfelben im Dausrud Viertel: welche fec. II.
unter dem Kaifer Marcus Aurelius AUntoninus zu einer
Römiſchen Pflanzftadt, colonia romana, gemacht wor:
den iſt. Im J. 488. wurde ſawohl Ens als Wels von
Odoarer, König der Heruler zerftöret: und im J. 737
von ben Hunnen, worunter aber vielmehr die Avaren
zu verfichen find. Unter den Nuinen auf der Seide,
von dem Calvarienberg an bi8. Bernau, bat man zu
verfchiedenen Zeiten Merkmahle des Alterthums entde-
det. Die ausgegrabenen Münzen find vorzüglich von
dem Kaifer M. Aurelius Antoninus, und feiner Gemah⸗
Iin Fauftina ; ferner von Philipp, Probus, Diocletian,
Eonftantinus und Conſtantius. In der Stadt felbft
gibt es noch manche alte Steine mit Römiſcher Kleidung,
und Anfcheift: die Herr v. Froſchauer, Dechant da:
ſelbſt, mit vieler Mühe nnd Genauigkeit befichtiget
hat, umd bereits fchon im Begriffe war, in einer um:
ftäandfichen Befchreibung dem Publicum mitzutbeilen.
In dem Klofter Lambach wird in einer Mauer ein Grab:
ftein mit folgender Inſchrift, jedoch mit gewöhnlich
abgekürzten Worten angetroffen,
Publio Aelio Flavio Decurioni et Duumviro,
et Flamini Aelii Cetienfum, item Decurioni et Du-
umviro et ontifici coloniee Aurelianse Antoninianse
Ovilabis, Tribuno legionistertie auguſtæ, et Aeliæ
234 | N GN ENDEN —
Publie Flavianæ filie ejusdem, et Aelio Manfueto
patri ejus, et Orgetiæ ſiſiæ matri, ex præcepto eja
Orgetia Urfa propinqua, impendio haeredis fieri in
ſtituit. Es kann diefer Nömer zufälliger Weife zu am:
bad) geftorben feyn, oder dort ein Landgut befeifen be
ben, oder endlich der Stein felbft wie immer, dort his
sefommen feyn. Denn dag man deßwegen Das alt
Ovilabis eben nicht zu Lambach fuchen märfe, erhellet
daraus, dag der würdige Here Dedant auch noch =
derswo eine ähnliche Inſchrift angetroffen Bat, nämlid.
in der St. Jacobs Kirche zu Köppach, auf dem Se
ten altar.
Luc. Saplius Agrippa coloniæ Ovilabis, fibi e
Primi& coniugi, et Sanlio Optato coloniæ fupra
ſeriptæ fillo, et Lucio Saplio Agrippæ filio, viri
fecit, etLucio Saplio ædili coloniæ fupra ſcriptæ
fratrı mortuo Aurelianae Antonina legionis, &c.
Wahrſcheinlich ift diefe Stadt nicht von den Re
mern felbft erbauet worden. Daß fie aber diefelse mit
Inwohnern verfehen haben, fcheint anzudeuten, dai
Die. erften Inwohner entweder freywillig dieſe Stadt
verlaſſen haben, um ein anderes Land aufzuſuchen: oder
aber don einem herum ftreifenden Volk, auch endliq
— ben Römern ſelbſt, vertrieben worden find. Dem
Nahmen nach zu urtheilen,, ſcheint diefe Stadt von et
nem fremden Volke erbanet zn ſeyn. Gleichwie de
Wels oder Wallerfifih, einen fremden und herum zie
benden Fiſch anzeiget: fo kann auch Wels als eine Stat
einen Bezug haben auf walch, wälfch, fremd, CE.
wallfarten): eben fo, wie Wallia, Walliia, Gallia
Allenfals Fönnten es die Boji geweſen ſeyn, welche ur
ſprüngliche Gafier oder Eelten waren: wovon Jul. Cæ
farlib. ı. c. 5. boios, qui in agrum Noricum tran-
sierant.
Wenn der alte Nahmen Wilabs, den man dir
fer Stadt beyleger, feine Nichtigkeit hat, fo kaun fek
In 2 EEE Zen Zu N Zn 2
—⸗
a Tu WE M-
=. x
u. _WE U
we
Tr
a
mn
og
285
bes eine Etadt neben dem Maffer, villa fluminis,
heiſſen; Weiler, villa, ein Dorf, MWohnplag, franz.
la ville, eine Etadt; Schwed. hwyla, fih aufhalten,
verweilen, wie z. B. die Gtädte Mothweil und Rap⸗
persweil, nah Wachter villa rubea, villa Ruperti.
Ferner altbeitt. bey dem Boxhorn afon, ein Fluß, als
Senthalben aber, au, aw, Maffer oder Plag neben
Demfeiben. Da aber die Griechen und Lateiner fein w
haben, fo wurde diefes Wort ouAaßıs gefchrieben: wels
ches alfo eigentlich nicht ovilabis, fondern uilabis zu
fprehen wäre. Ein anderer Nahmen kommt endlich
nod) vor, bey Hieron. Pez fcriptor. Rer. Aufiriac. T. J.
pag.34.invitaS.Maximiliani; Valencia, id efi,
Wels. Diefed Wort zeigt überhaupt einen befeftigten
Platz an, und ift mehreren Städten gemein, Indeſſen
ift aber diefer Nahmen bloß lateiniſch, und der Stadt
vieleicht erſt dazumal beygeleget worden, nachdem fec.
IV. dieffeits des Waſſers, auf dem fo genannten Rhein
berg, von dem Nömifchen Kaifer Valentinian I. wie
man aus einer alten Cage nod weiß, eine Schanꝛe
oder Feſtung erbauet worden iſt.
der Wendelhals, yunx torquilla. G. Natter⸗
windel.
wenden eine Krankheit, S. Schwund.
die Menden, oder Slaven, E. Windiſch.
wenig; beißt bey alten Schriftſtellern ſchlecht,
elend, niedrig. Otfried I. 18. uvir unenegon uuei-
‚ Son, wir arnıen Waifen, und IV. 30. uuola uneing,
ey du armfeliger Menſch! Rotker Pf, 136. filia Baby-
lonis mifera; uuenega tohter, Der Zimmer ift ein
niedriges Baumchen, fagt Wilferam 1V, 14. uuener
gaz boumelin. Man fpriht noch jest, wenn Ihnen
mit meiner Wenigfeit bedient ıft ꝛe. Gewöhnlich ater
heißt es Mein und unbeträchtlich an der Zahl, Menge;
Grdife; ingemeinen Reden weng, 3. B.ameng aFrov;
alleweil a weng a Geld im Sack. Von wenig, ift fers
a6
ner so: winzig, z. B. butterwinzig, verbuttet Plan
(©. Butterhühner).
Das Etammenwort ift man, mangelhaft; Is
fänd. vana imminuere; Engl. to wane, to watt,
angelf. wanian, abgehen, mangeln. Nat. vanı:s, fer
(5. warn). Tür wenig, fteht in einer Stelle ben den
Friſch auch wendig; es ſy in mangen, Dder in mer
Dig, five in multis, five in pauciss Dagegen wir
hier wenig gefagt, für wendig, los, frey: z. B. bie
Krankheit dauret noch lang, ich kann davor nicht wenig
werden. Adelung führer die Nedensart an, Vera d
macht mich bon euch wendig, namlich abwendig. Not⸗
fer Pf. 41. uuendig, mutabilis; ununendig, im-
Mutabilis,
bee Wercharter, ©. Jocharter.
der Werfel; Wirbel, überhaupt etwas, welches
im Kreife herum gedrähet wird, 3.8. der Merfel, oder
Schwall des Waſſers; der Werfel an einem Butterfaß,
namlich die Melle in der Mitte, wodurch Die inuere
Mafchine herum getrieben wird, ꝛc. Von merben,
wenden, herum drähen. S. Wachter, und Mdelung.
werfen; arbeiten, fein Werf verrichten, beyXe
20, Notfer ıc. uuerchon, 3. B. wie fann der Schuſter
od Weber werfen, wenn er nicht Leder, oder Gars
at?
die Werre; 1) ein ſchaͤdliches Infeet in den Gär⸗
ten und Aeckern, gryllus gryllotalpa, Lin. fonft Erd:
grille, Erdirebs, Gerſtenwurm, Reitwurm. Won
werren, wuͤhlen, zertheilen. Otfried Iib. 1. 27. thiu
ſpriu thana uuerren, die Spreu hinweg fharren; fer:
ter IV, 18. uuertifal, Unruhe, Aufruhr, Berwirrung,
und IV. 28. uuertifal, Schlitz, Trennung in dem Nod
Chriſti. In mehreren Stellen bey dem Notker nuer-
ra, fcandalum; Gl. Monfee, p, 375. uuertarun,
fchifmaticis;
— nn 0 287
2) die Werre; ein Blutgeſchwaͤr in den Mugen
Siedern , welches fonft das Gerftenforn genennet wird,
grieh. und Tat. crithe, hordeolum, In der Aus
fprache lautet es, fo wie das vorige erfte Wort, die
Bern. Gl. Monfee. p, 400. varix, uuerna. Eben
fo in Gl, Florent, p. 984, varix, uuerna. Vermuth⸗
lich fommt auch diefes Wort aus der nämlichen Quelle
Der, von werren nämlich, unter einander wirren, ver:
wirren: indem da8 Blut, welches in feinem Umlauf.
gehindert wird, ftodet, die Gefälle verdicket, und ends
lich eine Entzündung oder Fanlung veruefachet. Hole
Iänd. warren, berwirren, 3. B. Garn, Seide, Haare.
Ob nicht auch der Schwären oder das Geſchwür, das
von her zu leiten wäre , mögen andere beurtheilen. Ade⸗
fung fast, daß bey den Ungarn war gleichfalls einen
Shwären bedeutet: welches aber offenbar ein Merftoß
feyn muß, indem die Ungarn überhaupt fein w haben,
var hingegen eine Burg oder Feſtung bedeutet, und ver,
das Blut. Richtiger gehoͤret Hieher das altbritt. chwar-
ren, tuber, ulcus, welches Borborn angeführet hat.
das Mefen— Ufer; in den Bergen der Donau,
eine Ueberfahrt über diefen Fluß, um von dem Haus:
ruck Viertel in das Mühlviertel zu fommen. Es fol
den Nahmen haben von einem dabey gelegenen alten
Schloß, welches Weſen genennet wird; Hoffentlich
aber Schloß am Weſen, nämlich an dem Flug. Denn
Weſen heißt überhaupt in diefem und ähnlichen Faͤllen
nichts anders, als Waſſer oder Fluß. Go wie die
Weſer, in älteren Schriften wiſar, lat, viſur, viſur-
gis: welche erſt nach der Vereinigung zweyer anderer
Flüſſe, dee Werra und Fulda, dieſen Nahnen erhält,
und fich endlich in die Nordſee ergieſſet. Ungar. viz,
in der Ausſprache Vis, das Waſſer. Wahrſcheinlich
hat es ſelbſt mie Waſſer, bey dem Ulphilas wate, an-
gelſ. water, einerley Urſprung: und zwar von dem
Engl. wet, augelſ. wart, bey dem Verelins veeſter
4,
283 .
feucht, naß. Daß bey dem Ausdruck Waſſer, widt
immer ganze Bäche oder Srunnenquellen zu verſtehes
find, flieht man aus.den gemeinen Nedensarten, & |
ftebt ihm das Waſſer in den Augen, nämlich die
Thraͤnen; fhwisen, daß einem dad Waſſer herab rie
net; es wälfern ihm die Zähne ıc. Gleichwie aber ie
deſſen der Buchftab w, oft nicht wefentlich iſt, fo wir
auch afc, ifc, ſowohl in alten,. ald neuern Zeiten ar
geteoffen, für Waffer; angelf yıh, griech. vöwg. €.
Fiſch, und faiſchen; wie auch Wachter, v. Dur. Vie
leicht geböret hicher auch der Abeften, die Mbendfeite,
wo die Sonne ſich unter das Maffer tauchet. Quid tar-
tum oceano properent fe tingere foles, Virg. 2.6e
org. Die Weftgothen, find vefegothi , vifi igothi ge⸗
nennet worden. Die ſchoͤnſte Beſchreibung, wie die
Abendſonne ſich in das Meer ſenket, iſt bey Oſſian,
1. Band, in Carricthura. Die alten Schweden aber
ſagten, die Sonne geht in den Wald (S. Wid). °
die Weſpe, veſpa; Engl. walp, franz. guepe 5
Mir fprehen Wepſe, 3. B. in ein Wepſen Neſt —
oder ſtritten: der Poͤbel aber Weſſen, Gl. Monſee. p ı
353. uueſſun, veſpas. Zwiſchen Salzburg und Tyrel
Wexel; Windiſch oſa, Croatiſch ofza, böhm. wola .
Der Nahmen kommt her von ihrem Gefäufel wfs (6
Wiſerl, und wilpeln).
wetter, binden, zufammen fügen. Gi. Monfee.
p. 329. giuuet, ein Par Ofen; p. 325. uuatın,
junxerunt (vaccas ad plauftrum, J. Reg. c.6.). %
der Gegend unferes Gebirges heißt zwey Perfonen ;e
fammen wetten, die Copulation vornefmen. Ulppiles
überfeget die Worte, Marc. X. quod Deus conjunzit,
homo non feparet; thatei Goth gawath, manna ui
skadai. Engl. to wed, heurathen; angelſ. weddung, !
die Che. Ferner um etwas wetten, einen Preis fee !
fegen, ſich verbindlich machen, obligare ſe A — der- |
|
|
“
— — 289
. teras jungere. Gl. Monfee. p. 360. gapun uuetti,
, dederunt manus, feu firmiter promiferunt,
i dus Wetterfiſchel, cobitis foſſilis, Lin. ©.
Bißgurn.
wichſen. ©. wiren.
das Wichtel; ein Nahmen, welcher bey Kramer
und Popowitſch dem Kauschen oder Todtenvogel beyges
leget wird, firix paflerina, Lin. Das Wort ift wahr:
ſcheinlich ein natürlicher Ausdruck und eine Nachah⸗
; mung feiner Stimme. Die Wichtelpfeifle, eine Pfeiffe,
wodurch die Stimme dieſes Wichteld nachgeahmet wird,
um andere Vögel herbey zu locken.
die Wicfe, gemeine Wide, Futterwide, vicia
ſativa, Lin. Die Vogelwide, ein fhädliched Unkraut
unter dem Getreide, vicia cracca. Die Buffbohnen
oder Kaffeebohnen, vicia faba. Die fpanifche Wide,
latlıyrus latifolius. Won der Abftammung des Wor:
tes, ©. Vizdum.
ber Wid; Meishol;, z. B. Wid baden; eine
Burd Wid, an ’ anderen Orten eine Welle, Reiswelle,
ein Heisblindel. In der Sammlung der Minnefänger
11. 188. werden die Sorgen eined Hausvaters befchries
ben, wo man ber nehmen foll den witte, das Smalz,
das Fleifch, &c. Der junge Iſaae teug das Brenns
Hol; zum Schlachtopfer,, thaz uuitu, Otfrid 1I.9. Bey
den Schweden und Islaͤndern ift wid, vid, ved, Pol
oder Wald. Daher bey den alten Schweden die Ne;
bensart, die Ihre anführet, folen gat under wide,
Die Sonne geht in den Wald, gebt unter. G. auch
Wachter, v. Wut.
die Wide; ein Band von zufammen gebrähten
Ruthen oder ſchlanken. Aeſten. Horneck c. 59. etwas
bey der Wid verbiethen, bey dem Stricke, fub pœna
ſuſpendii. Goth. withan, binden; böhm. wjti, im
Krain viti, wickeln, winden, lat. vieo, vimen (G.
wetten).
Dreittor Thoil. T
=
298 EN GE) 2 207- en
das Widel Garn; eine gewiffe Anhbäufung ber 4%
fponnenen Faden an der Spule. Bon dem vorigen Zeitw.
widen, witen, winden.
dee Widhopf, oder Wutwut, upura epogs,
fin. Gl. Monfee. p. 320. uuita—hophun, urupam,
Diefer Vogel hat eine länglichte Reihe bunter Federn
auf dem Kopf, hält fih in Wäldern und Viehweider
anf, und niftet in hohlen Bäumen. Er ſuchet Unres
nigfeiten auf, um Käfer und Mürmer zu finden. Mai
von feinem Geftanf gemeldet wird, ift niht fo zu ver
fieben, daß er wirflih ftinfenden Koth in das Neß
bringen follte; fondern daß die Jungen ihr eigenes Nef
befudeln, und nicht nach Urt anderer Vögel, auſſer
demfelben fich entladen.
Das Wort fcheint ohngefähr einen MWaldfchreger
- anzudenten; von Wid, Holz, Wald, und feinem wie
derhohlten Gefchrey bop, Kup. Wenn doch nicht nick
Jeicht auch die erfte Sylbe eine bloffe Nachahmung ci
nes Lautes ift ( S. Wutwut ).
die Wiege, beißt bey einer gebratenen Gans das
Bruftbein, weil es einer Meinen Wiege ähnlich ift. Bey
dem Friſch Gemper, Gaͤmper: weil es fo gerichtet
werden kann, daß es auffpeinget CS. gumpig ).
Wien, Vindobona, Favia, Viei.na, die fak
ferliche Hauptſtadt in Defteereih. Die erfte und un -
fprüngliche Stadt ift eben die jenige, welche noch heut
zu Tage die-Widen heißt: obwohl felbe, nachdem fec.
XII. die dermalige Hauptftadt errichtet worden ifr , nur
mehr als eine Vorftadt angefeben wird. Man glant,
daß fie fur; vor Ehrifti Geburt erbauet worden feg.
Der Nahınen flieht der nunmehr tüärfifhen Gtadt um
Feſtung an der Donau, Widdin, ſebr ähnlich. Die
erfte Sylbe ift ohne Zweifel das uralte wi, wy, wid,
Holz; oder Wald (S. Wid): welches auch durch dem
folgenden Nahmen Favia beftättiget wird. . Die zwente
Sylbe aber kann dns Eeltifche dinas ſeyn, welches bep
291
dem Borhorn eine Stadt bedeutet. Angelſ. tun, Engl.
town, eine Stadt: wovon Lugdunum , Noviodunum,
Augufiodunum. ©. Wachter, v. Dun.
Als die Nömer fih in Deutfchland immer mehr
ausgebreitet hatten, wurde diefe Etadt don ihnen Vin-
dobona genennet , und fowohl dort, als zu End, Wels,
Lambach, häufige römifche Bürger gezählet. Es Heißt
ebenfalls nichts anders, als eine Stadt im Walde, ei:
ne Waldftadt. Der Buchftab n, in Windo, ift eben
fo zufällig, als in vielen anderen Benfpielen. Das
Wort bona hingegen wurde auch in anderen Fällen ges
braucht, als Ratisbona, Julicbona, Arrabona. Es
kommt überein mit bauen, wohnen, oder ein Gebäude
aufführen. Angelſ. bye, Island. bo, bu, Wohnung,
Haus, Stadt: wie bey dem Wachter zu ſehen. Gebr.
bana, zdificavit. Gtatt bes vorigen, ift auch Vin-
do—mana gefchrieben worden, wahrfcheinfich von ma-
nere, manho, bey dem Plautus mantare, bleiben,
warten, fich aufhalten. Daher Mantua in Italien:
and Mantua Carpentanorum, heut zu Tage Madrit
in Spanien. Einige gelehrte haben das Wort Vindo-
bona, als eine Wohnung der Winden, nämlich eis
ned Wendifchen Volkes ausgelegt; allein man hat feine
Spur, dag um felbe Zeit ſchon Wenden dort gewefen,
noch weniger aber, daß fie dort geherrſchet hatten.
Gegen das Ende fec, IV. famen die Rugier, ein
gothifcher Volkesſtamm, über die Danau herüber, und
fiengen an in Defterreich zu herrſchen: bis fie eine Zeit
darnach von den Herulern, und zu letzt famt diefen von
den Hunnen unterjochet wurden. Der Tateinifche Nah⸗
men Vindobona, wurde nun von dem Ruͤgiſchen König
Stada in Favia, oder eigentlich foe wi, verändert:
welhes Wort, wie Herr v. Kanz, in der pragmatie
fhen Geſchichte des Markgrafenthums Defterreich be:
merfet, cine Beftsung im Walde bedeutet. Denn fx
beißt im Schwediſch —gothiſchen alles, was den Ge:
T 2
nn
: 292 — —
genſtand einer Beſitzung ausmachet. Daher gangande
fe, fahrende Güter; liggande fe, Tiegende Güte.
So wie ferner , in Unfehung der Sylbe wi, Der eigene
Nahmen noch vieler Derter in Schweden , als Norra—
wi, födra— wi, &c. Bey den Angelfachfen ift glei:
falls feo, fio, Engl. fee, Ysländ. fe, fai, fie, eis
Gut, oder Befls. ©. Wachter, u. Vieh. EB hat fi
der Nahmen diefer alten Stadt favia, faviana, durd
beynahe 800 Jahre erhalten: welcher gemeiniglich ver
dem fæba, feva, favianus, einem Nachfolger des ob
gedachten Königs Flacka, kurz und gut her geleitet wird.
Altern Kauz Cich erinnere mich noch, den fleiffigen um
gelehrten Mann , in- meinen jüngeren Jahren zı Wien
gefennet zu haben) glaubt, daß vielmehr jener Nahme—
von der Stadt felbft her fomme, und dag es eben fh
viel ſey, ald wenn man heut zu Tage der Wiener fa
gen wollte.
"Endlich in der Mitte ſec. XII. legte Heinrich, mit
dem Beynahmen Jafomirgott, Jochſamergott, das
ift, ja bey Gott, oder fo mir Gott helfe! den Grun
zu der dermaligen Hauptftabt, bauete dort eine Burg,
und machte felbe zu feiner Nefldenz: die mun mit einem
neuen Rahmen Wienftadt, Vienna, genennet wordes
iſt. In dem. Gtiftbeief bed Schottenflofter vom %
1158. fagte er: in prædio noflro fundavimus, m
territorio favie, quod a modernis Vienna nuncu
patur. Moraus man zwey Dinge abnehmen fans:
erſtens, wie fang der gothifche Nahmen favia gebauret
hat, und zweytens, daß Wien oder Wienſtadt, dazw
mal ein ganz neuer Nahmen gemefen. Diefe nen aw
gelegte Stadt hat nun diefen Nahmen erhalten von es
nem unreinen und moraftigen Fluß, welcher die Wien
heißt. Wie Kauz meint, ald ein Waldwaſſer, wida:
wahrfcheinlichee aber hat dieſes Wort, fo wie Wien,
Vierne in Franfreih, einen ganz anderen Urſprung.
Bey den Angelfachfen, und noch jegt in England, Ool⸗
rn EEE" > it 293
- Sand, Island, Schweden, ift fen, fenn, venn, Mos
-
raft, Sumpf; franz. fiente, Unflath; altbeitt. bey
dem Borhorn fynnon, und in der bengefügten Abhands
ung Origines gallic®, p. ı5. von, eine Quelle. Da:
bee bey dem Aufonius Di—vona, ein Öötterbeunn;
Divona Celtarum lingua fons addite Divis. Mau
febe Adelung, v. Finne. In Böhmen heißt Wien bey
unferen Zeiten Widen, Ungar. bets, in Krain Dunej,
vermuthlich Donanftadt. Ein alter ehrlicher Tatte,
welder im %. 1768. eine Grammatik der Krainerfpras
che berans gab, leitet den Nahımen der Vorſtadt Wi⸗
Den da her, weil die Krainer, wenn fie nach Wien
reifen, dort zu fragen pflegten, videsh Dunej, fiehfk
du Wien? Die Antwort war, videm, ich fehe es.
derWieſen — Hemetling ; ein gemeiner Schwamm,
mit einem gelblichten,, ftarf eingebogenen Hut, pfeffer-
artigen Geruch, und fcharf beiffender Mil, agaricus
amarus, fin. on: hemen, beden, weil in trodes
nen Wiefen oft ganze Plaͤtze mit felben bedecket find.
die Wieſenlerche, alauda pratenfis. Die Kehle
dieſes Vogels ift gelb, Hals und Bruſt dunkelgelb mit
einer röthlichen Schattirung: woran fchmahle branne
Strichgen fich zeigen. Der Bauch weißgelb, der obere
Körper graubraun, mit gelblichten Spisen der Meinen
Tedern. Diefe Lerhe fieht dem Krautvogel (Piplerche,
alauda trivialis) fehr aͤhnlich; ift aber. gröffer und gel⸗
ber , als diefer. Ich habe im Maymonath mehrere fol-
che Wieſenlerchen, in den Auen des Traunfluffes auf der
bloſſen Schhtteangetroffen : welche aber den Renten fremd
vorkamen, daher fie auch denfelben keinen Nahmen zu
geben wußten. Kramer bat fie gleichfalld im dem Ders
zeichniß ſeiner Vögel nicht.
dee Wiefenfchnepf, fcolopax limofa. ©. Gtods
ſchuepf.
wia! o wigerl! ein ſcherzhafter Ausdruck, wo⸗
durch Furcht oder Abfchen angedeutet wird, z. B. bey
294
einem fürchterfichen Donnerwetter, oder wenn eine
Gräuelthat erzählet wird. Notker Bat Pf. 90. et 98.
mir uuiget, e& grauet, eckelt mie; Pf. 38. mir uuag,
mir edfelte. Ferner ift uuig, wig, wich, ſowohl bey
Notker, ald anderen alten Schriftftellern, der Krieg.
Von wegen, wiegen: wodurch eine ftarfe oder vielfäf
tige Bewegung angedeutet wird, entweder Des Körpers
Gberhaupt bey verfihiedenen Zufillen; oder ins befon
dere ded Magens, bey einem Abfchen; oder endlich der
Kriegsvölker im Gtreite, motus magnus, tumultus.
Tatian überfeget c. 60. Meiftar, thefe menigi thru-
ckent thih, inti uueigent; turbz te comprimunt et
affligunt. Eo heißt es auch in dem Colloquio Chrifi
cum muliere famaritana:
herro, in dir uuiget fein,
daz du maht uuizzago fin,
In Die reget fih ein Schein oder Glanz, daß du
moͤchteſt ein Weiſſager, namlich ein Prophet feyn.
der Wigelwanel; das hin und her Wanfen, die
Unentfchloffenheit. Engl. widdle—waddle. Bon we
gen, wiegen, wadels, gl. Monfee.uuagon, (©. be
gitzen).
wild; ungeſtüm, heftig bewegt, z. B. der Ochs
it wild, wuͤthet; mache mich nicht wild! zornig. Ganz
wild feyn auf etwas, allen ermildet darauf, 3. 2.
Jagd, Spiel, gewiffe Speife, nämlih mit beftiger
Begierde verlangen; franz. apte à quelque chofe.
Auch bey den Angelfachfen ift wild, altbeitt. gwylit,
ferus, indomitus,, fylveftris.
Ferner ift altbritt. gwill, erro, ber herum ſtrei⸗
det, und hwyl, iter. Wild, ſcheint alfo urfpräng:
fi fo viel zu feyn, als frey herum ierend, nicht am
häuslihe Drdnung und Gefellfchaft gewohnt. Daher
auch das Wild, ſolche Thiere, welche in freyer Irre
fi befinden: im Gegenfag der zahmen und häuslichen
Thiere. Die Wilden, 3 B. in America, die gleich
>
den Thieren, obne Cultur einer menschlichen Gefenfchaft
Ieben, und fich nicht in ordentliche Häuſer wollen ein⸗
fchlieffen Taffen. Wovon roh, ungefittet, ungeftüm,
fchen, fremd, Ausdrücke einer ganz natürlichen Yolges
rung find. In dem Gloſſario von Scherz; ift wild fo
viel, als fremd, unbekannt, feltfam, wunderbar, 3.8.
dee Menſch, von dem ihr redet, ift mir wild, ich ken⸗
ne den Nahmen der Perfon, fie felbft aber ift mir wild,
d. i. fremd, unbefannt; der wilde und scunderbare
Schöpfer , welcher fo ungewöhnliche und feltfame Din-
ge gemacht hat. . Etwas aͤhnliches mit den vorigen iſt
wallen, wandern; wal, wälfh, fremd; angelf. wi-
life, Wallicus, wilife lond, Wallia, Cambria
(S. Wadter, v. Wels). Hebr. halach, ialach,
ivit, abivit.
- die Wildaͤnte, anas bofchas, Lie. Gie wird '
Auach Stockänte genennet, als die größte Art unter den
Abrigen Wildänten, welche einen befonderen Nahmen
haben. Das Männchen hat einen gelbgrünen Schnabel,
welcher bey dem Weibchen braun ift; einen grünen Kopf,
an den Flügeln einen grünen Spiegel mit weiffer Ein-
falfung , gefränfelte Schwanzfedern, und einen roth⸗
braunen, mit der Zeit aber perlfarben Oberkörper.
Wild — Aurinz fonft Gnadenkraut, gratiola of-
ficinalis, Lin. Ein ftarkes Rurgierfraut, welches dem
Schleim in den Gedärmen auflöfer, und Daher in dee
Bleichſucht, Waſſerſucht, und in bartnädigen Fiebern
ſehr Heilfam iſt. Es wird hier zu Ens, Gt. Pölten,
Wien, häufiger aber in Mähren und Ungarn auf feuch-
ten Wiefen angetroffen. Gnadenkraut, gratiola, gra-
tia Dei wird es genennet, wegen der heilfamen Kraft.
Die eigentlihe Aurin, auria, herba_aurea , ift das
gewöhnliche Taufendguldenfrant: die wilde oder unächte
Aurin aber jened erft befchriehene Gnadenfraut, als
deſſen Kraft eben fo ſchaͤtzbar ift, und deffen Heifchfarbe
oder weiſſe Bluͤthe etwas ähnliches mit der vorigen bat,
/
296
Daher auch bey den Alten der Nahmen centauroides,
vel centaurium aquaticum. Die Wurzel diefes Krat
E fol mit der Ipecacuanha, faft Hleihe Wirkung
aben.
die wilde Jagd, ©. Jagd.
wilder Wein, ©. Wein.
die Wildtaube; überhaupt eine Taube, welde
fh in Wäldern aufhält. Die gemeine oder groffe Wil:
taube, Ringeltaube, columba palumbus, Ein. bat e
nen dunkelblauen Näden, braunröthliche Bruſt, ref
geftreifte Fülle, und, zu beyden Geiten des Halſes &
nen weiffen Schild. Ihre Stimme lautet rhu, rhu
Gig MHatfchet mit den Flügeln, gebt aufdeu Ruf, Fonmt
hier im Frühling an, und ziehet im Herbit davon. Die
Dohltaube, oder Blautaube, columba cenas, zieft
im Feühling und Herbſt oft is groffer Menge durch.
Milbering, ein gewiſſer Ort. ©. Ing.
die Wimme; ein, Nahmen verſchiedener Häufer,
dergleichen in Defterceich fafe in allen Pfarreyen ange
troffen werden, und wovon der Befliser der immer
genennet wird. Für Wimme, ift in älteren Zeites
Wideme, Wedem, Widemgut, gefhrieben worbe:
wodurch ein Haus oder Grundſtück verftanden win.
melches auf eine ſeyerliche Weife zum Behuf eines ande
cen gewidmet, und zugeeignet worden ift, 3. B. mei
der Mann feiner Frau, oder ein MWohlthäter für de
Sirhe, oder Kirchendiener. ber gegeben bat. In bes
Gloſſario des Chriſt. Gottlod Haltaus ift Wideme,
Widemhof, ein Kirchengut, Pfarrhof. Viele folde
Häufer. find aber. mit der Zeit wieder veräuffert,, um
frey gelaffen worden. Ein befauntes Bauernhaus wird
noch jest die Pfaffenwimme, und ein gewiſſer Bauer
wohl gar. der Pfarrer in der Wimme genenner.
wimmeln; ſich baufenweife bewegen. Der Be
griff von leben, und fi wegen, ſcheint hier ganz watıke:
11.5 zu fegn. Celtiſch byw, leben und lebhaft; Lat.
297
vis, vivus, vivere; gried. Rs. das Leben; Bız,
Kraft, Stärke, Braw, Praeu, urgeo, vim affero.
Wohin, nad Adelungs Meinung, auch weben, Mes
belu, webern gehört, z. B. immer mit den Füllen we:
bern, nicht ſtill fisen wollen. Go wie ferner die Wib⸗
bel, eine Art ſchwarzer Kornkaͤfer; die Wimpel, eine
Tange fhmahle Fahne; die Augenwimper, palpebr.
Da aber indeſſen wimmeln , ein Gewimmel, nicht von
einzelnen Dingen , die fich viel bewegen, gefagt zu wers
den pilegt,, ſondern eine verſammelte Menge anzeiget,
ferner der Buchftab w, in mehreren Wörtern nicht we⸗
ſentlich iſt; fo lieſſe ſich wohl noch ein anderer Stamm⸗
begriff denken, namlich das Chald. ymma, Hebr. om,
Menge, Volk; Imme, Impe, ein Bienenſchwarm:
beſonders da auch unſer Pofel, populus, nichts an⸗
ders, als ein Gewirre oder Gewimmel bedeutet (G.
Impe, und Pofel). Im der Mondſeeiſchen Gloſſe iſt
p. 321. uuimidon, ſcatere (Manna in deſerto cœpit
ſcatere vermibus, Exod. c. 16.): wobey Wachter
glaubt, daß etwa unimilon zu leſen ſey. Ä
die Wimmer, verklein. dad Wimmerl; eine
Disblatter., z. B. es ift mir im Geſicht ein Wimmer!
‚ aufgefahren; ich bin voller Wimmern. Dad griech. guux
heißt das nämliche ; von g:rzw, ich blaſe auf. Allein
das Wort. wird nad in anderen Fällen gehöret. Sowohl
bier, als ım übrigen Dentfchland., werden die Knorren,
Knopern, oder äftigen Theile eines Holzes Wimmern
genennet; ein wimmeriged oder verwimmertes Holz;
bey unferem Volke auch ein verwachſenes oder. verwerr⸗
lvces Holz, von werren, wirren, verworren ſeyn. Fi⸗
güͤrlich bey dem Friſch, ein verwimmertes Herz aber
Gewiſſen, nämlich ein verhaͤrtetes, verftodtes.
Vielleicht von dem alten wem, wom, led,
Madel (S. Wamme): gleihmie ed mit einem anderen
Ausdruck Heißt, ein maferiges Holz, die MasErle, im
Geſicht voller. Mafern ſeyn. Dder von einem veralteten
298 — END
Zeitw. wien, widen, zuſammen ziehen, winden, flede
ten; im Krain viti, winden, vyem ich winde, lat.
vieo, vimen, vimineus.
wimſeln; ſonſt winſeln, wimmern, Engl. to
whimper; mit unterdrüdter Stimme, beftige Laute
des Schmerzend, der Begierde, oder Freude, von fih
hören laſſen, 3.8. er fam in ein folches Lachen, daß er
völlig germimfelt oder gegillet bat; dee Hund winfelt
dor Begierde mit feinem Herren zu laufen, oder ein
Thier zu verfolgen. Go zeiget dad lat. hinnire, ge
wöhnfih zwar einen frendigen Laut der Pferde an,
Engl. to whinni, wiehern; in der Vulgata aber Isai.
10, v. 30. ein Fläglihes Geſchrey der Menfden, hin
ni deu ulula, urbs Gallim. ®on hi, wi, weh! ©.
woiſeln.
ber Wimſer, Wiſſer, oder auch das Wiſrerl,
Nifferl; eine Art Lerchen, welche⸗etwas Heiner iſt, als
der Krautvogel (Piplerche), und ungefähr im Monath
September mit anderen Vögeln hier durchſtreichet. Der
Nahmen fommt her von feinem wifpelnden Laut. SE
hatte noch nie Gelegenheit diefen Vogel zu fehen, bilde
mir aber indeffen ein, daß es vielleicht alauda nemo-
rofa ſeyn möchte. Die Kennzeichen desfelben wären nad
dem Syſtem, rectricibus nigris , extimis duabus mar-
gine exteriore albis, capite criftato, pedibus rubris.
( Später erhielt ih die Nachricht, daß fr wirffidh alau-
danemorofa fey).
Windiſche Nation, oder die Winden; fonft ge:
wöhnficher die Wenden, venedi, veneti, vinili, vin-
dili, winades. Ein Sarmatifches Bolt, welches za
erft an der Weichſel bis zur Dftfee hin, alsdann aber
weiter über Slavonien, Croatien, Kärnthen und Kraiu
fich ausgebreitet hat. Diefer Nahmen, wie Frifch glaub:
te, foH daher kommen, weil fie zu erft an der Wende
von Deutſchland, namlich an der äufferften Gränze ſich
gelagert Hatten. Auch Adelung führer die Nedensart
299
an, bier wendet meines Herren Gebieth, d. i. aͤn⸗
Dert fih, endiget: fo wie die Anwand, oder das Uns
gewand, eine Gränze. ine etwas beifere Ableitung
bat Wachter aus einer Abhandlung des Otto Sperling
angeführet, aber doch auch, ohne felbe viel anzuruͤhmen;
nämlich von dem alten win, wen, lieb, freundlih. In
Ehſtland ift noch jest wenda, ein Bruder, wendalyk
beüderlih. Zum Zeichen alfo, daß die Wenden nicht
als Feinde, fondern vielmehr ald Brüder der Deutichen,
an die Dftfee gefommen wären. Allein ihre Abſicht fo:
wohl, als ihe Betragen, wodurch Deutfchland fo lange
Zeit beunruhiget worden ift, ſtimmet mit diefem ſchönen
Bruders Titel nicht im geringften überein.
Da fih nun diefe Völker gewöhnlich nicht fo, fon
deen Siaven, flowaky, zu nennen pflegen; fo glaube
ich vielmehr, daß fie dieſen Nahmen von den Deutfchen
erhalten haben, und zwar ald fremde Leute, Gäfte,
Ankömmlinge. Don dem Zeitw. winden, wenden,
Bes wandern, ohne Blaslaut ändern, ans
er5 2. j
Otfrid. II. ı4. er blider thana uuanta ; læ-
tus inde reverfus eft.
— IV. ı7. ni gidorfiun zi imo iruuintan;
nec audebant ad eum reverti.
— V. 10. uuuntun; reverli ſunt.
Notk. Pf. 7. iruuint ze himile; regredere
in altum.
"Engl. went, der Weg, von demveralteten Zeitw.
to wend, ſich wenden, schen, wovon nur noch das
Imperf. i went, ich gieng, gebräuchlich ift. Unger.
vendeg, ein Gaft. Böhmifh wen, wenku, daranf-
fen; wenkowsky, ein Yuswärtiger, Fremder. Latei⸗
nifh venio, advenio, advena ein Fremdling. es
gibt noch mehrere Meine Völker, welche einen ähnlichen
Nahmen führen: ala bey dem Plinins veneti, ein als
tes Volt um Vannes in der Bretagne, venetia in bri-
—
300
tannia minori. Die Bewohner der Republik Venedig,
veneti, ein Haufen verfchiedener fremder Menichen,
welche fi zur Zeit. dee Hunnen in die Sämpfe geiläd
tet hatten. In beyden Fallen Eöunen entweder Fremd:
linge verftanden werden: oder aber auch Sumpfbewoh⸗
ner, don Finn, Fern, der Sumpf (S. Wien). Am
Ende der Mondfeeifchen Sloffen, wird aus dem Gtift
Weſſenbrunn in Baiern, ein MS. fec. IX. angeführet,
wo ed unter anderen heißt: pannonia, fic nommatur
illa terra, meridie Danobia: et Wandali habent hoc.
Hier. müſſen doch ficher. die Ungarn zu verftehen ſeyn,
al3 ein fremdes und nen angefommenes Volt ie Panno:
nien. Auch Scherz bat in feinem Gloffario angemerket,
day unter dem Nahmen Wenden, oft die Hunnen ver:
ftanden werden. Ben vielen Schriftſtellern find die
Ungarn, fo Saug fie ein rohes und heidniſches Wolf ver:
blieben find, folglih bis zur Annahme des Cheiften:
thums, Hunnen genennet worden, Indeſſen folgt dod
sicht, daß der Nahmen Ungar, hungarus, nicht älter
wäre: denn Horneck, Hagen, und mehrere andere,
pilegen ſelbe, auch als fie ned Heiden waren, immer
fhon Ungarn zu nennen.
die Windlaube, oder Spisfaube, cyprinus al-
burnus. Ein Meiner, baftig fpringender Fiſch, wel⸗
her eben darum diefen Rahmen hat von wind, ſchwind,
geſchwind, franz. vit (G. bett). Daher auch eine Art
Hunde, welde ungemein ſchnell laufen, Windbund,
Windſpiel, canis grajus. Wachter glaubte, wegen
ders fcharfen Geruh: wie ed bey den Jaͤgern beißt,
Wind fangen, den Wind haben; allein biefe Eigen
(haft gehört mehr den Jagdbuuden zu. Aus der names
lichen Urſache wird gedachter Fiſch in Baiern und Tyrol
Schußlaube genennet, von ſchieſſen, ſich ſchnell bewe⸗
gen. Mehr hievon iſt ſchon oben gemeldet haben (©.
Spitzlaube).
RE. ZIP DE SR SEE 301
die Windsbraut; ein brauſender Wind, Wir⸗
belwind, Sturm. Ich habe dieſes Wort zu erſt in dem
Oſſian von Denis geleſen, aber nicht verſtanden. Spä⸗
ter hin, als ich angefangen hatte, auf die Sprache des
Volkes aufmerkſam zu werden, hörte ich zn meinem Er⸗
ftannen den Ausdruck, der Menſch ift wie eine Winds⸗
brautern, fohieflet herum ꝛe. Ich wollte meinen Oh⸗
zen nicht trauen, bis ich wiederhofflt, und von mehres
zen Leuten dad nämliche hören konnte.
Dtfried V. 19. uuintes brut, in dee Sammlung
der Minnefänger II. 131. windes brut. Won dem al:
ten Zeitw. brutten, verwirren. Otfr. I. 5. ni brutti
thih muates; ne conturbes te animo. Notk. Pf. ı7.
irbrutta fie, conturbavit eos; et Pfi 95. brutelih
uber alle gota, terribilis fuper omnes deos. In
Böhmen ift prudky, heftig, ungeſtüm, und prudky
witr, ein Wirbelwind. Friſch leitet brutten, berutten,
ganz wahrfheinlich her von ruften, bewegen: wovon
rütteln, oft und ſchnell Hin und her bewegen; zerritts
ten, unter einander wirren, durch vieles Nütten in Un⸗
ordnung bringen. Angelf. hroth, hruth, commotio;
altbritt. cryd, tremor, febris. In alten Nordifchen
Sprachen bey dem PVerelind rota, circumagere. - Bey
den Sorbenwenden rotny, wirbelig, fhwindlid. G.
Wachter, v. rutten.
der Windwächel; Wamenwäher, Thurmfalk,
Kirchenfalk, falco tinnunculus, Lin. Ein kaſtanien⸗
brauner Falk, mit ſchwarzen Tupfen, und gelben Füſ⸗
ſen: welcher oft lange Zeit in der Luft wächelt, um
fih in der naͤmlichen Stellung zu erhalten, und ſeine
Beute zu beobachten. Er feißt Feine Vögel, Mänre,
Käfer, Blindfchleih, Heuſchrecken. Franz. creflerelle,
nah einem greiechifchen Ausdruck cenchris. Bisweilen
wird hier der Spring, falco nifus, das Windwächerl
genennet.
do 2
winnig; wüthend, von toller Wuth ergreifen,
z. B. ein winniger Hund, auch Katzen und Wölfe wer:
den oft winnig. In dem alten Fragment über den rin
. mit den GSaracenen, v. 1137. ih wene, du dofel
other winneft, ich glaube, du tobeft oder bift une
nig. Motfer 56. uuinninte, graflantes, repugnantes
die auf unfinnige Weiſe ſich Gott widerfegen. Dtfid
Jll. 14. thie mit diufele uuunnun, die von bie
Geiftern geplaget wurden. Gl. Monfee. p. 405. wir
nante, energumenos: item p. 407. Der geichilät
Ausdruck energumenos, zeigt einen Meufchen an, mb
cher geplagt oder herum getrieben wird, entweder durh
innerliche Wuth, oder Durch böfe Geifter.
Das Zeitw. winnen, welches auch Wachter anf
führet Hat, heißt überhaupt ſich bemühen, entges
ſetzen, ftreiten, mit einer drüdenden Gade ju thu
haben. Angelf. winnan, Isländ. vinna, arbeite
Ulphilas Marc. g. skal filu winnan, oportet euM
multa pati; et Luc. 2. winnan, Schmerz empfinden
befümmert feyn. Adelung hat bey dem Zeitw. gem?
nen. angemerkt, daß es bey den Schweden auf eine M
immer gleiche Weiſe winna, hinna, inna, geſchri
worden ift. Diefer Umftand erinnert an dad
anah, afllixit (litt. ajin): wovon auch injan, ©
cupatio, negotium; lo innah, non afllixit, ſer
humiliavit, depreſſit, Thren. Jerem. 3, v. 33-
winfter, link. Diefed veraltete Wort, melde
bey Otfried, Tatian, Willeram, und in viel fpatert
Schriften vorfommt, wird noch bey den Dänen gehört,
wo es venfier lautet. Man leitet es indgemein her?
wan, mangelhaft; Isländ. vanta, Engl. to want,
mangeln: gleichwie die linke Hand Ital. manca he
Bey unferem Volke ift dafür tenf üblich CE. dasſelbe)
dee Wirſel; Wirbel, Schwindel, z. 8.16 biu
bene ganz wirklich, habe den Wirfel befommen. ©
Werfel.
—*
u EN AT 303
wirds; boͤſer, ärger, mehr weh, 3. B. mir that
geſtern fhon der Kopf weh, heut thut er mir noch wies
fer (wirfer). Otfried III. 4. uuirs, pejus, deterius
C fündige hinfür nicht mehr, damit dir nicht etwa ſchlim⸗
emeres wiberfahre, Joan. 5). Ulphila® wairs, dete-
rius (das Weib, welches den Blutgang Hatte, Fonnte
von den Aerzten Feine Beflerung erhalten, fondern es
äft alles nur fchlimmer geworden, deterius habebat, _
Marc. 5). Gl. Monfee. p, 328. giuuirfirota, de-
pravavit.
Kero: uuirfir, pejor, pejus, — uuirfifto,
peflimus.
angelf. wyrs — — vyrſeſt.
Schwed. were — — værſte.
Engl. worſe — — vorſt.
Vielleicht von werren, wirren, verwickeln, in
Unordnung bringen; lat. verto, everſus, perverſus.
Oder weh! Engl. wo. Bey den Angelſachſen iſt woh-
nelle, pravitas; woh gewitnelle, faljches Zeugniß;
Woh gemet, ungerechtes Maß. Altbritt. bey dem Bor⸗
horn bai, vitium, culpa; beio, culpare, Womit
etwann auch das deutfche böſs, alt lat. peus, fo wie
ferner pejus, franz. pire, Gberein fommt. ©. Wach⸗
ter, v. weh, und wirs.
Der Wirfing, oder Werfih, Werfing; in mebs
reren Drten von Deutfchland das, was in Defterr. nur
platthin der Koͤhl genennet wird, braflica fabauda,
Lin. Der blaue Wirfing, brallica fabellica, und der
fraufe Wirfing, braflica crifpa, heißt hier der blawe
Köhl, Fraufte Koͤhl. Wahrſcheinlich von werren,
wirren, indem die Blätter desſelben nad) unferem Aus⸗
druck alle verwerrlet find, verzogen, voller Runzen,
und nicht glatt, wie bey dem Kopfkohl.
dee Wisbaum; ein Baum, momit auf dem Mas
gen das Hen, Stroh, ober die gefammelten Garben
nieder gebunden. werden. Nicht von Wieſe, pratum,
304 RR Er DE zus
"indern felber eben fowohl auf den Feldern, und
Haufe in der Schener gebraudhet wird; fondern wa
wien, witen, wifen, in der Windifchen Sprade ve
fati, böhm. wazati, zufammer binden (S. Wide). Is
der Schiweig wird felber wirklich Bindbaum genemtt.
das Weiſerl, multela vulgaris, fin. Die
Thierchen ift fihon oben befchrieben worden ( ©. Nit
mel). Es fpärzet und pfuchzet, wenn man ihm nak
kommt, welches auch anblafen heißt, und wovon obe
Zweifel das Wort Wiſerl, gl.Monlee. p. 322. ul
la, Engl. weesel, ber kommt. Griech. gusau, iq
blafe, lat. veica, eine Blaſe, franz. veflir, Bau
winde fteeichen laffen. Wiſerln wird bier im Ecerf
gefagt, für piſſen, brunzen; altbritt. bey dem Borhen
pifo, tal. pillare, Wind. fhzhi (fh —tſchi), wege
‚dem ftillen Laut sf, pis, wis. Das wilde Wiferl, edt
Frettchen, muftelafuro, wird in England , Frankreiqh
und den Niederlanden angeteoffen, und zur Kaninder
jagd gebraucht.
wiſpeln; mit dem Munde pfeiffen, Engl. whiſ
per, tal. bisbigliare, von dem Laute bis, wis
das Wiſperl; ein Nahmen verfchiedener kleinet
Vögel, welde einen Iifpelnden oder wifpelnden Las
hören laifen, 3. B. das Rothwiſperl, motacilla phe
nicurus, und das Schwarzwiſperl, motacilla erith*
cus (G. Rothſchwaiferl). Bey dem Popowitſch iß
das Wiſperl noch ein anderer Vogel (G. Wimſer).
der Wiſſer, gleichfans ein Vogel (S. Wimſer)
wilt bar! ein Wort der Fuhrlente. G. bett.
Wiſtling, Wiſperl, motacilla phœnicurus (6
Rothſchwaiferlſ).
wixen; ein Wort von mehreren Bedentunger.
1) peitſchen, Streiche verſetzen. Bey Kero, Otfried
und anderen ift uuizze, uuizzi, Strafe, Pein, m
uuizinon, zfichtigen. Allein unfer wigen gehöret wahr
ſcheinlich nicht dahin, fondern ift une ein Ausbend der
|
305
fanfenden Streiche, mis, wis: gleichwie finen, und
pfisen ( ©. diefe Wörter). 2) einabgewirder Menfch,
welcher durch verfchiedene Zufälle wisig und vorfichtig
gemadt worden ift. 3) Bey Studenten und jungen
Handwerkern ift ein Wixer, WWigfer der jenige ; wels
cher fonit nah einem franz. Ausdruck un chevalier, un
galant homme genennet wird, 3. B. einen Wirer mas
chen , ift ein gauzer Wirer. Eine Nachahmung der vor:
maligen Nitter, welche duch Muth, Unerfchrodenheit,
und dabey galantes Weſen, ſich vor andern hervor tha:
ten. Bey den Gothen und Angelfachfen ift wiga ein
Held, Ritter; Schwed. wyg, altbritt. gwych, Burs
tig, tapfer. Man fehe Wachter, v. wig. Eben daher
ift 4) wiren, ſtark trinken, tapfer zechen, und einen
Mirer befommen, einen Naufch, eigentlich Helden-
muth, Courage. Horat. Ode 20, lib. 3. vinum ad-
dit cornua pauperi. Ovid. lib. ı. de arte, v. 237.
vina parent animos, tunc pauper cornua fumit. Un:
dere ähnliche Ausdrüce eines heldenmaͤſſigen Trinkens
find fäbeln, und darein hauen.
Wodan, S. Mittwoch.
woiſeln, bey dem Poͤbel wjoſe'n; winſeln, mit
weinerlicher Stimme etwas verlangen, oder webekla⸗
z. B. woiſeln, jammern, wegen Schmerz oder Kälte;
Die Kinder haben immer gewoiſelt um Aepfel, Nüuüſſe ꝛe.
Don weh, Engl. wo, woe; griech. osuor, Ital oimé,
wehe mir! S. Jamer.
der Wolferl; überhaupt was fich freisförmig hers
nm draft, von wälzen, Engl. to wallow, goth. und
angelf. walwian, lat. volvere. S. Wachter, v. wel:
fen. So wird der Kreifel, turbo, womit man zu ſpie⸗
Sen pflegt, bald MWolferl , bald Dranl genennet (©.
Drant). Der Magen der Schlachtthiere, welcher gleich
andern Därmen, als Blutwurft gefüllet wird , fih aber
von denſelben durch feine runde fadförmige Geftalt un:
terſcheidet, heißt der Wolferl. Der Samenfluß, go-
Drittes Theil. u
306 —
norrhaa , ift bey dem Pöbel unter dem Nahmen Blut:
wife! befannt (CS. dieſes Wort).
Woͤrgel; in den Alpen von Salzburg der Na
men eines Vogels, welcher fonft Grünfink, in Deitem.
Grunling heißt, loxia chloris, Lin. Wermuthlid mm
den lateiniſchen Nahmen desfelben vireo, tal. ve-
done, franz. verdier: daß es alfo etwann Verdel
Vergel, heiſſen foll.
die MWühr, oder die Wehr, Wöhr; ein Dam—
zur Einſchränkung des Waſſers. Nach Adelung die
Wuhr, das Wehr, Waſſerwehr; bey dem Pistorim
Muor, und muoren, in Deftere. wühren, einen fe
hen Damm machen. Man fagt, dem Waller, das
Feuer wehren, einem das weitere Vordringen verweb
ren, gotb. warjan, angelj. werian, werigan, wergau.
G. Wachter, dv. weren. |
die Wun; Wiefe, pratum. Diefes Mort, wel:
ches durch ganz Deutfchland cinft befanntiwar, und neu
in manchen Ländern, beſonders in Beiederſachſen vun
ft, bat fi) dergeſtalt verlohren, daß mehrere alt:
Leute, die ih um die Bedeutung fragte, gar nick.
»mehr davon wuften. Es fommt in der Dberöfttn. :
Fiſchordnung vor, wo e8 heißt: daß in den fregen un",
Gemeinwäſſern nicht Jedermann das Necht habe zu fiſchea
ſondern nur die jenigen, welche neben dem Waſſe
un, Waid, Trib und Zradt haben. Abalı
Weide, ift ein mit Mos Überzogener, fumpfiger oft
trockener Plag, welcher größten Theils nur zur Dirk
weide tauget: zum Unterfchied einee Mun oder cigent
lichen Wieſe, wo frifches und langes Eras, mit dw
ſchiedenen Blumen gezieret, das Aug ergeser, und eat
lich für die Stalfütterung Heu oder Grummet verfhat
fet. Zrib und Tradt haben Heißt, eim Recht. haken,
fein Vieh dort Hin tretten und weiden zu laſſen (C-
Treat), wenn man gleich nicht felbft eine Wieſe dla
ET 45) 2 GER MERSESEREE 307
genannte Waid wirklich befizet, oder felbe etwann nur
als Beftandmann inne bat.
Daltaus und Scherz; haben in ihren Gloſſarien
hievon viele ſchöne Beyſpiele gefammelt, wo eine Wiefe
Kun, Wunne, Wonne genennet wird. Ohne Zwei:
fel wegen den: frifchen und freudigen Wuchs: im Ge:
genfag jener trockenen nnd traurigen Gegenden, welche
entweder eine Heide, oder eine bloſſe Weide heiffen
CS. Haid). Dad Wort Wonne, Unnehmlichkeit,
Lieblichkeit, Vergnügen, fommt don dem aftdeutfchen
win, lieb, Schwed. wan, im Dänifchen ven, ber;
fat. venus, venuftus. Bey Frifh und Adelung ıft
Wuhne, un, von einer ganz anderen Bedeutung.
Es heißt namlich ein Loch, welches man in dem Eifen
macht, foramen in ferro ; ferner eine Oeffnung im Eife
zur Winterzeit für die Fifche; wie auch eine Waſſer⸗
grube in den Wieſen. Welches, wie Adelung glaubt,
einerley Wort ift mit Wunde, Dermwunden, verlegen,
durchſtechen.
der Mürger, oder Neuntoͤdter. S. Speralſter.
wurlen; heißt theils wimmeln, wudeln, 3. B.
hier wurlt alles vor Ameiſen, Würmchen, Käfern:
theils wurmen, kriebeln, innerliche Unruhe anmachen,
3. B. es hat ſchon eine Zeit gewurlt in feinem Gemuͤthe.
Das veraltete Zeitw. wuren, in dem Ölofjario von
Scherz wurren, ift eineriey mit wirren, ein Gewirre
machen, ich habe verworren. Hier bey dem Volke ift
noch da8 Zeit. zermornen üblich, zerftreuen,, aus ein⸗
ander werfen, 3. B. wir folfen das gemähte Gras,
welches in den Mahden liegt, zerwornen.
der Wurm: überhaupt ein Thierhen, weldes
wuret, fi verfhiedentlich hin und ber beweget (S.
warfen). Unter den fchädlichen Arten verdienen fol:
gende bemerket zu werden. 1) dee Bauchwurm, oder
die Würmer der Kinder; eine Art Spulwürmer, alc:-
ris vermicnlaris. 2) der Bandwurm, Fiekwurm,
u.
308 nr EN —
Neſtelwurm: und zwar mit langen Gelenken, tenis
ſolium; mit kurzen Gelenken, tænia vulgaris; ode
mit breiten Gelenken, tacnia lata. Sie wachſen zu er
ner erſtaunlichen Länge an: weßwegen ſolche Leute bleß
ausſehen, und groſſe Schmerzen empfinden, wenn de
Magen leer ift. 3) dee Leberwurm, falciola humana.
4) dee Egelwurm in der Leber der Schafe, falcıola
hepatica. Eine andere Art fehr Meiner Würmer, die
wie Körnchen des Hirſes auöfehen,, und in dem Gehen
ber Schafe fih aufhalten, und fie ſchwindlicht made,
tzenia cerebralis. 5) die Würmer an den Bäume,
entftehen von einer Urt Schmetterlinge, phalæna chrr-
forrhaea (S. Beinfalter). Die Wirmer in den Aepfels
und Birnen, find die Larven der Dbftmotte, phalæm
padella. 6) die Wuͤrmchen im Getreide; G. Kors
wurm. Der Wurm am yinger, ©. Ausbeiffer.
das Wurmtaut; ein Kraut, welches wider die
Wuͤrmer im menfchlicgen Leibe gebraucht wird. Am
gemein ber Rainfarn, tanacetum vulgare. In neuer
Zeiten eine Pflanze aus Südamerica, fpigelia anthel-
mia, Lin. Unter dem Nahmen Wurmſamen fir
vorzüglih befannt chenopodium anthelminticum.
wie aud) artemifia judaica.
die Wurze, oder nur Wurz; der unterfte fe
mende Theil eines Gewaäͤchſes. In der Heilkunde fin
vorzüglich folgende zu merfen.
Alantwurz, inula helenium, Fin. Hat einen
angenehmen aromatifhen Geſchmack, wird mider die
Fehler des Magens, fo wie ferner in Keichhuften me
Bruftfranfheiten gebraucht.
| Bäarwurz, oder Bärfendel, aethufa Meum, die
net wider. die Befchwärung der Mutter, und Grimms
im Leibe. |
Braunmurz, Sanwurz, , groffes Feigwarzenfranl,
fcrophularia nodofa; zertreibet verfchiedene Beulen,
Kropfe, freifende Geſchwuͤre.
— — 309
Eberwurz, carlina acaulis, et vulgaris, wird
‚wider Gift und bösartige Ausdünftung angerühmt, in:
dem fie den Schweiß und Urin befördert, dienet auch
wider Mutterbeſchwärung.
Grindwurz, rumex acutus, bey älteren Bota⸗
nifern lapathum acutum ; wird zur Heilung des Grins
Des am Kopf, und der Kraͤtze gebraucht.
sarelvurz,. alarum europzum, in Deftere.
Scheibelkraut genannt, ift ein ftarfes Purgiermittel,
führer die gallichte Feuchtigkeit ab, und wird wider die
Gicht, Gelbſucht und Waſſerſucht gerühmt. |
Hauswurz, fempervivum tectorum. Von defs
fen fernerem Nahmen und Gebrauch S. Nampfe.
Meifterwurg, imperatoria oftruthium, treibt
Schweiß und Urin, dienet wider den Biß giftiger Thies
re, zähen Schleim, Schlagfluß und Colik.
Nieſewurz, mit grüner Blüthe, helleborus vi-
ridis, ift hier unter dem Nahmen Gillwurz und Schelm:
wur; befaunt ( ©. diefe Wörter). Die ſchwarze Nie⸗
ſewurz, Chriſtwurz, in Salzb. Starkwurz, helleborus
niger. Die weiſſe Nieſewurz, veratrum album et ni-
grum, wird in Oeſterr. Salzburg und Steyermark He⸗
men, Hemern, bey dem Gtatind Müller Germe ges
nennet. R
Rothwurz, Färher—Ochfenzunge, onofma.echi-
oides, wurde vormals mit dem Nahmen cerinthe, vel
a:chufa lutea bezeichnet. Der Otterkopf, echium vul-
gare, wird bier bey dem Volke sleihfans Rothwurz,
imgleihen Gaurüffel genennet, und im Nothfall zur
rothen Butter gebraucht, obwohl nur wenige mit einer
eothen Wurzel angetroffen werden.
Ruhrwurz, oder Rupräpfel, die Frucht der Zeite
fofen, colchicum autumnale ( ©. Ruhrwurz).
Schwarzwurz, oder Beinwell, geoffe Wallwur⸗
jet, fymphytum officinale, bat eine heilende, zuſam⸗
310
men ziehende Kraft, und wird ſowohl imerlich, &
auſſerlich, vorzüglih in Beinbrüchen gebraucht.
Sußmwurz (S. dieſes Wort), polypodium rıl
gare.
Weißwurz, oder Salomons Siegel, conral
ria polygonatum, hat eine anflöſende und zertheilek
Wirkung. Unſere Buben pflegen Die geftoffene Wurf
über zu legen, um die blauen Flecke, welche fie dal
Raufhändel erhalten , zu vertreiben.
.wünſt, in der Ausſprache wuͤeſt; verwildert. Ei
wuͤſter Menſch iſt nach Adelung, ein roher, mar
ſitteter: bey unſerem Volke aber, ein ſehr karger.
wutzeln; walzen, volvere, franz. voutrer,;
B. den Teig auswutzeln, wenn ſelber mit der Hand
lange und fchmahle Gtrügel ausgewälzet wird. |
folder langer, und runder Theil beige der Wutzel. &
einigen Dpten hat man im Schmalz gebackene Muse
oder Wützel. Kleine Kinder werden wegen ihrem wir
genden oder walzendem Gang, ebenfalls fo geneunt.
3. B. mir erbarmen die Heinen Wutzerl, die weder Öre.
noh GStelimpfe haben. Daher ift bey den Taufpathı
das Mugel— Gewand, welches für die kleinſten fi
dee gehört (G. das Weiſet). Endlich wutzelfaiſt
walzenformig; oder nudeldick.
der Wutwut, ober Widhopf, upupa epop⸗
Lin. Dee Nahmen iſt von feinem Geſchrey eutnen
men: daher auch im Lateiniſchen up, up, Urabiſch hut }
hud CE. Widhopf). Weit er zu gleicher Zeit mit du
Guckguck anfommt, und wieder im Anguſt mit ihm eb ı
sieht, fo wird er Yon einigen wie Döbel in feiner 6 '
ger Practik fchreibt, des Guckgucks Lackey genen.
3.
das Zäckenfell, oder Zägelfell; ein Fell von eis
nem Ungarifchen oder Mädrifchen Schaf, ovis flrepfi-
ceros, Lin. welches fonft Eretifches Schaf genennet wird.
Vielleicht wegen den feltfam ausgezackten Hörnern? Ich
glaude aver, daß hier überhaupt anf die Wolle gefehen
wird, laniger, lanigerum pecus. Bey dem Ulphilas,
und noch jest bey den Schweden ift tagl, tagel, Waar,
Borfte, Wolle. S. Wachter, v. Zagel: wobey die
Bemerkung ſteht, daß bey den Tuͤrken fac, das Haar
bedeutet, Hebr. fear (litt. fchin), pilus, capillus;
fair, pilofus, hircus.: Es kann daher ein Schaf ſo⸗
wohl, als eine Ziege bedenten, beſonders da ohnehin
der Unterfchied zwiſchen beyden nicht groß ift (S. Gaiß,
and loden, 5).
Zaderen, fatureja hortenfs. ©. Saturey.
der Zagel, Schweif, cauda, 3.8. Ber Zahl oder
Zagel an Werben, Hunden, Katzen, Schlangen. Not⸗
fer Pf. ı3. zagel, cauda afpidum. In einemlex. MS.
cauda, Zayl, Engl. tail.e Ben unferen Fifchern wird
ein aewiffer Fiſch mit einem Tinienförmigen Schweif,
perca aſper, Lin. der Strichzagel genennet (S. dieſes
Wort). Für Haarzopf, wird im Spotte Haarſchwaif,
Haarſchwanz, nach Adelung Haarzagel geſprochen.
Es ſcheint hierdurch jener Theil des Körpers ange⸗
deutet zu werden, welchen die Thiere am meißten bewe⸗
gen, und womit fie immer zu wächeln pflegen. Gleich⸗
wie der edel, Schweif, Schwanz, von wehen
(wacheln), fchweifen und ſchwanken, nämlich Gin und
her bewegen, ber geleitet wird, auch das griech. xsoxos
von gleicher Bedeutung ift: fo glanbe ih, daß Zagel
von zagen, beben, zittern, feinen Urfprung hat. Bey
dem Friſch ift zaͤgeln, zogeln, zappeln, mit Händen
und Fuͤſſen gefhwinde, aber fchwache Bewegungen ma:
hen ; womit vermuthlih zucken, Schwed. toga (©.
312 —
tockitzen) uͤberein kommt. Im Hebr. ift zalal, palpi
tavit. Andere, wie Wachter bemerket bat, betrachte
den Zagel als ein Buͤndel langer und ſteifer Haare, wie
man bey Kuͤhen und Pferden ſieht; von Dem oben ange
führten goth. tagl, Haar, Borfte. Welches mir akt
minder wabrfcheinlih vor fommt, da in Dem Zagel ein:
ger Thiere, 3. B. der Fiſche und Schlangen, zagel de
ro alpidum bey Notker, gar feine Haare angetroffe
werden, noch weniger aber in dem Engf. plough —tai,
die Pilugfterte.
zaifen, 3. B. Wolle zaifen, felbe mit den Hös
den, oder mit der Kardetſche aus einander ziehen. Scher,
führet aud dem Kaifersberg die Redensart an , nüslı
he Wahrheiten in feinen Gedanken zerzeiien , aus cs
ander Mauben, überlegen. Don ber Geide wird ur
zupfen gefagt.. Don Haaren hingegen zauſen: entwe!
der zerzaufen, felbe verwireen, oder auszaufen, ak
leſen, wieder in Ordnung beingen, figüelih, eine
rund auszaufen, ausfilzen, ibm einen Verweis gebe -
(©. Filz). Zaifen und zaufen, ift eineriey mit dem:
Engl. to touze, angelf. tæſan. Hollaͤnd. Wol tee:
zen, Wolle zaifen. Griech. rarw, Tavıw, Te, id
deine, ziehe, ſtrecke aus, rarıs, suracrıs, Ziehun;.
Ausdehnung. ©. Teiſem.
der Zand, inder mehreren Zahle die Zend; fpisi:
ge, oder mit einer breiten Schneide verfehene Beincher
in dem Kinnbaden der Menihen und Thiere, wodurs
die Speifen zertheilet und zermalmet werden. Bey dem
Horneck Zanndt, Gl. Monlee. p. 324. chinnizand,
Kinnzahn, Backenzahn, Eeltifch bey dem Borhorn danı,
Holland. tand, im Hochd. Zahn, lat. dens. Hebr.
fchen: welches vermuthlich das Stammenwort iſt, ali
etwas fpisiges , ſchneidendes, von dem Zeitw. ſchanan,
acuit. Aus fchan, fchen, ift durch eine gar nicht us
gewöhnliche Veränderung fan, fen; im einer nieder:
nr JE un 313
deutſchen Forme tan, ten, oberdeutſch Zan, geworden.
©. zenen.
der Zander, oder Sandbarſch; ein Fiſch, lucio-
perca. ©. Schiel. Bey dem Friſch Heißt er perca
arenarla.
fih zänkeln; verfpäten, eine Weile verzichen,
3. B. der ſchlaue Bube hat ſich fo lang gezanfelt, oder
fo lang gezogen, bis die anderen Leute vorüber gegan⸗
ges waren. Ein mit dehnen, und ziehen, verwandtes
Wort; aftbritt. tant, eine Saite, gefpannte oder an⸗
gezogene Schnur, geich. Tzw, Tayıw, ich dehne, ziehe
in die Länge. ©. zieben, 3.
das Zaͤnkerl, oder Sängerl; :die Heinfte Art
Sifhe, cyprinus aphya, Lin. Ich Eenne fie nicht,
indem jelbe auffeer dere Donau, faum irgendwo ın un:
feren Ruffern angetroffen wird.! Jene Zanker, die ih
zu fehen Gelegenheit hatte, waren weiter 'nichtd als
Pfrillen ( Eftigen), bey welchen macula fufca ad cau-
dam gleich in die Augen fiel. Don der Hande eines
ſehr verehrten Freundes erhielt ich folgendes zur Nach:
richt: individuuscomes phoxini, minortamen, nec
umquam rubefeit. In dem Gyftem heißt es von
Pfrillen und Zankerln
cyprinus phoxinus, pinna ani radiis
8, macula fuſca ad caudam, corpore
pellucido.
eyprinus aphya, pinna ani radiis 9,
iridibus rubris, corpore pellucido. Was
den Augenring anbelangt, wird in der
Anmerkung fo erfläret, oculi iride fa-
va, annulo rubro cincta.
Hier an der Traune ift dee Nahmen Sangerl,
Panferl, ganz befannt: man verfteht aber dadurch
die ‚junge Brut von verfchiedenen Tifchen, vorzüg:
lich junge Lauben und Pfeifen, welche zur Herbſtzeit in
ftilen Gegenden des Waſſers fih fammeln, und dort
baufenweife gefangen werden. Daher in Den Büchern
dee Nahmen Hundert taufend Fifchel, wegen ihrer
Menge; in Unfehung der Kleinheit aber, und Verlaſß
fenheit, Mutterlofen, Heuerlinge, Gruͤhen (6.
Grühe). Popowitſch bat fie auh Säuglein genenntt.
Um Tübingen heiffen fie Pfell, griech. LöeAAzı, ven
dem Zeitiv. dxAAon, ich fange, bin noch wie ein Säug
ling CS. Feifh, v. Pfeil). Unſer Sangerl, Zar
fer[, wo der Buchftab n, in der Mitte vielleicht nme |
zufällig ift, dürfte wohl noch von dem Hebr. fchagar, |
ſcheger, die Brut, foetus, ſich her fchreiben. Deus [
ſ, und fch, wecfelt felbft in dee Hebräifchen Sprade '
oft ab. ©. auch jenen.
zannen, oder zanen; die Zähne bledfen, welches
auf verfchiedene Weife duch Verzereung des Geft.Kie
zu gefchehen pflegt, z. B. der Hund zannet, droht zu
beilfen; bey Horneck c. 63. zannen, mit Verbitterung
auf den Feind hin hauen; figürlih , da8 Blunt zamret
aus der Wunde, blicket hervor. Ferner auf eine böbe
niſche und boshafte Weiſe lachen, 3. B. der Alte dort '
zannet wie ein Fuchs, wie ein falfher Stebenzeis
ner, weileinige 17 Krerzer Gtäde, die nicht von wah⸗
rem Silber find, nach und nach gelb oder roth zu wer
den anfangen. Endlich heißt zannen, auf eine Finde
ſche oder ungejittete Weife weinen. Bey Notker ift PL.
78. zanon, mit den Zähnen zerreiffen, wie die wilden
Thiere einen menfchlichen Körper. tal. zanna, ein
Fangzahn groſſer Hunde oder MWildfchweine, und zan-
- nare, mit den Zähnen ergreifen. In einem verbiäms
ten Verftande hat ed and) verfeumden, oder biflig feye,
bedeutet; Gl. Monfee. p. 331. obtrectatores rodunt,
‚zanunt, pizzent. In der Bedeutung eines Ge
ſpottes, lautet es genen (G. dasfelbe).
u —— 315 —
der Zapfen; ein laͤnglicht rundes, und am Ende
etwas zugeſpitztes Holz, durch deſſen Ausziehung das
Getränk aus den Fäſſern, oder dad Waſſer aus einem
Gerinne, abgelaifen wird. Angelſ. teppe, Engl. und
Holländ. tap. Es kann diefed Wort, wie fhon Wachs
ter beoba.htet hat, nad) einem zweyfachen Begriff ange:
fenen wirden; ı) der Verftopfung. tal. zaffo, ein
Stopi-l an einer Flaſche, oder.der Spund (in Defterr.
das Peil) oben am Faſſe. Der Hauptbegriff alfo wäre
ſchlagen, einfchlagen, zuftopfen; dubben, fchlagen,
(engl. tabor, Hebe. toph, eine Trommel (G. Tabor,
und Zopfen). Auch im Franz. tft taper, fchlagen:
wenn es doch nicht etwann zu unferem tappen, greifen,
gehört (©. Tapel). Go fern durch den Epund, Korf
oder Deckel, das Getraͤnk zugedecket und verborgen wird,
Hat jenes tal. zaffo Aehnlichkeit mit dem Hebr. za-
phan, abfcondit. Gleichwie altbeittifch bey dem Bor:
born vorchudd; tectum, cooperculum: welches
ermuthlich her fommt von gor, oben, und cuddio,
abfcoudere.. Sicher aber: ift zaffo nichts anders, als
Zapfen: wenn gleih die Anwendung des Wortes don
unferem Gebrauche abweichet.
Eine ate) und meiner Meinung nach beſſere Weis
fe, diefee Wort zu erflären, wäre der Begriff des Ab»
laſſens: als cin Werkzeug nämlich, wodurch das Waf-
fer, oder anderes Getränk ausflieſſen fol. Daher wird
durh Zapfen manches mal aud eine wirflihe Nöhre
mit einem Hahn Cin Defterr. die Pipe) fiphunculus
perftanden, 3. B. ein Faß anzäpfen, Bier oder Wein
unter dem Zapfen verfaufen. Hebr. zuph, effiuere;
zaphumajim, exundaverunt aquæ, Thren. 5.v.54.
Wovon auch das griech. und fat. ſipho ind gemein her
geleitet wird. Bey den alten Griechen war zans, ein
Fluß, oder das Meer: welches durch mehrere Benfpiele
erläutert wird — clemens alexandrin lib. v. firoma-
tum. Unter dem Rahmen Zapfenbolz wird jedes Hol;
verftanden, woraus Zapfen gemachet werden. Trasst
in feinem Kräuterbuch verfteht dahey den Faulbaus,
Khamnus frangula, Lin. Wachter nennet fo den Sat
oder Korkbaum, eine Art Eihe, quercus fuber, fiz.
wovon aber nur die dicke Rinde, ind gemein zu Gtie
feln, gebraudet wird. Wielleicht weil auch diefe bit
weilen unter dem Nahmen Zapfen vor fommen. J
den Mondfecifhen Gloſſen ift p. 400. faph, fuber.
Andere Dinge, welche ihrer Geftalt nach, einem Zapfes
gleichen, heilen hier ein Zepfen, (CS. dieſes Wort).
jappeln, ©. zeppeln.
zürren; zerren, ftarf und wiederhohlt ziehen,
hin und ber reiffen, 3. B.-die Hunde zarren mit einer
der an einem Bein, oder Lappen; einen im Kothe zar
ren, an feinen Kleidern zarren ꝛe. Es ift ein verftärk
ter Ausdruck von ziehen, und lautet an einigen Drten
aus) zargen, zergen, goth. und angelf.tairan, taran,
Engl. to tear, tal. und franz. tirare‘, tirer. Notker
fagt PL. 79. eine Mauer nieder reiffen, dana zaren;
PL. 3. die böfen Anfchläge zerftrendn, firzaren. er
ner heißt e8 ben dem Volke, die Kinder zarren immer,
d. i. weinen, machen ein langes Getön, eine zerrende
lang anhaltende Stimme. Gebr. zarach, clamarit,
exclamarit.
der Zarriger, oder Miſtler; die größte Art us
ter den Droffeln, turdus vifceivorus, Sin. Gonft auf
Zarrer, Zerrer, oder die Schnarre: wegen dem zerren
den Laut, fagt Popowitſch, womit felber andere Vögel
von den Eichenmifteln verjaget.
die Zäfchez ein Schimpfwort, welches manchen |
Weibsleuten gegeben wird, 3. B. du Zafchen, du! Der
muthlich fo viel, als eine fchlampichte Perfon. Bey
dem Frifch ift die Zefche, der Schlepp eines Kleides:
auch eine weibliche Perſon, welche ihre Kleider Hinter
fih nach ſchleppet. Es bat einerley Urfprung mit te
B_L_ \E „ Hi
— — — wer:
‘
317
fchen, ziehen, ſchleppen (©. tefhen). Gl. Monfee.
p- 347. zafcot, rapuit, domum diripuit.
die Zauck, fonft Zauche, Zoche, Zuche, Zude;
am verächtlichen Verſtande jedes weibliche Geſchoͤpf, ins
gemein aber eine Hündin. Von ſaugen, ſagt Friſch:
ein Thierchen alſo, woran die Jungen ſaugen koͤnnen,
bey den Alten ſugan, angelſ. fucan, Ital. zuzzare
CS. fügen). In Hannover wird dafür die Tache,
und in Würtenberg Zatze gefagt: welche Wörter an dad
Schr. dad, Zitze, Düte, und goth. daddjan, faugen,
erinnern fünnen. S. auch Mäge. Vielleicht hat das
Wort Bere, eine Hindin, auf ähnlihe Weife feinen
Urfpeung von Bieß, Bü, franz. pis, Zitze, Euter.
Friſch und Adelung glauben, daß Zauche einerley Wort
fey mit Docke, Dogge, ein groffer Englifcher Hund.
Allein das fcheint mir nit. Denn im Englifchen ift
dog, überhaupt ein Hund: Hingegen bitch, angelf.
bicce, eine Bege oder Hündin. Auch im franz. ift
dogue, Schwed. dugg, ein geoffer Fanghund, des⸗
gleichen in England und Ireland einheimifch zu ſeyn pfles
gen.. Wachter leitet es her von tacken, fallen, ergrei⸗
fen, Ital. und franz. attaccare, attaquer. Meiner
Meinung nad aber] foll es vielmehr her fommen von
dem altdentfchen dugan, Schwed. doga, ftarf und be⸗
herzt ſeyn; Tugend, Doͤget, Dogheit, nämlich Muth
und GStärfe befisen. ©. Adelung, v. Tugend. Hi
von bat auch ein ſtarker und muthiger Fıfch feinen Nab⸗
men (©. Zul). |
zauen; bewegen, eilen. S. zeppeln.
zaufen, zurüd ziehen. ©. hauf.
das Zaunfchlüpferl, motacilla troglodytes. ©.
Schneekoͤnig.
zauſen, S. zaiſen.
der Zechprobſt, bisweilen auch Zehrprobſt, in
einigen alten Schriften Zechmaiſter; ein Nahmen der
jenigen ehrbaren und vertrauten Männer, welche zugleich
318 fm N GEN AR ersten
mit dem Dfarrer die Einnahmen und Ausgaben eine
Kirche berechnen. Un anderen Orten Kirchvater, Kırk
meifter, Kirchenpfleger. Eine Zeche beißt nichts a=
ders, als eine Rait oder Rechnung (S. raiten): um
hat feinen Urfprung von ſuchen, angelf. ſſecan, lecan;
griech. Mreco, ich ſuche, unterfuhe. Daher heißt es:
der Wirth macht die Zeche; bey ven Wirth zechen, e:
ne gute Zeche machen, d. i. demſelben eine einträglice
Rechnung verfchaffen. Leute, die auf gemeinfame Re
nung arbeiten, oder eifen, trinfen, gehören zu einer
und der nämlichen Zeche. Zebrprübite können jene
Kirchväter genennet werden, fo fern fie die Aufſicht be
ben über dad Geld, wodurch nebft den nöthigen Aus—
gaben für die Kirche, auch die Öeiftlihen , Mefiner um
Todtengräber, einen Beytrag zu dem Unterhalt ihres
Lebens empfangen; von zchren, Zehrung, Zebrpfen:
ning ꝛe. Zechen in einer anderen Bedeutung, ©.
zieben, ®.
der Ze, nah anderen die Zede; eine Milde,
welche fih in.die Haut der Menfhen und Hunde eim
grabet, und mit geoffer Hartnädigkeit fih nicht mehr
daraus verdrängen laffen will, acarus ricinus, in.
Gie kann durch Branntwein getödtet werden. tal.
zecca, franz. tic, tique, Engl. tick, in Jtiederfachfen
Täfe, Tele. Von dem angelf. taecan, halten, ergrei
fen , franz. attacher, feft anhalten, anheften (S. tacken).
der Zeger, nad) anderen Zecker; ein Handkorb.
Ins gemein Hat der Zeger zwey fange Seiten, welche
wie eine Tafıhe von einander gehen, und worin Fleiſch,
Ener, Brod, getragen wird. Er wird daher Sred;
feitten— Zeger genennet: zum Unterfchied eines runden
und feinen , welcher Capuziner Zeaer heißt. Das Wort
kommt her von zechen, zecfen, ſchleppen, tragen (G.
ziehen, 2) als eın Werkzeug, um etwas darin fort zu
bringen. Dee Ausdruck, ein höfllicher Zener , wo:
durch ein Menfch verftanden wird, welcher die Pflicht
319
Der Höflichfeit und einer guten Manier nicht beobachtet;
mochte etwanun da her kommen, dag einft Jemand einen
anderen begrüſet, zugleich aber mit feinem Zeger ihn be:
ſchmutzet, oder unbehutſamer Weife ihm Stoſſe verſe—
tzet hatte.
das Zeiſel; ſonſt Zeischen, der Zeiſig, ein bes
kannter kleiner Vogel, fringilla ſpinus, Lin. Engl.
fiskin, franz. tarin. Ein gewiſſes Thierchen, mus ci-
tellus, Lin. nad Gmelin aber arctomys citellus, wird
gleichfalls Zeifel, oder zum Unterſchied Erdzeifel ges
nennet. Beyde wegen ihrem zifchenden Laut (S. Erds
zeifel ).
das Meerzeifel,, fringilla I:naria.
das Waldzeifel, motacilla regulus. S. Gold⸗
hähnlein.
der Weidenzeiſig, motacilla ſalicaria. ©.
Zinfzanf.
der Zeifel — oder Zeiffelmagen; eine vorzüglich
zu Wien befannte Urt Wägen, mit einem geflochtenen
Obdach, inwendig aber mit Stroh belegt, worauf die
Leute nach) der Lange bequem Liegen, und gewohnlid)
ſehr gefchwind in die Provinzen abfahren fünnen. Wie
werden aber auch allenthalben in Städten und gröſſeren
Mohdnplägen angetroffen. Es find fange Wägen: und
haben diefen Nahmen von zaiſen, zeijen, Holländ.
teezen, in die Länge ziehen (S. zaifen, und Teiſem).
der- Zelten; ein flacher Kuchen, z. B. Lebzelten,
ein Honigkuchen; in ven Apothe?en Berjtzeltci,
Wurmzeltel, und in gemeinen Häufeen, wenn Brod
gebaden wird, zugleich aus dem nämlichen Zeige Zels
ten, welche auch Brennzelten, Aſchenzelten heiſſen,
panis ſubcinericius. In den Küchen wird manche
Speiſe zu einem Zelten: wenn ſelbe, anſtatt ſchoͤn in
die Höhe zu gehen, flach und niedrig bleibt. In einer
Stelle, welche Scherz aus dem Ritter Tundalus arfi:de -
vet, beißt ed: die Lente wurden auf einander gelegt,
und mit hoͤlliſchen Hämmern zuſammen gefchlagen, Mi!
daß ein Zeiten daraus ward.
In den Gloſſen des Lindenbrog Celten, I".
Man kann aus obigen Benfpielen genug abnehmen, dei
hierdurch etwas nieder gedrücktes, oder überhaupt eim
verdickte Subſtanz, zu verftehen fd.“ Es gchöret alle,
zu dem Celtifhen ceuled, coagulum; caledu, obiu
refcere, welche Wörter bey Borborn zu feben; fras;.
fe cailler, fih verdiden (©. fallen).
der Zemer, oder Zem, fonft 3iemer; das mönr
fihe Glied an Hirfchen und Ochſen, nach der Spread
unſeres Volkes auch an Menfhen. Bey dem Friſch if
Zimmel „Zuͤmpel, Zumpfel, membrum cerri, &
priapus hominum. Daher ein Hirſchzemer, ein Stüf
vom Nüden,- eigentlich ober dad Schwanzſtück; ve
Dchfenzem, Ochſenzen, das gedörrte männliche She,
fo fern es ftatt einer Meitfche dienet.
Ein ſolches Nüdenfrüf von Hirfhen und Dchfen,
heißt franzöfifch le cimier: welches Wort aber wodl
nur aus dem deutfchen Ziemer entnommen iſt. Ds
gegen ift la cime, tal. cima, die Spitze oder der
Gipfel z.B. eines Baums, eines Berges: folglich et
was, das gar nicht hieher tauget. Denn fonft müßte
bey den —— vielmehr die Geweihe, und ben O&
fen die Hörner, ein Ziemer heiffen. Zem, Ziemer
ift ein altcs Wort, welches einft allgemein war, mit |
der Zeit aber durch andere neue Denennungen verdraͤt
get, und nur in gewiffen Fällen noch beybehalten wur:
de. Wahrſcheinlich heit e8 fo viel, als Scham: ft
he Theile nämlih, welche mit Schambaftigfeit ud $
Ehrbarkeit gepflogen und gekleidet werden follen: wit
im latein. vereor, verenda,' veretrum‘, und gried.
va asdıız, von dem Zeitw.ziösouz, revereer, -honoro.
Don eben einer ſolchen Bedeutung ſcheint auch ziemen,
ſich geziemen, in Niederſachſen temen, geweſen je
ſeyn; goth. timan gatiman, Islaͤnd. und —*
3aı
feema, decere; ſæmd, decentia, honor. Bey dem
Friſch Widerzam, Miterzeme, Ungebührlichkeit,
Unfug. Mit jenem altdeuntſchen timan, oder [x-
“ ma, fommt auch das griech. rıuao, ih halte in
" Ehren, und weuvos, ehrbar, ehrwürdig, überein. In
‚Dem erften Sendfchreiben an die Eorinther heißt es c. 12.
quæ putamus ignobiliora elle nıembra corporis, his
honorem abundantiorem circumdamus: et qu& in-
“ honefla funt nofira, abundantiorem honeftatem ha-
bent. Da übrigens ftatt des vorigen, in gemeinen
Reden oft nur Jen, Ochſenzen, geiprochen wird, fo
ſtellen ſich leicht noch andere Wörter unferer Erinnerung
dar, 3. B. die Sehne, nervus, welches in gleicher Be⸗
Deutung vor fommt ( ©. Fifel); oder Zain, Zein, eis
ne Nuthe, im fernerer Anwendung männliche Nuthe,
virga virilis; Hebr. sanab, cauda (litt. zajin); sin-
neb, caudam amputavit. Es wird noch unten hievon
die Rede feyn CS. zimen).
genen; in dee Sprache des Poͤbels verieren, fpafs
fen, fpötteln, 3. ©. Jemand zenen wegen einem begans
genen Fehler, dad Menfch wegen einem Liebhaber. Go
auch, wenn man im Geben fcherzweife zaudert, z. B.
bat mich lang gezent, bis er mir den Apfel gab. Bey
Hieron. Pez feriptor. aufir. p. 1025. die Hunger 3a:
neten die Steirer, und führten auf ir Halt, und
umgabens hinden und vornen. Notker hat in glei:
cher Bedeutung zanen, und genen. Nämlich in cantico
Deuteron. 32, v. 2ı. ipfi me provocaverunt (fie
gramdon mih) in eo, qui non erat Deus: et ego
provocabo eos (ih zeno ouh fie) ineo, qui non ef
populus, Die Pharifäer wollten den Heiland zum beß-
ten haben, fie uuolton in zanon, Pf. 57. als fie ihn
fragten, ob man dem Kaifer Zins geben foll. Der Zahn,
und zanen, zenen, find allerdings verwandte Worter:
ob aber bey letzterem dad Zähne blecken, oder die Spig:
Dritter Tpeil. x
3232 —
findigkeit und Stachelrede, den naͤchſten Begriff au
mache, getrane ich mir nicht beftimmt anzugeben. Ei
kann nämlich mit dem Latein. (anna, Verfpottung, us
fubfannare überein fommen. Hebr. fchen, ber 3ch;
“fchanan, acuit; fchenina, dicterium acutum,
oratio aculeata. Wovon das griech. varızs, azvx,
ein Gaukler, Gpötter, fat. fannio, Ilal. zanne,
Engl. zany, her geleitet wird.
das Zenterl Fleiſch; ein Renken, laͤnglichtes Gtäd,
desgleichen man an eiſernen oder hölzernen Zenden,
Zähnen, aufzuhängen pflegt (S. Zand).
‚der Zepfen; ein laͤnglichtes Ding, welches wie eis
Zapfen geftaltet ift, z. B. Eidzepfen, Tannzepfen: we
für man fonft Eiszapfen und Tannzapfen zu fchreibes
pflegt. Auch die Samenfteäuffe des Hirſes Heiffen
Zepfen. Angelf. teppe, Windifch und Eroatifch zhep,
chep Cbeyde in der Ausfprache Zfchep), ein Zapfen.
Ungariſch tsap, ein Zapfen, und Jeg—tsap, ein Eik
zapfen. ©. Zapfen.
zeppeln, oder zepperln; kurze und geſchwinde
Schritte machen: entweder weil man nicht im Stande
iſt, ſtark fort zu ſchreiten, oder weil man leiſe und uw
bemerkt gehen will. Es iſt im Grunde einerley Wort
mit zabeln, zabbeln, zappeln: welches heißt, mit
Händen und Füſſen, oder wie immer mit dem Körper,
ſchnelle und verfchiedene Bewegungen machen. Stra
bein und zabeln, in der Eilfertigkeit herum fchieffen,
ohne ruhiger Befinnung gefhäftig feyn. In der Wir
difchen Sprache ift zepedati, bey den Sorbenwendes
czepecu, zappeln. Das Stammenwort ift das Hebr.
fua, commovere fe;fevaah, faavah, commo-
tio (litt. zajin, welche von einigen wie ds, ausgefpre
chen wird, dag alfo die Grundſylbe dsav ift). -Dichee
‚gehöret auch das nicht ganz noch veraltete zauen, eil⸗
I a en ee 323
fertig ſeyn. Friſch führet aus dem alten Wörterb. 1482.
folgendes an:
zanen, feftinare,
jane dich, move te ocyus,
zaulich, eilfertig. |
Ferner ift bey Friſch und Scherz zaͤppeln, zep⸗
peln, Türmen, zanken: wo abermal der Begriff einer
unordentlihen Bewegung , commotio, angeteoffen wird.
Aber fich zafen, welches in Dee Sammlung der Minne:
fänger P. I. pag. 48- et 11. 78. vor fommt, heißt nicht
eilen, wie Scherz geglaubt hat; fondern wie jenes zof⸗
fen bey dem Friſch, fich zieren, nett und artig ftellen,
glänzen wollen. Adelung bat bey dem Wort zappeln,
ftatt einee Etymologie, feine Lefer nur mit einem Vers
aus dem Hanns Sachs unterhalten wollen.
die Zer— Eiche, quercus cerris, kin. ©. Eiche.
die Zerte, ein Fifh, eyprinus vimba. ©.
Blaunaſe.
zeſem; recht. Daher in älteren Schriften zesme
oder zeswe Hand, die rechte Hand, bey Otfried und
anderen zeſeuua, zesuua, Ulphilastaihswo. Go feru
man diefe Hand zu brauchen pflegt, um etwas zu zeigen
oder anzudeuten; von zeigen, zeichnen, Niederf. tefe-
nen, goth. und angelf. taiknjan, tacnian, womit aud)
das griech. Serayvo, ich zeige, deiEis, Die Weifung,
fiberein fommt. ©. Wachter und Adelung, dv. recht.
Bey den Croaten ift defzna ruka, rechte Hand, leva
ruka, finfe Hand, böhm. prawa ruka, und lewa ru-
2 Ungar. job kez, rechte Hand, bal kez, linke
And.
das Zettach; in den Alpen von Salzburg folche
Beere, welche in Büfcheln, oder traubenweife hangen,
3. 8. Granten —zettach, Mosbeer —zettach. Don dem
folgenden Zeitw. zetten, zerſtreuen, fo fern felbe naͤm⸗
2
324 BEE
Sich in zeeſtrenten Wbtheilungen fi) zeigen, oder, wei
fie in ganzen Zuten da bangen. G. Zetterling.
zetten; hin werfen, fallen laffen , 3. B. gib Adt,
daß du von diefen Dingen nichts zetteft, d. ä. fallenle
feft und verliehreft; ich habe mein Schnupftuch ver
tet , naͤmlich verſtreuet, verlohren. Dtfrieb IV. ; ke
zetitun thie eſti, fie ftreueten, zetteften Die Hefte oe
Palmzweige auf den Meg hin. Zn fernerer Anwendus
Gott hat euch verzettet unter die Heiden, difper |
vos inter gentes: welche Gtele bey Scherz zu ſehen
‚Die Redensart, ich habe im Laufen einen Schub gye
tet, ift auch Hier bekannt. Alberus bat in feinem Wer :
tech. ich zed, ſpargo. Es kommt diefes Wort, we
ſchon und Adelung bemerket haben, mit dem lat.
cadere, decidere überein, und cadere, fällen, falaı
machen. In einer mehr einfachen Zorme ift keyer,
kya, ſowohl fallen, als werfen. ©. keyen.
der Zetterling, oder Zoͤterling; ein eßbarer
Schwamm, mit einem rauhen und zotichten Hut, aga
ricus torminofus, Lin. ©. Zoten.
zicken; eigentlich ein gewiſſes Merkmahl oder Arc
zeichen von fich geben, z. B. der Wein zieft, fangt a
fich zu brechen, und abftehen zu wollen; der Menid
zickt, läßt Anzeichen eines verrüdten Kopfes merke
Volftändiger hat Dafypodius in feinem Wörterb. ace
tofus, das auf Effig zift. Es ift einerley Wort mit
zeihen, Inzicht, und dem Idländ. tia, griech. Cerzen,
zeigen, anzeigen. Ä |
ziehen. Ein Zeitwort, welches in allerley Geſtab
sen und Veränderungen vor fommt, wie aus folgendes
zu erſehen.
1) Hier bey dem Volke Tautet es ziohen, zjohen
( zweyſylbig), in der Mondfeeifchen Gloſſe, bey Otfried
und anderen ziohen, ziuhen, ziahen. Ulphilas het
nn ey ae en 325
nach Art der Niederdeutſchen Mundart tinhan; in dem
Imperf. tauh, ich zog. Womit unfer Fauhen überein
kommt, ſchieben, fort ziehen, franz. touer, Engl.
to toW.
a) Angelſaͤchſiſch teon, ziehen. Noch jest in Nies
Derfachfen tehen: welches durch oberdeutfche Zungen im
zehen, zechen, zeden, verwandelt worden ift. Bey⸗
fpiele find folgende:
Kero c. 43. farzechan, prolongare, protrahere,
das Gebeth oder eine Arbeit verküngern, in die Länge
ziehen.
Otfeied IV. 33. irzeh, entzoh: bie Sonne entzoß
ihr Antlitz bey dem Tod Chriſti.
Gl. Monfee. p. 325. coecum bis tinctum; zuuiro
' gizehhotaz gotauuepi, ein guted oder vornehmes Ges
webe, welches zwey mal durch Die Farbe gezogen wors
den ift.
In der Sammlung der Minnefänger II. 83. andere
halben hin zechen, anderswo hin ziehen , verreifen.
Bey Friſch und Scherz ift necken und zecken, hin
umd her ziehen, zupfen; in Oeſterr. reiffen, umreiſſen,
umheitzen: wie es fcherzbafte Jungen, oder verliebte zu
thun pflegen. |
In einer fonderbaren Bedeutung kommt ed bey
Horneck, und in dem beugefügten Gloffario von Pez
vor. Ihr follet es alfo gehen, oder alfo zechen,
daß das gehoffte Ziel erreichet wird; Gott Fann alle
Dinge wohl gezechen, nämlich fügen, anordnen. Von
bem nämlichen Zeit. ziehen, goth. tiuhan: fo fern es
führen , Seiten bedeutet, Sat. ducere, dux; welches las
teinifhe Wort ohnehin mit Zug, ziehen, zw einerley
Gtammen geböret, gleichwie die Iegte Sylbe in Her⸗
309. Man fagt and, eine Sache wohl ausführen.
In der Ueberfegung jener Gtelle des Evang. kann wohl
3126 TV GER
ein bfinder den anderen führen? bat Ulpbilas dab nam
liche Zeitw. tiuhan, ziehen, führen. S. auch weiten.
3) Mit der iterativen Forme — nen: ift von te
hen, dehen, ziehen, das allgemein übliche Zeitw. dei;
nen, lat. und griech. tendere, rewew. Daß ftatt de
fen aber auch tahen, tanen üblich war, ſieht man aus
unferem Taher, ZTöpferErde; Holländ. taa, zaͤh;
böhm. tahatı, ziehen, griech. rau, Tavuo, ich zieht
oder ftrede aus. Daher ift nun auch unſer zankeln, !
fin ziehen, gern zurück bleiben: im fittlichen Verſtande
zanken, eigentlich zarren, zerren an einander, und ber
Zant, Spannung der Gemüther, tenfio, contentio.
4) Mit einer neuen vergröffernden Forme — ren:
särren, zerren, lang und ftarf anziehen ! Ulphilas
tairen, tal, tirare, franz. tirer. Gleichſam zieheren,
tchern, wie ſchon Adelung bemerfet hat. Bey dem Ni—
torius ift zirlen an einem Dinge; anzieyen, umzupfen.
- 5) Auf verfchiedene andere Weife. Man ſehe us
fee Dechteln und tefchen, fort fchleppen. Für erjie
hin (verklein. ziehelen) fpricht man erzielen, ın Deftr.
zuceln, 3. B. Bäume, Bienen. Die Zeile, ein iz
die Länge gezogener Punct ( S. Seidelbaft).
6) zogen, ziehen: wovon noch gezogen, erzogen,
angezogen, wie auch Herzog, und unfer tofigen, zu
den, ftarf zittern. In dee Sammlung der Minnefan:
ger II. 5. vil hagels regen zoget dir nach, ein groſſer
Hagelregen folget dir nah. Wir fagen zotteln, 30%
fein, langſam nachziehen: und Kaiferdberg, wie Schen
im Gloffar. bemertet, zottern, zerren, fort ſſchleppen,
wie z. B. der Wolf ein Lamm. Zögern, zaudern, ſich
lange Weile ziehen: im gleichen Sinne, wie unfer za
fen, obenn. 3. Auch gaudern ift vermuthlich mit
zottern einerley.
7) zugen, zucken, zuchen, sieben: und zwer
auf mancherley Weiſe, z. B. mit der Hande zucken, das
nn Wr 327
Zucken der Glieder: wodurch nur eine kurze und ge⸗
ſchwinde Bewegung angedeutet wird. Gl, Monſee. p.
347. gizuhhotiy, contracta (eftpellismea, Job.7.)
meine Haut ift zufammen gezogen: und eben dafelbft
zuhhun, rug&. — p. 225. gizuhhitin, abfiraherent,
daß fie die Feinde heraus lockten von der Stabt. Dtfried
IV. 8. irzuken, entziehen, einen Menfchen der Gefahe
entreiffen. Ben Notker Heißt ed reiffen, rauben, wie
die wilden Thiere, Pf. 7. ne quando rapiat, ut leo,
anımam meam; daz er mina fela ne erzucche, al-
so leo. Man fpricht noch, aus dem Kramladen ein
Tuch zuden, nämlich ftehlen. Daher der Nahmen
einiger feftee Derter z. B. in Schleſien, und zu Preß⸗
burg, Zuckmantel: urfpränglich ein Raubſchloß, eine
Raͤuberhoͤhle. S. Friſch v. udn.
die Ziehmat, fonft Zugwat, in dem Codex au-
ftriacus Zugmweide, und in dem Munde unferer Fischer
Ziwait, Ziwet; ein groſſes, aus Zwirn geftrictes
Garn, womit Pfrillen und Grundeln (Elritzen und
Schmerlen) gefangen werden. Das Fiſchen mit dieſem
Garn heißt ziehen: weil ſowohl der ober dem Waſſer
ſchwimmende, als der in den Grund geſenkte Theil des⸗
ſelben, ſamt den darin ſich ſammelnden Fiſchen, immer
ganz gemach vor geruͤcket, und endlich. an das Geſtatt
gezogen wird. Das Garn ift ſtehend, nur daß es, nad
dem Schwall des Wafferd, in der Mitte einen Bauch
macht, wohin and) die Fifche gehen. Die an anderem
Orten übliche Wat, Watt, Wathe, ein ftarkes Garn
nämlich, welches an feinen Enden mit zwey Stangen,
oder wie man bier fpriche, mit zwey Nahen, aufrecht
gehalten, und bey Ausfluͤſſen der Teiche gebrauchet wird,
iſt von dem vorigen unterfchieden.
Jenes Wat, Wad, angelf. wæde, gewede,
zeigt fo wie in Leinmat, etwas gewebtes, geftricktes,
oder auf verfchiedene Art enge zuſammen gefügtes Ding
3128 Eier N Br En BEER
an. Von widen, weden, wetten, binden, verein
gen; Wlphilas withan, coniungere; wath, gawath,
coniunxit (S. Wadel, und Wide). Daß dieſes Zeit
wort auch werden gelautet habe, Bat ſchon Wachter bis
merfet: indem hievon noch die Weide oder der Weidtes
baum übrig iſt, deſſen Aefte zu Bäudern genommer
werden.
Es fommt aber au wirklich in verſchiedenen Faͤl
len vor, die man freylich bisher auf mancherleg Werk
zu erklären gefucht hat. Weiden, Schwed. weda , 3% !
länd. veida, bat jagen und fifhen bedeutet. Daher E
noch jet dee Weidmann, ein Zäger, und das Weik ;
meſſer, in Defteer. das Waidblatt. Chriftus fagte zw
Petrus, von nun an follft du Menfchen fangen, Se |
länd. menn veida. Bey dem Verelius ıft veida,
venari, pifcari. Entweder von at, ed N Wei⸗
de, ein Garn, Netz, Band, Strid: oder ſelbſt ver
dem obigen Zeitw. wetten, meiden, binden, nahe ze
ſammen bringen, coniungere. Denn fangen, iſt über:
haupt nichts anderd, als das, was fern und frey war, ı
mit Händen oder einem anderen Werkzeug in die Es
g: heingen, beften, vereinigen. Das Eingeweide, im
Oeſterr. Ingwaid, ‚die innerlich zuſemmen bangenden,
und vereinigten Theile des Leibes; weidwund, im den
Gedärmen verleget. Die Thiere geben auf die Aber :
be: auf die Beute oder den Fang ded jenigen, was ih
ven Magen behaget , e8 feyen num andere Fleinere Thie⸗
re, oder Gras und Kräuter. Notker Pf. 16. ficut leo
paratus ad predam; also der leuuo, der in uueido
gat, der auf Weide ausgeht. Obwohl man es in dis
ſem Galle lieber von Futter, füttern, Holländ. vocden,
Engl. to feed, ber zu leiten pflegt. Die Nedensart
aber, weidlich fchmaufen, weidlich abprügeln, ge
höret nicht hieher, fondern nad Wachterd Urtheil zu
waß, acer, acutus, und wegen, ſcharf machen (G.
EN ER EP ln 329
waß). Angelſ. hwate, alacer; hwæt, celeritas.
Sud da8 alte watlich, fohön, wohl geftaltet, fcheint
aus einer anderen Quelle zu ſeyn. Willeram c. ı. uuat-
lich, formofa (nigra fum, fed formofa, filiæ Jeru-
falem. — Gl. Monfee. p. 341. liupliha in uuatlihi,
decoros forma. (Daniel, c. 1, pr&cepit rex, ut in-
troduceret de fliis Israel pueros, decoros forma,
et eruditos). Vielleicht hat es Bezug auf Geſicht, Ant⸗
litz, vifus, franz. le vifage; videre, böhm. wideti,
bey Ulphilas witan, fehen: wovon auch willen her fommt,
iu Deftere. ich waiß; und weiß, von einer glänzenden
Farbe; wie auch der Waitz, Weisen, goth. und ans
gelf.hwait, hwat, wovon man das weilfelte Mehl hat.
der Ziemer, ©. Zemer.
bie Zigeuner, in Ungarn tzigäni, Croatiſch Czi-
gan, lat. cingarus, In Frankreich Heißt ein Zigeuner
trı bohemien, und in England gipſy. In den neues
ſten Mannigfaltigkeiten, IV. Jahrgang, Berlin 1731
wird von den Zigeunern folgende Befchreibung gemacht.
Glänzend ſchwarze Augen , Tange krauſe Haare, ein olis
venbraunes und oval geftaltetes Geficht, rothe Lippen,
fehe weiſſe Zähne, fpisiged Kinn, und ſchmahle Gtirne:
wodurch fie von anderen Menfchenarten ſich unterfcheis
den. Gemuͤthsart: melancholiſch, zornig, betriegerifch,
Liebe zum müffigen Herumſchweifen, Abneigung von der
Teldarbeit. Sie find zu Anfang ſec. XV. aus der Mol:
dau, Wallachey und Ungarn, nach Dentfchland, Böh⸗
men, Frankreich und Spanien gefommen. Im J. 1418
haben die Zigeuner , wie Stumpf erzähfet, in der Schweis,
am Züch und in ben umliegenden Orten, fich nieder ges
. Iaffen: deren Zahl, famt Weibern und Kindern, auf
14000 angefchlagen wurde, Ihrem Urfprunge nad) fols
Ien fie, wie ed in gedachter Abhandlung heißt, eine
Dermifhung feyn von den alten Egyptern, Tragloditen
und Aethiopiern: und vielleicht auch die naͤmlichen, wel⸗
930 NEN SEP ann
che einft Griechenland nnd Italien durchſtreifet, we
Die facra Isidis nad Nom gebracht hatten, woven ft
aber endlich wieder verjaget wurden. Was jene troglo-
dytas anbelangt, findet man eine gar hübfche Beſchrer
bung in Photii bibliotheca, pag. 1358. Uxores d
liberi communes, excepta uxore tyranni: fi quist=
men hoc attentaverit, ovis multa irrogatur. Nem-
nem ex mortalibus parentum nomine dignantur,
praterquam taurum et vaccam, arietem et hircum,
ovem et capellam: quod alimentum non a parent
bus, fed ab illis,* quotidianum accipiunt. Pecorum
annofiora ct morbida ablumunt, lanionum, quiim-
mundi ipfis nominantur, opera mactata. Circum-
oiſio ipfisin ufu, ut ceteris Aegyrtiiss. Quin et er
fectio prolium) per novaculam, Somnum non capi
uut, fed ad eum avertendum, in pafcuis antiquas
fabulas narrant, cantantque. Senes homines, car
da bovis collo iniesta, tractos perimi faciunt. Ir
deffen glaubt man bey unferen Zeiten, daß Die Zigen
ner urfpränglich aus Dftindien gekommen ſeyn: welches
H. Grelmann in einer Schrift, Deſſau 1783. aus der
Vergleichung der Sprache gezeiget bat. Wirklich wer
den in jenen Ländern verfchiedene Horden don Zigeumern
angeteoffen, welche nomadiſiren, und an einigen Orten
in kein gemanertes Gebäude gelaffen werden. In der
allgemeinen Erdbefchreibung von Schutz, Wien 1808.
IV. Band, p. 146. heißt e8: die Hindus, eines ber
älteften Völfer der Erde, von welden die feit 400 Jah
ren in Europa betannten Zigeuner abſtammen.
die Zille; ein leichtes und geringes Fahrzeug auf
ben Flüffen, ein Kahn. Bey Hagen und Horueck Züll,
Zulfen, Gl.Monfee. p. 400. chiel, und bey den Mix
uefängern II. 14. der kiel. Wagter und Adelung lei⸗
ten es ber von Fehl, hohl, Friſch Hingegen vom ziehen.
Da ein ſolches Fahrzeug lat. celox, griech, xsrys geheif:
—— -— Tem
— — ww; —
331
ſen hat, ſo glaube ich lieber, daß es ſamt dieſen Woͤr⸗
tern ber ſtammet von dem Hebr. kal, levis, celer,
velox. Fulgentius der Grammatifer fchreibt, de vo-
cibus antiqg. Celocem dicunt genus navicula mo-
dicifimum, quod blannam dicimus.
zimen; fcheinen, Engl. tofeem, franz. fembler,
3.8. es zimt mich ſchier, fcheint mir, videtur mihi;
morgen, zimt mich, wird grobes Wetter ſeyn; wie
zimt denn dih? Der Menfch zimt fich was, bildet
fich etwas ein, dat eine hohe Meinung von fi.
Diefes Zeitwort ift weit andgebreitet, und fehe
mannigfaltig in feinen Sproffen. Der urfprüngliche Bes
griff ift fcheinen, einen Schein von fich geben. Für fe:
men, Engl. und franz. feem, fembler, ift im Deut:
{chen dee Schemen, griech. und lat. fchema, entweber
eine flatternde Erſcheinung, ein Gefpenft, Holänd.
fchim: oder einnahahmendes Bild, welches den Schein
eines anderen Dinged hat. Daher dev Schimmel an
Brod und Käfe, in Defterr. Schimpel, Schiempel,
nach dem Sinne unferer Altväter, welche die natürliche
Urſache noch nicht. fannten,, eine widerwärtige Erſchei⸗
gung, ein Zanberwerk des Neided. Hebr. femel, fimu-
Jacrum. Bey den Ungelfachfen fcima, fplendere; Ot-
£rid II. ıe. ſcimo, fjlendor; Ulph. fkeima, die La:
terne. Hievon ift ſchimmern, glänzen: und vielleicht
von dem obigen feinen duch die Semmel, Amila, weifs
ſes Brod, oder das weiſſeſte Mehl. |
Mas gut Fäßt, und den Meufchen in einem gefäl
ligen Fichte vorftellet , iſt geziemend, decens, decentia.
Engl. to feem, fcheinen, und to befeem, gegiemen.
Island. und Schwed. ſſema, bey Ulphilas timan, de-
cere, geziemen. Wenn die vorige Geftalt, und das
gute Ausfehen an einem Menſchen abnimmt, Heißt «6
Hier abzeimen, oder abferben, an der Auszehrung Ich
332 — —
den (S. abzeimen). Sich ſchaͤmen, die Schamhaſ
tigkeit, angelf. fceam, pflegt die Wange mit einem 1
then Schemen oder Bild zu überziehen, und in einem
neuen Schein zu derfegen, rubor, erubelcere. Daher '
werden auch die Schamtheile an Menfchen und Thieres
ber Ziemer, Zem, Zemer genennet (S. Zemer).
Daß endlich dieſes Zeitwort auch famen, ſaͤmen
selautet habe, ſieht man nicht nur aus dem oben ange
führten ſſema, gesiemen; fondern auch aus dem altes
fam, gleichfam, was den Schein eines anderen Dis
ges Hat, und ihm gleich flieht; bey den Minnefänger,
einrother Mund fam ein fiur, gleich einem Feuer. Pie
bey dem Volke fpricht man; ift a ſamling gar ein 96
fcheider Menfh, d. i. gibt fih das Anfehen eines fol
hen, will ein erfahener und gefchickter Wann feine
Nach diefen geſammten Beyfpielen zu uetheilen, kommt
alfo - Wort in folgenden Formen vor: famen, 1%
men, ſemen, ſchemen, zemen, zimen, zeimen,
ſchimen, und goth. timen, in Niederſachſen noch jet
temen.
die Zingel, perca zingel, Lin. Ein Fiſch in de
Donau, ———— —— , ſchleimiger Haut,
und einer ſichtbaren Reihe Zähne. Die Grundfarbe dei
Körpers ift gelb, mit braunen, jeboch ganz blaſſen Due
fteihen. Wird felten über a Ih ſchwaͤr. Der Schre⸗
gen, perca [chraetfer, wird manches mal groͤſſer.
Mon hat diefen Fiſch auch Zinner, Zindel, Fine
genennet. Wielfeicht wegen der zinfelnden, d. i. im
mernden Farbe, entweder ber einen gezabuelten
pen, ober des Körpers überhaupt (S. Ziuferl). Qt
Zingel, welches Wort bey Feifh vor kommt, altbrit
cengl, lat. cingulum, cingero, umjingels, d
wohi kaum her geleitet werden Finnen, indem arch die
übrigen Arten der Bärfe, oder Perfchliuge, mit MF
x
—. EP PER 333
ten Duerbändern umgeben find. Es müßte nur bey dies
ſem Fiſch vielleicht etwas beſonders ſich zeigen: welches
andere, die ihn im Waſſer ſelbſt beobachten können,
Seichter erfenmen werden.
der Zinfzanf— Vogel, motacilla falicaria. Ein
fehr Heiner, zeiffgartiger Vogel, welcher am oberen
Körper aränliht gran, am unteren weißgelb ift, und
Dunfelbraune Füſſe, gelb gefiederte Schenkel, ober dem
Schnabel aber einen gelben Strich bis an die Augen bat.
Sonſt Weidenzeifig, Weidenguder,, Salbeyvogel, Rohr:
grasmüde, bey Büffon Sauvette des rofeaux. Geine
Stimme iſt fehe laut und beit, doch auf mancherley
Weiſe. Bisweilen zink, zank, oft ein einfacher trau⸗
riger Laut tuit, wie bey motacilla phœnicurus, oft
aber ein länger anhaltender Geſang, bey deſſen Ende
die Töne manches mal ins lachende ausarten. Das Sands
volk merket gern auf diefen Vogel: denn wenn er ſich
hören läßt, fo ift e8 Zeit Daber zu bauen, indem die
Saate nicht leicht mehr etwas von ber Kälte zu befürch⸗
ten bat.
das Zinnkraut, an anderen Orten Kannenfraut,
equifetum arvenfe, Lin. welches gebrauchet wird um
das Zinn zu ſcheuern. Es wird auch Katzenſchwanz ge⸗
nennet, franz. queue de chat. Der Schachtelhalm,
equifetum hyemale,
bas Zirferl, oder die Zinſer; ein kleines, oft ſtern⸗
förmiged Ding, welches einen zitternden San; von ſich
gibt, ein Flinſerl, Flitterchen, 3. B. wenn gute, aber
lang geftandene Milch in den Kaffee geſchüttet wird, fo
entftehen unzählige gelbe Zinferl. Eine gute Rindſuppe
macht Zinferl. Auch die MWafferlinfen, lemna, find
nichts ald grüne Zinferl. Der Enzian, oder die gelbe
Bitterwurz, gentiana lutea, feu officinalis, wisd
zwiſchen Salzburg und Tyrol Zinzalwurze genennet.
83% RER CE ME DE
In Swaben zuͤndeln, zünzeln, mit dem Licht
fpielen,, herum fahren. Scheinen und leuchten, madt
alfo bier den Hanptbegriff aus, fat. candeo, incen
do (©. San, und Eenten). Der alte Zacharias gieng
in den Tempel, wie Otfried fagt I. 4. mit zinferu in
henti, mit dem Rauchfaß in den Händen, cum thurr
bulo feu incenforio, in quo ponitur incenfum. Hor
neck ſchreibt von einer fchon bejahrten Braut, c. 173.
die Kunigin von Pehaim
Die bet fih dahaim
gemacht zinczerleich,
fy gepart fendleich,
als die Witiben tun fallen.
die Zins—palte; im einem alten Salbuch ve
Kremsmünſter, eine Dienftleinwat, Zinsleinwat, wer
che ein Unterthan an feine Herrſchaft abzugeben hatt,
pannum cenfuale. Palte hat überhaupt ein and kca
oder Wolle bereitete Tuch, oft auch Geide, oder fer ı
nes feibenartiges Gewebe bedeutet. Altbrittiſch pali,
fericum, fyndon molliffima. Aus dem Adamus Bre-
menfis hat Scherz in feinem Gloffario folgende Eck
angeführet: lanea indumenta, qua nos dıcimus pal-
dones. Holländ. falie, Isländ. fald, gl. Monfee.
. 333. phellol, pallium, peplum, amiculum mu
—* Der Begriff der Bedeckung oder des Verhül
(end ift alfo hier leicht keuubar; Island. fela, occur
tare; eg fel, occulto. Jesus abfcondit fe ab eis,
Joan ı2. Ulph. gafalh fik. Womit auch das fat. ve
lum, velare, überein fommt. G. Wachter, v. Fe
Für Palte, ift in der böhmifchen Sprache platno, Bit
Leinwat; Ungar. palast, ein Mantel, gleichwie im Lat.
palla, et pallium, ein Frauen oder Männer Mantel.
der Zipf; 1) ein zugefpigtes Ende, das Ed, +
B. der Sipf an einer Semmel, an einem Tuch, Ticch,
Kopfkuſſen. Nach anderen der Zipfel, Engl. tip. Er
— ww. vn mn. wur
— — — — — —
gentlich jener Theil, woran man etwas ergreifen und
halten kann; von zippen, zipfen, nehmen, fallen (G.
sipfeln). Es hätte zwar die Eeltifhe Mundart bey dem
Borhorn etwas ganz ähnliches, nämlich
diben; finis, terminus,
dibennu; finire,
dibl; ora, extremitas veflium,
allein das bloſſe Ende, oder der Rand kan oft auch
gerade oder völlig rund ſeyn, folglich nicht edig.
2) der Zipf; eine Krankheit dee Hühner, da fie
wegen DVerftopfung der Nafenlöcher einen pfeiffenden
Laut von ſich geben: zugleich aber auch an der Spise der
Zunge eine hornartige Haut befommen , die weg gefchnits
ten werden muß. Gie fol entftehen, wenn die Hüh⸗
ner entweder nicht oft genug frifches Trinkwaſſer haben,
oder wenn fie zu warmes Futter verſchlucken. Zippen,
zipfen, wird fo, wie pipen, pipire, von mehreren Bb-
gelm gefagt. Die Weißdroſſel oder Sangdroſſel, tur-
dus muficus, wird an einigen Orten von Niederfachfen,
wie Feifch bezeuget, Zippe genennet, Die Zip— Amer,
emberiza Cia, Lin. Schon im Hebräifchen ıft ziph-
zeph, pipivit. Gonft heift diefer Zuftand an den Huͤh⸗
nern der Pfipps, Pips, Ital. pipita, franz. la pepie.
zipfeln; Heinweife nehmen, oder betaften, 3. B.
in einem Kramladen umzipfeln, bie und da etwaß ers
greifen, ohne wirffich oder bald etwas kaufen zumollen.
Mit einer Speife umzipfeln, verfchiedene Fleine Biſſen
nehmen, und manches wieder liegen laſſen. Auch im
Trinken wird ein folcher, welcher vielmehr nur immer
koſtet, und nicht wacer teinfen will, ein Zipfler genen:
net; was ift ed mit folhem umszipfeln? Daß diefes
Mort, wie Feifh glaubt, von ziehen gebildet ſey, iſt
wahrfheintih. Doch glaube ich mehr, dag zippen eis
gentlih nehmen, ergreifen heißt, lat.capere, accipere.
Hichritt. bey dem Borhorn cipio, rapere, rauben,
9336 GEBEN. 20 2 ann
kapern: wovon zippeln, zipfeln, eine Derfleinerung iR.
Friſch und Adelung find der Meinung, Daß die Kapır
oder Geeräuber, nicht von fapen, fapern, capere, fr
genenmet werden, fordern von dem franz. umd Stel
cap, capo, ein Vorgebirg, hinter weichen fie zu lar
ern pflegen. Allein müßten nicht vielmehr die Inwoh⸗
ner eines folchen Caps diefen Nahmen führen ?
zirfen, ober ziehen; wird von Pferden gefazt,
für miften, feinen Koth von fih geben, franz. fienter,
altbeittifh ebodni. Bey Ochfen und Küben heißt es
ſowohl zirfen, als miften. In einee Stelle, wel
Friſch anführer, iſt Zurch der Harn von Pferden, m
Defterr. der Atel. Es gehört zu dem Eng. dirt, turd,
Isländ. und angelf. mit verfesten Buchſtaben drit, be
Dred. Das Stammenmwort ift vielleicht das altbritt
dir, necelle, Nothdurft: oder drewi, olere, fa
tere. Mit einem verftärften Laut haben wir hiede
sirfen, und die Lateiner ſtercus.
bie Zifer&rbfe, oder Kicher, cicer arietinum,
Bin. Diefe Erbfen heiffen tal. ciceri, ceci, fra
pois chiches, Dolländ. kiker erwete. Ich kenne ſie
nicht: Popomwitfch nennet fie eine Hilfenfrucht mit tur
sen Schotten, darin gemeiniglich zwey runde, auf ei⸗
ne Spige geendigte Samen liegen. Don einigen wer:
den fie, fagt er ferner, mit Schöpdföpfen verglichen.
aries, arietinus: weil fie rund find, und zugefpist
Maͤuler haben. Wenn die Forme fo befchaffen iſt, fr
koͤnnte dad Wort Zifer eben das bedeuten, was hier di
Zißerl, berberis vulgaris (©. Zitzerl).
die Ziſtel; ein runder tiefer Korb, weicher mutes
immer enger wird, am Ende einen Zipf oder Zapfts
- hat, und Hauptfählich gebrauchet wird, um das DER
von der Erde zu ſammeln. Es iſt einerley Wort mi
dem lat. ciſta, cifula, griech. xicy, Ital. ceſta, Engl.
cheſt: wodurch theils eine Kiſte verſtanden wird, um
etwas
— —— — — — ——— — — —— ——
— IT SER ED 837
etwas zu.verfchlieffen, theils ein Koch. Gtatt deſſen
ſpricht man auch die Zigel: welches Wort entweder von
einer verderbten Ausſprache, ober von der Aehnlichkeit
mit einer Zige, mamma, her genommen ift.
das Zitrillerl; Citeinden, fringilla citrinella,
Lin. Ein Vogel mit einem ftillen und angenehmen Ges
fang , faft wie das Hirngrillerl, fringilla ſerinus. Er
wird in Defterreich zwar angetroffen, ift aber feltfam
und wenig bekannt. In dem Syſtem fteht folgende Bes
fohreibung: Subvirefcens, dorlo fulco—maculato,
pedibus incarnatis. Bey dem Bäffon heißt er ventu-
ron de provence, in Stalien verzellino, citrinella,
im Deutfchen Citrinchen, Citronenſink, italiänifcher Ca⸗
narienvogel. |
der Zitterich; eine Entzündung auf der Haut des
Rörperd, mit anfwallenden rothen Bläschen, welche
fich immer mehr ausbreiten; in Sachſen die Flechte,
Zitterflechte, lat. lichen, franz. la dartre. Die Grind-
wurz, rumex acutus, deſſen Gaft ein guted Gegen:
mittel ift, wird daher oft Zitterwurz genennet, Bey
unſerem Volke ift Zitterichkraut, fedum acre. Auch
die Hauswurz, Sempervivum tectorum, wird mit
Nutzen gebraudt. In den Alpen von Galzburg ift ber
ungeftielte Enzian, gentiana acaulis, unter dem Nah⸗
men Zittwurz befannt.
Wegen jener gäh empor dringenden, und gleichfam
anffiedenden Schärfe, dürfte vieleicht dieſes Wort her
kommen von fieden, Eud, griech. Cew;, ich bin Heiß,
und suIos, eingefottenes oder gährendes Getränf, dab
Bier. Das Zeitw. zittern hingegen, Engl. to didder,
welches vor Schwachheit des Alters, Kälte oder Furcht
zu gefchehen pflegt, einerley Uriprung haben mit tats
tern, tottern, daher Engl. to titter—totter, wanken
‚and ſchwanken (S. tattern)). Oder als ein Intenfivam
Drittes Theil 9
388
von sieben: gleichwie zucken, zotteln, gottern. Friſch
Gebt ed als einerley Wort an mir ſchütteln, Ital. ſcuo-
tere, lat. concutere, quatere. Im Engl. ift to twit-
zer, und wie Adelung fagt, aucd to ehatter, zittern,
beben.
das Zitzerl; die Tänglicht eunde Feucht des Sans
dors berberis vulgaris, Lin. Gonft auch Weinfhär
ling (©. diefed Wort). Diefe Beere werden fo geues
net, weil fie wie fleine Zigen, papillæ, ausfehen. tel
eiccia, zizza, franz. lechicheron, Bruftwarze. Beh
miſch cecek , die Zige, und cecaty, fangen.
der Zobel; ein Tpierchen im nördlichen Aflen un
America, mit langen glänzenden Daaren, Daher and
die Zobelpelze fehr koftbar find, muflela zibellina, Ein
In Böhmen und Pohlen fobol: womit dad Hebr. [cho-
bel, crinis, coma, eine geoffe Aehnlichkeit hat.
Die Engländer nennen ed Table, die Schweden fabel:
und Jornandes, wie Friſch bemerfet, ſolche Felle pel-
les faphirinas. Hebr. zaphir, hircus. Daß bier die
fangen Haare, oder das zottihte, den Dauptbegeifi
ausmachen, fieht man noch aus anderen Benfpielen. Cie
gewebter eng mit empor ftehenden Haaren von fchmar;,
blau, geün, gefaͤrbter Wolle, wird hier ſowohl
Zobef, als der Zottel genennet.
die Italiaͤner nennen diefes Thierchen zibellino,
und Büffon zibeline: wovon Wachter glaubt, dag ci
fo viel fey, als ein Thier oder Fell aud Giberien, pel-
lis fibelina, vel fiberina. Das Zibeththier, oder die |
Zibethfage, viverra zibetha, wird wegen jener baffe: i
mifchen Subſtanz, welche in einem kleinen Beutel ens '
halten ift, in Arabien, Malabar ıc. aufgefucht.
das Zoberl; ein Schimpfwort, welches aber öf:
tee nur aus Scherz, jungen weiblichen Berfonen gegeben
wird. Die Bedestung iſt mir, und ben Leuten ſelbſt
u DEE DER atnrerm 229
unbekannt. Es kann fo viel feun, als Zofe: wodurch
ein gefchäftiges, ſtolzes oder Leichtfertiges Rammermäds
chen oft verftanden wird. Oder don dem borigen Zus
bel her genommen ſeyn, und eben das: bedeuten, was
Fotze, welches ein Ähnliches Schimpfwort ift (S. das⸗
ſelbe).
die Zofe; ein nicht ganz noch veraltetes Wort,
fie Kammer Iungfer. Eigentlich aber, wie Feifch bes
merfet, der Schlepp eines weiblichen Kleides, welcher
Yon einer folchen Magd nachgetragen wird, Daher auch
der Nahmen Zofmagd. Der Ausdruck fich zofen,
oder nach den Minnefängern fich zafen , heißt ſich zierem,
nad) dee Mode Heiden, prahtig aufführen. Gebr. ze-
bi, Zier, Zierde: und dieſes nad) Burtorfs Meinung
von zab, tumidum, was fich breitet, und aufſchwellet.
Das erfte kann von der Magd gefaget werden, welche
Die Frau kaͤmmet, Pleidet, zieret: umb das zweyte von
dem flatternden, und ſich ausbreitenden Theil des Klei⸗
des , welcher nachgetragen wird. Ich ſehe letzteres als
den Hanptbegriff an: wovon Pracht und Zierde nur eine
Folgerung ift. Indeſſen find aber noch antıere Ablei⸗
tungen befannt. Friſch glaubt, von zaufen, zichen,
(S. hauf). Wachter von zauen, zaumen, eilfertig
ſeyn, oft Hin und her laufen CE. zeppeln): welches als
fo nicht den Schlepp, fondern unmittelbar die Magd
felbft angehen müßte.
der Zell; ein Dicker runder Theil, 3. 3. ein Zoll
oder Prügel von einemabgefägten Bloch; einedide Wurft ;
das find Zöffe! Ital. zolla, eine Scholle, Erdhaufen.
Bey dem Pictorins, wie Friſch bemerfet, auffchollen,
aufbänfen. Gebr. Salal, aggeravit; fcllah, via
aggeſta. |
Etwas anderes ift der Zoll, als eine Meine Ab⸗
theilung von einer gewiffen länge; ein Schuh, pes, hat
Da
310
12 Zoll, pollices. Don theilen, goth. und angelſ.
dailjan, dalan: welches aber auch fhneiden, Einſchnit⸗
te machen heißt, Ital.tagliare, franz. tailler, und de
her un tailleur, ein Schneider, Kleidermacdher. Der
Zoll, eine öffentliche Abgabe, Engl. toll, Schwed.
tull, Ital. md franz. taglia, la taille, ſcheint von zaß
Ien, oder zählen, fchäsen, her zu kommen. Angelſ.
talian, æſtimare; oltbeitt, tal, taliad, folutio,
penfio.
der Zoͤlpel; ein dicker plunper Menſch. Won dem
erfteren Zoll (S. diefes Wort). Ein Tölpel Heißt ei:
gentlih ein dummer, ungeſchickter Menfh: von tof,
altbeitt. dwl, ſtumpf, plump (S. Dolfuß).
zaoſſeln, oder zotteln; Tangweilig geben, daher
siehen, z. B. ih bin fort gezoffelt, d. i. mit ſchwachen
und mühefamen Schritten fort gegangen; nachzotteln,
nachzoſſeln, hinten nach ziehen; die Leute bleiben nice
in der Ordnung , fondern gehen zoffelmeife, in kleinen
zerftreuten Haufen. Bon dem veralteten Zeitw. zogen,
sochen, fo fern es Hin ziehen, reiſen, gehen, bedeutete
(©. ziehen, 6.). Chriſtus wollte haben, fagt Kaiſers⸗
berg, daß ihm die Jünger allenthalben nachzottern,
uachfolgen follten.
der Zoten, nad) anderen die Zote, Zotte; in BE -
fhel herab Hangender Haare, oder abgenäster Faſern
an einem Kleide, 3.8. dir hangt ein ganzer Zoten nad:
du bift zerrauft wie ein Zodelbock, oder nach Adelung,
wie ein Zottelbär, nämlich wie ein zotichter Bock oder
Bär. Für das Zeitw. zoteln, zotig machen, kommt bey
dem Friſch auch zatteln vor. Gl. Monfee. p. 338. za-
tun, comas, die Zoten ober Mähne an einen Löwen.
Verſchiedene Beere, welche in Meinen Buͤſcheln wach⸗
fen, beiſſen in den Alpen ein Zettach: und ein gewiſ⸗
fer mit Haaren Äberzogener Schwamm der Zefterling
CS. diefe Wörter).
En SEN GE Auen 841
Wachter vermuthet hier einen Celtiſchen Urſprung,
indem bey Borhorn folgendes vor kommt:
ceden; villus,
cedor, cezour; pubes, capilli pubis,
cudyn; floccus, villus, cincinnus,
cuddio; abſcondere.
Adelung glaubt von ziehen, wie das oben anges
führte zotteln, zoffeln: als ein Ding, welches fich Teiche
beweget, ſchwebet, ſchwanket, gleichwie zittern eine ge⸗
ſchwindere Bewegung andeutet. Viel ähnliches hat es
ferner mit zetten, fallen laſſen, hin werfen, ſtreuen:
indem die Zoten nicht in der gehoͤrigen Ordnung und
Vereinigung, wie die uͤbrigen Theile, ſich befinden. Man
ſpricht, den Haar aufzetteln, klein aufftrenen, um
felben anf dee Erde zu rögen; der Weberzettel oder
Schweif, die Kette; das Garn anzetteln, ꝛe. Dabey
kann man fi) erinnern an das lat. cadere, decidere,
fallen; quatere, Hollaͤnd. katten, ſchuͤtteln, altbeitt,
catt, fruftulum, particula, weil fie Zoten, auch Zar
ten angetroffen wird. Eudlich noch zauſen, zerzanfen
(©. zaifen).
mit Züchten: welches mit einem gewiflen Nach⸗
den geiprochen wird, z. B. er kommt mit Züchten
nicht in dieſes Haus, d. i. nicht leicht, gewoͤhnlich nicht,
auſſer durch einen Zufall angetrieben; um folche Zeit
wird ed mit Züchten nicht vegnend, vix aut zegerrime
pluit. Mit Züchten heißt fonft fo viel, als mit gu⸗
tee Manier , auf eine gefällige und wohl anftändige Weis
fe, in fernerer Bedeutung alfo auch leicht, gern, franz.
de bon gre: vonZudt, in plur. die Zuͤchte. Bey Friſch
und Scherz fommen hievon mehrere Beyfpiele vor, als:
mit Züchten zureden, falva venia, fit verbo venia;
er kann mit allen Leuten züchten, artig und gezie⸗
mend umgehen. Einem anderen züchten, in Parade
mit geben, ihm zu Ehren fih präcdtig Meiden, 3. ®.
PR
Le
348
den Hochzeitern oder Gevattersleuten. Die Weiber
sichten geen bey einer Mahlzeit; thuen gefhämig, mol
Ien kaum etwad effen oder trinfen. Welches bey der
angeführten Schrififtellern auch zimpferlich, zimber:
lich thum heißt; von zimen (©. diefes Wort), den
Wohlſtand oder die Schamhaftigkeit beobachten.
Zudmantel, ©. ziehen, 7.
der Zurken; ein langes fpisiges Ding, 5. B. bie
zwey Zurfen an einer Gabel, fonft die Zaden, Ziufen;
die Zurfen an dem Geweihe eined Hirfhen., Das ge
meine Volk fpeicht, der Zuge, Zuegen, und ohm
Bweifel richtiger: denn es fommt her von Zug, etwei
in die Länge gezogenes. Notker Pf. 79. zougun, pab
mites, die Neben an einem Weinftod: und Gl. Mon-
fee. p. 345. zougun, ſpicæ (dus [pics olivarım)
Oehlzweige.
das Zuſerl, ampelis garrulus. S. Seides—
ſchwanz.
zwagen; waſchen, auswaſchen, z. B. ich muf
mich erſt zwagen; dm haft dich heut früh nicht ausge
gwagen; feine Kinder zwagen, fie am Kopfe oder im
Gefiht wafhen. Im verblümten Verftande ft wa⸗
fehen, wagen, ribbeln, fo viel als abbläuen, pri
geln. Das Wort ift uralt, und lautet
goth. thwahan,
angelf. thwean, thwehan,
Otfrid. IV. 11. ther githuagen ift; qui
lotus eft.
Tatian. c. 155. fuozzi thuuahan, die Faflı
wafchen.
Willeram. V. %. ih habo mine fuozze
geduagan.
Notk. Pf. 25. ih tuabo mine hende; Java-
bo manus meas,
a 343
Kero, e. 55. duuahila, mappula, Hanf
tuch.
Bey dem Friſch Handzwehel, Tiſchzwehel.
Bey den Alten iſt der Wag, Islaͤnd. vag, franj—
la vague, Woge, Welle, Fluth, oder Waller übers
Danpt (S. Unde): und diefes von wagen, wegen,
bewegen (S. bagigen).
zivilen, oder zweilen; abprügeln. In Schwar
ben zwalfen. Beyde alſo vermuthlich von wallen , wal⸗
gen, walfen, herum dräben, herum wälzen. Erfteres
könnte doch auch von dem vorigen zwagen, tuahan, tua-
hilan, waschen, her genommen feyn. Ä
zwatzeln; mit einem wiegenden Gang daher rei
fen, wie fette oder alte Leute, Die zwar fleilfig geben,
aber nicht weit kommen. Bey Adelung mwatfcheln?
von waten, geben, vadere, griech. Padıcsır.
zwengen; in die Enge drüden, einklammern, 1.
B. den Nagel mit Gewalt in ein enges Loch einzwengem,
Binein drängen; Papier in die Spalte eines Holzes.
In dem Gloſſar. von Ser; twengen. Notk. Pf. 60.
dum angeretur cor meum; danne min herze geduu«
enget uuurde, Wabrſcheinlich von eng, anguftus.
das Zwicken haben; in Sachſen, das Band:
kneipen.
dee Zwidor, ober Zwidorn; ein Nenſch, wel⸗
cher zugleich maͤnnliche und weibliche Geſchlechtstheile
hat. Wabrſcheinlich nichts anders, als Zwitter: nad
der altdeutſchen Endſylbe or, ar, er. Da aber indef
fen auch Zwigtorn, Zwickdarm gefchrieben worden ift,
wie Scherz in feinem Gloſſario begenget; fo iſt Wach⸗
terd Meinung nicht Seicht zn übergeben, welcher es her
leitet von zwi, zwey, und dem altbritt. darn, pars,
portio; darnio, in partes dividere. Quaß home
bi,artitus, in duo divifus,
344 — —
bee Zwifelapfel, oder Zwiebelapfel, franz. pon-
me d’oignon; ein dunkelrother baͤuchiger Apfel, gleich
wie der Zwiebel breit und niedrig iſt.
zwifeln; peitſchen, quälen, zͤchtigen. Hier ſpriqht
man: halt ich will Dich zwifeln, oder, will did hie
ten, wie man einen Zwifel ſchälet. Dem Zwifel win
naͤmlich eine Haut nad) der anderen abgezogen.
bie Zwilinde, G. Seidelbaſt.
. Tri wu -
Ueberſicht
der Woͤrter, welche in dieſem Such erklaͤret
werden.
2 U Se ZU
2,
daB Wal.
der Aalfiich.
die Aalraupe.
das Ab ! ovis,
der Abdecker.
die Abente.
das Abfahrtgeld.
abgemirt.
die Abhandlung,
handlung.
äbig.
ablechtig.
abmögig.
abferben.
abzeimen.
das — Al.
die Ah, When.
die Achſel.
Ver⸗
adern.
der Adram.
der Adel.
der Afel.
das Afelgrab.
aft.
die Agen.
das Aglarkraut.
die Agres.
der Agtſtein.
dee Ahorn
al.
der Aıdam.
der Ajo.
das Yir.
Air Hanben.
Air fcheiben, walgen.
Hirfpeis.
der Ais.
aifchen.
aiten, eiten.
das Aiter.
der Aiterbatzen.
das Aiter — gefreret.
die Akampen.
die Akeley.
der Akram.
die Alantblecke.
die Albel. ©
die Alber.
albern. .
die Alde.
Alkermes.
alle bott.
Allermanns Faſchiug.
die Alm, Alpe.
Die Almer.
die Alraun.
das Altel, ein Fiſch.
mein alter!
das alte Weib.
die Althee.
die Amachſel.
die Amarelle.
die Amering, Emmerling.
der Umper..
der Amtmann.
Anden, andten.
Anfail —geld.
anfruͤmen.
angerathen.
der Angſter.
die Anguillote.
anhalb.
anhänlen.
auheben.
——— — — — — — — — ——— — — — — ———— ———
ankehren.
das Ankehrkraut.
der Anken.
die Anl', Ahnfrau.
die Unpäffe, ein Fiſch.
die Aenten.
das Aentengruͤn.
der Antivi.
Antlaßpfingftag.
St. Antoni Feuer.
die Aenze.
apern feyn.
der Apfel.
das Aepfelkoch.
das Aepfel Mandel.
die Apfelſine.
die Apfolter.
Apolonien Kraut.
das Ar, an Fifchnegen.
die Arbe.
Die Arbes.
die Arche.
arg.
die Urn, Art.
die Arfchige.
die Arſchkitzel.
Die Art.
Die Artifchode.
artlich.
die Artoffel.
die Aruten.
der Aſant.
die Aeſch.
Aſch —Habich.
das Aſperl.
die Aſpolter.
Aſſach.
er Atel.
Atlesbeerbaum.
Atterſee.
Auerhahn.
yer Auf, Eule.
a3 Aufzängel, Pfeile.
Hengelbeere.
zufgeleinen.
der Auffchlag.
ein böfes Aug, Zauberey.
das Auholz, Fifchermeide.
das Aukränl, ein Vogel.
dee Ausbeiſſer.
ausbieſen.
der Auſchelm.
auspariren.
der Auſpatz.
auswerts.
das Auter.
B.
Bachamſel.
bachen, backen.
bacherln.
Bachholunder.
die Bachſtelze.
der Badian, Sternaneis.
bagitzen.
baiuſchroͤtig.
Baiſſelbeere.
dee Balbufar.
die Balfe, mentha.
der Balzer.
der Bams.
Das Bams.
die Bannteidung.
hänfchen. |
das Bant.
bar.
die Barbe.
der Bardet.
der Bärlapp.
der Barn.
der Bars, ein Fiſch.
das Bartel.
das Barter, Porter.
Bartgeyer.
der Bartwiſch.
bärzen.
bas.
die Baſe.
baſeln, paſeln.
die Batate.
das Bätz.
der Batzen.
bäsig.
der Bauchfled.
Bauchweh— kraut.
Baumfalk.
der Baumhädel.
Baum Inſeet.
das Baumlauferl.
das Baumfchwalbeel.
das Baͤuſchel.
bauſchen.
die Bautze.
das Beer.
das Beil.
die Bein, Biene.
die Beinfalter.
der Beingaͤrtling, ein pfel.
⸗
EIER SE Auen
das Beinkraut.
beinſchroͤtig.
die Bein — Bainweide.
der Beißker, ein Fifch,
beiten,
ber Belderer, Fuchs,
beifen.
die Bent, Bank,
beulen, boͤnlen.
der Bent Pen Schlit⸗
ten.
ber Ber, Bär.
Berchtesgadner Arbeit.
Bergfint, Nicowitz.
Bergforelle, Schwarzreu⸗
tert.
ber Berndred,
der Bervater, Cholik.
befchaffen feyn.
das Beſchlächt.
befchores ſich machen.
beſeichen.
der Beſen.
die Beſicht, Beſehnerin.
der Bether.
die Bettlerſalbe.
betuft ſeyn.
das Beugel.
beuſtig, feucht.
die Beutelmaiſen.
beuteln,
Beutelwurm.
der Beyfuß.
die Beygürtel.
ber Beyftüdel.
bichlem.
das Biegel, Piegel⸗
bieſen, ausbieſen.
das Bieſtwerrig.
die Bilchmaus.
das Billi — air.
der Bilz, Schwamm.
Bin, Mil.
binden zum Nah
der Binder.
der Binkel, Pinke,
die Binne— Pinuewiff.
birangig, Pie —
Birgheher.
die Birglerche.
der Birkhahn.
die Bißgurn.
bitter.
das Bitterfifchel.
der Bigel,, Zorm.
das Bimort, Beyer:
die Blaike.
Blamaſchee.
Blaſenbaum, Fiſchlat
der Bläſſel,
das Bläffer , GSeeblaſfel
die Blãſſelãnten.
blätteln.
die Blatter, Geloblatüe
blattermafig.
blatterſteppig.
Blatt —Plattzeiſig.
blägen.
das Blanfelcen, in stt
ber Blaufuß.
der Blaufropf.
EEE GE SEE SEES
ie Blaumaiſen.
ie Blaunaſe, ein Fiſch.
er Blanfpecht.
re Blautaube,
as Blech.
ee Bleckarſch,
Schwalbe.
led ’ blöd,
lenkitzen.
letzen.
re Blicke, Blickling.
linde Maͤuſel fangen.
lũherl weiß.
ver Blumenkohl.
yie Blutblume.
ver Blutfink.
eint
yer Blutfloſſer, ein Fiſch.
ver Blütling, Schwamm.
die Blutſchwalbe.
ver Blutwülfel.
ber Bock.
a8 Bockerl.
»as Bockshoͤrndel.
ver Bodenſack, ein Darm,
Yie Bofdfen.
die Bole, ein Bret.
die Bolle, Flachsbolle.
yolfern.
ver Bolz, Polz.
zomern, bömern.
yönlen. -
ber Borkenfäfer.
die Boſſe, Flachsboſſe.
offen, poſſen.
ver Bötich.
vie Boting.
die Botze, Knoſpe.
der Botzenſtecher.
brachen.
der Brachkaͤfer.
die Brachlerche.
der Brachvogel.
die Brachſe, Braxe.
bräcken, ſchlagen.
vom braiten leben.
das Bram, Gebraͤm.
der Brändel.
das Brandeöthel,
brandel.
das Brandihmal;.
die Brandſohle.
der Brafchel.
ber Braßler, ein Vogel,
Braſtelfelber.
das Brät.
der Brätling, Bretling,
die Bratze.
fih brauchen.
die Braunelfe.
die Braunmänze,
braunkoͤpfige Aente.
die Braut.
der Bräutigam,
brecheln.
dee Bre— Pregasten,
breit.
ber Breitwegerich.
das Brennkraut.
die Brente.
das Brefelfrant.
das Bret.
bretel — eben.
Roth⸗
— AN Zee
Das Bretelmaß. ”
deröretling, ein Shwamm
die Bretze.
der Breyn, Brey.
der Brief.
bringen, ich bringe dies!
brinnende Liebe.
in der Briſille ſeyn.
britzeln.
brocken.
die Brockerln.
das Brod.
Brod abſchneiden laſſen.
Vrodbaum.
Brod fitzer.
brogitzen.
die Bromhenn.
broſentrucker.
die Broſſe.
das Bruchkraut.
der Bruͤnnerling.
die Brünmünze,
das Brüuͤſel.
das Bru—tändel.
der Brütling, Brittling.
brütten.
Bucheichel.
Buchfink.
Buchhahn.
buchſen.
Buchweitzen.
das Buckerl.
der Budel, Pudel.
budeln, ein Kegelſpiel.
der Bue.
Buſonit.
der Buhu, Schuffut.
buͤllen.
der Buͤlß, Bilz.
Bundband.
der Bunkel.
bunzieren, pun; co» +.
das Burghoferl, ein Fifa
das Bürtel.
der Bufen.
der Bußaar.
buffen, puilen, kuͤſſen.
büffen.
die Butte.
Butterhühner.
der Buttler.
der Buͤttling.
das Butz.
der Butzmann.
C.
Calabaſſenbaunt.
der Canell.
der Caplan.
das Capuecinerl.
der Caput.
der Carfiol.
der Carlier.
dad Carmenãädel.
das Carneval.
Carniſſel.
der Cardi.
die Caſarn.
Caſſawi — wurzel.
Catharina.
der Caviar.
BEEIETNSISE AENAETI En
'auli,
harfreytag.
hreſamgeld.
hriſtöphel, ein Vogel.
as Citrinchen.
er Conto.
as Cordegard.
ie Crida.
er Cujon.
lunigunden Kraut.
D.
D. Anmerk.
Ye Dachtel.
a8 Dakalb, Dei —
die Dame.
damen, deimen, duͤnſten.
Damhirſch.
der Damm, Schleuſe.
der Dampf.
dantern.
Dantes.
das Darangeld.
der Darm.
Darmbeere.
Daſe, Daſſel.
vie Daufel, Daube.
der Daunderlaun.
der Dauron.
dechteln.
der Deibling, Talbling.
das Deiglas.
das Deikalb.
Deiſſem, Seifem, Gauer⸗
teig.
der
der Dei.
den?, tenk, link.
das Denl', Dambirſch.
der Deulboß, Ten.
der, 3 B. derſchieſſen.
berb.
Dickfiſch, Süd,
der Dickkopf.
Dieb.
das Dich.
Diener.
der Dienft.
diffig.
die Dile.
der Dillenk.
der DiP— Til'madey.
Ding.
Dintenbeer.
die Dirne.
die Dienig, Dir —
der Dientelbaum.
Diftelfint.
der Döbel, ein Fiſch
die Dogge, ein Hund.
die Dohfe.
Dolfuß.
Dölfterling.
der Dom, Thum.
Dompfaff, ein Vogel.
die Donau.
Dorndiftel,
der Dornreicher, ein To:
gel.
das Dornreigerl,
die Dörre.
der Dort.
RES DEP SEEN DER ZEEEREE
doſtig.
der Dotter.
die Dranl.
die Draſchel, Dooſſel.
das Drutſcherl.
Drüffe anthun.
das Duan, das Menſch.
dubben, ſchlagen.
Duckaͤnte.
duͤckeln.
dumper.
Dunſtknoͤdel.
der Düpel.
die Dürnig.
bee Dart, Unkraut,
us.
dusmig.
der Duſel.
duſeln.
€
E. Anmerk.
das Ehen, ovis.
die Eberaͤſche.
das Ed.
das Edelweiß.
Eden, Raradies.
das Egert, der Egarten.
der Ehalt.
der Eibenbaum.
die Eiche.
Eichhas, Eichkatze.
die Eichte.
Eidam.
Einbaͤumel.
die Eingard.
Eisaͤnte.
Eiſenhuͤtel.
Eisvogel.
Eiterbatzen.
— el, Verklein.
das Elbſchaf.
die Elere.
ella, viel.
Efrise.
das Eltiß, Iltiß.
der Emer.
der End.
Endsbaum.
endt — groß.
die Engering.
das Engftel.
der Ent, ahnherr.
das Ens, ein Ding.
die Stadt Ens.
ent, enten, euhalb.
Erchtag.
Erdapfel.
Erddaͤmpfe.
Erdfloh, Gartenſloh
Erdgerſte, Himmel Mehl
Erdrübe.
das Erdzeiſel.
erg, boͤſe.
e |
die Eſche. |
Efperling. |
Eſſigbaum.
der Eſterich.
ed, et.
der Etter.
Bere EN EEE BET Eee
a8 Euter.
a8 Ey. :
in Ey—ey.
Eyergewaͤchs.
F.
Fachholz.
Fadenkraut.
Fadenwurm.
achſen.
yer Fahn.
Failtauz.
yer Faiſch.
faiſt, fett.
ver faiſte Sonntag.
yer Falk.
ie fallende Sucht.
ver Faltrian.
ver Falwiſch.
ie Fanelle.
ankitzen.
ie Farfel.
as Färl, Ferkel.
Farnkraut.
as Färtel.
ver Faſan.
ver Faſching.
äfchieren.
‚a8 Faß.
Fäſſel — Apfel.
Faſttag Vogel.
as Fatzinet.
ver Faulbaum.
aunzen, fauzen.
Drittes Abeil.
die Fauſe.
der Fauſthobel.
Faren haben.
fechfen. >
fechten.
Federfaden.
die Federruͤtte.
fegelen.
fehlen, feilen.:.
die Feichte, Fichte.
die Feifel.
die Feige zeigen.
die Feigbohne.
die Feile.
feinlich.
feiſten.
Feiſtritz.
der Felber.
die Feldlerche.
der Feldſcherer.
Feldſpatz.
| die Feling , Felge.
änzen, kindiſch Br
der Telper.
1 das Femerl.
| femerzen.
der Fench.
fenzen.
fert, verten.
fertigen,
fett.
| die fette Henne.
fegen.
die Feuer — Aenten.
der Tenerfar.
die Feuerkroͤte.
der Fer.
REEEERD GE EEE ED SEE
der Fiaus, Vogel dihaus.
fiden.
die Fickmuͤhle.
fickſeln, fireln.
fjenzen. —
Filigrau.
der Filz.
der Fink.
Sinfenbeiffer.
fippern.
der Firneis.
der Fiſch.
Fiſchbeer —¶ baum.
die Fiſchblatter.
das Fiſchermãndel.
Fiſchgarn.
Fiſchgeyer, Fiſchbabich.
Fiſchraiger.
der Fiſel.
ſiſeln.
die Fiſole.
das Fiſperl, Viſperl.
figen
der Fiãchel.
Flachs.
der Flank.
der Flanken.
flanſchen. |
das Flauder Lo.
flaugen
der Flaum.
die Flauſe.
die Flaute.
der Fleck.
fleckeln
Fleimpolſter.
⸗
flennen.
ee fljenfhen.
flicken.
die Flider, Flitter.
die Fliege.
das Fliegen Gäder.
der Fliegenſchuͤ
fljenſchen
das Fliuſerl.
flohen.
floren.
der Floß.
das Floßgarn.
flotterzen.
lösen.
Fluderbanm.
die Flüge.
die Fluſt.
der Fol.
:födeln.
das Fohlen,
die Föhre,
foppen:
die Forelle.
der Fornatfher Wein.
der Fotz, Die Zone,
der Fragner.
die Frais.
das Franziskerl.
das Franzoferl.
frätſcheln.
die Fräſchlerin.
der Fratz. |
(unſere liebe) Frau. |
der Frauenfiſch. |
das Frauenkaͤferl.
— GENRES »
yer Frauen Salbey.
ver Frauen Talbling.
retten. _
a8 Freygeld.
ver Freymaun, Scharf;
richter.
Freytag.
riefen.
Froon — Salder.
ver Froſch.
ruedig, frutig.
ad Frubhſtuck.
ie Frutille.
ver Fuchs.
uͤchſelu.
uchswild.
uchteln.
as Fuder.
ie Fuhr.
a8 Fuhrkraut.
a8 Fuͤllen, Fohlen.
er Fuͤnfer, grober Menſch.
Fünf Finger Wurz.
ver Fuͤrfleck.
Fürkaͤufler.
uüͤrplãtzig.
as Füuͤrtuch
er Fuß.
ie Fußarbeit.
utern.
er Fütterer.
Sutter Roͤhre
ich futtiren um etwas.
G.
ber Gabeſſam.
Gabri.
Gachel.
Gäãd, heilig.
der Gaden.
das Gäder.
der Gaffet.
der Gages.
gaiffen.
gail, geil.
der Gaim, Gaumen.
Gaiß, Geiffe.
Gaißbart.
dad Gaißkräãch.
Gaiß ſchlitten.
Galitzenſtein.
Gallkraut.
die Galluſche.
der Galluſchel.
der Galmep.
die Gaͤlſe.
der Galſt.
galt.
galt, gealt.
samen,
gampen.
1. der Gämß.
a. der Gämß.
Gämßgeyer.
Gämßkirutel.
die Can.
Gangſiſch.
Gankerl.
33
0
Sanfer , Sanferer,
Gaͤnskreß.
Gaͤuspappel.
gänten.
der Ganter, Gauterbaum.
Ganzemäfdh.
die Gärbe.
das Gareiffel.
Gärften.
der gafcht.
das gäft.
Gäftdärme.
das Gaſter.
gatten.
der gatterı,
Gatternſchrehyer.
Gãtti — Hoſen.
das Gaäu.
Gauchheil.
die Gaufe.
der Gaum.
gannten.
das Gebel, Kebel, Maul.
gedagent.
das Gefähr.
das Geſicket.
Gefrer — beer.
der Gegentheil, Gemabl.
das Gefuͤll, Rauchfell.
Das Gehag, Kag. .
der Gehalter, Kalter.
gehaiſſen.
gehen, gichen.
der Gehenger, Kenger.
das Gejaid.
der Geivigel, Kibit.
geil, gail.
geittig.
geleinen, aufgeleinen
die Gelſe, Sälfe.
gelt!
geltig, göltig.
das Gemündt.
gen.
genöthig.
. Georg.
gerechteln.
der Gerfalk.
der Germ, Gaͤſcht.
die Gerſte.
das Gerſtenkorn.
das Geſatz.
geſchaͤftig.
das Geſchall.
geſchecket.
das Geſchell, Maul.
geſchlecht, gſchlecht.
der Geſchmach.
geſchmaiſſen.
der Geſchmeidler.
das Geſchnaitel.
geſchnãppig
das Geſchnebel.
geſchwind.
das Geſchwiſteret
Geſchwulſtkraut.
der Geſpaiß, Spaß.
geſpuͤren.
das Geſtatt.
geſtehen.
die Geſtette.
Geſtetteuſchlager.
HER NN SENSE SARERE
Beitetten Schwalbe,
jeftillen.
jeftoden.
a8 Geſtocket.
ee Geſtraun, Kapp.
a8 Geſtrippe.
Sevatter.
jeuden,
jeunen, geumen,
ie Gewinde,
ie Gewandte, Gwandten.
Siblichen, ein Fiſch.
sichen,, befennen.
ver Sidi, Furcht.
ver Giel
das Gienmanf.
Bift, giftig,
Jigegen.
zilben.
yer Gilbliug.
Bilbwurz.
Bilge, Lilie.
zillen.
Billwurz.
der Gimpel.
Biſpel, Gi —
zas Gitter,
Blanzleinwat.
»as Glär, Gelieger.
yer Glauer, Nachwein.
das Gleger.
der Gletſcher.
zlitzen.
zloͤckeln.
‚ofen,
lunkitzen.
das Gnäl, Genid.
gnaͤdig.
das Gnuaukerl.
gneiſſig.
der Gneiß.
der Goder.
der Goff.
der Goiſſer.
Goißvogel.
Goldammer.
Goldbarſch.
goldener Samſtag.
Goldfaſan.
Goldfiſchel.
Goldhähnlein.
Goldmoͤhre.
Goldnoͤrfling.
Goldſchnepf.
Golſchen Leinwat.
göltig.
goppen.
die Goͤſe, ein Fiſch.
Goͤtt, Gotten.
gottikait.
gottikem.
Gotts Leichnams Tag.
gotſchewer.
grabbelu.
Grädelzeng.
der Grampus.
granen, gronem.
der Grans am Schiffe.
Granten, Gräntelbscre.
der Grauter.
gräntig. |
die Granze, Saugrantze.
Grasblume.
Grashenndel.
das Gräsl , ein Vogel.
Grasmüde.
das Graſſet, Tanngras.
gräãtſchen.
Grätz.
die Graupe.
der Graͤus, Greus.
das Graͤuſel.
der Graͤußler.
das Gregell.
greinen.
greißler.
die Gret.
Grethl, Greſch.
Grien, Hefen.
der Gries.
Grieshenne.
Griesmehl. '
das Griesruͤllerl.
Grießler
Grigelhahn
fih grimen, grumen.
Die Groibe.
grolfen.
groppet,
großjährig.
der Groͤßling.
Die Grotze.
Grugelhahn.
die Grühe, junge Fifche.
das Grummet, Gruamet.
grün.
die Grundel.
Grundherrſchaft.
rn
REN N A nn
Grundhold.
Grundlaube.
der Gruͤndling.
Grün Donnerſtag.
Grünfſink.
Gruͤnitz, ein Vogel.
der Gruͤnling.
Gruͤnſpecht.
gruſeln, kruſeln.
das Guffel.
guffen, guften.
Gugelefont.
Gugelfahraus, Viaus.
der Gugelhupf.
Gugelſchecken.
der Gugitzer, Guckudc.
gumpig.
Gundelrebe.
gupfen.
Gurke.
gurren. —
Güipel.
die Süß,
Guͤßvogel.
der Guſter.
Guſterberg.
gut, heilig.
guͤtlich, ſachte.
die Gwandtentt.
ERLITT ED Susan
BG.
ee Haar.
daarſchnepf.
6 Haarwachd.
aben
er Haber.
David,
ver Hader.
Daderlaus,
yadern.
Daderfuppe,
ver Haft.
das Häftel.
ver Haftemäfch.
yaftig.
ver Hagen.
die Hagenan.
yer Hagenfchän.
hager.
Hagerfalk.
Hageſtolz.
der Hahn.
die Haid, Heide.
Heidbeer, Deidelbeere.
ver Haiden, Haimm,
Seidedorn.
ber Haiderer , Heidekraut.
Haidhenn, Grieshenn.
Haidlerche.
Haidſchuepf.
haiglich, heikel.
Hail geben, gruͤſſen.
das Haimet.
haimlich.
der Haingarten.
die Hainzelbank.
Hainzelbier.
der Hairuck.
hait, z. B. junger Hait.
Hal, heil.
Halbroß.
Hall.
der Haller.
halt.
der Halten,
Ham.
die Hãm.
Hamſter.
der Haͤnfling.
Hanfmaiſen.
Haufneſſel.
Häning — wurze.
häntig.
Dannfel am Weg.
härb, herbe.
Harſchnepf.
der Hart, Hort.
der Hartriegel.
harom batza (Ungariſch,
drey Schlaͤge)
das Haͤs.
die Haſel.
Haſelhenn.
Haſelmaus.
die Haſelwurz.
das Haſenoͤhrl.
die Hätſche.
hätfcheln,
hätſchen.
EEE EN EEE AED Auen |
die Haube.
die Haue.
hauf, zauf!
Daugelen.
die Hauhechel.
das Haupt.
der Haufen, ein Fiſch.
baufen.
Hausruck Viertel,
die Hebbel.
Hebgeld.
der Hecht.
hecken.
hegen, hegitzen.
der Heher.
heikel.
Heide, Heidbeere, ꝛc.
heil, ſchluͤpferig.
Heilkraut.
das Heinſel, junges Pferd.
eigen, umheitzen, ſpriu⸗
gen.
der Helm, Halm, Stiel.
helmen, laͤrmen.
das Hemet, Hemd.
der Hemetbeutel.
hengen, aufhoͤren.
der Hengſt.
der Henker.
Henparl, Hienperl.
die Hepping.
Herrenapfel.
Herren tälbling.
Herrgott —
Herrgott beiffer.
bert, hart.
Setfchenbetiäen.
beu —, groß.
Dendorn.
Heuſchreck.
bey, beya!
hi!
Dienperl.
der Hjenz.
hienzen.
Himmelbrand.
Himmel Mehl.
Himmels Hagen.
die Himmelsziege.
himmlitzen.
Hindbeer.
Hindbeer Apfel.
Hintſchkraut.
hirnen, gaͤllen.
das Hirngrillerl.
der Hirs, die Hirſe.
Hirfehfäfer.
Hirſchwolf, Hieſchkare.
hiſchen.
der Hobel.
Hochzeit.
hocken.
der Söogerl.
die Hohenau.
den Hohler.
die Hohlkraͤhe.
der Hold.
hoͤlder, lieber.
die Hollern.
Holzbok.
die Holzdraul.
der Holzhahn.
EEEIN GN AEEN AED Sinne
ie Holzmucſchel.
ie Hoppern.
‚ören.
Hörner anffegem,
ie Hoſche.
ie Dofen.
Hoſenthuͤrl.
Dofentrager.
oſſen gehen.
yott, hatt!
)otteln.
Yie Hube.
ver Hubmeiſter.
yer Huch.
judeln.
hüͤfeln.
Huͤhneraug.
jumlich.
die Hummel.
der Hummer, Kocht,
Hund.
Hundsbeer.
Hundshaar.
Hundsmaiſen.
Hundstaͤge.
Dundözunge, .
ie Hunnen, altes Volk.
Jie Hürde,
zuren, mietben.
Hurnaus, Horniß,
ind da!
uſch!
zuß! |
ven Huß —aus, Tänten.
utſchen.
Dutfchleife,
der Hutten, Lappen.
Hütterich,
die Hutzel.
J.
(die wilde) Jagd.
Jagdgeld.
jãgeln.
jagen.
der Jamer.
der Jams,
jãnlen.
jauſen.
die Jechſe, Uechſe.
der Jedruck.
der Jentling, ein Fiſch.
Jericho Nofe.
der Jering, Germ.
jeten.
die fing, Lifie,
die Time, Ulme.
Iltiß.
die Impe.
das Indelt.
der Indiau.
Indianiſche Feige.
Indianiſcher Kreß.
— Ing, in naminibus
propriis.
Inlente.
die Juſel.
das Inslet, Unſchlitt.
das Joch, Tagwerk.
Jocharter, Wercharter.
der Jodel.
EEE \ GE N ED» ee
jodeln.
Johannis Beere.
Johannis Brod.
Johannis Guͤrtel.
Johannis Käfer.
Johanns kraut.
der Ircher, Weißgaͤrber.
Iris fuecica. .
die Jen, gewifles Maß.
is, fie, illa.
Iſenbart.
itnen, nitnen.
— itzen, etzen.
Jud der ewige.
die junge Gans.
der junge Has.
Jungfern Braͤtel.
Jungfern werfen.
Jungfern Wein.
die Ive, Ivenbaum.
K.
—
k. Anmerk.
die Kachel,
der Kadik.
Kaffee —Erbſe.
kãägetzen.
die Kahre, Wendung.
das Kai,
kaibig.
Kaiſerbirn.
Kaiſer Thee.
Kakerlak.
das Kalb.
die Kalbe.
Baumwanze.
kalen, kallen.
Kalinchen Beer.
Kalmaͤuſer.
die Kalupe.
die Kamer.
KamerSee, AttichSee.
Kamfleiſch.
famig, keimig.
das Kamin.
der Kämpel.
kampen.
die Kante, Ganter.
der Kapp.
das Kar, ein Korb.
die Karauſche, ein Fiſch.
die Kardel, Kardendiſtel
Kardi.
karg.
Karl, Kerl.
Karnthen.
Karpf.
karrzen.
der Kãäs
dad Kaͤs, Eisgebirg.
kaſcher.
Kaͤſekohl.
käfig.
Käspappel.
Kãsſtecher.
kãſweiß.
die Käswoche.
Kätzel, Palmkätzel.
kätzeln, koͤken.
Katzengeſchrey.
wcer Kauder, Kuder.
EIN FA SEI DIE BESTE
daulbars.
dauli.
ebbeln.
as Kebel Maul.
ebig.
eden, queden, reden.
ie Kehle.
eimig, kämig.
ie Keiſche, ſchlechtes Hans,
delhamer, ein Schiff.
elzen.
dematen.
empen.
empfen, huſten.
Ienten,, zuͤnden.
Rerbhofz.
Kerl, Karl.
er Kernbeiß.
Jie Kerſch, Kirfche.
as Kes, Kaes, Eisgebirg.
euſch.
as Keut.
eyen, werfen.
Rıbits.
ie Kicher.
98 Kid.
icken
Jie Kiefer, Kienfoͤhre.
a8 Kent, Kenle,
'eifeln. -
a8 Kilberl, ein Lamm.
käälbern, lammen.
ya Kinn, die Koj.
das zung ‚der Sprens
gel.
196 Kirnt, Dorn.
der Kientel— Huf ‚ Eule
Kirntelkäfer.
Kirſchbaum, Kerſch.
das Kitz, Kuͤtzlein.
der Klaͤchel.
der Klaft.
die Klampfer
dee Klampferer.
der Klanf, Klang.
Klappernuß,
Klapperrofe,
klauben.
klebeiſſeln.
kleber
Klebkraut.
klecken.
der Klee.
Kleebaum.
kleinlaut.
klempern.
der Klenboden.
klenen.
der Klener, Blauſpecht.
klengitzen
der Klenkäs.
die Kleper, Kletfe.
kleſchen.
Klingelbrunn.
klinſeln.
das Klo, die Klaue.
kloͤppeln.
das Kloͤſter, am Kummet.
die Kloͤtze.
der Kloͤtzen.
klötzen.
klug.
EEE ZI AU Zu EEE
Stängel, Knaͤnel.
ber Knab
ber Knaͤuel.
Das Knaukerl.
knauren.
der Knecht.
Knitſchelbees.
Knodel.
Knoll.
Knollſink.
Knopfel — Naͤchte,
knotzen.
knütten.
das Koch,
Kochbirn.
der Koͤhl.
die Kohle.
KohlEiche.
Kohlmaiſen.
Köhlrabi,
Kohlrübe.
K oku— baum.
kollatzen.
kommen, erkommen, ſich
entſetzen.
Konleute, Eheleute,
Kontuſch.
Koͤpfel ſetzen, ſchrepfen.
Kopfkohl.
die Koppe.
Koppenvogel
Korallenſchwamm.
die Korinthe.
Kornblume.
Kornelbaum.
Kornkäafer.
Kornvater, Vaterkers
Kornwurm.
Koth — Alfter.
Koth — Aenten,
Kothlerche
Kothmunch.
Kothplette.
Kothſchwalbe.
Koth — Tãſchel, ein Fiſh
der Kotter, Kaͤuche.
der Kotzen.
die Kräckſe.
kräckſeln.
Krain, ein Land,
krällen.
Krammets Vogel.
Kramperl Thee.
die Kran, Kraͤhe.
Kranaͤugel.
die Kranewete
Kranewet Vogel.
Kranfleiſch.
Kranfuß, Kraukrebbe.
Kranigel.
der Kranz am Schiff.
Kränzelgarten,
Kränzel fchieffen.
der Krapfen.
das Kraut.
der Kraͤutler.
Krautvogel.
das Kreb, Gerebe, die
Lunge.
die Krebbe, Kralle
Krebs.
kreiſten.
SER IER SEI dr Ss
feemeln.
kremig.
der Krempen.
Kremſe, Kremsmuͤnſter.
der Kren, ei
yer Kreß.
3er Kreßling, ein Fiſch.
Rreusfpinne
yer Krick, junger Wein.
Rridfälfter,
Rridänte,
die Frida ' Gaut.
kriegen.
kriglich.
das Kriſerle,
Kropfgans.
röpfitzen.
Rröfengeld.
Reößler, ein Vogel.
die Krot.
Rreötenftein,
as Krickerl.
ie Kruſpel.
er Kuder, Werrig.
ie Kuffe.
ns Küffel.
vie Kuh.
Rühbntter, eine Blume.
er Kühdutter, ein Vogel.
rühtraid.
niniren.
Yie Kukenmucke.
der Kukuruz.
das Külb, Wolke.
ver Kümm.
er Rumpf.
der Kund.
der Kuͤnighas.
die Kunkel.
das Runter, Gefchmeiß, ‘
der Kupfer.
Kürbis,
kuſchen.
das Küß.
kutern.
Kuttelkraut.
das Kuͤtz, Kuͤtzel.
8.
das Laa,
lab,
das Lab, die Luppe.
der Lachs.
die Rachöforelfe,
der Läckel, ein Hunb.
"das Ladfener.
der Laden.
das Lägel.
die Lägelfahrt.
der Lägelwirth.
der Laib.
laichen, leichen.
der Laimer.
die Lakritze.
Lambach.
Lamperti Veigel.
die Lamprete, ein Fiſch.
der Lan oder Pläfch,
die Lan, Lehne.
der Landfahn.
Landhuber.
— *
Langwid.
Lan— Nagel.
Lanstraid.
Lapperdon.
lãr, leer.
die Laſche.
der Laſiter, Salpeter.
lãſſeln.
der Latz.
lau.
die Laube.
Lauberblatt.
laugnen, zulaugnen.
launig.
lavenetteln.
lavieren.
der Leber, eine Anhöhe,
Leberfrant.
Lchermurft.
Lebzeiten.
ein Leden baten.
leckſen.
die Ledi, Laͤde, ein Schiff.
leffeln, loͤffeln.
Legerſtaude, Legholz.
leiben, übrig laſſen.
leich.
leicht, vielleicht.
das Leilach.
leis, ſtill.
die Leiſtung, Laiſtung.
die Leite. |
Leitgeb, Wirth.
Leitkauf.
lellen.
der Lemp.
len.
Lend, Laud.
lendlos.
lentig, lebend.
der Lenz.
Lerche.
Lerchenfalk.
der Leſch.
Letfeigen.
letz, boͤſe.
die Leuchſe.
die Leuſche.
das Leutel.
das Ley, Rai,
die Lem.
der Ljenfch.
Die Liere.
liftig, hurtig.
lignum ſanctum.
die Linſet.
Linstraid.
Linz, eine Stadt.
Linzerzeng.
liſen, lüfen, horchen.
der Litlohn. |
locken.
loder, nicht feſt
der Loder, ein Stier.
das Loder, Lader.
Loͤffelãnten.
Loͤffelgans.
loͤffeln.
das Loh, Laa.
NEN GT en >
ver Lucht,
‚ie Lucke.
udel —Lerche.
udeln,
ugen.
ungenkraut.
ie Luppe.
ure, Lurl.
er Lus.
M.
Nachland Viertel,
er Mader, Marder,
nager.
Nahlerapfel.
as Mail.
ie Maim, Mume.
er Mair, Meyer.
er Maiſch.
ie Maiſen.
ıaiflen.
as Mälter, Mörtel,
er Wan, Mond,
a3 Mändel.
Nändelkraͤhe.
sangen.
änkeln.
rãnzen.
Rargarethen kraut.
er Margran.
Raria.
‚e Marie,
arode ſeyn.
e Marner.
Maͤrzen — Anten.
der Maſchansker.
die Maſche.
die Maſe.
das Materch.
der Matratzen.
: mätich werden.
die Mäg, Mege,
der Masfos.
die Mande.
Mauckenkrant.
Mauerſchwalbe.
Maultaſche.
Maulwurf.
die Maurache.
die Maus. |
maͤuſelſtill.
mauſerln, mauſcheln.
ſich mauſig machen
J:das Maus—Laitesf,
mauſſen.
maustodt.
Maybaum ſetzen.
die Mapydiſtel.
- |; die Mayforelle.
der Mayfäfer,
Maywurm.
‚der Meeracher.
das Meerfärl.
die Meerfraͤule.
Meerfroſch.
der Meerheher.
die Meernaſe.
Meerſchwalbe.
Meer — ſchwarzplättel.
Meerſchwein.
EEE
Meerftiglig.
Mesrzeifel,
das Mehl.
Mehlbeerſtaunde.
der Mehlhund.
Mehlkaͤfer.
Mehl — Ring.
Mehlthau.
das Mehlweiß.
der Meiling.
die Melaun.
mein!
das Meiſſel.
memmeln.
menen.
der Mengel.
— mer, z. B. Hubmer.
der Meringer.
die Merung.
der Metzen.
michel.
Micheldorf.
das Mieder.
das Miemel.
der Mies.
Milchdiſtel.
Milthau.
die Mine, unter der Erde.
die Miſchkelanz.
der Miſchling.
miſelſuͤchtig.
Miſtfink.
mitleidige Ortſchaften.
mitneu.
der Mittwoch.
mocken.
die Mohre, Mohrräße.
die Molke.
mollet
die Molte.
die Molter, Mulde.
der Molwurm.
die Monathrofe,
der Mond,
Die Morchel.
die Morgrundel.
das Mos.
Mosbeere.
die Moſche.
Moskuh, Mosraiger.
Mosſchnepf.
der Moſt.
das Moftbrätel,
muͤchteln, munkelu.
die Mucke.
mudeln, mollern.
Mahl Viertel,
möälen,
mumfeln.
der Mund.
Mundfäul Kraut.
munzig.
murf.
murken, murzen.
murſen, moͤrſen.
Muſick Impoſt.
muflig.
der Muth,
die Muth.
Mutterkorn.
mutterſelig allein.
N.
N.
JR. Anmerk.
ie Nabe.
yer Nabinger, Näger.
ver Nahen
nächten, geſtern.
achtigall.
Nachtkonig.
Rachtrabe.
Nachtſchwalbe.
Nagelwurze.
Namenbuch.
zapfitzen.
Narr.
ie Naſche, Mutterſchwein.
Naſenfiſch.
Raſenſtifler.
Nastuch.
zie Natter.
Natterwindel.
ie Naufahrt.
Nebelbeer.
Nebelhaube.
Nebelkrahe.
Neidklee.
Neidwurzen.
teifeln.
teiſſig.
ſtesling, Näsling, ein Fiſch
tie Neſtel, Neſtelknuͤpfen.
tetter.
ettlich.
as Netz.
eulich.
er Neunaugen.
Dritter Ipetl.
Neuntoͤdter.
nichts, mir.
der Nicks, Waffernig,
Nicowitz
nieſten, nieſen.
ſich nieten.
die Nifel.
das Nifelkraut.
das Nifferl, ein Vogel,
der Nigel, das Nigerl.
Nimmerſatt.
Nimm mir nichts.
nindert.
nipfen.
nitneu.
der Noll.
das Nomes Dehle.
non, ſchön.
uoppen.
Nörfling.
Nösling.
nöthen.
die Nöttin, Kroͤte.
nugen, nuegen.
nullen.
die Nunne, Nonne,
Nurſch.
nuſſen.
die Nuth.
O.
das Obers, die Sahne.
Obſt.
Ofendieb.
Ofenſchüſſel laufen.
Oehlerer.
Aa
a an m ——
Deblfäumer.
das Ohm.
die Ohrhohln.
has Ohrwäſchel.
das Ort.
die Oſe, Oeſe.
öfen, ausöfen.
Dftee— Ey.
Dftern.
Oeſterreich.
P.
Pab Pawlatſche.
Pãckſtãll.
packſchierig.
der Palaſch.
Palmkätzel, Palmmndel.
die Palte, Leinwat.
der Palzer, Balzer.
Pamperletſch.
pampfen.
der Paudur,
panfchen,
Papeybaum.
die Pappel.
Pappelbaum.
Pappelftaude.
päppen, effen.
Paradeisapfel.
zu Paren treiben,
bie Pardden.
pafchen.
paſeln, peſelu.
paſſen.
bie Patſche.
die Patſcherpe.
Pawlatſche.
Pazienzkraut.
das Pech.
pecken.
das Peil.
Pelikan.
die Pelzmaiſen.
das Pemerl, Boͤmerl.
Pemernuͤſſel.
pempern.
— el, Pinſel.
it
Penmaifen.
penzen.
Perchtag.
Perlfiſch.
Perpetuelle.
Perſchling, Bars.
Peſtvogel.
Petetſchen.
Petris, krank.
Pfa Fentãppel.
Pfaffenlaus.
Pfaffen Spau.
Pfarr — Ritt.
pfãrzen.
Pfefferkraut.
——— ein Fiſq
fenning.
——
zfenningkrant.
Pferfer, Pfirſich.
in Pfiff, v. g. Wein.
ßfifferling.
fiffig.
Pfingftag.
Bfingfteofe,
Pfingftvogef,
Bfingftwurm.
finnig.
ver Pfiſter, piſtor.
ver Pf, Kraͤtze.
Ffitzipfeil.
flãmig.
ih pflãnzeln.
ie Pflaume.
ver Pfleger.
fnauſen.
fnehen.
fnotten.
ver Pfoſten.
Rfragner.
frengen.
ßfrill, ein Fiſch—
fuchzen.
Pfund.
funzen.
fuſchen.
icken.
ver Pjienk
Pitz, Büfg,
er Pimper.
ver Pinkel.
Pinmewifle, Piwiſſe.
re Pipe,
Bipferche,
pirangig.
die Pitſche.
plangen.
der Plafh.
die Platteiſſe, ein Ei
Plattmaiſen.
Plattzeiſig.
plauſchen.
hfenfefn.
die Plenute, Heidelorn,
pletern, plödern.
die Pletſche.
die Plette.
plodern.
plören, plerren.
die Ploͤtze, ein Fiſch.
die Plunze.
plutſchen.
der Pofel.
die Point.
das Polartel.
die Polette.
pollern, bollern.
Polſterbaum.
der Polz.
der Pop.
das Bopn—Eiffel,
die Poper.
Pöperf Salat.
Porſtorfer Apfel.
poffen, boffen,
die Poſt.
die Potitze.
prägten, ſprechen.
prägeln,
Aa 2
nn a ee
der Pranger,
Prangertag,
Berater, rin Luftgarten zu
Mien,
prechteln.
Pregarten.
Prehentag.
preiſen, ſein Handwerk.
premfeln.
Preßkraut.
die Pretſche, Fußſohle.
die Pricke, ein Fiſch.
Prigelbue.
Primünze.
Prinz Karl.
die Pritſche.
progen, groß than,
Preöpftling.
prosmaulen,
der Pruͤeling.
Prügel— Prigelbue.
ber Rudel,
Pulverhofg
pumen.
pumerwigig.
der Rumpf.
Bumpermette,
pumpern,
Pumpernidel.
Punfd.
punzen, bünziren,
fih puren, heben,
purren.
puſſen, Füllen.
das Putſchãul
die Puͤtſche.
pütſchen, anftoffen.
Putſcheneller Maͤnnlein
Q.
der Quackreiher.
in Qualen liegen.
Qucdengrat. -
queden, keden, fprede
der Quendel. |
quicketzen.
quirren, querren.
R.
der Rab.
der Rabiſch.
räch.
der Räck.
der Raden.
Radhaufen.
Radſchuh.
die Rafen.
raideln.
der Raif.
der Raiger, Reiber.
rain.
der Rain.
raiſen, reiſen.
raiten, rechnen.
der Ram, Milchrahm.
zamaten, poltern.
die Name, Rahme.
die Rampfe , Dauseampf
ran, rahe,
rauen,
Ranruͤbe, rothe Ruͤbe.
der Rant, Spaß.
ränten, nachſinnen.
eäntig.
ranzen.
yer Ranzen.
eäpfen.
der Rapp, an den Wein⸗
trauben.
eäß.
das Räth, gereut.
eätſchen.
der Ratz.
:ägen, trätzen.
der Raub — Alet.
eaubeln,
Raͤucherkerze.
eaunzen.
die Raupperey.
die Raute
der Räzenbart.
Rebheundel.
chig.
a8 Nechten,
er Reckel, groſſer Hund.
Reckholder.
Regenvogel.
Rehling.
seiben.
eiff, zeitig,
ver Reif.
Reiger, Raiger.
ver Reim.
ver Rein, ein Pferd.
Reinanfe, Rhein ....
He Reine, das Reinl.
reifen, abfallen.
das Reis —gejaid.
die Reislaube, ein Fiſch.
die Reite nehmen.
die Reiter, der Raͤder.
reitſtetiſch. |
remmeln,, rammel.
der Renken.
Renkenfang.
rennen.
reſch.
reſtiren, laͤrmen.
der Rettig, Radi.
die Nenfpe, |
der Rhein, vinnenbed
Waſſer.
die Rheinanke.
ribbeln.
die Ribiſel.
der Ridel.
Ried.
Riederer, Riederich.
der Rigler.
Ringamſel.
Riugeltaube.
die Riſe.
riſeln.
der Ritling, ein Fiſch.
der Ritſcher.
der Ritter N ein Fiſch.
die Robath.
der Rockelor.
der Rocken, Spiunrad.
rodeln.
rogel, beweglich.
Rohr — Amering
Pi 34 LT
N GERN SD AD une
Rohrdommel.
Rohrdroſſel.
Rohryenndel.
Roͤhrlkraut.
Rohrſpatz
Rohrvogel.
rören, röhren.
Roſenkraut.
die Roſine.
der Roſſoli.
die Rothalber, RothEibe.
das Roth — AÄltel.
der Rothaugen.
Rothoeere.
rothe Rübe.
Rothfelber.
Rothfuͤßler.
Rothkröoͤpfel.
das Rothlauf.
die Roth — Ruſſel.
Rothſchärling.
Rothſchwaiferl.
Rothwurze.
der Rott, Roſt.
roͤtzen.
die Ruͤbe.
der Ruck.
rückeln.
das Ruckerl, Rockerl.
der Rudel.
rüderifch,
ruechen
ruͤferig.
Ruffoltk.
ruͤgeln.
Ruhrkraut.
Ruhrwurze.
der Rum.
rumeln.
rumpeln.
der Run, ein Walad.
rund.
Runkelruͤbe.
Runkunkel.
die Rupfe.
die Ruſſel.
der Ruͤſter, Ruften.
Ruͤſtgeld.
die Rutte, Aalrutte.
rutſchen.
S.
S. Anmerk.
das Sachs.
Sacrriſtey.
ſagen, eine Farbe zur ee
deren,
fagisen.
der Saher.
ſahl.
die Sahne.
ſaifern.
ſain.
der Salbling.
der Salm.
die Salſe.
der Salver.
das Salvett.
Sammethuhn.
Sammet Nelke.
ſanct, heilig.
a and
Sandlauferl.
Sanglein, Zankerl.
das Sappel.
Sarbachbaum.
die Sardelle,
Saturey.
ãtzig
Saubluemel.
ie Saͤuer, ſauere Suppe.
aueräflig.
aumen.
Scabiofe.
ver Schab.
Yie Schabrade,
ver Schadher.
der Schädfel.
Schafbömerf.
Schafgarbe,
Schaftalbling,
ver Schaiden, ein Fifch,
ie Schaiten,
Yie Schale,
Schäfer! kraut.
yer Schalt.
Halten,
Schalu—fenftee,
ver Schämper.
ie Schanier.
chapeln.
Schapelſalat.
ver Schapfen.
er Schapper, Schepper.
ie Schär, Schere.
Schärgeyer.
Schäribäri Hofen.
Schäruftein.
Scharwachter.
ſchãtzen.
Schaub Stroh—
die Schaube.
der Scheck.
das Schef, Schiff.
die Scheibe Haar.
Scheibelkraut.
ſcheiben, ſchieben.
ſcheiblich, rund.
Scheibpleinze.
ſchelch.
die Scheler, Schale.
Schelkraut.
ſchellen, ſchellnen.
der Schelm.
ſchelten.
ſchepern.
der Schepper.
der Scher.
ſcheren.
der Scherg.
Schermaus.
Scherrübe,
Scherz Brob.
das Schet.
ſchieben.
ſchiech.
der Schied.
der Schiedel.
ſchiegeln.
der Schiel.
die Schjem Rippe.
die Schier
Schießbeer Holz.
ſchiferig.
REEEEERE N GERN GEN GES GE
das Schiftel.
die Schild — Aente.
Schildhahn.
Schildraiger.
Schildvogel.
Schilling
der Schimpel.
das Schinbaiul.
die Schinde.
ſchinern.
das Schirfel.
der Schirk
Schlaf da laffen:
ſchlaipfen.
Schlammbeiſſer.
ſchlampen.
der Schlänkel.
ſchläpperig.
Schlaraffen Laud.
ſchlaunen.
ſchlecht, af Hehe
ſchledern.
ſchleh.
Schlehedorn.
ſchleichen.
die Schlein.
ſchlems.
fchljenzen,
der Schlier.
Schliffel.
Schlingbaum.
ſchlingen, hin ſchlingen.
ſchlipfitzen.
ſchlottern.
die Schluchte.
Schluͤſſelbüchſe.
—*
das Schmalz.
1 fchmarägeln.
der Schmaru.
ſchmarotzen.
ſchmatzen.
ſchmecken.
Schmeer pecken.
I die Schmeler.
die Schmerle.
Schmidkäaͤfer.
die Schmolle.
I fhmugen.
Schnabel.
Schnacke.
der Schnäder!
fchnaiten.
die Schmat.
der Schneck.
Schneebalfen,
Schneegloͤcklar.
Schneehenndel.
Schneekatherl.
Schneekoͤnig.
ſchnegern.
ſchneiben.
Schneider.
fchnepeln.
Schnepf.
Schneppel.
ſchnipern.
ſchnipfen.
Scäuitterhäpfel.
ſchnoͤd.
ſchnofeln.
die Schuotze.
die Schuur.
ſchnuͤren.
ſchnurfen.
Schnürzer.
ber Schober.
das Schock.
der Schoder.
Schopflerche.
Schopfmaiſen.
ſchoppen.
Schöps.
der Schotten.
Schottſuppe.
der Schrätel.
der Schrätz.
ſchrefeln, ſchriveln.
reg.
der Schreiber, ein Fiſch.
Schreiberkraͤutel.
der Schretz.
ſchricken.
der Schroll.
ſchröpfen.
der Schrot.
der Schuͤbel.
der Schuͤbling.
ſchuchteln.
Schulſamſtag.
ſchumeln.
ſchundig.
ſchupfen.
ſchuͤrfen.
ſchuſſig.
Schußlaube.
das Schuſterl.
Schuſterveigel.
ſchutern.
J
N
ber Schwab.
der Schwaben, Stroß.
Schwabenfäfer,
Schwaderer.
Schwager.
ſchwaihen.
die Schwaig.
die Schwalbe.
das Schwaͤmchen, der
Kinder.
Schwarzdorn.
ſchwaͤrzen.
Schwarzplättel.
Schwarzreuterl.
Schwarz Viertel.
das Schwederl.
Schwegelpfeiffe.
ſchweichen.
die Schwelke.
ſchwenten.
Schwert —tanz.
Schwindelhaber.
Schwindholz.
ſchwude!
Schwund wenden.
das Sech.
ſechteln.
der Sechter.
ſeckiren.
Seebläſſel.
Seekuh.
Geelaube.
Geetanbe,
die Gege, ein Netz.
Gegenbaum,
das Seidel,
—
ERBEN SEP (RIES
der Geibelbaft.
Seidenſchwanz.
der Seider, ein Fiſch.
das Seitel.
der Seitling.
der Gelbörn, Selpehern.
felchen.
die Semde.
die Semmel.
der Senderich, Sennerich.
ſenen, fönen,
der Senn.
die Seuſe.
ſerben.
die Serpe.
die Seſſe.
Setbeer.
Sichelfiſch.
der Sichtagen.
ſideln.
ſjenzeln.
die Sigel — leinwat.
das Sihl.
Silberfaſan.
ſinnlich.
ſinwel, rund.
der Slivowitzer.
ſochen, ſiechen.
Söldner.
Sommerbaum.
Sonnenfiſchel.
Sonnenwend — Feuer.
Sonnenwend — Guͤrtel.
Sonnenwend — kaͤfer.
Sonntag.
Sorbenbaum.
ſpãchig.
ſpaichen.
Spalier Vögerl.
ſpãllen, ſpeilen.
der Span.
die Spin— Here.
fparen.
der Spaß.
fpat.
der Spas,
fpagieren.
der Eped.
Spedfäfer.
fpeichen.
das Speigel.
der Speif.
der Speir.
die Spelte,
fpenen.
der Spenfing.
die Spen— Nadel.
fpenten.
fpentiren.
ze ſpjenzeln.
r.
die Speralſter.
der Sperber.
Sperberbaum.
das Sperl.
die Spermaiſen.
der Speyer.
Speytalbling.
ſpicken.
Spielberg.
fpjenzeln.
Spilfaße.
ER: GER IE GEREBSe
Spilmann.
Vie Spindel,
Spindelbaum,
Nie Spine, Pipe.
die Spinn, Mil,
pillig.
a8 Spital,
Spitzbuben Effig.
Spitzel.
Spitzlaube.
Spitzmaus.
Spitznuß.
Spitz — Wegerich.
Sporkel.
Spottvogel.
prachen, aureden.
das Spreiſſel.
preitzen.
Sprenzling.
die Spreu.
der Sprinz.
der Spriſſel.
Speuce— Bier,
prübdeln.
ver Spund.
pürzen.
ee Staar, ein Vogel,
Stabwurz.
ver Stadel.
tãmperln.
tampern,
Stanigel.
ee Star, gewiſſes Maß.
ie Starke, junge Kuh.
ie Gtartinn, Maß von
Mein,
ftärzen.
Rat, laugſam.
Staub —Leder.
Staudenvögerl.
Stauf.
ſtehen.
Stein — Amering.
Stein — Auf.
Steinbeiſſer.
Steinkarpf.
Steinkirchen.
GSteinlaube.
Steinrab.
Steinedthel.
der Steiß.
Stemm— Eifen,
der Stempen.
ftenfern.
der Gtepel.
fteppen.
Gter , Stör.
Sterbhaupt.
Gternhaufen,
Sternreuſpe.
Stern fingen.
der Sterz.
Steyermark.
das Stickel.
ſticketzen.
Stierwaſcher.
die Stigel.
der Stiglitz.
der Stingel.
Stock. —
Stockator.
Stockfiſch.
a
Stockhabich.
Stock — Rehling.
Stockſchnepf.
der Stör.
die Störe, auf der Steer
ſeyn.
Stöorebrod.
ſtoͤrzen gehen.
der Stoß, ſtumpfes Ding.
die Stoßſuppe.
das Stügel.
ſtrabeln.
ſträſlich, mühefam,
ſtralen, ſtallen, harnen,
die Straucke
der Streichkaͤs.
Streichpfrille.
der Stren.
Strichzagel.
ſtricken.
der Striem.
ſtritten.
——
ſtrodeln.
Strohblum.
Strohwittwe.
Stroͤmel.
Strudel.
die Strupfe.
ſtruten.
Struͤtzel.
Stuckator.
Stuhlrichter.
der Stumel.
das Stupp.
ſtuͤren.
der Stutzen.
der Sumper.
runkeln.
dee Supan, Schupan.
Suppenkraͤutel.
die Gur, |
fürfeln.
Suͤßholz.
Suͤßwurze.
ſutzeln.
T.
das Täber,
die Täde,
tãcken.
die Tafern.
tãgeln.
das Tagwerk.
der Tahen, die Daben.
der Täher, Doble.
der Talbling, Schwaum.
der Toaft.
tamer!n,
tändeln,
tandern, danterm,
tanzen,
der Tapel.
die Taſche.
taſchen.
Taſchenfeidel.
tãſig.
tettern , ertatterm,
der Tag, Abgabe,
CRERIE SI EEE AR EEE
vie Tatze.
Tanbenkropf.
Taubenſtoſſel.
yer Tauer, ein Gebirg.
tauhen.
Tauſend Gulden kraut.
die Taxe.
der Taz, Daz, Steuer.
tefeln, lallen.
das Teff.
der Tegel.
teglich, kothig.
der Teiſem, Deiſſem,
Sauer teig.
der Teller, das Ra
tenk, link.
der Teni—_608.
Zerpentin kraut.
ber Terz.
tefchen.
der Teſt.
die Teſte.
Tetſchkappe.
Teufels Abbiß.
Teufels Aug.
der Thee.
theuer.
thöriſch, taub.
der Thum.
Til' Madey.
der Tobel, Topel.
tockitzen, zittern.
toden, ſterben.
Loͤdtenhengſt.
Todtenkrähe.
Todtenkraͤutel.
Todtenvogel.
Toifäugling.
die Tolde, das Toͤllerl.
toll
der Topfen.
toppen.
torkeln.
die Törre, Terre, Maul⸗
ſchelle.
totzeln.
trãbig.
trallen.
der Träm, Balken.
der Tran.
tranfchen.
der Träpf, die Traufe,
teäfchtig. .
die Trat, Tratfeld.
die Traun, cin Fluß.
der Tremel.
die Trempel, Butterfaß.
trenſen.
die Treſpe.
die Treſter.
der Triel.
trifeln.
triftern.
Trogſchätz.
Trompeter Holz.
der Troſt.
Truchſeß.
die Trud.
die Truhe.
die Truſche, ein Fiſch.
die Tuchet.
ber Tuͤck, Tai,
tuͤſd, betaͤubt.
die Tuͤlle.
tünchen.
Tunisblume.
die Tuͤnne, Waſſerwelle.
tuͤrkiſch.
tuͤrmiſch.
tuſchen.
Zutu Schnecke.
U.
Die Valben, Cumanen.
Vanilenkraut.
Vater.
Uberlend.
überreiter.
der Uberthan.
die Uchſe, Uchſen.
die Ver, Frau.
verbaint.
vergehen, ich vergich.
Verhandlung eines Ver⸗
möogens.
verkuͤnmern, verkaufen.
vernichtig.
verſehen.
verſiehen.
verthailen.
verzaͤhlen.
Vetter.
Vizdum, eine Suppe.
Ukeley.
Ulme.
EEE — ——— — y»—e
Umurke.
undanks.
die Unde, Waſſer.
uner, ſchwaͤchlich.
Ungarn.
ungariſcher Heher.
ungariſche Kraͤhe.
das Ungelt.
Unſchlitt.
die Unſtrut.
I untern, undern.
die Unternädhte.
Vogelbeer— baum.
Vogel Fians,
vogeln.
Vöggelbrud.
Vorch —
uräflen.
Urbüs,
Url, Urhab.
der Urſch.
Ufel, Unfel.
Uter, ein Krug.
W.
wabbeln.
Wachholder.
die Wachtel.
der Wadel.
Wadſchirnke.
Waffenkrapfen.
Wagenblume, Radium |
Wagenbuͤlß.
Waidzille.
waigern, appelliren.
RIERET ME AT GE AR
Waldmaus.
Waldſtaarl.
vallfarten.
Waltwachs, Haarwachs.
yie Wamme.
‚08 Wammes.
vämſen.
van, wahn, abgehend.
je Wand.
das Wändel.
Wandſchopper.
das Wang,
der Wäſchel.
vaſchleichete naß.
väß, wäſch, ſcharf.
Waſſeramſel.
Waſſerbaum.
Waſſerbeer.
Waſſerbirke.
Waſſerfloh.
Waſſerkalb.
Waſſerkaͤſte.
Waſſermaus, Waſſerbiber.
Waſſerrabe.
Waſſerſchnepf.
vatlich, zierlich.
Yie Wätſche, ein Schlag.
das Mauferl, Lan,
ver Wauwau.
Weber, ein Fiſch.
veger, wäger, beſſer.
Wegwart.
der Wehetagen.
vehren, hüten,
Weib.
weiden.
| der Weihe,
wilder Wein.
Weinbeerl.
weingruͤn.
Weinkraut.
Weinſchärling.
Weinzierl.
weiſen.
das Weiſet.
Weißbäaͤrtel.
Weißbaum, Mehlbaum.
Weißfiſch.
Weißkirchen.
Weißköder.
Weißling, ein Schwamm.
Weißplãttel.
Weißſtois.
der Weitling,
die Welle,
der Wels, ein Fiſch.
Wels, die Stadt.
Wendelhals.
wenden eine Kraukheit.
die Wenden, Slaven.
wenig. E
Wercharter.
der Werfel.
werken, wirken.
die Werre.
Mefen—Ufer.
die Wefpe, Wepſe.
wetten.
REEEN JER BU een
Wetterſiſchel.
das Wichtel.
die Wicke.
wichſen.
der Wid.
die Wide.
das Widel.
der Widhopf.
die Wiege.
Wien
Wieſen — Hemetling.
Wieſenlerche.
Wieſenſchnepf.
wig, o wigerl!
Wigelwagel.
wild. |
Wildaͤnte.
Wild — Aurin.
wilde Jagd.
wilder Wein.
Wildtaube.
die Wimme.
wimmeln.
die Wimmer.
wimſeln.
der Wimſer, Wiſſer.
Windiſche Nation.
Windlaube.
Windsbraut.
Windwächel.
winnig, wuͤthend.
winſter, link.
der Wirfel.
wirs.
der Wirfing.
Wisbaum.
das Wiſerl.
wifpefn.
das Wifper!.
der Wiffer, ein Vogel.
wift bar!
MWiftling.
wiren, ein Wirer,
Modan.
woifele.
der Wolferl.
Woͤrgel
die Wühr, Wehr.
die Wun, eine Wieſe.
der Würger , ein Vogel.
wurden.
der Wurm.
Wurmkraut.
die Wurze.
wüft.
wuseln.
der Wutwut, Widhopf.
3.
Zackenfell.
Zaderey.
der Zagel.
zaiſen.
I der Zand, Zahn.
der Zander, Ganber,
fih zäufeln
das Zänkerl, ein Fifſch.
saw
desire
‚annen.
er Zapfen.
appeln.
‚irren, zerren,
).e Zarritzer.
yie Zäſche.
die Zauck.
aufen.
as Zaunſchlůpferi.
auſen.
zechprobſt.
ver Ze.
yer Zeger.
308 Zeifel,
Zeiſel — Zeiffelmagen,
ee Zelten.
der Zemer, Ziemer.
‚nen.
das Zenterl.
yer Zepfen.
eppeln.
zer —Eiche.
vie Zerte, ein Fiſch—
eſem, rechte Hand.
Jas Zettach.
etten.
zetterling.
iden:
iehen.
yie Ziehwat, ein Netz.
yer Ziemer.
zigeuner.
die Zille,
imen.
Diitter Tyeil
die Zingel,
Zinkzank Vogel,
Zinnkraut.
das Zinſerl, Flin⸗
ſerl.
die Zins —palte.
der Zipf.
zipfeln.
zirken.
Ziſer Erbſe.
die Ziſtel.
das Zitrillerl.
| der Zitterich.
Zitzerl.
der Zobel.
das Zoberl.
die Zofe.
der Zoll.
Zölpel.
zoſſeln, zotteln.
der Zoten.
mit Zuͤchten nicht.
Zuckmantel.
der Zurken, Zuegen.
das Zuſerl.
zwagen.
zwälen, pruͤgeln.
Be
wengen:;
* Zwicken haben.
Zwidorn.
Zwifelapfel.
zwifeln.
Zwilinde.
Bb
DI. Zrivial-Benennungen
nad) dem Syſtem von Linne.
A.
acarus ricinus, ed.
acer campelire, Nuffel, Rothruſſel, Wafferalber.
acer platanoides, Spigahorn, Waſſerbaum.
acer pfeudo—platanus, Ahorn.
achillea atrata, ſchwarzer Speif, grüne Raute, _
achillea clavenn& , weiffer Speit, Bergwermut, Rep
raute.
achillea millefolium, Schafgarbe, Bauchweh kraut,
Herrgott — Ruckenkraut.
acipenſer huſo, der Hauſen.
acipenſer ſtellatus, Sternhauſen.
acipenfer ſturio, Gtör, Schirk.
aconitum napellus, Eiſenhuͤtel, Fliegenkraut, Ape
lonienkraut. |
agaricus acerrimus, graues Haſenoͤhrl.
agaricus amarus, Wiefen Hemetling.
agar. cæſareus, Kaiſerling, Herren Talbling.
agar. delicioſus, Blutling, Bruͤtling.
agar. emeticus, Gpeptalbling.
,
EEEREDN DI SET SE A EREEEeEEn
ar. flabelliformis, braunes Hafenöfel.
ar. integer, gemeiner Zalbling,
aric. lactifluus, Bretling.
-ar. mulcarius, Fliegen Talbling.
‚ar. piperatus, Pfüfferling, Weißling,
‚ar. rulula, Frauen Talbling.
rar. torminofus, Zetterling.
‚ar. virefcens, Grünling, Schaftalbling:
sroflema ;ithago, der Raden.
uga rejtans, Wfelblätter,
auda arborea, Ludel —Lkerche.
auda Atvenls; Lerche, Feldlerche.
auda criliata, Schopflerche, Kothlerche.
auda nemorola, Wimſer, Wiſſer.
lauda pratenſis, Wiefenlerche—
lauda trivialis, Krautvogel.
lcea roſea, Pappel, Roſenpappel.
lcedo iſpida, Eisvogel.
Ichemilla alpina, Nimm mie nichts,
llium cepa, 3wifel.
llium fativum, Knofel, Knoblauch.
llıum fchenoprafum, Schnittler, Schnittlauch.
Ithza officinalis, Eibiſch, Aithee die alte Eh.
maryllis formoſiſſima; vulgo, Iris ſuecica.
inpelis garrulus, Geidenſchwaiferl, Zuſerl, Peſtvogel.
imygdalus perſica, Pferſer.
nagallis arvenlis, Nifelkraut.
ınas acuta, Schwalbenſchwaif.
mas bofcas, Wildanten, Stockanten.
mas circia, Halbanten. |
ınas clangula, Schildvogel. F
inas clypeata, Löffelanten:
anas erecca, Kothanten.
ınas dömefica ‚ Dausantet.
anas ferina, brauntöpfige Anten,
anas marila, groſſes Dudantel,
Bb 2
a a a
anas penelops, Feueranten.
anas querquedula, Märzenariten.
anas Arepera, Nätfchanten.
anaftatica fyriaca, Jericho Roſen.
anemone hepätica, Leberfrant.
antilope rupicapra, Gämß.
apis mellitica, Bein.
apis fuccirdta, ©. Erddampf.
apis terrefiris, Hummel.
aquilegia vulgaris, Akeley.
aranea diadema, Kreutzſpinne.
arctium lappa, Kleper.
arctomys citillus, Zeifel, Erdzeiſel, Kritſcherl.
ardea alba, groffer weiſſer Raiger.
ardea cinerea, Fiſchraiger.
ardea garzetta, Meiner weiſſer Naiger.
ardea major, Fifrhtaiger.
ardea nycticorax, Schildraiger.
ardea rufa, brauner Raiger.
ardea ftellaris, Mosraiger, Moskuh.
aretia alpina, blauer GSpeit.
artem fia abrotanum,, Yruten.
artemifiä vulgaris, Beyfuß, Sonnenwend — guͤrtel.
afarım europæum, Scheibelkraut, Haſelwurz.
afclepias vincetoxicum, Schwalbenwurz.
atriplex hortenfis, Molten, Gartemmelde,
attelabus betule, Botzeuſtecher.
B.
Ballota nigra, alte Weiber, Feeweibel.
bellis perennis, Monathröfel, Ruckerl.
berberis vulgaris, Weinſcharling, Zitzerl.
beta cicla, Mangold.
beta vulgaris, Nantühe, zothe Nähe, .
betula alba, Birfe.
u NN GET NE Nenn
betula alnus, Erfe. |
Jlatta orientalis, Schwahenfäfer.
yoletus mutabilis, Bülß.
boletus fubvefcus, Wagenbülß.
brallica botrytis, Carfiol.
braffica capitata, das Kraut,
brallica crifpa, fraufter Kohl,
brallica gongylodes, Köhlrabi.
braffica napobraflica, Erdruben, Pjenken.
yrallica napus, Gtedrübe, Scherrübel, Gevatter—
ruͤbel.
yrallıca rapa, Ruben.
yrallıca rubra, blawes Kraut,
braſſica fabauda, Köhl, Wirfing,
braflica fabellica, blawer Köhl.
briza media, Flinſerl, unfer L. Frauen Haar.
bromus fecalinus, Durt.
bryonia, Häning wurze.
Juphthalmum falicifolium , Efelöfrayt.
C.
Cactus opuncia , Indianiſche Zeige.
saltha palufris, Schmalzbluͤmel.
:sancer aftacus, Krebd.
‚ancer gammarus, Summer.
:ancer pagurus, Taſchenkrebs, Meerfpinne.
‚ancer pulex, Geitling.
‚anna Indica, Frutille. |
‚aprimulgus europzus, Kühdutter.
:apficum annuum, turkiſcher Pfeffer.
‚apficum frutefcens, fpanifcher ‘Pfeffer.
arica papaya , Papeybaum, Weftindifche Mößre.
‚arpinus betulus, Hainbuche.
arum carvi, Kümm, Miefenfümmel,
avia cobaya, Meerfchwein.
be 8 2 29
cecropia peltata, Trompeter Hof;.
centa'ırea centaur.um, groſſes Tauſendgulden Frau,
ceıtaurea cya:us, Kornblum, die blauen Schneider.
cerambix adili., Holzbock.
cerallium repens, das Kräntel Patienzia,
ceratonia ſiliqua, Bockshorndl.
certhia familiaris, Baumlauferl.
certhia muraria, Mauerfpeht, Wandſchopper, Tot:
tenvogel. =
cervus dama, Dent.
cha&rophyli m b..lbofum, Pöperlfalat.
charadrius h’aticula, Griesruͤllerl.
eharadriu; pluvialis, Brachvogel, Goldſchnepf.
che:ranthus cheiri, Veigel, Gartenveigel.
cheiranthus incanus, Lamperter.
chelid.nium majus, Schalerlkraut, Gefhwutfifeant,
Schelkraut.
chenopodium ambrofioides, Jeſuiter Thee.
chenopodium bonus Henricus, Heilkraut, klein
Hundszunge.
chlora perfoliata, gelbes Tauſendgulden kraut.
chrysanthemum leucanthemum, Wagenblum, Net
blum.
chryſomela oleracea, Erdfloöh.
cicer arietinum, ZiſerErbſe.
cichorium endivia, Antivi.
cimex, Wanze, Rachel.
cimex lacufiris, Waſſerwanze.
clavaria coralloides, Stodrehling.
clematis recta, Brennkraut.
clematis vitalba, Ljen, Xiere.
clupea encraficulus, Gavdelle,
cob.tis barbatula, Gruudel.
cobitis foſſilis, Bißgurn.
cobitis tænia, Steinbeiſſer.
coccinella, Frauenkaͤferl.
RBB N IN SEE A een,
eochlearia armoracia, Kren.
colchicum autumnale, 3eitlofe, Hemetbeutel, Ruhr⸗
wurze.
coluber natrix, Natter.
columba cenas, Blautaube, Hohltaube.
columba palumbus, Wildtaube, Ringeltaube.
columba riſoria, gemeine Turteltaube.
cohımba turtur, Beu—täubel, wilde Turteltaube.
colutea arborefcens, Fifhblatter.
colymbus auritus, criftatus &c. Dudanten.
convallaria majalis, Faltrian.
convallaria polygonatum, Weißwur;.
convolvulus arvenfis, Strupfen.
convolvulus batatas, ©. Erdäpfel,
cornus mafcula, Dirntelbaum.
cornus fanguinea, Hundsbeer.
coronilla varia , Klaft, weiffer Klee, wilde Vogelwicken.
corracias garrula, Meerheher , Ungarifcher Heher.
corvus caryo—catactes, Birgheber.
corvus corax, Rab.
corvus cornix, Nebelkran, Todtenfran.
corvus corone, gemeine Kran ( Krähe)
corvus frugilegus, Zäherfran, Ungarifche Kram.
corvus glandarius, Heher.
corvus graculus, Gteinrab.
corvus monedula, .Zäher (Dohle).
cottus gobio, Koppe.
cratzgus aria, Meißbanu, Mehlbaum,
cratzzgus oxyacantha, Mehlbeer ftaude.
eratzegus torminalis, Atlesbeer.
crefcentia cujete, Calabaffen Baum.
cuculus canorus, ©udiger.
cucumis melo, Melaun.
cucumis fativus, Umurfen.
euminum cyminum , Römifcher Pfeffer, Pfefferkuͤmm.
eulex pipiens, Gelſe.
eurculio bacchus, Bogenftecher,
‚ eurculio granarius, Wibbel,
curcuma k.nga, Gilbwurz.
cycas, Gagobaum, Brodbaum,
eynara cardınculus, Kardi; fpanifche Artiſchocke.
eynara fcolymus, Artiſchocke.
cyclamen euro zum, wilde Erdäpfel, Teufel Au
.. tynoglollum officinale, Hundszunge.
ey erus efeilentus, Erdmaudel.
cyprinus alburnus, Gpislaude, Windlanbe.
cyprinus amarus, Burghoferl, Bitterfilchel,
cypr. aphya) Zänterl,
ey: r. af :ius, Schied.
cypr. auratus, Goldfifchel.
cypr. barbus, Barbe,
eypr. bipunttatus, Gteinlanbe, Relslaube
eypr. brama, Brachſe.
eypr. caraſſius, Garaͤuſſel.
cyſr. carpio, Karpf,
eypr. cephalus, Altel.
eypr. cultratus, Sichelſiſch.
eypr. dobula, bie Hafel.
cypr. erythrophthalmus, Rothaͤugel.
cypr. gibelio, Kothplette.
eypr. gobio, Krefling, Weber.
eyrr. grislagine, Perlſiſch, Kotbtäfchef.
cypr. idbarus, Seider.
eypr. Idus, Wörfling.
cypr. Jefes, Sentling.
eyyr. latus, Scheibpleinze.
cypr. leucifcus, Laube, Geefdichef,
cypr. nafus, Nesling, Nafen.
eypr. orfus, Goldnoͤrfling.
cypr. phoxinus, Pfeitt,
cypr. rutilus, Altel, Rothaltel.
cypr. tipeR, Sälin,
GREEN GEEDN AED N Sana
ypr. vimba, Blaunaſen.
Ytiſus laburnum, Kleebaum.
D.
Daphne laureola, et mezereum, ScienR, Zwi⸗
linde.
daucus ſativus, Moͤhre, Murke, gelbe Rübe.
delphinium conſolida, Ritterſporn.
dermeſtes lardarius, Spedtäfer, Maucken.
dianthus Carthuſianorum, GSteinnelten.
dianthus plumarius, zotichtes Gretl.
dioſcorea alata, Jams.
dipſacus fullonum, die Kardel.
dor.:nicum pardalianches, Gamswurze, Althee,
drofera, ©, Reſſoglie.
R,
Echium vulgare, Sauxũůſſel, Rothwurze.
elater analis, Schuſterl.
emberiza cia, Steinamering, Wieſen⸗Amering.
emberiza citrinella, Amering.
emberiza miliaria, Braßler.
emberiza nivalis, Meerftiglig,
emberiza fchoniclus, Auſpatz, — Meer⸗
ſpatz.
ephemera vulgata, Weißkoder.
epidendrum vanilla, die Vanuille.
equifetum arvenfe, "Binnfraut,
equifetum hyemale, Schachtelhalm.
erica vulgaris, Haiderer, Kraͤhenkrebbe.
erigeron acre, Dauron.
eriophorum polyfachion, Hundshaar, Gaißbart
efox lucius, Hedt.
evonymus europzus, Pfaffenkäppel.
EEE INN ED En Een
eunatorium cannabinum, @unigunden kraut.
euzyhrafia officinalis, Uugenteoft, weiſſes Ruhckraut
F.
Fagus filvatica, Waldbuchen.
falco zrug:nofus, Hühner Geyer.
falco efalon, Schmerl, Schmierfeim.
falco ater, brauner Waldgeyer.
falco auftriacus, brauner Milo,
falco barbatus, Gamsgeyer.
*falco buteo, Stockhabich.
falco communis, gemeiner Falk.
falco gentilis, edler Falt.
falco gyrfalco, Gerfalk, Geyerfalf,
falco haliætus, Fiſchgeyer.
falco lanarius, franzoſiſcher Falt, Schwimmer.
falco milvns, Schärgeyer, Weihe,
falco nifus, Sprinz.
falco palumbarius, Taubenſtoſſel.
falco facer, Gakerfalk.
falco ftellatus, Blaufuß, Sternfalt.
falco fubbuteo ,; Lerchenfalk.
falco tinnunculus, Windwachel,
fafciola hepatica, Egelwurm.
fafciola humana, Reberwurm,
filago leontonod'’um, Edelweiß, ı
forficula auricularia, Obrbohfu, Ohrwutzel.
fragaria vefca, Erdbeer, Nothbeer,
fraxinus excelfior, die Eichen.
fraxinus ornus, Manna — Efchen.
tringilla calebs, Fink,
Tringilla cannabina, Hanifferl, Fauelle.
fring. carduelis, Stiglitz.
fring. citrinella , Zitrillerl.
fring, domeſtica, Öpag,
N
ring. linaria, Meerzeifel,. Plattzeifig.
rn, m ntana, Feldfpas.
ring. montifringilla, Nicowitz, Miſtfink, Pen,
ring. ferinus, Hirngeillerl. - Ä
ring. ſpinus, Zeifel j
ulica atra, Geeblaffel.
ulica chloropus , Rohrhenndel.
umaria officinalis, Erdrauch, Taunbenkropf.
G.
sadus Icta, die Rutte.
‚adus morhua , Gtodfifd.
ralanthus nivalis, Gchneefatherf.
‚aleopfis tetrahit, Hanfneſſel.
ralium aparine, Haftemaſch, die Kliven.
lium verum, unſer L. Frauen Bettſtroh.
rentiana acanlis, Zittwurz.
rentiana centaurium, taufend Gulden kraut.
rentiana Jutea , Enyian.
rentiana fpicata, weilfe® 1000 Gulden fraut.
rentiana verna, Schuſter Veigel.
eranium (nunc pelargonium) revolutum, Terpen⸗
tin kraut.
reranium (relargonium) rofatum, et capitatum,
Roſenkraut.
zlareola auſtriaca, Brachvogel.
rlecoma hederacea, Gundelrebe.
lycirrhiza glabra, Süßholz, Berndred. |
snaphalium fiechas, Strohblümel, Perpetuelken,
zordius aquaticus, Wafferfalb.
zratiola oflicinalis, Wildaurin.
sryllus gryllotalpa, die Werre
H.
Hedera helix, MWintergeün,
hedera quinquefolia, Jungfern Wein, milder Wen
hedyfarum onobrychis, Eſperklee, Efparfette.
helianthus tuberofus, Grundbirn, franzöſiſche Erd
apfel, Tupinambur.
heliotropium peruvianum, Vanillen kraut.
helix pomatia, eßbarer Schned.
helleborus viridis, Gillwurz, Schelmwurz.
helvella mitra, Pfaffenhut, Kagenöhrl (S. Et).
heracleum fphondylium Bärentage , Pfenning fras
herniaria glabra, Nimm mir nichts.
hefperis matronalis, Pfingftyeigel,
hirundo a ‚us, Speyer
hirundo riraria, Rheinſchwalbe, Kothſchwalbe.
hirundo ruftica, Hausſchwalbe.
hirundo urbica , Kothfchwalbe.
holcus forghum, Americanifhe Gerfte, kleiner May.
hydnum imbricatum,, brauner Stogfrehling.
hydnum repandum,, gelber Gtodrehling.
hyofcyamus, Biffenfeaut, Tenfelsaug (G. Rifellrant)
hypericum perforatum, Jobanns traut.
1.
Jatropha manihot, Caſſawi Wurzek.
ilex aquifolium, Gommerbaum, Schrabel.
illicium anifatum, Badian, Gternaneiß,
imperatoria ofruthium , Meifterwurz.
inula helenium, Alantwurz.
juncus effufus, Pinnewiſſe, Piwiſſe.
juniperus communis, Kranewete.
juniperus fabina, Gegenbaum,
N
L.
Lacerta crocodilus, Krokodil, Nicks, Waffernig,
leviathan.
lacerta ſtellio, et ſalamandra, Molch.
lactuca ſativa, Salat.
lampyris ſplendidula, Sonnenwend-kaͤferl.
lanius collurio, Dornreicher.
lanius excubitor, Speralſter, Kothalſter.
lanius ſpinitorquus, rothe Speralſter.
larus atricilla, Seetaube.
lathyrus latifolius, ſpaniſche Wicke.
leontod: n taraxacon, Röohrl kraut, Saubluͤemel.
leridium latifolium, Pfefferkraut.
lepidium ſativum, Gartenkreß.
lepisma ſaccharinum, Schab.
leucojum vernum, Schneekatherl.
lichen barbatus, Baumbart.
lichen jolithus, Bergſafren.
lichen islandicus, Lungenmos, Kramperl — bber Krk
berl Thee.
liguſticum leviſticum, Luſtock.
liguſtrum vulgare, Dintenbeer, Gimpelbeer.
lilium bulbiferum, rothe Iling.
lilium candidum, weiſſe Iling.
lilium martagon, tuͤrkiſcher Bund, in Berchtesgaden
Goldwur;.
limax agreflis, nackter Schneck.
limax ater, brauner Schneck, Waldſchneck.
lithoſpermum arvenſe, Brennkraut.
lithofpermum officinale, Meerhirs.
lolium temulentum, Schwindel, Schwindelkorn.
lonicera carrifolium, waͤlſche Jericho Roſe.
lonicera periclyrnenum, gemeine Jericho Roſe.
lonicera xylofeum, Bainmweide, Spindelholz.
lotus corniculatus , Zaubenfropf, Zaubenfäflel.
REED 2 BEP ie
lotus tetragonolobus, Spargel Erhfe.
loxia chloris, Gruͤnling.
loxia coccothrauftes, Kernbeiß.
loxia curviroftra, Krummſchnabel.
lucanus cervus, Kientelkäfer.
lupinus albus, Feldbohne, Saubohne,
lupinus varius, Kaffee Arbes,
lychnis chalcedonica , brinnende Liebe,
lychnis los cuculi, Gugiger Blüemel.
Iycoperdon boviſta, Bubenfift, Weiberfift.
Iycoperdon tuber (nunc tuber gulofum ) Trüffel.
Jycopodium clavatum, Srähenfüffe. .
lykmachia numularia, Pfenning fraut,
lytta velicatorıa, fpanifche Nude.
M.
Malva rotımdifolia, Gänspappef, Käspappel.
martynia annua, Gamöfirntel.
matricaria chamomilla, Chamilfen,
matricaria parthen:um, Breſelkraut.
medicago falcata, Sichelklee, Schwedifche Luzerne.
medicago lupulina, Schneckenklee, Hopfen — Enzerm.
medicago fativa, die Luzerne, Luzerner Klee,
melampyrum arvenfe, Hundswaitz, Taubenmaig,
melampyrum pratenfe, Holzbock, Kühwampe.
meleagris gallopavo, Indian, Boderl.
meloe prolcarabzus, Maywurm, Schmalztäfer,
meloe veficatorius, v. Iytta.
melolontha vulgaris, Mayfäfer.
menifpermum cocculus, Gugelefont.
mentha aquatica, Bahmünze, Bachbalfen
inentha crifpa, Krausmuͤnze.
meıitha fativa, Braun — Brünmünze,
menyanthes trifoliata, Gallkraut, Biberklee.
mergus albellus, mitterer Meeracher.
mergus merganfer
, groſſer Meerader.
mergusminutus, Fleiner Meeracher, Dudantel, Pfril:
lenvogel.
merops apiaſter, Meerſchwalbe, Bienenvogel.
meruſius cantharellus, Rehling.
meſpilus germanica, Eſperling.
monoculus pulex, Waſſerfloh.
monotrapa hypopithys, Himmels Hagen.
motacilla alba, gemeine Bachſtelzen.
motacilla atricapilla, Schwarzplattel.
motac.
motac.
motac.
motac.
motac.
motac.
motac.
motac.
motac.
motac.
motac.
motac.
motac.
motac.
motac.
curruca, Grasmücke.
dumetorum, Dornreicherl, Weißbärtel, blaue
Grasmücke.
erithacus, Rothſchwaiferl, Schwarzwiſperl.
flava, gelbe Bachſtelzen.
luſcinia, Nachtigall.
modularis, Braunelle, groſſes Dornkreicherl.
eenanthe, Steinbeiß.
phœnicurus, Rothſchwaiferl, Rothwiſperl.
regulus, Goldhahnlein, Aukränl.
rubecula, Rothfeöpfel.
rubetra, Geſtettenſchlager.
rubicola, Chriſtophel.
ſalicaria, Zinkzank.
ſuecica, Blaukropf. |
fylvia, Dornreicherl, Staudenvoͤgerl.
motac. troglodytes, Schneekoͤnig, Zaunſchlüpferl.
muræna anguilla, Aalfiſch.
mus amphibius, Waſſermaus, Waſſerbiber.
mus avellanarum, v. myoxus muſcard.
mus citellus, v. arctomys eitell.
mus cricetus, Hamſter.
mus mufeulus, Hausmaus.
mus porcellus, v. cavia cob.
mus querchrnus, V. myoxus nit,
nus rattus, Ratz.
mus terrefiris, Schermaus.
mufca carnaria, Fleiſchfliege.
mufca cellaris, Muden, Naucken.
mufca domeſtica, gemeine Fliege: |
mufeicapa atricapillä, Meer —Schwarzplattel.
muftela foina, Gteinmader, Hausmader.
muftela martes, Edelmader,
multela putorius, Eltiß. |
muftela vulgaris, Miemel, Wiſerl.
muftela zibellina, Zobel.
myagrum fativum, Leindotter.
inyofötis paluftris, Vergiß mein nicht,
myoxus glis, Bilchmaus.
myoxus mufcardinus, rothe Waldmaus.
myoxus nitella, Haſelmaus.
N.
Nardus ſtricta, Wiefenfpeit, Hirſchhaar—
nigella damafcena, Gretl in dee Gtaube:
humida meleagris, Perlhenn.
O.
Ocymum baſßilicum, Bafilieum.
oefirus bovis, Engering. on
ononis [pinofa, Heidorn, Eindorn, Aglarkront:
onosma echioides, Rothwurze.
öriganurh tnaiorana, Margran,
oriolus galbula, Fiaus.
orobanche major, Kuͤhbutter, Milchkraut,
oryza ſativa, Reiß.
otis tarda, Trapp.
otis tetrax, Haidhenn, Grieshenn.
oſmunda lunaria, Ankehrkraut, Be
ovis firepficeros, Ungarifh oder Maͤhriſches Schaf,
Zade.
oxalis acetofella, Gauerffee, Hafenflee, um San.
Öugiger Klee, Ras und Brod.
P.
Peonia officinalis, Pedoni Rofen, Pfingfteofen.
panicum miliaceum, Breyn, Hirsbreyn.
panicum viride, Schutthirs, Zraunpirs, ©. Gen.
papaver Rhœas, Blutblum.
papilio, Beinfalter, Krautſcheiſſer.
darnaſſia palufiris, Frauen Blüemel,
parus ater, ‚Spermaifen.
parus caudatus, Schneemaiſen, Pfannenftiel,
parus coeruleus, Blaumaiſen, Blawerl.
parus criliatus, Gchopfmaifen.
sarus major, Kohlmaiſen.
yarus paluftris, Pen—maifen.
yarus pe:.dulinus, Rohrſpatz.
-aliinaca fativa, Paſtinak, Gaͤnskreß.
oediculus humanus, Kopflaus, Haderlaus.
»ediculus pubis, Filzlaus.
selargonium capitatum, et rofatum, Nofenfrant,
Jelargonium revolutum, Zerpentin traut,
yelecanus carbo, Waſſerrab.
yelecanus onocrotalus, Pelican, Nimmerfatt.
yerca alper, SEtrichzagel.
yerba cernua, Pfaifenlaus.
‚erca fluviatilis, Schris, ——— Anpãſſen.
yerca lucioperca, Schiel.
‚erca ſchraetſer, Schrätzen.
yerca zingel, Zingel.
yetromyzon branchiali», das Aafein.
etromyzon fluviatilis, Neunaugen
Yetromyzon marinus, Lamprete, Meerpride.
Deitter Theil. ee
TER SE ZI ea
phalsna granella, Rornwürmden, rothe Wuͤrwmlen
phalzna lucerna, Zauberin.
phalzena : adella, Obitmotte.
phalzna ı ellionella &c. Schab.
phalangium opilio, Schufter, Weberknecht.
phalaris arundinacea, Bandgras, Baͤnder.
phallu; efei.lentus, Mauracher, Meifing.
phafeolus vulgaris, Fiſolen.
phafianus’colchicus , Fafan.
phafianus nycthemerus, Gilberfafan.
phaſianus pictus, Goldfaſan.
phelandrium mutellina, Muttern, Madaun.
phyfalis alkekengi, Judenhütlein, Judenkirſche.
phytolacca decardra, Alkermes
picus major, Baumhackel, Holzdranul.
picus martius, ſchwarzer Baumhackel, Holzhahe,
Hohlkraͤhe.
picus minor, kleiner Baumhacker, Baumlaufer.
picus viridis, Gruͤnſpecht, Goißvogel.
pinus abies (apud Linnæi pofteros) Tanne, Weiß
tanne.
pinus larix, Laͤrchenbaum.
pinus mughus, Legerſtaude.
pinus picea, Fichte, Feichten.
pinus ſylveſtris, Föhre, Kienholz.
piſum ſativum, Erbſe, Arbes.
plantago lanceolata, Gpitzwegerich.
plantago med:a, Breitwegerich.
platalea leucorodia, Löffelgans.
- poa abyflinica , das Teff.
poa alpina, Ritſchgräſel.
polygala vulgaris, Milchkraut, KRamfel.
polygonum arviculare, Hanuſel am Weg.
polygonum fago: yrum, Haiden, Heidınfarm.
pclygonum hydro; iper, Nicderer,
polygonum perficaria, Niedıser, Floͤhkrant.
EEE SEP GE EP BEE
polypodium filix, Farnfraut, Federfaden.
solyredium vulgare, Süßwurzen.
sopulus alba, Waſſerbaum.
oopulus nigra, Die Alber.
sopulus tremula, Aſpolter, Flitter, Waſſerbirke.
srimula auricula, zwiſchen Salzb. und Tyrol Gaͤms⸗
wurz, Rickelar.
primula farinoſa, Schulerblum (weil die Schulkinder
damit ſpielen)
primula minima, gelber Speik, Pfatenigen.
primula veris, Schlüſſelblum, Dfterblüemel, Mund:
fäulkraut, Kraftblum,
prunella vulgaris, Antoni fraut, Mundfäul—Zepfen.
prunus armeniana, Marillen, Aprikofen
prunusavium, Waldkerſchen, Eueopäifcher Kirſchbaum.
prunus ar „Gartenkerſch.
prunus d: meſtica, Zweſpen.
prunus inſititia, Kriehen.
prunus padus, Elexen.
prunus ſpinoſa, Schlehen.
runis sylveflris; Schwarzdorn.
sulmonaria · fficinalis, Lungenkraut:
3yrus cmmunis, Birnbaum.
yyrus cidonia, Quitte, Kitten:
yrus malus, Apfelbaum.
Quercus cerris, Zer —Eiche.
yuercus reb ır, Eiche.
juercus fuber, Kork, Bantoffelhefi;
R:
Rallus aquaticus, Mafferhenndel,
allüs crex, Grashenndel, Wochtelfänis.
Ce
ST —
rana — Laubfroſch.
rana bombina, Mungitzer, Rucert, Waſſerkroͤte.
rana bufo, Krot, Braitling, Hepping.
rana efculenta, grüner, eßbarer Froſch.
rana tem;'oraria, gemeiner Froſch, Duader.
Tanunculus arvensis, Akeley, wegendem ſpitzigen Sana
Tanunculus ahiaticus, Garten — Ranunkerl.
ranunculus ficaria, kleines Schelkraut, S. Erdgerfte
ranı:nculus’repens, Strupfen.
ranunculus thora, Hahnenkamm.
raphanus raphaniſtrum, Dillen, wilde Ruben.
raphanus ſativus, Rettig, Radi.
reſeda odorata, Reſeda.
rhamnus catharticus, Kreuzbeer.
rhamnus frangula, Pulverholz, Schießbeerhoh,
Almer.
rhinanthus-crifta galli, Klaft, Pfenningfeaut.
rhus toxico—dendron, wilder Wein, Giftbaum.
rhus typhinum, Eifigbaum.
ribes nigrum, subrum, Ribifel.
ribes uva crifpa, Agres, Aiterbatzen.
ricinus communis, Wunderbaum, Karabatbaumm,
Oehlnüſſe.
roſa canina, Arſchkitzel, Hetſchenpetſchen.
rubus cæſius, Nebelbeer, blaue Brombeer.
rubus fruticofus, Brombeer.
rubus idæus, Hindbeer.
rumex acetofa, Sauerampfer.
rumex acutus, Grindwurz.
rumex crifpus, Salbroß.
rumex patientia, Pazienzkraut.
rumex fcutatus, Romiſcher, oder Garten Sams
ampfer.
ruta graveulens, Meinfräutel, Raute,
re 20 AT AED AHEREE
dalix alba, Weißfelber, Eisfelber.
alix caprea, Palmfelber, Palmweide.
alıx fragilis, Braſtelfelber.
alix monandra , Braunfelber , Nothfelber.
alix roman folia, rothes Auhol;.
alıx viminalis, Auholz „ Fiſcherweide.
alix vitellina, Gelbfelber.
aimo albula, Albel, Weißforelle.
almo al inus» Schwarzreuterl.
almo fario, Forelle.
almo hucho, Huch.
almo maræna, Rheinanke.
almo salar, Lachs.
almo ſalvelinus, Galbling.
almo ſch ffermũulleri, Mayforelle.
almo thymallus, Aſch.
a:mo trutta, Lachsforelle, Truſche.
almo umbla, Ritter.
almo Wartmanni, Blaufelchen.
alvia offic nalis, Salver.
ambucus ebulus, Attichbeer.
ambucus nigra, Hohler.
ambucus racemofa , rother Hohler.
antolina cham&—cyrariflias, tuͤrkiſcher Lavendel.
atureja hortenfis, Zaderey, Pfeiferfräntel.
cabiofa arvenfis, GSeabiofen, Fotzmaul.
cavıofa fı ccıfa, Teufels Abbiß.
ca dix cerefolium, Kerbelkraut, Guppenfeäutel.
carabaus melolontha (nunc melolontha vulgaris)
Mayfäfer.
carabzeus folkitialis, f. Johannes Päfer.
ciurus glis, v. myoxns glis.
ciurus vulgaris, Eichkatzel, Eichhas.
colopax arquata, Haidſchnepf, Brachſchuepf.
colopax calidris, Rothfũßler.
col .p. gallinago, Mosfchnepf.
fcolop. gallinula, Boderf, Baarfähnepf.
fcolo;, lim»fa , Storffhnenf, Wiefenfchuenf.
fc‘ lop. phæopus, Güßvogel, kleiner Goiſſer.
feolon. ruſticola, gemeiner Schnepf, Waldſchuepf.
ſcrophularia nodofa, Braunwurz.
fecale cereale, Korn.
fed'ım acre, Zitterihfraut , Meine Hausſswurz.
fedum telephirm, Beſchwulſtkraut, fette Henne.
femper vivnm tectorum, Hauswurz, Rampfe, Dayt-
rampfe.
fenıa, Meerſpinne.
fe yıa officinalis, Dintenfifch.
ferratuia arvenfis, Wderdiftel, Scharkraut, Wiefſen
ſcharte.
ſilurus gla- is, ber Schaiden.
fina is igra, Gef.
fifmbrium nafturtium, Brunnkreß.
fitta euronea, Klener, Blauſpecht.
folanıum dulcamara, Bitterfüß, Maͤuſelholz, Hinfchfesst
folanum Iycoperficon, Paradeis Apfel.
folanum melongæna, Evergewächs, Melanze.
folanum tuber..fum, Erdanfel.
foldanella alpina, Schneeglockel.
folidago virgaurea,, heidnifhes Wundfraut, Goldrauthe.
fonchus arvenfis, et oleraceus, Mandiſtel, Milchdiſtel.
forbus aucu aria , Voͤgelbeerbqum.
forbus domeſtica, Arfchitzen.
ſphinx euphaorbi@, Molwurm.
ſpinx (ſeſia) ſtellatarum, Rebpeundel.
ſpigelia anthelmia, Wurmkraut.
ſiræa aruncus, Geißbart, Pfauenſamen.
ſpiræa ulmaria, Geißbart, Beiunkraut.
ſta hilea pinnata, Pemernüſſel.
ſteraa hirundo, Fiſchermänndel.
- Ari. aluco, Auf, Stod —auf.
ſtrix bubo, Bubu, Buchhahn.
—n“
ſtrix otus, Kirntel — auf.
ſtrix paſſerina, das Aeuferl, Wichtel.
ſtrix ſcops, Stein—auferl.
ſtrix ulula, das Hugerl, Fauſthöberl.
ſtry chnos nux vomica, Kranäugel, Kräbenaug.
ſturnus cinclus, Bachamſel, Waſſeramſel.
ſturnus vulgaris, Staarl.
ſymphytum officinale, Schwarzwurz.
fyringa vulgaris, tuͤrtiſcher Hohler, Flieder.
7Tænia, Bandwurm,ſ. Wurm.
tænia finna, die Gille, Schweinfinne.
tagetes patula, türkiſches Nelken.
tal a europaa, Scher, Maulwurf.
tanacetum baltamita, Frauen Salver, Franen Münze,
tanacetum v..Igare , Wurmkraut, Preßkraut, Rainſarn.
tantalusfalcinellus, bey dem Kramer tuͤrkiſcher Schnepf,
türkiſcher Goiſſer.
tantalus loculator, Nimmerſatt.
taxus baccata, Roth Eibe, Tage.
tenebrio molitor, Mehlkäfer.
terrao bonafia, Haſelhenn.
tetrao coturnix, · Wachtel.
tetrao lagopus, Schneehenndel.
tetrao perdix, Rebhenndel. |
tetrao tetrix, Schildhahn, Birkhuhu.
tetrao urogallus, Auerhahn.
teucrium chamadrys, Gamaprder.
teucrium marum, SRoagenfräutel.
thymus ferpyllum , Kuttelfrant.
thymus vulgaris, fpanifches Kuttelkraut.
tipula regelationis, Mucken, Abendmüde,
tormentilla erecta, Zormentile, Ruhrkraut, wildes
Kuttelkraut.
BU NGEN EEREPN DEP GEHE
tragopogon porrifolius, in Galjb. Artivi.
tragupoeon prateufis, Bocksbart.
trana natans, Mafferfäften, Spitznuß. .
trichechus manatus, Meerfräufe.
tr foliim agrarium, Hopfenklee, gelber Klee.
trıifolium melilotus, Meloten.
trifulium melilotus cærulea, Neidklee, Egyptifder
Klee.
trifrlium ratenfe, gemeinen Klee.
trigonella foenum gra-c m. griechiſch Sen , Bocdöhern.
tringa civclus, Weißſtois, Pleiner Waflerfchnepf.
tringa hynoleucos, ©rieshenndel,
tringa ochropus, Wafferfhnepf.
tringa nugnax, Krößler, Streithuhn.“
tringa vanellus, Kibitz, Geibitzel.
triticım æſtivum, Sommerweitzen, Lauswaitz.
triticum hybernum, gemeiner Weitzen.
triticum renens, Graswurzel, Hundsgras.
triticum ſhelta, Spelz, Dinkel.
trollius europæus, in den Alpen Melkerpappel.
trınaeolum majus, Capueinerl, Indianiſche Kreſſe.
turdus arundinaceus, Rohrvogel.
turdus iliacus, Weindraſchet, Winterdroffel.
turd :s merula, Amachſel.
turdus muficus, gemeined Draͤſcherl, Sangbroſſel.
turdus pilaris, Kranewet Vogel,
turdus faxatilis, Gteineöthel.
turdus torquatus, Ringamfel.
turdus vifcivorys, Miſtler, Zarritzer.
tullilago farfara, Huflattich.
V.
Vaccinium myrt'Ilus, Haidbeer, Seetber, Angelbeer.
vaccınıum oxycoccos, Mosheer. -
vaccınıumvitisidaea, Granten, Breifelbeer , Röfelbees.
x
vaccinium uliginofum, groffe Heidelbeer, Raufchbeer,
Nebelbeer.
valeriana celtica, rother Speik.
valeriana locuſia, Feldſalat.
valeriana ofticinalis, Baldrian.
valeriana phn, groſſer Baldrian, Theriak kraut.
vera’ram albam, nigrum, Hemen, Hemern.
verbaſenm tayſus, Himmelbrand.
verbena oſſicinalis, Eiſenkraut.
ver.n.ca becca unga, Bachoungen.
ver nica fficinalis, Ehrenpreis.
veſpa crabro, Huenaus.
viburnum lantana, Pappelſtaude.
viburnum opulıs, Gefrer-—beer, Waſſerbeer.
viburnum opulus roſeum, Gchneeballen.
vicia cracca, Vogelwicken.
vica faba, Kaffeebohnen, Puffbohnen.
vicia ſativa, Wicken, Futterwicken.
viola martia, Märgenveigel.
viola odorata, gemeines riechendes Weigel.
virla tricolor, Tag und Naht Veigel.
xeranthemum annuum, Strohblum, Papierblum.
yunx torquilla,. Natterwindel.
zea mays, tuͤrkiſcher Wais, Kukuruz.
TI. Sateinifche Wörter
etymologiſch erklaͤret.
abies, Sieh,
acer, acernus
acerbus
ꝓgæum mare
zlius, Aetna
ala
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ambactus «.
anas .. ..
anus se +.
apeio +.
ayua .. ur
aquilegia «.
Argus, argutus
arvum, arare
avena 00
axilla oo ..
barba ss.
betaula .. ..
bonus, bene
boreas .o. .. |
brachium ..
callidus. .@a
callus, callofus
candeo ,„ cand ela
canis! rer
capella
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.. Zutel,
oo. niten.
.. Uchſe.
or Amimane
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.. Anl. F
.. apern,
ne Ad, doͤcel
.. Akeley.
.. At.
Arbes.
.. Haber.
.. Uchſe.
.. Barghet.
oo Beſen.
.. boͤnlen.
.. purren.
— Bratze.
Shall, 3.
Salabafle, fallen.
.. Gm.
.. Hund.
eo. Eaplau
carmen, Gieh
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cavlları oo «>»
celox +. .. ..
ceda .. (X) ..
clvuss «+ 2° 9»
elunis .. .. or
colls . + .
crecmare, cremium
cremor .. .,
cLUOT oo +, .r
crufta .. .. X
cun:la .. .r .
curr' ca 2
dama, damula «
deleo .. se 0»
digitus infamig .
EFICUS +. .. v
facetus oo 00 +.
faunus co pe .p
femina .. . ..
eIVeQ ce Hr
Alix ee: a no
'oetus, fetura »e°
ucus .. .r ..
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zallinæ filius albag
rallus .. ..
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.. Groibe,
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.Diile.
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.. Erchtag.
una , Garen.
.. fangen.
Femerl.
2pfärzen.
o. Farnkraut.
.. Vater.
Hummel.
.. Dieb.
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.. Hahn.
Galft, gurren.
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.. Mang.
.. Raid.
o. Kieper.
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infans ..
inquam, inquit
infula ..
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irnea, hirnea
labi, fapfus ..
lagena ..
lamberare
lampetra
laxare ..
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lentus ..
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liqueo, liquidus
lora, lura
lota ..
luus .
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mugil +.
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‚ nitor, nifus
nodus, ncdulus
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parum, parcus
pafco, compefco
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pilum .. ..
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popa, popina
. populus ..
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pytr hula ..
queri, qüiritari
rab ula .. ..
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rapinam facere
ratio .. ..
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fannio, fubfannare
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.. Gemündt.
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Bas, paſſen.
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.. Fıld.
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.. Pofel.
Füͤllen.
Fotz.
.. Gimpel.
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.. Siübe.
.. Falten.
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Ya Kommiſfion dey Caietan Has linger, Buchhändler in Einz.
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Corrige
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Pag. 3 Pin. 12 ardes nytloorı u u m nyctic,
19 — 29 ihm beſuche 3 — — — ihn
ao — 19 artetılia abrotonum — — abrotanum
gt — 27 ſtart - — — — ſtark
3z2 — wmange. ⸗ — — — — angeiſüchfiſch
38 — 7 umfehen — — — — umſtechen
41 — 24 fhaniclus 0 — — — fch..,
4 — $Bpinn,at — — — — pinna anl
6 — 18 ap. Horat. retulit = u rettulit
ibid, — ul. ent — 02 u — — — fonet
67 — 15 bh ſouſhit ⸗ — — — Monfhiei
71 — penult. flar — — — — fkar
74 — 23 citan lini — N ditas
ibid. — 29 scheites aftwes — — — fcheiben
82 — 20m ſchuu—— — — mit
94 — 27 Engl. to. y — m to 1
112 — 21 Käſewaſtfe — — — — waſſet
113 — 2 reinſchneidi —— — — ekinſchn ...
120 — geltrannls— — — — analis
132 — 14 Wechbottih a — — Bid...
19 — 6jemm — eu lemns
147° — penult. Borfidel — — — Bor...
14 — 4 ſinanuerpalho ⸗-⸗,— — — Aaunauu ..
144 — 3 oauuerpl — — — uuerpill
157 — aa nam id — — — — nmlich
17 — 23 turolus — — — — turdus
178 — 30 fläͤmmen, ſtechen machen — — ſtehen
180 — 18 aus dem Caſpiſchen Mer — — aus dem Meer
209 — circa fin, dei an — — — delfan
bil, — Bm u en dalpen
arx ud ——— — — — dinſen
223 — circa fin. geſpeutt, gebiethe — — geyeutt
235 — 33 bie angrängn Sründ — — angränzenden
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Pag. 249 ein. r — — tn — Überlen»
251 — Hebre. czel — — — — erel
255 — 32 rämeren Klaffe — En un j ärnıcıca
3 — slip — — — — Ulph -..
868 — circa fa.wa id — — — Ent
285 — 31 uuenergaz boumelin — — wvereęm
286 — 13 umnendig — —- — — un — uuenig
283 circa fin Goth. skadai — — — sk=:ca
805 — 18 vina parent animos — — parant
6 — 12 Ruor — — — — Bro
— — 09 Dun — — — — Hua
807 — 20 Mürger — — — — MWirger
312 — lo Pfugſtet — — — — frize
320 — Iso — un aber
33 — 7SurdiE —-— — — —. derr—
*. Sm zweyten Theil.
40 — 22 Kebelian — — — — Kibd..
167 — wmin Kafiſhch -— — — — im
222 — ıı Darlehen — u en Yarebeiiu.
246 — 9 ld ee Bez
at — 12 Meerpicke — — En Pride
* Sm erften heil.
83 — ult. Engl. beeſt — — beeſt
us9 — 5 Maſting — — = — ling
.263 — 23 attagoz, rin Bock; nicht bey den Scothen, ſon⸗
deren Phrpsiern.
3 — Bu ⸗—— — dedt
Manche unrichtige Interpunctionen; wie auch den, tu, für
dem, im; mögen gücigk nr werden.
—— — un 6.