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ETYMOLOGISCHES
WÖRTERBUCH
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ROMANISCHEN SPRACHEN
VON
FBIEDBICB DIEZ.
VIERTE AUSeABE.
MIT EINEM ANHANG
VON
AUGUST SCHELEE.
BONN,
BEI ADOLPH MARCUS.
1878.
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ETYMOLOGISCHES WÖRTERBUCH
DER
ROMANISCHEN SPRACHEN.
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ETYMOLOGISCHES
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WÖRTERBUCH
DER
ROMANISCHEN SPRACHEN
VON
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FBIEDBIOH DIEZ.
VIERTE AUSGABE.
MIT EINEM ANHANG
VON
AUGUST SCHELER.
BONN,
BEI ADOLPH MARCUS.
1878.
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Das Recht der üebersetzung ist vorbehalten.
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LORENZ DIEFENBACH
SEINEM VEREHRTEN FREUNDE
GEWIDMET.
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UB.CXM,
L'BERMA
S€PrEMfi6R 19»
17636
VORREDEN DES VERFASSERS.
I. Die aufgäbe der etymologie ist, ein gegebenes wort auf seinen
Ursprung aurückeuführen. Die zur lösung dieser atsfgabe angewandte methode
ist aber nicht überaU dieselbe: leicht läßt sich eine kritische und eine un-
kritische wahrnehmen. Die unkritische nimmt ihre deutungen auf gut
glück aus einer äußerlichen ähnlichkeit der form, oder erzwingt sie bei
geringerer ähnlichkeit^ ja selbst bei gänelicher Verschiedenheit derselben^
durch eine reihe wiUkürUch geschaffener mittelglieder. Ein in seinem
grundsatse so fehlerhaftes verfahren, dessen ungeachtet doch da, wo wite
und divinationsgabe nicht fehlten, mancher treffliche wurf gelang, hat bei
vielen die ganee etymologische kunst in miscredit gebracht, während sie
sich andern durch die leichtigkeit ihrer ausübung, woeu sich jeder ohne
beruf und Vorbereitung aufgelegt fühlte, empfahl. Jene irren in ihrer ab-
neigung, diese in ihrer 0uneigung, Im gegensatjse eur unkritischen methode
U9derwirß sich die kritische schlechthin den von der lautlehre aufgefundenen
principien und regeln, ohne einen fußbreit davon abeugehen, sofern nicht
klare ihatsächliche ausnahmen daeu nöthigen; sie bestrebt sich dem genius
der Sprache auf der spur zu folgen, ihm seine geheimnisse abzugewinnen] sie
wägt jeden buchstaben und sucht den ihm in jeder steUung ssukommenden
werth jsu ermitteln. Und doch, wie wenig vermag sie oft, uAe sn/o^elhaft
sind ihre erfolge! Das höchste, was der etymologe erreicht, ist das bewußt-
sein wissenschaftlich gehandelt jsu haben; für absolute geunßheit hat er
keine gewähr, eine unbedeutende notijs kann ihm das mühsam erworbene
jm seiner beschämung unversehens unter den fußen wegmehen. Dergleichen
wird bei jeder forschung vorkommen, bei der etymologischen gehört es eu
den täglichen erfahrungen, die auch dem scharfsinnigsten nicht erlassen
werden. Darum bescheidenheit, selbst wo aUes unsre deutungen eu unter-
stützen scheint! Mit welcher strenge ich in dem vorliegenden buche meine
früheren etymologien gerichtet und gesichtet habe, wird man ohne mühe
erkennen; was ich aber gegen mich selbst angewandt, konnte ich auch
gegen andre nicht unangewändt lassen. Etwas habe ich durch vidjährige
erfahrung auf diesem gebiäe gelernt, was sich sswar von selbst versteht,
aber nicht von allen verstanden sein will: daß eu wissenschaftlich sicherem
urtheile suh nur der durcharbeitet, der den gesammten wortvorrath der
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VIII ^ VORREDE.
spräche bis in ihre tnundarten hinein eu hewäUigen nicht ermüdet Wer
nicht so weit vorjmdringen lust haty der beklage sich nichty wenn er jeden
augenblick den boden verliert. Es ist hein tvander, wenn manche avf
andern Sprachgebieten ausgezeichnete forscher auf dem romanischen so
oft fehlgreifen, da sie nur das einadne in einer bestimmten gestalt auf-
fassen, ohne seine geschichte und seine bemehungen nach aUen Seiten hin
erkannt zu haben. Die romanische Wortforschung hat eben so dunMe
Partien zu beleuchten wie vielleicht irgend eine andre; seihst die erkenntnis
des lateinischen Stoffes ist in zahlreichen fällen nicht bequemer als die des
fremden. Man schlage einmal die spanischen mit ch oder mit z aniatäenden
Wörter nach und man wird von der richtigkeit dieser behauptung eine
ahnung bekommen. Erschöpft man auch olle von den einschlägigen sprachen
gebotenen mittel, z. b. für das spanische den lateinischen, griechischen,
baskischen, celtischen, germanischen, semitischen wortvorrath, es bleibt ein
großer rest, für den es keinen rath gibt Freilich fließen manche sprachen,
woraus der Romane schöpfte, für ut^ nur noch in spärlichen quellen.
Eifriger und umsichtiger forschung abet* wird sicher gelingen noch manches
räthsel zu lösen, das bis jetzt unlösbar schien.
Ein f ortschritt ist, hoffe ich, in dem gegenwärtigen versuche geschehen;
der lautlehre, die sich an den schätzen, welche die etymologie zu tage
fördert, erfrischt und belebt, wird dies dereinst zu gute kommen. Aber
auf die bezwingung des ganzen konnte ich nicht eingehen, und wer möchte
muih und kraft und sdbstverläugnung genug dazu haben? Gleichwohl
wünschte ich ein ganzes zu geben, sei es auch nur ein bedingtes, und so
richtete sich mein augenmerk 1) auf üblichere Wörter, solche die in rede
und Schrift häufiger wiederkehren, mit ausschluß aller derer, die man sich
ohne mühe aus dem latein erklärt, die also der Untersuchung nicht anheim-
fallen können; 2) auf weniger übliche, aber etymologisch bedeutsamere,
wohin ich vomu?eg Partikeln, einfache verba, zumal aber einfache adjectiva,
demnächst vide von linguisten mehrfach besprochene, zu einem gewissen
rufe gelangte Wörter rechnete. Aber auch solchen, die weder zur einen
noch zur andern dasse gehören, sollte der eintritt unverwehrt sein, nur
fiel hier jede Verbindlichkeit der aufnähme weg: fülle ist besser als mangel
und am ende kann jedes wort zur kenntnis der bestandtheUe einer spräche
beitragen. Es gibt aber auch Wörter, deren bereits vorhandene deutung
nicht zu weiterer prüfung veranlaßt; andre nicht genügend oder gar nicht
gedeutete, dis zwar olle rücksicht verdienen, aber diesmal nicht zur Unter-
suchung reizten: gehen sie auch leer aus, sie dienen doch anzudeuten, was
einer spräche seltenes oder merkenswerthes angehört. Jene sind hier mit
dem eingeklammerten namen Uires erklärers bezeichnet, diese ohne irgend
eine beurtheilung hingesetzt worden und somit anderweitiger Untersuchung
empfohlen. Sparsamkeit in der äbfassung der artikd war mir gesetz:
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VORREDE. ^ IX
darum wähUe ich aus den volksmtmdarten meist nur unmiUelbar eum /nele
führendes; darum vermied ich, den Ursprung des aufgestellten ettfmonSy so
wie, vorwärts gewandt, die Verbreitung des romanischen ahhüdes über
fremdes gebiet eu verfolgen; darum berichtete ich nicht über alle vorge-
brachten meinungen; daß ich seichten erJdärungsversuchen die thüre schloß,
versteht sich*).
Die eintheüung des Stoffes wird man billigen. Es kam darauf an,
schon in der äußeren einrichtung eu einer klaren Übersicht desselben eu
gelangen. Zu diesem sfwecke mußten zwei theile gebildet werden. Der
erste umfaßt siendich vollständig den gesammt- oder gemeinromanischen
d. h. den auf allen drei gebieten, dem italienischen, dem spanisch-portu-
giesischen und dem provenealisch-französischen, ja selbst den auf nur
zweien dersdben einheimischen sprachstoff, in der regel wenigstens sofern
dieser den neueren Schriftsprachen angehört. Der italienischen räumte ich
m den einzdnen artikeln den vortritt ein, wozu sie ihre heimath und ihr
genauerer anschluß an die lateinische berechtigte; selbst wo sie sich weiter
von der urform entfernt als die schwestersprachen, konnte nicht füglich
vom princip abgewichen werden. Oder war es nicht rathsamer das mittel-
lateinische alle andern umfassende wort voranzustellen? Allein das mittel-
latein ist selbst vielformig und konnte nicht anders sein: sollten aber die
von manchen und notaren geschaffenen sprachformen der volksüblichen rede
den weg zeigen? Mit diesem mittellatein läßt sich viel unfug treiben.
In den früheren Jahrhunderten, als die Volkssprachen der lateinischen näher
standen, ist es allerdings eine für die Wortforschung höchst wichtige quelle,
weil es reine formen gewährt. Seitdem aber jene sprachen selbst in schrift
auflraten, kann die Wissenschaft es fast entbehren, ja sie muß es nicht
selten von sich stoßen. Wie ungeschickt man seit dem zwölften Jahrhundert
latinisierte, davon reden *beispiele wie sessicare = altfr. sescher; gordus
= altfr. gort, lat. gurges; hommagium = altfr. hommage d. i. hominaticum.
Weich ein falsches bUd gibt bo88a = /r. bosse; gra8ale=i>r. grazal, wo-
fur bocia, gradale zu ^erwarten war! Der zweite theü enthalt den jedem
der drei gdnete ausschließlich eignen sprachstoff **). In dem dritten dieser
gebiete habe ich, nicht ohne einiges bedenken, die französische form als die
bekannteste der provenzälischen voranzustellen mir erlaubt, um das nach-
schlagen zu erleichtem. Der walachischen in der fremde erzogenen, mit
den übrigen nicht aufgewachsenen tochter der römischen mutter habe ich
*) Ich bemerke hier noch: um nicht mit formen zu ermüden, habe ich im
I. theile die port. form, wenn sie der span. ganz nahe lag^ häufig unterdrückt; seltner
die prov.y da diese zugleich das höhere alter eines Wortes bezeugt
**) Von den zahlreichen arabischen Wörtern im span. und port. konnte nur eine
auswdhl aufgenommen werden, Sie sind mit latein. buchstaben geschrieben und zur
beglaübigung aus OoUus^ oder Fret/tag's Wörterbüchern nachgewiesen.
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X VORREDE.
keine eigne stelle eingeräumt, sie nur eu/r vergleichung £fugelassen, nicht
anders die churwälsche. Die volksmundarten bieten der forschung ein
unschätehareSy nie eu erschöpfendes materialy welches häufig über buch-
stäbenverhältnisse und begriffsentwicldung überraschenden aufschlug gibt:
ich habe sie daher überall eu rathe geeogen, so weit die mir gestatteten
hülfsmittd ausreichten, ihnen auch euweüen beispiels halber kleine artikd
vergönnt Schßde, daß wir nicht über recht viele derselben so einsichtige
und gewissenhafte Untersuchungen besitzen wie über die wallonische. Durch
die bemerkte Verlegung des Stoffes wird auf den ersten blick klar, was
alle gemeinschaftlich besiteen^ größtentheils das alte römische erbtheil, und
was jede noch besonders- sich angeeignet hat; nur darf ich nicht wfJbe-
merkt lassen, daß ich die französische als die uns am nächsten liegende
vor den andern, wenigstens der spanischen, begünstigt habe. Von diesem
partiellen eigenthume der sprachen sind freilich viele der aufgenommenen
artikd als gesammtromanische abzurechnen, welche nicht wohl in die erste
abtheilung paßten, weil ihre etymologie in den übrigen sprachen auf der
hand lag. So schien e. b, das lat. apium (^sp. apio, it. appio^ in seiner
franz. form ache fremdartig genug, um in der partiell franz. abtheilung
eine stelle zu finden. Kleine inconsequenzen in der vertheüung der Wörter
mögen vorkommen, sie werden dem ganzen wenig schaden: das register
bürgt zuletzt für alles. Eine größere inconsequenz wird man vielleicht
darin finden, daß ziemlich regellos hier ein verbum, dort ein nomen an
der spitze eines artikds steht. Es ist in der that oft schtver zu sagen,
welche der beiden Wortarten als die primitive anzunehmen sei. Gewöhnlich
wird dies durch die etymologie entschieden, in andern fällen wird es
nicht zu kühn sein, sich in einer sache von so geringer bedeutung durch
das gefüM leiten zu lassen.
über die unlateinischen demente in den neuen sprachen habe ich
mich vor jähren ausführlich geäußert und finde an meiner damaligen auf-
fassung der sache nichts wesentliches zu ändern. Richten wir aber noch-
mals den blick auf die Ursprachen, um dwaigen charakterzügen oder resten
dersdben in den einzelnen gebiden auf die spur zu kommen.
Für die kenntnis der italischen Ursprachen sind in neuerer zeit
wieder bedeutende denkmäler an's licht gezogen und der bau jener sprachen
so tvie ihr Stammverhältnis zum latein sorgfältig erörtert worden. Die
wichtigste der unteritalischen durch höhere ausbildung, längere dauer und
durch grösseren umfang ihrer Überreste ist ohne zweifei die oskische. Ver-
gleicht man sie nun mit der italienischen, so verräth diese nicht das ge-
ringste von den lautgesetzen der ersteren. Die oskische abneigung vor der
assimilation der consonanten ist grade das gegentheil des lateinischen im
italienischen noch weiter ausgebUdefen Verfahrens. Man hat den oskischen
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VORREDE. XI
gebrcMchy gewissen voccden ein i voreuseUsen wohl mit einem ähnlichen
neapolüanischen verglichen, gewiß aber nicht in der Voraussetzung eines
historischen jsusammenhanges, um so weniger als der neap. gebrauch unter
einen andern gesicJUspuncty den der diphthongierung eu stellen ist, die
sich übrigens ganz auf den vocal e beschränkt. Als ein bedeutsamerer
berührungspunct dürfte die osJcische neigung, tenuis in media zu verwandeln,
bemerkt werden, aber auch hieraus würcle sich keine folgerung für das
italienische ziehen lassen. Jene neigung ist gemeinromanisch, hat in den
verschwisterten mundarten noch weit stärker eingegriffen und läßt eine
tiefere nicht bloß durch berührung mit einer nachbarsprache geweckte an-
läge vermuthen. Doch sind solche gemeinsame züge, welche verschiedene
sprachen auf einem und demselben boden zu erkennen geben, der erwähnung
nicht unwerth, und so möge denn auch noch an den umbrischen und vols-
ki^chen Wegfall des flexivischen t in der conjugation (habia = habeat) er-
innert werden. Von der etruskischen spräche aber darf man völlig absehen:
was man fast nur aus eigennamen über ihre stammesart und über ihren
bau weiß oder vermuthet, findet auf dem ganzen römischen gebiete keinen
anklang. Diese abwesenheU oder dieses nur in leichten und zweifelhaften
spuren hervortretende dasein grammatischer züge der altitalischen idiome
in der römischen Volkssprache, soweit die vorhandenen mundarten auf
deren gestalt zu schließen berechtigen, hindert indessen nicht, das ganz
naturgemässe eindringen zahlreicher provindalismen at4S den untergegangenen
idiomen in dieselbe anzunehmen, ja diese annähme ist eine durch die läge
der Sache gebotene, da sie allein den zufluß heterogener im italienischen
enthaltener, in keiner der angränzenden sprachen vorfindlicher demente zu
erklären vermag. Nachweislich sind diese demente freilich nicht mehr, da
die Wörterbücher der untergegangenen sprachen fehlen. Ungeachtet des
einflusses dieser altitalischen demente ist die italienische spräche ur^zweifel-
haß unter den romanischen die am wenigsten gemischte. Dies gilt aber
nur von den mittleren dialecten, wdche das Icdeinische erbtheil am reinsten
in sich begretfen. Die südlichen lassen manches griechische und einiges
arabische erkennen, das den andern abgeht. Durchmustert man aber, über
die gränzen des alten Italiens hinausgehend, die nördlichen, die dsalpi-
nischen mundarten, so glaubt man sich in eine andre weit versetzt: in
dieser weiten landschaft, zumal in der großen ebene zwischen den Alpen
und dem Po, hat die gewaltige rvmersprache die volksmundarten nicht be-
wältigen, sich des einflusses andringender barbarensprachen nicht erwehren
können. Der zufluß deutscher, zum theil recht merkwürdiger wört$r kann
hier nicht überraschen; wer aber celtische reste von einiger erheblichkeit
erwartet, wird sich bald getäuscht sehen: das gesammte italienische gd)iet
möchte deren nur wenige aufweisen, die Schriftsprache enthält vidleicht
nicht ein einziges wort dieses Stammes, welches sich nicht auch im proven-
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Xn VORREDE.
ealischen oder franeösischen vorfände. Eine sorgfältige etymologische
Untersuchung besonders der eunächst an den Alpen oder in denselben
liegenden dicdecte würde der Sprachgeschichte reichlichen gewinn zuführen:
MonH's comaskisches Wörterbuch liefert für einen theil derselben ^chon ein
treffliches nuxterial, das in Verbindung mit dem ertrage churwalscher und
andrer' wörtersammiungen die linguistische bedeutsamkeit jener dialecte
hinlänglich übersehen läßt,
Wen^ in Italien die alten landessprachen so weit ausgerottet wurden^
daß keine von ihnen in ihrem selbständigen dasein auch nur das Au-
gustische seitdlter erreichte^ so lebt in Spanien die iberische Ursprache
dagegen bis auf den heutigen tag im baskischen fort. Aber auch diese
spräche kann Zeugnis ablegen, wie weit die zerstörende gewalt der römischen
sich erstreckte^ da wo es galt eine nationalität zu vertilgen. Denn daß
es jener gelang, in einer entlegenen gebirgsgegend ihr dasein fortzusetzen,
sagt wenig, gegen die allgemeine niederlage. Man weiß, daß schon Strabo
(3, 2 extr.) den Turdäanem, einem gebildeten südspanischen volke, das
eine einheimische litteratur aufweisen konnte, den gänzlichen Umtausch ihrer
spräche gegen die lateinische nachrühmt; dass der spätere Columella viele
provinciaüsmen des bereits über das platte land der halbinsel verbreiteten
lateins airführt; daß aber auch andrerseits Cicero (de divin. 2, 64) des
daseins einer hispanischen Sprache gedenkt; und daß nach Tacitus (annal.
4, 45) ein landmann aus dem diesseitigen Spanien vor gericld die spräche
seiner väter redete. Aber seit der erwerbung der römischen civität wurden
die spanischen Völkerschaften une die italischen sehr bald in Römer ver-
wandelt. Sehen unr jedoch naher zu, ob sich in der spanischen mundart
nicht noch irgend ein baskischer zug entdecken läßt. Als einen solchen
führt Larramendi in seiner grammatik (p. 10. 11) die mit der endung ez
gebildeten patronymica an, Rodrigo Rodriguez, Fernando Fernandez nach
dem bask. berün blei, berun^z von blei. Aber verdacht gegen diesen Ur-
sprung erregt die von seinem Verfechter selbst eingestandene thatsache,
daß sich die Basken dieser form für patronymica nicht einmal bedienen,
daß sie z. b. Manuel de Garagorri sagen statt Garagorriez. Vielmehr
scheint ez, ursprünglicher iz, nichts anders als die gothische genitivendung
is, wobei filius zu supplieren: Roderiquiz in Urkunden, später Rodriguez
ist = goth. Hröthareikis, Fredinandiz Fernandez = goth. Frithanantis.
Diese endung wird denn auch auf unpassende falle angewandt: statt
Flori, Fortunii, Pelagii, Petri, Sanctii sprach man Floris Florez, For-
tunez, Pelaez, Perez, Sanchez, genau tvie man in den tagnamen die genitive
Miercoles = Mercurii, Lunes = Lunae (dies) der grammatik abtrotzte.
Was Larramendi sonst noch hervorhebt, das ableitungssuffix eria (sp.
porqu-eria von puerco = bask. ero-querla von erö, p. 262), oder in der
conjugcUion die Umschreibung mit habere (p. 48), zerrinnt von selbst in
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VORREDE. Xni
nichts. Sollte aber das spart, lautsystem^ vornehmlich da wo es sidi vom
lateinischen oder dem der schwestersprachen lossagt^ nichts vom iberischen
Charakter verrathen? Zu vergleichungen sind hier besonders die tippen-
buchstabet} geeignet. Anlautendes lat, p tvird im baskischen nicht selten
SU h (botherea = sp. poder, lat. posse) und dies ist gam unspanisch. Der
Baske hat eine nicht eu verkennende scheu vor dem f ; nicht so der Spa-
nier^ wenigstens ist die ihm eigene Verwandlung des anlautenden f in h
etwas später entwickeltes, seiner ältesten spräche noch fremdes. V fehlt
dem Basken gänzlich: seine stelle versieht b, ja selbst m, letzterer über-
gang dem Spanier ganeunbekant^. Das unlateinische im spanischen ein-
heimische ch t^ allerdings auch ein sehr Üblicher baskischer laut, der aber
etymologisch mit dem spanischen buchstaben wenig berührung hat, indem
er häufig spanischem s, c, z, j, x entspricht; auch haben die Schwester-
spracJien ihn eben so wohl entwickelt. Doch wäre es nicht unwichtig zu
wissen, ob dieses palatale ch nebst ts, z, tz, wie Humboldt voraussetzt,
wirklich alte iberisdie laute gewesen: darüber könnte erst die entzifferung
des einheimischen cdphabetes aufschluß bringen. Ein andrer unlateinischer
laut, das aspirierte g oder j, fehlt im baskischen, dafür steht y (sprich
wie itai. j), d. h die spräche beharrte bei dem erweichten oder halbvoca-
lischen g, woraus, wie aus dem latein. j, die ^an. ausspräche nachher
eine aspirata machte (Born. gr. P, 268 — 9)^ z. b. bask. yendea = sp,
gente. Ohne mühe lassen sich noch andre nicht minder scharfe Wider-
sprüche in beiden sprachen auffinden, z, b. das im baskischen vor anlau-
tendem r vorschlagende a oder e (arraza = sp. raza, erribera = ribera).
Dagegen treffen sie zusammen in dem ganz unlateinischen gebrauche, das
ankmtende s impurum auf ein vorgefügtes e zu stützen; auch darf noch
ein punct, worin sie sich beide zu begegnen scheinen, erwähnt werden.
Der Baske, dem zusammentreffen von consonanten überhaupt nicht hold,
schiebt gerne zwischen muta und r oder auch zwischen muta und 1 einen
vocal ein: apirilla (aprilis), guiristinoa (sp. cristiano), libaraa (libro),
khurntzea (crutz), porogaDza (probanza), pulampatu (pr. plombar). Das-
selbe thut auch der Spanier und Portugiese, z. b. sp. engarra£ar (für
engarfar), taragona (draco), pg, caranquejo (pr. cranc), baraga (bra^a),
coro^ (croca), sp. coronica (chronica), pg. gurumete (neben grumete)
gorupa (neben grupa^, sp. filibote (neben flibote^ u. dgh; doch ist dabei
nicht unbemerkt zu lassen, daß auch andern roman. mundarten dies at4S'
einanderhalten der consonanten nicht fremd ist, wenn sie auch einen
mäßigeren gebrauch davon machen. Überblickt man solche thatsachen, so
wird man sich überzeugen müssen, daß sich unter dem eisernen joche der
latein. spräche von den naturanlagen oder den grammatischen eigenheiten
der iberischen in der spanischen wenig hat behaupten können. Nicht ein-
mal läßt sich eine irgend erhebliche anzafd baskischer Wörter in den an-
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XIV VORREDE.
gränzenden roman. sprachen ntichweisen: sie werden sich, manche eweifel-
hafte mitgerechnet, noch nicht auf hundert belaufen. Freilich ist dies nur
der ertrag einer bloß auf die Oberfläche gerichteten prüfung; ihn ssu ver-
mehren, unrd dem tiefer eindringenden äuge des kenners stehet gelingen.
Ohne zweifei aber hcU das von fremden sprachen eingeengte baskische gebiet
einen großen theil seines alten Wortschatzes eingebüßt. Eben darum ist
die Untersuchung des span. Sprachstoffes so schwierig. Wörter baskischen
Ursprungs hat unter andern Larramendi in großer zahl zusammengetragen
und gedeutet. Seine deutungen aus aneinandergefügten oft unscheinbaren
elementen rechtfertigt allerdings die naiur der baskischen spräche; wenn
aber aus dieser Zergliederung ein dem worte nicht wesentlich zukommendes
merkmal hervorgeht, so können sie höchstens nur auf den ersten blick
täuschen. Span, lona heißt Segeltuch, vom bask. lo-ona d. i. guter schlaf,
weil es sich zu zelten eignet, und in zelten schläft sichs gut. Solcher
etymologien finden sich hunderte bei ihm. Ich habe indessen aus seinem
Verzeichnis, mit wenigen ausnahmen, alles was mir auch nur leidlich
haltbar schien, in gegenwärtiges buch eingetragen. Wichtig ist hier die
frage: soll man alle spanische Wörter, die man außerdem nur in jener
Ursprache bemerkt, daraus herleiten? Soll man letztere in so weit gleich-
stellen mit der arabischen oder deutschen? Mir scheint bei der starken
mischung des baskischen mit romanischem die baskische herkunft eines
Wortes nur da annehmbar, wo sich seine ursprünglichkeit auf diesem boden
nachweisen läßt, eine f orderung, welche auf die nicht romanisch versetzten
sprachen keine anwendung findet. Aber wo dieser forderung genüge ge-
schieht, mag der baskische Ursprung bei partiell spanischen Wörtern dem
gothischen vorangehn, nicht eben dem ardbischen. Wie kommt es aber,
daß so viele baskische im spanischen vorhandene Wörter, fast zwei drittel
von allen, dem Portugiesen fehlen, ohne daß er eines ähnlichen Schatzes
ihm ausschließend eigner Wörter aws jener spräche sich rühmen kann?
Waren die Iberier, wie auch Humboldt in seinen Untersuchungen über die
urbewohner des landes feststellt, in Lusitanien weniger verbreitet, so daß
ihre spräche daselbst einen geringeren eindruck zurückließ, oder drangen
jene Wörter erst später aus dem baskischen in das nahe spanische gebiet
ein, ohne das entlegenere portugiesische gebiet zu erreichen?
Die wichtigste der Ursprachen Frankreichs ist die cdtische. Ich
habe, als ich die bestandtheile der romanischen sprachen untersuchte, dem
celtischen elemente wenigstens nach allgemeiner Schätzung sein recht wider-
fahren zu lassen mich bemüht und die zweifei an seinem Vorhandensein
bestritten; ein genaueres eingehn in die Sache durfte ich mir bei mangelnden
Vorstudien nicht erlauben. Seit jener zeit aber sind wir durch eindringliche
forschung über den gramfnatischen bau und zumal über den Zusammenhang
der celtischen sprachen mit den indo-germanischen besser aufgeklärt worden
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VORREDE. XV
und diese hedbaektungen dürfen auch an der romanischen etytnologie nicht
ohne erfolg voriibergehn. Das stammverhäUnis der neueren celtischen Völker y
der Iren, Gaden, Kymren und Breionen eu den aUen wird von den ge-
schiektsehreibem ewar sehr verschiedeti und oft in ganz erUgegengeseiztem
sinne beurtheiU; wie aber diese fragen einst gelöst werden mögen, für die
beurtheüung des celtischen dementes in den aus dem laiein entstandenen
sprachen scheint diese lösung nicht von großem belang. So viel darf als
ihaisachej gewiß keine unerhebliche, ausgesprochen werden, daß die franz.
und prov. spräche, auf die es hier am meisten ankommt, der kymrischen
naher stehen als der irisch- gaelischen sowohl in betreff der menge als auch
der gestaU der dem celtischen und romanischen gdnete gemeinsamen wörfer.
Auch die westromanische scheu vor anlautendem s impurum' findet sich
nur in dem kymr, zweige toieder. Manches gewährt die bretonische mund-
arty was die übrigen verweigern, und wohl darf man acht ediisches, vielleicht
selbst aUgaHisches, darunter vermuthen, allein die erstaunliche mischung
dersdben mit französisch macht diese quelle, wo sie für sich allein fließt,
für die kritische etymologie fast unbrauchbar, fast nur zur vergleichung
noch tauglich. Dagegen vergönnt diese mundart der roman. Sprachforschung
einen andern vortheü, der den etymologischen wohl noch überwiegen dürfte:
sie ist nicht allein eine fundgrube äUfranzösischer Wörter und bedeutungen,
sie liefert auch zur geschickte der französischen ausspräche schätzbare
ttufklärungen.
Die art des Übertrittes aus der cdtischen in die romanische sprach-
form hat nichts besonderes, so weit sich bei der geringfügigkeit des Stoffes
bestimmte gesetze aufstdlen lassen. Das was dem etymologen manches
bedenken macht, ist die coUision des cdtischen Stoffes mit dem germanischen,
und hierüber jemals ganz ins reine zu kommen d. h. zu bestimmen, wdcher
von beiden sprachfamilien der Romane ein in beiden vorhandenes wort
Mtmächst schulde, ist kaum zu hoffen. Doch gut dies nur in einzdnen
fäUen, denn nicht selten läßt sich aus inneren oder äußeren gründen die
frage zum vortheü der einen oder der andern dieser sprachfamüien ent-
scheiden. So wird man bei gleichen formdien ansprüchen ausdrücke für
naturgegenstände als alteinheimische lieber zum celtischen als zum germa-
nischen demente rechnen. Die Verbreitung eines wertes durch mehrere
sprachen des einen gebides gegenüber dem vorkommen dessdben in einer
einzdnen spräche des andern wird für seine ursprünglichkeit in dem
ersteren Zeugnis ablegen, wo nicht besondere anzeichen für das umgdcdhrte
Verhältnis sprechen. Entscheidender aber sind geiwisse formdle kennzeichen,
wie denn die form dem dymologen überall den sichersten, von subjectiver
auffazsung unabhängigsten anhält bidd. Solche kennzeichen liegen unter
andern in einzdnen spuren der deutschen lautverschiebung, wenn z. b. das
itäl. tetta auch citta, cizza lautd, cdtisch aber nur t6th. Sodann in dem
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XVI VORREDE.
deutschen ableitenden i oder j mancher Wörter^ wie ital. boriare, aithochd.
bargan, aUgael. aber schlechtweg bor. Wo es aber an aUen inneren und
äußeren kennseichen gebricht, da ist in betracht des unverhaUnismäßigen
übergewichtes der deutschen bestandtheile die Wahrscheinlichkeit für diese
spräche^ für die celtische nur die möglichkeit. Dieses übergewicht des
deutschen dementes über das alteinheimische ist eine uhläugbare thatsache
und jedes sträuben gegen seine anerkennung eine thorheit. WahrUeh, die
Römer müssen reine arbeit gemacht hahen^ als germanische Völker sich in
Gallien festsetzten! Es wird kaum übertrieben s^n^ wenn man behauptet j
daß der einj^ige buchstabe H im französischen nicht viel weniger deutsche
ais alle buehstaben zusammengenommen celtische Wörter in sieh begreifen.
Erinnert man sich freilich des umstandeSy daß die Franken mitten unter
den Romanen ein halbes Jahrtausend hindurch die spräche ihrer väter
fortredeten, daß in demselben maße wie die deutschen Wörter im franzö-
sischen zunahmen, die cdtischen abnehmen mußten, denn jede spräche sucht
sich ihres Überflusses zu entledigen, so erklärt sich diese erscheinung auf
die natürlichste weise.
Sollte es aber auch dieser Ursprache nicht gelungen sein wenigstens
ein fünkchen ihres geistes im französischen fort glimmen zu sehen? Es
mangelt in dtr that nicht an zusammentreffenden zügen. So das genus,
weiches in beiden sprachen^ nur zweierlei ist, männlich und weiblich, früher
dreierlei war. Aber der Untergang des neutralen geschlechtes im fran-
zösischen ist sicher älter als im celtischen und zum theü von andern um-
ständen begleitet, indem dort zahlreiche neutra in ihrer plurolform zum
feminin, hier alle zum masctdin übertraten. Giengen doch auch die ver-
schwisterten mundarten denselben weg ohne rücksicht auf die sitte altein-
heimischer oder später eingebrachter sprachen: überall ward das masctdin
und feminin festgehalten, das neutrum aufgegeben. Nicht anders wird es
sich mit einem andern gemeiftöchaftlichen zuge, der präpositionalen decli-
nation, verhalten. Selbst die altfranz. oder prov. Unterscheidung des casus
rectus und obliquus (nom. sg. amic-s, acc. amic, pl. amic, acc. amic-s^,
worin man einen wiederschein der gaelischen einrichtung (nom, sg. bard,
gen. baird, nom. pl. baird, gen. bard) zu erblicken glaubt, schmiegf sich
innig an das lat. Verhältnis, so daß sie sich gar wohl ohne äußere ein-
Wirkung entwickelt haben kann, wie denn auch die gadische einrichtung
in einem erheblichen puncte von der romanischen abweicht, da sie den dativ
sing, dem nominativ gleichbildet. Offenbar celtisch aber ist im französischen
das zählen mit zwanzigen, wdches neben der lateinischen methode in an-
Wendung blieb: altfranz. treis vinz (60), treis vinz e dis (70) u. s. f.
Auch scheinen in der syntax einige celtische spuren durchzublicken: an
eine fremde Wortfügung, wobei es auf eine völlige verläugnung des ein-
gesogenen Sprachgefühles ankommt, gewöhnt man sich minder leicht als an
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VORREDE. XVn
fremde worier und flexionen. Dahin dürfte man etwa rechnen^ daß es
im kymrischen dem genitiv vergönnt ist, ohne präposition hinter dem
regierenden nomen plate zu nehmen une im franz. hötel dieu; daß, gleich-
falls im kymrischen, das possessive Verhältnis eines Substantivs durch die
präp, i = roman. a = engl, to bezeichnet wird wie im ältfranz. la gent
aa roi, engl, servant to bis master; daß im gadischen die bedeutung ge-
wisser adjectiva durch ihre Stellung vor oder hinter dem Substantiv bedingt
ist wie im franz. honngte homme und homme honnete; daß daselbst
gleichnamige personen durch cardinalzofden unterschieden werden wie im
franz. Henri quatre ; und wieviel der kleinen züge sonst noch sein mögen,
ctuf die man sich hier berufen könnte.
Aber alles was fremde sprachen beigetragen haben^ wiegt noch nicht
den zehnten theü des lateinischen bestandtJieiles auf. Ihm fallen fast
sämmtliche grammatische Wörter (partikdn, pronomina), ohne die es kaum
möglich ist auch nur einen satz zu sprechen, ihm die wichtigsten begriffe
zu^ die das leibliche und geistige leben berühren. Darum ist dem Romanen
laiein gleichbedeutend mit spräche, mundart^ und lateinisch gleichbedeutend
mit d^itlich, leicht, bequem. Bei weitem die meisten stamme der alten spräche
behaupteten sich in der neuen, und um den vertust zu ersetzen, spalteten
sich viele Wörter in mehrere formen mit eignen bedeutungen, welche die
stdle selbständiger Wörter einnahmen. Daß diesem bestandtheile sein recht
gewahrt werde, gehört zu den grundsätzen der romanischen Wortforschung:
unfehlbar wird demselben bei aufmerksamer beobachtung noch manches
miskannte wort wieder zugeführt, manches neue gewonnen werden. Dazu
muß man alle quellen der lateinischen spräche benutzen, denn die roma-
nische birgt mehr alterthündiches oder verschollenes in sich, als man ihr
obenhin angesehen zutrauen möchte (man lese Pott's inhaltreiche abhandlung
Plattlateinisch und romanisch), und in so fem kann sie auch der lotet-
nischen Sprachkunde, was von den pflegem derselben noch nicht in recJUem
maße erkannt worden, hülfreiche hand leisten.
Einige gegenstände von praktischem belang lassen sich besser hier als
in dem wörterbuche selbst anbringen.
Die etymologie hat ihre wissenschaftliche grundlage in der lautlehr e:
hei jedem schritte, den der etymologe thut, muß er sie im sinne haben.
Es kommt indessen vor, daß die spräche in der bildung oder ausprägung
der Wörter von ihren eigenefi gesetzen abweicht und sich ganz von dem
gefühle des Wohllautes oder der Zweckmäßigkeit leiten läßt, indem sie z. b.
die Wiederholung eines buchstdbens entweder meidet oder herbeiführt, oder
indem sie verwandte begriffe formell zu nähern, unverwandte oder weniger
verwandte zu trennen sucht. Diese kleinen gefühlsäußerungen der spräche
kann die lauÜehre allenfalls unberührt lassen, sie fallen aber recht eigent-
lich der etymologie anheim und dürfen hier nicht unerwähnt bleiben. Es
B
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XVm VORREDE.
sihd hauptsächlich folgende, 1) Assimilation getrennter conso-
nanten. Sie seiet die Organenverwandten (euweilen selbst unverwandten)
anlaste zweier auf einander folgenden süben gleich, e. b. it. Cioiglia für
Siciglia, fr. chercher für cercher, picard. chorchier für sorchi^r (fr.
sorcier^, champ. chouche für souche, sp. salchicha für salsicha, altcat.
xixanta für sixanta, it. zezzo für sezzo, pipistrello für vipistrello, fian-
falnca für panfalnca, sp. nofio für nofiO; limot4S. mamela für lamela,
neupr. founfoni für symfoni. — 2J Dissimilation (Pottes Forschungen
II, 65 ff.). Vermöge derselben unrd ein consonant, der sich in einer der
folgenden silben wiederholt, in einen andern desselben organs umgesetzt: it.
veleno für veneno, fr. nomble für lomble, pr. namela für lamela, it. pelle-
grino für peregrino, fr. flairer für frairer, sp. sastre für sartre, dltfr.
varvassor für vasvassor, veron. folpo für polpo, fr. vague für gague und
zafdreiche andre. Die Verwandlung trifft zuweilen auch den zweiten
consonanten: it. filomena für filomela, fr. crible für cribre, gencive für
gengive. Nicht selten muß einer der anstößigen consonanten weichen,
gewöhnlich der erste: sp. postrar für prostat, pr. penre für prenre, ital.
cavicchia für chiavicchia (ch = cl), fr. foible für floible, it. ghiado für
ghiadio (i = l), sp. cribar für cribrar. — 3) Vereinfachung schein-
barer reduplication. Auf die unter 1. bemerkte weise entsteht für das
gehör eine art reduplication. Dagegen wird, wenn die erste und zweite
sübe eines Wortes mit demselben consonanten anheben, worauf derselbe
vocal folgt, die erste sübe als ob sie eine unnütze reduplication wäre, zu-
weilen abgestoßen: it. cenno wohl von cinbiiinns, zirlare von zinzilalarei
neap. tellecare von titillicare, fr. gourde von Cucurbita, pr. paver von
papaver, ähnlich sp. Santa Cilia (ortsname) von Sancta Caecilia. Die
der spräche der kinder abgelernte gemination (fr. bobo, dodo) hat nur in
volksmundarten würzet gefaßt. — 4) Auch die vocäle tmterliegen eupho-
nischen einunrkungen. BeacJdenswerth für die etymologie ist die begün-
stigung des a in erster unbetonter silbe in der art, daß e und i
häufig in diesen vocal verwandelt werden. Es geschieht dies am liebsten,
wenn die betonte zweite sübe ein a enthalt, aber auch ohne dies oft genug.
Einige beispide sind: it. baleno, bardosso, ciascano, danaro, ganascia,
gnarento (oit), lattovaro, laveggio, magrana, marangone, maraviglia,
margotto, marmaglia, racchetta, salvaggio, sampogna, tanaglia, taradore,
tramaglio. Am häufigsten kommt dies vor im franz., welches sonst a m e
zu schwächen geneigt ist: balance, barlong, barette, calandre, carcan,
carmin, chacun, craanter (alt), cravanter (alt), dauphin, falaise, farouche,
garant, garou, ganache, jaloux, marchand, marcotte, panache, paresse,
rangon, raquette, sarcelle, sauvage, tarin, tariere, tramail w. dergl. —
6) Ein andrer dieser züge ist die anbüdung, vermöge welcher ein wort,
sei es nun ein vorhandenes oder ein erst zu schaffendes, einem andern,
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VORREDE. XIX
legriffsverwandtm in seiner gestalt angenähert, gewöhnlich in seiner endung
gleichgese^t wird. So ist altfr. octembre gebildet nach septembre, no-
vembre, decembre, fr. mensonge nach chalonge, chapuiser nach menniser,
aitfr. boisdie nach Yoisdie, it. b6f&ce nach söffice, sdmcire nach cu-
cire, neap. Carella (Carybdis) nach Scella (Scylla). Ital. greve t^^ eine
ahbildtmg an seinen gegensate leve, pria mit seinem a an poscia. —
6) Durch mischung der stamme einigen sich euweüen ewei hegriffsver-
uHmdte in einem und demseiben worte, es wird gewissermaßen ein reis auf
einen fremden stamm geimpft. An fr, rame e, h. haben remns und ramns
iheü ; an Belon secundum und loDgum, an haut altus und unser hoch, an
refaser sowoJA recasare u)ie refntare, an it, carcame sowohl arcame wie
carca^so. — 7) Wie in dem letzten falle ewei Wörter in eins zusammen-
fließen, so kann auch um der begriffsunterscheidung Witten, ohne rücksicht
auf die lautregel, ein wort in ewei auseinandergehn, e. b. it. manco
mangeihaßy monco verstümmelt^ beide von luancas; rifutare widerlegen,
rifiutare verschmäJien, von refut^re; sp. calar niederlassen, callar schweigen,
von yaX^; fr. d^signer anzeigen, dessiner eeichnen, von designare.
Weit häufiger geschieht dies vermittelst erlaubter formveränderungen wie
im it. rio schlimm, neben reo schuldig, pesare wägen, neben pensare
denken. Eine andre art dieser scheideformen ist^ wenn ein wort, um
nichi mit einem andern, gleichlautenden eusammeneufaUen, eine mehr oder
wenige starke formveränderung annimmt: so it. pioppo von popnlus
pappd, wegen popolo voVc; melo von malus apfelbaum, wegen malus böse;
pigliare nehmen, von pllare, wegen pillare stampfen, von pila; sp. cerrar
sehließen, von sera, wegen serrar sägen, von serra; pr. monestar mahnen,
von monitare, wegen montar steigen, von mons; fr. 6tang teich, von
stagnum, wegen 6tain einn^ vom aiUlat. stagnum. — 8J Nicht selten wird
ein in seinen bestandtheüen unverständliches uwrt durch theilweise ver-
tauschung oder Übersetzung mit einem ähnlichen romanischen gedeutet, ein
sinnreiches mittel fremdlinge gane heimisch eu machen. Beispiele dieser
umdeutung sind: it. battifredo, badalisco, guiderdone, Gibilterra (Gi-
braUar), malvagio, sp. malenconico, it. manovaldo, altfr. mainboumir,
candelarbre, nfr. choacronte, orange, worin man leicht die mit battere,
badare, dono, terra, male, mano, arbre, chou, or vollzogene umdeutung
erkennt. Im fr. main de gloire {für mandegliere aus mandragora) be-
schränkt sich die umdeutung nicht auf einen theil des Wortes. Span. Sierra
morena (schwarzes gebirge) soll aus mons Marianus abgeändert sein. Be-
kannt sind Longobardns und baccalanreus.
Dem naturausdruck als büdungsmittel der neuen spräche ist kein zu
weites fdd einzuräumen: manches wort^ das man auf diesem wege ent-
standen wähnt, kann sich noch als Sprößling eines alten Stammes aus-
weisen. Doch hat dieses mächtige bUdungsmittel hier, wie überall, reichlich
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XX VORREDE.
gewuchert und seine fruchte können ihre herJcunß so wenig verläugnen^
daß mir ihre vollständige aufnähme überflüssig schien. Viele dieser natur-
producte lassen sich mit ähnlichen in fremden sprachen zusammenstellen^
aber nicht mit Sicherheit daraus herleiten.
Es wären noch manche für die etymologie nicht gleichgültige beob-
achtungen zur spräche zu bringen. Da sie ci)er alle in das gebiet der
grammatik gehören^ so lasse ich sie hier unberührt; nur einigen dringenden
fragen aus der Wortbildung kann ich die erwägung auch an dieser steile
nicht versagen. Die latein. spräche zieht unbedenklich adjectiva aus verbat-
stammen durch bloße anfügung nominaler suffixe: fidus, parcus, vivus,
congruus entstehen aus fidere, parcere, vivere, congruere. Born, gramm.
[1. ausg.] n, 235 hatte ich diesen Vorgang in den neuen sprachen als
einen höchst seltenen zugelassen: er ist aber gar nicht einzuräumen: die
spräche erfreut sich eines solchen Überflusses ausdrucksvoller adjectiv-
suffixe, daß sie neuen bildungen jener art ganz entsagen durfte Allerdings
gibt es mehrere romanische adjectiva^ die sich zu verbis zu verhalten
scheinen une die eben genannten lateinischen. Es sind etwa folgende:
sp. furo, verbum lat, furere; it. folle, fr. fou, vb. lat, follere; pr. clin,
vb. clinare; fr. mundartl. gonfle, vb. goofler; fr. morne, vb. goth. maür-
nan. Furo und folle lassen sich von den Substantiven für und foUis her-
leiten; Clin und gonfle sind abgekürzte participien = it. chino, gonfio;
für morne endlich wird man ein deutsches adjectiv muthmaßen dürfen.
— Etwas bedenklicher ist eine andre, ganz verwandte frage. Werden
substantiva persönlicher bedeutung auf eine eben so einfache art, ohne
syllabisches suffix, aus verbis gezogen wie substantiva sächlicher bedeutung?
Die latein. spräche ist mit solchen bildungen sehr sparsam: scriba, coquus,
dux, rex sind beispiele^ andre bemerkt man in compositis. Es ist der
mühe werth, die romanischen fälle, die eine solche entstehung zu fordern
scheinen, mit einiger Vollständigkeit zusammenzustellen. Masculina sind
it. furbo, vb. forbire; it. mundartl. lecco, vb. leccare; it. allievo, fr. öleve,
vb. allevare, elevare; sp. trasgo, vb. trasegar; fr. juge, vb. juger. Furbo
und lecco können in gleicMauienden ahd. Substantiven ihren grund haben;
allievo und 616ve verhalten sich nach ihrer bedeutung mehr une sächliche
als persönliche Wörter und dürfen darum beseitigt werden; trasgo ist
zweifelhaft, da trasiego zu erwarten stand; unläugbar aber ist juge, das
jedoch nicht ohne grund aus juger gezogen ward, s. II. c. Was die aus
verbis gezogenen masculina auf a betrifft, so hatten sie früher wohl eine
rein sächliche bedeutung und wurden nachher auf personen übertragen,
wie das nicht verbale boja die bedeutungen fessel und henker ausdrückt:
so denn auch sp. boga rüderer, von boga, in derselben bedeutung auch
feminin {eigentl. rüder, wiepg. voga), so it. spizzeca knicker (kneipzange?)
von pizzicare; bei andern wie sp. farfnlla Stammler, von farfuUar, pg.
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VORREDE. XXI
beberrica tritiJcery van beberricar, ist dies weniger ersichtlich. Die aus
verbis gesogenen feminina sind* ursprünglich abstracta gewesen und in
concrete persönliche hedeutung übergetreten: so it. ascolta schildwache
(ai^horchung)j scorta begleiter (begleitung), pr. bada Wächter (obacht)y
nca ausrufer (ausruf), crida schreier (schrei), it. gonfia glasmacher (auf-
blasung); bei it. trecca hökerweib, vb. treccare betrügen^ mag diese be-
ffriffsentwicklung eweifelhafter sein. Aus dem allem ergibt sich aber doch
die ungeimpheit dieser ableitungen, mit deren annähme also der etymologe
varsidUig verfahren muß.
Bonn im jüli 1853.
II. In der vorliegenden zweiten ausgäbe habe ich einen großen
theü der in der ersten enthaltenen artikel einer neuen prüfung untersogen,
wdche nicht selten auf andre ergebnisse geführt hat. Zu dieser prüfung
gaben die seit der heratssgabe des buches in etymologischen schrißen jeder
ort erschienenen sehr sahireichen bemerkungen, so weit sie su meiner
kermtnis gelangt sind, den hauptsächlichsten anlaß. Die meisten derselben
fcurden schon vor einigen jähren in einer kleinen schrift "^ Kritischer an-
hang sum etymologischen wörterbuche genaue von mir besprochen; einen
iheil ihres inhalts habe ich den betreffenden artikeln dieser neuen ausgäbe
entweder in klammem beigefügt oder in den text eit^ießen lassen. In-
dessen trat die nothwendigk^t dieser ausgäbe so rasch und unerwartet
ein, daß ich nicht im stände war, auf alle abgesprochenen deuiungen
und einwürfe, selbst nicht auf alle diejenigen, welche su meiner kenntnis-
nähme bestimmt schienen, einsugehen. Sofern ich sie unberührt lasse,
konnte ich ihnen auf meinem standpuncte allerdings nicht beipflichten, bin
aber weit entfernt, ihr verdienst in abrede su steilen, überdies habe ich
das buch mit einigen hundert artikeln vermehrt, . viele andre, wo es
wünschenswerth schien, etwas genauer aufgeführt.
Bonn im September 1861.
HL Da man in etymologischen dingen nicht überall su unwiderruf-
lichen resultaten gelangt, so tritt auch diese dritte ausgäbe nicht unver-
ändert in die öffentlichkeit. Auch ist ihr ein suwachs von neuen artikeln
SU theü geworden. Das register hat mit rücksicht auf einen vielfach aus-
gesprochenen wünsch eine mehr praktische einrichtung erhalten.
Bonn m october 1869.
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VORREDE ZUR VIERTEN AUSGABE.
Alle diejenigen, welche nicht nur Diejsens lehre hochhalten und pflegen,
sondern auch seine eigenart, was methode und darstellung betrifft^ su
würdigen wissen, werden dem Verleger des Etymologischen Wörterbuchs
dank wissen, daß er diese vierte aufläge in unveränderter gestalt erscheinen
läßt Sie werden mit ihm es für gercUhen, ja von den pflichten der pietät
für geboten halten, die werke des uns entrückten meisters so lange einer
um- oder Überarbeitung eu entziehen, als im kreise der schüler ut^ nach-
eiferer der hauch seines gcnius noch lebendig empfunden wird. Man
hüte sich ebensosehr davor, dem worte eines edlen todten, der großes ge-
schaffen, eine unantastbare autorität beizulegen, als seine persönliche arbeit
unter noch so preiswürdigem flickwerk zu verwischen.
Wenn es jedoch den Verleger drängte, unser buch, so wie es zuletzt
aus der feder des Verfassers geflossen, auf den markt zu geben, lag es
ihm nicht minder daran, dem unaufhaltsamen fortschritte der Wissenschaft
rechnung zu tragen und die abnehmer der vierten aufläge für die diesmal
ausbleibenden zusätze und Verbesserungen des autors einigermaßen dadurch
zu entschädigen, daß die wichtigeren ergebnisse der etymologischen forschung,
so weit sie seit dem erscheinen der dritten ausgäbe zu tage getreten und
den speciellen inhalt des Diez' sehen Werkes berühren, in einem Anhang
zusammengestellt würden.
I Daß ich auf sein ersuchen diese aufgäbe bereitwillig übernahm, möge
damit entschuldigt werden, daß es sich ja weniger um eigenes schaffen
und urtheilen als um das sammeln, sichten und darlegen fremder arbeit
handelte und daß mir dadurch eine erwünschte gelegenheit geboten wurde,
dem dahingeschiedenen altmeister, in seinem geiste unrkend, den tribut
• meiner Verehrung zu entrichten.
Ich habe zur erfüllung des mir gewordenen auftrags alles, was mir
in meiner isolirten Stellung zu Brüssel an Zeitschriften, commentaren,
Wörterbüchern und einschlägigen sonderarbeiten zu geböte stand, sorgfältig
durchmustert und dasjenige ausgezogen, was irgendwie für oder gegen die
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VOREEDE. XXIII
Dteß' sehen aufstellungen verwerthet werden konnte. Selbstverständlich habe
ick nur solches ctufgenommeUy wozu sich ein berufener, mehr oder weniger
Ott/* der höhe der Wissenschaft, stehender gewährsmann aufweisen ließ.
Einige wenige streng berücksichtigte notizen ausgenommen, fand sich im
nachlaß des seligen Verfassers kein matericd zur Vorbereitung einer neuen
aufläge vor; nicht einmal ein zu diesem behufe annotirtes handexemplar
konnte ausfindig gemacht werden.
Bei der druck-revision des Diez^ sehen Werkes hatte ich manche ver-
anlassung, druckfehler, die sich in die früheren ausgaben eingeschlichen
hauten, zu beseitigen. Bei genauer nachträglicher prüfung haben sich im
ersten theile noch einige fehler als übersehen ertoiesen; dieselben sind unten
angegeben. Das register habe ich erheblich, etwa um ein viertel der Wörter
vermehrt, so daß dasselbe bei dem gebrauche des Werkes als ausreichend
h^unden werden wird.
Brüssel, im august 1878.
A. Scheler.
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ABKÜRZUNGEN.
abl. ahkitung,
ags. angelsächsisch.
ahd. althochdeutsch.
cUban. albanesisch.
altn. altnordisch.
alts, (Utsächsisch.
andcU. andälusisch (nach dem wh. der
span. Akad.).
arag. aragoncsisch,
beam. beamesisch {nach Honnorat).
bergam, bresc. bergamaskisch und bres-
cianisch (nach G. Bosa).
berr. mundart von Berry (nach Jaubert).
bret. bretonisch,
bürg, burgundisch d, %. bourgognisch (nach
De la Monnoye, Mignard, dem Vocab.
langrois, dsgl. nach Monnier Vocab.
du Jura in den Mim. des antiq. de
France VI.),
cat. caiaianisch.
champ' champagnisch (nach Saubinet Vo-
cabiUaire rimois und Tarbe).
chw. churtc. churwälsch (nach Conradi
tmd Carisch).
cimbr. cimbrisch, spräche der sieben und
dreizehn gemeinden (nach SchmeUer).
com. comask. comaskisch (nach P. Monti).
cremon. cremonesisch (nach Peri).
dauph. dauphinesisch (nach ChampoUion).
flor. florentinisch (tiach verschiedenen
werken),
fr. französisch,
frs. friesisch,
gaüic. gäUicisch, in Spanien,
gase, gasconisch (nach Honnorat u. a.).
gen. genuesisch (nach Olivieri, ausg. von
1851).
genf. genferisch (nach dem Dict, gene-
vois),
hd. hochdeutsch,
henneg. hennegauisch oder rouchi (ncuih
Hicart).
it. italienisch.
lim. limous. limousinisch (eigentl. nieder-
limousinischy nach Bironie).
lomb. lombardisch,
lothr. lothringisch (nach Oberlin, dem Dict.
patois par L. M. P., Nancy 1842, und
Jadot, Par. 1854).
mail. maüändisch (nach Cherubini, 2. ausg.
1839—43. IV.).
mhd. mittelhochdeutsch,
mlat. mittellateinisch,
mnd. mittelniederdeutsch,
mndl. mittelniederländisch,
moden. modefiesisch (nach Muratori u. a.),
ndd. niederdeutsch.
ncU. niederländisch,
nds. niedersächsisch,
neap. neapolitanisch (nach Galiani).
nfr. neufranzösisch,
nhd. neuhochdeutsch,
norm, normannisch {nach E. und A. Du
Mirü).
npg. neuportugiesisch,
npr. neuprovenzalisch.
nsp. neuspanisch,
obd. oberd. oberdeutsch,
occ. occit. occitanisch, mundart von Lan-
guedoc (nach Sauvages, dem glossar zu
Goudelin u. a.).
parm. parmesanisch (nach Peschieri und
Malaspina).
pg. portugiesisch.
pic, picardisch (nach Hicart und Corblet).
piem. piemontesisch (nach ZaUi u. Ponza).
pr, provensalisch.
romagn. romagnolisch [nach Morri).
sard. sardisch (nach Porru, Spanu und
den gedickten Purgueddu's).
schwz. schweizerisch,
sie. sicil. sicüianisch (nach M, PasquaUno
und Biundi).
sp. spanisch.
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ABKÜRZUNGEN.
XXV
trient. trientinisch und roveretanisch (na<^
ÄzzoUtU),
vah vaiencianisch,
ven. venez. veneziamsch (nach Patriarchi).
veron. veronestsch (nach Ängeli),
vrlL veraltet,
wal. wälachisch,
wäld. toaidensisch (bei Raynouard, Hahn
14. o.).
waHon. waüonisch (nach Bemacle und
Qrandgagnage),
zsgs. zusammengesetzt,
ssgz. susammengezogen.
ZS3, Zusammensetzung f Zusammensetzungen.
Ägol. Agdlant, im Ferabras.
Akx. Alexandre^ ed. Miehelant
Älexs. Alexis, ed. Gessner.
Älx. Alexandra, p. p. Sanchez.
Anal, gramm. s. App. ad Prob.
Antiodi. Chanson d'Antioche, p. p. P.
Paris.
Apdt. Apohnio, p. p. Ochoa.
App. ad Prob. Appendix ad Pröbum in
Ancdect. gramm. ed. Eichenfeld et End-
licher j p. 4M ff.
Archiv, stör. üal. Archivio storico itäliano.
Aubery, p. p. Tarbe.
Aubri, im Ferabras.
B. Bartsch, Denkmäler der provenzalischen
Utteratur.
Bari. Barlaam und Josaphat herausg. v.
Meyer und Zotenberg.
Bc. Berceo, p. p. Sanchez (Mih Milagros
de N. 8.; MiU. San Millan; SDom.
San Domingo cet.).
Ben. Chromque de BenoH, p. p. Michel.
Bert. Berte, p. p. P. Paris.
Bonves. Bonvesin, ed. Becker.
Brand. Brandaine, p. p. Jubinai,
Briq. Briquigny et la Porte du Theü,
Diphmata Um. I. (ältere ausgäbe).
Brt. Brut, p. p. Leroux de Lincy.
Brun, Brunetti, Codice diplomatico, tom. I.
Bih. Poeme sur Bohce, p. p, Baynoiiard.
Cal. i D. Calila i Dymna, p. p. Gayangos.
Cane. de B. Candonero de Baena.
Corp. Carpentier, Glossarium novum cet,
Cos. Utt. Casae litterarwn, ed. Lachmann.
Cey. Histoire du chatekdn de Coucy, p.p.
Crapdet.
C. d. Poit. Boman du comte de Poitiers,
p. p. Michel.
Charl. Charlemagne, p. p. Michel.
ChCyg. Le Chevalier au cygne, p.p. Beif-
fenberg.
ChLy. Le Chevalier au lyon, ed. J^lland.
Chr. d'Escl. Chronique de Bernat d'Esdot,
p. p. Buchon.
Chx. Choix cet. p. p. Eaynouard.
Class. auct. Classici auctores, ed. Ang,
Majus.
GNA. Cento novelle antiche. Torino 1802.
Cont. TJltram. La conquista de Ultramar.,
p. p. Pascual de Gayangos.
BC. Ducange, Glossarium mediae latini-
tatis.
D. Din, Cancioneiro del rei D. Diniz,
p. p. Ijopes de Moura.
Dief. gloss. lat. germ. Diefenbach, Glos-
sarium latino-germanicum.
BMce, Dooh de Maience, p. p. Pey.
Dölop. Dölopathos, p. p. Bnmet et Mon-
taigUm.
Eracl. Eracle, ed. Massmann.
Er. En. Erec et Enide, ed. Bekker.
Esp. sagr. Espana sagrada, p. p. Florez
y Bisco.
FBej. Foros de Beja.
FC. Fäbliaux et contes, p. p. Barbazan,
Sd. de MSon.
Fer. Ferabras, ed. Bekker.
FGrav. Foros de Graväo.
Fier. Fierabras, p. p. Kröber et Servois.
FJ. Fuero Juzgo, Madr. 1815.
Flam. Flamenca, p. p. Meyer.
Fl. Bl. Flore et Blanceflor, ed. Bekker.
Form. F[>rmülae.
FSant. Foros de Santarem.
Fumag. FumagaXli, Codice diplomatico.
GAlb. Guerre des Albigeois, p. p. Fauriel.
Gar. Garin, p. p. P. Paris.
Gaufr. Gaufrey, p. p. Guessart et ChabaiÜe.
Gayd. Gaydon, p. p. Guessard et Luce.
GBourg. Gui de Bourgogne, p. p. Gues-
sard.
G. d'Angl. Guillaume d^Angleterre, p. p.
Michel.
Gest. reg. Fr. Gesta regum Francorum,
Bouquet t. L
G. Gaim. Geoffr. Gaimar, s. Chron. an-
glonorm. p. p. Michel,
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XXVI
ABKÜRZUNGEN.
Gl Glossae {Gl erford. erfurter glossare,
ed. ÖJUer),
Gloss, vet. Glossarium vetus, Classici auc-
tores VI,
GNev. Girard de Nevers, p. p, Michel.
GO. Glossaire occitamen, p. p. Eochegude,
GProv, Grammaires proven^dles, p. p,
Guessard [Chramm, rom. 2, Id.),
Grig. dialogues de 8i, GrSgoire, p. p.
Du Mtrü.
Greg, Tur. Gregorii Turonensis Historia
ecclesiastica.
GEiq. CHraud Riquier, ed. Pfaff.
GRoss. (Hrart de Bossilho, ed. Hofmann.
GVian. Girard de Viane^ im Ferabras,
GVic, Gil Vicente, Hambwrgo 1834, III.
dsgl. in Böhls Teatro espanol.
HBord. Huon de Bordeaux, p. p. Gues-
sard et Grandmaison.
HLang. Histoire generale de Languedoc,
preuves.
HPMon. Historiae patriae monumental
chartarum tom, I.
JFehr. Jaume Febrer, Valencia 1796.
Jfr. Jaufre, in Lex. rom. I.
Inf. VInfemo di Dante.
L. Lex,
L, de Gmll (LG.) Lois de Chiillaume le
Conquirant, ed, Schmid,
Legs d*am. Legs d'amors, p. p. Gatien-
Arnauld.
LJ. Livre de Job, in den Livres des Bois.
LR. Lexique roman. p. p. Raynouard.
LRs. Livres desrotSf p. p. Le Roux de Lincy.
M, Gedichte der Troubadours, ed. Mahn,
1856—57,
MabiU. annal, MäbiUon, Ännales ord, 8.
^Benedicti, Lueae 1730.
Mabül. dipl. Mabillon, Res diplomatica,
Par. 1709.
Marc, hisp, Marca hispanica, ed, Marca.
Mar. Egipc. Maria Egipciaca, p. p. Ochoa.
Marin. Marini, Papiri diplomatici.
MFr. Marie de France, p. p. Roquefort.
MGar. Mort de Garin, p. p. Du MSril
Murat. ant. ital. Muratori, Antiqmtates
italicae, Mediol. 1738.
NFC. Nouveattx fabliaux et contes, p. p.
M6on.
JNF, Jub. Nouveau reaieil de fabliaux,
p, p, Jubinal.
Nicot, Dict. frangois'latin recueiüi des
öbservations de M. Nicot cet. Par. 1573.
Og. Ogier de Danemarche, p. p. Techener.
Par. II Paradiso di Dante,
Parten. Partonopeus, p. p, Crapelet.
Pass. d. J. C. Pässion de Jisus-Christ,
p. p, Champoüion,
PC, Poema dd Cid, p, p. Sanchez.
PDuch. Parise la duchesse, p. p, Guessard
et Larchey,
PO. Parnasse occitanien, p. p. Rochegude,
PPS. Poeti del primo secolo.
Purg. H Purgatorio di Dante.
QFAym. Les quatre füs Aymon, im Fe-
rabras.
RCam. Raoul de Cambrai, p. p. Le Glay,
Ren. Renard, p, p. Mion.
RFlor. Roi Flore, p. p. Michel
RMunt. Ramon Muntaner, ed, Lanz.
Rol. Roland', p. p. Michel.
Rom. fr, Romancero frangais, p, p. P. Paris,
Rom. gramm. Romanische grammatik
4. ausg.
Roq. Roquef. Roquefort, Glossaire de la
langue romane,
^^* P- P- Pluquet.
Ruteb. Rutebeuf, p, p. Jubinal,
Rz. Ruie, p. p. Sanchez,
Sax. Chanson des Saxons, p. p. Michel.
SBem. Sermons de St. Bernard, in den
Livres des Bois,
SLSg. Vie de St, Liger, p. p. ChampoUion.
SRos. Santa Rosa, Elucidario.
SSag. Sept sages, ed. Keller.
TCant. Thomas de Canterbury, ed. Bekker,
TFr, Thiätre frangais, p, p, Monmerqui
et Michel.
Tirab. Tiraboschi, Storia della badia di
Nonantola, vol. IL
Trist, Tristan, p. p. Micliel
Trov. Trovas e cantares, Madr, 1849
{Cancioneiro inedito).
Trucch. Trucchi, Poesie inedite.
Ughell UgheUi, Italia sacra.
Voc. Vocabuiarius, z. b. duacensis, opti-
mus, S. Galli.
Wack. AUfranz, lieder und leiche, herau^g,
von Wackemagel.
Yep. Yepes, Cronica de la orden de S.
Benito.
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ERSTER THEIL.
GEMEINROMANISCHE WÖRTER.
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A.
A und ad ü,y sp. pg. ä, pr. a u. az, fr. ä, wdl, a, Präposition^ vom
lat, ad, vomef^ich auch als casuspartikel angewandt. Ob das rom. a
in gewissen fällen nicht vielmehr aus apud ahgekür^ sei, darüber s. Rom,
gramm. III, 160, 161. Eine ess. ist it, da, churw. dad, von de ad, be-
reits in Urkunden des 7, und 8. jh, vorhanden (Rom. gramm. II, 25),
entsprechend dem ahd. fona, nhd. von, aus af ana, nach Grimm TF, 782.
lieber das diesem ital. da begegnende oskische dat sehe man Bugge,
Ztschr. für vergl. sprachf. III, 419. Für da sprach man dltsardisch
daba, nach Delius nicht von de ad, sondern von de ab, s. dessen schrift
über den sard. dialect p. 4.
Abisso it., pr. abis und abisme, fr. abime, sp. pg. abismo, sard.
abisma abgrund, höüe; vb. it. abissare und sobbiasare, pr. abissar,
sp. abismar, fr. ablmer, in den abgrund versenken u. dgl.; von abyssus
{aßvaaog). Wir haben, wie es scheint] in abisme, abismo einen substan-
tivischen Superlativ une etwa in dem üblichen mlat. dominissimus vor uns,
man wollte damit den tiefsten abgrund, den der holte, stärker beeeichnen;
übrigens ist aßcaaog von hause aus ein adjectiv, mithin sfur gradatiofi
berechtigt. Abyssissimus konnte in abyssimus zusammengehn wie metip-
sissimus in metesme. Man hat auch an abyssismns gedacht, aber das
Suffix ismus gibt in den jungem sprachen nur abstracta, höchstens collec-
iiva. Andre vermuthen eine accusativform darin, aber wäre alsdann das
franz. wort nicht abisson gewesen, wie suum son, Carolum Charlon er-
gab? Zu merken die itaL nebenform nabisso aus der üblichen Verbindung
in abisso wie ninferno aus in inferno entstanden (ininferna in einer alten
messe, Mone p. 20), daher das dtsche nobis, s. Grimm^ Myih. 766, Hoff-
mann, Hör. belg. V, 38.
' Abrigo sp. pg., pr. abric, fr. abri schütz; vb. sp. pg. abrigar,
pr. abrigar, abriar, fr. abriter (für abrier mit eingeschobenem t wie oft)
schützen, decken. Umsonst hat man sich bemüM, dem lat. apricns den
sinn des rom. Wortes zu entlocken: was die sonne bescheint, ist und bleibt
unbedeckt. Läßt sich letzteres aus keiner andern spraclhe nachweisen, so
darf als etymon ein ahd. bi-rthan decken (ant-r!han enthüllen findet sich)
vermuthet werden. Für abriter sagt man in JBerry abrier, im Jura
avriller, was wohl nur diminutivisch ist. Die beam. mundart spricht mit
tenuis aprigi. — [Gegen Mahn und Littre, welche diese herleitung ange-
fochten haben und für apricus eingetreten sindj bemerkt der Krit. anJkang
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4 L ABRIGO-ACABAR.
folgendes. ^Man deute an dem warte, wie man willj in den neuen sprachen
bleibt schütz, obdach der grundgedanke, nicht bloß der sehnte vor regen
und kälte, sondern auch der vor der sonne, denn man sagt z. b, ce lieu
est ä Tabri du soleil (Dict de Trev.). Se mettre ä Tabri de la pluie
ist darum dasselbe tvie se mettre k couvert de la pluie', und schon ein
troubadour sprach: m'abric sai on sol non fer ich bin hier unter dach,
wo keine sonne hin scheint, LR. ' Wem fällt dabei nicht das horazische
quidquid in occulto est, in apricum proferet aetas ein, wo aprieum ge-
rade das gegentheil aussagt von oceultum, also ungefähr auch das gegen-
theil der roman. bedeutung? Solche Übergänge mögen allerdings in den
sprachen vorkommen^ sie müssen sich aber schritt vor schritt verfolgen
lassen, was wenigstens mir bei der fraglichen etymologie nicht ^dingen
wiU\ Der schatten schützt, nicht die sonne, das sagen die sprachen selbst:
lat. umbra, it. ombra, sp, sombra ist schatten und schütz. ' Verdächtig
wird die lat. herkunß des wertes schon dadurch, daß es (mit ausnähme
der sardischen m/tindart, die bekanntlich viele Wörter aus Spanien bezogen)
dem itäl. gebiete abgeht, denn aprico ist ein dem latein abgeborgter poe-
tischer ausdruck mit lat. bedeutung, und apricare fehlt ganz. Die eigent-
liche heimath von abrigo scheint Spanien; hier wenigstens hat es nicht
wenige ableitungen und Zusammensetzungen entwickelt, wie abrigada, abri-
gafio, abrigamiento, abrigador (pg.), desabrigo, desabrigar cet. Larra-
mendi verweist auf das bekannte in städtenamen vorkommende briga, allein
daratM wird das wort nicht Mar. ' Auch aus sp. abra (bucht) läßt es sich
nicht gewinnen, da mit ig nicht abgeleitet wird. Ich stellte darum das
ahd. rthan (decken) auf, zsgs. birihan, ags. bevrihan (bedecken); man setzte
a vor, was zumal in Spanien sehr häufig geschieht. Nicht unmerkwürdig
ist die alt fr. bed. bedecken in einer stelle bei Guill. Guiart Roq. app,: la
tres precieuse corone que Jhesu Crist ot en sa teste, si com li Juis
Ten abrierent (damit bedeckten, nicht: schützten/. Und in einer noch
älteren stelle: si ot d'une ehape forr6e abrie et vestu son cors R. de la
rose, s. P. Paris, Dict. histor. p. 30. 'Aber atu^h zu erwägen ist das in
allen deutschen sprachen vorhandene bergan, präs. birgu (l)ergen, in Sicher-
heit bringen), mit versetztem r, wie oft. Dem subst. bere, gebere (ver-
steck, Zufluchtsort) würde abrie von Seiten der bedeutung ein gut theil
näher liegen als dem lat. apricum'.] Das cot. abrig wird gradezu mit
sp. albergue übersetzt. Sichtlich von bergan ist das cdtfr. em-berguer
'couvrir, mettre ä Vabr% Roq. — Wenn R. Stephanus in seinenh wörter-
buche sagt: ung abri ou le soleil frape tousjours apricus locus, so muß
er um der etymologie willen dem franz. worte eine demselben nicht zu-
kommende bedeutung aufgedrängt haben. Denn wenn Livet, Gramm,
frang. 476, ihn damit entschuldigt, daß das wort später diese bedeutung
geändert haben könnte, so stehen die prov. Zeugnisse damit im Widerspruch,
Man vgl. übrigens Mahn p. 113 ff.
Acabar sp. pg. pr., achever fr. ausführen^ vollenden; von caput,
roman. nicht nur den anfang, auch das ende eines dinges bezeichnend.
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^
I. ACCATTARE-ACERO. 5
Aecattare t^., altsp. acabdar, ältpg. achatar SRos, ein giä enoerben,
altfr, acater verschaffen Alexs. 8, neufr. acheter Tcaufen^ so auch altit
neap, aecattare; shsL ü, accatto, pr. aeapta, aeapte, fr. aehat. Es ist
van ad-captare {nüai. aceapitare) an sich nehmten^ häufen^ eine erst im
frone. entunckeUe bedeutung^ welcher Festus stelle emere, quod nune est
mercari, antiqui accipiebant pro sumere mr Unterstützung gereichen kann.
Eine zss. ist it. r aecattare, pg. regatar, fr. racheter loskaufen; wofür
sp. rescBisr^ pg. resgatar aus re-ex-captare, sbst. rescate, resgate.
Acceggia it.j sp. areea, fr. mundartl. ac6e Schnepfe, mlat. accia,
acceia; soll in acies oder dxtj spitze (vogel mit spitzem schnabd) seinen
Ursprung haben, s. Menage und Garp'entier. Ein altes zeugnis für dieses
wort enthalten die erfurter glossare p. 269^ accega ^holtana^ Variante
acega ^holthana d. i. ags. holt-hana (holz-hahn= Schnepfe), vgl. Haupts
Zlschr. F, 197'^.
Accia, azza it., sp. haeha, pg. facha, acha, pr. apcha für acha,
fr. hache (h asp.), daher mhd. hätsche und hasche, axt, beü; vb. it.
aeciare, fr. hacher klein hacken. Gegen lat. ascia als etymon sprechen
die formen; wohl aber stimmt die franz. zum nhd. ndl. hacke Werkzeug
zum hauen, ein in der alten spräche nicht vorfindliches, aber durch das
masc. hacco (haken) und das ags. vb. haccan = engl, hack gestütztes
wort. Die deutsche keMtenuis erhielt sich im picard. vb. h^quer holz
hacken = fr. hacher. Aus dem franz. werte aber flössen die übrigen, ,
unter weichen das pg. facha mit seiner lippenaspirata die reine aspirata
nachzubilden sucht, s. unten arpa. — - Davon zu trennen ist it. ascia,
pr. aissa, vom lat. ascia; span. slzsl oder axa fehlt, aber eine abl. altsp.
axada, nsp. azada, pg. enxada, dsgl. sp. azuela haue, hacke, ist vor-
handen.
Acciajo it., sp. acero, altpg. aceiro, neupg. s^o, pr. fr. acier, wal.
otz^l (ungr. atz61), ndat aciare, aciarium stahl (s. z. b. Ciass. auct. VI,
602^); von acies sc. ferri härteres eisen. Eine andre, gleichbed. abl, ist
it. acciale, ven. azzale u. s. w., ahd. ecchil, mhd. eckel.
Accidia i^., ältsp. acidiä, pr. accidia, altfr. accide fahrlässigkeit,
Verdrossenheit; vom mlat. accidia, acedia, gr. dutjöia, dass.
Accinga it., sp. anchoa, pg. anchova, enchova, fr. anchois sar-
ddle. Aus aphja {afpvrj) oder besser aus apya {zu schließen nacJi apua)
konnte mit dem sufßx ug unzweifelhaft das it. acciaga (zunächst aus
apj-uga) entstehen, woraus denn die andern Wörter verderbt sein müssen.
MundarÜiche formen sind piem. sie. anciova, veron. ancioa, gen. anciua,
ven. anchioa. — [Mahn erkennt darin ein iberisches wort = bask. antzna
trocken, denn die Sardelle ist ein getrockneter (eingesalzener) fisch, s. seine
Etym. Untersuchungen p. 5.]
Accordo U., sp. acuerdo, pg. acordo, pr. accort, fr. accord über-
einstimmung, vertrag; vb. accordare u. ff.; gebildet nach concordare, dis-
cordare, also van cor, nicht etwa von chorda.
Äcero it., pg. acer, cdtsp. asre, neusp. umgestellt arce, cat. ars
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6 I. ADDOBBARE^AERE.
ahorn; von acer aceris. Der Franzose nentU denselben bäum 6rable (m.):
aus lat. acer wäre are oder aire, fere geworden; um dem worte mehr um-
fang jm geben, sagte man acer arbor, zsgz. esrarbre 6rarbre, dissimiliert
^rable, neuprov. in Grenöhle aber noch izerablo. Menage nimmt dafür
eine hier ganz unpassende bildung acerabnlum an. [Die hier ausge-
sprochene deutung wird unterstützt durch die florentinische glosse Ecc.
986'' acer arbor ^gundereba vel mazziltira d, i. mafiholder. Man hatte
sich in den schulen an die Verbindung beider Wörter gewöhnt, die aisdann
in das leben übergieng.]
Addobbare it., dltsp. adobar PC. u. s. w., altpg. adubar SBos.,
pr, adobar, altfr. adouber ausrüsten, nsp. npg. zubereiten, würzen. Das
wort kommt von ags. dubban, altn. dubba einefi streich geben (wallon. in
Namur dauber schlagen) und ward vorerst vom ritterscMag gebraucht,
ags. dubban t6 riddere zum ritter schlagen (a. 1085, s. Bosworth), fr.
addubber ä Chevalier Haveloh p. 28; demnächst hieß es die mit der feier-
lichkeit verbundene ausrüstung, vgl. Raoul Tadoube qui estoit ses amis:
Premiers li chausse ses esperons massis e puis li a le branc au costel
mis, en col le fiert si con il ot apris DC. v. adobare; daher adouber
richemenl; herrlich ausrüsten, se douber sich waffnen ChCyg. 1628 (diese
einfache form selten). ,Man sehe Wächters glossar. germ. p. 22, Crrimms
Rechtsalt. p. 333, überdies Scheler s. v. adouber, E. Müller s. v. dub.
, Sousa's und anderer herleitung des Wortes au^s dem ardh. ist sicher verfehlt.
Aere, aire, it., sie. ariu, sp. aire, pg. ar, pr. aire, air, fr. air,
wal. aer (allemasc.) luft, wind; von aer. Das üblichere ital. wort aber ist
nicht aere, sondern das fem. aria, welches entweder im mlat. plur: aera
(s. Schneider, Lat. gramm. II, 92), oder im adj. aerea seinen grund
haben muß; doch ist ersteres selbst in den mundarten heimisch und uHrd
auch im altsp. und prov. in seiner buchstäblichen form aßr hier und da
angewandt. Dasselbe roman. wort hat noch andre nah zusammenliegende
uhlat. bedeutungen, die mit lüft gär nichts gemein zu haben scheinen, näm-
lich ital. (aria) äusseres ansehn, sp. pg. dass., auch art und weise im be-
nehmen, dsgl. anstatt, anmuth, zierlichhsit, franz. gleichfalls art und
weise des benehmens, haltung, miene. Au^h weise in der musik, modus,
melodie bedeutet es. Ac^. it. arioso luftig, wunderlich, hübsch, ansehnlich,
sp. airoßo luftig, zierlich, auch siegreich, fr. aireux fehlt. Wie kam man
von luft auf haltung, anmuth, melodie u. dgl.? VielleicM schlug aer in
den tochtersprachen einen ähnlichen weg ein wie in der grundsprache
Spiritus die bewegte luft, ton, stirrime, geist, hoher geist, stolz; an geist
zunächst könnte sich wesen, art des benehmens knüpfen; airoso, sofern es
eitel heißt, trifft sogar mit aerius zusammen. — Femer, in den alten
mundarten Frankreichs heißt aire auch famüie, geschlecM, z. b. Amors
nasquet en un gentil aire i2?.; tot mon linh e mon aire vei revenirce^.
ds.; et as plus homes morz non sai retraire, e lor ers apovris e tot
lor aire GRoss. Mich. 368; il fu estrais de gentil aire (stammte aus
edlem geschlecht) P3Iousk. s. Gachet. Auf dieses wort hat aer keine
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I. AFFANNO. 7
ansprüche. Sollte es <U4S ager agrum stammen^ g in i aufgelöst toie in
flairar aus fragrare? Ager heißt acker, haus mit acker, in weiterem sinne
flur^ fddmark, und letzteren sinn vertritt das mlat. arum oder arus, z. h,
in der stelle in pago Arvenica, in aro, quae vocatur cet^ anderswo in
pago G., in agro S. (JDC, v. arum u. arva). Arum, ager war also ein
theil des pagns. Aus der engeren hed. haus und hof konnte die bed. familie,
geschlecht erfolgen wie anderwärts, vgl. gr. oixocr, lat, domus, sp, solar.
GleidAerechtigt mit ager ist wohl auch atrium als der platz im hause,
wo das hochzeitbett sf&nd. In den bekannten Verbindungen de bon aire,
de mal aire, de gentil aire, de put aire bedeutet aire die art, das heißt
das geschlecht, wie lat, gcnus, sp. linage. Die itaL spraclie entnahm der
prov. ihr di bon aire, das sie nachher in di buon' aria abänderte. — End-
lich ist hier noch des speciell franz, aire (f) hörst des ratibvogels zu ge-
denken. A^ria latinisiert es eine Urkunde v. j. 1216 DC, aber die be-
Zeichnung wäre viel zu allgemein; eben so wenig verträgt es sich mit aire
tenne, dem es die akademie zuweist. Dieses aire ist wiederum nichts
anders als das zum fefninin gewordene pr. aire geschlecht (vgl. z. b. pr.
aise m^ fr. aise f.), und noch jetzt sagt man un faueon de bonne aire
ein falke aus gutem neste = von guter herkunft. — Zu erwähnen ist noch
Menage's nicht ungeschickte deutung von aire aus dem derivatum vei-aire
gesichtsbildung, miene, woraus es abgekürzt wäre, und auffallend, daß
auch das sp. aire mit einem derivatum don-aire in der bedeutung (an-
stand) zusammentrifft. Diese etymologie tvürde alle Schwierigkeiten des
Wortes in seinem abgeleiteten sinne lösen, allein die abkürzung scheint zu
stark.
Affanno it., sp.pg.pr. a£an, allsp. afanö kummer, angst, ermüdung.
fr. Bii2Ln saure arbeit; vb. it. affannare (trans.) bekümmern, sp. afanar,
fr. ahaner (intr.) saure arbeit verrichten, pr. afanar (trans. intr.) ermüden,
sich abmuhen. Altfr. oder mlat. wird das wort gerne von der feldarbeit
g^aucht, terram ahanare, daher ahans angebaute f eider, ahanables,
noch henneg. ahan bestellung des feldes; allein die erreichbar älteste be-
deutung ist körperliche pein: so in der Passion Christi 1. 4. 123 (afans),
73 (ahanz), im Leodegar 1 (aanz), so auch im Alexiusliede, aber im Boe-
tkiusliede 72. 108 kann es kummer bedeuten. Carpentier bemerkt auch
ein einfaches altfr. haner arbeiten, woraus die häufig vorkommende zss.
enhaner, z. b. nn cortil einen garten bearbeiten. Da Frankreich das ein-
fache wori aufzeigen kann, so ist dieses land wohl auch die eigentliche
heimath des weder im latein. noch im deutschen vorhat^enen Stammes: das
fr. h konnte in den schwestersprachen als f auftreten. An Jierkunft aus
it. ala (beängstigung) ist wenigstens nicM zu denken, da kein roman.
Suffix ann bekannt ist, vielmehr scheint afa aus aflfanno abgezogen. Du-
cange u. a. lassen es aus einer interjection entstehen, worin sich eine den
athem beengende körperliche anstrengung ausspricht (han), einer interjec-
tion, die auch, wie man weiter bemerkt, in detn henneg. e-han-cer 'ausser
athem sein enthalten ist^ vgl. ven. afana keichend, Dante con lena affannata
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8 I. AFFÄRE-AGIO.
mit erschöpftem athem, Ahan wäre einer der vielen naiurausdrückey wdche
die spräche sich selbst verdankt und die Untersuchung könnte geschlossen
sein, wenn nicht die celtischen sprachen ähnlühe Wörter darböten. Zwar
gael. fann müde, fainne müdigkeit, welchen dc^s gleichbed, kymr, adj. gwan
entsprechen muß, scheint wenig rücksicht eu verdienen, da gael. f = kymr.
gw romanisch durch v wiedergegeben uHrd, nicht durch f; aiber in dem
kymr. afau siireit, unruhe, aufruhr, welches Owen aus einem dem barden
Taliesin eugeschriebenen gedichte anfuhrt, liegt die ganze büdung vor und
es ist nur zu erwägen, ob dies auf eine der cdt mundarten eingeschränkte,
auf keine einheimische würzet gegründete wort nicht selbst ein fremdling
ist oder überhaupt mit dem roman, zusammenhängt. Weiteres über aUfr.
ahain bei Gachet s. v.
Affare it. (m.), pr. afar, afaire (m.), fr. af faire (fj cdtfr. m,),
daher äUsp. af^r Älx. angelegenheit ; entstanden aus dem präpositionalen
infinitiv in phrasen wie ävere a fare con uno; in der romagnol. mundart
dafä d. i. da fare. Ein zweites beispiel dieser Zusammensetzung ist it.
awenire, fr. avenir sbst. Zukunft = il tempo a Venire.
Affrontare it., sp. afrontar, afrentar, pr, afrontar, fr. al^onter
angreifen, beschimpfen; von frons stirne, eigentl. einem ins gesicht hinein
sprechen oder handeln. Daher sbst. ü, affronto, fr. affront, sp. afrenta
beschimpfung. Franz. effront6, pr, esfrontat, it, sfrontato unverschämt,
von effrons bei Vopiscus.
Agazzare it,, agaeer fr, {auch pg. agastar?) reizen; vom ahd.
hazjan, nhd. hetzen, mit vorgesetzter roman. partikel a, wodurch h irilau-
tend ward und sich um so leichter in g verdichten konnte. Seitsam ist fr.
agaeer les dents die zahne durch eine säure stumpf machen, eine bedeu-
tung, in welcher es manche für eine ableitung aus Xat, acere (sauer sein)
halten. Folgendes stehe hier als anspruchlose vermuthung. Unser nhd,
ätzen heißt ^ durch säuren auf einen gegenständ einwirken : war ein älteres
gatzen (= ahd. ga-azjan) schon dieser bedeutung fähig, so ist dem franz.
Worte geholfen.
Aghirone it,, pr, aigron, cat. agrö, sp, airon, altfr. hairon, nfr.
h^ron (h asp,), in Berry 6gron ein vogel, reiher; dimin, fr. aigrette
(mit abgestoßenem hauchlatU) Meiner weißer reiher; nicht vom gr. igcodiog,
es ist vom ahd. heigir, heigro, wozu edle laute passen,
Agina, gina it. geschunndigkeit, stärke; adverbial aina PPS. II,
260, a grande aina Dante De vulg, eloq. 1, 11, altsp. agina FJ,, auch
ahina, altpg. aginha eilig, geschwind. Ein nüat. glossar hat agina S. q.
festinancia et inde agino festinare. Mit lat, agina bei Festus (scheere
an der wage, worin die zunge spielt) kann es nicht identisch sein: es
gieng aus agere une ruina aus ruere hervor, wie es denn auch der bedeu-
tung von agitatio sehr nahe tritt. Der nordwesten kennt dies wort nicht,
doch möge das neupr. agis s. v, a. fr, actione erwähnt werden.
Agio t^ {selten asio), pr, ais, aise (m.), fr. aise (f.), pg. azo ge-
mächlichkeit; adj, pr, ais, fr. aise (schon in der alten spräche, s. TFr.
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I. AGRESTO-AGUGLIA. 9
p. 612) froklichy engl, easy; adverbial it ad agio, pr. ad ais, altfr, k aise,
nfr.kVsLise bequem, daher sbst, it ad agio, aZ^r. aaise (ahaise LRs.66)f
al^g. aaso SRos. bequenüichJceit; vb, it agiare, adagiare, pr, aisar,
citfr. aisier, aaisier versorgen, pflegen, part it. agiato, fr. SLis6, behaglich,
wohlhabend. Die prov. spräche hat der ableitungen noch mehr hervorge-
bracht: aisir ins haus aufnehmen, aisi wohnung, aisina leichtigheit, ge-
legenheit, aizinar einrichten u. a., vermtUhlich ist das wort von hier aus-
gegangen. Seine herhunft ist unsicher. Menage deutet es aus otium,
Ferrari gane ungeschickt aus adaptare, Frisch nicht besser aus dem
dtschen behagen. Es verlangt ein etymon ais oder asi. Nach Perion De
ling. gaU. p. 46' ist es vom gr. alaiog glück verkündend, dsgl. erforder-
lich, gehörig, woraus sich auch das adjecHv gut erklären umrde; ToaXoiov
wäre das gehörige, passende, bequeme. Andre, wie Junius, Schilter, Cc^sti-
gliane, erkennen darin eine nur der goth. spräche bekannte in dem adj.
azfits leicht, bequem, sbst. azßti annehnüichkeit, enthaltene wureel, eine
vermuthung, welcher auch J. Grimm, Wien, jahrbb. XLVI, 188, nicht
abhold ist, vgl. auch seine Gesch. der d. spr. 352, wo das goth. wort jsu
ags. eadhe, ahd. 6di gestellt wird. Prov. viure ad ais ist gleichbed. mit
goth. vizön in azStjam in annehmlichkeiten, in Itucus leben. Freilich müßte
man alsdann ein gothisches subst. azi annehm>en dürfen, was nicht ohne
bederJcen ist, wiewohl die seltensten deutschen Wörter ihren weg ins roma-
nische fanden. Oder ist für ais baskischer ursprtmg anzunehmen? in
dieser spräche heißt aisia ruhe (labort.), aisina muße. Aber aisina ist
seiner ganeen bädung nach so acht provenßdlisch, es geht überdies nach
äner häufig hervortretenden prov. sprachsitte mit einem synonymen mas-
eulin so sicher hand in hand (aisi aisina «rte plevi pleyina, trahi trahina),
daß dem bask. derivatum besser prov. Ursprung zukommt, wodurch denn
auch der bask. Ursprung des primitivs verdächtig wird: aisia kann dem
pr. aise, tcofür sich eine ältere form aisi vermuthen läßt, sein dasein
danken, wie das adj. aisa zum pr. ais stimmt Eine sss. ist fr. malaise
ungemach. Das mit doppeltem g geschriebene it aggio (aufgeld) ist eine
bloße scheideform von agio: in der piem. mundart z. b. vereinigt letzteres
beide bedeutungen.
Agresto it, sp. agraz, pg. agra^, pr. agras, altfr. aigret Ren.,
dauph. aigrat, wdl. agris unreife traube, saß davon, eigentl. Säuerling;
von acer, cdtsp. agre, fr. aigre, mit dem sufßx as u. s. f, im ital. mit
est vertauscht Agraz entspricht in seiner bildung genau dem lat. von
IReronymus gebrauchten piraeium bimtrank.
Aguglia ü., sp. aguja, pg. pr. agulha, fr. aiguille nadel. Nicht
von acnleus: die ital. nebenform agocchia verlangt lat. acucula, in wel-
ches acicala, während c noch guttural lautete, abgeändert ward, vgl. ge-
nacolum für g^icalum Born, gramm. II, 326; acucula aber findet sich
in der thcU in mehreren Handschriften des Codex Theodos., sonst auch
mkU. acucla. Äbgd. ist sp. aguijar, pg. aguilbar stacheln, das sich
dem fr. aiguille nähert.
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10 I. AJÜTO— ALBERCOCCO.
Ajuto it. hülfe, von adjutas hei Macrobim; sonst fem. sp. aynda,
pg. pr. ajuda, ältfr. aüe, pic. al'ude, in den Eiden adiudha, aiudha; vb.
it. ajutare, sp. ^yndM, pg. pr. ajudar, wal. azudä, von adjutare. Da-
nehen entsprang noch eine verhüriste form it. aYta, pr. ahfa, altfr. aYde
{gewohnt. aYe), nfr. zsgz. aide; vh. it. al'tare, pr. aidar, /r. aider. Beide
letztere lassen sich aus syncopiertem aj'tare deuten, nicht so aYtare, präs.
aito mit betontem i.
AI cdtsp. altpg., pr. al (als), altfr. al, el, neutrales pröhomen, zu-
weilen mit einem Substantiv verbunden (al ren, ren al). Es bedeutet aliud;
aber dessen i konnte nicht spurlos untergehn, vielmehr verlangte das lata-
gesetz sp. allo oder ajo, pr. alh: mll man nun nicht annehmen, die spräche
habe dem i oder seiner unrkung entsagt, um der Verwechslung mü allium
(sp. ajo, pr. alh) auszuweichen, so sieht man sich auf das alt und volks-
mäßig lat. alid, neutr. von alis, verwiesen, das zuerst bei Lucilius, dann
bei Catull, endlich bei Lucrez, später aber nicht mehr vorkommt (worüber
Ritschi De declinatione quadam latina reconditiore, 1861).
AI ab ar da, labarda it., sp. pg. alabarda, fr. hallebarde (h asp.)
eine waffe, die den spieß mit dem heil vereinigt, hellebarte; vom mhd.
helmbarte, helnbarte, über dessen Zusammensetzung sehe man Frisch I,
442^, Schmeller II, 182, Chimm III, 442, Weigand I, 496: es ist eine
harte d. h. ein breites heil zum durchJiauen des helmes. Die getreueste
form ist churw. halumbard.
Alano it. sp., pg. aläo, alifr. alan dogge, btdlenbeifier; gewiss von
einem volkemämen. Menage zeigt, daß man Alanus für Albanus gesagt
habe, und so ist ihm alano ein hund aus defn heutigen Albanien = Epirus
s. V. a. lat. molossus, gleichfalls aus Epirus.
Alba i^. sp. pr., pg. chw. alva, fr. aube morgenröthe; von albus
Jiell, heiter, wie in Stella alba, wal. zio^ alb^ heller tag: vgl. lux albescit,
coelum albet, bei Dante il sol imbianea i fioretti die sonne färbt die
blümchen weiß. Aber Ariost gesteht dem morgenroth mehr färben zu:
poi che Taltro mattin la bella Aurora Taer ser^n fe' bianco e rosso
e giallo 23, 52. Wal. aurore, das volksübliche wort aber ist zörile
(Clemens wörterb, 334), das aus zi tag und oare zeit zusammengesetzt
scheint.
Albaner., dsgl. albanel, it. albanello, fr. aubrier ein stoßvogel.
Das entsprechende pg. alväo (Constancio, fehlt bei Moraes) soll eitlen
andern vogel bezeichnen. Die etymologie betreffend, so erklärt das DicL
de Trevoux aubrier aus auböre weiß und gefleckt, von albus.
Alberare i^., sp. arbolar, enarbolar, fr. arborer aufrichten (wie
einen mastbaum), von arbor^ it. albero, altit. albore u. s. f. Das verbum
drückt hier eine thätigkeit aus in der weise seihes primitivs: so lat. vitu-
lari springen wie ein kalb, it. piombare fallen wie blei, brillare glänzen
wie beryll, braccare umherspüren wie ein bracke.
Albercocco, auch albicocco und bacoco it., sp. albaricoque, i?5f.
albricoque, fr. abricot, neugr. ßeQVAoyLov eine frucht, aprikose; von prae-
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I. ALBERGO-ALCUNO. 11
coqnns frukaeüig, weü sie früh reif wird, früher zumal als ihr nächster
verwandier der pfirsich. Im miäelgr, ngaixoxxiovy 7tQ€xÖ7i'Aiov hat das
lat. toort sein sorgfältigstes abbild gefunden; auf die rom. formen aber
hat das arab. al-berqüq, worin d<is dem Araber fehlende ip au h werden
mußtey denn es ist ein fremdes wort (Freyt. I, 112''), sichtbarlich einge-
wirkt. Im neapolitanischen haftet noch das aus dem griechischen gebil-
dete crisuommolo (xQvao-piriXov). — [S. dazu Mahn p. 49^ Engelmann 13,
DoBg, Oosterlingen p, i]
Albergo it. altsp., tisp. pg. albergne, pr. albere, aJtfr, herbere
(hdberc Alexs.öö), dsgl. fem. pr. alberga, altfr. herbei^ das. 116 mid
überall oft^ nfr. auberge unrthshaus; r6. i<. albergare, sp. albergar,
pr, albergar und arbergar, fr. h^berger (ohne asp.) altfr. herbergier;
vom ahd. heriberga (f.), altn. herbergi (n)^ vb. ahd. heribergön. Das
altfr. bewahrte noch die alte bed. Jcriegslager: ses herberges et ses foil-
lies zelte und hatten des heeres Bri. II, 160, les herberges de Tost das.
p. 163, Das schwanken im genus mag in der gleichen erscheinung der
deutschen Wörter seinen grund haben.
Aleali it. 5p. u. s. f., vom arab. al-qali aschensalz Freyt. III, 494".
Alehfmia it., sp. pg. alqufmia, pr. alkimia, fr. alchimie, mittelgr.
^PZ*;/«'« die hmst gold zu machen, dsgl. it. sp. pg. chimica, fr. chimie
Scheidekunst; vom arab. al-k!mtä Frerßag IV, 75^, das aber aus keiner
einheimischen würzet herrührt; gr. xrif.u'ia erst bei Suidas. Das genaueste
darüber hat Mahn p. 81—85 geliefert, welcher unter den verschiedenen
herleitungen der aus gr, xv(.io(; (flüssigkeit, soft) den Vorzug zuerkennt.
Aleohol reinster Weingeist; vom arab. al-Whl einpülver die äugen-
brcmen zu schwärzen, s. Golius 2007, Freytag IV, lö"" : wegen der fein-
heit dieses pulvers ward der name auf den Weingeist übergetragen, eine
der arab. spräche unbekannte bedeutung. So Pihan gloss. des mots frang.
tires de l'arabe, — [Genaueres bei Mahn p. 107,]
Alcöva it.. sp, pg. alcoba, fr. alcöve (f.) nebenzimmer, Grimm
III, 429 und andre Sprachforscher hcdten es für deutsch, *indem sie ein
ahd. alah-koYo annehmen (alah heißt tempel, kove wäre das nhd. kofen).
Da es indessen erst aus der span.. in die übrigen mundarten eingeführt
und darum auch nicht ins mitteUatein aufgenommen ist, so werden es die
Spanier wohl aus dem arabischen geschöpft haben: hier bedeutet al-qobbah
gewölbe oder zeit Freyt. III, 388" und kommt auch {in der form Alcohü,)
als name eines portugies. dorfes vor, s. Sousa. Im prov. findet sich über-
dies aleuba GO, Flam., im dltfranz. aucube, welche derselben herkunft
sein müssen und die arab. bed. zeit bewahrt haben, wie sich z. b. aus der
stdle tendre les aucubes de lin die leinenen zelte aufschlagen Er. En.
4102 klar ergibt.
Alcano it., sp. alguno, pg, algum, pr. alcu, fr. auean, unbestimmtes
pronamen, zsgs. aus aliqui unus. Es gibt ein altfranz. ursprünglich bur-
gtmdisches pron. alquen, auquen, alcon wosc. (/i?w. aucune), bei welchem
zu untersuchen bleibt, ob es aus aliqui homo (alc'uen alc'on) zusammen-
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12 I. ALENARE^ALLODIO.
gesetet ist, wiewohl es übrigens auch adjectivischen gehrauch erlaubt: ju
querroie aucuen solaz SB. 572; mit sp. alguien Jcann es wenigstens nicht
identisch sein. Die norm, mundart kennt auch das parallele cascons für
quisgue s, Wright, Anecd, p, 88, chescon Ben. app. III, 471; überdies
ascons (aliquis horao?) LG, 50, ascun Wright, Polit. songs p, 137,
Alenare it., pr. cat. alenar athmen, fr. halener (h asp.) wittern;
sbst. it. alena, lena, pr. alena, fr, haieine (ohne asp.) athem. Das ver-
bum ist umgestellt aus lat. anhelare keichen, bei späteren auch athmen:
it, anelare, sp. anhelar (läeteres bei Pougens, Arch. fr. I, 50); das sbst.
entsprang aus dem verbum, wenigstens steht seiner ableitung aus halare 'die
Seltenheit und Unsicherheit des suffixes ena entgegen. Über sp. aliento s. II. 6.
Alf ido, auch alf iere it., sp. alfil, arfil, pg. alfil, alfir, altfr. aufin
lauf er im schach; vom pers. fil elephant, mit ^gacs^^^jxtiikd^^^, s. Du-
cange v. ^alghinus, vgl. dagegen Pott in Lassens Ztschr. IV, 12
Algebra tt., sp. dlgebra, /r. alg^bre buchstabenrechnung; vomarab.
al-gabr Wiedereinrichtung zerbrochener dinge, eine dem span. worte noch
anhängende bedeutung, daher Vereinigung zu einem ganzen, darstdhmg
verschiedener Operationen mit wenigen zeichen. S. Golius 462, Freytag /,
2S9^. Es ist gegen die reget, daß in diesem worte der accent auf dem
arab. artikel ruht.
Algo sp. pg., pr. alque, alqnes, altfr. auques (noch jäzt lothr.
6que, champ. yauque u. dgl.) neutrales pronomen; von aliquod, aliquid.
Dsgl. sp. Si,\guien, pg. alguem, vom acc. aliquem.
All arme it. (m.), sp. pr. alarma, fr. alanne, wal. lärme, lärm,
lärmschlagen; vft. allarmare/f.; von dem aw^rw/' all' arme! zudenwaffenl
Daher occ. alarmlo interjection der Verwunderung, it, arm' arme! Buom-
mattei trattat. 18, 3.
Allegro it., sp. pr. alegre, fr, alfegre munter, nebst vielen ableitun-
gen; von alacer alacrem, mit fortgerücktem accent aUcrem. Das wort
scheint in betracht seines aus a entstandenen unüautes e ursprünglich
französisch, wenigster^ war altfr. halaigre ein sehr üblicher ausdruck und
hat sich auch als geschlechtsname Aligre fortgesetzt. Die ursprünglichste
form zeigt das bask, alagnera.
Allevare it., pr. alevar fr. (Clever aufziehen, erziehen, von alle-
vare, eleyare ; eigentl., nach einer alten sitte, ein kind vom boden aufheben
um es zu erziehen, lat. tollere puerum in gleichem sinne. Es hängt also
nicht zusammen mit dem religiösen gebrauche des hebens aus der taufe,
mlat. levare de sacro fönte, der sich nur auf den pathen bezog. Daher
sbst. altsp, alevo täufling, it, alievo, fr, 616ve zögling.
Allodio i^., sp, alodio, pr, alodi und aloc, alo, fr. allen freies
erblehen. Sämmtliche formen passest in das mlat. alodlum, selbst das pr.
aloc, dessen auslaut aus derselben Verhärtung des di = dj entstand, wie
der von fastic, lat. fastidinm ; zu aloc aber verhält sich fr. allen wie zu
foc feu, zu loc lien. ÄUer als alodium ist alodis in der L. Sal. und mit
diphthong statt des langen vocals alaudes in westgoth. Urkunden. Grrimm,
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I. ALLODOLA— ALMIRANTE. 13
BechtsäU. p. 493. 950, vermuthet in diesem wort ein deutsches composi-
tum al-6d "^gans eigen j Müllenhoff eur L. Sah p. 278 wendet einen for-
malen mangel ein, da ahdeuischem öt sälisches aat (alandis für alodis)
entsprechen müßte und nimmt lieber fremden Ursprung an. Von roman.
seile läßt sich nur erinnern^ daß die form alodis besser befriedigt, daß
alandis regelrecht pr. alau (alauc), cdtfr. aloi erzeugt hätte (vgl. pr.
Aud-oart = westgoth. oder bürg, aud —), daß also die roman. formen
genau bu der salischen stimmen. Wenn das spätere nüatein alodium
scandierte (alodium fundum dicas, fundum maris imum s. Ducange), so
iä dies für die etynwlogie ohne bedeutung.
Allodola, lodola, it., bei Dante Par. 20, 71 alodetta, sie. lodana,
aUsp. aloa J. Manuel ed. Gayangos p. 260'', aloeta (aluda Canc. de B.),
nsp. alondra, pr, alauza, alauzeta, altfr. aloe (davon altn. 16a nach Grimm^
Reinh. Fuchs p. 370), nfr. alouette, mlat. laudila Crl. lind., laudula
Nyerup. 268, Hoffm. Sumerl. 10^, 27^ ein vogel, lerche. Von alauda,
gäUisch nach Plinius und Sueton, daher (Tregor v. Tours 4, 31 sagt:
avis corydalus, quam alaudam vocamus (unr Gallier). J. Grimm über
Marceüus Empir. findet das gallische wort im hymr. uchedydd schweben-
der vogd, lerche, andre verweisefi auf das bret. alc'houider, Jcymr. alaw-
adar vogd der harmonie, s. Le Gonidec Biet. fr. bret. p. p. Villemarque
p. rii. Man sehe die neueren Untersuchungen von Mahn p. 22, Diefenbach,
Orig. europ* p. 219. Den äußersten westen und osten des gebides hat
dieser fremdling nickt erreicht: der Portugiese sagt dafür cotovia, der
Wahche ciocerlän.
Almanacco it., sp. almanaque, fr. almanac Jcalender. Man hält
es, von der sübe al verführt, für arabisch und erklärt es aus dem vb.
mana^ha zählen, welches aber nicht arabisch, sondern hebräisch ist. An-
dre, auch Jos. v. Hammer, denken an al-mana'li {oder, wie Mahn in seiner
gelehrten Untersuchung berichtigt, al-min hat) geschenk vom verb. mana'ha
schenken Freyt. IV, 213^, der. kalender wäre ein geschenk. Aber auch dies
ist sehr £u besweifdn, da die kalender der Araber sich durchaus nicht
SU geschenken eignen, ihr namc auch ein ganz andrer ist, taqutm. So
bleibt die hcrkunft des Wortes noch unentschieden; s. Dozy., Oosterl. p. 11.
Almirante it. sp.pg., pr. amiran, cdtfr. amirant, dsgl. pr. amirat,
entsprechend altfr. amir6 und oft amiraut (nom. — aus, — aux), femer it.
almiraglio, ammiraglio, pr. amiralh, alt' und neufr. amiral und admiral
(so noch bei Nicot und weit späteren), ndat. amiratus, admiratus, admi-
ralduB, admiralius, admirabilis {altfr. amirafle) fürst der Sarazenen, be-
fehlshaber einer flotte; vom arab. amir ßrst, befehlshaber Freyt. I, 09".
Erst durch die Sicüianer und Genuesen soll das wort seine specidle jdzt
noch gültige bedeutung empfangen haben, s. Ducange v. amir. Die mit
al anhebenden formen danken diese silbe der einmischung des arabischen
artikels. Nach Mahn p. 7 und JEngdmann p. 64 ist das fr. amir-al die
dem originär am nächsten kommende darsteUung, insofern sie nämlich den
arabischen titd am!r-al-ba hr d. i. befdhlshaber des meeres, allerdings nach
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14 I. ALMÜSSA-AMALGAMAKE.
dbfaU des letzten wertes, btichstablich töiedergibt Vergleicht man indessen
almir-ante, worin eine anbildung an command-ante oder imper-ante nicht
eu verkennen ist, so fühlt man si(Ji gedrungen, auch in amir-al eine selche
und zwar etwa an Wörter wie general (feldherr), oficial (officier) u. a. an-
zuerkennen, während die sufi^e anderer formen gar keine oder wunder-
liehe bedeutungen ausdrücken. Im prov. und altfranz. heißt unser wort
ohnehin niemals seebefehlshaber^ sondern beherrscher der ungläubigen ; ein
troubadour nennt selbst den beherrscher der Deutschen mit diesem namen:
dels Alamans, s'ieu fos Inr amiratz LR, II, 72. Bekannt ist aus den spa-
nischen romaneen der titd almirante de la mar, dessen letzte werte den sinn
ergänzen müssen. {Dieser ansieht ist auch Dozy, Osterl. p. 5, beigetrden]
Almussa pr., fr. anmusse, altfr. aumnce (daher mndl. almutse,
amutse), sp, almucio (Seckendorf), pg. mursa; dimin. pr. almucela,
altpg. almucella, almocella, sp. almocela, in Urkunden almncella, almo-
9ala, dsgl. altfr. aumucette, sp. muceta,i^. mozzetta. Diese Wörter bedeu-
ten eine bis auf die schtdtem herabfallende kepfbedeckung zumal der geist-
lichen, oder auch, in den diminutiven formen^ ein Jcurzes mäntelchen. Der
arab. spräche gehören sie nicht, wenn sie auch, wie viele andre, zum theü
den arab. artM an sich gezogen haben: sie sind offenbar identisch mit
unserm mutze, ndl. mutse, das man aus dem vb. mutzen (abstutzen) er-
klärt. Vgl. unten mozzo.
Alna, auna, alla it., dltsp. altpg. pr. alna, n^. ana, fr. anne die.
Zunächst gewiss vom goth. aleina, ahd. elina, wozu auch das genus stimmt,
aleina aber nach Grimm III, 659 aus dem lat. ulna geformt. Ziemlich
vollständig spricht sich das deutsche wort aus im ndat. alena Hist. du
Dauphine II, 283. .
Altresi it., sp. otrosf, pg. outrosira, pr. altresi, atresi, altfr. au-
tresi, adverbium der vergleichung; von alterum sie.
Altrettale it., sp.'oixo tal, p^. outro tal, 2>^. altretal, atretal, altfr.
autretel, pronomen; von alter talis. Prov. atrestal von alterum-sic talis.
Altrettanto it., sp. otro tanto, pg. outro tanto, i^r. altretan, atre-
tan, al^r. 9,utreta,ut, pronemen; von alter tantus. Frev. atrestan von
alterum-sic tantus.
Alzare it., sp. alzar, pr. alsar, ausar, fr. hausser (h asp., vgl,
haut II. c), wd. inaltzä erhöhen; von altus, gleichsam altiare. Erwäh-
nung verdient das fratus. compos. exhausser (pr. eissausar, sp. ensal-
zar), weü fö in exaucer eine besondere form mit der bed. 'eine bitte er-
hören angenommen, denn dieu a exauc^ mes prieres heifit ursprünglich
'gott hat mein gebet erhöht, b€günstigt\
Amäca it., sp. hamaea, umgestellt amahaca, pg. maca, fr. hamac
(h asp.) hängebett; vom ndl. hangmat, hangmak. Das wort findet sich
auch im karaibischen und soll nach einigen durch die westindischen See-
räuber verbreitet worden sein, s. Pott, Doppelung cet. p. 83.
Amalgamare it. u. s. w. verquicken d. h. ein metaU mit queck-
süber verbinden; vom gr. /jdlayfia erweichung.
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I. AMARICARE-AMBASCIATA. 15
Amaricare it, auch amareggiare, sp.pg, pr. amargar bitter machen^
erhiUem van amarus, das verbutn bereits im frühsten mlatein, s. JDucange
und Class. auct. VI, 506^ ; adj, sp.pg. amargo, ca^. amarg^ dsgl. amar-
gosOy späüateinisch amaricosus Quicherat Add., sbst. amargor, letz-
tere durch eintcirkung des verbums so gebildet, Zsgs.it. rammaricarsi
sieh beklagen^ rammärico klage, verdruß^ vgl. adj. amaro kränkend,
beschwerlich^ sie. amaru betrübt, wal. amar interjection des schmerees,
ebenso dttpg. amaro de mi! GVic. II, 465.
AmsLTT&T sp.pg., amarrer fr. ein schiff festbinden; sbst. amarra^
amarre das daeu dienende tau; dsgl. fr. d6marrer ein schiff losbinden.
Nach Pougens, Trisor J, 56, vom arab. marra ein seü drehen, marr seil
Freytag FF, 163''. Es fehlt allerdings nicht an arab. schifferausdrücken
im roman.; nähere ansprüche aber hat sicher das ndl. marren, merren,
mhd. merren anbinden, befestigen, ags. merran zurückhalten = ahd. marr-
jan, vgl. unten marrire.
Ambasciata und imbasciata i^., sp. embaxada, pr. ambaissada
und masc. ambaissat, fr. ambassade, it auch ambasceria, botschaft,
gesandtschaft; it. ambasciadore ff. botschafter. Ambasciata stammt
vom ndat. ambactia dienstverrichtung , auftrag: si in dominica ambactia
(al. ambaxia) fuerit occupatus L. Sal., auch in der L. Burg., bei Colum-
banus (um 560) u. a.; dies muß eine ableitung sein aus dem von Caesar
De bell. gdll. 6, 15 für dienstmann gebrauchten ambactus: (equites) cir-
cnm se ambactos clientesque faabent, und zwar eine noch in römischer
zeit, wenigstens vor festsetzung des romanischen sprachcharaJcters, ent-
standene ableitung, da der Romane das substantivsuffix Ta zu neubildun-
gen nicht zuläßt. Ambactus aiso gab das abstractum ambactia, welches
man, seit t vor tonlosem i zum Sibilanten geworden, d. h. im ersten mittel-
alter ^ in Frankreich ambacsia aussprechen, ambaxia schreiben mußte:
hieraus erst das it. ambasciata, welches nicht zu ambactia passt, denn
seia aus ctia wäre beispiellos; denselben durchgang durch das fr. ambaxia
muß auch das sp. embaxada genommen haben. Auch das vb. ambasciare
eme botschaft verrichten war dem früheren mlatein bekannt, woraus sich
die an der spitze dieses artikels stehende participicdableitung zunächst er-
klärt; das prov. masculin findet sich schon im Capitulare de villis (am-
basciatnm) vorgebildet. Ambactus, bemerkt Festus, apud Ennium 'lingna
gallica' serrus appellatur. Hiemach ist es ein gallisch-lat. wort, und da-
bei kann die romanische etymologie stehen bleiben. Bekanntlich erkennen
Zeuß und Glück darin das kymr. amaetfa ackersm^nn, werkmann, für
2unbaeth, J. Grimm das goth. andbafats diener, ahd. ambaht; man sehe
darüber Diefenbachs neue Untersuchung des wertes, Orig. europ. p. 226. —
Zu ambasciata gesellt man amh das it. ambascia angst, beklemmung,
hei Dante zweimal infernale ambascia höUenpein, vb. ambasciare keichen,
athendas sein, angst empfinden, zsgs. trambasciare und strambasciare.
Daß die Vollziehung eines auftrages beschwerlich sein kann, versteht sich,
aber beklemmung ist keine nothwendige beglciterin derselben; selbst tra-
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16 I. AMBIARE-ANCA.
vaglio ist nie jsu dieser höhe der bedeutung hinaufgestiegen. Erich (Ericus)
in seiner wenig bekannt gewordenen t4v&Qco7toyXcüTToyovla Venet 1697
^. 417 zieht dies wort darum aus dem gr, aq>aoia spracMosigkeü^ stumm
machende angst; ist nun die Variante d(.i(paoia nicht eine bloß poetische
dem metrum eu gefallen geschaffene^ so verdient diese deutung alle rück-
sieht: die lat. betonung war amphäsia, it, amfascia {vgl. dyoQaaia, it. gras-
cia), durch einen tausch des labidls^ vielleicht um die erinnerung an fas-
cia wegzuräumen^ ambascia. Daß es den schwestersprachen versagt ist^
gibt der herleitung aus dem griech. einige berechtigung. Hierzu abait ZT. c.
Ambiare it.^ sp. pg. pr, amblar, fr, ambler den pass gehen (von
Pferden), mlat, ambalare, in dieser ausschließlichen bedeutung undassisch
und erst etwa -seit dem 9, jh, im gebrauch. Dem wal. umblä fehlt diese
bedeutung, dagegen ist es in der ursprünglichen ganz volksüblich geblieben.
Ambra it (f.), sp.pg. ämbar und alambar, alambre (m.), fr. ambre
(m.) bemstein, mhd. amber, ämer, nhd. ambra, ein harziger stoff aus dem
Xhient; zunächst von dem arab. ^anbar (zugleich name eines Seefisches) ,
das aber in dieser spräche selbst keine umrzel hat, s. Freytag III, 227''.
Ämido it-, pg. ämido, amidäo^ sp. almidon, fr. amidon stärke zum
steifen der wasche; von amylnm (a^vkov) kraftmehl. Es ist das einzige
beispiel eines gemeinrom. Überganges von 1 in d, midt. amidum Dief.
Gloss. lat. germ.
Ammainare it., sp. pg. amainar, fr. amener (les voiles) die segel
einziehen.
Amonestar sp. pr., p^. amoestar, altfr. amonester, nfr. admonöter
warnen, ermahnen, prov. auch monestar; altfr. sbst. monneste TFr. p.
446; weder im italienischen bekannt noch im miUellatein. Doch wohl von
monitare bei Venantius Fort., aber mit eingeschobenem 8, um nicht mon-
tar zu sprechen, wie vantar aus vanitare ward; also eine scheideform,
aber eine der seltsamsten. Darum gebührt der folgenden deutung eines
französischen etymölogen genaue erwägung. Der Romane muß admönere
gesprochen haben, wie er summönere (semondre) sprach: jenes verbum
gewährte ihm ein partidp admonestus, daher admonestare, admoniter.
S. Littre, Eist. d. l. l. fr. I, 34. Genau erwogen, gewährt es ihm ein
part. admost nach dem muster von somost, vielleicht selbst admonst, da
die stAstantiva somosta und somonsa vorkommen, daher denn das verbum
admoDstar, zur tilgung der härte admonestar. Diese hülfeleistung des e
vor s scheint (d>er nicht minder bedenklich als die des & vor t.
Ananas it. sp. fr. eine südamericanische staude sowie deren f ruckt,
pg. ananaz in letzterer, ananazeiro in ersterer bedeutung] der name mit
der Sache nach Europa gekommen.
Anappo, nappo it., pr. enap, altfr. hanap, henap (h asp.); vom
ahd. hnapf, früher hnap, im munde der Romanen hanap (so bereits in
den Casseler glossen), nhd. napf. Eine ableüung ist altfr. hanepier him-
schale, eigentl. gefäß, in beziehung auf ihre form, wie testa.
Anca ü. sp.pg. pr., hanche fr. (h asp.), daher engl, haunch, hüfte^
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I. ANCHE. 17
plur. $p. pr, ancas kreua der lastthiere; esgs. it. sciancato, fr, 6hanch6
lendenlahm. Zwei etymologien liegen vor: vom gr. ayyct] bug, biegtmg,
und vom dtschen anke, ahd. ancha genick^ eigentl. wohl einbiegung. Den
griech. stamm hat die roman. spräche auch sonst benutzt (vgl. anco II. h)
und Festus erwähnt selbst ein lat. ancus 'gui aduncum brachium habet
ut exporrigi non possit\ Aber das deutsche Wort lag, sumal in seiner
speeieHen anwendung (gelenk)^ dem Romanen näher als das griechische und
das SU den dUerthümem der spräche gehörige lateinische. Entschieden aus dem
ahd. ancha in der bed. tibia^ crus ist fr. anche röhre, wovon hanche durch
die aspiration (vgl. dazu fries. hancke, * hencke Kü.) geschieden ward.
Anche, anco i/., chw. aunc, aunca, partikels.v. a. lat. etiam (auch,
noch), pr. anc, dUfr. ainc s. v. a. unquam, weil, ince s. v. a. adhuc. Im
Leodegar trifft man hanc in ital. bedeutung: hanc la lingna auch die
Zunge 27, et hanc en aut merci si grand er hatte auch so große gnade
mit ihm 31. Dazu die Verbindungen pr. anc mais, anc sempre, ancse.
Die entstehung dieser partikel läßt sich auf verschiedene weise denken.
Prov. anc z. b. könnte au^ fr. onc (unquam) entstanden sein etwa wie
ara aus ora ; es unrd ebenso nur verneinend gebraucht tmd nur auf die
Vergangenheit bezogen: anc non fo hom = onc ne fut hom, und so ist
auch anc mais == fr. onc mais, it. nnqne mai. Aber es ist nicht rath-
sam, das prov. wort von seinem ital. geführten zu trennen, mit dem es in
einem alten denkmdl gleichbedeutend erscheint. Zu erwägen ist femer
adhuc, dessen sinn (bis jetzt, noch dazu, sogar) das rom. wort vollkom-
men cMsdrückt: a^ diese weise würde sich auch das sp. aun (wofür der
Portugiese ainda setzt) damit vereinigen lassen. Dessen herkunß aus ad-
huc ist unzweifelhaft: mit eingeschobenem n entstand ädunc äunc, mit
apoeopiertem c äun, welches von den Alten noch zweisilbig gesprochen und
darum auch ahun geschrieben ward, s. Berceo p. 154, 320. 203, 172.
368, 628; denselben Vorgang zeigt altsp. nin = lat. nee, pg. assim =
sie, allin GVic. 93^ = illic. Darf man ein solches rhinistisches adunc
anndtmeny das auch durch das altfr. ainsinc aus aeque sie unter-
stützt wird, so konnte dies im ital., worin d zwischen vocälen nicht leicht
ausfällt, kaum anders lauten als äd'nc anc anche. Damit trifft das pr.
anc zusammen, wiewohl a hier vielleicht aus au vereinfacht ist, vgl. anta
CMS aunta. Es ist noch eine dritte etymologie gedenkbar, aus hanc sc.
horam (vgl. wegen des zu supplierenden Substantivs it. issa sc. hora), von
Seiten des buchstäbens gewiss die einfachste^ von Seiten des begriffes aber
in so weit minder genügend, als außer horam at(cA noch ad suppliert
werden muß. — Für altfr. ainc unrd zuweilen mit beigefügtem s ains
gesetzt, z. b. Alexs. 66, 3, was von ains = sp. antes zu scheiden ist. —
Hier kommen noch zwei composita in erwägung: pr. anc-ui, altfr. enc-ui,
aJiit. u. mdartl. anc-oi hetUe; pr. anca-nuech, altfr. enque-nuit, diese
nacht. Das dcmn enthaltene anc könnte unser rom. wort sein, im zweiten
compositum euphonisch erweitert in anca {vgl. chw. aunca); der eigent-
liche sinn wäre alsdann ^noch heute, noch diese nacht\
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18 I. ANCmO— ANDAKE.
Ancino t^., sp. anzaelo, pg. anzol, fr. hame^n haken, angd;
sämmtlich aus hamas abgeleitet,
Andana cam.piem. 1) gang d. t. haltung im gehen, auch lehensweise^
2) raunty den der mäher mit einem schritt durchmißt, fr. andain (m,) in
der jsweiten bedeutung, norm, andain (m.) schritt, in Berry läge des aih-
gemähten grases, sp. andana, pg, andaina überh. läge, reihe. Nahe liegt
andare gehn, toiewohl das frar^. wort nicht mit aller zusammentrifft; die
grundbedeutung wäre schrüt, woran sich der räum eines Schrittes in dem
bemerkten sinne, endlich läge, reihe knüpfte: auch unsär Schwaden be-
eeichnet sowohl den von der sense bestrichenen räum als auch die reihe
oder läge der abgemähten halmen, Daeu kommt noch ein wort mit un-
gewöhnlichem nidU sicher su beurtheüenden suffix, altsp. andamio hai-
tung im gehn, mlat. andamius (aera 1036) gang, eugang, aUpg. andamo
mit ders. bed,, vgl. henneg. andame = fr. andain; auch sp. andamio,
pg. andaimo, andaime, bask. aldamu gang- auf dem wall oder der mauer^
dsgl. baugerüste, in welcher bedeutung man es für arabisch häU, kann
hieher gehören.
Andare it., sp. pg. andar, cal. pr. anar, wdd. annar, lomb. anji
gehen. Der Franzose hat ein anderes wort, aller; dem Churwälschen
und Walachen fehlt das eine wie das andre: jener setzt sich ein verbum
zusammen aus ire, vadera und meare (doch hat man neuerlich in einem
theile dieses gdnetes auch amnar entdeckt, Zeitschr. für vergl. sprachf.
Vin, 231), dieser braucht mearge, dessen starke flexion (mearsei, mers)
latein. herkunft verräth, also etwa auf emergere ßervorkommen) zurück-
zuführen ist, wenn nicht das älban. m^rgönem ^ich entferne mich^ auf
seine bedeutung eingeunrkt hat. Im span. und port. ist das verbum voU-
ständig, im ital. war es ehemals gleichfalls vollständig und ist es noch in
mundarten z. b. der sardischen, ergänzt oder mischt sich aber jetzt in der
art mit vadere, daß jenes die flexionsbetonten, dieses die stammbetonten
formen hergibt: vo, vai, va, andiamo, andate, vanno; andava; andai
u. s. f. Der grund dieser mischung liegt ziemlich nahe. Schon im latein
steht vadere defectiv da, es entbehrt des petfects n^st den daher abge-
leiteten Zeitformen; nur der späte Tertullian sagt einmal vasit. Für dies
fehlende tempus konnte die neue spräche das umfanglose ivi, dos noch
dazu in ii zusammenschwinden mußte, nicht brauchen; sie schuf sich ein
bequemeres verbum, andare, das nicht nur in dctö perfect und imperf. cof^.
(andai, andassi), sondern, da es im infinitiv flexionsbetont ist, allmählich
in alle flexionsbetonte stellen des Schemas eintrat, während das stammbe-
tonte vadere in den stammbetonten stehen blieb. Es findet also hier ein
Wechsel statt, dem sich der zwischen esco von exeo, und nscire, das sich
an ostinm anlehnt, vergleichen läßt: esco, esci, esce, usciamo, uscite,
escono. — Was nun den Ursprung von andare betrifft, so könnte man
die Sache kurz abthun: es wäre umgestellt aus lat. adnare herschwimmen^
welches Papias gradezu mit venire übersetzt, die prov. form würde sich
gut aus annare erklären; ward ja doch auch arrivare durch eine ähnliche
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I. ANDAEE. 19
anschauung aus adripare anlanden. Doch ist es rathsam sich weiter f«m-
susehen. Vor allem ist ein tat. verbum von ähnlichem Hange, ambulare^
zu erwägen, das um so mehr berechtigt scheint, als das frühste ndatein
sich dessen gang im sinne von andare bediente (letzteres erst in Urkunden
V. j. 972 u. 985, s, Muraiori s. v. andare), u?ie z. b. ein longob. gesetz
in der phrase ad maritum ambulare = it. andare a marito; es macht
sich sogar der ^en berührte Wechsel zwischen diesem verbum und vadere
bemerUichj der freilich nicht regelmäßig sein kann^ da die Volkssprache
selbst noch das vollständige andare besaß. So liest man z. b. ambnlando
nbi voluerit . . . vadat ubi voluerit Brun. 632 (v. j, 749); qui ad ma-
ritnm ambnlaverint ... et postea vadant Lup. 646 (v. j, 806). AUein
dieser mUxt. brauch zeigt nur, daß man ein bekanntes lat. wort einem
äknluA IcnUenden roman. unterschob, wie man z. b. corte, fr. coür, häufig
mü cnria wiedergab; er beweist nichts für den Ursprung von andare. In
der ihat ist seine entstehung aus ambulare wenigstens auf ital. gebiet
gegen alle anaiogie; auf spanischem kann sie sich auf einen einzelnen
ähnliehen faU, sendos aus singulos, sing'los berufen, aber das formell
nähere amylum gcd> doch amido, nicht ando. Vollständiger genügt ein
aus ambire abgeleitetes verbum, ambitare, entsprechend dem lat, itare aus
ire, zsgs. ambtare amtare, mt aber ward zu nd wie in eonde, duendo,
lindar, senda aus com'tem, dom'tum, lim'tare, sem'ta. Der Provenzale
sagt anar mit syncopiertem d; da aber seiner mundart diese syncope sonst
nicht zusagt, so ist einfluß des cot. anar, das sich verhält wie manar oder
fonar aus mandar, fondar, anzunehmen. Indessen steht dieser etymologie
die ital. form andare im wege, indem diese mundart mt niemals durch
nd wiedergibt, einführung aber eines Wortes dieser ort aus Spanien ganz
unwahrscheinlich ist. Muratori räth, vielleicht nach Ferrari^ s schwarJcender
andeutung, auf lat. aditare und ohne zweifei hat er das richtige getroffen.
Ennius braucht es einmal (ad eum aditavere) ; seine bedeutung ist ^oft
hinzugehen, also 'hin und hergehen, und grade diese bedeutung spricht
sich noch in verschiedenen roman. ableitungen ai^s wie im sp. andante hin
und hergehend, daher caballero andante ein irrender ritter, andorro hin
und herschweifend, sard. andareddn mit derselben bedeutung. Die form
macht nicht die geringste schunerigkeü: n ward vor d eingeschoben um
dem Worte auf roman. weise mehr umfang zu geben wie in rendere aiAS
reddere, ein verfahren, das sich mit dem Substantiv desselben Ursprunges
it. sp. ändito aus aditus belegen läßt, mlat. v. j. 800 cum viis et aquis
et anditis suis, s. Muratori und Dmange, und was den Schluß des Wortes
betrifft, so ist dlty>. ältit. renda aus reddita zu vergleichen, der tägliche
gd>raiuch verkürzte anditare endlich in andare. Günstiger für Muratori's
eiymologie wäre freilich antare gewesen, indessen erweicht sich nt wenig-
stens im span. oß in nd, im ital. kommt dies seltner vor, aber es kommt
vor (endivia, polenda, lomb. anda = fr. tante u. a.) — Andare hat
etwas merkwürdiges in seiner flexion, indem das perf. altit. andiedi, an-
detti, aitsp. andide, andnde lautete. Diese formen bewogen J. Grimm
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20 L ANDARE.
das räthsdhaße verbum aus dem deutschen her zuleiten: andettero (S.plur.)
entspräche einem altem goth, ididSdun, prät, von gaggan gehn^ dessen
stamm in der longob, mundart and lauten mochte. Diese herleitung leidet
an zu großer künstlichkeit und entbehrt alles historischen anhcdtes. Andare
und stsTG geben der roman, spräche zwei ganz parallele hUlfsverba ab: ist
es ein wunder, daß diese spräche auch ihre flexionen in eihklang zu brin-
gen suchte ? Solche anbildungen sind ja nichts seltenes, Sp, anduve ist
daher = estuve, andido = estido, andudo ==: estudo, beide letztere ver-
altete perfecta; altit. andetti = stetti, andiedi = stiedi. Auch andre
verba erster conj, wagte der Spanier so zu flectieren: entrido von entrar,
catido von catar, demandudo von demandar. — Sonst u?ird andare auch
vom deutschen wenden, wandern, wie aller von wallen hergeleitet; wer
dies thut möge aber vorher den abfall des deutschen anlautes w als etwas
auch nur einigermaßen übliches nachweisen. Span, Andaluz, Andalucla,
wenn es, was nicht ganz sicher ist (s, Bios, IM, esp, II, 10), von Wan-
dolus kommt, wäre freilich ein beispid, allein dieses wort gieng durch den
mund der Araber, welchen die roman, ausspräche des w wie gu in Guan-
dalnz, Guandalucfa nicht zusagte und so findet sich auch impla für
guimpla in einem mozarabischen missed. Wenden, goth. vandjan, ward
richtig guandir, wallön häite fr, gauler werden müssen. Mit besserm
rechte könnte man ein celtisches verbum, kymr. athu, ir. eath (gehen) in
anschlag bringen, genügte die herleitung aus der nächst berechtigten spräche
nicht vollständig. Die franz. mundart hat weder ander noch aner,
doch kommen in alten werken unzweifelhafte spuren des letztem vor: in
der Chron, de Benott I, p. 92 si qu'en exil nos en aninm (wofür frei-
lich auch aujum gelesen werden könnte), im Tristan (Chx. VI, 300) que
V08 anez por moi fors terre. Dafür bietet sie aller, altfr, aler (aber
allar bereits Boss, de J. G. 114), das sich ebenso mit vadere mischt wie
das it. andare, nur daß es das ganze präs, conj. von dem eigenthümlich
roman. verbum, das ftäur von Ire entlehnt; eine volksmundart soll {für
irai) vrai von vadere brauchen, s. Fuchs, Zeitwörter p. 311 (wenn dies
nicht aus vlendrai zusammengezogen ist). Was aller betrifft, so kann
jenes veraltete nur vom norden des franz. sprachgdnetes eine Zeitlang fest-
gehaltene aner kein bloßer provenzälismus, es muß ein achtes franz. wort
sein; aner und aler, dieses am jenem entstellt, können neben einander ge-
golten haben wie venin und velin (venenum), orphenin und orphelin, so
daß alle drei formen, andar, anar, aler, at^ ein und dasselbe wort der
lingua rustica zurüeUeiten, daß also auch hier ein zusammentreffen der
mundarten statt findet, wie oft in noch abweichenderen gebilden. Vielleicht
lassen sich noch reste ursprünglicherer formen von aditare hervorziehen.
Comask. aitee s. v. a. andato, ist es nicht unmittelbar aus aditato mit
syncopiertem d entstanden, oder wie erklärt es sich sonst? Venez. aida
s. V. a. vanne (imperat.), ist es nicfU genau das gleichfalls syncopierte
adita? Ja das wälach. dem gr. ösvqo, devre, dem goth. hiri, hirjith
entsprechende defectiv aide, aidatzi (bei Clemens), passt es nicht ebenso
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I. ANGOSCIA— ANZL 21
'su adita, aditate, oder wäre es fremdes ursprungesy da auch der Serbe
ajde, äjdate spricht? Af4S dem primitiv adire aber entstand vielleicht
das bürg. aK (aYr) s. v. a, aller, in der mundprt des Jura. — Von aller
leüet sich das sbst. allöe gang, baumgang , das JDucange aus la I6e (laie
IL c) entstanden wähnt, vgl. it andata. — [Die unchtigheit des verbums
andare hat später noch andre deutungsversuche hervorgerufen, die aber
an dieser stelle nicht auseinandergesetzt werden können. Nur soviel werde
bemerkt, daß man der oben zuerst aufgestellten deutung aus adnare den
preis zuerkannt hat, ohne sie jedoch mit neuen argumenten zu unter-
stützen.]
Ängoscia it., altsp. angoxa, pr. engoissa, fr. angoisse angst; vb.
angosciare, angoisser ängstigen; von angustia enge, noth. Der neusp.
ausdruck ist eongoxa, auch pg. ccU. congoxa, worin das vermeintliche
präfix an mit con vertauscht ward, während der Provenzdte es sich durch
en werdeuüiehte.
Anima it., pr. anma Bth., altfr. anme, nfr. äme, dsgl. mit 1 it. sp.
pg. alma (in ersterer spräche nur poet), chw. olma, mit r pr. arma, aUfr.
arme, airme sede, weil, inime seele, auch herz im physischen sinne; von
anima aihem, leben. Das masc. animns fehlt franz. und prov. und wird
in einer seiner bedeutungen mit courage, eoratge ersetzt.
Ansia it. sp. pg., pr. aissa, ältfr. ainse, aisse (s. glossar zu Benott)
angst, ängstliches verlangen, nUat. anxia Dief. Gloss. lat. germ.; vom adj.
anxins. Äbgd. it. sp. ansioso, i>r. aissos, ältfr. ainsos ängstlich, sehn-
süchtig. Die prov. mundart besitzt noch ein masc. ais, welches underwille
zu bedeuten scheint: tant es cortesa senes ais M. 39, 6; no tem lo seig-
nor del Bais, anz en moil contr' el tal ais LR. LLI, 610 (mit aide über-
setzt): ob es = sp. asco ist, wie Raynouard meint LR. U, 41, steht da-
hin: man müßte eine Umstellung acs anv^hmen.
Antafio 5p., cMpg. antanho, cdt- und npr. antan, altfr. antan, en-
tan adverhium für nähere vergangenhext, im gegensatz zu hogano {s. ugu-
anno) : pr. antan aic d'amor ses falha, mas non ai ognan sonst half ich
liebe genug, jetzt haV ich keine mehr Chx. 111, 268. Von ante annum.
Äbgd. altfr. antenois, lat. annotinns.
Anzi t/., sp. pg. dntes, pr. cot. ans, cAtfr. ans, ains präposition
und adverb 1) vor, ante, 2) vielmehr, potius; von dem in den meisten
sprachen noch fortdauernden ante mit angefügtem adverbialen s, so daß
die ital. form eigentlich für ansi steht, vgl. diesen wandel des s bei vor-
hergehendem n in senza, manzo u. a. Der herleitung aus antea wider-
spricht die Span, form und selbst im itoi. war alsdann anza {vgl. poscia)
£u erwarten, dagegen ist i eine bevorzugte endung der partikdn. Nur ist
bei anzi zu erinnern, daß ein paragogisches s dem ital. Sprachbau wider-
spricht: man müßte also hier die silbe zi als pädagogisch annehmen, wie
bei senza die sübe za. Menage stimmt für das unvorhandene, aber leicht
einzuräumende antius, als comparativ von ante, welches sowohl anzi wie
ains befriedigt, antes aber aus dem spiele unrß. Und doch muß es ein
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22 I. APE— ARANCIO.
leitender grundsaiz der Wortforschung sein^ sofern der Imchstcibe nickt
entschieden widerspricht^ am gemeinsamen Ursprung gleichbedeutender und
formell ruMiegender werter verschiedener schwestersprachen festzuhalten.
Eine ableüung unmittelbar von ante ist it anziano, sp, anciano, pr.
ancian, fr. ancien alt. Zss. mit präpositionen: it. avanti, pr. abans,
avant, fr. avant, von ab ante, letzteres schon auf einer röm. inschrifl; vb.
it. avanzare, sp. pr. avanzar, fr. avancer fördern; sbst. it. vantaggio
ßr avantaggio, pr. avantatge, fr. avantage, sp. ventaja, pg. ventagem
vortheil. Dsgl. it. davanti, altsp. devant, pr. davans, fr. devant, von
de ab ante; vb. pr. davancir, fr. devancer. Itäl. innanzi, innante,
aitsp. enante, pr. enan, enans; vb. pr. enantar, enantir. Ital. Ai-
nanzi, sp. denante, delante, pg. diante, pr. denan; it. dianzi u. a. m.
Ape it., cdtfr. pic. hs für eps biene, von apis; it. pecchia, sp.
abeja, pg. pr. abelha, fr. abeille, von apicula, dinUn. norm, avette. Da-
her ferner it. apiario, i)r. apiari, fr. schier (vrlt.) bienenhaus^ lat. wlks-
mäßig apiarinm nach Gellius, s.,Bom. gramm. I, 8. Auf walacMsch heiß
das thierchen albine, von alvus bienenkorb.
Appena Ä., sp. pg. ap6nas, fr. a peine, adverb für lat. rix, von
poena, wörtUch ^mit pein, mit noth\ also ungefähr une lat aegre oder
ahd. kümo mit beschwerlichkeit. Vix, das sich im sp. av^s erhaUen, s. 11. b.
Appö it.j Präposition; von apud. Desselben Ursprunges ist pr. ab,
amb, am, npr. emb, beam. dap, cat. ab, wald. au (neben cum Chx. IT,
cxLii)^ altit. am, cdtfr. ab (nur in den Eiden)^ sonst auch a und mit
rücJcsicht auf das ursprüngl. d od, verkürzt o, im Leodegar auch ob.
Schon im ältesten mlatein ward apud, später ab, für cum gebraucht
(beisp. Rom. gramm. III, 174), aber die erste bedeutung behauptet noch
ihr recht, z. b. encusar ab alcun bei einem verklagen SLeg. 13, aprendre
ab alcun bei einem lernen PO. 142; fud enseveliz od ses ancestres Zlte.
304. Zsgs. ist fr. avec, s. dies wort II. c.
Arabesco it., üblicher rabesco, sp. arabescos, fr. arabesques ver-
zierungen mit laubwerk in der bildhauer- und maierkunst, meistens phan-
tastischer art; nach den Arabern genannt, deren religiof^gesetze menschen
oder thiere abzubilden verbieten.
Araldo it., sp. haraldo, heraldo, alt haraute, pg. arauto,' fr. höraut
für höralt (h a^.), sp. pg. auch faraute herold; vom mlat. haraldus, he-
raldus, dem ein ahd. hariowalt heerbeamter entsprechen konnte; als eigen-
name ist bekannt Chariovaldus, alts. Hariolt, altn. Haraldr.
Ajrancio it., mail. naranz, fem. ven. naranza, sp. naranja, pg.
laranja {bask. larania), cat. taronja, wal. neranze, mgr. vegavt^wv, ngr.
vegavT^i, franz. aber orange, eine südliche frucht, pomeranze; zsgs. ü.
melarancia. Die alten nannten die äpfel der Hesperiden, sagt SoHma"
sius zu Solin p. 965, aurea mala, das mittelälter vertauschte das ent-
sprechende aurata mit dem part. präs. aurantia um einen goldapfd zu
benennen: hieraus entsprang fr. orange, ut^ aus in-aurantia = inaurata
das it. arancio. Äüein aus aurantia, wenn man diese verirrung der
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L ARATRO-AEDIGLIONE. 23
spräche augibty hontäe nur orance werden^ nimmer orange. Das wort
kam vielmehr aus dem persischen durch das arabische nach Europa, wo
es sich leicht einführte, weil ein bestimmter tat. ausdruck fehlte, pers.
näreng, arab. närang, Gol. 2346. Daß die frans, form aus einer^ um-
deutung durch aurnm entstand, ist unschwer eu erlcennen, ndat. (ende des
13. jK) sehrieb man noch arangia. — Von arancio ist das ital, adj.
ranciOy sofern es eine färbe bedeutet.
ArdtrO; arätolo it., sp. pg. arado, cot. arada (f.), val. aladre, pr.
araire, cdtfr. arfere, siidwai. aratru, aratu pflüg. Nicht alle sprachen sind
dem lat. warte treu geblieben. Im neueren frane. sagt man dafür charrue,
von carruca hasche, tragsessel, die lat. bed. noch im prov, und im ndatein,
8. b. carraca, in qua sedere consuevi BrSq, n, 250 (v, j. 700), die franst,
bereits in den legg. barb., e, b. si qnis caballam, qni carrucam trahit,
foratns fnerit L. Sal. Nicot hat noch araire, nennt es aber ein mot lion-
nais. Das frans, wort gelangte nach Portugal, wo es die form cfaarrua
annahm und eine besondere ort des pfluges, und, da pflüg und schiff etwas
verwandtes haben, auch ein lastschiff bedeutet. Auch pflng ist dem roman.
gebiete nicht fremd. Die L. Long, hat: si quis ploom (dl. plounm) aut
aratmm alienum . . scapellaverit DG.: diesem plo-um entspricht das
lamb. pi6 d. i, pl6 (BiondeUi 75), der Variante plou-um oder plov-um
das wälschtyrol. ploi (AjszoUniy. Die nordwdl. mundart hat plag aus
dem slavischen. Ein andrer ausdruck ist piem. sloira, lomb. sciloira:
ihnen würde ein aitfr, silleoire, silloire entsprechen, von silier das meer
durchfurchen = nord. sila. Piem. arn cAer ist wohl entstellt aus aratrom.
Arcione it., sp, arzon, pg. ar^o, pr. arso, fr, ar^n Sattelbogen,
Sattel. Von aretio (jgusammen^iehung) ist logisch aihu künstlich. Es
entstand vermittdst der ableitung ion aus arcus wie fr, clergon aus cler^cns,
oison aus auea, öcnsson atis scntum, lat. gleichsam arcio arcionis, und
bedeutet also etwas gebogenes, mhd. bogen.
Arcobngio, archibuso it,, arcabuz sp,, arquebuse fr, kugelbüchse;
van arcus bogen und it. bugio, buso durchbohrt, also eine mit einer röhre
versehene feuerwaffe, die den namen bogen behielt, weil sie in der neuem
kriegskunst an dessen stelle getreten war. So Ferrari u. a. Aber ein
durchbohrter bogen ist eine eben so unstatthafte auffassung wie die an-
Wendung eines in der alten kriegskunst nicht vorkommenden namens auf
die neuere eine grundlose Voraussetzung ist. Besser erklärt man es darum
mit hinsieht auf das altere fr. harquebuse, wallen, harkibuse (h äsp.),
aus dem ndl. haakbus hakenbüchse, s. Grandgagnage I, 266. 278. .
Ardiglione it., fr. ardillon, pr. ardalho dorn in der schnalle; von
ungewisser herkunft. Ein altes glossar hat ardelio ^acutus^ Class. auct.
VTf 609^, es wird aber wohl glutus eu lesen sein. Gegen Casaubonus,
der es aus dem gr. oQÖig pfeüspitee ableitet, wendet Menage mit recht
die uMubUehkeU dieses Wortes ein. Ihm selbst scheint es ein diminutiv von
dard und unlaugbar konnte sich dardillon, das im neuprov. noch vor-
kommen soU, durch dissimilation in ardillon, oder, da ein consonantanlaut
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24 ARDIRE-ARINGA.
nicht leicht wegfallt^ in lardillon, rardillon verwandeln. Das ^an, wart
für diese sache ist rejo spitjs^e.
Ardire it sich erhühnen^ pr. ardir, onardir, fr. enhardir Jcühn
machen. Lot. ardere ist at4S dem Sjpid zu lassen: man brennt vor leidere
Schaft^ nicht vor kühnheit, audacia ardere wäre wenigstens ungewöhnlich;
doch ist dies der hauptgrund nicht gegen diese herleitung. Menage dachte
anfangs an audere, it. aldire (aldace kommt vor), endlich ardire; dies
ließe sich für Italien hinnehmen, nicht für die andern provinsen. Bas
fr. hardir {mit asp. h) weist auf deutschen Ursprung, der sich im ahd.
hartjan stärken^ kräftigen findet. Auf hart verwies später auch. Menage,
so CaseneuvCy Wächter u. a. Das adj. ardito, ardit, hardi (kühn) läßt
sich fast nur als particip dieses eeitwortes legreifen, da adjectiva auf -it
u)ie lat. auritus, pellitus im romanischen selten sind; an das particip von
ardere, welches ars latdety ist nicht zu denken. Im span. aber hat man
ardido allmählich auf arder bezogen und ihm die bed. ^ erhitzt^ beigelegt;
cdtsp. fardido ^kuhn führt aber mit seinem anlaut noch unmittelbar
auf fr. hardi; vgl. Rom. gramm. I, 320. Ein artiges zusammentreffen
ist es, daß die picard. mundart hardiment ganz wie das ahd. harto ofa
adverb des grades verwendet: hardiment dur = harto herti. Daher auch
sbst. pr. ardit, dltsp. ardil kühnheit; aber sp. ardid listig, sp. pg. ardid
list scheinen aus artitus herzurühren, s. unten artigiano; freilich ist cds-
dann assimilation des t (ardid aus artid) anzunehmen.
Argano it.^ ^. drgano, ärgana und argüe (m.), cat. arga hebezeug,
hrahn^ winde, pg. argäo weinhd>er, fr. argue (f.) maschine in form einer
Schiffswinde zum durchtreiben der gold- und silberstangen (Trev.); dbgel.
it. arganello dimin., sp. arganel kleiner metallener ring, fr. arganeau
eiserner ring auf den schiffen, durch welchen die seile laufen. Ferrari
gibt ergäta {iQyarrjg) eine Vorrichtung lasten zu heben, Menage Organum
{oQyavov) Werkzeug als etymon. Jenes trifft die bedeutung von argano
besser: es konnte sich unter dem volke, welchem die endung Sta fremd
war, leicht in letzteres verwandeln; nUat. findet sich auch argata ^anntdus
crassior Dief. Gloss. lat. germ. in Übereinstimmung mit arganel, arganeau.
Arg ine it. (m.) dämm. Dies aus agger entstandene wort (vgl.
cecino aus cicer und die venez. form drzare, worin sich dctö auslautende
r erhielt) ist merkwürdig genug. Man weiß, daß die alten Römer ar für
ad gebrauchten, daher arcessere für adcessere; da nun agger eigentlich
für adger von adgerere gut, so vergegenwärtigt uns das roman. argine
augenscheinlich ein lat. volksübliches arger. Nur so erklärt sich die form,
nicht etwa durch rohe einschiebung eines r, die an dieser stelle ganz gegen
den geist der spräche wäre Das sp. dreen rand, brustwehr muß das-
selbe wort sein, vergl. arcilla at^s argilla. Ein anderes beispid dieser
art ist das venez. arfiare von adflare. 8. auch Ferrari und zumal Pott,
Platttat. 326, der armessarins L. Sal. und wal. armesariu fUr admissa-
rius anführt, femer Mussafia, Über die ital. Crescentia.
Aringa it., sp. masc. arenque, pr. arene, fr. hareng (h asp.), wal.
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I. ARINGO-ARMELLINO. 25
hering ein fisch; vom ahd, harinc, ags. nhd. hering, gewöhnlich aus lat.
halee (sailgfisch) erklärt,
Aringo it, rednerplatz , tummdpUxtZj rennbahn, fem. aringa, sp,
pg, pr. arenga, fr, harangue (h asp.) öffentliche rede; vh, ar ingare,
arengar, haranguer eine öffentliche rede halten ^ feierlich anreden; it.
aringhiera^ ringhiera rednerplatZy rednerstuhl. Der franz. anlaut gibt
den Ursprung des wortes deutlich zu erkennen: es ist vom ahd. hring,
mhd. ring, kreiß, Versammlung, schau- oder kampfplatz^ gerichtsstätte w. dgl.,
daher die roman. hed. das vor einer Versammlung vorgetragene: arenga
est apta et Concors^ verborum sententia etc. Breviloquus, s. Ducange,
vgl. lat. concio 1) versammiung, 2) rede vor derselben.
Arista it. rücken des Schweines, eigentl. börste, sp. aresta sacktein-^
wamdj fr. arete gräte, it. resta granne des komes; von arista granne, gräte.
Arlecchino it., sp. arleqnin, fr. arlequin (früher auch harlequin
gesehr.) eine komische maske der ital. bühne, überhaupt possenreifier, hans-
wurst, sp. ameqnin gUedermann. Es ist ein späteres wort von unbekann-
ter vielleicht ganz zufälliger entstehung. Etymologien sehe man bei Flöget,
Gesch. des grotesken p. 35; für ihre Wiederholung ist hier kein räum.
Eine neuere, von Genin, aus Ariecamps, name eines kirchhofes zu Arles,
für Elycamps d. i. Champs-felys^es, in nächster bedeutung gespensterchor,
Hellequin, dann das haupt dieses chores auf maskeraden ins lächerliche
entstellt, ist zwar sinnreich ausgeführt (Variat. du lang. fr.p. 451—469),
bedarf aber vor allem etymologischer rechtfertigung. Am leichtesten ist
noch Zusammenhang zwischen harlequin und hellequin zuzugeben. Bas
SUeste franz. zeugnis scheint das folgende, worin das mit schellen rasselnde
gefolge harlekins erwähnt wird: ä sa siele et ä ses lorains ot eine cent
cloketes an mains (au moins), ki demenoient tel tintin con li maisnie
hicrlekin Ben. TV, 146. Das wort ist also ein so altes französisches, daß
seine herkunß aus Italien noch sehr zweifelhaft erscheinen muß; es hat
sogar niederländ. klang. — Weiteres darüber findet sich bei Gachet 252.
Arlotto it., sp. arlote, pr. arlot, altfr. pic. arlot, harlot(herlotrm^.
Z 173) fresser, müßiggänger, altengl. harlot, herlote lotterbubcy heuengl.
harlot metze^ s. E. Müller. Menage's deutung aus helluo hat das gegen
sich, daß die allerdings häufige einschiebung des r nur hinter, nicht vor
consonanten statt zu finden pflegt. Ist das wort aus latein. stoff, so
entwickelt es sich leichter aus ardalio müßiggänger, das in den Isid. glos-
sen unter der form ardelio mit 'gluto' übersetzt wird, so daß es grade die
roman. bedeutungen umfaßt: die zusammenziehung von ardalio tto in ard-
lotto arlotto scheint keine Schwierigkeit zu haben. Noch leichter unirde es
aus gr. ägdalog entspringen, von dem man ardalio herzuleiten pflegt;
aber dies liegt schon weiter ab. Der Portugiese hat ein vb. alrotar ver-
spotten, verhöhnen^ dltpg. bettelnd uniherziehen SRqs., das aus arlotar
umgestellt sein kann wie bnka aus burla.
Armellino tmdermellino it., sp. armino, jpr. ermini, ermin, altfr.
erme, ermine BCam. 219, neufr. hermine (h stumm) eine wiesdart, hermelvn,
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26 I. ARNESE-ARPA.
herühnU wegen seines feUes, miat, hermellinns, herminiae oder anniniae
pelles. Eine geschickte etymologie gab Ducange in seinem glossar jsu
Vülehardouin v. hermine; sie ist die folgende. Die Römer nannten das
hermelin mus ponticus, weil sein feil zunächst aus dem lande Pontus kam.
Seit aber die Netteren es aus Armenien empfiengen, womit sie eine genauere
handdsverhindung hatten, tauschten sie den namen und nannten das tkier
armenius mit weglassung von mus, une auch der spätere Grieche schlecht^
weg novTtT^og sagte. Hiezu ist zu bemerken, daß die angegebene bedeu-
tung von mus pouticus nicht ganz sicher, aber nicht unwahrscheinlich ist.
Daß Armenien altfr, Ermenie heißt, käme Ducange's ansieht zu statten.
ItaL armellmo müßte diminutiv und aits armenino abgeändert sein. Nach
andern (z. b. Wackemagel) ist das wort nicht auf diesem umwege zu uns
gelangt: es ist deutsch, wie auch das thier in Deutschland gefunden wird:
ahd. harmo, dimin, harmeltn, mhd. hermelin, hieraus das rom. armellino,
und dieses harmo antwortet buchstäblich dem lithauischen szarmfi {zweifel-
hafte form, sicherer szarmouys) unesd. Vgl. Weigand I, 600.
Arnese it.y sp. pg. pr. ames, fr. harnois, hamais (h asp.) rüstungy
geschirr; dsgl. ältfr. harnas für harnasc, vb. nfr. harnacher, j^r. arna-
scar, amassar anschirren; davon mhd. harnasch, nord. hardneskja. Von
herleitung aus altn. iärn, järn (eisen) ist abzusehen, da sich der roman.
anlaut anders gestaltet haben würde, man erwäge fr. joli von jol. Den
stamm des Wortes büdet vielmehr kymr. haiarn, dltbret. hoiarn, ir. iaran
eisen, die mit dem dtschen isarn identisch sind, Zeuß I, 45. 63. 114.
120. 146; die stiffixe sind romanisch. Aber es liegt nicht in der natur
der sprachen, aus fremden stammen, die sie nicht in sich aufgenommen^
ableitungen zu ziehen, wiewohl einzelne ausnahmen vorkommen mögen; der
Bomane muß also das abgeleitete wort bereits vorgefunden und sich assi-
miliert hoben, auch muß dies erst spät geschehen sein, da es im altem
mlatein keine spur hinterlassen hat. Möglich wäre es nun, daß sich aus
dem kymr. haiarnaez eisengeräthe (s. Villemarque v. houarnach) zuerst
das engl, harness, hieraus das roman. wort gebildet hätte. Das genaueste
über den deutschen und celtischen wortstamm nebst ableitungen bei Diefen-
bach, Orig. europ. p. 367 ff.
Arnia it., arna sp.cat. bienenkorb, fehlt pg. Unbekannter herkunß:
etUsteUung aus alveare wäre zu stark. Einigermaßen erinnert es an gad.
ärcan korkholz: beide bedd. korkholz und bienenkorb umfaßt auch sp,
corcha und pg. corti^o. — [Mahn p. 104 muthmaßt iberischen oder in
beziehung auf das ital. wort selbst türkischen Ursprung. Eine brfriedi-
gende aufklärung bleibt noch zu versuchen.]
Arpa it. sp. pg. pr., harpe fr. 1) harfe, 2) sp. pr. neap. auch
kralle, haken; vb. pr. afpar, aUfr. harper, it. arpeggiare Aof/« spielen;
sp. pg. pr. arpar, nfr. harper packen, anhaken, zerreißen; it. arpi-
care, inerpicare klettern; fr. harpip haken, daher se harpigner
und se harpailler sich raufen; it. arpignone großer haken, arpione
thürangd; sp. arpon, pg. arpäo, fr. hsirpon harpune ; dsgl.fr. harpeau
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I. ARRESTO-AETICIOCCO. 27
enterhdken. AUe diese bildungen {fr am. mü asp. h) haben ihren u/rsprung
im detUschen harfe, ahd. harpha, aUn. harpa, ags. hearpe: Venantius
FwLy bei dem sich harpa imerst findet^ nennt sie ein barbarisches d. h.
germanisches insirument: Romanusque lyra, plandat tibi Barbaras harpa
7, 8. Zu ihrer hakenähnlichen gestalt passt die zweite der angegebenen
bedeutungen. Das gr. agntj (sichel) würde nickt leicht ein franz. aspirier-
tes harpe hervorgerufen haben; eben so wenig ist das aspirierte harpon
aus lai. harpago herzuholen, wie denn auch kein ältfr. harpaon, harpeon
statt findet. — Die bed. haken des sp. arpa vertritt pg. farpa, sicher
dasselbe wort^ worin, wie in andern fällen, h mit i vertauscht ward, daher
denn auch farpäo neben arpäo, farpar neben arpar: sofern es, nebst sp.
farpa, spieß oder spitze einer fahne bedeutet, erinnert es an arab. *harbah
kurzer spieß Freyt. J, 361^. Ital. f rappa ausgeschnittene zacke im tuch,
frappare auszacken, zerfetzen, sind sie aus dem letzterwähnten farpa?
Auch pg. farapo (für frapo?), sp. harapo läppen, fetzen, müssen hier
noch erwogen werden. Man sehe hierzu Dief. Orig. europ. p. 306.
Arreste it. altsp., aresto pg. aus dem fr. arret urtheil eines hohem
gerichtshofes, wovon keine appdlation statt findet; eigentl. Schluß der
gerichisverhandlung, von arrestare, arretet hemmen, einhalten, lat. ad-
restare, vgl. unser beschlufs d. i. beendigung. Das zusammentreffen
dieses Wortes mit dem gr. dgeazor ist zi^ällig, tmewohlBudaeus es daraus
herleitet, s. H. Stephani Thes. graec. ling. s. v.
Arrivare it., sp. pg. arribar, .j>r. aribar, fr. arriver anlanden, an-
kommen; von ripa, mlat. adripare ans ufer treiben, it. arripare, daher
auch noch altfr. arriver la nef (transitiv) das schiff anfahren lassen.
Durdi dieses neue verbum ward advenire aus seiner bedeutung verdrängt,
s. unten awentura.
Arsenale und arzanä it., sp. fr. arsenal zeughaus, mittelgr. dgae-
nltjg; dazu it. darsena, sie. tirzanä abgeschloßner theil eines hafens,
sp. atarazana, atarazanal, pg. taracena, tercena schuppen, fr. darse, dar-
sine = it. darsena; vom arab. därganah (dessen anlaut d frühe abfiel)
haus der bäriebsamkeit, haus, wo etwas gemacht unrd, worunter man im
allgemeinen sch^e verstarb (s. die Wörter Freytag II, 69"^, 526"), pers.
tarsanah. Vgl. über dieses wort auch Muratori, Antiqq. ital. II, 525, S.
Rosa II, 341\ suppl. 14", Cabrera I, 63, Pihan p. 42, Engelmann 64,
Doey Oost. 16.
Artieiocco it., fr. artichaut eine frucht, artischoke, vom arab. ar dt
schank! d. i. erd-dom Freyt. I, 27"; dsgl. i^ carciofo, sp. alcarchofa,
alcaebofa, pg. alcachofra, nach Sousa vom arab, al-charschufa. — [Dozy,
Oostert 18, hai diese Wörter einer neuen prüfung unterworfen. Das ardb.
ardi Bchaakt besteht aus zwei adjectiven tmd bedeutet erdartig-domig,
passt also schleckt zu einem substantivbegriffe. Die verschiedenen roman.
ausdrücke müssen abänderungen, desselben Wortes sein. Auf arabisch heißt
die bemerkte frucht harschef, woraus nachher charschof geworden, daher
das sp. al-earehofa, it. carciofo. Neben letzterem brauchte man das, wie
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28 L AKTIGIANO-ASPO.
es scheint^ daraus entstandene^ hei dem Niederländer Bodonaem (f 1675)
vorkommende als italienisch citierte arciocco, welches sich leicht in arti-
ciocco verwandelte. Dieses gieng durch den verkehr eu den Orientalen
über und erfuhr im arab. ar di-schaukt eine umdeutung, da die frucht
dornig ist und am boden wächst]
Artigiano it, fr, artisan, sp. artesano, pg, artezao künstler, hand-
werker; muthmaßlich s, v, a, artitianus vom adj, artitus ^bonis instructus
artihus Fest,, 'artibus edoctus" Gl. Placid,, "^navrexvog, daidaXog Gl, lat.
gr. In diesem falle aber muß das span, wort aus artizano umgeändert
sein. Nicht anders entstand partigiano Parteigänger aus partitus, s.
Rom, gramm, II, 335-
Artiglio it, kralle, sp, artijo, pg, artelho glied, gelenk, pr, altfr.
arteil (so noch in franz. mundarten z. b, zu Langres), nfr, orteil zehe;
von articulus gliedchen. Vgl, ardigas "^zaehun Gl, casseU.; articula "^zaeJui
Gl, Rhaban.
ArtilhaiJr. festungswerk, schanze (?); vb. altfr, arti liier befesü-
gen; pr, artilharia, altfr. artillerie, altpg, Kri^Vidix'm SBos, sppl, wurf-
geschütz oder damit beladener wagen (artillerie est le charroi qui . . est
chargi6 de quarriaus en guerre, d'arbalestes, de dars, de lances et de
targes G. Guiart, s, DO,), nfr, artillerie, ü. artiglieria etc, grobes ge-
schütz. Von ars artis hunst, kunstgriff, ude fr, engin von ingenium, vgl.
vb, artiller in der bed. aussinnen, auf listen denken Antioch. I, p, 88.
Altfr, artilleux listig. Nach Borgnet, Chev, au cygnelll, p. ^n, kommt
d<is wort artillerie nicht lange vor dem gebrauche der feuerwaffen vor,
d, h. nicht vor dem 14. jh,, und zwar zuerst bei Joinvitte.
Ascella ity pr. aissela, cat, axella achsel; von axilla, woraus nach
Cicero ala flügel, achsel entstand, ersteres schon bei Isidorus in ascilla ver-
dreht, Mundarfl,, z. b. genuesisch, bedeutet ascella achselhohle.
Ascla pr. cat. splitter, vb. asclar spalten; von astula (in mancheft
handschriften für assula, vgl. Dief, Gloss. 56') spänchen, brettchen, wel-
ches astla, euphonisch ascla ergab. Von demselben worte ist auch sp,
astilla, altfr. astele Splitter, neufr, attelle (für stelle) beinschiene, schon
pr, astela in dieser bedeutung. Für aschia spricht die neap, mundart
asca, die port, acha. Die occit, mundart hat die pleonastische Zusammen-
setzung fendasclat = fr. fendu.
Ascoltare, scoltare it., altsp, ascuchar, neusp, escuchar, pg. escu-
tar, pr. escoutar, fr, öcouter, altfr, auch ascouter hören, horchen; von
auscultare, worüber Caper (Putsch p. 2247) bemerkt, man dürfe nicht
ascultare sprechen, so daß ihm die roman. form schon bekannt sein mußte.
Daher it, ascolta, scolta, sp. escucha wache, schildwache.
Aspo und naspo it,, sp, aspa, altfr, hasple, pic. haple gamwinde;
vom ahd. haspa, haspel. Für aspo war, wie im span,, aspa zu erwarten,
allein das genus richtete sich nach dem aus dem vb. in-aspare neu ge-
bildeten naspo, welches romagnolisch sowohl naspa wie nasp lautet, sard.
naspa.
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I. ASSAI— ASTORE. 29
Assai it., äUsp. asaz, pg. assaz, pr. assatz, fr, assez^ adverbium,
von ad satis, einem ähnlichen pleonasmtis wie im mlat adplene.
Assassino ü.^ sp. asesino, pr, assassi, ansessi, /r. assassin meuchel-
mörder. Nach Süvestre de Sacy's Untersuchung (Mem. de V Institut 1818.
IV, 21 ff.) entstand das wort aus dem arab. ^haschischin, womit man di£
glieder einer secte im Orient benannte, die durch einen aus der hanfpflanze
bereiteten trank 'haschisch (Gol, 613) betauscht jeden von ihrem ober-
haupte, dem herm des berges (schajch algabal), geforderten mord zu ver-
üben gelobten: que van neys, si era part Fransa, tan li son obedien,
aucire sos guerriers mortals die, wenn es selbst über Frankreich hinaus
icfdre, so gehorsam sind sie ihm, seine todfeinde zu tödten gehn Chx, F, 10.
Das wort kann nicht vor dem 12. jh. in Europa bekannt geworden sein:
drum ist eine Urkunde v. j, 814, worin assassinium vorkommt Mural. Änt.
ital. III, 31, RPMon. n, 17 falsch oder verfälscht.
Assettare it. einrichten, ordnen, zieren, zu tisch setzen^ pr, assetar
in letzter bedeutung; zsgs. it. rassettare; sbst. it, assetto ptUz, pr.
assieta einrichtung, fr. assiette läge, zustand, eintheüung, platz der tisch-
genossen (s. Caseneuve), daher auch tdler. Ital. assettare heißt über-
dies verschneiden (castrieren) und muß in diesem sinne von secare sectus
herstammen, aber selbst die bed, ordnen knüpft sich an die von secare
abtheilen, ebenso ahd. skeran abschneiden, skara abschnitt, skerjan abthei-
len, ordnen. Das goth. satjan (säzen) kann gegen das lat. wort nicht in
betracht kommen. Ital. assetto brettchen ist von assis.
As so it., 5p. pr. fr. as, pg. az die zahl ^eins auf würfeln oder
karten; vom lat. as, das eine einheit ausdrückt. Muratori ließ sich durch
die redensart lasciare uno in asso d, i. einen im stiche lassen, zur deu-
tung des Wortes aus dem mlat, absus ^ager incultus^ verleiten, da diese
redensart vielmehr, wie vielleicht auch die entsprechende deutsche (stich =
punct, as), aus dem spiele entlehnt sein kann.
Astore ü,, altsp. aztor FC, nsp. pg. s^0T,pr. jiustor, cdtfr. ostor,
nfr. antour habicht. Die übliche herleitung ist von astur asturischer vogd,
bei Firmicus Matemus (d.^jh,), allein die lautgesetze widersprechen: astur
konnte nur astre geben. Der grammatiker Caper (bei Futsch p. 2247,
vgl. das. Beda p, 2778) kennt acceptor als einen volksüblichen ausdruck
für accipiter (so auch in hss. der L. Sdl. tit. 7) und hierzu stimmt der
buehstabe, z. b. sp. azor = acceptorem wie rezar = recitare. Wohl mag
die lingua rustica an acceptor von accipere gedacht haben, als sie das
mit diesem verbum ganz unverwandte accipiter umformte, s. Fott, Etym.
forsch. H, 64, Benfey, Ztschr. f. vergl, sprachf. IX, 78, Freilich ist pr.
anstor unorganisch für astor, es verhalt sich aber wie austronomia zu
astronomia; besser neupr. astou. Von azor, nicht etwa von accipitrare
zerfleischen, von GeUius citiert, leitet sich das span, vb. azorar schrecken,
verwirren, ursprüngl. von vögeln, die der habicht verfolgt, perdiz azorada;
nach Larramendi vom bask, zoratu den verstand verlieren, allein das
ganz entsprechende sp. vb. amilanar schrecken, entmuthigen, von milano
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30 I. ASTRO— ATTURARE.
hühnergeier, so wie das gleichbed. cat esparverar von esparver sperber,
erheben jene herleitung über jeden jsweifel.
Astro it, sp. pg.j astre pr, fr, gestim, auch geschick, glück; von
astrum. Daher sp. pg. astroso unglücklich, bei Isidor astrosus 'quasi
malo sidere natus\ bei Papias astrosus 'quasi malo astro natus; altsp.
astrugo Bc.y pr. astruc glücklich (welches Littre, Eist, litt d. l. Fr.
XXII, 35, ohne dem ende des wortes rechnung zu tragen, mit Menage aus
cdtfr. mal-estruit erklärt), sssgs. pr. benastre, benastruc, altsp. mal-
astrugo Alx.y pr. malastre, malastruc, altfr. malostru für malastru,
doJier nfr. malotru, suffix -uc an die stelle von -os getreten, hei Rabelais
malautru s. Gachet; dsgl. it. disastro, sp. desastro, pr. fr. d^sastre un-
Stern, vgl. cdtcat. per astre o per desastre Chr. d'Escl. 711".
Astuccio it., sp. estuche (estui bei Berceo), pg. estojo, pr. estng,
estui, fr. ^tui futteräl, behältnis; vb. pg. estojar, pr. estuiar, estoiar,
altfr. estuier verwahren. Estug, ^tui fügen sich in das nihd. stäche stauche,
futteral für den arm, schon nach^ Adelung ; astuccio aber {veron. besser
stuccip) umrde sich genügend nur aus einer ahd. form stächjo, wie
guancia aus wankja^ herleiten lassen. — [Estui, 6tui detäet Langensiepen
(Herrigs Archiv XXV) aus Studium, von seilen der form vollkommen ge-
nügend und selbst von seilen des begriff es su rechtfertigen: es hielte sorg-
fall, sorgfältige außewahrung, it. studiato Jieißt sogar ^sorgfältig bewahrt".
Diese etymologie wird noch unterstützt durch die altfr. form estudier sich
vorsehn, sich verwahren Gayd. p. 261, welches nach Borel (s. Roq.) für
estuier gesetzt ward. Aber mangelhaft ist, daß das etymon nicM die
völlig gleichbed. ital. und span. Wörter umfaßt, sie müßten getrennt werden.]
Ataballo, taballotY.^ ^. atabal, 2^^. atabale maumc^ pauke, sonst
auch it. timballo, sp. timbal genannt; vom arab. al-*tabl attabl Freytag
III, 40^.
Ataud sp.pg., pr. taut, taue, so cdtfr. tattt, taüc, neap. tavuto lade^
sarg; vom arab. al-tabät attabüt mit ders. bedeutung (Sousa; fehlt bei
Engelmann, der es aiso nicht als arabisch anerkennt).
Attillare it., sp. atildar, pg. atilar, pr. atilhar niedlich putzen.
Ital. titolo heißt der punct auf dem i, sp. tilde, pg. til ein nöthiger strich
über gewissen buchstaben: daher konnte man mit attitulare (eigentl. wohl
*^kein jota verßessen) die Sorgfalt im putze ausdrücken. Das ndat. verbum
findet sich überhaupt für bezeichnen (schmücken?): crucis signaculo fron-
tem eius attitulans DG.
Atturare it. verstopfen, sp. pg. aturar aushalten in der arbeit
{wohl für aturarse), cat. pr. aturar arthalten, aufhalten, refl. pr. s' aturar
sich stützen, sich anstrengen, sbst. atur anstr engung; mit vertauschter
Präposition von obturare stopfen, dalier hemmen, aufhalten und, wie im
deutschen, sich aufhalten bei einer sache, nicJU davon abgehen, ausdauem.
Das span. wort hört man noch jetzt in lat. bedeutung. Für atturare
findet auch turare (daher tura dämm), sp. turar statt, worin nur eine
abkürzung, nicht etwa das verlorene lat. simplem turare, zu erkennen ist.
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I. AÜGE-AVAEIA. 31
Ange itj sp. äuge, pg. äuge höchster pund; vom arab. aug, einem
astronomischen ausdruck aus dem pers. auk, s. Freytag /, 69", Vullers J,
140', 143\
Augurio ity sp. agüero, pg, agouro, pr. auguri, augur, agur, Vor-
bedeutung, syncopiert pr. aür (ahur), oltfr. eür, neufr. heur glück; vb. it
augurare, sp. angurar, pr. agurar, fr. augurer weissagen, pr. ahurat,
aUfr. heflr^ beglückt^ wal. urä glück wünschen; von augurium, augurare.
Zsgs. pr. bonatlr s. Honnorat, cdifr. boneür, neirfr. bonheur; mal-attr,
mdefir, malheur und so altfr. bonettrö, boneüret^; it. sciagurato, esgs.
sciaurato (dreisäb.), altsp. xaurado, nsp. xauro dend, verlassen y von
exauguratus; sbst. it. sciagura, sciaura. Auch it. uria, plurcdbildung
von augurium, ist hieher jm nehmen. — Bonheur und malheur erklärt man
aus bona hora, mala hora, welche gleichfalls und zwar in ähnlicher be-
deutung vorhanden sind, aber von den ersteren getrennt werden müssen.
Im altfr. efir wctrd etl durch synärese endlich zu eu une in peur aus
peür, und in dieser gestalt tritt es sehr früh neben eü auf. Für eur
schrieb 'man oß heur, vermuthlich weil man an hora dachte. Wäre letz-
teres aber das etymon, so müßte sich sein genus geändert haben, was hier, .
ICO das fem. heure in jedermanns munde war, schwerlich angenommen
werden dürfte; femer müßte sich, die alten formen erwogen, langes lat. o
(höra) gegen das lautgesete als pr. oder fr. u dargestellt, und endlich der
einfache vocai eu in den mehrfachen e-u gespalten haben, was unmöglich
ist. So entspricht auch heureux dem altfr. ettreux = pr. aüro», it.
angQFOSo, tnlat. auguriosus; horosus kennt weder der Lateiner noch der
Romane.
Aura, ora it., sp. pg. pr. chw. aura, altfr. ore (la ore LJ. 486'^,
bone ore Rou II, 146, bon' ore eurent e suef vent MFr. I, 364) luft,
sanfter wind; von aura. Abll. sind: pr. au rat, altfr. or4; pr. auratge,
aUfr. orage windeshauch (lo dous auratge zephyr, lo fer auratge Sturm-
wind), nfr. orage, woher sp. orage, stürm; vb. sp. orear, cat. oretjar
erfrischen, auslüften, daher sbst. or6o, oretj, dsgl. ü. oreggio, pr. aurei
frisches lüftchen. Verschieden von oreggio scheint dt. orezzo {auch
orezza), das auf eine abl. auritium weist, verkürzt rezzo kühle, schattige
stelle; in einer andern form arezzo verflacMe sich der lat. diphthong zu
9k wie in ascoltare, wenn hier nicht vielmehr aer eingegriffen hat.
Avania it. pg., avanie fr. Schabernack, plackerei, dsgl. kopfgeld
dar Christen unter türkischer herr schaß; soll ein türkisches oder vielmehr
semOisches wort sein, neugr. aßavia, s. Ducange, Glossar, med. graecit.
Avaria it. pg., sp. averia, haberia, fr. avarie, ndl. avarij, haverij,
diseh. hafarei, havarie Seeschaden, schaden an schiff oder ladung cntf der
See; adj. sp. averiado, fr. avarij durch das seewasser beschädigt (von
waaren). Daneben gelten noch andre bedeutungen: abgäbe der schiffe zwr
mUerhaUung des hafens (franz. dtsch.) oder abgäbe von wahren, die über
See gekn (span.). Die gewöhnliche herleüung ist von hafen; sie nimmt
also an, daß die zuletzt genannten bedeutungen vorausgiengen, wiewohl
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32 I. AVOCOLO-AZZARDO.
dasMaUenische und niederländische dieselben nickt eu kennen scheinen.
Doay, Oosterl. 22^ hat deni wort im arabischen^ und ewar im dassisch
arabischen, eine neue quelle eröffnet Hier bedeutet *awär sbst gebrechen,
auf waaren belogen beschädigung : das wort kam mit dem handd nach
dm italienischen Seestädten, romanisiert avaria. In der niederl. varicmte
haverij stammt h aus- dem arabischen laute ain, welches auch anderwärts
vorkommt.
Avocolo, vocolo it., fr. aveugle blind; vb. it. avocolare, fr.
aveugler, pr. avogolar blenden. Das gemeinromanische adjeäiv ist caecus,
auch im cdtfr. ciu vorhanden TCant. app., nur dem Dacoromanen ab-
gehend, der es mit orbus ersetzt, s. unten. ItcA. avocolo ist außer ge-
brauch gekommen, avocolare dauert, selbst in mundarten, noch fort. Was
das adjectiv betrifft, so muß man die erklärung mit ab-oculus, gebildet
wie ab-normiS; a-mens, so daß es ^ohne äugen bedeutet, gelten lassen, wie
denn auch die miitelgr. spräche ano ofn/naTCüv oder ä7t6(.ifAaTog für i^ofi-
^avog sagte; es mag aber eine erkünstelte büdung sein, da sie sich schlecht
assimiliert hat. Die Casseler glossen enthalten albios oculos ^staraplinter,
, nach Eckhart s. v. a. albioculus, qui nil nisi album in oculis habet; aber
in albiocülus ist wohl eher eine umdeutung denn eine alte form von
aveugle zu suchen. S. Ältrom. glossare p. 120.
Avoltore', avoltojo it., pr. voltor, fr. vautour geier; von volturius
raubvogd; sp. buitre, pg. abutre, von vultur. Äbgel. sp. buitron rd>-
hühnemetz, fischreuse; auch fr. ^pervier hat die bedd. sperber und fischnetz.
Avorio it., pr. avori, evori, fr. ivoire (m.) dfenbein; vom ad-
jeäiv eboreus.
Avventura it., sp.pg. pr. aveütura, fr. aventure (daher unser aben-
teuer, mhd. äventiure f.) ereignis, seltsames ereignis, zufaU, glück, gefahr
(aventure de mort todesgefahr Ben. I, 46), besonders auch ritterlicher
Zweikampf; von advenire ankommen, woraus die ausschließlich rom. bed.
begegnen; ebenso einigt fr. arriver beide begriffe. Aventura vertrat auch
die stelle der göttin Fortuna: de las grausas dels homes fo Aventura
faita deuessa LR. III, 506.
Azzardo it., fr. hasard (h asp. mhd. hasehart), ^. azar, cat. atsar
Wagnis, glücksfall, sp. pg. azar unglückswurf, unglückskarte, unglück, im
spätem nitat. ludus azardi glücksspiel; vb. azzardare, hasarder aufs
spiel setzen, wagen, mlat. Indexe ad azarum. Altfr. hazart bedeutd auch würfd-
Spider, hazarder dem Würfelspiel ergeben sein, s. Garpentier. Anderswo
dient es zur Verstärkung der negation, d. h. es drückt dne unbedeutende
Sache aus: ne valent pas un hasart NF. Jub. II, 90. Üblich ist der
ausdruck geter hasart FC. III, 288, Ren. II. 159. Vergldcht man die
franz. form mit den übrigen, so schdnt d zugesetzt wie in blafar-d, ho-
mar-d u. a., it. azzardo aber daher entlehnt: das acht ital. wort ist
augenschdnlich das veraltde zaro PPS. U, 255, jdzt fem. zara spiel mü
drd toürfdn (il giuoco della zara Purg.ß, 1), dgentl. wurfvon drd assen.
An versuchen, dem schtvierigen werte auf die spur zu kommen, fehlt es
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L AZZURRO-BACCALAEE. 33
nicht; Baynauard hatte sogar eu dm nordischen Äsen seine euflucht ge-
nommen. Gegen die beliebte herleitung aus dem lat. as in der bed.punct
im würfelspiei, geringster wurf, daher wagnis, gefahr (Le Duchat) streitet
leider das rom, Zy das sich als ts im cot. atsar zumal deutlich ausspricht.
Bess&r nähme man azar für eine abl. at^ dem altsp. auce (abce) Schick-
sal (s. n. b), woher auch aci-ago unglücklicher zufaU; war aber alsdann
nicht azi-ardo ssu erwarten? Doch ließe sich eur Unterstützung dieser
etymologie noch das gleichfalls auf einen stamm az weisende aUfr. haz-
eter (wütfdn) geltend machen. Weder dem buchstaben noch dem begriff
genügt arab. 'darr schade Freyt. IH, lOK Besser in beiden beziehungen
passt hebr. zarah bedenkliche sacke: ihm aber würde eher ein roman.
feminin entsprechen, das sich nur in dem erwähnten neuital. zara findet.
Man erwäge daher noch arab. jasara würfeln, jasar unirfelgesellscJiaft,
würfdpartie, dem man den vorzug vor allen zuerkennen dürfte (denn arab.
8 [sin] kann roman. z u?erden), wäre der wegfaU des anlautes so leicht
hinzunehmen; in Jasmin findet er nicht statt. — [Die bed. Würfel befrie-
digt vollkommen: da aber in jasara ein anstoß zu liegen scheint, so bietet
Mahn p. 6 dc^s vulgär-arab. zehär unirfd, zsgz. zär, une es auch türkisch
heifity mit artikd azzar. JEÜne andre vermuthung bei Jos. v. Hammer:
sp. azar konwne von arab. assr Schwierigkeit, was von seilen des begriffes
wenig zusagt. — Von einer würfelparthie erzählt das artige fabliau de
S. Pierre et du jougleor FC. III, 282, woraus über die art und weise
di^es Spiels einiges zu lernen ist.]
ÄzznrrOy azzaolo it., sp. pg. azul, pr. fr. azar dunkelblaue färbe;
vom pers. lazvard, daher lapis lazuli, der saphir der alten, arab. läzvardt
lazurähnlieh Freyt. IV, 76^. Das anlautende 1, welches man, wie Rösler
hemerkty für den artikel halten mochte, fiel im romanischen dh.
B.
Babb^o, babbaccio, babbano, babbuasso it. schwachkopf,
gimpd;pr. babau, pic. baba geck; it. bäbbole, fr. babioles iinderpos^en.
Densdben stamm fühlt man im synonymen lat. babulns Äpulej., wozu man
noch nehme baburpus ^st%dtus Ol. Md., baburra "^stuUitia Gl. Placid.y vgl.
ir. kymr. baban kind, puppe, engl, babe, babby.
Babbuino it., sp. babuino, fr. babouin eine art offen, pavian;
augenscheinlich gleiches Stammes mit dem fr, b ab ine offen- oder kuMefze,
muthmaßlich verwandt mit dem mundartl. deutschen bäppe maul; vgl.
unten be£fa.
Baeealare it., pr. bacalar^ fr. bachelier, aus letzterem it. baccel-
liere, ^. bachiller^ pg. bacbarel. Die eigentliche heimath dieses Wortes
ist Frankreich und der span. nordosten, wo baccalarins zunächst der be-
sitz&r eines großem bauemgtUes, einer baccalaria war (seit dem 9. jh.
vorkommend). Sodann gieng der ausdruck auf den ritter über, der zu
S
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34 I. BACCHETTA— BADAKE.
unvermögend oder noch au jung war, um ein eignes hanner mu fuhren^
und woU einem fremden folgte; endlich^ und dies- ist die heutige hedeu-
tungj auf den der sich im besita einer dem doctorgrade untergeordneten
akademischen würde befindet, in welchem sinne es in baccalanrens umge-
deutet ward: so bei Camoens do baccharo e da sempre verde louro Lusiad.
3, 97. Was die etymologie betrifft, so ist hier nur zu verneinen: bas-
cavalier niederer ritter kann es nicht sein, das verbietet die geschickte des
Wortes und die grammatik, die für das verschwinden des s keinen grund
kennt; auch baculus fügt sich nicht in die form, vollkommen zwar das
mit baculüS gleichbed. gad. bachall, ir. bacal, allein über den logisd^en
Zusammenhang werden sich nur unsichere vermuthungen vorbringen lassen.
— [Eine neue Untersuchung theilt LUtre mit, s. den Kritischen anhang
p. 14. Bachelier scheine aus vassal entstanden, mit dem es die doppelte
bed. lehnS' und kriegsmann gemein habe; das fem. bachelette, wofür sich
auch baisselette finde, sei offenbar derselben herkunft; b aus v mache
keine Schwierigkeit, auch 8S könne in oh übergehn, daher das nüat. ca in
bacalaria. Allein ch aus ss ist vorsichtiger weise nur da anzuneh-
men, wo letzteres ein 9 repräsentiert: lat. faciam, fr. fasse, pic. fache.
Ferner, sicher ist, daß wenn fnan ein franz. wort loUinisierte, che in ca
verwandelt ward; ob aber diese Verwandlung bei einem so früh vorkom-
menden Worte wie bacalaria cmzunehmen sei und ob die prov. spräche ihr
bacalaria aus lat. Urkunden geschöpft habe, ist eine andre frage. Später
hat Gachet dieses wort behandelt. Auch er bringt es mit vassal in Ver-
bindung, tritt aber in betreff seiner herkunft GhevaUet bei, der diese im
celt. bachan (klein) u. s. w. findet.]
Bacchetta it., baqueta sp., bagaette fr. dünner stecken, gerte;
von baculus mit verändertem suffix, s. solche fälle Rom. gramm. U, 280.
Bacino it., aUsp. pr. bacin, fr. bassin becken. Die älteste spur
desselben scheint bei Gregor v. Tours vorzuliegen: cum duabus pateris
ligneis, quas vulgo bacchinon vocant, s. Ducange, worin bacchinon
(bacchinos?) mit cch an Bacchus angeknüpft sein könnte, s. Wacker-
nagel, Umdetäschung p. 15. In den Isidor. glossen findet sich auch das
einfache bacca ^vas aqmriuni. Man leite es nicht aus unserm becken,
dem nur ein it. bacchino, fr. baquin gerecht wäre, da deutsches k nicht
in c ausartet, vgl. unten franco. Au^ demselben gründe muß auch das
ndl. bak napf, mulde zurücktreten. Das wort kann in früher zeit aus
einem alteinheimischen stamme, z. b. dem celt bac höhlung abgdeitet sein,
so daß es anfangs bakinus (woraus ahd. bechtn), nachher bacinus ge-
sprochen ward. Muthmaßlich desselben Stammes ist it. bacioccolo
beckenartiges tonwerkzeug, dessen primitiv in bacioca ^patera^ Gloss. er-
ford. p. 278^ vorzuliegen scheint. Vgl. bacia II. b.
Bacio it., richtiger, aber minder üblich bagio, sp. beso, pg. beijo,
pr. bais kuß; vb. baciare ff. küssen, auch als Substantiv gebraucht; von
basium, basiare, meist bei dichtem.
Badare it, pr. cot. badar, cdtfr. baer, beer, nfr, bayer, noch
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I. BADILE-BAGASCIA. 35
mundarÜ. (in Berry) bader. Es bedeutet 1) den mund aufsperren, gaffen:
8o im prov. cot. franjs., so im aUitci. boca badhadha Bonves,, bocca
badada Mur, Ant. itäl. IV, 434, prov. auch verhöhnen (?), occ, badado
hahngeläehter; 2) verweilen^ harren, vergeblich harren (dastehn mit offnem
maul)^ ital. prov. altfr. ; 3) nach etwas verlangen, trachten, itai. altfr. (das
maul darnach aufsperren, lechsen). Sbst. pr, bada schildwache, adv.
de bada, en bada, äUfr. en bades umsorgst, it. stare a bada mit offnem
maule dastehn, harren. Für dieses wort gibt es alte Zeugnisse, mit rückr
sieht auf wdche die bed. 'd<is maul aufsperren an die spitae gestellt wer-
den mußte, nanUich in den Md. glossen badare 'hippitare, oscitare\ in
deh Erfurter glossen p. 276" battat 'ginath* d. i gähnt, besser batat
*ginaih^ in einer andern hs. Mone's Aneeig. VII, 137. Es ist von nicht
gang gesichertem Ursprünge. Die celtischen sprachen scheinen keine pas-
sende wured eu enthatten: bret. bada staunen wird wohl eben so gut
romanisch sein wie badalein (Imouille) gähnen, das nicht aus erst^erem
herstammen kann, sondern das pr. badalhar sein muß; doch läßt sich
etwa aUirisch bdith ihor, pinsel (maulaffe) Zeufi I, 37 anmerken. Buch-
stäblich genügend ist ahd. beitön, früher baidön, säumen, harren, doch
hängt einiger eweifel daran, weil es der offenbar ältesten bedeutung von
badare nidit genügt. Letzteres konnte selbst aus einem naturausdrucke
ba, der das aufthun des mundes bezeichnete, entstanden sein, so daß man
eiwa ba-are ba-d-are eu gründe legen müßte. — Abgeleitet ist it. badig-
liare, sbadigliare, sbavigliare, pr. badalhar, ältfr. baailler, nfr. bäiller
gähnen; fr. badaad, j>r. badau maulaffe, geck; ebenso pr. badoc, baduel,
badia; auch fr. badin scherzhaft, badiner «cA^^er^, indenwbb.desl6.jh.
mit ineptus, ineptire übersetzt; it. baderla einfältiges weib, vb. oom. ba-
derla die zeit verlieren, chw. baderlar schwatzen, plaudern.
Badile ü., badil, badila sp. feuerschaufd; von batillum.
Baga sp. packseil, pr. bagua, altfr. bagae bündel, vgl. lomb. baga
weinsehlauch; daher abgel. it. bagaglia, pr. fr. bagage gepäck. Das
unlat. wori, über welches Diefenbach, Goth. wb. 1, 343, nachzulesen ist,
findet sich wieder im gael. bag, kymr. baich, bret. beac'h last, bündel, vb.
gad. bac hindern, nord. baga dass.
Bagascia it., sp. bagasa (umgestellt gavasa), pg. bagaxa, pr. ba-
goassa, altfr. bagasse, bajasse u. s. f. feile dime. Eine bedeutung wie
diese ist so verschiedenen auffassungen unterworfen, daß die ausdrücke
aß schwer zu ergründen sind. Stellt die endung assa das roman. suffix
= tat. -acea vor, itäl. in ascia verwandelt, so müßte das wort aus baga
(pack) abgeleitet sein, was keinen befriedigenden sinn gäbe. Vielleicht ist
es cdtisch: kymr. baches bedeutet Weibchen, von bach klein; oder arab.,
b&gez schändlich Freyt. I, 139^, worauf schon Muratori vermuthete, oder
bagf metze Freyt. I, 140^. Vom ältfr. wort, das gleich dem arab. bag!
auch dienerin heißt (NFC. 1, 104), bildete sich das dimin. baisele
diensimädche9$, auch bachele, wofür man ein primitiv bagache ver-
mufhen muß.
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36 L BAGATELLA-BAILO.
Bagatella ü. Ueinigkeit, taschenspiderei, daher sp. bagatela, fr.
bagatelle in ersterer bed., der alten prov. spräche noch nicht bekannt.
Muratori zieht es atis dem modenes. vb. bagattare pfuschen^ huddn^
das er aus dem arab. bagata (mischen) entstehen läßt. Eigentlich aber
setzen beide Wörter ^ nebst bagattino kleine kupfermünze, ein subst.
bagatta oder baghetta voraus^ das etwa aus dem alten rom. baga (s. oben)
abgeleitet eine geringe habseligkeit ausdrücken mochte; im parmesan. ist
bagata in dieser bedeutung vorhanden.
Bagno it.f sp. bafio, pr. banh, fr. bain bad; vb. bagnare /f., fr.
baigner; von balneum mit ausgestofienem 1, da balgno nicht jm sprechen
war (daraus auch das bask. mainhua). Das wal. bae (fem. plur.) ent-
stand aus dem lat. bajae, von dem die übrigen sprachen keinen gebrauch
gemacht haben.
Bagordo und bigordo it., dUsp. bohordo, bofordo, äUpg. bofordo,
bafordo (in Urkunden bufurdium), pr. beort, biort, zsgg. bort, dUfr. bo-
hort, bonhourt; behort ein ritterliches spiel, dsgl. die waffe dazu; vb. it.
bagordare ff. lanzen brechen. In Frankreich rannte man einzeln zu
pferd mit der lanze nach der quintaine (s. Bucange v. quintana, Aübri
im Ferabr. p. 168—162, Alex. 14, 30), in Spanien schleuderte man den
bafordo nach dem tablado (Alx. 666, vgl. bomaren [bordaren?] e tiraren
a taulat Chr. d^Escl. 687''), in Deutschland war der bühurt ein kämpf-
spiel, wo schaar gegen schaar stand. Daß bohorder, denn von der franz.
form ist auszugehn, ein ursprünglich deutsches wort sei, lehrt fast mit
gewifiheit die aspirata, die sich im spanischen als i {man erwäge
faraute von h^raut), im itdl. als g (gufo für huette) darstellt. Offenbar
ist es ein compositum, das zweite wort führt natürlich auf harten stoßen,
allein dies letztere gestaltete sich im roman. so verschieden {altfr. harter,
nicht horder), daß man davon abgehen und sich an das deutsche bürde,
ahd. hurt, ältfr. horde, vb. horder, halten muß, auch stimmt hordeYs um-
zäunung formell genau zu bohordelfs ritterspiel. Hourdum bedeutet ndat.
s. V. a. das erwähnte sp. tablado gerüste s. Garpentier, noch jetzt im
Hennegau hourd. Ganz zweifelhaft bleibt das erste wort der Zusammen-
setzung. Ist die waffe die grundbedeutung, so könnte es aus botar her-
rühren: bot-hort bohort (t schwand vor der aspirata) würde etwas nach
dem gerüste stoßendes bedeuten. ^ Einen weiteren beitrag zur deuttmg
dieses Wortes liefert Gachet p. 60^.
Bailo, balio it., sp. bayle, pg. bailio, pr. baue, altfr. bail p/leger,
erzieher, Verwalter, amtmann, fem. it. baila, balia, pr. chw. baila amme;
it. balfa, sp. pr. bailia, altfr. baillie Verwaltung, vogtei; it. heAiYOy pr.
bailiea, fr. bailli landvogt; vb. it. balire, pr. bailir, altfr. baillir ver-
walten, dsgl. pr. bailar, altfr. bailler darreichen, wal. hdk pflegen, er-
ziehen, daher beiat knabe (pflegling). Lat. bajulas heißt träger, mlai.
(z. b. bei Lupus Ferr.) erzieher, hofmeister, eigentl. wer kinder trägt oder
leitet, ganz deutlich im fem. baila ausgesprochen, daher pfleger, land-
Pfleger. Aus bajulus baj'lus ward das roman. bailo; lat. bajulare tragen
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I. BAIRE-BALCO. 37
erhielt sich buehstäblich im äUfr. und mäartl. bailler, vgh sard, baliai
ertragen,
* Baire ü. erstaunen; altfr. acfj. baYf, hmneg. bahi erstaunungsvoll;
Bsgs. ü. sbaire, pr. esbahir, fr. 4bahir, s. v. a. baire, woM auch sp.
embair einem ein hlendwerk vormachen^ eigentl. in erstaunen setzen, he-
täuben? Man hält es für einen naturausdrucky indem man das darin vor-
iommehde bah als eine heeeichnung des erstaunens nimmt und wirklich
kommt eine solche interj. im neuprov. vor, s. HofinorcU: es wäre also mit
badare von verwandter entstehung. In dem i)on einem etymologen heran-
gezogenen ahd. abaiiön verabscheuen widerstrebt vornweg die bedeutung.
Baja it., sp. pr. sard. babia, fr. baie bucht, hafen. Isidorus führt
dieses altroman. wort als ein lateinisches an: hnno portum veteres a ba-
jalandis mercibns vocabant baias. Frisch findet seinen Ursprung im fr.
bayer den mund offen haben, klc^en^ wie denn auch baie überhaupt für
etwas offen stehendes gebraucht wird, und diese erklärung scheint sich
durch die catod. form badia von badar (öffnen) au bestätigen, deren d im
Span, schon vor Mdors zeit ausgefallen wäre. Andre erblicken in babia
ein bask. wort^ daher der name Bayona zsgs. aus baia hafen und adj.
ona gut; andre ein cdtisches, gael. bädh oder b&gh^ wozu die verschiedenen
roman. formen recht wohl zu stimmen scheinen.
Baja it., sp. pg. vaya, fr. baie posse, fqpperei; davon it. bajuca
posscj. Ueinigkeit. Stammt es aus Italien, so dürfte man an gr. ßaiog
(Klein, gering) denken; aus Frankreich, so könnte es identisch sein mit
baie beere d. h. unbedeutende Sache. Der specieUe sinn des Wortes aber
verträgt sich besser wohl mit pr. bada, dem das altfr. baie entspricht,
vergdHiches harren, adv, en bada umsonst, zur posse, fr. donner la baie,
sp. dar vaya einem etwas nichtiges vormachen, einen anfuhren, vgl. oben
badare mÜ seinen ableitungen.
Bajo it., sp. bayo, pr. bai, fr. bai braun (von pferden); von dem
sdtnen tat. badias, das Varro gleichfalls von der färbe der pferde
braudU. Eine abt. ist fr. baillet bleichroth (wieder nur von pferden),
latinisiert badiolettus; pr. baiart s. v. a. bai; eine andere it. bajocco
eine kupfermünze, von der färbe benannt wie das fr. blanc, das dtsche
wei&pfennig.
Balascio it., sp. balax, balaxe, pg. balais, balache, pr. balais,
balach, fr. balais ein edelstein, genannt nach seinem fundorte, dem chanat
Badakschan (Balaschan, Balaxiam) in der nahe von Samarkand. Man
sehe Ducange t;. balascns, Bitter, Erdkunde von Asien V, 789.
Balaüstro ü., balaüstre sp., balnstre fr. kleine säule eines gelän-
ders; daher it. bai ans tr ata u. s. w.; von balanstium (ßaXavamov)
biüthe des wilden granatbaumes, it. balaAstra, wegen einer ahnlichkeit der
form (Crusca, Caseneuve).
Bai CO und palco it. gerüst, Stockwerk, von letzterer form das sp.
pg. palco; äbgel. it. balcone, sp. balcon, pg. balcäo, fr. balcon erker.
SänmtUch aus dem ahd. balcho, palcho baUcen, ndd. balke komboden,
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38 I. BALDACCHINO ^BALISA.
vgl. ältn. bälkr ver^äunung. Die pie. mundart hesiUt das deutsche wort
in seiner eigentlichsten bedetUung, banque poutre. Andre finden den Ur-
sprung von balcoüe im pers. balkan jsinne der mauer (Vullers /, 260*).
Baldacchino it, sp. baldaquiD, fr. baldaquin thronhimmel; vom
ital. Baldacco Bagdad, woher ursprünglich der dasfu gebrauchte aus gdd-
fäden und seide gewebte stoff kam; diese bedetUung eeigt noch das aUfr.
baudequin, ss. b. lors veissiez genz acesmer de samiz, de dras d'outremer,
de baadequins d'or ä oiseans Romvart p. 582, und altsp. balanquin:
balanquines e purpuras, xamit et escarlata Bc. p. 276^ 21. Vgl. Frisch
l 51'.
Baldo it.y pr. baut, altfr. altcat. band heckj üppig, frohUch; pr.
baudos dass.; sbst.ü. baldore, pr. oZ^r. baudor übermuih, fröhlichkeü^
ü. baldöria freudenfeuer; vb. dUii. sbaldire PFS. I, 66, pr. aUfr.
esbaudir heckj üppig, fröhlich werden; vom goth. balths (bei Jomandes
und im adv. balthaba), ahd. bald u. s. w. kühn, freimüthig, vb. goth.
balthjan ff. sich erkühnen. Die südwestlichen ^rächen besÜMen einen
gleichlautenden stamm in folgenden und einigen andern Wörtern: baldo
leer, entblöfity de balde und en (em) balde verg^ens, unnütz y baldio
unbenutzt, brach, balda unnütze Sache, mangd, schwäche, baldar hm-
dem, lähmen (unnütz machen), baldon, baldao beschimpfung (dgenä.
wohl unnützlichkeit, vgl. aUsp. en baldon = en balde, daher werthlosig-
keit, schimpf), baldonar, baldoar beschimpfen. Sind diese Wörter gleid^
faUs germanischer herkunft, so gieng der begriff der keckheü in den der
eitdkeit über, wie z. b. das ahd. gemeit übermüthig und vergeblich zugldqh
bedeutet. Dieser Vorgang ist aber nicht wahrscheinlich, theüs weü der
grundbegriff ^kühn im span. nirgends vertreten ist, theUs weü die span.
derivata von den übrigen ganz verschieden sind. Man hält sich also
besser an die herleitung aus dem arab. ba'tala unnütz sein Gol: 287, das
sich in batla balda verwandeln konnte wie spatula in espalda, rotnlus
in rolde.
Balicare it. (nur balicä lonU>.), aUfr. baloier sich hin und herbe-
wegen, schwanken, flattern, cat. balejar, sp. pg. a-balear gäreide schwin-
gen; etwa von ballare tanzen? oder entstellt aus banicare? s. banda*
Prov. balaiar flattern, patschen läßt sich formell nicht damit vereinigen.
Balla it., sp. pr. bala, fr. balle kugel, runder pack; augm. it.
ballone, sp. balon, /r. ballon. Da die ital. spräche für balla, ballone
auch palla, pallone erlaubt, so ist die nächste herkunft des roman. Wortes
aus dem glekhbed. ahd. balla, palla, mhd. bal, altn. böUr (von Benecke
aus einer deutschen würzet erklärt) fast unzweifelhaft, welche formen sich
dem Italiener unmittelbarer darbieten mußten als gr. ßalkeiv, TiaU^ry
sbst. nalla.
Balisa sp. pg., balissa cot., balise fr. pfähl, reisbündd, tonne u. dgl.
zur bezeichnung gefährlicher stellen am eingange der häfen (Dict. de VAc.
frang.), ndd. bake. Ein it. baligia feihlt, daher die franz.-üal. Wörter-
bücher balise umschreibend übersetzen, der prov. ausdruck ist gaviteou.
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I. BALLABE-BAMBO. 39
Es ist nicht eu ermiUdn, ob das wort nur den zweck der bemerkten gegen-
ständCj also b. b. merkseichen, wamung^ oder ob es einen dieser gegen-
stände selbst ausdrücken seil. Indem man von der letzteren ansieht aus-
gieng, haben einige es aus palus pali abgeleitet, palitia, wiewohl sich das
anlautende p gerade im span. und franz. fast niemals zu b J^erdbläßt:
dem sp. paliza (prügel d. h. schlage) ist diese abkunft nicht zu bestreiten.
Chevallet entgeht dieser Schwierigkeit^ indem er es aus dem ndl. balie
(zuber) leitet; aber ein zuber ist nicht mit tonne zu verwechseln j abgerech-
net dafi der Niederländer sein balie nicht in, dem sinne von balisa an-
wendet. Der herkunft des seemännischen wertes ist also noch nachzuspüren.
Ballare it.^ sp. pg. bailar, pr. balar, altfr. baler tanzen; sbst. it.
haUo y sp. pg. baile, pr. fr. bal tanz. Schon im ältesten mlatein trifft
man ehoreis et ballationibus Gl. Isid., wofür ein kritiker helluationibus
vorschlägt (Jahrb. f. phü. XIIL suppl. p. 238), wiewohl es diesen glossen
an wüaJt. wertem nicht fehlt Ballare scheint abgeleitet aus dem roman.
balla kugdy boUj daher ital. auch pallare wie palla; das sp. bailar ruht
€mf einem ursprünglichen balear (vgl. guerrear, manear) mit Versetzung
des e baelar bailar, ältsp. noch bailar, pg. balhar. ^Das ballwerfen war
im mittdalter wie bei den Griechen ein mit gesang und tanz verbundenes
spidy daher in den romanischen sprachen ballare tanzen. So Wacker-
naget, Jitfr. Ueder p. 236. Wie das ballwerfen auf das tanzen über-
getragen ward, so im altsp. bailar auf das singen; im walach. erfolgte
das tanzen, iacare, aus dem spielen. Eine abl. ist it. ball ata ff. tanzlied.
Balzare it. hüpfen, springen, in die hohe prallen, pr. balear?
Fer, 276] sbst. it. balzo, cat. bals, altfr. baus BCam. 320 prall, Sprung,
ital. (tuch klippe, wofür überdies fem. balza; verstärkt it. sbalzare
schleudem, sich schwingen, sbst. sbalzo. Die heimath des wertes ist sieht-
barUeh Italien, wo es sich am meisten ausgebreitet (vgl. noch balzellare,
baizalloni): um so wahrscheinlicher ist herkunft aus gr. ßaXki^eiv hüpfen,
springen, tanzen.
Bambagio, bambagia it baumwolle, maxi, bombds; von bombyx
(ßo^ßvB) Seide, baumwolle, mittelgr. ßafißaxiov, mied, bambacinm. Daher
f^. bambagino, sp. bombasf, fr. bombasin, basin baumwoUner stoff,
lat. ad$. bombycmus.
Bambo U. kindisch, einfältig, sp. bamba einfältiger mensch (nach
Cavarruvias); abgd. it, bambino, bämbolo und bdmbola, bamboccio
(hieraus fr. bamboche), sp. bambärria '(m.) Und, puppe, kindischer
mensch u. dgl., Ostreich, bams kind, bützd. Der stamm dieser bildungen
ist der des lat. bambalio bei Cicero, des gr. ßa^ßaXog, vb. ßafußaXi^eiv,
ßafißcdyuy stammeln. Auch im sp. bamba .^chaukd, bambolear schau-
kdn^ wiegen, banibdn, norm, bamboler dass., waUon. bambi wackeln,
bürg, yambe bewegung der glocke ist er anzunehmen, wie auch it. bambo-
leggiare schäkern, kindereien treiben (von bambolo kind) buchstäblich mit
sp. bambolear zusammentrifft. Vgl. auch das verwandte babbeo. Ital.
bimbo kind scheint nichts anders als eine ablautende form von bambo.
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40 I. BANCO-BANDO.
Banco it. sp. pg., fr. banc tafd oder tisch e. h. der weekder,
ruderhanky Sandbank^ eimmerbock u. dgl., das span. tvort auch in der bed.
scanmum^ pr. banc nur in leteterer und so fem. it. sp. pg. pr. banca,
fr. banque (auch bancbe felsengrund in der see Dict. de Trio.); vom
ahd. banch (f.), mhd. banc (m. f) scamnum. Zwar auch kymr. banc
(gael. binnse), aber die ital. nd>enform panca spricht deutsche herhmfi
an. Algd. it. banchiere ff. Wechsler^ mensarius; banchetto ff. hank-
chen, dsgl. gasterei: da sich aber beide bedeutungen jnemlich ferne liegen^
so scheint man die jsweüe aus dem vb. banchettare gastereien hcdten^
welches ursprüngl. ^tische und bänie rüsten bedeuten konnte^ gebogen su
haben, entsprechend dem mhd. benken: hie wart gebenket schöne, tnoch
unde bröt Üf geleit Wb. /, 84.
Banda it. sp. pr., bände fr. binde, streif y bände d. i. trty^; vom
goth. bandi (f.), ahd. band (n.) Dsgl. it. bandiera, sp. bandera, pr.
bandiera, baneira, fr. banniere fahne {daher unser panier), vgl. goth,
bandya reichen, und Patd. Diac. 1, 20: vexillum, quod bandom appel-
lant; s. darüber Muratori, Amt. ital. 11, 442; femer it. bandolo, ban-
doliera, fr. bandouli^re u. dgl. Das einfache bannom findet sich nur im
aitfr. ban, sofern es die bed. fahne zeigt, beispiele bei Ducange; dieprov.
denkmaler gewähren nur das compos. auri-ban, welches Baynouard tut-
richtig mit arrihre-ban übersetzt, vgl. die stdle on a mot anriban e trop
mot ric penon GÄlb. 2637; es ist goldbanner wie anriflamma. Vb.
sp. bandear, pr. bandeiar, baneiar hin und her schwenken (wie eine
fahne), intrans. sich bewegen, flattern, oitfr. banoier G. Chäart 11, 341,
esbanoier dass., gleicher bed. mhd. baneken s. Orimm II, 1000, worin
noch die älteste roman. form banicare zu erkennen ist, die sich auch
deutlich im comask. bangä schwanken ausspricht.
Bando it. sp. pg., pr. ban, fr. ban öffentliche Verkündigung; vb. it.
bandire, sp. pr. bandir, pg. bandir, banir, fr. bannir öffenUich verkün-
digen, daher partic. it. bandito öffentlich ausgerufener, verwiesener, strafieur
rauher. Das wort kommt frühe im nüatein vor, wo bannnm ediäum, inter-
dictum, bannire edicere, dtare, relegare heißt. Es ist deutscher herkunft
(Ghrimm, Bechtsält. 732); zu beachten ist aber, daß das rom. bandire,
bannire nicht wohl aus dem starken vb. bannan entstehen konnte, wdches
bannare, banner gegeben hätte, es stimmt mit seiner cof^ugationsform
besser zum goth. bandvjan bezeichnen, andeuten, dessen nebenform banyjan
zugleich das roman. bannir zu erklären scheint; andre deutsche dialeete
können das im gothischen so einfl/ußreiche ableitende y entbehrt haben.
Vgl. den vorigen artikel, der mit dem gegenwärtigen innerlich zusammen-
hängt. Auch die gael. spräche besitzt bann in der bedeuttmg des engl
band und ban; das sogleich zu nennende attfr. arban kann aber seine
herkunft aus dem deutschen gar nickt verläugnen. S. über bando auch
Diefenbach, Ooth. wb. I, 299, wo germanischer Ursprung oder wenigstens
sehr frühe aneignung vermuthet wird. — Eine abl. ist pr. aitfr. bandon,
fast stets mit vorgesetzter partikel k, 1) = ban: vendre gage k bandon;
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I. BARA-BARATTO. 41
S) wittkür, eigenü. preisgebung: prenez tot k Yostre bandon. Aus diesem
adv. k bandon gestdUete sich wieder ein shst. pr, fr. abandon, it. ab-
bandono, abgekürzt bandono hingehmg^ vh. abandonar ff. hingeben,
überlassen. Eine sss. ist fr. arri^reban aufgebet eum kriegsdienst, ent-
stdU oder umgedeutet aus ahd. bariban heerbann, mlat. haribannum, arri-
bannom; näher der Urform liegt das aitfr. arban frohndienst^ s. Du-
cange s. v. heribannam. Eine andre zss. ist ältfr. forbanir durch öffent-
lichen ausruf des landes verweisen (for = lat. foras), itäl. nur forban-
Düto, aUfr. sbst. forban Verweisung, dsgl. (concret) verwiesener, Seeräuber,
nfr. no(h in leteterer bedeutung, mlaf. forbannitns in der L. Rip., ferban-
nitas in der L. Bai., beide nach MüJlenhoff (zur L. Scd. p. 282) von ver-
sdiiedener Zusammensetzung. Ein weiteres compositum ist it. contrab-
bando, fr. contrebande Übertretung einer Verordnung, schleichhandd.
Bara it., fr. bar Dict. de Trev., üblicher bi^re, pr. bera todtenbahre,
tragsessd, chw. bara leiche; vom ahd. bära, ags. bser, bSre, ndl. berrie;
m letzteres fügt sieh auch neupr. berio {für beria) tragkorb.
Baracane it., sp. barragan, pg. barregana, pr. barracan, fr. bar-
rtcan, bonracan, ein stoff von Ziegenhaar, daher nhd. bercan und bar-
cbeDt; vom arab. barrakän, barkan eine (schwarze) kleidung Gol. 263,
Frtjft. I, 113*, nach Sousa persischen Ursprungs, s. baraka kleid oder
ädff aus kameelhaar VuOers I, 224:
Baracca it., barraca sp., baraqne fr. hätte, zeit; abgeleitet aus
barra stange wie it. trab-acca aus trabs. Span, etymologen hellen es aus
dem arabischen.
Baratto ü., aUsp. barato, pr. barat, fr. barat, fem. ältsp. cot. pr.
barata, alifr. barate betrügerischer handd oder tausch; vb. it. barat-
tare, aUsp. pg. cai. pr. baratar, äl^r. bareter bösen handel treiben,
prdlen, rupfen, überhaupt tauschen und täuschen, altpg. baratar zerstören,
8Bo$.; zsgs. it. sbarattare, sp. pr. desbaratar, cdtfr. desbareter zu
gnmde richten (einen um alles bringen) ; selbst nfr. baratter buttern
(durcheinander rühren, verwirren?) dürfte hieher zu rechnen sein. Aus
tf. barare {betrügen) konnte baratto auf regdmäßige weise nicht entstehen.
Die aUnord. spräche besitzt bar&tta kcmpf, und Dante Inf. 2 t 31 braucht,
wie Muratori in dieser beziehung anmerkt, baratta in gleichem sinne, allein
es bedeutet ihm gewiß nichts anders als das altfr. barate Verwicklung oder
geKÜkl in der schkuht s. Gh. des Sax. 11, 30, altsp. barata PC; auch
würden die begriffe kämpf und betrug (Verwicklung) schwerlich hand in
hand gehn. Die ahd. spräche bietet bala-räti nequitiae Graff II, 467,
dies würde^ jedoch fr. banrai oder baudrai hinterlassen haben. Ein wort,
das dem begriffe genügt, ist gr. Ttgarteiv handeln, geschäfte machen,
tniffe brauchen (wofür jetzt Trqay^avsvuv gesagt wird) ; von den griechi-
sAen kaufleuten konnte es das dbendland entÜhnen. Wegen b aus gr. tc
vgl. bette von nv^ig u. a. und wegen der einschiebung eines vocales in
dm com^i^ieierten anlaut it. calabrone von clabro für crabro (andre bei-
^ide Bom. gramm. I^ 302). Der Serbe hol augenscheinlich dasselbe wort.
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42 I. BARBACANE-BARDASCIA.
bar&tati geschäfte treiben. — Das neusp. barato heißt wohlfeü, ohne mühe^
stibst. woMfeäheit, baratar unter dem werthe verkaufen^ und wird van
J. V. Hammer aus dem arab. bar&t (bara'h) immunitas Freyt. /, 102* er-
klärt Dagegen ist einzuwenden, daß die arab. std)stantiva auf at im
span. die spätere oder vulgäre form ah reflectieren (bara müßte es heißen)
und daß diese bedeutung sich doch den obigen anlcnüpfen läßt.
Barbacane it. (m.), sp. pr. barbacana, pg, barbacäo, fr. barba-
cane brustwehr mit Schießscharten vor der hauptmauer einer festung,
churw. vrlt. barbachaun Stützmauer; nach Vossius De vit. serm.y arabischer
herkunft, was aber Muratori^ Ant. ital, IJ, 456, bestreitet, Pougens,
TrSsor J, 137 wieder behauptet. Persischen Ursprung erkennt ihm Wedg-
wood zu, nämlich von bäla-khaneh oberes zimmer (woher a«<e&balcone
stammen soll), ursprüngl. ein vorragendes fenster zum schütze des ein-
gangs.
Barbecho sp., barbeito pg. brachfdd; von veryactnm dass. Im
nordwesten ward anlautendes y wie in andern fällen, zu g und so ent-
sprangen die formen pr. garag, fr. gurret, denen im süden v(ü. gnaret,
cat. guret entsprechen. Im ital. ist das wort nur mundartlich, wie sard.
(logud.) barvattn; dafür hat die Schriftsprache maggese.
BsiT C2i it. sp. pg. pr., barc^ wal., barqne/r. kleines lastschiff, schon
im frühesten nüatein: barca, qnae cnncta navis commercia ad Utas portat
Isid. 19, 1, 19. Das übliche prov. bar ja, (dtfr. bärge, nfr. berge (bar-
qne ist fremd) verlangt jedesfaUs bärica als älteste form {vgl. carriea
Charge, serica serge) und diese könnte erwachsen sein aus gr. ßagig kahn
(baris bei Properz) wie auca avica aus avis; der griech. schifferausdrücke
gibt es im romanischen mehrere. Dagegen verweist Wackemagd (Haupts
Ztschr. IX, 673) auf ältn. barkr, das sich mit börkr zusammenstMen
lasse, ein aus rinde (borke) gebautes schiff.
Barda it. sp., barde altfr. pferdehamisch von eisenblech, altfr.
champ. barde auch zimmeraxt GVian. 1998, wai. bard^ dass., dai/gpih.
partou hackmesser, dsgl. pg. barda, fr. barde speckschnitte, die man um
ein stück braten legt, port. auch sattel; abgel. fr. bar de au scJnndd, it.
bardelia, fr. bardelle, pr. bardel platter* sattel, reitküssen; it. bardotto,
fr. bardot lastthier, das der treiber reitet (satteUhier). Diese büdungen
erinnern theils an (xhd. barta, ndl. barde hacke, theils an nord* bardi
schüd; aber pg. barda in der bed. hecke, zäun, span. domichte mauerbe-
kieidung, sind sie mit Larramendi auf bask. abarra da d. h. ^es ist ge- '
zweige zurückzuführen? Das sp. albarda saumsattd (auch speckschnitte
= pg. barda) leitet man dagegen aus dem arab. al-barda'ah unterläge
des satteis Gol. 253, Freyt. I, 106\ s. Monti, Agg. al vocab. II, 2,310.
Barda s ei a it., bardaxa sp., bardache fr. (m.) pathicus; voma/rab.
bardag sklave? Oölius p. 263. Das lomb. und piem. bardassa bedeutet
überhaupt nur knabe, bei bardassa ist = bei fanciuUo, und auch das
sard. bardascia hat diese bedeutung neben der andern. Über oi^r. bar-
dache Stange s. Qrandgagnage v. bardahe.
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I. BARGA— BARONE. 43
Barga sp. aUpg., fr, berge hohes abhängiges ufer; vielleicht ein
uraltes toartj wenigstens kein germanisches^ vgl. kymr. bargodi überhängen^
hervorspringen, bargod rand^ dachtraufe,
Bargagno ö., pr. barganb, fem. pg, pr. barganha Unterhandlung,
aUfr. bargaine ceremonie Bog,; vb. it. bargagnare, pg. pr. barganhar
feUsehen, handdn, fr. bargaigner (für bargaigner, vgl. grignon IL c.)
kmekem^ eaudem. Das mlat. barcaniare Cap. Cor. Calv. beeeugty daß g
aus c entstand und so ruM das wort vielleicht auf barca fahreeug, daSy
nach Isidors definüion, die waaren hin- iAnd herbringt, so daß bargagno
das hm- und herhandeln bedeutete. Das suffix aneum Mldet swar sonst
keine abstracta aus concreten begriffen^ allein seine bedeutung läßt sich bei
der spärliehkeit seines Vorkommens überhaupt nicht auf das genaueste be-
stimmen. Genin^ Beer. phä. /, 279, erkennt in diesem wort ein compo-
säum, bestehend in der roman. partikel bar (für bis) und gagner; aber
sowohl das mlat. barcaniare wie die unwandelbare gestalt der sübe bar,
die weder in bis noch in bes noch in ber umschlägt, hauptsächlich aber
die form gSLgn, wofür guadagn u. s. w. zu erwarten war, kurz, aUes ist
gegen ihn.
Bargello it., sp. pg. barrachel, aitfr. barigel häscherhauptmann;
vom ndai. barigildus (barigildi et advocati in einem capitular v.j. 864),
sieher ein deutsches wort, aber von unklarem Ursprung. S. Chimm, Rechts-
äUerthömer 314.
Baritono it. sp.^ pg. baritom, fr. vrlt. baryton stimme zwischen
ienor und bass; vom gr. ßagvrovog grobstimmig ^ nicht vom lat. barrltns,
mirams nur baritöne werden konnte.
Baro und barro it. falscher Spieler, schurke; augm. barone; vb.
barare, barrare Schelmerei treiben. Die herkunft dieses Stammes, der
80 einfach nur im ital. vorkommt, ist noch unauf gehellt; buchstäblich passt
zwar zu baro, barone das ndat. bams, baro, die begriffe aber einigen
sieh nicht. Dessdben Stammes sind etwa folgende warten pr. baran be-
trug; it. baroeco wucher; altsp. baruca list; it. barnllo Obsthändler
(vgl. treccare betrügen, trecca hökerweib); sp. baraja, pg. pr. baralha,
altfr. berele Ruteb. I, 78. II, 117 Verwirrung, hader; vb. barajar, ba-
nlhar, bamlbar durcheinanderwerfen, in Unordnung bringen.
Barone it., sp. varon, pg. varäo, pr. bar (acc. baro), altfr. ber
{aec. baron), nfr. baron ursprüngl. mann wie lat. vir, auch ehetnann: pr.
lo bar non es ereat per la femna, mas la femna per lo baro non est
ereatus vir propter mülierem, sed mulier propter virum. Daher bedeutet
es auch mannhaft, kräftig; altfr. Earlemaine nostre emperere ber Hol.
ed. Mich. p. x r/; ne sui pas si preux ne si ber NF. Jub. L p. 214;
pr. barnatge, oMfr. baronie, bamie tapferkeit, embarnir kräftig
werplen LB. Daneben zeigt sich bereits im prov. und altfr. die bed.
großer des reiche, lehensträger, ^o z. b. im Leodegar str. 9 baron franc
frmldsche große. Die ältesten deutschen rechtsbücher nehmen es gleich-
fdls für mann im gegensatz zum weihe: tarn baronem quam feminam
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44 I. BARONE.
L. Bip.y barum yel feminam L. Ahm,, in der L, 8dl. ist baro der frei-
gehorency in den capihüarien Karls des kahlen sind barones die proceres
oder vassallen, daher auch baro dem Joh. de Garlandia ^gravis et authen-
ticus vir bedetäet, gravis vidleicht mit anspielung auf das lautverwandte
gr. ßagig. Neben dem nüat. und romanischen begegnet noch ein clas-
sisches baro; bei Cicero, der es öfter braucht, hei fit es thor^ pinsel; dies
aber könnte andrer herkunft sein. In den schölten zum Persius wird ihm
die bed. servus müitum beigelegt und gallische herkunft angewiesen, und
snemiich übereinstimmend übersetzt es Isidorus mit mercenarius und leitet
es aus gr. ßagvg stark, grob, Mortis in laboribus\ Auch in einer oZornon-
nischen Urkunde v. j. 744 sind parones servi. Die notig des schoUasten
muß irgend einen grund haben. Sucht man im ceUischfin, so findet sich
ein dUgad. bar held, also zusammentreffend mit dem altfr. ber, sofern
dies einen tapfem mann bezeichnet. Eine zweite gael. bed. trefflicher
mann rührt an die des Joh. de Garlandia. Als eigennamen bemerkt man
das wort im frühen ndatein nicht uhhäufig, z. b. bei Fumagalli p. 91 (v.
j. 792); davon zu unterscheiden ist Bero ursus. Dies sind in edler kürze
die das wort betreffenden thatsachen; seine herkunft ist noch nicht mit
Sicherheit ermittelt. Vor allem mufS seine abstammung aus dem eelt. bar
als eine den prov. und franz. Sprachgesetzen widersprechende hypothese
abgelehnt werden. Es flectiert mit beweglichem accent (bar barön) und
alle Wörter dieser classe rühren entweder aus dem latein. (drac dragön,
Iure lairön) oder aus dem deutschen (Uc Ugön) her; der cdt. Sprachbau
bot keinen anlafi zu solchen flexionen. Es bleibt also hier nur zweierlei
übrig. Entweder ist unser baro lateinisch, wozu die bemerkung des scho-
liasten aber nicht wohl passt, oder es ist germanisch und dem widerspricht
die bemerkung des schoUasten nicht, da die Bömer germanische leicht mü
gallischen umtem verwechselten. Zu der bed. servus militum (last- oder
packträger der Soldaten) stimmt nämlich ahd. bero (acc. berun, beron) träger,
vom vb. beran, goth. bafran, welches Ulfilas für q)OQ€lv und ßaataCßiv gebraucht.
Das Substantiv hat sich im althochd. nicht erhalten, ist aber nach dem
altfries. bera vorauszusetzen. Hieraus das altfr. ber, acc. baron mit üb-
licher Verwandlung des tonlosen e in a. D€J>ei muß freilich eingeräumt
werden, da/i der Provenzale, dem der Wechsel zwischen e und a {vgl. auch
altfr. lerre larron) nicht genehm ist, den vocal des accus, auch auf den
nomin. übertragen habe. Aus der bed. träger, lastträger müßte sieh die
bed. starker bursche, kerl (fortis in laboribus) und endlich hieraus die
bedd. mann, lehensmann entwickelt haben. Es bleibt aber auch dies eine
hypothese, die, wenn sich der latein. Ursprung des Wortes gegen die sage
von seiner fremden herkunft begründen laß, von selbst verschunndet. Man
vgl. noch mhd. bar Wb. I, 88. 142. In ital. mundarten tritt unser wort
in einem bescheideneren sinne auf: cotn. bergam. bar, piem. berro, romagn.
berr heifit undder, lothr. b^rra {d. i. b^rard) dass., man sehe einen ent-
sprechenden fall unter marrone II. b. — [Herkunft aus beran vermuthete
auch MüUentioff zur L. Sal. p. 279. Weitere Untersuchungen über daß
wichtige wort s. bei Diefenbach, Orig. europ. p. 260.]
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L BARRA-BASTAEDO. 45
Barra it. sp. pr.j barre fr. Stange^ riegd; daher sp. birrio, pr.
eai. barri schutawdiTf totülj vorstadt, nüat. barrium (aera 987); fr. bar-
rean; it. barriera, sp. barrera^ fr. barriöre u. a.; vb. sp. barrar, bar-
rear, fr. barrer. Aus dem cdtisehen^. kymr. bar (m.) ast u. s. w. s. Liefen-
hoch, CeU. ly 184r vgl. mhd. bar, barre in den raman. bedeutungen. Das-
selbe wart ist auch enthaiien im ahd. sparro, vb. sperran, woraus sich die
ital. formen sbarro, sbarra, sbarrare gestaltet haben können^ nicht
eben müssen, da diese spräche den anlaut häufig mit s verstärkt. Noch
sind einige ableitungen bu erwähnen: sp. barras Stange^ sfsgs. sp. emba-
razoy fr. embarras Sperrung, hindemis, vb. embarazar, embarrasser,
dsgL fr. d^arrasser; wohl auch ^rp.. barri ca, fr. barrique tonne^ daher
barricata verrawnelung (aus fässem und ähnlichen Sachen bestehend);
a. barile, sp. pg. barril, fr. baril, kymr. baril, gad. baraill, wosfu noch
sp. l>arral große flasche kommt. Auch frane. Ortsnamen wie Bar-sur-Aube,
Bar-Ie-Duc werden stu diesem stamme gerechnet. S. auch baracca.
Bas 8 0 it.y sp. baxo, pg. baixo, pr. bas, fr. bas niedrig; vb. bas-
sare /f. Das Md. glossar hat bassns Wassus^ pinguii^ das Gloss. vetus
p. 511 bassas 'pingues oves\ bassum ^non aUum\ Papias bassns ^curtus,
kumilis (nicht profundus). Die grundbed. ist also wohi die erstere: in
der thai heißt it. bassotto dick, äÜfr. bas breite gedrungen, z. b. une
maison longhe et assez basse SSag. p. 169; ele a basses hanches et
basses jambes NF. Jub. 11, 260, wo an die bed, tief nicht eu denken ist.
Man erinnert, was seine herkunft bdrifft, an gr. ßaooußv und celt. b&s,
welchem letzteren die roman. bed. seicht zusteht'^ aber ist dies nicht ent-
Idmt und würde sich b&s so leicht in span. baxo verwandeln, das ein
doppeUess verlangt? Das wort muß vielmehr ein acht latein. sein: schon
das atte Born kannte es als zunamen, dergleichen auf körperliche eigen-
schoflen zielend sich viele vorfinden^ und hier passt die bed. der glossen
trefßch. Auch Papias sagt basus 'curtus^ a base, et (nomen) proprium
est Als eigenäicher name begegnet es z. b. in einer Urkunde des 6. jh.
Marin, p. 197", die zss. Campobassum in einer andern v. j. 635 BrSq.
p. 136^. Diefenbach, Goth. wb. I, 282, ist geneigt^ bassus 'dick^ ganz
von bassns 'niedrig^ zu trennen, vielleicht ohne noth: bassas konnte das
in die breite, nicht in die höhe gehende, das gedrungene bezeichnen, worin
sieh die begriffe dick und kurz berühren. — Aus dem adjectiv entstand
das ^>st. it. basso untertheü, fr. bas strumpf (eigenU. abgekürzt aus bas-
de-chansse, vgl. haut-de-chausses), sp. baxos, pg. baixos (pl.) unter-
Udder, auch fußbeldeidung, ein wort, womit das lat. baxea (ort schuhe,
bei Flautus), welches fr. baisse erzeugt haben würde, gewiss nicht zu-
sammenhängt.
Bastardo it. sp. pg., bastartj^r., bätard^r., m2a^. bastardus U7^t^-
siens seit dem 11. jh. uneheliches kind. Entstehung aus dem folgenden
bttsto ist wohl kaum zu bezweifeln, da auch aitfr. fils de bast, entstellt
fils de baSy gesagt ward: fille de bast schon im Aubery p. 11, fr^re de
bas 6€J CarpenÜer, fiUe le roy Henris de bas (im reime) DC. Aufweiche
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46 I. BASTO-BATTERE.
anschauung sich aber dieser attsdruck ^kind des saumsattds bejriehtj isi
nicht so leicht ins Tdare zu bringen. — [Mahn p. 17 gibt eine anspre-
chende erUärung dieses ausdrucJcs. Das deutsche bankert kommt beka$mt-
lieh von bank und heißt eigentlich der auf der bank, im gegensatee zum
bett^ erzeugte (vgl. Grimms R. A. 475). Der roman. amdruck kind des
saumsattels gieng dagegen im süden^ in der Provence oder Spanienj aus
den Sitten der mauUhiertreiber hervor, die sich in dm wirthshäusem ihre
betten von saumsätteln machten und dort mit den mägden verkehr hatten.
Ein beispiel dieses Verkehrs findet sich im D. Quixote J, 16. — Auck
Gachet hat sich an diesem worte versucht. Nach ihm ist bastard nur ein
bildlicher ausdruck und bezeichnet • eigentlich den nebenschöfiling oder
schmarotzerzweig, eines baumes, der am fuße desselben^ hervorwächst^ vgl.
dazu avoutre IL c. Man hätte also an bas Hirf unten zu denken, aber
dem widerspricht die form mit st bast entschieden.]
Basto it. sp., bast i>r., bat fr. saumsattel; vb. pr. bastar, fr.
bäter satteln. Man erinnert an das deutsche bast, weä die sättd etwa
damit befestigt worden seien. Vergleicht man aber bastone stock, so
wird man für basto eher auf die bed. stütze, unterläge, worauf die last
ruht, verwiesen, und vielleicht haben unr in ihm ein wort der römischen
Volkssprache vor uns, zusammenhängend, wie man auch sonst schon be-
hauptet hat, mit gr. ßacxatuv stützen, ßaoza^ lasUräger; an diesen stamm
mahnt auch das spätere lat. basterna sanfte, worüber J. Grimm, Gesch.
d. d. sp. p. 461, allerdings andrer meinung ist. Dem gr. ßaara^ aber
entspricht buchstäblich das gleichbed. pr. bastais, cot. bastax, sp. bastage,
t^. bastagio. Desselben Ursprunges ist, außer dem eben erwähnten it.
bas tone (fr. bäton, wal. beston u. s. f.), auch it. bastire, altsp. pr.
bastir, fr. bätir bauen (eigentl. stützen?), woher altsp. pr. bastida, it.
bastia, bastione, fr. bastille u. a.; dsgl. sp. pg. basto angefüllt,
dicht (daher die eigenthümlich span. bed. dick, grob, auch im maral.
sinne); vb. it. bastare, sp. pg. pr. bastar hinreichen (eigenÜ. ausfüllen,
une sp. harto gefüllt, hinreichend), ven. bastare hemmen (stopfen), altsp.
auch bastir versorgen PC. = bastir bauen. — Eine andre bedeutung
zeigen die Wörter it. sp. pg. cat. basta heßnaht, Steppnaht, fr. b&tir, sp.
bastear, it. imbastare, sp. cat. embastar mit weiten stichen nähen. Sie
erinnern an ahd. bestan flicken, mhd. besten schnüren, dies vom sbst.
bast; aber bastire reicht dafür at4S, wenn man die im prov. üblichen bedd.
einrichten, zusammenfugen, berücksichtigt. '
Battere it., sp. batir, pg, bater, pr. batre, fr. battre, wcd. b4te,
auch serb. b4tati schlagen; von batuere, atf roman. weise in batere ver-
kürzt. Wie selten man dies wort bei den Alten liest, um so üblicher ist
es schon im frühesten ndatein. Es mußte sich jedoch eine neue flexion
gefallen lassen: perf. battidi L. Sal., L. Long, {wie prendidi, ostendidi),
part. battutus Decret. Child. (um 596). Unter den zahlreichen ableüun-
gen ist zu erwähnen ü. battaglia, sp. batalla, fr. bataille, wal. bft4e
schlachty schon bei Adamantius Martyr. batnalia, qnae valgo battalia
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I. BATTIFREDO-BECCO. 47
dicuntnr; femer ü. battaglio, batacchio, ^. badajo für batajo Uöpfd;
ii. battigia fallende sucht; sp, batan tvdlkmühle; pr. bataria Schlägerei,
fr. batterie aufgesMUes gcschütz.
Battifredo ü., beflroi /r., aU berfroi, beffroit, wachtthurm; vom
fkkd. bercvrit, bemit zum schütz oder angriff dienender thurm^ mlat.
berfredn8; belfredus. Die itai. form lehnt sich durch umdeutung an battere.
Batto it, rudersckiff; daher battello, sp. batel, pr. batelh, fr.
bateaa nachen; stimmt zu ags. bat, dUn. bätr kleines schiff, vgl. Tcymr.
bSd hoot.
Baüle it.j sp. baül, pg. bahül, bahü, pr. baue, fr. bahut koffer,
feüeiseH. Unter diesen abweichenden formen die ursprünglichste zu er-
mittdn, ist nicht wohl möglich. Besitzt sie z. h. der Spanier, so könnte
das wort aus bajolus träger wie gerla tragkorb aus gerula sich gestdUet
hdbeHj indem der accent fortrückte, wie dies in easulla aus casola aner^
iannt werden mufi. — [Die bekannte deutung französischer philologen
am dem deutschen behüten w<xr unztdässig, weil nur ein substatttiv gernige
ikat. Ein solches weist nun Mahn p. 89 aus den unterdess erschienenen
Wörterbüchern nach: mhd. behuot bewahrung, schütz Müller 1, 732, behat
magazin Cfrimm. Daß hochd. ao = goth. ö romanisch als u, nicht als
0 auftritt, ist selten und läßt spätere einführung vermuthen.]
Bava it., sp.pg. baba, fr. bave geifer; vb.pg.pr. bavar, fr. baver,
sp. babear geifern. Es scheint ursprünglich ein naturausdruck, das mit
lauen {gr. ßaßaCeiv, vgl. älban. beb?, kleines kind) begleitete geifern der
8QUj/li$tge zu bezeichnen, darum heifit aitfr. bave eben sowohl unverstän-
diges kindisches geplauder, baveux, bavard, pr. hsLY ea plauderhcfft,
tmd das sicü. vava einigt die begriffe geifer und kind. Hieher sp. ba-
bieea dlbem (urspr. geifernd, dcJierpferdename?), babosa Schnecke u. o.,
v6. Mrf. embabiecar, pg. embabacar, y>. embaucar hintergehen, zum
besten haben.
Bazza i^., sp. baza, cat. basa, gutes glück, stich im'kartenspiel;
offenbar das seltne mhd. bazze gewinn, gleicher herkunft mit baz (besser)
s. Mhd. wb., ein vermuthtich durch deutsche Söldner verbreitetes wort.
Ähgd. it. b&zzica ein kartenspiel, bazzicare mit jemand verkehren.
Beccabungia it., sp. pg. becabunga, fr. b^cabanga, auch russ.
ibnnka, eine art der veronica; vom ndd. beckebuDge (beck bach, bnnge
bwUen), nhd. bachbunge, eipier der sehr wenigen gemeinrom. pflanzen"
namen, die aus dem deutschen genommen wurden. Das franz. wort ist
sekleeht assimiliert und wohl kein volksiibliches: man sagt dafür berle de
riri^ auf prov. creissonn kresse.
Becco it., pr. fr. bec, pg. bico Schnabel, spitze, sp. bico schnäbele
förmige spitze von gold an der mutze. Celtisches wort: cni Tolosae Dato
ci^omeii in pneritia Beceo faerat, id valet gallinacei rostram Sueton.
in Vadl. c. 18; gael. beic, bret. b6k, auch ndl. bek. Daher pr. beca
haken, vermutkiich auch fr. bSche für beche grdbscheit, wiewohl aitfr.
begebe geschrieben wird; vb.i(. beccare,^. bechar, /r. becquer Aoc&en,
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48 I. BEFFA-BERBICE.
hioher graben, nhd. bicken, picken; daher femer ü. beccaccia, fr.
b^casse, cat becada schnepfe (langer Schnabel); fr. b^quille krüeken-
stock. Zsgs. fr. ab^quer junge vögel füttern; pg. debicar eine sipeise
leicht berühren. Im ital. bezzicare mit dem schnahd hacken (picken)
mögen sich die stamme becco und pizza {s. unten) gemischt haben.
Beffa it.y sp. bela, altfr. beffe, mit a altsp. (Alex.) und pr. bafa
Verspottung; vb. it. beffare, sp. befar, alt bafar verspotten, fr. bafouer
(mit erweiterter form^ etwa lothringisch) verächÜich behanddn; daeu sp.
bei 0 Unterlippe des pferdes, als adj. dickUppig, in welcher bedeutung
auch belfo gesagt wirdj cat. bifi, occ. befe; dsgl. pic. bafe lecher-
matd, maulschelk. Vermuthlich aus dem deutschen^ vgl. bair. ndl. be£fen
bellen, keifen. Zu thüring. bäppe maul Frisch J, 45'' stimmt maü. babbi,
com. bebb, occ. bSbo lippe] gen. ik beffe heißt die lippen gegen eitlen
spitaen. Eine abl. ist fr. beffler spotten, engl, baffle.
Beiare it., bSler fr. blöken; von belare, einer seltnen von Varro
gebrauchten form für balare, vgl. in dem Vocabtdarius S. GaU. belat
^plojrif {blökt). Daher romagn. be geblöke, cat. be schcf, norm, bai ham^
mel, vgl. aber auch ähnliche ausdrücke s. v. bidet 11. c.
Ben da ü.pr., 2om&. binda, ^. venda, fr.hsLadevitta, taenia, fasciOy
vb. bendare ff. fasciare {altfr. bender vincire e. b. DMce. p. 161, 13);
vom ahd. binda, vb. ahd. goth. bindan. Unserm bUndel^ engl, bandle ent-
spricht altfr. bonndel Roq. U, 618.
Benna it.korbschlitten, comask. karren, auch der dcum gehörige korb^
churw. fuhrwerk auf schleifsohlen, fr. banne korb für lastthierCy großes
tuch eum schütz der waaren, altfr. benne; abgel. com. benöla, chw. ban-
aigl, fr. bannean, bennean, bannet on u. dgl. Von dem auch durch
die german. sprachen verbreiteten worte sagt Festus: benna lingoa gallica
genas vehicali appellatar, und in dieser bedeutung und in der eines ge-
fäßes braucht es auch das ndatein, e. b. Haec omnia vehicalo, quod
Yolgo benna dicitur, imposait Flodoard. Coxit panes et cames et ac-
cepit cemsiam in vascalis, prout potait, qaae omnia in vase, qaod
volgo benna dicitur, collocavit Vit. S. Remig (DC). Damit ist eu ver-
binden sp. cat. neupr. banasta^ altfr. banaste großer korb: stammt es,
was kaum eu bezweifeln ist, von benna, so muß, da ein sethstandiges
Suffix ast unerweislich ist, dies aus dem sufßx aster abgekürzt sein, wie
denn das wort altfr. auch banastre Ren. I, 149, piem. ebenso lautet; aus
goth. bansts a7to&ri%rj konnte banasta nicht entstehen, weil eingesdwbene
vocale nicht betont zu werden pflegen, und ein dem goth, worte entspre-
chendes ahd. bdnasta annehmen, ist bei dem grade vor s oder st seUed
vorkommenden eintritt des derivativen a jedenfalls bedenklicher als der
durchgang von bandsta durch ein rom. bandstra. Buchstäblich dem goth.
banst entspricht nur das mundartl. fr. banse (f.) großer korb, wiege, nUat.
bansta, vgl. Guerard, Polypt. d'Irmin. p. 315, auch im deutschen einhei-
misch, s. Grimms wb. v. banse.
Berbice it., pr. berbitz, fr. brebis, pic. berbis (f.) schaf, wal. ber-
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L BERGAMOTTA-BERTOVELLO. 49
beace widder] von berbex, einer bei Petronius vorkommenden gemeinen
form für vervex hammel^ s, Schneiders Lot. gramm. U^ 227, mlat, berbix
in den ältesten Schriftwerken. Daher pr. bergier, fr. berger schäfer,
m frühem nüatein berbicarius; altfr. b ereil schaf stall, gleichsam vervecile;
nfr. bercail dass., mit vervecale £fu erklären.
Bergamotta sc. pera it., sp. bergamota, fr. bergamote eine art
bimen; aus dem türkischen beg annödi d. i. herrehbime, so genannt wegen
ihres Wohlgeschmacks.
Börnia und sbemia it., sp. bemia, fr. bernie, berne (bei Nicot)
ein grober stoff eu mänteln so me der daraus verfertigte mantel; von
Hibemia^ woher der Stoff kam (Nicot, Covarruvias, Menage). Entsprechend
sp. holanda holländische leinwand, vom ländemamen Holanda u. a. fäUe.
Berretta it., sp. birreta, pr. berreta, barreta, fr. barrette mütjse,
nmsc. aU^. barrete, pr. birret dciss.; vom spätem lat. birrus (byrrhus)
kleid von flockigem stoff, s. bujo. Eine Urkunde v. j. 632 Breq. p. 47
hai birreto auricnlari.
Berta it. fopperei, lomb. piem. elster, plaudertasche; vb. berteg-
giare foppen; pr. bertaat armer uncht? PO. 134, henneg. bertaud
eastriert, vb. bertauder castrieren, fr. bretauder, com. bertoldä die ohren
stuisenj die haare abscheren, dltfr. foppen, quälen NFC. II, 184; it. b er-
töne pferd mit gestutzten ohren; bertuccio äffe. Woher dieser stamm
bert oder bret, der Verstümmelung, Verhöhnung bedeuten muß ? Darf man
erinnem an äUn. britia in stücke schneiden, oder an bretön im Mlde-
brandslied, das Lachmann verstümmeln, Grimm IV, 710 zermalmen über-
s^zt? Ital. berta heifit aber auch ein Werkzeug, womit man pfähle in die
erde stampft, ramme, Jungfer, fr. demoi^elle, russ. bäba weib, ramme,
und wenn man erwägt, daß die grauenhafte eiserne Bertha der deutschen
sage auch den namen Stempfe führt, mit deren stampfen oder treten die
hinder bedroht wurden {Grimms Myth. p. 266), so ist die herkunft des
ital. Wortes deutlich genug. Ob etwa auch die übrigen roman. Wörter da-
mit zusammenhängen oder eigne quellen haben, wird sich minder leicht
ins reine bringen lassen.
Bertesea und baltresca it. streitgerüste an mauern oder thürmen
zum aufziehen und niederlassen, pr. bertresca, altfr. bretesche kleines
holzemes mit zinnen versehenes cast^ll, deren mehrere zur befestigung
eines ortes angdegt wurden, z. b. et a una bertresca sobre cascun pilar
e podon en cascana xx cavayer estar Fer. 2337, vgl. Ducange v. bre-
tachiae. Seine herkunft betreffend, so hat das von Chevallet aufgestdUe
deutsche brett-dach in dieser spräche selbst kein dasein und befriedigt
nicht einmal die form. Eine besser begründete deutung aus dem ein-
fachen brett mit romanischer endung gibt Mahn p. 121. Auch in pre-
della II. a und in brelan' II. c hat der Romane das deutsche wort benutzt.
Bertovello it. fischreuse. Wer fühlt nicht darin das bekannte
yertebolam der L. Sal., womit ein geräthe zum fischfang benannt wird?
si quis statoale, tremacle aut vertebolum {al. vertivolo) furaverit. Aus
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50 I. BETULA-BIADO. •
yertebra /fo/l vertebulum, hieraus entstand mit vertauschtem suffix {trie
aus martulus martello) das itai. wort, ven. bertevolo, piem. crem. maü.
bertavel, com. bertavelle und bertarel; in allen diesen mundarten hei fit es
auch ein ähnliches geräthe eum Vogelfang. Vertebalum aber zog seine
bedeutung unmittelbar aus dem vb. vertere, nicht aus yertebra: die reuse
heißt sOf weil ihr hals nach innen gekehrt, umgewandt ist. Für diese
auffassung gewährt die itai. spräche einen unzweifelhaften beleg, indem
der hak oder die mündung der reuse ritroso = retrorsus (etwas rückwärts
gekehrtes) genannt wird. Bertovello bedeutet auch ofenbrücke, ein Werk-
zeug zum umwenden der kohlen. Es ist also an yerriculutn (zugnetz)
nicht zu denken, woraus das saiische wort grammatisch nickt entstehen
konnte. Aber auch im franz. läßt es sich wahrnehmen: yeryeux, richti-
ger yerveu, wie man sonst schrieb^ heißt eine reuse von gam^ für yertyeu
= yertoyello, bertoyello; näher jedoch kommt letzterem das limaus.
yertuel. Man sehe Pott, Platttat. 402, wo bereits yeryeu mit yertebolom
verglichen ist.
B6tula, betulla it. pg.y dsgl. it. bedello (crem, b^ddol), co^. bedoll,
sp. abedul, pic. champ. boule [für beoule?), daher fr. bouleau (dimin.
für beouleau) birke; von betala, betulla, celtischen Ursprungs, in primi-
tiver gestaÜ neupr. cot. bes = com. betho, bezo, kymr. bedu, bret. b&ö,
gael. beth, s. Diefenbach, Orig. eurqp. p. 257.
B^yero it., sp. bibaro, alt befre, fr. bieyre, wal. breb, neupr. yibre
ein in den nördlichen gegenden lebendes säugethier, biber, oMn. bifr, ags.
befor, beofer, ahd. bibar, lith. bebru, russ. bober, gad. beabhar, com.
befer. Es ist identisch mit lat. fiber, dessen aspiräta im germanischen,
lithauischen, slavischen und cdtischen nach gemeiner reget zur media wer-
den mußte, vgl. Zeuß, I, 44. Bebrinus adj. findet sich in den scholien zum
Juvenal 12, 34,
Biado it., pr. cot. blat, altfr. bled, bleif, nfr. bl^, fem. it. biada,
maü. ven. piem, biaya {vgl. Royigo aus Rhodigium), altfr. bl^e getreide,
sowohl der halm wie das kom; fehlt span. Daher pr. bladaria, cdtfr.
blairie weidezins] zsgs. it. imbiadare, fr. emblayer {für embla-er) mü
getreide besäen. Die gewöhnliche herleitung ist aus dem ags. bted (f.)
frucht, glück, segen; wie aber überhaupt nur sehr wenige alte roman.
Wörter aus der landwirthschaft den german. sprachen entlehnt sind, so ist
eine solche entlehnung aus dem entlegeneren angelsächsischen kaum anzu-
nehmen^ ja blsed mag aus dem roman, entlehnt sein wie ahd. fruht aus
lat. fructus. J. Grimm gesch. d. d. spr. p. 69 denkt lieher an kymr.
blawd mehl, dem aber, so wie es vorliegt, das roman. wort nicht gemäß
ist. Der ausdruck ist wichtig genug um hier eine noch unversuchte deu-
tung zu rechtfertigen. Lat. ablata (neutr. plur.) gab mit dem roman. ar-
tUcd Fablata, V abiada, la biada, als masc. behandelt U biado: es bedeutet
das davon getragene, was auch unser getreide aussagt, den ertrag, das
geemtäe: ähnlich scheint unser herbst so wie das gr. xagnog das geraffte,
gesammelte zu bezeichnen (s. Schwencks d. wb.), noch abstracter ist das
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\
I. BIANCO— BIAVO. 51
sieil. layari arbeitf feldfrüchte. Mkd. ablatnm, abladas, abladium für
messis JcomnU wirklich vor. Die erJdärung von la biada aus dem articu-
Herten V abiada ist nicht einmal streng nöthig^ a«^ ablata konnte durch
aphärese biada entstehen. Unter den italischen mundarten braucht die
eremonesische biada auch für oblata, fr. oublie. — [In l&siehung auf
Maikns vertheidigung der cdtischen herhunft p. 19 bemerkt der Krit. an-
hang: 'Eine formelle Schwierigkeit liegt nicht vor, denn den anlautenden ton-
losen vocci gibt die spräche auch sonst auf und hier mochte es um so
dher geschehn, als man ihn in der weiblichen form jmm artikel rechnen
konnte: i'ablata lautete wie la blata. Auch die doppelform nach beiden
gesehkchtem ist dieser herleitung günstig: biado ist = ablatum, biada
= plur. ablata. Die herleitung aus kymr. blawd (mehl), wofür aber das
gad. blSth (bUUhe^ frucht) passender u^ire, da jenes ein rom. bland, blöd
gegeben hätte, ist sicher aller beachtung werth: ich konnte mich aber nicht
darauf emlassen, weil ich mein principe die lateinische herkunfl eines
Wortes so lange festjKuhälten, als buchstabe und begriff es erlauben, nicht
ahne noth verlasse.^
Bianco ü., sp. blanco, pg. branco, pr. blanc, fr. blanc weiß; vom
äkd. planchy mhd. u. s. w, blanc glänzend weiß, überh. weiß, verwandt
mit blinken (fehlt goih. aits.). Im roman. ward es der eigentliche^ volks-
übliche ausdruck für lat. albus, welches im nordwesten trotz zahlreicher
derwata gätudieh erlosch, im Südwesten {sp. albo, pg. alvo) die bed. schnee-
weiße im itcA. die bed. trüblich entwickelte. Nur im churw. und wälach.,
worin blank keine aufnähme fand, blieb ihm sein volles recht.
Biascin sard., pr. väl. altcat. biais, neucat. biax, fr. biais (sämmtl.
mase.) quere^ schiefe, daher wohl pg. viez schrägheit, mit vor gefügtem s
ü. sbiescio schräg {vgl. piem. sbias, npr. esbiai); vb. sard. sbiasciai,
pr. biaisar, fr. biaiser. In den Isidor. glossen Uest man bifax 'duos
habens obtutus, also mit doppeltem blick, schielend, wie sp. bis-ojo doppel-
<Mgig, sendend heißt, bair. zweiängeln schielen Schmdler IV, 299. Aus
bifax (bis-fax für bis-ocnlus) konnte pr. bifais biais werden {vgl. wegen
des sgncopierien f refnsar rensar, profundus preon) und zwar erstmals
adjectiv mit der bed. schielend oder quer (denn auch als adjectiv begegnet
es: via biajssa Ghx. V, 64^ paranlas biaisas GProv. *85, estivals biais
Flam. 2208), nachher als Substantiv gebraucht. Mlat. bifacies, bifaciare
Carp. stimmen ganz zu biais, biaisar.
.Biasimo it., altsp. blasmo, i>r. blasme, fr. bläme tadel; vb. bia-
simare ff. taddn; von ßXaoq>rifiov adj., ßhxotprj^eiv. Ein zweites aus
ßlaa^fiig entstandenes wort mit unorganischer Vertretung^ des i durch t
ist it. biastemma, bestemmia, chw. blastemma, pr. blastenh, ältfr.
blastenge, wal. biestern lästerung; vb. biastemmare u. s. f. lästern,
fbwhen; mit abgeworfenem anlaut (wie in lacio für flacio) sp. pg. Idstima
sMmpfwort, wehklage, vb. lastimar mishandeln, beleidigen, zum mitleid
bewegen.
Biayo U. mdarÜ. z. b. venez., auch bei Bojardo 2, 37, altsp.
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52 I. BICCHIERE-BIGIO.
blavo, pr. blau (fem. blava), fr. bleu (teie peu aus pau), daher it. blü
caertdeus; dim. it. biadetto; zsgs. sbiavato, sbiadato; vomahd.h^,
blaw. Das wort hat sich im prov. am meisten verbreitet: blavenc, bla-
veza, blaveiar, blayairo, emblauzir.
Bicchiere it., chw. bich^r trinkgefäß, übrigens mit anlautender
tenuis it. p6cchero pocai, wal. pehar (wegen des letjsteren vgl. Miklosieh,
Slav. demente im Rumun. p. 36), pr. dUfr. pichier, pechier, sp. pg.
pichel, bask. pitcherra gefäß jnt verschiedenen zwecken: die Livr. d. rois
p. 256 übersähen z. b. auch hamula (kleiner eimer) mit picher. Im
späteren ndatein bicarium, picarium, altn. bikar, ahd. pehhar, nhd. becher.
Festus verzeichnet ein ähnliches wart bacar 'vas vinarium\ wovon aber
bicchiere mit seinem radicolen i weit genug absteht; zu ihm bekennt sieh
das sicil. bäcara kleiner krug. Ital. becco Schnabel bedeutet auch die enge
mündung eines gefäfieSy diese bedeutung wäre jedoch auf einen becher iibd
angewandt. Mit recht mag man es darum atis dem griechischen herüber-
leiten, worin ßixot; ein irdenes gefäß ist: hochdeutscher einfluß kamUe
b in p schärfen, it. p6cchero hat sogar deutschen accent.
Bicocca, auch bicciocca, bicicocca, it. warte oder kleines schloß
auf einem berggipfd^ ven. bicoca baufälliges haus, sard. bicocca häuschen^
treppe mit zwei absätzen, terrasse, lomb. gamunnde, sp. bicoca steinernes
schüderhaus, enges stübchen, schlecht befestigt-er ort, fr. bicoque mit letzterer
bed., hi CO q(m.)geißfuß, ein Werkzeug mit gehaltenem ende zum herauf-
ziehen einer last; vb. lomb. bicoci hin und her schwanken. Dahin wohl
auch einige ausdrücke für kopfbedeckungen: sp. bicoquete eine bauem-
mutze, bicoquin mutze mit zwei zipfdn, piem. bicochin eine priester-
mutze. Unsichere herleüung: soll man ein derivatum oder ein composi-
tum darin annehmen? Menage räth auf vicus. Das vortreten der zwei-
zahl (zwei absätze der treppe, gespaltenes d. h. doppeltes ende, zwei zipfel)
läßt auf zss. mit bis schließen, minder klar ist der sinn von cocca in den
verschiedenen und sehr abweichenden bedeutungen des wertes.
Bidello it., sp. pr. bedel, fr. bedeau gerichtsbote; fußt genau auf
dem ahd. petil emissarius Diut. II, 47, minder genau auf dem ags.
bydel praeco = ahd. putil, nhd. bttttel.
Bigio it., pr. fr. bis hdlgrau, aschgrau, schwärzlich. Damit ist zu
verbinden piem. pr. bisa, /r. bise (auch sp. brisa?) fwrdwind, bret. biz
nordostunnd, altfr. auch nördliche gegend, norden, z. b. contre bise Brand,
p. 131, devers bise Antioch. II, 11: denn den norden nannte man dunkd
oder schwarz, so lat. aquilo von aquilus. Den namen des windes bisa kennt
schon unsre älteste hochd. spräche, Schweiz, bise, beise. Ist nun die
Wurzel deutsch und der name der färbe aus dem der wdtgegend abge-
leitet? Isaac Vossius (Menage, Orig. d. ling. üai. p. 509) gibt eine
etymologie, die alle rücksicht verdient. Er verweist auf das formell genau
zustimmende lat. bysseus, welches baumwollenzeug heißen müßte, in seiner
bedeutung aber, wie andre ausdrücke für färben, ausgeartet wäre. Aber
ßioaog bedeutet auch die braune seide der pinna marina, die vid verwd4
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^
L BIGLIA— BINOCOLO. 53
wardy und in dieser hinsieht würde bysseus ganz woJd passen. Was
dieser herleitung aber noch besseren halt gibt, ist das mit bigio gleichbed.
pg. buzio, welches gleichfalls aas bysseus entstehen konnte, da ja das
grieck v mit i sowohl wie mit n ausgedrückt ward; dies letztere wort
kennt auch Älfric in der form busius faTb, s. Ducange. Die Vereinfachung
des BS im fem. bisa, bise macht keine Schwierigkeit: sie ist dieselbe wie
im partic. misa, mise = lat. missa. Abgel. it. bigione feigendrossely
fr. biset holztaube, beide nach der färbe benannt. — [Mahn p. 87 be-
zweifeU die obige deutung jxus einem uwvorhandenen bysseus und gründet
das wort auf bask. baltza oder beltza schwarz j wofür er die formen baza,
beza ofe berechtigte aufstellt. ^Aber auch diese syncopierten formen können
das roman. toort nicht befriedigen, welchem, vornehmlich dem it. bigio,
nur ein radicäles i gerecht ist, denn dieser vocoi repräsentiert in tonsilben
(ein paar fäUe vor mehrfacher consonanz abgerechnet) überall den gleichen
voeal der grundsprachen. Gegen die herkunft eines ital. prov. franz. dem
Spanier unbekannten, wenigstens in derselben form unbekannttn Wortes
aus dem baslüschen kann ich überhaupt meine Zweifel nicht überwinden. '
Menage dachte an piceus, allein die bedeutung pechschwarz schreckte ihn
ab. Das wäre nun kein großes bedenken, denn das pech ist nicht so
sdtwarz, wie man es macht; allein die erweichung eines anlautenden p in
b ist ein seltener und immer nur auf einzelne Wörter einzelner g^iete be-
schränkter Vorgang, so daß ich nicht darauf einzugehen wagte. Neben
dem oben atefgesteUten bysseus dürfte auch bombyeius erwogen werden,
dessen erste sübe wegfiel, wofür es nicht an Zeugnissen fehlt* (ndat. bacius
Dief. Gloss. lat. germ. 78% it. baco, sard. basinu, fr. basin, für bomba-
rins cet.), dessen zweite silhe formen mit u und a zeigt (bambucinum u.
bnmbaeium DC^, it. bambagio), daher das pg.. buzio und wohl at4ch das
sp. bazo, wdches eher hieher gehört als zu dem bereits in bayo vorhan-
denen badias, pan bazo wäre also genau das fr. pain bis. Seidne und
baumwollene Stoffe kamen in Scharlach oder purpur gefärbt nach Europa,
vgl. ndat. bombicina Scharlach Dief., it. bambagello purpurschminke, ahd.
gfdln 'coccineus^ Chraff. -Die grundbedeutung unseres wertes war dunkel-
farbig, dttfr. azur bis ist dunkelblau, vert bis dunkelgrün; die bed.
schwärzlich erfolgte hieraus. Bombyeius empfiehlt sich besser als bysseus,
tkeäs weil es ein vorhandenes wort ist, theils weü sämmtliche formen, mit
i, u und a, darin ihre rechtfertigung finden. Man scheint die erste sübe
(^geändert oder weggelassen zu haben, um die erinnerung an bombus zu
beseitigen. Aus dem Erit. anhang.]
Biglia it., sp. billa, fr. bille kugel von bein; vermutUich vom mhd.
biekel hnöehlein, würfet, ndl. bikkel beinchen, womit die kinder spielen.
Daher abgd. fr. biliar d kugelspid, billot klotz. Fr. bilha %gneus
hdus GFrov. 63\
Bilaneia it., maü. ven. sp. balanza, pr. balansa, fr. balanee u;a^6;
wm bilanx bilaneis.
Binoeolo it., binoele fr. femglasfür zwei aug^; zsgs. aus bini oculi.
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54 L BIONDO— BIRRA.
Biondo it.y pr. blon {fem. blonda), fr. blond, daher sp. blondo?
(fehU pg. und cat), nhd. blond gleichfalls aus dem fram. (dafür mhd.
val falb). Man hat auf aplnda hülsen des getreides, Jdeie, auch auf
bladam, fr. bl6, verwiesen, weil die färbe des reifen getreides der blonden
ahnlich sei. Das einzige buchstäblich eutreffende etyman, das die sprachen
gewähren^ findet sich im ags. blonden-feax mischhaarig d. h. grauhaarig
(s. Dief. Goth. wb. /, 304), aber der Übergang vom grauen durch das
weiße oder hellfarbige eum blonden ist bei aUer Veränderlichkeit der färben-
begriffe (s. z. b. pardo JI. b) nicht unbedenklich. Vielleicht hilft ein
anderes deutsches wort. Ist blond, das nur vom haar gebraucht wird,
etwa eine rhinistische form aus dem cdtn. bland, dän. blöd, schwed. blöt
sanft j weich, nämlich von färbe oder beschaff enheit? Dem entspricht auch
ein bret. blöd, über dessen verhalten in den schwestersprachen s. Dief.
l. c. p. 308. Zu beachten ist, da/S der Albanese beide begriffe, blond und
sanft, mit demselben werte (rnss) ausdrückt. Zu blond kommt noch die
prov. und altfr. nebenform bloi, welche unmittelbar auf blöd (vgl. äUfr.
.goi aus god) leitet. Bloi ist lichtfarb oder gelb, besonders von blumen
und vom haupthaar gebraucJU, in späterm mlatein bloins, blodins. Das
haupthaar der schönen IsoÜ wird daher ohne unterschied blond und bloi
genannt: pr. Yseut la blonda PO. p. 9, Ysseulz ab lo pel bloy Ghx.
ni, 204. Eine abl. ist it. blond ella tausendgüldenkraut, weil es zum
blondfärben gebraucht wird.
Biotto it. armselig, eiernd, lomb. biott, blot, chw. bktt nackt, ven.
bioto einfach,, Icmter, pr. altfr. blos entblöß, beraubt (in letzterer spräche
seilten, s. Altrom. sprachd. p. 51), neupr. blous pur (z. b. aigna blonsa),
moden. bloss nackt, auch bask. bulnza. Deutsches wort, bair. blutt,
Schweiz, blutt und blntz, vb. blatten, ndat. in der L. lAng. blntare aus-
leeren, dsgl. mit z mhd. bl6z, woher das pr. blos, dem bereits ein cM.
blöz die form gewiesen haben muß. Im maüänd. ist nüdns durch biott
fast gane verdrängt worden.
Biroccio', baroccio it. zweirädriges fuhrwerk, daher sp. barrocho;
sicher von birotue, aber, wie es scheint, dem suffix occio, z. b. in car-
roccio, angebüdet.. Das franz. wort ist brouette zweirädriger hand-
wagen, für bi-rouette, waUon. berwette, bei Ph. Mousket bouroaite. Von
biroccio ist unser birutsche; von der form birozzo (venez.) scheint protze,
protzwagen, die syncope des i auch im sie. brocciu, chw. bröz.
Birra it., fr. biere, wal. beare ein getränk. Das ital. wort. (ven.
bira) ist aus dem nhd. bier, das franz. aus dem mhd. hiev, der genus-
Wechsel hat wenig zu bedeuten. Altere deutsche formen sind ahd. beer,
bior, ags. beor, altn. bior. Auch die celtischen sprachen besitzen es:
gad. beöir (f.), bret. biorc'h (m.). Aber weder im deutschen noch im
celtischen scheint es seine würzet zu haben. Nach Wackemagtls ver-
muthung (Haupts Ztschr. VI, 261) ist das deutscthc bier vielmehr aus dem
syncopierten lat. infinitiv bibere, der schon im ältesten latein in der form
biber als Substantiv üplich war und trank bedeutete (mlat. hihere&'potiones
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I. BIS-BITTA. 55
vd parvi caiices* Ol. paris. 2685 Fb.), iL b^vere b^ere bere, sard. biere,
und dieser ansieht neigt sich auch Grimm im wb. zu. Schon Vossius
hatte sie: a biber extrito b est belgicum bier, s. Etym. lat. s. v. bibo.
Auch im wal. hei fit bier beutur^ d. i. trank (Livadit Dictaionar); engl.
bever vesperbrot — Eine neuere deutung leitet das ahd. bior auf ein goth.
*biii8, dies auf skr. piv, plb = pä trinken zurück, worin auch slav. pivo
seine quelle hat, s. Ztschr. für vergl. sprachf. V, 369, VJI, 224. Dem
Spanier fehlt das worty dessen stelle vertritt cerveza, so auch pg. cer-
veja, pr. cerveza Eluc, altfr. cervoise, it. cervigia, cervogia, cervosa
(beide letztere aus dem franz.) = lat. cerevisia, cervisia, sicher der ältere
romanische über aMe provinzen verbreitete ausdrucJc.
Bis dgenthünäich roman. nur in Zusammensetzungen übliche par-
tikelj die das ungdiörige, unächte, verkehrte ausdrückt und sich zuweilen
in die formen ber oder bar kleidet: it. biscantare nicht ordentlich singen^
trauern^ pr. beslei verkehrter glaube^ it. barlume für bislume schwaches
lichte fr. bertonser (bei Menage) ungleich scheren, piem. berlichö ein
wenig belecken, berlaita molken (unächte, geringe müch, fr. petit lait)^
vgl. Rotn. gramm. II, 435. Aber woher diese partikel? Gegen lat. bis
sträubt sich der begriff, gegen das deutsche mis die form, gegen bret. besk
(abgestutzt) beides, besk-aigre z. b. hätte unfehlbar fr. b^chaigre gegeben
statt besaigre; zusammenziehung aus fr. biais wäre zu stark. Sollte es
aus lat. vice entstanden sein? Yicedominus z. b. ist der Stellvertreter
des herm, nidU der r^hte herr, und so biscantare nicht das rechte singen,
bislmne nicht das rechte Ucht. Lat.^ als anlaut wird Ual. und ^an.
leicht zu b, franz. freilich nicht so leicht, und eben darum ist diese er-
Jdärung oder die aus yix, die man etwa noch vorbringen könnte, nicht zu
halten. Aber möglich wäre, dafi man das Zahladverb bis, sofern es in
Zusammensetzungen aus dem begriffe des doppelten in den des schiefen
übergeht, wie im sp. bis-ojo doppelaugig, schielend, fr. bi-ais doppdsicht,
schiefe^ am ende auch auf alles verkehrte, ungehörige angewandt hätte,
wie im (jÜfr. bes-ivre schlimm betrunken, bes-order übel beflecken, piem.
bes-anca verrenkt (eigenÜ. schlecht in den hinten sitzend) heifit. An den-
sähen Ursprung mahnt sp. bisel, occ. bizel, fr. biseau schiefe ebene.
Bisaccia it., sp. bisaza, fr. besace quersack; von bisaccium eigentl.
dqppelsack, plur. bisaccia, bei Fetronius. Dsgl. pr. fr. bissac, piem.
bersac, bersacca, sard. brisacca, barsacca, von bis-saccns. Für bisaza
findet sich sp. biaza, vermuthlich durch anlehnung an via, viage reise, da
g sonst nicht ausfäilt; auch neupr. biassa.
Bisante i^., sp. pg. besante, pr. bezan, fr. besant eine byzan-
Umsehe münze, nUat. byzantius, auch byzantus, gr. ßv^awiog, dessen t
hier keine schärfung in z erfuhr.
Bi Scott 0 t^., sp. bizcocho, pr. biscueit, fr. biscait, zuneback; von
bis eoctns. So auch it. guascotto a^. halbgar, von quasi coctus,
Bitta it., sp. cot. bita, fr. bitte stück holz zu verschiedenem gebrauch,
pfähl; wohl vom altn. biti querbalken, engl, hii, Schweiz, bissen ; vgl. in
den Erfurter glossen p. 279'' bitus %gnum, quo vincti flagdlantur.
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56 I. BIZZARRO-BOCA.
Bizzarro it. aomig^ eigensinnig, seltsam^ lebJtaft, sp. pg.hizsLTTO
ritterlich, prächtig, freigebig, fr, bizarre wunderlich. Für das itai. toort
gibt es ein primitiv bizza £fom, das, wenn es nicht etwa deutschen ur^
Sprunges ist (vgl. oM. btzön hnirschen), aus dem fremden bizzarro abge-
zogen sein muß, da arr kein ital. sufjßx ist. über das span. wort läßt
sich nur sagen, daß es sich mit gleicher bedetUung auch im baskischen
findet und daß hier noch ein subst. bizarra bort vorkommt, weiches Lctrrch
mendi in biz arra ^er sei männlich^ zerlegt und die weiteren span. be-
detitungen daraus ableitet. — [Mahn, Etym. unters, p. 137 ff., leitet es
entschieden aus dem bemerkten bask. bizarra, worin biz die wursel, arra
die endung, tapfer die Urbedeutung sein muß.]
Blasone it. Wappenkunde, sp. blason, pg. brasao wappen, dsgl.
rühm, preis, fr. blason wappen, Wappenkunde, engl, blazon; vb, it. bla-
se nare, fr. blasonner wappen malen, sp. blasonar rühmen, sich rühmen.
Am frühsten bemerkt man dies wort in Frankreich, wo es schild, eigentl.
wohl Wappenschild bedeutet (Äubri im Fer. 16 P, Alex. p. 22, 29), im
prov. hat es die ziemlich abweichende form blezo, blizo: blezos cubertz
de teins e blancs e blaus Wappenschilde mit weißen und blauen färben
bedeckt LR. I, 338, Der valencianische wappendichter Jaume Febrer
(gegen ende des 13. jh.) braucht blasö theüs für wappen oder wappen-
zeichen (armes 6 blasö str. 9), theils für rühm oder glänz (llustre 6 blasö
Str. 2), also schon ganz im neuspan. sinne; die bed. Wappenkunde ist erst
später und zwar in Frankreich hineingelegt worden. Sein Ursprung kann
kaum zweifelhaft sein : er liegt im lltgs. blase, engl, blaze, mhd. blas bren-
nende fackel, daher glänz sowohl als auszeichnung im Schilde une auch
als prunk oder rühm verstanden. S. darüber Bernd, Wappenwissenschaft
l 344. 346, E. Müller s, v. blaze.
Bliaut pr. Chx. V, 163, auch blizaut Fer. 707, dsgl. blial, bliau,
altfr. bliaut ein kleidungsstück von verschiedenem stoff (ndat z. b. blian-
dus canabinus, fustaneus, fr. bliaut de soie, sebelin HBord.), eine tunica
sowohl für männer wie für frauen, sp. pg. brial bloß für frauen, feihU
ital., findet sich aber in Frankreich mundartlich in mancherlei formen,
bürg. z. b. bei La Monnoye biaude mit der bed. souqueniUe. Während
das rofnan. wort nur ein kleidungsstück zu bezeichnen scheint, wird unter
dem mhd. blialt, bltat ein seidner goldstoff zu kleidern, bettdecken und
dgl. verstanden. Wo findet sich der stamm bli oder blld (letztere form
nach pr. blizaut zu vermuthen), mit dem sich die suffixe ald und al ver-
banden? Ist es orientalisch? Mahn p. 40 findet seinen Ursprung im
persischen baljäd ein kleidungsstück, VuUers I, 262''. Ducange verweist
aufkymr. bliant feines leinenzeug, das im seitischen selbst nicht umrzdnd
mit dem roman. wort zusammenhängen dürfte, altengl. bleaunt, blehand
HalliweU.
Boca i^., sp. pg. boga, pr. buga, fr. bogue (Nemnich) ein fisch,
meerbrassen; vom lat. box bocis (m.) bei Plinius, nach dem gr. ßoa^, ßd^.
Paulus in seinen excerpten aus Festus gibt bereits eine hoibroman. form,
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I. BOCCA-BOLLA. 57
wdche 0. Müller für einen acc. plur. hält: bocas 'genus piscis a boando
appellatnr.
Bocca U., sp. pg. pr. boca, fr, boache mund; von bucca hacken,
auch für mund oder matd gebraucht, die erstere bedeutung nur im wdl.
hnee erhalten. Prov, bucela, von buccella bei Martiäl; dsgl. bossi,
aJtfr. boQBsin bissen, gleichsam buccinum; sp, bozal maulJcorb, gleichsam
bacceale von bnccea bissen.
Boccale it., sp. fr. wdl. bocal hrug, becher, poJcal; vom miat.
baucalis, dies vom gr. ßccvxdliov grfäß, ßavxaXiq auf einem papyrus, s.
Leironne im Joum. d. sav. 1833 p. 478.
Boja dUit. s. Lex. rom., pr. boia, aitfr. buie kette, fessel, daher
mhd. boije dass.; von boja bei PlatUus und andern: bojae ^genus vincur
lorum tarn ferreae quam ligneae Festus. Dasselbe wort ist der schiffer-
ausdruek sp. hojsi, pg. boie, altfr. boye, nfr. bou^e, dtsch. boje w. s. w.
ein auf dem wasser schwimmendes mit einem seil (boja) befestigtes stück höh.
Boja it henker,'auch altsp. boya, neupr. boiou, waUon. boie, chw.
bojer. Ehe man sich in Untersuchungen über dieses wort vertiefe, erwäge
man, daß die ital. spräche keine mascülina auf a bildet, wohl aber femi-
nina cmf a als masadina behandelt (il camerata, lo spia), das wort muß
also ein schon vorhandenes sein, vorhanden aber ist im latein. und aUit.
boja fessel, namentlich hcdsfessel, vgl. Papias bogia Horques damnatoruni,
woeu die venea. form bogia passt. Dem Spanier ist ruthe und henker
dassdbe, s. yerdngo 11. b.
Bolgia it.j altfr, böge ranzen, neufr. bouge stübchen; abgd. sp.
burjaca schnappsack; fr. bougette reisesack, daher altengl. bogett,
boQgett, neuengl. budget, letzteres wieder ins franz. eingeführt. Es ist
das lai. bnlga bei Lucüius, welches Festus ein von den Gcdliem gebrauch-
tes wart nennt: bnlgas Galli saccnlos scorteos yocant, altirisch boie
Zeuß 1, 17, gad. builg, eben sowoJä ahd. bulga (aus dem vb. belgan
sehwellen). Übrigens fließet^ die roman. formen, wie oft, aus einer latein.
adjectivbildung bulgea (balgia), keineswegs aus dem celtischen oder deut-
schen. Man sehe über dieses wort Diefenbach, Goth. wb. I, 271, Orig.
europ. p. 274.
Bolla und bulla it., sp. pr. bola, bula, pg. bolha, buUa, fr. beule,
bulle blase, kugel, daher Urkundensiegel (für letztere bedeutung gilt meist
die form mit u); nMsc. it. bollo sieget, sp. bollo beide; von hnlls, Wasser-
blase, beule, buekd. Span, bola, nebst altfr. pic. beule unndl^eutdei, be-
trug, gehen auf die bed. Wasserblase zurück; daher vb. bouler den kröpf
(Mufblasen. Abgd. it. bolletta, buUetta, fr. billet zettel, eigentl. besiegeltes
blättchen; it. bollettino, fr. bulletin berichtzettel; dsgl. sp. bellen,
fr. boulon nagd mit dickem köpf, altfr. bolzen: ebenso heißt lat. bulla
tcpf des nagds. Desselben stanrntes, vonbuUire, ist it. bollire, sp. pr.
balllr, pg.hjdiT, bolir, fr. bouillir sieden, wällen, in unruhe sein; hieraus
das fbsi. it. bollone, /r. bouillon aufwaUung, auch fleischbrüke (ähnlich
sp. ealdo mit letzterer bedeutung, eigentl. hitze, pic. caudiau, altfr. eaudel
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58 I. BOLZONE— BORBOGLURE.
GNev. p. 117); dsgl sp. balla, pg. bulha unruhCj aufrukr, daher cd,
esbullar vertoirren, verstreuen, und wohl auch pg. esbalhar ^ ^enoti
durchsuchen^ berauben (eigentt. verstören?), das man sonst aus spoliare
erJdärt.
Bolzone tY., altsp. altfr. bozon, pr. bosso pfeü mit stumpfem ende,
dsgl. mcmerbrecher ; kann, ohne anlehnung an das deutsche bolz, bolzen,
mittelst des Suffixes cion aus bulla nagdkopf (woher auch fr. boulon bol-
sen) wie fr. hame^on aus hamu8 abgeleitet sein. Die roman. urform
balcia bultio ist in altdeutschen glossaren zu finden.
Boinba|>r., auch altvai. bei A. March^ praJUereij geprä/nge; dsgl.
it. bombanza jubeiy dltfr. bombance bei MSnage, gewöhnlich bobance,
pr. bobansa s. v. a. bomba; pr. bobans für boban, aitfr. bobant dass.
Von bombus gesumse, geräusch, adj. bombicus geräuschvoll^ prahlerisch^
bei Venant. Fort. Daher denn auch Wörter wie bomba ein summendes
geschofi, dsgl. bombarda, vb. it. rimbombare wiederhallen.
Bomba sp. pg. cat., fr. pompe, engl, pump eine maschine zum
wasserschöpfen, pumpe. Nach Adelung vom geräusch, dm sie macht; eur
nächst woM vom roman. vb. bombare trinken, schlürfen, denn die pumpe
saugt, aber auch dies verbum ist ein naturausdruck, s. bobo 17. a. Der
Italiener nennt sie tromba, nickt weil sie ein trmnpetenartiges geräusch macht,
was nicht der fall ist, sondern weil tromba, wie es scheint, aus lat. taba
entstand und dies 1) trompete, 2) röhre in einem drudewerke heifit.
Bonaccia it, pr. bonassa, fr. bonace, sp. mit eingeschobenem n
bonanza meeresstiUe; eigentl. heiteres weiter, von bonus, vgl. sp. bonazo
friedlich und wal. resbune es heitert sich auf Das gegentheü davon ist
altsp. malina ungewitter von malus.
Bonete sp. pg., pr. boneta, fr. bonnet mutze. Ursprünglich name
eines Stoffes: ab illo tempore nunqnam indutus est squarleto vel panno
viridi seu bonneta Guill de Nangiaco (um 1300). Woher dem stoff
dieser name geworden, mufi dahingestellt bleiben. Indessen erkennt J.
Grimm zu Merkel L. Sal.p, uv in dem malbergischen ob-bonis (ob-pinis,
aboBnis unterhaube, haarbinde) ein dem roman. bonneta bereits ver-
wandtes wort.
Borbogliare it., pic. borbouUer murmeln, sp. borbollar, i?^. bor-
bolhar, borbulhar sprudeln, blasen werfen, cat. borboUar veneirren, be-
trügen; sbst. sp. burbnja, pg. borbulha Wasserblase, knospe (etwas her-
vorquellendes). Die hispan. verba erklären sich vielleicht aus einem ver-
stärkten lat. buUare, bei den andern mag dies zweifdhaßer sein, wiewohl
die begriffe sprudeln und murmeln sich nahe berühren. Neben borbogliare
stellt sich nämlich das gleichbed. borbottare, altfr. borbeter Ben. III^
529y pic. borboter, neben sp. borbollar ebenso das gleichbed. borbotar,
ohne zweifei naturausdrücke une gr. ßogßoQvüiv brausen, gad. borban
gemurmel, vermutlich auch it. bürbero mürrisch. Eine andre form mü
der bed, murmeln lehnt sich an barba: sp. barbotar, matt, barbotta^
pic. barboter, cat. barbotejar. Dazu noch it. barbugliare, sp. barbullar
unverstäf^ich sprechen.
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L BORDA-BORQO. 59
Borda pr. cat.y borde aUfr. harake; vom goth. baürd, aitn. bord,
ahd. bort icrfelj brett, vgl. ir. gad. börd, kfftnr. bwrdh. Daher^ it. bor-
dello, pr. fr. bordel, sp. burdel (auch adj.X ursprüngl. hüUehen, 8. die
sküen bei Ducange, dUfr. auch fem. bördele schlechte hätte SB. 666.
Borde sp., pr. bort, aUfr. borde, sard. burdu shst. u. adfj. hastardy
n^^enschöfiling. Es ist augenscheinlich das primitiv des späteren lat. bardo
fnaulihier, bastard des pferdes (burdonem producit equas conjanctas
asellae, s. Ducange)^ wdches aber selbst ein fremdwart sein muß und von
eimgm etymologen mit dem deutschen beran (tragen) zusammengestellt
•wrd, s. Schulende, Beiträge aur lat. wortforsch. J, 17, Grraff Jlly 1 63.
Bordo fehlt in diesem sinne dem roman. gebiete, denn das im prov. Elu-
eidariy dem nicht überall zu trauen ist^ angefahrte burdo i^ offenbar
lateinisch.
Bordo it. pg.j sp. bordo, borde, fr. bord, fem. ältsp. pg. borda
rand b. b. des Verdeckes, wal. boarte kränz; vom ahd. bort, dlts. bord
rofkl, schiffsrandf vgl. ahd. borto band. Daher sp, bordar, fr, border,
engl, border einfassen. Das span. wort bedeutet auch sticken, wie sich denn
beide handlungen nahe beriäiren, allein dafür besitzen andre sprachen eine
besondre form: cat. brodar, fr. broder, engl, broider, kymr. brodio, zu-
sammenfaUend mit dem gael. brod, altengl. brode stechen, denn auch
steigen und sticken, fr. brocher, sind verwandte hcmdlungen. Eine andre
form ist wdtton. brosder, cUtsp. altpg. broslar /&> brosdar (ndat. brosdus
aus dem 10. jh., später brnstus gestickt), offenbar vom gleichbed. ahd. ga-
prort6n, sofern dies nebst ags. brord, altn. broddr spitze, Stachel auf ein
goÜL bmzdön zurückfuhrt, vgl. Grimm I^ 319, Diefenbach, Goth. wb. I,
285, 286, Mussafia, Gloss. zu Prise de Pampdune s. v. bmsti und zu
Momtm. ant. s. v. enbrostar.
Bordone it., sp.pr. bordon, pg. bordao, fr. boardon stütze, pitger-
Stab. Der wandrer konnte den stob, auf den er sich stützte, vergleichungs-
weise sein lastthier nennen und so wäre bordone nichts anders als das so
fben berührte lat. bardo, u^dche uralte etymologie zu unterstützen Covar-
nwias treffend das sp. maleta (maülihier und krückenstock) anführt. —
Nach Gaehefs vermuthung gehört das wort zur zahlreichen familie des
goth. bafran; es möchte aber nicht leicht sein es daraus zu construieren.
Bordone it., sp. bordon, pg. bordao, fr. bourdon bass, basssaite,
fr. auch hummel, vgl atticas (attacas) vel burdo Gl. Aelfr.; vb. fr. bour-
donner summen. Ist es richtig, daß die langen trompetefi oder Orgel-
pfeifen diesen namen führten (Ferrari, Dudlange), sa konnte man ihn von
dem der langen pügerstäbe (s. den vorigen artikel) entlehnt haben und
hiemach wäre das gad. bdrdan gesunwne, altengl. boardon, von außen
eingeführt.
Borgo it., sp. pg. bargo, pr. bore, fr. bourg kleine stadt, flecken.
Dassdbe wort ist in allen germanischen sprachen heimisch und seine
Wurzel darin nachweislich, goth. baürgs, ahd. barg, von bafi^n, bergan.
Indessen kannten auch die spätem Römer das wort bargas und zwar als
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60 I. BORINO-BORRAGGINE.
ein tmlgäres: castellam parrnm^ quem burgam vocant, sagt Vegetius De
re milit 4, 10 (vgl. die stellen beiBöcking, Annot odNotü. Occ. p.704)]
und wenn es aus dem deutsehen in' das latein übergieng, so seheint es
wenigstens seine ausprägung cds masculin dem gr. nvqyog eu danken.
Aus diesem längst vor dem falle des westlichen reiches dem Römer be-
kannten burgus istj genau genommen, das rom, borgo herzuleiten, nickt
unmittelbar aus dem deutschen bürg, aus welchem sich die abl. it. borgese,
sp, burges, pg, burgel, fr. bourgeois nicht entwickeln konnte (vgl. unten
ftranciJ), d, h. in der römischen Volkssprache muß schon bargensis gegolten
haben, bis durch einflufi des deutschen bürg die form mit gtdturdlem
g, it. borghese, pg. burguez, pr, borgues, altfr. borgois daneben aufkam.
Auch im span. Ortsnamen Burgos hat sich das wort erhalten, es ist eine
pluralform, lat Burgi Burgorum, ude denn die stadt mit Vereinigung
mehrerer dörfer (im j. 884) erbaut ward, s. Esp. sagr. XXVI, 169. über
die weite Verbreitung dieses wortes vgl. Diefenbach, Goth. wb. I, 264.
Borin 0 it, burin /r., sp. pg. buril, aZ^sp. boril grabstichel; woJd
vom ahd. bora terebra, borön terebrare.
Bornio it., borni cat., borgne fr., borli limous. einäugig; vb. dUfr.
borgnoier, im Voc. dtMLC. bornier mit der bed. lippire. Hieß es ur-
sprünglich schielend, eine bedeutung, die ihm das bemerkte glossar von
Douai beilegt (borne ^strabo) und die sich auch in einer mundarÜ. eur
sammensetjmng mit oculus ausspricht (bornicle schielendes auges Dict.
genev. p. 42, im Jura bournicler schielen), so ist sp. bornear krümmen,
ausweichen gleiches Ursprunges: in derselben spräche heißt tuerto -ge-
krümmt, schielend, einäugig, turnio schielend, von tornear drehen. Woher
aber dies wort? Das bret. born steht jzu eimdn im cdtischen da, um
nicht verdacht der entlehnung aus dem franz. eu erregen. Es findet sich
ein henneg, bigornier schielen, welches Hecart aus bicornis eu deuten
geneigt ist, aber die syncope wäre zu ungewöhnlich. Ital. borniola
falsches urtheU wird wohl hieher zu stellen sein.
Borra it. sp. pr., bourre fr. scherwolle, abgeschorenes haar von
tüchem, grobe wotte, flocken von haar. Wir haben hier, wie schon Aldrete
fol. 47"^ anmerkt, den Singular des bei Ausonius vorfindlichen barrae
passen, lappalien (auch it. borre, sp. borras in demselben sinne) vor uns:
flocke und posse berühren sich öfter. Aus diesem burra bildete das altere
mUitein ein adj. reburrus struppig, kraus. Dahin gehört auch sp. borra,
borro junges schaf, mit kurzer wolle, abgel. borrego dass.; it. borrac-
cia, 5p. borracha weinschlauch (von ziegenf eil?); pr. borräs, fr. bourras
grobes tuch, nüat. borratium; t?6. />. bourrer, it. abborrare ndt wolle
ausstopfen, sp. pg. borrar sudeln, klecksen (aus der bed. von borra un-
nützes zeug in Schriften)', sbst. sp. b orro n, pg. borräo klecks. Vgi. burro,
Borrace it., sp. borrax, fr. borax ein aus China und Japan kom-
mendes mittelsalz; vom arab. büraq Golius 260, Fr O/tag I, HP.
Borraggine it., zsgs. borrana, auch borrace, sp. borraja, pg. bor-
ragem, pr. borrage, fr. bourrache, wal. borantze ein kraut, borretseh,
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L BORSA-BOTTAEE. 61
barrago Linn. Das Vaterland dieser pflame *soU die Levante^ namentlich
die umgegend von Akppo sein, und daher konnte auch der Yuxme kommen.
Indessen hat borraggine ein acht ital. gepräge^ indem diese spräche eine
anßoM pflaneennamen mittelst des Suffixes aggine = lat ago neu bildet
(eapr-, fus-, lent-, ulivaggine). M nun der stamm nicht ein erweislich
fremdery so dürfte man in beeiditmg auf die Jiaarichten blätter des krautes
wohl an das oben genannte borra, besonders an dessen span. bed. strup-
piges barthaar und an die frane, bed. rauhe haut über den hervorbrechen-
den äugen des weinstockes. so wie an die ital. form borrace, sofern sie
dem fr. bonrras (grober stoff) bu entsprechen scheint^ erinnern.
Borsa it. pr.j sp. pg. bolsa, fr. bourse geldbeutd, börse, Versamm-
lungsort der kaufleute; vommlat. bursa, byrsa, gr. ßvgaa, feil, leder.
Borzaccbino ö., sp. borcegui, fr. brodeqain art halbstiefel; vom
nmdl. broseken KU., in älterer gestalt brosektn, dimin. von broos (f)
mit gl bed., vermuthlich umgestellt aus byrsa leder, wie auch leerse stiefd
aus leer (leder) entstand.
Bosco it., sp. pg. bosque, pr. bosc, fr. bois^ mlat. boscus utid
boßcus gehÖUf. Dieses wort darf nach J. Grimm, über diphtf^onge {vgl.
gramm. 11^ 277, wb. v. busch) auf eine deutsche wursel 0urückgeführt
werden, bauen, wovon eine ahd. adjectivform buwisc, buisc baumateridl,
höh {wie fr. bois) atumnehmen wäre; auch das sbst. busch brauchte nicht
eben aus dem romanischen zurückgekehrt zu sein (doch wohl mhd. bosche?)
Das deutsche ü müßte sich also im roman. durch position gekürzt haben,
daher bosco ßr busco, s. busca. Die franz. abll. bosquet und bo-
cage, ßr die veralteten hoBchet, boschage, schließen sich mit ihrer kehl-
temds den südlichen formen (i^. boschetto, sp. boscage) an; auch bouquet
bkmenstraufi ßr bousquet (vgl. lat. Silva wald, dsgl. menge pflanzen) ist
kiäwr zu nehmen. Zsgs. ist it. imboscare, sp. pr. emboscar, fr. em-
bnsquer {aU embuscher und embuissier) in den busch d. h. in den hinter-
halt legen, daher im Garin en un bruillet (gebüsch) les a fait embuschier
DC. v. brolium; engl, ambush hinterhcdt.
BosBO rt., sp. box, pg. buxo, pr. bois, fr. buis buchsbaum; von
bnxus. Daher dbgel. it. buscione,- fr. buisson, pr. boisson straiuih
(nickt von bois, bosc, welchen nur ein pr. boscon gemäß sein würde);
dsgl. it. bössolo buchsbaum und büchse, sp. bruxula compass (mit einge-
schobenem r, vgl. pr. brostia unter boite //. c), fr. boussole, so wie
ip. buxeta, pr. bosseta, /r. bossette ^cAoo^a^ vonbuchs, überhaupt büchse.
Botta: it., ättfr. botte, auch hoz Ren. II, 152, kröte, champ. dauphin.
böte; scheint aus deutscher würzet in bözen stoßen, treiben, so daß es das
amfgeiriehene thier bezeichnete. Auch sp. boto acfj. stumpf, fr. bot in
pied bot Jdumpfufi, botte klumpen, chw. hott hügd, u;aZ. butaciu stumpf,
blöde {ungr. buda) müssen dieser würzet zufallen: nhd. butz, butzen, näd.
butt bedeuten etwas abgestumpftes.
Bottare it. in dibottare durcheinander schlagen, dsgl. buttare
ausschlagen (von bäumen), sp. pg. pr. botar, fr. bouter stoßen; vom mhd.
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62 I. BOTTE-BRACA.
bözen stoßen^ Jchpfen. Sbst. maü. bntt knospe, ü. botto, botta^ sp. böte
fr. botte stoß, bout ende, spüjse (obd. bütz hrustwaree)^ daher debont auf-
reckt, mettre debont mit dem ende hinsteUen, aufrecht stellen^ dsgl.
aboutir eu ende gehen. Abgel. it. bottone, sp. pr. boton, fr. bonton
knospe, knöpf eigentl. etwas hervorstoßendes, ausschlagendes^ vidleicht
buchstäblich das ahd. bözo bündel (knoUen?). Auch kymr. bot, böth runr
der körper ist verglicken worden, die itai. doppelform aber mit t und z
in bottone und bozza (s. unten) scheint deutschen Ursprung anjmseigen.
Botte i^., ^« i>^- bota, fr. botte, boute, mwZ. botq, bnte haben die
bedd. faß, kübel, schlauch, stiefd u. dgl. Die Wörter sind vielen sprachen
gemein, z. b. gr. ßovTig, ßuzig flasche, ags. bntte, nkd. btttte ein großes
gefäß, gael. bot Stiefel. Bntte begegnet schon in einer Urkunde v. j. 664
Marin, p. 124. AbU. sind it. bottiglia, «p. botilla, botija, fr. bon-
teille, ndat. buticnla, in den Casseler glossen pnticla, in einem scherz-
haften artikd jmr L. Säl. (cod. guslf. 8.jh.) aber schon botilia; dsgl. it.
bottino Wasserbehälter, ahd. bntin, ags. byden u. o. m.
Bottega it., sp. botica, pr. botiga, fr. bontiqne krandaden; von
apotheca vorraihskammer, neap. mit tenuis potega, sie. pntiga. Der weg-
fall des a kann darin seinen grund haben, daß man in l'apotheca es ewn
artikel rechnete.
Bottino it., sp. botin, beide wohl aus dem fr. bntin beute; vom
nord. byti, nihd. büten, s. Mhd. wb.
Bozza it., pr. bossa, fr. bosse, pic. boche betde; ac(j. fr. bossn
buckelig, bosseler bucklig machen, beiden oder getriebene arbeit machen,
bosseln; dsgl. it. boccia knospe, kugel, sp. bocha mit leteterer bed., pg.
bochecha aufgeblasener backen. Im latein sucht man diesen stamm
vergebens; leicht aber erkennt iTMn darin das unter botta schon erwähnte
hochd. bntze, bntzen etwas abgestumpftes, klumpenartiges, vgl. ndl. bntse
beule, vom mhd. bözen stoßen (h^orstoßen) , s. oben bottare. Ital.
bozza und bozzo bedeuten auch einen grob bearbeiteten d. h. einen noch
unförmlichen stein, daher das vb. abbozzare aus dem rohen arbeiten,
pg. esbo^ar, altsp. sbst. esbozo = ü. abbozzo, wogegen das sp. bosque-
jar eine sehr abweichende gestalt- zeigt. — Derselben herkunß wie die
obigen formen mit radicaUm o sind andere mü n: it. bnzzo boMteh,
nadelküssen, sp. bnche bissen, kröpf, magen, auch bausch eines kleides;
sp. bnchete s. v. a. bochecha; fr. bnt erhabene mitte eines dinges, siel
des schützen, daher zweck (wie auch das letztere deutsche wort Ursprung-
lieh den nagelkopf im fnittelpunct der Zielscheibe bedeutet), zsgs. d6but;
fem. bntte aufgeworfener erdhaufe (altn: bütr äbgesiumpßes ding). Von
bnzzo ist maH. buzzecca, piem. bnseca, it. bnsecchio gedärm, vgl. ahd.
gebnzze "^exta Graff UI, 233, An sp. bnche' scheint sich auch zu schlie-
ßen bncha brotbehäUer, Sparbüchse, vb. buchar verstecken.
Braca it,, sp. pg. braga, pr. braya, altfr. braie hose (gewöhnt, im
plur.), sp. braga, nfr. braie windet; vom lat. braca, in frühem mitteüatein
braga, angeblich ein gallisches wort, bret. bragez.
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I. BRACCO-BRANDO. 63
Bracco f^., sp. braco, pr. brac, fr. braque Jagdhund^ Spürhund; vb.
ü. braccare nachspüren; vom ahd. braccho, nAd. bracke. Span., adj.
braco stumpfnasig. Aus der altfr, form bracon floß braconnier tcüd"
dieb, vb. braconner in fremdem gehege jagen.
Bragia, brascia, bracia it., sp. pr. brasa, pg. braza, fr. braise glühende
ioAIe, /Zorn, brase KU.; rft./r. braser löihen, altfr. brasoier rösten DMce.
p. 68, Uy brasiller dass. Roq.; zsgs. it. abbragiare^ sp. abrasar, fr.
embraser onBünden, altfr. esbraser LRs. 307. Vom oitn. brasa löthen,
sehced. brasa flammen, wie Diefehbach, Goth. wb. /, 327, gegen die
deutvng ams ags. blase fackel {wovon blason) mit recht behauptet; dies
nord. brasa wäre dann das ags. bräsian vererben, woraus sich die ital.
form bragiare gut erMärt, bracia aber ist ausgeartet wie cacio von caseus.
Dieselbe deutung schon bei Wächter, Gloss. germ., und Löscher, Literator
edta p. 94. Zu merken ist noch mail. brasca anzünden.
Brago it., aiUsp. bray Conq. Ultram., pr. brac, altfr. brai schlämm,
daher le pajs de Bray nach Ducange, pr. auch eiter, cot. brac geschwür;
adj. pr. bragos, aitfr. bragenx schlammig. Die herkunft dieses, wie man
siM, gemeinrom. Wortes steht nicht sicher. Menage verweist auf ein gr.
ßQoyog = HXog sumpf, teich bei Hesychius, und Isadk Vossius in seinen
amnerhungen macht das ndl. braak (bruch) davon abhängig. Das griech,
elymon genügt buchstiUdich und erregt auf das ital. wort angewandt am
wenigsten bedenken. Neufr. brai hat nur die bed. iheer, daher wohl sp,
brea, pg. breo dass., vb. brayer, brear theeren.
Bramare it., chw. brammar heftig verlangen, sp. pr. bramar, fr
bramer schreien, neupr. brami mit beiden bedd., vgl. oMcat. glatir bellen^
neucat. begehren, und Festus stelle: latrare Ennius pro poscere posait
Es iti das ahd. breman, ndl. bremmen brüllen, entsprechend dem gr.
ßifdfiMr.
Branca it. altsp. altpg. pr., fr. branche, pr. auch masc. branc
kndlej sweig, wal. brenc? hand, vorderfufi, mlat. branca leonis eine pflanze
(mm 1070). Verwerflich ist die deutung at*s brachiam mit emgesetetem
n, da eine solche form immer nur brancia ergeben konnte. Unzweifelhaft
ist branca em sehr altes roman. wort, ja vielleicht schon der römischen
Volkssprache bekannt: für ersteres spricht die ital. abl. brancicare mit
palatalem c, indem solche bildungen nur aus alten stammen hervorgiengen
oder doch in alter zeit entstanden ; für letzteres das dasein des Wortes im
walach. mit eigenlhümlicher bedeutung. Zusammenhang desselben mit dem
aUgad. brac, com. brech (e aus a), kymr. breich arm (des baumes äste
sind seine arme) mit ausgefaUnem n muß man anerkennen und vidleicht
vergegenwärtigt das bret. brank noch die reinere form. Vgl. Diefenbach,
CM. I, 210. Von branca kommt it. brancolare tappen u. a. m.
Brando it., pr. bran, altval. brant (noch bei A. March), altfr. brant,
bninc^ bran schwertklinge (branc de Tespöe); vom ahd. brant tüio, aUn.
brandr gladius, vgl. wegen der bedetUungen den span. schwertnamen
Tizon = titio, später in Tizona verändert, s. Sanchez, Colecc. I, 227.
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64 I. BRANDONE-BRAVO.
Daher it. brandire, pr. fr. brandir, sp. blandir den degen, die Icoize
schtvingen; dim. /r. brandiller schtoingen, dsgl. hreLnleTy j^gs. ihreLnler,
für brandoler. Eine andre abl. ist pr. brando, /r. brandon, sp. blandon
fachel; altfr. brander brennen, in flammen stehn s. Chron. de Fantosme
V. 958y pr. brandar, neupr. brandd, piem. brande hocken, wallen, dUpr.
abrandar in brand seteen.
Brando ne ü.^ esge. brano, feteen fleisch oder tuch^ aUsp. brahon
{für bradon) tucMappen, pr. bradon, brazon, braon, aUfr. braion, lothr.
bravon, engl, brawn wulst fleisch, dickbein; vb. it. sbranare, altfr.
esbraoner zerfleischen; vom ahd. bräto {acc. brätnn, bräton) fleischiger
theil, wade.
Brasile it., sp. pg. brasil, fr. br^sil (7 mouille) eine ort höh zum
rothfärben, das sich in großer menge in Brasilien findet, woher der name
des landes. Das mittelcdter bezog es von einem andern bäume aus ver-
schiedenen gegenden des Orients: grana de brasile (brasüienscharlach) er-
wähnt bereits eine italische Urkunde von 1193 s. Ducange; andre niUst.
Schreibungen sind brasilinm, bresillum, braxile, pr. brezilh, bresil, ältfr.
une neufr. und oft neben orientalischen färbestoffen und gewürzen genannt.
Aber das wort verweigert der Orient, der Araber z. b. nennt die sacke
baqqam. Gekt man von der prov. form aus (und Marseilles weUhandd
berechtigt dazu), so darf man mit fug an eine ableitung aus briza krüm-
chen denken (s. briser U. c), woher auch brezilhar zerkrümeln, noch jetzt
fr. br^siller (bres für bris euphonisch wegen des folgenden i), so daß es
etwas zerbröckeltes bedeutete, denn das brasUienholz kommt und kam wohl
auch sonst gewöhnlich in Meinen spänen nach Europa. Auch andre han-
delsartikel dieser art, wie Scharlach (grana), zimmet (cannella) nannte
man nach der gestaU, in der man sie empfieng. Diese grammatisch und
logisch begründete herleitung wird sich besser empfehlen als die gewöhn-
liche at4S brasa glühende kohle (in beziehung auf die färbe), denn das
naturreich hätte schicklichere vergleichungen dargeboten. Überdies müßte
man alsdann die span. form zu gründe legen, deren suffix il aber dem
begriffe wenig angef)tessen scheint, abgesehn davon, daß der Provenzaie
keinen grund hatte, von dem buchstaben des bei ihm gleichfalls einhei-
mischen brasa abzugehn. — Das it. brasile nebst brasiletto haben erst
neuere Wörterbücher; dafür ist verzino (bereits beiL. Pulci) Üblich. Ncu^
der strenge des lautgesetzes stimmt es nicht zu brasil oder brasil; erwägt
man indessen das ven. verz-el-ä d. i. verz-el-ato, das sowohl mit seiner
bedeutung (fleisdvfarbig) wie mit seinen suffixen das sp. bras-il-ado r^^ä-
sentiert, so unrd man auf die möglichkeit einer identität von brasil und
verzino geleitet. Aber letzteres fordert noch die vergleichung eines arab.
Wortes. Vars ist eine als gdb, häufiger als roth bezeichnete zum zeug-
färben und schminken gebrauchte, im handel befindliche pflanze Arabiens:
gegen dieses etymon würde wenigstens die grammatik keine sckwierigheit
erheben.
Brayo it. sp. pg., brau pr. (f. brava), braye/r. (hieraus unser brav,
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I. BRAZA-BRENNO. 65
seU dem 17. jk im gebrauch); abgd, sp. pg. bravfo. Dk älteste noch
im Südwesten fortdauernde bedetdung ist ^urUfändig, stürmiscK^ dalier sp.
braviar hriUlen, aUsp. abravar in unUh bringen Conq. Wltram.; aber
<mch im aUüal. Uest man unde brave stürmische wogen s, Archiv, stör,
iki. app. num. 18yp. 60. Besonders braucht man es von ungeeahmten
ihieren, sdbst von unlden pflanzen: ndat. bravus bo8, it. bue brado (für
bntYo) junger noch nicht ans eichen gewöhnter ochse^ npr. brau stier, cät.
hdb, sp. ganso bravo unlde gans, pg. uva brava wilde trmcbe. Daran
hwpfl sich die bed. stürmisch im kämpfe, tapfer, sodann tücJüig^ trefflich,
stattlich. Das fr. brave, welches jene grundbedeutung nicht anerkennt,
muß erst später aus dem ital. oder span., in welchen sprachen, der leta-
leren besonders, unser wort die meisten sprossen getrieben, entlehfU sein;
es fMt der älteren spräche, worin es brou oder breu hätte lauten müssen,
die ursprüngliche form und bedeutung aber blicht noch hervor aus ^brouer
brausen, rabroaer grob anfahren, die am brau mtstanden wie clouer
am elau, wiewohl Le Duchat rabrouer aus lat. abrogare deutet. Die
herhunfi von bravo ist nicht gesichert. Drei Wörter am drei verschiedenen
sprachen bieten sich der erwägung da/ri lat. pravus verkehrt, unrecht,
bfmr. braw sbst. schrecken, ahd. raw roh. Aus pravus konnte it. bravo
geworden sein, nicht leicht sp. bravo oder pr. brau, aber die bedeuttmgen
stolzen sich cib; übrigens findet sich das lat. wort außer im it. sp. pravo
auch im pr. prau richtig geformt und ganz in seinem lat, sinne. Daß
das derivatum pravitas, it. pravita, sp. pravedad, dem mit b anlautenden
stamme gänslich fehlt, woüen unr nicht 0u hoch anschlagen. Bessere an-
^miche scheint das gane formgerechte braw zu haben, allein ist es nicht
verdächtig, daß es dem Romanen in seiner eigentlichen geltung als Sub-
stantiv fehlt? Das bret. braö (schön, lieblich) ist nebst dem gleichbed.
ndl. brauwe (s. EUian) nicht celtischer, sondern franz. herkunft. Wie
aus dem lat. crudus konnten sich aus dem ahd. raw leicht die bedd. un-
biegsam, wüd, rauh, tapfer entfalten; hier muß eine Verstärkung des an-
lautenden r durch b angenommen werden, die auch in andern fällen
(bniire, brusco, braire cet.) vorzuliegen scheint, deren verhältnismäßige
sdtenheü aber auch diese detUung nicht zu voller glaubwürdigkeit gelangen
läßt. Sollte ein Zusammenhang anzunehmen sein zwischen brau und dem
unten vorhmtmenden briu kraß, oder zwischen brau und braire pr.
schreien, 1)raidiu kitzig, stürmisch, vgl. das oben erwähnte it. brado für
bravo? Aber der Wechsel zwischen den diphthangen au und iu oder au
•md ai gründet sich auf zu wenige fälle für eine solche annähme. Die
alte herleitung aus ßgaßeiov können unr bei seile setzen. Grimm D. wb.
gibt auch noch das slav. pravi (recht, acht) zu bedenken, aber gestält, be-
dmäung tmd selbst heimaih dieses Wortes scheinen es nicht zu empfehleti.
Braza sp. pg., pr. brassa, fr. brasse ein längenmaß, Uafter; vom
plur. braehia die (amgestreckten) arme, daher altfr. brace lev^e mit offnen
armen Antioeh. I, 47.
Brenno genues., sard. brinnu, piem. comask. pr. altfr. altsp. bren,
6
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66 I. BRESCA-BRIBE.
piem. auch bran Weic, tifr, bran äbfaÜ, ausumrf; nach Diefenbachy Goth.
wh I, 321, auch sp. brana abfall von bäumen, Viehweide, brana schon im
8. jk Yep. iZT, n. 17 (v,j, 780), später auch branea; ein ceU. wort^ gad.
bran, hymr. brän, bret. brenn kleie,
Bresca mantuan. sard. sp. cot. pr,, yriscasic, bresche altfr^homg-
wabe, in späterem mlat. brisca. Villemarque, Did. fr. br. p. vil erJdäri
es für celtisch: ir. briosg, Äymr. bresg, bret. break, aber die lexica ver-
sagen diese Wörter. In deutschen glossaren toird brisica mit "^wirz über-
setzt, dies bedeutet mit honig gemengtes wasser (Mhd. wb. HI, 761, Dief.
Gloss. tat. germ.), allein dieser umstand führt uns der queUe des Wortes
nicht näher. Mahn gesellt es zum pr. brusc bienenkorb.
Brete sp. fufischellen, pg. vogelschlinge, pr. bret (bretz? LR. II,
266) nebst attfr. bret mit letzterer bed,; abgd. aitfr. broion schlinge
Sax. J, 233, II, 86, Og. 1939; bretelle tragband, comask. bretela, bar-
tela schwanariemen. Diese Wörter scheinen stammgenossen, und Mahn
p. 64 deutet sie passend aus ahd. brettan stringere. In diesem faUe kam
also das hochd. t, une in einigen andern, namentlich dem wur£ielverwandten
it. brettine (s. unten brida), in anwendung, Rom. gramm. I, 314.
Brettonica i^., ^. pg. hrQU)v\Q.2i, eine pfUmze; von betonica, nur
wegen des eingeschobenen r zu erwähnen, fr. b^toine.
Brezza it., fr. brise, engl, breeze kühler windeshatich, maU. brisa
kühles lüftchen aus norden, altsp. pg. briza, neusp. brisa nordostwind;
zsgs, it. ribrezzo frost, schauder. Von unsicherer herkunft; sp. brisa
k(kinte selbst aus bisa entstellt sein. Es gibt ein oberdeutsches britzen,
britzein fein regnen, rieseln, das aber dem begriffe nicht genügt. Besser
nimmt man, von Italien ausgehend, in brezza eine Verstärkung des an-
latdes von rezza für orezza sanfter windeshauch an, wodurch zugleich
dem abweichenden genus in ri-brezzo genüge geschieht, da auch orezzo
vorhanden ist, s. oben aura.
Bribe fr. stück übrig gebliebenes brot, wallon. brib aknosen; vb.
wallon. brib er, pic. brimber auf bettelei amgehn. Die picard. form für
bribe ist brife, daher dUfr. brifer gierig essen (wie der betüer das brot),
brifaud fresser, auch bret. hrils^ brifaod, wohl auch ä. briffalda dime,
landstreicherin. Denkt man sich bribe aus ahd. bilibi brot, nahrung ent-
standm, indefn l in r übertrat, so erklärt sich zugleich das picard. i aus
ndd. form, z. b. ags. bilifen; doch findet sich vieUeicht^eine einfachere er-
Märung. Man hat freilich auch auf^ kymr. briw etwas abgebrochenes, vb.
briwo, verunesen; kann aber aus kymr. w ein rom. b oder I hervorgehnP
Offenbar derselben herkunft ts^ g?. bribar ein landstreicherld>en fuhren
= M;aZiow. briber ; sbst. briba, it. birba landstreicherleben; sp. bribon,
it. birbone, birbante, altfr. briban landstreicher. — [Gegen den vorge-
brachten detäungsversuch wendet Wackemagd die muthmaßliche b^onung
bilibi ein. Entscheidend möchte der einwand doch wohl nicht sein, da der
Romane den deutschen accent leicht fortrückt, für büibi also bilibi, end-
lich blibi sprechen Iconnte.]
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I. BRICCO-BRILLAEE. 67
Bricco ü.f briqne fr. Ziegelstein; vom ags, brice abg^ochenes stück;
engl, brick, ursprüngl. also ein bntchstein. Henneg. und bürg, bedeutet
briqae überhaupt ein stück: briqne de pain ist = ags.]iMeBhnce. Bim.
ü. briccolino Stückchen. Zu demselben stamme gehört wohl auch it.
brieca rauhe gegend, piem. brich alpe, comask. sbrich^ maü. bricol ab-
siurßy steile höhe.
Bricco it. in s-bricco, daher briccone, pr. bric, bricon {auch fem.
brieonaX dUfr. = prov. schelm, spitzbube (gesellt sich gerne zu fol, s.
Gar. H 24, LR, 11, 268). Nach Ducange vom roman, briga zank,
wozu aber die kehltenuis nicht passt. Näher liegt ahd. brecho verletzer,
störcTj vgl. hfis-brecho praedator, ags. brica, dsgl, altfries. breker ver-
brecher.
Brida sp. pg. pr., fr. bride, al^r. bridel, it predello zäum; vom
ahd. brittil, prftil (mhd, brtten weben). Eine andre form ist it. briglia
aus dem zsgz. britl, daher entlehnt das wal. bregle; eine dritte it. bröt-
tine (für brettUe?)
Briga it. aitpg., dltfr. brigue (broie NFC. J, 297?\ sp. pg. pr.
cot. brega zank (iiai. at4ch geschäft, cot. lärm, getümmel, nfr. bewerbung);
vb. ü. brigare, fr. briguer eifrig streben, dringend bitten, sp. bregar,
pg. brigar zanken, sich anstrengen, pr. cat. bregar, fr. broyer zerreiben;
dsgl. it. bri gante aufwiegler (adj. geschäftig), pg. brigao zänker, sp.
bergante, pg. bargante spitzbube, schdm, fr. brigand strafienräuber; it.
brigata geseUschaft, rotte, heerschaar, daher fr. brigade. Daß sich aUe
diese Wörter zu einem stamme brig mit kurzem i bekennen, ist leicht zu
ermessen; die grundbsdeutung mochte unruhe, geschäftigkeit sein. Die
german. sprachen bieten diesen stamm nirgends, bekannt ist dagegen das
cdt. briga in städtenamen (Humboldt, Urbewohn. Hisp. p. 143) und das
hfmr. brig gipfele aber auch nur der buchstabe gewährt anlehnung. Son-
derbar liegen grade im ital. die worte am vollständigsten und reinsten
vor (vgl. auch noch die zsgs. disbrigare, imbrigare), während im Süd-
westen der stamm zwischen brig, breg, berg, barg schwankt. Das span.
Wörterbuch stellt auch ein veraltetes briga Stadt, flecken auf, es ist aber
nur ein von den gelehrten eingetragenes wort. Brigante ist im itai. ein
klares particip, das keiner herleitung aus dem celt. völkemamen Brigantes
bedarf, die franz. und port. formen brigand, brigao aber haben etwas
fremdartiges, sie erinnern an tmand, tmäo (s. das.). Im miatein verstand
man unter brigantes leichtes fußvolk, daher fr. brigandine art panzer;
das it. brigantino soll ursprünglich raubschiff bedeutet haben. Mansche
auch Diefenbach, Odt. 1, 212 ff., Goth. wb. I, 322, Orig. europ. p. 271.
Brillare it., sp. pr. brillar, fr. briller glänzen, funkeln. Da die
it4Ü. spräche nidU brigliare gibt, so enthielt auch das etymon^ wenn nicht
cMes trügt, die doppelconsonanz 11, die sich in den übrigen sprachen ohne
Schwierigkeit erweicht, und so ist die bekannte herleitung aus beryllus
(m der parmes. mundart brill) name eines wasserheUen edelsteines, gram-
wuäiseh voUkommen richtig, ja das pr. und fr. 11 ließe sich auf die alte
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68 L BRIN-BROCCO.
form bericle aus beryllus bestehen. Dem begriffe etwas naher läge ewar
vibrillare von vibrare funkdn, gliteem^ aber das sufßx ill würde it. eil
(brellare) verlangen; für vibriculare war brigliare su erwarten.
Brin arag. pr., pg. brim, fr. brin faser; scheint gleiches ursprui^
ges mit bren, s. brenno.
Brio it. 5p. pg.y briu pr., oMfr. bri (selten^ js. b. DMce. p. 161, 21)
lebhaßigheit, kraft, muth; daher pr. brivar, abrivar drängen, part. abri-
vatz, aitfr. abriv6 (oß abriev6 geschr.) eilfertig, sp. brio so hraftvoU,
brigoso im Canc. de Baena; ob auch ü. abbrivo voller lauf des Schiffes,
abbrivare absegeln, und nicht von ab-ripare? Nahe liegt gr. ßQifv ^ark
sein; naher aber doch wohl das aUiriscfie brtg Zeuß 1, 26^ gael. brigh
hraft, leben, vgl. wegen u aus g pr. crau aus crag.
Brocca it., pr. fr, broc kanne, krug, daher das schweif, broke,
brög kübd. Nach Ferrari vom gr. ngoxovg wasserkrug; nicht verwerf-
lich, da der griech. anlaut rc in einigen fällen zur media wird. Wer
steht aber dafür, daß dies wort nicht mit dem folgenden identisch sei, in-
dem man die kanne nach ihrer hervorstehenden mündung oder schnauze
(lat. nasas, rostnim) benannte? Schon Le Duchat dachte daran. Ein
diminutiv ist pr. broisson hals der flasche {gleichsam lat. broccio), pic.
brochon auch visier des hehnes (ursprüngl. etwas hervorstehendes).
Broc CO ü. {verstärkt sbrocco, sprocco) spitzes abgebrochenes holz-
chen, auch spröfichen, parm. broch ast, altfr. und noch picard. broc spitze,
spieß, dsgl. mit c piem. brocio = it. brocco, lomb. broc = broch, fem.
it. brocca oben gespaltener stecken, sie. brocca dass., auch pfropfreis,
würzdchen, piem. parm. ven. broca kleiner nagel, lomb. ast (uHe das masc.),
sp. broca spule, bohrer, schuhmacherzweck, pr. broca, fr. broche spieß,
hölzerne nadd (s. brocca DG.); dimin. it. bröccolo kohlsprosse (vgl. die
bedeutungen des it. sverza kohl und Splitter); vb. it. broccare,^. brocar,
fr. brocher stechen, sticken, daher broccato, brocard ein mit blumen durch-
wirkter stoff. Dieses rom, brocc unirde dem lat. broccus entsprechen,
wenn die bedeutung der lexica ^einer der hervorstehende zahne hat, dsgl.
ein solcher zahn selbst" oder 'hervorstehend, von zahnen (Freund), hdUbar
wäre, welches aber Schwenck, Deutsch, wb. p. xn, widerlegt, indem er dem
Worte nur die bed. dicklippig oder kurzlippig (so daß die oberen zahne
nicht ledeckt sind) als eine mögliche zugesteht. Merkwürdig ist, daß diese
bloß auf die lippen bezogene bedeutung auch die der alten lat. -deutschen
glossare ist: ^hocMeftzig, hochmundig', oder 'des sync oeverste lypp dicke
is Dief. Gloss. lat. germ. 82^, eine bedeutung, die freilich schon in d&n
Gloss. vetus 612 vorlag: brocca 'labrosa\ oder in einem der Erfurter glos-
sare p. 278^: broccus 'qui labrum super justum modum habet \ Broccus
ist also nicht zu brauchen, aber was bleibt übrig? Frisch verweist (xuf
das deutsche sprot, sprofs, das aber trotz der ital. form sprocco nicht
passt. Menage und Ferrari gewinnen das roman. u)ort aus lat. veru
'mitteist des sufßxes oc: veroc vrocc brocc; aber dies sufßx wird schwer-
lich auf den in broc enthaltenen begriff angewandt, nimmt auch im span.
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1
I. BRODO— BRONZO. 69
regdmäßig die form uec an. Noch weniger geht verüculum. Was das
deutsche brocken und brach betrifft^ so geben sie immer nur den sinn des
dbgebrocheneny der im roman. nicht entschieden vertreten ist. Vollkommen
befriedigt ir. gaeL brog (verb.) stacheln^ brog dhle (mit verschiedenen
deruHiUen), wenn dieser stamm nicht atis dem roman. entlehnt ist, '
BrodO; broda it., sp.pg. brodio, bodrio, pr. bro, daher fr. brouet
brühe; vom ahd. brod, ags. brodh, ir. broth, gael. brot, edle mit derselben
bedeutung; nUai. brodiiUD; 'bruegx Voc. opt. 10, 142 und anderwärts.
Broglio tmd braolo it. (s. ersteres bei Ferrari), pr. braelh, fr.
hrmil, fem. pg. bralha, pr. braelha, altfr. braelle umeäuntes gebüsch
oder baumstüch, brühl; vb. it. brogliare, cUtsp. brollar, |)^. j>r. brolhar,
fr. brouUler, pg. auch abrolhar sprossen, sprudeln, sich empören (hervor-
brechen), it. broglio empörung. Ein altes Zeugnis gewährt das Capit. de
viUis: lucos nostros, quos vulgus brogilos vocat, sonst auch broilns, bro-
lius im nüatein. Das wort wird für celtisch gehalten: hymr. brog heißt
auf Schwellung, ein mit keimen und sprudeln verwandter begriff; brog-il
aber mit dem suffixe il hat sichtbarlich deutsche ausprägung erfaJiren,
wenn nicht die wureel selbst deutsch war (vgl. mhd. brogeu sich erheben),
wie denn dctö wort auch in alten deutschen Ortsnamen vorkommt, Graff
III, 282, Forstemann II, 298. Abgeleitet von fr. brouiller vermengen,
verwirren, trüben, ist brouillon Unruhstifter, dsgl. concept (eigentl.
8udelblatt)f aber wohl nicht bronillard nebel, s. brou^e II. c.
Bronco it. stamm, stock, ast, sard. hmnou Schößling (dsgl. schnaujse,
wcfär auch runcn), fem. fr. bronche Strauch, altsp. broncha ast; abgel.
it. broncone abgehauener ast; vb. fr. broncher straucheln (wie it.
cespo Strauch, cespicare straucheln)^ pr. abroncar anstoßen, anklopfen.
Vergleicht man fom^en wie parm. .brocon = it. broncone, mail. brocca
ost = aUfr. bronche, so könnte n eingeschoben sein und bronc könnte isu
bioec gehören. Doch mag, da bronc eher etwas stumpfes als etwas spitzes
bedeudet, noch erwogen werden ahd. brach, ndl. brok etwas abgebrochenes,
abgestumpftes (daher Strauch, Staude), dem das pr. bruc in jedem sinne
eintspricht, s.II.c. Dieselbe herkunfl verräth auch das sp.pg. adj. bronco
rauh, plump, stumpf von geist {vgl. für diese bildliche anwendung lat.
tnmcus und nhd. klotz), so wie pr. bronc grobheit; in erster an erblickt
Aldrete fol. 47" entschieden das lat. broncus.
Bronzo it., sp. bronce {auch umgestellt brozne), fr. bronze eine
metaUmisehung, glockenspeise, ers; adj. it. bronzino er z farbig, mgr.
ix^i xai dvo Ttograg jigovr^iveg eherne thüren DC. gloss. graec; vb. it,
abbronzare verbrennen, schwärzen (von der sonne), altsp. bronzar, fr.
bronzer eine erefarbe geben. Obryzum auram, xQvaiov oßQv^oVy ist gold,
das die feuerprobe bestanden hat, in mittellat. glossaren, z. b. bei Papias,
auch *8plendor auri* : sollte man obryzum duf die ruich ihrem gusse gold-
aknliche eremischung übertragen haben? Hat man doch auch das messing
golderz genannt, s. unten oricalco. Das roman. wort müßte in Italien
geprägt worden sein, wo der anlatd o leicht abfallen und n vor dem dental
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70 I. BROTE— BRUCIARE.
leicM eintreten kannte. Aber sicherer erklärt man es doch wohl mit Mu-
ratori und andern aus bruno, so daß es für branizzo stände, wdches
bräunlich heißen konnte, freilich mit einer zurückeiehung des accentes, die
in nominalahleitungen nur selten, 0, b, im it. pincio aus pinicens, vor-
kommt; brunitius aber findet sich, von der färbe der pferde gebrautJdj in
den Gloss.trev.IIoffm.p.3, 36: mannas brun ros, quem vulgo brunicam
yel brnnitium yocant Wegen der bedeutung vergleiche man auch branire
gläfusend machen^ metallglanz geben. Ein treffliches etymon wäre engl
brafs erz, kupfer, ags. bras, ließe sich a so leicht in 0 verdrehen. In der
venee. mundart heißt bronza glühende kohle, vielleicht das dtsche brunst
gluth. — [Dieser deutung stelU sich eine neuere gegenüber ^ aus dem per-
sischen buring oder piring, bei Eichardson copper, valuable mountain brass,
orichalkj s. Dozy 26y auch von Biefenbach ausgesprochen^ der übrigens
gesteht j daß der vocal nicht stimme und Zwischenstufen nicht bekannt seien^
Brote, brota sp., pr. brot, fr. brout (fehlt it. pg.) knospe, auch sp,
pr. broton; vb. sp. pr. brotar knospen; vomahd. broz sprosse, brozzen
sprossen. Cdt. beeiehungen in Diefenbachs Goth. wb. I, 322.
Broza sp. abfall von bäumen, rinde, blättery pr. brossa, fr. brosse
kleines borstiges gestrüpp, heidekraut, dsgl. sp. broza, bruza bürste, so
auch fr. brosse, masc. pr. brus bruyere L. Rom^, daher fr. broüssaille
Strauchwerk, wohl auch it. bmzzaglia gesindel. Erwägt man die aUfr.
nebenform broce, pic. brouche, so muß ss = st sein und auch ^r. brostar,
fr. brouter (für brofiter) abweiden (altfr. broust weide, blääerabfäll) ist
hieher eu ziehen; it. brustia ßei Ferrari) = sp. bruza £feigt gleichfalls
st. Im gad. bruis bürste, abfalle, oder kymr. brwys üppiger wuchs ist
broza nicht eu suchen, da die form sich nicht hinein ßgt; genau passt
ahd. barst, brnsta d. i. börste, kämm (etwas struppiges), besonders deut-
lich hervortretend im fr. compos. rebours gegenstrich, rebourser, re-
brousser gegen den strich d. h. gegen die börste eines thieres fahren, vgl.
mlat. rebursus struppig. Die form mit st erinnert dagegen unmittelbar
an dlts. bmstian sprossen, bret. broust Strauch, brousta abweiden.
Bruciare, brusciare {in abbrusciare) it, pr. bruzar, bruizar, chw.
brischar verbrennen; daher abgd. it. brustolare, abbrustiare, pr. bruslar,
fr. brüler. Da sich eu diesem begriffe nirgends- ein stamm bruz oder brost
bietety so darf eine nicht ungeschickte deutung MuratorVs aus einem lat.
compositum hier eine stelle finden. Aus perustus fließt ein freguentcdio
perustare, welches romanisch in prustare syncopiert ward, daher mit er-
weichung des anlautenden p in b brustare, wofür es mehrere umfwdfel-
hafte fälle gibt, endlich mit bekannter behandlung des st, it. brusciare,
entstellt in bruoiare (vgl. cacio für cascio u. a.), pr. bruzar statt brussar.
So von dem hypothetischen perustulare it. brustolare u. s. w. Wodurch
diese deutung einigen anheilt gewinnt, ist daß brustolare, brusler formell
jm dem vorhandenen roman. verbum ustolare d. h. zu dem gleichfalls
vorhandenen lat. ustulare passt, so daß die formen mit anlautendem b
nur daraus erweitert eu sein scheinen. Dieses ustulare findet sich auch
im altsp. uslar Bc, pr. usciar {für ustlar), wal. usturä.
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L BRÜCO-BUBBONE. 71
Brnco ü. raupe, sp. bmgo erdfloh^ von braohus (ßQOvxog) heur
s(krecke^ hei JPrudeniius; daher auch iL brucare des laubes herauhm^
oiMatten? Eine andre ital. form^ br ucio^ weist aurf eine abl. bruchens.
Vgl. wai. vrah maikäfer.
Brngna t^., pg, brnnho, abrunho, sp. bruno, fr, brugnon, maü.
bnignoeu, dsgl. fr. brignole pflaume, Pflaumenbaum. Sie sind äugen-
stJieifdieh verschiedener herhunft Da neben U. brugna auch pragna,
neben brngnoen auch pragnölo besteht, so ist eine erwekhung des anUxu^es
p tn b anmmehmen, indem sich prugna aus prunea, wie ciriegia aus
cerasea, erklärt. Sp. brnno schwarae pflaume scheint aber auf das adj.
bnino surückeugehen. Im fr. brignole erkennt man den namen der
pflauinenberühnUen Stadt Brignole (Broniolacnm nach MSnage).
Bruire i^., fr. bruire, pr. brugir, bruzir, comask. brügi, aUcat.
brogir rauschen, murmeln; sbst. it. bruito, fr. brait, pr. bräit, brdida.
Nicht \inwahrscheinlich ist, schon nach Menage, dem lat, rugire, sbst. ru-
gitns, um der onomatopöie unUen ein b vorgesetzt, wenn nicht bereits in
der römischen Volkssprache eine form brugire, dem gr. ßqvxBiv nahe
liegend, vorhanden war. In der L. Alam. begegnet für rugit die lesart
brogit Prov. bruzir würde sich freilich auch ins lat. rudere fügen.
Bruma sp. pg. pr,, fr. brume, cot. ausgeartet in broma dunst, nebel,
wd. brume reif; von bruma kürjsester tag, wintereeit, bereits in den
Undenbr. glossen bruma ^ripho* reif, vgl. auch die Flor, glossen (Diu-
Udta II, 233).
Bruno it. sp. pg., pr. brun, fr. hmn fuscus; vom ahd. brfln, nhd.
braun. Daher vb. it. brunire, sp. brufiir, brofiir, vgl. pg. brunir, bor-
nir, pr. fr. brunir polieren, wie mhd. briunen glänzend machen.
Brusco it. sp., brusc fr. (woher unser brüsch), pg. fem. brusca
mjfrtendom, Stechpalme, mittelgr. /4n:Qovayu)g', von ru8cum {woher auch
nhd. mache) mit verstärktem anlaut: nicht anders verhält sich pr. brusc
rinde, bienenkarb zum gleichbed. rusca, it. bruscare abrinden eum com.
rasdt n^ ders. bed. Dahin auch pr. cot. brusca gerte (wie fr. houssine
von houx, 8. das.).
Brusco it. etwas herb von geschmack {z. b. wein), dsgl. mürrisch,
unfreundlich, sp. pg. brusco auffcJirend, verdrießlich, finster {z. b. vom
Iwnmd), fr. brusque auffahrend, hitzig; vb.fr. brusquer grob anfahren.
Nicht unpassend erklärt es Ferrari aus dem adj. labruscus in vitis oder
UYa labrusca wüde d. i. herbe traube; die erste sübe fiel auf ital. weise
ab und so wanderte das wort in die andern gebiete. Eben so gut mit dem
buchstaben, theilweise mit dem begriffe genügt ihm ahd. bruttisc, zsgz.
bmtf sc, finster, grimmig, doch mag das lat. wort auch hier den vorrang
h/Aen.
Bubbone it, sp. bubon, pg. bubäo, fr. bubon, wal. buboiu beule,
gesckmkt; vom gr. ßovßdv dass. Hieraus zog man ein primüiv sp.
bubft, bna, pg. bouba, bubo, fr. bube, wal. bube; ein auch bei mehreren
andern roman. Wörtern wahrzunehmendes verfahrm, s. Rom. Gramm. 1, 29.
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72 BUCATO-BUF.
Bucato ü.y sp. pr. bugada, fr. ba^e das waschen in lauge^ hurg,
buie lauge; vb. nur altfr. buer, chw. abgel, buadar in lauge waschenj
bret. bnga, das auf ein älteres fr. bnguer deutet. Es ist augensdteinliek
unser nhd. baachen, ndd. bücken, aber nicht dah^ entlehnt. Passend
leitet es Ferrari {mit welchem Weigand bei Diefenbach^ Goth. wb. 7, 278^
zusammentrifft) vom it. buca loch (bucare durchlöchern), weil die lauge
durch ein mit kleinen löchern versehenes tuch geseiht werde; im span. wird
darum dieselbe handlung colada (durchseihung) genannt, wie Schmdler s. v.
sechteln anmerkt.
Bucherame it., cot. bocaram, pr. bocaran, boqueran, /r. boogran,
mhd. buckeram ein steifes gewebe von leinen oder baumwolle^ ursprüng-
lich, wie man glaubt, von Ziegenhaaren, daher der name (boc, boc-ar-an) ;
nach Schmeller 111, 413 aber vom it. bucherare durchlöchern, also eigentl.
lockerer erst durch leim gesteifter zeug.
Buco it. sp. loch (fehlt pg,), dsgl. sp. buque geholt hohler körper,
bauch der laute, rümpf des Schiffes, cat. buc wie sp. buque, dsgl. bauch
des menschen, und nebst pr. altfr. buc bienenkorb, com. bugh rümpf fem.
nur it. buca loch, hohle; vb, it bucare durchhöhlen; vom ahd. büh,
das im mhd. buch, im altn. bükr, im mndl. buk, buik (Huydecoper zu
Stoke III, 469) bauch und rümpf hie/i, also beide roman. bedeutungen
(bauch = höhle) einschloß, im älteren ndl. biebuyck KU. auch die bed.
apiarium hatte, vgl Adelung, Mithr. II, 536. Damit ist zsgs. sp. pr.
trabucar, fr, tr^bucher zu boden werfen, (intr.) stürzen, pur zein, eigentl.
mit dem rümpf aus der richtung bringen oder kommen, gleichsam über-
rümpfen, vgl. it. tram-bustare umstürzen, von busto rümpf. Von trabucar
ist sbst. sp. trabuco, pr. trabuc, trabuquet, fr. trebuchet ein wurf-
geschütz. Als eine auf bocca (mund) zurückgeführte umdeutung fasse
tnan it. traboccare, trabocco, trabocchetto, mlat. tribocus Voc. opt,
mhd. triboc, s. Müller im Wb. III, 89; dafür richtiger ven. trabucare,
oltit. trabucco PPS. I, 21, com. trabuc, veron. strabuco.
Budello it., altsp. budel Alx., so auch pr., fr. boyau (cdt boel)
darm; von botellus Würstchen, bei Martial; die rom. bedeutung schon
im frühen nüatein, z. b. L. Angl. si intestina vel botelli pcrforati claudi
non potuerint. Nach GeUius 17, 7 war botulus ein nur dem volke an-
gehöriges wort; nicht dies, sondern das diminutiv, hat sich behauptet.
Bnf pr. fr. interjection; it. buffo, mail. hoS windstoß; it. buffa,
sp. bufa posse (daher buffone), altfr. buffe schlag, stoß, bufet ohrfeige,
wcMon. bofet nadelküssen (d. i. etwas aufgeblähtes, ausgestopftes), sp.
bofeton = altfr. bufet, neupr. buffo hinterbacken, altfr. buffoi hochmuth;
vb. it. buffare, parm. boffar, sp. pg. pr. bufiar, fr. bouffer und bonffir,
neupr. buffd,. bouffä blasen, aufblasen, altfr. buffier beohrf eigen; abgd.
neupr. boufögd sich aufblasen, bouffigo blase im leibe. Die berührung
von blasen und schlagen ist nicht ungewöhnlich, fr. souffler und souffiet
liefern ein nahe liegendes beispiel. Die german. sprachen besitzen den-
selben wortstamm, ziehen aber die tenuis im anlaute vor: mhd. hn£, puf,
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I. BUGIA-BUGNA. 73
»
nkd. puff ais itUerj. und sbsi.j dsgl. puffe, puffen, puffer, 8o auch fr.
pouf interj., vb. pouffer bersten^ tväl. pn£&iu aufgeblasenheit. Enüehnung
dieses weUreiehenden naturausdruckes aus dem deutschen an/eunehmenj thut
aber nidU noth: läßt es sich doch in unsem ältesten mundarten nicht
ntuhweisen, Merkenswerth ist noch das it. adj. böffice bauschig ^ eine
offenbare anbüdung an söffice ; piem. schlechtweg bot — Welcher umstand
dem credenetische frans, den namen buf fet gab (schon altfr.y s. Fer. 156^) ,
ist unbekannt; sp. bufete hei fit Schreibtisch: waren diese möbelstücke, etwa
hoMckig, gleichsam aufgetrieben? Nach Mahn p. 106 ist buffet eigent-
lieh prunktisch, von buffer außlasen, worin der begriff der pracht und
des prunkes stecke, daher auch altfr. büfoi pomp.
Bugia it., lomb. bnsfa lüge, pr. bauzia, bauza, altfr. boisie trug,
Mnterlist; vb. bngiare lügen, bauzar, boiser hintergehen-, pr. baussan
{fem. -ana) betrüger; auch sp. bausan stroJmMnn den feind zu täuschen?
Die stammvocale u, an, oi £nelen unläugbar auf ein urspr. au, vgl. it.
robare = pr. raubar, altfr. poi = pr. pauc : nur, so scheint es, in un-
betonter sübe (also nicht in bauza) kann pr. au aus o entstehen. Muth-
mafilich ist das wort deutsch: ein vb. bausjan, bausan würde bauzar,
boiser, bugiare nebst mlat. bausiare umfassen. Beruhte das ahd. pösi
schlecht, gebrechlich, nichtig, nhd. böse, auf einem altem bausi, was bei
der unbestimmiheit des ahd. 6 nicht schlechthin anzunehmen ist (das wort,
dessen detUschheit Grimm P 100 zweifelhaft schien, die er aber später
zugab s. Über die, namen des donners, fehlt goth. ags. altn.), so wäre der
form damit genüge zu thun; bösa bedeutet posse (ganz das pr. bauza),
b6sön lästern, vielleicht auch lügen wie lat. nugari. Ital. bugiare, busare
heifit auch durchlöchern, bugio loch (ältsp. buso), adj. bugio, buso durch-
löchert, leer, bedeutungen, die gleichfalls in bösi (eitel, gehaltlos) ihre
befriedigung finden tvürden. Man sehe auch Schwende v. posse. — Neben
altfr. boisie begegnet noch eine form boisdie (adj. boisdif), die eine
blofie anbüdung an das sinnverwandte voisdie (s. unten vizio) sein mufi,
da kein adj. bois^, woraus böisedie boisdie werden konnte, vorliegt.
Bngla it., so auch sp. pg., pr. bog<a ("v. j.1460), fr. bougie (v. j.
1312, s. Boquef zu Mar. de Fr. I, 63) Wachskerze; von Bugie in Nord-
africa, woher sie ehemals durch den handel nach Europa kamen (Menage).
Bugna mail. venez., romagn. bogna, neupr. bougno, cdtfr. bugne,
nfr. bigne (bei Minage beugne) beule, masc. mail. bugn, sard. bugnu
dass.y romagn. bogn finne (kleine beule); abgel. veron. bugnon stofi;
crem, bugnocca beule; npr. bougneto, fr. beignet, bignet, sp. bunuelo
em aufgelaufenes backwerk, limous. bouni. Gleichbed. mit pr. bougno ist
bondongno (s. bouder 11. c.) : sollte jenes aus diesem contrahiert und so
in die übrigen sprachen eingedrungen sein? Verwandtschaft mit ahd.
bungo, mhd. bunge knollen, altn. bfinga, aÜengl. bung nebst bunny ge-
schundst liegt nahe genug, schwerlich ist aber das rom. wort aus dem
deutschen, dem eine form bonga besser entsprochen hätte ; aus becke-bunge
machte der Italiener becca-bungia, was aber wohl ein wort von spätem
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74 I. BUJO-BUSCA.
gepräge ist. Bei fr. bigne t^ die identität noch fraglich, da die ausardmg
des u in i eigentlich nur in mundarten geltung hat.
Bujo it. dunkdy lomb. bur. Beiden formen kann nur ein etymon
burens, burins genügen und hiermit verträgt sich atich $p. buriel, pr.
burel braunrothy alt fr. buire (cape buire G. d'Angl. p. 104) dass., neufr.
hxxTet purpurschneeke; it. burel la und biijose (plur.) dunkler kerker.
Bei Festus findet sich burram antiqui quod nonc dicimas ruf am: dieses
dUlai. wort, das man aus d^n gr. nv^^og herleitet (womit auch Diefefh
hoch, Orig. europ. p. 260, einverstanden ist), scheint sich erhalten sm
haben, und wiewohl weder form noch begriff genau eu bujo sich schicken,
so dürfte dieses doch, wenn man sich eine abl, burrius denkt (vgl. fnjo
von f urvius d. i. f urvus u. dgl. Rom. gramm, II, 301) und den bei färben
üblichen wandet der bedeutung in anschlag bringt, seine erUärung darin
finden, wie auch schon andre vermuthet haben. Oft gibt die färbe dem
Stoff den namen: daher fr. bure grobes wollenes tuch; sp. buriel, pg.
pr. burel, fr. bureau dass., in letzterer spt;ache auch eine mit solchem
tuche bedeckte tafel; it. buratto, und andere abU. Schon das lat. toort
bezeichnet in der form birrus (i so gut wie u aus gr. v) ein kleidungs-
stück, oberkleid bei Vopiscus, zottiges kleid bei Papias, vgl. oben berretta.
Burla it. sp. pg., npr. bourlo posse, spass, spott; vb. ü, burlare,
sp. pg. burlar spott traben, verhöhnen; pr. nur sbst, burlaire , altfr. nur
bourleur; ac^. it. burlesco u. s. f. Ausonius Ao^ burra lappalie (urspr.
woM eotte, rom. borra, s, oben, vgl. it. fiocco flocke und posse), hieraus
entstand, wie schon Menage behauptet, burrula (so im sard-X burla, wohl
auch sp. borla troddel.
Burraflca it. (aber mit o borrascoso), sp. pg. cot. borrasca, fr.
(entlehnt) bourrasque sturmwetter mit regen. Wie aus sp. nieve uevaÄca,
so erunfchs aus U. borea, mail. ven. romagn. bora nordunnd = lat. boreas,
mit Verdoppelung des r, borrasca, burrasca. Sicil. burrascuni heißt dünner
nebel, berührt sich also von Seiten des begriffes mit dem im it. brina //. a.
gemuthmaßten stamme.
Burro sp. pg. esd. Daher mit gleicher bed. pg. burrico, sp.
neap. borrico, fr. bourrique, lonth. borich, it. bricco; daher auch pr.
burquier, wenn es eselsstall heißt. Buricus klepper ist ein sehr altes wart,
das sich schon im 5. jh. bei Paul. Nolanus vorfindet; davon sagt Isidorus:
equus brevior, quem vulgo buricum vocant Vermuthlich nannte man
den esd burro von seinem zottigen haar (borra s. o.): i» der mundart
von Berry, die ihn bourru d. i. zottig nennt, ist dies deutlich ausgespro-
chen. Sonst wird das nUat. buricus (bürTcus soU man sprechen) von
burrus röthlich (s. oben bujo) abgeleitä. Vgl. Diefenbach, Orig. europ.
p. 378. 379.
Busca lomb. piem. pr., sie. vusca, altfr, busche Splitter^ co^. busca,
bru8ca ruthe, gerte, fr. buche scheit; vb. fr. buch er holz hauen, pr.
buscalhar holz lesen GProv. 62'', Es ist wahrscheinlich mit bois, bosc
{s. oben bosco) gleicher herkunß, indem es mit seinem vocal auf die älteste,
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BUSCARE-CABALA. 75
freüich nur hypoth^isehe form bawisc, buisc jsnmickleitet: seine Urbedeu-
tung wäre hiemach bauhoh, gespaltenes hoU^ scheit^ demnächst span.
Splitter, Die vergleichung des dltfr. embuscher mit dem it, imboscare
mufi dieser herleUtmg ewr bestätigung dienen^ nicht weniger das dem fr.
bfiche begrifflich entsprechende henneg^ boisse.
Buscare iL erhaschen, sp, pg. bnscar, dlfsp. boscar suchen, nach-
spüren, fr. büsqner nachtrachten, nachstreben; sbst, it. sp. pg. busca
ncuAsuchung. Des wertes eigentliche heimath ist Spanien, wo es den dienst
des it. cercare, fr. chercher thut^ prov. fehlt es. Befriedigend ist die alte
deutung aus bosco gebüsch, so daß es urspr. heißt 'durch das gebüsch '
gehen (vgl. montar auf den berg gehn), daher jagen, nachspüren, sp.
bufica spiirhund, altsp. basco fährte des wildes.
Busto it. sp. pg., pr. bust, fr. buste (m.) rümpf, bruststück, brüst-
bUd; in den lAndenbr. glossen busta 'arbor ramis trunc<xta\ Gegen das
lat. bnBtnm (verbrannter leichnam) streitet der begriff, und auch unser
deutsches brost kann nicht in erwägung kommen, da der ausfaU des r,
dem eine anlautende muta vorausgeht^ dem französischen wenigstens und
italienischen Sprachcharakter vöUig zuwider und mit keinem beispiele zu
bdegen ist, es müßte denn ein zweites r im werte enthaiten sein, so daß
der grund des ausfalles ein euphonischer wäre. Für Ijaeto sagt man itai.
auch fasto, wie man bioccolo für fioccolo, bonte für fönte sagt, und so
liegt die vermuthung seiner entstehung aus fnstis nahe genug, und schon
Ferrari dachte daran; aber alsdann müßte diese form von Italien aus-
gegangen sein, was allerdings zweifei erregt. Dagegen wird keinem ety-
mologen die beobachtung entgangen sein^ daß sich die sprachen für rümpf
oder brüst solcher Wörter zu bedienen geneigt sind, welche behälter, gefäß
bedeuten: so mlat. arca (s. Ducange), so it. casso (capsus), so engl, ehest,
so w%ser rümpf, ursprünglich ein gefäß aus baumrinde {wie pr. brusc).
Warum sollte sich diese Übertragung nicht auch bei busto ereignet haben?
Mlat. busta^ bustula bedeutet arca, arcüla, die änderung des genus ist
ein häufiger Vorgang, s. Rom. gramm. II, 18, wo zahlreiche beispiele ge-
geben sind; beide mlat. Wörter aber sind aus bnxida, pyxida geformt, s.
botte n. c. Eine zss. ist it. imbnsto schnürleib, brustlatz, sp. emboste
flitterstaat, lug und trug, embustero heuchler (nach Larramendi vom bask.
eman geben, uste hoffnung), it. trambustare umwerfen.'
c.
Ca altit. cdtsp. altpg. conjunction s. v. a. lat. nam, quia; wohl von
qua re (pr. fr. car), nach andern von quia. Das churw. sard. und lomb.
ea stimmt begrifflich zu que (daß) und könnte daraus entstellt sein. ÄUit.
attpg. ca hinter dem comparativ PPS. II, 79. 95, D. Din., Trov. weist
auf quam.
CÄbala it. sp, pg., cabaie fr. geheimnisvolle erUärung des alten
testamentes u. dgl., auch hinterlistige Verhandlung; vom hehr, kabalah
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76 I. CACAO-CAFFE.
Überlieferung^ geheimlehre. Die von mehreren angenommene herleitung aus
engl, cabal als acrostisch aus den namen von fünf siaatsräthen Karls IL
widerlegt Mahn p. 68.
CacäO; caccäo, ü.j sp.pg. fr. cacäo die fruchi eines südameräcani'
sehen baumes^ span. port, auch der bäum selbst; vom mexican. kakahuatl.
Der bäum heißt überdies sp. cacagual, pg. cacaoeiro, fr. cacaoyer,
cacaotier.
Cacciare iV., sp. pg. cazar, pr. cassar, altfr. chacier, nfr. chasser
jagd machen auf etwas, dsgl. verjagen; sbst. caccia, caza, cassa, chace,
chasse jagd. Das entsprechende lat. venari ist in den tocktersprachen
allmählich untergegangen. Noch im altspan. sagte man venar (>. b. Cai.
e D. 29^. 56". 66^), ebenso pr. venar GRoss., altfr. vener; gänelich fehlt
es im port. catal. ital. churw., nur im wal. vena, präs. venez, lebt es
fort. Was nun cacciare betrifft, so mögen unter den wenigstens nicht
unverständigen deutungen des vielfach besprochenen Wortes nur erwähnt
werden die aus cassis jägergam, das aber ein ital. vb. cagiare oder altfr.
chaisier erzeugt hätte; die aus unserm hatzen, dessen anlaute jedoch der
romanische understrebt; die aus dem engl, cate^, das gleichfalls Schwierig-
keiten in der form bietet; die aus lat. capsus (s. Ducange), das sich ebenso
verhält wie cassis. | Das beste hat Menage getroffen, der es vom lat. cap-
tare herleitet: captare feras hiefi schon dem Römer wHd jagen^ und ein
altes glossar seiet &i]Q6VTTjg ^captator, venator. Eigentlich aber leit^
der Romane sein wort vermittelst des suffixes iare aus dem part. captns,
also captiare cacciare cet. s. Rom. gramm. 11,402. Nur mit captiare
vertragen sich die formen aller mundarten; aUsp. schrieb man sogar cabzar.
Dieses captiare ward aber der allgemeine ausdruck für venari, welches
sich nur im prov. und altfr. behauptete. — [Mit recht fügt Gachet p. 77'
vorstehender deutung das in einer Urkunde v. j. 1162 vorkommende sbst.
captia d. i. venatio bei.]
Cadaüno, cadano it., sp. cada uno, pg. cada hnm, pr. cada an
(noch jetzt cadun), altfr. cadhun in den Eiden, später chenn LRs. 26,
pronomcfi für quisque. Muthmafilich ist caduuo eine äbkürjsung von us-
que ad nnnm d. i. nullo excepto, wofür churw. s-cadin (s. v. a. scadnn)
mit seinem anlautenden s deutlich spricht; doch darf auch an qnisque ad
unum (altsp. quiscadauno PC, altpg. quiscadaun FGrav. 387) gedacht
werden. In diesem sinne unrd lat. ad unum omnes von GeUius, Ammia-
nus, Apulejus öfters gesetzt. Hiervon müße sich denn cad, euphonisch
cada, abgelöst haben, um im sp. pg. pr. altfr. (kiede) ein selbständiges
pronomen zu bilden. Etwas ganz analoges bietet das ngr. xa&ivag ßr
quisqtie, entstanden aus xa&' ^va (einzeln) und ebenso wie cada hat sich
das adj. wi&e davon abgesondert: xad^e devÖQov == sp. cada ärbol. Ist
die deutung richtig^ so beruhen die ital. formen mit t catauno, catuno auf
einer falschen schreibu/ng.
Caffe ü., caf6 sp. fr. ein trankt vom arah. qahvah eigenÜ. wein,
dsgl. ein aus beeren gekochter trank Freyt. III, 51P mit Verweisung auf
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I. CALAFATARE-ÖALANDRA. 77
SUverire de Sact/'s chrestomaihie ; vgl. wegen des rom. f aus arab. h sp,
aljöfar von algafihar.
Calaf atare ü.y sp. calafatear, pr. calaiatar, fr. calafater, calfeutrer,
mäkigr. xfxXafpcneiv die ritzen besonders eines Schiffes verstopfen oder
theeren^ vgl. pr. una caxeta (histchen) empeguntada e calefafada LB.;
vom arab. qalafa ein schiff verkitten Freyt. III, 491", türh. qalfät geiheer-
ter stapfen Pihan p. 76, vgl. Monti, Agg. al voc. IL 1, 312. — Diese
bekannte herleitung beanstandet Engelmann und zieht das wort aus lat.
calefectare, denn die frühere bedeutung sei gewesen ^ein schiff heizen.
Ajugenseheinlich haben indessen die roman. formen eifien fremden anstrich
und könnten, da sie sich der büdungsregel nicht unterworfen haben (cale-
fectare hätte z. b. pr. calfeitar geben müssen), erst aus dem lat. Wörter-
buche in die neuen sprachen gelangt sein. ^
Calamandr^a it., sp. camedrio, fr. germandr^e eine pflanze, ga-
mander, gamänderlein; von chamaedrys {xafialdgvg).
Calaminaria sc. pietra it., sp. pg. calamina, fr. calamine kieseh
haUiger zink; vom gleichbed. cadmia {xadfieia, xaöfiia) mit adjectivsuffixen,
dtsch. galmei.
Galamita it. sp. pg. (ital. zuerst bei O. GuiniceUi, PPS. I, 73)^
pr. cot. caramida, fr. calamite, neugr. xakafiiza (alle fem.) magnetnadd,
auch magnet. Von calamus, weil die nadd in einen halm (oder auch in
ein Stückchen kork) gesteckt und so in ein grfäfi mit u^asser gelegt ward:
en un festu Tont couchi^, en Teve le metent sanz plus et li festaz la
tient desnz, pais ee torne la pointe tonte contre Testoile si sanz donte
eä. Guiat de Prov. FC. II, 328 (eine den nautischen gebrauch des mag-
netes um den anfang des 13. jh. beweisende stelle, s. z. b. HiUlmann,
Städtewesen I, 131); qni une aignille de fer boute en an poi de liege
Michel, Lais ined. pag. ///. Die anwendung des Suffixes ita auf sächliche
gegenstände ist übrigens im romanischen so selten, daß man auch in ea-
laniita schwerlich eine solche annehmen darf. Man konnte, etwa in Italien,
das im latein vorhandene calamites (laubfrosch) in hinsieht auf dessen
herkunß von calamus auf die neue Vorrichtung anwenden, wobei man aber
das genus änderte und in einigen sprachen auch die endung mehr roma-
nisierte d. h. ida für ita sprach.
Calandra it. pr., sp. cot. ealandria, pg. calhandra, neupr. calian-
dro, cariandro, fr. caiandre, nihd. galander Wb. I, 457, eine art lerchen,
haubenlerche. Es soll aus dem gleichbed. galerita oder aus caliendrnm
(haube) efvtstellt sein; eine zweite span. form caladre zeugt für yctQaÖQtng,
dessen bedeutung zwar nicht mit der von calandra, calandria, wohl aber,
wie Menage, Orig. itaJ., zeigt, mit der des dimin. ealandrino zusammen-
trifft. Dazu kommt, daß in glossaren caradrius gewöhnlich mit ahd,
lerihba (lerche) übersetzt unrd. Über die Verwechselung beider geschlechter,
des charadrios und galander, s. W. Grimms neue anm. zu Freidank
143, 7. — [Zu dieser bis heute öfters besprochenen und anerkannten ety-
mologie von calandra aus charadrins macht Stier, Ztschr. f. vgl. spradif.
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78 I. CALARE-CALMA.
Xl^ 221y die überraschende hemerhung^ dafi dieses zurückkämmen auf das
jsweifelhafte xaqaÖQiog unbegreiflich sei, da xakavöga schon im griechischen
vorkomme^ was denn die Wörterbücher auch bestätigen.]
Galare it., sp. pg. pr. calar, fr. caler niederlassen; vom gr. xp^
nachlasseny lai. chalare bei VitruVy daher churw. calar aufhören, pie.
caler nachgd>en, sich eurückeiehen, auch junge werfen d. i. niedersetsenj
mettre bas. Aus. der bed. nachlassen entfcdtete sich im pg. pr. calar die
bed. schweigen, wofür der Spanier die form callar erfand. Beide bedd.
herablassen und schweigen einigt aiuih das neupr. calä. Von calare ist
das sbst. it. ^. pg. pr. cala, fr. cale, dsgl. it. neupr. calanca kleine
bucht d. h. eine stelle, wohin man vom hohen meere hinabsteigt, auch gad.
cala hafen, bucht, rhede, vb. cal in den hafen einlaufen. Vieüeieht ist
auch hieher eu nehmen sp. cala sonde, eäpfchen, ursprünglich wohl etwas
stum einsenken dienliches, sp. pg. einschnitt, vb. calar eindringen, durch-
dringen, und selbst fr. cale plattes stück höh als unterläge eingeschoben,
vb. caler: denn das von Servius cms LucUius angepäirte cala passt mü
seiner bed. stück brennhoh, xalov, nicht wohl eum franss. worte, zum spoit^,
gar nicht.
Cal da ja ü., sp. caldera, pr. caudiera, fr, chandiere kessel, mlat:
caldaria Greg. Tur.; von caldarins eum wärmen bestimmt; augm. ü.
calderone, ^. calderon, fr. chaudron.
Calere it,, alt^. pr. caler, fehlt pg,, altfr. chaloir vb. impers. mit
dem dativ der person, wichtig sein, gelegen sein, a. b, it. non me ne cale,
pr. no m'en cal, altfr. il ne m'en chaut es liegt mir nichts daran, aUsp.
dellos poco min cal PC. 2367, poco me cala Alx. 140, non te cal 72.
Es ist vom lat. calere aliqna re erhitjst sein von etwas, aber, wie andre
verba, in unpersönliche anwendung ausgeartet: calet mihi es ist mir heiß
um eine sache, sie liegt mir am herzen. Man vgl, wegen der bedeutung
e. b. gr. ^aXrtBiv brennen, fig. sorge inachen, kümmern: ifui ovdh dtiXnu
xd^dog an gewinn liegt mir nichts. Zsgs. nfr, nonchalant nachlässig,
nonchalance nachlässigkeit.
Calesse, calesso it., sp. calesa, fr. caföche, (f.) ort kutschen; vom
böhm. kolesa, eigentl. rädeffuhrwerk (russ, koleso rad).
Calibro it., sp. fr. calibre innerer umfang einer röhre; nach Her-
bdoi, une Menage sagt, vom arab. kalib moddl. Freytag HI, 486 hat
qälab form zum erjsgiessen, modelt, qalib brunnen. — [Mahn p. 5 erklärt
dieses wort aus der frage qna libra? von welchem pfund oder gewicht?
auf dm durchmesser der kugeln angewandt. Wenn er aber qalib darum
verwirft, weil ihm das r fehlt und weil die bed. moddl nicht passt, so iä
in betreff der ersten Anwendung zu erinnern, dafi der Romane diese
liquida einem consonantauslaut oft anfügt und dafi im altspan. sogar eine
form calibo vorliegt; in betreff der zweiten, dafi das franz. wort OMch das
modeU bedeutet, wonach ein schiff gebaut unrd.]
Galma it. sp. pg., daher fr. calme (m.) unndstüle, ruhe, ndl. kalm,
kalmte; vb. calmare ff. beruhigen, reinfranz. chommer für chaomer
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L CALZADA-CAMICIA. 79
feiern. V(m calare nacJdassen? allein ma ist kein rom. suffix. Sp. pr.
calma bedeutet auch die heiße tagesgeit, wahrscheinlich vom gr. navfta
brande hitze, im nücU, für sonnenhiUe garte üblich^ b. b. dum ex nimio
eanmate lassus ad qnandam declinaret umbram (bei Ducange). Selten
JswiMr entstand al cms au (vgl. unten gota), aber hier könnte es sich cms
aiüehnung an calor erklären. Die heiße tagesseit nöthigtj schatten und
ruhe £U stiche» wie in dem mitgetheilten beispide^ und so mochte das
wort die bed. feiereeity stille, ruhe entwickeln. Neupr. chaume heißt ruhe-
eeU der heerden, chw. cauma schattiger ort ßr dieseü>en.
Galzada sp. pg,^ pr. caussada, fr. chauss^e dämm, dammweg;
gleichsam calciata von calx, eigenü. mit kaik gemauerte straßCy wie auch
der auf dem trocknen stehende theU einer brücke^ da er mit kalk aufgeführt
istj diesen namen trägt.
CalzOy calza it., sp. calza, pr. caussa, fr. chausse, abgel. calzone
ff^ fr. chausson und cale^on, eine fuß- und beinbekleidung; von calceus.
Zsgs. ü. discalzOy scalzo, sp. descalzo, pr. descaus, ine. d^caus, lothr.
deicbaox u. s. w. barfuß, ndat. discalcius L. Sal. tit. 68, für discalceatus.
Gamagiio it.j pr. capmalh, altfr. camail hais des paneerhemdes, ,
womit auch der köpf bedeckt werden konnte, s. Juhinal, Sur les armes
defens. p. 20, nfr. mäntelchen; von cap köpf oberer theU, und maiha
panser. Auch sp. camal halsring muß hieher gehören, wohl auch gra*
msklla, panjserhemdj dsgl. eine amtstracht.
Camarlingo it., sp. camarlengo, pr. camarlenc, aitfr. chambrelenc,
nfir. ehambellan, vom ahd. chamarlinc, nhd. kämmerling.
Cambellotto, ciambellotto (Marco Polo), eammellino it., sp.
camelote, cbamelote (Covarruvias), pg. chamalote, cameläo, fr. camelot
ein vornehmlich aus siegenhaar und wolle, früher nach alten Zeugnissen
aus kameelhaar gewebter, namentlich von den mönchen (s. Ducange) ge-
tragener Stoff, ndat. camelotum, camelinum, bei Joinviüe und im Benart
eamelin. Nicht unwahrscheinlich Ao^ camelot, da das suffix Ott in älteren
Mcugnamen nidU angewandt erscheint, seinen Ursprung im gr. laxfirjkami
kameelhaut.
Oambiare, cangiare it., sp. pg. cambiar, pr. cambiar, camjar, fr.
ehanger tauschen; sbst. it. sp. pg. oambio, pr. cambi, camje, fr. change
iamsehy wechsd; im frühsten ndat. e. b. der L. Sal. und schon bei den
feidmessem cambiare neben cambire, letzteres bei Apidejus (xa^Tweiv,
Ttofißeiv). 2igs. it. s cambiare, wal. schimbä u. s. f.
Camerata it. (m.)y sp. camarada (m., pg. m. f.), fr. camarade
(n^ f.), gefahrte (gefährtin); seiner büdung nach urspr. ein collectiv, nach-
her auf eine einzelne person angewandt, eigentl. Stubengenossenschaft, und
in dieser bedeutung im iUd. span. port. vorhanden aber veraltet, la came-
rata /f. Äncdog ist das piem. mascrada maskenzug, einzelne maske.
Camicia, camiscia it., sp.pg.pr. camisa, fr. chemise, wal. cemas^
alban. cemUe leinenes Unterkleid, hemd; daher pr. aitfr. chamsil Pass.
de Jl Chr. 86 leinenes kleidungsstück oder zeug (camiza d*un ric camsil Jfr.)^
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80 I. CAMINATA-CAMMEO.
mkU. camisile, campsile; desgl. it. camiciola, sp. camisola^ fr. cami-
sole vorhemdcheny westchen; esgs. i^. ine amic lata, sp. encamisada, fr.
camisade nächtlicher Überfall (wobei die Soldaten ein hemd über der
rüstung trugen am sich zu erkennen). Das erste eeugnis bei Hieronymus:
Tolo pro legentis facilitate abuti sermone vulgato: solent militantes
habere iineas, quas eamisias voeant, man sehe Ducange, ForceUini.
Demnächst bemerkt man es in der Lex Sal., bei Gregor d. gr.^ Venant.
Fort.,, IsidoruSy in alten Urkunden e. b. Marini p. 126 v. j. 664. War
es ein vocäbulum castrense, wie Hieronymus vermuthm läßt, so konnte es
aus einer entlegenen spräche eingeführt sein^ was seinen Ursprung noch
mehr verdunkeln muß. Findet man diesen im ahd. hamidi, ^hemidi indu"
sium, dessen anlaut h aÜfränk. in ch, detnnächst in c verhärtä wäre,
so bleibt das suffigierte isia immer noch unklar, was auch bei Isidors her-
leitung aus eama (bett) der fall ist: eamisias voeamus, quod in bis dor-
mimos in eamis, also bettgewänder; oder bei der von andern versuchten
deutung aus eannabis. Hier ist nun ssu bemerketi, daß eine noch einfachere
bildung vorhanden isty die nicht wohl aus eamisia mit zurückgezogenem
accent abgekürzt sein kann^ it. eämiee (m.), altfr. ehainse (m. f.) lei-
nenes gewand, messhemd der priester, auch im slavischen, s. b. iUyr. kamsa
Chorhemd. Diese bildung findet sich allerdings in einigen sprachen fast
buchstäblich wieder. Arab. qami; heißt Unterkleid Gol. 1966, Freyt. III,
497; aber theüs hat es in dieser spräche keine etymologie, denn die wür-
zet, der man es zutheüt, ist logisch unverwandt, theHs ist eine so aüe
entlehnung aus dem arabiscJ^en gegen alle Wahrscheinlichkeit und eher der
umgekehrte Vorgang anzunehmen. Auch fehlt es im syrischen und hd>räi'
sehen. Mahn p. 21 hält es gleichwohl für arabisch, stammend aber oms
dem indischen ksehauma leinenzeug. Ferner findet sich das rom. ehainse
im ältirischen eaimmse 'nomen vestis" cod. Frisciani, also von hohem alter,
kymr. eamse langes Meid, und hierin erkennt Zeuß U, 749 das unzwei-
felhaße etymon von eamisia, ohne übrigens auf das radicale Verhältnis
des celtischen wortes einzugehn. Gewiss ist, daß der rom. spräche eine
Wurzel eam nicht genügt, daß nur eine form edmis befriedigen kann,
woraus ein adjectivisches eamisia abgeleitet ward. — [Was Mohns her-
leitung von qami; aus ksehauma betrifft, so hätte der Araber (nach der
bemerkung eines gelehrten Orientalisten) die indische nominativendung
hierzu anwenden müssen, während er alle wirklich indische Wörter ohne
diese endung übernimmt, sie auch nicht mit o^ ausgedrückt haben würde^
Gaminata, eamminata it. sadl, /r. eheminöe rauchfang. Dasndat.
eaminata, schon in einer* fränk. Urkunde v. j. 684 Solarium eum eammi-
nata Breq. p. 79", hieß ein mit einer feuerstätte (eaminus) versehenes ge-
mach, daher die glosse Älfrics eaminatum ^fyrhüs" (feuerhaus), ahd. ehe-
minäta. S. besonders Schmeller II, 296.
Cammeo it. (z. b, bei Benvenuto Cellini, mitte des 16. jh.), fr.
eam6e (m.) und eamaKeu, sp. eamafeo (fehlt den äUem ausgaben der
akademie), pg, eamafeo, eamafeu, eamafeio, mhd. gamaheu bei Konr. v.
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I. CAMMINO. 81
Wurjgburg (die media wie in gompost, gngele, gulter), ndcU. camaheu
1376 Paris j camahelug (nach einer frone, form camayeul?) 1321 PariSy
camahutns 1296 London^ camahotns 1315^ in heiUiger hedeutung ein aus
swei verschieden gefärhten, schichten bestehender erhaben geschnittener
stein^ im weiteren sinne überhaupt ein erhaben geschnittener stein. Aus
der stdle unas lapis de camaheu au schließen, hieß es auch die erhabene
arbeit oder figur auf dem stein, wie noch im ital. Man faßte solche
steine in ringe, vgl annulos auri novem cum saphyris, anum cum cama-
huto ; das port. wort bedeutet daher auch siegdring, namentlich den der
iämge und in den Alfansinisehen Verordnungen das Jcönigliche bildnis auf
müngen (Constancio). Die detäung von cammeo ist eins der schwieri-
geren Probleme romanischer etymoUgie. Frisch erUärte es aus dem sp,
eama läge, scMcht (was wäre alsdann !eo in camafeo?); Lessing aus
gemma onychea; Bapp, Gramm. IL a, 127 aus dem slav. kamen] stein
(dann müßte man diese hunstarbeUen von den Slaven belogen haben).
Scharfsinniger deutet Mahn p. 73, indem er gleichfalls auf gemma jsu-
rückgeht: altfransi. lautet es auch game und dessen g konnte sich leicht eu c
verhärten, also came, vgl. ahd. kimma. Aus came entstand ein adj.
cammaeas, daher das it. cammeo. In cammahutus ist hutns das fr.
haut, jenes bedeutet also cammaeus altus, ein erhaben geschnittener stein.
Indessen, genau erwogen, stehen auch dieser auslegung einige nicht uner-
hebliche Schwierigkeiten entgegen. Die härtung der anlautenden kehlmedia
in tenuis ist ewar im alihochd. am rechten ort, nimmer im romanischen;
das mit aens abgeleitete adjectiv wäre, das einzige beispiel dieser ort; die
sss. eammahotus statt cammahota ist wenigstens auffallend. Romanische
warter sind ursprünglicher und gesünder als mittellateinische, die des vor-
liegenden faUes auch älter: in camaheu und camafeu trifft Frankreich
mit Spanien und Portugal eusammen, was dieser form gewicht gibt; das
span. f antwortet dem fr. h, aus der frans, form konnte sich die ital. ge-
kargt haben. Aber damit rückt man dem etymon nicht näher. Folgendes
ist nur eine bescheidene vermuthung; in schwierigen dingen kann mehr-
seitige betrachtmig förderlich ausschlagen, und namentlich ist eine verfehlte
etpmciogie nicht immer eine verlorene arbeit. Griech. xo^fia heißt einge-
schnittenes, auch schlag, prägung; ein roman. diminutiv davon wäre com-
matalnm, dem ein fr. camaYeu entsprechen wurde wie dem lat. vetulus
dfMS fr. yienx entspricht; der anlaut ca für co wäre nicht unregelmäßiger
cds esk für gQ und findet sich e. b. auch in calessa für colessa, calandre
für colandre, canap^ für conop^. Aber at^ch hier ist ein bedenken. Wie
kam man su dieser anwendung des griech. Wortes, das man aus dem latein
nur in einer grammatischen bedeutung kannte? Das einzige, womit sich
Mohns auslegung unterstützen ließe, wäre die annähme, daß das wort
nicht auf dem wege nationaler Sprachbildung entstanden, daß es von künst-
lem tmd faehkennem erfunden worden sei. Doch wird die vorhergehende
deutung etwas mehr Wahrscheinlichkeit für sich haben.
Cammino it., sp. Camino, pg. caminho, pr. cami, fr. chemin weg;
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82 I. CAMOZZA-CAMPAGNA.
vb, camminare, caminar, cheminer weg macheny wandern. Uc Faidü
sagt: caminar 'equüare per 8trai<i$\ es heifit jedoch eben sowohl eu fufie
gehn. Caminus für via liest man schon in einem spanischen ocienMüA
des 7. Jh.: Oxoma teneat de Furca usque ad Aylanzon, qaomodo corrit
in Camino S. Petri, qui vadit ad S. lacobom (DC). Ferrari hält eam-
minare fiir eine ableitung aus Tux^niy gamba hug, bein, es heifie dgenÜidi
die beine bewegen; aber ein verbalsuffix in ist nicht nachweisli^. Das
substänHv würde sich allerdings als csaam-iw auffassen lassen; aber der
sinn d, h. die herleitung von "^weg oder auch von ^gang* aus '6em' mUtdst
dieses sufßxes ist schu^erlich statthaft Glaublicher noch wäre eine ess.
cambe-menare = it. menar le gambe. Nach Bappy Qramm. 11. a, 127^
ist cammino ein slav. wort, eig. steinweg, von kamenj stein; allein theäs
ist diese bedeutung nirgends ersichtlich und dem Slaven selbst unbekannt^
theils hatte der Romane Jcein bedürfnis, ein wort wie dieses aus dem
Slavenlande bei sich einzuführen. Vielleicht ist es ein alteinheimisches:
stu dieser vermuthung berechtigt hymr. cam schritt^ caman weg, s. Dief.
Ceüica J, 109.
Gamozza it., y>. camaza und gamuza, cot. gamassa, pg. camn^i,
camnrQa, masc. fr. chamois, neupr. camous, chw. camuotsch, chamotsch
ein der eiege verwandtes in den oipengegenden lebendes thier^ gemse;
daeu it. camoscio gemsbock, oberd. der gems. Die suffixe in den verschie-
denen formen decken sich nicht. Ital. ozz ist ein iMicheSy wenn auch
nicht auf thiemamcn (außer in bacherozzo wurm) angewandtes suffix,
daraus muß oscio entstellt sein; die mundarten kennen diese abweichung
nicht, B. b. tyrol. camozza, camozz, piem, camossa, camoss. Spa»^ uz
und fr. ois sind andre, sprachrichtige ableüungsformen. Die herkunft des
Wortes ist ungewiß. Im latein ist dieser name des thieres nicht bekannt,
es heifit rapicapra, auch der Baske besitzt nur ein entsprechendes compo-
situm ba8auntza.(ba8a wüd, anntza nege\ der Walache hat capr^ selba-
tece. Offenbar trifft camozza mit dem mhd. gam-z, ai$ch im suffiz, mu-
sammen, wenn man ein älteres gam-oz (wie hir-uz hirsch) annimmt, kann
aber nicht wohl dctraus geformt sein, weil die gemeinrom, Steigerung des
anlatäs ohne ein schwanken in die media (denn auf sp. gamnza kann
gama eingewirkt haben) ein aUeu seltenes ereignis ist; auch kennt man
keine deutsche wurzel. Gegen das erwähnte sp. gama &= tat. dama er-
hebt sich dassdbe bedenken, die bedeutung hat weniger mu sagen. Steub,
Rhätische ethnologie p. 185, vermuthet Ursprung aus ceÜisch cam krumm,
so dafi gemse das thier mit den krummen hörnern bedeuten könnte; damit
würde man aber nichts gesagt haben, was dieses thier von den verwandten
hömerträgem unterschiede.
Gampagna it., sp. campana, fr. campagne (statt des veralteten
Champagne, das auf die benennung einer landschaft in Frankreich einge-
schränkt ward) flaches gefUde^ flur; von Gampania, weiches als cg^pdlaiiv
schon Gregor v. Tours gebraucht, s. Ducange. Bei den fddmessem ist
das adj. campaneos, campanios äbUeh.
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I. CAMPANA-CAMÜSO. 83
Gampana ü, sp. cai. pr.^ campainha j9p. glocke, (Man. cambane;
tM frans, dutreh eloche ousgedrückty aber doch südlicheren mundarten he-
hmnl, Itmous. campano glocke^ in Berry campaine scheUcy in einer hs,
der L, Sai. cds maib. glosse campania mit ders. bed. (Pardessus p. 85).
So genannt von der landschaft Campania, wo die glücken zuerst für den
gattesdienst eingeführt wurden^ s. Ducange. Das älteste eeugnis des toortes
bei Isidor 16, 24: campana 'stalera unius lands^ e regione Italiae nomen
accepit; ihm also bedeute es schneUwage von der ähniichkeit der einrich-
Umg, und erdsprechende bedeutungen hat auch das wai. campe ne wag-
schale, brwmenschwengel. Bei Beda und fast edlen späteren seigt cam-
pana oder campanam nur die bed. glocke; AnastasiuSy Biblioth. (9. jh.),
kennt beide bedd. glocke und schnellwage.
Gampeggio it., sp. campeche, fr. campgehe eine hoUart jsum
ßrbenj aus der bai von Campeche in Centrdlamerica.
Campe it. u. s. w. in der bed. Schlachtfeld wie schon lat. campus,
das aber im mittellatein auch den kämpf selbst d. h. den Zweikampf be-
deutete, der auf einem eingeschlossenen platze vorgieng: de pngna duornm,
quod nostri campum vocant Regino, s. DC, daher entlehnt ahd. kam!
'dneUmn. Abgel. it. campione, sp. campeon, pr. campio, fr. champion,
ahd. kam!)Oy mhd. kempfe, nhd. kämpe, ags. cempa, altn. kappi kämpfer,
feehter, gumdl einer der für einen andern einen gerichtlichen Zweikampf
QHsficht, mkd. campio ^gladiator, pugnator Ol Isid., gebildet wie tabellio
von tabella. Vb. sp, campar sich lagern, daher fr. camper, aber ahd.
kamp^an pradiari und so aUfr. champier Er. En. 3030; dsgl. it. cam-
pe^iare einen streifzug machen, sp. campear das fdd halten, fr. cham-
poier Boq. Aus campear ist campeador, bekannt als beiname des Cid
Bmf Diaz, arab. cambeyator schon um 1109, s. Dozy, Eecherch. II, 63,
2* id. (welchem Schriftsteller es sich aber von selbst versteht, daß das
wort nichts gemein habe mit campus, sondern vom deutschen kämpf her-
führe).
Gamaso it., sp. fehlt, pr. camus, gamas (fem. -nm), fr. camus
plattnasig, pr. auch aXbem, camnsia dlbemheit. Cam ist auch im gleich-
hed. fr. cam-ard vorhanden und kann das ceUische auch im latein. ein-
heimisdte cam sein, dessen bed. gekrümmt d. h. eingedrückt nicht unpassend
seheini. Da indessen ein nominalsuffix as nicht vorkommt, so muß es,
vidleieht unter einwirkung von muso (schnauze), in einer entstellung seinen
grund haben. Andre erklären das wort aus lat. cdmurus mit wandet des
f in s wie im fr. ehaise und einigen andern, wodurch die endung gerecht-
fertigt wäre, bedenken aber nicht, daß dieser wandet weder im ital. noch
im prov. anerkanni ist und daß auch der accent widerspricht. — Für
eamnso m^ man Hol. auch camoscio, und dies führt auf das bekannte
franz. ac{j. camoissiö, welches gequetscht oder von Verletzungen gefleckt
heißen muß: se dou haabert ne fast qaassez et camoisiez et debataz
Er. En. 3225; camosez fa del bon hanberc RCam. p. 219; que tot a
le Tis eamoissi^ (vom schlag mit einer tatze) Ren. III, 163; pr. Jaufr^
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84 L CANAGLIA— CANNIBALE.
ab lo vis camazat Fer. 2136 (gefleckt von narben, nicht ScachS, wiellayn,
übersetzt); vgl. henneg. camouss^ pockennarbig. Dazu ein prav. Sub-
stantiv: totz era ples de sanc e de camois GRoss. 5554 vM von bkU
und Quetschungen oder blauen flecken. Zu nennen ist noch das vb, camos-
ciare it,, altfr. camoissier leder sämisch gerben^ rauh oder kleinnarbig
arbeiten (s. Carp.), welches auf camoscio gemse bezogen wird. — [Gleich-
zeitig hat Mahn, was camaso betrifft, p. 112 dessen rein cdtische her-
kunft dargelegt, nämlich aus dem oben nur als mögliche quelle bezeich-
neten cam und dem suffix us, woraus das vorhandene irische camos bucht
d. i. biegung, welches also das romanische wort sein ititt/l.]
Canaglia it., sp. eanalla, fr. canaille, altfr. chienaille gesinddy
eigentl. hundevolk, wie sp. perreria.
Cänape it., woA. c^nep^, sp. cdüamo, pr. canebe, cambre, fr. chan-
vre, hanf; von cannabis, cannabas. Daher it. canayac<iio, sp. caAa-
mazo, pr. canäbas, fr. canevas grobe leinwand.
Gancellare it., pr. chancelar, fr. chanceler faüen wollen, wanken;
eigentl. die beine übereinander kreuzen um nicht zu fallen, vom lat. can-
cellare gitter förmig machen, daher ins kreuz setzen: die gleiche bedeutung
entwickelte unsei* mhd. schranken {vom sbst. schranke cancelli). S. Altrom.
glossare p. 46, wo bereits die glosse des 8. jh. nntare ^canceUare vorliegt.
Man hat angemerkt, dafi im 12. jh. Petrus von Elois sich des wertes als
eines lateinischen bedient: in hoc modico cancellavit Plato.
Gandire it. in zucker sieden, fr. se candir sich krystallisierenj
dsgl. it. zucchero candito und candi, sp. azacar cande, fr. sucre candi
hrystallisierter zucker. ^Den meisten zucker, den die Venetianer einführteti,
holten sie von Kandia (kandis-zucker/ sagt HuUmann, Städtewesen 1,76;
aber das factum, daß vomehnUich Kandia kandiszucker geliefert habe,
scheint nicht verbürgt und candire passt schlecht zu dem namen der inseL
Arabisch heißt dieser zucker gleichfalls qand oder qandat, schon in einem
Wörterbuche des 10. jh. Cunde forte vulgo saccharum candi' Golius 1970),
aber das wort wurzelt in dieser spräche nicht, sondern geht bis ins indiscJke
zurückj worin khanda stück, dsgl. zucker in krystaUartigen stücken (wur-
zd khand brechen) bedeutet, s. Mahn p. 47.
Gänf ora it. sp., fr. camphre ein harz, kämpf er; vom ardb. al-kMfir
Freyt. IV, 47^ mit eingeschobenem n oder m, sp. auch alcanfor; ohne
diese einschiebung it. cafura wie mhd. gaffer. Ursprünglich aus dem
indischen.
Gangrena it. sp., fr. cangrene, besser sp. gangrena^ fr. gangrene
eine krankheit, krebs; von gangraena (yayyQcuva), dessen anlautende media
durch einmischung von cancer in tenuis verwandelt werden mochte.
Gannamele it., sp. canamiel, nUat. canamella Zuckerrohr, eigenü.
honigrohr.
Gannella it., sp. pg. pr. canela, fr. cannelle, daher ndl. kaneel
zimmet; von canna röhre, weil er gerolU ist.
Gannfbale it., sp. canibal, fr. cannibale roher, grausamer mensch;
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n
I. CANNONE-CAPERE. 85
•
eigenÜ. menschenfresser a/uf den Antillen, in dortiger spräche. Daß im
deutschen das wart bereits im j. 1544 vorkomme, bemerkt Weigand 7, 201.
Span, caribe, d. i. Garaibe, braucht man in derselben bedeutung.
'Gannone f^., sp, caüon, fr, canon röhre^ demnächst flintenlauf,
schweres geschüte; von canna.
Canope i/., wcd, canapen, sp. fr. canap6 (altpg. ganap6 SRos.)
ruhebett; von conopeum {Tnovianelov) mückenneis, also ein mit einem sol-
chen net£ versehenes ruhebett, wie fr. bureau teppich und damit bedeckter
tisch heißt,
Cantiere it.y pg, canteiro, fr. chantier unterläge^ wohl auch sp.
eantel strick eur brfestigung der tonnen; von canterius jochgeländer,
spätre, bair. gander.
Canto it. sp. pg., cant aUfr. ecke, winkd, sp. pg, auch stein, itäl.
auch Seite, gegend. Die hier einschlagenden thatsachen sind etwa folgende.
Grieeh. /My^og ist winket des auges, reif um das rad; lat, canthus hat
die letztere bedeutung und wird von Quintüian für africanisch oder hi-
spanisch erklärt. Kymr. cant heißt umzäunwng, kreiß, radschiene, rand,
stinrnU also trefflich mm lat. worte und muß, wie Diefenbach, Gelt. I, 112,
bemerkt, eben das von Quintüian gemeinte barbarische wort sein; diegael.
mundart kennt es nicht. Altfries, kaed, nord. kantr, wÄd. kante scharfe
Seite, auch rand eines dinges. Logisch passt nun das rom. wort, dessen
grmdbed, ecke eiemlich alte mlat. stellen verbürgen, durchaus nicht jsum
latein. oder cdtischen; Vermittlung aber gewährt das deutsche) welches. als
ein nicht auf heimischem boden umrzdndes celtischer herkunft sein mag,
auf das roman, aber uneder eingewirkt haben kann. Die bcgriffsfolge
wäre hiemach celt. kreiß, rand, dtsch. rand, scharfe seile, ecke, rom. ecke,
ofichsdte, gegend. Jbll. sind it. cantone, sp.pr, fr. canton ecke, land-
Schaft {dieselben bedd. im bair. ort), wald. canton abtheilung Hahn 577;
sp. eantillo steinchen. pr. eantel, fr. chanteau stück; auch it. sp, can-
tina, fr. cantine kdler, eigentl. winkd, nach einer andern ansieht esgz.
aus canovettina dimin. von canova kdler, welches Idstere übrigens nur
die ital. spräche kennt. Zsgs. ist it. biscanto scWupfwinkd, piem. bes-
cant quere, schiefe, — Eine neue tief eingehende Untersuchung des wichti-
gen Wortes danken wir Diefenbach, Orig. europ. p. 278,
CsL^SLunsL it., sp. cabaüa, pg. pr, piem. u. s. tv. cabana, fr. cabane
Imtte. Schon aus dem 7. jh. bekannt: haue rustici capannam vocant,
quod unom tantnm eapiat, sagt Isidorus, Nicht aber von capere, da die
rom, Sprache kein sufßx anna anerkennt; eben so wenig also auch von
dem subst. cappa mantel, welches altspan, (s. Alex.) und mailänd. auch
hätte bedeutet: das wort muß, wie es da ist, aufgenommen sein und hier
ist an das gleichbed. kymr. caban (m.), dimin. von cab, JSfu erinnern; hier-
aus engl, cabin, fr, cabinet, it. gabinetto, sp. gabinete.
Capere ü., sp.pg.pr, caber, vb, intr. mit der bed. platz haben, so
daß die phrase totus orbis id non capit durch id non capit toto in orbe
ausgedrückt ward; so bereits in der Vülgata sermo mens non capit
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86 I. CAPITANO— CAPPA.
(x^ogeT) in vobis Ev. Joh. S, 37, in der wäldens. übersetetmg ed. GüU/
la mia parolla non cap en vos, in der prav. aber li mieua paraala non
pren en vos, im ähd. Tatian ni bifähit. Capere und prendere bedeuten
hier eigentlich wurigel fassen, platß greifen, stelle einnehmen. Venant.
Fort, sagt 3, 26 in quo cnncta capit ^worin alles enthäuten %st\
Capitano it., alt cattano, sp. capitan hauptmann, gleichsam capi-
tanns von capat; dasselbe wort mit anderm suffix mlat. capitanens bereits
in einer urk. v. j. 651 Marin, p. 182^, pr. capitani, fr. capitaine, aU
chevetaine, chataine, engl, chieftain.
Capitello it. Jcöpfchen, knauf, sp. caudillo, aUsp. capdiello, pr.
capdel Oberhaupt, häuptling; von capitellam für capitnlnm köpf. Daher
vb. sp. acandillar, pr. capdeiar, altfr. cadeler Rol., caieler DMce.
p. 260. 263 führen.
Gapftoio it., sp. capitulo, cabildo, pg. cabido, pr. capitol, fr.
chapitre in der bed. Versammlung eines geistlichen oder weltlichen Ordens;
von capitalum hauptstück einer schrift, weil die in capitd getheUten ordens-
Statuten daselbst verlesen wurden, oder weil auf den grund dersdben ver-
handelt ward. In Südfrankreich führte auch der mtmicipalrath den
namen capitöl, ja der einsfdne schaffe, daher das fr. capitoui.
Caporale it., aUsp. caboral und caporai ac^j. hauptsächlich, subst.
anführer, befehishaber, henneg. co^orsA, corporal, »/. atirA caporano, dass.;
ein in Italien entstandenes aus capo (haupt) durch einschiebung fast selt-
sam gebildetes, möglicherweise dem adj. und subst. generale nachgeformtes
wort.
Gappa it., sp. pg. pr. capa, fr. cbape mantd. Ein sehr altes wort,
vielleicht noch aus der röm. voUcssprache: capa, quia quasi totum capiat
hominem, bemerkt Isidorus 19, 31, 3, wo er die capa auch capitis orna-
mentum nennt, denn man zog sie über den köpf; cappa fif^det sich in
einer urk. v. j. 660, s. Breq. n. 146 und später oft, e. b. mitra kappa
Gl. ant. (Class. auäores). Man leite es nicht von caput, woraus wohl
capo, schwerlich ein in seiner bedeutung so sehr abweichendes fem. capa
cappa werden konnte. Die einfachen substantiva entspringen hauptsäch-
lich aus verbis und so entsprang cappa, wie auch Isidor sagt, aus capere
und bedeutet das umfangende: so heißt ahd. gifang kleid von fähan fan-
gen, mhd. vazzen ist sowohl capere wie vestire. Das doppelte p {auch
Span, scheidet sich capa vom vb. caber) ist kein einwand: schärfungen
eines consonanten in einem bestimmten worte sind nicht selten, eine solche
begegnet auch in cappone von capo. Abll. in menge, e. b. it. cap eil o,
fr. chapeau hut, oitfr. chapel kravM stall des hules getragen (cappello
ghirlanda secondo il volgar francese Boccac. dec. 1, 1); it. cappella
u, s. f. ursprüngl. kursier mantd, speddl das stück eines mantds des heil
Martinas, das in einer kleinen hofkirche aufbewahrt wurde, daher über-
haupt kleine kirche, s. Ducange; it. cappotto, sp. capote, fr. capot
manteljnit einer kappe; it. cappuccio, sp. capuz, capucho, fr. capuce,
capuchon mönchskappe, und wegen einer ähnlichkeit capuccio und fr.
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I. CAPPERO-CABA. 87
cabus kohlkapf^ kappe8;-ü, capperone, fr. ehaperoD, pr. capairö mütjge
eek; wohi auch sp. capazo, capacho lederner eimer, kiepe, großer Jcorbj
pg. capacho mit plüsch gefütterter korb.
Cippero it., fr. cäpre ein gewürs^ kaper; von capparis, arab. al-
kabar Gol. 1996, hieraus sp. pg. alcaparra, arag. eirfach caparra.
Cappio it. schleife f knoten, sp. pg. Ghhle, fr. c&ble seil, tau^ anker-
tau. Es ist ohne zweifei das mlatein. capulum, das auch Isidorus kennt:
capalmn ^unis a capiendo; caplum Ywnts' Gl. Isid.; mittelgriech. Ka/tliovy
ndl. kabel. Wer es aus dem arab. 'habl erklärt, der bedenkt nicht, dafi
das eindringen arab. Wörter erst lange nach Isidors eeit anfieng, noch dafi
sich anlautendes arab. 'h (.) nie in c verhärtet. Das gleuMed. sp. pg.
cabo, ufelches sich logisch nicht wohl zu caput schickty mag aus capulam
abgekürzt sein.
Capriccio t^.; daher sp. capricho, fr. caprice umnderlicher einfäll;
van capra siege, in bejriehung auf das benehmen dieses thieres, man er-
wäge das synonyme ticchio II. a und füge noch hinzu comask. nucia =
capretta, nncc = Capriccio.
Gar, qnar pr. fr. altsp. altpg. partikel für lat. nam^ quia; von
qaare, womit es ursprünglich gleichbedeutend war: morz a me quar no
yes? tod warum kommst du nicht zu mir? Bth. 130, vgl. Rom. gramm.
in, 214. Dem Italiener fehlt das wort, denn Daniels und Cecco's qnare
Iw/l 27, 72, Acerb. 4, 1 ist latinismus. S. oben ca.
Cara sp. pg. pr., attfr. chiere, daher entlehnt it, chw. cera antUtz.
Noch die franz. wbb. des 16. jh. so wie die heutige norm, und lothr. mund-
ort kennen die alte bedeutung: so findet sich bei Nicot avoir la chere
baisste vuUum demittere; aber schon damals galt die darin entwickelte
hed. miene, freundliche oder unfreundliche aufnähme (noch jetzt il ne sait
quelle chöre lai faire wdche aufnähme), bis das wort endlich auf die
weiter daraus entfaltete bed. beuArihung, gastmahl eingeschränkt ward.
(Eime genauere geschichte seiner bedeutungen gibt Gachet p. 88.) Cara
'anüitä' braucht schon, wie Ferrari anmerkte, ein dichter des 6. jh., Co-
rippus De laud. Justini 2, 412, 413: postquam venere verendam Cae-
saris ante caram. Dafi der africanische dichter, natürlich ohne alle be-
Ziehung auf die römische Volkssprache, ein griech, wort xagay äol. xagrj
haupi, aber auch antlitz (s. die commentatoren zur stelle, ausg. v. Bekker
p. 399) in seinen latein. text einführte, ist nicht zu vervmndem; dafi
dieses wort eher in der letzteren seltneren selbst dem Neugriechen un-
bekannten bedeutung, ohne das mit griech. bestandtheilen am meisten ver-
setzte ital. oder walach. gebiet zu berühren, seinen weg in die westlichen
tmmdarten fand, ist überraschend und entschuldigt den gegen diese etymo-
loffie erhobenen zweifei. Aber es gibt keine bessere. [Dagegen hat Lorenzo
IMvL Modignani später (1867) in einem mit classischer gelehrsamkeit
geschrid>enen aufsatz gezeigt, dafi das ital. cera, welches bereits in den
äÜesten denhnalem dieser spräche vorkomme und gesichtsfarbe, demnächst
peeichtdnldung bedeute, von cara abzusondern und auf lat. cera in den
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88 CABABA-CARDO.
bedd. farbey portrat smrücTczuführen s«.] — Zss. sind sp. carear, acarar,
altfr. acarier confrontieren; nfr. acari&tre hartnäeldg, wunderlich. Nach
Huet gehört hieher auch fr. contrecarrer zuwider handebt, besser aber und
im einJdang mit dem buchstaben deutet es Frisch aus fr. carrer = lat.
qnadrare in Ordnung bringen, vgl. contrecarre antisophisma bei Nicot. —
Entstand wal. ocdre schimpf etwa aus a-carare, gebildet wie affrontare?
Cäraba sp. ein fahrseug; von carabus 'parva scapha Isid. 19, 1, 26 y
gr. xagaßag-, daher sp, carabela, it. caravella, fr. caravelle.
Garabi na it. sp. pg., fr. carabine ein feuergewehr, fr. carabin «n
damit bewaffneter reifer. Für letzteres gibt es eine ältere form calabrin
Boquef., it. calabrino, und so läfit sich carabine aus dem pr. calibre
wurfgeschütz (s. caable //. c) ableiten: daß man waffennamen äUerer
iriegsJcunst auf neuere übertrug, kann nicht befremden.
Caracca it., sp. pg. fr. carraca, carraque, ndl. kraecke eine ort
grosser schiffe; nimmer vom arab. 'harraqah brander (Monti, Agg. ai voc.
II, 2, 313), da anlautendes arab. 'h kein c ergibt, s. cappio.
Caraffa it., sp. garrafa (so auch dUval., JFebr. str. 154), fr. ca-
raffe, sie. carrabba flasche mit weitem bauch und engem hals; vgl. arab.
giräf ein maß für trockne dinge, vb, garafa schöpfen Freyt. III, 270^. —
[Neue bemerktmgen s. bei Dozy.]
Caragollo it. (nach Ferrari), sp. pg. fr. caracol, cot. caragol
Schnecke, wendeltrq^, Wendung mit dem pferd, in letzterer bed. it. cara-
collo. Man deutet es aus dem arab. karkara sich im kreiße drehen Freyt.
IV, 28", was Übel angeht, da ein arab, subst. fehlt. Besser würde passen
das gael. carach gewunden, gedreht.
Carato it., fr. carat, sp. pg. quilate, altpg. quirate ein kleines ge-
wicht, karat; vom arab. qträ't, dies vom gr. Ti^gdrinv hiäsenfrucht als
gewicht gebraucht, man sdie Freyt. III, 427". Isidorus nennt es cerates,
was der span. form ganz nahe kommt: cerates oboli pars media est, sili-
quam habens unam et semis. Venez. carato same des Johannisbrotbaumes.
Carcasso it., sp. carcax, pg. carcas, fr. carquois (für carqnais)
köcher, ältfr. auch brustkasten, thorax DMce. 285; dsgl. U. pg. carcassa,
sp. carcasa, fr. carcasse gerippe. Der zweite theil- dieses zsgs. Wortes ist
offenbar capsns (s. unten casso), der erste scheint caro zu sein und die
ursprüngl. bed. rümpf oder bruststück eines thieres, buchstäblich fleisch-
kosten, fleischgerippe, übertragen auf den von reifen zusammengehaltenen
köcher, wie carcassa auch eine mit reifen umgebene bombe heißt. Zu
widersprechen scheint it. carc-ame geripp, das einen stamm carc fordert,
also auch carc-asso ? Allein asso ist kein sufßx: carcame entstand durch
einmischung von carcasso aus arcame, das aus arca kosten abgeieitet
ward. Die parmes, mundart sagt für carcasso cassiron.
Cardo it. sp. pg. distel, kardendistel zum wollkratzen, von Carduus;
abgel. sp. pr, cardon, fr. chardon; vb. it. cardare ff. aufkratzen, käm-
men; zsgs. it. s cardo krämpel, fr. ^charde Stachel der distel, splitter (so
auch neop. scarda); sp. escardar disteln ausjäten, norm, ^harder ab-
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I. CARESTIA-CAREIERA. 89
schuppen. Verschieden von ^charde und deutscher herkunß ist henneg.
^rd, wäUon, h&rd scharte s. Grandgagnägey vb. 6carder, harder schartig
machen, ahd. scartt,' altn, skard bruch,^ einschnitt^ ahd. skertan, ciUn,
skarda einschnitte machen u. s. w.; auch cot. esqnerdar brechen, spalten
ist dieses Ursprunges.
Gares^ia it. sp. pg. pr., mlat. caristia, so auch sp. pg., altsp. ca-
TSkBtm Apol. Str. 66 theurung^ nuingd; it. carestoso, pr. carestios
Flam. nothleidend; augenscheinlich aus carus, aber wie abgeleitet oder
susammengesetzt? Vgl. bash. garestia {UAort. carastia) adj. = carns.
In den Joyas dd gai saber p. 264 wird sogar carfstia gesprochen, reimend
auf h6sti&, ahcTj die richtigkeit dieser betonung vorausgesetzt, läßt es sich
doch mit dem nichts toeniger als sinnverwandten griech. charistia plur.
(freudenmahl) nicht vereinigen. Eine occit. abl. ist carestiö. — [Hat
eucharistia auf die büdung dieses wertes eingewirkt? fragt WackertMgd.]
Caricare, carcare it., sp. pr. cargar, pg. carregar, fr. charger
hdaden; sbst. it. carico, sp. cargo, pr. carc, fem. it. carica, sp, pr.
esLfgSi, fr. Charge last, figürl. and. Carricare, von carrus, findet sich bei
Hieronymus (nach Ducange), discarricare bei Venant. Fort., discargare
in der L. Sah Das it. caricare bedeutet auch überladen, übertreiben in
rede oder Zeichnung, daher caricatura Zerrbild.
Carmesino, cr^misi, cremisino it.\ sp. carmesl, fr. cramoisi subst.
und adj., eine hochrothe färbe bezeichnend; vom arab. qermez Scharlach,
adj. qermaz! Freyt. III, 434^. Das wort, seinem Ursprünge nach indisch,
entspricht dem sanskr. krimi-dscha d. i. wurmerzeugt (Pott in Lassens
2is<Ar. IV, 42). Derselben herkunft ist it. carminio, sp. carmin, fr.
carmin.
Carogna it. pr., sp. carrofia, fr. charogne fleisch, acts, adj. sp.
earrofio verfauU; jedesfcAls von caro, wenn auch im Widerspruche mit den
üMreiehen ableitungen aus dem thema cam, indem man, wie es scheint,
durch canmcala verführt, in car den eigentlichen stamm dieser ableitungen
fuUte.
Carpa sp., fr. carpe, wai. crap, pr. escarpa, it. carpione ein fisch,
karpfen; vom nilat. carpa, schon bei Cassiodor, s. Vossius De vit. serm.,
einem weit verbreiteten schwerlich aus cyprinus entstellten worte.
Garpentiere it. wagner, Zimmermann, sp. carpintero, ^r. carpeii-
tier, fr. charpentier nur in letzterer bed.; von carpentarius wagner, im
ndatein üherhaupt holzarbeiter, carpentarius 'zimbermann Gloss. Herrad.
Franz. charpente (f.) zimmeruwrk, lat. carpentum wagen.
Carriera it., fr. carrifere lauf bahn, sp. carrera lauf bahn, straße,
pr. carriera strafie; eig. fahrweg, von carrus. Besser als carrifere ist die
aUfr. und mundarü. form charrifere, da ersteres auch steingrube bedeutet
und in diesem sinne aus einer andern umrzd herrührt, s. quadro. Andre
abü. von carrus sind: t^ carrozza, sp. carroza, fr. carrosse kutsche,
mhd. karrosche, karrutsche; fr. carrousel ringelrennen, daher it. caro-
sello, garosello.
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90 I. CARRUBA-CASERMA.
Carrnba ü.y sp. garroba, algarroba, garrofa, pg, alfarroba, fr.
caroube, carouge Johannisbrot; ü. carrobo, carrubbio, sp. garrobo, al-
garrobo, pg. BMe^rroheirsi Johannisbrotbaum; vorn^ gleichbed. arab. charrfib
Freyt. /, 471\
Carvi ü, sp. fr., neupr, charui feldkümmel, Icarbe; von careum
(xagnv). Derselben herkunft ist arab. al-karavta Gol. 2028, toodurch die
roman. Wörter vieUeicht naher bestimmt tourden, übrigens auch sp. aI-
caravea.
Casa it. sp. pg. pr., cas*^ wal. für lat, domus seit dem frühsten
mlateinj daher casa dei Chron. Laurish., casa regis L. Long., casa do-
minica L. Baito. Ital. mundarten verkürzen es in ca. UfUer den abll.
ssu erwähnen chw. vb, casar wohnen, hausen, it. casare, sp. pg.pr.cs^ssa
verheirathen, eigentl. hätislich einrichten, ausstatten; so mhd. heimen hei-
rathen^ von heim haus. Grimm, Rechtsalt. p. 420, vergleicht aUn. byggja
saman jiusammen wohnen. Die sard. mundart bewahrt doma und braucht
es ganz wie das ital. casa.
Casacca it., sp. pg. casaca, fr. casaque lange Überjacke; von casa
hütte, mit einer begriffsübertragung wie im nüat. casala {s. casipola);
auch unser hose ist mit casa gleicher wunsel, s. Wackernagel b. Haupt
VI, 297. Dasselbe suffix im it. gnarnaoca üherkleid.
Casamatta it., sp. casamata, fr. casemate waUkeller; aus gr.
xdofia grübe, höhle, plur. x^^^^^^^j deutet MSnage. Eine Zerlegung in
casa-matta versucht mit glück Mahn p, 6. Matto nämlich habe in einigen
Verbindungen die bedeutung des deutschen matt: carro matto leiterwagen
e. b. sei der schwache, rohe, unvoWcofnmene wagen, und so sei casa matta
das schwache, todte, versteckte haus. Im mailänd. heifit matt s. v. a.
pseudo: perla matta ist perla falsa, giussumin matt gdsomino süvestre^
unter unserm warte läfit sich ein haus denken, das diesen namen nicht
verdient. Im sicü. bedeutet mattu düster, in dieser mundart würde man
ein düsteres haus darunter verstehn. Bezeichnender noch ist Wedgwood*s
auslegung des Wortes aus sp. casa und matar tödten, entsprechend dem
deutschen mordkeller und dem in diesem sinne veralteten engl, slaughter-
house, nur ist für das hier unstatthafte vb. matar das subst. mata jgu
setzen, so dafi der sinn ist 'haus der metzelei.
Cascio, cacio it., sp. queso, pg. queixo käse; von caseus, vgl. für
das span. wort denselben lautübergang in qnepo von capio.
Gaserma it., wdl. cesarm^, richtiger sp. pg. caserna, fr. caseme
Soldatenhütte; von casa wie lat. caverna von cava. — [Gaserma, cesarm^
nebst dem volksmäßigen deutschen casarm machen diese deutung, wie
Mahn p. 6 einwendet, zweifelhaft und es sei die herleitung aus casa d*arme
vorzuziehn. 'Ich habe die formen mit m denen mit n nicht als gleichbe-
rechtigt entgegenstellen wollen, weil caserma, wenn es ein gfites mit arma
zusammengesetztes ital. wort sein sollte, doch casarma oder eigentUek
casarme lauten müßte, die wai. und deutsche form aber den grammatischen
werth der span. und franz. nicht aufwiegen können. Überdies scheint
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I. CASIPOLA-CATACOMBA. 91
waffenkaus für soldatenhüäe etwas pretiös. Das suffix erna i^ allerdings
ein seUen angetvandteSj aber wie leicht konnte das beispiel von eava ca-
vema verführen^ ihm ein casa caserna an die seile ßsu setzen.^ Krit.
cmkang.]
Casipola, easnpola it. hüttchen, daher fr. chasable messgewand.
Das jtpon. wori ist casnlla m letzterer hedeutung (altfr. casnle Gloss.
de Laie 22^) = nUat, casula nach Isidor quasi minor casa eo qnod
totom hominem tegat; vielleicht formte man casipola nach dem muster
des von manns stammenden manipnlus. Wie sid^ übrigens die begriffe
hSMe und mantel berühren, steigt auch das in ersterer hedeutung gebrauchte
cappa, s. capanna.
Cass pr. altfr. gebrochen, gebeugt: brisi^ et cas Sax. II, 186; vb.
pr. cassar, t^r. casser brechen; von qnassns, qoassare. Ital. accasciare
ermatten erfordert eine abl. qnassiare. Dasselbe wort mit eingeschobenem
n ist aUsp. canso müde, nsp. cansar müde machen (die kraft brechen),
das sieh vom it. cansare durch seine bedeutung scheidet; esgs. sp. des-
eansar ruhen, prov. dass. ORoss. 1137.
Cassa it., sp. caxa, pg. calxa, pr. caissa, fr. caisse kiste^ dsgl. fr.
ch&gse einfassung; von capsa behäÜnis. Abgel. it. cassetta, casset-
toDe, Msgjf. castone {wie pwmes. castöina aius cassettina). Zsgs. pg. en-
caixar, fr. enchässer einfassen, einfügen; gleichbed. cat. encastar, sp.
engastar, it. incastrare, pr. encastrar, fr. encastrer; so wie pr. enca-
stonar, pg. encastöar, ^. engastonar, vgl. mlat. incastratura. *
Cas so it. sp. pg., pr. cas, aitfr. qnas leer, unnütz; von cassns.
Ihgl. vb. cassare ff., fr. casser su nichte machen, lat. cassare für cassum
reddere bei Sidonius und CJassiodorus.
Cas so it. brüst, thorax, mlat. cassum, cassns; t;oncapsns behältnis,
wie auch mlat. arca denselben begriff erfÜUt. Prov. cais hnnlade ist
^eidifäUs von capsns wie eis von ipse, nicht von cassar brechen (als
äwas eermoimendes), da der diphthong ai widerstrebt. Endlich muß im
^eickbed. pg. qneixo {cat. qnex), woher queixada, sp. qnixada und
vokl auch sp. qnixera beschlag am schaft der armbrust ßackenstück),
dassdbe cais oder- capsns anerkannt werden.
Cataoomba it., sp, pr. catacnmba, fr. catacombe unterirdische
gmfl. Offenbar ein compositumj in dessen erstem theile man gewöhnlich
die griech. prap. yutta, in dem jnceiten das subst. tumba erkennt, cata-
ciimbae wäre also = ad tnmbas an den grüften. Es ist aber nicht ein-
euseken, warum die spräche, wenn man auch die einmischung einer griech.
partikd euläfit, die gruft als etwas an der gruft befindliches aufgefaßt
haben soUte. Vidleieht ist cata c6e» nur das rom. vb. catar schauen
(s. unten) und comba entweder durch assimilation an den anlaut c {in
cata) entstelU aus tomba (sp. catatnmba findet sich in Bengif o's reimbuch,
maü catatomba bei Cherubini) oder auch unentstellt, da es im span.
gewSbe bedeutet, so daß also cata-comba schau-gruft heißen würde. Die
rmisehen catacomben bargen nämlich die körper voß märtyrem und hei-
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92 I. CATAFALCO-CATAR.
Ugen und tourden darum von andächtigen Christen besucht, s. die stdle
des h. Hieronymus bei Ducange. Man könnte sdbst das sdbinische cnmba
heraneiehen, wovon Festussagt: cnmbam Sabini vocant eam, quam mili-
tares lecticam, also sanfte, tragebett (s, K, 0. Müller zu der stelle),- wäre
tomba oder comba nicht der Sache angemessener. Die hier ausgesprochene
deutung könnte gleichufohl gewagt scheinen, fände sie nicht in den beiden
folgenden (Artikeln unterstütjmng, fast bestätigung. — [Bellermann, Über die
ältesten christl. begräbnisstätten p. 7, nimmt eine griech. bildung xata"
TVfißinv dafür an.]
Catafalco ü., sp. cadafalso, cmlahalso, cadalso, pr. cadafalc, ott-
cat. cadafal Chr. d* Esel. 597", vaZ. carafal, oZ^r. eseadafaut, cadelant,
chafaut,* n/r. 6chafaud, mndl. scafant, nhd. Schafott gerüste eu verschie-
denen zwecken, trauergerüste, blutgerüste u. dgl. Die reinste form ist
catafalco; das sp. cadidalso mit s für c t^ unklar, muthmaßlich hat sieh
falso ac{). in der Verbindung edificio falso gebäude, das auf keinem festen
gründe ruht, oder das rothwälsche falso henker eingemengt; im aUfr. es-
cadafaut gieng auslautendes c in t über wie in Estrabort für Estrabore,
nfr. Strasbourg. Das wort ist zsgs. af4S catar schauen, prov. erweicht in
cadar, und atis falco, entstellt etwa im munde der Deutschen, detien p
leicht zu ph oder i ward, aus ital. palco gerüst, das selbst wieder deut-
schen Ursprunges ist, also schaugerüste, gerüste zu öffentlicher schau, un-
mittelbar aus dem itcä. entlehnt ist fr. catafalque, sp. cadafaleo. JauU
wül in falco das arab. falak anhöhe Freyt. III, 372^ erkennen, allein
warum sollte die spräche dieses wort nur in einem compositum aufbewahrt
haben? selten wenigstens geschieht dergleichen in unlat. Wörtern. Ducange
setzt es zusammen aus gr. Aoia und lat. palus oder fala (gerüst), womit
aber die endung c unerklärt bleibt, andre haben ein deutsches schauhaus
oder ndl. schauvat (schaufaß) dafür aufgestellt.
Cataletto U. paradebett, buchstäblich schaubett; von catar Kn<{ letto,
s. die beiden letzten artikel. Dem entspricht buchstäblich sp. cadalecho
binsenlager, neupr. cadaliech, altfr. kaalit HBord. p. 147, iieufr. chälit
spannbett, fußgestell des bettes, letzteres gewöhnlich aus chasse-lit erklärt.
Catar oitsp. sehen, schauen, (catö ä todas partes PC*. 357), ebenso
altpg. (com quaes olhos vos catey D. Din. p. 38 und öfter), nsp. pg.
versuchen, untersuchen, nachsuchen; sbst. cata Untersuchung; zsgs. reca-
tar wiedei' kosten, dsgl. sorgfältig bewahren, recato vorsieht, geheimnis;
acatar untersuclien, verehren, acatamiento ehrfurcht u. a. m. Im prov.
ist das wort nicht einheimisch und wird darum im Ehwidari erklärt:
catar vol dire vezer (sehen) LR; eben so wenig besitzt es der Franzose,
doch führt Menage eine abl. catiller 'ausspähen aus Monstrelet an. Churw.
ober heißt catar finden, ebenso parm. venez. catar, lomb. cata finden, er-
greifen; daß es im ital. auch vorhanden war und schauen hieß, scheint
sich aus cata-comba, cata-falco, cata-letto zu ergeben, welchen span. com-
posit^ wie cata-lecho, cata-ribera, cata-viento entsprechen. Dem Waiachen
endlich bedeutet ceutä schauen, suchen, hüten. Schon Isidorus kennt das
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I. CATASTRO-CAVIALE. 93
wort in seiner äUspan. bed.: cattas (Icatze), qnod cattat {al. catat, captat)
L e. videt 12, 2, 35. Die herkunft desselben vom IcU, captare (lauem)
kann nicht BweifeUuxft sein. In der L. Sal. emend. taird noch captare
geschrieben^ aber auch hier ist die bed. schauen, gleichsam oculis captare,
nicht lu verkennen, s. Pott, PlatÜateinisch 392. Das it. cattare ist nebst
sp. captar, fr. capter erst später aus dem classischen latein aufgenommen
worden. — Seltsam ist das it. cata-colto 'ertappt\ für catato-colto, ein
offenbarer pleonasmus um das unverständlich gewordene catato mit einem
synonymen ausdrucke eu erklären.
Catastro it. «p., cadastre fr. {it. auch catasto) Steuerregister; gleich-
som capitastnun kopfsteuerliste. Das frühste mittelalter brauchte dafür
eapitnlarium Greg. Tur. 9, 30 mit dem eusatz in quo tribnta contine-
bMitar, eigenil. eine in capitula abgetheilte schrift; capitastrom aber ent-
stand gewiß unmittelbar aus caput wie sp. cabezon steuerliste aus cabeza.
Catrame it.y pg. alcatrao, sp. alqnitran, fr. gnitran, goadron, mlat.
catarumus theer; vom arab. alqa'trän dass. Freyt. Illy 464*".
Cattivo it.y sp, cativo, pr. caitia, fr. cWtil efend, sMedU; von
captiTus gefangen^ in knechtschaft, daher unglücklich nebst den weitem
led&dumgen; die ursprüngliche wird durch cattivo it.^ cantivo*^., captif
fr. vertreten.
Cayallo it., sp. caballo, pr. caval, fr. cbeval, wal. oal (auch alban.
cale, calle) pferd; von caballus {naßailrjg), nach Ä, W. Schlegels muih-
mafmng ein üalisches bauemwort, womit das pferd in der landwirthschaft
beseiehnä ward, s. dessen Ind. bibl. /, 240. Daher it. cavalcare, sp.
cabalgar, fr. chevaucber (fehlt wal.) reiten^ wie gr. mnsvaiv von inno^y
in der L. Sal. caballicare und zwar caballicare caballum une rom. caval-
eare un cavallo. Von equus blieb nur das fem. sp. yegaa, pg, egoa,
pr. egaa, dltfr. aigae, wal. eap;, sard. ebb^. Aus caballus leitet sich
femer ndat. caballarius Gl. Isid., it. cavaliere, sp. cabaUero, pr. cava-
lier und cavayer, fr. Chevalier und cavalier ritter, reiter; dsgl. it, caval-
letta, sp. caballeta grüne Jieuschrecke, pferdchen genannt wegen der ahn-
liekkeit ihres köpf es mit einem pferdekopfe, heupferd.
Cavezza it. haifter, oitfr, chevece kragen, sp.pg. cabeza köpf, auch
pr. cabeissa; dsgl. sp. pg, cabezo, pr, cabes der obere theU eines
dinges; abgd. ü. cavezzone, fr. caveQon kappeaum, sp. cabezon hemd-
kragen; von caput Daß chevece und cabeza eins seien, ist unzweifelhaft;
aber auch cavezza stimmt dazu, wiewohl capezza (vgl. capezzale aus ca-
pitimn bei Gellius) erwartet werden durfte. Kragen als köpf des hemdes
ist der müteJbegriff zwischen haupt und halfter, doch könnte sich sp.
cabeza auch unmittelbar auf capitinm in der bed. einer kopfbedechung be-
ziehen, in den JErf. glossen 283" wird es mit dem ags. ^hood* pHeus über-
säht. lUA. Bcavezzare abhauen ist = scapezzare, ^. descabezar.
Caviale it., sp. cabial, pg. fr. caviar, ngr. xaviagi eingesalzener
rogen des in aUen europäischen gewässem heimischen störs und einiger
andern fische.
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94 I. CAVICCHIA-CEDRO.
Cavicchia, caviglia it.^ pg. pr. cavilha, fr. cheviUe, j^locky masc
it. cavicchio, caviglio dass. Lot. clavicala ward durch dis8imäati(m
in cavicla vereinfacht um das doppelte cl jsu beseitigen: ohne diese eupho-
nische rücksicht dürfte eine schwäcJiung des anlautes nicht angenommen
werden. Der Spanier behielt cl in clavija, worin jene rücksicht wegßd.
Cavolo it., sp. col, pg. oouve, pr. caul, fr. chou kohi; bemerkens-
werthj weil diese formen so uHe das kymr. cawl, das bret. kaol auf caalis,
nicht auf das anscheinend volksmäßige colis weisen.
Cayo sp. (nur im plur. üblich), altfr. caye Sandbank, mit anderer
bed. pg. caes (sg. und pl.J, fr. qnai dämm an flüssen, deich, ndl. kaai,
engl, kay, ndd. kaje. Alle vier roman. Wörter sind formdl eins und auch
die begriffe liegen sich nicht fem. Ein altes jseugnis dafür gewähren die
Md. glossen: kai ^cancellae\ kaij (kaji?) 'cancelli* schranken. Unpassend
bringt dies Scaliger mit dem PlatUinischen cajare (schlagen) in Verbin-
dung: es ist augenscheinlich, wie schon Ducange behauptet, das kynw.
cae jsaun^ Umzäunung, bret. ka6 auch deich, ka^a eineäunen; vieüeickt
darf auch an ahd. cahot munimentum, bair. kachet jifaun Graff IV, 361
erinnert werden. Belegen ist bair. kai hegung, als eine spätere Verhär-
tung aus gehai von haien hegen (Schmeller U, 129), nicht in anschlag
eu bringen. Warum aber fr. qaai und nickt chai? muihmafilich weil
das wort ein erst später aus dem picard. oder gascon. (vgl. cayum haus
bei Ducange, gad. cai dass.) aufgenommenes ist.
Cazza it., cot. cassa, altfr. pic. casse, masc. chw. caz, sp. cazo
pfanne mit einem stiel; vom ahd. chezi, kezi, altn. kati ein kochgesckirr,
woher unser kessel. Abgel. it. cazzuola, sp. cazaela, mit einmisckmng
eines r (wie in mouch-er-oUe, mus-er-oUe u. a.) fr. casserole bratpfanne,
woher it. casserola, pic. champ. castrole, dtsch. castrol. Ein altes eeugnis
des Wortes in den Wiener, glossen Hoffm. p. 68, 16 gazza 'cActta* =
churw. caza schöpf keUe.
Cece it., sp. chlcharo, i>r. cezer, fr. chiche (gewöhnt. pl. pois chiches)
kichererbse, von cicer; it. cicerchia, sp. cicercha, von cicercala.
Cicero it. schwan, alt c6cino, mlat. cecinus L. Sal. tit. 7, cicinns
^olor (oUo ms.) Gl. Paris, ed. HUd., item Papias; vom tat. cicer, dctö im
it. cece knoUen am Schnabel dieses vogels heißt. Besser aus cecinus als
aus cygnus erklärt sich auch das sp. pg. dUfr. cisne (dltpg. cime Moraes)y
da einschiebung des s für die südwestl. spräche nicht annehmbar ist.
G^dola ü., sp. pg. pr. c^dala, fr. cMule eettd; von schednla wie
cisma von schisma. Aus einer andern ausspräche (skedtda) entsprang
sp. esquela.
Cedro it., (AAx?^ sp. pg., in leteterer spräche auch cidräo, fr. cltron
eine frucht, citrone; it. cedro, sp. cidro, fr. citronnier cüronenbaum; von
citrus citronen- oder pomeranzenbaum, citream dessen frucht. Der bamm
heißt ital. auch cedemo, geformt wie lat. qnernus von quercus. Die zwei^
feihafte quantüät des i in citrus erklärt die roman. formen mit e und L
Das vornehmste wort für citrone aber ist ein fremdes, limone (s. das.).
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I. CELATA-CERCAEE. 95
AiU. sind: ü. cedronella, sp, cidronela, fr. citronnelle melissef dtrago;
ü. citri Qolo, cedrinolo gurke, fr. citronille hürbifi^ wegen der ähnUch-
keU dieser fruchte mit der citrone.
Gel ata ü,, sp. celada, fr. salade hdm, pickelhaübej engl, salad,
hffmr. sided ; mit recht wegen des darauf vorkommenden bildwerkes von
caelata (caseis caelata bei Cicero) hergeleitet, wahrscheinlich in Italien
aufgekommen. Es ist also hier ein epitheton ornans mm namen der sache
geworden. Im miUdhochd. findet sich gleichbedeutend sauer, welches
romamscken klang hol, aber aus diesen sprachen nicht nachweislich ist,
QuA aus caelata nicht abstammen konnte.
Cenno ö., chw.oinwink, sp.Geüorunjfdnderstirne;vb.pr.eennsiT,
dUfr. cener e. aec. HBord. p. 178, 1, it. accennare, oJtop.acefiar^Io:., aUfr.
acener mwinken. Ginnas, ssu unterscheiden von dem acht lat. cinnas (Ver-
mischung mehrerer dinge), begegnet in alten glossaren; eins der Erfurter z. b.
p.287^ hat cinnas 'tortio oris\ inde est dictum cincinns und cynnavit
'immitjpromisit^ auch die Isid. glossen kennen das wort, das wahrscheinlich
aus cincinnns locke {xiKivyog) abgekürzt ward, indem cinnare, cennare eine
eigenschafl der locken^ das wallen oder winken ausdrückte.
Centinare it., fr. cintrer wölben, bogenrund machen; daher sbst.
it. cintina, fr. cintre (m.) gewölbe, rüstbogen eu einem gewölbe; von
cinctnrare, das man sich aus cinctura ableitete: Uoi. n aus r wie in cecino
aus cicer. Über die berührung der begriffe gewölbe und umgürtung
s. Rödiger und Pott in Lassens Ztschr. III, 59. Das calal. wort ist
eindria, das span. aber cimbr ia, cimbra, mb vielleicht durch einnUschung
wn eimborio huppd.
Cercare it., wai. cercä, pr. cercar (sercar), nfr. chercher, dUfr.
oerchier durchsuchen^ suchen^ aus diesem das engl, search. Die erstere
ist die grundbedeutung: in derselben braucht es noch Dante in einer
mdtrfaeh misverstandnen stelle Inf. i, 84 che m*han fatto cercar lo tuo
Yohune, vgl. dttfr. cerchier les montagnes die berge durchsuchen und
ähnliche steilen. Span. port. cercar bedeutet einschlie/ien, altpg. aber
gleichfalls durchsuchen: andoa em busca delie cercando toda aqnella
terra s. Constancio. Gercare ist das wenn auch nicht von Properjs 4, 9,
3b, doch von den feldmessem gebrauchte GiTGBxe um etwas herumgehen,
es umgtben : circat montem Cos. litt., in den Isid. glossen circat 'circum-
vemt\ daher mhU. circa die runde, circator Wächter, vgl. alban. k^rcöig
ntdien, durchforschen^ vom gr. xiqkovv umgeben, umringen; kymr. kyrcbu,
brcL kerchat werden aus derselben quelle sein wie cercare. Es bedarf
«fa> eur erJUärung desselben keines neuen Wortes quaericare. Zwc^r
schreibt der Sarde van Logudoro qnircare, aber er schreibt nur so, die
ausspräche ist kircare wie im latein. Die fram, form chercber hcU ihren
grund offenbar in bequemerer ausspräche des richtigen cercber, pic. cer-
qnier (wdehes letztere aber, gleichfalls durch assimilation der ersten an
die ßweite sUbe^ auch in der form querqnier vorkommt), vgl. it. Giciglia
/iir Siciglia. Eilte mss. ist pr. ensercar unterscheiden, pg. enxergar;
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96 L CERCETA-CHETO.
ein frequentativ im älteren mitteUatein ist circitare (circat, circitat xvtdsvei
Gl. lat, gr,)y hieraus wal. cercetk untersuchen, besuchen, das der hcrhunfl
aus quaericare entschieden widerspricht.
Cerceta, zärzeta sp. pg., pr, sercela, fr. cercelle, sarcelle, eaJt,
masc. xerxet ein wasservogel, hriechetite; von querqnednla. Daraus ent-
stellt scheint it. garganello, engl, gargane, s. Ferrari; Ncmnich fuhrt
auch cercednla, cercevolo an.
C6 reine it. (m.) ring, ringartige sache, fr. eerne (w., a«« cenj'ne)
iret/l, sp. e^rcen, pg. ceree; vb. it. fehlt, fr. cerner ununngeln, aber
sp. cercenar ringsum beschneiden, eig. abrunden, cortar ä cercen glatt
abschneiden. Die Wörter sind von cireinus airkel, circinare abzirkeln.
Cerfoglio it., sp. cerafolio, fr. cerfeuil ein küchenkraut, körbd;
von eaerefoliam (xaiQitpvklov).
Gerne cchio it., sp. cemeja, pg. cemelha haarbüschd. Cabrercls
deutung ou^ crinicalus, wogegen begriff und buchstabe streiten, durfte
nach der von Ferrari aus discerniculam haamadel Cacus, quae captUos
disseparat^ Nonit^J, dsgl. abgetheiltes haar, nicht mehr aufgestellt werden.
Cervello it., pr. cervel, fr. cerveau him, dsgl. fem. dem itai.
plur. cervella entsprechend chw. pr. cervella, fr. cervelle; von cere-
bellum, dessen roman. gestoit oervellus schon der Vocäb. S. Galli kennt,
cervella das Gloss. Salom., cerevella das Gloss. von Schlettstadt. Die
span. und port. spräche haben nur das primitive celebro, cerebro, so ciuA
die walach., deren crleri (plur.) aus cerebrum, umgestellt creebmm, ge-
bildet sein wird.
Getto it., altsp. cMpg. cedo (encedo" Chron. dd Cid ed. Uuber
p. 203) adverbium, von citö.
Ghaveco pg., sp. xabeque, it. sciabecco (?), fr. ehebec, dtsch.
schebeeke, ein kleines dreimastiges kriegsschiff, welches rüder fOhrt; sott
türkisch oder arabisch sein, ist aber nach Dosy p. 28 unentschiedener
herkunft.
Ghe it., sp. pg. pr. fr. que {auch alban. che) geschlechÜoses reiaüv^
pronomen und conjunction; wahrscheinlich von quid, s. Bom. gramm. III,
322—324, wo auch von wal. ce, ce, ca die rede ist. Frans, quoi {alt
quei) hat seinen grund in dem bestreben der spräche, gewissen einsilbigen
Wörtern mehr umfang jsu geben, vgl. moi, mei aus me. Ital. chi, fr. qui,
von quis; sard. chini, sp. quien, pg. quem, vom accusativ quem, s. U. b.
Gbeto it., sp. pg. qaedo, altfr. coit, coi, recoi ruhig, von quietos,
daher vb. it. chetare beruhigen, sp. pg. quedar ruhig lassen, (intr.)
ruhig bleiben; fr, coiser s. v. a. it. chetare, gebildet une hausser von
altus. Ein lat. vb. quietare bei Priscian ist bestritten, vgl. Struve, LaL
decl. und conj. 117. Dasselbe quietus setzte mit der bed. ^ ledig' eine
zweite keine Verwandlung des i in ^ erlaubende form ab, eine scheideformj
gleichsam quitus: fr. quitte, alt cuite, pr. quiti, sp. quito, dtsch. quitt;
daher sp. pg. quitar ledig machen, frei lassen PC. 637. 894. 1043,
wegnehmen, eigenü. losmachen, fr. quitter losgeben, gehen lassen, verlassent
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CHIAMARE-CIANCIA. 97
it, qaitare, chitare sein recht aufgeben. Die hedeutung "kennt schon die
Lex. Long,: sit qnietus d. i. sü absolutus. Für cheto sagt man ital. auch
ehiotto (aweisilb.), vielleicht aus dem fr. coit mit eingeschobenem i = 1,
neqp. cnoto.
Chiamare it.y weil, chi^mä, sp. llamar, pg. chamar rufen^ nennen^
pr, clamar, altfr. claimer ausrufen; von clamare. Die bed. nennen läßt
sich bereits im ältesten miatein nachweisen, z. b. si qnis alterum vulpem
clamayerit L. Sal. tit. 30.
Chiarina, clarinetto, clarone it.^ sp. darin, clarinete, fr.
darinette, clairon, aUfr.pr. clarion blasinstrumente; von clarus heU tönend.
Chiasso it. aus dem pr. das geschrei, altfr. glas (chlaz Trist. U,
80) glockengeläute^ nfr, anschlagen der todtenglocke^ wohl auch ir. glas
wdiklage, das Fielet p. 70 im sanskr. blas gesellt; von dassicnm signal
mit der trompete, mlat. in der dltfr. bedeutungy vgl. condassare 'conclc^
mare Gl. Isid. Das nah liegende glatir war anlaßy daß man das wort
gerne vom hundeg^eU brauchte. Wal. glas schallf stimme ist das gleich-
bed. serb. glas.
Chiglia it. (bei Barberino chiela), sp. qnilla, fr. qaille kiel des
sdiiffes; vom ahd. kiol, altn. kiölr. Sofern fr. qaille kegel bedeutet^ floß
es aus ahd. kegil, was schon Frisch erkannte; eigentlich passen auch die
andern Wörter j une man leicht sieht, besser in dieses etymon als in das
erstere, aber die bedeutung entscheidet.
Ghimera it., sp. quimera, fr. chimöre himgespinst; von Chimaera,
dem mffthischen ungeheuer.
Ghiocciare, crocdare it., sp. doquear, neupr. douchd, fr. glousser,
wd. doc^ glucksen; naturausdrücke wie das dtsche wort und das lat.
glocire, wenn nicht irnm theil aus diesem entstanden, vgl. ags. doccan.
Sbst. it. ehioccia, 5p. dueca, pgp. chöca, wai. cXoe^, nÄd. glucke brütende
keime, daher ein a^. it. chioccio, sp. clueco, Uueco glucksend, heiser.
Chitarra it., sp. pg. pr. guitarra, fr. guitare ein Saiteninstrument;
vom gr. Tu^aQo, Vom lat. cithara aber ist it. cetera, cetra, pr. cidra,
citöla, dltfr. citole, mhd. zitöle u. s. w. Cithara, non cetera bemerkt ein
grammatiker in beziehung auf die volkstibliche form, s. Anal, gramm. p. 443.
Chi ädere i^, sp. cluir in compos., cdtpg. chouvir, pr. claure, fr.
elore schließen; von clüdere und clandere. Zsgs. pr. esclanre, fr.
6clore, von ex und clandere; 2>r. esc Iure, fr. exclnre, von exclndere.
Ciabatta it., sp. zapata, fr. savate abgenutzter schuh, pr. sabata
Oberh. schuh, und so sp. pg. zapato; it. ciabattiere ff. Schuhmacher.
Nach Sousa vom arab. sabat, dies vom vb. sabata beschuhen, das bei
Fregtag 11^ 275'' diese bedeutung nicht hat. Mahn p. 16 findet seine
gudle im baskischen.
Ciancia it. geschwätz, possen, vb. cianciare schäkern, possen treiben,
ehw. cioncia geplauder, sp. pg. chanza spass; naturausdruck? vgl. aber
auch nhd. zänzeln kosen Frisch U, 464^, mhd. zSnselen, zinselen dass.,
sp. cb&chara geschwätze, ngr. t^otCot^ gleichbed.
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98 I. CIARLARE-CIFRA.
Ciarlare ü., sp. pg. charlar, t;a2. charrar, norm, charer schwaUm;
it. ciarlatano {woher fr, charlatan) marktschreierj windbeutd. Sdtsam
leitet es Muratori^ Ant. itai, Ily 846, von Charles, Charlemagne, einem
namen, den die französischen bänkdsänger in Italien stets im munde ge-
führt hätten. Menage verweist auf lat, circulari (circ'lari) das gewerbe des
marktschreiers treiben; getvifi passend, wäre nur der ausfall des c vor 1 nicht
anstößig. Ciarlare kann auf romanischetn boden gewachsen, es kann ein
n(xturausdruck sein^ wenn man nicht vielmehr eine ablautform von zirlare,
sp. chirlar, darin erblicken wiU, vgl, bask. chirchila = charlatan. Das
mit ciarlatano gleichbed. it. cerretano..soK nocA einigen von dem städte-
namen Cerreto herrühren.
Ciascnno it., altsp. cascun^., pr. cascnn chascun, altfr. chascon,
auch chescan, neufr. chacnn {nicfd chäcan), pronomen, von qnisqne nnns,
qnisc' nnns, vgl. chaqne//. c; it. auch ciascheduno von qaisqne et oniiB
oder qnisqne ad nnnm, wie altsp. quiscadanno, s. cadanno. Eine alte
genues. form cascha-nn s. Archiv, stör. it(d. app. num. 18, p. 20 und öfter.
Ciborio it., so auch pg., fr. eiboire gehäuse für die geweihten hostien,
dsgl. pr. cibori, altfr. chiboire, sp. pg. cimborio schirm oder kuppet über
dem aUar, mlat. ciborinm, mittelgr. Acßtigiov; werden aus dem gr. Tußtigiop
fruchtgehäuse einer pflanze, auch becher, hergeleitet, man sehe Duoange
und Minage.
Cica it. kleinigkeit. adj. cigolo, einfacher sp, chico, eo^. xic chic
klein, gering, fr. chiche knauserig (vgl. gr. apitxQÖQ klein, cfiiTLQivr^g geiz-
hals), fr. chiqnet bißchen, chicot splüter, knoten, sp. chicote ende eines
taues, chichota kleinigkeit; vb. fr. chichoter über kleinigkeiten zanken,
altsp. chicotar Canc, d. B., wohl auch sp. cicatear knausern. Aüe von
ciccnm Jdeinigkeit, mit pdlataler aus^n-ache des c wie im sp. chicbaro,
fr. chiche von cicer. Verwandt scheint älban. tzice ein wenig. Hieher
wahrscheinlich auch fr. chicane, das ursprüngl. krümchen brot bedeutä
haben soü, daher unnütee Spitzfindigkeit, hader um nichts. Wegen des
adj. chico aus dem sbst. ciccnm vgl. wci. mic klein, von lat. mica. —
Bei diesem stamme bot sich herleitung aus dem bask. chiqnia 'winzig
leicht dar, aber ein so weit verzweigter stamm, gegen dessen latein. Ur-
sprung nichts vorliegt, warum sollte er anderswo gesticht werden? Dem
lat. ciccnm non interdnim entspricht ja wörtlich das ücd. non darei cica.
Aus sp. chico hääe freilich bask. chicoa werden fnüssen, nicht chiqnia»
aber auch aus bask. chiqnia nur span. chiqnio, nicht chico. Itai. cica
für cicca köntUe bedenken machen, stände nicht bereits im Vxtein häufig
genug c neben cc (baca bacca, braca bracca, sncns snccns, mncns mnccus).
Ciclaton ^,^ pr. sisclato, dttfr. siglaton, singlaton kleidungsstOck
unten rund zugeschnitten, dsgl. stoff, woratui es verfertigt ward; von
cyclas cycladis staatsMeid der frauen, woher auch mhd. ziklät {gen.
ziklades), ein mit gold durchwebter Seidenstoff. Nach andern arabischer
herkunft, von JEngelmann aber nicht aufgenommen.
Cifra, cifera it. geheimschrift, sp. pg. cifra zcMzeichen^ fr. chiHre
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L CIGALA-CINGHIARE. 99
mit beiden bedd. ürspr. ein edhieeichen ohne absoluten werth, nuü^ im
JBreväoqum cifra ^figura nihüt und so noch wcd. cifre. Von den Arabern
empfieng Europa das indische zahlensystemj arabisch Kann also wohl auch
das wart sein. Hier heißt ^afar, fifr (fifron) leer, letisteres als shst. das
seichen nuU, arab. meist durch einen punct ausgedrückt, s. Qol. 1363,
Frefft. II, 503^. Den namen dieses Zeichens übertrug man nachher a/uf
die übrigen neun. Genaueres bei Mahn p, 46, Dosy 30.
Cigala it. pr. cot., cigale fr., cigarra sp. heuschrecke; von cicada,
statt dessen wegen der formen mit 1 nicht einmal cicadula angenommen
jffu werden braucht, da Übergang des A. in \ kein selter^es ereignis ist Die
span. form chicharra soU wohl den eirpenden laut des thierchens nachahmen.
Gima it., so auch «p. pg. pr., fr. cime gipfel. Von cyma jsarte
sprosse, wai. chimf keim, vgl. altsp. cima eweig, ursprünglidi also der
oberste theU der pflanee, sodann spitze, berggipfd, wie ü. vetta diese be-
deutungen einigt. Sanchez, Colecc. II, 492 bemerkt ein mundartlich ^an.
quima, das gradeeu auf gr. xvfia zurückgeht. Abgel. it. cimiero, fr.
cimier, sp. cimera reichen oder schmuck oben auf dem helme, wcd. tzimirin
Jcennseicken, schüd, mhd. zimier, zimierde.
Cimeterio it., 5p. cimenterio, fr. cimeti^re (m.) kirchhof; von
eoemeteriani eigenÜ. schlafstäUe, xoi^rjTrjQiov. Ein andrer ausdruck für
eine begräbnisstatte ist it. camajo, sp. carnero, pr. carnier, fr. charnier,
akd. charnare, mhd. gerner beinhaus; von camariom fleischbehälter.
Cinäbro it., sp. pg. cinabrio, fr. cinabre, pr. aber cynobre ein
minercd, Zinnober, von cinnabaris; wcd. chinov&r vom gr. yuwaßaqig.
Cincel sp., pg. sizel, cat. sisell, fr. ciseau meißel, pl. ciseaux
seheere; vb. ciseler ff. ausmeißeln. Nach einigen von caesus: wie aber
das diminutiv eines solchen particips (caesillus) die active bedeutung eines
Werkzeuges annehmen konnte, ist schwer begreiflich, abgesehen davon, daß
der meißel ein schneidendes, kein hauendes Werkzeug ist. Plautus hat si-
cilicnla (von sicilis, daher woi. seäcere?) kleines Werkzeug zum schneiden,
dies konnte auf roman. weise in sicilicellus, scilcellas abgeändert werden,
woraus die obigen formen. Für scilcellas spricht das schwanken zwischen
dem anlaute c und s, ja selbst das span. n für 1, das man auch in zonzo
aus insnlsas wahrnimmt: sonst könnte man eben so wohl secellus, von
seciüa siehei, heranziehen. — [Das breton. kizel = altfr. cisel verträgt
sieh^ wie Diefenbach einwendet, nicht mit scilcel oder secel, es verlangt
den avilaut c. Hiemach wäre ein besseres etymon cisorium Werkzeug zum
schneiden Veget., altfr. cisoir dass., woraus mit vertauschtem suffix cisean
entstehen konnte, angebUdet dem begriffsverwandten contean.]
Cinghia it., wcd. chinge, pg. cilha, pr. singla, fr. sangle gurt;
vb. einghiare ff. gürten, umgürten, umfassen; von eingnla; dsgl. it.
cinto, cinta, ^. einto, cinta, cincha, altfr. (aint, pr. cinta, vom sbst.
cinetns. Eine neue bildung aus dem vb. cingere ist it. cigna, pr. cenha,
altfr. segne, schon in den Cass. glossen cinge nach W. Grimm p. 18.
Cinghiare, cinghiale, cignare, cignale it., pr. senglar, fr. sanglier,
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100 L CIO-CIUFOLO.
wilder eher, keUef-j mlat singularis 'epur (eher) Voc. S, GaUi. Er hat,
wie Cujacius lehrtj den namen daher ^ weil er einsam lebt (atisgenommen,
wie Menage anmerkt, in den beiden ersten jähren, wo er bfete de com-
pagnie heiß) : auf dieselbe eigenschaft bezieht sich sein griech. beiname
^oviog so wie das sard, sulone, das doch wohl aus solus eu erklären ist.
Ital. cinghiale ist also verderbt aus singhiale wie concistorio aus con-
sistorio. Das span. wort ist jabalf. In den sardischen mundarten findet sich
außer salone noch porcabru^ eine offenbare jsusammensetjmng von porcos
und aper. — [Auch der raubvogel lebt einsam, • daher der griech. name
oiwvog von olog, wie Lid>recht (Gachet 422") eu sanglier anmerkt^
Ciö it,, pr. aisso und so, altfr, i^o, ^ (geschr. ceo), nfr. ce, pro-
nomen, von ecce hoc; dazu pr. aquo, aco, von eccu' hoc.
Giocciare it. saugen^ zutschea; ciötola näpfchen zum trinken,
vgl. Schweiz, zotteli dass., nhd. zaute; sp. chotar saugen, choto zicJUem,
comask. ciot Mt^, ciotin lämmchen, chw. tschutt dass.; champ. tater an
den fingern saugen (von kindem) und ähnliche Wörter, sämmüich natur-
ausdrücke.
Ciocco it. klotz, stück holz, altfr. choqne, chouqnet stamm, nfr.
choc, sp. choqne stoßy nd)st chocar, choqner anstoßen, dtsch. schock,
schocken, vgl. auch it. ciocca büschd mit schock häufe, anzaU. Wie
sich klotz und stoß berühren, zeigt auch toppo.
Cioccolata it., chocolate sp., chocolat fr. eingetränke; nach span.
etymologen vom mexican. chocoUatl, zsgs. aus choco cacao und latl wasser.
Man sehe bei Cabrera und Monlau.
Ciriegia, ciliegia it., sp. cereza, pg. cereja, pr. serisia, fr. cerise,
wal. cirds^ (ciredse), pr. auch cereira und so cot. cirera kirsche; it. ciri-
egio, ciliegio, sp. cerezo, wal. cir^^n, pg. cerejeira, fr. cerisier, pr.
serier, cot. cirer, cirerer kirschbaum. Nicht, wie unser kirsche, früher
kirsa, kirse aus c6rasnm, c^rasns, das beweist schon der roman. accent
der zweiten silbe (vgl. auch ven. cier^sa, sie. ciräsa, sard. cerexia, chiri-
4xa, cariasa cet.), sondern gleich andern baumnamen (fitggio, pmgiio,
quercia) aus einem adjectiv, ceräsens, daJwr ital. richtig ciriegia (ie durch
einunrkung des folgenden e = i wie in primiero aus primarins, gi €ius
si), sp. cereza, pg. cereja, für cereija. Pr. cereira muß früher cereisa
gelautet haben (s in r geschwächt), daJier mit i fr. cerise (fr. i = prl ei
Rom. gramm. I, 412) und so verhält sich auch cot. cirera.
Cisma f^., so auch sp., pr. scisma, altfr. cisme Spaltung, zwist;
von Schisma.
Cittä it., wal. cetate, sp. cindad, pr. cintat, fr. cit6 Stadt, dcusu
die nominativform pr. ein, altfr. cit; von civitas. .
Giüfoio, zülolo it., sp. chnfa, pr. chnfla, altfr. chnfle, dsgl. sp.
pr. chifla pfeife, auspfeifung, Verspottung; vb. it. znfolare ff. pfeifen^
verspotten; naturausdrücke mit anlehnung an lat. sifilare ufid sufflare, s.
siHler II. c. G. Galvani aber vermuthet in zufolo das tuscisehe subalo
flötenspieler, s. Archiv, stör. ital. XIV, 364.
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I. CIURMA-COCCA. 101
Ciurma it., sp. chnsmsi, pg. chnsma; chunna, cholma, co^. xnrma,
fr, chiounne gesammiheit der ruderkneckte eines Schiffes. Die arglose
herleitung (xus lat. tnnna findet anstoß in der behandiung des anlatäes;
überdies passt dojsfu nicht einmal das innere des Wortes^ dessen ursprüng-
lichste farm^ da nach gemeiner regel wohl r aus s, nicht umgekehrt s aus
r entspringt, die spanische sein mufi, vgl. sp. nsma, it. orma, oder pg.
cisne cirne. Zu der spctn. form geseilt sich noch eine genues. cinsma
(aUgenues. geschr. chnsma Archiv, stör. num. 18 p. 34). Man muß sich
also nach einem andern Ursprünge umsehen. Wie nsma hat das wort
griechisches gepräge, und hier bietet wUlkommne aushunft %ilevaf.ia, ce-
leusma, womit das commando des aufsehers der ruderknechte, im roman.
die ganze zahl derselben bezeichnet wird, loie unser commando sowohl den
hefeü wie auch die unter dem befehl stehende mannschaft bedeutet. Am
TÜnofia ward clensma und endlich chnsma wie aus clamare chamar und
dazu stimmt auch die sicü. form chinrma ßr clnrma, clusma, während
die üd. sich schon weiter entfernt, d. h. cinnna entstand aus chinrma wie
etwa moTcia aus morchia. Derselben herkunft ist doch wohl auch das
itci. vb. cinrmare durch geheimnisvolle worte und winke bezaubern,
eigeHÜ. zeichen und befehle geben.
Clavicembalo, gravicembalo it., sp. clavecimbano, fr. clavecin
ein saUeninstrument, das mit tasten gespielt wird, sonst auch clavicordio
genannt; von clavis Schlüssel, im sinne von taste (daher fr. clavier reihe
der tasten) und cjmbalnm.
Cobalto it. sp. pg., cobalt, cobolt fr. ein mineral; aus dem deutschen
kobalt, wdehes Frisch I, 171^ auf das böhm. kow mäall zurückleitet,
Weigand ßr eine andre form von kobold (berggeist) erkläH.
Cobrar sp. pg. pr., altfr. conbrer bekommen, in besitz nehmen,
fassen, ahd. koborön; von recnperare, mit abgeschnittener partikel um die
vorstdhmg der Wiederholung zu beseitigen, ein verfahren, dem vielleicht
iein zweites beispid zur seile steht. Das vollständige verbum erhielt sich
gleidifäUs, aber neben der alten gewann es eine neue stark abweichende
hedeutung: it. ricoTrare sich flüchten, sich retten, sp. recobrarse, pr. re-
cobrar, ältfr. recouTrer uneder zu sich kommen, sich erholen, sich erkobem;
schon im altem mlatein: rex graviter aegrotavit, quo recuperante filius
ejus aegrotare coepit Gest. reg. Fr. In dieser bedetUung ist überall das
reflexivpronomen zu supplieren, welches nur der Spanier setzt: sich wieder-
erlangen, sich zurückbekommen, daher uneder zu sich kommen, ital. sich
zurückbegeben. Dieselbe begriffsentwicUung in ressortir {s. sortire 2) so
wie im gr. ayaxo^ifyo&at 1) zurückbekommet^, 2) sich zurückbegeben, sich
retten.
Cocca it., pr. coca (zu schtiefien aus encocar), fr. coche, engl, cock
ierbe z. b. an der armhrust; vb.it. cocca re die sehne einlegen, scoccare
cihschndlen, fr. encocher u. s. w. Von dunklem Ursprung. Das altgael.
adj. coca 'hohf wird man nicht hieher ziehen wollen, eben so wenig mit
Minage cavica von cavns. Armstrong führt ein gad. sgoch mit der be-
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102 I. COCCA-CODARDO.
deutung von cocca an, das mit diesem in etymologischem eusammenkange
stehen dürfte,
Cocca it., sp. coca, altfr. coque, nfr. coche (f.) kleines fahreeug.
Papias bietet candica "^navictda, aber nicht einmal in der form codica
wäre es dem it. cocca angemessen. Es ist von concha muschelschdle, ge-
faß (ü. auch conca, sp. cuenca, concha), vgl. wegen der form it. cocchiglia
von conchylium, wegen des begri/fes altfr. coquet schiff und grfäß (letsstere
bed. bei Ducange). Das wort ist eben sowohl in den germanischen und
cdtischen sprachen vorhanden, z. b. ahd. koccho, ndl. kog, hymr. cweh
(m.), bret. koked. Es tritt aber noch in andern bedeutungen auf^ die
sich gleichfalls an concha knüpfen: sp. coca muschdschaiey nufischak,
himschcde oder köpf für letztere bedeutung sard. conca (vgl. lai. testa
und gr. ycoyxri), fr. coqne eier- und nußschcde. Äbgel. sp. cogote, pr.
cogot hinterkopf; fr. cocon gehäuse (fer Seidenraupe, wofür auch coque.
Aus dem ckI;. conchens it. coccio scherbe, coccia köpf sp. cnezo, cneza
kübel.
Cocchio it. wagen fürpersonen^ kutsche, Streuwagen der aUtnund
^9^'} fi^^ coclo von cocca fahreeug (dimintäiva nehmen häufig männliche
form anj. Wie nun aus ital. nicchia fr. niche und hieraus sp. nicho,
so konnte aus cocchio das entsprechende fr. coche, und aus diesem das
sp. coche nebst unserm kutsche (schon bei Keisersberg f 1510 gutsche)
so wie das ndl. koets (vgl. rots aw5 röche) entstehn. Weil sich das wort
auch in den westlichen Slavenlanden findet, wie böhm. kotsch cet., so hält
man es, ohne es in diesen sprachen etymologisch zu begründen, für slavisch.
Sonst galt es für das ungar. kotsi, woher wcä. coeie gekommen sein kann.
Schon Ävüa (1653) sagt von Karl V. se puso 4 donnir en un carro
cubierto, al quäl en Hungria llaman coche, el nombre y la invencion
es de aquella tierra (nach Cabrera I, 66). Sicher ist: it. cocchio läßt
sich nur aus den eignen miäeln dieser spräche und nicht aus dem slavi-
schen erklären, fr. coche kann ohne slavischen beistand aus dem ital. er-
klärt werden.
Cocciniglia it., sp. cochinilla, fr. Cochenille ein mexicanisches
insect, das eine scharlachfarbe gibt; vom IcU. coccinns scharlachfarbig.
Cochiglia it., coquille fr. muschel; von conchylium, die form con-
quilium in einem alten glossar, Mone's Anzeiger VII, 138^. Dem Spanier
genügt concha.
GoAsL ü., pr. coa, fr. queüe, sp.pg. cola für coda (wie esquela für
esqueda = scheda t/. a.), cdtsp, coa schwänz; von cauda. Daher z. h.
it. codione, codrione bürzel der vögel, altsp. codilla steiß, kreuz,
wohl auch codaste hintersteven am schiffe; vb. it. scodare, fr. 6couer
den schwänz abstutzen.
Codardo it., sp. pg. cobarde, altsp. cobardo (aus co-ardo für co-
dardo, wie juvicio aus ju-icio), pr. coart, fr. couard feige, memmenhcft;
vb. altsp. cobardar, altfr. couarder. Zwei etymdogien kommen in er-
wägung, welche beide schon Nicot kennt. Von cauda im eigenÜiehen sinne,
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I. COFANO-COLCAEE: 103
wcU der kund und ihm verwandte ihiere aus furcht den schwanz' ein-
stehen, $. Eckhardt swr L. Sah und Grinm, Reinh. p. XLI und CCXXXV.
Von caada im abgeleiteten sinne, wonach es den hintern theil eines dinges,
schilpe, nachtrab u. dgl. bedeutet: codardo ist einer der sich hinten hält,
sich nicht hervorwagt. Die erstere deutung ist anbrechender, weil sie aus
einer naturanschauung genommen ist, allein sie legt etwas in das wort,
das sich, streng genommen, mit seinem Suffixe nicht verträgt, indem co-
dardo nur gestänwänet oder schwänzdnd heißen könnte: sie weicht also in
einen bu spedeUen sinn aus. Die dichter der thierfabel wenigstens müssen
diese anschauung nicht getheilt haben, da sie grade dem hasen diesen
namen beilegten, — [Nach Mahn p. 76 wäre die eigentliche bedeutung
'haregesekwänsf und käme dem hasen mit vollem rechte ^eu. Dagegen
wird der Uwe, der den schwane eingebogen trägt, in der heraldik lion
conard genannt, s. Gachet 102'', was der ersteren auslegung eu statten
hmmt]
Cöfano it., sp. pr. cofre, fr. coffre kiste, sp. cnebano großer korb,
sp.pr. cofin, fr. coSin körbchen; von cophinns. Verkürj^ sp. cofe, ü.
eofia mastkorb.
Cogliere it., sp. coger, pg, colher, pr. culhir, fr. cneillir, iodl.
coldlge sammeln, lesen, pflücken; von colligere. Eine jsss. ist sp. esco-
ger ff. auswählen; sbst. oUpg. escol SBos. suppl. auswahl, au^nmd, pr.
escolh ort und weise, gattung (escolhz 'color GProv. 64').
Coglione it., mundartlich cojon, sp. cojon, pr. fr. coillon testiculus;
um coleoB dass., pr. aitfr. coil, wdl. coiu. Ital. coglione auch für memme,
sdmft gebraucht, daher sp. collon, fr. coyon.
Cognato it., sp. codado, pr. cnnhat, wal. cumnat schwager, fem.
cc^nata ff.; von cognatns blutsverwandt, ndat. in roman. bedeutung bei
Jck de Janua. Dafür fr. bean-fr^re II. c.
Coitar, cochar ältsp. pg. pr., altfr. coiter antreiben, drängen;
dfst.aUsp. pr. coita u. s. w. bedrängnis; adj. coitoso bedrängt, ange-
iriden, eilfertig. Das verbum erklärt sich aus dem unlat. frequentativ
coetare, welchem die in dem primitiv coquere schon enthaltene bed. äng-
stigen smgewandt ward. Bewiesen wird dieser Ursprung durch das sp.
eochar, dem in der that neben der eben bemerkten noch die eigentliche
bedeutung von coquere jsusteht: cochado =? cocido FJ., so wie durch das
citpg. coito = lat. coctus, s. S. Rosa. — [Gachet 94" denkt bei coitar
liAer an qoatere und qnassare, weil der eigentliche sinn (js. b. einpferd
antreiben) dem figürlichen (quälen) vorgehen fnüsse, bleibt aber die buch-
stäbliche nachweisung schuldig.]
Coitare altit., sp. pg. pr. cuidar, cdtfr. cuidier denken, sorgen; von
cogitare. Sbst. aUit. coto, aitsp. cuida, pg. cuido, pr. cuit, cuida, altfr.
coide; sp. pg. cuidado sorge. Zsgs. it. tracotanza, fr. outrecuidance
vermessenheit, gleichsam ultracogitantia.
Coli it., sp. acnllä, pg. slco\&, wal. coleä, ortsadverb, von ecca* illac.
Golcare, corcare, coricare it., wdl. cnlcä, pr. colgar, fr. coucher
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104 I. COLLA— COMBO.
niederlegen, zu bette legen, sp, pg, colgar aufhängen, behängen (anbinr
den an namenstagen), cat. bedecken z, b.pflaneen mit erde, reben einsenken
{wie auch it. coricare); sbst. pr. colga, fr, couche lager; von coUocare
setzen, legen, hinstrecken, in hss. der L, Sai, culcare.
Co IIa it., »p. cola, fr. coUe leim; vom gr. xoA^ dass.
Colmo it. sp., fr. comble häufe, übermafi, gipfel, als adj. übervoll;
vb. colmare u. s. f aufhäufen, überfüllen; zsgs. sp. cogolmar gleichbed.
für cocolmar (durch dissimilation, wie in cogombro, coguUo). Das Sub-
stantiv entspricht in seiner bedeutung theils dem lat. camuluB gehätrfles
maß, theüs dem lat. cnlmen; in seiner form mehr dem letzteren, wenigstens
ist ein it. colmo aus cnmnlns kaum anzunehmen und die gleich gestalteten
Wörter churw. culm berg, cnlmen gebirge, wal. cnlme gipfel, vielleicht
auch bair. knlm weisen auf cnlmen une pg. colmo stroh auf cnlmns. 2k
ungetrübter darstellung gelangte cnlmen im sp. cnmbre für cnlmbre,
pg. cnme gipfel, so wie cnmnlns im pg. cömoro, combro erdhaufe
(nüat. combrns), pr. cömol (als adj. = it. colmo) ; mit letzterem ist ssgs.
2?r. /r. encombre, it. ingombro hindemis, encombrar, encombrer, in-
gombrare hindern; dsgl. fr. d^combres schult; it. sgombrare weg-
räumen u. a. Nhd. knmmer schutthaufe und gram, mhd. knmber, am
dem romanischen.
Colpo it., aUsp. colpe Bc., nsp. pg. golpe, pr. colp, fr. conp hieb,
schlag; vb. it. colpire schlagen, altsp. colpar, fr. conper abschlagen,
abschneiden. Die herleitung aus dem ndl. klop, kloppen, ist abzfdehnen,
da die roman. spräche den anlaut kl eher herbeiführen als zerstören würde.
Leitet man es etwa vom ahd. kolpo, kolbo, nhd. kolben (vgl. pr. eolbe
für colp) oder vom kymr. colp, womit Werkzeuge zum stechen oder hoiuen
bezeichnet werden, so entfernt man sich nicht zu weit vom begriffe, aber
naher liegt doch das lat. colaphns faustschlag, das auch keine formdle
schtüierigkeit bietet, da ph (f) leicht in p Übertritt (it. Ginseppe, zam-
pogna, sp. soplar, pr. solpre) und mehrmals, z. b. in der L. Sal. tit. 40
und in alten glossaren wie dem Keronischen, die form colapns, anderswo,
z. b. in hss. der L. Alam., colopns wirklich vorkommt. Ein alter gram-
matiker warnt schon vor der Verwechselung des ph mit p: stropha, non
stropa; amphora non ampora s. Anal, gramm. p. 446. 446.
Cöltrice it. (für colcitre), altsp. colcedra, pr. consser, cosser
federbett, Unterbett, von cnlcitra dass.; dsgl. it. coltra, coltre (f.), düfr.
cotre, vom syncopierten cnlctra; endlich sp. pg. colcha, von cnlcta für
cnlcita, worauf auch fr. coite, conette, altfr. conte, kente, qniente (für
colte u. s. w.), pr. cota (für colta, vgl. mot für molt) zurückgeführt wer-
den dürfen; dem gr. >cokr] bleiben keine ansprüche. Ein dimin. von cnl-
cita, gleichsam cnlcitinnm cnl^tinnm, ist it. cnscino, sp. coxin, /r. cous-
sin kleines polster, daher unser küssen, ahd. chnssln.
Combo sp., comb pr. gekrümmt; sbst. sp. comba krümmung, pr.
comba, al^r. combe tiefes thcd, Schlucht (s. zu Garin I, 96), üai. in
Ortsnamen wie Alta-comba, Comba-longa so une impiem. conba, im com.
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I. COMB— COMINCIARE. 105
gomba, ya, wie man hehauptetj im orUmamen Como (P, Monti, Vocäb.
p. XXVIII), pr. auch combel; vh. sp. com bar hrümmen^ wohl auch gen.
inj^ombfise sieh krümmen; dem Portugiesen fehlt das wort. Sein älter
kann eine Urkunde v. j. 631 bezeugen^ worin der geographische name
Cnmba vorkommt^ Breq. 136'*; auch in gumba ^cuneus, cripa (cripta)
Gl, Isid. wül man camba unedererkennen. Ducange und andre erblicken
darin die ndat. form cumba für cymba kahn, gr. y^v^ßrj^ wegen der
ähnliehen gestaut andre das Jcymr. cwm (m.) tiefes thdl; allein bei ersterem
ist die begriffsübertragung unstatthaft, bei letzterem bleibt das zugetretene
b anstößig (bret. komb kann aus dem franz. herrühren), auch fehlt das
adj. dem Gelten ganz. Konnte combo nicht aus concayas, combar nicht
aus concavare entstehen, welche die bedd. hohl und gekrümmt, höhlen tmd
hrümmen in sich fassen? Dactylisch abfallende Wörter zog die Volkssprache
hainfig zusammen; daß sich aber in concVus c nicht behaupten konnte,
versteht sich; daß nv mit mv- oder mb vertauscht ward, kann nicht be-
fremden, hat doch der Italiener imboto aus invoto (Veneroni), der Spanier
ambidos aus invitus, comboi au^ convoi, der Provenzäle amban aus
anvan, der Franzose embler aus involare geformt. Auch für das sbst.
comba Ueiet sich ein unmittelbares etymon in dem plural concava hohle
örter, wie sich oft roman. feminina (xus dem plural lateinischer neutra
festsetzen. Das mlatein braucht letzteres wort häufig und ganz im sinne
von comba: concava vallis Venant. Fort. 10, 19, vallium concava Esp.
sagr. XI, 90 (9. jh.), per concava montium HLang. I, col. 31, gr. xd
xolhx. — fCombe, cumba ist bis jetzt zweifelhaften Ursprungs; das an-^
gMiehe ags. comb darf kaum angeführt werden Diefenbach in Kuhns
und Schleichers Beiträgen I, 260. Man nehme den obigen versuch für
einen ersten schritt zur außlärung des Wortes, der über oM auf construction
aus lat. dement gerichtet sein muß. Erwägungen andrer' art können frei-
lich mit recht über solche berechnungen hinausgehn.]
Come ü. aitpg. (Trovas), sp. pg. cdtit. (noch bei G. Cavdlcanti)
como, sidl. comu, oitsp. attpg. pr. altfr. com, cum, letztere form auch
wal., nfr. comme, auch prov. zuweüen coma, eine partikel; von quomodo,
wcfür BiondeUi ein lomb. comud anmerkt. Zsgs. mit dem adverbialen
mentepr. comen, fr. comment, sard. comenti; eine andre zss.pr, cossi,
noch jetzt coussi, von quomodo sie. Für com brauchte der Provenzäle
oncÄ CO, entweder durch weitere dbkürzung oder unmittelbar aus quo für
quo modo, s. Oudendorps register zum Apuiejus.
Cominciare it., sp. pr. comenzar, pg. come^ar, fr. commencer an-
fangen; zsgs. aus com und initiare, mail. inzä. Vielleicht steigt dieses
cominitiare noch in römische zeit hinauf da sich der Romane der müßigen
oder nur verstärkenden composition mit cum, wie im IcU. comedere, con-
fringere, fast durchaus enthielt. Altspan, sagte man mit eingeschobenem
p compenzar PC. 2594, auch compezar, und dieselbe einschiebung zeigt
das noch gebräuchliche aus in-initiare zsgs. sp.pg, empezar, vgl. sard.
ineumbenzai. Diese einschaltung der labiaitenuis in empezar ist allerdings
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106 I. COMPAGNO-CONCERTÄRE.
eiioas unubliches, allein man ist eu dieser deuiung, im hitMick auf das
eur Seite gehende compenzar, hesser berechtigt als zur annähme eines
darin enthaltenen am pieza gebildeten verbums mit der bed. anschneiden,
demnächst anfangen^ wie im fr, entamer (s. IL c)y da ein solches verbmn
eerstücken, nicht anschneiden^ bedeutet haben würde. Der Waiache besitgt
dafür das achtere incepe von incipere, auch chw. antsch^iver, der Pro-
venzale besafi auch enquar von inchoare.
Compagno it., sp. compafio, pr. altfr. compaing gefShrte; daher
compagnia ti. a. oibll.; vb, compagnare, accompagnare ff. begleiten.
Es ist das nüat. companium geseUschaft L. Sal., zsgs. aus com und panis
nach dem muster des ahd. gi-mazo oder gi-leip brotgenosse {ahd. gi =
lat. cum). Aus compaganus landsmann (s. Grut. Inscr. 209, i, v. j.
946 V. C.) würde sich compagno nur durch accentverschiebung (compi-
ganns) deuten lassen, die aber bei einem so üblichen suffixe nicht voraus-
zuseteen ist. Eher dürfte an compaginare (zusammenfügen) gedockt wer-
den, allein das prov. und cat. companatge, womit jedes gericht bezeichnet
wird, wozu man brot ißt, gibt den ausschlagt com-pan-aticnm floß eben
sowohl aus panis wie com-pan-inm. Das älteste zeugnis des rom. wories
begegnet in den Vatic. glossen ed. W. Grimm: ubi (h)abui8ti mansionem
(h)ac nocte, conpagn?
Gompasso it. pg., compas sp. pr. fr. zirhel ois instrumeni] vb.
it. compassare ff. abzirkeln, altfr. auch bauen, hünstlich bildepi^ m. b.
un chastel Bou I, p. 20, une esp^e GVian. 2694, qne [diens] chiel et
terre fist et tout a compass^ DMce. p. 206. Dies wort berührt sich mü
einem celtischen: hymr. cwmp hrdß, davon das glbd. cwmpas; aus kreiß
wäre dann das ihn beschreibende Werkzeug geworden wie im deutschen
Zirkel. S. Diefenbach, Celt. I, 112. Indessen läßt es sich ohne zwang
der lat. spräche zuweisen, geht man nur auf die älteste bedeutung zurück.
Prov. und altfr. ist compas gleicher schritt, mitschritt, von com-passus,
z. b. eil ä cheval e eil ä pi6 . . tindrent lor eire e lor compas . . ke
Tun Taltre ne trespassout die zu ross und die zu fuß hielten ihren marsch
tmd ihren gleichen schritt, so. daß keiner dem andern zuvorkam, s. JLex.
rom. Daher bedeutet es eben sowohl, wie auch im span., tact, versmafi,
überhaupt maß und das Werkzeug zum messen. Compassar gleichen schritt
halten bildet den gegensatz zu traspassar überschreiten, wie in der ange-
führten stelle. Die bed. nautisches instrument hat sich später eingefunden.
Concertare it., sp. concertar, /K.concerter verabreden, anordnen;
concerto, concierto, concert Verabredung, verabredete sache; von con-
certare zusammen streiten. Zusammen verabreden und zusammen streiten
liegen sich nahe genug: ndat. placitare heißt eben sowohl streit fähren
wie vertrage schließen; in beiden fällen ist der mMelhegriff werte wechsein.
Span, concertar heißt auch ausbessern, etwas zerbrochenes wieder herstellen,
nach Cabrera von consertare für conserere, was möglich ist. Unter concerto
di musica kann man ursprünglich nur eine Verabredung oder anordnung
zum zwecke der musik verstanden haben; an concentus istnicM zu denken.
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I. CONDORE-CONVEGNO. 107
Gondoie it., sp. condor, fr, condor ein mdamericanischer raubvogel,
tmliur ffryphm; das wart aus der heimath des thieres.
Confortare it., sp. conhortar, i>r. conortar (vgl. den ausfaU des f
m preon van profundus), fr. conforter stärken; vom spätem lat. con-
fortare.
Coniglio ü., sp. conejo, pg. coelho, pr. äUfr. connil, mit ver-
tausektem suffix fr. connin, connine (jet^ä \&pin) kaninchen; van cuniculus.
Vb. fr. coniller ausfluchte suchen (den kaninchen ähnUchy die sich in
ihre gange surückeiehn).
Conoechia it., fr. quenouille spinnracken; im Sliem nUatein
z. b. L. Ripuar. conucula für colucula vam lat. colus (f.), ahd. kuncla^
fM. kunkeL
Contare it., sp. contar, pr. comtar rechnen, erzählen, fr. compter
injenerj conter in dieser bedeutung; van computare berechnen, ehensa
ahd. zdj9Ji nu$nerare, enarrare. Sbst. it. cömputo, conto, sp. cuento,
eventa, pr. compte, comte, conte, fr. compte, conte, lat. computus bei
Jirm. Matemus.
Conte it., sp. pg. conde, pr. coms, altfr. quens, accus, in beiden
sprachen und nfr. comte graf; van comes, begleiter des filrsten, demnächst
hoher beamter, richter eines größeren beeirks. Daher it. contado ff.
grafschaß, landschaft, contadino landmaim.
Contestabile, connestabile it., sp. condestable, fr. conn^table in
erster bedeutung cberstalhneister ; van comes stabuli.
Conto it.f cointe altfr. kundig {vgl. Alexs. 43 dunt il ja bien fut
cointe), demnächst altfr. sa wie pr. cointe, coinde, zierlich^ anmuthig;
fimfi in cognitus seinen Ursprung halben mit der grundbed. bekannt, ver-
traut, angenehm, wie mhd. maere bekatmt und lieb heifit. Daher vb. pr.
coindar zu erkennen gehen^ altfr. cointer und cointoier unterrichten,
sehmiidcenj zsgs. pr. acoindar, fr. accointer bekannt machen^ engl.
acquaiDt, mlai. adcognitare ; s'accointer ä qqun sich mit einem befreunden,
it. aeeontarsi sich besprechen; pr. acoindansa, aJtfr. accointance ver-
trauliehkeit. Daau kommt percoinder kundUhun (^percagnitare) Pass.
de J. C. 29. In einem glassar des 12. jh. liest man cogniter vel cognite
'benigne, humane^ Class. auct. VIII, 166'' . Vgl. conciare //. a.
Contra ta aitit., jetzt mit d contrada, pr. dass.y fr. contr^e gegend;
eigentl. das entgegenliegende, vam adv. contra mit dem suffix ata, das
sich sonst nicht an partikein fügt, vielleicht eine nachahmung des deutschen
gegend, mhd. gegenöte. Indessen sagt man prav. in diesem sinne auch
eDoontrada von encontrar begegnen, woraus contrada recht wohl abgekürzt
sein konnte. Diese form mit en beseitigt zugleich die van mehreren vor-
gArachte herleitung aus conterrata, s. bei Ducange.
Convegno it.j sp. convenio, cat. conveni, pr. fehlt, öüfr. convin,
con?ine, conyigne (m.) Übereinkunft, fr. auch vorhaben, treiben, benehmen,
daher altengl. covin, covine einverständnis, kabale; dazu fem. it. con-
vegna, pr. coTina OAIb. 1060, mlat. conyenia v. j. 679. Die masculina
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108 I. CONVITARE— COBDOVANO.
drücken das vom Romanen wenig angewandte suffix ium (conviv-ium) aus, die
feminina sind daraus moviert. Dafi convenire jnt gründe liegt, versteht sieh.
Convitare it., sp. pg. pr. convidar, fr. convier einladen; daher
sbst, it. convito, sp. pg. convite, pr. convit, altfr. convi einladung,
gastmcM; von invitare mit vertauschter präposition unter einwirkung von
convivium.
Coppa it., sp. pg. pr. copa, fr. coupe, wal. cofe hecher, masc. U.
coppo, pg. copo trinkgefäfiy pr. cob-s, ^testa capitis^ GProv. 53"; von
cnppa, nebenform von cüpa faß, s. Schneider, Lat. gramm. I, 426; ndat.
gleichfalls cuppa, aber mit roman. bedeutung. Der lateinischen blieben
die formen mit u getreu, sp. pg.pr. cuba, /r. cuve, ahd. kuba CiroZ. cnpe
maßi)^ Abu. sind pr. cubel kübel; sp. q uhilet e, pr. fr. gobelet becher,
ndat. gubellns u. a. m.; auch it. cüpola, woher sp. cüpula, fr. conpole
halbkugelförmiges dach, huppet, frane. auch schlechtweg coupe, von der
gestalt einer umgestür/den schale so genannt. ^Dieselbe anschauung im
altfr. cope, pic. coupet, couplet berggipfel, gipfel überhaupt, Jcymr. cop
und copa, ndl. kop, nhd. köpf und knppe (wie ahd. stouf be(Aer und
felsgipfel); abgel. nfr. coupeau, sp. pg. copete, letzteres nedst copo auch
büschd, vgl. unten toppo.
Gopparosa it., sp. pg. caparrosa, fr. couperose vitriol; von cnpri
rosa s. V. a. gr. xaXyMvd^ov kupferblume.
Coppia it., couple fr. das paar, von copnla; so auch altit. cöb-
bola, pr. cobla, fr. couplet Verknüpfung von versen d. i. striche. Zsgs.
it. scoppiare ein paar trennen, verschieden von scoppiare plateen,
s. schioppo //. a.
Coraggio it., sp. corage, fr. courage herehaftigkeit, muth, in älterer
spräche gemüthe; vom lat. cor cordis ohne einmischung des radicalen d,
une dies auch in andern abll. aus diesem worte der faU ist.
Corazza it., sp. coraza, pr. coirassa, fr. cuirasse paneer; von
corium, gleichsam coriacea lederwerk.
Corbacho sp., cravache fr., dtsch. karbatsche, name dernubischen
aus rhinoceroshaut geschnittenen geissei, türk. kyrb&tsch, russ. korbatsch
u. s. w., vgl. Schmeller II, 326, J. v. Hammer num, 329, Weigand 1, 563.
Corbeta sp., corveta. pg., eorvette fr. kleineres kriegsschiff zwischen
fregatte und brick; von corblta lastschiff, mit romanisierter endung.
Cordoglio Ä., sp. cordojo, pr. cordolh, ctuo. cordoli herzeieid;
von cordolium, nur bei Plautus und später wieder bei Äpul^jus. Mit
dolium trifft auch fr. deuil, it. doglia zusammen.
Cordovano it., sp. cordoban, pr. cordoan, fr. cordouan eine sonst
von den Mauren in Spanien zubereitete sorte ziegenieder; nach Cordoba
benannt, woher es bezogen ward. Der frühere name, zu Ludwigs des
frommen und Karls des kahlen zeit, war cordovesus, cordebisus nach lat.
eordubensis, sp. cordobes; das arab. kortobani, d. h. von Cordova, aber
verdrängte die einheimische äbleitungsform. Daher it. cordovaniere,
fr. cordonnier, oft cordoanier, Schuhmacher.
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I. COREGGIA-COSA. 109
Coreggia ii., sp. pg. correa, pr. correja, fr. courroie, wai. cureä
Hemm; van corrigia. Daher auch it. mor^g^is, peitsche.
Cornamasa it. sp. pg.pr., cornemuse fr. sackpfeife sott oti« comu
Musae gusammengesetet sein. Prov. corna, altfr. corne heifit harn als
iongeräthe, mnsa, altfr. muse, pf^^y flöte, aber die composition ist für
die Sache nickt heeeichnend.
Cornia und corniolo it., sp. cornizola, pg. cornisolo, fr. cornouille,
wd, coarne iomelkirsche ; it. cornio und corniolo, 5p. cornizo und cor-
Dejo, pg. corniso, fr. comouiller, wal. com kamdbaum; von cornum,
eomns, sum theü aber vom adj. Corneas, corneolus {vgl. über baumnamen
aus adjediven ciriegio) oder vom sbst. comiculum (comejo), comncnlnm
(comonille).
Cor nie e it., sp. cornisa, fr. comiche, wailon. coroniss, nhd. carnies
hrangleiste am hauptgesimse, die figur eines S bildend; von coronis %
(TLOQiang) verschlungenes aeichen, im roman. verwechselt mit comix, wie
auch gr.'xogcivrj krümmung,, kranB und krähe bedeutet.
Corniola it., sp. comerina, pg» pr. comelina, fr. cornaline ein
«fem, cameol; von comu, weil seine färbe der des (aus hom gebildeten)
nagds am finger gleicht, darum auch gr. ow^ genannt.
Corruccio it., sp. fehlt, pr. corrotz, fr. courroux ärger, jsfom; für
collemccio u. s. w. von cholera galle, gaüensucht. Davon it. corruc-
ciare, crncciare, pr. corrossar, fr. courroucer erjnimen. AUfr. corine
groU, gleichsam cholerina.
Corsare, corsale it., sp. corsario, cosario, pr. corsari, fr. corsaire
Seeräuber; von corsos, woher auch sp. corsa ausflug eur see.
Corte it. sp. pg., pr. cort, fr. cour, wal. carte hof; bekanntlich von
chors chortis Viehhof vgl. Schneider I, 188. Ableitungen, die sich der
roman. bed. fürsüicher hof anschliefien, sind e.b. it. cortese, sp. cortes,
fr. coortois höflich, gleichsam cortensis; hieraus sp. cortesano, fr. coar-
ÜBan, it. cortigiano höfling, schon im frühen mlatein cortisanus (wie U.
Parmigiano aus Parmensis); vb. it. cort egg iare, sp. cortejar und
cortezar, fr. coartiser den hof machen ; sbst. it. corteggio gefölge, daher
fr. cort4;e.
Corteccfa it., sp. corteza, pg. corti^a schale, rinde, kruste, vom
adj, corticens aus cortex; vb. it. scorticare und so pr. escorgar {in
der neuen spräche noch escoartegd), fr. 6corcher, sp. pg. escorchar die
rinde oder haut abziehen, in der L. Sdl. excorticare, von cortex.
C Ol tinsL it. sp. pr., coartine fr., cortin^ wäl. bettvorhang, schon
hei Isidorus vorkommend: cortinae sant aolaea. Es weist auf chors um-
zäunungj wie aolaeam auf aala. Mlatein. bedetdet es höfchen, mauer
zwischen bastionen, Vorhang um den altar, überhaupt etwas schützendes^
imd ist im gründe mit dem dassischen cortina rundung, kreifi identisch.
Corvetta it., sp. corveta, fr. coarbette mittlerer sprung des pferdes;
eigentl. krummer sprung, von caryus.
Cosa U. sp. pg. pr., chose fr. sacke, ding; vom lat. caasa Ursache^
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-Fl
110 L COSCIA— COSTUMA.
das bereits in der L. Sal.j bei Gregor v. Tours u, o. diese bedeiäung
zeigt, reckt handgreiflich im Capüulare de viUis: non poreelium, non
agnellom nee aliam causam. Der WalacJie wählte dafür lucru von
lucrom, dessen erste bedeutung arbeit oder werk ist. Für den ursprüng-
lichen begriff bUeb die ursprüngliche form, it. sp, cansa, pg. cousa,
fr. cause, wal. causq, nur pr, causa vertritt auch den neueren sinn.
Dieselbe begriffsentwicklung zeigt unser sache so wie das ngr. nQay^Oj
beide sonst für Ursache gültig. Vom vb. causari ist it. cuü9lt ebehaupteny
pr. chausar, altfr. choser sfonken; nfr. causer plaudern, welches weder
eu cause fu>ch eu chose passt^ dankt seine form vielleicht unserm kosen,
ahd. chösön, das aber selbst aus causari herstammt.
Coscia it., sp. fehlt, pg. coxa, pr. cueissa, fr. cuisse, wal. coaps^
oberer schenket, bein zwischen knie und hüfte; von coxa hüße, mit abge-
» änderter bedeutung, entsprechend gr. fujgiov hüfte^ neugr. fAijgi sckenkd,
Äc{f. sp. coxo, cot. cox hinkend, ein altes wort: catax ^daudus, coxus
Gl, Isid.y vgl. catax dicitur, quem nunc coxonem vocant Non. Maredlus.
Daher sp. quixote, vol. .cuixot beinhamisch, fr. cuissot schlaget des
wildprets.
Cosi it., entsprechend aUsp. ansf, aitfr. ainsinc {noch bürg, ansin,
pic. ^]ü9in); auch issi z. b. HBord., DMce., nfr, ainsi, n^. asf, pg. assim,
pr. aissi (nickt zu verwechseln mit dem gleichlautenden ortsadv.), waL
asä, adverbium der vergleichung. Diese verschiedenen in ihrem ersten
theUe ziemlich unähnlichen formen mögen doch von derselben zuscmtmen-
Setzung sein. An eccum zu denken leidet der begriff nicht, besser fügt
sich aeque, woraus der Italiener, der den vocalanUxut leickt abstößt und
qu wie cu ausspricht, cu und so cusi, cosi machen konnte, sie. accussL
Der Spanier stellt auslautendes c wohl als n dar (aun von adhuc, nin
von nee, sin von sie) und so konnte aus aeqne d. i. ec bei dem bekannten
übertritt des anlautenden e in a die form an, daher ansf, durch Unter-
drückung des IL sai entstehen. Merkwürdig ist, daß die handschrift des
prov. Boetkius v. 146 acsi für aissi setzt, das in der tkat auf aeque sie deuten
könnte, üim schließt sich das romagn. aese, dsgl. icsi aus der nrnndari
von Brescia {Ferrari v. insi) so wie das lomb. insci für cosi an. Frä$h
kiscke Urkunden brauchen oft ae si, aber als conjundion für lat. lic^. —
Von derselben Zusammensetzung sind die gleich unten zu nennenden cotale
und cotanto. Andrer natur aber ist das ital. präfix co in colui, costui,
cotestui: mundarten scheiden beiderlei präfixe auch durch die form, die
römische z. b. spricht quelni, qnestui, nicht aber quesi, quetale, quetanto.
Costa it. pg. pr., cuesta sp., c6te fr. rippe, seile, auch küste; von
Costa rippe. Daher it. costato, sp. costado, fr. cöt6 seite; ü. cös-
tola rippe, costolina, fr. cötelette rippchen; it. c oster ella kleiner hügd,
fr. coteau für cöteau abhang eines berges; vb. it. aecostare, sp. pr.
aeostar, fr. accoster näkem, dg. zur seite stellen, vgl. die prov. prcqm.
Costa, dUfr. encoste juoda.
Costuma U. pr.^ sp. costumbre, fr. coutume (aUe fem.), it. pg.
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I. COTALE— COTTA. 111
eostame, pr. cai. costum, fr, costume (aUe mase.^ das cot. wort auch
fem.) gewohnheit, siite. Schlechtweg aus consuetudiii; ßsga. costndn, läßt
es sieh nicht consiruieren, da ein gemeinrom. Übergang des inlautenden
uin m ein gane veretneeltes ereignis wäre. Vielmehr ward dem lat.
warte bei der Schwierigkeit^ sein suffix ndin eu behandeln, das sufßx
nmen angepasst, womit die roman. spräche eigenschaften beeeichnet {it.
asprume, pg. ciume, pr. frescum): dasselbe widerfuhr auch andern sub-
stantiven jener ableitung^ wie mansuetudo, sp. mansedumbre, pg. manse-
dame, und noch auf andre art suchte man dem suffix ndin auszuweichen,
pg. mansidao, pr. mansneza, it. testnggine, s. Rom. gramm. II, 340.
So ist also die männliche form costume die ursprünglichere, die weibliche
fehlt sogar dem Portugiesen ganz, doch ist sie dU, da man in einer ur^
bmde v. j. 705 bereits constuma findet^ s. Carpentier.
Cotale it^ wal. cutare, pronomen, von aeque talis? Dahin auch
sp. atal, entsprechend pr. aital^ altfr. aintel, itel, norm, entel, Hai. bei
«mcw dUen pisan. dichter aitale FPS. J, 457. 8. oben cosi. Die capi-
tutorien Karls d. kahlen brauchen häufig hie talis; soUte es eine nach-
lädung des altfr. itel sein, früher gesprochen ictel ?
Cotanto ital. pronomen, von aeque tantus? Desselben Ursprunges
schetHt altsp. atanto, pr. aitant, altfr. itant. Man sehe oben cosi.
Cotenna, codenna it., pr. codena, fr. couenne schwarte, sp. co-
dena dichtigkeit des tuches. Nahe liegt allerdings cutis, aber ein suffix
enna fddt; nur wenn man couenne für couaine und dieses für ein aitfr.
codaine nifnmt, woraus erst codena gebildet worden, läßt sich das wort
deuten, nändieh aus cutaneus. Port, cödea rinde konnte immlat. cntica
seinen grund haben, wovon auch it. cotica (parm. codga, ven. coöga,
gen. qnla) und cnticagna.
Cotogna it,, pr. codoing, fr. coing, wal. gutuie quitte; von cydo-
nia, tvdtoviov, bei den feldmessem cotoneum, cotonium, nUat. cottanum
HcffnL Sumerlaten, nach der Stadt Gydon aufCreta benannt; ahd. kutina^
mhd. ktiten, quiten ebendai^er.
Gotone it., fr. coton, sp. algodon baumwoUe {daher unser kattun);
vom arab. qo'ton al-qo'ton Gol. 1093, Freyt. III, 469K Sp. algodon
und alcoton heißen auch watte, davon pr. alcoto, altfr. auqueton, nfr.
lioqneton (h asp.), mndl. acottoen gestepptes wamms (man zog es über die
ekmise Sax. /, p. 229); nach Perizonius vofh gr. 6 xixfav, gana wn-
statihaft.
Gotta it., sp. pg: pr. cota, altfr. cote langes oberkleid, neufr, cotte
Unterrock, cotte de maille panzerhemd, masc. pr. cot = cota; mlat.
cotta, eottos (9.jh); abgel. fr. cotillon, cotteron u. a.; zsgs, pr.
fr. sureot, im Vocabularius opiimus 13, 67 surcotus ^surcof, letzteres
als deutsches wort hingestellt. Die gewöhnliche herleitung ist aus engl.
eot = (Mgs. cote hütte, und wir wissen aus mehr als einem beispiel, daß
man die Wörter für hütte oder haus auch auf kleidungsstücke übertrug;
oder auch aus dem deutschen kotze, ahd. chozzo (m.) grober wollener
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112 I. COVARE-CRESCIONE.
Stoffe eottige decke, das aber nebst dem engl, coat selbst erst am dm
ndatein, oder romanischen eingebracht ist. Bleibt man auf latein. gdnä,
so würde sich nur cutis (f.)^ daSy wie manche andre, in die 1. decUn.
versetzt werden konnte, darbieten und man. könnte sich etwa auf unser
mhd. hfit (cutis) berufen, das in tarn-hfit als ein den ganzen körper um-
hüllendes gewand gedacht wird. Vgl. Diefenbach^ Neue jahrb. für Phä,
u. Päd. LXXVIl 768.
C Ovare it., coar pr., couver fr. brüten; von cubare im sinne vm
incubare. Sbst. ü. cova, covo wüdlager, sp. cueva höhle; von cubare
im eigentlichen sinne. Sp. coba bereits in einer Urkunde des 9. jh. Esp.
sagr. XXXVII, 339. Aus pg. cova entstand wohl auch das adj. coto
hohl, das also mit it. cupo II. a. gar nickt verwandt wäre.
Gozzare i^., sp. cozar fdiU, fr. cosser, pic. coissier und coehier
mit den hörnern stolzen; sbst. cozzo stoß. Nach Frisch vom dtschen hutzen,
aber härtung des reiften hauchlautes in gutturales c ist nicht eineuräumm.
Vielmehr wird sich auch dieses wort dem röm. elemente euu)eisen lassen.
Von co-icere (eusammenstofien) umrde das part. prät. co-ictus (coctua)
lauten, hieraus das vb. cozzare, une aus directus dirizzare, aiso ein par-
tidpiaiverbum. An diesen Ursprung des Wortes erinnert auch die itd.
construction cozzare con uno mit einem j^usammenstofien, co-icere cum
aliquo.
Cozzone it., pr. aitcat. cussö, altfr. cosson Boquef., wcdlon. gosou
mäkler besonders im pferdeha/rläel, prov. als Schimpfwort g^aucht. Ohne
Zweifel vom gleichbed. cocio bei Plautus, nach GeUius 16. 7 ein plumper
volksatcsdruck. Festus (Paulus) schreibt coctio, und sonderbar, dcLfi die
roman. formen, entschieden die ital,, diese Schreibung verlangen^ weicher
auch das mlatein in coccio oder coqcio offenbar beipflichtet. Zsgs. ü.
scozzone einer der die pferde zureitet.
Cravatta ü., sp. corbata, fr. cravate halsbinde; Roteres wort^ in
Frankreich seit der ersten hälfte des 17. jh. (MSnage), gebildet aus dem
volkemamen Cravate Croate {sp. Corvato), da man die sache von diesem
Volke entlehnte, daher it. auch croatta, henneg. croate, croyatte.
Crebantarpr., altfr. cravanter, sp.pg. quebrantar brechen (trcms.);
von crepare, part. crepans.
Grema it. sp. pr., crßme fr. rahm, mlat. crema (n.) bei Venant.
Fort.; abgeändert aus cremor milchsaft.
Crepare it., pr. crebar, fr. crever, sp. pg. durch umsteiUung que-
brar bersten, brechen; von crepare, dessen bed. ein geräusch mcu^en in
den jüngeren sprachen erloschen ist. Zsgs. it. screpolare aufspringen,
8cr6polo riß; sp. requebrar die stimme biegen (vgl. pr. TelTsmiheY cUmss.),
daher artigkeiten sagen, sbst. requiebro liebesrede, liebkosung.
Crescione it., fr. cresson, neupr. creissoun, cot. crexen eine pfUmse,
kresse; a celeritate Crescendi so genannt, wie C. Stephanus mit reckt
bemerkt, also ein prägnanter ausdruck. Aus dem roman. ist unser kresse,
ahd. kresso, nicht umgekehrt, da dieses im deutschen keine wureel hat
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I. CROCCIA-CROSCIARE. 113
tmd raman. pfianBennamen nur sdkn aus jener spräche herstammen. —
Weigandj Wb. /, 638, weist nunmehr eine deutsche wurxel nach, das ahd.
starke verbum chr^san hriechen^ prät, chras, aus leUfterem das subst.
ehnwja, ehressa, chresso (ss aus sj); der wureetvoccd wäre dann nicht ^,
wie man nicht streng erweislich annimmt, sondern e, der ausdruch belöge
sieh ai^ die kriechenden Stengel der brunnenkresse. Sicher, wenn keine
andre spräche sich meidet, dankt entweder die roman. der deutschen oder
die deutsche der roman. das auch im russischen, lettischen und esthnischen
bekamUe wort. Nach dem buchstaben kann cresson sowohl vom lat. cres-
cere {äUfr. crestre, präs, nous cressons) wie vom deutschen kresso, ace.
kressoDy stammen. Ist das letztere der fall, so hat das roman. wort
wenigstens eine umdeutung mit ctescere erfahren, worauf schon die ital.
und prov. form anspielt, und eine umdeutung ist eine Wiedergeburt. Das
eat. cr^xen läfit sich nicht mehr aus dem deutschen ableiten^ es ist dem
präs. ind, von cr^xer entnommen und heißt 'sie wachsen (diese kräuter).
Croccia, gruccia it. knicke, cruccia grabscheit, aÜsp. croza, pr.
croesa, fr. orosse krummstab. Die herleitung aus dem fr. croc (haken)
findä Schwierigkeit im buchstaben, dem nur ein fr. croche gerecht wäre.
Wie pancia, panzai panse aus pantex, so konnte croccia mit seinen
genossen aus crux, leichter noch, in betracht der doppdconsonanjs cc,
88, aus dem ad^. crncea entstehen, woraus auch ahd. krokja entstanden
scheint.
Crollare it., pr. crollar^ crotlar schütteln, fr. cronler einstürzen,
dttfr. croler, erodier, crosler wie prov. Wohl dürfte man bei diesem wort
m das nord. krnlla (verwirren) denken, böte sich kein lat. etymon. Prov.
erotlar nämiich (offenbar dUerthümlicher als crollar, wiewohl dies schon
die Passion Christi kennt, str. 81) führt auf crotolar und dies konnte
ans eo-rotülare zusammengezogen sein, womit auch das einfache rotlar =
rotolare überein stimmt. Ebenso stimmt fr. crouler zu roaler, ja es thut
in der redensart crouler an bätiment ^ein schiff vom ufer rollen lassen
^ig dessen dienst, und d>enso ist cdtfr. cronller leg lex DMce. p, 249, 2
so vid eis roXller les iex ds. 271, 21 'die äugen rollen lassen. Im
gansen kimtmt das neue vb. co-rotnlare auf die bedeutungen von volutare,
voiutari (walzen, rollen, schwanken, schwanken machen) heraus.
Croseiare i^., sp. cruxir, pr. dttfr. croissir, waüon. crohl knirschen,
imrsehen machen. Weder die lat. noch die ceU. spräche gewährt ein
äffmon, dagegen besitzt die goih. das ganz gleichbedeutende kriustan, z. b.
kriugtith tanthnnB Marc. 9, 18 lautet span. emxe los dlentes, pr. cruis
las dens Chx. II, 148, gr. rgi^ei xovg odovrag. Aber nicht leicht un-
mittelbar aus kriustan konnten die rom. formen, wenigstens nicht die itai.,
sieh hervarbüden: es ist ein abgel. kraustjan (vgl. kiusan kausjan, fr.
ehoisir) dafür anzunehmen, stj = it. sei wie in angustia angoscia. Merk-
würdig ist, daji auch büdungen desselben verbums nach der zweiten rom.
ccnj. vorkommen, so cat. cröxer, chw. s-erüscer, cUtfr. croistre, so daß äUe
drei conjugationen an diesem verbum theü haben.
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114 I. CUBEBE— CUCCO.,
Cubebe it. (m.)y sp. pg. pr. cubeba, fr. cubÄbe name einer indir
sehen pflaneey die eine ort pfeffer gibt; arab. kab&bat Freytag IVy 2*.
Cübito it., sp. codo, cdt cobdo, pg. cövado, coto, pr. coide, code,
fr. coude, wdl. cot eilenbogen; von cnbitus. Andre üci. formen skd
gömito (bereits im Voe. S. GaU, cnmitas ^ellinpogo), mit eingeschobenem
m gömbitOy ckurw. cümbet. Daher pg. cotovello = coto, umgestdU
aus covetello? sp. codillo vorderfufi der thiere vom knie aufwärts. Zsgs.
sp. recodo winket, biegung, bucht , wie gr. dyxciv.
Cnccagna it., sp. cncana, fr. cocagne, altengl. cokaygne schlaraffeih
land; vom dtschen kuchen, u>eil die häuser daselbst mit kuehen gededd
seien, bemerkt J. Grimm, Ged. auf Friedr. p. 96. Gegen die vorsteUung
ist nichts eu erinnern, doch läßt sich das wort aus roman, qudle abkiten:
kuehen heißt cot. coca, chw. cocca, occit. coco, pic. conqne, von coquerc
backen^ also gebackenes, so torcek gedrehtes von torqnere. Auch das itaL
kinderwori cacco ei, ovum kommt hier in anschlag, grade weU es ein
kinderwort ist, und an gesottenen eiern wird es im schlaraffenlande nicht
fehlen: waUon. bedeutet cocogne Ostereier. In Neapel war cnccagna ein
gur Volksbelustigung aufgeführter berg, welcher wurste und andre eß-
waaren ausspie, um die das volk sich schlug. Hierauf besieht si(h m. b.
ein sicU. gedieht La cuccagna conquistata, Palermo 1674. Das wort
kommt also, bemerkt Genin, Recreat. II, 89, vom fr. coq und bedeutä
gleichsam ein hahnengefecht. Aber die hauptidee dabei war nicht die beir
gerei, sondern der freigebige berg.
Cucchiajo it., cMpg. colhär, pr, cnihier, fem. it. cncchiaja, sp.
cuchara, pg. colh^r, fr. cuiller, cnill^re löffel; von cochlearinm, cochle-
aria. In colher und cniller, wosu noch ein altsp. cnchdr kommt, vermisst
man die weibliche endung; diese Wörter nehmen also im gründe ein fem.
cochlearis in anspruch. Der wal. ausdruck ist lingnr^ = lat. lingnla.
Cuccio, cncciolo it., sie. gnzzu, gnzza, cuccia, pr. goz, gossa^ sp.
gozque (was soll hier die aweite sübe?) kleiner hund, vgl. gotz ^parvus
canis^ GProv. 57. Im catal. ist gos der übliche ausdruck für hund über-
haupt, so daß Jaume Febrer das von ihm gebrauchte can erklären oder recht-
fertigen 0U müssen glaubte: un gos que en bon llemosf can es nomenat
Str. 161. Im wallon. ist go der männliche, in der Schweiß göschli der
weibliche hund. Ital. cncciolo, sie. gnzzn bedeuten als adjectiva Mein:
beide Wörter könnten in beiden bedeutungen aus cncco nestUng, lieiUng
entstanden sein, denn cncciolo ist namentlich schooßhündchen. In anschlag
0U bringen ist aber vor allem, daß das wort oder ein gane ähnliches cmf
fremden dem ital. nah liegenden Sprachgebieten heimisch ist: ein kleiner
hund heißt ülgr. kntze, ungr. knszi.
Cncco it. kukuk (in dieser form und bedeutun^ nur in voUcsmund-
arten, ven. cnco, romagn. cocch u. dgl), jpr. cnco (wenn nicJU syncopiert
aus cncnlo) dass.; von dem seltnen cncns, bei Isidor 12, 7 (auch bei
PlautusPJ. Dsgl. it. cncülo, ^. cogül, fr. cocn, concon, von cnculus,
yi>an. umgebildet in cnqnillo, abgd. cndiUo. Meist bedeuten diese Wörter,
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I. CÜCINA-CUFFIA. 115
eocn heut eu tage aussehließlichy auch hahnrei, in welchem sinne eich noch
pr. eogotz {vgl. cot. cucnt), esga. eontz^ aUfr. cous, hinsu gesellt An IcU,
earroca ist dabei nicht bu denken, dttsfu deutlich hat die spräche den
kaknrei mit dem h^kuk eusammengestelU: gab man nUn etwa dem betro-
gelten ehemann per antiphrasin den namen des vogelSy der seine eier in
fremde nester legt? 8p. eu car verhöhnen ist augenscheinlich aus dem
namen des höhnenden vogds abgeleitet und geht auf die form cucus jmriick.
Cncina it., cocina sp., cuisine fr., cocne^ wai. Jcüche, so auch ahd.
koehioa, ags. cycene, altir. cngann Zeuß J, 80, Tcymr. cegin; von co-
qniiia für cnlina im spätesten latein. Vb. cucinare /f. die küche be-
sorgen, von coqainare, vielleicht nur bei Pkmtus.
Cucire it, richtiger cuscire {maus s entstanden), sp. coser, cuair,
pg. coser, pr. cöser, cusir, fr. coudre, wal. coase nähen; von consuere,
dem schon in den Isidor. glossen cusire Bur seite steht, so denn auch
etiBire Gl. Paris, ed. HM., cnseheit Gl. Seiest. 9, 6. Äbgel. it. costura
fiAen cacitnra, gleichsam consutura, fr. coutnre ymM, nähterei, daher vb.
fr, accontrer surecht machen, eubereiten, herausputzen, raccoutrer wieder
ewähen, fliehen. Auftrennen hei fit it. sdrucire, sdruscire, ohne eweifd
entstanden aus dem gleichbed. resnere, mit vorgesetztem privativen s s-rescire,
mü euphonisch eingeschobenem d sdrescire, mit anbildung an cuscire
sdruscire. — [Bei accoutrer liefie sich auch an cultura erinnern (s.
Seheier), um so mehr als es nichts von der bedeutung seines oben aufge-
stMen prinritivs verräth. Bei Nicot heißt accoustrer aptare, parare,
Omare, accommodare u. dgl,^ accoustrement omatt4S, cuUus. Andrerseits
hat freäifh auch das aÜfr. coutare = cultura nur den beschränkten eon-
erden sinn angebautes land. Die grundbedeutung des franz. verbums,
wem man es jsu consuere stellt, müßte sein': eine naht machen, demnächst
veHrindeny ztAsammenfügen (vgl. sp, coser nähen, verbinden), endlich zu-
recht machen (pr. aparelhar vereinigen, zubereiten). Auch bastire bauen,
eiftrichten, nähen dürfte verglichen werden,]
Cucuzza it. 1) kürbiß, 2) köpf, altfr. cosse Bog. [beide bedd. hat
auch serb. tikya); entstellt aus Cucurbita. Daneben tritt noch mit der
zweiten bed. it. zucca, woher pr. zuc, suc, zuquet, ältfr. suc, nach Me-
nage vom gr. amva länglichter kürbiß; ist es aber nicht vielmehr umge-
stdU aus cuzza für cucuzza? doch mag daneben das neupr. tuca (mit
beiden bedd.) erwogen werden. Zu Cucurbita gehört auch fr. gourde
härbififiasche, bei Perion gougourde, neupr, cougourdo; auch courge,
Ml Jura coudre, muß sich hieraus gestaltet haben.
Gnffia und scuffia it., sp. cofia, escofia, pg. coi£Bi, alt escoifa,
fr. coiffe (coeffe), wal. coif (m.J, mndl. coifie fMube, Die erreichbar
SÜeste form ist cofea bei Venard. Fort., eine spätere cuphia u, dgl. Man
hoU es aus dem hebräischen,, worin kobha (kova) hdm bedeutet, aber die
hUdung des roman. Wortes understrebt. Andre weisen auf unser haube,
fMfi. hni^ allein die aitfränk. Verhärtung des anlautenden h jm ch oder c
hat kein roman. appettativ getroffen. OleichwoM floß es zunächst aus der
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116 I. CUGINO-DALA.
deutschen spräche. Ahd, knppa knppha heifit mürOy daneben läfit skk
eine form mü dem in der ältesten spräche sehr teirksamen suffix j kaphja
(vgl. krippa, kripja) voraussetzen, genau das mlat. cofea, cuphia. Jenes
kuppha c^er scheint nichts anders als das lat. cappa gefäß, becher («.
oben coppa): Verwandlung der lat. lippentenuis in a^irata kann leieU
bis auf Venantius eeit hinaufreichen, da das uralte hochd. denktnal, das
Cassder glossar, bereits choffa, chapf u. a. fälle enthält. Wie sich aber
kopfbedeckung und gefäfi berühren, zeigt unter andern das lat. galeola.
Cngino it., pr. cosin, fr. cousin vetter, cugina /f. base; esge. ans
consobrinus, wie dies die churw. formen cusrin^ cnsdrin erweisen. Cosina
^magin (verwandte) hat schon der Vocab. S. GdU. (7. jh.) Der span.
ausdruck ist das unverkürzte sobrino.
Cnpido 2^., pr. cobe gierig^ zumal geldgierig; daher it. cnpidi-
gia, cupidezza, sp. codicia, alt cobdicia, pr. cobiticia, cobezeza, fr. con-
voitise (für covoitise), lat. gleichsam cupiditia; vb. it. cubitare, pr.
cobeitar, fr. convoiter. Der Provenzale besitzt auch ein einfaches verbum
cobir mU der bed. ^zu (heil werden, das fast nur mit joy verbunden
wird: jois m'es cobitz freude ist mir zu theil geworden, vergönnt worden;
es ist von cnpere alicui einem gutes wünschen, chw. curir dass.; zsgs.
pr. encobir, altfr. encovir begehren.
Cura sp. pg. (m.) pfarrer, eigenü. p/leger, in welchem sinne das
wort schon bei den Römern und im frühsten nUatein als masculin ver-
wendet ward. Gleichbed. mit sp. cura ist it. cnrato, fr. cur6, d. h. mU
der seelsorge, cura, beauftragt. Dahin femer it. curattiere (für curt-
tiere), pic. conratier, zsgz. fr. courtier mokier, von curatus besorger von
gesch&ften (curatarius).
D.
Dado ü. sp. pg., datjjr., d6 fr. unirfel; wird aus dare in der bed.
werfen (dare ad terram u. dgl.) erklärt, wonach es also etwas auf den
tisch geworfenes bezeichnen würde. Nach Golius p. 808 wäre es vom
arab. dadd lusus, res ludicra; was sich wenig empfiehlt.
Daga it. sp., pg. außer daga auch adaga, fr. dague kurzer degen,
dolch, ndl. dagge dass., engl, dag, kleines schiefigewehr, dsgl. dagger
dolch. Hieraus ist unser im 16. jh. eingeführtes degen, s. Weigand^ S^
wb. 11, 1193. Auch cell, sprachen kennen es: gael. dag pistole, bret. dag,
dager dolch (über die Verwechslung beider dinge s. unten pistola); ob &
von da ausgegangen, steht dahin. Ungr. däkos. Abgel. ist fr. daguet
spiefihirsch.
Dala sp. pg., fr. dalle rinne auf dem verdeck der schiffe das wasser
aus der pumpe abzuleiten. Nach Frisch vom ahd. dola röhre, rinne, aber
der abweichende stammvocal erregt zweifei. Die span. form a-dala ent-
hält eine anspielung auf arab. herkunft: in dieser spräche heißt dsDa
leiten, dälälah leitung Gol. 849, welches letztere der Vereinfachung in dala
kaum widerstehen konnte; vgl. aucfi it. doccia rinne, von ducere.
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I. DALLE— DES. 117
Dalle »p. (m.)y pr. dalh, alifr. dail, dauphin. dailli sichd; vb. pr.
dalhar mU der stehet schneiden^ altfr. dailler hauen^ fechten Chr. de
Lomgioß (Wright p. 296), s'entredalier zusammen streiten LBs. 236.
Scheint diminutiv von daga deich (dagol?).
Damasco it. sp., /r. damas, it. auch damasto ein gewehe mit ein-
gewirÜen figuren, damast; von der Stadt Damascns, wo dieses gewebe ver-
fertigt ward. Itoi. damaschino u, s. w. damascener Jdinge, aus stcM
von Damascus.
DaDzare it. {für dansare wie anzare für ansare), sp. pg. pr. dan-
gar, fr. danser, wd. d^ntzni saltare; sbst. it. danza/f. saitatio; vom ahd.
dansön eiehen^ dehnen, dies vom starken vb. dinsan, goth. thinsan {prät.
thans), unser tanzen aber aus d^m romanischen.
Dardo it. sp.^ pr. dart, fr. dard, wal. darde (f.)y auch slav. ungr.
d&rda, Wurfspieß, wurfpfeü (er konnte gefiedert sein, dart empenn^ BMce.
302, 26; ihn führte der knappe, die lanee der ritter, s. b. Jfr. p. 67'');
vom ags. daradh^ darodh, engl, dart, aitn. darradbr, ahd. tart spieß; da-
zu eis primitiv aUn. dörr. Nach einigen von öoqv doQctrog.
Dittero it., sp. pr. ddtil, pg. d&tile, fr. datte eine fruckt, dattel;
von daetylns.
Ddzio it., sp. d4cio, altfr. dace (f.) at^ge, Steuer; von datio, dem
das nUatein, b. b. in einem actenstück v. j. 826 DG., dieselbe bedeutung,
gezwungene gäbe, beilegte.
Demonio it. pg., sp. demonio, dimodo, pr. demoni teufel; von
daemonion böser geist, bei Tertuilian.
Denaro, danaro it., sp. dinero, pg. dinheiro, pr. fr. denier eine
geringe münse; von denarius römische silbermünee ursprüngl. von zehn
asses, später und im mittelälter von verschiedenem werthe. Daher it.
derrata, sp. dinerada eigentl. summe oder werth eines denarit^s, fr.
denröe eßwaare, gleichbed. bair. pfennwerth d. i. werth eines Pfennigs.
Dentello it., dentelh pr., dentellon sp. einschnitt an gesimsen u.
dgl., it. dentelli (plur.), fr. dentelle ein gewirk, spitzen, wegen der zackigen
form; von dens zahn.
Derrengar sp., pg. derrear {für derrenar), pr. desrenar, deregnar,
dtfr. ^iner, nfr. ^reinter kreuzlahm machen, das kreuz brechen; von
ren niere, renes lenden; die span. form zu erklären mit dis-ren-icare.
Ital. rmr ^st. direnato Verletzung der lenden, aber piem deme = pr,
desrenar.
Des altsp. aUpg., in der neuen spräche des-de, pr. des, deis, fr. d^s,
Präposition theUs für das lat. zeitliche ex, it. da, theils für das örtliche
usque a, inde a: z. b. sp. desde aqnel tiempo, fr. des ce temps-Iä, lat.
ex illo tempore, it. da quel tempo. Man hat an eine zss. von de und
ipse gedacht, Ahs ce temps-lä wäre '= de ipso illo tempore; die ganz
präpositionale natur des Wortes aber, die keine adverbiale anwendung, wie
die büdungen mit ipse, erlaubt, läßt eher auf ex mit vorgesetztem sinn-
verstärkenden' de vermuthen: fr. d^s lors scheint = de ex illa hora, d^s-
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118 I. DESINARE.
ormais = de ex hora magis von stund! an. Ganz deuäich MU die
sf8Sf. mit ex hervor im äUfr, desanz = de exante, im aUsp. desent = de
ex inde, desi = de ex ibi, im nsp, despues {s. poi) = de ex post;
exante und exinde sind ja der lat. spräche wohlbekannt.
Desinare, disinare it., pr. disnar, dirnar, dinar, aUcat. dmarC%r.
d'Esd. p. 691'*, fr. diner jm mittag essen. Die ergründung dieses woHes
wird durch die zweifelhafte natur des darin enthaltenen s erschwert, da
es sich fragt, ob dieser buchstahe radicdl oder bloß eingeschoben, ob diner
aus disner, disinare verkürzt oder ob es die buchstäblich getreue form sd.
Altfranz, schrieb man häufig disgner, aber schon die ziemlich aJUe hand-
Schrift der Livr. d. rois hat digner. Indessen kann sich disnare als die
älteste forfn ausweisen: in den Vatic. glossen ed. W. Grimm (9.jh.) heifii
es: disnavi me ibi; disnasti te hodie? und auch Papias schreibt mit s:
jantare disnare dicitur valgo. Man leitet es vom gr. deuiveiv die haupt-
mcMzeit halten^ romanisch in dinar, disnar verwandelt; cdsdann müßte es
von der Provence ausgegangen sein. Dsgl. vom lat. dignare domine an-
fang eines tischgebetes ; dies stimmt trefflich zum altfr. digner, wäre die
sad^ nur erst gehörig erwiesen oder diese form als die älteste anzuer-
kennen. Man könnte an decima hora denken, wie ja auch aÜfr. noner,
von nona hora, zu mittag speisen bedeutet, aber decima für mittagsz^
ist nicht gebräuchlich, wenn man auch den Übergang des m in u zugibt.
Besser erklärt es sich aus de-coenare, fnit verschobenem accent präs. d6ceno
desne dtne, vgl. decima desme dtme, it. buccina bnsna. De in dieser
Zusammensetzung steht freilich ziemlich müßig, allein das spätere latein
verwendet es häufig in dieser weise, so in debatnere Petron., defirui Sytmik,
defugare Tfieod. Prise., delaborare Afran., delustrare Apul., deoptare
Hyg., depetere TertuU., despemere Colum., in welchen fällen das einfache
wort ausreichen würde; übrigens dürfte man bei decoenare an unser ab-
speisen erinnern. Auch Pott, Forsch. II, 282 denkt an coenare; zw'
Unterstützung der thatsache, daß auch Frankreich das lat. coenare kamUe,
läßt sich noch aÜfr. re einer abendbrot essen, von recoenare, anführen,
wiewohl sich dies nicht in resner verkürzte. Man dürfte bei dieser etff-
mologie vielleicht selbst den activen gebrauch des rom. und lat. partidps
anschlagen: il est mal dln^ = male coenatus est; dieser gebrauch könnte
sich im roman. allmählich auf das ganze verbum erstreckt haben, daher
disner qnelqukm de qch., reflexiv se disner, une schon in der vaticanischen
stelle. — [ifan hat an decoenare den mangel des rom. s ausgesetzt.
Diesem übelstand läßt sich einfach mit Verweisung auf ü. pu-signo =
post-coenium abhelfen. Wie unser wort aus dem an die steüe von de-
coensie gesetzten dis-jejnnare, welches in d6-jeflner die richtige form ge-
funden, habe entstehen können, ist schwer zu fassen : der ganze stamm,
mit dem langen u, wäre geschwunden. Wunderlich wäre femer, wenn
der Franzose, der das frühstück mit recht als ein fastenbrechen betrachtete,
dieselbe anschauung auch auf das mittagessen erstreckt hätte. Mahn p. 19
hebt hervor, daß r in der prov, form dimar auf s {nicht 5) weise;
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I. DBSTRIERO-DIO. 119
solUe aber denken^ ein seeundäres s, da es dieselbe ausspräche hatte wie
an primäres, könnte eben so wohl in r geschwächt werden. S. Krü. an-
hmg p. iß.]
Destriero it., destrier pr. altfr. streitross, ndat. dextrarius, weü
der knappe es sur retMen seines eignen pferdes führte, ehe der ritter auf-
stieg: [Y ^cndiers) Ihi menet en destre son bon destrier GBoss. 3275;
l66 valets leg menoient en dextre sur autrefe roussins, man sehe Ducange.
Di am ante it. sp.,pr. diaman, fr. diamant em edelstein; aus adanias
adamantis entstellt, melleicht mit rüeisicht auf dia&no durchsichtig. Eine
mßeite fomi ist pr. adiman, aziman, a^bnan, dlifr. aYmant, nfr. aimant,
9. pg. iman, das in die bed. magnet übergieng, in welcher sich auch
mlat. adamas findet, s. das nähere bei MSnage v. aimant
Diaspro it.y sp. diaspero ein stein; von jaspis jaspidis, mit dar-
stdlung des j durch di wie im mundartl. it. diacere von jacere Eom.
gramm. I, 274, wohl eine in Italien entstandene form. Dasselbe wort
istpr. altfr. di4spe bunter stoff nach ort des jaspts, adj. fr. diapr6
hmt gezeichnet.
Dieta it. sp.j di^ fr. lebensordnung; von diaeta {diawa) glekh-
bedeutend.
Dieta it. sp.j di^te fr. reichstag, ital. auch tagereise; von dies, vgl.
die nüat. all. dietim für guotidie.
Diga t^., digae fr., dique sp. (m.) schutedamm gegen das wasser,
auch pr. die? Ragn. Lex. rom.; zunächst vom ndl. dyk, ags. die.
Dilegnare it., pr. deslegar, fr. dölayer flüssig machen; von dis-
liqaare. Das span. wort ist desleir, das aber aus dieser quelle nicht
fUefien konnte. Woher nun? weder deliquescere noch diluere erlaubt der
budistabe. Altsp. desleido, deleido Bc. S. Dom. 640. 690 bedeutä para-
liftisch, des-leir ist also = /tagaXvstv: sollte man leir aus huuv gezogen
haben? dem gr. v widerspricht sp. i oder e nicht. Zwar Larramendi
leitd desleir aus bask. desleyatu, von leya kälte: man sieht aber leicht,
dafi ersteres aus dem pr. deslegar gebildet, letzteres, wofür auch yela ge-
sagt wird, aus dem sp. yelo umgestellt ist.
Dio it., sp. diös, altpg. sard. d^ns, neupg. d6os, (deös GVic. I,
p. 266), pr. di6n, fr. dieu (älteste form deo in den Eiden), wal. fehlt
das einfache wort. Die südwestl. spräche behanddt deus wie einen eigen-
namm und Uefi ihm das fkxivische s wie in andern fällen (Garlos, Mar-
eos, Beynaldos), die tonverschiebung trat später ein; eben so anomal ist
der plur. dioses, wofür man im Alex, dies findet, von Sanchez und Los
Bios IM. esp. 27, 567 dies betont. Aber mit der heiligkeU eines namens
hangen zuweilen anomalien der form und flexion zusammen (Grimm P.
KJ71, Dief. Groth. wh. II, 416): der Spanier wagte deus nicht einen
buchstäbm abzubrechen, es nicht umzirformen wie mens. Eine übliche
Zusammensetzung ist it. domeneddio, 2>r. dame-dieu, (ütfr. dame-diea/
dombre-dieu u. s. w. herr-gott, wal. dumne-zeu, welches das einfache zeu
ganz aus der spräche verdrängte und auch von abgöttem gebraucht wird.
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120 I. DBPANARE— DOCCIARE.
über ü, iddio 8. Rom. granm. in, 26. Eine bekannte formd ist iL
addio, sp, & dios, fr. adieu, vollständiger pr, a dien siatz, dltfr, kiiea
soyez, cdtcat, a dien siaa gott befohlen LB. III, 32. Die beOieimmg
ü. madiö, $p. madios, fr. maidien erklärt man mit m'aide dien, dUfr.
si m'ait diens = ita deas me adjuvet, s. Menage; eine andre deidung
des ücd. Wortes (ma von mai = magis) gibt Blanc, Oramm. 646.
Dipanare it., pr. debanar, sp. devanar abhaspeln; von panus
büschd wolle zum ginnen.
Dirupare t^., pg. derrubar, sp. derrnmbar von einem felsen^ rnpes,
hinabstürzen; daher dirapo absturz, aUfr. desrube Ägol. 316, Bob. le
didble F. P col. 2, desruble NF. Jub. I, 98, dsgl. desrubant scUmkt,
pr. deruben; cd^r. desrabison Äntioch. II, 130; auch sp. derrubio erd-
fdU an ufern.
Discolo it. sp. pg. mürrisch; vom gr. dvaxoXog dass.
-r Disegnare, designare it. 1) anzeigen, 2) zeichnen, sp. deeignar,
(üt deseüar, pr. desegnar, designar, fr. d^signer in ersterer bed., sp.
disefiar, fr. dessiner in letzterer; sbst. it. disegno, sp. disefio, designio,
/r.vdessein, dessin entwurf, Zeichnung. Vom lat. designare, dessen im
ital. noch zusammentreffende bedeutungen der Spanier und Franzose durch
die form zu trennen suchte, vgl. sp. signo neben seüa, fr. signe nAen
seing.
Disfidare, sfidare it., pr. desfizar, fr. d^fier, ^. pg. desafiar,
cdtpg. desfiar SBos. I, 371 herausfordern zum streit, eigenÜ. einem die
treue oder das vertrauen, fides, aufsagen, einen verläugnen: ains me
lairoie tos les menbres coper qne ja Mahon soit par moi desfi^ dier
wollte ich mir aXU glieder abhauen lassen, ais Mahomet verläugnen Og.
3068; li miens cuers te def&e mein herz entzieht dir dUes vertrauen
Äntioch. I, 82.
Disio it., sp. deseo, pg. desejo, cat. desitj, fehlt fr., Sehnsucht; vb.
disiare, desear, desejar, desitjar. Nicht von desiderinm, die formen
passen sehr wohi zu dissidinm (deutlich zumal das cat. desitj), so daß es
gleich dem pg. sandade eigenü. trennung, zunächst das daraus hervor-
gehende verlangen nach Wiedervereinigung ausdrückt.
Diviso it., pr. fr. devis entwurf, wünsch, fem. it. divisa, 5p. divisa,
pr. devisa, fr. devise abtheütmg, wohl, Wahlspruch, sinn und bedeutung;
vb. it. divisare, sp. divisar cä)theilen, unterscheiden, auseinandersetzen.
Wie schon lat. dividere unterscheiden bedeutet, so pr. deyire, woran sid^
die bed. auseinandersetzen knüpfte, die denn auch auf das frequentatio
devisar übergieng. Man vergleiche dieselbe begriffsbUdung z. b. im sp.
departir 1) theüen, trennen, 2) unterscheiden, 3) auseinandersetzen, er-
klären: departeme eso qae has dicho ^erkläre mir, was du gesengt hast*
Col. S D. p. 66^. Lat. visus ist hier nicht im spide.^
Docciare it. begießen, sbst. doccia, fr. doache, 5p. ducha wasser-
röhre, rinne; von dnctiare leiten (vom wasser), dctö man aus dem pari.
dactns bildete, wie succiare aus suctns. Aus dem sbst. ductus entstand
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I. DOGA— DOGANA. 121
aUfr, dnit LBs. 408, norm, doui; aus dnctio das fem. pr. dotz, aUfr.
dois (la dois et la fontaine ö. d'Angl. p. 75, vgl. Oar. J, 264).
Doga it. pr. cot., wai. doagp, alban. dog^, wendisch doga, dnga,
mit V /r. douve, maü. dova seitenbrett des fasses, mndl. duyghe, nndl.
daigy «eAtTjer. dange, fihd. daube; abgd.sp. dovela, daela, aduela, norm.
douveUe, douelle, lothr. doale. Prov. doga (m der neuen mundart dongo)
verhäli sich su fr. douve wie rogar eu altfr. rouver, g fiel aus und v
trat ein^ sähst die mittlere form doa (doha BC.) ist vorhanden. Damit
trifft ein wort anderer bedeutung buchstäblich eusanmien, pr. doga, norm.
doQve, das man gewöhnlich mit fosse (graben) übersetzt, das aber auch,
wie schon Carpentier erUärt (vgl. Trevoux), die fassung des grabens,
tmmer oder dämm desselben heißt, mlat. douvam sive aggerem (v.j. 1269)
hei Oarpentier; les doves des fossez Ben. I, p. 492; de morz est si la
doTe emplie H, 127; pr. doga del vallat; mlat. juxta dogas vallatorum
maroram; altfr. qni a doahe, il a fossö (rechtsgrundsaU), Ital. doga
hfil^i auch rings unüaufender streif an einem Meide, sp. dogal strich um
den hals, was der bed. einfassung zusagt. Ber Zusammenhang dieser mit
der bed. daube oder eigentl. gesammtheit der dauben eines fasses liegt am
tage. Hin sehr altes Zeugnis hat man bei Gregor v. T. gefunden, wo es
aber canoi zu bedeuten scheint: fossas in circaitu basilicae fieri jussit,
D6 forte dogig occnltis lymphae deducerentur in fontem. "Ober die her-
bmfl des wories sind die meinungen verschieden. Frisch denkt, sofern
es graben heißt, an lat. dneere, und in der that das synonyme doccia
hat denselben Ursprung: u konnte kurz gesprochen werden wie in dnx
dttcis, daher das rom. o. Besser erhennt Bucange darin ein schon vor-
handenes lat. doga, das ein gefäß oder ein maß (s. Freund) bedeuten muß:
&eta erat ratio dogae cnpamm navinm et operum Vopisc, dazu doga
ßovTtrß {ßovTzig) Gl. Philox. FjS leitet sich vom gr. doxT] receptaculum,
und diese bedeutung ist fest zu halten; Hesychius erklärt svQiTCog (meer-
enge) mit doxfj vödriov, s. Vossius Be vit. serm. Also Wasserbehälter,
graben, fassung des grabens, fassung eines gefäßes d. i. faßdaube sind
die bedeutungen.
Dogana it., pr. doana, fr. donane, sp.pg. sAusinsi Zollhaus, mauth,
auch die von den waaren zu entrichtende abgäbe; man sehe Boccaccio' s
besehreSnmg Bec. 8, 10. Ber etymologien sind mehrere. Frisch leitet es
aus dacere in beziehung auf das einführen der waaren, ohne zu bedenken,
daß sich das suffix an nicht an verba fügt. Ferrari läßt e^ at^ doga
entstdien, weil die waaren in fässer gepackt werden; doga ist aber nicht
der ausdruck für faß. Weit passender erklärt es Menage aus dem gr.
imdptj ort zur aufnähme, daher ort, wo man die abgäbe einnimmt; be-
fremdUd^ ist aber, daß weder die mittel- noch die neugr. spräche diese
amcendung des Wortes kennen. Biese drei erklärungsversuche sind eben
80 vide verirrungen. Mit recht erblicken neuere grammatiker in doana
das bekannte arab. dtvän addtv&n staatsrath, indem sie ihm die bed.
stoßAerath für abgaben beilegen: der hcibvocal v Uste sich gleich dem
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122 I. DOMENICA-DONNO.
cUschen w in o oder n auf (diuana doana dnana), im ikil. ward g em-
geschoben, Beachtenswerth ist dabei, dafi der Spanier für divan m seiner
eigentl. bed. auch duan sagte. Offenbar knüpfen manche stellen aus der
mittleren litter atur das wort an arabisches geinet: malti Saracenomm,
qui in daanis fiscales reditus coUigebant, sagt Hugo Fdlcand%tö] in
donanam i. e. in domum Soldani eum dacentes Vinc. BeUov.; pr. si son
en terra de Sarrazis, en doana o paazon Lex, rom. Am besten vieUeiek
faßt man divän in seiner bed, rechnungsbuch Gol, 888, Freyt. II, 74%
vgl. bei Boccae i doganieri poi scrivono in sul libro della dogana a
ragione del mercatante tutta la sua mercatanzia. — [Das arah. aus dem
persischen entlehnte dtwftn, bemerkt Engclmann, heißt register, gedichU-
Sammlung, dann bureau, staatsrath, audienzsaal, canalei, endlich maM-
bureau: daher adnana. Vgl. Doay p. 33—35.]
Domenica t/., sp. pg. domingo, pr. dimenge, dimergue, fr. di-
manche sonntag; ital. aus dominica, span. pg. aus dominicus, prov. fraiu.
aus dies dominicus, daher dUfr. diemenche (viersüb,) tag des herm, gr.
nvQiaxtj. Keine rom. spräche kennt solis: sie enim Barbaries vocitare
diem dominicam consueta est Greg. Tur, Eist. 3, 16.
Dominio it. sp. pg. herrschest, eigenihum, besitaung, fr. domaLoe
(m.) in specieUerer bed. erbgut, krongut, daher die prov. und span. formen
domani, domanio; von dominiam. Adj. it. dominicale, «p. jpr. dominical,
fr. domanial herrschaftlich^ gutsherrli6h, Bemerkenswerth ist hier nur die
fram, formung des wortes, worin lat. i zu ai ward; aber man schrid
auch altfr. mainer neben mener ßhren, und noch jetzt zeigt daigner oder
Sardaigne ai für \. Eine stärkere abänderung, deren grund wohl mar
in der Veränderlichkeit der tonlosen ersten silbe zu suchen ist, liegt vor
im altfr. demaine, demenie, dem ein altit. diminio entspricht, im späteren
mittellatein demaniam, noch engl, demain. Dieses altfr. demaine bedeutd
überdies als Substantiv einen dienstmann (z. b, li demaine et li pair), ak
adjectiv eigen, angehörig (ma chambre demaine, mon demaine lit), mW.
demanias; prov. lautet es als adjectiv domfni (domini ser LR. III, 71
eigner knecht) und scheifü aus dominicus, das auch im nUatein proprio
bedeutet, abgekürzt wie gramazi aus grammaticns.
Donno, donna it., sp. don, dona, dnena, pg, dorn, dona, pr, don
(dons von frauen\ dombre (in dombre-dien), domna, alifr. masc. dame
(in dame-dieu), dan, dant, alt- und neufr, fem. dame (daher pr. sp.
dama), wal, domn, doamne; alle von dominus, domina, wofür schon w4
rom. inschriften domnus, domna, im ersten ndatein donnns, donna (z, h.
Breq. p. 27'', v, j. 528) vorkommt, Dimin. sp. doncel, doncella, pr,
donsei, donselia, altfr. damoisiel (danzel), damoisele, nfr, damoisean,
demoiselle, hieraus it. damigello, damigelia, sp. pr. damisela; lat. gleich-
sam dominicillns, wal, domnisor. Vb. pr, domneiar, altfr. donoier
buMen, daher it. donneare, sbst. domnei, donoi buhlschaß. Wegen des frans.
a der Stammsilbe vgl. altfr. damesche von domesticus, danter van domi-
tare. Eine prov. und caUd. abkürzung von dominus unmittdbar vor
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I. DRAGOMANNO-DRUDO. 123
eigetmamen ist En (dom-en für dom-in), von domina Na (dom-na) e. 6.
En-Barral (daher U, Imberal CNA.), Na Maria, vgl. Baynouard, Chx.
n9B.
Dragomanno ü,y sp. dragoman, pr. drogoman, fr. drogman, mhd,
tragemnnt, dolmeischer, in andrer form iL turcimanno, sp. trujaman,
fr. trncheman, truchement; vom arab. targomän, torgom&n, ausleger, dies
von targama auslegen, ursprünglich chaidäisch und von den Juden den
Arabern Oberlirferi (Doxy 35).
Drappo it.j pr. cot. fr. drap tuch, daher drappello, drapeau
fdj^en, fahne. Drappns kennt das frühere ndatein: si quis altero per
mano aut per drappo iratus priserit Capit. ad L. Ahm. Im Span, und
pori. hat es die tenuis eum ahlaut: trapo, trapajo, trapero, traperia,
wiewohl auch drapero, in Urkunden draperias gesagt wird; man sehe
Ducange. Die Verschiedenheit des ardautes scheint deutsche herkunft an-
iitieigen, denn d würde den niederdeutschen, t den hochdeutschen lautge-
setzen entsprechen. Frisch verweist auf unser trappen derb auftreten, so-,
fem es für dicht treten, wirken angewandt werden konnte; es käme nur
drauf an, die verwandtsc/ioft von treten und wirken oder wd>en mit anr
dem beispielen 3u bdegen. Ein zuverlässigeres etymon scheint aber das
t» einem hochd. glossar des 12. jh. enthaltene subst. trabo Hrama, extrema
pars vestimenti, fimbria Graff V, 480: der einschlag oder auch der säum
des tuehes konnte auf das ganze tuch übertragen werden.
Droga it. sp. pg. pr., drogue fr. specer ei, gewüra, farbwaare; vom
ndi droog trocken, also eigenüf trockne waare (Frisch). Adj. />r. droguit
hremlich, schwärelich.
Drudo it. cUtpg., pr. altfr. drut, /i?m. druda, drue freund, freundin,
gdidter, gdiebte; abgd. altfr. drugun TCkmt. 20, 8, besser druiun -Faw-
i(mie V. 716 vertrauter. Drudo steht an der gränee zwischen cdtisch und
germanisch: gad. drfith dime, merdrix, ahd. trflt, drüt, auch drfid Otfr.
i, 4, 5, in comp. Dmdbald, Wieldrud, (aus triuwi freu hergdeitd) lieb-
ling, freund, gefährte, diener, fem. triutin gdiebte. Offenbar schließt sich
das rom. wort mit seiner bedeutung dem deutschen auf das genaueste an,
fem von jedem Vorwurf bejdeht es sich eben sowohl auf vertraute freund-
schafl wie auf lid)e: der drut ist der gdreue, der anhänger, das wort
sucht dcarum. die gesdlschaft von ami: mes drus et mes amis; ses amis
et ses drus; vos amis et vos drus; in einem capitular Karls des kahlen
gesdU es sich zu vassaU: sine solatio et comitatu drudorum atque vas-
somm. Das Otfriedische gotes dröt unirde sich daher ganz wohl durch
drut dien übersdzen lassen. Neben dem Substantiv ist noch ein adjectiv
zu erwägen, it. drudo verliebt, artig, dsgl. wacker, fr. dru munter, üppig:
ees moineaux sont drus sind munter, wollen ausfliegen, Therbe drue das
üppige, dichte gras, la pluie tombe dru der regen fallt dicht, altfr. teus
puet estre riches et drus mancher kann reich und üppig sein, daher vb.
endruir dicht machen NFC. II, 116, genues. druo dicht, dick, drueza
überftufi (s. das alte denhnal dieser mundart Archiv, stör. ital. app. num.
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124 I. DUCA-DUNQÜE.
18j p. 21, 58), piem. neupr. dru üppig, fruchtbar (vcm boden). Wmm
nun auch die ideenfolge ^vertraut, verliebt, üppig^ an sich nichts auffal-
lendes hcU, so wird man doch hier auf celt adjediva, wie gad. drfitk
niuthwiHig, hymr. dtud kräftig, kühn, oder mit Gachet auf das dUn,
driugr, schwed. dryg derb, voll, deren bedeutungen das üppige näher stdU
als denen des hochd. Wortes, hingeführt. S. vor allem Dief. Gatk tob.
U, 679.
Duca it., wcd. duc§, sp. pg. dnqne, pr. duc, fr. duc führer, hereog;
it. dncato, sp. pg. dacado, pr. dacat, fr. dnchä (bei den alten fem.,
daher it. dac6a) heraogihum, im spätem latdn schon dncatns für daetns.
Nicht unmittelbar atcs dax konnte sich ein ital. masc. wie dnca gestalten,
dessen richtige form doce (nUat. dox docis L. Long, ven. doge) gewesen
sein würde; es gieng sfuvor durch den mund der Byzantiner, welche mit
doi^, acc. dovTta, oder mit dovxag lange vor der litterärischen aeit der
ital. Sprache den kriegsdbersten einer provine oder Stadt benannten. 8.
Ducange Gloss. graec. — Von duca ist auch it. ducato, ducatone,
sp. dacado, dncaton, fr. dncat, dncaton eine silber- oder goldmünse, zu-
erst in Italien, wie es scheint, unter Boger IL, könig von Sicüien, in be-
/riehung auf das hereogthum Äpulien (ducato d'Apnglia) seit 1140 ge-
prägt, s. Ducange Gloss. lat. s. v,
Daello it., sp. dnelo, fr. dnel eweikampf; von einer veralteten,
wenn auch im Äugustischen Zeitalter noch angewandten form dnellam für
bellum. Das wort ist kein aitromanisches : man nahm es erst später auf
üen grund einer misverstandenen etymologie aus dem latein auf; dem
mittelalter genügte battalia auch für diesen begriff, daher in einer sieUe
aus dem anfange des 13. jh.: permitto battalias omnes, qnas grammatici
duella Yocant DG. Sonst romanisch auch battaglia singolare wie akd.
einwic einzelkampf.
Du na it. sp.^ vom fr. dune sandhügel am meere; dies zunächst vom
gleichbed. ndl. duin (n.) = ags. dün (f.), engl, down, deren Ursprung
aber im cdtischen zu liegen scheint : ältir. dfln, kymr. din hugd, • urspr,
befestigter ort, daher die städtenamen mit dunum (Augustodunum, Lug-
dunum u. s. f.) s. Zeufi I, 29, 30. 64, 118, oder befestigte anhohe s.
Bichards, Welsh dict. v. din. Weiteres über dies wort bei Du Jfirü^
Formation d. l. l. frang, 35, Mahn, Etym. untersuch, p. 30, Diefenbiuk,
Orig. europ. 326 ff.
Dunque, adunque it., alt donqua, adonqua und dunche, adunche,
altsp. doncas, fr. donc, conclusivpartikel. Altfr. dune (so schon im Fragm.
V. Vaienciennes), donc, donques, adunc, pr. dune, adonc, sind zeUpartikdn
und entsprechen dem lat. tum und unserm dann: erst hieraus entfaltete
sich die condusive bedeutung, une dies auch sonst wahrzunehmen ist, jb. h.
'igitur' apud antiquos ponebatur pro inde et postea et tum, sagt Festus;
ahd. danne gut für tum und ergo; ähnlichen Übergang von der zeit zur
folgerung zeigt sp. pues und luego. Was nun den ursprtmg des Wortes
betrifft, so sträubt sich gegen de unquam der begriff; es mufi vielmehr
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L DURARE-ECCO. 125
wm tone mit vorgeseUftem a oder ad herrühren, so daß das dadurch kum in-
Umt gewordene t in d, atanc in adanc übergehen konnte; dies wäre also
die ursprüngliche^ dune t^ eine dbgekürete form. A tunc und ad tanc
trifft man in Urkunden nicht selten^ z. b. HLang. J, 25 (v. j. 782), 99
(v. j. 862). Muratori erklärt suA für ad hunc sc. modum, finem, aber
die ßeiüiche bedeutung scheint dies nicht zu gestatten. -- Ital. danque ist
also aus donche entstellt, die reinere form lebt in det^ mundarten fort,
z. b. com. donch, ven. donca; neap. addonca.
Durare «., sp. dnrar, fr. durer wahren^ mhd. düren, tären, nhd.
dauern, engl. dure. Das etymon ist bekannt^ hat aber die bed. härten
eingebüfit, wofür indurare bestimmt ward. Dagegen drückt es neben der
oMsdehnung in der zeit nun auch die im räume aus, namentlich im prov.
und aUfranz., z. b. un böse que dura ben xx legas ein wdldy der sich
20 meOen weit erstreckt Jfr. 164'; Babiloine dure xx. liues jFZ. H.1787.
Tant que la lance dure, so weit sie reicht^ liest man häufig.
E.
Ea sp. (auch bask.), pg. eia, dsgl. pr. eia (eya) 'Flam. 2311, aUfr.
aye (aia tutti ^wda alle Gl. Cass.), sicil. jeja, interjection der aufforde-
rung oder Verwunderung; stimmt überein mit lat. eja, gr. eta, mhd. eiä,
letzteres nach Grrimms vermuihung III, 301. 778 aus dem lateinischen
emgefuhrtf was von den romanischen Wörtern noch zuversichtlicher aus-
gesprochen werden darf.
Ebbio it., sp. yedgo, yezgo, pg. engo, pr. evol, fr. hi^ble (h ctöp.),
in Berry geble, venez. g^valo attich; von ebulum. In yedgo läfit sich
d zwar aus 1 erklären (vgl. sendos von singulos), im übrigen aber bleibt
die entstdhmg des Wortes stark; man hat darum selbst an eine Verwechse-
lung mit aesculus gedacht, allein beid^ gewächse sind grwndversckieden.
Ebbri&co, imbriaco, ubbriaco, briaco it., aÜsp. embridgo, pr.
ebriaCy wäld. ubriart, fr. (in Berry) ebriat, imbriat betrunken; vom lat.
vermuädieh nur volksmäßigen ebriäcus bei Platdus nach Nonius, gebildet
wie meräcus aus merus, wiewohl die lexica ebriäcus, als sei es griechisch^
setzen. Daher rührt der pflanzenname pr. abriaga, fr. ivraie trespe,
taubkraut, rauschkorn, ein unkraut mit berauschender kraft.
Ecco it., wal. eace, pr. ec, aUfr. eke, adverbium, von eccum, häu-
fig mit einem Personalpronomen verknüpft: it. eccomi, eccoti, eccolo, ec-
cola, eecoci u. s. f., wal. eaceme, pr. ecvos, altfr. ekevos; aber sicher
auch sp. ele, elo, eia (für ec-le, ec-lo, ec-la), 6tele (=i7. eccotelo), nicht
^wa für hele oder feie aus vele (s. he II. b), da der abfall des an-
lautenden h für f = V minder leicht vor sich geht, niemals z. b. emencia
für hemencia, femencia = vehementia gesagt wird. Eine cumulation
ist pr. yec aus ye (imper. von vezer, lat. vide) und ec, daher vecvos,
ßsgz. veus; so auch in ital. mundarten vecco, veccolo, dessen v Salviati,
Aweriim. (Mü. 1810) II, 132, für reinen zusatz hält. Aus ecce ist
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126 I. EDERA-ERA.
dltfr. eis, es, ez mit angefügtem vos, wom man einen piural mit
verhdlflexum es-tes-vos schrf, nicht unähnlich dem it. egii-no; auch pg,
eis scheint aus ecce. Diese lat, partikel wirkt in vielen composüis form-
und begriffsverstärkendy vgl. unten qua, qaello, questo, qui.
fidera, älera ö., sp. hiedra, pg. hera, pr. edra, fr. lierre (aus
aUfr. pxc. hierre, yerre mit agglutiniertem artUcd^ den auch neap. lellen,
gen. lellua 0eigt) epheu; von hedera.
Egli it.y sp. 61, pg. eile, pr. el, elh, fr. il, wal. el, pronomen.
Die formen erklären sich theüs aus ille, theUs aus illic für ille (W
Terene), Dsgl. it. pr. fr. wai. lui (im prov. Boeth. lüi accentuiert)^ fMdh-
maßlich aus ill-uic, s.Bom. gramm. IIj 82; fem. it. pr. wcd. lei, aUfr. (bwrg.)
lei und eben souhM 116, von illae für illi; plur. it. loro, jw. wai. lor, /r.
lenr, von illornm (sard. insoru t;. ipsoram). In den seltsamen itaLpluroi-
formen egli-no, elle-no ist no ein offenbares verbalsufßx: egli-no canta-no.
Elce it.y sard. 61ighe, pr. euze, fr. yeuse Steineiche, von ilex; ä.
leccio, vom adj. ilicens. Gleicher bedeutung ist das abgd. it. eleina,
sp^ encina, pg. enzinha, azinho, gewöhnlich azinheira, pr. olzina 6rO., vgl.
das adj. illicinus Yep. IV. num. 13 (aer. 952). Ital. lecceto stein-
eichenwaid, von iliöetom.
£1 issir e it., sp. elixir, fr. ölixir eine auflösung verschiedener arjsmei'
Stoffe in Weingeist; vom arab. el-ikstr stein der weisen, dieses aber, nach
Doey, kein achtes arabisches, sondern ein dem griechischen enüehntes mä
abgeändertes wort. Aus lat. elixas, welches andre aufstellen, würde siA
die endung ir nicht erklären.
Elmo it. pg. cdtsp., nsp. yeimo, pr. elm, fr. heanme (h asp.); vom
ahd. heim, aitn. hiälmr, goth. hilms. Eine aUpg. bedeutung ist decke
(etwas schützendes): nnum elmum laboratam pro super ipsum altare urk
V. j. 1087 SRos. Abgd. «p. pg. almete für elmete vielleicht nach dem
dltfr. healmet; au^ almete aber scheint sich wiederum das fr. armet
Pickelhaube eu erklären.
Endivia it. sp. pg. pr., endive fr. ein kraut, endivie; vom lat.
intybus (intibus, intubus Schneider 1, 47), genauer von dem unvorhaH-
denen adj. intybeus, intybea.
Enola, ella, lella it., sp. pg. ^nula und ala, fr. aun6e eine pflanse,
alant; von inula, gr. eliviov. Alter und volksüblichkeit der zuzeiten
span. form ergibt sich ausisidor's stelle: inula, quam alam rustici vocant
Letzteres scheint, wie Weigand bemerkt, noch in unserm aalbeere /Sr
alantbeere durchzublicken.
Era it. sp., 6re fr. Zeitrechnung d. h. die folge der von einem festm
zeitpuncte an gezählten jähre. Dem Römer waren aera, plur. von aes,
rechenpfennige, dsgl. die posten in einer rechnung. Erst die späteste la-
tinität machte hieraus einen m^. aera, gen. aerae (roman. beispiele
dieser art s. Gramm. II, 23) und bratAchte das neue wort theils in dem
bemerkten sinne, theils für eine gegebene zahl, wonach eine rechnung an-
gesteUt werden soU, iheHs endlich für die epoche, von der man in der
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L EKMO— ESCIRE. 127
ßrikeckmmg ausgefUy UtsUre hedeuiung hei Isidorus, s. Freund s. v. Im
Span, bedeutete das wori^ so lange die aera hispanica dauerte d. h. iis 1383,
seUechtweg so vid als ano = annus; es aber darum aus dem gothischen
SU schöpfen, worin jer, pl. jSra, dieselbe hedeuiung hat, ist verlorene mühe,
Ermo it., sp. yenno, pr. cdtfr. erme, herme, wcd, erinu, hask. eremu
emsam, eis sbst. einöde; vom gr, eQtj^og, shst. rj egrjfiogy lat. eremus, hei
Prudentius eremus (fervebat via sicca er6mi serpentibas atris), micU,
ermos, hermus, so dafi die roman, spräche hier dem griech. accent folgte.
Abgel. neupr. hermas heide.
Ervo und lero i<ms Tervo) it., sp. yervo, yero, pr. fr. ers eine
käsenfrueht ; von ervum, die form ers vielleicht durch einwirhmg des
dtsehen erbse, ahd. arwlz. Aus dem abgeleiteten tat. ervilia (wiche) ent-
stand sp. arveja, alveija, com. erbeja, it rubiglia, letzteres mit umge-
stäUem r {Aenso rigoglio ruiben orgoglio), dsgl. maü. erbion fUr erviglione.
Esca it. pr., altfr. eche G. Guiart I, 156, sp, yesca, wal. easc^
ntnder; vom lat. esca lockspeise (des feuers). Schon Isidorus kennt die
neuere bedeutung: esca vulgo dicitar (fungus), qaod sit fomes ignis.
Bas einfache vb. escar in der bed. ködern besüsst nur die prov, mund-
ort, pr. iscar hei^t die angel mit köder versehen, sard. escai ^zen, füttern;
ssgs. it. adescare, sp. enescar. Von esca ist auch sp. esquero großer
lederner beutet für feuerjseug u. dgl.
Escamel sp. pg. ein bankartiges geräthe der schwertfeger, pr. es-
caimel, altfr. eschamel ein bänkchen, schemel; nicht von scabellum (it.
sgtbello, fr. escabean, cot. escambell u. s. w.), wie Grandgagnage 1, 269
richtig bemerkty sondern von der form scamellam {dl. scamillam, scam-
ndlam) bei Prisdan oms Apulejus.
Escanciar sp., escanfar pg., eschancer altfr. einschenken (chw.
schanghiar schenken, dono dare); sbst. /r. ächanson, sp. escanciano^
pg. escaiiQao der schenke; vom ahd. scencan, sbst. scenco, ursprünglicher
scaDcjan, scancjo, woher stunöchst das nüat. scancio, scantio L. Sal. 11, 1
(cod. ftdd.). Vom nhd. schenken cAer leitet man fr. chinquer zechen,
woßr nmndarUich aber auch chiquer vorkommt, s. Dict, Genev. v. chiqae.
Die ital. spräche hat scancia, scansfa gestell mit fächern für gläser
oder bücher =■ mkU, scancia schenke, bair. schanz.
äscara it., sp. pg. escdra, fr. escarre schorf, grind; vom lat.
esehara {eoxdgcc).
Escire it,, gewöhnt, ascirey wäl. eä, altsp. exir, pr. altfr. eissir,
issir, Qssir ausgehn; von exire. Zsgs. it. riuscire, fr. rönssir wohl aus-
gAen, gelingen, aitfir. rissir wieder ausgehn. Was die formen uscire und
issir bdrifft, so darf einmisckung des sbst. uscio, altfr. as thüre ver-
nmlkä werden; Castelvetro II, 261 leitet das verbum gradejsu daher ab.
Man lebt im hause, nicht im freien: thüre wird darum siuerst als ausgang,
mekt als eingang, gefaxt, lat. foras ire, gr. d-igaKe eQxea^ai drücken die
hewegung von innen nach der thüre und durd^ dieselbe aus; bask. athea
ist ssz u. uflcio, atheratu = uscire;
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128 I. ESCLUSA-ESSERE.
Esclasa s^., ^clase fr. schleuse, nüai. exclnsa, scluBa £. iSoI., Qteg.
Tur,j Venant. Fort.; van excludere, nicht vom ahd. sliozan schUefiaif
dcis eher fr, ^clnce, Flusse erzeugt haben würde^ darum auch ndl. Bivys,
nicht sluyt
Escupir 9>. pg.j pr. dUfr. escopir, escnpir, und. scnipä speien,
alb. scüpira auswurf. ümstdlung aus exspuere (ecspaere) u>äre nidit
gegen den geist wenigstens der span. spräche^ aber dem weit verbreiteteii
Worte (vgl. Dief. Goth. wb. II, 296) scheint eine eigne wurjsd jmjmkommen.
Esmari>r., aitfr. esmer, altsp. altpg. BsmsLVy osmar Trov. schätzen;
sbst. pr. dltfr. esme, cot. esma, occ. tme, lothr. anme Schätzung; v(m
aestimare. Zsgs. pr. azesmar d. i. adaestimare (oft asesmar geschr.)
berechnen, bereiten (Übergang vom gedanken eur ihat^ wie etwa im fM.
reiten computare, parare): a son colp azesmat er hat seinen streich wM
berechnet, hat wohl gesfidt Fer. 1636; mit Wandlung des s in r azermar,
endlich auch sermar. Von azesmar ist das dltfr. acesmer ordnen ß. h.
la bataille, dUgenues. acesmar Arch. stör. ital. nuim. 18, p. 34. 39, gewit
auch Daniels accismare zurichten Inf. 28, 37, das man sonst aus cisma
(axiofio) erklärt; aber auch azzimare, sp. azemar, welches mit gr. a^vfiog
nichts gemein haben kann. Esmar, pic. amer, findä sich wieder im engL
aim beabsichtigen, sfiden, mhd. amen, aemen mü leteterer bedeutung.
jfcssere it.,pr. chw. össer, fr. gtre, sp. pg. ser vb. sein. Daß man
lat. esse; um ihm die gestdlt ei$%es rom. inßnitivs mu leihen, in essere
erweiterte {sard. neben essiri noch essi), liegt auf der hand, und diese
bildung kommt in alten Urkunden mehrmals vor, $. b. impf. conj. esseret
Fumag. p. 18 (vor dem j. 750), vgl. Ducange. Franz. mußte sich das
wort in die form estre, Stre kleiden wie tessere (texere) in die form
tistre, titre, und auch jene form läßt sich früh nachweisen, Spcm. ser
aber, das in der dUen spräche seer geschrieben und zweisilbig gesprochen
ward, kann nur von sedere lierrühren, wie Rom. gramm. 11, 174 aus-
geführt ist. Dies verbum hatte schon im latein die bed. sich wo hefindei^,
bleiben oder wohnen entwickelt, und so brauchte es das mittelaUer sthr
häufig: wenn es der Römer z. b. hin und wieder einmal auf die läge
einer stadt anwendet (Campo Nola sedet), so ist es später der übliche
ausdruck bei Städten oder bergen, z. b. mons in valle sedet Venant. Fort.
3, 10; oitfr. ü Rome seit wo Rom liege Brt. I, p. 3, ebenso sied bei
Froissart; it. siede la terra snlla marina Inf. 6, 97; rivo o fönte siede
ombrosa valle Petr. canz. 17, 1. Gerne verband es sich zumal, als ein
intensiveres hiUfsverb, mit participien: ut orbata filiis sedeas Crreg. Tur.
ö, 40; de hac causa ductns sedeat Form. Marc, i, 38; besonders häufig
in Spanien: non sedeat dimissnm sei nicht entlassen Esp. sagr. XXXVI^
p. XXVIII (v.J. 1020); quod sedeamus perjuratos XL, 411 (v.j. 1032);
sedeat excusato SRos. i, 54 (v. j. 1189). So denn auch aitsp. seo bien
pagado Bc. Mil. 816; en la su merced seo Bc. SDom. 767. Endlich
mischte sich sedere entschieden mit esse, es lieh ihm den imperativ (86,
sonst sey), das gerundium, das particip. prät. (sido, sonst seMo), den
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I. ESSO-ESTRIBO. 129
infinUiv, vieUeicki auch das präs. conj. (sea, sonst seya), auweilen auch
das mperfed (altpg. sia für era, SBos. v. syha). Man halte dcusu goth.
Yisan wohnen^ bleiben, sein, Grimm IV, 82 L
Esso it, alt isso, sp. ese^ pg, esse, pr. eis, älter eps Bth., Pass.
de J. Chr., wah insu, pronomen, von ipse, ältsp. essi von ips' hie. Als
neutrum oder adverbium verbindet sich esso oft mit Partikeln^ tvie im it.
loBghesso, soyresso, im pr. aneeis (?), demanes, vgl. lat. nnne ipsnm,
isthttc ipsnm Terent. Ändr. i, 2, 13, sp. ahora mismo ; mit dem dtschen
da-selbst stimmt das pr. aqai eis (im Jaufre oft) wörtlich überein. Eine
Bss. für lai. nunc (auch perpetuo) ist it. adesso, altsp. adiesso, pr.
dÜfr. ades von ad ipsum; gleichbed. ältit. issa (churw. assa) von ipsa
sc. hora = altsp. esora. JEin andres adverb. kennt nur der nordwesten:
pr. epsamen, eissamen, dltfr. esement Ben. III, 400, essement Carp.,
essiment Crreg. 441. 443, s. v. a. lat. eodem modo, pariter, wofür dltfr.
ensement (mü eingeschobenem n) weit üblicher, pr. ensament ziemlich
sdten ist, da es wohl nur im Jaufre vorkommt. Vgl. auch des.
Esto citit., sp. pg. este, pr. est, altfr. ist (in den Eiden), wal. ist,
aist, pronomen, von iste. Zsgs. it. questo, cotesto s. II. a.
Estribo sp. pg., cat. estreb, pr. estrep Jfr., estreup (estruep Chx.
ni, 143), estrinb, estrieu, estriop GG., altfr. estreu Ben., estrief PMousk.
Steigbügel; dbgel. sp. estribera, pg. estribeira, pr. mit u für i estru-
bieira, fr. ^trivifere und masc. ^trier {esge. aus ötrivier?). Bas ital. ge-
biet setst staffia an die stelle dieses wertes. Estribo und estriab, für die
doch schwerlich ewei verschiedene quellen aneunehmen sind, decken sich
fdeht voUkammen, da pr. u dem ^. b hinlänglich antwortet (vgl. sp. es-
cribo, pr. escriu, escrieu), b oder p also nochmals beigefügt sein müßte:
in der form estrnbieira ist einfluß des diphthonges (in) anzunehmen und
es sdi^int nicht nöthig, strapns (für struppus) zu hülfe zu rufen. Bie
franz. Wörter zeigen dagegen nichts anomales. Entschieden abzulehnen ist
Salmasius^ herleitung (von 6trivi^re) aus gr. dorgaßr] hölzerner satiel, in
dm Isid. glossen ^tabella, in qua pedes requiescunf, also fußbänkchen, in-
dem weder die bedeutung noch der tonvocal passen, s. Caseneuve v. ^trieu.
firisch II, 348 führt das rom. wort auf das nds. striepe lederschlinge
zurück. Wackemagel verweist dagegen auf mhd. stege-reif, mndd. sti-reip,
für die bedeutung genügend und auch der form nicht undersprechend, wenn
man es in streep zusammenzieht; das engl, stirrup könnte uns sogar das
pr. estreup erklären, wenn jene form hoch genug hinauf gienge (ags.
sdgrap, stirap). 2!u dem sübstcmtiv gesellt sich noch ein verbum: sp. pg.
pr. estribar, cat. estrebar stützen, sich stützen (der bügel ist des reiters
stütze), port. auch den fuß in den bügel setzen, altfr. des-estriver aus
dem hügd bringen (del destre pi6 Fa tout desestriv^ Bdam. p. 159) ;
eine prav. nebenform estmbar knüpft dieses verbum fester mit dem Sub-
stantiv zusammen. Bazu kommt ein altsp. compositum costribo stütze,
eo6tribar sich anstrengen. Merkwürdig ist, daß dieses costribar auch die
bed. wm constipare, so wie sp. estribar die von stipare hat d. h. stopfen,
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130 I. ESTRO-PACCIA.
aYifutleni soUten sie mit eingeschobenem r daraus enistanden sein? ÄUm
ihr Zusammenhang mit estribo t^ evident; stipare kann sich eingemengt
haben. Entschieden erinnert estribar an unser streben, estribo heißt auch
Strebepfeiler, aber die bed. bügel ist unserm strebe fremd. Wohl aberpasst
streben zu altfr. estriver kämpfen (mhd. e. b, mit dem tievel streben),
sbst. estrif kämpf {woraus bret. strtf^ engl, strife), auch pr. estri-s. Frei-
lich estrit im Leodegar str. 10 trifft genau mit ahd, strit zusammen, md
selbst estriver konnte aus strttan entstehen. — Wir haben hier wieder ein
beispiet von der Unsicherheit etymologischer kunst auf einem gebiete, wo
sich sinn- und knUverwandte Wörter berechtigter sprachen von allen Seiten
zudrängen^ ohne daß es sich entscheiden läßt, ob eins oder mehrere der-
selben an einem roman. producte theü haben mögen. — Nicht verschieden
von dem behandelten worte scheint sp. estribo, estribillo scMufreim, refräm,
eigentl. worauf man sich stützt wie auf den Stegreif, worauf man stets
zurückkommt. Daher vermuthlich in hinsieht auf die poetische form, o&sp.
estribote (escamios & laydos estribotes Bc.'SDom. 648), oitfr. estri-
bot, estrabot (vers ne firent e estraboz ü out assez de yilains moz
s. Ben. I, p, 288\ pr. estribot JPO. p. 324 spottlied. Vgl. strambo.
Estro it. sp. begeisterung; von oestms (olaTQog) gleichbedeutend.
F.
Faccenda it., pg. pr. fazenda, sp. hacienda, aitfr. fetciende ge-
schäft; plur. des particips feciendum. Span. porL bedeutet es zumal Ver-
waltung der guter so wie die verwalteten guter selbst, überhaupt habe,
vermögen, daher it. azienda. Geschäfte und landgui heißt auch das pr.
SLÜx, s. oben affare.
Facchino it., sp. ÜEUiuin, fr. faquin sackträger. In dieser beden-
tung fuhrt Nicot das franz. wort an, cÄer als ein aus Italien gekommenes.
Jetzt heißt es wicht, schelm, stroh- oder hdlzßgur, wonach man rannte,
mdartl. (norm. pic. berr. u. s. w.) geputzter mann, Stutzer. Läßt sich sein
früheres vorkommen im franz. erweisen, so ist vermuthlich ein älteres ndl.
vant-kin (reyntken KU.) = neundl. ventje junger bursche (kerUhen)
darin enthalten und das wort hat sich in detber bedeutung (kerl) ans
Frankreich weiter verbreitet. Die herleitung aus fascis kann natürlich
nicht genügen; eher wäre arab. feqir arm, dürftig Freyt. HI, 363^ her-
anzuziehen. Sicil. facchina heißt schenktvirth. — [Scheler unterstützt die
obige vermuthung noch durch hinweisung oi^manneqain: tmch dieses gieng
von der bed. männchen aus und gelangte zur bed. holzeme puppe.]
Faccia it., wal. fatze, jpr. fassa, fr. face, dsgl. pr. fetz, sp. hu
(fecha aus dem ital.), pg. fece geeicht; von fecies, doch führen die vier
ersten formen auf ein altrom. fecia, das sich bereits in den Casseler glossen
vorfindet: fecias 'wangun. Dieselbe form bekennt auch das span. ds
Präposition für lat. versus gebrauchte häcia (fecia): andaba hacia (i)
la puente heißt eigentl 'er gieng das gesiebt nach der brüeke gewandt",
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I. FAGGIO-FALAVESCA. 131
1^ Mayans y Sisear I, 70. Zsgs. pr. es-fassar, /r. effacer auslöschen^
tilgen^ eigenU. das ansehn entstellen^ unkenntlich machen.
Faggio it., fiitj cot., fem. sp. haya, pg.pr. faia buche, altfr. fage
(f.) buchenwald; vom adj. fageas, fagea, eine für verschiedene namen der
b^tme gewcMte form. Aber auch das sbst. fagus verlor sich nicht: wai.
feg, sie. fegu, fiiu, pr. chw. henneg. fau, altfr. fo, feu LR., lomb. gen. fö;
schon in den Erfurter glossen 322, 34 gana romanisch fau 'arbor i. e.
boc (buche). JEüne abl. ist fr. fonteaa buche, früher wahrscheinlich fou-
ean, wie noch pic. fo-ian s. Hecart, nachher t eingeschoben; fr. fatne
buchecker, aüfr, lothr. üäYne, vom adj. faginea, esge. fägina, wie schon ifi
den SMettst. glossen VI, 214 accentuiert wird; dafür it. fagginola, sp.
febaco {staU üetguco) mit demselben suffix wie in almendraco mandel, cot.
fisitja d. i. fiagea.
Fagotto, fangotto it., pr.fr. fagot, sp. fogote reisbündd, reiswelle,
daher engl, foggot, kymr. ffagod (f.). Auch ein blasinstrument wird so
genannt^ wahrscheinlich, weil es sich in mehrere theile zerlegen und wie
em reisbündd jeusammenpacken läßt. Fax fercis bedeutet ursprüngl, ein
bündd Späne, gr. (pwuXog, hieraus fegotto mit ansckließung an die nomi-
natüform ÜEtc-s {nicht an £ac-em, ü. fiace) und erweichung der kehltenuis
in die media wie im it. sorgo aus sorec-s, sp. perdigon aus perdic-s,
pr. lngor aus Inc-s; wegen der cAnlichkeit mit einem bündel späne konnte
der name einer reiswdle attö üx gebildet werden, um so mehr als sie
gleichfalls £um brennen bestimmt war. Das sp. fogote ist wohl aus dem
frone, enüehnt und dankt seine abweichende form einer umdeutung mit
faego, dem Portugiesen und Catdlanen fehlt das wort gane. Fax scheint
sich erhalten au haben im wdl. hac reisbündd {so ja auch nnc von nux),
das nidit von fsLgüB, wdl. fiag, herrühren kann. Von fagus leiten andre
OMch fegotto, aber wäre daraus nicht fr. fayot geworden? wenigstens haben
foir eben gesehen, daß fagus seine kehlmedia nirgends festhält.
Faina it., ebenso mit radicalefh a ccU. fegina, neupr. faguino, £a-
hino, aUfr.fajJie, mit radicaiem ou neufr. (ouine, daher wohl sp. fuina,
pg. iiiiiiha, vgl. ven. faina, foina, lomb. piem. foin marder. Nach Adelung
vom dtschen fehe ausländischer marder, ags. fäg, fah bunt, gemalt, glän-
zend, goth. fiüh (Utsteres von Grimm P. 94 gefolgert). Im franz. müßte
der stammvocoil ausgeartet sein, fast wie in po^le aus patella. Dagegen
deutet Diefenbach das wort mit berufung auf die catai. form und auf
unser 'buchmarder (ms fagus. Dieser deutung beistimmend darf man sich
in bäreff des fr. fou-ine auf das altfr. fo {s. oben faggio) berufen. Selt-
sam ia das ekurw. fierna, fiergna. Von dem subst. kommt ein verbum
genf. foainer, henneg. founier, lomb. iognk, ausspüren^ durchsuchen, wie
fr. fureter durchstöbern von füret frettchen, it. braccare nachspüren von
bnu^eo Spürhund. Das waUon. vb. fougni häU Grandgagnage lieber für
das fr. foailler: fouine lautet hier faweine.
Falavesca it. (s. Menage) flugasche, pg. fafsca, ältsp. fufsca funke;
vb. pg. £ai8car sprühen. Falavesca ist verseiet aius favalesea für favil-
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132 I. FALBALA-PALDA.
lesca von fkvilla glühende asche, mundarü. e, &. verein, parm. cremen.
faliva; faisca entstand vermöge der bekannten abneigung des Portugiesen
vor 1 ; faisca steht wohl für foisca, dies für foyisca fidvisca (vgl topo,
lat talpa). Das ahd. falawisca isty wie Diefenbach bemerkt^ romaniseher
herkunß. Dasselbe sufjßx eeigt auch das synonyme fr. flamm^he von
flamma.
Falbalä it. sp. pg. fr., spaw. auch farfiEdd, cremen, parm. frambala,
piem. farabalä, henneg. fabala gefältelter besäte an weiberröcken, faihd.
Unbekannter herkunft. Es ist kaum der erwahnung werth, daß es Genin,
Becreat.^ philol J, 11, aus einer Verlängerung des sinnverwandten sp.
falda erklärt.
Falbo it, sp. feKlt, pr. falb, fr. fauve helvus, gilvus. Nicht wohl
von flayns, denn l pflegt die anlautende muta nicht eu verlassen; sicherer
vom ahd. falo, flectiert falwer, dessen w im üai. eben sowohl une im nkd.
falb zu b' werden konnte. Falbus Gl. Paris, ed. HUd., üelIwiis Gl lAn-
denbr., falvus ^ulvus, eivus color Papias.
Falcare, diffalcare it., sp. pg. desfeilcar, fr. d^falquer einen ab-
eug machen von einer summe. Die übliche herleitung ist von &lx, so dafi
es hieße absicheln, was eu seiner bedeutung übel pa^t. Es ist vielmehr
gane deutsch: ahd. üsdgan berauben, abziehen, nach härterer ausspräche
üalcan. Wäre das deutsche wort aus dem romanischen, so lautete es M-
chan, falachan.
Falcone ♦/., sp. halcon, pg. falcao, pr. fialco, fr. faucon, spätgr.
q>alKCt)v (Suidas), nebst den nominativformen it. falco, pr. falex, altfr.
faucs ein raübvogel, ahd. falcho; vom lat. falco, erst bei Servius ad Aen.
10, 146, gebildet von fidx, also eigentl sichelträger wegen der stark ge-
krümmten krallen des vogels, vgl. falcula kleine sidhel, kralle. Nach
Festus nannte man falcones auch menschen mit eingekrümmter großer
gehe, qaorum digiti poUices in pedibus intro sunt curvati. Über das
Verhältnis des gael. faolchoD und kymr. gwalch zum neulat. werte s.
Diefenbach, Orig. europ. p. 3^. — Dem mittdalter, weiches die beize
liebte, lag es nahe, einer Schußwaffe oder einem wurfgeschütz den namen
eines stoßvogels beizulegen, welcher name denn auch auf die feuerwaffen
der neueren zeit übergieng, und so heißt falcone, felcon, faacon {u?oher
unser falkaane) ein schweres geschütz, falconetto, falconete, fanconneau
ein leichteres, feldschlange. Vgl. unten moschetto, sagro, terzuolo.
Falda it., sp. falda, halda, pg. fralda, pr. fanda, altfr. fände der
untere faltige theil eines kleidungsstücks, schooß, säum; vom ahd. Mi, ags.
feald plica, welcher bedeutung sich das chw. üsdda genauer anschliefil
Das it. sp. pg. wort bedeutet auch die biegung oder den abhang eines
berges bis zu seinem fuße d. h. den untern wie bei einem rock sich (mus-
breitenden theü desselben: es ist also nicht nothwendig, ihm in diesem
sinne das ahd. halda, nhd. halde unterzulegen,'' auch kommt f aus h vw
vocalen im span. wenig, in der ital. Schriftsprache gar nicht vor. Vb. dtfr.
fauderjpKer Roq., von Mtan.
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L FALDISTORIO--FANGO. 133
Faldistorio it. sp. pg.^ dltfr. fetadestneil, nfr. faateuil lehnsessel;
vom akd. faltstuol, weü er BusammengefcMen werden Iconnte wie die römische
sdla curtdis. Für fitldistorio findet sich dUsp, auch facistor, facistol,
das jetit kirchenpült bedeutet, vermuthlich von falz-stnol. Dahin auch it,
palchistuolo Wetterdach (von palco).
Fallire it., aJtsp, altpg. fallir falir {jet^t fellecer falecer), pr. fr.
fiüUir fehlen, verfeMen, täuschen, daher unser fehlen, mhd, vaelen; von
Mere. Aus den starken formen des fr. faillir, das ehedem im perf. und
im part.prät. doppdformig war, gestaltete sich ein aweites, unpersönliches
veHmm mit der hed. nötJUg sein, präs. faut, pf. fallut, pari, fallu, inf.
falloir, altfr. feldre, feudre NFC. 1, 26: il me faut = lat. me fallit
es entgeht mir, ist mir nöthig. Aus fallire ist das subst. it. fallo,
falla, aitsp. falla Sanchez gloss., und so pr. falba, altfr. faille, selbst
aUit. &glia Trucch. I, 52. 86, PPS. I, 48 mangd, fehler; freilich schon
lat. bei Nonius falla, fala /t<r fallacia, allein gegen diesen Ursprung eeugt
das erweichte U der franz. form, da dies regelrecht nur vor oder nach
{ aus lat. M entspringt. Aus dem Substantiv floß das vb. it. fallare tau-
sAe», sp. fedlar. verläugnen, chw. fdlar fehlschlagen.
Falö it. freudenfeuer, fr. falot laterne; von q>av6g leuchte, oder von
q^Qog leuchtthurm, vgl. piem. fiirö, ven. fanö. Ac^. it. falotico wunder-
lich (flackerig?). Von q>av6g ist auch ä. f anale, sp. fr. fanal schiffs-
laterne.
Faltare ü., sp. pg. <ar mangeln, fehlen; daher sbst. it. sp. pg.
falta, fr. flaute mangel, fehler, und aus diesem subst. das sp. pg. adj.
&ko mangelhaft; esgs. it. dif falta, pr. defanta, altfr. defaute, masc.
nenfr. d^&nt s. v. a. falta. Bas verbum ist ein rom. iterativ von fiallere,
also syncopiert oti» fallitare.
Famiglio it., attsp. altpg. famillo, familio, churw. famaigl diener,
häsiher; moviert aus familia, vgl. sp. manceba aus mancipiom, worin
ein feminin aus einem neutrum moviert ward, Rom. gramm. II, 297.
Fanfa aUsp. prahlerei; it. fAnfano, sp. fanfarron, fr. fanfaron
prahlerisch, fanfare trompetenschall; dsgl. sp. farfante, occ. farfan-
taire großsprecher; wohl nur naturausdrücke.
Fanfalnca it. loderasche, figürl. passen, fr. fanfreluclie, äU fanfe-
Ine, flUterhram, norm, fanflne blitzen vor den äugen. Die Flor, glossen
hoben: £Eunfialaca graece, bnlla aqnatica latine dicitur. Es ist entstellt
aus pompholyx, das zugleich Wasserblase und hüttenrauch bedeutet. Eine
abkürzung scheint maü. feinfiilla, com. fanfola, sie. fanfonj (pl.) possen;
eine noch stärhere das altfr. falue Parton. J, 30; eine ableitung fr. fre-
luqaet geck, Stutzer, für fanfrelnquet.
Fango it. sp., pr. altfr. fanc, fem. lomb. fanga, pr. fanha, fr.
&nge, norm. &ngae schlämm. Vom goth. fani (n.), gen. fanjis, dessen
i oder j sieh in f^nha phonetisch ganz richtig durch h darstellte, sonst
aber sich zu g oder c verhärtete, vgl. lat. venio, it. vengo, pr. veno.
Die Bretanen haben flEuik aus dem altfranz., wenn auch Pictet p. 32 es
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134 I. FARDO— FASTEDIO.
nebst dem ir. fochall /m sanshr. panka ordnet. Das adj. fangoso, £an-
geax, stimmt ewßr buchstäblich zu dem von Festus angeführten ÜEunicosns
palustris (von famex nach 0. Müller)^ muß aber folgerecht auf fango
zurückgeleitet werden. Vgl. hierzu Grandgagnage II, p. XXTU.
Fardo sp. pg, schwerer pack, ballen; sp. fardillo, P9' P^- ferdel
bündel, reisesack, fr. £ardeau last, bürde; sp. farda^ alfarda kerbe in
einem bcdken, dsgl, eine gewisse abgäbe, pg. farda, alferda soldaienrock;
sp. {sLTdsLge, pg. fardagem, ü. fardaggio soldatengepäck. Die nur im
Südwesten heimischen primüiva lassen arah. Ursprung vermuthen. Hier
heißt far d (far'don) kerbe des pfeils, gesetzliche zaJUung, löhnung des
Soldaten, tuch, Ueidung Freyt. UI, 335*, und hierzu passen die bedeu-
tungen von farda. Weniger die von fardo, aber sein dimin. fardel be-
deutet doch auch die ausstattung einer braut mit Meidem, nicht bloß
bündd: sonst dürfte man auch an a/rdb. 'hard impedimentum GM. 695
denken.
Farfalla ü. Schmetterling, auch figürlich flattergeist, woi. ferfäle »tö
letzterer bedeutung (aus dem itod.?), bask. uliferfalla (ulia mücke); pg.
farfalhas plur. metaUschnitzd vom prägen, dsgl. auf Schneiderei; vb. tt
sfarfallare aufschneiden, wind machen, neupr. esfarfisdhi ausstreuen
(fr. öparpiller). Aus papilio ward it. parpaglione und vielleicht durch
einfluß des ahd. fi&Itra (Schmetterling) farfaglione, farfalla. Übrigens
trifft man farfall auch im schwedischen. MSnage's erklärung aus gr. ipaHt]
(tj TteTio/aevrj xpvxi] Hesych.), durch reduplication fafeUa ferfidla, setzt
einen Vorgang voraus, den nur franz. mundarten {henneg. b6b6te von bSte)
kennen. Anzumerken ist noch comask. farfdtola in der bemerkten figür-
lichen bed. flattergeist, sard. parabatula, barabatula in der eigenüichen.
Etymologisch zu trennen von farfalla ist churw. fafarinna d. i. lat. £ac
farinam mach' mehl: der Schmetterling wird miüler genannt, weil er be-
stäubt ist; auch bei uns nennen ihn die kinder miäler mahler. Damit
trifft der sardische ausdruck faghe-farina zusammen.
Farfogliare neap., lomb. farfojä, sp. farfallar, henneg. farfoulier
stottern; von ähnlicher bedetUung arab. farfara vid und verworren reden
Freyt. III, 339K
Farsa U. sp.pg. aus dem fr. farce dramatische posse, ursprünglich,
wie noch im franz., füllsd, daher nach der ansieht der franz. litterär-
historiker ein gemenge von allerhand gegenständen; vom part. farsus aus-
gestopft, wifher auch it. farsetto wams d. h. etwas ausgestopftes. Daß
die begriffe des lat. satira densdben gang genommen, erinnert Wacker-
nagel. Von farsa ist wohl auch pg. disfarzar, sp. disfrazar (cot. dis-
fressar!) verkleiden, maskieren, wie in den Schauspielen.
Fascio it., sp. faxo und als zweite form haz, pg. feixe, fr. faix
bund, bürde; von fascis. Ab gel. it. fastello (für fascettello), fr. fais-
ceau bündd; it. fascina, sp. faxina, hacina u. s. w. reisbündd; vb. pr.
affaissar, fr. affaisser niederdrücken.
Fastidio it., sp. fastio, hastfo, jenes auch pg., cot. fastig, pr. fastig.
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I. FATA-FELCE. 135
fiistic, Ciisti^ aUfr. fasti Roq. Überdruß, widertvüle, von fastidium; daher
vb, it. fastidiare, altsp. hastiar, pr. fastigar, fasticar, fr. fascher,
ficher überdi-uß machen, ärgern; adj. ü. fastidioso, altsp. hastioso/
cai. pr, ÜEtstigos, fr. f&cheax, tat. fastidiosus. Auffallend ist in dnigen
sprächen der ungesetzliche übertritt des lat. di oder dj in gutturales g
oder e, der sich kaum anders als aus einer ableitung £ast-icare erUären
lassen möchte.
Fata it., sp. fiada, hada, pg. pr. fada, fr. fte, dauphin. faye, mhd.
feie, feine ein dämonisches schicJcsalbestimmendes wesen; vb. it. fatare,
sp. hadar, pr. fadar, altfr. ffer, faer, mhd. feinen verhängen, bezaubern,
fest machen (dex Ta fa^ gott hat ihn fest, unverwundbar gemacht DMce.
p. 121, 26); vom lat. tstk für parca, schon auf einer münze Diocletians,
vgl auch fatis für diis manibus auf einer inschrift ohne datum Grut.
869, 11. Es ist aus £atnm moviert gleich dem masc. fatns bei Petronius,
wiewohl auch die herleitung des rom. Wortes aus fatua Wahrsagerin Mar-
(Aon. Cap. nicht regelwidrig wäre. Andre deutungen erwähnt Müller,
Mhd. wb. UI, 289.
Fattizio it. ff. durch hunst hervorgebracht, lat. facticius; sbst. sp.
hechizo, pg. feiti^ Zauberei, une ahd. zoubar von zoawan machen
(Grimm, Myth. p. 985); daher sp. hechicero, pg. feiticeiro zaüberer,
ü. fiittncchiero. Auch iactara gieng auf diese bedeutung ein: it. fattnra,
pr. iaitara: vb. it. fatturare, pr. faitnrar; sbst. pr. fachnrier, dauph. fai-
turier. JProv. faitilha bezauberung muß gleichfalls, aus facere abge-
leUä sein.
FaYola it., fr. fiable, pr. fanla mährchen, sp. £abla, habla, pg. falla
rede, von fabala; it. favella spräche, von fobella, masc. sard. fueddu
rede, wort; dimin. fr. fabliaa, altfr. pr. fablel kleine erzäMung; vb. it.
farolare, fayellare, sp. hablar {woher seit dem 16. jh. fr. habler mit
osp. h), pg. fallar und so pr. £ayelar, fanlar, altfr. fabler erzählen, reden,
wai. hebl^ plauderr^ von üabulari, miat. fabellari Gl. Faris. cd Hildebr.
Bie üd. nd>enform fola ist = pr. faala; fiaba = cdtfr. flabe, mit ver-
setztem L
Fdgato it., sp. hfgado, pg. flgado, pr. fetge, fr. foie (m.) leber;
vom niUxt. ficatam sc. jeenr, eigentlich die mit feigen gemästete gänseleber
(pingnibns et ficis pastnm jecur aüseris albi Horat. sat. 2, 8, 88), dem-
nächst hher überhaupt, vgl. ngr. aixoTi atis avxwTdv fjnaQ. Die ausspräche
&atam mag früh aufgekommen sein, da sie gemeinromanisch ist, die
Cassder glossen bringen bef^eits figido, worin die zweite silbe, da sie &
mitA tauschen konnte, unbetont gewesen sein muß. Nur der Sarde spricht
figan, der Venezianer figi, der WaJache ficdt. Durch Umstellung entstand
das hmb. fidegh aus fighed, letzteres dem erwähnten figido ganz nahe
stehend.
Felce it., sp. helecho, fr. fougfere farrenkraut; das erste {nebst
dem occ. feonze) von filix, das zweite von filictnm, das dritte (für feag^re)
von dem unlat. filicaria.
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136 I. FELLO— FELTRO.
Fello it., pr. aitfr. fei grausam, gotäos; ü. fellone großer hose-
toicJU, (ütsp, felon, feilon Bc, s. v. a. ü, fello, fr. f§lon auch meineidig^
rebellisch; it altsp. fei Ion ia, pr. felnia, feania ruchlosigkeü, fr. fflonie
Verletzung der vassaUenpflicht, lehensfrevel, und so auch nsp. felonia.
Mlat. felo im 9. jh. : non tibi sit curae, rex, quae tibi refernnt illi fe-
lones atque ignobiles (Jap. Cor. C. Man leitet das wort wohl vom hxL
fei, adjedivisch gebraucht^ so daß es gallicht, Bomig bedeutete (vgl. pr.
fin e lial e senes fei treu, redlich und ohne gaUe M. I, p. 212*), aber
es verschmäht überall den grammatisch wohlbegründeten im it fiele, sp.
hiel, fr. fiel vorliegenden diphthong. Das vorhandene adj. fellens würde
nur zur prov. form felh stimmen. Eine neue bildung fello fellonis wäre
ungewöhnlich und ergäbe schwerlich ein it. fello, denn solche nommativ'
formen scheinen nur aus vorhandenen lat. Wörtern herzustammen (ladro,
ladrone). Dagegen sieht Hickes seinen Ursprung in dem bei Sommer ver-
zeichneten ags. feil böse, grausam, engl, feil = ncU. fei. Sehen wir aber
von diesem in den quellen nicht vorkommenden ags. worte ab, dessen deutsch-
heit noch dahin steht, so bietet sich uns das ahd. vb. fillan: davon ist ein
sbst. fillo geisseler, schinder (und die grundbedeutung von fello ist ^grau-
sam, unbarmherzig*) anzunehmen, dem sowohl fello une fellone gemäß isL
Das offne ital. e hindert nicht, es ist auch in völlo von lat. villus. Diese
etymologie wird noch durch eine Wahrnehmung an dem rom. worte umder-
stützt. Die ursprüngliche dedination im prov. und dUfranz. ist nom. sg.
fei (fels), acc. felon (so durchaus in der Fassion Christi und im Leodegar),
der nom. felon ist selten und eine spätere verirrung. Äüe ableitungen,
selbst das fem. felona (fella ist unbekannt) fließen aus dem casus cbliquus.
Das wort verlangt also ein etymon, dessen accus, die endung on zeigt,
d. h. ein thema felon, und dies gewährt das deutsche fillo, acc. fiUon,
fiUon. — [ Was sich allein gegen diese deutung einwenden läßt, ist daß
sie auf ein nur vorausgesetztes, wenn auch mit grund vorausgesetztes wori
gebaut ist. Aber die queUensprachen verweigern ein besseres. Man kömite
noch an kymr. flfell (verschlagen, weise) denken, wäre dessen bedeuiung
passender und ließe sich die prov. dedination damit in eifüdang bringer^
Felpa it. sp. pg. eine art plüsch, pelzsammet, dtsch. felbel, schwed.
fälp ; ein fr. feulpier verzeichnd Roquefort und erklärt es mit fripier,
auch sagt man bürg, poil feulpln milchhaar. Ferrari hält das itd. wort
für deutsch, Äddung das deutsche für ital., aber aus lateinischem Stoffe
ist es sichtbarlich nicht gebildet. Bair. felber (m.^ t^^ zugleich der name
der Salweide, ahd. felwa: sollte man den stoff nach diesem bäume wegen
seiner wollichten oder filzigen blätter benannt haben? Aber die vermuthung
ist gewagt, da es an ähnlichen Übertragungen fehlt. Zu merken sind
noch einige formen: it. pelpa (bei Veneroni), sie. felba, sard. cot. pelfii.
Im attport. heißt falifa schafpdz.
Feltro it., sp. fiejtro, pr. fr. feutre, nUat. filtrum, feltrum, L.Baiw.,
mittdgr. dfpiXsTQov dichtes gewd>e von haaren; vb. it. feit rare, sp. fil-
trar, fr. filtrer durchsähen; vom ahd. filz, ags. feit, mit angefügtem r,
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L FEKLINO-FIANCO. 137
toas hinter t nicht sdten varkammty Born, gramm. 7, 344. 361, 451. Es
ffüd ein äUfr. verbum fautrer prügeln: batre et fautrer; povres clers
est &ntr^ quant du portier est encontr^, s. CarpenHer, der es aber
unrichtig übersäet. Dieses wort, für welches Gachet ein fnlat. falcastrare
mtfstfiltj verhält sieh bwihstäblich d>enso zu filzen wie fautre (denn auch
diese form ist vorhanden) eu filz, fiUfen aber heifit walken d. i. stampfen,
sMagen.
Ferlino it., altsp. ferlin, dltfr. ferling ferlin eine münee, viertel-
denar; vom ags. feordhling.
Feluca ä., sp. feiluca, pg. falua, fr. ffelouque kleines ruderschiff;
noA Engelmann und andern orientdtisten vom arab. folk schiff, dies votn
vb. ÜEÜaka rund sein Freyt. III, 373", nach Doey vielmehr vom arab.
hanika kleines see- oder flufisehiff:
Ferrana ü., pg. ferraa, sp. herren (f.) mengfutter; von farrago,
it. auch forraggine^ pg. farragem.
Fetta it. schnitte, fettuccia schnittchen, bändchen, altsp. fita band
Siha ed. Grimm p. 252, so auch port. Herkunft aus vitta (binde) ist bei
der säinen vertauschung des anlautes v mit (wenig wahrscheinlich: dieses
wort zeugt it. vetta, sp. pr. yeta. Ein passenderes etymon scheint ahd.
fiza band, faden, womit auch tihd. fetzen {chw. fetza) jmsammenhängen
mag. Man sehe Weigand, Syn. wb. I, 276, Diefenbach, Goth. wb. I, 373.
Fiacco it., sp. flaco, pg. fraco, pr. dltfr. flac, flaque matt, schwaSi;
vb. fiaccare matt machen, brechen; von flaceus schlaff. Aber das neufr.
fUsqae kann, genau erwogen, nicht unmittelbar at^ flaceus gebildet sein,
und da Umstellung aus ahd. sclaf fUr die franz. spräche zu stark wäre
{in der span. könnte man sie zugeben), so wird es wohl aus flaccidas ge-
sprochen flaxidus, umgestellt flasquidus {vgl. laxus läsqae lache) ent-
standen sein, wenn auch d in dem suffix idus nicht leicht schwindet. Zu
fiasqnidas summt auch lothr. fi&che und comask. fiasch weichlich.
Fi&ccola ü., sp. hacha {daher henneg. hache, hace), pg. facha,
pr. faihsL, eitfr. fiiille LB. fackel; von facula, dies von fax. Über das
eingesduMete i = 1 in fiaccola s. Bom. gratnm. 7, 305. Fada fiir fax
rügt ein grammatiker App. ad Prob. p. 445, es kam also vor.
Fiadone it. honigwabe, pr. flaazon (flazon?), sp. flaon, fr. flan
zsgz. aus dem alten flaon, engl, flawn, platter kuchen, auch münzplatte.
Ein ältbezeugtes wort, da bereits Venant. Fort, flado gebraucht, wofür
<mdre flato schreiben. Dasselbe wort ist ahd. flado und fem. flada (über-
setzt durch laganum, placenta, torta, libum, favus), ndl. vlade (f.), eigentl.
etwas flaches, gr. nXarvg, was im deutschen auch mit platz ausgedrückt
wird.
Fiama piem., sp. fleme (m.), pr. flecme, fr. flamme (f.), engl, fleam,
flam dn werkziug zum aderlassen, Schnepper; vom gleichbed. Phlebotomus
(in die ader schneidend), woher auch ahd. fliedimä, mhd. verkürzt fliede,
nhd. fliete. Im pr. flecme rührt c aus t her.
Fiaaco ü., pr. fr. flaue der weiche theü unter den rippen, die
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138 I. FIASCO.
Seite, ^. flanco müitärischer ausdrmk aus dem franjs. Wir nennen diesm
theil des Jcörpers weiche, mhd. kiefi er krenke von kranc d. h, schwadk
Es wäre also von Seiten des hegriffes nichts dagegen zu erinnern^ wem
man sich das wort aus flaccus weich, schwach (so heißt es im roman.)
entstanden dächte^ wobei n, wie öfter vor kehllauten {it. fangotto, pr. en-
gual, fr. ancolie, jonglear) eingeschoben sein müßte. Dagegen weist
Wächter auf das gleichbed. ahd. lancha, woraus, wenn man die f&m
hlanca Hattemer I, 299^ unierlegt, durch übertritt des h in das verwandte
f der anlaut fl entstehen konnte. In diesem fälle kann das wort nicht von
Frankreich ausgegangen sein, wo der deutsche anlaut h, namenÜich in den
Verbindungen hn, hr, sich erhielt, nur das altn. hr sich in einer spateren
Sprachperiode au fr gestaltete. In Italien härtete sich anlautendes h eimgt-
mal zu g (s. gufo U, a), auch macht Wackemagel zur Unterstützung der
letzteren etymologie (Haupts Zeitschr. U, 656, vgl. Grimm das. VII, 470)
den ital, namen Fiovo aus Chlodoveus (chl fränk. für hl) geltend, der
in den Bedli di Francia vorkommt, nimmt aber an, die Verwandlung sei
nicht eben durch die Romanen, sondern durch die Deutschen selbst ge-
schehen. Indessen liegt noch eine nicht zu übersehende Schwierigkeit für
diese etymologie im genus, da fast ohne irgend eine ausnähme (it. solcio
aus sulza) die in großer zahl eingeführten deutschen feminina auf a ihr
genus und ihren endvocal [fr. e) im rofnan. behaupten. Überdies ist tu
hRtnca das anlautende h zicar gesetzlich, aber in den ältesten denkmaiem
schon geschumnden, und für flanca gibt es nirgends ein zeugnis. und so
scheint die entstehung von fianco aus lateinischem dement, wenn auch
nicht ganz gesichert, doch voller beachtung werth.
Fiasco it., sp. flasco, frasco, pg. frasco, fem. it. fiasca, dl^r.
Hasche, nfr. nur flacon für flascon, ein gefäß, auch in germ. tmd ceU.
sprachen heimisch, dsgl. serb. ploska, wai. plosc^, ungr. palatzk, UA.
pleczca, mhd, plasche neben vlasche. Die weite Verbreitung dieses wortts
erschwert die erforschung seiner herkunft. Im mlatein tritt es sehr frühe
auf: duo lignea vascala, quae vulgo flascones vocantur Oreg. M. DiaL
2, 18; flascae pro vehendis ac recondendis phialis primum fetctae sunt,
postea in asum yini transierunt Isidor. 20, 6, 2. Nach dem letzierm
Zeugnisse käme es von phiala, man sieht aber leicht, daß der ursprüngliche
gebrauch der sache erst aus dieser etymologie herausgedeutet worden ist.
Die Isid. glossen geben, wie es scheint, eine andre form desselben wertes:
pilasca 'vas vinarium ex corio\ bei Joh. de Janua pilasca ^vas vinarium
corio piloso opertum\ also von pilus, cAer flasca ist alter als pilasca.
Nach form und inhalt unverwerflich, mithin ziemlich gesichert, ist folgende
nicht eben neue aber besser begründete herleitung aus dem lateinischen.
Wie durch Umstellung des I ital. fiaba (für flaba) aus fabula, pioppo cm
populus, sp. bloca aus baccula, blago aus baculus, pr. floronc aus foron-
culus geformt wurden, ebenso fiasco aus vasculum mit einer härtung des
V zu {, die hier nicht ausbleiben kontUe {vgl. parafredus für paravredas)
und selbst vor voccden zuweilen eintritt (via /, biffera //. a, he U. b).
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I. FICCARE-FILA. 139
Vascalnm erschöpft aUe bedeutungen des rom. oder ceU. wortes, es ist ge-
ßß im weitesten sinne, von fnetall oder höh, auch bienenkorb. also nicht
eben diminutiven sinnes. Selbst das schwanken im genus verdient beach-
(tmg, da dies den ursprünglichen neutris besonders eigen ist. Daß Gregor
und ebenso die Keron. glossen flaseo mit yascalam übersetzen, trifft eu
ohne iu beweisen. Nach Grävius kannten die Isid. glossen bereits jene
Verwandlung des y in t, allein ob daselbst das mit discum übersetzte fas-
ctdam unser wort sei, steht noch dahin. Ins deutsche ward es sehr früh
eingeführt, schon die Cass. glossen übersetzen das rom. paticla mit flasca.
Ficcare it., aUsp. pg. pr. ficar, fr, ficher, mit eingeschobenem n
dltsp. pg. fincar, neusp. hincar eintreiben, eiriheften, refl. it. ficcarsi, sp.
finearse auf etwas bestehen; esgs. U. af ficcare, pr, aficar, fr. afficher
anheften, dUsp. ahincar drängen. Form und begriff zeigen auf figere
und affigere, und doch ist unmittelbare entstehung daraus oder aus fixas
grammatisch unmöglich. Der Römer leitete mit dem sufßxe ic verba aus
miis, fodicare aus fodere, vellicare aus vellere, der Romane that das-
sdbe, lid>er zwar bei verbis erster conj., aber doch auch zweiter und dritter:
gemicare, volricare {altsp. volcar), pendicare, sorbicare. Dürfte man
darum in ficcare nicht eine form figicare vermuthen urspr, mit diminu-
tivem oder frequeniativem sinne? Seltsam stimmt das schwed. reflexiv
fikas w seiner bedeutung zum ronian. ficcarsi: ist ein historischer Zusam-
menhang zwischen beiden anzunehmen? Das mhd. ficken (heften) nebst
unserm ficke (tasche) ist aus dem roman,, s. Weigand s, v., so auch das
nmdl. fiecken figere. Die Picarden haben ein vb. hinquer sich bestreben
(h asp.) vermuthli^A aus dem genannten sp. hincar.
Fiera it., sp, feria, pg. pr. feira, fr. foire Jahrmarkt; von feria
am feriae feier- oder festzeit, weil die Jahrmärkte an kirchlichen feier-
tagen gehalten wurden, wo das landvolk die stadt zu besuchen pflegt.
Ebenso knüpß sich das deutsche messe an die kirchenfeier. Aus forum
Aötte nicht einmal das fr, foire werden können, das schlechthin aw/" feira,
feria zurückdeutet.
Fievole üy sp. pr. fehle, pg. fehre, fr. foihle, alt floihle LJ.öOS"
und floihe, sdnvach, matt, chw. fleivels; von flehilis kläglich, mit eupho-
nischer tügung des ersten oder zweiten \. Vergleichung gewährt von Seiten
^ ff^griffes ß. b. unser schwach 1) flebilis, miscr, 2) debilis, s. Schmeller
III, 528; oder, wie Wackemagel hiezu erinnert, unser wenig 1) flebilis,
2) panms, paucus.
Fila it.sp. pg. pr., file fr. reihe, ursprüngl. schnür, von filum faden,
das feminin fila im älteren miatein: habent breves filas. Vb, fr. filer
wirf d^filer in einer reihe hinter einander gehen, daher sbst. d6fil6 enger
weg. Auch it. sp. filo, fr. fil schärfe oder schneide einer waffe gehört
hiAer und heißt eigentlich die feine linie oder kante der klinge; vb. it,
affilare schärfen, auch reizen (wie acaere), afilar sp, in der ersten, pg.
in der zweiten bed,; pg, enfiar einfädeln, durchbohren (wie der faden
die nadd), metaph. erschrecken, bleich machen.
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140 I. FILIPENDULA-FIO.
Filipendula it. sp. pg,, filipeüdule /r. rother Steinbrech; soge-
nannt weil an den fadenartigen würeelchen dieser pflanee vide inoBai
hangen.
Finanza it. quüttmg, fr. finance geldsumme^ die man dem hömg
für den genufi einer pfrUnde u. dgl. bezahlt, plur, finanze, finances staaiS'
einhünfte, daher sp. finanzas vrlt. (SecJcendorf). Prov, aitfr. fin heilet enie^
friedej abschluß einer sache, reXog; spedell wird es von der beUegimg
eines rechtsstreites gebraucht^ gewöhnlich wenn dies vermittelst eMmg
einer summe geschieht, nüat. finis *findlis concordia, amic(ünlis compositio\
finem facere (faire fin) 'componere de lue vel de crimine DC, engl, fine
gddbuße für eine beleidigung, s. JE. Hlüller /, 378. Entsprechend heifit
das vb. finar, finer, finire eine vertragsmäßige summe entrichten. Diese
summe ist eigentlich la finance, wiewohl jede summe so genannt werden
konnte, denn schon das dUfr. fin war dieser letjsteren bedeutung fähig,
beispiele Gachet p. 212''. Mlat. financia ist überhaupt praestatio pecu-
niaria, vgl. pr. demandar de un presonier finansa d'aur e d'argen LR
III, 333, dtengl. finaance = neuengl. fine. Erst in späterer zeit wari
es auf die gegenwärtige bedeutung eingeschränkt.
Fino it. sp, pg., in ersterer spräche auch fine, pr. fr. fin adj., daher
mhd. fin, nhd. fein, ahd. finliho (10. jh.). Die grundbedeutung ist 'voU-
kommen, acht, lauter : pr. fin aar, fin' amor, fina vertatz, altfr. de fine
ire aus lauter eom Ren. I, p. 91. Es ist kaum su eweifdn, daß dieses
weitverbreitete wort abgekürzt sei aus finitus vollendet, vollkommen. So
kürzte sich pr. clin aus clinatus, sp. cuerdo at4S cordatus, ü. manso am
mansnetus, und was die bedeutung anlangt, so heißt sp. aeabado, pr. aca-
h^iil) beendigt, 2) vorzüglich, vollkommen (proeza acabada Chx. IV, 153)^
ebenso verhält sich lat. perfectus, gr. rihing. — [Hiezu verweist Gachä
212" noch auf die stelle im Gormond: vo8 estes en dol tut fin6 ganz
vollkommen, vollendet.]
Finocchio it., sp. hinojo, pg. fancho, pr. fenolh, cot. fonoU, fr.
fenouil fenchel; von foenicuium, mlat. feuuclum z. b. Hattemer 1, 293*.
Zu bemerken ist pg. funcho wegen des verlegten accentes, worin es zufaüig
mit dem deutschen worte zusammentrifft.
Fio it., pr. aJtcat. feu (dc^er cdtpg. feu SBos.), fr. fief (aus dem
alten fieu) lehngut, lehnzins; vb. fr. fieffer (aus dem alten fiever), pr.
affeuar zu lehen geben. Unmittelbar stimmen die roman. Wörter zum
longob. fiu in faderfiu-m väterliches gut, ahd. fihu, fehu vieh, goth. fitihu
vermögen, altfries. fia mit beiden bedd. vieh und vermögen : h fid aus,
kurzes e in fehu ward diphthongiert (ebenso pr. mieu aus lat. mens) imd
pr. u franz. in f consonantiert (fr. juif aus pr. judeu), welches f auch
inlautend in fieffer seine stelle behauptete (vgl. ensuifer neben ensuiver).
Im sicil. fegu stellte sich h als g dar, und dies ist der üblichere fall, s. Born,
gramm. I, 320. — Aus feu ist ein hochwichtiges wort des mitteHaieins,
das etwa im 9. jh. auftretende feu dum, feodum, erwachsen: um nämtiA
nicht feu-am sprechen zu müssen (denn man rechnete, wie zumal die prov.
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L FIONDA-FLAUTO. 141
imd frone, form beweist, u jsum stamme), schob man ein euphonisches d
daswischen, ein auch in andern Wörtern, e. b. im it. ladico für laYco oder
in dem ganz analogen chiodo für chio-o (lai. clav-us clau-us) vorJcom-
mendes hiaiustügendes mittel. ProvemoA. Urkunden setzen dafür gradeeu
feum, ß. b. allode, quod Grimaldas habet a feo MabiU. Dipl: p. 572
(v, j. 960). Hiernach ist feu-d-um romanische umprägung eines deut-
schen Wortes und vermögen sein grundbegriff, der strenge juristische sinn
trat spater himsu. Eine gana abweichende deutung von feod, aus dem
goth. thiuth aya&ov (sbst. das gtU), gibt Wackernagel in Haupts Ztschr.
n, 557 und abh. über die spräche der Burgunden 24.
Fionda ü., pr. fronda, fr. fronde Schleuder; von funda {auch it.
fonda, aUfr. fonde), entweder 1 (= ü. i) oder r eingeschoben, ersteres
auch im occU. flonndo.
Fioretto it., sp. florete, fr. fleuret rapier; so genannt von dem
hwpfchen an der spitze^ das einer blume ahnlich sah.
Fiorino it., sp. florin, fr. florin, ursprüngl. eine florentinische gold-
müHse mit dem zeichen der lüie, von fiore blume. Das gleichbed. altpg.
frolen^ ßr floren^ SRos. 7, 482 sucht den namen der Stadt auseu-
drücken.
Fiotta, frotta it.y sp. flota, pg. frota, aUfr. flöte, masc. it. fiotto,
frotto (vgl. firagello von flagellam), fr. flot schwärm, fluth; von flactns.
Fi. it, fiottare ff. schwimmen^ lat. fluctuare. Von frotta ist it. frot-
tola scherzhaftes aus einzelnen Sprüchen zusammengesetztes gedieht, comask.
frotola posse.
Fitto Ä., sp. hito, pg. fito eingesteckt, geheftet; sbst. 5p. hito, pg.
fito tn den baden gesteckter pfähl, gränepfahl, hita pflock; auch it. fitto
zins (das festgesäzte?). Von dem alterthümlich lat. pari. Actus für fixus
bei Luerez und Varro, vgl. petra fita Yep. II, num. 13 (aera 684). Selbst
das fr. fiche pflock = sp. hita würde sich hieherziehen lassen, wenn
auch das vb. ficher besser zu ficcarc gestellt unrd. S. Rom. gramm. 1, 16.
Flanella, frenelia ü., sp. franela, fr. flanelle, engl, flannel ein
wollener stoff. Das primitiv wird man im aitfr. flaine anerkennen müssen,
welchem Boquef ort die bed. bettuberzug beilegt: der name des Stoffes konnte
seinem vornehmsten gebrauche entnomfnen sein, auch gael. cüraing heifit
1) Überzug, 2) flanell. Möglicherweise entstand also flaine aus yelamen
r'lamen wie flasca aus vlasca. Ganz anomal ist die port. form farinella.
Flaato ü., wal. flaute, sp. pr. flauta, fr. flute ein blasinstrument,
flöte; vb. pg. f rautar, i?r. flautar, fr. flüter. Um diesem worte oMf den
grund zu kommen, ist zuerst die ursprünglichste form desselben aufzu-
suchen und diese bietet das altfranzösische. Hier heißt das instrument
flahute flaute (noch jetzt picard.), auch wird mit eingeschobenem s flahuste
gesehrieben, vb. flahuter flaüter. Aus dem zweisilb. att machte der Pro-
venzaie den diphthong au {une in aul at4S a-ul avoi) und so wanderte
flauta nach Spanien und Itcdien, wo sein der Umbildung in o entgangener
diphihang für die späte einfuhrung des fremdartigen wertes zeugt. Flaüter,
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142 I. FLOSCIO-FOLLE.
denn das verbum gieng dem sahst, voran, steht nun durch lautverset3m§
für flattier (wie aÜfr. veude für vidae, pr. teune für tenae), dieses ward
aus denty auch van den Alten auf das blasen der flöte angewcmdten, subd.
flatus gebildet mit beobaehtung des ableitenden Uj volücammen une in flat-
u-eux, welchemj wohl zu merken, kein lai. flatnosus das muster vorkidt.
Ein dimin. von flanta ist pr. flau toi, flanjol (gleichsam flaa[t]iolii8),
cdtfr. ÜSkjol, n/r. flageolet. Die Italiener haben ein vb. fiatare imriedeH,
das sich aus einem älteren flaatare erklärt, ganz analog dem vb. rubare
vom dtschen rauben.
Floscio it., sp. floxo, pg, frouxo, pr. fluis schieß; vom pari, floins
flüssig, schlotternd; eben daher auch it. flusso vergänglich, eitel.
Flotta it., sp. flota, pg. frota, fr. flotte. Die alten roman. ausdrüde
für das lat. dassis sind it. armata, sp. armada, pr. estol, fr. estoire.
Das altfr. flöte hieß menge, schwärm (von flüctns, s. oben fiotta), man
sagte so gut flöte de gens wie flöte de nefe (selbst flöte de poil haarflode
DMce. p. 210, 11), es stammt also nicht vom dUn. floti oder ags. flöta,
es war vorhanden, ward aber später durch einfluß des ndl. vloot oder
schwed. flotta in seiner bedeutung näher bestimmt und theüte sich so den
südlichen sprachen mit. Zusammenstellung mit deutschen Wörtern s. w
Diefenbachs Goth. wb. /, 387.
Focaccia it., sp. hogaza, fr. fouasse kuchen, mhd. pögatz; obgeL
von focuSy also etwas auf dem herde gebackenes, bei Isidor 20, 2, 16:
cinere coctus et reversatus est focacius.
Fodero it., sp. pg. forro, fr. feurre, pr. altfr. fuerre, mit versehte-
denen bedeutungen: üal. scheide, unterftdter, futter zur nahrung, span,
port. unterfutter, prov. altfr. scheide, nfr. futter; abgel. fr. fourreao;
sp. forrage, fr. fourrage, fourrure, fourrier u. dgl.; vb. it. foderare,
sp. forrar, pr. folrar, fr. fourrer. Vom goth. f5dr scheide, ahd. fuotar
scheide, futter zur nahrung, cdtn. födr scheide, unterfutter.
FoUare it., sp. hoUar, pr. folar, fr. fouler (daher engl, foil) walken^
niedertreten; sbst. it. folla, sp. foUa, fr. foule (davon pg. fula) gedrängt
eile (entsprechend it. calca menge, gedränge von calcare treten); dsgl. sp.
huella fufitapfe, huello tritt. Ein vb. fuUare hat die lat. litteratur nicU
außewahrt, wohl aber sbst. Mio, walker, gleichbed. Ä. foUone, /r. f oulon.
Neben folla stellt sich eine zweite ital. vermutlich aus dem prav. an-
gedrungene auch in mundarten vorhandne form fola, woraus folata
schwärm, schwoll. Zsgs. it. affollare drängen, ottsp. afoUar, pr. afolar,
altfr. afoler beschädigen, verderben, eine auch dem einfachen fr. fooler
zustehende bedeutung.
Folie it., altsp. fol Bc., Alx., pr. fol und folh, fem. fola, fr. fou,
foUe, sbst. und adj. narr, närrisch, cot. foU zornig; daher z. b. oft- wid
neufr. affoler zum narren nuichen (verschieden von afoler verderben, s,
vorigen artikel), pr. afolir zum narren werden. Die herleitungen aus dem
gr. (paikog, dem dtschen faul, detn ceÜ. fol können bei seite gesetzt werden.
Die lat. spräche bietet follere sich hin- und herbewegen (bei Hieronywms),
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L FONDACO-FONDO. 143
follis Uaäxdg d. h. etwas sich hin- und herhewegendes, eine hedeutungy
die im ü. folletto, pr. cot. /r. foUet, heam, ^ovXti Poltergeist^ neckischer
geisty wie Grimm sagt, Myth. p. 476, oder im fr, feu follet irrlicht klar
hervortrat, aber auch in unserm rem, foUe (possenhaft, grillenhaft) noch
BU fOkien ist. Nur darf letzteres nickt als eine neue bildung aus foUere
mtfgrfafit werden^ da aus verbis, wie es scheint, keine siAstantiva dritter
dedin, und schlechthin keine adjectiva ohne sufßx gewonnen werden; foUe
ist das als adjecHv gebrauchte follis selbst. So und nicht follus heifit es
bei einem schriftsteiler des 9. jh, Joh, Diaconus: ille more gallico (=
franeogaliico) sanctnm senem increpitans follem ab eo quidem virga leviter
percnssas est; desgl, bei Ouill. Mäensis: tollem me verbo rustico appel-
lasti . . . ut qoi follis extiti, non fierem follior DC, Im prov, und frane,
ist das adjecHv also erst später eweier ctidungen geworden. Andre er-
klären das roman. wort gleicfifaUs at4S dem tat, Substantiv, aber in be-
£khmg auf die den köpf des narren beeeichnende leere des blasbalges;
oMein theHs ist dies eine zu abstrade auffassung, theils läfit sich das ab-
gdeiteie follet (unruhiger geist) nicht füglich damit in eihklang bringen,
Bemerkenswerth ist noch, daß in einem ältfr, psalter die stellen erravi
sicnt oris qnae perit; de mandatis tnis non erravi übersetzt werden
foleai si cum oeüle que perit ; de tes commandemenz ne foliai LR,, wo
also folier irren, abirren un eigentlichen und bildlichen sinne bedeutet.
In roman. gestcdt und bedeutung kommt unser wort zuerst in den von W.
Grimm herausg. Altdeutschen gesprächen vor: ausculta fol ^gahorestu
narro\ Eine ableitung ist sp, follon träge, auch betrügerisch, im alt-
Span, prahlerisch (aufgeblasen) PC. 968; dsgl. das bürg, feulteu wohl-
thätiger geist, der des nachts die hausthiere besorgt, es müßte fr. fclletot
Föndaco it., sp. fdndago, altfr. fondiqae magazin; vom arah.
fondoq, al-fondoq (dcJier die span, form alhöndiga, pg, alfandega) her-
berge der kaufleiäe, wo sie mit ihren waaren einkehren Gol, p, 1826,
Freyt. HI, 375^ (dies vom gr. navdoyceiov, navdoyuov gasthaus?). Zwar
erinnert fondaco an mlat. fanda (s. fonda II, b), aber das sufßx Tc ist
in der roman. farnüie so wenig üblich, daß man sich besser an das arab.
wort häU. Näheres über dasselbe J. v. Hammer num. 352.
Fondo it. cot., sp. hondo, altsp. pg. fhndo ti^. Man könnte es für
kürzung von profundus nehmen mit beziehung auf it. tondo von rotundus,
widerspräche nicht die große Seltenheit so starker kürzungen; es ist also
von fondns grund, sp. fondo, pg. fundo u. s. w,, das Substantiv als ad-
jectiü angewandt. Anders ergieng es diesem stibstantiv im nordwesten:
pr. fons {neupr.adj. founs, fem. fonnso), fr. fonds (neben fond) erstarrten
am dem nomin. fandns une fr. fils aus filius, und die ableitungen flössen
ikeüs aus dieser flectierten form, wovon man sonst im franz. kaum ein
beispiei fi$%det, iheils aus dem wahren stamme: pr. fonsar, fondar, fr,
foncer, fonder grund haben, dsgl, pr. afonsar, fr. enfoncer, altfr. afonder
auf den grund gehen. Aber auch vom pr. preon (profundus) entspringt
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144 I. FONTANA-FORESTA.
preonsar mit der hed. von afonsar, wovon es eine narMüdung sein mag.
Noch ist eu merken^ daß einige Wörter dieses urspnmges ein eingesdwibenes
r eeigen: pr. esfondrar, fr, effondrer, so auch afondrer Brt. 7, 205,
allein dieses r ist, nach dem ü, sfondolare jsu schließen, aus 1 entstdU,
Fontana it, sp. pr., fr. fontaine, wai. fi^nt^ne quelle; eine urolk
ahl. aus fons, vgl. fontana L. Long., ad Albam Fontanam in einer frank,
urJcunde v. j. 667, BrSq. n. 166, per fontanam, quae vocatur Dianoa
V. j. 670, das. n. 168.
Forbire it., pr. forbir (furbir LR. I, 309), fr. foorbir gUüei^
putzen; vom ahd. farban reinigen, abwischen: da lor costami fa che ti
ti forbi Inf. 15, 69. Dahin auch it. furbo, fr. fourbe scheUn, hetrügtr,
einer der wegputzt, wie fripon von friper reiben, sp. limpiar putzen uni
entwenden,
Forcatura it., pr. forcadura, aitfr. foorch^nre, sp. borcajadnit
die gegend des körpers, wo die schenket sich öffnen wie eine gabd (fdrca),
sp. horcadura der obere theU eines baumstammes, wo die äste anfangm.
Derselben herkunft ist it. forcella, pr. forsela, altfr. fonrcele, deren
bedeutungen Gachet p. 217'' erläfUert.
Foresta it., sp. pg. cat. floresta, pr. forest (aucA foresta), fr. foret
(f.) wald, gehölz. Span, floresta ist entlehnt und hat sich wunderluAmi
flor gemischt, daher es auch eine blumige unese, figürlich eine blumenl^
bedeutet. Das roman. wort ist schon im frühen mlatein, z. b. in der L
Long., in carolingischen Urkunden und capitülaren, sehr üblich u$ul z^
hier die formen forestis (f., woher fr. forfet), foreste (n.), forestos, fores-
tum, forastam, foresta^.forasta. Mlat. und altrom. bedeutet es den dem
unldbann unterworfenen nicht eingezäunten wald; der eingezäunte hie^
parcus, für den offenen gibt es ein sard. padenti, das aber in die allge-
meine bed. wald übergegangen ist. Auch die zum fischfang gehegten teiche
führten diesen namen, vielleicht nur weil sie in dem forstgebiete lagen:
man unterschied daher zuweilen zwischen foresta venationis und foresta
piscationis. Was die herhmft des Wortes betrifft^ so hielt man es sonst
für deutsch, entlehnt atcs unserm forst; schon eine alte glosse lautet Tust
^nemus, lu€us\ dicitur enim Francorum lingua foresta Crraff m, 698.
Jetzt erMärt man umgekehrt das deutsche wort aus dem romanischen, w
diesem aber erkennt man eine abl. atts dem ahd. foraha ßhre oder aus
forehahi ßhrcnwäld (s. Grimm P. 416). Will man auch über das ver-
schunnden des h wegsehen, so ist ein suffix ast unromamsch, est wem
auch nicht unerhört, doch höchst selten oder zweifelhaft. Nach andern,
z. b. Frisch I, 287^, ist das wort lateinischer herkunft, aus dem adveri
foris, foras, womit auch die doppelform forest, forast übereinstimmt, ircß
von belang ist. In der that kennt schon der grammatiker Plaeidus foras-
ticus ^exterior, abgeleitet wie cras-tinus oder rus-ticus, ein wort der spar
testen latinität (auch beim h. Bonifacius), woraus man im frühen mittd-
alter forastis, forestis abziehen konnte mit der bed* ^das toas außerhih
liegf, UHJiS ausgenommen ist, nicht betreten werden darf. Dieselbe am
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I. FORFARE-FORNIRE. 145
foris hervorgehende bedeiäung ^ extra spürt man noch in forestiere, sofern
es fremder, auswärtiger, exter, extrarius heißt. Aber auch jenes forasticns
hat sieh in den neuen sprachen erhalten: it. forastico, sicil. farestico,
pr. foresgne, cai. feresteg wUd, rauh, störrig, waidens, forest fremd Hahn
p. 585. Eine dem sinne nach ähnliche all, wie foras-ticus ist daspicard,
hors-ain landvoTk, eigenÜ. was außerhalb (der Stadt) ist, so ndl. buiten-
man landbewohner. — Foresta findet sich auch im kymr. flforest wieder,
welches Zeuß II, 811 unter den äbleitungen dieser spräche anführt: bei
der klaren besriehung eum latein bedarf indessen das rom. wort dieses
fremden (seihst entlehnten) etymons nicht, — Man höre darüber noch
Weigand, Synon. wb, II, 103.
Forfare alUt, pr. fr, forfaire, fehlt span., ndat. foris facere, in
den Isid. glossen foris facio ^offendo, ru>ceo. Die grundbedeutung muß
sein 'über die rechte gränee hinaus handeln, daher übel thun, missähun,
und diesen inlransiiiven sinn hat es noch immer, indem es ganz dem goth.
fira-Yaürkjan (sündigen) entspricht. Ebenso hieß foris consiliare übel
rathen, verrathen. Prov. und attfr. wird forfaire mit dem dat. der person
verbunden, s. Altrom, sprcuMenkm. p. 64; reflexiv sagte man auch se
forfiure envers qqun LBs. 295 = se m^faire vers qqun RFlor. p. 19.
Mit dem acc. der sache heißt es ^sich eines dinges durch geseteundrige
handhmg verlustig machen s. b, forfaire son fie^ wihd, verwtirken, ags.
fonryrcean. Das pari, forfatto, forfait zeigt als Substantiv gebraucht
zwä bedeutungen, eine persönliche, nur altfr. z. b. Ben. I, 337, mlat.
forisfactus L. Rip. übdthäter, schuldiger, eigentl. übel geschehener, goth.
fravadrbts {Wackemagels Les(i>. v. verwtirken), oder einer der übel thut,
übd that? (solche participien Rom. gramm, HI, 253); eine sächliche,
nUat. forisfactnm tnissähat, goth. frayaürhts (f.).
YoTgisL piem., sp, pg, forja, fr. forge, anders gestaltet pr. farga,
sp. fraga schmiede; von fabrica werkstätte; vb. forgiare ff, schmieden,
fabricare. Der vocal o erklärt sich aus au von ab, die mundart des prov.
Gir. de Ross. hat daher faur = fober, eine auch im waladi, vorhandne
form, oitfr. aber fevre, noch in orffevre (aurifaber aurifex) erhalten,
Formaggio ü,, pr, formatge, fromatge, fr, fromage, pic, u. s, w.
formage, kaum sp. fonnage, käse. Das lat. wort wäre formaticns, von
forma: käse ist etwas in einer fofm, einem geflochtenen gefäfie verfertigtes:
iiqaor in fiscellas aut in calathos vel in formas transferendus est Colu-
mdla 7, 8; fiscella forma, ubi casei exprimuntur Gl, Isid. In der neupr.
mundart hat auch das primitiv fonrmo = forma diese bedeutung. Die-
selbe mundart besitzt noch einen ausdruck für den frischen ungesalzenen
käse, tamo (f.), auch piem. toma, sicil. tnma, worin man das gr, ro/nrj
äwas abgeschnittenes, in formen abgetheütes erkennen wtU, s. auch Ducange
V. toma.
Fornire ö., sp. pg. pr. fomir, fr. fournir versorgen, ausstatten.
Es wird von fiinms hergeleitet, so daß es bedeuten müßte ^vermittelst des
ofens Mubereiten, backen, was einen allzu eingeschränkten sinn gäbe,
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146 I. FORO— FRAGRARE.
Neben fornir findet sich prov. noch das weit üblichere fonnir, furmir v^
hringeny ausfuhren^ befriedigen, ein genüge thun, ohne ßweifd idenü»A
mit fornire, da letzterem im itäl. dltfr. prov. diese bedeutungen gleichfalls
Bustehn; inlautendes m muß sich also in n, oder u inm vertoanddt hahen^
welches beides selten vorkommt. Nimmt man aber jbu formir die nden-
form fromir Ghx. III, 475, GBiq. p. 32. 130 (auch ein itai. fronire kemU
Galvaniy Osserv. p. 124, dazu sard. frunire), so leitet dies unwidersteUiA
auf ahd. frumjan fordern, vollbringen, schaffen, dessen u sich sogar aus
einer diesem vocäl abgeneigten spräche nicht ganz verdrängen ließ. Dk
bed. ausstatten konnte sich leicht at4S 'fordern, vorwärts bringen, vorscU
thun entwickeln. Das eine nur ist befremdlich, daß r gegen den gewohir
liehen brauch vom anlaute abgetrennt ward, der es sonst, wie in fro-
mage, anzuziehen pflegt, doch fehlt es auch dafür nicht an beispielen, Rom.
gramm. /, 224.
Foro it.pg., sp. ftiero gericht, gesetz, pr. for, dltfr. feur geseiZj faxe;
von forum markt, gerichtsstätte. Daher sp. pg. pr. aforar, alifr. afeuier
taxieren. Von forensis ist sp. forense fremd, it. forese bauer, unter ein-
Wirkung der bed. von foras 'außerhalb der stadt^.
Forza it., sp. faerza, sp. forsa, fr. force stärke; vb. forzare /f.
zwingen. Schon das frühste ndatein^ z. b. L. Rip., Baiw., Long., keimi
forcia (so noch im span. Alex.), eigentl. fortia, eine vielleicht bis in die
römische Volkssprache hinaufrächende abl. aus fortis, da man später gewi^
fortia, wie aus falsus faisia, gebildet haben würde. Oder floß forza nidä
vielmehr aus dem vb. fortiare, dies aus fortis mit beobachtung des ab-
leitenden i, wie dies im nüat. graviare von gravis, leviare von levis gt-
schah? Abgeleitet ist z. b. ü. sforzare, sp. esforzar, fr. eflforcer, Mer-
von sbst. it. sforzo, sp. esfiierzo, pr. esfortz, fr. aber effort für effors
(esfort schon bei den AUen), indem man s = pr. z für eine flexian nahm
und abstieß, vgl. ^lan unter lancia.
Fracassare it., sp. fracasar, fr. fracasser zerschmettern; sbsL
fracasso, fracaso, fracas, chw. fercas. Dasselbe wort scheint pr. fras-
car (lansas frascar, escatz traucar e fendre eimes bmnitz LB.), umge-
stellt aus fracsar wie läse aus laxas. Das wort kann nicht als eine abl
frac-assare verstanden werden, da im ital kein suffix ass vorkommt. Es
ist vielmehr, wie auch Menage meint, eine vermtäMich in Italien entstan-
dene zss. fra-cassare hineinbrechen, von einander brechen, die sich dem
lat. interrumpere (it. fra s. v. a. lat. inter) vergleicht. Andre erbUck&i^
darin eine zss. aus frangere und quassare.
Fragrare, fiagare, flairar, sämmüich in den sard. mundarten, pr.
cot. flairar, fr. flairer, pg, cheirar (ch = fl) duften; sbst. sard. fraga,
fiagu, dUfr. pic. flair, pg. cheiro, cat. fem. flaira dufty auch eomisch
flair Zeuß I, 189; von fragrare, durch dissimilation flagrare. — Al^.
flairer hieß sowohl olere wie odorari; die neue spräche beschränkt dieses
verbum auf letztere bedeutung und drückt olere mit fleurer aus. JBemer-
hingen darüber bei Gachet 213. 214.
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I. FRANCO— FREGATA. U7
Franco ü. sp. pg.y pr. fr. franc frei, aufrichügj letztere bedeutung
noch im neupr. Sprichwort fran coumo Tor lauter wie gold. Man leitete
dies acljectiv aus dem völkemamen Francas, der zugleich der name des
freien mannes wc^j ahd. Franco, diesen aus dem ags. franca Wurfspieß,
dinUn. zu Aramea bei Tacititö (Wackemagels glossar); J, Grimm erkennt
nm darin ein ursprünglicJhes adjectiv aus der goth. wurzei freis = nhd.
frei, woraus erst der völkemame und aus diesem der name der waffe ent-
stand, Gesch. d. d. spr. p. 512 ff. Zu bemerken ist bei diesem warte, daß
in den ableitungen mit einem der hellen vocale ursprüngliches c sich
tkeSs als 9 oder c, theils als k (ch, qu) darstellt: ü. francese, sp. fran-
ces, fr. fran^ais, dagegen it. franchezza, sp. franqueza, fr. franchise
(fr, ch ist hier = it. ch, vgl. dachesse, Sachet u. a.): die bildungen mit
c sind aus dem lat. Francia, die andern aus dem deutschen Franco, denn
die gutturalen buchstaben deutscher stamme bleiben auch in der ableitung
guttural. Andre bemerkungen über das auch im celtischen vorhandne
Wort s. bei Diefenbach, Goth. wb. I, 403.
Frangia it., sp. franja, fr. frange, dcAer ndl. frangie, nhd. franse.
Buekstäblich fügt sich dies eigentlich franz. wort zu dem bekannten dtschen
firamea wie vendange zu yindemia. Fransen sind herabhangende spieße
oder spitzen wie der rockschooß ein breites speereisen (s. gherone). Diese
äymdogie ist grammatisch und logisch untadelhaft^ die folgende hat
bessern historischen boden, da die volksüblicfüceit eines Wortes wie framea,
wiewohl Gregor von Tours es noch häufig im munde führt, nicht sicher
stAt. Lat. fimbria konnte sich in frimbia fringe frange verwandeln und
wirüich hat der Walache (aus der alten Volkssprache?) frimbie und im
ältesten prov. (Bth. v. 192) trifft man fremna, wo aber doch frembia zu
erwarten war. Hennegauisch lautet das wort frinche, das sich offenbar
an frimbia hält, auch das sidl. frinza weist auf ein älteres fr. fringe.
Freccia it., altsp. pg. frecha, richtiger mit 1 nsp. pg. pr. flecha,
fr. fleche, piem. sard. flecia, in andern ital. mundarten mit i frizza,
waUon. fliehe pfeil : vom ndl. flits dass.^ mhd. vliz bogen, daneben auch
flitsch Frisch I, 278", woraus sich die formen mit ch besser erklären.
Vgl Weigand I, 253. Gegen diese herleitung macht Grrandgagnage v.
fliehe die ältfr. form mit dem kdülaute flique geltendy die sich allerdings
mt flitz nicht verträgt. Aber flique scheint überall nur die auch in fleche
enthaltene bed. speckschnitte zu vertreten, s. letzteres II. c.
Fregare it., sp. pg. pr. fregar, fr. frayer, richtiger altfr. froyer,
(f^/. plicare ployer) reiben, streifen; von fricare. Daher it. frega lüstern-
heit, fr. frai das laichen der fische, altfr. frtiye, chw. frega, it. fregola
dass. Zsgs. sp. refregar reiben, refriega streit; it. sfregare, |}^. es-
fregar, span. entstellt in estregar s. v. a. fregare.
Fregata it., sp. pg. cot. neap. fragata, fr. fr^gate ursprünglich
üeines rudersckiff. Vülehardouin, Jayme Febrer, Boccaccio kennen das
wart bereits. An unser fähre, schwed. fäija,. ist dabei (mit Chevallet) nicht
zu denken: höchstens würde sich die erste silhe daraus erklären. Es soll
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148 I. FREGIO-FRIZZARE.
aus Italien stammen; die span. und franz, form zeigen in der that tm
itoi. endung. In Italien nannte man ein schiff bastimento d. h. dum
gebautes: eben sowohl konnte man es etwas gezimmertes nennen, &bricata
zsgz. fargata, fregata. Herleitung aus dem arab, weist J. v. Hammer ab.
Fregio ü.j sp, friso, freso, fr. frise, fraise (ältfr. frese geschriden)
krause Verzierung, franse u. dgl; vb. it. fregiare, fr. friser, fraiser
kräuseln, verzieren, sp, frisar tuch aufkratzen; abgd. it. frisato gestraf-
tes tuch, fr. fraisette handkrause (dahin auch sp. frezada, frazada lang-
, hornige decke?). Phrygiae vestes bei den Alten waren gestickte Üeider:
aus dem adjectiv konnte wohl it. fregio, nimmer fraise, Mse entstäie^^
eher kann das itdl. wort aus dem franz. entlehnt sein, wie auch fregione
dem fr. frison erUspricht. Als grundbedeutung des verbums ist kräusdn
anzunehmen: bedeutet nun wirklich der deutsche volkemame Frisa, Fress
^gelockt\ so bedarf es keiner weitem Untersuchung, s. Grimm I\ 408
(bezweifelt in der Gesch. d. d. spr. 669), wenigstens läßt sich das roman.
wort im fries. frisle, engl, frizzle wiedererkennen. Das engl, fleece wol-
liges fdl, vlies, liegt jedenfalls weiter ab. Sind die frisii pamii des mä-
tddtters friesische oder geflockte? saga fresonica, pallia fresonica, vesti-
menta de Fresarum provincia werden im früheren mittdaUer erwähU^
man sehe Ducange v. sagum. — [Gachet p. 844^ bemerkt, daß die roÄai
tücher von Friesland mit den goldstoffen von Phrygien keine gemeinsckafl
hätten. Dies ist gui. Wenn er aber bei der alten herleitung cms phiy-
gius stehen bleibt, so hätte er den buchstäblichen Zusammenhang zwischen
diesem und dem franz. worte- nachweisen sollen. Das deutsche Frisa oder
frisle ist oben nur als etymologisches dement, nicht in beziehung auf die
heimath der stoffe benutzt worden. — Auf eine neue Untersuchung des
schwierigen wertes von Atzler p. 98, anknüpfend an das deutsche friesel
(schauer, gleichsam kräuselung der haut), ist hier etwa noch hinzuweisen.]
F res CO it. sp. pg., pr. frese, fr. frais, (fem. fratche), waUon. fns%
frisch, jung, neu; vom ahd. frise, auf welches it. fresco mit geschlossenem
e streng zurückweist; ags. ferse, kymr. fresg, brd. fresk.
Fr et fr. {mit hörbarem t), pg. frete, sp. flete miethe eines schiffes;
vom ahd. freht verdienst; oder vom. ndl. vracht?
Frettare it., pr. fretar fegen, reiben; sbst. it. fretta, neupr. freto
eüfertigkeit; von fricare, frictum. Die franz. spräche bietd dafür frotter,
das sich, freilich gegen die regel, aus froiter vereinfacht haben müßte, im
bürg, fretter (hecheln) hätte sich der richtige vocäl behauptd. Aus der
franz. form wäre denn auch sp. frotar, flotar entnommen, das dem Por-
tugiesen fehlt. Ein diminutiv von frotter ist fr. fr 61 er anstreifen, fwr
frotler, dessen norm, form freuler wnmittelbar auf das lat. dymon zurück-
zugehen scheint. Vgl. auch das mundartl. dtsche fretten Frisch J, 291,
das schon Muratori anführte; Zusammenstellungen bei Diefenbach, Gotk
wb. I, 102. 103.
Frizzare it. stechen oder fressen unter der haut, sp. frezar fressen,
reiben, wühlen, neupr. frizä zerreiben; sbst. sp. freza, pr. fressa spw.
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I. FRONCIR^FURON. 149
Die Wörter mahnen an das ahd. frezzan, goth. fritan; vergleicht man aber
frizzare^ frezar mit dirizzare, derezar von directus, so wird man auf
frictos, partieip von fricare, geßhrt und diese deutung gemnnt an wahr-
8chei$ili6hkeUy wenn man den seltnen Übergang des goth. t in sp. z an-
schlägt. Ein frone, -fresser fehlt.
Froncir aUsp. PC. 1762, nsp. fruncir und so. auch cat. frunsir,
sard. frnnziri, pr. altfr. froncir, neufr. aber froncer in falten legen, ndl.
fronsen ; daher sbst. altfr. fronce faltCj sard. frunza. Froncer, gleichsam
frontiare, hann eine handlung der stirne ausdrücken wie ciller eine hand-
lung der wimpem, pg. olhar eine der äugen; die auffallendste handlung
der stirne aber ist Vire fäUelung und so konnte froncer fälteln bedeuten;
vgl. bair. 'ein gestim (d. i. eine stirne) machen die stirne falten Schmetter
IIIj 659. Das pg. franzir beruht wohl nur auf einer entstellung.
Frugare it.y sp. hnrgar, pg. forcar, neupr. färgd, altfr. fdrgier
Ben. 7, p. 21 durchstöbern, umrühren; von furca gabel. Einen einge-
schobenen vocal erkennt man im ven. fdregare und sard. forogäi. Dte-
sdbe begriffsentuncklung im it. rinvergare aufspüren, von verga stab,
piem. fasügnh durchsuchen, von fristis.
Fuoco Ä., sp. fuego, pg. fogo, pr. ftiec, fr. feu, wal. foc feuer;
von focus herd, poetisch auch feuer, in letsfterem sinne entschieden seit
dem ersten mitteUdter, z. b. in der L. Älam., daher focum lacere ignem
exdtare. Die neue spräche traf diese wähl, weil sie das ausdruckslose
ignis (Dante's igne ist IcUinismus) nicht brauchen konnte. Vor der Ver-
wechslung warnt der Vocab. optimus p. 18: non focus est ignis, immo
proprie locus ignis. Von focus ist it. focile, fucile, ^r. fusil feuerstein,
feuergewehr, vgl. unser flinte von flint kiesel. Für das sssgs. it. infocare,
(üitsp. enfogar glühend machen ist das alte zeugnis infocare "^ignicare
Ghs8. vet. 627 eu bemerken.
Fnora und fuori it., sp. fuera, alt fueras, pg. fora, pr. foras, fors,
fr. hors (h asp.), vrÜ. fors (schon in den Vatican. glossen ed. W. Grimm),
wal. fere, neue präposition mit der bed. extra, von foras hinaus^ foris
draußen, s. Ducange v. foras. Auch das churw. ora, or ist dieser her-
bmft. Zsgs.pr. forceis ausgenommen LR. III, 372 für fors-eis = foras
ipgum {vgl. anceis, ain^ois); fr. hor-mis = foras missum herausgelegt,
aus dem spiel gelassen. Äbgd. ist sp. foraneo, forano, fr. {orsLin fremd,
äUfr. deforain u. a.
Furon citsp., nsp. huron, pg. furäo, altfr. fuiron, mit einem an-
dern sufßx it. furetto, fr. füret, ndl. füret, foret, fret eine art tciesd,
f rettet, zum jagen der kaninchen gebraucht, occ. fur6 maus; vb. sp. huro-
near, sard. Airittai, fr. fureter durchsuchen, durchstöbern. Auch von
diesem muthmafHich noch aus der römischen Volkssprache herrührenden
icorte hat bidorus künde: furo, sagt er, a furvo dictus, unde et für:
tenebrosos enim et occultos cuniculos effodit. Es kann nur von für dieb,
weher auch it. furone erzdid>, abstammen (im frühem mlat. furo furonis,
vgl. Fott in der abh. PlatikUein). Leitet man füret vom kymr. flfured =
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^
150 I. FUSTA-GAFA.
engl, ferret, so steht sowohl das uralte suffix on wie auch der i» dBf^
obigere bildungen auf fi deutende stammvocal im wege. Besser würde mm
mit Villemargue bret för 'Uug, verschlagen anführen.
Füstu it. sp. pg., fr. fiiste ruderschiff; von fustis prügd, sp. ftiste,
pr. fast, nilat. fustis bäum, hole, vgl. it. legno fahreeug, von lignum. M
fr. fflt ist esgs. affüt schaft, lavette, vb. affüter, it. affustare schäßen.
Fustagno, frustagno it., sp. fastan, pr, fastani, fr. fdtaine m
baumwollener stoff, barchent; so genannt nach der Stadt , wo er verfertigt
ward, Fostat oder Fossat (Cairo), s. das wort Gol 1798, Freyt. III, 347^.
G.
Gabarra sp. cot., fehlt pg., fr. gabare ein plattes und breites fahr-
Beug; woher?
Gabbäno i^., sp, ältfr. gaban regenmantd; von ungewisser her-
hunft, vielleicht at4s gleichem stamme mit cabana, gabinetto (s. oben ca-
panna), denn hütte kann als der umhüllende schützende mantel aufgefaft
werden.
Gabbia, gaggia it., sp. pg. gaym, neupr. gavi (m.), mit terms fr.
cage (f.), aitfr. caive, ven. sard. cabbia Jcäfig, zum theü auch mit der unM.
bed. mastkorb; von cayea. Ein dimin. ist it. gabbiuola, sp. gayola,
pg. gaiola, ältfr. gaole, jaiole (dafter die span. nebenform jaula), nfr.
geöle käfig, kerker, fr. geölier kerkermeister ; vb. fr. cajoler liebhosen
mit Worten (behandeln uAe eitlen vogel im käfig); dsgl. esgs. enjöler
schmeichelnd hintergehn, urspr. in den käfig locken wie sp. enjanlar in
den käfig thun.
Gabbo it., pr. ältfr. gab spass, spott; vb. gabbare ff., auch äUsp,
gabar Alx.; vgl. nord. gabb Verspottung, gabba hintergehen. Über mög-
lichen cdt. Ursprung s. Diefenbach, Goth. wb. I, 169.
Gabella it. pg., sp. pr. gabela abgäbe, Steuer, fr. gabelle säUsstefner]
vb. it. gabellare versteuern. Man findet seine quelle im gleichbed, ags.
gaful, gafol, engl, gavel (s. Ducange), vom vb. gifan, goth. giban Grimm
n, 24, daher mlat. gablum, gabulum, endlich gabella (eigentl. plural tm
gabellum aus gabnlum?). Diese herleitung ist grammatisch die sicherste:
die aus ahd. garba manipulus setzt einen vor b nicht üblichen ausfaU
des r voraus, die aus dem arab. vb. qabala (einr^ehmen) eine sonst nicht
vorkommende erweichung des arab. ardautes q (>3) eu g. [Dem argumenU
gegen das arab. etymon stimmt auch Engelmann bei p. 19.]
Gafa sp. pg., sard. gaffa, fr. gaffe, pr. gaf eiserner haken, engl
gaff, adj. sp. gaf 0 krampfhaft (von nerven), wohl auch comask. gab haken,
gavöl krummes stück werkhole; vb. sp. gafar, fr. gaffer hakein, gascm,
gaha üblicher ausdruck für prendre; vom deutschen gafel, gabel «öci
Frisch, besser aber vergleicht man das obd. gaifen krumm ausschneiden^
gaifung eiserner Mng, ur^, mit Dieferibach, gad. ga£ *
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I. GAGGIO— GAJO. 151
Gaggio ü., sp. gage, pg, pr. fr. gage pfand, gewahrleistungy sold
(besonders im plur.), prov. auch, mmol in den formen gadi, gazi, Ideter
träfe, testameni; vb. pr. gatjar, älifr. gager pfänden, nfr. wetten, besoU
den; esgs. it. ingaggiare, pr. engatjar, fr. engager verpfänden; fr. d6-
gager ausloseny los oder frei machen. Man bemerkt diese Wörter im
ältesien tnlatein, am häufigsten in den germanischen gesetzen: vadium oder
mit w wadium bürgschctft, pfand L. Älam. (donet legitimum yadinm),
Ckron. Laurish.y Odo Cluniac., fem. yadia L. Long, (vadiam dare), vb.
wadiare (e. b, bannum), invadiare, disvadiare, revadiare. Daher neugr.
ßadtov, bask. bahia. Abßuweisen^ ist Ducange's etymologie aus lat. vadnm
in der redensart res est in vado ist in Sicherheit, da hieraus kein vb. ya-
diare abgeleitei worden wäre. Am vas vadis konnte der Bomane ein vb.
vadiare, hieraus wieder ein sbst. yadinm, yadia ableiten, aber der durch-
greifende anlaut g für gn, gestützt auf die uralte Schreibung mit w, leitet
auf deutsche quelle eurück: das rom. wort ist, wie viele dieser gattung,
aus dem germanischen rechtswesen entlehnt: goth. yadi pfand, ahd. wetti,
mhd. wette, aitfrs. yed pfand, bürgschaft, Verheißung, auch ersatz, geld-
hufie, nhd. wette ^onsio, vb. goth. gayadjön geloben, mhd. w%tten pfand
geben, dUfrs. vedia bürgen, gewette zahlen u. s. w., vgl. Grimm, Bechts-
aU. 60t Den Ursprung von vadi findet man theils in dem starken ver-
htm yidan binden s. Grimm II, 26, Diefenbach, Goth. wb. I, 140, theils
im lat. yas yadis.
Gagliardo it., sp. pg. ebenso gallardo, pr. galhart, fr. gaillard
mmter, üppig, kräftig, kühn, frech. Aus gala konrde dies adjectiv nicht
entstehen, es würde galardo lauten. Schwerlich auch aus gajo, da man
einmischung des Suffixes igl annehmen müßte (gaj-igl-ardo). Keine for-
melle Schwierigkeit läge im ags. gagol, geagle nmthunUig, üppig. Aber
wahrscheinlicher noch birgt das roman. wort eine cdtische würzet, kymr.
gall traft, dltgad. galach muth, tapferkeit: erweichung des 11 ist wenig-
stens im prov. und span. sehr üblich.
Gaglioffo it., sp. gallofo schelm, taugenichts, landstr eicher, henneg.
galonfe, wdüon. galofa, gaioufe fresser; dsgl. sp. gallofa stück bettelbrot,
chw. gaglioflEa, lomb. gajoflfa schleppsack ßettelsack?). Nach Covarruvias
zsgs. aus Galli offa almosen, das man in den klöstem den nach S. Jago
pügemden Franzosen reichte. Die erklärung hat den anstrich einer ety-
mologischen erfindung, dllein das Wörterbuch zeigt wirklich diese bedeutung.
Die catal. form galyöfol ist dann aus Galli offula.
Gajo it., aUsp. gayo (Seckendorf), pg. gaio, pr. gai, jai, fr. gai
mmter, Idihafl; leitete sdhon Muraiori vom ahd. gähi rasch, kräftig, nhd.
jähe, mit ausgestoßenem h. (Prov. gan, welches Raynouard Meherzieht
LR in, 441, steht für gai hahn: del prumier gan ist = sp. al primer
gallo beim ersten hdhnenschrei.) Damit trifft zusammen der name eines
vogds, den die alten dichter Frankreichs zur nachtigall gesellten, sp. gayo,
gaya, pr. gai, jai, altfr. pic. gai, nfr. geai holzhäher, markolf, also der
muntere oder der bunte, denn gajo hat auch diese läztere bedeutung (altfr.
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152 I. OALA-GALEAi
piaus gaies et noires bunte und schwarze feile G. cCAngl. p. 119)^ sp,
gSijB,T hunt machen.
Gala it.feierUeid, busenstreif der frauen (Boccaccio), digala mm-
ter, lustig, sp. pg. gala feierMeid, anstand, anmuthy fr. gale munterkeU^
ergötdicMeit, freudenfest (Froissart^ A. Chartier, CoquiUart, s. Bord);
abgd. it. gallone, sp. galoii, fr. galon borte, tresse; it. galante, fr.
galant artig, sp. galante artig, freigebig, daher galanteria, galanteggiwe
u. s. w.; ^. galano, galan hübsch, geputzt, sinnreich, davon gaUnia^
galannra; auch ein altfr. adj. galois zieht man hieher, s. Boqurfort md
Du Merü, Biet. norm. Ein einfaches verbum ist altfr. galer feste feiern,
schwärmen: je plains le temps de ma jeunesse, auqnel ay plas qn'en
antre temps gal6 (ViUon); il y aura beu et g9!l\^(Pathelin). Merkumr-
dig ist, daß. gala nebst seinem ganzen gefolge im prov. noch nicht vor-
kommt und daß auch im franz. des 12. und 13. jh. gale nicht vorhanden
scheint; es fehlt daher auch im mittellcUein. Was seine herhunft betrifft, so
. erUärt es Ferion nicht ungeschickt aus gr. xaXog schön, li^Uch, anständig,
ta Tcala die annehmlichkeitefi des lebens: nicht unhäufig entsteht anlauten-
des g aus der tenuis. Andre verweisen auf dyakleiv schmücken, äyailaa^
sich schmücken, sich brüsten, sich freuen; schwerlich aber würde der Ita-
liener, der doch wohl das wort eingeführt haben müßte, das doppelte I
mit einfachem vertauscht haben. Auch auf ein arab. etymon wird vertdesen:
chalaa'h ehrenMeid als fürstliches geschenk. Indessen gewahren <Ke
Wörterbücher dieser spräche nur chilaa'h und es ist unerweislich, daß das
vulgär-arokbische in Spanien i mit a tauschte; Engelmann bemerkt diesen
Wechsel nicht, verwirft übrigens die deutung aus einem andern gründe
(p. 107). Ehrenkleid entspricht überhaupt dem begriffe des roman. wertes
nicht: gala ist ursprünglich ein abstr actum und heißt putz, staat, beiAnt.
Nebrissensis 'elegantia vel lautitia vestium\ yestido de gala staatslUeid^
Bessere ansprüche als das arabische wort scheint ein deutsches zu haben:
ahd. geili (f.) prunk, stolz, mhd. geile Üppigkeit, lustigkeit (wie fr. gale),
geilen erfreuten (fr. galer = sich geilen).
Galanga it, sp. pg,, altsp. garingal Conq. Ultram., altfr. galange,
häufig garingal (poivre, canele et garingal Fl. Bl. 2029), engl, galingal,
ahd. mhd. galgan, nhd. galgant, eine aus China und Java kommende
Wurzel, Es ist das arab. chalan', ursprüngl. persisch Gol. 762.
Gälbero it. (Jagemanns Wb.), maü. comctök. galbe Goldamsel; laL
galbula, bei Martial und Flinius, muthmaßlich dasselbe wort. Zu ein^
andern lesart bei dem leteteren Schriftsteller galgulus slimmt sowohl sp.
galgulo wie it. ri-gögolo, rigoletto, beide letztere ohne zweifei aus
anrigalgalus. Das parm. galbMer, cremen, galp^der, entstand offenbar
aus galbicterus. Der Spanier nennt den vogel auch oro-pendola gold-feder.
Gal^a it. altsp., pg.^i^ (f.), pr. gal6a, galeya, gal6, aitfr. gid^
galie, mittelgr. yaXsa, yalaia ursprüngl. ein langes ruderschiff: tune rex
jussit cymbas et galeas i. e. longas naves febricari, sagt Asser (9. jh.),
s. Voss. Vit. serm.; it. galeotta, sp. pg. galeota, altfr. galiot IdchU
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I. GALERNO-GALOPPARE. 153
galea; it. galeazza, sp. pg. galeaza, fr, galöasse großes schiff dieser
art; ü, galeone, sp, galeon, pg. galeao, fr. galion großes fahrzeug.
GJeichbed. mit galea t^ it. sp. pg. pr. galera, fr. gal^re: abstammend
aber von jenem müßte es it. galiera, pg. galeira, fr. gali^re latden, nur
die sp. form wäre richtig und diese müßte sich den übrigen mundarten
mitgetheilt haben. Einige leiten galea vom lat. galea heim als abdeichen
eines Schiffes j wie degenigen, welches den dichter Ovid trug: a picta cas-
side nomen habet Trist. 1, 10 (Voss. l. c); aber aus gdlea wird nicht
gal^ und cassis steht da als name des einednen Schiffes, nicht einer art
von schiffen. Nach andern entlehnte man den namen wegen einer ahn-
lichkeit der gestalt vom gr. yaleog haifisch^ und galeotta aus gleichem
gründe von yakeiorrjg Schwertfisch. Das letztere gleichnis wäre besonders
passend, man enoäge die beschreibung der galea in der Bist. Hieros. DC,
worin es heißt: ligniim a prora praefixnm habet et vulgo calcar dicitur,
qüo rates hostinm transfignntnr percussae. At4ch galeotta für galeota
läßt sich mit ähnlichen beispielen, wie patriotta, Gandiotta, rechtfertigen, •
Daß dieses wort aber auch auf roman. weise attö gal6a abgeleitet sein
kann, versteht sich. Noch ein anderes griechisches erst bei Hesychius vor-
kommendes wort ist in betracht gezogen worden: yalrj = i^idgag eldog^
also eine art gallerie^ und sehr wohl konnte ein langes schiff mit einem
langen bedeckten gange verglichen werden; man sprach mit betonung des
gedehnten endvocals gal6 (vgl. akor]^ alo6) und fügte das weibliche a an.
Von diesem gal^ oder zunächst von galera ist denn auch das bekannte
rom. galleria, das wenigstens schon im 9. jh. vorkommt: trQB domos
cultas, yideUcet galeria posita via Aurelia . . . reliquas vero duas i. e.
galeriam positam äc. DC; hier scheint es ein zierliches gebäude zu heißen;
in spatem steiUen, aus der ersten hälfte des Itjh., ist es ein eingeschlossener
ortj ein hcf: in galeria intra castellmn vel de foris habitantibus Ughell.
I, p. 121*; curtem, quae dicitur galeria, in qua est ecclesia S. Mar. das.
p- 136'. Aber so wie jene älteste stelle es gibt, stimmt es besser zur rom.
bedeukmg. Noch einer etymologie ist zu gedenken. Muratori vermuthet
den Ursprung von galea und galeone im arab. chalaia und chalion;
wendd man sich an Golius, so erfährt man (p. 763. 764), daß chal!
(chaUon) leer, frei, demnächst (in einem wb. vor d. j. 1000) bienenkorb,
großes schiff, weil es frei sei von ruderwerk, bedeutet. Weder J. v. Ham-
mer noch Engelmann sind hierauf eingegangen.
Oalerno sp. pg., galema pr., galeme fr. nordwestwind, vgl. bret.
gwsienkj gwalam, gwalom. Die irische spräche besitzt das einfache gal
Windhauch, die engl, gale kühler unnd. Für begriffe dieser classe liebt
die prov. spräche das suffix ema (bolema stürm, buema r^d, suberna
Strömung), es ist also wohl zunächst eine prov. bildung, aber, so scheint
es, aus edtischem Stoffe, unewohl Nicot erklärt 'nom de vent, qui fait geler
les vignes^. Zu vergleichen ist aber auch, was engl, gale und ir. gal be-
trifft, Dief., Goth. wb. fl, 439, E. MüUer v. gale.
Galoppare it., sp. pg. galopar, pr. galaupar Fcr. 4ff P, fr. galoper
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154 I. GALOSCIA-GAMBA.
sich in Sprüngen fortbewegen (von pferdm), gäloppiereny prov. und frone,
auch in gcdopp setzen; daher sbst. galoppo /f. Faidit definiert galopar
Unter trotar et currere^ zunschen traben und laufen, GProv, 31. Sälmasm,
Vossius u, a. sahen darin das gr. xaln^v traben, trott gehen, mit ange-
schobenem 0, aber eingeschobene vocale betont man nicht. Es ist das gotk
hlaupan mit vorgesetztem ga,, ahd. gahlaufan, ags. gehleäpan, nhd. laufen,
eine durch die prov. form bestätigte herleitung, indem hier au dem deä-
sehen diphihong au gleichsteht: aunir = hannjan, raubar = raubon, ran»
= raus. Oder sollte der ardaut g ein verkapptes w sein, da man mnä.
walop, walopeeren, mhd. walap, walopieren findet? Dies ist eher nm
einem fr, walop, waloper nachgesprochen, indem sich in nordfranz. muni-
arten g manchmal in w verirrt, woher auch it. gualoppare, vgl. gar^on
war^on, gaignon waignon (hund), wohl auch gaquiire waquiere (jachere).
An diesen Übergang des g in w gewöhnt sprach der Niederländer auch
Walewein, franz. gewöhnlich Galvain, wiewohl fr. g hier zufällig fit
gu steht, hymr. Gwalchmai. Das persönliche subst. «p. galopo, ä. ga-
luppo beiläufer, daher fr. galopin (in der thierfabd name des als boU
gerauchten hosen) wird dem ahd. hloufo nachgebildet sein. [Hierzu eint
beachtenswerthe randglosse Wacl'emagels : 'Galoppare möchte ich kaum
auf gahlaufan mit dieser hier so zufälligen und bedeutungsleeren vorsjßt
zurückführen. Vielleicht g&ho hloufen*? Es möchte dagegen zu erin$ierH
sein, daß grade der JRomane die bedeutungsleere der partikd, die er auck
sonst mehrfach aufnahm, am wenigsten fühlte, er liebte verstärkte worler.
Das wirkliche vorkommen eines compositums gählouf würde, versteht sieh,
entscheiden.]
Galoscia it., galocha sp., galoche fr. Überschuh; vom lat. gallica
parUoffely mit verstärkter form oder eigentlich mit vertauschtem sirffix, s.
Rom. gramm. II, 319. Das itdl. wort scheint aus dem franz. enUeh^,
in welchem g hier eben so wenig zu j ward wie in gal (gallus), Gaules
(Galliae). uindre leiten es von calceus, was die lautgesetze nicht gestatten,
oder von caliga, welches jedesfalls weiter abliegt als gallicus. Gleichbed.
ist das sp. haloza.
Garn b a it. sp. cot., pr. gamba in gambaut, pg. gambia, /r. jambe bein
vom knie bis zum fuß^ Schienbein. Neben dieser form mit anlautender
media stellt sich eine gleichfalls weit verbreitete mit anlautender tenuis:
ältsp. camba Alx., so auch pr. sard., churw. comba, vgl. alban. khembe.
Einer dritten form fehlt der letzte consonant: altsp. cama PC, gleichlauL
cot. beam., altfr. aber jame. Daß die tenuis der media vorangegangen^
camba älter als gamba sei, leidet kaum einen zweifcl; beide konnten nebenr
einander fortbestehen une it. castigare und gastigare, pr. cat und gat
Zwischen camba tmd cama aber ist es theoretisch zweifelhaft, ob b ein-
geschoben oder ausgefallen sei, ob man also camb oder cam als thema
anzunehmen habe. Die grundbed. von camba muß bug, kniebug gewesen
sein, wie andre bildungen desselben Ursprungs bezeugen: pg. camba rad-
feige (krummes holz), cambaio krummbeinig, altsp. encamar {$. v. o. en-
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I. GAMBAIS- GANTA. 155
cambar) beugen s. Sanchee eum Cüd, wohl auch bürg, (in ISerry) cam-
boisser hrümmen^ dsgl. nüat. cambuta hrummstab, das in der form cabuta
schon in einer urhmde v. j. 633 BrSq. n. 16 erscheint. Die wureel findet
sich auf lat. Sprachgebiete in cam-urus, cam-erus ifcr«mw, cam-era Wölbung,
cam-erare wölben (fr. cambrer), einfach im cdt. cam gebogen, gekrümmt
(iyinr. camineg radfeige, wie pg. camba), ihre weitere ausprägung in
eamba lag vielleicht schon im IcUein vor, da auch die griech. spräche
xauTnj hat und celt. cam airf älteres camb (vgl. Gambodnnnm u. a. geogr.
namen, Zeuß /, 76. 96) eurückzuführen ist. Aber gamba für ungula bei
Vegetius ü. F. ist ein undassisches tport. Vom deutschen hamma oder
wampa ist ganz äbeusehen. Zu gamba gehört noch sp. Jamba pfosten,
it. gambo stengd (bein der pflanze), nfr. jambon, sp. jamon Schinken,
düfr. ga mache beinbekleidung.
Gambais pr., dUfr. gambais, wambais, altsp. gambax Alx., altpg.
canbas SRos., daher mhd. wambeis, wambois, wambts, nhd. wams, im
späteren ndaiein mit schwankender endung gambacium, wanbasinm, fehlt
itd.; dsgl. pr. gambaiso, altfr. gambeson, wambaison, spätmlcU. gambaso
gambasonis ; ein den Oberleib bedeckendes kleidungsstück. Nicht von gamba;
caxf goth. vamba, ahd.' wamba (bauch) leitet namentlich der franz. anlaut
w. Was aber die endung betrifft, so ist ein ahd. wambaiz bei der Selten-
heit und Ungewißheit des Suffixes aiz, eiz nicht zu vermuthen, daher im
nm. ais das lat. acens, in gambois, mlat. wambosiam, eine unächte form
anzunehmen. Qayangos zieht ein arabisches etymon vor: gonb&z 'species
vesHmenti crassiy quo Collum tegitur^ Freyt. III, 298' (ohne wurzelverbum).
Gimbero it., sp. gdmbaro, altfr. jamble, npr. jambre, dauph.
cbambrö krd>s; von cammarns seekrebs.
Game IIa sp. pg., gamelle fr. hölzerne schüssel für matrosen oder
Soldaten; von camella trihkgeschirr (une noch im span.).
Gana it. sp. pg. cot. heßige begier. Es läßt sich nur behaupten,
daß es grammatisch zum ahd. geinön passe, dessen bed. den mund auf-
sperren m die bed. lechzen übergehen konnte, wie pr. badar, lat. hiare,
gr. xairiiv beide bedeutungen umfassen. Vgl. unten guadagnare.
Ganascia it., /r. ganache kinnbacken (des pferdes); wird mit recht
für ein augmentativ von gena gehalten, welches letztere die spräche früh
aufgab. Menage fuhrt auch ein ^p. ganassa an, von dem die Wörterbücher
nichts wissen.
Gancio it., sp. pg. gancho haken, vielleicht auch /r. ganse schlinge,
die als knqpßoch dient. Span, etymologen lassen gancho aus gr. ya^iipog
(eingdarümmt) entstehen, aber ps wird sich schwerlich in sp. ch verwan-
ddn: wohl pl in dem synonyinen napinvXog, womit aber das itäl. wort
unerklärt bliebe. Ungr. gants gleichbed. wird aus letzterem herrühren.
Ganta pr., noch itzt ganto, storch, kranich, wüde gans (ardea nigra
nach Honnorat), cdtfr. gante Og. 4266, gente BG. v. auca. Für dieses
wort hat man ein uraltes Zeugnis: Plinius 10, 22 sagt von den gänsen:
candidi ibi (in Germania), vero minores, gantae {al. ganzae) vocantur.
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156 I. GARBINO— GAROFANO.
Eine mitteUat. stelle ist: Gonspicit innumerabilem mnltitadinem avinm,
quas vulgus gantas vocat Mirac. S, Gentdfi, DC. Venant. Fort, mter-
scheidet ewischen ganta und anser, indem er gras, ganta, anser, olor ob
verschiedene gattungen msammenstelU. Daher das rom. ganta = ndd.
gante, ndl. gent, mhd. ganze, aM. ganazzo. Dem wäl. gunsce, gmk
erkennt MUdosich slavische herkunß zu. Der Spanier benutzte die hochd.
form gans eu seinem ganso (denn gänazzo hätte ihm eher ganzo (xfer
gandzo gegeben), das ihm auch als adjectiv dumm, dem Catalanen oh-
gefeimt, eigentl. sich dumm stellend, bedeutet] die gleiche Übertragung m
wcd. adj. lud dumm, vom ungr. lud, gans. — Eine ausführliche Unter-
suchung des Wortes bei Diefenbach, Orig. europ. 347 ff.
Garbino it. sp., garbin neupr. südwcstunnd im miUelländisdm
meere; leitet man richtig aus dem arabischen: hier heißt garb! wesüidi,
vom vb. garaba weggehen, untergehen (von der sonne) Fretft. III, 267'j
daher auch pg. garabia westen. Die ital. form a-gherbino scheint an
diese ardb. herkunft jsu erinnern,
Garbo it. sp. pg. anstand; vb. it. garbare anstand verleihen, sp.
garbar sich eieren; pr. nur garbier prahlerisch; vom ahd. garawf, garwi
schmuck, vb. garawan, nhd. gerben, ndl. gaerwen bereiten, schmücken, b
aus w auch im it. felbo von falawer. Schon Frisch I, 342*^ sagt: das
ücd. garbato schon, artig, gebutet etc. kommt von diesem verbo gärben,
sofern es mit Kleidern ausjsieren bedeutet; s. auch Schmeller II, 64. Das
bask. garbatu wird von der ssubereitung des flachses gd)raucht. Auch
an das formell weiter abliegende gr. yavqov stohe haUung hat man
gedacht.
Garbuglio it., sp. garbullo, ältfr. garbouil, grabouil lärmender
häufe, Verwirrung. Sicher ein compositum. Das erste wort ist wahr-
scheinlich von garrire schwatzen, das andre ohne eweifd von buUire brau-
sen, sbst. sp. bulla, it. buglione, cat. buUanga verworrenes geschrei.
Gargatta it., altfr. pic. gargate s. Boquef. und Brut I, 103, und
so churw. gargata, in Genf gargataine, im Jura garguelotte u. dgl., auck
bret. gargaden, attengl. gargate, sp. pg. cat. mit eingeschobenem n gar-
ganta gurgel; abgeleitet von gurges mittelst des Suffixes att utUer cinwir-
kung des naturausdruckes gargarizare gurgeln, sp. g&rgara gegurgd =
arab. gargara (vb.), vgl. it. gorgogliare, gorgozza abgeändert in gargagli-
are, gargozza. Auch sp. gärgola, fr. gargouille speiröhre der dach-
traufe unrd hieher zu stellen sein. Seltsam ist pr. gargamela gurgd, fr.
gargamelle bei Rabelais, noch jetzt lothringisch, vom gase, gamo, man seht
Dict. de Trevoux und Oberlin (Patois lorr.), vgl. auch pg. gorgomilos
(ph), sp. gorgomillera schlurf. Eine Zusammenstellung mundartlicher
mit garg gebildeter Wörter findet sich bei Honru>rat. Hieher wohl auch
pr. gargar ßinsprudeln?) M. I, 191\ 202\
Garöfano it., sp. girofle, girofre, pr. fr. girofle würznelk^; von
caryophyllum mit dem griech. accente in 7uxQv6q)vU.ov gesprochen, waL
aber carofil, garoffl.
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I. GARRA-GAS. 157
Garra sp. pg. kralle^ pr. garra hniebug? (vgl. sguarar couper le
jarrä GO.), Ufnous. jaro, genf. jaire. Daher it. garretto, aUfr. garret,
nfr. jarret, sp, jarrete, pg. jarrete Jcniebug, Jcniekehle; neupr. garrou
schweinshamme; sard, garroni = garretto; dsgl.fr. garrot gelenkt fuge,
kneM, sp. pg. garrote mit letzterer bedeutung. Vom hymr. gär Schenkel^
brä. gar sduefU>ein; vgl. Tcymr. c&mez g&r hniebug, bret. garan einschnitt.
BeriiJming der begriffe glied, gdenk, kralle lehrt oben artiglio. Weiteres
bei Diefenbach, Cdt. /, 129.
Garzone it., sp. garzon, pg. gar^ao, fr. gar^on, pr. auch gartz,
aUfr. gars kndbe, bursche, junggesell, fem. fr. garce liederliche dime.
Die vHHichste bedeutung dieses wortes^ das im nUaiein erst spät auftaucht,
war im oitfranB. nicht knabe, dafür brauchte man lieber danzel oder
yaslet, es hieß diener, handlanger, trossknecht, 0umal aber in moralischer
heeiekung lotterbube; auch der port. Codex Alfons. braucht gar^m in
ktsterem sinne SRos. s. v. Dagegen hieß das fem. garce ursprüngl. mäd-
chen, wohl auch dienstmädchen, ohne Übeln nebenbegriff (Le Glay eum
Baoul de Cambr. p. 166) und schon hieraus ist sm schließen, daß die
grmdbedeutung der mäntdichen form garzon die des lat. puer war, wie
auch die Wörterbücher des 16. jh. übersetzen, daß es aber, wie unser bube,
in iAlen sinn ausartete. In der mundart des Jura heißt noch jetzt gars
söhn, garge tochter, gleichfalls ohne schlimmen nebenbegriff. Was nun
sdne herkunß betrifft, so sind alle vorgebrachte deutungen bodenlos. Der
anlaut g iann deutschem w nicht entsprechen, da kein it. gaarzone statt-
findä, die jmweHen vorkommende prov. Schreibung guarso beruht auf un-
gemmigkeii; auch nicht bretonischem gw in gwerc'h Jungfrau (Pott,
Fcrsck 77, 347). Die gael. spräche hat freilich ein wort garsan, aber
aus dem franz., sie verumndelt oft das rom. on in ihr eigenes suffix an,
vgl caban, baran, bürdan, ladran, fr. chapon, baron, bourdon, larron.
Das wort erklärt sich wie so viele, die man in der ferne sucht, klar und
einfach aus dem lat. sprachstoff. Mit garzone nämlich ist augenscheinlich
gleicies Stammes it. garznolo herz des kohles, maü. garzoen knospe, von
cardaiiB (s. unten II. a), hiemach ist knabe etwas noch unentwickeltes,
knospe, butzen, Strunk, eine anschauung, die sich auch im it. toso, im fr.
petit trognon, im dtschen kleiner btttzel, im gr. xogog, im gael. gas aus-
spricht, ja das maü. garzon bedeutet außer knabe auch eine distelartige
pflanze und leitet dergestalt unmittelbar auf Carduus zurück. Wie willig
aber in Carduus die tenuis der media wich, bezeugt auch das lothr. gade
= carde, gadä = carder. — Ist nicht auch it. sp. garza reiher identisch
imt fr, garce mädchcn, indem man den vom köpfe zurückwallenden feder-
husch dieses vogds mit dem herahfdUenden kurzen haar eines kleinen
mädchens verglich? Oder soUte der itai. mundart, worin das wort am
reichsten gewuchert hat und woher es ausgieng, das feminin gefehlt haben?
Span, garceta heifit kleiner reiher und herabfallende haarlodce. über den
su)^dhaften arabischen Ursprung des Wortes s. Engdmann p. 81.
Gas ein luftstoff; von dem äUem van Helmont erfundenes, vielleicht
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158 I. GASALHA— ftAVETTA.
aus ndl. geest d. i, geist gebildetes wort (Adelung). Weigernd l 390
vermuthet vom deutschen gäschen schäumen.
Gasalha pr.j cdtfr. gazaille, fnlat. gasalia gemeinschafl, gesA-
Schaft (nicht gewinn^ wie Lex. rom. III j 449 bestimpU wird); dahin auch
pg. agasalhar und gasalhar (nach dem subst. gasalhado Lus. 2, 15 su
schließen), sp. agasajar, gasajar freundlieh aufnehmen, dUpg. agasalhar-
se com huma mulher sich verheirathen SRos. append. Vom oAd. gisello,
in älterer form gasaljo, nhd. geselle geführte, freund, vh. gotK salJMi,
ahd. gaselljan. In einer span. Urkunde v. j. 804 Esp. sagr. XXVI, 445
liest man: feci ibi presnras cum meis gasalianibus (theiÖwibem) mecun
commorantibus, worin gasalianes nach dem goth, plural gasaljans gefmd
sein muß. Menage erwähnt auch ein it. ghisello compagno; aus wdeker
mundart soll dies geschöpft sein? S. Rosa verzeichnet ein aUpg, gas-
yillado asodado, ioas vielleicht aus gasaillado verschrieben ist,
Gatto ü.j sp. gato, cot. gat, pr. cat, fr, chat, fem. gatta, gata,
cata, chatte, ngr. yaia kotze, fehlt dem Wdlachen, der mutze und pisfoe
dafür hat. Felis aber fehlt äUen; nur im picard. Wörterbuch wird fölc
als ein seltner ausdruck bemerkt und aus felis hergeleitet, uHkS hier mf
sich beruhen möge. Das neue wort ist at4ch durch die cdtischen tmi
german. sprachen verbreitet: ir. cat, kymr. cäth, ags. cat, aUn. köttr. £«
lat, c&tus kommt erst spät, bei Paüaäius und bei einem dichter vor (s.
Freund), ist aber vielleicht schon in cätolus enthalten, venoandt mi
cänis (Schwenck); bei Isidorus gut es noch für ein wort des gemmm
lebens: hmic (mnrionem) ynlgus catnm a captara vocant 12, 2, 38. Jht
herleitung aus captare, altrom. catar, ist indessen unstatthaft, da, abge-
sehen vom lat. catas für captus, auch im roman. sich die anlaute md
inlaute widersprechen, it, gatto und catare.
Gavela pg,, sp. gavilla, pr, gnavella GO., fr. javelle reiänkM
welle, handvoU ähren, span. auch häufe menschen (ebenso vol. gavella J-
Febr. 64). Grammatisch unbefriedigend ist die erUärung von Ffisch ws
dem dtschen gaufei; nicht besser die aus dem ahd, garba, detm r duldä^
wie schon unter gabella erinnert ward, vor b keinen ausfäU; unnöthig dk
von Menage aus einem hypothetischen capus als primitiv von capala&
Es kommt, wenn man die bed. handvoll aus handhabe oder griff folgern
darf, unmittelbar von capulus, umgebildet in capellus, capella, um so
wahrscheinlicher, cds ein fieupr. masc. gavel, pic, gaviau vorliegt;
ebenso verwandelte sich martulus, scrophula roman, in martellas, scro-
phella (6crouelle). Franz. j aber konnte aus lat. c entstehen, wie dies w
Jambe und geöle anerkannt werden muß. Im engl, gavel treffen gavela
und gabella (abgäbe) zusammen, gleichwohl scheint ^ je nach seiner be-
deuiung verschiedener herkunft. S. auch E, Müller v. gavel.
Gavetta it., sp, gdbata, /r. jatte hölzerner vwipf oder schüssd; von
gabäta eßgeschirr, ahd, gebita, mlat. capita, vgl. nord. jata krippe. Frans,
jatte aus gabata verhält sich lautlich u?ie dette aus debitnm. Pieari,
sagt man gate, norm, gade, jade, daher altfr. jadean. Aud^ sp. g^-
veta Schublade wird derselben abkunß sein.
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I. GAVIA-GECCHIRE. 159
Gavia sp. ein vogdj tnöwe; ist das lat gayia hei PliniuSy für
wdehes die bed. möwe nur auf vef^uthung beruhi, durch das roman. wort
aber gerechtfertigt wird. Daher die glekhbed. ablh sp. gaviota, pg,
gaiYota; sp. pr. map. gavina; it gabbiano, pg, gaiyao, letjderes eine
schwalbenari.
Qazza it.y gacha pr., besser pr. agassa, fr. agace eister, hrähe;
vom ahd. agalstra, was eine eweite ital. form gdzzera noch anschatdicher
madU; die Verbindung st stdlte sich romanisch durch z, c^ ss dar. Die
Flor, glossen geben agaza als deutsches wort und übersetsen es mit pica.
Zu merken ist noch die romagn. form argaza. Der sinn des deutschen
ä-gal-astra ist nach Grimm II, 367 der rauhschreiende krächeende vogd.
Gazzella ü.^ gazela sp.j gazelle, algazelle fr. ein säugethier im
Orient und Nordafrica; vom arab. gaz&l junge gaeelle Fretft. III, 274''.
Oazzetta it., gazeta sp., gazette fr. jseitung; eigentl. name einer
ital. münse (von gaza schatjg?), wofür man das eeitungsblaU kaufte. So
Minage und Ferrari. Nach Schmellers vermuthung aber ist gazzetta das
diminutiv von gsaxsL elster, indem die ersten aeitungsblätter etwa das
etMem des geschwätjngen vogels getragen hätten, Bair. wb. IV, 293. —
[Mahn p. 90 tritt Menage bei. Die ersten eeUungsblätter, bemerkt er,
ersehimen eu Venedig (1563?) und waren geschrieben; für die erlaubnis
^ £u lesen sohlte man eine gaaetta, daher der name dieser blätter, denn
sie konnten bei der dürftigkeit ihres inhcdtes nichts weniger als geschwäteig
genannt werden; auch sei es nicht wahrscheinlich, daß die Verfasser ein
solches emblem gewählt hätten, da man sich nickt leicht selbst verspotte. —
Dagegen möchte sich doch wieder einwenden lassen, daß was man für
eine bestimmte münsse kauft, schwerlich mit dem namen derselben benannt
worden wäre (dafür hatte man das suffix ata wie in derrata, quattrinata),
femer daß wenn auch nicht der Verfasser, doch das publicum eine seitung
füglich eine plaudertasche nennen konnte, weil ihre nachrichten oft genug
grundlos sein mochten.]
Gecchire it. in aggecchirsi sich demüthigen, sich unterwerfen {ait
gicchito demüthig, s. Perticari p. 300, giachito PPS. II, 176, maxi.
geechiss d. i. geecbirsi), pr. gequir, dUsp. jaquir überlassen, oMcat. jaqnir
erlauben, oitfr. gehir gestehen, sagen. Alle diese Wörter lassen sich auf
eins jmrüekbringen, das ahd. jeban aussagen, eugestehen, vgl. mhd. jehen
c. dat. einem den sieg euerkemien, sich überwunden geben. Ital. aggec-
chirsi, das Ciampi (zu dno) gegen die grammaiik aiAS abiettito (abjectns)
erklärt, bedeutet sich einem eugestehen, sich einem überlassen, h durch ch
vertreten wie in annichilare. Ebenso das prov. wort: qui tot non lor o
gic wer ihnen nicht alles jmsagt, überläßt Chx. TV, 344; se gequir de
ana ren sich von äwas lossagen. AÜcat. nos jaqnesca escapar er erlaube
uns jm entrinnen, lasse uns entrinnen RMunt. 114*". Am nächsten schließt
sich die bedeutung des aUfr. Wortes an die des deutschen: jehir ses pe-
cbi^ seine Sünden beichten Gar. II, 222; ist doch beichte, ahd. bigiht,
sdbst aus jehan entstar^en. Was die begriffsentuncklung betrifft, so ist
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160 I. GELDRA-GERGO.
besonders ssu vergleichen goth. gaknnnan sik sich bekennen, sich wikr-
werfen^ vTVOTOTTea&ai. *
Geldra i^. lumpenvolky pr. gelda, cdifr. gelde trupp besonders wm
fußvolk: trente milie de gelde triginta müia pedüum LRs. 15, vom niat.
gelda congregcUiOf dies at4S dem deutschen: ags, gild cuUuSy soddlUßs,
gegilde sodalis, ndd. gilde. A^Ach ein altfr. gueude findet sich (gii nd>m
g £f, b. in gueule, geule): la 80ci6t6 yulgairement appel6e gueude mu-
chande kaufmannsgilde^ s. MSnage. Von pr. gelda ist geldon lansm-
träger, daher ü. gialdoniere dass. ÄUit. gialda lanj^e erinnert swar m
goth. giltha sichelj hippe: man kann aber die waffe nach den leuten be-
nannt haben, die sie tragen, vgl. partigiana. S. auch Füomena ed. Cian^
p. 143.
Gengiva U. pg. pr., sp> encia, fr. geneive, und. gingie sahttfleisd;
von gingiya, mit abänderungen, um das sich wiederholende g eu bes^
gen, vgl. auch sard. sfnzia, pr. angiva, cot. geniva, fr. in Berry gendife
u. a. formen.
Gente altü. (wohl aus dem prov.), aiisp. gento (gente Mar.
Egipc. nach Pidci ist unrichtig, s. Janer 313^), pr. gent, fem. genta,
ältcat. gint, ginta, altfr. (noch in Berry) gent, gente artig, hübsch; vb.
agenzare, agensar, agencer gefallen. Fon gentilis mi^ jmrückgeßogenem
accent und weggefallnem suffix wäre nicht gegen die grammatik, man be-
denke sp. manso aus mansuetus u. a. Vielleicht aber findet sich m
näher liegendes wort. Buchstäblich passt nur genitus, worauf schon
Sanchee, Colecc. tom. III, vermuthäe. Homo genitus konnte einen numn
von fierkunft, einen eddn bedeuten, wie man einen solchen, aber minder
kühn, mhd. von geburt, fr. homme de naissance nennt, und hieraus
konnte sich die bed. artig entunckdn, die auch gentilis d. i. qui gentem
habet annehmen muffte. Vgl. Grandgagnage v. ajancener.
Gergo it., sp. xerga; it. gergone, fr. Jargon; altsp. girgonz Alx.
{gebildet wie vascuence =» vasconice), nsp. gerigonza kauderwälsch, roth-
wälsch, so pr. gergons ^vulgare trutanorum* spitabubensprache GProv.94.
Nicht unpassend nennt Charles von Orleans die spräche der thiere ein
Jargon, eine für wis unverständliche rede: il n*y a ne beste ne oyseau
qu'en son Jargon ne chante et erie. Altfr. sagte man für jargonner onc*
gargoner Roquef., Hob. le diabl. IIP. col. 1, altengl. gargoun HaUiw.:
hieraus folgt 1) daß trote dem pic. gergon (denn diese mundart pflegt
das gutturale g jgu bewahren) ga der ursprüngliche anlaut war, 2) dal^
das wort von Frankreich ausgegangen. Gleichwohl ist sein Ursprung nicU
sicher, wenigstens läßt es sich aus dem nord. jarg Salbaderei, wenn man
auf ga als dem richtigen anlaute besteht, nicht herleiten. Man sagt fr-
le jars jargonne der gänserich schnattert, allein die art der ableiiung von
Jargon aus jars läßt sich nicht klar machen. Es möchte also woU
gebildet sein aus dem roman. stamme garg (s. oben gargatta), so daß es
eigentl. gegurgd, widerliches unverständliches gerede bedeutete. Vgl. auch
das sp. guirigay .kauderwälsch.
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j
I. GEßLA-GflIAÖO. 161
Gerla t^., neupr. gerlo, oAtfr. geurle -KTC. 7, 220, jarle JSoj. trage-
horby eimer; von gernlns tragend, in den Casseler glossen gerala tina
^£M$ipar' (jmber).
Oesmino ä. {entstellt in gelsomino), ^.Jasmin, in der alten prov.
litteratur nicht vorhanden, neupr. jaussemin, gensemil, fr. Jasmin ein
siaudengewächs; vom pers. jäsemtn, auch arab. jäsamün, das Freytag IV,
514^ ds ein fremdes toort gibt
Gesta a., geste dUfr., wohl auch pr. gesta geschlecht, stamm. Lot.
gesta cds singutar g^aucht (man sehe Ducange) nannte das mütelalter
die tkaten eines vornehmen geschlechtes, sodann die beschreibung derselben,
die Chronik, endlichj vermöge einer Übertragung der Sachen auf die per-
sonenj die geschlechtsfolge, den stamm selbst. Altfr. beispide der beiden
letzteren bedeutungen sind: an (en) la geste est escrit Sax. II, 161; en
vielle geste le trueve Ton lisant Bom, de Boncev. p. 67; ClodoYs qui
commenga la bone geste NF, Jub, II, 19; la geste Mahom der stamm,
das Volk Mahomets Sax, II, 84; li varlet de haute gieste JEracl 3362.
Auch das aitsp. toort heißt chronik: aquis' conpieza la gesta de mio Cid
PC 1093,
Gettare, gittare it,, j|p. jitar, pr. getar, gitar, fr. jeter, sp. mit ab-
geäoßenem j echar, werfen; von jactare oder, wie der allgemeine über-
tritt des 2i in e vermuthen läßt, von ejectare, wal, ajepta. Sbst, fr. j e t
wurf, auch Schleuder, strick, pr. get, it. getto, geto. Zu merken ist pg,
deitar = /r. d^jeter, von dejectare, welches Gettius aus Mattius an-
fuhrt; die altere spräche aber kennt auch geitar. — [Diese deutung von
gettare aus ejectare, gegenüber der herkömndichen aus jactare, ist von
achtbarster seile bestritten worden, Sie kann sich aber unter andern dar-
auf berufen, daß im itaiienischen aus der lat. silbe act niemals ett oder
itt wird, und daß auch die wcd, form, (deren anlaut b, so gut jm lat, e
passt wie in alege von eligere «. a.) gleichfalls ein radicäles e zeigt.]
Gherone, garone U., sp. giron, pg. giräo, fr. giron, altfr. auch
gaeron esgs, gron Comte de Poit, p. 14 (so noch picard,) schooß, schleppe,
m der wappenkunst dreieck; aus dem ähd. gero, acc. gferun, mhd. g6re,
altfries, gare angesetztes keilförmiges stück in einem kleide, um es bau-
schig 8u machen^ von ggr speer wegen der cämlichkeit: ebenso nüat. pilum
vestimenti speer des gewandes, oder das in einem glossar (Crraff IV, 225)
mit ggro übersetzte romanische lansa. S. Grimm, Rechtsalt, 168.
Ghiado it. äußerste kälte, pr. glay schrecken, cat. erstaunen; zsgs.
pr. eat. esglay s. v. a. glay, altsp. aglayo; vb, it. agghiadare vor
kälte erstarren, altsp. aglayarse erstaunen, pr. esglayar erschrecken, nieder-
schlagen, cat. in erstaunen setzen. Prov. glay bedeutet auch schwort, von
gladius, vgl. die form desglayar tödten, neben desglaziar (mlat. degladi-
andi 'deoccidendV Class. auct. VI, 520''); auch altfr. glaive ist die tödt-
lide vHxffe und der tödtliche schrecken; it. morto a ghiado heißt erstochen
(com. parm. ghia stächet), agghiadare auch erstechen, niederhauen, pic.
a^ver umkommen. Schrecken oder kälte werden als ein herzdurchdrin-
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162 L GHIATTIRE-GHIGNARE.
gendes Schwert gedacht. Konnte aber it ghiado aus gladins entst^ien? durA
dissimüation allerdings^ da ghiadio mislautete.
Ghiattire und sghlattire i/., pr. altfr. glatir, ndat. glattire Dief.
Voc. lat, germ.j neufr, clatir, sp, pg. latir Uaffen^ beUen, anschlagen;
subst. pr. glat, wohl auch altfr. glai (lärm^ geschrei); naturausdrud wie
nhd. klatschen, ndl. klat-eren, gr. idaCeiv^ ylaüiv, lat. lat-rare.
Ghiazzerino it., sp. jacerina, pg. jazerina, pr. jazeran, aUfr.
jazerant, jazerenc, daher pg. jazeräo, paneerhemd aus Meinen ringen su-
sammengesetjst; npr. jaziran, bürg, jazeran halsband der weiber. Eigetd-
lieh ist das wort ein von seinem Substantiv getrenntes adjectiv, sp. cota
jacerina, fr. haaberc jazerant, vgl. pr. rausbercs fon jazerans daspanser-
hemd war von ringen. Le Duchat leitet es vom dtschen ganz-rinc, das
aber nicht vorhanden ist, Reiffenberg zu Chev. au cygne I, p. 71 tm
jaque acerin stahljacke, allein jaqne ist kein altes wort. Andre AaJen
an das einfache acerin oder an das altdeutsche tsam (eisen) gedacht, oht
über das vortretende j rechenschaft aibeulegcn. Span, jazarino heifU d-
gierisch, vom arab. gazätr Algier: bezog man etwa die besten geringeUen
Panzerhemden von dort? Covarruvias v. Argel versichert dies ohne be-
denken. Die Eist, de las guerras civiles de Granade cap. 8 kennt wenig-
stens eine jacerina labrada en Damasco. In Wolframs Willehaim 366j
12 aber fOhrt der könig der Berberei ein in Jaeeranz gearbeitetes panzer-
hemd mit sich: der kttnec von Barberie bräht ini einen hakpere: in
Jazeranz daz selbe werc worhte derz wol künde. Aus keinem aÜfr.
gedieht ist diese auffassung bekannt, die übrigens der deutung aus jazarino
zu statten kommen unirde. [Dieser deutung stimmt Engdmann bei, p. 83]
Ghignare und sghignare it. heimlich lächeln, sp. guinar, j>r. guinhar,
fr. guigner mit den äugen winken, seitwärts blicken, spähen, pg. gninar
von dem wege abweichen; sbst. it guigno, sp. guino, pr. gninh. Ent-
stehung aus dem ahd. winkjan winken (in welchem falle it. gh sieh ver-
halten muffte wie in ghindare für guindare) süzt ausfall des k zwischen
n und j vorauSy wofür sich kein zweites beispiel vorfindet: aus winken
ward vielmehr norm, guincher wie aus dem buchstäblich nahe liegenden
wenkjan altfr. guenchir, nicht guegnier. Da die picard. mundart nicht
winier, sondern guinier spricht, so ist es nicht einmal rathsam, den anlaut
aus ursprünglichem w herzuleiten und so kann denn auch das kymr. gwing
Wendung, unnk nicht in betracht kommen. Ags. ginian, aUn. gina, ahd.
ginen heißt gaffen: hieran konnte sich etwa die franz. bed. ^mit den äugen
verfolgen und daraus wieder die andern entwickeln, vgl. fr. b6er gaffen,
betrachten; aber der grundbegriff des rom. Wortes ist doch offenbar winken,
anlächeln, und so passt es besser zu ahd. ktnan, wovon ein altes glossar
sagt chinit ^adrisit^ Graff IV, 450, wiewohl übrigens anlautendes deut-
sches k bei folgendem vocal selten zu roman. media wird. Auch bask.
quenua, kheinna bedeutet wink, es fragt sich nur, ob es ein eingdHrtrenes
oder aus Spanien eingewandertes wort ist. Span, g härtet sich sonst
nicht zu bask. qn, aber die bildung hat roman. gepräge, vgl, bask. ceinna
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I. GHINDARE-GU. 163
= pr. senh, esteinua = pr. estanh. [SolUe vielleicht engl, sqnint et4
herücksichtigen seinP^ fragt Atzler, Man sehe das toart bei E. Müller^
Ghindare ü. (für guindare), sp. pg, guindar, fr. guinder aufwin-
den; vom ahd. windaji. Daher it. guindolo (emfar^ tn bindolo, trient.
binda), sp. guindola, fr. guindre winde, haspel u. dgl.; sp.^pg. guin-
daste, /r. gnindas und vindas, atds dem ndl. wind-as (windachse), daher
hret. gwindask, engl, aber windlass.
Ghiotto ü.^ pr. altfr. glot vielfraß, schlemmer; von glütus, wofür,
nach glnttire jn* urtheüen, auch gluttas staitfandy daher das roman. o.
Dsgl. it. ghiottone, sp. pr. gloton, fr. glouton, von gluto bei Festus
s. V. inglnyies; vb. it. inghiottire, pr. englotir, fr. engloutir ein-
schlucken, von gluttire. Aus derselben quelle ist pr. glot bissen, schluck,
und selbst das gewöhnlich von gutta hergeleitete it. ghiozzo, worin sich
tt in zz verwandelte.
Ghirlanda it., sp. pg. guirnalda, altsp. guarlanda, pg. guimalda,
grmalda, pr. cot. garlanda, fr. guirlande, altfr. auch garlande kranjs.
Ungeachtet der alten formen mit radicalem a scheinen die mit i ursprüng-
licher, da dieses in erster tonloser sübe leicht mit a, nicht leicht a mit i
vertauscht wird. Das suffix anda muß dasselbe sein wie im it. lavanda
oder im fr. girande, es setzt also ein vb. ghirlare voraus, das aber nicht
vorhanden ist. Schwieriger ist der anlatU. Ist g, gh, gn = g oder =
w? It. ghirlanda spricht für ersteres, aber nicht entscheidend, denn auch
m ghindare ist gh = w. Altsp. guarlanda zeugt stark für w, ein
störkeres zeugnis noch wäre ein altfr, wirlande. Geht man von g at4S,
so kommt man auf gyrus, woraus man gyrulare ableiten muß, girillare
(vmdm, gam winden) kommt im miatein vor und wird von Joh. de Janua
aus gyms erklärt. Allein warum alsdann nicht girlanda? Jault erinnert
an ags. gjrdan gürten, sbst. gyrdel, aber rom. i = ags. y ist sehr pro-,
blematisch und auch die bedeutung sagt wenig zu. Geht man von w aus,
so geräth man mit Frisch, unter Voraussetzung einer abl. wierelen, auf
mhd. wieren einfassen, unechten, schmücken, sbst. wiere eingelegte arbeit,
ring mit solcher arbeit, ahd. wiara Corona, crista. Oberitaiien besitzt
noch ein mit ghirlanda formell übereinstimmendes wort ghirlo vortex
(BiondeUi, Azzolini), vom dtscheti wirbel d. h. etwas das sich im kreiße
bewegt, aber die Übertragung auf kränz wäre kühn. Des Wortes herleüung
ist unsicher.
Ghiro it. ein säugethier, ratz, pr. glire, fr. loir Siebenschläfer; von
gtis ^ris. Abgel. fr. liron, sp. liron, pg. liräo mit ders. bed. Aus
einem dknintUiv aber scheint npr. greoule entstanden. Erwähnenswerth
ist in beziehung auf die des anlautes verlustig gewordenen formen ein
altes deuts€h4at. glossem lirun, 'glires\ bei Schmeller II, 472, der dabei
an das mundartliche leinl (kleine hasdmaus) erinnert, insofern dies aus
leir-lein entstelU sein könnte (leir unirde also wohl romanischer abstam-
mung seifn).
Gia tf^ sp. dUpg. ya, npg. pr. altfr. ja adverb, von jam; nfr. zsgs.
d^ä = i^. di gia.
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164 I. GIACO-GIGA.
Giaco it. (in einigen whb.), sp, jaco, fr. jaque (f.) hureer oberrod
der hriegsleutey daher unser jacke. Ein späteres wart wohl von sufäüigm
Ursprung; nach Ducange's vermuthung, die wenigstens die lauüehre nickt
verletzt wie die herleitung aus sagnm, von Jaque, dem namen eines häupt-
lings von Beauvais um 1368. Ein altes span. hei^nei an jaqae de sedt
bei L. de Äyala (gegen ende des 14. jh.)
Giallo it., sp. jalde, pg. jalne, jalde, jardo, fr. jaune gelh. Die
franjg. form^ urspr. jalne, ist offenbar von gälbinus {wal. gälbin), aus
jalne aber ward mit einer kleinen euphonischen Veränderung jalde, lomb.
giald. Ital. giallo erklärt sich mit minderer Schwierigkeit aus ahd. gdo
= nhd. gelb ais aus fr. jaune, vgl. a für e im aUit. gialnra von geh
kalte PPS. l 520.
Giara it.^ sp. jarra, pg. pr. jarra, fr. jarre großes gefäß mit swei
henkeln; masc.it. gia,rro, sp. j&rro, pg. jsltto krug u. dgl.^ vom arab. garnih
Wassergefäß Freyt. /, 260''. Im aUport. trifft man überdies die form
zarra SRos.
Giardino it., sp. jardin, pg. jardim, pr. jardi, gardi, jerzi, fr.
jardin, mdartl. gardin, dsgl. fem. pr. giardina garten; vom (xhd. garto
{gen. dat. gartin) oder, wom die bildung giardina fast nothigt, roman.
ableitung aus ahd. gart, ursprüngl. gard, umsäunung, goth. gards behau-
sung, womit auch gael. gart, kymr. gardd eusammentrifft, selbst aUfr.
jarz Er. En. 5694. Wal gard (mun) ist buchstäblich das goth. gards
und nebst atban. garde vielleicht (nach MiTdosich schwerlich) daher gü-
lehnt, wogegen gredine (garten) auf das gleichbed. alban. g^radfnf , serb.
grädina {von gräd festung, russ. görod) zurückgeht.
Giavelotto it. wahrscheiräich aus dem fr. javelot, alt garelot,
fehlt pr., bret. gavlod, mhd. gabilöt Wurfspeer; mit anderm sufjßx it. gia-
velina, sp. jabalina, fr. javeline, auch bret. gavlin. Außer der her-
leitung aus jaculum, gegen welche aber schon der aUfr. anlaut g «cfc «^
hebt^ sind ewei in bäracht zu eichen. Nach Grimm III, 443 nämlick
hat es seine quelle im engl, gavellock, ags. gafläc, einem compositum^
dessen erste hälfte sich in dem oitn. speemamen geQa wiedereufinden
scheine, die eweite das ags. läc (spiel) sein müsse. Pott, Forsch. II, 107
verweist lieber auf ir. gabhla speer, vgl. auch Diefenbach, CeU. I, 137,
Goth. wb. 11^ 402. Die js^ss. gaf-läc ist, ßumal neben den formen gafeloe,
gafeluc, altn. gaflok, allerdings nicht unzweifelhaft, das wort könnte so-
gar seinen grund haben im kymr. gafl-ach gefiederter speer, einem grcmt-
malisch richtigen derivatum at^s dem sbst gafl: wenigstens wäre das um-
gekehrte Verhältnis nicht wahrscheivlich^ da auslautendem ags. c (engl, k)
regelmäßig kymr. g, nicht ch antwortet (parwg, cög, dug = ags. parmc,
cöc, engl, duke u. dgl). Ohne etymologische bedeutung scheint die altfr.
nicht unhaußge form gaverlot Brt I, 296, sssgz. garlot GH. de Laie
p. 9 (19 Seh.).
Gigai^. ältsp.pr., gigue, gigle altfr. ein Saiteninstrument, nsp. gig»,
nfr. gigue ein tane mit musikbegleitung ; vom mhd. gtge, nhd. geige> dies
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I. GIGLIO-GIRFALCO. 165
vom starken vb. gtgen, s. Grimm 11, 47, Mutter^ MM, tcb. J, 511. Da-
her fr. gigot hammdskeule (wegen der ähnlichkeit), 5p. gigote gehackt
fleisch (nämlich von der hammetskeulCy wie Covarruvias bemerkt).
Giglio it., sp. pg. lirio, pr. Uli, liri, lis, at4ch lir LR. /, 408, fr.
lis, überdies piem. maü. liri, sard. lillu, cdtsp. lilio, churw. fem. gilgia,
mhd. gilge, schw£f. jilge, ilge, lilie. Ein bemerkenswerthes beispiel von
dissimilaiion: um dem tciederholten 1 amjsuweicher^, ward theüs der erste
dieser buchstaben in g, theüs der gweite in das verwandte r umgesetzt; gr.
hiQioy hat schwerlich theü daran. Die franz, mit s ausgestattete form
aber ist eine nominativische lilias, wie denn das wort auch im ahd. lilio,
mhd. gilge ais masc, behandelt ward. Der walach. ausdruck ist crin,
vom gr. xqivov. Vgl. Pott, Forsch. II, 99.
Ginepro U., sp. enebro, pg. zimbro (z ßr g selten)^ fr. geni^vre
wachholder; von juniperns. E oder i für u venäth frane. einfluß, vgl.
g^nisse II Cy daher auch ndl. jenever, dän. enebaer.
Gineta sp., pg. gineta, fr. genette, engl, genet, fehlt itcd., eine art
der viverra, in der Levante, bisamkatee. Im altpg. findet sich pelle de
janeta = edbettinas urk. v. j. 1137, s. Santa Rosa I, 472. Die neupr.
form ist chäino. Der name, den uns Menage aus faginetta = fouinette
deutet, wird wohi der Levante angehören.
Ginocchio i^., wal. genunche, sp. hinojo, oitsp. ginojo, pg. giolho,
joelho, fr. genou aus genouil knie; von genuciilam für geniculiim j^. b.
schon in der L. Sal. tit. 44, in Rothari Legg. u. s. w.
Giocolaro, giallaro it. gaukler, spielmann, von jocularius; sp.
joglar, jnglar, pr. joglar dass., von jocularis; it. giocolatore, altfr.
jogleor, nfr. Jongleur dass., von jocolator; vb.pic. jongier scherten, von
jocnlari.
Gioglio it., sp. joyo, pg. joio, pr. juelh unkraut; von lolium, vgl
wegen des anlauies giglio von lUinm. Aber auch it. loglio, arag. luello
u. s. w. Daher pg. joeira getreideschwinge das unnütze abzusondern.
Giorno it., pr. aUcat. jorn, fr. jour tag; von diurnum taglang
(nUat. jornos, z. b. in einer Urkunde v. j. 897 DC), das in einigen
sprachen Ober das klanglose dies die oberhand gewann: noch it. di, sp.
pg- pr. neucat. dia. Zsgs.it. soggiorno, altsp. sojorno Rz., pr. sojorn,
fr. s^jonr airfenthält u. o.
Giovedi it., fr. jeudi, pr. cot. dijous donnerstag, von Jovis dies,
die« Jovis; sp. jne|ve8, pr. auch Jons, vom genitiv Jovis, wal. joi, ven.
romagn. zobia. Dcrfur pg. qninta feira wie ngr. Ttifimri und mhd.
pfinztae, man sehe über letzteres so wie über diese art, die tage zu be-
nenneny SchmeUer I. 321.
Giraffa it., sp. girafa, fr. girafe kameelparder; vom arab. zarrSfiah
Fre^. II, 234\
Girfalco, gerfideo it., sp. gerifalte (aus dem franz.), pr. girfalc,
fr. geiiant; mlat. gyrofalco, a gyrando, qnia diu gyrando acriter prae-
dam insequitnr Albertus M. s. Ducange, nicht von eitlem dtschen gir.
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166 I. GIRO-GIULIVO.
geier, welches woM selbst erst aus gyrare herrührt. Jenes «iwÄ^rArct/kn
der rauhvögel heißt sonst auch it, ruota, ven, ronda; das gr. tuqxoq be-
deutet darum 1) ring, kreiß, 2) falke. Da ein andrer stoßvogd den
namen sagro trägt (s. unten), so construierten andre für girÜEÜco ein
etymon hiero-falco.
Giro it., sp. giro, pr. gir kreiß, unüauf, umfang; von gyrns. ÄÜfr.
findet sich plur. gires geburtswehen QFA. 783, vielleicht von den drekun-
gen des kindes bei der geburt so genannt, mundartlich (in Berry) girande,
gerente kreißendes weib (womit also der sinn des deutschen wortes eu-
sammentrifft, wenn es von kreifs, nicht von kreisten d. i. stöhnen her-
kommt). Daher vb. it. girare ff., altfr. girer sich im kreiße drehen,
nüat. gyrare L.Alam.; it. girdndola, sp. gir&ndala, fr. girandole feuer-
rad, von einem verlorenen giranda, entsprechend dem erhaltenen fr. gi-
rande; fr. gironette Wetterfahne für girotette {vgl. it. girotta), nichi
durch on erweitert aus girette.
Ginbba, ginppa it., sp. al-juba, i>r. jnpa, /r. jupe, dsgl. mit i
com» cremon. gibba, mail. churw. gippa^ mhd. gippe^ Joppe; abgel it.
giubbone, sp. jubon, pg. jubäo, gibäo, cat. gipö, pr. jubo, fr. jupon,
auch wai. zubeä ein kleidungsstück, jacke, wams. Die span. form ßhrt
auf arab. algnbbah (al-gobbah) baumwoUnes Unterkleid, in einem wb. aus
dem ende des 10. jh., s. Gol. 460 y Freyt. I, 238''. Das radicale i in
mehreren mundarten hat vielleicht nur im fr. n seinen grund. IRdtGr
auch sp. chupa jacke, weste, it. cioppa langes oberUeid der frauen? Unser
deutsches schaube, früher schuba, hat dieselbe quelle, Schmeller III, 306.
Ginbetto, giubbetta it., fr. gibet galgen, daher engl, gibbet. Die
ital. form weist sich deutlich aus als diminutiv von giubba, so daß es
ursprüngl. den strick um den hals bedeutete, Jäckchen, kollerchen, kragen.
Durch einen ähnlichen schere bezeichnet der Spanier mit jnbon die strafe
des Staupbesens, da sie den rücken trifft. Über i aus u vgl. g^nisse H. c.
Giubilare t^., sp. Jubilar frohlocken, jauchzen; von jubilare ein
wildes geschrei erheben, die rotnan. bedetUung auch in unserem jubeln, ju-
bilieren. Aber Sardinien legt seinem giuilare noch die alte bed. rufen,
schreien bei (chiamare, gridare, s. Spanu voc. sard.) und construiert es
auch mit dem acc. wie der Laieiner sein jubilaje. Dcusu Rom. granm.
I, 19.
Giüggiola it., sp. jujuba (in einigen wbb.), fr. jujube brustbeere;
von zizyphum. Das üblichere span. wort ist azuJEEiifa II. b.
Giulebbe i^., sp. julepe, pr. fr. julep ein kühUrank; vom arab.
golab, dies vom pers. gul rose und Sb wasser, also rosenwasser, s. Gel.
518, Freyt. I, 290\
Giulivo it., pr. altfr. joli für jolif fröhlich, nfr. joli, sp. juli Canc.
de B. artig, hübsch; vb. altfr. j oliv er, jolier sich freuen und andrt
abll. Nicht von jovialis, es ist ein von der Normandie ausgegangenes
wort, altn. jol freudenfest zur Weihnachtszeit, schtved. dän. jul weihnaehts-
fest, goth. jiuleis julmonat.
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I. QIUNARE-GIUSO. 167
Gianare Ä., wäl. azunä, sp. aynnar, pg. jejuar, pr. jeonar, fr.
jeAner fasten; van jejunare hei TertuUian. In aynnar ward a vor
[jeljunare gesetzt vgl. a-yer aus heri, in jeüner fiei j aus. Für it giunare
ist ühlicker diginnare mü fast bedeutungslos vorgesetzter partikel, pr. eat.
dejonar, a((;. digiuno, dejun (jejunus). Eine andre ess. ist fr. döjeüner,
pr. desdejonar, sp. desayanar^ wal. dejunä frühstücken^ eigentl. fasten-
brechen wie engl, break-fast.
Giunchiglia it.^ sp. junquillo, fr. jonquille eine art narcissen;
von jnncus, weü sie binsenartxQe blätter hat^ narcissus juncifolius. Daß man
nicht giunciglia bildete, zeigt eine spätere entstehung des Wortes an, aber
man behandelte juncetnm auf dieselbe weise, indem man giuncheto sprach.
Giusarma it., pr. jusarma, dttfr. jusarme und zuweilen gisarme,
gisarne Alex. 289, 29, wie altengl. gisarm, gysarn cet., dsgl. mit guttu-
ralem g aitfr. guisarme, pr. gasarma, auch altfr. wisarme, visarme (letz-
teres PDuch. ed. M. p. 146, aber jusarme ed. G. et L. p. 67), wozu altsp.
bisarma stimmt; bedeutet eine leichtere waffe, vgl. die stelle falces, gisar-
mas, cultellos et alia arma minuta DC. v. gisarma, und zwar eine schnei-
dende, z. b. a nuit, fet il, la teste m*oste ä eeste jusarme trenchant
KFC. I, 19. Des. Wortes herkunft liegt noch im dunkeln, die verschiede-
nen formen sind für seine aufhdlung nicht förderlich, doch lohnt es der
mähe eine deutung zn versuchen. Man bemerkt es öfters in geseUschaft
von falx, ÜEtuchon, faussart, s. Ducange u. Boquef. I, 725, so daß es eine
sithd' oder säbelartige waffe zu bedeuten scheint. Falx, falcastrum wer-
den ahd. mit get-isam ßäteisen) übersetzt, s. Docens MisceU. II, 231,
ScUettst. glossen 6, 237, und dies konnte sich leicht in get-sdma gisdrna,
durch umdeutung mit arma (waffe) in gisarma verwandeln. Zur form
wisarme, die übrigens kaum vorkommt, mochte der übliche Wechsel zwi-
schen gu, g und w in andern Wörtern verführt hohen (guivre givre wivre,
gachiöre jachiöre waqui^re). Aber warum soll das wort nicht aus dem
gallischen gaesum und arma zu^sammengesetzt sein? Weil diese Zusam-
mensetzung schleppend und pedantisch wäre, wie denn auch arma nie in
eine solche interpretierende Stellung eintritt. — [Wie problematisch die
vorstehende etymologie sein mag, so sind es die späteren doch nicht minder.
Gachä p. 242 glaubt gisarme in gysarum, das im englischen mittellatein
vorkommt und ein kurzes schwert bedeuten soll, wiederzuerkennen, indem
er es für eine Verlängerung von gaesum hält; diese Verlängerung wäre
seltsam genug. Diefenbach, Orig. europ. p. 353, denkt sich unser wort
aus gesara (s. unten gtee IL c.) entstanden, doch amh bei dieser an-
nähme bleibt die buchstäbliche fortbildung ungerechtfertigt, wenn man nicht
arma zu hülfe ruft^
Giaso it., abgekürzt giü, oitsp. yuso, ayuso und jus Alx., altpg.
Juso FSant. p. 531, pr. jos, jotz, jus, altfr. jus, wal. diu ios, partikel
ßr lat. infra; von deosum für deorsum, im frühen mlat. bereits josum,
jusom wie jomus von diumus (et pausant arma sua josum L. Alam.),
im altsp. noch dinso: de parte de diuso de la cabeza Cabrera II, 703.
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168 I. GIUSQUIAMO-GOLPE.
Giusquiamo ü., $j). josqniamo, fr. jusqaiame (f.) bäsenkraut;
von hyosciamus (voaxvafAog) schon bei Pätladius entstdU in jusqniamos.
Die JcefUtenuis in diesem worte ist at48 dem griechischen.
Giusta und giusto ü. (ebenso contra, contro), pr.jostA, of^r. joste,
juste; von juxta, roman. auch für secundum gebraucht wie bereits m
classischen und häufiger im mitteUatein. Daher vb. it. giustare, gio-
strare, 5p. justar, pg. justar, pr. jostar, justar, fr. jouter, alt joster,
jaster 1) vereinigen, 2) zusammentreffen mit den wa/fen, jntsammenstofienj
tumieren; sbst. it. gio8tra,i)r. josta, justa, /r.joute tumier, mhd. tjost,
mndl. joeste. Nach Ferrari u. a. von justa in dem sinne von pugna
parium s. aequcHium. Die grundbedetdung hat sich am besten in der
mundart von Berry erhalten: mon champ joute au sien gräwt oder ^fi
daran. Zsgs. pr. ajostar, fr. ajouter vereinigen, beifügen.
Gobbo it., churw. gob buckel, fr. gobin bucklig; von gibba, gib-
bu8. Das kymr, gob JMufe, dämm liegt mit seiner bedeutung mehr ah
als das lat. gibbus mit seiner form, denn hier ist nicht zu übersehen^ da^
das frühere mlatein häufig mit y gybbus schrieb (gr. ycvtpog) und gemf^
auch sprach (z. b. Gl. Cass., Gl. bibl. Haltemer p. 227'', Gl. lAnd^tbr.);
ein vocabularius hat gradezu mit u = rom. o gupiös ^hover (höcker)
Haupts mehr. III, 373.
Godere und gioire it., cdtpg. gouvir, pr. gaüzir, jauzir, fr. jouir,
pic. se gaudir sich freuen, genießen, von gaudere; sbst. pg, goivo, pr.
gaug und joi, wald. goy freude, dsgl. fem. it, gioja, sp. joya, pg. pr.
joia, fr. joie freude, kleinod (sp. pg. letzteres, fr. ersteres, it. pr. beides),
von gaudium, pl. gaudia; abgel. it. giojello, sp. joyel, pr. joiel, dUfr.
joel, nfr. joyau juwel, ndat. unrichtig jocale für gaudiale oder besser für
gaudiellum. Hieher auch pr. jauzion, fem. jauzionda, von gandibun-
dus bei Aptdejus und im mlatein, noch jetzt Jausion als familienname
im Süden Frankreichs.
Goffo it., sp. gofo, fehlt pg., fr. goflfe plump, tölpelhaft, Hai. auch
plump gearbeitet, mdarü. engl, gof, guff HdUiw. Ist es CMch enthalten
in der Isid. glosse bigera ^vestis gufa vel vülata, wo es grob zu bedeuten
scheint, so ist uns seine herkunft gleichwohl verborgen. Man hat an gr.
yc(jt)q>6g dumm, stumpf erinnert; ganz unstatthaft leitet es Frisch vom
dtschen gauch geck; aber bair, goff dummkqpf kann Zusammenhang nut
dem roman. worte nicht verläugnen.
Golfo it. sp. pg. meerbusen, daher fr. golfe, pr. golfo, das eigent-
liche fr. wort ist gouffre (m.) dbgrund, Strudel, eine auch dem span. worte
nicht versagte bedeutung s. Covarruvias. Auch dieser Schifferausdruck ist,
wie mancher andre, au^ dem griechischen : von xdlnog (meerbusen, hofdung)
ward 7t aspiriert, was z. b. auch in trofeo*vo» rgoTtalov geschah^ und'
schon ein altes glossar gewährt xohpog 'sinus s. Ducange, Gloss. graeam.
Die niederl. spräche hat gulp, golf, veraltet golpe, golve strudd, fhäh.
Golpe it. (flor.), so auch dltsp. im Alex., chw. guolp, golp, daher
altsp. gulpeja Bz., aUfr. goupille, gourpille, gewöhnlich masc. goapü,
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I. GOMONA-GORDO. 169
gourpil, nmndarÜ, wourpille, werpille, werpil fuchs; vb, altfr. goupiller
sich verkriechen icie der fuchs^ sich feige benehmen; nfr. gonpillon tcedel,
eigenä. fuchsschwaws. Wegen der vorliegenden behandiung des anlaiutes
in Ynlpes s. Bam. grcmm. /, 288. Prov. blieb volp unverändert. Andre
namen des fcibelberühnten ihieres sind: fr. renard, pr. guiner, cot. guineu,
sp. raposa, zorra, aUsp, marota (nach Seckendorf), gulhara Rg.y sard.
margiani (vgl. neugr. fiagyiokog verschlagen)^ mazzone, lodde^ occit man-
dro bei Gouddin.
Gömona, gömena, gumina »7., gümena sp. pg.^ goumene /r.. tau,
ankertau; nach Muratori und alteren etymölogen vom ardb. al-gommal
sckiffseü (?).
Gonfalone it., aUpg. gonfaläo, pr.'oZ^r. gonfanon, w/r. gonfalon
iriegsfahne; vom ahd. gundfano, dies von gundja kämpf fano tt4ch. Auf
die form mü anlautender tenuis cundfano weist piem. sp. confalon, pr.
coofano, aUfr. confanon, sie. cunfaluni, ven. confaloniero.
Gonfiare it., fr. gonfler, wal. gnnfk aufblähen; von lat. conflare
ßir inflare (neupr. mit tenuLs coufld): intestina conflata für inflata Coel.
Aurd. Adj. it. gonfio, in Genf gonfle = fr. gonflä, wie daselbst auch
enfle für enM gesagt wird, dsgl. bürg, gönfle, neupr. coufle. Auch npr.
gofe voUgestopßy goufA blähen, bauschen, genf. goffet dick, fett, scheinen
kidier zu gehören und nicht zu goflfo.
Gonna it. weiberrock vom gürtel bis zur ferse reichend, aitsp. gdna
Ccmc de B., und so pr. gona, äUfr. gone rock zumal der mönche, ndat.
gonna beim h. Bonifacius, mittdgr. yovya s. v. a. diq>9^iqa feil, Meid von
fdl, aUban. gune mantel, rock. Varro L. L. kennt gaunäcum zottige decke
oder bddeidung : der wegfäll der letzten silbe . (wie im it. chiasso aus
classicnm, im ältfr. rüste aus rusticus) läf^t sich zugeben; im ital. aber
ist es nicht üblich, das auf lat. au gegründete o durch doppdconsonanz
SU kürzen, auch würde der Provenzcde lieber gauna gesagt haben. Eben
so wenig ist es von yovva: umgekehrt wird dem Neugriechen das rom. o
oder lat. n zu ov (ßovXa, ftiavT^og, xovna, aovna, ßovQTta = it. boUa,
mozzo, eoppa, fr. soupe, brosse). Es fragt sich nun: ist kymr. gwn =
engl, gown acht cdtisch? Sonst kann dies nebst seinem dimin. gynnel
recht wohl aus gone, gonelle entnommen sein wie etwa fwl aus fol. Der
Ursprung des Wortes ist also noch aufzuklären.
Gonzo, engonzo pg., sp. gonce, gozne, fr. gond, pr. gofon für
^nfon thürangd. Nicht alle gleiches Ursprungs: gonzo könnte von con-
tus spieß, freilich mit einer nicht gewöhnlidien schärfung des t herrühren;
^ofon fuhrt auf gomphus pflock, im mlat. häufig gebraucht, vom gr. yo^uqpog;
gond neigt sich mehr zum ersteren worte, ist aber wohl, mit hinsieht auf
das gldchbed. lothr. angon, von ancon haken.
Gordo sp. pg., gort pr. dick, fett, ältsp. einfältig, stumpfsinnig, fr.
gourd steif, ungdenk; vb. gourdir (Nicot) und engourdir erstarren
machen; vom lat. gurdus bei Laberius nach GeUius zeugnis, auch von
QukUiUan erwähnt, der ihm die bed. stolidus beilegt und die sage mit-
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170 ' I. GORGO— GRADO.
theil4y es sei aus Spanien getcommen, ex Hispania doxisse originem au-
divi; in glossaren übersäst mit obtusus, surdus, inutilis, stuUuSj s, Bm-
cange. Über seine spuren im baskischen Dieferibach, Orig. europ,p.36i
Die verwandtschaß der begriffe dich und dumm berührt Rom, gramm. 193.
Dem Italiener, selbst dem Sarden, feMt gordo; jener hat ein cowipos. In-
go rdo gefräßig, unmäßig, übermäßig, welches Mhiage unstatthc^, tretl
der gefräßige fett werde^ aus gardus herleitet: was soll alsdann die su-
sammensetzung mit in? Es scheint vielmehr aus in gargitem 'in die gur-
gele hinein entstanden, vgl. denselben fall beim altfr. adj. enfrum H, c,
und das it. vb. ingordarsi gefräßig sein, buchstäblich das lat. se ingnr-
gitare sich überladen.
Gorgo it., pr. altfr. gorc, gort, nfr. gour strudd; dsgl. it. sp. pr.
gorga, mit palatalem g it. gorgia, fr. gorge strudd, Schlund, gurgd;
von gurges, dem nur die erste bedeutung zukommt. Gurga für gurges
bei den feldmessem (Cas. litt. p. 330). Prov. gorgolh von gurgulio,
vb. it. gorgogliare u. s. w.
Gorra it. sp. pg., sp. auch gorro eine art mütaen; von unbdcamder
herkunft. Die grundbedeutung mag band oder binde gewesen sein, da
das ital. wort auch weidenjnoeig, das port. auch binsenstrick heißt, etn
altfr. gorre (bei Roquef.) mit ruban übersetzt wird. — [Mahn p. 15
leitet es mit bestimmtheit aus dem bctök. gorria roth, als einer liMings-
färbe für dieses kleidungsstück bei deti Basken.]
Gota it., pr. gauta, fr. joue (daher woÜ engl, jaw, altengl. jowe,
wie auch E. Müller vermuihet) kinnbacken, wange; in mundarten \ ßr vi^
cat. galta, moden. golta (trient. gouta), chw. gaulta ; der Spanier hat nur
g altera backen am heim. Bei der erklärung dieses wofies gut es um
den prov. diphthong au, woraus o, al, ou hervor giengen; gauta ist Id.
gabata, nüat. gävata js:sg£:. gau'ta, tcie parabola paravola parau'la er-
eeugte. Gabata bedeutet eßgeschirr [occ. gaoudo) und so verräüi gaute
eine der Volkssprache durchaus gemäße auffassung menschlicher körpertheik,
die at4ch in andern Wörtern begegnet. Das der lat. form noch näher tre-
tende dem fr. joue gleichbed. bret. ge^ved (fehlt kymr.) muß jeden jsweifel
an der richtigkeit dieser herleitung beseitigen.
Gotta it., sp. pg. gota, fr. goutte gicht, wal. gute, it. gocciola
schlagfluß; von gutta, dtsch. troph Vocab.opt. p. 4l\ tropfen 'apoplexid
wb. v. 1446 bei Schmeller 1, 499, vgl. Frisch II, 389', so genannt, ml
man die Ursache dieser kränksten gewissen aus dem him herabfaUenäff^
tropfen zuschrieb. S. auch Ducange s. v.
Gracco, gracculo, gracchiart., sp. grajo, graja, pg. gralho, gralha,
pr. in letsfterer form und so altfr. graille dster, dohle; von graculus, ndaL
gracula.
Gracidare ü. quaken (vom frosch), sp. pg. graznar krächscH
(vom raben); lehnen sich dem lat. crocitare an.
Grado it. sp. pg., pr. grat, fr. gr6 belieben, dank; von gratum ge-
fäüigkeit. Zsgs. it. mal grado, pr. malgrat, fr. malgrö schlechter dwnk,
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I. GRAFFIO— GRANJA. 171
adverbial gewöhnlich mit unterdrückter präpos. (a) malgrado ff. zum unr
dank, wider willen, snim trotz, vgl, laU male gratus nicht recht dankbar.
Vb. it. gradire, pr. grazir zu dank aufnehmen, freundlich aufnehmen;
zsgs. it. aggradire, aggradare, sp. agradar, pr, agradar, agreiar, fr.
agrfer genehmigen, gefallen, von a grado u. s. w. zu danke; ac^j. it. aggra-
devole, sp, pr. agradable, fr. agr6able angenehm, lieblich.
Graffio it., sp. garfio und garfa, pr. grafio haken, krdUe; vb, it.
graffiare, bürg, graffiner (sbst. graffin) kratzen; zsgs.fr. agrafe Jclam-
mer; it. aggraffare, sp, agarrafar, engarrafar, waUon. agrafer ergreifen.
Gewöhnlich hält man graffio für das lat. graphium griffet, aber die bed.
haken widersteht. Diese bedeutung aber findet sich im ahd. krapfo, krafo,
w<^ür auch krapQo, kraQo zu vermtähen ist. Ihm geht zwar auch ein
hymr, craf oder crap zur seite, bei dem sicJi aber das dem stamme ange-
fügte i in graffio minder leicht würde erklären lassen,
Grama sp. romagn,, it. grdmola, pg. gramadeira hanßreche,
sp, gramilla Schwingmesser, hanfschwinger; vb. pg. gramar, romagn.
gramg hanf brechen, sp, gramar teig kneten, it. gramolare mit beiden 6c-
deidungen. Entsprechend bair. gramel, gramein = gramola, gramolare.
Nach Frisch I, dTT" von carminare, nicht gegen die lautgesetze. Vgl.
mich Diefenbach, Goth. wb. II, 425,
Gramo it., pr. gram, cdtfr. gram, graim Älexs. 26 betrübt; sbst.
aUfr. graigne Antioch. I, 68; vb. it. gramare, altfr, gramoier, gre-
moier betrübet; vom aJhd. gram erzürnt, unmuthig, gram! erbittemng,
gramjan, gramen aufreizen. Dieselbe wendung in den bedeutungen nahmen
2, b. das nhd. gram und das pr, ira kummer,
Grampa ü. kralle, aggrampare häkeln, fr, crampe krampf, eram-
pon Hammer, bürg, so crampir sich anklammern, altfr. cranpi zusammen-
gekrümmt Ren. I, p. 52; vom ahd. cramph gekrümmt, nhd. krampf.
Grana it. sp. pr\, pg. graa, altfr. graine ein färbestoff, Scharlach-
oder färbebeere, coccus üicis, dsgl. scharlachfarbe, scharlachtuch, im span.
auch Cochenille (coccus codi), mlat. grana, mhd. gran; von granum kern,
wie gr. xojtxog kern, Scharlachbeere, Scharlach.
Granchio, grancio it., cranc pr. cot., auch kymr. cranc, bret.
krank, waJlon. cranche krebs, fr. chancre krebsgeschwür ; umgestellt aus
lat, Cancer cancri. Eine abl. ist pg. granquejo und mit eingeschobenem
a garanguejo, span. aber cangrejo, gleichsam cancriculus. Daher auch it.
grancire anpacken, ergreifen?
Granit 0 ü,, sp. granido, fr. granit ein harter stein; von granum,
wen er mü kömem durchsetzt ist, partic. des roman. vbs. granire kömicht
machen.
Gran ja sp., pg. pr. granja, fr. grange scheune; dgenÜ. komboden,
vom adj. granea, schon im frülisten mlatein gebraucht: si enim domnm
infra cnrtem incenderit aut scuriam aut graneam vel cellaria L. Alam.
81, 2. Äußer granea begegnet auch granica: ad casas dominicas, sta-
bolare^ fenile, granicam cet. L. Baiw. 1, 14, sicher das dUfr. granche,
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172 I. GRAPPA-GREPPIA.
pr. granga. Die spedell span. bedeiäung ist meieret, daher vb. gran-
gear betmrihsckaften, bauen, pflegen.
Grappa i^., sp, pr. grapa Mammer, kralle, masc. it. grappo das
zugreifen, pr. graps 'manus curva GProv^ 40", sp. grapon dass.; fr.
grappin anker, ven. grapeia Uette-, t;6. i^. grappare, aggrappare, norm,
grapper, pic. agraper packen (agrape, wallon. agrap = fr. agrafe). Ym
ahd. krapfo, nhd. krappen, vgl. kymr. crap. -Zw demselben stamme beiemd
sich it. grappo, grappolo, fr. grappe, cUtfr. pic. champ. crape traubm-
kämm, traube u. a., ndl. grappe, krappe KU., engl, grape.
Grass 0 it., sp. graso, pg. graxo, pr. chw. wal. fr. gras adj. fäi;
von crassas, mlat. grassus, vgl naxog grassitudo Gl. gr. lat. ; aber mtck
it. pg. crasso, sp. craso, crasio, fr. crasse dick, grob.
Grata it., sp. grada, pg. grade (f.) guter, sp. pg. auch ege, Ü.
gradella geflochtener fischbehalter; von crates. Aus dem dimin. craticoU
(ndat. graticula Hattemer I, 246'') entstand fr. grille, gril, maü. greDa
rost, gitter, vb. fr. griller rösten, eigentl für graKlle graille (wegen des
neufr. i aus altfr. ai s. chignon und grignon IL c), altfr. sond auA
grail Jubindl Jongl et trouv. 133, vb. graelier GVian. 2744, graaiUier
Brt. I, p. 166, NFC. II, 101, dsgl greYslier DMce. p. 130, noch jdd
in Berry gräler.
Grattare it., sp. pr. gratar, fr. gratter kratzen; vom ahd. chrazön,
ndl. krat-sen u. s. w. Daher fr. gratin scharre, ^gratigner hraJteen,
ritjsen, dsgl. mit seltnem sufflx it. grattugio, dauph. gratusi raspd,
reibeisen, vb. it. grattugiare, pr. gratnzar, altfr. gratuser.
Grena sp. verwormes haupthaar, so auch pg. grenha, aber pr. gren
(m,) bart; daher altsp. grefion, grinon Bc, Älx. s. Sanchez gloss. und
Ochoa p. 669", pr. altfr. grignon, grenon, guemon bart sowohl der Ober-
lippe UHC des kinnes: pr. los grenons loncs sobre laboca Jfr. 64''; aiifr.
ä son menton n'avoit ne barbe ne grenon Fl Bl p. 89. Granns hat
schon Isidorus: videmus granos et cinnabar Gothonim; granones, gre-
nones das spätere mlatein. Das wort ist über das deutsche gdnet ver-
breitet, z. b. ahd. gran (f.) pl grani übersetzt mit grenones, mhd. gnai
(f.) barthaar der Oberlippe, nhd. granne Stachel der Öhre, altn. grön bari
u. s. w.; aber auch dem celtischen bekannt, z. b. gael granni langes haar,
kymr. grann cüium, paJpebra. Es konnte indessen kaum ausbleä>en, da^
man das lat. crinis mit dem detäsch-cdtischen worte verwechselte, indem
man altfr. crenu bemähnt (von pferden, vgl crin rosshaar) unbedenklidi
grenu und guernu schrieb (s. Gachet 246^); selbst die obigen formen «itf
radicalem i, wenn nicht die mit e, zeigen einmischung des lat. Wortes an.
Eine handschrift des Papias gibt daher auch crinones ßr grinones. Vgl
GHmm, Rechtsalt. 283, Diefenhach, Goth. wb. I, 317. II, 427; Orig,
europ. 363.
Greppia it., mdartl creppia, pr. crepia, crepcha, altfr. crebe
Roquef., greche Buteb. II, p. 6, nfr. ergehe krippe; vom ahd. krippa
krippea, wdcJie letztere bei Graff nur einfach belegte form, n(Mch deri
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I. 6RETT0-GRIS0. 173
romamschen eu schließen, die älteste oder üblichste gewesen sein muß,
auch aUs. cribbia. Prov. crupia, piem. ven, grupia, gen. groeppia, romagn.
gropia schließen sich dem ndd. krnbbe an, s. Brem. wb,; die bask, spräche
hesUgt das gane ähnliche khorbua. Der Spanier bewahrt das lat. wort
für diese Sache: pesebre, so lomb. pars6iv, pres6f.
Gretto U. geie, hnickerei, adj. knickerig; vom mhd. grit gier^ hdb-
suekt, aäj. gritec. Derselben herkunft mit niederd. A für t ist fr. gredin
ipk. guerdin, lothr. gordin) bettelhaft^ armselig^ vgl. goth. grgdus, altn.
gräd, engl, greed hunger, gier. S. Frisch J, 574*, Diefenbach, Goth, wb.
//, 428.
Greye it., pr. greu, altfr. grief (nfr. sbst. grief), wal. greu schwer;
von gravis; abgeleitet it. aggrevare, oltfr. agrever, pr. aber agreujar
(gleichsam aggraviare aggreviare), altfr. agregier beschweren, wie auch
nfr. rengr^ger verschlimmem. Sprach man grevis, um das wort seinem
gegensatee levis ansfugleichen? man erwäge die prov. formet ni greu ni
leu 'weder schwer noch leicht*. Stark zusammengebogen ist das altfr.
griötö = gravitas.
Gridare if., sp. pg. mit t gritar, fr. crier schreien, daher engl.
cry, vielleicht auch mhd. krten Wb. 7, 879; sbst. it. grido, grida, sp.
grito, fr. cri schrei, ruf. Daeu mdartl. formen wie parm. cridar, ven.
criare, inail. criä, altsp. cridar gridar, crida grida grido. Dem hier be-
merüichen schwanken eunschen tenuis und media unterliegen auch andre
Wörter und so kann ^ dies keinen grund hergeben, die formen zu trennen
tmä am verschiedenen quellen zu leiten. Man findet diese z. b. im goth.
gretan weinen, oder im ndl. kryten schreien, oder auch in celtischen
Wörtern. Aber die nächste quelle bietet das lat. Sprachgebiet selbst. Schon
Scaliger (zu p. 68 der Cataleda) verwies auf das gleichbeä. quTrltare,
romanisch ausgesprochen kiritare, weiches sein kurzes tonloses i im laufe
der zeit nicht retten konnte und in critare, gridare übergehen mußte; ein
ganz ähnliches beispiel ist der franz. eigenname Cricq aus Quiricus Voc.
hagid. oder auch triaca aus theriaca. Aber im frühem mittellatein be-
gegnet noch die unverkürzte form : quiritant vermes, cum vocem dant
Gl. Undenbr., vgl. it. gridalto vom frosche gebraucht; wahrscheifdich auch
qttaeritat ^clamaC Gl. erford. 369^ 13 und anderwärts. In der altrom.
Passion Christi str. 72 findet sich die äbl. cridarun, offenbar verschrieben
fwr cridazun, buchstäblich das lat. quiritatio. Eine zss. ist- it. sgridalre ,
altf^. escrier, weiches letztere zur herleitung aus ahd. scrtan verführen kann.
Grill o qp., pg. grilho, pr. grilho, /r. grillet hand- oder fußschellen;
sidier von gryllus wegen des tones, wie^ auch altfr. gresiUon grille und
fessd heißt.
Grinar ^. grinsen, knurren; vom ahd. grtnan, nhd. greinen; dsgl.
it. digrignare, com. bergam. eit^ach grignä, champ. pic. grigner les
dentg, so auch in Berry u. s. w., von einer ahd. form grtnjan = ags.
grlnian. Sbst. chw. grigna fraize.
Griso, grigio it., sp. pg. gris, fr. gris ac^j. grau, dsgl. sp. pr.
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174 I. GRONDA-GROTTA.
aUfr. gris shst. grauwerk; daher rt. grisetto, sp. griseta, /r. ^grisette
ein urspr. grauer stoff, frane. auch eine persan geringen Standes, Ym
altsächs, gris ^canus* in glossen des 8— 9. jh, s. Graffs Diutisha II, 192,
mhd. gris, grise, nüat, griseus (9. jh.), von letzterer form grigio so wk
chw. grisch, dsgl, altsp, griseo.
Gronda it., chw. grunda, fr. s^veronde, henneg. souvronte, dlifr.
souronde Wetterdach; von subgrunda hei Varro, wo es diesdbe bedeuhmg
hat. Im franz. ward ^ elidiert.
Groppo, gruppo it., sp. gropo, gorupo, fr. groupe Mump, bwkn;
dsgl. it. groppa, sp. grupa, pg. garupa, pr. cropa, fr. croupe /t^mt As
Pferdes {vgl. beide bedd. im fr. trousse) ; vb. alifr. crotfpir hocken, kauen^
nfr. stocJcen. Die umrzel findet sich mit der bed. einer zusammengebaUtm
Sache sowohl in den german. wie in den celt. sprachen, e. b. ahd. kropf^
nord. kryppii höcker, ahd. crupel krüppel, vb. nord. krinpa, ndd. krupen
hocken, gael, crup zusammenziehen, kymr. cropa kröpf. Unter den oibki-
tungen ist neben dem it. groppoae und fr. croupion zu bemerken das äUfr.
crepon kreuz an menschen und thieien (et 11 pristrent ä batre le dos
et le crepon seil, k RoUant s. Fer. p. 157'', vgl. DMce. p. 14, 3, Bm.
II, 122), dessen radicales e wohl in dem nord. krippa, das die steUe des
älteren kryppa einnahm, seinen grund hat.
Grosella sp. catj fr. groseille, comash crosela (pg. groselheini
Nemnich) Stachelbeere, Johannisbeere. Es trennt sich schon durdi den
buchstaben, d. h. durch das einfache s, von grossus dick oder grossus i«-
reife feige, wozu auch das henneg. grusiele und woHlon. grnzale stimfd^
und ist augenscheinlich germanischer herkunft, indem man die erste k-
deutungals die ursprüngliche nimmt: hd. krausbeere, kräuselbeere, schwd.
krnsb&r, ndl. kraisbezie eine art rauher (krauser) Stachelbeeren, darum
auch it. uva crespa. Das gael. gröisead tvird aus dem franz. herrühren.
Zu bemerken ist noch eine stelle aus dem anfange des 10 jh. : radix sacrae
Spinae, quae vulgo groselarium vocatur, fr. groseillier, s. Haupte Zä-
sehr. V, 204.
Grosso it. pg.y sp. grueso, pr. wal. fr. gros dick, daher sbst. gros
name einer münze. Das wort kommt schon in der Vulgata und bei Sulp.
Severus (vestem respuit grossiorem) vor und kann mit dem daUsehen
gröz grandis, crassus, welches prov. vermuthlich graut ergebeti IwUe, mdi^
gemein hohen. In einer franz. mundart, der von Berry, läßt sich aber
auch das deutsche wort entdecken, wo es die form grot, grout angenom-
men: grot homme dicker mqfin, groute orge dicke gerste, les grous dk
großen, die rächen.
Grotta it., sp. pg. grata, fr. grotte, pr. altfr. mit tenuis crota,
crote höhle, daher bürg. genf. encrotter begraben; von crypta {xqvTnr^
keller, wal. cripte; adj. it. grottesco wunderlich, phantastisch, nach oW
der grottengemälde. Baynouard's deutung aus dem pr. cava rota ge-
brochener keller LR. ist mehr sinnreich als richtig, Grapta gewähi
schon eine ital. Urkunde vom j. 887 DC.
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I. GRUGNIRE-GUADO. 175
ftrugnire it., sp. grufiir, pr. gronhir, gronir, toällon. grognt gnm-
sm^ murren; von gjrunnire. Nach erster conj, gebildet it. grugnare,
fr, grogner. Daher sbst. iL grugno, pr. gronh, fr. groin, (ütpg. gruin
SRos. rüssd, eig. gruneer. Vgl. denselben stamm im ahd, grün, grunni,
engl, groan, kymr. grwn u. s. w. Atts der vorclassischen van grammatikem
erwähnten nAenform grundire ist pr. grondir, dltfr. grondir und grondre,
neyfr. gronder. Altfr, groncer aber ist vom ahd. grunzen.
Grumo it. sp. pg. Tdümpclhen, span. auch knospe^ aUfr. grume
aUerlei gäreide Boquef.^ bürg, trauhenkeme, it. griimolo her£f des kohles
(von den susammenscJdießenden blättern gebildet), sp. grumete kleiner
jungej Schiffsjunge {vgl. oben garzone), daher fr. gourmette; fr. se gru-
meler sieh klumpenj gerinnen; von grümus, grümalnB häufchen.
Gnadagnare tY., cäm?. gudoignar, pr. gazanhar /Kr gadanhar, dltfr.
gaagner, neufr. gagner erwerben, gewinnen, altsp. gaadaüar mähen (bei
Seckendorf); sbst. it. guadagno, pr. gazanh, fr. gain gewinn, sp. gua-
d^^ P9' guadanha sichel, sense. Das wort muß in betracht seines an-
lautes deutsch sein und vermuthlich liegt seine grundbedeutung im altfr.
gaaigner das fdd bauen (daher gaagnage, gaaignerie LRs. 436 ausge-
stdUer acker, dsgl. ertrag desselben), woraus die bed. erwerben erfolgte.
Die form führt auf ahd. weidanön jagen, weiden oder auf weidanjan, wie
Wackemagelj Altfr. lieder p. 166, lieber wül: ja auch ableitung aus
weida (weide, jagd) mit dem roman. suffix agn ist denkbar. Der begriff
hmnie sich von dem jagd- und hirtenleben auf den ackerbau erstrecken.
Neben goadagnare steht noch pg. ganhar, alt guanhar D. Din. p. 132,
cd. vol. schon im 13. jh. guanyar erwerben, vermtähiich nur aus ersterem
zusammengebogen, worauf auch das altpg. gaanharia SRos. (für gadan-
haria) weist. Aber sp. altpg. ganar ist schwerlich daraus syncopiert, da
setne^form durch set^r alte Zeugnisse geschütjst wird, z. b. in eitler Urkunde
vom j. 747 Esp. sagr. XL, 3ö7 (quicquid potni ganare vel applicare),
oder, da deren ächiheit zweifeVuxft ist, in einer andern vom j. 990 (gana-
rimns et emimus villas) s. Ducange. Am passendsten stellt man es zum
«te/. gana (s. oben), denn das ziel des begehrens ist das erreichen: ahn-
luA keifkn sp. alcanzar, lat. consequi sowohl verfolgen une erreichen. Das
arab. gania (nutzen ziehen) hätte eher gaöar oder ganir gegeben. Von
ganar ist pg. ganancia, zsgz. gan^a, vb. gangar, wogegen sich altpg.
gnaanfar wieder gnadagnare amiähert. — Dante braucht ringavagnare
Inf. 24, 12, aus dem dUfr. regaagner mit eingefügtem hiatustilgenden v.
Guado ä., auch vado, sard. vadu, sp. vado, pg. vao, ältcat. guau,
^leutat. gual, pr. guä, ga, fr. gu6 seichte stelle im wasser, fürt; vb. it.
gaadare, sp. pg. vadear, jE>r. guasarffO. (für guazar) durch das wasser
9^j fr. ga6er abspühlen. Daß die mit v anlautenden formen zum lat.
vadnm, vadare (letzteres nur bei Vegetius) gehören, versteht sich; bei den
mit g anlautenden ist wenigstens eir^uß des ahd. mhd. wat, altn. vad
fürt, f^. ahd. watan, mhd. nhd. waten anzunehmen. Zu den verzeichneten
uförtem kommt noch sp. esguazo, esguazar, aus dem prov., so auch it.
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176 I. GUADO-GUANTO.
guazzo, guazzare. Letzteres keifet atuik abspühlen, absckwemmenf gamib
heißt auch pfütee, dastu noch gnazza thau, so daß^man an ahd. wazzar
denken könnte; aUem fr, ga6er hat die nämlichen bedetdungen hervorge-
bracht wie gaazzare: aus dem waten ergab sich das dbspühienj da äies
an seichten stellen des flusses geschieht. Aber einfluß des prov. z mufi
angenommen werden: schärfung des A jm z ist im üaL selten und gesehitk
wohl nur nach n und r. Hieher vielleicht auch sp. gnächaro wasser-
süchtig, guacha-pear das wasser mit den fußen trüben. Vgl. daeu Diefenhadij
Goth. wb. l 248.
Gaado it., fr. guede (f.), in der alten spräche gaide, waide G.
d'Ängl.p. 12 9 y mdartt. vouede eine pflanze, waid; ist das ahd. weit, ag$.
väd, s. Grimm IL 67. Aus der bekannten oitfr. einschiebung des s
(gaesde) entstarul milcU. waisda, gnasdium, gaesdium, waUon, waiss
ac{j. königsblau (für waist, une cress für crest, lai, crista; aonss ßr
aoust; lat. augustus). Sp. pg. t^. glasto ist buchstäblich das gaUisck
glastum. Auch hier, wie so oß, wäre Diefenbach bu vergleicheny CdL l
139, Orig. europ. 360.
Guai it. sp. pg., aUfr. wai SB., nfr. ouais, intetjection für lai.vae;
sbst. it. guajo, sp. pg. gaaya; vom goth. vai, ahd. w6, vgl. kymr. gwat
Die dUmaü. mundart hat sich auch ein adj. guajo geschaffen.
Guaime it., aUfr. gaYn Ren. II, 133, wdtton. wayen, lothr. veyeB,
nfr. esgs. re-gain grummet; kann nicht aus gagner, urspr. gaagner, ge-
formt sein, füglich aber aus ahd. weida futter, gras, nhd. weide, oder
aus weidön füttern, mit dem roman. suffix ime goad-ime gua-ime: so
floß it. guastime aus guastare. Das urspr. m hat sich auch im henn^.
waimiau behauptet. Normann. lautet das wort mit euphonisch abgeän-
dertem stammvocal vouin (für gouin, gaYn), altfr. vuin (nicht win su
lesenj: aussi qu'an vuin 'sictä in tempore autumpnt Brand, p. 103m, 51.
Guai na it., fr. gatne, alt gaYne, henneg. waine, auch kymr. gwain
scheide; von vagina. Den hiatus zu beseitigen spricht der McUUmder
guadinna, der Venezianer gnazina.
Guai da sp., pg. gualde, fr. gaude, it. guadarella (Ncmmch)
eine pflanzt zum gelbfärben, reseda luteöla, da/ter adj. sp. gualdo, pg.
gualde gelb, und wohl auch dltsp, guado gelbe färbe; vom engl, weld,
nhd. wau.
Gualdrappa it., sp. pg. gualdrapa lange Satteldecke, bair. wal-
trappen. Ferrari erinnert an das seltsame vastrapes (fifuvalia (feminaUa)
in den glossen des Philoxenus, da eine solche decke wegen ihrer ähnlichen
bestimmung sich einer beinbekleidung wohl vergleichen lasse; andre sehen
darin eine Zusammensetzung mit drappo, wissen aber für guai keinen rdtk
Guanto t^., «p. i^^r. guante, pr. guan, fr. gant handschuh; da^
eigentl. port. wort aber ist lua, guante bedeutet panzerhandschuk. MUU.
wantus liegt in sehr alten Zeugnissen vor, schon Beda erwähnt sein vor-
kommen in Gallien: tegumenta manuum, quae Galli wantos i. e. chiro*
thecas vocant Das aUfr. wanz kennen die Casseler glossen. Das wori
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L GUAPPO-GUARI. 177
isi em deutsches, wiewohl es in der hochd. ags. u. a. mundarten fehlte
aber aiUn. vöttr ist = vantr, schwed. dän. yante. S. darüber Grimm,
BechtsoM. 152, Gramm. III 461.
Gnappo neap., mail. guapo hochmiithig, com. vap eitd (y sieht hier
öfters für gn), sp. pg. guapo kiihnj galant, sehen geputjdj auch gase.
gouapon; sbst. sp. gnapeza prahlerei; vb. norm, gouaper schereen.
Der Q^aut ga spricht für einen deutschen stamm und dieser findet sich,
wenn man das prahlerische oder eitle als grundbegriff voranstellt, im ags.
vapul pompholyx, Wasserblase (bei Sonmerus), vb. yapolian ^pruddn, ndl.
wapperen flauem. Wohin gehört aber wdllon. wapp wässerig, süßlich?
doch wohl eu ndl. weepsch mit gl. bed.
Guaragno it., sp. guarafion, alt guaran (vol. gaari), pr. (nach
Dueange) guaragnon hengst; vom mlat. waranio L. Sal. u. s. w., dies
aus dem deutschen, altndd. wrenjo, mndl. wr^ne, ahd. reinneo, vgl. Graff
l 978, Grimm eur L. Sal. p. XXVIII, Gesch. d. d. «pr. 30. Das frane.
wort ist ^talon, das üblichere ital. ist Stallone, das wal. armesariu = ad-
miflsarios.
Guardare it., sp.pg.pr. guardar, fr. garder Aä^, vom ahd. warten
adit haben; sbst. it. sp. guardia (f.), pr. guarda (f.), fr. garde (f. m.)
wache, Wächter, vom goth. yardja, ahd. warto (m.), warta (f). Daher
femer it. guardiano, sp. pr. guardian, fr. gardien Aü^^; it. guardingo,
sp, pg. gardingo behutsam. Eine compos. ist it. sgaardare, <dtsp. es-
gnardar, aUfr. esgarder, eswarder.
Gnarento altit., sp. garante, pr. guaran und guiren, fr. garant
gewährsmann, nUcU. warens, altfries. werand, warend; aus dem ahd. wßrSn
leisten, verbürgen, s. Chrimm, Rechtsalt. p. 603. Die prov. form guiren
ist die reinste, in den übrigen ward i mit a vertauscht. Vb. it. guaren-
tire, sp. garantir, garantizar, pr. garentir, fr. garantir, altfr. auch ga-
nmdir gewährleisten.
Guari it., pr: cot. gaire, fr, gufere, guferes, ein synonym des lat.
fmMum; dagegen neuwald. gaire für lat. guot. Der Provenmle hat außer
gaire noch ein ähnliches wort, eusammengesetet aus grandis res, gran-
rön, ganr^n, tmd mit oder ohne negation gebraucht, wogegen gaire nur
dubitativ oder mit non negativ steht. Als partitiva stimmen beide nach
bedeHtu9ig und construction gane et^ammen und werden z. b. wie ad^ectiva
(Jme weitere Vermittlung dem Substantiv vorgesetzt: ganren yegadas, gaire
eompanhos wie it. guari tempo. Gleichwohl sind sie nichts weniger als
ideiUiseh, indem der anlaut in gaire, une das uralte fr. waires (z. b. in
dm Serm. de Bern.), das lothr. voufere, das pic. w6re, das wallon. wair
imd das ehw. u^ra zur genüge lehren und auch das it. guari bestätigt,
deutsches w vertritt. Aber welches ist das deutsche wort? Buchstäblich
passt kaum ein anderes als das ahd. wäri verus, aus dem sich it. guari,
prov. mit versetztem i dem brauche dieser mundart gemäß guaire gaire
gestalten konnte: man muß es adverbial im sinne des lat. probe genommen
haben, wie denn auch das sbst. gawäri pnobitas bedeutet. Die prov.
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178 I. GUARIRE— GUASTARE.
phrase non o pretz gaire wäre hiemach ^ich schäise es nichi waMiaft,
nicht sehr. Von ^sehr aber bis ^vid^ ist nur ein kureer schritt. Zsgs.
ist fr. naguere = il n' a gaere, it. non ha gaari ^e^ ist nichi lange her;
piem. pa-vaire toenig^ nicht viel = pr. pas guaire. Im aUfr. guer-soi
vid durst ßeim isutrinken) Rtdd). /, 93, vgl. 239, Ben. I, p. 120 ßo^
sich gahre gane in positivem sinne. Für gaari findet sich in der comast.
mundart gerr, sicher kein eignes wort, sondern, wie auch P. Monti mekit^
aus altit. gueri (das aber zuerst in gheri Obergieng). — [Die vorstehende
deutung von guari aus wäri kann sich des Vorwurfes nicM erwdtrm, dafi
sich ein dem romanischen entsprechender deutscher gebrauch des urwortes
nicht nachweisen läßt. Aber noch ein anderes deutsches wort verdient ge-
nannt ssu werden. Mhd. unweiger heißt 'nicht viei\ b. b. diu stände
was unweiger lanc = it. Tora non fn guari lunga. Das einfache weiger
muß also ^vieC bedeutet haben, und so bemerkt man es einmal im aithotM,
worin ne weigaro das lat. non muitum ausdrückt, s. Mhd. wb. III, 556.
Eine merkwürdige Unterstützung dieser etymclogie gewährt die aUeäe
prov. form gaigre Bth. v. 13, die das deutsche wort so voUkommen wieder- ^
gibt wie möglich. Ißt dies die richtige lösung? Wenn sie es ist^ so mufi
das nur in wenigen stellen vorliegende weigar ^e^ volksüblich gewesen sein,
da es in alle roman. sprachen einjsudringen vermochte.]
Guarire, guerire it., altsp. dUpg. guarir (ja^^rt guarecer), pr. aUfr.
garir, nfr. guarir heilen, genesen; vom goth. yaijan, ahd. wegan ver-
theidigen, nhd. wehren. Sichtbariich von demsdben verbum ist pg. gua-
ri ta, sp. garita, altfr. garite, nfr. gu6rite sicherer ort (vgl. die frone,
phrase gagner la gu^rite sich durch die flucht retten), daher schäderham,
warte auf mauern oder hätisern (altfr. gariter befestigen). Das suffix
dieses Wortes setet eigentlich eine itai. participidlbildung guarita als nädiste
quelle voraus, une fr. r^ussite auf it. riuscita zurückgeht, aber sdbst die
heimischen Wörter, piem. garita, ven, gareta, cremon. garetta weisen mit
ihrem arUaut auf franz. Ursprung; das acht span. wort ist guarida Zu-
flucht, pr. guerida, das dem ahd. warid, werid (geschützter ort im wasser,
werd, werder) ähnlich sieht, ohne davon abstammen zu müssen. Vgl. Dief.
Goth. wb. I, 206.
Ouarnire und guemire it., altsp. guamir (jetzt guameeer), pr.fr.
gamir verwahren; vom gleichbed. ahd. wamön, nhd. warnen, oder mU
genauerem anscMuß an den buchstaben vom ags. vamian sorge tragen,
hüten, aUfries. wemia verbürgen, daher auch chw. vamiar — wogegen
das lomb. guamä ganz zu dem ahd. worte passt, da es den abieitungs-
vocäl i ni(M hervortreten läßt. Altfr. gamir heifd auch benachrichtigen
LBs. 366, Bou I, p. 149, FC. II, p. 61, wie ahd. wamÖn, ags. Yunian
admonere. Desselben stamtnes ist it. guarnaccia^ guamacca, ^. gar-
nacha, pr. gannacha, fr. garnache Überrock, mhd. gamaesch, vgl. ahd.
Warna, mhd. warne fürsorge; so auch it. guarnello Unterrock.
Guastare it., cdtsp. cdtpg. pr. guastar, nsp. npg. gastar, fr. gater
verderben, verzehren. Stam$yü es vom lat. vastare oder vom ahd. wastjan
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I. GUATARE-GUERRA. 179
(leUteres aus dem shst. was^o und dem mhd. wasten £fu folgern)? Da
das adj. ü. guasto, pg. gasto, aUfr. guaste, noch jetzt mundarü. (e. h.
in Berry) g&te, sich in vastus, das esgs. diguastare, degastar, d^gäter
in deyastare wiederfindet^ so ist herJcunft aus dem latein^ aber unter ein-
fluß des deutschen ardautes w, wie hei einigen andern mit gu anlautenden
fomofi. Wörtern, einzuräumen. Die bed, beschädigen kennt schon die L.
Sai, tu. 9: penitas eam (caballam) vastare non debet. Als eine unmit-
tdbare bildung aus wastjan darf aber das alffr. gastir Ben. I, 256 an-
genommen werden. Abgd. cdtfr. gnastine wüste LRs. 103 (adj. gastin
SoF. J, 209).
Gaatare Ö., pr. guaitar, fr. guetter anschauen, beobachten, lauem;
Ast. cremen, pr. gnaita, altfr. guette, nfr. masc. guet wache; vom ahd.
wahten wache holten; ^st. wahta, nhd. wacht, goth. vahtvö. Zsgs. it.
aggnatare, sp. pr. aguaitar, altfr. aguetier s. v. a. guatare; sbst. it.
aguato, sp. agait, fr. agnet (nur noch im plur. üblich) lauer, daher
aÜfr. dagaet (= d'aguet) heimlicher weise.
Gabia sp., pg. goiva, npr. gnbio, fr. gouge (f) hohlmeipel. ScJwn
Isidorus 19, 19 führt neben taratrnm und scobina ein werhseug an, das
die ausgaben theils guvia, gabia, theils gulvia, gnlbia schreiben. Die
Cassder glossen setzen gulvinm für das dtsche noila hobel. Die Variante
gnlbia weist sich als eine nebenform aus durch das it. gorbia, sgorbia,
wdches andre aus dem gr. ygoatpog herholen. Das wort scheint iberisch:
bask. gnbia bogen, gnbioa JceJde in W. v. Humboldts Verzeichnis, vgl.
wegen der begriffe unser kehle und kehlleiste d. i. gehöhlte leiste. Larra-
mendi erklärt das bask. gubia aus gurbfa oder gurbiaz, wodurch sich
vidUicht die formen mit 1 oder r rechtfertigen lassen.
Guercio it. {com. verstärkt sguerc), chw. guersch, uiersch, ältsp.
gaercho, aber pr. guer, guerle, dauph. gnerlio schielend. Sie setzen einen
deutschen anüaut w voraus und so konnten sie aus ahd. twer, dwerch
d. i. quer^ nach abgestoßenem dentaUaute, entstanden sein, vgl. gualiar
U. c — [Diese ansieht aucft bei Diefehbach, Goth. wb. II, 721]
Gnerra ü. sp. pg. pr., guerre fr. krieg (daher engl, war, früher
warre, werre, Grimm, Rechtsalt, 603, E, Müller s. v.) ; vom ahd. werra,
mhd. mndl. aUengl. werre zank, Zwietracht, vb. ahd. werran verwirren:
rixas et dissensiones sen seditiones, qnas valgus werras nominat Cap.
Gar. C. Bellum {kymr. bret. bei) war dem Romanen neben dem adj.
bellns, weichem polcher hatte weichen müssen, unbrauchbar geworden und
lebt nur in ableitungen und Zusammensetzungen fort; das einfache vb.
belar ^bdla facere steht nur in einem prov. Wörterverzeichnis GProv. 29.
Man sudtte ersatz im deutschen: das übliche w!c mochte etwas zu klang-
los «in, werra gefid» besser. Auch der Baske sagt guerla, der Waläche
ersetzte das lat. wort mit dem slav. resboi plünderung, was die gramma-
tiker des landes freilich von rebellare herleiten. Zu merken ist, daß das
von gaerra abgdeitete guerrier im dttrom. die bed. feind, widersactier
(ursprüngl. verwirrer?) zdgt, z. b. prov, (wo dies am üblichsten ist)
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180 L GUIDARE-GUISA.
aucire sos guerriers mortals seine todfeinde tödten Chx. F, 10; fr, ainc
en nule maniere ne forfis que fuissiez ma guerriere Rom. fr, p. 88; iL
che non mi sea guerrera Trucch, I, 194, vgl. 205; contra li nostri
guerrer ella ö molt forte guerrera Bonves. p, 479, 43; sp. semejasme
guerrero Apol, 275,
Guidare it., sp. pg. guiar, pr. guidar, guizar, guiar, fr, guider
l-eiienj etirechtweisen; sbst. it, guida, sp. guia, pr. guida und guit, aUfr.
gui-s, nfr. guide führer. Für die deutschheit des Wortes redet jHeikUeh
unzweideutig der anlaut gu, eu welchem stamme aber gehört es? Nach
der lautregel verlangt es gotk. veid, ahd. wtt^ allein dieser stamm gewaki
keinen angemessenen begriff. Nimmt man goth, vitan beobachten^ bewoAm
als etymon, so ist gegen den begriff ewar nichts su erinnern, auch iL
scorgere heif^t wahrnehmen und leiten, aUein die darstdlung der goth.
tenuis durch die rom. media wäre ungewöhnlich. Gleichwohl ist diese
deutung lendässig: auch dUfr. hadir^ haYr entsprang mit derselben lautver-
Schiebung aus goth. hatan (Rom. gramm. J, 3t2); selbst' das sbst. guid»
schließt sich alsdann dem ags. (und goth.?) vita ältester, rathgeber un-
mittelbar an, vgl. das prov. masc. guit, fr. guide. [Wackemagel gibt auch
das alts. gi-wttan zu bedenken, de^en bed. 'gehen doch etwas entfernter
eu liegen scheint^ Von guidare ist fr. guidon fahne u. a. m.
Guiderdone it., awcA guidardone, pr. guazardon (für guadardon),
guiardon, guierdon, altfr. guerredon, guerdoD, sp. galardon (gualardon
FJ. Cal. 6 D,), pg. galardäo, altcat. guardö, mlat, widerdonum (uinUr
Karl d. kahlen) Vergeltung; vi. guider donare ff. belohnen. Der ersU
theil des Wortes macht keine Schwierigkeit, es ist das dtsche wider, i»
älterer form widar, das auch in dem gleichbed. widrigilt vorliegt; a für
i in der ersten sübe von guazardon, gualardon, \oird nicht stören, man
.sehe die bemerkung oben in der vorrede. Widerdonum ist eine leichte
entstellung des ahd. widarlön recompensatio Graff U, 220, ags. widher-
leän, wozu erinnerung an lat. donum verführen konnte. Das sp. galar-
don ließe sich selbst aus einer in dieser spräche ziemlich üblichen umstd-
lung der buchstaben (für gadarlon) deuten, wäre es nicht rathsam, sämnit-
liehe sprachen an demselben vor gange theü nehmen zu lassen und 1 aufi
zurückzuleiten. Merkwürdig ist das synonyme pr. guazardinc, kerne
nebenform, sondern durch das longob. thinx und garathinx als ein sdbd-
ständiges wort gerechtfertigt.
Guisa it. sp.pg. pr., guise fr. weise, art, beschaffenheit, daher engl
guise; vb. sp. altpg. guisar zubereiten; zsgs. pr. desguisar, fr. d^
guiser entstellen, die gestcdt benehmen. Das etymon ist unschwer zu finden,
da fast alle germanischen gebiete dasselbe wort besitzeti: ahd. wts, alts.
wlsa, nhd. weise, ags. wise, altn. vis. Sdbst die adverbiale anwendung wie im
ahd. in wis, zi wis (quomodo) spiegelt sich ab im rom. in guisa, a guisa. Fer-
rari*s lat. etymon vice (z. b. vice canis = more canis) genügt dem buchstaben
nicht, MSnage\s visus, visa eben so wenig dem begriffe. Aber pr. guia $. v. a.
guisa scheint aus via entstanden, da s zwischen vocälen kaum ausfäüt.
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I. GUSCIO-HENNIR. 181
Guscio it. schäle der nüsse^ eier, schalthiere u. dgl., übersfug, ven.
sgusso tmd fem. gussa, sgussa dass., auch hülse des komes, spreu, mail.
guss, gussa, romagn. goss, gossa ebenso, fr, gousse (f.), hülse, schote;
i?6. rt. sgusciare schälen. Von etveifelhafter herJcunft, Folgende Wörter
dürften in betracht Tiormnen, Der grammatiker Placidus Tcennt gallici-
ciola ^cortex nuds juglandis: ist dieses ungeschlachte wort Schreibfehler
ßr galliciola^ so fuhrt es auf ein adjectivisches primitiv gallicia (von nux
gallica wallnuß), das sich ital. in galcia galscia gnscio, fr. gausse gousse
verwanddn mochte. Das ursprüngliche all hätte alsdann auch in dem
d^Mhong des comask. s-gausc für sgalso seinen ausdruck gefunden. Ähd.
gabissa, gavissa 5prew, wegwurf. AM. hulsa und hülst, worauf Scheler
Mntveist, scheinen mit ihrem anlaute nicht zum franz. worte jm stimmen,
wohl gihulsi, das aber nicht nachweislich ist. — Die Wörter für schale,
sdiote, hülse sind in den roman. sprachen und mundarten zahlreich und
oft schwierig zu deuten. Die obige deutung aus gallicia aber hat sich die
beistimmung Mussaßa's erworben, der auf die übereinstimmende toscanische
form gallessa verweist, s. Zeitschr. ßr vergl. sprachf. XV, 397.
H.
Haca sp., ältsp. pg. faca, ältfr. haque (h asp.) Roq. Mepper; cdtfr.
haqnet, sie. acchettu dass., pic. haguette kleine stute; nfr. haquet karren,
ht hier h oder f der richtige laut? Faca könnte sich auf ältn. fökr pferd
berufen, allein wie hätte sich dieser poetische ausdruck nach Spanien ver-
irren sollen? Es kann mit der bekannten span. darstellung der franz.
aspiration {vgl. oben arpa) von haque hergenommen sein, dies aber vom
engl, hack miähklepper: dafür spricht auch die engl. zss. hack-ney, ndl.
hakke-nei (engl, nag, ndl. negg, nhd. nickel pferdchen), wovon fr. ha-
quen^e, ältsp. pg. facanea, nsp. hacanea, it. acchinea, üblicher chinea.
S. auch Diefenbach, Goth. wi. I, 30. II, 122.
Halar sp., haier fr. (h asp.), alar pg. ziehen am seüe; vom ältn.
halsL ziehen, ähd. halön.
Hennir fr. (spr. hanir, h asp.) wiehern. Diesmal ist es die franz.
spräche, die das lat. original am genauesten wiedergibt. Die ital. hat
dafür nitrire, annitrire, sbst. nitrito, von hinnitus mit bekannter einschie-
bung eines lautverstärkenden r. Die erzeugnisse der übrigen sprachen
weichen noch mehr ab, so daß die etymologische rechenkunst nicht überall
ausreicht. Sie haben sich alle zur 1. conj. geschlagen. Span, lautet das
wort relinchar, alte/' relnchar Conq. Ultram., pg. rinchar. Verkürzt man
das bei Lucilius vorliegende hinnilitare in hinniltare, so gewinnt man sp.
hinchar, dem man zum unterschiede von hinchar = inflare die partikel
re oder red vorsetzte; das darin enthaltene d aber trat auf spanische
weise leicht in 1 über. Ein vorgesetztes re zeigt sich auch im cat. renil-
lar, wofür der Piovenzale einfacher enilhar, inhilar, aber auch endilhar
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182 I. lERI-IMPROVERARE.
spricht. Im sard. anninnijare endlich glaubt man deutlich die stimsne des
Pferdes (hin hin) -et* vernehmen; andre mundarten derselben provim habm
dafür annirgai und anniggiä. Das wal, wort ist rencheza (ronchissare),
i. j.
leri f^., sp. ayer (6ei Berceo eri), pr. her, fr. hier, wal. eri aiveth^
vom lat. heri. Sp. ayer ist nicht = adheri, a ist vielmehr ein eupkm-
scher Vorschlag vor j wie in ayantar, ayuso statt yantar, yuso, und so
mag sich auch das cat. ahir, das sie. ajeri verhalten.
II, lo, la it., sp. el, lo, la, pg. o, a, ält^el, lo, la, pr. \0y la(il),/r.
le, la, alt li, lo, la, wal. le (1), la (oa, a) artikd, von ille, illum, Bm,
gramm. II, 16. 27 ff. Sardisch su, sa, von ipse, ipsa.
Imbuto it.y sp. embudo, pg. fehlt, pr. embut GProv. 69 tridUer;
von butig faß, also wie fr. entonnoir, sagt Menage; vgl. auch t^. imbotta-
tojo mit ders. bed., von botte = butis.
Immantinente it., pr. mantenen, fr. maintenant, eeitadverb, iBtco,
sine mora. Es ist kein particip des rom. vb. mantenere, so daß es dm
lat. in continenti gleich wäre, wozu die begriffe nicht stimmen, sondern
eine selbständige Zusammensetzung in manu tenens in der hand haltend^
in bereitschaft, ohne Vorbereitung, ohne aufschub. Prov. auch de mantenen,
altfr. de maintenant. Wald, atenent Hahn p. 673.
Imprenta und impronta it., sp. pr. emprenta, fr. empreinte je-
präge, abdruck; vb. it. imprentare, improntare,. sp. emprentar, daher ndi.
printen, engl, print. Von imprimitare, meint Ferrari. Da die neue»
sprachen indessen nur wenige iteroHva, diese aber immer mit iterativer in
imprentare gar nicht fühlbarer bedeutung schufen, das verbum auch m
franz. und prov. nicht vorhanden ist, so sucht man seinen Ursprung ioohl
richtiger im franz. particip empreint: um so eher konnte der ItaUener
das fremde in seinem Ursprünge ihm unverständliche wort in impronta
entstellen.
Improntare it., emprnnter fr. entlehnen, borgen, sbst. emprunt
Nach Muratori, Änt. ital. I, 1895, wäre das ital. wort aus dem front.
Peeuniam alicui promere heißt einem geld hervorlangen: woUte mctn nun
mit impromtum, impromtare das einnehmen des geldes ausdrücken? Das
gezwungene dieser vermuthung wird einleuchten. Diesmal fuhrt die walatk
spräche auf die richtige spur. Sbst. inprumnt heißt borg, vb. inprumuti
auf borg geben oder nehmen, vom lat. promutuum darlehen, zsgs. in-pro-
mutuum, in-promutuare, was denn lacht improntare ergab. Sdtsam ist
fr. u für o: sollte es der einwirkung des ausgefallenen u in der stlbe iwxi
sein dasein danken? Der Wallone sagt e^ronter, aber o vertritt ihm oß fr. n.
Improverare, rimproverare it., sp. improperar, fr. vrU. impro-
p6rer vorumrfe machen; sbst. »^. rimproverio cet. Vorwurf; von im-
properare hineineilen Varro, vorwerfen Fetron., eig. drauf losfahren, wie
Pott deutet, improperiom Vulg., s. Quicherat Add. s. v.
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I. INCALCIAKE— INGANNO. 183
Incalciare, incalzare it, altsp, encalzar ^{o;., pr. encansar, aUfr.
encbsincernachsetem, verfolgen, daher shst aitsp. encalzo, aUpg, ebenso
enealQO SBos., pr. encaus, aUfr. enchaux; eigenÜ. einem auf der ferse
sem, von calx.
Ineanto ä., encante aUsp., enquant encant pr., encan fr. Ver-
steigerung, mhd. gant; d. i. ßr wie vid, wie hoch? von in qaantam; vh.
ä. incantare, pr. enqaantar, altfr.&nosjii&T versteigern, verganten. Nicht
vom incantare, wenn sich awh dUfr. durch umdeutung enchanter (en-
chaDtement Assis, de Jerus.) findet. Vgl. Grimm, Rechtsdlt. p. 610.
Inchiostro it. tinie (richtiger aJtmaü. incostro Bonves.); von en-
caustam {eyxavatov) rothe Hnte, womit die griechischen haiser unter-
sekrid>en; dassdbe wart, mit griechischer hetotmng, ist fr. encre, sonst
auch enque, die stärkste ahhüreung, die in dieser spräche vorkommt, sicil.
inga, ndl. inkt, engl. ink. Atramentum blieb im pr. airamen, altfr.
errement Tinta ist der sp. pg. cot. sard. ausdruck, schon ahd. tincta,
dincta. Der Walache empfieng vom Slaven, dem er auch die buchstaben
verdanktej den ausdruck für tinte, cerneal^ d. i. schwär ee.
Incinta it., pr. encencha, fr. enceinte schwarzer. Davon sagt
Iridarus: incincta praegnans eo qnod est sine cinctn d. h. incincta ist s. v. a.
diflcincta entgürtet, weil sie keiften gürtel tragen kann: ne me pnis ceindre
sagt eine solche, FC. IV, 275. Andre auslegungen s. bei MSnage, vgl. auch
Gdvam im Archiv, stör. itdl. XIV, 362. Das frane. sbst. enceinte um-
gäunung aber ist von incinctus in seiner classischen bedeutung.
Incdde Mftdt incndine, ancüde und ancndine it., sp. yonque, ayanque,
pg. inende (poet.), pr. enclnget, fr. enclume amboß: von incns incüdis,
sum iheil sehr entstellt. Das ü. incndine beruht auf der falschen dedi-
natian incndo incadinis, ungefähr wie das sp. hambre an^ £Etmes faminis.
Das sp. yonque entstand aus incu'e durch versetaung des u. Die piem.
form aneuso, die catal. encinsa scheinen aus dem nominativ entstanden.
Indaco it., aUsp. öndico, fr. indigo, pr. indi, endi eine blaue färbe,
indig; vom lat. indicnm blaiues pigment aus Indien. Hieraus ein adj.
alisp. jndio Chron. rimad. p. p. Michel v. 117, pr. indi, a^r. inde.
Indi it., dU ende, enne, daher en und das jetzt übliche ne, altsp.
äUpg. ende, pr. en und ne (letzteres e. b. in dem halbfrans. Leodegar str.
11), dltfr. int (in den Eiden), ent, nfr. en, woi. inde, ortsadverb und
pronomincipartikd, s. Bom. gramm. III, 56. Näher dem urworte als das
fr. en steht das henneg. end in end-aler = fr. en aller, abgeküret d (i
d' a requeu ü en a recuperi). Im altüal. inclinierte ende = neuit. ne
sdir hm^g z. b. nonde capapo non ne campo PPS. II, 33, nulland'
onoro nuÜa ne onoro 71, peronde temo pero ne temo 73, vgl. Blanc,
Itd. gramm. 305. 306. Zsgs. ist sp. den de präposition für desde,
aUsp. dent, altpg. dende, al^r. den Pass. de J. Chr. str. 30, SLeg. 21,
vcn de-inde.
Inganno it., sp. engano, pg. engano, pr. engan betrug; vb. in-
gannare, engafiar, enganar, al^r. enganer betrügen, wal. ing^nä (aus
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184 I. INGEGNO— INTERO.
dem ital.?) verhöhnen. Das einfache wort findet sich im aUem ndatän:
gannat ^A^va^ßt Gl. lat. gr.^ sbst, gannum spoU Gest. reg. Fr., ganni-
tura Bonif.^ Rh. Maur., Äldhelm; der Froveneale hat ganhar laclm,
spotten, es scheint aber nicht dassdbe wort. Wer gannum aus ingenium
entstehen läßt, der setzt sich über die handgreiflichsten lautregdn hinweg;
auch die herleitung aus dem ahd. geinön den mund aufsperren ist nach
begriff und laut unhaltbar: in letaterer beeiehung würde sich doppeltes
aus einfachem n nicht rechtfertigen lassen. Möglich aber ist ent^ekmg
aus ahd. gaman spiel, scherz, ags. gamen scherz, spott, höhn, zsgz. gamn;
man erwäge dieselbe behandlung der Verbindung mn in danmum, it. danno,
sp. dafio, pg. dano, pr. dan. Spiel und betrug berühren sich nah, vgl it,
giuoco spiel, hunstgriff, com. gioeuch (göch) betrug, fr. jouer qqun men
betrügen. Das gael. gang-aid betrug hätte andre formen erzeugt.
Ingegno i^., dltsp. engeno, pr. engeinh^ engin, fr. engin erfindungs-
kraft, dsgl. künstliche fnascMne; von ingenium. Daher altfr. engignier
überlisten, pr. engenhar nachstellen, it. ingegnarsi, nfr. s'ing^nier avf
mittel sinnen; sbst. pr. enginhaire, fr. ingönieur, it. ingegnere, wio/.
ingeniosus kriegsbaumeister. Aus lat. genius geschmack, witz leitä sich
it. genio, sp. genio, fr, g^nie. Pr. geinh aber, gleichbed. mit engeinh,
u)ie ginhos mü enginhos, scheint aus ingenium abgekürzt.
Inguine it., sp, engle (für engne), neupr. lengue (für engne),
fr. aine (f.) weiche am menschlichen körper; von inguen. Itai. anguinaglia
von inguinalia.
Insegna it., äUsp. ensena, neusp. pg. insignia, pr. ensenha, fr.
enseigne zeichen, kennzeichen, it. pr. fr. auch fahne; von insignia, pbtr.
von insigne. Das einfache Signum gab ^. sena, pg. pr. gleichlautend.
Insegnare it., sp. ensehax, pg. ensinar, fr. enseigner lehren. Von
insinuare bekannt machen; oder ist es neues wort, in-signare einzeidmen,
einprägen? vgl. iyxaQaaoeiv Hnsignare, incisare' Gl. gr. lat. Nicht tmr
der begriff, auch der buchstöbe redet für das letztere, dessen stamn gans
mit Signum in den acht roman. formen segno, sefia, senh zusammentrifft',
volle bestätigung gewährt aber das wal. insemnä. anzeigen, von^semn =
Signum, also insignare.
Insembre, insembra it., cdtsp. ensembra, ensemble, oZ^p^. ensem-
bra, fr. ensemble, dsgl. it. insieme, pr. ensems, altwald. ensemp, adverb
für lat. una; von insimul, dessen 1 zum theil in r verwanddt oder apo-
copiert ward; wal. aseämene von ad simul. Einfaches senps = simol /imW
sich in der Pass. Christi str. 104, Vgl. unten sembrare.
Intero und intögro it., sp. entero, pg, inteiro, pr. enteir, fr. entier
vollständig, ganz, altfr, in der bed. unverletzt: li sain et li entier 2)3fec.
p. 176; von integer integri, lomb. und wal. intreg. Abgel. pr. aitfr. a^.
enterin vollkommen, vb. altfr. enteriner gerichtlich gut heiß^%. Da in-
tero auch grade oder aufrecht bedeutet, so knüpft sich hieran das vb. in-
tirizzare, pg. inteiri^ar starr machen, starr werden (adj. inteiri^o voü-
ständig, dsgl. starr): die physische und moralische bed. fest, unbeugsam
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I. INTRAMBO-LACAYO. 185
hat auch unser steif. Abgeändert aus diesem verhum mit vertauschung
der Partikel ist aitpg, sp. aterir, aterecer, span. auch ateritar.
Intrambo, entrambi t7., sp. entrambos (getrennt entre Eachel e
Vidas a parte yxieron amos PC. 191)^ pr. entrambs beide, alle beide,
s$g$. mit der partikel inter, welche die bed. 'unter sich, miteinander, zu-
sammen angenommen hatte, also beide zusammen, s. Rom, gramm. III,
408 noie.
In vor DO und verno it., sp. invierno (yvierno PC. ed. Jan. v. 1620),
pr. lYern, fr. hiver, wal. earn^ winter ; vom adj. hibernus, hibernum, dem
das wdnldsame hiems weichen mußte.
Investire it., sp. embestir, fr. investir einen platz berennen, ein-
schließen, auch ihn angreifen; von investire bekleiden, und schon im la-
teinischen umgeben, s. b. focnm investire sich um den herd stellen,
lo it., sp. yo, pg. wal, eu, pr. gaUic. ieu, eu, dltfr. eo, ieo, jeo, jo,
nfr, je; von ego, syncopiert eo, woraus sich alle romanischen formen er-
klären, die neufranzös. durch consonatUierung des anlautenden i, das mit
e SU einem diphthong verbunden in kurzem lat. e (vgl. dien aus deus)
seinen grund hatte,
Issare it., sp, pg. izar, fr, hisser (h asp,) in die höhe ziehen; vom
schced, hissa, ndd, hissen.
Iva sp. pg., if fr. (m.) taxusbaum; ist das ahd. iwa, nhd. eibe,
ags. iv, engl, yew, kymr. yw (/*., sg. ywen), com. hivin.
Ivi, vi it., alHt. i, cdtsp. aJtpg, pr, hi, y, fr. y, nsp. pg. {mit vor-
geschlagenem a wie in ayer von heri) ah( ortsadverb, von ibi.
Jnsbarba sp. mäusedom, /r. joubarbe, pr. barbajol hauswurz; alle
entsprechend dem lat. Jovis barba bei Plinius (anthyllis barba Jovis L.),
ü. barba di Giove. Span, chubarba scheint eine andre form desselben
Wortes, vgl. in betreff des anlautes chnpa = fr, jupe.
L.
La it., sp. alld, altpg, aU SRos., npg, lä, pr. la, lai, fr. lä ortsad-
verb, von illac.
Lacayo sp. pg., fr. laquais, daher it. lacche diener, der seinen
herm zu fuße begleUet, pedissequus. Im span. ist dies wort nicht alt,
wenigstens erklärt es Covarruvias für ein erst mit könig Philipp (I.) aus
Deutschland gekommenes, es fehlt daher auch bei ÄntoniUrS Nebrissensis.
Weit früher muß Frankreich es gekannt haben, da schon Froissart (vor
1400) sagt: en France il y a cent ans, que les pages vilains allans ä
pied ont eommanc^ d'estre nommez laquets et naquets (Menage). In
einer Urkunde v. j. 1470 liest man: gens arbalestiers appellez laquaiz:
leichte truppen wurden also damals so benannt, was der nachweislich älte-
sten noch jetzt üblichen bedeutung nichts schadet, s, darüber bei Carpentier,
Man hat es wohl aus dem arab. hergeleitet, von dem formell ganz un-
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186 L LACCA-LAIDO.
passenden laqf t ausgesetzter hnabe Freyt. IV^ 119", oder lakf a schmüzij^
niedrig 123*. Larramendi führt es zurück auf bask, lacun, lagun gesA-
Schafte hiäfey und ayo einer der wartet und folgt: Jcenner dieser spradie
haben zu entscheiden, oh aus dieser Verbindung das bask. lacayoa erwackta^
konnte oder ob es dem span. entnommen ward. Indessen bedarf es (wt
unsem zweck dieser prüfung nicht einmal. Sehen wir uns nändiek fpif
roman. gebiete um, so begegnet uns das alte prov. lecai naschhaft, üppig
{s. unten leccare), neupr. (limous.) mit bekannter Verwandlung des iwr
losen e in a laccai n^enschößing des getreides (passend zu dem begriffe
fiaschhaft), dsgl. diener wie im franz. Leicht konnte man den seinem hem
fest anhängenden ihm überall nachtretenden diener mit einem unmäm
üppigen von der pflanze lebenden Schößling vergleichen; das dUpg. lecco,
buchstäblich •= pr. lec, dem primitiv von lecai, hat sogar ohne ableitungs-
Suffix die bed. von lacayo entwickelt s. S. Rosa, was dieser vermuthung fasi
zur bestäUgung gereichen kann. Zu bemerken ist auch noch, daß eine der
baskischen mundarten, die labortanische, mit e für a lekhayoa sagt, der
alten prov. form gemäß.
Lacca it., sp. pr. laca, fr. laque, nUat. laca (1327) ein ostindisdttt
harz; pers. lak, sanskr. läkschä.
Laccia it., sie. alaccia, neupr. alacho Honnar. alse, maifisch, sp.
alacha, andäl. lacha (JSemnich) sardeile (alse, Sardelle, hering gehören tu
einer und derselben gattung, clupea); muthmaßlich entstellt aus haiec, nach
Diefenbach, Orig. europ. 222, aus dem celt. alausa. Entschieden <m
halec ist it. Alice (f.), sie. al6ci sardeile, sp. al^ce (m.) ragout von fisck-
lebem, dsgl. sp. haleche eine ort der makrele, aus weldhem fisch die
Römer ein treffliches garum machten.
Laccio it., sp, pg. lazo, pr. latz, fr. lacs, wal. latz schnür; von
laqueus; vb. it. lacciare, allacciare u. s. f., fr. lacer. Aus dem roma».
auch unser latz klappe.
Lacerta it., gew. lucerta, lucertola (sard. caluscerta, caluxertnla),
sp. pg. lagarto, fr. l^zard, bürg. fem. l&arde und so altfr. laissarde
RMont. 399, 30, Voc. d' Evreux p. 20, chw. lusciard eidechsc (pg. la-
garta raupe); von lacerta, das aber fast gemeinromanisch s^ne endung
mit dem auf viele thiemamen angewandten suffix ard vertauschen nrnfüe.
Der Spanier mag frühe lacarta für lacerta gesprochen haben.
Lagnarsi it., altsp. lanarse, pr, se lanhar, altfr. laigner sich be-
klagen; sbst. it. lagna, pr. lanha klage, Jammer; von laniare se (prae
dolore), ude Ferrari und Muratori mit grund vermuthen, vgl. pg. carpir-
se weinen, sich beklagen, eigentl. sich zerreißen, oder die minder starken
lat. und griech. ausdrücke plangere und xoTtTsad-ai.
Laido it. altsp. altpg., pr. lait, fr. laid häßlich; vom ahd. leid ver-
haßt, altn. leidhr, ags. lädh ; altfr. il m'est lait = twAd. mir ist leit, das
gegentheü von il m'est bei = mir ist liep. Altfr. auch sbst. lait (faire
lait ä qqun wie ahd. leit tuon), dsgl. chw. laid, bask. laidoa. Vb. ä,
laidare, altsp. laizar Bc.Mü. 394 (aus dem prov.), a2(p^. laidar <S/!as.,
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I. LAMA-LANDRA. 187
pr. laizar aUfr. laider hränken, verldeen^ von leidon, leiden, dsgl. it.
laidire, pr. oß/r. laidir von leidjan, ags. lädhjan. Eine bemerkenstoerthe
ati. isi cdtfr. laidenge kränkung (vb. laidengier), pr. ledena Bth. 73
ßr laidenha, vgl. ahd. leidnnga beschüldigtmg.
Lama it. sp. pg., dauph. lamma sumpf; von dem seltnen lat. lama
(fw lac-ma, vgl. lac-ns), wovon Festus sagt: aquae collectio, quam lamam
dicunt, Obrigens von Horcus gebraucht. In demselben sinne findet es sich
(nuk bei Dante, wiewohl manche seiner ausleger es anders deuten^ s. Fer-
rari s. V. und Muratori, Ant. itci. 11, col. 1106. Bekanntlich führt
Paulus lama als ein longob. wort an, s. darüber Grimma Oesch, d. d, spr.
p. 694.
Lama it. pr., lame fr. ploUe, klinge, altsp. laila Scheibe, rietnen; von
lamina. Dasselbe etymon hat altfr. \B,m^ grabstein. Äbgel. altfr. lemele,
alemele Brt. I, p. 108 {leteteres aus Talemele für la lemele), nfr. entstellt
in alnmelle. Daher mhd. lämel.
Lambicco, limbicco it., sp. alambiqae, pg. iBmhiquQ, ^. elambic,
fr. alambic destiUierkolben; vom arab. al-anbtq, welches aber selbst in
diese spräche eingeführt sein soll, Gol. 166, vgl. Freytag I, 62^.
Lambrnsca it. sp., lambruche fr. unlde rebe; von labrnsca dass.
Lampo it. sp. pg., pr. lamp, lam, neupr. lan blita; eigenü. schein
wie fr. Eclair, von lampas, aher neu gebildet aus dem stamme lamp ohne
rücksicht auf die ableitung lamp-ad, ein noch stärkerer fall als capo cap-
accio cm cap-ut. Eine ableitung mit derselben bed. ist cot. Udmpeg,
9p. pg. Msgs. relämpago.
Lampreda it., sp. pg. lamprea, fr. lamproie ein fisch, lamprete;
umgestdU aus lam-petra steinlecker (lambere), weil sich dieser fisch mit
dem nund an die steine cmhängt. S. Voss. Etym. v. petra. Das lat. wort
ist undassisch und kommt erst in den ghssen des Fhiloxenus vor: lam-
petra ^tvQaiva (meeraal).
Lancia it., sp. lanza, pr. lansa, fr. lance, wdl. lance speer, vom
lat. lancea, nach Varro bei Gellius ein hispanisches, nach andern ein
galUsches oder germanisches wort (das genaueste darüber bei Diefenbach,
Orig. europ. 372); vb. it. lanciare ff., lat. lanceare erst bei Tertullian;
daher i^. lancio, sp. lance, pg. lango^ pr. lans schwung, sprung. Zsgs.
it. slanciare, pr. eslansar, fr. 61ancer schwingen; sbst. fr. 61an für
^laM Sprung, säte.
Landa it. pr., so auch altsp. s. Canc. de B., lande fr. heide, ebene,
altfr. lande saltus LRs. 86. 186. 351, Gloss. deUlle 15 (Seh. 34), daher
lande foUie GVian. 3011, also auch buschgegend; bask. landa feld. Das
wort h(ü deutsches aussehn: goth. land (n.) xotQot, aygog; mit seiner be-
deutung aber neigt es sich entschiedetier eum breton. lann stacheliger
Strauch, pl. lannoa steppe, man vgl. denselben begriffsübergang im fr.
brande Strauch, pl. brandes heidefeld. Lann aber, in älterer form land,
scheint acht celtisch, s. Zeuß I, 168.
Landra, slandra it. metae, feüe umherstreifende dime, dauph.
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188 I. LANIERE-LASCIARE.
landra dass. s, ChampoUion; ab gel. neupr. landrin, landraire tagedid;
com. slandron landstreichery ven. slandrona meize; vb. neupr. landra
Pflaster treten (auch se land4 Honn.). Zsgs. ü. malandrino, sp, neupr.
raalandrin, henneg. limous. mandrin Straßenräuber, landstreicher, taugt-
nichts, für mal-landrino w. s, f,, comash fem. malandra meretrix, m.
mandro (f.) name des fu^hses, mandrouno hupplerin {nach Sauvages vm
matrona), tooJU auch 5jp. molondro müßiggänger; femer ae^'.^^r. vilandrier
Pflaster tretend, für vil-landrier. Aus it. slandra ist wal. suleandre [duirdk
einschiebung wie zumal tz aus nhd. schmalz). Es gibt ein ahd. lenne me-
retrix s. Freidank p. 363 (1. ausg.), dem aber dr nicht ohne grammati-
schen grund hätte angefügt werden l'önnen. Besser s^ treffen scheint unser
wÄd. lenderen Wb. /, 963, oder ndl. slenteren, nhd. schlendern müf^
umhergelien. Zu beachten ist au^h das ahd. für tat. latro gd>rauckk
lantderi einer der land und leuten schadet, passend sumcd für mal-landr-
ino. Doch mag man sich weiter umsehen und z. b. auch das bash. lan-
derra fremd, dürftig Larram. I, XXI heranziehn.
Laniere it., pr. fr. lanier, engl, lanner, eine geringere faUsenaH,
Wachtel fätke, umrger; wird von laniarius geleitet, a laniandis avibus. My
lanier gierig.
Lanzichenecco it. {abgekürzt lanzo), sp. lasqnenete, fr. lans-
qnenet deutscher soldat zu fuß; bekanntlich von landsknecht d. i. hneöU
oder bewaffneter im dienst des landes (im mhd. nicht vorhanden), daher
auch ein von den landsknechten eingeführtes kartenspiel.
Lapo sp. schlag mit flacher klinge; vom ahd. lappa, nhd. läppen.
vgl. das verwandte dtsche Aap, welches läppen und schlag mit etwas flachm
heißt. Gleicher herkunft comask. lapina ohrfeige, fr. in Berry lapigne
lumpen, läpean träger mensch, churw. lapi wicht, pinsel = nhd. läpp
schlaff. Zsgs. sp. solapar da^ kieid überschlagen.
Lappare it. (in oberitcd. mundarten), fr. laper, pr. lepar, cd.
Hepar auflecken; = nhd. läppen, altn. lepia, kymr. Uepio, gr. lanuif
u. s. w., ein weitverbreitetes wort.
Lar sp. pg. occit., llar cat. herd; offenbar das lat. Lar, das bereits
bei den Römern aus der bed. hausgott in die bed. herd übertrat, s. z. h.
Schwenck, Böfn. myth. 237. Dasselbe wort ist gewiß das it. alare
feuerbock, worin scJj^n Redi das lat. lar anerkennt, s. dessen Etimol. üal.
Auch sp. llares kesselhaken (plur.) mag dieses Ursprunges sein.
Lasciare, lassare it., altsp. lexar, leixar, pg. leixar, pr. laissar,
fr. laisser, wal. l^sä, chw. cd>gekürzt schar lassen; von laxare sMaff
machen, nachlasset? (sp.lsxsLT nur in dieser bed.). Z^^^^.jpr. s'eslaissar,
dltfr. s'eslaisser sich wohin stürzen, eigentl. sich loslassen, sbst. eslais
Sturz, Sprung, it. slascio. Dahin auch adj. it. lasco, pr. läse, lasch, fr,
lache, henneg. lake träge, vb. sp. lascar, altpg. laiscar SRös., pr. las-
car, laschar, pic. laskier, fr. lächer (alt lasquer Bol. p. 150), von lascns
umgestellt aus laxus, vgl. denselben Vorgang im gael. leasg, ir. leisg, kymr.
Uesg = lat. laxus; gael. asgall, com. ascle = lat. axella; ^oel. flusg =
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I. LASSO— LATENO. 189
l(d. fluxas u. a., aber auch in roman. tnundarten: champ. fisqaer = fixer,
lusque = luxe. — Merkwürdig ist das henneg. norm, laier für laisser,
das auch im aUfrane, häufig genug begegnet. Ist es das ndl. Laien? denn
das ahd. läzan würde sein z nicht so leicht preis gegeben haben und an
das ahgekürste mhd. län isty als eine zu späte form, sicher nicht sfu denken.
Aber laier scheint in einer entfernten roman. mundart seines gleichen zu
haben: das bt4chstäblich zutreffende lomb. lagä thut ganz den dienst von
lasciare, mit dem es übrigens keine gemeinschaft haben kann; es muß
vidmehr aus legare (hinterlassen) entstanden sein, dem auch eine henneg.
form leier entspricht (vgl. Escallier^ Sur le patois p. 109). Vielleicht
aber läjU sich laier von lagare trennen und mit laisser verbinden. Das
fut. laisserai laisVai nämlich konnte in lairai syncopiert werden ,wie
gesirai in gerrai, und diese syncopierte form konnte auf die gestait des
verbums einfluß üben. Aber die erste erklärung scheint sicherer. Gael.
\e\gj aitirisch Igic zulassen.
Lasso it. pg.^ sp. laso, fr. las rnüäCy unglücklich, interj. it. iahi
lassOy fem, ahi lassa, pr. ai las, altfr. ha las, engl, alas, nfr. b^las (s.
hi IL c), vom lat lassus müde; vb.it. lassare ff. ermüden, von lassare.
Aus dem adj. entstand auch das altfr. sbst. laste Eracl. 2346, lastö Bert.
1092 (ed. Sehder) müdigkeit, kummer, altsp. lasedad.
Lasto it., sp. lastre (m.), fr. laste (1m.^ ein schiff sgeuncht, last; vom
ahd. lüast, altfrs. hlest, ags. last onus. Daher auch fr. lest (m.) bailast.
Span, lastre zeigt ein eingeschobenes r und trifft zusammen mit lastre, pg.
lastro bdUast (vb. lastrar mit ballast beladen), dsgl. Steinplatte, für letzteres
auch fem. lastra, und so it. lastra stein- oder metaUplatte, bedeutungen,
wdche diese worter dem gr. tfirclaatgov {s. piastra) näher rücken als
dem deutschen last
Latino it., sp. latin, pg. latim ff. bedeutet zuerst die lateinische
Sprache, ward aber auch auf Wissenschaft oder kenntnisse ausg^ehnt wie
bei uns, wenn wir sagen: er ist zu ende mit seinem latein. Alsdann nahm
man es auch in nuüam partem: sp. saber mucho latino schlau sein, sp.
pg. aäjj. (mit d für t, besser romanisiert) ladino scMau, listig. Aber was dem
gddurten das ledein, das war dem ungelehrten seine muttersprache: so kam
es, daß man das wort auf jede mundart iä}ertrug, selbst die arabische:
pr. parlar en son lati heißt in seiner mundart reden, und auch die vögel
reden in ihrem latein, in ihrer mundart, denn ein anderes latein ver-
stehen sie nicht: pr. Taasel canton en lor latis und bei Dante reden
ebenso gli augelli ciascuno in suo latino; bei Gottfried von Straßburg
hießen diu wilden waltvögelin si willekomen stn vil suoze in ir lattne.
War man einmal bis zur bed. muttersprache vorgerückt, verstand man
unter dem latein namentlich das romanische, so konnte man mit dem
Italiener dem adj. latino oder ladino die bedd. leicht, bequem, zugänglich
(verständlich lag in der mitte) beilegen, vne sich dies schon bei Dante
findet: n che m'h piü latino d. i. piü facHe Par. 5, 63; latino di dar
aadienza faeüis aUoquio, ladino della mano promtus, expedüus, welchen
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190 I. LATTA-LEGA.
sinn auch das churw. ladin ausdrückt. Ferrari deutet dieses aäjeth
lieber aus latus weit, daher bequem. Von latin ist pr. altfr. latinier
sprachkundiger, doUnetscher, aUengl. latynere, latymer, Ivg. bei Ducangt:
latinier fü, si sot parier roman, englois, gallois et breton et nonn^
Dam Genin, RecrScUions phüql. II, 71.
hAttsi it., sp. pr. lata, fr. latte flache höleeme Stange, stück bM;
nicht vom tat. lata breit, unmittelbar vom ahd. latta, ags. lätta, vgl. h/m,
ll&th (f.). Der Wälache hat dafür das masc. latz.
Lattovaro, lattuaro it., sp. electuario, alt lectnario, pr. lactoari,
lectoari, fr. ^lectnaire, alt lectnaire latwerge ; nd>st andern formen m
lat. electarinm, wofür auch electuarium vorkommt.
Layanda, lavöndola it., sp. lavindnla, fr. lavande ein woU-
riechendes kraut, lavendel; soll seinen namen daher haben, weü es sum
waschen des körpers (lavare) gebraucht wird, une denn it. lavanda and
Waschung bedeutet.
Ldzaro sp. bettler, maü. Idzzer schmtdjrig, pic. lazaire arm, deni
pr. fr. ladre aussätzig; dbgcl. dUsp. lac^ria armuth, dsgl. aussatjs; i.
lazzeretto, sp. lazareto siechenhaus; it. lazzarone. Von dem namm
des siechen bettlers Lazams Uv. Luc. c. 16. Die älteste prov. oder fnau.
form war sicher lazer, vgl. Pass. de J. Chr. str. 8 lo Lazer und die tm-
merkung dazu; wie zr eu dr, so ward auch sr eu dr in madr^ von ma-
sar, in S. Ludre von S. Lusor Voc. hagiol.
Leccare it., pr. liquar, lichar, lechar, fr. lecher, chw. lichiar, wd.
licei lecken; dafür sp. lamer, cat. Hepar. Neben it. leccatore, altfr. lecheor
leckermaul, Schmarotzer gut auch pr. lec, lomb. piem. ebenso leeh, sk.
liccu, it. leccone. Auch gibt es ein prov. adj. lecai, licai (sbst. licai-
aria) und licaitz (sbst. licaz-aria), beides seltne bildungen. Die äUeäe
künde des roman. Wortes findet sich in den Isid. glossen: lecator ^gulom\
Vom gr. Xeixeiv kann es nicht abstammen, dies hätte it. licare, bei Isidor
licator gegeben, doch mag dem wälach. worte dieser Ursprung sugestanden
werden. Leccare ist das ahd. lecchön, alts. liccön, leccön, ags. liccijui:
lec, leccone würden einem ahd. sbst. lecco entsprechen, wenn ein solches
vorhanden wäre. Kaum sswar kennen die Isid. glossen ein deutsches worl
gegen lecator aber ist schwerlich etwas etfuniwenden. Wenn es jedoch o»
einer andern stelle dieser glossen heißt leno 'lecator, mediator, lenuhs
"^parvus lecator, lenocinium ^lecacitas\ so mag diese bedeutung aus dem
gr. laixdKeiv abstrahiert sein, denn lecacitas erinnert so stark an dos
pr. lecaitz {gleichsam lecax), daß es keine trennung davon gestattä.
Aber auch das rom. lecheor hatte eine üble bedeutung, es war ein schiff^f-
wort für Spielleute geworden (parasitus 'spileman Schlettst. gloss. 29, 62;
39, 422) und ist nicht herzuleiten vom ahd. leichari bänhdsänger, «ie
J. Grimm wül, Ged. auf Friedr. p. 17, um so weniger als nirgends eine
form lacheor sich darbietet (ahd. ei = rom. a).
Lega it. pr., besser pr. sp. legua, pg. legoa, fr. Heue ein längff^
maß, meile; von leuca meile bei den Galliern: mensuras viamm nos mil-
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I. LEGA-LEONINO. 191
liaria dicimns, Galli lencas Isid.; Xevyt] fthgov xi FaXaraig Hesffch. Das
wart erhieU sich besser ün roman, als im ceUischen; hier besiiet es die
bretan. mundart in der form lev (leo), es scheint aber dem roman. eni'
Idmt, und das gad. leig ist offenbar das engl, league. Die roman. for-
men beruhen auf einer wnstdlung von lenca oder leuga in legaa, franz.
mit diphthangierung des e und ausfaU des g lieue. Im altfr. bedeutete
es auch einen ßeUraum, s. RCam. p. 264, FC. /, 194, IV, 39, Erad.
935, Joum. d. sav. 1832 p. 161; so das it. miglio Bocc. J)ec, 6, 10
(im schera), das mhd. mile Wb. II, 170. Eine abl. ist aUfr. lo^e md-
lenweUe, Man sehe Mahn p. 37, Diefenbach, Orig. europ. p. 374.
Lega t^., sp. \ey, fr. loi, aloi gesetzlicher geheilt der münzen; vb.
ü. allegare, sp. alear, fr. aloyer legieren; von lex, ad legem, vgl. pr.
aleyalar justifier.
L^ndine it., sp. liendre, pg. lendea, pr. lende, fr. lente niß; von
lens lendis, wofür das volk, durt^ ähnliche fälle verführt, lendinis gesagt
eu haben seheint; selbst fr. lente könnte aus dem gemeinrom. lendine
(auch wal. lindine) abgekürzt sein wie page aus pagina. AuffoiUen muß
das eat. ll^ena: ist es umgestellt aus Uenema llendema (d nach n fällt
hier häufig aus), so läßt sich m kaum anders denn als accusativendung
fassen.
Lenza ü. binde von leinwand, sp. lienzo Schnupftuch; von lintea,
lintenm. Abgel. it. lenznolo, sp. lenznelo, pg. langol, pr, lensol, fr.
lincenl leiniuch, bättuch, lat, linteolum.
Leonino it. sp. u. s. w., mlat. leoninus adj. mit versus verbunden
(z. b. in einer handschrift des 12. jh. s. Altd. blätter I, 212) ist ein
hexameter oder pentameter, deren miUe und ende zusammen reimen une
in dem hexamder contra Vim mortis | non est medicamen in hortis. Daß
em pariser dichter Leonius gegen ende des 12. jh. dergleichen verse zuerst
oder wenigstens mit Vorliebe gebraucht habe, ist eine zur deutung des
Wortes aufgebrachte sage (Hist, litt, de la France XIII, 446), sie kom-
men schon bei den Römern und zumal häufig seit anfang jenes jahrh. vor
(Mural. Ant. ital. III, 686, besonders W. Grrimm, Zu/r gesch. des reims
107—160). Bei den cdtfranz. dichtem aber i^ rime leonime etwas anders,
es ist ein endreim, der das eigne haty daß er nicht bloß die betonte, son-
dern auch die vorhergehende unbetonte silbe wie in cassons: passons, oder
sdbst drei sUben beherrscht une in vraiement: paiement Die neueren
nennen ihn rime riche. Wackemagel, Altfr. lieder p. 173, trennt dies
leonime von leoninns und erklärt es aus einem griech. worte Xeiowfiog
(van leiog). Dies hieße also glattnamig und man könnte dabei an ital.
verso piano den glatten, ebenen d. h. den weiblichen vers erinnern. Aber
raihsam scheint es doch, in dem franz. worte nur eine andre form des
loMmseken anzunehmen, sofern es sich mit letzterem in der sache einigen
läßt, und dies ist möglich. SoUte nämlich der reim in der lat, poesie
recht ins gdwr faUen, so machte man ihn zweisilbig une in dem obigen
vers (audi der einsilbige, wie wenn es contra vim mortis | non est medi-
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192 I. LESINA-LIA.
camen in arvis hieße^ war zulässig) und dies geschah besonders seä im
11. jh. (Grimm l. c, p. 160), Dem Franzosen «wn, der mortis, hortfe
accentuierte, traf dieser von aridem Völkern als weiblich aufgrfaßk rm
mit seinem reichen männlichen (cassöns : passöns) zusamfnen und hmk
ihm nicht unschicklich auch den namen leihen. Daß man leonime tmd
nicht leonine sprach, mag einen euphonischen grund haben wie das naifr.
yenimeux für venineux.
L^sil^a it., lesna sp., besser sp. alesna, pr. alena (aber limous.krm^
r für s), fr, al^ne ein Werkzeug, ahie; vom ahd. alansa, umgestellt al&sna,
Schweiz, alasme, nUat. alesna Dirf. Gloss. lat germ. Wie es kam, ia^
lesina, woher fr. lösine, auch knauserei bedeutet, darüber höre man Mmgt.
L6sine, du livre Italien, intitulö Della famosissima Compagnia (feBa
Lesina: lequel contient divers moyens de manage. L'Autear de ce ÜTre,
qui est un nommö Vidlardi, feint que cette Compagnie fut ainsi appel^
di certi Taccagnoni, i quali, per marcia, miseria, et avarizia, si mettevam
insino a rattacconar le scarpette e le pianeUe, con le loro proprie «k»»,
per non ispendere. E per che tat mestier dd rattacconar e non si puo fan
senza lesina, anzi e lo stromentoprincipale,presono questo nome della Lesina.
Lesto it. pg,, fr. leste, sp. listo gewandt, flink, itcd. auch gesckdi^
klug, listig; vb. it. allestare, allestire zurecht machen; vom ^ott. lis-
teigs, ahd, listic kunstreich, mit abgeworfenem suffix u?ie im it. chia88o
von classicum, altfr. raste von rasticus u. a. Sbst. churw. list (masc. m
ahd. mhd, list).
Lettiera it. bettgestdl, sp. litera, pr, leitiera, fr. litifere säfifie,
ndat. lectaria; von lectus.
Levante it. sp, pg., levant /r. osten; eigenü. Sonnenaufgang, o?e
il sole si leva; ähnlich pg. nascente, cat. solixent, sämmüich partic^
wie lat. oriens, occidens, vgl. unten ponente.
Levistico, libistico it., fr, liv^che (levesse Menage) liebstöM
ein kraut; von ligusticum, bei Vegetius De re veter. levisticom. Ein p§*
levistico bei Nemnich.
Levriere it., sp. lebrel, fr. 16vrier unndhund; von leporariHS
hctöenhund.
Li it., sp. allf, pg. allf ortsadverb; von illic.
Lia 5p. weintrester, pg. lia, pr, Ihia, fr. lie, engl, lee, bret, ly k(^
(auch venez. lea schlämm d, i, bodensatz des wassers, oder etwa vom gr.
IXvg iXvogP), bei Papias lia ^amurca^ ölsatz. Lix licis lauge oder asdie,
worauf einige verweisen, verlangt sp. liga und dem käme neupr, ligo, fast
liga (Humboldt, Scdaherry, lia Larramendi) zu statten, hätte die alte fwm
Ihia nicht größeren werth, denn g kann eingeschoben sein; fr. lie aus licem
wäre möglich, wenn man berlue aus lucem vergleicht. Ist die zweite he-
deutung die ursprüngliche des Wortes, so leitet man es der form tmd dm
begriffe entsprechender mit Diefenbach GeU* I) 63 von levare, une cmA
unser hefe von heben, das gleichbed. bärme vom aÜen heran (tragen)
kommt, vgl. levain //. c.
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I. UBECCIO-LILAC. 1Ö3
Libeecio t/., sp. lebeche, pr. labech (jäjd abech), dtfr. lebeche,
lebech südwestwind; vom gr. U\p Xißog mit gl, bed., cihan, live. Die
itd. form lieh den andern das muster/
Libello t^., pg, pr, livel, nivel, sp. nivel, fr, niveau, bret. liv^
setewage; vh. sp. nivelar, fr. niveler; von libella. Anlauterules n für 1
tmähmafiich durch dissimikUion.
Liccia, lizza it,, sp. liza, pr. lissa, fr. lice, engl, list (F, Müller)
sehranke des tttmier- oder hxmpfplatzes, auch der platz selbst, spätmlai,
lieia (särnmiliche Wörter meist im pluräl gebraucht). Lat. licium passt
mtr mit dem buchstaben, nicht mit dem begriffe. Abhüreung aus pa-licci-
ata pdizzata it., sp. palizada ff. pfahlwerk, so daß man zuerst licciata,
dann sekieehtweg liccia gesagt hätte, ist, was den anfang des etymons be-
trifft, unbedenklieh eineuräumen, da viele nicht minder starke beispiele
dieser art vorliegen (Bom. gramim. I, 294, 4. ausg.), nicht so was das
ende härifft. Sollte das wort nicht deutsch sein wie so viele aus detn
iHegswesen? Mhd. letze, vom ahd. lazt, fieißt schutstwehr (letzen ab-
hauen); der ahd. form entspricht vollständig die bei Gruir. Biquier mehr-
mds vorkommende form laissa (1^ layssas son ben acairadas die palis-
Baden sind hübsch viereckig zugehauen p. 104), kaum aber das gemein-
rom. lissa, da der Umschlag des ai oder der des kurzen e tn i (letze,
liflse) ein unäblicher ist. Zu prüfen wäre noct^ ein. ceUisches wort: gad.
lios einzäummg, befestigter ort, pdlast, kymr. llys gerichtshof^ fürstlicher
h^, brä. I6z hof (auch rand, säum, was an lisi^re erinnert).
Lieorno und alicomo it., pg. alicomio, fr. licorne (f.) einhom;
entstellt aus imicomis, sp. nnicomio u. s, w.
Lieve it., sp. pg. leve, pr. leu leicht, von levis; fr. lief fehlt; ital.
1 e gg ie r 0, j>r. lengier, fr. 16ger, gleichsam leviarius; vb. pr. loujar er-
leichtern = nüat. leviare fün levare Cap. Cor. Galv,, auch aleujar (ale-
viar), ü. alle^iare, sp. aliviar {sbst. alivio), fr. all^er. Das an den
stamm gefugte i zeigt auch das sard. dem it. lieve erdsprechende lebiu.
Li^vito it., romagn, leud, sp. leado (liebdo Bc.), pg, 16vedo auf-
gegangen (vom teig); vb. it. levitare, sp. lendar, Ueudar, aleudar, ale-
vadar, pg. levedar aufgehen lassen (gleichfalls vom teig). Aus levare
maekte man in frühester zeit nach dem vorgange von cabare cubitus,
domare domitns ein partic. levitus, daher das roman, wort. Solche un-
classisdie participien sind überdies dolitas statt dolatus Varro ap. Non.,
vocitns statt vocatns, provitus statt probatus bei Gruter, s. Struve, Lat.
deeL u. cof^. p. 186, 186; die L, Sah kennt rogitus für rogatus, vgl,
Pott in der abhandlung PlatÜatein 324, Man nehme also levitare nicht
für «m iterativ von levare, • woraus nachher lievito entstanden sei, denn
dem iterativ kommt auch im span. ein t zu. Eine andre form ist pr.
levat, eat. Uevat, woi. alnat Sauerteig; auch der Neapolitaner sagt levato,
der Piemoniese und Mailänder levä = it. lievito. Churw. levont vom
peai.präs.
Lilac ü, sp., pg. lila, fr, lilas ein Strauch, syringe; soll ein pers.
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194 I. LIMONE-LISTA.
wort seifiy agem lilac (agem bedeutet persisch, eigefUl. barbarisch^ mcU-
arabisch), VüUers findet das wort nur bei Meninski, Complementum ft^
sauri linguarum Orient,, unter dem lat. syringa persica, wo leil&k sUk,
das wahrscheinlich türkisch ist.
Limone it, sp, pr, limon, pg. limäo, fr. limon citrone, it. sp.pg.
auch lima, it. lomia, sie. lumiuni; it. limone, sp. limon, pg. limoeiro^ fr,
limonnier citronenbaum; vom pers. Itmü^ weiches die frucht und den ham
bedeutet, dies aus dem indischen nimbüka, bengal. nimba, nibn, daher
auch arab. laimün.
Limösina it., altsp. pr. almosna, nsp. limosna, pg. esmola [urngt-
stellt aus elmosa), fr. aumöne almosen; von eleemosyna.
Lindo it. sp. pg., neupr. linde hübsch, geputet, zierlich, rem lim-
pidus Mar, daher die bed. aufrichtig im piem. lindo. Itai. auch limpido,
sp. limpio: dieselbe doppelform in nitido netto, torbido torbo u. a.
Linea it. sp. in der bed. geschlecht, geschlechtsfdlge aus der eigent-
lichen bed. reihe abgeleitet, altval. linia JFebr. 55, bask. leinna, mlat.tti
Qregor VII. linea sanguinis. Daher fr. lignöe, altpg. linhada fi. o.. »ä
ders. bed.; pr. schlechtweg linh (m.) von lineas, vgl. sp. lido reihe; oitfr.
ohne erweichtes n lin, das Ginin, Variat. de 1. 1. fr. p. 221 aus lignage dh
gekürzt wähnt, unewohl es nichts anders ist als das einfache linmn «cAnur.
Lisca ü. hdlm, gräte, piem. lesca, maü. lisca, fr. laiche (/t^l^e)
riedgras; ahd. lisca farrenkraut, fied, ndl. lisch. Dasselbe wort ist ü.
lisca, piem, lesca, cat. llesca, neupr. lisco, lesco, fr. Igche (nicht laiche
geschr.) mit der bed. feine schnitte von etwas; vb. cat. llescar in sdmittche»
zertheHen. Eine altndd. glosse Oraffll, 281 lautet lese ^scirpus, papind^
die zweite bedeutung der zweiten romanischen ganz nahe liegend; em an-
deres setzt gradezu lisca "^sniede Nyerup p. 285.
Liscio it., sp. pg. liso, pr. lis, fr. lis«e glatt, mit vielen abü.; fA.
it. lisciare, ligiare, sp. alisar, i?r. lissar (lipsar QProv. 31), fr. lissei
glätten, polieren. Zu erwägen ist das gleichbed. gr. haaog und das aUL
lisi leise, sanft; für letzteres spricht der vocal (I = rom. i, T = e) ««(i
selbst das it. sc = si. Daher die verba sp. deslizar ausgleiten, caL
Uiscar {mit ableitendem c) dass. Zu ahd. leisanön nachahmen (im gdeiu
gehen) scheint sich zu fügen altsp. deleznar gleiten, adj. lizne glaä;
deutlich entspricht churw. laischnar neben lischnar. Norm, alise gdeise
des Wagens ist desselben Stammes.
Lisciva it., wcd. l^ie, sp. lexia, fr. lessive, pr. lissin (m.) lauge,
so auch kymr. lisiu ; von lixivia, lixivium, w(für der vocabularius 8. OalU
das halhroman. leciva setzt, s. bei Hattemer.
Lista, listra it. pg., sp. lista, pr. lista, listre, fr. liste streif, borU,
Verzeichnis d. i. papierstreif; vi. Ä, lista re, sp. listar, alistar, pg. lis-
trar, pr. listar, listrar, ältfr. lister streifen, bordieren; vom dkd. lista,
mhd. liste säum, borte, part. gelistet mit einem säum versehen, im romcm.
mehrmals mit eingeschobenem r. Eine äbl. ist fr. lisifere {woher ^^
lisiera) säum, für listiere.
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I. LIUTO— LOCCO. 195
Liuto, leüto, liüdo ü., sp. laüd, pg. alaüde, pr, laut, altfr, leüt,
nfr. lath, wd. läute, al^ute, ngr. XaoSd'Oy nhd. laute^ name eines saiten-
mstrumentes. Wäre dieses vielbesprochene tcort etwa das lat, lituus ge-
hrümmter dab und name eines blasinstrumentes, durch versetßung it. liüto,
sjßim. entstdU in laü^ Allein grade die itai. spräche meidet solche ver-
setstmgen und würde selbst in diesem falle wenigstens linto accentuiert
haben, Name und sacke rühren von den Arabern her, welchen 'üd C*^)»
mit artikd affid (in einem wörterbuche um das j. 1000, s. Gol. 1665,
Freyt. IIIj 240*), jenes tongeräthe, ursprüngl, aber etwas hölzernes be-
mchnä. Aus dem orientalischen werte bildete sich laüd, indem man
den eigenOmmUchen arab, hauchlaut ain {vor ü) mit dem nahe liegenden
a ausjsudräcken suchte. Die port, form zumal weist, wenn auch nicht
entseheidendj auf ein arab. etymon, das entlegenere Italien empfieng das
wort schon in etwas veränderter gestaU. Wackemagel, Litt, gesch. p. 19,
vermuthä in dem rom. werte unser von saitenspid unzertrennliches lied,
r^. goth. liuthön zur harfe singen: liegt nicht schon in dieser begriff s-
Sberiragung etwas ungewöhnliches, so ist es vollends die darstellung des
deutschen dipMhongs iu in den roman. formen, weiche ganz andre vocaie
verlangen würden, Bom. gramm. I, 310.
Live rare, livrare ö., pr. liurar, fr. livrer übergeben, liefern, in
diesem sinne auch zuweilen sp. Hb rar, pg. livrar, auch mlat. liberare
z.h dona Cap.Car. Cälv.; dsgl. fr. Iivr6e, i/. livrea, «p. librea kleidung,
die der herr dem bedienten gibt, eigentl. geliefertes, ursprüngl. auch auf
lAensmittd bezogen, mlat. liberata, liberatio; zsgs. fr. d^livrer s. v. a.
liyrer, ndat. deliberare Cap. dar. M. Nicht von librare wägen in der
bed. Muwägeny zutheHen, sondern, in Übereinstimmung mit den nüat. und
itai. formen, von liberare frei machen, losmachen, daher aus der Jiand
gAen; dieselbe begriffsentwiddung ist z. b. auch im sp. soltar (lösen, los-
Uusen, ausgeben) wahrzunehmen. Die lat. bedeutung vertritt ü. liberare,
sp. librar, pr. liurar, fr. d^livrer.
Loeco it. in mundarten {neap. sicü., aber auch oberitai. z. b. cremen.
loacch) dummkopf, sp. adj. loco, pg. louco, npr. locou thöricht, ein im
spanischen besonders übliches wort, daher die Sprößlinge loeura, loquear,
alocar, enloqueeer u. a. Man konnte versucht sein, diesem werte cdtiscJie
keriunfl beizulegen. Irisch logaidhe, ersisch lognid bedetUen narr; Pictet,
Ztsehr. f. vgl. sprachf. VI, 331, geseilt sie zum sanskr. locaka narrheit,
ohne des rom. loeco zu gedenken. Weiches nun auch der tM-sprung des
rom. wertes sei (denn selbst unser deutsches eule dürfte in erwägung
kommen), es findet sich etwas ganz ähnliches, wie auch schon Ferrari und
andere erkannt haben, bei Servius zu Virg. Ed. 8, 66: alulae (xtvo tov
oloUtßiy nominatae, quas 'vulgus* nlucos {cd. alucos) vocant : der lesart
alacos entspridd daspiem. comask. oloch, der andern das it. alocco allocco,
wUke sowohl eule wie dummkopf bedeuten, beide bedeutungen einigt auch
das parm. cio. Bestimmter würde sich urtheüen lassen, wenn die quanti-
tat der zweiten sUbe des roman. wertes bekannt wä/re.
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196 I. LOCO— LONZA.
Loco aUitdl, ortsadverb, hie, a. b. BrunettOj Tesar, ed. Zamm
p. 66. 90. 221, PPS. II, 26, dsgl. $p. luego, pg. logo, pr. luec, luecx,
(dtfr. luec, Ines, toai. de loc zeUadverb, statitn; von locas, loco.
Loggia it.^ pg. loja, pr. lotja, fr. löge, sp. lonja gaüerie u. dgl.;
vom ahd. lauba, genauer laubja, ndat. laubia, nhS. laabe, darum noch
altfr. löge in der bed. zeit, Mite, welche bedetäung ihm auch im neufr,
noch zusteht. Denselben wandet des bi zeigt unter andern cangiare, Chan-
ger at4S cambiare. Wie laubja aus laub folium, so entsprang altfr. foillk
hatte Brt. I, 160, II, 160 aus feuille. Am genauesten erhielt sich äk
ursprüngliche form im chw. laupia emporkirche und im lomb. piem. lobia.
Abgel. /r. loger, it. alloggiare herber gen; fr. logis wohnung u, a,m.
Die bekannte herleitung von loggia aus gr. Xoyelov oder ).6ywv, lai. lo-
geum, loglum vorderer theil der Schaubühne, proscenium genügt allerdings
dem buchstaben, keineswegs dem begriffe. Nicht aber den buchstaben, d. k
die gesetze der lautlehre, befriedigt die neuerlich uneder vorgebrachte deä-
tung von loger aus locare, welches e^weder louer oder höchstens, dk
bastardbüdung, loqner erzeugen mußte.
Logoro it. (für logro?), pr, loire, altfr. loirre, nfr. leurre (m.)j
engl Iure stück leder, um den falken damit zurückzulocken; ist das glädt-
bed. mhd. luoder, welches Weigand II, 70 aus einer deutschen wund
leitet; im itcd. trat g an die stelle von d wie in ragunare aus radonaie.
Die übliche deutung aus lat. lorum ist mit den roman. formen unverträg-
lich. Vb. pr. loirar, fr. leurrer anlocken, verführen, betrügen, gewi^
aber auch it* logorare, das mit seiner bed. verzehren, schwelgen ganz zm
mhd. luodem passt, wiewohl Muratori es vom lat. lurcari (fressen) her-
leitet. Vgl. lodier IL c.'^S. auch Blanc, Vöcab. Dantesco v. logoro.
Lontano it., pr. lonhdaj fr. lointain entfernt; würde ein lat. lon-
gitanus fordern und stützt sich in jedem fälle auf eine ableitung mit t
wie in longiter. Festus hat überdies longitroreus, unmach 0. Mutter ein
altes adj. longiterus vermuthet.
Lontra it., in oberit. mundarten lodria, ludria, sp. lutria, nutria,
pg. une it., pr. loiria, luiria, luria, fr. loutre fischotter; von lutra, gr.
swögig, dem sich das sp. nutria anzuschließen scheint. Ein aites Zeug-
nis für das franz. wort ist loutrus 'octur (otter) in den Erfurter glossen
345, 68.
Lonza it., mit weggeworfenem arüaut sp. pg. onza, fr. ouee (altfr.
Ben. II, p. 112) ein thier aus dem katzengeschlecht: leggiero piü che
lonza 0 liopardo PPS. U, 186. Die übliche herleitung dieses durd
Dante zu einer gewissen berühmtheit gelangten Wortes aus lynx oder auch
dem adj. lyncea hat grammatisch nichts gegen sich: neben it. lince, sp.
lince, fr. lynx (m.) kann eine volksü^lichere form mit o aus dem grieck
V in kvy^ bestanden haben, vgl. borsa, tomba, torso aus ßvQorjy vvfißo^i
&vQaog. Wackemagel verweist auf gr. hovnog löwenartig, uh3w aUerdmgs
zu beachten ist. Dem ital. wort entspricht ein mhd. nur bei Konrad v(m
Würzburg vorkommendes lunze, das aber löwin heißt.
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I. LORDO-LUSINGA. 197
Lordo ü. schmutzig, auch lurido; offenbar von luridas gelblich,
zsge. lordas. Buchstäblich dasselbe wort ist fr. lourd, sp. pg. lerdo (für
loerdo wie frente für fruente u. a.) träge, schwerfäUig, dumm, letzteres
gewohnlich von lentus hergeleitet; ob auch das gleichbed. pr. lot, fem. Iota,
steht sehr dahin, es erinnert mehr an lutens. Auch altit, lordo muf^ die
frwfus, bedeuttmg gehdbt haben, man sehe Ihtcange v. lurdus. Die entwich-
lung der ital. bed. schmtäzig aus der classischen gelblich läßt sich ver-
schieden auffassen, so viel aber darf man behaupten, daß das wort schon
im frühen wlatein die bed, faulig, faulend angenommen (gelblich, euer-
farbig, eiterartig?), wenigstens ilber setzen es die Rhdban. glossen mit fül.
Den Übergang aber von dieser bedeuttmg zur bed, träge (nichtsnutzig)
büden uns auch andre sprachen i)or: fr, pourri verfault, wallon, pourri
träge, dsgl. ahd. föl putridus, ndl. vuil sordidus, nhd. faul segnis. Oder
entstand lordo, wie andre wollen, aus horridus, »it. ordo mit vor gefügtem
artikel? Aber nichts nöthigt zu dieser annähme, die auch durch das über-
aus seltne oder zweifelhafte vorkommen des mit adjectiven verwachsenen
artikels (s. lazzo JZ a) nur schwach unterstützt wird. Die norm, mund-
ort hat sieh auch ein vb. loarder geschaffen. — Eine zss. ist fr. balourd
tolpd, daher it. balordo, chw. balurd, sp. palurdo und vilordo: das vor-
gesetzte ba scheint aus dem vb. baer, b^er, woraus auch das synonyme
badand entstand, und der sinn des compositums gaffender dumnikopf
hossi piem. sp.y pg. lousa, i>r. laasa, aW/r. lauze Roq., ftosÄ;. ar-lauza
(arri stein) grabstein, Steinplatte, eig. grabschrift, vom lat. laades, U)ie auch
sp. landa das grab bedeutet. Wegen des buchstabens (s für d) vgl. unten
Insinga.
Lotto it. glückstopf, pg. lote (m.) sorte, anzahl, fr. lot ardheil (ältfr.
3IFr, 7, 418: a sun los ne retient que treis); pg. lotar die zahl oder
Sorte bestimmen, taxieren; altfr. lotir das hos werfen, weissagen : Calabre
la reyne le m'avoit bien loty Gachet 288'', neufr. \oi\r theilung machen;
loterie ein glücksspiel, vgl. lot in der bed. lotterieloog, lotteriegewinn,
woher das neuere sp. lote. Deutsches wort, goth. hlauts, cdtn. hlatr, ahd.
Uoz u. s. w., nhd. loos xk^Qogj sors, ahd. hluz durch das loos zugefallene
Sache, attn. Uiit theü, antheil.
Lumaccia it., sp. limaza, pg. durch Umstellung lesma, fr. limace
lima^oiiy pr. Ihimatz LB. V, 50", und mit gutturalem c oder g it. Inmäca,
chw. limaga, ven. limega, cat. Uimac Schnecke; von Umax.
Lnnedl it., fr. lundi, pr. dilus, cat. dilluns montag, von Lunae
dies, dies Lunae; sp. lunes, i>r. auch luns mit derselben endung wie in
martes {s. martedi), wdl. luni, und so auch ven, luni, romagn. Ion. Da-
für pg. segunda feira une neugr. devriga.
Lusinga it., sp. lisonja, pr. lauzenga, lauzenja, altfr, losenge
schmeichdei, bask. lausengua; vb. lusingare, lisonjar, lauzengar, losen-
ger schmeicheln; sbst. lusinghiere, lisongero (losengero Alx.), lauzengador
und lauzengier, losengeor -Schmeichler. Daspr. lauz-enga (denn von dieser
spräche ist auszugdien) bildete sich. aus lauzar, lat. laudare, mittelst des-
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198 I. MACCUIA-MACCO.
selben stiffixes, das im altfr. ha-enge oder laid-enge oder cost-enge oier
im nfr, vid-ange vorliegt; die form losenge datJct ihr s vieUeiM nitk
einmal dem pr. z = lat. d, sondern dem stobst. \oB, von dem aus dar
hirchensprache bekannten als einheit gefaßten laudes lobgesang, woher äai
vb. aloser lobpreisen, norm, einfach loser. Das itai. und ^pan, wort sM
aus dem nordwesten angeführt; doch kommt das einfache loso auch m
nördl. Italien, 0. b, in alten genaes. gedickten (Archiv, stör, iial. app.
num. 18. p. 11. 42) vor, ebenso lox im altmaü. bei Bonvesin. Im 1^.
loaange, louanger, loaangeur ist nicht etwa s ausgefallen, es sind tujben
losenge stehende eigentlich richtigere büdungen. Aus laudare in dm
eigerUhümlich roman. bedd, eustimmen, rathen machte das spätere ndatm
laadimium, laudemia (nach Pott in der abhandl, Plattlat 387 das er-
kaufen der laus d, h. der bewilligung des lehnsherm, also eine dem hd^
vindemia nicht unähnliche formation) und aus diesem juristischen tcorie
gestaltete sich das pr. landeme, lauzimi, lauzisme, it. sp. laudemio.
Das altfr. los hat. sich in der gleichfalls juristischen formet los etvent«,
lods et ventes erhalten, s. Ducange v. laudare. Nach FaUot p. 549
stammt losenger vom deutschen lobsingen, aber sclwn die erste sUbe der
prov. form lauzenjar ist dagegen. Bessere ansprüche hätte das mhd. lösen
mit falschheit schmeicheln, unesen die roman. Wörter in ihrer bedeiä^fif
nicht zugleich auf ^.laudare: altfr. 2X0%^ z. b. ist an beiwort derhMm^
der hochgepriesene. Menage dachte an ludus, andre sogar an luscinii,
passende verwies der oben p. 16 citierte Erich §. 399 auf lenocinüi
Die wahre herkunft des Wortes traf schon ein alter dichter, wenn er mii
den Worten spielend sagt: de lauzengiers mi lau je me loue des loucmgem
Chx. in, 396.
M.
Macchia i/., sp. pg. mancha {für macha) fleck, auch ein sSd
buschwerk (wal. m^gure waldgebirg), vgl. unser flecken bewohntes s^
land; in anderer form it. maglia, sp. pg. pr. gleichlautend, fr. maiUe
masche, ringlein; alle von macula. Eine dritte darstellung ward diesem
wort im pg. mägoa fleck, betrübnis, vb. magoar. Auch sp. mancilU
fleck, wunde, mitleid gieng vermöge der öfter angewandten Umbildung des
sufjßxes ul in ill aus macula hervor, im Alex, ohne n maciella.
Macco U. gemetzel (eigentl. zerquetschung, v^fi. vfc. ammaccare, daher
auch bohnenbrei, com. mach gestampfte gerste), sp. maca quetschung o»
fruchten, fleck, altfr. maque hanfbreche (werkzeug zum quetschen), hetmeg.
maca dicker hammer, maquet art bolzen, wallon. maclott (f.) kolben; th.
it. maccare, macare (nur mundartlich), am-maccare, s-maccare, ehe.
smaccar, sp. cot. macar, pr. macar, machar, altfr. maquer quetschen,
stampfen; sbst. neap. maccaria, altfr. macheüre (beim Rabbi SdL Jareh
genes, cap. 4 maccature) metzdei u. a. Für diesen gemeinrom. nur dm
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I. MADEIGALE-MAGAGNA. 199
Portugiesm fehlenden stamm scheint sich in den nahliegenden sprachen
Im taugliches etyman ssur finden. Das bret. vb. mäc'ha (pressen) mag
mit den raman. Wörtern aus derselben quelle geflossen sein, Biese ver-
mdhä Grandgagnage in dem verlorenen primitiv des lat.. mactare d. h.
in macare, was scharfsinnig, aber bedenklich ist, da man kaum annehmen
kam, daß die römische sdirißsprache der volksmundart ein so wichtiges
stanmwerbum ausschließlich überlassen haben solltej ein Vorgang^ der sich
m der that auf diesem gebiete mit keinem andern beispiele unterstüteen
\afii, Le Pelletier vermuthet diese quelle im gleichbed. hebr, mahach,
riditiger makkah das schlagen, dsgl, die niederlage im kriege. Eineeine
hebräische werter fanden allerdings eingang in die occidenUdischen, zumal
(mck m die roman. sprachen, doch ist es rathsam sich weiter unufusehn;
Diefenbach, Groih. wb. 11, 58, e. b. liefert reiches material dam. Daß
das Merquetschen die roman. grundbedeutung ist, bezeugen die aufgestellten
Wörter: daran ist festzuhalten. Itdl. macco, macca schwere menge, altfr.
maqnet häufe, waUon. a make in menge, scheinen sich der bed. ^ etwas
gestampftes, zusammengedrängtes anzuschließen.
Madrigale ü., sp. fr. madrigal eine Uedergattung ; nicht unwahr-
sckekdich, da man iUü. früher mandriale (se il madriale o mandriale non
perdiamo Varchi), sp. mandrial {nach Rengifo cap. 88 mandrigal) sagte,
WH mandria, lat. mandra herde, also hirtenlied, s. JBlanc, Ital. gramm. 787.
Maestro, mastro it., sp. maestro, maestre, alt maese, pg. mestre,
fr. maitre aus dem alten maYstre, wal. melter Vorsteher, vorgesetzter u.
dgl.; von magister. Der häufige gebrauch dieses auch Ober andre euro-
päische sprachen verbreiteten wertes hat die beiden ersten sUben früh in
eine zusammengezogen; die Leys S amors erlauben schon die contrahierte
form: e devetz saber qu*om pot dire mayestre en tres sillabas e maystre
per doiis sillabas /, 48. Eine abl. ist it. maestrale, sp. maestral, cat.
mestral, fr. mistral nordwestwind, prov. auch schlechlu>eg maestre, meister
der winde wegen seiner starke genannt.
Magagna it., cremen, mail. piem. mit n mangagna gebrechen, leib-
licher fehler, altfr. m^haing, meshaing (m.) Verstümmelung^ krankheit
(m&mgae s. Roq.), wallen, mehaing mangd, im späteren mlatein maha-
minm, z. b. mah. dicitar ossis cujaslibet fractio, vel testae capitis in-
cnssio, vel per abrasionem cutis attenuatio Beg. majest. DC; vb. it.
magagnare, pr. maganhar, altfr. m^haigner verstümmeln, zu gründe
richten. In der franz. form ist ein aspiriertes h anzuerkennen, da dieser
buehstabe hier keine zusammenziehung wie in bröhaigne braigne duldet,
und dieses inlautende h konnte sich anderwärts durch g darstellen. Wäre
ätca ein aÜes deutsches ipan-hainjaii zu vermuthen (man mensch, hamjan
verstümmeln), gebildet wie maQ-sla*go todtschläger? Die bret. spräche
bietet mac'bafi verstümmelt: ist dies nicht vielmehr aus dem franz. und
würde sieh umgekehrt bret. c'h in franz. h verwandeln und nicht
vidmehr in c oder g? Merkwürdig ist, daß in der mundart von domo
neben magagn {also masculin wie mehaing) auch miga gebraucht wird.
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200 I. MAGAZZINO-MALATO.
das auf einen stamm mag fuhrt. Muraioriy Ant. üal. 11^ 477, ertiärt
sich magagna aus manganum wurfgeschüte^ 'womit sich die bedeutmg
schwerlich verträgt, wenn auch üal. mundarten die form eu stützen scheinen.
Magazzino it., sp. magacen, almagacen, almacen, pg. armazem,
fr. magasin vorrathskammer; vom arab. machsan almachsan schemie,
waarenniederlage, s. Gel. 707, Freyt. I, 484K
Magione it., pr. dltsp. mayson, dltpg. meisom (12. 13. jh.) SBos..
fr. maison (aus letisterem das neusp. meson) haus, behausung; von mansic,
in diesem sinne bei PalUxdius. Eine abl. ist it. masnada, sp. mesnadi,
manada, pr. mainada, aitfr. maisni^ hausgenossenschaft, gefolge, truffi
gleichsam mansionata (it. manata, sp. pr. ma,nB,Asi handvoU, vonmanns);
eine abl. von masnada, gleichsam masnadino, ist it. mastino, sp.pr.
mastin, pg. mastim, fr. mätin haushund, ursprüngl. hausgenosse oder emer
vom gesinde wie cdtfr. mastin Fl. El. 1910, Gar. 7, 154.
Maglio it., 5p. pg. gleuMautend, pr. fr. mail, wcH. maiu scüägd,
von malleos; vb. it. magliare, sp. majar, pg. pr. malhar, fr. mailler
hämmern, zerstoßen, von malleare, wovon sich nur das partic. maUeatos
vorfindet.
Magr4na und emigrania ü-, sp. migrafla, fr. migraine; vom gr-
rjficuQavia einseitiges hopfweh.
Mai, ma it., aUsp. pg. pr. mais, nsp. pg. pr. auch mas, fr. mais
Partikel; von magis, in bestimmten formen (it. ma, sp. pg. mas) auch als
• coryunction für lat. sed angewandt, vgl. goth. mais für magis und potm,
mlat. sed magis für sed potius Breq. p. 8V (v. j. 684), mhd. mßr /5r
sed. Zsgs. sp. demas für caeterus, lat. de magis bereits bei Festus, wo
es aber mit minus erklärt wird, und bei Nonius; daher abgd. dema-
siado für nimius.
Majo it., sp. mayo, fr. msLi, j>rov. fem. m aia or^ birken, maUfomi,
maie, weil sie im mai grünt, dsgl. ein grüner bäum, den man vor einem
hause aufpflanzt, oder,~'z. b. in Itcdien, ein grüner zweig, der in der ersten
mainacht an der thüre der geliebten befestigt wird. S. darüber Schrndi»
II, 533. Churw. maig Strauß, blumenstrauß.
Majorana, maggiorana it., sp. mayorana, pg. maiorana und man-
gerona, fr. marjolaine ein kraut, majoran, mhd. meigramme; entstdU aus
dem gleichbed. amaräcus. Aber sp. almoradux, co^. moradnx sind vom
arab. mardaqüsch Freyt. IV, 168''. Die form majorana mag in irgend
einer umdeutung mit major ihren grund haben.
Mala sp. pg. pr., fr. malle feUeisen; gael. mala, ahd. malaha,
malha, mhd. malhe tasche, sack, ndl. maal, maale. Vgl. Diefenba^
Goth. wb. I, 271.
Malato it.altsp., fr. malade, pr. malapte, malaut, cat. malalt hraink;
it. malattia, oZ^p. malatia, /r. maladie, j>r. malaptia, malautia, malatia,
cat. malaltia krarMidt. Die prov. formen malapte uf^ malant umsen
offenbar auf male aptus untauglich, wie unser unpässlich auf passen
aptare; das cat. malalt ist daraus abgeändert wie galta aus gauta. Dk
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I. MALLEVARE-MANCO. 201
cnttpreehenden frans, und ital. formen wären malate und malatto statt
malade und malato. SoU man darum ein volksmäßiges lat. malatus von
malom anndtmen wie barbatus von barba? vgl. malatus atvyvog Gl gr,
lai. Eben so leicht konnte malatto dem partic. ammalato von ammalare
mgepasst d. h. in malato verwandelt iberden, während malattia dessen
eififluß nicht erfuhr und nicht erfahren konnte^ da die äbleitung solcher
sitbstantiva aus participien unübUch ist: nur so erTdärt sich das einfache
t im adjecHv neben dem doppelten im Substantiv, Oh nun die franz. form
selbständig und im einklange mit den Sprachgesetzen aus male aptus,
oder ob sie (ms malatns, malato durch die gewöhnliche Verwandlung der
temtis in media entstand, bleibt zu erwägen: für erster es zeugt die uralte
form malabde Pass. de J. C. 116, worin beide tenues in ihre mediae er-
weidU erscheinen.
Mallevare it. bürgen, sp. pr. manlevar, altpg. malevar SRos. bür-
gen, borgen; von manum levare die hand erheben, feierlich geloben, ndat.
jedoch mit manu levare ausgedrückt. Lai. mallavium für manlnviam
zeigt dieselbe assimilation wie das Ual. wort.
Malvagio it.^ pr. malvais, fr. manvais böse, schlecht; ^st. it. mal-
vagitä; pr. malvastat, malvestat, ältfr. mauvaisti^ (noch bei Nicot),
aü^. lualvestad, (aus'dem prov.?). Das adjediv scheidet sich bestimmt
von malvat = mide levatus, indem es ein auf si ausgehendes etyinon ver-
langt; es hat überdies das gepräge eines compositums. Im goth. findet
sidi balyaySsei bosheit^ wonach ein adj. balvavesi-s anzunehmen ist, dem
ein ahd. balväsi entsprechen würde; rom. balvais aber wäre in malvais
[von mal) umgedeutet oder übersetzt worden, ein in der Wortbildung nicht
mSblicher auch in dem ursprünglich deutschen guiderdone (L) und main-
bour (U. c) erkennbarer Vorgang, s. vorrede. — Awh dickter waren zu
grammatischen grübeleien aufgelegt: wie der Provenzale P. Cardinal mal-
vais mit va8 in Verbindung bringt, sehe man bei Mahn 982, 2.
Malvavischio it., sp. malvavisco (fr. maavisque hat Nemnich)
eibisch, von malva ibificum (ißiaxog); umgekehrt ibiscum malva, ndat.
bismalva Capit. de vülis, so auch ital., fr. guim'auve für vimauve, in-
dem ursprünglich inlautendes b sich in v erweichte.
Mamma U., sp. mama, fr. maman, wal. mam^ muäer (in der kin-
derspracheX genues. u. s. w. mamma amme; vom lat. mamma 1) brüst,
mutterbrust, wie noch it. sp. pg., 2) mutter, Varro ap. Non., Inscr. Im
tcatach. k^un mater durch dcis kinderwort ganz außer gebrauch wie pater
durch tat^ Die franz. form hat das ansehn einer accusativischen, stimmt
aber doch nicht eu nonnain, Evain und ähnlichen (Rom. gramm. II, 47),
venmäUich weil mamain in seiner endung zu weit von papa abgewichen
wcare. Ein vb. ist'sp.pg. mamar an der brüst saugen: mammare schon
bei Augustinus, Opp. ed. Bened. /F, 1039. Dem deutschen memme feig-
ling entspricht das neap. mammamia (masc.) eigentl. einer der seine mtUter
zu hüfe ruft. Vgl. zu diesem ariikel Henr. Steph. Lex. graec. v. Ttannag.
Manco U. sp. pg., manc pr. aitfr. mangelhaft; von mancus ver-
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202 I. MANDORLA-MANGIARE.
stümmeU. Daher fr. manch ot = it manco d'nna mano, einhän^,
dsgl. it. sp. manca linke hand, die verstümmelte^ schadhafte^ s. gaaclie
n. c. Vb. ü. mancare, sp. pr. mancar, fr. manqner mangdn. Fär
die loit. bed. verstümmelt wich if. manco aus in monco, vb. moncare ver-
stümmeln (vgl. chw. muncar = mancar), wobei aber in betreff der sdterm
Verwandlung des 2l in o wahrscheinlich anlehnung stattfand an Imb.
moch ac{j. stumpf, mit abgebrochner spitze (vgl. akd. fiar-muckit hAeludo
Graff Ily 656, mhd. mocke masse, brocken^ aUengl. mock sbst. stmff
HaUiw.), wenigstens ist it. moncone = romagn. mncön.
M4ndorla, mändola ü.y sp. almendra, pg. amendoa, pr. amandols,
fr. amande, ndat. amandola Form. Marc, eine fruchty mandd^ ndl. Kam-
del; entsteUt aus amygdala {dfivydaXrj), wal. migddle neben mandnle.
Eine starte ssusammeneiehung seigt die prov. form mella, npr. amello,
wozu das occ. amenloa den Übergang bildet.
Mane it., cdtsp. man (f.) Sanchez Colecc.y pr. ma, dUfr. main, wA>
mqine eine tageszeüy morgen, in ital. Urkunden auch für osten z. b. HPMim,
143. 146; von mane, dessen adverbiale natur noch im pr. lo be ma M
= dem classischen bene mane sich geltend macht. Daher adv. U, di-
maniy domani, pr. dema, fr. demain, u;aZ. de muine, wofür ^p.manana,
pg. & manhäa. Eine zss. ist das fr. subst. lendemain, pr. lendem
der morgende tag, für le en demain, vgl. eine ähnliche zss. im aUeai.
1-en-de-mig ^das in der mitte d. h. mittlerweile, en aquest endemig Ckr.
d'Esd. p. 600"; in le lendemain, welches z. b. schon Froissart bramU^
verdoppelt sich also der artikd, altfr. nur Tendemain. Von matntinum
ist it. inattino, pr. matin, /r. matin, mit der schwer zu erklärenden
nebenform pr. u. oberit. maitin, altfr. maitin Bq. Für domani braucheie
ital. volksmundarten, z. b. die sicil., noch crai = cras, während das span
cras veraltet ist.
Mängano it. Schleuder; daher manganello armbrust, ^. mangaoel,
altfr. mangonean Steinschleuder, wal. mungfl^n roUe, mange; vom gr.
fioyyavov mit gl. bed., ahd. mango, nhd. mangel maschine. Daher auch
sp. manganilla listiger streich.
Mangiare it., dUpg. pr. manjar, fr. manger, dsgl. it. manucare,
manicare, altfr. manuer {ml ausgefallnem o), wal. mancä, monenca
essen, prov. und altfr. häufig mit radicalem e menjar, menjier, limous.
mit i mindzä; von manducare eigentl. kauen, später sehr üblich fiir essen:
manducat et bibit = ia&iei xai nlvei Vulg. Matth. 11, 19; mandacantes
simul atque bibentes Greg. Tur. 5, 18; in beudo (tisch) mandncassent
L. Sal. Seltsam ist das pr. manjaiar, altfr. manjuer {präs. cot^. man-
jnce), das sieh schwerlich anders als aus einer Umstellung mandcuare wird
deuten hissen; norm, sagt man moujouer und mai^usser. Zsgs. fr. d6-
manger, piem. smang<^ jucken, eigenü. fressen^ wie das gleichbed. sp*
comer von comedere; bereits in einem alten Reichenauer glossar (Bz.)
demandncavit 'conrodit, ddaceravit^, desgl. demanducare "^corrodere Gloss.
arab. lat. DC.
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I. MANICO— MARAVIGLIA. 203
Mdnico it., sp, pg. mango, pr. margue, fr. manche (1m.^ tieft, griff.
Von Dianas miUelst des suffixes ic wäre möglich; da aber dieses süffix
fast nur feminina gibt, so ist es raihsam, in manico eine abänderung des
tat, manica (ermel, Handschuh) anjsunehmen, um so mehr eis das it. ma-
nica awih die hed. heft entwickelt hat. Merkwürdig ist lomb. ven. mänega,
sp, pg. manga in der hed. ansaht, trupp, häufe, dem man eine auch den
neuen sprachen bekannte bedeutung des lat. manne übertrug; das goth.
mauagei = nhd. menge würde man anders wiedergeg^en haben.
Ma niero it., sp. manero, pr. manier was sich in der hand tragen, sich
beianddn läfU; von manarius für manuarins handlich, vgl. mannaja IL a.
Von diesem ac^jectiv ist auch das subst. maniera it., sp. manera, pg.
pr. maneira, fr. maniere art und iveise, eigentl. Handhabung, benehmen.
Maniglia und smaniglia it., sp. manilla armring, fr. manille im
kartenspid; von monile, ph moniliB^ vielleicht, was die erste sUbe betrifft,
mä einmischung des ahd. mänili mondßrmiger schmuck, da o hur höchst
sdten in a enistdlt unrd. Zu vergleichen Diefenbach, Orig. europ. p. 377.
Manöpola i^., sp. pg. manopla paneerhandschuh; nicht sfsgs. mit
dem fremden onXor, es ist von mannpulns für manipnlns, dem man, von
manns ausgehend, die bedeutung einer handbekleidung beilegte; dazu
stimmt mit seinem genus das mlat. manipula Handtuch.
Manovra it., sp. maniobra, pr. manobra GRoss., fr. manoeuvre
handgriff, kunstgriff u. dgl.; wörtlich hand-werk, hand-arbeit Vb. sp.
maniobrar mit den Händen arbeiten; so cmcH dltfr. manovrer, e. b.
qnant li ehastian[8] fd £aiz et tres bien manovrez cds das schloß gemacht
und <e&r wohl gearbeitet war PDuch. p. 61.
Man 80 it. sp. pg., mans pr. zahm; abgekürzt aus mansnetns (vgl.
oben fino). Daher sp. manso leithammel, leitochse, ü. manzo (für manso)
ochse Sberhaupt, eigenü. zahmer ochse, entgegengesetzt dem bue brado un-
gezähmter stier, der noch nicht am pflüge gM; comask. trient. manza
junge kuh.
Man teuere it., sp. pr. mantener, pg. manter, fr. maintenir auf-
recht halten; von mann tenere, mannm tenere, wie nhd. hand-haben, ndl.
hand-haven, l^zteres mit der bed. erhalten, schirmen; vgl. mallevare und
lat. manstntor. Synangtn sind pr. cap-tener, aity>. cab-tener Bc., von
capnt tenere; wai. mnn-tni von manu tneri.
Manto und ammanto it., sp. pg. manto ein kleidungsstück, fem.
sp. pr. manta, fr. mante decke, verkürzt aus lat. mantelnm; dsgl. it.
njantello, fr. manteau, sp. mantilla, von mantellnm; it. mantile, sp.
mantel, von mantile^ mantele. Ein sd^ altes zeugnis für das sp. manto
ßndä sieh bei Isidor: mantnm Hispani vocant, qnod manus tegat tan-
tum: ein noch älteres in einer Urkunde v. j. 642 mantnm majorem Breq.
nmn. 23; manta und mantns in einer spanischen Yep. III, num. 17,
aer. 818.
Marayiglia it., sp. pg. gleichlaut., etymologisch richtiger it. pr.
mentTiglia, fr. merreille wunder; vom plur. mirabilia wunderbare dinge.
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204 I. MARCA-MARMITA.
Maroa it, sp. pg. pr., fr. marque, marche seichen, gränse; ii. sp.
pg. maroo, pr, fr, marc, altfr, auch merc seichen, maß; vb, ü. mar-
care, marchiare, sp. pg. pr, marcar, fr. marquer, altfr. auch merker,
merchier beseichnen, marchir angrämen; dsgl, sbst, it. marchese, sp,
pr. marques, fr. marquis marJcgraf, ndat. gewöhnlich marchio, das m(
roman^ baden kein abbild hat. Vom goth, marka, ahd. marcha, ags,
mearc gränse, altn, mark (n.), nihd. marc (n.) seichen, vb. ahd. markSn
begränsen, beseichnen, nhd. merken.
Marcassita it., sp. marcasita, marquesita, fr. marcassite eine ort
Schwefelkies; nach Sousa vom arab, markazat, dies vom vb. rakaza eric
finden; beiFreyt. /, 17 P heißt dies minerai marqaschita.
Mare fr. (f.) ansammlung von wasser, tei^: super lacum, quem
nsu qaotidiano loquendi maram vocamns Guill. Oemet. Die latinisierwag
mara ist gans richtig: dem lat. mare kann das frans, wart buchstalM
nicht entsprechen. Indessen sagte 600 Jahre früher Isidorus : oimiiscon-
gregatio aquamm, sive salsae sint sive dulces, abusive maria nimciipan-
tur. Eine Urkunde enthalt villam sitam inter duo maria Breq. p. M.
i(rf. mare unrd also wohl die bemerkte bedeutung in sich aufgenmma
haben, wofür sich im- frans, eine eigne der 1. decl. entsprechende fem
einfand. Abgel. sind die ungefähr gleichbedeutenden it. marese lacke,
sumpf j attfr. marese, nfr. marais, welches lästere formal sowoU eu
marese wie su marese passt; altfr. marescot, maresquel, maraischiere^
marescage; e{$^Z. nee^r. marage, mar^cage; it, marazzo. Zum theüiömen
diese Wörter auch in verwandten deutschen Vire quelle haben^ wie im ndL
maar, maeraseh, ndd. marsch: natnentlich läßt sich das pr. marcx (/ir
marsc?) LR. IV, 163 nicht aus lat. mare ableiten, es muß unser marscli
sein, und vidleicht gehört auch das altfr. marchais hieher. Merkwüräij
ist, daß die span. spräche an diesen ableitungen keinen theU nimmt; Imt
jedoch ist marisma {af4S maritima?) ein durch das austreten des meer^
entstandener see, was auch für die übrigen Wörter su bemerken ist. Über
einschlägige deutsche, celtische u. a. Wörter wäre Diefenbachs GoÜi. d.
II, 44 nachsulesen.
Margotta it., champ. henneg. margotte, fr. marcotte absenker, m-
leger; von mergus dasselbe. Daher auch das gleichbed. it. margolato,
wosu ein vermittelndes vb. margolare fehlt,
Mariscalco, maniscalco, maliscaico it., sp.pg. mariscal, pr. mane-
scalc, fr. mar^chal hufschmied; vom ahd. marsth-scalc, mhd. mar-schalc
Pferdeknecht, später ein name hoher beamter geworden. Am nächsten der
ahd. form liegt das trient. marascalco.
Marmita it. (in lomb. mdarten), sp, cot. dass., fr. marmite fkisd-
topf von metdl; daAer i^. marmitone, sp. marmiton, /r. marmiton ämcä«»-
junge; fr. marmite ux {altfr. schlechtweg marmite) armsdig, eigenil'
bettelhaft, hungrig, in besiehung auf die marmite des pauvres, die arm&^
suppe. Die herkunfl ist unsicher, am meisten efnpfiehlt sich noch FriscKs
deutung, der einen naturausdruck, vom sieden des wassers (vgl. mannotter
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I. MAKMOTTA-MARTORA. 205
summen) darin erkennt ; und die von Marina aus arabisch marmrd ort wo
fleisch graten wird (wurdet ramaMa Freytag Ily 193).
Marmotta, marmotto it., sp. pg. marmota, fr. mannotte murmd'
tUer. Churwälsch heißt es montanella und (nach Mumenbach) murmont,
wdehes letztere denn nebst dem ahd. muremnnto, marmenti, Schweiz.
mnrmet aus mus montanas oder genauer mus montis entsprang und ail-
mählich in marmotta abgeändert ward.
Marrir i>r. aJtfr. sich^verirren^ marrir chemin den weg verlieren
RutA. II, 228j as tu le sens man? HBord. 39, 10; esgs. es marrir,
it. smarrire hindern^ verwirren^ chw. smarir verlieren; vom goth. marzjan,
ahd. marran {für marrjan), ags. mearrian ärgern, hemmen^ nüat. legem,
bannom, Tel praeceptnm marrire Cap. Cor. M. ann. 802. Eine andre
cmyugaiion wähUe der Spanier in mar rar fehlschlagen^ abirren, wiewohl
ihm auch ein pari, marrido, amarrido betrübt = pr. marrit, piem. mari,
pie. amari zu geböte steht. Aus demselben stamme ist wohl auch das
span. marana vencirrung^ maranar verwirren. Vgl. Diefenbach, Goth.
wb. II, 47.
Marrochino it., sp. marroqnf, fr. marroquin eine feine sorte leder,
saßan; nach Marrocco genannt, wo es bereitet wird.
Martedi, marti it.^ fr. mardi, pr. cot. dimars dienstag, von Martis
dies, dies ilartis; sp. martes, pr. auch mars, vom gen. Martis, wal.
m4rtzi, ven. märti, romagn. mert. Dafür pg. ter^a feira, ngr. Tgirrj.
Martello it. pg., sp. martillo, fr. marteau hammer; von martulns,
bereits in den Cassder glossen martel ^hamar^ als beiname bekannt in
Carolas Martellns.
Martin pescatore it. ein seefisch, sp. martin pescador, auch paxaro
de San Martin, sard. puzone de Santa Martina (Nemnich I, 169), fr.
martinet pSchear eisvogel, sp. martinete Meiner weißer reiher, ardea
gareetta, fr. oiseaa S. Martin, dtsch. martinsvogel, fako cyaneus, fr. mar-
tinet haussckwatbe, auch leuchter mit einer handhabe (in form eines
Schwalbenschwanzes), it. martinetto winde die armbrust zu spannen
(ebenso); aUe von dem namen Martinas, aber aus welchem anlaß? Die
legenden über diesen feigen geben keinen aufschluß, s. Orimm, Mythol.
1083. 1233 (3. ausg.J.
Martirio, martiro it., sp. martirio, pr. martire, martir, /r.martyre
quoll, pein, leibliche wie geistige; vb. it martirare, martirizzare, ^. mar-
tiriar, martirizar, pr. martiriar und marturiar, fr. mariyriser; von mariyr
eeuge, bei den hrchenvätern einer der für die Wahrheit des christlichen
gkmbens quäl und tod erleidet, zunächst von martyriam. Die ungriechische
bed. quid, quälen, die sich auch auf einigen fremden gebieten eingefunden
hat, verschmäht unter den Romanen allein der Wcdache, welchem mar-
tTriom fehU, m^rturisi aber nur bezeugen heißt, (AaQtvQ€iv. Zu erwähnen
ist hier etwa noch das aus dem falschen genitiv martyrorum geschaffene
pr. martror z. b. in festa de martror.
Hartora it.^ sp. pg. marta, pr. üiart, fr. marte, martre (f.) ein
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206 I. MARZAPANE-MASCHERA.
säugethier der nordlichen länder, marder; vom lat. martes in einer sidk
hei Mariiaiy wiewohl sich martora, martre dem deutschen worte ßtmätM
(mschließen.
Marzapane it., sp. mazapan, fr. massepain suckerbrot; aberneaj^.
marzapane, sie. marzapanu schächteichen. Das beste über dieses nemt
wort bei Mahn p. 89, der das lat. maza mehlbrei darin vermuthä.
Mas trient. pr., mas, mes altfr. hufe, bauemgut^ wohnstätte, eä.
mas landhaus; vom altem ndat. mansas, ii\^nsam> dies wahrschebdiA
von manere wohnen, weil die coloni auf dem grundstücke zu wohnen pfle^
(Grimmf Bechtsait. p. 636), vgl. in cigus pago manet L. SciL tit. 85;
daher pr. maner, fr. manoir wohntmg; pr. manen, altfr. manant woü-
habend, ndat. manens colonus. Derselben herkunß ist sp. masa, md.
massa, aitfr. mase meierhof, ndcU. mansa, massa; it. massaro, düfr.
mansiaire hamverwalter, nebst vielen andern ableitungen.
Mäschera it., sp. pg. mdscara, fr. masque (m.) larve, nüat. maseos
'grima^ Ol. lat. anglos. {s. Mone's Aneeiger VII, 144, in der erf. k
marcus). Die form masoa ist historisch die ältere, man trifft sie heräs
in longob. gesetzen in der bed. hexe: striga, qnod est masca; striga, qnae
dicitur masca. Noch piem. heißt masca hexe, mascra aber larve, na^r.
masc hexenmeister, dim. mascot (Honnorat). Grimm, Myth. 1036, fuhi
dieses masca bedeutsam auf das vb. masticare zurück, die hexe heifit so,
weil sie kinder verzehrt, une manducus bei Plautus popam bedeuld; da-
bei kann es gleichgültig sein, ob man hexe oder ob man larve (etwas mi
offf^em maule) ais grundbedeutung annimmt. Ähnlichen Ursprungs isi
auch das occit. roumöco popanz (altpr. wäre romeca), wenn man es vm
lat. ruma gurgd, scMund, wie baveca von bava, herleiten darf, so d4
es ein verschlingendes wesen bedeutete (Honnorat leitet es aus roumec donh
Strauch), und in der romagn. mundart heißt papon fresser und pop(me.
Nach andern, z. b. Kilian, ist das wort deutsch, ahd. mascä netz, ML
masche, vgl. persona adjicitnr capiti densusve reticalus Plin. 12^ 11
und dies masca unrd von mäsa mahi, fleck abgeleitet. Erwägt man oder
erkennt man an, daß namen von personen oder persönlich gedachten gegm-
ständen kaum ohne cAleitungssuffix aus verbis geformt wurden, so hat diest
letztere deutung einen kleinen grammatischen vorzug vor der ersteren, aber
diese scheint treffender, bezeichnender. Beide liefem offenhar zuverlässigen
Wörter als die von Soimasitis, welcher masca aus gr. ßaaim bei Hespckias
erklärt. Dies wird t^ndich mit iiaxiXrj (/xoxß^ixr) breite hacke, so vk
mit ßaaxavia tadelsucht übersetzt, letzteres trifft mit ßaaKovioy, ngoßa-
anäviov amidet gegen bezauberung, fr atze, verwandt mit maske, zusamm^\
für ßaaxa aber muß auch fiaayux gegolten haben, da es Hesychius mi
dixeXla zweizinkige hacke (fast gleichbed. mit f.iaiäXrj) übersetzt. -Mo«
fühlt eher leicht dcks gekünstelte dieses Zusammenhanges. Wie verhält sieh
aber' m&scsLYB. zu masca? Etymologisch betrachtet kann dies eher a»s
jenem abgekürzt als jenes aus diesem verlängert sein, denn ein suffix a»
erkennt die spräche nicht an. Erklärt man sich indessen miscara atö
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I. MASSIMA-MATTO. 207
mascra, wie es Ja auch in piem, mundart lautet^ dieses dureh häufig vor-
kommende hutverstärkende einschiebung von r aus masca entstanden, so
sind beide formen identisch^ ähnlich entstand sp. cdscara aus casco, cot,
plitara sehüssei aus plat, it. tartaraga (xus tartnga. Ugutio (12. jh.) kennt
beide formen, die mit r aber ist ihm die volksübliche: masca simnlacrum,
qnod Yülgo dicitar mascatel (/. mascara?), quod apponitur £aciei ad
terrendos pairos. Ein compositum gleiehfdUs mit der bed. larve ist das
ftdat. ursprüngl. deutsche talamasca, in einem alten glossar delusio
imaginaria ^talemasca^; anderswo larvae daemonum, quas vulgo talamas-
cas dicant; talamascae litterae geheimschrift; ättfr. talmasche, vb. en-
talemasehier entstellen LRs. 328; auch in deutschen glossen talemasge
'larva s. SchmeUer II, 640, Graff V, 397, mndl. talmasche. — Derselben
kerkunfl ist ohne eweifel wai, mescäre schimpf (Schandfleck), pg. mas-
cirra, cot. masc&ra schwareer fleck im gesicht; vb. pg. mascarrar, pr.
mascarar, aUfr. mascnrer Äntioch. II, 42, nfr. machurer, bürg, macherai
gehwärjgen, belecken, mndl. maschel, mascher, c^s. mäscre fleck, letztere
unmittelbar an maschera erinnernd. Alban. mascar^ possenreißer aus
dem ital. — [Eine neue (hier nicht 0u prüfende) unterm*chung über dieses
wort iheilt Mahn mit, p. 60. Nach ihm ist mascara vom arcA. mascharat
gdäehter, dies von der würzet sachira verspotten Freyt. II, 296. Franz.
magqne sei aus mascara abgekürzt, vidleicht durch einfluß von masca hexe.]
Hässima it., sp. mÄxima, fr. maxime grundsatz, von maxima sc.
sententia, s. Menage.
Masticare it., wal. mesteci, sp. pg. masticar, mastigar, mascar,
pr. mastegar, maschar, fr. mächer, chw. mastiar, bask. mascatn kauen;
von masticare, einem nachdassischen bei Äpulejus u. a. vorkommenden,
im roman. aber sehr üblichen worte, gr. fiaaxa^eiv. Daiher neap. genues.
masea hnnbaeken, wange.
Masto, mastro i)^., pr. mast, fr. mät, sp. mastil masiibaum; vom
ahd. mast, dttn. mastr, ags. mäst.
Matassa it., sp. madexa, pr. madaisa, dltfr. madaise strähne,
fleckte, wal. m^tase seide; von mataxa rohseide, dsgl. seil, faden, aus dem
spatem griech. fiora^a, fihafyt.
Materasso it., fr, materas, matelas, nihd. matraz, cat. matalds,
pr. atmatrac, sp. pg. almadraque küssen, polster, matratze, prov. (xuch
abgdoürzt matre Am. Vid. Die span. form läßt arab. Ursprung annehmen
tmd muß in diesem faUe die genaueste sein; aus dem prov. nomin. alma-
tracs konnte die franz., hieraus die itai. entstehn. Als das arab. etymon
gibt Sotisa al-ma'tra'h an, aus der wurzd 'tara'ha, dem er die bedeutung
der roman. worter beilegt; bei Freytag III, 47* heißt es nur [locus, quo
quid projidtur, aber auch in der bed. küssen wird es angeführt (Bozy
p. 63), wdehe bedeutung auch ein anderes wort aus derselben würzet,
ohne vorgefügtes m, i^lji^ ausdrückt. Dahin pg. madra^o faülenzer?
vgL unten poltro.
Matto U., sp. pg. mate, pr. fr. mat schachmatt, pr. oitfr. auch
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208 I. MATTONE-MEDES.
niedergeschlagen, traurig, daher nihd. mat, nhd. matt, s, Grimm IV, 881
Weigand, Synon. tob. 11, 306; abgekür/d aus it. scaccomatto, ^. xaqoe
j mate, xaquimate, fr. 4chec et mat, vom pers. sch&ch mat ^der iönt^
ist todt\ Vb. it. mattare, pr. matar, fr. mater matt setaen im scM
{sp. dar mate), dsgl. demüfhigen; altfr. amatir LBs. 25, MGar. v. 805.
Mattone it. backstein, fr. mdartl. maton; cat. matö rahmkäse. Mm
darf es wohl wageti^ diese worter als identisch eusammensfustdlen und sie
aus dem dtschen matz, matte (käsematte) herzuleiten, pic. matte, da M
der backstein nach /Zubereitung und formung dem käse vergleicht, Ob&rdks
altfr. matOQ sowohl eine art käskuchen wie auch backstein bedeute. Mura-
torfs herleüung von mattone aus tat. maltha ist gatus unstatthaft. Eteker
wohl auch lomb. natta schlechter käse (n öfter aus m).
Mazza it., sp. pg. maza, pr. massa, fr. masse (sot^ mace geschr.)
kolhen, streükolben; dsgl. i^. mazzo, sp. mazo schlaget, auch bündd;
vb. it. mazzare (in mazza-sette u. a., auch comask. maza), chw. sp.
mazar, pr. massar prügeln, niederschlagen, it. ammazzare, daher woU
unser metzen. Eine weitere abl. ist altpg. massuca, massua SBos.jfr.
massue, pic. machaque ketde, ngr. fiar^ovxa, wal., m^ciace. Mazza fMcki
kein großes bedenken, es ist lat. matea {vgl. piazza aus pUtea), wm»
sich in einer stelle bei Cato R. R. nur die abl. mateSla schlaget arkcUm
hat, it. mazzuola, pr. massola kleiner klöpfel.
Medaglia it., sp. medalla, fr. mMaille Schaumünze; augment.js^t-
daglione ff. Die bemerkte bedeutung hat das wort erst später empfcat
gen. In der ersten hälfte des 12. jh. ist lat. medallia, medalla eine ge-
ringe münze und diese bedeutung hat auch altit. medaglia, altpg. mealha
SRos., altsp. meaja Bc., pr. mealha GO., fr. maille statt möaille; die
formen mit d sind wahrscheinlich at4S dem ital. Gleichbedeutend ist das
aus dem mlatein geschöpfte ahd. medilla, medilt, mhd. medele, dock
brauchte man das wort in Frankreich auch von göldmümen (medailhe
d'aur DC). Aus medius, medialis für dimidius konnte es nicht eräspm-
gen trotz der deutung des Guill. Brito: obolus di^itur medalia i. e. me-
dietas nummi, es hätte it. mezzaglia oder wenigstens mediaglia g^
müssen; auch nicht wohl unmittelbar aus metallum. Es hat vidmekr sem»
Ursprung, wie zahlreiche andre substantiva, in einem ac^jectiv mit dm
Suffix eas, metalleos, metallea; daher auch sp. metalla goldblättckes^
Auch im fr. m^tail für m^tal, pr. metalh, spürt man die einwirhmg des
adj. metalleus, das übrigere nicht classisch ist.
Med es altpg., pr. medeis, meteis, in der alten Pass. Chr. noA
medeps; von met-ipse, met-ipsum: per mi meteis = per memet ipsnm,
se mezeis = semet ipsum u. s. w. Eine superlativische form davon irf
pr. smetessme im Boethius, sonst medesme, aUfr. meYsme, f^r. meme,
altsp. meismo, neusp. mismo, pg. mesmo, it. medesimo, chw. medem, ««*
venez. und piem. ohne s medemo, medem, wald. meseyme, lat. gleicksf»
semetipsimos, metipsimus für semetipsissimus, metipsissimas, s. Bm^
gramm. II, 449.
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I. MEGE-MENTAR. 209
Mege^ menge aZ^., ältpg. meye, pr. metge, altfr.mogQ a/ret, noch
jäd Umous, medze wtmdarat, Ühieraret; von medicus. Daher äUsp.
mengfa areenei. Ein andrer Sprößling von medicus ist (üifr. medicien,
neuff, mMecin: so äLtfr. Philistien, neufr. Philistin.
Membrare tY., oitsp. pr. membrar, oitfr, membrer, mit anlauten-
dem n aUsp. nembrar Alx.j FJ.^ altpg. pr. dieselbe fomi, mit atdaut. 1
pg. lembrar, occit. lembri erinnern; von meinorare, woher auch das adj.
membrado, membrat, membr^ besonnen^ Mug. Seltsam ist das neupr.
memembrä, das an meminisse erinnert, aber doch wohl nur aus remem-
hri enistdU ist. AUpg. reimbrar SBos. unrd aus renimbrar syncopiert sein.
Menare it.j altsp. pr. cat. menar (ersteres Alx., Bc.), pg. fehlte fr.
mener führet^ leiten, figürl. betreiben, verrichten^ ausführen, daher sbst.
ä. |)f. mena betreibung, geschäß, auch beschaffenheit Neben lat. minari
drohen bestand ein unclassisches activ minare das vieh antreibest durch
drohungen und andre mittel, und so braucht es Apulqfus: asinos et equum
sarcinis onerant et minantes bacolis exigunt, vgl. agasones equos agentes
i. e. minantes Paulus ex Festq. Bei dieser bedeutung ist die wal. spräche
ungefähr stehen geblieben, munä heißt treiben e. b. ochsen, wegtreiben, ver-
jagen, aber doch auch eine Sache, ein geschäft treiben. In den übrigen
sprachen ward ihm allmählich die bed. ducere, deducere zu theil: mener
on cheyal ist etwas anders als equum minare, wiewohl es in seiner an-
wenAmg auch mit dem lat. worte Busammentreffen Icann, denn mener les
betes boire ist minare (appellßre) bestias ad bibendum. Jene wahrhaft
rman. aus dem gemeinen redegebrauch entwickelte bedeutung ist auch
dem mlatein früh geläufig geworden: minare, sagt Papias, '^ducere de loco
ad hemm, promovere! Die gleichfalls nur bei Apule^us vo^-findliche jsfss.
prominare s. v. a. minare fand nur im franz. aufnähme, aber aus dem
aUen tmd richtigen pourmener spazieren führen, se pourmener spazieren
gekn, machte man später promener, se promener, das B. Stephanus (1639)
noch nicht hat, Nicot (1673) schon kennt, und so ward auch pourmenoir
Spaziergang durch das itoiisierende promenade verdrängt. Über mhd.
menen s. Wb. II, 135.
Menoscabo sp. pg., ältpg. mazcabo SBos., pr. mescap, fr. m^chef
teHust, unheü; eigentl. Übler ausgang, von cabo ende, lat. caput; vb. me-
Qoscabar, mescabar, altfr. meschever (meseaver Antioch. I, 40).
MenoTare it., sp. menguar, pg. mingoar, pr. minuar, cat. minvar,
fr. di-minuer vermindern; sbst. sp. mengua, pg. mingoa mangel. Lat.
minBere ist &ns der wenigen verba dritter conj., die schon in frühester
zeit in die erste auswichen: minuare liest man in Urkunden des 6. 7. und
8. jh. nicht selten, s. z. b. Breq. num.^ 13 (v. j. 628), n. 131 (v. j. 663),
auch Bsp. sagr. XI, 129. Im sp. menguar härtete sich der diphihong
oa in gua, wie dies ja mit deutschem uk (wa) gleichfalls geschah; ein
andres beispid dieser ort ist mangual aus manualis, s. Bom. gramm. I, 325.
Mentar sp. pg., aUfr. menter (qui li mentoit la mort BCam. p.
326) erwähnen, erinnerlich machen; zsgs. it. ammentare, rammentare,
U
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210 I. MENTE-MENTRE.
aüpg, amentar SRos.^ ältsp. enmentar s. b, Apol, 629. 682 mü ^. bei;
von mens, wobei vidleickt ammentare die älteste büdung ist. MgeiMm-
lieh hat sich dies verbum in den nordwestlichen sprachen gestaitä: fr,
mentaure, amentaver, ältfr. mentoiyi^p, mentevoir, amentoiTre, amen-
teyoir, ramentevoir ßetzteres noch bei Moliere), worin man eine ßss. m
mente habere, ad mentem habere, vgl. it. avere a mente, erkemU, so da^
es aus seiner ursprünglichen bed. gedenken in die faäitive gedenken maehm
übergetreten wäre (beispiele dieser ort Born, gramm. ZZ7, 114). FicBrictt
ist das sonst unerMärliche it. mentoYare aus mentevoir verderbt. Se-
her auch it. dementare, sp. dementar bethören^ äUfr. dementer tobei^
sich unsinnig gebärden, lat. dementare in leteterer bed. bei Laetantius;
dsgl. it. dimeuticare vergessen.
Mente it. sp. pg. {aitsp. mientre), pr. men, fr, ment, wd. fM,
adverbialsuffix gefügt an das feminin der adjectiva, s. das nähere Bm,
gramm. II, 462, Blanc 520. Es ist der ablativ des lat. mens sede, ge-
danke, absieht, von den Römern nur im eigentlichen sinne (bona, devoti,
placida, celeri mente), allmählich aber in der bed. ort und weise ange-
wandt, indem man die absieht oder meinung auf die erscheinung hinam-
führte und also auch breve-mente, perfetta-mente, altra-mente aufhursej
voUkommnCy andre weise u. dgl. sagte. Diesdbe anwendung gestaüd^
wenn auch in beschränkterem ßnaße, das mhd. ahte 1) ansieht, gesinmmg^
urtheü, 2) art und weise, so wie das bair. meinung (auf die meinung =
(xuf die weise u. s. /*., s. SchmeUer, der audi mente vergleicht). Die «l^
stantivische natur des roman. sufßxes aber macht sich noch darin geÜend,
daß es, wenn mehrere dieser adverbia auf einander folgen^ im span. und
port. nur an dem Uteten derselben ausgedrückt m werden pflegt (beUa y
sutihnente), ja daß in älteren mundarten auch das erste adverbium jenes
Suffix für die übrigen vertreten kann: pr. sanctament e devota Chx. VI,
316y aitcat. fellonament et desordenada Chr. d'Escl. p. 602'.
Mentre it. pr. altfr., sp. mientras, altsp. mientre, altpg. menties,
Partikel, dem lat. dum oder auch interim entsprechend; dsgl. aiiit. do-
mentre, altsp. demientras, pr. domentre, dementre, dl^r. dementre,
dementres, überdies auch alifr. endementres, altpg. emmentres •♦. d^
Darf man das veraltete domentre als die grundform annehmen^ so Ue^
wie schon Muratori wollte, die entstehung aus dum interim (mü regeiretM
abgestoßenem auslautenden m) nahe genug und grade der pleonasmus ist
gan0 volksmäßiger art; das anlautende do konnte im gefuhi analoger MI-
düngen (domani, domandare) leicht mit der partikd de verweehsdt md
darum als nicht wesentlich abgedoßen werden. Herleitung aus dum mente
(wie quasimente) findet in dem ausbleiben der form demente {ohne r)
ihre Schwierigkeit, nur im altgenues. begegnet demente, s. Archiv. 5fer.
itai. app. num. 18. p, 33, im aümaü. auch demente (Bonvesin), impr^s.
das ganjsf vereineelte mens que, domenhs que. Für den bemerkten ursprwg
läßt sich auch das oitfr. dementiers, dementieres anführen, das mof
nicht aus dum interim, woU aber aus dem nahe liegenden dum int^r»
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L MENZOGNA-MERLO. • 211
mU difUhatigierung des betonten e entstehen konnte. Für das dltfr, en-
tremente, d<MS hier noch heransuaiehen ist, umrde sich allerdings interea
mente aufstdlen lassen; piem. tramantre (tra = fr. entre) aeigt wieder
das kritische r. Pottj Forsch. IIj 100, construiert mentre aus in inter
mU Verwandlung des ersten n in m; mrJdich, keimt die maü. mundart
eine präp. in-enter, Bonvesin ein adv. mintro (für inßno, e. h. mintro mo
fm qm)j das sich nur aus in intro deuten läßt, aber solche dissimüationen
si$id sdten gemeinromanisch und seibst die anwendung der haaren präp.
inter als eonjünction eine ungewöhnliche freiheii. Im altital. begegnet
noch ein adv. intröcque Inf. 20, 130 für interea, dctö sich aus inter hoc
mU euphonischem suffix erklären muß.
Menzogna it., pr. menisonga, mensonja, fr. mensonge lüge. Non
a mentig sonininm, qnod est Sylvii somniom, bemerkt Ferrari v. men-
torare gegen Sj/ivius. Es ist sunächst aus mentitio, pr. mentizo, gewiß
aber, da sich nur sehr wenige ahleitungen mit oneus und darunter gar
heine abstracta vorfinden, eine bloße anbildung an das sinnverwandte
calogna, ealonja, chalonge verläumdung. Die prov. form mesonega Ev.
JokS, 44 (ed. OiUg) wird diese deutung nicht entkräften, ssu abgeschmackt
wäre eine aM. mentitionica: e ist bloß eingeschoben. Das span. und port.
wort ist mentira: dafür besiUt der Catalane so wie der Sarde das rich-
tig gebildete mentida, und nur ais eine entstellung desselben läßt sich das
unbegreiftiehe span. wort, weiches vielleicht auch das picard. mentfrie her-
vorgerufen, begreifen, vgl. lampara aus lampada. Aus der aitmail. mund-
ijoi kann man noch eine eweite anbildung dieser art aufzeigen, cativonia
seUeehtigkeü Bonves. disp. muscae cum formica v. 35. 160.
Mercfe it., sp. mereed, pg. pr. mercS, fr. meroi gnade, auch dank;
von merces lohn, im frühsten ndaiein, e. b. bei Gregor d. gr., schon in
der bed. misericordia. Daher pr. merceiar, aUfr. mercier, nfr. remer-
cier danken.
Mercoledi, mercordi it., fr. mercredi, pr. dimercres, cot. dimeores
mittwoch, von Merenrii dies, dies Mercurii; sp. mi^rcoles, pr. auch
mercres nnt derselben endung wie in martes {s. martedi), it. auch m^r-
oore, wol. mi^eari. Statt dessen sagt man in it<ü. mundarten mez-
ödima = media hebdomas mittewoche, mittwoch, s. Cherubini und Archiv,
stör. ital. app. num. 20, p. 41, churw. maz-eamda; man gab also den
göttemamen auf wie im deutschen, worin, nachweislich nicht vor dem ende
des 10. Jahrhunderts, der mittwoch an die stelle des wodanstages trat.
Auch sUwisch heißt er die mitte, slovenisch e. b. sreda. Für das sp.
mierooles hat der Portugiese das den tag wählende quarta feira wie ngr.
Merlo, merla it. sinne der mauer; abgel. sp. merlon, pg. merläo,
/r.merion; vb. it. merlare, pr. merlar mit jsrinnen versehen. Anspreche^id
id die hei BoUa, Vocab. genet., bemerkte herleitung aus dem archaisti-
schen auch auf einer inschrift Orell. n. 566 vorkommenden moerus für
maros, äimm. moemlos, und nur aus dem offenen e, das dem lat. oe
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212 I. MERLUZZO-META.
sonst nicht gemäß ist^ läßt sich ein leichter einwand dagegen erhdboL
Nach Menage kommt es vom lat. mina, dimin, minula, endlich mirala
u. s, w.; besser als von mirari, woraus Muratori^ Ant. itoi. II, 468. es
deuten möchte. In anschlag kommt endlich auch das sie. mergula (aUsori
merguleri Spanu) mauerjsinne, das aus lat. merga gabd cAgdeitä Mi
muß und ursprünglich zinke der gabd bedeuten mochte^ womit sid^ ik
zacken der mauer passend vergleichen ließen.
Merluzzo it., pr, merlas, fem. sp. merluza, fr. merlache stoA-
fisch; wird für eine eusammenseteung aus marislucius (seeheckt) gMUm^
um so richtiger als in der catai, mundart schon das einfache Uns (hcioB)
dem begriffe genügt, also keine aibleitung marl-ozzo gestattet ist.
Merme altfr. klein, gering; von minimus wie arme von anima.
Daher sbst. sp. merma, pr. mermaria Verringerung; comask. maTmam,
ital. marmaglia geringes volk; comask. marmgl, cremen, mannele^
kleiner finger; vb. sp, pr. m er mar sich vermindern.
Meschino it., sp. mezqaino, pr. mesqui, fr. mesquin, altfr. anA
meschin arm, elend; vom arah. meskin mit gl. bed., dies vom vb. sakana
Fregt. II, 335^. Die herkunß des Wortes ist, eine alibekannte: Saratm
mischinmn mendicum vocant Gloss. paris. (Pfeiffers Germmiia VIII^ 396).
Prov. und altfr. heißt es auch schwach, zart, meschin daher knabe, me-
schine mägdlein, it. meschina, wallon. mesk^ne magd.
Messa it., sp. misa, fr. messe messe, messopfer; bekanntlich wm
missa est sc. concio, mit welchen warten der diaconus die versammlw^
entließ. Andrer meinung ist Ferrari, der messa für gleichbed. halt mü
oblatio, gäbe, opfer. 8. Ducange.
Mestiero, mestiere it., sp. altpg. menester, neupg. mister, pr.
raenestier, mestier, fr. mötier geschäft, hantierung, gewerbe, handweri;
von ministerium dienst, Verrichtung, mlat. maliercula, quae textricis ftw-
gebatur officio . . . habebat cooperatricem, qaae ejasdem erat mini-
sterii ^imoin. Daher sp. pr. raenestral, pg. menestrel, altfr. menestrel,
später menestrier, m^nötrier handwerker, künsÜer, musiker, mlat. mini-
sterialis diener des hauses, une noch altfr. im Alexiuslied 66; eine noA
ältere franz. form in den Liv. d. rois p. 236: dameiseles menestrales
mulieres meretrices. Wie mestiere die bed. von opus ausdrückt, so oNci
it. e mestiere, fa mestiere, sp. es menester die von opus est.
Mestize sp., pr. mestis, fr. m^tis, it. (in einigen wbb.) metiecio
hind von altem verschiedener race, ursprünglich auch verschiedenes Stan-
des; gleichsam mixticius.
Meta it. {mit geschlossenem e) misthaufe, lomb. meda häufe he%
holz u. dgl.j sard. überhaupt menge, sp. pg. meda häufe garben, altfr.
moie; von meta kegelßrmige figur. Abgd. pg. medäo häufe, medao de
areia sandhügel, sp. in letzterer bed. m^dano und sdbst durch vertagt
schung des d mit g m^gano; dsgl. sp. al-mear heuschober für almedar.
Das lat wort spaltet sich eigentlich in zwei romanische mit verschiedener
bedeutung: neben den genannten forfnen steht it. meta {mit offnem e), sf.
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I. METTERE-MIGLIO. 213
meta, dUfr. mete, mette, noch jäsft picard. m^te, gränestein, gränee, ge-
w^füich eines grundstückeSy aber auch eines Staates,
Metter e ü. ff. (fehlt woi.) legen^ setzen. Lot. mittere (gehn lassen,
scUcken) war schon fähig, die nahliegende bed. ponere auseudrücken: so
sagt Seneca manns ad anna mittere, so Lactantius gleichbed. fundamenta
ponere und fdndamenta mittere, so später die L. Sai, super cubitam
manum mittere, mittere manan! ' super fortunam alicujus, caput mittere
in pala (hineinstecken), s. Pott über die Lex, Sah 166, Plattlat. 388.
Die grmdbedeutung aber schwand dem Romanen, ausgenommen in trans-
mittere, votUg.
Mezzo ü.j tcäl. mez, sp. medio, pg, meio, jpr. mieg mitten, halb,
vm medius; präpositional fr. parmi = it. per mezzo; pr. enmieg, äUfr.
enmi = ü. in mezzo. Abgd. it. mezzano, sp. mediane, pr. meia, fr.
moyen, von medianus bei spätem; it. metä, mitad (meatad PC. 622),
pr. meitad, fr. moitiö halfte, von medietas, das Cicero ungeme, die
späiem aber häufig brauchten; daher fr. m^tayer, npr. meytadier Pach-
ter oder meier, der den ertrag eur hälfte mit dem eigenthümer theilt, hol-
feH, mlat. medietarius: fr. m^tairie meierhof. — Aber cdtfr. mit an (m.),
woher mitanier pachter und wohl auch nfr. mitaine fausthandschuh (ge-
iheäter handsckuh) werden sich schwerlich aus medietas ableiten lassen
wid seheinen, wie schon andre aufgestellt haben, aus unserm mitte ent-
standen, nach Grandgagnage aus ähd. mittamo.
Mica, miga it. pr., fr. mie eine partikd eur Verstärkung der ne-
gatioH; von mica krümchen, bißchen, daher auch wcd. nimic /ur lat. nihil.
&ibst. fr. miche stück brot.
Miccia t^., sp. pg. pr. mecha, fr. meehe docht, lunte; von myxa,
eigenü. dUle der lampe, aber schon im altem nüatein, wo es auch nixa
lo^ää {vgl. niccia Minage, Orig. ital., limous. netse), s. v. a. ellychnium.
Dos wort muß aber aus dem frane., wo sich x in ch umbilden kann
(Uunw liehe) den übrigen sprachen mitgetheilt sein, wie es denn auch
dort £u den meisten bedeutungen gelangt ist. — Prov. findet sich auch
meca, das sich zu mecha verhalt wie coea au cocha: die mit c sind un-
Organist durch den häufigen Wechsel zwischen c und ch (boca bocha,
lecar lechar) veranlaßte formen (rücJcbUdungenJ.
Micio, micia it, sp. micho, mizo, miza, miz, wal. mutzu, mi(tz^,
oÜfr. mite katze; niUurausdruck d. h. ein nach der stimme des thieres
gemachter sdhmeichelname wie unser miez (über welches jedoch Weigand
II, 169 andrer meinung ist). Abgel. fr. mitou und matou kater, ähnlich
ml. mutöc. Zsgs. fr. chatte-mite Schmeichlerin, vgl. das Sprichwort
se Tuue est chate, Tautre est mite Ben. I, p. 6, vollkommene gleichheit
der gesinnung auszudrücken. Eine andre form für it. micio ist muci,
mocia, muscia, latinisiert musio, welches Papias gegen die lateinischen
Sprachgesetze, die jedesfalls murio verlangten, aus mus herleitet.
Miglio ü^ fr. mille (m., aus dem ital.), sp. pr. fem. milla ein
längenmaß ursprünglich von tausend schritten, besonders in Italien üblich,
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214 I. MILANO-MINA.
ahd. mila, miUa, nkd. meile; van millia für mille passus, daher der M.
flur. miglia, woraus der sing, erst entstanden sein muß.
Milano sp.y pg. milhano, pr. fr. milaa huhnergeier; von milnaniu
ahgel. aus milaus, woraus erst später milyns geworden (lUtsehl im Bkm,
Museum für phü. K F. VII, 698) jsur aufhebung des hiatus. Zu milmig
stimmt auch das bask. mirua für miruna, indem tat. 1 hier öfters i» r
Übergeht. Vb. sp. amilanar, s. oben astore.
Milza it., sp. melsa, neupr. melso, dauph. milza, burg.mm^ mii]
vom ahd. milzi (n.?) vgl. alban. meltzi leber. Andre fortnen sind: nuä.
nilza, chw. snieolza, weit stärker erweichend neupr. melco und melfo, s.
Honnorat. Sonderbar ist das venee. spienza, worin sich spien und milz
begegnen; ersteres findet sich auch im sard. spreni, im wai. splene. Dm
das ital. adj. smilzo schlaff, leer des leibes, müßlos.
Mina it. ^. pg., pr. mina, möna, fr. mine, waUon, meinn schadi,
eregrube; vb. it. miliare^ sp. pg, pr. minar, fr. waUon. miner tm^erjro-
ben. Daher cdtsp. minera, pr. meniera, fr. miniere bergwerk, wd.
miner^ erestufe; hiervon it. minerale, sp.pr. mineral, fr. min^raL Ifa
fif^t den Ursprung des wortes im lat. minare oder rom. menare fiihrm^
betreiben, vgl. pr. menar secretz geheimnisse betreiben, mlat. minare oon-
silium einen anschlag bereiten, minas parare nachsteUungen ins werl
säßen. Hiemach ist mina jst4erst geheimer anschlag, getriebe, in begidm^
aiuf einen belagerten ort geheimer gang ewr Untergrabung der manery
demnächst auf den bergbau angewandt. Dieser wandet des begriffs hä
nicJUs unwahrscheinlii^hes : ganz ähnlich legte man dem it. doccia vw
ducere die bed. canal bei. Auffallend ist nur die abweichung des richtigen
e in i; geschah es zwr Unterscheidung der begriffe führen menaie wi
^graben minare? Buchstäblicher ausammenhang mit kymr. mwn masse^
mine, ist nicht anzunehmen \ wie sich gad. m^in zu engl, mine, rom. miiUL
verhält, wäre wohl noch genauer festzustellen, s. über letztem punct Diefm-
bach, Cett. I, 71. — Mine fr. hcitung, gebärde, ansehn, daher nhd. miene,
engl, mien, scheint man ohne grund vom gesammtrom. mina zu treimm,
da es gleichfalls von menare (pr. mena, s. oben) herstammen kann^ indm
es die äußere führung oder haltung, etwa wie gestus von gerere, ottf*
drückt: pr. se menar in der bed. sich benehmen, s. das Katharisck
ritual p. 30.
Mina aUUmous. großmütterchen, gase, menina, sard. minnanna dof^
pg. minino, menino knäbchen, minina, menina mädchen^ sp. menino eäA-
knabe, menina hoffräulein, neupr. menig klein, beam. menit kind, norm.
minet, minette dass.j wohl auch romagn. minen, fr. minon, minette häii-
chen, (bair. minni), henneg. minette mädchen, cat. minyö bübchen, wdches
aber an fr. mignon erinnert; auch sicü. minna mutterbrust? Der stamm
fordert langes i (das erst in abll. zu e u?ird) und dies bietet das goA
adj. mtn klein^ artig, das sich wohl zur bildung von kosewörtem eignd,
— [Beachtenswerth ist, was Mahn p. 120 einwendet. Das gaelisd^irisck
mtn latUe bretonisch m&n und dessen aneignung würde dem Bomtmm
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I. MINACCIA-MODANO. 215
doch woU näher gdegm haben als die des ersteren wertes. Zeuß /, 117
stM irisch min^ hymr. mwyn^ bret. moan jntsammen: ich erblickte, viel-
leicht irrlhämlichy in mtn die primäre ceUische form, auf welche es hei
einem über aUe romanischen provineen verbreiteten wortc ankommen mußte.
Nach Mahn hat dieses wort eine gam nah liegende^ lateinische quelle,
minimiis, erweitert miniminns, mit ausgestoßenem im mininus. Aber
wäre der sprachgeseteliche Vorgang nicht mimninus miminas gewesen?]
Hinaccia it., sp. amenaza, pr. menassa, fr. menace drohung; von
minaciae für minae, nur bei Pkmtus.
Hiniare it. fein iUuminiereny sp. miniar punctieren, ndat. miniare
mit mennig, miniom, schreiben und zeichnen, daher miniatara kleines ge-
mälde, wie es in handschriften vorkommt. Von minium leitet Menage
auch it. mignatta blutegd, weil er roth gejseichnet sei.
Minoto it., sp. menudo, pg. miudo» pr. menut; fr. menu klein;
von minntas. Sbst. it. sp. minuto, fr. minute (f) der 60. theU einer
stunde, eigenÜ. minuto primo die erste Verkleinerung oder eintheilung;
minnto secondOy fr. seconde (f.) der 60. theü einer minute^ die «weite
einikeilung; minuto terzo, fr. tierce (f.) der 60. theü einer secunde. Von
/r. menn ist mennet tana mit kleinen schritten. Vb. minuzzare it., pr.
mennzar, altfr. menuiser klein machen, verschneiden, gleichsam minntiare.
Hievon das franM. sbst. menuisier schreiner.
Mirabella ü.^ sp. mirabel, /r. mirabelle eine art kleiner gelblicher
pflaumen. Italien nennt diese pflaume auch mirabolano; das gleichlautende
siHm. wort aber, so wie das fr. myrobalan = gr. fivqoßahxvog bedeutet
eine aus Ltdien kommende pflaume, woraus die Alten eine salbe (fivgov)
bereiteten. Man scheint also in Italien den namen der indischen frucht
auf eine einheimische übertragen und ihn ncuMher durch eine umbüdung
sieh näher gerückt zu haben, wobei man das Originalwort (mirabolano)
auf den bäum beschränkte, während es im span. die doppelte bed. frucht
und harnn behauptet.
Mi 8 it., fr. m6s, m6, pr. mes, mens, sp. pg. menos in compositis
mä der bed. 'nicht recht, nicht gehörig', ungefähr dem lat. male, besser
no(h dem deutschen mis entsprechend, beweist seine herkunft von minus
durdi die südwestliche form, und hat mit unserm mis, woraus es zuweilen
noch hergeleitet wird, keinen Zusammenhang. Ein beispiel ist mis-pregiare,
mens-, mes-prezar, m^priser, menos- preciar misachten, s. Bom, gramm.
11,434.
Mischiare und mescolare it., sp. pg. pr. mezclar, mesclar, fr.
müer mischen, im altern mlatein misculare, sbst. it. mischia ff.; von
miseere. Eine aU. ist fr. m^langß (noch bei Nicot fem., jetzt masc),
pr. mesclanha gemiscK vgl. dasselbe sufßx in louange, laidange.
Mita sp., mite fr. milbe; vom ahd. mtzä, ags. mite, ndd, myte, s.
Grimm UI, 366.
Mödano, mödine it., sp. pg. umgestellt melde, i^. molle, fr. moule,
sard, moglia muster; von modulus, woraus aucA mo d eil o, modele, modele.
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216 1. MODERNO-MONTONE.
Moderno ü, sp., fr, moderne heutig; von modernns, das sicherst
bei Friscian und Cassiodor findet, dbgel, vom adv, modo in der dem frü-
heren nUatein geläufigen bed. nunc, daher amodo ^von jetzt an\ vgl. dk
ebenfalls aus adverbien abgeleiteten hodiernus, hesternus, sempiternus.
Die erklärung aus dem subst. modus verträgt sich nicht mit der bedeuiung
dieses worteSy eben so wenig die at4$ dem erst später entstandenen franz.
fem, mode.
Moggio itj sp. moyo, pr. muei, fr. muid ein getreidemaß, scheffd;
von modiu8. Ein sehr altes beispiel des franz, worfes ist in den Cass.
glossen moi ^mutti\ vgl. W. Grimms anmerkung.
Moja it., fr. muire (Triv,) sahqueUe, salsswasser, vielleicht auch sp.
murria salbe von Jmoblauch, essig und salz; von muria. Zsgs. it. sala-
moja, sp. sal-muera, pg, sal-moura, fr, sau-mure, u?ie gr. äX-fttgig,
Molla it., pg. mola, sp. muelle (m.) Stahlfeder, im plur. zange, sp.
molla krume, auch wade; abgel. it. molletta, sp. molleta lichipidge
(eigentl. kleine zange), moUedo nebst fr. mollet fleischiger theü, wade,
sp. moWejSL .kalbsdrüse, it. möUica brosame u. a. m.; sämmüich von mollis
weich (daher die bed, krume und ebenso wade d. h. weicher theü im
gegensatz zum Schienbein), biegsam (daher Stahlfeder, stahlzcmge). Zu
merken noch itdl, adj. moUe feucht, gleichfalls von moUis in der hei
weich; daher denn auch vb. it. mollare nachgeben, ammollare netsen,
in letzterer bedeutung pg. pr. molhar, cat. mullar, fr, mouiller, sp. mojar,
d. i. moUiare (wie roman. levi-are, gravi-are aus levis, gravis); ^st.pg.
mölho, sp. moje brühe. Span. moUera s. II. b.
Molo it., sp. muelle, fr.m6\e(m.)hafendamm; vom gleichbed. mo\e&,
Monna if., sp. pg. mona, neupr. mouno, bret. moana affin, äffe,
daher fr. momiine. Monna hat auch die bed. von madonna, woraus es
zusammengezogen ward: muthmaßlich brauchte man es als schmeicheUoort
von der affin.
MoDOCordo it., umgedeutet mit hinsieht auf manus, sp. pg. mani-
cordio, fr. manieordion ein Saiteninstrument; vom gr. ^lovoxoqdov, weü es
nur eine saite enthielt, vgl, die prov. stelle manicorda ab una corda LR
Montone it,,pic. monton, ven. moltone, pr. cat. moltö, jpr. aUsp. (Alz.)
moton, fr. mouton hammel. Ein mlat. multo geht vielleicht bis in das 8,
jh. hinauf : multones et verveces 'wideri' (hämmel) Gl. SchletUd. 34, 2,
multo 'wider^ Gl. Flor. p. 289''. In der angegebenen bedeutung treffen
alle sprachen zusammen, wenn auch wohl einmal, wie Livr. d, rois p. 141
aries mit mouton übersetzt oder wenn es aitcat, durch moltö entegare
(lat. integer) ausgedrückt wird. Das wort begegnet auch auf andern
Sprachgebieten und zwar in primitiver gestält, z. b. bair. motz (von matz^
schneiden? fragt SchmeUer), allein die herleitung daraus würde die probe
nicht bestellen, zu deutlich zeigen die mundarten die form molt, abgeänderi
in mont Femer altir. molt vervex Zeuß I, 78, gael. mult, kymr. moUt,
com. molz, bret. maout, aber eine überzeugende 6eU. würzet fehU. En
besseres und ganz bezeichnendes primitiv gewährt die roman. spräche
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I. MORA-MOSCIO. 217
sdbsl: neupr, mont, com, mot, chw. mutt verstümmelt, welches ohne Schwie-
rigkeit aus lat. mntilas mit versetztem 1 entstehen konnte, vgl, neupr, cabro
mouto {cdtpr. wäre cabra mouta) eine der hörner beraubte ziege, wörtlich
Columella's capella mntila, schweif, muttli. Das aus diesem adjediv ah-
geieitetemonton bedeutet also, wie unser hsimmel^ ein verstümmeites thier,—
[Beistimmt Gaehet p. 322^, der auch ein entsprechendes aUfr, wort für
hammdy castrois, anführt.]
Mora it. schober abgehauener zweige, sp. moron hügel, fr. (Schweiz)
moraine steingeröUe ; vgl. bair, mur losgebrochenes gestein, Schmeller
IT. 612. — [Nach Weigand TL, 213 scheinen diese Wörter auf das mit
mürbe wurzdverwandte altn. mor (feiner staub) zurückzugehn.]
Morchia und morcia it., sp. morga, richtiger cot. mail. morca
olschaum; von amnrca.
Morello it., altfr. morel, morean, aber sp. pg. moreno schwarz-
bra%m; von morns maurisch^ schwärzlich. Daher auch it, pr. morella,
fr. morelle eine jrflanze, nachtschattcn. Weiteres bei Roesler, Etymologie
der farbenbezeiehnungen p. 6.
Morione it, sp. morrion, alt mnrion, pg. morriäo, altfr. morion
pidcdkaube; von ungewisser herhunft. Man erinnert dabei an das sp.
morra schadet.
Mormo pg., sp. mnermo, pr. vonna (jetzt bonn m.), fr. morve (f.),
sicmorm schleimige feucktigkeit der nase, im span. und port, eine pf erde-
IrankheU. Man leitet diese Wörter aus morbus, was weder den begriff
noch die form recht befriedigt, wenigstens wäre nach den franz. lautge-
setzen morbe aisdann richtiger denn morve. Das pr. vorma nähert sich
auffallend dem fr. gourme //. c.
Mortajo it., sp. mortero, pr. fr. mortier, wal. moz^riu mörser
md mortd (ital. wal. nur ersteres) ; von mortarinm in beiden bedeuiungen.
Moschetto it.j sp. mosquete, fr. mousquet ein feuergewehr, altfr.
monschete, mlat. moscheta ein Wurfgeschoß, bolzen ; ursprüngl. eine kleinere
ort zur beize dienender sperber^ sp. mosquet, mosqueta, fr. ^mouchet,
it. moscardo. Werfen nach jagdvögeln benannt s. unter falcone. Mosquet
aber hieß dieser sperber von der gesprenkelten gleichsam mit mucken,
moQches, gezeichneten brüst, daher auch fr. moucheter sprenkeln. S.
Frisch II, 310' v. sprinz.
MoBcio it. schlaff, welk, sp. mustio, cat. mox düster, nachlässig,
pr. mois dfister, tückisch, altfr. mois Ben., wallon. muss (für must une
cress für crest, lat. crista) trübsinnig. Buchstäblich leisen sich alle diese
formen im lat. musteus vereinigen^ das aber fast das entgegengesetzte aus-
sagt (ßing, frisch). Sind sie atis raucidus entstanden, das sich durch
umstdltmg in mn^dins mnstius verwandelte ? Wie aus der bed. schimmlig
die bedd. träge, verdrießlich erfolgen können, zeigt der artikel muflfo.
Densdben stamm verräth cat, müstig schlaff. Auch limous. moasti,
ckurw. maoet, lomb. moisc fetu:ht (dumpfig) scheinen dieses ursprtmges.
Abgd.istit. ammoscire ermatten^ welken, pr.Bmosir düster werden Bth.203,
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218 I. MOSTACCIO-MUFFO.
Mostaccio ü., sp. mostacho, fr. moostache, und. mostatie hiM-
bort; vorn gr, fAvara^ mit gl. bed., Man. mustäke, im lateinischen mcJU
vorhanden.
Mos tarda it. pg. pr.y fr. moutarde, sp. aber mostaza senf; mm
mustum, weil er mit most angemacht wird. >
Motta it. herabgeschwemnUe erde, sp. pg. mota erdaufumrf, fr.
motte erdscholley altfr. mote aufgeworfene anhöhe mit festem schloß, aitpr.
mota schutzwerk eines Schlosses SBos. Utusweifelhcft findet sicJi das tmt
in deutschen mundarten wieder. Bair. mott aufgehäufte moarerde^ schwi.
mutte ausgestochener rasen^ ndl. mot abfaU von torf, fries. mote lohkmkt.
Span, mota, sofern es knoten im tuche, kleiner fehler bedeutet, jnekt lat-
ramendi aus dem bask. motea knöspchen, womit auch das ndl. moet, wr^.
möt, kleine erhabenheity knopfchen, fleck oder fehler zusammentrifft; pg.
mouta kleines gebüsch läßt sich unter vergleichung des iL macchia (fledt.
busckwerk) damit verbinden. Außer motta besitzt die ital. spräche mota,
gleichbed. mit malta II. a. und daraus entstanden, aber auch motta U
diese bedeutung. Daß auf das altfr. mote das irische die bed. berg oder
hügd ausdrückende mota (m.) anspräche mache, ist noch anzufügen.
Motto ö., sp. pg. mote, pr. fr. mot wort, spruch, pr. auch vm;
vom lat. mntire mucksen, ndat muttum; *mattum nuUum emiseris^ pio-
Terbialiter dicimus, id est verbum Coinutus in Pcrsii sat, I. Mi matiie
cAer trifft zusammen sard. mutire rufen, pr. citfr. motir anzeigen,
Mozzo it., sp, mocho, pr. mos (fem. mossa), fr. mousse stumpf, ver-
stümmelt; vb. mozzare, smozzare, mochar, ämoasser abstumpfen; vm
ndl. mots, schwz. mutz abgestutzt, ndl. motsen, matsen abstutzen, nU.
mutzen. Aus dem franz. aber ist entnommen it. smussare, smusso. Abgd.
sp. mochin Scharfrichter, eigentl. verstummter. Oder ist sp. mocho vm
mutilos, wie man cachorro aus catnius leitet? Das bask. mntila buie
(kleiner stümmd) könnte diese ansieht unterstützen.
Muffare ü. in camuffitre Verkappen, für capo-mafGure den topf
vermummen; vom deutschen muf, entstellt aus mhd. moa, moawe emd^
s. J. Grimm über diphthonge. Desselben Stammes ist fr. moufle fansi-
handschuh, mlat. mnffala, daher ndl. moflfel; dsgl. adj. pr. moflet,
(neupr. moufle), pic. mouflu, wallon. mofhes' weich, eiastisch (nach ort des
muffs), und vermuthlich auch, mit rücksicht auf die ausstopfmg dessdbe»^
fr. moufler die backen aufblasen, sp. mofietes bausbackm, pic moaln
wohl ausgestopft, l^enneg. moflu dickbackig, doch ist hier auch mufleÜ.c
in ansMag zu bringen, vgl. Grandgagnage v. moufler, wo diese uförter
mit großer genauigkeit abgeJumdelt sind.
Muffo it. schimmlig, com. romagn. moff bleich oder graulich; disL
it. muffa Schimmel, pg. mofo, sp. moho schimmel, moos, fr. monfette
moderdunst; vb. it. muffare, lothr. mouffd, neupr. muffir schimmeln; ok'
dem deutschen, ndl. muf schimmlig, hd. muff schimmel, vb. mttffen. M
demselben stamme werden figürlich auch üble fnoralische eigensduifle»
ausgedrückt: sp. moho trägheit, mohino verdrießlich, boshafl^ pg.moisfi
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I. MUGAVERO-MUNON. 219
bnekerig^ venee. mnffo schwermüthig : es sind begriffe, die sich dem schim-
md ak schmiUß oder fäulniss anschließen^ vgl, nhd. faul ptUridus und
pigcTy schws. auch malus. Doch ist noch isu vergleichen bair. mufiisch
miirrischy muffen murren^ schmollen. Der Spanier nennt auch den maul-
fsd mohino wegen seiner tüche^ ein worty das Cabrera gegen die sprach-
gesetse aus mulus hinnns construiert.
Hngav^ro U., sp. almogavar, almogarave, pg. almogaure^ dUcat.
almugaver Chr. d'Escl. 603'' y oZtoai. almugaber JFeftr. ^r. 2i, almugavar
220 pariheigänger; vom arab. al-mog&yir Streiter Freyt. Uly 302" y vgl.
auA Monüy Ägg. dl vocab. Ily 2, 306 y und S. Rosa s. v. Im ital. gut
es OHch für einen unirfspiefi, wie die magaveri ihn führten.
Hogghiare it.y sp. majar fehlt, fr. mugler, meugler brüUen; mlat.
mngolare, frei gAüdet aus mugire.
Mdggine t^., sp. mdjol, mügil, pg. magern, fr. muge ein Seefisch;
von magiL Frone, mulet aber entspringt besser aus mullns.
Mola i^., male fr.y molilla sp. pantoffel; nach Frisch u. a. von
moUeofl schuh von roihem leder; nicht unbedenklich.
Mulino ü.y molino sp., moinho pg., moalin fr. mühle; von molina
fiir mola, bei Ammian. Marceil. Daher it. malinaro, magnajo {wie
batneam, bagno), sp. molinero, fr. meanier mutter. Eine ssss. isi it. ti-
molinare , sp. remolinar, pg. remoinhar, dltfr. remooliner ^A im kreiße
drAeny trir&eZn, it. sp. remolino, pg. redomoinho {mit einmischung von
retro) strudely wirbelwindy dUfr. remoalin stem am köpf eines pferdes
(haancirbd) Roq. Auch das einfache it. molinello bedeutet Wirbelwind.
Von re-molere, remoadre aber ist fr. remous (m.)y remole (f.) wasser-
wirbd, meeresstrudd. Der alten prov. spräche scheinen die jsss. mit re
eu fehlen^ es bleibt daher eu Oberlegeny ob tn revolina GO.y revolinariiZ.,
inmal da diese Wörter den schwestersprachen abgehen, nicht eine umwand"
lung des m in y statt gefunden, indem an volvere gedacht ward; molinar
'taurbUlonner hat lUxynouard.
Mammia ü.y sp. momia, fr. momie, mamie ein einbalsamierter
und gärockneter leichnam; vom gleichbed. pers. mfimgä, dies von mfim
waehsy womit die leichen übersogen umrden. Scaliger weist dagegen auf
gr. aftwfiov ein gewüre. 8p. adj. momio abgemagert.
Mangere^ mognere it.y sp. (arag.) mmxy pg. mangir, pr. molser
GO.y wai. molge melken; von mulgere. Das übliche span, wort ist or-
defiar //. 6., das fr. traire, aber die eilte spräche kannte malger LBs. 66,
MocA pic. moudre. Andre mundartl. formen sind lomb. molg, piem. monse,
sard. mnlliri, chw. malger, cot. maöir. Von muugere ist das ital. adj.
monto, smonto hagery dbgemergeUy nicht von emanctus.
Manon sp.y cot. munyö, sie. magnani großer armmuskely wohl auch
fr. moignon fleischiger theily stück fleisch (Trev.)y stümmel eines abgenom-
menen gUedes; vb. camask. magna abstutsen. Die einfachste form gewährt
dos bret. den übrigen cdtischen sprachen unbekannte moil, moaü ver-
stümmeU an hand oder arm. Als primitiv des y^an. Wortes bietet sich
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I
220 I. MUR— MUSO.
das basJc. mufi dotier: die begriffe doUer and tnnskel begegnen sich cmck
im IcU, torulus, it. tuorlo. Welcher spräche aber dieser stamm eigettüid
angehörCy bleibt ungewiß. Eine ableitung daraus ist sp. muneca hani-
wurjBel, fausty puppe, in letzterer bed, auch muneco; ramagn. mugnacBofe.
Mur altsp. altpg, (m,), churw. mieur (f.) maus. Das wort iomiti
sich neben murus (mauer) nicht behaupten und mußte mit andemj teit
sorex, talpa, vertauscht werden. Eine abl. mit gl. bed. ist pr. murena
(vielleicht mureca su lesen)^ in der neuen spräche murga, welches m
mus entstand wie auca aus avis {st ooa), daher pg. murganho, ^.mos-
gaüo junge maus; eine andere sp. murecillo muskely worin sich äUo äk
bekannte auffassung dieses Organs als maus oder mäuschen wiederholi,
die sich auch im mittelgr. Ttovtixog (abgekürst aus fivg Ttovttxog) dairffei
ausspricht.
Mnsaioo {/., sp.pg. mosaico, pr. mozaic, fr. mosatque imtsttwfccö;
entstellt aus masivnm sc. opus bei Spartian, maseum bei andern, ausgr.
ftiovaeiovy musenwerk. Für masivnm findet sich zuerst pr. masec^ scfc»
GRoss.: lo palaitz . . totz fo penhs a muzec 1032; peiros . . figurata
a musec d'aur resplanden 1635, altfr. musike Parton. /, 30 (s. LR),
wobei man wohl an Musa und musica dachte. Später, wenigstens sä
anfang des 14. jh., kam das etwas nach gelehrter umbüdung schmedcende
musaico, endlich, indem man die Muse verließ, mosaico auf.
Musarana sp., pg. neupr. gleichlautend, fr. musaragne (museraigoe
Rabelais), norm, mesirette, wdllon. miserette, chw. misiroign, comaA,
mns-de-ragn spitsmaus; von mus araneus.
Masco, maschio it., sp. masco, pr, masc, fr. masc, Uxt. mosciis
erst bei lEeronymus, später auch moscas, moschus bisam; aus dem pers.
maschk, arab. al-misk Freyt. IV, 179^, woher das üblichere sp. almii-
it\Q,pg. almiscar, cat. almesc.
Maso it. altsp., pr. mas und mursel, fr. masean maul, schnam
(daher engl, muzzle, gael. maiseal maidkorb); vb. it. masare, altsp. pr,
musar, fr. maser, engl, muse gaffen, brüten, harren, seine seit verliereni
pr. altfr. masa, mase vergebliches harren; pr. musart gaff er, thor {cft
neben M)y w/r. masard; esgs.fr. amaser hinhalten, unterhalten. Ferrari
sieht in masare das lat. mussare, allein die buchstaben stimmen nidit>
Stalder erwähnt ein Schweiz, mause schnauze, aber als mtdhmaßliche naeh-
bildung des ü. muso. Auch ndl. muizen kann in der bed. nachsinnen
aus muser herrühren (vgl. wegen des voccds luister aus lustre); (beim
hat die Schweiz, mundart ein vb. rausen, sbst. mus schwermuih. Biefen-
bach, Goth. wb. II, 89, wagt es mit dem altfries. müth (engl, mouth) t»
Verbindung zu bringen. Bei musare wnrf müsa ließe sich 'auch das M.
muozön unthätig sein, muoza unthätigkeit, muße geltend machen; cbtf
das roman. yerbum konnte sehr wohl aus muso hervorgehn, wenn man
sich als grundbedeutung denkt 'ein maul macJten, mit offenem maul dtt
stehn, vgl. unser maulaflFe und oben badare. Das etymon liegt naher,
als man glaubt. Lat. morsus gebiß (das womit gebissen wird) twuHW-
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I. MUSSOLO-NEGARE. 221
d(Üe sieh durch einen ziemlich üblichen ausfall des r vor s in mösus,
kmges o aber wird leicht jsu u, und so entstand muso aus morsus u)ie
gioflo aus deorBum deösum. Das andenken, an r erhielt sich noch im pr.
mnrsel, worin dieser buckslabe durch seine Stellung in unbetonter sübe
geschütsi ward, während der vocal sich nach dem primitiv mus richtete;
so wie im bret. mors^el, worin eine oitfr. form fortlebt.
MqssoIo, mussolino ity sp. muselina, fr. mousseline nesseltuch;
vm Mosnly arab. Mauftl, Stadt in Mesopotamien^ wo es merst verfer-
tigt ward.
N.
Nicchera, gnacchera it., sp. n&cara, fr. nacre, altfr. nacaire,
masc. sp. n&csLTj it. nAccaro perlcnmuschd, muschelschak^ it. altfr. auch
üapper, pauie, pr. necari; orientalischer herkunft, bei den Kurden na-
kÄra. 5. darüber Ducange zu Joinviüe und zumal Pott in Höfers Ztschr.
IT, 354,
Nasturzio it. u. s, w. gartenkresse, lat. nastartium, bemerkenswerth
wegen vielfacher entsteUung: ven. nastrazzo, fr. nasitort, netipr. nastoaU;
mii vertauschtem anlaut sp. mastaerzo, pg. mastru^, sie. mastrozzo, sard.
martnzzu, piem. bistorcc (cc palatal). tat. nastartium soU s. v. a. nasi-
tortinm bedeutenj a naso torquendo, das fr. nasitort wäre also eine er-
üärung desselben. Ihm entspricht das cot. morritort, denn morro ist
schnauze. Andre namen der kresse sind it. crescione u. $. w.y s. oben,
sp. berro //. b.j sard. ascione.
N4tica it., sp. nalga, pr. nagga Eludd.^ altfr. nache, nage Bert,
p. 96 hinterbcuken, mlat. natica; abgeleitet aus natis wie cutica aus cutis,
pr. aoca aus avis, s. oca.
Na ve rare U. in innaverare z. b. PFS. II, 113, pr. cot. nafrar,
fr. Darrer durchbohren, verwunden^ wohl auch sard. nafrar backen; sbst.
pr. nafra, norm, nafre umnde, sard. nafra fleck; vom ahd. nabagSr, nhd.
Tfibeiy ndl. neviger, nef&ger, nord. nafar bohrer. Vielleicht ist das pg.
escalavrar leicht verumnden damit zusammengesetzt.
Nayilio, naviglio, navile t^., j)r. navili, aitfr. navile (navilie JRoZ.)
flotte^ schiff y nfr. nur nayire (vgl. concire aus concilium Ben. u. a.,
Basire aus BasUius Eapp. au min. p. 178), in den Livr. d. rois navirie
fem^ Wie der Lateiner aus civis civilis, so leitete der Italiener aus navis
das adj. navile und hieraus allerdings unublicher weise navilio.
Negare venez. {fnaü. gen. negä), pr. negar, fr. noyer, chw. nagar
ertränken; von necare in eingeschränktem sinne, mlat. necare, negare mit
dersdben bed. in der L. Burg, und Alam. Die formen der andern spra-
chen sind it. annegare, sp.'pg. anegar, nicht aus ad-necare, sondern
aus enecare, von Gregor v. Tours 4. 30 für ertränken gebraucht, wcd.
inneeJL
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222 I. NEGROMANTE-NIDO.
Negromante, nigromante ü.^ sp. pg. mgromeLUie, wald. uigto-
mant, pr, nigromanoii, fr. negromanoien tocUenbeschwörer ; it. negroman-
zfa, sp. nigromanda, ältfr. nigremance und ingremance Alx. 7, 9, Bari
211 todtenheschwörung; von vexQOfdavvig^ vB%qnpiavTaia. Negro passt wA
dem buchstdben allerdings eu vexqogy da k leichTzu g wird^ aber äU
hinneigung eu nigro zeigte daß man das lat. niger darin ßhUe (tcolun
es auch Raynouard stellt), indem man sieh darunter einen mit schwärm
dingen verkehrenden dachte, was deutlich aus dem span. magia negn,
synonym von nigromancia, hervorgeht. Ein lat. deutsches glossar sehreü
darum negromantia ^swartseJconst* Dief. Gloss. Uxt. germ. 377^; die eauber-
bücher hießen schwarze bücher. S. e. b. Frommann zu Herbort v. 662.
N^spola it., sp. pg. nespera, cot. nespla, dUfr. pic. neple Voc
duac, neufr. nfefle (fotwp) eine frucht, mispel; it. nespolo, s/i. nispero,
cot. nespler, pg. nespereira, fr. neflier mispeibaum; von mespilns, mes-
pilum mit gemeinrom. übergange des m in n, der auch im ahd. nespil
vorliegt. Formen mit m sind cdtsp. mespero, bask. mizpira, waUon. mess,
in Bheims mgle.
Nessuno »^., in älterer form nissuno, pr. neisun, altfr. nesnn, nisim
pronomen für lat. ntMus. Es ward sonst wohl durch nescio nnum erüäfij
näher aber liegt ne ipse unus, so daß es heißt ^auch nicht einer.
Netto Ä., sp. neto, pg. nedeo, pr. fr. net rein, hell u. dgl.; wm
nitidus.
Nevula, neula sie, letzteres auch sard. prov. cot. ein badcwerk^
hippe, fr. (henneg.) nienle oblate; von nebula, das im latein. zmeeüe»
einen dünnen Stoff oder dünnes blech bedeutete, für ein dünnes badtweri
häufig im nüatein vorkommt, z. b. ab hominibus romanae lingaae nebolae,
a nostratibus appellantur oblatae, sagt Bern. Cluniac. (Itjh.); ein mi
älteres Zeugnis s. Altromanische glossare p. 28.
Nicchio muschd; von mjtTlas, mitfoXvifi eßbare muschd, wie secchi»
von situla, vecchio von vetalus; wegen des anlautes vgl. nespola aus
mespilnm. So mit recht Ferrari, wogegen Bolza es aus dem dtsehen
Schnecke leitet. Nach der 1. decl. bildete man daraus nicchia muschd-
artige Vertiefung in der mauer, daher fr. niche (f.), und aus diesem
sp. pg. nichOy nM. nische. Auch das vb. rannicchiare zusammeneieken^
sich einkrümmen (une die muschel), gehört hieher. Das span. wart ist
almeja, das port. ameijoa: trennt man davon den arabischen artikd, $»
stimmt es gleichfalls zu mitulus. Das fr. monle (f.) dagegen schwebt tm-
entschieden zwischen mjtilus und mnscalus, aus letzterem ist occit. mnsde,
cot. mnsclo, ahd. muscla, nhd. mnschel, ags. mnscel.
Nido it. sp.j fr. nid, pr. niu, nieu, trient. nif, chw. ignien nest,
von nidus; it. nidio, von nidnlus nid'lus {vgl. cingnlns cinghio); pg,
ninho für nidinho diminutivform. Adj. it. nidiace aus demneste ge-
nommen (von vögeln, besonders raubvögdn), daher unerfahren, eihfiMig,
albern, von nidio und dem suffix ace {lat. ax), entsprechend dem gieidh
falls 'neugeschaffenen adj. ramace, s. unten ramingo. Damit identisch «rf
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I. NIELLO-NINNO. 223
fr. niais^ fem. niaisey mckt aber pr, niaic, nizaic, dessen feminin niaica
oder niaca sein würde und wdches toie ibriac, ibriaic jmm suffix ac ge-
hört Und wieder anders eu heurtheilen ist sp. niego sc. halcon nest-
fatkey für nidego, pg. ninhSgo, welches das suffix eg (Rom. gramm. II,
30?) an sich trägt.
Niello Ü.J sp. pr. niel, altfr. neel schwäreliche Zeichnung auf gold
oder Silber, ndat. nigellum; vb. ü. niellare, sp.pr, nielar, altfr. noeler,
ndat. nigellare; vom laf. dimin. nigellus. Derselben herkunft ist it. ni-
gella, sp. negaUla, fr. nielle schwarzer mehithau im kome, frone, und
span. auch sehwarekummdj mhd. nigel.
Niente it^ pr. neien, nien, fr. n^ant negation für lat. nihil; von
ens entis wesen, ding^ mit vorgefügtem ne oder nee. Das lat. von den
pküosopken gebrauchte wort muß aber doch uhM volksüblich gewesen sein.
Zwar denkt Ferrari an ne hetta (s. ette II a.), aber it. chente, das
seiner bedeutung nach nur mit ente, nicht mit hetta eusammengesetet sein
iaMfi, entscheidet dagegen. Zsgs. fr. n^anmoins, it. niente dimeno
wänUmmus. Im GuiU. d'Angl. wird nient einsilbig gebraucht, noient
sweisäbig.
Niffa, niffo, nfffolo it. (flor.), chw. gniff rüssd, pr. nefa dicker
theü des Schnabels der raubvögel; deutsches wort, ags. engl. ndl. neb, ndd.
nibbe, ni^ oitn. nebbi, ne^i schnabd, nase. Daher limous. niflÄ, pic.
nijBer, fr. renifler schnüffeln^ henneg. niflete schnüffler, limous. niflo fräsen-
foeA, vgl. schweig, niffen die nase rümpfen, bair. niffeln durch die nase
reden. MU u piem. nufie = s-nttffeln.
NinnOy nüma ü. (ersteres mundartlich), sp. nino, nina kindchen.
Es bedeuM Buerst ein wiegenkind und scheint entstanden aus der formd
ninna-nanna (auch im port. üblich), womit man die kit^der einwiegt, vb.
ä. ninnare einwiegen, neupr. ninä einschlafen. Auf das ablautende
naima bejsidU sich lomb. nana kind, auch bettchen (flor. andare a nanna
schlafen gdm), sp. ebenso nana (hacer la nana schlafen), wallen, naner
einsMtmmem u. dgl.; andre vocaie kamen zur geltung im cat. nen, nena
kindchen, im venes. nena amme, im henneg. nenen dass., im limous. naina
wiege. Woher nun jenes schlafbringende ninna-nanna, worin man das
sehaukdn der wiege eu hören glaubt? Weder nidus nest, bettchen (lonib.
nin), noch nanns, noch min (js. oben mina) läßt sich darin erkennen; nur
ein auf nn oder mn ausgehender stamm umrde grammatisch genügen.
Aber hnder- und ammenwörter können leicht in hohes dUerthum hinauf-
steigen und ems verlorenen wurzeln herrühren; hiereu mag aus Hesychius
nrmov Wiegenlied angeführt werden. Ninna-nanna ist eine der häufigen,
gewohnlieh über den gränzen der äymologie liegenden ablautformeln wie
das lamb. ginna-gianna name eines Underspiels, oder litta-latta Schaukel;
nur hat es weitere Verbreitung gefunden als die meisten andern. — Wie
gr. no^ und lat. papilla mädchen und augenstem (spiegdbildchen im
ouge) heißen, so sp. niiia, cat. pr. nina ; so aber auch pg. menina, ven.
pfltioa, romagn. bamben (kindy nicht bloß mädchen), sie. yayaredda (von
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224 I. NIUNO-NONNO.
vava, s. bava), pic. papare, alban. bebeze. Der Proveneaie sagt für j»-
piUe auch anha lämmehen.
Niuno »<., sp, mit eingeschobenem n ninganO; pg. nenhnm, pr.
negUD; nengun, neun, w(ü, nici un, pronomen, zsgs, aus nee nniis^ im
wal. neqae unus. Andre formen sind ältit. neano, altsp. nenguno, altpg.
neun, niun D. Bin,, cot. ningü; chw. nagin, com. negun, nigon. Dm
auch cätfr. nun e, b. nuns ne me tent, nuns ne me baiUe But^, I^l
noch in Champagne nune part = nulle part; von ne unus.
Noeehiere ä., sp. nauelero, alt naochero, nauchel, pr, nauder,
nauchier; fr. noeher Steuermann, fahrmann; von nauclerus {yaixhr^
schiffsherr^ nur bei Plautus.
Noja it., sp. enojo, pg. nojo, pr. enuei, fr. ennui verdruß; vb,'ü.
nojare ff. verdrießlich machen. Dieses wichtige wort hat lange der
forschung trotz geboten, denn die Üblichen erJdärungen aus noxa, noxia,
nausea vertragen sich schlecht mit den lautregeln^ und was das von Fau-
riel vorgebrachte bash. enoch betrifft (Ampere, Form. d. 1. 1. fr. 2. ed. p. 320),
so sieht es aus wie ein der span. spräche entnommenes. Es entstand vid-
mehr, wie schon Cabrera bemerkt, at^ odium, cAer nicht durch zusammeft-
Setzung mit dem adv. in, sondern aus der auch den roman. mundarten
wohlbekannten phrase est mihi in odio : aus in odio ward ganz regdrecM
it. noja mit dbgrfaUnem i (besser altit. masc. nojo PPS. II, 90), sp. enojo,
alt enoyo, pr. enuei, enoi, wie it. bajo, sp. bayo, pr. bai aus badim
wurden. Der Provenzale z. b. muß anfangs gesagt haben amors mes
en oi = lat. amor mihi est in odio, später, en ois als nomen gefafi,
amors m'es enois. Am deutlichsten tritt des Wortes Ursprung in der oli-
maü. mundart hervor: z. b. plu te sont a inodio = it. pin ti sono a
noja Bonves. p. 324, v. 92; a to inodio = a tua noja v. 413. Dasu
nehme man das cUtital. verbum inodiare nebst dem adjectiv nodioso =
nojoso Trucch. I, 48. Altfranz, construierte man enuier noch mit dem
dativ der person, z. b. LRs. 367 icest afiaire al rei ennuiad, was a^
den Ursprung des Wortes zurückzudeuten scheint. Ein sehr oites Zeugnis
für dieses verbum ist anoget ^taedef Gl. augiens. (AUrom. glossare p. 51),
wie für ennuyeux anoediosus ^taediosus Gl. paris. ed. HUd. p. 12, w
and^^ glossaren anediosus, anodiosus.
Nolo, naulo it., daher noleggio, fr. nolis, aÜsp. nolit fracht, be-
sonders eines Schiffes, noleggiare, noliser ein schiff miethen; von naulam
{vavXov) fährgdd.
Nona it. sp., fr. none in den Uöstem die neunte stunde des tages^
also, wenn man den Sonnenaufgang um sechs uhr annimmt, drei «Ar
nachmittags. Attfr. nahm man es auch im sinne einer wdtgegcnd (sOd-
west?) : une riviere Tavirone deverz midi e devers none Bau 11^ p- 29.
Nonno it. großvater, nonna großmutter, pr. nona, fr. nonne, non-
nain klosterfrau, nonne, lothr. nonnon, neupr. uounnoun ohdm; von dm
in das spätere loUein eingeführten nonnus, nonna, einem ausdrucke dm
ehrfurcht, bei Hieronymus und auf inschrißen (OreUi n» 2816). Die fram.
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I. NOTARE-OBBLIO. 225
fcfm nonnain begrüß sich als eine accusativische von nonnam wie putain
VOM pntam, der nüat. plur. nonnanes in einem capitular v. 789 (de mo-
nasteriis minntiS; ubi nonnanes sine regula sedent) hängt damit zusam-
men, Hieher auch sp. fiono steinalt.
Notare it.y odtfr. noer, chw, nudar, wal. innota schwimmen; erklärt
sichf da es auch im walach. {und alban. not) vorhanden ist, nur aus
einer uralten volksmäßigen vergröberung des kurzen a (lat. nätare) in
hwrses o, daher die ital. diphthongierung im präs. nuoto. Prov. und span.
bUeb nadar.
Nnca it. sp. pg. pr,, nuque fr. nacken^ genick. Cervix ist »war
iiberaU vorhanden (it. cervice, wal, cerbice, sp. pr. altfr. cerviz), aber
mdU Oberdü volksüblich geblieben. An seiner statt haben sich in den ein-
idnen sprachen mancherlei ausdrücke eingefunden^ wie it. collottola, cot-
tala, ^. cogote, pescuezo/ pestorejo, tozuelo, ca^. beseoU, clatell, papada,
pr, nozador, neupr. coutet, galet, fr. chignon, alt haterel, chanole, chaon,
in Berry cacouet, wallon, hanett, chw. tattonna, wal. ceafi^, gyt u. dgl.y
aber nur ein gemeinromanisches bloß dem Wdlachen abgehendes^ nuca.
Man hat seinethcJb auf das arab. nucha rücken- oder nackenmark (noch-
ton Gol. 2333) verwiesen, einen anatomischen ausdrucke der sich schwer-
lieh auf roman. gebiete so einbürgern konnte. Sollte das wort aus nux
nocis herrühren? Der Sicilianer nennt den nacken in der that nuci di
In codda noee dd coUo^ halswirbd, Bum unterschiede von noce del piede,
hwchd am fuße^ gr. davQoyalog begreift beide bedeutungen; allein das
birse n siimnU nicht, denn das scheinbar parallele duca aus dnx ducis
ist ein eigenthümlicher faU (s. oben), doch wäre es immerhin möglich^
daß grade dieser fall ewr form nuca als einer scheideform von noce (nuß)
verfiikrt hätte. Ähnliches klanges bei gleicher bedeutung ist das mhd.
nftwe Wb. JJ, 387. 427; aber inlautendes deutsches w tritt kaum als g,
nimmer als c auf, nur ein ahd. nuha wäre befriedigend. Kilian ver-
seichnä ein ndl. nocke = engl, nock kerbe an der armbrust, eigentlich
das eingAerbie Stückchen knocken^ welches die gespannte sehne anhält;
man konnte dieses wort für halswirbel gebrauchen (die bed. rückgrat legt
ihm Kilian bei)^ aber es hat mehr gemein mit it. nocca knöchel (lomb,
gnueen genickt it. dinoccolare erUhaupten) als mit nuca. Nox also hat
unter den angeführten fällen die größere walirscheinlichkeit für sich.
Naora U.^ ^.nuera, pg. pr, nora, altfr. nore, wal. nore Schwieger-
tochter; von narus mit einer dem natürlichen geschlecht angepaßten endung:
noms non nura App. ad Prob., mlat. nora Breq. p. 362\
0.
0, od it., sp. 0, ü, pg. ou, pr, o, oz, fr, ou, wal. au, conjundionj
von aat Zsgs, it. ovvero, von aut verum.
Obblfo, obblfa U. Vergessenheit^ von oblivium, pl. oblivia; vb.
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226 I. OBSEQÜIAS-ONDE.
obbliare vergessen, von dem rom, substantivy vgl. disiare van disio =
dissidium. Dagegen pr. oblit, oblida^ fr. oubli, sp. umgestelM oYniia]
vb. oblidar, oublier, olvidar vom pari, oblitus. Die der üal, Uuäregd
widersprechende syncope des t in oblitus nöthigt eu dieser ireimmg der
Wörter.
Obsequias sp. pr., obs^ques fr. leichehbegängnis; von obseqniae
für exßequiae, schon bei Petrus Chrysologus (\ 449), auch auf in^knf-
ten, s. Ducange.
Oca it. sp. pg., oie fr., ursprünglicher sp. pr. chw. anca gans, »
auch mlat. L. Älam. (accipiter, qui ancam mordet cet.), Form. Mm,
Es ist msammengesfogen aus avica, das von avis abgeleitet ward wie nitiea
von natis u. s. w. Rom. gramm. 11, 308. Im sinne dieser dymcio^
übersetet ein lat. gr. glossar auca mit Ttxfjvov {Tirtpfov) vogd. So ntmäi
man die gans als das ntUebarste hausthier dieser classe, wie man ixü
rind schlechtweg animal (s. aumaille II. c) nannte. Dimin. fr. oißon
(wie cler^on von clerc), in den Cass. glossen auciun. Im alt- und neupm.
kommt auch das masc. auc gänserich vor, ebenso im veron. oco, im erenum.
ooch, so mlat. avecus, avicus; eine andre gleichbed. limous. bildmg ui
ooutzar, dem ein fr. oisard entsprechen würde.
Oggi it., chw. oz, sp. hoy, pg. hoje, pr. huei, dUfr. hui, adverbim^
von hodie. Zsgs. it. oggimai, omai, l-etßteresT für oimai (vgl. oi tu der
jsss. ancoi), nicht für ormai, da au&fall des r schwierig ist, pr. hueimais;
it. oggidi, aus hodie die, so daß dies aweimal darin enttuüten ist, 9.
hoy dia, fr. aujourd'hui; altit. ancoi ff., s. anche.
01a 5p. cat., fr. houle (f., h asp.) woge; scheint ceUisch, kffm.
hoewal (m.) bewegung des wassere, bret. houl (m.) woge, vb. houieona-
Von houle t^ altfr. waUon. holer sich hin und herbewegen.
Oleandro it., sp. oleandro, eloendro, pg. eloendro, loendro, fr,
ol^ndre lorbeerrose. Zu Isidors aeit lorandrum, dem die ßweäe pofi
form mnächst steht: rhododendrum, quod corrupte vulgo lorandrum vo-
catur, also wohl aus rhododendrum mit anlehnung an laurus e$UstM
und weiter entstellt durch abwerfung des \, u)orin man den artikd fukUn
mochte.
Olore it., sp. pr. olor, altfr. olour dufl, geruch; vom gleiehbei
olor, bei Varro L. L. und Aputejus.
Ombelico, bellico, bilico it., wal, hurio, sp. ombligo, p^r. umbigo,
embigo, pr. ombelic, umbrilh, fr. nombril nabel; von umbilicus. ümbrift
und nombril {letzteres reimend auf p^ril) entstanden aus umbiliculns, tu
Vocab. S. Galli umpiculo; das franz. wort hat überdies ein vorgesetzte
n, das durch dissimüation für ein artikelhaftes 1 angetreten sdn mag^
nombril aus lombril, denn auch der Catalane sagt llombrfgol. Die stärkste
dbweichung von dem urworte zeigt eine zweite cat. form melic. N<jbd
war den Alten s. v. a. mittelpunct: hierauf gründet sich^dc^s ital. vb. bi-
licare ins gleichgewicJU bringen, figürl. überlegen.
Onde it., aUsp. ond, pg. onde, pr. ont, on, woi. unde, erts-
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I. ONIRE-ORBO. 227
adverbiitm; von unde. Zsgs. it. sp. pg. äonäe, pr. don, fr. dont; von
de ande.
Onire it., pr. aunir, ältfr. honnir (h asp.) beschimpfen; vom goth.
hannjan, dhd. hönjan, nkd. höhnen. Sbst. it. onta, so auch altcat. Chr.
d'Esel. 590^ j pr. anta (für aunta), selten onta, fr. honte (h asp.\ auch
altsp. fonta PC.; vom goth. haunitha, ahd. hönida, cdts. höuda schmach;
daher vb. it. ontare, o^/sp. a-fontar (aontar (7anc. deB.) pr. antar, cdtfr.
ahonter, hontoier; über sp. f = fr. h s. Born, gramm. 7, 320.
Ora it. ff.i IcU. hora, bemerkenswerth wegen der Verbindung bona
hora, mala hora jsur guten oder bösen stunde, zum glück oder Unglück^
schon im ersten nüatein: omnes mala hora dixerunt, quod a quibusdam
pro anspicio sosceptum est Greg. Tur.6, 45; tam mala hora te videnint
oculi mei Gest. reg. Fr. cap. 35. So it. in buon' ora, in mal' ora, sp.
en bnena hora, en hora buena jssgjs. norabuena und so noramala, pr.
en bon' hora Chx. JF*, 420, cdtfr. en bone heure und bone heure Brand,
p. 141. Ikdlich genügte bloßes bona und mala, euw^en. mit einr
mischmig von r aus hora: it. mal jmm unglück Inf. 9, 54, Purg. 4, 72,
Par. 16, 140 (mala in maladire für maledire), sp. en buena Bc. Hill.
481f mala Mü. 419j altpg. bora (npg. embora), pr. bona Bth. 253, Am.
FW., mala Jfr. 64\ IW, mal GAlb. 6406, altfr. bone Ben. I, v. 2858,
bor sdion Alxs. str. 90, auch buer, entsprechend mar. — Wie sich hora
und augarium berührenj lehrt die redensart en bona ora (ä la bonne
heure) Jfr. 136^ = en bon aür J72*. S. Bom. gramm. II, 461, Alt-
rom. sprachdenkm. p. 71.
Ora ö^ sp. pg. hora, <üt oras, pr. ora, oras, or, altfr. ore, ores,
or, nfr. or, seitparükei für lat. nunc, von hora jsur stunde, im frane. auch
formal vom sbst. heure geschieden. Der Provenaale kennt überdies die
form ara, aras, ar, geschwächt in era, eras, er, (chw. era, er für ancora),
noch jetzt aro, cat. ara, bei deren entstehung vielleicht nur der eufäU
waltete. Dasselbe wort in der bedeutung des chw. er ist das von S. Bosa
für ein Personalpronomen gehaltene altpg. oder gallic. er, ar, 0. b. deus
sabe mui ben ... er sabe mui ben auch weiß er sehr wohl D. Din.
p. 7; nnnca ar ouv* eu pesar noch nie hatte ich kummer p. 33, vgl.p. 7
note. Noch häufig bei G. Vicente. Daher auch das gleickbed. bask. ere?
Zss. sind unter andern: sp. ahora, pr. aoras, adoras, altfr. ä ore LBs.;
H. a ora, von ad horam; fr. alors, it. allora, von ad illam horam; fr.
lors von iUa hora; altsp. pg. agora von hac hora; it. ancora, altsp.
encara, pr. encara, enquera, fr. encore, von hanc horam bis diese stunde;
altfr. unquore (uncore) von unquam hora; altsp. esora t;on ipsa hora;
pr. quora, qnor, chw. cura, cur für lat. quando, aus que ora zsgs.
Über ein altfr. cor s. Bom. gramm. III, 214 note.
Orbo ü., pr. orb und dorp, altcat. altfr. wal. orb blind, eine be-
deutung, die das lat. orbus erst spät entwickelt hat, die aber Isidorus als
die ursprüngliche hinstellt: orbus, quod liberos non habet^ quasi oculis
amiflsig. in derselben braucht es ApuUgus, Met. Oudend. p. 336 en orba
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228 I. ORCO-ORLO.
Fortuna! so wie die Fragm. vatt. §. J50. Im altem sinne bemerkt Chem-
bini aus dem mailändischen on tett orb de lacc eine /ritse, die heim
müch gibt.
Orco ü.j neap. huorco, aUsp. huergo, uerco lU. 390. 802, ngp,
ogro, fr. ogre, ags, orc höllischer däman, mensd^enfressender popam; vm
lat. Orcus ais goUheit gedacht. S. Grimm, Mythci. 464. Ädj. sp. bnereo
traurig.
Orda it., fr. horde (h asp.) herumstreifender häufe Tataren; M,
horde, alban. hordi, russ. orda u. s. f,, ein aus Asien stammendes wort,
Ordo it.^ ort pr., ord altfr. pic. häßlich, schmutjrig; daher pr. or-
deiar, altfr. ordoier beschmutzen; sbst. it. pr. ordura, fr. ordwc
schmutz. Daß ort {fem. orda) von horridus ist, beweist eine aweite pm.
dem etymon besser angepasste form orre, fem. orreza {d. i. orreda), wü
derselben bedeutung, daher das vb. orrezar s, v. a. ordeiar.
Orecchia, orecchio it., wal. nreache, ureche (f.), sp. oreja, py«
pr. orelha, fr. oreille ohr; von auricula Ohrläppchen, schon von denJlim
für ohr gebraucht (garrire in auriculam Martial), von einem gra$mnatiker
aber verworfen: auriß non oricla App. ad Probum.
Örgano it. •sp., pg. orgao, cat. orga (f.), pr. orgues 0?^.), ff>
orgue (m.), orgues (pl. f.), wai. orgdn (m.), ahd. Organa und orgda,
nhd. orgel, mndl. orghel; von Organum {oQyavov) Werkzeug, besonders
tonwerkzeug, wasserorgd.
Orgoglio it., alt argoglio, mit versetztem r rigoglio, sp. orgnllo,
alt arguyo, erguU, pr. orgolh, erguelh, altcat. argull RMunt. 143*, neu-
cat. orguU, wald. argolh floÄn 677, fr. orgueil stolz, übermuth; vomaUL
urguolt, zu folgern aus urguol insignis Graff IV, 163. Ln cMsp. adj-
urguUoso PC. 1947 hat sich sogar die ahd. partikd ur buchstabUek er-
halten. Früher ließ man es aus gr. ogyilog (jähzornig) entspringen mä
rücksicht auf die form des altfr. orguilleus, worin aber i eine durch fori-
rückung des accentes hervorgebrachte Schwächung des ursprimglichen vocda
ist. S. auch Grimm II, 789, Diefenbach, Goth. wb. 11, 382.
Oricalco it., sp. auricalcO; fr. archal messing; von aurichalciUD)
orichaleum, aus dem gr. oqdxalxog, d. i. bergerz, die erste der lat. formen
vermittels aurum umgedeutet.
Oriuolo it., mail. reloeuri, sp. relox, pg. relogio, pr. relotge nkr;
von horologium, ahd. orlei. Dafür fr. montre, eigenü. zeiger.
Orlo it., sp. orla, orilla, altfr. orle z. b. SB. 662^ rand; dimi^
von ora, welches, wohl zum unterschiede von hora und nicht etwa nad
dem gr. ogog gränze, einige sprachen als masculin behandeln: sard. ora,
lomb. oeur (or), pr. or Bth. 204, altfr. or Gormond v. 69, ur LRs. 254.
churw. gleichfalls ur (kgmr. 6r fem.). Vb. it. orlare, sp. orlar, /f.
ourler einfassen. Ein ärgerer ausdruck für rand, ufer ist pr. vor 2k GO..
cat. bora, vol. vora (vora el riu am rande des Flusses JFd>r. 162), uhM
auch altfr. vore Roq. suppl., worin ein vorgesetztes oder eigenüid^ einge-
sclkobenes v angenommen werden darf; d. h. la vora stfM zur vermeidms
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I. ORMA-OSTE. 229
ck$ Makis für la ora^ indem man sich wegen des gleichlautenden Tora
(stmde) der anleknung des artikds enthielt: ähnlich sagt der Catalane
nayors = ^. ä la hora, fr, lors. .
Orma tf., unn^ wdl. spur auf dem boden; vb. ormare die spur
verfolgen^ wci. urmä folgen. Orma scheint = sp. husma geruch d. h.
spur, daher husmar auswittern ^ altfr. osmer Parton. 7, 32 j Ben, 7,
216, lomb. ven. usma, nsmare; vom gr. dofirj geruch, oafiSad-ai riechen,
spüret^ wai, in ders. bed. ulmju Der übertritt des s in t ist zwar sonst
m Hol. nicht üblich, aber ebenso unüblich ist, wenn man orraa von forma
kitä, der wegfaU des anlautenden f, vgl. übrigens oben ciurma. Ein
aUes seagnis für das wort gewähren die Erfurter glossen, 366, 19: osma
'smcae (ags. sväc geruch),
Orpello ü,, sp, oropel, pr, aurpel, fr. oripeau flittergold; wörtlich
gcldhaut^ esgs. aus anmm und pellis.
Orza it. seil am linken ende der segelstange, linke seite des schiffes,
pr. orsa (s'ana milla va drech, quatorze vai a Torsa LB. IV, 233"),
fr. ourge seü an der segelstange des besanmastes (Triv.), sp, pg, orza
das sogenannte sckwert eines fdhrzeuges, womit das gleiehgewicht desselben
hergesteHt wird, orza de avante ein ausdruck, die richtung des schiffes
nach der linken hand eu bezeichnen; vb. it. orzare, sp, orzar mit halbem
winde segeln. Span, orza bedeutet auch ein gefäß {entweder von urceus
od^ von orca, adjectivisch orcea) und in der that war ein solches, eine
tomie, d>en so geeignet, das gleiehgewicht des schiffes eu unterstützen, wie
ein brett (das sckwert), aber worauf soU die beeiehung der orza zum
Iwifc» schiff sborde beruhen? Des wertes eigentlicher begriff muß sein ^die
linke stüe und so ist es deutschen Ursprunges: mndl. Iuris, mhd. bair,
Iqtz Unk; ü. orza ist also aus Torza, das anUxutende deutsche 1 als ar-
^ikd gefafUf eitstanden und so ins span. übergegangen. Daß das fr. s
aber änem ursprünglichen z entspricht, dafür bürgt die picard. form
orcbe, welche Monnard, Chrest, frang., verzeichnet,
Orzo ü., pr. ordi, fr. orge gerste; sp. orzuelo gerstenkom-, von
hordennL
Ostaggio it., sp. hostaje, pr, ostatge, fr. ötage bürge, geisel;
im späteren nUatein hostagium, hostaticum, it." statico; zsgz, aus ob-
sidaticnm (osdatcnm) vom ächtlat. obsidatus bürgschaß durch geisel,
dies von obses. S. darüber Vossius, Vit. serm, 3, 14, und Grimm, Bechts-
aU. p. 620. '
Oste it. (bei dichtem) y sp. hueste, pg, hoste, pr, altfr. ost, wcd.
oaste heer, pic. ost {spr. o) herde; abgd. weil, 08ta§ soldat; vb, it. osteg-
giare, pr. osteiar zu felde liegen, bekriegen. Schon im ältesten ndatein
bedeutet hostis heer (hostem coUectum habet Greg. M,) oder kriegsdienst ;
der begriff könnte sich aus der üblichen redensart ire in hostem gegen
den feind d. i. zum heere gehen, entfaltet haben. Seltsam ist die Verände-
rung des genus: mlat, meist fem., ital. masc, und fem., sp, pg. wcd, fem., altfr.
fem.^ selten masc. (li ost LBs. 166; tut V ost 200). — Exercitus erhielt sich
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230 I. OSTE-OVE.
in voller anwendung nur im südwesteny im ii<d. ist es wenig üftKcA, t»
nordwesten fast ein fremdwort.
Oste it., sp. hvLQspedy pr. hoste,. /r. höte, toal. oaspet tcirth, dsgi
gast; von hospes {eigentlich von hospit-) gastfreund (gast oder wirih);
nimmer von hostis. Äbgel. it. ospitale, ospedale, spedale, imiorA.spi-
tale {woher unser spital), sp, pr, hospital, fr, höpital anstaU mir tmeiA-
geltlichen aufnähme armer, kranker und Wanderer, im ältesten miaim
s. 6. hei Gregor v. T, hospitale, von hospitalis gastlich; zsge, it. ostale,
sp. pr. hostal, fr. hötel, it. ostello {aus ältfr. hostel) herherge, prov. auA
Wohnung, behausung.
Otriare it., sp. otoi^r, pg. outorgar, pr. autorgar, autreyar, fr.
octroyer bewilligen; von auctoricare für auctorare bestätigen, bekräfligm.
Diesmal steM die neufr. form dem etymon naher als die aUfr. otroier:
aber es war ein wort des cansleistils : die Volkssprachen lassen c faUeH.
Daher sbst. otorgo, autorc, autrei, octroi bewiUigung.
Ot tarda it., sp. avutarda, pg. abetarda, betarda, pr. austarda, fr.
outarde ein vogel, trappe. Vom lat. otis ((orig) mü dem sufßx ard «<
abzusehen, une oft auch dies süffig thiemamen bestimmt. Plinius, fftd.
not. 10, 22, entziffert uns die etymologie dieses wertes: proximae iis sunt,
quas Hispania aves tardas appellat Spanien aber hat sich hier offenbar
eine getninatian erlaubt: arutarda lOann nicht sein = an-tarda mä ein-
geschobenem V, denn solche Zerlegungen des diphthongs sind nicht iiHid^
vielmehr ward dem schon vorhandenen u-tarda für o-tarda {vgl. urdir fSr
ordir) nochmals ave vorgesetzt wie in av-estruz. Das prov. wort ist «iw
nominativform, aus von avis, daher wohl auch das champ. bistarde.
Ottone it., sp. laton, alaton, caJt. llautö, fr. laiton messing, wH.
lätun; muthmaßlich vom rom. (it.) latta weifies bleck, also eigentl. piatte^
latte, vgl. sp. plata, das gleichfalls der bed. platte eines metalles entsprich.
Die ital. form wird ihr anlautendes 1 ais misverstandnen artikd verloren
haben, mundarten aber, die piem. fncUl. comask. venez., sagen loton.
Ovata it., fr. ouate, aus letzterem sp. huata wulst zum fättem der
kleider. Es könnte eine dbleitung sein aus dem lat. ovum (ei, eiförmiges
ding) vermittelst des Suffixes ata, das dem begriffe des primitivs zuu^eäen
die Vorstellung einer ausbreüung im räume beifügt (it. lombo, lombata);
alsdann wäre ouate aus ovata entlehnt. Das wort ist auch den deutsden
sprachen bekannt, aber nicht den alten: nhd. ndl. watte, engl, wad (auA
pfropf, büschd, bündel Halliw.), schwed. vadd; sollte sich gleickwM
seine deutschheit rechtfertigen lassen, so ist von ovum dbzusehn; aber
der herleitung aus ahd. wät ^ vestimentum* widersetzt sich die bedeutung
entschieden.
Ove it., alt o, auch u, altsp. o, altpg. ou, pr. o, fr. oü, ortsadveri^
von ubi. Zsgs. it. dove, fr. d'oü; von de ubi.
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I. PABILO-PAESE. 231
P.
Pabilo 8p.t pg. pavfo, sard. pavilU; pr. pabil, chw. pavaigl, kymr.
pabwyr iocU; von pabnlum nahrung (des feuers); ähnlich esca speise j
sunder. Maü. pabi futter,
Pacciare ü, in impacciare, sp. pg, pr. empachar, fr, empScher
beunnJügen^ behdligen, hindern; sbst, <^. impaccio, sp, pg, empacho,
/»r. empach, <^. ampaig; dsgl, ü, dispacciare, spacciare, sp. pg.
despachar, fr. d^pteher losmachen, abfertigen, sbst. dispaccio, spaccio,
de«pachOy d6p6che. Der herleUung at^ impedicare verstricken (bei Am-
miomis) ßgt sich bloß das fr. empScher; dech war der eigentliche aus-
druck dafür aUfr. empegier = pr, empedegar. Muralori räth auf
pactio, davon impactiare = pacta inire sich auf händd einlassen^ es
seheitU aber mii pacisci gar nicht eusammenjmhängen. Lot. impingere
heifU einem etwas anhängen, womit behdligen, das frequentativ, bekannt-
lich ein sehr wichtiges bildungsmittel der neuen spräche, wäre impactare,
davon regdrecht sp.pr. empachar; eine erklärung, die in denprov, neben-
formen raipaitar und empaig (vgl. faita, faig von ÜLßtSL, factum) so wie
m der bed. impfen d. h, einstoßen (impingere) und in der des cot, em-
paitar verfolgen (wieder impingere^ sichern anhait findet. Dis-pactare
von dis-pingere wäre das gegentheü von impingere, d. h, losmachen, wie
diqmigere das gegentheil ist von injungere, discingere von incingere.
Fram, empScher ist entweder aus pr. en^)achar, empaichar oder gradezu
cms impactare wie fl^hir aus flectere, altfr. delecher aus delectare: erst
ein pic, empeker würde für impedicare eeugen. Die französischen Wörter
wären alsdamn von den übrigen su trennen. Das it. impacciare aber
muß in eitler mit i bewirkten abl, impactiare seinen grund haben.
Pacco it., fr. paqnet, sp. paquete bündel, pack; wohl kein alt-
romanisches und d>en so wenig ein dUgermanisches wort, zunächst aus
dem ndl. pak oder engl, pack = gad. pac. S. oben baga. '/n den ro-
manischen, keltischen und deutschen sprachen stehen die stamme bag und
pak nAen einander, sind aber vielleicht trotz den kreuzungen der bedeur
Umg grundverschieden^ So Diefenbach (Kuhns und Schleichers Beiträge
I, 262). Vgl. auch dessen Goth. wb. I, 339. 343. 344, und Weigand
V. pack.
Padiglione it., sard. papaglioni, sp. pabellon, pr. pabalho, fr.
pavillon zdt, auch kymr. pabell, altir. pupall; von papilio in dieser be-
deutmng bd Lampridius und späteren, s. Ducange; dltfr, paveillon noch
in der bed. Schmetterling Fl. El. 2353. Wegen der itd. form s. Rom,
gramm. I, 189.
Paese it., 5p. pg. pals (aus dem franz.?), pr. paes, fr. pays (zwei-
süh.) lond, gleichsam pagense von pagns; dsgl, altsp. pages Bz., pr.
pages bauer, pagensis bei Gregor v. T., in der L. Long, u, s, w,; daher
ü. paesano, sp. pg. paisano landsmann, fr. paysan landmann.
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232 I. PAGANO-PALIO.
Pagano it sp., pg. pagao, pr. pagan, payan, fr. payen, «Tal.p^gm,
auch böhm. pohan u. s, w., adj, heidnisch^ sbst. heide; von paganns, (dso
eiffentl. ländlichj bäurisch, und so hießen die bekenner des dien götter-
dienstes, weil er sich seit Constantin d. gr, auf dcis platte hmd hatU
flüchten müssen. Derselbe was paganns, bezeichnet unser heide, M
heidan, goth. fem. haithnö (von haithi feld)^ vgl. Grimm^ My(k. p. 1198.
Pagare ü., sp. pg. pagar, pr. pagar, payar, fr. payer ftßwWfli,
befriedigen; sbst. it.sp.pg.pr. paga, /r. paie Zahlung^ Ic^n; von pacare
zum frieden bringen, beruhigen, roman. mit dem accus, der^persm oder
Sache: payer ses cr^anciers, payer leg int^rSts. Die ursprüngliche bedm-
tung läßt sich im S. Leodegar str. 18 wahrnehmen, wo es heißt: eio li
preia paias (se) ab lui er bittet ihn sich mit ihm eu versöhnen, für wdck
bedeutung sonst apagar gebraucht wird. Der wcHach. ausdrudc ist pleti
= serb. platiti.
Paggio it., pagi neupr., page fr. edeUcnabe zum aufwarten, daher
sp. page; vom gr. naidiov Jcnäbchen, Meiner diener, wie mhd. kint Dk
Byzantiner mögen dies wort, wie manches andre, nach Italien gtbratM
haben, wenn es nicht durch die kreuzzüge herüberkam. In spätem miUd-
latein pagius. Mit pag^s von pagensis {s. oben paese) ist es nicht zu ver-
wechseln. Die ungeschlachte herleitung aus paedagoginm oder paedago-
gianUB ist nicht der rede werth. •
Paglia i^., sp. paja, pg. pr. palha, fr. paille, wai. paie stroh; von
palea spreu. Daher pr. paillola lager; fr. paillard unzüchtig, weä
die liederlichen dimen, wie Caseneuve erklärt, ihr gewerbe auf dem sbrak
ausübten; zsgs. pg. espalhar zerstreuen, verbreiten.
Palafreno it., sp. palafren, pr. palafrei, fr. palefroi zdter; vm
hybriden para-veredus nebenpferd Cod. Justin., zsgs. aus rraga und vere-
dus, nikd. parafredus L. Bajuv., daher auch unser pferd, ahd. pherit,
aUs. pererd. Die form freno in diesem worte {fr. palefrenier) bemk
wohl auf einer umdeutung, indem man an frenum dachte, vgl. übaldm
zuBarberino. Lehrreiche bemerkungen über dieses wort bei Wackemagd^
Voc. opt. p, 7.
Palandra it., sp. pg. balandra, fr. baiandre Memes lastschiff zur
küsten-, fluß- und canalfahrt (Seckendorf); soll aus dem gldchbed. ndi
binnenlander (der innerhalb des landes fährt) entstanden sein, s. Add*mg^
der auch ein deutsches dem franz. entnommenes beiander (m,) anmerU.
Spanu nennt das sard. belandra ein flandrisches schiff. Roquefort ver-
zeichnet als eine art schiffe palondrie, palondrin.
Palandrano it., sp. balandran, neupr. balandri, fr. balandrao
ein weiter rock, reitrock, regenmantd.
Palio it.sp., pr. pali, ältfr. pali, paile Überkleid, teppich, baldadiin;
von Pallium, zunächst der hierzu verwandte baumwollen- oder seidenst4)ff;
Pallium a pellibus, unde fiebat, sed modo dicitur pallinm quoddao
genus panni ex serico. et quilibet mantellus Ugutio. Es ist das okd.
phellol, mhd. pfellel, pfeller (palliolum). Wie der name eines ifeute
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L PALMIERE-PANTOFOLA. 233
zum namm des dassu gd>rauchten Stoffes werden Iconnte^ lehrt unter andern
cidaton, s. oben.
Palmiere it., sp. palmero, altfr. paumier püger, eigentlich ein zum
Aal. grobe wollender y weil solche püger pdmeneweige mißachten : qui
de Hierosolymis yeniant, palmam in manibus ferant in Signum, qnod
Uli regi militarunt, qni Hierosolymis cum palmis honorifice receptas est
IharaiHdits, s. Ducange; mhd. ein eilender man der truoc ein palm in
der hant Wb. II, 461.
Palpebra lat, augenlied, im plur. auch wimper, vornehmlich wegen
seiner £um iheü durch den unbestimmten latein. accent veranlaßten roma-
msehen vidformigieit beachtenswerth. Ital. palpebra, palp^bro, venejs.
palpiera, piem. parpeila, sard. pibirista, pg. pdlpebra, ^. palpebra und
pirpado, pr. palpebra, palp^la, pAlpet (f.), altfr. palpre lAb.psalm. 10, 6,
neufr. panpiere, pic. panpiele, norm, paupille, churw, palp^ber, pal-
p6der, wai. pleöp^. Unter diesen muß pr. palpet durch einfluß von pal-
pitare entstanden sein, wofür man auf unser aus wimper abgeleitetes vb,
Wimpern d. i. in einer gitternden bewegung sein (Adelung) verweisen
darf. Wcd. pleopf läßt sich, da es wenigstens im slavischen nicht vor-
kommt, nur als eine starke entstetlung des lat. Wortes auffassen. Seltsam
siM das sard. pibirista aus.
Pancia ü., sp. panza, paneho, pr. pansa, fr. panse wanst; von
pastex panticis, wgi. p^ntece. Daher it. paneiera, sp. pancera, al^r.
panchire, mhd. panzier, nhd. panzer, der theil der rüstung, der den Unter-
leib bedeckt.
P an dura, pandöra it., dltsp. pandurria, fr, pandore, entstellt sp.
bandnrria, pg. baiidurra, sp. auch bandöla, dsgl. it. mandöla, fr. man-
dole, mimdore ein saüeninstrument, jrither ; von pandora, pandurium, gr.
navdovQa.
Paniere it., älisp. panero, pr. fr. panier korb; von panarium
brolkofb.
Pannocchia it., sp. panoja büschel an der hirse; von panucula für
panicola, bei Festus ed. Müller p. 220, wie auch Pott bemerkt in der
abkandl. Plattlat. 316.
Pantäno it. sp. pg. sumpf, schlämm; ndat. pantanum begegnet in
einer Urkunde Karls d. gr. Marin, p. 106". MSnage meint vom hypothe-
tischen paladanum, was schwer zuzugeben ist. Stammt es vom gr. nccvog,
natr^fia (koth) mit eingefügtem n wie im folgenden u)orte? Lombardisch
hat man das einfache palta (piem. pauta), abgel. paltan = pantano; es
kömUe aus polta brei, von puls, abgeändert sein, denn auch poltiglia
heißt brei und schlämm, chw. pantan ist gleichbedeutend mit paltan.
Pant^fola, pantüfola it., wai. pantofl^, sp. pantuflo, fr. pantoafle
(^f.) eine fußbekleidung, hdihschuh. Von zweifelhafter herkunft, sicher
nicht von der ungeschickten griech. Zusammensetzung TtavTO'tpellog ganz-
kork, wobei die Verarbeitung des korks zu pantoffelsohlen in anschlag kam.
Rn compositum scheint es allerdings. Der erste, theU desselben ist etwa
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234 I. PAPA— PAPPAGALLO.
dcts fr. patte fußsohle, denn es fehlt nicht an mundarÜichen formen cim
n, js. b. ndl. pattuffel, piem. patofle neben pantofle; in der persdviMM
bed. eines menschen mit schleppendem schwerfälligem tritt genf. patonfle,
henneg. norm, patouf, denen sich fr. pataud vergleicht. Der Catalane sagi
plantofa, das an planta (sohle) mahnte er muß jedoch das 1 durch um-
deutung versetzt hahen^ denn hieraus patofla entstehen eu lassen, wärt der
spräche eu viel zugemuthä. Aber was ist mit dem zweiten theüe da
Wortes anzfdfangen? Neupr. sagt man auch man-oufle (f.) für eine had-
beJdeidung, einen muff, latinisiert maniflua Gl. de Lille p. 8 (Sek 17)^
mtdhmaßUch aus manupula (s. oben manopola) wie fondefle aus fdndibo-
lum: sollte pantonfle diesem werte nachgdnldet sein, da oafle für sieh
nichts bedeutet? und unirde sich auch fr. emmitonfler {wohl von ami^
tus) auf diesem wege erklären lassen? — [Man sehe auch bei Atdeat, dtr
die endung onfle aus dem deutschen herzuleiten versucht.]
Papa fr. vater (in der Under spräche), von papa, das nicht mpape
oder peve übergieng, weil es als gemination pi^-pd behandelt ward, wdAe
die Under lieben; daher entlehnt das span. und mdartl. ital. papi, woßr
diese sprachen die einheimischen ausdrücke taita und babbo hesÜK^
Basselbe wort ist it. sp. pg. papa, fr. pape höchster priester der katiuü-
sehen kirche. — Lat. papa, pappa speise oder brei der kmder ist gemein-
romanisch: it. pappa, wcd. pape, sp. pg. papa, altfr. papin, papette; »
aucl% pappare essen, brei essen, das im sard. papai ganz die stelle vm
mangiare einnimmt. Dazu noch ein subst. it. pappo broty sp. pg. papo
bissen, den der falke mit einem male verschluckt, dsgl. kröpf der vögd
{auch päpera), wanwne der ochsen (etwas gefuttertes, gemästetes), ven. wro».
papota {auch papa) dicker, fleischiger backen, papon und papota adj. fett,
fleischig, ausgemästet, sp. papndo mit dickem hals oder kröpf. Gleicher
herkunft, aber durch dissimilation abgewichen, ist wohl auch iL paffnto
s. v. a. ven. papoto, und selbst wohl sicil. baffu, vgl. pic. norm, empaier
vollstopfen. Für die bed. kröpf mag auch noch lat. papnla (blatter, blase)
erwogen werden, dem die span. spräche die bed. kropfartige geschundst, dU
ital. die bed. geschwür DC. s. v. beilegt.
Pappagallo it., cot. papagall, wal. papagal, sp. i^^. papagayo, ^.
papagai, altfr. papegai und papegaat, engl, popinjay, vrlt. papyngay
Halliw., mhd. papegän, mittelgr. nanayag, ngr. naTtayaXXog name emes
vogels. Das roman. gebiet hat psittacuß verloren, das sich im deutseha^
Sittich erhielt, s. Dief. Gloss. lat. germ. v. psittacus. Das neue wort W
das ansehen eines compositums und wird in dieser Voraussetzung auf ver-
schiedene weise gedeutet, z. b. von papa pfaffe und altfr. gai = nfr. geai
hoher, oder ebenso von papa und gallo hahn, weil die geistlichen ife«
Vögel vornehmlich gehalten hätten, s. Frisch II, 39'', und dazu sckev^
auch das engl, pope zu stimmen; doch darf man nicht vergessen, da^
papa papst, nicht geistlicher heißt, der sinn also papsthähei' oder pi^sh
hahn wäre, ein name, für welchen in der sache nicht der geringste grusiß
vorhanden ist. Andre deuten ihn aus pavus galloB pfauhdkn^ was eücas
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I. PAPPALARDO-PABCO. 235
gans anders aussagt. Wer es femer vom gleichbed, arab, babagä her-
leMj der möge bedenken, daß dieses wort in der arab. spräche keine
umrsd hat und erst spät voreukommen scheint (Gol. p. 213, Freyt. J, 81"),
so wie daß die Vertretung des arab. b durch rom. p wenigstens ungewöhn-
lich ist: umgekehrt drückt der Araber das fremde p durch b aus, Boqra't
f. i. ist Hippocrates. Unglücklich ist Ginin's einfall, papaganlt bedeute
einen vogd, der die zweige des waldes (gault) d. h. die Stangen seines
kä^s benage: es liegt auf der hand, daß dies nur den sinn wcUdfresser
hoben kömUe; wer denkt aber bei einem stängelchen an den wald? Es
ist ciso mit diesen umdeutungsversuchen nichts entschieden. Ein andrer
nam des vogels ist parrocchetto, s. unten.
Pappalardo it,, papelard fr. scheinheiliger ; nach Genin, Becreat.
pVid. I, 433, einer der enthältsamkeit heuchelt, aber im geheimen speck
tjK (pappe-lard). Daß dies im geheimen geschieht, worauf hier alles an-
hmmt, muß man freilich suppliereti. Die ital. spräche hat noch andre,
den scheinheiligen kraßiger zeichnende ausdrücke^ wie baciapile säulenküsser,
stropiccione reibwisch (der auf den. knien umherrutscht), graffiasanti heili-
geniaratMer, torcicoUo halsverdreher (augenverdreher würden wir lieber sagen).
Paraggio t^., pr. paratge, ebenso arag. (Ducange), fr. parage
herhmft, stand; eigentl. gleichheit, ebenbürtigkeit^ von par.
Paragone it., sp. paragon, parangon, fr. vrlt, parangon verglei-
ehmg. Das wart ist von l^anien ausgegangen und dankt seinen Ursprung
dm substantivisch angewandten präpositionen para con, z. b. la criatufa
para con el criador das geschöpf im vergleich mit dem Schöpfer: c zwischen
voedlen mußte zu g herabsteigen. Es ist also verlorene mühe, es im grie-
dwsthen aufzusuchen.
Parare it., pr. parar hitihdlten z. b. die wange, auch sp. parar in
parar mienites aninmm adveriere; in andrer bed. ital. abhalten z. b. einen
stoß, so fr. parer parieren, sp. anhalten, stehen machen. Lot. parare ge-
wahrt nur die bed. bereiten; hieran knüpfte sich einerseits die bed. hin-
halten, eigentl. bereit machen, bereit halten, andrerseits die bed. ab-
halten, anhalten, eigentl. verwahren, schützen, wie lat. defendere. Von
parare schützen ist it. para- petto, daher fr. parapet brustwehr; von
parare abhalten it. para-sole, fr. parasol Sonnenschirm, para-vento
windschirm; darnach gebildet fr. para-pluie (m.) regenschirm. Auch
it. riparare, sp. reparar, sofern es abhelfen, bewahren heißt, weicht vom
lat. warte ab, sbst. riparo, reparo ausweg, schutzwehr. Zu merken auch
it. comperare, comprare, sp. pr. comprar, cdtfr. comperer, wäl. cum-
p^ri, bloß mit der bed. kaufen, lat comparare. Eine neue zss. ist sp. pg.
pr. emparar, amparar (une sp. embrollar, ambroUar) in besitz nehmen,
ergreifen, fr. s'emparer sich bemächtigen, it. imparare lernen (une ap-
prenderej; fr. ge remparer sich verschanzen, sbst. rempart (früher
rempar geschr.) verschanzung, wall. Eine andre zss. ist it. s parare,
sp. disparar ein gewehr losschießen, eigentl. entladen, entrüsten.
Parco tf^ sp. pg. parque, pr. parc, pargne (noch jetzt mit g pargou,
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236 I. PARECCHIO-PARPAGLIONE.
pargado, pargagi), fr, parc umsmnung, thiergarten, daher z. h. fr. pir-
quet, vb. parquer. Es tritt bereits im frühsten ndatein auf: pareas,
parricus L. Rip., L. Angh, parc, parch L. Bajuv,j wo es aber konnspAkr
bedeutet; ahd.lautet es ißixtx\Q]ij pferrich, nAd. pferch, a^^. pearme Oiim,
pearroc Alfred.^ gad. p&irc, hymr, parc, parwg. ScdUger hidl es fir
eine entsteUung aus pale, dies von palas pfähl, in bessiehung auf die ein-
zäunung; andre leiten es, gestützt 'auf eine ital. nebenform barco, vm
deutschen vb. bergen, prät. barg, aber der anhxut ist entschieden (Ke
tenuiSj ahd, pf ; andre vermuthen celtischen Ursprung (Diefenb. Goth, •*.
J, 265), aber auch in dieser spräche steht es da wie ein fremdling. Es
wird zu bedenken sein, ob es nicht vom lat. parcere herstammen Uime:
stsbstantiva mit activem sinne aus verbis sind häufig. Wie it. redina tm
retinere etwas zurückhaltendes^ cigna von cingere etwctö umgürtendes, «o
konnte parco etwas schonendes, schützendes bedeuten; das Substantiv orf-
stand zu einer zeit, wo ce noch guttural gesprochen ward, daher itd.
nicht parcio, vgl. sp. torca von torquere, roman. torcere u. a. Dagegen
ließen sich einwenden die ags. formen pearrne, pearroc, insofern diese
spräche in latein. Wörter keinen äbleitungsvocal einschiebt, doch hnrnU
das beispiel einheimischer formen wie veolc, veoluc, veoloc l^cht zu jener
einschiebung verführen.
Parecchio it., parejo sp., pareil fr. gleich, wai. ^st. pereäche
paar; dimin. von par, nüat. pariculus: hoc sunt pariculas caasas pareHles
choses L. Sai. u. s. w. Der ital. plur. parecchi bedeutet ^mehrere\ eigenH
mehrere dinge von gleicher art, mehrere exemplare. Zsgs. it. apparcc-
chiare, sp. aparejar, pr. aparelhar, fr. appareiller eigenü. paarumst
verbinden, paaren (wie noch franz.), daher zusammenfügen {vgl. lat. com-
binare), zurüsten, sbst. apparecchio ff. zurüstung.
Parola it., sp. palabra, pg. palavra, alt paravoa SBos., pr. (äÜL
aUsp. paraula, fr. parole wort; von parabola gleichm, daher sprw^
wort, schon im frühem nüatein. Es ist ersatz für verbum, das man am
scheu vor seiner religiösen bedeutung vermied (Schlegel, Obs. sur la laiigue
prov. not. 33), wenigstens sind it. sp. verbo, altsp. vierbo, pr. verbi,
churw. vierf (plur. verba s. Garisch p. 214) in dieser allgemeinen bedeu-
tung unübliche Wörter, nur das weil, vorbe (fem. wie altit. verba PPS. IL
170) ist gleichbed. mit parola. Vb. it. parlare, 5p. pr. parlar, pg-
palrar, fr. parier, dsgl. pr. paraular, dltfr. paroler, noch bürg, pairölai
reden, tnlat. parabolare: noßtri seniores parabolaverunt simul et eoIlßid^
raverunt Cap. Gar. Calv.
Parpaglione t^., i>r. parpalho, lomb. auch parpaj, parpaja sc&meMer-
ling; entstellt aus papilio, welchem cot. papallö zunächst steht. Daher ä.
sparpagliare, pr. esparpalhar, altfr. esparpeiller LRs. 336, nfr. ^par-
piller, sp. desparpajar umherstreuen (auseinander flattern machen); der-
selbe begriff wird neupr. ganz entsprechevhd durch es&rfalhi (von forfidU
= parpalho) ausgedrückt. Andre namen dieses insectes sind it. farfeU»?
sard. faghe£ariiia, parabatola, calagasu, sp. mariposa, alevilla (im Di(X.
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L PARROCCHETTO-PASQUINO. 237
casi. eakU. Reus 1836), bresc, barbel, pg. borboleta, churw. bnlla, lothr,
boaU6 u. s. w.
Parrocchetto i^., periquito 5p., perroquet fr. papagei. Es soll
pfäffehen bedeuten, von parocbns, weil die geistlichen herren diesen vogel
euersi gekeilten hätten^ s. pappagallo. Erwägt man das einfachere Span.
perico, wdches Peterchen und papagei bedeutet und nicht aus parochus ab-
ßdaien ist, so hat man eins der mehrfachen beispiele von anwendung mensch-
licher namen auf ihiere vor sich; mehrere andre gibt Minage v. perroquet.
Parröchia it.,.sp. pr. parroquia, fr. paroisse kirch^iel; ndat pa-
rochia, verderbt aus gr. nagoiiua (daher paroecTa bei Augustinus, worauf
sid^ die frans, form besieht), buchstäbl. fremdlingsleiben, im kirchlichen
sinne nackbarschaft, rmt hinsieht auf nagoixog nachbar, entweder weil
die glieder derselben pfarre sich als nacM>afn betrachteten (vgl. pr. paroc
pfarründj ital. aber p&rroco, wäl. paröh pfairrer), oder weil die ältesten
Christen ihre religiösen Zusammenkünfte {hydrjatai) in der nackbarschaft
großer städte hielten. Davon handelt Ducange s. v. parochia.
Partigiana it., altval. partesana JFebr. 28, fr. pertaisane eine
der helleibarde ähnliche waffe. Ist die frans, form die ächte, so floß das
wort aus pertois, allein was soll dies heißen? Rabelais schrieb partui-
sane und in der that verräth die gangbar gewordene form pertaisane
eine auf pertuiser gestütste Umbildung desselben, indem man cm eine
durMokrende waffe dachte. Auch das deutsche bartä (partä) ist aus dem
^pide SU lassen, das sufßx würde sich nickt rechtfertigen können. Vtel-
leicht läfit sieh auf andre weise helfen. Mit dem masc. partisan beseich-
nete man einen partheigänger, den fulirer eines haufens leichter truppen
(Trev.): sollte die solchen truppen sukommende waffe nicht ihren namen
daher empfangen haben? Beispiele dieser art sind: it. gialda spieß vom
pr. gdda fußvolk, oder it. mugavero Wurfspeer, eigentl. leichter reüer,
oder sp. gineta spieß, von ginete reiter, oder auch it. rubalda pickelhaube,
woU von nibaldo.
Partire it., sp. pr. fr. partir in der bed. abreisen, theils mit, theils
ohne reflexivpronomen, ursprünglich aber gewiß nur mit demselben ge-
braucht (altfr. se partir Ordli 175); von se partiri sich theüen, sich
trennen, weggehen, vgl. unser scheiden für trennen und sich trennen.
Pasqna ü., sp. pr. pascua, fr. p&que Osterfest, lat. pascha, be-
iamälich aus dem hebr. pesach Übergang d. i. aussug der Juden aus
Ägypten. Die einschi^ung des u, auf die auch die frans, form weist
(pasea hätte p&che ergeben), ist alt (pascua Ol. Keronis 201' u. s. w.)
und erklärt sich genügend aus einmischung von pascua weide d. h. ende
der fasten. Doch sagt der Provetisale auch pasca, pascha, der Sarde
pasea, der Baske pazco. Eine abl. ist pr. altfr. pascor, aUit. pascore
TmeA. I, 24 osterseit, frühling ; ob nach dem geniUv plur. von pascha
(paseharum) gdnldet, wie man neuerlich angenommen hcU, dies su erwägen
Ueibe der grammaük überlassen.
Pasquino it. name einer statue in Rom, an welche man spott-
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238 L PASSAMANO-PATTA.
Schriften eu heften pflegte, daher it. pasquinata ff. Spottschrift^ witeiger
einfaU; sp. pasquino, t^. pasquillo (aus pasquinolo? vgl. cuUa aus cunula
u. a.) dass.y fr. pasqnin lustigmacher.
Passamano it., sp. pasamano, fr. passement horte oder hesats an
Jdeidem und möbeln, posament. Span, pasamano heißt treppengeländer,
porque pasamos por 61 la mano, den ausdruck für die einfassung der
treppe übertrug man auf die der Ueider; so deutet Covarruvias. Diese
Übertragung wäre möglich: ward doch auch eine andre art der Verzierung
oder einfassung von kleidem und anderem geräthe,, triforium (s. trifoire
//. c), aus der architectur genommen. Passement vom verbum passer,
weil die schnüre durchgezogen werden, erklärt Frisch. Schwed. pasman,
ungr. päszma, paszom&n, poln. pasaman u. a. stellt Diefenbach zusam-
men, Goth. wb. I, 344.
Passar e it.^ sp. pasar, pg. pr. passar, fr. passer, wal. p^sä durch-
schreiten. Es erklärt sich, da es von hause aus transitiv ist, besser viel-
leicht als ein frequentativ von pandere; partic. passus, in der bed. öffnen
(ebenso it. spassare von expandere), denn als ableitung von passus schritt
(schritte machen): pandere moenia, pandere rupem die mauer, den f eisen
sprengen, durcM>ohren, liegt dem durchdringen, durchschreiten ganz nahe,
ja die bed. durchbohren steht dem roman. werte noch immer zu. Dagegen
ist it. passeggiare, sp. pasear wandeln entschieden von passus.
Pasta it. sp. pg. pr.^ p&te fr. teig von mehl u: dgl. Von pistns
(gestampft, geknetet) leidet der buchstdbe nickt; richtiger darum von pas-
tas nahrung, wobei einfluß von pastillus mehücüglein in anscUag zu brin-
gen ist; die span. form plasta scheint sich dagegen an plasma zu lehnen.
Von pastillus t^^ i^. pastello, sp. fr. pastel aus farbenteig geformter
und getrockneter stift zum malen, fr. pastille rauchkerzcften. Zsgs. fr.
äppät lockspeise, pl. appas reize.
Pastoja it. spannkette der pfcrde auf der weide, ndat. pastorium:
si quis pastorium (al. pastoriam) de caballo alieno tulerit L. Long.; von
pastoriuSi buchstäblich weidekette, altfr. schlechtweg pasture. Daher it.
pasturale, fr. päturon unterer theil des pferdefußes, wo die spannkette
angelegt wird, der darum auch im deutschen fessel heißt; vb. it. impas-
tojare, fr. empetrer ßr empeturer {norm, empaturer) die fessel anlegen,
it. spastojare, fr. d6petrer dieselbe abnehmen.
Patta cremen, latz, klappe an kleidem, neupr. pata läppen, comask.
fuß, sp. cat. pata, fr. patte talze, pfote, sp. pätear traben; sp. pato,
pata, alban. pat? gans; wohl auch fr. pataud küchenhufid (mit breiten
tatzen); sp. patan bauemlümmel ; bürg, pata-pouf, in Rheims pata-boeuf
tölpel; dsgl. it. pattino, fr. patin Schlittschuh. Ohne grade vom gr.
TioTog (tritt), Ttaveiv (treten) herzurühren, trifft das roman. wort als
naturausdruck wie unser patschen damit zusammen, indem es etwas plattes,
platt auftretendes ausdrückt. — [Dagegen ist Stier geneigt, pata gans für
semitisch zu halten, da gans und ente arabisch-türkisch bat heiße, s. Zeit-
schrift für vergl. sprachf. XI.]
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L PATTUGLIA— PEDANTE. 239
Pattaglia i^., sp. patrulla, fr. patrouille, früher patouille, streif-
wache; vb. sp. patrullar, patallar, fr. patroniller streifen. Letzteres
heilet auch tnü händen oder füßefi in einer pfütee rühren, patrouille rühr-
heue (bei Nicot). R ist, wie öfters nach t, eingeschoben und so fließt pa-
toniller aus patte und bedeutet eigentl. patschein, hin und hertreten be-
sonders im schmutz: gleicher bedeutung ist henneg. patoquer, patronquer,
patriqner^ patouger, champ. patoiller^ platrouiller.
Pansare it., sp. pg. pr. pansar, fr. pauser ruhen, inne holten; vom
nachclassischen pansare. Daneben mit der bed. ruhen, fußen und transit.
ruhen machen, niedersetzen it. posare, sp. posar (sbst. posada wohnung,
herberge), pg» pousar, fr. poser, prov. aber nur pansar. Bereits die L. Älam,
tu. 54 sagt et pausant arma sna josum. Zsgs. ist ü. riposare, sp.
reposar, pg. repoosar^ pr. repausar, fr. reposer ausruhen, ausruhen lassen.
Aber fr. d^poser, disposer, exposer, imposer, proposer, snpposer sind
aus deponere, disponere, exponere, imponere, proponere, supponere mit
ahbüdung an das begrijfsverwandte pansare, da auch der Provenzale
depansar, dispansar, expansar, empansar, perpansar, snpansar spricht,
denn die l(xt. Wörter konnten nur diejenigen sprachen brauchen, die auch
das einfache ponere nicht von sich geunesen hatten: it. diporre, sp. de-
poner ff., das einfache ponere aber kennt die franz. und prov. spräche
nur noch in einer ganz eingeschränkten bedeutung, s. pondre U. c.
Pavese und palvese it., sp. paves, fr. pavois großer schüd; nach
Ferrari's vermuthung von Pavia benannt, wo sie ettva verfertigt wurden,
wie man die dolche, pistolesi, nach Pistoja benannt habe. Belege dafür
bei Muratori, Ant. üal. II, 616. Die Wdlachen haben payeze (f.), die
Ungarn pais, die Böhmen paweza.
Pecca $<., l>r. peoa, pec fehl, mangel, sp. peca, pg. peco fleck; von
peccare.
Pedaggio it., sp. peage, fr. p^age zoll; von pes pedis. Pedagia
dicnntnr qnae dantnr a transenntibns Brevüoquus.
Pedant e it. sp. pg., pödant fr., ein auch ins deutsche aufgenom-
menes wort. Darüber sagt Varchi (Ercol. p. 60, ed. di 1570): qnando
io era piccino, qnegli che ayevano cura de' fancingli, insegnando loro
. . e menandogli fnora, non si chiamayano, come oggi, pedanti nh con
yoce greca pedagogi, ma con pin orreyole yocabolo ripititori. Pedante
war also früher (und ist noch im piemont. nach ZdUi) ein erzieher oder
hofmeister: das der griechischen spräche mächtigere Italien romanisierte
naideveiv in paedare und zog daraus das partidp pedante, man vergleiche
frescante frescomaler, dem gleichfalls kein vorhandenes verbum frescare
zu gründe liegt. T^e aber das wort zu seiner heutigen bedeutung ge-
langte, ist leicht einzusehen. — [Mahn p. 104 hält vorstehende erklärung
von pedante für bedenklich, da herkunft romanischer aus griechischen
verbis selten sei: er zieht das von Pacuvius gebrauchte paedagogans als
etymon vor. Wenn er andrerseits die einführung wissenschaftlicher Wörter
aus dem griechischen als etwas gewöhnliches einräumt, so könnte man
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240 L PEDONE -PELTRO.
fragen^ ob unser die schule betreffendes vermuMieh unter den gdehrien
aufgekommenes wort einem unssenschaftlichen nicht nahe verwandt war?
Ein stärkeres bedenken aber gegen diese deutung liegt im buchstaben:
würde sich das der UcU. spräche aufgedrängte pedagogante mit der geU
nickt lieber in pegante verküret haben als in pedante?]
Pedone i^., sp, peon, pr. peon, pezon, /r. pion fußgänger; gleich-
sam pedo pedonis von pes. Daher pr. pezonier, altfr. peonier mit
gl bed.f nfr. pionnier schanzgraber. Specidl frone, ist pi^ton, welches
lat. pedito peditonis (von pedes peditis, miat. vb. peditare) voraussetzt.
Pegar ^. pg. pr. leimen, heften, empegarjpu;ften, apegar anldeben,
anheften; von pTcare mit richtiger darstettung des T durch e. Die franz.
spräche formte poisser, empoisser gradezu aus pix picis. Die itdl. hat
viererlei formen: impeciare = fr. empoisser, empeser (sbst. empois),
impegolare, sard. impigare ^ pr. empegar, sodann appicciare,
impicciare und selbst appiccare ankleben, anheften, impiceare auf-
hängen, spiccare losmachen. Daß letztere nicht mit piccare (stechen) zu-
sammengesetzt sind, zeigen die bedeutungen: appiccare z. b. würzet fassen
= sp, pegar; das unregelmäßige picc für pec (lat. pTc) könnte etwa im
deutschen pichen seine erMärung finden. Sp. empegnntar zsgs. mit
nntar salben.
P61ago it., sp. pielago, pg. ^ego, pr. peleg (pel^agre bei A. Daniel)
meer, vb. cot. empelegar sich aufs meer begeben Chr. d^Escl. p. 713^; von
pelagas. Aber die roman. hauptbedeutung ist abgrund, grundloses wasser
(sp. auch teich, fischteich Cal. i D. p. 24^. 26'', großer see das. 74^, pg.
pelago brunnen, teich SBos.) und diese bedeutung zeigt es auch im nUatein,
worin es eben so üblich ist.
Pelare it., sp. pg. pr. pelar, fr. peler haare oder federn ausrupfen,
schalen; von pTlare der haare berauben, nicht von pellis.
Pellegrino it., pr. pelegrin, pelerin, fr. pÄlerin wanderer, waller;
von peregrinus, sp. peregrino. Aus der roman. form mit l ist unser pil-
grim, pilger.
Pelliccia ü., pg. pellissa, fr. pelisse, ahd. pelliz, nhd. pelz; vom
adj. pelliceus, pellicea. Zsgs. fr. surplis für surpelis chorhemd, pr.
sobrepelitz.
Peltro it. feines mit quecksüber raffiniertes zinn, sp. pg. peltre
mischung von zinn und blei, altfr. peautre Roquef., ndl. peanter KU.,
engl, pewter. Die Italiener meinen ihr wort aus England empfangen zu
haben, aber nach den sprachgesäzen ist grade das umgekehrte zu ver-
muthen. Erst aus pewter scheint das gad. feödar geschaffen wie fädar
aus powder, fr. pondre. Der Hol. oder span. form also wäre nachzu-
spüren. Sollte es etwa herrühren aus dem prov. em-peltar pfropfen,
impfen, und eine mischung oder Veredlung des metoUs (des zinnes durch
quecksüber, des bleies durch zinn) bedeuten? Auch noch eine form mit
vortretendem s ist zu erwähnen: engl, spelter, nd. spialter, hochd. spiau-
ter, altfr. espeautre (KU. 397', unbdegt).
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I. PENNA-PERLA. 241
Penna it. berggipfd, sp. pefia, pg. penha fds, Tdippe, das span.
wort schon in den ältesten Urkunden, a. b. Yep. III, 17 (v. j. 7S0); de
Pozos usque ad summam pennam Esp. sagr. XXVI, 442 (v, j. 804),
Von pinna /rinne der mauer, pr. pena, fr. pignon, it. pignone dass.;
fr, pinacle von pinnaculam. Das ceU, pen köpf, gipfel wäre sicher
masculin geblieben.
Pennone it., sp. pendon, pr. peno, fr, pennon fahne, pani^;
aÜsp. Wimpel an der lange: trecientas lan^as son, todas tienen pendones
PC. 723 ed. Janer. Lot, pannas ist atis dem spiel eu lassen, da zum
umlaute des a kein grund vorlag. Kommt es von pendere, so daß es
etwas herahhangendes bezeichnet wie das it. pendone? Oder von penna,
indem der streifen aeug mit einer wallenden feder verglichen ward?
Gframmaüsch spricht für Idgteres, daß die fram. spräche d nach n nur
selten, die ücA. kaum irgend einmal tilgt, die span. aber der einschiebung
des d geneigt ist und sie namentlich in p^ndola schreibfeder, lat, pennola,
dU^. peiiola Üonq. ÜUram., anwendet; auch bedeutet it. pennoncello so- '
wohl Wimpel wie federbusch. In diesem falle muß man in der altspan. ,
die grundbedeutung anerkennen.
Perdice und pernice it., sp. pg. pr. perdiz, fr. perdrix rebhuhn;
von perdix. Neben dem mit r verstärkten perdrix, welches sich auch in
niederl. glossaren des 14, jh. zeigt (Dief. Gloss. lat, germ. 426"), bestehn
im altfrane. noch die formen pietris und perdis, daher perdigal d. i,
perdrean Boq.
Perla it. sp. pr., pg. perola {selten perla), fr, perle, citfr. auch
pelle (wie parier neben paller), ein weitverbreitetes an die stelle von unio
getretenes wort, ahd. pärula (unio dicitur thiutisce perula Gloss. Diu-
tiska II, 190), p^rala, p^rla, b^rala, b^'rla, ags. pearl, nord, perla, nüat.
bei Iso magister (9. jh.) masc. perulus, bei Wolfardus presb. (9. jh,)
penda ^albugo\ später perla. Statt dessen wal, m^g^ritär. Der deu-
tungen sind auch hier fnehrere. Es könnte sein =^ pimla, dimin, von
pimm oder eigentlich von dem roman. fem, pera, also bimchen, von der
gestalt so genannt. Daß die spräche nicht verschmähte, die perle ein
bimchen au nennen, beweist das sp. perilla, das für bimchen und für
eine ort perlen gebraucht wird, und so nennt der Franaose eine längliche
perle perle en poire. Daß aber der name von der speciellen sorte auf die
gattung erstreckt werden konnte, ist wohl kaum fraglich. Vermöge einer
äknluÄen anschauung nennt der Laieiner dieses naturproduct bacca. Dem
etymon pimla schließt sich das pg, perola genau an. Perula kenfien
schon die Glossae Isid,, aber in der bed, extremitas nasi, bei Bhdbanus
nasi extremitas pimla vocatur a forma pomi pyri. Dieß schließt aber
^bimchen nicht absolut aus, denn die glossatoren geben oft nur eine be-
deulung an, die ihnen die merkensweriheste schien: warum soll pirula
nicht des ihm gdnihrenden diminutivsinnes iheilhaftig geblieben sein? Man
deutet unser wort femer aus pillula kügelchen, durch dissimilation pirola,
perola, perla, erstere form in der trient, venee, und veron. mundart. Es
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242 I. PERNO— PERTÜGIARE.
ist kaum glaublich, daß man ein wart, das die hedeutung eines »Bn»-
mittels hattCj an die stelle von unio setzte. Nach einer andern angkÜ
entstand perla durch eine geringe abänderung aus perna musehd, bM-
ter der perle ($., Ducange v. pemae) und unrJdich hesiM die fieap. vd
sicü. mundart die form perna fiir perla, auch bedeutet it. penooeku
Pff-lenmutter (Veneroni), Diese etymologic hat den fehler^ daß sieh weier
aus dem einfachen perna noch dem abgd. pernula das pg. pemla oier
ahd. perala gewinnen läßt. Auch sphaemla bällchen, kügdchen ist m
betracht geeogen worden; aber hier macht der cmlaut Schwierigkeit. Der
Italiener konnte wohl sperola dafür sprechen, aber perola sckwerlid: wo
bei ihm ein solcher wegfoll des anlautenden sibüanten toirkUch mmi
vorkommt, besteht wenigstens das unverkürete wort daneben. Endlieh m-
muthet Grimm, Myfh. p. 1169, im altd. berala cet. eine entstdUmg m
beryllus, ßrjQviXog (gen. comm.), woher auch das deutsche brille usd ies
rom. brillare geleitet werden: perla ruhte alsdann in betracht mm
accentes auf dem griech. worte und dagegen wäre nichts zu erimwm, h-
• dessen setzt diese deutung voraus, daß der Romane sein wort aus im
deutschen entlehnt habe, denn die Steigerung des lat. ahlautes h iuifiii
gegen das roman. lautgesetz und namentlich in gemeinrom. wertem dhnt
beispiei; diese Wanderung des wertes aber hat wenig innere wahrsekm-
licfiJceit. Statt auf beryllus, dessen begriff doch nicht ganz zusagt^ he-
ziehen andre es unmittelbar auf das damit identische sifrische berül, de$
• außer beryll, kry stall, koralle auch perle bedeuten soll; diese bedeutw^
gibt zwar Castellus an, es fehlt aber jede autorität oder nachweisung dafif-
Perno it. sp. pg. haspe, zapfen, stp. pernio eisernes band anihikm
und fenstem; nach M6nage von perna, vgl. gr, negortj dorn der epany.
agraffe.
Perö U., so auch pr. (Bth. 137 perö acceniuiert), sp. dUpg. pfe
(im Poem. d. Oid noch nicht gebraucht), altfr. poro EuUü,, auch poroee,
iheils conclusive theils adversative partikel von per hoc tmd pro hoc.
ersteres bei Apulejus und spätem für propterea öfters vorkommend. Zsf^
^. empöre, pr. empero; it. perocche, miUxt. per hooqne Form.Qrverk
WaUer lU, 489, zeile 12.
P^rsica zsgz. pesca it., sp. persigo, prisco, mü arab. artikdit
persico und alberchigo {arab. al-bersk), pg. pecego und alperdie, F-
presega, fr. p^che (f.), wal. pearsece pfirsich; it. persico, pesoo (sp. me-
locoton), pg. pecegueiro, pr. pessegnier, fr. pßcher, wal. pearseo pfirtidt-
bäum; von persicum persischer apfel, persicus persischer bäum.
^. Per 8 0 it., pr. altfr. pers dunkelfarb, nicht bläulich, wie Bagncmri
meint, s. P. Meyers gloss. zu Flam., nach Dante (im Conv.) zwisd»
purpur und schwarz, doch so daß das schwarze vorwiegt; ndat. pems,
perseus 'ad persei mali colorem accedens Ducange. Eins der Site^
Zeugnisse in den ScUettst. glossen 39, 167 persnm *fceÄI»' (waidfafi^h
Pertugiare it., pr. pertnsar (persar ORoss.), (dt-^ und neufr. p»*
cer (daher sie. pirciari) aus pertuisier, durchbohren; sbst. iL pcrtogi«»
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I. PESO-PEZZA. 243
fr. pertuis loch; von pertundere pertnsus, gleichsam pertuBiare, pertu-
sium, eine mit i gewirkte ableitung.
Peso it. sp. pg., pr. pens, pes, altfr. pois, nfr. poidß (mit pondus
verwechselt) getoicht; von pensum geu^htige sacke, Vb. it. pesare, sp.
pg.pr. pesar^ fr. peser wägen, wiegen, sp. apesgar beschweren, drücken;
dsgl. it. pensare, sp. pg. pensar, pr. pensar, pessar, fr. penser erwägen,
denken; von pensare. Graphisch verschieden, aber gleichwohl identisch mit
letzterem ist fr. pause r ^= pr. sp. pensar warten, pflßgen, eigenü. be-
denken, besorgen, befriedigen, vgl. lai. sitim pensare den durst stillen.
Pestare it., sp. pistar, pr. pestar, dsgl. sp. pisar^ pg. pr. pizar,
fr. piser, wäl. pisä stampfen. Die formen mit st sind entschieden vom
spätlat. pistare, dies von pistus (it. pesto) fi»r pinsitas; die mit s lassen
sich etymologisch richtig auch auf das von Varro gebratichte pisare be-
jnehen. DcAer das sbst. »^. pesta, sp. pista, fr. piste fußtapfe, spur,
bahn, und hievon vermuthlich it. pistagna, sp. pestaüa, pg. pestana Vor-
stoß am kleide, passe-poü, eigentl. spur oder streif von tuch. Da dieser
Vorstoß oft mit fransen besetzt war, so bedeutet das wort auch die frcmsen ,
am rande des Meides und im span. und port. durch eine leichte und schick-
liche Übertragung die augenwimpem; ähnlich nennt Cicero das äußerste
der locken .ümbrieL.
Petardo t^. sp., /r. petard thorbrecher; scherzhafter Soldatenausdruck,
von peto, pet, lat. peditum. Daher auch fr. p Stiller krachen.
Petecchie i^., sp. peteqnias (SeckendorfJ, fr. p^töchies (alle im
plur. üblich) rothe flecken auf der haut in bösen fiebern ; ein von den
ärzten unmittdbar aus dem plurcd des gr. Ttaianiov (lederstückchen mit
salbe zum auflegen auf die haut) mit übergehung des lat. pittacium, ge-
forfntes wort, woher auch unser petesche, Weigand II, 360.
PetroselUno, petros^molo, prezz^molo cet. it., sp. perexil, fr.
neupr. persil petersilie; von petroselinum (nezQoaikivov). Pg. aipo
(apium), C(xt. juliyert
P6ttine it., sp. peine, pg. pente, pr. penche, fr. peigne kämm;
von pecten, in einigen sprachen mit eingeschobenem n. Vb. pettinare ff.
Eine abl. ist pr. penchenilh, /r. p^nil (für peignil) äußerster theü des
Unterleibes, in beziehung auf die bed. crines circa pudenda, in welcher
Juvenai pecten gebraucht, it. pettignone, gr. xxaig, s. Menage; dasselbe
bedeutet die span. zss. empeine.
Pezza, pezzo it., sp. pieza, pg. pe^a, pr. peza, pessa, fr. pi^ce,
aib. pjese. Die aUgefneinste bedeutung ist fetzen, läppen, stück zeug, da-
her auch stück land, sogar stück zeit, kurzer Zeitraum. Seit etwa dem
8. jh. kennt man es in den latinisierten formen petium, petia mit der
bed. stück land: nno petio de terra illa Mur. Änt. ital. III, 569 (v. j.
757); et alia petia p. 1006 (v. j. 730). Es könnte identisch sein mit
sp. pedazo, wäre die zusammenziehung nicht zu ungewöhnlich. Ausser-
dem sind zwei deutungen zu beachten. Vom kymr. peth stücJc (bret. p^,
gael. peos)^ oiber der ceU. aspirata th entspricht niemals rom. z, oder soll
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244 L PIAGGIA-PIASTRA.
man aus peth erst durch ableüung pethia, petia g€U>onnen haben? Sodann
vom gr. ni^a fuß, säum, rand, formell genügender und auch dadurch em-
pfohlen, daß das rom. oder ndat. wort ssuerst in Italien auftaucht und da-
sdbst hei weitem die meisten ableitungen getrieben hat. Das it. pezzolo
füßchen (bei Ferrari) neben pezzuolo fetzen konnte noch dazu angeführt
werden, träfe es nicht mit lat. petiolus fftisammen, s. picciuolo IL a.
Pi^ggia und spiaggia it., sp. pr. playa, pg. praia, cat. platja, fr.
plage gestade, flacher Strand des meeres, ital, auch sanfter bergtAhang.
Lat. pläga ward auf die gegend am meere eingeschränkt und empfieng
ein adjectivsufßx (ea, ia) wie manche andre substantiva, s. Rom. gramm.
IL, 302; das reine primitiv würde sich mit pläga (schlag) vermengt haben.
Dieses neue wort plagia bemerkt man schon im frühen miatein, e. b.
Gregor d. gr. monachos monasterii Gazensis^ quod est in plagia; ein
anderes altes aber vielleicht nicht achtes Zeugnis ist: statio est, quam
plagiam dicnnt Serv. ad Äen. 2, 23. Lm cdtfranz. findet sich noch plaie
vollkommen = lat. plaga und in derselben bedeutung: k la plaie de
roccident ad ocddentalem plagam Bibl. Roq. LL, 360.
Pianca piem. steg, pr, planca, plancha, fr. planche brett, daher
sp. plancha blech, pg. prancha diele; von pianca bei Festus und Patta-
dius. — Ltal. sp. pg. palanca, masc. Irient. palanc, wal. p^lanc pfahi,
von palanga, pic. mit bewahrter media palangne, auch wal. als zweite
form pelang (m.).
Piare it., sp. piar, daher fr. piailler piepen wie die vögd, natt/u^-
ausdrtick.
•Piastra ü. metaUplatte, dsgl. eine itcd. span. und türkische sUber-
münze, altfr. plaistre g&plätteter boden, estrich (ttacJi Carpentier empia-
cemenf), nfr. pl&tre (m.) gips; ahgel. it. piastrone, pg. piastrao (aus
dem ital.) platte des panzers; it. piastrello pflasterläppchen. Ohne
Zweifel von emplastrum (eixiihxaiqnv) wundpfiaster, Stückchen rinde zum
oculieren, in den romanischen sprachen auf etwas plaUes von härterem
Stoff ausgedehnt. Daneben blieb it. empiastro, /r. empl&tre, sp. em-
plasto = gr. efunXaavov. Atis plastrom formte der Ltaiiener na(h abge-
stoßenem afUaut das vb. lastricare mit platten oder steinen belegen,
pflastern, hieraus vielleicht erst, da das substantivsuffix Tons im roman.
kaum angewandt wird, lästrico pflaster, und nach abgeworfenem für den
artikel gehaltenen 1 mundartl. ästrico (z. b. mail. astrich, astregh, com.
astrach, sie. astracn fußboden in verschiedenem sinne), schon im altem
nUatein astricus ^plastar Voc. S. Gdll., woher unser estrich. Daher viel-
leicht auch dltfr. astre, aistre, neufr. ätre herd, mittdlat. astrnm ^pavi-
menturn Ol. aug., das franz. wort gewöhnlich aus atrinm hergeleitet, s.
Altrom. glossarep. 48. — [Was astrum, astricus bärifft, so macht Wacker-
naget (brieflich) die ansprechende bemerkung: 'Ich denke astrum geht wie
astricus (Vocab. S. Galli), wovon unser estrich, auf die sternförmige
Zusammensetzung der Steinplatten, die den fußboden bilden und verzieren,
zurück und hat deshalb mit atrium ursprünglich ^nichts zu schaffevi. —
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I. PIATO-PICCO. 245
Zu nennen ist hier noch das ungefähr gleichbedeutende ostracus bei Isi-
dorm 19, 10, 26: pavirnentom testaceum eo quod fractis testis caice
admixta feriatur: testa enim graece oozgcncov dicitur/ Aber der gane
unübliche tausch des betonten o mit a macht dieses dymon mehr als
mceifelhaft; Isidorm scheint sogar 'das mlat. astracus vor äugen gehabt
eu haben.']
Piato U., ^. pleito, pg, pleito, preito, pr. plait, plag, dltfr, plaid
(schon in den Eiden) rechtshandel, dsgl. vertrag, chw. pled wort; vb, it.
piatire, piateggiare, sp. pleitear, pg. preitejar, pr. plaideiar, altfr.
plaidier, plaidoier, nfr. plaider, diw. plidar einen redUshandel führen.
Placitum, das im frühsten mütelalter Versammlung sur Verhandlung wich-
tiger Staatssachen hieß (placita habere, teuere 9. Jh.), eog man, als c
noch unbedingt guttural lautete, in plactum (placdum) zusammen, wiewohl
sich in der römischen litteratur kein beispiel dieser Variante findet: hier-
aus denn die obigen formen. ^In licitns, placitnm, bemerkt Ritschi, blid>
man bei der vocalischen bindung stehen, obwohl lictus, plactnm gewiß
kein sprachgesete entgegenstand. Im aUport war auch placito üblich,
später esgz. in plazo, prazo, sp. plazo, s. Santa Rosa.
Platte it., pg. sp. chato, pr. fr. plat flach, sbst. it. piatto, sp. plato,
fr. plat tdler; ein in mehreren sprachen einheimisches wort, jmsammen-
hängend, wie es scheint, mit gr. nXarvg breit, flach, ahd. flaz. Gleicher
herkunß ist sp. pg. plata süber (eigentl. metaUplatte, altfr. plate) schon
in Urkunden des 10. jh. e. b. Esp. sagr. XVIII, 332, Marca hisp. p. 864,
und ein neueres wort für ein edles metall platina; femer sp. chata ein
fahr Beug, daher ü. sciatta (so von sp. chato, comask seiatt platt, auf allen
vieren, als sbst. kröte).
Piazza it., wal. piatz (m.), sp. pg. pr. plaza, pla^a, plassa, fr.
place, mhd. nhd. platz; vb. fr. placer stellen, setzen; von platea (nla-
Tsia sc. odog breiter weg), bei Horae platea, goth. platja? s. Gabelente
und Lobe eu Mtfh. 6, 5; ebenso mit verschobenem accent neugr. nkavya
(y wie j). Die bed. räum in einer Stadt, plate, eigentl. hof, hat es zuerst
bei Lampridius.
Piccione it., sp. pichon, pr. pijon, fr. pigeon, it. auch pippione,
altfr. auch pipion taube; von pipio täubchen bei Lampridrius, dies von
pipare, pipire, vgl. das mail. kinderwofi pipi vögelchen.
Picco it., sp. pg. pico, pr. fr. pie Schnabel, bergspitee u. dgl.; fem.
it. picea, sp. pg, pica, fr. piqne spieß; vb. it. piccare, sp. pg. pr.
picar, fr. piquer stechen. Die worter lehnen sich an das lat. picus specht
(vogd, der in die baumrinde hackt) mit langem i, daher keine roman.
form mit e vorkommt: im gleichbed. sp. pico und fr. pic begegnet es jenen
Wörtern gradeeu. Vergleichen läßt sich kymr. pig spitze, dtsch. picken,
pickel. Dahin gehört femer it. picchio ^cht, stoß (in ersterer bed.
offenbares diminutiv von picus, gleichsam picnlus), picchiare klopfen; fr.
picot spitzhaue, picoter stechen, sticheln; vielleicht auch sp. plcaro, it.
picedro ^piebuhe u. a. m. Hierzu Diefenbachs Orig, europ. p. 253.
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246 L PICCOLO-PIGLIARE.
Piccolo it., sp, pequeno, pg. pequeno Mein, Provenealm, Cata-
lanen und Franeosen drücken denselben begriff mit petit aus, allein schwer-
lich steckt die gleiche wursel in den itai, span, port. formen: pit-colo
hätte sich wohl in picchio verwandelt {vgl. soperchio von superculus) und
pequefio müßte allzu künstlich aus pit-ic-uefio conätruiert werden. Es
bietet sich ein anderes etymon dar im dien roman. pic spitze, piccare
stechen, so daß piccolo (ursprüngl, subst. wie noch ais name einer münze)
tiipfelcheny pequeno tüpfclhaß, winzig bedeutete, wobei noch zu erinnern
ist, daß das Hat. partic. picco in seiner bedeutung (gestochen) dem lat.
punctum, piccolo also dem lat. punctulum entspricht. Jenes rom. pic
scheint auch im wal. pic tropfen, ciban, pice vorzuliegen. Neben piccolo
besitzt die itdt. spräche noch zwei büdungen mit palatalem c pfcciolo und
piccino Mein, die sich in pic-ciolo, pic-cino oder auch in pit-ciolo, pit-
cino zerlegen lassen; neupr. (in Nizza) sagt man piccioun, limous. pitsou,
fem. pitsouno, selbst ungr. pitzin. Sard. piccioccu knabe, picciocca mäd-
chen sind gleichfalls zu nennen.
Pidocchio it., sp. fiojo, pg. piolho, pr. peolh, pezolh, cot. poU,
fr. pou {für p6ou) laus; von pediculns abgeändert in peduculus (Freund),
mlat peduclus Ol. bibl. Hattemer I, 226'' , peducla Gl. erford. p. 362,
74. Davon das vb. it. spidocchiare, sp. despiojar, fr. ^pouiller.
Piedestallo it., sp. pedestal, daher fr. piMestal Säulenfuß, fuß-
gestell; zsgs. mit dem altdeutschen stal Stellung, stand, s. unten stallo.
Piegare, it., sp. pr. plegar, pg. pregar, fr. plier und in compos.
ployer, wal. plecä falten; von plicare. Zsgs. it. impiegare, sp. em-
plear, pg. empregar, fr. employer anwenden, anlegen, urspr. in etwas
hineinlegen, von implicare einwickeln, einfügeti, it. impiego, fr. emploi
anwendung, bedienung, diefnst; it. spiegare, pr. espleiar, fr. d^plier,
d^ployer, von explicare, de-explicare. Dazu Uegar IL b.
Pietanza it., sp. pr. pitanza, fr. pitance die tägliche portion eines
klostergeistlichen. Nach Le Duchat von petentia, dem aber nur ein sp.
pedenza gerecht wäre; nach Muratori, zu sehr gegen den buchstaben, vom
it. piatto Schüssel. Ital. pietanza, das in älter spracJw auch miÜeid be-
deutet, weist augenscheinlich auf piet^ es konnte gleichsam eine gahe des
müleids ausdrücken, altpg. pitanfa bedeutet mildthätigkeit SRos. Aber
dieses pietanza, zu welchem die andern roman. formen gar nicht passen,
könnte es nicht eine umdeutung sein aus pitanza, das noch der Lombarde
bewahrt, und könnte dies nicht erwachsen sein aus dem alten roman. pite
Sache von geringem werth? Schon Ducange dachte daran. Nicht leicht
verbindet sich zwar das suf/ix antia (ant-ia) mit Substantiven, allein es
fehlt nicht an einem verbum pitare, das z. b. im genues. pitta picken be-
deutet, so daß das Substantiv im sinne Mösterlicher enthaltsamkeit ein auf-
nehmen der speisen gleichsam mit den fingerspitzen, eine kärgliche mahl-
zeit ausdrücken würde.
Pigliare it., sp. pillar, pg. pr. pilhar, fr. piller wegnehmen, plün-
dern. Von pTlare rupfen oder von dem nur bei Ämmian begegnenden
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I. PIGREZZA-PIMIENTO. 247
pilare, s. t>. a. expllare plündem? Das rom, i spricht für letisteres und
die büdung mü erweichtem 1 erJclärt sich als eine scheideform in hesfiehung
auf it. piÜare, fr. piler stampfen, von plla. In compilare war sie nicht
nöthigj doch findet sich daneben it. compigliare imsammenfassen, scom-
pigliare verwirren, zerrütten.
Pigrezza it., sp. pr. pereza, pg. preguiga, fr. paresse trägheit;
von pigritia, wie sehr auch das fram. wort dem gr. Tcagemg gleicht.
Pilatro it.y sp. pg. pr. pelitre, fr. pyrethre bertramu)ur£iel; von
pyrethnim.
Pillotta it.j sp. pg. pr. pelota, fr. pelote ball, knäuel; von pTla,
bereits in den Md. glossen pilotellus = 5p. pelotilla. Daher auch sp.
peloton, fr. peloton häufe, rotte.
Piloto it. sp. pg., dsgl. it. pilota, fr. pilote lootse, Steuermann. Die
ndl. Sprache hat pijloot, und dies hält man für eine j^ss. aus peilen die
tieß des wassers messen und lood, - loot blei, was aber noch näher zu
prüfen sein möchte. Im franz. bedeutet piloter pfähle ins wasser schlagen,
pilotis grundpfahl, im piem. so wie im picard. und wallen, schlechtweg
pilot genannt. Aber logischer Zusammenhang zunschen pilotis und pilote
ist nicht abzusehen, wie sich letzteres denn auch mit seinem derivativen e
offenbar als ein dem it. pilota identisches wort ausweist; dieses aber hat
einen fremdartigen anstrich, indem sein suffix an idiota, epirota u. dgh
erinnert; romanisch wäre pilotto, pilot
Pilnccare it. trauben abbeeren, pr. pelacar ausrupfen, pic. pluquer
mit den fingerspitzen auflesen, norm, champ. pluchotter; zsgs. fr. 6plu-
cher, ckw. spluccar, moden. splucca ausklauben, ausrupfen. Es ist eine
ableittmg vermittelst des suffixes nc aus tat. pilare haar ausrupfen, ent-
haaren; also nicht vom ags. plnccian pflücken, das im ital. unfehlbar
wenigstens pinecare erzeugt haben würde, umgekehrt mag das deutsche
wort aus dem roman. geflossen sein. Man trenne davon das sp. espulgar,
s. polce. Mit piluccare ist zu verbinden sie. sard. pilucca, lomb. peluch
haarschopf, piem. pluch, gen. pellucco haar, faser, itdl. entstellt in per-
rnca, pamiea langgelocktes haar, dgl. falsches haupthaar, wal. paröce,
fr. perrnque, occit. sogar pamparmgo, richtiger sp. pelaca, alle 9mt
letzterer bedeutung. Das fr. perrnque soll CoguiUart (ende des 15. jh.)
zuerst gebraucht haben, man sehe Barbazan, Fahl, et cont. 1, 26. Noch
bei Nicot bedeutete es 'coma, caesaries und erst faulse perruque 'galericu-
lum, capillamentum/ Andre lassen das wort aus gr. Ttv^^og entstehen,
da die Römerinnen falsches haar von blonder färbe zu tragen pflegten,
aber gegen die entmcklung aus dem im roman. vorhandenen pilus unrd
kaum etwas einzuwenden sein.
Pimiento, pimienta sp. pfeffer, pr. pimenta gewürz, dsgl. pr.
pimen, aUfr. piment, ndat. pigmentam ein trank aus wein, honig und ge-
tcürzen, nfr. piment ein zu vielen arzneien gebrauchtes kraut; alle vom
tat. pigmentum färbemittel, aber auch kräutersaft zur bereitung der
färbe, daher etwas würzhafles oder wohlriechendes; ahd. ptmenta 'pig-
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248 I. PIMPINELLA-PIOGGIA.
mentumy aroma, odoramentufn. Der ikd. spräche ist das wart abhanden
QeKofmnen .
P im p ine Ha it, sp. pimpinela, fr, pimprenelle ein hüchetikraut,
pimpemdl, pimpinella saxifraga; soll aus bipinella für bipennula (ewei-
flügelig) entstanden sein. Der name wird auch von andern pflangen-
geschlechtem gebraucht. Der Cataiane sagt pampinella, der Piemontese
pampinela, wohl nur eine JsufSllige form, da die pflanze mit pampinus
nichts gemein hat. Neupr. heißt sie fraissineto, von fraisse = fraxinus.
Pinaccia it. (nach Menage), sp. pinaza, fr. pinasse eine art
schiffe; von pinus fichte, schiff,
Pincione it., sp. pinzon, pinchon, fr. pin^on, cot. aber pinsä, ein
vogel, finke. Derselbe vogel heißt griech. önividiov, dimin. von aniva,
das jedoch in amvdiov verküret itai. spingio oder spingione ergehen hätte,
wie denn diese spräche ein anlautendes s nicht abstößt. Besser leitet man
daher das wort vom Jcgmr. pinc (mtat. gleichsam pincio), welches eigint-
lieh fröhlich, zunächst finke bedeutet, vgl. fr, geai munter und hoher; der
Bretone spricht pint. Anmerken läßt sich noch das mit pincione gleiehbed.
bair, pienk^ slav. pinka, ungr. pinty finke. Sdtsam ist das neupr. bürg.
qninson für pinson; auch pg. pisco weicht von der span. form beträcht-
lich ab.
Pinque fr. (f.), sp.mit g pingue (m.), auch pinco, i>flr. pinque ^m.^,
ndd. pinke (f.) eine art schneller lastschiffe mit flachem boden und einem langen
und hohen hintertheile, wie Adelung das deutsche pinke beschreibt, ndl. pink
fischerkahn, engl, pink kleines Segelschiff. Aus pinus (schiff) konnte un/Bweifet-
haft pinica, pinea, wie aus granum granica u. dgl. abgeleitet werden, (wch
pinaza ist daher. Zwar haben die verschiedenen fahreeuge in bejtiehung
auf ihre gestaU und andre merkmaie gewöhnlich individuellere benennun-
gen, denn pinca aus pinus konnte ursprünglich nur die allgemeine bed.
schiff ausdrücken; gleichwohl ist diese etymologie festzuhalten, wenn das
wort nicht erweislich deutscher herkunft ist, worauf selbst das schwanken
der roman. formen und des genus hinzudeuten scheint: dieses deutsche
pinke nennt schon W. Orimm, Exhortatio p. 69, ein schwer zu erklären-
des wort. Dem ital. gebiete fehlt es, wiewohl Moraes die pinke ein fahr-
zeug des mittelmeeres und der italischen küsten nennt: pinca ist hier ein
länglicher kürbiß und weder in der Schriftsprache noch in den nwndarten
ist die bed. schiff vorhanden, — [Neben dem ndl. pink findet sich noch
ein veraltetes espink, welches Van den Helm, Woordgronding, als boot
von espenholz erklärt, also eigentlich ^sp-pink. Für die etymologie ist
dies ohne belang.]
Pinta sp, pg, mahl, zeichen, daher auch ein maß für flüssigkeit, fr.
pinte, wäl. pinte; von pingere pictus. S. Grimms Reinhart p. CCXXXVIII.
Ebenso mag goth. mgla scheffel mit mßl zeichen (?) zusammenhängen,
Grimm UI, 468.
Pioggia it., sp. Iluvia, pg. chuva, fr. pluie, wal. plodie regen;
von pluvia. Abgel, sp, chubasco platzregen.
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I. PIOMBARE-PISCIARE. 249
Piombare ü. senkrecht herabfallen, fallen nach dem senkllei, cadere
a piombo ; ebenso pr. plombar einsenken, eintauchen, fr, ploDger, leteteres
eine scheidefarm van plomber, das der bedeutung des lai. plumbare treu
blieby und gebildet mittelst des Suffixes g = tat. ic (venger= vindicare);
diesdben doppelformen im altfr. clinger, enferger neben diner, enferrer.
Sbst. fr. plongeon taucher. Pictet p.69 weist plonger ou/* ire^. plunia
eintauchen = hymr, plwng = sanskr. plavana und allerdings müssen
plonger ut^ plunia zusammenhängen, das franz. wort steht aber so ge-
sichert auf latein. boden, daß es keine erklärung aus celtischen sprachen
verlangt. Seine herkunft aus plumbicare bestätigt sich überdies durch die
pic. form plonqner 1) eintau(hen, 2) schwer auftreten, dltpic. plonkier, so
wie durch das mit plonger gleichbed. bask, pulumpatu; auch ist wcdlon.
plonc = fr, plomb, plonki = plonger. — [Neuere bemerhungen über
die herkunft dieses Wortes von Diefenbach, Ztschr, f. vergl. sprachf, XII, 79,]
* Pioppo, pioppa it., uhU, plop (alban. plepi), wallon. plopp, pg.
mit bekannter Verwandlung des pl in ch chopo, chonpo, span. nehen pobo
gleichfalls chopo, das der Catalane mittelst einer rückbildung, wie es
scheint, in clop übertrug, da sein cl öfters dem pg. sp. ch entspricht,
neap. chiuppo. Es ist das lat. pöpalus pappel, und ein merkwürdiges
beispiel von formveränderung : um pöpnlns von pSpnlns eu scheiden, wird
man schon in der römischen Volkssprache ploppus eingeführt haben, sonst
besäße der Walache schwerlich plop. Mn sdir altes ital. beispiel (v. j.
994) ist sancta Maria da li pluppi Mural. Ant. ital. II, 2035, Im
Gloss. occ. ist jop bemerkt, das aus it. pioppo entstanden sein müßte. Die
lomb. mundart spricht ohne Umstellung pobbia, in Berry gut peuple für
penplier, im Jura puble, im Limousin pibonl.
Pipita it., sp. pepita, pg, pevide, pivide, pr. pepida, fr, p^pie
eine krankheit der hühner; vom gleichbed. lat. pitnita, das sich früh in
pivita, demnächst in pipita verwandelt haben muß, da auch das ahd.
phiphis eine solche form {mit an- und inlaut p) in anspruch nimmt. Ein-
facher, durch syncope, entstand aus dem lat, worte das mail. püida, pnyida.
Pisciare ü., wal. pidä, ^. pissar, /r. pisser harnen. Dessen stelle
vertritt sp, pg. das aus dem latein. aufbewahrte mear, mijar; nur das den
übrigen sprachen in diesem sinne fehlende kinderwort pixa, pissa (mentula)
ist hier vorhanden. Auf deutschem gebiet bemerkt man es zuerst im alt-
fries. pissia, allmählich findet es sich in allen sprachen dieses gdnetes ein,
unrd aber als ein fremdling bärachtet, s. Weigand s, v. Unter den celti-
schen besitzt es nur die kymrische (piso, pisio), nicht die gadische, selbst
nicht die bretonische: jene hat dafür müin, diese troaza. Gewöhnlich
findet man in dem roman, worte eine pnomatopöie, so daß es ungefähr
unserm zischen entspräche: einen Zischlaut hat außer der ital. und wal.
form auch cot. pixar, neupr. picha, pic, picher. In der annähme von
onomatopöien kann man leicht zu weit gehen: es ist im allgemeinen rath-
samer auf vorhandne Wörter zu bauen. Hier fUhU man sich versucht an
pjtissare, pitissare eifte flüssigkeit wegsprüzen (TcvrlCeiv) zu denken, allein
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250 I. PISTOLA.
die hegriffsubertragung wäre unsiatthafty da dieses verbum eigetdl. aus-
spüteen bedeutet. Das roman. verbum beschränkt sich in den mundarten
nicht auf den angegebenen sinn. In der ocdtan. b, b. heißt es auch eine
flüssigkeit ausstrahlen: lou san pisso das blut spritzt aus der ader; den
gleichen gebrauch erlaubt das parmes. wort ; in Berry ist piss^e ein guß
aus dem schmehofen. Dies mahnt an pipa pfeife^ röhre: auch mhd.
pfifen = nhd. pfeifen kann diesen sinn erfüllen: üz pheif im daz bluot,
s. WT). II, 493K §oüte nun der Romane aus pipa ein vb. pipisare
zsgz, pipsare pissare {vgl. bombus, ndat. bumbisare) abgeleitet haben mit
der euletzt angeführten bedeutung? Ilieeu möge noch bemerkt werden
das trient pipa springwasser, das sich begrifflich dem dtschen pfifen
genau anschließt. Diese auslegung des Wortes möge weiterer ertvägung
empfohlen sein.
Pistöla it.sp.y /r. pistole und pistolet ein kleines Schießgewehr. Zu
Pistoja, sagt H. Stephanus, verfertigte man kleine dolche, pistoyers ge-
nannt, deren name nachher auf die petites harquebuses übertragen ward
(weil beide versteckt geführt wurden?). Es gib^ indessen kein dem fr.
pistoyer entsprechendes ital. wort, wohl aber pistolese mit der bed. kurzer
sabdj und diese bedeutung oder dolch dürfte aüerdings als die ursprüng-
liche angenommen werden. Pistolese aber ist nicht unüblich für pistojese
d. h. aus Pistoja (Femows Rom, Studien III, 278) und eine dbkürzung
in pistola gedenkbar. Erwähnung verdient aber auch Frischs vermuthung,
das wort sei aus pistillus Stößel, it. pestello, abgeändert und bedeute ein
Werkzeug mit einem knauf eine vermuthung, die durch das ven. piston,
peston kurze kugdbüchse, welches genau dem iL pestone großer Stößel
entspricht, nicht wenig gestützt wird. Sie leidet indessen an einem zwar
unscheinbaren, aber entsclieidenden formfeMer. Wenn ein suffix, wie hier
ill, abgeändert wird, so kann dies nur in der ort geschehn, daß man es
mit einem andern vertauscht: unser wort müßte also pistuola heißen,
denn bloßes ol kann nur nach i vorkommen (oriolo, usignolo d. i. nsiniolo).
— Gleichlautend ist der name eitler angeblich im 16. jh. und zwar zuerst
in Spanien in Umlauf gekommenen goldmünze. Im franz. bedeutet pistole
gewöhnlich ein fremdes goldstück (pistole d'Espagne, dltalie), un^d doch
kennt weder das span. noch das ital. Wörterbuch diesen ausdruck; ein
veraltetes sp. pistolete hat erst Seckendorf. Um so weniger darf an eine
von Fistoja ausgegangene münze gedacht werden. Bemerkenswerth ist da-
gegen, was Claude Fauchet, präsident des münzcollegiums (f 1699), dar-
über sagt: ayant les escus (d'or?) d'Espagne est^ reduicts ä nne plus
petite forme qne les escns de France, ont pris le nom de pistolets et
les plus petits pistolets bidets. Daß man ein kleines goldstück scherz-
haft ein pistölchen und ein noch kleineres ein pufferchen genannt habe, ist
nicht unglaublich. — [Mahn in einem gelehrten artikel p. 97 — 104 hält
pistola die waffe und pistola die münze für Wörter verschiedener herkunft.
Die Waffe sei allerdings nach Pistoja benannt worden und stamme auch
nach geschichtlichen Zeugnissen aus Italien. Pistola die münze aber sei
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L riTO-^PIZZA. 251
aus dem it. piastra entstanden und stehe für piastrnola; die ssusammen-
Ziehung scheint indessen ungewöhnlich hart]
Pito sp, spitziges holzchen ^ ältfr. pite name einer sehr kleinen
münze, henneg. pete Jcleinigkeity comask, pit wenig; daher sp. pitorra
Schnepfe (vom spitzen Schnabel), wallon, petion Stachel der biene; vb. pr>
pitar sich schnäbeln, sp, apitar anhetzen, altfr. apiter mit den finger-
spitzen berühren, pg, petiscar kosten, nippen, pitada so viel man mit zwei
fingerspitzen packt (Wagener); dsgl. mit dem begriffe der Jdeinheit maü.
pitin wenig, cremon. peteen kleinigkeä, sard. piticu Mein, wcd. pitic
zwerg, altfr. peterin winzig SB. Diese beispiele lassen einen alteinheimi'
sehen stamm pit annehmen, der etwas spitzes, schmales bedeutete und sich
im hym»\ pid spitze wiederfindet. Ein wichtiger Sprößling dieses Stammes
ist altit. pitetto, petitto, pr. cot. petit, fr, petit, neupr. pitit, wallon.
piti kilein, dimin. pr. cat. altfr. petitet. Ebenso weist das gleichbed. pic-
colo auf pic spitze. Beachtenswerth an pet-it ist das suffix, welches aus
euphonischer rücksicht der Verwandlung in et widerstand: petet oder gar
petetet lautete übel. Ein altes zeugnis des Wortes findet sich in Pitito-
villare Mabill. Dipl p. 498 (v. j. 776).
Piva it., sp. pg. pipa, aUfr. pife,pr.mit eingeschobenem m pimpa,
abgel. fr. pipeau ländliche flöte, Schalmei; von pipare, plpiare j)icpe»
(von vögeln), woher auc/i ahd. ptlfä, nhd. pfeife, pfeifer, letzteres im it.
piffero, sp. pifaro, fr, piflfre und fifre nachgebildet (piffre dickbauch,
eigentl. wohl mit aufgeblasenen backen wie ein pfeifer, s'empiflfrer sich
vollstopfen); churw. flfa. Merkenswerth ist das dauph. pipa, wdchesfrüh-
ling bedeutet vom schalmeienton. It. sp. pg. pr. pipa, fr. pipe bedeuten
auch ein langes faß als maß für flüssigkeiten, gleichsam eine flöte. Auch
fr. pivot und it. piuolo zapfen müssen hieher gehören. Von pipilare
aber ist pg. pipilar, it. pigolare piepen^ pimpeln, für pivolare, v mit
g vertauscht (Rom. gr. I, 288) oder besser wohl, eingeschoben in eine
form piolare für piyolare, welche erstere auch in oberitcA. mundarten
vorkommt.
Pizza ven. das stechen, jucken, sard. pizzn schnabei, chw. pizza,
maü. pizz, sie. pizzn, it. pinzo Stachel, sp. pinzas, fr. pince, it. pinzette
kneipzange; dsgl.it. pizzico, sp.j^izcB, zwick; vb.ven. pizzare, wallon.
pissl, it. pizzicare, wai. pitzigä, piscä, alban. pitskoig, cat. pessigar, pr.
pezngar, sp. pizear wnd pinchar, fr. pincer, ^pincer, epinceler zwicken;
dahin auch pg. piscar os olhos blinzen (die äugen kneifen). Zunächst
vom ndl. pitsen, hd. pfetzen, das aber selbst wieder auf einem im roman.
einheimischen umrzelworte pit (s, oben pito) zu beruhen scheint. —
[Nach Zamcke, Mhd. wb. II, 493, wäre pfetzen aus nUcU. petia, nach
Weigand, D. wb. II, 362, von pitar, s. oben pito. Formell sehr befrie-
digend, da sich hiermit auch die rhinistischen formen sehr leicht erklären,
leitet Langensiepen pizzare, pinzo cet. aus pictus pictiare, pinctns pinctiare.
Daß aber pingere ursprüngl., stecken, sticken, also auch stechen bedeutet
und daß diese bedetUung in der spräche fortgedauert habe, ist unerweis*
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252 L POGGIO-POLIZIA.
lieh: in acu pingere liegt der begriff des Stechens in acus, nicht in
pingere.]
Poggio it.j pr. pueg, puoi, aUfr, pui anhohe, sp, pg. poyo bank
vor demhatiscy cdtfr. puiot stütze Trist.; von podium erkerj anhohe. Vb. it.
po.'ggiare, altsp. fujar Canc. de B., altpg. pr, poyar, aUfr.^mer steigen;
jgsgs. it, appoggiare, sp. pg. apoyar^ fr. appHyer stützen, sbst. appui.
Poi it., sard. pus, sp. pues, pg. poz, pr. pos, pus, pois, fr. puis,
partihdj von post; esgs. it. dipoi und mit versetztem accent und Ver-
wandlung des i in 0 (wie in domani) döpo, gewif^ eine sehr alte bildung,
da auch der Wälache sie in düp^ besitzt (mail. de poii, in Forli dopö),
pg. pr. depois, fr. depuis, ndat. de postZ, Sah; woneben sp. despues,
pr. despuois, com. despo, bergamask. paduan. daspö, aus de ex post er-
Märt werden müssen. Eine andre ess. ist it. pos ei a, pr. poissas, von
postea. In betreff des weggefallnefi t in post, darf an pos im alteren la-
teinischen Sprachgebrauches umbrisch pus, erinnert werden, um so mehr
ais auch der Franzose dieses auslautende t hinter s, das er in est (vom
vb. &tr^) zuläßt, hier nicht anerkennt. Post in S. Eid. wird also wohl
ein latinismus sein, deren hier mehrere vorkommen.
Pol^dro, pnl^dro it., sp. pg. potro, pr. poudre (zu folgern aus
poudrel), altfr. pontre junges pferd. Mlat. pnlletras, poledrns schon in
der L. Sal. und L. Älam., puledro 'folo\ puledra 'fulihha Ol. Cass. Das
wort steigt also hoch hinauf, ist aber aus dem classischen latein unnach-
weislich, denn Scaliger*s pulletra für pullastra bei Varro ist bloße con-
jectur, 8. Forcellini. Da die mittel der latein. und roman. spräche nicht
ausreichen, das sufßx edrus oder etrus zu erklären, so dürfte man fragen:
bedienten sich etwa die Griechen in Italien einer diminutivform ikoUöqiov
(von TtüXog füllen) für moUdiov {vgl. Xitnog, inmdiov), woher Italien sein
poledro nahm? Aber auch nwUdiov reichte demBomanen hin, um diese
letztere form durch eingeschobenes r zu schaffen. Sp. pg. potro heißt auch
foUerbank wie lat. equaleus von eqnus, weil sie einige ähnlichkeit mit
einem pferd hatte (auch unser folter ist von poledrus), nfr. poutre heißt
Querbalken zum auflegen eines andern balkens.
Poleggio, puleggio it., pr. pulegi, sp. poleo, pg. poejo, fr. pouliot
eine pflanze, polei; von pnlegium.
Polizia it., sp. pg. poliefa, fehlt pr., fr. police Staatsverwaltung,
städtische Verwaltung, ' gouvernement d^une republique Nicot, mlat. politla
'statordnung' Dief. Gloss. lat. germ., im classischen latein nicht üblich.
Das wort, unser polizei, stammt aus dem griech. nokneia: seine romani-
sierung, selbst der im franz. auf die vorhergehende sübe zimickgezogene
accent, verhalt sich une in andern fällen, vgl. vexQo^iavreia, it. negro-
manz(a, sp. nigromancfa, altfr. nigremdnce {statt nigremant(e). — Von
polizia ist zu trennen it. pulizfa, sp. polida reinlicMceit, artigkeit, abge-
leitet von polire, it. auch pulire, spätlat. subst. polities (geschr. policies)
^yXaqwQOTfjQ^ Quich. Add., nüat. policia 'sconV d. i. Schönheit, nettigkeit
Dief. 61. lat.^ germ.
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I. POLIZZA— POPPA. 253
Polizza ü. schein, anweisung u. dgl z. b. beiG. Villani (f 1348),
sp. pöliza dass., fehlt pg., cat. pölissa; pr. polissia (totz celz qne aquesta
present polUsia veyran cet, urk. v, j. 1428), fr. police (t4. jh.), engl.
pölicy. Die ital. und span. bel&nung der ersten sübe verbietet, das wort
mit dem vorhergehenden in Verbindung eu bringen: es weist vielmehr un-
mittelbar auf poUex poUicis mit geändertem genus, une oft, frana. jsugleieh
mit fortgerücktem accent, muthtnaßlich aus dem italienischen entlehnt, da
U nicht in u ühergieng. Man brauchte pollex für siegd, weil bei dem
aufdrücken desselben der daumen besonders thätig ist, daher sab pollice
S. Mauricii in einer Urkunde DC„ demnächst für das mit einem solchen
zeichen versehene blatt.
P olle gar pg,, sp. pulgar, pr. polgar, aitfr. pochier L. de Guill.
daumen, vgl. si quis policare de manum vel pedem excnsserit L. Sai.;
vom ad}, poUiearis.
Poltro it. trag, feige, daher poltrone und so sp. poltron, pg. po-
trao, fr. poltron, aus dem ital. eingeführt, dem primitiv poltro aber ent-
spricht nur noch das champ. pleutre (weiches Oenin, RScrSat. phU. p. 169,
SU belltre gesellt). Das wort hat seine quelle im ahd. polstar, bolstar
pfiM, dessen deutschheit nicht zu bezweifeln ist; dieselbe begriffsverwandt'
Schaft zeigt ja auch fr. lodier bettdccke und faülenzer, ja die ital. form
boldrone> nach Veneroni auch boldra, bedeutet noch jetzt einen theU des
bettwerkes, und mehrere ausleger Dante's nehmen zu spoltre Inf. 24, 46
gradezu ein subst. poltro an, maü. polter, romagn. pultar lagerstätte, ven.
poltrona ruhd>ett. Ist auch der ausfall des s im itai. ganz ungewöhn-
lich, so darf er doch in der consonantischen gruppierung Istr nicht
auffaUen, atu^h der doppelte anlaut p und b redet für deutsche herkunft.
Scharfsinnig hatte Salmasius in poltrone eine abkürzung aus pollice
truncos erltannt: multi illo tempore (römische Zeiten sind gemeint), qnia
necessitate ad bellum cogebantur, prae ignavia poUices sibi truncabant,
ne militarent; inde pollice truncos hodieque pro ignavis et imbecillibus
dicimus, sed truncata voce poltrones. Diese etgmologie erwarb beifdU,
weil sie an römische Verhältnisse erinnerte; aber schon Menage fand die
abkürzung zu stark. Er bestreitet aber auch die herkunft aus poltro bett,
welche Landino, Velltädlo und andre schon behauptet hatten, indem er
diese bedeutung für zweifelhaft hielt, und leitet unser wort aus pullus,
pullitrus, da junge thiere furchtsam und träge seien. Daß sie scheu sind,
weiß man, feig und träge ist etwas anders.
Pomata it., sp. pomada, fr. pommade eine haar- oder hautsälbe;
so genantU, weil einer ihrer bestandtheile vom apisapfd genommen ward
(pomo apfd). So die (Jrusca.
Ponente it., 6|>. poniente, i>r. ponent eine der wdtgegenden, westen,
eigentl. Sonnenuntergang, ove il sol si pone; auch wäl. apüs (jpartie. von
apuÄe = apponere) hat diesen sinn, d>enso fr. couchant
Poppa it., pr. popa, altfr. poupe (bei Nicot) brustwar ze, zitze; vb.
poppare, popar saugen. Stalder I, 237 und Grimm P, 406 vergleichen
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254 I. PCR— POTARE.
schwele, bttbbi, engl, bubby, aber daraus konnte das rom. wort nicht wohl
entspringen. Die lat. spräche bietet nur piipa fnädchen, puppe: das itcd.
wofi unirde dasselbe sein, indessen konnte sich ü verkürzen wie in eäpa,
it. coppa, daher das chw. popa und das fr. poup^e (nickt pup6e) und
selbst unser puppe; mit o schreibt auch der Vocab. S. Goili das masculin
popus 'seha^ d. i. papilla; nur der Piemontese spricht pupa für popa.
Konnte nun unser zitze im it. zita die bed. mädchen ausdrücken, so wäre
es vielleicht nicht ssu vermessen, hier die umgekehrte entwicUung, eitee aus
püppchen, anzunehmen. [Pott vermuthet in poppa eir^ reine lautform ohne
beziehung auf lat. papa, s. dessen werk Doppdung cet. p. 34.]
Por 5p. pg. altfr., nfr. pour, präposition, vom IcU. pro (so noch in
den Eiden als latinismus), sp. pg. auch die stelle von per einnehmend,
wie schon in alten Urkunden, z. b. non territus pro hoc sacrilegio Esp.
sagr. XXXIV, 442 (v. j. 916). Daß dem Italiener diese partikel ab-
geht, ist bekannt; die einzige sard. mundart besitzt po (= por), das sie
vermuthlich dem spanischen entnahm, denn das landvolk gebraucht peri.
Zsgs. aüsp. altpg. pora, neu para, von pro ad, z. b. vadit pro ad ribulo
(rivulum) Esp. sagr. XXXI V^, 440. Die catal. spräche hat dafür pera
(per ad Monlau 362); vor dem infin. trifft man auch im prov. per a,
im altfr. por a, s. Born, gramim. III, 244 note.
Po reell ana i/., sp. porcelana, /r. porcelainejoor^^rfZan, eine anfangs
nur aus China und Japan bezogene töpferwaare. Das UolI. wort bedeutet
auch eine gewisse seemuschel, concha Veneris. Da diese mit der porzdUm-
masse große ähniichkeit hat, so lag es nahe, ihren namen auf letztere zu über-
tragen. Die muschel aber kann iJiren namen kaum anderswoher bezogen
haben als von porcos, aber, wie Mahn p. 11 auseinandersetzt, nicht in
beziehung auf dessen gewöhnliche, sondern auf eine andre, figürliche be-
deutung, weiche gleichfalls ewei dinge ihrer ähnlichkeit wegen verknüpft.
Portulaca it. pr., sp. verdolaga (durch umdeutung mit vetA^), pg.
verdoaga, verdoega, entstellt in beldroega, eine pflanze, von portulaca.
Aus lat. porcilaca aber entstand durch fölschung it. porcellana (auch
eine töpferwaare, s. oben), ahd. purzella. Aus pulli pes hühnerfuß soll fr.
pourpier für poupiö gebildet sein, was durch die mt^ndartl. form pi^pou
(pes pulli) bestätigung gewinnt, s. Menage.
Posta it. sp. pg., fr. poste post; von positus, wegen der auf gesteil-
ten pferde.
Posticcio it., sp. postizo, /r. postiche, dsgl. apposticcio, apo-
stizo, pr. apostitz untergeschoben, nachgemacht; gleichsam appositicius an
die stelle gesetzt, roman. posto stelle.
Postilla it. pg. pr. (letzteres aus dem vb. postillar zu folgern), sp.
postila, fr. apostille randbemerkung; nicht aus positus, es lautete alsdann
it. postella, sp. postilla, fr. apostelle, sondern zsgs. aus post illa sc. verba
auctoris, s. Vossius Vit. serm.
Potare »/., sp. pg. pr. podar, altfr. poder gewächse beschneiden;
von putare, dessen figürliche bedeutung (glauben) in die romanisd^en
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I. POTE -PREBENDA. 255
sprachen nicht eingieng. Dahin ^. po d ö n , pg. podao kippe, auch dlifr. pottn
Gormand v. 241. 255 ed. Scheler 246. 259. {nicht mü Reiffenberg = fr.
poing), abgeleitet vom sp. poda beschneidung, occit. poudo gartenmesser.
Pote sp. pg., pr. fr. pot {erster es zu folgern aus potaria) topf; vom
ndl. pot, wenigstens ist das pic. potequin offenbar das mndl potektn; das
Stammwort übrigens auch im celt. vorhanden, Jcymr. pot, gad. poit. Dem
Italiener fehlt potto, dagegen entspric/U das daraus gezogene feminin dem
ir. puite, das, wie lat. concha, die ital. bedeutung mit der oben bemerkten
vereinigt, auch it. vaso hat diesen doppelten sinn. Eine dbl. muß sein fr.
potage suppe (auch gemüse: potaige 'legumen Gl. de Lille p.37^ ed.
Scheler), daher it. potaggio und wohl auch sp. potage, eigenÜ. etwas im topf
bereitetes, wie fromage etwas in der form bereitetes heißt, also nicht von
dem unroman. potus, das fr. pooage ergeben hätte. Wie verhält es sich
aber mit pr. pot lippe? ist dies die grundbedeutung, woraus die andre
erfolgte, wie dies bei brocca der fall zu sein scheint? In der Schweiz
lautet es potte, faire la potte ist faire la moue (Dict. genev.), auch löthr.
potte, vgl. alban. paze lippe. Neupr. pot, limous, pontou (m.) bedeuten huß.
Potere it., sp. pg. pr. poder, aitfr. pooir {mit ausgestoßenem d),
nfr. ponvoir (mit eingeschobenem v zur aufhebung des hiatus), wal. pnteä,
lat. posse; sbst. it. podere {mit d), sp. poder, wal. pnteare macht, dsgl.
hab und gut wie das dtsche vermögen, itcU. auch bauemgut. Wie bei
volle icord auch hier von der in der coryugation vorherrschenden form
pot ein neuer infinitiv abgezogen. Poteret für posset hat eine Ur-
kunde vor 760 Fumag. p. 18, potemn^ ßr possumus findet sich Form.
Mab., desgl. Mural. Ant. ital. V, 312 (v. j. 796), femer podibat {pr.
podia) fUr poterat Breq. p. 222*^ (v. j. 657), potebat HLang. I, col. 26
(v. j. 782), potebsftit L. Sal. app. 3, potebimus für poterimns Form.
Bcduz., possat fiiir possit Fumag. p. 97 (v. j. 796), possant Mural. III, 670
(v.J. 767); s. auch Rom. gramm. II, 141—2.
Pozione it., sp. pocion, pr. poizo trank, arznei, oitsp. pozon Alx.,
Conq. UUram., fr. poison (m., noch bei Malherbe fem., s. Nodier, F^xam.
crit.) giß: von potio trank, arznei-, gift-, zaubertrank. Vb. pr. poi-
zonar, sp. ponzoiliar, von Dotionare bei Vegetius, sbst. sp. ponzofia, pg.
pe^nha giß. Eine ähnlicne ausartung der grundbedeutung im sp. yerba,
pg. erva gißpflanze, giß, altfr. enherber vergiften; im nhd. gift, ursprüngl.
gäbe, dosis.
Pozzo it., wal. patz, sp. pozo, pr. potz, fr. paits brunnen; von
pnteus, dtsch. pfütze. Daher pr. pozar, fr. puiser schöpfen, ^puiser
erschöf^en.
Prebenda, prevenda it pr., sp. prebenda, fr. probende eigentl.
täglicher lAensunterholt der manche und anderer geistlichen; von prae-
benda (plur.) was dargereicht werden muß, lieferung; dieselbe bildung
zeigt pr. liaranda von liurar. Das gleichbed.fr. provende {woher unser
pfrttnde), ü. profenda, trennte sich von probende durch einwirkung des
vb. providere versorgen, part. providenda, dem sich unser proviant anschließt.
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256 I. PREGNO-PRO.
Pregno it., pg. prenhe, pr. prenh, aUfr. prainß {acc. prenant)
schwanger j von praegnas, praegnans; vb. pg. prenhar, sp. particip.
prenado, dsgl. pg. emprenhar, sp. emprenar /f., woeu ein lat. verbum
fehlt. Das it. pregno, pregna ist eine misverstandne büdungy die der
andern mundarten sindj ihrem Ursprünge gemäßf generis communis.
Pres eilte it. sp., präsent fr. geschenk. Das wort steigt in diesem
sinne eiendich hoch hinauf , da schon Rambaut von Orange (um 1150) es
kennt (prezet gent presen schätzte ein artiges geschenk), das gleichbed.
ndat. praesentia reicht sogar bis eum 9. jh. jmrück. Die bedeutung
knüpft sich an die des vb. praesentare vorstellen, ndat. und roman. an-
bieten, darbieten.
Presse it., pr. pres, fr. prte, partikd für lat. prope; von pressum
gedrängt, wie gr, äyxi, Zsgs. it. appresso, dltpg. pr. apres, fr. apres,
j^. pressoch^, fr. presque.
Pre Stare it., sp. prestar, fr. prßter leihen; von praestare in ders.
bed: bei Saivian, Venantius, in der L. Sai. u. s. w.
Presto it. sp. pg., pr. prest, fr. pr6t adj. bereit; vom lat. praestns
auf einer inschrift Grut. p. 699. n. 4. Merkwürdig ist die port. form
prestes (itulecl.), sie hat in dem {/leichbed. lestes neben lesto ihr gegenstück.
Prete t^., sp. aitpg. preste, fr. prßtre aus dem altfr. pr. prestre,
priester, von presbyter senior, non pro aetate vel decrepita senectnte,
sed propter honorem et dignitatem Isid. 7, 12. Andre formen erklären
sich wegen des verschiedenen accentes nur unmittelbar aus dem gr. Tigea-
ßizeQog^ oder besser wohl aus ßem näher liegenden lat. accusativ pres-
byterum (Littri, Eist, de la langue frang. J, 55, (t. Paris, De Vaccent 45),
nämlich pr. preveire, preire, cat. prebere, altfr. proveire, provoire, und
so stimmt auch pr. preveiral, preveirat jm mZa^. • presbyteralis, pres-
byteratas. Auffallend ist das syncopierte ^ im it. prete, maü. prevet,
pret, da die spräche diesen buchstaben sonst nicht scheut.
Prevosto it., sp. ^^r. preboste, /i*. pr6v6t, wal. preot probst, profos;
von praepositus. Daher auch sp. pg. prioste syndicus.
Prigione it., sp. prision, pr. preise, fr. prison gefängnis; von
prehensio, prensio ergreifung, noch im ^a^ Verhaftung, im prov. weg-
nähme. Im ital. span. und altfrans. wird e^ auch in der bed. gefangener
Primo sp. pg. vorzüglich: la obra es prima das werk ist voreüg-
lieh; von primus im sinne von Primarius. Hieraus die bedeutung des
pr. prim fein, eart, noch jetist in den mundarten, z, b. limous. oquel efon
es prim dieses kind ist zart gebatd. Im Jura ist primbois kleines heiz,
reisholz. Rochegude bemerkt pr. prim preon mit der bed. sehr tief, was
an prime probos bei Naevius erinnert. Verb. pr. cat. aprimar ver-
feinern.
Pro it. sp. pg. pr., altfr. prou, preu, pro, sämmtlich masc, span.
masc. fem., dafür auch it. prode, dlt^. altpg. prol (f.) pr. pron vortheü;
von der lat. partikd pro, substantivisch angewandt une auch contra, z. b.
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L PROFILARE-PROSTRARE. 257
it. in pro o in contro jmm vortheä oder nacktheU. Vielleicht gab der
suruf proficiat, das man roman. in pro-£EUMÜa, pro-£et8sa übertrug, den
ersten anlaß eu diesem gebrauche, und ebenso ist in prod-est das it. prode
enthalten, oder eigentlich, prod ist die cdte vollständige form für pro, noch
erhalten in prodias bei Nonius ed, Oerlach (Corssen, Zeitschr. f. vergl.
sprachf. III, 266; RitscU, Plaut, exe. I, 97). — VoUkommen gleichlau-
tend mit diesem Substantiv ist ein adjectiv (einer endung) mit der bed.
tüchtig, trefflich, welches im prov. das eigne hat, daß es sein fleanvisches
s häufig mir wurzd zieht (pros ni valen acc., de la pros comtessa), da-
her nfr. preax, nicht tnehr preu, chw. prus fromm, adv. pr. prosamen,
aber auch proosamen, aUfr. protisement, wiewohl Icein adj. proos, fem.
proosa, vorkommt. Das adjectiv pro ist von dem Substantiv nicht zu
trennen: ital. egli e prode ist wiederum = prod-est 'er ist nützlich, brav,
wie das altdeutsche frum, das mittellat. ntilis beide bedeutungen einigt.
Oder ist es von probus? Unzweifelhaft wäre alsdann die regelmäßige
gestäU des feminins prova, da es von dem übergange eines adjectivs zweier
endungen in ein adjectiv einer endung schwerlich ein gemeinrom. beispid
gibt. Auch an pradens hat man gedacht, aber das lange u verträgt sich
nicht mit rom. o, wenn man au(Ji auf den wegfall der endung kein ge-
wicht legt. — Wenn aber die herleitung des adj. pro am probas unstatt-
haft ist, so läßt sich dagegen in dem adv. pr. pro, fr. prou s. v. a. lat.
satis um so leichter das adv. probe annehmen, als es altfr. auch proef
(Littri, Eist. II, 209), cot. prou (u aus b) l<mtet: pro batre alcun wird
von probe percatere aliquem wenig verschieden sein.
Prof ilare it., fr. profiler (entlehnt), sp. perfikr von der seile ab-
zeichnen; sbst. it. profilo, fr. profil, sp. lornb. perfil seitenat^ht; von
filum in der bed. gestalt (umriß). Der eigentliche sinn der compositions-
parUkel ist um so weniger gewiß, als die sprachen per und pro leicht
verwechseln.
Profit to it., pr. profieg^ cot. fr. profit vortheil; vb. profittare,
profeitar, profiter; vom sbst. profectus. I^anier und Portugiesen haben
dafür provecho, proveito (daher das it. proveccio) mit lat. provectus
zusammentreffend, doch wird von Santa Rosa auch ein altpg. profeito
bemerkt, und da in der that provecho aus profectus entstanden sein kann, so
ist es rathsam, bei diesem als dem gemeinromanischen worte stehen zu bleiben.
Propaggine it., pr. probaina, sp. provena, fr. provin (für pro-
vain, une die alten schrieben) Setzling, senker, vb. provigner; von pro-
pago propaginiS; propaginare, woher auch unser vb. pfropfen.
Propio U. sp., cot. propi; von proprius mit euphonischem ausfall
des zweiten r, wal. propriu, pg. proprio, pr. propri, fr. propre. Auf
eitler inschrift Ordl. 4822 findet sich bereits propii.
Prostrare it., sp. postrar, pg. pr. prostrar niederschlagen; ein aus
dem partic. prostratus von prostemere nach der ersten cor^. geformtes
verbum. In spon. Urkunden liest man postravi Esp. sagr. XL, 370 (v.j.
832), postratus XXXIV, 464 (v. j. 962).
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258 L PROTOCOLLO-PÜNZAR
Protocollo ü. ff. Van 7tQ€iyc6%oXloVy bei den Byjgantinem eigenU.
das den papyrusroUen vorgdeimte hlatt (esgs. aus n^wtog und KoUa),
worauf hemerM sein mußte, unter welchem comes largitionum u$id von wem
der papyrus verfertigt sei; der name nachher auf die notariatsurkunden
übertragen, weä dasdbst jenes blatte da es eine chronologische angäbe ent-
hid't und zur deckung von falschungen dienen konnte, nach einer Verord-
nung Justinians (nov. 44) nicht fetten durfte. 8. Tychsen in Hugo's
dva. magaein VI, 132.
Prua it., sp. pg. pr. proa, fr. proue Vorderschiff; von prora mit
ungewöhnlichem gewiß euphonischen ausfoMe des r, das sich im üai. proda
als d darstellt. Dasselbe wort ist auch im aUhocM. vorhanden: prora
'prot, prior pars navis^ Gl. Paris, (augiens.) Diuiisk. I, 268, in andern
glossen prort; und so wie proda in /eweüer bedeutung den rand eines
dinges bezeichnet, so auch unser ahd. proth prort brort, so daß das itoi.
wort in letzterem sinne aus dem deutschen aufgenommen sein wird, wäh-
rend es in ersterem einheimisch sein kann. Über den etwanigen Zusammen-
hang des ahd. Wortes mit andern germanischen s. Ch-aff HI, 313.
Prüdere ü., pr. pruzer (pmir GProv. 37), pg. cot. pruir (/Ar
pmdir) jucken; von prurire, euplhonisch durch dissimilation prudire u. s.f.,
noch in der limous. mundart prure für prurer.
Pagnale it., sp. paüal, fr. poignard dolch; abgeleitet von pagio
pugionis.
Pulce it. (f.), fr. puce (f.), cot. pussa, sp.pg. pnlga, cremon. gleich-
falls mit guUurallaut pealegh floh; von pulex (m.); vb. it. spulciare,
fr. ^pucer, cat. espassar, sp. pg. pr. espulgar, vod. esplagar, unter wel-
chen das span. verbum die bed. von despiojar (s. pidocchio) an sieh ge-
nommen hat.
Pulcella it., odtsp. pancella, poncella Bc., aitpg. pr. pncella^ fr.
pucelle, chw. purscella Jungfrau, masc. nur pr. piacel; fr. pucean,
chw. purscel jüngling. Es ist ein dimin. von pullas jung, das gewöhn-
lich von thieren, als schmeichelwort auch von menschen gArauckt ward.
Die älteste künde des dimintdivs findet sich wohl in einem capiiular Chlo-
dowigs (v. j. 500—611), wo es pulicella lautet, Pertz IV, p. 6, wdche
form auch eine handschrift der Lex. Sal. kennt. Das primitiv piülns
ist gleichfalls romanisch: üol. in Tessin pol knabe, pola mädchenj poUe
in dem alten liedchen auf JEkdalia, dUfr. und noch in Berry und Nor-
mandie heißt poulot knabchen, bübchen, in Limousin poaloto mädehen.
Pulsar sp. pg., pr. polsar, fr. pousser klopfen, stoßen; von pnlsare.
Eine zweite form ist sp. pnxar^ pg. paxar fortstoßen. Sbst. U. polso,
fr. pouls, von palsns.
Panto it., fr. point, auch prov. zuweilen ponh, point, Verstärkung
der negation; von punctum tupf eichen, Ueinigkeit; il n'a point d'esprit
er hat kein bißchen verstand, s. etwa Rom. gramm. III, 429—30. 444.
Punzar und punchar sp., pg. pun^r, it. pnnzellare, punzec-
chiare stechen; partidpialverbum, gleichsam punctiare von punetoB. SbsL
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I. PÜTTO-QUAGLIARE. 259
i<. panzone, sp. pnnzon, fr. poimpn Pfriemen^ gräbstichel^ disch. punzen,
bnnzen; von punotio stich, stechen, durch seine concrete anwendung ein
masculin geworden, vgl. wden tosone.
Putto i^., sp. pg. puto hübe, fem. it. putta mädchen, auch lieder-
liehe dime, sp. pg. pata, altfr. pute nur in letsfterer bedeutung. Ein wort
der römischen Volkssprache, das sich sufallig in einem kleineren, gewöhn-
lich Virgil jmgeschriebenen gedichte erhalten hat und als ein volksmäßiges
darin bezeichnet wird: Scilicet hoc sine fraude, Vari dalcissime, dicam:
dispeream^ nisi me perdidit iste putus. Sin antem praecepta vetant
me dicere, sane non dicam, sed me perdidit iste pner. 8. Winckelmann,
Jakrbb. für philöl., suppl. II, 497. Für putto war potto zu erwarten,
wobei jedoch diese etymologie unverdächtig bleibt. Mit patillas bei Flau-
tus Asin. 3, 3, 104 trifft das ital. dimin. puttello buchstäblich zusammen.
JEine abl. ist ü. puttana, aXtsp. patana Bc. liederliche dime, metze; die
stelle des unvorhandenen fr. pataine vertritt putain {at^h pr. putan, nicht
pntana), aus dem accus, patam, ebenso die eigennamen Evain acc. aus
Evam, Bertain aus Bertham, Barn, gramm. II, 47.
Putto ö., altsp. pudio, pr. altfr. put niederträchtig, widerlich (häu-
figes epithel der heiden pute gent); von putidus une netto, net von nitidus.
Daß dem it. putto auch die bed. verbuhlt beigegeben ward, als hange es
mit putta, puttana zusammen, darf nicht stören.
Q.
Qua it., sp. acä, pg. cd ortsadverb, von eccu*hac; dazu pr. ssl, sai,
fr. i^j lomb. Boik, von ecce hac.
Quadro it. sp. pg. viereck, rahmen, gemcUde, /r. cadre, rahmen, pr.
caire viereckiger stein, bürg, quarre ecke; von quadrum. Äbgd. fr. car-
ri^re steingmbe, buchstabl. quadersteingrube (carr^, carrer von quadra-
tuB, quadrare), in späterem mlatein quadraria, zu scheiden von carriere
laufbahn; dsgl. it. quadrello, sp. quadrillo, pr. cairel, /r. carreau Vier-
eck von stein u. dgl., auch bolzen (wegen seines vierkantigen eisens). Zsgs.
it. squadra, sp. esquadra, fr. 6querre, (f.) Winkelmaß, it. sp. auch rotte
(Viereck von leuten), geschwader, daher fr. escadre und escouade; dsgl. it.
squadrone, sp. esquadron, fr. escadron heeresdbiheilung ; alle vom vb.
squadrare cet. viereckig machen, lat. gleichsam exquadrare.
Quaglia it., attsp. coalla, pr. calha, fr. caiUe, chw. qasicrsi, wachtet;
mlat. quaquila, quaquara, quaquadra (gewiß aus älterer Überlieferung,
Wackernagel, Voces animantium p. 20), mnl. quakele. Das cot. guatUa,
vol. guala, hat den anlaut des dtschen wahtala, neben welchem auch quat-
tala fä>lich war. Das wal. wort ist prepelitzf, auch pitpeldce, das sard.
circnriy das piem. cerlach.
Quagliare, cagliare it., sp. cuajar, pg. coalhar, fr. cailler ge-
rinnen, von coagnlare. Vom sbst. coagulum i^ jpc/. coalho, it. caglio
Idb, ai4ch gaglio, latinisiert galium lahkraut, bei lAnnk
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260 I. QUALCHE— QÜI. '
Qualche ä., a7^. qualque, pr. qnalsque, /r. quelque^ unbestimmtes
pronomen, esgs. aus qualis quam nach dem beispiele von qaisquam. Mit
angefügtem unus: it. qualcuno, erweitert qaalch-ed-ano, fr, quelqa'un.
Quarösima it.y sp. quaresma, fr. car^me (m.), wal. peredsimi
plur. fastenaeit; van qaadragesima, neugr. zeaaaQoxoaTi^.
Quartiere it., sp. pg. quartel, fr. quartier das abgetheiUe viertel
eines raumes, in weiterem sinne ohne rücksicht auf genauigkeit des maßes
ein abgetheüter räum e. b. in einem hause, eine wohnung, quartier, auch
Stadtviertel: altfr. de tote la terre tot lo meillor cartier das beste theil
des ga/neen landes PDuch. p. 48. Der Südwesten braucht das primitiv
quarto in ähnlicher weise d. h. in der bed. wohnung, eimmer, gemach.
Quatto it., pr. quait, sp. cacho und gacho geduckt, sfusammenge-
drückt; sbst. it. in Brescia quat alp (etwas drückendes), fr. cache verst^;
vb. sard. cattare platt drücken, fr. cacher ducken, verstecken, neupr.
cachä pressen, verstecken; ssgs. fr. öcacher, altfr. esquachier Ben. II,
143, pic. 6coacher, sp. acachar, agachar platt drücken. Quatto entspringt
einfach aus coactus, ebenso wird sich cacher aus coactare detUen lassen
(CO = fr. c auch in coagulare, caiUer, et = ch in flectere, fl^chir u. a.).
Eine besondere bildung aus coactus, pr. quait, ist fr. catir pressen =
altfr. pic. quatir ducken (part. quaitis RCam, p. 247), nach Frisch u. a.
von dem den übrigen gebieten unbekannten quatere. Abu. aus cache sind
Q2LQ\i^i petschaft, cachette schlupfunnkel, cachot X^erA^. Neben pr.
cachar findet sich noch eine dblautform quichar (quitxat GO.), neupr.
esquichd, genf esquicher, chw. squicciar quetschen.
Quelle it. nebst colui {in der röm. mtmdart qnelui), sp.pr. aquel,
pg. a^uelle, demonstrativpronomen, von eccu'ille, nach Castelvetro von
hoco ille {was ist aber hoco?); daau wal. acel, i>r. aicel, altfr. icel, in
allen drei sprachen auch cel nebst celui, von ecc'ille, vgl. unten qui.
Man lasse sich durch eine mitteUat. umdeutung nicht jsu einer faisd^en
etymologie verführen. Die Marculf formein nämlich fassen icelui als
ipgi lui auf: interrogatum fuit ipsi lui num. 23, ad parte ipsius Ini
num. 17; ebenso schreiben die MabiU. formein ipsi illi ei für icelei, und
so könnte auch ici als ips'hic verstanden werden. Daß sich aber im fr.
c kein lat. s verbirgt, verräth das picard. chelui, ichi u. s. f., worin ch
einem lat. 9 gleich ist.
Questo it. nebst costui (in der röm. mundart questui), sp. pg.
aqueste {altpg. questo), cat. pr. aquest, demonstrativpronomen, von eccu'-
iste; dajsfu wal. acest, pr. aicest, al^r. icest, in allen drei sprachen
auch cest nebst cestui, neufr. cet, von ecc'iste.
Qui it., altfr. iqui Pass. de J. C. (noch jetzt bürg. pic.), equi SLeg.,
au4ih enqui, anqui, sp. pr. aqul, ortsadverb, t?o»eccu'hic; dazu ü. ci, pr.
aici, aissi {im Jaufre ci), cat. assi, fr. ici, ci, wal. aici, ici, von ecce hie
jssgjn. eccic. Im ital. fiel der anlaut e weg, im span. und prov. ward er,
une oft in tonloser erster silbe, bu a. Ob auch die span. spräche eine form
mit ( oder dem entsprechenden s kannte, da ja die üal. und prov. beide
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I. QÜINTALE—RAFFARE. 261
hesUsm? Im Poem, de Cid 486. 3121 findet sich desi adelante (von
hier an) = pr. d^aissi enan; auch ein aUpg, desy kommt vor^ s. D. Din.
Trov. Zu merken ist hier, daß das rom, ici oder ci in altem ndatein
mit richtigem etymologischen geßM durch eoce ausgedrückt wird, e, b.
Brunetti p. 439 (v. j. 716) parentes ecce habeo maltos ich habe viele
verwandte hier; p. 441 consobrino ecce mecam habeo ich habe meinen
vetter hier bei mir. Zsgs. ist it qui-ci, li-ci, beide bei Dante vorkommend.
Quintale ü.^ sp, pg. pr. quintal, das letztere schon bei dem TrotC^
badour Bertran v, Born, fr. quintal geuncht von hundert pfund; vom arab.
qin^tär Freyt. Uly 606 ein gewicht von hundert ratl, welches seinerseits
attö dem lat. centenarius (ahd. zentenari, kentenari Doc. Mise. 7, 204)
enüehnt sein soU. 8. Jos. v. Hammer und besonders Mahn p. 126.
Quintana, chintana t^., pr. qaintana, aUfr. quintaine mänfiliche
figur von hole mit einem schildy den der heransprengende reiter mit der
lange sfu treffen suchte. Die entstehung des Wortes ist noch nicht aufge-
holt. S. Ducange, Minage^ Caseneuve s. v.^ Baoul d. Cambr. p. 24y
FaOot p. 665.
Qnota ü.y pr. cota, fr. cote beiirag eines jeden zu einer gemein-
schaftlichen ausgäbe^ sp. pg. cota randbemerkung, transport (eigentl. an-
gäbe der Ziffer); von qnotus. Daher femer tY. quotare in Ordnung
bringen, sp. pg, cotar, acotar, fr. coter beziffern, allegieren, sp. cotejar,
pg. cotejar vergleichen (eigpdl. zusammenstellen); fr. coterie geschlossene
geseßschafi (ursprüngl. von betheiligten).
R.
Rabdrbaro it., sp.pg. ruibarbo, fr. rhnbarbe (f.) eine an den ufern
der Wolga so wie in China wachsende pflanze, rhabarber; eigentl. rha
barbarom (gr. ^), zum unterschiede so genannt von rha ponticum, une
die Römer eine andre ort dieser pflanze nannten, die in der gegend des
schwarzen meeres vorkam.
Racchetta it. {entstellt in lacchetta), sp. raqueta, fr. raquette näz
zum baüschiagen; gleichsam retichetta von rete.
Rada it. sp., rade fr. ankerplaiz, rhede; vom aUn. reida ausrüstung,
bereitschaft (der schiffe), ndl. reede, mhd. rade.
Raffare it. in arraffare, mail. raffä, piem.^ rafö, chw. raffar, altfr,
raffer, loihr. raffona hurtig an sich reißen u. dgl.; sbst. piem. rafa raub,
gewinn, lothr. henneg. raffe, it ruffa-raffa rapuse, romagn. riflFe-raflfa, chw.
riffa-raffa, sp. rifi-rafe. Dsgl. mit ableitendem 1 it. arraffiare {für ar-
rafflare), fr. rafler, ^rafler; sbst. it. raffio haken etwas zupacken, fr.
rafle in fiäire rafle aJles an sich reißen, rein aiufräumen, daher, so scheint
es, die bed. pasch mit drei würfeln (gewinn, reine aufräumung). Deutsche
herkunft ist nicht zu bezweifeln: mhd. reffen, nhd. raffen (engl, rafi wird
franz. sein); mit ableitendem 1 nhd. raffel Werkzeug zum scharren oder
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262 I. RAGGIO— KAMPA.
raufen^ vgl. auch dltn. hrafla wegschnappen. Dem Spielerausdruck rafle
entspricht ndl. schwed, raffet, engl, raffle. Das aitfr. raffle heif^ auch
grind einer wunde Roq,, Myst. ined. p. p. Juhindl I, 283 (j'ai rifle et
rafle et roigne et taigne), ndl. rappe dass.y vgl. akd. raQan sich schließen
(von wunden). Merkwürdig ist das loihr. adj. raffe Äerft, sauer (eigenÜ.
zusammenziehend? raffen corripere, zusammennehmen), entsprechend dem
ahd. raffi asper Oraff II, 494, gleichbed. comask. rap, vgl. aUn. hrappr
unsanß.
Raggio, razzo it., sp. pg. rayo, pr. rai, raig, aitfr. rai strahl
(prov. auch ström), nfr. rayon, von radius; daneben ein fem. it. razza
Speiche, weil, raz^, sp. pg. pr. raya, fr. raie straJd, streif, strich; vb. it.
raggiare, razzare strahlen, pr. rayar, aitfr. raier und roier strahlen,
strömen, sp. rayar, nfr. rayer streifen, von radiäre. Die itai. form mit z
kennt schon ein glossar des 8—9. jh. razus 'speicha Oraff VI, 326. —
Sonderbar ist aitfr. raie oder r6e de miel, norm, röve (mit eingeschobenem
y), nfr. rayon de miel honigwabe, auch pg. raio de mel uthd wohl auch
sard. reja: es scheint eine durch berührung mit dem aits. rata, mndl. rate,
mhd. r&z honigroße entstandene bedeutung, vgl. Grimm III, 464, Wei-
gand II, 611. Sofern fr. raie furche, Wasserfurche heißt = aitfr. roie,
pr. rega, arrega, kommt es von rigare wässern.
Rallar sp. cot., pg. ralar reiben, figürl. plagen, fr. railler foppen;
sbst. sp. rallo, pg. ralo reibeisen. Frisch meint vom ndl. rakelen schären,
rühren; nähere ansprüche hat radiculare von rädere, wenn nicht etwa an
radola (werkzeug zum kratzen) gedacht werden darf. — [In betreff des
franz. wortfs erinnert Diefenbach an ndl. ndd. raUen, Schweiz, rahelen
neckerei treiben und ähnliche, s. Ztschr. für vergl. sprachf. XII, 79.]
Rame it., wdt. aram^, sp. arambre, alambre, pr. aram, fr. airain
kupfer, kupfererz; von aeramen, bei Festus aeramina 'utensüia ampliora,
gewöhnt, aeramentum kupfer geschirr. Das churw. wort ist iröm, offenbar
entstellt aus iram, eram, wie uffönt aus uffdnt
Ramerino it., sp. romero, cat. pr. romanf, pg. rosmaninho, fr. ro-
marin ein kraut; zum theil entstellt oder umgedeutet aus res marinos.
Ramingo it., ramenc pr. beiname des jungen faiken, der von ast
zu ast fliegt, dsgl. unstät, fr. ramingue eigensinnig; von ramas, dtsch.
ästling accipiter ramarius, entgegengesetzt dem nestling accipüer nidarius
(Frisch). Dem ü. ramingo entspricht in seiner bedeutung sp. ramero,
dessen fem. ramera die feile dime bezeichnet.
Rampa it. kralle, rampo haken, pr. rampa krampf; vb. it. ram-
pare, aitfr. ramper klettern, nfr. kriechen, pari, rampant aufsteigend
(herald.); aus diesem verbum wohl erst das sbst. rampe, sp. rampa erd-
aufwurf, auffahrt. Rampare t^ desselben Stammes wie rappare (s. unten),
vom ndd. rapen, mit m bair. rampfen an sich reißen, packen (lomb. ram^
ranf krampf), daher das Substantiv mit der bed. kräUe u. s. f. Das ein-
geschobene m läßt die prov. mundart auch weg: rapar ist = fr. ram-
per, aitvai. leö rapan JFd>r. = sp. leon rampante, romagn. rap^ =
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I. RANCO-RANDA. 263
arramp^. Eine abh ist it. rampone hakefif hieraus nach Muratori das
vh. it. rampognare höhnen^ lästern, (rf0-. ramposner, ramponer höhnen,
eerren (ramposner, pinchier et poindre eerren, kneifen und stacheln
Boquef. s. v.), pr. rampoinar 'dicere verba contraria derisorie GProv. 32,
sbst. it, rampogna, aUfr. ramposne Verhöhnung u. dgl., henneg, ramponne
traelU schlage. Diese herleitung, wonctch rampognare eigenil. mit Schmä-
hungen aerreißen hieße, bestätigt sowohl das ven. ramponare häkeln, wie
das cat. rampoina fetaen.
Ran CO it. cat., sp. renco, altfr. ranc kretijsilahm, ven. ranco verdreht;
vb, it. rancare, arrancare hinken, dirancare ausdrehen, ausreißen, 5p.
arrancar ausreißen, ausziehen; gleiche bed. hat aUit. arrancare PPS. 1, 187,
gen. arranca, piem. ranch^. Der stamm ist deutsch: nhd. rank, ndl.
wTonck Kü. Verdrehung , mhd. renken drehend ziehen, bair. renken zerren,
ags. vrenc trug, goth. vraiqvs krumm. Arrancar ist also wohl ein vom fr.
arracher (U. c.) ganz verschiedenes wort; zu diesem passt buchstäblich,
aber nicht begrifflich, das sp. arraigar. — Für sp. renco gibt es eine form
rengo, sichtbarlich auf derrengar (s. oben diesen artikel) gestützt, mit dem
sie aber nicht gleiches Ursprunges sein kann.
Rancore it., rancor aitsp. pg. pr., rancoeur aitfr., rencor neusp.
groll; von rancor 1) ranziger geschmack, bei Pcdladius, 2) alter groll, bei
Hieronymus und im mlatein; daher auch fr. ra nenne (mit demselben
sufßx ivie im altfr. vieillune Rom. gramm. II, 341), it. äUpg. ran-
cnra u. a.
Ran dal sp., pg. renda spitzen an kleidem, daher sp. randal näz-
formiges gewebe. Es erinnert unmittelbar an unser deutsches rand und
beruft si(^ auf das ndl. kant, welches gleichfalls rand und spitzen heißt.
Zwar ist rand im alt- und mhd. nur in der bed. schildbuckel nachweis-
lich, es mochte ihm aber auch die heutige bed. margOy extremitas nicht
versagt sein, die dem ags. rand, rond, dem aUn. rönd oder schwed. rand
zusteht, denn im gründe ist auch der buckd des Schildes dessen äußerstes,
daher ihn schon eine ahd. glosse ^cupüla vel ora chfpei^ nennt (Graff
U, 531). Andre weisen auf lat. rete, sp. red, dem sich das pg. renda
schon ziemlich annähert, nicht so das sp. fanda. An die span.bedeutung
schließt sich etwa daspr. randar schmücken, putzen. Das piem. und neupr.
randa Streichholz um den inhalt eines gefäßes dem rande gleich zu ma-
chen^ vb. randi dem rande gleich streichen, entspricht unserm rand noch
entschiedener. Wir stellen noch hieher pr. randa, das für sich allein
nicht vorzukommen scheint {denn Chx. III, 400 la randa ist mit Bartsch zu
schreiben l'a randa), davon das adv. a randa bis ans ende, völlig, auch
it. a randa dicht daran: das Substantiv wird also das äußerste eines
dinges bedeuten und schließt sich unserm nhd. rand genau an. Abgeleitet
ist altfr. randir andringen Parton. 11, p. 103; pr. altfr. randon unge-
stüm, heßigkeit, adv. a randon und de randon, sp. de rendon, de rondon,
pg. de rondao mit einem schlage, heftig, plötzlich {etigl. at random), vb.
randonar, randoner anrennen, antreiben. Da die kämpfer mit vorgehal-
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264 L RANGIFERO-RATTO.
tenem schüd heranstürmtenj so wäre es mögUehy daß in diesen abieüungen
die ahd. bedeuitmg smr gdtung gekommen wäre.
Ranglfero it., rangffero sp., rangier fr., reynger ndl. rennOiier;
vom miat. rangifer, dies wohl at4S dem lappisch-finnischen raingo, nach
Schmeller II, 96. Franz. renne gleicKbed. aus dem nord. hiein, rön. *-|
Raperonzo, raperonzolo, ramponzolo it., sie. raponzoln, romagn.
rapönzal, sp. reponche, rniponce, pg. rniponto u. dgl., fr. raiponce (f.)
eine pflanze, rapunzd; von rapa rUbe, mit ital. Suffixen.
Rappare it. in arrappare, sp. pg. pr. rapar gewaltsam wegführen,
lothr. rapond an sich raffen, verschlingen. Das ital. wort ist augenschein-
lich vom ndd. ndl. rapen, engl, rap, schwed. rappa u. s. w. == hd. raffen,
das span., das auch die bed. scheren (das haar rein wegnehmen) entwickdt
hat, entspringt gleichfalls leichter hieraus als durch eine sehr sdtene um-
biegung der conjugation aus lat. rapere. Desselben slammes ist auch U.
rappa schrunde an den ßßen der pferde = mhd. rappe, ndl. rappe
grind KU., vb. ven. lomib. rapare, rapä schrumpfen = bair. sich rilpfen
erharten, mit kruste übersfiehen.
Rasare it. (eigenü. ven. lomb. u. s. w.), sp. pg. rasar, fr. raser
scheren; romanisches frequentativ von rädere rasns.
Rasc^r sp. pg. pr. kratzen; sbst. pr. rasca, dltfr. rasche kratze,
grind; für rasicare von rädere rasns. Dsgl. it. raschiare, cot. rasclar,
cUtfr. rascler, nfr. racler, mit ders. bed., sbst. it. raschia = pr. rasca,
lat. gleichsam rasicnlare. Sp. pg. rasgar auseinander reißen, ^st. rasgo
flüchtiger strich, skizze, führt man auf resecare zurück, wiewohl das aus
rasgar abgeleitete rasgnfiar kratzen und skizzieren mit seiner bedeutung
offenbar auf rasicare weist. Santa Bosa kennt auch ein äUpg. rascar
schreien.
UsiBO it. sp., ras fr. ein glatter zeug; vom part. rasns geschoren.
Abgd. sp. rasilla ort sarsche, vgl. bei Isidorus ralla, qnae vnlgo rasilis
dicitnr. Im it. rascia sarsche (rasch) findet Muratori den ländemamen
Rascia (ein theil von Slavonien Dante Par. 19, 140), woher dieser stoff
gekommen sein soll, altfr. le royanlme de Rasse z. b. beiFroissart; andre
den stäMenamen Arras, s. jedoch arazzo 11. a. Ein aiter ital. dichter
kennt vestiti di Doagio (Douai) e di Rascese PPS. II, 172.
Raspare it., sp. raspar, fr. r&per abkratzen, schaben; vom ahd.
raspön zusammenscharren. Sbst. it. raspo traübenkamm, dsgl. räude
(etwas kratzendes), sp. pr. raspa traübenkamm, granne, hülse eines komes,
fr. r&pe raspel; mit verstärktem anlaut it. graspo, vgl. dieselbe Ver-
stärkung in gracimolo ßr racimolo.
Rastro it. rechen, von rastmm korst, hacke, daher auch sp. rastro,
pg. rasto schleife (etwas auf dem boden fortgezogenes wie der rechen), dsgl.
spur, fährte; dimin. it. rastrello, rastello, sp. rastrillo, rastillo, fr.
rätean rechen, auch gatter, lat. rastellns.
Ratto it., sp. pg. rato, pr. fr. rat ein den Römern unbekanntes
thier, raUe, ratze. Die roman. formen des sehr verbreiteten Wortes stehen
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I. RAZIONE-REDO. 265
dm deutschen näher als den ceUischen: cM. rato (m,), ags. rät, altndd.
ratta, gael. radan, bret. raz. Abgeh cot. pg, ratar, piem. ratö, sp. rato-
nar benagen; sp. ratear kriechen, ratero kriechend (auch im maralischen
sinne). Der Venejrianer nennt die rotte pantegan, das Ferrari nicht sm
erklären toeifi: es ist von pantex und heißt eigentl. dickbauch. [Nach
Stier, Ztschr. für vergl. sprachf. XI, 131, von novrixog, letzteres oben
unter annellino berührt.]
Razione it. (bei Ferrari), sp. racion, pr. fr. ration bestimmtes
maß an lebensmittdn; von ratio, nUat. für jus, recht, gerechtsame, das
was einem gebührt.
Razza it., sp. pg. pr. raza, fr. race stamm, geschlecht. Die übliche
herleitung aus radix radlcis verträgt sich nicht mit dem accent der casus
obUqui, der nominativ aber hätte rddica ergd>en. Buchstäblich trifft das
ahd. reiza linie, strich, entsprechend dem ndat. linea sanguinis, fr. ligne,
nhd. linie. Das ins englische eingeführte racö einigt noch die bedd. strich
und geschJeclU in sich, die also wohl auch dttfrane. waren. Vgl. wegen
der begriffsentwickhmg auch wailon. ttr s. v. tiöre II. c.
Reame ü., attsp. reame, realme, pr. reyalme, nfr. royaume korng-
reich; aus dem acfji regalis, gleichsam regal&nen, eine übrigens fast bei-
spiellose bildung, die sich nur in dem attfr. ducheaame, gleichsam daca-
limen, für duch^ Ben. I, 18 unederhoU. Aus regimen aber ist fr.
regime, pr. regisme.
R^dina it., sicil. besser retina, mittelgr. ^heva DC, sp. umgestellt
rienda, pg. r^ea, pr. regna, fr. rßne aus dem alten resgne, jnigd; vom
vb. retinere aurückhalten, nicht von regnare: pr. regna, reina für retna,
wie paire für patre. Das wort diente aum ersate für habena, welches
aufgegeben ward, vielleicht weil es mit avena coUidierte, und ist merk-
würdig, weil es lateinischen accent seigt {vgl. r^tinet), wogegen die neuen
verbauen der endung a ohne ausnähme dem romanischen gepräge des
praesens sing, folgen, so daß es e. b. U. riti^na lauten müßte. S. Egger,
MSm. de VAcad. d. inscr. XXIV, II, 309.
Redo im it. arredo, sp. arreo, pg. arreio, pr. arrei (sn4 folgern, aus
areamen LR U, 117), oittfr. arroi sfurüstung, geräthe, putz; vb. it. ar-
redare, sp. arrear, pg. arreiar, pr. aredar (LR. V, 63 mit roidir über-
setzt) arrezar, altfr. arroier, arr^er ssurüsten, mit geräthe versehen, aurecht
machen, schmücken, altfr. arr^er auch das fdd bearbeiten. Andre eur
sammenseteungen sind: it. corredo, pr. conrei, altfr. conroi ausrüstung,
ausstattung u. dgl., sp. correo, cot. correu wohlthat, pg fehlt, vb. it. cor-
redare ausstatten, schmücken, pr. conrear, altfr. conr6er ausstatten, be-
vrirthen, nfr. corroyer leder, thon, mörtd eubereUen (sbst. corroi), sp.
conrear das fdd umbrechen; sodann pr. desrei, oitfr. desroi, derroi,
nfr. derroi Unordnung, vb. pr. desreiar, dttfr. desroier aus der Ordnung
kommen u. a. bedd. Das einfache wort hat sich im altfr. roi Ordnung
behauptet: mesnre ne roi Buteb. I, 108, nul roy Wack. p. 28, Amis 985,
aber auch das Span. adv. arreo 'nach der Ordnung, hintereinander, wenn
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266 L REFRAN— REGALARE.
man es m 4 reo verlegen darf, so wie das gleichbed. pr. darrö = sp.
de arreo geben es noch jeu erkennen. Woher dieser in mehreren eusam-
menseUfungen angewandte stamm? Die tat. spräche gewährt nichts befrie-
digendes. Ahd. r&ty das auch vorrath und geräthe heißt^ ist wegen des
rom. e ein sehr zweifelhaftes etymon: goth. ga-redan sorge tragen kann
nicht dafür entscheiden^ da das goth. % überall^ sicher wenigstens in ge-
meinrom. umfange, dem entsprechenden & der andern mundarten gegenüber
nicht £fur geltung kam. Goth. raidjan bestimmen, anordnen, ags. ge-rsedian,
nihd. ge-reiten bereit machen, eurecht machen, stimmen trefflich mit ihren
bedeutungen, würden aber nach der strenge der regel ein romcm. radare
erzeugt haben, doch ist bei dem großen einfluß der niederdd. mundarten
auf das französische entstehung von arreder, arreier aus der ndl. form
reden und Verbreitung von Frankreich aus als ein möglicher faU anzu-
nehmen, zumal da das wort auf diesem gebiete in größerer entfaUung er-
seheint Aber zu erwägen bleibt auch das gael. reidh glatt, fertig, bereit,
geordnet. Augenscheinlich identisch mit unserm roi ist jedoch das bret.
reiz regel, gesetz, vemunft, vgl. wegen der form bret. feiz = fr. foi, efreiz
= effroi, preiz = proie; kann es aber nicht eben sowohl fremd sein wie
die angeführten Wörter? die vannische form reic'h wenigstens beweist nichts
für seine cdt. herkunft, da jene mundart mehrfach in fremden Wörtern c'h
für bret. z setzt. Man erwäge über diesen stamm vor aüem Diefenbachs
Untersuchung, Goth. wb. II, 169—161, vgl auch Gachet 29^.
Refran sp., pg. refiräo Sprichwort, pr. refranh, fr. refirain wieder-
kehrender strcphenfheü. Man hat diesem wort die ungeschlachte bUdung
referaneus von referre untergelegt (von referant hat es noch neuerlich
Amador de los Bios, Lit esp. II, 606, hergeleitet) oder es d>en so unge-
schickt aus refrenare hervorgehen lassen. Refranh t^^ von refranher so
wie refrain vom aUfr. refraindre, wohin schon Baynouard sie ordnet, beide
verba von re-frangere wiederholt brechen, roman. auch modtdieren, herab-
stimmen u. dgl. Beispiele sind: pr. lo rossinholet volt' e refranh son
chantar LB., fr. en sa pipe refraignoit Wack. p. 79. Nach J. Ghimm
(Haupts Ztschr. V, 236) gehört lat. fringutire zwitschern und fringilla
fink zu frangere, wie auch aUn. kleka brechen und Uaka klingen gleicher
Wurzel sind. Für refranher gut prov. oMch refrinher schallen (nicht re-
frinhar LB.), unmittelbar aus refringere; womit sich aber das sbst. refrim
(geschmetter) formeü nicht vereinigen läßt, eher lehnt sich dies (nebst frim
GAlb. 6360) an fremitus.
Regal are it., sp.pg.TegsAsiT, fr. rigsAei bewirthen, beschenken; ^st.
it. sp. pg. regalo, fr. rögal geschenk. Es soll von regalis kommen,
warum? ist nicht klar. Bei der Untersuchung ist vor allem anzumerken,
daß es weder im franz. noch im ital. alteinheimisch, daß es aus Spanien
eingeführt ist. Hier bedeutet regalar hätscheln, liebkosen, altsp. im Alex,
schmelzen, liquefacere, regalarse liquescere. Es ist dies das lat. regelare
aufthauen, erwärmen; der Übergang des e in a konnte in frühester zeit
geschehen, als g vor diesen beiden vocalen noch gleichlautend war. Ein
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I. REGANAR— BEPTAR. 267
positiver beweis der idenütcU von regelare und regalar aber liegt darin,
daß wie im span, Alex. str. 2202 plomo regalado geschmoUenes hlei he-
deutet, so auch Papias regelatum plumbnm mit ^liquefacium^ übersetsft.
Auch die dUfr. spräche muß regeler in der bemerkten bedeutung besessen
haben: das sbsL regiel = sp. regalo hat sich wenigstens in dem hytnnus
auf JEkdaiia erhalten : por manatce, regiel ne preiement durch drohung,
lid>kostmg noch bitte; damit geht hand in hand nfr. d^geler aufthauen,
sbst. d^l.
Begaöar sp. und so pg. reganhar, pr. reganhar und reganar die
eahne blecken. Hiermit scheint identisch ältfr. recaner (beiRoquef. auch
recaigner), das gern von dem zähneblecken oder dem gesckrei des esds
gebraucht wird gleich dem prov, werte (sembla mnia can reganha LB.),
mail. righignä wiehern; dsgl. mit anlautendetn ch mundartl. (in Berry)
r^chaner schreien wie der esd, archanner wiehern, einfach chagner blecken.
Die Wörter passen eu cachinnare mit aufgesperrtem munde lachen: dem
durfte das wiehern und das damit verbündete gahneblecken verglichen
werden. Im nfr. ricaner (ri für re durch einwirkung von ridere, rire ?)
ward die bedeutung eingeschränkt auf das halblaute lachen der bosheit
oder albernheit, bei Nicot heißt es muthwiUig sein, schäkern.
Registro it., «p. registro, pr, fr. registre, pg. ohne r registo ein
veraeichnis, register; vom miat. registmm für regestnm 'Über in quem
regemntar commentarii qniyis vel epistolae summorum pontificam^ Du-
cange. Die einschiebung eines r hinter t ist ein bekannter romanischer zug.
Regolizia; legorizia it., sp. pg. regaliz cet., j>r. regalicia, regu-
lecia, aitfr. recolice, neufr. r^glisse süßhoU, lakritze; durch Umstellung des
1 und r aus liquiritia bei Vegetius, De re vet., dies at4S yXvxv^^i^a.
Relha pg. pr., reille dltfr., reja^. pflugschar; von regnla latte?
aUfr. reilhe de fer ^regula ferreck Oarp. s. v. regnla.
Rendere it., sp. rendir, pg. render, pr. fr. rendre zurückgeben u.
dgl., von reddere; sbst. it. reiidita, sp.pr. renisi, /r. rente einkünfte, von
redditnm, plur. reddita, abgegebenes, eingeliefertes. Die einfügung des n
mag sehr alt sein, da sie so allgemein ist (rendere L. Sal. tit. 52, cod.
gudf.); altital. bei Barberini findet sich indessen reddere s. Lex. rom., im
prov. ebenso redre e. b. Bth. 67, Pass. de J. C. 41, was hier, wo n leicht
ausfallt, freilich wenig sagt, altcat. sogar retre. Pott über Lex. Sal.
p. 167 erklärt sieh, um die müßige einschiebung des n zu beseitigen,
rendere Kcfter aus re-indere. Aber ist denn diese einschiebung wirldich
so müßig? ist sie nicht vielmehr eine einfache formver Stärkung, um das
wort, das im franz. ri^re häUe geben müssen, vor dem zerfließen zu be-
wahren, Oberhaupt um seinen Hang zu hd>en? Überdies stimmt auch der
g^auch des roman. u)ortes ganz zu dem von reddere : fr, rendre paisible
ist wie placidum reddere u. dgl,, was sich von re-indere nicht würde be-
haupten lassen.
Reptar aUsp. pg.pr., nsp.iei&r, dltfr. reter beschuldigen, anklagen,
zum Zweikampfe fordern. Aus mlat. rectare (vor gericht laden) konnte
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268 I. RESTA-RIBALDO.
es nicht entstehen^ es würde alsdann pr. reitar lauten; uhM aber a/us re-
putare; das sich in ähnlichem sinne angewandt findet, z, b. si quis alteri
i'epatayerit quod scutam suam jactasset X. Sal. tit, 30; quia nalli de
ista causa volet reputare weil er darüber keinem einen Vorwurf machen
wül Cap. Gar, Cdlv. Balue. II, 81; contra quod sacramentum si quilibet
fecisse reputatus fuerit beschuldigt sein sollte das. p. 179. Auch appellare
gieng auf diese bedeutung ein: pr. qu'ieu la repte e Tapelh de trassio
Chx. IV, 166, Die churw. form ravidar aber muß die obige deutung
über jeden eweifel erheben : v ist hier = lat. p, i häufig = lat. u.
Besta it., sp. ristra, pg. resta, restia, pr. rest bund ewiAdn, hnob-
lauch oder anderer fruchte; von restis seil, weil sie daran befestigt wer-
den, wiewohl das lat. restes allii sive caeparum etwas anderes ist als das
pr. una rest de cebas ho de alhs LB. V, 88, indem jenes die Uätter der
Zwiebel bedeutet. Das piem. rista hanf trifft dagegen mit ahd. rtsta flachs-
bündel zusammen.
Resta ü., ^. ristre und enrister (m.), pg. reste, riste, ristre ^roJa?,
in welche die lanee eum angriff eingelegt ward, doÄerpr. arestol, dUfr.
arestuel handhabe der lanze; von restare, rom. arrestare widerstehen,
also eigentlich widerhcdt, anhdU.
Restlo U. {für restivo), pr. restiu, fr. r6ti{ widerspenstig; gebildet
aus restare uriderstehen. Das maü. wort ist restin.
Retro it. in compositis, pr. reire, dltfr. riere; von retro, wofür sp.
pg. atras. Zsgs. ü. dietro, drieto, pr. dereire, derrier (letzteres auch
(^dj.), fr. derri^re, von de retro; it. addietro, pr. areire, fr. arri^re,
von ad retro. Dsgl. dbgd. pr. dereiran gleichsam deretranus, weiter
abgeleitet fr. dernier gleichsam deretranarius. Zu merken ist der aus-
fcXl des r (durch dissimüaiion?) im it. dietro ßr diretro so wie im ältfr.
za en ayer = pr. sa en areire.
Ribaldo ü. altsp. pg. (que tomasen an ribaldo, un bellaco Rsf.,
von Sanchee unrichtig mit rival erklärt), pr. ribaut, fr. ribaud lotterbube,
fem. ribauda, ribaude freche dime; daher ältn. ribballdi, mhd. ribbalt
Die ital. form rubaldo entstand wohl durch umdeutung mit rubare rauben,
stehlen. Was das mitteloMer unter ribaldus verstand, sagt deutlich Mat-
thäus Paris: fures, exules, fugitivi, excommunicati, quos omnes ribaldos
Francia vulgariter consuevit appellare, heillose zu allem fähige menschen.
Auch die das treffen eröffnenden leichten truppen, die enfants perdus, die
im heere eben sowohl den dienst der trossbuben thaten, hießen so. Man
sehe darüber TJi. Wrighfs Political songs p. 369. Neufr. ist ribaud auf
die bed. scortator eingeschränkt. Es läßt sich aus ahd. regimbald kühner
mann (Grimm P, 444) nicht genügend erklären, welches rambaldo, raim-
baut ergeben mußte und ergab, da m vor b nicht leicht austritt. Dagegen
bietet die ahd. spräche ein nur als fem. vorhandenes wort hrtbä (hripä)
prostituta, mhd. ribe (Graff IV, 1146), woraus mit dem sufßx ald das
rom. ribaldo erwachsen konnte. Desselben Ursprunges muß sein aUfr.
riber weiber verfuhren, wohl auch ribler uniherschwärmen. Man merke
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I. RIBEBA-RICREDERSI. 269
noch ü. rubalda art Pickelhauben^ wie die rubaldi sie trugen, dsgl. fr.
ribaudequin ein wurfgeräthe, fiöm. rabaudeken Kü.
Ribeba it, hauemgeigcy schäfergeige; vom arah. rab&b, das ein
ähnliches tongeräihe von runder form bedeutet Gol.p. 925 j Freyt. II, 107'.
Daraus soll entstellt sein it. ribeca, pg. rabeca, co^. rabaquet, /r. rebec,
pr. rabey, dsgl. jsp. rabel, pg. rabel, arrabil, aitfr. rebelle Boquef.
Poesie frang. p. 108, vgl. wegen der Verwechslung des b und c eine ähn-
liche Verwechslung des b und g im sp. jabeba, jabega maurische flöte.
Auch das pr. arlabecca, welchen namen ein ungenannter sänger seinem
gedicIUe beilegt, könnte dieser herkunft sein, s. Paul Meyer, Jahrbuch V, 393.
Ricamare it., sp. pg. recamar, daher fr. r^camer sticken; sbst. U.
ricamo, sp. pg. reeamo Stickerei; vom aräb. vb. raqama streifen in einen
Stoff uneben, sbst. raqm gestreifte Stickerei Freyt. U, 18P. 182'.
Riccio it., wal. ariciu, sp. erizo, pg. ericio, onriiio, pr. erissoo;
fr. h^risson (h asp., aUfr. aber auch eri^oiiy ire^on) igel, Stachelschwein;
von ericios Varro ap. Nonium. Daher das vb. it. arricciare^ sp.
erizar, pg. ouri^ar, pr. erissar, fr. h^risser starr machen, sträuben.
Riccio it., rizo sp. kraus, sbst. haarlocke, haarkrause, pg. rifo
flockiger Stoff; vb. sp. rizar, enrizar, pg. ri^ar, ourifar, erifar,' it. arric-
ciare kräuseln. Ferrari erblickt in riccio eine Umstellung aus cirrus locke,
gekräuseltes Juiar; weit besser hält es MSnage für eine abl. cirricius,
wodurch sich auch seine doppelte geltung als Substantiv und adjectiv am
einfachsten erklärt. Aber eine so starke aphärese une die der säbe ci ge-
stattet nur die üal. spräche, das wort müßte also nach Spanien eingebracht
sein. Merkwürdig ist sein ztisammentreffen mit riccio iget, dctö sich be-
sonders im pg. ouri^ar ausdrückt: sprachen, die für krauskopf dieselbe
wortform bilden und dulden wie für igel, konnten die nicht eben so wohl
die eine sache nach der andern benannt, das krause mit dem struppigen
verwechsdt haben, wie ein römischer dichter den komm wegen seiner sfifAen
kraus nennt? Das ineinanderlaufen beider begriffe spricht sich auch aus
im nikU. reburras ^hispidus, crispus\ vgl.Ducange h.v.: habebat oapillos
crispos et rigides atque sursum erectos et, ut ita dicam, rebursos. —
Span, enrizar heißt auch anreizen, aufhetzen: glaubt man das wort in
dieser bedeutung von dem obigen trennen zu müssen, so ist wenigstens das
von Gayangos dafür aufgestellte inrixare kein zulässiges etyman.
Ricco it., sp. pg. rico, pr. ric, fr. riebe adj.; vom ahd. r!chi, goth.
reiks, nhd. reich. Die franz. form bezieht sich auf die atthochd., ihr
che konnte aus altdeutschem chi hervorgehn, nicht aus auslautendem ch,
weiches, wie in Fr^d^ric und Ferry aus Fridertch, c ergeben mußte oder
geschwunden wäre. Über die bed. mächtig, welche das wort im aitroman.
wie im altdeutschen hatte, s. Lex. rom. I, XXXII,
Ricredersi it. seinen irrthum zurüdcnehmen, ricredente tmdricre-
duto des gegentheUs überführt oder überzeugt, pr. altfr. se recreire zu-
rücktreten, verzichten, müde werden eines dinges, aitsp. recreer den muth
verlieren Alx., mlat. se recredere, über dessen gebrauch s. Ducange. Be-
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^70 I. RIDOTTO— RIMA.
shnders Meß der im gerichtlichen jsfweikampf iSbenoundene, eum hekmntnis
seines unrechtes genöthigtCf recreditus, datier recrezut, recreu, recrezen,
recreant einen schimflichen sinn annahmen. Re-credere ist unlateinisch
und für die hed. ^ seine meinung jsurücknehmen eine verkehrte^ Zusammen-
setzung, Vielleicht bringt eine befreundete spräche dem UH>rte aufUärung.
Ahd. galaubjan ist s. v. a. crederc, aber das reflexive sih galaubjan s. v.
a. recederCy deficere; beide aber, das activ wie das reflexiv ^ einigen sich,
wie Wachemagel lehrte in dem grundbegriff freundliche hingebung oder
nachgiebigkeU. Dieses reflexiv sih galaubjan Übersetzte man mit se cre-
dere, dem man nicht ohne bedeutung die partikd re beifügte.
Ridotto, raddotto t^., sp. reducto, fr, r^duit und redoute (f)^ letz-
teres aus dem itai., schanze, Sammelplatz; von reducere reduetus.
Riffa it. (cigentl. rifa, in comask. mundet), sp. pg. cat. sicil. rifa
streit, Wettstreit, dsgl. glücksspid; vb. it. arriffare umrfdn, sp. pg. cat.
rifar streiten, dsgl. loosen, altfr. riffer wegraffen, kratzen, lothr. riffer
flachs raufen. Ist es vom ndl. rijven raspeln, rechen, cdtn. rifa zerreiben,
ri&s sich zanken, sich raufen = ahd. rtban reiben? Aber der über den
Süden des roman. gebietes ausgebreitete stamm u)ird mit seinem labial
eher auf das naher liegende hochd. i, z. b. im bair. riffen d. i. raufen,
als auf ndl. y oder nord. f = ahd. b führen. Ebenso sind die ableitun-
gen mit l zu beurtheilen: altfr. pic. norm, riffler raffen, kratzen, ritzen,
streifen, wallon. rifler blind hineinlaufen (an allem anstreifen, anschuppen),
auch henneg. rifeter = riffer, sbst. altfr. riffle spießgerte, norm, rifle aus-
schlag, grind (wie unser kratze von kratzen), wohl auch it. riffilo fratzen-
gesicht, piem. riflador feile; vom ahd. riffil, rifflla säge, nhd. riffel flachs-
raufe, vb. riffilön^ riffeln, aber auch fläm. ryffelen kratzen, schinden EH.,
engl, rifle ratiben, die wohl aus dem franz. sind.
Rifusare it., pg. pr. refusar, sp. rehusar, fr. refuser weigern. Das
wort muß aus recusare abgeändert sein durch einmischung von refutare,
it. riflutare, pr. refudar, das schon im frühem mlatein verwerfen, ver-
schmähen haßt. Im prov. und altfr. gab es eine zweite form mit ausge-
fallenem f {vgl. preon von profundus) rehuzar reüsar, rehuser reüser
ratiser ausweichen. Das altfr. reüser ward auch in ruser zusammengezogen
(Bau II, p. 216. 275, MGar. p. 93) und bedeutete vomehmlick das bei
seile weichen des uHldes, um den hunden die spur zu nehmen, daher das
neufr. sbst. ruse kniff, kunstgriff. Das zusammenfließen beider verba
recusare und refutare scheint sich auch in einer aUpg. form recudar =
refusar auszusprechen, wovon Santa Bosa ein beispiel anführt.
Rima it. sp. pg. pr., rime fr. reim; vb. rimare, rimar, rimer
reimen. Im prov. ist auch das masc. rim üblich: e devetz saber qu'on
pot dire rims o rimas Leys dam. I, 144; englischnorm, begegnet gleich-
falls rym, s. Wright's Polit. songs p. 236; auch aÜsp. rimo Sanchez I,
L. LVIL Die genauere unterst^chung dieses Wortes muß der geschichte
der poesie überlassen bleiben. Hier werde bemerkt, daß nur das
lat. rhythmus (^v»fi6g) und das deutsche rtm tn erwägung kommen
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I. RIMURCHIARE— MSICARE. 271
können: das lat. rima (riß) läßt sich bloß durch künsielei hieher ßiehen,
iciewohl es sich übrigens nebst dem vb. rimari in einigen sprachen erhalten
hat. Rhythmus ist numerus: es bezeichnet noch im ältesten mittdlatein
die gleichmäßige abtheüung des verses in rikksicht auf die iseitdauer, ohne
rücksicht auf das maß der einzelnen silben. Demnächst verstand man
unier versus rhythmicus den gereimten^ sofern er, wie in der Volkssprache,
keine silbenmessung anerkennt; für gleichlaiU des versschiusses (consonantia)
wird das wort kaum vorkommen. Diesen gelehrten ausdruck rhythmus
nun gab die Volkssprache durch das lautverwandte rima wieder^ die ah-
kunft aber des letzteren von dem ersteren findet in der form die größte
Schwierigkeit: itäl. mußte rhythmus nach regelrechtem über gange, wenn es
einmal eine zusammenziehung erleiden sollte, rimmo oder remmo lauten,
man vgl. ammirare aus admirari, semmana aus sept'mana, maremma aus
maritima, flemma aus phlegma, dramma aus drachma, und in der that
wandelt sich rhythmicus cdtsp. in remico Canc. de Baena. Vollkommen
aber stimmt das rom. rima zum ahd. rtm numerus, das übrigens auch die
cdt. spräche kennt: altirisch rim Zeuß I, 26, neu rimh, kymr. rhif (m.).
Wendet man ein, daß sich der reim unter den Deutschen erst später aus-
gdnldet habe (s. Koberstein p. 45, 4. aufl.), so liegt die entgegnung nahe:
sie kannten ihn, noch ehe sie ihn brauchtet^ aus dem lat. kirchenliede.
übrigens konnte der Romane das deutsclie wort in seiner altem bed. nu-
merus längst aufgenommen, ihm die neuere vielleicht selbst zugewendet
haben. — Eine zss. ist aüsp. adrimar £c., nsp. cot. arrimar zusammen-
stdlen, anlehnen, fr. arrimer schichten, vgl. ahd. rtm in der bed. reihe,
die auch dem sp. rima zusteht, fr. (in Berry) enrimer symmetrisch ordnen.
Die neupr. mundart sagt schlechtweg rimk annahem = sp. arrimar. —
{Weitere bemerkungen über reim theüt Diefenbach mit, s. Neue jahrbb. für
phüol u. pädag. LXXVII, 752]
Rimurchiare t^., fr. remorquer, sp. remolcar bugsieren; von re-
mulcnm schlepptau.
Rinculare it., sp. recular, pg. recuar, fr. reculer zurückweichen;
von culuS; une unser glächbed. sich ärsen von ars bei H. Sachs, ndl.
aerselen KU. Daher adv. fr. k reculons rückwärts, wie unser ärschlings,
mJ^. erslingen.
Ripresaglia, rappresaglia it., «p. represalia, /r. repr^ille selbst-
genommene entschädigung; eigentl. zurücknähme des genommenen, von re-
prehendere re-prehensus.
Risicare it., sp. arriscar, arriesgar, pg. riscar^ arriscar, fr. risquer
in gefahr setzen, wagen; sbst. it. risico, risoo, sp. riesgo, fr. risque ge^
fahr. Span, risco heißt Uippe, steiler fds und dieses fuhrt auf resecare
abschneiden, so daß man sich eine steile höhe als etwas abgeschnittenes
dachte: nicht anders verhält sich schwed. skär kUppe zu skära abschneiden.
Risco konnte ein Schifferausdruck sein, zuerst den gefährlichen f eisen,
dann die gefahr bezeichnend, wofür nachher die scheideform riesgo auf-
kam. Dazu stmmi aiuch neupr. rezegue gefahr, rezegä abschneiden^ maü.
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272 I. RISMA— RIVEERA.
com. resega säge und gefahtj vb. resegä sägen und wagen^ die nur van
resecare herstammen können. Auch pg. risca strich (schnüt)^ riscar
ausstreichen^ sind hieher zu rechnen.
Risma t^., sp. pg. resma, fr, rame, dtsch. rieß, ndl. riem eine quan-
tität papier. Vom ardb. razmah bündel Jdeider (rezmah Freyt. II, 146")
behauptet Sousa; daß aber Europa diesen ausdruck den ctrabem danke,
ist in sich selbst unwahrscheinlich und wird durdi die a/rab. bedeutung
schlecht unterstiäet. Schön ist Muraioris herleitung: gr. aQiO'/aog eahlj
anzahl sprach man in Itaiien arismas aus, eu schließen aus aUit. (auch
aUsp. cot. prov. aitengl. ndat.) arismetica, daher, mit bekanntem äbfaU
des anlautes a, rismo, risma. — [Wie kunstgerecht Muratori's erklänmg
auch war, so muß sie gleichwohl der gelehrten und ausführlichen recht-
fertigung des arabischen etymons von Dozy, Oosterl. 72 ff., weichen. Hier-
nach bedeutet rizma überhaupt pack, bündel, spedeU pack papier, bedeu-
tungen, die bei Freytag fehlen. Femer ist es höchst wahrscheinlich, daß
Europa im mittelalter sein kattunpapier von den Arabern empßeng^
Riso it., pr. ris, fr. riz, wcd. urez {auch riscase) eine getreideari,
reiß; vom lat. oryza. Dsgl. sp. pg. arroz, vom arab. aroz Freyt. I, 26*.
Ritorta it., pr. redorta, dUfr. riorte, reorte, roorte, rorte Boquef.,
norm, rote bindweide, weidenband; ursprüngl. etwas gedrehtes, von retor-
quere, woher auch sp. retorta, fr. retorte grfäß mit gekrümmtem halse.
Den frühen gebrauch des Wortes bezeugt die Lex Sal.: retortae, qaibus
sepes continentur, vgl. Pardessus p. 382.
Ritto it. adfj. recht, als gegensatst von Unk, von rectas grade, nidit
krumm oder verdreht, wie man sich die linke hand dachte, in dieser be-
deutung auch im mlatein, s. Ducange und Carpentier, daher marritta
rechte hand, esgs. mit manus. Gemeinrom. ist dafür das compos. i^. di-
ritto, dritto, sp. derecho, pg. direito, pr. dreit, fr. droit, w<d. drept,
lat. directus. Von directum das recht, häufig schon im frühen mlatein,
stammt auch das sbst. it. diritto ff. Zsgs. ist altfr. endroit, pr. endreit
Präposition für lat. versus, datier nfr. sbst. endroit stelle, platz, eigenU.
das gegenüber oder vor äugen liegende, wie contr^e von contre. Mü
directus wird auch die südliche hünnielsgegend benannt: dauph. droichi,
npr. adrech, piem. indrit, wogegen die nördliche als die abgewandte auf-
gefaßt wird: maü. invers, npr. aves (für avers).
Rivellino it., sp. rebellin, pg. revelim, fr. ravelin, bei Roquefort
revelin, ein vor dem mittelwall (der courtine) liegendes außenwerk. Nach
Menage ist dctö fr am. wort dem ital. entnommen, aber woher dieses?
Rivescio, rovescio it., sp.pg. reves {alle mit ausgefallenem r vor s),
fr. revers rückseite; von reversus, woher auch adj. pg. revesso, fr. revfeche
{eunächsi aus dem ital.? altfr. revois) widerwärtig, spröde.
Riviera it., sp. ribera, verkürzt vera, pg. pr. ribeira, verkürzt pg.
beira, altfr. ri viere ufer, eigentl. ufergegend; von riparia. Aber nicht nur
für die ufergegend, sondern auch für den ßuß selbst brauchten vermöge
einer leichten Übertragung, der man mit rivus nicht zu hülfe zu kommen
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' I. RIZZARE-ROCCA. 273
genothigt ist^ alle sprachen (altsp, ribera Älx,) dasselbe wori^ und diese
bedeutung ist dem nfr. tiviere ausschließlich verblieben.
Rizzare it. aufrichten; gleichsam rectiare, von rectus. Gemeinrom.
ist nur das compos. dirizzare, drizzare, altsp. derezar, nsp. pg. ende-
rezar, pr. dressar, fr, dresser, a-dresser {sbst adresse) richten, zurichten,
von lat. directus, wovon man directiare leitäe.
Roba it. äUsp., dltpg. rouba, pr. rauba, fr. robe, mit tenuis sp.
ropa, pg. roupa hleid, geräthe, in älterer bed. kriegsbeute, raub, chw.
rauba vermögen; auch masc. sp. robo, pg. roubo; vb. it. rubare, sp.
robar, pg. roubar, pr. raubar, ältfr. rober, nfr. d^rober, altsp. auch robir
Alx., ebenso waid. Hahn 598^ rauben; vom ahd. roub spolium, vb. goth.
bi-raub6n, ahd. roubön, roupön, vgl. gael. robainn. Früh drang das
nUatein ein: quicquid super eum cum rauba vel arma tulit L. Alam.;
si quis in via alterum adsalierit et eum raubaverit L. Sal., und diese
bedeutung berauben ist sowohl altdeutsch wie romanisch. Abgel. dltpg.
roubaz, robaz, roaz räuberisch, nach dem muster von rapax geformt.
Wal. robi, einen zum gefangnen machen, von rob = serb. röb, alban.
robi und ropi gefangener, sUave, daher auch roböt^, serb. röbija frohn-
dienst. S. über diesen ganzen wichtigen stamm Dief. Goth wb. II, 164.
Robbo, rob it., sp. fr. rob, pg. robe obsthonig; vom arab. robb
dass.Fregtag II, 106K
Rocca und roccia it., sp. roca, pg. pr. roca, rocha, fr. röche fels,
Tdippe (it. rocca auch schloß), masc. cot. roc stein, Jciesel, fr. roc fds;
abgel. pr. rochier, fr. rocher; vb. alifr. rocher mit steinen werfen
LRs. 178, noch jetzt norm. u. s. w. (röche stein zum werfen Ren. II, 87);
zsgs. it. diroccare, dirocciare, sp. derrocar, pr. derrocar, derocar, fr.
d^roquer, d^rocher von einem felsen herabstürzen, niederreißen, sp. der-
rochar verschwenden, durchbringen, altfr. aroquer, arocher zerschmettern.
Der Ursprung des Wortes ist nicht mit voller Sicherheit zu bestimmen. Im
ndatein kommt es wenig vor, zuerst, nach Ducange, in den Annal. Franc,
ann. 767, wo es thurm oder fdsennest bedeuten muß: multas roccas et
speluncas conquisivit. Nach einigen (s. z. b. Maßmanns schrift über
das Schachspiel p. 38) ist es nichts anders als der name der Schachfigur
roc, also persischer herkunft, allein dafür geht sein alter zu hoch hinauf.
Auch fremde sprachen kennen es, in keiner aber scheint es zu wurzeln,
gael. roc, engl, rock, ndl. rots (s. darüber Hoffmann, Hör. belg. III, 162),
bask. arroca. Unter andern zuströmenden Wörtern verdient, wenn man
sich streng an den begriff hält, das kymr. rhwg '^ etwas vorragendes^ noch
die meiste rücksicht. Oder hängt rocca zusammen mit rocchetto (s. unten)
und bedeutet eigentlich etwas faltiges in beziehung auf die risse in den
felsen, wobei man auch an das rom. falda bergabhang erinnern könnte:
es ist nur schade, daß es für diese auffassung an beispielen in andern
sprachen fehlt. Sehen wir zu, ob sich das wort nicht aus dem lateinischen
dement schöpfen läßt. Rupes fand im roman. keinen eingang, nur die
ital. Sprache duldet es als poetischen ausdruck: aber man konnte rupea
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274 I. ROCCA-ROMANZO.
daraus dbieitenj wdches, indem sich u in der posüion hürgie (rQpea rSpja),
roccia, röche ergab wie appropiare approcciare, approcher ; tvirhlieh findet
sich rupea ^saxosa Gl. Paris, ed, Hüdebrand p. 264. Aber dem guttu-
ralen rocca ist damit nicht geholfen: diesem genügte nur eine andre ab-
leitung von rapes, rupica, wie von avis avica, von natis natica, von cutis
cutica geleitet ward: Übergang des pc in cc ist zwar nicht zu belegen^
aber im prindp einjguräumen. Beide abü. rupea und rupica können im
spiel gewesen sein, doch kann rupica auch das palataie rocka, röche er-
zeugt und dies sich nach Italien in der form roccia verbreitet haben.
Rocca it., sp. rueca; pg. roca Spinnrocken, vom ahd. rocoo, altn.
rockr. In der alten prov. spräche vermisst man das wort, die neue occit.
mundart kennt rouque spule. Daher it. rocchetta, engl, rocket, dtsch.
rakete, weil sie mit dem oberen dicken ende die form eines rockens dar-
stellt, s. Ferrari.
Rocchetto it., roquete sp., röchet fr. (daher wohl die itdl. form
roccetto) Chorhemd, vgl. wal. röchie weiberroek. Das primitiv roccus
(später auch hroccus geschr.) kennt ein capitular Karls d. gr., es ist das
dhd. roc (hroch Gl. JEmmeram.), ags. roc, altn. rockr. EigenÜich be-
deutet das roman. wort ein gefälteltes kleid, daher pg. enrocar, it. ar-
rochettare ßei P. Monti p. 223) fälteln, und dies erinnert an altn.
hrucka, gael. roc runzel, falte, engl, to ruck schrumpfen.
Rocco it., sp. pg. roque, pr. fr. roc thurm im schach; vom pers.
rokh kameel mit bogenschützen besetzt, s. VuUers II, 24^.
Roggio it., sp. roxo, pg. rouxo, pr^ rog {fem. roja), fr. rouge, dsgl.
it. robbio, ^p. rubio, pg. ruivo roth; von rubeus; v6. fr. rougir, pr.
rogir roth werden. Robbio würde sich auch von rubidus leiten lassen,
stimmte nicht das sbst. robbia färberröthe genau zu dem gleichbed. rubia.
Rogna it., sp. pg. pr. gleichlaut., fr. rogne, wal. r^ia {vgl. yie mit
it. yignsL, sicriu mit scrigno) kräitze, räude; nach MSnage von robigo
robiginis rost, rostfleck, eine harte, aber doch mögliche zusammenziehung.
Am leichtesten erklärt sich das adj. rognoso ff. aus robiginosus.
Rognone it., sp. rinon, pr. renho, ronho, al^r. regnon^ neufr.
roignon niere, weil, renunchiu; erweitert aus dem aüzu umfanglosen ren,
glächsam renio, mit beobachtung des bildenden i, wie man dies in vig-
liacco aus yilis u. a. fällen bemerkt. Ital. auch amione, argnone mit
umgestelltem re (so in arcigno vom fr. rechin).
Romanzo it., sp. romance, pr. ältfr. romans, chw. romansch, mlat.
romancium romanische spräche oder dichtung; daher vb. sp. romanzar,
pr. romansar, altfr. romancier ins romanisd^ übertragen u. dgl. Es er-
klärt sich buchstäblich aus dem hxt. adv. romanice, wie es denn in der
that adverbial gebraucht wird: altfr. parier romans loqui romanice. S. Rom.
gramm. I, 74. Altfr. lautet romans gewöhnlich, wenn auchunricMig, im
cas. obl. romant nach dem muster von paYsans paYsant {nfr. paysan), da-
her der spätere nomin. romant, roman so wie das ac{j. romant-ique.
Über romanzo s. Baynouard, Chx. 371. Ein gegenstück zu romans ist
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L ROMBO-ROSIGNUOLO. 275
üitfr. bretans = britannice Brt, J, 5S2, auch sp. vascuence = vasco-
nice, welches erstere Adelung, Mithr. II, lächerlich aus Vasco und ence
^art^ smsammensettft.
Rombo it., sp. rumbo, pg. rumbo, rumo, fr. rumb, engl, rumb
windlinie auf dem compctss, lauf des schiff es; vb. fr, arrumer die ivind-
Unten auf einer seekarie zeichnen; nach Nicoi vom gr. ^v(.i6g deichsei, so-
fern diese die richtung des wagens aneeigt, nach andern von rhombus.
Aber fr, arrumer, sp. arrumar die Schiffsladung vertheilen und ordnen,
pg. arrumar überh. ordnen, werden aus dem ndl. ruim Schiffsraum er-
klärt, s. Pougens, Tresor I, 89. Vgl. norm, arruner ordnen, döruner ver-
wirren.
Romeo ü. aUsp. (bei Berceo), dsgl. it. romero (mdartl. s. Mural.
Ant. iUü. VI, 648), sp. dieselbe form, aUfr. romier Wallfahrer, eigentl.
wer nach Rom pilgert ; romero quiere decir como ome que va & Roma
pora yisitar los santos lugares Partid. 1. tit. 24, 1 (bei Cabrera); chia-
mansi romei inquanto vanno a Roma Dante Vit, nuova.
Röndine, rondinella it., wal. ryndunea, pg. andorinha, pr. ironda,
irondella, fr. hirondelle schwalbe; mundartliche und nebenformen: wal.
rundurea, pr. randola^ neupr. endriouleto, andoureto, dindouleto, altfr.
aronde, alondre, arondelle, cat. aureneta, oreneta, val, oroneta. Alle aus
hirundo hirundinis, jer. b. das cat. orin-eta umgestellt aus irond-eta mit
ausgeworfenem d nach der weise dieser spräche; aber wie deutet man das
sp. golondrina, dessen primitiv goloniro begierde, verlangen ausdrückt?
Ferrari wiU das gr. x^^^^^ darin erkennen.
Ronfiare toscan., sie. runfuliari, ven. ronfare, pr. ronflar, /r. ron-
fler, chw. g-rufflar schnarchen ; vgl. bret. rufla, gr. ^oq>eiv, ^ofiq>avaiv schlürfen
u, dgl. naturausdrücke mehr.
RoB pr. (m.) thau: ab gran joi albergueron el mati ab lo ros am
morgen mit dem thau GAlb. 3784; dcks einfache wort fehlt sonst, ausge-
nommen sard. rosu und rore, wal. roe. Dafür schuf sich der Portugiese
aus roscidus (thauig) mit ausgestoßenem d dctö subst. röcio, sp. rocfo,
aus demselben adjectiv floß sp. rociar (une aus limpidus limpiar), cat.
ruxar, pr. arrosar, fr. arroser bethauen, besprengen; aus dem vcfbum das
Substantiv sp. pg. rociada, cat. ruxaia, i)r. «osada, fr. rosöe, it. rugi-
ada thau, buchstäbl. bethauung.
Rosa it. sp. pg. pr., rose fr. eine blume. Da das woH überall, auch
im wai. ruse, den ihm gebührenden diphthong als at^sdruck des kurzen o
vermeidet, so muß die ausspräche mit langem o rosa sehr alt sein und
vieüeichi würde sich bei einem der spätesten lat. dichter ein beispiel der-
selben finden. Auch ahd. rösä. Aus dem classischen rosa hätte sich it.
ruosa, sp. ruesa, .altfr. ruese, wal. roase gestalten müssen, aber nur in
einigen mundarten kommen diphthongische büdungen vor: maü. piem.
chw. rosa.
Rosignuolo, rusignuolo it., sp. ruisefior, altsp. rosenol, rosefior,
pg. rouxinhol, rouxinol, pr. fr. rossignol nachtigaU, bei einem prov. dichter
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276 I. BOSSO— ROVERE.
auch fem. rossinhola (nicht etwa das Weibchen); van lusciniolas aus lus-
cinius. Varro L. L. 6, 76 führt nur das dimin. lusciniola an und auch
die neuen sprachen kennen nur eine diminutivbüdung. Die seltsame ge-
meinroman. vertauschung des anlautenden 1 mit r scheint, wenn man die
alte artikelform hinjsfudenkt, rein euphonisch: lo losignuolo mit gwei ton-
losen lo (anders in lo löco), worauf noch ein suffigiertes 1 folgt, war un-
erträglich. Diese vertauschung ist uralt: rnscinia kennt schon eine hand-
Schrift des 9. jh. s. Haupts Ztschr. V, 197^, roscinia eine eben so alte
s. Mone's Amfeig. VII, 148. Eine ital. n^enform ist lusignuolO; selbst
usignuolo, altfr. lousignol mit dem verbum lousegnoler, in bürg, mundart
noch jetet rosignöler. Bouille führt auch lurcignol an. Der Dacoromane
ist von dem lat. werte abgegangen und nennt den vogel priveghitoare
nachtwächterin, gleichsam pervigilatrix, der Albanese nennt ihn mit einem
weder latein. noch griech. werte biljWlj, welches auch der Macedoromane
angenommen.
Rosso it., sp. roxo, pg. roxo, pr. r(fc, fr. roux, wal. ros, roäfu roth;
von dem seltnen lat. rasaus.
Ro stire it. in arrostire, cai. rostir, fr. rötir, pr. raostir, rösten;
part. prät. als sbst it. arrostito, fr. röti geröstäes, braten; sbst. aus dem
stamtne pr. raust, it, arrosto. Das verbum trifft eusamimen mit ahd.
röstjan {rom. i = ahd. j), das sbst. mit gi-rösti, aber auch die ceU. Wörter,
gael. röist; kymr. rhostio, bret. rosta sind eu nennen. Beachtenswerth ist hier
derprov. diphthong au, der aus den celt. formen unerklärbar ein älteres hd.
raustjan in anspruch nimmt, dem indessen kein ags. reästan jsur seite steht.
Rotella it., sp. rodela, altfr. roele runder schüd; it. rotella, sp.
rodilla, pr. rodela kniescheibe, knie; von rotella für rotala Dief. Gloss.
lat. germ., vgl. was die letztere bedeutung betrifft, mhd. knie-rade.
Rotolo und rullo it., sp. roUo, rol, pr. rotle, rolle, fr. role etwas
zusammengewickeltes, rolle papier, walze; von rotulus; vb. it. rotolare
und mit assibiliertem t ruzzolare, sp. arroUar, pr. rotlar, altfr. rooler,
neufr. rouler wälzen, rollen; altfr. roeler, gleichsam rotellare. Auch sp.
rolde ist von rotalas, vgl. Roldan und Rotlan. Zsgs. fr. contröle gegen-
rolle d. i. gegenrechnung, für contre-röle, was schwer auszusprechen war.
Rotta it., sp. pg. pr. rota> altfr. route, n/r. d^route niederlage,
buchstäbl. bruch, von ruptus, rupta. Dasselbe wort hat noch andre bedeu-
tungen entfaltet: pr. rota, altfr. rote abtheüung eines heeres, trupp, ndat.
rupta, daher unser rotte, vgl. Grimm P, 494; vb. altfr. arouter in ord-
ntmg stellen. Dsgl. fr. route Straße d. i. via rupta gebrochener weg, wie
altfr. bris6e Straße bedeutet, vgl. den geographischen namen Malarouta
Breq. 290" (v. j. 680); pg. rota, derrota lauf 4es Schiffes; fr. routier
der wege kundig, routine Übung. Eine andre abl. ist fr. roture, mlat.
ruptura, gereute, kleines gut, bauemgul, roturier besitzer eines solchen
gutes, gemeiner mann im gegensaize zum eddmann.
Rövere it., sp. pg. roble, pr. roure, fr. rouvre Steineiche; von robur
roboris.
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I. ROZZA-RUFFA. 277
Rozza ä., pr. rossa, fr. rosse schleckte miffire, masc. camask. roz,
bergam. ros. Es ist kein grund vorhanden^ der ital. form zu mistrauen,
die uns lehrt, daß pr, fr. ss in diesem worte nicht deutschem ss entspre-
chen, daß es mithin nicht aus unserm ross herrühren kann. Daeu kommt
noch ein derivatum, dessen primitiv gleichfalls nicht für ss, sondern für
z oder c sseugt, pr. rossi, roci, altfr. roucin, sp. rocin nehst dem berühm-
ten rocinante, pg. rossim, und mit n, das eingeschoben sein kann, pr.
ronci, cdtfr. roncin {daher kymr. rhwnsi), pic, ronchin, it. ronzino kleineres
pferd, Mepper, lothr. wallon. ronsin hengst, nfr. roussin untersetzter hengst.
Daß auch ein schlechteres, geringeres pferd darunter verstanden ward, er-
hellt schon aus den stellen: bon frag eys (exit) de bon jardi e d'avol
cavalh rossi Chx. V, 266; fols est ki d'esprivier (Spervier) cuide faire
faacon ne de ronci destrier Alex. 549, 30; das etUsprecJiende mhd. runztt
bedeutet oft, aber nicht gewöhnlich, ein schlechtes pferd, s. Pfeiffers ab-
handl. vom ross p. 2. Dieses ronzino, mlat. rancinus, deutet Vossius,
Vit. serm., aus dem ndl. mm »waUach {das nach Grimm, Gesch. d. d.
spr. p. 30, zu ahd. reinneo gehört, s. oben guaragno), und wenn man
auch auf die abweichende bedeutung kein gewicht legen und rnncinns aus
ruin-c-inus construieren will, so bleibt damit das seltsame rozza noch
nicht aufgehellt; eine rückbildung aus runcinus darin anzunehmen, ist
immer bedenklich. Beide Wörter verlangen noch eine schärfere Untersuchung.
Der Normanne kennt auch harousse s, v. a, fr. rosse, welches in betracht
des anlautenden h seine herkunft aus dem ahd. dUn. hros schwer ver-
läugnen kann.
Rubin 0 t^., sp. rabin, rabl, pr. robi, fr. rabis ein röthlicher edel-
stein, rübin; von rabeus.
Ruea it.pr., sp. pg. oraga; dsgl. it. rnchetta, sp. raqueta, fr.
roquette eine pflanze, rauke; vom lat. erüca dass.
Ruffa it. gedränge von personen um etwas aufzuraffen (gezause
um etwas); vb. arruffare das haar verwirren, zausen, comask. rufa-
su das gesicht zusammenziehen (kraus machen), pg. cot. arrufar kräuseln,
zusammenziehen, rauh machen, sp. arrufarse sich erzürnen (so it. ar-
ricciarsi kraus werden, zornig werden); adj. sp. rufo kraushaarig
(auch rothhaarig, von rafus), pr. ruf rauh, rauch? (ac grans e rufas las
mas Jfr.), limous. rafe dass., in Berry rufe, rafle mürrisch. Die Wörter
sind germanischer herkunft, zumal stimmt it. arraffare zu unserm raufen
{so tuffare zu taufen), cAer auch zu rapfen (ebenso zuflFa zu zupfen), dsgl.
zu engl ruflF, raffle krause, ndl. ruyflfel runzel KU., altn. rüfinn struppig;
für das roman. adj. vgl. altengl. ruflF rauh. Hiermit ist zu verbinden
maü. ruff, piem. com. rufa schorf, venez. überhaupt unsauberkeit, mit
radiccdem o romagn. rofia {für rofla) schuppen auf dem köpfe, brand im
getreide (identisch it. roffia dicker nebel, Dante Bar. 28, 82), bürg.
reuffle, im Jura rouffle, altfr. roife NFG- II, 88, auch rof(6e schorf, alle
=i ahd. hruf, mhd. raf, altn. hrafa, rata, ndl. rof aussatz, schorf, rauhig-
keit u. dgh, ags. hreöfl aussätzig. Eine zss. ist t^. bar uff a rauferei.
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278 I. RUFFIANO-SACCO.
com. baruf büschel haare , pr. barrafiäut rat^er, chto. barnfar raufen,
augensciieinlich das ahd. biroufan, a für i wie im it. baroccio für biroccio
u. andern, — Nicht zu vermengen mit diesem ist $p, arrufar krümmen,
wölben^ vom engl, roof mit einem dache versehen^ sbst, dach, Wölbung,
daher gaumen (vgl, wegen der letzteren bedeutung palais //. c), sp, sbst.
rufo abgesonderter platz in der barke (Seckendorf), ndl. roef Schiffs-
kämmerchen.
Rüffiano it, sp. pr. rafian, fr. rnfien kuppler. Nach einigen von
rufas, weil sie roth gekleidet gewesen, was aber Menage underlegt; n<ich
andern gleichfalls von rutns, aber darum weil die feilen dirnen röthiiches
oder blondes haar getragen hätten, s. Ducange. In beiden fallen muß
man rnfulus zu gründe legen, daher ruf lanas, ital. dreisilb. rüffiano und
hieraus die formen der übrigen sprachen. Sicherer aber (denn rufas ist
nicht einmal im ital, einheimisch) leitet man das wort auf den eben be-
handelten stamm ruf, rufl zurück, wonach es, freilich etwas allgemein, als
Schimpfwort, einen moralisch schmutzigen menschen bezeichnete, bei Dante
Inf, 11 ruffian, baratti e simile lordura. Man bemerke noch hd. ruflfer
kuppler Frisch II, 133*^ , nhd. rüffeln kuppeln Schmeller III, 62, oJtengl.
ruffiner für ruffian u. dgl.
Ruga altit,, sp. pg. pr. rua, fr. rue gisse; von ruga furche, daher
reihe, Straße, schon in alten glossen ruga 'platea dyvia, dsgl. ruga ^vfifj;
auch der Albanese braucht rüge in roman. sinne. Die lat. bedeutung ver-
tritt it. ruga, sp. arruga, pr. ruga, rua.
Buggine it,, wal. rugine, sp. orin rost am metaU, von aerugo;
gleichbed. sp, robin von rubigo; von letzterem auch cot. rovell, pr.
roilh, roWha, fr. rouille diminutivbildungen.
s.
Säbana ^., i>r. savena, altfr. savene betttuch, aUartuch u. dgl., im
spätem latein sabanum, savanum, goth. sabans, ahd, saban feine lein-
wand; vom gr. oaßavov leinenes tuch zum abtrocknen im bade; daher auch
sie. insavonare in das leichentuch hüllen. S. Dief. Goth. wb. 1, 179. 770.
Sacar 5p. pg,, altfr, sachier, pic. saquer ziehen, herausziehen (nfr.
saccade zug), ursprüngl. an sich bringen, sich zu eigen machen: heredi-
tates, quas saccavimus de Argefonso in einer Urkunde Esp. sagr. XL, 407;
von Saccus tasche. Altfr. bedeutet desachier s. v. a. einfach sachier und
vielleicM ist in letzterem die präposition zu supplieren; so könnte umge-
kehrt das neupr. sac4 ^einstecken aus dem dUpr. ensacar abgekürzt sein,
doch bedeutet das ndd. sakken ganz dasselbe s. Brem. wb.; auch engl.
bag sack, vb. bag einsacken.
Sacco it., sp. pg. saco, fr. sac in der bed. plünderung eines ortes;
vb. it. saccheggiare, sp. saquear, fr. saccager. Vom ahd^ hqSlIi (beute)
kann es nicht herstammen, da sich anlautendes sc = sk nimmer in s
vereinfacht. Es kann nur identisch sein mit lat. Saccus und mochte zu-
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I. SAGGIO— SAGRO. 279
erst paeky demnächst die eingepackie beute heißen, tvie hochd. plander
habseligkeilj gepäck, engl, plunder betUe heißt. Ein anderes beispiel, tvie
die handlung nach dem dcusu dienenden werhseuge benannt wird^ ist pg.
escala erstünmmg mit der leiter, van scala leiter. Dahin it. saccomanno
packknechty neupr. sacaman, vom mhd. ndl. bair. sackmann (auch räüber);
sp. sacomano plünderung^ mhd. sackman maehen depopulare Wb. II, 46.
Saggio it, sp. pg. S2Lhio, pr. sabi, satge, fr. sage Mug; entwickelt
sich leichter aus detn vermuthlich volksmäßigen sapius, 0u folgern aus
dem negativen nesapias bei Petronius {vgl. scius, nescius), cds aus sapi-
das (fr, sade), wohin man es gewöhnlich stellt. Doch gründet sich die
frone, form nicht unmittelbar auf sapius, welches sache erzeugt hättet
sondern auf ein vermittelndes in dem altfr. ssdre LRs. angedeutetes ßahiUB,
savius. Die getreueste form ist wohl die sie. sapiu in varva-sapiu klug,
buchstabl. bart-Jdug.
Saggio, assaggio t^., sp. ensajo, asayo, i>r. essai, assai, fr. essai
probe; vb. it. saggiare, assaggiare, sp. ensayar, aeayar, pr. essaiar,
assaiar, fr. essayer probieren, auf die probe stellen, kosten. Es soll von
sapor oder sapere stammen, aber wie? man müßte das oben erwähnte
sapius zu gründe legen. Span, ensayo, cat. ensaig weisen mit der sübe
ens auf ex, und da sich exagium auf einer römischen inschrift (s. Grut.
647, 6) in der bed. Schätzung, in einem gr. lat. glossar i^yiov ^pensatio
findet, so ist nach keinem weitem etymon zu suchen. S. darüber Muratori.
Sagire it. in besitz setzen, pr. sazir, fr. saisir ergreifen, wegnehmen,
(satzir ^capere contra jus GProv. 37); abgel. it. sagina, pr. sazina,
fr. saisine besitz. Das aUfr, saisir hat auch die ital. bedeutung, daher
das formelhafte vestut et saizit Bol. p. 124, noch jetzt se saisir de qch.
sich einer sache bemächtigen; dieselbe bedeutung muß auch im prov. vor-
handen gewesen sein, wenn das compos, dessazir außer besitz setzen, fr.
dessaisir, einen solchen schluß erlaubt. Es ist ein wort aus dem rechts-
wesen: um so eher darf man, da die lat. spräche ein etymon verweigert,
deutsche abkunft vermuthen. Dem buchstaben fügt sich ahd. sazjan setzen,
logisch passender ist bisazjan == nhd. besetzen, ags. bisettan, engl, beset
einnehmen, in besitz nehnen (mit abgefallner vorparttkel) : pr. sazir la
terra das land besetzen. Statt der mlat. formet ad proprium sacire brauchte
man auch ad proprium ponere DC. v. sacire, so daß man beide verba
sacire und ponere als sinnverwandt betrachtet zu haben scheint, ponere
cAer ist setzen. Diese etymologie wird begünstigt durch die Priorität der
prov. und neufr. bedeutung, die auch schon in den ältesten franz. werken
heimisch ist, z. b. LBs. 330 saisir la vigne den Weinberg in besitz nehmen;
die andre mag daraus erfolgt sein. Ital. sagire verhalt sich übrigens zu
sazjan wie palagio zu palatium palazjum.
Sagro it., sp.pg. fr. sacre ein stoßvogel, sakerfalk, auch ein geschütz;
wird mü recht für eine Übersetzung des gr. Uga^ heiliger vogel, wegen
der bedeutung seines fluges, gehalten; man sehe eitlen ähnlichen fall in
turbot iX c. Andre verweisen auf aräb. 9aqr fleischfressender vogel,
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280 I. SAIME-SALSA.
habicht Freyt. II, 507^, und es ist Jceine frage, daß die abendländischen
sprachen einige ausdrücke für jagdvögel der arabischen danken : diesmal
aber ist die entstehung des Wortes auf eignem baden so deutlich, daß man
eher an entlehnung des arab. Wortes aus dem roman. denken möchte. —
[Dessen Originalität vertheidigt dagegen Engelmann p. 91, indem es schon
bei den Arabern der wüste im gebrauche gewesen sei. Diefenbach, Orig.
europ. p, 341, vermuthet bei der deutung aus Uga^ anlehnung an ein
altes europäisches wort: der habicht heiße lith. sakalas, slav, sokoL]
Salme it, sp. sain, pr. sagin, saYn, fr. sain-doax schmala; van sa-
gina mast, fett. Dimin, sp. sain et e leckerbissen, unirae, dsgl. jnoischen-
spiel auf der bühne. Die ital. bildung sa-ime (sagimen bei Joh. de Garl)
hoit das ursprüngliche sufßx ina vertauscht und ohne zweifei ist derselbe
tausch auch in den übrigen sprachen vorgegangen, da sie das wort als
masculin behandeln, vgl. wegen der form it. guafme fr. re-gaiii.
Saja it. (aus dem prov.?), sp. pr. saya, fr. saie, masc. it. sajo,
sp. sayo wollenes überkleid, auch der dam gebräuchliche stoff, mhd. sei,
altirisch qsli Zeuß I, 37; von saga bei Ennius, gewöhnt, sagam kriegs-
mantel, nach Va/rro L. L. 6, 167 ed. 0. Müller, ein gallisches wort: in
bis multa peregrina, ut sagum reno gallica. Man sehe Diefehbachs
Untersuchung, Orig. europ. 411. In den Gasseier glossen lautet das wort
seia und hat die ursprünglichere bed. eines Meidungsstückes, ahd. tanihhä
= lat. tunica. Sagulatus (mit dem sagulum bekleidet), dauert fort im
pr. sallat, inf. sallar verhüllen, welches Baynouard aus dem buchstäb-
lich weiter abliegenden celare herleitet. Ein diminutiv von saja ist it.
sagetta, sp. sayete, pg. saieta, saeta, fr. sayette sarsch, mhd. seit
Sala it. sp. pg. pr., salle fr., sale wal. besucheimmer u. dgl., saal;
vom ahd. sal (m.) haus, wohnung. Diese bedeutung war noch im altfr.
und prov. heimisch, man sehe bei Boguefort und Baynouard, ja die mhd.
Zusammenstellung palas und sal ist auch romanisch: pr. palaitz e sala
LB. s. v., pal^s ne sales FG. II, 316.
Sal4vo it., fr. sale schmutzig; letzteres vom ahd. unflectierten salo
trübe, ersteres von der flectierten form salawfer, gen. salawes. Ein ge-
nauerer beweis für die deutschheit des Wortes ist nicht zu verlangen. Vb.
nur fr. salir.
Salma, soma it., sp. salma, xalma, enxalma, fr. somme last, pr.
saoma esdin; vom spätem lat. sagma (aayina), woher au>ch ahd. säum,
vgl. das glossem bei Papias clitellae "^sarcinae sellae somae\ Der Über-
gang von g in l, den schon Isidorus kannte (sagma, quae corrupte vulgo
salma AicituT), ist une im sp. esmeralda at4s smaragdus. Zsgs. i^. assom-
mare, fr. assommer beladen, niederdrücken. Abgel. fr. sommelier
kellermeister, so genannt, weil der wein, une Frisch bemerkt, säum- oder
lastweise in den keller geführt unrd, vgl. it. somella kleine last.
Salmast ro it., saumätre fr. salzig; mit verändertem sufßx aus
salmacidus, wofür auch pr. samaciu, altfr. saumache vorkommt.
Salsa it. sp. pr., sauce fr. (für sause) brühe, tunke; eigef^. ge-
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I. SALSAPARIGLIA-SARPARE. 281
Boieenes (dUfr. la sauce*de mer das scüeige seewasser Alex. p. IS""), vom
adj. salsuB. Äbgel. U. salsiccia, fr. sancisse, sp. salchicha bratwursty
vgl. salcitia 'wurst^ Gl. Flor., salsities Gl. Prag. ed. Hoffmann.
Salsapariglia it., sp. zarzaparilla, fr. salsepareille eine pflanze
oder Wurzel aus Peru; vom sp. zarza brombeerstrauch und Parillo name
eines arzies, der sie zuerst anwandte. So Scaliger, s. Menage.
Salvaggio, selvaggio it., sp. salvage, pr. »salvatge, fr. sauvage
ac{j. wüd; von silvaticus, it. auch selvatico, salvatico, wal. selbdtic. Daher
sbst. it. salvaggina, sp. salvagina, ältfr. sauvagine wüd, wildpret.
Sampogna, zampogna it., sp. zampofia, pg. sanfonha, pr. sin-
phonia, altfr. Symphonie, chifonie, wai. eimpoe Schalmei, hirtenflöte^ auch
sackpfe^e; von symphonia, dem schon das frühste ndatein ähnliche hedeu-
tungen einräumte, hei Venant. Fort, donee plena stio cecinit symphonia
flatu. Die herleitung aus sambücns ist kaum der anführung werth.
Sändalo i^. sp. pg., fr. sandal ein indisches farhholz; aus gr.
aavtaXoy, die» aus arab. zandal, ursprüngl. aber aus dem sanskrit.
San dal 0 it. pantoffd der bischöfe, sp. pg, sandalia, fr. sandale
pantoffel überh.; vom gr. aavdalov, oavdakiov, lat. sandalinm schnürsohle.
Sapere, savere it., sp.pg.pr.saher, /r. savoir; von sdpere, roman.
gesprochen sapere nach dem muster der andern verba des modus, dov^re,
pot^re, volare. Fs trat an die stelle des verschwundenen, nur dem Sarden
und Walachen verbliebenen scire wissen, da allerdings schon die Alten
es als transitiv für ^verstehen* anwandten: rem suam sapere u. dgl.
Mittdlai. stellen, wo es ganz in roman. sinne steht, wie in sapiunt ad-
implere ministerinm sunm (Jap. Car. M., sehe man bei Caseneuve und
Ducange.
Sarabanda it. pg., sp. zarabanda, fr. sarabande ein tanz, so wie
die ihn begleitende musik ; vom pers. serbend eine art gesang (Manage).
Die andern sprachen entlehnten dies wort aus dem spanischen. Davon
redet Sermiento, Obras posL p. 230.
Sardina it.sp., fr. sardine einUeiner dem hering verwandter fisch;
vom lat. sarda, sardina, gr. aaqdivrj, nach der insel Sardinien be-
nannt, in deren gegend er besonders häufig gefangen ward; ital. auch
sardella.
Sargia i^., sp. sarga und sirgo, pr. serga, fr. serge, sarge (f.)
ein wollener stoff, theils mit leinen theils mit seide gemischt, sarsche; von
sericus, serica baumseide, bask. eiricna, nUat. auch sarica. Daher mit
übertritt des s tw x (wie in ximio von simius) sp. xergon, pg. xergao,
enxergäo strohsack {ncu^ Sousa vom arab. scharkon), femer it. sar-
gäno u. a.
Sarpare, salpare it., wal. sarpä, sp. pg. zarpar, fr. serper den
anker einziehen. Muralori erinnert an gr. agna^aiv raffen, reißen; besser
wäre das gleichfalls vorhandene e^agnaCeiv herausreißen. Übertritt des
anlautenden gr. s^ oder | in einfaches s kommt auch sonst vor, s. saggio,
sarte, sesta. Der griech. Ursprung ist um so wahrscheifdicher, da auch
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282 I. SAKTE-SCACCO.
der Wcdache das wart lesüzt. Aus dem verbum etftstand sp. zarpa JsräUey
nach Larramendi ein haskisches wort.
Sarte, sartie Ü. (plur.)j dltfr. sarties, «p. xarcia, xarcias, pg. en-
xarcia tauwerh; ixmt mUkiffr. i^cgriov schiffsgeräthe schon bei papst
Zacharias (8. jh.)^ ^4qtiov Gl. gr. harh. s. Ducange 8. v, enxai^ia «md
dessen Voc. graec.; i^dgriov aber gebildet aus i^QTiCeiv ein schiff aus-
rüsten; das roman. feminin scheint auf dem griech. pluräl zu ruhen.
Ferrari sieht sarte aus sertus, aber die form sartie umrde sich daraus
nicht rechtfertigen lassen,
Satureja, santoreggia it.j sp. sagerida, axedrea, pg. saturagem,
segurelha, cigurelha, pr. sadreia, fr. sarriette ein kraut^ salurei; von sa-
tureja, frei wie andre kräutemamen behandelt.
Sa uro, soro it. dunkelhraunj pr, säur, fr. saure hellhraiun oder
goldfarbig: saurs ^color aureus GProv. 44, saura 'grisea* d. i. chrysea 61,
sors comme fin ors NFC. J, 348, Entstehung aus ex auro wäre mit
Jceinem gleichen falle jm belegen und hätte Uäl. richtiger sciauro, scioro
abgesetzt. Man kennt ein mhd. adj. s6r, ndd. soor, engl, sear getrocknä,
dürr, woher das roman. adjectiv stammen konnte. Wie kam man aber
von der bed. dürr auf die bed. bräunlich? etwa von der färbe dürrer
blätter oder versengter dinge (engl, sear versengen)? Franz. hareng säuret
tieißt bücking, getrockneter oder geräucherter hering, wohl nicht von seiner
goldfarbCj sondern weil sich hier die grundbedeutung erhielt^ wie dies auch
im vb. saurer heringe räuchern d. i. bückinge machen der fall war, vgl.
die entsprechenden verba ähd. saur6n, sörSn, ags. seirian dorren, dörren.
Ital. soro hat auch die bed. einfäUig, ursprüngl. wohl trocken, safUos^ wie
scioeco von exsuceus. — Andrer herkunft aber ist pr. eis au rar in die
luft erheben, fr. essorer, daher it. sorare auslüften, flattern lassen (von
falken an der leine), fr. essor aufschwung, s' essorer, pr. s^eisaurar sich
aufschunngen, gleichsam exaurare von aura Itrf^t: neupr. bedeutet schon
das einfache aurd fliegen; abgel. it. sciorinare auslüften. — [Die oben
berührte Verbindung der begriffe dürr und braun vermittelst der den dürren
blättern eignen färbe unterstützt Liebrecht bei Oachet 427^ durch hin-
Weisung auf color aridus bei Plinius und xerampelinus bei Juvenal.
Mahn weist sauro etnen andern Ursprung an, vom bask, zuria, churia
weifi, mit rücksicht auf die Verwandtschaft dieser färbe mit der blonden;
man sehe seine Etym. unters, p, 16. Noch anders urtheUt Diefenbach
darüber, der seinen Ursprung im ländemamen Syria vermuthet, Ztschr.
f vergl. spraci^. XII, 79.]
Scabino it., üblicher schiavino (gli schiavini e rettori della terra 6r.
Villani, auch bei Fr. Sacchetti), sp. esclavin, fr. 6chevin richter, urtheüer.
Deutsches wort: oKä. scepeno, oAd. sceflFeno, sceflFen, nAc^. scheffen, schöffe,
von schaffen anordnen, nüat. scabinus (wonach das unübliche ital. scabino
geformt ward), dsgl. scabineus, scabinius L. Long., Cap. Car. M. Vgl.
Grimm, Rechtsalt. 776.
Scacco it., sp. xaque, pg. xaque, pr. escac^ fr. 6chec Schachfigur^
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I. SCAGLIA-SCARAFAGGIO. 283
Schachspiel; vom pers.wMk könig, als hoMptßgur. Daher /Hl^chiquier
name eines gerichtshofes in der Nonnandie und England^ van dem ge-
scheckten baden ader tafeltuch, adj. 4chiquet6 gescheckt, gewürfelt. Altfr.
^hec in der bed. raub, pr. escac 6rO., scax GRoss., cotnask. scach, geht
auf das gleichbed. ahd, scäh zurück, das auch die bed. von scacco in
sich begreift, daher unser Schacher, ahd. scähari.
Scaglia it., ^caille fr. schuppe, rinde^ schale; vb. scagliare,
öcailler abschuppen. Die herleitung aus squamula wird formell durch
kein entsprechendes beispiel gestützt. Ein buchstäblich zutreffendes etymon
ist uf^er schale, vb. schälen, ahd. scalja (?), scaljan, vgl, goth. skalja
Ziegel: schuppen und ziegel haben das ähnliche, daß sie übereinander
liegen. Gleicher herkunß ist fr. 6cale nuß- oder eiersjchale, pic. Dealer
aushiäsen.
Scalmo, scarmo it., sp. escalmo, escalamo, neupr. escaume, fr.
Gehörne (m.) ruderholz; von scalmus dass.
Scalogno it., 5p. escalona, /r. Schalotte eine ort zwiebeln, Schalotte;
von caepa ascalonia zwiebel aus Äscalon.
Scandaglio it., sp. escandallo, pr. escandalh senkblei, auch älban.
soantal^; vb. it. scaDdagliare, scaDdigliare, sp. escandallar, pr. es-
candalhar, escandelhar mit dem Senkblei messen; von scandere, vgl.ndat.
scandilia sprossen der leiter, stufen, wobei man annehmen darf, daß die
grade an der senkschnur bemerkt waren. Neupr. vb. escandalid bedeutet
eine tonne eichen.
Scandella it., sp.pg. cat. escandia u. a. formen, im spätem mlatein
scaQdola feiner weizen oder spelz; nach Menage von canterinum hordeam
Pferdegerste, was nach laut und begriff übel stimmt. Es kann attö can-
didus abgeleitä sein, mit verstärktem anlaut: ebenso ist unser weizen
gleicher wurzd mit weift (Grimm, Gesch. d. d. spr. 63) und der Spanier
flennt einen weizen, der besonders weißes mehl gibt, candeal.
Scappare it., sp. pg. pr. escapar, fr. ^chapper, wal. scepä ent-
schlüpfen, altfr. retten: dieu nous escapera DMce. p. 118, 13. 288, 29.
Es ist von dem rom. cappa mantd, so daß es eigentlich heißt aus dem
mantd schlüpfen (der die flucht erschwert); ähnlich gr. hdveo^ai sich aus-
ziehen, sich davon machen. Für das gegentheil von scappare hat die
ital. spräche incappare hinein gerathen. Entstehung aus dän synonymen
scampare raten, sich retten {wofür auch einfach campare), aitfr. escam-
per, ist nicht wahrscheinlich, da der ausfall des m vor p zu ungewöhnlich
ist. Dieses hat vielmehr seinen Ursprung in campas, es ist = ex-campare
dc^s feld räumen, wogegen sp. escampar nur in der bed. räumen, leer
machen, . das gleicKlaut. pr. cat. wort nur in der bed. verbreiten {vgl. es-
passar von spatiom) üblich geworden. Man sehe bei Grandgagnage s.v. haper.
Scarafaggio it., sp. escarabajo, pr. escaiavai käfer; von scara-
baens, das für die roman. Wörter eigentlich die ausspräche scarabajus
voraussetzt. Ital. scarabone, pg. escaravelho, pr. escaravat, fr. escarbot
fließen leichter aus dem gr. axccQaßog.
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284 I. SCARAMUCCIA-SCEMO.
ScarAinccia, schermugio ö., 5p. |)r. escaramuzo, /r. escarmouche
gefecht jstoisehen Meinen schaaren, daher unser Scharmützel Schmeller III,
402. Es ist eine ahleitung aus schermire fechten, ahd, skerman, und 0U)ar
dankt die erste silbe ihr a entweder der romanischen vorlid>€ für diesen
vocdl oder das deutsche und rom, wort scara hat sich hinein verirrt.
Ducange u. a. fühlen darin eine gtAsammenseteung scara-mnccia verborgene
aus dem hinterhalt hervorbrechende schaar, von scara und fr. musser ver-
stecken, was aber weder der bedeutung sfusagt noch der form; vgl. auch
das synonyme dttfr. escarm-ie, das offenbar als einfaches wort dasteht.
Scarlatto it., sp. escarlate, pr. escarlat, fem. fr. ^arlate schar-
lach, eine färbe, dsgl. ein stoff von dieser färbe (prov. altfr. wohl nur in
letzterer bed., s. Michel eum Ger. de Nev. p. 169 und glossar sm BenoU,
dsgl. Gachet p. 165''); vom pers. ßBkM&t (Vullers 11,203'' )y nach Rösler,
Zur etymologie der farbenbezeichnungen p. 11, ein fremdwort, muthmaßlich
geformt aus dem ländemamen Sikelia arab., denn in Sicüien hatte zur
zeit der ardb. herrschaft die Jcunst der baumwoUen- und seidengewebe
einen ungemeinen flor erreicht. Eine deutung Heindorfs aus galaticus
von Galatia, wo mßn den coccus am besten gewonnen habe, bemerkt
Schwenck, D. wb. 555 note.
Scarpa it., sp. escarpa, fr. escarpe böschung, abhang; vb. sp. es-
carpar glatt machen, /r. escarper senkrecht abschneiden. Bedeutet scarpa
etwas scharf oder spitz zulaufendes, so darf man an altn. skarp, ahd.
scarf, nhd. scharf erinnern. Auch it, scarpa in der bed. schuh (nach dem
spitz zulaufenden absatz genannt), worin Muratori ein lat. wort carpis-
cnlnm sieht, kann nur hieher zu steUen sein. Von scarpa in letzterer
bedßutung ist it. scappino, altfr. escapin Gar. II, 112, besser sp. es-
carpin, auch dUfr. escarpin Boq. socke, pantoffd.
Scarso t/., |?r. escars, escas, fr. Schars, sp. escaso knapp, spärlich,
karg, ndl. schaars, engl, scarce. Bas frühere mJatein bietet excarpsus und
scarpsus dlsparticip von excarpere für excerpere, welches dann bedetUet Uns
kleine gebracht, kurz zusammengezogen , daher das rom. scarso. So meint
Muratori und in der that ist ein particip excarpsus ganz im sinne der
neuen sprachen, da sie in zusammengesetzten verbis gerne den wurzdvocal
der einfachen festhalten (excarpere für excerpere) und im particip die
form sus vor der form tus begünstigen (it. nascoso, perso, pr. somos,
sors u. a.). Für scarso in der bed. schmal, schmächtig sagt der Italiener
auch scarzo.
Scartare i/., fr. ^carter, sp.pg. descartar aus der karte (dem spiele)
werfen, überhaupt absondern; von carta, lat. charta (das kartenspiel seit
dem 14. jh. erwähnt, s. z. b. Hoffmanns Hör. belg. VI, 174). Die alte
prov. spräche besitzt nur encartar einregistrieren, von carta in anderm
sinne, fr. charte document.
Scellino it., sp. pr. escalin, fr. escalin eine münze; vom goth.
skilliggs, ahd. skilling, nhd. Schilling.
Scemo it.y cdt semo PPS. II, 272, piem. pr. sem adlj. verringert,
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I. SCHELETRO-SCHIAVO. 285
entJcräßä; vh. U. scemare, piem. seme/ pr. semar verrinjßrn u. s. u;.,
dltfr. semer absondern^ trennen (mais je fereye k Karle Tarne du cors
semer QFA, v. 600, vgl, 41), in Berry semer, sener, cener verschneiden,
castrieren; fr. se eherner schwinden, vom it. scemarsi. Im ältesten mlatein
findet sich bereits semus, simare, in der L. lAtäpr. scematio Verstümme-
lung. Das etymon ist semis halb, daher auch sp. xeme maß eines
halben fußes, die grundbedetUung des verbums ist also halbieren.
Scheletro it., esqueleto sp., sqnelette fr. (m.) gerippe; von oxe-
X^tog ausgetrochnet.
Schermo it. schirm; vb. it. schermire, sp.pg. esgrimir, pr. altfr.
escrimir fechten; vom ahd. skirm, skerm schild, schule, vb. skirman
(skirmjan wäre den rom. formen angemessener), bair. mit umgestelltem r
schremen. Dsgl. it. schermare, cat. esgrimar, fr. escrimer; sbst. it.
scherma, scrima, sp. pg. esgrima, pr. escrima, fr. escrime fechtkunst.
S chemo it., sp. escamio^ pg. escamho, pr. esquern, altfr. eschem
spott; vb. it. schernire, sp.pg. escamir, pr. esqnernir, escarnir (escar-
nitz ^densus^ GProv. 62'' , lies 'derisus), altfr, eschemir, escharnir ver-
spotten; vom ahd. skörn Spötterei, sk^Tii6n verspotten^ Bkirno possenreißer.
Das ursprüngliche i jseigt die prov. form schimir Chx. V. 136, wie auch
die geschlossene ausspräche des ital. e darauf hinweist. Ennius hat carT-
nare schimpfen, woneben man excarinare annehmen dürfte, allein theHs
die wenig übliche Schwächung des b, in e und i, theHs die abweichende
conjugationsform, thetls selbst die bedeutung entschdden dagegen.
Schiantare it. zersprengen, eerschliteen, oJreijSen, i^r. esclatar, fr.
6clater zerspringen, ausbrechen; sbst. it. schianto, fr. 6clat riß, schlitz,
ausbrmh, knall; daher ven. schiantizare blitzen. Man darf die ital. und
franz. Wörter getrost zusammenstellen: schiantare, wofür auch wohl schiat-
tare gesagt wird {s. Alberti, sie. scattari für schiattari wie scavu für
schiava, piem. sciat^), verhält sich mit seinem eingeschobenen n zu 6clater
wie lontra zu loutre: somit ist die deutung des ersteren aus dem begrifflich
übel passenden explantare aufzugeben. Esclatar aber geht regelrecht hervor
aus dem ahd. skleizgn für sleizen zerreißen, spalten, wie altfr. esclier aus
ahd. sllzan. Was dem Franzosen diäter, das ist dem Spanier e stall ar,
pg. estalar, mit r verstärkt estralar; es könnte aus eslatar umgestellt sein und
somit auch hieher gehören, doch läßt sich kein ganz analoger fall beibringen.
Schiatta it., pr. esclata, altfr. esclate geschlecht, art; vom ahd.
slahta mit gl. bed., nhd. ge-schlecht
Schiavo it., sp. esclavo, pg. escravo, pr. esclan, fr. esclave (un-
organisch für #<5lou, altfr. esclo-s, auch bbcIsl-ü Roquef I, 638"^); vom
dtschen sklaye für slave, eigenil. kriegsgefangener Slave, wie ags. vealh
sowohl Wälscher u?ie sUave heißt; das evngfischobene c schon in den
Sehlettst. glossen 29, 49 Sclavus ^Winif (Wende), aber sard. (logud.)
ohne c islayu. Abgel. it. schiavina, sp. esclavina, altfr. esclavine,
mhd. slayenle grober pügerrock; ursprüngl. sUavenrock? nach Muratori,
Ant. ital. II, 420, von den Slaven verfertigter rock.
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286 I. SCHIENA-SCIAME.
Schiena it., ven. piem. ramagn, sard. schina, sp. esqnena,. pr. es-
quena, esquina, fr, 6chine rückgrat. Auf die bekannte herleitung aus
Spina wird man vernichten müssen, da sp wenigstens im westen nickt in
sq ausartd. Führt man es dagegen auf das ahd. skinft nadd, Stachel
Graff VI, 499, wie lat. spina dorn und rüchgrat heißt, so erklärt sidi
zugleich die schwankende darstellung des Stammes (e, i), wogegen I in
Spina nicht wohl in e ausarten konnte. Ital. schiniera, sp, esqninela
beinhamisch schließen sich dagegen offenbar dem ahd. skina, skena röhre^
bein an, woher auch waUon. hene.
Sckiera it., esqneira pr., eschiere cdtfr. abtheilung eines heeres;
vom ahd. scara {passender wäre eine form scaija), nhd. schaar. Vb. pr.
escarir, altfr, escharir Parton. I, 6 eutheilen, äbtheilen, absondern, näat.
scarire bestimmen, pr. escarida, cdtfr. escherie loos, Schicksal; beide vom
ahd, searjan, skerjan ordnen^ ßutheilen. Gleichbedeutend mit esqneira
ist pr. escala, dltcat. eschala Chr, d'Escl, cap. 6, aitfr. eschiele, entsteüt
aus scara, \oiewohl es buchstäblich das lat. scala (leiter) ausdrückt? Aus
schiera läßt Ferrari auch i^. scherano Straßenräuber entspringen.
Schifo it, sp. pg. esquife, fr. esquif boot; vb. altfr. esquiper
ein schiff ausrüsten (sich einschiffen TGant. p. 34, 11), nfr. ^quiper iiber-
haupt ausrüsten, ausstatten, sp. esquifar, esqnipar dass,; vom ahd. skif,
goth. ags. oitn. skip, scip, daher das schwarJcen zwischen f und p. Dsgl.
altfr. eschipre schiffmann LRs. 271, eskipre Trist. II, p. 75^ vom ags.
sciper, altn. skipari = nhd. schiffer.
Schiuma it. {mit eingeschobenem i = 1, Rom. gramm. J, 344,
mundartl. scnma, sgnma), sp, pg. pr. escnma, fr, ^cnme schäum; ahd.
scüm, nord. sküm (fehlt goth. und ags,), gad, sgfim, dlban, s'cume.
Schivare, schiifere tY., sp. pgr. esquivar, /r. esquiver, aZ< awcA eschi-
ver, chw, schivir meiden, verschmähen; vom ahd. skiuhan, nAd. schenen, mit
consonantierung des n zu y und ausfall des h. Adj. it. schivo, schifo,
sp. esquivo, pr, esqnin, altfr. eschiu, chw. schiv spröde, vom adj, sehen.
Schizzo it., daher wohl sp. esquicio, fr. esqnisse (f.) erster ent-
wurf, Skizze; von schedinm ^aus dem Stegreif gemacht^ bei Aptdefus, gr,
ü%idiog; vb. axBÖiaCeiv hinsudeln, it. schizzare/f. Auffallen muß ifüre,
schizzo für schezzo; aber auch mlat. schrieb man scida/ur scheda, indem
man scindere und ö%iöri im sinne hatte,
Sciabla, sciabola it., ven. sabala, sp. sable, fr, sabre eine waffe^
sähet. Das wort ist später und, wie es scheint, wenigstens insfranz, zu-
nächst atis dem deutschen eingeführt, aber auch hier fremd, übrigens vielen
sprachen gemein, ungr. szäblja, serb. säblja, wal, säbie u, s. w., nach
Frisch II, 139 vom mittelgr. Caßog krumm.
Sciame, sciamo it.p sp. enxambre, pg. enxame, pr. e^ssam, fr.
essaim bienenschwarm; von examen; vb. fr. ^eherner vrlt., lat, examinare
schwärmen, in dieser bedeutung vordassisch. In der classischen bed. unter-
suchung und untersuchen sind beide Wörter in buchstäblicher gestaU ins
romanische eingeführt worden.
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I. SCIAMITO-SCORCIARE. 287
Sci&mito i/., q>. xamete, pr. attfr, samit ein 9eiden$toffy sammei;
vom mUdgr. e^^urogj ^utjiog sechsfädemig.
Sciarpa, ciarpa ü,, sp, charpa, aus dem fr. Schärpe binde, gürtd,
daher auch nmdl. scaerpe, nhd. schärpe. Bei den Alten hieß escharpe,
escberpe, escerpe auch die dem pilger um den hals hängende tasche,
s. Sax. II, 123, Og. 6888. Par. la duch. p. 7, 8, Ren. 11, 69, Rutd>.
II, 26, und vemmtMieh ist die bed. binde erst darat4S abgeleitet. Tascfie
heißt auch das ahd. scherbe, das niederrhein. schirpe, das ndd. schrap
Brem. wb., so daß dem werte doch wohl detäscher Ursprung mkommen
wird: das pr. escharpir jserreißen gewährt keinen passenden begriff. Ein
diminutiv von Schärpe ist vidleicht escarcelle {für escarp-celle) bügei'
tasche, daher sp. esoarcela, it. scarsella, nach andern aber vom it. searso
sparsam, da es in dieser spräche geldtäschchen heißt; scarpsella schreibt
ein Wörterbuch des 16. jh. Dief. Gloss. lat. germ, 103''.
Scimitarra it., sp. cimitarra^ pg. auch samitarra, fr. cimeterre
(m.) kurzer säbd. Es soU morgenländischen ur^mtnges sein. Ein ähn-
liches wort führt allerdings Suidas an: oafitfßfjgai ana&ai ßagfiagrAoi, aber
weder daraus noch aus dem pers. schimschlr konnte es entstehen. Ist
Spanien seine heimath, so verdient Larramendfs deutung aus bask. cime-
terra ^der von der feinen schneide^ alle rücksicht.
Sciringa, scilinga it., sp, siringa, xeringa, pr. siringna, fr. serin-
gue spritze; von syrinx röhr, rohrpfeife.
Scirocco, scilocco, sirocco it., sp. siroco, xiroque, xsioqne, pg.
xaroco, pr. fr. siroc Südostwind; vom gleichbed. arab. schornq (scharq
Osten) Freyt. II, 416r
Scoglio it., sp. escoUo, pg. gleichlaut., pr. escnelh, fr. ^ueil fels,
Uippe; von scopulus.
Scojattolo it., sp. pg. esqnilo, arag. esqnirol, pr. escurol, fr.
^nrenil eichhom, eidihömchen, von scinrns, sciurnlns, nUat. sqniriolns
Ol. Bonn. Die hinneigung eur diminution, veranlaßt durch die niedUch-
keit des thieres, ist unverkennbar. Um das ungewohnte iu zu beseitigen,
sprach man theils scuirns (daher esquirol, escurol), theüs scurius {daher
scoj-att-olo): so kam es, daß sd in diesem werte, vielleicht ohne einfluß
des gr. axiovqog, woraus aber doch das sard. schirm (marder) entstanden
scheint, die bekannte palatale ausspräche nicht annahm. Zahlreiche mittd-
lat. Varianten dieses wertes bei Diefenbach, Oloss. lat. germ. p. 54''. Der
üblichere span. ausdruck ist ardilla II. b.
Scorbuto it., sp. pg. escorbuto, fr. scorbnt eine krahkheit; vom
ndd. schorbock, ndl. scheurbuik = nhd. scharbock, über deren etymo-
logies. Frisch II, 220^.
Scorciare Ä., «p. escorzar, altfr. escorcer, escoursser kürzen, in
letzterer spräche auch ein kleidungsstück auf gürten, noch jetzt wall, hörst
für neufr. trousser; von cnrtns, wie hansser von altus. Aus dem verbum
das shst. it. scorcio,*«p. escorzo kürzung, altfr. escors, escuers schooß
des Oeides, dsgl. des körpers, gremium, noch pic. ^comr Hk. Die franz.
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288 L SCORZA-SCROCCO.
«
Wörter begegnen hier in überraschender weise unsem deutschen nicht ent-
lehnten schürzen und schürz, stimmen al)er buchstäblich eu den romanischen
und können ihre zweite bedeutung recht wohl sich selbst verdanken.
Scorza it., wal. scoartze, pr. escorsa, fr. ^corce rinde der bäume^
schale des obstes, scorzia 'rinta bereits in dem Voc. SGaU.; vb, it. scor-
zare, i>r. escorsar, fr. 6corcer. Die entstehung des Wortes läßt sich ver-
schieden auffassen. Es kann herrühren aus scortea (mit assibiliertem t)
ledern: leder und rinde werden oft durch dasselbe wort ausgedrückt, und
was die herkunft aus einem adjectiv betrifft, so ist dies bei dem synony-
men corteccia genau derselbe faU. Auch entstehung von scorza und scor-
zare aus cortex mit vor gefügtem s ist gedenkbar: das s des Substantivs
könnte seinen grund haben in dem des verbums, welches letztere sich aus
ex-corticeare erklärt; eine andre bildung, excorticare, ward oben unter
corteccia erwähnt. Biese etymologie haU sich genaue an den begriff als
die erstere.
Scorzonera it., sp. escorzonera, fr. scorsonfere eine pflanze, haber-
wurz. Zwei detäungen kommen in erwägung. Vom it. scorzone eine art
giftiger schlangen (s. escuerzo //. b), weil man die pflanze gegen den
Schlangenbiß für heilkräftig hielt; es entspräche genau dem lat. serpen-
taria. Aber unzweifelhaft wäre alsdann die richtige form scorzoniera.
Oder das wort wäre zsgs. aus scorza nera entsprechend dem deutschen
schwarzwarz: dann ist nicht äbzusehn, warum die spräche den klaren
ausdruck verdunkelt haben sollte. Man mochte wohl zuerst scorzoniera
(schlangenumrz) gesagt, nachher niera in nera umgedeutet haben.
Scotta i^., sp. pg. escota, dltfr. escota Brt. IL 141 ein tau, womit
man die segel anzieht oder schießen läßt ; vom schwed. skot, nhd. schote,
ndl. schoot, dies von schiefsen, schieten.
Scott 0 it., sp. pg. escote, pr. escot; fr. ^cot, ndat. scotnm zecJie,
dsgl. Steuer. Es trifft zusammen mit nhd. schofs {von schiefsen?), att-
fries. skot, engl, scot, shot, so wie mit dem gleichbed. altgael. sgot (Leo,
Malb. glosse II, p. 3). Das fr. 6c ot baumstrunk ist offenbar vom ahd.^
scuz, woher auch scuzling, nhd. schöfsling; so vielleicht auch pr. escot-z
^lignum parvum acutum^ GProv. 67".
Scrocco it. Schmarotzer y fr. escroc gaudieb, strolch, listiger betrü-
ger, und so maü. scroch spitzbube, chw. scroc wicht; vb. it. scroccare
schmarotzen, sard. iscroccare wegschnappen, fr. escroquer prdlen. Man
leitet es aus dem fr. croc haken^ so daß escroquer mit dem hcJcen heraus-
ziehen hieße, aber mit unrecht, theils weil crocco dem Italiener fehlt, denn
das vereinzelte neap. crocco kann dem franz. entnommen sein, scrocco
aber mit seinen vielen ableitungen in Italien heimischer scheint als in
Frankreich, theils weil man franz. statt escroquer eher icrocher (tvie
accrocher) gesagt haben würde. Escroc ist ohne zweifei identisch mit mK-
schrok vidfraß, dem das niederrhein. schroh nmger (hungrig?) Schmdler
III, 609 zur noth entsprechen könnte, allein das ndl. wort kann aus
Frankreich eingebracht sein. Unbedenklich von Seiten der form und im
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L SCUOTERE— SEGALE. 289
einklang mit dem begriffe würde man es dagegen auf unser schurke, ahd.
scurgo zurückführen, dem die ital. form scorcone (bei Veneroni) noch
näher tritt, Schlucker, scMucken liegen buchstäblich sdwn etwas mehr ab,
da ahd, sl sich nicht in scr umbilden läßt,
Scuotere it,, pr. escodre, ältfr. escorre, e&courrQ schütteln, ab-
schütteln, losmachen, von excufere;^ sbst it. scossa, pr, escossa (escosa
LB.), fr, escousse erjschütterung u. dgl,, vom partic, excussa. Zsgs, it,
riscuotere, pr, rescodre, altfr, rescorre, neufr. recourre uAeder los-
machen, einlösen, von re-excutere; sbst, it, riscossa, pr, reöcossa, fr,
recousse Wiedereinlösung, DaJiin auch pr, secodre, dUfr, secorre? (jpc,
secons), nfr, secouer, sp, sacndir, lomb, secudi, chw, saccuder schütteln,
von succutere, das auch {zugleich mit excutere) im it. scuotere enthalten
ist; sbst, fr. secousse erschütterung.
Scnriada it,, fr, ^courg^e (aus escouri^e), norm, courg^e peitsche,
geissei j daher engl, sconrge und wohl auch sp. zurriago; aus excoriata
sc. sctäica, aus leder bereitete geissei, wie Muratori lehrt. Bas franz.
wort trifft übrigens buchstäblich eben sowohl mit it, scoreggiata {von cor-
rigia) zusammen.
Secchia it., pg, pr, selha, altfr. seille, dsgl. masc, it, secchio,
pr. seih eimer, gelte; von situla sit'la, euphonisch sicla z. b. L. Älam,,
siccla 'einpar' (eimer) Gl. Cass,, masc, siclus Cap, Car. M. Äbgd. maü.
sidell, com. sedell, aitfr. s^el, nfr. seau mit gl. bed,, fem. mail. sidella,
com. sedela, lat, sitella; sedella ^afnpri^ {d, i. eimberi) Gl. Cass, Dem
Spanier scheint das wort ganz abzugehn; man vermuthet es in acetre
Schöpfeimer, für acetle = sltulus, wovon sich das altsp, celtre aber weiter
entfernt; Engelmann gibt dem span. wort als etymon arab. al-sa'tl assa'tl
kleiner rwpf, dies vom pers. satil.
S^dano it., ren. seleno, comasJc, BelsLT, piem. seier u,s.w., fr,o6\en
eine pflanze, selleri; von aiXivov eppich im spätem griech. aber auch mit
den roman, Wörtern gleichbedeutend. Span, apio dnlce.
Sedio, seggio, sedia, seggia it,, fr. siöge (m.) sitz, sessel, zsgs. it.
assedio, asseggio, sp. asedio, belagerung, wofür auch pr. setje, /r. si6ge;
vb, it, assediare, sp. asediar, j)r. asetjar, fr, assi^ger, altfr, auch segier
Rq, bdagem. Unmittelbare abstammung des einfachen sedia oder sedio
vom lat, sedes vermittelst des adjectivsufßxes ius, ohne wandet des begriffes,
wäre ein höchst seltener, schwer anzunehmender Vorgang. Die einseitige
nur das franz,, nicht das ital. wort befriedigende deutung aus einem selbst-
geschaffenen aiilat. sedica {wie pi^e aus pedica) ist noch entschiedener
abzulehnen, s. Bom, gramm. I, 29, note. Wohl aber scheint das aus
obsidium mit vertauschtem präfix gebildete assedio die form sedio her-
vorgerufen zu haben. Über sp. sitio s, II. b.
S^gale, s^ola it., cat, s^gol, pr. seguel, fr, seigle (m,), wal.
sec4re, auch bask. cekharea roggen; von secale dass,, mlat, sigala Gl,
Flor. 990^, sigilum Hattemer I, 308'') siclo 296^. Dem lat. nur aus
Plinius hachweislichet^ worte wird langes a ztierkannt; die betonung der
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290 I. SEGNO— SEMBRARE.
ersten silbe aber muß frühe at4f gekommen sein, da sie fast gemeinromanisch
ist und auch aus den alten mlatein. Zeugnissen hervorgeM,
Segno dltit,^ pg. sino, altcat. seny Chr. d'Escl, 687^ , pr. cenh,
chw. senn glocke; von Signum, in dieser bedeutung schon im frühen ndateiny
daher auch bask. ceinua. Vgl. tocsin //. c. AUfr. durch umdeutung
entstellt in seint, saint, weil die glocken namen (von heiligen) empfiengen.
Segagio it. Spürhund, mail. saiis, sayds, piem. gas, in derL.Sal.
und Alam. sigusius, sinsius, seusius, in der L. Burg, segutins, in der
L. Bqjuv. canem sencem, quem leitihunt vocant, vgl. die glossen bei
Graff VI, 282 jagahunt 'siuso\ si secutor diceremus, und jagahunt 'siusi,
secutor. Auf franz. gebiet scheirU sich das wort nicht zu finden, dagegen
läßt es sich in dem räthselhaften «p. sabueso, pg.»Bhnjo wiedererkennen,
welches sehr wohl aus sausius mit eingeschobenem hiaiustügenden b = v
(sabusius, vgl. das maü. savus) ur^ versetztem i (sabuiso, sabueso) ent-
stehen konnte; es findet sich sogar ein nUat. sebusius. Sehr abweichend
gestaltet ist das bei Juan Manuel (Gayangos p. 24S^) einmal vorkommende
span. sabejo, in seiner endung ejo vermtUhlich andern thiemamen an-
gemodelt. Ableitung aus dem partic. secutus ist grammatisch unstatthaft.
Müllenhoff zur L. Sah p. 293 halt das wort für fränkisch und schräbt
s^usias d. i. siusius, mit eingeschobenem g sigusius, mhd. sflse, vom vb.
süsen stridere, ahd. siusjan, nhd. sausen, eine deutung, die nicht frei ist
von zweifei. Bäumt man auch ein, daß im mlatein diphthonge durch
consonanteinschiebung zertheüt werden konnten (was aber aus Agetius für
Aetius noch nicht hervorleuchtet, da die einschiebung, wie in grugem für
gruem, hier dem hiatus gilt), so fmdet dies auf die lebende spräche schwer-
lieh anwendung, die kein beispiel einer solchen behandlung der diphthonge
kennt. Denn wenn triuwa tregua ward, so vertritt gu hier das ahd. w
und das ital. wort weist zunächst auf die form triwa; suso mußte it.
suso oder susone lauten. Übrigens möchte auch die bed. sausehund
nicht passend gewählt sein für einen leit- oder Spürhund, bei dem die
Schnelligkeit gewiß nicht das hauptmerkmal abgibt. Ferrari u. a. vermur
then auf den städtenamen Segusium, Susa in Piemont, und diese ver-
muthung ist nicht zu weit abzuweisen, da die namen der hunderacen
häufig geographische sind, der buchstdbe hier aber kein bedenken macht.
Atis segusius für segusianus entsprang durch äbkürzung seusius (vgl.
valle seusia = valle di Susa in einer Urkunde v. j. 880 HPMon. I,
n. 37, altfr. Seüse QBoss. Mich. p. 295), durch umdeutung segutius; in
der piem. form hielt der name des hundes gleichen schritt mit dem der
Stadt, während die Schriftsprache an der alten form festhielt. Kein Zeug-
nis gibt es freilich für den segusischen hund, aber damit ist dieser etymo-
logie wenig abbruch gethan. Das sp. galgo z. b. fuhrt buchstäblich auf
gallicus: hier erhielt uns der zufcdl ein bestätigendes Zeugnis, wie er es
dort versagt. Covarruvias bemerkt, die race stamme aus Savoyen, was er
aber aus dem worte (sabueso) erst gefolgert haben mag.
Sembrare, sembiare it., sp. pr. semblar, fr. sembler gleichen^
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I. SEMOLA-SENSALE. 291
scheinen; von similare, simnlare ähnlich machen, nachahmen, Ahgel. it.
sembiante, sp. semblante, pr. semblan, fr, semblant ansehn, miene;
zsgs, it. assembrare, assembiare, sp. pr, asemblar, fr, assembler ver-
sammeln, lai. assimilare, assimulare, aber mit aurückführung desselben
auf die bedeutung von simnl, ijoie dies schon im frühsten nUatein geschah;
it, rassembrare, sp, pr. resemblar, fr. ressembler ähnlich sein. Aas
dem adj. similis leitete man mit beobctchtung des ableüungsvocais i (wie
in graviare cet.) it. simigliare, somigliare, sp. semejar, pr. semelhar
gleichen, scheinen, eigentl. gleich machen und darum auch mit dem accus,
construiert.
S6mola it. sp., semoale fr., cdtfr. noch simmle RMont, 312, 38
mehlkleien, mehiküglein; von simila Weizenmehl, woher unser semmel.
Sena it., sena und sen sp., senne pg., s^n^ fr. senesstaude; vom
arab. senä.
Senda sp. cat. pfad, von semita; it, sentiero, sp. sendero, pr,
semdier, sendieira, fr, sentier dass., von semitarias.
Senno it., altsp. cdtpg, sen -6c., Älx., Mar. Egipc, Trav., pr. altfr.
chw. sen, cat. seny verstand, neufr. erloschen oder besser, in sens (sensus)
aufgegangen, welches wort auch in erwägung der beiden accusativformen
sen und sens, im altfrans. und prov. fortdauerte; vom ahd. sin mit ders.
bed., nhd. sinn. Äbgel. altsp. s e n a d o , i>r. «enat, altfr. sen6 mit verstand
begabt, nfr. nur for-cen^ = it, for-sennato unsinnig (forcener mit c
schon altfr., wie RCam. p. 248), sbst. for-sen NF. I, 22. — Prov. und
franz. erfüUt sen oder sens auch die bed. ort und weise (wie das begriffs-
verwandte mente in den adverbien): pr. a nulh sen at^ keine weise (in
keinem verstände) Chx. III, 366; en nul senz n'en nule maniere DoZo/?.
p. 63. Etwas anders scheint es, wenn fr. sens in der sinnlichen bed.
seile eines dinges angewandt wird, wie in k tous les quatre sens auf
edlen vier seilen, auch schon prov. bei B. von Ventadour baizera Ih la
bom de totz seinhs Chx. III, 64 (vor. cens). Man konnte etwa durch
die ver Standeshandlung, welche einen gegenständ von verschiedenen seilen
betrachtet, sich haben verleiten lassen, einer solchen seile selbst den namen
verstand beizulegen, wenigstens ist unser deutsches ^in jedem verstände' so
viel als 'von jeder seile betrachtet*, und den ausdruck auch auf körper-
liche dinge auszudehnen. Dieser erklärung würde das mhd. sin zu hülfe
kommen, welches gleichfalls verstand und seile bedeutet : in vier sinnen ist
= k tons les quatre sens. Indessen scheint dieses sin entstellt aus älterem
sint, welches reise, weg, richtung Jieißt, also der bed. seile ziemlich nahe
Hegt, z. b. in allen sint tes himiles 'undique\ Es wäre also hier die
frage, ob dieses ahd. sint auf die bedeutung des fr. sens eingewirkt habe?
Roquefort verzeichnet ein dem ahd. werte entsprechendes sen 'chemin,
sentier, voie\ fügt aber keinen beleg bei.
Sensale it., fr. censal, pr. cessal mokier; aus censaalis einnehmer,
vgl. Papias: censuales sunt officiales, qni censnm per provincias exigunt.
Dafür ist Adelung. GoUus p. 1213 hat arab. simsar proxeneta, und hält
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292 I. SENTARE-SERGENTE.
dies für das äymon des it. senzale, das Zeugnis daeu ist aber erst aus
dem 14, jh.
Sentare it. (mdartl. e. h. trient. comaslc.), sp. pg. pr. sentar {lete-
teres nur im part. sentat) setzen; participicdverbum von sedere sedens.
Zsgs. it. as sentare, sp. pg. asentar, ältfr. assenter Bert. p. 160 j sbst.
sp. asiento süjg.
Sentinella i^.y sp. centinela, fr. sentinelle schildtoaeJie ; vom it.
sentire hören, wie das gleichbed. scolta von scoltare. So behaupten Vossius
u. a. AUein es fehlt das mittdgliedy da doch sent-in-ella abztäheüen
wäre. Man wird darum Galvants deutung berücksichtigen müssen Arch.
stör. ital. X7F, 361. Hiemach ist es von sentina, une man den untersten
Schiffsraum nannte,- der wegen des eindringenden wassers beständig gehütet
werden mußte; ein solcher hüter hieß sentinator. Von der flotte gieng
das wort über auf das heer.
Senza it., früher auch sanza, neupr. senso, altsp. sines PC, Alx.,
altpr. senes, sens, ses, cdtfr. sens, nfr. sans, daneben die ursprüngliche
form altit. sen FPS. 1, 201, oft bei Brunetto Latini, sj). sin, pg. sem,
pr. sen Pass. de J. C. 89; präposition vom lat. sine, mit angefügtem s
senes, sens, hieraus mit euphonischem vocalauslaut it. senza für sensa wie
manzo für manso u. a. Einheimische Sprachforscher lassen senza aus
absentia entstehen und diese ^deutung wäre allerdings jm erwägen: unter-
Stützung fände sie jedoch weniger in dem genitiv senza di me (Pott,
Forsch. 11, 183), den auch andre präpositionen zulassen, als im adverbia-
len gebrauche dieser partikel, welchen sp. sin, fr. sans nicht gestatten,
z. b. fare senza entrathen, il viver senza Petr. canz. 8, neupr. d'argent
es senso er ist des geldes ohne, daher denn auch das comask. vb. senzä
berauben, wie ahd. änön von äno = nhd. ohne. Indessen empfiehlt die
geschlossene ausspräche des e obige herleitung aus sine, indem das suffix
enza (as-s^nza = absentia) stets offenes e hat.
Seppia it., xibia sp., seche fr. tintenfisch; von sepia.
Sera it. pr., sear^ wal., pr. masc. ser, fr. soir abend; von serum
späte zeit (statt dessen sp. tarde, s. IL b.): Ital. Urkunden brauchen sera
auch für westen, occidens, so z. b. HPMon. n. 143. 145. Zsgs. pr. aserar,
äUfr. aserier, aserir, enserir, wal. inserä abend werden. Es gibt über-
dies einige ableitungen, die nach ihren bedeutungen augenscheinlich zu
serus gehören, nicht aus serenus gebildet sind: sp. sereno, pr. ser^, fr.
serein, neap. serena abendthau, pr. serena abendlied, daher it. serenata;
u>ie ist aber das im roman. fast unübliche suffix en zu verstehen? schrieb
man etwa fr. serein für serain (seranus mit bekanntem suffix) und ent-
stand hieraus pr. seren, letzteres nach Spanien gewandert, wo ja das pri-
mitiv fehlte? — [Blanc erklärt sereno, serena cet. lieber aus serenus, weil
heiterkeit, besonders im Süden, des abends eintrete, s. Krit. anhang p. 10,
was dem urtheüe des lesers überlassen bleibe.]
Sergente it., sp. sargento, alt sergente Alx., fr. sergent gerichts-
dienet; von bestrittener herkunft. Läßt man es mü Grimm, BechtsaU. 766,
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I. SERPE-SETA. 293
aus ahd. scaijo => nhd, Scherge entspringen^ so bleibt die endung uner-
Märlichy wenn man auch den ausfall des c wie in sal atis früherm scal
(nhd. soll) zugeben wiU, obwohl das nhd, scherge widerspricht. Besser
fügt sich sergente offenbar zum lat. partic, serviens rmt consonantierung
des iy wozu pioggia aus plavia zu halten ist; seine grundbedeutung ist
nicht die von scarjo^ sondern die von famülus (serjant de deu übersetzt
famtdus dei^ vgl. li serganz kil serveit der diener, der ihm diente Alex.
68\ und was vollends für diese herleitung spricht, dem Provenzalen be-
deutet das part. sirven von servir genau dasselbe^ und ebenso drückt der
Piemontese das fr. sergent mit servient aus.
Serpe it. pg, ältfr., sp. sierpe, pr. churw. serp, wal. serpe schlänge^
gemeinromanische gewiß sehr alte abJcürzung von serpens ; übrigens kymr.
sar^ sanskr. sarpa B(^ Gloss. 371,
Serra altit. PPS, J, 413, sp, Sierra, pg. pr. serra bergJcette, bereits
in den ältesten span. Urkunden; eigentl. säge, lat. serra, wegen der zackigen
gestalt, vgl. serratus gezackt^ daher der geographische name Monserrat
Serrare it., sp. pg. cerrar, pr. serrar, fr. serrer einschließen, auch
zusammenpressen; sbst. it. serra gedränge, fr. serre (f.) kralle; it. ser-
raglio, altsp. cerraje, pr. serralh Verschluß; von sera schloß, früh im
mlcUein mit einer wenig üblichen Verdoppelung des r serra, s. DC, Quich.
Add. Aber auch das einfache vb. serare ist, wie Haupt zeigt, Ind, led.
per sem, aest. 1868 p. 10, im lateinischen vorhanden. Für serebant in
einer hs. des Amm. Marcell. z. b. ist zu lesen serabant; bei Priscian
findet sich sero seras a sera obdita natum cet. — 8p. cerrar mit c ist
eine scheideform gegenüber dem vb. serrar sägen. — Das ü. serraglio hat
auch das türkische, eigentlich persische serai palast (des Sultans) in sich
abgenommen, dafür sp. serrallo, fr. s6rail.
Sesta, seste it.zirkel zum messen, it. äUpg. sesto, altsp, siesto^iZ^:.
Ordnung, maß; vb. t^. sestare, assestare abmessen, sp. asestar ein ge-
schütz richten (auch pr. assestar LB. V, 220?). Von den etymologen
noch ungelöst, aber nicht schwierig zu lösen. Sesta ist das gr. ^vaxov
ein Werkzeug der maurer zum ausgleichen oder richten, nach einigen die
kelle, nach andern das Winkelmaß oder richtscheit. Man sieht, daß das
u>ort von Italien ausgegangen und dies passt zu seinem griech. Ursprung.
Von sestare ist aber auch unser ahd. sestön disponere, sestunga dispositio.
Se stiere it., sp, sextario, pr. sestier, fr. setier, in den Cass.glossen
sestar, ein maß; von sextarias der sechste theil eines römischen maßes
(congius), ahd. sehtari. Das lat. wort gab dem Italiener überdies die
zsgz. form stajo für sestajo, vgl. chw. stfir für sester, lothr. steire, nach
Gälvani (Arch. stör. XIV, 362) von extaris bei Plautus, was der bedeu-
tung nicht zusagt.
Seta it., sp. pr, seda, fr. soie, im spätem mlatein seta, gespinnst
der Seidenraupe; aus der form seda ist ahd. sida (uHe pina aus pena für
poena, pris aus pretinm), nhd. seide, ir. stoda, kymr. sidan. Es ist
buchstäblich das lat. seta starkes haar, börste, eine dem span, und fran^.
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294 I. SETTIMANA-SIGNORE.
Worte verbliebene bedetäung, daher auch it. setone, fr. s^ton hctarseü, it.
setola börste f bürste. Als man es auf die seide anwandte, bedeutete es
anfangs vielleicht nur stränglein, strähne, in beeiehung auf die in dieser
form versandte rohseide: beides strähne und rohseide berühren sich auch
im gr, laata^a und dem rom. matassa, Und das sp. pelo heißt haar und
rohseide. Eine dalmatische Urkunde v.j. 1118 sagt noch seta serica, nicht
schlechtweg seta, also seidenhaar, Seidenstrang, s. Ducange v. seta. Zur
grundbedeutung von seta passt es femer, wenn das mongolische sir^k
sowohl seide wie als adj. straff (von haaren) ausdrückt, s. Schott, über
das finnisch'tartarische Sprachengeschlecht p, 6. Aus sindon (musselin)
kann seta nicht entstanden sein^ eben so wenig aus dem koreanischen sir,
szir (Joum. asiat. II, 243). Zu künstlich scheint die deutung aus gr.
üTjg, gen. atjTog, kleidermotte, das /emnächst wurm {axwXtj^ hei Hesychius),
alsdann seidenwurm bedeuten sollte. — Eine abl. ist it. setino, daher
pg. setim, fr. satin ein seidengewebe, oUtfr. saYn Auhery p. 3.
Settimana und semmana it., sp. pg. semana, pr. setmana, fr.
semaine woche; von septimana im spätem mlatein, eigentl. siebengählig
wal. sept^mun^, irisch sechtmaine Zeuß I, 77 (nach ihm ein gallisches
wort II, 739, vgl. dagegen Pott, Zählmethode 207). Dafür cot. altpg.
doma von hebdomas sp. hebdömada. Das sardische u)ort ist chida,
chedda, cida, das man auf gr. xfjdog bekümmemis (arbeitstage^ Werktage)
zurückführt.
Sevo, sego it. (g für v s. Rom. gramm. I, 189), sp.pg. sebo, pr.
wal. seu, fr. suif (durch Umstellung), norm, henneg. sieu; von sebum,
seyom unschlitt.
Sgurare it. {eigentl. lomb. sgurä), ^. ca^. escurar, /r. teurer fegen;
nicht vom dtschen scheuern, ndl. sehunren, das wohl selbst aus dem latein
ist, sondern vom lat. curare pflegen, rein halten e. b. cutem, vitem, mit
vorgesetztem begriffsverstärkenden ex. Schon das einfache curare hat im
venez. und prov. die bed. reinigen, dazu stimmt wal. curat sauber.
Si it., sp. sl, altsp. sin, pg. sim, pr. fr. si, partikel der vergleichung
und bejahung; von sie, statt dessen in bejahendem sinne der Römer lieber
ita setzte. Der Sarde hat sich für dieselbe bedeutung noch das ganz
IcUeinische imo oder emmo bewahrt, das er auch für 'sdbst, sogar an-
wendet: imo pius anzi pii4, imo magis, s. Spano, Ortogr. I, p. 167, und
Vocab. sard.
Sidro, cidro it., sp. sidra, fr. cidre, wal. cigheariu Obstwein; von
sicera (aUega), entstellt in cicera, woraus cidra une fr. ladre aus Lazarus
ward. Aber altsp. noch sizra bei Berceo.
Signore it., sp. sefior, pg. pr. senhor, fr. seigneur herr; von senior
der ältere, geehrtere, angesehenere, une gr. ngsaßtregog, wovon Isidorus
7, 12 sagt: presbyter graece latine senior interpretatur, non pro aetate
vel decrepita senectute, sed propter honorem et dignitatem; oder wie
ags. ealdor, das in die bed. fürst übergieng. Durch senior ward dominus
theüs verdrängt, theils in seiner bedeutung eingeschränkt, während das
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I. SINGfflOZZO-SLINGA. 295
fem. domina in seinem rechte verblieb. AhnUch mußte das goth. masc.
franja, oÄd. fr5, dem comparativ hferro weieheny aber das fem. firau dauert
fort. Im altport. ward senhor auch, wie im latein, als feminin gesetzt :
senhor rainha frau königin, mia sennor fremosa meine schöne herrin; eu-
weilen auch im dltfr.: ele devint dame e signor, s. Rom. gramm. II, 299
note; im prov. kann es auch als adjectiv construiert werden^ wie in pilars
seuhors hauptpfeiler. Senior für dominus kennt schon das älteste ndatein :
Gregor v. T. sagt e, b. 8, 30 unusquisque contra seniorem saeva in-
tentione grassatur. In dem scherzhaften artikel zur L. Scd. (wolfenb. h%
8. yA.^ ir»r(2 i^ vassallus entgegengesetzt: cum senior bibit duas vicis, sui
yassalli la tercia. In den von W, Grimm edierten deutsch4at. gesprächen
steht es übercdl dem ahd. hßrro zur seite. Die älteste franz. form ist nom.
sendra (in den Eiden, vgl. senhdre GRoss.) zsgz. sire, acc. seigneur,
das nachmals auch in sienr gekürzt ward; zsgs, nom. messire, acc.
monseignenr und monsienr. Die zusammenziehung von sendre (senre)
in sire ist stark und mag nordfranzösischen Ursprunges sein: picardisch
wird ndr oder nr nicht selten in r vereinfacht, tiendrons z. b. lautet hier
i&Tons, tendre lattiet t6re. Franz. Ursprunges sind die prov. formen sire,
sira nom. und acc., sp. ser s. FG. 3126, dsgl. sire, it. ser und sire,
mundartlich sior, engl, sir, durch weiches das ags. bearra aus der spräche
verdrängt ward. Scharf bezeichnet den unterschied zwischen der franz.
find prov. form ein troubadour, nachdem die Frovence an Karl von Anjou
gekommen war: die Frovenzaien tauschen zu ihrem schmerz einen senher
mit einem sire M. 767^ 2. Die zuweilen vorkommende Schreibung cyre
für sire bezieht sich auf eine fälsche herleitung des Wortes aus gr. xigiog
oder aus dem liturgischen kyrie.
Singhiozzo, singozzo it., sp. soUozo, pr. singlot, sanglot, fr.
sanglot, chw. sanglut geschluchze; vb. singhiozzare und singhiottire,
soUozar, sanglotar, sangloter; mehr oder minder entstellt aus singaltus,
singultare, singnltire. Zunächst der itcd. form steht mlat. suggnltinm
Class. oMct. VI, 646".
Singlar sp., singrar pg., cingler fr, segeln; doch wohl aus dem
ahd. s^el^n, aitn. sigla, mit eingeschobenem n uHe in singlaton. Un-
mittelbarer weist auf das deutsche wort altfr. sigle segel, sigler segeln.
Siniscalco und sescalco it., senescal sp.pr., s^n^chal fr. oberhof-
meister; vom ahd. sini-scalh ältester diener, das sich aber in den alten
deutschen sprachquellen nicht vorfindet, mlat. seniscalcus L. Alam., s.
Grimms Bechtsalt. 302.
Siroppo, sciroppo it., sp. xarope, pg. xarope, enxarope, fr. sirop
ein süßer saß; vom arab. scharäb trank, wein, kaffee Freyt. II, 407\
in dem uns bekannten sinne bereits bei einem Schriftsteller des 11. jährh.
(Dozy).
Slinga (schlinga) churw., sp. eslingna, pg. eslinga, fr. ölingne
(Trivoux) schUnge, Schleuder; vb. pic. ölinguer schleudern (altfr. eslinder
G. Guiart 11^ 377); vom ahd. slinga funda.
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296 I. SMAGARE-SMERLO.
Smagare altit,y altpg. esmaiar muthlos werden, pr. esmaiar, dUfr.
esmaier, esmoyer, in Berry ^meger muthlos machen; dsgl. sp. pg. des-
mayar in ohnmacht fallen, engl, dismaj, sbst. it. smago, pr. esmai,
esmoi, sp. desmayo schrecken, ohnmacht. Der frane. spräche verUid>
^moi; das mangewohnlich aus moy%rt deutet, wiewohl es nur eine mund-
artliche form ist für esmai, vgl Ruteb. II, 48 : dites li ne s'esmait ne
que je m*esmoi, wo beide formen gleichbedeutend nebeneinander stehen.
Das wort ist deutsch, aber nur mit privativem es oder des im romanischen
gebraucht: goth. ahd. magan können, vermögen, ahd. magSn stark sein,
nnmag&n ohnmächtig werden. Selten allerdings geschah es, daß der
Romane das einfache deutsche wort nur eu einer Zusammensetzung benutzte;
warum sollte er aber^ wenn er z. b. das wort un-magen brauchen konnte,
es nicht in es-magar abgeändert haben, um es sich näher zu rücken? So
findet sich auch ahd. stnllan nur im üal. compos. tra-stuUare, andrer
beispiele nicht zu gedenken. Wackemagd, Altfr. lieder p. 131, führt es
auf ahd. smähjan schwächen, erniedrigen zurück, welches einigermaßen
durch die altsp. form esmaKr Älx. gestützt wird, wogegen aber die ge-
meinrom. bildung nach der 1. conj. für magan redet. Smäht fand übri-
gens im ital. smacco seine darstellung.
Smalto it., wah smaltz (znmaltz), sp. pg. esmalte, fr. ^mail me-
tallisches glas, schmelzglas, mlat. smaltuin. Da it. smalto mörtd heißt,
so hat man darin das gleichbed. lat. maltha vermuthä und weder gegen
das vorgefügte s noch gegen den übertritt in die 2. ded. ist etwas einzu-
wenden. Eine andre herleitung ist die aus dem ahd. smelzan, früher
smalzjan, smaltjan, nhd, schmelzen, und sie scheint richtiger 1) weil das
ital. vb. smaltire ^verdauen sich zu smaltjan logisch besser schickt als zu
maltha; 2) weü sich die eigenthümliche franz, form ^mail nimmer aus
dem lat. wort, wohl aber aus smelzi d. h. aus smalti construieren läßt:
i ward von a angezogen (esmailt) und t apocopiert wie in gal für galt
vom deutschen wald. Wenn der Übersetzer desM.Capdla sagt: electrum
heizet 'in walescun' smaldum Graff VI, 832, so hatte er die bereits ro-
manisierte form vor äugen.
Smeraldo it., fem. sp. pg. esmeralda, pr. esmerauda, fr. 6me-
raude ein edelstein; von smaragdus {judgaydog, ofidgaydog m. f.), sanskr.
marakada, g zum theil in 1 verwandelt wie im it. salma aus adyina oder
Baldacco aus Bagdad; altsp. aber auch esmeracde Älx., ohne anlauten-
des s pr. maracde, marande.
Smerare it., sp. pr. esmerar, altfr. esmQTer piUzen, polieren; von
ex-merare tme it. spnrare von ex-purare, sgurare von ex-curare.
Smeriglio it., sp. esmeril, fr. ^meri ein zum polieren dienen-
des eisenerz, schmergel; vom gleichbed. gr. a/nvgig, Ofiigig.
Smerlo it., esmirle pr. lerchenfalk, die kleinste art raubvögd, sp,
pg. esmeril art kanonen {vgl. wegen der bedeutung falconete von falcon)
dsgl. it. smeriglione, sp. esmerejon, pg. esmerilhao, pr. esmerilho.
fr. 6merillon s. v. a. smerlo. Das wort ist eine Verstärkung von merla.
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I. SNELLO-^SOGNA. 297
Icd. mernla, und es soll damit ein der amsel ähnlicher vogel heeeichnet
werden, engl, merlin. Es ist schon im ahd. smirl vorhanden. *
Snello rt., pr. isnel, irnel Chx. IV, 224, V, 179, altfr. isnel,
ignel, enel flinTc, gewandt, noch jetst norm, inele. Getviß' vom ahd. snel
streithaft, behende, aber warum isnel, nicht, oder doch nur selten fesnel?
Sprach man i für e, weil ein betontes e folgt? aber in espelh, esp^s,
esqnern that man nicJd dergleichen. Man könnte ignel für ignitellus
feurig, hiteig (ignitulus braucht Tertullian) nehmen, wäre sn minder gut
verbürgt. Nur eine einmischung des im miitellatein ziemlich häufig ge-
brauchten ignitus, welches in alten lateinisch-deutschen glossen mit 'rasV
(rasch) übersetsst wird DiuHska II, 336, darf eingeräumt werden, daher
die form ignel. Im Gregor 440 begegnet enhel curs, nach Du MSril =
anhelo cursu (adv. enhelement 437): erwägt man aber, daß die hand-
schrift h jmir erweichung verwendet (Rom. gramm. I, 446), so ist enhel
nichts anders als egnel und kann das dem Bomanen ganz fremde anhelns
nickt ausdrücken.
Soda it. sp. pg., sonde fr. ein laugensah aus der asche der kali-
pflanjge; wird aus solida hergeleitet. Span, sosa^ von salsns, heißt auch
die pflanze selbst, scAsula L., sdlshraut.
Sofa it. pg., fr. sopha, sofa (m.) ruhebett; vom arab. ^oflfah ruhe-
bank vor dem hause Freytag U, 602^.
Soffiare it., altsp. pr. snflar, fr. sonffler, nsp. soplar, pg. soprar
blasen; von sufflare. Daher fr. sonfflet blasbalg, auch ohrfeige, da die
begriffe hauch und schlag sich berühren, wovon sich ein anderes beispiel
oben unter hxxf findet. Verwandt ist auch das pg. assoviar.
Soffratta altit., pr. sofraita, sofracha, altfr. sonflFraite mangel, ab-
bruch; altit. soffrettoso PPS. I, 214, pr. sofraitos, fr. souflfreteux düif-
tig; von snffringere saffractas, pr. sofranher.
Soga it. (mdartl.) seil, so auch sp. pg., chw. suga; die bedeutung
der itcd. Schriftsprache ist lederner riemen, im port. heißt es vornehmlich
binsenseä, im span. auch ein längenmaß, soguear mit dem seile messen;
bask. soca. Es fehlt dem worte nicht an Zeugnissen im frühem nüatein,
wo es gleichfalls riemen oder seil bedeutet: si quis sogas ftiratns fuerit
de bove junctojio L, Long,; sogam carralem de corio Epist. Innoc.IIl.,
auch ackermaß, daher sogalis eine abgäbe Capü. de villis. Die bask. form
mit tenuis ist wohl die ältere; zu ihr stimmt socas tortiles in einer Ur-
kunde unter Justinian und, wie Ducange vermuthet, auch mittelgr.
acoxaQiov ein längenmaß, bei Hero (nach 600 p. C). Diefenbach, delt.
I, 90, vergleicht kymr. syg kette, bret. süg eugseü, gael. sugan strohseil.
Im span. ist j30ga am meisten heimisch geworden, da es eu vielen redens-
arten und ableitungen gebraucht unrd.
Sogna altit. PPS. J, 334, pr. sonh, fr. soin sorge, Sorgfalt; vb. fr.
soigner besorgen, pflegen; esgs. it. bisogno, jpr. besonh, besonha, fr.
besoin, chw. basengs noth, bedürfnis (fr. besogne f. geschäft), it. bisognare,
pr. besonhar fMth thun; dsgl. altfr. essoigne, essoine nothwendigkeit.
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298 I. SOLDO-SOLFO.
Schwierigkeit, entschtddigung, essoigner sich entschuldigen; hiereu noch die
dlifr. verba ensonnier beschöftigeny resoigner fürchten. Das einfache sahst,
ist schon dem ältesten ndaiein bekannt: die L. Sah undRip. haben snnnis
{sonst auch sunnia, sonia) mit der bed, gesetzliches hindemis (daher das
verweilen bei einem gegenständ, die Sorgfalt), und hierin erkennt Grimm,
Rechtsalt, 847, ein fränkisches wort = altn. syn abläugnung, vb. synja
abläugnen, mlat. ^oniare besorgen. Die goth. spräche liefert sunja wahr-
heitj sunjön rechtfertigen, die dltsächs. sunnea entschuldigung, nothwendig-
keü, hindemis, die althochd. sunne in der Übersetzung der L. Sal., welchen
sich essoigne (mlat exonia, exonium) so wie besoin logisch genau an-
schließen. Freilich läßt sich letzteres, da man kaum ein verlorenes deut-
sches compositum aus vorliegendem stamme annehmen darf, auf das eu
einem andern stamme gehörige ahd. bi-siuntg! scrupulositas, woraus ein
sbst. bi-siuni sfu folgern ist (Grimm II, 719), zurückführen: denn daß
hier das roman. bis, das etwas falsches, verkehrtes bedeutet (s. oben bis),
nicht im spiel ist, zeigt theils dep' begriff des Wortes, theils seine Schreibung,
die in jenem falle bessoin, bissogno sein müßte, und auch ags. byseg,
nndl. bezig (beschäftigt), worauf Grimm vermuthet, Gesch. d. d. spr. 364,
läßt sich mit besoin nicht in einJdang bringen. Noch ist einer von Du-
cange versuchten herleitung von soin aus lat. somninm zu gederiken: wer
träume, dessen gemüth schwebe in angst und sorgen, und schon ein aUes
lat. gr. glossar übersetze darum somnium mit q^govrlg. Aber kann dies
SQmnium nicht eine Umbildung sein von sonium (soin), um diesem ein
ganz latein. gepräge aufzudrücken? und wie umrden sich die bedeutufigen
der composita aus somninm entwickeln lassen? Man sehe über unser
wort zumal Pott in der abhandlung Plattlatein 340. — Eine abl. von
soigner ist dltfr. suignante ^concubinc^ LRs. 137, soignentage concu-
binat, im Vocab. Duac. soignans Yocaria^ (köchin).
Soldo it., sp. sueldo, pr. sol, fr. sol, sou name einer münze; von
solidus, das bei den Alten für eine goldmünze, später auch für eine süber-
mün^e von verschiedenem werthe üblich war, eigenfl. eine dicke münze im
gegensatz zur blechmünze. Demnächst hieß it. soldo, sp. sneldo, pr. sont,
fr. solde (f.) lohn; it. sol dato, sj). soldado, fr. soldat, pr. soudadier,
altfr. soudoier, lothr. pic. dauph. soudard kriegsmann, wörtlich besoldeter,
wie it. paga soldat heißt. Der Italiener formte mit einer seltnen Verwand-
lung des 0 in 9L aus solidus sein adj. saldo, sodo (vgl. talpa, topo), so
wie aus solidare befestigen, zusammenfügen sein vb. saldare löthen, in der
wäld. mundart sandar, beide =^ sp. soldar, fr. sonder, wovon sich soldare
besolden durch die form trennt.
Solfa it. sp. pg. pr. tonleiter, im span, harmonie; von den Guido-
nischen süben nt re mi fa sol la, d. h. nur von den drei letzten rückwärts
gelesen und la als artikel verstanden (la sol-fe); vb. it. solfeggiare
{woher fr. solfSge), sp. solfear, fr. solfier die tonleiter singen.
Solf 0, zolfo it., sp. azufre, pg. enxofre, pr, solfre, solpre, fr. soufre
schwefd; von solphnr.
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I. SOLLAZZO-SORN. 299
Sollazzo it, sp, solas, pr. solatz, altfr. soulas bdustigung, Teure-
weil, von solatium; vh. sollazzare, solazar, soulacier ergötaen, ndat
solatiari, solatiare bei Gregor d. gr. und andern.
Sommaco it^ sp. znmaqne, pg. snmagre, pr. fr. snmac einestaude,
sumach; vom ardb. sommäq Freytag II, 365''.
Somino it.y sp. ßomo, pr. som, altfr. som, son gipfel; von summum,
nfr. son Jdeie d. h, das oberste im sieby sp. soma gröberes meM. Daher
das präpositionale altsp. en somo, altfr. en som, en son oben, hinauf,
auch par som, par son, e. b. par som les puis oben auf den hügeln, par son
l'eve auf dem wasser, par son Tanbe GVian.l241f Parton. J, 135 cet, ums
morgenroth = pr. sus Talba Fer. 3484, sus en Talba 3493, it. in suU' alba.
Abgel. fr. kommet, die stelle des alten som ausfüllend. Zsgs. sp. pg.
pr. asomar, altfr. assommer LR. hinaufbringen, zeigen, sich zeigen.
Sonda sp. pg,, sonde fr. senkblei; vb. sondar, sonder die meeres-
tiefe messen. Wenn sich sp. sombra, fr. sombre aus snb-nmbra eusam-
meneiehen Jconnten, so ist dieselbe £ft4sammenjriehung von sondar aus snb-
nndare 'm das meer tauchen möglich, wenn auch nicht, wie dort, er-
weislich.
Sopa sp. pg. pr., soupe fr. heißt sowohl ^brühe mit brotschnitten
wie auch die eingetunkte schnitte selbst, daher die franz. redensart mouilU
comme une soupe, doch ist in ^brühe die grundbedeutung anzunehmen; vb.
sp. sopar brühe über die schnitten gießen, pr. sopar,/r. souper zu abend
essen (wobei die suppe das vornehmste gericht war), letztere bedeutung
uralt, bereits in der Pass. Chr. 28. 107. Bas unzweifelhafte etymon
findet sich im deutschen: ndd. soppe, woher nhd. suppe, vb. ndd. suppen,
ndl. soppen, ahd. sapphan, mhd. supfen schlürfen, vom wurzelverbum
säfian, saufen. Fine andre form ist it. znppa kältschale, sp. pg. chupar
schlürfen, fr. super dass., vgl. unser mundartl. zuppe, zupfen mit ders.
bedeutung. Das hd. f ist im romanischen nirgends zur geltung gekom-
men. — [S. über dieses wort Weigand II, 847.]
Sorb'etto it., sp. sorbete, pg. sorvete, fr. sorbet ein süßer kühlen-
der trank; vom arab. schorb tratiJc Freyt. II, 407'', wobei zu erinnern
ist, daß das arab. seh (c» mehrmals im span. als s auftritt. Nach an-
dern ist es aus sorbere abgeleitet, also s. v. a. sorbitium, aber den äblei-
tungen mit ett aus verbis ist nicht zu trauen.
Sorce, sorcio it., sp. sorce, pr. soritz, fr. souris, wal. söarece
maus; von sorex.
Som pr. düster, auch in ßgürl. sinne; sornura düsterheit; altfr.
sorne dämmerung Roguef., sp. (rothwcUsch) sorna nacht; fr. sournois
heimlich, tückisch; it. sornione, susomione duckmäuser, susorniare
murmeln. Vielleicht hat sich die physische bed. dunkel in diesem worte
erst aus der moralischen düster entwickelt und es ruht auf einer celt.
Wurzel, kymr. swrn-ach knurren^ brummen, com. sorren zornig sein, denn
entstehung aus dem logisch näher liegenden s6r, sörllyd mürrisch, tückisch,
engl, sullen findet Schwierigkeit in der form. Auch sp. soma trägheit
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300 I. SORTIRE— SOSTARE.
(nach Larramendi vom lask, sorrena der dümmste) ist hieher au Btehefiy
der miäelbegriff konnte Verdrießlichkeit sein. Vielleicht jedoch gibt die
erwägung des mit sournois gleichhed, pg. comask. soturno, piem. saturao,
sard, saturnu, genf. saturne, span. flor. saturnino (s. P. Monti) ein an-
dres resultatf da diese tvörter augenscheinlich aus tacituraus entstanden
sindf indem die silben taci in tci tQO t^a zusammengiengen: soma (nacht)
aus tacitnroa wäre selbst ein poetisch schöner, mehr noch ein ßr die
gaunersprache bezeichnender ausdruck. Seltsam sind wegen ihrer endung
a die mail. adjectivformen sottnrna, satarna.
Sortire it., fr. sortir (beide nach regelmäßiger conj. io sorto, je
sors) ausgehn, altfr. auch entspringen, entkommen FL Bl. 1020, cot. surtir
ausgehn, springen, sprossen, pr. sortir springen, springen machen, sp.
surtir, pg. surdir hervorquellen; zsgs. fr. res sortir (präs. je ressors)
wieder ausgehn, sp. resurtir zurückspringen, sbst. fr. ressort schneUkraft.
Mit sortiri (loosen, durchs loos gewinnen) läßt es sich logisch nicht eini-
gen. Ferrari zog es daher aus dem subst. sors: das loos ward atAS der
ume gezogen und gieng geunssermaßen heraus. Aber war dieser Vorgang
ein im leben so wichtiger, daß man darnach eine der üblichsten handlun-
gen benannte, sich also selbst, im gründe gesagt, mit einem loose verglich?
Menage und Frisch erklären es mit surrectire, einer freilich ungewöhn-
lichen bildung, da die participicilverba sich sonst zur ersten conj. schlagen,
die aber doch in ammortire und altfr. quatir (von coactus) beispiele
aufzeigen kann und jedesfälls den bedeutungen vollständig zusagt, denn
auch 'ausgehn und 'sich erheben^ gehen in eirunder über; letzteres spürt
man noch deutlich in phrasen wie sortir de son si6ge, sortir de table,
une figure sort sie hebt sich (auf gemälden).
Sortire it., fr. sortir [beide nach der gemischten cofij. io sortisco,
je sortis) erlangen, bekommen, ital. auch loosen, sp. surtir, comask. surti
versehen, versorgen; von sortiri. Zsgs. it. as sortir e, sp. asortir, fr.
assortir zusammenfegen, zusammenpassen (jedes nach seiner art oder sorte).
Zu derselben conjug. bekennt sich auch fr. ressortir unter einer gewis-
sen gerichtsbarkeit stehn, das recht der appellation haben, z. b. les pairies
ressortissent au parlement, sbst. ressort, it. risorto gerichtsbarkeit.
über den Ursprung dieser Zusammensetzung bemerkt Ducange: ressortum
quicquid intra sortes continetur seu jurisdietionis terminös. Nach Bu-
daeus (s. Menage) kommt der ausdruck von sors: causae enim sortibus
ex urna ductis cogooscebantur. Die sache ist aber ganz anders zu fassen.
Die eigentliche bedeutung des juristischen ausdruckes liegt im altfr. resor-
tir sich zurückziehen, sich flüchten, schütz suchen, resort rückzug, Zuflucht,
daher höchste stelle, wo man sein recht erlangt, rechtszuftucht. Die be-
griffsentwicklung aus sortir erlangen, ressortir unedererlangen ist aber
dieselbe wie im ital. ricovrare 1) unedererlangen, 2) seine Zuflucht nehmen;
ricovrare ad un luogo verhält sich auch syntactisch wie ressortir au par-
lement. S. oben cobrar.
So Stare it. hemmen, stillen, beruhigen, pg. pr. sostar einhalten;
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I. SOTTO-SPANNA. 301
sbst. it pr, sosta stillstand; von substare atisdauem, aushalten, transitiv
genommen. Dahin etwa auch sp, pg, susto, sard. assustu schreck (hem-
mung?), comask. sust, ven, susto, sie, sustu beklommenheit, heschwerde.
Sotto it,y aitsp. soto, pr. sotz, fr. sous, wal. subt, präposition, von
Sübtus, it. auch sottesso s. esso; esgs. fr. des sous = it. di sotto.
Daher it. sottano unterste sbst. sottana, sp. sotana, fr. soutane Unter-
rock, leibrock.
Sovente it., pr. soven, soen, fr. souvent, zeitadverb, von subinde.
Die lautlehr e hat hier die ungewöhnliche härtung des dint zu bemerken:
dachte man dabei an die endungen in repente, frequente, iminantinente?
es scheint so.
Soverchio it., altsp. sobejo {für soberjo), s. die glossare bei
Sanchess^pg. sobejo adj. und adv, überflüssig j übermäßig; von superculus,
der lat. spräche fremd. Daher sbst. it. soverchieria, superchieria
mishandlung, übervortheilung , und hieraus fr. supercherie, sp. super-
cheria hinterUst.
Spada it., sie. spata, sp. pg. pr. espada, fr. 6p6e, wai. spate?
(nach Lex. bud.) degen, schwert; von spatha spatel zum umrühren, dsgl.
breites zweischneidiges schwert (s. die stellen bei BöcUng, Annot. ad No-
titiam dign. occid. p. 315), dies vom gr. aitad^rj, nicht aus dem celtischen,
wie noch BeUoguet p. 163 anzunehmen geneigt ist. Das wort hat auch
in andre sprachen eingang gefunden, z. b. alb. bpate, bask. izpata, in
andrer bedeutung kymr. yspawd schütter, ir. spad, engl, spade, aJid. spato,
nhd. spaten grabscheit. Im mittelalter mochte man es für kein lateinisches
halten: gladiüs, quod spatham vocant heißt es z. b. in den Gest. reg.
Fr. cap. 4t Im latein. allerdings von eingeschränktem gebrauche schwang
es sich in den jüngeren sprachen über gladius empor, das sich kaum be-
haupten konnte; ensis mußte völlig weichen. — Altspan, wird es häufig
als mascuiin gebraucht: deste espada PC. 3676; im altfr. Agolant v.
699 steht il n'ont esp6e, ne soit bien acer6 (wo vielleicht espi6, nach
Littre, Eist. d. l. l. fr, J, 42, acer^e zu lesen ist); im prov. erscheint
gradezu eine männliche form espa-s LR., im Leodegar 38 ispieth {ge-
schrieben inspieth), dltcat. dagegen la espä Chr. d'Escl. 677^^.
Spalla it., sp. espalda, alt espalla, pg. espalda, espddoa, i^r. es-
patla, fr. ^.paule, altfr. espalde LRs. 377 schulter. Nicht von scapula,
sondern, une die prov. form am deutlichsten zeigt, von spathula, dimin.
von spatha Schulterblatt der thiere, wal. spate rücken. Apidu^ hat spa-
tula Porcina, welchem altpg. spadoa de porco (in einer Urkunde v. j.
1296 SRos.) genau entspricht. Spatula ist nur der sard. mundart fremd:
sie gibt dafür das dem gr. aTtax^rj sinnverwandte lat. pala, das bereits
Coelius Aurel. für Schulterblatt gebraucht. Von spatula (nicht von palus
pfaM) kommt it. spalliera, sp. espaldera, fr. espalier rücklehne, bäum-
geläfhder, spedier.
Spanna it. churw., wallen, aspagne, masc. altfr. espan, nfr. em-
pan ein längenmaß; vb. it. spanna re tuch oder netze abspannen (wenn
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302 I. SPARAGNARE-SPELTA.
nicht von pannns), chw. spaniar aufspannen. Die herleitung aus gr.
ani&ajH7jy welches spemma oder fipimma latäen müßte, ist verwerflich.
Die aus expandere würde sich für die frane. form empfehlen^ da hier
espanir ßr espandir vorkommt, im ital. schuAndet d nach n nur höchst
selten: das ganz vereineelte comask spanda lehnt sich augenscheinlich an
spandere. Am sichersten leitet man daher spanna vom ahd. spanna,
nhd. spanne, das fr. empan vom mhd. span ausspannung, die in dem
starken verbum spannan ihre quelle haben.
Sparagnare und sparmiare, risparmiare it., fr. ^pargner, chw.
spargnar, bürg, repanner schonen, sparen. Wohl mahnt es an das ahd,
sparön, sparen, die art der ableüung daraus aber ist unMar. Man be-
denke dabei lomb. car-agn-are aus ahd. karön Rom. gramm. i, 88 y fr.
lor-gn-er aus laren.
Sparaviere, sparviere it., altsp. esparvel, cat. esparver, pr. espar-
vier, fr. 6pervier ein raubvogel, in letgterer spräche auch ein wurfnete
der fischer^ sp. esparavel; vom ahd. sparwari sperber, dies wohl vom goth
sparva sperling, chw. spar, also ein vogel, der auf Sperlinge ausgeht.
Hieher auch churw, sprer geier. Der neusp. dusdruck ist gavilan.
Spasimo it., sp. espasmo, pr. espasme, sp. pg. auch pasmo krampf
Ohnmacht; vb. ü. spasimare (comask. pasmä), sp. espasmar, pasmar, pr.
esplasmar, espalmar, plasmar, fr. p&mer; vom lat. spasmus bei Plinius
(oTtaafiog). Der unübliche Wegfall des s vor p rührt etwa daher, daß
man jenen buchstaben mit ex verwechselte, also pasmns für das einfache
wort hielt.
Spavenio it. (für sparvenio?), auc^ spavento, sp. esparavan, fr.
öparvin aus dem alten esparvain, engl, spavin spath, eine krankheit der
Pferde und des rindviehs. Menage meint, von öpervier, weil die thiere
den kranken fuß hoch aufheben wie der sperber, und diese meinung findet
ihre stütee in der gleichbed. ccU. form esparver-enc eigentl. etwas sperber-
artiges, vaienc. einfacher esparver.
Spaventare,-spantare it., sp. pg. espantar, pr. espaventar, fr.
öponvanter, henneg. ^panter, wal. mit m für v sp^imenta einen er-
schrecken, sbst. it. spavento u. s. f. ; von expavere, part. expavens. Die
franz. form erJdärt sich ohne Schwierigkeit aus den in der alten spräche vor-
handnen Übergängen, espaventer espauenter espoenter espoventer (v ein-
geschoben), auch der Churwalsche sagt spuventar.
Spazzare it., sp. espaciar, pr. espassar räumen, ausbreiten, it.
spaziarsi, sp. espaciarse sich ausbreiten d. h. sich ergehen, spazieren; von
spatiari.
Specchio, speglio it., sp. espejo, pg. espelho, pr. espelh spiegd,
von specnlum. Die frane. spräche besitzt buchstäblich dasselbe wort in
e spiegle verschmitzter geselle, henneg. vilespiöque, vom deutschen Eulen-
spiegel, der unter dem namen Ulespiegle früh ins franz. übersäzt ward.
Vb. sp. esp ejar glätten, polieren, despejar ZicA^en, räumen, platz machen.
Spelta, spelda it., sp. espelta, pr. espenta, fr. (mase.) öpeantre
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I. SPERONE-SPINETTA. 303
eine getreideart, speie; vom lat. spelta erst int 4.jh. bei Rhemnius Fannitis,
dem es ein spehkom bedeutet ahd. spelta, spelza (f.)^ spelzo (m.). Die
frone, form zeigt eine besonders nach dentalen häußg angewandte einschie-
bung eines r, vgl. oben feltro. Über den gebrauch des wortes im ndatein
(mittdgr. OTiiktov) s. Ducange,
Sperone, sprone it., altsp. esporon, neusp, espolon, pg. esporäo,
pr. espero, dUfr. esporon, neufr. Operon spom^ einfacher sp. espuela,
alt espnera, pg. espora; vom ahd. sporo, acc. sporon, daher die doppel-
formen. Vb. it. speronare, spronare, sp. espolear, pg. esporear, pr.
esperonar, fr. ^peronner, aus dem roman. Substantiv, nicht aus dem deut-
schen vb. spornön.
Spesso it., sp. espeso, pr. espes, fr. 6pais, früher öpois, espois,
alban. spes dicht, von spissus; adv. it. spesso, pr. espes häufig, bei Pe-
tronius oscala spissa häufige küsse, vgl. gr. ttvxvov, ahd. diccho dicht,
häufig.
Spezie it. {nicht speeie), sp. especia, /r. ^pice apothekerwaare, ge-
würz; von species, dem das nachclassische latein dieselbe bedeutung bei-
legte, altfr. espece. Äbgel it. speziale apotheker.
Spiare it., sp. pr. espiar, fr. 6pier ausspähen, chw. spiar nach-
forschen; vom ahd. sp^hön = nhd. spähen. Sbst. it. spia (m.), sp. espia
(m. f.), pr. espia (f.), altfr. espie (f.), dsgl. it. spionc, sp. espion, fr.
espion hundschqfter; vom ahd. spßha (f.) eaploratio ; die ndl. spräche hat
spie. [Nach einer alten, toieder erneuerten behauptung soll in dem roman.
verbum das verschollene lat. spicare (woher despicare cet.) fortleben. Wir
unssen aber aus der ital. lautlehre, daß lat. c zunschen vocalen nicht aus-
fallt. Das deutsche 6 in spßhön vertritt ein älteres i, von welchem selbst
noch beispiele vorhanden sind (spihan, s. Graff VI, 321. 323); inlauten-
des h kann ausfallen^
Spillo it., ausgeartet in sqnillo, Stecknadel, dsgl. bohr er. Nicht
von spiculum. Man darf es unbedenklich aus spinnla herleiten, denn die
weibliche dUninutivform wird häufig in die männliche, welche eigentlich
die neutrale vertritt, umgesetzt, s. Rom. gramm. U, 293; ein ganz ähn-
licher fall ist orlo aus orula. Wegen der assimilation des n aber vgl.
man ella aus enola, luUa aus lunula. Der romagn. ausdruck ist spinell,
handgreiflich aus Spina. Gleicher herkunft mit spillo ist fr. 6pingle
(f.), npr. espinglo, neap. (aus dem franz.) spingola, bask. ispilinga {vgl.
champ. öplingue): g ward eingeschoben um das unerträgliche 6pinle zu
vermeiden. Zu spinnla bemerkt Ducange aus Tacit. Germ. c. 17: tegmen
Omnibus sagum fibula aut, si desit, spina consertum. Das pic, ^pieule,
äpinle erUstand wohl aus spicnlnm.
Spinace it., sp. espinaea, pg. espinafre, pr. espinar, fr. 6pinard,
wal. spenac ein kraut, spinal; von spina ^itze, wegen seiner gezackten
blätter, die ital. form eigentl. von demunlat. spinaceus, dieport. von spinifer.
Spinetta it., sp. espineta, fr. öpinette ein Saiteninstrument; von
spina, weil es mit zugespitzten federkielen gespielt ward.
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304 L SPIRITO— SPÜNTONE.
Spirito it., wcd. spirit, sp. espiritu, vrlt esprito, pg. espirito, cat.
pr. esperit, /r. esprit, daher engt spright tmd spirit, altfr, S. Espir.
Man behandelte dieses wort etioas earter als andre, weil ihm eine heilige
bedeutung anhieng. Der Spanier ließ ihm sein u tmangetastet und der
Provenßdle wandte hier seine gewöhnliche syncope nicht an. — Für spirit,
das wohl wenig üblich ist, führte der Walache, außer dem slav. duh, das
aus lateinischem Stoffe geschaffene suflet (hauch) ein, gab aber der thier-
Seele besondre namen, abur (vapor dunst, im gegensatee eum hauch?) und
bleasc (woher letsteres?).
Spitamo it., sp. espita spanne; vom gleichbed. gr. ani^a^irj.
Spito neap., sp, pg. espeto bratspieß, fr. 6pois oberste spitze am
hirschgeweih; vom ahd. spiz spieß, spitze, ndl. ndd. spit bratspieß. Da-
neben gibt es ein synonym mit d: i^. spiedo (spiedone, ausgeartet in
schidone, schidione), romagn. sped, gen. spiddo, sard. spidu, 5p. espedo,
espiedo; es fragt sich hierbei: steht die media durch einen zufall für die
tenuis, was aber sonst nicht geschieht; oder ist das wort vom ahd. sper,
nhd, Speer (woher altfr. espier IL c), indem, une oft im ital., d für r
eintrat? In letzterem falle rührt der span. (dem Catdlanen und Portu-
giesen unbekannte) ausdruck aus dem ital. her.
Spoglio, spoglia it. (entartet in scoglio, scoglia), aUsp, espojo
beute u, dgl.; von spolium, nüat. spolia Gest. reg. Fr. c. 37. Dafür
nsp. d espojo, fr. d^pouille, pr. despuelh, despuelha, vb. despojar, d6-
pouiller, despolhar.
Spola, spuola it., sp. espolin Weberschiffchen, vom ahd. spnolo
spule; gleichbed. chw. spol, limous. espolo; altfr. espolet Spindel. Das
neufr. s6poule scheint von späterem gepräge, für espoule, 6poule, das
im lothr. ehpieule (eh = fr. es) sein abbäd findä.
Sposo, sposa it., sp. esposo, esposa, pr. espos, esposa, fr. 6poux,
6pouse, Verlobter, verlobte, wie lat. sponsus, sponsa, dsgl. gatte, gattin,
auf welche bed. sich das franz. beschränkt, wiewohl noch Nicot 6pou8e
mit nympha und sponsa übersäzt Vb. it. sposare, aUsp. pr. esposar,
fr. 6pouser heirathen, lat. sponsare verloben.
Springare i^. t ei Dante Inf. 19, 120 mit den fußen zappeln, altfr.
espringuer springend tanzen (espringuiez et balez FC. III, 377; et cante
devant eus, souvent a espringu6 DMce. p. 303), pic. vor freude springen;
vom ahd. springan. Für springava bei Dante haben die meisten aus-
gaben spingava, welches Blanc, Vocab. dant., verwirft Äbgel. altfr. es-
pringale ein tanz GNev. p. 306, so auch espringuerie Trouv. artes.
p. 226. Espringale bedeutet überdies eine wurfmaschine (s. die stellen
bei Ducange v. spingarda) ; wahrscheinlich desselben Ursprunges, mit aus-
gefallnem r wie in spingare, ist it. spingarda mau^nbrecher, sp. es-
pingarda kleine canone; wenigstens ist dessen herkunft vom it. spingere
stoßen nicht annehmbar: für solche Werkzeuge liebte man individuelle zum
theil scherzhafte benennungen.
Spuntone, spontone it., sp. esponton, fr. sponton eine ort piken.
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I. SQUILLA-STAGNO. 305
mail. sponton naddy spindel; vom ü. puntone (punto, lat. punctum) spitze,
mU verstärktem anlaut.
Squilla it., lonib. chw. schella, sp. esquila, pg* fehlt, pr, esquella,
esquelha, (ütfr, eschiele glöckchen; vom ahd. skilla, skella, nhd. schelle,
dies vom starken vh. skSllan klingen Grimm II, 32, woher it. sqüillare.
Das älteste zeugnis des Wortes in der L. Sal.: si quis schülam \ai, eschil-
lam, schellam, skellam) de caballo fdraverit Pardessus p. 85. Merkwür-
dig ist die it. form squilla für schilla, welches Papias noch sichiUa
(ohne u) schreibt: das lat. auch im itoi. vorhandene, freilich etwas ganz
anderes bedeutende squilla muß zu dieser ausspräche verführt haben.
Stacca it., sp. pr. estaca, aitfr. estaque, estache pfaJU; vom ags.
staca, altfrs. ndd. stake mit ders. bed.
Staccio it., richtiger neap. setaccio, maü. sedazz, femer sp. cedazo,
altfr, saas, r^r. sas haar sieb; schon im früheren ndatein sedatium Gl.
ScJdettst. 39, 68, auch bei Hattemer I, 309^, sidacium Gl. Lindenbr.,
lat. gleichsam setaceum von seta, weil es von pferdehaaren gemacht ward.
Dem Walachen genügt das primitiv sete ßr die bed. sieb, dazu kommt
noch das abgel. sitiz^ ; auch die norm, mundart besitzt set (m.) in dieser
bedeutung.
Staggio it., estatge pr., 6tage fr. zustand, wohnung, Stockwerk u.
dgl.; von stare statum staticum (prov. auch fem. estatga wohnung). Mndl.
staghe Eeinh. ed. Grimm v. 2767 scheint aus dem franz. entlehnt.
Stagione it. Jahreszeit, auch rechte zeit, aacgog, ^. estacion, pg.
estayäo zeitpunct, Jahres- oder tageszeit; vb. nur it. stagionare zur
reife bringen, zeitigen; von statio stillstand, auf enthalt, daher zeitpunct,
vgl. unser stunde von stehn. — Die bed. von stagione erfüllt noch ein
anderes der ital. Schriftsprache fehlendes durch einen einfachen anlaut sich
unterscheidendes wort: sp. pr. sazon, pg. sazäo, fr. Saison, venez. sason;
vb. sazonar, assaisonner, sasonare. Aus statio konnte dieses letztere
wort nicht entstehen, da sich st nur inlautend in s oder z vereinfachen
kann: das sp. Zuüiga aus Estuüiga, eine einzelne ausncihme, würde höch-
stens eine form zazon unterstützen können. Ducange stellt satio als ety-
mon at4f: die bed- atissaat oder, was ganz nahe liegt, zeit der aussaat,
wäre auf die Jahreszeit übertragen worden. Dieser deutung läßt sich bei-
pflichten. Für das säen oder pflanzen jedes gewächses gibt es eine bestimmte
günstige zeit in der Jahresperiode, eine satio verna, aestiva, autumnalis,
letzterer ausdruck bei ColumeUa: leicht war es, die Jahreszeit, für welche
das latein keinen einfachen ausdruck gewährte, durch die Saatzeit vertreten
zu lassen. Sicher muß dieser auf das landleben bezogenen deutung die
von Le Duchat aus Sectio (abschnitt) als eine fast zu mathematische und
doch den begriff nur auf seiner Oberfläche berührende, überdies formell
weniger genügende nachstehn. — [Vgl- noch Mussafia's gloss. zu Monum.
ant. 118.]
Stagno it., sp. estano, pr. estanh, fr. 6tain zinn, dsgl. fr. tain
Stanniol (le tain aus Tötain). Die formen passen ni(ht zu stannum, da
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306 L STALLO-STANCARE.
der Italiener lat. nn tooJd nur vor i in gn erweicht (grunnire, grugnire),
wohl aber eum (ütlat. stagnum, das in stagnens, stagnatus forüebt
(Schneider y Lat. gramm, J, 503) und auch im frühem ndatein gane üblich
ist, e. b, in einem glossar stagnum ^cin (sinn) Diutiska III, 429, und
schon hei Isidoms. Wie bekannt, war das römische stannum nicht eigent-
lich das was wir ginn nennen, sondern ein gemischtes metall; die heutige
bedeutung soll sich erst im 4, jh. eingefunden haben. Abgel. fr. 6 tarn er
verjnnnen, vgl. venimeux von venin d. h. m in beiden fällen durch einfluß
des unbestimmten nasalen n (= nasalem m) herbeigeführt.
Stalle it. aUpg. SRos., altsp. estalO; pr. altfr. estal stelle, aufent-
halt, nfr. 6taA kram (vb. ^taJer auskramen), 6tau fleischbude; fem. it.
stalla, 5p. estala, altpg. stala staU, daher it. Stallone, fr, 6taloii jsucht-
hengst, eqnns ad stallum L. Wisig. Vom ahd. stal statio, locus, stabu-
lum, vb. ndl. stallen waaren ausstellen KU^ — Aus lat. stabolum dagegen
ward pr. estable, fr. 6table (f). — Frana. 4tau hat noch eine zweite be-
deutung, Schraubstock, in welcher es gleichfalls aus stal in der freilich
nicht nachweislichen bed. gestell entstanden sein könnte, wenn man nicht
herkunß aus dem ältfläm. stael schaft, stamm = holt, steel Kü. vorzieht.
Aber das gleichbed. lothr. eitauque so wie das bask. (navarr,) estoka
führen deutlich auf ut^er dtsches (schraub-) stock, und daraus scheint
6tau abgekürzt, also ganz anderes Stammes.
Stamigno it., sp, estamena; pg. pr. gleichfalls estamenha, fr. 6tsL-
mine siebtuch; vom adj. staminens fademig, faserig.
Stampare it., sp. pg. estampar, fr. ^tamper eindrücken, sard.
stampai durchlöchern, vom ahd. stamphön, nhd. stampfen; wal. steamp
der dazu dienende pfähl, vom ahd. stampb.
Stancare it. ermüden: dazu stimmt buchstäblich sp. pg. pr. estan-
car, fr. 6tanchier den lauf des wassers hemmeti, überh. hemmen, stopfen,
pg. aber auch erschöpfen, ermüden. AugenscheifUich von stagnare stehend
machen, hemmen, woraus die figürl. bed. ermüden leicht erfolgen konnte:
gn verhärtete sich zu nc, une dies in dem sbst. sp. pg. estanqne, pr.
estanc, selbst im fr. 4tang {statt 4tain), bret. stann von stagnum teich
geschah, um es von stagnum zinn zu scheiden, während sich der weiche
laut im sp. restafiar, val. estanyar s. v. a. estancar behauptete. Doch
nahmen mundarten, une z. b. die piemontesische, diese Scheidung nicht
vor: hier bedeutet stagn teich und zinn. Im pr. cot. tancar verstopfen,
sp. atancarse verstummen, fiel der anlaiä ab, dasselbe geschah im pg.
tanque teich für estanque. Dazu ein adj. it. stanco müde, sp. estanco,
pg. estanque verstopft, pr. estanc stillstehend, unwandelbar, dUfr. estanc
langsam, matt; das ital. wort läßt sich aus dem partic. stancato erUären,
die übrigen aber, müssen, da aus verbis keine adjediva ohne hülfe von
Suffixen gebildet u)erden, dem sbst. stagnum (stehendes wasser, stopfung)
ihr dasein danken, s. über solche adjediva Born, gramm. II, 289, —
Ital. mano stanca heißt linke hand, entsprechend dem mhd. tenc link,
auch wal. stung^: ist es darum anderes Ursprunges und von den übrigen
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I. STANGA-STOFFA. 307
roman. Wörtern abssusondem? es scheint nicht. Mundartlich^ in Bergamo,
heißt die linke mano storta die verdrehte, s. Ferrari v. mancare, auch
bedeutet it. senestrarsi un piede sich einen fuß verrenken {id. r. gangheri),
romagn. sin^star (m.) Verdrehung^ Verrenkung, und so konnte die linke
eben so wohl als die matte, träge, stockende, stanca, aufgefaßt werden. S.
gauche //. c.
Stanga it. chw, stange, riegel, /r. ^tangues (plur.) jsfange, eigentl.
äwas aus ewei Stangen bestehendes (Trevoux), dsgl. stangue ankerstange,
ßeraldisch), wal. steangQ; vom ahd. stanga.
Stanza it., sp. estancia auf enthalt, wohnung, pr. estansa Stellung,
läge, fr. ^tance, 4tan(on stütze; von stare, stans, gleichsam stantia. Über
stanza in der bed. Strophe s. Wackemagel, Ältfranjs. lieder 249, welcher
Dante's anschatmng, stanza sei das isimmer oder behältnis der ganzen
kunst eines liedes, näher bestimmt.
Starna it., estama sp. pg. kleine art rebhuhner; nach einigen von
avis externa fremder, eingewanderter vogel, fr. perdrix grecque. Das
ahd. starn, ags. steam ist der name eines andern vogels (staar, auch
drossel).
Stendardo f^., sp. estandarte, pr. estendart, estandart, fr. ^ten-
dard fahne, daher mhd. stanthart; von extendere entfalten, it. stendere
le insegne. Über die genauere bedeutung des franz. wertes s. P. Paris
zum Garin II, 162.
Stivale it., aitsp. estibal Gonci. Ultram., pr. estival Flam. 2208 j
aUfr. dass. eine auch das Schienbein deckende fußbekleidung, daher ahd.
stifal, mhd. stiyal, nhd. Stiefel. Von tibiale, welches eine ähnliche be-
deutung hat? Ihm könnte s auf itdl. weise vorgesetzt und diese form von
den andern sprachen angenommen sein, aber alsdann wäre die regelrechte
bildung wenigstens stiggiale, was nirgends, auch in keiner mundart, vor-
kommt. Darum ist Ducang^s erhlärung aus aestivale vorzuziehn, es war
eine Sommerbekleidung von leichtem leder: possint facere . . stivales,
hosas et alind opus quodcnnque de pellibns hircornm, arietnm cet. For.
Arag. Eine Urkunde von 1332 unterscheidet auch zwischen winter- und
sommerbeschuhung, s. Ducange.
Stivare it., sp. pg. estivar zusammenstopfen, sbst. estiva bailast;
von stipare.
Stocco it., sp. pg. estoque, pr. fr. estoc stoßdegen, span. aUfr. auch
stamm, como^X;. stoch baculiAs; von dem deutschen in allen mundarten ein-
heimischen stock {aus dem wurzelverbum stechen), woher auch das gad.
stoc. Auch unser vb. stocken findet sich wieder im pic. ^toquer ersticken.
Über fr. 6tau = stock s. oben stallo.
Stoffa it., sp. pg. estofa, fr. Stoffe, masc. it. stoffo, pg. estofo
gewirk, zeug, materie, stoff; vb. sp. pg. estofar, fr. 6toffer ausstaffieren,
auswattieren, span. auch stoppen. Da das verbum synonym ist mit it.
Stoppare, fr. ^touper verstopfen (s. stoppa), so ist der Ursprung des
Wortes wohl im lat. stuppa (werg) zu suchen, das sich im munde der
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308 I. STOJA-STORDIRE.
Deutschen in stupfä, stuffa verwandelte: sp. estofa bedeutet daher auch
Stickerei in erhabener (ausgestopfter) arbeit und engl, stuflf sowohl gewebe
une fiUlselj futter. Ohne diesen durchgang durch das deutsche ist eine
solche gemeinromanische aspiration des lat, p schwer anzunehmen, da
kaum ein entsprechender fäll vorliegt. Das gad. stubh steht in dieser
Sprache einsam da und scheint dem engl, stuff nachgebildet, vgl. dasselbe
buchstabenverhältnis im gad. scabhal = engl, scaffold, sibht = shift,
lobht = loft, gibhte = gift.
Stoja it.y sp. estera für estuera {wie frente ßr fruente), pg.
esteira (nach dem span.) matte, fr. störe; von storea.
Stoppa it., wäl. stnp^, sp. estopa, fr. ^touppe werg, vök stuppa.
Abgd. it. stoppino dacht, fr. ^touppin stöpsd; vb. it. stoppare, altsp.
edtopar, fr. ^toupper mit wer g verstopfen, mlat. stappare L. Älam., wo-
her ai^h unser vb. stopfen, ahd. stoppön.
Stoppia it., pr. estobla, fr. ^touble Stoppel. Das lat. wort ist
stipula: da aber aus betontem lat. i kein rom. o hervorgeht, so ist dies
ein unbrauchbares etynwn, doch öffnen sich zwei wege eur erklärung des
fraglichen Wortes. Entweder hat sich in Latium sdbst eine nebenform
stupula ausgd>ildet, wie ancipinm in ancupinm, reeiperare in recaperare
übergieng (Rom. gramm. I, 176, note); oder das, wie es scheint, aus
stipula entstellte früh vorkommende deutsche Stoppel hat auf die reine
romanische form eingewirkt. Beachtenswerth ist, daß einem eweiten roman.
beispiele des o aus \, tona aus tina, gleichfalls ein deutsches o eur seile
geht. Als ein unmittelbarer Sprößling von stipula läßt sich nur ^teule
betrachten, vgl. altfr. neule aus nebula.
Stordire it., altsp. estordir Bis., fr. ^tourdir betäubt werden, be-
täuben, adj. stordito, 6tourdi betäubt, unbesonnen. Es ist schon um des-
willen nicht rathsam, dies wort aus dem lat. stolidus oder dem deutschen
stürzen erMären zu wollen, weil das sp. pg. a-turdir {alt atordir) einen
mit t anlautenden stamm eu erkennen gibt und eine vertauschung des etwa
als , Partikel (ex) aufgefaßten avlautes s mit der partikel ad im span.
schwerlich vorkommt. Ahojar z. b. ist nicht = it. sfogliare, fr. effeuiller;
wofür desbojar gebraucht wird, sondern eine eigne Zusammensetzung mit
eigner bedeutung; alanzar nicht = it. slanciare, fr. 61ancer, sondern lat.
lanceare mit vorgesetztem a, welche prothesis in dieser spräche sehr häufig
ist. Nach Covarruvias entsprang aturdir aus einer anspidung auf die
drossel (tordo), die man in der mittagshitze betäubt herabfallen sehe, daher
das Sprichwort teuer cabeza de tordo einen drosselkopf haben, leicht in
betäubung gerathen. Diese deutung ist nicht so kurzer hand abzuweisen:
auch dem Baliener ist die drossd ein eifrfaltiger vogel und dem Griechen
galt sie für taub, daher das Sprichwort xcoq>6TaQog yiix^tjg, wozu Zenobius
die bemerkung macht: (paai yag xioq^eveiv to ^wov, s. Paroemiographi
graec. ed. Gaisford p. 325. Verba mit beziehung auf die natur der thiere
aus ihren namen gebildet sind im romanischen überaus häufig und so ist
ein wort turdire von turdus eben so gedenkbar wie ericiare von ericiuS|
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I. STORIONE-STRADA. .309
«. oben riccio. Zwar gehen diese verha gewöhnlich nach der 1. conj.y aber
auch aus der driften gibt es beispiele, so it. accanire grimmig werden (wie
ein hund); übrigens lieben intransitiva diese conjtigationsform. Man
könnte für ßtordire, tvie Wächter gethan, auch das kymr. twrdd gerauscht
donner^ geltend machen und daau stornier von tonus anführen. Liefen-
bach, Goth. wb. Ily 315, ist nicht abgeneigt, das roman. wort eu engl.
sturdy (stark, frech, keck) zu stellen, welches Johnson lieber aus 6tourdi
herleitet, aber die bedetUungen selbst scheinen sich ahjmstoßen. — Indessen
sind alle diese erMärungsversuche bei seile eu setzen: das wort hat einen
andern ganz Maren Ursprung. Es ist von torpidus starr, fühUos, woraus
mit leichügkeit extorpidire extordire geschaffen werden konnte. Dasselbe
schwinden des p vor d zeigt das fr. tiede von tepidus und die Zusammen-
setzung mit ex dasselbe Stammwort in extorpescere. Also: wie at4S
tepidus tiödir (lau werden), so konnte aus torpidus tourdir (starr werden)
entstehen.
Storione it., sp. esturion, fr. esturgeon stör; vom ahd. sturio,
spiUer sturo, ags. styra, schwed. stör.
Stormo it., stürm chw., estorn pr., estor altfr. aufruhr, angriff; it.
stormire, pr. altfr. estormir in bewegung gerathen. Vom ahd. stunn,
vb. sturman (aus deutscher würzet, Grimm II, 48), auch kymr. ystorm,
bret. stourm, gael. stoirm; das geschlossene itoA. o aber weist auf ein ur-
sprüngliches u, mithin besser auf deutschen als auf cdtischen Ursprung.
Stracciare it, chw. stratschar, sp. estrazar, pr. estrassar zer-
reißen; sbst. it. straccio, sp. estrazo, estraza fetzen. Gegen Muratori^s
herleitung aus distractus ist zu erinnern, daß der Spanier oder Provenzcde
der Partikel dis den anlaut nicht entzieht: buchstäblich genügt daher nur
das auch begrifflich nicht zu weit abliegende extractus, gleichsam extrac-
tiare herausreißen; vgl. tmten tracciare.
Strada it., sp. pg. pr. estrada, altfr. estr^e (strae LRs. 209), pic.
ötr^e gepflasterter weg, Straße, neugr. argdza; vom lat. strata sc. via mit
steinen bestreuter weg. Im franz. nennt man eine solche Straße wegen ihrer
eisenhärte auch chemin ferr^, pr. cami ferrat, aüfr. zuweilen ohne Sub-
stantiv und als feminin {wie estr6e, briste, route) : la gent Huon cheval-
chent la ferröe MGar. p. 52. Dahin auch it. strato, sp. estrado, pr.
estrd für estrat, fr. fem. estrade (aus dem span.) erhöhter sitz, von Stratum
polster. Eine ableitung ist pr. es tradier sich auf den Straßen Iwrum-
treibend, raubador estradier Straßenräuber GOcc, das adjectiv zumal von
rossen gebraucht, schnellfüßig: non ac en tota Fransa tan estradier que
om preze Ihui per corre miga un saumier GRoss. 3277. Dem entspricht
buchstäblich das altfr. estraier, estraer, welches sich vielleicht auch be-
grifflich ihm anknüpfen läßt. Es heißt umherirrend, von thieren, auch
herrenlos, z. b. quant Isembart . . . vit le cheval curre estraer Gorm. v. 299
(303Schder) li cevalerent estraier s.Gachetl89^ (der es verkehrter weise
am extractus deutet); li destriers s'est estraiers remes Fier. p. 126.
Darum bedeutet es auch verlassen, aufgegeben, derelicius, z. b. maint vassal
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310 I. STRAMBO— STRINGA.
laissent gesir mort estraier Gayd. p. 225; estraiere dem fiscus ver-
fdUnes guty wofür sogar eströe vorkommt DC.
Strainbo ü. schießeinig j piem, stranb hinkend, romagn. stramb
seltsam, wal. stramb, oAban. stremp schräg, falsch, pr. estramp ungereimt
(von Versen), stramp bei Jordi, Aasias March und andern, daher it. stram-
bitä Ungereimtheit, Verkehrtheit, vh. maü. strambä verdrehen. Es ist kaum
eu eweifeln, daß strambo im lat. strabus (schielend) seinen grund habe:
m drängt sich öfter vor b ein und auch die begriffe schielend und schief
sind fast eins; ^. estrambosidad ist = estrabismo. Desselben Stammes
muß sein sp, estrambote schweif eines liedes, aUsp, eine liedergattung
Sanchejs I, p. LIX, it. strambotto von ähnlicher bedetäung; adj. sp. pg,
estrambotico ungereimt, seltsam. Der sinn dieser letzteren in die roman.
märik eingeführten Wörter liegt also wohl darin, daß die damit bezeich-
neten gedickte das richtige maß oder die regel in irgend einer weise über-
schritten, wie Dante einen nicht mit maß handelnden menschen schielend
am geiste nennt Inf. 7, 40; ven. straboto bedeutet fehler, schniteer. Anders
meint F. Pasqualino: strammotta ridicala cantiuncala a strammu {ital.
strambo), at innuatnr deflexio a vera significatione in malam partem
accepta. Estrambote aber berührt sich wieder mit aUfr. estrabot, estribot
{s. oben estribo), dcAer auch aUsp. estrimbote als nebenform Alx. 2229.
— Ital. stramb a binsenstrick hierherzuziehen, nämlich als etwas ge-
drehtes, ist gezwungen, es stellt sich zum bair. strempfel wiede, stram-
bellare zerreißen zu strampfein mit den fußen zappeln, vgl. churw. stram-
Wir erschüttern.
Stranio, strano it., sp. estrano, pr. estranh, fr. Strange fremd,
wohin auch das anomale wal, strefn, ton extraneus ; abgel.it. straniero,
sp. extrangero, pr. estrangier, fr. 6tranger mit gleicher bedeutung.
Strega it., maü. trient. Stria hexe, auch it, stregona, wal. strigöe,
masc. i^. stregone, wal, Btrigoiu hexenmeister ; vb,it, stregare behexen;
vom lat, striga ein den hindern schaden bringendes weib, auch hexe,
Zauberin, bei Petronius und Apulejus; dsgl. strix nachtvogel, der den
hindern das blut aussaugen sollte. Häufig im mittelaUer erwähnt, z. b.
si qnis a diabolo deceptus crediderit secundum morem paganorum,
yirum aliqnem aut feminam strigam esse et homines comedere cet. Capit.
Cor. M. (DG.). Die prov. oder franz. form bezeugt Gervasius Tilb. (um
1210): lamias, qnas vulgo mascas ant in gallica lingua strias dieunt, s.
Ducange v. masca; dieselbe form auch in der L. Sal. Roquefort kennt
estrie. Ein pg. estria in der bed. blutsaugender vogd verzeichnet Moraes
2. ausg. aus Sa de Miranda egl. 4, der aber nur den römischen Volks-
glauben damit meint, nicht einen portugiesischen.
Stregghia, streglia it,, cot. estrijol, fr. 6trille Striegel; vb. it,
strecchiare, altsp. estrillar, fr. 6triller; von strigilis.
Stringa it,, sp. estringa nestd, Schnürriemen; vb. stringare
zusammenziehen. Daß es von stringere komme, ist nicht unverdächtig, da
aus cingere it. eigna, nicht cinga ward. Es mag darum nebst pg.
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I. STROPPIARE— SUCIDO. 311
estrinca, estrinqne, sp. estrinqne, eetrenque (seil) aus dem deutschen
stammen, ags. string, streng, altn. strengr, mndl. stringhe, vb, stringen,
strengen, ahd. streng! w. s. w., s. über diesen stamm Grrimm II, 37, Weigand
II, 824, Doch liegt den wertem mit c das deutsche strick eben so nah,
da n vor gutturalen leicht eingeschoben wird, vgl. auch comash striccä,
romagn. striche pressen,
Stroppiare, storpiare it., ven. strnpiare, maü. struppiä, chw.
strupchiar, sp, pg. estropear, fr. estropier Icöimen, verstümmeln; sbsL it.
stroppio hind^mis, hemmung. Ist storpiare die richtigere form und
kommt das wort von extorpidare starr, steif machen, syncopiert extorpiare?
Extorpescere hat Venant. Fort. Muratori erinnert an turpis.
Ströppolo ity fr. estrope, ^trope seil, tau; von struppus band,
riemen, das GeUius anführt; die span. form estrovo weist auf stropus
Gl, Phüox. Nicht von unserm strttppe.
Struzzo it., pr. GBtru^ strauß (vogd), ronstruthio; sp. av-estruz,
fr. au-tmche (f.) für autmsse, von avis stmthio vogel strauß, ndat.
stmcio in alten glossaren.
S tue CO it., sp. estttco, estnqne, fr. stuc gyps, stuck; vom ahd.
stucchi crusta, s. Graff VI, 63L
Stnfa it., sp. pg. estufe, pr, estuba, fr, ^tuve bahung, einrichtung
ssum bähen oder warm baden, badstübe, ofen; vb.it. stnfare, 5p. estaÜGkr,
estofar (das auch zu stoflfa gehört), estovar, fr. 6tuver bähen u. dgl.
Bereits in der L. Alam. stuba und in allen germanischen sprachen hei-
misch: ahd. stupä, mhd. stöbe, nhd. stube, mndl. stove, ags. dltn. stofe,
engl, stove, dahet* gad. stobh, vb. hd, stufen, ndd. stoven schmoren. Die
deutschheit des wertes bezweifelt SchmeUer in, 605, und au^h Weigand
II, 830 fragt, welchen Ursprung es habe,
Stuola it,j altsp. estol mcmnschafi, begleitung, gefolge, ältcat. pr.
estol heer, flotte, wal, stol in letzterer bed.; vom gr. avoXog zurüstung,
feldzug, flotte, lat. stolus bereits im Cod. Theod., auch im arabischen vor-
handen Freyt. I, 36^. Der altfr. ausdruck für classis tmd zugleich für
apparatus war nicht estol, sondern das feminin estoire (s. Miehd zu
BenoU), woraus das mhd. gleichfalls weibliche storje; dem erUspricht ein
mtat. storium (feminitM aus neutris sind häufig), welches atis dem in ital.
Urkunden vorkommenden stolium = arokiov abgeändert sein kann, wenn
man altfr. navirie von navilie und ähnliche erei^nisse erwägt. Nahe liegt
allerdings auch estorer zurüsten = instaurare (11, c), allein eine ab-
leitung instaurium, instauria, worauf man zurückgehn müßte, ist keine
sprachgesetzliche.
Subbio i^., sp. enxullo, fr. ensouple weberbaum; von dem nach-
classischen insubulum bei Isidorus.
Sücido und sozzo it., sp. 5Ücio, pg. sujo, neupr. sous schmutzig;
von sucidus saflig, vgl. lana sucida frisch abgeschorene noch schmutzige
woUe. Es versteht sich, daß die zweite itai. form aus dem syncopierten
sucius entstand, worin c wie in sezzo von secius behandelt ward.
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312 I. SUCO-TACCAGNO.
Suco, 8UCC0, 8Ugo it., sp, 8UC0, xugo, pr. suc, fr. suc soft, von
sücus; daher vb. it, sugare, cdt^. Sügar (jstisammentreffend mit dem ahd.
sügan), pr. sucar saugen^ fr. suyer fehU. Zsgs. it. asciugare, sp. en-
xugar, pr. eisugar, fr. essüyer, woi. usucä, usdi, von exsucare (exsuccare)
austrocknen^ dieses verbum nur bei Caeh Äurdius; dsgl. it. asciutto,
sp. enxuto, pr. eissug, in Berry essuy, chw. schig trocken^ fr. essui sbst.^
aUe von exsuctus; it. prosciugare austrocknen, von perexsucare; pro-
sciutto, presciutto (pg. presunto) Schinken^ von per-exsuctns (ausgetrock-
netes fleisch). Eine besondere abl. ist it. succiare, suzzare, fr. gucer,
das sich nur aus suctiare vom part. suctus deuten läßt, ein pr. sbst. süccio,
fr. suction ist vorhanden.
Suolo it., pr. sol, sola, 5p. saela, fr. sole fußsohle; it. soglia,
soglio, pr. sulh, sol, fr. senil thürschwelle, sp. suela grundschweUe; end-
lich it. soglia, sp. suela, pg. solha, fr. sole schölle, plattfisch. Die formen
mit reinem 1 sind von sSlum grundlage, sohle, die mit erweichtem von
solea sohle, daher unterläge, schwelle (wie das deutsche sohle), auch platt-
fisch. Von solum oder dem adj. solarius ist sp. pg. solar grund und
boden, hausplate, Stammhaus, sp. solera, pg. soleira schwelle, bodenstück
verschiedener dinge, fr. soulier schuh. In andern fällen hatte die spräche
zum theil Solarium (höchster offen liegender räum des hauses) vor äugen:
it. solajo, solare decke des eimmers, Stockwerk (z. b. casa di tre solari
Ferrar.), fußboden des obem Stockes, pr. solier, solar gleichfalls Stockwerk
und fußboden, plattes dach, altfr. solier Speicher u. dgl. (noch bei Nicot).
Suso it., abgekürzt su {vgl. yerso, ver), chw. si, sp. altpg. suso,
pr. fr. sus, Partikel, von susum für sursum, abgekürzt lat. sus in susque
de-que. Zsgs. fr. dessus, altsp. desü.
T.
Tabacco it., sp. tabaco, fr. tabac eine pflanze; american. wort,
eigentl. die rolle, woraus man den dampf der zubereiteten pflanze einsog.
Tabarro it., sp. pg. tabardo, fr. tabard, engl, tabart, mhd. tapfart
waffenrock u. dgl., kymr. tabar, mittelgr. Ta^inaQiov. Dieses Tdeidungs-
stück war von grobem dickem stoff und ward meist von kriegsleuten oder
manchen getragen: sollte das wort aus tap-es tap-etis teppich, decke ab-
geleitet sein, indem es die im rom. tappeto bewahrte tenuis hier mit der ^
media tauschte, wie lat, caput sich roman. als cap und cab oder cav dar-
stellt? Und grade wie in caput (vgl, sp. cabal u. a.) konnte auch das
ableitende t schwinden. Lat. trabea (staatsTdeid) bietet Schwierigkeiten
mehr im buchstaben als in der bedeutung.
Taccagno i^., sp. tacano, fr. taquin, comask. tachin knickerig^
geizig; vb. it. taccagnare, /r. taquiner, lomb. zaccagnä um kleinigkeiten
zanken. Man könnte an zacke (haken) denken, die bedeutung aber führt
geradezu auf zähe d. i. geizig, ahd. zähl, vgl. ndl. taaiaard geizhals.
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I. TACCO-TAGLIA. 313
Wegen c oder cc at^s deuischem h s, oben gecchire, auch smacco IL a,
It(d. taccola häkchen (in figürlichem sinne) gehört wohl eu tacco.
Tacco it. absatz am schuh (sp, pg. taco pflock scheint anderer her-
Jcunß), chw. tac flecken, makd, wallon. tac platte^ blech, henneg. tacq
Stückchen land; fem, it. tacca kerbe, auch flecken, pr. taca, altfr. pic.
teque, ü. tecca, fr, tache, it, taccia, sp, pg, tacha mit letzterer bed,, occit.
tacho nagel mit breitem köpf; abgel. it. taccone fleck (läppen) an schu-
hen, sp.pg, tacon ahsaiz an denselben, dsgl, tachon hut des nageis, henneg,
tacon = it, taccone und taccia; vb. chw. taccar einkerben, ankleben,
ven. tacare, lofnb. tacä anheften, pr. tacar, fr. tacher beflecken, wohl auch
pr. techir Ghx. IV, 303; zsgs. it. attaccare, sp. atacar, fr. attacher
befestigen, dsgl. feindlich angreifen (fr. attaquer), ursprüngl, wohi attaccarsi
ad uno sich an einen anheften, vgl, gr. a7rj:€ax^al tivog; it. staccare,
fr. d^tacher ff. losmachen. Den stamm kennt sowohl die celtische wie die
deutsche spräche: gael. tac, com, tach r^gel, engl, tack stift, haken, ndl.
tak, hochd. zacke spitze, zinke, wozu noch ein verbum kommt mndl, tacken
ergreifen, heften, vgl. aitn, taca, ags, tacan, engl, take fassen, fangen.
Haben die roman, bildungen hierin ihre quelle, so tvar ihr grundbegriff
etwas heftendes oder gehütetes, daher auch flicklappen oder fleck und hier-
aus flecken, mdkel, fehler; die itai. bed, kerbe aber erinnert zunächst an
zacke.
Tafdno it, sp. täbano, pr. altfr. tavan, nfr. taon (zur Vermeidung
des mislautes in taan), wäl. t^une ein insect, bremse; von tabanus, theils
tAbanus, theils tabänns von den neueren betont, mlat. eher tabanns, da die
ScMettst, glossen tavenus schreiben 36, 68. Servius sagt (nach Ferrari)lsLÜnG
asylus Wulgo' tabanus vocatur, Papias asilus, quem 'rustici* tabanum
dicunt, so daß es nach diesen stellen ein wort der Volkssprache gewesen
wäre. [Ascoli vergleicht das skr, tapana-s der brennende, stechende, Ztschr.
ßr vergl. sprachf. XII, 436.]
T äffet ä it., sp. tafetan, fr. taflfetas ein stoff, taffet; vom pers.
t&fteh Vullers I, 416''.
Tafur pr. altfr, schelm, Spitzbube (s. glossar zum Tristan), sp.
tahur Spieler, falscher Spieler, pg. taful auch schwelger, vgl, neupr. taftird
beunruhigen. Zu vermuthen ist arab. Ursprung, wie schon Gruibert (Gesta
Bei per Franc.) sagt : thafur apud gentiles dicuntur, quos nos, ut nimis
litteraliter loquar, trudannes vocamus, s. Antioch, II, 7, Liebrecht zu
Gachet p. 430", lAttre, Hist. de la langue frang, I, 189 ff. Aber welches
ist das arab. wort? taihür unbesonnener mensch Freyt, I, 202'^ ließe sich
anführen, genügt aber den bedeutungen nicht hitäänglich. Engelmann
vermuthet dahül betrüger.
Taglia it,, sp. taja, talla, pg. |)r. talha, /r. taille schnitt, einschnitt,
wuchs, auch Steuer, weil sie, wie Vossius, Vit. serm., sich ausdrückt, von
dem vermögen der bürger geschnitten wird, masc. ü. taglio, sp. tajo,
talle, pr. talh, fr. nur detail schnitt, schneide; rfe. taglia re, tajar, talhar,
tailler, auch wal. t^iä schneiden, abschneiden; pr. talhador, fr, tailleur
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314 I. TALCO— TAMIGIO.
Schneider (statt dessen it, sartore, sp. sastre); t^. tagliere, sp. taller,
dsgl. pr. talhador, fr. tailloir, 5p. tajadero vorUgetdler, Hackbrett (ein
geräthe, worauf man schneidet^ daher unser teller) und zahlreiche andre.
Taglia hai sein unantastbares etymon im lat. talea abgeschnittenes stückj
besonders abgeschnittener zweig. Ein zsgs, vcrbum gibt Nonius 4, 473
aus der Volkssprache: taleas scissiones lignoram vel praesegmina Yarro
dicit de re rust lib. L, nam etiam nunc "rustica voce' intertaleare {al.
intertaliare) dicitur dividere vel exscindere ramum; es ist das sp. pr.
entretallar einschneiden, auszacTcen, it. frastagliare. Bei den feldmessem
I, 360: scissuram h. e. taliaturam, seissum i. e. taliatum, vgl II, 276,
wo Budorff auch theclatura L. Long, hieher rechnet, it. tagliatura u. s. w.
Tal CO it. sp. pg., talc fr. ein mineral, talk; vom ardb. 'talaq, «ir-
sprüngl wohl persisch, s. Freytag III, 66^. Vüllers I, 468^, II, 647''.
Talento i^., sp. talento, talante, pr. talen, talan, fr. talent Die
altrom. bed. ist tust, neigung (auch bask. talendua), von talentum (TccXavTov)
wage, daher gewicht, eug, z. 6. in einer span. Urkunde (aer. 1098): si
yenerit ad aliquam de meas filias in talentum Hn den sinn kommen
sollte^ DC. s. V. Eine später entwickelte bed. ist fähigkeü, in beziehung
auf die alte bed. geldsumme, schätz, den man in sich trägt. Zsgs. it. at-
talentarC; jTT. atalentar, altfr. atalenter gefallen, reizen.
Talismano it., talisman sp. fr.; vom ardb. 'telsam zauberbild,
eigentlich vom plur. 'telsam&n, womit man unter einem gewissen horoscop
einen gegenständ bezeichnete, xeleafta, s. Gol. 1473, Freyt. III, 64^.
Tallo it., sp. tallo, pg. talo, fr. talle (f) Schößling, stengel; vom
gleichbed. thallus {&alX6g).
Tal Ion e it., richtiger sp. pr. talon, fr. talon ferse; von talus
knöchel. Letztere bedeutung hat talannn {lies taluun d. i. talün) noch in
den Casseler glossen, wo es mit anchlao (anchalo, enkel) übersetzt, ferse
aber mit calcanea ausgedrückt ist. Vgl. auch Ducange v. talo, Altrom.
glossare 42. 97.
Tamarinde it. sp., tamarin fr. ein morgenländischer bäum und
dessen frucht; vom ardb. tamr hindi d. h. indische dattel Gol. 396,
Freytag I, 200\
Tamburo it., sp,pg. tambor, atambor, pr. tabor, fr. tambour, mhd.
tambfir und täbflr trommel, tromnder, wäl. tambüre leier; dim. it. tam-
burino cet., auch fr. tabouret art sessd (von der äkfdichkeit mit dem
tambourin); vom pers. 'tambür VuUers I, 464\ vgl. 907\ arab. 'tonbür
cither Gol 1486. Vgl Pott in Höfers Ztschr. II, 366.
Tamigio it. (in einigen wbb., re». tamiso), sp. tsjniz, pr. fr. tamis
haar sieb; vb. it. tamigiare, fr. tamiser sieben. Laieinisch ausgedrückt
umrde dies wort tamißium lauten, wie auch das mittelalter schrieb. Ist die
endung isium suffix, so kann es sich nicht auf roman. boden gebildet haben,
man müßte denn eine immer bedenkliche Verwechselung mit dem sufßx
itium annehmen, das aber ein prov. tamizi oder tamitz fordern umrde,
und somit ist die ableitung aus dem celt. tamma zerstücken (s. Diefenbach,
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I. TANAGLIA-TARGA. 315
Cdt. Ij 142) nicht wohl einmiräumen. Eher "konnte tamisinm cntf dem
glekhbed. ndl. teems (vgl.ahd. zemisa Meie) ruhen, dem man die endung
inm angefügt hätte; welcher herkunft aber dieses ndl. wart sei, ist sacke
der deutschen Sprachforschung.
Tanaglia it., pr. tenalha, fr. tenaille (alt estenielle) eange; von
tenaculniDy plur. tenacala, nur hei Terentianus Maurus vorhanden. Dafür
sp. tenaza von tenax, plur. tenacia.
Tape fr. zapfen, sie. tappu spund, daher fr, tapon, tampon, sp.
tapon zapfen, stopfen; pg. tampa deckd; vb, fr. taper, sp. pg, tapar,
flor. tappare, com. tapä, pr, tampir verstopfen, eumachen; alle vom ndd.
tap stopfen. Eine andre form ist it. zaffo, vb. zaffare, vom hochd.
zapfo, dsgl. zampillo Wasserstrahl einer röhre, worin sich ein ndd. p geigt,
während in zaffata (mail. taffiada) stoß eines solchen Wasserstrahles das
hochd. f stehen blid>. Auch das sp. zampar verstecken, gierig verschlingen
(nach Larram^i baskisch) ist nur formverschieden von tapar jmdecken,
hineinstopfen.
Tappeto it., sp. pgr.tapete, tapiz, jpr.tapit, /r.tapis teppich; theils
von tapetam, theils von tapes tapetis.
Tara it. sp. pg. pr., tare fr. äbgang am geuncht einer waare; vom
ardb. 'tarah entfernt, beseitigt, *tarh etwas eurückgelassenes Freyt. III, 47".
Taraire pr. (m.) Chx. IV, 304, fr. tariere (f.), mundartl. t^röre
s. H^art, sp. taladro für taradro, pg. trado, chw, terAder bohrer. Die
Wörter fügen sich in die form taratram Isid. 19, 29, offenbar das gr.
tfQ€TQov, in den Cassder glossen und dem Capitulare de villis taradms.
Itdl. taradore rebenwurm, das man sonst von teredo (TeQfjdaiv) herleitet,
ist buchstäblich das eben genannte pr. taraire für tarader, chw. terader,
auf, die das suffix tor (daher npr. taradouiro) angewandt ward, wiewohl
kein vb. tarar vorhanden ist; auch fr. tar-aud sehraubenbohrer beruht auf
einer Voraussetzung dieses verbums. Celtische sprachen seigeH ein gana
entsprechendes wort, kymr. taradr, bret. tarar, talar^ tarer, terer bohrer,
anders gael. tora, toradh, vgl. gr. ingog grabeisen. — Aus lat. terebellum
aber ist it. trivello,|?r. taravel, dauph, tHmveüSk, pic. törelle, pg, tra-
voella bohrer, so wie sp. temvela motte (bohrendes insect). Die auf dis-
similation benähende Verwandlung des ersten r in 1 (taladro, s. oben) läßt
sich auch in dem volksmäßigen lat. telebra ßr terebra bemerken, App.
ad. Probum. — Zu derselben familie, das heißt eum stamme ter, gehört
vielleicht auch sp. taraza, pg. tra^a {dbgeküret wie das angeführte trado)
kleidermoite, vb. tarazar, tra^r eemagen.
Taräntola, tarantella ^i/., daher sp. tarantala, fr. tarentule u.s.f
eine erdspinne, bekanntlich so genannt, weil sie sieh in der umgegend von
Tarent (it. Taranto) in Apulien findet. Schon der Vocab. opt. p. 46^
führt das wort und ewar als ein deutsches auf: scorpio Harant^.
Targa it., sp. taija, pg. pr. taija, f^. targe, mit anlautender media
sp. pg. darga, adarga (in einer span. urk. aer. 1099 adarca DG), dUcat.
darga RMunt. 106^ ursprüngl. ein großer den körper deckender schild
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316 I. TAR60NE— TARTARUGA.
(der auch rund sein konnte GRoss. 2632); vb, pr. se targar, fr. se
targuer troUen. Die herleitung aus lat, tergum (mit leder iibereogener
Schild) findet in dem vocäl einigen anstoß. Da die tartsche eine scJ^were
namentlich mm stürm gebrauchte schuiewaffe war, so bleibt man am besten
bei dem ahd. zarga schutewehr stehen, woher denn ags. targe, altn. targa
Schild s. Grimm Illy 445: die deutsche bed. schütz, einfassung (nochjeiet
in zarge) liegt deutlich vor im sp, atarjea eif^asstmg eines canäls. Die
über Spanien verbreitete nebenform a-darga, adaraga, daraga erklärt
sich genügend aus dem gleichbed. arab. addaraqah lederschild Fregt. II,
24^, s. Gayangos Escrit. antiq,, gloss. Auch das weil, targe flechtwerk ist
hier aneuführen.
Targone it., sp. taragona, fr. targon, wallon. dragonn em kraut,
dragun, ar<d). 'tarchfin Freyt. III, 47"; von draco in der bed. von dra-
cuncnlas: wegen der Verwandlung des anlautes dr vgl. sp. taragont6a von
dragontea. Eine andre darsteUung von draco ist pg. estragäo, fr.
estragon.
Tarida it. sp. pr. ccd. (bei R. Munt. teridsL p. 196 u. oß) ein fahr-
zeug, lastschiff. Das itäl. wort hcU seine heimath hauptsächlich in Genua,
s. Arch. stör. itäl. app. XVIII. Albertinus Mussatus schreibt darüber:
ac inter eas onerarias naves una Yenetorum mirae proceritatis, quam '
teretem vocant, s. DC. Auf ägyptisch-arabisch heißt 'tartdah ein beson-
ders eum transport von pferden bestimmtes fahreeug, nach QucUremere^s
vermuthung aus dem arabischen verderbt. S. Pihan Gloss. des mots
frang. cet.
Tariffa it., sp. pg. tarifa, fr. tarif (m.) waarenverzeichnis; vom
arab. 'ta'rlf kundmachung Freyt. III, 142'', dies vom wurzelverbum 'araCa
(Ojft) erkennen,
Tarma it., sp. chur. tama motte^ made; von tarmes (m.) holewurm,
das früh in verschiedenen formen erscheint: tarmus ^vermes in came Gl.
Isid., tarnus 'mado' Hattemer I, 288. 290, Gl. Flor., s. Dief. Gloss. lat.
germ. v. terma. Für das synonyme it. tarlo {romagn. terla) stellt Fer-
rari ein dimin. tarmulns auf; es kann indessen aus tarmus, tarnus ab-
geändert sein.
Tartagliare iL, ven. tartagiare, chw. tartagliar, sp. tartajear, pg.
tartarear stottern, pr. tartalhar 'loqui frequenter et pretiose GProv. 62;
dsgl. sp. tartalear wanken, in der rede stocken; adj. sp. tato, pg. tä-
taro, sp. pg. tarta-mudo stotternd; naturausdruck, vgl. ndl. tateren
stammeln, aber auch arab. tartara titubare Freyt. I, 188^, das schon
J. V. Hammer vergleicht.
Tartan a it. sp. pg., tartane fr. ein kleineres fahreeug mit einem
mäste, auf dem mittelländischen meere; abgeleitet, wie man annimmt, aus
tarida, s. daselbst,
Tartaruga it. pg., sp. tortuga, pr. tortuga, tartuga, fr. tortue
Schildkröte, ndat. tortuca, dsgl. tartuca Vocab. opt. p. 46''. 47!^; von den
krummen fußen (tortus) so genannt, daher auch engl, tortoise = pr. tor-
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I. TASCA— TASSO. 317
tesa hrümme. Seltsam hat sich die ital. form erweitert, doch hesüjst Sid-
lien das einfache tartuca. Dasselbe ihier heißt auch it botta scudaja,
dem deutschen wort genau entsprechend. Merkwürdig ist das veness. ga-
jandra: etwa aus gr. xiXvdqog? S. Mussafia's gloss. eu Fra Paolino,
Tasca it. pr. (leteteres aus tasqueta ßu folgern), sp. pg. fehlt fr.
(mundartl,) tache, tasque, tasse, wallon. tah, wai, taice, ahd. tasca, mhd.
tasche, tesche^ nhd, tasche. Dieses wort trennt sich durch seine hedeutung
so bestimmt vom fr. täche iagewerk, daß schwerlich an einen Zusammen-
hang zwischen beiden zu denken ist. Schön deutet Jl Grimm, Gesch. d.
d. spr. p. 654, vgl. zur L. Sdl. p. VIII, das maibergische texaca, taxaca
diebstahl aus ahd. zascön raffen, rauben: täxaca konnte sich in tasca ver-
einfachen und aus der bed, raub in die des behälters, in den man ihn
steckte, übergehen; das umgekehrte trat bei sacco ein. Hiezu ist zu be-
merken: buchstäblich passt tasca aber auch zu einem noch vorhandenen
hochd. zesche schleppe des kleides Frisch 472^, vb. zaschen, zeschen
schleppen, schleifen = ahd. zascön s. Schmäler: da nun die laschen um
den hals getragen wurden oder an dem gürtet herabhiengen, so konnte
man sie nicht unpassend mit etwas, das man nachschleppt, vergleichen,
auch im span. ist falda sowohl schleppe wie sack. Der Ursprung wäre
der von Grimm gegebene, nur die auffassung anders. — [Nach Weigand
II, 862 wäre tasche dunkler, noch nicht sicher ermittelter herkunft.]
Tassello it,, tasseau fr. pflöckchen oder leiste zum zusammenfügen,
oitfr. tassiel amh knöpf, agraffe; von taxülus Uötzchen.
Tasso it,, pr. tais und taiso, /r. taisson, sp. texon und vermittelst
der ableitung ug tasugo, pg, teixugo, miat. taxus 8--9 jh., taxo taxo-
nis 7—8. jh. (s. Menage, Orig. itdt.) ein säugethier, dtid. dahs, altndd.
ndl. das, nhd. dachs. Das wort ist fast über das ganze roman. gebiet
(nur wdt. sagt man 6sure = lat. esor fresser?) so wie Über Deutschland
und Niederland verbreitet. Dafür engl, brock, gray, badger, dän. brok,
gräfling, schwed, gräfsvin. Der lat. name ist meles oder melis: dies hat
sich mit gleicher bedeutung im neap. mologna erhalten, das sich zu-
nächst der von Isidor angeführten form melo melonis anschließt; die
Schiettst. glossen haben taxus sive melota 360^. Ist das roman. wort
nun aus dem sichtlich damit zusammentr^enden deutschen oder dies aus
dem romanischen entstanden? denn aus den vorhandenen mittein der latein.
spräche läßt es sich nicht erklären. Indessoi findet sich bei Afranius
taxea speck (Gallum sagatum pingui pastum taxea), nach Isidorus, der
die stelle aufbewahrt, ein gallisches (vielleicht im sp. tasajo IL b. erhal-
tenes) wort, und hieraus konnte der Eömer in beziehung auf die lebens-
weise des thieres, das im winter von seinem fette zehren soll, taxeo {une
von alea aleo) formen; aber diese aus der naturgeschichte geschöpfte er-
klärung ist höchst hypothetisch und taxeo findet im nüat. taxo keine stütze,
da die endung eo hier wesentlich ist. Dagegen kennt Marcellus Burdigoi.
(4. jh.) adeps taxonina als heUmittel, sehr wahrscheinlich dachsfett; es
versteht sich, daß sich taxoninus trefflich von taxo taxonis herleitet.
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318 L TASTARE~TE.
Gleichwohl läßt sich in den ceUischen sprachen keine spur des wertes ent-
decken; es könnte gleich andern vermeintlich ceUischen deutsch sein. Dafür
hält es J. Chimm, Gramm. 11, 40 und Wb., und weist ihm seine stelle
an unter dem starken verbum dehsen, prät, dahs, brechen oder schwingen
(vom flachs gebraucht), das früher groben oder wühlen heißen mochte; so
fem man sich auf taxoninns berufen darf, muß' der name des thieres früh
nach Gallien gekommen sein. Zeugnisse und etymologien bei seile gesetzt,
ergibt sich das historische Verhältnis zwischen dachs und taxus Klar aus
dem buchstahen. Aus dem roman. anlaut t wird nach allgemeiner reget
kein nhd. d, vielmehr bleibt die tenuis. Aber aus dem deutschen anlaut d,
sofern er einem älteren th entspricht, wird rom. t, also tasso aus thahs.
Eäumt man dieses d = th nicht ein, so bricht die deutung zusammen,
denn aus der form dahs wi^d kein rom. tasso, so wenig wie aus der
form diutisc ein rom. tedesco: sie würden nur dasso, dedesco erzeugt
haben.
Tastare it., altsp. pr. tastar (ersteres bei Berceo), fr. t&ter be-
fühlen, daher unser tasten. JEs ist, wie schon Rom. gr. J, 26 aufge-
Stent ward, ein neues iterativ des lat. taxare, dem Gdlius 2, 6 die grund-
bedeutung befühlen anweist: taxare pressius crebrinsque est qaam tan-
gere. Tastare steht also für taxitare; im mlat. taxta s. v. a. tasta ist
die herkunft des roman. wertes schon angedeutet. Im mail. tastä, im
sard. tastai, im pr. tastar, im fr. täter, im engl, taste hat es auch die
bed. versuchen, kosten entwickelt. Von tastare ist das ital. sbst. tasto
griff an der laute, daher sp. pg. traste, ccU. trast, andaius. aber tast.
Tata com. neap. sie., sp, taita papa (in der Mnder spräche), wci.
täte vater, chw. tat großvat^, tata großmutter; abgel. dltfr. pic. wallon.
tayon großvater, figürl. alte eiche, zsgs. pic. champ. ra-tayon Urgroß-
vater. Lat. tata bei Varro führt Nonius an, dazu stimmt gr. xaza, mndl.
teyte, ndd. taite, tatte, kymr. t&d, ir. daid, engl, dad, daddy. Altfr. taie
großmutter konnte eben sowohl aus atavia entstehen, aber man gesellt es
sicherer zu dem rom. tata, vgl. craie aus creta u. a. Dahin gehört auch
sp. tato brüderchen, tata Schwesterchen (glüchfalls in der spräche der
kinder); romagn. dad, dada drücken dasselbe aus. Aber auch das goth.
atta, Schweiz, ätte, gr. arza, dib. at ist im roman. vorhanden: comask.
atta vater, chw. zsgs. bis-at Urgroßvater, und selbst lat. atta nach Festus:
attam pro reverentia seni cnidam dieimus. Vgl. Grimm in Haupts
Zeitschrift I, 25.
Tazza it., sp. pg. taza, pr. tassa, fr. tasse trinkschale, wal. tas,
serb. tas almosenteller, vom arab. 'tassah napf, becken, dies vom vb. 'tassa
eintauchen, wenn nicht aus dem persischen entlehnt Freyt. III, 55^, wel-
ches J. V. Hammer unbedingt annimmt, wogegen Vullers II, 52&* und
Engelmann es für arabisch halten. Wegen der form ist zu bemerken, daß
arab. s (lt) im roman. zuweilen durch z ausgedrückt wird, so it. magaz-
zino von machsan, pg. Zoleimäo, von Soliman.
Tfe it., sp. \k, fr. thö blätter einer Staude so une das daraus be-
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I. TEGOLA-TESTA. » 319
reikte getränk; aus dem chinesischen. Dieselbe sache heißt in Neuspanien
cha, it, cilL
Tegola, tegolo t^., wal. tegle, sp. teja, tejo, pg, telha, tijolo, pr.
teule (m.)j fr. tuile (/*., daher tuilier, tuilerie) eiegeh eiegelstein, U. tegghia,
teglia |)/annti^ decket; alle von tegala, woraus auch pg, tigella Schüssel.
Die frane. Umstellung des diphthongs eu (aUfr. tenle) in ui ist etwas seltnes^
man bemerkt sie auch im cdtfr. ruile (regula) Roq.
Tempia tY., pr. templa, fr. tempe aus dem dUen temple, wal.
temple schlaf am haupte; vom plur. tempora mit gemeinrom. Verwandlung
des r in 1. Sard. trempa ist wange. Der Spanier nennt diese stelle des
hauptes sien (s. II. b), der Poriugiese fönte, der Franeose (Gloss. Lille)
fontenelle d. i. quelle (vom pulsieren der ader), der Proveneale (Flam.)
und Catdlane pols, der Venezianer sono, der Sicilianer sonnu schlaf
(sonmus), wie auch wir und die Niederländer sie nennen, der Parmesaner
entsprechend dormidor, der Barde chizu d. i. ciglio braue, der Franeose
nannte sie tin (77. c).
Tenda it. pg. pr., tienda sp., tente fr. edt, wal. tind§ vorhaus,
ndat. tenda ^geeelt* in einem Leidner codex des 9. jh. (Haupt F, 195)
und später oft; gebildet ^aus dem thevta des vb. tendere, nicht etwa das
im lat. verlorene primitiv von tendicula. Die frane, form freilich weist
buchstäblich auf das pari, tentas, aber auch sonst tauscht diese spräche
nd mit nt (fente, fönte, tonte). Abgd. ist sp. tendon, pg. tendäo, fr.
tendon sehne, ital. aber t^ndine, als ob ein lat. tendo tendinis vorausge-
gangen wäre.
Terzuolo it., sp. torznelo, pg. treQÖ, pr. tersol, tresol, fr. tiercelet
männchen einer art habichte, in glossen des 12. jh. (s. Elnonensia) ab-
sturco 'tercioVy vgl. herodius 'terceV Graff F, 456, mhd. terze, terzel;
von tertias, tertiolas, weil nach der sage das dritte im nest ein männchen
ist. Daher terze rnolo it. sackpuff er, wie falconetto, moschetto, sagro
Stoßvögel und wurfgeschütee bedeuten.
Tesoira piem., altfr. tezoivQ, pg. tesoura, pg. tixera, allsp. tiseraDo^
Sem Tob ed. Janer, pr. mit o tosoira (meist im plur. üblich) scheere. Die
prov. form zeigt den weg: das wort ist, wie für das span. schon Cabrera
bemerkt, von tonsoria sc. ferramenta Werkzeug zur Schafschur, bei PaUadius.
Testa it. sp. pg. pr., tßte fr. köpf (wal. nur cap); vom lat. testa
gefäß, topf, nach einer gröblich volksmäßigen anschauung, die schon bei
den spätem Römern, welche es für himschaie brauchten^ anßevhg und auch
bei dem it. coccia und coppa, dem sard. conca, dem tihd. köpf (haupt)
aus dem ahd. köpf (kelch) stattfand, vgl. Rom. gramm. I, 55, daher in
glossen testa 'hnach' (nacken) Hattem. I, 212. Das dimin. testula gab
it. teschio schadet, wie fistula fiscbiare. Von testum ist it. pg. teste,
sp. tiesto, fr. tßt scherbe, irdener decket, topf, altsp. himschaie Conq.
ültram., und so altfr. tes DMce. 265, ties HBord. 195, vgl. que la
teste et le test en dens moiti^s li fent ihm köpf und himschaie spaltet
Gaufr. 282. Die franz. abl. te s s on /ur testen ist noch anzumerken.
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320 I. TETTA-TOMBACCO.
Tetta und zitta, zezzolo, ai4ch cizza ü.j wah dlb, tzitz?, sp. pr.
teta, fr. tette, teton brastwarjue, etäer; rfc. i/. tetta re, sp. tetar, chw.
tezzar, cicciar saugen, säugen. Das wort ist weit verbreitet: ags. tite,
nhd. zitze, Tcymr. titten, gr. TU&rj u. s. w.^ für deutschen Ursprung aber
scheinen die roman, doppelformen mit t und z sfu rede% Mit media
statt tenuis cat. dida amme^ sard. dida, ddedda /sitjgCy wie kymr. didi,
bask, dithia, ahd. deddi. Fr. mdartl. (henneg. champ.) tuter am daumen
saugen (von hindern), mhd. tütelen dass,, ahd. sbst. tutti, tuttä mamma.
Tigna it., sp. tina, pr. teina, fr. teigne motte, räude; von tmea,
bei spätern tlnea, s. Born, gramm. /, 156.
Tirare it., sp. pg. pr. tirar, fr. tirer eichen; sbst. it. sp. pr. tira,
fr. tire eug; vom goth. tafran, ahd. z^ran zerreißen. Das prov. wort be-
deutet auch leid thun, misfallen, vielleicht mit annäherung an die grund-
bedeutung, und so scheint sich auch it. tiro £iank, altfr. tire Verdruß Ccy
4263 jsu erklären. Eine abl. ist pr. ti ras aar, aitfr. tiracer, tirasser,
sp. es-tirazar ziehen, scldeifen. Ein compositum bemerkenswerth durch
seine bedeutung ist altfr. attirer (atirier) schmücJcen, ordnen, ujoher engl.
to attire dass.; man dürfte an tiere Ordnung, reihe IL c. denken, wenn
sich nicht auch eine prov. von atieirar gesonderte form atirar (vielha,
quan trop s'atira wenn sich eine alte eu sehr putet) GO. daneben stellte.
Das subst. attirail jmbehör, tross, geräthe, it. attiraglio, erklärt sich schon
leichter aus tirare.
Tisäna it. sp., fr. tisane gerstentrank; von ptisana, miaccvt].
Tizzo it., tizo sp., dsgl. i^. tizzone, sp. pr. tizon, pg. ti^äo, fr.
tison, wal. t^ciune feuerbrcmd; von titio. Dem sp. tizon entsprang das
vb. tiznar rußig machen, sbst. tizne ruß. Zsgs. ist it. attizzare, sp.
atizar, pr. atizar, atuzar, fr. attiser^ wal. atzitza anschüren, reijgen (aus
der nominativform tizzo). Der Italiener hat noch die Verstärkung stizzo
brand, stizza zorn, stizzare, stizzire reizen,- der Churwälsche stizzar löschen.
Tocca it., sp. toca, pg. touca, fr. toque haube, mutze; von kymr.
toc (m.) mit gleicher bed,, vb. tocio, twcio abschneiden, also wie unser
mutze von mutzen, s. almussa. Gleicher herkunft ist wohl auich it. tocco,
chw. tocc schnitte e. b. brot, käse, sp. tocon stümmd (abgeschnittenes).
Schon eine ags. glosse lautet toculus 'brocc (brocken) Mone, Arus. VII, 368.
Toccare it., sp. pg. pr. tocar, fr. toueher, toquer berühren-, vom
ahd. zuchön, nhd. zucken. Die deutscJie bedeutung ist noch erkennbar
im altfr. se toueher de qch. sich von etwas losreißen, entschlüpfen Ren.
/, p. 64. 110 und im neufr. toueher de Targent geld einziehen, vgl. laf..
stringere zucken tmd berühren, attingere berühren und nehmen, goth. tfekan
berühren, engl, take nehmen. Auch der Wcdache hat toca klopfen (auf
dem klopfbrett), vermuthlich nach it. toccare il liuto die latäe rühren.
Tomba it. pr., sp. pg. tumba, fr. tombe gruft; vom spätem lat.
tumba bei Prudentius, dies vom gr. zv^ißog mit auffallender vertauschung
des genus.
Tombacco it., sp. tumbaga, fr. tombac eine metallmischung ; scheint
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I. TOMBOLABE-TORCIAEE. 321
dctö nudayische tambäga Tcupfer.eu seifiy me auch j)^. tambaca geschrieben
wird. S. Pott in Zossens Ztschr. IV, 264.
Tombolare i/., sp. pr. tum bar, pg. pr. tombar, fr. tomber, alt
auch tumber hureeln^ mit dem köpfe voran fallen. Es ist genau das aUn.
tamba vorwärts hinfallen; daneben aber ist die herleitung aus tamba in
der bed. hügel, häufe (vgl. tumba 'houfa Gl. Flor. 990^) wohl eu er-
wägen, denn wer burzelt, bildet einen häufen, daher unser ^über den häufen
faÜen, sp. tropellar umsiürssen von tropel häufe. Eine zweite form mit
ausgefaUnem b ist it. tomare, lothr. teumei, champ. ältfr. tumer, wovon
das letztere durch das ahd. tfimön, nhd. taumeln, mndl. turnen, hervor-
gerufen sein könnte. Von tomber stammt fr. tombereau karren, dessen
kästen man ufnstürzen kann, bürg, tumereau.
Tona^., fr. tonne, wai. toan^; abgel. sp. tonel, fr. tonneau faß,
dsgl. fr. tonnelle sommerlaube, auch rebhühnergarn (etwas mit reifen, wie
die tonne, gemachtesj. Tona ist buchstäblich das ahd. altn, tunna, nhd.
tonne, welches vermuthlich fremdes Ursprunges ist (Grimm III, 457), auch
in den Casseler und Schleust, glossen (39, 41) als lat. wort hingestellt
und mit chöffa, coufa (kufe) übersetzt wird. Gewöhnlich leitet man tona
im Widerspruche mit der sprachregd unmiMelbar aus lat. tina; es scheint
aber diesem werte ergangen zu sein wie dem werte stipula, s. oben stoppia.
Tonno it., sp. atun, fr. thon thunfisch; lat. thunnus, gr. d-vvvog.
Nur das vorgesetzte sp. ^ ist hier zu betnerken.
Toppo it. klotz, sp. tope knöpf, ende eines dinges, zusammenstoße
ältfr. top schöpf GGaim. p. 44; nfr. toupet büschel; toupie, norm.
toupin kreißet {zugespitztes klötzchen, engl, top); vb. sp. topar antreffen,
begegnen, it. intoppare anstoßen. Das wort ist vielen sprachen gemein,
z. b. ags. engl, top gipfel, scheitel, cdtfrs. top, altn. toppr haarbüschel, ahd.
zopt, gael. kymr. top u. dgl. — Zu derselben wurzd gehört sp. tupir,
pg. atupir, entupir stopfen, häufen, piem. topon, altfr. toupon stöpsd, vgl.
kymr. sbst. top dass., ndl. top häufe KU.
Torba it., sp. turba, fr. tourbe, wallen, trouf brennbare erde, torf;
vom ahd. zurf in der L. Alam., ags. turf, altn. torf.
Torchio, torcolo it., mit umgestelltem t pr. trölli, altfr. treuil kelter,
presse, nfr. haspe, unnde; von torculum wörtlich ''etwas das sich dreht\
gebildd aus torquere. Von torculum ist auch, wie Cabrera richtig sieht,
das sp. estrujar auspressen = ex-torculare extroclare.
Torciare it. zusammendrehen, festbinden, sp. Rirozar fest anschnüren,
ältfr, torser zusammenpacken, mit umgestelltem t nfr. trousser, pr. trossar,
aus letzterem zunächst ältsp. trossar Bc, nsp. troxar (vgl. puxar = fr.
pousser), pg. trouxar; subsU lofnb. torza, torsa stroh- oder heubündel,
nüat. trossa dass., lornb. auch troza rankengeflechte, sp. troza seil zum
binden, torzal schleife, fr. trousse, pr. trossa, sp. troxa, pg. trouxa pack,
bündel; pr. trossel, fr. trousseau, aK/r. torseau, davon it. torsello. Der
Ursprung dieser Wörter und formen liegt in torquere tortus, hieven auf
bekannte weise das neue vb. tortiare drehen, zusammendrehen, festknebdn :
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322 I. TORNO-TORSO.
die bed. einwärts krümmen, die das fr. trousser noch Jcennty gibt ein un-
mittelbares Zeugnis dieser herhunß. Die erklärungen aus ceU. tras, trws
oder ahd. trust sind also bei seite 0u weisen; unser nhd. tross aber ist
aus trossa, mhd, trossen (packen) aus trossar, wie das ndl. torsen aus
torser. -ZÜ tortiare gehört auch noch it. torcia, veron. ven. torzo fackd
d. h. etwas wie ein strick (lat. tortam) gedrdUes, darum auch aUit. tor-
ticcio PPS. II, 183y ältfr. tortis, pg. torcida fackd, docht. Die damit
gleichbed. pr. torcba, fr. torche, ältsp. entorcha, nsp. antorcha, pg.
tocha, vb. fr. torcher cAwischen (torche auch Strohwisch), sp. entorchar
msammendrehen, konnten aber aus einem falschen partic. torctus ent-
sprungen sein, doch läßt sich das prov. und frane. eh besser wohl aus
einer alteren form torca {daher pr. torcar = torcher), das sp. ch aber
als eine vergröberung von z (vgl. panza, pancho) erklären. Span, torca
Strohbündel nebst tnerca schraubenmtUter (etwas gedrehtes, geioundenes)
gehen unmittelbar auf torquere eurück.
Torno it. sp. pg., pr. tom, fr. tour (m.) drehscheibe, Umlauf, daher
das adverbiale it. in-torao, pr. en-tom, fr. autour, k Tentour u. a.; von
tomus (toqvoq) dreheisen. Dsgl. vb. it. tornare, sp. pg. pr. tomar, fr.
toumer drehen, umkehren, wal. tumk ausschütten (wie fr. verser, lat.
versare) ; von tornare (toqvsvuv) drechseln. Die roman. bedeutung dieses
verbums war vermuthlich schon der röm. Volkssprache bekannt, da sie
auch im walach. vorliegt und im frühsten ndatein, e. b. in Bothars ge-
setzen, sich geltend macht (man sehe beiDucange) und auch retomare in
der bed. umkehren schon von Theophylactus Simocatta (um 600) erwähnt
wird, s. Menage, Orig. ital., Baynouard, Choix I, p. VIII, Schlegel,
Observ. p. 46. Die lat. bedeutung wird ital. durch tomiare, tomire ver-
treten. Abgeleitet ist it. sp. pg, torn^o, pr. tomei, fr. toumoi ritter-
liches kampfspiel, von den Wendungen mit den rossen so genannt; vb. it.
torneare, sp. pg. tomear, pr. tomeiar, fr. tournoyer. Zsgs. altfr.
a torner wohin richten, kehren LBs. 304, eurecht- machen 311, überh.
schmücken, sbst. atom ^praeparalio das. 368, nfr. atour ptUz.
Torso it.j umgestellt piem. trouss, sp. pg. trozo, pr. altfr. tros (trois
Brt. II, 199) Strunk, stumpf, bruchstück, woJd auch pr. tors 'pars' GProv.
56*; vb. sp. trosar zerstücken; sp. destrozar dass. (wenn nicht von
destructus). Das etymon ist thyrsus (&vQaog) Schößling, ahd. turso,
torso, nhd. dorsch. Aus der grundbedeutung entwickelte sich die ital.
Strunk des kahles, butzen des obstes, pr. tros del caul M. num. 334, fr.
trou de chou bei Menage, altfr. trox de pomme, endlich etwas abge-
hauenes, bruchstück, im span. die einzige bedeutung; daher wallen, tourson
grotzen, vb. toursi benagen. Neben altfr. tros stehen noch als rhinistische
formen trons, tronce, trongon, |?r. tronso, vft. «p. tronzar, oZ^r. troncener.
Tronfon konnte freilich am trancus erwachsen {lat. gleichsam tmncio
tnincionis) une arfon aus arcus, cler^on aus clericns, aber trons, tronzar
fügen sich nicht so willig in dieses etymon, denn wenn auch büdungen
aus dem nominativ vorkommen, wie etwa it. tizzo, attizzare von titio, so
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I. TORTA-TOVAGLIA. 323
beschränken sie sich wenigstens auf vorhandene lat. Wörter. Span, tara-
zoiij pg. tra^äo abgeschnittenes stück, für trozon, torzon.
, Torta it. sp , fr. tourte, wal. turt^ ein backwerk; vom lat. torta,
also etwas gewundenes, wegen seiner form. Schon die Vülgata kennt dies
wort, verbindet es aber jedesmal mit panis, e. b. divisit nniversis tortam
panis Paraiip. 16 , 3. Bemerkenswerth ist das daraus entstellte schon der
altem Sprache bekannte fr. tarte.
Torto it. pg., sp. tuerto, pr. fr. tort Ungerechtigkeit, unrecht, im
frühem nüatein tortam; von tortus gedreht, verdreht, das gegentheil von
directum, diritto, droit recht, gerechtigkeit. Auch das adj. tortilis hcU
Sprößlinge hinterlassen, wie fr. entortiller, sp. entortijar wickeln, ringdn.
Tosco it., sp. tösigo, pr. tueissec, oitfr. toxiche, wal. toxice gift;
von toxicum. Im neuprov. ist tossec auch ein name der hröte.
To80 it. (mundartl.), pr. tos, altfr. tosel knabe; fem, it. pr. tosa,
altfr. tose mädchen. Buchstäblich kann toso seinen Ursprung in tonsus
haben, allein was soll das abgeschorene haar zumal bei mädchen, tvie
schon Ferrari einwendet? Nur Sklaven wurden geschoren. Besser darum
von intonsus mü abgefallnem präfix, wie andre erklären: sagt ja Horaz
intonsi pueri und Garcilaso mancebo intonso. Vielleicht aber läßt sich
das wort aus einer üblicheren anschauung deuten. Ital. torso heißt Strunk,
buteen des obstes, mit syncopiertem r toso (dieselbe syncope vor s in dosso,
giuso, ritroso, rovescio, pesca von dorsum, deorsum, retrorsus, reversus,
persica, Bom. gramm. I, 226), der knabe ward Strunk oder butaen ge-
nannt, wie dies auch in andern ausdrücken und in andern sprachen ge-
schah, s. oben garzone. Des Wortes eigentliche heimath ist Oberitalien,
wo es die meisten ahleitungen hervorgebracht hat (toset, toson, tosonot,
tosel, toselot u. a.), aber Italien ist auch die eigentliche heimath von torso.
Tosone it., sp. tason, fr. toison scher wolle, feil mü der wolle; von
tonsio schür, concret und mascuUn geworden außer im frane., wo es sich
nur noch mundartl. (e. b. in Berry) zu diesem geschlechte bekennt.
Tosto it dttsp. altpg. SRos., tost pr. altsp. Alx., fr. t6t, adverb
für lat. statim, illico, ital. zugleich als adjectiv gebraucht, franz. auch in
aussitöt, bientöt, platöt, tantöt enthalten. Unter den vorgebrachten deu-
tungen ist die atis dem lat. partic. tostas (erhitzt) gewiß die haltbarste,
wobei man an das synonyme it. caldo caldo, an altfr. ehalt pas, an schweiß.
fafswarms u. dgl. denken kann. Besser noch von Seiten des begriffes
würde es sich als eine Zusammensetzung aus tot-cTto, tot-cTtus erklären,
worin das it. c in s übergetreten, d. h. eben so wenig pdatal geworden
wie in amist^ aus amicitas oder destare aus excitare: daß man ähnliche
begriffe mit totus verstärkte, zeigt it. tutto in un tempo, fr. tout-ä-rheure
u. a. Auch ist die venez. und neap. bed. von tosto "^fest, hart' (sard.
tostai verhärten), eigenÜ. geröstet, getrocknet, der ersteren auslegung nicht
eben günstig.
ToYaglia it., sp. toalla, pg. pr. ebenso toalha, fr. tonaille hand-
tuch u. dgl.; votn ahd. duahilla, twahilla, mhd. twehele, dies von
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324 I. TRACCIARE-TRAMAGLIO.
dnahan, thwahan i4)aschen. Daher auch aUfr. tooillier waschen, reiben
NFC. II, 134. 184.
Tracciare it., aUfr. tracier (tressier ChOyg, p.l63) die spar ver-
folgen, sp. trazar, nfr. tracer jseichneny entwerfen; sbst. it. traccia eug,
strich^ streif, sp, traza, pr. trassa, fr. trace Zeichnung, grundriß, spur,
masc. sp. trazo, pr. tras. Man braucht bei diesem worte den römischen
boden nicht zu verlassen, um es vom deutschen treten oder trecken Aer-
Über zu leiten: tracciare ist eine aus dem partic. tractus mittelst i voU-
zogene ableitung, seine bedeutung ungefähr die des einfachen trahere
ziehen, einen streif machen. Ältfr. trasser bedeutet auch durchsudien
(der spur nachgehen), it. trassare {aus einem prov. trassar?) einen
Wechsel ziehen.
Tradire it., trahir pg. pr. fr. verrathen, fehlt span.; von tradere
überlief em (den feinden), wie gr. Tcgodidovai, goth. Igyjan; subst. it. tra-
ditore, sp. (trotz dem fehlenden verbum) traidor, pg. pr. dass., /r. trattre,
lat. traditor verräther; sp. traicion, pg. trai^äo, pr. trassio, fr. trahison
verrath (lat. traditio, it. tradizione Überlieferung). — Im prov. hat sich
das verbum trafr gemischt mit träire = trahere, z. b. perf. trdis = traxit
(elam galiet em trais sie betrog und verrieth mich M. 836, 3) part. träit,
trach = tractus. Auch trachor {für traYdor) von tractor, nicht von tra-
ditor, denn ch entsteht nicht aus dt.
Träffico it., sp. träfico, träÜBigo, pg. träfego, pr. trafeg, trafei,
fr. trafic handel, verTcehr; vb. it. trafficare, sp. traficar, trafagar, pg.
trafeguear, fr. trafiquer handel treiben. Bas wort ist von ungewisser her-
hunft, merTcumrdig aber, daß dUpg. trasfegar hinübergießen (s. trasegar
II b) auch die bedeutung von trafegar handel treiben einnimmt, daß cot.
träfag handel, kunstgriff, auch umguß heißt. Ist aber trafegar identisch
mit trasfegar, so muß sich im altpg. sbst. träsfego, npg. träfego, trafSco
der accent auf die präposition gezogen haben, was nur in sehr wenigen
fallen geschah.
Trafno it., sp. tragin, pr. trahf, /r. train aus dem alten traYn, zug,
von trahere; vb. it. trainare, pr. trahinar, fr. tratner schleppen. Es ist
verdacht vorhanden, daß die prov. und franz. formen aus trahim, traYm
entstellt und die ital. und span. daher entlehnt sind, da das männliche
Suffix ino sich mit keinen verbälstämmen zu verbinden pflegt: auch altfr.
ga-Yn ist = it. gua-ime.
Traliccio it., sp. terliz, fr. treillis, altfr, treslis drillich; von tri-
licium und trilix.
Tramaglio it., fr. tramajl, norm, tremail fischemetz, das quer
durch den fluss gespannt unrd, mlat. tremaculum, tremaclem (acc.) bereits
in der L. Sal., vgl. wdllon. tramaie flechtwerk aus reisem. Man nimmt
es für ein compositum aus ter oder tri und macnla, weü es dreimaschig
sein soll, was die bildungen it. traliccio, fr. treillis aus tri-licinm buch-
stäblich bestätigen würden. Zu dem piem. trimaj bemerkt ZaUi, es be^
stehe dies fischer- oder vogelnetz aus drei lagen von netzen verschiedner
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I. TRAMOGGIA— TRAVAGLIO. 325
fceite; eine ähnliche bemerkung macht Gherubini eum maih tremagg,
Patriarchi smm venee. tramagio. Da Icein grund ist, an der richtigkeit
dieser angaben eu ßweifeln, so steht die obige detUung fest. Die Cassder
glossen haben tramolol ^sapan^ (d. t. sahanum) leinenes gewebe, von trama
eintrag des gewebes, also unverwandt mit tramaglio, auf dessen gestaltung
in der ersten sübe aber doch trama, tramare eingewirkt haben können.
Zu beachten ist auch Pott zur Lex. Sal. 164, Plattlat. 402, undDiefen-
bach, Zeitschr. für vergl. sprachf. XU, 79.
Tramoggia it., sie. trimoja, sp. fehlt, pg. tremonha, pr. tremueia,
fr. tr6mie mühUrichter; unrd mit trimodius erklärt, weil er drei modios
hddte. Aber bezeichnender für die Sache wäre eine Zusammensetzung mit
tremere, da jener bdiälter stets in zitternder bewegung ist, tra-moggia
syncopiert aus trema-moggia buchst^l. zittergefäß.
Transito it. Übergang vom leben zum tode, hintritt, nüat. transitns,
daher mit richtiger darstdhmg des st durch q sp. pg. trance (m.) todes-
stunde, entscheidender augenbUck, fr. transe (f.) angst vor drohendem
Unheil. Moraes halt trance für abgekürzt aus fr. outrance, aber der Süd-
westen lid>t so starke abkürzungen nicht. Nach Frisch II, 38P ist es
vom dtschen (Schweiz.) tränst, das aber selbst aus transitns entstanden
scheint. Man beachte, daß die übliche franz. redensart @tre en transe ganz
der ital. essere in transito entspricht, nur daß dort das moralische, hier
das physische , hinscheiden gemeint ist. Vb. aUsp. transir hinscheiden,
sterben Bc, gleichbed. altfr. transir GGaim. p. 29, nfr. vor furcht oder
kälte erstarren, erstarren machen, sard. transire staunen, sp. transido
matt, kraftlos, pr. transitz ^semimortuus^ GProv. p. 62.
Trappa pr., fr. trappe, sp. trampa falle, fallthüre, gleichbed. it.
trappola, chw. trapla; vb. it. attrapare, sp. atrapar, atrampar, pr.
atrapar, fr. attrapper erwischen; vom ahd. trapo schlinge, mlat. trappa
(si quis tnrtnrem de trappa furaverit Pact L. Sal.), vb. mndl. trappen
ertappen KU., so auch nddeutsch.
Tras, tra it. in compos. (ein andres tra s.II.a), sp. pg. pr. tras, fr.
triiS partikd, von'trans. Der Franzose braucht es nur als adverb des grades
wie in trfes grand, tr^s eher, it. trasgrande, tracaro, vgl. mhd. über in über-
gröz, d. i. überaus groß. Zsgs. ^. pg. pr. detras, lat. de trans Jordanem
Vulgata, de trans mare L. Sal.; in denselben mundarten auch atras.
Travaglio it., sp. trabajo, pg. trabalho, pr. trabalh, trebalh, fr.
trayail, in ältester bed. drangsal, demnächst arbeit; vb. travagliare ff.
peinigen, sich plagen, arbeiten. Die sehr übliche prov. nebenform mit e
statt des radicdlen ei, die sich auch im altcat. treball wiederfindet, scheint
durch den häufigen wechsd zwischen tra und tre (trabucar trebacar, tras-
pas trespas) veranlaßt, mithin ohne etymologischen werth. An deutungen
fehlt es nicht. Nach Ferrari entstand das wort aus tribnlum, tribulare,
nacA Sylvius (Dubois) aus trans-yigilia Schlaflosigkeit, nach Muratori u. a.
aus ü. vaglio sieb, tra-yagliare durchrütteln, nach Wächter aus kymr.
trafod arbeit. Annehmlicher ist die herleitung aus dem gad. treabh pflügen
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326 I. TRAVAR-TKEGUA.
(Bief, Celt J, 149, Monti Voc. com.)^ wie auch unser arbeiten pflügen^
ackem, das feld hauen heifit Allein ist es nicht richtiger ein deri-
Votum an ein in der spräche vorhandenes als an ein fremdes primitiv eu
knüpfen? So konnte das wort ohne den mindesten formellen ewang aus
dem roman. vh. travar (hemmen) hervorgehen, wozu auch seine grundbed.
pein, drangsäl = hemmnis vollkommen passend erscheint, man vgl. it. tra-
vaglio nothstallj d. h. etwas hefnmendes, nöthigendes. Es macht wenig
unterschied, wenn andre das wort unmittelbar aus dem sbst, trabs ableiten
und zunächst an eine zuAngende Vorrichtung in der eben bemerkten ital.
bedeutung erinnern. Wenn das aus dem franz. entnommene engl. vb.
travel die bed. wandern, reisen entwickelt hat, so ist unser arbeiten in
der bairischen mundart desselben gebrauches fähig geworden^ s. Schmetlers
Wb. I, 101 ; dieselbe bedeutung legt Liebrecht (zu Gachet 437^) auch
dem altfr. verbum bei.
Ttslyslt pg., trabar sp. zusammenfügen, fesseln, pr. travar, fr. en-
traver {sbst. entraves) hemmen, sp. destrabar, altfr. destraver JEract. 4696
frei machen; vom lat. trabs bälken, daher pg. trave stock, fessei.
Trebbia it., sp. trillo und so pg. trilho dreschflegel; vb. it. treb-
biare, tribbiare ff. dreschen, pr. trilhar, cdtfr. tribler auch zermalmen;
von tribula, tribulare; zsgs. it. strebbiare, stribbiare reiben, glätten.
Kirchenschriftsteller brauchen tribulare gerne figürl. für plagen, quälen,
daher U. tribolare, pr. tribolar, trebolar, treblar (auch trüben), aVfr.
triboiller, sbst. it. tribolo u. s. f.
Treccare it., pr. trichar, fr. tricher, alt auch trecher, betrügen;
sbst. pr. tric trug. Herkunft aus lat. tricari kann wegen des neben i
bestehenden radicalen e nicht 'angenommen werden. Das wort ist deutsch
und grade aus dieser spräche erhellt jenes schwanken zwischen e und i
hinlänglich. Ndl. trek heißt zug so wie streich, den man einem spielt
(pr. tric), vom vb. trekken ziehen, mhd. trechen (präs. triebe), engl, trick.
Auch das fr. triqner auslesen weist ot^/* trekken ausziehen.
Treccia it., pr. tressa, fr. tresse (alt trece), sp. trenza, pg. tranga
flechte, besonders von haar; vb. trecciare ff. flechten. Von tncae (ver-
Wicklung) verbietet schon der lange vocal; gr. &qi^ tQtxog (haupthaar) aber
sagt etwas zu allgemeines. Besser, da zu einer flechte drei theile gehören,
von TQixa dreitheilig, woraus man in Italien trichea ableiten konnte, dem
das rom. treccia folgte (so braccio von brachium); vb. trecciare heißt
also aus drei theüen machen. Wegen des eingeschobenen n im sp. trenza
(woher unser trense) vgl. manzana und ponzona. Entsprechend heißt
tresse it. auch trina, pr. trena, von trinus.
Treggöa it., pr. dragea (v. j. 1428), fr. dragöe, sp. dragea und
mit g für d gragea, pg. gragea, grangea zuckerwerk; entstellt aus gr.
TQaftjfiaTa naschwerk, einem in denMöstem bekannten worte, vgl.Fapias\
collibia sunt apud Hebraeos, quae nos vocamus tragemata vel yilia munus-
cula ut cicer frixum cet.
Tregua it. sp.pr.j pg. tregoa, fr. trfeve, alt auch trive waffenstiU-
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I. TREMOLARE— TRILLAEE. 327
standf nüat. trenga u. a. formen,- Die eigentl bedeutung ist Sicherheit,
bürgschaft: trenga secaritas praestita rebus et personis, discordia non-
dum finita, sagt Ducange und so stammt es vom ahd. triwa, triuwa fides,
foedus (w in gu verwandelt), nhd. treue, goth. triggva. Die Urbedeutung
blickt noch hervor aus dem altfr. verbum s'atriver k qqun foedus invre
cum aliquo LEs. 36.
Tremolare it., fr. trembler, sp, temblar (mit at^gefaUnem r), wäl.
tremnrjt mttem; von tremulus.
Tr^pano it. sp., fr. tr^pan, it. at^c^tripano bohrer, zumal schädel-
bohrer; vom gleichhed. gr. tQvnavov.
Trescare itj pr. trescar, altfr. trescher tanzen, sp.pg. triscar mit
den fußen lärm machen, unruhig sein, streiche spielen, maü. trescä
dreschen; sbst. it. pr. tresca, altfr. trescbe tanz, reihentanz. Es ist
das goth. thriskan, ahd. dr^'scan, nhd. dreschen triturare, und heißt also
eigentl. mit den fußen tappeln. Eine zweite prov. form drescar muß
ihren grund in dem hochd. d haben.
Tröu sidl. ein rundes segd, pg. gleichfalls treu, aber in der bed.
viereckiges segd im stürm aufzuspannen, und so sp. treo, fr. tr^ou. Woher?
Tricare neap., lomb. trigä, pr. trigar hemmen, hindern, gleichhed.
engl, trig; von tricari Schwierigkeiten machen, indem das intransitiv zum
transitiv ward; sbst. comask. trigon zögerer = lat. trico ränkemacher, bei
Lucilius, fr. trigaud dass.; pr. trigor Verzug. Zsgs. it. intricare, in-
trigare, sp. entricar, intrincar, pr. entricar, fr. intrigner verwickeln =
lat. intricare; sp. estricar loswickeln = lat. extricare; it. distrigare
dass., in den Gloss. Isid. destrigare ^consummare^ vollenden, eigentlich
wohl: entwickeln. Merkwürdig ist, daß diesem itai. worte gegenüber das
pr. destrigar, altfr. detrier, den sinn des einfachen trigar, vielleicht etwas
verstärkt, ausspricht (vgl. lat. dis in discnpere)^ z. b. si meteis destrigua
sei qu'ab amor gnerreia sich selbst steht im wege, schadet LB.; daher
das mit destreit nicht zu verwechselnde pr. sbst. destric nachtheil (gegen-
Satz von enans vortheü Chx. IV, 276). Zu destrigar stimmt denn auch
estrigar. Tricare und detricare steigen in das älteste mlatein hinauf,
z. h. L. Sal. si quis alienum servum battiderit et ei insuper 40 noctes
trigaverit opera sua. Kymr. trtgo bleiben, zaudern.
Trifoglio it., wdl. trifoiu,i?r. trefueil, altfr. trefeul Gl. de Lüle p. 18^
(Sch.p. 42), mit zurückgezogenem accent sp. tT6ho\,pg. tr^vo, fr. tröfle klee;
von trifolium. Spanier und Franzosen sprachen also trffolnm und man
könnte dabei an gr. ^qicpvXkov denken, kämen nicht auch solche fälle ohne
griechische muster vor une sp. acöbo (aquifolium), pg. funcho (foeniculum).
Triglia it., sp. trilla (fr. trigle Nemnich) ein fisch, seebarbe; vom
gr. TQiykf) mit gleicher bedeutung.
Trilla re it., dtsch. trillern vibrare vocem, Tegeri^eiv, sp. cat. pg.
trinar dass., engl, to trill, ndl. trillen zittern. Der Vocdbularius theuto-
nicus V. 1482 gibt das itai. als lat. wort: trillare Hryllsingen als trü trü*
Dirf. Gloss. lat. germ.
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328 I. TRINCARE-TRIPPA.
T lineare ü., trinquer fr. eecheny aUfr. (norm.) atich mit d drinker,
shst. drinkerie Zechgelage Ben. ; vom dtschen trinken, engl, drink. Ein zu-
sprach zum trinken ist das dltfr. lanstringue Boci., das neap. trinehe lanze
(trink landsmann) und in derselben mundart bedeutet todisco (= it. te-
desco) einen zechbruder. Ein andrer den deutschen zechem abgelernter
ausdruck ist sp. earauz (m,) völliges ausleeren des glases, fr. earonsse
(f')y ^9^' carouse trinkgelage, von gar aus! ganz ausgetrunken! unser
heutiges subst. gdraus bedeutet etwas anders. Rabelais sagt (s. MSnage):
ees importuns qui eontraignent les gentils compagnons trinquer, boire
earrous et alluz, qui pis est Alluz ist sicher unser all aus. Vgl. brin-
disi II. a. und Covarruvias v. lanciscot. über trinksucht und trinkge-
brauche der alten Franiken redet z. b. Ghevallet /, 622 ff.
Trinchetto it., sp. trinquete, cot. triquet, /r. trinquet, engl, trinket,
pg. aber traquete focksegel, auch fockmast. Da dies segel dreieckig ist
(beim sp. trinquetilla und fr. trinquette unrd dies ausdrücUich angegeben),
so dürfte man auf sp. trinca (dreiheit) zurückgehn; Frisch verweist
trinquette auf lat. tria. Aber it. trinehe, sp. trineas sind seile zum fest-
binden auf den schiffen, engl, trink ein fischemetz; gehören diese gleich-'
falls zu unserm wort, oder etwa zu tricoter?
Trinciare it., sp. pg. trinchar, cat. trinxar speisen zerlegen (trin-
ciante ff. vor Schneider), pr. trencar {auch trenehar, kaum trinquar) schnei-
den, abschneiden, zerschneiden, brechen, z. b. lo dorc se trenca der krug
bricht, trencar la tregua den vertrag brechen, la eastitat die keuschkeit
verletzen, cat. trencar wie prov., pic. trinquer, altfr. trenchier, neufr.
trancher abschneiden, zerschneiden, dazu wohl auch sie. trincari steine los-
hauen, sp. trincar zerbrechen, zerstücken, pg. abbeißen; sbst. it. trincio,
sard. trincu schnitt, fr. tranche (f.) schnitte; pr. trenchet schneide, sp.
trinchete, tranchete, cat. trinxet, sard. trincettu, trinchettu kneif; zsgs.
pr. detrencar, fr. d^trancher zerhauen, zerschneiden. Wie bei vielen
andern läßt sich auch bei diesem worte nur verneinen. Truncare, trans-
scindere, transsecare z. b. sind formell nicht damit zu einigen. Unser
deutsches trennen müßte eine abl. trennicare erfahren haben, wofür es
bei deutschen Wörtern in den westlichen mundarten durchaus an beispiden
gebricht: für das sufßx icare kommt in solchen fällen nur die auflösung
eiar u. s. w. (guerreiar) in anwendung. — [Neuerlich hat Langensiepen
(in Herrigs Archiv XXV) auf interimere interimicare als ein mögliches
etymon hingewiesen, womit freilich der begriff des Schneidens nicht gewahrt
ist; aber vielleicht war brechen, zerstören der grur^begriff. Näher noch
läge das vorhandene intemecare, dessen sich Prudentius in der bed. zu
gründe richten bedient; pr. entrencar, welches daraus entstanden sein
könnte, kommt vor: entrencar lo cim den wipfel brechen oder zerstören
vergleicht sich dem lat. culmum intemecare sehr wohl.]
Trippa it., sp. pg. tripa, fr. tripe bauch, wanst, im plur.gedärme,
kaldaunen. Das wort harrt noch etymologischer außlärung. Angränzende
sprachen besitzen es zwar (mndl. tripe, engl, tripe, kymr. tripa [piwr.],
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I. TROCAR— TROMBA. 329
brd. stripen, bask. tripa), aber in keiner derselben läßt sich stammver-
icandtes mit entsprechendem begriffe nachweisen.
Trocar sp. pg.y troquer fr. tauschen, wechseln, verändern; sbst. sp.
traeeOy pg, troco, fr. troc tausch, engl, truck. Es fehlt im catdl. und
prov. und scheint auch erst aus Spanien, wo es in nicht wenigen ableitun-
gen und eusammensetmmgen vorkommt, in das franz. und englische ein-
geführt, denn das ags. trucan hat eine weit abliegende bedeutung (schwin-
den, sterben). Über die herhunft des romanischen Wortes sind sehr un-
genügende vermuthungen vorgebracht worden: weder das dtsche trug noch
das gr. TQo%6g können ansprüche machen. Zwei Wörter sind zu erwägen :
gr. xqonri oder TQonixog (vgl. tropica Veränderungen, bei Petronius),
woraus tropicare tropcar trocar, und lat. viciS; woraus travicar trancar
trocar abgeleitet werden mochten; leteterem wird man als latein. worte
den vorsug zugestehen müssen.
Trof6o it. sp. pg., troph6e fr. Siegeszeichen; von tropaenm {iiQOTTalov)
mit unüblichem Übergang der labialtenuis in die aspirata.
Troja it., aUsp. troya, pr. trueia, cot. truja, fr. truie sau. Klausen
(Aeneas und die Penaten II, 828) hält troja in dieser bedeutung für ein
wort der lat. bauemsprache, was sich mit nichts belegen läßt. Ein solches
wort steht zwar in den Isidor. glossen : bestemiae trojae {Papias bistemia
troja), nach Graevim zu lesen bestiae majae (= majales) trojae, aber
bei der Unsicherheit des ersten Wortes ist atich für das zweite, erklärende,
keine Sicherheit. Nicht besser steht es um das von Ducange angeführte
Zeugnis des Pomponius Sabinus, welches nictU aus römischer zeit stammt.
Die erste sichere künde des Wortes liefern die Cass. glossen: troja ^suu
(sau); später bemerkt man es öfter. Porcus trojanus war dem Römer
ein mit andern thieren gefülltes für die tafd bestimmtes schwein, quasi
aliis inclnsis animalibus gravidum Macrob. sat. 2, 9, eine anspidung
auf das trojanische pferd, machina foeta armis Aen. 2, 237. Wie nahe
lag es nun mit porco di Troja, der roman. auflösung von porcus trojanus
(attribtUiver genitiv für adjectiv), endlich mit troja allein ein trächtiges
oder säugendes schwein zu bezeichnen. So sagt man bemia für panno
d'Ibemia u. dgl. Im span. läßt sich das wort in seiner eigentlichen be-
deutung nicht aufweisen, Ruiz 673. 911 nennt alte kupplerinnen troyas,
aber 686 nennt er troya einen mit eßwaaren gefüllten sack (wofür San-
chez olme noih troxa vermuthet), also wieder die Vorstellung des porcus
trojanus. Unter cavallo di Troja versteht der Neapolitaner in gleichem
sinne einen scMemmer d. h. einen, der sich den bauch füllt, s. GalianVs
Wb. p. 267. Ein adj. troju schmutzig kennt die sard. mundart, auch
ein männliches subst. trojo kommt vor PPS. II, 207. — [Es ist ein zufaU,
wenn vorstehende deutung mit der des Erythraeus, angefahrt von MSnage,
Orig. ital. p. 618\ zusammentrifft. Sie steht schon im ersten theile der
Rom. gramm. t ausgäbe, p. 36, bei dessen abfassung MSnage' s buch nicht
hoitte benutzt werden können,]
Tromba i^., sp. pg. trompa, pr. beide formen, fr. trompe, ahd.
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330 I. TRONO— TROPA.
trampä ein hlasinstrument, auch maultrommel. Der entsprechende tat,
atisdruck war bekanntlich tuba, noch fortdauernd im churw. tiba dlphom
(i aus u ist hier häufig) so wie im wdl. tobe trommd. Sollten die übrigen
Romanen das denkwürdige wort vergessen haben? Oder sollte es si%h in
tromba, auf dessen ursprüngliche gestalt eine malerische Verstärkung ein-
gewirkt^ erholten haben? Einschiebung eines r nach t, eines m vor einem
andern labial findet sich öfters, die des letzteren kommt auch in dem namen
eines andern tongeräthes, pr. pimpa aus pipa, vor. Nur die doppdte ein-
schiebung kann einigen zweifei hervorrufen, aber die einfache in tomba
oder troba war kaum zu brauchen, da sie homonyme erzeugt haben würde.
Von geringem gewicht für diesen deutungsversuch ist der umstand, daß
das ital. wort auch die dem lat. tuba zustehende bed. wasserröhre besitzt.
Äbgel. it. trombetta ff., w^oZ. trfmbitze; vb. it. trombare, |>r. trompar,
altfr. tromper die trompete blasen, nfr. trompeter. — Dem worte kommt
noch eine zweite, ganz verschiedene bedeutung zu: it tromba wirbdunnd,
fr, trombe (trompe noch bei Nicot) Wasserhose, sp. trompa, trompo kreißd:
in dieser bed. soll es aus turbo wirbel, kreißel entstanden sein. Die mög-
lichkeit ist einzuräumen, wiewohl das genus nur im sp. trompo zutrifft.
Sp. trompar, fr. tromper hintergehn, se tromper sich irren, scheinen sich
dieser letzteren bedeutung von tromba anzuschließen: eigentl. im kreiße
führen, irreführen, r^Z. trompar den kreißel treiben. Genin erklärt uns in-
dessen jene bed. hintergehen aus der bed. maultrommel: se tromper de qqun.,
wie man sich früher ausdrückte, hieße eigentlich s'en amuser, s'en jouer.
Trono altit., tron sp. pr., trom pg. donner; vb. altit. tronare, sp.
altpg. pr. tronar, npg. troar {nebst trovejar für troejar) donnern; von
tonus, tonare mit einmischung eines schallnachahmenden r. Ohne eine
solche bleibt it. tuono, tuonare, fr. tomier cet. Eine abl. ist lat. tonltrus,
tonitruum, woraus cdtsp. tonidro Alx., pr. tonedre, fr. tonnerre (m.),
welche keiner lautverstärkung bedurften.
Tropa sp. pg., fr. troupe, daher it. trnppa, häufe menschen, pr.
trop herde; adj. it. troppo, adv. pr. fr. trop für lat. nimius, nimis.
Schon die Lex Alam. kennt troppus herde (si enim in troppo de jumentU
illam ductricem aliquis involaverit) ; woher aber dieses wort? Die cel-
tischen sprachen gewähren keinen aufscMuß: gad. drobh s, v. a. troppus
ist das engl, drove = ags. dräf von drifan treiben; kymr. torv s. v. a.
troupe steht nicht näher als lat. turba. Eine ahd. glosse hat drupo 'cw-
neus, turbas minores^ es kann aber mit drflpo (traube) identisch sein
(Oraff V, 252), Idzterem nebst dem bäir. trauppen würde nur ein roman.
oder nüaJt. trupo, trupus entsprechen. Die besten ansprüche scheint noch
das schon erwähnte lat. turba zu haben, das vielleicht durch deutsche aus-
spräche in turpa, endlich in truppa, truppus übertrat: zeigt ja doch die-
selbe Umstellung mit derselben Veränderung des ger^us fr. trouble aus tur-
bula. Von truppus kommt sp. pg. pr. tropel, fr. troupeau herde, häufe,
sp. pg. atropellar, tropellar über den häufen werfen, pr. atropelar, alifr.
atropeler zusammenhäufen. 8. tropezar II. b.
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I. TROTA-TROVARE. 331
Trota it, sp. tracha, pg. trnita, pr. trocha, fr. truite, neugr. rgovra
foreUe; vom mlcU, tructa, einem volksmäßigen aasdruck: quos Vulgus^
tractas vocat Isidor 12, 6, 6, muthmaßlich entstanden aus gr, TQwxTtjg,
das eigentlich für einen Seefisch gehraucht wird. In alten glossen (Hat-
temer 7, 290) trifft man schon die erweichte rom. form tröita.
Trottare tY., sp, pr. trotar, fr. trotter traben, gael. trot, Tcymr.
trotio; shst. trotte, trete, trot trab. Da die Römer den kunstausdruck
ire tolntim besaßen, woraus, wie Salmasius bemerkt, ein verbum tolutare,
sfsgjs. tlntare trotare {vgl. fr. chapitre von capitulum), entstehen konnte,
so scheint es überflüssig, den Ursprung des Wortes anderswo eu suchen:
pr. altfr. trotier ist also buchstäblich das lat. tolutarius, das man mit
passgänger, eeUer übersetzt.
Trovare U., pr. cat. trobar, fr. trouver finden, chw. truvar recht
sprechen, ein urtheü finden, aitfr. trouver une loi. Der wdach. spräche
fehlt das wort gänzlich, die span. und port., welche hallar und achar an
seine stelle setzen, kennen es fast nur aus der poetik der Provenzalen: sp.
trovar dichten, trova gedieht, doch braucht das (leonesische) Alexanderlied
trobar auch im gewöhnlichen sinne; ebenso Berceo, e. b. Dud. 199: pero
al que buscaba no lo podio trobar. Auch die sardischen mundarten
scheinen es nicht zu besitzen: seine stelle vertritt crobare ^= it. accoppiare
(croba = eoppia) und incontrare. LcU. invenire gab die neue spraclhc
früh auf, nur in der Passion Christi läßt es sich noch entdecken und zwar
in geseUschaft von trovare; non fud trovez ne envengud str. 44, auch
bewahren es span. wörterbüdier als einen archaismus; das mittellatein
scheint kein hoch hinaufreichendes Zeugnis für trovare zu enthüten. Seine
herkunft ist noch nicht genügend nachgewiesen, denn wenn Ducange es
auf aitfr. treu (tributum) zurückführt, weil die erheber das erhobene
treuv6 genannt hätten, so übersieht er, daß kein infin. treuver stattfindet.
Auch entstehung aus dem ahd. part. trofan ist als etwas ganz ungewöhn-
liches nicht einzuräumen, wie viele verba auch in lateinischen paHicipien
ihre quelle haben. Dagegen vermuthet Grimm, Myth. p. 863, als etymon
unseres Wortes ein goth. vb. drupan = ahd. trefen wie trudan = tretan,
und so könnte das räthsd gelöst erscheinen, wenn man auf das factische
Vorhandensein eines solchen Wortes kein getcicht legte. Genau fordert das
rom. verbum in seinen verschiedenen formen einen stamm trob oder tröp,
aber amh ein stamm mit u ist zulässig. Die folgende deutung, ' die den
früheren beigefügt werden möge, hat den vorzug, daß sie aus dem vor
allen berechtigten, dem lateinischen elemente, schöpft und dass sie, statt
auf Voraussetzungen, auf thatsachen fußt. In trovare begegnen sich augen-
scheinlich die begriffe finden und suchen oder holen: it. truovami un ago
ist 'hole mir eine nadeV ; Goflredo trova bei Tasso kann nur heißen "^ suche
Gottfried auf' u. dgl.;. altfr. que el te truisse vitaille 'daßerlebensmittel
für dich hole oder bringe' LRs. 310; das venez. wort bedeutet ausfindig
machen, it. ritrovare genau durchsuchen, henneg. retrouve ist so viel als
recher che. Finden ist das ziel des suchens; die spräche konnte den einen
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332 I. TRUAN-TRUCCO.
begriff in den andef-n hinüherleiten^ wie man für verfolgen und erreichen
ein und dasselbe wart gebraucht, s, oben gnadagnare. Auch dichten, das
der Provenaale mit trobar ausdrückte, ist ein finden durch suchen, durch
nachdenken, kein zufälliges treffen. Noch in andern verbis, 0. b, in catar,
berühren sich suchen und finden, das bask. bilhata hat beide bedeutungen.
Geht man also von der bed, suchen aus, wozu die angeführten beispide
berechtigen, so bietet sich als passendes etymon turbare durcheinander
werfen, woraus die bed. durchstöbern, durchsuchen ohne schunerigkeit er-
folgen konnten: dieselbe begriffsentwicklung e. b, im it. frugare mit der
gabel durcheinander werfen, durchsuchen, umgekehrt rovistare durchsuchen
und durcheinander werfen. Die formveränderung macht nicht das geringste
bedenken. Daß anlautendes t ein entfernteres r gerne an sich eieht, ist bekannt
(Rom. gramm, I, 223), im franz. troubler von turbulare bemerkt man den-
selben Vorgang an 4^mselben stamme. Jeden eweifd aber muß die Wahrneh-
mung niederschlagen, daß trovare in der bed. von turbare einzelnen mund-
arten verblieben ist: dltpg. trovar ist = turbare, neap. struvare == distur-
bare, controvare = conturbare. Das neap. und das it. controvare sind in
ihrem Ursprünge eins und dasselbe, nur in ihren bedeutungen auseinander
gegangen: wer möchte auch das ital. verbum als eine neue Zusammen-
setzung mit dem bereits fertigen trovare betrachten, da fast gar keine
neuen Zusammensetzungen mit cum vorkommen, sofern dies nicht wie in
combattere, eine gemeinsame thätigkeit anzeigt? — [Auf eine freilich ver-
einzelte franz. form torver für trover in einem text aus dem anfange des
12. jh. ed. G. Paris macht der herausgeber mit recht aufmerksam, s. Jahr-
buch VI, 364.]
Truan jpr. {fem. truanda), fr. truand, sp. truhan, pg. truäo land-
Streicher, bettler (sp. gaukler), noch jetzt im lothring. (Metz) trouant fau-
lenzer; vb. pr. truan dar , fr. truander, sp. truhanear. Daneben meldet
sich eine prov. und altsp. form mit f trufian, welche das wort an truffa
posse knüpft: da aber der Portugiese keine form trufäo anerkennt, so unrd
man truan als ein für sich bestehendes in einigen mundarten dem sinn-
verwandten truffa zufällig angenähertes wort betrachten müssen. Sein
Ursprung aber ist ceUisch: kytnr. com. bret. tru adj. elend = altirisch
trog dass. Zeuß I, 118. 28 (welchem kritiker aber doch das bret. truant
aus dem roman. entnommen scheint II, 860); weiteres bei Diefenbach,
Cell. 1, 150. Im spätem ndatein schrieb man trutannus, das einigermaßen
an das ahd. truhting gefäihrte erinnert (Ducange s. v. fmd Grimm, Ge-
dichte auf Friedr. p. 46), allein die formen der Volkssprachen, die hier
nirgends ein inlautendes t oder d entdecken lassen, verdienen mehr glau-
ben als latinisierte, bei welchen es um einer vorgefaßten etymologie unUen
oft auf einen buchstaben nicht ankam.
Trucco ü. kugelspiel, billard, sp. truco, pr..piem. tma stok, comask.
stampfe, stempfei, npr. truco (f.) quetschung; vb.piem. truche, com.npr.
trucä, chw. trukiar stampfen, stoßen, ven. s-trucare auspressen. Der stamm
passt offenbar zu unserm druck, drucken, dessen d älterem th {ags. thryc-
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I. TRUFFA-TRÜFFE. 333
can, ältn. thrjckia), mithin ramanischem t antwortet^ s. oben tasso. Mu-
ratori, der das wort übrigens aus dem fr. troquer leiten möchte, gedenkt
eines spkles tracco di terra, wobei es darauf arJcommt, kugeln durch einen
auf dem boden befestigten ring zu werfen: man konnte darum an gr,
TQOxog (ring) denken; allein der begriff stoß (eigentl. druck) ist der Sache
angemessener und nur in beeiehung darauf konnte der Spanier das spiel
mit dem plurcd tracos (engl, tracks) d. A. das in stoßen bestehende spiel
nennen. Nach Covarruvias und Minshew stammt es aus Italien und' hier
ist auch das wort in seiner gemeinen bedeutu/ng am meisten üblich.
Truffa it.y sp. pg. pr. trufa, fr. truffe passe, windbeutdeiy auch
bask. trafa; vb. truffare, trufar, traffer einen jmm besten haben; it.
traffaldino Schalksnarr. Sollte es unrklich im gr. TQvq>rj hoffart seinen
Ursprung haben? Wahrscheinlicher aber ist es nichts anders als das
gleich unten abzuhandelnd^ wort: nicht dllein umfaßt das altfr. trofle
beide begriffe knollen und posse, das neap. taratafolo einfaltspinsd ist
augenscheinlich das it. tartafolo, und auch das maü. tartaffol bedeutet
trüffel und geck. Die spräche übertrug den namen einer kleinen frucht
auch auf eine kleinigkeit in moralischem sinne, eine posse, albemheit.
Truffe fr. (f.), comask. tmfol, gen. trifola ein erdschwamm, trüffel,
dsgl. cat. mit eit^eschobenem m tramfo, trusnta. ein knollengewächs, patate;
das span. wort ist turma in ersterer bedeutung. Adelung verweist truffe
auf das ndd. druffel träubchen, weil das gewächs traübenförmig sei; es ist
aber nicht wohl zu glauben, daß man für ein im Süden wohlbekanntes
gewächs einen deutschen namen geborgt habe^ auch nannte man es ahd.
erdnuzy nicht drüpo traube. Der latein. ausdruck ist tüber, welches, wenn
man die ungemeine entstellung von pflanzennamen bedenkt, sich mit ver-
setztem V und verwandeltem b vielleicht zu truffe, trumfo (auch ^. trumfo
geschwulst) und selbst turma gestaltete; u hätte o werden sollen, aber
auch im it. tubero, tubera bli^ es. Die weiblichen formen konnten ihren
grund haben im plur. tubera, der als sing, bereits in deutschen glossaren
des 9. jh. dasteht, s. Graff II, 1128. — Dazu kommt noch ein zweites
wort, womit theüs eine trüffel, theils ein knollengewächs benannt wird:
it. tartufo, maU. tartuffol, ven. tartufola, piem. tartifla, chw. tartufel,
occ. tartifle, fr. (in Berry) tartoufle. Dies erklärt Menage nicht ungeschickt
a«s terrae tuber, welche Verbindung Plinim für ein anderes knollengewächs
gebraucht, auch der Spanier nennt die trüffeln turmas de tierra: tartufo
wäre also euphonisch für tartrufo; dabei ist das sie. tirituffulu in anschlag
zu bringen, das recht wohl für teretuffulu stellen kann. — Aber einiger
zweifei haftet doch auf der herleitung von truffe aus tuber. An^re mu/nd-
arten zeigen nämlich den einfachen stamm truf ohne r: genf. tufelle, occ.
tufeda Dict. genev., sp. co-tufa erdapfel, dessen erste sübe zweifelhafter
herkunft ist, vgl. sie. cata-tuffulu; ven. tufoloto nennt man einen kurzen
dicken menschen, einen knollen. Es fragt sich nun: sind diese letzteren
formen identisch mit dem unten folgenden tufo dtmst, entweder weil die
trüffd ein staubschwamm ist, oder^ wie schon andre vermuthet haben, weil
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334 I. TUDEL-TüTARE.
sie stark riecht? Oder sind sie abgekürzt aus tar-tufo? Letzteres ist
gewiß der toahrscheinlichere fcdl, vgl, über solche abkürzungen die vor-
rede, — Aus tartufola ward übrigens durch dissimüation unser kartoflfel,
mdartl tartoflfel, isl. tartuflur pl, s, Potts Forsch. 11^ 111. Das neupr.
trufa hat nur diese bedeutung, nicht die des fr. truflfe. Dazu Weigand
I, 565.
Tudel sp. pr., piem. comask. tuel, fr. tuyau röhre, pfeife. MU
tubellus, das Menage aufstellt^ verträgt sich die form auf keine weise^ da
nur die ital. spräche d in die stelle eines ausgefallenen buchstabens ein-
fügt. Tadel ist genau das altn. tflda, dän. tüd, ndl. tait, hochd. mund-
artl. zaute röhre^ besonders an einem gefäß zum eingießen.
Tufo, tuffo it.^ sp. tufo dunsty npr. toufe erstickender dunst, adj.
lothr. toflfe erstickend; vb. fr. 6touffer ersticken. Nicht vom mhd. tuft,
es stammt aus dem gr. Tv(pog qmdm, auch dunkel, stolz (typhus in letz-
terer bed. bei Amobius, vgl. Ducange), daher denn auch sp. tufos plur.
locken auf den ohren, hochmtäh, pg. tufos buffen (aufgeblähtes), tufar auf-
blasen, atufar erzürnen, tufao Wirbelwind, genau das gr. Tvquiv. Verwandt
ist das lomb. to£fa beriechen, chw. toffar, tuffar stinken.
Tufo it. pg.j fr. tuf, sp. toba tuf stein; vom lat. tophus. Was u
für 0 betrifft, so ist tufineus für tofineus, tofinus bei den fddmessem zu
vergleichen.
Tulipano it., wal. tulipan, sp. tulipa, tulipan, fr. tulipe eine blume,
tulpe; vom pers. dulbend das um die mutze gewickelte nesseUuch (daher
it. turbante turban), wegen einer gewissen ähnlichkeit von den Europäern
auf jene blume übertragen, deren pers. und türkischer name lal6 ist.
Turchese t^., sp. pr. turquesa, fr. turquoise, it. auch turchina,
ein edelstein aus dem thongeschlechte, türkis, vorzüglich in Ostpersien ein-
heimisch, der türkische genannt, weil er zunächst aus der Türkei nach
Europa kam. Adj. it. turchino blau.
Tutare it. in attutare und stutare (astutare FPS. I, 209), churw.
stidar, pr. tudar, atuzar, estuzar, fr. tuer. Die bedeutung der itai. worter
ist mäßigen, dämpfen, die der churw. prov. und franz. auslöschen, wie
in tuer la chandelle, tuer le feu (Ducange), aber schon altfranz. tritt die
bed. tödten daneben auf, für welclie auch eine prov. form tuar aufkam
Fer. 269. Deutscher herkunft ist das wort nicht: goth. dauthjan, ahd.
totan, hätte pr. daudar oder taudar, fr. touer hinterlassen. Ein anderes
die bed. still machen, beschwichtigen ausdrückendes ahd. vb. tuzjan (tfizjan),
s. Mhd. wb. III, 155, würde ital. eher dutare oder tuzzare erzeugt haben.
Auch lat. tüditare fortstoßen wäre Icein richtiges etymon. Buchstäblich
passt nur tütari schützen, abwehren, dem amh pr. tuzar nicht underspricht,
da t in mehreren fällen, wie espaza (spatha), zu z wird. Tutari aber
neigt sich zur bed. abwehren, hemmen, woran sich zunächst die des ital.
Wortes knüpft: tutari famem den hunger abwenden, sagt nicht viel mehr
als it. attutare la £ame, auch das franz. tue-vent bedeutet etwas den ufind
abwehrendes, aus abwehren folgte unschädlich machen, löschen, tödten.
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L ÜCCELLO-ÜOSA. 335
Wie die bed. schüteen und abwehren sich berühren^ zeigt auch das lat.
defendere, das altd, werjan, das rom, parare.
u.
üccello it. (poet, augello), pr. augel, fr, oisean, nüat. aacellus
L. Sah vogdy von aucella, aucilla (bei Äpicius und Apulejus) mit ver-
ändertem genus wie häufig bei diminutiven; sp. mit diminutiver bed. ave-
cilla = lat. avicella. Daher das vb. it. nccellare vögel fangen, mhd.
vogelen, altfr. oiseler hüpfen wie ein vogel.
Uffo if., ufo sp. pg. vorkommend in der adverbialen Verbindung a
uffi», k ufo umsonsty auf fremde kosten; daher dbgd. ^. pg. ufano eüel,
pr. nfana, ufanaria, u&nesc eitelkeit^ übcrmuth u. a. Die würzet dieser
büdungen ist germanisch. Das ahd. sbst. nbbä oder upp& unrd eben so
adverbial gesetzt: in uppün eitel, umsonst = i^. a uffo. Den consonan-
ten f gewährt aber das verwandte goth. uf)6 überflüssig; das hd. p scheint
sich nur in dem comask. a up (mail. a off) vorzufinden. Vgl. Diefenbach,
Goth. wb. I, 100. Covarruvias deutet das wort aus lat. offa; nach Minucci
zum Malmantüe (s. Bolza) entstand a nffo aus der in actenstücken ge-
bräuchlichen abkürzung ex uffo = ex uf&cio ^unentgdÜich\ was hier noch
angemerkt werden möge.
Uguanno it., altsp. hogafio, altpg. ogano, pr. ogan, altfr. ouan,
chw. uön adverb für lai. horno, so wie überhaupt für gegenwärtige zeit
gebraucht; von hoc anno. Die nebenformen it. ungnanno^ pr. ongan
mögen in hnnc annnm ihren grund haben. Das eingeschobene n im itäl.
wird euphonischer natur sein wie in introcque. Vgl. antafio. .
Uomo it., wal. om, in den andern sprachen etwas verschieden be-
handelt: sp. hombre (von hom'nem une fembra von fem'na), pg. hörnern
(homin[em]), pr. altfr. hom, acc. home, daher das nfr. homme. Aus der
altfr. nominativform hom oder om entstand das pron. on = ahd. man,
das schon die Eidschwüre kennen: si cum om per dreit son fradra sal-
var dist. Ähnliche Scheidung des pronomens vom Substantiv auch im
dltfries. ma und man, im ndl. man und men, im dän. mand und man,
5. Grimm III, 8, Bichthofen s. v. ma. Eine abl. ist it. omaggio, sp.
homenage, pr. homenatge, fr. hommage, dienstpflicht, huldigung, worin
homo in seiner nUatein. bed. dienstmann genommen ist.
Uopo it., wal. op, altsp. hnevos, pr. obs, altfr. oes bedürfnis; von
opus. Im altfr, oes schwand das lat. p und o gab den diphthong oe,
gleichbedeutend mit ue (ues bei Roquef.), so oevre uevre, boefe buefs.
Uosa it., altsp. huesa PC, altpg. osa SRos., pr. oza, altfr. hose,
heuse, eine beit^ekleidtmg, gamasche, in früherem ffdatein hosa, osa
^oerea, caligcL ; daher fr. houseau mit ders. bed.; it. usatto stiefd,
aUfr. f;&. hoser, heuser, mlo^. hosare behosen; alle vom ahd. hosä ^caliga\
mhd. hose, auch ags. hose, kymr. hös, nhd. (mit eingeschränkter bed.) hose.
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336 L UPUPA—ÜSBERGO.
Man vergleicht lat. casa. S. über diesßs wort ÄUrom. glossare p. 28:
Von einem sinnverwandten gleichfalls aus dem deutschen stammenden werte
hat sich nur in dem Cassder glossar eine spur erhalten: deurus deohproh,
indem ersteres ein längst verschollenes aitfr, tevrucs vorauszusetzen scheint
(Altrom. gloss. 107).
Upupa it. wiedhopfj abgekürzt mail. buba, romagn. poppa, piem.
popo, pg, poupa, dsgl. it. bäbbola, sp. abubilla. Auf andre weise
abgekürzt ist pr. upa, hieraus mit aspirata durch das dtsche witu-hopf
herbeigeführt fr. huppe, das aber auch von einem merkmale des vogds
die bed. haube anncAm^ denn aus ahd. hüba wäre huve geworden. Ein
neues wort entlehnte man von seiner stimme (wie auch upupa, knoip), sp.
putput, fr. puput, vgl. obd. wutwut.
Uracano it.y sp. huracan, pg. furacäQ, fr. ouragan sturm^ ork^n;
ein erst später in die sprachen eingeführter Schifferausdruck, der aus dem
karaibischen herrühren soll.
ürlare it., wcd. urli, fr. hurler (h asp.), früher auch huler und
uler vielleicht mit einmischung des dtschen heulen, pg. huivar (vgl. wegen
y aus 1 couve von caulis) ; von ululare (rl wie in zirlare von zinzilulare)*
Dasselbe wort mit vertauschung des ersten, aber ohne syncope des zweiten
1 ist sard. urulare, pr. udolar. Von huler stammt /r. hulotte eule. Ein
henneg. cahuler soU nach Hecart für cat-huler stehn (schreien wie die
kotze). In der ital. nebenform chiurlare ist die natur des anlautenden
ch zweifelhaft.
Urtare it., pr. urtar, fr. heurter statt des alten hurter (h asp.) stoßen;
sbst. it. urto, fr. heurt stoß; dazu ein comp, altfr. dehurter, neupr. dourdA
(ebenso derbä von deherber), norm, dourder. Bas wort findet sich wieder
im mhd. hurten, hurt, ndl. hurten, horten, hurt hört, woM auch im engl.
hurt verumnden, hurtle anprallen, es fehlt aber edlen älteren deutschen
mundarten und möchte als ein in riiterspielen übliches aus Frankreich
eingebracht sein. Unter den celtischen sprachen kennt es nur die kymrische:
hwrdh stoß, dsgl. bock (ndat. in England hurdus, hurdardus mit letzterer
bed.), vb. hjrrdhu, hyrdhio stoßen, und wenn es sich in den ältesten
denkmälem dieser spräche nachweisen läßt, so ist seine cdtische herkunß
ziemlich gesichert. Der verbalbegriff stoßen, vom bock abgeleitet, wird
sich häufig finden, so z. b. mhd. bocken, franz. in Bourgogne boquai
(Mignard), lat. arietare.
üsbergo, osbergo it., pr. ausberc, aZ//r. halbere, hauberc (hasp.),
nfr. haubert panzerhemd; vom gleichbed. ahd. halsberc, ags. healsbeorg,
aUn. h&lsbiörg (f.) eigentl. eine den hals bergende oder deckende rüstung,
mhd. auch halsveste, nachher, wie unser koller (von coUare halsband),
in seiner bedeutung erweitert. Im altfr. halbere verstummte das zwischen
zwei consonanten stehende s und fiel aus wie in dem gleichfalls mit hals
zsgs. halterel, haterel für halsterel, wogegen die prov. form ihr s durch
auflösung des l in vi schützte: man hüte sich daher, es aus dem von Benedce
(und schon von Besly, s. Bucange und MSnage) als urform angenommenen
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I. USCIO-VARARE. 337
al-berc ^äUes d€ckend\ u^oraus. halsberc erst entstdlt wäre, eu erJclären.
Im üal. kommt auch das veraltete feminin sberga für usberga vor.
Uscio t^., wal, use, altsp, uzo PC, pr. uis, us, fr. buig fhüre^
von ostium; Ä. usciere, aZ^5p. uxier, /r. huissier thürsteher, von ostiarius,
welches eine Urkunde vom jähr 661, Marin, p. 180, zum belege der frühen
ausartung des o in u in der form ustiarius gewahrt.
V.
Vainiglia it., sp. yainiUa und vainica, pg. bainilha, baunilha, fr.
vanille ein geunirz, der same einer südamericanischen pflanse; diminutiv
des span. vaina schote (lat. vagina), weil die Samenkörner in kleinen
schoten enthalten sind.
Vajuolo und vajuole (fem. pl.) it., sp. viruela, viruelas, fr. petite
v6role pocke, pocken, mlat. Variola; von varius bunt, fleckig, nicht von
varus blatter, da das ableitende i des lat. adjectivs durch die ital. form
klar angezeigt ist.
Valigia it., sp. balija, /r. valise felleisen. Die formen decken sich
nicht, wenigstens entspricht das sp. j etymologisch nicht dem it. g, balija
scheint also (nd)st dem in den glossen von Älfric vorkommenden vallegia)
eine nachahmung des it. valigia, welches in gemeinschaft mit dem fr. valise
eine grundform valisia oder valitia anjmnehmen erlaubt. Die aufklärung
des schwierigen wertes läßt sich versuchen. Platät4s braucht häufig für
dieselbe oder eine ähnlicJie seiche das gewiß ganz volksübliche vidulus. Im
latein. fließt aus capill-us capill-itium, die ital. spräche aber zieht selbst
für sinnliche begriffe das weibliche suffix itia vor, welches, wie im latein,
eigentlich zum ausdrucke abstracter begriffe dient (grand-izia, grand-igia),
und leitet z. b. aus lat. comtus putz, schmuck das gleichbed. cont-igia.
Mit demselben rechte konnte sie aus vidulus vidul-itia leiten, besser ro-
manisiert velligia (11 aus d'l z. b. auch in strillo aus stridulus), mit be-
kannter Verwandlung des tonlosen e in a valligia; endlich valigia durch
Vereinfachung des 11^ was hier, wo aller etymologische anhält fehlte, zumal
vor betontem vocod leicht möglich war. So ist also, wenn die vorliegende
deutung anerkennung findet, unser deutsches wort felleiseUi eine offenbare
umdeutung des fr. valise, bei Plautus zu suchen.
Vanno it. (nur im plur. üblich), abgel. vanneaux fr. Schwung-
federn; von vannus ftäterschwinge, weil die ßtiche der vögd dieselbe be-
wegung machen. Der kibitz aber heißt it. vanello, fr. vanneau, mail.
vanetty von dem federbusche auf dem köpfe, den er aufrichten und nieder-
lassen kann, dessen einzelne theüe also mit Schwungfedern verglichen wer-
den; ital. auch pavoncella genannt.
Vantare it., pr. vantar, fr. vanter i?raWen ; sbst. ü. vanto; von
vanitare mit ders. bed. bei Augustinus (Opp. I, 437. 761), dies von vanus.
Varare it., sp. pg. pr. varar, altfr. varer ein schiff vom stapd
22
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338 L VASCELLO~VECE.
lassen; van yara guerhoh, schräge gelegtes hole. Aber pg, yarar heif^t
auch ein schiff ans land ziehen; dsgl. (intrans.) scheitern, letztere bedeu-
tung hat auch sp. yarar, barar, daher desyarar wieder flott werden.
Vascello it, sp. baxel, pg. baixel schiff, pr. yaissel, fr. yaissean
grfäß, schiff, waUon. yahai sarg; von yascellum Grrut. Inscript., dinUn.
von vas, yasculum. Ein altes zeugnis der span. form bei Isidorus:
phaselas est nayigium, qnem nos ^corrapte' baselam dicimus. Daneben
für die ursprüngl. bed. gefäß it. yasello, sp. yasillo, baxillo u. s. w.
Vassallo it. pg., sp. yasallo, pr. fr. yassal lehnsmann, nUat. yas-
sallus. Die älteste lat. form, e. b. in der L, Alam., ist yassns mü der
bed. mann vom dienstgefolge, und noch unter Ludwig dem frommen heißt
es: quos yassos 'yulgo* yoeant Die roman. spräche aber kennt yas nicht
mehr, sie gab es hin für das klangvollere yassall. Eine ciUfr. bedeutung
des letzteren ist mann, streitbarer mann: die Livr. d. rois haben yassal
für vir p. 119. 204, für pugnator p. 174, doAer yasselage tapferkeit, wie
bamage von baron. Den deutungen aus lat, yir oder yas yadis oder
aus dem goth. yastjan (Meiden, yassns s. v. a. vestitus, investitus) wider-
strebt der buchstabe; mit recht erinnert Leibnitz an kymr. gwäs junger
mann, diener : an erstere bedeutung, nicht wohl an letztere, knüpft sich die
altfranz, "^ streitbarer mann, alle drei bedeutungen vereinigt z. b. das ahd.
degan junger mann, held, diener. Die rom. form yassal wird, da kein
sufßx all vorhanden ist, durch anlehnung an das kymr. adj. gwasawl
(dienend) entstanden sein. Die aufnähme von yassas in die ndat. oder
roman. spräche muß man übrigens in die früheste zeit setzen {vgl. fr.
yeme aus gwernen), da man später gnassus gesagt haben würde. Eine
abl. ist oitfr. yaslet, yarlet knabe (anständiger als gar^on, an dessen
stelle z. b. die limous. mundart nur efon d. i. enÜEint gebraucht), nfr.
valet diener, it. valetto. Ein geringerer vassall, nach dem gemeinen
sprachgebrauche, besonders in der Normandie, ein afterlehnsmann hieß fr.
yavasseur (vasseur Ruteb. /> 160), pr. yasyassor, yalyassor, ndat. ya-
vassor, yavassorius u. dgl., fem. altfr. yavassore, ddher it. yaryassore und
barbassoro, (ütvai. vervesor JFebr. 96, vielleicht zsgs. aus yassus yasso-
rum vassall von vassallen. Vgl. zu diesem artikel Potts Forsch. II, 347.
Vecchio, yeglio it., wai, yeachiu, sp. yiejo, pg. yelho, pr. yielh,
fr. yieil, yieux alt; von yetulus yetlus yeclus, letzteres schon bei einem
alten grammatiker "yetulus, non yeclus' Anal, gramm. p. 443, curte
vecla Tirab, II, p. IT" (v. j. 762), selbst it. veclo lacomino ed. Ozanam,
Doc. hist. 294. — Das primitiv yetus hat nur die altfranz., nicht die
prov. mundart behalten. Es lautet mit richtigem diphthong yi^s, fem.
ebenso, z. b. une yi^s haire Bari. 123, 24; doch auch, ind^ man s zum
stamme rechnete, yiese, plur. yieses. Andre reste des Wortes liegen vor
im altsp. adverb de yedro von alters her, und in geographischen namen^
wie pg. Torres yedras, sp. Murviedro, it. Castel-yetro.
Vece it. sbst, adverbial sp. pg. yez, pr. reiz, fr, fois, npr. fes
(altpr. fetz nur im Gir. de Boss.), letztere formen mü Verwandlung des
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I. VEGLIA-VERNICE. 339
*
V tn f (vgl. unten via 1); vom lat vice, a. b. tribus vicibus dreimal.
Daher düsp. aUpg. pr, vegada, churtc. gada, worin sich g jsfu z verhalt
wie im sp. pr. perdigon, pg. perdigao aus perdiz, perditz.
Veglia ity sp. vela, pg. vigia, pr. velha, fr. veille nachtwache; vb.
vegliare ff.; sp. veleta Wetterfahne (wächter)^ it. veletta schildwache;
von vigilia, vigilare.
Velleitä ü. sp. veleidad, /r.vell6it6, en^Z. velleity wiUe ohne that;
vom inf. volle, ein in der schtde entstandenes wort.
Veltro it.y pr. veltre, altfr. viautre Jagdhund^ com. guilter; dltfr.
V lautrer jagen (auf schweine). Martial hat verträgus: non sibi, sed
domino venatur verträgus acer; Gratius spricht dafür minder gut ver-
träba, in der L. Burg, steht veltrahus, in der L. Sal. veltrum, veltrem
(acc.), in den ScJüettst. glossen 37 , 28 veiter, in den Florent glossen
p. 948'' veltra. Es unrd von Adian als ein celtisches wort bezeichnet:
eil öi ^odci%€ig xvvsg ai xeXTixal -mxXovvtoi f,iBv oveQvgayoc xvvsg qxavy
Tfj xBXxiM.fl, nach Zeuß 7, p. 6, vgl. 46. 166 y vom cdtirischen traig /u)5,
verbunden mit der intensiven partikd ver. Darüber und über vieles andre
dieses u)ort betreffende sehe man Diefenhachs Orig. europ. p, 330 ff,
Venerdi it., fr. vendredi, pr. cot. divendres freitagy von Veneria
dies, dies Veneria; sp. yiernes, pr. auch venres vom gen. YeneriSj wal.
vineri, ven. v6nere, romagn. v6nar. Dafür pg. sexta feira. Eigenthüm-
lieh ist der sardische ausdruck chenäbura, chendura, cenabara von coena
pura, weil man an diesem tage nur magere speisen genießt.
Vengiare i^., sp. vengar, pg, vingar, pr. vengar, venjar, fr. venger
rächen; von vindicare (wal.YindeQk heilen d.h. retten). Zsgs. i?r. re ven-
jar, aUfr. revenger, nfr. revancher, sbst. revanche; net^r. ch = cdtfr.
g ebenso in nache = nage.
Ventaglio it., sp. ventalle fächer, pr. ventalh, /r. ventail luftloch,
vantail thürflügd, ^ventail fächer, it. ventaglia u. s. f. visier des hehnes ;
von ventus, vgl. ventana II. b.
Ver pr. altfr. frühling; daher sp. verano, pg. veräo spätfrüh-
ling; esgs. pr. primver, it. sp. pr. primavera, wal. primevare, altfr.
primevere, bask. (labort.) primadera frühling, eigentlich erster frühling,
Vorfrühling, welchen begr^ es noch- im span. ausdrückt; dafür /r. pr in-
te mps, piem. schlechtweg prima, occit. pnmo(f.). Der Venejrianer nennt
diese Jahreszeit verta, in Dauphine heißt sie pipa, s. oben s. v. piva.
Vergogna it., pg.pr. ebenso vergonha, /r.vergogne, 5p. vergüenza,
alt vergttefia Rg. schäm; von verecundia mit ausgefcdlnem d wie in Bour-
gogne von Burgundia, wogegen im span. schärfung des d JSfu z eintrat.
Vermiglio it., sp. bermejo, pg. vermelho, pr. fr. vermeil roth,
mlat. vermiculus schon im 6. jh., s. Breq. n. 40 palla vermicula; vom
sbst. vermiculus unirmchen (das die scharlachfarbe gibt).
Vernice ü^ sp. bemiz, bamiz, ^r. vernitz, fr. vernis eine art lack
oder glansfarbe, daher engl, varnish, kymr. bemais, dtsch. fimis ; vb. it.
vernioiare, sp. bamizar, pr. vemissar, /r. vemisser, auch »^. vernicare,
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340 I. VERRINA-VIA.
pr. bernicar, endlich auch fr. vernir, vgl, bei den Alten l'escu d'or
vernis Fier. p, 6i, 5, Gayd. p. 178. Des wortes herkunft ist ^zweifelhaft.
Billig geht man vom vb. vernir als dem einfachsten producte aw5, daher
vernis, it. vemice: es könnte im ahd. bemjan für brenjan glänzend
machen (dies von brinnan glämen) seine quelle habeny dllein nie erweicht
sich anlautendes deutsches b in v, da^ sp. b aber ist kein zuverlässiger
führer, da es oft für v eintritt. Eben so wenig gewicht hat das dem ital.
erst nachgeformte mittdgr. ßsQvUr]. Darum verdient Menage^s erTdärung
den Vorzug: vernir ist = vitrinire glasieren (das adj. vitrinus für vitreus
findet sich im pr. veirin), eine bedeutung, die auch das it. vitriare, das
sp. vedriar, das sard. imbidriare entwickelt haben. Noch möge bemerkt
werden, daß Lessing^ ed. Lachmann IX, 482 j in einer bei Theophilus
vorliegenden form fomis das Stammwort unseres firnis vermuthety ohne
es jedoch zu erklären.
Verrina t^., sie. virruggiu bohr er , henneg. v6rin schraube , fr,
vrille {für verille) kleiner bohr er; dahin auch it. verricello haspd.
Augenscheinlich sind diese Wörter eines Stammes, nicht (ä)er von virare,
das in allen ablätungen sein i behauptet: ihm mag etwa das neupr. birou,
birounieiro bohrer entsprossen sein. Jene Wörter schließen die Vorstellung
des drehenSj windens in sich ein, vrille heißt auch die schraubenartig sich
windende ranke des weinstocks (also nicht von viriculum meißel) und so
dürfte man auf veru, da dem sich drehenden bratspieß der bohrer wohl
verglichen werden konnte, vermuthen, um so eher als sich verrina befrie-
digend ai4S dem Plautinischen veruina d. i. veru-ina, worin das hiatus
machende u ausfid, erklärt. Identisch mit verrina ist sard. berrina, bar-
rina, cat. barrina, vielleicht auch sp. barrena, aber pg. verruma wird
wohl besser auf das gleichbed, arab. bairam oder barimab Fregt. I, 114''
zurückgeleitet. Zu, vergleichen ist auch, was Engelmann p. 74 darüber
bemerkt.
Versare it., versar pr., verser fr., versa wal. ausgießen, vergießen;
von versare (das gefäß) umkehren, eine bedeutung, die auch das wal.
turnä erworben hat. Dasselbe wort ist altsp. bosar, nsp. rehossLY =^ lat.
vorsare, revorsare, mit bekanntem ausfalle des r vor s.
Verza lomb. pg., berza sp., vearz^- wal., verzotto it. kohl, wirsig,
daher sp. bercero kräuterhändler. Die herkunft dieses wortes unterliegt
keinem bedenken, wenn auch mlat. brasicia Gl. Flor. (Diuliska II, 232)
zu widersprechen scheint: es ist das lat. vWdia (plur.) gartengewächse,
das der Verwandlung in verza nicht entgehen konnte. Mhiage hält it.
berza Schienbein für dasselbe wort, eigentl. kohlstrunk, und vergleicht
wegen der bedeutung fr. tige, ü. gambo. Für verza auch it. sverza kohl,
Splitter.
Verziere it., sp. vergel, /?r. vergier, /r. verger garten; vom gleich-
bed. viridiarium oder viridarium, pr. auch verdier. Verzaria (plur.) hat
schon eine Urkunde v. j. 752 Mural. Änt. ital. V, 1011.
Via it. adverbium die frage 'wie oft* zu beantworten, una via ein-
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I. VIA— VIOLA. 841
mal PPS. L 491, due via tre zweimal drei; vom shst. via wegj vgl. das
ebenso angewandte nord. gang, das ndl. reis. Via härtäe sich, scheint
eSy in fia, altfr. fie, üblicher die abl. it. fiata (dreisilb.), altfr. fiede
LEs. lly fi6e, foi^e, noch jetzt wallon. feie. Zsgs. it. tuttavia, sp. to-
davia, altfr. toutesvoies, nfr. toutefois düemal, dennoch.
Via, SU via it., sp. via (z. b. via comer! Silva ed. Grimm p. 267 j
vgl. Apol. 388), pr. altcat. via sus Chx. V, 74, BMunt. 206"", interjection
der ermunterung; vom sbst. via, eigentl. ^atrf' den weg!* Auch in der bed.
weg! wird ital. nebst churw. via gebraucht; dafür bedient sich die maü.
mundart des dtschen fort!
Viaggio it., sp. viage, pr. viatge, fr. voyage, u;aZ. viadi reise; vb.
viaggiare ff. reisen, von viaticum reisegeld, schon bei Venant. Fort, in
roman. bedeutung vorkommend, s. Ducange.
Vigliacco it., sp. bellaco, j)^. velhaco niedrig, schlecht; abgeleitet
von vilis (Rom. gramm. II, 305) ; nach andern wäre es vom völkemamen
Valachus, s. Mayans y Siscar I, 104. Das fr. veillaquerie Roquef. ist
aus dem spanischen.
Villa it. landhaus, sp. villa marJctflecken, fr. ville stadt. Bereits
in der L. Sal. hat villa neben der ursprünglichen die bed. weiler, dörf-
chen (Pardessus p. 389, DC. s. v.), im prov. und altfr. bemerJct man
noch die IcUein. oder die span. bedeutung; in der Passion Christi unrd
Bethfage castellnm und ebenso Gethsemani villa oder praedium (Matth.
26, 36, Marc. 14, 32) mit vila übersetzt, während Jerusalem ciptad
heißt, s. auch Henschel s. v.; endlich bezeichnete es jede Stadt von betiebi-
ger grosse. Dem abgel. it. villano, sp. villano, pr. vild, aitfr. vilain
bauet legte der Standesgeist des mittelalters auch die moralischen neben-
bedeutungen niedrig, schurkisch, häßlich bei, welche im prov. die haupt-
bedeutungen (bauer heißt hier pagös), im neufr. die einzig verbliebenen
sind, die auch, in rücksicht auf vil {lat. vilis), die alte Schreibung mit
einfachem 1 fortzuführen anlaß gaben.
Viluppo it. Wickel, gewirr; vb. altsp. volopar Bc. Mil. 268, pr.
dass., altfr. voleper; dsgl. lY. invilupare, jpr. envolopar, envelopar, npr.
agouloupd, fr. envelopper einunckeln; prov. auch revolopir herumwerfen.
Wie nahe auch volutare zu liegen scheint, so ist es doch grammatisch
nicht mit dem roman. werte zu einigen. Entsprang dies aus volup, so
daß vilupparsi ursprüngl. bedeutete sich hätscheln, sich warm halten? Man
bedenke aber auch it. luflfo gewirr, gleichbed. mit viluppo. In oberüal.
mundarten hört man fiop für letzteres, es wirft aber kein licht auf die
etymologie, da es ßr flop und dies für vlop zu nehmen ist. Es begegnen
einige formen mit Ip statt lop, lup : altval. (bei A. March) envolpar, ro-
magn. agulp6 einwickeln, ven. imbolponare einpelzen: man wird sie als
contractionen betrachten müssen, da vulpes, an das man zunächst denken
dürfte, nie die bed. fuchspelz zeigt.
Viola it. sp. pg.y pr. viula, viola, fr. viole, wai. viöar^ ein Saiten-
instrument, daher violino, violone u. s. w. Es ist eins der schunerigeren
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342 I. VIRA— VIRAR
Wörter j doch scheint es nicht unlösbar. Zu bemerken ist sfuvördersty daß
der Proveneale zweisilbig yfula, vlola spricht (der diphthong iu isi ihm
unbekannt); aus vlola konnte wofd fr. viöle, it. viöla werden, nicht aus
viöla das pr. vlola: man muß also von der prov. form als der ältesten
ausgehen und darf nicht außer acht lassen, daß das wort, wie aUe mit v
anlautenden, vorzugsweise lateinische herkunft in anspruch nimmt. Der
nüat. ausdruck für dasselbe instrument ist vitala, und dies kann nur ab-
gezogen sein aus dem alten lat vitulari springen wie ein kalb, sich lustig
gebärden {dieselbe bedeutung hat unser mundartl. kälbern, ndd. kalveren),
die Violine aber war die üblichste begleiterin der lustbarkeiten, ein dichter
(bei Ducange) nannte sie darum vitüla jocosa. Springen, tanzen, musi-
eieren sind ineinander gehende begriffe (vgl. giga I, carole //. c), und daß
vitulari ein sbst. vitula mit dem concreten begriffe eines instrumentes
lieferte, ist den Sprachgesetzen gemäß: so entstand it. leva h^el aus le-
vare u. dgl. Aus vitala aber ward durch Umstellung pr. vlutla {wie
veaza aus vidua, teune aus tennis) und endlich vlula, vlola {wie rolar
aus rot'lare), hieraus it. viöla, das nicht unmittelbar aus vitula entstehen
konnte, ^p. vihuela (h zur Währung des hiatus), fr. viole, altfr. lieber
vi eile, viele (dreisilbig), vitella, mhd. vigele. Sollte, wie auch Wacker-
nagd vermuthet, unser ahd. schon bei Otfried vorkommendes fidula, mhd.
fiedel, das dieselbe sache ausdrückt, nicht desselben Ursprunges sein wie
viola? Rom. v ward ja auch sonst in f geschärft, in den Cassder glossen
z. b. ferrat, fidelli für verrat, videlli geschrieben. Man erklärt es wohl
aus fidicala, was aber der buchstabe nicht gestattet. Wir hätten alsdann
in dieser deutschen form ein älteres zeugnis für vitula, als die mlat. litte-
raiur zu bieten scheint. — Mn prov. dichter braucht viular auch von
blasinstrumenten Chx. IV, 167.
Vira sp. pg. pr., altfr. vire pfeil, bolzen, bret. blr; sp. virote,
it. verretta {bei Ferrari iveretta) speer. Vira aus veru ist gegen die
regel, da betontes 6 nicht in i übergeht. Besser darum denkt man an eine
zusammenziehung aus vipera, sp. vlbora; vira z. b. in einer neap. chronik
(et parme che al cor me jonga una vira Mur. Änt.- VI, 694) übersetzt
der herausgeber mit vipera. Wegen der begriffsentwicklung vgl. givre
n. c. Gegen herleitung von veretta aber aus veru läßt sich nichts ein-
wenden {vgl. oben verrina).
Vi rar sp. pg. pr., altfr. virer, piem. yvth drehen, henneg. virler
rbllen, sp. auch birar ein schiff wenden; sbst. pr, viro kreiß, umfang,
nur als adverb oder präposition gebraucht, en-viro, auch fr. en-viron, so
auch altspan. Alex. 784; vb. invironare umringen. Virare ist alt und
zeigt sich in handschriften der L. Alam. Die herleüung aus gyrare
unterliegt schwerem bedenken, da gi woM nie in vi ausartet. War es ein
wort der romana rustica? Lat. viria bedeutet armschmuck d. i. armring,
altfr. vire, romagn. vira, com. ven. chw. vera, it. viera ring, reif (nicht
eben zum schmuck) und so heißt auch das dem lat. viriola entsprechende
sp. virola nebst birola, altfr. virole etwas ringförmiges; wal. verig^ an-
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I. VISCIOLA-VIVOLE. 343
ntdus verweist Diefenbach mit recht auf das slav. veriga catena. In den
Isid, glossen liest man viria, viriola ^brachiales ; beide Wörter sollen aber
fremdes Ursprunges sein: yiriolae celticae dicuntur, viriae celtibericae
Plin. H. N. 33, 12(Hard.). Humboldt, Urbewohner Hisp.p. 79, halt mit
beMehung auf diese notiz den stamm für einen iberischen von den Celti-
beriem den Gelten mitgetheilten, im bask. biruncatu (drehen, wenden)
noch enthaltenen, das aber seine lat. herkunft (verruncare) schwer ver-
läugnen kann; auch die deutung des twiw^ns Viriatus 'spangenträger aus
diesen^ stamme beruht auf einer rein subjectiven auffassung.
Vfsciola it., wal. vlsine (ngr, ßlaivov)^ mit verändertem anlaut fr.
guigne (alt guisne), sp. guinda, bask. (navarr.) guile eine art kirschen,
ahd. wlhsela, nhd. weichsei, auch in den slavischen sprachen einheimisches
wort, vgl. Schmäler IV, 17.
Ylso altit., vis pr. aUfr. in Verbindung mit dem vb. esse und dem
dat. der person; vom lat. partic. visum: it. fu viso a me = Zo/. visum
mihi fuit, Rom. gramm. III, 198. Zsgs. it. avviso, pr. fr. avis in
derselben bedeutung und als subst. guiachten, meinung, nachricht, sp. aviso
in letzterem sinne, vb. awisare ff. meinen, überlegen, benachrichtigen.
Visto it., altfr. viste, nfr. vite, pr. vist, gase, biste ac^j. und adv.
munter, rasch, e. b. altfr. remuanz fti et preux et vistes, plus legier
home ne velfetes Rom. de la rose s. Boquef.; das nfr. adj. aber kann auf
Personen nicht mehr angewandt werden. Ist es von vegetus mit einge-
schaltetem s? alsdann wäre es in Frankreich entstanden und, une auch
Redi, Etimol. ital., meint, in Italien eingeführt. Aber dieses eingescho-
bene s der Franzosen (Rom. gramm. I, 456) hol in keiner andern roman.
spräche eine spur hinterlassen; sp. cisne ist nicht vom altfr. cisgne =
lat. cygnas, und it. desinare vermuthlich auch nicht vom altfr. disgner
= lat. dignare; übrigens hätte sich aus vegestus eher voiste als viste
gebildet. Zu erwägen ist, daß man ital. at4ch vispo, maü. viscor und
vivisc (von vivus) sagt: sollte man mit vivisco, visco angefangen und
das wort durch die beiden andern tenues (vispo, visto) variiert haben?
aber solche Variationen scheint sich die spräche nicht zu erlauben, und so
muß man sich weiter umsehen. Visto kann üal. Ursprungs sein, auf ital.
weise verkürzt aus awisto für aweduto umsichtig: in einem alten genues.
gedickte liest man omi destri valenti e avisti ArcMv. stör. ital. app. num.
18, p. 33. Die bedeutungen liegen nicht zu weit auseinander: der mun-
tere sieht sich um nach allen Seiten: vermöge derselben auffassung ward
z. b. aus dem it. all'erta behutsam, vorsichtig, das fr. alerte wachsam,
munter, flink. Merkenswerth ist das- adverbiale piem. vist non vist, auch
vist e pris d.h. im augenblick, welches offenbare participien sind.
Vitriuolo i^., sp. vitriolo, pr. fr. vitriol ein mineralisches salz:
von vitrum wegen seiner glasartigen beschaffenheit.
Vivole it. (pl.), sp. abivas, adivas, fr. avives (fpl-)^ mlcU. vivolae
(13. jh.) die Speicheldrüsen des pferdes, dsgl. eine kranJcheit dieser drüsen,
daher unser feifei. Woher aber das roman. wort? Aus faba vermuthet
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344 I. VIZIO-VOLEKK
Adelung, weil diese drüsen lohnen ähnlich seien, weis kaum erwähnung
verdient Das catal. wort ist minovas d. h. kröpfe.
Vizio it fehler, lasier, auch lüstemheit, in andrer form vezzo Un-
art, dsgl. helustigung, liehkosung {churw. vezs); viziato verdorben, auch
schlau, durchtrieben; vezzoso reifend; avvezzare, invezzare, wal,
invetzä gewöhnen, disvezzare, wai, desvetzä entwöhnen. Span, vicio laster
und lüstemheit wie ital., überdies üppiges, geües wachsthum der pflaneen;
vezo gewohnheit; vicioso fehlerhaft, üppig; vezar, avezar gewöhnen, des-
vezar, malvezar. Port, vicio laster und für die hed. üppiges wachsthum
vigo, entsprechend vicioso fehlerhaft, vi^oso üppig (daher der städtename
Villa vigosa d. h. in einer üppigen gegend gelegen); vezo gewohnheit,
vezar, avezar urie Span. Prov. vici laster und Schlauheit GO. (catal. ver-
gnügen JFehr. 38), vetz gewohnheit; viziat, veziat, vezat schlau; vezar,
avezar wie span., envezar belustigen, urul so altfr. voisi^, envoisier. ÄUe
diese Wörter und bedeutungen knüpfen sich an vTtium. Man hat nament-
lich wegen der bed. gewohnheit auf vicem verunesen, welches aber den der
gewohnheit fast entgegengesetzten begriff Wechsel ausdrückt und sich übri-
gens auch durch das genus (pr. lo vetz = vitinm, la vetz = vicem) voh
unserm worte scheidet. In betreff der bed. üppiges wachsthum hat man
an das vb. vigere gedacht, aber daraus war das sp. vicio nicht eu ge-
winnen. Vitium ist einerseits unart, üble angewöhnung, wie denn auch
it. vezzo angewöhnte unart, sp. vezo vornehmlich üble gewohnheit bedeuten;
andererseits bezog man es auf den hauptfehler der menschlichen natur,
Üppigkeit, lüstemheit (noch fr. vice wollust); gewandtheit, Schlauheit mag
sich daran geknüpft haben, die auch Dante seiner lonza, dem sinnbilde
üppiger begier, beilegt. — Es findet sich ein altfr. adj. viseus, voiseus
listig, das Wörterbuch von Douai übersetzt es mit sagax, buchstäblich, wie
es scheint (denn an visus ist doch wohl nicht zu denken) = t^. vezzoso,
aber mit der zweiten bedeutung von viziato, die sich wie aus vitiatus,
auch aus vitiosus enttvickeln konnte. Femer findet sich ein altfr. subst.
voisdie Verschlagenheit, das sich als eine ableitung aus dem adj. voisi6,
prov. gleichsam vezadfa, zsgs. vesdfa, voisdie, zu erkennen gibt.
Vogare it., sp. bogar, pg. pr. vogar, fr. voguer durch rüder ge-
trieben fortschwimmen; sbst. it. pg. voga, sp. boga, fr. vogue lauf des
Schiffes, figürl. schwang, zug. Ein nicht unpassendes etymon ist unter
Voraussetzung einer entarteten form wogön {vgl. unser nhd. wogen) das
ahd. wagön, mhd. wagen sich bewegen, in wago wesan == Stre en vogue.
Die eigentliche bed. des roman. Wortes ist ^sich fortbewegen, fortgetrieben
werden, vornehmlich durch rüder, aber auch durch segel: am rems et am
vela s*en van a mays vogar LB. s. v., so noch franz. Es versteht sich,
daß vogare euphonisch wäre für gogare, vgl. vague //. c.
Volere it., pr. voler, fr. vouloir, wal. vreä wollen, span. nur in
Zusammensetzungen vorhanden, wie si-vuel-qual für quüibet; von velle^
mit Umbildung des infinitivs nach der in der conjugation vorherrschenden
form vol, wdche die form vel schon im frühem nüatein zuweilen ersetzt,
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L VOLTO— ZEBA. 345
B. h. Yoleam in Cap. dar. Cal. Bdluee IT, 82, volerent in alten Urkunden^
t>as todl. vre^ shst. vreare, ist den andern rotnan, formen vollkommen
^analog: volere jssgs. viere vrere, diphthongiert vreare, vgl. dieselbe he-
handlung des \ im lomb. vor^.
Volto it. pr.^ fr. volte, voüte, tcal. holt?, sp. böveda (nebst pg.
aböbeda aus einer eweiten prov. form vonta entstanden) wendung, auch
gewölbe; von volvere volutas, rom. voltus (im itdl. und prov.), daher vb.
voltare, sp. voltear u. s. w. Vgl. bulto //. b.
z.
Zafferano it.^ sp. azafran, fr, safran, wal. sofrän eine pflaneej die
namentlich von den Mauren in Spanien gebaut ward; vom arab. za'farän
(ol-*^) Freyt. II, 238''. — Aus derselben arab. xcureel (za^fara) sind
auch diejenigen roman. Wörter, die unserm saflor, cartJiamus tinctorius,
entsprechen, wie it. zaffrone, sp. azafranillo, pg, afafroa, fr. safran;
dsgl.Jt. asfiori (?), sie. nsfani, ven. asföro (letzteres die fäden unter dem
Safran bedeutend), sp. pg. alazor, arah. nzfnr. S. Weigand saflor 1.
Zagaia, azagaia pg. sp., fr. zagaie, aitfr. arcigaye, archegaye, it.
zagaglia Wurfspeer der Mauren; nach Sousa vom arab. al-chazeqah
(ch&zeq laneenspitee Freyt. I, 483''). Man sehe dagegen Engelmann 69,
Doey 76 (bei letzterem unrd es für ein wort der berbersprache erklärt).
Zanca it. sp., pg. sanco bein, langes bein, stiel, sp. zanco, lomb.
zanch, ven. zanca stelze, pr. sanca cothum, wie Baynouard übersetzt (non
porta soc ni sanca P. Vidal), sard. zancone Schienbein. Dahin wohl
auch pg. chanca sehr langer fuß, sp. chanclo pantoffel (vgl. den anlaut
in choclo = zoclo). Die Wörter fügen sich zum ätschen zanke für zinke
(s. Schmeüer), besser noch von Seiten ihrer bedeutungen zum ags. scanca
bein, tibia, womach sich ein ahd. scaneho annehmen Jäßt. Muratori, Ant.
itoi. II, 429, erkennt dagegen in zanca jenes tzanga des Cod. Theod,,
das die den roman. Wörtern weniger zusagende bed. einer beinbeTdeidung hat.
Zappa i^. chw., sp. zapa, wdl. sap^ haue, fr. sape Untergrabung;
vb. zappare ff. Kommt es vom gr. axaTtavTj grabscheit, axaTrreiv graben,
so gieng das wort von Itcdien at^s, indem sich hier der anlaut ax in z
milderte wie in zolla aus dem altdeutschen skoUa.
Zatta und zättera it., sp. zata, zatara floß; von unbekannter her-
kunft.
Zavorra it., wal. sabure, ^. zahorra zsgz. norra, ballast, schiffsand;
von sabnrra mit ders. bed.
Zeba it., sp. masc. chib'o, chivo, fem. chiba, chiva, pg. chibo
junger Ziegenbock, junge ziege, zicklein. Die hinweisung auf das ahd.
zebar opferthier mit rücksicht darauf, daß die Langobarden ziegenopfer
brachten (s. 1. ausg.), ist zu gewagt. Mit unserm ziege haben diese Wörter
allerdings nur die erste silbe gemein; aber der stamm mit labioiauslaut
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346 I. ZEBRO— ZDfBELLO.
Icommt auch im deutschen zibbe lamm Frisch II, 473^, im aihan. tzgiep
(Xylander) und tsjap, wci. tzap aiegenbock vor, Ziu bemerken ist awcÄ
das mit tzap fleichb. lontb. zav^r.
Zebro it,, sp, pg. zebra, fr. z^bre ein säugethier im sücttichen
Africa, woher auch der name,
Zecca it, chw. zecc, zecla, /r. tiqne ein insect, hohhock; vom ndd.
teke, mhd. z^'che, nhd. zecke.
Zediglia it., sp, cedilla, fr, c^dille häkchen unten am c, um ihm
die ausbräche des z eu gehen, früher cz geschrieben (canczon = canQon,
czo = 50); dimin, von zeta.
Zelo it, sp, pg., in letzterer spräche auch cio für cilo, fr. zMe
eifer; von zelus (trjXog) hei spätem. Daher it. zelo so, sp, zeloso, i>^.
cioso eifrig, eifersüchtig; mit palatoder ausspräche des z {wie in giuggiola .
aus zizyphum, gengiovo aus zinziber) it. geloso, pr. gelos, fr. jaloux,
das Tasso artig mit gelo verbindet 12, 22, sbst. gelosia u. s. f, eifersucht,
dsgl. fenstergitter, sp. celosia. Zsgs, sp, Teze\B,r, pr. recear argwöhnen,
sbst. rezelo, receo.
Zendale it. (sendale Barherino), sp. pg. pr, oitfr. cendal, mhd.
zend&l, zindal, nhd, zindel, auch it, zendado, pr, sendat, mhd. zendat,
eine art taffent, in Frankreich namentlich ssu f ahnen verwandt, s. Ducange,
Roquefort, Raynouard, span. auch ein feiner leinener stoff; erklärt man
gewöhnlich aus sindon feine leinwand.
Zenzär a, zanzära it., wcd. tzenzarin, sp. zenzalo, altfr, cincelle'&t^'
Gl. de Lille p. 12^ (Seh, 29), so auch ahd, zinzila, zinzala, mücke, schnake,
vgl. (üb. zfnziras grille. Offenbar ein naturausdruck von dem laute des
thierchens, das der Catalane mosqnit de trompa trompetenmücke nennt
(aaXniy^ 0 Tr^wxTÖg hriv aga tüv i^mdtov Arisioph. Nub. 165), aber
schon vorgesfeichnet im lat. zinzilulare /mitschem, vgl, auch mhd, gelse
Schnake, von gal gesang Weigand I, 460, Dahin auch das port. vb.
zinir, zanir sumsen (von insecten).
Zenzövero, z^nzero und gengiovo it., sp. gengibre, agengibre,
pr. gingebre, fr, gingembre, wal, ghimberiu, mncU, ghincbere u. s, w.
ein gewüre, ingwer; vom lat, zingiberi {^lyyißeQi), zinziber, das aus dem
Orient stammt. Wegen g aus z s. zelo.
Zero it, sp. pg., z6ro fr. das eahUeichen nuU; vom gleichbed. arab.
^ifron, Qi'hron eigentl. gane leer, s. oben cifra, worin das arab. § io^)
durch c ausgedrückt ward, Mailändisch helfet jenes eeichen nulla.
Zibellino it., pr, sebeli, sembeli, fem, sp, pg. cebellina, zebel-
lina, fr. zibeline, nüat sabellinas, sabellum, altfr. sable, engl, sable,
deutsch zobel; ein mit der sache aus dem fernen nordosten gekommenes
wort, russ, soboV, serb, samur, wäl. samür.
Zibetto it., civette fr. eibethkatee, auch aibeth; morgenländ. wort,
mittelgr. ^aniriov, man sehe Pott in Lassens Ztschr, IV, 17, Span, gato
de algalia genannt,
Zimbello it.^ sp. cimhel, pr, altfr, cembel lockvogel, lockung; vb.
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I. ZIO-ZÜCCHERO. 347
it. zimbellare, alt cim bellare PPä. /, 77, pr. cembelar (von Baynouard
unrichtig übersetzt)^ cütfr, cembeler (encembeler NFG. II, 7) anlocken.
Cymbalam, dimin. cymbellum, hieß das glöcJcchen, das die mönche eur
inoMzeit rief; die Übertragung auf lockvogd lag nahe. Ältfr. und pr.
cembel hedetdet überdies Zusammenkunft zur kurzweily vornehmlich zum
Waffenspiel oder das waffenspiel selbst, daher cembeler tumieren, altsp.
cempellar bei Berceo. — [Genaueres über die bedeutungen des dltfranz.
Wortes^ lockung, hinterhalt, gefecht, Standarte, sehe man bei Gachet s. v.]
Zio it., sp. pg. tio oheim, it. zia, sp. pg. pr. tia (pr. sia Leys
d'am. I, 48) muhme; vom spätem lat. thius, thia nach dem gr. &etog,
d-eia. Die ital formen zeigen schon die ScUettst glossen 29, 68 patruns
^zius, fetirro^ (vetter).
Zirlare it., sp. chirlar, chirriar, pg. chirlar, chilrar schreien,
zwitschern-, geht zurück auf zinzilnlare, verkürzt zilulare.
Zitto (fem. zitta) it., sp. chito, chiton, fr. chut, wäl. citu, inter-
jection schweigen zu gebieten; ein dem lat. st! entsprechender naturausdruck.
Zu Chat gehört auch fr. chuchoter flüstern, chucheter zwitschern, npr.
chitd flüstern.
Zoppo it., sp. zopo, zompo, wald. zop (czop), chw. zopps lahm,
verstümmelt, vgl. altfr. chope Motz; vb. fr. chopper {oit sopper) an-
Stoffen, it. zoppicare hinken, cat. ensopegar straucheln; v(yh% dtschen
schupfen Stoffen, ndl. schoppen mit dem fuße fortstoßen, vgl. auch ndl.
sompe lahm^ sompen hinken KU.
Zote sp. pg., sot fr., sot piem. tropf, pinsel, wal. sod hanswurst,
engl, und schon ags. sot Ckyacius und spätere finden seinen Ursprung
im semitischen: rahbinisch schoteh sttdtus, s. BiAxtorfs Lex. chaid. talm.
p. 2376, daher auch unser schote. Dagegen erkennt Pictet (Ztschr. für
vergl. sprachf. V, 328) darin das ir. suthan dummkopf, schdm, hetrüger,
sotaire geck u. dgh, die er auf das sanskrit zurückführt. Der buchstabe
gestattet die eine wie die andre herleitung. Ein altes Zeugnis für das
wort ist das folgende. Theodidf bischof von Orleans spidt in einem Send-
schreiben an Karl d. gr. mit dem namen Scottus, den er nach ausge-
stoßenem c mit sottns in einMang bringt: cui si Jitterulam, quae est or-
dine tertia tollas . . haud dubium quod sonat, hoc et erit DC. v. sottus.
Zücchero it., sp. pg. azücar, pr.fr. sucre, wal. ze^här, ahd. zucmtb,,
nhd. zncker w. s. w., zunächst vom arab. sokkar assokkar Freyt. II, 334",
worauf die span. form unmittelbar hinweist, dies vom pers. schakar
Vullers n, 439", gr. aaxxag, oaxxaQov, lat. saccharum. Die Araber
bauten zucker sowohl in Ägypten, K^-eta und Syrien als auch in Sicüien
und Manien; aus Ägypten holten ihn die Venezianer, aus Spanien wan-
derte er nach Südfrankreich.
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ZWEITER THEIL.
WÖRTER AUS EINZELNEN GEBIETEN.
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A. ITALIENISCHES GEBIET.
Abbaco rechenkunsty auch pr. abac; von abacus tische den man
mit feinem sand bestreute^ um zahlen darauf eu schreiben^ rechentisch, hei
den Hörnern.
Abezzo tanne (neben abete, abeto). Man beobachtet die ital, bH-
dungsgesetee genauer ^ wenn man dieser form nicht abies, da t {in abietem)
schwerlich eu z geworden wärCy eu gründe legt, sondern '^'abieteus, abetens
für abiegnus, wie auch andre baumnamen (faggio, prngno, qnercia) auf
adjectiven beruhen.
Abrostfno wilde Weintraube; attö labruscum, 5p. lambrnsca, indem
QGy wie in mistio für inischio u. a., in st ausartete und 1 als arttkel ver-
standen ward.
Accertello ein raubvogd, wannenweihe; dimin. von accipiter.
Adonare unterwerfen, niederschlagen Inf. 6, 34: Tombre ch'adona
la greve pioggia. Domare scheint vwih zu liegen, aber inlautendes m
geht nicht wohl in n Ober. Das wort ist gemeinromanisch, pr. adonar
hingeben, überliefern, sp. adonarse, fr. s'adonner sich fügen, von donare :
an die hingebung knüpfte sich die Unterwerfung, ganz wie im sp. rendir
von reddere.
Aggueffare beifügen Inf. 23, 16: se Tira sovral mal voler s'ag-
gaeffa; eigentl. anweben, une lat. adtexere, vom ahd. wifan weben. Des-
selben Ursprunges ist das longob. wiffa oder gaiffa dcts einem grundstücke
angeheftete aeichen des besitzes, vb. gaiffare etwas mU einem solchen zeichen
versehen. Vgl. darüber Schmdler IV, 35 s. v. weiflFen. Dahin gehört auch
fr. giffer ein haus mit gips zeichnen d. h. es confiscieren, s. G6nin, Beer,
phüol. I, 166, der es unbedenklich aus it. gesso (gips) entstehen läßt.
Agognare ängstlich verlangen; vom gr. dycovi^v mit gl. bed. Das
sbst. ayu)via ist aucA den andern romanischen sprachen gemein.
Agrotto, grotto kropfvogel; von onocrotalus, stark abgeändert.
Aja tenne; von area, fr. aire, pg. eira.
Älbaro, dlbero Schwarzpappel, fr. (in Berry) aabrelle, ahd. albari,
nhd. alber. Catoi. alba heißt überhaupt pappel, urymingL wohl weiß-
pappet, von albus, sp. albar weißlich; im it. albaro, eigenü. der weißliche
baium, muß der begriff ausgeartet d. h. auf eine andre species derselben
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352 ILa. ALFIERE-ARAZZO.
gattung übertragen worden sein, — [Aus dem jntsämmentre/fen der form
albero mit albero = arbor gewinnt Blanc die Überzeugung^ daß auch das
erstere nichts anders sei als arbor und daß man die Schwarzpappel ois
den in Italien am häufigsten vorkommenden bäum schlechtweg den bäum
genannt habe. Dies hat etwas für sich. In einer gegend des maüänd.
gebietes e, b. heißtj wie Cherubini anmerkt, 6rh6l sowohl bäum wie castanien-
bäum, weil letzterer dort der nutzbarste bäum sei. Indessen hat die sache
auch ihre kehr seile. In Catalonien nennt man die pappd überhaupt alba,
'in der Provence die weißpappd aubra (aoubre), in Piemont die Schwarz-
pappel albra, arbra, die weiße albron, arbron, in Mailand ist albera die
Zitterpappel (it. alberella). Fast in allen diesen mundarten hat der ge-
nerelle begriff bäum einen andern namen, dem sich selbst die mit br ge-
bildeten Wörter nicht anschließen (mail, 6rbol, piem. 6rbo cet,); ich möchte
darum lieber bei der herleitung aus populus alba stehen bleiben. Dem
entspricht handgreiflich das cal, wort, worin sich nur der begriff erweitert
hat, die andern müßten nebst dem itäl, (eigentl. florent,) albero in albalas
ihren grund haben, vgl. dattero von dactylas. Wie sehr die bedeutungen
durcheinanderlaufen, sieht man; in der mundart von Brescia z. b. wird
unter albera die schwarze wie die weiße pappel verstanden^ Krit. an-
hang p. 10]
Alfiere in der bed.* fahndrich; besser vom sp. alferez mit abge-
stoßenem z, vgl. das mlat. in Spanien selbst gebrauchte alferos, als von
dem im latein. wenig üblichen aquilifer (für signifer), das eher allifero
gegeben haben würde.
Allazzare ermüden; vom goth. latjan, ahd. lezjan aufhalten, goth.
lat-s, ahd, laz träge.
Altaleno Schwengel, brunnenschicengel, altalena Schaukel; vom lat.
toUeno mit einmischung von alias, das heben auszudrücken.
Altana unbedeckter platz zur aussieht auf einem gebäude; von altas.
Amati ta; matita röthel; von haematites, fr. h^matite, eigenU. blutstein,
Ammiccare mit den äugen winken, blinzen; von admicare nach
Castdvctro. Das 'zuschimmern ist freilich fast zu pretiös für blinzen;
unser nicken aber würde sich nicht besser empfehlen, da es anniccare
verlangt. Dieses besitzt zwar die sard. mundart, aber in der unpassenden
bed. übler laune sein.
Ancid er e (poetisch) tödten; nicht von occidere, da die Umbildung
der partikd ob zu stark wäre, wohl aber von incidere einschneiden, zer-
schneiden, wofür man anaffiare, ancade, angainaglia für inaf&are u. s. f.
vergleiche. Festus nennt freilich als veraltet ancaesa von ancaedere (an-
cidere), dessen bed. ^circumcidere aber der des ital. Wortes schlechthin
widerstrebt; incidere dagegen von caedere (abhauen) braucht die L. Long.
Ancona, anconeta bresc. büdchen als gelübde dargebradU; vom
gr. elxcüv (f.), woher auch wal. icoane.
Arazzo, razzo gewirkte tapete, engl, arras; nach der Stadt Arras
benannt, wo diese tapeten verfertigt wurden; auch pg. raz.
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IIa. ARßOGERE-AVELLO. 353
Arrogere arrosi arroto vrlt suseteen; von arrogare, s. wegen der
veränderten conjugation Rpm, gramm. II, 136,
Asca lomb. präposiHon für lat. praeter; von absque, toie Cherubini
und P. Monti mit recht vermuthen,
Aflciolvere frühstückeny chw, ansolver; nach dem lat solvere je-
junia das fasten unterbrechen, engl, breakfest frühstück, eig, fastenbrechen.
Asma, asima^ ansima engbrüstigheit; von asthma (aad^jua). Daher
ansimare 1) keichen, 2) heftig begehren, wie auch sp. anhelar die letztere
bedeutung entwickelt hat. Für ansimare sagt man auch ansiare, ansare,
das aber sicher aus anxias entstand = sp. ansiar heßig begehren. In
diesen Wörtern tauschten also asthma und anxins formen und bedeuiungen,
denn die einschiebung in ansimare ist nichts als eine anbildung an ansiare.
Aspettare warten, erwarten, wdl. asteptä. Von adspectare oder
von exspectare? Für ersteres spricht das sbst. aspetto anblick, erwartung
(adspectus), so wie die vergleichung des ahd. warten adspicere und ex-
spectare; für letsfteres läßt sich die gleiche entstdlung der präpos. ex in
ascintto von exsnctns geltend machen.
Astio und aschio groU, neid, haß, vb. astiare, aschiare und adastiare
grellen u. s. w. Der Wechsel des radicalen st und seh ist wie in fistiare
und fisehiare (fistalare). Was sich hier sfuerst darbietet, ist das lai. astns
list, Verschlagenheit, aber die bedeutungen stimmen nicht, auch würde das
lat. wort asto schuwrlich astio erzeugt haben. Dieselbe einwendung läßt
sich gegen das ndat. asto animo in den longob. gesetzen geltend machen.
Bessere anspräche nach laut und begriff hat das specidl goth. haifet-s
streit, Zwietracht, egig, igid-eia, ayciv, vb. hai£st-j-an dyioviCea&ai, a&Xelv,
denn kaum war haifst-j-an ital. anders darzustellen als mit ast-i-are, vgl.
unten bor-i-are und ahd. bnr-j-an.
Attimo augenblick; vom gr. azo/dog atom. Genaue bestimmung
seiner dauer bei Papias: hora habet atomos XXII milia. .
Avacciare beschleunigen Purg. 4, 116. 6, 27, avaecio und accio
sbst. bescTüeunigung, adj. adv. schleunig; ein vielfach behandeltes, gewöhn-
lich für identisch mit avanzare gehaltenes wort, ist offenbar ein participial-
verbum wie eaeeiare: abigere (treiben, drängen) abactns abaetiare. Dahin
wohl auch das altcat. adv. yva^ s. Chr. d'Esclot.
Avale adverb s. v. a. ora, adesso, aval avale = or'ora; bei alteren
schriftsteUem, wie Boccaccio, Buti und noch bei Lorenz von Medici, jetzt
nur in Toscana auf dem lande üblich (Tommaseo). Woher? aus it. at-
tuale atvale (attucdmente, actuellement) wäre gegen die Sprachgesetze. Wohl
aber darf man it. eguale, als adverb genommen, zu gründe legen unter
berufung auf den gebrauch des sinnverwandten deutschen eben, als adj. =
aequciis, als adv, = nunc ipsum, z. b. ^eben kommt mein freund^. Der
buchstabe erhebt keinen undersprwh: es ist dieselbe (mundartliche) büdung
wie im piem. eva aus aqua.
A V ann o 1 1 o nidit über ein jähr altes fischchen ; von ab anno (Menage).
Avello steinerner sarg, moden. lavello, maü. navell w. s. w. gefäß
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354 n.a. AWEGNACHE-BADALÜCCO.
von marmor oder anderem stein; von labellum gefaßt nUat. (9. jh.) la-
vellum für sarg gebraucht^ s. Muratori s. v. Auch tat, vas gelangte im
friffien mitteldUer zur bedeutung sarcophag.
Avvegnachö, partikd für lat. etsi; aus dem conjunäiv von av-
venire, so daß es eigentlich bedeutet ^es möge geschehen daß\
Avventare werfen. Prov. ventar, ältfr. venter heißt in den wind
werfen, daher das itäl. wort, worin Minage das lat. amentare (empor
schnellen) erblichte. Aber aventare gedeihen ist von 9,yYeniTt von statten
gehen; identisch das bekannte sicil. abbentare ruhe finden, abento ruhe,
letzteres nach Pasquälino von adventus sc. Christi.
B.
Babbo vater (in der kindersprache) b. b. bei Dante Inf. 32:
lingaa che chiami mamma o babbo. Vollkommen edel und der eigent-
liehe ausdruck für pater in der sard. mundart, 0. b. unu rei (it. re) chi
no8* h babu amorosu Purqueddu, Tesoro p. 234; ebenso chw. bab. Fem.
wal. bab^ hebamme, altes weib, wie ungr. baba, mhd. habe. Das wort
ist vielen sprachen gemein. Oberital. mundarten brauchen buba.
Baccello hüise, bohnenschote, dsgl. dummkopf Nach Muratori aus
dem arab. bäqel&h bohv^, aUein schwerlich unrd die arab. kehltenuis im
ital. zu pdlatalem c. Besser erinnert MSnage an IcU. bacca beere, frucht:
auch dem Spanier bedeutet baya {von baoca) schote.
Bacfo gegen norden gelegener ort, adv. a bacio gegen norden. Das
schwierige wort findet seine lösung etwa auf folgende weise. Es bildet
den gegensatz zu solat-io Sonnenseite, von solata Sonnenschein, mit dem
Suffix ivus, und bedeutet eigentl. Schattenseite, obac-fo ßr opao-io:. die
catai. mundart kennt in dersdben bed. obaga, dem sich zunächst anschließt
neupr. nbac, dauph. Inbac (aus Tubac) nordseite. Die mundartlichen
formen gehen weit auseinander, com. ovich und yagh, romagn. b^h^ gen,
luvega u. dgl.
Bacio c CO dunwnkopf tolpd; wohl nichts anders als baccello (s.
oben) mit vertauschtem suffix. Gewöhnlich vergleicht man das von Augustus
für stultus gebrauchte baceolus, s. Sueton. in Aug. c. 87.
Baco seidenwurm, überhaupt wurm. Nach MSnage von bombyx
(ßofxßv^ ßofißvxog), ndat. bombax, daher bombäco, abgekürzt baco, parm.
beg, bega. Auch der Waiache bildet bumbdc von bombyx. Eine äbl.
ist big-atto, big-attolo, dessen stamm sich besser in die acht IcU, form
bombyx fügt, abgekürzt also aus bombigatto.
Badalucco tändelei, Scharmützel, pr. badaluc, baluc, ven. badaloco,
com. barloch, baloch, it. balocco maulaffe (letzteres auch = badalucco),
vb, it. badaluccare, baluccare, baloccare tändeln, scharmutzieren u. dgl.
Menage meint von badare zaudern, woraus aber nur badaccare entsprin-
gen konnte. Besser vielleicht vom pr. badalhar gähnen, lange weile haben^
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u.a. BA6LI0BE-BARBA. 355
also badaluc für badalhac; freilich nicht unbedenklich, Oder wäre bada-
lucco eine zss. aus badare und alocco? dem widerspricht aber seine ab-
stracte bedeutung so wie das offenbar nicht esgs. piem. vb. badole =
badalaccare.
Bagliore Uendung, abbagliare blenden, abbaglio, abbagliore
verblendungy versehen, irrthum; dsgl. sbaglio, sbagliare und barbaglio,
abbarbagliare^ svorin bar dieselbe partikel sein muß wie in barlume, s.
unten. Unter allen vorgebrachten sogar aus dem arabischen geschöpften
etymologien ist nur die von Menage der erwahnung werth, der den Ur-
sprung des Wortes in balluca goldkömchen, cdso etwas schimmerndes,
blendendes, erkennt: aber wie sollte der Italiener eine sache mit einem
ihm so gut wie unbekannten worte (s. baluz II. b) und dasfu noch auf
figürliche weise (die blendung verglichen mit goldsand) benannt haben,
für die es nicht an passenderen ausdrücken fehlen konnte^ Eine ver-
muthung möge hier gewagt werden: bagliare ist derselben herkunft wie
fr. berlae (s. bellogue IL c), es steht für bargliare = bar-luc-olare
{vgl. lat. diluc-ulam; anteluc-ulns); so daß in bar-bagliare bar eine gemi-
nation erfuhr. Einfach ohne gemination und ohne dbleüungssufßx ist
das gleichbed. genues. abbarlugä.
Bajare, abbajare bellen, kläffen. Es ist schwierig eu sagen, ob es
aus dem gleichbed. altfr. abayer herrühre, denn unmittelbare herleitung
aus baubari (com. bopä) gestatten die itai. sprachgesetee nicht, oder ob es
ein auf eigne hand gebildeter naturausdruck sei wie das lat. baubari
selbst; für den ersten fall redet etwa die gleiche Zusammensetzung mit ad.
Das sard. wort ist banlai (baubnlari) und beliai, abeliai.
Baleno blitz, vb. balenare blitzen; vom gr. ßilsfivov geschoß, vgl.
ßele^vhrjg donnerkeU. Die regelreckte form wäre belenno gewesen. Zsgs.
ist arcobaleno regenbogen, von seinem glänze blitzbogen genannt, sonst
auch areo Celeste, arco piovoso, aber sard. arcu de donno deu hergott-
bogen, ven. arco de yerzene liebfrauenbogen, sie. arcu de Nuö Noahs
bogen u. dgl.
Balza säum, einfassung; von baltens gürtet (baltins A^. ad Prob. p.
446), wäl. baltz schlinge. Äbgel. adj. balzanO;i>r. bausan, oitfr. bau^ant
weiß gezeichnet oder überhaupt gezeichnet, von thieren, daher name
des ebers in der thierfabel; nfr. balzan schwarzes pferd mit weißen
fußen (die altfr. bedeutungen erörtert Gachet), engl, bawsin dachs, wegen
der weißen streifen am köpf (Wedgwood, Ed. Müller). Andre con-
struieren das adj. aus dem arabischen, ioorin bälhasan ^mit dem
schonen d. i. ^mit dem zeichen der Schönheit^ bedeuten würde, was wir
auf sich beruhen lassen.
Barba (m,) oheim, vaters bruder z. b. Par. 19, 37, ebenso chw.,
altfr. barbe s. Borel, nüat. barbas Murat. Ant. ital. II, Uli (urk. v. j.
782), dsgl. it. barbdno, mlat. barbanus L. Long., also ein altes wort,
wohl nuMs anders als das lat. barba bart. Ein Zeugnis dafür gewährt
die mundart von üomo. Hier beschränkt es sich nicht auf den oheim
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356 n.a. BARLUME— BERLUSCO.
allein, es ist überhaupt ein ehrentitel; umgekehrt hat sich das necg^. zi :=
it zio dieser letzteren anwendung hingegeben,
Barlume schwacher Schimmer; für bis-lume = sp. vis-lumbre, mü
dem es auch die figürliche bed. ^schwache kenntnis^ gemein hat, s. das
span, wart II. b.
Basire sterben, dsgl. in Ohnmacht faUen^ auch neupr. und dauph.
basir; vom gad. bäs tod, basaich sterben, womit nord. basa tödten, er-
sticken zusammentrifft S. darüber Diefenbach, Cdt. I, 193 und Monti,
Voc, com. Die comask. mundart kennt überdies sbasi sterben, erbleichen,
die piem. sbasi nur in letzterer bedeutung.
Batassare schütteln; wohl vom gr. narotaaeiv klappen, klappern:
aus battere wenigstens, woher die etymologen es leiten, kann es nicht ge-
flossen sein, da die ital. spräche kein sufjßx ass anerJ^nnt.
Becco bock. Schoti auf einer römischen it^chrift von ungewissem
alter OreU. num. 4901 kommt der name Becco mit abgebädetem bock vor.
Es kann nicht gleicher herkunft sein mit pr. boc, fr. boac: sein geschlossenes
e verlangt ein etymon mit i bic, das sich aber nirgends aufzeigen läfit.
Von demselben worte besitzt die franz. spräche ein fem. biqne für das
üblichere chevre, die mundart des Jura beqni für chevreaa, die von
Champagne beqaat für dass., henneg. bedeutet b^n^riau lamm, norm.
becard hammd. Dem Serben bedeutet b^kawitza schaf, von b^knati blöken,
btk aber stier. Andre beziehungen bei Atzler, Germ. dem. 20.
Befana große puppe, am tage epiphaniae (daher das wort) zum
schrecken der kinder aufgestellt, dsgl. häßliches weib. Wie man in Deutsch-
land an demselben tage den kindem mit der frau Bertha drohte, darüber
s. Schmdlers Bair. wb. I, 194, Grimms Myth. 260, Simrocks Myth. 394.
4. aufl.
Belletta satz des wassers, schlämm. Blanc, Vocab. Dant., ver-
muthet vom gleichbed. gr. Trtjlog. Gleichbedeutend ist auch maü. litta, aber
für was wäre die erste silbe in belletta zu halten?
Belletto schminke; s. v. a. fattibello, vom adj. bello.
Berla maü. 'tragkorb; vom ahd. biral cophinus.
Berlina pranger, auch churw. Muratori vermuthet vom fr. pilori,
also für pilorina, pirolina, aber schon daß keine itcd. mundart anlcMtende
tenuis zeigt, spricht dagegen. Zu erwägen ist das gleichbed. bair. breche
Schmeller I, 246, datier brecheltn, berchlin, berlina? oder mhd. britelln
zäumchen, mit dem sich aber der begriff weniger verträgt. Andre ver-
weisen auf it. viera, ghiera reif, ring.
Berlin gare schmausen und dazu plaudern, berlingozzo mdilge-
backenes. Die worte haben deutschen klang, das sbst. {primitiv berlingo?)
stimmt in der that zum ahd. prezilinc kuchen.
Berlusco schielend (bei Ferrari), comask. balosc, blase; für
bilusco, vgl. bis /; dasselbe wort ist henneg. berlon, berlonqne, dagegen
scheint warlonque anders zusammengesetzt und mü dem piem. galaoö
schiden verwandt.
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n.a. BESCIO-BIRCIO. 357
Bescio, besso dutnm; von bestia als adjecüv angewandt wie pr.
peo gleichbed. van pecns, vgl. die comask, form bescia schaff chw. besch-
lar blöken.
Bettola geringe schenke, bettoliere schenkwirth; vom deutschen
betteln, bettlet, sagt Ferrari und ihm folgt Muratori. Nur muß es auf-
fallen, daß das fast allen mundarten geläufige wort nirgends etwas von
der deutschen grtmdbedeutung durchblicken läßt.
Bez2so geld, aver bezzi geld haben; vom dtschen bazzen, bazzen
haben; batzen ursprüngl. eine münee von Bern mit dem wappen der
Stadt, dem baren oder betz (oder von batze massa Grimm im d. wb.).
Biacca bleiweiß; vom dtschen bleich (MSnage).
Biante landstreicher ; nach Minage für yiante von viare wandern,
das part. yians cds subst. bei Apulyus u. a. Zu bemerken ist die parm.
form bigani
Biasciare, biascicare schwer kauen wie aahnlose thun, mummeln.
Wie sich im engl, muffle mummeln und stammeln berühren, so mochte
einem aus blaesns (stammelnd, die eunge schwer bewegend) geleiteten
verbum blasare, com. blassä, die bed, mummeln beigelegt werden.
Bica häufe garben, abbicare kom in häufen setaen; vom ahd. biga
häufe, ssumdl von garben gebraucht, biga garbönö (karbönö) Graff, III, 324.
Bicciacnto £n4?eischneidig ; entstellt aus bisacnto, altfr. besaiga,
von bisacutus in späterem IcUein.
Bieco, sbieco schielend, schief. Obllquus (ocnlo obliqno adspicere),
das nach strenger regel obbico, bico gd>en mußte, ward behandelt wie
pKco, es goib bieco = piego, doch erwähnt Menage auch eine form bico
(im reim). Dante's plurale bieci Par. ß, 66, biece Inf. 26, 31, Par. 6,
136 erUären sich daher unmittelbar aus obliqni, obliquae, da ja qui qne
leicht palatdle ausspräche annimmt.
Bietta keil, sbiettare einen keil herausziehen; dunkler herkunft, mit
bitta (thl. I) unverwandt
Biffera toüb, das awei männer hat; von bivira, mit schärfung des
Y zu{, vgl. fiasco /.
Bifolco bauer, der mit ochsen pflügt; von babnlcos, i aus\i wie
in tafano u. a.
Biga j>ißm. sau; ndl. big, bigge (f) ferkel, engl. pig.
Bigoncia kübel, bigonzio (ven.) ein maß für flüssigkeiten; von bis
congius, nach Minage und Muratori,
Bilenco krumm, schief; gebildet vermittelst des deutschen link?
Bioccolo flocke; von floccns, vgl. bonte für fönte (mundartlich).
Bircio blödsicUig, sbirciare blinzen, bercilocchio (berci-l-occhio)
ein schielender; ungewisser herkuirft, sicher nicht mit guercio, schwerlich
auch mit unserm blinzen sfusammenhängend. Man darf etwa das ahd.
brehan Graff III, 282, so une das bair. birg-aug Schmeller, Ostreich.
bir-augig Höfer, welche Wörter verschiedene fehler der äugen ausdrücken,
in anscUag bringen.
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358 ILa. BIRRO-BOMBERO.
Birro, sbirro scherge, haschet, daher sp. esbirro; vieUeicM weil er
mit birrus heUeidet war, vgl. berretta L So Menage, der auch, und wohi
mit reckt, birracchio jähriges rind von birrus in der bed. rufus herleitet.
Bisbetico wunderlich, phantastisch.
Bisbiglio geflüster, bisbigliare /fw^^em, (Z^^cA. pispeln, shst.picard.
bisbille; naturausdruck.
Bisoia schlänge, lornb. bissa, neupr. bessa, oUtfr. bisse, dtsch. in
Piemont biesso, lomb. auch masc. biss wie it. biscio, das aber den
schmerzenden wurm unter der haut bedeutet. Von bestia? d(mn war die
richtige büdung bescia, und selbst gegen den begriff ist etwas einzuwenden,
da mit bestia im itäl. eigentl, nur säugethiere benannt werden. Muratori
verweist auf unser dtsches bifs = ahd. biz^ und unewohl z kaum in sei
übergeht (eamozza, eamoscio), so ist dieser Ursprung doch nicht unwahr-
scheinlich, passender aber legt man dem ital. worte ein ahd. btzo beißen-
des thier = ags. btta unter. Lomb. mundarten besitzen auch das vb.
bisiä, besiä stechen (von insecten), bisient beißefid, bisiell bienenstachei,
bisioee insect mit Stachel. Sp. pg. bieho, bieha umrm, schlänge können
durch vergröberung [des z in ch für bizo, biza stehen und mit biseio,
biseia identisch sein ; das bask. bicioa passt nicht dazu.
Bisdosso, bardosso ohnesattel; andare a bisdosso auf dembloßen
rücken (dosso) des pferdes reiten, wobei bis das ungehörige dieser hand-
lung ausdrückt.
Bizzoeco, bizzoceone andächtler, schwachkopf (beide bedeutungen
begegnen sich auch in pappaJardo). Überträgt man das synonyme bliteos,
bei Plautus, ins itah, so gewinnt man bizzo, mit verstärkendem suffix
bizzoeeo. Das Glossar, vetus p. 611 kennt auch ein subst. blieea 'stüt-
titia, welches auch Papias aufgenommen (blitea). Das mit blitens gleich-
bed. picard. blite (Corblet) kann jedoch nicht unmittelbar daher kommen,
es müßte bliebe lauten.
Bobö comask., bubü genues. getränke (in der spräche der kinder).
Nonius führt aus Varro den synonymen naturausdruck bua an, der hier
nach roman. sprachsitte geminiert erscheint. Das it. bombo nebst bom-
bare, bombettare ist weit davon abgewichen oder gehört besser zu gr.
ßofxßelv glucksen, wohin auch bömbola /?d5CÄoÄ€w (ßofißvXog glucksend)
zu rechnen ist. Es findet sich aber bereits in den Isid. glossen bombnm
^sorbelhm getränke, suppe; für letzteres schlägt ein kritiker ohne noth
sibilnm vor, s. Jahrb. für phüol. suppl. Xllly 234.
Bociare kläffen; von vox, it. boce (Menage).
Bolso herzscUächtig (von pferden gebraucht), engbrüstig, vb. maü.
sbolzjt husten; von polsus puls^ herzTdopfen, woher auch fr. ponsse,
ponssi^ vb. limous. ponssd schwer athmen, vgl. Schweiz, bttlsi trockner
husten. Dem it. bolso schließt sich an pr. bols ^equus nimis pulsans*
GProv. 54'.
Bömbero pflüg schar, sard. bomere, ven. gomiero; für vomero,
lat. Yomer.
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n.a. BORCHIA-BRINA. 359
Borchia buckel am Pferdegeschirr ^ breiter hnopf eines nagelSj gdldnes
herechen oder ähnliches (hohles) geschmeidcj das die weiter am halse
tragen. Die bedeutung ist vollkommen die von bulla, aber die herleitung
daraus unsicher, da bnl-cula für bnllacnla kaum anzunehmen ist Man
verglühe auch ahd. bolca = tat, balla.
Böria vermessener stolz, prahlsuchty boriare, boriarsi hochmüthig
sein, sich brüsten. Diese Wörter mahnen an ahd. burjan empor heben,
nhd. em-pören. Andre verweisen auf boreas wind^ daher außlähung.
Besser dächte man an vaporeus, s. unten brina.
Borro und botro durch bergströme ausgehöhlter graben, burrone
schluchty moden. budrione, wohl auch berg. bresc. bnder Strudel; nach
Muratori vom gr. ßod-gog, ßo&giov höhlung. Man vgl. dazu das wal.
bator; höhle, den span. Ortsnamen Val-de-buron und das neupr. bauri
abhang.
Bova (nur im plur. üblich) fußfessel, lomb. boga; wohl vom ahd.
bongä armring, mit geringer ahänderung der bedeutung. Mlat. banca
^armitta Papias. Vgl. bou IL c. Von boja, wohin Ducange es rechnet,
kann es nicht herstammen.
Br am angiere Vorgericht; vom fr. blanc-manger weifies gericht d. i.
müchgerichty woher auch mhd. blämenschier.
Brandistocco Wurfspeer-, zsgs. aus brandire schwingen und stocco
Stange.
Bratta genues. schmutz, koth, daher it. imbrattare besudeln (Im-
bratta seherzhaßer name bei Boccaccio Dec. 6, 10), sbrattare reinigen;
unaufgeklärtes wort.
Brenna mähre, schlechtes pferd; vgl. serb. bama gatd, bmja pferd
mit einer blässe.
Brenta, piem. brinda, genf. brande weinfaß, dtsch. brente, s. Frisch
und Schmdler, bränte bei Stalder ein hölzernes gefäß. Qrimm hält das
im alt- und mhd. noch nicht nachweisliche wort für undeutsch, vielleicht
aus rom. branca, das in brante übergehe, entstanden, s. Deutsches wb. s. v.
Bretto vrlt. unfruchtbar, ämäich. Carpentier erwähnt mlat. berta
Ovis zt^r fortpfUmzung untaugliches schaf, und erinnert an fr. bertander,
man sehe berta I.
Brina, occit. brino, breino, mail. prinna reif, gefrorener thau. Die
Versuchung liegt nahe, es aus lat. prnina zu erklären, toie auch pminosns
sich in brinoso erhalten zu haben scheint: b für anlautendes p ist zwar
selten, ober nicht ohne beispiel, auch die Unterdrückung des n vor i läßt
sich zugeben, da auch andre fälle derselben vorkommen. Beachtenswerth
ist aber hier die venez. form borina, woraus brina gctr wohl entstanden
sein könnte, vgl. bricco aus boricco: den stamm bor zeigt dieselbe mund-
art auch in borana neben bnrana dichter nebel, und im walach. findet
sich borf dunst, reif. Dieser stamm könnte sich gestaltet haben aus lat.
vapor : inlautendes p wird leichter zu h als anlautendes, und aphärese ist
im it. häufig genug: die walach. form abor hat sich von vapor fast schon
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360 ILa. BRINDISI-BULIMO.
eben so weit entfernt. Die sard, mundart Juxt börea, die catal, boira nehely
die mit ihrer hedeutung hesser eu vaporea passen als au boreas nardtcind.
Brindisi das ssuirinkenj ven. prindese; vom dtschen bring dirs d. h.
ich bringe dir's bu. Auch fr. brinde erklärt sich aas dieser phrase, so
wie das lothr. vb. bringu6i, bürg, bringnai ztäritikenf sp. brindir. Vgl.
bringen bei Staider und Höfer.
Brlvido durchdringende JcaUcy hälter schauer.
Broncio mürrisches gesicht, imbronciare auf sätsfig werden, vgl.pic.
bronchard hartnäckig, auch pr. embronsit LR. Identisch mit dttfr. em-
broncher (s. u.)^ wie Gachet meint, kann imbronciare nicht wohl sein: in
diesem fdtte wäre es daraus entlehnt, dem Franzosen fehlt aber das pri-
mitive broncio und auch die bedeutungen stimmen nicht sonderlich. Man
verbinde es mit ndat. broccns ^obstinatus" Gl. arab. l(xt'., Schumis, brtltsch
mürrisch, brütschen, nhd. protzen mürrisch sein.
Brontolare murmeln. Die itai. etymologen verufeisen auf gr. ßgowi^
donner.
Brüll 0 und broUo hä Dante Inf. 16, 30. 84, 60. Pg. 14, 91 ent-
blößt, beraubt. In Modena kennt man nur sbroUo nebst dem vb. sbrol-
lare berauben, Muratori erklärt daher das räthselhafte wort aus ex-peru-
lare, einen Wanderer des raneens (pernla) berauben^ überh. berauben, part.
experulatns, abgeküret expemlns, endlich sbrnllo. Die erklärung ist nicht
ungeschickt, doch bedurfte es nicht einmal der privativen partikd ex, das
verbum für sich allein konnte das wegnehmen eines dinges in sich fassen
wie cimare, scagliare den gipfel, die schuppen wegnehmen u. a. m.; die
doppdung des 1 läßt sich ertragen.
Brutto häßlich, schmutzig, roh d. h. unverarbeitet; von brntos
schwer, gefühllos, daher plump, roh, häßlich. Nach Muratori vom ahd.
bmttan erschrecken, aber herleitung aus einem fremden gebiete thU dies-
mal nicht noth.
Bnccio, bnccia schale, rinde, hülse, haut; abgekürsft aus lob-nccio
vom gr. Xoßog oder XoTcog schale, Mise? vgl. loppa, und über die abkür-
eung Rom. gramm. I, 294. In lobnccio zumal konnte lo als artUcd ver-
standen und abgestoßen werden.
Bnda, bnrda stopfwerk, tomentum. Dieses wort muß aus der sicü.
mundart hervorgezogen werden, weü es uns, wie Pasqualino erinnert, das
bekannte buda ^storea der glossare vergegenwärtigt, wovon Servius sagt:
nlvam dicnnt rem, quam valgns budam voeat Der Sarde hat buda
riedgras, budedda d. i. budella matte.
Bnföra sturmunnd {wal. vifor?); une pr. bnfar blasen, vom stamme
hut, s, thl. I; aber wie ist das sufßx era zu beurtheilen? nur iera kennt
die grammatik.
Bngno bienenstock, bngna, bugnola von stroh geflochtener korb, dttfr.
bngnon = bngno, wohl auch neupr, bngno baumstamm; ungewisser her-
l, vgl, bngna /. und ir. b6n, gael. bnn stamm oder stumpf.
B u 1 i m 0 uf^ sbdlimo heißhunger; vom gr. ßovXi^og dass., fr. boolimie.
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ILa. BULO-CALEFFARE. 361
Bulo ven, piem. lothb. raufer, Schläger, dsgl. aufschneider, prahl-
Juins; P. Monti übersäst es atich mit eerhino (stuizer) und leitet es vom
dtschen buhle, dem auch dcus cimbr. pnl entspricht, wogegen das mhd.
bnole frei ist von übler bedetUung. Schon Muratori hatte diese herhunft
des Wortes anerkannt mit der bemerhung: ita primo appellati meretricum
amasii seu satellites, tum qaicnmque thrasonem agunt.
Burchia, bnrchio bedeckter nachen mit rudemy wojm buchstäblich
stimmt (ütsp. burcho ort nachen (Seckendorf), beide eine aibleitung mit
cl vorcttissetjgend, vgl. mlat. cum barchis et barclie. Eine befriedigende
deutung fehlt.
Bassare anklopfen; muthmaßlich vom dberd. bnchsen {engl, box),
vgl. bossen Uopfenj schlagen Frisch J, 121^ und ndl. buysschen KU.
Derselben herkunft scheint das gleichbed. aUfr. buissier NFG. /, 98; Ro-
quefort führt auch busquer an.
c.
Caffo ungerade eoM: giuocare pari o caflfo ludere parimpar; auch
pr. caf *vox indignantis GProv. 40'' j in Berry caflfe. MSnage hält das
wort für das it. capo, lat. capnt, weil die ungrade jsahl die voUkommnere,
die haupteahl, weil namentlich die dreiaahl die vollkommenste aXler aahJen
sei. Daß caflfo aus capo verderbt ward^ ist einsfuräumen^ es konnte dies
im munde der spielsüchtigen Deutschen geschd^enj die lat. p gerne aspi-
rierten (vgl. catafalco), aber daß das voVc sich unter der ungeraden edhl
etwas voUkommneres gedacht habe, ist nicht so leicht hinzunehmen: um-
gekehrt bedeutet e. b. gr. agung 1) gerade, von Mahlen, 2) vollkommen;
dvagtiog ungerade. Leichter konnte man das ungerade als das über das
maß gehende atlassen, gr. negtaadg, und in so fem war ^»po vielleicht
ein geeigneter ausdruck: essere il caflTo heißt daher ^ausgezeichnet sein
vor andern. Oder sollte sich caflTo Iherschreiben aus caput in der römi-
schen formet caput ant navem, die man bei einem ähnlichen glücksspide
gebrauchte? — Für die gerade zahl behielten die neuen sprachen das
alte par, ßr impar haben sich mehrere ausdrücke eingefunden, e. b. maü.
ospo, sard. cnccu, sp. non {fr. pair ou non, pair ou non pair), norm.
nonquC; au>ch tic.
Cagione anlaß, Ursache, schuld, vorwand (wie pr. ocaison, altfr.
ochoison); gekürzt aus occasio, welche kürzung auch das waid. cayson
und dUpg. cajäo erfuhren.
Oalabrone, scalabrone homiß; von crabro, bei Papias carabrio
'genus animalis muscae similis\ im älteren mlatein scabro GrafflV, 1039.
Das wort scheint auch im occ. chabrian enthaiten zu sein.
Caleffare und galeflTare verspotten. Beide formen haben dtsches
aussehen, aber das vorhandene galiflfao (ca-) Graffll, 205 gewährt keine
passende bedeutung.
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362 n.a. CALPESTARE-CARNEVALE.
Calpestare mü fußen treten^ sbst. calpestfo; Bsgs. aus calce pi-
stare ßeMeres unlat) mit der ferse treten, wäld. calpisar, s. pestare /.
Caluco dend, armselig; von caducus. Auch im prov. Beimbtich
vorhanden: calncs 'curtum hahens vistm 67^^ dsgl. Brev, d'am. J, 173.
Sollte die sUbe lue jm dieser abweichung von der bedeutung verführt haben?
Oder hängt das pr. calnc mit cadncns gar nicht eusammen? In der
mundart von Haui-Maine findet sich ca-lorgne im sinne von borgne,
worin ca seine eigne bedeutung haben muß.
Camangiare gemüsCy hüchenJcraut; für capo-mangiare anfangs-
essen (MSnage).
Cdnova vorrathskammer, Weinkeller , sard. candva; bereits in den
Isid. glossen canava ^camea (camera?) post coenaculum\ auch canipa, s.
Ducange und Graff IV, 462. Woher aber?
Oansare, scansare ausbeugen, ausweicJ^en. Der Ursprung dieses
Wortes findet sich in dem altlat. in gleicher bedeutung von Ennius ge-
brauchten campsare (campsat ^flectit' Gl. Isid., campsare ^flectere iter
Gloss. ant. Class. auct. VII, 654) und wie dieses mit dem accusativ con-
struiert wird, so auch das itai. wort: campsare Leucatem = cansare la
morte, scansare Tira del tiranno. Die abänderung des Wortes ist gering,
0um Überflusse läßt sich auch lat. sampsa samsa sansa eu hülfe rufen.
Prisdan leitet es von nafxnTaiv; daß es übrigens ein volksübliches wort
war, beweist seine fortdauer im itai. Wegen des sp. cansar s. cass /.
Caparbio halsstarrig; muthmaßlich von capo, das auch eigensinn
bedeuten kann une unser köpf; aber was ist arbio?
Capitare beendigen, (intrans.) ankommen; von caput köpf, auch
ende, vgl. chef II. c. Zsgs. scapitare, pr. descaptar einbüße leiden, sbst.
it. scapito einbüße, worin capnt, wie im mlatein oder une honbet im
mittelhochd., ein stück der Viehherde, ein vermögensstück bedeuten muß.
Capocchia dickes ende eines Stockes, knöpf einer Stecknadel, adj.
capocchio dumm (wie ein Uote); von capitulum kopfchen, umgeformt in
caputnlnm, une Pott in der abhandl. Plattlatein 367 bemerkt.
Caratello fäßchen; für carratello von carrata fuder, ladung.
Carnevale, carnovale (o für e wegen des folgenden v), daher sp.
fr. carnayal fastnacht; eigentl. die nacht vor aschermittwoch, wo man dem
genusse des fleisches auf eine geunsse js:eit entsagt, esgs. aus dem it. carne
fleisch und dem lat. imperativ vale, s. v. a. ^fahr wohl fleisch! gute nacht
fleisch!^ Oder einfacher noch aus dem itai. sbst. vale abschied, so daß il
carneyale abschied des fleisches bedeutete. Fastnacht halten heißt car-
nascialare, sbst. carnasciale, nach Muratori, Ant. itai. VI, 229, um-
gestellt aus carne-lasciare das fleisch weglassen, eine etymologie, die durch
den gleichbed. walach. ausdruck lesare de carne bekräftigt wird. Aber
dies durfte kein grund sein, auch carnevale, dessen ausammensämng
einen deutlichen sinn gibt, durch Umstellung eweier süben aus came-leva,
ndat. carni-levamen, ßu deuten, wiewohl, was hier noch beigefügt werden
mag, der Sicüianer wvrUich ein wort carni-livari, der Piemontese car-lav6
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u.a. CARPONE-CEFFO. 363
besitat. Ein andrer nUat. ausdrueh ist carniprivium, ein span. cames-
tolendas, ein neupr. carmentran = carSme entrant — [Die von der
mythologie vorgenommene Zerlegung des wories in car-naval = carrus
nayalis schiffswagen hat das bedenkliche, daß weder die üal. Schriftsprache
noch die mundarten etwas von einer solchen form mit a für e der eweiten
sühe wissen, und doch muß das franz. carnaval in erwägung der sübe
car {nicht char) von Italien ausgegangen sein. In diesem lande war also
die Vorstellung von einem schiffswagen entweder gar nicht vorhanden oder
friih erloschen.]
Carpone adv. auf allen vieren; nach Ferrari zsge. aus quadrnp-
one, einer höchst ungefügen bildung für qnadrnpedone von quadrupes.
Warum nicht von carpus, it, carpo die vorderhand? nicht bloß ein ana-
tomischer cMsdruck wie im span,; daher auch carpiccio tracJit ohrfeigen
und^das neupr. carpi schlagen. Carpone unirde hiemach ^auf händen
(und fußen) bedeuten.
Carrobio hreuzweg; von quadrivium, wie Minage lehrt, «o gabbia
von cavea.
Gas CO alt, hinfällig; von einem worte bei Ennius, das Ausonius
wieder hervorzog, cascns alt? Wenigstens kann es nicJit vom it. cas-
care (fallen), pari, cascato, abgekürzt casco, entstar^den sein^ da aus in-
transitiven "keine solche participial-adjectiva geprägt werden, eher konnte
cascare aus casco fließen, wenn nicht aus lat. casare (bei Plautus) er-
weitert in casicare. Von jenem ital. verbum ist das auch in die andern
sprachen übergegangene cascata Wasserfall.
Castaldo ut%d castaldione, ven. gastaldo gutsverwalter, haushof-
meister, vgl. den franz. gescUechtsnamen Gastaud, wald, gastant nebst
dem vb. gastandeiar; von gastaldins, gastaldio, une bei den Longobarden
theüs der Verwalter der königlichen guter, theils der über die Provincuüen"
gesetzte landvogt genannt ward. Das nach einigen mit gast zsgs. wort
(s. z. b. Leo's Gesch. von Italien I, 94 ff.) geht zurück auf goth. ga-
staldan erwerben, besitzen^ wiewohl der logische Zusammenhang nicht deut-
lich hervortritt y vgl. Diefenbach, Goth. wb. ü, 306; Pott, Bom. elemente
in den lang. ges. 368.
Catasta holzstoß; ist das lat. catasta biihne, schafott.
Gavare herausnehmen; eigentl. ausgraben, vom lat. cavare aushöhlen.
Gavelle und covelle (beide schon bei Boccaccio) wenig oder gar
nichts, kleinigkeit. Die herkunft des volksüblichen wertes ist schwer zu
ergründen^ da die eigentliche, sinnliche bedeutung fehlt. Vielleicht ist es
nicht zu voreilig, an mhd. kaf hülse, spreu zu erinnern.
Geffo schnauze (etwas schruppendes), ceflfare, parm. ci&r schnap-
pen, heischen; dazu formen mit radicalem a: com. zaf = ceflfo, zafi^ sie.
acciaffari = ceffare, piem. ciaflii = ceffiito, sie. ciaffa tatze, wohl auch
ü. zaffo in der bed. häscher. Die herkunft dieser Wörter ist ungewiß.
Vielleicht entstanden sie aus hochdeutscher ausspräche des Stammes tap
(s. tape II. c), woher auch das mit sie. ciaffa zt4sammentre/fende ciampa.
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364 II. a. CERAMELLA-CHIOMA.
Wal. z^psl, fvenn es hieher gehört, verräth einen mit s verstärkten stammj
vgl. auch das russ. vi. zäpaio zugreifen.
Oeramella, cennamella schaimei; entstellt aus altfr. chalemel?
Cerro 1) eimeiche, von cerrus, auch fr, cerre; 2) troddelj von cirras.
Cesoje (plur.) scheere; von caesus wie rasojo von rasus. Dahin
auch cisale abgeschnittenes stück.
Cespo husch, Strauch, von caespes schölle, kaufe kräuter, abgd.
cespnglio; cesto vom acc. caespitem. Wegen der hedeutung vgl, cae-
spites sunt frutices Placidi glossae auctae (Class. aud. VI, 666^), cespis
firutex Gl. Erford. p. 287'. Daher vh. cespicare, wai. ceaspetä hängen
bleiben, straucheln.
Gesso abtritt; verküret aus secessns. Diese acht ital. aphaerese
liegt schon in einem der Erfurter glossare vor p. 333* foricas latrinas
ceasusselioB d. i. cessus Bellas.
Ohente, pror^men, von che ente (lat. ens entis) was für ein ding,
gebildet wie niente.
Chiappare erhaschen; entweder vom ahd. klappa faUe, oder vom
vb. happen, vgl. chinrlare in nrlare /. Die comask. form ciapä aber
redet für das erstere (cia = cla, ciamä = clamare). Anders gebildet ist
calappio, galappio falle^ fallstrick, dem ein ahd. klapjo gemäß wäre.
Chiävica abeugscancd; entstellt aus cloaca, ndat, auch clavaca,
schon bei einem alten grammatiker claaca nou claaaca Äncd. gramm.p. 444.
Ghiazza mahl auf der hautj chiazzare sprenkeln; vom deutschen
kletz schmutzig, hekletzen besudeln, s. diese Wörter in J. Grimms Beinh.
p. 378.
Chiedere fordern; identisch mit dem poetischen cherere t;onqaae-
rere, sp. querer, r auf ital, weise mit d vertauscht. Von ferire ist um-
gekehrt die form mit d fiedere die poetische, Zsgs. conqnidere von con-
quirere.
Chieppa, cheppia ein fisch; stark ausgeartet aus clupea, s. Minage.
Chioccare schlagen, ahd. klochön dass.
Chiöcciola Schnecke; für clocc-iola, dtmin, des unvorhandenen
cloceia, dies mit versetetem 1 von coclea.
ChiodO; chiovo nagel; = chiavo von clavus, sp. clavo, fr, elou/f.
Aus chiav-o entstand auerst chio-o = pr. clau, ältfr, clo, und sur besei-
tigung des hiatus ward theils d, theils v eingeMhoben, die hauptsächlich
daeu bestimmten buchstaben; so in padiglione aus pa'iglione, d. i. papi-
glione, Rovigo aus Ro*igo d. i. Rhodigium.
Chioma haupthaar. Entweder von coma mit eingescfH>benem i =1,
oder von comnla mit versetztem 1. Für letzteres könnte man anführen,
daß neben dem vorhandenen it, coma eine form mit eingeschobenem 1
unnütz wäre, aber dem Überfluß sind die jüngeren sprachen nicht abhold,
wofür z. b. fiavo neben favo zeugt; übrigens scheint das nur bei Petro-
nius vorkommende comula ein von ihm gesuchtes wort für kleines nied-
liches haar.
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ILa. CUCCO-COMBAGIO. 365
Ciacco Schwein; abgeändert aas sacco bauch? Aber besser trifft
Minage's deutung aus gr. avßa^ avßcntog schweinisch, das sich ohne zwang
in siacco ciacco verwandeln konnte, vgl. cia aus sia in camicia aus cämisia.
Cicigna blindschleiche ; für ciciglia von caecilia mit vertauschtem
Suffix vielleicht sur Unterscheidung von Ciciglia = Sicilia.
Cicisbeo ein mann, der einer frau den hof macht oder sie begibt;
vom fr. chiche Mein (?) und beau schön (Pasquaiino).
Cigolare, scivolare knarren, knistern; von sibilare nach Ferrari;
aus dem stamme von singultire nach G. Galvani (Archiv, stör. ital. XIV,
342), vgl. ven. cigare zischen, knarren, it. cingottare zwitschern, letztere
vielleicht bhße ncUurausdrücke.
Cimento probe, cimentare versuchen; von specimentam, wie Fer-
rari meink Specimentum für specimen ist freilich nicht vorhanden, aber
eben so leicht zu bilden wie cantamento für cantameii; und der abfall
der ersten sübe ist nicht stärker als in baco für bombaco, cinlla für fitn-
cinlla und nicht wenigen andern, Rom. gramm. I, 294. Daneben verdient
Mohns erJdärung aus caementum (p. 72), wiewohl sie das mittel (cement)
für die handhmg (probe) setzt, alle anerkennung.
Ciofo niederträchtiger mensch; vom deutschen schuft, dessen t weg-
fid, weil der Italiener die combination ft nicht duldet.
Cioncare abbrechen, verstümmeln, chw. ciuncar dass., woi. ciung
stümmd, verstümmelt, ungr. tsonka; entstellt aus it. ciocco Motz? Für
cioncare gilt maü. s'ciand^ B'cincä.
Ciotto, ciöttolo stein, kiesel.
Giro Schwein; vom gr. xalgog ferkd (Ferrari).
Cispo triefäugig; woher?
Cinffo schöpf, cinffiGure beim schöpfe fassen; von schöpf, wenn
nicht von zop^ lofnb. zuff, pr. chuf 'pili super frorUem GProv. p. 58,
vgl. unten zuffa.
Civaja hiUsenfrüchte; von cibaria.
Cogno ein altes weinmaß; von congins.
Cogol&ria reuse zum fisch- oder krebsfang, mit weiter Öffnung,
nach innen enger werdend; von cucuUas kappe, wegen der ährdichkeit.
Basselbe derivatum im mlat. cucullarius ^munidi (mönch) Gloss. Trev.
Graff II, 804, kapuzenträger.
Oögoma topf, von cncama, woher auch fr. coqnemar flaschenkessd.
Gollare wippen d. i. foltern, coUa folter; vom gr. xolal^Biv strafen,
züchtigen, wie schon Monosini aufstellte — oder von Y.oXk^v befestigen?
Besser trifft mhd. quellen, kollen fesseln, peinigen (nhd. quälen t^ das-
selbe wort). Ba der delinguent an einem seile in die höhe gezogen ward,
so übertrug man das wort auch auf das aufziehn des segds, man sehe
ein beispiel bei Trucchi I, 31.
Collottola nacken; abgeleitet von Collum.
Combagio zuiammenfügung, combagiare zusammenfügen; dem be-
griffe nach das lat. compages, vermuthlich auch von da ausgegangen^ aber
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366 IIa. CONCIARE-CROJO.
mü witziger auffassung auf combagio (das jmsammenküssen) zurückgeführt ;
dieselbe hegriffsverbindung auch in der form combaciare.
Gonciare, acconciare (woher sp. aconchar) putzen, zurichtenj
concio, acconcio als adj, hübsch, als subst. pute, wal. concin kopfpute.
Man stelle es nicht jmtn oLtfr, cointer: es ist eine der ziemlich zahlreichen
mit i gewirkten participidtableitungen und kommt von comtns, partic. von
comere schmucken^ woher es schon Menage leitet; die franz, form u?äre
conser. Auch contigia ptäz ist hieher zu nehmen.
Congegnare zusammenfügen; muthmaßlich für concennare, lat.
concinnare, unter dem eit^usse des it, genio, pr. genh kunst.
Corgere in accorgersi (chw. ancorscher) wahrnehmen, und scorgere
1) wahrnehmen, 2) geleiten, begleüen. Accorgere accorsi accorto trifft
»t» seif^er flexion so genau zusam$nen mit corrigere correxi corr^ctom, da/l
es aus ad-corrigere entstanden sein muß^ indem es eigentlich die berichti-
gung eines irrthumes ausdrückt. Scorgere, das dieselbe flexion hat, wäre
nach Muratori aus excurritare entstellt und dem ersteren verbum ang^aßt
worden; allein solche Übergänge aus der schwachen in die starke co^ju-
gation sind so ausnehmend selten, daß diese vermuthung entschieden ab-
zulehnen ist. Scorgere ist nichts anders als ein verstärktes correggere^
dem die bed. regieren zukommt, woraus die bedd. geleiten, acht hoben
leicht erfolgen konnten. Von scorgere kommt scortare, sbst. Bcorta, fr.
escorter, escorte, sp. escoltar, escolta.
Corribo, corrivo leichtsinnig, leichtgläubig; woher?
Co 880 kleine beule, finne, warze.
Co8tä, costi, co8tinci, ortsadverbiia; von eccu' istac^ eccu' istic,
eccu' istinc-ce.
Co teste y cotestui, pronomen; zsgs. aus eccoti esto, lat. eccu' tibi este.
Covone garbe, einfacher lomb. cov, piem. cheuv. Nach Ferrari
von cavus hohl: so viel die hohle hand oder der hohle arm faßt. Der
Übergang von cavus in covo macht dabei keine Schwierigkeit, er ist der-
selbe une der von clavus in chiovo.
Crepore groU; sicher von crepare bersten, so daß es das bersten-
wollen des verhaltenen hasses ausdrückt.
Crocchiare klappern; von crotalum (^^govakov) klapper, cchi aus
Ü wie in vecchio. Sp. crotorar muß dasselbe wort sein.
Crogiare rösten, crogiolare dämpfen. Sollte es zusammenhängen
mit ahd. chrose geröstetes, welches Graff IV, 616 als zweifelhaft aufstellt?
si (oder se) und gi berühren sich z. b. auch im it. asio, agio.
Crojo vrU. starr, figürl. störrig, ungeschliffen, pr. croi. Aus crüdos
starr, unbiegsam kann es nicht unmittelbar entstanden sein, ihm aber mit
Galvani (Archiv, stör. ital. XIV, 343) dessen urform cmidus (cruius
crujus) unterzulegen, ist zwar schön, aber gewagt, weil diese form nicht
im gebrauche war. Sicherer läßt man es aus crud-i-us {une bajo aus
badius) entstehen d. h. aus einer mit i bewirkten erweiterung von cmdoSy
dergleichen bei mehreren andern adjectiven unläugbar vorkommt, s. Bom.
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n.a. CRUNA-DESSO. 367
gramm. 11, SOI. Die länge des wureelvocals Mrete sich durch roman.
Position (crudjus), so daß er in o übertreten konnte.
Gruna nadelöhr. Zum gr. ygcivt] höhltmg (Rom. gramm. J, 137^
1. ausg.) paßt weder buchstabe noch begriff (aus anlautendem g wird nicht
c): es ist syncopiert aus Corona kreiß, wie crucciare aus corrucciare;
wegen u aus ö vgl. giuso und tutto, oder das mittelgr. xoQovvr}.
Orusca kleie, cÄw. crisca. Ein deutscJws wort, wie bereits Muratori
erkannte. Furfur ^crusc vd chliha^ ßleie) sagen die Flor, glossen 983^ ,
schwe, krüsch, schwäb, grüsche, vgl. das von Bouüle, Diff. vulg. ling.,
erwähnte gleichbed. fr. gruis, piem. grus. Die neupr. mundart kennt auch
ein vb. crnscd eermahnen. Der Sarde besitzt noch furfare, farfaru.
Calla unege; von canola, wie Inlla von Innola, in der neap. mund-
art noch connola (cnnola in einem alten gedieht Murat. Ant. ital. VI, 789),
in der romagnol, conla.
Gupo hoU; von cnpa tonne, also eins der wenigen adjectiva, die
unmittelbar aus Substantiven gebildet wurden, Rom. gramm. II, 288. Die
sard. mundart entwickelte daraus das gleichbed. adj. cnpüdu, dem kein it.
cuputo jmr seile steht.
Cutretta, cutrettola bachstehe. Sie trägt den schwanjsf hoch und
bewegt ihn beständig. Auf die erstere eigenschaft bemeht sich das itai.
wort, eusammengesetet aus coda schwane, retta aufrecht, also eigentl.
cudretta, durch assiniüation der media an die folgende tenuis cntretta ent-
sprechend fr. hoche-queue ; auf die letztere it. coditremola, fr. branteqaeue,
dtsch. wedelsterz, engl, wagtail, kymr. tinsigl (tin büred, siglo bewegen),
gr. aeiaoTcvyig, wohl auch lat. motacilla u. a.
D.
Deh interjection; vermuthlich vom vocativ dee für deus, dessen sich
spätere bedienen, wenn nicht aus deo abgekürzt wie i* oms io: deo, com'
aggio feUato! PPS. I, 277; deo, che ben aggia Amore 434. Ein
mundartl. fr. dey könnte desselben Ursprunges sein, s. Voc. langrois. Vgl.
auch Potts Zahlmethode p. 218 note.
Desso pronomen, wal. dunsu. Pott, Forsch. II, 41 construiert es
aus idem ipsus, aber ein m aus der mitte eines wortes sfwischen vocälen
auszuwerfen, ist ganz gegen die anläge der ital. spräche. Es könnte ab-
gekürzt sein aus einem früheren medesso = pr. meteis (s. medes L),
allein damit erklärt sich die ihm anhänget^ syntactische eigenheil nicht,
daß es nur im casus rectus bei den verbis sein und scheinen gebraucht
wird, wogegen dem Provenzalen sein meteis in jedem casus recht ist. Man
muß sich also nach einem passenderen Ursprung umsehen und ein solcher
findet sich. Übersetzt man unser ^er ist es selbst, sie scheint es selbst^
wörtlich ins latein., so heißt dies ille est id ipse, illa yidetnr id ipsa,
und dieses netUrum auf ein vmscvdin oder feminin bezogen ist eben so
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368 IIa. DESTARE-DUOMO.
romanisch wie deuisch^ 8. Bern, gramm. III, 88, Blanc 292. Aus id-ipse
aber entstand desso, welches darum nur im casus rectus brauchbar ist:
egli h desso, ella mi pare dessa. Das wort enthält atso einen merk-
würdigen Überrest des pron. is. Sonderbar ist in idipsis Form. Marc,
in idipeum Mdbill. Dipl. p. 495; dieser barbarismus aber kann die hier
vorgetragene etymologie nicht stören.
Destare aufwecken; von de-excitare mt^ ({arsaJ&en ire^ammenjerieAtm^
wie in dorare von deanrare. Lonib. mundarten sprechen desseda. Von
re-excitare ist das pr. reissidar wecken, erwachen.
Diana morgenstem, auch pr. (anc no visquet lo doxs tro a la
diana GBoss. 2747)] eigentl. Stella diana PPS. 11, 187 von dem ver-
schwundenen adj. diano, dies von dies, daher die militärische redensart
battere la diana, fr. battre la diane die reveiUe schlagen. Figuera, Diccion.
mallorqui, bemerkt aus A. March als veraltet: ana ^la estreUa Venus\
also eine starke ohkürimng.
Dileggiare verspotten; = i)r. desleyar verschreien, verrufen, sbst.
deslei, lat. dis-lex.
Dil^gine schlaff.
Ditello achselhöhle; s. v. a. ditale fingerhut, weil man die finget
unter die achseln eu stecken liebt? Dasselbe wort ist, mit der bed. von
ditale, das romagn. didel, altfr. deel, nfr. mdarü. deau. Für ditello
sagt der Neapolitaner tetelleca, das aus dem vb. tellecare kUstdn, weil
man an jener steUe für^kiteel empfänglich ist, gedeutet unrd. Eben darum
leiten manche, aber ganss gegen den buchstaben, ditello von titillare.
Dondolare schaukeln, maü. dondä; nachMinage von de-undolare.
Vielleicht hat es Jceinen so vorfiehmen Ursprung, ist nämlich gleicher her-
kunft mit fr. dodiner schaukeln, altfr. dodeliner einwiegen, von dodo, mit
welchem wort man die kinder in den schieß wiegt. Dodo selbst aber ist
aus der kindersprache, entstanden durch reduplication aus dormir.
Donnola wiesei; eigentl. Weibchen, vom it. donna, ein schmeichd-
wort für das thier, gleich dem sp. comadreja, woran Ferrari erinnert,
oder dem dtschen jttngferchen, ngr. wiKpiz^a, oder dem bask. andereigerra
von andrea frau, Jungfer. Vgl. bele //. c.
Doppiere fackd; von dnplus wegen des atis ewei fäden gedrehten
dochtes: so das deutsche zwirn aus zwir doppelt.
Dossi (plur.) grauwerk; eigentl. rückenstück des feiles, s.' darüber
Ferrari.
Duomo domkirche, dom, daher fr. dorne, sp. dombo; vom lat. domns
dei, nicht vom gr. dü^a, wie der diphthong im ital. eeigt. Entsprechend
übersetet der Gothe iegov mit gud-hus (gotteshaus). Im sard. (logud.)
domo erhielt sich 'das lat. wort in seiner alten bedeutung.
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n.a. ELSA— FAGNO. 869
E.
Elsa und elso schwertgriff; vom oM. helza dass. Auch die cUtfr.
Sprache besitzt das wort und zwar in älterer form (ohne lautverschiebung)
und nur als masculin: helt (h asp.), henx (nomin.), = aiin. hialt, ags.
hilt (n.)y davon ein vh. enheldir mit einem schwertgriff versehen Roh
Endica aufkauf von waaren, nach Muratori aber waarenniederlage;
von iv&rjXT] ladung (nach demselben).
Epa hauchy von hepar (Menage u. a.).
Erto steilf partic. von ergere = engere, subst.^rtsi, anhöhe, all'erta
auf der hut, buchstäbl, auf der anhöhe, wo man sich umschaut, daher adj.
sp. alerto, fr. alerte wachsam, munter, churw, schlechtweg erti.
lÖsito waarenahsatz, vertrieb; von exitus ausgang.
Ette (m.) Kleinigkeit, pünctchen. Üblicher in den mundarten, com.
eta, florent. etti, romagn. etta und ett, sard. ette, z. b. com. m^mporta
on eta = m*importa un frullo, neap. chillete = qnelle cqse; nach P.
Monti vom aUlat. hetta bei Festttö: res minimi pretii . . cum dicimus
'non hettae te fiwjio*. Vgl, O. Gdlvani im Archiv, stör. itäl. XIV, 352.
Eziandfo partihd für lat. etiam. Es wird theils aus etiam diu,
theils aus etiam adeo, theils aus etiam dens gedeutet. Diu ist gegen den
sinn, &deo gegen den accent und so bleibt dens übrig, welches bereits
SalviciH aufgesteUt hat und welches sich bestätigt durch das altsardische
etiam den, s. bei Delius p. 13. N vor d statt m ist natürlich, vgl. auf
einer inschrift decen dies, Corssen I, 266 2. ausg. Es war sonst üblich,
gewissen concessivpartikeln den namen gottes verstärkend beizufügen; so
entstand awegna dio che, macari dio che, im norden von Italien sogar
quamvis-deo Bonves., altgenues. quanvis-dö Archiv, stör. itcd. app. num.
18, p. 27. 36, so denn auch ezian dio che, ezian dio se, ezian dio. Ähn-
lich wird in der bair. mundart gott geb gebraucht: 'gott geh die seien
gut oder bös* (mögen sie gut oder böse sein), s. Schmdler U, 83.
F.
Facimola, feicimolo hexerei. Der sinnreichen deutung Menage' s
aus fiicere und mola (opferschrot zur Zauberei), gemäß VirgiVs verse
Sparge molam et fragiles incende bitnmine lauros, steht zwar der accent
entgegen, der in den neuen compositis stets dem zweiten worte gebührt
(faci-möla wie faci-m&le), allein eher läßt sich accentverschiebung als de-
rivation aus £Etcere annehmen. — Dürfte nicht auch an fascinnm cet. ge-
dacht werden? fragt Wackemagel.
Fagno ein verschlagener, der sich einfältig stellt; mahnt an ahd.
feihan dolosus, subdolus (der feihano, feihno). Das fr. feint (von feindre)
wäre von seilen des begriffes annehmlich, aber der buchstabe toiderstrebt.
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370 n.a. FANELLO-FUVO.
Fanello hänfling, piem. £Etnin, mail. fanett. Eme^ wie num an-
nehmen darf, vollständigere form üt £aganello, daher Mohns erUärung
atis faginns, Etym. uniers. p. 122, mehr vertrauen verdient als Minagt^s
aus ÜEdvas.
Fante Tcnabe, hnecht, soldat m fuß, sp. infiante ff.; von infGois mit
sehr erweiterter bedeutung. Der Wegfall der anfangssübe in ist acht
itdlieniseh und kommt auch in folto, scipido, stromento vor, so dafi em-
fiuß des ahd. fendo, mhd. vende (=hhd. £Etnt) ansunehmen, welches wort
einige selbst erst dem itai. entnommen glauben, nicht gerechtfertigt er-
scheint. Daher auch £Etnteria fußvoüc, £etntoccio puppe, so wie das specieU
itai. fancinllo, fancinlla kind, flor. chw. fancella.
Fara lonib. Meines landgut. Bekannt ist aus Paulus Diaconus und
aus den gesetzen das longob, &ra nachkommenschaft, famüie, später in
italischen Urkunden im sinne von hof oder grundstück (ort der famüie)
gebraucht, daher das itai. wort. Über die herkunß des deutschen höre
man Grimm II, 62. — [Burg, fiira heißt eigentlich theilung in besiehung
auf den gesetzlichen theä an dem besitze des Romanen, daher vielleicht
kleines landgut? Doch ist die longobardische bedeutung nur geschlecht.
So Wackemagd in der äbh. Sprache der Burgunden 26.]
Farnia, fiargna breitblätterige eiche, quercus robur nach Nemnich,
von üarnns bei Vitruv, dem man die bed. esche beilegt, weil man eine zu-
sammenziehung aus fraxinus darin vermuthet. Das itai. wort stammt
zunächst aus dem aäj. farneuS; bei Apicius üarnei fangi, ai. £aginei.
Fazznolo, fiazzoletto, auch altsp. fazoleto Schnupftuch. Das gleich-
bed. neusp. fazaleja konnte wohl aus &cie8 (sp. faz) fließen, daher auch
mlat. fetciale facitergüla ; it. fiazzuolo aber passt schon in betracht seines
unschicklichen Suffixes keinesfalls zu fetccia {eben so v>enig zu fascia) und
mag eher in unserm fetzen seine quelle haben, auch it. pezzuola heißt
fetzen und Schnupftuch. Das piem. fassolet stimmt eben so wenig zu
facia in dieser mundart (facies), wohl zu fassa (fisiscia), dessen bedeutung
aber schon weiter abliegt; das sie. fiazzolettn trennt sich gleichfalls von
facci (fetcies).
F6dera zwülich; vom ahd. {ed&Tei feder, mhd. federe pdz, flaumiger
federartiger stoff, mlat. penna.
Ferzare, ^ien&Te peitschen, ferza, sienA peitsche. Aus ieTire kann
kein feritiare ferzare werden, da die 4. conj. keine participicdverba her-
gibt. Sehr wahrscheinlich ist das gleichbed. ahd. fillan darin enthalten,
wovon sich ein intensiv fiUazan = nhd. filzen (strafen) annehmen läßt,
daher it. felzare ferzare (vgl. scalmo scanne). Das vorhandene ahd.
fillata peitsche konnte dagegen nicht in ferza übertreten.
Fiappo, nur mundartlich; maü.piem. berg. ven. fiap, cremon. flapp
welk; at4S dem deutschen, worin dieser stamm etwas schickes oder lappen-
artiges bedeutet, z. b. Aap klappe, fiep läppen, ndd. flabbe herabhangendes
maul. Dahin auch romagn. fiapa flecken, picard. fl^pe läppen.
Fiavo honigwabe, dsgl. fiale, fiare, für fiavale, fiavare. JEs kann
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IIa. PIEDERE-FOGA. 371
mU eingeschobenem i == 1 von faTus hommen, doch mag einmrhmg des
gleickbed. ahd. flado dabei angenommen werden, ja es könnte unmiüelbar
daraus entstanden sein wie it. biaya aus biada.
F ledere vertounden^ poet. form für ferire, sp. herir ff., r »w d
verwandelt.
Ffgnolo hüjsblatter; vom deutschen finne kleine spiteige hlatter im
gesicht.
Filza schnür angereihter Sachen^ vi. infilzare anreihen; von filam,
woraus man filitium ableitete (Ferrari).
Finco venea. name eines vogels, fringiUa; vom ahd. fincho, nhd.
finke. Veneroni verzeichnet auch eine form frinco.
Fino, infino partikd für lat. tenus; von Id finem jmm ssiel, fine
am eielj vgl. tenus significat finem Festm. Auch der prov. mundart ist
diese partikel bekannt: fis QAlb. HO, npr. cat. fins, beam. (veraltet) fens,
so auch sard. finza, finzas. Schon in einer Urkunde v. j. 849 liest man
fine via pnblica, de alia parte fine flomen u. s. f, s. Muratori s. v. sino,
und diese form fine Icommt auch im äUital. vor.
Fiöcina harpune; nach Menage von fasQinsk dreifach; es wäre also
entstellt aus föscina mit eingeschobenem i = 1 und Verwandlung des sei
in cif ersteres ». b. in fiaccola, letzteres in cacio für cascio vorliegend.
Das sard. fruscina, das mail. frosna zeigen dagegen ein eingeschobenes r.
Fioco wird von der Grusca und alten ital. Wörterbüchern mit roeo,
heiser^ erklärt^ wiewohl Dante es überall in der bed. schwach gebraucht,
nur eine stelle läßt die erstere zu (s. Blanc Vocab. Dant.). Es ist kaum
zu bezweifeln, daß beide begriffe sich nah berühren; daß z. b. heiser in
schwach übergehn konnte, beweist das mittdhochdeutscJie, s. Wb. I, 666.
Aus den Volkssprachen läßt sich über das ital. wort keine belehrung
schöpfen^ da es ihnen nicht bekannt scheint. Indessen ist das suhst.
fio'chezza ein medicinischer ausdruck für heiserkeity nicht für schwäche der
stimmCy man sehe Alberti. Muß man in heiser den grundbegriff erkennen,
so kommt das wort wahrscheinlich von roco, lat. räucus mit prothetischem
f (vgl. rombo, frombo) undwcmdelung des fr in ü, &] ist die grundbedeu-
tung schwach oder matt, so kann man mit Mahn p. 63 nur an flaccus,
umgestellt flaue, denken; beides sehr seltne Vorgänge. Rochegude verzeich-
net ein pr. frauc faible, lache, welches buchstäblich mehr mit raucus, be-
grifflich mehr mit flaccus gemein hat.
Fischiare pfeifen, von fistula. Fistula vulgo fiscla dicitur Gl.
longob. s. Ducange. Fistulor ^sibilo^ Gl. Isid. *
Fistella körbchen; von fiscella, erweitert in fisc-ett-ella zsgz. fistella.
Fitta mürbes unter den fußen sinkendes erdreich; etwa vom ahd.
fiuhti erdfeuchte? vgl. chw. fiecht von feucht.
Foga hitze, heftigkeit, hieraus fr. fougue, o^;. fougueux, vgl. npr.
fogo gedränge; vb. it. fogare schnell fliegen. Man defikt an fiiga flucht,
daher eilfertigkeit, eifer, hitze, und auch sp. fnga heißt (außer flucht)
lebendigkeit z. b. des gespräches. Mehr noch wird diese ansieht durch die
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372 ILa. FOGGIA-FRASCA.
romagn. creman. form fiiga unterstützt. Naher dem begriffe liegt aUer-
dings fooos feuer, aber dann war fdoca, wenigster^ fdoga eu erwarten.
Merkwürdig ist das romagn. viuga für it. foga.
Foggia gestalt, art, foggiare hüdenj gestalten; vom lat. fovea grube^
demnächst wohl form^ in die etwas gegossen toird, gepräge^ vgl, it, cavo
höUungj form, gr. -cvTtog eindrucke gestoit. Die übliche herleitung aus
fr. forge ist um so weniger eulässig^ als der Veneeianer foia spricht. Es
gibt freilich ein piem. forgia, dem oiber nur die bed. schmiede beigelegt
wird; auch das sard. forgiai entspricht in seinem gebrauche nur dem fr.
forger, und ein subst. forgia fehlt hier. Die port. spräche hat fojo, die
span. hoyo, hoya für fovea.
Fogna ahjmgsgraben^ fognare das wasser ableiten; t;on siphon, ver-
mtdhet Menage^ gleichsam siphonia.
Foja brunstf hitze; von furia. Auch chw, foia eifer.
Fol ata etwaSy das in menge kommt und schnell vorübergeht, folata
d* uccelli schwärm vögel, di venti windstoß; vom gemeinroman. volata,
Yolada, Yol^e flug, i für y durch einmischung des it. foia, folla gedränge^
fr. foule.
Folto gedrängt; von folla nach Muratori. Besser von infultus vcU-
gestopft, daher sie. Wolta = folto.
Forse; auch torsi, partikel, dem italienischen und seinen mundarten
verblieben ; von forsan (fors-an)> worin es der endung an ergieng wie der
endung am im it. unque. Dagegen vermuthet Pott, Ztschr. f. vergl.
sprachf. XIIIj 233, in forse, unter berufung auf das häufig vorkommende
mlat. forsitan-s, eine zusammenseteung mit dubitcUivem si (wenn). Kaum
möchte es dieser erklärung bedürfen. Wenn der Piemontese e. b. forssi
schreibt, so liegt in seinem ss nur eine ihm eigne Verdoppelung des s nach
r. Auch müßte in einer neuen romanischen eusammensdeung fors-si der
accent doch wohl auf der zweiten silbe lieget^.
Forziere koffer, altfr. forcier, latinisiert forsarins {statt fortiarius);
eigentl. starker koffer, um werthvolle gegenstände darin aufzubewahren,
neufr. coffre-fort, von forza, force, s. Liebrecht bei Gachet 412^. Nach
Ferrari vom gr, (pogtiov last, ladung.
Ftsi, Präposition; abgekürzt aus infra, vgl. tra.
Frdcido, umgestellt fradicio, auch wäl. fraget weich, morsch, faul;
von fracidns, nur bei Cato R. R. einmal vorkommend, im itci. aber so-
wohl durch die Umstellung wie durch mehrere ableitungen cds ein volks-
übliches wort sich ausweisend,
Frana absturz, erdfall, franare einstürzen, herabroUen; wohl von
fragmina zsgz. framna, u)ie baleno von ßiXe^vov.
Frasca belaubter ast, grüner zweig, daher nach der ansieht der
akademie das sp. frasca, welches dem Portugiesen und Caialanen fetttj
churw. sfraskar äste abhauen; in italischen Urkunden de siMs, frascariis
et spinetis HPMon, J, n. 86; terra, de qua videbatur frascario das.
n. 98. Der Spanier nennt eine gerte verd-asca: soUte nun der Baliener
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n.a. FRATTA— FÜJO. 373
aus dem vh. virere, das ihm jedoch früh abhanden gelcommen^ ein sbst.
virasca yrasca frasca abgeleitet haben wie aus fuggire das adj. fdggiasco?
Man denkt auch an fresco: darf man cd>er der spräche die unnütee ent-
Stellung eines so klarer^ Stammes zutrauen? Flur, frasche bedeutet auch
passen^ daher die franst, redensart faire des frasques.
Fratta /saun; von gr. cpgcittsiv umsQunen^ ngr, cpgccxTf] = q>Qay^ia,
wie Menage richtig bemerJct.
Frignare (in lomb, mundarten) weinen, wimmern, auch denmund
vereiehen, höhnen, com. frigna weinerliches weib, cremon. krittelig im essen.
Vielleicht für flignare vom dtschen flennen, schwed. flina, dän, fline, engl.
frine (mdartl. s. HailiweU), vgl. auch piem. flina j^om, wuth. Aus dem
dtschen erUärt sich auch gansf einfach das lomb. frigna in der bed.
felsenoffnung d. i. grinsendes maul: ebenso entstand das aUfr. f lan Schieß-
scharte (Öffnung in der mauer) aus dem wtf flennen wurzelverwandten
flans vereerrtes maul. An frignare schliefet sich it. infrigno, infrignato
die siime gerunzelt^ verdrießlichj dauph. se deifrinä verdrießlich sein, vgl.
fr. se refrogner, se renfrogner die stirne runsein, dessen herkunft aus
frons sich nicht Mar darlegen läßt^ das aber, von frignare hergdeitet, für
refroigner (oi aus i) stehen muß, ältfr. refroigner des narines DMce. p.288, 9.
Frisone, frosone, frusone ein vogd, kernbeißer; unrd ati5 frendere
fresus hergeleitet, s. P. Monti v. frisonn.
Frollo mürbe (vom fleisch). Mcm läßt es hervor gehn aus friculare,
es bietet sich aber eine bessere erklärung. Caro flnida lat. sagt so viel
als came froUa; aus dem dimin. fluidnlns konnte flollo, euphonisch frollo
werden, wie aus stridulns strillo. Auch mit der bed. kraftlos paßt das
ital. ssum lat. worte.
Frombo gesumse, = rombo, s. d.
Frullare sausen, rauschen; unsicherer herkunft, vielleicht von fluc-
tuare watten, tosen, dimin. flnctnlare flnllare frullare, wie bei frollo. Wal.
flatnri wäre alsdann dasselbe wort.
Frusco dürres reisig an bäumen, fruscolo splitter; woher?
Frusto bissen, von frustom dass. Fmstare peitschen (schon in
der L. Long., ai. frustrare), eigentlich, une pr. frustar, aerfeteen, auch ab-
nutzen, abtragen, daher sbst. frnsta peitsche; von frastare eerstücken.
Fucina schmiede; von focus herd, mit Muratori. Ebenso ergieng
es, was 0 betrifft, dem stamme foc in fticile.
Fujo nur bei Dante und zwar, nach der Crusca, in drei verschie-
denen bedeutungen, diebisch, nichtswürdig und dunkel (d. h. verborgen)
vorkommend. Die erste bedeutung ist leidlich Mar: non 6 ladron ne io
anima ftiia Inf. 12, 90; dieses fiiio ist eine nebenform des ital. adj. 'furo
= lat. ftir (furus furius ftijus), wie crojo (s. oben) neben crudo besteht.
Hieran knüpft sich die zweite bedeutung, man sehe ftir in den IcU. wbb.
Ist die dritte richtig (Blanc vermuthet gleichfalls für darin), so muß sie
eine andre quelle haben, und hier paßt nu/r furvus furvjus mit ungewöhn-
lichem ausfall des Y vor j fuijus, mit üblichem des r.
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374 n.a. FÜLVIDO— GARA.
Fülyido gläneend; aus fhlgidns mit einnUschung von fhlvüs, nicht
absolut aus läeterem, da roman. ableitungen mit idus kaum, aus acfjectivm
gar nickt, vorkommen.
Fummosterno ein kraut, erdrauch; entstdU aus famos terrae, /r.
fameterre.
Füsaggine spindelbaum; von fnsns.
Fuscello spänchen; dimin. von fnstis, asga. aus fnsticello.
G.
Gaburo trient, starker mann, auch schdm, cremen, gabenrr roher
mensch (en d, h. ^ ist hier oft = it. u); vom ahd. gabfiro bauer, chw.
pur, auch in fremden sprachen, serb. paör, ungr. por.
Gagliüolo schote der höhnen oder erbsen, com. gajom nußschale.
Von callnin dicke haut? alsdann müßte eine wefiig übliche erweichung des
11 in gli angenommen u)erden, gallaola gaglinola. Oder etwa von dem
Mdorischen galgulns "^baca, nvQtjv' beere, kern? dieselbe begriff sentwich-
lung eeigt auch sp. baya, it. baccello schote, von bacca beere. Man
emendiert freilich galgulns in galbulus cypressennuß. Von jenem leitäe
schon Orandgagnage I, 262 das wallen, gaille, g^ie nuß, nußkem.
Gagnolare unnsdn; von gannire (MSnage).
Gallare oben auf schwimmen, den muth erheben, sich freuen, wofür
auch essere a galla gesagt wird. Ferrari' s erUärung aus lat. galla gdU"
apfd, weil er im wasser nicht untergehe, ist nicht der rede tcerth, wenn
auch der Sidlianer beide Wörter, gadda gällapfel, und galla in der d>en
bemerkten redensart, nicht formell unterschiede. Aber woher das wort?
Nahm man es vom stolzierenden üppigen hahn? Die span. redensart
teuer mucho gallo (vid steh haben) wäre dieser herleitung günstig. Das
lat. vb. gallare liegt mit seiner bedeutung zu weit ab, das ahd. kallön
frohlocken, übermüthig sein, dem sich gallöria jubd genau anzuscMießen
scJieint, muß als fremdes wort zurückstehn. Stammt also gallare von
gallus, so hat sich die sinnliche bedeutung des obenschwimmens erst aus
der abstracten des Üppigseins entfaltet.
Gaugamu sicil. fischemetz; vom gleichbed. gr. yayyajLiov, wie
Pasqualino anmerkt.
Gdnghero thürangd, sard. canearu, maü. caneheu, pr. gauguil;
bei Hesychius xaxyalog, s. Menage: woher aber dies? Dahin femer it.
sgangherare aus den angdn heben, pg. escancarar angdweit öffnen.
Gara Wettstreit; nach Muratori vom arab. vb. ghara beneiden, nach-
eifern (garä anreizen Gol. p. 1704) \ sehr verdächtig bei einem werte
dieser bedeutung, das im arab. nicht einmal als subst. vorhanden ist. Weit
natürlicher würde man an die vielgebrauchte altfr. interj. gare! aufgemerkt!
aufgepaßt! denken dürfen, die noch im piem. vorhanden ist. Veneroni
kennt auch ein vb. garare wetteifern = fr. garer atrfmerken.
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ILa. GARBO-GHIERA. 375
Garbo venea. trient., com. garb, gherb, cimbr. gerbe (it. garbetto
VenerofU) bitter; vom ahd. harw, nhd. herb (erst seit dem 12. jh, Oraff).
Gargo verschlagen, tückischy piem. gargh träge; sicher vom ahd.
karg listig, vgl. aitn. kargr hartnäckig^ träge.
Garzo (garz) lonib. here des hohles, it. garznolo dass., mail. garzoen
(spr. garzÖ) knospe des toeinstocks, ven. garzölo flachsbüschel des rockensj
lonib. garzon hasenkohl, gänsedistel. Das etymon von garzo findet Mu-
ratori in cardaas, und in der that steht dem ital. vb. cardare ein mund-
artl. garzar, dem ven. garzolo das parm. earzoenl, dem lomb. garzon das
sie. cardedda (hasenkohl) eur seite, so daß also e und g, d und z au-
sa$mnentreffen. Die formen mit z beeiehen sich aber auf ableitungen wie
cardeas, cardeare (ebenso z aus de in orzo, l(xt. hordeam), indem man
mit bekannter Unterdrückung des derivativen n cardns (t^. cardo) aus
Carduus machte. Das herz des koMes vergleicht sich mit seinen Oberein-
ander liegenden blättern dem distetkopf, auch das flachsbündel ließ sich
mit dessen wolligem büschd vergleichen; das fr. carde bedeutet sowohl
Carduus une garz. S. garzone /.
Gaste {nur vorhanden im comask. gast) geliebter, dsgl. gatte; vom
dtschen gast befreundeter mann.
Gatter 0 und gattice (m.) ein bäum, espe.
Gavigna, gavina hdlsdrüse, mandel, von den sprachen sehr ver-
schieden benannt, e. b. gr. arcoyyog (schwamm vom anschwellen), lat. ton-
Biüa (woher?), glandula, wal. entsprechend ghindure, fr. glande, 9p. agalla
(gallapfel), sard. ganga, gangula (vgl. gr. yayyXiov, yayyahov geschwulst).
Des ital. wertes Ursprung ist unklar; sicher ist^ daß das vb. aggavignare
anpacken, beim halse packen, daher stammt, vgl. sard. leare a gangas
prenderper la gola, also nicht, wie Muratori wähnt ^ vom deutschen ga&ngan.
Gelso maulbeerbaum; abgekürzt aus morogelso, dies, wie man an-
nimmt, von morus celsa hoher maulbeerbaum im gegensatze zum niedem,
der brombeerstaude, eine deutung, die durch das sie. ceusu oder das
genues. ssersa buchstäblich = lat. celsus, celsa (genues. %^=lat. c, r = 1)
gestützt wird.
Genla gezückte, «ic. jinla; leitet Pasqualino vom gr. yevea erzeugung.
Auch altsp. ginea geschlecht Canc. de B. muß hieher gehören,
Gheppio ein raubvogel, wannenweihe; vom gr. yvxp yvnog geier,
mit MSnage.
Ghezzo schwärzlich; nach Bedi von aegyptius in beziehung auf
die färbe des Volkes, wozu MSnage aus einem glossar anmerkt aeguptinm
(patov (schwärzlich). Die reg/ßlrechte bildung wäre gozzo oder gezzo, doch
ist auch in gheppio ghe = gy.
Ghiaja kies; von glarea, aüsp. glera.
Ghiera p/i»i; vom ahd. gSr geschoß. Merkwürdig ist das piem.
parm. gajda, cremen, mail. gheda, sard. gaja eingesetztes keilförmiges
stück am kleide, das mit dem longob. gaida speer Haupts Ztschr. 1, 664, auch
in den Oloss. Pith., zusammentrifft, vgl. wegen der begriffe gherone I.
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376 II.a. GHIOVA-GOZZO.
Ghiova erdschoUe; aus ghieva, gleba vermöge der kraft j welche das
it. V besüzt, ein unmittdbar vorhergehendes e (oder i) in o ßu verwandeln
d, h. sich m assimilieren^ was aber sonst nur in unbetonten sUben ge-
schieht, Rom. gramm. 1, 176.
Gire ^reÄ^n, ein im präsens defectives verbum; aus de-ire entstan-
den? so lat. de-ambnlare neben ambulare. Oder sollte eSj wie gina aus
agina, ahgehürzt sein aus agire = lat. agere in bewegung setzen, agi in
bewegung sein, gehn, gire also für girsi? Man konnte aber de-ire sagen,
um das einfache ire £fu verstärken und der spräche in vollständigerer con-
jugation eu erhalten. Gire ist ein dichterwort, aber doch den mundarten
nicht ganz unbekannt : gir im VelÜin s. BiondeUi 68,
Ginmella awei handvoU d. h. so viel die beiden hohlen hände,
ewülingsschwestem, gemellae, aneinander gefügt in sich fassen, wie Menage
befriedigend erklärt. Auch das fr. jamean hat e mit u vertauscht.
Glaba ableger, senker; von clava pfropf reis, vgl. wegen des h die
lat. form clabula.
GnaffÄ intefj. meiner treu! aus mia f&.
Gnoeco mehlkloß, chw. gnioc, bair. nock dass.
Goccia tropfen, mdartl. (cremon.) masc. gozz, gouzz. unmittdbar
von gatta würde sich schwer rechtfertigen lassen; vielleicht vom it. vb.
goeeiare, asga. aus dem unvorhandnen gotteggiare, das dem vorhandnen
pr. goteiar, pg. gotejar gane analog wäre.
Gogna pranger, hälseisen; vom gr. ayxovf) strick sum hängen, be-
hauptet Manage. Ist es nicht vielmehr abgeküret aus vergogna schände,
da auch das sp, yergüenza jener bedeutung fähig ist und gogna auch
Verlegenheit, Verwirrung heißt?
Gonda, göndola, daher sp. göndola, fr. gondole eine art nachen,
gondel. Venedig nahm dies wort aus dem munde der Griechen, denen
Tcovöv ein trinkgefäß bedeutet une noch das fr, gondole. Menage beruft
sich auf eine alte glosse gondus 'scyphus, patera, und Huet dtiert aus
einem scholiasten des Juvenal (sat. 6) gondeia ^genus navigit, es heißt
aber ^genus tMvis, quae gandeia dicitur\
Gonzo roh, tölpelhaft. Vom gleichbed. sp. ganso? Oder vom venee.
gozzO; das dem it. ghiqzzo entspricht?
Gora {mit offenem o) muhlgrdben, so in einer Urkunde vom j. 716
Brun. p. 464. Gewiß nicht für gola Schlund, moden. gora {mit geschlos-
senem o), une auch Mu/ratori Ant. ital. 11^ 1096 erinnert; man wird
darin das mhd. wuore (f.), schweiß, wuor dämm zum ableiten des wassers,
chw. vuor, anerkennen müssen, so daß es. für guora steht. Über das
deutsche wort s. Frisch II, 469", Stalder II, 468, SchmeUer IV, 137,
Ziemann 669, Müller im Mhd. wb. III, 826. Die venee. form ist goma.
Gozzo kröpf der vögel, lomb. goss. Zwei etymologien sind sfu er-
wägen. Muratori ahnet darin eine abküraung aus einem von gurges ab-
geleiteten worte gorg-ozzo, welches dicke gurgd heißen konnte, %md solche
ahkürsungen sind üblich (vgl. cenno I.), auch ist ein fem. gorgozza vor--
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n.a, GRANCIPOERO-GBILLO. 377
handen, corgozzo h(U Veneroni. Andre verweism auf dcns dtsche gösse
rinne, canal^ daher schlundj worin ss früh aus z entstand. Die erstere
erUärung ist für die hed^ung befriedigender und häU sich dabei an die
eignen mittel der romanischen sprachen^ was immer empfehlend ist. Zu-
sammenseteungen sind sorgozzone, sergozzone schlag gegen die hehle,
sub guttur pugnus inflictus (Ferrari); gozzoviglia schwelgerei, nächt-
liches gelage = veglia della gola, veglia golosa, worin gozzo die bed.
von gola ausdrückt (Muratori). Trangugiare gierig verschlingen mag
aus trangorgiare entstellt sein.
Granciporro seeirebs; von cancer und pagnrns, mit Menage.
Grascia lebensmittel, auch obrigheit über die lebensmiäelj grascino
marktmeister; nach Menage vom gr. ayogaatiTcog aum einkauf gehörig
(besser von ayogaaia einkauf, gespr. agordsia). In der bed. fett, schmcde,
mag es das fr. graisse sein.
Grasta blumentopf; ursprüngl. sicüianisch, vom gr. y&axQa bau-
chichtes gefäß, wie Pasqualino richtig anmerkt.
Greggio, grezzo unbearbeitet, roh; woher?
Grembo schooß; offenbar von gremmm. Consonantiertes i in
gremjo kann kein b ereeugen, dies muß also eingeschoben sein: man sagte
erst grembio, woher noch grembiata {nicht grembata) und endlich grembo;
eine solche einschieimng des b unter gleichen umständen liegt auch in
combiato aus commeatus vor, im maü. scimbia für scimmia, yendembia
ßr yendemmia u. dgl.
Gremire, ghermire mit den klauen packen, gewaltsam wegraffen;
vom ahd. krimman mit Schnabel oder kraUen hauen. Normann. grimer
krataen.
Greppo, chw. grip, cimbr. greppe felsstück; vielleicht vom ahd.
klöp ein in das meer vorragender fels, venejs. grebano mit labidlmedia
statt tenuis, der ahd. form kleb entsprechend. Comask. hat man für die-
selbe Sache grip und erap, letzteres = chw. crap; carp kies; aber auch
cip, das aus elip {dtsch klippe) entstanden sein kann.
Greto steiniger sand des ufers; wohl vom ahd. grioz^ aitn. griot
grieß. Vgl. grfes 17. c.
Gr&tolsk Stäbchen des käfigs; nach MSnage von erates flechtwerk,
ifunächst wohl von dem daraus gebildeten ahd. crettili körbchen. Gretola
auch Splitter, daher sgretolare eerschmettem.
Grieciare ein finsteres gesicht machen, dsgl. nach etwas gelüsten,
comask. sgrizä knirschen; fast unzweifelhaft dersdben herkunß une fr.
grincer (II. c) d. h. vom ahd. grimizön knirschen, verlangen. Sbst.
griccio, grieciolo fieber schauer, eigentl. geknirsche.
Grillo unmderlicher einfall; ist kein anderes wort als der name des
insectes, dessen Sprünge den anlaß zu dem bildlichen ausdrucke gaben
(vgl. Capriccio); ebenso einigt chw. grilla beide bedeiäungen. Die redens-
art il grillo mi salta (ich werde umnderlich) ist beweisend. Auch das
vb. griUare anfangen zu sieden (singen, zirpen wie die grille) gehört hieher.
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378 IIa. GRIMO-GUITTO.
Grimo rundig; vom ahd. grim grimmig^ zornig (mit gerunzelter
stime), das im comash und churw. seine cdie bedeutung bewahrt hat.
Entsprechend stammt sbst. grinza runzel, grinzo runzlig, aggrinzare
runzeln vom ahd, grimmisön grimmig sein.
Grinta lomib. finsteres unfreundliches gesicht, dsgl. J^chm/uthj ven.
trieni. grinixi grimm, zom; erUärt sich leicht aus ahd. grimmida Hyrannii.
Gromma Weinstein; vgl. Schweiz, grumlete bodensatz, schwed.
grums und gmmmel mit ders. bed. Galvanik Lezion. accadem. J, 88 er-
blickt darin das cdt crammen grind, das schon weiter abliegt.
Grongo, gongro meeraal; von congrus, yoyygogj fr. congre u.s.w.
Grafolare mit dem rüssel wühlen, mit aufgeworfenem rüssd grun-
zen; mtdhmaßlich vom it. grifo rüssd, aber, wegen des radicalen u für i,
mit einmischung von grugnire grunzen.
Grnzzo, grnzzolo häufe zusammengetragener dinge, wäl. grnetzi;
wohl deutscher herhat, vgl. Schweiz, grütz gemisch von allerhand gesamCj
mhd. grüz u. dgl.
Gnalcare (in einigen wbb., romagn, gvalchg) durch stampfen be-
arbeiten; vom aJid. walchan, fihd. walken. Abgd. gualchiera walkmükle.
Auch Frankreich ist das wort nicht unbekannt: altfr. gaacher, dauph,
gouchier = gualcare, odtfr. gaachoir = gaalchiera.
Gualcire zerknittern^ zerknetschen; vom ahd. walzjan volvere, reBt-
care, nhd. wälzen (unvorsichtig hin- und herwenden und drehen).
Gaaldana streif zug von r eitern auf feindliches gebiet Dante Inf.
22, 6, trupp Soldaten; nach Schmdler IV, 66 vom mhd. woldan hriegS"
Sturm u. dgl. (einen woldan rtten). über des deutschen Wortes Ursprung
s. Schmdler l c. und J. Grimm in Haupts Ztschr. V, 498, vgl. auch
Ducange s. v. gnaldana.
Gaana altit. (zweisüb.) sirene, hexe Trt^h. I, 61.
Gnancia wange; vom ahd. wanga, wanka, aber eigenUich würde
nur eine form wankja genügen. Merkunirdig ist das gleichbed. neap.
guoffola, vuoffula: entstand es aus lat. oflFula mit umgdcehrter begriffe-
entwicklung wie bei bucca 1) backen 2) bissen? oder ist es gleichfalls
germanischer herkunft, ahd. hkifilä? De^- anlaut g = h (5. unten gufo)
spricht für letzteres, die vocale scheinen mehr für ersteres zu sprechen.
Gudazzo, nur mdartl. (cremen, com. gudazz, berg. ghidds) tauf-
zeuge, pathe, fem. gudazza; vom ahd. gotti Voc. opt., fem. gota, nhd.
gothe, ctmftr. gote. Merkwürdig, weil es buchstäblich an goth. gudja
priester erinnert^ vgl. Grimms Myth. p. 86, merkwürdig auch schon, weil
ein wort dieser bedeutung aus dem deutschen bezogen ward.
Gueia mdartl. ßergam.) große falkenart; sichtbarlich das ahd. weho,
mhd. wehe, nhd. weihe.
Gufo ohreule; vom gleichbed. ahd. hüf, hüvo, wie schon Muratori
meinte, mit vertauschung des gutturalen anlautes, wie dies in garbo (s,
oben), vielleiclU auch im neap. guoffola (s. guaneia) der fall ist.
Guitto schmutzig, ßzig; von unbekannter herkunft.
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II.a. GUIZZAKE-IZZA. 379
Gnizzare, sgaizzare, ven. sgiiinzare, mail. sgninzä fortschlüpfen,
hin und herfahren; vom mdartl, dtschen witsen, witschen, vgl. die ndd.
redensart wits was he weg Brem. Wb., Frisch v. wits //, 463,
i.
«
Incettare toaaren außaufen, sbst. incetta; von inceptare ati/an^^n,
mit Übertragung der in accattare (fr. acheter) enthaltenen bed. kaufen
auf das ital. wort, wogegen das pg. enceitar die lat. bedeutung festhielt,
s. encentar IL. b.
Increscere, rincrescere unpers. verbum, verdrießen, chw. ancre-
scher; nach Ferrari und Muratori von ingravescere, wozu allerdings die
bedeutung berechtigt , nach F, Pasqualino noch besser von aegrescere.
Aber warum soll es nicht das lat. increscere sein, da es doch mit dem
einfachen it. crescere gleiche flexion hat? m'incresce, mi rincresce es
wächst mir auf, wird mir eu viel, wie mhd. mich bevilt. Auch der altfr.
spräche war dies verbum bekannt: mult li encroist Brt. II, 215. Darum
kommt es auch im franz. miatein vor: nomina concnbinamm . . increvit
huic chronicae inseri Fredegar, s. Ducange; ejus dissoluta conversatio
Omnibus increverat Act. SS. Oct. t. I, 468; reincrescere findd sich (Jap.
Cor. Caiv. Ht. 46.
Indarno, adverb, frustra; ausdemslav. darmo, darom dono, gratis,
s. Grimm III, 107. 108, vgl. wal. in dare zum geschenk, äUit. a dono
PPS. II, 79. Aber auch die altfr. spräche hat etwas ähnlich^, das denn
aus dem ital. herrühren muß : en dar oder en dart SSag. p. 68, TFr.
p. 61. 96, Ben. glossar. Auffallen muß freilich ein slav. adverbium in
einer spräche, die sonst nicht aus dieser quelle schöpfte.
Innesto und nesto pfropfreis, innestare, nestare pfropfen; von
insitus eingdfügt, eingepfropft, daher it. insetare, und für ins'tare, zur
meidung der härte, inestare, une Castelvetro einleuchtefid auseinandersetzt.
Intridere einreiben; von interere, gebildet wie conquidere aus
conquirere,
Intuzzare, rintuzzare 1) die spitze tunschlagen, stumpf machen,
2) dämpfen, zähmen. Herkunft aus intundere intusus ist trotz der über-
einstimmenden bedeutungen eine grammatische Unmöglichkeit, nur intusare,
intugiare konnte daraus entstehet. Was hindert aber, in tuzzare ein mit
i abgeieitetes participialverbum tut-iare von tueri tutus anzunehmen, wie
es denn in seiner zweiten, vielleicht grade der ursprünglichen bedeutung,
mit at-tutare genau zusammentrifft? Doch dürfte auch unser deutsches
stutzen (abstumpfen) in erwägung kommen, s. unten tozzo.
Ischio, eschio hageiche; von aesculus.
Izza zom, unwille; fügt sich zum dhd. hiza, nhd. hitze. Aber
ad-izzare, a-izzare, in-izzare, com. ezzä, dUfr. hesser, anreizen, beson-
ders die hunde, paßt zum iM. hetzen, ndd. hitsen, wie auch ven. uzzare,
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380 ILa. LACCA-LESSARE.
trietU. Qzzar, veron. azzä eum tnundarü. hutzen. 8. Diefenbach, Goth.
wb. II, 611.
L.
Lacca Urfer grund (bei Dante); ncLch Muratori vom ahd. lahh&
Meiner sumpfe lache, daher tiefe, vgl. lacnna db^nd und lache. Nach
ihn hat auch lacea in der bed. Jcniekehle als etwas vertieftes denselben
Ursprung; eine passendere bedeutung aber bietet für das letgtere das gr.
Xcmxog grübe, loch^ vgl. hxxrj das graben.
Lamicare rieseln, fein regnen; wohl für lambicare ein wenig be-
lecken oder bespühlen, vgl. sp. lamer (von lambere) ein wenig waschen.
Da£fu stimmt das basJc. lambroa Sprühregen, woneben kein sp, lambro
stattfindet.
Lampione, lampone himbeere, piem. dmpola, com. ampöi, chw.
ompchia; ist das schweia. ombeer, in andern mundarten hombeere, him-
pelbeere.
Lasca ein fisch, barbe; entstellt aus Xevyuaxog ufeißfisch (Minage).
Lava, daher fr. lave, eine geschmolzene materie, die aus vulkanen
strömt; = neap. lava regenbach, der die Straßen überfluthet, von layare.
Lavagna schiefer; vom dtschm leie, dUs. leia Schmälers Glossar,
sax., ndl. lei {kymr. llgch, gad. leac) mit gl. bed.; layagna skskt also
für la-agna, disch. ei = rom. a.
Laveggio kohlentopf, pfanne; gleichsam lebetinm von lebes hand-
becken (Ferrari u. a.).
Lazzo herb; nach Castdvetro von acidns {wie sozzo von sncidns)
mit aggUäiniertem artikel, was sonst bei adjediven schwerlich vorkommt,
und doch ist dies leichter anzunehmen (ds etwa Umstellung von acidulns
in laciduns, da hier kein anlautender consonant das 1 an sich ziehen
konnte. Merkunirdiger weise besitzt der Baske für denselbeh begriff dc^s
den angränzenden roman. mundarten ganz unbekannte latzä, lachä, s.
darüber Astarloa, Äpol, p, 74.
Leggiadro gewandt, zierlich; für leggiardo von levis, gleichsam
leviardus; ebenso bugiadro neben bugiardo, oder linguadro (Veneroni)
neben lingnardo.
Leggio puU, mJ<d. legivum; von legere, u4e gr. Xoyslov von Xiysiv.
Lercio schmutzig, gnalercio, gualerchio 1) schmutzig, 2) scMe-
lend. Im sard. bedeutä lerzu schief, verdreht und wird von Spano für
das it. lercio gehalten. Vermöge dieser bedeutung gesellt sich das wort
zum mhd. lerz link, denn link ist verdreht, und dazu paßt auch die
zweite bed. von gua-lercio (= guata-lercio?); für gualerchio konnte man
sogar die mhd. form lirc in anscMag bringen. Aber wie erklärt sich die
bed. schmutzig?
Lessare kochen, sieden; mlat. lixare laugen, von lix lauge. Zsgs.
bislessare wallen.
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n.a. LETAME-MACARL 381
Le tarne dünger, auch äUsp.; t;on laetamen, dies von laetare frucht-
bar machen. Isidorus nennt es ein vulgares wort: fimas . . . qnod ynlgo
laetamen yocatnr, es war also wohl volksublicher als das erste.
Lezia, lezio aiererei; von delicia hostbarkeit. Lezioso altit. =
delizioso Trucch. /, 69.
Lezzo gestankj lezzare stinken. Entstehung aus olere beweist die
form olezzare; lezzo mu/) also aus dem stamme ol in olor erwachsen
sein, vgl. dassdbe sufßx in rezzo für orezzo von ora, anra.
Lira eine münee; von libra pfund, fr. livre, ebenso bere aus bibere.
Loja Tcoth^ schlämm; unmöglich von lutnm^ u)ie Minage meint ^ mög-
lich von allüYies (ausgetretenes wasser), vgl. denselben ausfaU des v in
Bojano von Bovianum. Aber auffallend ist die buchstäbliche übereinstimr
fmmg mit dem gleichbed. bask. loya, das der Spanier nicht kennt.
Lonza flächiges ende von köpf und pfoien^ das an dem feile ge-
schlachteter thiere jBurückbleibt ; eher vom ahd. lüntussa fett^ specky als
vom fr. longe lendenstück.
Lonzo schlaff; vgl. mhd. lonz schtäfrigkeit, bair. lunzet schläfrig ^
so wie mndl. lompsch träge, hd. luntseh Frisch /, ffSS*.
Loppa, lomb. lop (m.) hülse des komes, spreu; nach Minage vom
gr. Xonog hülse, schale^ woher auch das gleichbed. lolla für loppola.
Das von Ferrari erwähnte lova stimmt besser eum lat. loba. Diefenbachj
Goth. wb. II, 164 steUt loppa eu obd. lauf fruchthülse^ s. dies wort bei
Weigand II, 17.
Lucherino, ven. lugarin seisig; lat. ligurinus, ruich der Crusca.
Ln China moden. fälsche ereählung; vom ahd. lugina lüge^ mit
Muratori.
Lagin ega mail. ven. trient. eine art wurste, piem. Inganighin:
lat. Incanica, weil sie ursprünglich aus Lacania kam. Das andenken der-
selben hat sich auch im bask. lakhainca bewahrt. Sp. longaniza ist andrer
herkunft, s. U. b.
Luglio monat juli; von Julius, etwa zu deutlicherer Scheidung von
giugno ßuni) so gebildet? Seltsam nähert die piem. mundart die namen
beider monate wieder in ihrem auslaut, giugn, lügn. Vgl. juillet II. c.
Lui Zaunkönig ohne kröne. Ächte itai. substantiva auf i kommen
kaum vor; schwerlich ist auch der name des vogels nach seinem schrei ge-
bildet, welcher Huü^ angegeben unrd.
Lulla halbmondförmiges brettchen im boden des fasses; esgz. aus
lunula.
M.
Maciriy magari, magara (volksmäßig) interjection, utinam; vom gr.
fionaQiog glücklich (fieugr. fioxagi), vocat. (jLaxaQie. In dem alten liede
von OiuUo hat es die bed. einer einräumenden partikd: macara se do-
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382 n.a. MACCHERONE-MAJOLICA.
lesseti wenn du dich auch bärübtest; und so braucht der Wälache macir
c^, der Serbe makar^ der Albanese mäcar. Dem Churwalschen steht das
wort gleichfalls eu geböte: magari ca ei fhss bncca verl wäre es nur
nicht wahr! Die neuprov. mundarten scheinen es aus Italien eingeführt
eu habenj da es der alten spräche noch fremd war. Ob die aUsp. conces-
sivpartikel magaar, magaer, maguera (mager de pi6 wenn auch au fuße
PC. 765) derselben herkunft, oder, wie Sanchess wiU, aus fr, malgr^, maii-
gr6 entstellt sei, mag noch erwogen werden; ein pg. magaer, aus dem 12.
Jh., bringt SarUa Bosa bei.
Maccherone, ven. macarone (nur im plur, üblich) geroUte nudd.
Man leitet es theils aus dem it. macoo bohnenbrei oder dem vb. maccare
stampfen, theils a%tö einem späteren griech. worte bei Hesychius (icaLotQva
ßqvj^a 6x ^lofiou xai aX(pixo)v speise aus brühe und gerstengraupen, eigenü.
Seligkeit (daher höchst leckere speise?). Aus letzterem konnte es leichter
erwachsen, da es hier keines vermittelnden gliedes bedurfte, übrigens war
der wortstamm auch in Italien einheimisch (s. den vorigen artikel); ewi-
sehen macco aher und maccherone muffte man maccarfa annehmen^ das
allerdings die neap. mundart, wenn at^h in anderer bedeutung, kennt
(s. macco I).
Maccu sard. thöricht, einfältig; vom gleichbed. maccns bei Äpulejus
Äpol.: isti . . macci prorsns et bnccones videbuntur, eigenÜ. der name
des narren in den atellanen. Die volksmäßigkeit des wertes in der be-
merkten mundart bezeugt seine mehrfache anwendung zu verschiedenen deri-
vatis, wie maccocciu närrisch, macchisonzu dass., macchinada thorheit.
Mdcina, mdcine mühlstein, macinare, wäl. macinä mahlen; von
macbina künstliches Werkzeug. Bassa com forno, macina et rota hat
schon eine Urkunde v. j. 660, macinarius eine inschrift, s. Muratori. Von
macina kommt macigno brt^hstein, gleichsam machinens.
Maciulla hanfbreche; nicht von machina. Dasselbe Werkzeug heißt
altfr. maque (s. macco L), welches, wenn fnan ammaccare (zerquetschen)
erwägt, it. macca lauten würde, dimin. macchi-cinila zsgz. mjicialla:
ebenso aus £anti-celio ÜEinciullo. Oder von mazzo schlägd? aher die erste
auslegung ist für die sache bezeichnender.
Mädia backtrog; vom lat. magis m4gidis mit gleicher bedeutung,
auch mdgida, fr. im Jura maid, norm, met (m.), wailon. mni, pic. maie,
auch alban. magje. Aber aus fxdnTQa ist neap. matra, maü. marna^
neupr. mastra, vb. wällon. mairt kneten.
Maggese brachfdd; vom i^. maggio mai, weil in diesem monat das
feld umgebrochen wird, mail. maggengh.
Magone moden. kröpf der vögel; vom ahd. mago, nhd. magen, s.
Muratori Ant. itcd. II, col. 1005. Das churw. magnn hat die deutsche
bedeutung; das ven. piem. magon so wie das gen. magnn ärger, groll
nahmen dieselbe richtung wie das lat. stomachns.
M a j ö 1 i c a unächtes porcdlan ; vom namen der insel Majorea (t^. Majo-
rica, auch Majolica), wo es gefertigt ward, man sehe Sccdiger bei M&nage,
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IIa. MALU-MAREMMA.
Malia hexereiy maliardo gauherer; von malus sauberischy hei Virgil.
Ecl, 7, 28 ne vati noceat mala lingua futuro.
Mallo grüne nußschale; = fr. malle behälter?
Malta schlammy trierU. kalk, chw. manlta, molta mörtel; nach Fer-
rarij Gälvani u. a. «= l(U. maltha mörtel^ bergtheer. Auch der Lombarde
hat molta, aber in der bed. von malta, und dies erklärt CastigUoney Goth.
vers, fascic. 111, 42, aus dem goth. mnlda, ahd. molta. Vgl. auch motta /.
Mammon e, eigentl. gattomammone meerkaiee; ein aus dem osten
eingewandertes wort: gr. fiifi(o, mittel- und ngr. /laiidov, wal. moim^,
meimnce, alban. türk. maYmun, ungr. majom äffe.
Manoia trinkgdd. Nicht unmittelbar aus manus, es ist das nüat.
manicinm (von manica), plur. manicia, handschuh, ermel. HandscJmhe
im sinne von angdd oder handgeld kennen alle roman. sprachen, it. guanto,
paragaanto, sp. guantes, fr. gants, vgl. altfr. gans bei Roquefort^ so auch
pg. luvas trihkgeld. Zu erinnern ist aber auch, daß im mittelaUer ermd
cds geschenke dienten oder geschenke daran befestigt wurden, s. Grimm,
Schenken und geben, vgl. sp. mangas in der bed. gefalle, sportein. Abgd.
manciata handvoll (handschuh voll).
Maniato pron. s. v. a. medesimo, stesso; nachAlbertVämuthmaßung
für miniato d. i. mit äußerster Sorgfalt gemaU, leibhaftig.
Manigoldo henker (sp. manigoldo bei Seckendorf). Richtig ahnte
Muratori deutsche herkunft, ohne sie nachweisen zu können. Manigoldo
trifft ifusammen jnit dem ahd. eigennamen TtsLnogsiA, Managolt (noch jetzig
mangold vis pflanae), worin das wort mennt (plur.) halsband enthalten
0U sein scheint Grimm III, 463, so daß managold, manigoldo den mit
demhalsbande, scherzweise den henker, bedeuten würde. Vielleicht ist sogar
jener deutsche eigenname Manogald durch roman. einfluß entstellt aus Mano-
-walt der des halsbandes walt^. Italische mundarten besitzen auch das ahd.
mennt: com. men, genues. mena halsband des htmdes; so wie das nhd. man-
gold: com. menegold, maü. meregold, piem. manigot lattich. Für men
haben andre mundarten mel, welches denn auf lat. maelium bezogen mrd.
Mannaja beü des Scharfrichters, lomb. manara, chw. manera; vom
lat. adj. manaaria, weil es mit zwei händen geführt wird (Muratori),
Die Cassder glossen geben manneiras für das dtsche partä; sonst findet
sich im mlatein manaaria, synonym mit dextrale.
Mdntaeo und mdntice blasbälg, vb. mantaeare bei Papias: follis
'vulgo^ manticum febri; von mantica quersack, ranzen. Die cot. spräche
kennt mancha gleichbedeutend mit mantaco.
Marangone tat4cher, lomb. margon; von mergus, das sich in ma-
ragone marangone erweiterte (vgl. fagotto, mit eingeschobenem n fiangotto).
Das prov. wort ist margulh, das port. margnlhäo.
Marasca Sauerkirsche; neben amarasca, von amarns, auch amarina
genannt.
Maremma seelandschaß, aüfr. marenne, adj. it. marenunino; von
maritima.
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384 n.a. MAßRONE-MENNO.
Marrone; eine art grellerer castanien auf den gehirgen Itdierny
daher fr. marron, dtsch. marone. Darin ahnt Muratori ein äUeinheimi-
sches wort, das sich vielleicht noch in dem römischen mmamen Maro er-
halten höbe (Über diesen sehe man aber Potts Forsch. 11^ 689J. Bei
Eustathius lautet es /dagaov.
HsLTz^k jfropfreis; von martins^ weil das pfropfen gewöhnlich im
märz geschieht (Orusca). Gleicher abhunß ist das span. verbum marcear
die sduxfe scheren, da dies Ebenfalls im märe geschieht, daher unser aus-
märzen.
Masso großer tief in der erde liegender stein, von massa Mumpen.
Matto thöricht, närrisch. Zur dewtung desselben hat man Wörter
aus verschiedenen sprachen herangezogen, hauptsächlich folgende. Qr.
/dazaiog gleichbed., jedoch formell ungenügend, da es sich in mäteo mazzo
verwandelt haben ujürde: man müßte uavog annehmen. Lot. mattus oder
matus betrunken, bei Fetronius (plane matns sam, yinam mihi in cere-
bmm abiit sat. 41), scheint der bedeutung nicht eu genügen. Das von
Muratori aufgestellte deutsche matz heißt ungeschickter mensch, tolpd
Frisch I, 662% und mag eher im gleichbed. comask. mat seinen abdruck
gefunden haben. Das aus dem Schachspiel genommene adj. mat, das im
altprov. niedergeschlagen, kraftlos, im neuprov. thöricht heißt, würde mit
diesem begriffsübergange das gleiche ereignis im ital. annehmen lassen,
wäre die identität des oit- und neuprov. wertes unzweifelhaft. So hat
jenes mattns noch den voreug als italisches wort, dessen bedeutung (be-
trunken, benebelt, daher unvernünftig, sinnlos) wenigstens nicht weiter ab-
liegt als die der beiden letzteren. Ob es nun sei = madidos oder =
fiOTog ist hier nicht zu prüfen.
Matto {eigentl. matt) knabe, matta mädchen; ein durch seine 6e-
deutung wichtiges über einen großen theil Oberitaliens und Rhätiens ver-
breitetes, auch im sard. manglia kinderschwarm (für mattaglia) sich ab-
'spiegdndes wort mit vielen derivaten, ist noch genauer zu untersuchen.
Was sich unmittelbar darbietet, ist unser ahd. magat, mhd. maget (vgl.
Diefenbach, Goth. wb. II, 2), wobei man wegen des it. tt eine härtere
ausspräche des g annehmen muß; roman. fügte man das geschlechtszeichen
a an und so entstand matta, hieraus erst das masculin matt; eine an-
nehme, die durch den mangel des masculins im piemontesischen (nur das
dimin. matet kommt vor, fem. matta) unterstützt wird.
Meliaca, moliaca, nmiliaca aprikose; von armeniacom dasselbe.
Melma schlämm, sard. molma; ahd. melm staub, goth. malma.
Melo apfdbaum; von malus, jenes eine scheideform wegen malom
(tibd), zufällig zusammentreffend mit gr. /i^lov, übrigens von hohem alter:
malam 'mdum^ in einem glossar, hs. aus dem 7. jh. s, Class. auct. VI,
632'', dsgl. bei den fddmessem. Ghurw. meil apfel, woUon. m^I^ie
apfdhawn.
Menno castrat. Die herleitung aus minimns ßr imminntns ge^
schwächt, vermindert ist abzulehnen, da der sinn zu allgemein, nicht dras-
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iLa. MEKCORELLA— MORBIDO. 385
tisch genugj die gestaUung des romanischen wertes (nn aus n'm) nuM
einmal regelrecht wäre. Bei weiterer Untersuchung müßte auch das gleich-
bedeutende mundartliche m^ngol (Brescia) in anscMag kommen,
Mercorella, marcorella bingdkraut; von mercarialis, sp. mercu-
rial (fr, mercoret Nemnich),
Mezzo {mit geschlossenem e und scharfem zz) weiche welk; von
mltis, woraus man ein neues adj. mitins (verhüret mitjus mezzo) abge-
lötet haben muß, vgl. oben fujo. Für radiccdes i eeugt auch das cremen.
mizz, neap, gen. nizzo, matl. nizz.
Minchia, lat. mentula, daher minchione tölpelj wie das synonyme
pincone von pinco oder coglione von coglia. In dUhochd. glossen wird
cers (mentida) mit minco Übersetzt Graff F, 707: soll dies mingo min-
gonis sein?
Minestra suppe, minestrare die suppe anrichten; von ministrare
auftragen bei tische^ so daß minestra etwas angerichtetes heißt: altit. deo
m'a dao in qnest mondo capon, salvadhesine (salvaggine), formagio e
ove e pisci e specie oltramarine: adonca eo vojo (voglio) usar de quelle
menestre fine (speisenj gerichte) Bonves. de anima et corp.
Minugia, minngio darm; eigentl. Mein gehacktes eingeweide, (sp.
menudo); 'von minutia, ndat. minutia porcorum Polypt. d^Irminonp. 302,
auf menschliches eingeweide übertragen wie ficatnm.
Mo, neap. mone, com. ammö, sard. moi, immoi, wcd. amü, partikel
mit der bed. ^eben jetef, von modo; ven. mojävo« modo jam. Eine glosse
des grammatikers Placidus sagt: mn ^adhuc, consnetadine est Class.
auct. llly eine andre mon Hn momentum FI, öS^'y wofür A. Mai mox
vermuthet.
Moccio sbst. von maens^ mueeus, eigentl. vom adj. mncceus, daher
mocceca und moccicone pinsel, gimpel, une gr. fiixog, ßlewog, nogvCäg.
Unmittelbar aus muccus aber entsprang moccolo lichtstümpfchen, urspr.
wohl nur lichtschnuppe {wofür jetet moccolaja), das von der keree abge-
schnäuete. Span, moco hext die bedeuiung von mnccos und moceolaja,
piern. moch, neupr. monc, mouquet die von moccolo.
Moco eine pflanze, wicke, mochus in der botanik; unbekannter
herkunft.
Mondaal do, auch manovaldo PPS. /, 202 vormund; vom mlat,
mundualdus = ahd. muntwalt Graff I, 813, vgl. unser anwalt 'Mund-
wald ist einer der das mundium über andre hatte Leo^s Gesch. v. Italien
ly 101. Die form manovaldo für monovaldo erklärt sich aus einmischung
des rem. mano hand, vgl. mainbonr //. c.
Mongana saugendes kalb, milchkalb; vom it. praes. mungo = lat,
mnlgeo, also eigentlich für mungana.
Mörbido, mörvido weich, weichlich. Nach Muratori entweder vom
dtschen mtlrbe oder vom lat. morbidns krank, indem kranke fruchte sich weich
anfühlen. Die letztere eine vollständigere form gewährende etymologie wird
durch das sp. mörbido, das die lat. und ital. bedeutung vereinigt, unterstützt.
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386 ILa. MORBIGLIONE— NIMO.
Morbiglione, morriglione fnasernkrofikheitf fnlo^. morbilli; von
morbus (MSnage),
Morfire tüchtig fressen^ schroten, shst. mor^9, fresscy maul, vb. aüfr.
morfier Carp,; vom mndl. morfen, mhd. mnrpfen abfressen^ 8. über das
deutsche wort Frisch /, 667^. Offo ^murfus lautet eine glosse des 10 jh.,
Pfeiffers Germania I, 116. Aber smorfia veraerrung des gesichtes, wd-
ches derselben herkunft sein dürfte^ erklären andre aus dem gr. fiogipri
gestaU, Schönheit.
Mortella heidelbeerstrauch; von myrtus, woher auch mirtillo
heiddbeere.
MoscionC; ven. mnsson, dimin, romagn. mnsslen, Umous. monstic
ein kleines geflügeltes insect; nicht von masca sondern von mnstam, weil
es zur zeit des mostes in den weinkdlem entsteht^ musca ceUaris bei LinnS
(s. Morri Voc. romagn.)^ daher moscione auch säufer bedeutet. Schon
Isidorus kennt das wort als ein volksübliches: bibiones sunt qui in Tino
nascnntnr, qaos 'vulgo^ mustiones a musto appellant Jf2, 8, 16. Mit
bibio aber verwandt ist das picard. biberon schnake, mücke.
Mozzo nabe des rades; von modins ßr modiolns, in einem glossar
mnzolus Oraff II, 996, vgl. mozolns DC. Aus dem diminutiv stammt
auch das fr. moyen.
Macchio hat^e. Die Übliche herleitung aus monticalus, so daß es
für monchio stände, setzt eine starke zusammenziehmg voraus, doch erlitt
auch conchylinm in cochiglia einen ausfaU des n vor einem guttural^
freilich in unbetonter silbe. Zu erwägen ist aber noch matnlos in der
L. Bip. (erdhaufe oder dämm? s. Ducange)^ worin mncchio seinen mlat.
ausdruck gefunden zu haben scheint, und ^. mojon //. b.
Mumiar modenes. ohne zahne kauen; nhd. mnmmeln, engl, iimmble
(Muratori).
Mnzzo sauersüß.
N.
Nasso, eibenbaum; unbekannter herkunft.
Nastro^ comask. ndstola, wallon. näle band, schleife, wal. nastur
knoten, knöpf; vom ahd. nestila schleife u. dgl., nhd. nestel, ude schon
Ferrari aufstellte.
Neo muttermal; von naevus.
Nibbio huhner geier, auch dauph. nibla; wird aus milyos, milyins
gedeutet, bei dem leichten übergange des m in n und des y in h nicht
unpassend: über miivins als Variante von milvus s. Schneiders Lot.
gramm. /, 364.
NichettOy niccolino ein edelstein; von onyx onychiS; sp. onique,
cat. oniqnel.
Nimo (in voVcsmundarten) , sard. mit angefügtem s (wie etwa in
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n.a. NOCCA-OTTA. 387
cnmmegas = it. con meoo) nemus, pronomen^ niemand, auch tval. nime,
nimenea; von nemo.
Nocca knöchel, mittleres gelenh des fingers; nicJU von nux nucis,
augenscheinlich das mhd, knoche, nhd. knochen, mit abgestoßenem k, da
die ital. spräche kein anlautendes cn duldet, ^Ehoche mag mehr gelenh
als bein bedeutet haben Grimmy über diphthongep.28. Vgl, auch Grand-
gagnage s. v. nokMe.
Nocchio stein im obste, knorren; von nnolens, sp. nucleo.
Növero ^roW, vb. annoverare; von numerus, numerare, wiewohl der
Wandel des m in y zwischen vocalen durchaus unüblich ist. Frane.
nombre kann daeu verleitet haben, worin das entartete m schwand und b
sich in V erweichte.
0.
Ogni pronomen, alt onni, von omnis. Das eu gn erweichte mn hai
vielleicht in der 0ss. ogn-uno = omni-unus, wenn nicht in dem veralteten
ogna aus omnia bei Barberino (s. Blanc 326) seinen grund; eweisHbiges
onmia findet sich schon bei Virgil Äen. 6, 33 und anderwärts, es konnte
im volksmunde leicht onja lauten und die singularform darnach einge-
richtet werden. Bonvesin schreibt omia persona, omia ben, omi-unca
mal jedes Übd.
Oibö, com. aibai intery. ei was! ei bewahre! scheinen die Italiener
den Griechen abgelernt eu haben, denen olßoi ein ausruf des Unwillens
ist. Nichts geht leichter von volk sfu volke als interjectionen. Für eine
dbküreung des lat. ausrufes heu bone deus halt dieses oibö Muratori.
Ontdno erle. Sollte es aus dem collectiv alnetum, sp. alnedo, fr.
annale entstanden sein, indem, une in topo aus talpa, al sich in o um-
gebildet hätte, so daß es auf alnetanus, welches sich in einer zweiten ital.
form amed&no ausjmsprechen scheint, eurückgienge? auch das sp. helecho
entsprang aus dem coUectiv filictum. Das venee. wort ist onäro, das
maü. olnizza nebst onise, offenbar von alnus, das trient. ogn.
Oppio masholder, acer canypestre, bt^chstäblich = opulus ein unbe-
stimmter bäum, bei Varro.
Örafo gcUdschmied; von aurifex.
Orbacca lorbeere; für lorbaccat;onlauri bacca, s. Bom. gramm. 1, 204.
Ostico Jierb von geschmack; von avatog trocken, woher avoTQog
herb (MSnage).
Otta eettpunct, stunde, zumal in den vrlt. compositis u?ie allotta,
talotta, auch moltotta PPS. 11, 328. Entstehung aus hora, das etwa oda
geben konnte, ist nicht annehmbar. Möglicher weise aber entsprang es
aus dem goth. übt (nur in abU.) rechte zeit, xaiQog, ahd. uohta früheeit,
aUn. dtta die zeit der drei ersten tagesstunden. Hin anderes ital. wort,
dotta, dem ganz die bed. xaiQog zusteht, könnte aus einem adverbialen
d*otta zusammengesetzt sein.
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388 n.a. PADÜLE— PAZZO.
P.
Padüle sumpf; bereits in frühester seit umgestellt aus palade: pa-
dulis in einer Urkunde vom j. 561 Marin, p. 182**, und später noch ofL
Eine ^an. form paül (sard. pauli) erwähnt Gabrera^ daher in derselben
spräche das vrlt paalar sumpf pg, paül ist bekannt, vgl. in padnlibus
Y^. L app. num. 8, de illa padnle n. 30, in span. Urkunden, f^al.
padure wald stimmt buchstablidi jsu padnle. Prov. nur palut.
Palascio art sabd, altfr. palache Roq,; ist das russ. paläsch^ wai.
pAlos, ungr. palos, vgl. bair. plotzen.
Paltone bettler, landstreicher, pr. paltom, abgel. it. paltoniere, pr.
altfr. pantonier, daher mhd, paltenaere. Die versuchten deutungen sind
nicht stichhaltig; buchstabe und begriff werden die folgende rechtfertigen.
Plautus Bacch. 6j 2, 5 bedient sich des iterativs palitari von palari um-
herschweifen, hiervon it. palitone paltone landstreicher: ebenso aus dem
vb. ciarlare das sbst. ciarlone, aus castrare castrone u. s, f. Palitari
wird also wohl ein volksübliches wort gewesen sein. In erwägung käme
noch das ndd. palte läppen Brem. wb., palt stüdk z. b. brot EH., aber
dem lat. stamme gebührt auch hier der Vorzug.
Pantalone eine maske der itäl. bühne, fr. pantalon ein darnach
benanntes Kleidungsstück; eigentl. eine venezianische tracht, die Venezianer
aber hatten den Spitznamen pantaloni, weil sie den heil. Pantaleon be-
sonders verehrten und häufig mit seinem nainen getauft wurden (Minage).
Der name der maske wird also wohl eine beziehung auf Venedig ge-
habt haben.
Pape interjection; vom lat. papae, gr. Ttanai: so entspricht occit.
babai dem gr, ßaßai, lat. babae.
Pap er 0 junge gans;^ vgl. sp. parpdr gänsegeschrei, gr. naTtncfyiv
gaken, gackern, dg. lallen (Wackemagel, Voc. anim. p. 80). Nicht die
stimme des vogds soll papero nachbilden, da diese eine andre ist, es scU
sich vielmehr auf das schreien nach futter oder auf die fütterung bezieh^
indem das gänschen mit dem kinde verglichen wird, s. papa /.
Pargo lo, pargoletto klein; für die gleichfalls vorhandenen parvolo,
parvoletto, also nicht etwa aus parcns, da gutturales g mehrfach für y
eintritt.
Pastocchia mährchen; vom it. pasto, dar pasto einen mit warten
unterhalten, kirren (Menage).
Pazzo unsinnig, toU, wüthend, pazziare unsinnig sein u.s.w. Ver-
gebens hat man dies wort auf lat. gebiete, z. b. im verbum patior, gesucht,
es scheint deutscher herkunft. Ahd. barzjan^ parzjan {wenn nicht parz6n)9
mhd. barzen, heißt umthen, hieraus konnte unmittelbar parziare pazziare
entspringen, wahrend dem adjectiv ein verlorenes deutsches adj. zu gründe
lag. Der ausfall des r macht wenig bedenken, da er vor z und vor dem
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n.a. PECORA-PICCIUOLO. 389
lautverwandten 8 mehrfach eintritt (cucuzza von Cucurbita, gazzo vom sp.
garzo, pesca von persica, dosso von dorsum u, dgh), er kann sogar schon
im deutschen gelegen hahen^ wo batzig für barzig {adj, aus dem eben he-
merkten barzen) steht, s. Weigand I, 111, Eine zss. ist strapazzare,
daher sp. estrapazar, fr. estrapasser, strapasser, verhöhnen^ mishandeln,
eigentl. übermäßig narren, sbst. strapazzo.
P6cora (f.) schaf schon im Vocab. S, GaUi sing, pecure, dsgl. in
einer Urkunde vom j. 757 Murat. Ant. üal. III, 569 inter pecoras; ur-
sprünglich wohl ein collectiv, schafvieh, nachher auf das individuum an-
gewandt. Im cremon. bezeichnet das masc. p^gor den widder.
Pendice abhang; nach appendfce (I für T) von pendere gebildet,
altfr. pendant anhöhe LBs. 179.
Piniol a topf; von pendulus nach Menage, weil er über dem feuer
schwebe. Vgl. pente IL c. Derselben herkunft ist auch das adj. p6n-
zolo schwebend.
P^rgamo kanael, hohes gerüst; von pergamum anhöhe, bürg, mit
Menage.
Peritarsi (präs. mi p^rito) sich scheuen, sich schämen. In einigen
mundarten, z. b. der venez. cremon. und mail., bedeutet peritare, perita
schätzen, taxieren, perito taxator, von peritus; aber zwischen beiden be-
griffen fehlt der logische Zusammenhang. Auch das (zweifelhafte) lat.
peritare (zu gründe gehn) gewährt keinen passenden begriff. Manage
bringt pauritare vor, iterativ von paurire (in s-paurire), worin au oder
av ganz regelwidrig in e geschwächt wäre. Dürfte aber nicht an sp.
apretarse (s. prieto IL b) gedacht werden, dessen bed. ^bedrängt sein'
die des itcd. Wortes unmittelbar berührt?
Persa majoran, neugr. Ttegaa; von nQaaiov, nqaoov lauch (Menage).
P^vera, m einigen wbb. petriola, mail. pidria, romagn. pfdarja,
com. pl^dria, ven. implria, bresc. pedriöl hölzerner trichter; nach Ferrari
von impletorium, was den formen wenig genügt.
Pezzente, peziente bettler; von petieus ßr petens wie altit. cag-
gente von cadiens für cadens, oder veggente von videns. Das gleichbed.
pg. pedinte kann dies bestätigen.
Pialla hobel, piallare hobeln; für planula, planulare, von planus
eben, planare ebenen, vgl. luUa von lunula. Diese bei Menage u. a. vor-
liegende etymologie unrd durch das gleichbed. sard. piana oder prana d. t.
plana bestätigt. In derselben spräche hat pialla auch die bed. axt, ein
Werkzeug, das, wenn auch nicht zum hobeln, doch zum behauen dient, in
andrer form pfola und so comask. piolet. Man ist bei letzteren an da^
altd. pial, nhd. beil, zu denken geneigt, und doch scheint der diphthong
ia fpialla) darin nur mit io vertauscht. Im venez. ist daher pialla und
piola, piallare und piolare gleichbedeutend, hobel und hobeln.
Picciuolo stiel am obste, wäl. picior fuß; von ^qüoIub füßchen, obst-
siid, bei Afranius nach Nonius, auch bei Cdsus und Columella. Mit ver-
ändertem Suffix sagt der Spanier pezon. Mundarten aber zeigen im
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390 ILa. PIEVE-PODESTA.
inlatU gutturales c : ven. picölo, mail, picöll, piem. picol = pedicalas füf^
chen zsgB. peculuB?
Pieye landdechanei^ chiv. pleif pfarrei, ü. piovano, wäl. pleban
landdechant; vom ndat. plebes parochialkirchey plebanas.
Pieviale, gewöhtU. piviale vespermantd; für pioviale =i plaviiJis
regenmantely nach Ferrari und Menage. Es ist indessen nicht wahr-
scheinlichy daß das radicäle o in piova (plavia) in i oder ie ausgewichen
sein sollte, da v vielmehr ein solches o nicht selten hervorruft. Überdies
ist regenmantd eine untergeschobene bedeutung : die eigentliche ist priester-
ma/ntd und so kann seine abstammung aus dem vorhergehenden warte
nicht zweifelhaft sein.
Y igiare pressen; participiälverbum von pinsere pinsus, gleichsam
pinsiare, une pertugiare von pertusus pertusiare; nicht von pisare.
Pigio ne miethjdns; von pesio für pensio, ebenso niagione von mansio.
Pignatta topf; von pinea, weil der de^kel desselben ehedem die
gestaU eines fichtengapfens hatte^ wie Muratori bemerU. Daher entlehnt
sp. pinata.
Piota braucht Dante Inf . 19^ 120 für fuß oder sohle: forte spingava
con ambo le piote, und so kommt es auch im Dittamondo vor^ bei andern
bedeutet es ein stück rasen. Ferrari^ Menage und andre etymologen leiten
es auf das umbrische plotus, plaatus zurück, wovon Festus sagt: plotos
appellant Umbri pedibus planis [natos . . . unde et Maccijus poeta,
quia Umber Sarsinas erat, a pedum planitie initio Plotus, postea Plaatus
coeptos est dici. Es hieß also plattfüßig und aus diesem adjeetiv oder
aus dem stamme plot müßte das ital. Substantiv genommen sein. Die auf-
findung eines altitalischen wortes oder Stammes im romanischen hat etwas
reizendes und vielleicht ließ sich die kritik durch die schimmernde reliquie
blenden. Ist piota nicht vielmehr die ital. form des pr. pauta, altfr. poe
= nhd. pfote, mit eingeschobenem 1 wie in andern Wörtern? auch piem.
piota tmd dauph. plauta heißen pfote, tatze. Aber die bed. rasenschcUe
d. h. plattes stück einigt sich schwer mit der von pauta, leicht mit der
von plotas. Oder entstand das ital. wort at4S dem adj. piatto plaU? vgl.
com. piöt fest getreten, platt getreten, plöta Steinplatte, mail. piöda dass.
Eine solche entstellung von platta in piota (nicht einmal piotta) ist aber
für die Schriftsprache nicht zu genehmigen; ob für die mundarten, bleibe
dahin gestellt.
Pipistrello, auch vipistrello, vispistrello, vespistrello fledermaus;
durch Versetzung des s und r aus vespertillus für vespertilio.
Pitocco bettler; vom gr. Ttrwxog dass. Oder etwa von pit gering ^
woher lomb. piton arm; aber die bedeutung schließt sich genau an die
des griech. Wortes.
. Podestä name einer obrigkeitlichen person; verdient erwähnung,
weil es dem natürlichen geschlechte zu gefallen masculin geworden; pr.
podestat, poestat gen. comm., sp. potestad, lat. potestas (im persönlichen
sinne) feminin.
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IIa. POÜGU— PURE. 391
Poggia 8eü am rechten ende der segdstange^ reckte seite des Schiffes^
daher fr. poge (m.); vom gr, nodinv^ dimin. von novg seil an dem unteren
aipfei des segelSy in Italien auf das seil zur rechten angewandt^ seitdem
orza für das linke üblich geworden; einer der aienUich zahlreichen aus
dem griech, aufgenommenen schifferausdrücke. Vgl. Menage Orig. d. h
itai. s. V.
Pollare keimen, quelleny esgs. rampollare; von pnllare hei Ccdr
pumius Ecl. 6.
Ponga venesf. (neap.in einer reimchronik Mural. Ant. ital. VI, 692)
kröpf der vögel, wal. punge beutet; in dieser letzteren bedeutung schon
goth. puggs, dltn. pungr, ahd. fung cet., dsgl. mittelgr. novyyr} Ttovyyiov,
ngr. novyyi^ aber aus welcher quelle?
Pontare, pnntare auf etwas dringen, sich dagegen stemmen; = fr.
pointer die spitze, den schuß auf etwas richten, vgl. it. pontar la lancia
contro alcuno. Mail, ponta hcU auch die bed. spitzen.
Pozzolana verwitterte lava, woraus ein mortel bereitet wird; so
genannt, weü man sie häufig im bezirke von Pozznoli findet.
Prace (aretinisch) räum zwischen zwei furchen ; von ngaaia garten-
beety nach Bedi, Etimol. ital.
Predella fußschemel, fußtritt, maü. brella; geunß vom ahd. pret
= nhd. brett, trotz Ferraris , Widerspruch. Gleicher herkunft ist pr.
bredola 'scabellum im Floretus, aus welchem auch Rochegude, Oloss. occit.,
es schöpfte.
Pretto lauter, rein, unvermischt, vino pretto vinum merum; durch
syncope für puretto von puras. Muratori in der meinung, eine solche
syncope sei im ital. ohne beispiei, zieht das wort lieber at4S dem ahd.
berht, peraht, dessen bedeutung aber (hell, glänzend, goth. bafrhts d^Xog,
deutlich, offenbar) minder genau zutrifft. Befremdlich ist nur das offene
e in prötto neben dem geschlossenen in purötto; die verkennung des ur-
sprünglichen Suffixes mag an dieser ausspräche schuld sein.
Prla adverb, für prio von prias, äwa der gegenüber liegenden
parükel poscia in seiner endung angebildet, keinesfalls von prima mit
ausgestoßenem m.
Pula Spreu, piem. com. bula, berg. bresc. böla, daher ü. bnllaccio
P. Monti; von unbekannter herkunft, nach Ferrari vom lat. apluda, wctö
sich schwerlich rechtfertigen läßt.
Pulcinello ^^$on oder maske in der neapolitanischen komödie,
fr. polichinelle; entsteüt aus Puccio d'Aniello, dem namen eines witzigen
bauem aus der gegend von Acerra in der Campagna felice, der diese
person zuerst spielte. So Oaliani im Vocab. napol. Nach anderer deu-
tung ist pnlcinella ein kosewort für Mndchen, liebchen (hühnchen) und
ward später auf jene bei dem volke bdiebte maske übertragen, s.
z. b. Bolza.
Pure Partikel, solum, tarnen; vom adv. pure rein d. h. ungemischt,
schlechtweg. Auch im ältesten provenzalischen findet sich pnr, man sehe
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392 ILa. PUSIGNO- REBBIO.
Boäh. V. 6 und 192, im tocdd. dasselbe Hahn p, 672, im ^churtoälschen
pir, spir.
Pusigno mcMzeit nach dem abendessen; von post-coeninm (un-
lateinisch), geformt wich ante-coenium.
Puzzo, pazza gestank, puzzare gestank machen, stinken; von pu-
tidas mit ausgestoßenem d putius: nicht anders sozzo von sucidns,
rancio von rancidus.
Q.
Quattrino eir^ Meine münze; so genannt, weil sie vier danari giU
(Orusca). ,
Quercia, querce (f.) eiche; vom adj. querceus, quercea me feggio
von fageas. Die bildung ist alt: alia quercia sagt eine longoh. Urkunde
V. j. 742 Ughell. III, 671; duo quercias eine andre v.j. 760 Brun.p. 570.
Im sardischen hat sich chercu = quercus erhalten.
Quinci ortsadverb; von eccu' hincce. Ebenso quindi von eccu'
inde, quivi von eccu' ibi.
R.
Rado selten; euphonische abänderung aus rarus.
Ragazzo handlanger, hübe, ragazza mädchen; von ^ccTir] lumpenrock,
im Cod. Theod. raga, daher ragazzo einer der die raga trägt, knecht,
nachher auch knäbe, wie lat. puer beide bedeutungen einigt; oder von
raca homo nihili im Ev. Matth. So Muratori. Regazzo laiutet das wort
im veron. diälect.'
Ragia, chw. rascha harg; aus einem unvorhandenen adj. raseus,
rasea von rasis gleichbed.
Ramarro eidechse, romagn. mar; von TBmekupfer, wegen der färbe,
vgl. unser kupfereidechse (Mahn).
Ramfo {nur vorhanden im lomb. ramf, ranf) spasmus; vom mhd.
rampf mit gl. bed.
Ramolaccio meerreiiig; durch dissimilation für ramoraccio von
armoracia mit ders. bed., bei Columella auch annoracium.
Randello packstock, prügel, arrandellare jsusammenknebeln; vom
dtschen rädel oder reitel, die dasselbe bedeuten. Noch näher den dtschen
liegen die comask. formen rat und reglia.
Rappa büschd; vgl. mhd. mndl. rappe kämm der traube, wdche
bedeutung auch das piem. rap (it. grappolo) hat.
Ratio adj. rasch; von raptus hingerissen. Waüon. toratt = it.
tutto ratio.
Rebbio jsinke der gabel; von ungewisser herkunft. Nimmt man
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IIa. RECARE-RIPENTAGLIO. 393
aber für unser deutsches riffel ßamm mit eisernen zinken) ein älteres
ripil an {vgl, ndl. reppeii, engl, ripple = hd, riflfeln), so trifft dies zum
itoi. Worte: diebedeutung wird keine Schwierigkeit machen. Buchstäblich
dasselbe wort ist sp. rejo spitze, Stachel.
Recare darreichen; besser vom ahd. recch&n, nhd. recken aus-
strecken (hinhalten), als vom ahd. reichan, nhd. reichen, in welchem fall
racare zu erwarten stand. Honnorat kennt auch ein veraltetes occ. arecar
herbringen.
R^cere speien; von reXcere für rejicere, zu Festus zeit gebraucht,
s. Schneiders Lat. gramm. I, 681,
Refe zwirn j vom gr. ^q>ij naht^ nach Ferrari u. a., woneben aber
auch das ahd. reif strick, band zu erwägen ist. So stammt auch piem.
tra, chw. trau bindfaden aus dem dtschen draht.
Renso feiner flachs; benannt nach der Stadt Rheims, woher man
iJm bezog.
Reo schuldig, dsgl. böse, schlimm, für welche letztere bedeutung eine
form rio stattfindet, wal. reu. Aber sp. reo, chw. reus, nur im lat. sinne
des Wortes.
Rezza eine art spitzen; von vete, plur. retia.
Ribaltare umwerfen, umstürzen, z. b. un vaso di vino, construiert
Muratari aus re-ab-altare von der hohe herabwerfen, vgl. lat. ex-altare
wtki das einfache altare bei Sidonius. Ist dies richtig, so gewährt es ein
weiteres romanisches beispiel von Zusammensetzung mit ab, wie in ab-
battere und einigen andern, s. JRom. gramm. II, 420.
Riddare den reihen tanzen, sich drehen, sich umhertreiben, ridda
kreißtanz; vom ahd. ga-r!dan, mhd. riden drehen, winden.
Rifiutare verschmähen, verweigern; ganz unverwandt mit fiutare
beriechen, durch einschiebung entstellt aus refutare, nilat. s. v. a. respuere,
maü. cefudä, pr. refudar, refuidar (als ob es von refugitare komme), auch
refindar GProv. 32, vgl. rifusare /. Dieselbe einschiebung hinter f in
fiaccola für faccola.
Riga zeile, streif, rigo lineal, rigoletto reihentanz, reigen; vom
ahd, rfga linie, kreißlinie, mhd. rthe = nhd. reihe (die wir uns eben so
wohl in gerader richtung denken). '
Rim petto, di rimpetto, a rimpetto Si qo. präposition, contra, gegen-
Ober; gebildet von petto, lat. pectus, wie rincontra (re-in-contra) von
contra. Petto drückt in derselben weise das gegenüberstehen aus wie die
span. adverbial gebrauchten Wörter h4cia oder cara oder freute. Dante
sagt chiuser le porte nel petto al mio signor sie schlössen ihm die pforte
vor der nase Ir^, 8, 116. An respectus ist nicht zu denken. Auch ap-
petto wird in dieser weise gebraucht.
Ripentaglio gefahr. Bestimmter ist die bedeutung des altfr. repen-
taille {von repentir) reukauf, vertragsmäßige büße: it. porre a ripentaglio
hcmn also heißen ^etwas auf reue oder büße setzen, der reue oder büße
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394 * IIa. RIPIDO— ROZZO.
Ripido sieii; von ripa ufer, steile hohe, der einzige gewisse fall
einer romanischen ableitung mit idas, Bom. gramm. Ily 321.
Ripire Mettem; toird von ripa und rapidus hergdeitetj warum
nicht von repere mit übertritt der 3. lat. in die 3. rom, conj, wie in
fagere fuggire? Vgl. die churw. form rever, hei welcher dieser übertritt
nicht stattgefunden hat. Die prov. spräche kann das partic. repens auf-
weisen, freilich nur im Elucidari.
Ritroso hartnäckig, widerspenstig; von TetvoTBViS rückwärts gekehrt.
Rocchio block höh oder stein; n(^$^ ronchione vomit.rocosLfds?
Rogo brombeerstrauch^ wcU. mg; von rübus (rovo rogo), sp. rabo.
Rombo und frombo gesumse, roraba und fromba ^cAZeuder, rombola
und frombola dass., rombolare und frombolare schleudern, sichtbarlich
vom gr. ^ofißog kreißet (daher die bed. gesumse), ^ofißelv schleudern.
Das vorgesetzte f muß onomatopoietischer natur sein. Muratori kennt
auch ein mlat. rumbulas geschleuderter stein = it. frombola in der bed.
abgerundeter stein oder kieset.
Romire brausen, lärmen; regelrecht gebildet aus ahd. hrömjan,
hraomjan = nhd. rühmen, eigenÜ. lärm machen, sbst. hruom lärm, geschreL
Romfto einsiedler, einsam, ^. rimita; von eremita.
Ronca hippe, auch spieß mit einer sicheh, vom vb. rancare a&-
mahen, ausQäten. Altfr. ronsge spieß Boquef.
Ronzare summen; vom ahd. rfinazön, nihd. rfinzen dass. Auch
sp. ronzar, roznar mit geräusch kauen? Sbst. ü. ronzone große Schmeißfliege.
Rospo kröte; vieUeicht zusammenhängend mit mspo raiuh, vgl. es-
cuerzo II. b. In trient, mundart rosch, in churwälscher tvlbc, ruosc, in
vicentinischer aber crote aus dem deutschen der sieben gemeinden.
Rosta 1) hemmung, Sperrung (so bei Dante Inf . 13, 117 nach Mu-
ratori und noch mundartl.), daher vb. comask. rosta hemmen; 2) fächer,
Wedel, vb. arrostare wedeln, hin und her bewegen. Es stammt in beiden
bedeutungen vom ahd. nhd. röst {ahd. auch fem. rösta), sofern dasselbe
nicht allein eine Sperrung im flusse (mlat. rosta ,6« Ducange), sondern
auch das gegitterte visier des helmes und den ebenso geformten fächer be-
zeichnet, 8. Frisch II, 128". Die walach. spräche hat rosteiu rost, guter
= serb. rostllj.
Rovajo nordwind; von ungewisser herkunft, nach Menage umgestellt
aus borearius {für borealis), also robearius rovarius.
Rovello und rovella grimm, zom, arrovellare erzürnen; von ru-
bellas roth. Ira rubens sagt der Lateiner.
Royistare, ruvistare herumstöbern; von re?isitare, mit MSnage.
Rozzo roh; ist seinem begriffe nach mit lat. rudis identisch und 6e-
gegnet mit seiner endung dem sp. rudo, dessen entstehung aus rudis unr
zweifelhaft ist; allein wie die span. form ein lat. rudus verlangt, so die
üäl. das noch weiter abliegende mdias, vgl. oben fujo; erstere begegnet in
einem alten glossar: rndus 'asperus' Class. auct. VI, 643'', vgl. rudus
'novus' Gl. JErford. 371, 43.
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II.a. RUBBIO-SCAFFALE. 395
Rabbio ein maß für hom; von rnbens, toeil die einiheüung des-
selben innen roth gezeichnet war wie bei der pinta.
* Buspare starren = lat. raspari durchforschen^ dem z. b. Vossius
die erstere ais die grundbedetäung beilegt.
Bnspo 1) neu gemünzt, 2) rauh. Die letztere bedeutung ist sicher
voranzustellen : sie führt auf ahd. raspan starren, vgl. rnspil-h&r krauses
haar. Genues. rüspu bezeichnet einen menschen mit struppigem haar, aber
auch den myrtendom; es ward also mit rnscam verwechselt.
Bussare schnarchen. Das gleichbed. ahd. ruzzön halte U. rnzzare
ergeben müssen, aber herhunft aus einer späteren form rnssen Schmdler
in, 138 darf vermulhet werden.
Rüvido rauh, uneben. Mit rabidns (roth) kann es keine gemein-
schaß haben, wiewohl selbst rabido gesagt wird, und nicht ohne künstelei
würde es sich aus radis ableiten lassen. Dagegen braucht Plinius H. N.
18, 10 (23) ein adj. rnidus, dem man passend die bed. rauh beilegt und
daraus konnte mit bekannter Hnschidmng des v (vgl. flnidus flnyido) das
ital. wort entstehen. Die stelle ist: major pars Italiae rnido ntitnr pilo,
wozu Harduin bemerkt: aspero et impolito, ut recte Hermolaus.
Buyistico, rovistico hartriegd, rainweide; entstellt ou^ lignstrnm,
das man zunächst mit ligusticnm (s. levistico I.) verwechselte.
Razzare schäkern; ungewisser herkunß, gleichbed. Schweiz, rtttzen.
s.
Sala achse des wagens, ein in keiner romanischen noch auswärtigen
Sprache zu entdeckendes wort. Lat. axis zwar als mathemalischer ausdruck
ist vorhanden im it. asse, welches früher, wie noch jetzt mundartlich,
dessen grundbegriff erfüllt hohen muß. Da es aber auch assis und as
bedeutet, so fühUe man sich veranlaßt, für jenen unchtigen gegenständ ein
klares wort einzuführen. Einige mundarten bedienen sich hierzu der ab-
leilung: die mailändische hat assäa, die venezianische assfl (s. Boerio),
gleichsam axile. Man konnte sich statt axile at4ch axale denken und ein
it. assale, verkürzt aale, darauf bauen, welches denn zur Unterscheidung
von sale (salz) in sala umgebogen worden wäre, denn das in diesem
Worte gleichfalls enthaltene ursprüngliche deutsche sala war kein störendes
homonym. Beispiellos allerdings ist diese umbiegung ies Suffixes alis in
ala, aber das aus ass-ale abgekürzte sale ließ dieses suffix nicht mehr fühlen,
Salassare zu ader lassen; zsgz. aus sangue lasciare, vgl. aUpg.
sanguileixado. Daneben auch segnare vom fr. saigner, pr. sangnar,
sp. sangrar, lat. sanguinare.
Sa Ivan 0 (eigentl. salvan maü.) aip, der die schlafenden drückt;
von Silyanos, dem dasselbe schuld gegeben ward, s. z. b. Schwencks Rom.
mgthologie. Dieselbe entsteHung des i in a wie in salyatico von silvaticas.
Scaffale gesteU mit fächern, steUbrett; vom mhd. schafe (schaf-
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396 n. a. SCALCO-SCATOLA.
reite), bair. schafen (f.), ndl. schap dass. Gleicher herkunft ist gen.
seaflfo lettsteUe^ sie. chw. scaffa = scaffale.
Scalco küchenmeisteTj vorschneider; vom goth. skalks, (ihd. sealc
diener, atich im it. siniscalco und mariscalco enthalten. Ein frone, es-
calque hei Rabelais bemerkt Menage.
Scalfire riteen^ aufkratzen; van scalpere graben, scharren, mü
demselben wechsd der lippenhute wie in soffice von snpplex. Aber so
gane zuverlässig ist dieser Ursprung nicht. Woher nämlich das partic.
scalfitto für ficalfito? Hat fnan etwa scarificare umgebildet in 8carificere,
inf. »carfire scalfire, part. scalfitto? Enger noch schmiegt sich das ent-
sprechende sard. scräffiri, das, wie alle stanmbetonte verba dieser mundarty
nur lateinischer herkunft sein kann, an dies hypothetische scarificere.
Scalterire, scaltrire fein abrichten, scaltrito, scaltro (vgl. finito,
adj. fino) scUau, listig. Augenscheinlieh verwandt ist calterire ritsen^
die haut aufritzen^ dessen part. calterito der bed. von scaltrito fähig ist.
Die erklärungen aus callidas oder aus calce terere u. dgl. sind verwerfe
lieh. Wenn femer Muratori calterire aus caateriare brandmarken, scal-
trito zugleich aus cautus deutet und sich wegen des bf4chstabens auf lalda
für lauda, aldace für audace bezieht, so ist dagegen zu erinnern, daß
den mundartlichen (florentinischen) formen mit 1 die ursprünglichen mit u
zur Seite stehen, caaterire aber nicht vorkommt, und daß es, selbst wenn
es vorkäme, kein derivatum von cautus sein könnte. Die herkunft beider
allerdings schwieriger Wörter ist also hiermit nicht ergründet; ob der
folgende versuch besseres leiste, mag zweifelhaft erscheinen. Lot, scalpere
heißt 1) kratzen, 2) eingraben, aushauen, schnitzen. Durch Vermittlung
des sbst. scalptura erfand scalpturire, das ungefähr dasselbe sagt wie
das stammverbum; hieraus it. scaltrire mit der zweiten bedeutung, die aber
auf die bildung oder Verfeinerung des menschen übertragen ward : scaltrire
definiert die Crusca di rozzo e inesperto fare altrui astuto e sagace, also
aus dem rohen hervorbilden, wie auch der plastische künstler thut, fein
zuschnitzen, verstand und teitz ausbilden. Scaltro verhält sich also logisch
zu scalpere wie yXaq>vQ6g zu ylaq)€iv. Für die erste bedeutung von
scalpturire, worin es bei Plautus Aul. 5, 4, 8 vorkommt {ah scalpurire),
trat calterire ein, das aber auch die zweite nicht ganz verschmäht. An-
lautendes s fäUt zwar sonst im ital. nicht weg, aber der gleiche werth
zahlreicher Wörter mit und ohne s impurum (sguardo, guardo) mochte zu
dem fehler verleiten, neben scalterire auch calterire zuzulassen. Man
merke noch einige spuren des Wortes in andern mundarten: altsp. escal-
drido = it. scaltrito (jenes nach Oayangos verderbt aus esclareoido),
wald. scautriment Hahn 699 = scaltrimento.
Scaraffare wegraffen; entspricht besser dem mhd, schrapfen, bair.
schrafeu, ndd. schrapen kratzen, zusammenkratzen (vgl. escarbar IL b),
als dem gr. axaQig>aa&ai^ da betontes a im präs. scaraflfo aus i hätte ent-
springen müssen, was gegen die lautgesetze wäre.
Scatola, chw. scslÜb, = hochd. Schachtel. Schon Boccaccio braucht
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ILa. SCEGLIERE-SCHIAMAZZARE. 397
das wort mehrmals und stets in der hedeutung eines hehaUers für confect;
auch im späteren itai, mlatein kommt es einmal vor. Ist nun aber scatola
aus schachte! oder schachte! aus scatola? Nach Weigand zeigt sich das
deutsche wort erst im 15. jhjund scheint entstanden entweder aus dem
deutschen Schafte!, einem derivatum von schsLÜ ^repositoritm, und so ur-
theiUe schon der alte Frisch 11^ i55% oder aus dem itai. wortCy dem es
auch Wackemagel^ Umdeutschung p. 58, zuweist; dieses aber wäre aus
dem carolingisch-lat. scatum d. h. aus dem altd. skatt ^pecunia, gaza ab-
geleitet. Diese letztere deutung genügt dem begriffe kaum, denn zu einer
geldkasse eignet sich das schwache hehältnis wenig \ man machte dafür ein
neues wort schataUe. Erwägt fnan die buchstoben, so konnte scato!a recht
wohl OII5 schacTite! etUstehen, denn einfaches t vertriU et (cht) auch sonst,
z. b. in pratica, etica (hect); schachte! aber aus scato!a würde eine un-
gewöhnliche einschiebung des ch vor t erfahren haben. Bekennt man sich
zur ersteren ansieht (scato!a aus schachte!), so versteht es sich, daß man
dem deutschen worte ein etwas höheres alter einräumt.
Scegüere auswählen. Herhmft au5 seügere ist etymologisch mög-
lich; da aber keine form següere daneben besteht und die übrigen sprachen
nicht dieses, sondern ein neues compositum ex-!egere für eügere hoben
{sp. es!eir, pr. esüre, fr. 6!ire), so ist das ital. verbum besser wohl aus
ex-e!igere zu erklären, worin die gemination der partikd nicht auffallen
kann, vgl, unten sciünguare.
Scempio marter, Strafgericht; von exemp!am gleichbed.
Scendere herabsteigen; verkürzt aus descendere wie struggere aus
destruere, sp. descender.
Scemere, scernire unterscheiden, anzeigen, auslesen; von excernere
absondern, pr. eissernir auseinandersetzen^ anzeigen, eissernit auserlesen,
ausgezeichnet: pr. eis beweist für ex, so daß an secernere oder disceraere
nicht gedacht werden darf. Dazu Krit. anhang p. 11.
Scerpare zerreißen; /wrscerpere von discerpere. CÄur«;. scarpar,
com. scarpä von dis-carpere.
Scheggia Ritter, scheggio steiler fdsen; von sc!udia {oxiötov)
bei Vitruv, in erster bedeutung.
Scherzare schäkern, sbst. scherzo; deutsches wort, mhd. scherzen
fröhlich hüpfen u. dgl, verwandt mit ahd. slterön muthwülig sein? Vgl.
Grimm Reinh. p. BSf, St^mdlers Bair. wb. UI, 405.
SchisLCoisLTQ quetschen, knacken, schiaccia /aZfe; vom ahd. k!ac!sjan
zerbrechen, mit verstärktem anlaut, mhd. zer!dec!ten z. b. ein ei (vgl.
Hahn zu Konrads Otto v. 145). Mit fr. öcacher (s. quatto I.) ganz
unverwandt.
Schiaffo maülscheUe; vom dtschen schlappe, aber nach einer mtdh-
maßlichen form scMapfe, s!apfe, wogegen der ersteren das ven. veron.
s!epa, maü. sleppa gemäß ist. Neupr. vb. esclafä schlagen, flappen.^
Schiamazzare schnattern, lärmen, sbst. schiamazzo, altfr. esc!a-
masse {dcJier nhd. sciüamasse); von exclamare.
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398 ILa. SCHIAREA-SCIOGLIERE.
Schiarea acharlei, scharlachkraut^ salvia hanmnum L.; Von Unge-
wisser herhunftj welche auch die mlaiein. und altdeutschen formen sclare-
gia, sclarea, scaviola, scareia, scaralega nicht auf/mheUen vermögen.
Schietto rein, glatt, pr. esclet ÖO., limous. escW mit ders. bed.,
chw, schliett nichtswürdig; vom goth. slafhts, ahd. sl^'ht, nhd. schlicht,
schlecht Das neap. schitto hat, gleich dem fidl. slechts, die adverbiale
bed. ^nur (schlechthin) entwickelt, so auch churw. schiett (bei Conradi)^
vgl. it. pure von pnras.
Schioppo, umgestellt scoppio krach, knall, feuergewehr, dimin.
schioppetto, scoppietto, daraus sp. escopeta, fr. escopette stutebüchse,
vb. scoppiare knaUen, platten, eerspringen, letzteres in der L. Bai.: si
quis alternm de sagitta toxicata percntere yolnerit et praeter sclupa-
verit ^vorbei geschossen . Persius gebraticht stloppns, wond}€n auch eine
lesart sclopus angemerkt wird, für den schall, den ein schlag auf aufge-
blasene backen macht: nee stloppo tnmidas intendis rumpere bnccas:
hieraus, bereits nach der ansieht der älteren etymologen, das ital. wort,
indem stl su schi u?ard, vgl. fist^lare fischiare. Eine dritte ital. form
stioppo ist nicht nothwendiger weise als unmittelbares product der lesart
stloppns £u fassen, da schi häufig in sti übergeht (stiaffo, stianto, stinco).
Schippire entwischen; offenbar ein deutsches wort, für sclippire
mU unvermeidlicher Unterdrückung des \, mhd. slipfen (ahd. slipi^an,
sclipigan?), ndl. slippen, ags. slipan, engl, slip gleiten, sMüpfen,* weg-
schlüpfen. Nach 1, conj. comask. slippä mit gl. bed.
Scialacquare verprassen, scialacquarsi eerßiefkn; nach Minage
aus ex-adaqnare, n<ich andern aus it. scialare und acqua.
Scialare aushauchen; von exhalare, sp. exhalar, ital. auch entstellt
in asolare keichen, gleichbed. mail. esalä.
Sciarra Schlägerei, sciarrare zersprengen, zerstreuen; unbekannter
herkunft, nach Fr. Pasqualino vom arab. scharr bosheit Gol. 1266, dem
aber die bedeutung des verbums widerspricht. Mit besserm rechte denkt
man wohl an unser ahd. zerran zerreißen, nJid. zar riß, woher ü. ciar-
rare, sodann mit prothetischem b, wie oft in deutschen Wörtern, s-ciarrare
werden konnte.
Sciatto plump, ungestalt; zsgs. aus negierendem ex und aptns, wie
auch Minage erklärt. Oder ist es vom ^. chato stumpf, stumpfnasig,
woher sicher das mail. sciatt dick und kurz? Q. platte I.
Scilinguare stammeln; zsgs. at^exund elingnare derzunge berauben.
Sciocco unschmackhaft, dlbem; von exsaccns safUos.
Sciogliere, sciorre sciolsi sciolto losbinden, lösen; dsgl. disciog-
liere, disciorre disciolsi disciolto lösen, schmelzen. Ersteres von exsolvere,
darum sard. isolvere, letzteres (oder auch beide, was sich grammatisch
nicht unterscheiden läßt) von dissolvere. Asciogliere lossprechen, von
absolvere. Die behandlung des y in dem lat. worte ist ungewöhnlich, die
abänderung der corgugationsform, die auch in risolvere risolsi, as8ol?ere
assolsi vorliegt, kann nicht auffallen.
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II. a. SCIOPERARE-SERMOLLINO. 399
Scioperare von der arbeit abhcdteny daher sciopero, scioperone
mäfiigy müfiiggänger; von ex und operare.
Scipare venoüsteny verderben; von dissipare, sp. disipar. Ebenso
scinpare von dissapare, einer in den handschriften üblichen vielleicht
bessern form^ die also im ital. fordet.
Scipido, sciapido fade; von in-sipidns, in-sapidns.
Sconfiggere sconfissi sconfitto aufs haupt schlagen. Exoonfigere
widerstrebt der bedeutung, dagegen entspricht derselben das pr. esconfire
esconfis esconfit von ex-conficere: dies nahm der Italiener herüber, lieh
ihm abery da dessen flexion im übrigen eu figgere stimmte^ auch den in-
finitiv dieses verbums.
Scomare demüthigen, beschimpfen; cdtfr. escoraer einem die
hömer d. h. den stoU nehmen^ cornna snmere, gleichsam excornare; da-
her sbst. scorno.
S cos so {nur vorhanden im lomb. scoss) schoß, gremium; aus dem
deutschen, ahd. scöz. Dasselbe wort ist das waUon. h6 für bot, ndl. schoot
Scotolare flachs schwingen; vom ahd. soatilön schütteln, vgl. woi.
scnturä schütteln, beuteln.
Scotta molken; von excocta, weU sie durch kochen von der milch
geschieden oder auf diese weise abgeklärt eu werden pflegen, darum auch
ricotta genannt. Daß das wort nicht im dtschen schotten quark, geron-
nene müch, das man von schtttten herleitet (die müch schüttet sich, ge-
rinnt), seinen grund habe, beweist die comask. form scocia = excocta^
ufie strecia «= striota u. dgl.
ScTanna bank, auch richterstuhl; vom gleichtaut, ahd. wort, nhd.
schranne mit denselben bedeutungen, Schmeller III, 610. In ci-scranna
sessei mit beweglicher rücJdehne ist der erste theU der susammensetaung
dunkd.
Scriccio, scrfcciolo eaimkonig; vgl. ülyr. zaritsch, krain. stresch
(bei Nemnich), Oriech. nqi^, ags. scric, hd. schrick, sind vogelnamen
andrer bedeutung.
Score beU; durch syncope von securis, woi. s^cüre, sp. segur,
sard. segari.
Sdrajarsi sich der länge nach hinstrecken; wahrscheinlich das goth.
straajan oder ahd. strewjan ausbreiten: sd = st wie in sdrucciolare.
Sdrücciolo schlüpfrig, gleitend, vb. sdrucciolare gleiten, stolpern,
daher sp. esdruxulo; vom ahd. strflhhal strauchelnd (nicht m belegen),
vb. mhd. strfichelen, nhd. straucheln. Die normale büdung wäre sdruc-
colo gewesen.
S6golo kleine hacke; von secula sichel.
Sema, sem comask., semma mail., adverb ßr it. ora, volta, e. b.
Taot sem Valtra volta, semma vun, semma Folter or Vuno, or Valtro;
vom lat. semel (P. Monti).
Sermollino quendd, ein kraut; von serpyllum, it. auch serpillo,
serpollo, sp. pr. serpol, fr. serpolet
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400 n.a. SERQUA-SmiMA.
Serqua ein dtUsend.
SezzOy sezzajo mit assimiliertem anlaute zezzo uUimus; von seoias
schlechter, geringer, in einem glossar des 12. jh. secius ^segnius^ lang-
samer, später, also ein noch in da sezzo, dem gegensatMe von da prima,
deutlich ausgedrücktes zum adjectiv gewordenes adverb. Eben so wohl
würde sich das ital. wort, mit berufung e. b. auf fazzone aus ülcHo, aus
dem von Odlius angemerkten sectius für secias erklären lassen. Eine
form mit cc seccio ist nicht vorhanden, selbst nicht, wie es scheint, in den
sonst so formenreichen mundarten. Den positiv bccub hat das aitsard.
assecos bewahrt, s. ain^ois II. c.
Sghembo schief, gekrümmt, piem. mit 1 sghinbo; entspricht in 6e-
tracht seines stammvocals nicfU dem lat. scambus (axa/dßogj, besser dem
gr. axi/ißög kauernd (eusammengekrümmt?), aber das ahd. slimb schi^,
bair. schlimm; schlemm, hat vermöge seiner passenderen bedeutung bessere
ansprüche; noch näher liegt dem deutschen warte das bresc. slemhB, schirf
geschnittene Scheibe. Das sie. scalembrn, wohl für sclembru sclembn
(romagn. sgal^mbar), scheint gleichfalls dieses Ursprungs. Eine ess.
muß sein das synonyme schimbescio, schimbecio fUr sghimb-biescio,
s. biais II. c.
Sgherro schläger, rauf er; vom ahd. scarjo hauptmann?
Sgneppa wcUdschnepfe s. Ferrari, com. sgnep, auch wai. sneap
(m.); vom ahd. snepfa, snepfo^ nhd. Schnepfe.
Sgomentare erschrecken, erschreckt werden; von commentari nocA-
sinnen, gleichsam excommentare aus der besinnung bringen, wie schon
Muratori auseinandersetzt.
Sgaancio Schiefheit, quere; augenscheinlich von unserm schwank
d. i. biegsam, leicht ausweichend, sdhwed. sbst. svank krümme, ndl. zwan-
ken drehen, daher wohl auch scancfo für sgaancfo, und durch einschie-
bung eines i = 1 schiancfo^ vb, schiancire. — Ein wort äfmlichen
klanges ist sie. sguincia, neap. sguinzo quer (daher sp. esguince aus-
beuyung?), entweder eine ablautform von sguancio oder aus dem dtschen
windisch, winsch schief, vgl. auch engl, squint. Zu diesem sguincia ver-
hält sich das it. schincio {cremon. bes-schinz), vb. schencire, als aus-
artung wie scancio zu sgaancio.
Sido strenge kälte, assiderarsi vor kalte erstarren; von sidos eine
krankheit, erstarrung, siderari erstarren, fühllos werden.
Sino und insino präposition, tenus, bis; muthmaßich entstellt aus
Signum zeichen, ziel, wie die präp. fino aus finis genommen ward. Die
churw. spräche besitzt sin la fin ^am ende.
Sione unrbdwind; von aiqxov Wasserhose, auch fr. siphon, lat.
Siphon. F zwischen vocalen syncopiert gehört in der ital. Schriftsprache
unter die seltnen ereignisse.
Sfrima die Idzte ahtheüung einer Strophe, abgesang; von syrma
(avQixa) schleppe, auch ins wälach. übergegangen, serm^ faden, und ins
alban., sirmo seide.
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n.a. SLITTA-SPALANCAEE. 401
Slitta siMittm; vom ahd. slito, Icaum fem. slitä. Daher com.
slitigä gleiten.
Smacco schimpfe smaccare beschimpfen; vom ahd. smäht schmach,
8mäh@n schmähen^ gering werden, sm&hjan erniedrigen. Bas doppelte
cc statt eines einfachen c oder g rechtfertigt sich mit ricco von rthhi,
taccola von täha. Davon jm trennen ist smaccare in der bed. matsch
werden^ s. macco Z
Smalzo venesf. butter; vom dtschen schmalz.
Sm&nia toUheit, smaniare toben; von mama, gr. piavia^ auch it. manfa.
S Office weiche geschmeidig; von sapplex demüthig, so daß also
)iiery was selten geschidUy die sinnliche bedeutung sich atis der ahstracten
entfaltet hat. Die probe dieser etymologie leistet das fr. souple, dessen
form zu sapplex, dessen betriff jm sofiSce paßt. F at4S p ist freilich
Seiten, aber der offenbar lateinische typus des Wortes^ die tönlose endung
Tee, läßt keine andre wähl eu.
Solcio sulße; vom deutschen wort^ ahd. salza. Auch pr. solz, soutz
^cames in aceto GProv. 64. 67. Solcio ist ein faU^ worin ein dltdtsches
feminin auf a gegen die regd sfum masculin geworden ist; Graff hat
übrigens auch saltz ohne a.
Solleticare hUeeln; nocA jFerraff t;on sob-titillicare, also umgestdU
aus so-tellicare ; nach Muratori umgestellt aus sollicitare sc. digitis. Fer-
rari*s erUärung gebührt diesmal der voreug: sie wird durch das neap.
tellecarc gesiützt, dem nur titillicare, nicht sollicitare gemäß ist. Aus
titillicare ist auch dileticare ßr tileticare.
Sollione aeit der hundstage; sub leone, weil die sonne alsdann im
seichen des löwen steht.
Solle locker. Der lat. ausdruck dafür ist solutus: hieraus konnte,
wie von mutus mutolo, ein diminutiv, söltolo (vgl. assolto neben assoluto)
jssgjsf. solflo solle entspringen, auch spalla aus spat'la aeigt assimilation
des Ü 0u U. Die etymologen hohen dieses wort iÄergangen.
Sottecco, sottecchi adverb, verstohlener weise; nach der Orusca
von sott' occhio, was die venej^. form sotochio 0u bestätigen scheint.
SovattOy soatto leder eu riemen; vom lat. subactimi in der be-
deutung gegerbt.
Spaccare spoMen, spaccarsi bersten; vom mhd. spachen bersten
machen, spalten, bair. (intrs,) bersten, nhd. spaken dass. Das sbst. ahd.
spacha ast, scheu fehlt dem Romanen.
Spago bindfaden, ungr. sparga. Nach Ferrari von spartum seü
oder schnür aus einer gewissen pflanze {sp. esparto) gedreht, woraus
spartious sparcus spacus entstehen mochten. Beide letztere formen
trifft man in der that im frühern mlatein als gleichbed. mit ahd. drät
Oraff V, 239, doch muß sparticus j'en^ei^ der roman. Sprachbildung liegen,
da diese von dem suffix Tcus in seiner männlichen form sonst keinen ge-
brauch macht.
Spalancare aufsperren, Palanca U. pfahi, Stakete, s. pianca /.,
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402 Ha. SPALDO-SPRAZZARE.
palancato pfcMwerk besonders /mm schütz eines stadtthares, daher spa-
lancare das thor öffnen, sp. espalancar ausbreiten z. b. die arme.
Spaldo, veron, ven, spalto erher, jpiur. spaldi vorspringender gang
oben at^ einer mauer; ur^prüngl, wohl zinnen, einschnitte, vom dtschen spalt?
Spanu sicil. adj. selten; vom gleichbed. gr. anavog mit Pasqualino.
Spassarsi sich erlustigen^ spasso vergnügen^ daher unser spassen,
spaß; keine Zusammensetzung mit it. passare, sondern frequentativ des
tat. expandere expassas sich ausbreiten^ sich auslassen.
Spegnere auslöschen. Starke (sogenannte unregelmäßige) ital.
verba fließen fast ohne ausnähme nur aus starken lateinischen: darum
spegnere spensi spento aus lat. expingere expinxi expictos ausmalen^
in dem sinne von wegmdlen, ausstreichen. So erklärte es schon Muratori;
jede andre deutung ist abzuweisen.
Speme und spene hoffhung; beide formen poetisch und spene schon
bei den ältesten dichtem und nicht bloß im reim. Es ist^ entweder eine
augenscheinliche accusatitform von spem, oder die form spene gieng vor-
aus als eine paragogische aus spe wie piene aus piö, mene aus me, tene
aus te u, dgl.y ilheß welche erweiterungen Castdväro zu Bembo Ily 98 und
mit bezug auf speme Blanc 137 nachzusehen sind. Die erstere erklärung
aber hat mehr für sichy da n vor- einem vocaie ital. nicht in m übertritt^
eher das umgekehrte stattfindet (fornire für formire, sono von sum). IXn
välenc, esp^ neben esper verzeichnet Ros Dicc. vdl.
Spöndere ausgeben, von expendere, sp. expender, woher auch u$^ser
spenden, schon ahd. spentön; spesa aujfwand, von expensa (fem. oder
neutr. plur.), ndat. spensa, hieraus unser speise, ahd. sptsa, churw. spisa;
spendio von dispendium. Davon handelt auch Schmdler HI, 678.
Spignere, spingere fortstoßen; gleichsam expingere^ mit vertausch-
ter compositionspartikel nach impingere von pangere geformt ^ wie auch
pr. espenher neben empenher besteht.
SpfgoTo ecke einer platte; von spiculum spitze. Eine andre dar-
Stellung desselben wortes t^-spicchio hnopf des knoblauchs, viertd ei$ier
Urne u. dgl., scheibchen pomeranze, Schelfe der zwiebel (etwas spitzes
oder scharfes), venez. gleichfalls spigolo, neap. spicolo; dafür auch ven.
veron. spigo ^ lat. spicus, spicam, vgl. chw. spig bergspitze. Das
romagn. spigul einigt die bedd. von spigolo und spicchio. Letzteres
ist also nicht von spiccare, woraus nur spicco, spicca hätte entstehen
können.
Sponda, pr. esponda brustwehr, ufer, rand; von sponda, fußgesteU
des bettes, eine auch den roman. Wörtern noch vergönnte bedeutung.
Sporto vorsprung, erker; partic. von sporgere, lat. exporrigere
hervorstrecken. Sportello thürchen deutet Menage aber aus porta.
Spranga riegel, querholz, spange; vom ahd. spanga, das diesdben
bedeutungen zeigt, mit eingescJiobenem r.
Sprazzare, sprizzare, spruzzare, drei durch die ganze ab-
lautscala gehende verba, den deutsdien verbis spratzen, spritzen, sprützen
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n.a. SPRECARE-STÖfARE. 403
nachgdnldä. So auch sbrizzare henetzeny eerhrockeln, chw. sbrinzlar,
vgl. sbrocco neben sprocco.
Sprecare verschüUenj verschwenden. Latium scheint kein etymon
eu bieten. Oder soll man, gesiütet auf gemere gemicare, eine ableitung
aus it. gpergere besprengen, verschleudern, daher spergicare, sodann mit
der jsiemlich harten syncope spercare sprecare annehmen? Da es erlaubt
ist, mit logisch gleichartigen beispiden andrer sprachen eu argumentieren,
so könnte man das ags. spreo 0weig, engl, sprig, heransfiehen, von welchem
das fragliche verbum stammen unirde^ wie das sp. derramar eerstreuen,
verschwenden von ramns stamml; ein itcd. sbst. spreco fehlt. Endlich
käme ein deutsches verbum sprecken besprengen (d. i. ausstreuen) in be-
tracht, zu folgern aus obd. sprecklicht besprengt, mhd. spreckel haut-
flecken und andern.
Squarciare /gerstücken, zerreißen; buchstabl. viertheüen, von ex-
quartare {it. sqnartare, fr. öcarteler), erweitert in ex-qnartiare. Neap.
sqnartare aber hat schon an und für sich die bed. von sqnarciare.
Sqnittire zwitschern, schreien; vgl. bair. quitschen.
Staffa it, chw. Stegreif; vom ahd. staph, stapho schritt, tritt, uH>her
wohl selbst das spätere lat. stapia. Abu. sind staffetta, sp. estafeta, fr.
estafette: cnrsor tabellarins, cai pedes in stapede perpetno SQnt, nach
Ferrari; dsgl. staffile bügdriemen, stafBlare mit riemen peitschen, staffi-
lata hieb, fr. estafilade schmarre.
Staggire in beschlag nehmen, auspfänden, dsgl. anhalten, hemmen,
staggina Sequester. Nicht etwa von statns oder statio, da sich kein verbum
statiire annehmen läßt. Es mag, wie viele ausdrücke aus dem rechts-
wesenj deutscher abstammung sein, von stätigön sistere, hemmen, oder von
st&tian (st&tan) fest machen, heften.
Stambeoco, das ahd. stainboe, altfr. umgekehrt bonc-estain, chw.
stambnoch, s. Manage und Le Duchat.
Stamberga schlechte hätte; aus seinem letzten theüe zu schließen,
ein deutsches wort.
Stecoo dorn, stecca stab, scheit, stecchire verdorren; vom ahd.
steccho stecken, Stachel, ndl. stek sprosse. Vgl. ^tiqaette ü. c.
Stentare zaudern, darben, chw. h\töii\AX mühe haben, t^. stento noth,
muhseligkeit, chw. stenta; von abstentare für abstinere sich enthalten,
hunger leiden. Dahin auch bistentare, bistento, pr. {von tentiare)
bistensar, bistens, dUfr. bestancier, bestans.
StessOy istesso, pronomen; von iste ipse. Diese abkürzung von
iste zeigt sich schon in den besten lat. handschriften, worin man 'sti,
'stomm, 'stoc, 'stuDC liest. S. Corssen, Lat. ausspräche II, 82. 83.
Stia hühnersteige; vom ahd. stiga stiege, steig, nicht vom synonymen
steiga, goth. staiga, welchem ein it. staga entsprochen haben würde.
Stimare wofür halten; von aestimare^ im präsens mit fortge-
rücktem accent siimo, estfmo. Die form stimare im altem mlatein, s. Gl.
Keron. p. 146^.
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404 n.a. STINCO-STRUGGERE.
StincOy moden. ven. schinco, maü. schinca sehietibein; vom oM.
skinko rohre^ fiote^ mhd. schinke hein.
StiOy lino stio art leinf der im märe gesät wird; nach MSnage von
sativam, also mit ausfaU des ersten vocals wie in staccio von setacemiL
Besser von aestivam sommerldn.
Stovigli, stoviglie irdenes geschirr^ hüchengeschirr; nach Muratori
vom dtschen stabe d. i. küche; besser vom ahd. stoaf = äUn. staap,
ags. steip becher, schale^ dimin. ahd. stoafili. Dahin auch aUfr. esten
Qhevallet J, 440.
Straccare abmaUen^ stracco für straccato erschöpft; vermuthlieh
vom ahd. strecchan in der bed. hinstrecken, bu boden schlagen. Auch
prov. estracar scheint ermüden eu bedeuten: jornadas grans e longas et
estracadas grof^e^ lange und ermüdende (ermüdete) tagereisen LR. s. v.
estragaar.
Strale (m.) pfeU; vom ahd. str&la (f.) mit gl bed.y oder besser ^
denn sträla würde sein weibliches a auch im ital. nicht aufgegeben haben^
vom mhd. str&l (m.) = ags. strael (m.)y diese nach Wackemagd von
straejen ausstreuen. Auch im slavischen heimisch.
Strappare ausreißen^ strappata rißy rucky sp. estrapada, /r. estra-
pade; vom obd. (schweig.) strapfen eiehen^ nhd. straff fest angesogen.
Vgl. estraper U. c.
Stratto seltsam^ wunderlich; für astratto (abstraetas) oder distratto
(distractus) in gedanken vertieft.
Straziare mishanddnj strazio mishandlung, serfleischung u. dgl.;
von distractus eerrisseUj gleichsam distractiare. Schon Muratori war
dieser meinung.
Strillo lautes geschrei, vb. strillare; von stridulos rauschefid, sausend.
Striscia streify strisciare streif en^ schleichen. Es ist schwer sfu
sagen, in welches etymon sich dies wort am wenigsten fügt, in das lat.
strix, strigis, da es alsdann eine beispidlose nominativform (strixa) vor-
aussetzte, oder in das dtsche strich, da dtsches ch sich nie in it. sei wan-
delt: nur ein ahd. verbum strtchisön würde genügen. Logisch paßt striseia
besser ssu strich ob ssu strix: nna striseia di paese ist genau ein struh
landes; man sehe auch Muratori.
Stronzare beschneiden; vom ahd. stranzan abschneiden ^nsfr strun-
zere detruncaior). Sbst. stronzo, stronzolo runder dürrer kotk, altfr.
estront, nfr. ötron koth, nhd. strunzen, strunzel abgeschnittenes stück s.
SchmeUerlll, 688y ndl. stront dreck, mist, eigentl. abschnitt, abfaU, weg-
Wurf (dunkler würzet).
Strozza keUe, strozzare erwürgen; vom ahd. AiotA gleichbedeutend
mit ersterem.
Struffo, strufolo häufe tappen; wohl vom dtschen strupf etwas aus-
gerauftes, ahd. stroufön rupfen, abstreifen.
Struggere zerstören; für distruggere = destruere. Das einge-
schobene gg erklärt sich aus einem früheren hiatustügenden j in destrur
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ILa. STÜZZICAKE-TANA. 405
jere, statt dessen das ndatein lid>er das lautverwancUe g setzte (trägere
für traere d. i. trahere). Nicht anders verhalt sich cUtpg. trager von
trahere, daher npg. trazer. S. Born, gramm. I, 179.
Stazzicare antreiben^ einfacher moden. stussä, chw. staschar; vom
dtschen stutzen anstoßen. Veneroni kennt überdies stozzare einprägen.
Snbbia meißel; von sübula pfriemen.
Sncchiare saugen; gleichsam succulare, von sucus, Buccas soft,
s, suco I. Es bedeutet auch bohren, weil der bohrer, d. h. der hohlbohrer,
die Späne in sich sieht, davon das sbst. succhio, nicfU von subola, wie
andre woUen (bl nickt = cciii), und wohi auch nicht von sncnla eine
masehine eum eiehen, haspd, winde.
Süghero kork; für sdvero von suber, indem v ausfiei (su-ero) und
gh später zur beseitigung des hiatus eintrat; ebenso pavone pa-one pa-
gone = lai. pavo. Im ven. und cat. suro ward der hiatus durch zu-
sammenziehung beseitigt.
Sngna fett, schmeer; von axnngia wagenschmeer, vgl. die venez.
form Bonza (z = lat. gi), mail. sonsgia.
Sa8lnai>/Zatimc; vielleicht nach der Stadt Susa benannt, woher sie
stammen mochte (Muratori).
Sveglia 1) wecker in der uhr, 2) ein nicht mehr übliches blasin-
strument, dsgl. einer der es bläst. Kommt in erster bedeuttmg vom vb.
syegliare wecken = lat. evigilare (s. vegliare L); in der zweiten leitet
eß Pott, Ztschr. für vergl. sprachf. XII, 192, Überraschend vom goth.
sviglja avXi^xrig pfeifer, ahd. snegalä pfeife, gegen welche deutung die
etwaige einwendung, man habe mit der pfeife geweckt und so habe für
Wecker und pfetfer dasselbe wort üblich werden können, nicJU scUagend
genug sein würde.
Svellere, svegliere ausreißen; von exvellere für evellere.
T,
Täccola elster, täccolo schakerei, taccolare plaudern; vom ahd.
t&ha comicula, wie schon Graff s. v. anmerkt, oder vom unvorhandenen
t&hala, woraus nhd. dohle, vgl. Grimm P, 131.
Taglinola faüstrick, fangeisen; wie pedica von pes, so dieses
wort von talus tnöehel (der thiere), eine unzweifelhaß richtige deutung
Muratorts.
Tana it. chw. neupr. höhle wilder thiere. Es soU abgekürzt sein
aus sottana, lat. gleichsam snbtana, subtanea, dem man die bed. unter-
irdisch beilegt, tmd so könnte auch das entsprechende comask. trana
{wofür auch trona) aus sotterrana, subterranea gedeutet werden:
leicht nämlich läßt die ital. spräche eine unbetonte afdautssUbe schwin-
den. Oder ist tana das auf ein scheinbares primitiv zurückgebrachte
fr. taniöre?
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406 n.a. TANFO— TOZZO.
Tanfo modergeruch; wohl das dhdi tamf, nhd. dampf. Derselben
Herkunft ist das champagn, tanfer heichen = ahd. tam^an ersticken.
Tarpare die flügel stumpfen; woher?
Tittera gerümpel, plunder; vgl. engl, tatters, ndd. taltern fetzen,
ahd. zatä £fotte.
Tecchire, attecchire jsunehmenj wcuJtsen; offenbar vom goth. thei-
han, alts. ththan = ahd. dthan, nhd. gedeihen: t aus dtsehem th f^ be-
kannt, langes i aber fiel in eine tonlose silbe und konnte also wie kurees
i behandelt d. h. durch e dargestellt werden. Diesem tecchire entspricht
aUfr. tehir {vgl. it. gecchire, aitfr. gehir), das auch wachsen machen
heißt: ensi me paise dieus tehir Urach 2302. . Davon eu trennen ist
piem. tec crassus, vom ahd. thik, nhd. dick.
Tömolo it. eine ort foreUen; vom adj. thymmns, weii ihr fleisch
nach thymian riecht. Ein sp. timalo in einigen wbb. (fehtt pg. cat.)
Tempella {mdartl. tamperla) ein instrument, durch dessen Uap-
pemde Schwingung die mönche zum kirchendienste geweckt wurden; nach
Muratori von tempns zeit, nämiich zum aufstehn. Hieratis das vb. tem-
pellare langsam hin- und herbewegen (wie jenes instrument), intr. schwan-
ken, auch in moralischem sinne, tempellone unentschlossener mensch. Ein
besseres etymon gewahren die quellensprachen nicht.
Testeso und testö adverb für lat. nuper. Nach Ferrari von statim,
nach Menage von isto isto ipso sc. tempore, welches aber stestesso er-
geben hätte, da anlautendes s nicht schwindet. Es ist von ante ist' ipsnm^
antestesso, mit abgefailnem an, was keine Schwierigkeit macht, ähnlich
fante (infäns), bilico (umbilicos). Der wechsd zwischen giü und giuso,
SU und snso gewöhnte aber daran, auch test^, testeso für testesso zu
sprechen.
Ticchio wunderlicher einfail. Ist dies nicht augenscheinlich aus
unserm ahd. ziki böckchen wie das mit ticchio gleichbed. Capriccio aus
capra gebildet?
Tomajo Oberleder; ngr. to/uciqi, russ. towär leder, s. Diefehbach,
Goth. wb. I, 207.
Tondo rund, als sbst. Scheibe, tondino reif, teller (auch ins span.
übergegangen); von rotundus durch aphärese. Eine zss. ist bis-tondo
rundlicht, worin bis das un^ollkommne der eigenschaft ausdrückt, piem.
bis-riond.
Tönfano tiefe stelle im wasser, strudd; ist das gleichbed. ahd.
tumphilo (garges ^wag vel tumphilo Gl. Rhab. 954''), mhd. tümpfel, nhd.
dümpfel. Auch außerhalb Italiens läßt sich das wort betreffen: npr.
toumple, aUpr. tomplina.
Topo rotte, maus; = sp. topo, cat. taup maulwurf; von talpa,
verändert in talpus, im Vocab. SGaU. talbus ^scero' (Schermaus). Romagn.
fem. topa in der bed. des it. topo.
Tozzo dick und kurz, sbst. tozzo ruvJcen brot u. dgl. Entweder
ward dieses wort aus in-tuzzare (s. oben) gefolgert, oder es entlang
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u.a. TRA— TROSCIA. 407
aus dem deutschen (schwäbischen) stotz stamm, stumpf, Motz (Weigand 11^
816) j vgl. auch hd. statz ein abgekürztes ding. Allerdings müßte das itcd.
wort eigentlich stozzo lauten, aber die möglicKkeit eines abfalls des s impurum
ist einjmräumen, s. oben scalterire und vgl. femer it. pasmo für spasimo.
In dem verwandten stnzzicare hat ein solcher dbfaU nicht stattgefunden.
Tra Präposition; abgekürst von intra wie fra von infra.
Tralce, tralcip weinranke; von tradax tradficis dass,, verwandelt
in tranicis {s. Ducange tranex) wie perdicis in pernice, sodann in trance
traloe, lomb. trosa.
Tram ontana nord^y nordunnd, nordstem (auch ins prov. span.
franz. übergegangen); von transmontanns über dem gdnrge (den Alpen)
befindlich^ nach norden liegend.
Trampolo (nur im plur. üblich) stehe; vom dtschen vb. trampeln,
nord, trampa, dies vom goth. trimpan. Desselben Ursprunges ist pr.
trampol getrappd GO.
Trassiiiare durchspüren, auch mishanddn, strascinare und stra-
scicare schleifen, schleppen, sbst. strascino und sträscico schleife; muthmaß-
lieh aus dem pr, traiBsa schleppe (schUppnetz), trassa spur, s. tracciare I.
Trastullo Zeitvertreib, vb. trastnllare; vom ahd. stnlla zeitpunct,
stunde, nach MSnage von transoblectulare, nach Ferrari von interlasitare,
beide urwörter ohne aile ähnlichkeit, Merkumrdig ist, daß auch unser
stunde, ahd. stnnda ^momentum, hora, eingang ins romanische fand: für
das altsard, istunda zeitpunct Spanu Ortogr. I, 171 und das gleichbed,
cot. estona (vgl. segona aus lat. secanda) wird sich schwerlich ein anderes
etymon aufzeigen lassen.
Tregenda geisterchor, der in langer reihe mit brennenden kerzen
umherzieht: ehe noi scontranmio tanti Inmieini . . ognan brueö, eh' elF
era la tregenda Puld Morg., daher die redensart andare in tregenda
eon le streghe mit den hexen fahren; von treeenta, als ausdruck einer
großen menge, in welcher allgemeinen bedeutung das ital. wort gleichfalls
vorkommt (Alberti).
Treggia schütten, schiebe; nicht aus dem deutschen verbum treehen,
treeken ziehen, schieben, da deutsches eh oder k nicht zu itai. g wirdy
vielmehr aus einem worte des römischen landbaues, trahea wagen ohne
räder zum dreschen des getreides: tribnlaqne traheaeqae et iniqao pon-
dere rastri Virg. Georg. 1, 164, romanisch atisgesprochen traja, mit einem
im ital. allerdings seltnen umlaute des a in e.
Troglio Stotterer; vom gleichbed. gr. TQavXog.
Tronfio aufgeblasen, hochmüthig, aufgebracht; etwa vom gr. zgcq^/j
hoffart, woher auch wal. tmfie und vb. trufi sich außlähen.
Troscia rinne, vom wasser gebildet, mit vorgesetztem s stroscio
geräusch von fallendem wasser, strosciare herdbströmen ; buchstäblich das
goth. ga-dransjan herabstürzen, tihd. dreoschen gleichfalls von regengüssen
gebraucht, ndd. drusen, s. Biefenbachs Goth. wb. II, 643. Das ital.
wort setzt eine form mit anlautender tenuis voraus.
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408 IIa. TRÜOGO— VAGK).
Trnogo, trnogolo, wäl. troo mtdde; ahd. trog. Es findet sieh auch
ein cUtfr, troc Eracl. v. 4443 u. 4608 (mit den Varianten croc und flos),
noch jetet norm, treu und troa hacktrog,
Tnffare eintaudien; vom ahd, tonfan, mhd. taufen, vgl. wegen u
atis ou rubare von ronbön.
Tuorlo, torlo dotier; von torulus muskely fleischige stdie (nahr-
hafter theü des des), hei häumen der splint, piem. torlo kleine geschtvtdst^
beule.
u.
Ubbia abergläubische furcht^ ahnung, schlimme Vorbedeutung, Sßfcr
jm beachten ist bei diesem räthselhaften werte, was Wackemagd darüber
vermuthet, daß es nämiich aus getrennt gesprochenem ob vlam herrühre,
welches neben öbviam bestanden haben könnte^ und somit dem nihd, ane-
ganc (hei antritt des weges entgegenkommendes Vorzeichen) entspreche.
Noch aiuf andre weise würde sich das wort erklären lassen. Es könnte
aus den beiden interjectionen uh und via eusammengesetet sein und fort!
weg damit! bedeuten, also eine ahominatio ausdrücken. Die Verwand-
lung des y in h ist bekannt,
Uggia schatten (besonders in üblem sinne), figürl. unlust, undenvüle,
gute oder schlimme Vorbedeutung^ aduggiare nacMheüig beschatten, be-
lästigen. Man erklärt es aus opacus, sogar aus urere, aus udns oder
uvidus (syncqpiert uvius), und letzteres wäre zwar formell tadellos, aber
das ital, wort heißt recht eigentlich schatten, auch moralisch verstanden,
Ist es das kymr. hudd schatten, dämmerung, huddiad beschattung? Es
wäre alsdann vielleicht das einzige partiell ital, wort ceUischer herhunft.
Weit besser empfiehlt sich das lat. obyiam im wege stehend, hinderlich,
vgl, altsp, uviar begegnen, in guter und schlimmer bedeutung. Passender
noch erscheint lat. odium mit seinem ganz zutreffenden begriffe haß oder
abfheigung: essere in uggia, venire in uggia ad alc. ist = lal, in odio
esse, odio venire alicui. Uggia ist der den gewachsen verderbliche, ver-
haßte schalten, hieraus folgte schlimme Vorbedeutung, endlich überhaupt
Vorbedeutung, Wegen des (Abweichenden genus vergleiche man noja, gleich-
falls aus odium, wegen des u für o uscio für ostium.
Upiglio knoblauch; von ulpicum, nlpiculum.
ütello irdenes ölfläschchen; aus uter abgeleitet.
V.
Vaglio sieb; von vallus futterschwinge, bei Varro, dimtn. von
vannus; modenes. richtiger vallo, da sich 11 sonst nur vor i und e erweicht.
Vb. vagliare, dafür lomb. vanta d, i. vannitare.
Yago 1) unstät, 2) lüstern, 3) reizend. Auch in den letzteren be-
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n.a. VAJO-VERÜNO. 409
deutungen ist es von vagns: wer von einefn eum andern Mädchen schweift y
hei aUen sich einschmeichelt, der lüsterne^ verßhrerischcj konnte tat, yagus
genannt werden; itcd. vago als subst. heifit überhaupt liei)haber.
Vajo art pete^ grauwerk; weder vom gr. qnuoQy une Muratori wül,
noch vom dtschen f8h: es lautet pr. vair, woher vairador kürschner, und
kann nur aus yarius (bunt gefleckt) entstanden sein, wenn es auch spedeU
schwargfleckig bedeutet.
YampOy yampa gltUh, vb, ayyampare; t7onyapor mit abgestoßenem
r une in sarto, pepe, cece u. a., daher auch yampore, waid. yanpor
Hahn 691. Eine form ohne eingeschobenes m ist yapa PPS. II, 32,
alban. yape, wal. yepie mit gl. bed. Auch sp, hampa prahlerei kann
dieser herkunft sein, wiewohl ein vermittelndes üunpa (f aus y, s. he IL b)
mafigelt: it. menar yampo heißt prahlen, aufschneiden. Das bürg, yamb^
rauchwolke wird demselben stamme zufallen.
Varcare, yalcare, YsAiesiTe hinübergehen, überschreiten, cä«;. vargar
übertreffen, shst. it. yarco durchgang. Ohne eweifel von yaricare die fuße
auseinander sperren^ grätschen^ wie man denn, was die form mit 1 betrifft,
für praeyaricare auch preyalicare sagt: man nahm yaricare in der wei-
teren bed. sich fortbewegen^ vgl. lat. passus schritt, eigenil. ausspreimng
der beine. Schon die Isid. glossen gewähren yaricat ^anibulat\ ein anderes
altes glossar yaricat ^divertit vel ambulat^ Class. auct. Vly 660^.
Vasca kufe; basca bereits in einer Urkunde vom j. 660 bei Maffei,
Stör. dipl. p. 172. Ceitisten werden an das bekannte bascanda, germa-
nisten an waschen erinnern, Hervas, CcUoi. delle lingue p. 207, eerlegt
es in das bask. nicht vorhandne a-asca Wasserbehälter. Es kann aber,
für yasica stehend, aus yas abgeleitet sein.
Vedetta wache, Wächter, fr. yedette. Man leitet es getrost aus
dem vb. yidere; da aber ableitungen aus verbälstämmen mittelst des Suf-
fixes ett höchst selten oder ssweifelhaß sind und selbst der begriff nicht «u
genügen scheint, so darf man der vermtUhung räum geben, es sei aus it.
yeletta (s. yeglia I.) entstellt.
V|eggia faß, fuder; leitet Ferrari passend von yehes führe, fuder,
später gesprochen yeges, yejes (s. Ducange), durch umbiegung nach der
1. declination yeggia. Vgl. wegen des eingeschobenen g oder j oben
stru^ere. Noch küreer würde es sich auf das sabinische yeia ^plaustrum'
bei Festus eurückleiten lassen.
Yentiyolo nordwind; entstellt aus yentus aquilos?
Yerm^na schößUng; von yerbena sweig, eigentl. heiliger eweig.
Verone offener gang, erker. Ungefähr dieselbe bedeutung hat an-
drone, gr. avÖQiov gemach für männer, von dvTjQ: artig wäre es nun,
wenn man dies mit yir ins latein. übertragen hätte, yir-on yerone.
Veruno pronomen, nuUus. Daeu kommt noch altit. yernuUo PPS.
I, p. 302, vgl. yere nnllam firmitatem non habemns Fumag. p. 491 (v.
j. 882); nüat. auch yeraUus, yerhuUus das. p. 288-290 (v.J. 863);
sodann mundartlich ital. yergotta, yergott dliquid. Man deutet yer-uno
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410 II.a. VETRICE-VINCIDO.
aus vel unus (si vel unus exteterit auch nur einer L. 8al. tU. 46), mit
beigefügter negationspartikel s. v. a. lat, ne unus quidem, oder it. ne pure
uno. Verwandlung des \ in x eioischen vocälen ist im ital, allerdings
ungewöhnlich, konnte aber durch das zusammentreffen desselben Wortes mit
consonanten in vel-nnllas oder vel-gutta leicht bewirkt werden. Das da-
sein der Partikel vel auf nordwestlichem gebiete muß jeden eweifel heben,
altfr, vels un ist genau das it. veruno, s. veaus 11. c; auch das wal. vre
in vre-un u. a. jmsammenseteungen scheint derselben herkunft.
V^trice wasserweid^; für vetice von vitex.
Vetta 1) gipfd, wipfel, kuppe, spitze, 2) reis, gerte. Nach einigen
von Vertex, aber r scheidet nicht aus vor t; nach Muratori zusammenge-
zogen aus vedetta ^anhöhe, woher man sich umschaut\ aber vedetta hai
diese bedeutung nicht. Ist das wort, da sein anlaut latein. herkunft for-
dert, = vitta köpf binde der priester, indem hieraus die bedd. kuppe, gipfd,
spitze (daher auch gerte) ^folgten, wie dies bei apex priestermiäze geschah ?
Vicenda Vergeltung, abwechsdung ; eigentl. was die stdle vertreten
muß, vpn vice, vece, lat. vicis, mit anwendung der verbalableitung enda
(leggenda u. dgl) auf ein Substantiv. S. Castdvetro zu Bembo II, 262.
Vie und via adverb des grades vor dem comparaHv, z. b. vie piü
duro weit härter. Ist es vom sbst. via weg, daher strecke, weite, länge?
aber via kann nicht das maß des weges, noch weniger ein großes maß
bezeichnen. Auch die ital. interjection via befriedigt nicht. Ansprechender
ist Menage^ s deutung aus lat. vis fülle, menge (die auch Galvani verficht,
Archiv, stör. ital. XIV, 364), nur müßte man in dem ital. werte nicht,
wie er will, den ablativ (denn vi durior gibt keinen passenden sinn),
sondern den auf roman. weise gebrauchten accus, annehmen: eine füUe
härter, wie fr. beancoup plus dur. Aber befriedigender wäre ein dem
roman. gebiete bdcanntes wort (vis ist ihm unbeikannt) in einer weniger
unlateinischen und weniger pretiösen anwendung, und dies bietet sich in
dem adv. vive, das leicht in vie syncopiert werden und seinen auslaut,
wie andre Wörter dieser classe (pria, senza), auf a bilden konnte. Vive
dnrior wäre ^lebhaft härter^ oder ^ausnehmend härter\ denn letztere be-
deutung hat das ital. adj. vivo entwickdt.
Vigliare die spreu vom gedroschenen kom mit zweigen oder kldnen
besen abkehren, dsgl. auslesen, auswählen; muthmaßlich für vergliare =
verriculare, das man aus verrere ableitete, wobei das radicale e, zur
Scheidung von vegliare, mit i gäauscht ward. Aus dem verbum entstand
das sbst. viglio, wofür aber nur vigliuolo üblich ward.
Vinchio weidenzweig, von vinclum; daher awinchiare umwinden,
vgl. vinculatns bei Cod. Aurd.
V i n c i do weich, mürbe durch feuchtigkeit; wahrscheinlich für viscido
von viscidus klebrig, zäh: pane vincido ist brot, das im kdler weich
oder zäh geworden. Dieselben bedeutungen hat auch das sard. bischidn,
das handgreiflich von viscidus stammt. Genauer trifft mit viscidu^ das
wal. vealted zusammen, das aber wdk bedeutet.
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n.a. VINCO— ZANNI. 411
Vinco weide j bindweide. JD^ das diminutiv dieses wertes vinchio
lautet, Meiner weidensweig, offenbar das tat. vinculnm (s, oben), so scheint
Vinco 0u den faUen au gehören^ worin ein derivatum auf sein (vermeint-
liches) primitiv zurückgeführt ward: vinculum schien yincum vorausau-
setzen. Wie in andern sprachen nannte man die weide etwas bindendes.
Vizzo und gaizzo welk; muß im gleichbed. Yietüs seinen ur^ming
haben, das aber behandelt ward wie radis u. a., s. oben fajo.
Volgere neben volvere wenden dankt sein g der analogie andrer
stark flectierender verba, deren stamm auf diesen buchstaben ausgeht:
ergere ersi erto, tingere tinsi tinto, so denn volgere volsi volto. Über-
tritt des y in palatales g ist nicht romanisch.
Voto leer, hohl, volare ausleeren. Das ven. vodo und mehr noch
das piem. void, lomb. voenid (vöid), sard. boidu, boita leiten auf das
dltfr. vuit = nfr. vide, aber das it. t fügt sich nicht hinein. Sollte
darum voto syncopicrt sein aus dem partic. volto, welches 'gewölbt, ge-
höhlt^ bedeutet hatte (s. volta L), d. h. sollte es aus dem neap. duüecte
herrühren, worin man vota für volta, votare für voltare sagt? Für diese
ansieht spricht etwa, daß votare auch umwerfen heißt wie voltare, daß
ven. luna voda den abnehmenden mond bedeutet, wie man itai. sagt la
lana volta der mond nimmt ab. Was aber die media der oberital. mundarten
betrifft, so wird man ein/luß des nahe liegenden prov. wertes annehmen
müssen, da It nicht wohl zu d werden kann. Altitdl. findet sich auch
voitare FFS. II, 29. Das sard. vb. s-bnidai schließt sich den oberital.
formen an
z.
Ziccaro, zAcchero klunker von koth an schafen, ziegen und anderm
vieh; etwa das ahd. zahar, mhd. zäher tropfen {nhd. zäbre), tropfen pech,
harz, wie auch gr. danQv? Venez. mit 1 zicola. Dieselbe bedeutung hat
pillicchera (mit combiniertem suffix) von pillola jH22e, kügelchen.
Zaino schäfertasche, sp. zaina; vom ahd. zain röhr oder zainä korb.
Zana korb; vom ahd. zainä dass.
Zanco link; ohne zweifei für stanco matt, link^ wie zambecco für
stambecco. Es findet sich auch im prov.: sancs ^sinistrarius^ GProv.43^,
sanca ^manus sinistra 63''.
Zanna hauer, haken. Es könnte vom ahd. zand, zan, nhd. zahn,
herrühren; da aber auch sanna daneben besteht und der detäsche anlaut
z sich im ital. niemals in 8, wohl aber das lat. s sich oft in z verwandelt
(zambnco, zavorra, zezzo, zolfo, zuffolare u.a.), so hat lat. sanna wenig-
stens eben so gtUe ansprüche: man konnte das zahnefletschen concret für
den gefletschten zahn selber nehmen. Auch scana findet sich.
Zanni der hansumrst der komödie in der gestdlt eines bauem von
Bergamo; mundartl. für Gianni d. i. Giovanni, s. MSnage Orig. ital.
Vgl. auch Mahn p. 123.
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412 H.a. ZAZZA^ZURLO.
Zazza, zizzera langes haupthaar der männer; vom akd,TA\k eotte^
vb. zotarjan herabtooMen (vom haar).
Zecca müfusstätte, sp. zeca^ seca, äbgel. it. zecchino eine goldmünae;
vom arab. sekkah prägstoek Freytag II y 382*.
Zeppa keil, zeppare voll pfropfen, adj. zeppo voll gepfropft. Von
cippas stamm, pfähl, sätde, woraus auch der Spanier ein feminin cepa
£fog? Aber sowohl der begriff wie der buchstabe (lat. c wird fast nie eu
z, auch hat e offene ausspräche) sind dagegen, beide einigen sich besser
mit ahd. zapfo, mhd. zepfe zapfen d. i. pflock, welches in zaffo noch einen
andern abkommling hinterlassen.
Zibibbo eine ort rosinen oms Syrien; vom ardb. zibtb, s. Rödiger
und Pott in Lassens Ztschr. V, 62.
Zipolo Zäpfchen im hahne eines fasses; vom hochd. zipfel? vgl. ndl.
tip spitze.
Zirbo netz im leibe, im späteren mittellatein cirbns Dief. Oloss.
lat. germ. 221^; nach Fr. Pasqualino vom gleichbed. arab. tarb Freyt.
I, 213K Auch pg. zirbo, zerbo.
Zito kncAe, zita mädchen, auch citto citta, zitello zitella, cittolo
cittola; ursprüngl, ein kosewort, gleicher herkunft mit zitta, also eigenÜ.
zitze: diesen doppelten sinn drückt z. b. auch piem. teta und lat. mamilla aus.
Zolla it. chw. erdschoUe; vom ahd. scoUa. Trotz der ungewShn-
liehen behandlung des anlautes würde sich doch ein wort dieser bedeutung
nicht füglich am dem lautlich näher liegenden nhd. schölle herleiten lassen.
S. zanca 7.
Zotico bäurisch, ungeschliffen; von exoticns fremdling, meint Me-
nage. Einzuwenden ist, daß it. z keinem x entspricht.
Znffa gerauf e; vom dtschen zupfen, gezupfe, wie raffa t;on rupfen;
Schweiz, znffe bündd, pack.
Zurlo lüstemheit, Utzd, auch zurro; scheint mit surire (in der
brunsi sein, bei Apul^us) zusammenzuhängen.
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fc,n-
11. b. ABABA-ACELGA. 413
B. SPANISCHES GEBIET.
A.
Abäba, ababöl sp., pg. paponla wüder moh% Jdatsehrose; entsteUt
aus papaver, vgl. pavot II. c, wo noch weitere Variationen des Wortes
angemerkt sind.
Abarca sp. pg. grober schuh von ungegerbter ochsenhauty bekannt
als beiname eines königes Sancho von Navarra; bask. abarquia, von
abarra zartes höh oder jgweige, weil jene schuhe zuerst daraus verfertigt
wurden^ und qnia sache, also sacke von zweigen (Astarloa Apd. j>. 292).
Abra sp. pg. bucht, paß oder felsenschlucht^ Öffnung im erdboden.
Vom fr. havre t^ es durch das genus und die bedeutungen getrennt.
Sousa leitet es vom ara2»/äbrah bucht, t;&/äbara (j^) durchgehen, über-
schiffen, die Wörterbücher aber kennen das Substantiv nicht. Die grund-
bedeutung ist ^etwas das sich öffnet^ und so könnte das wart, wie
selten auch nomina aus verbis der vierten lat. coty. entstehen, in abrir,
lat. aperire, seinen Ursprung haben.
Abrego sp. südwestwind; von africus, it. affrico.
Abrojo i!p.y abrolho pg. distel, fußangd. In diesem worte birgt
sich bekanntlich eine Zusammensetzung: abre-ojo thu die äugen auf, nimm
dich in acht (da disteln und fußangdn sich anhängen).
Ac&ecer sp. pg. {altpg. auch aqueoer, zu unterscheiden von aquecer
wärmen, s. unten calentar) sich ereignen; von aocadere für accidere,
gleichsam accadiscere.
Acebo sp. Stechpalme; verkürzt aus aqaifolinm mit zurückgezogenem
accent wie in tr^bol von trifoliam. Die büdung ist alt, vgl in einer w-
künde vom j. 841 in aceveto Esp. sagr. XL, 376. Daher auch pg.
SLZBYinho judendorn. Cot. gr^vol t^ von acrifoiiam.
Acechar sp., asseitar pg. aufpassen, spähen; von assectari überall
hin begleiten.
Aceite sp.pg- öl; vom arab. az-zait dass., hebr. zaii Freyt. II, 269'^.
Acelga sp., pg. auch selga lauch; von beta sicola nach Cabrera,
mit einer im span. ziemlich üblichen Umstellung des i (buccnla bloca,
amadlo amaldo cet.). Auch der Araber nennt die beele as-selqa Freyt.
n, 344^, welches (Aer sdbst dem gr. a^xekog entnommen ist, Dozy
Gloss. 39.
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414 Il.b. ACEZAR-ACUCIA.
Acezar alt^. keichen, acezo hauch^ cUhem; wohl vom hash. (labort.)
hatBa athenty mit demselben suffix wie in bostezar gähnen.
Actaque sp. pg. Unpäßlichkeit^ vorwandy daher it. acciacco; vom
arab. asch-schakä mit erster er bedeutung Freyt. II, 445". Beide bedeu-
tungen einigt auch das it. cagione: krankheit ist entschtddigung, vorwand
sfu erscheinen. Altpg. achaque anklage SRos. Genaueres darüber bei
Engelmann.
Achar pg. finden. Woher dieses seltsame worty das dem gleuMed.
trovare an duhkelheit nicht nacheustehen scheint? Verfolgt man seine ge-
schichtet so findet sich als älteste form aflar (in einem foral vom j. 1166
SBos.), ch = fl wie in enchar von inflare. Dasselbe wort in derselben
bedeutung hat aber noch weitere Verbreitung: die cJiurw, spräche besitzt
gleichfaÜs aflar, die wdlach. aflä, endlich die neapol mundarty welche sei
für fl setet (sciume von flamen) asciare, auch acchiare {sie. asciari). Das
wort könnte im gleichbed. gr. dk<palv€iv seine quelle haben, allein die be-
Zeichnung eines solchen begri/fes lernte man gewiß nicht von den Griecheny
die sich ihrerseits des üblicheren evQiaxeiv bis heute bedienen. Vielmehr
weist es schlechthin auf das lat. afflare anblasen, anwehen, dem die Volks-
sprache vielleicht —• denn wer vermag der oft wunderlichen begriffsent-
Wicklung Überall nachzugehen? — die bed. anrühren, antreffen beilegte.
Auch lat. conflare heißt nicht bloß £fusammenblasen , auch zusammen-
bringen, zusammenßgen und unser puflfen ist aufblasen und schlagen^
treffen, ja das pg. stibst. ache bedeutet Verletzung, aus dem verletzen aber
d. h. aus dem heftigen berühren konnte, wie in unserm treffen oder dem
lat. offendere, das antreffen, finden hervorgehen. Das älteste ndatein ge-
währt übrigens schon beispiele der roman. bedeutung. Eine glosse bei
Carpentier lautet adflavit 'adtegit' (attigit); eine andre adfalavit (/wr ad-
flavit) 'leviter tetigü'; das Keronische glossar sagt gradezu a£Qata ^pifun-
dan (befunden) p. 143^; Papias hat afflare ^aspirare, asper gere, attingere.
Die ital. spräche besitzt in-aiflare besprengen, offenbar das decomponierte
afBare des Papiers. S. unten hallar.
Acfbar sp., pg. azevre, cot. cever aloe; vom arab. a^^bir dass.
Gol. 1336.
Acicalar sp., pg. acicalar, a^äcalar glätten, schleifen; vom gleich-
bed. arab. ^aqala Freyt. II, 609, besser vom sbst. ag-giq&l pclitur. S.
jedoch Dozy 36.
Acicate sp. pg. sporn mit einem stächet statt eines rädchens; nach
einigen vom arab. asch-schaykah (asch-schavkaton) stächet Gol. 1326,
welcher deutung Engelmann nicht beitritt, Dozy Gloss. 36 nicht abgeneigt
ist; nach Larramendi wäre es das bask. cicatea, das diesdbe bedeutung hat.
Acipado sp. dicht, fest (vom tuche) ; leitet Cdbrera richtig vom
lat. stipatus festgestopft.
Acncia, cncia ältsp. behendigkeit, gewandtheit, hurtigkeit, acaciar
bleiben, eUen; von acutus ^verstäus^ Papias, nUat. bei Ekkehard jun.
acatia, s. Ducange.
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n.b. ADALID— ALABE. 415
Adalid $p., vrlf. adalit, adalir Canq. ültram.y pg. adail fährer im
krieg, Heerführer; vom arab, ad-dalil Wegweiser, dies vom vh. dalla den
weg zeigen^ s. Engehnann (der in der herleUung von dala aus diesem
verhum ihl L ein misverständnis erkennt).
Adarve sp. rcmm oder weg auf der mauer, wo sich die zinnen er-
heben; vom arab. ad-darb enger weg, s. das wort bei Freitag II, 19^,
Adelfa sp. pg. lorbeerbaum; vom arab. sA-AaSA, dies vom gr. dag>yf].
Ademan sp. pg. hcdtung, gebärde. Fast alle einheimische etymolo-
gen leiten es von manas; Larramendi aber erkennt darin, und iJOoU mit
besserem rechte, ein bask. wort adieman (aditzera eman) "^eu verstehen
geben, von sAi, aditu verstehen und eman geben; des -man wäre syn-
copiert aus des-ademan. [Mahn p, 124 gibt die möglichkeit der baskischen
herkunft jsu, doch scheint es ihm verdächtig, daß das wort in dieser form
und bedeutung im baskischen selbst nicht vorhanden ist. Er stimmt darum
für manaSy indem handbewegung auf bewegung überhaupt übertragen
werden konnte. Auch desman sei gleichsam mishand. Was indessen des-
man (Unordnung, unheil) betrifft, so ist Zusammensetzung mit mano wegen
des underspruches im genus abzulehnen. Prov. man heißt ordre, desman
disordre: sollte letzteres nicht nach Spanien gekommen sein und das dasige
desmando verdrängt haben? Jenes fehlt port. und cddl^
Adiva, adive sp., pg. adibe, daher fr. adive schakal; vom arab.
ad-dib wolf Freyt. II, 78^ (vielmehr gleichfalls schakal, DozyOloss.45).
Ad rede sp. pg. adv. 'mit vorsatz^; vielleicht vom prov. adv. adrelt
grade, richtig, vgl. cot. adretas 1) richtig, 2) vorsätzlich.
Adar, adaras altsp. adverb für lat. vix; eigentl. mit Schwierigkeit,
van doms hart, schwer.
Afeitar sp. pg. aufputzen, schminken, das haar kräuseln ; von af-
fectare künsteln, das span. wort aus dem port. Enfeitar in letzterer
spräche wohl von infectare, inficere färben.
Ageno sp., pg. alhgo fremd; von alienos, ü. alieno, aitfr. allen.
Auch der Sarde braucht, wie der Spanier, allena für it. altmi^ altsard. azena.
Aguinaldo, agoilando ^. wethnachts- oder netyahrsgeschenk; un^
bekannter herkunß.
Ajar sp. beleidigen, mishandeln, durch betastung den glänz benehmen;
ist identisch mit dem veralteten ajar fit^den = pg. achar = sp. haUar,
vgl. lat. offendere bdeidigen, antreffen, finden, pg. ache Verletzung.
Alabar sp. pg. loben, von allandare, das nur Plautus kennt (in-
geninm allandat menm Merc. prol., im Poema dd Cid 336 alandare),
auch pr. alauzar, südwal. alandare. Wie hier n nach ausgetretenem d
consonantiert ward {vgl. Pablo aus Paolos), so behauptete es in der form
loar von laodare seine vocalische natur (o = an).
Älabe sp. zweig, der bis auf den boden herabhängt, auch schaufd
des rades, dachtraufe; nach Larramendi vom bask. alabea *was sich
nach unten neigt', nach Mahn p. 52 allerdings baskisch, aber von
adarra zu?eig und be unten. Hieraus erklärt sich auch das dunkle
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416 IIb. ALACRAN— ALBORNOZ.
pg. aba herabhängender säum, daehtraufe u. dgl.y sfsga. aus alaba wie
pa^ aus pala^o.
AI a cra n sp., alacräo pg, scotpion; vom arab. al-^aqrab dass. Gel. 1618.
Alaf^, alah6, ala^ äUsp. interjection der ermutUerung, bei Ruis;
nicht mit old zusammengesets^y sondern ursprünglich eine partxkd der be-
theurungj von fe = fides, in welchem sinne der Portugiese Rtbeyro alafö,
cm Vicente aber alah6 gebraucht.
Alaga sp. spdjSy dinkel; von allca feine art weisen.
Alamo sp.y älamo, ilemo pg, pappet. Die span. phüologen halten
es für eine Umstellung von ulmus mit vergleichung des nord. almr, alm,
engl, elm, und nach Nemnich wird dieser bäum im gemeinen leben wohl
auch alamo genannt. Aber auch alnns ist su beachten: die erie heißt in
der ihat alamo negro (alamo blanco 'popuius\ alamo negrillo ^ainus*
Anton, Nebriss.)f und da der Spanier die Verbindung In meidet, ana für
alna, jalde für jalne spricht, so mochte er alnus in almo alamo verwan-
deln und den namen von der erU auf die schwäre- und weißpappd
übertreten.
Alarbe sp.y alarve pg. plumper mensch, eigentl. Araber; vom arab.
al-'arab besser, nach Doey^ von al-'arabt.
Alarde sp. pg. musterung, heerschau; vom arab. al-*ard {{jojs)
Gol. 1568, Freytag Uly 137' gleichbed.
Alarido sp, pg. hriegsgeschrei, überhaupt geschrei; nachSousa vom
arab. al-artr siegesfrohiocken Gol. 62, getose Freyt, J, 24" (Engelmann
findet dies wort bei keinem arab. Schriftsteller). Daß alartr in alarido
vef^andeU ward, dazu konnte das bei Wörtern^ die einen schdU an-
zeigen, häufig angewandte suffix ido (bramido, graznido, ladrido cei.)
verführt haben. Man beachte übrigens Doey Gloss. 120. In der äUfr,
Chanson d'Antioche II, 122 rufen die Sarazenen aride! aride! worin der
herausgeber dasselbe wort erkennt.
Alazan sp., alazao pg. gdbroth (von pferden); nach Sousa und
Engelmann vom arab. al-'ha^n starkes schönes pferd Freyt. I, 391*.
Daher das fr. alezan gleichbedeutend.
Albaiial, albafiar sp. abzugsgraben; von alveus graben, flufibett.
Albazano sp. heUbraun, rothbraun; vielleicht zsgs. aus albo weiß
und bazo dunkelbraun^ vielleicht auch ist die erste sübe der arab. artikd,
wobei in anschlag kommty daß es von der färbe der pf erde gd>raucht wird.
Das entsprechende pg. alva^äo gestattet freilich diese Zerlegung nicht, da
hier bazo fehlt; aber ist es acht portugiesisch? Man vermißt es in dem
Wörterbuche der akademie und in der ersten ausgäbe des Moraes.
Albedrfo sp. freier wüle; von arbitriam mit fortgerücktem aecenty
pr. albire.
Alb^dro sp., pg. ervödo erdbeerbaum^ von arbutus dass.; cat. ar-
bosser vom adj. arbuteas, woher auch das mdartl. sp. alborzo s. Cabrere^
und das fr. arboasier.
Albornöz sp.^ pg. auch albernoz wollener mantdy daher das
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n.b. ALBOROTO-ALCOR. 417
neue fr. boarnous; vom arab, al-bornos Meid mit capuae Freytag
I, 116'.
Alboroto sp.j AlYOTOto pg. aufruhr^ ist, nebst Silh o r ozo entjsücken,
wie arabisch beide Wörter auch aussehn, nach Engdmann- aus dem arabi-
schen nicht nachweislich. Man beachte überdies Doey Gloss. 371.
Albricia sp., alvf^ara i>flp. (fast nur implur. gebraucht) geschenk
für eine gute nachricht; vom arab. al-baschärah gtde nachricht, vb. ba-
schara Freyt. J, 124^ y vgl. Sousa. In der span. form ist r versetzt, nicht
eingeschoben, wiewohl Berceo einmal alvicia sfhreibt; alvistra im Alex,
steht der port. form gane nah.
AI c ab dl a sp., alcaväla pg. abgäbe von waaren, die man verkauft;
nach Sousa vom arab. al-qabalah (das aber eine andre bedeutung hat,
Freyt. III, 394'), dies vom vb. qabala empfangen, ein geschenk annetmten.
Engelmann weist al-qabälah in der bed. einer an den fiscus eu zahlenden
taxe aus der arab. litter atur nach; s. bei ihm p. 18. 106.
Alcahnete sp., pg. alcayote, pr. alcaot, alcavot kuppler; arab.
al-qauväd dass. Freyt. III, 513:
Alcaide sp. pg. befehlshaber einer bürg u. dgl.; vom aroft. al-qätd
befehlshaber, vorgesetzter Freyt. III, 513'*.
Alcaide sp. Schultheiß, richter. Man leitet es wohl vom arab. al-
moqallad fürst des volkes, s. bei Covarruvias. Bessere ansprüche hat al-
qa*di ricfUer Freyt. III, 461^, 1 ist eingemischt, weil die spräche die Ver-
bindung Id liebt, die Alten schrieben auch alcall, alcalle.
Alcance sp. pg. Verfolgung, erreichung, alcanzar verfolgen, er-
reichen ; vom arab. al-qana^ beute des Jägers, vb. qanaga erjagen Freyt.
III, 504'*. Wbrter so allgemeiner bedeutung umrden nicht leicht aus dem
arab. entnommen, da die eigne spräche ausreichte: man wäre darum be-
rechtigt, in alcanzar ein abgeändertes encalzar (s. incalciare L) anzu-
nehmen, aber das arab. wort ist ein jagdausdruck und dergleichen hat
diese spräche der span. mehrere geliehen. — Gleicher herkunft ist auch
pg. al-cangos fange der raubvögd. — [Engelmann hat alcanzar nicht auf-
genommen, Dozy Gloss. 83 hSU es für eine abänderung des erwähnten
altsp. encalzar.]
Alcandära sp. stange, worauf der falke sitzt; vom arab. al-kan-
darah stange Freyt. IV, 63'.
Alcarraza sp. irdenes gefäß, das wasser kühl zu halten; vom arab.
al-korräz krug.
Alcartaz sp.düte, altsp. umgestellt alcatraz; t^on chartacens, dessen
Suffix auch das it. cartaccia zeigt; ohne arab. artikel pg, cartaz anschlag-
zettel. Daneben besteht arab. alqart&z, welches man auf das gr. x^Q^^^
zurückfahrt.
AlcÄzar sp. pg. festes schloß, auch hintercastell des schiffes; vom
arab. al-qa^r Freyt hl, 452^, das im plurdl schloß bedeutet. Daher auch
U. cässero.
Alcor ^. anhohe, hügel; vom arab. al-qärah, pl. alqür dass. Gol. 1979.
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418 IIb. ALCORNOQUE-ALEDANO.
Alcornoqne sp, pg. (m.) Tcorkhaum^ daher if.alcornocb; ßsgs. aus
quem-oco schwammicJUe eiche? oco = hneco, $. unten.
Alcorque sp. pg. (m.) schuh mit korksoMe s. v. a. 5p. corche, da-
her unser kork une das engl. cork. Es muß, da es nicht arabisch istf
wenigstens in dieser spräche keine wureel hat, aus lat. cortex entstanden
und aus alcorgae abgeändert sein^ vgl. codigo von codex, pega von pix,
pnlga von polex, aUe mit g.
Alcubilla sp. Wasserbehälter ^ wasserthurm; vom sp. cuba hiibd
(s. coppa L), dimin. cubilla {üblicher cubillo) Meiner hübd, mit vorge-
setetem s\ und durch die' Araber bewirkter abänderung der bedeutung.
Alcuiia aitsp. geschteclU, gens, desgl. mit eingeschobenem unberech-
tigten r alcurnia, leteteres nach dem wörterbuche der span. akademie ein
unedler, aber bei alten Schriftstellern (und noch jetet) nickt unüblicher
ausdruck. Dersdben bedeutung ist das dUvdl. alcunya, welches der wappen-
dichter Jaume Febrer überaü von den adeligen geschlechtem gebraucht^
deren wappen er beschreibt: sa alcnnya e sa real sanch str. 109 u. dgl.
Buchstäblich entspricht dem span. und valenc. werte das port. noch immer
übliche alcnnha, heißt aber nicht geschleckt^ welche bedeutung ihm das
Wörterbuch der port, akademie nicht jmerkentit^ sondern beiname, suname,
und damit stimmt das nun auch veraltete span. masc. alcofio uberein.
Allgemein leitet man diese Wörter aus dem arab. al-kuniah beiname^ bei
Pedro von Alcala (nach Engdmann) auch Wenombre de linage\ stamm-
oder familienname. Eine andre etymologie ist in den früheren ausgaben
des vorliegenden Wörterbuches versucht, aber nicht mit entschiedenkeit aus-
gesprochen worden: aus dem althochd. bei Otfried mehrmals vorkommenden
adal:kuimi {goth. athala-knni?) edles geschlecht. — [Wenn ein gdehrter
kritiker dieser deutung mit der frage etUgegentritt^ wie sich die sübe al
des span. wertes aus dersdben erkläre, so lag es auf der hand, daß diese
Silbe im deutschen adal ihren grund haben sollte, dessen d leicht ausfid;
und wenn derselbe kritiker femer einwendet, daß das pg. alconha
nicht lignage, sondern sumom bedeute, dem deutschen adal-kanni also
nicht entspreche, so ist diese Anwendung von geringem gewicht, da das
wort in ewei mundarten der halbinsd^ und Bwar in ältester eeit, aUer-
dings die bedeutung lignage hat. Von seilen der lauflehre ist das gothi-
sehe wort so gut wie das arabische, denn selbst fi findet sich im goth. nj
{gen. kunjis, pl. kunja) wieder; aber es kann, außerhalb der grammatik,
gründe geben für die ansprüche des arabischen, e. b. das übergewicht
sänes sprachstoffes über den germanischen auf spanischem boden.]
Ald^a sp. pg. cot. weiler, dorf. Mit recht findet Sousa seinen Ur-
sprung im arab. a'd-'dafah grundstück s. Freyt. III, 34*. Aus dem
longob. aldins, aldio (= mlat. litus), woher es S. Itosa^s. v. und Grimm,
Bechtsalt. 309, entspringen lassen, unirde sich die endung ea minder
leicht erklären.
Aledafio sp. grä/nee, adj. angrärusend. Möglicher weise van limi-
taneus, also für a-lendafio mit ausgestoßenem n vor d, was sonst nicht
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ILb. ALERCE-ALGOZ. 419
spanisch ist, sich aber als dissimilaUan rechtfertigen ließe. Andrer ntei"
nung ist Larramendij der es aus dem basJe. aldedafio herleitet und dies
aus aldea nachbarschaft und d^ präp. daüo s. v. a. $p. hasta sfusammen-
setst: da aber auch hier dissimüation angenommen werden müßte, so bleibt
man besser bei dein lat. etymon.
Alerce sp. lerchenbaum; t7on larix, statt eines unvorhandenen lerce,
larce = it. Idrice, chw. larisch, mit vorgefügtem arab. artihd. Oder «n-
mittelbar aus arab. al-arzah pinus cedrus Freyt. J, 26 = pers. arz
pinus, cypressus Vullers J, 79". Der catal. name ist cedro d'olor wohl-
riechende ceder.
Aleve sp. treulos, verrätherisch, ältsp. sbst. aleve, pg. aleive treu-
losigkeii, verrath. Nach Covarruvias vom lat. alleyare, so daß es eigentl.
rebell bedeutete, aber diese bedeutung hat es nie gehabt, auch fehlt dem
Spanier das verbum. Sollte es aus deutscher wurstet sein? Goth. heißt
ISvjan verrathen, ags. Iseva verräther.
Alfana sp. (fehlt pg.) großes, starkes, muthiges pferd, daher altfr.
destrier aufaine Sax. I, p. 129.
Alfange sp. pg. säbel; vom arab. al-changar dolch Freyt. I, 530".
Alfaraz sp. pg. leichtes pferd der maurischen reiterei; vom arab.
al-faras pferd Freyt. III, 331^. In einem schreiben papst Johanns VIII,
an Jcönig Älfons von Gallicien liest man: aliqnantos ntiles et optimoB
Maariscos cum armis, qnos Hispani cavallos alpharaces yoeant, ad nos
dirigere non omittatis DG. v. fetrius. Hier steht alpharaces adjectivisch
wie auch pg. cayallo alfaraz uHd altfr. cheval auferant.
Alf^rez sp.pg., aUsp. alförece, alferce fähndrich, früher aber auch
ein at4sdruck für höhere würden, z. b. alferez del rey comes stabuli, con-
netabie; vom arab. al-f&ris reüer, ritter Freyt. HI, 332"^.
Alfiler, alfilel sp., pg. alfinete Stecknadel, plur. sp. alfileres nadel-
geld; arab. al-chill spitzes holzchen zum zusammenstecken der Tdeider
Freyt. I, 610^, bei andern auch Stecknadel.
Alföcigo, alföstigo, alfonsigo sp., pg. alfostico pistazienbaum;
arab. al-fostoq. dass. Freyt. III, 346''.
Alfombra sp., pg. alfambar fußteppich; arab. al-chomrah teppich
zum beten Freyt. I, 524*.
Alforja sp., eAforgepg. quersack; vom arab. Bl-Ghorg Freyt. 1,472''.
Alfoz sp. pg. gemarkung, bezirk; vom arab. afhanz gleichbed.
Freyt. I, 441''.
Algara sp. pg. streif zug auf feindliches gebiet (une it. gaaldana);
vom arab. al-gar&h dass. Freyt. III, 301\ daher auch vb. algarear hurrah
rufen, sbst. algarada lärm, geschrei, fr. algarade.
Algez 5p. gypsstein, arab. al-ge$; von gypsnm, sp. auch jeso, i^.gesso.
Algoz pg. henker, Scharfrichter, algozaria grausame that, urUhat.
Al-gozz ist der name einer ursprünglich türkischen tribus, von welcher
eine schaar nach Nordafrica und in den dienst der Älmohaden kam
und später zur Vollstreckung von strafen gebraucht ward; daher das port.
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420 II. b. ALGÜACIL-ALMENA.
wort, 8. Boey Qloss. 128. Wenn aber der Verfasser in dem bekannten
verse des troubadours Gavaudan Masmutz, Maars, Götz e Barbaris Chx.
IV, 86 unter Götz nicht Gothen, wie säntmtliche Übersetzer des gedicktes
(Fauridy Mild und noch ein anderer) gethan haben, sondern eben jene
mit algozz bezeichnete schaar versteht, so ist dies, gegenüber den von Mild
für die bedeutung Gothen geltend gemachten gesichtspuncten jedesfdUs eine
noch genauer zu prüfende behauptung.
Alguacil, alvacil sp., pg. algaazil, alvacil, alvacir eine gerichts-
person, pg, guazil auch minister, gouvemeur; vom ardb. vazir, al-yaztr
Verwalter des Staates^ vezier, dies von vazara tragen Freyt. IV, 461'.
Über die abänderung der grundbedeutung des ardb. wortes im spanischen
sehe man Engelmann p. 40^41. — Aus alguazil, das auch aufseher be-
deutet, entstand sehr wahrscheinlich das fr. argonsin, das it. agazzino
Sklavenaufseher, welches daher auch dem Spanier fehlt.
Alguarismo, guarismo sp., durch umdeutung algoritmo, pg. al-
gorismo rechenkunst, Ziffer. In einer prov. stelle wird das wort zu dem
sinnverwandten abacus gesellt (s. abbaco II. a): Tabac e Talgorisme
aprezi L, Rom., und in einem mhochd. gedieht tragen zwei mcUhematiker
die namen Algorismns und Abagac Mhd. wb. Aber auch das span, wort
ist nichts anders als der beiname eines berühmten arabischen mathematikers.
8. Dozy Gloss. 131.
Algures jp^. ortsadverb für lat. usquam, alt algnr, alhar; von ali-
cubi, also eigentlich für algubre, wie alubre für alinbi. Vgl. unten nenhures.
Alhaja, al&ja sp. hausgeräthe; vom ardb. aKhägah nöihige sacke,
kleider, kinderspielzeug, s. Engelmann mit dem zusatze von Dozy 133.
Alholba sp., j?^. alforva eine pflanze, foenum graecum; vom gleich"*
bed. arab. al-'holbah Freyt. I, 415", dies vom vb. 'halaba. Bask. allorbea.
Aliento sp., pg. alento athem, t;6. alentar; von anhelitus, mit ver-
Setzung des n und 1 alentus, vgl. peligro aus periclum.
Aliso 5p. erle; vgl. die nhd.form eise. Aliso steinkratd, von alysson.
Aljaba sp., pg. aljava köcher; vom arab. al-gabah (&AJt:>) dass.
Freyt. I, 28K
Aljöfar sp., pg. aljofre kleine perle; vom ardb. al-ganhar edelstein,
perle, ein urspr. pers. wort, Freyt. I, 327^.
Allende dltsp., pg. alem, ortsadverb für lat. ultra; zsgs. aus alli
ende ^von dort aus\
Almaden sp. vrU. bergwerk, erzstufe; vom arab. alma'dan gleichbed.
Freyt. IH. 122".
Almagra, almagre sp. pg. bergroth, eine erdart; vom ardb. alma-
grah rothe erde Freyt. IV, 195^.
Almea storax, vom arab. al-mafah dass., vgl. was die form be-
trifft^ aldea.
Almece pg. molken; vom arab. Al-mei? dass. (Dozy Gloss. 162).
Almena sp. zinne, im Alex, amena, pg. ameia; vom lat. rnma
(nur im plurcd üblich) mit vorgefügtem arab. artikd. Marina u. a.be-
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II. b. ALMEZ-AMAGO. 421
sfiehm es aas dem ardb, al-menäa Verhinderung, befestigutig : das lat. wort
aber hat genau die bedeutung des spanischen.
Almez $p. nesselbaumy celtis australis (Seckendorf); vom arab. al-
-mais, s. Engelmann, dsgl, Doey Gloss. 164.
Almofar, almofire sp., sAmsifre pg.panjsferJcappe; vom arab. aX-mig-
&r aus eisenringen verfertigter heim Freyt. 111, 285**.
Almohada sp., almo&da pg. küssen, kopßüssen; vom aräb. al-
-mechaddah Freyt. I, 464** , vgl. Sousa.
Almohaza sp., almofa^a i?^. Striegel; vom arah. alme'hassah dass.
Freyt. J, 377^.
Almoneda sp., almoeda j?flr. Versteigerung; vom arab. al-monädija
dass.y dies von näda schreien, ausrufen, s. Engelmann. Dajsu ein berich-
tigender etAsatjs von Doey Oloss, 175.
Almorranas sp. (plur.), pg. almorreimas, cat. morenas eine krank-
heit; entstellt aus haemorrhoides.
Almoxarife sp., sAmoxaniQpg. aoUat^seher; t?om araJ. al-moschrif
aufseher Freyt. II, 414K
Almud sp., almude pg. ein getreidemaß; vom arab. almod dass.
Freyt. IV, 159'.
Almnerz 0 5p., almorgo, almo^o j?^^. frühstück, vb. almorzar {cot.
esmoTzar); nicht nothwendiger weise mit Covarruvias vom arab. artikel
und dem lat. morsus, sondern wahrscheinlicher von admorsns bei Sym-
machus, gleichbedeutend unser anbiß.
Alnado, andado sp., pg. enteado Stiefsohn; von ante natns der
vor der gegenwärtigen ehe geborene, span. auch antenado, in den Isid.
glossen antenatus "^privignus; gr. n^oyovo^.
Alqnile sp. pg. miähe, alqnilar miethen; vom arab. al-kira mieth-
preis Freyt. IV, SIK
Altami sa sp. ein kraut, beifuß, cat. altimira, entstellt attö arte-
misia, fr. annoise cet.
Alnbre aitsp. anderswo, anderswohin FJ., auch Bc. Loor. 114
(wo a inbre steht) ortsadverb; von alinbi.
Alnir pg. schaukeln, anstoßen, dsgl. aushohlen (vom wasser); von
alindere schäkern, plätschern, anschlagen, begrifflich pctösender als allnere
bespülen.
Ama sp. pg. amme, pflegerin, haus fr au, daher moviert amo hof-
meister, hausherr. Schon Isidort4S kennt amma: haec avis (strix) ^vnlgo*
dicitur amma ab amando parvnlos, nnde et lac praebere fertur nas-
centibns. Der vogel heißt amma, weit er milch gibt. Freilich nicht aus
amare floß das wort, es ist ein alteinheimisches, bask. ama, gad. am
mutter, occit. ama großmutter, ahd. ammä nutrix.
Amägo sp. altpg. drohende gebärde, vb. amagar.
Amagb pg. here oder mark eines dinges, innerster theil, vgl. cat.
pr. amagar verbergen. Aber sp. dmago, cat. ämag, dmad bezeichnen einen
eigenthümlich unangenehmen geschmack des honigs, sp. ämago heißt
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422 ILb. AMAPOLA-ANCO.
auch ekd, Widerwille. Die herhmft dieses wie des vorigen Wortes ist
unermittelt
Amapöla sp. eine pflanze, mohn; nach Larramendi durch Ver-
setzung aus dem hasJc, emalopa ^was dem schlafe unterwirft\ von ema,
eman gehen^ und lopa, lopea unter dem schlafe; vgl. wegen des begriffes
sp. adormidera mohnpflanze. [Anderer meinung ist Mahn p. 125. Nach
ihm stammt das bashische eher aus dem^ spanischen worte^ welches in dem
veralteten papola = lat. papaver seinen Ursprung hat. Dozy Oloss. 284
verweist es, nebst andern spanischen benennungen {s. oben ababa), auf das
arab. habba banra, welches eigentl. samen des brachfeldes bedeutet.]
Amarillo sp., amarello pg. gelb, amarellus in einer Urkunde v. j.
988 Bsp. sagr. XXXIV, 455, dafür cat. grog. GaUe ist zugleich bitter
und gelb, und so konnte das wort aus amarns entspringen. Diese etymo-
logie aber, die zwei eigenschaften logisch verknüpft, weü sie sich zufällig
an demselben gegenstände wahrnehmen lassen, ist gefährlich: mit gleicJum
rechte tiefte sich süß und gdb durch honig vermitteln. Trefflich leitet
Mahn p. 61 dieses wort aus ambar, so daß ihm ambarillo (bemsteinfarbig)
vorangieng. Der ausfcdl des b hinter m t^^ unbedenklich, er ist bespro-
chen Rom. gramm. I, 282. — [Nichts scheint gesichert auf dem felde der
etymologischen forschung. Neuerlich hat Rösler in der äbh. Farbenbe-
Zeichnungen im Roman, p. 12 diese deutung bestritten, weil das aus dem
Orient ins panische eingewanderte ambar einen schwarzen oder höchstens
grauen korper bezeichne, mithin zum ausdrtiche einer gelben färbe unpas-
send gewesen wäre; erst später sei das wort wegen gewisser äfmlichkeiten
beider Stoffe auf den bemstein ausgedehnt worden; ein besseres etymon
scheine marum, name einer pflanze mit hellgelben blumen, sp. maro. Aber
kann ambarillo amarillo nicht aufgekommen sein, nachdem ambar die be-
merkte erweiterung seiner bedeutung erfahren hatte?]
AmbidoB, amidos altsp. adv. ungeme, wider willen (s. die glossare
bei Sanchez); von invitus, wie Cabrera richtig- sieht, it. invito, al^r. envis.
Neben amidos, que non de grado Cron. rim. ed. Michel v. 681 steht auch
a miedo, que non de grado v. 490, vermuthlich durch umdeutung (aus
furcht), in Cod. 6 D. p. 16'* las tenion amidos 6 con miedo sieht man
beide ausdrücke zusammen verbunden.
Am^n de sp. adv. abgesehen davon, ausgenommen, z. b. amen del
lecho todo lo demas se hallarä con mncha abnndancia DQuix. 1, 2;
abgekürzt aus 4 menos, das denselben sinn ausdrückt (Cabrera).
Amito sp. ein Jcleidungsstücky altfr. amit; von amictns.
Amortignar aus mortificare; s. santiguar.
Anafar|>^. säubern, glätten.
An oho sp. pg. weit; von amplus, it. ampio /f., ebenso henchir von
implere. Zsgs. ensanchar erweitern, gleichsam ex-amplare.
Anco pg. eUenbogen, biegung, vom gr. äyycog bug, Vertiefung; sp.
an con (m.) bucht, rhede, von ayyiwv dass. Ein bret. afik winkel kennt
Le Pelletier. S. auch Ducange s. v. ancus.
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n.b. ANDARIO- APEAR. 423
Andarfo sp. bachsteUe; asgs. aus andar gehen und rio fluß, die
am ßusse wandelt.
An das ^., pg. und bei Berceo andes (nur im plur.) sänße; nicht
van andar, es ist das lat. amites stangen; amites basternamm tragstan-
gen der sanften, sagt Pailadius, also im spanischen pars pro toto gesetet.
Vgl. hante IL c.
Andrömina sp, mahrchen um einen eu hintergehen; nach Larra-
mendi das basTc. andraminac Unpäßlichkeiten der weiber (die oft als vor-
wand gebraucht werden), das sich leicht in andrea weib und mina schmere
zerlegt.
Angaro sp, signalflamme; vom basJc. garra flamme, an garra dort
flamme, s. Larramendi, — [Nach Mahn p. 128 vielmehr aus dem gleich-
bedeutenden gr. oyyaQov nvQ, Die ähnlichkeit ist schlagend. Man möchte
fragen, ohne der deutung etwas abzubrechen: wie kam dieser griechische
bei Äschylus vorkommende ausdruck, der weder Gatalonien noch Portugal
berührte, nach Spanien? Aber die wege der Wörter sind jsuweüen seltsam.]
Angra sp. pg. bucht; scheint griechischer herkunft, zeigt sich aber
schon im ntlatein: ancrae äyxea, avküveg Gl. gr. lat., vgl, dyxalr], ayxilr]
dienbogen.
Angarrf a sp. Wassermelone; ein rein bask. wort, s. Larramendi.
Ansia sp. pg. cot., sard. ansia, ansa angst, auch aüfr. ainse Ben.;
vom adj. anxius, anxia, vgl. asma IL a.
Antojo sp,, daher pg. antojo für antolho laune, grille, lüstemheit;
von ante ocnlnm ^was einem vor die äugen kommt*; dazu in sinnlicher
bedeutung das nur im plural übliche sp. anteojos, pg. antolhos brille.
Afiadir sp. Mnzußgen; von in-addere, alt ennadir Bc, dltpg. ema-
der SRos., auch wdl. innq(Ü.
Afiafil sp., anafil pg. trompete; vom ardh. an-naftr eherne trompete
Freyt. IV, 312\ dies aus dem pers. nafir, vgl. Vüllers s. v, karrana II,
823'. Auch pr, amafil ^parva tuba cum voce aita GProv. p. 61" (wohl
aniafil zu lesen).
Afiagaza, fiagaza sp., nega^a pg. lockvogel. Larramendi zerlegt
es in die bask. Wörter aüa goza süße amme, etwas zu poetisch für die
Sache. Ferreira zu Lus, 1, 86 leitet es aus lat. illex, das etwa enagaza
{vgl. wegen des n encina aus ilex), sodann aöagaza {vgl. afiadir aus
enadir) ergeben konnte. Grammatisch leichter wäre Umstellung aus en-
gafiaza (enganar anlocken), doch empfiehlt ^ch die vorhergehende deutung
durch das genaueste zusammentreffen der begriffe.
Afiil, afiir sp., anil pg, indigopflanze; vom arab. annilah, Hndigo-
fera tinctoria Freyt. IV, 369^, dies vom pers. nila, welches dasselbe bedeutet.
Afiusgar sp. nicht frei athmen können, vor zom ersticken; vom
bask. anusca Schlund (Larramendi).
Apacignar ^., at4S pacificare; s. santigaar.
Apear «p. i?^. absteigen machen, buchstäblich auf den fuß stellen;
von pes, sp. pi^.
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424 ILb. APERO— ARISCO.
Apero sp.f apeiro pg. schiff und geschirr, auch Schäferei, daher
aprisco schaf statt, vgl. comasJc. aper verschlag zwischen stall und heu-
schober; erklärt fnan aus apparare eurüsten, so daß man ein Substantiv
von ungewöhnlicher, aber doch nicht unmöglicher prägung appariam an-
nehmen muß.
Aposentar sp, pg. herbergen, aposento herberge, eimmer; parH-
cipialverbum von posar (lat. paasare), tooraus eigentlich aposantar ent-
springen mußte, auf dessen form aber das begriffsverwandte sentar (setzen)
eingewirkt haben mag.
Aqnende oZ^., pg. aquem, ortsadverb, citra; esgs. aus aqai ende
(}at. eccu' inde) \on hier aus\ so daß es mit it, quindi sfusammentrifft.
Aqaese sp., altpg. aquesse pronomen: esgs. aus eccn' ipse.
Aragan, haragan sp. träge, fehit pg.; muthmaßUch vom ahd. arag,
arg geizig, nichtswürdig, träge. Ein verpöntes Schimpfwort bei den Lan-
gobarden: si quis alium argam per furorem clamaverit cet., dsgl. Paulus
Diac. 6, 24: memento, quod me esse inertem et inntilem dixeris et
vulgari verbo arga vocaveris. Auch die alte heimath der Langobarden
bewahrt dieses wort mit demselben suffix, comasJc. drgan, berg. arghen
poltrone. In das gr. aQyog für aeqyog (vgl. argus Ha/rdus Papias) paßt
wenigstens die Span, form minder leicht.
Araöar sp. kratzen, sbst. arano, dcusu das veraltete oder populäre
arunar. Ihre herkunft ist nicht ganz deutlich. Vielleicht ist erstere
form mit einmischung von rädere aus letzterer abgeändert: stammt nun
diese von arare wie rasgufiar von rasgar ? oder vom sp. rofia (pr. runha)
kratze? Die bedeutung von arare widerstrebt.
Arcilla sp. thonerde; von argilla mit eigenthümlicher behandlung
der keUmedia wie in arcen (agger) und andern, Rom. gramm. I, 269.
Ar da, ardilla sp., harda pg. eichhom. Larramendi hält es für
baskisch und zerlegt es in die Wörter ari da ^es bewegt sich immer', aber
der bask. name ist anders. Aus lat. nitella konnte duroti die übliche
prothesis des a anedilla, wohl auch aredilla, ardilla entstehen und hieraus
arda abgezogen werden. Vielleicht aber findet sich eine zuverlässigere
herleitung. — [Eine andre erUärung des schwierigen Wortes, die zugleich
pr. arda und arna motte umfaßt, hat später Mahn p. 127 versucht, auf
welche hier nur verwiesen werden möge.]
Ardite eine geringe Span, münze, in Guienne hardi, limous, ordi;
vom bask. ardita, dies von ardia schaf, vgl. pecus, peeunia, LSduse
Gramm, basque p. 33. Nach Larramendi s. v. dita ist es auf andre
weise zusammengesäzt.
Argolla sp., argola pg. eiserner ring, haiseisen; vom sp. aro reif
und gola kehle, hals, span. mit erweichtem 1 wie in gollete. Es ist die-
selbe art der Zusammensetzung wie in ferro-pea eisen für den fuß.
Nach Cabrera aus lat. * arculus, was nicht angeht^ nach andern cms dem
arabischen.
Arisco sp. pg. wild, ungezähmt, scheu, nach Constancio, der es von
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ILb. ABMADILLA-ARBEL. 425
arena herleitet^ auch trocken, e. h. terra arisca. Von rigidus, zunächst
riisco, dann a-riisco, arisco? Aber prothetisches a findet auf adjectiva
keine anwendung (a-musco moschusfarbig kann aus einem gleichlautenden
Substantiv herrühren, auch steht ihm eine form musco Bur seile, wogegen
kein risco vorhanden ist). Besser denkt man sich in arisco eine ab-
kürjsung von arriscado kühn, verwegen, dies von arriscar in gefahr setzen,
s. risicare /.
Armadilla sp.gürtelthier; gleichsam gepanzertes thier, von armado.
Armuelle 5|p., p^. aimoles, armolas (nur im plural üblich), auch
altfr. armol Bq. ein kraut, melde. Der lat. name dafür ist atriplex
(s. arroche II. c). Vielleicht liegt in dem span. worte einer der fälle
vor, worin zwei Wörter, ohne eine deutliche composition zu bilden, in eins
zusammengeflossen sind, d. h. ar hat seinen grund in atri von atriplex und
mnelle in mollis oder emoUiens, insofern diesem kraut erweichende kraft
zugeschrieben ward: von atriplex emölliens benutzte also der volksmund
nur die betonten süben — wenn die conjectur nicht eine der verfehlten ist.
Aro sp. pg. reif, ring von holz oder eisen u. dgl., altpg. umkreiß
einer stadt, eines dorfes s. S. Bosa. Eine befriedigende deutung fehlt.
Arrabalde, arrabal sp.pg. vorstadt; vom gleichbed. arab. ar-raba'd
Freyt. II, IHK
Arrebol sp.pg. der rothe glänz, den die wölken vor Sonnenaufgang
oder nach Sonnenuntergang annehmen, dsgl. die rothe schminke. Mahn
p. 48 zieht es aus dem arab. rabab weiße wölke. Vielleicht aber läßt
sich die deutung af4S rubor, wobei an Aurora rubescit Virg. erinnert
werden darf, aufrecht erhalten. Daß nämlich al auch manchem nicht
arabischen worte vorgesetzt ward, ist geunß, und daß der Spanier aus-
lautendes r gerne in 1 wandelt (marmol, arbol, vergel ca.), ist nicht
minder gewiß: überdies trat noch eine vertauschung des radicdlen o oder
n mit e ein wie in arredondar für arrodondar. Ist dies factisch richtig,
wie es theoretisch schritt vor schritt bewiesen ist, so entspricht das verbum
arrebolar (röthen) dem it. arrovellare, nur daß dies aus dem adj. rubel-
1ns entstand, und man braucM nicht einmal den arab. artikel in ansprach
zu nehmen, da das Substantiv aus dem verbum (worin ar = lat ad) ge-
zogen sein konnte. Nach form und begriff scheint sich diese etgmologie
aus nationalem dement besser zu empfehlen als die aus fremdem. Krit.
anhang p. 22.
Arrecife sp., pg. arrecife, recife, ältsp. arracife, aitpg. arracef
dammstraße, dsgl. klippe des meeres; vom arab. ar-racif dammweg an
einem flusse, hohe fdhrstraße. Daher wohl auch fr. r6cif, ressif reihe
mit Wasser bedeckter Uippen (arab. arra^af reihe steine im wasser, um
daroiuf hinüber zu schreiten Freyt. II, 156'').
Arrel, arrelde sp. ein gewicht von 4 pfund castilianisch, pg. arra-
tel, altsp. arrate; vom arab. ratt gewicht von 12 unzen Freyt. II, 160^.
Das bask. erraldea, wenn auch ein gewicht von 10 pfund bedeutend, wird
nichts anders sein ais das sp. arrelde.
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426 ILb. ABRIBA-ASCüA.
Arriba sp. pg. adverb für tat supra; von ripa ufer, anhohe^ vgl.
unten derribar.
Arriero sp., arrieiro pg. mauUMertreiber ; van dem an die maul-
thiere gerichteten /mruf arre (neupr. it. arri), aitsp. farre, der arabischen
Ursprunges sein soll, s. Sousa, dsgl. Doey Gloss. 202.
Arripiar pg. schaudern; nach denportug. äymologenvon horripilare,
Arroba sp. pg. gevoicht von 26 pfund; vom arab. arrob'a (f*>) vier-
ter theil (des centners) Freyt. II y il3^.
Arrojar sp., arrojar pg. werfen, auch duft, strcMen verbreiten,
sprossen, arrojo dreistigkeit, Verwegenheit. Möglicher weise von ruar,
gleich dem fr. ruer umgebogen aus lat. ruere, mit hia;tustügendem j rujar
rojar arrojar; wegen dieses j s. unten trage. Die herleitung aus rejicere
wenigstens ist kaum erwähnenswerth.
Arroyo sp., arroio pg. bach, arroyar Oberfluthen, wegspülen, äUsp.
arrogio, mlat. arrogium schon in einer Urkunde vom j. 776 Bsp. sagr.
XVIII, 301. Geunß nicht von rivns. Verwandt scheint lomb. rogia bach
mim wässern der wiesen, mlat. roginm (9. jh.), weshalb Muratori, Ant.
itäl. n, 1106, an gr. ^ot] von ^ico erinnert. Man vgl. auch wal. erug^
Wassergraben, ungr. ürök.
Artiga sp. cot., artigua pr. frisch angebautes fdd. Nach Addung,
Mithr. II, 43, celtisch, vgl. kymr. aru pflügen; wie aber abgeleitet und
warum nicht eben so wohl vom lat. arare? Auch die bask. spräche kennt
artica, artiga, worin Larramendi mit berufung auf den gebrauch des-
selben als eines eigennamens (so heißt e. b. ein gerichtssprengel von S.
Sebasiian) ein dieser spräche angehöriges wort erkennt.
As CO sp. pg., sard. ascn ekd, absehen, ascoso und asqneroso, as-
coroso ekelhaft, lettftere form auch im altmaü., s. Bonvesin disput. muscae
V. 226. Das wort ist von unsicherer herkunft. Es mahnt an gr. alaxog
schände, algxQog häßlich, aber naher stehen, den griech. Wörtern gleichbe-
deutend, sbst. goth. aiviski, ags. »visc, adj. ndd. aisk, aisch; ja selbst
die deutsche interj. des ekds äks könnte verwandt sein, wie denn auch
manche in dem roman. u)orte einen bloßen naturat4sdruck fühlen. Larra-
mendi s. V. u/nd unabhängig von ihm Diefenbach, Goth. wb. I, 26, ver-
mtUhen dagegen auf bask. ascö (asqui) 'viel, au vid' d. h. satt, übersatt:
allein der bask. ausdruck für asco ist nicht asca, sondern nasca, wdches
letztere eu vermeiden die span. spräche keinen anlaß hatte. Man vgl.
noch churw. ascher unrein, aschrfa unreinigkeit Merkwürdig ist auch
die span. form usgo für asco.
Abcusl sp. pg. glühende kohle; fügt sich trefflich ssum ahd. ascä,
goth. azgöy nhd. asche, oJme daß man darum mit Diefenbach ein goth.
asqvo vorausjsusetjsen hätte, d. h. es fügt sich eben so wohl jm asca wie
eslingna zu slinga. Wegen der begriffe vgl. lat. it. favilla asche und
funke. Hat etwa das bask. anscua 'stoff eu asche\ wddies Humboldt als
ein achtes einheimisches wort gibt, dieselbe quelle? Larramendi's jBUsam-
menseteung des span. wortes aus dem bask. asco sua (d. h. genug feuer)
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n.b. ASEAR— ATBIL. 427
is^ sicher verfehlt. — [Mahn p. 128 halt die gothische herhmft desselben
für möglich, für sicherer aber doch die bashische^
Asear sp., asseiar pg, pvteen, schmücken.
A sin ha pg, adverb für lat. statim; doch wohi von agina J. zu tren-
nen? etwa von ad Signum auf den unnJc.
Asir sp. pg.y aUsp. azir ergreifen. Die herleitungen aus lat. ansa
oder aus basJc. atsi (fassen) sind dbeulehnenj da sie für das span. präsens
asgo d. h. für das eingetretene g, welches sonst nur in lateinischen Wörtern
vorJcommty keinen grund hergeben. Das wort entsprang vielmehr af4S dem
gleichbed. lat. apiscire für apisci, Ji^sga, apsir asir, präs. apiscor apsco
asgo, also in diesem tempus mit zurückgezogenem accent wie in cubro
von coop^rio. Wo ein vorhandenes lat. wort genügt, sind neuhildungen
nicht zuzulassen.
Asurarse sp. anbrennen; für arsnrarse, vgl. it. pr. arsura brand,
sard. assnra.
Atar sp. pg. cot. binden; von aptare anpassen, anfügen, daher zu-
sammenfügen (wie gr. aq^ofyiv), oder von arctare zusammenpressen, da-
her zusammenschnüren? Wiewohl r vor c ausfallen kann, so empfiehlt
die form doch das erstere etymon. In den glossen des Placidus werden
beide verba mit vincire als st^nonym zusammengestellt: abto, vincio, arto
Class. auct. VI, 564.
Atarfe sp. vrU. ein strauch, tamariske; vom arab. a't- tarfah Frey-
tag ni, 50^.
Atayiar sp. pg. schmücken, atavio schmuck. Sousa meint vom arab.
a't-^ttaba zurüstung, also umgestellt attabia, aber diese Umstellung des
ist nii^ spanisch. Es paßt buchstäblich zum goth. ga-t6yjan anordnen^
bestellen, tgva Ordnung, reihe, oder eben so woM zu dem verwandten tau
Jan (präi. tavida), ags. tavian, engl, taw, ndl. touwen, ahd. zawjan machen^
bereiten, vgl. sp. parar bereiten, schmücken. A = lat. ad wird in spani
sehen verbis leicht vorgesetzt.
Atisbar sp. aufpassen^ lauem; vom bask. atisbeatu, dies von ateis
verschlossene thüre, und beatu schauen, also durch thürritzen schauen
(Larramendi).
Atobar sp. in erstaunen setzen, betäuben; von tuba trompete, etwa
wie attonare von tonus. Aus goth. daubjan wäre in üblicher weise ado-
bir geworden.
Atracar sp. pg. ein schiff heranziehen. Von attrahicare? Besser,
da es ein Schifferausdruck ist, vom ndl. trekken, aantrekken.
Atreverse sp. pg., altsp. treverse sich erdreisten. Es soll von
tra-vehere herkommen, ist aber von sibi attribuere, sibi tribuere sich bei-
legen, sich anmaßen. Das daneben vorhandene atribuir, tribuir stört diese
herleitung nicht: jenes ist das ältere wort, in dessen präsens noch der lat.
accent hebtet, atr^vo = attrlbuo. An das gleichbed. bask. atrebitu ist also
nicht zu denken, dies ist selbst aus dem span. herüber genommen.
Atril sp. lesepult; vielleicht entstellt aus latril, letril, gleichsam
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428 IIb. AUCE-AYO.
lectorile, altfr. letrin, indem anlautendes 1 in dem artikd aufgieng, el latril
als el atril verstanden ward. Letril in der bed. leuchtersttM kommt vor.
Auce, abce altsp. (f.J geschieh, loosy 0. h. con dios e con la vues-
tra auce PC. 2376; buen' auce 2S79; abce mala Alx. 646; auce dura
Bc. Mü. 778. Sanchez erwähnt aus Äpiäejus Met. lih. 9 bona et satis
secunda aucilla, und eine zurüchfuhrung von aucilla auf ein vermeint-
liches primitiv auce lief^e sich annehmen, s. Rom. gramm. J, 29; bei au-
spicium aber, dessen genus sich nach dem von suerte gerichtet hätte, be-
dürfte es dieser annähme nicht. An auce, abce hnüpfl sich vermittelst
der cätvdl. bei Aus. March vorhommenden form abziach das sp. adj.
aciago, pg. aziago Unglück bringend, span. als sbst. unglücklicher zufätt,
das mit seinem i die deutung aus auspicium unterstützt, doch müßte das
unübliche sufßx ago aus aco gedeutet werden.
Aullar sp. (aiular Bc.) heulen; von ejulare une ajuno ron jejunium.
Autillo sp. eine art eülen, käuzchen; von otus (lotog) ohreule. Es
scheint für a-otilla mit vorgefügtem a zu stehn.
Auto sp. pg. Verordnung; von actum, it. atto. Daher sp. auto de
fe, pg. auto da Ü glaübensbeschluß.
Averiguar sp. aus verificare; s. santiguar.
Ay^s, ab^ dUsp. adverb, wofür neusp. ap^nas; von ad yix, wie
assaz von ad satis, churw. yess. Verstärkend ist die zss. mal-ayez.
Avieso sp.y avesso pg. verkehrt, unrecht; von aversus: so auch
altsp. envesar für enversar; vgl. rivescio I.
Axedrez sp., xadrez, enxedrez pg. schacJispid; vom arab. asch-
scha'treng Schachbrett, dies aus dem persischen, das aber indischen Ur-
sprungs ist und ^hundert (d. h. verschiedene) färben habend^ bedeutet, s.
Vutters II, 431\
Axenjo sp. wermuth; von absinthium. Die Alten schrieben auch
enxenso.
Axuar, axovar sp., cot. axobar, pg. enxoval aiusstattung einer neu-
vermählten; arab. asch-schuar Freyt. II, 463''.
Ay 0 sp. hofmeister, aya kinderwärterin, it. ajo, aja. Nach den span.
etymologen vom griech. vb. ayeiv leiten, erziehen: dann aber hätte ein griech.
Substantiv dieses Stammes schon vorhanden sein müssen, welches man in
dyioyog nicht suchen unrd. Es könnte gothischen Ursprunges sein: ahd.
hagan, hagjan schirmen, pflegen (ndl. heghen erziehen KU.) gab ein
sbst. hagjo Pfleger, auch kommt (von einem andern verbum?) heio hüter
und der eigenfiame Heio vor Graff IV, 761. 710; daß hieraus ayo wer-
den konnte, versteht sich. Doch tritt hier ein, wie es scheint, achtes bask.
wort dem goth. in den weg. Larramendi II, 3P bemerkt ayoa mit der
bed. 'einer der wartet und einer der folgf, daher auch zaya hüter, seinzaya
kinderwärter u. a., vgl. Hervctö, Catal. deUe lingue p. 220. Es kommt
etwas darauf an, ob das ital. wort ein einheimisches oder ein aus Spanien
eingeführtes ist. — [Wackemagd fragt: aya von avia, ayo ebenso von
einem avius?]
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ILb. AZA-BALADI. 429
Aza pg. 1) henkel, Öhr an gefäßen = 5p. asa, cat ansa und nansa,
laL ansa. 2) flügd des vogels = sp. ala, das der Portugiese in diesem
sinne kaum gebrauche ; vielleicht wiederum das lat. ansa, indem man den
flu gel j woran man den vogel faßt, als griff betrachtete; oder führte man
etwa das mlat. ascilla = axilla auf ein unrichtiges primitiv ascia, aza
eurück? Merkwürdig trifft das port.wort zusammen mit eitlem gleichbed.
IcUein.: acia ala Gl. Isid, (aria ala Exe. Pith.\ aber wo hätte dies seine
quelle? Graevius liest dafür axilla ala.
Azafate sp.pg. körbchen; vom ardb. as-safa^e dass, Freyt. 11,223^.
Azcona sp., auch entstellt in fietscona, pr. ascona, altcat. escona Chr.
d'Escl, 646^ Speer; vielleicht vom ahd. asc esche (eschtner Schaft Nib.).
Dajm pg. ascona mit der bed, komet, die auch dem lat. hasta jndcommt.
Azöfar sp. pg. messing; ist das ardb. af-^ofr mit ders. bedeutung
Freyt. II, 604\
Azogne sp., azongne pg. quecksüber; vom ardb. azzaibaq dass.
Gol. 1076, Freyt. IZ, 219", dies aus dem persischen.
Azote sp.^ aQontei>^. peitsche, azotar, a^ontar und wohl auch it.
ciottare geissdn; vom ardb, as-sant Freyt. II, 376".
Azncena sp. pg. weiße lilie; vom arab. as-sflsan, hebr. zuzan, gr.
aovaov, s. Gol 1237, Freyt. II, 37 6K
Aznfaifa, azofeifa sp., pg. a^feifa brustbeere; ardb. az-zofaizaf
Gol. not
B.
Babazorro grober mensch; buchstäbl. bohnensack, spitsname der
Aldbesen, die viel bohnen essen, vom bask. baba bohne und zorro sack
(Larramendi).
Bacfa sp. pg. becken; mlat. baccea, Variante bei Isidorus, vgl.
bacino I., mit dem es gleicher herkunft ist.
Badana sp.pg. gegerbtes schafleder, dsgl. gefärbtes leder ssu bücher-
decken; vom arab. bi-'tänah, s. Engelmann. Daher fr. basane dass. (s
aus d vielleicht nach einem prov. bazana), adj. basan6 von der färbe
dieses leders.
Bafo altsp. pg., neusp. baho, cat. vaf hauch, dunst, sp. avahar, pg.
bafEir durch den hauch erwärmen; naturausdruck das ausstoßen der luft
nachaubüden, vgl. mail. banfä schnauben, arab. bachara aushauchen
Freytag I, 90^.
Bahari ^., pg. bafarf eine ort sperber; nach Sousa s. v. a. über-
seeisch, vom ardb. ba'hr meer (ba*hrl marinus Freyt. I, 88% ein name,
der auch andern über das meer fliegenden raubvögdn beigelegt wird.
Bai a dl sp. werthlos, gehaltlos; augenscheinlich ardbischer herkunft,
nach span. etymologen s. v. a. städtisch, von balad stadt Gol. 314, weil
in der stadt den landleuten verfälschte waaren verkauft würden, s. Covar-
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430 II. b. BALADRAR-BARRUECO.
ruvias. Balad bedeutet auch hohle handj stemmleere gegend des himmds
t*. dgl. Genaueres darüber bei Dozy 232,
Baladrar sp. schreien; vielleicht eine umbüdung des altsp. balitar
blöken^ durch einmischung von ladrar bellen.
Balsa 5p. pg., bassa cat. pfütze^ dsgl. floß, port. auch Strohgeflecht,
gestrüppe; nach Larramendi vom bask, balsa ursprüngl. Sammlung, an-
häufungy was den bedeutungen genügt. Vgl. Humboldt, Urbewohner Hisp.
p. 40, wo auch der städtename Balsa in Baetica (bei Plinius) hieher ge-
rechte wird.
Balnz dltsp. Meiner goldUumpen (Seckendorf u. a.); lat. balnx,
ballux goldsand, bei Plinius, bei späteren ballaca, muthmaßlich ein altes
Span. wort. S. Vossii Etymol. und Potts Forsch. II, 419. 510. Balaz
aber, wofür Aldrete p. 26^ baluce sagt, ist Teein volksüblicher ausdruck,
sondern erst von den gelehrten aus balnx romanisiert.
BsLuäihnlsk sp. kinnbacken; von mandibola, wahrscheinlich durch
assimilation, d. h. das erste b dtdrch das zweite hervorgerufen.
Barbasco sp. woUkraut; von yerbascum: so oJ^^p. bardasca nd>en
verdasca gerte, von viridis.
Barcar sp. pg. in abarcar {sard. abbarcai) umarmen, sobarcar
unter dem arme tragen. Nicht für ad-brachiare, sub-brachiare, denen
nur abrazar, sobrazar gemäß wäre, grammatisch genügt aüein eine form
brachicare, durch Umstellung des r barcar, gcbildä also wie caballicare.
Sp. pg. sobaco heißt achselhöhle, sard. suercu: ist es, wie Cahrera an-
merkt, das Isidorische subbrachiam, so muß es gleichfalls einmischung des
Suffixes ic erfahren haben.
Barragan sp., pg. barragäo gefahrte, junggesell. Da das nunver-
altete wort auch für eitlen tüchtigen, tapfem mann gebraucht ward (bnen
barragan PC), so ist zu erwägen, ob es nicfU iderUisch sein könne mit
barragan, das einen festen dauerhaften stoff bedeutet (s. baracane L), uHe-
wohl Übertragungen dieser art selten sein mögen. Sonst sucht man es im
arab. (Covarruvias) oder baskischen (Larramendi, Hervas, Moraes).
Barriga sp, pg. bauch. Nicht wohl von barra, da kein span. Suf-
fix iga für neue ableitungen in anwendung gekommen: man müßte also
für diesen einzelnen fall eine atisnahme gestaäen, indem man darin etwa
eine scheideform von barrica tonne, für den begriff genügend, erblickte.
Was hier folgt, nehme man als anspruchslose vermuthung. Durfle ein
körpertheU nach einem ihm zukommenden kleidungsstück benannt werden,
wie fr. poitrine eigentl. brustgürtel bedeutet, so konnte der bauch nicht un-
passend gurt heißen. Diese bedeutung aber hat das ahd. baldrich, span.
verändert in baldriga barriga, vgl. Rodrich, sp. Rodrigo; die mittelform
baldriga aber hat sich fast buchstäblich erhalten im parm. bodriga bauch
(o aus al). In Berry sagt man bandru für ventru, eine form, die gleich-
falls an das deutsche wort erinnert; man sehe bandru IL c.
Barrueco, bermeco sp., barroco pg. ungleiche nicht recht runde
perle, pg. auch unebener fels, daher das fr. adj. baroqne schiefrund.
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n.b. BARRUNTAR— BELENO. 431
Etwaf mit vertauschtem suffix^ von Verruca /fefo, waree^ da auch sp, ber-
meco leide bedeutungen hat und Flinius das uort auf eine Unebenheit
der edelsteine anwendet? Oder aus dem esgs. bis-roca schiefer fds? s,
bis J. Beide wörtery Verruca und roca, könnten sich, wenn man die be-
deutungen erwägty an dem roman. werte betheiligt haben. Davon trennen
einheimische etymologen woM mit gutem gründe das pg. fem. barroca
unebene steinichte gegend, dessen Ursprung sie im sinnverwandten arab.
borqah {plur. boraq) Freyt. J, UV" erkennen.
Barruntar sp. pg. voraussehen, errathen, muthmaßen, ältsp. bar-
runta Scharfblick im voraussehen, barrunte späher, kundschafter: barruntes
son llamados aquellos homes que andan con los enemigos 6 saben su
fecho dellos, porque aperciben & aquellos que los embian Partid. 2, 26,
11, Gong. Ultram.; im Alex, findet sich auch die form barronta. Ein
wort schwieriger deutung. Span, etymologen scheuen sich nicht, es von
barrus elephant, als dem namen des verständigsten thieres, herzuleiten;
Larramendi weist auf das bask. barruan ^darinnen (innerlich) in beeie-
hung auf die eindringende schärfe des urtheils. Folgende deutung wird
besser begründet erscheinen. Barruntar steht durch eine dem Spanier sehr
geläufige einscUebung des n für barutar (Bom. gramm. I, 361), dieses
aber heißt prov. mehl durchsieben, woraus, wie in cemere oder xQiveiv,
die figürlichen bedd. unterscheiden, ausspähen, wahrnehmen u. dgl. hervor gehn
konnten. Über den Ursprung von barutar s. bluter II. c. Die neupr.
spräche kennt ein vb. barountd schaukeln, sicher dasselbe wort, denn das
sieben gibt eine schaukelnde bewegung, vgl. sp. mecer mischen, schütteln,
schaukeln.
Basca sp., pg. vasca (wie auch der Spanier ehemals' schrieb) ekel,
angst, pr. basca misbehagen Ghx. II, 266, M. I, p. 217; vb. aitsp.
bascar ekei haben. Auch im bask. vorhanden; seine Zergliederung sehe
man bei Larramendi. Darf auch das mit ^. basca gleichbed. chw. ba-
schizzi hieher gestellt werden?
Batafalua, batafaluga sp. vrlt., mit m für b matala-hua, -huga,
-huva, cot. sard.mB.iBÜl\xgSL eine pflanjse, anis; t;om ara&/habbat-al-'halvati
dass., s. JEngdmann.
Baya sp. hülse, schote, auch beere; von baca = lat. bacca, pg. baga.
Bazo sp., pg. milz, vgl. neupr. besde hammelsmüe, aüfr. bascle.
Becerro sp. pg. kalb, junger stier, heaerm pg. junge kuh; vom
bask. beicecorra, dies von beia k^ (vgl. kymr. biw) und cecorra kalb, s.
Larramendi. Dazu gesellt sich noch sp. bicerra gemse, bizer ra reh.
Behetria sp. pg. freie ihren herm sich selbst wählende Stadt; nach
Larramendi vom bask. beret-iria Stadt für sich selbst, Stadt ihres eignen
unllens; nach andern von benefactoria, wie man um 1020, benfetria, wie
man um 1129 schrieb, s. Covarruvias und Cabrera. Diese letzteren müssen
recht haben, da auch ein gana entsprechendes mal-fetria vorhanden ist, s.
Berceo Mlagr. 268.
Belefio sp. bUsenkraut; von venenum, it. veleno? Die ähnlichkeit
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432 n.b. BELLEGUm-BODA.
kann täuschen: für solche dinge lieht die spräche individuellere heeeich-
nungen. Wort oder wured begegnen auchy ohne Zusammenhang mit ye-
nenum, auf andern gebieten: ags, belene, belone, belune, russ, belenj^
poln. bielun, böhm. bljn, ungr. bel^od-fa, ahd. bilisä; vollständigere ver-
gleichung bei Biefenbach^ Orig. europ, p. 260.
Belleguin sp., beleguim pg, häscher; nach Sousa vom arab. bale-
guin dass. (Qol. 321 hat nur bolaqtna unheil)^ nach Larramendi vom
bash bella nacktwache {sp, yela) und eguin thun.
Bei Iota ^., pg. belota, bolota, boleta eichel; identisch mit arab.
balltft Gol. p. 318 f Freyt. J, 155*, das dem lat. balanus eichet^ castanie
entspricht. Auch t^. bal 1 o 1 1 a gesottene castanie wird hieher zu nehmen sein.
B^odo altsp. betrunken; von bibitns, aber in activer bed. ^ einer der
getrunken hat\ wie comido ^der gegessen hat\ s. Bam. gramm.UI^ 265.
Die sübe beo aus bib.
Berro sp. brunnenkresse; baskisch, behauptet Larramendiy da es im
labort. dicdect einen feuchten ort bedeute, die kressen aber am wasser
wachsen. Es ist vielmehr celtischy e. b. kymr. berwr, bret. biler mö (fer-
sdben bedeutung; weitere vergleichungen bei Diefenbachy Goth. wb. J, 330
und Orig. europ. 436.
Bisojo sp. schielend, eigentl. doppdäugig^ nach zwei Seiten blickend^
comask. bisoeucc (bisöc) von bis-ocnlns, s. biais IL c. Aber sard. bisoga
1^ in die bed. einäugig ausgeartet {umgekehrt fr. louche von Inscns).
Bizco sp.y YGBgopg. schielend; zsgz. aus bis-ocnlns (woher sp. bisojo)
wäre hart. Nach Larramendi*s ansieht ist es baskisch und heißt ^von zweien.
Bizma sp. (f.) pflaster als heümiUdy Umschlag, epftima (f.) magen-
pflaster; von epithema etwas aufgelegtes, it. epittima und pittima, /r.
öpitheme. Über sp. z aus t s. Rom. gramm. I, 365.
Bledo sp., pg. bredo, cot. bred, nach Covarruvias ein küchenkraut
ohne geschmack, nach dem wörterbuche der akademie eine ort wilder
brunnenkresse; von blttum {ßXixov), das melde oder Spinat heißen soU.
Letztere bedeutung hat sp. bledomora.
Bobo sp. pg,, sard. bovn einfältig; ohne zweifei von balbas, it.
hdlho, pr. balb u. s. w,, sonst ganz unstatthaft von bos bovis hergdeiiet,
vgl, wegen des begriffes sp. farfdlla Stammler, bask. farfuilla dummkopf^
wegen der form popar (palpare). Auch ein prov. bob hat sich einge-
funden, gleichbedeutend, wie man annehmen darf, mit dem span. werte:
no semblec pecs ni bobs Am. Vid. ed, P. Meyer.
Bocear sp. die lippen bewegen (von pferden beim fressen/, alty>.
nebst pg. bocejar gähnen, dsgl. mit seltnem sufßx (s. unten tropezar) sp.
bocezar und bostezar ; muthmaßlich vom sp, buz lippe, s. unten.
Bochorno sp. pg. heißer nordwind; von ynltnrnns.
Boda sp, pg. cat, hochzeit. Es soll arabisch sein, ist aber gut
lateinisch, yota plur. von yotnm: ad tertia yota migrare zur dritten ehe
schreiten Cod. Just., ad secnnda vota ire L. Burg. 42, 1. Eine altsp.
form für die bed. gelubde ist yota, ü. boto.
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ILb. BODE-BRISCAR. 433
Bode sp. pg. /siegenbock. Dieses wort scheidet sich hestimmt sowohl
vom it. becco wie vom fr, bouc, welches Utjstere aber an der gränze des
Span, gebietes vorhanden ist, s. das frans, wort IL c. Vergleichen läßt
sich etwa comash. bida siege.
Bofe sp. pg. lunge; von bufar blasen, schnauben, wofür port. auch
bofar gebraucht wird; vgl. gr. tcvcv^iov lunge von nvaXv blasen, it. man-
taco blasbalg, lunge. Daher sp. bofena, bohena wurst von schweinslunge.
Bofö altpg. adverb; ssgz, aus k boa f6 traun, gewiß.
Bojar sp. eine insel oder ein vor gebirg umschiffen; mahnt an ndl.\
bogen d. i. biegen, beugen; derselbe gebrauch im lat. flectere Promontorium^
Bonina sp. pg. eine art der kamille. Ein liebliches feldblümchen
nennt sie Moraes Silva, und Camoens erblickt darin ein bild der weiße
und Schönheit: soUte das wort nicht darum vom sp. baeno, pg. bom (gut,
hübsch) abgeleitet sein?
Borboletap^. Schmetterling; von borbolhar wallen, sprudeln, in
besiehung auf seinen gaukelnden flug. Vielleicht ist diese auffassung nicht
die richtige, aber susammenhang swischen Schmetterling und wallender
bewegung verräth auch churw. buUa = borboleta, vb. bugliar = borbol-
har, ebenso lothr. boublö name des insects, ndl. bobbeln wallen.
BostSiT sp.,ho&tSi\pg.ochsenstaU. Ein altbeseugtes wort: bostar locus
ubl stant boves Gl. Isid.; bostar vel boviale scipen (schoppen) Älfric;
bostar locus ubi eomburebantur corpora boum vel statio boum Papias,
welcher Charisius stelle vor äugen hatte: bustar locus ubi concremantur
mortuorum corpora. Man vergleicht ßovaTcaiov, aus dem es freilich
nicht gebildet sein kann.
Botequin sp. Meines boot; vom ndl. bootje, das früher bötktn ge-
heißen haben mag, henneg. botequin, bodequin.
Breöa sp., brenha pg. mit gesträuch bededcte schlucht, mlat. brenna
urk. V. 781 s. Ducange. Ein öJmliches wort ist das deutsche brahne ge-
büsch an feld- und wiesenrändem Frisch I, 124", susammenhang beider
aber nicht su behaupten. Dagegen serlegt Larramendi das entsprechende
bask. brena in be erena besäte tiefe.
Brico sp. Sandbank (bei Seckendorf); erinnert an nord. breki im
meer verborgene Jdippe.
Brincar sp. pg. hüpfen, springen, tansen, spielen, scher sen, sbst.
brinco sprung, kursweü u. dgl., plur. brincos Spielsachen, Schmucksachen,
sittemadeln, Ohrringe. Vielleicht vom dtschen blinken {ahd. blinchan?)
schimmern, demnächst sittem, sappeln, wie lat. micare, coruscare beide
bedeutungen haben.
Brisa weintrester, ein in Aragon und Catalonien volksübliches wort,
s. das wb. der Span, akad.; vom gleichbedeutenden brisa bei Columella,
welcher, ein Spanier von geburt, uns das alter auch noch anderer Wörter
der halbinsel beseugt.
Briscar ^. cot. seide mit gold- oder silberfäden durchweben; etwa
= altfr. broissier? Bom. fr. p. 54.
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434 IIb. BRITAR~BUZ.
Britar älipg. hrechen^ sf. h. as portas, a lan^a, a tregoa, a verdade.
Es gibt einige angels.^ engl, oder nard. Wörter, welche durch den voUcer-
verkehr nach Portugal gelangten, ohne Spanien eu erreichen. Britar ist
= ags. brittian verbrechen, eerbröckeln^ mdarü. engl, brit, vgl. brittle
jserbrechlich.
Brozno altsp., auch brosno Cal. S D., rauh, barsch (wie bronco),
fehlt port. und catal.
Braxa sp., pg. cot. bruxa nachteule, hexe, wie lat. striga; masc
braxo hexenmeister. Einem werte dieser bedeutung ist nicht leicht auf
die spur isu kommen; die folgende vermuthung geht wenigstens mit der
lautlehre. Braxa ist eine nebenform von bmza bürste {tvie oxier neben
ait^. uziGT, usier, lat. ostiarias) und so hieß die eiüe wegen ihres strup-
pigen köpf es: umgekehrt nennt man einen menschen mit struppigem haar
schweif, huwel eule. Der name gieng auf die hexen über, weil sie in
eulen verwandelt (convertidas en gallos, 'lechuzas' o cuervos Cervantes
nov. 10) den nächtlichen teufdsschmaus besuchen. Nach Bord sagte man
in der landschaft Foix bruesche eauberin, das sich aber mit dem span.
Worte nicht einigen läßt und vielleicht mit dem gad. briosag (hexe) ßu-
sammenhängt. S. auch Ducange v. broxa.
Bnega sp. gränestein; vgl. dtsch. buk erhöhte gränescheide, buik
Frisch I, 16P ; buchstäblich naher kymr. bog (m.) ai^schweUung.
Bnho sp., pg. bnfo {wal. bnhf) eine art eulen, uhu; vom lat. bubo,
aber, in erwägung der inlautenden aspirata, wohl unter einwirhmg des
ahd. büf und hüf gebildet.
Buir dltsp. pg. glätten, polieren, e. b. Danea de muertos p. 431.
Bnlto, Yulto sp., pg. yulto klumpen, masse, beule, auefi huste, ge-
sieht. In letzterer bed. sicher von Tultas {it. volto, pr. vult, volt), in
ersterer wahrscheinlich von volvere volutus, rom. voltus (s, volta I.), also
s. V. a. Yolumen. Dabei ist noch eu erinnern, daß ndl. bnlt mit sp. bulto
in der bed. geschwtdst isusammentrifft, beide auch von Diefenbach, Ooth.
wb. J, 283, verglichen. Wal. bultz klumpen.
Bnrdo sp. grob (von Stoffen), burdalla grobwoUiges schaf. Eine
herleitung aus dem arab. hoTi, das einen dichten woUenstoff bedeutet, gibt
Engdmann als vermuthung.
Bnrga sp. warme heilqudle; vom bask. bero-nr-ga warm-wasser-
stelle, s. Larramendi.
Bnz sp. pg. handkuß (bei Covarruvias und S. Rosa), auch altval.
buz JFebr. 31, pr. bus GO,, in der bed. lippe weil, bnz? ut^ selbst sp.
buz. Ein weitverbreitdes wort, auch at^ deutschem gdÄet (Schmdler /,
211), auf cdtischem (Diefenbachs Goth. wb. I, 286) und arabischem (Goh
348) heimisch. Daher das span. adverb de baces mü dem gesicht auf
dem boden {it. boccone), auch de bruces, Ideteres von Larramendi aus
dem bask. hurüs !mit dem köpfe h^rgdeitd; vielleicht auch bocel rand
der gefäße {wie lat. labmm) und bocera rest von speisen an den tippen,
auf welche aber auch bacca ansprüche macht.
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n.b. CABAL-CALENTAR. 435
C.
Cabal sp. pg. pr. hauptsächlich; von cabo, lai. caput
Cabe sp., alt cabo, dsgl. altpg. cabe, cabo SIios.y präposUion für
lat.jtixta; eigentl. & cabo, aUfr. k chief am ende, an der kante^ daher
shst. cabe das anstoßen] vgl de capo de illa Serna, ad caput de illa
Serna Yep. L app. n. 8. Ein nUat. cape in cape me stans hält SchmeUer,
Lot. gedichte des 10. 11, jh. p. 230, für identisch mit dem span, worte.
Daher das dtsp. vb. cabear anpctösen Alx.
Cache sp. kleines stück, vb. cachar eer stücken; vom nüat. capulare
cap^lare abhauen? und ebenso cacha messerstiel von capolus cap'lus?
vgl. ancho von amplus.
Cachotro sp. das junge des hundes und andrer säugethiere; nach
Covarruvias von catalas cat'lns, daJier denn auch cachoDda für lat.
catuliens. Baskisch chakhurra heißt hund, bei Salaberry kleiner hund^
chakh konnte der Spanier umstellen in cach : ist nun das wort ein achtes
baskisches^ so konnte cachorra, dessen suffix baskisch ist, allerdings seine
quelle darin haben.
Gaco pg. scherbe; könnte durch ausfall des b aus cdcabus, wie
etwa Jago aus Jdcobns, entstanden sein; daher auch unser kachel irdenes
geschirr.
Gadera sp. cot., cadeira^^. hüfte; von cathedra sitjg {fr. chaire),
eigenÜ. der theü, auf weichem der obere körper ruht. Daher sp. caderillas
(plur.) kleiner reifrock.
Gadimo pg. listig, ausgelernt (im Übeln sinne); wird auf arab.
kadim aU (gealtert in einer kunst, einem geschäft) mrückgeführt. Das
port. wort hieß ursprüngl. geschickt, betriebsam^ dsgl. öffentlich, s. S. Rosa.
Prov. caYm, welches Mahn, Etym. unters, p. 39, nachweist, ist dasselbe
wort, s. Erit. anhang p. 23. •
Cdfila sp, pg. unordentlicher häufe von personen oder Sachen; vom
arab. qafilah trupp reisender Gol 1948.
Cafre sp. pg. roh, grausam; vom arab. käfir ungläubig, ruchlos,
undankbar Freyt. IV, 47^. Jaume Febrer braucht es wohl noch in der
ersten bedeutung: ques yengä molt be de tots aqnells cafres er rächte
sich sehr an äUen jenen ungläubigen, str. 125. Daher fr. cafard schein-
heilig.
Galambre sp., cambra^^. krampf; vgl. ahd. chlampheren klammem,
gusammenhaUen. Dahin auch dauph. ei-calambrä (= escalambrd) die
beine auseinanderstrecken, das gegentheU von klampheren.
Galafia sp. muster, eigenschaft; wohl von qualis.
Galavera sp., GB^ehsL pg. todtenkopf; von calvaria.
Calentar sp. erwärmen, participicdverbum von calere calens; ssgs.
aUsp. escalentar, pg. esquentar, auch pg. acaentar, aquentar. Altsp.
calecer, esgs. escalecer, dsgl. pg. aquecer, von calescere.
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436 II.b. CALHA-CARCAVA.
Calha, quelha pg. rinne, canal; mtähmaßUch von canalicula mit
ausfdll des n und ersten 1 caflha, mit zurückgezogenem accent calha, vgl.
letzteren fall in funcho von foenfcnlnm.
Calina sp. pr. hitze mit dunst; von caligo?
Gama sp.pg, hett, lager z. b. der thiere, streu^ schichte {letztere bed,
hat auch das engl. bed). Ein altes wort, schon bei Isidorus: in camis L
e. in stratis 19, 22, 29; cama est brevis et circa terram, Graeci enim
Xaiiicd breve dicant 20, 11, 2. Sofern die grundbedeutung streu zu sein
scheint, darf man diese herleitung aus x«/"«/ = lat. humi genehmigen,
die auch durch das vb. acamar ^ auf die erde ausstrecken unterstützt wird:
solch ein niedriges bett oder lager nennt der Grieche mit einem compos.
Xccfievvrj d. i. xa/zai-fivyjj.
Cama sp. (nur im plur. gebraucht) Stange am gebiß des pferdes^
vgl. camns maulkorb der pferde, im kirchenlatein, gr. ^T]/d6gy ahd. chamo.
Gambron sp., pg. cambräo (nur im' plur. cambroes) wegedom,
rJiamnus, überh. domstrauch; nach einigen von camurus gekrümmt (camu-
ris sub comibus bei Virgil).
G amote americanische batate; vom mexicanischen camotli, s. Cabrera.
Ganasto, canasta sp. neupr. korb, sp. auch canastro, daher fr.
canastre; aus canistrum, it. canestro.
Gandado sp. Vorhängeschloß, altsp. cadenado; von catenatam etwas
angekettetes; schon bei Isidor in diesem sinne, bemerkt Cabrera. Gadnado
ward also in candado umgestellt, volksmäßig calnado (nach Covarr.);
minder getreu ist das alte caüado. Vgl. wegen der bedeutung auch it.
catenaccio, fr. cadenas. Verb, altsp. candar verschließen.
Gangilon sp., cangirao pg. ein maß für flüssigkeiten u. dgh; von
congius (Covarruvias).
Ga nhoi^flr. link, canhoto links d. h. die linke statt der rechten brauchend,
sbst. krummes holz; von cam krumm (s. gamba I.), gleichsam cameus?
Ganaherla sp., cat. c^njafers^^eine pflanze, gertenhraut; zsgs. aus
canna und ferola. Die span. nebenform canaheja erklärt sich etwa aus
canna-fericnla.
Garabe sp. pg., woher auch fr. carab^^ bemstein, agtstein; vom
pers. kährabä d. i. strohräuber, wegen seiner dectrischen eigenschaß, s.
Rösler, Roman, farbenbezeichnungen p. 13. Dieselbe bedeutung erfüllt in
den roman. sprachen auch das gleichfalls orientalische wort ambra,
welches eigentlich eine andre, wachsartige Substanz bezeichnet, fr. ambre
gris, sp. ambar gris grauer ambra, s. ambra I.
Gär Cava sp. festungsgraben, leichen- und aasgrube, pg. nur in
erster bed., carcavar pg. ausgraben, aushöhlen, sp. mit einem graben um-
geben. Schwerlich zsgs. aus caro und cava fleischgrube, wie Covarruvias
will, da alsdann der zweiten silbe der ton zukommen müßte: es kann
entstellt sein aus cöncava, woraus zuerst corcava (vgl. unten corcovar),
sodann carcava ward. Das masc. sp. cärcavo bedeutet die hoUung des
bauches an einem thiere.
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IIb. CARCOMER-CAUDAL. 437
Carcomer sp. pg. anfressen (vom hohwurm), carcoma wurmfraßy
hoUwurm; zsgs. aus caro fleisch^ innerer theü des baumes, und comedere.
So schon Covarruvias.
Cärdeno sp., c&iAeo pg. blätdich^ bleifarbig .
Carnero sp.y caraeiro pg. hammd, ntlat. vaccas et caraeros et
porcos Yep. iZ7, n. 32 (aer. 1087); nach Covarruvias von carae, weil
das (hier die vornehmste fleischspeise gebe (so stammt auch hoedos nach
Isidorus von edere essen). Leitet man es von erena (fr. cran) einschnitt,
carnero das eingeschnittene thier {vgl. die versämng im cdtfr. crenel und
camel), so ist dies für die bedetUung bezeichnender; auch unser hammel
heißt verstümmelt. Hieher mag wohl auch carnicol gespaltene (einge-
schnittene) klaue gehören.
Carrasca sp. cot., sp. pg. carrasco Steineiche, immergrüne eiche,
nach Covarruvias s. v. a. co8»cojo. Wenn es nicht nd>st dem si0onymen
caryallo ein alteinheimisches wort ist, so darf man lat. cerras als etymon
heranziehen: sp. ca aus lat. ce ist zwar nicht ohne bedenken, aber es gibt
einige falle, worin e -et« a ward, ohne dem vorhergehenden kehllaute die
neue ausspräche aufzudrängen: lagarto, ursprüngl. lacarto, statt lazarto,
regalar statt rejalar, so vielleicht auch carrasca statt cerrasca.
Carrizo sp. Schwertlilie, pg. carri^o schuf; von carex, it. cärice.
Ca sc ab el, cascabillo sp., pg. pr. cflÄcavel, dawpÄ. carcavel schelle,
glöckchen. Larramendi übersetzt cascabel mit lat. scabellum und man könnte
es in der that darauf gründen, wäre die beschaffenheit dieses musicalischen
instrumentes nicht zu ungewiß. Eben so wenig würde sich eine Zusammen-
setzung mit dem deutschen bei (s. b61ier IL c) behaupten lassen.
Cascar «p. zerbrechen, pg. zerschlagen, sard. cascai zerdrücken,
mishanddn. Der Spanier liebt das verbcdsufßx ic-are und so erweiterte
er lat. quassare in quassicare cascar. Hieraus, so scheint es, die sub-
stantiva casco etwas zerbrochenes, scherbe, auch%chädel, casca und c4s-
cara hiüse, rinde, schale, cascajo steinabfälle, kies. Casco, in der bed.
Pickelhaube, woher it. casco, fr. casqne, leite man nicht aus cassis, da
das Suffix ic fast nur feminina gibt, s. oca I.
Casimiro sp. ein feiner wollener stoff, pg. casimira (Constancio,
fehlt Moraes 1. 2. ausg.); genannt nach dem la/nde Kaschmir, entweder
weil er ursprünglich von da bezogen ward oder wegen einer ähnlichkeit
im gewebe mit den berühmten shawls von Kaschmir.
Caspa sp. pg. schorf, der sich auf wunden u. dgl. ansetzt; unbe-
kannter herkunft.
Casta sp. pg. race; buchstäbl. etwas unvermischtes, von castus rein,
vollkommen.
Cataraiia sp. ein wasservogd, sturzmöwe; entstellt aus cataractes
ein vogel, der sich schnell herabstürzt.
Caudal sp. pg., awcA j?r. cabdal, oZ^r. chaudel vorzüglich, als sbst.
vermögen, Überfluß; von capitalis. Daher auch caudaloso überreich, ein
beliebtes beiwort großer ströme.
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438 . n.b. CAYADO-CERRO.
Cayado sp^ cajado pg., gajato cat. hirtenstabj krückenstock. Ist
es nicht augenscheinlich erweitert aus dem gleichbed. gr. x^^^S?
Cayo sp. dohle] vgl. ahd. kaha krähe, ndl. kauw.
Cebada sp., cevadajp^r. gerste, cat. pr. civada hafer; von cibare,
sp. cebar füttern. So auch sp. cibera getreide, von cibaria (plur.).
Ceifar^)^. ernten; woher?
Cejar sp. (eigentl. cexar, wie die Alten sehrieben) eurückgehn^
zurückweichen; von cessare,' dem im Uai. die verwandte bed. entweichen
jgusteht.
Celdsk sp. eeUe, alt cella; vom lat. cella, daher auch sp. cilla ge-
treidekeller, wie von cellariam sp. cillero, pg. cilleiro.
Cencerro schelle; bask. cincerria, cinzarria.
Cenefa, zanefa, vrU. azanefa sp., pg. sanefei borte ^oder kränz an
vorhängen u. dgl.; vom arab. a^-Qaneiah rand oder säum des kleides
Freytag U, 62 7\
Ceniza sp. asche, cenizo, ceniciento, cenizoso aschgrau, cenicero
aschengrube. Es scheint, als habe man in diesen Wörtern ein, nicht einer
als thema des lat. einis angenommen und hieraus das adj. eenizo = ei-
nericius (bei Varro), demnächst das subst. eeniza geschaffen. Die port.
formen sind einza (mit zurückgezogenem accent, wie hier ößer), einzento,
einzeiro. Die wci. spräche hat etwas analoges, bestätigendes, indem sie
einis durch eenus^, d. h. gleichfalls durch ein attö ein abgeleitetes wort,
ausdrückt. Das prov. neben eendre vorkommende eenes aber muffte eine
nominativform sein.
Cenogil sp. (m.) Strumpfband; vom $^. ginoeehiello stiefelmanchette,
knieband (mit Covarruvias).
Genteno sp., eenteio, senteio. pg. eine getreideart, roggen; von
centenus, weil er hundertfältige frucht bringen soll, s. Covarruvias.
Genzaya sp. kinderwärterin; vom bask. seinzaya, dies von seiäa
kind, und zaya wache, s. Larramendi.
Cepillo sp., cepilho pg. höbet, bürste; von eepo sp. Motz, lat. eippus.
Gerdo sp. pg. schwein; nach Larramendi vom bask. eherria dass.,
läßt sich iibrigens grammatisch uniaddhaft aus sordidns (suerdo serdo,
vgl. unten firente) erklären. Daneben steht ein fem. eerda häufe Schweins-
borsten oder auch pferdehaare, unmöglich von seta oder setigera, also
wohl aus eerdOy indem man anfangs eine schweinshaut so benannte, später
aber den ausdruck auf die borsten beschränkte?
Gernada sp.. laugenasche; = cinerata, cat. eendrada, von einis.
Gerqninho pg. in earvalho eerquinho Steineiche (s. Moraes); um-
gestellt aus quercinho = it. quercino.
Gerrion sp. eiszapf en; nicht mit Covarruvias von eirrus, noch mit
Larramendi vom bask. ehirria, das selbst fremd ist, sondern mit Oabrera
von dem ganz entsprechenden lat. stiria, worin st durch 9, wie sonst ge-
wöhnlich durch z (mozo von mustns u. dgl.), vertreten wird.
Gerro sp.pg , pr. ser anhöhe, dsgl. nacken oder rückgrat der thiere;
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ILb. CETRERO-CHAZA. 439
nach Larramendi vom gleichbed. bask, cerra, welches freilich nach Hum-
boldt, Urbewohner Eisp. p. 52, auch aus dem span. entnommen sein
könnte; nach Covarruvias, da es auch flachsbüschel heißt, vom lat cirrus
haarbüschel auf dem köpfe der vögel, wozu man die berührung der begriffe
büschd und gipfd (anhohe) in top ags, und engl, anführen darf.
Cetrero sp. falkeiyäger; gleichsam accipitrarius, vgl. accertello IL a.
Chabasca sp. reis, gerte; sicher von gIsly^l pfropfreis, daher wohl
auch chaborra junges mädchen, eigentl. s, v. a. Schößling, ^f>rößling,
vermöge einer bekannten metapher (gr. egvog, xogog, fi6a%oq, o^og sproß,
abkömmling).
Ghdchara sp. geschwätz, geklatsch; naturausdrmkj sard. ciäcoiara,
U. chiäcchiera.
Ghacon» ein spanischer nationcUtana; vom bask. chocuna niedlich,
artig (Larramendi).
Ghamarasca sp. reisbündei; vom bask. chamar-asco 'viel Meines^
s. Larramendi.
Ghamberga sp. weiter Überrock; nach dem marschall von Schoniberg
benannt, der diese kleidung nach Spanien brachte (Seckendorf).
GliSimorr 0 sp. pg. kcM geschoren, chamorra kahlkopf; muthmaß-
lieh von calvus, umgestellt clavus, und sp. morra schädel, das adjectiv
aus dem Substantiv.
Chamuscar sp. pg. versengen; von flamma, pg. ohama (Covarru-
vias). JJtsp. xamnscar.
Ghanela, chinela sp. pantoffd; = it. pianella, von planus d>en,
platt, ohne dbsate.
Chapa 5p. p^r. platte, lederstreif auf den nahten u. dgl., chapin,
chapim pantoffel, vgl. norm, aller k chapin leise auftreten; vb. chapir
plattieren; vom fr. chape mantd (etwas deckendes), mit chapa snAsammen-
treffend in der bed. platter theü der schnalle, womit man sie arüieftet.
Ghaparra, chaparro sp. Steineiche; nach Larramendi vom bask,
achaparra kraile, womit sich allerdings die kurzen ßweige dieses baumes
vergleichen lassen.
Ghapazar, zapuzar, zampnzar sp. untertauchen, vgl. cat. pr. ca-
bussar, pr. accabastar; das port. wort ist chafundar. Woher aber diese
büdungen?
G bar CO sp.pg.pfiitee; vom bask. charcoa schlecht, verächtlich (Lar-
ramendi). Zu erinnern ist auch an bask. charcea besuddn, bei Lecluse.
Gharro sp. pg. bauemlümmd; aus dem baskischen, wo es schlecht,
gering bedeutet (Larramendi).
Ghasco sp. ende der peitschenschnur, womit man klatscht, dsgl.
passen, streich, sard. ciascu; vidleicht nur ein schallwort, buchstäblich
mit unserm klatsche zusammentreffend; nach Larramendi vom bask. che-
-ascö sehr dünn.
Ghaza sp. jagd im baUspiel, chazar den ball zurücktreiben; vom
fr. chas^e, chasser.
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440 n.b. CHILLAR-CIGUENA.
Ghillar sp. pfeifen, knistern; Icann von sifBare kommen wie soUar
von sufflare. Vgh auch cigolare IL a.
Chine he sp. pg. warne; von cimex, it. cimice.
Chirivia «p., pg. cherivia und alquirivia, auch fr, chervis, chi-
roui (m,) euckerwured, vom arab. karfyija dass. (Doey). Gewöhnlich vom
lat, siser hergeleitet.
Chisme sp., jcisme cot. klatscherei um jsunäracht zu erregen; ent-
stellt aus Schisma? lat, seh wird nicht regelrecht jsu sp. eh. Oder vom
gr. oiaf,i6g gezische?
Chispa sp. pg, funke, regentröpfchenj kleiner diamant; unbekannter
herkunft.
Choeho pg,, unreif matt, entnervt , span. kindischer greis, fasei-
hans; wahrscheinlich von snctas für exsaetas ausgesogen, saßlos, vgl. it,
seioeeo II. a,
C holla sp, Schädel, dsgl. verstand, fähigkeit.
Choreha, chocha sp. Schnepfe,
Chorlo sp. eine eisenhaltige steinart; vom dtschen sehörl.
Chorro sp,^ pg, chorro und jorro sprudel einer flüssigkeii; von
susurrus ? Nach Larramendi vom bßsk, zorrotz geschafft, gespitzt.
Ghoza sp., ehoQa pg, hütte, schäferhütte ; paßt buchstäblich zu
plutea für pluteum schtdzdach. Wie genau aber auch die buchstaben zu-
treffen, so ist doch, um des Sinnes unllen, die herleitung am dem arab.
ehoQ9 vorzttziehn, s, Dozy,
Ghozno sp. ururenkd; woher?
Chueha sp. nachteule; von ihrem geschrei so genannt, sagt Covar-
ruvias — wenn das wort nicht vielmehr eine anspidung auf das saugen
an kindetn enthält, das der Volksglaube einer art dieser thiere schuld gibt,
pg. ehuehar saugen, piem. eiueö dctss.
Chulo sp. pg. spaßhaft; vgl. it. znrlare schäkern.
C h u m a z 0 ^flr. kopfküssen ; von pluma, auch it. piumaeeio und pimaecio.
Chus altsp. adverb der vergleichung ; von plus, z. b. chus sorrenda
Bc. Mill. 370, vgl, 'mas' sorienda Bc. S. Or, 93 (und doch deutet es
Sanchez aus ehnsma, Cäbrera gar aus plebs), dsgl. altpg, ehns und ehos
SRos., chus pouco Trov, num. 156, 3, s. Fort, kunst- u. hofp. 123.
Chuzo sp, pg, pfeil, Wurfspieß. Cabrera meint von teutonus bei
Isidor, was nichts für sich hat, Lat. pilum aber konnte durch ableitung
piluzo, durch syncope pluzo chuzo geben.
Ciar sp. pg. rückwärtsgehen, rückwärts rudern. Diesdbe bedeutung
hat auch sp. cejar (s, oben), aber ciar muß andrer herkunft sein,
Cierna sp. die blüthe oder das beste eines dinges, pg. cerne das
beste oder härteste im holze, vgl. it. cerna auswahl, ausschuß ; von cernere
sieben, sichten, sp. cerner auch mit der bed. blühen.
Cigtiena sp., cegonhü. pg. pumpenstock; von ciconia: hoc instru-
mentum (telon stange zum wasserschöpfen) 'Hispani' eiconiam voeant,
sagt Isidorus.
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ILb. CIMBRAR-CORAZON. 441
Gimbrar sp, eine gerte schwingen (eigentt. biegen^ cimbreiio bieg-
sam, geschmeidig; mich Larramendi vom hask. cimela biegsam.
Giruela ^j>. pflaume; von cereola, bei Virgil prunnm cereum wachs-
farbige pflaume.
Gobija sp. deöke, cobijar bedecken, zudecken; von coopercnlum
{%t, coperchio, fr, couvercle) mit demselben euphonischen ausfalle des r
vor j wie in sobejo von superculus.
(jO<i2ir pg, jucken, kiteä/n; etwa von coquere brennen, beunruhigen,
pari, coctus, daher coctiare. Weiler daraus abgeleitet sp. coscar s.v.a.
pg. coQar, sbst. cosquillas?
Gödeso sp. eine pflanze; von cytisus. ^
Gogollo sp. herz des kahles; von caaliculus (culuculus), sofern man
Umstellung aus cologlo annehmen darf.
Gogujadasp., ccU. coguUada haubenlerche; von cucullus haube,
üai. cappellnta genannt. Daher auch cogujon ecke eines küssens, weil
sie haubenartig ist.
GoUazo sp. müehbruder; von collacteus für coUactanens.
Golmena sp., colmea pg. bienenkorb. Spanische etymologen con-
struieren dies wort^ oder eigentl, coknenar, pg. colmeal bienenhaus, atis
arab. kuar men na'hal bienenkörbe von bienen. Einfach deutet es Mahn
aus dem celtischen: bret. k616en-w6nan heißt korb der bienen; man sehe
seine auseinandersetzung p. 64.
Golmillo sp., coknilho pg. hauzahn; von colamella, dens colu-
mellaris. Schon Isidorus kennt die span. form: hos (dentes caninos)
vnlgus colomellos vocant.
Golödra sp. melkkübd, weinkrug, wasserkrug; von ungewisser her-
hmft, vielleicht zsgs. mit uter schlauch (doch nicht caul-uter stalhschiauch?)
Daher colodrillo hinterkopf, von der kübelartigen gestcdt wie testa L
Gomadreja sp. wiesei; eigentl. kleine gevatterin, commatercula,
als schmeichdwort, s. Ferrari s. v. bellora und Grimms Beinhart, p. CCXXIV.
Gomer sp. pg. essen; von comedere. Ein veraltetes occit. comer
verzeichnet Honnorat.
Gondesa altsp. häufe menschen, condesar aufhäufen, aufbewahren;
von condensus dicht beisammen, im ital. angefüllt (di dolorosa nebbia
il cor condenso Petr.), s. Sanchez de las Brozas anm. zu J. de Mena.
Dahin auch condensa vorrathskammer, denn in dem hier beibehaltenen,
dort ausgestoßenen n vor s liegt kein Widerspruch, vgl. sp. defesa defensa.
Qayangos verweist auf aroJ/ coddasa s. v. a. condesar, was nicht noth
thut, da das lateinische element ausreicht.
Gonhecer pg. erkennen ; von cognoscere.
Gontir altsp. sich ereignen Alx., cuntir PC, bei den Alten auch
acuntir, nebst der inchoativform contescer, neusp. pg. acontecer; durch
starke syncope von contingere.
Gorazon sp., cora^äo pg. herz. Dem lat. cor entspricht nur das
altsp. euer (ue aus ö): vielleicht um jede Verwechslung mit cuero = lat.
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442 Il.b. CORCHO-COTOVIA.
coriam eu beseitigen, führte man das derivatum cor-az-on ein, dem "kein
it, coraccione oder fr. coara^on /sur seite geht.
Gorcho sp. Jcorkhohy corcha grfäß van kork, corche sandale; von
cortex, toie pancho von pantex, d. h. c in ch vergröbert.
Corcovar sp. pg. krümmen, cotqöys^ höcker, buckel (port. sogar
al-corcovar, al-corcovo); von con-cunrare; bei Berceo Sil. 540 concovar
verdrehen, vgl. sp. cor-cusir für concusir. Merkwürdig ist pg. cor cos
= corcovado.
Corde ro sp., cordeiro pg., corder cat. lamm; vom lat. agnus chor-
dns spät geborenes lamm, bei Varro und Plinius. So schon Aldrete u. a.
Coriscar p^. blitzen, corisco blitz ; lassen sich nur von comscare
herleiten, wenn auch i für u gegen alle reget ist. In der steil, mundart
findet sich surmsca s. v. a. pg. corisco.
Corma sp. fußklotz; erinnert an gr. xoQfiog klotz.
Corro sp. kreiß von personen, kreißtanz, pg. circus für stier gef eckte,
auch kreiß von zuschauem; scheint nicht das lat. carrus, sondern ein
neues product aus dem vb. currere, vgl. sp. correr toros ein stiergefeeht
halten. Abgd. sp. pg. cat corral Schauspielhaus, Schauplatz, gehege, hof.
GorzOy corza sp. pg. reh;- etwa umgestellt aus gr. ^6q^ ^ogxog,
nebenform von dog^ dogicog reh oder gazelle? Auch der span. name eines
andern säugethieres, gazapo, ist ja attö dem griechischen. Doch ist zu
erwägen: lat. caprea konnte sich in caurea corea, mit consonantiertem e
(vgl. granea granja) in corja, mit schärfung des j zu z (s. oben arcilla)
in corza verwandeln.
Coscojo sp., cat. coscoll Scharlachbeere an der stecheiche, lat. cus-
cnlium bei Plinius H. N. 16, 8 (16, 12). Der bäum selbst heißt span.
coscoja, cat. coscolla, bask. coscoUa, cnsculla. Man hält das wart für
ein altes hispanisches.
Cosecha^. ernte; wahrscheinlich gebildet attö consecare consectus.
Dafür altsp. cogecha = pg. colheita, lat. coUecta.
Coso sp. kampfplatz; für corso von cnrsus, it. corso. Daher altsp.
coser schlachtroß = it. corsiere, vb. nsp. acosar verfolgen.
Costra sp. rinde; durch Umstellung aus crasta.
Cote pg. in a cote, de cote, adverb, täglich, z. b. vestido de cote
ein Meid, das man täglich trägt; wird von qnotidie hergeleitet. Desselben
Ursprunges ist auch cotfo alltäglich, gemein, ^p. dia de catfo Werktag.
Coto sp. einhegung, gränzstein, pg. couto asyl, freistätte, vb. sp.
acotar, pg. acoutar einzäunen, schätzen. Es ist vom lat. cautum Verord-
nung, in welcher bedeutung es noch Berceo kennt, z. b. Loor 37 un coto
malo puso (Herodes) gab eine schlimme Verordnung; demnächst heißt es
festsetzung, gränze, ndat. infra cantos, infra cautum, lapis cauti, s. Du-
cange. Urkunden des 9. jh. gewähren schon die form coto.
CotoYisLpg. ein vogel, lerche^ für alle arten derselben gebraucht. Es
ist ungewiß, woher dem Portugiesen, welcher alauda nicht kennte dieses
wort gekommen oder aus welchen mittein er es sich geschaffen. Der
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n.b. COZ-CUKTIR. 443
Spanier spricht dafür totovla^ versteht aber nur darunter die haubenlerche;
auch wird ein mdartl, ital. tottovilla bemerkt. Gewöhnlich vergleicht man
fr. cochevis, aber auch die gleichfalls mundartl. ausdrücke coutelou, co-
trelus, coutriaux sind eu erwägen; man sehe bei Nemnich. — [Mahn p.
25 hält cotovia cd, für celtisch, bret. kodioch.]
Goz sp. (f.) fußtritt, cocear treten; von calx ferse, it, calcio.
Crena, querena pg^ kiel des Schiffes; von carina, it. sp. carena,
fr. oaröne.
Crencha sp. pg., cat. clenxa scheitel im haar; von crinicnlns
nach Cabrera. Vielleicht aber wohl mit crena (einschnitt) eusammen-
hängend, crenicula?
Griado sp. pg. diener {weniger üblich it. creato); von criar er-
nähren, ersiehen, lat. creare, also eögling, kostgänger, oder der in einem
hause ereogenCy oluhrig, eine bedeutung, die ihm noch im cdtspan. (s. Ruie)
und nach S. Bosa im aUport. mstekt. Vgl. ffi U. c.
Gris pg. (m.) sonnen- oder mondßnstemis, auch ckdj. einer endung
cris; abgekürtft aus eclipsis.
Grisuelo altsp. lampe, crisaela unteres gefäß derselben; vom bask.
criselua, cruselua mit ersterer bed. (Larramendi). Dahin auch crisol
schmeUtiegel.
Gudir sp. pg. in acudir eu hülfe eüen (daher nach Muratori it.
accndire) und recudir zurückspringen, erwiedem, beistehen, im Alex, re-
codir zurückkehren. Aecurrere und recurrere passen wohl mit dem be-
griff, nicht mit der form. Recudir, recodir erinnert an recutere zurück-
schlagen, in reflexivem sinne zurückspringen, vgl. sacudir von succatere,
pr. secodre; dUpg. precudir SRos. ist offenbar von jercntere. Acudir
wäre cdso wohl eine neue bildung aus dem in recudir, precudir herausge-
fühlten stamme cutere; wenigstens ist es nicht von accüdere, da es im
port. mit 0 flectiert, acudo, acodes, acode.
Cuerdo sp,, cordo pg, Uug; verkürzt au^ cordado, lat. cordatus
mit gl. bed. bei Ennius, Plautus und ganz späten Schriftstellern; vgl. die-
selbe Verkürzung in pago aus pagado, manso aus mansuetus.
Guesco sp., coBGopg. obstkem, coscorron, coscorrao beule am köpf
durch einen schlag, kopfnuß, dsgl. brotrinde (wie fr. grignon von granum
kern). Darf man vergleichen bask. coskha stoß des Widders?
Gulantro sp. ein kraut; von coriandrum.
Gundir sp. cat. sich verbreiten, sich fortpflanzen, Sprößlinge treiben.
Dieses wort, das die span. etymologen sich at$s cunctim ire zusammen-
setzen, ist weder lateinisch noch baskisch noch celtisch noch arabisch: es
verräth eine germanische umrzel: goth. kuni geschlecht, erzeugnis, yivog,
yhnnq^a, adj. kunds, sbst. altn. kyn, ags. ge-cynd, engl, kind = kuni.
Dem span. worte würde zunächst ein vb. kundjan entsprechen,
G urtir sp., oortir|>^. gerben. Es wird von condire oder von cortex her-
geleitet, ist aber in der (hat von conterere mürbe machen, co-terere, mit ver-
setztem r corter cortir. Derselbe stamm findet sich auch in derretir, s, unten.
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444 Il.b. CUSPIR-DESCER.
Cuspir, cospir pg. speien, spucken; von conspuere.
Cutir sp, eine sacke verfechten, dsgl. schlagen, anschlagen. Wie aus
conterere cuterir cutrir, so mochte auch aus competere cumptir cuptir,
endlich cutir werden; eine starke j ober nicht beispiellose syncope.
D&AiYSi sp. pg. geschenk; dativa für donativa in den Isid. glossen.
Danar sp., danar p^. beschädigen; von damDare, dessen bedeutung
durch damnum bestimmt ward. Dieselbe bedeutung hat condemnare in
der L. Sal. emend.: si quis terram alienam condemnaverit tit. 71, und
altfr. condemner in einem der ältesten denhmäler, Leodegar str. 28.
Dechado sp. Vorschrift; von dictatam, woher auch pr. ^^(^sX, altfr.
ditiö dne gattung von gedichten, pr. dechar = lat. dictare.
Dehesa sp., alt defesa, cät. devesa Viehweide; mUU. defeüsa, de-
fensum, altfr. defois verbotener platz, wiese, weide.
Dengue sp. pg. cot. (m.), sard. denghi jnererei, pg. auch adj. ge-
ziert; von denegare verweigern, abschlagen, vgl. die redensart hacer den-
gues sich sträuben, sich zieren. Das ital. sbst. diniego ist also dasselbe wort.
Denuedo sp., denodo pg. unerschrochenheit , denodarse sich^er-
Mhnen; von nodus knoten, bindung, daher ungebundenheit.
Denuesto sp., doesto pg. beschimpfung, vb: sp. denostar, pg. does-
tar, alt deostar SRos.; von dehonestum, dehonestare mit versetztem n im
span. Prov. des not Verspottung, für denost? s. Lex: rom.
Derramar sp. pg. in der bed. ausgießen, ausbreiten; eigentl. des-
-ramar in äste auseinandergehen lassen, theüen; it. disramare, pr. des-
ramar, derramar, wal. deremä ausästen, altfr. deramer zerreißen (zer-
theilen) Pass. de J. Chr. 68, Alx. 29, desrasmer Ben. lU, 80. Das
gegentheil ist das comask. ramä sammeln.
Derretir sp., derreter^?^. schmelzen, figürl. aufzehren. Ein unge-
löstes, aber nicht unlösbares wort. Da es sich im port. zur 2. conj. be-
kennt, so muß es der lat. 2. oder 3. angehören, kann also nur lat. Ur-
sprunges sein, und so kommt es von deterere oder disterere, mit Verset-
zung der buchstaben t und r. Sbst. derretimiento trifft also zusammen
mit detrimentum, ist aber neu abgeleitet. Vgl. oben curtir.
Derribar sp. pg. umstürzen; von ripa ufer, ital. au>ch steile an-
höhe, abstur z (daher traripare herabstürzen), sp. ribazo abhang; also wie
derrocar.
Descer pg. herabsteigen. Die herkömmliche deutung aus descen-
dere ist entschieden abzuweisen, da nd nicht syncopiert wird. Trotz der
Schreibung mit sc stammt das port. verhum von desidere sich niederlassen,
sich senken. In der form decir besitzt es auch die altsp. spräche: dice
de una Sierra PG. 974 Jan.; decido es Mynaya 1391; esto dixo myo
Cid diciendo del cavallo dies sagte mein Cid vom pferde steigend 1768;
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II. b. DESOLLAR-EMPECER. 445
perf. desciö Conq. TJltram., decieron Alf, onceno. Keine der Schwester-
sprachen kennt dies verhum.
Desollar «p., oZ^sp. desfoUar, ^jr. esfolar abhäuten; von follis bälg.
Despedir sp.pg.von sich entfernen^ entlassen^ despedirse abschied
nehmen; von de-expedire. Als eine scheideform von despedir darf man
nehmen pg. despir entkleiden^ ausj^iehen^ eigentl. losmacheny bloßmachen,
entblößen.
Dexar sp., AeixsLi pg. lassen; gleichsam desitare des'tare von de-
sinere desitus. Derselbe Ursprung des x unten in quexar.
Dicha sp.y dita pg. glück; von dictum, plur. dicta ausgesprochenes^
bestimmtes, wie lat, £atam von fiari. Auch it. detta kann in dieser bedeu-
tung angewandt werden. An zvx^ ist also nicht eu denken.
Donaire sp. pg. anmuth, gewandtheit, ursprüngl. schöne naturgabe,
e.b. palabra es donaire que han los omes tan solamentePar^ttl. 2. /«/. X
oitsp. auch donario; von donarinm gäbe. Adj. donoso anmuthig, von don
= lat. donom s. v. a. donaire.
Doudo pg. einfältig, närrisch. Dies dem Spanier unbekannte wort
kam aus England: dold (in Devonshire) hat dieselbe bedeutung, engl, dolt,
ags. dol u. s. w., vgl. Halliwell und E. Müller.
Du endo sp., pg. (mundartl.) dondo, pr. domde mhm, mm hause
gehörig, vb. pr. domtar, dondar, ältfr. donter, nfr. dompter; von domitus,
domitare. Mit recht erklärt Grimm, Mythol. 468, auch sp. pg. duende
kobold aus duendo, so daß es hausgeist (sp. auch duende de casa) be-
deutet, nickt mit recht aber erklärt er duendo aus domus.
Durazno sp. art pfirsiche; von persica duracina, vgl. it. duracine
€idj. fest, hart (von fruchten).
Dureta ^jp. badebank, badestiM. Dies von Augustus gebrauchte
wort (insidens ligneo solio^ quod ipse hispanico verbo duretam vocabat
Sueton. in Aug. 82) hat man aus dem lat. wörterbuche in das spanische
eingetragen. Larramendi s. v. und Astarloa, Apol. p. 251, deuten es aus
dem bask. ura wasser.
B.
Eito pg. Ordnung, reihenfolge.
EiYBi pg. ansäte von fäulnis, gebrechen, sprung im glase, eivar-se
anfangen eu faulen.
Elche sp. pg. apostat; vom aräb. elg prosdyt Freyt. III, 206''.
Embargar sp. pg. pr. hindern, aufhalten, sbst. embargo, embarc
hindemis; von barra riegel (s. tM. I.), daher imbarricare.
Embutir sp. pg. cat. (]?. bottare I.), einschlagen, eindrücken; wohl
aus derselben deutschen umreel wie botar, vgl. auch mhd. bäz schlag.
Empecer aUsp. pg. schaden thun, beschädigen, hindern, mit dat.
oder acc., daher empiezo, empecimento hindemis. Für empedecer, urie
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446 n.b. EMPEINE-ENTON.
noch Berceo schreihtj von impedire? Oder söUy was dem begriffe besser eth
sagty dies empedecer für emperdecer (von perda verlust) gdten?
Empeine sp. kräijse, flechte; von Impetigo, iL empetiggine, wci.
pecingine. Empeine Unterleib s. pettine /.
Encentar sp.^ enceitar, euGetsLr pg. anschneiden £fum essen; von
inceptare anfangen^ bei PlaiUtiS. Dahin auch sp. decentar. Vgl. en-
tamer IL c.
Enclenque sp., cat. enclenc kränMichj schwächlich; von clinicus
betüägerigy mü vorgesetztem en wie in endeble von debilis.
Encono sp.^ aU enconfa eom^ erbitterungy enconar erbittern. Es
kann vereinfacht sein aus sp. maleneonia £fomy wuth (melancholia), worin
man ein compositum mit mal fOhlie (mal-enconia). Da enconar aber
auch bedeutet, eine unmde zum schwären bringen, enconado entzündet (von
wunden), gißig Bc. Mül. 36, so verweist Cabrera auf aconitum ein gif-
tiges kraut, sp. acönito, welches gleichfaUs berechtigt scheint.
Endilgar sp. auf den weg bringen, leiten, überreden; von in-dele-
gare hinschicken, hinweisen, zu etwas anweisen. Die bekannte herleitung
Qus in-dirigere befriedigt den buchstahen nicht besser und setzt eine Störung
der cofijugationsform voraus, die der Spanier nicht liebt.
Eneldo sp. eine pflatize, dül; von anethum mit eingemischtem l,
wie dies vor d im spanischen zuweilen geschieht, vgl. oben alcalde, arra-
balde. Die port. form ist endro, entstanden, wie es scheint, aus endlo.
Bai. aneto cet.
Engreir sp. stolz machen; wahrscheinlich ron ingredi einherschret-
ten, (trans.) einherschreiten machen, wie sp. escurrir auslaufen^ auslaufen
machen u. a.
Enho pg. einjähriges hirschkalh; von hinnulens, für enlho? Oder
sollte es aus bi-ennins mit abgeworfenem numeraladverb entstanden sein?
etwas ähnliches sehe man unter cobrar I.
Enlear pg. fesseln^ hindern^ beirren, altfr. enloier; von in-ligare,
zunächst wohl aus der aUfr. form enlaier, da ligare port. nur ligar,
liar gibt.
Ennödio dlisp. junger hirsch, spießer; ohne zweifd t;on enödis ast-
los, weil ihm das geweih noch fehlt.
Ensalmar sp.y enxsAmskTpg. durch segenssprüche heilen; von psalmos.
Ensenada sp., enseada jpjjr. bucht, bai; von sinus, insinnare; sp.
ensenar in den busen bringen.
Enteco sp. kränklich^ schwächlich; von hecticus, aitpg. etego, it.
etico. Wie lat. c am ende eirier silbe durch sp. n ausgedrückt wird, dar-
über s. anche L, Rom. gramm. I, 246 note.
Entejar pg. ekel empfinden, entejo ekd; von taedium.
Entibo sp. stütze, entibar stützen; von stipes (m.) pfähl, bask. estiba,
das auch ein dltsp. estibo vermuthevi läßt.
Enton altsp.Alx., pg. entäo adverb für lat. tum, von in tum; dsgl.
sp. entonces, alt estonze, estonzas, von in tuncce, ex tuncce.
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n.b. ENTREGAR-ESCALIO. 447
Entregar sp. pg. cot. übergehen^ uberliefemy sp. entrego, pg. en-
tregne überliefert^ entrega Überlieferung, Man leitet es gewöhtUich von
tradere. Bedenkt man aber^ daß für das sp. entero, pg. inteiro = lat.
integer eine aitspan. form entrego, altpg. entregne stattfand^ daß Berceo
entergarse {d. i. entregarse) für net4sp. enterarse = integrare gebraucht,
so sieht man sich auf die genannten lat. Wörter angewiesen, wenn auch
das neue verbum in einen andern sinn ausgeunchen ist. Entregar algnno
de alg. cosa mochte heißen einen mit etwas versehen, eigentl, ergänzen,
denn noch jetzt heißt entregarse de alg. cosa sich in den besitz einer
Sache setzen; hieraus erfolgte mit veränderter construction die erweiterte
bed. einem etwas übergeben. Entrega heißt altsp. ergänzung, ersatz,
neusp. Übergabe.
Entremes sp. Zwischenspiel; vom it. inter-mezzo = inter-medinm,
verschieden vom fr. entre-mets.
Entroido, antmido aUsp., nsp. antmejo, oZ^p^r. entroydo, npg, en-
tmdo camevalszeit; leiten die einheimischen philologen von introitns ein-
gang zu den fasten.
Enxeco aUsp., enxeco, eyxeco altpg. Schwierigkeit, schade, strafe;
vom arab. asch-scheqq Schwierigkeit Freyt. II, 453*.
Enxerir sp., enxerir pg. einfügen, pfropfen; von inserere. Ebenso
enxertar von insertare.
Enxuagar sp. ausspülen; von ex-aquare mit versetztem n, it.
sciacquare.
Enxnndia sp. fett; von axnngia wagenschmeer, fr. axonge, vgl.
sngna U. a.
Ergo aitpg. partikd mit der bed. außer, ausgenommen, z. b. nunca
soube ren amar ergo vos ^nie wußte ich jemand zu lieben außer euch*
Trov. n. 149, 1; nunca pud* eu en ontra ren aver sabor ergu' en coidar
en vos 162, 1, u. dgl. oft, schon in einem foral v. 1192 SBos. (eigo v.j.
1408 scheint entsteUt). Wie die spräche dem lat. ergo diese bedeutung
abgewonnen hätte, wäre schwer zu begreifen. Man vermuthet darin erga,
so daß ein gegenscftz in den sinn einer ausschließung übergegangen wäre:
^nie liebte ich jemand euch gegenüber = nie liebte ich jemand euch (xus-
genommen. Der Lateiner sagt praet^rquod ^ außer daß': sollte ergo dar-
aus abgekürzt sein? vgl. algo aus aliquod. Aber die abkürzung wäre
keine gewöhnliche.
Ergnir sp., erguer pg. atrfrichten; von erigere mit seltner behand-
lung des gutturals. Eine andre form ist sp. ercer, 9 aus g une in arcilla
und andern.
Erial, erfo sp. unangehaut; von era, lat. area, also tennenartig,
wie eine tenne beschaffen.
Escada pg. treppe; entstellt aus escala, lat. scala? Oder ist es at$s
escalada syncopiert^ um das in die bed. seehafen ausgewichene escala zu
ersetzen?
Escalio sp. brachacker; von sqnalidns sc. ager, s.Jbidorus 15, 13,
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448 II. b. ESCAMONDAR-ESCRAMO.
also rauher acker, wie span. etymologen richtig erMären, Vgl. terras de
scalido ejeci Tep, IV, n. 28; squalidavit et feeit vineas Esp. sagr.
XL, n. 18.
Escamondar sp. einen bäum putzen, seine äste beschneiden; vid-
leicht für escami-mondar abschuppen, reinigen, vgl. mani-atar, penii-
qnebrar, eine seltnere art der eusammenseteung.
Esearapelarse sp. pg. sich eamen; nach Covarravias von oara
und pelar, ist aber woM nur das it. scarpellare eerhraJteeny von scarpello
= lat. scalpellam.
Esearba sp. Busammenfügung zweier planhen u. dgl.; nach Lar-
ramendi vom bask. elcarbea 'unten vereinigt\
Escarbar 5p., escarvar p^f., wohl auch ca^. esgarrapar kratzen,
scharren; vgl. ndl. schrapen, mhd. schrapfen dass.
Esoarcha sp. pg. etwas krauses^ reif (pruina), escarchar kräusdn,
bereifen; nach Larramendi vom bask. ecachea feiner regen.
Escarmentar sp. pg. hart zurechtweisen, vor grfahr warnen, sbst.
escarmiento. Von zweifelhaftem Ursprung: nach einigen von escarmenar
= lat. ex-carminare krämpdn, zupfen (also für escarmenantar!); nach
andern vom it, schermo d. k vom dtschen schirmen (schützen, wahren,
warnen), das aber sp. esgrimir lautet. Ist escarmiento etwa = it. scar-
namento aufritzung der haut, Züchtigung?
Escarzar sp. die bienenstöcke schneiden; von ex-castrare, durch
Versetzung excarstare escarzar. Eine solche Versetzung scheint schon vor-
zuliegefi in carsatus ^castratus' Gl. Paris, ed. Hildebr.
Escätima sp. pg.mangel, abbruch, escatimar abbrechen, verkürzen.
Bask. (labort.) escatima bedeutet hader, von escatu fordern, eman geben,
hader ist aber kränkung und Verkürzung. So Larramendi. Berceo Sü.
146 hat estemado, vermuthlich für escatemado. S. über das wort auch
8. Rosa.
Escodar sp. pg. steine behauen; erklärt sich einfach aus sp. codo
ellenbogen d. i. ecke, winket, vgl. codillo stumpf eines abgehauenen astes
am baumstamm, heißt also eigenÜ. alles vorragende wegschaffen. Daher
sbst. escoda hammer der steinhauer.
Escolimöso sp. hart, rauh, störrig; von scolymns (axolvfiog) art
eßbarer distel, wegen ihrer stacheligen blätter (Covarruvias).
Esconsoj)^., esconzado sp. ungleich, eckig, stumpf winkdig.
Escoplo sp., pg. escopro (estoupro SRos.), vol. escapre, dltfr.
eschalpre meißel, schabmesser; von scalprum. Span, escarpelo, ü. scar-
pello, von scalpellum.
Esoo te sp. runder ausschnitt an einem kleide, escotar einen solchen
ausschnitt machen. Schwerlich, wie Covarruvias will, von ex-curtare, da
T vor t nicht ausfäUt; richtiger wohl von unserm schofe, goth. skaut-s
u. s. w., indem das auszuschneidende einen busen büdet und deshalb weg-
genommen wird.
Escramo ältsp. Wurfspieß. Dies, wie man annehmen darf, nie ge-
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n.b. ESCÜDRiNAß-ESQÜiNZAÄ. 44d
braucfUe, atis dem mittellatein in das span. lexican eingeschaltete wart
liegt vor in der L. Wtsig. P, 2, 1: scutis, spatis, scramis, lanceis, sa-
gittis; eine ffss. mit sahs (messer) bei Gregor v. T. cum cultris validis,
quos 'vulgus* Bcramasaxos vocant Vgl. Biefenbach, Goth. wb, 11, 267,
Orig. europ. p. 418.
Escudrifiar sp., neupr. escndrinhä durchforschen; umgestellt aus
escradidar, it scratinare, von scrntinium.
Escuerzo/ eseorzon sp. hröte, auch it. scorzone art giftiger
schlangen; eigentl. rinde, baumrinde, ü. scorza, wegen der rauhen narbigen
haut der kröte? In Brescia heißt sie rapatü, von rapa run£fel.
Esparcir sp., esparzir pg. /verstreuen, aÜsp. pg. espargir; von
spargere, pr. esparser. Vgl. wegen 9 aus g oben arcilla.
Esparrancar 5p. die beine auseinander sperren. Wohl erinnert
es an das ahd. ar-sparran ^distendere, woraus sich aber die sübe anc
nicht erklären würde. Besser darum nimmt man es für eine Variante van
espalancar, s. spalancare IL a,
Espeqne sp. pg.(m.) hebebaum, Schwengel der schiffspumpe u. dgl.;
vom ndl. spaak, speek (f.) Speiche, hebebaum = ags. spaca (m.), engl.
spoke, ahd. speihhä mit ersterer bedeutung.
Espertar aitsp. (Sanchez glassare) pg.pr. wecken; van expergitus.
Zsgs. sp. despierto, pg. desperto wach, wachsam, vb. despertar, auch
wallan. dispierter.
Espich e sp. langer degen, pg. espicho krahn an einem fasse, vb.
sp. pg. espicbar stechen; von spiculum spiclnm, spicnlare, wie hacha von
facula facla.
Esplinque sp. falle oder schlinge ssum vogdfang; für esprinque,
ahd. springä fessd. Bersdben herkunft scheint acc. esperenc und wohl
auch com. sparangon sprenkd.
Espurrir sp. die beine auseinander sperren; von exporrigere, it.
sporgere.
Esqnecer pg. vergessen machen, esquecerse vergessen; richtiger
altpg. escaecer, gleichsam excadescere entfallen, factitiv entfallen machen.
Esquina sp. pg. ecke, felsstück ; muthmaßlich scheidrform von esquena
rückgrat, eigentl. spitse, wie it. spigolo {lat. spicalum) ecke bedeutet.
Esqninzar sp., cat.pr. esquinsar, pr. auch esqnissar zerreißen, ser-
schneiden (Ueider oder läppen); vom gr. axi^eiv zerspalten, sersplittem,
eerschiieiden, mit eingeschobenem n? Aber die bedeutung befriedigt nicht:
das sbst. oxitfx e. b. heißt vornehmlich Mein gespaltenes hole, im mittel-
latein gleichfalls in diesem sinne vorkommend. Auch der hier folgende
deutungsversuch ist unsicher. Erwägt man nämlich das synonyme it.
squarciare, neben wdchem auch sqnartare besteht, van qnartus (s. IL a),
so kann man der Versuchung nicht widerstehn, das vorliegende westroma-
nische wart, mben wdchem gleichfalls eine Variante mit t, pr. esquintar,
vorkommt, auf quintus zurückmleiten, wdches hier, wie qnartus dort, nur
eine unbestimmte mehrheit von theilen auszudrücken berufen wäre.
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450 IIb. ESTACHA-FARO.
Estach a sp. harpuneniau; vom bask. est-archa harpunen-haiter
(Larramendi).
Estiar aUsp. stille stehen^ bleiben wo man ist; von aestivare den
Sommer wo sfubringen, mit erweiterter bedeutung. Pg. estiar heU werden^
af4fhören eu regnen^ überh. ncuMassen.
Estrago sp. pg. Verheerung, eerrüttungj auch ausschweif ung^ lieder-
Uchkeity estragar verheeren u. s. w. Man leitet es von strages (f.)j und
wirklich gibt es einige fäUe, worin die media unaspiriert gebUeben, vgl.
gorga von gurges.
Estriga pg. abtheüung von flachs, die jedesmal an dem rocken be-
festigt unrd, um gesponnen eu werden; vom lat. striga strich oder Schwaden
des geschnittenen getreides.
Estrinqne, estrenque sp., estrinqne, estrinciSi pg. seil, tau, pg,
estrincar drehen; vom dtschen strick, stricken mit eingeschobenem n, vgl.
venee. strica schnür, comask. striccä scnnüren, und tricoter IL c.
Estruendo sp., estrondo pg. getöse, geprassel; nach CovarruvicLS
von strepitus, näher aber liegt tönitrns mit verstärkendem ex und ver-
setztem r extronitus, vgl. fr, estonner von extonare. Altsp. atmendo
würde sich noch weniger in strepitus ßgen.
Evay, plur. evad, evades dUsp. PC., Conq. UUram. sieh da! seht
da! von unsicf^erem ur^mrng, nach einigen von yideas, yideatis. S. Rosa
führt auch, aber ohne beleg, ein vollständiges port. verbum evar an. Eine
andre verbcdinterjection ist fihk (avd), aba-te, plur. abad, aba-os plaie
da! welche Cdbrera aus apage deutet.
F.
Fagtteüo (in Aragon) Westwind; von favonius, cast. it. favonio,
dtsch. föhn.
Faldriquera, faltriqnera sp. rocUasche ; abgeleitet aus falda weiter
sack (s. thl. L), wobei ein dimin. faldf ca vorauseusetaen ist, daher mit zur
gefügtem r (wie in faltrero taschendieb) ÜEildr-iqn-era.
Faöar, £anar aUsp. einem thier die ohren stutzen, pg. fuiar be-
schneiden; von unbekannter herkunft.
Farändnla sp. pg. cat. gewerbe des Schauspielers, auch umher-
ziehende Schauspielertruppe, So cdt also ist der deutsche ausdruck üahrende
d. i. wandernde leute, spielleute, daß die Spanier ihn nicht etwa dem
mhdeutschen, sondern einer weit älteren mundart entnehmen konnten. Denn
£ar4iidala führt auf ein primitiv faranda wie lavändnla auf lavanda, gi-
rändnla auf giranda. Oder ist es rathsamer, dieses wort, oder eigentlich
das entsprechende neupr. farandolo reihentanz, aus gr. <pahxy^ und öovkog,
weil die tanzenden gewissermaßen aneinander gefesselt sind, zusammen-
zusetzen? S. diese seltsame etymologie bei Honnorat.
FsLTO pg. geruch, Witterung (der hunde), fährte, dunst des fleisches;
soll arabiscJi sein, fehlt jedoch bei Engelmann und Dozy.
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II.b. FARROUPO-FONIL. 451
Farroupo pg. einjähriges schwein, ferJcel, nachS. Rosa verschnittenes
Schwein^ altpg. auch hammeh Woher?
Fechar pg. schließen^ verschließen, daher fecho riegel; eigenÜ. eine
Urkunde, einen brief schließen, von factum dcUum, sp, fechar datieren.
Feligres sp, pfarrJcind; von filius gregis.
Feo sp. pg. häßlich; von foedus, bei Ruiz hedo. Da dieses hedo
auch muffig behütet (pan duro e hedo), so fnöchte es Pidai auf foetidus
verweisen, s. Canc. de B. glossar.
Ferropea, herropea, arropea sp., pg. ferropea fußschdlen; von
fernim und pes.
Festo altpg, höhe, gipfel, em festo s. v, a. a cima, enfesta berg-
abhang, sp. enhiesto adj. aufgerichtet, enhestar, alt enfestar aufrichten;
von fastiginni; altfr. faYste und mit zurückgezogenem accent fäiste, nfr.
fatte (m.) gipfel, giebd.
Filhar ^flF. vrlt. fernen (in verschiedenem sinne) e. b. filhar (fiUar)
consello einen rathschluß fassen, senhor eine dame wählen, sabor behagen
empfangen (s. auch S. Rosa); scheint kein anderes wort cds filhar in die
famüie aufnehmen, von filius, mit erweiterter bedeutung. Auch äUsp. fyUar
guerra krkg unternehmen, im Canc. de B.
FindsLT pg. beschließen, endigen; von finitus, pg. findo, nicht von
finem dare, une es denn auch den accus, regiert.
Fisga sp. pg. dreizack zum fischen, vb. fisgar; vgl. goth. fiskön
fischen, ahd. fisker (fisk-ggr?) dreizack.
Fiücia altsp., zsgz. fucia, hucia vertrauen; von fiducia. Daher
Zusammensetzungen wie afiuciar, ahuciar, desfiuzar, deshuciar, desahuciar
(sämmtlich veraltet), mlat. affiduciare.
Fleco, flueco sp. franse, troddel; von floccus, s. wegen des stamm-
vocäls unten freute.
Fofo sp. pg. schwammig, weich. Derselbe stamm ist auch in ital.
mundarten einheimisch: ven. fofio engbrüstig (aufgeblasen), athemlos, dsgl.
weich, schlaff, sbst. fufa, lomb. fofa schrecken (cUhemlosigkeit, anhalten des
athems), com. fofa etwas schwammartiges, neupr. refoufa at$fgetrieben sein,
vgl. henneg. champ. foufe lumpen. Dieser stamm mag identisch sein mit
ndl. pof aufgeblasen, schwammig, vb. poflfen, nhd. pufTen, norm, pouffe- =
ndl. pof, f für p durch ctösimüation. Zu bemerken ist auch pg. esfalfar
athemlos machen.
Foua pg. fliegender funke. Merkwürdig stimmt dazu gothtön, gen.
funius, feuer, cdtn. funi glühasche, woher auch fuuke. Festus sagt: fomites . .
alii Yocari putaut scintillas, quae ex ferro candeuti malleis excutiuutur.
Aus fomes (m.) konnte sich eine nominativform foma bilden wie aus
fustis (m.) fusta, übertritt des m in n ist freilich unüblich.
Fouda sp. wirthshaus, kaffeehaus, altsp. Schleuder = nsp. honda;
vom lat. fuuda geldbeutel, im nUatein Sammelplatz der kaufleute {altfr.
fonde), urf€ auch bursa, borsa beide bedeutungen in sich begreift.
Fonil sp., fxami pg. trichter, bask. uuila; entstellt attö fundibulum
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452 II. b. FONSADO-GAITA.
Gl. Philox.j laf. infnndibulum, limous. enfounil. Dasselbe toort ist engl.
funnel, bret founil; wahrscheinlich war es auch im frane. vorhanden.
Fonsado dltsp. heer; für fosado, wie es auch aUpg. heißt, partic.
von fosar mit einem groben umgeben, ursprünglich also befestigtes lager.
Ein troubadour sagt: Tost qu'es tot entorn claus de fossatz das heer,
das ganz mit graben eingeschlossen ist Chx. U, 211.
Foxa sp. ente mit dem halsband, anas torquata; ungewisser herld-
tung. Nach Covarruvias vom gr. (fuii^ ein unbestimmter sumpf- oder
wasservogel^ also aus einer nominativform.
Fraga pg. holperiger boden, Steuer f eisen, sp. pg. fragnra Uneben-
heit, Steilheit. Wer vermuthet nicht hierin den stamm des lat. fräg-osos
uneben, rauh, woraus sich der Portugiese ein einfaches Substantiv abzog?
Das sp. fraga heißt brombeerstrauch (von frägnm erdbeere), nach S. Rosa
auch gebüsch, vgl. pg. fragoso unld, verwachsen: halt man nun das pg.
fraga für dasselbe wort, so muß es in seiner bedeutung wenigstens durch
fragosus bestimmt worden sein. Man sehe dazu fraga bei Ducange.
Fraire, freire altsp., pg. freire, nsp. durch dissimilation fraile,
freile Ordensbruder, abgekürzt sp. fray (it. frk), pg. frei, hieraus moviert
fem. sp, fraila u. s. w. Ordensschwester; von frater, doch sind die formen
unspanisch und müssen aus dem prov. gebiete eingeführt sein, wo fraire
sprachgemäß ist.
Frente sp. stime; euphonische Verkürzung aus dem aUsp. finente,
lat. frons. Auch Portugal ließ neben fronte die form frente zu.
Frisol, frisuelo, frejol sp. art bohnen; von phaseolus nach Cabrera,
welches aber fasol gibt. Zu erwägen ist das nüat. fresa: defresum ^de-
tritufn, unde adhue fresa faba, quae obtrita frangitur Gloss. Placid.;
faba fresa dicta, quod eam frendant i. e. frangant Papias.
Fücar 5p. reicher mann, wallon. foukeur; vom deutschen geschlechts-
namen Fugger, s. SchmeUer I, 616, Grandgagnage I, 212. 362.
Fulano sp., aJtsp. fulan, pg. fulano, fuäo, sard. frilanu, unbestimm-
tes pronomen, guidam; vom arab. fölan mit ders. bed. Freyt. III, 372^.
Vgl. Sanchez glossar zu Berceo.
F nlo pg. braungelb; von ftilvus, mit einem wenig üblichen ausfalle
des V, Rom. gramm. I, 286.
Furo arag. adj. wüd, leutescheu, sp. huraüo dass.; wie it. ftiro von
für und heißt eigentl. diebisch, verstohlen, scheu, vgl. die redensart hacer
furo etwas listig verbergen (diebisch handeln).
G.
Gaita sp. pg. cot. kleine flöte oder pfeife, at*ch sackpfeife. Buch-
stäblich dasselbe wort findet sich auch im prov., wo es wache, Wächter
heißt (s. guatare I). Sollte man die pfeife, womit der Wächter das zeichen
gab, nach ihm genannt haben? vgl. pg. na primeira gaita beim ersten
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IIb. GAJO-GARABATO. 453
hahnenschrei, der hdhn aber hat die bedeutung des Wächters. Span, estar
de gaita heißt munter^ fröhlich sein^ eine auch in einer oberital. mundarty
der trientinischen^ vorhandene redensart.
Gajo sp., pg. galho, val. gallo abgeschnittener sweig mit fruchten^
vgl. comask. gai keim von fruchten, etoiebeln u. dgl. Das etymon ist noch
SU finden.
Galäpago sp. Schildkröte, cot. caldpat kröte, pg. cdgado Meine
flußschildkröte; unbekannter herkunft.
Galdre sp. kurser Überrock; eine von den Franzosen, die aus
Geldern kamen, eingeführte tracht^s. Seckendorf.
Galgo sp. pg. Windspiel; von canis galllcus: Ut canis in vacuo
leporem cum gallicus arvo vidit, et hie praedam pedibus petit, ille sa-
lutem Ovid. Met. 1, 633, auch bei Martidl. Daher galga ausschlag am
halse, une bei diesen hunden vom halsbande, nach Covarruvias meinung.
Galima dltsp. Heiner diebstaM, dsgl. die den Christen von den
Sarazenen abgenommene beute (umgekehrt bei J. Febrer str. 183); vom
aroh. gantmah beule (Fmgelmann).
Gamarra sp.pg. Sprungriemen; auch im bask. vorhanden undwoJd,
wie die meisten Wörter der endung arra, daher entlehnt, obschon sich auch
das ahd. gamarjan hindern, ags. gemearra hindemis, dasu anführen ließe.
Gamo sp. pg. dathhirsch, fem, gama, in einem port. foroi v.j. 1186
de corio de cervo vel de gamo SRos. II, 126. Wenn man sp. gazapo
au^ dasypus, golfin aus delphinus, gragea aus drag^ vergleicht, so ist
gamo aus lat. dama als ein vollkommen möglicher fall anzuerkennen.
Ganado sp., gado pg. herde, mlat, ganatus Yep. I, num. 8 (v. j.
972), partic. von ganar, also das erworbene, errungene (ganatus überh.
bewegliches vermögen Esp. sagr. XIX, 395), vgl. altfr. proie raub, oft
für herde gebraucht. Die gleiche bedeutung übertrug der Franzose auf
avoir FC. IV, 18, der Provenzcde auf aver (habe), bask. aberea, aber
neupr. aver (fem.!) schaf. Vgl. auch bask. atcienda stück vieh, vom sp.
hacienda vermögen.
Ganguear sp. durch die nase reden, näseln, gangoso näselnd;
thoturausdruck, wenn nicht vielmehr, wie at^ch Larramendi erinnert, vom
bask. ganga Zäpfchen im hdtse, da dies beim näseln mit im spiele ist;
vgl. auch it. gangola mandeln im haXse, nach gr. yayylxov geschundst.
Eine andere form ist dltsp. pg. gago s, v. a. gangoso.
Ganzua sp., gazua pg. nachschlüssel, dieterich; vom bask. gaco-
itsua blinder Schlüssel (geheimer Schlüssel, diebsschlüssel?), mit Larramendi.
Gaiion, ganote sp. luftröhre; von canna röhr (Cdbrera).
Garabäto sp., garavdto i)^. harpune, auch vorragende eisenstange
einen bdlken zu tragen; wird für eine zss. mit garra (kralle) gehalten,
wobei das zweite wort (bato) dunkel bleibt. Ist es arabisch? Hier be-
deutet garb {auch girab) den gekrümmten theil eines Schwertes, dsgl. etwas
vorragendes Freyt. III, 266". 266''; was das suffix at betrifft, so wäre
etwa horcate gabelförmiges holz, vom sp. horca, zu vergleichen.
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454 4Lb. GAKBANZO-GAZAPO.
Garbanzo sp. Jdchererbse; vom hask, garbantzua, esgs. aus garan
Tcom und antzaa trocken^ s. Larramendi. Die deutung aas gr, iQtßivd-og
Jcarm nicht in beiracht kommen.
Garbillo sp, sieb von weidenj^oeigen^ garbillar sieben; gleichbed.
ist ardb. gerbäl sbst.^ gerbala vb. Freyt, Illy 267'' (vgl. Engelmann s. v.),
allein man darf das wort mit Cabrera getrost aus dem lat, cribellum
herlHtcn, da die span. spräche in vielen fällen (wie farnetico von phre-
neticus) r vom anlaute entfernt. Doch könnte das arab. wort nach Doey
Gloss. einfluß auf die span. form geübt haben. Auch gar bin hacamets
von cribrum?
Gardaöa sp. unesd, wohl auch oitpg. gardunha, das S. Rosa mit
dachs übersetsft.
Garlar sp. plaudern; von garrulus.
Garrama sp.pg. abgabCy raub, erpressung; arab. garämah Ool. 1704.
Garrido sp, pg. zierlich, artig, reizend; vom arab, garir edles an-
genehmes Wesen Gol. 1696; oder besser wohl von gart scJiön, artig Gol.
1704, mit roman. sufßx wie in florido.
Garnila ausgekernte traube; vom bask, garan-illa todtes kom, nach
Larramendi.
Garzo sp. pg. blauäugig; leitet man von garza mAer, weil er blaue
äugen habe, daher in einem Hede lindos ojos & la garza. Die gleichnisse
der dichter läßt der etymologe an sich vorübergehen und schaut nach dem
buchstaben: garzo ist nichts anders als das umgestellte zarco (s, unten),
steht also für carzo, so gavasa für bagasa u. a. Ein gleichbed. it. gazzo
erwähnt Ferrari.
Garzo sp. baumschwamm; entstellt aus agaricus.
Gavilan sp., gaviäo pg. sperber. Im frühesten mlatein bildete sich
für die bedeutung eines raubvogels capus von capere wie unser habicht
von haben d, h. fassen. Darüber sagt Isidorus: capus {dl. capys) italica
lingua dicitur; hunc nostri falconem dicunt, und Servius in Aen, I, 20:
falco, qui tusca lingua capys dicitur. Auch die mlat. glossare bringen
das wort häufig. Ein neuerer forscher (Steub über die urbewohner Rhä-
tiens p, 21) hält es, auf des scholiasten Zeugnis gestützt, für äcJU etruskisch
(rasenisch) und glaubt es in dem deutschtyrol. tscliaffit (falke) wieder zu
erkennen. Wohl konnte sp, cap-el-an gav-il-an, pg. gav-i äo daraus er-
wachsen, indem 11 im dimin. cap-ellus (kleiner habicht) span. sich in 1
vereinfachte, port. gänzlich schwand, wie dies mit gemellus in gemelo, ge-
mgo geschah; der stamm cap aber fügte sich derselben behandlung wie
in gav-ela von cap-ulus. Auch die italische spräche kennt dies wort:
mail. com, gavinel, umgestellt ganivel, bedeutet sperber; pr. gavanh ist
jedenfalls ein raubvogel.
Gazdpo sp., cat, catxap, sard. gacciapu, pg. ca^apo junges kanin-
chen. Die span. etymologen halten es für eine entstellung aus dem von
Plinius oft erwähnten dasypus (daavjrovg), das einen hasen oder ein
kaninchen bezeichnen soU, und eine solche etitstdlung ist recht woM mög-
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ILb. GAZMONO-GOIVO. 455
lieh: d kannte anlautend mit g vertauseU werden (Rom. gramm. /, 369)
und gasepo war leicht in gasapo verwandelt, da der ausgamg ap weit
üblicher ist als ep. Diefenbach (Hall. L. Z. 1844 p. 1066) vermuthet ver-
wahdtschaft mit bret. gad hase, darin unirde aber der bemerkte ausgang
des span. wertes keine befriedigung finden.
Gazmoüo sp. scheinheilig; vom bask. gazmona, gazmufiaria einer
der küßtj une der scheinheilige bilder und reliquien küßt (Larramendi).
Gazuza sp. großer hunger; vom bask. gose-utsa latäer hunger, s.
Larramendi.
Geira pg. ein ackermaß: so viel land ein pßug in eitlem tage um-
ackert; für jugeira, lat. adj. jugarias bei den feldmessem.
G eito pg. haltung deskörperSy gestalte weise; von jactus^c&trtm^, wurf.
Germania sp. gaunersprache, roihwälsch (m unterscheiden von
Gennänia für Alemania). Die grundbedeutung ist brüderschaft, von ger-
manas; so hieß ein rebeUenbund in Valencia la germania, so die gauner
und Zigeuner, die sich unter sich selbst brüder, germanos, nennen, so
endlich ihre spräche, wie mit demselben suffix ia auch die arabische ara-
bia, algarabfa genannt ward. Es ist ein misverständnis, wenn fnan ger-
mania von dem völkemamen Germanas leitet, weil die spräche der Zi-
geuner eine anecM gothischer Wörter enthalte: wer so viel goihisch oder
germanisch verstand, um es in jener spräche herauszufühlen, der hätte
weit mehr Ursache gehabt, jene benennung auf die span. spräche selbst
überzutragen. Die veraltete form hermania legt aber klar zu tage, was
sich der Spanier unter germania dachte : sie kann nur von hermano (bruder)
stammen, welches nie für den völkemamen Germanus gesetzt ward.
Ginete sp. leichtbewaffneter reiter, auch geschickter reiter, dsgl.
leichtes feines cavalleriepferd (daher it. ginnetto, giannetto, fr. genet span.
pferd), gineta art eu reiten (mit kurzen bügeln), art spieße (wie die
leichten reiter sie führten, it. giannetta); entsprechend pg, ginete, gineta.
Vollständig paßt das von mehreren aufgestellte gr. yvftvrjTrjg leichter krieger,
erinnernd an griechische herrschaft in Spanien. Andrer meinung ist
May ans y Siscar, Orig. I, 102: Cinetes hießen die bewohner des Striches
zwischen dem Vorgebirge S. Vincent und dem Gruadiana, ihre reiter waren
nur mit spieß und tartsche beweinet, und von ihnen übertrug fnan den
namen auf die zum schütze der span. seeküste gegen maurische piraten
errichtete reiterei: das sei eine historische thatsache (auf die wir aber nicht
eingehn können). Diefenbach, Orig. europ. p. 356, ist geneigt, das wort
aus ginnus (yiwog) herzuleiten, das aber dem begriff wenig zusagt. Wenn
er dabei ^leichtes pferd* unbedenklich für die erste bedeutung von ginete
erklärt, so ist er mit den span. phüologen durchaus im Widerspruch, die
Überdll den reiter voranstellen, ja selbst, wie Antonius Nebrissensis oder
die freilich nicht wortreiche erste ausgäbe der akademie, die bed. pferd
nicht einmal kennen.
Giro sp. schön, vollkommen in seiner art.
Goivo pg. eine blume; nach Nunes de Liäo cap. 9 abgekürzt aus
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456 ILb. GOLDRE—GUILLA.
leucoion (Xev^mov) weißes Veilchen^ eusammcntreffend mit aUpg. goiyo
s. V. a. goao, aber schwerlich damü idenHsch; sonst at4ch mit einem warte
arabischer herkunß aleli genannt.
Goldre sp., coldre pg. Jcöcher; von dem gleichbed, corytus, me
Covarmvictö toill.
Gollizo sp. kehle; von gula, stp. gola.
Gomia sp. (f.) fresser; von gomia mit gl. bed. bei LucUius und
Gorgojo sp. Jcomwurm; von curcnlio.
Goto i>^. Schlund; von gnttur, begrifflich näher liegend ob gattus.
Gozo sp. pg. vergnügen^ vb. gozar (mit de, auch mit accus, con-
struiert) genießen. Die übliche herleitung ist aus gavisus gavisare; bes-
sere ansprüche haben gaudinm und gustus. Für ersteres redet das gleich-
bed. cot. gotj, vb. altval. go^ar {so mitj von medius, ratj von radios),
für letzteres die port. form^ sofern sie o, nicht ou set£ft, und dieser grund
scheint stärker^ auch kann das veraltete gostar vermittelnd eintreten. Mit
sp. gozar steUt man darum besser das dltvdl. gozar, cot. gosar, neupr.
gausä; maü. golzä smsammenj welche die bed. sich erkühnen (d. h. froh-
lichj üppig sein) entwickelt haben^ also mit osar mAsammentreffen. Eine
ableitung ist sp. rejocijo lustbarkeit.
Grietarsp., gretar pg. sich spalten^ aufreißen, grieta, greta spalte,
riß, lomb. cretto Jagemanns wb.; von crepitare bersten.
Grillo sp., cot, grill, pg. grelo Schößling aus dem samenkom, vb.
sp. grillar ff. sprossen. Auch altfr. findet si6h ein gleiM>ed. sbst. grel,
das von gracilis herjsustammen scheint: hieraus könnte das port. und die
übrigen Wörter entlehnt sein, eine schon von andern ausgesprochene ver-
muthung.
Grima sp. cat. grausen, Schauder (nach Govarruvias das entsetzen,
das man bekommt, wenn man etwas schreckliches sieht), pg. abneigung,
widerunlle. Muthmaßlich aus deutscher quelle, Ursache für Wirkung gesetzt:
ags. grima larve, gespenst. Spanische etymologen verweisen auf gr. xQvinog
frost. Vielleicht darf man hieher nehmen fr. grimace (f), sp. grimazo,
pg. engrimanQO Verzerrung, verzerrte oder verzogene figur.
Grulla sp. kranich; erklärt sich aus gmicnla.
Guanir sp. grunzen; ags. v&njan, ahd. weinön lacrimare, vgl.
comask. s-guagni wehklagen.
Gaarismo sp., s. oben alguarismo.
Guedeja sp., s. unten vedija.
Guijo sp. kiesel, kieselhaufe, guija Mesel, viereckige erbse, guijarro
kiesdstein. Etwa von cubus cubiculus cuiclus würfelchey? Aber ein-
facher entspringt es aus bask. eguiya ecke^ kante, une guijarro aus egnij-
-arria, egui-arria eckstein, s. Larramendi. Altsp. für guija auch grija.
Guilena sp. eine pflanze, aglei; von aquilina bei den botanikem.
Guilla sp., guilha pg. reiche ernte; vom arab. gallah einkünße von
einem lande oder hause (Engelmann).
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ILb. GUINCHO— HALLAR. 457
Guincho sp. stachely gninchar stechen; vgl. gnizgar anspornen,
Guita sp. pg. starker Mndfaden, schnür; vgl. ähd. wita haarhandj
dies van lat. vitta.
G u i 1 0 arag.y cot. guit fehlerhaft^ ungdehrig, hoshaft (von lastthieren) ;
unbekannter herhunft.
Gume pg. (m.) schärfe; von acnmen.
Gamia sp., pg. gomia, agomia dolchj waidmesser; schwerlich von
acümen, welches regelrecht agumbre erzeugt haben würde.
Garrumina sp. übertriebene Unterwürfigkeit des ehemannes; bas-
kischer herkunft, gur-mina ^zuneigungS'übel\ s. Larramendi.
Gasano sp. pg. wurm; von cossns holBwurm, woher auch churw.
COBS engerling.
H.
Hacino sp. vrlt. traurig; unglücklich; vom arab. 'hazin dctös. Frey-
tag I, 376'.
Halagar sp.y früher falagar, afalagar, ebenso vai. falagar bei Ä.
March^ aber schon vor ihm bei J. Febrer e. b. str. 130 halagar, cot.
afalegar, pg. syncopiert a£Etgar liebkosen^ schmeicMn, sbst. halägo u. s. w.
Fal läßt sich nicht als stamm annehmen, da kein span. suffix ag vor-
kommt, das suffix ic aber falcar oder falgar erzeugt hätte. Darum ist es
bedenklich, das wort z. b. aus der interjection hälo Rz. 1334 abzuleiten,
die allerdings eine liebkosung auszudrücken scheint: quando era mancebo,
desianme halol halo! agora que so viejo, disen quo poco valo. Man
wird also falag als stamm setzen müssen, der aber nur vermöge einer im
span. üblichen einschiebung ai^s flag oder falg erweitert sein kann. Diesen
stamm mit passendem begriff gewährt unter den Quellensprachen nur die
gothische in thlaihan liebkosen, trösten, evayycaXitea&ai, nagoxalelv, sofern
sich dafür eine mdartl. form flaihan annehmen läßt (denn aus jener wäre
sp. tragar geworden), oder die hochdeutsche in flghön schmeicheln, bitten.
— Daß das bask. palacatu, balacatu nicht das original, sondern der ab-
druck des span. Wortes sei, bedarf kaum der bemerkung. — Menage, Orig.
itcd. s. V. lasinga, weist auf fallax, aber es liegt in dem wesen der aus
adjectiven geleiteten transitiva, eine eigenschaft auf das objed zu über-
tragen: falagar müßte bedeuten ^betrügerisch machen. — Endlich ließe
sich das span. wort auch als compositum £a-lagar fassen, aber nur der
zweite theä desselben gäbe einen sinn, vgl. lagot IL c.
Hallar sp. finden, alt fallar (dieses noch üblich in der bed. ein
urtheil finden = altfr. trouver). Vom it. fallare scheidet es sich durch
den begriff. Sollte es aus ähd. fallä ^decipula* gebildet sein, so daß es
eigentl, ertappen bedeutete? Aber warum dem Südwesten zwei verschie-
dene Wörter für denselben begriff zumuthen, so lange sich beide noch ver-
einigen lassen? Das veraltete ÜEÜar, une man schrieb und vielleicht auch
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, 458 IL b. HAMBRE-HEDBAR.
sprach, kann nämlich recht wohl umgestellt sein atis pg. aflar, aUsp. ajar
{s. oben achar); sind auch solche den atüaut verändernde Umstellungen
selten, so kennt doch grade die span, spraclie manche beispide, Rom.
gramm.I, 295-6. Ohne Umstellung der buchsiaben entstand aus aflar die
span. form ajar beschimpfen, mishandeln, vgl. die bedeuiungen des lat.
oflfendere treffen^ finden, beleidigen.
Hambre sp. hunger; von fames, dem man den genit. faminis bei-
legte, altsp. fame^ sard. famini. Merkwürdiger noch ist pg. fome, das
mit comask. fom, wai. foame übereit^mmt.
Harbar aitsp. pfuschen, sudeln.
Harija sp. staübmehl; nach Larramendi umgestellt aus bask. jaria
^etwas das sich sertreut^ — oder sollte es aus lat. far (&mcalam) ab-
geleitet sein?
Haron sp. faul^ träge, altsp. faron s. b. caballo B£f. 616; buch-
stäblich das arab. harön halsstarrig.
Harto sp., aitsp. pg. farto gesättigt, adv. sp. harto, aitpg. ferte ge-
nug, daher hartar^ fartar sättigen; von farcire fartus vollstopfen.
Hase äs, fascäs altsp. adverb. s. v. a. paene, ferme; wohl ssgs. aus
* sp. hasta-casi bis fast, fast sogar.
Hasta sp.; altsp. aitpg. fasta, präposition s. v. a. tenus usque ad;
esgs. aus hdcia gegen und ata bis? über läeteres s. untere iL Abgel. vb.
hastar ausdehnen.
Hastial sp. frontispiz eines gebäudes u. dgl.; von fastigium.
Hato sp., fato pg. kleidervorrath, hausgeräthe, überh. habseligkeiten,
auch herde, häufe; entspricht dem ahd. £ei2za bündel oder formell besser
dem neutr. faz, das in seiner altn. form fat Ueid^ tasche, fessd bedeutet,
vgl. schwed. fate-bur vorrathskammer für kleider und geräthschaften.
Haz altsp. aitpg. (f.) Schlachtordnung PC. 708. 7 16 u. o/2; von acies.
Haza, aza sp., alt faza garbenfeld, stück bauland; buchstäblich das
pr. faissa streifen land, wie Baynouard übersdzt, also lat. fascia, wiewohl
der logische Zusammenhang zwischen streifen land und dem speciellen be-
griff garbenfdd nicht Mar hervortritt. In rhiUischen dialecten ist fascia,
fäscia ein langer schmaler wiesenstreifen, s. Steubs Bhät. ethnologie p. 89.
Mit Diefenbachs herleitung von faza aus facies erdoberßäche (Goth. wb.
I, 74) läßt sich das prov. wort kaum vereinigen, da facies in dieser
Sprache die bestimmte form fassa bekennt; auch ist für den begriff nichts
damit gewonnen. Wie verhalt sich dazu das bask. azaoa garbe? ist es
aus heimischer tvurzel?
He in he-me, he-te, he-lo, he-la, sp. adverb^ sieh, ecce; statt fe-me
u. s. f. und dies aus ve-me = lat. vide me, also helo = tY. vello. Andre
beispiele der Verhärtung des y zu { Born, gramm. I, 288.
Hebilla sp. schnalle, gallic. febilla; dimin. von fibola, |)r. fivela.
Hebra sp. faden; von fibra, ital. wie lat.
Hediondo sp. stinkend; gleichsam foetebundas.
Hedrar sp. zum zweiten male umhacken; von iterare.
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IL b. HENCHIB-HONTEM. 459
Henchir sp,, pg. encher, dltpg. emprir füllen, anfüllen^ sbst.cHtsp.
encha entschädigung, genugthuung (erfüllung); von implere, it. drapiere.
Hefiir sp. teig kneten; von fingere bilden, euhereiten, it fingere ff.
Hermano sp,, irmäo pg., germd cot. bruder, fem. hermana /f., ab-
gekürzt pg. mano, mana; von germanus bereits in den ältesten Urkunden
für frater (fraile), das dem Ordensbruder überlassen ward (fradre leiblicher
bruder Apol. 691) ; hermana in einer Urkunde v. j. 998 Esp. sagr. XL,
406. Durch die einßhrung von hermano, hermana beraubte sich die
span. spracJie der uouredverschiedenen ausdrücke frater und soror. In
der venez. mundart ist zerman vetter, cugino, cousin germain, zermana
base. Eine zss. ist sp. (ioxm^LVLO, pg. coirmäo Stiefbruder = con-germanus.
Herrn OSO sp., pg. altsp. fermoso und fremoso, wdl. frumos schon;
von formosus (fuermoso fermoso).
Herpe sp. pg. cat. flechte auf der haut; vom gr. ^QTtrjg um sich
greifender schade, hautgeschwür.
Herrin sp. rost; von ferrugo ferruginis. So herrumbre von
ferrumen.
Hervero sp. scMund, kehle; vom bask. erbera, dies von erachi bera
hinabst-eigen machen (Larramendi).
Hidalgo sp., altsp. pg. fidalgo edelmann; zsgs. aus hijo de algo,
daher auch hijodalgo, pl. hijosdalgo gesagt werden kann. Es heißt also
der söhn oder erbe von stand oder vermögen, denn beides kann B^go, lat.
aliquod, bedeuten: almas, cuerpos et algos seelen, leiber und vermögen
Bz. 390. Nach 8. Bosa hätte schon das einfache algo persönliche be-
deutung gehabt (einer der etwas ist), daher fijo d'algo söhn eines solchen
mannes; was jedoch unerweislich scheint.
Hilvan sp. heftnoM; unrd mit hilo vano (unnützer faden) erklärt.
Hinchar sp., inchar pg. aufblasen; von inflare, it. enfiare. Daher
sbst. hincha, inchä haß, eigentl. aufgetriebenheit durch leidenschaft.
Hiniesta sp. ginster; von genista, it. ginestra.
Hipo sp. der schluchzen; ein schallwort, wie es wenige gibt; pg.
8olu(0, cat. singlot, vai. changlöt
Hisca sp. vogelleim {altsp. fisca?); von viscum, pl. visca, pg. it.
visco, anlautendes v, wie in andern fällen, in f, sodann in h verwandelt.
Hito sp. schwarz.
Hol gar sp., pg. cat. folgar sich ausruhen, feiern; vom späteren lat.
foUicare ein- und ausathmen wie ein blasbalg (follis), daher ausschnaufen,
sich erholen, sbst. pg. fölego athemholen. Ein ähnlicher begriffsübergang
im it. scialare ausdünsten, sich wohl sein lassen.
Hollejo sp. dünne haut der fruchte; von folliculus balg, it. foUicolo.
Ho 11 in sp. ruß; von fuligo fuliginis, it. fuliggine.
Hontem, ontem port. adverb für lat. heri. Die von einheimischen
etymologen versuchte herleitung aus hodie ante entbehrt jeder stütze. Sein
Ursprung scheint in ante-diem zu liegen, welches der Spanier in der form
antedia für priäie gebratu^hte: denselben sinn drückte auch das ndat.
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460 ILb. HORMAZO-IJAR.
antedie aas, man sehe -hei Ducange. Port, ooyte SRos,, aus einem docu-
ment van 1743, ist vielleicht ein anderes wort.
Hormazo sp. mauer von trockenen steinen; schon bei Plinius H, N.
36, 14 parietes, quos appellant (in Hispania) formaceosi quoniam in
forma circumdatis ntrimqae duabus tabulis inferciuntur, s. Äldrete
fdl. 26^ *.
Hornabeqne sp. homwerk; aus dem deutschen.
Horro sp., forro pg. frei, alforria freiheit u. a.; vom arab. *horr
frei, shst. al-'horrijah Freytag 7, 360". 361".
Hostigar sp. süchtigen, pg. pr. fustigar, von fastis.
Hoto aitsp., foto cdtpg. Sicherheit, pg. fouto, afonto sicher, dreist,
afoutar dreist machen, altsp. ahotado, enhotado; besser von fotus gepflegt,
unterstütet, sbst. fotus, als mit Moraes vom unlat. particip fautas.
Hoya, hoyo sp., pg. fojo grübe; von fovea, vgl. foggia II. a.
Hoz sp., fouce pg. sichel; von falx, fr. faux u. s.f., daher das (von
Cabrera erwähnte) altsp. vb. hozar abschneiden.
Hoz sp., foz pg. bergpaß, mündung eines flusses; von faux, tY. foce.
Daher auch sp. hozar, pg. fo^ar in der erde wühlen (von Schweinen),
wenigstens bedeutet faux in der span. abl. hocico, pg. focinho, den rüssel
oder die schnauee der thiere.
Huebra sp. (scheideform von obra) morgen land; buchstäblich werk,
daher tagewerk, arbeit eines tages, von opera, welches der Spanier Golu"
mella mehrfach in diesem sinne anwendet. Concrete bedeutung zeigt auch
comask. ovra, bürg, oeuvre abgang vom flachs oder hanf, werg, werk,
vielleicht aus dem letsderen deutschen worte übersetzt.
Hueco sp., ouco, 6co pg. hohl, leer, sbst. sp. hueco höhlung, loch,
vb. ahnecar aushöhlen, dsgl. die erdschöllen zerschlagen, in letzterem sinne
gewiß von occare. Wäre aber die von J. Grimm und Maßmann für das
gothische halk dürftig, rnuixog aufgestellte grundbed. vacuus eine thaisachCy
so dürfte man in ouco einen Sprößling desselben annehmen, vgl. z. b. pg.
poupar aus palpare.
Huero sp. unbefruchtet (von eiern); nach Cabrera das lat. ürlnus,
gr. ovQivog, in ovum urinum windei, besser das gr. ovQtog = ovgivog,
mit Versetzung des i uiro uero huero, vielleicht auch gtiero (wie huerto
und güerto), woraus die port. form goro, vgl. enguerar FJ. = enhuerar.
Hu milde sp. pg. demüthig; von humilis, s. Rom. gramm. I, 363.
Huraco sp. loch, horacar nebst horadar durchlöchern; von forare
(Covarruvias).
I. j.
Ijar sp. (m.) weiche, pg. ilhal seite, aitfr. iliers Ren. IV; von lat.
Ile, ilia, pr. ilha. Daher auch sp. ijada, dem der Portugiese das merk-
würdige ilharga zur seUe stellte.
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n.b. INDA-LACIO. 461
Inda, SLindsL pg. adverb für lat, adhuc, etiamnum (altsp. inde); von
lüde ad, ab inde ad; ainda agora van ab inde ad hancboram. In der
bed. ^sdbst^ sogar ^ vergleicht es sicli dem sinnverwandten fr. jusqa'ä.
Izaga sp. binsenreicher ort: auch bask. izaga, von Ya binse und
aga, das eine füUe bedeutet. Man sehe Larramendi.
Izquierdo und esquerro sp., pg, esquerdo, cot. pr. esquer {fem.
esquerra) link. Man erklärt es aus dem gleichbed. bask. ezquerra, dessen
ursprünglichkeü in dieser spräche übrigens nicht durch escua (hathd) eu
erweisen ist, da dies wort in keiner sfusammenseteung in ezqu {mit stummem
u) ausartet. Saldberry gibt eskner linJc, esku-esker lifüce hand (also mit
beigefügtem esku hand)^ eskuin rechte seiie. Wie rechtfertigt sich aber
d in izquierdo? Dieser dental wird im Span, hinter 1 oft eingeschoben,
niemals hinter r: hat er also seinen grund schon im baskischen, aus
welcher spräche Larramendi in der that ezqaerdo nebst dem vb. ezquer-
datu anführt? Vergleicht man bask. lerr neben lerd = sp. lerdo, so
könnte man sich versucht fühlen, in ezqnerr eine aus ezquerd geschwächte
form anBunehmen. Aber wir gehen auf diese frage baskischer philologie
nicht ein und verweisen deshalb auf Mohns Zergliederung des wertes p. 76.
Was jedoch noch den anlaut i für e in izquierdo betrifft, so erklärt er
sich aus der neigung des Spaniers, den vocal e, wenn die folgende sübe
den diphthong ie enthalt, euphonisch in i 0u verwandeln, wie in simiente
(sementis) u. a., Rom. gramm. J, 176.
Jabalf sp., pg. javall (fehlt cot.) eber, keiler^ sp. jabalina backe,
lehne. Arab. chinztr gabalt ist bei Pedro von Alcala = sp. puerco
mont^s berg- oder Wildschwein: der Spanier begnügte sich mit dem zweiten
arab. wort = mont^ (wild) zur bezeichnung des thieres, s. Engelmann.
Jaez sp., jaez pg. pf erdedecke, kleid, rock; vom arab. gahaz, gehaz
geräthe Freytag I, 318\ 318K
Jorgina, jorguina sp. hexe; vom gleichbed. bask. sorguina, sorguina,
dies nach Larramendi von sorr unen^^ßndlich {warum nicht vom lat. sors,
sp. suerte, bask. zortea?) tmd guifia machend. Daher enjorguinar rußig
machen wie die durch den Schornstein faJirenden hexen thun, s. Covarruvias,
der auch das gleichbed. holgina, holgin aus jorgina entstehen läßt.
L.
Labare da, l^YBieda pg. flamme; ist mit Moraes herzuleiten atis
labarum fahne, wegen ihrer wällenden bewegung. Die umgekehrte begri/fs-
entwicklung in iSamma, flammnla s. oriflamme II. c. Eine gelehrte Unter-
suchung iä>er labarom aber findet sich bei Mahn p. 66 ff.
Labriego sp., labrego pg. feldarbeiter, bauer; von labor in der
bed. feldarbeit, s. Ducange.
L4cio sp. welk; von flaccidus, wie die Schreibung Ihacio = Ilacio
bei Berceo beweist, vgl. llama von flamma, Lainez, Llainez von Flainiz.
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4G2 Il.b. LACRA-LECHON.
Lacra sp. narbCj mangels gebrechen^ vh, lacrar schaden; vergleichen
darf man mndl. laecke, altengl. lake, neuengl. lack fehler.
Ladrillo sp., ladrilho pg. hackstein; von laterculns dasselbe.
Lagar sp. pg. heiter, weinpresse; van lacus hufe für den gepreßten
wein, woher. auch basJc. lacoa in erster bedeutung.
L ai V 0 pg. Schmutzfleck; etwa von labes, woraus man ein adj. labeas
leitete.
Lambrija sp., lombriga pg. wurm in den eingeweiden; von lum-
bricus, it. lombrio. Span, auch lombriz.
Lampo pg. frühreif.
Lande sp. pg. eichet, landre (f.) drüsengeschumlst; von glans,
glandula, vgl. liron von glis.
Lapa pg. höhle an der seite eines berges; wird aus dem gr. Xana^ov
(grübe) gedeutet.
Lapa sp. dünne haut auf flüs^igheiten, iahm; vom gleichbed. gr. lant],
Xaftm], Vgl. auch bask. lapa u)^inhefe.
Lasca sp. platte, dünner flacher stein, lederstreif; umgestellt aus
laxuSy laxa schlaff, demnächst lappenartig, denn auch sp. laxa (laja) ist
dafür üblich. Port, sagt man lasca de presunto schnitte schinken. Sinn-
verwandt, aber nicht daher eu leiten, ist das deutsche lasche einge-
setztes zeug- oder lederstück, worüber Weigand s. v. Span, lancha s.
v. a. laxa.
Lastar sp. pg. für einen andern zahlen unter vorbehält der rück-
Zahlung, auch fremde schuld büßen, sbst. lasto. Ein gerichtlicher ausdruck :
um so eher darf man deutsche herkunft vennuthen, goth. laistjan folgen,
besser ahd. leistjan, leistön s. v. a. nhd. Vielleicht aber ist das span.
wwt nur abgekürzt at4s dem passenderen ahd. fol-leistSn beistand gewähren.
Lau na sp. metallplatte, degenklinge, art ziegelerde. Nicht von la-
mina, woher es geleitet wird, sondern von läganum platter kuchen, g in u
verwandelt wie in sagma salma sanma (soma).
Lavanco sp. pg. wilde ente; vogel, der sich badst, von lavare, u)ie
engl, duck ente eigentlich tauchcr heißt.
Laya sp. pg. art, beschaffenheit. Es trifft äußerlich mit dem altn.
ags. lag, engl, law, mhd. leye Ordnung, gesetz, art zusammen, ist aber
anderes Ursprunges. Es bedeutet eigentlich, wie auch im baskischen, ein
ackerwerkzeug, mit welchem immer mehrere nebeneinander stehende leute
arbeiten, daher die redensart son de la misma laya sie sind eines gelich-
ters. So W. v. Humboldt im Mithridates IV, 298 und schon Larramendi
s. v. Damit ist freilich die bask. herkunft des Wortes noch nicht ausge-
macht. — [Mahn p. 9 erkennt es dieser spräche zu.]
Lebrillo sp. ein gefäß; von labrum (Cabrera).
Lechino sp., lichino pg. wieke, charpie; bei Vegetius De arte vet.
licinium, von licium.
Lechon sp. schwein; nach Cabrera ursprüngl. Spanferkel, vom sp.
leche milch. Daher auch lechuzo noch saugendes maülthier.
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II. b. LEGAMO— LLEGAR. 463
L^gamo sp. schlämm^ lehmhoden, alt l^ano; von uligo uliginis
feuchtigkeü der erde^ tote Cabrera richtig annterki, nicht vom basJc. legamia
Sauerteig, das übrigens selbst ein roman. wort ist, fr. levain.
Leira pg. beet, Ist es von lira furche, so fnuß man ihm jsunächst
ein adj, Urea unterlegen. Aber das aitpg. laira de terra stüch land SBos.
macht diese herleitung verdächtig, da ai nicht aus i oder i-e hervorgeht.
Lelo sp. einfältig, dumm; nach Larramendi vom basJc. lela oder
loloa 'oAne salz\ S. darüber Mahn p. 68.
Lerne sp. pg. (fehlt cot.) Steuerruder. Als eine ableitung darf man,
wegen der ähnlichkeit beider dinge, betrachten sp. limon, fr. limon,
daher ndl. lamoen, deichsei, eigentl. eine der beiden Stangen einer gabd-
deichsd. Dieselbe begriffsberührung im chw. timun deichsei, Steuerruder,
pg. temao, timäo, deichsd, timoneiro Steuermann, dlban. timoni rüder,
alle vom lat, temo. Lerne, limon nehmen ein Stammwort lim in ansprach;
ein solches mit der bed. glied gewährt die ags. ur^ aUnord. spräche:
Steuer und deichsei als glied oder gelerJc des Schiffes und Wagens aufgrfaßt
wäre passend genug und jeder eweifd würde schwinden, wenn das roman.
wort eine spur jener grundbedeutung eu erkennen gäbe. Mlat. limo im
Vocäb. opt. p. 30^, wo es aber den nagel an der nabe bedeutet. Das
UHÜlon. limon bälken ist wohl von limen schwelle.
Levantar sp. pg. aufheben; participialverbum von levare levans.
Leve ^^. lunge (nur im plur. üblich), ebenso ait- und neupr. leu,
chw. lev; pr. levada gelünge; von levis, weil sie wegen ihrer schwam-
michten beschaffenheU leichter ist als andre eingeweide, daher auch sp.
livianos (pl)y engl, lights.
Lex 08 sp. adverbium für lat. lange, auch adjectiv in den plur ah
formen lexos, lexas; nicht von longos, es erklärt sich ohne imang aus
laxns weit. Die alte spräche brauchte noch Inene = longe, im Canc. de
Baena findet sich selbst lengos, das für luengos stehen muß.
Linde sp. altpg. (m. f), neupg. linda grame, von limes limitis,
pr. limit ff.; vb. lindar sp. pg. angränsen, von limitare; pr. lindar
schwelle, von limitaris. Dahin auch das mit letzterem gleichbed. sp.lmi^l
und dintel.
Lirondo sp. rein, unvermischt.
Lisiar sp. verstümmeln, ca^. lesiar, pg. lesar; participialverbum von
laedere laesus; aUsp. lision = lat laesio.
Llanten sp. ein kraut, Wegerich; von plantago, it. piantaggine.
Lleco sp. adj. noch nie angebaut; unbekannter herhunft.
Llegar sp., chegar pg. 1) nähern, 2) itUrans. ankommen, daher
sicil. ghicari, das Pasqualino vom gr. rx^ioi herleitet. Von plicare biegen,
wohin biegen d. i. nähern, eine auch dem it. piegare vergönnte bedeutung:
come il vento a noi gli piega = sp. Uega Inf. 6, 7^. Die etymologie
ist unzweifdhaft, da im altspan. die form plegar für llegar vorkommt:
los companneros plegaron a Gniraldo (kamen an bei G.) Bc. Mtl. 194,
vgl. Apol. 91, wo plegar vereinigen bedeutet. Vidleicht aber gieng diese
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464 IIb. LLOSA-LUGAR.
bedeutung erst van dem zsgs. allegar, achegar, lat applicare (anfügen^
wohin neigen) auf das einfache wort über. Man leite es also nicht von
ligare binden, verbinden, wie lochend auch das gleichbed. it. gingnere, von
jüngere, dasteht; noch von legare senden, da lat. 1 im port. nie als ch
auftritt. Auch die aUsp. Schreibung legar beweist nicht für ligare, man
drückte, aniatäendes 11 gewöhnlich durch einfaches 1 aus.
Llosa sp. geschlossener kampfplate, pg. chousa Ueiner eingehegter
platz; vom lat. part clausa {it. chiusa).
Lob a sp.pg. ermeüoser leibrock der priester; vom fr. Taube chorhemd.
Löbrego sp,pg. traurig, dunkel; umgestellt aus lugnhns, it. Ingübre.
Logro sp.pg. gewinn, besitz, auch pr. logre, t?J. lograr; von lucrum,
lucrari. Zsgs. mit malo «p. malogro, i?^. mallogro schlechter erfolg, vb.
malograr, mallograr vereiteln.
Lomo sp., auch pr. lom, der untere theil des ,rückens, kreuz, dsgl.
loma bergrücken; von lumbus mit bekanntem ausfalle des b nach m, it.
aber lombo.
Longaniza sp. eine art wurste; vom lat. longäno mastdarm, bei
Codius Aurd., vgl. longabo in der bed. wurst bei Apidus. Mit unrecht
also leiten es Covamwias und Cabrera at4s lucanica.
Loro sp., louro pg. gelb, goldgdb (von der reifen saat), auch bräun-
lich. Von Inridns blaßy gdblich, meint Nunes de Liäo cap. 7. Dieses
hat seinen ausdruck im sp. pg. lerdo gefunden. Der port. diphthang ou
= sp. 0 des gegenwärtigen Wortes weist auf lat. aureus, welchem der ar-
tikd lo vorgesetzt sein muffte, was bei einem adjectiv fast ohne beispiel
ist. Von aureolus, mit Versetzung des 1 wäre noch kuhner. Vgl. lazzo J.
hour 9k pg. kaninchenhöJde; wird von laurex (junges kaninchen) her-
geleitet, womit sich allerdings auch eine noch vorhandene zweite form
lousa (s aus 9 in lauricem) wohl verträgt.
Loza sp. irdenes geschirr; von Inteus, woher auch churw.com. lozza,
romagn. lozz leiten, schlämm u. dgl.
Lozano sp., louzao pg. fröhlich, munter, zierlich; erinnert an goth.
laus, ahd. lös leer, leicht, anmuthig, lieblich (pg. ou = goth. au). Das
picard. und wallon. bieten auch das einfache loss mit der bed. spaßhaß,
muthwülig; dsgl. scheint in lomb. (bresc.) lösitji eiteüceit das deutsche lös
durchzuklingen {Rosa, nach andern lözita).
Lua altsp., luga vol., besser p^.lnva handschuh; offenbar vom goth.
löfa (m.), altn. löfi flache hand, ags. glö£a (m.), engl, glove handschuh.
Lucillo sp. steinernes grab, altsp. auch locilo, altfr. Insean; von
locellus kästchen, loculus sarg, im mlatein.
Lugar sp. pg., vrlt. logar, ort; an die stelle des zum adverbium
gewordenen Inego (locus) getreten; von localis, ^xlas suffix al mit ar ver-
tauscht, wie oft auf diesem gdnete, wobei jedoch das gemeinroman. local
nicht aufgegd>en ward.
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ILb. MACHO-MANCEBO. 465
M.
Mac ho sp.pg.numny männlich. Es ist vergebliche mühe^ dieses wort
aus mascnlus jm Biehenj da % vor in nicht austritt: äUspan. sagte man
masclo (vgl. mesclar und ohne ausfaU des voccds discolo, muscolo u. a.)y
ja das dÜe maslo Bc., SPart. und muslo eeigenj daß eher c als s in
dieser Verbindung schwindet. Mit macho bezeichnet der Spanier einen
hammer, daher machar, machacar, machucar stampfen, machado {für
machardo?) holßaxt, machete kurzer breiter säbd. Für das wort in dieser
zweiten bedeutung läßt sich jedesfaUs ein befriedigendes etymon aufzeigen :
wie sacho at4s sarcnlnm, ebenso entstand mit unterdrücktem r macho aus
marcnlus, dessen primitiv marcns ^maUeus major bei Isidorus vorkommt,
dUit. marco PPS. II, 17. In der ersteren bed. mann wird macho das-
selbe wort sein: auch it. marcone ehemann (bei Veneroni) scheint aus
marcns abgeleitet. Das vb. marclar hämmern besitzt die churw. mundart.
Macfo pg. geschmeidig; nach Sousa vom airab. masfh dass. Freyt.
IV, 177K
Madera und madero sp., madeira pg. Zimmerholz; von materia,
materies mit gl. bed.
Madrugar sp. pg. früh aufstehn, aitsp. madnrgar; s. v. o. matari-
carC; von mataras zeitig.
Maiz sp. türkisches kom; americanisches wort, aus Haiti.
Majada sp., malhada pg. schafstall, auch tierberge; leitet man von
magalia zelte (magaliata magliata). Vgl. unten nagnela.
Majo sp. zierlich, geputzt, daher wohl cot. maco.
Maisin sp., malsim pg. angeber^ aufhetzer, malsinar angeben, ver-
leumden u. dgl. Letzteres soll aus male signare entstanden sein: da je-
doch die namen handelnder personen nicht, oder wenigstens überaus selten,
ohne sufßx aus verbis abgeleitet werden (s. vorrede), so ist zu bedenken,
ob malsin nicht aus mal-yecino (böser nachbar) gebildet sein könne, um
so mehr, da auch die ital. und cdtfr. spräche eine zss. malvicino, mal-
voisin besitzen.
Malvar altsp. böse machen, nsp. malyado, pr. malvat boshaft, mal-
vädesa bosheit. Malvar ist ohne zweifd zusammengeschmolzen aus mal-
leyar (vgl. malograr für mal-lograr) und bedeutet also eigentl. übd er-
ziehen, übel anleiten.
Mamparar aitsp. aUpg. schützen; von mann parare mit der hand
bewahren, s. parare /. Zsgs. altsp. desmamparar s. v. a. desamparar.
Mancebo sp., pr. aUfr. mancip, massip junger hur sehe, fem. man-
ceba, mancipa; vom lat. mancipinm eigenthum, sJdave, so daß also mas-
ctdin und feminin aus einem neutrum moviert wurden^ wie z. b. aitn.
thyr (m.) servus aus thy (n.) mandpium, s. Grimm III, 332 note. Das
masc. mancipins L. Sai. tit. 82, und im späteren miatein.
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466 IIb. MANDIL— MARCmTO.
Mandil $p. pg. scMreey auch pferdedecke, pr. mandil tdlertuch
Flam., Am. Vid.f vom arab. mandtl tuch zum ahtvischen^ dies vom hyeant.
fiovdrXiovy enÜehfU vom lat. mantile (Boey Gloss.).
Mandria ^. (f.) feige memme; tiach Larramendi das bask. eman-
drea schwaches weiby vgl. pg. mandriäo ein hauskleid der weiber.
Mangla aitsp., mBugmpg.meKUhau; entstdU aus melligera homgthau?
Mangual sp.y mangoal pg. streUholbeny dreschflegd; von mannalis
was mit beiden händen gepihri wird; s. Ober das eingeschobene g me-
novare /.
Manir 5p. das fleisch mürbe werden lassen, ehe man es genießt; von
manere Ueibeny warten, daher warten lassen, liegen lassen (Covarruvias).
Manojo sp., manolho, molho pg. handvoU; von maniipiilus fiir
manipulos, it. manipolo ff.
Man 8 er sp. kind einer öffentlichen dime, schon bei Sedulius; vom
rabbinischen mamser Buxtorf p. 1184. Näheres bei Ducange v. manzer.
Manteca ^., pg. manteiga, cai. mantega btUtery schmaUt, daher
wohl erst neap. manteca butter von Schafmilch, sicü. fetter theü des käses,
ital. pommade. Batyrnm fehlt dem Südwesten, nur bntirada butterweck
kennt 8. Bosa, manteiga findet sich schon in einer Urkunde vom j. 1200
Eludd. ly 308. Dieses unchtige dem Araber sowohl wie dem Basken un-
bekannte wort (letzterer sagt burra oder gnria) darf nicht ohne den ver-
such einer deutung dastehen. Die Araber bedienten sich der schlauche sur
bereitung der butter, für welche butterschläuche sie mehrere ausdrücke
haben (kerbäh, na'ht u. s. w.). Dieser gebrauch läßt sich (xuch bei den
^aniem voraussetzen. Hieß ihnen der daeu bestimmte schlauch etwa
mantica (mit verschobenem accent manteca), so konnte das, worin die
butter zubereitet ward, der butter seihst den namen geben, wie in der
sicü. mundart forma den in einer form bereiteten käse bedeutet. Man er-
wäge und sehe sich weiter um.
Manzana sp., alt mazana Alx., Cal. S D., pg. mazaa c^fd; tat.
malom Matianom nach einer person benannte sorte äpfd; s. auch Isidor.
17, 7, 3.
Mafia sp., manha pg., maina bask. fertigkeit, arglist. Seil aus
manns entsprungen sein, aber wie? Es konnte sich vielmehr ganz regel-
recht bilden aus lat. machina mach'na list, kunstgriff. Daher wohl auch
das unerklärliche it. magnano (co^. manyd, /r. m(2ar^2. magnan, magnier,
wallon. sogar mignon) Schlosser, eigenü. artifex. Aber anderes Ursprunges
ist doch wohl das it. man na, sp. mafia bündd z. b. flachs, reiser, vb.
it. ammannare, ammannire in büschel theilen, überhaupt zusammentragen,
ordnen, an das gael. mam handvoü (plur. mahn) erinnernd, womit schon
P. Monti das com. man zusammenstdlt.
Marayedf sp. pg., pr. marabotin, eine spanische münze; vom arab.
vöüeemamen moräbfiln (Sousa u. a.), s. auch Sarmiento, Obras postumas
p. 131, und 8. Bosa s. v. maravidil.
Marchit 0 sp. wdk, daher marchitar wdk machen; muihmaßiich
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II.b. MARPIL-MATA. 467
dimimdwforfn eines verlorenen adj, marcho, entsprechend dem it. marcio,
pr, marcity -ida, von marcidns. Eine andre deuiung scheint das suffix
it nicht zu gestatten. Das port. wort ist murcho, s, unten.
Marfil sp. (auch franz.), marfim pg.elfenbein; wird hergeleitet aus
einer Verbindung der arab. Wörter n&b zahn, ftl dephanty woraus aber
das romanische wort nicht wohl entstehen konnte, s. das nähere bei Enget-
mann-Dozy p. 302. Das älteste beispid dieses Wortes findet sich im span.
mitteUatein (aer. 930), worin es al-mafil lautä DG.
Mariposa sp. pg. cat., sard. maniposa Schmetterling. Die von
Mahn p. 9 gegebene erUärung dieses Wortes aus mar y posa meer und
ruhe = bewegung und ruhe ist schön, leidet aber daran, daß meer und
ruhe keine gegensätze sind und das bild überhaupt für das flattern des
Schmetterlings zu erhaben ist. Der Portugiese besitzt für das wenig übliche
dem span. entnommene mariposa ein gleichfalls mit posa gd)üdetes wort
ponsa-loasa. Dieses gestattet eine (vielleicht zu gewagte) deutung: es ist
= pous' & lousa d. i. ^setz dich auf den gräbstein, in beziehung auf die
Sitte, Schmetterlinge als Sinnbilder der seele auf grabsteinen abzubilden,
Marrano sp. (daher das gleichlaut. itäl. wort) verflucht, verbannt,
ursprüngl. getaufter Jude von verdächtiger bekehrung (anders 8. Bosa s. v.).
Nach einigen vom hebr. marah sich auflehnen, nach Covarruvias vom sp.
vb. marrar fehlschlagen, abirren, doch pflegt sich das sufftx ano nicht mit
verbis zu verbinden. Das fem. marrana wird auch auf die sau angewandt,
das im sinne der Juden verfluchte thier?
Marras ^. cot. adverb für lat. olim; ist das arab. marrah semd
Gol. 2209.
Marron sp. (bei Cdbrera, der maron schreibt), cat. marrd widder,
gleichbed. occit. marra und mar-monton, bask. marroa; vb.pg. marrar mit
den hörnern stoßen (von bocken gebraucht). Lateinischer, nicht etwa
iberischer herkunß, von mas maris: Isidorus 12, 1, 11 nämlich bemerkt,
daß der widder oder bock in Spanien mas (männchen) genannt ^ werde:
apud nos in gregibus mares dicnntur; grex aber ist ihm nur die schaf-
oder ziegenherde s. 12, 1, 8. Auch der 8arde nennt den widder mascn
(mascnlns). Der nämlichen herkunft ist auch sp.pg. marra hammer, vgl.
die berührung dieses begriffes mit ^mann oben unter macho. Für marron
ist der übliche span. ausdruck morneco, muthmaßlich abgeändert aus
marneco, um es vom geograph. namen Marrnecos zu scheiden — oder
sollte, da das veraltete mnnieco auch mauerbrecher heißt, dies die Urbe-
deutung gewesen und das wort aus mams abgdeitet sein? dUein das
Suffix würde diesen sinn nicht ausdrücken können.
Mastranto, mastranzo sp, eine pflanze, wilde münze; durch ver-
Setzung entstetU aus mentastmm, ü. mentastro.
Mata ^. 1) gesträuch, gebüsch, baumstück, 2) Strauch, busch, staude;
pg. mata, mato nur in ersterer bed. Bereits in einer Urkunde aus Spanien
vom j. 876 mata, nach Ducange ein ackermaß, vgl. aber ipsnm forest
yel ipsam matam, qaae dicitnr silya S. Romani, also wohl gebüsch.
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468 ILb. MATAR— MERENCORIO.
Vielleicht ein goth. wort, von maitan cibhauen^ bair. mAits SchmeUer 11^
627 cibgetriAener plata im undde (wo buschwerk entsteht)^ mhd. meiz
Wb. n, 132.
Matar sp. pg, pr. schlachten, tödten, auslöschen; von mactare. Zsgs.
rematar enden, remate ende?
Matiz 5p. (m.) Schattierung, abstufung der färben, vb. matizar.
Die bei Seckendorf bemerkte deutung aus sp. mata (buschwerk) bestätigt
sich durch das it. macchia 1) buschwerk, 2) Schattierung. Man nahm
also den ausdruck von dem übergange des helleren in dunkleres grün, wie
dies eine mit gebüsch bewachsene anhötw darbietet.
Matraca sp. pg., daher it. matracca, klapper; vom arab. mftraqah
hammer Freyt. III, 65*.
Mayota sp. erdbeere; eigenÜ. maifrucht, von majns; so auch maü.
magiostra, occit. majoufo.
Mazmorra sp. pg. unterirdischer kerker; vom arab. ma'tmörah
kdler u. s. w. Freyt. UI, 71^.
Mear sp., pg. mijar; von mejere mit einer in diesen sprachen sdte-
nen umbiegung in die 1. conjugation. S. Rom. gramm. I, 20. In spä-
terem ndatein meiare, meigare Bief. Gloss. tat. germ. 364''.
Mecer sp. schütteln, ein Und wiegen; von miscere mischen, um-
rühren, pg. mexer, ü. mescere.
Media sp., meia pg. strumpf; eigentl. media calza halbes beinkleid.
Med rar sp. pg. gedeihen; von meliorare, eigentl. für meldrar. Ähn-
lich ist die einschiebung des d vor r mit unterdrücktem h = j im pg.
pindra aus pinhora.
Mego sp., meigo pg. sanft, gefaUig e. b. im umgange. An gr.
fiaXcmog ist nicht eu denken. Man erinnert an engl, meek, dies ist aber
= golh. muks, altn. miukr (Grimm P, 386), die einen eu dem roman.
Worte nicht passenden vocdl haben. Die lösung liegt nahe: es ist vom
gleichbed. mitificus, oder besser, da die ßusammenjnehung hart wäre, här-
ter als in santignar aus sanctificare (s. unten), von mitigatus, welches be-
handelt ward wie cordatas in cue/do. Zu mego paß ein prov. adj. mec
PO. 354, dessen bedeutung aber unsicher ist.
Mella sp. scharte, lücke.
Mellizo sp. Zwilling; von gemellns, gleichsam gemellicins.
Membrillo sp., besser pg. marmelo quitte, daher quittenmus; von
melimelnm art süßer äpfd, eigentl. honigapfd, weil man die guitten mit
honig kochte, wie später mit mcker. S. Ferrari s. v. marmellada.
Menear «p. pg. handhaben, rühren, gesdiäfte führen; scheint nicht
von minare, it. menare, theils weil verba mit dem suffixe ea denominativ
sind, theils weil keine der andern sprachen ein solches verbum besüst;
sondern von manus, also eine nebenform von manear, it. maneggiare, fr.
manier, möglicher weise mit einmischung des attsp. menar; wegen e für
a vgl. pelear für palear.
Merencorio pg. Cam. Lus., menencoreo Ribeir. Brist, verdriefilich;
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ILb. MERGANSAE-MONTERO. 469
entstelU aus melancolico. Eine sinnvollere entstdlung oder umdetUung
von melancholia in mal-enconia ward oben unter encono berührt.
Mergänsar sp. tauchery ein vogel; verlegt sich leickt in die worter
mergns anser.
Merino qp., pieirinho j>^. besirhsrichter; vonmajorinus, s. Ducange,
vgl. 8. Rosa v. maiorino.
Mesar sp.y dltsp. messar, fehlt catal, die haare ausraufen; mit
Cabrera von metere messns: barbam forcipe meiere, sagt Juvenal.
Mielga sp. eine pflanee, lueeme, von medica, ebenso aUsp. julgar
von jndicare.
Milagro sp.y milagre pg. wunder; umgestellt aus miraculum.
Milano und vilano sp. wolle der distelblüthe ; von villus sfotte.
M aus anlautendem v at4€h in mimbre.
Milgrana, mingrana dltsp. granatapfel ; nach seinen videnkömem
benannt.
Milmandro sp. (bei Cabrera) j meimendro pg. bUsenkraut. Hanc
(herbam) sagt Isidor 17, 9, 4 Vulgus' milimindrum dicit, propter quod
alienationem mentis inducit. Ungeachtet dieses alten Zeugnisses ist der
Ursprung des Wortes unbekannt; eine vermuthung darüber sehe man bei
Diefenbach, Orig. europ. p. 260. Der Baske hat für diese pflanze einen
ganz verschiedenen namen, erabelarra.
Mimar sp. pg. hätscheln, liebkosen, mimo liebkosung, mimoso ver-
zärtelt; wohl von minimns kleines wesen, kleiner liebling, woher auch it.
mimma püppchen und pg. meiminho kleiner finger.
Mimbre und yimbre ^. bachweide; von yimen.
Modorra sp. pg. tiefer betäubender schlaf, adj. modorro in einem
solchen schlafe liegend, einfältig, dumm (daher sie. mndnmi mit letzterer
bed.), vb. modorrar betäuben, auch sbst. modurrfa Stumpfheit, dummheit.
Bask. modorra heißt der stumpf eines baumes, dem, wie Larramendi an-
merkt, ein in dumpfem schlafe liegender (modorro) wohl verglichen wer-
den konnte. Die sinnliche bedeutung erhielt sich nur im altpg. modorra
hatrfe d. h. etwas rundes, stumpfes, s. 8. Bosa.
Mofa sp. pg. cot. Verhöhnung, vb. mo&r; stimmt zu mhd. mupfen
den mund verziehen, spötteln Frisch I, 675'', Mhd. wb. II, 274 = ndl.
moppen, engl. mop.
Mogo altpg. gränzstein, sp. mogote einzeln stehender berg; vom
bask. mnga gränze, oder ist dies vom sp. buega? {bask. anlautend m oft
= sp. b). Mogotes spieße des hirsches leitet Larramendi dagegen vom
bask. mocoa spitze.
Mojon sp., altpg. moiom SBos., sard. mAllone gränzstein, häufe:
etwa von mntilus etwas abgestumpftes, abgerundetes?
Mollera sp. vorderhaupt, pg. moUeira scheitet am köpfe der Säug-
linge; von mollis, weü diese stelle offen und weich ist.
Montero sp., monteiro pg. Jäger, der im gebirge schwarz- oder
roihwild jagt: von mons.
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470 n.b. MORANGO-MULATO.
Mo rang 0 sp. erdbeere,
Morcon 5p. bluttvurst; vom bask. morcoa dicker darmj nach Lar-
romendi.
Moron $p. kügd; toohl vom b(isk. muraa hügd, haufcy vb. morntQ,
mnrrutu aufhäufen^ woher auch nach Humboldt^ Urbewohner Hisp. p. 48.
49, der alte städtename Moron stammen soll.
Morondo sp, geschoren (von menschen); buchstabl, mohrenmäßig^
weil die Mohren das haupthaar abschnitten. Über das sufßx ondo an
Substantiven s. Rom. gramm. II, 379.
Morro sp, uberh. ein runder körper, Meiner runder fels oder kiesd
(pg. morro kleiner runder hügd, aus dem span.), dsgl. dicklippiges oder
vorstehendes maul, für welche bedeutung sich bask. mntarra findet, vgl.
auch oben moron. DcJ^in pr. moT, morre, aUfr. monrre schnaube.
Mostrenco, mostrenca sp. herrenloses gut; von monstrare, weil der
finder, um es eu erwerben, es öffentlich ausrufen und vorzeigen mußte.
Monco pg. harthörig; woher?
Mozo sp. pg. jung, sbst. junge, bursche (hieraus it. mozzo, fr.
monsse); von mastns jung, frisch, mit Verwandlung des st in z, s. Sanches
zu Berceo p. 627, daher auch subst. mozo bei Ruitf == lat. mustam most.
Muchacho sp. Kleines kind, knabe; für mochacho von mocho (s.
mozzo I.), eigentl. also ein kleiner stümmel, vgl. chicote endchen tau und
junger mensch, in deutschen mundarten btttzel, eigenü. etwas kleines, ab-
gestumpftes.
Mucho sp., mnito pg., mach beam. viel; von mnltns, it. molto
u. s. f.; abgdcüret muy.
Mnesca sp. fuge, einschnitt; unbdcannter herkunft.
Mugre 5p. (f) fettiger schmute auf den Ueidem; doch wohl von
mucor kahm, schimmd?
Magron sp. senker, pfrcpfreis. Man sucht es im arabischen, une^
wohl das lat. macro (spitßc) ihm genügt: auch paa heißt spitze und senker.
Cot. magrö stid des obstes.
Maladar sp., richtiger pg. maradal miststätte; nach Covarruvias
so genannt, weil sie an der Stadtmauer angebracht werden.
Malato sp. pg. adj., daher fr. malätre von einem neger und einer
weißen oder von einem weißen und einer negerin erzeugt. Die grundbe-
deutung ist junges maulthier, denn dc^ suffix at drückt junges oder kleines
aus, und so wird es auch im altspan. altport. (hier e. b. in einem gesete
V. j. 1638 s. S. Rosa) genommen. In der neuen wdt übertrug man den
namen des bastards von esd und pferd auf das aus zwei menschenracen
hervorgegangene kind: man nannte es maulthierchen, und diese benennung
war um so passender, als sie zugleich die Verachtung ausdrückte, die man
vor dem mischling empfand. Engelmann gibt eine andre, überraschende
auslegung: malato ist das arcib. mowallad d. h. von einem arabischen
vater und einer fremden mutter geboren (Freyt. IV, 604"); sie findet aber
darin ihre schunerigkeit, daß die entsprechende bedeutung des sp. Wortes
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ILb. MULETA-NAIPE. 471
eine erst in neueren 0eiten hineingdegte ist. Entweder also hUeb das
arab. wort im spanischen Jahrhunderte lang unbeachtet^ oder es drang gar
nicht ein und sein zusammentreffen mit dem span. worte ist ßufäUig.
[Gegen diese deutung aus dem arabischen s. Doay Gloss. S84^
Muleta sp. pg. (auch sicil comask.) hrücke^ eigentL mauUhier^ vgl
bordone Z
Mnfiir sp. einladen; von monere, pg. monir.
Mnrcho pg. schieß, jwelk. Dies dem Spanier unbekannte adjectiv
findet sich wieder in dem seltnen lai. murcidus träge^ welches Augustinus
Oiv. Bei in einer steile des Pompornus aufbewahrt hat. Aus dem mhd.
rnnrc morsch, sumpfig Wb. II, 274 ist es wenigstens nicht hereuleiten.
Mnrciego altsp., neu murciegalo, pg. morcego fledermaus; von
mus caecos, mus caeculus blinde maus, weil sie bei tage blind eu sein
scheint, indem sie erst abends ausfliegt. Cabrera findet den ausdruck
schon bei Vegetius De art. vet., aber dessen mim caecus wird für caecilia
(blindschleiche) genommen.
Mürrio sp. schwermüthig, mdrria schwere im köpfe; von morus
(/iiioQoc:) dumpf, dumm, nach Covarruvias u. a. Woher es auch sei, das
it. mogio dumm, damisch scheint dasselbe wort, atis marrio ward morjo
mojo mogio.
Masco, amosco sp. dunkelbraun; buchstäbl moschusfarbig, von
mnscns.
N.
Na da sp. pg., occit. nado, pronomen für lat. nihil. Man hat seinen
Ursprung theüs in der cdt. negation na, theils im altlat. ne hetta (s. ette
II a) gefunden. Es ist eine abkürmmg aus res nada {JM. res nata),
altfr. riens nöe, wie it. nnlla aus nulla cosa abgeküret ist; wörtlich etwas
geborenes, vorhandenes, irgend etwas, in Verbindung mit non nichts. Dsgl.
sp. nadie, alt nadi, für lat. nemo, gebildet aus nado d. h. altsp. ome nado
(homo natos), wie altsp. essi aus esso, ir^dem man mit der endung i die
persönliche bedeutung des pronomens ausdrückte, also keineswegs, wie
Mordau Dicc. etimol p. 340 die sachß ansieht, eine uralte pluralform auf
i, die nachher zum singular herabgesunken sein müßte. Als affectiv für
lat. nullus braucht die gase, mundart nat, fem. nada. 8. Rom. gramm.
m, 421, 428, 431. Zsgs. ist sp. pg. nonada (f.) Kleinigkeit, wie lat.
non-nihil.
Naguela altsp. hütte; von den einheimischen etymohgen aus dem
arabischen oder baskischen hergeleitet, ist handgreiflich das lat. magalia,
mit versetztem i magaila maguela; anlautend n aus m ist bekanrU.
Naipe sp. pg. (m.) Spielkarte, it. nalbi (pl. m.), letzteres merst er-
wähnt 1393, s. über seine bedeutung Mahns gelehrte erörterungen. Ein
juego de naypes wird beschrieben in einem spanischen cancionero aus der
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472 n.b. NARRU-NOVIO.
ersten hSlfte des 16. jÄ. bei Ferd. Wolf ßu Ticknar p. 41 ßesanderer ab-
druck). Nach einer span. sage stammt das wort von der darauf gezeich-
neten Chiffre N. P., Nicoiao Pepin, dem namen des erfinders; nach andern
aus dem arabischen^ worin allerdings ein wort nä'ib (mü der hed. stetJr-
Vertreter) vorkommt. Indessen haben Merlins Untersuchungen in der
Revue archeologique 1869 p. 193. 280. 747 den orientalischen Ursprung
der Spielkarten hinlänglich widerlegt und deren erßndungin Italien sicher
gestellt^ s. Engelmann p. 88. Daß nafbi keinen üal. klang hat, ist leicht
eu bemerkenj das etymon wird sich nicht so leicht darbieten.
Narria sp. schleife^ Schlitten; vom bask. narra dass. (Larramendi).
Nata sp. pg. cot. rahm; von natare, sp. nadar, aiso das schwim-
mende, wie Plinius sagt H. N. 28, 9: ibi qaod snpernatat, butyram est
Die richtige büdung wäre mit d gewesen; nata rechtfertigt sich eher als
scheideform von nada nichts. Dassdbe wort ist wohl neap. natta schäum,
aiso eu trennen von lovhb$ natta? s. mattone /.
Nava sp. pg. ebene; gleichbed. bask. nava, nach Humboldt, Urbew.
Hisp. p. 16, ein achtes wort dieser spräche, woher der name Nay-arra.
Nayaja sp., «ayalhai>^. schermesser; von noyacnla.
Nayfo sp. pg. großes schiff; von nayigiom, pr. nayigi, nayei. In
der span. Zigeunersprache bedeutet es korper und ist nach einigen ein
anderes wort, das goth. nans todter korper (pl. nayeis), was sich nur mit
der betonung ndyio vertragen würde; die bed. korper kann aber aus der
bed. schiff abgeleitet sein, tnan vgl. it. cassero gerippe des Schiffes und
hohler leib.
Nema sp. sieget des briefes; vom gr, vrjina faden, weil man die
briefe früher mit einem faden umwand^ worauf das sieget gesetzt ward.
Nemon sp. eeiger der Sonnenuhr; von gnomon.
Nenhnres pg. ortsadverb für lat. nusquam; von nee nbi wie nen-
hnm von nee nnos. Vgl. oben algures.
Nervio sp., cat. nirvi, pr. nervi nerv, sehne, sp. nervioso, cot. nir-
vios, pr. nervios nervig; von neryiam (vsvqiov) bei Varro und Petronius,
nicht von nervus.
Nesga sp. pg. keU oder ewickel im Meide (eingesetzter dreieckiger
läppen); nach einigen von nexns, annexns.
Ningnem pg. pronomen für lat. nemo; von nee qnem, n ßr nc
Rom. gramm. I, 246.
Nombre sp. name, altsp. nomne; von nomen.
Nöyio sp., pg. noiyo, cat. pr. novi neuvermählter, fem. novia, noiya;
von novus, noya (nova nnpta), nicht etwa vom vb. nnbere. Daher auch
sbst. pr. noyias, ndat. nobiae hocheeit, nur im plural üblich nach dem
muster von nnptiae.
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II.b. OLLA-OXALA. 473
0-
011a sp. fteiscMopf, daher fr. oille; vom lat. oUa, pr. ola ff., dem-
nächst ein gericht von verschiedenen fleischsorten mit ewiebeln und hnoh-
lauch, eigenü. olla podrida genannt (für pudrida morschy mürbe nach
Covarruvias), fr. pot-pourri.
Oqneraela sp. knoten, der sich beim nähen im faden bildet; vom
basJc. oqnertzea sich verdrehen (Larramendi).
Ordefiar sp.^ ordenhar pg. melken; isu unterscheiden von ordenar
anordnen. Man hat darin das gr. ogog (molken) vermuthet; es ist di^
aber einer der falle, worin die vergleichung der mundarten gtäe dienste
ihut. Melken heißt limous. odzustä = fr. ajnster in Ordnung bringen,
woraus denn hervorleuchtet, daß ordeüar identisch ist mit ordenar, sich
aber durch paronomasie davon lossagte. Ordefiar una vaca heißt also
buchstäblich eine kuh in Ordnung bringen, damit sie von neuem müch an-
setzen könne. Ein andrer ausdruck für melken ist altpg. enxagar trocken
machen, S. Bosa.
Orondado 5p. wellenförmig; von undulatns ondorado mit süben-
verseteung? Oder für ol-ondado (sp. ola welle)?
Orvalho pg. thau; nach den einheimischen etymölogen von rorale,
pl. roralia, was der buchstäbe schwerlich gestattet. Derselbe wort ist das
gcdlic. astur, orbayo kälter Staubregen.
Obo sp. bar; für orso von ursus, cat. os, pg. urso.
Ostugo sp. 1) spur, 2) winket, versteck; nach Larramendi wegen
leteterer bed. vom bask. ostuquia äwas gestohlenes.
Otar äUsp., otear ait- und neusp. von einer anhöhe herab beob-
achten, fehlt port. und catal. Die angegebene bedeutung ist indessen nicht
die ursprüngliche und könnte sogar durch einmischung von otero, welches
auch Covarruvias mit otear in Verbindung bringt, veranlaßt worden sein.
Vidmehr heißt es bei den Alten schlechthin ^anseJien, betrachten, e. b.
quando 61 habia grant pesar 6 oteaba d Helbed cet. Cah e D. p. 6^,
wo von einer anhöhe keine rede ist. Spanische etymölogen leiten es von
oTiTo^ai, statt dessen aber nur oaao/iac üblich war. Besser berechtigt
ist lat. optare wünschen, wählen: wie nähe aber dem wählen das sehen
liegt, bezeugt, wenn man ein beispiei verlangt, das pr. chausir oder das
mhd. kiesen.
Otero sp., onteiro pg. hügel; in Urkunden des 9. und 10. jh. otemm,
anternm u. dgl., von altns, buchstäblich das lat. altarinm erhöhung, auf-
säte, vgl. das itäl. adj. altiero.
Oxald sp., pg. oxald partikd für lat. utinam; gleichbed. arab.
enschä allah (en wenn, schä wollte, allah gott): n fiel aus und e ward,
um ihm die bedeutung eines ausrufs bu geben, in o abgeändert. Ins
Catalanische ist diese partikd nicht eingedrungen.
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474 II.b. PADA-PARDO.
P.
Pada j>^. ein kleines brot; syncopiert aus panada, daher padeiro
bäcker = sp. panadero.
Pairar pg, aushalten ss. h. stürm, drangsaie, (intrans.) sich hedenken^
unentschlossen sein, temporisieren, als schifferausdruck (auch span.) la-
vieren, beilegen. Ist es abgeändert aus parar aufhalten, sich außaUen?
einige port, Wörter geben ai für a, so plaina, raainel, esfiaimar; auch kann
reparar in allen bedeutungen (herstellen, überlegen, sich bedenken) mit
repairar vertauscht werden. Doch ist mit Larramendi noch eine andre
quelle eu erwägen, die dem buchstaben und dem begriffe sehr wohl genügt,
bask. pairatn leiden: man leidet drangsale, indem man sie ausholt, ihnen
widerstand entgegensetzt, man verhält sich leidend, wenn man nicht 0um
handeln gelangt, wenn man temporisieri oder mit dem schiffe nickt vor-
wärts kommt. Das wort scheint auch in Oberitalien heimisch: comask.
paira, piem. pair^, apair^, gen. apajä, altmail. apairar, Bonves. Laud.
V. Mar. V. 419 muße haben, eigentl. unthätig sein, nicht handeln.
Pa ladin 0 sp. altpg. öffentlich, offenbar, deutlich, aUsp. espaladinar
erklären, auseinandersetzen FJ. Lot, palam liegt mit seiner bedeutung
nahe genug, doch iH die art der ableitung ohne beispiel. Bai. paladino
offen, redlich, bei CiuUo v. Alcamo, PPS. I, 13: amoti di core paladino.
Paleto sp. damhirsch. Ceryns palmatus hirsch mit flachem hand-
ähnlichem geweih kommt bei den Alten vor: hieraus nach Cabrera das
Span, wort, dessen form aber doch durch paleta = lat. pala bestimnU
worden sein muß, da das geweih des thieres eben so wohl schaufelartig
genannt werden kann.
Pantorrilla sp., pantarilha pg. wade; eigentl. bäuchlein, durch
eine ungewöhnliche freiheit für pantig-orra von pant-ex. Genauer drückt
sich der Catalane aus, der diesen (heil ventrell de la cama bauch des
beines nennt, lat. venter crnris, gr. yaatgo'uvrjfiiov, churw. schlechtweg
vantrigl.
Pardiez 5pan. interjection, dem altfr. par diex = nfr. par dien
nachgesprochen, altsp. aber auch halbfr. par dios Conq. TJUr.; vgl. mhd.
ohteiz aus altfr. oh diex, dessen x gleichfalls mit z ausgedrückt ward.
Nur als ein beispiel entlehnter interjectionen durfte das span. wort hier
eine stelle finden.
Pardo sp. pg. grau, dunkel. Von lat. pallus, meint Cabrera, allein
so nachgiebig sind die sprachgesetee nicht. Es ist von pallidas jfsgs.
paldus pardns (une escarpelo von scalpellum, surco von sulcns): bleich
ist schmut^gweiß und geht in dunkle färbe über, vgl. ahd. bleih paUidus,
ags. hlkQ pallidus, niger, gr. niXXog fuscus, canus, ebenso nohog u. dgl. m.
Von pardo ist pardal Sperling, grauer vogel, wie churw. grischun von
grisch grau.
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n.b. PARIAS-PELLIZCAR 475
P&rias sp., "p&rQHS pg. (f.)tribut eines fürsten oder Staates; ist
plur. num. und Jmhstablich das lat, paria (von par) erwiedenmg^ zakhng^
vgl. par pari respondere s, v. a. pariare beaahlen^ in span. Urkunden
tribut jBoMen.
Parra sp. pg, cot, rebengdänder^ parrar die jsweige au^eiten. Für
die bekannte herleitung aus pergula bieten sich keine analogen falle.
• Pasa sp.j passa pg. getrocknete Weintraube; uva passa.
Patata und batata^.^^. erdapfd; american. wort, s. Aldretefol.26'.
Pateca pg. wassenndone; vom arab. bf tichah Gol. 285, pg. auch
albudieca, cot. albndeca genannt. Dersdben herkunft ist femer sp. pg.
badea gleichbed.
Pdtio sp. pg., cat neupr. piti hof am hause, in letzterer spräche
auch vorhaUcj hausflur (altpr. pati übersetzt Baynouard mit pays). Nach
Sousa u. a. ein africanisches wort, pathaton.
Patrafia sp., patranha pg, fabelhafte ereahlung zur Unterhaltung,
mährchen; für patarraiia vom gleichbed. cat. patarra, dies wohl von pata
gans (gansegeschichte). Ruiz schreibt pastrana.
P4xaro sp., pg. passaro, wal. pasere vogd; von passer Sperling.
Die unlat. endung ar berührt schon der Appendix ad Probum: passer,
non passar. So auch anser, non ansar, sp. ansar; camera, non cammara,
sp. camara.
Pechina sp. art muschdn; von pecten dass.
Pecho, pecha sp., pg. peito, peita vertragsmäßige abgäbe, zins,
pechar, peitar abgäbe zahlen; von pactum, wie auch das deutsche pacht.
Pedazo sp. pg. stück; von pittacium stück papier, läppchen, mlat.
pitaciam. Auch andre mundarten kennen es: pr. pedds flickwort, occ.
petas läppen, vb. pr. petazar flicken GProv. 32, fr. rapetasser.
Pejo pg. hindemis, auch beschämung, pejar hindern, pejada schwan-
ger (d)enso sp. embarazada gehindert und schwanger) ; von pedica fessd,
denn man darf wohl annehmen, daß, wie de im span. (mege von med'cus),
so at4ch im port. zu j werden kann. Das veränderte genus in pejo unrd
auffallen, aber auch fr. pMge schlinge, handgreiflich von pedica, ist masculin.
Pelear sp., pelejar pg., peleiar pr. streiten, pelea ff. streit. Viel-
leicht eine griech. rdiquie, von nakaietv kämpfen, wenn nicht vom lat.
palns Übungspfahl der Soldaten, vgl. altfr. paleter Scharmützeln.
Pella sp., pella^^. boiil, knäuel; von plla, welches die schwester-
sprachen nicht anerkennen. Aber sp. pila, pg. pilha (nebst fr. pile)
hatrfe aufgestapelter dinge erklärt sich buchstäblich besser aus pila pf eiler.
Pelleja sp. öffentliche dime; leitet Covarruvias von pellicula fdl
(also Schimpfwort) mit berufung auf scortam., das beide bedeutungen einigt,
wogegen Cabrera sich an pellex halt, woraus man gleichfalls ein dimin.
pellicula formen konnte. Da aber das dimin. von pellis ein vorhandenes
lat. wort ist und keine roman. spräche pellex kennt, so verdient die erstere
herleitung den vorzug.
Pellizcar sp., kneipen, auch pecilgar; nach Covarruvias von pellis
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476 ILb. PELMAZO— PIERNA.
Äatrf, freilich mit dem seltnen suffix izcar, aber auch altfr. pelicer, offen-
bar von pellis {vgl. peli^on), bedeutet eupfen^ rupfen Ruteb. J, 16. Die
port. form ist bellizcar.
Pelmazo sp. schwerfällig j sbst. platt gedrückte masse; nach den
span. etymologen vom gr. niXfxa fußsohlcy gleichsam damit platt getreten.
Läßt man das etymon eu, so faßt man das adj. besser auf als breitfUßig,
schwer auftretend, wie fr. pataud schwerfällig, von patte.
Penca sp. pg. cot. stacheliges blatt, auch peitsche; ceUisches wort^
Tcymr. pinc (pingc) Schößling^ spüee^ auch engl, pink, vgl. mlat. pinca,
pincus Bief. Gloss. lat. germ.
Perol sp. pfanne, pr, pairol; von patina, abgeleitet patinol patnol
patrol, endlich pairol mit bdcannter auflösung des i. Dem bask. perolea
(etwas wärmendes), worauf Larramendi verweist, widerspricht der prov.
diphihong.
Perro sp. hund (als adj. halsstarrig), daher sard. perru. AUspa^
ist can eienüich üblich, wie auch noch jetzt in Asturien und ChUicien,
man sehe es z. b. Gal. i D. p. 67^, D. J. Man. ed. G. p. 248''. In Por-
tugal ist cäo der eigentliche ausdruck, perro weit weniger gebräuchlich.
Letzteres ist noch eins der zahlreichen probleme romanischer etymologie.
Vielleicht führt der canis petranculus der L. Burg, oder der canis pe-
tronius (s. Ducange und Diefenbachs Orig. europ. 332) auf die spur.
Man merke dazu das cot. gos peter eine kleinere art hunde, sp. gozqne,
worin peter das sp. perro bedien muß. Man kann nicht umhin, hierbei
noch einiger anderer vielleicht unverwandter roman. Wörter zu gedenken,
wie des bürg. p6tra grober bauer (Mignard 116) und des woi. petrunchiös
bäurisch, welches letztere auf peatrf = petra (stein) zurückgehen muß.
Auch in Piemont komnU perro vor, bedeutet aber hier eine art kaninchen.
Pescuezo sp., pescogo pg. nacken, genick, auch Jiäls; zsgs. aus
post (s. unten pestorejo) und enezo kübel (s. cocca L), also hinterkäbd,
ein grober ausdruck für hinterkopf, man sehe testa /. Diese ansprechende
etymologie gehört MSnage, s. Orig. ital. v. coccare.
Pestillo sp., pesteil cot, riegel an einem schloß. Attö pessnlus
konnte mit vertauschung des diminutivsufßxes leicht pesillo werden, pestillo
kann sich nur aus pes-it-illo erklären, gebildet wie cabr-it-illo, eine form,
welche die spräche vielleicht zur Unterscheidung von pesillo (kleine wage)
ergriff.
Pestorejo nacken; buchstäbl. was hinter dem ohr ist, von post
(puest pest) und oreja.
Pesufia sp. Uaue der thiere, pedis ungnla.
Petaca sp. reisekoffer; aus dem mexican. petlacalli (Cetera).
Petate sp. binsenmatte; aus dem mexican. petlatl (derselbe).
Peto sp. brusthamisch; vom gleichbed. it. petto, lat. pectas.
Piara sp. herde; von pecuaria (Gabrera).
Pierna sp., pema pg. bein; von perna bein von der hüfle bis zum
fuße, nur bei Ennius, sonst keule, Schinken. Daher auch pemo, pernio, pemil.
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ILb. PIHUELA-PORFIA. 477
Pihaela sp. fußscheUen; dimn.van pedica nach dm einheimischen
etymcHogen. Die meammenziekwng wäre hart: besser ^ neibst piola {vgl.
vihaela yiola), tmmittelbar von pes pediS; wie auch pi-ojo von ped-icnlns,
d. h. pi aus ped.
Pimpoll 0 sp. schößlingy knospe^ pg. pimpolho Schößling am wein-
stock; für pampinollo, dimin. von pampinus, vgl. denselben vocaLwechsd
in pimpineÜa und pampinella J.
Pino pg. nagdj eweck; muthmaßlich (wie priego, s. unten) aus
einer der nord. sprachen^ dem Spanier unbekannt: ndl. engl. kymr. pin,
gad. pinne, dUn. pinni, hd. pinne u. dgl.
Pino pg. höhepuncty pör a pino grade aufrichten; soll von pinus
(fichte) herkommen^ was durch das vb. pg. sp. empinarse sich bäumen =
arbolarse (von arbol bäum) einige Wahrscheinlichkeit gewinnt,
Pintacilgo sp.y pintasirgo pg. distelfink; von pictos passercnlns
(Cabrera).
Piorno sp. pg. ginster; vielleicht für picomo von pico spieß, weil
diese pftanee lange dünne stengd treibt y daher wir sie pfriemenkraut
nennen. Ausfall des c auch in pia für pica.
Pito sp.pfeife, pitar pfeifen; naturausdnscky vgl. pita ruf diehühner
ssu locken.
Pizarra sp. pg., pisarra cot. schiefer. Wohl von pieza stücky
namentlich plattes stücky lappeny wie auch unser schiefer bruchstück be-
deutd, suffigiert arra. Nach Larramendi ein compositum, vom bask. puzca
oder pizca stücky und arria stein; aber der ausfaU des c hinter z wäre
ungewöhnlich. Mahn p. 87 halt pizarra gleichfalls für baskischy aber
entstanden aus piz schwarz, welche bedeutung ewar eigentlich baltza, beltza
habCy woßr jedoch in compositis baz, bez, auch paz vorkomme.
Plegäria sp. gebet; von precarius.
Pleita sp. biftöenflecMe; von plectere.
Pöcima sp. arzneitrank; vom gr. notia^a trank, umgestellt potcima.
Podenco sp.y podengo pg.kaninchenhund; unbdcannter herkunß.
Podre sp. euer; von püter fatdy morschy nicht von püs puris, vgl.
pg- adj. podre = lat. pater.
Polilla sp.y polilha pg. Tdeidermotte; nach den einheimischen ety-
mologen dgentl. staübthiercheny von pulvis, aiso mit unterdrücktem v.
Poncho sp. schlaff, träge.
Popar sp. lid>koseny pg. ponpar schonen, sparen; von palpare
streichdny ital. wie lat.
Porende, poren dltsp. aUpg. partikd, aus dem gründe, darum;
von proinde. Neupg. porem ist in adversativen sinn übergegangen, ver-
kürzt am nao porem (nicht darumy gleichwohl) wie fr. pourtant aus non
ponrtant
Porfia sp. pg. cot. hartnäckigkeit, porfiar hartnäckig streiten. Für
porfia trifft man aUpg. perfia, altsp. porfidia, volksmäßig prohidia (s. Co-
varruviasjy und so haben wir das lat. perfidia vor unSy das auch im ital.
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478 n.b. PORIDAD-PRINGÜE.
die angegebene bedeutung eeigt. Wegen dieser bedeidung vergleiche man
gr. dniaTia treulosigkeitj unfolgsamkeit (beide vertoandty weü sie nicht er-
füllenj was sie sollen), wegen der form 5p. hastfo atis fastidinm. Im F.
juBgo heifit porfidia unbilligkeit, dem sinne des lat. Wortes näher verwandt.
Poridad aitsp., altpg. paridade geheimnis == nsp. puridad, lat.
puritas, eigentl. das wahre Verhältnis einer sache, cdtfr. purtö a. b. RFlor.p. 48.
Porra 5p. pg. cot. heule mit dickem ende. Nach Covarruvias von
porrum hnoblauch, weil sie die form dieser pflanze habe; nach Larra-
mendi vom bask. ceinporra stück von einem baumstamme. Man wird sich
leicht für das römische wort entscheiden, dessen bedeutung auch befriedi-
gender ist. Dahin femer adj, porro schwerfällig, dumm.
Postilla sp. Schorf, grind (auch blauer, nach Seckendorß; von
Pustula, pr. pustella.
Preguntar sp., pergnntar pg. fragen; von percontari.
Prensar sp., cot. prempsar drücken; von pressare.
Priego ältsp., prego i?^. nagel; vgl. ags. prica, engl, prick, ndl.
prik, kymr. pric Stachel, spitee.
Prieto sp. gedrängt, altpg. preto D. Din. p. 29, npg. perto dicht
daran, sp. apretar, pg. apertar, sie. appritari drangen. Auch die wdUon.
spräche kennt dies wort, adj. pret nahe, das nicht aus dem lat. praesto,
wohl aber aus dem span. herrüJhren kann. Desgleichen führt Honnorat
ein veraltetes occit. apertä an, das er dempg. sLpertAT vergleicht. Apretar
ist buchstäblich = adpectorare an die brüst drücken, demnächst woM
drängen, pressen, indem die specidle bedeutung schwand wie im it. rim-
petto, bei dem an brüst nicht mehr gedacht wird; r attrahiert wie in
pretina für petrina, pectorina. Apretar al pecho, apertar ao peito wäre
also ein durch die verdunkelte grundbedeutung des verbums veranlaßter
Pleonasmus. Prieto, wenn die herleitung richtig ist, kürzte man aus apre-
tado, wie cuerdo aus cordatus, um ihm den verbalen sinn eu nehmen;
oder bildete es aus pectore = it. nel petto (dicht daran). Expectorare
ist lateinisch, adpectorare freilich nicht, aber es ist bereits in Isidor's
glossar vorhanden (== applicare ad pectus), was bei einem span. worte
in anschlag kommt.
Prieto sp,, preto pg. schwärelicJi; scheint identisch mit dem vorher-
gehenden Worte: was dickt ist, wie staub, nebel und andre dinge, erscheint
schwärzer, dunkler (Monlau Dicc. 379).
Primo 5p. pg., primo herinano sp. vetter, söhn des oheims oder
der tante, erster bruder in der Verwandtschaft nächst dem leiblichen,
wal. primariu mit derselben bedeutung, vgl. bask. primua erbe. Die
Provenssälen giengen in der benennung der verwandten mit zahlen noch
weiter: sie kannten zwar gleichfäSXs einen prim, aber auch einen segon,
einen quart (den nach römischer berechnung im vierten grade verwandten).
Pringue 5p., sard. pingu schmalz, fett, vb. pringar mit fett be-
streichen; doch woJd von pinguis, wie auch Cdbrera meint. Einschiebung
des r nach einem consonantanlaut ist im spanischen nicht unhäufig.
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IIb. PUCHES-QÜIZA. 479
Pnches sp. (m.pl.) brei; von puls pultis, j^. polta. DaÄcr puchero
kocJUcpf.
TulsiT pg.hüpfeHy Mopfen^ auch Jceimen; von pnllare oder puUulare
Jseimen (sprudeln).
Puya, pua sp., pg. pua spUjse, stachely dom^ pfropfreis; wahr-
scheinlich von pugio pugionis, wie buba von ßovßdv. In betreff der
leteien bedeutung istan sp. mngron ableger, senker^ eigentl. dolch eu erinnern.
Q.
Qu an sp.y pg, quao, pr. can adverb; von quam.
Qaeda pg. fail, stur0 = sp. caida von caer (l(U. cadere), it. caduta.
Quemar sp., qneimar pg. brennen. Larramendi vermuthet seinen
Ursprung im basJc. qne eman d. i. rauch geben, und auch Humboldt,
ürbew. Msp. p. 166, leitet es von qnea rattch, wiewohl ein vb. qnemata
nicht vorkommt. Lot. cremare dagegen ist über das ganze prov. gebiet
bis Valencia verbratet, und da der Spanier das den ahlaut begleitende
r zuweilen entfernt, indem er es versetzt (quebrar) oder ausstößt (templar),
so darf man quemar mit fug aus dem l,at. worte erMären. Cremado hat
das glossar zum F. juzgo.
Quexar (quejar) sp., queixar jp^. klagen; gleichsam questare, fre-
quentativ von queri questus.
Quexlgo sp. grüne eiche; nicht aus quercus abgeleitet, da dem
Spanier kein sufßx igo zu geböte steht.
Quicio sp. sp. thürangd, haspe, resquicio Öffnung, loch; uner-
mittdter herkunfl. Die detdung der span. etymologen aus dem vb. quiesci,
weü die thürangd sich nicht drehe, ist kaum der anfUhrung werth.
Quien sp., quem pg., pronomen, vom tat. acc. quem. Zsgs. al-
guien, alguem, von aliquem; dsgl. für quilibet quienquiera, quem-
quer, dessen zweites wort den conjunctiv von querer (wollen) enthält.
Quilma sp. (mundartl. s.Monlau 387) getreidesack, mehlsack, zsgs.
esquilmo ertrag von herden oder grundstückm, esquilmar ernten; ufÄe-
kannter herkunß.
Quinta sp. pg. landhaus mit grundstücken, viüa; nach den ein-
heimischen etymologen so benannt, weil die pächter solcher landgüter ein
fünftd des ertrages an die eigenthümer abzugd>en hatten. Ältfr. quinte
dagegen bedeutete so vid als burgfriede, s. Ducange, Menage.
Quizi, quizas sp., pg. quiQa, alt quizais, sard. chisä, chisas, sie.
cusäy adverb für lat. fortasse; zsgs. aus qui sabe (nsp. quien sabe) d. i.
wer weiß, im Poem. d. Cid 2509 qui sab, Alex. 632 quizab.
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480 ILb. RABANO-RANGER.
R.
Räbano sp^, rabäo pg. weiße rübe; von raphanus rettig, ü. rafano.
Rabo sp. pg. schvxme, überh. etwas hinten herabhängendes^ daher
raboso eottdig^ rabear schwänzeln u. dgl. Es wird von repere herge-
leitet: warum nicht lieher von dem buchstäblich näher liegenden rapere
schleppen? vgl. unter andern ahd. zaskön raffen, rauben, nhd. zeschen
schleppen (wie rapere), sbst. zesche schleppe oder schweif des Ueides^ s.
tasca I. Desselben Ursprunges ist wohl auch piem. rabel schleppe^ ge-
folge, rable schleppen, schleifen. — [Nicht ssu Übersehen ist, daß Mahn (p. 46)
rabo von rapam leitet ^ wobei er auf unser schwans-r^ht (fleischiger theil
des Pferdeschweifes) verweist. Die sprachen benennen diesen körpertheü
gewöhnlich darnach daß er nachgeschleppt wird oder daß er sich hin und
her bewegt, und dies ist ein bezeichnenderes merJcmai cUs die ähnlichkeit
mit einer rübe, die sich im deutschen auch nur auf einen theil des Schweifes
bezieht. Für letztere auffassung wären jedesfaUs noch andre beispiele er-
wünscht gewesen. Krit. anhang p. 23.]
Radio aÜsp., pg. arredio verirrt; gleichsam errativus?
Rafez, rahez ältsp., refece altpg. leicht, gering, schlecht; arab.
rachtQ leicht, gelinde, sbst rochf wohlfeüheit Gol. 962.
Rajar sp. spalten, raja spalt, spahn, gleichbed. pg. rachar, racha,
eh aus j entstellt, was übrigens selten, z. b. in grancha für granja SRos.,,
geschah. Ein altsp. racha in der Conq. UUram. Aber woher rajar?
Ralea sp., pg. ral6, rel6 stamm, race; unbekannter herkunft. Auch
der vogd, den der falke vorzugsweise jagt, wird so genannt.
Rsi.lo sp. pg. dünn. Von raralas? aber wozu ein unvorhandenes
diminutiv annehmen, wenn die römische litteratur das einfache wort ge-
währt? Plautus sagt vestis ralla, worin das adjeäiv, une zu vermuthen
ist, ^dünn bedeutet, sei es nun aus rarulus oder aus ravnlas (s. Freund)
zusammengezogen. Der Spanier wählte hier, wie in andern fallen (novela,
apelar), einfaches 1 statt 11. Das wort reicht über das südwestliche gebiet
hinaus: limous. und henneg. rale, fläm. raelJCt/., selbst alban. rale: soUte
die letztere spräche auch erst raralas gebildet haben? sie kennt das suffix
alas nicht einmal. Hätte man es bloß mit dem spanischen zu thun, so
könnte man übertritt des lat. r in l annehmen, raras ralo, aber der franz.
spräche ist dieser übertritt zwischen vocalen schwerlich bekannt.
Rambla sp. cot. sandfläche; vom arab, ramla dass. (Dozy).
Ranger pg. einen rauhen ton von sich gd>en, knarren, knurren.
Die grammatik lehrt, daß die roman. verba zweiter conj. lateinischen Ur-
sprung haben und daß sie fast ohne ausnähme (jpg. tosser von tossire)
von lat. verbis zweiter oder dritter herkommen; ranger aber ist unlateinisch
und erinnert nur von fem an gr. ^tyxuv, ^oyxatßiv schnarchen, schnarren.
Es scheint eine freie, onomatopoietische büdung, worin die Uttera canina
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n.b. RAPAZ-REAL. 481
die hauptrolle spielt Viele dergleichen hommen in Wackemagels Voces
animatUium vor.
Rapaz sp. pg. (rapazo Apol. 567) junger hursche, rapaza jungem
mädchen. Covarruvias vermuthet vom lat, rapax, weil kinder nach allem
greifen. Wir nennen kleine kinder wohl krahien, weil sie auf dem boden
herumkriechen, s. Frisch. Die grundbedeutung Und läßt sich mit rapaceria
kinderei belegen, und was denbuchstahen anlangt, so weist das abgeleitete
rapagon unwidersprechlich auf rapax wie perdigon auf perdix, raigon
auf radix. Dieses buchstäbenverhaltnis eeugt gegen arabischen Ursprung,
wäre auch das von Mayans vorgebrachte rabaz ^diener unrklich ein arab.
wort (soll es sein raba'd domesticus Gol. 931?).
Raposa sp. pg. fuchs, selten masc. raposo. Es nimmt nebst zorra
die stelle des aus der hcdbinsd verschwundenen lat. vulpes ein, wovon sich
aber doch die diminutivform vulpeja erhalten hat. Leitet man es von
rapax, so müßte es sein sufßx getauscht haben, überdies wäre der ausdruck
besser auf den wolf als auf den listigen Beineke angewandt. Am ein-
fachsten fließt es aus sp. rabo schwane, wie at4ch Covarruvias deutet:
häußg nämlich findet sich tenuis bei fortgerücktem accent wieder ein, vgl.
lobe lupino, cabra capruuo; die cot. form mit b rabosa kommi dabei
kaum in anschlag, da diese spräche die media begünstigt. Hiemach wäre
der fuchs der stark geschwänzte, eine individuellere von einem wesentlichen
merkmal entnommene beeeichnung, wie die spräche sie liebt, wobei man
noch erinnern darf, daß in fabeln und Sprichwörtern von dem schweife des
thieres mehrfach die rede ist. Eine gewisse ähnlichkeit mit dem span.
Worte hat allerdings das gleichbed. altn. ref-r ; jenem aber könnte nur ein
primitiv jmkommen, welches die bedetäung fuchs nicht enthielte, d. h. wenn
dieses nordische nichts weniger als gemeindeutsche wort wirklich nach
Spanien gelangt wäre, so umrde es sicher nicht mit dem suffix oso aus-
gestattet worden sein, eben so wenig wie man aus vulpes ein gleichbedeu-
tendes derivatum vulposa gebildet hoben würde; jenes aber ist offenbares
adjectiv, in dessen primitiv die bedeutung fuchs nicht enthalten sein kann.
Rato sp. Zeitraum, weile, eigentl. augenblick; von raptus riß, ruck.
Raudo sp. reißend, altfr. pic. rade (e. b. von flüssenEracl. 5367),
daher auch sp. pg. raudal gießbach; von rabidus.
Ransar {auch ranxar, rousar, roixar) altpg. weiberraub begehen,
nach S. Rosa einem weihe gewalt anthun^ sbst. ronQom, mlat. in span.
Urkunden rausus DC. Die lautgesetee gestatten herleitung aus raptiare
für raptare, welches letetere im port. die gleiche bedeutung hat.
Real sp. pg. eine münjse, port. mit dem plur. reaes und üblicher
r^is; von regalis königliche münee; aitfr. royal.
Real sp. pg. lager eines heeres, hauptquartier eines königs oder
oberfeldherm, im port. eumcd das königliche seit ; von regalis. Desgleichen
ist dieses wort ein begrüßungsruf für den könig von Portugal, so Lusiad.
5, 46 dicendo em alta voz: real, real, por Afonso, alto rei de Portugal,
aber auch unter Spaniern und Franzosen üblich, indem es z. b. in einem
31
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482 ILb. REBATAR-REHEN.
dlifrane. gedieht der scTüachtruf Karls genannt wird: crier royal, Ten-
seigne Karle Bol. ed. Mich. p. XXII; von regalis. S. über diesen aus-
ruf Liebrecht im Jahrb. II, 119 j Milä Trov, 79. Für real hat die port.
mundart noch das, wie man glaubt, daraus entstandene arraial.
Rebatar 5p. pg., gew. arrebatar entreißen, rasch ergreifen; wird
als eine aus raptare, arreptare erweiterte form aufgefaßt, was, wenn man
ähnliche einschiebungen erwägt (Rom. gramm. J, 303), nicht gegen den
Sprachgeist verstößt.
Rebentar, reventar sp. pg. bersten; von yentag.
Recaudar sp., pg. recadar, arrecadar steuern erheben, aUsp. aUpg.
recabdar erlangen, erreichen Alx., SRos., sp. recando Steuererhebung, re-
cado {wofür auch recaudo) botschaft, grüß, iibersandtes geschenk, fursorge,
vorrath, ebenso pg. recado. Span, etymologen lassen das wort theils aus
recaptare, theils aus cautos entstehen: jenes aber hätte recatar, recantar,
dieses sp. recotar, pg. recoutar geben müssen. Recandar {aitpg. recabe-
dar, sbst. recabedo, recabito) ist vielmehr identisch mit it. ricapitare aius-
richten, bestdien, sbst. ricapito {ebenso cat. recapte = recado) bestdlung,
von capitare (II a.) zu ende führen, vollbringen, woratAS sich die formen
recandar und recadar leicht erklären: nicht anders entstanden candillo
und (bei Berceo) cadiello aus capitellns. Aüe bedeutungen von recado
aber lassen sich auf bestellung eurückführen.
R6cio sp. kräftig, störrig; mit Cabrera von rTgidns, wiewohl g sonst
nur nach consonanten die gestalt von 9 annimmt, vgl. oben arcilla. Die
kürze des radicalen i spricht sich bereits aus im nilat. regidns für rigidns
Gl. Paris, ed. Hildebr. 271. Dahin auch arrecirse vor köite erstarren,
rigescere.
R^cna sp. cot., r6cova pg. koppel lastthiere; vom arab. rekb zug
von reisenden auf lastthieren (Dozy).
Redil sp. pg. pferch, schafstall; eigentl. flechtwerk, von rete netz,
sp. red gitter, käfig. Vgl. r6 II c.
Redor sp. umkreiß, eigentl. rund geschnittner teppich, präpositional
redor de im kreiße Alx., aderredor, nsp. alrededor, pg. ao redor u. s. w.
Redor etwa für rnedor, rnedol (lat. rotnlns rad) mit Verwandlung des 1
in r wie in rnisenor aus Insciniolns?
Redrnna sp. linke hand; buchstäbl. die aus- oder zurückweichende
im gegensatze zur rechten, der stracken, von retro, sp. redro, gleichsam
retronea wie nltronea. Vb. redrar ausbeugen Alx. 990.
Regazo sp. pg. schoß, regazar schürzen. Ist es ein compositum, so
darf man vielleicht an das gleichbed. bask, sbst. galzarra denken.
,Regoldar sp. rülpsen; nicht von rnctare (co^. rotar), eben so wenig
ein Schaltwort, wofür Monlau es halt, besser ein begriffswort, von gola,
lat. gnla, aiAS der kehle zurückstoßen, mit bekannter Verstärkung des 1
durch d.
Rehen sp., refem, arrefem ^^. geisd, bürge; vom arab. rahn, ar-
rahn pfand, pl. rehän Freytag II, 203^.
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Il.b. REJA-RO. 483
Ke j a sp.y pg. relha in der bed. eisernes guter; von reticnlum näjg.
Vgl. relha J.
RelYSipg. hurees gras, relvar sich damit hedeckeny (trans.) es schneiden.
Kerne dar, arremedar 5p. pg. nachahmen; von re-imitari.
Bemir pg. auslösen; von redimere, sp. redimir u. s. w.
Bemolacha sp. rothe ruhe; = it. ramolaccio, lat. armoracia, die
aber ein anderes Wurzelgewächs^ meerrettig, bedeuten; vgl. wegen einer
ähnlichen Verwechselung oben rabano.
Rendija sp. kleine spalte; esge. aus altsp. rehendija, dimin. von
{euA^' spalte. Neusp. auch hendrija mit versetetem r.
Reüir 5p., renbirpj., renyir cat.jsanken, 5p. rifia eank, dimin. ren-
cilla; vom lat. ring! sieh verdrießlich benehmen.
RepoUo 5p., repolho pg. köpf kohl; doch wohl von repuUulare, weü
er im winter neue sprossen treibt? Das span. wort heißt auch knospe.
Res 5p., pg. rez stück Schlachtvieh; vom aräb. r&s köpf Freyt, II,
103**, vgl. lat. caput köpf oder stück, gewöhnlich einer herde.
Retama sp. pg. ginster; vom aräb. ratam, ratamah dctss. Freytag
II, 120^.
Retono sp. neuer Schößling, retofiar wieder ausschlagen, uneder
sprossen. Man kann sich aus tamidus ein span. verbum re-tnmiar (lim-
pidus, limpiar), besser romanisiert retofiar, denken, dem man die neutrale
bed. schwellen für geschwollen machen beilegte (ebenso quedar ruhen für
ruhig machen). Gemma tarnet die knospe schwillt, ist lateinisch. Celtisten
werden vielleicht lieber an kymr. tun ^etwas durchstoßendes^ erinnern.
Rezar sp. pg., ca^. resar hersagen, beten; vo» recitare ^0^5^^. re^'tare.
Rezno sp. ein insect; von ricinus, it. ricinö.
Ria sp. pg. cot. mündung eines flusses; für riba, lat. ripa ufer, it.
riva auch jsiel, also siel des flusses,. wo er, wie Dante sagt, ruhe findet,
vgl. arrivare das ufer oder nid erreichen.
Riel sp. (m.) barre, metallstange; = regellus von lat. regula stab.
Rilhar pg. benagen; woher?
Rincon sp., alt rancon, rencon, cot. racö winket. Man leite es
nicht mit Gäbrera von ancon ellenbogen, da der spräche das prothetische
r fr&nd ist. Vermtählich ist es gleicher herkunft mit dem gemeinrom.
ranco, renco und bezeichnet etwas eingekrümmtes, goth. yraiqvs krumm.
Ringla sp., rengla cat., daher sp. renglon £feile, reihe, ringlero
linie zum gradschreiben; von regula richtschnur.
Ripio 5p. pg. val. (nicht cat.) kleine steine zum ausfüllen zwischen
grösseren, dsgl. abfäll von steinen, sp. ripia, pg. ripa futterbrett, latte, vb.
sp. ripiar mit schult ausfüllen; etwa entstellt aus dem bei Vitruv vor-
kommenden replum füllung in einer thüre, oder rahmen einer solchen?
Ro sp., rou pg. ein ausruf stillschweigen zu gebieten oder kinder
einztiscMäfem, daher sp. rorro wiegenkind. Gü Vicente in einem Schlum-
merlied I, 67: ro, ro, ro, nuestro dios y redentor no lloreis que dais
dolor! Desgl. II, 26 (portug.) ru, ru, menino, ru, ru! Auch als sub-
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484 n.b. ROBRA-RUIN.
stantiv wird es gebraucht {& la ro!). Wir heißen das trauliche wörtchen
willkommen, denn es mahnt an unser ruhe, ahd. röa, röwa, ruowa, aUn.
r6; es wäre möglich, daß es daher stammte: empfindungswörter und aus-
rufungen gehen leicht von volk zu volke. Im spcmischen und lateinischen
scheint es keine verwandte zu haben.
Robra sp. Urkunde zur beglaubigung eines Verkaufes; von roborare.
Fort, röbora (r6vora), nüat. robora mannbarkeit; von robur.
Rodrigon sp. wempfaM; von ridica dass. (Cabrera), aber mit seit-
samer anlehnung an den eigennamen Rodrigo, die auch in dem pflanzen-
namen rui-ponce für riponce vorliegt
Rombo pg.y romo sp., rom cat. adj. stumpf; wohl vom dtschensbst.
rümpf, ndl. romp truncus, stumpf. Der Portugiese hai auch ein sbst.
rombo Öffnung, loch, ursprüngl. wohl stumpf, vgl. buco /. Etwas ent-
fernter dem roman. worte liegt kymr. rhummen bauch.
Roncar sp. pg. cat. schnarchen, auch verhöhnen; von rhonchare,
erst bei Sidonius, vgl. sbst. rhonchus (^oyxog) geschnarche, Spötterei.
Roncear sp., roncejar cat. zaudern, mit widerwiüeti arbeiten, sich
mürrisch benehmen, sp. roncero, pg. ronceiro langsam, träge; wohl des-
selben Ursprunges wie it. ronzare summen, brummen II. a.
Ron CO sp. ältpg., ronc cat. heiser, schnarrend u. dgl.; für roGO von
raucus mit einmischung des verbums roncar = lat. rhonchare. Daher
fehlt dem Spanier und Catalanen das ursprüngliche roco, roc, nur der
Portugiese bewahrt rouco.
Rosca sp. pg. cat. schraube; unbekannter herhunft.
Rostro sp,, rosto pg. in der bed. anüitz, vgl. wal. rost mund.
Schon lat. fostrum für os bei Plautus, Lucilius, Varro, Petronius, also
wohl ein volhsüblicher, aber, da auch die Pandecten ihn brauchen, nicht
unedler ausdruck. Man sehe Winkelmanns abh. über die Umgangssprache
der Römer (Jahrbb. für philol. sppl. II, 602). Zu vergleichen wäre ags.
neb OS, engl, neb rostrum; ahd. snabul rostrum, altfries. snavel os. Den
übrigen roman. sprachen fehlt rostrum.
Rozar sp. pg. abweiden, au^äten, auch an etwas hinstreifen; fre-
quentativ von rodese rosus nagen, abkratzen, also für rosar; oder etwa
von einem iterativ rositare. Aus der nämlichen umrzd ist wohl auch
das pg. rojar den boden streifen (z. b. a capa roja der mantel
schleift nach), wofür man rodicare annehmen muß, sbst. rojäo das kratzen
auf der geige.
Rücio sp., ruQO pg. graulich (oder rötUich nach Cabrera); von
russeus.
Rnido sp. pg. lärm; von rugitus gebriäl; vgl. rut U. c.
Ruin sp., ruim, roim pg. elend, erbärmlich; von ruina verderben.
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IIb. SACHO-SAPO. 485
S.
Sacho sp. pg. jälhaue, vh, sachar und sallar; von sarcalnm, sar-
culare, Ü. sarchiare u. s. w.
Sadio pg. heilsam, gesund; mtdhmaßUch entstellt atis saudio (von
Saude, lat salus), vgl. pr. salutatiu.
Säfara, safra pg. steinichte toüste, adj. säfaro toild, rauh, scheu,
sp. zahareno dass.; vom ardb. ga'hrä umste Freyt. IT, 482''.
Ssihir pg. ausgehn, herausgehn, alt salir; von salire, fr. saillir u.
s. w. L fiel aus und h trat ein eur Währung des hiatus.
Sahn mar ^p. räuchern; für suhumar, lat. suffdmicare.
Salitre sp. pg. salpäer, Aenso wai. lalitru, dtsch. volksühl. sali-
ter, russ. selitra; von sal nitrum, it. salnitro.
Salpicar sp. pg. pr. besprengen; huchstäbl. mit sdle, wie fr. sau-
poudrer, von picar pundieren.
Sancochar sp. halb gar kochen; von subcoctus (Cabrera).
Sandio sp., (sendfo Bc., FJ.), pg. sandeu närrisch, einfältig. Um-
gestellt aus sanido = it. insanito von insanire? Oder von sanna höhn,
sannio narr, mit einschiebung eines d nach n wie in pendola von pennula?
Aber die letzten vocale des Wortes sind hier nicht eu übersehen, ihre Ver-
schiedenheit in beiden schwestersprachen muß einen etymologischen grund
haben. Sand-fo und sand-6u verhalten sich offenbar wie sp. jud-io und
pg.jxiA'6xi von jud-aeus, füJhren also auf lat. aeus oder eus: sollten diese
formen etwa aus dem ausrtif sancte deus entstanden sein und eigentlich
einen menschen anzeigen, dem alles unbegreiflich vorkommt und der darum
jenen ausruf der Verwunderung stets im munde führt? sanctiguarse (sich
bekreuzen) bedeutet darum bei JBerceo eben so viel wie admirarse. Ein
ähnlicher fall wäre das wallon. doüdiew scheinheiliger, entstanden aus
dem ausrufe doux dieu.
Santiguar sp. das zeichen des kreuzes machen; von sanctificare
wie amortignar von mortificare, apacigaar von pacificare, atestiguar von
testificare, averiguar von verificare. Da sich in allen diesen fällen u
hinter g einfindet, so läßt es sich kaum für eine bedeutungslose einschie-
bung halten, es scheint vielmehr aus einer Umstellung herzurühren, nach-
dem sich f, wie öfters in dieser spräche, in v erweicht hatte, also santi-
guar aus santigvar, dies aus santivigar, vgl. fruytevigar aus fructificare
in einer portugiesischen Urkunde v. j. 1317, 8. Rosa append. p. 7". Der-
selben Umstellung und vocalisierung eines lippenlautes dankt auch fragua
aus fiabrica seine form. Port, nur santiguar, averiguar.
Safia sp., sanba pg. wuth; abgekürzt aus insania, oder ist es sanna
Zahnfleischen?
Sapo sp. pg. kröte; nach span. etymologen vom gr. arjxp arjnog art
giftiger schlangen oder eidechsen, auch lat. seps. Identisch mit dem span.
Worte ist bask. apoa, zapoa.
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486 IIb. SARAIVA-SENDOS.
Saraivai>ör. hagdj saraivar hageln,
Sarilho, BeriWio pg. haspd, vghsp.zenjSL rad zum. drehen der seide,
Sarna sp. pg. cot, räude. Darüber gibt es ein sehr altes eeugnis:
Impetigo est sicca Scabies . . hanc 'vulgus' sarnam appellant Isidor. 4y
8j 6. Man darf es für iberisch halten^ basJc. sarra und zaragarra be-
deuten dasselbe, vgl. kymr. sarn (f.) estrich, sarnaidh krustig. Ob auch
sp. pg, sarro schleim, Weinstein dahin gehört?
Sarracina sp, blutiger streit; vom bask. asserrecina ernsthafter
streit, s, Larramendi,
Sarrafar pg. aufritzen, schröpfen; wahrscheinlich entstellt aus
scarificare, woraus sich auch eine andre form sp. sarjar (scarfcar scar-
car, lat. rc = sp. rj), noch mehr verkürzt sp. pg. sajar, erklären muß.
Man möchte arab, Ursprung vermuthen, da die medicin in den händen der
Araber war: ihr kunstausdruck für scarificieren aber ist taracha Fre}ft.
I, 189'', welches pg. tarafar ergeben hätte. Das bask. wort lautet sarciatu.
Sarraja 5i>M serralha^?^. hasenkohl: lactaca agrestis est, quam
sarraliam nominamus eo quod dorsam ejus in modum serrae est Isidor.
17, 10, 11,
Sirria sp. pr. cat, netz oder geflechte von binsen, altfr. sarrie
Roquef,, bask. sarrea; dsgl. sp. sera, pg. seira binsenkraut. Die Wörter
erinnern an ahd. sahar ried, binse, nüat, sarex ^carex {woher auch it,
sala? denn leicht entsteht in dieser spräche 1 aus r), aber sie könnten
auch aus der berbersprache herübergekommen sein (Dozy Gloss. 358 note),
Schwenck, D. wb, 542 note, verweist noch auf gr, a^^ixog korb und ver-
wandte Wörter dieser spräche.
Sarta sp. schnür aneinander gereihter dinge, z. b. perlen, von serta
kränz, schnür.
Sarten sp., pg. sartagem und sarta, pr. sartan, vgl. sie. sartania,
tiegel; von sartago dass.
Sastre sp. Schneider; eupJwnisch für sartre von sartor, t^. sartore.
Pott, L, §al. p. 146, zieht herleitung aus mlat, sarcitor vor.
Sandade pg. (viersilb.) schmerzliche Sehnsucht, sandoso sehnsuchts-
voll. Diesen lieblingen der dichter giengen die formen soYdade, soYdoso
voraus für soledade, soledoso. Sandade bezeichnet also eigentlich die ah-
geschiedenheit von einem geliebten gegenstände; vgl. disio I. König Dionys
braucht soydade viersilbig p. 58, Gil. Vicente spricht sandade, sandoso
dreisilbig, Camoens immer viersilbig,
Sayon ältsp,, saiäo altpg. gerichtsdiener; vom ahd. sago d. i. sager,
mlat. saio, sagio L, Wisig. und span. Urkunden. S. über das deutsche
wort Grimms Rechtsalt. p. 765. 781, Richthofen s. v. asega.
Sencillo sp, einfach; dimin, von simplex = it. semplicello.
Send OS sp., senhos pg., alt selhos SRos., das einzige distributiv,
das den neuen sprachen, aber auch hier nur den südwestlichen, in alter
bedeutung verblieben ist, von singuli, singnlos, Rom. gramm. III, 17.
Altsp. seüero von singnlarins.
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ILb. SERBA-SISA. 487
Serba sp. eisbeere; für suerba vo« sorbum, it. sorba.
Serrin sp. (m.) Sägemehl; von serrago serraginis, toie orin von
aerugo.
Sesgo sp. pg. schräg, sesgar schräg schneiden oder drehen; von
unbekannter herkunß.
Seso sp., siso pg. verstand, Mm; von sensus.
Seto sp. gehege; von septum.
Sicrano pg. pronomen für lat. guidam; abgeleitet von secums im
sinne von certus. Auch der ProvenajcUe hat die entsprechende abl. seguran.
Sien sp. (f.) schlaf am haupte. Dies dem Portugiesen und Cata-
lanen unbekannte wort leitet Cabrera ganz unpassend von sinus. Roman,
mundarten nennen diese gegend des haupies somnus (vgl. tempia L), dies
thut auch der Baske (loa ilnvog, pl, loac n^nracpoi): aus somn konnte
suen werden, in sien läge eine gane ungewöhnliche entstellung des sprach-
richtigen diphthongs, die sich höchstens als scheideform von suefio würde
begreifen lassen, wie man etwa mlat. timpora (sciüäfe) für tempora sprach.
Die vertauschung des genus wäre minder auffällend. Noch eine andre
erklärung dürfte hier angeregt werden. Tempus von der würzet tsfi be-
deutet nach einigen ursprünglich eine dbtheüung oder gegend am haupte
(Potts Forsch. II, 64): wer diese auffassung theilt, der u^ird gegen eine
erklärung von sien aus segmen schwerlich etwas einwenden, sien aus
segm segn wäre wie des-den aus dignus.
Siesta sp., sesta pg. mittagsruhe; von sexta die sechste stunde
nach Sonnenaufgang, die mittagsstunde, d. h. von einer weicheren form
der ordnungseaM (s statt x), ent^echend der cardinahahl seis; verb
sestear mittagsruhe halten.
Silo sp., bask. siloa, ciloa getreidegrube, fehlt pg. cot., aber neupr.
silö. Die spanischen etymologen erblicken darin das den Römern bekannte •
sirus, gr. aeigog, gegen welches bei dem häufigen Übertritte des r in 1
(auch im bask.) nichts zu erinnern ist.
Sima sp. höhle, grübe; unermittelter herkunft.
Sing^lo pg. einzein; lat. gleichsam singillas, woher singillarius
bei Tertullian.
Siquiera sp., pg. sequer, adverb für lat. saltem, zsgs. aus si und
quiera conjunctiv von querer, so daß es bedeutet ^wenn man wül, wenn
auch nur.
Sir gar sp. pg. ccU. bugsieren, sbst. sirga handlung des bugsierens^
auch dazu dienendes seil; nach den span. etymologen vom gr. aeiq^v mit
dem seile ziehen, wovon es dtso mittelst des suffixes ic abgeleitet sein
müßte, siricare.
Sisa sp. pg, aufläge, auch Schwänzelpfennig der dienstboten, sp.
sisar, pg. scisar abschneiden, zurückbehalten. Nach Ducange identisch
mit fr. assise, wenn es nicht vielmehr, da der Spanier nicht leicht den
aniaut a abstößt, aus pr. sensa aufläge = lat. census, wie pg. siso aus sen-
snSy entstanden ist.
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488 II.b. SITIO-SOMBRA.
Sftio sp, pg., ccU, siti stelle, belagerung, sitiar belagern; wohl vom
ahd. slzan, alts. ^ittian sitaen, vgl. bisittian belagern, Herleitung aus
sedes oder obsidiam wäre unrichtig, da sich d keinem solchen wandd
hingibt, vgl. sedio Z
Sobar sp., soyslt pg. kneten; vom gleichbed. subigere, auf roman.
weise in subagere {daher auch sobajar) umgebildet und in sobar zusam-
mengezogen wie exporrigere in espurrir. Auch der Baske sagt sobatu,
nach Larramendi für jobatu, von jo klopfen und batu sammeln^ welche
deutung aber gegenüber dem lat. etymon zurückzuweisen ist.
Socarrar sp. cat. versengen; baskisches wort, sucartu, von Larra-
mendi zerlegt in sna feuer, und carra flamme. In dem ersteren aber
mochte der Spanier seine präpos. so fühlen wie in dem synonymen so-
Uamar, daher socarrar für sucarrar. Sbst. socarra, sofern es Verschmitzt-
heit bedeutet, leitet man von soga, bask. soca, strick, verschmitzter mensch,
aber auffallend hat auch soflama hinterlistiges wesen (subflammare) in
einem mit dem bask. carra gleichbed. worte seinen grund.
Sohez, soez sp. schmutzig (in jedem sinne), niederträchtig. Nach
den etymologen von sub und faex, worin sub als präposition zu verstehen
sein müßte wie in so-color vorwand (sub colore) u. a., hombre soez wäre
also homo sub faece populi tiefer als die hefe des volkes. Das gekurbelte
dieser deutung wird niemand entgehen. Darf man annehmen, daß die
von dem Spanier Prudentius (adv. Symmach. II, 813) gebrauchte form
suis für sus (spurca suis nostro amne natat; al. sordida sus) etwas mehr
sei als eine grammatische Ziererei, daß sie ihren grund hatte in der
Volkssprache, so braucht man nach keinem andern etymon zu forschen,
zumal da der Spanier nominativformen auf s, das sich diesmal als z dar-
stellte, liebt (diös, Carlos): der ton zog sich nur auf die ztoeite silbe wie
in juöz. Auch porcus ward zum adj. pnerco.
Sollar altsp. blasen, nsp. resoflar; von sufflare.
Sollo sp., solho pg. ein Seefisch; von suillus: porci marini 'vulgo*
vocantur suilli Isidor. 12, 6 (Gdbrera).
^oMfix ' sp. pg. loslassen; frequentativ von solvere solutus, also
für solutar.
Sombra sp. pg, cat. schalten. Es weist mit seiner garten bildung
und seinen derivaten (sombrage = it. ombraggio u. s. w.) so bestimmt
auf das gemeinrom. ombra, daß das anlautende s nicJU irre machen darf.
MuthmaßUch sagte man anfangs so-ombrar = sub-umbrare unter schatten
setzen, demnächst durch contraction sombrar, s6s^. sombra : dasvorhandne
prov. sotz-umbrar beschatten Jfr. 95^ bringt diese muthmaßung der ge-
wißheit nah. Merkwürdig ist noch die cdtspan. form solombra schatten
s. Alx. und Teatr. ed. Bohl p. 83, altpg. soombra, vb. pr. dauph, solom-
brar beschatten (neupr. souloumbrous schattig), vielleicht nur aus sotzom-
brar entstellt; oder hat sich hier der artikel eingemischt (so Tombra) wie
im lothr. ailaurbe s. v. a. ombre, eigentl. s. v. a. ä Tombre? an solis
umbra wird man nicht mit Govarruvias und Cahrera denken wollen. Die
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II.b. SOMOKGÜJO— TABA. 489
frane. spräche hat ein adß. sombre düster {daher ndl. somber), welches
dasselbe wart sein kann; altfr. essombre Rut^. II, 40 schattiger ort?
Abgd. Sombrero htUy im Alx. solombrero.
Somorgujo 5p. taucher^ somorgujar un^^rtoucAen; von submergere,
mit seltnem sufßx, auch in gran-ujo und burb-uja.
Sortija sp., sortilha pg. fingerring. Man leitet es gewöhnlich van
circes circitis kreiß, bei Sidonius, dimin. circiticula, welches sertija tmd
mit einem dem Spanier wenig gdäufigen vocalwechsel sortija gegeben habe.
Es ist aber buchstäblich das lat. sorticala und bedeutet hiemach etwas
schickscdbestimmendeSj einen eauberring, dessen steinen magische krafte*
jsugäraut wurden. In einem testamente v. j. 1258 z. b. liest man: que
as suas sortelas das vertades as gardem para as enfermas die ringe mit
eauberkraften soll man für die kranken bewahren SBos. p. 55/*. In der
französischen poesie behielt der zcMberring den einfachen namen anel,
z. b. im Benaut von Montauban: Mangis vos sanra anchanter, bien saura
des aniaus p. 276. Aus (unvorhandnem) sortilha entstand auch das pr.
sortilhier zauberer.
Sosanar aitsp. verfetten, verachten, s. Sanchez glossare und das
zum Canc. de Baena, sbst. sosano, altpg. sosano Verachtung; unzweifel-
haft von subsannare verhöhnen, bei spätem Lateinern, zsgs. mit sanna.
Dasselbe wort, wiewohl ein solcher ausfall des sauselautes fast nur mund-
artlich vorkommt, scheint pr. soanar, altfr. sooner Butd). II, 480 mit gl.
bed., sbst. soan, soana. Wie erklärt sich aber das prov. in einigen stellen
vorkommende sofanar? Fer. 1401, Kathar. rituale p. 30, Legs II, 356.
Sosegar (präs. sosiego) sp., socegar pg. beruhigen, besänftigen,
sich beruhigen, sosiego, socego stüle, ruhe, daher it. sussiego ernste
haltung. Etwa für sos-eguar sachte ausgleichen, lat. gleichsam sub-ae-
quare? Eine span. form iguar von aequare braucht das Alexanderlied,
eguar die Conquista de Ultramar, eine port. igar bemerkt S. Rosa.
Soso sp. geschmacklos, richtiger pg. insosso; von insnlsas. Das
synonyme sp. zonzo muß dasselbe wort sein.
Soto sp., souto pg. geholz; von saltus, oAtpg. noch salto SRos. wie
ital., in Urkunden sautus z. b. Esp. sagr. XVI, p. 448 (vom j. 1021).
Suero sp., soro pg., soru sard. molken; von semm. Diese Verwand-
lung des betonten e in o vor einfachem consohanten ist im span, beispiel-
los und läßt fast einfluß eines verlorenen franz. soir vermuthen. Nicht
einmal ein homonym nöthigte zu dieser dbänderung des tonvocals.
T.
Ta, ta, auch täte, täte, sp. und pg. interjection, schweigen zu ge-
bieten; wohl von tace.
Taba sp. beinchen, knöchlein; vom arab. ^tdbaq dünner knochen
zwischen den rückenwirbeln Freyt. III, 39^? Nach Dozy Gloss, 341 aber
vom gleichbed. arab. ka'bah, t für k gesetzt.
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490 ILb. TABIQUE-TEA.
Tabique sp. pg. Zwischenwand van steinen und lekm; vom arab.
'tabtq etwas aneinander passendes Freyt, Uly 40^ nach Sousa, Für tabi-
que findet sich im Candonero de Baena taxbique, genau das arab, tasch-
bik, wie schon Pedro von JJcala zeigte, s. Mohns Untersuch, p. 71.
Tagarote sp. pg. ägyptischer falk; so genannt von dem flusse
Tagarros in AfricOy weil dieser vogel in den f eisen seines ufers nistet
(Covarruvias).
Taimado sp., taimad cat. listig, verschmüet, sbst. sp. taimonfa,
cot. taimarfa.
Tala sp.pg. ccU. pr. ausrottung der bäume, Verwüstung, talar bäume
abhauen u. s. w., vgl. den franz. Ortsnamen Boistall^ Vocab. du Berry
p. 103. Sicher nicht identisch mit dem synonymen tallar schneiden. Ein
handschriftliches bash. glossar übersetzt tala 'excidium sylvarum, was
freilich die iberische herkunft des Wortes noch nicht beweist, allein es
scheint sich auch in hispan. Ortsnamen, wie Tala-briga, Tala-mina, Tal-
ori, wiederzufinden, worin es das ausrotten der walder zu neuen ansiede-
lungen bedeuten könnte, s. Humboldt, Urbew, Hisp. p, 63. Daneben ist
allerdings noch zu erwägen ahd. zälön diripere = mlat. talare in der
L. Alam., theils weil das wort auch in Frankreich heimisch war, theüs
weil das rothwälsche talar grade diese specielle bed. (fortnehmen, fort-
reißen) ausdrückt.
Talega sp., pg. taleiga, pr. taleca sack, beutel; nach den span.
etymologen vom gleichbed. gr. &vXaxog^ wohin auch wal. tileäg^ gehört.
Tambo pg. brautbett; pon thalamus mü eingeschobenem b, aUpg.
tamo hochzeitsfest.
Tan sp., pg. tao, adverbium, aus tantus, s. Rom. gramm. II, 477.
Tapia sp., pg. taipa, sard, masc. tapiu lehmwand, vgl. lotnb. (bresc.)
tabia elende hiUte.
Tarde sp. pg. (f.), cat. tarde und tarda abend, eigentl. die zeit
von mittag bis nacht; vom adv. tarde langsam, daher spät. Man ver-
gleicht gr. ßgctdvg langsam, neupr. ßgadv abend.
Tarima sp., pg. auch tarimba schemel; vom oraft. *tarimah, welches
bettsteile bedeuten soll.
Tasajo sp., tassalho pg. stück geräuchert fleisch; etwa vom gcUli-
sehen taxea speck, das Isidorus aus Afranius anführt? Oder, vne Cabrera
meint, von tessella würfelchen? Unter diesen beiden spricht das cat.
tasco, umgestellt aus taxo, für ersteres.
Tascar sp. pg. zupfen, hecheln; ahd. zaskön raffen, bair. zaschen
ziehen, schleifen, womit das rom. tasca zusammenhängt, s. thl. I.
T 6 , at6, bei den Alten atem, port. präposition, offenbar von tenus,
ad-tenas, alt^. atAnes. Die Alten schrieben auch hact6, als stamme das
wort von hactenus, aber sowohl der accent wie die bedeutung sind da-
gegen. Das synonyme altsp. dUpg. fata und ata erklärt man mit recht
aus dem gleichbed. arab. 'hatta.
Tea sp. pg. fackd, atear anzünden; von taeda.
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n.b. TECLA-TOBILLO. 491
Tecla sp. pg. cot, sard. taste der orgel u. dgl.; wird aus tegula
wegen der eiegelartigen form erUärt. Die schlechte romanisierung (es
müßte sp. teja, pg, telha lauten) verräth den später geschaffenen hmist-
ausdruck.
Teiga, teigula pg. binseniorb; eweifelhaftj ob von theca oder von
teges (f) binsenmatte.
Tema sp. hartnäcJcigJceit, eigentl. in der behauptung eines satzes
(thema), daher tematico thematisch und hartnäckig, vb. bask, thematn be-
haupten. Der Portugiese hcU sich, neben tema in dUer bedeutung, die
scheideform teima gebildet. Eine ähnliche berührung der begriffe im it.
prova beweis, Wettstreit, provano hartnäckig,
Tepe sp. pg. stück rasen, auch piem. com, tepa nwos, erdscholle,
in Brescia topa.
Terciopelo sp. pg. sammet; esgs, aus tercio und pelo haar, seiden-
faden, weil er ursprünglich aus dreidrähtiger seide gewirkt ward,
Ter CO sp, hartnäckig, hart Covarruvias leitet es von altercari:
wie nahe aber lag ihm tetricus unfreundlich, streng, dem sich wohl auch
das synonyme it. terchio anschließen wird.
Testigo sp. jseuge; gleichsam testificus, wie testiguar von testi-
ficare. 8. oben santignar.
Tez sp. (f.) glatte Oberfläche, frische gesichtsfarbe, pg. tez, tes, tex
äußerste earte haut, auch des obstes, vb. sp. atezar glätten. Von tersus
glatt, vb, tersare, oder (mittelsi der form tertus) von tertiäre.
Tierno sp., temo pg. jsart; von tener, fr. tendre ff.
Tieso sp., teso pg. hart; von tensus gespannt, it. teso, vgl. das
glossem tensus, tesus Class. auct. VI, 648".
Tilde sp., til pg, (m.) Meiner strich, accent, cot. titUa; von titulus
kennseichen, nach Covarruvias: dieselbe Umstellung in cabildo aus capi-
tulam. Das wäl. title circumflex, das occ. titnle punct über dem i, sieht-
barlich von titalas, kommen dieser herleitung su statten.
Timpe bei A, March in der ausg. v. 1660 mit montana, bei Figuera
Dicc. mallorq. mit cuesta, subida erUärt, ist noch zu untersuchen.
Tino sp, pg. richtiges urtheil, Ortssinn, Scharfsinn, auch atino, vb,
atinar ins ziel treffen, das rechte treffen. Von ungewisser hcrkunft, sicher
nicht von attingere, vielleicht entstanden aus der dem Portugiesen wohl-
bekannten präpos. tenas, ad tenas (s. oben), die das ziel bezeichnet, une
auch ahd. zil, a(^. til mit der gleichbed. präp. til zusammenfallen. Aus
dem vb, atinar wäre hiemach erst das sbst, atino, endlich tino entstanden.
Tiritana sp, ein dünner Seidenstoff, pg. tiritana mantel der bäuerin-
nen, auch fr. tiretaine ein halbwollener stoff,
Toba sp. Stengel der distel; von tuba röhre, npr. touve dass., vgl.
fr. tige röhre und Stengel.
Tobillo sp. knöchel am fuße; von tuberculum kleiner höcker,
oder unmittelbar aus taber abgeleitet, da tubercalam eher tobejo er*
geben hätte.
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492 II.b. TOCHO— TORRAR.
Tocho 5p. grdb^ plump ^ dumm; verwandt mit dm it. tozzo dick
und hure? s. dasselbe IL o.
Tocino sp. eingepökeltes Schweinefleisch. Die etymologen schwanken
eu)ischen tucetam gericht aus gehacktem fleisch (?) und tomacTna ort wurste.
Toldo sp. pg.eelt; vom lat. tholus kuppeldach, mit eingeschobenem
d auf panische weise. Vb, pg. toldar decken, tapezieren, daher tolda
Schimmel, eine deckende, Überzieher^ materie,
Tolo pg. dumm, einfaltig, augm. toleiräo. Nach Moraes vom deut-
schen toll, mit dem es aUerdings- äußerlich zusammentrifft. Aber der
hochd. anlaut t == ndd. d (alts. dol, altn. dul, goth. dvals) gibt kein
span. t, das wort verlangt eine andre erklärung. D. JDiniz braucJU tol-
heyto als synonym von lonco (que hüa que deos maldiga, volo ten louco
e tolheyto p. 181. 182), es mag stumpf von sinnen bedeuten und ist das
pg. tolhido, aU tolido gelähmt (s. unten tuUir), bask. tholdo erstarrt.
Hieraus kann tolo, das auch erstarrt, betäubt heißt, abgekürzt sein wie
manso aus mansneto u. a.
Tomar sp. pg. nehmen, wegnehmen, auch fühlen, leiden (hinnehmen?)
und nur in dieser bed. kennt es der Catalane. Es scheint von goth, her-
kunft, vgl. alts, tömian ledig oder frei machen, woraus die bed. losmachen,
wegnehmen erfolgen konnte, so sp, quito ledig, los, quitar wegnehmen.
Griech. tofiog, ro^i^ stimmen nur mit dem buchstaben.
Tomate sp. pg., tomdtec, tomaco cat. eine frucfU aus Neuspanien,
liebesapfel, goldapfel; vom mexican, tomatl (Cabrera).
Tomiza sp., tami^ pg. binsenstrick; von tomix dass.
Tomo sp. pg. körperlicher umfang, dicke, große, dsgl. gewicht d. i.
Wichtigkeit; wohl von tomus buch, band, das man dem synonymen volumen
auch in dieser anwendung gleich stellte.
Tona pg. dünne rinde oder schäle von bäumen und fruchten. Von
tanica? aber der Portugiese wirft die endung Tc nicht ab. Vielleicht ein
alteinheimisches wort. Im kymrischen findet sich tonn (m.) kruste, schale,
haut.
Tonto sp.pg. dumm; von attonitus, daher auch sp. atontar betäuben.
Toria ccU. senker, ableger. In diesem worte scheint sich das von
dem Spanier Columeüa gebrauchte turio fschößling) mit geringer Verän-
derung erhalten zu haben. Es wäre also mit kurzem a türio anzunehmen,
da langes u nickt zu o wird.
Torrn 0 sp. hoher einzeln stehender f eisen; für torpo, vom alts. altn.
mhd. tum (lat. turris), um es von torno drehscheibe u. dgl. zu unter-
scheiden, pr. aber torn, nach Raynouard 'remparf. Oder läßt sich ein
passendes etymon aus einer näher liegenden spräche aufweisen?
Torezon sp., alt torzon bauchgrimmen ; von torsio (Cahrera), it.
torzione.
Torrar sp. pg. cat., sp. auch turrar und esturar rösten, sengen;
von torrere, extorrere. Man fühlt sich versucht, an das dtsche dorren
{adj. ahd. durri, goth. thaürsus) zu denken, da die umbiegung der 2, cov^.
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ILb. TORVISCO-TRASTO. 493
in die 1. im span. so selten vorkommt. Aber sie kommt vor {s.oben mear)
und somit muß dem lat. etymon jedes andre weichen. Die 3. conjugations-
form im occit. estourrir hat weniger lefremdUches. Das churw, torrer
Hieb der lat. form getreu.
Torvisco q>., pg. trovisco ein südewropäischer Strauch, daphne
gnidium L,; von tnrbiscas bei Isidorus, quod de uno cespite ejus mnlta
yirgnlta Burgant qnasi turba.
Tosco sp. pg. grob, rauh (von Sachen und personen); unbekannter
entstehung. J. F^rer braucht es auch- in gutem sinne, wenn er eine
kriegerschaar gent valenta e tosca nennt str. 97.
Toura pg. unfruchtbare kuh. Tanras yaccas steriles appellari ait
Verrius. So sagt Festus und auch bei Varro und ColumeUa bemerkt man
dctö wort. Eine ahl. davon ist das prov. adj. törija £fsgjs. tnrga uf^
fruchtbar (von frauen gebraucht), neupr. tnrgea, piem. targia, dsgl. norm.
torlifere {von taurula) s. v. a. pg. toara.
Tourao pg. unesel; woher?
Toxo (tojo) sp.ginster, pg. tojo domgestrüpp; unbdcannter herkunft.
Tozo arag. winjsig, swergmäßig, tozsL stumpf, stümmel, tozsLT stoßen,
anstoßen; von tnnsus Jdein gestoßen.
Tozuelo sp. nacken. Nach Covarruvias bezeichnet es den fleischi-
gen nacken zumal der thiere, und steht für torzaelo von torns muskel,
wulst; grammatisch unverwerflich.
Tragar sp. pg. verschlingen, hinunterschlucken, auch ^arä. tragare.
Lat. trahere heißt ziehen, in sich ziehen, daher auch trinken; hieraus
konnte mit erweiterter bedeutung sp. trabicare traigar tragar abgeleitet
werden, ebenso ward aus volvere volvicare volcar.
Trage sp., trajo pg. art sich zu kleiden, iracht; vom sp. traer tra-
gen (ein kleid), lat. trahere, im nüatein zur beseitigung des hiatus trägere
geschrieben und gesprochen, s. straggere II. a.
Trailla sp. eine walze die erde zu ebenen; von traha schleife
(Cdbrera).
Trapiche sp. pg. zuckermiihle; von trapetum Ölpresse (derselbe).
Trasegar sp., pg. aber trasfegar, cat. tra&gar aus einem gefäß
in das andre gießen, umgießen, umkehren, sbst. trasie^o, trasfögo, träfag.
Etwa von trans-aeqaare aus dem gleichen bringen, umkehren, ausgießen,
wie fr. verser beide letztere bedeutungen zeigt? Allein eine so müßige
einschiebung des t ist gegen aUe erfahrung. Vielleicht ist dieser buch-
Stabe nur ein geschärftes oder aspiriertes v und trasfegar steht für tras-
yegar, gleichsam trans-vicare von vTcis Wechsel, woher auch sp. yegada
und mit gleicher aspiralion fr. fois. Die grundbedeutung wäre hiernach
umwechseln, umtauschen.
Trasgo sp. pg. poltergeist, der das küchengeschirr durcheinander-
wirft (s. Covarruvias); von trasegar unikeikren, vermuthet J. CrrimmMyth.
473, vgl. die vorrede dieses Wörterbuches.
Trasto ^. pg. alter hausrath; wohi von transtmm bank, a poti&ri.
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494 ILb. TRAVIESO— TüERO.
Zu trasto paf^t formell altfr. traste querbälken, sichibarlich von transtram,
dem auch diese bedeutung eusteld.
Travieso sp.j travesso jjflr. quer, travös sbst quere, schiefe, atra-
vesar quer legen; von transversus, fr, travers u, s. w.
Trefe sp. schlaff, unächt, auch schwindsüchtig, pg. trefo, trefego
verschmitzt, arglistig, fehlt cat, ahgd. pr. trefä treulos (trafan GAU). 1381),
vh. trefanar, shst. trefart Seckendorf im Span. wh. verweist auf das hehr.
trefe krank; er meint wohl terefa das von toilden thieren zerrissene fleisch,
das deshalb eu essen verboten ist, dsgl. (später) die verdorbene speise, im
judendeutsch schlecht, ungerecht, woran sich die roman. bedeutungen knüpfen
lassen.
Trepar sp. pg. cat. klettern; ursprüngl. wohl nur hinaufsteigen,
vom dtschen treppe, wie schon Moraes meinte, mhd. trappe, ndl. trap, altn.
trappa stufe, umrjselverwandt mit pr. troper IL c; vgl. occit. escalo treppe,
escaU klettern; lat. gradns stirfe, fr. gravir. Aber cat. trepar bohren
erinnert an gr. zQineiv, lat. trepit ^vertit' Paul, ex Festo.
Treva pg. (nur im plur. üblich) dunkelheit; von tenebrae, sp.
tinieblas u. s. w.
Tri gar altpg. antreiben^ besMeunigen, e. b. trigar os cavallos,
trigar a sua jomada S. Eos., daher sbst. triganga eüc. Bedeutet also das
gegentheil des pr. trigar hemmen, von tricari: ist es etwa von extricari
entwirren d. i. losmachen, fördern? aber Wegfall der compositiofispartikel
ist ein im spanischen unerhörtes ereignis. In trigar muß man, sofern die
lautgesetze zu folgerungen berechtigen, eine gothische reliquie anerkennen:
threihan drängen, pressen = ags. alts, thringan, ahd. dringan, nhd.
dringen, konnte sich romanisch kaum anders aussprechen. Das port. wort
ist um so willkommener, als es die einmischung des n noch nicht verräth.
Trigo sp. pg, weiecn; von triticnm mit euphonischem ausfall der
zweiten silbe. Die andern sprachen bedienen sich dafür des lat, firumen-
tam, dessen bedeutung sie auf diese getreideart einschränkten, und dem
gemäß übersetzen es bereits althochdeutsche glossare mit weizi.
Trinca sp. pg. cat. dreiheit, drei dinge; muthmaßlich von trinitas,
das man aber aus scheu vor seiner heiligen bedeutung absichtlich entstellte,
s, ähnliche fälle Bom. gramm. II, 492. Oder hat man nach dem muster
von nnuB nnicns, aus trinns trinicns geformt?
Trocir altsp. hindurchgehen, sterben; von tradacere, s. Sanchez
glossar zum Cid.
Tropezar sp. pg. stolpern, sbst. tropiezo, trope^o; dsgl. pg. tro-
picar, sp, mit eingeschobenem m trompicar. Wie das begriffsverwandte
tropellar aus tropel (häufe) entstand, so das gegenwärtige verbum aus
dem primitiv tropa; altsp, findet sich auch en-tropezar Älx. und en-
trompezar. Befremdlich ist hier das suffix ez, das übrigens auch in
bostezar {ober präs. nicht bostiezo wie tropiezo) und acezar vorliegt.
Trujal sp. Ölmühle; von torcular i?res5C, wie Cabrera richtig erklärt.
Tuero sp. scheu holz, pg, toro entzweigter baumstamm, rümpf des
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n.b. TULLIRSE-USTED. 495
hörpers, lomb. toenr (tör) Mots; von toras musJcel, wie sp, miiSon muskel
und stümmel heißt; minder nah liegt IcU. torris., Dahin auch sp. atorar
stecken bleiben (wie ein block oder wtdst), das nicht von obtSrare Jier-
rühren kann. •
Tullirse sp., tulirse cat gliederlahm werden =^ pg* tolherse de
membros, von tollere wegnehmen, zu gründe richten, altsp. toller.
Tu reo oMsp, schnöde, unbescheiden, bei Santillana proverb. p. 36
(Madr. 1799); von dem völkernamen Turco. So auch sie. turcu, piem.
turch starr, unbeugsam u. dgl.
T US ar und atasar sp. das haar glatt scheren; von attondere attonsas.
Tütano sp. pg., tnetano sp. mark der knochen.
u.
Uncir sp., aZ^ jnncir ochsen anspannen; t?on jüngere, vgrZ. ercer
von erigere.
Uüa sp., nnha pg. nagel, kralle; von iingala, ü. nnghia.
Upa, aüpa sp., cat. val. upa, fehlt pg., ermunterungsruf besonders
für die kinder, at^gesfandent munter! vb. sp. upar sich anstrengen um
sich zu erheben. Das zusammentreffen mit goth. \\iLf, Kapa avo), dlts. iip,
üp, upa ist überraschend, eumal da aiuch ein verbum, e. b. ags. uppian
sich erheben., aitn. yppa erheben = sp. upar, stattfindet. Die interjection
steht auch dem Basken sfu geböte, s. Larramendi s. v. und Astarloa Apol.
p. 260, das verbum scheint ihm eu fehlen.
Urea sp. pg. ein fahrzeug; nach Aldrete p. 66^ vom gr. oAxag: da
aber urca auch sturmfisch heißt, lat. orca, und letzterem auch die bed.
tonne zusteht, so ist lat. Ursprung wahrscheinlicher.
Urce sp. pg. heidekraut; von erlce dass. (Cabrera).
ürraca sp. pg. elster. Covarruvias räth auf furäx diebisch und
Seckendorf bringt ein altsp. furraca, dem jedoch die port. form wider-
spricht. Schwerlich ist der edle span. frauenname Urraca {in den Ur-
kunden Hurraca und Orraca) daher entnommen, leichter fand das umge-
kehrte statt: heißt ja doch derselbe vogel auch marica Mariechen, dsgl.
bask. urraca, nach Mahn p. 38 von urra haselnuß.
Usted sp., pXur. ustedes, persönl. pronomen der ehrerbietung, ab-
gekürzt aus vuestra merced, entsprechend dem it. vossignoria, dem deut-
schen euer gnaden. Die abkürztmg ist stark, wird aber durch die ähn-
lichen falle usencia aus vuestra reverencia oder usenoria aus vuestra
senoria so wie durch die catal. formen mit anlautendem v vostö, vosencia,
vosenyoria bewiesen; auch sagt man im gemeinen leben vosast^ für usted.
Andre, selbst J. v. Hammer, erkennen in letzterem das arab. ustäd herr^
meister, ohne zu bedenken, daß sie für vosencia oder vosenyoria alsdann
keinen rath haben, daß femer usted feminin ist und daß endlich, ais
dieser ehrentitd aufkam, es mit dem einfluß arabischer sitten auf die
spanische bevölkerung zu ende war.
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496 n.b. UVUR- VELAR.
Uviar, ubiar, hubiar, huyar ältsp. helfen PC. 1189. 1192. 1217,
hineukofnmen 3331, begegnen, ividerfahren JBc. Mit. 95 u. s. w., nickt,
tote Gayangos meint, Conq. ÜÜram., gleichbedetäend mit haber. Die
Schreibung mit h ist eben so irrthümlich toie die herleitung aus irgend
einem andern worte eis dem nachdassischen obviare entgegen kommen, ab-
helfen. Ubiar ist gewiß älter als das erst aus dem latein wieder einge-
führte obviar, it. owiare hindern. Zsgs. ant-aviar zuvorkommen, be-
schleunigen, sbst. antdyio.
V.
Vaclo $p., vaslo pg. leer, sp. vaciar, pg. vasar ausleeren; von va-
eivus bei Plautus und Terene,
Vdgaido sp., vägado, vägaedo pg. schwindet, adj. sp. vdgaido
schwindlig. Wurael und bitdung können deutsch sein: goth. yagjan, ahd,
wegjan schütteln, schwingen, ags. yagian, engl, wave wallen, wogen, daher
sbst. ahd. wagida, wegida schunngung; vaguido stände also euphonisch
für guaguido, s. darüber yagae II. c, ein aus derselben wured stammen-
des wort.
Vaiven sp., vaivemjp^. Schwankung; esgs. aus vaviene oder Ys^y
yiene geh und komm, geh hin und her.
VAstago sp. Schößling eines baumes, fehlt port.? von ungewisser
herkunft Man erinnert an gr. ßlaatog Schößling, adj. ßlaatixog.
Veado jpflr. hirsch; t;on yenatuB wüdprä, mit ausgestoßenem n nach
port. brauch, sp. yenado, wäl. yunat.
Vedija sp. wollflocke, schöpf von verwickdtem haar, vgl. chw. va-
deglia, comask. yedeglia flocke; dazu (denn ga kann oms y entstanden
sein) sp. gnedeja haarlocke, löwenmähne, pg. guedelha, gadelha langes
haar, felbd. Nicht wohl vom ahd. wadal, wedil, nhd. wedel, da die
regdrechte form guallo oder guadel gewesen wäre. Die span. etymologen
leiten beide Wörter vom lat. vellus her: dieser übertritt des \ in ^ ist
freilich ungewöhnlich und läßt sich nur aus dissimilation, um das uneder-
holte 1 in yelilla oder yellilla = vellicula zu vermeiden, rechtfertigen.
Vega sp. cot. sard., yeiga pg. fruchtbare ebene; schon in den früh-
sten Urkunden vorhanden, z. b. in einer gallidschen vom j. 757 Esp. sagr.
XL, 362. Es soll baskisch sein, nach Larramendi entweder von bera
tirfes land, oder von be-gaea ohne höhlen d. i. fläche. Merkwürdig ist
die altpg. form yarga SBos., wenn sie als eine solche genommen werden darf.
Velar sp. pg. trauen, priesterlich eijtsegnen zur ehe; eigentl. ver-
schleiern, weil die braut mit einem schleier erscheint (oder erschien,
Moraes), daher die neuvermählte yelada, aber auch der gatte velado heißt.
Es hat sich also in diesem span. worte das unederholt, was sich im lat.
nnbere und (nach Grimm, vorrede zu Schtdzes Goth. wb. p. XIU) auch
im goth. liugan (verhüllen, heirathen) ereignet hat.
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n.b. VENCEJO-VISLUMBRE. 497
Vencejo sp, band jeum festbinden; von vinculum, gleichsam ^yin-
cicalam.
Venta sp. einsam an der landsiraße Hegende herber ge. Dasselbe
wort heißt auch einkauf = it vendita, wogegen ältfr. vente auch den
ort des einkaufes, marJct, halle bedeutet, und hiermit muß die erstere be-
deutung des sp. venta zusammenhängen, vgl, sp, fonda wirthshaus und
nüat fnnda Sammelplatz der haufleute, Hacer venta heißt einkehren,
Ventana sp, fenster; ursprüngl. ivind- oder luftloch, von ventus:
so cdtn. vind-auga, dän, vindue windöffnung. Mittelst desselben Suffixes
entsprang Solana sonniger platz aus sol. Das port. wort ist janella,
das man aus janua ableitet. Veraltet ist finiestra, hiniestra.
Verdugo sp. fnsches reis, von verde, viridis; dsgl. degen mit sehr
schmaler Hinge, it. verduco ; auch ein name des henkers, insofern er ruthen-
streiche zu geben hat Nach Gahrera entstellt aus virgultum, aber das
Suffix ug ist unbestreitbar. Die zweite bedeutung zeigt auch das fr. ver-
dun bei Marot und Rabelais, das aber aus dem städtenamen Verdun, wo
man dergleichen degen verfertigt haben soll, erklärt wird, man sehe z. b.
Reiffenberg, Bull, de Vacad. de Bruxdles VI, num, 4. Ämadis hieß fr.
le Chevalier de la verte 6p6e; was hat verte hier zu bedeuten?
Vereda sp. pg, pfad; via, per quam veredi vadunt, erklärt Du-
cange h. v., vgl. fr, vröder //. c. Man trifft es schon in einher Urkunde
von 757 Esp. sagr. XL, 363: postea vadit ad illa vereda, quae venit
de ßovera.
Vericueto sp. rauher, unebener weg; vom bask. biregueta, eigentl.
bide-gue-ta d. i. wegloser ort, s. Larramendi.
Veta sp., pg. beta ader im holze u. dgl., streif im zeuge, band, pr,
veta in letzterer bed.; von vitta binde. ^
Viga sp. pg. balken. Die prov. und cot, form ist biga, die kaum
ein ursprüngliches v annehmen läßt. Nach Covarruvias bezeichnet viga
den horizontalen batken, auf dem die dachsparren ruhen : sollte man ihn
benannt haben nach lat. biga wagen, in so fem dieser ähnliche sparren
trägt? Columella kennt yih'm querholz: es hätte sp, yijsl gegeben, nicht YigSL
Villancico sp, kirchenlied mit musicalischer begleitung besonders
für das weihnachts- und frohnleichnamsfest, s. Rengif o Art. poet, und Co-
varruvias; ursprüngl, volMlied, ländliches lied, von villano, welche bedeu-
tung auch das pg, villancete, das sp. villanesca hat.
Vinco pg. falte, dsgl, geleise des Wagens,
Virtos (pl, masc) Streitkräfte nur im Poema del Cid, zweimal:
crecen estos virtos, ca gentes son soberanas 663; virtos del campeador
& nos vienen buscar 1606. Nach Sanchez von lat. virtus mit hinweisung
auf dessen mittell. bed. copia, vis hostilis (?). Hieraus entsprungen wäre
das wort ein unding: ihm widersprächen accent, declinalion und genus.
Es muß eine andre bewandtnis damit haben,
YiHlumhvQsp.pg, falsches oder schwaches licht; eigentl. bis-lumbre,
s. bis /.
32
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498 II. b. VOLCAR-ZAFIO.
Volcar sp. umkehren, cot. bolcar und embolicar einwickeln^ lintos.
bottlcä ausschütten; für volvicar von volvere. Wohl auchpg. emborcar
umkehren für embolcar.
X.
Xabeca, xabega sp. großes fischemete; vom aräb. schabaka nete.
Man vergleiche über dieses wort mit rücksicht auf chaveco L, Dosfy
Gloss. 352.
Xaqaeca sp., xaqaeca pg. einseitiges köpf weh; vom arab. schaqt-
-qah dass. Freytag II, 437".
Xara sp., xara pg. ein strauch, wilder rosmarin, xaral ein mit
solchem Strauchwerk bewachsener platz, adj. xaro sp. unldschweinartig von
borsten; vom arab. scha'rä, welches P. v. Älcala mü mala, brena Übersetzt.
Aus dem span. ist das hask. chafa, nicht umgekehrt. — Eine Urkunde
era 684 hat ad ixaralem de Postello . . . ipsa karral {l. xarral) Tqp.
II, n. 13: ist sie unverdächtig, so kann das wort kein arabisches sein. —
Ein mit xara gleichbedeutendes wort (ob aber auch ein volksÜbliehes und
altes?) ist sp. ladon vom lat. lada, leda (l^dog) cistus cräicus, das nur
in dieser roman. mundart vorzukommen scheint.
Xarifo sp. schön, schon gekleidet; vom arab. schartf edel Freytag
II, 414*", wohlbekannt aus dem türkischen hatti schertf edle handzeichnung
d. i. kaiserliches decret.
Xato, xata sp. kalb; vom arab. schalt junger zweig, Setzling Freyt.
II, 421" bildlich genommen? aber das arabische wort kennt diese bild-
liehe anwendung nicht.
Xfcara sp. tasse, clmcölattasse, daher pg. chlcara, ü. cUcchera;
aus dem meocicanischen, s. Mahn p. 18.
Y.
Tantar altsp., jantar pg. frühstücken, chw. ientar; von dem seltnen
lat. jentare, in alten glossen bereits jantare.
Yerno sp. eidam; von gener, pg. genro, fr. gendre.
Yerto sp. struppig; von hirtus, pg. hirto, it. irto. Jltfr. en-herdir
sich sträuben (vom haar) LJ. 483^*.
z.
Zabullir sp. untertauchen; eigentl. brudeln, blasen werfen auf der
Wasserfläche, von sab-bullire (Covarruvias).
Zafio sp., safio pg. plump, ungeschliffen; vom arab. gäft gleichbed.
(Dozy 368).
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IIb. ZAFO-ZARAGUELLES. 499
Zafo sp.^ safo pg. frei von hindemisseny ledig ^ guitt, zafar, safar
frei machen von etwas, putzen^ schmücken; muthmaßlich vom arab. saha
abrinden^ abhäuten^ abschaben d. h. putzen Freyt 11^ 294", Monlau
Dicc. etym. 466 verweist dagegen auf lat. salvns, engl. safe.
Zaga ^. altpg. gepäck hinten auf dem wagen, hinterer theil eines
dinges, cdtsp. zaga adv. hinten; sfsgs. sp. rezaga nachtrab, welche bedeu-
tung im Poema dd Cid auch zaga einnimmt. Die span. äymologen er-
Mären das wort für ein arabischeSj bei Engelmann säqah nachtrab. Zu
erwähnen ist atich Larramendi's deutung aus bask. atzaga ende^ von atzea
hinterer theil eines dinges.
Zagal sp. pg. Schäfer, im span, auch kräftiger junger mann. Leute,
die der Witterung ausgesetzt waren, zumal hirten, trugen das sagam, da-
her sagal, zagal? Engelmann dagegen zeigt arabischen Ursprung: zagal,
den wbb. dieser spräche fehlend, heißt bei Pedro von Media muthig, tapfer
(vgl. die zweite span. bed.) und ist auch sonst nachweislich.
Zaherir sp. einem etwas vorwerfen (einen fehler oder selbst eine
wohltJiot), fehlt port. cat.; nach einem altem span. etymologen (s. bei
Monlau 466) von ♦sab-ferire arglistiger weise verletzen; um so annehm-
barer, als dem Cataianen das Tdare lat, ferire in dieser bedeutung genügt.
Zaino sp. pg. dunkelbraun ohne helle flecken (von pf erden); soU
arcAisch sein, doch fehlt ein sicheres etymon (Dozy Gloss. 362). Daher
das gleichlaut. ital. wort.
Zalagarda sp. hinterhait; ein ganz deutsches wort, zsgs. aus zälä
verderben und warta lauer, und doch dürfte für ersteres passender das lat.
celare angenommen werden.
Zalea sp. schafpdz mit der ganzen woüe; vom bask. osa alea die
ganze wolle (Larramendi).
Zamarro sp. schafpdz, zamarra, chamarra, sard. acciamarra daraus
gefertigter weiter rock, it. zimarra, pr. samarra Flam., daher auch fr.
chamarrer verbrämen; eigentl. hausrode, vom bask. echamarra zeichen
des hauses, nach Larramendi, der aber zamarra von chamarra etymologisch
trennt.
Zambo sp, krummbeinig; leitet man richtig vom gleichbed. scambus.
Zanahoria sp., pg. cenoura pastinake; erklärt Larramendi aus
dem baskischen, worin es gelbe wurzd bedeute. Nach der färbe nennt sie
auch der Catatane safranaria.
Zangano sp,, pg. zan^äo drohrie (brutbiene), faulenzer, der auf
fremde kosten lebt; ist das it. zingano zigeuner d. i. landstreicher.
Zaque sp. wdnschlauch; vom bask. zagnia, zaquia, zsgz. aus zato-
quia lederschlauch (Larramendi).
Zaragttelles sp. (m.plur.) eine ort altmodischer hosen mit falten^
mlat. (plur7) saraballa, sarabella, sarabara u. a. formen s. Dief. Oloss,
lat. germ. 612^ eine weite bdnbekleidung , fluxa et sinaosa yestimenta
Ugutio, mittdgr. aaQaßaQa, arab. serval (seraal), woher auch pg. ceroulas
Unterhosen.
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500 II.b. ZARANDA-ZURRAR.
Zaranda sp.^ ciranda i)^. komsiebf sandsid); vom arch, garandah,
dies vom vb. sarada verketten^ verweben (Sousa). Das arab. wort aber
hat bei Golius 1166 nur die bed. ^woU BtAsammengepigt\ Das etymon ist
noch zu finden.
Zarcillo sp.^ alt cercillo ohrring; t^on circellns ringel, beiApicius^
bask. circillna.
Zar CO sp. pg. hellblau j von augen^ sie. zarcn blafi; vom arab. zarqä
(fem.) gleichbedeutend.
Zarria sp. schmutz^ der sich unten an die hleider hängt; vom bask.
zarria, charria schwein (Larramendi).
Zato sp. stück brot; vom bask. zatoa stück (Larramendi)^ labort.
zathia.
Zirigafia sp. übertriebene Schmeichelei; vom bask. zurigaiia, churi-
gafia {wofür auch umgekehrt gainchurita) der oben geweißte (verschönerte)
theüy s. Larramendi.
Zorra sp. pg.j cdtsp. zurra fuchs, daher pg. zorro, bask. zurra listig,
verschlagen. Muthmaßlich vom vb. zarrar das haar abschaben, da, wie
auch Covarruvias anmerkt, der fuchs im sommer das haar verliert, vgl.
gr, äXa}7t€7ua das ausfallen der haare, von ahinrj^ fuchs. Zorra wäre
also ein Schimpfname des ihieres, schabiges feil, der auch in der bed.
öffentliche dime = lat. scortom fühlbar ist: nur eufallig trifft damit das
ahd. zatnrrä, aus dem es allerdings grammatisch entstehen konnte, eu-
sammen. Anzumerken ist hier auch das pr. zoira ^väus canis GProv.
65'', das wenigstens dem ahd. zoha (zaüke, hündin) nicht entstammen kann.
Zorzal sp. pg. ein vogd, drossd; vom arab. zorzäl, einer andern
form von zorzur staar, aber auch drossd (Dozy 369).
Zozobrar sp. stürm oder Schiffbruch erleiden; von so tmter und
sobre über, das unterste zu oberst kehren.
Zumaya, znmacaya ein vogely käuzchen; nach Larramendi baskisch,
znmba-caya fähig zu spotten (nach seiner stimme). Oder ist es aus sp.
zamba-cayo spottende dohle, von caya mit vertauschtem genus, was in
compositis öfter vorkommt?
Zum bar sp. sumsen, summen; naturausdruck.
Znmo sp. soft; vgl. gr. ^w/tiog brühe.
Znpia sp. sauer gewordener wein, ausschuß, wegwurf; vom bask.
zupea, zurpea bodensatz der kufe (Larramendi).
Ziira, znro, zurana, zurita, zorita d»^ in fdsen nistende taube,
holztaube.
Zurcir sp.^ pg. cirzir, serzir, cat. surgir mit weiten Stichen nähen;
wohl von sarcire flicken, dem sich wenigstens das pg. serzir zuneigt.
Zurdo sp. link, links; von snrdas taub. Wer nicht gut hört, ist
also links; in den mhd. lerz und lere begegnen sich auch die begriffe
links und stammelnd.
Zurra r 5p., snrrBT pg. gerben, durchprügeln, durchpeitschen; Un-
gewisser herkunft. Die grundbedeutung ist 'haar abschaben, wie auch
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ILb. ZUßRIAGA-ZÜTANO. 501
das pari. Wörterbuch aussafft, also vielleicht aus surradere zusammen-
gezogen.
Zurriaga sp. peitsche; vom basJc. zarriaga, woßr auch aznrria ge-
sagt wird, s. Larramendi und vgl. scnriada /., dem sein ardaut nicht
widerstrebt (z aus sc in zambo u. a.).
Zurrir, zarriar sp. summen; naturausdruck, lat. susarrare.
Zarron sp., surräo pg. schäfertasche, lederner beutet; vom arob.
^orrah geldbeutel, vb. Qorra Freyt. II, 490"^? Das catal. wort ist sarrö,
das bask. zorroa.
Zutano, citano sp., cot. sutano pronomen mit lat. quidam gleich-
bedeutend; unbekannter herkunft. Vermuthungen darüber s. Krit. anhang
p. 23. Zu beachten ist etwa lat. scitas der gewufite^ bewußte, dem man
dasselbe sufßx beifügte, das man in cert-ano und sicr-ano pg. wahrnimmt,
denn citano ist mit zatano etymologisch gleichberechtigt.
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502 II. c. AATIR-ABONNER.
C. FRANZÖSISCHES GEBIET.
A.
Aatir (ahatir) cütfr. anreizen ^ besonders ßum Tcampf; shst. aatie
anreiaungy hiteige feindschaft (prendre aatie encontre qqun, faire aatie
ä qqun), dsgl. aatine (auch astine geschr.), aatin A. S Av, 86^ nüat.
astia. Diese Wörter beschränken sich auf das franz. gebiet^ ihr Ursprung
ist also vor allem im nordischen ifu suchen. Hier findet sich das vb. etja,
prät. atta, part. att, gleichbed. mit aatir; sbst. at, auch etja, eta. Das
arU, a der franz. nachbildungen ist die roman. Präposition^ die sich auch
in dem begriffsverwandten a-tiser eingefunden hat. Das it. astio hat mit
aatie keine Verwandtschaft.
Abait, abah. Im prov. Gir. de Boss. 3603 ff. heißt es: anem al
plah qu'aura lo reis en Fransa aqaest mieh mah, e seran i siei comte
e siei abah que jutgaran lo tort ^gehen wir zur gerichtssitzung, die der
Mnig in Frankreich in der mitte des maimonats halten unrd, wo seifie
grafen und seine beamten (?) sein und über das unrecht urtheilen werden.^
Läßt sich abah anders erklären als aus dem bekannten ambactus oder
dem deutschen ambaht? Ab aus amb auch in abdos, ah aus act ist eine
bekannte eigenheit dieses gedichtes. Die franz. abfassung bei Michel 114, 1
hctt entsprechend abait Ähnlich verwandelte sich das altgällische wort
in das- kymrische amaith.
Able fr. Weißfisch, mlat. abula; von albalas, also euphonisch für
alble (wie foible für floible), Schweiz, albele, östr. albel, trierisch alf, der
bedeutung nach das lat. albamus bei Ausonius, s. Böcking zur Mosella
126; span. albur.
Abomö und abosmi niedergeschlagen, niedergedrückt in moralischem
sinne, ein übliches alifr, adjectiv. Die Schreibung mit s kann auf ein-
Schiebung beruhen, die ohne s ist keine jüngere, sie findet sich schon im
Psalter des Trin. coli. Von abominatas mit abscheu oder Widerwillen
erfüllt, eins der participien, worin passive Vergangenheit in active gegen-
wart umschlug: abominare abscheu haben, abominatas einer der abscheu
hat, s. Born, gramm. III, 264. Auch embosmö sagte man, DMce.
p. 133, 15.
Abonner fr. auf ein unbestimmtes einkommen einen bestimmten
preis setzen, s' abonner sich als theilhaber an etwas unterschreiben; 'von
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II.C. ABOYER-AGLAN. 503
bonus gut, bürgend, vgl. sp. abonar bürgen, gut heißen, versichern. Man
leitet es ohne noth von bonne gränee.
Aboyer fr. anbellen, dUfr. abayer; von ad-baubari, das einfache
verbum bei Luerea. Daher sbst. abois (plar,) die letgten athemeüge,
eigentl. des erliegenden hirsches, den die hunde umbellen.
Achamer /r. gierig machen; von caro fleisch^ also ein thier auf
das fleisch hetzen, part. acharnö eingebissen, erbittert, it, accarnare ins
fleisch dringen, vgl. pg. encarni^ar reisen, erbittern.
Ache fr. (f.) eppich; von apinm, it. appio, pg, aipo.
Acre (f.) ein flächenmaß; vom deutschen aeker, in der älteren
spräche sowohl pflugland als auch ein längenmaß: ackers lanc, ackers
breit; schon goth. akrs. Die herleitung aus dem von Columella gebrauch-
ten acnaa (ccYMiva) hat zwar den buchstc^en^ nicht gegen sich; daß aber
die schwestersprachen sich dieses wort nickt angeeignet, hat für die deutsche
herleitung einiges gewicht, welches durch das abweichende genus nicht ver-
mindert wird.
Adelenc pr. von hoher geburt (nur im O. de Boss.), esgz. altfr.
elin Bog.; vom dhd. adalinc, ediling, ags. ädheling, ndat. adalingns.
Adeser, adaiser altfr., adesar pr. sich anhängen, dsgl. anrühren,
anfassen; frequentativ von adhaerere adhaesus, s. unten aerdre.
A durer aitfr. wallon., pr. abdarar verhärten, aushalten, wie fr.
endorer, part. adar^, abdurat hartnäckig, dauerhaft, ein häufiger bdname
der hdden; von obdurare mä vertauschter partikel.
Aerdre, aderdre altfr. pr. atiheften, verbinden, ergreifen; von ad-
haerere, gespr. adh^rere adher're mit eingeschobenem d, anhangen, frans,
in factUiver bed. anhangen machen, it. aderire.
Affaler fr. herablassen (schiff er ausdruck); leitet man passend vom
ndl. afhalen herabholen, herabziehen.
Affubier fr, vermummen; für affibler, mlat. se affibulare sich ein-
hüllen, ursprünglich den mantd mit der fibula befestigen, it. affibbiare;
n für radicäles i auch im pr. favella GO. und afublalh, romagn. afiube.
Afre attfr. (noch itet pl. affres, bürg. sg. afre) schrecken, graueti,
adj. nfr. affrenx gräulich; entspricht mit bucJtötaben und begriff genau
dem ahd, adj, eiver, eipar acer, horridus, immanis, Grimm III, 510,
Graff I, 100. Auch das it. afro (herb) scheint daraus entstanden. Piem.
afr une fransf.
AgQ fr. alter, altfr. edage Roh, eage, aage; gleichsam aetaticam
von aetas. Zur erJdärung des anlautenden a (für ae) im dreisilbigen
aage vgl. das synonyme altfr. a-^ aus ae-tatem und eur erklärung des
Suffixes age das gleichfalls synonyme pr, antig-atge d, i. antiqu-aticum.
In der nfr. form ist seltsamer weise nur das suffix stehen geblieben, der
stamm ed, freilich im lat. nicht einmal ein stamm (aetas aus aevitas),
ist verschwunden, aber nicht ohne eine dehnung des a, jsu bewirken.
Aglan pr., cot, aglA, altfr. agland (so noch in Berry^ lothr.
aigaiand) eichet. Vom lat. glans, aber vielleicht unter einwirkung des gr.
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504 ILc. AGRES-AIME.
oTtvXog oder, was buchstäblich näher liegty des goth, akran fnu;ht (ecker)
entstanden, da der Provenzale dem prothäischen a nicht hold ist.
Agr^s fr. (m. pl.) takelwerk, vb. agr6er mit takelwerJc versehen.
Altfr. agrei hieß überhaupt ausrüstung, vorrath, agreier aufrüsten z. B.
curres wagen rüsten LRs. 27; mit vorgesetzter partikel a vom ndl. ge-
reide, gerei apparatus, gereeden parare Kit. = goth. garaidjan, rnhd.
gereiten, vgl, redo /.
kVh pr, (m.)j mit abgeplattetem diphthong ab, eigenschaft Chx. IV,
398, Sitte, gebrauch III, 153, zumal gute, feine sitte, bos aibs, adj. aibit
'morigeratus' d. i. gesittet GProv. 52'*, gent abit fein gesittet GÄlb. 3250,
aber auch mals aibs 31. 1048, 5. 1075, 2. Ein merkwürdiges bloß der
altprov. spräche bekanntes wort: um so eher darf fnan vermuthen, daß es
aus fremder quelle geschöpft ist, denn habitus (beschaff enheit), das sich
aus der grundsprache darbietet, hätte doch wohl ante ergeben, wie debitum
deute ergab. In er wägung kommt zunächst goth. aibr d(OQov: gäbe konnte
sehr wohl als naturgaJ)e aufgefaßt und auf sitte, gute sitte überfragen
werden; auch sp. donaire {von donum) ist zur bed. artigkeit, feine sitte
gelangt. Aber die richtige prov. form wäre aibre gewesen und dieser im
prov. kaum vorkommende wegfall des auslautenden r ist dem bemerkten
etymon höchst ungünstig. Schlimmer noch ist, daß das nur einmal vor-
kommende goth. wort selbst nicht sicher steht, wenn auch Leo Meyer (Die
goth. spräche 1869) nichts dagegen erinnert. Unter diesen umständen
verweist Mah^ p. 41 auf ein bask. wort: aipaa n^, aipatu von jemand
reden: der ruf stütze sich auf die eigenschaften des menschen und so sei
es gescheiten, daß man im prov. rückwärts schließend voh der Wirkung auf
die Ursache gekommen. Das fortschreiten von der Ursache zur Wirkung
ist in den sprachen nichts seltenes, aber auch der umgekehrte Vorgang ist
gedenkbar. — [Doch möchte noch ein arabisches wort rücksicht verdienen:
aub 'celeritas, consuetudo, mos Freyt. I, 68^, dazu aus derselben würzet
aibah, wobei aber nur die bed. celeritas angemerkt ist. Aber das erstere
genügt, da au im prov. leicht in ai Übergeht.]
AYeul fr. großvater; dimin. von avus, pr. aviol, it. ävolo, sp. abuelo,
pg. av6. -Ai^ das wiederum verkleinernde und kindisch machende oder
auch auf das ehrwürdige hohe alter wird die diminutive oder kosende form
passend übertragen. Grimm III, 677, wo ähnliche altdeutsche Verkleine-
rungen bemerkt sind.
Aiglent altfr, z. b. Rom. fr. p. 33, pr. aguilen hagebutte; abgel.
pr. aguilancier, aiglentina, fr. öglantier domstrauch; aiguille, aguilha
mit dem suffixe ent, lat. gleichsam acuculentus stachelig.
Aigu /r. spitz; von acutus.
Ailleurs fr., alhors pr. adverb; von lat aliorsum, das nach Goto
und den komikem veraltete und ins mlatein aus der Volkssprache wieder
aufgenommen ward; s. 0. Müller zum Festus.
Aime altfr. ein weinfaß Carp, s. v. ama; von hama (afirj), im
mlatein häufig und in verschiedenen bedeutungen ama, daher mhd. äme,
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ILc. AIN-ALIZE, 505
öme, nhd. ohm, dltn, äma u. s. w. In der bed. Schätzung nach dem
augenmaß ist aime = esme, s. esmar /.
Aiü cdtfr. fischangel; von hamus, it. amo, s. auch ancino /.
Ain^ois altfr.^ anceis pr. adverb, vorher, eher, prius. Etwa issgs.
aus rom, ans-eis = lat, ante ipsum d. i. vor-dem, vor dieser zeit. In-
dessen sind noch andre mögliche quellen dieses tvorte^ zu berücksichtigen.
Ein griechisch'lat. glossar übersetzt l^ingoad^av (vorher , vormals) mit
anti-secus DG, worin secns auf lateinische weise fast müßig steht : dies
konnte sich romanisch zusammenziehen in antsecs anceis (c aus^ ts), also
nach form und begriff vollständig zutreffend. Ein anderes beispiel roma-
nischer Zusammensetzung mit secus ist das alte sard. assecus (nachhery
hinterdrein) von ad-secas nach DeliuSy Sard. dialekt des 13. jh. p. 18.
Femer würde sich das ßr anzi (s. thi. I.) aufgestellte antius sehr wohl
auf anceis anwenden lassen. Darüber wäre cdso zu entscJwiden.
Atni fr. adj. älter , sonst ains-n^ geschrieben, von ante natns. Vgl.
alnado //. b.
Ais fr. brett, von axis, assis, it. asse; dimin. aisseau schindel, von
axicellus, assicellus, ü. assicella.
Aisil, aissil aliff. essig; entstellt aus acetnm, it. aceto, wal. otzet,
chw. aschaid, ischeu. Dassdbe wort ist engl, eisel, älter aisyl Halliw.,
schon ags. aisil, eisile, statt des üblichen eced, goth. akeit {ahd. ezih um-
gestellt für ehiz). Gemeinrom. ist nur der zusammengesetzte ausdruch
vinum acre, fr. vinaigre u. s. f
Aisne altfr. Weinbeere Voc. duac.; von acinns, it. acino, vgl. Du-
cange s. v. esna.
Al^rion altfr. ein raubvogel: foncons ne aigle ne alerions ne
p6us8ent veoir si cler FC. Ily 330; ein ross braust daher wie ein alerion
GNant. p. 67; daher auch pferdename Alex. 28, 9. Als heraldischer
ausdruch gut es noch immer für einen adler ohne Schnabel und fuße.
Borel verzeichne aus Bible historial ein synonym ai liier: si comme
aigles, ailliers et escoufles, und läßt alerion daraus entspringen. Was
aber die herkunft von aillier betrifft^ so ist wenigstens an aquil-arius nicht
zu denken, weil es der beruf des Suffixes arius nicht ist, nebenbestimmun-
gen des primitivs auszudrücken, wie dies in aquila adler, aquilarius art
adler der fall sein würde, sondern einen selbständigen begriff einzuführen,
une im franz. die thiernamen b41-ier, lim-ier, pluv-ier, verd-ier lehren.
Dagegen konnte das wort, wie ^pervier aus sperber, aus dem gleichfalls
deutschen adler, adelär, geschaffen werden, um, wir unssen nicht welchen
raubvogel zu benennen.
Algier, algeir altfr. speerRol.; erinnert an das synonyme ahd. azger,
ags. ätgär, altn. atgeirr, s. darüber Grimm II, 717, Mhd. wb. I, 498.
Alhon dre j)rot;. ortsadverb; von aliunde.
Alize (alise) fr. (f.) die frucht des alizier d. i. des Crataegus tor-
mindlis, auffallend mit unserm e\sQ-beere übereinstimmend. Für dieselbe
frucht und denselben bäum hält man altfr. alie (oß als Verstärkung der
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506 ILc. ALLOUER— AMBORE.
negation gebraucht) und alier, e. b, SSag. ed. Le Roux d. L. p. 22 un
alier . . bien chargiez d'alies metires, neupr. aligo, aliguier. Bei dem
ungemein seltnen ausfall des s ewischen voccden ist in alle kaum eine
form von alise anzunehmen.
Allouer /r. gelten lassen^ eugeben; am natürlichsten von louer =
lat. laudare, das die bedd. rathen^ billigen entwickelt hatte. Sbst. bMou6
Sachwalter^ verweser führt tnit seiner bedeutung unmittelbar auf louer =
locare, it. allogare hinstellen, anstellen, wiewohl es auch von dem ersteren
verbum einen zugelassenen, gutgeheißenen ausdrücken konnte.
Älterer fr. 1) verändern, 2) verderben, verfälschen; von alter, da
ein lat. alterare fehlt Die jnoeite auch im prov. vorhandene bedeutung
erinnert an Festus bemerkung: alter et pro non bono ponitur, womü
0. Müller das gr. iT€(ßog vergleicht. Die schwestersprachen haben das-
selbe verbum mit denselben bedeutungen. Sofern aber älterer 3) durst
machen heißt (schon R, Stephanus hat alt^r^ ^siticulosusj, so wird man
Egger beipflichten müssen (Inscript^XXlV, 2, 339), der eine entsteUung
aus art^rier darin vermuthet. Arteriatas nändich bedeutet im mitteUbtein
einen, 'cujus fauces rheumatizant\ also entzündet sind und durst leiden, DC.
In alten deutschen glossaren toird arteria scMechthiii mit hdlsader übersetzt.
Aluine fr. wermuth; von aloe, dem namen einer gleichfalls bitteren
pflanze, mit dem suffix me, das häufig pflanzennamen bildet (amarantine,
argentine, avelline, balsamine, ^glantine cet.), ui für oi wie auch sonst,
z. b. muid aus modias. Überdies findet sich mit erweichtem n aUfr.
alogne, dafür auch aloisne Roq. suppl. 195" , Alex. 279, 14, sp.pg. alosna,
lo8Da, mlat. aloxinum, s. Altrofn. glossare 40; und dieses wort macht
die gegebene deutung von aluine zweifelhaft. Andre deuten es a/us aXiovy-
yia (fj neXriy,^ vagdog), einer Variante von aaXwvyxa, dem namen eines
andern krautes, bei Dioscorides.
Amadoner fr. anlocken, liebkosen, daher das spätere in der 1. ausg.
der Akademie noch nicht aufgeführte sbst, amadoa zunder (lockspeise, vgl.
esca L), zsgs. vb, ramadouer. Die vorgebrachten deutungen, z. b. die
aus amatas, befriedigen nicht. Das wort sieht schwierig aus, an seiner
lösung ist aber nicht zu verzweifeln. Das altn. vb. mata, dän. made, heißt
atzen z. b. junge vögel (goth. matjan essen), daraus a-mad-ou-er (wie
baf-ou-er, s. beflfa I.) eigentl. mit speisen anlocken, it. ad-escare. Zu er-
warten war freilich amatoaer, daß aber goth. t mitunter zu d herabsteigt,
darüber sehe man Rom. gramm. I, 312. Die pic. form ist amidoaler.
Ambore, ambure altfr. s. v. a. arabo, meist neutral, aber auch als
unflsctiertes adjectiv gebraucht. Bsp. ambur en terre et en mer {wie
engl, both-and) Ben. III, p. 603; e si dient ambore e saver e folage
Chart, p. 27; Chevaliers et serganz ambore Ben. I, p. 276; ambnr ocit,
ambure cravente Rol. p. 264. Man hat dabei an den genitiv amborum
gedacht, aber dieser casus kann sich hier mit nichts rechtfertigen* Ein
neuer deutungsversuch war der folgende (Rom. gramm. II, 416, 2. ausg.).
* Wie ambo mit duo verbunden ward, so dürße eine Verbindung mit uter,
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II.C. AMENDEß-ANCETRES. 507
atrum cds ein möglicher faU angenommen werden : amb-iitniin konnte nach
den lautgesetßen allerdings ambure ergeben. Liegt nun auch in der form
keine Schwierigkeit, so könnte eine solche in der bedeutung liegen, da sich
uter auf eins von zweien, nicht auf zwei bezieht. Aber es war leicht, von
eins auf zwei Oberzugehn, da man bei diesem werte die zumzahl immer
im sinne haben mußte: auch altemter schritt fort von der bed. eins von
beiden zur bed. beide, uterque.* Von dieser weicht eine spätere etymologie
(des verf.) beträchtlich ab. Man hat bei diesem werte übersehen, daß es
über Frankreichs grunzen hinausgeht, denn auch Italien besitzt es in dem
veralteten indeclinabeln ambnro, z. b. £etcea tremare ambnro le sponde
bei Buti (14. jh.). Da es nun ausschließlich^ wie es scheint, in Italien
und in der Normandie, nicht zwischen beiden gebieten, heimisch ist, so
muß es von dem einen auf das andre gebiet verpflanzt sein, was bei dem
verkehr zwischen Normandie und Süditalien leicht gescheiten konnte. Nimmt
man an, es sei in letzteren lande entstanden, und schlägt man den da-
selbst fühlbaren griechischen einfluß an, so scheint a(nq>6T€Q0v ein berech-
tigtes etymon, um so mehr als dfurpoTegov-yMi, ganz wie ambure-et, auch
conjunctional gehraucht wird. Das richtige product des griechischen wer-
tes wäre allerdings amforo gewesen; es war aber ganz natürlich, daß man
es dem lat. ambo annäherte. S. Jahrb. für roman. litt. V, 413.
Am ender, amende, amendement, eine schon um die mitte des 12,
jh. vorkofnmende, im prov. JBoethiuslied, welches v. 12 emendament, v.
250 aber mit anlautendem a amendament schreibt, noch höher hinauf-
reichertde entsteUung aus emender, die auch ins ital. eingegriffen hat.
Ampleis ältfr. adverb für lat. amplias, im Psaut Bodl. (p. 50.
61. 73. 87. 89. 102), sonst nirgends? Bei Roquefort steU noch ein un-
belegtes amplus. Prov. und altfranz. finden sich mehrere neutrale com-
parative airf eis oder ois, wie sordeis (sordidius), forceis (fortius), gen-
ceis, gences (gentius für genitius), longeis (longiiis). Für diese, wenig-
stens für die drei letzteren, läßt sich nur eine abnorme Umbildung oder
umbiegung at4s den beigefügten lateinischen originalen annehmen, indem
der accent auf i fortrückte, welches nach romanischem brauche in e über-
trat und sich dann in ei dehnte. In sordeis gieng dieser wandet leichter
vor sich und es wäre möglich, daß sich die andern nach diesem beispiele
ausgebildet hätten. Ohne accerdverschiebung war die einführung dieser
neutra eine Unmöglichkeit, denn die auf legale weise zusammengezogenen
formen forz, genz, lonhs würden sidi von ihren positiven nicht unter-
schieden haben. Die spräche aber mochte sich diese neutra nicht versagen,
da die übrigen organischen comparative dergleichen besaßen (melher meils,
belaire belais cet.). Jenen neutris auf eis aber scheint man auch unser
amplins angepaßt zu haben. — Dieser conjectur stellt sich eine andre
gegenüber, aus dem partic. ampliatius oder amplatius. Aber warum als-
dann nicht ampliais, amplais, une bellatias, belais?
Ancßtres fr. vorältem, aitfr. ancestres {acc. ancessors), lat. ante-
cessores. Daher altfr. ancesserie abkunft.
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508 II.C. ANCOLIE— ARAIGNEE.
Ancolie fr, aglei; von aqaileja (im dass, latein nicht bekannt), it.
aquilegia«
Andouille fr. blutunirst, map. nnoglia, chtc. andachiel, bask. an-
doilla. In eilten deutschen glossaren wird scubiling (art toürste) mit
inductilis Obersetet s, Graff VI, 409^ Schmeller III, 313, und wie sich
das deutsche wort aus dem einschieben in den darm {ahd. skioban) er-
klärt, so auch jenes lat. inductilis, welchem andouille [für endouille)
buchstäblich gleich ist. Was Genin^ EScr. phü. /, 80, 2. ed,, darüber
vorbringt, sehe wer lust hat, selbst.
Angar, hangar (mit und ohne aspiration) wagenschoppen, remise.
Wie dies wort mit dem lat. angarla (frohndienst) Busainmenhänge, ist
nicht wohl einzusehen. Ursprünglich bedeutet es Schutzdach, matte zum
zudecken, und ist zumai im wallonischen (angär) zu Ihause, aber es kommt
selbst im celtischen, wenigstens im gael. diaiecte vor.
Angarde, engarde alifr., pr. angarda vorhut, auch warte; von ante
und garde, une fr. ayant-garde.
Ange fr. enget. Die spräche versuchte verschiedene formen, bis sie
bei dieser abgekürzten stehen blieb. Die älteste muß sein angele 3 süb.,
z. b. Antioch. I, 93, Dolop. p. 402, in letzterem gedieht 413 und ander-
wärts auch 2 silb. gesprochen; femer angle HBord., Fier. und anderwärts
oft; endlich angre z. b. DMce., GBourg., schon sdtner. Die heilige be-
detUung des Wortes mag den grund gewesen sein, daß man so lange am
buchstaben festhielt: dasselbe geschah ai4ch bei yierge, welchem yirgine
zur Seite gieng, s. unten.
Anglar pr. stein, fels; eigenth etwas eckiges, von angularis.
Antienne/r. vorgesang; vom ml(xt. antiphona, also geformt wie
ätienne von Stephanus.
Antif altfr. alt: antifs humes ^senioribus" LRs. p. 67, yi4s sentier
anti alter pfad FC. I, 399, une yi^s yoie antie Ben. IV, 21. Es ist
von antiquus, tvie altfr. eye von aqua, indem q au-strat. Das neufr. an-
tique folgte dem it. antico und pr. antic. -— Sofern antif die (allerdings
bestrittene) bed. 'hoch^ hat, muß es aus altif = pr. altiu, sp. altiyo abge-
ändert sein (n aus 1 Bom. gramm, I, 204), wiewohl letztere nicht, gleich
dem franz. werte, im physischen sinne gebrauefit werden. S. Baynouard
im Journal des savants 1834 p. 108, Henschel und Gachet s. v.. Genin,
Beer. phü. I, 156, Jahrb. für rom. liU. III, 109.
Aondar j)r. helfen, frommen, aon hülfe, von abundare.
Appaner altfr., apanar pr. nähren, versorgen, daher fr. apanage
leibgedinge; von panis.
Appeau fr. lockvogel, lockpfeife, wäUon. apell; von appellare.
Araign6e fr. spinne, urspr. spinnwebe (irainede PsatU.), da man
für spinne araigne besaß, das in derselben bedeutung noch in mundarten,
z. b. lothr. ar^gne, fortdauert; auch aranea und aqaxvrj heißen beides,
doch gieng das lateinische gleich dem französischen worte mit der bed.
spinnwebe voraus. Auffallend ist nur, daß die schwestersprachen die ah-
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ILc. ARAMIR— ARGUE. 509
leitung araneata = araign^ für das von der aranea gewirkte nicht her-
vorgebracht haben. Die churwäische sagt filan, filient d. i. Spinner.
Aramir, arramir altfr.j aramir i>r., aremir altcat. (letzteres bei
Ducange) gerichtlich jsusichem, überh. smsichem, zusagen, bestimmen, e. b.
aramir un sairement die Icistung eines eides gerichtlich jmsagen, aramir
ou jurer (eine phrase) geloben oder schtoörenj besonders aramir bataille
Jcampf ansagen in bejnehung auf zeit und ort, daher sbst. aramie ange-
sagter kämpf noch jetzt norm, in der bed. arrangement. Vgl. die bei-
spiele bei Ducange, Raynouardf Henschel und Gachet. Ebenso mlat.
arramire sacramentam, bellum. In den hss. der L. Sal. lautet das wort
sehr verschieden: adrhamire, adchramire, adcramire, achramire, agramire
u. dgl.j in denen der Lex reform, auch adframire, s. die ausg. von Merkel
p. 19; diese Schreibungen verrathen ein deutsches mit hr anlautendes, aber
mit der lat. partUcd ad zusammengesetztes wort. Seine herkunft ist nicht
ganz gesichert. Grimm, BecktsaU. p. 844. 184, erklärt sich für goth.
hramjan ans kreuz heften, daher anheften, demnächst bestimmen, ver-
sichern, verwandt mit ahd. rämSn zielen, trachten. Nach Miülenhoff zur
L. Sal. p. 277 aber heißt das salische adhramire arripere, raptare. An-
heften und bestimmen sind übrigens nah verwandt, sie begegnen sich z. b.
in affigere nUat.: quod Lnitprandus rex in suo capitulari sie affixit: si
quilibet Longobardus cet. s. Ughell. VI, 1278. Dem Provenzalen ist
auch das einfache ramir noch vergönnt, wenigstens liest man bei G. v. Tudela
3298 lo senhor qu'en la crotz fo ramitz (fora mitz Faur.), das dein goth.
hramiths du galgin ^an das kreuz geheftet^ zu entsprechen scheint; v.
8630 steht dafür aramir. Vgl. auch Diefenbachs Goth. wb. II, 689.
Arbalete fr., arbalesta pr.arm&ru^; t;on areuballista bei Vegetius,
woher auch das deutsche wort.
Areasse fr. vrlt. castell im hintertheüe des Schiffes; zusammen-
treffend mit it. areaeeia, sp. areaza kästen, von area; aiso nicht von arx
herzuleiten.
Ardoise schiefer, daher i^. ardesia in einigen wbb. und pg. SLiAosidk]
von unbekannter herkunft, nach Adelung, Mithr. II, 43, celtisch, ohne
beweis; nach Vergy (s. Menage, 3. ausg.) von Ardes in Irland benannt.
— [Mahn p. 86 hält es für abgekürzt aus ardenoise, aus den Ardennen,
was wir auf sich beruhen lassen.]
Argot fr. gauner^rache, von unermittelter herkunft. Eine Zusam-
menstellung der deutungen bei Fr. Michel sur Vargot p. III. ff. Man
liest GBourg. 14, 13. 62, 18 en areage grezois in griech. mundart, arc-
^e geformt nach langage, aber arc?
Argot, ergot fr. spitze eines abgestorbenen zweiges, sporn desfeder-
viehs; gleichfalls unaufgeklärt. Champ. artot.
Argue fr. (f.) ein Werkzeug gold- oder sUberdraht zu ziehen, vb.
arguer, s. Compiem. du dict. de VAc. Man erinnert an gr. iqyov. Die
herkunft aus dem dunkeln ahd. arahön mit künstlichem gewebe bedecken
(Born, gramm. 1, 299, 2. ausg.) ist mehr als zweifelhaft.
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510 II.C. ARMOIRE-ASSISES.
Armoire fr. (f.) schrank; abgeändert aus dem dUen armaire,
anmaire (m.) =pr. armari, it. sp. armario, kymr. armari, bret. armel, dtsch.
almer, lat. armarinm. Von arma ist femer armoiries (f. ph) wappen,
eigentl. jmsammensteUung von waffen.
Armoise fr. (f.) ein krauty artemisia.
Arna pr. cot. schabe, motte {im Eluddari arda), npr. darna, vb.
arnar benagen; von unbekannter herkunft. Auch die sard. mundart kennt
arna in gl. bed. Das churw. wort ist tama^ das aber mit it. tarma jeru-
sammentrifft.
Arpent fr. (t angefügt Rom. gramim. i, 452), pr, arpen, auch
cdisp. arapende, ein feldmaß, lat. arepennis als gallisch angeführt: Galli . . .
semijugerum qnoque arepennem YO(Mnt Columella 5, 1, 6; dagegen: hunc
Baetici arapennem dicunt ab arando Isid. Aber nicht daher, sondern
aus einer OaUien und Hispanien gemeinsamen, waJirscheiniich einer cdti-
schen spräche kommt das lat. wort, man sehe Diefenbachs Orig. europ.p. 233.
Arracher fr., pr. araigar, eradicar, esraigar herausreißen; von
eradicare, exradicare bei PlatUus, Terena und Varro, it. eradicare, sra-
dicare. Wegen der verschiedenen behandlung des c in arracher und
araigar ist an fr. pencher, pr. pengar für pendicare eu erinnern.
Arriser fr. fallen lassen, herablassen; vom oAd. arrisan eusammen-
fallen.
Ar röche fr. (f.) ein kraul, melde, wallon. aripp (f.); entstellt aus
atriplex (n.), it. atrepice.
Ars altfr. (plur.) die Schulterblätter oder der vorderbug des pferdes;
von armns, womit es auch Nicot übersetzt. M nämlich zwischen r und
einem dental erlaubt sich der Franzose ausfallen zu lassen: so in dors,
dort, fert^ aus dorm's, dorm't, firm'tas, nicht anders ars aus arm's. Auch
der Sarde sagt armu de caddu = armus caballi,. versteht aber darunter
ein geschwür am bug; wal. &rmur drückt ganz das lat. wort aus. Noch
jetzt sagt man fr. saigner un cheval des qnatre ars, wo also auch der
hinterbug mitbegriffen ist. Es ist ein irrthum, wenn Gachet unter les ars
die brüst versteht und dies vom fem. arca (behälter) herleitet: welchen
sinn hätte alsdann der auf das einzelne thier angewandte plurtü?
Ar tonn neupr. brot, ein it. artone kennt Vener oni; dazu kommt
noch sp. artalejo oder artalete pastetchen, und artesa, pg. arte^a
backtrog. Man vermuthet darin das gr. agrog, aber nähere ansprüche
hat wohl das bask, artoa maisbrot s. Larrämendi, Diccion. I, p. XVI,
nach Humboldt, Urbew. Hisp. p. 165, urspr. eichelbrot, von artea ort
eichen. P. Monti rechnet auch das comask. adro-basto (brot) hieher.
Assen er /r. einen schlag versetzen, überh. treffen, ciUfr. einem etwas
bestimmen oder zuweisen; für assigner = it. assegnare.
Assises /r. (plur.) außerordentliche gerichtssitzung, in engerer be-
deutung gerichtssitzung an vorher bestimmten tagen, altfr. auch sing, assise,
pr. asiza, womü überdies eine in einer solchen sitzung beschlossene Ver-
ordnung, z. b. eine steuerverordnung oder schlechtweg eine Steuer LRs.
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II.C. ASSOAGER-AUFAGE. 511
p. 390, 393, beseichnd ward, daher levare assisiam eine Steuer erheben,
ü. assisa abgäbe, acciee, neap. assisa taxe der lebensmütd. Es ist ein
particip vom altfr. pr. assire setzen, sich setzen, loJt. adsidere, und be-
deutet also eine gesetzte sache, im franz. ganz eoncret eine schichte steine
d. h. etwas aufgesetztes, im prov. lage^ zustand, positio; in dieser spräche
findet sich at4ch cizias (plur.). Im gegenwärtigen faUe kann es, gramma-
tisch betrachtet, sowohl den festgesetzten gerichtstag als auch das darauf
festgesetzte bedeuten, nicht eigentlich die Sitzung oder Session selbst. —
Eine abänderung von assise und im franz. eigentlich ein fremdwort ist
accise, dtsch. auch ziese abgäbe von eingeführten lebensmitteln, wobei
man an accidere (abschneiden) gedacht haben muß; im englischen sagt
man ezcise phonetisch = accise.
Assoager, assouagier altfr., pr. assaaviar mildem; von suayis,
mü beobachtung des ableitungsvocales i wie in levi-are, moUi-are u. a.'
roman. foribildungen.
Assouyir fr. ganz satt machen, den heißhunger stillen: assouvir
qqun., assouvir une fietim canine. Es läßt sich buchstäblich construieren
aus dem nur im gothischen vorhandenen ga-söthjan xo^Ta^6iv, wenn man
tik ausstößt und y dafür einschiebt: so entstand ponvoir aus uraltem po-
doir, pr. poder. Allein größeres recht hat überaU das lat. dement, hier
besonders, wo sich das deutsclie wort auf einen entlegneren dialect be-
schränkt; und darum ist sufficere, wiewohl sich ff sonst nicht in y er-
weicht, in bdracht zu ziehen, s. Gachd 31\ der ein altfr. asouffir in der
bed. satisfaire anführt; assouvir ^satis älicui facere bei Nicot. Sopire
genügt nur mit dem buchstaben. AuffoMend ist altfr. assouvir bataille
ein treffen liefern, z. b. Äye SAv. p. 126.
Atelier fr, werkstätte = pr. astelier, sp. astillero (von hasta) ge-
stdl zum aufbewahren^ der lanzen, zunächst woU gestdl für das hand-
werksgeräthe, daher werkstätte. Ragnouard^s übersdzung von astelier
'amas de lances^ LB. ist ungenau: die reihe der krieger wird in der an-
gezogenen stdle (aqui viratz fietr d'astas tant astelier GEoss) offenbar
mit einer lanzenraufe verglichen. Neupr. astelier, astier feuerbock d. i.
gestdl zum auflegen des holzes.
Aubain fr. fremdling, ndat. albanus. Die erklärung aus alibi
natus ist abzuweisen. Zu erwägen wäre ahd. elibenzo, früher ali-banto
^aus einer andern gegend\ allein müßte das mlat.wort dann nicht alban-
tus oder doch albannus lauten? Häufig verbindd sich das suffix an mit
adverbien, und so konnte, wie aus proche prochain, aus loin lointain,
oder aus ante ancien, auch aus alibi aubain abgdeüd werden.
Aubier /r., albar pr. splint, das weiße zarte holz unter der rinde;
von albus (albarius), woher auch lat. albumum, altfr. aubour, lim. ooubun.
Aufage altfr. pferd (ausländisches?), z. b. Maugis s'en vait Tam-
blettre pensant sor son aufege (JF^ywi. Mone; brocher Talfege deNubie
Otin. p. 34. Das vorgesäzte al weist auf arabische herkunft, kaum jedoch
darf man der vermuthung räum geben, es sei aus dem näat. farius =
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512 II.c. AÜFERRANT-AVACHIR.
arab. faras (bei Baim v. Agiles um 1100) mit ausgefallenem r geformty
noch weniger, aus dem mhd. phage, ndd, page, welches selbst fremd ist.
— Sofern es ein Oberhaupt der Sarasenen bedeutet, e. b. in der steile
amirant, roys, aufages ChCyg. v. 6226, erinnert Gachet p. 36 an das
gr, q*ayog s, v. a, glouton, letzteres ein übliches Schimpfwort für einen
Sarojsenen, Wozu aber eine solche übersefjmng ins griechische? Einen
Vorwurf gegen die anhänger des propheten isu übertünchen, lag gewiß nicht
in der Stimmung der zeit.
Auferrant s. ferrant.
Auge fr. (f.) trog; vom lat alveus wanne, it. alveo, genues. argio u.s.f
Anmaille fr. (f., nur im plur. üblich) homvieh; von animalia, in
den Cass. glossen animalia 'hrindir\ So auch churw. armal, waUon. amä
rind^ aber piem. parm. animal schwein, romagn. animela sau, huh, sttäe,
hündin u. dgl. S. Pott Ober die Lex Sal. 161.
Aurone fr. (f.) eine pflanze, siabwurz, aberraute; von abrotonnm,
it. abrotano.
Aus neupr. (m) vlies, feU des schafes, s. Honnorat und glossar zu
Goudelin; aon schreibt Sauvages, die champ. mundart kennt ause Tarbe
II, 152, altfr. findet sich heus de mouton Roq. suppl. Ist es das goth.
au-8 Grimm I, 64, III, 327, ahd. awi, au schaf? Aber bessere ansprüche
hat ein latein. wenig bekanntes wort, hapsus bei Celsus, worüber Caper
bemerkt (Putsch p. 2249) hapsum ^vellera lanae, non hapsus ; vgl. hapsum
^vellus lanae Gl, Isid. Hieraus ward mit auflösung . des p in u prov. aus
(vgl ne-ipsum neus^ malaptus malaut). Man leitet das lat. wort aus gr,
aipog, die bemerkung des grammatikers Caper zeigt wenigstens, daß es
ein übliches, sein dasein im romanischen, daß es ein volksübliches wort
war. Griech. acorov (vlies) liegt fem ab.
AusBi franz. partikd (ebenso, auch), oZ^r. alsi, ausinc, awcA florent.
alsi; von aliud sie.
Autant franz. pronomen; von aliud tantum; auch dUsp. autan.
Autel dltfr. pronomen; von alius talis.
Auvent fr. schirmdach. Die dcutung aus 6te-vent ^was den wind
abhält^ ist gegen laut und begriff. Auvent ist sichtbarlich das pr. anvan,
amban, das einen vorsprung oder erker zum schtitz eines einganges der
bürg zu bedeuten scheint, s. FaurieTs glossar zu G. v. Tudela: aus an
ward au wie in erraument für erranment. Anvan aber kann eine Zu-
sammensetzung sein aus ante {so angarda au^ ante-g.) und, wegen irgend
einer ähnlichkeit, aus vannus; Ducange erklärt auvent, auvaiit aus altus
vannus. Was hier fehlt, ist die anscliauung der sache. Griech. außcjv
bergvorsprung u. dgl., daher nüat. ambo, altfr. ambon bühne, wal. amvön,
russ. ambön gerüste, kanzd, ist kaum zu nennen, da sich b, wenn m vor-
hergeht, schwerlich in v erweicht.
Avachir fr. {nur reflexiv s'avachir) erschlaffen; vom aAd. weichjan
oder arweichjan erweichen. Wallon. s'avacht bedeutet sich senken. Nach
dem Dict. de Trevoux ist s'avachir ein kunstausdruck der Schuhmacher
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ILc. AVAISSA-AVIRON. 513
für schlecM gewordenes leder und Jcotnmt vofn fr. vache huh. Dies unirde
sich hören lassen, wenn vache schlechtes oder weiches hMeder bedeutäe,
was nicht der faU ist. Wenn man ein verbum aus einem Substantiv bü-
detf so wird die Substanz dadurch nicht geändert, aus leder kann kein
schleclUes leder gemacht werden; es fehlt also der logische Zusammenhang
zwischen vache und s'avachir.
Avaissa und avais pr. name eines Strauches: frag' d'avaissa,
pruna d'avais, im Lex. rom. mit avaisse übersetzt. Hieraus abgekürzt
scheint vaissa wilde rebe nach Lex. rom. (razims de vaissa Deud. de
Prad.), in einer Urkunde v. j. 1332 de vaychiis et aliis arboribus viri-
dibus; in einer v. j. 1341 cum quibasdam vayshis et aliis minutis ar-
boribus s. DC. ed. H,; im neuprov. nictit nachgewiesen. Das dunkle wort
wäre einer Untersuchung werth: pflanzennamen steigen zuweilen bis in
die urspraclhen eines landes hinauf.
Avalange, avalanche (wie cdtfr. fresenge neben fresenche), daher
it. valanga lawine; von avaler hinabsteigen, vgl. das ebenfalls daraus ab-
geleitete avalaison gießbach. Eine andre form ist fr. lavange, lavanche,
pr. lavanca, entweder umgestellt aus avalange oder erweitert aus mlat.
labina bei Isidorus, der es von labi abstammen läßt (labina eo quod
ambulantibus lapsum inferat 16, 1), churw. lavina. Eine erTdärung aus
dem dtschen lauen (aufthauen) sehe man bei Schmeller II, 405.
Avec speciett franz. präposition dem it. sp. con entsprechend, altfr.
adv. avoc, avuec, avec; zsgs. aus altfr, ab = lal. apud und oc = lat.
hoc *6ei dem, mit dem; ebenso altfr. por-ueQ 'wegen dessen. Eine para-
gogische form ist avecques. Vgl. appo L und o //. c.
Aveindre fr. hervorlangen, occ. avedre. Woher dies seltsame in
seiner endung mit peindre (pingere), empreindre (imprimere), geindre
(gemere) zusammenfallende wort? Gewiß nicht von advenire oder ad-
vincire. Es gab ein lat. abemere wegnehmen, von Festus aufbewahrt:
abemito significat demito, auferto, dies mußte fr. aveindre lauten; mlat.
abemere Dief. Gloss. lat. germ. Es läßt sich freilich auch ohne zwang
aus dem üblicheren adimere leiten wie altfr. avonltre aus adulter, aber
da dies keine roman. spräche anerkennt, so ist kein grund da, von dem
etymologisch noch näher liegenden abemere abzugehn: besitzen ja doch
die jüngeren sprachen der verschollenen lat. Wörter so manche. Die
champ. mundart hat das wort zur 1. conj. gezwungen, avainder.
Avel altfr. champ. (plur. aviaux) inbegriff alles uninschenswerthen.
Nicht von velle, es erklärt sich einfach aus lapillus perle, edelstein, it.
lapillo, wie es denn auch wirklich mit Mjou (kleinod) übersetzt tvird, s.
Boquef. Man glaubte in lavel den artikel zu fühlen und sprach drum
avel; genau so ergieng es dem lat. labellum im it. avello.
Avenant fr., pr. avinen (daher it. avvenante, awenente) anständig,
artig; von adveniens ankommend, zukommend, wie unser bequem d. i.
passend, von biqueman zukommen,
Aviron fr. rüder für kleine fahr zeuge, ndUt. abiro. Nach Frisch
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514 ttc. AVOI-AVOUER.
von ad gyram, weü es sich im kreiße bewege. Setzt man statt gyrum
nur viron, so hat diese erJdärung nichts unwahrscheinliches und es läfU
sich noch beifügen^ daß das lothr. aiviron auch traubenbohrer heißt^ ein
Werkzeug, das einen kreiß beschreibt. Nach andern ist es vom it. alberone
großer bäum, aber diesem worte, dem sich die lothr. tuibenform aubaron
anzunähern scheint^ ist die bed. rüder fremd.
Avoi altfr. interjectiony die eine unmuihige Verwunderung ausdrückt,
daher unser mhd. avoi. Den Ursprung derselben, der sonst in 'ah voie =
it. eh via oder im classischen evo^ gesucht ward, hat man neuerlicJ^ in
einem kirchlichen re[rän evoYae gefunden, der die vocale aus den Wörtern
seculorum amen zusammenfaßt (s. besonders Wolf Ober die lais p. 189)^
hat sich aber die buchstäbliche etUuncMung nicht klar gemacht. Eyovae
konnte allenfalls ein dreisilbiges evo6, nimmer das auf moi reimende avoi
erzeugen. Dieses letztere zerlegt sich von selbst in die beiden interjectionen
ah und voi 'ha sieh\ und diese ungekünstelte deutung bestätigt sich durch
die buchstäblich identische span. interjection afö PC. 1325, worin v, wie
öfter, sich in f verwandelte, also = sp. ah ve = fr. ah voi. Als refrän
trifft man auch aoi und a6, vgl. dasselbe verhalten des vocals in voi-ci und
ve-ci altfranz. — Ob der refrän der Chanson de Roland aoi identisch sei mit
unserm avoi, ist eine frage der litteraturgeschichte, doch darf auf MagniWs
bemerkungen darüber im Joum. d. Sav. 1862 p. 768 ff. verwiesen werden.
Avoi pr. (adj. einer endung) schlechty elend, sbst. avolei^ altit.
avolezza s. Galvani, Lezioni accad. II, 264. Auch im dUcal.y altspan.
wnd cdtpg. kommt das wort vor, ist aber so selten, daß die angaben seiner
bedeutung schwanken. Sanchez übersetzt avoi ome bei Berceo zweifelnd
mit ladron, indem er a«/" volare, das ihm stehlen bedeutet, verweist. Moraes
übersetzt das port. wort im Nobiliario (wofür er auch eine Variante avil
vorbringt) mit mdo; das bask. (navarr.) ahul (gering von werth) wird
dasselbe wort sein. Im prov. ist avoi sehr üblich, aber jetzt gleichfalls
erstorben, und bedeutet das gegentheü von pros, fr. preux. Daß die erste
silbe den ton hat, beweist das zsgz. pr. äul, das sich zu 4vol verhält
wie fr^al zu frivol: mit unrecht also accentuiert Seckendarf avöL Was
seine herkunft betrifft, so räth man auf gr. dßovlrjg unangenehm, lästig,
das eiber der bedeutung nicht genügt. Ducange bemerkt aus einem urtheU
vom j. 1411 advolus = adv^na, buchstäblich das roman. wort. Wie man
sp. cuerdo abkürzte aus cordatas, pr. clin aus clinatus, so konnte man
advolas, avoi aus advolatus, avol^ abkürzen. Die grundbedeutung war
^hergeflogen d. i. heimathlos, fremd und so wird das vollständige wort
öfters gebraucht: ceux qui estoient ainsi bannis . . . les appelloit-on
avolez Ducange v. advoli; garce avol6e TFr. 449. Aus dieser bedeutung
konnte leicht die oben bemerkte hervortreten une in unserm elend 1) pere-
grinus, 2) miser. Allerdings war alsdann ein adjectiv zweier endungen
zu erwarten, es ergieng ihm aber wie frivol = Mvolus, frivola.
Avouer /r., avoar pr.bekenr^en, anerkennen; nicht von votare (wie
noch Rom. gramm. I, 148. 2. aw^g. angenommen ward), sondern von ad-
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ILc. AVOUTRE-BAFRE. 515
vocare, tote auch avou6 sbst. von advocatus. Prov. pari, avocar Jieif^t
anrufen, zu sich rufen, tooraus die bedd. annehmen, anerkennen erfolgten,
ndat. advocare nt filium sunm einen als söhn annehmen, ihn als solchen
anerkennen. Daher sbst. aveu bekenntnis {mit dem üblichen durch die
Stellung des vocaies bedingten Wechsel, toie in jouer jeu, noner noead,
louer lieu, fouage feu), S. Gachet 46".
Ayoutre altfr. pr.bastard, bret. avoultr; von adulter unächt, auch
it. avöltero ehebrecher, wal. votru huppler. Über dm Ursprung des v
in diesem worte s. Rom. gramm. J, 189. Das wallon. avotron, avutron,
welches Qrandgagnage addit. ohne noth aus dem flämischen leitet, hat auch
die bed. Schößling entwickelt.
Aye franz. interjection; vofn alten imperativ aYe hilf, s. Genin Variai.
d. l l frang. p. 333 ff., Gachet p. IP.
Azauty sA^Mi pr. erfreulich, lieblich^ azautar erfreuen, gefallen; von
ad-aptus, adaptare, wie malaut von malaptus, also = it. adatto passend,
daher anständig^ gefällig. Man leite es nicht etwa von ad-altas, denn
nie wird adalt gesagt. Der span. Alexander bietet dasselbe wort 1979:
todos tenien qne era mui adapto nobleza. Gleicher herkunft ist altfr.
a-ate, einfach ate tauglich, kräftig, fähig.
B.
Babeurre fr. buttermilch; für bat-beurre: battre le beurre butter
machen.
Babil fr. geplauder, hMXX^x plaudern, en^rZ. babble, d^5CÄ. babbeln ;
naturausdruck, ^jsurückgehend auf die laute ba ba (papa?), womit das
früheste sprechen und plaudern des kindes beginnt^ (Weigand).
Bäbord fr. linke seile des Schiffes; vom ndZ. bak-boord d.i. rücken-
bord, weil der Steuermann bei der führung des ruders der linken seite
den rücken eukehrt.
Babonches fr. (f.pl.) türkische pantoffdn, daher wohl erst sp.
babachas; vom arab. bäbusch, dies aus dem pers. päpnsch d. i. fuß-
bedeckung (Engelmann).
Bac fr. fähre, henneg. trog; vgl. ndl. bak mulde, trog, bret. bag,
bak barke. Diminutiva sind baquet und baille (bac-ula), aus letzterem
ndl. balie, schwed..h2\]2L, dtsch. balge.
Bäcler fr., baclar pr. sperren mit einer querstange; von bacnlus.
Bacon altfr. pr. Speckseite; vom oÄd.bacho, wdd. bak rücken, mndl.
baec Schinken. Die dauphinesische mundart nennt bacon {entsprechend
nüat. baco) das ganze (zubereitete?) schwein:
Bäfre fr. (f.) fetter schmatis, piem. bafra voller bauch, fr. bäfrer,
npr. hrsiSk, piem. bafrÄ schwelgen, henneg. bafreux, piem. bafron fresser.
Ungetüisser herleitung, um so ungewisser, als Boquefort auch bauflfrer
und das piem. Wörterbuch auch balafrö verzeichnen. Man darf etwa er-
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516 n.c. BAGUE— BALME.
innem an bave ge^er^ so daß b&frer eigenü. hieße den mund wässerig
haben (lat. salivam eiere den mund wässerig machen, appetit erregen)^
vgl. pic. bafe leckermatd^ baflier geiferer u, s. w.: r wäre hinjmgetreten
wie im ü. bävaro, ven. bavarolo geifertuch.
Bague fr. ring mit einem edelstein, auch ring wonach man rennt;
von bacca perle, gelenk der kette. Boja et baga unum sunt Gh Isonis.
Ebenso von baca, bacca ist fr. baie beere, pr. baga, baca, sp.hsLca^pg.
baga^ it. bacca.
BaYon nette fr, eine waffe; sicher nach der ^^ai2^ Bayonne benannt,
nach einigen, weil jene bei dem stürm auf diese Stadt (1666) jmerst ange-
wandt ward. Ist dies richtig?
Balafre fr. (f) lange schmarre oder wunde im gesicht, henneg.
berlafe, maü. barleffi, it. sberleffC; vb. fr. balafrer. Es ist wahrschein-
lich eine zusammenseleung aus der partikel bis schief, Obel, und labrnm,
oder buchstäblicher, da dies in levre übergieng, dem ahd. leffur lippe^
so daß es üble lippe bedeutete, lippe nämlich für eine klaffende wunde
wie gr. %BlXoq. Im champ. berlafre ein übel an der lippe, böse lippe,
liegt die grundbedeutung am tage.
Balai fr. besen, balayer auskehren. Die gruvhdhedeutung des Wortes
ist eine andre: pr. balai haim, gerte, so auch altfr. balais (balai?), bei
Matth. Paris baleys virga, altengl. baieis, vb. pr. balaiar schwanken,
flattern, peitschen. Man darf nach der bed. gerte oder reis ceUischen Ur-
sprung vermtähen: kymr. bala heißt ausbrach (bei Owen), pl. balaon
knospen der bäume (bei Boxhom)y balant das ausschlagen oder sprossen
derselben, bret. balaen besen, das sich im altfr. balain ^flagdlum LRs. 282
wiederfindet, bret. balan ginster. Doch ist in dem roman. warte kein
Suffix ai anjmnehmen, da ein solches für substantiva nicht vorkommt: die
ganze bildung muß eingeführt sein, kymr. balai aber heißt nur dorn der schnalle.
Balc pr., fem. balca, nur einmal vorkommend, feucht, wie Raynouard
übersetzt. Es heißt hier: una terra trop balca, arenosa cet. Gälisch
balc heißt die krustige Oberfläche der erde: krustig unirde sich mit sandig
besser vertragen als feucht.
BalÄvre fr. Unterlippe; für basse-livre.
Balme altfr., balma i^r. cot., in neuem mundarten banmo, grotte
durch einen überragenden felsen gebildet (Honnorat), schweiß, balm, so
auch oberitalisch; barme in roman. mundarten kennt Schott, Deutsche
Sprache in Piemont 242. 271. Man hat dies wort für celtisch gehalten
{SchmeUer s. v. balfen), in seiner vorliegenden ausprägung aber fehlt es
den sprachen dieses Stammes, s. Dief. Celt. I, 192, Orig. europ. p. 239.
Steub, Rhät. ethnologie 86. 198, gibt als urform das rhätische palva an,
wovon derivata in vielen Ortsnamen vorhanden : hieraus sowohl das bairische
und tirolische balfen wie das rom. balma, desgl. das churw. bova erd-
schlipf Balma muß hiemach sehr bei zeit in diese form ausgewichen
sein, da es als geographischer name in den frühesten Urkunden^ ». b.
Breq. I, p. 428" (v. j. 721), vorliegt.
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n.c, BAN-^BAÜD. 517
Ban, bana j>r., banya cat.homy hirschgeweih ; wohl vom Jcymr. bän
mü ders. bed. s. Dief. Goth. tob. I, 267, vgl. aber auch ahd. bain, bair.
hirschbain Schrndler 7, 178. Daher occ. banarut geharnt^ banar(d) hirsch-
iäfer.
Banlieue fr. weichbüd, wörtlich meüen-bann, von ban gerichtsbar-
heit und lieue meilCj fdd, gebiet, also das eu dersdben gerichtsbarkeit ge-
hörige gebiet. So auch altfr. banmolin mühlei/^cmn, müMengerechtigkeit.
S. Ducange s. v. bannum leucae.
Baragouin fr. kauderwälsch; vom bret.hBJs, brot und gwln wein,
welche worte die Franzosen häufig im munde der Bretonen horten, denn
ihrer spräche galt der ausdruck zuerst und kommt daher in spottliedem
vor; so VittemarquS, Dict. frang. bret. p. XXXIX. DasfU Krü. anhang
p. 6. Diefenbach verweist dagegen auf sp. bara-hunda, it. bara-baffa
Verwirrung, Icmn.
Barioler fr. burd, aber ohne Tcur^ und geschmack malen {ältere
wbb. kennen nur das adj. bariol^). Variare, variolare bietet sich leicht
dar. Allein der Franzose tauscht anlautendes lat. v nicht mü b (brebis
ruht auf einer lat, form berbex), und warum sollte ,er dieses wort seiner
famüie ohne grund entfremdet haben? warum nicht varioler une varier,
vairon u. s. w.? Entweder liegt in bar eine umdeutung mit der gleich-
namigen partikd, um dem ungehörigen der maierei einen ausdruck zu
geben, oder yariu8 ist gar nicht in dem worte enthalten, es ist eine zss.
aus der genannten partikel bar und nol6 gestreift, vgl. die redensart riolä
et piol^ buntscheckig.
Barlong fr., alt berlong ungleich länglich; für beslong = it. bis-
lungo, zsgs. mit bis, das etwas ungehöriges ausdrückt, s. bis I.
Bascüle fr. gegengewicht an einem brunnenschwengel, einem schlag-
bäum oder einer Zugbrücke, dsgl. breit zum schaukeln. Man fühlt Zu-
sammensetzung mü bas und cul (Frisch, Scheler), aber der gedanke ist
nicht ganz klar. Deutlicher spricht der neuprov. ausdruck leva-coua hebe
den schweif d. h den längeren theil des balkens.
Basqniner altfr. bezaubern; vom gr. ßaaxaiveiv dass. (Frisch),
wal. bosconi.
Bau /r. (m.) querbalken zwischen beiden seüen des schiff es hoch
über dem boden (Nicot); nach Frisch u. a. vom ndl. balk trabs.
Ban che fr. vrlt. nach Nicot tünchwerk der wand, nach Menage
werkstätte, von apotheca, nach Ginin schindet, von bois, von welchen
Wörtern es aber nicht stammen kann. Zss. sind ^baacher aus dem rohen
arbeiten, flüchtig entwerfen, embancher einen g&icllen annehmen, dsgl.
listig werben, d^baucher verfuhren, eigentl. aus der u)erkstätte locken.
Wegen des Ursprunges von bauche vgl. sowohl das vorhin schon ange-
zogene gael. balc erdkruste wie altn. bälk-r Zwischenwand.
Baud fr. eine ort Windhunde aus der Berberei stammend, auch
chiens mnets genannt; man sehe die beschreibung bei Nicot. Soll baud
denselben sinn ausdrücken wie muet, so fuhrt es auf gael. baoth taub,
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518 II.C. BAUDET-BEDON.
auch durnntf thöricht cet.j goth. bauth taub, stutnm, xüxpog (Dief. Goth.
wb. J, 280), wobei noch auf norm, baude erstarrt oder taub von gliedern
(Du Meril) eu verweisen ist.
Bandet fr. esel, henneg. auch fem, baude eselin, altfr. Bondoain
in der tkierfabel; von baud fröhlich (s. baldo I.), nach Grimm, Reinh.
p, CCXLIV, das zufriedene vor fröhlichkeit jauchsende thier.
Bandrö altfr., baudtat pr., abgel. fr. baudrier, daher entlehnt pg.
boldri^, it. budriere, gürtel, degengehenk. Lot. balteas würde it. balzo,
pr. balz eraeugen, die obigen formen danken also wohl ihr dasein eunächst
dem ags. belt, altn. belti (über dessen Verhältnis eu balteas s. Dief. Orig.
europ. p. 240)y oder noch unmittelbarer dem ahd. balderich, aliengl.
baldrick, baudrick (mlat. baldringus), wenn auch die abschweifung in
baldrat seltsam erscheinen muß. Eine zss. ist altfr. esbaudr^ mitte des
leibes Fer. p. 174" (auch einfach bandrö Gaufrey p. 46, 8), ursprüngl.
wohl der von dem gürtel umfaßte theil, eine bedeutung, die nach W.
Grimms ansprechender vermuthung auch das rom. cinge (cingulum) des
Gassder glossars gewährt. Vgl. barriga II. b.
Be^u fr. in beau-pöre, beau-fils, beau-frire, belle-mfere, belle-fille,
belle-soeur, daher neupr. heou-^ero, helsi-mersischuneger'oderstirfvaterff.
Die Alten hatten dafür einfache zum theü noch jetzt übliche wörtery für
schwägerschaft sogre oder soivre, sögredame, gendre, bru oder nore,
serorge (m.f.); für stiefverwandtschaft parastre, marastre, filia8tre(1w./I^,
frerastre, sorastre (noch occ. sourastre). Früh aber schlugen die bildun-
gen mit aster, die ursprünglich nur annäherung ausdrücken sollten (un-
ächter vater), in üblen sinn um und im gegensatz zur bösen Stiefmutter
nannte man die gute hypokoristisch belle mfere d. h. im altem sinne des
adjectivs ^liebe mutter und so beau p^re ff., ausdrücke^ die auch auf ver-
schwägerte übertragen wurden. Dasselbe Verhältnis bezeichnet der Nieder-
länder mit schoon, der Bretone mit kaer (schön), vermuthlich nach franz.
vorgange. In italischen mundarten heißt der Schwiegervater herr (mail.
messee, ven. missier), die schunegermutter herrin (madonna), gleichfalls
ehrentitel.
Beauconp fr., daher iV. belcolpo, für lat.multum; von beau schön,
groß (z. b. beau mangeur für grand m.) und coup streich, wurf^ also ein
großer wurf, häufe, vgl. sp. golpe ebenso streich und menge. Altfr. findet
sich auch grandcoup, j>r. mancolp GG.
Beaupr6 fr. segdstange am bug des schiff es; vom ndl. boegspriet,
engl, bowsprit.
Bedon fr. kleine trommel, dsgl. dicker bauch, bedaine und bedon-
daine mit letzterer bed., dahin wahrscheinlich auch altfr. bedoneau, be-
douan, bedouau (letzteres z. b. bei Nicot), norm, bedou dachs, eigenü.
dickbauch, vielfraß. Bedon und bedaine stehen in einem ablautverhältnis
wie miton, mitaine, ribon ribaine, ihr stamm aber harrt noch etymologi-
scher aufklärung. Don kann nicht dafür gelten, da be keinen befriedi-
genden sinn geben würde. Vgl. dondon.
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ILc. BEGUE— BELLEZOUR. 519
B^gue /r., beique, bieque pic. stammelnd, daher altsp. vegue Canc.
de Ä, vb, pic, bürg. norm, böguer, fr. b^gayer stammeln, letzteres ein
nomen begai voraasseteend. Von bec (schnabel) scheint logisch unstatt-
luift, nicM einmal dem wallon. böqueter möchte Grandgagnage diesen Ur-
sprung zugestehn. Möglicher weise zsge. pus pr. bavec alberner Schwätzer,
sp. babieca pinsel, daher altfr. begaud, norm, begas mit letzterer bed.;
wegen der Verkürzung der form vgl. pr. sageta, ältfr. sette. Behaupten
aber läßt sich diese deutung nicht.
B^gueule mauiaffe; eigentl. wer das maul aufsperrt, von b^r und
gneule.
Bele altfr. wiesei (chevals e dras e beles rosse, tücher undwiesel-
fette Bau I. p. 332), nfr. dimin. belette, sp. beleta (in einigen wbb.),
mail. b611ora, sard. beddula, com. b^rola, parm. benla, gen. böUua, sie.
baddottala (für ballottala, bellottula); stimmt buchstäblich zum Jcymr.
bele marder, so wie zum hochd. biUe Frisch I, 97", ahd. bil-ih büchmaus.
Vielleicht aber ist bele nichts anders als das lat. heWsL' schön: auch bel-
lora paßt zu bellula, ebenso heißt es bair. schönthierlein, schöndinglein,
dän. den kjönne pulchra, ein schmeichelwort für das thier, dem man ge-
heimnisvolle Tcräfte zutraute, altengl. fairy Hälliw. S. Schmeller IV, 183,
Grimms Myth. p. 1081. Diefenbach, Orig. europ. p. 269, gibt nur an-
lehnung an bellus zu, nicht herJcunft aus demselben. Das thier heißt norm.
roselet ro^A, lothr. moteile (mustela), norm, bacoulette.
B61ier fr. undder, leithammel, in der thierfahd Belin, daher norm.
blin; vom ndl. bei glöckchen, weil er ein solches zu tragen pflegt, ndl.
bel-hamel; engl, bell-wether, fr. auch clocheman (glöckner) und mouton
k la sonnette, miat aries sqnilatus genannt. Derselben herhunft ist auch
fr. b61i^re glockenring.
B bittre fr. bettler, lump, daher nach Covarruvias das sp. belitre,
pg. biltre; ahgel. it. belitrone Ferrari u. a. Unter den vorgebrachten
zahlreichen deutungen, ß. b. atis balatro oder ballistrarius oder blitum
(man sehe bei Minage), oder gar von^ bßler blöken (Oenin, Beer. phil. I,
169), denn das gewerbe des bettlers gestattet sehr verschiedene auffassun-
gen, ist die von Nicot aus dem dtschen bettler, umgestellt bleter bliter,
hervorzuheben, da sie auf einem gleichbed. worte fußt; die altfr. Schreibung
belistre ist bei der häufigen einschiebung des s vor t hein hindemis. Doch
möchte die von Atzler aus benedictor, d. h. der den geber segnende, nicht
minder zu beachten sein: ähnlich von Seiten des begriffes ist das sp. por-
-dios-ero, einer der die beschwörung 'um gottes tvillen im munde führt,
ein bätler. Vgl. Pott ZigeunerspracTie I, 29. über ein lomb. blicter
sehe man bei Cherubini und Monti,
Bellezour altfr., pr. bellazor, comparativ von bei, mit der nomina-
tivform pr. bellazer[8] Flam., GProv. 80, üblicher bellaire. Waclcemagel
(s. Altroman, sprachd. p. 22) gründet diesen comparativ auf lat. bellatior
von bellatus, wovon Platäus das dimin. bellatulas gebraucht. Solcher ab-
UUungen mit atus aus adjectiven finden sich noch andre und nicht bloß
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)520 n.c. BELLUGUE-BERCER.
bei Plauttis: ebriolatns von ebriolns, puUatus von pollus, bifidatns von
bifidus, vgl. Dünteers Wortbildung p. 63. La Ravalliere (gloss. zu Thibaut)
und Boquefort kennen auch den positiv bel^, fem. bel^e, bellöe; hätten
sie belege beigefügt, so stände die bemerkte deutung ganz sicher, denn
bel6 kann nur von bellatas herkommen. Merkwürdig ist auch, als die
einzige in ihrer art, die ältsp. aol. belido, d. i. bellitus: sonrisos* el rey,
tan belido (1 für 11) fiiblö PC. 1376, auch aUpg.: levantou s'a velida,
levantou s'alva D. Din. p. 142. Der neap. Superlativ belledissemo (bei
Galiani) scheint damit zusammenzuhängen.
Bellugue dltfr. Roquef., pr. beluga, daher norm, beluette, fr.
bluette funke, vb. pr. belugeiar (belugueiar?), fr. binetter funken sprü-
hen. Es scheint zusammengesetzt aus der roman. partikd bis und lux,
so daß es eigentl. schwaches licht heißt, wie das mit derselben partikd
zsgs. it. bar-lume, sp. vis-lambre; dahin weist auch eine zweite norm,
form berluette. Also be-luga ßr bes-luga une ältfr. be-loi neben bes-loi.
Für dasselbe wort ist zu halten, mit einer geringen ahänderung der be-
deutung, fr. b er lue funken oder blitze vor den äugen, blendung des ge-
sichtes, in, Bet-ry diminutivisch ^berluette, vb. pr. a-bellacar, piem. s-ba-
-luchö, in Berry ^-berluter, champ. a-berluder (t und d eingeschoben)
blendete. Dem fr. berlue entspricht übrigere buchstäblich das gleichbed.
mail. barluss (vb. barlusi, piem. berlusft), nur daß lux hier nicht in luca
umgebildet erscheint.
Benc i>r. (m.): descendion d'aqui aval per us desrancs, per us
belencs, per unas rochas, per us bencs B. 226, 33. Man sieht, daß
von einer felsengegend die rede ist. Honnorat führt benc ctuch als neu-
prov. an und mit den bedd. zinke eitler gäbet, starker dorn, zacke; es
könnte in der citierten stelle klippe heißen; dabei verweist er auf bec
Schnabel. Das Gloss. occ. dtiert lo cor trair' ab un benc das herz her-
au^ziehn mit einem dorn? Auch belenc (vgl. B. 249, 26) ist beack-
tenswerth.
Bercer {gewöhnlich berser) cdtfr. mit dem bolzen oder pfeü er-
schießen (Willam fu berc6 Ben. HI, 363, vgl. Antioch. 1, 35), dsgl. da-
mit jagen; bersail, it. bersaglio, berzaglio ziel, bersailler, berseiller
treffen. Ducange führt ein in englischen Urkunden gebrauchtes shst. bersa
(Umzäunung) an, worin Carpentier das bret. berz, berc'h (hinderung, ver-
bot) zu erkennen glaubt, und so behauptet man, bercer heiße Hm park
jagen. Allein theils wäre eine solche begriff sübertragung, wenn vielleicht
nicht unmöglich, aber doch sehr unwahrscheinlich, denn bercer von bersa
verlangt die bed. umzäunen oder schützen, die auch das bret. vb. berza
ausdrückt; theils bezieht es sich, wie zahlreiche stellen lehren, nicht ein-
mal ausschließlich auf die ausübung der jagd innerhcdb der gehege. Es
muß eine andre deutung versucht werden. Eine italische chronik inMur.
ScnpU. rer. itcd. VI, 1041 (dazu Ant. ital. II, 479) enthält die stette
trabs ferrata, quam bercellum appellabant, d. h. mauerbrecher, widder,
sturmbock, offenbar von berbex, vervex (eine andre hs. gibt barbizellum);
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ILc. BERCER— BERRUIER. 521
aus berbex ward ein ital. vb. berciare (imberciare homnU vor)^ fr. bercer,
dem man die hed, durchbohren beilegte^ vgl. toal. berbecä, inberbecä. stoßen.
Bercer /r., bressar pr., amh altsp. brizar wiegen; altfr. bers
{woher das pic. ber), pr. bers, bres, auch altpg. bre^o, npg. bergo, altsp.
brizo, abgel. fr. berceau, wiege, in frühem mlatein berciolum, *quod
honesto sermone philosophi canabulnm vocant', s. Ducange. Muthmaß-
lieh ist bercer mit dem eben besprochenen verbum identisch, indem man
eine andre thätigkeit des sttirmbockes, das hin- und herschaukeln desselben
im äuge haite: ähnlich nannte man die wiege mlat. agitarium. Da fr.
berceau auch laubgewölbe heißt, von der Überdachung der wiege, so ver-
muthen andre seinen Ursprung in dem angeblich celt. bersa umhegung
(s. den vorigen artikel)^ womit aber kein wesentliches merkmal der wiege
ausgedrückt würde. Außer brizo hat der Spanier auch brezo und blezo
mU der bed. bett auf einem weidengeflecJUe, esgs. combleza concubine.
Berle /r. (f.) ein kraute bachhunge. Marcellus Empiricus gibt als
lateinisch ein vor seiner eeit nicht vorkommendes wort, berula kr esse: her-
baniy qnam latine berulam, graece cardaminen vocant, edit. Basil. 248.
Man darf es als das etymon vofi berle annehmenj unewohl die bedeutun-
gen nicht stimmen, aber pflaneennamen werden häufig verwechselt; übri-
gens wachsen beide kräuter an backen und dienen wenigstens gegenwärtig
zum salat. Ein mhd. glossar hat berule ^bembunge Hoffm. Sumerlaten
64, 80, was sich der franz. bedeutung schon jsu nähern scheint. Eine
abweichende form, wenn nicht ein andres wort, ist neupr. berria für eine
spedes der berle. Man sehe dazu Lief. Orig. europ. p. 435,
Berlin e /r. eine art kutschen aus Berlin nach Paris gekommen,
das wort auch ins ital. und span. übergegangen.
Berme fr. rand am fesiungsgraben, daher sp. berma; vom ndl.
breme, engl, brim, ags. brymme rand, säum {nhd. bräme), vgl. ndl. berm
dämm KU.
Bern er fr. prellen, in die hohe schnellen. Die Römer, sagt Oujadus,
prdlten mit dem ßagum, gleiMedeutend aber mit sagum ist altfr. beme
(s. bemia I.), daher das vb. bemer. Das neap. bemare sich erlustigen,
spaß treiben, soll französischer herkunft sein.
Berruier altfr., pr. herroyier piänkler, kämpf er des vortrabs: et
en la ost veirem solatz e laigna eis berroviers soven correr la plaigna
LR. s. V, Muratori, Ant. ital. II, 530, hält die berruiers für die hommes
perdus des heeres, wenig verschieden von den ribaldis. Ihre tapferkeit war
sprichwörtlich: Elyas se deffent k loy de berruier, oder et Bauduin che-
vauche ä loy de berruier ChCyg. I, p. HO. Auch zum waidwerk geliörige
leute führten diesen namen: ses veneors et ses berruiers MFr. I, 54.
Eigentlich bedeutete da$ wort einen einwohner von Berry, wie noch jetzt
(s. Jaubert), und findet sich daher mit andern völkernamen zusammenge-
stellt (Flamenc ou Berruier Mones Anzeiger VI, 331) : aus welchem gründe
es aber zum appellcUiv geworden^ darüber gibt es eben so wenig gewißheit
wie bei chaorcin. Man höre auch Fallot 512, und namentlich über die
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522 ILc. BESAIGRE-BETER.
hedetdungen Gachet 61^. Aus Frankreich eingeführt ist it. berroviere
straßenräüber^ häscher, in einem alten genues. gedieht berruel Archiv, stör,
ital app. nunt. 18, p, 61. S. auch Ducange v. berroerii.
Besä ig re fr. säuerlich; von dem rom. adv. hia und dem lat. ady.acer.
Beser fr. (norm. Menage, bezer Nicot) hin und herrennen, von
kühen^ die ein insect gestochen; ist das gleichbcd. mhd. bisen, auch pisön
(mit kurjsem i, daher das fr. e)- Vgl Chevallet I, 346.
Besi fr. (in den westl. gegenden) wilde bime; nach dm' akademie
ein celt. worty vgl. aber ndl. bes, besie beere.
Be siele fr. (f., nur im plur. üblich) briüe. Die gewöhnliche her-
leitung ist von bis-cyclus doppelkreiß, das etwa von einem mechanicus er-
funden sein könnte. Nach Hfmage aber ist besicle das aUfr. (undprov.)
bericle = bejyllus mit vertauschtem sufßx, leteteres wort im mütdalter
für brüle gebraucht (woher auch das deutsche wort); im occit. hat raericle
die bed. besicle, im genfer diälect bericle, im wdllon. berik. Die form
kann \in Paris entstanden sein, wo man fr^e ßr fr^re, misesese für
miserere sagte, s. Bouille, Diff. vulg. ling. p. 36,^ und vgl. Rom. gramm.
I, 464. Dieseldeutung ist minder künstlich als die erstere, aber auch sie
erlaubt nicht, in dem worte ein acht französisches d. h. ein von dem volke
geprägtes anzuerkennen, in welchem falle es berille hätte lauten müssen:
bericle mag unter den leuten vom fache entstanden sein wie auch vöricle s. u.
Beter altfr., e. b. ung ours qnant il est bien betez B. de la rose
V. 10619 (ed. d'Amst.); comme^un ours batre et beter bei Carpentier;
ors beter Ben. III, p. 529, NFG. II, 59. Es muß heißen 'gebiß oder
matdkorb anlegen wie es auch Carpentier mit emmuseler übersetzt, und
so ist es das ags. bsetan, mndl. beeten, mhd. beizen beißen machen (in
den zügel),Z oiber^ ai4ch hetzen, une mhd. erbeizen, z. b. sur moi betera
bille Wrights Polü. songs p. 231. Eine zss. ist nilat. ^bettum, engl.
abet anstiftung, altfr. pr. abet trug, list, pr. abetar, altsp, dass. Alx.,
altfr. abeter hintergehen, zum besten haben, pr. abetar 'decipere verbis
GProv. 28, noch jetzt norm, abet köder, abeter ködern; forbeter findet
sich 8. Graal v. 3702. — Merkwürdig ist das participialadj. altfr. betö,
pr. betat, besonders auf ein gewisses entferntes meer angewandt: dusc' a
la mer bette s. Ferabr. p. 182% C. de Polt. p. 53, Ben. III, 309, pr.
jusc' a la mar betada Fer. v. 2747. Eine prov. stelle sagt: la niars
betada sela que esvirona la terra LB. II, 216. IV, 153. Was heißt
aber dies bet6? Es erklärt sich aus Brandaine p. 132 ausi com ele
(la mer) fast bietöe, im original p. 26 coagulatum. Mer bet6e ist also
das geronnene meer (concretam mare bei Plinius H. N. 4, 16, 30), mhd.
das lebermer von liberen gerinnen (Wb. II, 138), darum auch Fer. 681
sanc vermelh betatz geronnenes blut, sanc trestoat bet6 DMce. p. 295
u. oft. Man könnte hierzu anführen gael. binndich gerinnen, läge es
buchstäblich nicht zu entfernt: auch dieses bet6 kann von unserm beizen
herrühren, da man die mikh durch säuren zum gerinnen bringt. — [Dazu
Dief. Orig. europ. p. 388.]
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ILc. BEUGLER-BIGLE. 523
Beagler /r., vrlt. bugler hrüllen wie ein rind; von buculus, das
auch die form des ältfr. bügle = neufr, büffle (bubalus) hestimnU zu
haben scheint.
B^vue fr, versehen; zsgs. mit bis, s, dies wort fhl. L
Biche fr, hindin, altfr, im norden und England bisse, wäUon. bih,
neupr, bicho, piem, becia. Man hält es theils für eine nebenform von
bique ziegey neupr. bico, womit sich aber bisse nicht verträgt; theils für
das lat, ibex Steinbock odergemse, ältfr, ibiche Ben. IV. , und hieraus
würde sich allerdings die doppelförmigleit des Wortes, ss neben ch, sehr
befriedigend erklären. Es wäre also dem durch chamois verdrängten
ibiche eine andre bestimmung zu theä geworden; aber die Übertragung
ist stark.
Biche altfr. kleine hündin; vom ags. bicce, engl. .hitch, nord.
bikkia dass.^ vgl. hd. betze; nach Frisch ober abgekürzt aus babiche,
dies aus barbiche zottiger hund, von barbe bart, wozu man auch noch
it. barbone, gen. barbin anführen könnte. Von biche kommt bichon kleiner
langhaariger hund.
Bidet /r. kleines pferd, Mepperj auch sackpuffer, daher wohl it.
bidetto mit ersterer bed. Der stamm ist im celtischen zu suchen^ wo er
etwas kleines bedeutet: gael. btdeach winzig ^ bfdein kleines geschöpf vgl.
kymr. bidan schwächlingj bidogan kieine waffe. Dahin auch benennungen
des kleinen viehes me comask. bide ziege, in Berry bide altes schaf,
henneg. b6do schaf (in der hinder spräche)^ occ. bedtgo einjähriges schaff
doch erinnern diese producte der Volkssprache auch an lat. bidens.
Bied altfr. flußbett: que tute la grant ewe fait isir de sun bied
Charl p. 32, vgl Og. 6874, daher norm, bediöre {wie von lit litiere)
bett; vom ags. bed, altn. bedr = ahd. betti; doch ist die franz. bedeutung
unsem alten mundarten nicht bekannt. Auf die form betti gründet sich
vielleicht das neufr. biez mühlgang = mlat. bietium, biezium; an bed
aber schließt sich bürg, bief, norm, bieu, piem. bial, genues, beo, mlat.
bedum u. dgl. S. auch Dief. Goth. wb. J, 264.
Biffer fr. ausstreichen; unbekannter herkunft.
Bigarrer fr. buntscheckig machen, cat. bigarrar, sp. abigarrar (aus
dem franz.? fehlt pori.). Nach Caseneuvc von bigerica vestis; besser nach
Menage von bis-variare. Eine andre dem buchstaben sich genauer an-
schließende auslegung wäre die folgende. Bi-garrer steht für bi-carrer,
u}ie bi-gorne für bi-corne (s. unten), von carr6 Viereck, und heißt eigentt.
quadratartig zeichnen, wie unser scheckig eigenil. heißt ^nach ort des
Schachbrettes^; bis (s. thl. I.) drückt das unregelmäßige dieser Zeich-
nung aus.
Bigle fr. schielend, bigler schielen. Ist bigle i= it. bieco von ob-
liquus? dann wäre 1 umgestellt, was der Franzose nicht liebt, Oder =»
sp. bisojo von bis-oculus? es stände dann für bis-igle zsgz. bisgle, vgl.
icle in boru-icle, bourn-icler at4s der mundart des Jura, und diese deutung
ist vorztufiehen.
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524 ILc. BIGORNE-BIJOU.
Bigorne /r. hamamboß; von bicornis etoeihomigj it bicornia, sp.
bigornia.
Bigot /r. frömmelnd und abergläubisch, auch als Substantiv üblich^
fem. bigote. Die althergebrachte detUung ist aus der deutschen betheu-
rungsformel bei got, bt gote, weil der bigotte den namen gottes im munde
ssu führen pflege^ und diese auslegung hat alle Wahrscheinlichkeit für sich.
Wie aus anrufungen gottes auch andre, begriffsverwandte nomina entstan-
den sind, darüber sehe man sandio //. b. und ßge noch sp. pordiosero
bei {s, oben bölitre). Got oder god ward zwar sonst franz. zu goi
(unten s. v.), ailein es lag nahe, das suffix ot auf das neue wort anzu-
wenden, das man auch in dem synonymen cagot (s. unten) fühlen mochte.
Dagegen halt Wedgwood bigot für eine form des bekannten beguina, wo-
für auch begatta, masc. begardus, it. bighiotto aufgekommen sei, und
leitet diese Wörter vom it. bigio in beziehung auf die graue kleidung der
beguinen: allein das unserm worte oilerdings sehr nahe liegende beg-atta
ist eine, une es scheint, erst im 15. jh. entstandene ungeschickte latinisier
rung desselben (es findet sich in einem lat. deutschen glossar so wie in
Beuchlins Brevüoqum und in den Epist. obscur. virorum), und auch bi-
ghiotto isi dieses gepräges; und was bigio betrifft, so ist es ein unmög-
liches etymon. Wie alt das franz. wort in der angegebenen bedeutung
sei, ist noch aufzusuchen; so findet es sich bei Pasquier, bei Bob. Stepha-
nus (1539) par bigotie '^superstüiose\ Aber es steigt weit höher hinauf,
kommt jedoch anfangs nur in einer eigenthümlichen anwendung, als Spitz-
name der franz. Normannen vor, worüber man den dichter Wace hören
muß: mult ont Franceis Normanz laidiz e de mefaiz e de mediz, sovent
lor dient reproviers et claiment bigoz et dra^chiers Rou II, 71. Ver-
anlassung und sinn des Wortes berührt eine bis zum j. 1137 laufende
Chronik (Duchesne III, 360, Bouguet VIII, 316): herzog BoUo habe
könig Karls fuß zu küssen mit den englischen Worten ne se bi god ^nimmer
bei gotf verweigert, woraus jener Spitzname bigot entstanden sei. Man
konnte um seiner deutung willen die anecdote erdichtet haben, in sich
selbst aber ist sie nicht unwahrscheinlich. Am einfachsten ist es anzu-
nehmen, die Normannen hätten sich dieser Schwurformel häufig bedient
und seien darnach benannt worden; solcher Spottnamen für ganze vöVcer
gab es im mittelalter mehrere. Das wort j€doch, weil es in dichtungen
als der name eines südlichen Volkes vorkommt, aus Visigothus zu erklären
und diesen namen auf die Normannen als ein volk germanischen Ursprun-
ges ausdehnen zu lassen, une Michel thtU (Hist. des races maudites I, 359),
ist offenbar zu künstlich. — Sehr bemerkenswerth ist noch, daß das thema
bigot überdies im dltfr. bigote, bigotelle, bigotere börse, die man am
gürtel trug Bog., vb. bigoter reizen, erzürnen, und auch auf andern ge-
rieten vorkommt, pr. bigote knebelbart, bigotera futteral für denselben,
it, sbigottire aus der fassung bringen, muthlos machen. Ob sich alle diese
Wörter unter einen htU bringen lassen, ist die frage.
Bijou fr. kleine kostbare oder künstliche arbeit, kleinod; wird aus
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n.c. BIOC-BLAIREAU. 525
einer ess, bis-jocare, bi-jouer gedeutet und soll hiernach etwas auf meh-
reren Seiten spielendes oder glänzendes ausdrücken. Man möchte fragen:
warum blieb die spräche alsdann nicht bei dem deutlichen bijeu stehen?
ein vb. bijouer, worauf es sich beziehen könnte, ist nicht vorhanden. In-
dessen gewährt die celt spräche ein entsprechendes wort: das alte comische
glossar (nicht vor dem 12. jh.) hat bisou ^anulus\ bret. bizou, bizeu,
wekhe Zeuß II, 1109 dem gleichbed. kymr. byson (von bys finger?) ver-
gleicht: hieraus leitet ChevaUet das franz. wort.
Bioc ein ausdruck der provenzalischen und catalanischen metrik,
um einen kürzeren mit längeren verknüpften vers zu bezeichnen: pies
trancados, qae nosotros llamamos medios pies, e los Lemosis, Fran-
ceses e ann Catalanes bioqs, sagt Santülana (Sanchez I^ LV). Dazu
ein verbum biocar "^curtare OProv. 63^ , wohl auch nur vom verswesen
gebraucht. Im mitteüatein kommt vor bioohns stamm, dicker ast z. b.
Statut, genuens. Carp. Ist nun mit rücksicht hierauf etwa truncus die
grundbedeutung von bioc, so daß es in einer bildlichen beziehung stände
zu bordon, welches langer stab und vers heißt? Aber auch dies zuge-
geben, bleibt seine herkunft dunkel. Das pg. bioco ist ganz verschiedener
bedeutung und also wohl unverwandt.
Bismut h fr. (m.) ein halbmetall; das wart, wie andre mineralogische^
aus dem deutschen.
Biss^tre, bissestre altfr.^ norm, bisientre, piem. bisest unheü;
eigentl. Schalttag, von bissextus, der schon im alten Rom und später in
Frankreich für heillos galt: bissextus super regem et populum cecidit
Order. Vital, s. Ducange s. v.
Bivac, bivouac fr. (m.) feldwache, vb. bivouaquer; ein späteres
wort, schon nach Menage at4S dem dtschen biwacht für beiwacht, eine
nd)enwache oder außerordentliche wache; sp. vivac, vivaque.
Blafard bleich; nicht vom nhd. bleifarb, une Menage vermuthet^
es ist offenbar das ahd. bleih-fero, zu folgern aus dem mhd. bleich-var
von bleicher färbe, d zugefügt wie in homard. — [Aus bleichfarb läßt es
auch Jault entstehen.]
Blaireau fr. dachs. Mlat. bladarius, it. biadajuolo bedeuten ge-
treidehändler, das diminutiv wäre bladarellus, biadareUo und dies stimmt
genau zum fr. bl^reau (von bl6), une man ehemals schrieb, vgl. wegen der
form auch altfr. blairie = pr. bladaria. Daß man das thier den kleinen
getreidehändler nannte, kann in einer uns unbekannten anschauung seinen
grund haben, denn es speichert kein getreide auf: ober atdch im englischen
ist badger komhändler und dachs. Diefenbach Cdt. I, 223 erklärt sich
das franz. wort aus dem kymr. adj. blawr eisengrau und vergleicht engl.
gray grau und dachs (wozu auch noch pic. grisard anzuführen wäre); da
aber ein franz. adj, blair nicht vorhanden ist und jedesfalls Übergang des
kymr. aw in fr. ai, indem es sonst dem o, eu oder au entspricht, gegen
die lautgesetze streitet, so ist diese erklärung kaum zuzulassen. An das
engl, gray erinnert äußerlich das it. grajo (in einigen wbb.), das aber
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526 n.c. BLASER-BLOC.
nicht von grau herstammen Jcann: der huchstabe leitet eher auf agrariiu
feldarbeiter, wie man den dachs sdierehaft nennen konnte. — [Hiersfu
Mohns randghsse, daß der dachs allerdings getreide (buchweisen) auf-
speicherCy Etym. untersuch, p. 32.]
Blaser die sinne abstumpfen durch den misbrauch geistiger getränkcy
pic. blas^ wer ein durch trinken geschwollenes gesicht hat, s. EscaUier
p. 24j ocdt. blasi den geruch abstumpfen. Da die grundbedeutung dieses
den alten quellen, une es scheint, utibekannten Wortes sich nicht bestimmen
läßty so ist es schwer über seine herkunft ein urtheil auszusprechen. —
[Mahn p. 109 erkennt nunmehr in blaser, welches mundartUch austrocknet^
verbrennen heißen soll, unser deutsches blasen, besonders mit beeiehung
auf die bedeutungen des aUn. bläsa und engl, to blaze schmdeenj aus-
trocknen cet.]
Bloche fr. weich, weichlich, norm, bleque morsch; wird vom gr.
ßXa^ ßlaMQ (schlaff, weichlich, einfältig) hergeleitet, wogegen die gramma-
tik nichts eu erinnern hat, um so weniger als in ndat. ghssaren blax
^stultus^ wirklich vorkommt, s. Class. auct. VI, 61P, vgl. wegen des fr.
ch monstache von fivata^. Andrer meinung ist Grandgagnage, der es
at4S dem deutschen bleich erklärt, s. v. bleque.
BlSme fr. blaß, bleich, blSmir erblassen, daher jngl. blemish nach
Wedgwood. ÄUfr. schrieb man sowohl bleme u)ie blesme, woraus man
fast mit Sicherheit schließen kann, daß s eingeschoben ist. Ein ahd. adj.
bleihh-umo, wäre es vorhanden, gäbe ein treffliches etymon: statt dessen
bietet sich das altn. sbst blämi bläuliche färbe (von blä blau), wobei an-
eumerken ist, daß altfr. blemir eigentl. schlagen (blaue flecken machen)
RCam. p. 273, oder auch beschmutzen heißt. In Berry ist d^plamy blaß
von gesicht.
Blesser fr. verwunden, verletzen, bei den Alten auch besa^Mdigen:
qnant li qnatre angles sont bleciet LJ. 603"; escnz bleciez zerhauener
Schild Chev. au Hon (L. Guest. I, 206'') u. oft. Das altfr. q ist häußg
der ausdruck eines dtschen z, und so darf man erinnern an mhd. bletzen
flicken, bletz (ahd. pletz) Stückchen leder und dgl., daher blesser jerar-
fetzen, mhd. zebletzen in stücke hauen. Von unserm letzen kann das
franjs. verbum nicht herrühren, da neben ver-letzen kein be-letzen statt-
findet.
Biet /r. morsch, nur noch in poire blette morsche bime, piem. biet,
vb. henneg. bl^tir morsch werden; vgl. ahd. bleizza blauer flecken durch
Quetschung. In Berry sagt man blosse für blette, was an das ndl.
blatsen, hd. blotzen quetschen (die äpfel sind geblotzt) erinnert.
Blinder fr. verdecken, unsichtbar machen; ein deutsches wort: goth.
blindjan, ahd. blendan, nhd. blenden. Davon das sbst. blindes (plur.)
deckwerk, it. blinde.
Bio c fr. Uote, häufe, vb. bioquer, daher entlehnt it. bloccare, sp.
bloquear einen platB einschließen; vom aJhd. bloc, bloch, nhd. block, dies
nach GhHmm U, 23 für bi-loh schloß, riegd, vom goth. lukan schließen;
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n.c. BLOIS-BOITE. 527
bloqaer ist also eigentl. die Zugänge eines wies verstopfen. Fr. b locus
{mü hörbarem s) vom dtschen bloc-hüs, blockhans.
Blois altfr.y bles pr. stammelnd; von blaesus.
Blostre ältfr. kleiner hühd auf dem erdhoden NFC. II, 81; vom
ndl. blnyster KU., engl, blister hühel auf der haut.
Blottir fr.j nur refleociv se blottir sich BusammenschmiegeUj kauern^
sich ducken; mtdhmaßlich für ballotir von ballot j^ooA;, ballen, gleichsam
sich in einen ballen oder klumpen zusammenziehen. Man vergesse nicht,
daß U in ballot nur den werth eines einfachen 1 hat, womit auch die
Alten es schrieben. Der ausfall des vocäls hinter dem consonantanlatU
ist wie in frette für ferrette oder altfr. gline ßr galline; Rom. gramm.
I, 197. Noch eine andre herkunft ist gedenkbar. Wir haben oben bei
biet das deutsche vb. blotzen (quetschen) wahrgenommen; dieses gestattet
die annähme eines ndd. blotten: sich quetschen ist sich zusammendrücken,
auch se cacher sagt eigentlich nichts anders.
Bluter /r. mehl in der mühte sieben, bluteau, blutoir mehlsieb.
Ferrari' s etymon aplüda (kleie) fügt sich nicfU in die form, MSnage's
Yolntare nur müf^am in den begriff. Unser beuteln, mhd. biuteln, drückt
genau dieselbe handlung af4S une blnter und steht auch buchstäblich so
nahe, daß identität beider Wörter angenommen werden darf, wenn auch
die franz. spräche von einer so starken Versetzung des 1 kaum gebrauch
macht. Aber die sache läßt sich auch anders und wohl richtiger auffassen:
bluter ist at4S bruter abgeändert; ein gleichbed. sp. brutar kennt Berceo.
Zunächst weist blnteau nämlich auf mUxt. buletjBllum bei Math. Faris,
vb. buletare, attfr. buleter Fier. p. 101, 23, woraus sowohl bluter une
henneg. bulter zusammengezogen sein kann. Reiner ist die cdtfr. form
buretel FC. II, 382, bürg, burteau, denn sie stimmt genau zum it. bu-
rattello von buratto mehlbeutel, eigentl. ein dünner stoff, vom altfr. bure
(s. bujo thl. I.). Der Provenzale entstellte buratel seltsam in barutel, dem
das dauph. baritel ganz nahe steht, der Bretone in burutel. Die grundbed.
von buretel, buletel, blutel, bluteau ist also ein lockerer zum sieben ge-
eigneter Stoff une fr. ^tamine. Ocdt. formen sind barutä, baruteli. Woher
aber chw. biat beutd, biatar beuteln?
Bobine /r. spule, piem. bobina. Nach Sälmasius von homhyx, weil
sie einer eingesponnenen Seidenraupe gleiche. Von bombus, weil sie ein
summendes geräusch macht, wäre grammatisch besser. Wie verhält sich
dazu das pic. norm, bobinette klinke?
Boisson fr. (f.) gäränke; von boire, lat. bibere, gleichsam bibitio,
verwandelt in beisson, boisson.
Botte fr., pr. bostia, boissa, mit einschiebung brostia, brustia
büchse. Aus pyxis gestaltet sich mlat. buxis bei Patdus Diac., woher die
prov. form boissa, im 10. jh. bemerkt man buxida vom acc. pyxida
(nv^löaj, umgestellt in bnxdia, bustia, welches läztere im 11. jh. begegnet,
pr. bostia, altfr. boiste, bret. bo6si Die Erfurter glossen (9. jh.) haben
die bcfnerkenswerthe stelle: pixides 'vasa modica argentea vel lignea, quae
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528 n.c. BOMERIE-BOU.
vtdgo poxides apdlant^ 367 ^ 28. Daher fr. d^botter verrenken^ aus der
pfanne (boite) bringen^ einfach boiter hinken, henneg. botier mit Ursprung^
Hoher Stellung des i. Eine ableitung muß sein boisseaa scheffdy engl.
bushely da es mundartl. boisteau, mlat. bustellas (vomj. 1214) lautet,
verschieden vom altfr. boucel, bouchiau, ^. bossel gefäß für flüssigkeiten
= it. botticello, von botte L
Bomerie norm. Vorschuß auf den gewinn eines schifffes(Triv.); vom
ndl. bodemerij, hd. bodmerei, engl, bottomry, dies von bodem, bottom
kiel des Schiffes, d. h. das schiff selbst.
Bonde /r. schleuße, eapfen, bondon spund, leteteres auch prov. Es
stammt aus dem deutschen, worin es nur noch mundartlich vorhanden ist:
schweif, punt, Schwab, bunte u. a. (s. Stalder und Schmid), verstärkt ahd.
8-punt, vgl. phundloch Graff III, 342. Die form ohne 8 aber scheint im
deutschen die altere (Weigand II, 776).
Bondir fr. abprallen, bond prall, Sprung. Das altfr. und prov.
verbum bedeutet dröhnen, schmettern, auch transit. schmettern lassen, b. b.
Tolifans Boit bondis werde gehlasen Fier. p. 168, und kommt ohne jnceifd
vom lat. bombitare summen, zsgz. bondar, aber nach der 3. roman. cong.
geformt, une dies zuweilen mit intransitiven geschieht, vgl. das synonyme
tentir, retentir von tinnitare. Picard. lautet es noch nach erster bonder,
auch neupr. boundä. Wäre aber im frans, die organisch richtige form
nicJU mit t bonter, une conter aus comp'tare, douter aus dub'tare?
Aber man sagt auch mit d coude aus cub'tas, auf gleiche weise konnte
sich t in bomb'tare wegen der vorausgehenden media in d erweichen.
Mlat. bunda ^sonus tympanV s. Ducange und Class. auct. VI, 612*.
Borne fr. (f.) gränzstein, bei Dante Inf. 26, 14 borni ecksteine,
vb. fr. borner begräneen. Gleichbedeutend ist mlat. bonna (11. jh.), altfr.
bonne, boune, bousne, neupr. bouino und das weit ältere mlat. bödina^
bödena {diesen accent fordert die zwischen e und i schwankende endung
ena, ina), altfr. bodne Ben. I, 375. An die älteste form hat man sich,
wie überall, eu halten: aus bodina konnte sich recht wohl bonne, aus dem
esge. bodna bei der Verwandtschaft zwischen d und r wohl auch bome
gestalten; legt man aber bonna eu gründe, so bleibt das in borne ent-
haltene r ohne erklärung. Mit auf Stellung der urform bodina faUt die her-
leitung aus ßovvog (hügel) so wie die aus dem bret. bom (Potts Forsch.
II, 212, bonn Le Gon.) weg: hier bleibt nur übrig dem stamme bod
nachjmspiiren, dessen Vorhandensein auch das pr. bozola (= bome) esgz.
bola, ndat. bodula, bestätigt; s. unten bouder. Vermuthungen Über das
unsichere wort bei Diefenbach, Goth. wb. I, 300, so wie bei Grimm,
Deutsche grensalterth. (Berl. akad. 1843), welchem bonna, bonda, bondola,
bosula auf die botones, bosones der agrimensoren zurückzugehen scheinen.
Bosseman /r., voin ndl. bootsman, ndd. boosmann.
Bou altfr. armring: la bou de sun braz "^armülam debrachio LBs.
121; armilles qn'om bous apele Ben. I, 341; vom ahd. boug {dies
von biogan), altn. baugr ring, spange, kette. Die prov. form wäre baue
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ILc. BOÜC— BÖüE. 52Ö
Bouc /r., pr. boc das männliche (hier des sfiegengescklecktes. Das
wort komnU auch um die grämen von Frankreich vor: churw. bück,
comask. bocch, cat. boc, arag. boque; dUep. buco scheint gradeau aus
dem franjs. Es ist im celtischen und deutschen einheimisch, nach Grimm,
Gesch. d. d. spr. I, 42, aber erst aus dem roman. ins deutsche verpflanet.
An seiner statt braucht der Italiener becco, der Spanier bode. Abgeleitet
ist fr. boucher, pr. bochier mäeger, eigentlich bocksehiächter, fr. bou-
cherie, pr. bocaria metaig. So hatte inan brecaria meteig für schüfe,
cabreria für jsiegen, ein allgemeinerer ausdruck war carniceria. Die
meisten leiten boucher von bouche: der fleischer sei einer der für den
mund arbeite. Dem underspricht schon das suffix arius, fr. ier, er, da
es Personen beeeichnet, die sich mit dem primitiv beschäftigen oder damit
in berührung sind, nicht solche die dafür arbeiten (barbier, ouvrier,
Chevalier cet.). Überdies unrd die herleitung aus bouc durch das it. bec-
caro = boucher, von becco = bouc, nicht wenig unterstützt Das ur-
sprüngliche franz. wort für fleischer muß maiselier = macellarius ge-
wesen sein; warum es dem specieUen boucher weichen mußte, ist schwer
zu sagen; vielleicht weil es zu sehr an mesel (aussätzig) erinnerte. Weiteres
über boucher im Krit. anh. p. 6.
Boucher fr. zustopfen, bouchon stopfen. Dia deutung dieser Wör-
ter ist so verzweifelt nicht, une sie den etymologen scheint. Bouchon ist
= pr. boco, it. boccone und heißt eigentl. mundvoll, das was den mund
füllt, speciell was den mund der flasche füllt; darnach das vb. boucher,
das keine andre roman. spräche kennt.
Boucle /r. (f) ring, auch haarlocke, hieraus sp. bucle mit letzterer
bed.; aber altfr. bocle, blouque, pr. bocla, bloca, aitsp. bloca PC. mit
der bed. erzbescMag in der mitte des Schildes, miat. bucula scuti Gl. Isid.,
mJid. buckel; abgel. fr. bouclier, pr. bloquier, it. brocchiere, ahd. bnckeler
Schild mit einem buckel, waX. boglariu spange; sämmtUch von buccula
backen, nach der ähnlichkeit benannt.
B 0 u d e r /r. schmollen, b o n d i n {comask. bodin) blutwurst, b o u d i n e
knöpfchen, altfr. nobel, npr. boudöli bützel, boudougno buckel, geschundst,
piem. bodero dick, untersetzt; zsgs. mit inflare, npr. boud-enfU, boud-oufld,
boud-iflä aufblasefi; mit sufflare fr. bour-souffler {für boud-souffler),
assimiliert borroffler, doch wäre hier, das wal. bos-unflä verglichen, auch
Zusammensetzung mit borsa geschundst und inflare gedenkbar. Diese bil-
dungen führen auf einen stamm bod, der etwas aufgetriebenes bezeichnen
muß, denn selbst bouder heißt das matd hängen, die Unterlippe als umist
hervortreten lassen {piem. fS'l bodou), oder es heißt, wie das henneg,
boder, schlechtweg aufschwellen. Zu denselben stamme gehört auch böd-
ina gränze {s. bome), eigentl. etwas vorragendes wie unser schwelle von
schwellen. Ist dieser stamm lateinisch, so findet er sich unzweifelhaft in
bot-ulns wieder; goth. banth-s stumpf liegt in seiner bedeutung schon
entfernter; engl, bud knospe fehlt der ags. spräche.
Boue fr. koth, dreck, alt boe. Dem Süden Frankreichs fehlt es
34
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530, n.c. BOUGER--BOUQUIN.
und seine stelle vertritt panta, womit es aber nichts gemein haben Jcann.
Man merke daeu^ lothr. bod^re gleichbed. und pk. bandelt a4)*y welche^
da sie schwerlich anderes Ursprunges sindy einen dental als stammauslaut
des etymons annehmen lassen. Gleichwohl ist die von Frisch vermuthete
herkunß des wortes aus dem hd. bocht oder bäht nicht wahrscheinlich^ da
cht ein festes frane. t, also auch mdarü. bot^re, botel^ verlangen würde.
Besser genügt kymr. baw (m.) schiamm, wobei auch budjnr schlammig su
berücksichtigen ist; man beachte Dief. CeÜ. J, 183, Zu erwähnen ist noch
das wahrs(Jieinlich aus bone {pr. boa?) entstandene lomb. boga.
' Bouger /r., bojar pr. sich von der stelle rühren, vgl. waUon. bogt
wegrücken. Mit Leibnite und Frisch vom ahd. biogan, nhd. biegen nadh
geben, weichen, oder vom ahd. boggn, ndl. bogen, schweia. bojen, aitn.
bnga beugen^ krümmen. Diese herleitung scheint genügend, gleichwohl
ist etwas dabei eu erinnern, was sie mehr als zweifelhaft macht. Das
eigentl. prov. wort ist nicht bojar, das erst in dem prosaischen Albigenser-
krieg vorkommt und aus dem frane. stammen kann, sondern hole gar
= it. bnlicare, offenbar abgeleitet aus bulir, bolir sieden, wallen, wimmdn,
sp. bullir in steter unruhe sein, pg. bulir etwas von seiner stelle weg-
rücken, und mit diesem wort trifft boager buchstäblich zusammen.
Bougre fr. ein Schimpfwort. In der älteren spräche ist es s. v. a.
Bulgaros, völkemame, bedeutet aber demnächst Jeden ketser, weil die Bul-
garen dem manichäismus besonders ergeben waren und der höchste priester
dieser secte in ihrem lande seinen sitz hatte, daher bougrerie ketzerei. Bei
Nicot hat bougre die bed. paedico, die, wie Minage vermuthet, dem werte
darum beigelegt ward, weil der paedico derselben strafe verfiel wie der keteer.
S. Ducange s. v. bulgarus, vgl. auch Böcking zur Notitia dign. p. *1084.
Boalanger fr.bäcker. Vergleicht man ^. bollo müchbrot, comask.
bulet eine brotsorte, so darf man es mit Ducange von boole (s. boUa L)
herleiten, woraus zunächst ein unvorhandenes boalange (kugelförmiges
backwerk?) entstand. Balengarius findet sich im 12. jh.
Boalevard, boalevart fr. (boalever bei Nicot) wall, festungswerk,
hieratis entlehnt pr. balloar erst in der Chron. albig., it. balaardo, sp.
balaarte; vom dtschen bollwerk wie altfr. Estrabort von Sträzbarc; jenes
nach Frisch I, 118 zsgs. aus bohl-werk, vgl. aber auch SchmeUer IV, 141
und J. Grimm im Wb. Roquefort hat boUewerqae.
Bouleverser fr. über den häufen werfen; eigentl. umkehren wie eine
kugel (boale). Die limous. mundart änderte dies in polo-versi (polo clunis).
Boaline fr. seitentau eines segeis, altfr. bolineTm^. II, 76, boSline
Brt. II, 141; vom ndl. hoe-Ujn, engl. howAine, schwed. bog-lina, bo-lina,
hd. bo-leine.
B 0 a q a e r /r. sich fügen ; vom nord. baeka niederdrücken, nhd. bücken.
Boaqain in der bed. schlechtes buch; von einem mndl. boecktn
büchlein, nndl. boekje. Man sehe über diese ndl. diminutiva, sofern sie
ins franz. übergegangen sind, Nicot s. v. mannequin, MSnage v. brodeqain
und Bom. gramm. Ü, 309.
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II. c BOURBE-BRAIMAN. 531
Bo ur b e /r. (f.) schlämm^ wäUon. borbou ; man ver gleicht gr, ßoQßogog,
Bourde fr., borda pr. lüge, vb. bourder; dahin mncU. beert, boerde.
Die alte bed. spaß, belustigung, aufschneiderei führt auf die herhunß des
wertes, das aus pr. bort ßr biort ritter spiel (s. bagordo L) entstand:
alifr. behorder steigt schon die abgdeUete bed. schereen, spaß treiben. Aus
behord in diesem sinne ward das engl, boord und gael. bürd.
Boargeon fr. knospe, sprosse. Ducange vermuthd vom lat. torio
(q. V.); gane verwerflich. OrammcUisch möglich ist entstehung aus dem
ahd. burjan heben, so daß boargeon (ahd. barjo?) etwas sich hebendes,
hervorbrechendes bedeutete. Die occit. mundart kennt für äuge des eweiges
das einfachere boore, die lomb. für brustwarBC = knospe borin.
Bourreau fr., borel pr. henker, Scharfrichter. NachMinage Bsgz.
aus boacherean von boacher meteger. Ist auch gegen die begriffe nichts
einzuwenden, da e. b. sp. boya beide bedeutungen in sich schließt, so scheint
die eusammeneiehung doch etwas gewaltsam. Borel kann aus boja (s.
dies wort tU. I.) abgeleitet sein und vermittelst des doppelsuffixes er-ell,
wovon auch die franss. spräche beispiele besüjst (m&t, mät-er-eaa), es ent-
spräche also einem hypothetischen it. boj-er-ello, vgl. chw. bojer, aitsp.
borrero. Von bourreau ist auch das vb. bourreler peinigen. — [Schon
Huet vermuthete eusammenhang wünschen boja und bourreau.]
Bouse fr., pr. boza, buza kuhdünger. Churw. bovatscha, com.
boascia, parm. boazza mit ders. bed. lassen ein fr. bouasse anneh$nen;
ob aber auch bousse, bouse, ist sehr zweifelhaft, da sich von einer Ver-
legung des tones von dem ableitungssufßx auf den stamm im frane. kein
ganz zuverlässiges beispiel findet. Sicherer ist herleitung aus mhd. butze
klumpen, der cAgeschnitten, weggeworfen wird, nach Müller, Wb. I, 187,
schon von FrisGk geltend gemcwhi; dieselbe auffassung in ötron, s. stron-
zare U. a.
Brac pr. {f. braca) ^vil, sale, ätject^ nach LR. I, 246, nur tnrima
braca, vida braca. Unter brac schlämm (oben brago I.) läßt es sich
nicht ordnen, weil sein c radical ist. Unser brak ^corruptus, vilior
Frisch t, i24* empfiehlt sich der erwägung.
Brague aUfr. lustbarkeit, braguer (noch nfr.) lustig leben, neupr.
bragd prangen, stolzieren, dUfr. bragard geputzter mensch, Stutzer, mndl.
braggaerd. Muthmaßlich, da es der alten prov. spräche fehlt, vom altn.
brak geräusch, braka prangen, übermüthig sein. CeUische beziehungen
bei Diefenbach, Ooth. wb. I, 268.
Braimani>r. freibeuter; völkemame, Brabänter, attsp. entsteüt in
breimante Alx. (von Sanchez unrichtig erklärt). S. Ducange v. braban-
ciones. Ein appellativ andrer bedeutung gab der völkemame Flamänder :
altcat. flamenc frisch von gesiebt Chr. ä^Escl. 582'', vgl. Cervantes
Num.l, 1: en las^teces de rostros tan lustrosos . . pareceis . . de padres
flamencos eugendrados; aber piem. fiamengh prächtig, herrlich, mhd.
vlaeminc ein mensch von feiner rede und bUdung s. Wackemagds Alifr.
lieder p. 194.
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532 ILc. BRAffiE-BREHAIGNE.
Braire fr. schreien (vom esel), aitfr. pic. norm. pr. braire tiberh.
schreien, weinen, auch schmetternd singen (lo rossinhols brai), pari, brait,
daher sbst. brait geschrei; charw. bragir, bargir. Ächtet man auf die
sinnverwandten verba äUfr. muire aus mugire, bruire aus brugire (mtai.),
so läßt braire auf ein älteres bragire schließen, das auch im miatein vor-
kommt. Ihm könnte engl, brag, kymr. bragal praJUen, lärm machen, ver-
wandt sein, läge nicht eine Verstärkung von raire durch malerisches b
{vgl. b-ruire aus rugire) gans nah. Vom sbst. brait ist pr. braidar,
pg. bradar, daher adj. pr. braidiu, altfr. braidif 0. b. Brt. II, 202 hitzig^
stürmisch, urspr. wiehernd; vielleicht auch pr. altfr. braidir , aUü. bradire
TPS. I, 243. Auch fr. brailler, pr. hTsdllaLT plärren (für braailler?),
piem. braje könnten aus brai-re abgeleitet sein wie etwa cri-ailler aus
cri-er, pi-ailler aus dem unvorhandenen pi-er, it. piare.
Brande fr., n^jpr. brando Meif^es gesträuch, inBerry brande heide
eu besen.
Braquer fr. biegen, lenken; vom aUn. bräka unterwerfen, eigentl.
brechen = mhd. brächen, daher langsam machen, vgl. engl, to break, UU.
frangere brechen, bezwingen, beugen, altfr. briser son corps seinen körper
biegen.
Bras altfr. malz, mlat. bracium (unde cerevisia fit Papias), vb.
brasser, auch cdtsp. brasar brat^en, mlat. braciare, braxare cet.; vom
gallischen brace bei Flinius, ein getreide, woraus malz bereitet ward,
unserm brauen nach Grimm Wb. nahe liegend, gael. braich (f.), kymr.
brag (m., sing, bregyn), vb. gael. brach, kymr. bragu. Abweichend vom
franz. ist das wal. brahe, wofür aber Diefenbach slavische herkunft ver-
muthet. Näheres bei Grandgagnage s. v. brä und Diefenbach, Orig. europ.
p. 266.
Breche fr. bruch, lücke, scharte, wohl auch pr. berca kerbe GO.,
aus dem fr. entlehnt it. breccia, sp. brecha bruch der mauer, in dieser
bedeutung bereits bei J. Febrer str. 229 rompre una bretja; vb. pr.
bercar und enbercar, pic. überquer, fr. öbr^cher schartig machen. Bas
wort stimtnt mit ahd. brechä, mhd. breche etwas brechendes, Werkzeug
zum brechen, mndl. breke bruch, schwz. breche stürz von losgerissenem
gesteine. Man vergleicht auch kymr. brfeg (m.) bruch. Dem mhd. bröchel
(brecher) entspricht i^. briccola, sp. brigola, fr. bricole Steinschleuder,
mauerbrecher.
Bredouiller stottern; mulhmaßlich vom altfr. bredir, pr. braidir
singen, schmettern (von vögeln), vgl. oben braire.
Bröhaigne fr. unfruchtbar (von menschen und thieren). JEs gibt
verschiedene formen. Eine uralte ist in den Livr. d. rois p. 6. 350
baraigne, vom weihe oder auch von Sachen gebraucht : la baraigne plasurs
enfantad 'sterüis peperit plurimos* ; hiemach wäre br^haigne umgestellt
aus beraigne und h nur eingeschoben, um den hiatus zu wahren. Wallon.
lautet es bronhagne, metzisch bereigne, pic. zsgz. breine, bürg, braime
u. dgl., altengl. barrayne, rm^ barren; 5pan. Urkunden späterer zeit haben
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ILc. BRELAN-BRISER. 533
brana. Die üäl. spräche hesüjst bretto unfrtichtbary fmUhmaßlich gane
verschiedenes Ursprungs. HäU man sich an die älteste form baraigne, so
Jcann das wort abgeleitet sein aus dem alten bar mann im gegensate eum
weihe, im frühsten mlatein baras neben baro: baraigne wäre alsdann ein
mannweib, ein unfruchtbares weib. Dieselbe auffassung begegnet im
gleichbed. sp, machorra von macho mann, im pr, toriga von tanr stier,
vgl, lat, tanra. Gewöhnlich erkennt man darin das bret. br^c'han, das
den übrigen cell, mundarten abgeht und um so eher ein fremdUng sein
kann.— Was bedeutä flauste bröhaigne bei Roquefort Poes, frang. p, 106 ?
Brelan fr. ein kartenspiel, vb. breiander. Die altfr. form ist
brelenc, berlenc und bedeutet das brett zum unirfelspiel: un beriefe
aporte et trois dez FC. III, 286, troi d^s et un brelenc IV, 44, später
auch den ort des Würfelspiels, s. Nicot und MSnage. Es ist vom dtsehen
bretlin brettchen, oder (besser) bretling, wie J. Grimm bemerkt (Haupts
Ztschr. I, 677). Daher sp. berlanga ein glücksspiel.
Br^me fr. ein dem karpfen ähnlicher fisch; für bresme, vom dtsehen
brachsme, in Rheims bräme, neupr. bramo.
B r essin /r. seil am ende der segelstange, um sie au richten; ndl.
schwed. bras, engl, brace, nhd. brasse, aber nicht daher, sondern von dem
in gleichem sinne gebrauchten fr. bras arm, da diese taue gleich armen
herabhangen. Bressin tauschte a mit e vielleicht eum unterschiede von
brassin gebräude.
Bret pr. ^homo linguae impedUae* GProv. p. 50, fr. parier bret
oder bretonner stammeln, eigentl. bretonisch d. h. für einen Franzosen
unverständlich reden: ieu ai lengua bretona que negus hom no m*enten
LR. I, 440. So ist dem Spanier vascuence und algarabia verworrene
rede, und ähnliches findet sich auch anderwärts.
Brette fr. (f.). hieber, vb. bretailler; vgl. nord, bredda kurzes messer
oder Säbel.
Breuvage fr. trank; umgestellt aus beuvrage = pr. beuratge, it.
beveraggio, von boire, lat. bibere; vb. abreuver für abeuvrer = pr.
abeurar. Das r in beurage rechtfertigt sich aus einer vorausgegangenen
Substantivbildung, wie etwa pr. biver schenk^ beveria eecherei.
Brimborion fr. lappälie; nach Frisch von brimber betteln (s.
bribe L), also mit anwendung einer halb latdn. endung (brimborium).
Brin aÜfr. gebrause, lärm: demainent grant brin Sax. II, 66, vgl.
I, 210, Fer. 185'' . 186''; wohl vom cdtn. brim brandung, meeresbraus,
wogegen Gachet auf bruin, bruine verweist.
Brin d'estoc fr. springstock; aus dem deutschen worte.
Briser fr., pr. brisar, brizar brechen, serbrechen (trans.^ auch in-
Irans, für se briser, se brizar), sbst. fr. bris (m.) bruch, Schiffbruch,
Schiffstrümmer, pr. briza, lomb. brisa (pt accn^. bris) brosam, brotkrümchen;
esgs. altfr. d^briser, pr. desbrizar, abrizar, desabrizar eertrümmem, sbst.
fr. d^bris (m.) trümmcr; abgel. fr. br^siller, pr. brezilhar gerbröckeln,
sbst. fr. in Berry br^silles hoUstückchen. Dieser stamm bris erinnert an
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534 IL c. BRIVE— BROUtE.
unser deutsches br^stan (präs. brista), cdtn, bresta, schwed. brista atis-
einander brechen, bersten; aber ihm würde eher brisser als briser ent-
sprechen. Man darf ein selbständiges wort darin annehmen, das sich a, b.
auch im gael. bris brechen, sbst. bris bruch, im ndl. brijzen KU. und
brijzelen jgertrümmem ai4sspricfu. Genau mit dem buchstaben, minder
genau mit dem begriffe, stimmt das bereits von den äUcm etymclogen
hiereu angeführte hispanische, schwerlich aus dem allerdings gleichbed.
gr. ßQVT€a geformte brisa weintrester, s. II. b, dem sich das ndai. bei
dem scholiasten Comutus vorJcotnmende brisare auspressen anhängt; doch
vermittelt das bret. bresa Berhnittem, pressen, stampfen einigermaßen die
bedeutungen von briser und brisare (s. Diefenbachs Orig. europ. p. 273),
Sollte dieses span. brisa das urwort sein, so ist es bemerkenswerth, daß es
der Südwesten nicht zu weiteren büdungen benutet hat: das sp. brizna
Splitter e. b. ist schwerlich dahin eu rechnen. Im it. bricia, briciola,
briciolo darf bei der nicht gane seltenen ausartung des s in c (cacire
für cusire cet.) eine abweichung vom lomb. brisa angenommen werden:
das altn. britia eerstückeln wäre ein eu weit hergeholtes etymon. Prov.
briga, lomb. brica s. v. a. briza, vb. npf\ esbrigä s,v. a. brizar scheinen
eum deutschen brechen eu gehören, vgl. thl. I. bricco (1).
Brive fr. wird in einigen franz. Wörterbüchern als ein aus dem
celtischen gekommenes wort mit der bed. brücke aufgeführt, das celt. briva,
bria aber in verschiedenen städtenamen, e. b. in dem alten namen von
Amiens Samaro-briva (Sommebrücke), nachgeunesen. Ät4S der mundart
von Dauphini hat man ein gleichlautendes briva mit der bed. weg, straße,
wofür auch brio gesagt wird, angemerkt: dies könnte allerdings ceUisch
sein, kymr. briw bruch, vgl. die bedd, bruch und straße im altfr. briste
und neufr. roate.
Brechet fr. hecht; eigentl. kleiner spieß, von breche (s. brocco I.)
wegen seines spiteen maules, ebenso heißt engl, pike spieß und hecht, fr.
bequet schnabel und hecht, vgl. auch fr. lanceron junger hecht, von lance.
Buchstäblich dasselbe wort ist it. brocchetto kleiner ast.
Broigne, brunie altfr,, hronhs^ pr. paneer, broyna noch in einem
gedieht vom j, 1433 s. Jogas dd gai säber p. 258, mlat. brugna in einer
Urkunde vom j. 813 ; vom gleichbed. goth. brunjö, ahd. branjä, altn. brjBJa,
dies von brinnan brennen, gläneen Grimm III, 446, Die roman. nach-
bildung ist so genau, daß sie selbst das ableitende j der ausspräche nach
(phonetisch) bewährt hat: tei cuvenist helme e brunie a porter -4?ea». S3.
Bas schöne wort hat sich nur im nordischen erhalten.
Bronde ältfr., piem. bronda zweig^ occit. broundo reishole, daher
pr. brondel; brondill eweiglein.
Bronailles fr. eingeweide der fische und vögel, buchstäblich das
wort der Isid. glossen bnrbalia ^intestina\ seinem Ursprünge nach schwer
eu beurtheüen, S. Biefenbachs Cdt, I, 200. Nicht eu übersehen ist dabei
das mit bronailles gleichbedeutende altfr, brenilles (eweisüb.).
Bronze fr. nebet; eine participiälbüdung wie gnil^, gel4e oder sp.
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II.C. BROUÜl-ßRUINE. 585
nevada, von unentschiedener herkunß, docH weder aus latein. noch cdt
wurjsd. Die picard. mundart leitete aus demselben stamme broaache
feiner regen, die von Berry brouasser fein regnen, rieseln; statt brou^e
aber spricht die letjstere mundart^ vielleicht nur durch einschiebung, ber-
rou6e. Von bruine scheidet es sich durch seinen stammvocal, stimmt aber
in dieser rücTcsicht eum synonymen broaillard. Man darf erinnern an
ags. brodh (für bradh) duft, und an mhd. brod-em {ßr bradem);
broaillard unirde alsdann eu brodel, bmdel aufsteigender dampf Frisch
/, 14P gestellt werden dürfen.
Bronir /r. verirennen, von der sonne, altfr. auch vom feuer, le feu
i boutent e trestout Tont bruY Oar. I, 210; vom mhd. brttejen, ndl.
broeijen erhüeen, anbrennen, nhd. brühen. Dasselbe bedeutet piem. bro6,
brove, von. broare, mail. sbrojä. Merkwürdig ist das gleichbed. neupr,
braonzf = branzir, dofi sich ßu broair eu verhalten scheint wie auzir zu
onir, jaazir zu jouir, blanzir eu blouir, und also einen stamm braud oder
braut in anspruch nimmt.
Broaques pic. hosen; vom ndl. broek = ahd. bruoch. Von der
jsss. theoh-bruoch Graff 111, 27ß bewahren nur die Cass. glossen eine
roman. nachbüdung, s. Altromanische glossare 107.
Bra ^n heidekraut (nur der nom. bms ist vorhanden), occit. maü.
brug, gen. hrngo; von kymr. hrwg waid, Strauch, bret.hrtLg so wie schweiß.
bröch heidekraut. Meher auch broia ^uiva marinem in den Isid. glossen?
Abgeleitet fr. bruyöre, das sich im cot. brugaera, maü. brughiera uneder-
hoU, aUfr. brueroi. Vgl. Diefenbachs Cdt. I, 216.
Bru fr., in der alten spräche bruy, Schwiegertochter, beUe-fiUe. Es
ist deutscher herkunft: goth. brnths, ahd. mhd. brflt, nhd. braut, alts.
brfld, ndl. bruid, ags, bryd, engl, bride, altn. brädhr, schwed. brad, die
verlobte kurz vor der hocheeit oder die neuvermählte. Im goth. jedoch
hat das (nur in einer stelle begegnende) wort dieselbe bedeutung wie im
franz., wobei es unentschieden bleibt, ob sich letztere daraus herleite oder
ob sie sich unabhängig aus der gemeindeutschen entwickelt habe. Bemerkens-
werth ist dabei, daß auch dem churw. brütt nur der goth. begriff zusteht.
Bru i^ übrigens das einzige deutsche verwandtschaflswort, das in einer
roman. Schriftsprache platz gefunden. Die norm, und champ. mundart
bewahren auch noch die zss. bru-man neuvermählter, aus dem altn. brädh-
mannr {üblich brüdh-madhr) hochzeitsgast, schwed. brad-man brautführer,
die also ungefähr in den sinn von brüdh-gami = bräntigam ausge-
wichen sind.
Brnc pr. rümpf: aqni lor an las testas del bruc cebradas6^i{o^^.;
stimmt zum ahd. brüh, nhd. brach fragmen. Gleichbed. ist brut: ac long
e plenier lo brut Fer. 980, welches, wenn es nicht eine kleine abweichung
ist von bruc, auf das ahd. brüht fractio zurückgeführt werden dürfte.
Bruine fr., bruina pr. feiner kalter regen, vb. fr. bruiner. Wie
nah atich lat. pruina (re^) zu liegen scheint, so ist doch der übertritt der
anlautenden lippentenuis in die media im franz. etwas so ungewöhnliches.
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536 ILc. BRÜISEfe-CABELUU.
daß fnany auch wenn die begriffe noch besser stimmten^ a/uf diese äymo-
logie vernichten muß. Das wart ist ein achtes product der nordwestlichen
spräche, die das suffix ina mehrfach auf naturereignisse anwendet: so
pr, calina hitge, plovina regen u. dgl.j die umreel aber ist uns verborgen,
denn auf brugir, bruir (rauschen^ sumsen) kann nur eine entfernte ver-
muthung fallen, wiewohl die pr. formen bruzina und bruzir £fusammen'
treffen und champ. bruire die doppelte bed. hat brausen und nebeln. Vgl.
auch Grrandgagnage v. brouhene.
Bruiser, bruser altfr, zerschmettern, zertrümmern e, b. lanzenBen.
I, 159. 214. II, 33, G. Gaimar p. 26; esgs. combmisser s. Livr. d. rois
p.CXVllI, debruisier TJFV. 33«, LR II, 261", wo auch ein altsp. 9^yTVL%B.r
verzeichnet steht. In diesem sehr üblichen auch zu Zusammensetzungen
benutzten worte ist vielleicht das gleichbed. ahd. brochisön anzunehmen;
man vgl. auch engl, bruise, das auf ags. brysan zurückgeleitet wird.
Geltische verwandte s. bei Diefenbach, Goth. wb. I, 321.
Buquer fr. vrlt. anklopfen; vom ndl. beuken.
B u r thorm. wohnung, altfr. buron hütte; . vom ahd. bür haius, wohn-
Stätte, nhd. bauer. S. Grandgagnage va baur.
Buse fr. (f) eine geringe fäikenart, auch basart, pr. bazac, it.
bozzago, abuzzago = lat. buteo. Daher auch die deutschen Wörter
buse, bufshart.
Busse, buse, buce aitfr. ein größeres fahr zeug, mlat. (um 1080)
bucia, (um 1110) buza, masc. pr. bus, dltsp. buzo ein ruderschiff, vgl.
ags. butse in butse-carlas schiffleute {bei Lye, s. auch Ducange v. bus-
carla), engl, bufs, ndl. buise fischerboot, aUn. büssa; von bntta, buttis,
nach Ducange u. a.
c.
Caab 1 e, chaable altfr. ein schweres umrfgeschütz steine zu schleudern
Hol. u. s. m;., syncopiert aus cadable, in späterem ndatein cbadabnla.
Dieselbe sache heißt pr. calabre, worin d mit 1 vertauscht UHird, so
auch aUsp. calabre Conq. Ultram, Das altfr. wort bedeutet auch das
niederwerfen auf den boden so wie den niedergeworfenen bäum, die ab-
geschlagenen äste, vgl. cables ou arbres abbatus (vom j. 1402), le bois
nomm^ caables qui chiet par avanture (1411), s. Carpentier. Daher
sowohl neufr. accabler zu boden schlagen oder drücken, wie chablis
toindbruch in wäldem. Form und begriff von caable leiten auf gr. nata-
ßoXrj niederwerf ung, Zerstörung.
Cabeliau fr. ein fisch der nördlichen meere; zunächst vom ndl.
kabeljaauw, woraus auch durch Umstellung, vielleicht mit rücksicht auf
baculus stock, das sp. bacalao, bask. bacailaba, venez. piem. bacalä
Stockfisch (getrockneter kdbliau) hervorgegangen scheint, doch ist die form
at4ch nddeutsch (bakkeljau).
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ILc. CABESTAN-CAHIER. 537
Gabe st an fr. (m,) schiff swinde das ankertau a/uf- und ahjmunckeln,
engl, capstan; aus dem sp. cabr-estante d. i. stehendes hebcaeug (Wedg-
wood, vgl. E. Müller).
Cabrer /r., cabri neupr. (nur reflexiv %e cabrer cä.) sich bäumen;
von caper bockj einer üblichen Stellung dieses thieres entnommen.
Cabus fr. in chou-cabus kopfkohl; = it. capaccio köpfchen, von
capat; nhd. kapp^s, russ. kapnsta cet.
Gadeaa fr. schnörkd der schönschreiher, zierathy vb. cadeler vrlt.
schnorkdn; von catellns dimin. von catena, vgl. it. catenella kettenförmige
Stickerei.
Cadet fr. adj. der jüngste unter geschwistem; von capitettam,
roman. dimin, von caput, also häuptchen, junges haupt.
Ca dran fr., qnadran pr. Sonnenuhr; von qnadrans, it. sp. qua-
drante astronomisches instrument.
Cagot /r. scheinheilig. Dieses wort, das in der bemerkten bedeu-
tung nicht vor dem 16. jh. vorkommen soll, wird mit dem gleichlautenden
fUxmen einer in Beam und angränjfenden landestheilen zerstreuten race
oder caste für identisch gehalten. Nach Aguitanien geflüchtete Gothen
und Araber erhielten von Karl Martell und dessen nachfolgem schütz
und freiheiten, gedien aber bei den einwohnem für Ärianer und aussätzige
und wurden von ihnen mit dem Schimpfnamen cagots d. i. canes Gothi
belegt. S. Michel, Eist, des races maudites I, 284. Etymologisch ist
gegen diese ziemlich alte erklärung nichts einzuwenden : pr. ca hund, Got
Gothe. Die neue bedeutung würde sich also wohl in der art aus der
alten entwickelt haben, daß man sich unter cagot einen menschen dachte,
der gegen seine Überzeugung die katholischen kirchengebräuche mitmachte;
ebenso ist cafard eigentl. ungläubig, demnächst scheinheilig (s. cafre IL b).
Wie man übrigens in Südfrankreich die von dem Spanier so hoch geach-
teten Gothen mit den Sarazenen vermengte, zeigt der schon oben s. 420
angeführte vers eines troubadours: Masmutz, Maars, Götz e Barbaris.
Frisch I, 362^ deutet das wort aus dem pr. cap und dem dtschen gott:
cap-got, ca-got wäre eine betheurung *bei dem haupte gottes\ womit man
die heuchler benannt habe.
Gabi er fr. heft papier. Denkt man sich cayer (so schrieb man
ehemals) aus pic. coyer (quoyer HScart) abgeändert wie frayeur aus
froyeur, so kann es aus codicarium, von codex, zusammengezogen sein,
und dieses wort kennt selbst der Lateiner, wenn auch in anderer bedeu-
tung. Schon Nicot bemerkt: cayer semble qu'il vienne de codex,
ponrtant les Picards äient coyed, et semble. qne le Fran^ois debvroit
dire cayed. Aber besser deutet Mahn (p. 122): cahier, in älterer
Schreibung quayer, ist das pr. cazern d. h. cadem = it. qnademo: d
schwand und in die lücke trat y (i) ein, ebenso schwand das auslautende
n, wie dies nach r zu geschehen pflegt. — Ducange und andre erklärten
cabier aus qnatemio, das im mlatein vier zusammengehörige blätter be-
deutet, allein quatemio hätte, wie der Krit. anhang p. 8 berechnet, hoch-
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538 ILe. CAHUTE-CALANDRE.
stens cargnon gd)en können. Dies war ungefähr getroffen, es hfnßt c ar-
tig non, der anhang zu Boquefort kennt es {s. carreignon), übersetzt es
aber mit scel (siegel)y dagegen liest man Gar. II, 124 furent li carignon
escrit et seelez 'die bogen fvurden geschrieben und gesiegdt\ qnaregnon
steht Alex. 64^ 17. •
Cahute fr. baracke^ altfr. chahute und cahuette. Das wort hat
das ansehen einer Zusammensetzung. Ihr erster theil ist ^icht ganz sicher y
wahrscheinlich aber das deutsche kaue d. i. käfig, behaltnis; der zweite
offenbar das im franz. vorhandene deutsche htttte, zusammengenommen eine
enge, schlechte hätte. Da kaue (vom lat. cavea) im franz., worin es äwa
choe oder choue gelautet haben würde, nicht vorkotnmt, so daif man an-
nehmen, daß das compositum im deutscJten bereits vorlag. Cahuette muß
eine diminutivform sein für cahutette und sich verhalten wie serviette für
servitette. Das fr. cajute stammt aus dem ndl. cajuit
Caillou fr.j altfr. caillaa Fier. 96, 7, noch jetzt pic. calian, dsgl.
caliel ChCyg. s. Gachä, cailleu Fier. 167, 10 und so caillex DMce.
216, 14. 304, 29, pr. calhan, occU. caian (caYaou) kieset, daher pg. calhao.
Die endung schwankt zwischen on, au, el, eu. In solchen fällen gibt die
prov. mundart gewöhnlich den ausscMag : das sufßx au = fr. ovl ist =
lat. Ksr, une in Anjau Anjou, Peitau Poitou, allein das pr. calbau (im
Elucid.) ist wenig üblich und scheint entlehnt, der eigentlich prov. noch
jetzt gültige ausdruck ist codol. Ganz klar und verständlich ist das
sufßx ou in der form caillou: es muß dasselbe sein une in genou, verron
= altfr. genoil, verroll, das abgefallene 1 erhielt sich im diminutiv cail-
loul-et (-ez DMce. U, 1). Als primitiv zu allen bemerkten bildungen ist
cail anzuerkennen, caille gleichbed. besitzt Berry. Die form betrachtet,
leitet ersteres auf coagulum wie cailler auf coagulare: stützt man sich auf
Grimms deutung von kiesel aus einem unvorhandenen vb. kisan gerinnen,
so daß der kiesel ein aus scmd oder kies zusammengeronnener oder gebil-
deter stein wäre (Haupts Ztschr. VII, 469), so hat man einen analogen
fall. Aber wenn die darin waltende naturanschauung auch für das deutsche
angenommen werden dürfte, so ist dies für eine neuere spräche, welcher
andre quellen zu geböte standen, weit gewagter. Das franz. wort lautet
wallon. caiau, dimin. caiewai, bei welcJtem Grandgagnage I, 93 au( das
gleichbed. ndl. kai, kei hinweist; was aber diesem etymon fehlt, ist der
dem erweichten 1 des abbüdes genügende buchstabe. Ein lat. wort von
ähnlichem klänge ist calculus calclus steinchen: hieraus, freilich mit einem
den franz. bildungsgesetzen wenig erdsprechenden verschunnden des l,
caclus, endlich cail, w(^ür, chail zu erwarten war, Sioch stellt chaillo Bert,
p. 48, chaillou Gayd. p. 161, chaillot Chev. au lyon p. 1371 Die natio-
nalität dieses etymons muß das mangelhafte der form aufwiegen. Aber
hier noch die frage: wie ist das mit caillou ganz gleichbed. kymr. cellt
nebst callestr zu beurtheüen?
Calandre fr. walze; von cylindrus (xvliyÖQog). Da nämlich y
nicht selten wie u oder etwa ü latUete, so konnte auch das vorhergehende
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II. c. CALUC—CAROLE. 539
c seine gutturale ausspräche behaupten^ wie dies in coing tlvöioviov ge-
schah: calandre ist also im gründe aus colandre abgeändert.
Calnc pr. ^curtum habens visutn GProv. p. 67, auch Br. Am. J, 173.
JEs ist vom it. calnco £fu trennen, und könnte eine Musammenseteung sein
ca-luc. Dieses ca eeigt nämlich auch calorgne in dermundart von Haut-
Maine, das der bedeutung von borgne entspricht, aber wie erJclärt es sich?
Cambrer fr., neupr. cambrä bogenßrmig krümmen: von camerare
wölben, einen bogen formen.
Canapsa/r. ranzen ßr speisen (kein altes wort); vom dtschen
knappsack, dies von knappen essen, kauen.
Cane altfr. (f.) schiff, nfr. canot kleines fahrzeug; dsgl. nfr. cane
(f.), altfr. canote ente, nfr. canard enterich, auch wasserhund. Man sieht,
daß schiff und ente, beide als Schwimmer gedacht, in derselben bezeichnung
gusammenfallen. Die Urbedeutung aber ist die erstere, denn das wort
weist nicht auf lat. canna röhr, gondel, das mit canne (dim. canette kann-
chen) ausgedrückt unrd, sondern auf ndl. kaan (f.) = nhd. kahn.
Canif fr. federmesser; vom altn. kntfr, ags. cntf = nhd. kneip,
knei£ Dimin. ganivet (vrlt.), altfr. cnivet Trist. II, 127, pr. canivet,
daher entlehnt ältsp. caüivete, pg. caniyete.
Capre fr. freibeuter, freibeuterschiff. Aus cap vor gebirg, weil sich
solche schiffe dahinter versteckten (Frisch I, 164^), kann es nickt abge-
leitet sein. Es ist das ndl. kaper, vom vb. kapen ratiben, entwenden,
freibeuterei treiben; dies aus dem laU. icapere?
Caqner /r. heringe ausweiden und einpökeln, oaqne heringstonne;
vom ndl. vb. kaecken eigentl. die kiefern (kaecken) ausschneiden, s. Küian.
Carcan /r. pr. halsband, halseisen, engl, carcanet HaUiw. Es hat
seine quelle weder im gr. xagxivog krebs, aange, noch im dtschen kragen,
welches altfr. eher craon, nfr. cran ergeben haben würde. Besser stimmt
dazu ahd. qnerca, aitn. qverk gurgd, hals. Das suffix ist ant, daher die
altfr. formen charchant, cherchant, ndl. karkant, seine anwendung aber
auf ein wort wie das gegenwärtige ist ungewöhnlich.
Garillon fr. glockenspid; nach Menage ehemals aus vier glocken
bestehend, gleichsam qnadrilio.
Garne fr. (f.) winkd, ecke. Altfr. carne bedeutet thürangd, von
cardo cardinis, doAer nfr. charni^re gewinde, gewerbe, beide bedeutun-
gen z. b. auch im gr. ytyyXv^iog.
Garole, qnerole altfr. eine art des tanzes, dwa reihentanz, caroler
den reihen tanzen, pr. carolar GO. Man faßte sich dabei an den händen,
z. b. as mains se tiennent li baron alos^ tont antresi cnm aient carol6
Gayd. p. 68, 7. Frankreich war die eigentliche heimath dieser bdustigung,
deren die poesie häufig erwähnt und ihr selbst eine eigne liedergattung,
chanson de carole, dankte oder widmde; man sehe Ferd. Wolf Lais
p. 186. Nach Italien und England gieng sache und wort über: it. carola,
carolare, engl, carol gesang, ursprüngl. tanz (so goih. laiks tanz, ahd.
leih ^el, gesang), kymr. carol (nach Owen von cftr freund). Die hier
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540 n.c. CARREFOUR-CERCEAU.
in erwägung kommenden stam^nwörter lauten sämmtlich mit co statt mit
ca an, doch ist ein tausch des o gegen a in tonloser sUbe einzuräumen
(entsprechende faUe sind unter cammeo /. namhaft gemacht worden); auch
scheint auf eine ältere gesehumndene form corole das bret, koralla tanzen^
Jcymr. coroli, vielleicht amh gad, coirioU jsu weisen^ ja ein troubadour
hat corola (qu'ieu fai ja de lor corola, var. escola) M. 782, 2, und Uc
Faidü coTolar vel coreiar ^coreas ducere GProv. 29. Diese Wörter sind
coroUa, chorus, chorea, choraula. CoroUa paßt von Seiten der form, nicht
des begriff es: kränze trugen wohl die JRömer bei lustbarkeiten, aber einen
reigen darum einen kränz zu nennen, wäre eine starke Übertragung. Auch
in der bed. kreiß von menschen paßt es schlecht, da hierunter nur Zu-
schauer oder Zuhörer verstanden sind. Die bedeutung der beiden folgen-
den Wörter, tanz mit gesang, trifft genau zu; nur müßte sich in chorulas
das genus geändert und in choreola das ableitende e venvischt haben.
Am sichersten geht man, was die form anlangt, mit Wackemagel, der in
caroler ein aus choraula gebildetes verbum annimmt (coraalare ^concui-
care treten, daher tanzen, bei Ugutio), aus diesem verbum das sbst, co-
ranla, carole tanz, saitenspiel Dief. Gloss. lat. germ. 150**.
Carp pr. {fem. carpa) porös, schwammicht, nur im Elucidari, auch
neuprov. nicht vorhanden.
Carrefour fr., carreforc pr. kreuzweg; gleichsam quadrifurcum
was. viermal eine gäbet bildet.
Casnard altfr. Schmeichler Roquef. Sollte das wort in der that,
loie Meyer, Orot, roman. fragm. ed. ILp. 530, meint, das von Quintüian
aufbehaltene gallische casnax sein? in oratione Labien! (sive illa Cornelii
Galli est) in Pollionem casnar assectator e Gallia ductnm est 1, 5, 8.
Unzwe^dhaft wenigster^ ist die herleitung nicht. Die altfranz. spräche
hat die neigung, b vor n oder gn einzuschieben, so daß casnard für ca-
nard oder cagnard gelten darf, eagnard ist neuprov. und burgundisch,
aber auch in die Akademie aufgenommen, und heißt tagedieb, memme, pic.
cagne träge, schlaff, in Rheims heißt cagner feige sein. Mit anderm
suffix sagt man in Berry cagnaud s. v. a. casnard und diese modification
läßt auf einen stamm cagn, lat. canis (vgl. pr. canha hündin) schließen.
Der name des hundes wird auch sonst zur bezeichnung übler eigenschaften
benutzt, üebrigens erblickt Aufrecht in casnar eine ableitung aus lat. casnus
d. t. canus vermittelst des Suffixes äri, Zeitschr. f. vergl. sprachf. II, 152.
Ceindre fr. gürten; vofi cingere.
C^ladon fr. eine meergrüne färbe; so genannt mit dem namen
eines schäfers in D'Urfe's Asträa (1610): die schäfer nämlich dachte man
sich grün gekleidet.
Cenelle fr. beere der Stechpalme; abgekürzt aus coccinella von
coccina für coccum Scharlachbeere, wegen der ahnlichkeit beider fruchte. So
Menage und man darf beistimmen.
Cerceau fr. reif, ring, altfr. recercel^, pr. recercelat geringelt; von
circalas, circellas.
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n.c. CERCUEIL-CHALAND. 541
Cercueil fr. {spr. cerkeuil) sarg, Sarcophägalns, stark contrahierty
ergäbe immer nur sarfail, darum ist die herleitung aus dem ahd. sarc
(von sarcophagus) richtiger, das mit dem sufßx el die altfr. formen sar-
qu-el, sarqu-eu Alexs. 117, sarc-u ergeben konnte.
Cers pr. cot., sp. cierzo nordunnd, nordostwind; vom tat. cercius,
circius nordwestmnd, einem im narbonensischen Gallien gebrauchten worte.
S. auch Potts Forsch. U, 499, Diefenbachs Orig. europ. p. 290. Ur-
kunden aus Südfrankreich braucJien es genau für occident, e. b. de parte
orientis, meridiei, contra circio, contra aqnilone, d. i. gegen ost, süd,
west, nord HLang. II, num. 21 (v. j. 898). Covarruvias leüet auch sp.
cecfna gedörrtes fleisch und cecial Stockfisch (für cercina, cercial) da-
her, weil beides an diesem trocknen winde gedörrt werde: aus siccns konnte
wenigstens das leisrtere nicht entstellen.
Chabot fr. ein fisch, kaülkopf pg. caboz; von capnt wegen des
dicken kopfes, vgl. lat. capito, gr. Tuqwclog großkopf ein fisch.
Chabraque fr. Pferdedecke; ein neueres wort, nebst dem detUschen
Schabracke aus dem türk. tschäpräk (Do^y Oosterlingen).
Chacal fr., auch jachal, sp. chacal (Oblicher 2^\Y2^ II. b) goldwolf
canis aureus; aus pers. schigala.
Chagrin />. gram, kummer. Dieses wort, das dem 12. und 13. jh.
noch fremd scJieint, ist sicher identisch mit chagrin d. i. ein rauhes mit
Senfkörnern gepreßtes leder, i^. zigrino, ven. romagn. sagrin, ndl. segrein,
schon mhd. zager s. Müller im wb. III, 840; mit MSnage vom türk.
z&gri rücken oder krews, weil es von dem kreuze des esels oder maulthieres
genommen werde, dies aus pers. sägart gleichbed.; die Araber nennen es
zargab Freyt. II, 232^. Da man nun diese oder eigentlich die ähnlich
beschaffene haut eines seethieres auch eu reibeisen oder feilen benutete, so
ward chagrin ein nicht unpassender ausdruck für nagenden kummer, wie
das it. lima (feile) ähnlichen sinn vertritt. Daher bedeutet in der genues.
mtmdart sagrinä nagen, sagrinäse sich veraehren vor aom u. dgl.
Chaire /r. lehr stuhl, ka^eel, pr. cadeira, dUfr. chayere überh. stuhi,
Sessel, und so in den mundarten; von cathedra, daher auch altsp. cat.
bask. cadira, piem. comask. cadr^ga in der altfr. bedeutung.
Chaise fr. stuJd, halbkutsche. Die ältesten gedruckten Wörterbücher
kennen chaise noch nicht, und so muß man es mit Menage für eine etwa
im pariser dialecte vor sich gegangene abänderung von chaire halten, s.
oben besicle; auch die älteste franjs. grammatik, von Pcisgrave 1630, rügt y
ch^ze für chaere als einen fehler der pariser ausspräche, man sehe Weg,
Eist, des rivd. du langage p. 264, LiUre, Eist. d. l. l. fr. II, 115. Besäße
es die alte spräche, so wäre freilich das lat. capsa kutschkasten (Paulus aus
Festus) in erwägung eu eiehen.
Ghaland /r. plattes boot zum waarentransport, früher auch ein
kriegsfahraeug, altfr. kaland, chalandre, altcat. xelandrin Chr. WEsd.
689^, nüat. chelandium, chelinda, zalandria, mgr. yislavöiov. Diese art
von schiffen war besonders bei den Byzantinern Üblich (Ducange s. v. che-
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542 ILc. CHALONGE-CHAORCm.
landinm), vieUeicJU entstdU aus x^^vÖQog wasserschiUOcrote, wasserschlange.
Sofern unier chaland, sp. calan, eine persauj der künde des kaufmanneSj
verstanden udrd, ist es schwerlich ein anderes wort: man verglich ihn mit
dem die waaren abholenden boot, vgl. barguigner von barca. Dagegen
leitet es Caseneuve aus qsAo packknechtj in beeiehung auf eine steile bei
Papias calones ^negotiaioreSy naviculae\
Ghalonge, chalenge altfr.j calonja pr. läugnung^ bestreUung eines
anspruchSy vb. chalongier, calonjar, gleichbed. altsp. calofia, caloüar (pora
oaloniar el taerto Cal. i D. pSl^Jj engl, challenge; von oalamnia fcÄsche
beschtddigung^ diicane.
Ghaloupe /r., daher sp. chalnpa, ü. scialappa, ein kleines fahr-
zeug jmm rudern, das gewöhnlich einem großen schiffe anhängt. Gleicher
bedeutung ist ndl. sloep (f.), engl, sloop, schwed. slup (m.), und hieraus
könnte das franz. wort entstdU sein^ dessen regelrechte form selonpe oder
auch salonpe wäre; das engl, shallop leiten die einheimischen etymologen
selbst^ und wohl mit recht j aus chaloape. Zu vergleichen ist für das
letztere auch aUfr. escalope Schneckenhaus Euteb. Ily 215, nach Chevaüet
I, 423 vom ndl. soholp muschelschcde: daß sich die bedd. muschel und schiff
berühren, ist bekannt.
Chalnmeaa für chalemean^ dtt chalemel, pr. caramel, sp. cara-
millo rohrpfeife, schaimei; von calamas, schon in den Gasseier glossen
mit 1 calamel.
Chamade fr. zeichen durch trommd oder trompete zur Übergabe
einer festung an den feind; vom pg. chamada ruf, dies von chamar =
lat. clamare.
Champignon fr. ein eßbarer schwamm; eigentl. fddschwamm, von
Campus, agaricus campestris Linne, it. campignnolo.
Chance fr. Würfelspiel, glücksfaU, dUfr. cheance, vom vb. cheoir, lai.
cadere, fallen (mit beziehung auf den würfet), mhd. schanze, ital. cadenza/f.
Chancir fr. schimmeln; von canescere, sp. canecer. Norm, chanir
von canere. AUfr. cannir grau werden DMce. 224, 15 gleichsam canntire.
Chantepleare fr. trichter zum durchseifyen, früher gießkanne; von
fr. chanter und plenrer: sie singt und weint, sie macht, tropfen sprühend,
ein geräusch (Menage). Daß die gießkanne singen soll, ist etwas umnder-
lieh und es liegt in chante tcahrscheifdich eine umdeutung; man sehe bei
Frisch und Scheler. Darnach gebildet it. sp. cant-implora hüMgefäß
(plorare fehlt hier).
Chaorcinpr. Wucherer, mlat. caorsinos, catorcinos, cawarsinns,
dtsch. kawartsch, gawertsch, kauwerz. Die herleitung aus dem dtschen
gan-tänscher s. v. a. landbetrüger (Frisch I, 605*^) oder aus campsor
Wechsler (HiUlmanns Städtewesen II, 44) ist ohne aUen etymologischen
werth: das wort paßt nur zu dem völkemamen cadarcinus, pr. caorcf,
chaorcf einwohner von Cahors, und so verstand es bekanntlich schon Dante,
indem er diese Stadt zum sitz des wuchere machte : e perö lo minor giron
snggella del segno sno e Sodoma e Caorsa Inf. 11, 49. Nach Ducange
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II.C. CHAPLER— CHAEIVAEI. 543
aber waren die cadarcini italienische kaufleute eu CahorSj später nach
Montpellier und Nimes versetzt. Walsch Tyröl Tcermt noch jetzt den aus-
druck siori (signori) dal caorz arme krämer (bei Azzolini).
Chapler, chapeler^ cheifloievaitfr., pr. chaplar Fer. 4146 einhauen,
sbst. pr. chaple, daher altfr, chapleYs, pr. chapladis niederhauung; von
capalns degengriff, degen, mlat. capalare abschneiden L. Sai. und Burg.
Oder ist es gleicher herkunft mit dem folgenden u)orte?
Chap aiser ditfr.y capnzar pr. abhauen, zerhauen; sbst. chapnis
Zimmermann, von Nicot al^ mu9idartlich erwähnt. Das eiymon liegt zur
hand: es ist capas, capo verschnittener hahn, daher das nur im Südwesten
vorhandene vh. capar verschneiden, mhd. kappen. In seiner ableitung aber
entspricht das franz. wort dem it. tagli-nzzare und scheint dem sffnony-
men men-uiser angebüdet. Eine ähnliche ableitung chant-nser aus chanter
Eou II, p. 122.
Chaque fr., cac pr. pronomen. Es trifft in seiner bedeutung mit
qaisque zusammen; da aber betontes i nicht zu a wird, so darf man an-
nehmen, daß es von der zss. chac-an = qnisqae nnns abgetrennt und
selbstständig ward wie das span. cada sich von cada-ano trennte, oder
wenigstens daß chacnn auf seine form einwirkte. Diese form findä sich
im pr. qaec-8 fUr das harte qnesc-s, worin der erste sauseiatd behandelt
ward wie in tristis trits, d. h. austreten mußte; im comask. ciasehe be-
hauptete sich s. Dem buchstaben nach stim$nt eae allerdings genauer zum
gleicM>ed. ir. cäch, altgael. ceaeh, die form qnecs aber entschieden zu
qaisque, und wer möchte in solchen berührungen den Vorzug der lat.
spräche, zumcd in grammatischen Wörtern, bestreiten? auch steht in c&ch
c ßr f, vgl. aükymr. panp, com. .peb, bret. pep Zeuß I, 279. S. auch
ciascuno und cadaano Z
Gharade fr. sübenräthsel. Der endung nach fremdes Ursprungs,
und doch fehlt es im ital. und span. Neupr. charado = it. ciarlata heißt
geplauder, im franz. vielleicht in 'wortgetändd' Übergegangen, woraus die
gegenwärtige bedeutung. Aber genauer trifft den sinn Hofmanns herlei-
tung aus oZ^r. charaie Zauberspruch (anm.zu Jawrdain), etwas in dunkel
gehülltes: wegen der endung in char-ade wäre alsdann noch das verbum
en-char-ander zu vergleichen.
Gharivari fr. poUerabend, katzenmusik, nUat. chariyariuin, chal-
yaricam, äUfr. caribari, chalivali, pic. qaeriboiry, dauph. ehanayari,
neupr. taribari u. a. formen (etwa seit dem 14. jh.). ursprünglich geilt
das chariyari dem der zur zweiten ehe schritt : wie der eintritt des paares
in das brautgemach sonst mit den tönen der harfe begleitet ward (qaae
clamorem yirginis possent impedire Jltd. blätt. II, 276), so hier mit
unharmonischem geldirr und geklapper. Densdben gd>rauch drückt der
Spanier mit cencerrada, von eencerro schelle^ der Catalane mit dem
gleichbed. esquellotada aus. Die etymologie ist schwer zu ergründen, das
wort scheint aber zusammengesetzt, der erste theil dem zweiten durch den
reim angebUdä, denn dieser zweite tritt auch in andern zusammensäzut^
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544 11. c. CHARMA-CHATOUILLER.
gen <xuf, e, b. in dem jagdruf ourvari, hourvari, in dem pic, norm, champ.
genf. boalevari verworrenes geschreiy getöse^ in dem piem. zanzivari ge-
gurgelt in dem norm, varivara, in dem bürg, virvaris oder chw, virivari
{das freilich an wxser Wirrwarr erinnert^ ü. biribara, maü. tiribara).
Der prov. ausdruck ist caravil, der norm, mit einer andern eusammen-
seteung carimallot. Zu erwägen ist das gleichbed. wallon. pailtege, eigenü.
pfannengeMirry von paill = fr. poSle, entsprechend champ. houlevari, von
honle topf woraus houryari entstellt scheint. Biese letzteren beispiele
berechtigen vielleicht in dem ersten worte von chari-vari das lat. calix
zu vennuthen, wobei die form chali-yali in anscMag kommt. Das glossar
von Lille p. 10^ (24) übersetzt chaliyali einmal mit morganicum morgengabe^
was keiner erUärung bedarf, dann mit larnaciam von Xagva^ kapsele
ume u. dgl.: sollte die letztere bildung das gddirr mit gefäfien aus-
drücken? Eine Zusammenstellung der verschiedenen deutungen s. beiMinage,
vgl. auch Huydecoper zu M. Stoke II, 143—147, besonders aber Phillipps
Über die katzenmusiken 1849, worin eine große menge formen gesammelt
und mehrere deutungen versucht sind. Auch Dante' s caribo JPurg. 31, 132
ist aus charivarinm gedeutet worden, s. die ausgäbe von Costa und Bianchi.
Charme altfr. (m.) zauberlied, Zauberformel (il dit un charme qne
il avoit aprins Gar. II, 104), nfr. zauber, charmer bezaubern, altfr.
charmeresse Zauberin; von Carmen lied, Zauberformel, carminare ein lied
dichten, bei Sidonius, bei späteren wie Hincmar s. v. a. charmer. Dem
nUat. carminare entspricht unser ahd, garminön^ germenön "^incantare
und aus letzterer form ist das mail. in-germä für ingerminä (wie nomare
von nominare). Hier drängen sich uns noch einige andre mit char an-
hebende Wörter derselben begriffssphäre auf, wie charraie, charaie, char-
roie zauberet, charroieresse zaiAerin, encharauder, norm, enqu^rauder
bezaubern. Sie deuten zunächst auf carrus und man erinnert an einen
Volksglauben vom wagen des königs Artus u. dgl. Prosaiscf^er genommen
können sie gleichfalls in Carmen ihren Ursprung haben, wenn mcm an-
nimmt, daß sich ein ausfall des m nach r ereignet hätte, wie dies in
dortoir oder tert6 unzweifelhaft vorliegt. Sie bedürfen indessen noch
einer umfassenden Untersuchung, in welche auch das spätlat. caragins, die
rom. carait, carin u. a. hineingezogen werden dürften.
Charme fr. (m.) weißbmhe, in Berry charne, henneg. came; von
carpTnus, gewöhnlich carplnus bezeichnet, mlat. dlrpenus Gloss. bei Hat-
temer 1, 292, Gloss. seiest. 39, 240, Sumerlaten 4*. 65^, it. cärpino,
wal. cärpin, sp. carpe.
Charpie fr. gezupfte leinwand; particip des altfr. vb. charpir, üb-
licher in escharpir, descharpir, lat. carpere. Auch it. carpia.
Charte, chartre fr. (f.) Urkunde; von charta, chartala.
Chart re altfr. (f.) gefängnis; von carcer (m.), sp. carcel (f.), U.
carcere (c).
Chätier fr. züchtigen; von castigare, it. gastigare ff.
Chatoniller fr. kitzeln, neupr. gatilhar; von catnlire kitzd em-
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I
II.C. CHAUFFER-CHEF. 545
pfinden (eigenil. brünstig sein, von jungen thieren, catulis, gebraucht),
umgebildet in catnliare {vgl, cambire, cambiare) und vielleicht eben durch
diese Umbildung factiUv geworden. Grandgagnage s, v. catt stimmt für
das formell entfemiefe ags. citelan, ndl. kittelen; aber at4ch andre formen,
une sicü. gattigghiari, wal. gedili; bürg, im Jura gatailli, lothr. gatti^,
piem, gatid, vertragen sich besser mit dem lat. worte. Bemerkenswerth
ist noch pr. castiglar ^ digitum ponere sub asceUa alterius ad provocandum
ludum G. Prov. 29.
Chauffer fr., calüar pr. heizen, erhitzen, zsgs. 6chauflFer, escalfar,
letzteres auch cot.; von calfacere^ excalÜEicere, welche man zur 1, conjug.
zog, wozu das pr. far = facere den weg zeigte: dasselbe Schicksal hatte
unter andern, selbst im ital. und span., restare. Gal£ar beschränkt sich
auf das nordwestliche gebiet: gemeinromanisch ward das seltene lat. ex-
oaldare, it. scaldare, sp. cot. escaldar, churw. scaldar, pr. escandar,
fr. Schauder, wai. sceldä. — [Es liegt kein dringender grund vor zur er-
klärung von calfar ein neues erst von einem deutschen Schriftsteller des
12. jh. gerauchtes calificare zu citiereny welches Übrigens califier ergeben
haben würde.]
Chaume /r. (m.) Stoppel, Stoppelfeld, daher chaumiÄre, chaumine
strohhüUe; von calamus. Man merke aus einem alten deutschen glossar
die form cauma Vor' Sumerlaten 66''. Derselben herkunft ist mlat. calma,
schon in einer Urkunde von 627 : vineas deplantassent aut calmas ru-
pissent; es ist aber hier in ein anderes genus ausgeunchett gleich dein
venez. cslmsi pfropfreis.
Chanpir, caupir pr. sich eines dinges bemächtigen, es ergreifen;
vom goth. kaupön^ ahd. chaaüsm, nhd. kaufen. Die Verwandtschaft von
nehmen und kaufen zeigen auch emere und acheter.
Chauve-souris fr. fledermaus, eigenil. kahle maus, weil das thier
unbeßederte flügel hat. Aber Crrandgagnage 1, 164 vermuthet darin eine
umdeutung von choue-souris s. v. a. souris-hibou mottö-eu/^, da die wallon.
formen chawe-sori, chau-sori^ chehau-sori auf diese Zusammensetzung
führen, was allerdings beachtung verdient; auch die pic. formen cas-seuris
utu2 cate-senris lassen sich in caye-seuris, cayette-seuris zerlegen, s. unten
choe. Der lothr. ausdruck ist bo-yolant fliegende kröte, der prov. soritz-
pennada, rata-pennada, auch sard.T9Xsi-fignB,iSL = fleder'maus, derlimous.
pisso-rato (f.).
Chavirer/r. umschlagen (von schiffen); zsgs. aus capnt und yirare
mit dem köpf untenhin kommen. Der Italiener, dem virare fehlt, sagt
dafür capo-volgere, capo-voltare.
Chef /r. haupty Oberhaupt, sp. xefe; von capnt. Daher vb. cheyir
(chavir s. Gachet 88''), pr. chabir zum ziele kommen, altfr. yenir ä chief :
denn ehie^ pr. cap, bedeutet endpunct sowohl une anfangspunä, de chief
en chief von anfang bis zu ende, rechief, rechap Wiederanfang. Von
cheyir ist cheyance nutzen; aus dem franz. eingeführt scheint it. ciyire
beendigen, besorgen, ciyanza. Hieher auch fr. cheyet kopfküssen u. a. m.
86
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546 ILc. CHELME-CHIEN.
Ghelme (schelme) altfr. Unruhstifter ^ rd)ell; vom dtschen schelm,
80 DicL de Trev., Roquef.
Chenapan /r., später aufgenommenes wort, das deutsche schnapp-
hahn, welches Buerst 1494 vorzukommen scheint.
Chßne fr. (m.) eiche, alt chesne, mundartl. qnesne, prov. mü a
casser (m.) für casne wie Böser ßr Rosne von Rhodanus^ gase, casso
(m:)j beam. cassonrra, nüat casnuB. Adelung u. a. halten das wort für
celtisch, ohne ein passendes etymon aus dieser spräche nachauweisen.
Vielleicht läßt sich aber auch dieses wort, wie so manches vermeintlich
ceÜische, dem latein. demente zuführen. Das it. quercia mit ders, bed.
(IL a) ist vom adj, querceus. Mn zweites adjectiv von qnercas ist
quemus, ein früheres quercinns = U. querofno voraussetsfend^ daSj in
quer^nns und durch üblichen ausfoXl des r vor Sibilanten in qaesnns ver-
kürssty das altfr. quesne, chesne, das pr. casne oder casser ergol) : die-
selbe darsteUung des lat. qu vor e oder i durch fr. ch Beigt chascnn von
qaisque.
Ch^neau fr. dachrinne; von canalis.
Chenet fr. feuerbock zum auflegen des hohes im Jcamin; t;oncaniB,
weil er, so sagt man, hundefüße hat; so occit. cha-faec feuerhund?
Chenille fr. raupe, pr. canilha 'unus (l. vermis mit dem herausg.)
comedens dura' GProv. ff 5*, also wohl holewurm. Man dürfte catennla
oder eigentlich catenicnla geltend machen wegen des aus einBeinen ringen
BUsammengesetBten körpers, wäre diese anschauung nicht bu ancdomisch;
und so ist die deutung aus canicnla, in so fem manche raupehköpfe
eine ahnlichkeit mit hundeköpfen haben, vorBtmehen, wobei man sich auf
das mail. can oder cagnon Seidenraupe (hund) berufen kann. In lombard.
mundarten heißt die raupe gatta, gättola, was doch wohl katBc bedeuten
soll, im port. heißt sie lagarta eidechse, also verschiedene anschauungen.
Chevgtre fr. (m.) halfter; von capistrum, it. capestro.
Chevron fr., pr. cabrio, cabiro Sparren, auch sp. cabrion, caviron
holeblock; eigentl. bock, worauf etwas ruht, capreolns, von caper, wcl.
cafer in derselben anwendung. Ein sehr altes Beugnis für das franB. wort
ist capriuns Gl. cass.
Ghez /r. präposition für lat. apud, abgekürBt aus en chez = altsp.
en cas Hm hause (qni en chi^s li ira Ruteb. I, S2)\ von lat. casa, dem
die declinationsendung als überflüssig, wie dem lat. gutta im lomb. nagott,
entBogen ward. Ät4S derselben anschauung gieng hervor die gleichbed.
altn. präp. hiä von ht wohnung, so wie die dän. hos Busammenhängend
mit hüs haus, s. Grimm II, 756, III, 178. 268, und in Haupts Zt^chr.
VII, 467. Das prov. wort ist ab, doch findet sich chaz auch als gällidsmus.
Ghien fr, hund, chienne hündin; von canis. Die lat. sUbe an er-
gibt regelmäßig fr. ain (panis pain, manus main) : une gelangte man hier
Bum diphthong ie? In mundartlichen formen desselben wertes, wie wall.
chein, lothr. chei, auch pr. chen, chin fand er sich nicht ein. Die Hol.
Wörter sind masc. cane, fem. aber cagna, und dieses gn geben auch die
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IL c. CHIFFE-CHOE. 547
meisten neübildungen dieser spräche eu erhennen, wie cagnaccio, cagnazzo,
cagnesco, cagnotto, cagnaccio^ cagneggiare u. s, f. Auch im prov, latäet
das masc. gewöhnlich can, das fem. canha, überdies JcomnU ein adj. canh,
canlia vor in la gen canha (schwerlich für la gen de canha). Dem prov.
subst. canha entspricht femer auf frane, hoden ein picard. sbst. caigne
(0. b. Äffe d' Av. p. 63), Dieses die stelle des reinen n einnehmende er-
weichte n läßt sich nur mit einem lai. ne oder ni vergleichen, so daß
canha auf ein unvorhandenes canea eurüchsvführen wäre, wobei man an
ci^per caprea erinnern dürfte. Es ist ein ähnlicher Vorgang, wenn der
Proveneale aus plan sbst. ein fem. plauha ableitete. Man erewang also,
eine bequeme weibliche form^ weil man derselben bedurfte. Der Franzose
schlug einen andern weg ein, um eine solche zu gewinnen: er übertrug
sein Suffix ien ienne auf den ursprünglichen namen chan, dessen radicale
endung er in dem suffix aufgehn ließ.
Chiffe fr. sMechtes dünnes tuch, chiflFon lumpen, pic. chifer, fr,
chiffbnner, champ. chifouiller zerknüllen; piem. cifogn = chiflFe, cifogn6
= chiffonner, Grandgagnage vermuthet identität von chiffonner mit
waUon. cafongni, das diesdbe bedeutung hat, dsgl. von chiffon mit wallen.
cafu werthlose sache {champ. cafut), vom ncU, (undmhd.) kaf spreu: nur
würde man die franz. form besser zum ahd. kevä Crraff IV, 370 ordnen,
da e leichter zu i unrd als a. Hiermit lassen sich sinnverwandte zum
theil nickt mehr übliche Wörter mit p für f verbinden, wie chippe s. v. a.
chiffon G. Guiart p. 28, chipe (auch chife norm.) runken brot, chipper
in stücke schneiden = engl, chip, chipot kleinigkeit, chipoter sich mit
kleinigkeiten abgeben, chipaalt lumpenkerl u, dgl. m.
Chignon fr. genick, alifr. chaaignon, chaignon für chaYgnon, das
sowohl glied einer kette wiegenick bedeutet; von chaltne (altfr.), lat. catena.
Noch Nicot kennt chainon d'nne chaine ring einer kette und chainon du
col wirbelbein des halses d. h. genick, occit. cadena daon col. •— Gleich-
bedeutend mit chaignon ist altfr. chaon, caon z.b. pendre par le chaon
Gayd. p. 141; nicht etwa aus ersterem syncopiert, sondern von cavus, die
höMtmg unter dem hinterhaupte, die nackengrube.
Chippe = chiffe, s. oben.
Choe altfr. Bert. (Seh. v.840), pic. cave, pr. can, chau ^bubo^ LR.
Vl^ 9 uhu. Daher fr. chouette, pic.tÄvette kauz (kleiner uhu), hieraus ent-
leimt i^. ciovetta, civetta, venez. zovetta, wal. cioyfce; dsgl. pic. cawan,
in Anjou chonan, in Berry chavant, pr. chanana, bret. kaonan, schon
dem früheren mlcUein bekannt: caaani 'ülulae aves^ Gl. erford. p. 283",
strix vel cananna Gl. Älfrid, noctna corvns noctnrnas vel canannus Gl.
aug. Bz. Franz. chat-huant eule (höhnende kotze) ist vielleicht nur
eine umdeutung von chonan, doch kommt auch das einfache haant vor:
les leus oy niler et li haans hna Bert. p. 41 (Seh. v. 706). Desselben Stam-
mes scheint der name eines andern vogds, pr. cancala, fr. choucas
nebelkrähe, auch sp. chova, das ganz zu aUfr. choe stimmt, dsgl. sp,
choya, engl, chowgh, vgl. in einem lat.-dtschen gloesar Hattemer J, 290^
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548 n.c. CHOISIR-CLAP.
chnvue Hacha (dohle). Der stamm mag deutsch sein: mhd. chonh eule
s. Grimm Pj 178, ein vogel cauha fmdet sich L. Älam. 99 j 13; vgl. ndl.
kauw krähej engl, kaw krächzen.
Choisir /r., j)r. causir, chausir, dah^ entlehnt citit. ciausire, aUpg.
coasir Trov. p. 268, 303y dUsp. coBido adj.j altpg. coasimento = pr.
caasimen, asgs. pr. escausir, altccU. scosir Chr. d'Esd. 7W wählen, unter-
scheiden, sbst. fr. choix, pr. catisit wähl; vom goih. kaasjan prüfen,
doTu^a^eiVy vgl. wegen des lautüberganges fr. Ghoisy aus Causiacom. Oder
entsprang causir nicht vielmehr vom goth. kiusan, das auch im hochd.
vorhanden ist (kiosan, kiesen)? die dem in oder io verwandten diph-
ihonge en, eo gestalten sich auch sonst prov. bu au, z. b. lat. rheama /m
rauma, leopardns £fu laupart; aüein die regelrechte form wäre in diesem
falle eher causar ais causir gewesen, s. Rom, gramm. II, 393.
Chopine fr. ein maß für flüssigkeiten, hauptsächlich wein, schon
bei Oliv, Basselin, henneg, chope; vom dtschen Schoppen. Daher chopiner
schöppdn.
Cierge fr. (m.), pr. ciri Wachskerze, auch sp. cirio; vom gleichbed.
cerenS; gesprochen cerius, fr. g aus i. Auch unser kerze kommt von
cera, zunächst wohl von cerata.
Gin gier fr. geissein; nach Huet von cingulnm gürtd als Werkzeug
des geisselns verstanden. Die form müßte picardisch sein, in welcher mund-
art singler für sangler gilt. In Berry ist sillon die litze an der peitsche.
Gisemus dltfr. Chev. au lion in Romvart p. 651; ist unverändert
(das ahd, zisi-müs, ags. sise-müs, mlat. cisimus, nhd. ziselmans. Ebenso
das feil derselben: an cort mantel ot desos d'e^carlate et de cisemos
Chev. de la charr. v. 4582,
Give, civette fr. Schnittlauch; von caepa zwiebd.
CiviÄre fr, tragbahre z. b. für steine oder mist, aber sdb^ für
heilige bilder, rdiquien oder das geweihte brot (B. Stephanus, Nicot,
Menage), venez. civiera, maü. scivera in ersterer bed.; dsgl. it. civ^o
und civ6a schleife oder Schlitten mit einer flechte. Das spätere mlatein gab
diesen Wörtern in dem zsgs. coeno-yehum mist-fuhre ihre deutung. Sie
sind noch näher zu untersuchen.
Glaie fr,, alt cloie, pr. cleda flechtwerk, hürde, mlat. clida L.
Bajuv., Capit. ad L. Älam. etc., clia Gl. Älfr., dimin. cletella Grreg.
Tur. Dem worte wird mit recht ceUischer Ursprung zuerkannt. Buch-
stäblich identisch mit der vorauszusdzenden form cleta ist dcis gleichbed.
alürische cliath, kymr. clwyd {ir. ia = kymr. wy = t^spr. e) und auch
die roman. formen fügen sich in langes e, s. Zeuß I, 21. 114. 186, Dief.
Goth. wb. II, 636, wo auch die weite Verzweigung dieses wortstatnmes
verfolgt wird.
Glamp fr. (m.J klammer (Trev,), wdUon. clamm (^f.J norm, ao-
clamper anheften; vom altn. klampi, mhd. klampfe Mammer.
Glap i^r. häufe, masse, clapiera, altfr. clapier dass,, aclapar auf-
häufen; nach laut und begriff das kymr. clap, clamp masse.
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ILc. CLAPffi^CLOCHE. 549
Glapir fr. {nur reflexiv se clapir)sicA verhriechen (von Icamnchen);
stimmt ßum lat clepere stehlen, se clepere sich verbergen, wird aber
van Ducange auf ndat. clappa (faUe) zurückgeführt. Daher clapier
hminchengang.
Glaque fr. Maps mit der hand, vb. ciaquer; schällwort, mhd. klac
irachj ndl. klakken klatschen^ vgl, cat. claca geschwäte, twrm. claqnard
plauderhaft
Cligner /r. blinken, pic. altfr. cliner, clinnerUcn. J, 68, sbst. clin
Fer. p. 174', nfr. clin d'oeil; von clinare neigen. Das fheufr. uwrt ver-
räth eine auch sonst bemerkbare formverstärkung : altfr. crigne für crine,
nfr. harpigner von harpin. Aber äUfr. diu gier verlangt eine abl.
clinicare.
Clinche fr. (Triv.), norm, clanche, champ. wdllon. cliche, altfr.
clenqne ButA. /, 341, pic. cliquet riegel, der sich hebt und senkt, vb.
pic. acliqner; vom nhd. klinke, ndZ. klink.
Clinquant/r. rauschgold, clincaille metallner hausraih, entstellt
mqnincaille kuree waaren, vb. reqninqaer aufputzen-, vom ndl. klinken
klingen. Doch nähert sich clinqnant, welches lothn clinclant, neupr.
clinclan lautet, mehr unserm klingklang.
C 1 i q n e pic. klaps, Matsch, cliquer klatschen, vgl, NFC. I, 309,
nfr. cliquet, cliquette (wofür wallen, clakett von claque) klapper, cliqueter
klappern. Schallwörter wie unser klick Frisch I, 523' , ndl. klikken w. dgl.
Wie kam aber clique zur eigentlich franz. bed. rotte? Oder sollte es in
diesem sinne wirklich das ahd. gilthho (min gilthho meines gleichen), v^l.
gelijk vorstellen? Vgl. auch wallon. qnilike, quilite reihe, worin aber
Grrandgagnage das ndl. gelid, nhd. glied erkennt.
Güsse fr. nebst Melisse, altfr, clice, esclice schiene, gespaltener
zweig u. dgl.; vom ahd, kliozan spalten, i aus io wie in quille aus kiol
— oder unmittelbar von dem subst. klitz spieß (stange?) Frisch I, 524',
altfries. kletsie?
Gliver fr. spalten, ein wort der steinschneidekunst; vom deutschen
klieben oder engl, cleave.
Glocke, der franz. ausdruck für das südliche weit altere campana,
pr. cloca, clocha, selbst piem. com. cioca, ndat. clocca, cloca (8. jh.);
vb. altfr. clocher, pr. clocar läuten. Auch außerhalb des roman. gebietes:
ags. clucge (f., 8. jh.), nord. klucka, ahd, clocca (9. Jh.), gewöhnlich mit
anlautender media glocca (vgl. in derselben mundart glagön für klagön,
globo für klobo), auch glogga; dsgl, ir. clog (m.), kymr. doch. Von
seither ahnlichkeit mit einer glocke hieß ein reiserock oder mantd mlat.
clocca, altfr. cloche, woher engl, cloak (DucangeJ. Die herkunft des
Wortes ist unsicher. Die ags. form scheint ein radicales u zu verlangen,
dber oft entsteht ags. u aus lat. oder rom. o. Man leitet cloche z. b.
vom fr. clocher hinken (s.folg. artikel) in beziehung auf ihr hin- und her-
schwanken. Vom ags. cloccan, engl, clnck glucken, glucksen, was der be-
deutung nicht zusagt. Vom ahd. klochön schlagen; besser wäre vielleicht
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550 n.c. CLÖP— CODOL.
kloppen, auf roman. weise ahgel, cloppicare, da der Walache clöpot sagt,
der Serbe klopötär glockenträger z. 6. toidder. Oder vom russ. kölokoF
gleichbed. (Rapps Gramm. II, 136). Die zahlreichere mit kl anhebenden
Schallwörter deuten darauf hin, daß es in dieselbe classe gehört. Schon
NotJcer machte die (von Wackemagel, Voces animanHum 91 angeführte)
bemerhung: rotta a sono Yocis, quod grammatici facticinm yocant, nt
tintinabulum et clocca,
Clop altfr, pr, hinkend (daher kymr. cloflf), sbst. aUfr. clopin,
clopinel, engl, cloping Halliw.j vb. cloper, clopiner, nfr. ^clop^. Das
wort kommt früh vor: cloppas x^^og Gl. lat. gr.y ut cloppns pennaneat
in einer hs. d^ L. Alam. für claudus. Ist es von unserm klopfen,
kloppen, so daß es etwa das anstoßen an den boden ausdrückt? aber
klopfen ,heißt mit einem stumpfen Werkzeuge schlagen, was mit hinken
nichts gemein hat. Glaudipes, clodipes, woran man gedacht hat, drückt
die bedeutung getMu aus, aber besser als dies unvorhandene empfiehlt sich
das vorhandene gr. xioXoinovg, worauf MSnage verweist: es wäre nicht das
einzige griech. wort, welches Frankreich erreicht hätte, ohne Italien zu
berühren, Gleichbeß. mit cloper ist doch er, pic. cloquer, pr. clopchar,
entweder zsgz. aus cloppicare, welches sich mit t^. zoppicare vergleichen
könnte, oder vom lat. claudicare, das sich auch in dieser form im prov.
erhielt: die Schreibung clopchar nähert das wort mehr dem ersteren etymon.
Goche fr. sau, daher cochon und wohl auch sp. cochino, cochastro,
cochambre. Goche soll früher das verschnittene thier bedeutet haben:
hiernach wäre es identisch mit coche einschnitt, wie sich sp. carnero aus
crena erklärt, ja vielleicht ist auch das piem, crina (sau) aus crena zu
deuten. Die herleitung aus kymr. hwch bei Wächter u. a. läßt sich mit
nichts rechtfertigen. Zu bemerken ist noch das wai. cocf ne saustail, welches
nicht wohl aus dem franz. abgeleitet sein kann, vgl. ungr. kotza, iUyr.
katsitza sau.
Goche vis fr. (m.) haubenlerche, gleichbed. jpic. coviot; ein wort
schwieriger herleitung. Bemerkungen darüber bei Van den Hdm Woord-
gronding I, 53. 117, II, 16; deutungsversuche bei Grandgagnage v. co-
klivi, Mahn p. 26 (der es für cdtisch hält). Vgl. cotOYia II. b.
Goderc pr. adj. angebatU, bearbeitet, ais subst. angebautes land,
z. b. quan reverdeion li conderc; terras ermas e condrechas LR. Über
dieses speciell prov. wort, welches die franz. abfassung des G. de Boss,
mit colderc wiedergibt, kann kein zweifei sein. Schon unter Karl d. gr.
ist es häufig im gebrauch, z. b. in einem capitülar von, 807: qui sunm
beneficium habeat condrictum aut destructum entweder bearbeitet oder
zu gründe gerichtet, und später in occitanischen Urkunden. Es ist par-
tidp des gleichfalls miat. con-dirigere einrichten, in Ordnung bringen,
daher bearbeiten, s. DC, so daß also coderc steht für codrec. An codeta
bei Festus ist nicht zu denken; auch ein vb. condergar ^ faire germer
LB. für conderger ist nicht anzunehmen.
Gödol pr. cat., auch parmes. cremon. codol, npr. c6doa harter
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II.C. COHUE-CONCIERGE. 551
siein; besser van cos cotis als von caates, da au im prov. seine diph-
ihongische gestalt zu behaupten pflegt,
Cohue /r. lärm, gewuhl {markthalle DG, v. cohua); etwa esgs. aus
der präp, con und dem vb, huer schreien? Die mundart von Berry hat
cahuer für huer. — [Mahn p, 124 vermuthet celtische herkunft, bret.
kochi, kohay cet, hdUey man sehe das nähere bei ihm selbst.]
Goiller aitfr. beerdigen: ilec sont ^epelis et bellement coilliös
AAvign, p. 89. Nicht identisch mit goiler = IcU. celare, welches weder
der Bömer noch der Romane in diesem sinne anwendet, sondern vielleicht
aus dem ndl. kuilen eingraben^ begraben, dassu knil grab, mhd. käle,
niederrh. kaul grübe.
Co in fr. ecJcCy winkele heil e. b, zum hoUspaiten; von cuneuB, it.
conio ff.j altfr. quin. Äbgel. cognöe axt, bereits im Capitul, de vdlis
cap. 42: unaquaeque villa . . habeat . . catenas, cramaculos, delaturas,
secures i. e. cuniadas. Dsgl. quignon runken brot, für cuignon, daher
sp. quifion^ pg. quinhao ration^ antheü.
Colporter/r. hausieren; esgs. aus col porter äie waaren am halse
herumtragen.
Combrer altfr. packen, fassen. Von commorari aliquem einen auf-
halten, hemmen, daher festhalten, wäre grammatisch vollkommen zulässig.
Besser aber leitet man es, unter vorat4Ssetzung der gleichen begriffsentwick-
lung, aus dem gemeinrom. combrus, womit ein in den weg gelegtes hin-
demis, eine hemmung ausgedrückt unrd, so daß es derselben herkunft wäre
wie encombrer; s. eolmo I.
Gomplot fr. heimlicher böser anschlag unter mehreren personen, bei
Bob. Stephanus (1639) und Ntcot überh. Verabredung, Übereinkunft, par
complot ^ex composüo, compactö*, vb. comploter z. b. avec un tel. Frisch
legt dem subst. die sinnliche bed. knäud als die ursprüngliche und als
eine noch übliche bei und erklärt es aus pelote, von pila: complot wäre
hiemach etwas zusammengeballtes, zusammengewickeltes. Der ausfall des
e macht kein bedenken, jene grundbedeutung aber ist nicht nachweislich.
Passender scheint ein anderes wort: complicitum complic'tum s. v. a.
complicatio Verwicklung, theünahme (an einer bösen that), vgl. das
spätlat. complex theilnehmer. Gomplot stände für comploit wie frotter
für froiter.
Gompote fr. eingemachtes obst; für compöte, ü. CQmposta d. i.
composita, ndl. kompost, mhd. gompost.
Goncierge fr. burgvogt, thürhüter, kerkermeister, conchierge 'con-
servator Ol. de Lille 2i* (ed. Seh. 47) y in späterem ndatein consergius.
Aus conservare, woraus es Menage gewinnt, konnte nimmer conservius
entstehen, weil es nicht üblich ist, das strffix ins zur ableitung aus verbis
zu benutzen. Labb&s lat.-dtsches con-skarjo (mitscherge) aber verfehlt
den sinn gänzlich. Bob. Stephanus übersetzt concierge ^qui ha la charge
du lieu de Vexercice mit gymnasiarcbus ut^ hiermit gab er unbewußt
zugleich das etymon des franz. wortes, welches nur die erste silbe gon,
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552 ILc. CONGE-COQUIN.
vielleicht unter einwirkung von conservare, mit con vertauschte; q für s
so wie rg aus rc oder rch sind bekannt,
Cong6 fr., pr. comjat urlaub, vi. aUfr. congier, von commeatas;
nfr. cong^dier vom it. congedo, dies von der altfr. form conget
Consoude /r. (jf.^ waUwure, heinwell; von consolida, sp. consueldajf.
Copeau fr. span.; von coupe schnitt, dies von conper. Oder ist
copeau das an cuspis mahnende altfr, cospel (auch coispiaa geschr.) dorn
und dgl, ? s. Trist, gloss., Jongl, et trouv. p. 66, Ben. I, 362.
Goq fr. hahn; naturausdruck von der stimme' des vogds entlehnt,
ags. coc, engl, cock, w<ü. cdhan. cocös, chw. cot, vgl. die verba coqueri-
quer, coqueliner, ncU, kokelen, gr. nonxvtuv (mit dem perf. xeyLoxxvy^v
Aristoph), worin sich dasselbe bestreben ausdrückt, das geschrei oder die
stimme des hahnes wiederzugeben, s, e. b. Weigands Wb. s. v, gtlkkel,
Wackemagels Voc. animantium 40, 61, Der name der henne ist poule
= pulla. Von coq ahgel, ist adj. coqnet gefallsüchtig (sich brüstend
une der hahn), cocarde hutSchleife (dem hahnenkamm ähnlich), altfr,
cocart eitel (quoquart NF. Jub,). — Die schwestersprachen sind bei gallas
und gallina stehen geblieben, it. gallo, gallina ff., wal, gal (in einigen wbb,),
g^ine. So auch pr. gal, galh, jal, jau, galina; in der Charte de GrSalou
(v. j. 1293, erst in abschriften des 16. jh. überliefert) gals o coqs cap. 22,
letzteres sicher ein späterer zusatz. Aber auch altfr. gal, geline, letzteres
fortdauernd in dem pflafizennamen .moT geline = morsus gallinae
hühnerbiß, noch jetzt norm, berr. jau, dimin, jollet, lothr. jau, dim. jall6,
champ, gau.
Coquelicot fr. Uatschrose, wilder mohn, der im kom wächst. Es
ist nur formverschieden von coquericot, womit das geschrei des Jiahnes
ausgedrückt unrd, und mundartlich damit gleichbedeutend, s. coquelicoq
Frisch. Leicht konnte man nach seinem schrei den hahn selbst coquelicot
nennen, une der Grieche ihn xiyu^^og oder wie der Franzose den unedhopf
putput nennt, und wegen seines purpurrothen kammes den namen des
hahnes auf die blume übertragen. Ebenso bedeutet cacaracä sowohl
hahnenschrei u)ie McUschrose, und pic. cocriacot einigt die bedd. hahn und
klatschrose in sich. Nach Sauvages wird mit dem gleichfalls occit, caca-
lac4 der schrei des hahnes und eine andre purpurrothe blume, löwenmaul,
benannt. — Das wort verdiente diese rücksicht, weil ihm ceUischer Ursprung
zugesprochen. worden, irisch codlainean, gael. codalan s. J. Chimm über
Marcellus Burdig.
Coquin fr. hungerleider, bettler, schelm (petax, mendicus bei Nicot,
altfr. Gar. i, 269), vb. altfr. coquiner. Nicot leitet coquin von coquina,
weil die hungerleider nach den Überresten in der küche zu haschen pflegen.
Andre erblicken darin das bei Plautus vorhandene adj. coquinus (forum
coquinum qui vocant, stulte vocant, nam non coquinum, verum fiirinum
est forum), erklären übrigens ebenso wie die ersteren. Beide bedenken
nicht, daß einem lat. coquinus nur ein fr. cuisin gerecht wäre. SoU etwas
von der küche darin stecken, so kann das wort nur ein dimintdiv des
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n.c. CORBEILLE-CORON. 553
aUfr. oocs, gewöhnt, qaeux, sein und etwa hüchenjunge, demnächst einen
menschen bedeuten^ der die küchen aufsucht. Es erinnert aber auch an
altn. kok Schlund^ vermöge einer leichten metapher hungerleider, und man
könnte einiges gewicht auf dieses nordische etymon legen, weil sich coqain
gana auf Frankreich beschränkt.
Corbeille fr. korb; von corbicula bei Palladius.
Cor Heu aUfr. pr. lauf er y curlieu ^praecursor LJRs.p, 27; esgs. aus
corre laufen, und Heu leicht. Dasselbe wort ist neufr. courlien, courlis
name eines langbeinigen vogds, scolopax arquata, brachvogel^ engl, curlew.
Corme /r. (m.) eine f ruckt j spierling, f^ormi^r spierlingsbaum^ auch
pg. und'altengl. conne; nach Frisch u. a. von cornnm komcVcirsche, was
nicht sfu billigen ist.
Cormoran fr. ein vogd^ seerabe; vom bret. mör-yran (mör meer,
bran rabe)y mit vorgesetetem corb = corvus, also eine pleonastische
bildung wie loupgaron. Prov. heifit derselbe vogel corp-mari = eorvus
marinns.
Cornard fr. haJinrei (hömerträger). Man hat die spuren dieses
ausdrucks bis in das alterthum hinauf verfolgt (s. außer Menage und
Ferrari auch Weigands Synont. wb. II, 12), der etymologe hat dabei
kaum etwas sfu bemerken. Cornard ist speciell französisch, der Italiener
sagt dafür becco comuto gehörnter bock oder schlechtweg becco, der
Spanier cabron Ziegenbock. Was auch die grundvorsteUung gewesen sein
mag, dem Frovenealen ist comut ein armer wicht, der sich alles bieten
läßt, eine bestia comuda, wobei das symbol des hömerschmucks gar nicht
in. anschtag kommt; es ist sinnverwandt mit suffr^n, das überdies auch für
halmrei gebraucht unrd. Ein troubadour m. b. sagt: fahre ich fort einer
dame den hof zu machen, die jetzt einen andern buhlen hat, so gelte ich
per comut e per soffiren für einen der sich foppen läßt, s. Chx. III, 89.
Auch it. bozzo roher stein f daher uf^empßndlicher mensch) und fr. sot
dlbemer mensch haben diese bedeutung, une MSnage unter ersterem worte
anmerkt.
Coron altfr. fm.), ein den schwestersprachen unbekanntes wort, dessen
sinn sich am besten mit dem von bont vergleichen läßt, so daß es ende,
äußerstes bedeutet. Bsp. Tun des corons laist defors pendre einen der
Zipfel (des mantels) MFr. II, 233; comme eile seoit ou coron devant
de la nef {nach dem lat. sammitas prorae) Brand. 70; coron ou sarge
du lit RFlor. 25; coron de la robe, coron du monde, venir ä coron
ä baut, k bon coron, ä un coron tout d*un bout, par nul coron par aucun
baut, s. Gachet, der dies wort genau untersucht hat. Fs lebt in mund-
arten fort: pic. und wallon. coron ist das ende eines Stoffes oder fadens.
Neben coron findet sich auch cor: Tun cor de la cambre Fier.p.66,16,
namentlich in der redensart de chief en cor vom anfang bis zum ende,
watlon. coir. Ein compositum scheint acor (m.) zipfd eines kleides,
s. Wolfs Lais 361. 362. Woher nun diese Wörter? Bei cor könnte man
Gachet' s deutung aus cornu schon gdten lassen, aber eine ableitung cor-on
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554 , II.C CORSET-COÜTER.
staU corn-on ist gegen die sprachgesetee. Hätte man es dagegen nur mit
coron eu thun, so dürfte man trotz dem abweichenden genus an coronis,
xoQcovig (ende, äußerstesj denken. Grandgagnage s. v, coir nUstraut der
herleitung am coma gleichfalls und erinnert an das altfr. quar nebst
quaron ecke^ daher jnpfel eines mantds, dann das ende eines dingeSy
eigentl, viereck von qnadrum, it. quadro, quadrone, pr. caire, cairö. In
den formen cor, coron konnte o, freilich ganz unüblicher weise^ oms ua
zusammengezogen sein, wie dies im deutschen mehrfach (quartar, chortar
aM.)j aber auch im mitteUat und mittdgriech. und hier grade an dem-
seihen worte vorkommt: noÖQa codra, quadra Gl. gr. lat. DC, aUgr. xo-
d^vTt]g aus quadrans.
Corset fr. leibchen, schnür^eib; abgel. von fr. cors = lat. oorpus,
also mit benutzung des flexivischen % wie dies auch in cors-age geschah.
Richtiger gebildet ist das it. corpetto neben dem entlehnten corsetto.
Corv^e fr. frohndienst, nüat. corvada im Capitulare de viUis. Die
deutung aus cnryus, weil man sich bücke bei dergleichen arbeiten, ist
lächerlich; die aus corpus, gleichsam corp^e körperliche arbeit, verstößt
gegen den buchstaben. Grade die von den etymologen verworfene ist die
richtige: corv6e entstand aus corrogata une enterver aus interrogare, in-
dem in beiden fällen das radicale o schwand; im henneg. conrow^e, im
occit. courroe erhielt es sich, mlat. corrogata kommt selbst vor. Die bedeu-
tung ist aufgebet, denn altfr. rover = lat. rogare heißt begehren, befehlen.
Cosse und öcosse fr. (f) hülse der bahnen, erbsen, linsen u. dgl.,
^cosser auskernen. Nach Menage vom partic. excassa, was keinen ange-
messenen sinn gibt. Nach Frisch 11, 222" vom ndd. schote gleichbed.
mit den franz. Substantiven, insofern dies ein M. schösse voraussetzt: ein
ndl. schösse verzeichnet Kilian; fr. cosse müßte aber aus äcosse abgekürzt
sein. Oder ist das wort lateinischer hcrkunft? Cutis gäbe ein vb. ex-
cutiare abhäulen, schälen = 6cosser, hieraus ^cosse Schede. Aber die
herleitung aus dem deutschen scheint einfacher. Mit beiden deutungen
verträgt sich das aufradicales t führende limous. escoutilliä s. v. a. ^cosser,
wogegen das pic. ^cosse radicales s verlangt.
Co SSO n fr. komwurm; abgeleitet aus cossus holzwurm, bret. kos.
Coudre fr. (m.) hasel; von corylus, umgestellt in colrus coldros,
comask. cöler, ü. cörilo.
Couire altfr. köcher Bou II, 184, cuevre, cuivre Antioch. I, 237,
daher engl, quiver, mlcU. im Capit. de vill. cücurum, mittelgr. hovxovqov;
vom ahd. kohhar, ags. cocer, nicht von corytus. Die herkunß des deut-
schen wertes ist unklar.
Couler fr. fließen, gleiten; von colare durchseihen, factitiv ange-
wandt; ital. wie lat. Daher adj. coulis, i)r. coladitz, gleichsam colaticius,
sbst. fr. coulisse schiebwand, altfr. colel'ce fallgatter (etwas gleitendes).
Cousin schnaJce; dimin. von culex, gleichsam culicinus.
Co fit er fr. kosten, coflt preis; von constare zu stehen kommen, it.
costare ff. Daher auch altfr. coste ein gewürz, mhd. koste yfteise, wie
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II.C. COUTRE-CRAPAUD. 555
auch unser sptsa eigenüich ausgäbe^ bedeutet; dsgl. mU seltnem ableitungs-
Suffix aUfr, uxülon, costenge (coustenghe Eracl. v. 764) aufwand.
Coutre fr. pflugeisen; von calter, ü. coltro; comask. coltra, contra
pflüg, pars pro toto.
Grabe fr. (m.) eine ari Meiner seekrebse; vom ndl. krab (f.), ags.
crabba (f).y aUn. krabbi (m), aus lat. carabns {xagaßag).
Crac /r., vb. craqaer; vgl. ahd. krac, nhd. krach, en^!. crack, gad.
crac. Craquelin ein krachendes backwerk, ndl. krakeling.
Craie fr. kreide, crayon stück kreide; von creta, sp. greda u. s. f.
Craindre fr. fürchten. Da das wort starke flexion zeigt, so muß
es der lat. 2. oder 3. conj. angehören; die verba, die^ hier in betracht
kommen, sind tremere und timere. Beide sind romanisch: cdtsp. tremer
Alx., pr. dttfr. tremir; pr. tem^r, altcat. tömbre Chr. d'JEscl., neucat. tömer.
Für die herkunft von craindre aus timere könnte man seinen transitiven
gebrauch anfuhren, aber auch tremere ist dieses gdn-auches fähig, lat.
tremere aliqaid und selbst it. tremare nno. Für tremere zeugt überwie-
gend der näher liegende anlaut er, vielleicht euphonisch für tr, und die
vergleichung von empreindre aus imprimere, geindre aus gemere, raembre
(vgl. dltfr. crembre für craindre) aus redimere, die also alle auf die 3.
lat. conj. weisen. 8. das verbum Rom. gramm. IT, 248. Im prov. ist
craindre nicht heimisch geworden, wenn auch der nach seltnen Wörtern
jagende Ä. Daniel das pari, crems einigemal gebraucht.
Gran fr. (m.) einschnitt, kerbe, henneg. cr^ner einschneiden, spalten,
abget.fr.GTenQSLU, aitfr.pr.QATnel zinne, zacke der mauer, n/r. carneler
kerben. Das wort ist fast ein gemeinromanisches: chw. crenna, lomb.
crena, piem. cran, vgl. sp. camero II. b. Gleichbedeutend ist crena beim
älteren Plinius, sonst nicht vorhanden: steht es sicher (Rom. gramm. J, 14),
so sind die roman. Wörter darauf angewiesen. Es begegnet mit derselben
bed. auch im deutschen, wo es aber keine würzet hat: mhd. krinne, bair.
krinnen (f.), dsgl. ndd. kam (verschieden von karve = hd. kerbe), vb.
kamen, s. Brem. wb.
Cranequin altfr. ein Werkzeug die armbrust zu spannen, crane-
quinier ein armbrustschütze. MSnage halt das wort für deutsch (nieder-
ländisch) und in der that berechtigt die endung quin zu dieser vermuthung,
s. beispiele Rom. gramm. II, 309. Doch ist kein ndl. kränekin, welches
eine kleine winde bedeuten könnte, nachweislich, nur kräneke kommt vor,
s. Sil., bedeutet aber die ganze armbrust, was wenig unterschied macht.
Der dazu gehörige Spanner hieß altfranz. auch tour {daher arc-ä-tour),
it. tomo; mhd. unrd antwerk (maschine) dafür gebraucht. S. auch crone.
Crapaud /r., pr. crapaat, grapaut, cat. gripau, lim. gropal (für
grapal) kröte. Von crepare, das berstende d. h. zum bersten sich blähende
(hier? allein warum alsdann nicht deutlich crevand? Richtiger leiten es
andre vom engl, creep kriechen = ags. creöpan, ndl. kmipen, vgl. obd.
kriefen, ahd. krifan Graff IV, 698. Zm erwähnen ist auch pic. crapeux
kröte, als adj. schmutzig, von crape schuppen auf der haut, so daß das
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556 II.C. CRAU-CRIQUET.
thier das grindige heißen könnte, vgl. seinen prov. namen graissant von
graissa = fr. graisse, crasse; aber das engl, creeper kriechendes un-
gemefer knüpft crapaud augenscheinlich an creep.
Crau pr. (f.) name eines berühmten Tdesdfddes in der nähe von
ArUSj kommt bei den troubadours nicht als appellativ vor: tan de marcs
cnm ha codols en Gran so viel mark eis kiesd auf der Crau liegen LR.
I, 294; woM aber findet sich das adj. cranc steinig: en ta sec ni en
tant crauc loc GO. 78; cranc 'sterüis^ GProv. 43; norm, crau ein zarter
stein, auch in Savoyen üblich (Addungs Mithr. II, 64). Es ist eins der-
jenigen Wörter, welchen man unbedenklich celtische herkunft zugesteht,
kymr. craig (f), bret krag (m.), gael. creag, crag (f.) fds, stein, creagan
felsengegend, daher engl. crag. Wie sclag mit esclan, feg mü feu, so
konnte allerdings auch crag mit cran gegeben werden. Vgl. MSnage s. v.
Creanter altfr. versichern, daher sbst. creant bürgschaft; gleichsam
credentare glauben machen, vom pari, credens. Andre formen sind cra-
anter, cranter, mit media graanter, greanter und granter, letzteres schon in
den Livr. d. rois, engl, grant.
Gräm ail Ion, cr^maill^re fr., daher sp. gramallera, kessdhaken,
einfacher bürg, cramail, wallon. cramä, champ. cramaille, in ältester form
cramaila(s) Gl, cass., mlat. cramaculus Capit. de vUlis, cramacnia 'höh-
hoda^ Gl. lindenbr,, vgl. Dief. Gloss, lat. germ. v. cremacula. Wie dieses
hahhala aus hangen (hähhan), so könnte man sich cr^maillere aus gr.
xQff.iaa&ai abgdeitet denken, hätte die griechische spräche tiefer in die
romanischen eingegriffen. Näher berechtigt ist darum gewiß das ndl.
kram eiserner haken. — [Gachet p. 103^ dachte diese deutung zu ver-
bessern, indem er ein compos. kramhahila annahm, welches also aus zwei
ungefähr dassdbe aussagenden Wörtern gebildet, übrigens im deutschen
unbekannt ist. Man bedarf keines zweiten Wortes, das st4ffix acnl ist hier
ganz an seiner stelle.]
Crßpe /r. flor, krepp; von crispns.
Creux fr. hohl, sbst. crenx, pr. cros höhle, grübe, vb. fr. creuser
aushöhlen, vgl. comask. croenss. Von corrosus, corrosum, woraus sich
sowohl das adjectiv wie das Substantiv erklären würde? Zufällig paßt
eine prov. stdle: pan on raton fen cros brot in das die rotten löcher
machen, corrodnnt.
Grevette fr. art kleiner sedcrebse; von carabns, oder, was etwas
näher liegt, vom dtschen krabbe, woher auch henneg. crape. Ghevrette
heißt ein nah verwandtes insect, von chevre, wie auch dtsch. böckle, meer-
geiß, s. Nemnich I, 804.
Grique fr. (f.) kleine von der natur gebildete bucht; vom ndl.
kreek, engl, creek, schon ags. crecca dass.
Griqnet norm., neupr. cricot, engl, cricket, pic. cr^ueillon und
crinchon, ndl. krekel, kymr. cricell ein insect, heimchen; naturcMsdrücke,
und so fr. criqner, ndl. krieken, gr. KgUeiv, xQi^ßiv u. dgl. schrillen,
zirpen.
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IL c. CRIQüET-CüSCHE. 557
Criquet fr. Meines pferd; vom dtschen kracke ("Frisch). Daher
engl, cricket schemd.
Croc fr, pr. chw. Iiaken, daher fr. crochet, crochu, accrocher; in
german. und cdt. mundarien einheimisch: aitn. krökr, engl, crook, ndl.
krooke JEZ., kymr. crög; daeu ein verbum in der L. 8dl. incrocare, alifr.
encrouer an einem haken aufhängen, wie noch normannisch. Crochet gab
dem Spanier corchete, dem Portugiesen colchete.
Crone /r. (m.) hebezeug für waaren in den häfen; vom ndd. kr&n
= hd. kranich, der name des vogels auf die maschine übertragen une fr.
grue und gr. yiqavog. Ein diminutiv dazu ist das vrU. cranequin
(s. oben), werhseug die armbrust zu spannen^ wallen, crfenekin armbrusty
s. Huydecoper zu Stehe III, 318.
C rotte /r., croia, pr. gassenkoth aus staub und regen, mist der
Schafe, ziegen, kaninchen, mause u. a. thiere, daher nach Mlian das
gleichbed. fläm. krotte. Die bekannte lierleilung aus crusta verträgt sich
nicht mit der prov. form. Vielleicht entstand es aus dem ndd. schwed.
klöt, hd. klofs kugelförmige masse, wobei man an die, freilich proble-
matisclhe, herkunft von bouse aus batze fs. oben) erinnern dürfte.
Gm che fr., alt cruye, gase, cruga, pr. cragö, fr. cruchon krug;
vom kymr. crwc eimer (eigentl. ein gerundetes gefäß). Entfernter steht
ahd. cruoc, crög, dUfrs. kröcha, ags. crocca, chw. cruog, hruog.
Cuire fr. kochen, von coquere, pr. cozer; cuisson schmerz, von
coctio; cuistre pfaffenkoch, gleichsam coquaster, vgl. pr. coguaströ, nUat.
cocistro Gl. Isid.; dsgl. pr. cosenza pein, gleichsam coquentia, daher
cdtfr. cusen^on; auch it. cociore, sp. escozor u. a. m.
Cuivre /r. hupf er; von caprumy oder^ streng genommen, vom adj.
cnpreom.
Galbate fr. burzdbaum, vb. cnlbuter: zsgs. aus cul bürzel und
bäte etwas aufgeworfenes, also stürz mit dem bürzel zu oberst.
Culvert, cuivert altfr., pr. culvert spitzbübisch, gottlos; es wird
häufig auf die ungläubigen angewandt und gesellt sich gerne zu felon.
Die herleitung aus colnm vertens, was doch nur feige heißen kann, ist
wegen dieses dem werte fremden sinnes unzulässig und selbst schon wegen
der starken abkürzung bedenklich. Menage hält es richtig für coUibertus,
wie in Frankreich ein dienender genannt ward, der dem skiaven näher
stand als dem freien, so daß er von seinem herrn verschenkt und verkauft
werden konnte. Diese bedeutung hat, wie es scheint, das romanisierte
culvertus in einer Urkunde vom j. 1106 und offenbar beiHelinand cuivert:
morz üetit franc homme de cuivert, vgl. bei Matth. Par. sub nomine
culvertagii et perpetuae servitutis; daher das vb. aculvertir zum Sklaven
machen, Antioch. I, 96. Die ausartung des begriffes bedarf keiner er--
läuterung. 8. MSnage w. couillauts, couvert, Ducange w. collibertus,
culvertagium, ed. Bened. v. cuiverta.
Cusche dltfr. zu folgern aus dem adv. cuschement, nur in der
Passion Christi 88: a grand honor de ces pimenc Taromatizen cusche^
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558 II.C. DA-DAINTIE.
ment (den leib Christi). Die prov. form würde cusc sein: eine solche
findet sich LB. I, 533: una gen qnes fai cusca, aber ihr sinn ist in
dem kleinen hruchstück unsicher. Dagegen braucht Auslas March cant.
d^am. 60 dasselbe wort in der /riemlich klar vorliegenden bed. blöde oder
schüchtern, und diese fuhrt auf unser kensch, oM. kfiski, während das
entsprechende aUs. cüsco adv. mit seiften bedd. gesiemendj ehrerbietig
der stelle aus der Fassion vollständig genügt.
Da frone, partikel in oui-da, nenni-da. Die älteste form derselben
ist AiYii, demnächst abgekürzt in das einsüb. deä, ihre bedeutung eine
dringende aufforderung^ wo nicht ein Vorwurf: diva, ne me celer! diva
tu m'as honi 1 Die deutungen aus gr. vrj nov Jia oder v^ dt] (bei Minage),
aus lat. Diva mutter gottes (Michel im Charlem.), at^ fr. dis valet ^die
puer" (P. Paris im Garin /, 296, 11, 23), aus lat. vae (Gar. J, 166)
scheinen sämmtlich unhaltbar. Man bemerke, daß schon das einfache ya,
ohne eweifd imperativ von aller, häufig und in früher jseit denselben dienst
thut: va, car me di! Chev. au lion ed. L. Guest p. 138' ; lesse, va,
tost les chiens alert so laß doch geschwind die hunde los! Ren. I, 47;
qui es tu, va? Buteb. II, 101; or va, de par dieu va! wohlan in gottes
namen! ChOyg. I, 1242; noch neuprov. au farai pas vai ich thu es durch-
aus nicht. Dies wörtchen verstärkte man mit dem gleichfalls auffordernden
di, imper. von dire, e. b. diva sag an Alex. 61, 6. 73, 20, das euweüen
auch wiederholt ward: et tu, diva di, faz noienz i2M/ßi. I, 336. — [Wenn
E. Du MSril (Floire p. 261) die hier anerkannte partikel va schon bei
Gregor v. T. 4, 21 findet, welcher sagt: cum (Chlothocarius) graviter
vexaretur a febre, ajebat: wal quid putatis, qualis est ille rex coelestis,
qui sie tam magnos reges interficit, so scheint er damit die deutsche
interyectio dolentis eu verwechseln, auf welche sinn und Schreibung hinwdsen^
Dagorne fr. kuh, die ein hom verloren hat; Bsgs. aus dague dolch
und corne, vgl. bigome für bicome.
Da im fr. damhirsch, fem. daine, ciltfr. masc. dain, daher U. daino,
piem. dan, altsp. dayne Canc. de B., ndl. deyn EU. ; von dama {it. damma),
woraus ein masc, damus moviert ward.
Daintiö dltfr. (m.), auch daintier leckere speise, daher das gleichbed.
engl, dainty. Statt des masc. dainti^ hat der prov. Gir. de Boss, dßs
fem. dentat: no falhit al menjar nulha dentatz beim essen fehlte kein
leckerbissen v. 1303, vgl. 1077, 7791; im Ms. Harl Mich. p. 334 steht daintaz,
gleichfalls weiblich, bei einem troubadour dintat B, Denkm. p. 163. Die
etymologie betreffend, hält Gachet, mit bejgiehung auf das schon bei Boche-
gude vorkommende dentat ^ragoüt, mets\ für die grundbedeutung ^das
zwischen die zahne gesteckte ; aber dentat (t;on dens) konnle doch nur
heißen gezähnt, und überdies wäre der ausdruck für die sache üM ge-
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n.c. DAIS-DARTRE. 559
tvähit Dainti^ läßt sich buchstäblich auf kein anderes lai. wort zurüch-
fähren als auf dignitas und dessen bedeutung scheint ihm noch in der
Chanson de Boland v. 48 zu gebühren^ wo es heißt: que nus perduns
Fonur ne la deintet daß wir die ehre und würde verlieren. Man konnte
das im prov. ihm eukomn\ende weibliche geschlechty verführt von der par-
tieipiälen gestdU des Wortes (daher auch das altfr. dant^e GBourg.p. 68)
mU dem männlichen vertauscht haben. Die grunäbedeutung mag kostbar-
keity schmuck gewesen sein^ vgl. Bari. 160, 2 : tez cors est molt en grant
daintiä dein leib ist in sehr großem schmuck: schmuck aber und anstandy
dignitas, sind begriffe, die sich nahe berühren. Auch das mundarth engl.
daintee bedeutet etwas werthvoües, s. HälliweU.
Dais /r. thronhimmel. Altfr. bedeutet dois, j^r.deis, die tafel, woran
man speist, von discus, it. desco, dtsch. tisch. Für dois gdU mundartlich
dais 0. b. MOar. p. 11, vgl. espois neben öpais und dgl., daher die neufr.
form. Solche speisetische sollen oben mit einem tuche überspannt gewesen
sein, damit nichts von der decke herabfiele, und so kam es, daß das wort
auch die bed. thronhimmel annahm, s. Menage. Atis dorsum dossium,
worauf andre verweisen, läßt sich die urform deis nicht herleiten; sp.
dosel, U. dossiere können aus dem eilten dois geformt sein.
Dame fr. interjectUm s. v. a. potztausend; nach Nodier von dien
me damne; nach andern von dame als namen der heil. Jungfrau. Es
ist aber nichts als das auch dem Italiener bekannte domine, vöcativ von
dominas, der vocai a auch im altfr. dame-dieu = domine deus.
Dandin fr. alberner mensch, dandiner sich hin und herwiegen, bei
Nicot ineptire; vgl. mhd. iant possen, nhd. tand, vb. mndl. danten in-
eptireKil., nAd. tändeln, oi(2. dantern, engl, dandle. Die wod. spräche hat
tendäle kleinigkeit, aber wohl von tantillnm.
Danger fr. gefahr. Es bedeutete in der alten spräche das strenge
recht des oberherm in besriehung auf den besitz seines untergebenen: fief
de danger z. b. ist ein an vielerlei bedingungen geirnndenes lehen, das
leicht eingezogen werden konnte. So heißt danger überhaupt unUkür, ge-
wält (urie noch jetzt das norm, wort), se mettre en danger de qqun sich
dem belieben eines andern unterwerfen, dsgl. Weigerung, Schwierigkeit (auch
pr. dangier): faire danger de dire qch. sich weigern etwas zu sagen,
Umous. dondziö äbneigung, widerwüle. Aus damnam (einbüße) leitete
man damnarinm, fr. damnier, gespr. danger; letzteres wort vertrat auch
damnnm in seiner ndat. bed. beschädigung, vgl. Ducange. — [Über eine
herleitung aus dominium sehe man Krit. anhang p. 16 und besonders
Oachet p. 111', der die bedeutungen des wortes gründlich auseinandersetzt
und sich gleichfalls für damnam entscheidet.]
Darne fr., damo neupr. (f.) schnitte von einem fisch; vom kymr.
und bret. dam (f.) stück, bissen, nach Pictet p. 107 identisch mit dem
sanskr. darana theilung.
Dartre fr., mundartl. dertre flechte, schwinde. Zu verwerfen ist die
deutung aus gr. daQtog (abgehäutet), da die ärzte den eigentlichen aus-
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560 II.C. DAUPHIN^DEPIT.
dmch Isixv^ ♦*^*^ verfehlt haben unirden. Pictetj Ztschr. für vergl. sprachf.
F, 559, vermuthet dbstammung von einer dltceltischen form^ jetzt hret.
darouöden, dervoöden, Tcymr. darwden (tarwdten) = skr. dardru, ags,
teter^ engh tetter, nhd. zitier, alle mit dartre gleichbedeutend. 8. auch
Chevailet J, 246.
Dauphin fr.j dalfin pr. ein fisch; von delphinus. * Was dem äite-
sten söhne des königs von Frankreich, früher dem grafen von Viemie, als
titel eukam^ ist dasselbe wort.
. Däbit /r. verkauf, vertrieb, döbiter waaren absetzen. Da das ver-
bum auch 'ins schuldbuch schreiben bedeutet, so erklärt es sich aus defn
kaufmännischen at^drucke debet schuid, rückstand, buchstäblich genauer
aus debitum.
Dec, dech pr. 1) gebot, befehl, 2) gä>iet, gränze, 3) abgäbe,
4) büße, gebrechen, mangel; dsgl. fem. deca {neupr. deco) und decha in
der 4. bed.; vb. npr. decd abbrechen, altpr. dechar täuschen? LR. Für
diese Wörter findet sich kein andrer rath als in edictam Verordnung,
welches das mittddlter aber auch für bannum (aufläge, büße, Jurisdiction)
gebrauchte. Die bildung deca aus dec {richtiger dech) ist unorganisch.
Aus indictum (mlat. aufläge, abgäbe) ist pr. endöc abbruch, mangd,
endechat mangelhaft, und gewiß auch sp. pg. endecha klagelied iiber
einen todten, wozu noch mlat. indietare anklagen = dltfr. enditier zu
vergleichen ist. 8. auch Mahn p. 43.
Döciller, dessiller fr. die äugen öffnen; von ciliam, it, discigliare.
D^erne fr. 'ßle, servante" bei Boret 687, handgreiflich das ndl.
deeme, M. dirne. Steht aber das franz. wort so sicher, wie ChevaUet
1, 407 es hinstellt? Bord bringt es in seinem zweiten anhang^ worin er
nach eigner aussage viele deuts6he Wörter aufgenofnmen hat.
Degrö fr., degrat (degrd) pr., auch pg. degräo stufe; für gr6 =
gradus, gebildet aus degradare, als scheideform von grö = gratum.
Degun prov. pronomen für tat. nulltis, noch jetzt bis Nizza üblich,
auch ältsp. degun im F. juzgo ; dem ahd. dihein nachgebildet, wie Grimm
III, 40 bemerkt. Kein wunder: noch ein anderes pron., maint, ist ja
unlateinischer herhunft.
Dölai fr. aufschub, frist; von dilatum, Ual, fem. dilata. Daher vb.
dilayer, vrlt. delayer, aufschieben, hieraus it. dilajare.
D61i6 fr,, in alterer form deugi6 zart, fein; von delicatus wie pli6
von plicatus, pr. delgnat, sp. delgado.
Demanois oitfr., demanes pr., partikd für lat. statim; von de
manu mi^ angefügtem ipsum ^von der hand weg, kurzer hand^ gr. ex x^^Q^Sj
mhd. zehant Für demanois wird auch fr. manois, pr. manes gesagt.
Dopen s (m.plur.), döpense fr. aufwand, ausgaben; t;on dispendere
dispensuB.
D6pit/r., deB^ieg pr.unwUle; von despectus rcracWwngf, t^. dispetto,
sp. despecho. Äc^j. dttfr. despit Chev. d. l. charr. p. 168, Ruteb. I, 104,
vom part despectus, ü. dispetto. Vgl, röpit.
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ILc. DESVER-DIE. 561
Desver und derver altfr^von sinnen sem^ rasen, selten dever 0.h,
PDueh. p. 36 j aber nfr. endßver toben; siAst, dltfr. desverie, derverie
raserei. Ein altes Zeugnis ist se dösved yu/reret' LRs. 85; ohne se js, b.
Og. ly 123 a poi qu'il ne d^sve. Uäußg begegnet das adj. desv^, dervö
unsinnig; sehr üblich ist auch die redensart le sens cuide derver er glaubt
den verstand su verlieren, wo also das verbutn transitive kraft hat; zu-
weilen du sens cuide derver £f. 6. Fier. p. 33. Man hat es aus de-ex-
viare construiert^ woraus richtig desvoyer ward, desver nicht werden
konnte. Es gibt andre, besser berechtigte Wörter, e, b. diruere, umgeformt
nach der 1, conj. wie das einfache ruar, aus ruere, also diruar, endlich
dervar, mU verstärktem präfix desvar, desver. Auch sp. derribar (um-
werfen, zerstören) dürfte genannt werden. Bei dissipare, das im pr.
disipar und it. scipare jsu gründe richten, verumsten bedeutet, wäre das
bedenken, daß sich p schwerlich in v erweicht haben würde, da dies im
prov. auch nicht geschah. Die herleitung aus derogare genügt dem buch-
staben vollständig, wenn man dltfr. enterver von interrogare vergleicht,
aber seine bedeutung liegt zu weit ab. Folgendes ist ein weiterer beitrag
zur auslegung des vielbesprochenen Wortes. Nimmt man die älteste franz.
form d^sved und berechnet jeden buchstaben, so kommt man auf d^sipit,
was dem begriffe genau zusagt; p wird at^ch in dem einfachen savoir (von
sapere) zu v. Die 1. person desipio würde freilich eine andre form ge-
geben haben, aber sie ward im leben selten gehört, da niemand unsinnig
sein wül, und haJt darum keinen einßuß auf das roman. wort gehabt. Streng
genommen, wäre aber auch desipit nicht desve, sondern d&v geworden:
man fügte e an, um die ausspräche möglich zu machen, und da das
wort hierdurch den schein der 1. cotyug. bekam, so ist der infin. desver
leicJit zu erklären.
Dötresse fr., destressa, detreissa pr. bekiemmung; vom part. de-
strictus, pr. destreit gepreßt, beengt, gleichsam destrictia: da aber ab-
leitungen mit einfachem suffix Ta kaum vorhanden sind, so scheint dem
Substantiv ein vb. destreissar, gleichsam destrictiare, vorausgegangen zu
sein. Der Italiener hat dafür das regelrechte distrettezza, kein distrecci^
aber im altspan. findet sich destricia noth, bedrängnis.
Dette fr. schtdd; vom plur. Aebita,, sp. deuda.
Diantre fr. interjection, entstellt aus diable um den namen des
bösen nicht in den mund zu nehmen; churtv. dianser.
Die altfr., dia pr., beide nur im Gir. de Boss.: ja no sera mos
sira ni ieu seus dia 2368; in der franz. abfassung Bodl. ja ne sera mos
seindre ne eu siens die M, II, p. 96; dagegen Harl. ja ne sera mis
sires jor de ma vie Mich. p. 289, wo also das wort vermieden ist. Die
bed. dienstmann, lehensmann liegt im zusammenhange. Knecht, olniTtjg,
heißt goth, thiu-s, ags. theöv, theöva, ahd. in abll. und zss. tbio, theo,
deo, aber nur auf die ahd. form mit anlautender media ist das prov.
wort zu gründen, da thiu den anlatU t geordert haben würde. Deo oder
dio hätte freilich deu, dieu oder diu gSen sollen; man konnte jedoch das
36
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562 ILc. DINDE-DOEELOT.
wort in dia umbiegen, damit es nicht ntU deus misammentraf: solcher
masctdina auf a mit persönlicher hedeutung besaß die spräche mehrere,
une bada, crida^ nca und eumcü sira, dessen gegensaie dia büdele. Ein
gleichfalls aus einer german. spräche geschöpftes synonym von dia (fö)
werden wir unten kennen lernen.
Dinde fr. truthenne, dindon truthahn; abgekürsft aus coq dlnde
indischer (americanischer) hahn, cot. gall dindi, indiot.
Disette fr. mangd; von desectSL abgeschnittene sache, abgeschnitten-
heii, nicht von dösita, une die etymologen wollen, das eher deste, dette
hinterlassen hätte.
Dolequin aitfr. kuraer zweischneidiger degen; vom mndl. dolcktn,
dimin. von dolk, nhd. dolch, dies at^ dem statischen, böhm. z. b. tolichy
s. J. u. W. Qrimms Wb.
Dommage fr. schade, dltsp. domage Bc] dUfr. waUon. richtiger
damage, pr. dampnatge; von damnam.
Dondon fr. (f.) dickes rothbackiges weib (dicke kurze Weibsperson
Frisch). Es scheint eine sinnverstärkende reduplication und das einfache
don atis dem mundartlichen engl, damp in dump-y kurz und dick, dump-
ling kleine fette person, kleiner Tdos, wozu man ein isländ. doomp vergleicht
(s. Anonym, diaiect of Oraven, Lond. 1828). Ein adjecHv zu dondon
ist das altfr. dondö dick, beleibt = mundartl. engl, dunty, dumpty
(dmnp-et-y?) kurze, dicke person. Dondon berührt sich mit bedon (s. oben):
altfr. dondaine z. b. (ein wurfgeschütz) t^ = bedondaine. Ob auch dodu
(dick und fett) hieher zu stellen sei, ist unsicher, da der Franzose die
nasalität nicht leicht aufgibt; vermuthungen bei Scheler.
Dongeon fr., donjo pr., mit erweichtem n dUfr. doignon, pr.
dompnhon, im mlatein domgio (1026), dungio, domnio, höchstes befestigtes
gehäude in einer bürg; man lese die beschreibung Lex. rom. III, 71. Zwei
beachtenswerthe deutungen liegen vor: aus dominium beiMinage, und aus
dem celtischen dfin befestigter ort (vgl. duna I) bei Ducange; in beiden
fällen ist eine ableitung vermittelst des Suffixes ion anzunehmen; dominio
ctominionis muffte etwa das beherrschende gebäude (nicht das herrenhaus,
denn das war es nicht) ausdrücken. Nicht günstig für die cdtische her-
kunft ist das späte auftreten des wortes^ im mitteUatein, wiewohl zu seinem
gebrauche gdegenheit genug gegeben war. Zeuß /, 30 hält das von Or-
dericus im Widerspruche mit allen andern quellen gebrauchte dangio für
die bessere form und erkennt darin das ir. daingean befestigvng. S. auch
Muratori's Ant. ital. U, 600, Grandgagnage^s Mem. sur les noms de
Ueux 77 und Diefenbachs Orig. eutop. p. 327, der sich der lat. herkunft
des Wortes zuneigt. — [Ein neues zeugnis für dieselbe bringt Mussafia,
Barstellung der altmailändischen mundart (1868) p. 37, nänüich das bei
Bonvesin vorkommende dominion, ^wodurch die bestrittene ableitung dieses
Wortes (dongeon) aus dominium beinahe unzweifelhaft wirdJ*]
Dorca und dorc pr. krug; von orca mü vorgesetztem d.
Dorelot altfr. Zärtling, liMing, nfr. doreloter, Aoxloitöx verzärtdn^
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ILc. DORENAVANT-DEASCHE. 563
hätscheln^ Nach Frisch von dorer vergoldeny woraus aber dorelot tUcht
ahgdeitet werden konnte. Überdies, wollte man etwas von gold darin
ausdrücken, so gab das subst. or die passendste grundlage des neuen
Wortes. Besser jedoch vom ags. deörling liebling, die endung ing vertauscht
mit dem diminutivsuffix ot Andre verweisen auf das mit dorloter gleich-
bed. bret. kymr, dorlota, welches allerdings aus dem franeösischen entlehnt
sein könnte, aber in dem einfacheren bret, dorlöi, dorlö (dem auch die
bed. behandeln, handhaben, kneten jsusteht) eine stütze bu haben scheint.
Derselben herkunft sind auch wohl die liebesinterjectionen der altfrana.
vdkslyrik o dorlotin! o dorenlot! dorenleul validoriax!
Doränavant (mit falsch angewandtem accent, s. Genins Varitxt. de
la l. f.) franis. adverb für tat. dehinc: von de hora in ab ante.
Dorna pr. topf npr. dourno; von urna mit vorgesetztem d wie in
dorca. Daher sp. dornajo, domilla trog,
Douer fr. begaben, von dotare; altfr. dou^e verlobte, mit einer dos
begabte; douaire (m.), pr. doari untthum, mlat. dot8LTium\ douairi^re /ra«
die ein witthum bezieht.
Douille, doille altfr. weich NFC. I, 113; von ductilis, pr. dactil
u. s. f; aus derselben quelle dimin. fr. douillet (nicht von dulcis, dulci-
cnlettns).
Donille fr. (f.) zapfen, dille, mJat. ductile rinne, eigenü. etwas
geleitetes; vgl, comask. indoja hülse eines stides, von indnctile, s. oben
andonille. Von ducere ist auch das fr. donsil.
Donr, dor altfr., pr. dorn, in späterem mlatein durnus ein kleines
längenmaß. Veneroni hat auch ein it. dorone, das aber nicht dazu paßt,
und dem gr. dägov ruichgeformt ist. Die genaue bedeutung ergibt sich
aus dem prov. Reimbuch, worin es heißt: dorns ^mensura manus clausae"
67", also faustbreit, handbreit, vgl. die altfr. stelle: graindre demi piö et
piain dor einen haiben fuß und eine handbreit größer Guül. d'Or., s. Hof-
mann zum Jourd. de Blaiv. v. 3869. Cdtisches wort: gad. dorn, kymr.
dwm, brd. dorn hand, faust. — Daß schon der ältere PUnius di-doron
als gallisch bezeichne, ist ein von Adelung in die litteratur eingeführter,
von Diefenbach, Orig. europ. p. 310, aufgedeckter irrthum.
Doyen /r. decJiant, decan; von decanus.
Drageon fr. Schößling. Vom deutschen trieb gleichbed., aufwdches
man die endung der sinnverwandten bourgeon und surgeon iibertrug: nur
säze man statt des nhd. trieb das mhd. treib, entsprechend dem ahd. vb.
treibjan, goth, draibjan, denn deutsches ai wird fr. a.
Drague fr. ausgebrautes malz, träber; ist das aUn. dregg, engl.
dreg hefe, bodensatz.
Drague fr. hohlschaufd um sand u. dgl. aus dem wasser zu ziehen;
vom ags. dräge, engl, drag haken, zugnetz.
Dräsche altfr. hülsen, schoten, mlcU. drascus oder drascum Jfa^^Ä.
Paris; muthmaßlich vom ahd. drescan dreschen, also ausgedroschenes, nhd.
drasch tritura, s. Grandgagnage v. dr&he.
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564 n.c. DEILLE-DUVET.
Drille fr, (w., mit erweichtem 11) kamerad; buehstablkh das ahd.
drigil burschCy diener, altn. thraeU, vgl. Grimm 111, 321, Graff F, 600.
Drille /r. (f.) läppen; vom nord, dril yoegtvurf? Nach andern von
kymr. dryll (m.) stück, theä.
Dröle /r. possierlich; lustig. Die lexica des 16. jh., wenigstens die
von Bob. Stephanus 1539 und Nicot 1573, enthalten dieses wort noch
nicht, und da es auch in der altfr. und prov. spräche nicht vorhanden
scheint, so ist über seine ursprünglichere form, d. h. ob dem circumflectierten
6 eine etymologische bedeutung eukomme, nichts zu sagen. Menage er-
innert an trossulus Stutzer, das aber eher trosle, tröle ergeben hätte. Es
ist sicher desselben Ursprunges wie unser drollig (erst gegen ende des 17.
jh. Grimm), engl. droU, vgl. auch ncU. drol, altn. drioli, gad. droll plum-
per ungeschickter mensch.
Dromon altfr. größeres kriegsschiff, ol^n. drömundr, mAd. tragmunt,
dragmunt; vori dromo (öqojuwv) ^genus navicdlae velocissimae nach Fut-
gentius Plane., vgl. Isidor 19, 1. Prov. dromo plattform ist dasselbe wort.
Wal. drom straße, bahn, von dqo^og laufbahn.
Duire altfr. pr. anleiten zu etwas, unterrichten, abrichten, im Leo-
degar str. 4 perf. doist, im Boeth. v. 155 part. präs. dozen (s. die anm.
dazu), als adj. altfr. pr. duit geschickt, gewöhnt, geübt, sbst. altfr. duison
artigkeit NF. Jub. /, 105; nicht etwa von docere, sondern von ducere,
mit dem seine flexion zusammentrifft (doist = dnxit, nicht = doeuit),
ebenso sp. ducir in der bed. von duire, ducho in der bed. von duit, vgl.
auch unser ziehen educere, educare. — [Die prov. form dozer in dem
später bekannt gewordenen alten prosadevJomal läßt ruhen dem angeführten
dozen wenigstens eine mischung der verba doeere und ducere annehmen.
Das prov. Reimbuch hat dohtz ^docttis Ö6".]
Dupe fr. (f.) schwachkopf, der sich leicht hinter gehn läßt, duper
hmtergehn, bethören. Frisch I, 212'' stellt dupe zum Schwab, dttppel
dummkopf, vgl. Schweiz, täuppen irre reden, täubelen zu bethören suchen.
Weitere sich annähernde Wörter sammelt Ätzler.
Durfeü altfr., umgestellt drufetl Ignaur. p. 16, elend, erbärmlich.
Born, gramm. II, 291 (1. ausg.) ward dies wort den ableitungen mit utus
zugesellt und dabei an das gleichbed. isl thurfi erinnert, worauf es auch
Du Merü Form. d. l. l. fr. zurückführte. In diesem faUe aber hätte das
franz. wort turfeü lauten müssen. Vergleicht man mal-fett, fem. mal-fettde
Alexs. 89, so hat man grund, in unserm werte ein compositum dur-fetl
zu erkennen. Malfeü aber entspricht dem pr. malfadat Fer. 1861 und
dem sp. malfadado: durfeü ist dure fatatus d. h. von hartem Schicksal
betroffen; in beiden aber ward das suffix atus mit dem suffix utus ver-
tauscht wie etwa in letru für letrö u. a. (Auch das einfache fetl ist vor-
handen, GhLy. p. 212.)
Duvet /r. flaumfeder. Das altfr. dum (nom. duns, s. Henschel) so
wie das von Menage angeführte norm, dumet (bei Du Meril deumet), ndat.
duma, gehen auf das äUn. dün (daune) zurück; aber duvet?
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n.c. EAU-ECHANTILLON. 565
B.
Eau /r. (f.) Wasser; von aqua mittelst einer starken umbüdung: zu-
erst eve (vgl yve aus eqna), daher 6 vi er gußstein (aquarium), diph-
thongiert ieve, iave, eaue, eau {ebenso bei, biel, bial, beau). Diese und
andre formen gehen in einer und derselben handschrift nebeneinander, im
Fierabras z, b. aigue, augue, iaugue, yawe, iaue. Noch im 16, jh. konnte
man mit der Schreibung des unchtigen wertes nicht ins reine kommen: R.
Stephanus z, b, schreibt nur eaue, Mcot eaue und eau, bis man sich
endlich entschloßt das weibliche e fallen eu lassen.
febaubi fr. erstaunt, erschreckt, particip des unüblichen inf. ^baubir,
alt auch abaubir; eigentl, stammeln machen, von balbus, altfr, baube. S.
dajsu Gachet p. 2*.
fe be fr, (f) das fallen des meerwassers nach der fluth; vom ndl. ebbe.
fiblouir /r. blenden, pr. esbalauzir für esblauzir betäuben, em-
blauzir blenden. Was sich zuerst darbietet, ist unser blau, das rom.
verbum könnte heißen ^einem blau machen vor den äugen, blauzir wäre
nämlich für blau-ir. Indessen wird das prov. z kaum zur hiatustügung
verwandt, wozu auch in dem regelrechten blavir (vgl. blavenc, blaveza,
blaveiar, nicht blauzenc ff.) kein anlaß war. Man muß darum Grand-
gagnage beitreten, der auf ahd. blödi zaghaft, schwach, stumpf (sbst. blödt
hebetudo) verweist, auch unser blödsichtig ist schwachsicJUig, stumpfsichtig.
Das ahd, verbum lautet blödan; zum verwandten goth, blauthjan umrde
das pr. blauzir buchstäblich besser stimmen, aber die uns überlieferte be-
deutung des ersteren (wegschaffen okvqovv) liegt den romanischen nicht
nahe genug.
fiearver fr. (im Schiffbau) zwei planken an den enden ineinander
falzen; vom engl, to scarf, schwed. skarfva dass., eigentl. zuschneiden, zu-
spitzen, ahd. scarbön ^concidere\ s. Atzler. Dahin auch das span. sbst.
escarba, gleichfalls im Schiffbau.
l^chalas fr. weinpfaJü, dltfr. mit r escaras, und so pic. ^carats,
bcrr. charisson, piem. scaras. Nach einigen von scala leiter; besser vom
gleichbed. mlcU. carratium L. Long, mit vorgesetztem es, dies vom gr,
XctQo^ {wal. hqräc), s. Caseneuve und Ducange.
:ßchalier/r. zäun von pfählen oder ästen. Trotz seiner begriff s-
Verwandtschaft nicht aus ^chalas. Man läßt es aus scala entstehen, weil
es eigentlich eine art doppelter als zäun dienender leiter bedeute, s. Roquef.
V. eschallier.
fichandole fr. schindet; von scdndula dass., lothr. mit ursprüng-
lichem accent chondre, lomb. (brescian.) scandola, wal. scundure.
fichantillon fr. probe, muster, henneg. ^cantillon lineal (muster,
richtschnur?), entlehnt sp. escantillon, descantillon. Es wird aus altfr.
cant, chant (ecke, umkel, stück) geleitet, und in der that zeigt das mit
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566 IL c. ECHASSE-ECOUFLE.
chant gleichbed. eschantelet dieselbe eusaminenseisfung mit es, leide scheinen
also atAS demselben primitiv abgeleitet.
!^c hasse fr.steUey alt eschace, henneg. 6c9.G\ie\ ^äm. schaets dass,,
hall, schaats, engl, skate Schlittschuh.
!^chauguette /r. tc^ar/e, bei den Alten auch esc\i2krgB,ite, eschirgaite
Späher, Wächter^ oder, wie Gachet 616'' nachweist, ein mm beobachten
bestimmter trupp, vb. eschargaitier; vom dtschen schaarwacht, worauf die
ältfr. formen weisen. Das neufr. wort ist aus escharguete, eschalguete
entstellt.
J^cheveau sträng jsunm oder gam; wird gewöhnUchy dem begriffe
ganz ungenügend, von capillns hergeleitet. Sollte es nicht aus scapus
entstanden sein, sofern dies für den cylinder d^ papierrollen gebraucht wird,
und etwa rollchen bedeutet haben? Daß man etwas rund geunckeltes dar-
unter verstand, scheint aus Nicot hervoreugehn, der es ^spira ßacea, orbis
füaceus übersetzt, auch heißt das veraltete eschevete nach Roquefort
knäuel. Derselbe hat auch eschavoir mit der bed. haspel, also etwas
at^wickelndes.
fechoppe fr. (f) Meine bude; vom oÄd. schupfS, nhd. »kwc. schup-
pen, woher auch wal. sopru.
fichouer fr. stranden d.h. auf den Strand gerathen, dsgl. scheitern,
d^choner wieder flott machen; etwa von caates die den schiffen gefährliche
Jclippe? (naves nihil caates timebant Caesar). Caates ist freilich ein
unrom. wort, gleichwohl ist diese herleitung besser als die von Menage
aus scopalas, da lat. c vor o nicht in ch ühergeht.
!^clair fr, blitz; von öclairer, lai. exclarare erleuchten, also wie
falmen und falgor von falgere glänzen, oder champ. lomer blitzen, von
lamen. Es begegnen noch andre ausdrücke für blitz: ältfr, espart Ruieb.
II, 481; esclistre s. unten; bürg, ölaide, öleade Mignard, lothr. alaade,
aoloide Mem. de Vigneulles.
ficope fr. schöpßanne; vom schwed. skopa dass.
ficore fr. jähe stelle am meeresufer; vom ahd. scorro Mippe, ags.
score, engl, shore, ndl, schorre, schere KU, vgl. gael, sg6r.
ficornifler/r. schmarotzen. Es ist dies ein begriff, der dem witze
die verschiedensten auffassungen erlaubt, daher ist seine deutung Jceine
leichte: auch das entsprechende deutsche wort harrt noch der aufhlärung.
Auffallend trifft ^cornifler mit unserm karnififeln zusammen, unewohl letz-
teres etwas anderes (puffen, knuffen) aussagt. Frisch 1, 50P bemerkt:
'karnififeln, franz. 6cornifler einen als Schmarotzer tradieren, vom ital.
scorno schimpf, spott\ Auch jetzt noch vermuthet man darin eine aUer-
dings unregelmäßige äbleitung aus 6comer beschimpfen = it. scomare,
wiewohl man eher eine Zusammensetzung darin vermuthen sollte.
ficoufle /r. (m.) hühnergeier, altsp, escofle Gonq. ültram. Nannte
man wurfgeschütze nach raubvögeln (s, terzaolo I.), warum sollte man
nicht einen raubvogel nach einem umrfgeschütz genannt haben? Schapfer
(von schapfen fortstoßen) hieß ein wurfzeug Frisch II, 234**, ihm ent-
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II.C. ECOÜVILLON-ELAGUER. 567
spricht mit einer leichten abänderung (vgl. crible für cribre, cUt temple
für tempre) das cdtfr. escofle. Chevallet /, 263 erkennt darin das gleichbed.
hret, skoal, schon cornisch scoul: dieses etymon wäre sicher hesser be-
rechtigt als das andrCj wenn sich die formen einigen ließen.
J^convillon Wischer eum abputzen^ sp. escovillon; dimin. von
scopa besen.
J^cran fr. feuerschirm; vom dtschen schrägen gestelly vgl. flan von
fladen. Nach andern floß es aus dem ahd. scranna banhj oder gar aus
dem gad. srian snigel = Tcymr. flfrwyn = lai. frenum.
ficraser eer quetschen; specidl frone, den Normannen abgeborgtes
worty altn. krassa eerreibenj schwed. krasa zersMagen.
ficrevisse fr. Tcrebs, aUfr. escrevisse awh hämisch; vom ahd.
krebiz mit vorgesetztem s, worin Wackemagel einfluß von scarabaeas
(gr. xaqaßsgy axciQaßog) vermuthet^ henneg. ein/bwÄ graviche, wallon. grevess.
' Der Provenzcde hat dafür cranc von Cancer (s. granchio thl. I), die neue
spräche aber auch escrabissa, escrevici.
Äcrou fr. (m.) Schraubenmutter; von scrobis (m. f.) gruhe, vgl. it.
cavo mit beiden bedd. Unser schranbe hätte franz. kaum anders als
6cnie oder 6cru lauten können; im churw. scrov, scruv, im wal. sirof,
im ungr. srof aber fand es nachbildung.
]6crouelle/r. (nur implural üblich) drüsengeschwulst ; von scrofella
für scrofda hdlsgeschwulst.
ficu fr. schildj schüdthaJer ; von scntam, t*. scado /f., daher auch
^cuyer, pr. escndier ff. Schildknappe^ fr. ^cnsson Wappenschild {gleichsam
scnt-io wie von arcus arc-io arQon).
J^cnelle /r., pr. escadela ein gefäß; von scutella, it. scodella, ahd.
scnzilä, nhd. Schüssel.
J^cnrie fr., escuria^ escurajpr. stall; vom oAd. scfira, skiura, mlat.
scuria, nhd. scheuer, woher denn auch wal. lur^, ungr. tsür.
Effarer fr. bestürzt machen^ s'effarer bestürzt werden; scheint, wenn
man pr. es-ferar scheuchen vergleicht, nicht von efferare wüd machen,
sondern neue bildung aus feras, welches, wie ferox in üetrouche {auch hier
a aus e), die bed. scheu annahm.
figout fr. dachrinne; nicht mit Jault vom fläm. goot gösse, oder
mit andern von aqnae ductus ; e^ t^^ einfach vom franz. vb. ^outter ab-
tröpfeln, pr. esgotar, vgl. pr. goteira, fr. gouttifere = 6gout.
filaguer./r. einen bäum ausschneiden oder lichten. Nach Frisch
von ablaqueare {auch oblaqueare) die erde um die weinstöcke auflockern,
um das Unkraut zu vertilgen, eine herleitung, für welche, da abiaqneare
nur 61acer erzeugen konnte, vorerst eine form abiaqnare angenommen
werden müßte. Es wird sich fragen, ob das wort nicht deutscher herkunft
sei, ob das ahd. Iah indsio arborum Graffll, 100, oder das mndl. laecken
vermindern, verdünnen nicht darin enthalten sein könne, über Iah s.
Grimms Rechtsalt. p. 544, wo auf nhd. leck verwiesen wird. — [Auch
Grrandgagnage ist auf diese etymologie gekommen v. liguer.] .
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568 ILc. ELAN-EMPLETTE.
£lan elen-thier; ungetoiß oh vom ahd. elaho, acc. elahon, esgjg.
elan (ähnlich h6ron von heigir-on) oder vom späteren deutschen elen,
elend, slavischer herhunft.
Embler dltfr., emblar stehlen, in hss. der L, Sal. bereits imbalare,
/2oren^. imbolare, chwAngnlsLY, angular; von invalare wegnehmen: remitte
palliam mihi menm, quod involasti Cattdl, so noch itcU. Lateinische
grammatiker haben eu entscheiden, ob involare in dem angegebenen sinne
identisch sei mit involare hineinfliegen, desgl. sich auf etwas losstürjsen^
icofür sich anführen ließe, daß es verba gibt, die einen fortschritt in ihren
bedetäungen eu erkennen geben, wie in verfolgen und erreichen, snchen und
finden; oder ob es mit vola eusammengesetet sei und eigentlich heiße Hn
die hand stecken, wobei an mannari stehlen (von manns) bei Gellius aus
Laberius erinnert werden dürfte. Abgekürzt aus involare ist das neufr. voler.
Embronc altfr. pr. geneigt, gebeugt, e, b. ara vau embroncs et
enclins LB. II, 262, embronc contra la terra GÄlb. 2164; fr. paien i
bassent lur chefs e lur mentan, lor helmes clers i suzclinent enbrunc
Hol. p. 127, daher auch gedankenvoll, traurig; ebenso val enbronch ge-
krümmt A. March, pic. embron linkisch (verdreht?), vb. embroncher Ni-
cot, bürg, rembroncher, altsp. broncar beugen, krümmen. Die herhunft
des Wortes ist noch näher zu untersuchen. Möglich wäre, da embronc
eigentL vorwärts gebeugt heißt, ableitung aus pronus : impronicare, woraus
embronc als verkürztes particip, wäre ein gegenstück zu clinicare, auch
dürfte noch das altpg. ambrom 'vorwärts* verglichen werden, aber diese
möglichkeit. liegt nichts weniger als nah. Wie verhält sich dazu pr. em-
broncar, altfr. embroncher in der bed. einhüllen, bedecken? pr. sotz son
elme s'embronca e son espeut brandig GAlb.; en son chaperon enbrun-
c\ii6 Ren. II, 129; li amiralz en ad le helme enclin e en apres si'n en-
brunket son vis Rol. p. 135. S. Menage v. embruncher, und vgl. pic.
embrugner bedecken (Gorbiet), henneg. embrunqu^, berr. embrunchö in
scMimfne händel verwickeU. Auch das adjectiv entspricht dieser bedeutung,
z. b. e eil s'en sunt parti joiant, embrons e enchaperonez eingewickelt
und eingemummt? Ben. II, 186. -— [Eine genaue Untersuchung der ver-
schiedenen bedeutungen der fraglichen Wörter bei Gachet p. 139, der auch
das it. broncio hieher rechnet, darüber s. oben IL a. Handelte es sich
hier bloß um die bed. kummervoll, so könnte man an das gleichbed. gael,
brönach denken, aber der sinnliche begriff hat den vorzug.]
Empeltar pr. cat. pfropfen, sbst. cot. empelt, pr. empeut, altfr.
empeau pfropfreis; von pellis (haut des baumes, rinde) oder besser von
dem prov. dimin. peleta, woher auch engl, pelt, fr. pelletier, also eigent-
lich em-peletar in die rinde einsenken, dtsch. pelzen.
Emplette fr. einkauf; für altfr. emploite, norm, empleite, von im-
plicitus implic'tus, dies von implicare (in roman. sinne), verwende an-
legen. Altfr. war auch emploiter, pr. empleitar vorhanden, unmittelbar
das lat. implicitare. Unrichtig ist sowohl Menage' s deutung aus impleta
wie die von Frisch at4s employ-ette. Vgl. unten exploit.
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ILc. ENARME-ENIC. 569
Enarme cMfr. riemen den schüd eu fassen, ahd. skilt-riemo. En-
armer heißt den schüd mit einem solchen riemen versehen, eigentl. wohl
0um gehrauche fertig machen, von armare mit etwas versehen; daher das
sbst. enanne. Die Busammensetsung mit en t^ für unser gefühl über-
flüssig und scheint durch andre auf ausrüstung hemgliche verba, embas-
toner, empenner, enaster, enfrener, veranlaßt. Den unterschied ewischen
diesem wort und guige sucht Gachet stu ermitteln 142''.
Enfrum, enfrun altfr,, enfrun pr, gierig, unersättlich, s'enfrunar
gierig essen, sich voll stopfen Chx. IV, 453; ohne aweifd von frümen
gurgel, Schlund, wodurch sich auch das schwanken ewischen anlautendem m
und n erklärt. En ist hier präposition, en frvLia heißt 'in die gurgel hinein.
Enger fr. belästigen: qui m'a engö de cet animal? Dict. de Vacad,,
dsgl. anfüllen, überfüllen: Nicot a engö la France de Therbe nicotiane.
Es fügt sich buchstäblich zu enecare plagen, esge. en'care, vgl. vindicare
vin'care venger. Dasselbe wort ist augenscheinlich daspg. engar heßig
dringen, feindlich zusetzen, das Moraes unstatthaft vom dtschen eng her-
leitet. AUfr. heißt enger auch sich vermehren, überhand nehmen (beson-
ders von schädlichen dingen), z, b. cette dartre enge grandement; la
peste enge fort; daher engeance bnU; nach Menage von ingignere, dessen
zweites n aber nicht schwinden konnte. Hieraus pg. in^ar (a coelha em
poncos mezes in^on a terra heckte das land voll), limous. s'endzi sich
erzeugen (vom Ungeziefer) und wohl auch sard. angiai hecken, junge werfen.
Engrant altfr. gierig, z. b. tant fust engranf de nule ferne LB.
III, 494; ce soir fu moult Pitiez Gngmm Ruteb. II, 54; (fc^l. engrande:
li priex ki estoit engrande FC. IV, 53; de servir fu la dame engrande
NFC. I, 294; del revenir sont ja engrande Parton. II, 188. Beide
formen sind also für masc. und fem. sg. und plur. gültig. Im prov. ist
das wort selten; Raynouard verzeichnet nur ein beispiel: ieu m'en sui
mes tos tempg engrans B. Born. Im lothring. findet sich s'agransi gierig
verlangen. Chevallet hält grant fiir ein Substantiv und erblickt darin das
deutsche gram: d wäre alsdann zugetreten wie tnBertran-d; Gachet räth
auf das altn. pc^rtic. aügradhr beunruhigt, das zweite n wäre also einge-
schoben. In grant und grande ein Substantiv anzunehmen, scheint richtig,
theils weil das volle wort niemals attribtUiv gebraucht wird, theils weil es
nicht adjectivisch flectiert.
Engres altfr., auch engrais, engrois {fem. engresse), pr. engres
hitzig, heftig, leidenschaftlich; sbst. engrestö TCant. p. 72, Brt. II, 198,
vb. s'engresser das. 106. Etwa von agrestis rauh, wild? vgl. wegen n
engrot von aegrotus. Nach ViUemarque, Chans, bret. I, 132 (2. Sd.),
vom bret. sbst. enkrez, iökrez Jcummer, unruhe. Andre ziehen diese Wör-
ter aus gravis, Carpentier aus ingravare, aber weder dieses noch in-
gravescere erklärt die formen. An der spitze derselben kann nur das
adj. engrfes stehn (wofür agrestis allerdings ein wenig zuverlässiges etymon
ist): hieraus das subst. engrestö für engressetö so wie das verbum.
Enici>r. unwillig, aufgebracht; von iniqaus.
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570 II.C. ENNE-ENTE.
Enne oiltfr. partikel für frage und ausruf: enne porroit bien avenir?
G. dCAf^gl. p. 128j vgl. MicheVs gloss. zum Tristan und zur Chron. de
Ben., Orelli p. 319; offenbar esgs, mit dem fragewort et (Born, gramm.
IIIj 403) und der negationspartikel, noch lothr. enne (Oherlin). Mit dem
mndl. fragewort ene, eno Hoffm. Hör. bdg. VIL p. 8 trifft das franz.
also nur zufällig zusammen.
Enqnar pr. anfangen: enqueth 'coepit^ im Ev. Joh. ed. Hofm.y
häufig im Crir, de Boss.; offenbar von inchoare, einem der wenigen lat.
Wörter^ die dem prov. gebiete ausschließlich eigen sind, denn der Italiener
besitzt nur das part. incoato, welches auch die Lex. Long, geraucht:
qaod ipsum malum per ipsum fiet inquoatam. Näheres bei Mahnp. 44.
Enron er fr. heiser werden; von raucus.
Ena äUfr., ins pr. partikel , von intus; zsgs. alt fr. dens, nfr. dans,
dedans, pr. dins, dedins, von de intas, de de intus ; dsgl. altfr. saiens,
laiens, pr. saYns, laYns, deren erste hälfte die rom. Partikeln sai und lai
sif^j neufr. c^ans und l^ans.
En tarn er /r., entamenar pr., dsgl. piem. antamnä verletzen^ ritzen^
leicht verwunden^ auch anschneiden. Wie sehr sich auch gr. ivziuveiv
durch seine bedeutung empfiehlt, so scJieint doch das lat. taminare^ wdches
Festus mit violare erklärt, durch seine heimath wie durch seine form
{denn mn dehnt sich romanisch nicht in men) besser berechtigt. Es ver-
steht sich, daß das rom. en-tamenar anders zusammengesetzt ist als das
lat. in-taminatus. Man deutet jenes wohl auch aus cdtischen Wörtern
wie tarn bissen, taman rümpf; was läßt sich cd>er für den latein. Ursprung
eines Wortes mehr verlangen, als daß es nach form und inhalt mit einem worte
dieser spräche zusammentreffe? Auch anfangen bedeutet entamer, und unge-
fähr denselben schritt vom schneiden zum anfangen that unser dtschesheginneUj
dessen primitiv ginnen die bed. spdUen, schneiden hol: brot oder fleisch schnei-
den oder geschnitten haben ist anfangen zu essen^ und so ward schneiden bald
überhaupt für anfangen gebraucht (J. Grimm in Haupts Zischr. VII [^ 18).
Die umgekehrte begriffsentwicklung zeigt das pg. encentar //. b.
Ente fr. pfropfreis, gepfropfter bäum, piim. parm. enta, moden.
entin (Muratori), vb. fr. enter pfropfen. Buchstäblich paßt ente zu gr.
bfx(pvTov eingepflanzt, enter zu i^tqivreveiv, woher auch ahd» impitön, mhd.
impfeten, nhd. impfen, -t»d?. enten geleitet wird. Schon in der L. Sal.
findet sich impotus, das sich in betreff seines p zu i^iq^vrov verhält tcie
colapus zu colaphus und auch mit seinetn o zum gr. v stimmt. Andre
erkennen in dem worte ein compositum aus in und dem ndl. poot pfote^
auch satzstamm, daher im-pötus, bret. em-bouden, s. besonders Dief. Ooth.
wb. I, 415, vgl. II, 762; zu diesem etymon aber paßt die franz. form
nur mit knapper noth, indem sich der accent auf die partikel zurückge-
zogen haben müßte, die ahd. gar nicht, und könnte das bret. wort nicht
dem aUfr. emboter (einfügen) nachgesprochen sein? Dem von Pott (s.
Dief. I, 442) vorgebrachten im-pntare steht grammatisch nichts im wege^
seine bed. einschneiden aber scheint wenig gesichert.
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II.C. ENTERCIER--ENVIS. 571
Entercier altfr. wiedererkennen^ anerkennen 0. b. pur ivre Fen-
ter^ad ^aestimavü eam temulerUam LRs. 3; vom mM. in-tertiare in die
dritte hand legen, in einer hs, der L. Sah cap. 47 und an andern stdlen,
s. Watte, BecfU der saiischen Franken p. 166. Wer eine ihm gestohlene
Sache in fremdem besitz entdeckte, hatte das recht, sie mit beschlag eu be-
legen und einem dritten eu überantworten, worauf der besiteer seinen
auctor stellen muffte. So ward ^mit beschlag belegen gleichbedeutend mit
^wiedererkennen, aber auch die juristische bedeutung ist dem dltfr, worte
nicht fremd, s. beispiele bei Ducange.
Enticher fr. anstecken mit einer kranJcheit und dgl.; vom dtschen
wort, une schon Frisch annahm.
Entrailles fr., intralias pr. eingeweide. Lot. interaneum, pl, in-
teranea, ergab it. entragno, sp. entrafias, altfr. entraigne {bei Roquef. en-
treingne), in der L. Sah intraDia, in den Cassder glossen intrange
(spr. intragne). Auf die fräne. form ward offenbar das suffix aille, wo-
mit man coUecHva schuf, angewandt, vielleicht gab das begriffsverwandte
tripaille den nächsten anlaß. Das churw. wort ist endadens = fr. en
dedans.
Entrechat fr. Icreuzsprung ; vom it. intrecoiato ineinander geschlun-
gen; abgeküret aus capriaola intrecciata (MSnage).
Entresait altfr., noch jetzt norm, antresiais, adverb mit der bed.
^ohne umstände, jedesfaW, z. b. Hues, fait il, tout entresait eheste reube
que senefie? FC. J, 66; c'est gaaing entreset das ist jedesfalls gewinn
Jubin. Jongh et trouv. p. 161. Die prov. form ist atrasait, atrasag,
z. b. bestia es intrada per atrasaig en son vergier Jfr. p. SP; car atra-
saitz an que manjar p. 108' ; abgdeitet daher ist ein zweites adverb atra-
saiadament s. PoSs. rdig. pubh p. P. Meyer. Trennt man die Präposi-
tionen en und a^ so gewinnt tnan tresait, trasait, das auf transactus
deutet; a totz trazagz braucht ein trotibadour. Im dltitah trifft man tra-
satto: dunque ben h ragione che'l nostro amore si parta in trasatto ohne
umstände sich scheide PPS. I, 322; Saivini übersetzt ^rinunzia dipossesso\
Dasselbe adverb findet sich bereits im frühem mlatein: habeat eos in
transactum Liutpr. Leg. 6, 94; in finitum et in transactum HPMon. I,
num. 63 (v. j. 896); num. 65 (v. j. 899) und oft. Transactum kann
hier nicht vergleich bedeuten, es geht vielmehr auf transigere durchstoßen,
durchführen, abthun zurück und drückt das gegentheü von rücksichten oder
umständen aus, unbedingtheit, daher auch it. trasattarsi sich etwas an-
maßen, sich ohne umstände etwas zueignen:
Envahir fr. mit gewalt an sich reißen; von invadere anfaUen, mit
ausgestoßenem d «nd eingeführtem h zur Währung des hiatus, pr. enrazir
mit schärfung des A zu z nach der sitte dieser mundart. Es ist also nicht
an invehere zu denken.
Envis oitfr. adverb mit der bed. wider willen, z. b. envis ou vo-
lentiers ((^t), prov. nur im Oir. de Boss., wallon. eviss, bürg, anvi; vom
adj. invitus für invite (nihil faciat invitns), aber in dieser masctdinen
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572 ILc. ENVOUTER-EPAVE.
form gleich dem sp. ambidos U, b, mit heobachtung des flexions-s, sum
adverhium erstarrt^ wenn nicht dieses s, welches auch der gegensate Tolen-
tiers an sich trägt, der bekannte paragogische buchstahe der adverbien ist
(Rom. gramm. II, 466). Später setzte man ä vor {k envis) me bei andern
adverbien; das Span, wort hat sich dessen enthalten. Endlich legte man
auf das schließende s keinen werth mehr und sagte e. b, ovCir envi quel-
que chose, une noch Nicot. — Andrer herkunft ist der neufr. ausdruck
k Tenvi um die wette, avec SmukUion: ils traTaillent k Fenvi Tun de
Tautre. Es ist von envie = invidia, indem das weibliche e, une in ad-
verbien, als bedeutungslos gewordener vocal {vgl. das adv. or für ore) weg-
fiel; die Wörterbücher des 16. jh, aber setzen noch k Tenvie Tun de Tau-
tre. Dieses envi ßr identisch mit dem ersterwähnten envis jsfu halten,
verbietet der sinn. Widerstreben und Wetteifer berühren sich nicht, wohl
aher neid und Wetteifer, vgl. gr. trj^og, lat. aemulatio, mhd. nit (feind-
licher Wettstreit aus haß oder neid). Das nun veraltete subst. envi 'die
summe, die ein Spieler setzt, um seinen mitspieler zu überbieten^ scheint
man aus der adverbialen redensart herausgezogen zu haben.
Envoüter/r. vermittelst eines Wachsbildes verumnschen: devovet
ahsentes simulachraque cerea fingit et miserum tenues in jeeur urget
acus Ovid. Für devovere braucht Apülejus devotare, welchem angelehnt
das fr. envoüter eigentl. einwünschen, in einen gewissen zustand wünschen
bedeutet, denn was dem abbilde angethan ward, sollte auch dem urbilde
geschehen. Wenn man im spätem mlatein invultare schrieb, so dachte
man an vultus, so daß es abbilden, in ein bild bringen hieß, was gleich-
falls bezeichnend wäre; aber der in Frankreich fortlebende römische ge-
brauch sollte er nicht auch für abstammung des franz. aus ■ dem dafür
üblichen l-cU. worte reden?
fipancher/r. ausschütten; gleichbed. it. spandere von expandere,
woraus der Franzose expandicare ableitete wie aus pendere pendicare
pencher.
ifcpanouir fr. entfalten; erweitert aus dem alten espanir (venez.
spanire) für espandir, nebenform von espandre, lat. expandere, wie z. b.
tolir neben tolre steht; doch scheiden sich jene beiden formen auch einiger-
maßen in der bedeutung. Zu dieser erweiterung mag das beisjnel von
övanouir/ttV 6vanir (s. unten) verleitet haben. Die entsprechende prov. oder
eigentlich poitevinische form ist espanausir GNev. p. 20, eine form, die
ihren grund in dem analogen Verhältnis gewisser prov. und franz. verba
haben muß. Da fr. ouYr, jouir, öblouir pr. auzir, jauzir, esbalauzir lauten,
so führte man in dem halb franz. Föitou auch espanoir auf espanauzir
hinaus. Selbst bei brauzir = brouir (^wo die bemerkten fälle schon ver-
glichen wurden) könnte diese eigenthümliche umprägung statt gefunden
haben.
fipave fr. verlaufen, herrenlos. Man findet seinen Ursprung in ex-
pavidus, so daß es eigentl. ^scheu geworden bedeutete, erst von thieren,
nachher von aller fahrenden habe gebraucht.
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n.c. EPEICHE-ESCHEVI. 573
fip eiche fr. (TrSv.)j altfr. espeche Ruteb. J, 65 j pic. 6p^ue,
wcHlon, spoi ein vogd; vom ahd. speh specfU.
fepeler fr. btichstabieren, alifr. espeler sagen^ bedeuten: volt saveir
qued espelt will wissen was (der brief) aussagt Alexs, 70; que speit?
was bedeutet das? LRs. 162 f pr. espelar erklären, mhider gut espelhar;
vom goth, spillön, ahd. spellön ereöMen^
J^perlan fr,, daher sp. eperlano, eperlan? ein fisch, sunt; nhd.
spierling, ndl. spiering, über dessen muthmaßliche herkunß aus lai. spira
s. Weigand.
l^piea fr. spieß, f angeisen; von spicalum une essieu van axiculas,
darum altfr. auch espieil. Man scheide es von espiet
Ergoter fr. über JdeinigJceiten disptäieren; mit MSnage aus lat.
ergo, der in den disptäcUionen stets wiederkehrenden folgerungspartikel,
eu erklären, daher auch sp. ergoteo das disputieren, gleichfalls mit ein-
geschobenem t Dieses ergo gab in bürg, mundart femer ein sbst. erigö
chicane. Die von Ducange angenommene entstehung von ergoter aus ar-
gütari ist nicht der rede werih: letzteres konnte nur argtter (3 silb.) er-
geben, wofür die andern sprachen argtiire, argüir gebrauchen.
Erre altfr. (f.) reise, weg, errer reisen, auch handeln, sich benehmen
(mes-errer übel handeln), daher Chevalier errant fahrender (nicht "^irren-
der J ritter, Juif errant wandernder Ju^de, adv. errant, erranment sogleich,
auf der stelle. Die älteste form ist edrar SUg. 12. 19 und diese weist
auf lat. iter, iterare, letzteres in der roman. bedeutung bei Venant. Fort,
u. a. Auch im altmail. läßt sich das wort wahrnehmen: Bonvesin depass.
S. Job V. 208 fvgl. vita Alex. v. 63) sagt: so edro illi han apiliao sie
haben ihre reise angetreten. Prov. errar aber ist lat. errare.
Escai link, veraltetes prov. wort bei Honnorat, der das gr. axaiog
darin erkennt.
Escamoter fr. verstohlen auf die seite bringen, daher wohl erst
sp. escamotar, das im port. und catal. fekU. Zweifelhaften Ursprungs^
aber gewiß nicht von commutare, une Menage glaubt, oder vom ahd. sca-
mara räuber, dieb Graff VI, 497, woran Ihre denkt. Gieng es etwa aus
derselben anschauung hervor wie unser wegputzen, indem es von sqaama
stammte und eigentl. abschuppen, abputzen bedeutete? vgl. pg. escamar ab-
schuppen, säubern, velhaco escamado durcMriebener schelm (bei Moraes).
Oder darf man das kymr. und gad. cam täuschung^ kunstgriff darin er-
blicken? dies würde aber eher ein franz. öchamoter voraussetzen lassen,
vgl. chemin von caman.
Escantir pr. auslöschen; von candere gliihen, also für escandir,
welches die Leys d'amors kennen; das einfache can glühend, von candidus.
Oder ist eine deutsche würzet darin enthalten? oberd. kenten, altn. kinda
heizen, kindir feuer, s. Höfer v. kenten, Schmeller v. kenden.
Escargo-t /r. Schnecke mit gehäus; wahrscheinlich gleiches Stammes
mit caracol, dem ein verstärkendes s vorgesetzt ward.
Escheyi, escavi dttfr., escafit pr. fein oder schlank gewachsen:
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574 ILc. ESCHIRER-ESCREGNE.
heingre out le cors et graisle e eschewid Rol. p. 148; biaus, eschevis
et mol^s Gar. I, 85; la bele, bloDde^ Tescavie GNev. p. 31; noch jäjsft
bedeutet cot. escafida die ein enggefcdtetes leibchen trägt Ein tcort von
deutschem klang, ahd, scafjan bilden, ordnen, part. gascafit in prägnantem
sinne für wola gascafit, wie aitfr, mol6 für bien mol6, form^ für bien
form^, seant für bien seant, lat, compositus für bene compositus. Das
vb. escafir hat Gir, de Boss. 2294: drehs aura jutgetz e escafitz, ahd.
reht scafan. Auch die churw. spräche besitzt scaffir erschaffen.
Eschirer altfr., wallon. \Ar&, pr. esquirar zerkratzen; stimmt zum
ahd. skörran kratzen. Zsgs. ist fr. doch ir er, pic. dekirer zerreißen.
Eschiter aUfr. besudeln Ren. IV; vom ahd. sktzan, ags. scitan,
woher die wallon. form hiter. Auch auf die gestalt des fr. chier muß
das deutsche wort eingewirkt haben, da es rein aus dem latein entstanden
unzweifelhaft chayer {wie payer von pacare) gelautet hätte. Erwähnen
läßt sich hier auch venez. schito, com. schit mist.
Esclandre fr. (m.) lärm; von scandalam, dltfr. richtiger eschandre.
Escienque cdtfr. linke hand Ruteb. /, 341, esclenge Ren. II, p.
171 (lies esclenche reimend auf guenche), wallon. hleiug; vom ahd, slinc,
ndl. slink d. i. link mit vorgesetztem s, vb. slinken dünn oder schwach
werden. Vgl. Qrandgagnage s, v. clinche.
Esclier dltfr. zersplittern Ben.; vom ahd. sclizan für sltzan, nhd.
schleifsen, ags. slttan zerbrechen, zerreißen. Mail, slisä (verschleißen)
gibt die hochd. form getreu wieder (s = z).
Esclistre dUfr. (f.) blitz Ccy, 2429, öcliste Bert. p. 126 (v. 2217
ed. Seh.), noch henneg. 6clitre; vom altn. glitra zurückstrahlen, oder vom
engl, glisten, glister glänzen.
Esclo dltfr., besser pr. esclau huf schlag: a pena an hom son es-
clau kaum hört man seinen huf schlag Jfr. 133", altcat. esclan del cavall
RMunt. p. 164; überhaupt spur; vom ahd. slag, verderbt in sclag, auch
mhd. slac, fußstapfe, eingeschlagene spur, vgl. wegen der form pr. feu von
fitg-ns, wegen des begriffes altsp. batuda spur des unldes, eigentl. schlag.
Escondire dltfr. pr. entschuldigen; nüat. ex-con-dicere, une hdo-
yela&ai.
Escraper altfr. abkratzen Roq. suppl.;' vom ndl. schrapen, engl.
shrape gleichbed. Auch dltfr. escraf e fischgräte U. 473*^, escrefife JS/FC7.
II, 104 schont dieses Stammes, mhd. schrapfen kratzen, fläm. schraeffen
KU., vgl. occ. escraßl auskratzen, tilgen.
Escregne, escriegne, escrienne altfr. unterirdisches gemach, Sam-
melplatz der u>eiber und kinder für die abendzeit, noch jetzt pic. bürg.
^raigne (Corblet, Fertiault, vgl. Carpentier). Man knüpft dieses wort
an screnna, screona erdgemach L. Sal., screunia L. Burg., hinter welchen,
une Wacjcemagd, Spr. der Burg. p. 6, bemerkt, ags. scräf grübe, mhd.
schrove gruft liegt. Grimm hatte es aus lat. scrininm geleitet. Wegen
dieser gemacher verweist Bigtwn auf Tacitus Germania cop. 16. Man
beachte auch Pott in der dbh. Plaltlatcin p. 314, Müllenhoff zur L. Sal.
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ILc. ESCRILER-ESSART. 575
Escriler aUfr. ausgleiten; schwed. skrilla dass, (GhevdUet).
Esgrumer altfr. Ruteb. J, 78, cot. esgmmar, dsgl. äüfr. esgninier,
esgruner, pr. cot, esgrumar sserbrödcdn, verreiben; vom ndl. kmim,
nhd. krume.
Eslider altfr., norm, blinder gleüen^ hingleiten; vom ags. slidaii;
engl, slide, mndl. slidden dass. Norm. lider = ags. gltdan, engl.
glide u. s. w.
Esneque^ esneche altfr. geschnabeUes schiff;* vom aUn. sneekia,
dän. snekke^ ndd. snik, ahd. snagä, mhd. snocke, wahrscheinlich mit
Schnecke verwandt, s. Grimm Uly 437, Ducange s. v. naca.
Espanir "^ahlactare Voc. duac. (ältpic.), neupic. ^panir, 6p6nir;
detäsches wart, ndl. spanen, spenen^ ahd. ant-spenjan ein kind entwöhnen.
Espautarjpr. ängstigen, wallon. espawter, pic. öpauter, sbsL pr.
espaut angst; vom gleichbed. pavitare mit vorgesetetem ex wie in expavere.
Esperir altfr. pr. erwecken, s'esperir erwachen^ pr. resperir; von
expergere, re-expergere^ mit ungewohrüichem ausfaU des g, als ob man
zuvor experrigere gesprochen habe, vgl. lire von legere.
Espier altfr. spieß, e. b. GJBourg. p. 18, Otind 71; buchstäblich
besser vom ahd. sper, nhd. Speer, als vom lat. sparamy das auch die
übrigen sprachen nicht benUtet haben. Ob dahin it. spiedo gehöre,
s. spito I.
E spiet, espi^ aß/r., espieut, esyiskut pr. speer, jagd^ieß, den man
schleuderte (lancer espiez Ben. I, 279, Aubery p. 54), aber auch sum
hauten brauchte RMunt. 321, 18; vom ahd. spioz, speoz. Die ursprüng-
lichste form scheint espieut, worin detUsches e oder i diphthongiert ward.
Man beachte, was Gachet 179^ über dieses und verwandte Wörter anmerkt.
Esprelle und prßle fr. ein kraut mit rauhem stiel, scheuerkraut,
it. asperella; von asper.
Esp requer altfr. stechen, stacheln Ben. IF, p. 199; vom ndl.
prikken dass. So Henschd s. v.
Esproher altfr. besprengen FG. III, 408; vom ahd. spruejen
Grimm II, 240, oder mhd. sprSwen spritzen Wack. Wbuch. Gleichbed.
ist sp. espurriar, das aus espruyar umgestellt sein und gleichfalls aus
spraejen herrühren kann.
Esprohon al^r., henneg. 6proon, wallon. sprew ein voget, staar;
vom ahd. sprä, nhd. sprehe, ndl. spreuwe.
Esquille fr. knochensplitter; dimin. von axiSrj scheu, span (schi-
dola), oder von axiÖLov, daher plur. schidiae bei Vitruv. Vgl. scheggia //. o.
Essart altfr., eissart pr. gereute, essarter, eissartar ausreuten; von
ex-saritum das ausgehackte, vb. ex-saritare. Das wort findet sich schon
häufig in den deutschen volksrechten: si quis . . in sylva communi ex-
artam fecerit L. Burg.; nemine contradicente exartavi L. Bajuv. —
[Gachet, darauf gestützt, daß neben essart auch sart vorkommU, leitet beide
lieiber von sarculum hacke, das heißt doch wohl vom vb. sarcolare be-
hacken. Dadurch wird für die bedeutung nicht mehr gewonnen als mit
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576 II.C. ESSIEU-ESTERS.
saritare. Allerdings ist dieses letztere nicht vorhanden^ aber der triebj
frequentativa eu schaffen^ wirkt ja in den tochtersprachen mächtig genug,
um die annähme einer solchen bädung eu gestatten. Nach Gachet soü
sich dagegen die Umwandlung des c in t (sarculus sart) mit mustiaos
aus musculus d, h. mit einem vereinzelten, unregelmäßigen, der prov.
mundart überdies fremden falle rechtfertigen lassen.]
Essieu /r. achse; für aissieu von axicnlus, vgl. 6pieu von spi-
culum; auch it. assiculo aäpfchen, um das sich etwas drdii, also ein
diminutiv.
Est /r. (le best LBs, 248), daher sp. este, altsp. leste^ osten; vom
ags. e&sty engl, east oriens.
Eßtalhi pr.y estalvi cat. Schonung, sparsamheit, estalbiar, estalviar,
wald. stalbiar Hahn p, 572. 575, nocJi jetzt occ. estatouviä schonen.
Neufr. würde es 6tauger lauten, und dies findet sich {neben 6touger) in
Berry. Woher dieses räthsdhafte wort? Auch bashisch bedeutet estalpea
schütz, estalpetcea schützen (p = pr. b auch in zupema = pr. suberna).
Estalvar pr. geschehen, sich ereignen (von den lyrischen dichtem
nicht gebraucht); unbekannter herhunft.
Estampie dltfr., estampida pr. eine liedergatttmg, gewöhnlich zur
fiedel gesungen, daher it. stampita (alcuna stampita e una ballatetta fu-
rono cantate JBocc. Dec. giom. 5. proem.), mndl. stampie (in Ostflandern
noch üblich), mhd. stampente; vgl. bair, stampelliedel singstück zur tanz-
musik Schmdler III, 638, Das prov. wort hdßt auch zank, lärm (?),
das ital. langes verdrießliches gerede; dazu kommt sp. estampida, pg.
estampido krachen des donners cet. Man hat an stampare gedacht und
unier dem stampfen das tanzen oder tactschlagen verstanden; aber warum
alsdann nicht estampada? Das vb. estampir, woher das wort kommen
muß, findet sich allerdings im prov., wo es ertönen oder rauschen zu be-
deuten scheint: del salteri foras detz cordas estampir (oZ. estraügir) B.
95. An das hier in betracht kommende ahd. stamph knüpfen sich zwei
verba dieser spräche: stamphön 'comminuere\ woraus das pr. estampar;
und Stemphan (ursprünglicher stamphjan) 'cadare, woraus nach form
und begriff zutreffend (denn die deutschen verba erster conj. geben vor-
nehmlich romanische dritter) das cot. estampir bosseln, getriebene arbeit
machen. Im pr. estampir aber, von dem wir nur die bemerkte bedeutung
kennen, scheint das sbst. stamph (stößel) zu wirken, es scheint ein lautes
getöse auszudrücken, wie es der stößel im morser macht, wobei die bedeu-
tung der span. und port. Wörter zu beachten ist. Wie hypothetisch dies
auch sein mag, so ist es doch schwerlich erlaubt, für estampir einen an-
dern stamm anzunehmen als für estampar. !^tampir kennen übrigens auch
franz. mundarten in verschiedenen bedeutungen.
Esteil aUfr. pfähl Roquef.; wohl vom ahd. stihhil dass.
Estern ^r. spur, weg, fem. estema dass. M. 752, 1, estemar ver-
folgen; vom ags. steam, engl, stern schweif, schleppe?
Esters, ^^ix^r^ dltfr. pr. partikel mit der grundbed. ^ außerhalb^ ,
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ILc. ESTONC-ESTOVOm. 577
daher ^ausgenommen^ hei seüe gesetzt^ ^ a. 6. pr. de totz bos aips esters
außerhalb aller guten siUen d. h. nicM im hesitee derselben; estiers mon
grat außerhalb meines wülenSy ohne m. w.; estiers no us aus pregar
außerhalb dessen d. h, ohne das wage ich euch nicht eu bitten. Aus dem
gleichbed. extra läßt es sich nicht ableiten^ aber ein genügendes etymon
ist exterius ^von außen\ mit versetztem i extieras estiers. Die waldens.
form ist stier Hahn 605\ 611\
Estonc i?r. hniUel? oder stoß? s, LR. III, 221; vgl. unser stock
und ahd. stuDg ^punctum, mhd. stungen stechen.
Estorer aitfr. errichten, bauen, schaffen, einrichten, mit etwas ver-
sehen; von instaurare in stand setzen. Daher denn auch estoröe, estore-
ment zurüstung, htlat. instanrum und staurum vorrath (in Urkunden aus
England), engl, störe, gael. stör, Jcymr. ystör. Das oitfr. sbst. estoire,
wiewohl es im spätem ndatein instaurum, apparatus, dassis übersetzt
wird, scheint aber zu stuolo (thl. L) zu gehören; s. dagegen Guessard in
der Jßcole des chartes, 2. sSrie 11, 316 ff.
Estoüt pr. al^r. übermüthig, kühn; schließt sich vermöge seiner be-
deutung an das dtsche stolz, it. stolto aber an lat. stultus. Von estont
ist wohl altfr, estotoier mishandeln Brt. I, 147, vgl. die prov. form estot
für estout.
Estovoir dltfr. verb, impers. geziemen, nothwendig sein. Esflectiert
stark ipräs. m'estaet, pf. m'estnt), weist also auf ein lat. verbum zweiter
oder dritter conj. Allein die lat. spräche scheint kein passendes darzu-
bieten. Dagegen hatte das franz. vb. ester = stare im perf. 3. ps. estut
.von stetit, une auch arestut von arester vorhanden ist: aus diesem perf ect
folgerte der sprachsinn ein präs. estuet, inf. estovoir, nach mnet, mut,
moToir; ein neues verbum, dem man eine nebenbedeutung von stare oder
ester beilegte, anstehen, geziemen. Diese deutung wird dadurch unter-
stützt, daß dem Provenzcden, dem die fonn estut von estar unbekannt ist,
auch das verbum abgeht; nur der nicht rein prov. Gir. de Boss, hat estut
in der bemerkten bedeutung, s. Lex. rom. v. estever. Der inf. estovoir
ward auch ols sbst. benutzt mit der bed. nothwendigkeit, lebensbedarf, wo-
von engl, stover futter, mlat. estoverium [ebenso von manoir manerium).
Außer der dUfr. besitzt dieses verbum auch die churw. spräche in der
form stover, stuvör ^müssen, aber mit persönlicher kraft (el sto er muß,
perf. stuvöt, conj. stuvess) und man darf sich nicht verhehlen, daß hier
die angedeutete entwickiung aus heimischem element (perf. von star lautet
stet) nicht stattfinden konnte, einführung aus Frankreich aber bei einem
Worte dieser art nicht glaubhaft ist. Das einzige lat. verbum, welches in
anschlag kommt, ist studere, von seiner formellen seile ganz tadellos {vgl.
stuvet, aUfr. estut = studuit; stuvess, dltfr. esteust = studuisset): man
konnte das wollen oder streben als innere nothwendigkeit, als bedürfnis
auffassen, so daß studeo scire den sinn 'ich muß wissen ausdrückte; verba
des modus sind ja in ihren bedeutungen sehr veränderlich, s. Rom. gramm.
III, 226. Keine Schwierigkeit macht der unpersönliche gebrauch des
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578 ILc. ESTRAC-ETAL
fransi. Wortes^ theils weil persönliche verba nicht selten in unpersönliche
übergehen (aUfr, il me doit = je dois ganz analog), theils weil, wie
bemerkt, die churw. spräche den persönlichen gebrauch fortwährend zeigt.
Es darf vielleicht noch in anschlag gebracht werden, daß carolingische
urJcunden studere mit Vorliebe, und öfters da gd)rauchen, wo andre debere
setzen würden, z. b, ut hoe reddere studiat (zurückgeben müsse) Breq.
n. 229; luminaria tantum in ecclesia ministrare stodeat (nur muß er
kerzen liefern) n. 250, p. 363% vgl. p. 412^. 447*. 487\
Estrac fr. (vrlt.) hager, schmal (vonpferden); vom dtschen strack d. i.
gestreckt, ahd. strac strictus.
Estraguar pr. abschweifen, ausschweifen (in figürl. sinne); von
extra-vagare, it. stravagare, wie auch Baynouard bemerkt. — [Dem
Worte schien ein aitfr. vb. estraier zu entsprechen, man sehe Du M6rü
im glossar zu Floire und Paul Meyers kritik des wertes (Revue german.
XVII, 432). Da es indessen die kennzeichen eines nomens trägt (nom.
estraiers, acc. estraier, fem. estraiere), so läßt es sich als die franz. form
des pr. estradier (s. strada I.) auffassen.]
Estraper altfr. stoppeln abhauen, daher nfr. ^trape die dazu
dienende sichel; nebenform von estreper, pr. estrepar vertilgen = lat.
exstirpare? Allein nach form und begriff liegt näher Schweiz, strapen
abstreifen, bair. straffen behauen, beschneiden. Vgl. it. strappare //. a.
Eströer altfr. herausgebet^, überliefern s. Roquef.; vom pr. tradar,
gebildet aus tra-dare, ex-tra-dare. Vgl. Altrom. Sprachdenkmale p. 48.
Estros altfr. pr., stets mit vorgesetztem ad, ad estros, a estros,
adverb mit der bed. ^ohne umstände', 'auf der stelle. Von extrusus kann
keine rede sein. Die spräche hat mit dem neuen werte extrorsum einen
gegensatz zu introrsum ausdiücken wollen, 'nach außen heraus' d. h. 'ohne
rückhait\ Man muß auch par estros gesagt haben, da sich das sbst. la
parestrasse das äußerste, das ende LRs. 57, vgl. MicheVs glossar zur Ghr.
de Ben., vorfindet.
Estrxxn pr. trotzig, ungestüm, auch sbst.; dsgl. part. estrimsit Jntzig.
Esturlenci^r. ffn Gir. de Boss, kämpf er; vom ahd. sturilinc junger
krieger: aqui moro a glai tant esturlenc e tan noble vassal i adelenc
2183, eir^ stelle, die zwei merkwürdige deutsche Wörter durch den reim
verbindet (edelenc das. 1165).
Esturman altfr. Steuermann Ignaur. p. 66 (estrumant Fl. Bl. 1365,
estirman Brt. II, 226, stieresman GGaim. p. 33); vom ndl. staunnan,
ags. steörman, engl, steersman. Vgl. Fr. Michel zum Ger. deNev. p.l4.
Des einfachen estiere Steuerruder, ags. steöre, bedient sich Mar. de
France I, 462.
£tablir fr. festsetzen, errichten; von stabilire, itat. wie lat.
jfetai fr. starkes tau den mast zu halten, auch sp. estay, dsgl. fr.
6taie stütze {woher pg. esteio), vb. ^tayer stützen; vom mndl. staede,
staye stütze, hülfe, engl, stay stütze, tau, buchstäblich = ags. stede, ahd.
stata, mhd. State gelegenheit, vb. mndl. staeden, engl, stay befestigen, stützen.
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U.C. ETAPE-EXPLOIT. 579
ätape fr, tcaarenniederlage, alt estaple s. Carpentier; vom ndl.
Stapel, engl, staple dass.
Eteindre fr, löschen; von exstinguere, it. stinguere.
fetin Celle fr. funke; durch Umstellung von scintilla, altfr. noch
escintele, doch LB^. 168 steacele.
fetiquette />. aufgeheftetes zettelchen, Äenne^r. estiqaete eugespitjstes
höhchen, neap. sticchetto jseichen eines verbotenen weges; ohne eweifel
gleiches Ursprunges mit it. stecco Stachel, s. IL a. Henneg. stique degen,
vom ndd. stikke stiftchen, stikken anstedceny vgl. altfr. estiquer, estequer,
esticher stecken, stechen, champ. stiquer einstecken TarbS I, 162.
fetonner fr. in Verwunderung setzen, erschiittem, altfr. estoner be-
täuben (betäubt werden Rol. p. 133), engl, astonish ; von attonare, ver-
stärkt in extonare. Der alten prov. spräche fehlt estonar: dafür findet
sich Fer. 1143 estornar, wahrscheinlich umgestellt aus estronar, identisch
also mit 6tonner, da auch tronar und tonner eins und dasselbe sind.
Henschel s. v. estoner erinnert dagegen an das gleichbed. ahd. stornSju
fetrain pic. seeküste (TrSv.); vom ndl. nhd. Strand.
fetreindre fr. zusammendrücken, von stringere; so astreindre,
restreindre von adstringere, restringere, contraindre von constringere.
fetroit /r. schmal, enge; von strictus, pr. estreit, it. stretto. Daher
6tr6cir verengern, T^tT^cir etnjsiehen, verba inchoativer form und factitiver
bedeutung, lat. gleichsam strictescere, vgl. sp. estrechecer. Altfr. hatte
man noch estrecier RGam. p, 122, das einem lat. strictiare entsprechen
würde. Zsgs. d^troit engpaß, vompart. destrictus in der bed. zusammen-
gezogen, vgl. oben d^tresse.
fevanouir fr. (nur reflexiv), pr. esvanuir verschwinden, vergehen.
Es entspricht dem it. svanire (neben vanire), chw. svanir, pg. esvair,
präs. it. svanisco = lat. evanesco d. i. exvanesco, welche form die roman.
spräche in sich aufnahm; es trennt sich aber von dem ital. worte durch
eingeschobenes ou, unewohl auch pr. altfr. envanir = it. invanire vor-
handen ist. Hier hat merkwürdiger weise, wie Oachet und Tobler erkannt
haben, die lat. form des perfects evanni über die des ganzen verbums ent-
schieden und dieser Vorgang hat sich im veralteten engenouir von ingignere
unederholt.
fevaser fr. eine Öffnung erweitern; von vas gefäß (Frisch). Oder
hat man das gegentheil von convasare (zusammenpacken) damit ausdrücken
wollen, da ^vaser un arbre einen bäum sich ausbreiten lassen bedeutet?
Exploit fr., pr. espleit und fem. espleeha vortheil, vb. exploiter,
espleitar benutzen, bearbeiten, vollstrecken; von explicitum explic'tum
ausgeführtes, gewonnenes. Wegen der form vgl. altfr. ploite falte Bert,
p. 182 (Seh. V. 3319) von plicita so wie plait von placitnm. Derselben
herkunft ist pg. espreitar auskundschaften, schließt sich aber an eine
andre bedeutung von explicare : ausfindig machen, eigenü. auseinanderfalten.
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580 n.c. FAgON— FAON.
F.
Fa^on /r., ülisso pr. gestcdt; von fitctio das machen, passiv das
gemac/Uej geschaffene, vgl. toison das geschorenej von tonsio. Die itoH.
spräche hat ÜEizione; man denke also nicht an fitce gesicht = it. foccia.
Faide dltfr. feiridschafty räche, daher faidia feindlich, pr. faidir
verfolgen, verbannen; vom ndat. fitida in altdeutschen gesetzerty ags. fisehdhe,
ahd. gaföhida, hhd. fehde.
Faint ältfr. nachlässig, träge z. h. Charl. d' Orleans id. 1809 ^ p. 139
(davon das engl, üaint), partic. von se feindre de qch Brt. /, p. 24, pr.
86 fenher de Flam, p. 18. 62 etwas vernachlässigen; eigentl. sich ver-
stellen, von fingere. Daher auch das volksmäßige faignant arbeitsscheu,
nach Genin, Variat. p. 371 ff., mundarü. feindant s. Escallier sur le
patois p. 94. Man vgl. noch it. infingardo 1) verstellt, 2) langsam, wozu
Muratori bemerkt: Uli proprie infingardi appellantar^ qui üäcere quid-
quam possunt, sed aut nolunt aut cum pigritia id facinnt simulantes
sibi vires deesse. Die bürg, mundart sagt foindre nachlassen, part. feint
Faire altfr., far pr. in der bed. sagen pflegt man aus defn lat. ÜBiri
zu erklären. Gewöhnlich kommt es im präs. und perf. vor und zeigt als-
dann dieselbe form wie die gleichen tempora von ÜEiire = ÜEicere: das
seltne imperf. fesoient (sie sagten) Ruteb. II, 165 macht seine identität
mit diesem verbum unzweifelhaß und fiacere steht für verba facere. Aus
dltfr. fjEkit erklärt sich wohl auch die glosse fatit ^loquitur^ Class. auct. VI, 624^.
Falaise fr. Uippe, dsgl. name einer Stadt in der Normandie, altfr.
falise; vom ahd. felisä (f), fels (m.).
Falourde fr. (f.) last holz; scheint zsgs. aus faixlonrd, une schon
Nicot meinte, freilich mit abgeändertem genus.
Faner/r. zu heu machen, eine pflanze welken lassen, z. b. faner
rherbe d'un pr6; le grand häle fitne les fleurs; altfr. fener und fanir
welken, pic. fener, mlat. aflfenare, aiAch pr. fanar (aus dem franz, ?), chw.
fanar, fenar. Man leitet es von fetenum, foenum, und in der that findet
sich im altfr. fanoul für fenouil derselbe Übergang des e in sl, und, was
besser trifft, lothr. fouon ist = fr. foin, lothr. fonannd = fr. faner;
ebenso limous. sbst. te, vb, fen&.
Fanon ältfr. läppen, handtuch Ren. I, 128, binde am arme des
Priesters Ben. III, 479, nfr. fenon und fanion; vom ahd. feno, goth.
fana stück tuch, ahd. hantÜEkno handtuch.
Fantöme fr. gespenst; von phantasma, ü. fantasima, pr. fäntaumay
zuerst wohl fantalma, wie das cot. fantarma andeutet. Zsgs. altfr, en-
fantosmer behexen. Dahin auch occ. fantasti kobold, phantasticos.
Faon fr. (spr. fian) hirschkalb, faoner hirschkalber setzen. AUfr.
feon, feon (zweisilb.) hieß das junge überhaupt z. b. des löwen, des baren,
des drachen, s. Ren. II, p. 62, Roq. I, 687*^, faoner, feoner junge werfen,
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n.c. FARD— FAÜBOURG. 581
eier legen, gana allgemein van der fortpfianzung gehraucht. Die^ deutung
aus inÜMis ist unzulässig: aber aus fetus fruchte leibe^rucht ward das
abgeleitete feon, vermöge der bekannten Vorliebe für a, faon. Das wort
geMrt also zum pr. feda (s. unten) und setzt eine alte form fedon voraus,
die, «^^feda in fea^ leicht in feon syncopiert werden konnte.
Fard /r. schminke^ fitrder schminken; etwa vom altn. fö glänz, po-
litur (vb. f& malen), mit angefügtem roman. suffix ard? dann wäre die
altfr. form fEUtrd, feard gewesen. Fard ist synonym mit teinte, lat.
tincta: letzteres in ahd. Übersetzung lautet gi-farwit, gi-farit fvowfarwjan
färben), das Schlettstädter glossar z. b. sagt givarida ^ucata ff, 246:
hieraus das franz. wort.
Farouche fr. wüd, scheu, effaroucher verscheuchen; von ferox
ferocis trotz der ungewöhnlichen, aber doch auch in mordache vorliegen-
den behandlung des lat. c, das sich im pr. cot. ferotge wieder auf andre
weise ausspricht. Neben faronche altfr. zuweilen harouche übermüthig.
Fat, fem. feda pr., fr. fede (m. f.) unschmackhaft (z. b. si la sal
es feda ^si sal insulsum fuerit^), daher it. fedo; dsgl. pr. fet, feda, fr.
fet (nur masc.) albern, thöricht; das wort in beiden bedeutungen von
fetnus unschmackhaft, dsgl. albern, nn vereinfacht in u wie im pr. vacs
aus vacaus: dieselbe einigung materieller und geistiger mattheit auch in
insipidus und insulsus. — Dies ist die althergebrachte deutung des wertes.
Eine neue, scharfsinnige prüfung derselben von Oaston Paris (M6m. de
la soc. de ling. de Par. I, 90) bringt ein andres resultat. Man müsse
etymologisch unterscheiden zwischen fr, fet albern und fede unschmackhaft.
Nur jenes stamme von fetuus, dieses nicht, weil die combination uu, ua
cet. im franz. den vorhergehenden consonanten schütze, so daß sich t be-
hauptet haben würde; es stamme vielmehr von vapidas (verdorben, ver-
rochen). Die ausartung des lat. v in fr. f läßt sich zugeben; ist aber der
schütz des consotumten vor na unbeschränkt?
Fatras fr. plunder; für fertas, von fertns fiUlsel (Minage).
Fanbonrg fr. vorstadt. Grüt es für for-bonrg = foris-bnrgus
außen-stadt, oder für fenx-bonrg = felsns-bnrgns unrechte, uneigentliche
Stadt, nebenstadt, wie man fenx-frais nebenkosten, fenx-bois nebenzweig,
feusse-clef nachschlüssel sagt? Für beide erUärungen fehlt es nicht an
gründen. Man findet in der älteren litteratur einigemal forborg, fors-
bourg, ja Boquefort hat horsborc, offenbar von hors = foris, seihst das
ahd. furi-bnrg dürfte angeschlagen werden. Für fenxbonrg spricht z. b.
das wallon. fä-bor, indmt fr. fenx in dieser spräche mit fö, for aber
mit foü oder gleichfalls mit for ausgedrückt wird; die nahe liegende
picard. mundart hat sich dagegen für forbonrg entschieden. Beide
auffassungen können stattgefunden haben; daß cAer das neufr. fan aus
for entstellt sei, ist kaum zu glauben, da die spräche keinen anlaß
hatte, das seinem sinne nach ganz deutliche forbonrg zu verdunkeln,
und r auch in forban u. a. nicht ausstieß: eher scheint forbonrg eine
mundartliche umdeutung der andern ihrem sinne nach minder klaren form.
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582 II.c. FAUDE— FERRANT.
Faude dltfr, schaf stall; vom gleichbed. ags. fald, falud, engl, fold,
dlts. faled, vgl. kymr. fifald pferch.
F6 (ph6) oitfr. hneckt, nur in den lAv, d. rois: uns ph6 fiid de la
maignöeSaul ^ercU autem de domo Saül servtis^ p,149, dagegen truverent
un f6 de Egypte Hnvenerunt virum aegypitum' p. 116. Es ist das altn.
faedd-r ernährt^ auferaogen, und verhält sich also begrifflich wie das sp.
criado.
Feda i>r. comask.^ piem. altwald. fea, dauph. feia schaf; vom adj.
feta ^was geboren hat^ e. b. lupa, ursa, vulpes, jsiumal ovis, wo denn das
adj. den ganzen begriff vertreten konnte tvie im sp. cordero : non insueta
graves tentabunt pabula fetas Virg. Ecl. J, BO. Im beamesischen dialect
toird heda auch vom weihe gebraucht gleich dem lat. feta; wal. fet heißt
kind, fat^ iochter, vom sbst. fetus, vb. feta gebären, lat. fetare; sard. fedu
proles. Auch faille im Jura (fetula) bedeutet lamm und tochter.
Fßler /r. spalten, für fesler; offenbar das nur bei Apul^us vor-
findliche fissiculare, dem dieselbe bedeufung beigelegt wird.
Feme i^r. adj. weiblich, z. b. Tefan mascle o ferne LR. Entweder
von femina unmittelbar zum adjectiv gestempelt (s. solche fälle Rom.
gramm. II, 288), oder, da der Provenzale für femina überall femna {mit
n) setzt, vom adj. femineus, abgekürzt in f^minus: ein, freilich spätes,
glossar (s. Dief.) schreibt gradezu feminus (in femina turba bei Properz
erkennt man nur das Substantiv an). Wichtiger als die herhmft des ad-
jectivs ist das zu ihm gehörige männliche substafitiv feme mit der bed.
weibliches geschöpf zumal weibchen der thiere, welches einem lat. neutrum
femineum animal entspricht, z. b. Tamor de mascle e feme Brev. d*am.
I, 34, li feme son desiron R., statt dessen auch, aber nicht in ganz
gleichem sinne, las femnas son desirondas gesagt werden konnte. Es ist,
als wenn der Franzose le femeau statt la femelle in seine spräche ein-
geführt hätte.
Ferme fr. (f.) pachtgut, meierhof, wie it. ferma und sp. firma, Un-
terschrift, abschließung eines vertrc^gs,* {ermBxe, ürmaLT festsetzen, unterzeich-
nen; von firmus, firmare. Sbst, dltfr. fert6 festung, für fermet6, fermt^,
u)ie dortoir für dorm'toir.
Fermillon, fremilon altfr., fremilo jpr., letzteres nur im Gir. de
Ross., ein wort, das in Verbindung mit haubert erscheint; von mailies
de fer, vermuihet Henschel, also = fer-maillon. Die vermuthung ist nicht
tmgeschickt, denn ai = lat. a vereinfacht sich vor einer erweichten liquida
manchmal in i, z. b. grille für graille, provigner für provaigner, s. Rom.
gramm. /, 423. Wackemagel fragt: fermaillon von fermail, firmaculum?
S. auch Gachet 225\
Ferrant und auferrant altfr., ferran, alferan pr., ein adjectiv,
das eine helle färbe ausdrückt; Thibautll, 202 nennt der geliebten antlitz
auferrant. Gewöhnlich tvird es vom haar der greise, mehr noch von
Pferden gebraucht, s. Michel zum Ger. de Nev. p. 126. Daher konnte G.
Guiart vom grafen Ferrant sagen: Ferrant portent dui auferrant qui
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n.c. FESSE. 583
tous deux sont de poil ferrant BC. v, ferrandus. , Die form al-feran
scheint arah. Ursprung in anspruch eu nehmen^ auch kommt die endung
aht häufig orientalischen Wörtern zUy so in Aufricant, Persant, Jerusalant,
Beauliant Ducange deutet es daher aus dem arah faras edles pferd,
mittelgr. (pa^ag, sp. alfaraz: von der färbe dieser pferde habe man das
adjectiv entlehnt. Wollte man diese Voraussetzung auch gelten lassen^ so
wäre doch dbleitung von ferrant {nicht einmal farant!) aus faras gegen
die grammatik. Die garuse form des Wortes weist auf lat. ferrum, daher
it. ferretto eisengrau, hcdbgrau (vom menschlichen haar), wofür auch fer-
rigno, und diesem letzteren entspricht genau das pr. ferrenc, welches altfr.
ferrant lauten mußte (vgl. flamenc, flamant); aus ferrant aber entstand
wieder das pr. ferran. In al-ferran steckt kein arab. artikel: une man blanc-
ferrant, chenu-ferrant sagte, so auo/^ alb-ferrant al-ferrant (umgedeutet
haut-ferrant -Fier. 168, 7). — [Einen lesenswerthen artikel über auferrant
hat Gachet 36'* ff. geliefert, dessen wesentlicher inhalt der folgende ist.
Altfr. ferrant ist allerdings ein adjectiv mit der bed. eisengrau. Prov.
alferan aber drückt keine färbe aus; es wird stets als Substantiv gebraucht
und heißt schlachtross, renner. Als adjectiv zeigt es sich im altfranz,,
aber auch hier nur selten, une in destriers auferrans et crenus, cheyal
auferrant ou gascon, in welcher letzteren stelle es sich nicht auf die färbe,
sondern die herkunft des pferdes bezieht. Es muß der name einer race
sein, gebildet aus ardb. al-frs, sp. alfaraz. Die Franzosen brauchten ihr
aus dem Süden eingebrachtes auferant auch adjectivisch, weil sie eine ahn-
lichkeit mit ihrem adj. ferrant darin bemerkten und weil bei den berber-
Pferden grau die vorherrschende färbe ist. Statt auferrant sagte man zu-
weilen kurz ferrant, was also nicht eben ein graues pferd bedeuten muß:
ferrant li traient, k Gadres (GaöAx) fu norris Gar. I, 168, aber doch
auch un roncin ferrant ds. 168. 227. Eine zss. alb-ferrant ist nicht
anzunehmen. — In dieser erörterung ist der hauptpuhkt, nämlich die art
des Überganges von alferes in alferan, außer acht gelassen. Indessen muß
man gestehn, daß der Provenzdle alferan (pferd) von ferran (grau) durch
einfaches und doppeltes r sehr sauber scheidet, wodurch ersteres von ferrum
etymologisch getrennt und auf einen fremden stamm verwiesen uHrd. Man
kann also wohl annehmen, der Frovenzale habe im Widerspruche mit dem
Spanier in alferes das schließende s als einen flexionsbuchstaben und fer als
den stamm aufgefaßt und diesem das suffix an = ant wie in den genannr
ten aufricant, persant ff. angefügt. Die summe wäre nun: pr. alferan
ist = sp. alfaraz, dc^ier altfr. auferrant, das doppelte r, wo es vorkommt,
durch das adj. ferrant veranlaßt, von diesem ferrant das pr. ferran. Die
bedeutung des Substantivs ist leichtes pferd = sp. alfaraz, und zwar nicht
bloß ein von dem ritter, sondern audi von dem knecht gerittenes.]
Fesse /r. (f.) natis; von fissus, fissa, woher auch vft. fesser — oder
ist letzteres, da die aus Substantiven abgeleiteten verba keine einwirkung
auf ihre primitiva ausdrücken können, vom dtschen fitzen J^uen, peitschen?
Eine picard. form fecher könnte dies entscheiden.
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584 ILc. FI-FILOU.
Fi äUfr.pr. sicher, euverlässig, e. b. de la mort fis des todes sicher,
versichert Roncev. p. 34, fis de 8a vida LR. III, 332, adv. fiement ge-
trost SB. p. 548**; von fidus, dem das tfilatein die gleiche hedeidung hei-
legte', fidus ab hominibus sicher, gesichert vor den menschen, sagt Greg.
Tur. 7, 8; it. fido; adv. de fi wahrhaftig. Für fi war es aber Hblidh,
fis gu sprechen auch im cos. obl., daher das altpg. fius Trov. 177, 1,
npg. fido.
Fiacre fr. miethkutsche ; sogenannt, weil der Unternehmer in einem
• hause zu Paris ä Tenseigiie de St. Fiacre wohnte, ein erst eu Menage's
zeit entstandenes wort.
Fiancer fr. verloben, pr. fiansar geloben, ü. fidanzare; von fides
treue, wort.
Ficelle fr. bindfaden; dimin. von filam, gleichsam filicellam mit
verändertem genus une in cervelle aus cerebellam. Wepen des verschwun-
denen l vgl. pacelle für polcelle.
Fiente fr., fenta pr. mist. Sonderbare bildung, welche eigentlich
fimita verlangt, wie altfr. friente auf fremitus führt: dieses fimita aber
scheint aus fimetum entstellt, welches fr. femaie hätte ergeben müssen.
Die cot. form ist fempta, die neupr. femto, fiendo, die alt^. hienda.
Fierce, fierche, fierge altfr., pr. fersa, mlat. fercia (Carpentier)
königin im schach; vom pers. ferz fddherr. Fierge entstellt in vierge
zog die benennungen dame, reine, sp. reyna, nach sich.
Figer /r. gerinnen machen, wohl ein späteres, aber nicht neues wort,
z. b. bei Hob. Stephanus 1639 und Nicot; von figere.
Filou (fr.) gauner, schelm, daher filouter vb., filouterie. Bafi in
den abll. t eingeschoben sein kann, versteht sich. Aber wie hoch steigt
das wort hinauf in der geschichte der franz. spräche? Menage erzählt,
ohne einen beleg beizubringen, es habe ursprünglich ein Meines Stäbchen
mit numerierten Seitenflächen bedeutet, womit man gespielt und oft betrü-
gerisch gespielt habe, daher filou oder filoutier vor etwa 70—80 jähren
zuerst für einen falschen Spieler aufgekommen sei. Das umgekehrte wäre
glaublicher. Wahr ist es indessen, daß die ältesten Wörterbücher und,
wie es scheint, auch die frühesten quellen das u)ort noch nicht haben. Zwar
kommt in Gottfrieds Tristan ein riese Urgan li filüs oder li vilüs vor
und so nennt er sich selbst, aber es kann sein = li velas der zottige
(vgl. Urgan le veln Tristan II, 100): dazu, und nicht zu filou, stimmt
der daselbst gebrauchte accusativ viliu, denn mhd. iu ist der übliche aus-
druck des fr. n, nicht des ou. Es lassen sich, was die etymologie betrifft,
einige hieher passende stamme dtieren. So filo filonis im älteren nUatein
s. V. a. nebulo, jenes aber vielleicht nur eine andre form für felo, it. fel-
lone. Femer das ahd. verbum filon feilen, wobei an fourbe, fripon, po-
lisson, gebildet aus verbis, welche glätten oder reiben bedeuten, zu erinnern
wäre; entsprechend bedeutet altengl. file einen taugenichts oder betrügen
sorful bicom that fals file and thoght how he moght man biwille (be-
guile) Halliw. v. file. Selbst fr. affiler (schleifen, verwandt mit glätten)
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n.c. FLAGOKNEß-FLECHE. 585
wäre sfu nennen: lothring. aif&lei heipt sowohl schleifen wie hinter gehn^
und aiffilou ist gane = filoa. Aber die Schwierigkeit des Wortes liegt
weniger in dem stamme als in der endung. M (m = acal wie in genoa
= genucalum? Allein das suffix cnl wird im roman. zur hUdung von
Wörtern persönlicher bedeutung nicht gd>raucht^ und eine andere, ältere
scheint hier nicht erweislich In bejnehung auf jene endung und in der
Voraussetzung, daß unser wort späterer entstehung sei (LittrS setzt seine
einfUhrung ins französische ungefähr in das 17. jh), ist auch auf engl.
fellow kamerad, in einer der südlichen provinzen Englands ein Schimpf-
wort (Halliw.), aufmerksam zu machen.
Flagorner fr. angeben, hinterbringen (Nicot), niedrig schmeicheln
(Acad.); von flatter und coraer (aux oreilles) in die ohren blasen (Le
Duchat), aber diese art der Zusammensetzung ist unüblich LittrS ver-
nrnthet darin eine Variation von flageoler durch Vermittlung von flagot
oder flagol flöte.
Flambe fr. Schwertlilie, altfr. pic. auch in der bed. flamme; muth-
maßlich, da h vor vocälen im franz. nicht wohl eingeschoben wird, von
flammnla flamble flambe. Daher flamber, flambeaa u. a. abU.
Flamberge fr. schwert, nur üblich in der redensart mettre flam-
berge au vent das schwert ziehen, s. z. b. Furetikre und Landais; bei
neuem deutschen dichtem flamberg (m.), bei Frisch I, 86* flamberge,
zusammengesetzt, wie er im Dict. des passag. bemerkt, aus flanc und
berge die seile deckend. Vgl. den schwertnamen froberge im Garin (fro-
bierge MQar. p. 62), nach Grimm Myth p. 196 die den herm, ahd.
frö, bergende waffe oder eine erinnerung an das schwert des gottes Fro,
nord. Freyr; s. Hoffmann, Hör. bdg. V, 115. 116, und Bei/fenberg im
Ph Mousket U, Cly welcher flamberge und froberge für identisch hält.
Fläner fr. sich müßig umhertreiben, bummeln; ein erst in neuester
zeit aus den mundarten (der norm. bürg, lothr. cet.) aufgenommenes wort,
bei welchem man etwa auf das isländ, flana blindlings hinlaufen verweisen
darf. Im norm, heißt es auch neuigkeiten zurecht tragen.
Flaque fr. pfütze^ lache; vom mndl. vlacke niedrige stelle am
meere, wo sich lachen büden durch die fluth, aestuarium. Vgl. Ducange
w. flaco und flactra.
Flatter fr., pr. flatar {zu folgern aus dem sbst. flataire), dsgl. altfr.
afflater, pr. aflatar streicheln, schmeicheln; vom ags. altn. flat, ahd. flaz
flach. Dahin auch altfr. fldt schlag, flatir zu boden schlagen d. h. platt
hinstrecken, altn. fletia fl^h machen, detta flatr platt fallen u. a.
Flavelle altfr. Schmeichelei; von flabellam fächer, wedel.
Fl^aa fr. geissei, alt flael; von flagellnm. Die vertauschung des fl
mit fr, wovor ein grammatiker warnt (flagellnm, non fragellum App. ad
Probum, gr. q>gayiXliov) hat das franz. wort nicht ergriffen, dagegen it.
fragello, kymr. flfrowyll, altir. srogell Zeuß I, 194.
Fleche de lard fr. (f.) Speckseite, altfr. flique, flec DG, Carp., pr.
fleca? GO.; deutsches wort, in Leidener glossen (Haupts Ztschr. V, 197,
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586 n.c. FLECHIR-FOLC.
9. jh. bei Nyerup 380) perna flicci, ags. flicce, aUmgl. flick Halliw.,
neuengl. flitch = nhd, flick, fleck läppen. Es ist also anderer herkunft
als fleche pfeil, wiewohl dessen begriff nicht widerspräche, da e. b, auch
das synonyme altfr. haste einen fetzen fleisch bedeutet GNev, p, 300.
Fl^chir fr. pr. biegen, pic. flekir. Seinen Ursprung aus flectere
beweist refl^chir = reflectere, sonst ist tibertritt des et in frana. ch wenig
üblich. Das it. flettere ist latinismus, aber fiettere PPS. II, 218 muß
als eine ital. form anerkannt werden. Auf flexus sbst. und flexare, nicht
auf flectiare Gachet 215^, da kein flectas vorhanden, ist das seltne pr.
fleis nachgiebigkeit, vb. fleissar loslassen (vgl. flöchir nachgeben) jBurück-
zuführen. B. 229, 8 muß flieys aber in der sinnlichen bedeutung von
flexus gebraucht sein.
Flete, flette fr. ein fahr zeug auf flüssen zum übersetzen, fahre;
etwa vom ndl. vleet das obere gestdl eines schiffes, oder (mit Jault), van
Seiten des begriffes passender, vom engl, flat flach (flat-boat).
Fl^trir fr. welken, welk machen, beschimpfen, in Berry flatrir, alt
flaistrir. Nicht aus flaccescere, es floß zunächst aus dem aJtfr, adj.
flaistre, flestre welk, farblos s. Roquef. s. v,, Brt. 1, 132, welches sich
ohne bedenken auf flaccaster zuriickführen läßt.
Flibot fr. ein kleines Seeschiff; vom engl, fly-boat. Daher auch sp.
flibote, filibote.
Fl in fr. donnerkeil, Wetzstein (Trev.); vom ahd. flins, ags. flint
kiesel.
Flou /r. fnatt, altfr. floi (fem. floive durch epenthesis), altpic. flau
Servent. p. p. Hecart p. 81, noch jetzt henneg. Diese letztere form muß
den weg zeigen, aus ihr konnte floi und flou entstellen une aus pau altfr.
poi und po, pou: darum ist herleitung aus fluidus abzulehnen. Da die
franz. spräche den vocal der lat. endung us oder um zuweilen in den
stamm hineinzieht (suif für suev aus sevu-m), so ist entstehung aus flac-
cus, umgestellt flauc-s, möglich, bei der großen Seltenheit dieser art von
Umstellung aber wenig wahrscheinlich. Flou ist entschieden das ndl. flauw,
welches Grimm P, 224 mit dem hd. lau, Wackemagel mit dem goth.
thlaqvus identisch scheint. Von flou ist das adj. fluet für flouet. —
[Dazu sehe man Weigand I, 347, welcher umgekehrt flauw für undeutscJt
hält und seine quelle im rom. flau vermuthet.]
Foin fr. heu; von foenum, faenum. Das regelrechte fien = it.
fieno wäre mit altfr. fien = lat. fimus ztisammengetroffen : darum ward
foin als scheideform gewählt, nicht einmal gegen die lautgesetze, da <xus
ae doch mitunter der diphthong oi entsteht, vgl. oben blois. Eine andre
Wendung nahm das wort im altfr. pic. fein, das eigentl. fenum verlangt..
Foire fr. durchlauf, pr. foira, churw. fuira; von foria.
Foison fr., foiso pr. Überfluß; von fusio ergießung, it. fusione ff.
Folc, fouc altfr., pr. folc herde, auch heer SLeg. 22, comask. folco
menge; vom ahd. ags. folc, altn. fölk hatrf'e, schaar; wogegen floc (flou)
NFC. I, 108, Chx. IV, 87 dem ags. floc, aÜn. flockr zu folgen scheint.
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n.c. FONDEFLE-FRAMBOISE. 587
Fondefle altfr. (f.) ein vmrfgeröthe; vom spätem lat. fdndibalam,
fandibulum Vulg.^ Isidor., sp, fandibulo.
Force ältfr. (neu fr. nur pl, forces), pr. forsa große scheere; von
forpex forpicis. Das dUer der roman. büdung bezeugt die glosse forcia
'scäri' Hattemer J, 309^.
Foudre /r., pr. foldire, folzer blüjsf, altfr, verstärkt esfoldre Og.
3622; von fulgur forre foldre, it. fölgore, wal. falger.
-Foudre fr. (m.) ein weinmaß; vom dtschen ftider.
Fouet (spr. wie foit) /r., auch maxi, foett, cot. faei peitschcy vb.
fouetter; nacA Huet von fou = lat. fagus und unrklich bedeutet das
henneg. foaet reisbündel, woraus die bedd. ruthe, peitsche.
Fouger fr. aufwühlen; von fodieare, romagn. fudghfe. Abgel.
fouiller, pr. fozilhar, gleichsam fodieularc, woher wallon. foyan maul-
wurf. Auch far-fouiller umwühlen^ nach Menage für j^aLT-tomWer, also
durch assimilation? Das gleichbed. occ. fourfoulid scheint mit farca eu-
sammengesetety vgl. frugare 1.
Fourgon fr. in der bed. Jcarren; von furca gabel, it. forcone, sp.
hurgon, eigentl. gabelwagen.
Fourmiller fr. wimmeln; vom durcheinanderlaufcn der ameisen,
gleichsam formicalare, altfr. auch formier = formicare. Das sp. gusa-
near, von gusano wurm, hat dieselbe bedeutung, so auch das mhd. wibelen
von wibel käfer, komumrm.
Foyer /r., foguier |?r. herd; vom adj. focarius, sp. hogar.
Fraiditz nebst fraidel, fradel pr. (auch altfr. fr^Aous Brt. 11,274?)
ruchlos y gottlos; erinnern an ahd. freidi, freidtc 'profanus, apostata, pro-
fugus\ mhd. ^eidec treulos, übermüthig.
Fraindre aHtfr. brechen, von frangere; nfr. enfreindre von in-
fringere.
Frairin, frarin altfr., pr. frairf arm, elend, verächtlich u. dgl.;
nach Gachet 381" von frater mönch, indem die bed. arm vorausgieng.
Frais /r. (plur.) Unkosten, ausgaben; soll aus dem ndat. fredam,
worutUer man gewisse eahlungen, ursprünglich als büße für friedensbruch
(ahd. fridu), verstand, gebildet sein; mit fret hat es keine gemeinschaft.
Vb. d6frayer.
Fraise fr. (altfr. freze geschr.), pr. fraisa (aus fraisier jm folgern)
erdbeere, daher das gleichbed. sp. fresa? Vielleicht erweitert aus fragum,
das noch im wallon. frev, parm. fro vorliegt. Dergleichen fortbüdungen,
theils die frucht, theils das kraut betreffend, sind ndat fragea, fragula
{it. fragola), fragaria, fraguria, fracium {aus fraise), fraxina (dem frane.
werte nah liegend), s. Dief. Gloss, lat. germ. und Nov. gloss.; doch würde
ein adj. fragea dem frane. worte nicht genügen, auch ist es mit it. frasca
nicht jm vermengen.
Framboise fr. himbeere; vom ndl. braambezie, ahd. brämberi d. i.
domstrauchbeere, mit Verwandlung des b in f vielleicht durch einwirkung
von fraise. Neupr. framboiso, sp. frambuesa, cmn. fambrosa, piem, flan-
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588 II.C. FRAPPER-FRESAIE.
boesa mögen aus dem fram. sein. Das alter des wertes hejseugt fram-
böses ^hintperx (himbeeren) Gl. JEmmeram.
F rapper fr., pr. frapar (in einer chronik) schlagen, treffen. Dieses
spedeU franz. wort hat vielleicht nordischen Ursprung, von hrappa schelten,
einen anfahren, adj. hrappr gewaltsam: denn daß frapper früher die
nord. hedeutung haUCy verräih uns das mdartl. engl, frape schelten Hallixc,
das nur aus dem franz. herrühren kann; und wie increpare geräusch
machen heißt, so auch engl, fraple, daher frape gesellschaft, häufe menschen,
cMfr. frapin LEs. 436 und frapaille. Immerhin mag auch das ndd.
flappen, engl. Aap (Matschen) erwogen werden, da wenigstens das mdartt.
frapoaille läppen (in Bheims) mit seiner bedeutung an engl. Aap und
ähnliche erinnert.
Frayeur fr. (froior Agol. 537), pr. freier schrecken; dazu fr.
effroi, dU esfroi, pr. esfrei gleichbed., vb. eflfrayer, ^. esfreyar, esfrei-
dar in schrecken setzen. Die prov. form mit d führt hier so deutlich auf
die spur, daß man weder an fragor knaU, noch friare zerbröckeln zu
denken braucht: die bildungen sind von frigidas, freier ist wie lat. frigus
oder gelu eigentlich schauer, effrayer durchschauem. Zwar steht flagor
(l. fragor) "^ekiso (schrecken) Gl. Ker. 175'', aUein wie hätte das vb. eflfrayer
hieraus sich hervorbilden können? [Hiezu Krit. anhang p. 16.]
Fredon trüler im singen, vb. fredonner; wohl von dem stamme frit
im lat. fritinnire zwitschern. Caseneuve vermuthet darin das barbarische
frigdora des Notker BdUnüus, worüber Ducange nachzusehen ist.
Frelater le vin fr. den wein verfälsche; vom ndl. wyn vertaten
wein in ein anderes gefäß gießen.
Frgle fr. gebrechlich; von fragilis, it. fraile. *
Fr elon fr. homiß; mttthmaßlich von frSle, das dltfr. auch schmächtig^
dünn bedeutet, in beziehung auf den schlanken bau des thierchens, s. Menage.
Die form froilon bei Nicot steht dieser etymologie nicht im wege, oi findet
sich öfters ein für ai {alifr. fraile = frSle). Eben so scheint das gleichbed.
grelon (in Berry) aus grßle d. i. gracilis (schlank) entstanden, wiewohl
Sauvages das occit. graule von crabro herleitet. Der deutsche name be-
zieht sich auf das dem tone eines homes ähnliche sumsen des insectes,
s. Weigand I, 518.
Freiere cdtfr. zu gründe gerichtet, verdorben: nostre fait seroit
tout frelore cet. Pathelin bei Roq.^ noch mundartlich, z. b. in Genf; vom
deutschen verloren. Forelores leere worte Ren. I, 107 scheint sich da-
gegen dem engl, forlorn = ags. forloren anzuschließen; zunächst aber aus
dem franz. ist das ältengl. forlore, da ihm das schließende n fehlt.
F r 8 n e /r. (f.) esche, alt fresne, fraisne ; von fraxinus, pg. freixo u. s. f.
Fresaie fr. eine art eulen, käuzchen; nach Menage, mit beruf ung
auf die poitevin. form presaie, gase, bresague, von praesaga, weil der
vogel nach dem franz. (wie nach dem deutschen) Volksglauben unheil, zu-
mal todesfäUe verkündigt, daher auch eflfraie und oiseaa de la mort,
deutsch todtenvogel, leichhuhn genannt.
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n.c. FRESANGE— FRINGUER 589
Fresange, fresanche, fraissengne aUfr. junges Schwein^ fipr. auch
fraysse; vom ahd. frisking^ nhd, frischling. Das ü. frassugno fett^
schmeer erinnert gleichfalls an frisking, friskung^ seine bedeutung aber
führt auf sagna (IL a), das also wohl tnit fraysse ausammengesetst sein
könnte (fras-sugno schweine-fett). Der Sicüianer mag sein frisinga aus
dem franst, haben,
Freste ciltfr. (m,), pr. frest giebd; vom ahd. first (n,J gipfdj einne^
nhd. giebel des daches.
F res tele altfr, pfeife, flöte, vb. fresteler, pr. frestelar; von fistella
für fistula mit eingemischtem r.
Frötiller /r., pr. frezilhar hüpfen und springen. Darf man mit
Salmasius nach dem lat. fritillus ein vb. fritillare mit der bed. *hin und
her schütteln vorausseteen, so könnte dies das roman, wort sein, wiewohl
auf die frane, form das von Frisch aufgestellte frictillare bessere anwen-
düng fände; fritillare gäbe regelrecht frediller.
Fretin fr, abschabsei, ausschuß, fischbrut; von fricare frictum
(Frisch),
Frette /r. eisernes band, plur. frettes guter, daher sp. fretes guter
im Wappen; für ferrette von ferrum.
Freux fr. Saatkrähe; von frugilegns, sagt Menage, das aber formell
nicht damit ssu einigen ist. Derselbe vogel heißt ahd. hraoch, ags. hröc,
altn. hrökr (bei Biöm seerabe), dän. TOge, ndd. rook, obd. rnech; aus
der nord, form aber {vgl frimas, friper) entstand mit übertritt des h in
f das fr, freux wie aus cocus queux.
Friche /ir. (f.) brache, brachfeld; vom dtschen frisch wie lat, novale
von novas, meint Ducange, vgl. im spätem miatein friscum, aÜfr. frische.
Aber war alsdann nicht fratche jgu erwarten? Bezeichnender ist Orimms
herleitung, Gesch. d. d. spr. p. 61, aus fractitiam (vgl. occ. roompado
frisch gebrochenes land, norm, briser einen acker bearbeiienj und auch von
Seiten der form unverwerflich, da die endung itius (icias) auweüen icfae
unrd. Ein prov, fi'esca unirde entscheiden.
Friente altfr, e. b. des chevaux Ben. II, p. 146; von fremitus
it. fremito. Le Duchat schreibt frainte und leitet es von frangere.
Frileux fr. frostig; gleichsam frigidulosus^ vom classischen fri-
gidulns.
Frimas fr. reif, gefror er^er thau, vb.pic, frimer; uneweifeihaft vom
gleichbed, altn, hrim, da der anlaut hr dieser spräche sich auch sonst in
fr, fr umwandelt, ags. gleichfalls hrtm, engl, rime, ndl. njm, bair. reim
(auch pfreim). Im pic. rimöe blieb der nord. anlatd weg.
Fringuer fr. sich rasch hin und her bewegen, bret. fringa dass.,
vgl. occ. fringd schön thun,. liebkosen, Muthmaßlich aus einer wursel, die
auch im lat. fringutire euntschem, fringnilla, fringilla fink, so wie in
frigutire und frigulare enthalten ist, welchen sich kymr. ffireg (geplauder)
anssuscUießen scheint. Sich hüpfend bewegen und zwitschern sind nah
verwandt: das bret. fringol trUler ist desselben Stammes und das abge-
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590 II.c. FRIPER-FROISSER.
leitete fr, fringoter (TrSv.) etjoüschern, it, fringottare, weist gebieterisch
auf fringuer eurück^ die nehenform frigoter erinnert an frigutire. Stark
entstellt aus fringuilla ist it. filanguello, a für i im partn. crem. Arängol,
piem. frangnely frangoi.
Friper /r. abnutj^en, verbrauchen, gierig vereehren, Mpon sptte-
bube, friperie trödelei (ahgentUete Sachen). In diesem ausschließlich franss.
stamme scheint einer der fälle vormliegen, worin, wie in frimas, nordisch
hr £;u fr geworden, indem sich das frane. verbum dem isländ. hripa 'tumtd-
tuarie agere Biöm logisch recht wohl anschließt.
Frique cdtfr., pr. fric, npr. fricaud munter, lebhaft, dauph. frican-
dela lebhaftes mädchen. Die lat. spräche gewährt keinen tauglichen stamm:
fricare hätte wenigstens freque gegeben, wenn die grammatik solche adjec-
tivbildungen erlaubte. Auch an unser frisch ist nicht zu denken, da weder
fresc noch selbst freque irgendwo vorhanden ist. Wohl aber fügen sich
die Wörter zu goth. friks, ähd. frßh gierig, mhd. vröch, ags. free kühn,
keck, altengl. frek lebliaft Hälliw.: wie sich kühnheit und munterkeit be-
rühren, zeigt auch gaillard. Demselben stamme kofnmt noch eine andre
bedeutung zu: npr. fricaud heißt auch lecker, köstlich, sbst. fricot (auch
pic. norm.) leckeres gericht, nfr. fricandeau dass., fricasser eigenÜ.
lecker zubereiten. Sie scheinen sich an die deutsche bed. gierig zu knüpfen,
woraus die bedd. leckerhaft und endlich lecker erfolgen konnten: beide
letztere einigt z. 6. das fr. friani Formverschieden davon ist das er-
wähnte friand, vb. norm, frioler lüstern sein, henneg. sprudeln, zischen
(von speisen auf dem feuer), fr. aflfrioler anlocken, anreizen; schwerlich
von frik, nach Menage u. a. von frigere rösten, vgl. altfr. frieul brai-
pfanne. — [Eine geschickt begründete herleitung von fricasser aus frictus
{von frigere), woraus fricare für frictare entstand, hat Mahn p. 47 mit-
getheUt, dazu sehe man den Krit. anhang p. 23.]
Frire fr. braien; von frigere, it. friggere.
Frisson fr. frost, schauder. Schon Gregor v. T. bedient sich dieses
Wortes: quas 'vulgo' frictiones vocant, und Ducange erklärt es richtig
aus dem unlat. frigitio zsgz. frictio fri^on, von frigere, altfr. pr. frire.
Froc /r. mönchskutte; eigentl. flockiger stoff, vom lat. floccus flocke^
pr. floc in lat. und franz. bed., mlat. floccus, froccus, mit fr schon in
den Schlettst. glossen 39, 147 froccum Vöfe*. Wackemagel (in Haupts
Ztschr. II, 560) leitet das franz. wort aus der ahd. (neben roch kaum
vorkommenden) form hroch mit Übergang des hr in fr, allein jene für das
romanische orgah allerdings harte Verbindung unrd theils durch wegfcdl
des h, theils durch einschiebung (har) gemildert ^ nur das der sprachbüdung
erst später gebotene altn. hr wird franz. fr (vgl. frimas, friper), ein äUn.
hrockr ist aber nicht vorhanden. Übrigens ist auch die prov. form floc
(niemals froc) nicht außer acht zu lassen, bei welcher man zu gunsten
des deutschen wertes eine doppelte änderung jener lautverbindung an-
nehmen müßte.
Froisser /r. zerquetschen, zerreiben; entweder von frendere fressus
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n.c. FRONCHER— GAIF. 5dl
oder von fricaxe frictus (s. frizzare I.J, von letzterem^ wenn sich eine
piccard. form froicher auf steigen läßt; die alten denkmaler dieser mundart
scheinen nur froisser jsu kennen.
Froncher altfr. schnarchen, schnauben FG. IL III. , pic. fronker:
li destriers fronke du nes Fier. 126. 127; wohl von rhonchare bei
SidoniuSj mit verstärktem anlaut, s. roncar IL b.
Frunir^^r., eigentlich nur part. frunit und fronit gebrochen: asta
fronia GAlb., figürl. von menschen GRoss. 6822, LR. i, 393. Lat. fru-
niBci liegt der bedeutung ferne. Darf man eermalmen als grundbegriff
annehmen, so nähert sich das prov. wort dem ndat frunire lohe bereiten
d. f. baumrinde eerreiben, aber auch dessen herkunft scheint unbekannt.
Furnier /r. mist, richtiger altfr. f emier, woneben freilich schon die
erstere form; von fimus, n aus e ebenso im altfr. pic. champ. fumelle für
femelle, c^tfr. frumer für fermer. S. Rom. gramm. /, 175.
Für oll es fr. (fem. plur.) feurige dünste, irrlicht; für furoles von
feu feuer, abgel. wie it. focajuolo feurig, vgl. fr. flammerole eine ähnliche
erscheinung auf der see.
G.
Gable fr. (f.) giebel des hauses. Es erinnert an das alte lat. ga-
balus kretuf (gabalum crucem diei veteres volunt Varro bei Nonius), der
giebel konnte seinen namen daher haben, weil die bälken an der spitze
des daches sich kreuzen, auch ist das norm, gable gen. masc. Da indessen
das wort den übrigen mundarten fehlt, so unrd es rathsamer sein, es auf
das ahd. gabala gabel (vgl. ältn. gafl m.J als seine nächste quelle zurück-
zuleiten; auch lat. furca heißt die gabelförmige spitze an gebäuden.
Gächer fr. rudern, rühren, gäche rührstock, rüder; vom ahd. was-
kan, nhd. waschen. Daher gächis pfütze, vgl. engl, wash Spülwasser,
sumpf; altfr. waschier auch besudeln.
Gagnon, selten wagnon, hofhund, Schäferhund u. dgl. Das ehmals
ziemlich Übliche wort ist veraltet und selbst, wie es scheint, in den mund-
arten erloschen, seine herkunft nicht ganz frei von zwei fei. Gachetp. 22 7""
hält es für einen Sprößling des auf den ackerbau angewandten Wortes
gaaing. Man könnte dabei an die herkunft des synonymen mätin, das
zum haushält gehörige thier, erinnern. Besser jedoch würde es sein, wenn
sich gagnon auf canis gründen ließe: viele thiemamen nehmen ja das
Suffix on zu sich. Roquefort hat in der that eagnon I, 666, aber unbe-
legt. Sicherer steht das feminin eagne {s. oben chien), welches die com-
bination gn in unserm werte rechtfertigt; der anlaut w freilich in der
nebenform, an der stelle einer auf c zurückweisenden Vorstufe g, ist selten,
aber möglich. Ital. gagnolare scheint eitlem andern stamme anzugehören,
s. n. a.
Gaif , chose gaive aUfr. eine im stich gelassene von niemand zurück-
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592 ILc. GAlMENTER-aALE.
geforderte sacke, vh. guever im stich l(issen; ndat. wayfium, res vaivae,
vb. wayviare. Ursprünglich bedeutet gaif = er^gl. waif ein verlaufenes
stück vieh, animal errans oder vagans in german. gesetsen, und wird er-
Märt at4S engl, waive, wave, ags. vafian sich hin und her bewegen,
schwanken. S. E, Müller s. v. wave 2.
Gaimenter, waimenter altfr., pr. gaymentar (noch jetist dauph.
gueimenti) klagen, jammern, sbst. wald, gayment HaJin p. 669. 696.
Da sich kein vb. gaimer findet, wovon es eine partidpialableitung
sein könnte, so ist darin eine umbüdung von lamenter vermittelst der
interj. guai anmnehmen. Nicht minder merkto^rdig ist das gleichbed.
gaermenter, worin sich eine cell, wureel eu verstecken scheint, gael.
gairm, kymr. garmio, brd;. garmi geschrei ausstoßen, vgl. mndi. caermen
Grimms Reinh. v. 2716, nndl. kermen. Aber auch se gramenter sich
beklagen kommt vor Ren. I, 346, was wieder an einen deutschen stamm,
gram ßetrübt), erinnert.
6al altfr. ein stein: des cailliex lor ont tant contreval rn^ et tante
gres comue et tant gal encostä DMce. 304, 29^ abgel. nfr. galet ein
von dem meere ausgeworfener platter und glatter stein, galette, pr. galeta
ein platter kuchen, it. galetta, sp. galleta ewieback; in frone, mundarten
mehrfach abgeleitet, z. b. henneg, galier = galet, berr. galine kleiner
stein, pic. galer rollen wie ein stein (Corblet). Ein wort so wichtiger
bedeutung, welches weder die lateinischen noch die deutschen sprachen
kennen, muß ein alteinheimisches sein, und da die anlautende kehltenuis
im frans, mehrmals als media auftritt, so wird es gestattet sein, das kymr.
calen (f.) Wetzstein zu vergleidven.
Galaabia, galaabey pr. pracht, aufwand; ein allen andern
mundarten unbekanntes nun veraltetes wort, kann seine herkunft aus dem
goth. galaubs ßostbar) nicht verläugnen. Dahin auch der name Gua-
laubet Chx. V, 220.
Galbe fr. (m.) was sich an gebäuden oder geräthen zierlich nach
oben ausbreitet; vom mhd. walbe fm.J = nhd. walm einbi^gung des daches
an der giebelseite SchmeUer IV, 61; daher unser gewölbe. Bei Roquefort
ist galbe auch der vordere theü des wamses und mhd. walbe soll das ge-
wölbte blatt der schuhe bedeuten (gezieret was der vordere walbe Mhd.
wb.). Das franz. wort ist schlecht assimiliert, denn Ib hinter dem ton-
vocal duldet diese spräche nicht; es bezeugt hiermit seine spätere emfüh-
rtmg. Käme es von dem allerdings begriffsverwandten it. garbo, so würde
es das genehme rb nicht für Ib aufgeopfert haVen.
Gale fr. kratze, se galer sich kratzen. Schon Nicot leitet es von
callus Schwiele, daher mlat. callosus = galeux. Der anlaut ca wird auch
in einigen andern fällen (gamelle, altfr. gajol) zu ga, so daß gegen den
buchstdben wenig einzuwenden ist. Gleichwohl scheint die herleitung un-
sicher, da auch das dtsche galle schadhafte stelle, engl, gall schramme,
to gall wund reiben, in betracht kommen. Fielet (Zeitschr. f. vergl.
sprachf. V, 338J vermuthet seine quelle im ir. galar, galradh krankheit.
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II.C. GALIMATIAS-GAUCHE. 593
It(ü, galla, ^. agalla geschtvulst, beule führen aber auf lat, galla gaU-
apfd, wdche bedeutung dem roman, warte gleichfalls vergönnt ist.
Galimatias fr. verworrenes gerede; eins der späteren Wörter von
zufälliger entstehung (fehlt e. b. bei Nicot 1673), über welche die etymo-
logie nichts vermag. Eine anecdote eu seiner entzifferung in Höfers
Oberd. wb. II, 121. Man hierlce dam das altengl. gallimawfrey ein ge-
richt von allerlei klein gehackten speisen, dsgl. ein verworrener mischmasch
von dingen, s. Halliwdl, dsgl. Dief. Qloss. lat. germ. s. v. balimathia.
Ganchir, guenchir pr. dUfr., chw. guinchir ausweichen; vom
ahd. wankjan, wenkjan weichen, wanken. Vom sbst. wank ist das comask
guanch fehler.
G an dir altfr., guandir i>r. ausweichen, sich retten, ganditz '^desti-
nans timore (l. declinans) GProv. 62'', altfr. auch gandiller NFG. I,
417; vom goth. vandjan^ ahd. wantjan, wentjan, nhd. wenden.
Garance /r., dc^ier wohl sp. granza, pic. entsprechend waranche
eine pflanze zum rothfärben, im frühsten mlatein garantia, später waren-
tia. Die scharlachfarbe hieß dem Griechen äXrj&cvov die ächte färbe; dem
entspricht das aus verus oder dem vb. verare geschehene verantia, ent-
stellt varantia. So Salmasius und Vossius.
Garenne fr. Kaninchengehege, fischweide, dsgl. varenne jagdgehege,
letzteres für warenne, ndat. (besonders in England) warenna, mhd. ge-
-frenne Wb. III, 399. Ist es vom altfr. garer, warer behüten, wie sinn
und buchstdbe vermuthen lassen, so muß das suffix entstellt worden sein,
garene vielleicht für garine stehen, vgl. gastine, gnerpine, haYne aus
deutschen umrzeln. Die ndl. spräche bildete warande.
Garer fr., gsnax pr. acht haben, behüten; vom ahd. warön in acht
nehmen. Zsgs. pr. esgarar s. v. a. garar, dagegen fr. ^garer (woher it.
sgarrare) mit der bed. außer acht lassen, irre ßhren, altfr. pr. esgar^
verirrt, betrübt: dolente et eguarethe Mexs. 94.
Gargote, gargotte fr. garküche. Weder an das dtsche wort noch
an lat. gurgnstium ist zu denken. Sein Ursprung liegt im altfr. pic. gar-
goter sieden, brausen, das einen onomatopoietischen anstrich hat.
Garrici^r., garrig C(U.^ jarris altfr. Gayd. p. 346 (jaurris 170)
Steineiche, pr. cot. garriga steineichenwcdd. Von garra kralle? vgl. wegen
dieser anschauung chaparra II. b. Auch comask. gar-61a eichel, nußkem
erinnert an einen solchen stamm.
Gaspiller fr. vergeuden, pr. gnespillar, waUon. caspouY; vom ags.
gespillan, ahd. gaspildan verzehren, ausgeben.
Gate henneg. waUon., gaie lothr., gaiette champ.y gaise im Jura;
deutsches wort, goth. gaitei, ndl. geit, ahd. geiz, nhd. geiXis. S. Hecart
s. V. gate.
Gäteau fr., alt gaste! (daher sicil. gaasteddu), pr. gastal kuchen;
vom mhd. wastel, nach Grimm II, 26 zusammenhängend mit wist speise;
mhd. gastel aus dem romanischen.
Gauche fr. links, altengl. gauk. Der anlaut muß deutschem w
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594 ILc. GAÜFRE— GAVE.
entsprechen, das sich im henfieg. erhielt: fr^re wanqnier linker hruder,
Stiefbruder 0, h, ist s. v. a. fr. fröre gaucher: es stammt also schwerlich
vom havr, gäbisch (verkehrt), wie Schmeller vermtdhet. Kommt es von
ganchir aasweichen? aber adjectiva entstehen nicht unmittdbar aus verbiSj
auch war eum Übertritte von an in an kein euphonischer grund, und wo
ein solcher Übertritt vorkommt^ pflegt die ers^ form wenigstens neben der
/^weiten forteuleben. Wohl aber paßt das wort zum ahd. welk schwach,
matt, wie man sich die linke hand gegen die rechte, die kräftige, dachte,
vgl. it. stanca die müde, die linke, manca die schadhafte, sp. znrda die
taube, redruna die zurückweichende, neuprcv. sogar man seneco die alte
d. h. die welke, kraftlose. Ähnlich vergleicht sich mit dem mhd. tenc
link das schwz. tehngg träge, welk, s. Dief. Goth. wb. II, 326. Beachtens-
werth ist noch das mdartl. engl, gaulic band lifüce hand Hdtliw., insofern
ihm ein ältfr. galc die form gewiesen hohen muß, denn gallica manos
wäre doch zu seltsam. Span, gancbo schief, von gaucbe? über rechts
und links überhaupt s. Potts Zählmähode p. 258.
Gaufre/r. (f) honigwabe, dsgl. ein backwerk, pic. waufe, auch
altsp. gnafla, mlcU. gafrnm; vom dtsdien waffel, verwandt mit wabe,
eigentl. zellenförmiges backwerk, vom vb. weben, ndd. weven.
Gange ältfr. in nois gange watsche nuß FG. 1, 393; vom ahd.
walah fremd, undeutsch, welches, erst walc gesprochen, in gange über-
gieng wie dercatns in deng^. Der name ist uralt: ags. veal-hnnt, alM.
val-hnot, nhd. walkinTs. Aus einer andern ausspräche entstand die pic.
form gangne nebst gangner nußbaum.
Ganle fr., henneg. wanle große Stange, auch reitgerte. Ansprüche
auf dieses wort erheben lat. vallns pfähl und goth. valnB stock, gerte,
^aßöog, fries. walu, altn. völr dass. s. Grimm II, 487^. Weniger die
bedeutung als der utnstand, daß sich nur Nordfrankreich dieses wort zu
eigen gemacht (Provence kennt es bis jetzt nicht), entscheidet für deutsche
herkunft, die auch durch die gestält des anlautes unterstützt wird. An
hat in dem doppelten \, denn valns lautä wie vallns, seinen grund.
Ganp e /r., bürg, ganpitre ungestaltes schmutziges weib, ältfr. wanpe;
vermuthtich das altengl. wallop stück fett, klumpen. Das ahd. wnlpä
(wölfin) hätte gonpe erzeugt. Das bürg, ganpe übersetzt Mignard fMe
folätre.
Gansser fr. {nur reflexiv se gansser de qcb.) sich lustig machen
über etwas; den alten Wörterbüchern noch unbekannt, nach Frisch das
it. gavazzare schwatzen, besser das gleichbed. eben so wohl refleaAv ge-
brauchte sp. gozarse de — .
Gant, gnalt, gal altfr., pic. norm. chw. ganlt, pr. gan, gant GO.
buschholz; vom dtschen wald. Daher äUfr. gandine, pr. gandina gehölz.
Gave pic, wallon. gaf, champ. gneflfe kröpf der vögel, vb. pic. se
gaver, neupr. se gavä, champ. se gnefifer, fr. s'engoner sich voll stopfen,
pic. engaver geßügd stopfen oder mästen, fr. gavion sddund, vgl. a/uch
occ. engavachd würgen, mail. gavasgia, com. gavazza großes mcad u. cu
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ILc. GAZE-GESE. 595
Nimmt man cm, daß die wurael gav etwas aufgetriebevies oder ausgehöhltes
bedeute, so darf man auf lat. caviis und cavea verweisen, indem durch
letzteres sich das fr. gayien {das gleiche span. wort heißt korb wie it
gabbia aus cavea) am leichtesten erklärt.
Gaze fr., sp. gasa ein durchsichtiges gewebe; genannt nach der
Stadt Gaza in Palästina, woher es beeogen ward (Pihan Gioss.).
Gazon fr. rasen, arag. cremon. gasen; vom oÄd. wase, wAd.wasen.
Das ags. vase, ndl. wase heißt auch schlämm, daher das gleichbed. fr.
vase (f.), pg. vasa, vermuthlich erst später aus dem niederl. eingeführt,
da w nicht, der lautregd gemäß, mit gu umschrieben ward; doch findet
sich norm, gase für vase, engaser für envaser mit schlämm bedecken.
Vgl: Diefmbachs Ooth. wb. I, 244.
G^ant fr. risse, pr. jayan; von gigas gigantis.
Geindre äclusen, winseln; von gemere.
G8ne /r. (f) folter, zwang,, altfr. gehene, vb. gßner; von dem ur-
sprünglich hehr, gehenna holle, bei hirchenschriftsteUem.
G6nisse/r., pr. junega GO. junge kuh; von junix janlcis dass.
Auch in geniÄvre ward tonloses u nach ursprünglichem 3 in e geschwächt.
Im Jura sagt man für g^nisse einfach gegna, welches mit jnnega zu-
sammenhängen muß. Andre formen sind comask. gioniscia, chw. gianitscha.
Gens, ges pr., oitfr. gens, giens, eine dem nordwestl. gebiete eigne
noch im neupr. ges oder gis und ccU. gents fortlebende negation s. v. a.
fr. point. Ihr Ursprung ist nicht ganz sicher. Der Römer pflegte gewisse
ortsadverbia mit beigefügtem gentium zu verstärken (nbi gentinm, nas-
qnam gentiom) und trug diese Verstärkung auch auf minime über, und
so konnte das rom. gens {von gentium wie pretz von pretinm) eine weitere
fortbüdung dieser redeweise sein: non gens = non gentium s. v. a. mi-
nime gentium. Daneben wäre auch noch genus zsgz. gens zu erwägen:
non genus nicht die art, nicht der schatten eines dinges. S. Altrom.
sprachdenkm. p. 63. A. W. Schlegel, Observ. sur la litt. prov. anm. 36,
dachte an das deutsche ganz, was weder die form noch den begriff für
sich hat. Nicht minder fehlerhaft ist die deutung von Onofrio, Essai d'un
glossaire cet. p. 243, aus dem pr. nien, welches, da es zweisilbig ist,
nimmer die ausspräche gen erzeugen konnte.
Gerbe fr., altfr. garbe, pr. cot. arag. garba getreidebündel, vb. fr.
gerber, arag. garbar; identisch mit ahd. garba, nhd. garbe, ndl. garve,
das den übrigen mundarten fehlt (engl, gerbe kann aus dem altfr. sein)
und sich durch den buchstaben vom ahd. garawan (s. garbo I.) scheidet.
Gercer fr., mundartl. jarcer NFC. I, 376 aufritzen^ spalten, gerce
büchertvurm. Nach Menage vom hypothetischen carpiscare, dies von car-
pere zertheüen, zerreißen. Darf aber hier eine auch sonst nicht unerhörte
darstellung des lat. ca durch fr. ge (caveola geole) angenommen werden,
so muß man eher auf das buchstäblich zutreffende carptiare, von carptus,
vermuthen, das sich durch zahlreiche ableitungen dieser art rechtfertigen kann.
Ohne fr. (f.) pike, unübliches in einige Wörterbücher aufgenommenes
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596 n.c. GESIER— GIVRE.
wort, nachgebildet dem nüat, gaesa, a. b. gesa Wfo, jacuJunf (dl. gessmn
^hasta vel jaeulykm) Gl. j&td., gesa *asta Gdllanm Gl. erford. p. 334,
dies aus dem lat. ursprünglich gaUischen gaesam, worüber auf Diefen^
bachs gelehrte erörterung, Orig. europ. p. 360 ff., bu verweisen ist. — In
der Chans, de Boland st. CLII findet sich am Schlüsse eines überlangen
männlich reimenden verses der waffenname gieser (e wigres e darz e
maseras e agiez e gieser); ein ähnlicher steht bei Papias: gessaris ^lanceis\
der nom. sg. davon in den Gloss. sangerm.: gesara ^lancea'; es versteht
sich, daß nur gesäram (-us) das frans, wort befriedigen würde.
G^sier fr. hropf des geflügels, oitfr. auch jusier "^jecur Gl. de
IAH 7 (13); geformt durch dissimilation aus gigeria i>2fir. eingeweide des
geflügels Lucil, Feiron., Äpic., den schwestersprachen unbekannt. Schder
bemerkt hierisu die picard. form giger, gigier. Das Vocab. d'Evreux
p. 43 schreibt dagegen gnisier.
G 6 BIT fr., bei den Alten auch gire, präs. 3.sg. gtt, vrU. gist; seU-
same mit nichts gleichem eu unterstützende, sicher uralte oibweichung vom
normalen pr. jazer (}at. jacere), esge. neupr. jaire, präs. jatz, woßr kein
(ütfrane. oder auch nur mundartliches jaisir, jaure, jaist nachweislich ist.
Daher sbst. gtte (m.) nachtlager, späimlat. gistum und gista, prov. ober
jatz, noch jetsft jas; dsgl. g^sine kindbett, pr. jasina.
Gibier altfr. in aler gibier, aler oder 6tre en gibier (s. Gachet239^)
Vögel jagen, beisen, überhaupt jagen z. b. EBord. p. 42, 6, Ben. I, p. 662,
ChCyg. I, v. 1563, nfr. giboyer, sbst. gibier, altfr. gibelet unldprä, nfr.
gibeci^re waidtasche; von unentschiedener herkunft. Ist es richtig, daß
gibet (geigen) eigentlich den strick um den hals bedeutet (thl. J, 166),
so könnte sich gibier, ursprünglich ein verbum, auf den vogdfang mit
der schlinge beziehen; aber es bleibt dies immer nur eine schwach be-
gründete vermuthung. [Sehr zu beachten, wenn auch kein sicheres resuUat
gewährend, sind die späteren deiUungsversuche und bemerkungen von
Gachet, Scheler und LittrS.]
Gier, gieres, giers conclusive conjunction in einigen der ältesten
franz. denkmäter; entweder von igitnr oder von ergo. Ersteres scheint
buchstäblich naher zu liegen, man vergleiche erre von iter; da aber ergo
für jiie logische folgerung der übliche ausdruck war, so ist es rathsam,
das rom. wort daraus entstehen zu lassen: aus erg ierg konnte sich mit
consonantierung des i ger gier bilden wie aus ego ieo jeo gie.
Giler norm. u. s. w., neupr. gilhd forteilen; ein umt, für das sich
schwerlich ein anderes etymon wird aufzeigen lassen (üs das ahd. gtlan,
glljan (prov. h = j) für gi-ilan fortstreben, eilen. Dasselbe wort verbirgt
sich auch im gleichbed. comask. zelä, dem aber die form gillan (rom, e =T)
genehmer ist, vgl. comask. zerlo, zoja = it. gerlo, gioja. Oder wiU man
letzteres von zilön ^sich beeilen herleiten?
Givre fr. (f) schlänge in Wappen, altfr. givre überh. schlänge
Trist, I, 60; entstanden aus gaivre, dies aus lat. yipera vidleickt unter
einmischung des ahd. wipera, daher auch altfr. wivre, kffmr. gwiber, bret.
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ILc. GIVRE-GLAIRE. 597
wiber. Dcw toort hedeutet überdies ein tüurfgeschoß, die losfahrende
Schlange Antioch. I, 267, Bancev. p. p. Monin p. 35. 37 {Bourdillon
schreibt gajure!), PA. Mousk 11, XF, gewiß nicht von dem bariarischen
bebra bei Vegetius, man erwäge vielmehr das synonyme ags. vtfer, viber,
tvoßr Grimm III, 444 ftfer vermuihet.
Giyre fr. (m.), bürg, gßvre, pr. givre, gibre, ccU. gebre gefromer
thaUy an den zweigen hängender reif, vb.pr. gibrar, co^. gebrar. Sauvages
im Dict. langued. bemerkt^ das occ. givre bezeichne auch die von bäumen
und dachrinnen herabhängenden eiszapf en: da diese diegestäU von schlan-
gen haben, so scheint das wort trotz seines abweichenden geschlechtes
identisch mit dem vorigen. In derselben mundart heißt der rauhe reif
barbasto, weil er die gewächse wie mit einem barte überzieht, norm. pic.
gel^e barbel6e. Das occ. jalibre glatteis mahnt an lat. gelu.
Glacier, glafoier al^r. gleiten. An ein ahd. glatjan = nA(2. glätten
ist nicht zu denken, nur ein vb. glazjan würde genügen. Das wort muß
aus glacies geformt sein, so daß es eigentlich bedeutet glitschen wie eis.
Denn nicht selten drückt das verbum eine thätigkeit aus in der weise des
Substantivs, von dem es stammt: so brillare glänzen wie beryll, corbare
schreien wie ein rabe, formicare wimmein wie ameisen, eigentl. thun wie
beryll, rdben, ameisen. Von glacier stammt das neufr. subst. gl a eis
sanße abdachung der äußersten brustwehr in den festungen, iMSprüngl.
gleitende fläche; attfranz. wäre glaceYs: so gab coaler das sbst. coaleYs,
conlis ti. s. w. Von glacier ist zu trenr^en glacer in eis verwandeln,
iiberzuckem, glasieren, lat. glaciare.
Glaire fr., glara pr. (glarea im Elucidari ist latinismus) schleimi-
ger Stoff, besonders üblich in glaire d'oeuf eiweiß, engl, glair of an egg,
prov. auch mit tenuis statt media clara d*an haea, und so it. chiara, sp.
Clara, mhd. eierkl&r. Von clams, indem man vom eiweiß ausgieng als
einem hellen fast farblosen stoff im gegensatze zum eigelb? Glaire für
claire geht leicht. Aber warum alsdann fem. la glaire, da man doch
nMsc. le blanc, le janne d*oeuf sagt? Nur der Elucidari kennt das
masc. dar de nou. — Buchstäblich ist glaire = lat. glarea kies (und
diese bedeutung legt ihm noch Nicot bei); aber im Glossar, vet 625 liest
man glarea ^stricta glutino res vd res ghitinatiosa^ Class. auct. VI, 626'*,
in andern wird es mit lehm, leim, lett u. s. w. übersetzt, s. Dief. Gloss.
lat. germ. Merkwürdig ist, daß it. chiara außer eiweiß auch Sandbank
heißt, in welchem sinne die venez. mundart nur giara = ü. gbiara = lat.
glarea gebraucht. Möglich wäre es nun, daß, wie glarea hier in der
form clara auftritt (g steigt sonst nicht zur tenuis empor), man auch um-
gekehrt darum ovi mit der form glarea bekleidete, ohne die bedeutungen
genau zu wägen, die höchstens darin übereinkommen, daß der kies glänzend
ist (gleißender sand, in einem glossar bei Dief.) und daß eiweiß zum
glänzendmachen dient. — Bekanntlich hielt Grimm P, 68 das erwähnte
engl glair für identisch mit ags. gl»re bemstein, welches wieder auf
glesom zurückgeht (den eiweiß stoff , das oXbumin, nennt die chemie matt
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598 II. c. GLAISE-GLETON.
hemsteinfarbig). — Endlich Mahn p. 61 führt uns auf ceUisehes gebiet:
hret, glaour (f.) heiß speichd, auch Tdehrige feuchtigkeit, Jcymr. glyfoer
(m.) geifer cet.: sind die buchstdbenverhälinisse dabei wohl erwogen?
61a ise fr., gleza pr. thonerde; vom nüat. schon in den Isid. ghssen
vorfindlichen glis glitis 'hutnus tenax\ adj. gliteus ^de creda Gl. lat. tfol.,
dsgl. gliceus ^cretaceus\ s. Carpentier und Dief. Gloss. lat. germ. Den
Ursprung von glis sucht man im gr. yXia leim, yh'oxQog Tddmg; andre
verwandte stellt Atsiler gusammen.
Glaive fr. (m.J^ glavi ^. schwert, it. glave Schwertfisch. Gladius
säjute im prov. die formen glazi (pr. z = lat. d), sodann mit ausfcdl des
d gla-i, endlich gla-v-i ab; gladi steht noch im Leodegar 23. So ge-
stalteten sich z. b. aus adulterium die drei Varianten azulteri, attlteri,
avulteri, oder aus vidua sowohl veuza une veuva. Dem pr. glazi ent-
spricht kein fr. gladi, weil hier d zwischen vocalen nicht geduldet wird,
glaive aber mit bekannter Versetzung des i (vgl. altfr. saive, pr. savi)
ist = pr. glavi, so wie das vrlt. glai {daher glaKeal) = pr. glai. Es
ist also nicht der schatten eines grundes vorhanden^ den Ursprung des
franz. wertes im gael. claidheamh schwert {altir. claideb Zeuß /, 72,
kymr. cledyf, bret. clezef) zu suchen, wie einige in die roman. etymologie
hineintappende celtisten gethan haben. Im altfr. hatte es die bed. Speer:
glaive lancer den speer schleudern Ben. I, 215"; im Gloss. de Lille p. 9
(Seh. p. 20) aber steht schon gladius ^glave ou espSe^; erstere bedeutung
ist auch die des entlehnten mhd. glaevtn (f.), mndl. glavie. Umgekehrt
hieß framea bei den alten Schriftstellern speer, bei den späteren schwert.
Glaner fr., pic. champ. gl^ner, pr. glenar tmd grenar GProv. 31
ähren stoppeln, fr. glane handvoll gestoppelter ähren, glane de poires
mit kleinen bimen besetzter zweig, glane d'oignons bund zwiebdn. Ein sehr
altes wort, worin a aus radicalem e entstanden scheint: si quis in messem
alienam glenaverit Capit. pacto leg. sal. addit. s. Pertz IV, p. 12 (v. j.
661—684). Leibnitz nimmt celtischen Ursprung an: kymr. glain, glän
rein, glanhau reinigen^ scheuem, vgl. nord. glana aufklären, so daß die
eigentliche bed. wäre ^ reine arbeit macheri. — Neben glane oder glena
wäre noch ein ähnliches synonymes im mlatein sehr übliches wort zu «n-
tersuchen: gelima i. e. garba Joh. Jan, gelima ^ sänge (d. i. garbe) Graff
VI, 264 (8—9. Jh.), gelima "^ garba' Gloss. tomac, 'garbe' Gl. de Lille
p. 16 (36). Eberhardus de graecismo betont gelima und so scheint es
identisch mit dem gleichbed. ags. gilm, gelm (m,), engl, yelm und daraus
latinisiert, unverwandt mit glena, welches aber doch im altfr. galeyne
'manipulus' Bibl. s. Boq., wenn das wort richtig ist, enihoMen ^em
könnte.
Glapir kläffen; ndl. klappen, mhd. klaffen plaudern, ahd. klafiSn.
Dahin auch fr. clabaud kläffer, vgl. ndl. klabbaerd klapper.
Gleton altfr. Gl. de Lill. 18 (Seh. 42), Voc. duac, in einem lat.
glossar Diutiska II, 71: glis vocatur herba, quam vulgus gleton vocatur;
dsgl. gletteron, nfr. glo utero n klette; vom ahd. chletta, oder besser von
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ILc. GLETTE— GODA. 599
chletto, acc. ohlettan, chletton, gleichbed. Anlautende tenuis eeigt cleton
^lappa Voc. cFJ^eux.
Gleite fr. sUber-glätte; aus dem deutschen.
Glisser fr. gleiten; vom hd. glit-sen, glit-schen, ndl. glit-sen Zi7.,
auch giissen, vcm welcher form es aber nicht wohl Jcommen kann, da das
pic. ch in glicher nicht mit ss übereinstimmt. In ital. mundarten trifft
man glisciare; im altfr. glinser, neupr. linsä, bürg. linzer. Das übliche
altfr. wort ist glacier (s. oben) und man könnte versucht sein glisser da-
her 0u leiten^ wie chignon von chaignon, grille von graille; dllein ai
scheint nur vor erweichtem n orfcr 1 in i überjendreten^ Rom. gramm. J, 425.
Gloriette gartenlaübcy sp. glorieta. Jltfr. hieß es ein eierlich
geschmücktes gemach (woher auch wohl der namejy e. b. auf einem schiffe:
en lor nef ot une maison, une moult bien painte cambrete c'Urrake
nome gloriete Parton. II, 64, In Wolframs Wühelm führt ein ^pälas"
diesen namen: des wart Glorjet in angest bräht, ze Oransche der liebte
palas 232 y 16. In mailänd.* Statuten bedeutet das noch jetzt übliche
glorieta ungefähr was unr belvedere nennen, s. Ducange; vgl. auch Menage.
Glu fr. (f)f P^' gliitj ^ohl auch pg. grude vogelleim; nicht von
gluten, sondern offenbar von dem imerst bei Ausoniu^ vorkommenden glas
glutis. Zsgs. pic. englui, pr. englut, sp. engrudo, vb. engludar, engrudar.
Glui /r. (m.)y ^Xvlq^ pr. grobes roggenstroh eum dachdecken, früher
auch garbe (neuf gluys ou jarbes de seigle, v. j. 1405 Carp.); nach
ChevaUet celtisch, e. b. kymr. cloig bündel weizenstroh eum dachdecken,
vgl. den anlaut im neupr. clui; nach Ducange vom ßäm. geluye, gluye KU.
Gobbe /r. vergüteter bissen, norm, gebet bissen, gobine mahheit,
fr. gober gierig verschlingen, engl, gob mundvoll, vb. gobble. Zusammen-
steüung mit ceit. wertem, gael. gob, kymr. gwp schnabd, sehe man bei
Diefenbach, Goth. wb. I, 169.
Gobelin, gobiin fr., engl, gobiin, hob-goblin poltergeist; vom gr.
xnßalog schdlk, woher auch unser kobold? Man sehe Grimms Myth.
p. 470. Diefenhach, Goth. wb. I, 160, erinnert an bret. gobilin irrlicht.
Verwandt scheint comask. 8-gorb6L Schon Ordericus Vitaiis kennt den
gobelinns als einen eu Evreux in der Normandie einheimischen eiemlich
harmlosen geist, der sich in verschiedenen gestalten eeige, s. darüber Ducange.
Goda npr. (auch godo geschr.) faule dime, altfr, godon lüstling
Servent, p. p. HScart, nfr. gouine öffentliche dime, für godine; weder
vom ahd. qnenä oder engl, queen, une Frisch meint, noch vom altgael.
coinne weib, wofür sich Armstrong entscheidet; dimin. bürg, godineta =
gouine, henneg. godinete vergnügungssücJUiges mädchen, bürg, gaudrille
met^e, altfr. gouderois? Trist. I, 32 (vgl. aUengl. gaudery munterkeit
HaUiw,); godemine lustbarkeit NFC. II, 93; vb. altfr. goder Ben. IV,
p. 436, neu fr. godailler, inBerry gouailler zechen, schwelgen, sich be-
lustigen, nehst ändern mundartl. wertem. Derselbe stamm scheint auch
außerhalb des franz. gebietes zu umchem: man vergleiche aus der span,
gaunersprache godo, godefio, godizo leckerhaft, die man sonst auf den
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600 ILc. GODENDAC-GOITEE.
volksnamen Godo mit der bed. vornehm^ reich ssurücldeitet; femer goderia
gdage; piem, gaudineta ddss.; wohl auch pg, engodar ködern ^ dcum
henneg. godan köder, lockspeise. Bask. godaria chocolate (leckerer trank)
mag aus dem roman. eingeführt sein. Wem fäUt hier nicht das lat.
gaudere ein? Aber freüich, lassen sich auch mehrere der bemerkten er-
Zeugnisse damit einigen, so würde dies bei andern^ Sfumcd bei dem per-
sönlichen subst. goda oder bei dem adj. godo, mislingen, für welche nur
das kymr. god Üppigkeit^ ehebruch ein genügendes etymon darleiht; godailler
aber erklären einige aus dem engl, good ale, indem auch ein subst. godale
vorkommt^ s. besonders Gachet 243''. Hieher vermuthiich auch fr. goinfre
schwelger, dessen endung mit der von gouliafre zusammentrifft, vb. goinfrer
schwelgen, goinfrade schwelgerei.
Godendac aitfr. eine ort heUebarde der Flamänder, beschrieben
von G. Guiart: k grans bastons pesanz ferrez, k un lonc fer agu devant,
vont ceus de France reeevant. Tiex baston, qu'il portent en guerre,
ont nom godendac en la terre. Godendac c'est bon jonr k dire, qni en
franQois le vent descrire. S. Ducange. Die benennung war also scherz-
haft, wie öfters bei waffen. Das wort würde kein recht hohen hier zu
stehn, wenn es nicht in einem theile von Frankreich im gebrauche wäre,
s. Du Meril Patois normand 1J8.
Godet /r. art becher; von guttus, it, gotto? D zeugt freilich nur
für einfaches t, nicht ü, allein der fortgerückte accent konnte letzteres ver-
einfachen, got^t god4t aus gottöt bilden.
G Ödland /r. eine art der möwe; buchstäblich aus dem celtischen
übernommen: bret. gwelan, kymr. gwylan, gael, foilenn, muthmaßlich vom
vb. gwela bret., gwylaw kymr. weinen (Dief. Orig. europ. p. 221).
Gogue aitfr. scherz, kurzweü, se goguer sich belustigen, nfr. go-
guettes (pl.)possen, anzügliche reden, gogaille lustiges gelage, goguenard
(aM5 einem verlorenen goguin?) lustig, possenhaft u. a. ableitungen. Nicht
vom mhd. gonkel zauJ)erei, närrisches wesen, possen, da es auf ein ein-
facheres urwort ankommt. Wir scheinen auf celtisches gebiet angeuHesen,
bret. gögu^ täuschen, Rotten, kritisieren (schon nachHuet), kymr. gog&n
Satire (spott und scherz liegen nah zusammen). Zugleich mahnt fr. gogue
in der bed. fülle im kochwerk, k gogo herrlich, köstlich, gogueln im Über-
fluß lebend und darum übermüthig an kymr. gog Überfluß.
Goi aitfr. in der betheurung vertu-goi = vertu de dien, neupr. in
tron de goi; vom dtschen god, got. Die nebenform vertu-guieu lehnt
sich an vertu-dieu. Auch mort-goi, sang-goi, jami-goi (je renie dieu)
wurden gebraucht.
Goltre fr. (m.) kröpf als .krankheit, aitfr. pr. goitron; vom gleich-
bed. guttur, mit geschwächter endung gutter (vgl. gutter ^strumam^ Graff
IV, 176), durch Umstellung goetr goitre. Ein seltsames wort ist in den
Isid. glossen gutturina ^gutturis infl(xtio\ vermuthiich für guttumea, ge-
bildet aus guttur une roburneus aus robur, daher das mlat. adj. guttur-
nosus, pr. gutrinos. Dazu Diefenbach, Zlschr. ßr vergl. sprachf. XII, 80.
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II c. GOLIART-GRAAL. 601
Goliart altfr, pr.^ oitpg. goliardo SRos., ndat, goliardus possen-
Spider^ s. Th. Wright eu W. Mapes p. X. Eigentlich wohl ein schimpf-
tcort für dergleichen letUe, hungerleider (guliardus Bief. Gloss. IcU, germ.),
von einem nur im dtital. vorhandenen vi. goliare gierig verlangen PPS.
J, 59, 182, dies vom lat. gula. Im fr, gouliafre gierig^ sp. golafre,
erhennt man denselben stamm, der jnoeüe theil des wertes aber ist minder
deutlich.
Gorre, göret altfr. mager, arm Roq.; mundartl. gourrin armer
schlucter s, Onofrio, Essai d'un gloss. cet. p. 237, altfr. gourrer bestehlen,
betrügen, mlat. gorrinare ^decipere, surripere DC. vgl. goth. gaür-s betrübt
oder ndl. gorre geizig; auch dhd. görag arm, elend luxt anspruch darauf,
wiewohl Grimm P, 99 dessen Verwandtschaft mit dem Jfoth. werte bezweifelt.
Gorre altfr. sau, daher gorron, gorreau und n/r. göret ferJcel, auch
bürg, lothr, gouri, neupr. sp. gorrin {cat. aber garrf); vgl. das dtsche vb.
gurren, gorren den laut gurr machen, grunssen, gorre stute, auch schlechte
mähre Frisch I, 361K 384^.
Gouge fr. dime, neupr. gougeo magd, daher fr. goujat troßbube;
vom jüdischen goje christliche dienerin, hebr. goj volk.
Goujon fr. ein fisch, gründling; von cobio, gobio, auch iUü. span.
Vgl. Böching zur Moseila 132.
Gourme /r. (f.) unreinigJceit aus den nüstem junger pferde, ^g.
gosma dass., vb. pg. gosmar und gormar diese unreinigJceit von sich
geben, dsgl. sich erbrechen, 5p. gormar, bask, gormatu in letzterer bed.
Dazu läßt sich anführen altn. gorm-r schlämm, mdarÜ. engl, to gorm,
to grom verunreinigen, besudeln, zu welchen auch berr, eau gourmie stock-
endes Wasser zu gehören scheint. Das kymr. gör eiter oder auchdas mdartl.
engl, göre schlämm reichen zur erklärung des franz. wertes nicht aus.
Gourme fr. nicht vorhanden, aber zu folgern aus dem bret. gromm
und dem fr. gourmette kinnkette der pferde, t;6. gourmer, bret. grommsi
die kinnkette anlegen, dsgl. jemand puffen (gewaltsam behandeln, zahm
machen wie ein pferd), gourmander ausschimpfen. Chevället verweist
dieses gourme nicht unpassend auf das kymr. crom (crwmm) gebogen, mit
berufung auf engl, curb kinnkette, vom fr. courbe = curvus, vgl. unser
kinnrei£
Gourmer henneg. wein 'oder andre getränke kosten, gourmet fr.
weinkenner, gourmand scUemmer, norm, gourmacher unsauber essen. Das
Verhältnis dieser werter zu denen der beiden letzten artikel ist unklar.
Graal, greal, grasal altfr., pr. grazal, dltcat. gresal ein gefäß,
becken oder napf, von holz, erde oder metaU, wie Carpentier angibt; noch
jetzt braucht man in Südfrankreich grazal, grazau, grial, grau für ver-
schiedene gefäße; auch fr. grassale r^pf (Trev.) ist hieher zu stellen.
At4s greal ist altsp. grial (greal in Sanchez glossar zu tom. IV, der text
hat garral, auch bei Janer), pg. gral, das aber mörser bedeutet; sicherer
aUmaü. graellino Bonves. de 50 curialüatibtis, v. 178. Über form und ge-
brauch dieses gefäßes sagt Hdinand (etwa anfang des 13. jh.): gradalis
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602 II.C. GRABÜGE-GRAMMAIRE.
vel gradale dicitur gallice scntella lata et aliquantnlam profunda, in
qna pretiosae dapes cum suo jure divitibus solent apponi, et dicitar
nomine graai, 8. VillemarquS, Gont. pop. J, 193; die stellen zeigen aber,
daß es den verschiedensten ewecken diente. Saint graal, dessen entstehung
aus sang royal durch die prov. formen widerlegt wird, ist in den epqpöen
die Schüssel, woraus Christus mit seinen jungem das abendmal genoß,
mhd. 0sgz. gr&l. Im mlat. gradalis ward das prov. z regelrecht durch d
ausgedrückt: es scheint daher die reinste fortn. Des Wortes herkunft ist
zweifelhaft. WoUte man, was an und für sich nicht rathsam wäre, die
eben erwähnte mythische hedeutung für die ursprüngliche nehmen und
grazal aus gratialis, von gratia miat. heil. dbendmcH, deuten, so würde
die franz. form graal nicht zustimmen. Bord Becherch. p. 242 sagt:
ce mot vient de grais, parce que ces vaisseaux sont £äits de grais cnit,
auch heißt vaisseau de gr^s ein hart gebranntes irdenes geschirr; aber auch
hier widerstrebt die franz. form, worin radicales s nicht hätte untergehen
können, wie es denn auch in gr^siller nicht untergieng. Mit besserm rechte
dürfte man an crater erinnern, das der bed. becken nicht zuwider ist:
mlat. brauchte man cratus dafür (Lot. ged. herausg. von Grimm und
Schmdler p. 319), woraus die abl. cratalis, pr. grazal, fr. graal bequem
erwachsen konnte. An celtischen Ursprung ist am wenigsten zu denken:
jenes magische gefäß hieß dem Britten per becken, wovon graal nur die
franz. Übersetzung ist, Villemarqui l. c. Die alten dichter dachten an
das vb. agr6er: car nus le graal ne verra, ce croi je, qu'il ne li agr^
S. Graal p. p. Michel p. 112.
Grabuge /r. (m.) hader, zank, Verwirrung, henneg. mit ch grabuche,
altfr. grabeüge (viersilb. Boq. ohne beleg). Ihm scheint verwandt aUfr.
grettse, noch jetzt im Jura greuse, pr. grahusa, masc. grahus ^ quereile,
dispute LBom. Menage und Frisch halten grabuge für einen abkömm-
ling des it. garbuglio Verwirrung, Zwietracht (s. thl. I), welches aber,
durch altfr. garbouil vollständig vertreten, außerhalb der frage liegt.
Eher dürfte man es für einen abkönmüing von grattabugia kratzbürste
halten, woher auch als Variante greüse stammen könnte, denn dem it. g
entspricht oft das fr. s. Wegen der bedeutung könnte man sich auf fr.
chagrin berufen 1) kratzendes Werkzeug, 2) kummer, ärger; es ist nur
schade, daß das ital. wort die angegebene (auch in grattugia enthaltene)
bedeutung nicht überschreitet. Zum behufe einer weiteren, eindringenden
Prüfung wäre Schelers artikel, worin auf das deutsche graben und krabbeln
verwiesen unrd, so wie das von Diefenbach zu dem worte gelieferte material,
Ztschr. f. vergl. sprachf. XII, 77, zu rathe zu ziehen.
Grammaire fr., gramaira, gramäiria i)r. grammatik; gebildet aus
dem pr. gramddi d. i. grammaticus (Altrom. sprachdenkm. p, 109), also
ursprüngl. gramaddria zsgz. gramäiria. Masc. pr. gramaire GJJb. 233,
altfr. dass. sprach- oder schriftgelehrter = grammaticus, eigentl. gram-
maticarius, welcher letzteren form das noch übliche bask. gramaticaria so
une das ahd. gramatichare bestätigung bringt; hieraus ist weiter äbgdeitet
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II.C. GRAVER-GRENOÜILLE. 603
fr. grammairien. Vgl. wegen dieser bildung lat. barharicarins von bar-
baricus, nüat. judicarius von judex.
Graver fr. eingraben^ einprägen^ daJier entlehnt sp. grabar; eher
vom dtschen graben als vom gr. yQaq)€iv, da g> in ygatpiov frone, zu S
wird (greflfe).
Gravir fr. klettern; vgl. hymr. grabin packend, klettemd, dsgl. ndl.
grabbelen raffen. Indessen läßt sich dies wort besser aus dem lat. sprach-
Stoffe schöpfen. Aus gradus sti^e ward it. gradire stufenweise hinauf-
steigen, fr. gra-ir und mit eingesetztem v gravir, ein Vorgang^ den man
in mehreren Wörtern bemerkt: emblaver, parvis, pouvoir. — [Diese ety-
mologie trägt auch Menage vor, ohne sie zu genehmigen.]
Greffe fr. (m.) Schreibstube; von graphium (ygacpinv, ygaq^eiov)
griffet, später auf schreibtafet, Schreibtisch, Schreibstube übertragen, indem
man sich alles zum schreiben gehörige darunter dachte: graphium ^scrip-
torium d. i. im nüatein Schreibzimmer der manche Pap., graphium "^scrip-
iorium vel officium scripturae Bief. Gloss. lat. germ., mndl. greffie, neundl.
griffie (f.) landschr eiberei: eine ähnliche begriffserweiterung erfuhr bureau.
Prov. grafi, altfr. grafe bewahren noch die grundbedeuiung, wie auch ahd.
graf, gräf. Äbgel. pr. grafinar ritzen, npr. esgraffd, aK/r. esgraflfer aus-
kratzen, ausradieren, fr. 6graffigner sudein.
Greffe fr. (f) pfropfreis, greflfer pfropfen, so engl. sbst. und
.vb. graff, mndl. sbst. grafie, vb. grafien; mlat. bei Venantius Fort, grafßo-
lum. Greflfe in der bemerkten bedeutung kann mit dem eben behandeilten
greffe griffel, trotz dem verschiedenen genus, identisch sein, da aus neutris
Oft feminina werden: auch ndl. griffel, griffie hat beide bedeutungen. Näher
liegt die von Ducange erwähnte neupr. form grafiou, umgestellt pg. garfo.
Der griffel ist etwas spitziges und daß spitze auf Schößling übertragen
werden konnte, beweist z. b. das sp. mugron. Caseneuve denkt lieber an
gr. TiaQq^lov halm, das in alten glossaren mit surculus übersetzt sein soll
(auch lat. calamus halm mid pfropfreis): Südfrankreich müßte alsdann
das wort von den Griechen empfangen haben, bei welchen es die franz.
bedeutung aber nicht hatte.
Gr^gues fr. (plur.) hosen; vom kymr. gwregys gürtel (Huet).
Burg, gargaisses.
GrSle fr., graile pr. schlank, dünn, dsgl. grelltönend; von graciiis.
Daher sbst. altfr. graisle, grelle, pr, graile ein grelltönendes blasinstrument;
ähnlich clairon art trompete, von clair.
Grelot fr. schelle; nach einigen von grelle (s. den vorigen artikel),
nach andern von crotalum klapper: letzterem scheint von seilen des be-
griffes das vb. grelotter mit den zahnen klappern mehr gemäß.
Grenouille /r., granolha pr. frosch = it. ranocchia, lat, gleich-
sam ranucula. Der vorgesetzte kehllaut, wogegen ohne denselben altfr.
renoille MFr. fabl. 3 vorkommt (das im Jura noch fortlebt), ist um so
merkwürdiger, als sich diese form nicht einmal als naturausdruck recht-
fertigt; auch der pflanzenname grenouillette (ranunculus) zeigt sie und
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604 II.c. GRES-GRIGOU.
dies ist entscheidend. Damit nicht sfufrieden leitete Erich in seiner
^u^vd'Qco/toyXwTToyovla 75, 14 das wart aus dem gr, yvgivog froschbrtU,
Tcaulquabbe^ daher gyrinnia, grinnla. Das primitiv rane, raine ist noch
vielen mundarten geläufig.
Grfes fr. (m.) sandsteinj npr. gres grobkörniger sand^ daher pr.
greza, gressa (graissa ÖO.), fr. grßle grober hagel^ schloßen, rft. grSler;
dim. fr. grösil (mit erweichtem 1), pr. grazil feiner hagel, vb. gr^iller,
grazilhar. Den Übergang vermittdt das neupr. grezo grieß, weinstdn =
dem bemerkten altpr. greza hagel, vgl. in dtschen mundarten kiesein {von
kies) für hagein. Vom celt crag (fds) kann grhs nicht herkommen^ wohl
vom ahd. griez, grioz, nhd. grieß, so wie grSle (gresle) vom mhd. griezel
kömchen.
Grösillon dltfr. ein insect, grille; für grö-cillon, diminutiv von
grylluS; vgl. oi-sillon von avis oder wegen des ausgefallenen U pn-celle
von pnlla.
Gröve /r. (f) sandiges flaches ufery^pr. cot, grava hieSy chw. graya,
greva sandfläche^ venez. grava bett der bergströme, daher fr. gravelle
{engl, grayel), gravier, gravois. Celtisches wort. Com. grou ^arena' setzt
ein älteres grau voraus^ daher rom. grava. Die kymr. form ist gro, pl.
gravel grober sand; der Bretone hat gra^, gröa.
Grif (Mfr. (m.) DMce. p. 48, 1, nfr. griffe (f.) kraUe, griffer,
pr. grifar Am. Vidal packen; vom ahd. grtfan, nhd, greifen, sbst. grif
fangy mhd, klaue (vgl. gripper). Auch oberitalische mundarten besitzen
das wort: piem. grif, com. grif, sgrif kraile, dsgl. chw. grifla; vielleicht
ist es auch im ü. grifo rüssel enthalten. Dagegen it. griffo, grifone,
sp. grifo, pr. grifö, fr. griffon vogel greif vom lat. gryphus, woraus das
fr. vb. griffer, da die andern sprachen es nicht entunckelt haben, schwer-
lich abgeleitet ward. Zu erwähnen ist auch it. grifagno, ci^r. gri-
feigne, das wenigstens nicht in letzterer spräche räuberisch, sondern etwa
bösartig oder bedrohlich heißt: gent gri&igne Äntioch. I, 68; Charle k
la barbe grifeigne Hol. p. XLVI; montaigne griffaigne Ben. I, p. 13.
Grignon fr. kruste des brotes, wo es am besten ausgebacken ist,
norm, einfach grigne, pic. grignette. Neupr, grignoun bedeutet kern der
traubenbeere, der bime cet,, demnächst konnte man den harten spröden
theil der rinde ihren kern nennen. Grignon aber ist weder vom lat. ringi
noch vom dtschen rinde oder grind, es ist abgeleitet von granum kern und
steht für greignon (altfr. greignaille kennt Boquef.) oder graignon, wie
chignon für chaignon, barguigner für bargaigner. Vb. grignoter an etwas
nagen, langsam daran kauen.
Grigou /r. armer, schlucker, dsgl. knauser. Es gibt einige worter
der endung on, welche personen bezeichnen und eine üble bedeutung haben:
außer grigou auch eagou schmutzkittel, filou (s. das.), loupgarou (s. das.).
Im letzteren steckt unzweifelhaft das deutsche wolf (olf, ulf) und in vielen
Personennamen hat es dieselbe abkürzung erfahren (Am-ou, Far-ou, Marc-ou
cet.). Mit gutem gründe, was den letzten theil unseres wortes betrifft, er-
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ILc. GRIM-GROUILLER. 605
Jdäfi es dcJier MSnage durch graec-ulfus, wobei der erste^ der eigentliche
träger des begriffes, nicht befriedigend gelöst scheint^ denn nicht als hunger-
leider waren die Griechen im miitelalter verrufen. Auch cagon und^ wie
wir wissen, filou sind dunkel,
Grim pr. betrübt^ grima betrübniSy grimar suJi betrüben; vom ahd.
grim wüthend, grimmig, mit ähnlichem Übergang der bedeutung wie bei
gram, s. gramo I., dsgl. grimo IL a.
Grimoire fr. (m.) eauberbuch um geister eu beschwören^ auch un-
verständliche rede oder schrifl. Verläßt man den buchstaben nicht, so
geräth man auf aUn. grtma larve, auch name für eine sauberin, ags.
grima larve, gespensty grimoire wäre gespensterbuchy gebildet nach ex6-
cutoire, monitoire u. dgl. Auch andre Wörter der nordischen mythologie,
wie cauchemar, lonpgarou, truiller, besitzt das franz. Aber vielleicht ist
grimoire ein wort späterer zeit. Crininf Recreat. phü. I, 113. 123, weist
aus Bauduin von Sebourg (14. jh.) gramare in der bed. von grimoire nach
und hält beide für entstellungen at4s grammaire (grammatik d. i. IcUeini-
sehe spräche): selbst in diesem falle müßte man die zurückführung unseres
Wortes auf eine deutsche würzet anerkennen, denn nicht ohne grund würde
man gram in grim abgeändert haben. Doch ist nicht zu übersehen, daß
dieses gramaire, wie BMont. p. 300 geschrieben steht, ein masculin ist.
Le Duchat denkt sich dasselbe mit vorgesetztem g aus rime entstanden,
denn die beschwörungsformeln waren gereimt; man sehe die aus erdichteten
Wörtern zusammengesetzte bei Rutebeuf II, 85. Vgl. auch LittrS, Eist,
de la langue frang. I, 62.
Grimper fr. klettern; vom ahd. klimban = nhd. klimmen, wenn
nicht, mit einer freilich seltenen einschiebung, vom ndl. grijpen (greifen),
wozu das norm. waUon. gxipev = grimipeT passen würde. 8. Grandgagnage.
Grincer /r., guncher pic. knirschen; vom gleichbed. oAä. gremizön
= ags. grimetaD; nicht von gremisön toüthen, wozu die pic. form schlecht
stimmen würde. Vgl. it. gricciare J7. a.
Gripp er /r. ergreifen; ist das goih. greipan, altn. gilpa^ ndl. grijpen
= ahd. grtfan, nhd. greifen. Daher auch hmb. grippä wegschnappen,
auch ü. grippo raübschiff? ober sp. gripo heißt kauffahrer.
Griye /r. ein vogel, drossel, cot. griva; vielleicht onomatcpöie (Mi-
nage). Hieher gehört vielleicht aus dem Donat. prov. 61" das masc. grins
^guaedam avis.
Grolle fr. (f.) Saatkrähe. Wiewohl das sufßx Acnl regelrecht nur
zu acle oder ail wird, graculns, gracnla zu graille fs. gracco I), so
darf doch, wenn man altfr. senle aus saecnlum vergleicht, aus demselben
etymon aucA graule, grole als mundartliche Variante angenommen werden;
man sehe ähnliches unter menle. Ital. grola (in einigen wbb.), mndl. grol
KU. aus dem franz.
Qcx omm^l^r fr. murmeln, wallon. einfacher groumV, dtsch. gmmeln,
grnmen Frisch I, 378", engl, grumble.
Grouiller fr.krdbbeln, wimmeln, sich rühren, sich regen; vom ahd.
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606 II.C. GRUAU-GÜETRE.
grubilön, ndd. grubein tcüKlen, jucken (nhd. grübeln), vgl. altn, grafla
betappeln. Nahe liegt auch ahd. crewelön, ndl. kreyelen tvimtneln, jucken;
aber die frans, form fügt sich besser in das erstere wortj das mundartl.
gravouiller (in Berry) vielleicht in das letjstere.
Gruau fr. grütee^ henneg. feinste Meie; esge. au>s gruean = äUfr.
gruel Jubin. Jongl. et trouv. p. 105, gruel aber für grutel ist vom ags,
grut, ahd. gruz!, nhd. grütze, daher auch engl, gruel, kymr. grual hafer-
schleim. Das einfache gru Oeie besitzt die champagn. mundart, pr. grutz
"^farrum GProv. 68, neupr. grucf grütze machen.
Gruger fr. etwas hartes eerkauen {engl, grudge), ^gruger Mein
stoßen. Gestützt auf das gleichbed. wallen, gruz!, in Namur greugt, er-
kennt Grandgagnage darin das ndd. grusen (ndl. gruizen) zermalmen.
Gruyer /r. forstmeister, forstrickter. Wie das synonyme verdier
von viridis, so gruyer nach Du>cange vom dtschen grün. Statt des letz-
teren setze man das mhd. gruo viridis, als subst. pratum.
Gualiar, galiar pr. (dreisilb.) hintergehen, daher z. b. gualiart
höhnisch? Chx. IV, 300, nicht zu verwecliseln mit goliart. Es stammt
augenscheinlich von einem durch allß germanische sprachen verbreiteten
Worte, dessen bedeutungen aber im goth. dval-s thöricht, ags. dvala irrthum,
dvelian, dveligan irren, (trans.) irr machen, täuschen, ndl. dwalen irr ,
gehn, am besten zur prov. passen. Daß in der roman. aneignung d vor
V abfallen mußte, versteht sich, man sehe denselben fall unter guercio L
Gu^der /r. sättigen {nur im part. guM6); vom ahd. weidön pas-
cere, woher auch wallon. waidl mit ders. bed.
Guenille fr. lumpen, lumpenrock; nach Frisch vom ßäm. quene
wollenes üherUeid KU., nach andern, nebst souquenille (woher mhd. sug-
gente . Wb. II. b. 219) von gonna I.
Guenipe fr. liederliches schmutziges weibsbild, vettel, dauph. ga-
nippa; wohl vom nrndl. knijpe falle, in die man geräth, vgl. mndl. knip
bordeU, nhd. kneipe. E ist eingeschoben une a in canif.
Guenon fr. affin, in den Wörterbüchern des 16. jh. meerkatze; nach
Frisch vom ahd. quenä weib, engl, queen; buchstäblich näher läge ahd.
winjä freundin, gattin. Vgl. wegen der bedeutungen it. monna affin, von
madonna dame.
Guöpe fr. ein insed; von vespa mit einmischung des ahd. wefsä,
nhd. wespe, vgl. lothr. voisse (vo = ahd. w), champ. gougpe, in Berry gßpe.
Guerpir aUfr. pr., auch gurpir (letztere form die ausschließliche
in der Pass. Christi) aufgeben, im stich lassen, nfr. döguerpir; vom goth.
vafrpan, ahd. werfan, und was gurpir betriß, von wurfjan. Die bed.
von guerpir bezieht sich auf einen altdeutschen rechtsgebrauch, womach
unter dem werfen eines halmes in den busen eines andern eine erbein-
Setzung (eine abtretung) verstanden ward. S. Ducange v. guerpire und
Grimms Bechtscdt. 122.
Guetre fr. (f.) kamasche, ohne r occit. gueto, waUon. guett, champ.
guete, piem. gheta, sard. ghetta, henneg. guetton, aber bret. gweltren;
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II.C. GÜEUSE-GÜILE. 607
aweifelhafty ob auch äUpg, gutedra, 8, Constando. Ursprängl. läppen^
lumpen? vgl. das buchstäblich stimmende it. gadttera seheuermagd (Scheuer-
lappen ?)y dsgl. venejg. guaterone fetzen tuch (bei Ferrari) j alifr. gaitreux
bettelhaft
Gueuse fr. großes dreieckiges stück geschmolzenes eisen; entspricht
dem schwed. gös (welches Ihre aus dem franz. worte leitet) und hd. gans; <
im mailänd. heißt es ghisa {für güsa?), im trientin. ghiza. Daß man an
unser" ga& erinnert^ läßt sich denken.
Gueux fr.y fem. gueuse, bettelhaft^ schuftig, gueuser betteln, schwz.
göseB. Man vermuthet Zusammenhang mit dem attfr. gueuse gurgel
(geuse Greg., wie geule öfters für gueule, gile für guile), so daß es
hungerleider bedeutete. Ob nun dieses gueuse aus it. gozzo, ch auch fr.
gosier Schlund aus gozzaja = gozzaria entstanden sei, bleibt zu bedenken.
— Fallot p. 544 hält gueux für identisch mit queux, und Gachet 274"*
bemerkt aus dem 16. jh. le duc a trois gueux pour sa bouche cet. Man
konnte wegen der bedeutung coquin vergleichen, wenn dies in der that
aus coquus abgeleitet ist; s in gueuse und gueuser wäre aber nur aus
dem zum stamme gezogenen x {für s) zu rechtfertigen, bekannÜich ein
höchst seltener Vorgang.
Gui ^. eine pflanze, mistet. Franz. gu vertritt in einigen fällen
lat. Y, drum von viscus, viscuiU; wiewohl so unausgedrücJct blid>; allein
pflanzennamen unterliegen einer größeren entsteUung. ItaL visco, vischio,
sp. visco, cat. vesc, neupr. visc.
Guiche und guige ältfr. band, vornehmlich den schild um den
hals zu hängen, mhd. schildevezel : (la guiche) quant il Fa au col DMce.
p. 186; ii prant sa targe, s'ait la guiche saisie GVian. 2773] la guige
en est d'un bon palie roet Rol p. 122; it. guiggia. Das schweben
ztvischen ch und g setzt etwa ein ursprüngliches tc oder de voraus {vgl.
nache, nage von natica so wie prScher v. praed*care, juger v. jud'care).
In dieser hinsieht würde ein wort des Cassder glossars windicas plur.
vom dhd. wintinc, womit es zugleich übersetzt ist (vgl. fasciola 'vindinca'
Gl. schlettst.), genügen; nur der im franz. unübliche ausfall des n vor d
wirft einen kleinen schatten auf diese deutung. [Das später erschienene
guinche Aye d'Av. p. 86 hat diesen schatten beseUigt.] Ztp windica
scheint auch das mundartl. s'aguincher sich schmücken (mü bändem) zu
gehören, s. Saubinet Vocab. remois.
Guichet /r. kleinere thüre in einer größeren, altfr. wiketTris^. II,
101 und guischet mit eingeschobenem s, daher pr, guisquet; vom ältn.
yik Schlupfwinkel ags. vio. Engl, wicket, ndl. winket sind aus dem
romanischen. Hierzu Diefenbachs Goth. wb. 1, 139.
Guile altfr., pr, guila und masc. guil trug, spott, tücke, ältfr.
guiler, wiler, pr. guilar hintergehen, foppen, daher engl, beguile; vom ags.
vtle, engl, wile, gleichbed. mit dem roman. Substantiv. Man schrieb auch
U für 1, aber der reim {z. b. guille: evangille) zeigt, daß dies kein er-
weichtes 11 sein kann, was für die etymologie nicht gleichgültig ist; das
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608 ILc. GUILEE—HAILLON.
Umous. gnilid und das pg. subst. guilha sind entweder aus guila entstellt
oder andrer herkunft, etwa vom ndd. wigelen, ags. viglian zauberet
treiben, oder vom aUn. vlgla verwirren. Diefenbachy Gofh. wh. J, 186^
stellt hieher auch hymr. gwill, bret. gwil dich.
Gviil6e fr. regenschauer; nach Frisch von unserm weile, weä er
nur eine weile dauere. Es steckt ein seltenes uns längst verlorenes deut-
sches wort in dem französischen: ahd. wasal regen, guilöe aber geformt
nach ondöe und ähnlichen. Naher rückt uns das etymon die waUon.
form walaie für waslaie.
Guilledin fr. wäUach; vom engl, gelding dass., vb. geld verschnei-
den. Die apocope des g ist regdrechty Rom. gramm. J, 319.
Guimple altfr. guimpe nfr. (f.J ein hopf schmück der frauen (auch
der männer Äntioch, J, p. 130^ turban?), dsgl. fähnchen der lanze, vb.
guimpler, z. b, bei se goimplad, ^omavit captU suum^ LRs. 378; vom
ahd. wimpal theristrum, mhd. wimpel wie romanisch. Bedenklich ist sp.
grimpola schiffswimpel, pg. grimpa Wetterfahne, da sich eingeschobenes r
hinter anlautenden gutturalen sonst nicht betreffen läßt. Auf sp. impla
Schleier (bei Berceo und im span. latein, s. Ducange) kann sowohl wimpal
wie Idt. fnfula ansprach machen: der wegfcdl des w würde sich wie in
Andalucfa aus Yandalitia, die veftauschung der labiallaute wie in colpo
aus colaphns, soplar aus sufiBare erklären; doch stimmt es in seiner be-
deutung genau zu guimple.
Guingois fr. Ungleichheit, Schiefheit; doch wohl vom altn. king-r,
keng-r biegung, Winkel, durch assimüation für qningois. Pic. guingoin
erinnert an coin, aber was wäre dann die erste sübe?
Guiper aitfr. überspinnen, wirken, daher guipure art spitzen; vom
goth. veipan bekränzen = mhd. wifen, nhd, weifen, detn sinne nach besser
vom ahd. wöban (wßpan), nhd. weben, subst. ahd. wfe'ppi, mhd. w^bbe,
wöppe, nhd. gewebe. Vgl. aggueffare IL a.
Guiscart, guichard aitfr., guiscos pr. scharfsinnig; vom altn.
yisk-r dass.
H.
Hagard /r. (h asp) störrig, zumal vom wilden fälken gebraucht,
engl, haggard, dtsch. hagart Frisch I, 394''; ein wort, das die franz.
Normannen aus dem aUengl. hauke, neuengl. hawk, vermittelst des ver-
schlimmernden Suffixes ard {wie in busart) sich schufen, wiewoM das altn.
häk-r hitzkopf dem buchstoben nach etwas naher liegt. Raynouard findet
das franz. wort im pr. aguer wieder.
Haie fr. (asp.) hecke; vom mndl. haeghe, nndl. haag, mhd. hege
(f.) gehege, zäun. Vb. altfr. hayer einzäunen = ahd. hagan, mhd.
nhd. liegen.
Haillon /r. (asp.) lumpen; vom mhd. hadel dass., üblicher hader,
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ILc. HAIR-HALLE. 609
ähd. hadara. D<i8 erweichte 11 muß seinen grund in dl habenj das man
wie in tl (in yetolas vieil) behandelte.
HaKr fr. (asp.) hassen^ älteste form hadir Alexs. 87; vom goth.
hatan mit gl. bed.y oder besser wegen des ableitenden i vom ags. hatian
altfrs. hatia, alis. hetian. Sbst. altfr. hö Ben. gloss.y vom goth. hati^,
dlts. heti; abgeleitet haior und haKoe, nfr. haine. Dem ProveneoAen ist
das wort fast fremde er hat dafür azirar, aYrar (adirare), sbst. azir, aXr;
erst den neueren mundarten ist at = hair gdäufig geworden.
Haire fr. (^asp.J härenes gewand, in dieser form schon in dent
fragment von Vaiendennes: vom ahd. h&ra, dltn. h»ra haarßa, haar-
teppich. Der Normanne besitzt auch hair fm.J in der bed. haupthaar,
altn. ahd. här.
Hai 86, hese ai^r. (asp.) FC. IV, 21, Ren. J, 34 u. s. w., thlat.
hesia DC. v. aisantia, norm, halset, henneg. asiau gatterthüre an bauem-
höfen oder gärten (nicht von reisem, wie Hicart v. hasian gegen Roque-
fort bemerht), norm, haisier wagenieiter, bask. hesia aaun. Vielleicht mit
ausgestoßenem r von hirpex ege, das auch im fr. herse aspiriertes h zeigt,
vgl. crates mü den bedd. flechte und ege. Ahd. harst liegt weiter ab.
Halt ai^r. (asp.) vergnügen, haitier aufmuntern, erfreuen: sil cun-
fortad et haitad LRs. 91; esgs. dehait niedergeschlagenheit, krankheit,
vb. dehaitier, nfr. souhait umnsch, vb. souhaiter u. a. Es findet sich
kein etymon als goth. gahait, ahd. ga-heiz, besser dUn. heit verzechen,
gdübde, woraus sich, wie beim lat. Yotam, die bed. wünsch ergeben konnte:
k hait heißt nach umnsch, nach verlangen, souhait heimliches verlangen.
Halb ran fr. (asp.), auch albran (ebenso Span.) junge wüde ente.
Die älteren etymologen sahen darin das gr. ß^ivd-og name eines vogds,
esgs. aXißQsv&og seevogel, und schrieben daher albrent, halbrent; theils
aber ist dieses compositum im griech. nicht vorhanden, theüs widerstrebt
der begriff. Das wort ist doch wohl aus dem deutschen. In franss. mund-
arten nämlich bedeutet halbran, halebrand cet. den vogel, den wir wegen
seiner kleinheit halb-ente, die Niederländer middel end nennen, anas
querquedula Nemnich I, 281: statt der ess. halb-ent mochte wohl auch
halber ent (mhd. ant masc.) wie halber ampfer gesagt werden', daher fr.
halbrent, halbran. Das adj. halbrenä "^mit g^od^enen federn (vom
faJken) wird andrer herkunft sein.
H&le /r. (asp.) Sonnenbrand, sommerhitee, \i%\&T verbrennen, dorren
(den hanf). Das circumflectierte a eeigt, nach dem dltfr. halle au urthei-
len, kein ausgefallenes s an: um so besser stimmt das franz. wort jfum
ndl. hael trocken, dürr KU. Aber auch das gleickbed. aitfr. harle, 't;&.
harler, waüon. aarler, ist nicht unerwogen eu lassen. Jeder^aUs dbeulehnen
ist das kymr. haul sonne, alter heul, com. honl, bret. heol, da das fr.
a keinem der ceUisd%en diphthonge entspricht.
Haligote, harligote aUfr. (asp.) lumpen, fetaen, haligoter, hari-
goter MCrar. p. 62 sferfetsen; vgl. engl, harl faser, ahd. harlnf licium.
4 Halle /r. (asp.) bedeckter marktplata, forum venalium (Nicat),
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610 n.c. HALLIER-HANTE.
altfr. festlicher saal^ ü. alla Versammlungsort für öffentliche angdegehheiten;
vom ahd. halla tempel (seltenes wort) aUs. halla, ags, heal u. dgl. Über
das deutsche wort s, Diefenhach^ Goth. wb. II, 620, Weigand s, v.
Hallier fr. (h asp.) busch, gesträuch, hecke, engl, hallier, pic. hallo.
J^e etymologen verweisen auf hallns oder halla in der L. Säl. 41, 4: ant
de ramis ant de hallis saper cooperuerit, wofür aber die mehreoM der
hss. callis (== ^siccis ramis* in einer glosse) liest. Nahe Hegt hasla der
L. JRip.: in hasla h. e. in ramo.
Halot fr. (asp.) Schlupfwinkel der kaninchen; muthmaßlich vom
ahd. hol höhle^ mit Verwandlung des o in sl, die auch im ags. hal =
hol vorliegt. Vgl. hnlotte.
Halt altfr. (asp.) aufenthdlt, wohnung: il est vennz ^1 halt des
hors (ors) et des lions Parton. 11, 26, nfr. halte (f.) stiUstand a^f dem
marsch, auch interj., it. sp. alto; vom dtschen halt festigkeU, feste stütze,
vgl. dliengl. hold festung Hailiw., mhd. be-halt sicherer plate, fem. ahd.
halta hemmung'y hindemis.
Harne an fr. (asp.) Heines ^dorf, altfr. pic. harn; vom goth, haims
(f.) flecken, ahd. heim wohnung.
Hampe fr. (asp.) griff einer waffe; konnte leicht aus ahd. lianthabä
eusammengeeogen werden, wie auch schon andre vennuthet haben.
Hanafat vrK. ein maß für honig (TrSvoux); vom ndl. honig-vat,
näher alts. hanig-fat.
Hanebane, henebane fr. (asp.) bilsenkraut; vom engl, hen-bane
d. i. hühner-tod, fr. mort aux poules.
Hanneton fr, (asp.) maikäfer; vielleicht diminutiv vom dtschen
hahn, abgekürzt aus weiden-hahn, wie das insect mundarüich genannt
unrd, Nemnich II, 1237. Grimm, Myth. 1222 (3. ausg.), leitet es von
dem vrlt. hanne pferd, also pferdchen, welcher name vielleicht dem Schröter
gebührt habe. Andre eum theil auf das summen des insectes bezogene
franz. namen sind: lothr. hnrlat (MSm. de Vigneulles), in Metz henlo,
pic. honrlon oder nrlon^ auch brnant, champ. ^qnergnot, waUon. biese-
ä-balowe. — [Treffend unterstützt Mahn p. 79 die deutung aus hahn
mit eitlem' englischen namen des insectes, cock-chafer d. i. hahnkäfer.
Genin, RScreat. phü. I, 136, schneidet die aspiration ab und verweist
anneton auf altfr. ane entc, in beziehung auf eine ähnlichkeit beider thiere^
die man wahrgenommen zu haben glaubte.]
Hansacs altfr. fasp.) messen fist de hansacs desmembrer ^divisit
cuUris LRs. 162. Es ist das ags. handseax handmesser. Franz. han-
sart gartenmesser (in einigen wbb.) muß daraus entstellt sein.
Hanse fr, (asp.) handelsgesellschaft, daher marchand hans^ Gloss.
du droit frang. in Inst, de Loysel (Par. 1846); vom ahd. hansa schaar.
• Hante altfr. (ohne aspir.) schaft der lanze, auch hanste geschrie-
ben; entspringt leichter atis ames amitis, do^s auch im span. vorhanden
ist (s. andas ü. b), als aus hasta, altfr. gleichfalls haste, it. sp. asta.
Die etymologie ist von Menage.
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II. c. HANTER-HARER. 611
Hanter /r. (asp.) oft besucheny hantise vertrauter Umgang, attfr.
auch hant s, i. hant de femme LBs. 83; daher engl, haunt, dtsch. han-
tieren [letzteres' nach Weigand von band]. Es ist ein erst von den Nor-
mannen eingebrachtes auf das frone, gebiet beschränktes wort: altn, heimta
(von heim nach hause) einen verlorenen oder abwesenden gegenständ eu-
rück verlangen oder aufnehmen, dän. hente; bair. heimtsen heimführen
ist dasselbe. Es drückt also eine innige euneigung aus: servire immun-
ditiis wird darum in den Liv. d. rois p. 422 mit banter les ordeez über-
setzt. Intransitiv bedeutet es hausen, wohnen, und erinnert unmittelbar
an seinen Ursprung von heim: les seraines en la mer hantent Brt. I,p. 37.
Man leitet es sonst von habitare, oder vom deutschen band.
Happe /r. (a^.) halbkreiß von eisen, krampe, hsL^^QV packen ; vom
ahd. happa sichd, vb. nhd. bappen.
Haras fr. (asp.) stuterei, im spätem nüat. baraciom. Das lat.
bara (koben) paßt schlecht jm dem begriffe. Ahd. hari heer, trupp, worauf
JauU verweist, ist eu allgemeiner bedeutung. Treffender wäre das longob.
fera bei Patdus Diac. 2, 9, das er selbst ^generatio vet linea' übersetzt,
wenn man annimmt, daß es auch der fränk. mundart geläufig war, denn
anlautendes f kann in b geschwächt werden (bors, barouce, hausart).
Noch bezeichnender ist woM das arab. feras pferd, woher auch sp. alfaraz,
s. oben II. b. Die arab. pferde, farii equi DC, waren auch im mittel-
alter sehr ygeschätzt; daß sie zur zucht dienten, ist nicht zu bezweifeln:
dem fremden worte aber konnte man leicht collectiven sinn aufdrücken,
wie ja auch das neupr. ego {lat. eqaa) die bed. von haras erfüllen muß.
Beide letztere etymologien haben nur das anstößige, daß eine altfr. form
faraS; eine mlat. faracium nicht vorhanden ist.
Harasse altfr. (asp.) großer schild, der den ganzen mann deckt,
Hard, hart fr. (f., h asp.), daher pr. art Am. Vid., wiede, sträng,
harde koppdseü, auch rudd thiere, plur. bardes Kleidungsstücke, geräth-
Schäften; abgd. ha reelle weidengerte zum binden. Von Ungewisser her-
kunft. Hardes erinnert einigermaßen an sp. pg. fardas und fr. fardeau,
wofür sich altfr. hardel findet Ren. I, 32. 139, dem awcA die bedeutung
von hard zusteht: un grand hardel de soie aras ou col noös Fier.
p. 79, 8.
Hardier altfr. (asp.) reizen, necken; von demselben dtschen stamme
urie hardi (s, ardire I.), vgl. ndd. anbarden anreizen, und den picard.
ausruf hardi um zwei kämpf er gegeneinander anzureizen, eigentl. muthig!
Harer, harier altfr. (asp.) aufreizen, drängen, ersteres noch jetzt
normannisch, daher altengl. to bare und to harie treiben, drängen, plagen;
von bar, baro dem hiUferuf, vgl. ahd. bar^n schreien, rufen, nicht wohl
vom ags. herian, hergian verwüsten, zerstören (plagen, s. Bouterweks
Glossar), da sich nirgends im franz. radicales e zeigt. Ganz deutlich
hängt mit jenem nothgeschrei zusammen cätfr. bara 1er (asp.) beunruhigen:
souef Fapele, n*avoit son de crier *harele* er f*uft leise, unU ihn nicht
aufschreien Trist. I, p. 119; subst. barele aufstand, empörung. — Ein
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612 n.c. HARGNE-HASCHIERE.
neuerer phUologe leUet harer, harier nebst harasser u. a. aus dUfr. har
weidenrtdhe, das auch peitsche bedeuten soll. Aber dieses l|ar ist schwer-
lich eine eigne form, sondern nur eine schlechte Schreibung für hard oder
hart (s, Nicoty Bord, Roquefort) und duldet keine ableitung ohne sutritt
des ihm gebührenden dentale. Fände es sich gereimt auf char u. dgl.j
so wäre die sache anders.
Hargne altfr. Verdrießlichkeit Roq., hergne verdrießlich id., loihr.
har^gne hader, ewist, infr. hargnenx (asp.) jsänkisch, norm, harigneux
störrig, vb. dltfr. hargner hadern, eanken, picard. höhnen, dsgl. hergner
sich beklagen Boq. Daeu gesellen sich noch norm. Wörter wie hargag-
nenx für hargneux und harguigner für hargner. Einige der vereeich-
neten Wörter deckt das ahd. harmjan ^objurgare, andre weder dieses noch
etwa hader. — Man bemerke den formellen eunespaU ßwischen hargnenx
und harignenx. Die frane. spräche duldet, was die erstere form betrifft,
die combination rgn unbedenklich: Anvergne, borgne, ^pargner, hergne
für hemie, lorgner; die ital. kaum: ÜEurgna für famia. Im span. kommt
das gleichbedeutende rfi schwerlich vor: eine Variante von alcnfia mit ein-
geschobenem r wird alcnmia geschrieben, nicht alcnrfia.
Haricot fr. (asp.) bunte bohne (pflanee oder frucht), auch ragout,
pic. haricotier kleinhändler. Wie Oinin, Ricr. phil. I, 46 ff., ausein-
ander setet, gieng die bed. ^ragout von klein geschnittenem hammelfleisch\
haricot de monton, voran, auf die bohnen habe man das wort erst im
17. jh. übertragen; gebildet sei es aus aliquot, woher awcÄ haligote (f eisen
citfr.). Hiemach käme dem volke, das von aliquot nichts wußte, kein
theil an der entstehung beider Wörter eu; von den gebildeten aber soüte
man denken, daß sie ein solches gemengsd lieber ein quodlibet als ein
aliquot genannt hätten.
Haridelle fr. (asp.) elendes mageres pferd, henneg. hardele, engl.
harridan, vgl: wollen, harott, norm, harin dass. Trotz dieser Varianten
ist seine herkunft nicht klar.
Haro (asp.) Zetergeschrei, besonders in der Normandie üblich. Man
deutet es unter andern aus der interj. ha und dem namen des ersten her-
zogs Rollo, daher es sich zuweilen harol geschrieben findet: es sollte einen
an diesen fürsten gerichteten hülferuf ausdrücken. Abgesehen jedoch von
der in der sache liegenden Unschicklichkeit eines solchen Ursprungs wäre
auch die interj. ha hier am unrechten orte. Die ahd. spräche bietet hera
und hara, dsgl. herot, alts. herod s. v. a. lat. huc, und aus letzterer form
unirde sich nicht allein haro, sondern auch das alte vb. haroder zeter
schreien buchstäblich erklären, so wie aus der einfachen form die zss.
harloup, harlevrier. Die bedeutung von haro wäre also die dem begriffe
des Zetergeschreies zukommende 'hieher! herbei l^ harou, harou! k l'ors!
hieher! auf den baren!
Haschiere altfr. (asp.) strebe, pein; vom gleichbed. ahd. härm-
scara eigentl. schmerztheU; nUat. zsgz. hascaria, äUcat. aliscara. Selbst
das beJcannte aUfr. haschie könnle, wie schon Ducange vermuthet, aus
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II.c. HASE-HAVIR. 613
haschiere abgekürzt sein; es atis dem vh. hacher her/ndeiten, verwehrt die
pic. form haskie.
Hase /r. (asp.) Weibchen des hasen^ vom ahd. haso, wojm aber ein
fem. hasä fehlt. Norm* heri hasey vom altn. hSri, nach Du Mirü.
H&te fr. (dtsp.) für haste etUy häter beschleunigen^ aäj. h&tif, pr.
astiu/ (dtit. adv. astivamente; vom altfries. hast, nord. hastr eüe^ vb.
hasta, mnd. hasten eüen.
Haterel aitfr. (asp.) genich, nacJcen, auch hasterel (jenes in den
ältesten werJcen)^ noch jetjst pic. haterean, woAlon. hatraL Man leite es
getrost von dem gane gleichbed. ahd. hidsädara, mhd. halsäder, woraus
halster-el halterel haterel und mit zurückgerufenem s hasterei werden
konnte: auch in contraindre, pr. contraigner, fiel s sfwischen liquida und
t schon in ältester eeit aus, vgl. auch it. poltro aus polster. — [Gachet
gibt daneben das lat hasta eu erwägen, woraus norm, hatel scheit, welcher
bedeutung die des rückgrates oder des genickes als gipfel des rumpfes
nahe liege, was sehr gekünstelt aussieht.]
Haubans fr. (masc.pl., asp.), alt hobencs taue zur befestigung des
mastes; vom altn. höfiidbendur (fem. pl.J dass. Mndl. sogte man hobant
für hoofdband (Hoffmanns Hör. belg. V, 105). Es wäre also besser
hobans zu schreiben. Vom ndl. raa-band aber ist fr. raban.
Haut fr. (asp.) hoch, ältfr. halt, hault; vom lat. altus mit vorge-
säzter aspirata, was sonst kaum begegnet und aus einfluß des nord. hä
oder ahd. hoch erklärt zu werden pflegt. GSnin, Variat. de la lang. fr.
p. 61, lehrt, haut sei zur zeit Franz I. (1515—47) noch nicht aspiriert
worden; BouiUe, Biffer. vulg. ling. 1633 p. 62, muß sich also verhört
haben, wenn er sagt: hault ab alto, sed Yulgus eam aspirat Oder meint
jener die spräche des hofes?
Hautbois fr. (asp.) ein blasinstnment, welches hoch geht, buch-
stäblich hochholz.
Have fr. (asp.) mager und bleich; vom gr. atog, avog trocken,
meint MSnage, vom engl, heavy Frisch. Die aspiration spricht auch hier
für ein deutsdtes wort, aber nicht für das logisch wenig passende heavy,
sondern für das ags. hasva trocken, bleich, das nach Grimm P, 422 auch
in einem mhd. heswe vorhanden ist.
Haver altfr. (asp.) an sich ziehen; wohl vom ahd. habSn, engl, to
have cet. in der bed. halten, fassen. Desselben Stammes ist fr. havet
haken, entweder aus dem sbst. habä (vgl. hant-habä), oder besser, wie
Grandgagnage will, aus haft fessel, mit anbUdung an das fr. suffix et,
wie auch wallon. haveter von haften heften.
Haveron, havron, averon/r. u)üder hafer (TrSv. u. Hecart); vom
ahd. habaro, oder richtiger, da h stumm ist und auch aveneron vorkommt,
von avena.
Havir fr. (asp.) versengen; vom ahd. heißn brennen (woher unser
nhd. hei-rauch): ei d. i. ai ward regelrecht zu a, und v setzte man ein,
um den Malus zu beseitigen oder um das wort von haYr zu unterscheiden.
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614 ILc. HAVKE-HEKSE.
Havre fr. (In., asp.J, alt havene, havle, hable portus marüimus;
unmittelbar vom ags. häffen, altn. höfh.
Havresac fr, (asp.) tomister; vom dtschen habersack, von den
fuhrleuten eu den kriegsleuten übergegangen.
IL 6 fr. in li61as; entspricht, da h ein stummes eeithen ist, eher dem
lat. klagelaute ai (ac) als dem dtschen ha oder hei; pr. ailas.
Heingre alt fr., wodlon. hink schmächtig: heingre out le cor» e
graisle Bol. p. 148, norm, haingre schwächlich, Iränklich; von aeger mit
eingeschobenem n. Zsgs. nfr. malingre kränklich, piem.mail. malingher,
wohl auch durch Umstellung altfr. norm, mingrelin, it. mingherlino.
Dahin femer cdtfr. engrot kratikheit Brt. I, 101, engrotö krank /, 363,
eine gleichfalls rhinistische form von aegrotus.
H61er un navire fr. (asp,) ein schiff anrufen; vom engl, to hail a
ship ihm heil mrufen, ndd. anhalen.
H e 1 1 e q u i n cdtfr. (asp.), auch neupr., eine geistererscheinungj geister-
kämpf, unlder Jäger, s. Carpentier (daher Dante's teufelsname Alichino
Inf 21, 118?). Vom deutschen helle (holte), dimin. ndl. helleken, helle-
kln, persönlich* auf gefallt, vermuihä Grimm Mythol. 894, vgl. Simrocks
Mythol. 199, 6. ausg.
Hendure altfr. (asp.) degengriff BCam. p. 19, adj. hendö mü
einem griff versehen: esp^e qui de fin or estoit hend^ C. dePoit. p.34;
vom altn. henda ergreifen. -— [Aber Gachet p. 387^ vermuthä nicht ohne
grund heudure cet., eu helt (s. elsa II. a) gehörig^
Herde altfr. (asp.), pic. herde (ohne asp.), altwallon. hierde rudel
wild, überh. herde: domini gregem durch herde nostre signor Übersetzt
FG. I, 43-, vom ahd. herta, goth. hairda. Altfr. herdier, champ. hairdi
Tarbe I, 161 hirt, kuhhirt, ndl. herder, mhd. hertaere.
Here fr. (asp.) in der Verbindung pauvre höre unbedeutender mensch;
kein altes wort, vom nhd. herr oder ndl. heer. La Fontaine 1, 6 braucht
es auch ohne adjectiv.
Herp6 fr. (asp.) mit nebenkiauen verseheny wenn von hunden die
rede ist (Trevoux); ohne eweifei für harp6 von harpe, pr. arpa klaue.
Vb. norm, herper ergreifen, packen.
Herse fr. (f., asp) ege, richtiger altfr. herce, miat. erptia, hercia,
von liirpex hirpicis, it. erpice, neupr. erpi, lothr. erpe; vb. fx- herser/iSr
hercer egen. In zweiter bedeutung ist herse eine art canddaher, weü er
ähnlichkeit mit einer ege hat (DO.): machina illa ferrea, quae vnlgo
*erza' vocatur Statut, cluniac. Dieses erza lautet pg. e^a und heißt cata-
falk, der gleichfalls mit kerzen geschmückt ist (feÜt span.). Nach form
und bedeutung entspricht den roman. Wörtern aber auch engl, hearse grab-
gerüst, ags. hersta, ahd. harsta rost, scheiterhaufe. — Ein diminutiv von
hercer ist altfr. herceler (asp.), nfr. harceler (vgl. harce für herce noch
bei Nicot) einen bis zur peinigung reizen, denn die zahne der ege peinigen
den erdboden. Nach Genin freilich von harcelle, aber eine bindweide
wäre ein schlecht gewähltes reiz- oder peinigungsmittd. Eine schlagende
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ILc. HERÜPE--HOBER. 615
parällde für die gegebene etymologie ist das engl, to barrow 1) egen,
2) peinigen.
Herup6 und hurep6 cdtfr. u. noch norm, (asp,) struppig von haar^
zottig, letztere form e, b. LBs. 345y wo villosus mit hurepez übersetzt
wird. Die herleitung aus dem bei Apüle^us vorkommenden horripilare
ist abzuweisen. Das wort verräth einen deutschen anlaut hr und mahnt
an ags. hriöpan pflücken^ zupfen: ein dhß, hrupfan wäre ihm vollkommen
gerecht.
H6taudeau, hestaudeau dltfr. (asp.) junger kapaun; dimin. vom
ahd. hagastalt caelebs, tiro^ nUat. haistaldus. Andere schreiben estaudeaU;
aber noch Beza aspiriert den anlaut. Nach Ducange nannte man jene
fhiere so^ weil sie von den haistaldis d. i. colonis gefüttert unirden ; es ist
aber vielmehr eine scherzhafte Übertragung menschlicher auf thierische
zustände, der hötaudeau wird cds , ein zwm cölibat bestimmtes thier auf-
gefallt. Vermöge einer ähnlichen übertragtmg bedeutet unser deutsches
mönch ein verschnittenes thier, mOnchen verschneiden.
Hßtre fr. (m., asp.) buche; vom ndl. heester, heister «towde,. ndd.
bester junge buche, nhd. heister, s. Grimms Bechtsdlt. p. 106.
Hibou /r. (asp,) uhu; naturausdruck vom geschrei desvogels, dUfr.
auch boupi, vgl. Schweiz. hihucAi^n keichen.
Hide und bisde cdtfr. (f., asp.) schrecken, grauen, bideur, bisdeur
dass., bideux, bisdeux (ersteres auch neufr,) schrecklich, gräulich, z. b.
la for^s estoit bisdouse et fa^e der wald war grauenvoll und gefeit
JParton. 1, p. 18. Ein mittdfranz. verbum enbider verzeichnet Monnard.
Ist bisdeux etwa von bispidosus rauh (in einigen ausgaben des Catull)
und ist hieraus das subst. bisde abgezogen? Die Seltenheit eines solchen
Vorganges ist ein geringeres hindemis als die dltfr. Schreibung, die eher
auf eine ursprüngliche fonn bid als auf bisd schließen läßt. Vielleicht
hat das wort in dem von seilen des begriffes genau zutreffenden ahd.
6gidl ^horror seine quelle: aus egid! konnte eide, und da dem Franzosen
ei oft zu i wird (Rom. gramm. I, 423), ide entstehen; begidl aber wäre
eine aspirierte nebenform wie beber für eber, beigan für eigan, büz für
flz. Diese prothesis ist besonders in der fränkischen mundart häufig und
kommt z. b. in dem atis demselben stamme gebildeten eigennamen Hegisher
vor, s. FÖrstemanns Namenbtuh, Pfeiffers Forschung auf dem gebiet d. d.
alterth. 2, 6.
Hie aUfr. (asp,) gewalt, nachdruck; vom ndl.hii^en streben, keichen,
ags, bige, byge eifer, vb. bigan, engl. bie. Das nfr. hie ramme, stampfe
muß dasselbe wort sein; auch ndl. beijen rammen scheint nur ein um-
geformtes bijgen.
Hillpt dienet, bei Marot; /Srfillot, im beam. dialect, wo omcä bils
für fils gilt. S. Nodier Exam. crit.
Hob er dltfr. (obier Og. 6796) sich rühren, seine stelle verlassen.
Cdtisch? vgl. kymr. ob das weggehen; altn. bopa weichen hätte bouper
{mit asp. b) erzeugen müssen, doch aspiriert Paisgrave.
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616 U,c. HOBm-HOUBLON.
Hob in aJtfr, (asp.) eelter, daher enÜehnt it. ubino; vom engl.
hobby kleine art pferde, Uepper (dän. hoppe sttUe), dsgl. Meine art
habieJUe. Ahgd. altengl. hobeler der einen Mepper reuet, fr. hobereau
(h asp.) landounker, auch lerchenfalk, nUat. hobellarius, hoberarius, vgl.
dieselbe hegriffsverbindung im sp. tagarote geringer fcdk, armer eddmann,
$. Cavarruvias.
Hoc ältfr. pic.j hoquet (h asp.) haJcen^ vh. hoquer, ahoqner an den
haken hängen; vom ags. hoc, engl, hook, ndl. hoek (m.) haken, witJcel,
ecke (kymr. hwca etwas gekrümmtesj, nicht vom deutschen haken. Das
neufr. fem. ho che (asp.) kerbe, einschnitt mag (Aen daher stammen: aUfr.
broc und breche, croc und croche eeigen die nämliche art der Wortbil-
dung, Span, hneca stimmt eu hoche nach form und begriff: es ist su
trennen von hueco II. b.?
Hoche attfr.fasp.) langes gewand; vommndl.hoickQ, fries. hokke
mantd, capuae, s. Richthofen; die kymr. spräche hat hng {£U leteterem
stellt Diefenbach, Orig. europ. 246, das mundartlich fr. huqne, sächs. hdke).
So eher fr. faspj schütteln; zusammenhängend mit dem gleichbed.
ndl. hotsen, hutsen^ waUon. hosst.
Hogner fr. (ohne asp., picard. mit asp.) brummen, murren. Gleich-
bed. ist hd. hummen; engl, hnm, nord. hnmma: hogner könnte einem
ahd. humjai;! oder nord. hnmja entstammen.
Hogue norm. (m. f.) hügd, nur in Ortsnamen, in späterem miatein
hoga, hognm, ältfr. mit pälatalem g hoge (f. asp.) hügd, auch grabhügd
LRs. 127; vom altn. haug-r (m.) gleichfalls hügd, grabhügd, ahd. höhl
(f.) höhe u. dgl. Dasselbe wort scheint angue Ägol v. 36, vgl. FaUotp. 606.
Homard fr. (asp.) seekrebs; vom schwed. hnmmer, das dem lat.
cammams entspricht.
Hoquet /r. (asp.) der schluckten; naturausdruck, vgl.waUon. hikStt,
bret. hak, htk, engl, hiccough, hickup.
Horde ältfr. (asp.) schranke, horder schützen, nfr. hourder grob
übertünchen; vom ahd. hurt, nhd. httrde.
Höre, vieille höre norm. Schimpfwort für ein altes weib, s. Menage,
daher auch hourier, hourifere bei Garpentier; vom ahd. hörä, huorä me-
retrix, huorari scortator.
Horion /r. (asp.) derber schlag auf köpf oder schütter (s. b. mü
einem prügd : sy Ten donray ou cief nng si grant horion ChGyg. v. 1189),
äUfr. norm, auch krankheit, norm, horgne in erster bed., horiqne (f.) in
letzterer, vb. lothr. h6ri6 prügdn. MSnage's deutung aus dem seltenen
oreillon schlag Hwf das ohr (orillon faustschlag Gayd. p. 244) hat etwas
empfehlendes, aber das aspirierte h und der in der schriftsprciche wohl
kaum vorkommende ausfäll des erweichten 1 machen es wünschenswerth,
nach einem andern etymon eu forschen.
Hotte fr. (asp.) tragkorb; vom schweie. hutte dass., oder hd. hotze
wiege, bei Frisch I, 471^.
Houblon fr. (asp.) hopfen. Aus dem gleichbed. ndl. hop entstand
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ILc. HOüE-HU. 617
das altwatton. hubillon, hieraus grJdärt sich das frans, wort. So Grrand-
gagnage; doch wird man houblon hesser in houb-el-on eerlegeny wie auch
noch Nicot schreibt, da sich houbillon nicht ^ ohne härte in houblon im-
sammensfiehen würde. Mlat. humlo findet sich schon beim h. Ädhalard,
es ist das mndl, hommel, altn. hamall : daraus hätte fr. hoamblon, schwer-
lich houblon werden können, da diese spräche die Verbindung mbl liebt^
nicht meidet.
Houe und hoyau fr. (asp.) haue, vb. houer, henn. hauwer aufhauen;
vom ahd. houwä, houwan.
Houille fr. (asp.) lütticher steinkoMej waUon. hoie, im spätem
ndat. huUa, auch sp. hulla ; geu^ß ein uraltes locales wort, dessen herkunft
schwer 0u ergründen sein möchte. Frisch erkennt darin ein nds. hüllen.
— [Später hat Scheler seinen Ursprung im deutschen kohle vermuthet,
Ateler mit besserem gründe, wie es scheint, im deutschen schölle, ahd.
skoUa, vgl. dieselbe behandlung des anlautes im waU. hale vom lat. scala.
Darf man ein älteres skolja eu gründe legen, so rückt das rom. wort dem
deutschen noch näher: skolja, ältwall. hoille (?), fr. houille.
Houle dltfr. (asp.) kochtopf; vom lat. olla, sp. oUa, woher auch
ahd. nla.
Houle aUfr. bordeU (en la taverne ou en houle FC. III, 283),
holier,*houlier besucher der houle oder = bret. houlier kuppler? Daher
auch altengl. holard liederlicher geselle, altfr. holerie Roq. Ist houle
identisch mit dem vorigen und bedeutete es eigentl. garküche, demnächst
liederlicher ort? Aber passender scheint ahd. holt (f.J, altn. hola, engl.
hole, nhd. höhle, gana unpassend Ducange's herleitung aus houille kohlen-
grober, s.-v. hullae.
Houpöe fr. (asp.) dcis aufsteigen einer welle; vom ags. hoppan,
ahd. hupfan hüpfen?
Houppe fr. (asp.) quaste, troddel; vermuthlich vom ndl. hoppe (f.)
hopfen, wegen seiner kugelförmigen schuppichten blumendecke. Daeu
scheint auch sp. hopo wollichter schweif der thiere eu passen.
Houspiller fr. (asp.) einen jserren oder auch mit Worten mis-
handeln; wird durch Verlegung in hous-piller nickt deutlicher und scheint
eher eine ableitung, etwa aus ags. hyspan verspotten, verhöhnen. [Eine
plausible auf eusammensetzung gegründete erklärung hat später Littre
gegeben. Das wort hat seinen Ursprung in einem altfr. houcepigner
(houce rock, pigner auskämmen), demnächst housse-piller einen am rock
packen (bei Roq.J, ihn quälen,]
Housse fr. (asp,) Satteldecke; vom ahd. hülst, hulft mit gl. bed.,
mlat. hulcia, hulcitum.
Houx fr. (asp.) Stechpalme; vom ahd. hulis ruscum, ndd. hülse,
ndl. hülst. Daher houssoir Staubbesen {aus zweigen von houx), housser
kehren, houssine gerte.
Hu altfr. ausruf jmm höhnen oder scheuchen, huer hinter eitlem her
schreien, huard schreier, huette eule, norm, huant dass. (alle asp.). Hu
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618 ILc HUCHE-HÜVET.
scheint naturausdruck, der auch in dem ^gleicMed. bret.hti und demhymr.
eeterschrei hw begegnet, aber auch dem deutschen gebiete nicht fremd ist^
0. b, ahd, hfiwo eule, woraus vielleicht haette unmitelbar abgeleitet ward.
Huch;e fr, (asp,) hasten, mehlkasten, daher wohl sp, altpg. hncha
nebst bask, ucha (s. Humboldts Verzeichnis), Da man altfr. auch huge
schrieb^ so passen beide formen jhu dem mlat, hutica wie nfr, nache und
altfr. nage eu natica, d. h. hutica unrd durch die franz. doppelfom^ be-
stätigt. Hängt dies letztere nun mit unserm hütte oder hotte zusammen?
Aus huche oder hutica ist engl, hutch hasten, trog, worin andre das ags.
hväcce büchse, lade erkennen, s. darüber E. Müller.
Hu eher fr. (asp.), pr. uehar mit lauter stimme zünden. Daß
hucher aus hucar entstand, beweist auch das pr. ucar, pic. huquer, piem,
uch6, vgl. mlat. qui ad ipsos huccos cucurrerunt Form. Sirm. num. 30,
Das offenbar an lat. huc erinnernde wort ist weit verbreitet: nmdl. huuc
Huydecoper zu Stoke I, 382, kymr. hwchw, serb. uka. Von hucher ist
huchet jägerhom. Anzumerken ist auch norm, h out er, henneg. hutier,
vgl. engl, hoot, mhd. hiuzen schreien.
Huitre fr. auster; von ostrea, sp. ostra, it. östrica.
Hulotte de lapin fr. fasp.) kanincJienhöhle; vom ahd. holt höhle,
aber nach einer älteren form mit radicdlem u wie im mhd. httle.
Humer /r., pic. heumer (asp.) schlürfen, naturausdruck?
Hüne fr. (asp.) mastkorb ^ daher sp. huna; vom altn. hfln (m.) mit
gl. bed., mndl. hfine.
Hure fr. (asp.) struppiges haar, dsgl. wüdschweinskopf, altfr. gmat
fu la hure qui sor les ex li pent, die dem wüden schwein über die äugen
hängt, Aubery p. 64; la hure abati er hieb den haarigen theü (von dem
haupte des erzbischofs) herab TCant. p. 150. In der alten spräche be-
zeichnet es auch, wie im mniederl. (s. Clignetts bydragen p. 222) die
schnauze des wolfes oder löwen u. a. thiere, daher ältsp. hura Canc. de B.
(nsp, hura heißt geschwür am köpfe), altengl. hure Halliw. Das wort
scheint at4S den nördlichen provinzen gekommen: man findet la gent barbte
et ahurie Rob. le diable E. HI", col. 1 (nfr. ahurir bestürzt machen),
norm. hur6 struppig, henn. hur6e rauh aufgeworfenes erdreich. Schweiz.
huwel {ahd, hiuwila) heißt ohreule und mit hinsieht auf das rauhe ge-
fieder ihres kopfes wird auch ein mensch mit struppigem haar so genannt
(Stalder), im Rom. de la rose steht (nach Le Duchat): le huon (t^hu)
avec sa graut hure. Sollte hure nun verderbt sein aus hule = huwel,
wie altfr, mure aus mule {lat, mula), navire aus navile? Frisch I, 4? 8^
verzeichnet hürru eine eule. Was das nfr. ahurir betrifft, so hat das
ahd. un-hiur, un-hiuri schrecklich (ungeheuer) gewiß nähere ansprüche
und selbst bei dem sbst. hure ist dieser Ursprung zu bedenken.
Hütte fr. (asp.) tugurium, sp. huta; vom ahd. hutta.
Huvet altfr. (asp.) mitra; vom ahd. hüba, altn. hüfa.
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ILc. ILUEC-JALE. 619
I. J.
Iluec, ilueques dltfr, ortsadverb, von illoc, ptc. ilo; jer^^f«. icilec, cilec.
Isanbran citfr. pr, ein stoff von brauner oder schwärzlicher färbe
z, b, für Überkleider: noires chapes d'isanbrun, en cels a dou noir et
du brun Bibl, Guiot 1618; desns les altres dras out d'isebrun mantel
TCant p. 156; clerici poterunt habere cappas de ysembruno DO., vgl.
P. Meyer eu Flam. p. 343. Auf dieses wort darf man einigen werth
legen als eins der wenigen germanischen, welche die einheimische litteratur
nickt kennt: eisenfarb, eisengrau hat sie, nicht eisenbraun. Auch mit
brnneta, brunetta, mMbruntt, bezeichnete man einen dunkelfarbigen stoff .
Ein verwandter tuchname ist pr. altfr, galabrun, galebrun, mZa^. gala-
brnnum, in welcher Zusammensetzung das erste wort noch zu bedenken bleibt.
Isard occit, cat. isart und sicart eine art gemsen; nach Scdmasius
vom gr. Y^akog, einem beiwort der gemse; sehr zweifelhaß.
iHeiuB, pr. eiche GO. Ist das wort richtig, so darf an eine ab-
leitung ilic-erna für ilicea, nach dem muster von qner-na und acer-na,
worin man erna für das sufßx nahm, gedacht werden.
Jabot fr. kröpf der vögel, jaboter murren, brummen. Menage be-
müht sich es aus dem unvorhandenen capns b^Mltnis, woher capulus, zu
leiten. Einfacher nimmt man jabot für gibot, wie jaloux für geloux,
aXtfr. jal6e für gel6e stehn, und so entspringt es aus gibba buchet. Ebenso
heißt unser kröpf ursprüngl. etwas aufgetriebenes, geschwollenes, ahd. eine
blase, 'vesicula\
Jachere fr. brachfeld, alt gachiere, gaschiere, pic. gaquiöre, ghes-
quiöre, auch garquiöre Gl. de Lille 15 (35), mZo^. gascaria (12. jh.). Wo-
her? Man hat vacaria dafür aufgestellt, vom lat. vacare, also müßig
liegendes fdd, aber läßt sich fr. j so leicht auf lat. v zurückleiten? über-
dies scheint s kein bloßer einschuh. Auch die celtischen sprachen, worin
man das wort zunächst sucht, verweigern es.
Jadis franz. partikel; erklärt sich aus jamdiu une tandis aus tam-
diu, pr. tandins. Das Vorhandensein eines einfachen rom. diu wird durch
das churw. gig (vgl. gi aus dies) bezeugt.
Jaillir fr. hervorsprudeln; nach MSnage für jailler von jaculari
schleudern (oder von ejaculari z. b. aquas), was grammatisch möglich ist;
vgl. oben bondir. Es findet sich überdies ein altfranz. wohl nur der pi-
cardischen mundart angehöriges vb. galir (nicht gaillir) springen, fort-
springen, z. b. des lanches sunt li trons encontre mont* gali DMce.
p. 151; la lanche hors des poins 11 gali Gaufr. p. 191; welches sich nicht
auf jaculari zurückführen läßt, eher auf unser wallen sprudeln, eine
nebenform walir würde entscheiden.
Jale fr. großer kübd das mehl zu messen, mulde für den wein;
dsgl. altfr. jalon, galon getreidemaß (mlat. galo, galetus), henneg. galot
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620 ILc JANGLEE-JARS.
hanne und andre hüdungen. Die etymologen verweisen auf ganlas trink--
geschirr, eimer, aber betontes au verflacht sich schwerlich in a; oder auf
das nhd. schale, welches wenigstens ein fr. chale verlangt. Neben jale
bemerkt man noch ein synon. cdtfr. jaille (Ducange v. galo), buchstäblich
das lat. galea hdm, dessen diminutiv galeola ein vertieftes geschirr be-
deutet. Aber für die vorher erwähnten Wörter ohne erweichtes 1 ist dieses
etymon nicht tauglich.
Jangier altfr.y pr. janglar klaffen, klatschen^ spotten, aUfr. jangle,
pr. jangla geUatsch, Spötterei. Welcher herkunft janglar auch sein mag,
sicher ist, daß die prov. mundart, welche die ursprünglichen formen ge-
wöhnlich besser wiedergibt als die frane., die in diesem werte und in
joglar oder Jongleur vorhandenen stamme rein von einander scheidet und
eben so wenig die bedeutungen mischt. Eine bloß modifiderte ausspräche
von joglar konnte etwa nebenformen dieses und der daeu gehörigen Wörter
erzeugen, aber in jangla, janglar, janglador, janglaria, janglos, jangluelh
cet. erkennt man einen reich wuchernden stamm, dem der andre an frucht-
barkeit bei weitem nicht gleich kommt. Italien und Spanien kennen ihn
nicht, um so mehr wHrd man auf Deutschland verwiesen. Ndd. ndl.
janken, jang^ln heißt bellen, belfern, keifen (Kit.): daß dies an klatschen
grän£ft, ist an und für sich klar, man kann sich dazu auf die bedeutun-
gen des pr. glatir berufen LR. III, 474. Aber nicht zu übersehen ist,
daß auch janglar vom hunde gebraucht wird: cas non pot layrar ni
japar ni jangolar, welcher gebrauch im neuprov. fortdauert, s. Honnorat.
Vgl. übrigens engl, jangle und jingle bei E. MüUer.
Jante fr. (f.) feige d. i. eins der krummen stücke des raäkreißes.
Die älteren etymologen leiten es von canthus (xai'^og) eiserner reifen um
das ganze des radkreißes, was sich von Seiten der bedeutung nicht em-
pfiehlt; die dbweichung im genus wäre kein entscheidetider einwand. Es
bietet sich indessen ein anderes etymon dar. Die Flor, und Lindetibr.
glossen haben camites vel canti ^felga\ Gegen canthus haben wir bereits
ein bedenken erhoben, cames oder camis camitis aber kann ein vorroma-
nisches aus der würzet cam krumm (s. darüber gamba I.J geformtes wort
sein, und une jambe aus camba, so konnte jante aus dem wurzelverwandten
camitem entspringen, ja vielleicht ist das waUon. chame (feige) nicht aus
chambe = pg, camba (gleichfalls feige) entstanden, sondern nichts anderes
als die nominativform cames. [Hierzu ein erschöpfender artikel von
Diefenbach, Orig. europ. p. 268, welcher in dem bemerkten mlat, camit
das gleichbed. bret. cammed (f), mit anderem suffix kymr. cammog erkennt.]
Jars fr. gänserich. Das pic. gars (Gloss, de Lille 13 [31] ancer
^gart^ lies gorsj, daher bret. garz (welches Fielet at4S sanskr. värata ent-
springen läßt, Ztschr. f vergl sprachf. IV, 127) zeugt mit ziemlicher
Sicherheit für den anlaut g als den älteren. Der auslaut s sieht zweifel-
hafter aus, da häufig auch jar geschrieben wird; so schreibt auch Nicot,
der aber auch sonst den verstummenden consonanten unterdrückt. Menage
kennt sogar ein mundartl. vb. jargauder sich paaren (vom gänserich),
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II.C. JASEE~JUC. 621
i4>oraus man auf ein stdhst. jarg, jarg-s schließen Jcönnte. Die Etymologie
ist nicht ganz sicher. Bas von Qachet 41" verglichene com. yar 'gaUina\
woeu Zeuß Ily 1114 hret. Tcymr. iar citierty hat von Seiten des begriffnes
die doppelte unähnlichkeit mit jars, daß es einen sehr verschiedenen vogel
und diesen im entgegengesetzten geschlechte bedeutet. Muthmaßlich enthält
das wort ein merkmal des männlichen thieres {das weibliche heißt oie).
Altnonl.ist gassi gänserich und schnatterer (s, den folg. artikel): daraus
kann es durch einmischung von garire entstanden sein, denn der gänserich
schnattert, die gans ^dattert\ der gänserich schreit heftig^ wenn man ihn
festhält, die gans nicht (Krünitzens Encyd.). Nach dem engl. vb. jar
schelten, schnattern zu schließen scheint selbst ein fr. jarrir für garrir
stattgefunden zu haben.
Jas er /r., alt gaser, pr. gasar schwatzen. Da diepicard. mundart
gleichfalls jaser, nicht jacher spricht, so kann das wort nicht von unserm
gagzen oder gatzen herstammen, wohl aber vom nord. gassi schnatterer,
eigentl. gänserich, vgl. bair. gänseln plaudern. (Hiezu eine bemerkung
von Diefenbach, Orig, europ. p. 349.J Le Duchat leitet jaser am dem
it. gazza elster, aber theils fehlt dem Italiener selbst das vb. gazzare, theils
wäre alsdann die altfr. form gacer, nicht gaser. Desselben Ursprunges
ist vielleicht auch gazouiller, alt gaziller zwitschern, plaudern, welches
sich andre aus dem synonymen bret. geiza gebildet denken.
Jau^r fr. visieren, eichen, jaage visiermaß, maßstab, Caseneuve
verweist auf altfr. jalaie, Ducange auf mlat. galo, welche 'beide viel zu
allgemein ursprünglich nur gefäße von unbestimmtem maße bedeuten, übri-
gens auch formell unfügsam sind. Denkt man sich dagegen aus aeqaalis
ein rom. verbum aequalificare gleichmachen, auf ein und dasselbe maß
bringen, so ergüit dies fr. ögalger {vgl. altfr. niger von nidificare), zu-
nächst egauger, mit abgestoßenem anlaut {s. unten mine) ganger, une es
altwällon. lautete, engl, gange.^ Die henneg. formen canqu^ und gauque
= jauge sind für einen stamm calc, der sehr wohl aus qualfc syncopiert
sein kann, beweisend. Aus aequalis würde sich denn auch jalon visier-
Stange erklären lassen. Fast noch näher liegt qualificare die eigenschaften
einer sache bestimmen; nur müßte alsdann jalon die Stammgenossenschaft
mit janger abgesprochen werden.
Joindre fr. verbinden; von jüngere, it. giugnere.
Jouer fr. spielen, von jocari; jeu von jocus.
JvLC fr. vrlt. hÜhnerstange, wallon. joc, vb. fr. jucher sich auf die
Stange setzen um zu schlafen (von hühnern), pic. juquer, wallon. joquer,
neupr. s'ajoucd, engl, to juke. In^Berry sagt man sbst. gueuche, vb.
gueucher. Die herkunft dieses specidl franz. wortes ist uns bis jetzt noch
verschlossen. Einige ansprüche hat ndl. hukken, hd, hocken d. i. kauern,
wie die hähner thun, namentlich auch von der brütenden henne gebraucht
Frisch I, 469\ sofern man nänUich um des roman. anlautes j tvillen eine
deutsche Zusammensetzung mit ge annehmen darf. Normannisch sagt
man hacher, und difise form würde das einfache hukken ausdrücken.
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622 ir.c. JÜGE-JÜSQUE.
Juge fr., ^.ca<. jutge richter, daher altsp. juge und hask. (labort.)
ynyea. Judex, woher es geleitet wird, wäre fr. jus geworden: um dieser
unpassenden form ausjmweichen, eog wawjuge aus demrJ. juger =:judi-
care, in den roman, Schriftsprachen vielleicht das einzige Substantiv per-
sönlicher hedeutung^ das unmittelbar (ohne ahleitungssuffix) aus einem
verhum geeogen ward.
Juillet jtdi. Ein diminutiv , allein was soll hier die dimittution?
Ist es ein schmeichelwort? Man bemerke, daß der cJ/tfr. name desselben
monats juinet war, z. b. al setme meis de Tan, juinet Tapele Tun im
siebenten monat des Jahres, den man juinet nennt TCant. p. 161, vgl.
Ben.I, 347, III, 278; der juli war also der Meine, vielleicht der jüngere
oder jsweite juni und diese ansieht kann aus England stammen, wo der
junius der erste gelinde, der Julius der eweite gelinde (monat) genannt
ward, serra Itdha, äftera Itdha (Grimms Gramm. II, 360, Gesch. d. d.
spr. I, 81). Später verwandelte man juinet in juillet, um es mit dem
lat. Julius wieder in einUang zu bringen. Dieselbe anschauung begegnet
in der sicil. mundart, wird aber wohl durch die Normannen hineingebracht
sein: giugno heißt der sechste monat, giugnetto der siebente. In einer
neap. reimchronik, Mur. Äntiqq. ital. VI, 711, dagegen wird, ssur Unter-
scheidung so ähnlicher namen, der juni jon cerasiaro kirschenjuni, der
juli julo messoro emtejuli genannt, str. 724. 747. 749. 772. 86t Im
sardischen fehlt der name Julius (luglio ist at4S dem ital. eingeführt), man
sagt dafür mesi de treulas dreschmonat. Der Churwälsche nennt den
juni zarcladur jätemonat, den juli fenadur heumonat, beschränkt sich aber
bei den übrigen, une es scheint, auf ihre herkömmlichen namen. Gleich-
falls um der deutlichkeit willen nennen Provenzalen und Catalanen den
juli juliol, den juni einfach junh. Der Baske hat für den juni und juli
ein und dasselbe wort, garagarilla gerstenmonat, s. Ästarloa p. 396, nach
Larramendi ist dies der name des juni, der juli heißt garilla.
Jumart fr, bastard aus dem pf er de- und rindergeschlecht ; vielleicht
eine abänderung von jumentum, doch ist das occit. wort gimßre, gimSrou,
was etwas an chimaera mahnt. Das geschöpf übrigens problematisch.
Jumeau fr. euMling; entstellt aus gemelluS; pr. gemel, vgl. wegen
des radiccden u Jumiöge von Gemmeticum, furnier von fimus.
Jusant fr. (m.) ebbe, flux et jusant ßuih und ebbe; vom altfr.adv.
jus d. i. herab, also abnähme, vielleicht nach courant (ström) gefomU.
Jusque franz. partikd, von de-usque, der ausspräche nach s. v. a.
diusque (vgl. jus von deosum), altfr. einfach usque nur in den ältesten
denkmälem, Pass. de J. C. 96, Alexq. 58, doch auch usquo in der prov.
Charte de Grialou p. 92; üblicher dusque, pr. duesc'a, auch juscas.
Daß die präp. de der richtung nach einem ziele nicht gradezu wider-
spricht, beweist fr. devers versus. Eine zss. ist pr. truesc'a, al^r.
trosqu'a von intro usque ad, chw. troqua, antroqua. Die altfr. formen
jesque, tresque werden sich wohl oms juesque, truesque erklären. Über
truesc'a sehe man etwa den Kritischen anhang p. 36 undGachet p.l60^.
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II.C. LAGOT-LAISSE. 623
Lagot pr. Schmeichelei, sp. lagotear schmeicheln; vgl, goth. bi-Iaigön
lelecken.
Lagne altfr. gesetz (fremder ausdrucTi) ; vom ags. Ikg, engl, law.
Daher ntlagae, uUage geächteter^ ags, fit-lag, engl, out-law tvie tat. ex-lex.
Lai, lais altfr.y pr, lais (lay LR. J, 673), ital. nur im plur, lai
vorhanden, heißt im allgemeinen klang, sang, spedell eine liedergattung,
in dem prov. Reimbt4ch 4P wird es mit ^dulcis carUui übersäet. Erwägt
man nur die form, so trifft lai mit dem altn, lag gesete, melodie buch-
stäblich eusaminen, nicht mit dem altn. leik-r spiel, das sich in die form
leque, legne gekleidet hohen möchte, besser schon mit ahd, leih, mhd.
leich (womit das fr, lai übersetet wird: er vant oueh ze der selben ztt
den edelen leich Tristanden = fr, le lai de Tristan Oottfr. v, Str.);
allein das wort ist von der Normandie ausgegangen. Da die dltfranz.
dichter aber das lai ausdrücklich den Bretonen beilegen, so ist seine deu-
tung aus dem celtischen gegen die aus einer der german. sprachen in
schule eu nehmen. Kymr, llais heißt stimme, schall, lärm, und dieses
wort empfiehlt sich litterärhistorisch wie philologisch: auch lai ist Mang,
e. b, schellenklang LR., die accusativform lais aber beweist, trotz der sehr
natürlichen verirrung in lai, daß das fremde wort auf s ausgieng; bei
•leich würde die spräche ein radicales s beigefügt haben, was schon kühner
gewesen wäre. Man beachte auch was Wolf Lais p. 155. 156^ Diefen-
bach, Orig. europ. p. 305, Mild y Fontanäls, Jahrb, V, 166, über das
franz. wort bemerken,
Laie fr. bache, wilde sau. Es nähert sich dem gleichbed. mhd.
liehe, paßt aber nicht genau dazu, noch weniger zu liene d, i, nhd, lehne,
s. Mhd. wb. I, 984. Ducange vergleicht das im Capitulare de villis
cap. 40 vorkommende leha: nt nnosqnisqne judex per villas nostras
'singulares et lehas' (etlehas ms.), pavones, üasianos . . semper habeant
^keiler und bachen cet. Nach neuer auffassung aber muß, da hier nur
von geflügel die rede ist, singularis als das gewöhnliche adjectiv genommen
werden; etlehas freilich ist schwierig, Guerard vermuthet alites dafür, .
s. Bibl. de VScole des chartes, 3. ser, IV, 323.
Laie fr. durch den wald gehauener weg (dltpg. lada? SRos.),
vb. layer an bois; vom altn. leidh, ags. lad (f.) mit gl. bed,, nUat, leda
(Ober aits. leia s. Schmellers Oloss. sax,). Daher der Ortsname S. Ger-
main en Laye.
Laisse, lesse fr. koppelseil, hutschnur. Die erste bedeutung drückt
das ndl. letse, die zweite das ndl. lits, nhd. litze aus; jene mahnt an
ahd, lezjan zurückhalten {woher auch it. allazzare), vgl. fr. rSne zügel,
von retinere. Da indessen der Italiener für die erste bedeutung lascio
gd)raucht, so darf man allerdings lat, laxus oder laxare als etymon auf-
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624 ILc. LAM— LAPIN.
stellen: das koppelseä ist kein straff angezogenes, es ist ein loslassendes etwa
wie ahd. läz schwungrieme des wurfspers (von läzan) eigentl, etwas eum
loslassen oder schleudern bestimmtes ist, vgl. laxamina ^hahenae Gl, Isid.
Nacheulesen wäre Grandgagnage v. Iahe.
Lam pr. hinkend^ auch einarmig GO.; ahd. \Bm, nhd. lahm. Auch
die piem, mdart kennt lam, aber mit der bed. schlaff.
Lambeau fr. herabhangender feteen oder läppen^ comask. lampel
dass., sp. lambel turnierkragen, in Berry lambriche fransen, ohne m
nilat. labellas, altfr. labeau Roq^., engl, label herabhangende streifen als
eieraihu. dgl.; vb.fr. dölabrer eerfeteen, dos /wr d^labler stehen konnte.
Die form mit reinem b scheint die ursprüngliche: leicht wird m vor diesem
buchstaben eingeschoben, schwer fällt es aus, drum ist die herleitung aus
dem muthmaßlich wureelverwandten lat. lamberare, woraus überdies, streng
genommen, das sbst. lambeau nicht entspringen konnte, anstößig. Besser
trifft Frischs deutung von d^labrer aus labrum lippe, rand, säum, daher
troddd, feteen, wenn auch die form Ifevre eu widersprechen scheint {vgl.
aber cabrer neben ch^vre), und so wäre denn label von labellum. Da-
gegen nähert sich die oben bemerkte comask. form wieder dem dtschen
läppen und es fehlt auch nicht an celtischen verwandten, 0. b. gad. l^b,
%mr. Uabed, &r6^. labasken. Franz. lambrequin hdmdecke am Wappen-
schild floß aber nicht unmittelbar aus lambeaa, es setzt ein ndl. dimin.
lamperkin von lamper, lamfer (schleier) voraus, wie mamieqnin ein ndl.
mannektn voraussetzt. Vgl. Grandgagnage v. lamekSne. — [Als etymon
von lambeau cet. hat Ascoli neuerlich ein aUlcU. lamber (fetzen) ange-
nommen, Ztschr. für vergl. sprachf. XVI, was auf sich beruhen möge.]
Lambre aitfr. getäfel (Mones Anzeiger VIII, 599'*); von lamina
brett, ähnlich marbre von marm'r. Abgel. nfr. lambris (m.) mit ders. bed.,
für welches Dacier's erklärung aus ambrex bei Festus nicht haltbar ist.
Laudier fr. feuerbock zum auflegen des holzes; bask. landera. Nach
Frisch vom dtschen ge-länder, vgl. bair. lander latte. Indessen findet sich
für dieselbe sache ein altes ndat. wort von unbekannter herkunfl, andena,
wallon. andi, woraus laudier entstanden sein könnte, da auch die aitfr.
form audier ist, s, z. b. DMce. p. 209, 17, Gloss. de lAUe 23 (60),
engl, audirou.
Lauge fr. (m.) windet, altfr. wollenes Meid; vom adj. laueus.
LauquaU; prov. partikel für fr.lorsque, eigentl. Vwn quau, wo denn
au (tat auuus) einen unbestimmten zeitpunct ausdrückt une in ogau, autau.
Lapiu fr, kaninchen, dim. lapereau, vgl. ndl. lampreel junges ka-
ninchen. Der bekannten herleitung aus lepus widerspricht die franz.
tenuis, für welche v eintreten mußte; die Verkürzung des primitivs lepor
in lep ist stark, aber einzuräumen, da einige fälle dieser art nicht zu
läugnen sind. Man thut indessen dem Sprachgefühl mindere gewalt an,
wenn man lapiu nimmt für clapiu, aus dem stamme clap, woher auch se
clapir sich verkriechen (von kaninchen), clapi^re kaninchenhöhle (s. oben):
ähnliche Vereinfachung eines combinierten anlautes in loir für gloir.
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ILc. LARCIN— LEUDE. 625
Larcin fr, diebstahl; von latrocinium, umgestellt pr. laironici, 5^.
ladronicio, it. ladroneccio.
Larigot und arigot fr. eine ort Meiner flöten; nach Frisch aus
dem musicalischen ausdrucke largo, von Seiten der form untaddhaß, da
für ergo auch erigot gesprochen ward, s. oben ergoter.
Lärme fr. thräne; von lacrima. Keine schlechtere bildung ist
das alte lairme Alexs. 119, lerme 117 (noch norm.), toorin sich g in
i auflöste.
Larris aUfr. pic. ungebautes feld, vgl. un larris sauvage piain de
fosses pres de boscage DC.; par raus et par larris Gar. I, p. 92, nüat.
larricinm ; ruich Kilian das gleichbed. ndl. laer (mndl. laav offener plate
im wcdde), s. Diefenbachs Ooth. wörterb. II, 129, Orandgagnage^s An-
dere noms de lieux (1866) p. 79.
Layette fr. lade, Schublade; vom ndl. laeye Kü. == nhd. lade.
L6ge fr. adj. ohne ladung (von schiffen); von dem in gleichem sinne
üblichen ndl. leeg für ledig, mit Chevodlet.
Lendit fr. Jahrmarkt eu S. Denis; ursprüngl. Tendit, von indic-
tum, weil er öffentlich verhündigt ward.
Lendore />. (m. f.) träge schlafmütee, vb. norm, lendorer. JKne
reinere foi-m scheint bret. landar träge, landrea träge sein, landreafit
faulenjser (wozu Monti das com. landrian stelU); hieraus durch umdeu-
tung mit il endort, aber nicht daraus entstanden, lendore, richtiger aUfr.
landreux. Vom mhd. lentem langsam gehn, schlendern, ndl. lenteren,
sbst. lenterer. Die umdeutung mit endort hat etwas entsprechendes im
pic, lendormi (mit aggltdiniertem artikel) s. v. a. lendore.
L6ri pr. tnunter, fröhlich (nach Baynouard und P. Meyer Flam.),
auch neupr. leri (fem. leria) leicht, flink, hübsch, blühend, üppig (Beronie,
Honnorat). Von hilaris, erweitert in hilarius, das auch als taufname
vorkotmnt; die aphärese des i (geschr. hi) ist leicht zuzugeben. Richtiger
freilich wäre lari oder lair, vgl. contrari und vair (varius), aber beide
lagen dem bösen wort^ laire (latro) zu nahe.
L6s altfr., pr. latz, präposition mit der bed. juxta; von latus Seite,
it. allato; nfr. in Passy-lez-Paris, Plessis-lez-Tours; ndat. de intus curte
aut latus curte L. Sal.
Lende altfr., pr. leuda, leida, ledda, selbst lesdsk, aZ^. lezda, arag.
leuda, wird für jede ort von abgaben gebraucht, besonders bei verkaufen,
auch für wegegeld; occ. ledo havage. Ducange u. a. erkennen darin das
german. leudis geldbuße für einen getödteten menschen, wergeld, allein so
leicht ist dies nicht hinzunehmen: sowohl die bedeutung widerspricht wie
die form, der dtsche diphthong eu hätte sich anders dargestellt. Leuda
entsprang aus dem vb. levare in tributum levare, lever des impöts, wo-
von man ein partic. lövitus, wie von cubare cubitus u. dgl., ableitete; die
regelrechte bildung aber aus levita war leuda und selbst leida, leda, das
also etwas erhobenes ausdrückt. Den beweis für diese unlat. participial-
bildung liefert der artikel lievito /.
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J
626 II.C. LEVAIN-LIGE.
Leyain /r., leyam pr, Sauerteig; von levamen also hebemittel. Vgl.
lievito /.
Liaison /r., liazo pr. band; von ligatio hei Scribonius Largus.
Liart altfr. {f. liarde), pr. liar, lear hell von färbe, weiß oder heU-
grau, wird von pf erden, woJU auch vom menschlichen haar gebraucht,
s. Lex. rom., daher it. cavallo leardo weißes pferd, schimtnel. Menage
s^ncopiert es aus leucardus: alsdann hätte Frankreich allein das gr.
XsvKog besessen und es Italien, dem lande der griech. Wörter, zugefültrt,
denn hier entstanden würde es sein x nicht eingebüßt haben. Näher liegt
kymr. lläi dunkeigrau; nicht minder nah altfr. Ii6 fröhlich (laetus), denn
fröhlich und hellfarbig, hdl und fröhlich gehen leicht in einander über,
wie e. b. it. gajo, fr. gai, gr. tpaiÖQog lehren. — Was neufr, liard,
name einer kleinen kupfermünee, betrifft, so verträgt sich seine herkunft
aus dem adj. Hart nicht mit dessen begriff und es ist noch besser das
wort, wie man gethan hat, aus einem südfr. li hardi = sp. ardite II. b.
eu construieren.
Lice fr., ait leisse, pic. liehe, pr. leissa jagdhimdin zur mcht;
nach Caseneuve von dem antiken hundenamen lyeisea, genauer von der
form lycisce, da sich aus ersterer pr. leisca, pic. lique gestaltet häUe.
Auch deutsche glossare übersetzen lycisea mit ^zöha hündin, oder mit
"^br achin weiblicher bracke.
Lieoa fr. hcdfter; aus lie-cou binde-hals.
Lie fr. fröhlich, in der redensart feire chfere lie; von laetus, altfr.
Ii6 (fem. Ii6e und Ue), it. lieto.
Li6ge fr. (m.) kork; primitiv von l^er bedeutet es eigenUich etwas
leichtes und würde prov. leuge heißen (occit. leuge bei Goudelin).
Lige fr., litge pr., daher it. ligio, engl, liege, im spätem mlat.
ligius, sbst. altfr. Iige6, ligesse. Erwägt man lige in seinen verschiede-
nen anwendungen (man sehe bei Ducange), so muß ihm die bed. ^unbe-^
dingt, vollständig^ mstehen. Der homme lige, mag er nun ein lehen 6e-
sitzen oder nicht, ist seinem oberherm gegen jeden ^ dienste zu leisten ver-
pflichtet, der seigneur lige sie ebenso zu fordern berechtigt; und so sagte
man ligia potestas, ligia voluntas, unbedingte gewält, unbeschränkter
wüle, adv. ligement et franchement, pnrement et ligement Vossius hält
ligius für eine ableitung aus dem rom. liga band oder bund, so daß aus
der bed. strenger Verpflichtung die der unbedingtheit sich entfaltet hohen
müßte. Dagegen ist nur zu erinnern, daß unlat. adjectiva mit dem suffixe
ius oder eus schlechthin unfranzösisch sind. Eher noch dürfte man an
das altn. lidi (gefahrtej erinnern^ woraus sich ein adj. lidi-ns, franz. ge-
sprochen lige, entwickeln konnte; aber hier genügt die bedeutung nicht.
Huydecoper zu M. Stocke II, p. 163 citiert eine stelle aus einer Urkunde
des 13. jh. ligius homo, quod teutonice dicitur ledigman d. i. frei von
allen Verbindlichkeiten gegen andre. Für ledig entscheidet sich auch
Grandgc^gnage v. lige. Ob es sachlich passend sei, bleibe den rechtsge-
lehrten überlassen.
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ILc. LIMANDE-L0CHER. 627
Limande fr. em plait fisch; nach Le Duchat von lima feüe^ wegen
seiner rauhen Jiaut, und allerdings wird derselbe fisch ital. einfach lima
genannt. Das suffix anda drückt hier, wie auch anderwärts, eweck oder
bestimmung aus (jmm feilen bestimmt).
Limier fr. Spürhund, leifhund. Von liminarius^ behauptet man,
weil er die jagd eröffne; ganz unhaltbar. Die ältfr. form ist liemier
(dreisilb.) Gar. 11, 226, Romv. p. 681, 11, loiemier, loiemer Ech. le diabl.
B. Uli', cd. b, Eracl. 3047 y noch bret, liamer, die prov. liamier; dies
führt auf fr. lien, alt loien, lat. ligamen: der hund ward so genannt,
weil er an einem seile nachgefUhrt ward: li liemiers s'en vient avant,
son lien el col Parton. 1, 63; li dus demande Brochart son liemier,
pardeyant lui li amaine uns breniers, li dus le prent et si Ta desloi6
Gar. l. c, vgl. Äubery p. 44. Mhd. einen leithunt er begreif, an ein
seil er in sweif Wb. 1, 728. Ligamen war der eigentliche ausdruck für
das seil, womit man den hund anlegte: si qnis canem, qni legamine
novit etc. L. Sal. tit. 6.
Linge fr. (m.), auch pr. linge, bask. linia leinwand; vom adj.
lineus leinen^ wie lange von laneus. Altfr. linge auch adj. LRs. 141.
Lingot /r. Nach dem Dict. de Trev. 1) gold- oder süberbarre,
2) gegossener metattklumpen. MSnage erklärt es aus lingna, was zwr
ersten bedeutung gut paßty denn lingna n^st ligula neigen sich zu ver-
wandten bedeutungen, audh ist trotz langue mit radicalem a in linguet
i geblieben. Die zweite bedeutung wäre denn eine ausartung der ersten.
Aber nun gibt es ein engl, ingot, welches gleichfalls fnetaUmasse heißt und
allerdings aus lingot, worin man 1 als artikel auffaßte, übernommen, aber
auch ein einheimisches wort sein könnte: in-got = ein-guß d. h. etwas in
eine form gegossenes, bei Ghaucer eine solche form selbst (s. Johnson) und
dieses englische könnte sich im franz. worte verbergen. Es findet sich
ein mhd. tnguz in der cAstracten bed. eif^uß, sonst aber, scheint es nicht
vorhanden.
Li not, linotte fr. hänfUng. Dem entsprechen seine deutschen namen
leinfinke, flachsfinke.
Lippe fr. (f.) dicke Unterlippe (lepe Ren. IV, 39), hermeg. liper
behaglich speisen; vom ndd. lippe, ags. lippa cet. (gad. lip, liop f.), da-
gegen comask. leff lippe, liffia mund, von der ahd. form lefs, leffiar.
Lobe altfr. spott, lober spotten; vom ahd. lob = nhd. lob, vb.
lobSn, vgl. die bedd. im pr. gabar spotten^ pg. loben. Ronsard nennt
lobbe ein altes wort und räth den dichtem, ein verbum lobber daraus zu
bilden, das aber längst im gebrauche gewesen.
Loc altfr. klinke, schloß TGant. p. 146, abgel. nfr. loquet, it. luc-
chetto, ülyr. lokot; vom ags. loc, engl, lock, ahd. bi-loh (bloch) riegd,
goth. ga-lukan verscMießen.
Loche fr. (f.) ein fisch, Schmerle, sp. loja, engl, loach. Herkunft
tmbeikannt.
Locher fr. vrU. schütteln, schlenkern, zsgs. eslochier losmachen
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628 II.C. LOCMAN-LOQUE.
(e. 6. les denz dM gähne einschlagen Trist, 11^ 184), s'eslocier sich auf-
machen SB, 432", henneg, arlocher {ßir relocher) stc^k schütteln; vom
nihd. Ittcke hcJcer (vb. Ittcken lockern?),
Locman fr. lootse, püot; vom ndl. loods-man, engl, loads-man,
aitengl. auch lode-man neben lodes-man. Stark entstellt hieraus ist fr.
lamanear, mü anbildung an goavernear Steuermann. Eine andre auf-
fassung bei Schder unter dem letzteren worte.
Lodier /r. wollene bettdecke; vgl. ahd. lodo, ludo, mhd. lode grobes
woUeneeug, dsgl. zotte, ags. lodha bettdecke (Somn), auch lat. lodix, dessen
Suffix jedoch in dem frane. worte vermißt wird. AUfr. lodier, loudier,
fem. lodiere, könnte, wenn fauleneer als seine grundbedeutung feststände,
wie unter poltro I. angenommen worden, als eine personification des d>en
genannten lodier aufgefaßt werden, dUein nur die bed. taugenidUs kommt
»Am mit Sicherheit su. Es mochte darum identisch sein mit dUn. loddari,
mndl. lodder, die dieselbe bedeutung haben, mhd. loter possenreißer, nhd.
lotter-bube.
Lot fr, die gegen den wind liegende seile des Schiffes; vom ndl.
loef^ engl. loof. Daher das vb. louvoyer {und von diesem unser la-
vieren) im fahren abwechselnd die eine und die andre seile des Schiffes
gegen den wind kehren. So entstand auch das synonyme bordayer =
sp. bordear, it. bordeggiare von bord rechte oder linke seile des schiffes.
Loisir fr. muße; ursprüngl. infinitiv, lat. Heere erlaubt sein, er-
laubnis. Ebenso verhalt sich das sbst. plaisir jm placere.
Lombard fr. leihhaus, ndl. lombaerd, dsgl. aUfr. adj, lombart
wucherisch TCant. p. 41, vgl. sicil. Inmbarda schehkwirth; von dem Völker-
namen Lombard, indem häufig die Lombarden in Frankreich handel und
Wucher trieben: hier aber verstand man unter Lombarden überhaupt Ita-
liener, worauf auch Dante Purg. 16, 125 anspielt: che me' si noma
'firancescamente' il semplice Lombardo = Italiano.
Lona pr, lache, sumpf, nur in einem prosaischen denkmdl, aber
noch im Süden fortdauernd, Onofrio p, 261, Lacuna, syncopiert la-dna,
hätte streng provenzalisch höchstens lAüna ergeben. Gleichwohl ist diese
entstehung leichter hinzunehmen als die aus dem dltn, lön (n,), das die-
selbe Sache bedeutet.
Longe fr, lendenstück, cdtfr. wallon. logne s. Grandgagnage, auch
sp. lonja stück Schinken; von dem utdat. adj, Inmbea, sbst. lumbas lende.
Longe fr. (f) strick an der halfter; s, v. a. alonge Verlängerung;
Talonge = la longe.
Lop in fr. stück oder bissen fleisch u. dgl.; mü Frisch vom dtschen
läppen fetaen, aber mit abgeändertem wurselvocdl, vielleicht um es von
lapin kaninchen £fu scJheiden. Norm, lobet.
Loqne fr. fetzen, läppen. Es könnte von unserm locke stammen,
woher auch Frisch es erklärt; passender aber deutet man es aus altn.
16k-r etwas herabhängendes. Damit jssgs. scheint fr. breloque, henneg.
berloque, npr. barlocco (f.) zierliche Meinigkeit, anhängsei, chw. bargliocca
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n.c. LORGNER-LUCARNE. 629
ßangendes) lämpchm, haarlocke; vh. henneg. berioquer, in Bheims ballo-
quer, chto. balucar schlottern^ scJdenkem — metJOoU sich über den ersten
theü der ess, nichts befriedigendes sagen läßt; s. auch Diefenbachs Orig.
eur. 262. Das wart erinnert sogar an das it. badalucco Spielerei. Deut-
licher ist die £iss. in pendeloque anhänger am ohrring, vom adj. pen-
dolus, daher mit üblicher Verwandlung des l in r henneg. pendreloque:
das vb. pendere hätte eher penloque gegeben.
Lorgner fr. heimlich betrachten, lorgnette femglas. Nach Frisch
vom dtschen lauern, schweif, loren, luren (ahd. hlurßn?), um so wahr-
scheinlicher^ als nach Menage die norm, form loriner ist, die durch ein
turnten lorin vermittelt sein könnte.
Loriot fr. goldammer. Prov. sagt man auriol, sp. oriol, von au-
reolus, daraus mit agglutiniertem artikel loriol, entstellt altfr. lorion,
nfr. loriot. Das altfr, oriouz GVian. 3293 und das pic. uriot entbehren
noch des artikels.
Louer fr. loben; von laudare.
Louer fr. miethen, von locare; loyer eins, lohn, von locariom
gleichbed. bei Varro, pr. loguier.
Loupe kreißßrmige geschwulst unter der haut, dsgl. glaslinse; von
lapa Wölfin, nach diesem gierigen thiere vielleicht von ihrem Umsichgreifen
genannt, sp. lupia und lobanillo, chw. luppa, vgl. dtsch. wolfisgeschwulst,
bask. oko wolf und geschwulst. Altfr. lope bedeutet auch grimasse Ben.
II, 43, eigentl wohl dicke lippe.
Lonp-garou fr. mensch, der wolfsgestalt annehmen kann. ^Quod
hominum genas, sagt Gervasius TiUib., geralphos Galli nominant, Angli
vero verewolf' wörtlich mannwolf, Xvxavd^QcoTtog, pg. lobis-homem. Das
latinisierte aus dem angels. entstandet^ gerulphns aber lautre altfr. ga-
roul, garou, warou {so Raonl, Raou aus Radulphus), bei Marie de Fr.
7, 178 etwas abweichend garwall. Das neufr. loup-garou ist also ein
pleonasnms, den aber auch der Bretone begeht in dem gleichbed. bleiz-garö,
worin bleiz dem fr. loup entspricht, S. Grimms Myth. p. 1048, vgl.
einen ähnlichen fall im fr. cor-moran (s. oben) und it. Mon-gibello, dessen
zweiter (arab.) theil schon berg bedeutet. Es mag sufällig sein, daß sich
das bret. wort auch in bleiz wolf und garö grimmig zerlegen läßt, womit
aber der begriff nicht ausgedrückt wäre. Andre provinzen bieten andre
ausdrücke, Provence leberoun, leberou (Beronie p. 67. 126, altfr. loup-
beroux), Berry marloup, louara, au^ih birette. Normandie lubin, Boque-
fort bemerkt auch ein altfr. millegroux, dsgl. leu-wastö u. a.; itcd. heißt
er lupo mannaro. Von garou ist das norm, varouage nächtliches umher-
schweifen. Pic. garou hat die bed. hexenmeister angenommen.
Loure altfr. sackpfeife, nfr. ein tanz; vom altn. lüdr, dän. luur
hirtenflöte, vgl. Ihre II, 101.
Lucarne fr. Meines dachfenster; von lucema, worin sich e frühe
in a verwandelt haben muß, wie auch goth. lukarn (n.), ir. luacharn,
kymr. Uygorn (m.) bezeugen. Ein occit. luzema kennt Honnorat. Vgl.
Dief. Goth. wb. II, 163.
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630 n.c. LUETTE-LUZERNE.
Luette fr, Näpfchen im hals; dimin. des gleickbed. lai. nva mü
vorgeseteiem arWcd; it. ogola für uTola drückt dasselbe aus, vgl. cotnask.
uga für uva. Eine äUprov. form ist leula Flam., eine neuprav. nivouleto,
vielleicht für laTonletto.
Lueur /r., pr, lugor, cdtit. Incore schein, Schimmer; von lucere,
abeTj UHiS den guttural des Stammes betrifft, unter einunrkung von lacanns,
laculentns, wenn auch nicht vom dUlat, Incus = lax ; rein amf lucere
gebaut, wäre pr. luzor, it. Inciore, wie cociore von cuocere, enistanden.
Der gleiche Stammauslaut auch im pr. lag-ana licht, Ing-art morgenstemj
alncar, altfr. alncher anaünden.
Lnnette fr. augenglas, ebenso it. lunetta Öffnung in einem gewolbe^
wodurch licht hereinfällt; von luna.
Loquer norm., louqut wallon., fr. reluquer seitwärts beobachten;
woM vom ahd. InogSn, nach härterer ausspräche luokgn d. i. aus einem
verstecke hervorsehen, ags. löcian, engl, to look. Ob auch it. Inch^ra
blick, miene, lucherare scheei ansehen, hieher gehören, ist die frage.
Lomb. lughera funke fühfi dagegen auf ahd. long flamme.
Latin fr. ein poltergeist wie esprit folld, latiner poltern, (trans.)
plagen, beunruhigen. Eine andre form ist altfr. luiton, e. b. diable semble
oa laitons ou maufez GfuiU. ä'Or. (s. Menage). Neben laton findet sich
im norden, namentlich in Bdgien, auch nuiton, schon bei Ph. Mousket
II, 478, dem das verschwinden dieses kobolds ein bild darleiht; nochjettft
in einem großen theile des Wallonerdandes nuton kobcld, der in grotten
wohnt. Frisch deutet Intin aus dem dtschen laut {alt hlüt), das aber
etwas au allgemeines aussagt; Grimm, Myth. 476, aus dem lat. luctns
trauer, so daß es wehklagender geist hieße, was aber dem wesen dieses
koboldes fremd scheint, dessen gäbe vornehmlich die der seibstverwandlung
war: quant il veat, est cheval, quant il veut, est mouton, oisel ou
pomme ou poire ou arbre ou poisson Gaufr. p. 161. Von einem
klageton ist nicht die rede. Mit anbruch des tages verschwindet er. Ch.
Grandgagnage erklärt es aus dem altfläm. luttil Mein, weil man sich
unter lutins zwerghafte wesen denke. Gegen die bekannte herleitung des
altbeseugten nuiton aus fr. nuit (nachtgeist) ist von seilen des begriffes
wie der form nichts erhebliches einzuwenden. Denkt man sich aber luiton
darattö entstellt, so bleibt es räthselhaft, wie die spräche dem klaren worte
ausweichen mochte. Man sehe die armehende monographie von J. Grand-
gagnage: Sur les mystSrieux habitants des grottes, Lüge 1853, dazu
Gachet p. 289\
Lutrin fr. lesepult^ für l^trin, lectrinum, ahd. leotar: vom nUat.
lectrum '^anoiogium, super quo legitur Gl. Isid. Die genues. mundart
sagt ebenso letterin für it. leggfo.
Luzerne (fr.) eine ort klee, schneckenktecy von Littre aus dem 16.
jh. nachgewiesen, unbekannter herkunft. Mit andern suffixen champ.
luzette 'ivraie^ (Schder), in Langres luzote dass., in Berry luzet ^gesse
Sans feui[les\ neupr. lauzerdo.
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II.C. MACABRE— MAINBOUE. 631
M.
Macabre, danse macabre fr. todtentane; toird hergeleitet theils aus
dem namen S. Macarius, theils (ms dem arab. magabir todtenhofy theils
und am besten aus chorea Machabaeoram. Näheres darüber bei Chimm,
Myth. 810, desgleichen bei Wackemagel in Haupts Ztschr. ZX, 314,
welcher bemerkt: 'es scheint^ daß ursprünglich auch die in der legende so
genannten Maccabäer d, h. die sieben brüder sammt der mutter und Eleasar,
die unter Antiochus Epiphanes den märtyrertod gelitten, eine rolle in
den todtentänzen gespielt haben, falls man nicht bloß die aufführung eif-
erst auf deren fest verlegte*. Man merke daeu noch lothr. maicaibr^
phantastisches wolkengebilde Biet. pal. app.
MaQOD fr., masso pr. steinhauer, maurer. Dieses wort trifft zu-
sammen mit unserm metz, ahd. mfezzo, besser noch, wegen des umrjsd-
vocals, mit ahd. meizzo, von meizan einschneiden, goth. maitan abhauen,
nhd. meißeln. Doch liegt gegen seine herkunft aus dem deutschen ein
bedenken vor. Auffallend ist es nämlich, daß schon IsidoruSj der nur
wenige deutsche Wörter hat, es kennt: machiones dicti a machinis, quibus
insistant propter altitudinem parietom 19, 8. Machio schreibt er seiner
etymologie stu gefallen für macio, denn ch und c waren damals phone-
tisch gleichbedeutend. Aus einem goth. subst. maita ließ sich eine solche
form nicht gewinnen, wohl aber konnte aus marcus scMägel ein persön-
liches m^cio 'einer der den schlaget führt, steinarbeiter\ uh6 tabellio aus
tabella, abgeleitet werden: r fiel aus wie im span. macho vom dimin. des-
selben lat. Wortes, marculus. 8. über eine form marcia Ducange v. macio.
Das sbst. mazon = fr. ma^on kam dem Spanier abhanden, aber in dem
nun veralteten mazonar lebte es fort. Diese herleitung wird vielleicht
geringe Zustimmung finden, gleichwohl ist die thatsache nicht wegzuläugnen:
ma^on ist buchstäblich = machio wie z. b., was ch betrifft, bracel-et =
brachiale, machio aber kann aus keiner goth, oder german. quelle ge-
flossen sein. Eine andre herleitung u>äre aus dem lat. matea (s. mazza),
aber würde Isidorus t durch ch ausgedrückt haben? Vgl. noch Dief.
Goth. wb. II, 23, Pott zu den longob. gesetzen (Ztschr. für vergl. sprachf.
XIII 90).
Madrö fr. fleckig, sbst. norm, maire flecken auf der haut, altfr.
mazre, madre eine holzart (hanap de mazre Trist, glossar), ndat. scyphi
maserini, a2^r. mazelin acij., madelin, maderio sbst. trinkgefäß ; vom ahd.
masar knorren im holz, nhd. maser, maser-holz.
Main altfr. in main menue geringes volk, arme leute, auch basse
main Parton. I, 87, bone main 7, 91; sicher nicht von minus, sondern
von manns menge, häufe, anzahl.
Mainbonr, mambonrg altfr. beschützer, vormund (s. pr. manbor
LR.), mainbournir schützen, daher mainbournie schütz, Vormundschaft.
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632 n.c. MAINT-MALTOTE.
Aus dem deutschen: in frühem mlcUein mundiburdus, ahd. mnntboro,
ags. mandbora, ndl. momboor ttUor, paironus, eig. schutehringcr^ ndat.
mnndiburdis, mundibnrdum, alts, mnndbard cet. tutda; esgs. aus mnnt
urspr. hand, sodann schute, beran tragen, ähnlich rom. main-tenir. Man
sieM leicht, daß munt in das rom. main (hand) umgedeutet oder iibersetsft
ist, wie dies auch im it. manoyaldo geschah, bnrd aber ist in bournir
verderbt; mnndibnrnium wird schon aus einer Urkunde des 10. jh. ange-
führt. Vgl Diefenbachs Goth. wb. II, 86.
Maint /r., pr. maint, mant {neupr. mant-un), dcJier das it. manto,
pronomen für lat. müUus. Ist es von hymr. maint große, menge, adjecti-
visch angewandt wie truppns im it. troppo? Oder ist es vom ahd. sbst.
managött, ndl. menigte menge, oder vom ahd. adj. manag, nhd. manch,
in welchem faUe man es aber auf ein neutrum managaz, managat zurück-
fuhren müßte? Auch hier ist Diefenbachs Goth. wb. nachzulesen, II, 34.
Ein compositum ta-maint, dem sp. ta-mafio ähnlich, braucht Froissart
(OrelU p. 131), daher it. tamanto.
Maire fr. name eines beamten; vom compar. major größer, ange-
sehener, in aUfr.form maire (woher auch unser meier), bekannt zumal in
major domus. Die vergleichung der comparativform seignenr bietet sich
leicht dar.
Mais, fem. maise, altfr. adjectiv, das gegentheil von bon (il en j
ot des maix et s'en j ot des bons Gachet 295'), adv. maisement, sbst.
maisetet. Man nimmt in diesem dem norden des gebietes angehörigen
Worte wohl eine contraction aus manvais cm, indem hieraus zuerst das
allerdings vorhandene mavais, dann maais, endlich mais geworden wäre.
Aber diese contradion scheint gegen den geist der altfranz. sprachbUdung,
welcher chaaignon, gaaigner, raangon und ähnliche fälle des hiatus voU-
kommen zusagten; und wenn sich auch ein contrahiertes chaignon, gaigner,
ran^on schon einfand, so dauerte die volle form daneben doch noch fort,
von maais aber scheint man nichts zu wissen. Überdies zeigen die werke,
welche mais gebrauchen, une der Chevalier au cygne, das ungeschwächte
manvais daneben. Vielleicht hat mTser ansprüche auf das fragliche wort:
maisetet wäre cdsdann das it. miserta. Gegen ai aus i ist nichts einzuwen-
den: aus misellus entstand ja auch maisiaus. Aber von mesre, une das
lat. misera noch im alten Alexius lautet (geschr. mezre), mußte endlich
entweder s oder r austreten, denn mere war nicht zu brauchen, weil es
mit mere (mutter) collidierte, und so kannte durch syncope mais entstehen.
Malart fr. männchen der tvüden ente, altfr. und noch norm, und
pic. enterich überhaupt; von male, lat. masculns (MSnage). Eine pic.
form ist maillard.
Mall-pnblic altfr. öffentliche rechtsverhandlung; ndat. mallum
pablicnm, ersteres vom goth. mathl, ahd. mahal gericht.
Malt fr. (m.) zum bierbrauen bereitete gerste; deutsches wort: engl.
malt, ahd. nhd. malz.
Malt6te fr.(f.) gelderpressung; vom altfr. toute, tolte Steuererhebung
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n.c. MANAIER-MAQUEREAU. 633
(partic, von tollir, IcU. tollere). miY vor gefügtem mal, ü. maltolto, mala-
tolta: gnarda ben la mal tolta moneta Inf, 19, 98; altpg. mallatosta,
maltosta abgäbe vom wein. S. darüber Dticange v, tolta.
Manaier altfr. schützen, schonen Rou II, 258, sbst. manaie, pr.
(selten) manaya schütz, Schonung, nachsieht, gnade; von manu adjntare
mit der hand unterstützen, darum auch eine form mit d manaide GhGyg.
I, V, 82, menaide Gar, I, 286. Es ist also eine Zusammensetzung wie
mantenere, malleyare, mamparar.
Manant /r. eingebomer, bauer; part. präs, vom alten manoir, maindre
wohnen, lat. manere, z. b.. in cajns pago manet wohnt L.Sai-; adj. altfr.
manant, pr. man^n wohlhabend, manantie reichthum; mlat. ad villas ma-
nentium sunt regressi Greg. Tur. (DC). Noch jetzt bedeutet dem Ge-
nuesen manente acJcersmcmn. S. auch mas /.
Manage fr. (m.) reitschtde; aus dem it. maneggio, dies von man-
• eggiare handhaben = fr. manier.
Manevir in amanevir aitfr., pr. amanoYr, amanarir, amarvir, ein-
fach marvir, bereit sein (auch cat. amanir bereit machen?), daher das
übliche particip altfr. manevis, amaneyis, pr. amanoYtz, amarvitz bereit,
hitzig, occit. amarbit munier Gloss. zu Goudelin. Vgl. besonders Paul
Meyer zum Guül. de la Barre p. 39. ManoYr stimmt so buchstäblich
zum goth. den übrigen deutschen sprachen unbekannten manyjan bereit
machen (y in o aufgelöst), daß seine deutsche abhunft kaum zweifelhaß
erscheint. Femer adv. pr. maryes unbedenklich, adj. mamer bereit,
vom gleichbed. goth. adj. manyus. Dieses adverb und dieses adjectiv
müssen jeden versuch, das wort aus mane oder manus oder ad manum
ire (vgl. Gachet 16") herzuleiten, niederschlagen.
Manigance fr. kunstgriff; von manus, zunächst wohl von manica,
iveü sich die taschenspieler bei ihren künsten des ermels bedienen;
Papias hat maniculare 'dolum vd strophas excogitare. Span, manganilla
gleicJibed.
Manne fr. korb, pic. mande; vom ndl. mand, rnnside (f.), ags. mond,
^^Lmaund mit gl.bed.; so auch mannequin tragkorb, vom wntß. mande-
k!n. Ist dies letztere sichtbarlich deutscher herkunft, so ist kein grund,
für manne ein celtisches etymon heran zu ziehen.
Mannequin fr., daher sp. maniqul, gliedermann; vom mndl. man-
nektn männchen. Der Wallone hat maniket zwerg.
Mansarde fr. gebrochenes dach; so genannt nach dem namen eines
baumeisters Fr. Mansard f 1666.
Maquereau fr. name eines ßsches, daher ndl. makreel, engl.
mackerell, kymr. macrell; wird at4s macula (fleck) erklärt, da der fisch
über den rücken gestreift ist: es wäre also aus maelereau verderbt. In
Champagne maquet.
Maquereau fr. kuppler. Die herleitung von Hob. Stephanus aus
macula fleck, in beziehung darauf daß die kuppler der römischen komödie
sich eines scheckigen kleides bedient hätten (leno pallio yarü coloris utitur
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634 II.c. MARAUD-MARCHER.
D(mat\ ist zwar nicht ungeschickt, fußt aber auf der sehr gewagten vor-
aussetsung, daß Frankreich ein andenken an die römische bühne verhUe-
hen sei, wovon die andern provinaen keine spur besitzen. Besser trifft
die deutung am dem ndl. makelaar, hd. m'äkler, oder ndl. maker von
raaken unterhandeln (s. maecken KU.), ahd. mahhari von mahhön machi-
nari, haor-mahhari leno; vgl. besonders Schwende r. mäkeln. Ein altfries.
mekere Unterhändler in ehesachen stellt Bichthofen lieber zum ndl. makker
geführte, verschieden von maker.
Mar au d fr. bettler, taugenichfs , maraude liederliches weibsbild,
marauder plündernd umherstreifen. 'Dieses wort verhält sich, unbefangen
betrachtet, urie badand, clabaud, nigaiid, ribaud, richaud, d. h. es ist mit
dem Suffix aud abgeleitet, welches häufig Übeln sinn ausdrückt. Den ur-
sprünglichen diphthong au verbürgt noch das limous. maraou, fem. ma-
raoude (Honnorat) und das wallon. marafider. Aus maraad fließt ma-
rauder und maraudeur wie aus clabaud clabauder und clabaudeur. Der
stamm ist freilich nicht ganz gewiß ; am passendsten scheint marrir be-
trüben, sich verirren u. dgl., daher shst. marance, marison kummer:
maraud könnte einen dürftigen oder einen umherirrenden bedeuten. Daß
diese ableitungen mit aud meist aus deutschen stammen hervorgehn, ist
bekannt. Hat es also mit dem diphthong au seine richtigkcit, so ist
Mohns Obrigens geschickte und überraschende detäung von marodeur aus
lat. morator ixbzvMmen.^ Krit. anhang.
Marc fr. trester, pic. merc; nach Menage von amurca oldsaiz. Fast
möchte man a/uf das buchstäblich besser zutreffende bei Plinius und Colu-
mella vorfindliche gallische emarcum vermuthen, das eine geringe art
reben bedeutet (e abgestoßen une in mina von hemina). Der herleiiung
<ms dem deutschen mark (medulla) widerspricht entscheidend der begriff
dieses wortes, welches gleich dem lat. den kern, das beste eines dinges,
nicht den schaJenrest desselben bedeutet. Vgl. überdies Dief. Orig. eur. 333
und unten mareher.
Marcassin fr. frischling, wüdes schwein im ersten jähr; unbekann-
ter herkunft. Man darf etwa vergleichen norm, margas, margasse schlam-
mige Pfütze, se margasser sich darin besudeln.
March^ fr. markt, von mereatus; marchand kaufmann, zsgz. aus
altfr. marcheant (marchedant Pass. de J. C.) = it. mercatante {woher
unser marketender), partic. von mercatare, pr. mercadar, miat. necutian-
tes vel mercadantes (DC); doch findet sich altfr. auch schon marchand,
markand = ü. mercante vom lat. mereari.
Mar eher fr. sich vorwärts bewegen (besonders von truppen), sbst,
marche gang^ tritt, auch stufe ; speciell franz., daher enÜeJint it. mar-
ciare, marcia, sp. pg. marchar, marcha. Sonderromanische Wörter sind
oft schwerer zu entziffern als gesammtromanische , da ihnen die in
der nationalen Verschiedenheit der formen enthaltene aufklärung abgeht;
so auch hier. Ist mareher, une viele geglaubt haben, aus dem ceUiscI^i
oder germanischen march entstanden, etwa wie chevaucher aus caballus,
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II.C MAKE— MARNE. 635
und hieß es früher sich bu pferde fortbewegen? Äüein march war längst
vom franMosischen hoden verschwundenj als marcher in der bemerkten be-
deutung daselbst aufkam. Wäre ein dem it. mercare oder mercatare
(handd treiben) entsprechendes altfr. vb. marcher, marchöer vorhanden^
statt dessen nur ein sbst, marchant, marchöant vorhanden ist^ so könnte
man annehmen, dieses habe in seiner bedeuiung eine andre richtung ge-
nommeny handel treiben sei mit umherwandem vertauscht worden, und
auch diese auffassung hat ungeachtet der bemerkten Schwierigkeit anhän-
ger gefunden. Besser vielleicht würde man das ursprünglich deutsche
marque darin anerkennen, reichen, spur, in weiterem sinne etwa fußstapfe,
tritt. Einige Unterstützung fände diese auslegung im venee, marchiare
buchstäblich = it. marchiare = fr. marquer, begrifflich = it. marciare
= fr. marcher, so daß man auch hier vom zeichenmachen auf das schritte^
machen gekommen sein könnte. — In diese dämmerung hat endlich Äug.
Schder, Dict. 6tym. und Revue de Vinstr. publ. en Belg,, 1863, licht ge-
bracht. Die älteste bedeutung von marcher ist den fuß auf etwas setzen,
mit dem fuße pressen, treten, wie noch jetzt in marcher l'^toffe u. dgl.;
hieran knüpft sich die fortbewegung. Aus marcher treten scheint marc
ausgepreßte hülsen, bodensate hervorgegangen zu sein, jedesfaUs haben
beide ihre queüe im lat. marcns, marculus hammer (maroare hämmern?).
In einem gleichen Verwandtschaftsverhältnisse befinden sich die deutschen
Wörter traben = marcher und träber = marc, oder treten und trester
(was unsere germanisten nicht übersehen mögen).
Marc ^incubus^ Vocab. duac., zsgs. neufr. canchemar (m.); vom
gleichbed. dUn. mara, ahd. marä, nihd. mare (alle fem,), nhd. mahr (m.),
engl, night-mare (Grimms Myth. p. 433) und dem franz. nicht mehr vor-
handenen vb. caucher, pic. canquer, bürg, cöquai = it. calcare pressen.
Die occit. mundart sagt chaonche-vielio drückende alte (hexe, die durch
den Schornstein fährt, Champollion Sur les patois 126), dsgl. pesant,
peant, peen, auch greon oder ploamb, überhaupt etwas drückendes, so
auch sp. pesadilla, altsp. mampesada. Im henneg. findet sich neben cau-
quemar auch die entstellung oder umdeutung coquenoir, im waüon. das
einfache marke, s. darüber Grandgagnage.
Marguillier /r. kirchenvorstdier, altfr. marreglier; von matricu-
larius, weil er das armenregister führt.
Marionnette fr. puppe; eigenü. Mariechen (kleines mädchen), fr.
Marion. Dahin auch marotte (für mariotte) narrenscepter mit einem
puppenkopf, Steckenpferd (figO-
Marm Otter fr. murmeln, auch comask. marmota; naturausdruck?
Wackemagd knüpft es lieber an das sbst. marmotte und vergleicht unser
an mnrmeln gdehntes marmelthier, was sehr zu beachten ist.
Marne fr., altfr. marle, merle, noch pic. marle eine fette dünger-
erde, mergel, mamer,. marler mit solcher erde düngen; von marga, nach
Plinius H. N. 17, 7 gdUisch: quod genns (terrae) vocant margam(Galli
et Britanni). Eine dbl. aus marga (nd>en welchem bei Plinius noch
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636 II.C. MARON-MATRÄS.
eine Variante marla bemerkt werden muß) ist nUat. margilä, aJid. mergil,
daher auch durch eusammenisiehung die frane, formen, vgl. wegen marne :
posterle poterne. Die ursprimgliche form erhielt sich im it, sp. marga
so wie im hret, marg (m.)^ uxihrend die andern eelt. sprachen nur das
abgeleitete wort Jcennen, kymr. marl, gael m&rla. S. Grandgagnage IIj 68 j
Diefenbachs Orig. europ. 380.
Mar OD, marron fr. ein führer durch die Alpen (Furetiere, TrSvoux),
marones appellantur viarum praemonstratores (in Alpibus) Chron. S.
Trudonis DC. Woher dies worty eigentl. ein völkemame, auch stammen
möge (R. d^. Bdloguet n. 297 hält es für celtisch, s, dagegen Dief, Orig.
europ. 381)y das altfr. maronier seemann, matrose ist nicht daher, denn
das Suffix on mit persönlicher bedeutung verträgt im frane, kein zweites
gleichbed, suffix: aus foulon ir. b, wird nicht noch einmal fonlonnier, oder
es ist, wenn es vorkommt, ein grober solöcismus. Maromer (noch bei
Nicot) ist nichts als eine andre form von marinier {vgl, vilenie, vilonie,
Cardinal cardonal).
Marraine /r. pathin; mlat. matrina, pr, mairina, it. «p. madrina,
das frans, wort also wohl entstellt aus marrine durch anbildung an das
Marsouin fr. ein fisch; von maris sus Bouüle p. 14, ahd.
meri-sutn delphin, nhd. meerseh wein. Champ. marsouin schmutziger
mensch.
Massacre/r., jpic. machacre niedermeteelung, blutbad; vb. massacrer;
mlat mazacrinm aw5 dem 13. jh. Des Wortes stamm erklärt sich leicht
aus masse keule oder dem ahd. meizan schneiden, hauen, aber das suffix
acre ist ungewöhnlich; das buchstäblich zutreffende it. mazzdchera bedeutet
etwas anders. Nicht unwahrscheinlich entstand es aus dem ndd. matsken
zerhauen Brem. wb., zumal wenn man eine form matseken, matsekern
annehmen darf; auch unser hd. metzger liegt nahe, vgl. piem. massacra
verstümnder, pfuscher (Zdlli, fehlt Ponza). [Dazu Mahn p. 69.]
Matelot fr. mcitrose. Gegen Nicofs deutung aus m&t, so daß ur-
sprünglich ein am masfbaume arbeitender so genannt worden wäre, ist
das kurze a zwar kein entscheidender, aber doch ein nicht ungetcichtiger
zeuge; in einer stelle des 13. jh. (bei Littre) steht mathelot, nicht mastelot
Man wird es also auf matta zurückßhren müssen: einer der auf der
matte schläft, mattarins, und vielleicht ist matelot (für materot) gradezu
atis mattarius geformt, wozu matelas für mäteras eine schickliche ver-
gleichung bietet. Weniger empfiehlt sich die deutung aus ndl. maat ka-
merad, da das einfache wort keinen eingang in das franz. fand. Die
bret. form ist martölod.
Matois schlau, verschmitzt. Dasselbe sagt enfent de la mate: die
Maie aber war ein platz in Paris, wo die diebe zusammenkamen (de
Brieux, Orig. de coutumes p. 16, Du Meril, Dict. norm. 152).
Matras altfr., pr. matratz, matrat Wurfspeer mit dickem knöpf (?),
altfr. matrasser, pr. matrasseiar zerquetschen, zerstoßen; vom gällisch-lat.
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ILc. MAUCA-MEGIR; 637
matara Caesar (mataris lAvius, materis Äuct. ad Her.) mit dem sufßx as
abgeleitet, vgl. Zeuß /, S7, Dief. Orig. europ. p. 383,
Maaca pr,, moca cai. hauch, 'venter grossus^ GProv. 64; wohl aus
dem dtschen, indem es mit dem gleichhed. ndl. moocke Kil.j welches hochd.
mauche lauten würde, zusammentrat
Mauf6 altfr. name des teufeis; von male factUs, ü, malfatto unge-
stalte vgl. neap. bruttofatto der häßliche, der teufet. Die Wallonen nennen
ihn den geschwänzten, cow4.
Mau vis fr. (m., altfr. f.) weindrossd, turdus üiacus. Früher war
die bedeutung weniger bestimmt. Nicot b. h. belegt drei arten des turdus
mit diesem namen; Furetiere ti, a. erkennen ihn ai4ch der möve tsu. Die
alten dichter gesellen den unmusicaUschen vogel, der nur eip eip ruft,
häufig Bur nachtigall, b, b. car les rossignols et mauvis sceurent si haulte-
ment chanter Rom. de la rose; dies ist aber noch kein grufid, die lerche
darunter bu verstehn (MicheVs gloss. bu Ben.), da es dem drosselgeschlechte
nicht an sängem fehlt (turdus musicus, turdus viscivorus). Aus Frank-
reich scheint das im port. und catäl. unvorhandene sp. malyiz (m.) ein-
geführt; die neap. mundart besÜBt marvizzo. Man deutet das wort aus
malus, da der vogel dem weinstocke schädlich ist und darum auch grive
de vendange, dtsch. weingartsvogel heißt; grammatisch hesser wäre malum
vitis Unheil des rebstoclcs. Der breton. name ist milfid, milvid, in Vannes
milc'houid; com. melhuez heißt lerche (mel huez süßer hauch, nach
Pryce) ; und auch hieraus wird das franB. wort und sicher mit besserem
rechte geleitet, s. Dief Orig. europ, 221. Ein dimin. von mauvis (mauvit-s?)
ist mauviette (für mauvitette?) kleine drosselart (Furetiere u. a.), in
Paris die gemeine lerche (Nemnich); daum henneg. mauviar(d) amsel,
turdus merula.
Mazette fr. elende mähre, auch ungeschickter Spieler; nach Frisch
I, 652'' vom dtschen matz ungeschickt, klotB, ein matzicht pferd, ein
matziger kerl.
M6chant fr. elend, hoshaft, altfr. mes-cheant, partic. von mes-
cheoir übel fallen, übet ausschlagen, buchstäblich minus cadere, sbst aUfr.
mescheance unheil. Ebenso ist das adtsp. malcaido unglücklich, arm
FJ. BU beurtheilen.
M6gir fr. weiß gerben, m6gie weißgerherhandwerk, m6gis, bei Roque-
fort mesgins (?), mesgis weiß gegerbtes feil, m^gissier weißgerber. Die
herkunft des wertes ist ungeunß. Menage gewinnt mögissier aus mergere,
denn die feile werden eingeweicht, und diese deutung ist nicht ungeschickt.
Frisch erinnert an engl, meek sanft, aber daraus läßt sich m6gie nicht
bilden; auch nicht aus ndL meuk er weichung, das franB. wort müßte denn
verderbt sein aus m6guie, wofür man pic. m^guichier = fr. m6gissier
anführen könnte. lAttrS vermuthet den Ursprung des Wortes in einer regel-
losen Verwarnung des deutschen weißgerben. Die schwestersprachen
haben keine spur desselben: ProvenBolen und Spanier b. b. nennen den,
weißgerber, une wiry blanquier, blanquero.
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638 n.c. MEGUE-METS.
Mögue fr. (f.) molken; nach einigen für maigre (pic, m^e honmd
vor) das magere der milchj dem aber das genus bu widersprechen scheint ;
nach Pictet p. 173 ein ceU. wort, gael. meog, kymr. maidh. Man erwäge
aber noch ndaL mesga und neupr. mergue (masc. nach HonnorcA) molken^
und das wal, mesge saft. Auch ein dtsches meghe ist bekannty s, Küian,
u>allon. makaie heifit weifier käse. Die picard. mundart kennt für megue
auch mingle.
M^leze fr. fm,) lerchenbaum; muthmafilich eusammengesetet aus
mel und larix (lerce mit ausfaU des r wie in ebene für cher^ne), also
honiglerchcy das hara oder manna des baumes honig genannt. Neuprov.
schlechtweg mele.
Manage fr. haushält, Sparsamkeit^ daher managet sparen; für
mesnage, ndat. mansionaticum.
Mänil fr. bauemhaus; für maisnil, mlat. mansionile.
Menottes/r. handscheUen; von manas, main, i^. manette.
Merir aUfr. prov. lohnen, vergelten (mit dem dat. der person und
acc. der sache), eine bedeutung, die das wort früh angenommen: snnm
servitium . . debite et rationabiliter vult illi merere Cap. Car. Calv.
(DC). In der bekannten dltfr. formet diex le vos mire ^gott lohn es
euch^ mufi sich mire durch häufigen gebrauch aus miere vereififacht haben:
in dem entsprechenden pr. dieus vos o meira geschah dem warte
keine gewalt.
Merlan fr. ein Seefisch, gadus merlangus, witling, dltfr. merlenc,
mellenc, henneg. merlen, merlin, brä. marlonan. Es hat deutschen Uang,
aber ein wort wie merling feihtt dieser spräche: scbmerling, mhd. smer-
ling, ist ein fisch des süfien xoassers, cobitis barbatüla.
Merlin fr. eine art dünner stricke auf den schiffen; = ndl.
marlijn, meerling, engl, marline dass., vb. ndl. marlen mit dünnen seilen
(mnähen.
Merrain fr., pr. mairam stabhole u. dgl., mediran 'dmpar (eim-
merhoU) Ql. cass.; von materiamen L. Sal., lat. materia. S. Pott über
die L. Sal. 163.
M^sange fr. (f.) ein vogd, meise. Das wort ist aus dem deutschen
mit einem suffix, das gewöhnlich abstracten, une louange, laidenge, eu-
kommt; es ist entstellt aus dem ndd. dimin. meeseke, tvie schon Menage
vermuthete, pic. masaingae. Ein vocabularius vom j. 1490 übersetzt mese
mit mesenca Hoffm. Hör. bdg. VII, 12.
Mesel altfr. aussäteig, cdtsp. mesyllo Canc. de B.; von misellus,
dem das mittelaUer dieselbe bedeutung beilegte; daher auch unser miselsucbt
Mest, prov. präposition für lat. inter; von mixtum, vgl. dän.
i-blandt von bland mischmg, oder engl, a-mong.
M6teil fr. mangkom; = mixticalum, dimin. von mixtum ge-
mischtes getreide.
Mets fr. (oitfr. mes geschrieben) gericM, speise; von missam das
aufgäragene, wie das gleichbed. iM. sbst. meeso beweist. Die jriemiich
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II.C. MEULE-MIEN. 639
ciUe Schreibung mets ist eine etpfnologische, um das wort an das vh.
mettre zu knüpfen, nachdem das alte noch im sbst, messe fortdauernde
partic, mes (jetjd mis) dem Sprachgefühle fremd geworden. Wächters
deutung aus dem goth. mats, ahd, maz speise, ist demnach bei seite
isu setzen.
Meule /r., mdartl. male, heu-, kam- oder misthaufe, nbgel. mulon,
ndat. muUo Order. Vit., vb. henneg. muler heuhaufen bilden. Lat. möles
masse, klumpen befriedigt den buchstaben, schwerlich den begriff; mola
geschrotenes, von molere, verträgt sich^ abgesehen von dem begriffe^ nicht
mit der form mule. Man erinnert an metula von meta pyramidenförmige
figur, und wiewohl daraus nach allgemeiner regel meille hätte werden
sollen, so ist doch, wenn man aitfr. seule aus saeculmn, reule, rule aus
regula anschlägt, wohl auch meule mit syncopiertem t zuzulassen. Aber
das pr. molö scheint aus dem franz. zu stammen. Der Picarde besitzt
auch das primitiv moie, dessen herleitung aus meta keine Schwierigkeit macht.
Meurtre fr., alt auch meurdre, mordre mordthat, t?&. meurtrir zer-
quetschen, altfr. mordrir u. dgl. ermorden; vom goth. maürthr, ahd. nhd.
mord, vb. goth. maurthrjan, ahd. murdjan. Das französische stimmt also
in der anwendung des ziveiten (derivativen) r zum gothischen, nicht zu
dem weit späteren hochdeutschen dialect. Murtre si est d'home et de fame,
quand en (on) les tue en leur lict ou en aucune mani^re ponr que ce
ne soit en mesl^e Estabi de Louis IX., chap. 26. Der alten prov. spräche
fehlt das wort, die comask, aber besitzt mördar böse, gottlos, und so be-
deutet auch ahd. murdreo did), mord frevelthat (läzteres in Muspilli),
churw. morder m&rder, räuber.
Meute altfr. aufstand, erhd>ung besonders zum kriege, weshalb z. b.
die kreuzzüge meutes genannt umrden, nfr. meute koppel Jagdhunde,
eigentl. jagdzug, daher unser meute. Daß es in movere seine quelle habe,
beweist außer der bedeutung {aufregung, motus) auch das dem vb. 6mou-
voir parallel laufende 6meute aufruhr (prov. auch remota), und es thut
nicht noth, nach dem ags. möt begegnung zu greifen. Es scheint sich
aber im roman. ein partic. movitus festgesetzt zu haben, wofür nicht allein
das mlcU. movita in den Sirm. formein, sondern auch das cdtsp. muebda
Bc, Äpol. 267 und das noch fortlebende sard. detn ital. mossa gleich-
bedeutende mövida zeugt. Von meute ist fr. mutin aufwiegler (für
motin, moutin?), sp. motin aufruhr, vb. fr, mutiner, sp. amotinar, it.
ammutinare aufwiegeln.
Miemac fr. Spitzbüberei; vom deutschen mischmasch, engl, mish-
mash u. s. w.
Mie fr. in ma mie, toie die kinder noch in netterer zeit ihre hof-
meisterinnen nannten; für m'amie aus der alten spräche, welche sich das
possessiv ma noch zu apostrophieren erlaubte. Daß aber auch sie in mie
schon eine verkürzte form fühlte, beweisen Verbindungen wie une mie
(eine geliebte) für un' amie FC. IV, 7.
Mien, tien, sien neufr. absolutes possessiv. Entstehung aus dem
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640 II. c. MIES-MIRE.
acc. menm cet. ist nicht ansunekmenj da, eis jenes sich bildete, kein cdtfr.
meon für mon stattfand. Die formen erwuchsen vielmehr aus dem üb-
lichen possessiv mi, ti, si mit dem suffix ien = dem lat. suffix anus wie
ancien aiis anz, haben also mit dem gleichfalls spätem dtschen meinig
von mein etwas analoges.
Mies, piez alt fr., miat.mezinm ein getränk, meth; ahd, ags. meio,
engl, mead, gr. /xidv' cet., s. Dief. Goth. wb. II, 72. Dieses mlat. meziam
erinnert in seiner bUdung an biezium, 5. oben bied. Der prov. Eluci-
dari hat medo gewiß aus dem ndat. medo medonis.
Mievre fr. muthwillig. MSnage, auf die norm, form nievre gestützt,
leitet es von nebulus für nebulo. Anldtäendes n aus m ist in der Ord-
nung, nicht das umgekehrte. Vgl. in der mundart von Berry maffion
munteres hind.
Mignon fr. niedlich, als sbst. liebling, daher it. mignone; fr. mig-
nard, vb. mignoter liebkosen und andre ableitungen. Dieser stamm mit
erweichtem n erklärt sich richtiger aus dem ahd. minja liebe, ais aus dem
gad, min, s. mina 1. Im mhd. und mndl. war minne eine liebkosende
anrede; so singt eine mutter ihrem kinde au: minne, minne, trüte minne,
swlk, ich will dich wagen (wiegen) Hoffm. Hör. belg. III, 116; diese
bedeutung paßt zur französischen.
Milieu fr. mitte; von medius locus, auch it. miluogo, u^oJ. mizloc.
Milsoudor, missoudor altfr., pr. milsoldor, gewöhnlich caval mil-
soldor preiswiirdiges schlachtroß; von caballus mille solidorum, wie schon
ein troübadour erklärt: ieu ai vist caval milsoldor a pretz de trenta
sols tornar Chx. V, 362. Es ist derselbe fall, wenn man ein kleines
pferd bidet de quatre-vingt sous nennt, s. Le Duchat v. bidet. Eine
ganz entsprechende zss. eines Zahlwortes mit dem genitiv eines Substantivs
ist altfr. quartenor = quatuor annorum. Aus mille sous formte der
Normanne ein adj. milsoudier steinreich.
Mi nee fr. dünn, gering, vb. norm. berr. und noch bei Nicot mincer
zerstückeln. Wohl konnte das verbum, indem der accent des inßnitivs
vorwaltete, aus minutiare (woher menuiser) entstehen, aber das adjectiv
weder hieraus noch aus minütus, minutius. Da das wort ein ausschließend
französisches ist, so darf man auf ein german. etymon vermuthen^ altn.
minst, ahd. minnist 'minimus, tenuissimus\ $ aus st wie im altfr. broce
aus börste, bürste.
Mine fr., mina pr. ein getreidemaß, gewöhnlich von medimnus her-
geleitet, paßt buchstäblich nur zu hemlna maß für flüssigkeiten, ndat. aber
auch frucht' und längenmaß wiepr. emina, attfr. emine, sp. hemina.
Mire, zuweilen miere RMont. 432, 37, ein sehr üblicher altfr. aus-
druck für arzt, umndarzt, noch jetzt in der norm, mundart: qui court
apres le miere, court apres la biere (Du Meril), vb. mirer Jieilen, s.
Garpentier v. miro. Herkunft desselben von medicus ist unmöglich, dar-
aus entsprang mege. Man hat es wohl aus emir herr d. h. aus einem
durch die Araber zu SdLern aufgekommenen ehrentitd für ärzte erklärt
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II.C. MIROffi— MOffiE. 641
(8. Oar, Ily 89 j vgl Antioch. II, 378): sollte es aber alsdann der üai.
Sprache entgangen sein? Auch an myropola dürfte man denken, hätte
es das mittelalter nur in diesem sinne angewandt. Vom vb, mirer endlich
war mireor m erwarten, nicht mire. Sidonius braucht medicator, weiches
in miere, kaum in mire, £fusammenschwinden konnte: letzterem liegt das
unlat. meditor zsge. meire mire geunß näher, entbehrt aber jedes bdeges;
auch würde in beiden fäüen der accus, meor lauten müssen. Aber so
wie man grammaticus in grammaticarius erweiterte, warum sollte man
medicus nicht in medicarius erweitert haben? Wie aus jenem worte mit
syncopiertem ca grammaire ward, so atAS diesem mit derselben syncope
meire mire. Dadurch erklärt sich auch die alte form mirie LRs, 304,
indem ie hier die endung ius vertritt^ wie sie auch ia vertreten muß
(miserie, glorie, pecunie). Die abl medic-arins ist in der that weniger
au/fallend als medic-ianus, woher altfr, medecien, nfr, m^decin. Ital.
medicaria für medicina kennt Veneroni.
Miroir /r. Spiegel, altfr. mireor, pr. mirador; gleichsam miratorium,
vgl, sp. mirador, wartthurm, it. miradore Spiegel, Eine andre form ist
pr. miralh, it, miraglio, bask, miraila, zufällig mit lat, miracnium zu-
sammentreffend,
Mitraille fr,, daher sp. metralla, kieine metallstücke, besonders
kupfer oder messing; wohl vom altfr, (flämischen) mite kleine kupfer-
münze, mndl. mijte, nndl. mijt in ders. bed., ursprüngl. etwas kleines,
winziges, auch eine mübe, s, mita /. Mitraille stände also für mitaille
vermöge einer nach t nicht seltenen einschiebung von r. Ein ähnliches
wort ist das norm, mindraille kleine münze, vielleicht identisch mit
mitraille, aber dem comparativ mindre {d. i, moindre) assimiliert.
Mo eile fr. mark; für meolle, pr. meola, it. midoUa, lat. medulla.
Moinean fr. Sperling. So artig die herleitung aus fr. meine ist,
womach es mönchlein heißen umrde in beziehung auf die bibelstelle passer
'solitarius' in tecto, oTQov&iov jtiova^ov Pscdm 101, und wiewohl auch das
it. monaco, das sp. fraile, das fr. nonnette so wie unser dompfaffe als
namen von vögeln gebraucht werden, so zeugen doch überwiegende etymo-
logische gründe für einen ganz andern ursprtmg. Die norm, form nämlich
ist moisson Brt. II, 244 (noch jetzt üblich), in Lille mousson Gloss.
p. 13 (31), wallon. mohon (so lothr. mohha), cot. moxö, welche sich als
dbleitungen aus lat. mnsca zu erkennen geben (muscio) : ein kleiner vogel
ward mücke genannt wie in unserm grasmücke, das henneg, mouchon und
das npr. mousqnet bedeuten überhaupt einen kleinen vogel, norm, mois-
seron finke; pr. moizeta, cot. moxeta ist ein raubvogel, der kleine vögd
fängt (menutz anzels prendent Elucid.), nicht = monette, wie Raynouard
übersetzt. Am moisson aber entstand moisonel moisnel, nfr. moineau;
vgl. mndl. musche Hoffm. Hör. belg. VI, 256", VII, 6, ndl. mosch. Es
gibt ein ahd. mez Sperling Grimm III, 362, dem sich aber die roman.
Wörter nicht ansMießen. Man sehe Grandgagnage s. v. mohon.
Moire fr. (f.), früher mohöre, mouaire ein fest geschlagener seidener
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642 II. c. MOISIR—MONJOIE.
oder halbseidener stoffy mohr; nach MSnage ßunächst aus dem engl, mohair
haartuch, dies nach Scaliger aas moYacar (angelehnt an hair?) ein in der
Levante at4S degenhaar verfertigter stoff; eine deutung, welcher auch die
englischen etymologen beistimmen. Vgl. Weigand II, 184,
Moisir /r., mozu pr, schimmeln; von mucere oder mucescere.
Moison (ütfr. maß; von mensio.
Moisson fr., meisso pr. ernte; von messio abmähung.
Moite fr. feucht, altfr. moiste, daher engl, moist. Nicht van ma-
didus; besser berechtigt wäre hamectas mit eingeschobenem s, aher die
englische form, worin dies s hörbar ist, scheint der einschiebung eu u^ider^-
sprechen. Die begriffe zart, weich, saftig, feucht gröneen aneinander^
z. b. im lat. udus, gr. iygog, it. moUe: lat. musteus jung, neu dürfte
aiso in betracht kommen, engl. moi|9t heißt nicht bloß äußerlich feucht^
sondern auch innerlich saftig. Die unter moscio /. erwähnten Wörter mü
der bed, feucht sind vielleicht dem gegenwärtigen anzureihen,
Mo 11 et on /r. ein sehr weicher wollener stoff, dtsch. molton; vom
adj. mol, moUet.
Momer altfr, masker ade spielen, nfr. momerie masker ade, norm.
rnomon possenreißer; vom dtschen mummen, mummerei, HgenÜ. nach-
ahmung des vom dumpfen laute so benannten gespenstes mumel, Grimms
Myth. p. 473, Nach Ducange momerie für mahomerie moschee, daher
lächerliche sache.
Mon altfr. partikel mit der bed. 'allerdings, wirUicK, z. b. c'est
mon das ist so, ce feit mon das thut er allerdings^ bei Moliere fa-mon
ma foi Mal. imag. 1, 2; andre bspp. Orelli 343, Burguy II, 306. Soüte
das altn. fragewort mun, schwed, monne, dän. mon (Grimm III, 762)
ode?' das gr. fnaiv darin stecken, da es sich häufig an savoir hängt (pour
savoir mon)? Allein dem widerspricht der sinn des Wortes, worin kein
zweifei, vielmehr bestimmtheit liegt. Besser schon verträgt es sich mü lat.
admodum, ließe sich die form damit in einklang bringen. Auch von dem
ital. zeitadverb mö = lat, modo ist es fem zu halten. Recht wohl aber
nach form tmd begriff paßt es zum lat. adv, munde, so daß es für mond
steht, denn das fehlende orthographische d kann in dem dunkeln warte
nicht in betracht kommen. Das cdtfr, adj. monde, ursprünglich gewiß
masc. mon, mond une improv,, war ganz vollcsüblich. Hiemach war die
grundbedeutung ungefähr die des it. pure: pour savoir mon heißt 'um es
rein heraus zu erfahren, vgl. henneg, h6-mon? nicht wahr? [Man sehe
die weitere rechtfertigung dieser deutung bei Gachet 5iÄ*.]
Monjo'ie altfr, (f.) höhe, gebirg: noz gens furent enclos del^
une monjoie; für mongiu aus mons Joris alpengebirg, wenn es auch lat.
durch mons gaudii ausgedrückt ward. Einen andern Ursprung hat mon-
joie als kriegsgeschrei der Franzosen, nach Ducange von mons gaudii,
weil der heil, Dionysius, denn oft wird S. Denis beigefügt, auf einer an-
höhe gemartet worden sei. Ein richtigeres etymon aber ist meum gau-
dium, ivie schon Ordericus Vitalis schreibt, der name des Schwertes
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n.c. MOQUER-MORTAILLE. 643
Karls d. gr., welches in seinem griffe eine reliquie barg. So lehrt Gachet
318'' \n betreff beider bedeutungen. Man kann indessen das bedenken nifht
überwinden, daß, was das erste wort betrifft, mons Jovis wohl monjoi,
aber nicht monjoie erzeugen konnte^ und in betreff des eweiten, daß das
prononien mon sich nicht mit dem /ew. joie verbunden haben würde, denn
Gachet' s erklärung, lauteres sei im provenzalischen masctdin, ist unrichtig:
bekanntlich gibt es hier ein masc. joi und ein fem. joia, das eweite
namentlich in dem kriegsgeschrei monjoia angewandt. Grammatisch be-
trachtet kann also kein meum gaadium^ allerdings aber ein mons gaudii
darin enthalten sein.
Moquer altfr. verspotten e. b. RFlor. p. 14, nfr. se moquer de
qquD, pr. mochar. Dieses letztere beweist, daß die streng franz. form
mocher oder moucher wäre, der man aber, wie es scheint, zur Unter-
scheidung von moucher (schneuzen) das pic. moquer vorzog. Desselben
Ursprunges ist das sp. mueca grimasse, Verspottung, cdtsp. moca. tjber
ein wort wie das vorliegende ist es nicht leicht ins reine zu kommen, da
der stamm moc mit ähnlicher bedetäung in verschiedenen sprachen vor-
kommt. So gr. ^lon^v verhöhnen, besonders mit^ grimassen, ein allerdings
entlegenes wort; kymr. moecio, engl, mock spotten (aus dem franz.?);
ndl. mocken, ndd. mucken den mund verziehen (vgl. it. befifare spotten,
eig. woJü die lippen spitzen); nhd. mucken, sich mucken s. v. a. lat.
mutire, woher it. motteggiare einen aufziehen, vexieren. Eine ganz ver-
schiedene deutung sehe man bei Schder, vgl auch Dief. Celtica I, 82.
Morbleu fr., früher morbieu, ein schtvur; euphemistisch für mort
dieu gotts tod.
Morceau fr. bissen, amorce köder, amorcer ködern; von morsus, it.
morsello, mlat. morsellos 'offas' Nyerup p. 385, s mit 9 vertauscht wie in
percer, rincer, sauce u, a., daher die picard. formen morchel tmd amorche.
Mo r dache fr. zange; vom adj. mordax mordacis beißend, sp.
mordacilla, dtsch. beißzange.
Morfondre fr. erkälten, eigentl. den schnupfen machen; von morve
fondre, s. mormo J.
Morgue /r. trotziges gesicht, morguer einen trotzig ansehen. Woher?
Mo rille fr., pic. merouille, meroule ein eßbarer schwamm, ndl.
morilje, engl morel, ahd. morhila, nhd. morchel, schwed. murkla; nach
Salmasius so genannt von der schwarzen färbe, die dieser schwamm abge-
kocht annehme, s. Minage.
Morne fr., mom pr. niedergeschlagen, düster; vom goth. maüman,
ahd. momen trauern; eigentlich von einem unvorhandenen adjectiv dieses
Stammes. Ein verbum morner verzeichnen Roquefort und Monnard.
Andrer bedeutung ist pg. morno lau, kraftlos, matt.
Mortaille altfr. das erbrecht des herm an das vermögen seines
ohne erben verstorbenen leibeigenen; für mort-taille todtenabgabe, mortui
tallia, wie Ducange erklärt, sonst auch manus mortua. Daher neufr.
mortaillable leibeigen.
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644 II. c. MORÜE-MOYEÜ.
Morue/r. Stockfisch^ gadus morhua L.y mundartl auch molae. Es
kaf^ auf frane. weise syncopiert sein aus moruda, wie der name ^eines
andern fisches barbae aus barbuda, barbuta: pr. mornt {fem. morada),
sp. morrudo aber heißt dicklippig; allein dies ist kein bezeichnendes merk-
mal des thieres, das nur eine vorstehende obere kinnlade zeigt. Morada
ist also wohl in anderm sinne eu nehmen. Der Spanier nennt die ein-
geweide dieses fisches y die man einscUzt und versendet y morros, das
überhaupt für abgerundete körper^ Ideine klumpen^ auch dicke Uppen ge-
braucht wirdj daher morne ein fisch, welcher dergleichen klumpen in
sich enthalt.
Moa fr. ochsen- y kaXbs- oder schafslunge; eigenÜ. weicher theü,
weiches eingeweide, von moUis, im gegensatz eu herz und ld)er, die man
mundartl., z. b. in Rheims und Normandie, le dar nennt. ÄUfr. mol =
mollet weicher theil des beines, wade.
Moa eher fr. schneuzen, ndat. si nasum excusserit, at muccare
(mucare) non possit L, Rip.; von macus, maccus. Daher auch moachoir
Schnupftuch u. a. m.
Moae fr. verzogenes maul. Nicht vom gleichbed. engl, mow, welches
im angels, in dieser bed. unvorhandene wort (Somner verzeichnet move
acervus = engl, mow heap) Johnson nicht befriedigend aus engl, mouth
erklärt; sondern eher mow von moae, une vow von vouer. Es scheint
das ndl. moawe KU. p. 404 oder das hd. mauwe ptdpa Frisch /, 661^,
und könnte die vorgestreckte Unterlippe bedeuten, wie henneg. üaire la
iippe so viel heißt wie faire la moue, ndl. moawe maken Hoffm, Hör.
bdg. VI, 264^, vgl. auch schwz. maawen kauen, mäael verdrießliches ge-
sieht. Vielleicht ist das neupr, moio laune, grille, dasselbe wort.
Moaette fr., pic. maawe möwe. Von moae, weil der vogd einen
knollen an der unteren kinnlade hat? Allein es kann seine Verwandt-
schaft mit dem deutschen möwe, mewe, ahd. meu, ags. mäv, altengl. mow,
neuengl. mew, schwer verläugnen.
Mousse fr., mossa i^r. moos, schwamm; vom ahd. mos, nhd. moos
(it. sp. masco, wal. muschia vom lat. muscus). Daher vb. mousser, maü.
mossä schäumen, ömousser ahmoosen, so wie sbst. mousseron ein im moos
wachsender erdschwamm.
MoutieT fr. Pfarrkirche, kloster, altfr. moustier; von monasterium
münster. Noch in Lothringen ist mot^ das übliche wort für kirche.
Moyeu fr., pr. muiol und molh nahe des rades; vom gleichbed,
modiolas, vgl. mozzo //. a.
Moyea fr., alt moieul d' oef Gl. de Lille 26 (66), pr. mniol,
mugol, moiol dotier, eigelb. Die bekannte herleitung des franz. wertes
aus mediam ovi ist den prov. formen gegenüber, trotz der früheren auf
etymologischer ansieht beruhenden Schreibung moyeuf^ nicht so leicht hin-
zunehmen. Die benennung des dotters als mitte des eies wäre ohnehin
pedantisch : meist nennt man ihn nach der färbe; sonst heißt er lat. kalb'
chen (vitellas), ital. muskel (tuorlo), span. knospe (yema), aÜnord. blume
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II. c. MUER— NAIF. 645
(eggia-blomi). Aus mednlla, hegrifßch nickt unpassend^ sind wenigstens
die prov. formen nicht zu construieren; aber mytilus, hesser mutulus, läßt
sich mit einiger atissicht auf Zustimmung geltend machen. Die gemeine
eßbare muschd hat die färbe, ungefähr auch die große des dotters und
befindet sich, wie dieser, in einer schale: leicht konnte man ihren namen
auf ihn übertragen. Mdtulus, mit mehr roman. endung mutölus {so scan-
dula, ^chandole), konnte pr. mniol, fr. moyeul, vgl. dieselbe entuHcklung
des y in crayon aus creton, ergeben.
Muer fr. sich maußen, altfr. verändern, sbst. mue mauße, ältfr. auch
käfig, kerker; von mutare, pr. mudar ff. Zsgs. fr. remuer, pr. remudar
rühren, bewegen, nie derselbe bleiben; ungeachtet der aitfr. bed. wegschaffen,
entfernen nicht von removere. Mlat ut nuUüs de istis convenientiis se
rerautare non posset Breq. num. 39 (v. j. 672).
Mufle fr. (m.) schnauze, dazu norm, moufler maulen, pic. moufeter
die tippen bewegen; vom deutschen moffel wer dicke herabhängende
lippen hat.
Mugue neupr. eine blume, hyacinihe, daher fr. maguet, it. mu-
ghetto und mugherino maiblume, altfr. mit s musguet TFr. p. 36'. Nach
Salmasius von muscus moschus, überhaupt wohlgfruch, darum mugnet
auch ein von salben duftender liebhaber, und, was entscheidend ist, das
veraltete noix muguette muscatnuß (noch bei Nicot), vgl. auch sp. mus-
cari hyacinthe. Die itdl. Wörter müssen aber aus dem fravus. eingeführt sein.
Mulot fr. große f eidmaus; vom ndl. mal, ags. myl staub (ein thier,
das im staube lebt?), vgl. auch ndl. mol, engl, mole maülwurf.
Mflr /r. adj. reif, alt meür (matlr LRs. 370) \ von matunis, pr.
madnr ff.
Mass er fr. verstecken, besser macer = pic. mucher, daher sie.
ammncciari; dasselbe wort ist churw. micciar entwischen. Getvöhnlich
braucht man es reflexiv se musser: ist es nun das mhd. sich mfizen sich
maußen d. h. sich ins dunkle zurückziehen, da die maußekäfige verdunkelt
waren? Wenigstens ist ein deutscher stamm müz dem werte analog.
N.
Nabot /r. knirps. Napus (rübe) ließ navot, wie navet erwarten:
drum geht man besser, und um so besser weil nabot speciell franz. ist,
auf altn. nabbi knorren ztirück. Norm, napin bübchen erinnert zugleich
an das deutsche knappe.
Nacelle fr. nachen; von navicella in den Pandecten.
Nager fr. schwimmen, altfr. auch schiffen; von navigare mit beiden
bedd., waUon. naiv!, it. navicare u. navigare.
Naie altfr. partikel der Verneinung; vom altn, nei = goth. n6.
NaKf fr. naturgetreu, natürlich, unbefangen, natif gebürtig; von
nativus, sp. nativo, it. nativo, natlo angeboren, natürlich, ursprünglich.
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(>46 II. e. NANS-NEIS.
Natürliche einfachkeit wird leicht als Unverstand aufgefaßt, daher bedeutet
aitfr. und noch jetzt henneg. nalf einfältig, albern: fols et naKs FC. IV,
180, auch pr. foudat nadiva.
Nans (plur.) altfr, pf ander, mobel Ruteb. I, 121; später namps
geschr., nüat. namium, daher nantir pfand geben; wahrscheinlich vom altn,
näm (n.J wegnähme, mhd. näme, wie sp. pg. prenda pfand, mobel, vom
vb. prender nehmen. S, Grimms Rechtsalt. p. 618,
Nappe fr. tischtuch; von mappa, wcdlon. mapp. Das lat. wort hat
sich in dieser anwendung nur im franz. behauptet : die Span, spräche hat
dafür manteles, die ital. das unlat. tovaglia; doch findet sich piem. mapa,
neap. mappina Wischlappen, bei Ferrari auch nappa, das sonst, gleich
dem lomb. mappa, nur die bed. quaste oder büschel hat.
Narguer /r. spotten; gleichsam naricare die nase verziehen. Die
Md. glossen enthalten das sbst. nario 'subsannans', daher ahd. narro, nhd.
narr, comask. nar, vgl. bask. narra närrisch (bei Humboldt). Auch henneg-
naquer beriechen steht wohl für narquer. Narquois verschmitzt (ver-
höhnend) leitete schon Frisch aus derselben quelle, aber sicher läßt sich
auch das sbst. narquois gaunersprache hieher rechnen, näselnde oder höh-
nische spräche, vgl. dasselbe suffix in pat-ois und im altfr. clerqu-ois
gelehrte spräche, latein.
Natte fr. mcUte, altfr. nate schon imAlexiuslied; vonmatta, dessen
m sehr früh in n übertrat: illud quod intextis junci virgulis fieri solet,
quas Vulgo* nattas vocant Greg. Tur. Daher auch mndl. natte Eil., vgl.
Hoffm. Hör. belg. VII, 30. Ital. matta.
Naut |>r. hoch, sbst. nauteza; von in alto in der höhe, wäl. nalt
neben inalt, woher auch das alb. nalte.
Navet fr. Steckrübe; von napus, auch it. navone.
Ne franz. zum verbum construierte negationspartikei ; geschwächt aus
altfr. non (nun), der ausschließlichen form in den Eiden und im Lied
auf Fulalia, nur daß letzteres in der Verbindung no-s (= non se) n ab-
stößt. Zuerst zeigt sich die geschwächte form neben der ungeschwächten
im Leodegar. Zsgs. ist n'enni nein, altfr. nen-il = pr. non il = lat.
non illud, bei R. Stephanus, Gramm, gall. p. 77, nani u. nanin; nach
Raynouard von non nihil, nach Ampere vom altlat. nenu bei Lucrez.
Nee pr. {fem. nega.'f) unwissend, albern, z. b. B. 172, 20, nicfU
'stamm€lnd\ wie Rochegude meint; wahrscheinlich vom sp.niego nestling,
s. nido /. Abgeleitet von nee ist das gleichbed. fr. nigaud.
Neige fr.schnee, vom ac^'. niveus, nivea tric cage roncavea; altfr.
neif = pr. neu, von nix nivis.
Neis altfr., zuweilen neXs, auch nis, pr. neiB, selten nens adv. selbst,
sogar, z. b. neis quan soi iratz, ieu chant 'selbst u?enn ich betrübt bin,
singe ich\ Muthmaßlich entstand diese partikd aus ne ipsnm und sollte
eigentlich verneinen, allein der negative sinn schlug in positiven um, wie
dies annäherungsweise auch bei pr. ne {lat. nee) der fall war. überdies
ist nicht zu übersehen, daß die prov. nebenform negu-eis, welche zusam-
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II.c. NELEIT-NOROIS. 647
mengesetzt ist wie neg-un d, h, neque-unus, gleichfalls positiven sinn aus-
spricht. Andre deutungen sind: aus in ipso und aus nae ipsum, letztere
von LittrS.
Neleit, neleg pr. nacfdässigkeit, fehler; vom sbst. neglectus.
Nemps prov, adverb, vom lat. nimis, nachgewiesen von Baynouard
LR, s. V., z. b. tatz, boca, nemps potz lenguejar schweig^ mund, nur zu
sehr kannst du plaudern; n'ai dich nems M. 823, 2. Über eine com-
parativbildung nem^s s. Altrom. glossare s. 63 note.
Nice fr. albern; von nescius, pr. nesci, sp. necio.
N ich er fr. nisten, alt niger, nigier Brt, II, 60; von nidificare,
if^dem de (nidfcare nidcare) sowohl zu ch wie zu g werden kann. Merk-
würdig ist npr. nisä von nis = nidus, dessen flexivisches s, wie in einigen
andern fällen, als ein radicales verstanden ward — oder sollten beide
Wörter au^ unsermimiQU und hq^X entstanden sein? Aber das Ic^n genügt
.Niece fr. nickte. Keine der roman. sprachen hat sich mit lat.
neptis begnügt, welches it. nette, fr. net hätte geben müssen. Man bog
es, vielleicht um seine weibliche bedeutung besser fühlen zu lassen, in die
erste declination um, nepta, das im früheren mlatein begegnet, pr. nepta,
sp. nieta, pg. cat. neta. Der Franzose verschaffte sich mit hülfe des ab-
leitenden i in nept-i-s die ganz ungewöhnliche form neptia, niece, pr.
netsa (ü. nezza wenig üblich). Aber auch dem masc. nepos entlockte
man ein unmittelbares fem. nepota, pr. cat. neboda, wal. nepoat^.
Nippe fr. (f.) kleidung, möbel und alles was zur einrichtung und
zum putz gehört (Acad.), pr. nipa de seda putz von seide QAlb. 1267,
vb. fr. nipper mit dergleichen geräthe versehen; mit Chevället vom altn.
hnippi, hneppi, omcä knippi, schwed. dän.km^Yiebündel(häbseligkeiten?J.
Nique fr. (f) spöttisches nicken, bloß in der redensart faire la
nique; vom ahd. hnicchan, nhd. nicken. Dahin henneg. faire nn niquet
einnicken^ schlummem, im Jura niquet mittagsschläfchen. Auch niche
schcdkheit (faire une niche k qqun) unrd von nicken hergeleitet, s. Ampere, '
Form, de la l fr. p. 213.
No61 fr. Weihnachten; von natalis, pr. altsp. nadal, also euphonisch
für nael une po61e ßr paSle.
Noise fr., pr. nansa, cat. nosa zank, Störung, lärm. Man denkt
an noxa und niederländische phüologen übersetzen so ihr dem franz. ab-
geborgtes noyse, noose s. Clignett II, 132; allein die prov. form ent-
scheidet für nausea ekel, demnächst wohl ärger, widerwärtige Sache; noxa
hätte auch in dieser mundart nur noisa hervorbringen können.
Nomble fr. (f.) hirschziemer; von lambnlus. Man sehe Potts
Forsch. II, 100.
Nord fr. (bereits in den Liv. d. rois le nord p. 260), daher it.
sp. norte eine weltgegend; vom ags. nordh, engl, north septentrio.
Norois ältfr. norwegisch, vom nordischen ländernamen Norvegr,
bedeutet demnächst stolz, übermüthig Ren. IV, 68, vgl. ECam. p. 30, ein
von der eigenschaß des erobernden Volkes abgezogener begriff. Fast in
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648 II.C. NOSCHE-OINDRE.
umgekehrtem sinne drückt jetet der als appellativ gehrauchte name der
frans, Normannen etwas eweideutiges aus: r^ponse normande ist so viel
als r^ponse ambigu€.
Nosche altfr. (nusche Rol, p, 26), pr. nosca Flam., noscla GO.
schnalle; ist das ahd. nusca mit gl. bed,, abgel. naskil. S. auch Ducange
V. nosca, nosca.
Nouilles fr. (nur im plur.), das deutsche nadeln.
Nourrain fr. brut; für nourrin, pr. noirim, von nutrimen.
Noyau fr. kern im obste; von nacalis nußartig, daher auch pr.
nogalh kern der nuß.
Nualh pr. nichtswürdig, wovon aber nur der compar. nnalhor, aUfr.
neutr. nualz, überdies mehrere ableiiungen, wie nuallos, aUfr. nneillos,
pr. nualheza, vb. naalhar, vorhanden sind. Ragnouard dachte an non
Valens, es hat vielmehr seine quelle in nugalis bei Gellius, compar. nnga-
lior, nugalius; s. AÜrom. sprachdenkm. p. 69.
Nuer fr. schattieren; von nue, lai. nubes, gewölk, daher noance
Schattierung, eigentl. bewölkung.
Nuitantre altfr. adv. eur nachtmt (entstellt nnitancre Assis, de
Jerusalem p. Beugnot gloss.), ndat. mit noctanter ausgedrückt nach dem
muster von cunctanter. Etwa entstanden aus noctis tempore = it. notte-
tempore? Aber wie soventre aus sequente, so konnte naitantre aus dem
ablat. noctante entstehen: das gleichbed. nuitamment läßt sich nur oms
noctante mente erklären. Das vb. nottare, annottare kennt die ital.,
anaitier die altfr. spräche.
0.
0 altfr. pr. pronomen, Buerst in den Eiden vorkommend in o quid,
vom lat. hoc; ssgs. altfr. avoc damit (s. oben avec), poroc dadurch,
sinoc ohne das.
Obier fr. (eu unterscheiden von anbier s. oben) ein straudiy vibur-
num optdus L. (zum it. oppio //. a).
ObsÄques fr., pr. altsp. obsequias leichenbegängnis; umgedeutet
aus exsequiae vermittelst obsequium, indem man an das willfährige ge-
folge der freunde und diener dachte: in obsequium divitis, sagt Peir.
Ghrysologus (t 449), migrat hie tota civitas, cum funus eflfertur (DC.).
Obus fr. (m.) ein grobes geschüta, daher sp. obuz; vom dtschen
hanbitze, im 15. jh. haufnitz au>s dem bohm. haufnice ursprüngl. Stein-
schleuder, nach Schmeller, s. Weigand s. v. Die herleitung aw5 2a^. obba
(ein trinkgeschirr) ist verfehlt: der Franzose kennt weder das primitiv
noch das suffix.
0 ein et fr. nelke; dimin. von oeil, also äuglein.
Oignon fr., uignon pr. jswiebd; von unio bei Columella.
Oindre fr. salben; von ungere.
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II.C. OISIF-ORIFLAMME. 649
Oisif /r. müßig; aus otium abgeleitet.
Olifant altfr. 1) elephant, 2) elfenhein, 3) ein hlase-instrument^ hei
Turpin tuba eburaea, pr, oliÜBtn in erster hed, (elephant nur imElucidari);
entsprechend niederrhein. olyfant, ndl. olfant Gl. bat. saec. 14, s. Dief.
Gloss. kU. germ., noch jetzt olifant name des thieres, hret. olifafit, com.
oliphans, Tcymr. oliffant name des thieres und seines Wahnes. Die ab-
weichung von elephantas ist seltsam, ihr anlaß dunkel; Wackemagel ver-
gleicht den ahlaut des goth, nlbandas, ahd. olpenta kameel, ebenfalls um-
gebildet aus iXiq>ag. Noch das glossar von Douai (14. jh.) Ihot oilifans,
das von LUle (16. jh.) schon elephant. Auch it. lioÜBtnte und lionfante
sind abnorm. Sonderbar ist das altport.von S. Bosa verzeichnete ol-maii
für das übliche marfim elfenbein: es ist, als hätte sich olifant aiu:h hier
eingemischt d, h. eine sonst nicht vorkommende abänderung des arab. ar-
tikels hervorgebracht. Vgl. W. Grimm zum Rolandslied 233, 4.
Oncle fr. pr. oheim {wai. unchiu, alban. nnki); eher durch ausfall
des V aus a'ancalns, das bereits auf einer neapolitanischen inschrift vor-
kommt (Corssen J, 138), als durch abfaU des av aus unculus entstanden,
da die franz. spräche die aphärese wenig begünstigt. Avunculus ßr pa-
truus hat schon die L. ScU.; nicht anders ward unser oheim, frühet*
mutterbrudery auch auf den vatersbruder übertragen, vgl. Richthof en v. em.
Ordalie /r. (f.) gottesurtheil; vom mlat. ordalium, dies vom ags.
ord&l (n.) =^ nhd. nrtheil. AUfr. ordel, s. Gloss. du droit fr. in Instit.
de Loysel, Sd. de Par. 1846.
Ordonner fr. ordnen, befehlen; von ordinäre mit ungewöhnlichem
vielleicht durch die phrase donner Vordre veranlaßten übertritt des i ino-,
auch aUcat. ordonar bei R Muntaner, aber altfr. ordener, neucat. pr. sp.
pg. ordenar.
Orendroit dltfr., orendrei jpr., zeitadverb; zsgs. aus or en droit,
wörtlich ^ jetzt grade fort\ Ähnlicher art ist ahd. in girihtl immerfort,
reht = fr. droit.
Orfraie /r. (f.) meeradler; von ossifraga, it. ossifrago, s in r ge-
schwächt, engl, aber mit vertauschtem labial osprey.
, Orfroi fr., richtiger orfrois, altfr. auch orfrais, pr. aurfres, altsp.
orofres mit gold durchwirkter stoff, goldborte, dimin, altfr. orfrisiel Ren.
IV, vb. orfroiseler. Das mittelalter machte aus diesem wort anriphrigiom,
indem ihm die phrygiae vestes der Alten vorschwebten, z. b. aurifrigium
^goldbordo Gl. lindenbr. (10. jh.) ; aber der auslaut s stefU so gesichert,
daß an phrygius nicht zu denken ist. Auch in anrnm fractnm, weiches
geschlagenes gold d. h. goldfaden heißen soll (z. b. Du Meril Fl. Bl. gloss.),
ivül es sich nicht fügen. Der zweite theil der zss. muß vielmehr fraise
sein (fregio i.) und das ganze goldkräuselung, goldverüierung bedeuten;
fraise aher, sofern man nicht eine ableitung aus dem nom. Phryx zuläßt
{woher das zweifelhafte phryxianus), scheint deutscher herkunß.
Orif lamme fr., früher auch oriflambe (orie flambe Rol.) und ori-
flant, pr. auriflan, ursprüngl. fahne des Masters S. Denis, von rother seide
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650 U. c. ORME-OTER.
an vergoldeter lanee getragen^ in weiterem sinne hauptbanner eines heereSy
s. R. de Canibr, p. 331, Ducange v. auriflamma, vgl, Genin, Chans, de
Hol. p. CXIII; gsgs, aus aurum und flamma wimpel, wegen seiner eadddUen
gestalt so genannt, hei Vegetius flammnla. Seltsam ist das gleichbed. aUfr.
oriflour, pr. auriflor, dessen eigentlicher sinn nur goldblume sein kann.
Orme fr. (m.) ulme; von ulmns, pr. olme ff.
Orne altfr, in dem adv. a orne 'sammt und sonders*, gewöhnlich
mit tout verbunden: li rois Artus cele part torne et li autre trestot ä
orne Trist. I, 188; trestoz les chiens mordent ä orne Ren. I, 48; vgl.
Trist. /, 161, Ren. I, 244, JBrt. II, 216, Ben. I, 113, a onrne TFr. 469;
von ad ordinem = ex ordine rukch der reihe, s. Michel zu Ben.; ordne
für ordre LJ. 466.
Orni^re fr. geleise des wagens; mit seltener Verwandlung des A in
n at4s altfr. pic. ordi^re, gleichsam orbitaria von orbita, dessen dasein auf
frane. gebiete auch das watton. ourblre bezeugt,
Osche, ocheoi^r., neMjpr. housco, houesco, cot. o^fi9k kerbe, vb. altfr.
oscher, ocher, pr. cat. oscar einschneiden; von ungewisser herkutift. Mary-
Lafon p. 38 führt auch ein bask. osca an; das bret. wort ist ask, vb.
aska. Sollte letzteres die ursprüngliche form darstellen, so dürfte viel-
leicht an lat. exsecare zsgz. escare gedacht werden. Aber zu der bed.
einschneiden kommt im altfr. noch die bed. brechen Ben. I, 166, Trist,
gloss., pic. ocher schütteln (einen bäum). Andre composita sind entreoscher
Charl. p. 23, Trist,, aooher unterdrücken LRs. 236, desocher losmachen.'
Oscle altfr. pr. Schenkung ; nüat. osculum donatio propter nuptias,
quam solet sponsns interveniente osculo dare sponsae Ducange. Noch
bürg, ocle, oclage.
Oseille fr. Sauerampfer. Für dieses kraut haben die andern
sprachen andre ausdrücke gewählt, die span. z. b. acedera, die port. aze-
dinha, die churw. aschiella, die itcd. acetosa, agretto, die neupr. aigreto,
die catal. agrella {von acidus, acetns, acer); das spätere mitteüatein
schrieb gewöhnlich acidula, acedula (so Gloss. de Lille). Dieses diminutiv,
entsprechend unserm sänerling, konnte franz. kaum anders lauten ais
aceille {genau das angeführte churw. aschiella) oder höchstens mit s aseiUe,
nicht oseille: hat hier nun, in betracht des anlautes, das Udeinische dem
griechischen entnommene, vielleicht nicht einmal volksübliche oxalis ein-
gewirkt, oder hat der zufaill diesen auch in orteil vorhandenen lautwechsel,
oseille aus aceille, herbeigeführt? Das ist die frage.
Osier fr. bachweide, weidenruthe, mdartl. (in Berrij) oisis, bret.
aozil; stimmt zum gr. ohog weidenartiger strauch, dessen zweige zum
flechten dienen. Altfr. auch vime, pr. vim u. s. w.
Öter fr., dt oster, pr. ostar wegnehmen, daher engl. onst. Ducange
u. a. erklären es aus ohstare, das auch die schwestersprachen, aber in
lat. bedeutung haben: si quis baroni viam suam obstaverit L.Sal. emend.
31, t worin obstare viam so viel heiße wie öter le chemin den weg be-
nehmen; und so sage man auch öter le soleil k qqun, so daß diegrund-
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ILc. OUAICHE— OUCHE. 651
bedeutung hemmen^ abhalten wäre, endlich auch öter le pain de la main.
Aber die besten und ältesten hss, lesen si quis baronem de via sua osta-
verit, was diese erklärung sehr verdächtigt. Hier eine andre^ übrigens
schon von Menage, aber ohne rechtfertigung ausgesprochene, Lat, haurire
heißt, wie unsre lexicographen übersetzen^ schöpf en, verschlingen, desgleichen
herausnehmen, wegnehmen, e. b, samptum ex aerario, und so konnte das
roman. wort, da es offenbar die letzteren bedeutungen zeigt, aus einem
frequentativ haustare gleichbed, mit haurire entstanden sein, welches netier-
lieh von Wagenef* in dem glossem exhaustant 'efferunt' bei Festus (Paul,)
nachgewiesen worden ist. Die franz. form oater ist sprachrichtig, die
strenge prov, wäre allerdings austar; ostar könnte aus Frankreich ge-
kommen sein, dem Cataianen ist es nicht bekannt. Zwar nennt ut^ Hon-
norat ein veraltetes pr, austd, das er mit hausser übersetzt, die bedd. auf-
heben und wegnehmen aber liegen nahe zusammen, wie die lat. verba
tollere und levare lehren, doch fehlt jede genauere angäbe über ein solches
verbum. Die prov. form von obstare würde mit der latein, zusammen-
treffen, wenn man obs, observar, obstinar, obstant vergleicht. Eine be-
stätigung der hier angenommenen deutung liegt in dem mit oster gleich-
bed, altfr. doster, in Berry döter, pr, (15. jh,) dostar s. Joyas p. 141
(donar e dostar geben und nehmen), limous. dousti: wie auf haurire
oster, so geht auf das gleichfalls vorhandene dehaurire doster zurück,-
deobstare wäre ein unsinn. Selbst das churw, dustar bewahren (bei seite
thun) wird dieser herkunft sein, — Eine sehr aufmerksame Untersuchung
des Wortes von Scheler findet sich Revue de Vinstr. publ en Belgique 1863
janv. et mai.
Ouaiche fr. (m.) spur, die ein schiff auf seiner fahrt im wasser
zurückläßt. Das deutsche sbst. weg ist fem zu halten. Als nebenform
gibt Trevoux ouage, und dies erklärt sich vermittelst des span. aguage
Strömung im meere, denn das schiff bringt in seinem laufe eine Strömung
iiervor, indem es das wasser nach sich zieht; aguage öfter i«^ = aquagium
Pandect. Auch das genus paßt.
Ouaille fr. schaf; von ovicula, sp. oveja, pr. ovelha, oelha. Das
primitiv ovis findet sich im altfr. oue uneder Ben. II, 79, ebenso im wal.
oae; die dimintdivform aber ist acht romanisch: ovicula setzt daher z. 6.
der Vocab. S. Galli für das dtsche keine Verkleinerung ausdrückende au
(= lat. Ovis). Übrigens wird ouaille nur in bildlichem sinne gebraucht,
für den eigentlichen gilt brebis, in der ital. spräche pecora.
Oublie ein backwerk, hippe; von oblata wegen seiner ahrdichkeit
mit dem so benannten abendmalbrot; die richtige form wäre, wie schon
Menage erinnert, oublaie.
Ouche, ousche cdtfr. zum pflügen taugliches land^ terra arabüis,
nach Ducange; vom mlat. olca, einem uralten werte: campus tellure foe-
cundus, tales enim incolae olcas vocant Greg. Tur., daher der Ortsname
Disouche (Duae olcae Quicherat Noms de lieu 58); vgl. gr. (JiXy.a, loXa^
furche.
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652 n.c. OUEST-OUVRIR.
Ouest /r. (aU le west LR$. 248), daher sp. ovest, eine der tvelt-
gegenden; vom ags. vest, engl, west occidens.
Oui fr,j OQ pr. partikd der bejahung. Aus lat. hoc flof^ die prov.
form, die also, entsprechend dem gr. zavta, 'das ist es^ bedeutet, altfr.
abgeküret in o und sodann erweitert in oTfl = lat. hoc illud, woher das
nfr, oui, von Moliere oft noch ssweisilbig gebraucht, in alten denhmSlem
auch oie Rofn. gramm. II, 479, in der wallon, mundart awoi mit vorge-
schlagenem a. Dem bejahenden oYl analog ward auch das verneinende
nenil zusammengesetzt, s. oben ne. Dies ist einfach der Sachverhalt Die
übrigen detUungen, wie die von oc aus deutschem auch oder rnhd. j& ich,
die von oui aus dem partic. ouY 'gehört\ das hier den sinn von 'zugege-
ben^ aussprechen soll, oder gar von voil für je veux, kann man getrost
bei Seite setzen, S. dazu den Krit. anhang p, 30 ff.
Outil fr. {mit stummem, ursprüngl. aber mit hörbarem erweichtem
1, wegen outiller) werhzeug, handwerJcsgerättie, altfr. ostil, ustil mit radi-
edlem, nicht auf einschiebung beruhendem s, wie das wallon. usteie be-
zeugt, welchem buchstäblich ein fr. outille ent^rectie^i würde. Man hat
an ut^nsile gedacht, das der Franzose utensüe utsile, endlich wohl aucfi
ousil, nimmer aber outil sprechen konnte. Das wort ist allerdings zweifel-
hafter herkunft, vielleicht aber können oberital. mundarten licht schaffen.
Küchengeräthe heißt comask. usedel, mail. usadej (plur.), die sich nur
aus usare, zunächst aus dem itdl. sbst. usato erklären lassen und, wie
utensilia, dinge zum handgehrauche bedeuten: aus diesem usatellum
konnte^ mit anderm suffix, das altfr. ustil werden, pic. mit demselben Suf-
fix (ieu = eil) otieu. Littre leitet das wort zwar gleichfalls von usus,
aber in andrer weise. Er legt ihm ein seltenes mlat. usibilis zu gründe,
welches man wahrscheinlich in usitilis abgeärgert habe, woraus alsdann
ustil hervorgegangen. Läßt man auch ein solches usibilis als eine volks-
mäßige büdung zu, so ist es doch kaum glaublich, daß die spräche das
ihr geläufige suffix bilis mit tilis vertauscht haben sollte. — In der henneg.
mundart heißt otil Strumpfwirkerei : ist dies aus opus textile zusammen-
gezogen?
Ouvrir fr., pr. obrir, ubrir öffnen, auch altit. oprire. Über dieses
wort soUte man nicht so leicht hinweggleiten. Die ital. form ist aprire,
die span. abrir, von aperire: welchen anlaß hatte die nordwestliche spräche
dies in obrir abzuändern? Der her gang ist der folgende. Ovrir ward
zusammengezogen aus altfr. a-ovrir (dreisHb. Antioch. /, 87), a-uvrir LRs.,
SB.; dies entstand durch syncope aus adubrir Flam. p. 30, LR. II, 104;
adubrir aber mit bedeutungslos vorgesetztem a (wie z. b. in ablasmar,
afranher) aus de-operire aufdecken, offnen, bei Celsus. Letzteres liegt
deutlich vor im neupr. durbir, piem. durvi, wallon. drovi, lothr. deurvi.
Das mail. com. dervi so wie das cremen, därver {part. davert = aperto)
führen auf eine zss. deaperire. -- [Andrer meinung ist Littre. Die spräche
habe entweder die beiden lat. Wörter, aperire und operire miteinander
verwechselt, oder sie habe, wie auch sonst, lat. a in o (ou) verwandelt
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II.C. OVE-PALLETOT. 653
und dies dem prov. tmd catal. mitgetheiU. Die formen mit d Tcanne man
auf deoperire zurückführen, man könne auch ouvrir darin erblicken, zu-
sammengesetzt mit augmentativem de. Wichtig ist die hemerhung, daß
neben ovrir im altfr. auch avrir vorhanden war: wenigstens findet sich
im Lib, psalm, ed. Michel p. XVIII sepulcre avranz = lat. sepulcrum
patens.]
Ü V e fr. (m.) zierath an gebäuden ; von ovum, it, uovolo, sp. ovillo.
p.
Pairar pr. (fehlt Lex. rom.) in der stelle qu'om lor o paireCAr^.
prov. 302, 26 scheint bezahlen zu bedeuten, wie lat. pariare Pandect.,
eigentl gleichmachen, ausgleichen (Bartsch übersetzt gestalten). In einer
zweiten bed. gleichsein (pariari deo) bedient sich dessen öfter TertutHan,
in ähnlicher bedeutung muß es auch im prov. bei Guir. Riquier p. 64 zu
nehmen sein: diens don nons podem pairar ^gott, dessen gleichen wir
nicht sein können. Im altfranz. findet sich kein pairer, wohl aber parier
zugesellen, einigen, auch pr. pariar (dreisilb.); neufr. parier wetten, eigentl.
gleiches gegen gleiches setzen.
Paisseau fr. weinpfahl; von paxillus.
Palais fr. gaumen. Daß es nicht af4S palatam entspringen konnte,
versteht sich; welche anschauung aber dazu verleitete, palatam auf pa-
latium zurückzuführen, denn dieses letztere etymon verlangt das franz.
wort, ist unschwer zu ergründen. Aitfr. palais bedeutete ein großes zu
festlichkeiten bestimmtes gemach, das, wie der saal (sale), gewöhnlich für
sich allein ein gebäude ausmachte. Die decke desselben war gewölbt, was
man auch unbezeugt glauben könnte, wenn man pal^ vola, palais
voutis, sale voutie nicht so oft fände (DMce. 270, 22, OBourg. p. 77,
Aubery p. 17, 18, Alex. 69, 32, Bert. 4 cet.): so konnte denn der gaumen
nicht unschicklich das gewölbe des mundes, palais de la boache, genannt
werden, wie umgekehrt Ennius das gewölbe des himmeis coeli palatam
nennt. Im ital. heißt der gaumen il cielo della bocca (Ferrari tmd Cheru-
bim), entsprechend im span. el cielo de la boca, im neupr. loa ciel de
la boaco, im walach. ceriul gurii (coelum gulae), im ndl. het gehemelte
des monds, gr. ovQaviaxog, die gewölbte decke des mundes. In Brescia
heißt silter gleichfdlls gaumen und gewölbe. Die celt. sprachen theilen
diese anschauung nicht, wohl aber die slavischen, serb. nöbo himtnel und
gaumen, russ. nöbo himmel, nßjbo gaumen. Feine bemerkungen über die
benennung des gaumens von J. Grimm in Haupts Sschr. VI, 641, vgl.
auch Höfers Oberd. wb. I, 261.
Paleron fr. vorderbug; von pala Schulterblatt, durch Vermittlung
eines adj. palarins, so daß ihm ein pr. palairo entsprechen würde.
P alle tot a pallio et est breve vestimentam, sagtBouüle über dies
veraltete wort, das man leicht als dimintUiv von palla (langes oberkleid)
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654 1I.C. PAMPRE-PAPIER.
verstehen hönnte tvie das aJtfr. palletel. Aber vorsichtiger ist eine andre
auslegung. Neben palletot gait palletoc Itoquef, (noch bei Nicot), woraus
die erstere form entstand (auslautend t aus c ist häufig); der Spanier
sagt ebenso paletoque, der Bretone paltok, bürg, paltoquai heißt bauer
{daher fr. paltoquet), so daß eine jbss. palle-toque ßaputzrock) anm-
nehmen ist. So construiert schon Le Gonidec das bret. wort, woraus aber
das franz. nicht geflossen sein kann, es hätte pautoc oder pautot lauten
müssen. Das neufr. schreibt paletot.
Pampre fr., pampol pr. weinlaub; von pampinus.
Pan altfr, pr. tuch^ stück tuchy fetzen (tat. pannns, it. panno, sp.
pafio) erscheint im cdtfranz. auch in der bed. weggenommene sache, vb.
paner, pr. panar, sp. apaöar wegnehmen, und hieraus ist engl pawn und
mit angefügtem dental ahd. phant, alifries. ^^nt wegnähme wider willen
des eigentkümers^ vb. penta pfänden, an geld strafen, mndl. pant schade,
Verlust (Huydecoper zu Stoke J, 460), welches letztere dem franz. worte
auch begrifflich ganz nahe tritt. (Pfend aus lat. panctum für pactum s.
Pott, Beiträge zur vgl. sprachf. II, 49.) Bas span. verbum, das auch
flicken und einwickeln heißt, verbindet pan klar mit pannas, paüo, daher
auch altfr. despaner zerreißen. — Zu trennen sind buchstäblich nah lie-
gende verba mit der bed. büßen, von poenitere, wie espeneYr, espanoYr,
auch espenir, espanir, wie Tobler zeigt, Jahrb. VIII, 346.
Panache (m.) federbusch; von penna, sp. penacho, t^. pennacchio.
Panne fr., daher sp. pana, felbel, cdtfr. aber pene, pr. penna, pena,
ättsp. pefia (belege bei Gabrera) und pena (mucha pena va e grisa
Apol. 349, lies var e grisa) pelzwerk, z. b. hermdin; von penna, mhd.
federe d. L feder, weil es flaumartig ist? allein lat. penna bedeutete nie-
mals flaum, pannus aber ist pr. pan : das roman. wort wird also wohl
aus dem dtschen übersetzt sein, das sowohl pluma wie penna heißt. Nach
Littre ist es eher eine weibliche form des lat. pannus, nicht ohne einfluß
von panus büschel wolle.
Pantois fr. athenüos, sbst. pr. pantais, val. pantaix, cat. pantex
athemlosigkeit, prov. auch noth, Verwirrung, vb. altfr. panteiser Ben.
II, 28, pr. pantaisar, panteiar, neupr. pantaiged, val. pantaixar, cat.
pantexar athenüos sein, verwirrt sein, fr. pantoiement engbrüstigkeit, dsgl.
p ante 1er keichen. Biese Wörter führen zunächst auf das engl, pant
gldchbed. mit fr. panteler, das sich aus dem kymr. pantu niederdrücken,
pant druck erklärt. Auch im aUital. kommt ein vermuthlich cms dem prov.
genommenes vb. pantasare vor: di e notte pantasa, das Salvini durch
griechischen anklang verführt mit dem adi. tutta erklärt, Poet. d. pr. sec.
J, 10; die veron. mundart bewahrt pantesar, die venez. pantesare, die
cremon. panselaa {für pantaselaa) keichen. — Eine beachtenswerthe her-
leitung aus dem von Plautus gebrauchten pandiculari sich ausdehnen, z. b,
beim gähnen, findet sich bei Ed. Müller s. v. pant.
Papier /r. nicht wohl unmittelbar von papyrus, vielmehr vom adj.
papyrius durch Versetzung des i und Verwandlung dessdben in e (papiir
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II. c. PAR-PATOIS. 655
papier): dafür Beugt das pr, papiri. Span, papel mag vom subst. ab-
stammen.'
Par franjs. präpositionf in den Eidschwüren und in spätem denk"
malen noch per latUend^ aber par schon im gedieht auf Eulalia; von per,
it. aUsp. oltpg. pr. gleichfalls per (altpg. par aus dem frane.)^ wal. pre.
Dasselbe wort ist das begriffsverstärJcende altfr. adv. par, das aber imfner
getrennt steht, wiewohl es dem lat. per in perdoctus gleich ist: trop par
li estes dure (älhu hart), vgl. wegen der getrennten Stellung Terent. Andr.
3, 2, 6 per ecastor scitus statt perscitus.
Par fr. in der formel de par le roi im namen des königs, entstellt
aus part, toie man altfr. noch schrieb^ also 'von Seiten des königs\ s. Ray-
nouard Chx. VI, 362.
Parafe fr. (m.) federeug; entstellt aus dem gr. 7iaQayQaq)og, Tiaga-
yQaq>rj beigeschriebenes reichen.
Parbleu fran^. interjection der betheurung, alt parbieu, abgeändert
aus par dien, das unnütee aussprechen des götüichen namens bu umgehen.
Ähnlich sagt der Spanier par diobre für par dios.
Parchemin fr. pergament; von pergamenum, Charta pergamena
(aus Pergamus), pr. parguamina u. s. w., altfr. parcamin Älexs. 67, mit
einer seltenen Steigerung des g £:u g, woraus das spätere parchemin.
Parelle fr. ein kratä, rumexj lana&ov, sp. paradela; von pratum,
weil es die wiesen liebt: lapathi prata amantis Horat. S. Menage.
Parier, die frone, dem prov. pairar (s. oben) entsprechende form.
Parrain fr. pathe, pr. pairi, sp. padrino ff., nüat. patrinas von
pater, so daß oiso die büdung oder Schreibung parrin richtiger wäre
(parins Voc. duac.).
Part prov. präpos. für lat. trans, uitra; von pars in der bed.
gegend, seite.
Parven pr. (al jom parven GRoss. 6336), cdtit. parvente sichtbar^
sbst. pr. parven, parvensa, it. parvenza schein; von parere, parens, mit
eingefugtem v sum unterschiede von parens vcUer. S. auch Zannoni eu
Brun. Latini p. 16.
Parvis fr. vorhof der hirche; von paradisus (para'is paravis parvis),
neap. paraviso, it. paradiso in ders. bed., gr. Tcagaöeioog park, bask.
(läbort.) gleichfalls mit ausgestoßenem d parabisna.
Paa fr. als ergänzung der negation, von passas schritt; je ne vois
pas eigentlich = non video passum ich sehe keinen schritt weit. Auch
dem Provenzdlen und Catalanen ist pas bekannt, der Piemontese nahm
pa aus dem franz. herüber.
Patois /r. volksmundart, bauemsprache, schon im Bofh. de la rose,
hält Menage für eine entsteüung aus patrois von patrins sc. sermo. Bei
Brunetto Latini wird in der stelle selonc le patois de France wirklich
als Variante patrOis oder auch pratois bemerkt, uhms indessen einer um-
deutung nicht unähnlich sieht und sonst nicht vorkommt. Der gebildete
sieht mit geringschätzung auf die mundarten des platten landes herab und
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656 n.c. PAUMIER-PENTE.
bärachtd sie leidU als kauderwälsck Frisch meint darum, das wort sei
'aus dem laute einer undeutlichen spräche pati patapan' entstanden, dem
man das henneg. pati pata geschnatter beifügen kann, Littre erMärt sich
für patrois.
Paumier, panmoier al^r, anfassen, festhalten; von palma hand.
Besser entspricht der bedetUung des lat. wortes sp. palmear beklatschen,
fr. paumer, nilai. palmare beohrfeigen.
Paver fr. pflastern; von pavire mit vertauschter conjugation wie in
tousser u. a., mlai. pavare.
Pavot fr. mohn. Möglich ist herkunft aus papaver, indem die
vermeintliche reduplication, wie in andern Wörtern, vereinfacht (daher die
prov. form paver), die endung er unterdrückt ward; vgl. auch ags, papig,
popig, engl, poppy, kymr. pabi, norm. papi. Den wüden mohn nennt
der Normanne mahon, worin sich das ahd. mägo, mhd. m&hen deuüieh
ausspricht.
Peason aitfr., peazo pr. Chx. IV, 112 grundlage, nüat. pedatio;
von pedare stützen.
Pec aUfr., fem. peque, pr. pec, pega, auch pg. peco, bask. peca,
dumm, einfältig; von pecns, welches auch das dassische hiein in diesem
sinne anwandte. Noch Moliere hat das fem. pecque.
Peindre fr. mdten; von pingere, it. pignere, aber sp. pintar =
*pictare.
Pgle-mSle fr. adv. untereinander, durcheinander. Altfrana. findet
sich umgekehrt mesle-pesle Ben. J, 237, und dies ist vielleicht richtiger^
da in compositis das verbum vorameugehen pflegt. M§le ist klar; das
isweite glied aber in solchen gereimten doppelwöriem kann, wenn nicht
eben fingiert, doch dem ersten so angebildet werden, daß es schwer zu
erkennen ist (dahin gehört z. b. tire-lire Sparbüchse); man denkt theils
an altfr. paesle pfanne (worin verschiedene dinge durcheinander gerührt
uwrden), theils an pelle schaufei (womit die erde aufeinander geworfen
wird); bürg, paule-manle sbst. ist erdaufwurf. Auch mesle-mesle sagten
die Alten ChLg. p. 22.
Pelfre altfr. beute LRs. 212 (nicht pelfr^ zu schreiben), pelfrer
plündern, norm, peuflfre, peuflfe trödel; = engl, pelf hob' und gut, pilfer
entwenden, beide, wie Johnson sagt, von imbekannter herkunft. S. aucli
Ed. Müller v. pel£
Pelle fr. schaufd; von pala dass., it. sp. pr. pala. Daher it. pa-
letta ff. Spatel.
Peluche fr. (f.) ein gewebe von leinen und kameelhaar, plüsch;
vom gleichbed. it. peluccio, iAlicher peluzzo, dies von pilns. Span, pelusa
das wollichte an fruchten = altsp. peluza, cot. pelussa, ist das nämliche
wort. Aus gleichem stamme ist auch fr. pelouse rasenplatz.
Pen eher /r. neigen, hangen, pr. penjar, pengar, altsp. pinjar; von
pendicare, das man aus pendere ableitete.
Pente fr. (f.) abhang, soupente hangriemen; von pendere, (dso
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II.C. PEPIN-PmOUETTE. 657
ßr pende wie tehte für tende. Setbst im it. pentola (IL a) ward d mi^ t
vertausdht,
Pepin fr, kern des kemohsteSy päpiniöre baumschüle. Nach Frisch
von pepo (altfr. pepon, it. popone), denn es habe früher pfeben- oder
gurkenkem bedeutet; das entsprechende sp, pepino heifit nur gurke. Son-
derbar ist die berührung ewischen keim oder kern undpfips (kleine schuppe
an der eungenspitze des federviehs) sowohl im it. pipita wie im sp. pepita;
wallon. pepin hat sich gane der leteteren bedeutung hingegeben. Eine
originelle herleitung von pepin aus pipinna hat Minore in seinem werke
niedergelegt.
Perche fr. (f) stange; von pertica, auch sp. pg. percha. Äbgd.
oitfr. perchant, percant dicker prügd.
P6trir /r., pr. pestrir kneten; gleichsam pisturire von pistura, dies
von pinsere, vgl. cintrer von cinctura, oder besser, da es derselben con-
jugation folgte it. scaltrire von scalptura.
Peu fr. adverby bei den AUen, wenn auch sehr selten, noch adjediv:
poies choses U. 488'^, est poie sa vie Ben. II, 37 u. a.; von paucus,
pr. paue, it. sp. poco.
Peur fr. furcht, alt paour u. a. formen: von pavor, itail. nach 1. decl.
paara. Ein aUer grammatiker bemerkt pavor, non paor App. ad Probum.
Phiole fr. gläserne flasche; entstdlt aus phiala, it. fiala, piem. fioia,
auch nüat. fiola e. b. Gl erford. p. 330, lindenbr. 96''.
Picorer/ir. aufs plündern ausgehen; eigenÜ. auf vieh ausgehen,
von pecus. Das sp. subst. pecor^ legt die etymologie deutlicher zu tage.
Pi6ge fr. (m.) schlinge; von pedica, it. piedica, w(d. peadece, aber
masc. auch pg. pejo.
Pier (pyer) fr. zechen Test, de Pathdin, s. auch Wright's Anecd.
p. 63**; ein nach dem gr. jculv scherzweise gebildetes wort, wie auch der
Spanier empinar aus efxniveLv oder der Franzose trinquer aus dem dtschen
trinken bildete. Daher piot trunk weines, vb. norm, pioter, wobei doch
wohl nicht an pivot (zapfen) zu denken ist.
Pieu /ir. pfaJd; von palas, auf eine freilich fast illegitime weise,
wobei sich nur das den neufranz. bildtmgsgesetzen wenig entsprechende
altfr. tel, tiel, tieu = talis vergleichen läßt. Fände sich ein aUfr. pieii,
so würde dies auf picnlus piclas = piquet etwas zugespitztes führen,
woher auch it. picchio.
Pilori fr. (m.) pranger, engl, pillory, pr. espitlori, pg. pelourinho.
Ducange verweist das franz. wort auf pilier, Grrimm, RechtsaU. p. 725,
auf das mhd. pfilaere. In beiden fällen hat es etwas anomales, nur das
miat. pilarfcum wäre eine normale ableitung. Andre mlat. zum theil in
das 13. jh. hinaufreichende bildungen sind pilloricum, pellericam (aus
Aragon), pellorium, pilioriam, spilorium.
Pirouette fr. drehrädchen, piroaetter sich im kreiße drehen; zsgs.
aus pivot zapfen, eigentlich aus dessen nicht vorhandenem primitiv pive
= it. piva, weU es'aiuf einem zapfen steht, und roue rad.
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658 n.c. PIS-PLIE.
Pis fr. euteTy äUfr. brüst, von pectus, pr. peitz. Die andern spra-
chen verschmähen diese bedeutuny, doch hat auch das lomb, pecc, das
limous. piei (f.) sie enttoichdt.
Pitaud fr. grober bauer; eigentl, fußgänger, von pedes peditis, vgl.
pi^ton (Le Dmhat).
Pivoine eine blume, Pfingstrose; von paeonia, it, peönia, sp. peonia.
Plafond fr, decke des Zimmers; esgs, aus plat fond plaUer gründe
glatte ausfüUung zwischen den baUcen. Daher sp, paflon.
Piain dre Magen; t*on plangere, i^r. planher, it. piagnere, sp. planir.
Plais, plaissa pr. hecke, umeäunung, vb. aUfr. plaissier, plessier
umaäunen, partic. als sbst pr. plaissat, dttfr. plessi^, dsgl. pr. plaissaditz,
altfr. plesseYg park, nfr. Plessis ah Ortsname; von plexus geflochten, plais
aiso flechtwerk, ineinander geflochtene zweige.
VlsLque fr. (f.) platte, fl^quer plattieren, placard anscUagseUel;
besser, da diese Wörter specidl franz. sind, vom ndl. plak (f.) flaches hoU,
scheute, plakken aufkleben, als vom gr. nXa^ (f.) platte.
Plevir j>r. altfr. versichern, verbürgen, pr. plieu, fr. pleige bürg-
Schaft {daher venez. plezo, sie. preggiu); dsgl. plevina, plevine, plevizö.
Wächter verweist auf das ahd. pflegan, dem er die bed. verbürgen bei-
legt, es fieißt aber besorgen, verwalten, und bei diesen juristischen Wörtern
ist die bedeutung etwas strenger zu tpägen. Rücksicht verdient die her-
leitung aus lat praes praedis bürge: hieraus konnte sich zur noih
ein inf plevir für ple-ir gestalten, nimmer aber ein präs. pleu, pliu,
dessen auslaut aiuf radicaJes b oder v hinweist, une in beu (bibit), den
(debet), escriu (scribit), mou (movet). Für das sbst. pleige aus prae-
dem wäre noch weniger rath: erst praedium, dessen bedeutung aber wenig •
zusagt, konnte eine solche form erzeugen. Man erwäge folgenden erktä-
rungsversuch. Plevir ist = praebere, vgl. wegen 1 für r temple aus tem-
pora, Planchais aus Prancatias, Pancratias: der eigentliche ausdruck für
bürgen nämlich ist plevir la fe d. h. praebere fidem, abgekürzt plevir,
und so war auch praebere sacramentam (z. b. L. Wisig., Longob.) üblich.
Das sbst. pleige paßt trefflich zu praebium gegenmittd, Sicherheit (was
man vor sich trägt, prae-hibet, praebet, schütz, amuletj; plevizo aber ist
buchstäblich praebitio. — [Gachet hat diese etymologie erwogen, ist aber
nicht beigetreten. Gewiß entspricht praes dem begriffe besser als prae-
bere, seine grammatische Unvereinbarkeit aber mit plevir so wie die logische
von praedium ist oben ausgesprochen. Darum vermuthet er ein aus prae-
ditns entstandenes verbum praedire = plevir. Diese unform, die doch
nur begaben heißen könttte, würde indessen keinen bessern sinn gewähren
als praebere, ja einen schlechteren, denn was sollte "^sein wort begaben
heißen?]
Plie fr. ein fiscJt, platteis, engl, plaice; nadi der bedeutung, aber
nicht nach dem buchstaben, das lat. platessa bei Ausonius, sp. platija,
pg. patru^a. Plie steht für plaie, das aus plate, femin. von plat /fadk,
entstand und zum unterschiede von plaie = plaga so gestaltet ward, wozu
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II.C. PLISSER-POITRINE. 659
sich onblie für oublaie at4S oblata vergleichen läßt; nach Nenmich II, 1011
heißt derselbe ßsch auch plane. Plais "^pUe Vocab. opt. 46^,
Plisser fr. falten; participuüverhumy von plicare plicitas plic'tns
plictiare.
Plusieurs fr., pr. plusor, aitU. plusori, cow^ora^tt; /ur Zcrf. plures,
welches die spracJie verschmähte, weü Um das kenneeichen des comparativs
abgieng; sie wählte dafür eine neue ableitung aus dem neutrum plus; die
sich dem alüat. von Varro bemerkten superl. plnsimas vergleicht. Das
fast übel lautende mlat. pluriores (bereits bei Fulgentius Plane., nach
Fuchs Roman, spr. p. 337) fand bei ihr keine aufnähme. S. Roman,
gramm. II, 73.
Poch 6; mundartl. poqne, ponque tasche, ein spedell frone, wort,
wie es scheint aus England eingeführt: ags. pocca, engl, poke, nord. poki
tasche, beutet, vgl. ndd. pokke blatter d. i. blase, engl. pock. Mit ponga
II. a ist es gewiß unverwandt.
Poe altfr., pr. paata^ cat. pota; vom ndl. poot = hd. pfote. Daher
bürg, potiche handvoll?
Poele /r. Xf.J pfanne, bei den Alten paiele Fier. p. 68, 14, paele,
paesle; vom lat. patella^ it. padeUa^ sp. padilla. Aber aus dem frane.
paiele ist sp. payla, pg. pella.
Po Sie fr. (m.) (hronhimmel, altfr. poesle; vermuthlich vonnhaXov
etwas ausgebreitetes, dolde, miat. petalam goldblech auf dem haupte des
papstes. In der bed. schieier leitet man es von pallium, das aber nur
paile geben konnte, pr. pali; man sehe indessen auch den Krit. anhangp. 17.
Poßle /r. (m.) heiabare wohnstube, auch ofen, altfr. poisle. Mlat.
formen sind pfsele Edict. Roth., piselis (803), piselum S. Adal., pfsalis :
den accent der ersten beweist der unsichere voccU der aweiten sübe f falsch
pisälis geschr. Gl. präg. ed. Hoffm.); daau kommt noch bisle {für pisle)
Gl. cass., ahd. phesal das., mhd. phisel, phiesel, fries. pysel. Eckhart
leitet das wort vom gr. nvq, weü im späteren ndatein eine geschwächte
form pyralis vorkommt. Formell weist es auf lat. p^nsile, syncopiert
pesile, allein der logische Zusammenhang ist nicht deutlich: Ducange's er-
klärung aus pensum ^a molieribas, quae pensa trahnnt, daher ihr ar-
beitszimmer p^nsile) verstößt gegen die grammatik, die kein rom. suffix
Tle kefint. Das alterthum redet von honreum pensile, das mittdalter von
domas pensilis, camera pendens; dies bleibt zu erwägen.
Poindre fr. stechen, altfr. auch das ross antreiben, daher sbst.
poindre das anrennen im kämpf (espoindre Gar. II, 166), mhd. poinder;
von pungere, pr. ponher, it. pungere.
PoiBSon fr. fisch; abgd. von piscis, pr. peis, bereits im Fragment
von Valenciennes pescion, it. pescione.
Poitrine fr., pr. peitrina brüst, gleichsam -pectorina, noch dauph.
peiturina; urspr. wohl bruststück oder brustriemen = sp. petrina, pretioa
gürtel, aUsp. petrina aber auch für pecho Mar. Egipc. AUfr. hatte man
noch das oben erwähnte einfache pis = pectus»
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660 II. c. POLISSON-POUDEE.
Polisson /r. gaaser^nge, daher sp. polizon; von polir wie bouffon
von bonffer, eigentlich einer der die straften glatt machte sich cmf ihnen
henmUreiUy vgl. noarrifon Pflegling von dem gleichfalls abstraeten nutritio.
Bestätigung gewahrt das henneg. polisso hügeleisen (etwas glättendes).
Ponce fr., in der Verbindung pierre ponce bimsstein; von pumex,
it. pomice^ sp. pömez. Daher sbst. poncis, vb. poncer.
Poncean fr. hochroth; von punicens, punicellas dass., pr. mü ver-
tauschtem Suffix pnnicenc. Das lat. pnoiceos geht auf phoeniceus, q^oi-
vUsog mrüclc und bezeichnete euerst die färbe der dattdpaimfrüehte in
ihren Stadien der röthung und man unterschied davon pnrpureas ais eine
dem schwarzen näher liegende Schattierung, bemerkt Rösler, Etym. der
farbenbeeeichnungen. Auffallend ist, daß die schwestersprachen dieses wort
nicht aufgenommen haben.
Fondre fr., pr. pondre, cat. pöndrer eier legen; von ponere, allen
drei sprachen nur in diesem sinne bekannt.
Por, pner aUfr., pr. por, pore, partikel mit gewissen verbis une
gitar^ traire, volar verbunden, z. b. por gitar u)egwerfen; von porro.
Porc-^pic fr. Stachelschwein. In ^pic konnte sich eine alte form
von äpi = pr. espic fortgepflanzt haben, die stacheln des ihieres hätte
man mit einer komähre verglichen. Bob. St^hanus (1639) und Nicot
schrieben noch porc-espi, was aber für die etymologie nichts bedeutet.
Ital. heißt es porco spino dombusch-schwein, auch porco spinoso, ^.
puerco espin oder schlechtweg espin, neupr. porc-espin, engl, porcupiae.
Das ihier ist in Frankrmh nickt einfteimisdi, um so wahrscheiniicher ist
eSy daß man mit dem fremden worte eine abänderung vornahm, denn
porc-^pin hätte keinen sinn gegeben.
Porche fr. (m.), pr. porge vorhof; von porticns, it. portico.
Posnöe al^r. gepränge, übermuth (kraft Graufr. p. 116. 118), pod-
n^e in den Livr. d. rois {wie hier adne für asne), ein übliches dem Pro-
venzaien unbekanntes wort verborgener herkunft.
Possa, poassai>r. brustwarze; eigentl. wohl knospe = fr. pousse
von ponsser treiben, ausschlagen.
Potasse fr. ein aus pflanzenasche ausgdaugtes cdkalisches salz; vom
dtschen pott-asche, attch kessel-asche genannt, s. Adelung.
Poteau fr., postel pr. pfähl; von postis, norm, pot
Potence /r. krücke, kniestütze u. dgl.; mlat. potentia s. MSnage,
also madU, stütze, in concreter bedeutung.
Poterne fr. hinterthüre, heimliche thüre; entstellt aus aUtfr. posterle,
pr. posterlla, oMch it. postierla, von posterula Seitenweg.
Pouacre fr. unflätig; freie büdung aus der interj. ponah jp/ttt.
Synonym ist bürg. norm, polacre, pic. polaqne, npr. poul&cre.
Pondre fr. (f) staub, von pnlyis pulverig (pol're poldre). Wie
aber ist poussiere Staubwolke zu verstehen, wofür man aUfr. porri^re
sagte^ noch im 16. jh. pouldri^re schrieb ? Die prov. spräche hat pols
von pulvis, eine solche nominativform aber zeugt nur höchst selten cMei-
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n.c. POUILLE-PUmiEB. 661
tungen: es ist darum in poussiere für poorri^re ein eigenthümUch frans,
übertritt des r in s vor sich gegangen, worOber oben besicle eu ver-
gleichen ist.
PouilU fr. register der geistlichen Stiftungen, früher in weiterem
sinne genommen, muß allerdings in polyptychum (vidblätteriges heft oder
buchj seinen grund haben, miat. polecticum, poleticnm, woraus man sich
zunächst mit SaJmasius (s. MSnage) ein derivatum polTptycarium denken
muß, hievon fr. poniller, geschrieen pouill^. Die eusammeneiehung wäre
nickt stärker als die in grammaire aus grammaticaria; ein aU^ eeugnis
für das genannte derivatum würde jeden eweifd niederschlagen.
Poulain fr. füllen; von pollns, pr. polin.
Ponlier /r. aufwinden, ponlie roUe, Kloben, daher sp. pol^ pg.
pol6; vom ags. pullian = engl, pull ziehen, pull up aufwinden, engl poUey
aber aus fr. poulie. Nach Le DuchcU vom dtschen spule, nicht wahr-
scheinlich, weä der ahfaU des anlautenden s ein seltener Vorgang ist.
Pourpoint fr., perponh pr., auch sp. perpunte, pespunte, pg.
pesponto, gestepptes wams; mlat. perpunctum, weil es durchstochen, durch-
näht war. Franz. pour für per s. Rom. gramim. 11, 429.
Po USB in fr., fomi pr. junges hühnchen; von puUiceuus bei Lam-
pridius, vgl. puleini 'hancMi' (hühnchen) Gloss. casseU.
Prgcher fr. predigen, pg. pregar ff., sbst. fr. prßche (m.), pr. prezfc
predigt; von praedicare bekannt machen, öffentlich reden.
Preindre altfr. pressen (präs. 3. plur. priement LRs. 178, Ben.
/, p. 213), pr. premer; von premere. Zsgs. nfr. ^preindre = exprimere,
empreindre = imprimere, alt depreindre = deprimere. Vgl. imprenta I.
Prince fr., pr. prince, prinsi, daher ü. prenze fürst; von dem im
prov. noch vorkommenden princeps, vermöge einer starken abkürzung,
womit sich etwa die von 4v6que aus episcopus vergleicht. AUfr. princier
von primicerius.
Prinsautier altfr. rasch, behende, noch bei Montaigne (deresaber
nicht geschaffen hat, wie Monnard sagt) esprit prime-sautier ; vom adv.
de prinsaut = primo saltu im ersten sprung, sogleich.
Proche /r., propi i?r. nahe; von propius, dies letztere auch in
propiare sich nahem, bei Pandinus Nolanus (6. jh.), appropiare Vulg.
Ev. Luc. 10, 34 (nach Funcdus), auch wal. apropYä; daher fr. appro-
cher, pr. apropchar, altü. approcciare. Vgl. unten reproeher.
Pröne fr. (m) predigt, pröner predigen, preisen; von praeconium
lobrede (preone prone).
Prüde fr. geziert; ein allen schwestersprachen fehlendes adjectiv,
abgezogen aus der zss. pmd^homme, alte form für preud'homme {wie
auch preude femme, prode femme), pr. prozom, sp. prohombre, it. pro-
duomo wackerer mann, ehrenmann, denn prüde hieß ursprüngl. sittscnn.
Andre denken an prudens, oder an eine unvorhandene form prudns für
proyidus.
Puirier altfr. darreichen z. b. de main en main Gayd. p. 7.
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662 II. c. PUNAIS-RABASTA.
Aus porrigere, dcts auch die üäl. spräche hesitsdy kannte frans, euersi
pnirir, demnächst mit atmceichung in die erste canßigation, ein bei den
Alten seltener Vorgang, puirier werden. Roquefort hat ohne beleg puire
^offriry prSsenter'; es wird eine präsensform sein.
Punais /r., pntnais pr, stinkend, daher sbst, fr, punaise, engl,
punice wanee {bürg, schlechtweg puant); vom adj. put = pntidns, mit
einem suffixe^ dem, wie es scheint, ein it. pntt-on-azzo entsprechen würde
{aUmaä. nur pnnax Bonves., piem. punas), vgl. palais, palazzo; der
Picarde sagt vielleicht richtiger punasse. Stütjsft sich die heutige bedeu-
tung des franz. Wortes etwa auf die falsche Zerlegung desselben in pn-nez?
aber ai und e sind verschiedener ausspräche. Bei den Alten bedeutet es
Überhaupt putidus, pr, pntnais fuec d'infern stinkendes feuer der haue;
in der tkierfabel fuhrt daher der iUis den namen Pusnais.
Pupitre fr. (m.) pult; von pnlpitam, it. pulpito.
Qu an diu 8 prov, partikd, Blh. v. 1, SLeg, 9. 12. 19; von quamdiu,
vgl. Altrom. sprachdefücm. p. 46.
Queux /r. (f.) Wetzstein; von cos cotis, pr. cot, it. cote.
Queux dlifr. koch; von coquus, it. cuoco.
Quin, quinh, fem. qnina, quinha, alt- und neupr. fragpronomen,
wcdd. fem. qaena Haihn 667 ; etwa von qninam? wdl. eine.
Quivrer altfr. wecken^ ermuntern TCant. p. 31; vom engl, quiver
hurtig, thätig HaUiw., ags. cviferlike unruhig, vb, engl, quiver zittern.
Quora, quoras, quor |>r., noch jetzt curo, churw. cura, cur, zeit-
partikd; von qua hora oder rom. que ora.
R.
Rabächer fr. seine reden oft und unnütz wiederholen, bei Roquefort
rabacher, nicht rabaseher. Etwa gleicher herkunft mit it. abbacare albeme
reden führen, aber dieses wort selbst ist noch ungelöst, da die deutungen
aus abacus, äßaxeJv, evagari seinen begriff nicht befriedigen. Übrigens
fehlt es auch dem franz. worte nicht an älteren und neueren erklärungen,
die eben so wenig genügen. Ravacher wird aus dem 14. jh. nachgewiesen.
Rabasta pr., nur in einer stelle vorhanden (entrels desleials baros
mi plai rabasta) und etwa zank, gezerre bedeutend, daher das neupr. vb.
rabastejä zanken, stören, altfr. rabäter poltern u. dgl., noch jetzt unier
dem Volke. Sicher nicht von ^ßarreiv, ^ßaoaetv, dem man mit besserem
rechte das it. arrabbatarsi zuweist; es erinnert an rapere raufen, aber
ein Suffix ast ist nicht mit Sicherheit at^unehmen. Schwäbisch robosteln
zerzausen (SchmidJ mag daraus entstellt sein.
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ILc. RABLE— RAIRE. 663
Räble fr. fmj, alt roable, occ. redable ofmkrücke; von rutabolam
mit ders. bed.
Raboter /r. hobdn, die gartenwege ebenen, daher rabot hobdy garten-
schaufei; trifft zusammen mit dem pr. rebotar, it. ributtare auriiekstoßen
(zu bottare I.J, ist also eine der stäche verbliebene alterthümliche form
für rabouter, woßu sich das veraltete abonter gesellt. Die grundbedeutung
tritt besser hervor im adj. raboteux holperig d. h. surüclcstoßend, vgl.
mndl. rabot hindemis.
Rabougrir fr. verkrüppeln, verbuiten; nach Frisch vom dtsch.
buckel;» nach Scheler durch Umstellung vom dtsch. krup, krttppel; nach
LittrS vom fr. bougre keteer, spiUer ein Schimpfwort, auf etwas misgestal-
tetes tibertragen. Beiderlei ansichten lassen sich einigen: ein wort une
krüppel konnte zu gründe liegen, welches man später nach bougre um-
formte, um eine Verwünschung hineinzutragen: ähnlich z. b. sprach der
Provenzale Bafomet für Mahomet (ba& lüge).
Raca, racca pr. schlechtes pferd, mähre, /r. racaille hefe des Volkes;
vielleicht vom nord. racki, engl, rack hund {ndl. nhd. rekel); ebenso Ca-
naille von canis.
Rache fr. (f.) bodensatz des theers; scheint entstanden aus einer
abl. rasica von rasis harz, vgl. ragia II. a, also verschieden von rasche
grind, s. rascar /.
Räch er altfr., waüon. recht, pic. raquer, pr. racar, comask. racä,
recä amspeien; vom altn. hräki Speichel, hrsekia speien, ags. hrsekan.
Das neirfr. cracher scheint Verstärkung desselben wortes; zsgs. pr. es-
cracar (sbst. crai), sie. scraccari, chw. scracchiar.
Racine fr., pr. razina würzet; gleichsam radicina von radix, eine
seitsamer weise auch im wai. redecine entwickelte form.
Radean fr., radelh pr. floß; von ratis.
Radoter /r., ait redoter aberwitzig schwatzen, besonders wie alte
leute thun: il enveillissent et redotent FC. II, 336. Man könnte unser
reden zu gründe legen, wenn dessen bedeutung geeigneter wäre. Besser
befriedigt das bereits von Frisch und JauU vorgebrachte engl, to dote
kindisch werden = ndl. doten KU, jetzt dutten schlummern, träumen,
kindisch sein, mhd. totzen schlummem, vertuzen ausser fassung kommen,
part. nhd. verdutzt. Das im franz. vorgesetzte re oder ra dient, die
handlung als eine immer wiederkehrende auszudrücken.
Ragoüter /r. die eßlust reizen, daher ragofit reizendes würziges
gericht; von re-ad-gustare, vgl. it. toma-gusto s. v. a. ragoüt. So be-
deutet auch fricandeau eigentl. ein leckeres gericht.
Raguer fr. zerreiben; nord. raka reiben.
Raifort /r. meerr eilig; von radix fortis starke, kräftige umrzel.
Radis (m.), it. radice Y/*->) monatrettig, von radix radicis.
Rain fr. in rain de bois waldgränze (Trev.); vom ahd. rain rand,
nhd. gleichlautend, ndl. reyn, reen KU.
Raire fr. schreien (vom hirsch). Die lat. verba mugire, rugire,
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664 II.C RAISE— RANC.
vagire gaben mit ihrem stammcMslaut g anlaß zur büdung des natur-
ausdruckes ragire, der sich frone, in r4ire zusammensog, Hol. sich in
ragghiare erweiterte: ebenso ward aus mugire oMfr, mtiire, Ual. mugghiare.
Das ahd. rSran Tcann nicht darin enthalten sein.
Raise altfr,1criegseug (wenig üblich^ auch rese geschr,), s.Ducange
s. V. reisa; vom ahd. reisa, mhd. reise mit ders. bed.j nhd, reise nur mit
der hed. iter, voyage.
Raisin /r., razim pr. traube; von racemns, sp, racimo ff., vgl, ra-
cimus Gl, erford. 372, 9, Ältft. pic, auch rosin s, Hecart {daher unser
rosine).
Raissar j>r. reißen? (die bedeutung ist nicht sicher), adj. raissos
eifrig? für reissar, reissos von rixari (transit, genommen), rixosns? Der
Wechsel zwischen ei und ai ist in dieser mundart nicht unüblich.
Räler fr. röcheln; deutschen Ursprungs: engl, rattle gleichbed,, ndl.
nds. rateten, nhd. rasseln. Dahin der name eines vogels, r&le, der neu-
prov. mit dem synonymen roufle, vom vb, rouflä d. i. fr. ronfler, bezeichnet
wirdy womit auch das pic, rousselet, von unserm mdartl. rossein (röchein),
zusammentrifft; gleicher bedeutung ist der span. name ronca und unser
wiesenschnarcher; unser ralle aber ist aus räle (Weigand).
Ralingnes fr. (m. pl,) seile, womit man die segel einfalU; zsgs.
aus ndl. raa, schwed. ra segdstange, und ndl. leik, schwed. Itk saumtau,
daher das deutsche raa-leik derjenige theü des leiks, womit die obere
kante eines raasegds befestigt ist (Campe), im franz, etwas verschieden
genommen. In raalingnes, raelingnes Brt. II, 140 spricht sich noch eine
alte zweisilbige form von raa (mhd. rahe) aus; mit der endung ingae für
ique wollte man dem wort, wie es seheint, ein recht deutsches gepräge
geben. Die etymologie ist übrigens von Jai, s. Brt. l. c.
Rame fr. (f.) rüder; buchstäblich das it, sp. pr. rama ast, in seiner
bedeutung aber durch remns bestimmt, das der franz. spräche ursprünglich
gewiß nicht fehlte, ihr jedoch als eine zu ausdruckslose form, denn es
hätte rein lauten müssen, misfiel. Aus demselben gründe ward das gleich-
lautende rain (lat. ramus) später mit rameau vertauscht. Merkwürdig
trifft damit das gad, ramh (m.) zusammen, das sowohl ast wie rüder oder
rührstock bedeutet, altir. ramse == lat, remi Zeuß I, 20. Die henneg.
form ist r^me (f.), die neupr. remo (für rema).
Rame, ramette fr. rahmen der buchdrucker (auch sp. rama, wal.
rame); aus dem deutschen.
Rameqnin fr. käsegebackenes; vom dtschen rahm, wie schon Menage
anmerkt.
Ramon fr, stumpfer besen; ramoner den Schornstein fegen; von
ramus, vgl. sp. ramon laubwerk.
Ran picard. widder; vom ahd. ndl. ram mit gl, bed. Champ. aran
TarU II, 177,
Ranc pr., ran occ. Uippe, ^saxum eminens super aquas* GProv. 41.
Dieses speciell prov. wort würde sich etwa mit gr. ^%OLg riff oder selbst
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II.C. RANCHE-RAUSA. 665
mü ^xog runeel (denn fdsen haben risse) in eiMang bringen lassen.
Besser aber faßt man es als das primitiv eum altsp. rancon winket (s,
xincon IL b), indem man wegen der bedeutung pr. anglar (s. oben)
vergleicht.
Ran che fr. (f.) sprossen einer stangenleüer; von ramex ast, Stange,
s. Potts Forsch. Ily 21.
RanQon /r., vrU. raan^on lösegdd; von redemtio.
Rang /r., pr. renc, arrenc reihe, vb. fr. ranger, arranger, pr. rengar,
arrengar in die reihe stellen. Das wort hat weite Verbreitung gefunden:
nhd. ndl. schwed. rang, engl, rank, kymr. rhengc, bret. refik, auch piem.
ren u. ran. Sein Ursprung läßt sich füglich auf ein dfsches wort Burüch-
leiten, das dem Romanen noch eine andre büdung dargeliehen (s. aringo L),
nämlich ahd. hring, mhd. ring kreiß, insbesondere kreiß eu einem be-
stimmten ewecke aufgestellter personen, also eigentl hreißformige reihe,
wobei aber die kreißform, wie beim ahd. riga (s. riga //. a)j zur neben-
sacke ward; vb. ahd. hringön einen kreiß machen, in einen kreiß stellen
— Von ranger wird sp. rancho kameradschaß, arrancharse zusammen-
wohnen, hergeleitet.
Rapiere fr. alter langer degen (verächtlich) ; etwa für räpiere von
räpe raspel s. v. a. schartige abgenutzte klinge?
Rasse, raise aitfr., rasa i>r. latf, rinne-, vom altn. ras, ags. raes,
engl, race mit gl. bed.
Rate fr. (f.) müz; nach Frisch, dem man beipflichten darf, vom
ndl. rate honigroße, insofern jenes eingeweide ein lockeres zeitiges gewebe
vorstellt: melsa es carpa e spongioza ^die müz ist zeUig und schwammig",
sagt der Elucidim LR. LL, 432^. Vgl. raggio I, wo die vermuthung
ausgesprochen ist, das ndl. wort habe dem fr. raie (strahl), sofern es
honigroße heiße, diese bedeutung mitgetheüt. Daher d^ratö munter,
eigentl. ohne mäz, frei von milzsucht. Desselben Ursprunges ist raton
ort kucken.
Ratis, ratin altfr. farrenkraut. Marcellus Empir. cap. 25 kennt
ein gallisches wort dieses Uanges: herbae pteridis i. e. filicnlae, qnae
ratis gallice dicitur. Es ist das kymr. rhedyn, com. reden (Zeuß 1117),
bret. raden cet. gleichbedeutend. Indessen steht das franz. wort sehr un-
sicher. Chevället I, p. 291 nahm es aus Trevoux, dies aus Borel. Letzterer
beruft sich wegen ratis auf den Niederländer (Gerk.) Mercator (f 1694),
der offenbar nichts anders damit meinte cds das wort des Marcellus; ratin
eher bringt er in seinem zweiten anhang mit beigesetztem Sternchen,
welches unfranzösische worter anzeigt: er scheint es aus dem bretonischen
genommen zu haben. Auch erschallt aus keiner franz. mundart eine
künde dieses Wortes.
Raus pr. röhr (auch bret. raoz, norm, ros), daher rauzel, fr. ro-
sean; genau das goth. raus, woher ahd. r6r; aus letzterem das chw. ror.
Ransa (ranza) pr., lim. roonso hefe, auch Weinstein d. i. kruste am
faß, romagn. rosa (mü offenem o) kruste des backwerks; vgl. ahd. rosa
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666 IIc. HAUST— RECHE.
^crusta, glacies\ dessen wuraehocäl von ungewisser quantiiät ist, während
pr. an ahd. 6 verlangt.
Baust, a, pr. rauh (so qu'es ranst, aplana was rauh ist, ebnet- er
LR,), val. bei A. March rost ^lloch pendent\ wie ein Herausgeber erklärt.
Unser rauh ist 1) asper , 2) raticus: darf man umgekehrt annehmen, daß
ßas was rauh ist für das ohr, auf das was rauh ist für das äuge oder
das gefühl übertragen ward, so konnte das prov. wort aus rancidus, eu
folgern aus raacidnlus Hieron., entstehen, aber Sicherheit ist hier keine.
Rantar pr. ^subito de manu auferre' GProv, 32. Daß es tat, rap-
tare ist, versteht sich; eu verwundem ist nur, daß die schwestersprachen
dieses verbum der provenealischen allein Überlassen haben.
Rayauder fr. ausbessern, flicken; nach Pithoeus und andern von
re-validare, re-ad-validare wieder stark machen. Es bedeutet auch einem
etwas vorplaudern, rayauder ie albernes geplauder, ältfr. ravaut auf-
Schneiderei; possen, wie die flickerinnen bei der arbeit sfu erzählen pflegen,
s. Gachet p. 406^.
Rayir fr. rauben, hinreißen; von rapere, it. rapire. Aus demselben
stamme rayin, rayine, rayage.
R6 dltfr. scheiterhaufe als peinliche strafe, gewöhnt, ardoir en r6
(mM. verbrennen uf der hürde), vgl. esprendre un r6 einen hohstoß an-
Sünden Fl. Bl. 2924. Die nahe liegende herleitung aus rogus ist gegen
die lauÜehre, auch das gleichbed. ags. hreäc = altn. hraukr würde sich
nicht damit einigen. Wohl aber das lat. auch in der altfr. form reiz
vorhandene rete netsf, sp. red gitter, käfig für gefangene, so daß fr. t6
urspr. wohl ein gebäude von scheitern oder hürden ist, auf welchen oder
in welchen die missethäter verbrannt wurden, denn mcm trifft auch altfr.
ardoir 'dedenz' un r^ Trist, ed. Hagen v. 881. Merkwürdig ist eine
glosse der Isid. Sammlung rednlus 'strues lignorum ardentium': ist dies
red-ulus nicht offenbar eine ableitung aus dem rom. red oder r6?
Rebondre altfr. pr. verbergen, begraben, partic. pr. rebost Pass.
de J. Chr. 21, LR. IV, 616'', altfr. reboz Ben.; ein starkes verbum, das
mithin von reponere kommen muß, wie sich denn auch das awischen vo-
calen au b herabgestimmte p Buweilen wieder einfindet, prov. s. Lex. rom.,
altfr. repuns 61 sepulcre LJ. p. 468°; mlat. ut usque in Septem noctes
non reponatur beerdigt werde Chlodow. Capit. 9, s. Pertjs Leg. II, p. 4;
und selbst im classi^chen latein. Die herleitung aus recondere Beronie,
Dict. limous. 231", ist also abzuweisen. Das bürg, rebötre 'remettre
scJmtU dasselbe wort.
R6che, r^ue 2?MJ. herb, daher fr. rechin, fem. rechigne, comaäc.
reschign, i^. arcigno (aus dem frone ) herb, sauer, unfreundlich, vb. fr.
rechigner mürrisch aussehn, die stime runzeln, como^A:. reschignas sicJt
zusammenziehen (ven. rancignare atis dem franz.). Altfr. rechigner, re-
chiner, pr. rechignar haben auch die bed. knurren, knuttem, sp. pg. re-
chinar knarren (aus dem franz.?). R^che für resche, resque stamint
aus dem dtscliefn resche, rösche harsch, rauh, spröde, vgl. Ober das dtsche
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II. c. RECRU-RELIEF. 667
wort SchmeUer UI, 140. — Gleiche bedetäung mit rechigner hat das ü.
rincagnarei, vielleicht aus einer umdeutung (cane hund) so geformt, vgl,
auch die üai. redensart stare in cagnesco mürrisch aussehn,
Recru fr. nachwuchs, recrue ersaifemannschaft, vh. recruter; vom
fr, recroltre.
Redingote fr, überrocTt, r eiser och; vom engl, ridingcoat reitrock.
Regimber mit den hufen ausschlagen; quasi rejamber, jecter la
Jambe ri^re ou derriere, sagt Nicot. Man könnte dabei an das spätere
lat. gamba huf (bei Vegetius) denk^ gleichwohl ist die deutung nicht
gane unverdächtig. Warum nicht rejamber, und wenn jene heräbstimmung
des vocals auch angeht, wie kofnmt es, daß man altfranz, auch regiber
sagte und noch bürg, regippai sagt? m u?ird vor b eingeschoben, nicht
ctusgestoßen, Scheier erinnert an das einfacke altfr, giber 'se dSbattre des
pieds et des mains Roq., dessen herhunft aber nidU minder unklar ist,
Regretter fr. bedauern, sbst. regret Altfr, bemerkt man es auch
in der bed, anrufen, au hülfe rufen, 0. b, fn Tamirans Balans hnci^s et
regretös: sire, e'or yen^s tost et si nous seconrös! Fier. 162, 12. Als
intransitiv heißt es schmerzlich klagen Alexs. 88, 2, vgl. Gaufr. p. 237.
256, Im prov, ist es nicht heimisch; regretar findet sich nur in der
haibprov. abfassung des Gir, de Boss. Mich. p. 294. Fast allgemein an-
genommen ist seine abkunft aus queritari klagen, verstärkt re-quiritari^
und in der that, daß qn vor e odir i sich in g erweichen konnte, zeigt
ufhs Guienne aus Aqnitania, aigle aus aqnila. Auch das bestehen des t
im Widerspruche mit dessen ausfall in crier aus quirltari läßt sich hin-
nehmen: gab doch e, b. fugita sowohl fuite wie fuYe. Ba das wort in-
dessen aUen schwestersprachen, selbst der prov., unbekannt ist, so scheint
das oitn. grata, ags. grsBtan, engl, grate Halliw, weinen, Magen, trauern
bessere ansprüche auf dasselbe eu haben. Eine andre deutung gibt Mahn
p, 36 : das frane. verbum stamme von gratns und heiße eigentlich wieder
gern haben, mU dank wieder aufnehmen, s. darüber Krit. anhang p. 24.
Eine andre, von re-gradns, denn die grundbedeuiung liege in der Wieder-
holung eines leides, gibt LittrS: t für lat, d finde sich auch in convoitise
»von cnpidus und pi^ton von pes pedis. Genau betrachtet, kann, was das
erste beispiel betrat, das auf romanische weise aus dem part. capltus
entstandene convoiter einfluß auf die form des bemerkten franst, Substan-
tivs gehabt^ hohen ; pi^ton aber rechtfertigt sein t mit pedes peditis.
Reinette fr. eine sorte äpfd; Von regina, also königin der äpfd,
oder (glaublicher) vom vrlt. raine = lat, rana, weil dieser apfel gefleckt
ist wie ein frosch.
Relayer /r. die pferde wechseln, jemand in der arbeit ablösen, sbst,
relais umspann, frische pferde ; nur formverschieden von relaisser aufent-
hdlt nehmen,
Relief /r. in der bed, Überrest vom essen stammt nach einigen dy-
mologen, die sich auf altfr. antif von antiquns berufen, von reliquus ; eine
herleitung, mit welcher das buchstäblich und begrifflich zutreffende af4S
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668 II.C. RENARD-RETROENGE.
IcU. relevare (aisßehen, wegheben) gezogene ü, rilevo, sp. relieve sich in
Jclaretn Widerspruche befindet. Hiemach entspricht es unserm obhub.
Renard /r. fuchs, cdtfr, renardie Verschlagenheit^ noch pic. renarde
verschlagen. Vom ahd. Reginhart, Reinhart rathgeher, name des fuchses
in der thierfabel, der endlich im franz. zum appdlativ ward und das
alte volpil = vnlpecala aus der spräche verdrängte. S. Grimms Bein-
hart p. CCXL. Auch der nordosten von Spanien hatte sich das wort in
der form ranart angeeignet.
Renge äUfr. gürtd den degen hineinjgustecJcen, nüat. rinca; vom
ahd. hringa schnalle^ haken, s. Gar. IJ, 94, woher auch churw. rincla in
erster bed.
Renon j>r. Wucher, eigentl. Schößling, welche bedeutung auch dc^
entsprechende sp. renuevo, vofi renovare, entwickelt hat, vgl. noch lat.
fenus, gr. Toxog, dtsch. wacher, erzeugtes, eins. Daher renovier Wucherer,
bürg, renevei, chw. ranv^r, sp. renovero.
Repairer altfr., repairar pr. heimkehren, sbst. repaire heimath, be-
hausung, nfr. höhle wilder thiere; von repatriare Solin, Gl. Md. u. s. f.,
it. ripatriare.
R6pit fr., pr. respieit, auch ü. rispitto aufschub, frist; von re-
spectus rücksicht, daher nachsieht, nachlaß, in der roman. bedeutung schon
in einem capitular Ludwigs des frommen (819J: detur ei spatinm ad
respectum ad Septem noctes. So denn auch altfr. respiter frist oder
nachlaß vergönnen, von respectare.
Reprocher fr., repropchar pr. roni?ct/<ßn, reproche, repropche vor-
ivurf, daher sp. reproche. NicoVs und Caseneuve's deutung aus recipro-
care verträgt sich nicht mit pr. repropchar, das nie in der form reprocar
auftritt. Soll es von opprobrium stammen, so mußte es die compositions-
Partikel (ob mit re) tauschen und von einem solchen tausch der partikein
lassen sich mehrere fäUe nachweisen: das aweite r konnte schwinden wie
im it. brobbio; nimmer jedoch konnte h zu ^ hinaufsteigen, indem re-
proche die form repropinm verlangen würde; reprobium hätte reproge
gegeben. Aber warum nicht, wie approcher für appropiare, so auch re-
procher für repropiare in der figürl, bed. näher rücken, vorrücken, eigenÜ. .
wiederholt vorrücken? Derselben herkunft ist denn auch pr. reprochier
Vorwurf, dsgl. Sprichwort, denn in dem Sprichworte liegt eine Zurecht-
weisung, eine lehre; castiar tadeln und belehren bietet sich zur v^gleichung
dar. Das gleichbed. pr. und altfr, reprovier läßt sich buchstäblich äUer-
dings auch auf reprobare zurücJcführen, was bei reprochier nicht angehn
würde.
Requin /r. eine arthaifische, auch chien de mer, wegen seiner ge-
fährlichkeit von den normannischen matrosen requiem (Seelenmesse) ge-
nannt, entstellt in requin (Acad. frangj. Das Dict. de Trevoux schreibt
requiem.
R^sean fr. kleines netz; gleichsam reticellum, it. reticella.
Retroenge, retrowange cdtfr., weit üblicher mit o rotmange z. b.
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II.C. REÜPER— RIDER. 669
Brt. Ily p. 111, rotruenge Ren. /, 270, rotruhenge FC. III, 117, auch
rotuenge Bou I, 157, pr. retroencha LR, I, 16, PO. 347, Ghx.
F, 171, retroenza Ghx, V, 40. Es bedeutet eine liedergattung, hei den
troubadours mit refrän^ nach Wackemagds venmUhung (Ältfr. lied.
p. 183. 234) ein tamlied, von retroientia, wenn man die prov. form
retroensa £u gründe legt. Allerdings konnte retroensa mundartlich in
retroencha {vgl. conoisser, conoieher), fr. retroenche, retroenge ausarten.
Reaper 'eructare' Voc. duac. (dUpic.) = cAts. rop-iz6n, oM. rof-
az6n, nhd. renp-sen bei Frisch. •
R6ve /r. träum, rSver träumen, irre reden, lothr. räve, r&ver. Der
circumflex deutet auf resve, resver, und so schrieben die Alien auch meist.
Da oher der Frovenssale, dem das wort übrigens ein fremdes war, reva
{reimend auf leva) Flam, p. 18, nicht resva schrieb, so muß s ein stum-
mes jseichen gewesen sein wie in esve für eve (aqua): es kann darum
nicht mit desver eines Stammes sein, worauf noch Ampere, Form, de la
langue fr.p. 207 (219) besteht. Henr. St^hanus verwies auf gr. ^i^ßecv (ur-
sprüngl ^ßeiv) umherirren, andre auf gael. rabhd gefasel; warum denkt
man nicht lieber an lat. evare, esgs. re-evare begeistert sein? Indessen
erklärt sich rSve, dem früher auch die bed. wahnwita eu geböte stand,
einfach als eine mundartl. form für rage aus rabies, wie etwa eage und
caive {lat. cavea) nebeneinander bestanden; das dem frane. entnommene
engl, rave schließt sich der grundbedeutung unmittelbar an. Mit rabia,
raiva^ rSve rechtfertigt sich auch die länge der Stammsilbe. Von r§ver
ist ndl, reven, revelen (ravelen KU.), mhd, reben mit gl. bed. Abgeleitet
fr, rSvasser unruhig träumen, bürg, mit ursprünglichem vocäl rayasser.
Revel altfr. (rivel Wack. 75) lustigkeit, Jubel, engl, revel, revelry;
fäUt sfusammen mit pr. revel auflehnung, vofn vb. revellar, äl^r. reveler,
lat. rebellare, und bedeutet also jmerst aufregung. Das begriffsverwandte
reveiller hätte reveil ergeben müssen. [Zu beachten aber ist die herleitung
von Scheler aus rßver, s. Dict. etym, s. v. rSve.]
Rez /r. sbst. ebene, fläche, vom alten partic. r^, pr.ras, lat. rasus;
dsgl. präpositionaler ausdru(A, früher von unbeschränkterer anwendung,
jetzt noch üblich in gewissen verbir^ungen wie rez terre, eigentl. eum
streifen nahe, vgl. lat. rädere litus; verdoppelt rez ä rez, ^. ras e ras,
pg. rez e rez mit der bed. genau, knapp, bei Gü Vicente. DesseU>en ge-
brauches ist auch das part.-präs. pr. ras6n (rasen lo talo dicht am
knöchd Jfr. 62"^), daher entlehnt it. rasente. Dem entspricht die ndd.
präp. rör von rören rühren, anstoßen Brem. wb.; so wie die mail. arent,
neap. pg. rente, von haerens anhängend; altsp. pegante, von pegar an-
kleben ; pic. tout serant, von serrer drängen.
Rhume fr. /f.) schnupfen; von rheuma, pr. ranma, t^. rema u.s. w,
Rider fr. runsein, kräuseln, altsp. enridar dass., fr. ride runzd,
krause (im krepp u. dgl.J, rideau Vorhang (weil er feiten wirfty nach
Caseneuve) ; vom ahd. ga-rtdan drehen, verdrehen {oder ags. vridhan, engl.
writhe), daher auch das ahd. adj. reid kraus, vgl, riddare //. a. Vom
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670 II. c. RIEN-RIVER.
fr. ri^er aber ist das mhd. ridieren fältelen. Perion, Ling. gäU* 67' ,
erMärt es aas dem gr. ^vrig ^vridog runael.
Rien fr. Verneinung für lat. nihilj vom acc. rem: je ne vois riea =
non Video rem, nihil video. Die prov. form ist ren (re) für lat. aliquidy
quidquam, die catal. res, auch odtport. sagte man una rem SBos., algan
rem und volksmäßig algorrem GVic. i, 139; andre zss. pr. ganren
neben gran ren viel^ granS chose^ npr. quanquarren qudque chose, cdtpr.
aldres autre chose.
Rigole /r. rinne, canai, alt rigot. Der stamm ist eher celtisch als
deutsch: kymr. rhig einschnitt, rhigol furche, kleiner graben, ndd. rige
bach Brem. wb. (Benecke aum Wigalois p, 689 leitet rigot daher), vgl.
Dief. CJelt. I, p. 64. Ital. rfgoro boLch kann aus lat. rivulos entstdlt sein.
Rigot jpr. krauses haar, rigotar kräuseln, daher it. rigottato kraus;
vom ahd. riga kreißlinie, 'drculi linea, 'spira.
Rin altfr. (m.) quelle Brand, p. 72, dsgl. comask. rin bächUin,
wallon. arSne canal; cdto-german. wort, kymr. rhtn (f) candl, goth. rinnö
gießbach, ahd, rinnä, nhd. rinne.
Rincean fr, laubwerk; für raincean = t^. ramicello, von ramus.
Rincer fr. spülen; offenbar für rinser, da auch der Picarde rinser,
nicht rincher spricht, in den alten Wörterbüchern reinser. Es ist das
cdtn. hreinsa {sprich hrejnsa) reinigen. — Davon trenne m(m das synonyme
jpr. recensar, sp. vrU. recentar, cot. rentar d. i. recentiare, recentare
err^euem (durch reinigen).
Riol6 altfr. adj. gestreift; vom dtschen riege reihe, wie Frisch ufül,
und diese ansieht läßt sich mit dem gleichbed. it. rigato (jbfu riga U. a)
unterstützen.
Riote altfr. (noch bei Nicot), pr. riota hader, streit, daher engl.
riot und nach Muratori^s vermuthung it. riotta; vb, rioter streit^ ü.
riottare. Zweifelhafter herkunft, vielleicht für rivoter vom ahd. riban
reiben, darum auch ndl. revot, ravot KU, vgl. sp. refriega streu van
fricare reiben. Zu trennen davon ist cot. riota gelackter, nfr. rioter lächeln.
Riper /r. abkratzen, ripe Schabeisen; vom ahd. riban, oder besser,
da b sonst nicht jm p wird, vom volksmäßigen rippen, ribben d. i. reiben,
vgl. ndl. rijf (f.) reibeisen.
Ris soler fr. braun braten. Mahn p. 48 vermuthet darin eine ab-
änderung aus roussoler von roux. Es möchte hier, wo das primitiv roux
die richtige form schützen mußte, eine solche entstellung nicht anzunehmen'
sein. Das radicale i in rissoler steht wohl nicht bedeutungslos da; viel-
mehr scheint darin ein neues und merkenswertJ^es beispid von dem einfhisse
der nordischen spräche auf die französische vorzuliegen: dän. riste eni"
spricht unserm rösten, isl. schwed. rist unserm rost, daher das dimin.
rissoler, gleichsam röstein; ss aus st ist bekannt. Im it. rosolare erhidt
sich der hochd. vocdl.
River fr., ribar j?r. einen naget umschlagen; wohl vom ndi. rijven
oder altn. rtfa, dän. rive harken, rechen d. h. alles vorragende weg$ch€tffeny
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ILc. RODER-RONCE. 671
ahd. rtban, nhd. reiben, vgl. schwz, ryben quetschen^ drehen Stcddf 11,
267. In Berry sagt man auch river le lit die bettdecke einbiegen^ ihren
rand unter die matratee stecken. Das neupr. riblo (f.) handramme ist
deutlich das ahd. ribil stempfei {von rtban), daher vb. riblä s. v. a. fr.
river. Woher aber it. ribadire und pg. rebitar, die gleichfalls den
sinn von river ausdrücken?
R6de r /r. umher streifen; wird von Nicot aus dem hehr, rod ^migrav%t\
von andern aus dem kymr. rhodio einhergehen, wandern geleitety es scheint
aber aus reiner lat. quelle geflossen. Rotare heißt hier sich im kreiße
umdrehen, daher sp, cot. pr. rodar rollen, sodann gleich dem fr. rouler
angewandt auf das herumschweifen der menschen und selbst mit transitiver
kraft: sp. rodar mundo die weit durchschweifen (durchrollen), pg. rodar
0 mundo, rodar o mar, toie andar tierras. Diesem rodar scheint das fr.
röder entnommen, an dessen stelle als einheimisches wort rouer eu erwarten
war, welches nur in mundarten (s. Le Duchat und vgl. henneg. rouier)
vorhanden ist. Wie der Spanier rodar la tierra, so sagte auch der Fran-
zose sonst röder le pays Rob. Steph., heut zu tage röder par le pays,
par le monde.
Rogner fr. beschneiden, abschneiden, altfr. rooigner (dreisilb.) häufig
vom abscheren des haupthaares gtbrauM, pr. redonhar, rezoynar, ^.
(in Murda) des-ronar. Man verweist auf rädere oder rodere, die weder
dem begriffe noch der bildung d. h. der prov. cndung onhar genügen.
Die reinste form redonhar leitet auf rotundus, wovon das sp. redondear
abrunden, das sich in das eben genannte prov. wort zusammenziehen
konnte, vgl. Bergonha aus Bnrgundia. Dieselbe begriff sentwichlung, be-
schneiden aus runden, zeigt auch das sp. cercenar, s. cercine I., so wie
das bret. krenna.
Rognie picard. baumstamm; vom ahd. ronO; mhd. rone (m.), nhd.
rahne (f.) umgefallener baumstamm.
Rogue fr. übermüthig; ein von den Normannen enüehntes wort,
altn. hr6k-r anmaßend, engl, rogue schelm, woher gael. rög. Die wallon.
spräche hat aroguer hochmüthig anreden.
Roide fr. starr; von rigidus, it. rigido.
Roitelet fr. einvogd, goldhähnchen, auch vom Zaunkönig gehraucht,
eine althergebrachte scherzhafte benennung des winzigen mit goldner kröne
oder haube geschmückten vogels, lat. regulus, regaliolus, gr. ßaailevg,
ßaaikiOTiog, r vgawog, it. reattino, sp. reyezuelo, p^. ave rei; individueller:
norm. r6-pepin (MSnage v. pepin), in Berry roi-bertaud, in Saintonge
roi-b^delet, it. re di siepe. Roitelet {für roi-et-el-et) ist übrigens wegen
der gehäuften diminutivsuffixe zu bemerken.
Ronce fr. (f), pr. ronser dombusch. Die formen beider sprachen
sind hier wohl zu wägen: wie fr. ponee, pr. pomser GO. ati/'pnmex, une
fr. pouce, pr. polzer auf poUex, ebenso leiten ronce und ronser offenbar
auf rumex, welches den Römern für ein geschoß, vielleicht ein mit wider-
haken versehene» galt {it. ronciglio haleen, gleichfalls von rumex?), vgl.
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672 n.c. RONGER-ROVEIL
fr. chardon distel und eisenspitze. Diese deutung bestätigt sich durch das
occ, roumec = fr. ronce s. Goudelin. Von rumex ist wohl auch das pr.
ronsar sddeudem, schütteln.
Ron g er fr. benagen. Menage erklärt es aus rodieare, also mü
eingeschobenem n, was aber vor paiatailauten im franz. kaum vorkommt.
Besser erkennt man darin ein gemeinrom. woriy sp. pg. rumiar, pr. romiar,
it. rugnmare, maü. rumegä, wal. rumega, von rnmigare unederkäuen, eine
bedeutungy die dem altfr. ronger entschieden zukommt: les chamoz ki
Tongle ont fendne, mais ne rnngent mie die kamede^ die gespaltene klauen
habeny aber nicht unederkävusn U. p. 495'^.
Rosser fr. derb prügdn, pr. a-rossar nach Raynouard. Manleitet
es wohl aus rosse, so daß die grundbed. wäre: prügeln, une man eine
mähre prügelt; dies überschreitet aber die logische gränze der äbleitung
von vcrbis aus st^tantiven. Besser würde man erinnern an ndl. rossen
striegeln^ dsgl. jemand durchbläuen, welches aus ros-kammen (ein roß
kämmen) abgekürzt sein könnte. Oder ist das fr. verbum aus tat. russus
entstanden, vgl. rubere flagellis? warum aber alsdann nicht rousser? hl
es von rumpere ruptas rnptiare ? dann müßte dem ss ein picard. eh enl-
sprechen. Hängt es zusammen mit dem gleichbed. oberital. orzare? Mahn
hält es für das pr. ronsar herumwerfen; s. dagegen Krü. anhang p. 26.
— Ein bemerkenswerthes synonym ist pr. dorssar, dUfr. dorser ^rompre
le dos = ndat. edorsare "^dorsum scir^dere s. Ducange.
Rot fr. cot. rülps; von ruotus, it. rutto.
Rote altfr., pr. rota, auch dltsp. Sanchez IL III. TV. ein Saiten-
instrument, das mit der hand gespielt ward. Unsre AÜen hielten das
wort für ein deutsches (nomine barbarico rottam appellantes, Graff II,
488, Hoffm. Hör. bdg. VI, 198), noch mhd. rotte; da aber Venantius
Fort, die chrotta als britanna bezeichnet, so scheint sie den Gelten zu ge-
hören, die das wort in der that besitzen: altirisch crot cither, gad. crait
(f.), kymr. crwth (m.), s. Zeuß I, 171, Dief. Gdt. I, 126, Orig. europ.
p. 303. Hierzu kommt, daß die sache unier den romanischen volkem
eigentlich nur bei den Franzosen einheimisch war, die der rote häufig er-
wähnen, Provenzalen und Spaniern war kaum der name bekannt. Nur
wird man unmittelbare herkunfl von rote aus crot nicht annehmen dürfen:
vidleicht gieng, wie Graff auch schon vermuthet, ein ahd. hrota voraus.
S. auch Grimms Gesch. d. d. spr. p. 205, Mhd. wb. II'. 774.
Ronir fr. flachs oder hanf im wasser mürbe machen, dsgL mürbe
werden; vom ndd. ndl. roten, rotten mit ders. bedeutung. Überdies bringt
Garpentier s. v. roissia noch ein gleichbed. vb. en-roiser n(i>st sbst. roise
(en mettant le dit lin en la roise . . . lui dist qn'il n'enroisait point
le dit lin ou dit vi vier, v. j. 1397), welche offenbar der ahd. mhd. form
rozzen, sbst. bair. röß entnommen sind, die wir mit zusatz des nnd. t in
rösten, röste verwandelt haben.
Rover altfr. begehren (diese form und bedeutung bereits in S.Eukd.
Pass. de J. Chr., S. Leger); von rogare (ro'ar ro-v-er) sich ausbiUen,
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II.C. RÜ~RUSTE. 673
verordnen, ndcU, überh. befehlen. Das wort fehlt dem Trovenealen, der
Italiener kennt rogare nur als juristischen ausdruch; garus üblich ist sp.
pg. cat. rogar, wcd. rngä mit der bed. bitten wie um eine gnade. Aber
cdtfr. royer heißt etwas begehren, woeu man befugt eu sein glaubt, nicht,
wie im span., flehentlich bitten, daher woM nie rover (ä) dien wie sp.
rogar d dios, häufig dex le nous rneve Gott begehrt es von uns; man
vergleiche das mhd. biten, welches aus der bed. bitten in die bed. befehlen
übergekn kann. Eine ass. ist ältfr. enter- ver, pr. enter-var, entre-var
fragen, erkunden, verstehen DMce. p. 8, 18, walach. ganz ahnlich intrebä;
von interrogare. Vgl. oben corv^e.
Ru, oltfr. rai rinne, ström; umgestdU aus riyus, u)ie tuile aus teala
tegala, henneg. aber rieu, pr. riu, sp. rio, it. rivo, nüat. rio in einer Ur-
kunde aus Limoges Breq. n. 73 (v. j. 681 J. Dimin. ruisseau, gleich-
sam rivicellus für rivulus, it. ruscello aws dem franz. Ruissean aber
gab aniaß, daß man aitfr. auch ruis im cos. obl. schrieb^ e. b. HBord.
p. 166, 3.
Ruban band, besonders zum putz. Die bekannte herleitung aus
dem particip rnbens, so daß es rothes band hieße^ scheitert an der uner-
weislichkeit dieser bedeutung. Wie in hau-ban und ra-ban scheint das
deutsche band darin enthalten. Aber was bedeutet die erste sübe? Hier
ist zu beachten^ daß dem üblicJ^en ruban ein mundartliches riban zur
Seite steht, so in Lothringen, Berry, Normandie, woher auch engl, riband;
ribbon. Noch Ronsard sagte: je voudrais 8tre le riban qui serre ta
belle poitrine. Riban kann man sich auf verschiedene weise zusammen-
gesetzt denken, am besten aber halt man sich an eine vorhandene Zusam-
mensetzung, und eine solche ist das ndl ring-band halsband.
Ruche fr., norm, rnque bienenkorb (ehedem aus baumrinde ver-
fertigt, Adelungs Mithr. II, 6fi, vgl. sp. corcho korkrinde und bienenkorb),
dsgl. rümpf des Schiffes (mit dieser bedeutung auch in der form rouche),
altfr. rusche, rusque, pr. rusca, ruscha, piem. lomb. rusca rinde, dauph.
.ruchi lohe, vb. comask. rusca abrinden; ein ceU. wort, dltir. rfisc Zeuß
I, 33, gael. rüsg, bret. rusk, kymr. rhisg rinde, bret. rusken bienenkorb.
Ahd. glossen enthalten rusca in der bed. korh, s. Schmeller III, 249,
Graff VI, 224.
Ruer fr. schleudern, se ruer sich stürzen, ndl. ruyen KU.; von
ruere, das zur ersten conjugation gezogen ward, wie dies auch andern
verUs. zweiter und dritter, besonders denen auf üere, schon in der altem
spräche geschah, argtter, minüer u. dgl.
Run er flüstern, seltenes altfr. wort: eil qui rune parolet priveie-
ment LJ. 478'', susurrare ^rimer' (J. runer) Vocdb. d'Evreux p. 33; da-^
her sbst. runement susurrus 477", vgl Bob. le diable C. II' col. 2. -Es
ist das ahd. rfinen, nhd. raunen. Auch das altsp. ad-runar errathen
(Sanchez gloss. zu Berceo), vgl. goth. runa geh^mnis, berathschlagung,
wird hieher zu rechnen sein.
Rüste altfr. pr. derb, heftig (z. b. rüste dolour Alex. p. 6, 12),
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674 II. c. RUT-SAISON.
rauh (ruiste pendant DMce. p. 380, 20), sbst dltfr. rustW, pr. rastat;
von rusticus, rusticitas mit unterdrückter ableitung ic; nord. rusti bauer.
Dasselbe wort oder vielleicht rurestris ist nfr. rustre lümmel.
Rut fr,, aU mit brunst des hirsches (cerf de ruit Chev. au lian //•
Cruest p. 143^); von rugitus, wegen des geschreis, das er erhebt, mlat,
rugire gleichfaUs vom hirsch. So mit recht Menage,
Ruzer^TT. grunzen (nur rutz 5. pers. präs. ind. ist vorhanden);
von rudere schreien, brülleny vmn esd, hirsch und andern thieren, ü.
mdere (Latinismus),
s.
Sabot /r. kreißet, holzschuh, saboter kreißein, pr, sabotar schütteln.
Für sabot gilt henneg, chabot. Aber woher das wort? Mahn p, 16 häU
es eines Stammes mit savate, von dem es freilich nur der buchstabe b
trennt ($. ciabatta 1,), Weitere bemerkungen über sabot in seinen ver-
schiedenen bedeutungen sehe man bei Scheler,
Sade altfr, süß; von sA^idns schmackhaft, vgl. das prov, fem. suhexA
für sabeda. Zsgs. maussade garstig, für mal-sade.
Safre fr, gefräßig, nach dem Dict. de .TrSv. leckermaul, nach Bob.
Stephanus mtUhwillig, petulans, nach Nicot, der auch ein fem. saffrette
kennt, petuians, lascivus; norm, sapre. SteUt man die begriffsverwandten
bäfre {vb, bäfrer), goinfre, gouliafre und dieses safre zusammen, so scheint
die endung fre leckerei, Schlemmerei auszudrücken und man denkt natür-
lich an lat, -voras, aber der erste theü dieser Wörter gibt keinen deut-
lichen sinn. Betrachtet man safre außer diesem zusammenhange, so paßt
es trefflich zu dem von Grimm (Haupts Ztschr, VI, 6) angenommenen
goth, saQan schmecken, safareis schmecker. Femer, ndl. schaffer ist einer
der daä essen aufträgt, aber auch ein fressen hier kommt es darauf an
zu wissen, ob das lautlich nah liegende franz, wort dem niederl. nichts
diese bedeutung geliehen hat, doch heißt auch das vb. schaffen auftragen
und essen,
Sais pr, (fem, saissa) grau von haar. Merkwürdig u^äre es, wenn
sich in diesem dem Provenzalen ausschließlich eigenen adjectiv das seltene
lat, caesius (graulich von äugen) erhalten hätte. Die richtige form wäre
freilich ceis, seis, aber ais für eis ist nicht ohne beispiel, wie plais für
pleis {lat, plexum) bezeugt; überdies konnte das zusammentreffen mit dem
Zahlworte seis zu dieser abweichung verleiten,
Saison fr. Jahreszeit, rechte zeit. In dem artikel stagione /. sind
beide Wörter aus verschiedenen stammen hergeleitet worden, it. stagione
aus statio, fr. Saison nebst sp. sazon ff, aus satio. In einer gründlichen
(dort übersehenen) Untersuchung von Aug. Scheler (Revue de Vinstr, pubi.
en Belgique 1863) wird dagegen die ansieht vertheidigt, beiden Wörtern
liege ein und dasselbe Stammwort zu g^-unde, statio, t nach s sei cUso
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II. c. SALOPE--SAVAI. . 675
ausgefallen. Der Verfasser gibt nun beispiele dieses ausfdlleSy von welchen
aber, wenn man nur den frams. und prov. anlaut s = st anerkennt und
die etymologisch ^zweifelhaften fälle abrechnet^ wenig übrig bleibt. > Übri-
gens ist es nicht die meinung des verf., daß die frage hiermit abgethan
sei, sie solle nur angeregt werden: er verneint die ansprüche von satio
nicht und unterstütet sie selbst mit hinweisung auf die bedeutungen des
gr. ußQo. [Es dürfte sogar als ein grammatisch mögliches ereignis ange-
nommen werden, daß auch in Italien eine form sagione, fortdauernd in
den mundartlichen sason, sazü u. s. w., vorangegangen und durch ein-
unrkung der klaren wured sta-re abgeändert worden sei^
Salope fr,j als subst. nur im fem. üblich. A kann eingeschoben
sein wie e in semaque s. u.; gleichwohl läßt sich das wort nicht aus dem
gleichbed. ndd. slnmpe, ndl. slompe herleiten, da m vor p nicht ausge-
fallen sein würde; besser vom engl, sloppy schlammig, in mundarten auch
schlumpig, s. HaUiwell.
Salpetre fr. (m.) ein mittdsdUs; von sal petrae, weil die steine
es zum theü ausschwitzen. Ein vrU. sp. salpedrez (m.) führt Secken-
dorf an.
Samba e altfr. Pferdedecke zum gebrauch vomelmier frauen, s. P.
Paris zum Garin I, 298, in späterem nüatein sambuca. Es ist das ahd.
samboh, sambuohy sambuh sanfte, dessen Ursprung aber noch nicht aufge-
hellt scheint.
Samedi fr. samstag; zsgz. aus sabbati dies, pr, dissapte, it, sd-
bato, wäl. sembetc^ u. s. f.
Sansonnet fr. staar; von dem eigennamen Samson, also Simson-
chen, zum scherz.
Sap al^r. tanne LRs. 241, im glossar von Toumai 'abies arbor
.%. sap, pr. wie fr., daher sapine tannenwald Sax. II, p. 11; von sappinus,
einer der fälle, worin die neue spräche eine lat. ableitung auf ein primitiv
zurückführte, denn auch mit dem synonymen sapium kann es nicht iden-
tisch sein, da dies pr. sapi lauten müßte. Neufr. sapin.
Sargotari>r. kauderwalschen? Chx. IV, 198; für sartagotar von
sartago mischmasch von Worten? Man vergleiche auch sard. sarragar
heiser sein, norm, saccouter flüstern. Auch bürg, sargoter ist s. v. a.
cahoter.
Sauge fr. saibei; von sal via, it. sp. pr. gleichfalls salvia, tvdt.
salvie, salie, zale.
Saale fr. (m.) weidenbaum. Dafür steht bürg, lothr. sansse, pr.
sanze, sautz, it. salcio, wal. salce, sp. salce, sance, sanz, saz, bask. saliga,
alle von salix Salicis, woher auch fr. saassaie = salicetnm. Aber diesen
formen ist saule fremd und hat also wohl seinen Ursprung in dem gleich-
bed. ahd. sälaba, verkürzt säla, gespr. salla: ebenso hat gaule in välu
seinen Ursprung.
SsLYSii pr. schlecht, böse, das gegeniheä von pros. Wie die ad-
jectiva ibri-ai und ver-ai von ebrins und veros stammen, so savai von
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G76 , ILc. SCIER-SERPE.
saevus urild^ arg, hoshaft: e in der tonlosen Stammsilbe ward, wie oßj
durch a verdrängt.
Scier fr, sägen, scie säge, it. sega; von secare schneiden, pr. se-
gar ff.; früher sier, ruichher mit rücksicht auf die etymologie scier ge-
schrieben. Eine andre form ist dltfr. soier, vgl. plier und ployer aus
plicare. Dsgl. scion Schößling 0. b. zum setzen, für sicion von Sectio
abschnitt, wie wir sagen schnittling.
Se pr. in den ess. ancs^, des^ und jass^ s. v. a. die gleichbed. anc
sempre, de sempre und ja sempre; auch mit präpos. en jass^ und per
jass6. Abküreung von se aus sempre wäre stark und mit keinem ent-
sprechenden falle JBU unterstützen. Cherubini vereeichnä auch ein maü.
puss6e, das er aus piü assai erklärt.
Seine fr. fischergarn; Bsgz. aus seltne von sagena, itai. wie lat.
Selon fr. partikd; aus dem veralteten selonc von secondnm, ge-
mischt mit longum, fr. long, das die räumliche bed. von secundam (längs)
ausdrückt. AUfr. sagte man auch solonc, nicht etwa von snblongum
(Orelli p, 338), denn was sollte dies heißen? sondern weil sich das ohr
an den Wechsel zwischen der silbe se und so in sejorner und sojornery
semondre und somondre u. a. gewöhnt hatte.
Semaque fr. (f.) ein flußschiff; vom ndl. smak, engl, smack. So
auch senau (m.) eine art kleiner Seeschiffe, vom ncU. snauw, ndd. snau,
engl. snow.
S^millant fr. lebhaft, unruhig. Aus einer celt. Wurzel grformt:
kymr. sim voU bewegung, leicht, lose.
Semondre fr., pr. somondre, semondre einladen, partic. semons,
daher sbst. semonce, somonsa einladung; von sammonere. Aus demselben
verbum, nach der 1. conjugation geformt, leitet man auch deti gericht-
lichen ausdruck sommer: bei den Alten scheint nur semoner *(K;orat<$ nfr.
semonneur), nicM somon^r vorzukommen.
Seran fr. hechel, vb. serancer, leitet Frisch befriedigend vom mndd.
schrantsen zerreißen, zerkauen, mhd. schrenzen, sbst. mndl. schrantse,
wÄd. ahd. schranz riß u. dgl. Daß die regelrechte büdung 6crancer ge-
wesen wäre, liegt auf der hand; diesmal aber fiel das gurgelnde ndl. oh
aus und der anlaut sr ward durch einschiebung gemildert, aber merk-
würdig ist doch auch das mhd^ sranz für schranz.
Serin fr. zeisig; vom gr. obiqtjv, das bei HesychiuS einen kleinen
vogel bedeutet, eigentl. Sirene, wegen seines gesanges.
Serment fr, schwur; von sacramentum, oZ^r. sairement, |w. sagra-
men ff., Soldateneid, durch die Soldaten in den provinzen verbreitetes wort,
sagt Pott, s. dessen dbhandl. Plattlateinisch 348.
Serorge altfr. schwager; vom adj. sororius.
Serpe /r., vrlt. sarpe, gartenmesser die bäume zu reinigen. Die
bekannte herleitung desselben aus dem verschollenen Uxt. vb. sarpere, wo-
von Festus sagt: sarpere antiqui pro purgare dicebant, ist die einzige,
dir dem buchstaben genügt. Den übrigen sprachen ist dies wori fremde
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II. c. SERTIR-SI. 677
nur der Italiener UgtUio hat garpa ^sarctdum^ fhacke)^ • qaod et sirpa
invenitnr, vgl sarpa ^getisen (jät-eisen) Vocab. opt. p. 22'' , Ein ab-
Tcönmling von scalprum kann es nickt sein, dem widerstrebt der buch-
Stabe. Nimmt man sarpa in passivem sinne, so muß es, ujie sarmentum
für sarpmentnm, den abgeschnittenen eu}eig bedeuten, und äojm paßt das
sp. serpa ableger, senken kommt radicales e fjir a in dieser spräche
auch nur selten vor (alerce, lexos IL b), so wird es hier durch die frane.
form unterstüt£ft.
Sertir /r. einen edelstein fassen; muthmaßlich von sertum kranjs,
daher auch mlat. sertare kränzen, einschließen, cigentl. mit einer einfas-
sung umgeben? Die neupr, form ist sartir. — Scheter vermuthet in sertir
ein abgekürjBtes ensertir, von inserere, sup. insertum : aber würde alsdann
das neugeschaffene verbum nicM der ersten cor^ug. gefolgt sein?
Serviette fr. tellertuch. Servir une table heißt die tafel mit tellem
u. dgl. besetzen {wie lat. ministrare), Service tafelgeräthe (ministerium),
it. servito tracht oder gang von speisen, pr. servit überh. äienstleistung:
aus diesem participial-sbst. muß serviette (für servitette, vgl. sp. servilleta)
entstanden sein, nicht aus dem vb. servire, was gegen die grammatik wäre.
Die speisen abtragen heißt desservir, daher dessert nachtisch.
Sescha, cesca pr. röhr, schuf, auch sp. xisca, in Murcia cisca,
bask. sesca, mlat. sisca ^snid-stroe (ags.) in einem glossar s. Mones An-
seiger VII^ 161. Es ist celtischer herkunft, ir. gad. seisg, kymr. hesg,
woeu auch ags. segc, secg, engl, sedge gehören. Man sehe Armstrong
so wie Dieferibach Celt. I, 97. Abgd. von sescha scheint cUtfr. seschon
gesträuch Roq.
Setiar pr. (dreisüb.) setzen: la comtessa vas (= va se) setiar Am.
Vid. gloss.; esgs. assetiar und assitiar {viersüb.) mit ders. bed. (Gehört
zu sitio //. b.)
Seve fr. pflanzensaft; von sapa, pg. seve ff.
Sevrer fr. ein kind entwöhnen; von separare, it. sceverare.
S i altfr. Partikel für den zielpunct im räum und in der zeit, uf^erm
'bis^ entsprechend. Als conjunctUm: jamez la moie bouche de pain ne
mengera si seront tuit pendu DMce. p. 315, 29; mes ne serai liö si
arai le traYtre trouvö 180, 18. Combiniert: si la que ote conj.: nos n%
poomes si la qne toutes les bestes soient assembl^s, s. Orelli 415;
si que als adverb in verbindury mit einer präposition: li port'ent si
qu'en la ventaille ds. 377. Dsgl. de si, dessi adv.: desi es dens bis in
die zahne DMce. 128, 23; dessi el pis bis in die brüst; desi que conj.:
de si ke en Bretaine sont bis sie in B. sind Rou v. 427; adv. de si
que Abelgrant ^usque ad Abdmagnum^ LRs. 23; del menton deci qu'an
Toreiile NF. I, 297. Femer tressi und tressi que, z. b. Jtresiques
au poing bis auf die faust DMce. 251, 16 u. dgl. Endlich noch en-
tressi und entressi que adverbial, z. b. antreci qu*ä la portePDwcÄ.
p. 69; oft auch enfressi, von infra. Wie erklärt sich nun das mit der
bedeutung von usque ad oder donec ausgestattete theüs für sich allein.
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678 II.C. SIFFLER-SILLER.
theüs in Verbindung mU andern paritkdn vorkommende si? U(U es seinen
grund im s des lat, asque, indem man die daraus entstandenen desqae,
tresque, entresque in desique, tresique, entresique erweiterte und dann
si als selbständiges wort herauseog? ÄUein von einem vorgange dieser
art würde sich kein /^weites beispiel aufzeigen lassen. lAebreckt (bei
Gachet 423^) ist geneigt, unser si mit ainsi au erklären: dies würde zu-
weilen angehn, meist aber nichts durchaus nicht in den conibinaiionen de
si, si que u. s. w. Für si säzen manche handschriften auch ci. Diese
Schreibung hält Gachet IW für die richtige und erkennt darin das orts-
adverb ci = neufr. ici: de ci qu'ä ist elliptisch für de ci oder d'ici
jasqu'ä 'von hier bis an. Auch diese bedeutung wäre auf viele falle im-
anwendbar, wie schon die obigen beispide lehren: desci jnsque en Espaigne
iriemes Fier. 140, 1 wäre richtig, jel porfendroie desci jnsqne al poumon
146, 7 gäbe ünen schlechten sinn: die bedeutung von de ci muffte sich ver-
dunkelt haben und der von jusque gewichen sein. Auffallend ist freilich, daß
diejenigen texte, welche stets chi für ci = ici säzen, dieses chi niemals^
wie es scheint, für unsre partikel, sondern statt dessen ci oder si ge-
brauchen; doch gibt Burguy II, 371 deschi für desci. Man hat über-
sehen, daß ein finales si auch im älteren ital. vorhanden ist. Dante sagt
0. b. Inf^ 29, 30: non guardasti in lä, si fa partito; Boccaccio Dec. 3,9:
nh mai ristette, si fa in Firenze. Dieses si läßt sich ohne mühe aus
den mittein der üai. spräche selbst, nämlich aus der partikel sin (vgl. no
aus non) erklären, sin aber vertritt sin che, tmd so ist es attch von ein-
heimischen grammatikem z. b. Oinnonio I, p. 239 (Ven. 1739J erklärt
worden. Sollte das wörtchen nach Frankreich gewandert sein, wo es den-
selben dienst thut? Dies wäre möglich, es wäre aber auch möglich, daß
die franz. spräche sich dasselbe unabhängig aus dem nämlichen etymon
(Signum ziel) verschafft hätte wie die ital. Zunschen den beiden letzteren
auslegungen wird man zu ufählen haben.
Siffier fr. pfeifen. Diese form, wofür ältfr. auch sibler, bezieht
sich, da im franz. der übertritt des h in ( höchst selten ist, auf das ver-
altete lat. sifilare, dessen Nonius gedenkt, s. Schneiders Lat. gr. I, 226,
vgl. sibilus, non sifilus App. ad Probum. Prov. siblar, siular, aber auch
chiflar, sp. silbar und chiflar; man sehe ciufolo I.
Silhouette fr. Schattenriß; eigentl. name eines finanzministers
unter Ludwig XV., dessen Operationen leer waren wie diese bilder.
Man sehe darüber z. b. Sismondi Eist des Frangais XXIX, 94. 95.
Es ist also ein aus dem material historischer eigennamen geschöpftes
schlechthin unetymologisches wort, deren die sprachen nicht wenige auf-
genommen.
Silier /r. (vb. intr.) das meer durchschneiden, sbst. sillon furche;
vom nord. stla furchen, einschneiden (Biöm) mit erweichung des 1 wie tu
piller von pilare. Das wort muß weiterhin verbreitet gewesen sein, da
sich das maü. sciloira pflüg, piem. zsgz. sloira, daraus herzuleiten scheifU,
s, aratro /.
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II. c. SILLEK-SOC. 679
Silier fr, (vh. trans.) einem faXken die ^tugenUeder zusammeif^
näheny dqfnit er stiU sitzen lerne; für ciller vofi cilium.
Sinople fr. (m.) grüne färbe in wappen, ein früh in Spanien ein-
geführtes wort, da schon J, Febrer z, h. str. 205 es braucht, pg. sinople
grüner Jaspis. Daneben it. senopia, pg. sinopla, engl, sinoper röthel,
roihe färbe, vom tat sinopis rother eisenocker, benannt nach der Stadt
Sinope am Schwarzen Meere. Beiderlei Wörter für rothe und für grüne
färbe müssen eins sein: so wenigstens sah man die Sache vorlängst schon
an, wie Menestrier, Orig. des arm. p. 339, aus einer handschrift vom
j. 1400 bezeugt: sicut et in urbe Sinopoli rubicandum invenitur et viride
dictum sinoplum . . synoplum utrumque yenit de urbe Sinopoli; der stoff
aber, woraus man die grüne färbe zog, wird nicht näher angegeben. S.
Bernds Wappenwissenschaft II, 44.
Sirvente fr. (m.), altfr. serventois, pr. sirvent^s, sirventese, auch
fem. sirventesca, daher it. serventese, sp. serventesio, eine liedergaUung
von unbestimmter form, lob- und rügelied im gegensatz zum minndied;
wörtlich dienstgedicht d. h. ein gedieht, ursprünglich im dienste oder zu
ehren eines herm abgefaßt, vom pr. sirven = serviens. Auf diese her-
hunft spielen schon die trovbadours an, wenn sie sagen: un sirventes en
servizi dels fals clergatz Chx. IV, 307 (ironisch zu verstehnj, oder de
sirventes suelh servir LR. I, 400. S. Poesie der troub. p. IIJ, Wolfs
Lais p. 306, Schlegels Essais litt. 328. Raynouard leitet das wort nicht
aus servire.
Sisclar, cisclar pr., xisclar cot. pfeifen; von fistulare (t<. fischiare)
gemischt mit sibilare?
Sitot prov. conjunction für lat. etsi; zsgs. aus si tot ^wenn aU, wenn
schon, vgl. it. tuttoch^.
Sobriquet/r. Spottname, sonst auch sotbriquet geschr., so daß es
aus sot einfältig und dem sinnverwandten altfr. briquet {vgl. it. bricchetto
kleiner esd) zusammengesetzt sein könnte: donner un sobriquet ä qqun
jemand einen einfaUspinsd anhängen. Nur formell paßt dazu piem.
subrichet ac^j. eigensinnig, ärgerlich. Das picard. wort ist surpiquet. —
Schders vermuthung, sobriquet komme von supricus (s. v. a. surajoute),
dies von supra, scheint noch weniger zulässig als die vorstehende, da das
Suffix Teus nicht zu neubildungen verwendet wird.
Soc fr., bei Bob. Stephanus vomer, also pflugschaar, im Gloss. de
Lille p. 9 (21) coutre ou soc de carue 'vomer vel vomis\ ndat. in den
Glossis flor. (9.-10. jh) socus, ligo 'sech\ mgr. T^oxog = soc, gael. soc,
kymr. swch sowohl pflugschaar wie auch Schnabel, schnauze. Mit andrer
bedeutung it. zocco (in Bavenna, s. DG. v. zoccus), pr. soc, fem. pr. cat.
soca, fr. souche baumstamm, vb. cd. socar einen bäum unten abhauen.
Die Wörter der zweiten bedeutung gründen sich auf das dem Bomcmen
wohlbekannte soccus, das bei ihm aber meist in der bed. holzschuh, auch
Untersatz oder schaft (daher stamm) erscheint und den anlaut s fast
überall mit z getauscht hat: it. zöccolo, sp. zöcalo, zoclo, zueco, j^r. zocs
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680 1I.C. SOIF— SORNETTE.
^pes lignetis propter ludum (l. ItUum) GPrav. 63, fr. zocle, soole. Zocco
mahnt ewar auch an das begrifflich nähere deutsche stock stipes^ truncus^
aber ü, sp. z entsteht noch leichter aus IcU, s denn aus deutschem st Ob
auch das fr, soc nebst den celtischen verwandten in soccas seinen grund
habe, ist nicM deutlich: man könnte sich auf eine unverhennbare ähhUch-
kek eujischen schuh und pflugschaar berufen, da diese ein vom sugespUstes,
hinten breites, in der mitte offenes und jmgerundetes eisen ist. Jkusu kommt
noch das rt^ss. sochä hakenpflug.
Soif /r. durst, aUfr. richtiger soit, soi, pr, set: von sitis. Da in-
dessen der dental t sonst niemals in den labial f ausartet und dieser
eben so wenig ein bedeutungsloser eusate sein kann, so ist schwerlich eine
andre erUärung übrig, als daß das schon ganz fertige wort (soi) dem
deutschen saufen d. h. wein oder bier trinken angebildet ward. Schon
Frisch deichte daran, doch müßte man anstand nehmen ihm zu folgen,
wären nicht auch andre das trinken betreffende Wörter oder redensarten
durch die deutschen landsknechte in fremden ländem in Umlauf gekommen,
vgl, trincare /. Hieran schließe sich ein veraltetes und auch im alter-
thume seltenes wort. für lat, sitire, sezeler lAb. psalm, 62, 2. 106, 5,
welches Littre aus *8iticulare (buchstäblich genauer wäre *siticellare), prov,
findet sich cedejar und cedelar.
So live fr. querbalken unter dem boden eines zimmert. Frisch hält
es für eine ableitung aus solam boden, Ducange für eine aus dem ags.
syl Säule, allein die mit ive abgeleiteten sind immer verbalia. Kann es
kein derivatum sein, so ist es vielleicht ein cofnpositum, bestehend aus dem
genannten solum, fr, soi in der bed. des it. suolo, sp, suelo boden des
Zimmers oder hauses, und dem altfr, ive = lat. equa mit beziehung dar-
auf, daß neufr. poutre stute und querbalken bedeutet; zunächst müßte frei-
lich diese letztere bedeutung in ive nachgewiesen werden. Isaac Vossius
denkt an sublica i:)/aA/ : allerdings konnte man sublica sprechen und y
konnte die stelle des ausgestoßenen c einnehmen, wofür das äUfr. mendive
= lat. mendica ein passendes beispid gewährt; aber die bedeutung be-
friedigt nicht. Aus sublevare läßt sich ein sbst. sublevium ableiten, wo-
her sp, solivio, it. soUievo hebung^ Unterstützung: daraus könnte auch das
freilich weibliche solive gebildet sein; warum aber nicht wenigstens mit on
soulive wie soulever und soulager?
So mm eil fr., sonelh pr. schlaf, dimin, von somnus, gleichsam som-
niculus Schläfchen, eine ableitung, wozu die spräche genöthigt war, um
som (somnus) von son (sonns) zu scheiden, in mundeten aber, z. b. in
denen von Lothringen und Berry, hat sich som erhalten. Daher altfr,
someilleux, pr, somelhos, it. sonnacchioso, lat, somnicnlosus u, a,
Sorcier fr, Zauberer,' fem. sorciere, altfr. sorcerie Zauberei; von
dem lesen der schicksalsloose (pr. legir sort Chx. III, 193), daher sort
(lat. sors) auch Zauberkunst bedeutet. Sorcier erkläre man sich aus sor-
tiarius, wie it. sortiere, sp. sortero, älban. ^ortari aus sortarius.
Sornette fr, posse, albernheit; vom kymr. swrn kleinigkeit, oder,
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ILc. SOUBRETTE-SUBERNA. 681
wie Huet meitUy vom brei. sorc'hen gefasel? Auch ein aUfr, vb. sorner
wird erwähnt,
Soubrette fr, hammerjungfer (im Schauspiel); woher?
Souci fr, bekümmemiSy vom adj, sollicitnm, mit fortgerücktem accent
sollicitum bekümmert^ oder vom vb, se soucier, neupr, se BoucidA, von se
soUicitare.
So adain fr.y pr, sobtan adj, und adv, schnell, plötzlich; von su-
bitanens.
Soudre fr, lösen; von solvere solv're une poudre von pulvis
pulv'ris.
Souil wwdsouille fr, sauschwemme, pr. solh schmutz, sulha «cAu;etn,
suihon meerschwein, fr. souillon schmutzkittel, vb, fr. souiller, engl seil,
pr, sulhar, venez. sogiare beschmutzen; auch it, sugliardo, wohl auch
sp. soUastre schmutzig. Prov. sulha ist nebst suihon offenbar von sucula
Schwein; fr. souil kann logisch nicht von suoulus, wohl aber vom adj,
suillus herrühren, so daß es ursprünglich etwas dem Schweine angehöriges
bedeutete; hieraus denn auch das vb, souiller eigentl, schweinisch machen,
welches also der herleitung aus einem fremden demente {goth, bi-s^^uljan
oder hd, sudeln) nicht nothwendig bedarf.
Soul /r. ganz satt; von satullus, altfr. saoul, pr. sadöl, it, satollo,
chw. saduls, wal. setül.
Soulager erleichtem; nicht = altfr. soulacier, von solatium, son-
dem = sp. soliviar d. t. *sub-leviare, also für 80ul6ger durch eine un-
gewöhnliche umbüdung des e in a; souleger noch in der alten spräche,
z. b. DMce. p. 177.
SoupQon fr. (m.), altfr. mns^eiion (f.) verdacht ; von suspicio, pr.
sospeissö. Altfr. vb, su scher LBs, 338, Ren. I, p, 11, von suspicari.
Sourdre fr. quellen; von surgere aufsteigen, pr. sorzer, it, sorgere,
sp. surgir. Von dem veralteten partic, sors ist das sbst, source statt
sourse (f.) quelle, wofür die alte spräche auch sorjon (nfr. surgeon
sprossendes reis), sordance, die ital, sorgente (f,J, die sicil, surgiva be-
sitzt, ebenso von resordre resors das sbst, ressource (f.) hülfsqudle,
Soventre dUfr. partikd für lat. secundum und aus demselben
stamme, vom äblat. sequente, pr. seguentre, chw. suenter.
Stribord fr. rechte seite des schiff es, daher sp. estribord; ist das
ags, steörbord, engl, starboard steuerbord,
Suberna u. sobem pr. in einigen stellen, wie nadar contra suberna
LR., lo cors (cursus) de suberna das,, lo sobem de la marina Chrest,
prov,, muß heißen Strömung, ström; das in einige Wörterbücher aufge-
nommene in seiner gestalt etwas abweichende fr, souberme (m,J mrd mit
debordement erklärt. Ausdrücke für naturereignisse interessieren vor
vielen andern, da man stets geneigt ist, vorrömisches dement darin zu
vermuthen. Unser suberna dber, richtiger soberna, scheint nichts anders
als das lat, supema (sc, aqua) hochwasser, engl, highwater, zumal, gleich
sobem, von dem fluthen des meeres gebraucht.
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682 II.C. SUD-TABUST.
Sud fr. (le sud LBs. 107), daher sp. sud, pg, sul {wie sp. ardid,
pg. ardil); vom ags. sädh, engl, soath meridies.
Suie fr., pr. saia, saeia, suga, cot. sutje (m.) ruß. Die theoretisch
ursprünglichste form suga führt auf ags. sötig {esgz, sötg), engl, sooty
rußig, vom shst. söt, woher auch gael. süith. Eine glosse suia 'fuliffo*
hat Graff in das deutsche Wörterbuch aufgenommen.
Suinter fr. ausschwÜJi^en; vom ahd. saizan, ursprünglich snitan mit
derselben darsteUung des anlautes une in Suisse aus Schweiz. Die ein-
Schiebung des n ist im frane. freilich wenig üblich, sie wird aber auch in
Menage's etymon suditare angenommen werden müssen, das sich bei der
Seltenheit neuer frequentativa auf itare weniger empfiehlt als das dtsche worL
SniYre fr. folgen; von sequi, pr. seguir und segre, im frans,
mlatein sövere mit getilgtem q, aUfr. sevre, sivre, suire, encUich suivre.
Sumsir sumpsir, somsir sompsir pr. versenken, ertränken, somsimen
Versenkung, wohl auch somsis o&grtind Bth. 182 (sossic B. 250, 16) ;
stark abgeändert -aus summergere, pr. auch somergir, indem g hinter r
:sfu s ward wie in esparser (spargere) oder terser (tergere), also sumrsir
sumsir. Auch cdtsp. pg. sumir hat die bed. von summergere, e. b. pg.
sumir un navio ein schiff versenken: g könnte geschwunden sein une in
espurrir (exporrigere) oder sobar (sub-agere); oder soü das wort von
sumere kommen? — Aus somsir ist wahrscheinlich auch das fr. intran-
sitive sancir (le vaisseau a sanci ist gesunken): pr. samcimen für sum-
simen hat eine handschrift s. B. 250, 17.
Sur fran^. präpos.; von super, sp. pg. pr. sobre, cdtü. sor. Altfr.
sore, seure cAer von supra, jene form bereits imfragm. von Valenciennes.
Sur fr. sauer; vom ahd. ags. aMn. sür u. s. f., dsgl. kymr. sur.
Daher henneg. snriele, wallon, sural Sauerampfer, ndl. zuuring.
Sör fr. sicher, ottseür, im Liv.de Job segur; v(w securus, i>r. segur.
Sureau fr. holunder. Sabucus lautet sp. sauco, u;al. soc, pr. saüc,
bask. (navarr.) sauea, altfr. pic. seü ; da aber der Franjsose für namen
der bäume die ableitung mit arius, dimin. arellus, lieibt, so erwuchs
ihm aus seu die form sureau. Wie verträgt sich aber damit eine sweHe
altfr. büdung seür (:meür ^J^. Jub.)? entstand sie durch abkürjmng aus
seür-eau, indem man das diminutivsuffix wegwarf?
Surgia pr. wundareneikunst; für srurgia aus cirurgia chirurgia,
daher altfr. surgien, mndl, surgijn, engl, surgeon wundaret.
Suzerain fr. adj,, verfewndßn mtY seigneur, oberlehnsherr; nachdem
muster von souverain aus fr. sus (lat. susum) geformt? S. Menage.
T.
Tabarin fr.hanswurst; name eines marktschreiers, der um den an-
fang des 17. jh. lebte (Roquefort).
Tabust, tabut altfr, pr. lärm, Verwirrung, tabuster, tabnter, tabustar,
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ILc. TACHE-TAN. 683
tabussar, tastar, tnrtar klopfen, beunruhigen, ü. tambassare ausprügeln;
$0 auch pr. sbsL taburla LR. I, 666^, vb. tabornar. Es scheinen schall-
nachahmende auf tabor, tambor (trommel) gegründete producte, wohin
wohl auch pr. talabust, fr. tarabuster gehören; vgl. ndat. taburcium, ta-
burkm für tabor.
Tftche fr. (f.) das auferlegte tagewerh, tächer sich beeifem. Daß
täche für tasche gelte, beweist das gleichbed. engl, task, cat. ven. tasca,
so wie das pr. tasca, tascha jsins oder einhünfte; das nämliche wort ist
auch mlat. tasca praestatio agraria DG. Auch die ceUischen mundarten
kennen es: kymr. tasg heißt etwas bestimmtes oder auferlegtes, gael. taisg
bürgschaft. Gleichwohl ist es ktteinisch: wie fr. lache, pr. läse aus laxus,
so entstand täche, tasca aus taxa {mlat. für taxatio) und bedeutet das
einem jsugeschätzte, eugemuthete: klar eeigt diese Umstellung das henneg.
tasqne = fr. taxe.
Tai altfr. schiamm Roq., vgl. entäiar GProv. p. 41; offenbar vom
ndl. taai klebrig, ahd. zähl, das als beiname des leimes oder lettens ge-
braucht wird (Graff), nhd. zähe, chw. zais. Dasselbe wort ist sicil. taja
letwi Jium bauen.^
Taie fr. hüssenübereug ; von thecaAüWe, futteral, wobei man jedoch
toie Aubery p. 41 (auch henneg. und bürg.) als die ursprünglichere form
annehmen muß, vgl. noyer von necare. Die herleitung wird bestätigt
durch das churw. teija (teigia), welches futteral und bettssieche bedeutet,
von theca, vgl. speija von spica. Auch ahd. ziechä, nhd. zieche wird
von theca stammen wie ziegal von tegala.
Talnar pr. eögem, säumen, e, b. non talfnar redre *non tardabis
offerre GO. 299, trans. vereögem, aufschieben (si o taKnas, es pechaz),
imperson. me talna mich verlanget, wie il me tarde, ahd, mih langet,
sbst. taYna aufschub. Daeu pr. ataYnar, altfr. ataYner vereögem, e. b. los
ata'lnaz: tonnens Harda supplida GO. 27, dsgl. reisen, beunruhigen, cht-
canieren, welche let fitere bedeutungen das bret. (auf die mundart von
Vannes eingeschränkte, unceltische) atahinein bewahrt; sbst. atalfna, ataKne,
noch bürg, ataine, bret. atahin (m.). Entstand dies wort etwa, mit aus-
gestoßenem d und romanisierter endung, aus dem alten dtschen teidingen
anberaumen^ gerichtlich verhandeln, teidinc d. i. taga-dinc Hndudae frist,
auch gerichtsverhandlung? Die Verwischung des Wortes dinc wäre nicht
stärker als in unserm vertheidigen für vertheidingen. Von taquiner fr.
(hadern) ist es jedesfalls jsu trennen: dies floß aus dem adj. taquin, wo-
neben keine form tahin stattfindet, eben so wenig ein ataqainer neben
atainer.
Talevas altfr. eine ort Schilde; nach Le Duchat umgestellt aus
dem it. tavolaccio holeemer schüd, von tabula, also für tavelas; eine be-
friedigende deutung.
Tan fr. lohe, tanner roth gerben, henn. tener, mndl. tanen, teynen;
daher tannö lohfarbig, lohfarbe, it. tanö, sard. tanau, mndl. taneyt, letz-
teres = altfr. taneit particip. Nach Frisch vom dtschen tanne, weil man
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684 ILc. TANCHE-TAPIR
die lohe ehemals (xus der rinde dieses baumes bereuet habe (und noch be-
reitet, Krüniteens Encycl. LXVIII, 336); nach andern (Dief. Gelt. 7, 142J
vom bret tann eiche, aber tann ist den cdt, sprachen und selbst der bret.
mit ausnähme der mundart von Leon unbekannt. Die Md. glossen haben
alia Hranata, wofür aluta tanaJta jsu lesen vorgeschlagen wird (Jahrb. für
phü. XllI, suppl. p. 233), die Erfurter glossen aluta ^locus, ubi pelles
in calce pilantur et tananiur (das. p. 273"); das wort kann also ein
ziemlich hohes alter aufweisen.
Tan che fr. ein fisch, schleie; lat. it. tinca.
Tandis ^r. partikd; von tantos dies oder von tamdiu? Für leijs-
teres zeugt die prov. form tandins, vgl, oben quandius.
' Tangoner aUfr. antreiben, drängen; offenbar das ndat. tanganare
mahnen, anhalten L. Sal., L. Rip., sbst. tanganum, dem auch in bäracfU
des Suffixes n zunächst steht kymr. tengyn zäh, festhaltend, vgl. Leo Mcdb.
glosse II, 148 und wegen seines etwaigen dtschen Ursprunges Grimms
Rechtsalt. p. 6. Das damit zusammenhangende altfr. adj. tangre hart-
näckig worauf bestehend (z. b. tu es si tangres ke ma fiUe fust mari^
RFlor, p. 13) stimmt buchstäblich zum inhd. zaager scharf von geschmack,
munter Wb. III, 849, hartnäckig, ausdauernd Frisch II, 149*, mndl.
tangher scharf KU., dazu noch it. tanghero, com. tängan grob, plump.
Taniere fr. höhle wilder thiere; wahrscheinlich, da man altfr. tais-
niere, tesniere schrieb (s. die glossare zum Renard), zsgz. aus taissoniere
dachshöhle. Die erweiterte bedeuttmg macht keine Schwierigkeit.
Tante fr.muhme, altfr. ante {nebst der accusativform ^jitmin), engl.
aunt, pr. amda, lat. amita. Das noch im 16. jh. vorkommende und mund-
artlich fortlebende ante {auch lomb. ameta, amida, in Brescia meda, cre-
man. medda, chw. onda) ward durch das euphonische tante aus der
Schriftsprache verdrängt, als es nicht mehr gestattet war, m'ante für ma
ante zu sagen, und auch mon ante nicht gewagt ward, das aber doch die
nördlichen mundarten in der form men ante durchgeführt haben, s. Hecart
und besonders Gachet. Das anlautende t hat also in diesem u?orte keinen
etymologischen grund, es beruht so gut auf einscMebung wie in voilä-t-il,
cafetier u. a. Wation. antin bedeutet großoheim, großtante, s. Grand-
gagnage addit.
Tape /r. schlag mit der hand^ vb. taper, tapoter klapsen; vom
ndd. tappe pfote, engl, tap klaps. Eine von Seiten des anlautes mehr
hochd. form desselben Wortes ist it. zampa, ciampa {u)ie zufolare, ciufo-
lare) pfote, zampare mit der pfote hauen, ciampare, inciampare stolpern.
Tapir fr. (nur reflexiv) sich zusammenducken um nicht gesehen zu
werden, zsgs. altfr. s^atapir sich verstecken (auch bildlich: qnel semblance
s'atapissoit souz le pain et le vin s. Roquef), adj. altfr. tapin, jpr. tapf
versteckt, a tapf, altfr. en tapin LRs. vermummt, besonders von pilgern
gebraucht, d(%her altfr. tapin püger (vermummter) Antioch. II, 63, vb.
tapiner verstecken, vermummen Gar. I, 269, nfr. en tapinois heimlicher
weise, altfr. en tapinage (qu'ils s'en yront en tapinage ainsi conime en
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n.c. TARGER-TARIN. 685
pelerinage Rom, d. l. rose Uj p.67 ed. d'Amst,\ mlo/. tapinatio. Frisch
fühlt in diesen Wörtern einen deutschen auch sonst im roman. vielfach he-
nuteten stamm zapf (s. tape L)j der ein Tcurees stück höh, einen keil
u. dgl., in dem abgel. fr. tapon einen klumpen oder pack bedeutet^ vgl.
schwed. tapp hündel: se tapir wäre sich eu einem klumpen machen, eu-
sammenkauem, sich verstecken: ähnlich heißt fr. cacher platt drücken,
verbergen. Ducange denkt an talpa: se tapir bedeutet sich verkriechen
wie der matdwurf. Solcher gleichnisse bedient >sich die spräche ewar häufig,
überall aber behcmptet der buchstabe sein recht und so ist auch hier ein-
mwenden, daß im franz. die gänzliche Verwischung des 1 bei vorhergehen-
dem a etwas ungewöhnliches ^ ist. Das champ. tanpin ^heimlicl^ gibt sich
leicht als eine atdehnung an tanpe (talpa) zu erkennen. Ital. tapiho
niedrig, armselig^ daher tapinare elend leben, ist vielleicht aus dem gr.
TajT€iv6g niedrig^ demüthig; aber awh hier bemerkt man eine auf talpa
bezogene form mit 1 oder u talpino, tanpino, attanpinarsi PPS. I, 468,
517 u. s. w.
Targer aUfr. norm, zögern, pic. atarger und terger. Unpassend
deutet es Ducange aus targe schild, in beziehung auf seine hinderliche
schwere. Wenn die spräche, die lateinische oder romanische, aus einem
Substantiv, das eine sache, namentlich ein geräthe oder Werkzeug bedeutet,
durch bloße anfügung der biegungssHben ein verbum formt, so wiU sie
damit die anwendung der sache ausdrücken: targer von targe müßte also
etwa heißen mit der tarische decken, schirmen, wie it. scndare mit dem
Schilde decken. Von da bis zur bedeutung mit der tartsche beiasten, end-
lich schwerfällig machen, aufhalten ist noch ein weiter schritt. Dagegen
bietet die lat. spräche ihr verbum tardare. Der Provenzäle spricht tardar
und tarzar und auch im altfranz. bemerkt man tarzer oder tarser. SoUte
targer aus tarzar entstanden sein? Es wäre möglich; indessen fehlt es
von dieser franz. ausspräche des pr. z an weiteren beispielen. Aber g •
läßt sich noch auf andre weise gewinnen. Aus tardare konnte tardicare
geleitet werden, woraus targer wie aus judicare juger: nicht anders ent-
stand aus clinare clinicare, aus pendere pendicare. Vermittelst anderer
Suffixe schuf sich der Churwälsche die abU. tardinar und tardivar. Mer-
nach würde sich das aUfr. targer zum neufr. tarder wie das cdtfr. en-
ferger zum neufr. enferrer verhalten. In den Erfurter glossen p. 267"
steht über tricari geschrieben tarcor, vielleicht dcts roman. wort in älterer
gestalt, indem aus tardicare zunächst tarcare werden mußte, das der
Schreiber als deponens, wie tricari, darstellen mochte. Dieselbe bedeutung
hat kymr. tario, engl, tarry; es thut aber nicht noth, dem franz. wofi
diesen Ursprung anzuweisen, wenn auch die lauüehre nichts dagegen ein-
zuwenden hat.
Tarier (ütfr. reizen, quälen; vom ndd. targen, ndl. tergen mit gl.
bed., mhd. zergen reißen, vgl. ahd. zeijan.
Tarin fr. zeisig; vidleicht, da es in Paris die form t^rin hat (s. bei
Menage), aus dem picard. t^re = tendre (vgl. terons = tiendrons), so
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686 II. c. TARIR-TELER.
daß es aarty schmächtig bedeutet. Ebenso bedeutet cdtn, ttta etwas eartes
und einen dem eeisig nah verwandten vogdj fringiUa montana.
Tarir /ir. pr. trocknen (trans. tmd inIrans,); vom ahd. tharrjan,
darrjan dörren. •
Tartarassa pr. von Bochegude und Raynouard mit mUan (kühner-
geier) übersetzty nur einmal bei Peire Gardincd, in einer donnernden
Strafpredigt gegen den clerus, vorkommend (tartarassa ni voutor no sent
plus leu carn puden cet,). Noch neupr. tardarassa, wie Honnorat schreibt,
der dies wort mit caprimtdgus (nachtrabe) übersetet und es aus tardns
erklärt, weil der vogd spät ausfliegt. Wahrscheinlicher ist, daß sein
name von seiner ^schnurrenden stimme herkommt, wie sich Blumenbach
ausdrückt. Raynouard vergleicht das port, tartaranha.
Tas fr., tatzjpr. häufe, Schicht, vb. tasser; vomags. tas (beiSomner)y
engl, tass, ndl. tas (^f.) hmihaufe, womit EttmüUer^ Lex. anglos. p. 617,
das goth. un-ga-tass (ungeordnet) vergleicht; dasselbe wort ist gael. dais,
kymr. das.
Tau dir cdtfr. decken, nfr. taudis hütte, früher auch schutegerüsle,
pic. taudion; vielleicht germanischer abstammung, altn. tialld, mndl. telde,
ahd. nhd. zeit, vb. altn. tiallda eeite aufschlagen.
Taveler /r. scheckig machen; von table, aU tavele, brettspiel, also
einem dinge das ansehn eines brettspids geben.
Taxer fr., pr. taxar schätzen, eine Schätzung auflegen, it. tassare ff.,
lat, taxare ; sbst. fr. taxe ff.J, pr. taxa, it, tassa ff. Davon eu trennen
ist ein zweites, speciell franz. subst taux (m.), welches mit taxare gar
nicht verwandt ist, sondern eine aUfr. nominativform des sbst. tail = it.
taglio Steuer (s. taglia I.) sein muß, vgl. wegen der buchstaben aitfr,
consaux, acc. consail. Altfr. findet sich auch ein aus taux geleitetes vb.
tausser, z. b. in einer Urkunde v. j. 1288, dsgl. tauxer v. j, 1371 Carp.,
auch bei Nicot. Daher das vrlt. pg. tousar.
Teiller fr. hanf brechen; von tiliae (pl,) lindenbasf, gleicJAed.
altfr. tille FC, I, 404, henneg. tile, wogegen it. tiglio auf die rinde des
hanfes übergegangen.
Teindre färben; von tingere, it. tignere, sp. tenir.
Tel er fr. in atteler an^^nnen (an den wagen), d^teler abspannen,
losspannen, im alten prov, nicht vorßndlich, aber im bask. (ncnvarr.), wo
außer dem vb. atfaelatu auch ein subst. athela vorkommt in der bed. pflock
um die deichsei an das joch zu befestigen. Atteler heißt auch den wagen
bespannen, schon bei den AÜen, z. b. les chars ont fait estruire et mult
bien ateler GBourg. p. 60, 12. Gewöhnlich hält man sich an protelum
das anziehen des Zugviehes, protelare in die länge ziehen, aber davon iM
anspannen oder anschirren sehr verschieden. .Für ateler kommt bei den
Alten auch esteler vor, z. b. GBourg, p. 98, 7, doch wohl unser stellen,
entsprechend dem in gleicher bedeutung anwendbaren fr. mettre, sp. poner,
engl, to put, wobei noch zu bemerken ist, daß ahd. gi-stellan affigere heißt
Graff VI, 666. Es kommen im franz. einige beispide von dem ahfdUe
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II.c. TENCER-TIERE. 687
des cmlautenden s impurum vor, so daß die ausspräche atteler für asteler
und d^teler für desteler als möglich anzunehmen ist: äteler hätte man in
atteler aibgeändert, um die partikd ad damit zu gewinnen. In jedem falle
ist esteler von gewicht für die beurtheUung des Wortes^ und schon Frisch
hat es geltend gemacht. Eine dritte, für die bedeuttmg, wenn man den
dimintäivsinn nicht zu hoch anschlägt^ sehr befriedigende auslegung (von
Langensiepen) ist: atteler von aptulare für aptare; nur setze man für
aptulare aptillare, da sich jenes anders gestattet haben würde. Aber auch
hier liegt in der behandlung der präposition etwas unregelmäßiges, da
entweder dös-atteler oder datteler zu erwarten war; vielleicht gab attacher
und d^tacher dieser büdung das muster.
Tencer aitfr., tensari>r. streiten, bestreiten, nfr. tancer ausschelten;
participiaiverbum von tenere tentus in der bed. einen satz behaupten^
gleichsam tentiare, aitfr. auch vertheidigen, schützen. Datier aUfr. tence,
tenQon, j)r. tensa, tenson, ü. tenza, tenzone. Zsgs. citfr. bestancier,
s. stentare IL a.
Tenere i)r. adj. finster, dunkel, mehrmals im Gir. de Boss. (712,
2239. 3919) und bei einigen lyrikem, scheint im altfranz. nicht vorhan-
den. Daß wir in ihm das lat. tenebricns besitzen, ist Mar; es verdiente
aber hier eine stelle, weil' es im lateinischen höchst selten ist, * indem es
nur einmal bei Oicero und später erst wieder bei Tertuüian vorkommt,
seine voUosüblicJAeit aber durch sein dasein im prov. verbürgt wird.
Terne fr. trüb, ternir trüben, den glänz benehmen; vom ahd. tami
verhüllt, tarnjan, nihd. ternen verhüllen, daher verdunkeln, trüben, ein
aus Siegfrieds tamkappe bekanntes wort. Das kymr, tamn €d>wischen
hat keine ansprüche, theüs weU aus verbis keine adjecti/va entstehen (s. vor-
rede), theHs weil dem abwischen das glänzendmachen näher liegt als das
trübmachen,
Tertre fr. pr. (m.J anhohe, in dem Wb.von Evreux p. 36 ^Vertex,
altfr. auch teltre, in den Diäl. de S. Greg, ter, waUon. Uhr hoch auf-
springende masse von erde oder stein, beide letztere formen woU nur ab-
gekürzt. H. Stephanus leitet es vom gr. TtQx^Qov das höchste. Sollte es
nicht eine zss.sein: terrae-torus erd-undst, erd-anhöhe? Zwar haben com-
posita den ton auf dem zweiten werte, aber es fehlt nickt an a(usnaliimen:
tr^fle z. b. von trifölium wäre dem gegenwärtigen faUe ganz cmeiog.
[Hierzu fügt Schder die willkommene vergleichung des gr. 'p^Xo(pog.]
Tidde fr. lau; von tepidus, pr. tebe, fem. tebeza, cot. tebi, sp.
tibio ff.
Tiere altfr., tieira jpr. {noch itzt tieiro) reihe, gefolge; vom ags.
tier rei/ie, Ordnung, ahd. ziarl schmuck, zier. Die letztere bedeutung ist
anzunehmen in: fon bella domna de teira Flam, 1914; 808 rics cors de
tan bella tieira LRom. Ital. tiera fit^t sich bei Barberino, tera in der
mundwt von Brescia. Waüon. ttr gattung, race (geschlechtsreihe, vgl.
razza I.) scheint dasselbe wort: ebenso entspricht waM. p!r dem fr. pierre.
Pr. tira, fr. tire (zug) scheint zu tirar zu gehören.
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688 II. c. TIFER--TISSERAND.
Tifer alifr,^ attifer nfr,^ auch piem. tifl^, äUengl. tife Hcdliw.
schmücken, den Jcopfptäa ma/chen. Mmage's deutung aas aptum iacere
(im älteren mlat. aptificare für passend erJclären) widerspricht hinläng-
lich das einfache tifer. Besser vom ncU, tippen die haarspUeen schneiden^
sofern man ein hochd. zipfen in dieser hed. annehmen doff; vgl, comash,
zifa via hure abschneiden. Man bemerke noch champ, cifer, chiffer s,
V, a. tifer.
Tige fr. (f.) stengel, röhre; von tibia pfeife, ü. sp. gleichiaui.j wal.
tzeav^ {serb. tzev).
Tillac /r. verdeck eines schiff es, daher sp. tillÄ, pg. tilhÄ; vom alin,
thilia, schwed. tilja, ags. thille, ahd. dili getäfd, boden = nhd. diele,
vgl. ahd. thil ima pars navis. Woher aber das suffix ac? Erklärt es
sich etwa aus einer anbildung an das sinnverwandte mlat. astracam
estrich? — [Eine andre auslegung des wertes tillac giht J. Crrimm im
Wb. V. diele.]
Timbre altfr. eine art pauken: li tymbres est uns estmmenz de
musique qui est coüverz d'nn cnir sec de bestes, heißt es in einem com-
mentar eu den psalmen Boquef. Poes, frang. p. 127, vgl. tymbris DC.
Es ist also s. v. a. tympanum, und muß, wiewohl p nach m sich sonst
nicht in b erweicht, davon herrühren, weshalb auch die AUen oft tymbre
schrieben. Die neufr. bedeutung ist glocke ohne Schwengel, die, wie die
pauke, von außen angeschlagen wird, ndl. timber. Dsgl. heim (auf dem
Wappenschild), nach Ducange von der ähnlichkeit der form oder des
klanges beim anschlagen, vgl. Bernds Wappenunssenschaft U, 349; ndl.
ebenso timber, sp. timbre. Sofern es eine ansaht hermelin-, marder- oder
anderer feile bedeutet (mlat. timbrinm), sd^nt es aus einer nordischen
spräche eingeführt: schwed. engl. t\mber, mhd. zimber, zimmer.
Tin altfr. Roq., pr. tin und ten scJdaf am haupte. In der limous.
mundarttim, dessen m sich prov. in n verwandeln konnte: also von tem-
pus, wofür das mlatein timpns, jsum unterschiede von tempns zeit, vor-
sog, z. b. timpns in bibelglossen Gro^ I, 895, dsgl. bei Nyerup 261,
Sumerlaten ed. Hoffm. 46, timpora in einem Erfurter glossar (Haupts
Ztschr. II, 205J, timporibns in den Cass. glossen, vgl. Voss. Etym. P
fiel ab wie in lam von lampas. Es wäre Überflüssig, sich von tempns jm
entfernen und tennis als urwort anzunehmen, dessen bedeutung allerdings
das ahd. dnnna-pahhun (dünne backen = tempora) entspricht. Über das
dem rom. tin formeU begegnende mhd. tinne (n.) s. Grimm III, 402.
Tinel altfr., tinal pr. Stange die weinbütten damit zu tragen, überh.
prügel, in altem mlatein tinalnm; von tina. S. Altrom. glossare p. 63.
Tire altfr., tyrinm mlat. ein Stoff: tires ne siglaton GBourg.p.93
cet; benannt nach der purpurberühmten Stadt, deren gewöhnlicher name
im franz. aber doch Sur war.
Tisserand fr. weber, daher it. tesserandolo; von textor mit dem
Suffixe and = ahd. ing, ine, wozu der franz. geschlechtsname Teisser-enc
stimmt. Altfr. und mdartl. sagt man tissier.
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II. c. TOCSIN-TOUFPE. 689
Tocsin /r. reichen mit der . Sturmglocke ; esgs. aus altfr. toquer =
toucher rühren, anschlagen^ und sein oder seint gloche, s. segno J. Die
prov, form wäre toca-senh, wie die limous. toco-sen ist, toquacen schrei-
ben die Joyas del gai saber 149.
Toilette fr. putetisch, auch das daeu bestimmte tischtuch; von
teile, lat. tela.
Toise /r. (f.) ein längenmaß; eigentl. die länge der ausgespannten
arme, von tendere tensus, it. tesa ausspannung, vgl. unser klafter von
klaffen auseinander stehen. Vb. altfr. teser, toiser spannen, richten.
Toivre al^r. vieh, e. b. oisiel et toi vre Alex. 233, 27, auch atoi-
vre ds. 282, 28, Ben. I, 44. Nach Grimm, Beinh. p. LIV, Myth. 36,
vom ags. tiber, ahd. zepar opferthier, woher nhd. Ungeziefer d. h. nicht
sfum Opfer taugliches thier, unthier. Denselben lautÜbergang eeigt altfr.
Toivre vom lat. Tiber. Aber welche bedeutung hat ei in a-toivre? Und
was ist toivre de la nef P(»rton. I, 27? In seiner hochd. gestalt mit
atdautendem z hat sich das wort sogar nach Portugal verirrt, wo zevro,
fem. zevra, ein stück vieh bedeutete, ochse, kuh, kalb, wenn 8. Bosa richtig
übersähst, e. b. in einem lat. foral von Lissabon vom j. 1179: dent de
foro de vaca 1. denarium et de zevro unum denarium; de coriis boum
vel zevrarum dent etc.
T61e/r. (f.) eisenblech; kann von t^hulei platte, fiordfranz. taule
Jterstammen; piem. com. ebenso tola, maü. tolla, vgl. it. fola von &bala.
Tondre altfr. norm, (m.) eunder Boq., Brt. II, 246; vom aUn.
tundr, ags. tynder, engl, tinder, hd. zunder. Dahin auch pr. tondres
läppen GO.
Tonte fr. Schafschur; von tondere, Aenso ssu beurtheUen wie pente,
s. daselbst.
Top in, tupin fr. (mdartl.), -ioTfl pr. gefäß zum kochen; mhd. nhd.
topf, ndl. dop schale, nach Grimm II, 48 gleiches Stammes mit tief.
Tordre fr. drehen; von torquere, it. törcere, pr. torser, also für
tor9*re torsdre. Zsgs. altfr. bestordre verdrehen, bestors schief.
Toner /r. ein echi/f am seile ziehen, bugsieren, daher wohl sp. pg,
atoar; vom gleichbed. engl, tow, sbst. tow seil = ags. tov, tav werg.
Von toner ist das sbst. tone nachen, der als fähre dient.
Tonffe fr. busch gleichartiger dinge s. b, federn, blumen, haare,
daher engl, tuff HaUiw., tnft {/zunächst aus pic. touffette), kymr. twf.
Dem ags. thfife (f) keim, laub, oder dem ndl. tuif (f.) schöpf wäre nur
ein fr. tnfe oder tnffe gemäß ; letzteres zwar führt Boquefort an, aber
nur die neufranz. form kann- hier maßgebend sein. Das wort ist aUer-
dings deutsch, von demselben stamme, dem auch unser zopf d. i. haar-
büschel, cdtn. toppr angehört: ein ahd. zupfet i^^ zwar tmnachweislich
(vgl. heriszuph 'collecta Graff V, 641), aber das Schweiz, zuffe pack (was
man mit der hand zusammenfaßt) kann dessen stelle vertreten, hernach
ist tonffe eine haib hochdeutsche form für touppe, buchstäblich das it.
zufia (II. a). Merkwürdig besitzt auch der Walache so wie der Albanese ein
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G90 II.C. TRABAN-TREF.
Wort tüte buschy Strauch^ wohl nur das gr. Tvq^rj s. v. a. ay^lrj hüschel
an pflanem.
Trab an /V*., auch draban, scldat der kaiserlichen garde in Deutsch^
land; ist das deutsche trabant, gewöhnlich hergeleitet vom vb. traben mit
romanischer endung.
Trac, ein in nicht wenigen aum theü unfrans. Wörtern vorliegender
stamm, ist vielleicht in verschiedene wuredn bu eertheilen. Die Wörter
sind hauptsächlich folgende. Frone, trac spur des wildes, gang des pfer-
des, geräusch eines federstrichs, engl, track spur, gdeise, sp. traque loMif-
feuer, comask. trach klaps wie von einer zuschlagenden falle, fr. traquer
einen wald umstellen um das unld in die netee zu treiben (traquer an
loup), d^traquer aus dem gange bringen, verrücken, traqaet fäUstriek,
dsgl. miihUdapper, sp. traqnear klappern, schütteln, it. traccheggiare
ßuchstäblich dasselbe u)ort) trödeln, tändeln, occ. tracane Schlendrian, fr.
traquenard gang des zeiters, dsgl. ein tanz, tracas unruhige bewegung,
tracasser hin und herlaufen (kein compositum mit trans, es würde als-
dann eher tröcasser latäen). Zu den meisten dieser Wörter paßt logisch
das ndl. treck zug, strich, federstrich, fang, an dessen stelle man sich aber
besser ein hochd. trach denkt (vb. mhd. trechen, prät. tracb Grimm,
P, 939), nammtlich fügt sich d6traquer gut zu ndl. vertrekken ver-
rücken, verschieden, woher unser nhd. vertrackt. Zu vergleichen ist auch
das wurzelverschiedene nord. tradk häufige spur der fuße, tradka <xuf
etwas treten.
Traille fr. fliegende brücke. Die übliche erklärung aus tiraiUe
wird weder durch ein it. tiraglia, sp. tiraja unterstützt, noch durch eine
form trailler für tirailler bestßigt. Ein formell tauglicheres etynum ist
das von Varro in der bed. von traha bemerkte tragula. Die Provenzalen
besitzen tralh mit der bedeutung des fr. tratne. Vgl. trailla //. b.
Träle /r. ein vogd, drossd (Trev.), alt trasle Boq,; vom ahd. throß-
celä, ags. tbrosle, engl, throstle, altn. thröstr, obd. draschel. Dasselbe
heißt maü. dress, vgl. ags. thrisc.
Trape/r. (bei Nicot u. a.), dsgl. trapu untersetzt, dick u/nd kurz.
Vielleicht darf man bei der im franz. sehr gewöhnlichen Umstellung des
r an ir. gael. tarp klumpen, kymr. talp, erinnern, aber ein adjectio wäre
unllkommener. Und so erklärt es sich besser at^ ahd. taphar, in älterer
form tapar, schwer von gewicht, ansehnlich, nhd. tapfer, vgl. taphart
klumpen, zumal da auch dem vb. tapfern ^maturare^ (in einem u?b. von
1482 Schmdler I, 451) ein fr. traper egregie succrescere (Triv.), gleich-
falls von fruchten gebraucht, entspricht. Trape von tapar ist wie tremper
von temperare.
Tref altfr., trap pr. hütte, zeit; von trabs balken, pars pro toto,
vgl. Papias tenda, quae 'rustice* trabis dicitur. Für die bed. balken
gilt dUfr. gleichfalls tref, pr. trau. Daher altfr. atraver mit der bed.
von loger (löge zeit) Aubery p. 98, 8ax. II, p. 42 (vgl. travar L), pr.
destrapar abspannen, wofür fnan destrabar erwartet hätte. Die ital. spräche
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n.c. TREFONDS-^TREVAR. G91
JuU trabs in trabacca erweitert^ im späteren nAatein trabacca Hentarium
cum trabibus, ut fit in diutina ohsidione Nyerup 297. .
.Tröfonds /r. grund und bodm; von terrae fimdus nachNicot. Die
altere Schreibung tresfond wäre also unrichtig.
Treille /r., tteihei pr. weingeländer, daher treillis guter (vgl tra-
liccio L); von trichTla mit ersterer bedeutung.
Trömousser fr. sich lebhaft hin und her bewegen; participialverbumy
von transmovere transmotus, gleichsam transmotiare. Diepartikd ist hier
ausdruck des Übermaßes wie in tressaillir.
Tremper /r., trempar pr. einweichen; für temprer, temprar von
temperare mildem. Altfr. tremper une harpe eine harfe stimmen, wie it.
temperare.
Treper, triper -aZ^r., trepar ^. hüpfen, springen; ein mehreren
sprachen eigenes wort: ndl. trippen, nhd. trippeln, engl, trip, kymr. tripio,
bret. tripa. Daher nfr. tr^pigner trappeln, das aber ein nomen tröpin
voraussetzt (s. digner //. c), altfr. trepeiller hin und herlaufen, unnihig
sein, trepeil unruhe, pr. trepeiar zappeln.
Tresor fr. schote, von thesaurus, it. sp. tesoro, pr. thesaur, aber
ältsp. auch tresoro Apol. 130 und oft, wald. tresor Hahn 664. Diese
form mit eingemischtem t, eu welcher sich auch das neap. trasoro bekennt,
ist alt, da sie in dem aus dem romanischen eingeführten ags. tresor und
ahd. tresOy triso vorliegt. Aber vielleicht ist r nicht einmal von außen
hereingezogen, sondern hat seinen guten etymologischen grund. In den
hss. des Plautus begegnet man der form then-saurus (s. Plaut, rec. Ritschi
I, p, CHI), diesdbe bietet auch eine römische inschrift, offenbar eine im
latein. gana übliche form, denn auch Flav. Caper (Putsch p. 2239) sagt
thesaurus sine n scribendum. Diese form setzte sich in Frankreich fest,
man bemerkt sie e. b. in einer sehr alten messe (ed. Monep. 47), ja noch
das heutige bretonische kennt tensaour, s. Baraas Breis I, 38 (2. ed.).
Aus tensaur aber ward tresaur, indem t das n an sich eog, welches zu-
gleich in das bequemere r übertrat, vgl. frestra für fhestra fenestra Gl.
Placid. u. Papias, ähnlich trotter aus tlutare tolutare.
Tröteau fr. ein gerüst oder gestellt bock, alt trestel, engl, trestle;
vom ndl. drie-stal dreifüßiger sitz (oAd. drtgistelli ?). Daneben darf noch
ein lat. wort in erwägung kommen. Tr^teau lautet mlat. trestellum 'eine
art dreifuß einen tisch zu tragen DC, dies ist lat. trastillum querbänk-
chen, von transtrum, welches letztere sich bereits im altfr. traste vorfindet;
aber das deutsche etymon stimmt genauer zu dem angegebenen begriff.
Tragstahl endlich würde, wenn man fauteuil vergleicht, nothwendig tr^teuil
ergeben haben.
Trevar j^. verkehren, Umgang haben, ein seltenes wort. Der Donatus
prov. 33'' übersetzt es firit frequentare; die andern beispiele sind : val ben
tan totz hom qu' ab ellas treva LRom. V, 410; per cella via soen treva
treibt sich herum Flam. 4762. Auf die etgmologie führt der Donat in
der darauf folgenden zeüe: en-trevar Hreuguas facere: es ist von tregua
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692 IL c. TRICOISES-TRIFOIRE.
friede, Sicherheit thl. J, wo auch ein cdtfr, atriver = pr, entrevar er-
wähnt ist,
Tricoises (ph) fr.eange der hu f schmiede; stimmt sundlArek-ij^Bv
jsug-eisen. Vgl. treccare L
Tricoter fr. stricJcefi, tricot gestrickte arbeit. Nicht wohl paßt cUunt
mit seiner bedeutung das IcU. trica, pl. tricae, Verwirrung, wenn man auch
neben d^trier und intriguer eine dritte form mit c jndäßt, die im sp.
estricote (verunrrung) anerkannt werden mag. Vidleicht ist hier einer
der seltenen fälle anzunehmen, worin s impurum anlautend schwand {so
tain ßr 6tain, pämer für 6pämer), indem das wort aus dem ndl. strik
schleife, masche, strikkenhiüpfen, abgeleitet ward, welche annähme durch
die unverkürzte bOdung ^triqnet fischergam, die das Vorhandensein
dieses deutschen Stammes im franz. darthtU, noch besonders gestützt wird.
Wie verhalt sich nun dazu trique, tricot knüttd, mundarü. triquer,
tricoter prügeln? Haben diese ihren grund in dem ndl. strijken pcdpare
= ahd. strichen linere, caedere? Altfr. estrique in der mundart van
Douai ist Streichholz, mhd. striche.
Trier fr., pr, cot. triar auslesen, auswählen, daher engl. \xj, äUit.
triare Brun. Lot. ed. Zannoni p. 63 ; sbst. trie, tria. Frisch sieht darin
Umstellung von tirer, es wäre also eine nebenform für eine bestimmte be-
deutung. Unzweifelhaft läßt sich aber auch dieses wort dem lat. sprach-
Stoffe zuwenden. Granum terere heißt körn ausdrescheti: dem entspricht
pr. triar lo gra de la palha das körn von dem halme absondern, triar lo
gran de la flor LB., cot. triar el*arroz reis auslesen: aus dem neu ge-
formten frequentativ tritare also, welches der Italiener besitzt und ihm die
bed. zerreiben, ßgürl. genau untersuchen, beilegt, entsprang triar. Bestäti-
gung bringt das auf tritulare weisende norm, triller, henneg. trilier s. v. a.
fr. trier. Das piem. tri^ hat franz. form und ital. bedeutung. In der
mundart von Berry ist die bed. absondern sogar in die bed. ein kind ent-
wöhnen (so sevrer von separare) übergegangen. Wegen des ausgefallenen
t vgl. man noch tria via GL paris. für trita via Oraff III, 4.
Trieui>r. (m.) weg, Straße, bahn: segre lo trieu, tenir lo trieu
LB., fr. zu Douai triou geebneter weg s. EscMier p. 62, chw. truig. Vom
partic. tritus betreten, also für triu? kaum erlaubt dies der buchstabe.
Besser würde gr. TQißog stimmen, vgl. ben aus bTb-it StdÜ man indessen
das altfr. triege daneben, z. b. el bois n'avöit sente ne triege Ben. /,
p. 320, s. auch Ben. III, p. 681, so unrd man inne, daß sich beide m
trTvium dreiweg, aber auch straße, gasse, einigen: im prov. worte entstand
u aus V, im franz. g aus palatalem i une in neige von nivea nivja.
Trifoire altfr. (f.) kunstreiche einfassung in gestalt eines porticus;
ndat. triforium von tri und fores dreithürig DC. Beispiele sind: an lit
dunt li pecun e li limnn furent al overe Salemun tailli^ 4 or et ä tri-
foire MFr. I, 62; cele piere . . de tres fin marbre feit' estoit . . si fu
eutaiilie environ de la trifoire Salemon BFlor. 566; triphorie Antioch.
II, 61. Auch auf sättel, Ueider, tücher wandte man diese Verzierungen
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II.C. TRIMER-TKON. 693
an: ar^ons doraz qui sont trifor fadjectivisch gebraucht) ORoss. Michel 388,
Über die opera Salomonis, altsp. salmoniegos, $. Ducange v, Salomon.
Trim^r pic. eifrig gehn oder arbeiten ("HScart), so auch wallonisch ^
in Berry sich sehr ermüden, neupr. trimar schnell gehn, Chevallet 7, p. 306
bezieht dies in einem großen theile von Frankreich bekannte wort aus dem
bret. tremeni = hymr. tramwy hin und her gehn. Man bemerkt es aber
auch anderwärts: altsp. trymar Canc. de B. mit der ceUischen bedeutung,
bask. trimatn sich ermüden^ leteteres romanischer herkunft. Genau mit
dem buchstaben, weniger mit dem begriffe paßt mhd, trimen wackeln, oder
auch engl, trim schwanken HaUiw, Man merke noch norm, tramer s. v. a.
trimer.
Trissar, trisar pr, zerreiben, zerstoßen; participialverbum, von
terere tritus (tritiare) wie aussar von altus. Im ital. findet sich nur
tritare, nicht trizzare; lomb. triza ein Werkzeug die geronnene milch ge-
schmeidig zu machen, so une sp. triza krümchen deuten aber auf ein ver-
schun*ndenes trizar.
Tro, prov. partikd für 1<U. tenus, vollständiger entro; von intro
*tn das innere\ In gleicher bed. kennt die comask, mundart tro, die alt-
^an. entro. 8. oben jasque.
Trogne fr. (f.) drolliges oder häßliches gesicht, piem. masc. trogno,
trngno. Man hat darin das kymr. trwyn (m.), com. troD schnauze (s.
besonders Dief, CeU. I, 144) erkannt; als etymon liegt fast noch naher
das^it den celtischen formen identische. cdtn. triona (f.), dän. tryne rüssel,
verwandt mit mhd. triel mund, schnauie Grimm P, 481; ndl. tronie mag
aus dem franz. sein, wie ndd. troonje Brem. wb. Hat denn niemand bei
diesem worte an lat. trao truonis gedacht? Es heißt seerabe und unrd
von Caecüius für einen großnasigen menschen gebraucht. Daß daraus
trogno, trogne werden konnte, ist keine frage; eine andre frage ist, ob
die anwendtmg auf das menschliche gesicht eine volksübliche war.
Trognon fr, koMstrunk, butzen im obste. Für tronc = truncus
hat sich im cdtfranz. eine vielleicht at*s tron^-on, wofür man sich tron-^on
dachte, abgezogene form tron festgesetzt: hieraus trognon une aus rein
roignon. Die bed, kohlstrunk hat z, b, au^h das sard. truncu.
Troler fr. sich herumtreiben, (transit.) herumschleppen. Vollkommen
das dtsche trollen, engl, troll, trowel, kymr. trolio, drehen, rollen, welchen
man vielleicht eine ceU. würzet (tro wendung) unterlegen darf, doch ist
dabei der diphthong des älteren fr. tränier und des occit. s'entraula 'sich
fortmachen nicht außer acht zu lassen, das an lat. it. travolare (vorüber
fliegen, vorbei laufen) mahnt. Zu bemerken ist noch, daß Weigand unser
trollen at^ trdler zurückführt, so wie daß Schder tranler von letzterem
zu trennen geneigt ist.
Tron altfr. pr. firmament, himmd, z, b. fr. tant com li trosnes
avironne alles was das firmament umgibt C. de Poit p. 62; pr. estela
qne Ihutz el tro stem der am himmel leuchtet GEoss. 1916; en prec ne
Jeza del tron Chrest. 31; ebenso mndl. troon, z, b. dat raen sterren sach
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694 II. c. TROU- TUKQUOIS.
an den trone Steenwinkel su Maerlani II, 31; onder shemels throon
Rein. v. 5470 und Clignetts Bydr. gloss. = cdtfr. desoa le tron Farion.
J, 69, pr. sotz lo tro; n$hd. trön: got in sinem tröne; der tron so höhe
umbe geit (dreht sich um) s. Wb. Ab£n4sondem ist tron in der bed,
donner, s. trono /. Anspruch auf das rom. wort hat thronus, insofern
der himmd in der spräche der Bibd der thron gottes genannt wird. WoJd
durfte man au^h an celt. tro Tcreiß, rundung, erinnern, aber das auch auf
fremdem gebiete einheimiscJie wort scheint für die erster e erTdärungeu sprechen,
Trou fr., traue i>r., trau cat. loch, trouer, traucar durcMöchem.
Die prov. form, die sich auch schon im mlat. traugus der L. Rip. vor-
findet, läßt die herleitungen aus gr. tqvbiv, aus goth. thalrko oder aus
Tcymr. trwyd nicht aufkofnmen, wiewohl sich kaum besseres wird vorbringen
Utösen. Die folgende geht wenigstens mit den Sprachgesetzen. Prov. tra-
bucar heißt stüreen, von bnc rümpf; hatte dies subst. auch die allerdings
nicht erweisliche bedeutung des entsprechenden it. buco loch, so konnte
trabuear durchbohren heißen (vgl. it. traforare) und diese bedeutung konnte
sich durch eine besondere form, das sfsgz. traucar (vgl. das einsilbige aul
aius avol) aussprechen.
Trouble fr. (m.) unruhe, Verwirrung, vb. troubler, aUfr. auch
tourbler js. b. C. de Poit. p. 61; von turbula schwärm.
Truiller altfr. bezaubern, besprechen FC. II, 83: le sain oeil me
laissiez charmer . . tant le truilla et le charma; vom gleichbed. altn.
trölla, sbst. tröU, mhd. trolle zauberhaftes wesen. ^
Trumeau /r. 1) ochsenkeuli, altfr. schenket oder bein des menschen:
li Sans li muet dou cief jusqn'au trumel Aubery p. 44, daher trume-
liere beinhamisch; 2) fensterpfeiler, zudschenraum zweier fenster. In
beziehung auf die letztere bedeutung darf man das deutsche trumm an-
führen, kurzes dickes stück eines ganzen, besonders wegen des bair. wertes
kegd-trUmmeT (pl.), balken di^ von einem fenster zum andern gefm, s.
Schmäler I, 490.
Trusar, truisar, trussar pr., ebenso lomb. trusä, trussä, zsgs. pr,
atruissar (atriusar GO.) stoßen; lat. trusare, trusitare.
Turbot fr. ein Seefisch, Steinbutte; so auch engl, turbot, kymr. torbwt,
gad. turbaid, mndl. turbot, nndl. tarbot. Wie der Grieche sein ^dfjßoi;
Wirbel, kreißet, spille, wegen einer ähnlichkeit der form auf einen fisch
aus der gattung der butten übertrug, so that, nach Iluet's ansprechender
vermuthung, das mittdalter mit dem gleichbed. lat. turbo, dem es nur das
rom. süffig ot anfügte.
Turlupin fr. alberner witzling; name eines possenreißers unter
Ludung XIIL (Menage).
Turquois altfr. köcher, mhd. tärkis bei Wolfram; eigentlich tür-
kisch, in beziehung auf die bewaffnung der gefürchteten bogenschützen
dieses Volkes. Türkische bogen erwähnen die dichter häufig. Aus tureois
scheint mit anbüdung an carcasso das gleichbed. it. turcasso ent-
standen.
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II. c. VACARME-VABECH. 695
V. W.
Vacarme fr, (m.) gesckrei, lärm; von der mndl. tWer/. wach -arme
d. i. weh armer, s. Ferguut p. 290, Grimm III, 296. Die frane. spräche
kennt diesen ausruf nicJU: wo er vorkommt^ nämlich bei G. Guiart, wird
er cds belgisch angeführt: en criaüt wacarme qui yaut autant com dire
helas, s. Garpentier v. wacarme, vgl. Ben. IV, p. 239 flameiit seut si
cria: waskarme, hiere Renart goade kenape! er verstand flämisch und
rief cet. Die form vacarme erklärt sich übrigens als dissimilation für
gacarme, vgl. den folg. artikel.
Vague fr. (f.) woge, v&.vaguer altfr. wogen: la mer si commenche
ä vaguier DMce.p. 42, 14 ; sicher vom ahd. wäc, goth. vSgs, mndl. waghe,
dessen streng frav^. gestaltung gague dur(^ dissimilatian, eur Vermeidung
des mislautes, in vague abgeändert ward, in dem mundartlichen wagne
aber noch zu erkennen ist. Aus Frankreich eingeführt scheint altpg. vagaa
Canc. ger., npg. vaga. — Vaguer hin und her laufen, vom lat. vagari.
Vanne fr. kleine schleuse in mühlgraben u. dgl. Venna in fränki-
schen und andern Urkunden bedeutet eine verjsäunung in flüssen oder
teichen um die fische abzusperren, z. b. unter einem königChüdebert: cum
piscatoria (fischfang), quae appellatnr venna, cum piscatoriis omnibus,
quae sunt in alveo Sequanae. Unter Childerich: Aviaco, ubi Gara lacus
vennam habuit. In einer späteren aus Deutschland: concessit . . . unam
vennam pro capiendis salmonibus . . . quas ipse testis reparavit cum
perticis et virgultis. Daher der name eines ortes an der Seine Caroli-
venna, jetzt Ghalevanne. S. DG. und Graff III, 126. Das wort ist
noch ungelösten urprunges und scheint weder der celtischen noch der
deutschen spräche zu entstammen. Graff, der es für einen korb zum
fischest halt, was es offenbar nicht ist, verweist auf benna oder gar, wie
auch Ducange, auf fenna sumpf. Aber der franz. anlaut v läßt sich aus
keinem andern labial ableiten: er weist entschieden auf den gleichen lat.
anlaut. Hier scheint einige ansprüche zu haben viminea (etwas gefloch-
tenes), denn diese absperrungen bestanden ge wohnlich aus flechtwerk, welches
dem Wasser den durchgang erlaubte. Da der Franzose das suffix eus
nicht anerkennt, so zog er viminea in vlmna zusammen, wie er z. b. auch
faglnea in figina (fatne), der Provenzale femineus in feme zusammenzog,
indem der accent auf die Stammsilbe zurückwich. Auch vinne begegnet im
mitteUatein.
Varangue fr. (f) das erste der im kiel befestigten seitenstücke eines
schiffe»; vom schwed. vränger (plur.) rippen des fahrzeugeSy nach Diefen-
bach, Goth. wb. II, 590. Daher auch 5j9. varenga das bauchstück eine^
Schiffes.
Var ech /r. meergras, dsgl. gesunkenes schiffe pr. varec in erster bed. ;
aus dem engl, wrack schiffstrürnmer^ ags. vräc etwas ausgestoßenes.
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696 I1.C. VARLOPE-VEIT.
Varlope fr, (f,) Schlichthobel; von einem unnadhweislichen ndl. ndd.
weerloop, weil er auch zu/rücUmft? Die limous. form ist garlopo, ihr
entspricht sp. pg, garlopa.
Vas prov. präposition^ entstellt aus ves, vers = lat, versus; ebenso
devas, davas aus de versus. Aus der letzteren roman. form muß sich
(nach Raynouard und Bartsch) vermöge eines seltenen Vorganges, durch
zurücksiehung des accentes auf das unbedeutsame da uv^ syncope des ra-
dicalen voccdes (dävas davs), die das ausgehn von einem puncte bezeich-
nende Partikel daus gestaltet hohen, wofür auch das, dous und deus
(d6vas) gefunden werden.
Vaudeville fr. Volkslied, liederspiel; entstellt aus Vaude-vire
gegend in der Normandie, wo Olvvier Basselin am ende des 14. jh. die
so benannte liedergattung aufbrachte, s. die ausgäbe von Du Bois p. 13.
Vautrer fr. (nur reflexiv) sich wälzen; in den Wörterbüchern des
16. jh. veautrer, voutrer, voitrer, im Ren. II, p. 124 voltrer =^ it. volto-
lare, von volvere.
Veau /r. kalb, alt veol, von vitellus; rfoAer v61in zartes weißes
pergament von kalbshaut, vßler kalben.
Veaus, viaus, viax cet. altfr. partikd für lat. saUem: doinst veaus
une Carito gewahre wenigstens eine gnade Parton. II, 87; dites moi viaus
un seul pechiö sagt mir wenigstens ein einziges vergehen FC. I, 218;
dites nous viax quex hom il fu IV, 41. Das alte Aleaiuslied str. 90 hat
die mnfachere form vels: sed a mei sole vels une feiz parlasses hättest
du doch nur einmal mit mir gesprochen. Das wort ist das lat. vel in
seiner intensiven bedeutung (auch, selbst), mit angefügtem adverbialen s.
Es verbindet sich mit si, altfr. sivels (siveals LRs, 165), pr. sivals,
sivaus {entstellt aus sivels wie vas aus ves, vers) 'wenn wenigstens, wenn
auch nur. Vgl. veruno //. a.
Veiaire, viere altfr. (m.), pr. veiaire, auch altspan. (s. Canc. de
Baena, wo vejaire steht) urtheil, ansieht, dsgl. gesicht, antlitz. überträgt
man es ins lateinische, so paßt ' es buchstäblich nur zu vicarius, das im
mittellatein richter bedeutete: wie aus arbiter arbitrium, so konnte aus
vicarius ein neutrum vicarium abgeleitet werden, und wie arbitrium im
pr, albire nicht mehr richterspruch, sondern meinung heißt, so auch veiaire,
womit zuletzt auch die miene, das antlitz benannt ward; unser gesiebt
ist gleichfalls ein abstractum. Die deutung mag seltsam scheinen, aber
veiaire weist gebieterisch auf lat. Ursprung, aus videre aber konnte es
sich nicht gestalten. Honnorat kennt ein veraltetes vigaire, was diese
deutung unterstützt, vegaire M. 168, GAlb. 3400. Genau genommen
steht pr. veiaire für veiairi wie albire für albirL Das wort hat sich er-
halten im waUon. vir, das zu viere paßt wie pir zu pierre: k la vir heißt
aufs gerathewohl (auf die meinung, ohne Überlegung).
Veit, viet, vieg pr. veretrum; von vectis, das die L. Angliorum
in demselben sinne anwendet. Den prov. formen entspricht streng die
franz., man stelle z. b. lectus, pr. leit, liet, lieg, fr. lit zur vergleichung
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ll.c. VELOURS-VERVE. G97
daneben. Die Jierleiiung aus vltis ist nüihin verfehlt und darf nicht mehr
vorgebracht werden, seitdem man die prov. Varianten kennt, deren keine
daraus hervorgehen konnte. -— Von ähnlichen verblümten ausdrücken wür-
den sich manche bei^iele anführen lassen, wie virga in der L. Long.;
sp. pg. porra (keule), vgl. gr. ^o/taXov (dass.J. Sollte nicht das übliche
span. wort, da es sich mit dem fast in römische eeit hinaufsteigenden
mlat. caragius nicht wohl einigen läßt, im griech. dimintäiv x^Q^^^^^
(kleiner pfähl) seinen Ursprung haben?
Velours fr. (m.) sammet. Ohne jsweifel ist r eingeschoben, noch
Nicot schrieb veloux, velous, das nebst villuse bei Matth. Paris entschie-
den auf lat. villosus führt. Die ital. form ist velluto, die span. veludo,
eine äUfr. velu-eau, von villutus, daher auch das nfr. vb. velouter,
dessen ou aber wieder in villosus seinen grund haben muß.
Venais on fr., venaiso i?r. wild, wildprä; von venatio.
Vendange fr.y pr. vendanlia, bret. beudem Weinlese; von vindemia.
Vent d'amont ostunnd, vent d'aval westwind; sogenannt, weil
der Osten Frankreichs höher, der westen tiefer liegt. Das entlehnte sp.
pg. vendaval hat die bed. südwestwind.
Verglas fr. (m.) glatt eis; von verre (m.) und glace Cf.J, wörtlich
glas von eis, das getius durch den hauptbegriff bestimmt.
V6ricle fr. (f.) falsche edelsteine; gleichsam vitriculum, plur. vitri-
cula, von vitrum, also gläschen, glasstein.
Verjus fr. saß unreifer irauben; zsgs. aus vert jus grüne brühe.
Verne fr., mundartl. vergne, alt berne Roq., pr. verna, vern, in
den neueren mundarten vernho, averao u. dgl., auch piem. verna, erle,
euer; ein kräutemame vemetus befindet sich bei Marcellus Burd. Von
arbor verna, weil dieser bäum mit den ersten bUiht, wie auch die birke
nach der Jahreszeit maie heißt? Aber deutlicher geht das wort aus dem
celtischen hervor. Kymr. gwem (f.) bedeutet sumpf (bei W. Richards,
fehlt bei Th. Richards), coed gwern erlen d. i. sumpf bäume, auch schlecht-
weg gwern, sing, gwemen, dsgl. bret. gwern, ir. feäm, womit in letzterer
spräche auch der buchstabe f benannt wird. Man sehe Ducange v. alnum,
Adelungs Mithr. II, 76, Diefenbachs Celt. I, 47, Orig. europ. p. 437. Das
celt. wort bedeutet auch den mast des schiffes, vgl. altfr. en sum ces maz
e en cez altes 'vernes* asez i ad carbuncles e lanternes Rol. p. 101, wo
es gleichfalls mast oder etwa segdstange heißen muß.
V6ron fr. ein Heiner bunter fisch, drüze, comask. vairon; von
varius bunt.
Verrat fr. pr. eher; von vötres, altfr. ver Gl. de Lille 10 (24),
aber ferrat {für verrat) schon in den Cass. glossen. Andre bildungen tfjind
verrou, verau, verrot, norm, vörard, sp. verraco, pg. varrao.
Ve rrou, verrouil fr., verrolh pr. riegel; von verueulnm kleiner spieß.
Prov. ferrolh, pg. ferrolho, sp. herrojo, waUon. förou können dagegen von
fermm abgeleitet sein oder doch den anlaut daher enUehnt haben.
Verve fr. (f.) laune, eigensinn. Auf einer lat. inschrift findet sich
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698 II. c. VESCE-VIAS.
verva mit der bed. widderkopf^ eiffenÜ. als aiercUh an denkmalern (OrdU
Inscr. lat): sollte das frone, wort, dessen begriffsentuncMung das ü.
Capriccio aus q^,^qt erlätäem könnte, dieses Ursprunges sein? JedesfaUs
indessen legt die alte spräche dem worte einen andern sinn bei, etwa umrf^
Schwung, vgl. Ruteb. 1, 93. 320, und dem nähert sich diß neben der obigen
vorhandene bed. in verve po6tique. Man darf dabei an das ndl. werf
oder werve actio oder besser werp = worp jactus KU. erinnern und ^lan
von laDcer vergleichen. Seltsam ist die bei Zalli vorkommende pi&n. form
verver.
Vesce fr. wieke; für vece, von vicia, it. veccia.
Vötille fr. kleinigkeit, bagatelle, vötiller sicJi mit unnüteen kleinig-
keiten beschäftigen; auch piem. vetilia, vb. vetilie. Man leitet vötiller mü
hülfe einer starken syncope wold von vitilitigare muthunllig eatücen. Bessere
ansprüche hal vielleicht vitilia geflochtene Sachen, körbe cet. (sachen von
geringem werthe), vgl. wegen der bedeutungen laJt, gerrae 1) geflrochtcne
Sachen, vitilia, 2) possen, v^tilles (woeu Festus eine etymologische sage
mittheüt). Scheler erblickt darin ein diminutiv von vetus, cdte werthlose
Sachen.
Veule fr. uwich, schwach. Bei den Alten hieß es eitel, leer: tant
iert fiers, cointes et veules Boq^. s. v., und allitteriert gerne ftiit dem
synonymen vain: veulz et vains l. C, womit lat. inanes übersetat wird;
noch jetist nennt man einen cileu leichten boden terre veule. Eine altfr.form
ist vole, bei Butebetrf II, 167 pensöe vole; ihm ist auch der ausdruck
vain ne vole sdir geläufig. Diese form muß hier den weg /zeigen, veule
konnte daraus entstehen, nicht umgekehrt. Vole aber ließe sich <ms fri-
volus erklären, erlaubte sich die frane. spräche so starke abkürsungen.
Aber herkunft aus dem subst. vola (hoMe hand) ist zulässig, entweder so,
daß man das hohle für das leere nahm, oder daß das adjectiv aus dem
compos. van-vole nichtige sache (vanavola) Ben. I, 147, geschrieben vent-
vole TCant. p. 76, herausgezogen ward, indem man dies in vain et vole,
vole et vain zerlegte. Dieser deutung ist die endung e, sofern sie lat. a
entspricht, günstig.
Viande fr. fleisch zur nahrung, ursprüngl. und noch in den Wörter-
büchern des 16. jh. lebensmittel; von vivenda in unpassender anwendung;
pr. vianda. Ifdl. vivanda, zsgs. provianda proviant, verrathen mit der
abl. and offenbar franz. herkunft. Fleisch also ward als das eigenüiche
nahrungsmifiel betrachtet, wozu die vergleichung des engl, meat aus ags.
mete (speise) sich leicht darbietet. Dem h^Uigen viande entspricht in der
alten spräche carn durchaus: tut te^durai . . pain e carn e vin aUcs
unll ich dir geben, brot, fleisch und wein Alexs. 45.
Vias altfr., pr. viatz, zuweilen vivatz geschr., adverb für lat. dto;
von vivax, oder besser, da dies den accent auf der ersten sUbe hat, vom
comparativ vivaciuB, der sich dem lat. ocius, dem nUat. citins Gl. Ker.
u. s. w. vergleicht, eine von der uralten form vivaziu unterstützte annähme,
s. AUrom. glossare p. 117. Die neuprov. mundart spricht dafür vivacer,
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ILc. VIDAME-VIS. 699
viacer. — Das zweisilbige vias hätte von Orelli nickt mit dem einsilbigen
viaus (s, oben veaas) verwechselt werden sollen; beide sind gane ver-
schiedenes Stammes,
Yidame fr. stiftsamtmann; von vicedominas, woher auch unser
vizthum.
Vi de fr,, altfr, cat, vuid, pic, wide, pr, vuei, voig, wallon, vud,
chw, vid feer, von viduus mit versetj^tem ersten u; vb, vider, alt vuidier,
pr, vuiar, voidar, cat. vuydar (baidar J, Febr. 164) leereny von yidnare;
jsfsgs, dövider abhaspeln, alt desvuidier NF, Jub, /, 174. Vuit reimt
altfr. auf cuit und noch P, Bamus cap. 6 erkennt in vuider denselben
diphthong toie in paiser: darum ist nicht etwa an das ahd. wit (vastus,
vacuus) au erinnern und das pic. wide dabei aneuführenj dessen w das
alte vu vertritt. Anders gestaltete sich viduus, vidua in veuf, veuve^
pr, veuva, vezoa, sp. viuda, pg, viuva, it. vedova, wal, vedüve (letzteres
nach MiJUosich slavischer herJcunfi).
Vidimer/r. eine abschriß beglaubigen; von yidimus wir hohen es
gesehen.
Vierge fr. Jungfrau; unregdmäßige bUdung für verge, das mit
verge = virga eusammen^etroffen wäre, altfr. gewöhnlich virge w ersterer,
verge in letzterer bedeutung. Ganz cMerthünüich ist virgine = pr. ver-
gena Jungfrau Maria.
Vignette ur^prüngl. randverzierungen eines buches; eigenU, wein-
stöckchen, weil sie weinranken vorzustellen pflegten,
Vignoble fr. (m.) mit rtben bepflanzter landstrich. Entstellt aus
vignole (f.) = it. vignuola kleiner Weinberg? aber dies eingeschobene b
könnte sich nicht einmal mit chasuble rechtfertigen, das aus it. casupola
entstafhd. Nur als compositum läßt sich das wort verstehen und als solches
paßt es buchstäblich zu vini opulens mit weggeworfenen endconsonanten
une in serpe von serpens, also weinreich, etwas weinreiches, Weingegend.
Ist die deutung richtig, so muß die entstehung des wertes hoch hinauf-
gehen, da opulens kaum romanisch ist (it. opulente), ein mlat. vinoblium
reicht nur in das 13. jh: hinauf, vignoble steht z. b. Gaydon p. 108.
Schder vermuthet in dem werte eine entsteUung aus vin-obre eig. ort wo
man wein machte obre von operari.
Viguier /r. pr. richter, Schultheiß, sp, veguier; von vicarius Stell-
vertreter des grafen in dörfem und Ideineren Städten.
Vilebrequin traubenbohrer ; nach Frisch vom ndd. winboreken,
vgl. nhd. windelbohrer und mndl. wimpel-kin (engl, wimble). Dem ent-
spricht augenscheinlich sp. b'e rbi quf , pg. berbequim, pic. biberquin u.s. w.
Vimaire fr. (f.) Sturmwind, der die bäume des waldes niederreißt,
latinisiert vimarium; allgemein mit vis major erklärt.
Viorne fr. (f.) mehlbeerbaum; von vibumum, it. viburno.
Vis fr. (f.) schraube. Man zieht es aus dem rom. vb. virer drehen,
aber daraus entsprang kein feminin dritter decl. vir und endlich vis.
Eher wäre man berechtigt, an das lat, vis (gewalt) zu denken, da das
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700 ILc. VITECOQ-WELKE.
frarns. wort zumal die schraube an der presse^ den ewang oder druck der-
selben bedeutä. Unbedenklich aber ist folgende herleitung. Prot, vitz,
altfr, vis heißt Wendeltreppe, also etwas spiralförmiges, offenbar das lat,
vitis ranke der reben und anderer gewächse, di€ sich spiralförmig hinauf-
winden^ ital vite ranke, schraube, altfr. viz LRs. 360, auch piem. vis
oder vi in letzterer bed.
Vitecoq altfr. norm. Schnepfe; vom gleichbed. ags, vudcoc, engl.
woodcock d. i. waldhahn.
Voeu fr. (m.) gdübde; von votum, pr. vot; daher vb. vouer ge-
loben, pr. vodar. Zsgs. ist dövouer uHdmen, lat. devotare.
Voire und voir altfr. pic. adv.; von lat. vere wahrlich.
Voison altfr.? lothr. veho (in Metz y^choti Jacht 58), wallon.ynhai
u. a. formen (Grandgagnage Noms d^anim. p. 10) iltis, stinktMer, mlat.
veso: patosioram et jaxta aliorum linguam vesonum pellibas utantar
(12. Jh.), auch sp. veso (Seckendorf) ; muthmaßlich mit vertauschtem suf-
fix vom ags. vesle, mhd. wisel, womit ein thier desselben' geschlechtes be-
nannt wird. Hieher auch norm, veson liederliches weibsbild?
Voiture fr. wagen, fuhrwerk; von vectura das fahren, it. vettura.
Volpilh j>r. feige, verzagt, das gegentheil von arditz Ghx. III, 256;
adj. aus dem sbst. valpecala fuchschen, das sich auf auswege verstehende,
der gefahr ausweichende thier, in der L. Sal. an Schimpfwort (si quis
alterum vnlpiculam clamaverit etc.). Die altfr. spräche braucht ihr golpil
nicht in diesem sinne, wohl aber das vb. goapiller feige handeln.
Voyer fr. wegeaufseher; von viarius. Aber in älterer bedeutung
trifft es zusammen mit vicarias und scheint daraus entstanden, s. Ducange
V. viarius.
Voyer /r. in convoyer geleiten, euYoyer senden, sbst. convoi, envoi;
auch den schwesterprachen bekannt, doch ist das it. convojare {neben con-
vogliare) dem franz. nachgesprochen. Das einfache lat. viare heißt gehen,
viam facere; smteyisLre vorausgehen; *conviare würde heißen mit einander
gehen, transit. begleiten, convoyer; inviare sollte heißen sich auf den weg
begeben, transit. senden, envoyer, es findet sich aber nur einmal bei Solin
und zwar in der unromanischen bed. etwas betreten. Ältfranz. schrieb
man für en-voyer auch ent-voyer, also mit anwendung der raumpartikd
inde, s. darüber G. Paris im Jahrb. VI, 364, Brächet Gramm, hist. 224.
Vrai fr., altfr. pr. verai wahr; nicht von verax, es setzt vidtnehr
veracus voraus, wie aus ebrius ebriacus, pr. ybriai Chx. III, 169, er-
wuchs, vgl. wegen der endung Gambrai aus Gameracam, Doaai aus Dnacam.
Vr^der /r. (^vrlt.) hin- und herlaufen; von veredus postpferd, vgl.
sp. vereda II. b.
Waggon ein fuJ^rwerk (neues wort); aus dem engl, waggon, ags.
väeen = dtsch. wagen.
Welke altfr. ein schalthier, seemuschd MFr. II, p. 102; vom ags.
veolc, engl, wilk, mndl. welk dass. Mlat. ad unum ferculum dantur
cuilibet domino duo velkones Ephem. mon. S. GaU. DG.
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II.C. WERBLER-ZESTE. 701
Werbler, werbloier aJtfr.: si bei werbloie, si bei chante FC.
/, 299; vom dischen wivhehi (mit der stimme), twß. wervelen, enpZ. whirl.
Wigre äUfr. speer Hol.; vom aUn. vigr oder ags. yig€Lr, vigur dass.
Wilecome eine altfr. beffrüßung^ vb. welcumier; im 12. ßi. ein-
geführtes wort, ags. \ilcnme, vilcumiaii; ^^2. welcome, dtsch. willkommen,
bewillkomuinen. Vilcom hieß auch der becher, den man dem gaste zu-
bringt, ungr. billikom, üal. (nachüedi) bellicone, nfr.aber vidrecome.
8. Frisch II, 448' .
Ypr6au fr. eine art der ulme, aus Ypem nach Frankreich gekom-
men, daher der name.
z.
Zeste /r. (m.) der sogenannte sattel im innem der nuß, der sie in
vier theile spaltet. Das wort, dessen herkunft noch unermittelt scheint,
entstand aus schistus {axioTog) gespalten, aber in activen sinn (etwas
spaltendes) übergetreten, wenn nicht ursprüngh die nußtheüe selbst diesen
namen führten, wie in der comask. mundart ein solches theilchen fis (von
fissus) genannt wird, s. Monti suppl. Das frane. z vertritt hier seh, wie
das nächstverwafidte c in c^dale, von schedula, diesen laut vertritt.
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ANHANG
VON
AUGUST SOHELER.
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I.
GEMEINROMANISCHE WÖRTER.
Abrigo. Dem etymon apricns redet auch Bugge entschieden das
wort (Rom. IV, 338). Allerdings heißt apricus ,,der sonne ausgesetzte^,
aber, wie Salmasius ad Solinum bemerkt: „apricus vocatur non omnis soli
expositus locus, sed is demum qui soli tepido, temperato, hon torrentissimo
patet^^ So gesellte sich eum ausdruck der begriff „vor kalte geschütist,
mildere ; daher apricissimus dies (Colum.), apricum tempus (Calpum,),
apricus: jocundus, delectabilis, proprie autem locus sine frigore (Mai,
Class. auct. VIII, 62), locus temperatus sine vento (Erfurter glossen
p, 270, Nr, 302). Auch dem vb. apricare hing die bedeutung „schiUzen^^
an: ventis trigidioribus altus paries resistat qui locum possit defensis
sedibus apricare (Pallad. I, 38); Martinianum suscipit fraternitas rec-
toque apricat et cibo (Paulinus Nol. Carmen 13 ad Cytherium, v. 311).
Bugge vergleicht noch das scandin. hlyr gemäßigt, milde, hlya foverc,
schütten, vom stamme hl6 schütz. — Mich bedünkt, daß die einfache
thatsache eines spätlat. apricare = schützen, decken (protegere) der frage
eine vollkommen genügende lösung gibt; es braucht nur das std)st. als
davon abgeleitet betrachtet zu werden, und die controverse verliert ihren
grund; es wird niemand jenem SL^ricsre ein grundwort apricus abstreiten
wollen.
Acceggia. Die form acceia hcU Bönsch schon in einein sehr alten
Itala-codex vorgefunden, s. Jhrb. XIII, 184.
Agina. S. Tobler zum Pariser glossar 7692 (Jhrb. XII, 206),
wo offenbar agina statt aguia und wohl auch hatance st. hautesce ge-
lesen werden muß; Tobler dtirt auch das prov. Glossar 7667: cochar,
citare, festinare, aginare.
Agio. Auf grund des volksüblich lat asa = ansa, in fig. sinn
anhält, leichtigkeity gelegenheU {Plaut. Persa IV, 4, 121: quaerere ansam
infectum ut faciat) mag eine derivativform *asium, *a8ia sich gebildet
haben, wie aus praesepe, occiput, pupa, concha die büdungen praesepium,
occipitium, it. poccia (= *pupia), tose, coccio, coccia entstanden sind.
Also stellt sich Bugge die entstehung des rom. wortes agio vor (Rom.
IV, 349). Mit der von Darmesteter (Rom. I, 167) aus dem 11. jh. nach-
gewiesenen bedeutung von aise „espace vide aux cötes de qgn.^\ wolher die
46
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706 ANHANa I. AGUGLIA-ANCA.
redensarten "^Mre aux aises de qqn., Hre ä san aise, stdU derselbe gelehrte
den atisdmck ansatas incedit bei Platdtis (Persa II, 6, 7) zusammen,
auf einen menschen bezogen = 'jtn subniocus alis se %nfert\
Aguglia. Etwas schärfer begründet die fr am, endung uille Mussa-
fia Rom. II, 478 anm. unter berücksichtigung einer ansieht AscclVs
(Saggi lad. 76 anm.).
Ajuto. Im dUfrane. hatte das jetzige verb aider zwei gestaUungen:
vor tonloser endung verblieb das volle thema des lat. Wortes y also
adjüto, /r. ajue; vor betonter silbe wurde ajut zu ajt, aYd, aid syncopiert:
also ajutatis = /r.'aidiez, ajutare = aidier; vgl. Darmesieter, Rom. V,
164. Den beiden themen entsprechen die altfr. Verbalsubstantiven ajne
einer- und aide, aüe andrerseits.
Alb ergo. Genauere unterschiede zwischen aaberge und herbere
hinsichtlich des alters ihrer resp. etyma^ die zeitlich sehr verschieden,
stellt d'Arbois de Jubainvüle Rom. I, 139 ins licht.
Almanaceo. Nach Mahn (Herrig' s Ar eh. L VI, 422) von Arabern
und Juden, die zuerst holender verfertigten, gebildet aus manaehas, dar.
liitjvaxog mondkreis an der sonneniAr, weil der holender wie dieser auch
monate, zeichen des thierkreises u. dgl. angab.
Amaca ist ein wort der Gwiranisprache, und findet sich schon in
einer span. schrift von 1625, also bevor Holländer oder Deutsche den
neuen erdtheil besucht haben; s. Littre suppl.
Amalgamare. Devic (Dict.) scheint die etymologie jtidkayfia nicht
zu kennen und kommt bei seinem versuche, das wort aus dem arab. zu
erklären, zu keinem sicheren resultat. In dem bei Ste. Palaye aufg^ührten
algame erkenrU er arab. al-djam'a conjunctio oder al-djima' consuwmaiio
matrimonii.
Ambasciata. Unter Zurückweisung der Zeuß' sehen ableittmg vom
kymr. amaeth tmd der Grimm'scften von goth. antbak „im rücken stehen-
der diener^^ erklärt Mahn (Herr ig' s Arch, LVI, 422) ambactas durch
altcelt. ambi +arwor. aketax emsig, fleißig, von aketi fleißig sein, also =
afiq)mokog. — Für dos lot. ambaetus, uH>her es aueh zu holen sein mog,
findet sich pr. abah, altfr. abait (IL c).
Amonestar. Gomu ist der ansieht, dieses sdtsame wort möchte
sich einfacher und ebenso correct aus molestare herleiten lassen; der Pro-
venzale habe ja noch das einfache mouestar; grundbedeutung wäre also
„einen mit vorunirfen behelligen, zurechtweisen^^; allerdings möge t^dmonere
auf die bildung des Wortes eingewirkt haben; bemerkenswerth sei, dass es
dem Italiener fremd geblieben. Der Urheber dieser etymologie ist durch
das in Montbovon (Haule-Gruyere) üUiche monaxta "^ einem seinen iibdn
lebenswandel vorwerfen darauf geführt worden; s. Rom. III, 377. Wir
hätten also in monestar eine doppd- oder scheideform von molestar, fr.
molester.
An ca. Bugge (Rom. III, 162) trennt fr. anche röhre von hauche
= it. sp. pg, pr. anca; letzteres sei das dtsc^ hanke hüfle, Schenkel beim
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ANHANG I. ANCHE-ASTUCCIO. 707
pferde (verschieden van aAcJ. ancha tibia, cmsj und gehöre demnach nach
Kuhn (Ztschr. f. v. spr. IV, 431) »um vb, hinken, une schenke! 0U
einem gleichbed. '''skinken.
An che. Suchier (Gröbers Ztschr. i, 432) hält pr. ancanuech, cdtfr.
enquenuit für zusammengesetzt nicht aus anca-fnuech, enque-hnuit, son-
dern aus anc f anuech, enc+annit. Der zweite bestandtheil ist ihm ein dem
lat. ho-die genau entsprechendes fem. ha-nocte; vgl. wegen des tat. ha
die ort. gier und ore.
Andare. Zum fr. aler gehört das merkwürdige dUfr. sbst. ale Zu-
lauf, s. meine Olanures lexicographiques Jahrb. X, 246.
Argano. Sterm (Rom. 11, 328) stellt das wort zu yegavog (kranich
und krahn), das bei den Gelten garanos gelatUet zu haben scheint. Aus
garanos umrde argano unter einwirkung von organo, von dem es stets in
den it. mundarten geschieden ist. — S. auch Schneller^ Rom. volksmund-
arten in Südtirol 108. Vgl. auch argue U, c.
Argine. Bugge (Rom. HI, 161) belegt die form arger durch
Prisdan 35 = 659 F.: arger quoque dicebant (antiqui) pro a^er.
Articiocco. Devic verwirft entschieden das übrigens nicht ver-
bürgte ardi chanki und sieht im it. und fr. worte (miat. articoctus, arti-
coccus) eine entstdlung des gr. td dgrorixa y^tetes d'artichaut^^ (s. Joum.
asiat. janv. 1862, p. 83).
Artigiano. Eine andere arhsicht Ober entstehung des suffioc it.
-igiano u. s. w. entwickelt Flechia Post. etim. 13. Ihm zufolge entspricht es
in allen fällen einem prototyp -ensi-ano. Äf4' grund von lat. laterculensis,
flor. laudesi (lobsinger), cors. piatesi (Sachwalter), seien formen wie ar-
tenses, tnrrenses, partenses nichts weniger als unwahrscheinlich. Übrigens
würde artitus ni4M artit-i-anns ergeben können, vgl. Neapolit-anus, ere-
mitano, sard. tnrritann (= torrigiano).
Ascla. Mussafia (Beitrag zur künde der norditalienischen mund-
arten im XV. jahrh. Wien 1873, s. 110) ist der ansieht, daß so lange
u in assula vorhanden war, ss nicht leicht zu st geworden wäre; erst
die im volksmunde gewiß sehr frühzeitig erfolgte contraction führte
zu stl. Die form astula ist eine spätere restitution des \x. JEr ver-
gleicht für ssul ssl stl das wort pessulns pesslus pestlas (pestulns wie
astula zu beurtheilen), daraus senesisch pestio, dann auch pesclus
peschio. Ferrari' s reihenfolge scheint also richtiger: assula ass'la astla
astula astella.
Assai. L(xt. satis gab dem alt fr. das subst. s6s genüge, befriedi-
gung, s. Jahrb. X, 267, und Grob. Ztschr. 1, 158.
Assettare, sofern es einrichten, ordnen bedeutet, ist nicht lat. as-
sectare, diesem würde nu/r ein prov. aseitar genügen, sondern = asse-
ditare; Storm, Rom. IT, 165.
Astuccio. In altfr. estuire NFC. 247, 451 (Et pren de la
busche en Testuire), wenn es anders die weibliche nebenform von estui
behalter ist, erkennt Tobler dasselbe eingeschobene r, dem er die bildung
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708 ANHANG I. ATAUD-BIADO.
von mire, grammaire u. a. euschreibL Ebenso findet sich für (ütfr.
estuide = Studium im Born, de la Base 4073 die form estuire.
Ataud. Auch Engelmann (s. 66) erkennt im arab. täbüt den Ur-
sprung des sp, atahud; Rom. II, 91.
Avania. Die bed. kopfgeld oder wegsteuer scheint die ursprüngliche
0U sein^ aber über die quelle des worts herrscht noch dunkel; s, Devic, der
wegen der nebenform avaria, averia (in genueser Urkunden) verwandtschaß
mit lat. angaria, it. angheria vermuthet.
Bagatella. Schuchardt (Zeitschr. XXI, 451) fragt ob dieses wort,
so wie bagattinO; nicht zu bacca (baca) eu ziehen sei; er vergleicht we-
gen der bed. von bagattino, it. bajocco romische und bajella, toskanische
Scheidemünze, „die eher auf it. bajnca Ueinigkeit, als auf it. bajo braun
hinweisen^^. — Im suppl. führt UUre aus einer lat. schriß des 16. jh.
eine stelle an, wo bagatella als chirurgischer ausdruck gebraucht ist und
'ring, reif zu bedeuten scheint.
Bajo. Wegen bajocco, s. oben bagatella.
Balicare, s. ballare»
Ballare. Gehort nach Schuchardt zum weit verbreiteten, schwingen,
schwanken ausdrückenden stamm bal, zu dem auch balicare, fr. ballant
schlenkernd und ballotter gehören. S. auch Schder.
Bande. Wegen arriere-ban sehe man d'Arbois de JubainviUe
Rom. I, 141, der ahd. hariban, als unbelegt, nicht anerkennt und auf das
fränkisch-lat. [c]harebannu8, arribannus (zeit der Merounnger), hari-
bannum (zeit der Karolinger) zurückgeht; arbannum datirt von 1102.
Barbae an e. Die zss. balah-kaneh befriedigt nicht; dcts von Devic
angerufene arab. barbakh wasserröhre stimmt höchstens zu einer der von
Littre dem worte beigelegten bedd., auch rMthigenfoiUs zu ^Schießscharte^.
Bargagno. In ital. mundarten findet man auch bragagnar tasten
und Mussafia untersucht, ob es ein homonym von bargagnare oder gleiches
Ursprungs ist, kommt aber zu keinem sichern resultate; s. Beitr. 37.
Ben na. Die form banasta (für banastra) ist, wie Storm meint,
eine angleichung an das verbreitetere canasta (für canastra). Wegen aus-
falls des r, vgl. sp. madrasta, orquesta, pg. rasto, it. trasto, catasto.
Berretta. Neben barrette hat der Franzose auch die masc. formen
berret, b6ret
Berta. Nach Littre ist bertauder, bretauder aus ältfr. bertonder
entstellt (ber = bis + tondere). Damit hängt ohne zweifei zusammen das
mundartl. it, bertonar die haare abschneiden, dem Mussafia (Beitr. 33)
mit Galvani dieselbe Zusammensetzung zuerkennt. Dazu stimmt das von
Scheler (nach Oudin und Menage) angeführte altfr. bertouser (bis + ton-
sare).
Biad 0. Neben fr. emblaver verdiente gleichfaUs das entgegengesetzte
altfr. und mdrtl. d^blaver das getreide abräumen, dann abräumen im allg.,
jetzt nur noch in der form d^blayer üblich, sowie r-emblayer, sbst. rem-
blai, eine erwähnung.
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ANHANG I. BIAVO-BRAVO. 709
Biavo. Dem d in biadetto, sbiadato {auch sbiadito) entspricht das
in chiodo (clavas)^ s. II, a.
Bicocca. Mail, com. bicocca heißt haspel, winde (Monti dachte
an dtsch. wickeln); vgl. coniask, bicoche knäud (Mussafia, Beitr, 46 j
antn.),
Bigio. Der nordostmnd heißt wohl bise, tveü sich der himmel
dabei verfinstert; die Schweizer nennen den tvirklichen nordostwind „bise
noire^^; in Como wird biss ^ finster^ vom bedeckten himmel , gebraucht; s,
Born, ir, 256,
Bis. Eine belehrende Untersuchung über diese pejorativ-^artikel nach
Ursprung {lat. bis) und begriffsentwicklung hat Darmesteter, Mots com-
poses, p. 108y angestellt,
Boca. Statt box scheint besser die in vielen Jiss. des Plinius vor-
findliche form boca Steffen zu müssen; davon kommt fr. bougui^re, npr.
buguiero art netB {ursprünglich eum fangen der bogues), welchem it, bo-
gara, sp. boguera, pg, bogueiro entsprechen.
Bosco. Canello sieht im nüat. boscus das gr. ßoaxog weide und
beruß sich auf die Vermischung der begriffe waid und weide in lat. saltus,
nemus, silva; cmch stimme ßooxog besser zum offenen o von bosco als das
hypothetische ahd, buwise; Rivista II, 111. Auch Storm bezweifelt das
Grimmische etymon bfiwisc; dc^ dtsche basch habe niemals bauhole ge-
heißen. Fr, bois lasse sich nicht von buisson trennen und sei also = lat.
buxus; der diphthong ui in fr. buis sei^ wie Havel Rom. III, 332 darge"
than, durch exceptiondle entwicklung eingetreten und auch das sp. bosqae
(nicht buesque) lasse auf ein geschlossenes o des vulgär-lat. Wortes scMiessen.
Der name der species sei auf das genus übertragen worden, une umgekehrt
der name des genus in dgvg (ursprüngl. = bäum) sich zur bezeichnung
einer einzelnen art verengt habe. Von „baum^^ hohe sich sodann der begriff
zu yjbaumgruppe^^ erweitert. Für die nähere ausführung dieser ansieht,
mit bezugnahme auf die verschiedenen derivaten des Stammes bocs, bosc,
s. Rom. V, 169.
Bosso. Bossolo leitet Caix (Stud. etim. I) von puxida, wie tres-
polo von trespida; da jedoch dasselbe wort, wie Diez angibt, auchbuchs-
bäum bedeutet, ist nicht abzusehen, warum für beide bedeutungen ein ver-
schiedenes etymon aufzusuchen wäre; s. Rom. V, 170, Zu bemerken ist
hier noch, daß die Italiener die pyxis nautica nicht mit bossolo sondern
mit der scheideform bussola bezeichnen, — Ein fr, bossette büchse ist mir
nicJU bekannt,
Br'aca. Äbl. altfr, braier, braiel, braieul leibgurt,
B ran ca. Daß branca schon in der rustiken latinität gebräuchlich
war, erhellt oms den römischen agrimensoren oder gromatikem, bei denen
wir (Lachmann-RudorfPsche Ausg., p, 309) lesen: si branca (so anstatt
des acc) lupi habnerit facta . . . . si branca ursi habuerit . . .; Rönsch,
Jahrb. XIV, 336.
Bravo. Storm (Rom, V, 170) leitet das noch unat^geklärte wort
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710 ANHANG L BREZZA— BRIGA.
von rabidns ab, statt dessen schon MSnage das grwhdwort rabns vor-
schlug, Vorseteung eines b ist^ wenn nicht häufig^ gerade solchen Wörtern
eigen, die ein schreien oder lärmen aasdrücken {so bruire, bruit, braire).
Brabidus ergab älHt. braido „twmo lesto, bdlo, vispo" (s. Fanfani), wor-
aus einerseits brado ungessähmt, wild (bue brado), andrerseits *bravio, ü.
bravo (vgl, rancio = rancidus, torbo = twrbidus)^ sp. bravio (vgl. rocio
= roscidus) neben bravo. Die ursprüngliche bed. ist, wie auch Diez
aussagt, unbändig, wüd, stürmisch, vgl, rabidum Pelorum (Xucon^, rabidi
canes (LucreeJ; daraus fliessen alle weiteren mit dem worte verbundenen
begriffe. [Ich möchte hier an die verschiedenen bedd. des deutschen wacker
(dg. aufgeweckt) erinnern, das schwed. sogar „schön^^ heißt.] — Boehmer's
herleitung von bravo aus fru in defrutum (Jahrb. X, 196) hängt mit
einer phonetischen lehre zusammen, auf deren Widerlegung toir hier nicht
eingehen können.
Brezza. Auch Schuchardt vermuthet identität zwischen brisa und
bisa, Rom. W, 266.
Brie CO. G. Paris zu Alex. 64" weist für dltfr. bricon die bed.
Schelm entschieden zurück und setzt sich hiemit mit allen wörterbücJiem
in Widerspruch. Es sei allerdings mit diesem sinn unverständiger weise
bekleidet worden und derselbe mit dem worte nach Italien (it. briccone)
übergesiedelt; die wahre bed. sei „narr^\ die auch dem sbst. briconie und
vb. abriconer anhänge. Diese entdeckung vernichtet die Diez'sche etymo-
logie. — Vielleicht ist bricco verwandt mit ailtfr. bric, briche, briqne
„schlinge, falle^^; also „der sich leicht in die schiinge locken lässt^\
Brida. Zu vergleichen mit it. brettine (brett'ne) sind die dialect.
von Mussafia (Beitr. 37) verzeichneten formen brena zäum, veron. sbrena
zügeUos.
Briga. Storm (Rom. V, 171) steht nicht an, die vbb. pr. cot. bre-
gar, fr. broyer mit dtsch. brechen, ndd. breken, engl, break, goth. brikan
zu identifizieren. Die kehUenuis und i sind noch erhalten im lomb. brica
krume, vgl. pr. briga dass,, vb. esbrigd zerbrökeln (die auch Diez IL c, s. v.
briser mit brechen zusammenstellt). Was briga, brega = lärm, zank
anbelangt, so ist Storm geneigt auch hier auf goth. brikan zurückzugehen,
das ja auch kämpfen d&lelv bedeutet, und woraus sich die vbb. brigare,
bregare brechen, lärmen, zanken entwickelten, vgl. lat. fragor lärm von
frangere. Auch aUcat. brecar verringern (mit beibehaltener tenuis) mag
dazu gehören, vgl. die ausdr. cdtfr. souffraite,' dtsch. abbruch leiden. Ganz
besonders stimmt nfr. brigue nach seiner bed. zum ältn. brek Zudringlich-
keit, intrigue, vb. breka ^zu erlangen streben wozu man nicht berechtigt
ist^. It. briga heisst vomendich „verdrießliche sache, zwist, lästige Ver-
handlung^^; brigare „ingegnarsi d'ottenere checchessia per mezzo di rag-
girie di cahale'^ (Fanfani). S. auch Mussafia Rom. II, 120. — Das fr.
broyer zerreiben, zerschmettern ist wohl schwerlich vom dtschen brechen
zu sondern, auch wenn die Storm^sche deutung der rom. wortfamüie brig
angezweifelt werden sollte; dagegen ist ein anderes altfr. broier handeln.
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ANHANG 1. BRIO-BRUSCO. 711
feüschm, marJUen^ Bögem (von Toller belegt Gott gel, Ana. 1874, s. 1048,
8. auch Förster zu Richars U b. 8. 4667, wo broie = bedenken erwähnt
ist), doch wohl cUs alte nebenform von briguer zu betrachten. — über die
auffassung von brigant als „bergbewohner^^ s. Liebrecht Jhrb. XIII, 224.
Brio. Zu beachten ist das attfr. adv. a brive {im reim mit rive)
hastig^ eifrig, Fergus 3, 28, Perceval Ms. de MofUpeüier zu 9739.
Bronco. Forster bestreitet die Verwandtschaft des fr, broncher
stravicheln mit bronco stamm; es sei vielmehr identisch mit altfr. broncher
senken, neigen; s. Glossar zu Chev. as d. esp. Letzteres muffte also, wenn
Diez für das glbed. embronchier (s. embronc //. c) das richtige etymon
getroffen, durch pronicare gedeutet werden. Allerdings lassen sich zur
noth die begriffe vorwärts beugen und straucheln in Zusammenhang brin-
gen, aber es ist doch viel natürlicher broncher straucheln von altfr.
bronche ast herzuleiten nach der ancdogie von it. cespicare, altfr. ehester
(= caespitare), nfr. chopper von altfr. chope baumklotz, choquer von altfr.
choque stamm. Im Baud. de C. 1, 6 hohe ich bronchier mit der bed.
hSsiter, stocken angemerkt.
Bronzo. Das venez. bronza leitet AscqU (Zeitschr. XVII, 269)
von pmn-ia; s. Mussafia, Beitr.37; Storm (Rom. V,173anm.) zöge pru-
nicia vor.
Broza. Car. Michaelis dürfte wohl für ihre gleichung rebours =
lat. revorsum keinen großen anhang gewinnen (Stud. z. rom. wortschöpf
26 IJ ; man beachte, daß das wort ausschließlich französisch ist und sich
in dieser Sprache kein ähnlicher fäll von y (zwischen voccAen) zu h er-
mittdn lässt.
Braciare. Storm stellt die genesis dieses wertes also dar: Aus
combnstus ward combuBtnlare (vgL astns ustulare) und durch den unter
einwirkung von bustum eingetretenen Wegfall von com, bustnlare. Femer
wie angastus das vb. angustiare, it. angosciare hervorrief, so entsprang
auch combustiare, bnstiare aus combustus. Epenthese eines r, wozu das
dtsche brnnst das seinige beiaetragen haben mag {vgl. cat. brnsca aus
busca, sp. brüjala aus it. bnssola), ergab endlich brnstalare = fr. brusler,
und brustiare = it. brusciare; s. Rom. V, 173. Auch nach Boehmer
(Jahrb. X, 195) „ist bruciare lat. *bru8tare = *bu8tare, vgl. burere,
bustum, welche letzteren Corssen mit skr. prus zusammennimmt^'; er lässt
aber die endung -ciare aus -stare unbegründet. Diez erwähnt freüich Rom.
Gramm. I, 231 ü. arbuscello aus *arbu8tellum, allein Storm bemerkt mit
recht, daß diesem it. wort lat. *arbu8cella, nebenform von arbuscula, zu
gründe liegt. — Neben aJtsp. uslar, pr. usciar verdient hier noch altfr.
urler (= usler, vgl. marle = masle) erwähnt zu werden; es findet sich
im Percival le Gallois 39840 Trestout a Piercheval urlet Et le sourcil
et le grenon.
Brusco. Die Urbedeutung scheint „rauh, roK^ zu sein, daher noch
im 16. jh. diamant brusque; deßhälb fragt Bugge (Rom. IV, 362), ob
nicht an das lat. bruscnm „tuber aceris arboris intorte crispum^^ (Plin. H.
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712 ANHANG I. BUCHERAME- CAMBELLOTTO.
j^^. XVI, 16, 27 J jsu denken sei; er vergleicht damit das deutsche knolle
bildlich = rauh, plump, grob, — [Das von Littre citierte beispiel „diamant
brusque*^ könnte vielleicht nur auf einer willkürlichen Verwechslung mit
brut beruhen.] — Canello Rivista II, 111 sagt, wie ruscum it. brusco,
bruscolo geworden, so rusticus {vermittelst brust'co) it brnsco herb. Hat
aber rusticus je brusco im physischen sinne bedeutet?
Bucheram e. Hai das wort keine Verwandtschaft mit fr, boucas-
sin, für welches Littre orientalischen Ursprung vermuthet? so fragt Jfttö-
safia, Beitr, 34.
Bugna. 8. Mussafia, Beitr. 39,
Bujo. Zur bekräftigung der Dieß' sehen deutung dient der ort.
beretin in Mussafia's Beitr. 33.
Busca. S, Mussafia, Beitr. 39, und Rmn, V, 170, wo wegen u
statt 0 auf buttare neben dibottare hingewiesen wird. Bugge detüct an
*buxica, was lautlich und begrifflich anjsunehmen^ aber, wie Storm be-
merkt^ nicht sfur altfr. form boisse und buisse passen umrde, welche nur
buxa darstellen. — Von altfr. buisse kommt altfr. abuissier stolpern,
straucheln fs. m. anm, zu Baud, Conde s. 397).
Cadaüno. Anders erklärt P, Meyer die entstehung dieses com-
positums : für ihn ist cada niclit ein davon abgelöstes^ sondern ein selbst-
ständiges, schon dem volkslatein eigenes wort. Die VulgcUa bietet cata
mane ,Jed€n morgen" und Ducange bringt mehrere beispiele von cata =
secufidum. Dieses cata ist die griech. praepos. xaia, die im neu-griech.
ganz dem rom, cadauno entsprechenden xad-evag vorliegt, und hat sich
noch erhalten in süd-franz. mundarten unter der form cha (so im npr.
a cha pauc = cdtprov. cada pauc nach und nach, in Poitou cha deux
zu zweit, je zwei), so wie in der Schweiz in der gestaU von tsa. S. Born.
IV, 80—85u. 463; an letzterer stelle bringt Cornu einige weitere beispide
aus dem mittellcUein, z. b. aus einem ärztlichen rezept: cata singulas ora&
Calafatare. Genaueres über die bed. des arab. qallaf yerruminare
bringt Devic. — Calfeutrer ist eine angleichung an feutre.
Caldaja. Mit caldaria wird schon ih der Vulgata (1. Könige 2, 14)
gr. xaX^aiov übersetzt, Rönsch Grob. Ztschr. I, 417.
Calibro. Devic stimmt für qälib modell.
Galzada. Nach Rönsch (Grob. Ztschr. I, 417) heißt calciata „die
betretene^^ und kommt von einer form calciare, die sich auf grund des
sbst. calcia = la^, calx (glosse des nach OyriUus benannten, 1600 von
Vulcanius herausgegebenen alten griech.-lat. lexicons p. 526, 15) füglich
voraussetzen lasse. Diese ansieht ist schon bei Ducange vertreten, wo
calcia sowohl für ferse als für kolk erwähnt wird; sie wird gleichfalls
von Littre ausgesprochen.
Cambellotto. Rönsch (Grob. Ztschr. I, 418) sucht darzuihun,
daß das gr. xafirjkwTrj auf einer umdeutung von firjXtDTrj „poludamerdum
hirsutum a peUe caprina confectum^^ beruhe; diese Umwandlung sei einge-
treten, als die abstammung von fufjlov 'ovis capra der Vergessenheit an-
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ANHANG I. CARACCA-CASACCA. 713
heimgefdllen war; lat. melote wurde ssu camelote als ob naitirjXog das
grundwart wäre. Nach G, Paris (Rom. VI, 628) hat das wort eben so
wenig in firjkwti], als in camelus seinen Ursprung. Nach dem Journal
officiel vom 12. mai 1874 kommt das wort von seil el kemel, dem namen
der angoraeiege.
Garacca. Nach Doisy und Defremery vom ardb. qorqour großes
kauffarteischiff, plur. qaräqir. Devic glaubt dieses selbst sei aus dem ma-
layischen kourakoura meerschildkröte, korakora großes schiff, womit die
portug. formen coracora, corocora, sp. caracoa wiereiwÄ^imm«».
Caraffa. Mohl erwähnt pers. qarabah gläserne flasche mit weitem
bauch, in der man 'den wein vierjng tage lang ruhen lässt, s. LittrS, suppl.
Carcasso. Garol. Michaelis (Jahrb. XIII, 313) scheidet dieses
wort ausdrücklich von carcassa gerippe {woraus fr. carcasse und das
zweifelhafte sp. carcasa). Die deutung des letjsteren durch car-cassa
,ßeischkasten^' ist ihr verdächtig, doch läßt sie dieselbe vorläufig dahin-
gestellt; das rom. wort, so weit es köcher bedeutet, stellt sie unbedenklich
gum gr. Yxxqyjiamv, das auch becher bedeutete (ngr. xagyMoiov heißt mast-
korb und köcher). Sie beruft sich hierbei auf die alte bed. von carquois
„le haut botU du tnast^^ (17. jL, s. LittrS), some auf die des span. carcaj
,futteral in dem bei processionen das crucifix getragen wird'^. — Was
aber altfr. tarquois, tarquais (Psalt. gall. vet. p. 268), mhd. tärkis, ngr.
ragxaaiov betrifft, das Scheler, Brächet und Müller ohne weiteres als aus
carquois entstanden annehmen und das auch Ducange schon aiso betrachtete,
so halt sie einen Wechsel von c zu t für durchaus ungerathen und leitet
die form aus dem türk. terkesch (das auch Litlre erkannte); dieses nun
sei das pers. tarkasch „pharetra^\ abgel. von tark gl. bed., dessen zusam-
menhang mit sanskrit tarka spindel (vgl. gr. a-TQcncTog) in einleuchtender
weise dargelegt wird. Durch anbildung an den türkennamen ward tar-
quois jsfu turquois (s. IL cj entstellt. — Forster (Grob. Ztschr. 156)
kennt nur eine belegstelle für altfr. turquois, Coron. Looys 636, und hält
sie für unsicher; sonst lautet das wort turcais, ndat. turcasia, it. turcasso,
oder besser tarcais {Bou ed. Pluquet II, s. 148 ist st. cuvrie et archais
jsu lesen cuivre e tarcais); unser wort sei also vom adj. turquois = tur-
censis jm trennen. Femer bemerkt Förster, daß weder ein carquois noch
ein carquais = köcher im altfrane. existieren; letisteres bei Ducange s. v.
gambeso ist aus tarquais verlesen, ersteres, in der von Diee citierten stelle
aus DMce. uHe anderwärts, heißt bloß rippenkasten.
Carestia. Das prov. adj. carestios Flam. 6238 übersetist P. Meyer
mit 'chiche, avare.
Carriera. Ob fr. carrousel mit carrus eusammenhängt, bleibt
problematisch. Noch unwahrscheinlicher ist Littre's deutung durch it.
garoso streitsüchtig. Scheler denkt es könnte in carr der lat. stamm quadr
stecken {vgl. quadrille); auch engl, carouse ^esüichkei^ sei eu erwägen
(s. E. Müller).
Casacca. Das rom. wort, wenigstens fr. casaque (imlö.jh. reiter-
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714 ANHANG I. CASERMA-CHETO.
fnanteljj soll slavisGhen Ursprungs und mit cosaque (kosak) identisch sein
(vgl. cravate, palatine und andere benennungen von kleidungssiüdcen), s.
lAttrej suppl.
Gaserma. Bei Furetiere liest man: „Cazernes, ce sont de petites
chambres bäties sur le rempart des vüles de guerre pour loger les soldats
de la gamison: on y löge ordinairement six soldats, qui montent la gardc
altemativement,^^ Es mögen woM ursprünglich diese räume für vier mann
bestimmt geuwsen sein; auf dieser annähme beruht die etymologie prov.
cazerna (^m schließen aus dem vb. descazernar) == lat. qnaterna, wdche
Gasion Paris in den MSm. de la Soc, de lingu,, /, 287 niedergelegt hat
Casipola. Diesens ableitung dps sp, casulla aus mlat. casala
widerstreitet der accent (s. baüleX daher vermuthet Storm folgenden bil-
dungspro0eß: casäpola-casapla-casnbla-casalla, indem er auf sp, enjallo
= insubulum hinweist. Das altfr. casule ist nach Bugge dem span. ent-
lehnt, oder vielmehr, meint Storm, da es schon im 13, jh. ers(Aeint, ein
latinismus. S. Bomania F, 174.
Gassa. Ich stelle castone {woraus fr. chaton) lieber smm dtschen
kästen, das dieselbe bed. hat. Auch scheint mir incastrare nicht hieher
zu gehören, s. mein Dict. v. encastrer.
Cataletto. 8. aber das wort auch Mussafia Jahrb. XU, 110 {ge-
legentlich einer von mir berührten franz. form carlit).
Gavallo. Lat. equa ist im altfr. regelmäßig vertreten durch (das
von Diez unter solive angeführte) ive, vgl. ivel = aequalis. Das im
LB. belegte aigue scheint ein masc. zu sein, — Unter den abll. verdiente
wohl fr. chevalet gerüst, bock, foUerbank eine erwähnung, vgl. lat. equnleus.
Göcero. Aus den formen mit n ist nicht deutlich zu ersehen oh
blos cicer (r zu n) oder cic + suffix Tnus gemeint ist, wo dann in c6cero
n jepw r geworden wäre, wie in amassent amassero. Schuchardt Vokxd.
n, 265 ist anderer ansieht: in kyknus schob sich epenthetisches i ein:
kykinus und daraus c^cino, Cicero. So auch Flechia in der Bivista
di ß. class. I, 399 und Mussafia, Beitr. 124.
Gelata. Nach Canello (Bivista II, 111) nicht von caelare, sondern
von celare hehlen, bergen; seine argumente sind trev. cel hut und die
logische analogie der deutschen werter heim (von hehlen) und hut (von
hüten), lieber die endung ata unrd keine rechenschaft gegeben, mhd.
Salier durch *celarium erklärt.
Cheto. Während cheto etc. sich lautlich durch den Schwund des
tonlosen T von quietus vor dem betonten e {vgl. pari6tem*^parete-paroi) er-
klärt, ist bei quitus ein anderer Vorgang anzunehmen. . Es dürfte hier das
adjectiv aus dem vb. sich gebildet hohen, und fr. quitier, quitter auf dem
ausfäll des tonlosen e vor der betonten endsilbe beruhen; quietare wurde
zu quitier wie pietatem zu piti6. Dasselbe thema quit madU sich geUend
in cdtfr. enquitume = inquietudinem ; s. Darmestäer Bom. V, 162. —
Die existenz eines lat. vb. quietare erweist sich aus den von Bönsch be-
legten Substantiven quietator und quietatio.
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ANHANG I. CIARLATANO^CONFORTARE. 715
Ciarlatano. Das glbd, cerretano leitet Rönsch (Jahrb. XV, 200)
vom sinnverwandten lat. cerritus wahmvüaig, verrückt; eine Uldung cer-
•ritanens sei ebenso denkbar als conditaneas von conditus.
Cica. Wefin die jetzt übliche bed. von chicane wirklich vom kolben-
spiel herrühren sollte^ so dürfte dieses wort allerdings orientalischen ur-
^rungs sein, etwa pers. tschaugan Mop fei; mgr. T^vxaviov heißt maüle-
spiel, s. Littre u. Devic,
Cima. Die span. adverbiale ess. encinia (vgl. cAtfr. enson, in summo)
stand bisher im index^ fehlte jedoch im texte aller ausgaben.
C ob rar. Gegen die Diee'sche etymologie (re)-cuperare ließe sich,
was altfr. coubrer betrifft^ das ungewöhnliche b statt v einwenden; warum
coubrer neben recouvrer? Einfaches couvrer belegt G. Paris aus dem
16. jh. in den Chansons du 16^ sihUj p. 76, — Das in IL c behandelte
aitfr. combrer, gl. bed., halte ich für eine rhinistische form von cobrer,
coubrer, s. m. anm. eu Enfances Ogier 2762.
Cogliere. Der bed. nach verschieden vom sp. escoger ist aitfr.
escueillir loslassen, fahren lassen (ein pferd, einen pfeü), sbst. esooeil
anlattf, schwung.
Coitare. Ein altfr. cude (von cuidier) ist, uwnn es wirklich vor-
kommt, jedenfalls unregelmäßig; der diphthong ui ist geboten.
Coltrice. Fr. courte-pointe bettdecke ist für conte-pointe =
culcita puncta.
Combo. Storm bestreitet ein etymon concavus; conc'vo könne cor-
rect nur conquo, niemals combo erzeugen. Letzteres wäre höchstens für
ein spät eingeführtes wort denkbar, indem allerdings die sard. mundart
Wandlung von ngn in mb zulasse (z. b. sambene aus sanguinem). Er
befürwortet daher die cdte deutung durch cymba, cnmba; wegen des be-
griffsiibergangs dtiert er scapha kleines schiff und scaphinm becken;
schiff und thalbecien seien nah verwandte begriffe; auch gr. xvitißog sei
für jede Vertiefung oder höUung gebraucht worden. Es sei übrigens auch
ein gallisches cumba (s. Glück, Celt. namen bei Gctesar, s.28) in erwägung
zu ziehen. Bugge unterstützt cumba durch folg. Zeugnisse: Cumba, locus
imus navis Lsid. Orig. XIX, 2, 1; cumba locus \imius] navis, Gloss.
Plac. ed Duerling XXIL, 1. S. Born. V, 176.
Come. Littre bezweifelt die Zusammensetzung quomodo-mente {wo-
raus comment), weil sich nirgends eine form commement zeige; allein
ment umrde nicht der volleren form comme, sondern der Icürzeren com
angefügt. Seine auffassung von comment als quomodo-inde scheint daher
abgewiesen werden zu müssen.
Cominciare. 8. über die gestaltungen dieses Wortes in den ital.
mundarten Mussafia Beitrag 69 und Flechia Post. et. 366. Der letztere
bemerkt, das hier erwähnte sard. incumbenzai sei = it. incumbenzare
und abgeleitet von incumbenza {von incnmbere).
Confortare. G. Paris glaubt mit recht, daß die bedd. von con-
hortari und confortare zuweilen vermengt worden sind; St. Leger 20^
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71G ANHANG I. CONTRATA- CUPIDO.
(Rofn. ly 310). Es hält übrigens schwer mit Diee im pr, conortar aus-
fäll des f aneunehmen] hei preon (profundus) ist das f anders gestellt.
Contrata. Rönsch belegt aus den gromatikem die analogen par-
ticipial-ac^. citratus und ultratus, so wie die sbst. citratum, ultratum;
Jahrb, XJV, 337.
Corbacho. It. corbaccio, titel einer prosaschriß Boccaccio's, sonst
nicht weiter vorkommend, ist dasselbe wort, ude schon Fr. Schlegel meinte;
Schuchardt, Jahrb. XII, 114.
Corruccio. Das etytnon cholera ist aus mehreren gründen tm-
haltbar; it. corrotto trauer, leidwesen, alifr. corropt (St. Liger W), corrot
(Renart 22511) weisen auf corruptare, d<xgegen corruccio, corrotz, cour-
roux auf corruptiare. Wie corrumpere /m dieser bed. kommen konnte,
lehrt deutlich die analogie des fr. älterer, deutsch ärgern, eigenü. ver-
schlimmem; s. auch Littre v. courroux, und G. Paris eu St. Leger
(Rom. I, 309).
Cortina. Grundhegriff des classischen Wortes ist rundung und hat
wohl, meint Storm, nicht in chors, sondern im gr, xvqtoq rund seinen
Ursprung (Fick, s. 441). Bugge dagegen behauptet, xvQvog hätte curtina
ergeben {vgl. carvus) und glaubt cortina sei ssgz. au^ covortina {vgl.
umhr. covortus, courtut); es seien folglich das rom. und das dass. cortina
aus einander jsu hdUen; s. Rom. V, 176.
Croccia. Die von BieB gegen das etym. fr. croc {besser hieße es
gegen das gemeinrom. *croccum) erhobenen bedenken beseitigt m scharfer
auseinandsrseteung Förster in Grob. Ztschr. II, 88. Wie ich gleichfalls
im Dict. gethan, äußert sich F. eu gunsten eines typus *crocceu8, dem
allein das offene o der rom. Wörter genügt. Auch das dtsche krucka,
krücke verlange ein etym. *croccum. Dagegen entMlt die von Diejs s. v.
croc //. c. unbeanstandete ableitung von crochu und crochet aus croc
eine Unregelmäßigkeit, welche F. dadurch aus dem wege schafft, daß er
letztere direkt aws dem fem. croche = *crocca (adj. und sbst. s: Littre)
hervorgehen läßt. Daß übrigens für nfr. crochu in der alten spräche
crocu gebraucht wurde und die Schreibung croQU der editoren als eine
willkürliche eu betrachten ist, weist F. mit triftigen gründen nach.
Cuccagna. Beachtung verdient das wort in folg. anwendung:
Qui talent ont de faire ä nos engaigne Et qui bien cuident trouv6e
avoir cokaigne Adenet, Enf. Og. 5621; es entspricht dem sinn „reiche
beute''.
Cuccio. Auch das altfr. kennt das wort; s. Scheler eu Baud.
Conde 161, 269, wo woM gous st. gons eu lesen, und Jean Gonde II, 71,
720; 75, 870, wo beidemale besser gouc^s st. gonces stünde. Im patois
d'Auch heißt gous ein großer hund.
Cupido. LcU. cupiditatem ist unedergegeben durch aUfr. couvoiti6;
Quenes de Bethune: Plus en croisa couvoiti6s que creance, s. m. Trou-
veres beiges 13, 30, wo ich es irrthümlich als ein partidpicisubst. {wie
pens6) erklärt habe. — Wenn couvoitiö wirklich, wie Tobler (Gott. gd.
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ANHANG I. DESINARE-ERMO. 717
ane, 1877, s. 1618) aufstellt, tat. cupiditatem darstelUy müssen wohl
auch die vbb. cubitar, cobeitar, dltfr, covoitier (w/r. convoiter) durch cu-
piditare erklärt werden. Ist dieß unbedingt anzunehmen? Oder liegt
nicht vielmehr cupitare m grund? Die Wandlung von id't zu eit, oit
scheint mir bedenklich,
Desinare. Der ergründung dieses Wortes haben in der neuesten
zeit wieder mehrere competente romanisten ihren Scharfsinn zugewendet^
und wir haben hier drei neue etyma einzuzeichnen. L Storm (Rom. F,
177) geht aus von *di8coenare, einem an diBJejunare angelehnten compo-
situm; hieraus zunächst discenare, dann dissenare, desinare und disinare,
endlich disnare. Die möglichkeit eines s aus sc in der nicht syncopierten
form desinare wird hierbei nicht auf pasigno gestützt, weiches regeimäßig
puscigno lauten sollte, sondern auf den umstand, daß desinare ein special
oberital. wort sei. — 2. Prof, Suchier (Gröbers Ztschr. I, 429) befür-
wortet eine schon im 17. jh. aufgetauchte ansieht, womach discus tisch,
ndat speziell eßtisch, discinare und die übrigen formen hervorgerufen
habe. Es wird hierbei auf alifr. faisner aus fascinare hingewiesen, aber
keine rücksicht darauf genommen, daß sich bei solcher lautlichen gestal-
tung im altfranz. die form disnier {wie faisnier) vorfinden müßte. Man
könnte nun freilich annehmen, daß digner diese erweichte form vertrete,
aber gerade in diesem gn erkennt Stichier keine mouiüirung, sondern er-
blickt in g einen selbstständigen lata wie d (in didner LRs. III, 18, 41),
welches d das schon im 12. jh. zur verstummung geneigte s zu ersetzen
bestimmt war (vgl. adne, maidn^e); nur wo i dem s vorausgeht, sei statt
d auch g eingesetzt worden {vgl. maigni6e, ignel). Mir scheint im gegen-
theil g statt d nach i mouillirung anzuzeigen, was dem vorgeschlagenen
etymon discinare tafeln, speisen zu statten käme. — 3. Eine dritte con-
jectur wird von Rönsch in derselben Ztschr. (I, 418) also dargelegt: es-
care zu escinare erweitert, daraus deescinare (= abfüttern), descinare
u. s. w. Dieses etymon erkläre vortrefflich, meint Rönsch, die constructionen
il est mal din^ (= male escatus est), disner qqn. de qqch., und den
reflexivgebrauch se disner. — Sowohl der zweite als der dritte der obigen
deutungsversuche leidet an dem mangd, daß ein verbaisuffix inare regel-
widrig ist.
Dirupare. Eine analoge 6f Wun^ w^ i^, dirocciare, oZ^/r. desrochier
gl. bed. {s. rocca).
• Diviso. Man vermißt hier nfr. deviser plaudern, eine interessante
begriffsentuncklung (s. mein Dict).
Drappo. Scheint mir zu einem dtschen etymon trappen treten sehr
wohl zu passen; auch lat. fullo, eig. walker, heißt tuchbereiter.
Du ca. Wie' dltfr. duch^ feminin werden konnte, erklärt Scheler
im Glossar zu Froissart (s. auch Bueves de Gomm. glossar). Die älteste
form war duchet^ = *ducitatem; daraus das hät^g gebrauchte dachet,
zuletzt dachte und duch^. Durch andlogie dann auch la cornt^.
Ermo. Davon abgel. alt fr. enhermir verwüsten.
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718 ANHANG I. ESCA-FEGATO.
Es ca. Dem sp. enescar entsprechend findet sich auch altfr, enesser,
anesser (s, m. Trouveres beiges, s. 321).
Escanciar. Zum hier angeführten cdtfr. eschancier sucht Toider
(Mitth. I, 262) einen beleg; an einer stelle seines Aubery findet er da-
gegen ein vb. eschangier, das sich mit der bed. einschenken wohl verträgt.
Escire. Zu erwähnen war, daß altfr, issir noch im part, issu und
sbst. issue fortlebt.
Es mar. Schuchardt (Jahrb. XII, 114) erblickt in azzimare eine
oberital. form von accimare, das in Mittel-Italien frisieren heißt und von
cima gipfel, höchstes einer saclie, köpf, tuchleiste (cimare abstutsfen, köpfen)
ab^ideiten ist; figürl. cima d'uomo = ein prachtmensch. — Ist auch
pr. sesmar Flam. 7796 (ordnen, befestigen) hier einzuordnen? sesmar van
azesmar, une sermar von azermar?
Estribo. Fr. 6trier ist nicht atis estrivier susammengezogen^ wo-
ran Diee selbst anstoß nimmt, sondern es scheint eu den fällen eu ge-
hören, wo eine Wandlung der endung ien in ier vorgegangen ist: estrien
umrde estrier, wie Poitieus Poitiers, Angieus Anglers, nieus (al^r. =
neffe) niers; s. G. Paris Rom. F, 380, Tobler, Jahrb. XV, 262, Suchier
Grob. Ztschr. I, 430.
Falavesca. Auch it. mundarien kennen statt falavesca die con--
traJdrte sp.pg. form &l[iv]isca; so friaul. fallisce, bellun. folis'ce, falis'ce
und vielleicht com. firascola, wo fira für fari und dieses für tali stünde;
Mussafia, Beitr. 54, anm.; s. auch Flechia Post. et. 343.
Falda. lieber ein it. vb. afaldare in feilten legen, s. Mussafia,
Beitrag 23.
Falö. Das fr. falot, das heute noch fackel heißt, ist wohl besser
vom altfr. faille = lat. facula abetdeiten, s. LittrS.
Fardo. Arab. fard heißt einer der beiden theile eines ewiegetheiiten
gegenständes, und so namentlich einer der beiden die last eines kameds
ausmachenden packe oder ballen; daraus die bed. bündel, last des roman.
Worts; Bevic, Dictionn.
Fascio. Flechia 366 hält fastello für esgs. nicht aus fascetello
(bildungen dieser ort seien selten), sondern von fasciatello oder üsciteüo;
für ersteres spreche das ferrar. fassadel neben fasdel.
Fastidio. Die annähme einer ableitung fasticare ist wohl nicht
nöthig; das scJduß-c oder g in fastig, fastic {woraus vb. fastigar, &sti-
car^ adj. ÜEistigos) ist analog dem g in pr. meg (mediitö), dem c m aloc
(s. alodio) und in aspic (das ich mit domdiov erkläre),
F6gato. Weder pr. fetge, noch fr. foie lassen sich a«/* fleatum
zurückführen; ersteres findet seine erMärung in einer aus figido {bolon,
feghet) umgestellten form fidicum, woraus auch piem. fidich, bergam.
fidech, lomb. fidegh, röm. fedico. Dasselbe fidicam ergab femer einer-
seitsfr. fie, foie, wie medicus mie; andrerseits cdtfr. firie (Ch. Hol. 1278),
wie medicus mirie. 8. G. Paris Born. VI, 132, vgl. mit Tobler Zeitsehr,
XXIII, 416 und Mussafia Beitr. 67.
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ANHANG I. FELLO-FRANCO. 7ld
Fello. Wenn sich Tcein üäl. fella findet, so giebt ^ beispide von
altfr. feie; so Batul, Gond, 140, 194; daraus auch adv. feUement
Felpa. Wenn fr. felpe, feupe eine nebenform von ferpe = fripe
und dieses wirklich von fibra faser herzuleiten ist {s, unten 11^ c friper),
so darf auch felpa zu fripe gestellt werden; s. Bugge Rom. 111, 148.
Fino. Die stelle im Gormond ist von Gachet ganz falsch ver-
standen worden: en dol ^nkheif^t 'mit schmerzen geendigt^ (finers^ften).
Follare. Tobler hat in scharfsinniger weise dargethan, dass altfr.
afoler wegen seines stets als offen behandelten o von fouler mit gescUos-
setiem o zu trennen ist, Zeitschr. XXIII, 419, Das wort bedeute übrigens
niclU sowohl „beschädigen, verderben^^ im allgemeinen, sondern „ein leid,
einen schaden am leibe anthun^^ und werde nur mit persötilichem oljecte
verbunden. Zu dieser bedeutung kommt das wort, meint Tobler, von
der ursprünglichen 'zum narren machen, in der weise, daß mit „narr^^
derjenige bezeichnet wird, der im kämpfe, oder einem stärkeren gegenüber
auch sonst, sich als ohnmächtig, nicht widerstandsfähig erwiesen hat (ähn-
lich wird mat gebraucht). Es ist also im gründe gleichbedeutend mit
tenir pour fol „einem übel mitspielen^\ wofür mehrere belegstellen geboten
werden. Tobler stellt auch prov. afolar, obgleich es eine freiere Verwendung
erfahren, zum altfr. afoler; ebenso altspan. afoUar. Zur erhärtung dieser
ansieht hat Scheler (Bastart de Buillon, zu v. 1068) auch auf den gebrauch
des subst. folie im sinn von Schädigung, verderben aufmerksam gemacht,
so wie auf folier bei Froissart = ider ä folie ^sich ins verderben stürzen.
Folie. Im altnord. findet man das wort ölr trunken für narr ge-
braucht; daraus schliessen einige, das roman. wort sei das deutsche voll,
goth. fulls, s. Jhrb. XIII, 225.
Foro. Einjsutragen wäre hier das nfr. für (m der redensart au far
et ä mesure), das sich doch nicht anders als durch altfr. feur taxe, preis,
verhaltniß, weise, erklären läfit. Auch die fr. redensart ä forfait zu festem
preise, in bausch und bogen, gehört hieher.
Fraaassare. Vgl. Caix Grob. ^chr. 1,423, der eine composition
frac + quassare vermuthet.
Frag rare. Im nfr. flenrer glaubt Suchier (Grob. Ztschr. I, 431)
mehr als eine angleichung an flenr erkennen zu müssen; er läßt es aus
dem von Gachet nachgewiesenen altfr. sbst. flenr geruch hervorgehen und
stellt letzteres, für dessen zweisilbigkeit er belege anführt, zu einem lat.
flatörem, das auch it. fiatore (Bivista di f. r. II, 80) erzeugt hat. —
Dieses vorausgesetzte flätor hat auch dem engl, fla-v-onr sein entstehen
gegd>en, mit welchem schon Ascoli Ztschr. f. v. spr. XVII, 310 unser
fleur in Verbindung brachte, und das Littri suppl. irriger weise mit lat.
fragrorem identificiert.
Franc 0. Eitlen interessanten Sprößling dieses wortes hat Diez un-
berührt gelassen, nändich das erst im 16. jh. auftauchende vb. franchir
überspringen^ übersteigen. Es ist hierin eine nachahmung des glbd. lat.
ausdrucks liberare nicM zu verkennen.
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720 ANHANG I. FRANGU-GARBUGLIO.
Frangia. In einem Ual.-cUschen glossar des 15. jh, findet sieh
franbe „ein willkommener hdeg für die mittelform zwischen Mmbia {oder
* framea) tmd frangia'S Mussafia Beitr. 59.
Froncir. Sbst. fronce, von dem auszugehen ist, Jcönnte sich gu dem
vorhandenen ronce (= dtsch. runze) verhalten^ wie froncher (II. c) eu
ronchier (s. roncar II. h). Ängleichung an front ist dabei auch denkbar.
S. auch m. anm. eu Bast, de BuiU. 570.
Gabbano. Ist das nfr. caban, demLittre arab, Ursprung zuweist^
tvirhlich dasselbe wort? 'Aba heißt arab. grobes tuch zu mänteln^ dann
mantd (vom offen und ohne ärmel) ; andere deutungen sehe man bei Devic.
Gabbo. Neben gAp hat das cdtfranz.ein dbgel. gabois (ois = sufßx
ensis), wie man auch bnfois trifft.
Gabe IIa. Das argument gegen das arab. etymon widerlegt Devic
durch berufung auf die ital. nebenform caballa, cabella; übrigens sei
Wandlung von arab. q zu g nicht so gar selten^ z. b. in algodon von qoton.
Gaglioffo. Eine andere, aher, bemerkt Mussafia (Beitr. 61), wenig
überzeugende deutung von sp. gallo& gibt Goitvani (Glossario modenese).
Gale Wohlleben. Dieses ursprünglich mit w anlautende wort bringt
Suchier (Grob. Ztschr. I, 431) lieber mit engl, weal, oder, mit grösserer
Wahrscheinlichkeit, mit mittel-nl. wale in Verbindung.
Galoscia. Schder's deutung von galoche durch calopodia ca-
lop'dia pflichtet G. Paris bei (Rom. III, 113), indem er eine mittelform
calopia voratissetzt ; s. auch Mussafia, Beitr. 62.
Gamba. Die Übersetzung des lat. gamba dttrch ungula erklärt
Rönsch (Jahrb. XV, 174) für irrig; er weist dagegen die bed. fessd nach,
aus welcher erst die rom. ^der theü des beins über dem hufgeUnke her-
vorging, — Das fr. gamache soll nach Devic aus dem dUsp. guadamaci
^ein zuerst in Gadames (Tripoli) und später in Spanien bereitetes leder
herkommen; daraus ebenfalls der in Südfra^tkreich für grosse r eiterstief d
gebrauchte ausdruck garamaches (gorromatzos).
Garbo. Dem nfr. galbe, das gewöhnlich mit garbo identifieiert wird
(Littre, Scheler, Brächet), weist Diez II. c einen gesonderten Ursprung an.
Garbuglio. Caix in seiner abhandiung über die doppelstämmigen
mischwörter (GrSbers Ztschr. I, 424) deutet dies wort durch groppo +
buglio. Er stützt sich hierbei namentlich auf it. aggrovigliare sich ver-
wickeln, zusammenschrumpfen, das auf ein thema grob hindeute, woraus grab-,
garb-. Das zweite dement zeige sich in sub-buglio, scom-buglio Ver-
wirrung, guazza-bnglio ; es scheine also unser composittwi von Italien aus-
gegangen zu sein. — Auch Carolina Michaelis (Studien zur rom. wort-
sdwpf. 61 — 54) bespricht garbuglio in ausführlicher weise; sie bestreUd
die Diez' sehe deutung (und somit auch die von Caix), „weil eine gemein-
romanische compositum dieser art nicht ein dnziges mal vorkommt, das
span.-pg. wort aber, une seine zahlreichen ableUungen beweisen, nicht erst
dem italienischen entlehnt sdn kann.^^ Auch der ausfaU dnes bindevocals
(es muffte sp. garribnlle hdßen) spreche dagegen. Dem stamme grab garb
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ANHANG I. GARGATTA-GRAPPA. 721
(greifen^ graben^ Jcriteeln u, 8. w.) wurde dctö sufßx aglio angefügt^ das
im italienischen oft benutzt wurde, wo mischmasch und Wirrwarr geschil-
dert werden sollte {doch gibt die Verfasserin zusammcnseteung zu in guaz-
za-buglio). Im poriugies. hat ulho die gleiche bestimmung; dagegen ist
spcen. uUo, ujo in den meisten fallen bedeutungsloses ftUlsuf/ix und
dient nur ausnahmsweise diesem iswecke. Es ist der Verfasserin auch die
inconsequenz Diezens nicht entgangen^ wonach er hier gar-buglio und
Gramm. 11^ 332 garb-uglio abtheiU.
Gargatta. Weiteres über diese wortgruppe bietet Mussafia. Beitr. 62,
Garra. Über ein wort jSLTTQt yjpoisson du genre des spares^\ welches
Littre s. v, jarret hniebug verzeichnet, das aber ganz anderer herkunß ist
(gerres bei Plinius), verhandelt eingehend J. Bauquier Rom. KZ, 26G.
Gas. Leo Meyer weist aus den Schriften Van Hdmont's selbst nachy
daß dieser das wort gas ganz unUkürlich, nur mit ahlehnung an das
chaos der alten, ersonnen habe; eine etymologische Untersuchung darüber
sei daher unstatthaft (Zeitschr. XX, 303).
Gas alba. Das vonRaynouard (LR. II, 182) aufgeführte guaralha
ist dasselbe wort, heißt aber nicht streit, sondern geseUschaft, Umgang; P.
Meyer, Rom.^IV, 467. — Tobler (Rom. II, 238) belegt auch vb. gua-
zalhar und agasalbar aus dem provenz. An demselben orte verhandelt
derselbe gelehrte über ein andres prov. gazal = nüat gadalis „meretrix^\
von welchem altfr. gaalise, jaelise ^unzucht' abgdeitet sind.
Gazzetta. Rönsdi erklärt dieses wort ais eine umbüdung des mlat.
gazetum schatzbehälter, schatzkästlein (Gloss. Maii VIII, 258) unter ein-
Wirkung von gazza dster; s. Jahrb. XV, 199. Ansprechend, aber un-
wahrscheinlich.
Giavelotto. Tobler erklärt javelot durch *glavelot, oibl. von
glaive „lanze^^ (Zeitschr. XXIII, 418); in gavrelot gaverlot garlot sei
das r epenthetisch.
Giga. Scheler vermtUhet, es könnte sowohl dem rom. giga geige als
dem fr. gigae gigot bein, hammdskeule (hieraus gigotter sich hin und
her bewegen) als gemeinschaftliche queUe ein deutsches verb mit der bed.
Uretnere, motitare zugewiesen werden, welchen sinn ahd. geigan, dem altn.
geiga nach zu schliessen, wirklich gehabt haben muss. Vgl. unten trn-
meaa IL c*
Gineta. Nach Cherbonneau fJourn. asiat. 1849, 1. sem. p. 641)
heißt das thier auf arabisch djerneit.
Gracco. Anaioge falle zu gracco aus gracnlns sind it. arbusco
a%is arbascula, vinco aus yincnlum; nord-it. bac = bacchio, aus bacu-
lum; s. Storm Rom. V, 174,
Gramo. Neben dem transit. vb. gramoier verdienen auch die in-
Irans, altfr. a-, engramir ergrämen, sich ereifern (s. Tobler Mittheil.
I, 266) erwähnt zu werden.
Grappa. Mussafia (Beitr. 66) macht auch auf ital. formen mit n
oder m aufmerksam: granfia, aggranfiare; grampa aggrampare.
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722 ANHANG I. GRATA-LANIERE.
Grata. Mussafia (Beitr. 66) hSU hesser maü. grella für conirakkri
aus gradella. Er führt auch iL graticella an.
Greve. LUtre's deutung von fr. rengr6ger durch das aUfr. adj.
greindre (grandior) ist ein bedauerliches versehen.
Gronda. Daß einfaches grunda auch bei denBömem im gebrauch
war, schließt Rönsch at^ einer glosse bei Labbaeus /, 83: gnmda areyt]
Tcal t6 vnig tov TivJUdiva i^ixov vnoaxBypv. Das compositum findet sich
ebendaselbst I, 177 als subrunda vTtooTsyoVy p. 179 als sagranda mü
den bedd. h^itrjg, vTtSoTeyov; Jahrb. XIV, 338 und XV, 198.
Guadagnare. In betreff des ^. guadana ^'cAeZ ist Carol. Michaelis
anderer ansiciU: sie knüpft das wort an den stamm guad, gnaz ^mit
einem scharfen instrumente bearbeiten und beschneiden, aus welchem auch
desguazar 'ein stück nutehoh mü der axt grob behauen hervorgegangen^
und in welchem sie die dtsche tourzel hvas ^scharf (früher hvat) eriennty
die sich in wetzen erhalten hat. Suffix ana haben noch andere Wörter
german. Ursprungs erhalten. S. Jahrb. XIII, 204.
Gnado. Im it. guazzare, diguazzare das ahd. wazzar jm verkennen,
findä Caix (Grob. Ztschr. 1, 424) wegen des doppelten z sehr bedenklich.
— Fr. gächer wird wohl richtig auf dtsch. waskan, waschen zurückge-
führt, und ist von it. guazzare isu trennen, das dem fraru. das sbst.
gouache gegeben.
Guardare. Altfr. esgarder lebt fort im sbst. ^ard.
Gubia. Bugge halt das wort für cdtisch; altgall. gilb j/oratorium
vel rostrum^\ gilbin „acumine^^ (Zeuß-Ebel 136), aitir. gulpan „acttZewiii"
Zeuß 60 (für gulban); den stamm gnllr stellt er mm gr. yXv(po); Rom,
IV, 368.
Guidare. Bugge (Rom. III, 150) denkt an dlinord. vita (=goth.
vitan) im sinne von bedeuten, vorbedeuten; die grundbedeutung des rom.
Wortes wäre sonckch „die richtung, den weg jseigen^^. Demgemäß entspräche
altn. viti zeichen, aneeichen dem fr, guidon.
Imbuto. „Schwerlich von in + butis, da butis üheraü t, tt auf-
weist; könrUe es nicht von imbuere sein, mit activer bed. des pari, pass.?^*
Mussafia, Beitr. 89, anm.
Imprenta. Ein frans, emprienter fand ich in Baud. Cond. 292,
702 („S'a mon euer si emprient^ Dou saiel de la grant biaat^"); dtc
form erinnert an friente aw5 fremitus, so daß ein prototyp impremitare
nicht schlechtweg abzuweisen ist.
Lacayo. Die nach Menage aus Froissart angrführte steUe kann
ich nicht finden. — Littre zieht das wort aus dem arabischen.
Laniere. Littre möchte auch fr. laniere schmaler riöw^» (^Zam-
beau de cuir dechirf) von laniare ableiten, aber dem steht die acüve bed.
eines typus laniaria von vornherein im wege. Übrigens hat er recht, wenn
er mein etymon lana (laniere wäre zunächst ein wollener riemen) an-
zweifelt; auch habe ich meinen irrthum in meinen ^Fragments d'tm roman
sur la reine Sebüe (Bull, de VAc. roy. de Bdgique 2^ serie U XXXIX)
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ANHANG I. LASCIARE-MALVAGIO. 723
bekannt und dort lani^re, ursprünglich stets lasniere geschrieben, auf tat.
lascinia besagen. Wenige monate vor mir hatte dies schon seinerseits
^^99^ (üom. in, 154) gethan. In den Rom. Studien /, 437 findet sich
das grundwort lasne (nebst lasnete) genannt.
Lasciare. Identität zwischen fr. laier, lomb. laga, tose, laggare
lassen und largare = laxare habenas, fahren lassen^ frei lassen sucht
nachssuweisen Caix, Rivista //, 174; für den ausfali des t, der jedenfalls
bedenken erregt, citiert er das vereinzelte bdspid spago für spargo aus
sparticns.
Lazaro. Bemerkenswerth ist die aUfranz. form lazre Trist. 2, s. 24
und Besant de Dieu 1061.
Lendine. Die cot. form Uemena erklärt Storm (Rom. V, 179)
also: *lendena, lenena (n für nd ist regelmäßig im catoU), durch dissi-
müation *lemena.
Lievito. Flechia Post. etim. 24 spricht für leyitare, aus dem
lieyito hervorgehe wie invito aus invitare. Den einwurf des span. d
statt t beseitigt derselbe durch hinweis auf oblidar, nadar, dndar u. a.
Äscoli (Saggi 69) erklärt churw. levont durch suffix -amen = on mit
epithetischem t; s. auch Mussafia Beitr. 74.
Lonza. Mit Wackemagd stimmt E. Förstemann (Zeitschr. XXIII,
382) überein,
Lordo. In der ^^. balordo erkennt Bugge ad vocem t&\o\krSi^ Rom.
IV, 3öö das peQorative bis {vgl. it. barlume, bagliore); sp. palurdo mag
aus dem ital. eingebracht sein, wie auch Brächet für das fr. balonrd (in
Genf palonrd) annimmt.
Losa. Hin citat zu gunsten einer celtischen etymologie gibt Lieb-
recht Jhrb. XIU, 226.
Malato. Für ein etgmon male habitns sind neuerdings zwei
gelehrte aufgetreten, zuerst Comu (Rom. III, 377), dann Rönsch (QrÖb.
Ztschr. /, 419). Ihre verschiedenen belege für das dassische habitus
im sinne von „beschaffen, gut beschaffend^ sind unabweisbar, und daß
die formd male habitus dem buchstaben besser genügt als das in seiner
bed. gezwungene male aptus kann nicht geläugnet werden. Die von
Diez angerufene ancdogie des dtschen nnpässlich t^^, wie Rönsch bemerkt,
nicht zutreffend, da hier pass nicht zu passen gehört, sondern das adf.
bass vertritt. Der haupteinwurf läge im it. malato, aber Comu hält
dafür, daß er bei dem Vorhandensein eines doppelten t im sbst. malattia
sein gewicht verliere. Die form malabde in der Passion 116 kommt jeden-
falls der neuen ansieht vorzüglich zu statten. Auch aUfr. ate „wohl aufge-
legt, gesund^^ halt Comu für eine nebenform ron ade, vgl. conde neben conte.
Malvagio. Bugge (Rom. IV, 362) toiderlegt die Diez^sche an-
sieht auf grund der unzulässigkeit einer ahd. form balv&si; er gibt daher
einem lat. etymon den Vorzug und stellt als solches ""malvatins auf (unter
vergleich von palatium palais, aitfr. belais = bellatius, Sarmaise =
Sarmatia); dieses malvatins zieht er aus *malyatus, sp. malvado, pr.
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724 ANHANG L MANCO-MICIO.
malvat, dltfr. malv^ (vgl. it. crojo aus crndos, sp, crasio aus cra^sus u. a.}.
TroU der beispiele van IcU. erweiterung von us eu ins, scheint uns dqch
ein fäll wie der vorliegende alleu vereinzelt eu stehen. Daß suffix -atus
-ato sich zu -atius -agio fr. ais gestalten konnte^ müßte genauer belegt werden.
Man CO. Statt des adj. manc hat Eich, li b. 3774 ein parfic, es-
mankiö.
Mangiare. „Manjner kann eigentlich aus mandncare nicht ent-
stehen, sondern die formen wo dnc bäont ist (mandüco, as, at, ant) toer-
den dasselbe als da (mandue u. dgl.) gestaltet und nur den die endung be-
tonenden formen mandncdre, -4bam, -&8sem u. s. w. zu lid)e das g oder j
angenommen haben. Diese erJdärung scheint mir annehmbarer als die
von Diez gegebene'^ (Tobler^ Bruchstück aus dem Ghev. (m lion, 16). Also
ein thema manju bei unbetonter flexionssilbe, mang bei betonter; schließe
lieh hat letzteres das erstere verdrängt, ein Vorgang, der sich auch bei
empetrer neben empastnrer, bei parier neben paroler erweist {s. parola,
pastoja). Vgl. Rom. V, 166. — Einige merkwürdige starke verbd^ormen
des vb. mandncare aus cdtfranz. texten bespricht Förster, Chrob. j^chr.
I, 562.
Mare. Unter den abU. wären noch zu beachten sbst. altfr. marois,
und adj. marage {s. m. anmerkung zu Trouveres beiges 212, v. 220 Chardons,
orties, joins marages), über dessen Ursprung Darmesteter, Mots composes
p. 27, andrer ansieht ist. — In marchais, pic. marqnais muß ein stamm
marc angenommen werden; es scheint mit marcassin (s. ü. c) verwandt
zu sein.
Marrir. Caroline Michaelis (Jahrb. XIII, 206) stellt sp. marcana
verunrrung, so wie sicü. ammaragnar sich verdynkeln, it. marame aus-
Schuß, piem. maroca brack, unter eine wurzel mar, welcher die grundidee
der dunkelheit, wirre, Unordnung anhängt, und knüpft die genannten Wör-
ter an das gr. ^avQog. Sie hält es für sachgemäßer dieseU>en von marrir
= goth. marzjan zu trennen.
Mas. Ältfr. manant wohlhabend hat sich erhalten mit der bed.
'grober mensch^ s. über die verschiedenen dem werte beigdegten bedd.
Gachet's Glossar.
Menzogna. In cativonia nimmt Mussafia suff. -onens an, und fuhrt
aus den ital. mundarten noch andere damit gebildete cibstracta an, als:
piem. ambriacogna trunkenheit, tisicogna schunndsucht; Beitr. 74 s. v.
levrosonia ausscUz.
Merluzzo. Das it. u. sp. wort sind dem franz. enüehnt; fr, mer-
Inche, merlus ist zsgs. aus mer + Ins (fem. luce, pic. lache) = Incias.
Vom alten sbst. Ins (s. Palsgrave p. 241) findet sich bei Littre das von
ihm unerklärt gelassene dim. Inset forelle. S. Darmesteter, Mots composSs
137 (wo zweimal Inscins st. Incins steht).
Mezzo. Der Vf. übergeht hier das fr. adj. mi in mi-chemin, mi-
lieu, mie-nnit (jetzt mi-nuit), sowie das comp, demi =^ dimidins.
Mic-io. Fr. maton kann aus dem veralteten miton hetvorgegangen
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ANHANG I. MIRABELLA~ORA. 725
sein wie aronde aus hirando, oder es ist das a unter einwirkung der
synonymen marcou, marlon, marou (s. mein Dict,) eingetreten.
Mirabella. Fr. myrobalan ist wohl die richtige form; die all-
gemein übUche jedoch ist myrobolan, woraus das volk sogar ein adj.
mirobolant, fem. mirobolante mit der bed. wundervoll, bezaubernd sich
geschaffen hat.
Mnlino. Das hier erwähnte pr. revolinar erinnert mich an ein
oitfr. avoliner, das ich in einem der texte der von mir herausg. Legende
de S*^ Marguerite s. 27, v. 347 in folg. fassung gefunden habe und das
mir unklar geblieben ist: Par grant atr le va requerre, Par les cheveus
le trait k terre, Le chief k terre Tavoline (im kreise herumziehen?),
Förster (briefl. mittheüung) glaubt es sei zu lesen: Le chief aval ä terre
cline; dagegen spricht der Zusammenhang.
Mnnon. Dem bret. mofi entspricht nach laut und begriff altfr.
moing, dem ich ein einziges med begegnet bin: Adenet Buev. d. Com. 311
Tel coup donne un paien que del bras le feit moing. — Boquefort gibt
ohne beleg esmongnoner verstümmeln; meinerseits höbe ich mit gleicher
bed. esmongonner gefunden (Jahrb. X, 268), aber Mussafia (W. XII, 111,
und Beitr, 107) stellt dieses lieber mit einem höchst seltenen aUital.
smogar v&rrenken in Verbindung, dessen Ursprung noch unsicher ist.
Nasturzio. In Belgien wird die sonst mit capucine, dtsch pfaffen-
käppchen bezeichnete pflanze mastouche genannt, welclhes wort Grand-
gagnage wohl richtig von nastortium ableitet,
Naverare. Herleitung dieses rom. wertes aus dem ahd. nabagfer
ist nach buchstaben und bedeutung unstatthaft. So urtheUt richtig G.
Paris (Bom. I, 216), indem er dafür folgende entstehung conjiciert. Aus
dem dtschen narbe (a. und mhd. narwa, narwe, dän. narv, schwed. narf ),
dem auch die bed. „rauhe seile des leders^^ zukommt (der vermittelnde
begriff wäre 'ritz, schramme), sproß ein rom, subst, navra, nafra (vgl.
vevQov und nervus), aus diesem das vb. naverare, das noch mundartl.
„aufritzen, die innere seite der haut aufdecken, beschädigen^^ heißt. Zur
vollen gewißheit käme diese vermtähung, wenn sich ein rom. nafra im
sinne von narbe oder innere seite der haut aufspüren ließe,
Navilio. NachTobler (Rom. II, 242 J ist /r. navire von navigium
und = aitfr. navie mit eingeschobenem r; s, mire //. c.
Nu ca. Daß nuque rückenmark bedeutete, belegt LittrS durch mehrere
bejispiele; die aräb, herkunft befürwortet namentlich Defremery im Joum.
asiat aout 1867, p. 182; sie möchte wohl auch das fehlen des wertes im
walachischen begreiflich machen.
01a. Zu berücksichtigen ist noch pg. foUa da mar. Devic möchte
das rom. wort aus dem arab. ausdruck baul schrecken, der mit meer ver-
bunden (also „schrecken des meeres^^) stürmische see bedeutet.
Ombelico. Fr. lombril = nombril findet sich Bestiaire de 0er -
vaise 306 (Bom. J, 430).
Ora. Suchier, der auch anderswo fs. oben anche und gier II. c)
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726 ANHANG I. ORBO-PASTOJA.
die existene eines archaischen ablaUvs ha (entsprechend dem ho in hodie)
vcraussetsfty schließ aus dem stets offenen o des fr. ore, und aus dem pr.
ara auf ein etymon ha hora. Encore sei asgs. aus enc (= anche) und
ore (= ha hora); lores sei = illa hora, also hier auch das offene o aus
a -4- 0 entstanden; s. Grob. Ztschr. 7, 431.
Orbo. Vom dltfr. orb hat sich das dim. orvet erhalten mit der bed.
blindschleiche. — Erwähnung verdient auch noch altfr. essorber blenden
sf. b. Jean Conde J, 153, 67.
Orlo rand. Carol. Michaelis (Jahrb. XI, 294) glaubt das üal.
wort sei dem frans, (masc. orle) entnommen, das span. orla dagegen un-
abhängig vom lat. ora; dieses ora könne nur der form orilla {pg. ourela)
eu gründe liegen, das niemals in correcter weise im sinne von fr. onrlet
gebraucht werde. Diese Scheidung der strengen bed. zwischen orla und
orilla veranlaßt sie sp. orla, wie it. orlo, auf fr. orle eurückeuführen und
letzteres mit dem ags. orl rand, säum eu identifizieren, das seinerseits
dem walisisch' gaelischen or, oir entstamme. — So scharf diese a»isicht
auch durchgefiihrt ist, sieht man nicht ein warum orle nicht eben so gut
von ornlas oder omla herkommen sollte als perle von pimla und
posterle {nfr. poteme) von posterula.
Paese. Die franz. spräche kennt auch pays, fem. payse, mit der
bed. landsmann. Littre irrt sich, wenn er für pays einen typus pagesins
aufstellt.
Palandrano, mail. balandran; daneben bresc. crem, pelanda; s.
Mussafia, Beitr. 86. Schneller (Romanische mundarten in Südtirol 110)
leitet das wort von balandra herumschweifende person, taugenichts, eig.
wandernd, pilgernd, und vermuthet es habe ursprünglich einen püger-
mantel bedeutet. Sein etymon ist ahd. wallandaere (Übergang von w zu b),
ifulem er lat. balatro tagdieb für unzulässig halt. Über die Verwandt-
schaft von obigem pelanda mit dem noch unaufgeklärten fr. bouppelande,
sp. sopalaoda, pg. opalanda, so wie über einen versuch zur deutung des
letzteren von Bugge, sehe man Mussafia Beitr. 86 und Rom. III, 164.
Palpe bra. Die vielgestaltigkeit der roman. formen rührt außer der
Schwankung des accents von der gedoppeUheit des etymon; mehrere der
formen weisen auf palpetra, der bekannten nebenform von palpebra; so
pr. palpet, crem. ferr. romagn, palpedra, w^ap. parpetola, piac. parpella;
s. Äscoli Ztschr. XVI, 200 und Mussafia Beitr. 86.
Parola. Das altfr. vb. paroler betreffend, so ist erwiesen worden,
daß das voUe thema parol nur in den fällen tonloser endung sich zeigt
(je parol, ils parolent); ein inßn, paroler dagegen ist nicht nachwei^ar,
muß also aus den Wörterbüchern gestrichen werden. Das mundartlich ge-
brauchte paroler (pic.) oder pairolai (bürg, neben palai) hat entweder die
begriffsschattierung ^ werte machen, schwatzen oder ist eine enisteUung von
perorer. Im prov. indessen unrd sowohl paraul als pari in sämmäichen
flexionsformen gebraucht, s. Comu, Rom. IV, 467.
Pastoja. Das von altfr. pastare abgeleitete verb war empestrer
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ANHANG I. PATTA-POLTRO. 727
•
bei betonter endsübej empasturer bei unbetonter; derselbe verhältniß also
wie wünschen parier und paroler {s, oben parola). S. Born. F, 165,
Patta. Neben sp. patear wäre auch altfr. patoier patschein zu
nennen^ Ren, 5866, und unter den im folg, art. genannten, zu derselben
familie und bed. gehörenden verben hätte vorzüglich das so übliche fr.
patanger eine erwähnung verdient,
Pelare. Warum sollte denn fr, peler schalen, die haut abziehen,
nicht eben so gut von pellis abgeleitet werden, als pelisse und pr, pellar?
— Von altfr, pelain (Baud. Condi 179, 100) = it, pelame, sp, pelam-
bre kommt woJd fr, plamer ein feil ausfetten.
Pellegrino. Die rom. form pelegrinus erscheint schon auf einer
inschrift v.j, 360 (bei Rossi I, p. 82, nr, 144); Rönsch Jhrb, XIV, 339.
Perla. Zu beachten sind die itdl, ausdrücke peroli, piroli für
birnenförmige ohrengehänge, knöpfchen; Mussafia, Beitr, 87,
Pertugiare. Die deutung von fr, percer durch pertusier ist eine
kühnheit MSnage's, die man mit befremden bei Diez wiedertrifft; schon
die picard, form perchier spricht dagegen. Meine frühere annähme per-
cer möchte aus per entstanden sein, wie avancer aus abante, obgleich von
Littre befürwortet, befriedigt mich ebensowenig, Wohl stimmte pic. per-
chier, aber nicht fr, percer, zu *perticare 'mit einem spitzen stock durch-
bohren, vgl, empaler spießen von pal; vgl. auch die form perchant Stoßwaffe
(Bast, de Buülon 1710 u, 2778), Sollte nicht auch in derselben weise
wUat, trancare, woraus fr. trouer, in *trabicare, also in trabs, seinen
grund haben?
Piato. Diese itcd, form des lat. placitum, plac^tum kann nur,
meint Ascoli (Saggi lad, 81), auf grund einer zwischenform piAito ange-
nommen werden, vgl. die entsprechende neap, form chiajeto.
P}va. It. piuolo muß von piva getrennt werden; es entspticM viel-
mehr einem lat, piriolum (= *pijuolo), welches letztere, wie ngr. nugiov
schraube, dem vb. Tteigo) bohren entstammt; Flechia, Post, etim, 311—317,
— Franz. pivot leitet Scheler, mit rücksicht auf das begriffsverwandte
piton, vom stamm pit: also pitot, pi-ot, pi-v-ot.
Poledro. Nach der analogie von porcetra junge sau (Gellius
XVin, 6) setzt Storm (Rom. V, 181) auch die existenz von pulletra
{woraus pulletrus) voraus. Das e muß in beiden Wörtern kurz und ton-
los gewesen sein, wenn auch Freund porcetra schreibt; dieses e konnte
einerseits zu 1 werden, daher püUitros (Ascoli, Saggi lad, 18), anderer-
seits offen und betont, wie es dem in tenebrae {sp, tinieblas) ergangen,
daher it polMro, sie. paddftru.
Polizza. Das etymon poUex erregt manches bedenken; ich möchte
eher das von Diez in den zwei ersten ausgaben aufgestellte polyptichum
wieder aufnehmen; eine form poliptium würde freilich nicht dem accent,
doch dem buchstaben genügen; das wort mag zuerst einen registerauszug
bezeichnet haben,
Poltro. Über fr. plentre uHigt Bugge (Rom, IV, 364) eine andere
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728 ANHANG I. POTARE— RICAMARE.
deutung, nämlich durch ahd. plodar „degener^^ blöder y/brmidolosus^^,
ältn. blaudhr ^yimbellis, ignavus, mollis^^,
Potare. Das aitfr. poün habe ich in meiner ausgäbe des Garmond
durch 'pfau erklärt; die von Dies hier gegebene Übersetzung durch ^hippe\
die ich bei abfassung meiner anmerhung unfreiwillig übergangen hatte^
scheint mir durchaus uvunäreffend,
Pote. Unrecht (Jhrb. XIII, 227) vergleicht altn. pottr iessd,
und ßu pot lippe engl, pont schmollen, maulen,
Pozione. Dem prov. poizonar entspricht oUtfr. puisnier.
Pregno. Den rom. verben emprenhar//: entspricht das bei Quicherai
belegte lat impraegnare. Der Franzose hat nur noch] die gelehrte form
impr^gner; die alte Sprache jedoch hatte empraigner, und zwar auch mit
intransitiver bed,, so les volles enflent et empraignent du vent Guiü.
de Pcdeme 4692.
Prigione. Auch altfranz. trifft mqn prison im sinne von er grei-
fung, angriff, so Baud. Condi 310, 1231 (im reime mit prison gefängniß).
Zu bemerken ist noch, daß die bed. gefangener im itai., prov. (preyo LB.)
und altfranz. mit genuswechsel verbunden ist.
Raggio. Neben rayer sagte das aitfr. auch r6er; daher die dUfr.
redensart ä r^e stromweise.
Rallar. Flechia's deutung von fr. railler durch einen typus ragu-
lare (aus ragire = bragire, fr. braire) mochte doch bedenken erregen
(s. Post, et. 379 anm.); der begriff kratzen liegt ja auch in rampognare,
vgl. dtsch. hecheln.
Rangifero. Lappisch-finnisches raingo ist nicht vorhanden nach
Beauvois (Bevue crit. 1870, nr. 6 p. 67).
Rascar. „Ascoli (Studii critici II, 105) bestreitet raschiare von
rasicolare und nimmt ein altes rastlnm statt rastrum an: aus ersterem
wurde rasclom und rasclare. Dagegen scheint sard. rasigare zu sprechen,
das wohl nur ras-icare entsprechen kann.^^ Mussaßa, Beitr. 93 anm.
Ratto. Das venez. pantegan leiten auch Mussaßa tmd Flechia,
auf grund der formen mod. pondegh, mant. pontga u. o., von ponticos
ah; s. Beitr. 69 und Post. et. 370.
Reame. Verschieden von roiaume ist das von Diez unertvähnt ge-
bliebene, sehr häufige aitfr. royon; Schuchardt Vok. II, 225 weist letz-
terem ein etymon *regumen zu, aber hätte dieses nicht reün ergeben {vgl.
aitfr. leün von legumen)? Passender scheint mir die etymologie regionem
mit annähme eines genuswechsds (vgl. soupQon).
Regalare. Zu gunsten meiner ansieht, wonach das vb. von gala,
gale Wohlleben herzuleiten, gibt Suchier (Grob. Ztschr. 431) den umstand
zu beachten, daß im nprov. ein einfaches galA mit ders. bed. sich findet.
Regaiiar. Bedenken zu der Diez' sehen deutung der hier bespro-
chenen verben, namentlich des fr. ricaner, 5, bei Littre und Scheler,
Ricamare. Neben arab. raqama stellt Bönsch das ältere hebr.
rakam „TtoiTulXeiv'' (Exod. 26, 36); Grob. Ztschr. I, 419.
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ANHANGT RIFÜSARE-ROCCA. 729
Rifnsare. Warten das so nahe liegende lat. refandere übergehen^
das auf romanischem gebiete durch refasare vertreten wurde, wie andere
durch ausare, uti durch Qsare? Die bed. zurüchtreiben^ verstoßen ist für
refandere in einzelnen fällen außer eweifd gestellt, S. Andresen, Jahrb.
XIIj 113 und Scheler^s Dict. Andresen betont noch den umstand^ daß
im grutule lat. refusare nur als eine nebenform von refdtare gefaßt wer-
den kann. Brächet nahm eu einer undenkbaren form refdtiare seine Zuflucht.
Rima. Arrimer schichten (die Schiffsladung vertheilen) ist doch
wohl nicht eü trennen von dem unter rombo besprochenen (nicht mehr ge-
bräuchlichen) armmer {zu diesem vgl. deutsch anfi^nmen).
Risicare. Devic ist geneigt risco gefahr mit arab. rizq ^das was
einem zufällt, geschieh* zusammenzustdleny eine ansieht, die ihm durch
5p. arrisco unterstützt zu werden scheint. Das argument aus arrisco ist
nicht glücklich, denn dies sbst. ist wohl vom compositum ar-riscar ab-
zuleiten. ^
Ritorta. Aus dem dltfr. roorte reorte hat sich das nfr. rouette
gebildet, das Littre fälschlich als ein dim. von roue betrachtet. Es ist
aus reote (tügung des r vor t) umgestellt, wie moelle aus meole, pg.
joelho aus jeolho; Tobler, Zeitschr. XXIII, 418.
Rivellino. Vielleicht von re-vallare, woher zunächst *rivallo,
und daraus, durch anlehnung an rivella, dcis dim. rivellino; re könnte
auch schon dem sbst. vallo vorgesetzt worden sein, wie in ripiano zweiter
plan (vgl. Gramm. II 430); Storfn, Rom. V, 182.
Rivescio. Auf das Diez'sche f ragezeichen hinsichtlich der Selb-
ständigkeit des fr. revgche antworten Brächet und C. Michaelis (Studien
z. rom. wortsch. 261) im sinne italienischer herkunft; das hohe alter des
Worts läßt daran zweifeln, während andrerseits die form revesche
(•.empeesche Rom, de la Rose; : flammesehe Oautier de Coinsy) ais fremd-
artig einiges bedenken erregt. Ist überhaupt die gleichung rivescio =
reversns gesichert und wäre nicht eher entlehnung des itoi. wortes aus
dem franz. denkbar? Letzteres stimmte wohl zu *reversicns {vgl. pSche
von persica), aber eine solche bUdung darf kaum vorausgesetzt werden. —
Diez stellt hier neben revßche ein altfr. revois, läßt es aber unbelegt.
Findet sich irgendwo ein fem. revoise, so ist die existenz dieses wortes
(= reve[r]8us) gesichert; wo nicht, so möchte hier eine Verwechslung ob-
walten mit altfr. revoit = revictus, über welches ich mich (Berte a. gr.
p. 770) ausführlich ausgesprochen habe, und das sich zuweilen, dem reime
zu lieb mit ausl. s statt t vorfinde, so Gilles de Chin 6113: Ha Cheva-
lier conart revois. — Zu untersuchen bliebe noch, ob sp. rebeco mit fr.
revSche (une C. Michaelis 260 vermuthet), oder nicht vielmehr mit it.
rimbeccare, rimbecco, fr. se reb6quer zusammenhängt. — S. auch über
revois, revoit und revSche Tobler, Gott. gel. anz. 1874, s. 1060.
Rocca. Den von Diez vorgeschlagenen lat. formen rnpea rnpja
für roccia röche widersteht das offene o der rom. formen; auch rnpica
für rocca ist abzuweisen; es ist also von rupes, meint Förster (Grob.
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730 ANHANG I. ROTTA-SCALOGNO.
2!l8chr. Ily 86), durchaus abgmehefiy und ein typus 'h-occnm aneunehmen.
Diesem iypus weist aiuch der genannte gelehrte das vielgedeutete nfr. rosser,
pr, a-rossar (^aUfr. roiscier Guül. d*Angl, s. 87, roissier Gautier de
Coinsi 329, S9) eu, das sich eu rocceare verhaUe wie rochier (werfen) su
roccare (vgl crosser = crocceare und crochier = croccare). — Wie
aber läßt sich begrifflich die deutung Förster^s für rosser behaupten, und
wo ist die quelle von rocenm eu suchen?
Rotta. Andere bedd, des fr. route und routier, die sich der des wallon-
rote „rang, ligne, ße^' anschließen, habe ich im glossar zu Froiss. Chron,
V. routier 2 und in dem eu Buev. de Comm. v. route und de route Aer-
vorgehoben, — Wenn wirJdich briste cUtfr, im sinne von route gebraucht
worden ist, was bdegt werden müßte, so beruht immerhin der fr, ausdruck
„marcher sur les brisSes de gjn.** auf einer anderen anschauung, und be-
zieht sich auf die durch abg^ochene zweige bezeichnete fahrte des wildes.
Bris^es ufird demnach synonym von trac^, errements,
Sacco. Ich halte sacco ff. ßr eine suffixlose verbdableitung vom
rom. t;&. sacare einsacken; neben sac hat das franz. auch (mit suffix) sac-
cage, woher erst vb. saccager, das nicht dem sp, saquear beigeordnet
stehen sollte. Auch escala als nomen actionis hängt mit scala nur mü-
telbar durch das vb, scalare {altfr. escheler) zusammen. Littr6 (v. sac 2)
schiebt mir irrthümlich die ansieht unter, daß sac plünderung von saquer
'tirer herzuleiten sei; ich habe das wort Hirer ausdrücJdich vermieden
und dafür ^empocher gesetzt, da ich ja (vielleicht mit unrecht) sacher,
saquer einsacken und sacher ziehen aus verschiedener quelle leite. Auch
unter saccKde finde ich bei lAttrS einen für mich mißliehen druckfMer,
nämlich 'italien scaccare' (lies staccare). — Meine canjedur betreffend
ahd. sc&h gebe ich angesichts des häufigen altfr. eschec beute, plünde-
rung {s. scacco) gerne dahin.
Salma. Ich leite it. assommare, das nicht überladefi bedeutet, son-
dern vollenden, so wie fr. assommer todt schlagen, nicht von somme last,
sondern von summus letzt; dies konnte dem etymon totus für tutare
(s. unten) einigen Vorschub leisten. — Was die form des sbst. sommelier
betrifft, so ist Tobler (Rom. II, 244) andrer ansieht als Diez, der ein
dim. somella zu gründe legt. Es sei eine directe abl. von sommier last-
(hier und bezeichne sowohl den aufseher über die lastthiere als den treiber
derselben; es lautete zuerst somerier (vgl. sorcellerie für sorcererie, con-
tralier für contrarier); man findet auch t statt r in sommetier Guiart II,
6571, someti^re Livre des Mart. 383; vgl. papetier neben paperasse.
[Auch prov. saumatier GProv. 48.]
Sargia. Schuchardt (Zeitschr. XX, 261) stellt gleichfalls zu serica
das span. sarco eine art wollenrock; auch alban. sdrke, altslav. sraka u. a.
Scalogno. Beachtung verdienen die altfr. und mundartl. form
escaloigne (vgl. meine Lexicographie lat. du 12^ et 13^" s., p. 76, und
Gloss. de Lille 42*), at^ welcher Schalotte durch suffixvertamchung her-
vorgegangen ist.
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ANHANG I. SCANDELLA-SERA. 731
Soatndella. Schon die Römer kannten scandnla eis eine art kom^
s, Forcellini; damit fallt jeder zweifd über den Ursprung d^s rom. worts;
s. Flechia, Post. et. 362, Schon Rönsch (Jahrb. XIV, 340) hatt^ auf
das acht römische scandula auffnerksam gemacht und dabei citiert Edictum
stratonicefise de pretiis rerum vom j. 316 n. Chr.: scandalae sive speltae;
Isidorus Origg. XV Uy 3y 11: scandula (oZ. scindula) a divisione vocata,
duplex est enim scanditurque {al. scinditur), i4 est dividitur.
Scarpa. Scheler (Biet, äym.) fragt beiläufig ob fr. escarper,
sp. escarpar sich nicht auf lat. scalpere zurückführen lassen könnten {vgl.
it. scarpello = scalpeUom); statt dessen sagt lAttre^ Seh. halte dafür
scarpa sei eine dbl. von lat. scalpellnm ^petit couteau. Das mißverstand-
niß ist ailjsfu stark, als daß ich nicht dagegen protestieren sollte. Meine
muthmaßung, das sp. escarpar möchte mit dem dtschen schrapen, engl.
scrape eusammenhängen, blieb dagegen unbeachtet; ich wiederhole sie hier,
indem ich auch an schwed. skr^f jäh, dtsch. schroff, die wahrscheinlich
stammverwandt sind, erinnere. —■ Eine arab. deutung voti scarpa schtdi
u. s. w. versucht Devic, aber in nichts weniger als überzeugender weise.
— Fr. escarpin ist noch sehr im gebrauch.
Scartare. Gegründete bedenken gegen die ableitung von carta
werden in lAttr&s Suppl. erhoben auf grund eines textes aus dem 13. jh.,
worin escarter Tost (sich vom lager entfernen ?J vorkommt und wofür die
deutung mettre au quart = ä quartier, ä part vorgeschlctgen wird. Lütre
citiert auch aus Ben. Chron. de Norm. 9281: Nul autre escard n'i sai
trouver (ausweg?).
Schiantare. JSinc andere etymol. erklärung des rom. Stammes
sclat (sclant) bietet Äscoli (Zeitschr. XVI, 209); er erkennt darin ein
altrom. thema sclap-it; vom primitiv sei ap &omm^ t^. schiappare höh klein
spalten; s. auch Mussc^ia, Beitr. Bö.
Scbiena. Einer der von Mussaßa behandelten ttät.-deutschen glossare
(Beitr. 101) hat schena ,^cAiwp«n".
Schifo. Mtfr. esquiper heißt nicht sowohl sich einschiffen, als vom
ufer fahren, abschiffen, s. mein gloss. eu Froissart.
Scotta. Nd>en altfr. escote setjse nfr. 6coute.
Sedio. Abi. prov. setjar setzen; Guill. de la Barre fol. 28'' La
comtessa vas setiar, wo wohl se setjar gelesen werden muß.
Sentare. Die von Biez zum beleg eines altfr. assenter 'setzen
angerufene stelle aus Berte ist nicht glücklich gewählt; s'assente t^^ dort
der präs. cot^. von assentir zu wülen sein; Tobler Gott. gel. anz. 1874,
s. 1040 stellt daher das Vorhandensein des aufgestellten Wortes in abrede;
ich möchte nicht so unbedingt verfahren^ denn in demselben gedieht (v.
1248 meiner ausgj liest man: „Ha ermites", fait ele, „Dieu Tarne o lui
assente^'y wo die bed. setzen sich katnn abweisen läßt und es sich nur um
die zvlässigkeit der cotyunctivendung handeln könnte.
Sera. Sereno u. s. w. ist einfach das lat. serenus, das die Volks-
etymologie natürlicherweise mit sera in beziehung setzte; so hat sich auch
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732 ANHANG I. SETTIMANA-STANCO.
sp, forense, ü. forese von foras gebüdä unter anlehnung an forensis von
forum; Storm Rom. F, 182.
Settimana. Mit dem cot. worte doma vgl. das von Mussofia
(Beitr, 52) behandelte glbd. altü. domada.
Soldo. Einefrane. abl. mittelst icare gab soudoyer, in sold nehmen;
verschieden davon ist altfr. soudoiant, sondaiant, von snbdacere verfuhren^
betrügen.
Sorn. Meine im Dict. ausgesprochene vermuthung eines etymon
Saturnus ^^der finstere gott^^ wird von Storm getheUt; nur ist ihm Satnrnus
der unheilbringende planet im gegensatz zum Jupiter^ dem bekanntlich das
adj. jovial sein entstehen verdankt. Diese auffassung bestätigt er mit fr.
saturni^, engl, satarnine 'düster . Die bildung von sorne aus sadorne,
*80onie ist der reget gemäß ; nur möchte das prov. worty da in dieser
spräche ausfall des t selten ist, dem franz. entnommen sein. Susornione
paßt freilich nicht zu dieser etymologie; auch halt es Storm für nah ver-
wandt mit snsurrare. Sp. sorna nacht und altfr. sorne dämmerung^ sagt
derselbe^ erinnern an das im Pariser rothwalsch übliche und von Victor
Hugo in den Miserables gebrauchte wort sorgue = nackty bei u>dchefn
Bugge einwirkung von morgue vermuthet; s. Rom. F, 184, find über
sorgue sorgne, Francisque Michel, Dict. d'argot. 386. Mit sornette
(IL c) scheint unser wort nicht verwandt zu sein; doch ließen sich die
bedd. unschwer vereinigen (s. mein Dict. s. v.).
Sortire ausgehen. Da t aus d unannehrnbar, ist Littr^s ansieht,
sortir sei eine doppelform von sourdre, abzuweisen. Auch die etyma ex-
ortus (Rönsch, Jahrb. XIV, 176) und sevortere ("Böhmer, Jahrb. X, 200)
finden mit recht keine büligung bei Storm (Rom. V, 183), welcher das
schon bei Fra Guittone vorkommende it. sortire direct aus dem bei Festus
(297, ed. Müller) als häufig von Livius Ändronicus gebraucht bezeichneten
participium sortus hervorgehen läßt.
Spada. Über altfr. inspieth s. G. Paris zu St. Leger 38^ (Rom.
I, 316).
Spinace. Devic weist die abl. von spina unbedenklich jmrück; das
rom. wort komme vielmehr, vom glbd. ardbisch-pers. isfinädj, isfanädj,
aspanakh {mgr. OTtavaxiov), was einleuchtend dargethan wird. Die roman.
formen mögen freilich unter einfluß von spina sich gebildet haben.
Stanco. Der versuch Bauquiers (Rom. VI, 462), die verba estan-
car /f., so wie tancar, von einem prov. *e8tanc tanc im sinne von sperre
und = dtsch. stang (npr. tanco) herzuleiten, woraus estanc = ^oft^reÄperr-
ter räum, teich\ sei hier, wo nicht befürwortet, doch erwähnt. — Wichtiger
ist die frage, ob altfr. sanchier hetnmen, stillen, sättigen (s. Scheler Band.
de CondS p. 508, Gloss. des poes. et des chron. de Froissart, Bast, de
Buill. 4079), wie Scheler meint, = stancare sei (anl. st jerw s erleichtert,
wie, nach Seh., auch in saison, saisir u. a.), sonach ein doublet von
estanchier. Abgesehen vom anlaut erhebt Tobler gegen dieses etymon swä
einwürfe: erstens sei sanchier nicht eu trennen vom gtbd. essanchier
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ANHANG I. STOFFA-TESTA. 733
(Baud, Seb.f H. Cap.j Aiol)^ sfu dem es sich verhalte wie saier jm essaier ;
zweitens weise der umstand^ daß das vorzüglich dem norden eigenthümliche
verb im auslaut niemals ein k oder q eintreten läßt und sanche mit pnis-
sance reimt, auf einen Stammesauslaut auf ti oder ci hin. Diese rücksichten
beseitigen allerdings das etymon stancare; ob aber das von Tobler dafür
cofijicirte *exemptiare „der wirksanJceit entheben, außer thätigkeit setzen,
befriedigen, genüge thun^^ das richtige sei, möchte ich nicht geradezu be-
stätigen. Wenn mein s für st geltung finden soUte (vgl. unten II. a. stag-
gire), möchte ich lieber stantiare ^zum stehen bringen\ vorschlagen; es-
sanchier könnte übrigens im gründe nur ein verstärktes sanchier sein. S.
Gott. gel. anz. 1877, st. 61.
Stoffa. Hinsichtlich des it. vb. stoppare zieht es Mussafia vor,
dasselbe mit jenem weitverbreiteten und der verschiedensten bedeutungen
fähigen stamme top in Zusammenhang zu setzen, welcher auch dem deut-
schen s-topfen zu gründe liegt (s. toppo): s wäre also präfix; man findet
mit ad- sicü. attupari; s.Beitr. 112.
Stoppia. Diese it. form erklärt sich am natürlichsten mit Mus-
safia (Beitr. 57, anm.) durch annähme einer durch die labialis geforderten
gegenseitigen steUevertauschung der vocale; cdso stipula stapila stupla;
vgl. fibola, piac. fnbbia. — Ein rustik-lat. stupula findet sich schon, be-
merkt Rönsch (Jahrb. XIV, 340), im uralten bauemkalender bei Gruter
p. 138: 8tupulaeincendunt[ur?] ; in der anderen ddla Valle* sehen abschriß
steht die syncopierte form stnplae.
Stordire. Die roman. formen haben geschlossenes o; deßhaJh weist
Förster das et. torpidus zurück und nimmt das von Diez aufgegebene
et. tnrdus als vollkommen passend uneder auf. I^an. und pg. aturdir
stimmt zwar nicht zu tordo, aber man findet auch sp. atordir, und neben
pg. corto hat sich ja auch vb. enenrtar festgesetzt; s. Grob. Ztschr. II, 84.
Strada. Roman. Ursprungs ist wohl auch engl, straj umherstreifen,
irren, s. E. Müller.
Strega. Dolopathos 8658— d Lai vinrent malvais esperit Qae ces
gens apelent estries.
Stroppolo. Über die Verwendungen des lat. strnppas stroppus
im romanischen, s. Mussafia, Beitr. 112.
Stafa. Ist nach Bugge auf roman. boden entstanden (Rom. IV,
366): vb. stufare, das dem subst. vorausgieng, ist = ex-tufare, ein
volksthümliches von xikpog dampf {s. tafo) abgeleitetes wort; präfix ex wie
in excale£EU5io. Heuie noch heißt ^taver dämpfen.
Targone. Die vorsilbe es im port. estragao könnte der arab. ar^
tikd el, et sein, den die emphatische ausspräche des t entstellt haben mag;
s. Devic s. V, estragon.
Tartaruga. S. auch Mussafia, Beitr. 34, s. v. bissascudara.
Tasso. Rönsch (Grob. Ztschr. I, 420) halt mlat. taxus für hebräi-
sehen Ursprungs; es sei wie das dtsche dachs dem hd>r. u3nn nachgebildet.
Testa. Das erwähnte altfr. tes findä sich in der regel nur für
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734 ANHANG I. TIRARE-TUTARE.
test-s {so 08 für ost-s); sonst test; tu der sieUe de8HBard.l95 muß die
vair, test {oder tiest) vor gesogen werden; s. auch ToUer MiUk. /, 2ffP.
Tirare. über aUfr. tire = verdruß, unannehmlichkeU s. mein
glossar sfu den PoSsies de Froissart; vgl, auch engl, tired müdej überdrüssig.
Torso. Neben tros bestand auch mit der bed. yyobgebrochener lansen-
schaff' die 0ss. retros {Brt. 3189, 12973; Ätre perül. 4784 retrox und
4624 retrois im reim mit fois), die auch im Bau ed. Ändresen 3897
{st. recors) mu lesen ist; s. Förster, Grob. Ztschr. /, 158.
Toso. Ich halte mit lAebrecht (der auch sicü. carusa hnabe su
carusari steUt Jhrb. XII!, 226) eum etymon tonsus, als sjfnonym von
imberbis gefaßt.
Treccare. Storm (Rom. F, 172) bekennt sich bu dem von Diee
abgewiesenen etymon tricari; leieteres sei trTccare geworden, wie gluttas,
cuppa aus glütus, cüpa; daraus regelmäßig U. treccare, fr. trecher und
trioher.
Tregg^a. In der stelle aus Papias ist, meint Liebrecht (Jhrb.
XIII j 228) j Graecos statt Hebraeos £u lesen; es wird auf gr. xoXXvßa
angespielt.
Trinchetto. Scheler dtiert das von MOUer erwähnte lat. trique-
trus, das auch Storm (Rom. F, 186) als etymon anerkennt. — Sp. trinca
ist aus *trInTca entstanden und verhalt sich eu trinas wie unicus eu nnns;
BuggCj ibid. anm.
Tromba. Nach Tobler (Gott. gel. ans. 1874, s. 1044) heißt das
fr. tromper eigentlich posaunen, dann ausposaunen, refl. sich ausposaunen
(de qqn. mit beeug auf einen, über den man sich also lustig macht), end-
lich trans. eum narren halten, foppen, höhnen.
Tropa, Storm (Rom. I, 490) stdlt mlat. troppus jsum german.
thorp, torp, dessen bed. menge, trupp, heerde aus den scandinav. dialecten
nachgewiesen wird; auch in der Schweiz heiße dorf Zusammenkunft, Ver-
sammlung („einen dorf halten^^). Obwohl lat. tarba mit richtiger laut-
Verschiebung zu thorp stimmt, Tcönne es doch nicht unmittelbar eine form
troppus erzeugt haben.
Truan. Wenn in diesem wort ein rom. thema true angenommm
tverden darf, wäre hier noch fr. trucher betteln, faulenzen zu erwähnen,
das übrigens auch mit trut-icare sich verträgt.
Trucco. Es bleibt zu untersuchen, ob das hier erwähnte venez.
stmcare auspressen von dem unter stringa erwähnten gleichbed. stricar
wirklich, wie Diez meint, zu trennen sei; s. Mussaßa, Beitr. 113.
Tutare. Die von Littre aufgestellte etymologie tuditare oder ♦tudare
hat sehr geringe Wahrscheinlichkeit; une Mussafia (Beitr. 52) richtig be-
merkt, ließe ersteres keine Schwächung oder eli^ion des t zu und vom zweiten
würden sich die formen mit t schwer erklären. Ascoli (Saggi U^ini 36)
stellt in längerer sehr beachtenswerther ausfuhrung lat. tötus als etymon
der roman. wortgruppe tutare auf. Von tötus oder vielmehr tutus (it.
tutto) bildete sich tutare, extutare {daher stutare) mit den bedd. vollenden^
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ANHANG I. UGUANNO-VILUPPO. 735
den garaus machen (vgl. tenninare und exterminare). Eine weitere ana-
logie bietet assommer van summas. Man bedenke auch unser deutsches alle
machen = tödten.
Uguanno. S. weitere mundartl. formen des it. worts beiMussafiaj
BeÜr. 23.
Uracano. In Central-America heißt oder Ate/lHurakan der stürm-
goU; Liebreckt Jhrb. XIII, 238.
Urlare. Wegen chiarlare ist naeheusehen Schneller 164, der ein
d^st. chiurla eule voraussetzet, und diesem eine herhunft vom dtsch. quirl jm-
weist, weil die eule beim Vogelfang auf einen pflock gestellt wird und auf
einem fuße stehend beim anziehen der schnür sich dreht {vgl. it. ciarlo,
nebenform von chiurlo).
Valigia. Eine andere deutung versucht Äscoli (Saggi lad. 612
anm.): „Le valigie non sarebbero esse i valori, vale a dire li cose di
qualche preezOy che il viaggiatore porta seco?^* — Devic erwähnt arab.
oualiha \saccus frumentarius, cophinus magnus undpers. walitchö, großer
sack, weiß jedoch nickt, ob diese Wörter in diesen sprachen einheimisch sind.
Veglia. Neben pg. vigia war auch fr. vigie schiffwache su erwähnen.
Verrina. Das etymon veru für vrille konnte sich nicht mehr be-
haupten, nachdem die ältesten formen dieses wortes, denen das r fehlt, eu
tage gefördert waren. Die vonLittre belegten Wörter viille, veille mußten
bald die etymologie viticula hervorrufen, welche denn auch zuerst von
Bugge ("Rom. III, 160) aufgestellt und dann von Tobler (Zeüschr.
XXIII, 414) bestätigt worden ist. Nur gehen die beiden forscher hin-
sichtlich der entstehung des r auseinander. Bugge, dem G. Paris (Rom.
VI, 133) beipflicktet, erblickt darin ein einsckiebsel wie in fronde, fanfre-
lache, firingalle, gringalet; Tobler dagegen, demeine beispiellose epenikese
von r hinter anl. v nicht zusagen wül, ist der ansieht, daß der nach tH-
gung des i in viticvla sich ergebende hiatus durch ein r gehoben worden
sei, in der nämlichen weise, wie von ihm für mire, remire, navire, gram-
maire und für hure selbst von Bugge angenommen wird. Was die be-
grifflidie seite der neuen deutung von vrille rebenranke (daraus die bed.
bohrer) betrifft, erinnert Tobler an das it. viticchio und viticcio, so wie
an awitichiarsi sich anranken. — Die npr. Wörter birou, birounieiro
(vgl. Ducange s. v. bironerius) gehören eum it. pirone, mdrtl. birone und
somit eum gr. ndqu) bohren, Flechia, Post. et. 317.
Viluppo. Möchte sicÄ doch, meint Storm (Rom. V, 187), mit dem
begrifflich so nah verwandten volutare einigen lassen und zwar durch
eine am sbst. volutus entspringende verbalform volutuare (vgl. fluctuare,
aestnare, flatuare). Daraus voluppare, wie pipita aus pituita (vgl. du
dy = b in bis, bellum). „Kommt diese laulwandlung sonst noch vor?^^
fragt Storm, „denn unier den zahlreichen von Schneller gegebenen bei-
spielen befriedigt mich keines^^. [Mir fällt hier auf deutschem gebieie das
schweiß, öppes = etwas, goppel = gott will ein. — Was das i im ital.
Worte betr^, so erscheint es gleichfalls in vilume.]
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736 ANHANG IL a. VIRARE-BACIO.
Virare. Kommt von vibrare (vgl. lira von libra); so spricht sich
Storm (Rom. V, 187) aus; wie sich die begriffe schmngen und drehen
berühren^ erhellt namentlich aus dem engl, to swing a ship „es drehen
machen" [vgl. besonders die bedd. des dtschen schwenken]. Eine nasali'
sierie rom. form vimbrare bohren behanddt Bugge (Eom. lllj 149) an-
läßlich des fr. gibelet zwickbohrer. — Zum ü. viera bemerkt Mussafia
(Beitr. 119): ie toird wohl von secundärem e herrühren^ vgl. nivia neve
nieve; in der von Diee nicht erwähnten form ghiera wird v durch g
ersetzt worden sein, entweder an und für sich, wie in golpe = volpe,
oder möglicherweise durch die doppdförmigkeit von viera gbiera pfeü."
Mussafia stellt ebenfalls zu viria das aitfr. verge ring im Du dou vrai
aniel, ed. Tobler (13, 311).
Visciola. S. gelegenUioh einer it. form yerla, (für vesla), Mussafia
Beür. 120.
Vizio. Interessant für die begriffliche geschichte des rom. Wortes
ist die von Mussafia (Beür. 68) nachgewiesene bedeutung vereärtdn des
compos, enviciar, piac. inviziä, eigentlich mit liebkosungen (ü. vezzo)
überhäufen.
Zagaia. Füge hinzu prov. arssagaya (s. P. Meyer, Quitt, de la
Barre, glossar).
Zappa. NachLittrS von lat. sappa, das beilsidor vorkommt; vgl.
die von Oehler herausg. Ämplonian. Glossen, s. 372, nr. 8: rastmiDy
genus [in]struiuenti, sappa. Dieser ableitung steht wohl anlautendes z im
it. u. sp. wort nicht im wege; vgl. Grob, jüschr. /, 420.
Z im bell 0. Die bed. anmaßung, stolz scheint dem fr. cbembiel an-
zuhaften im Bast, de Buülon 1477 u. 1487 (s. meine anm.). — Lid>recJU
macht auf altn. sambl, ags. simbel convivium (Grimm II, 555, III, 128)
aufmerksam.
n. a.
ITALIENISCHES GEBIET.
Aggueffare. Mussafia (Beür. 46, anm.) zieht ebenfalls zum dtschen
wifan tose, guaffile „strumento da fare guefffe o matasse^^.
A ncona. Mussafia, der zahlreiche mundarü. darstellungen des worts
vorführt (Beitr. 26), bemerkt, es bedeute nicht nur bild, sondern auch
aUar, kleine kapeüe an Straßenecken, nische zur aufnähme von standbüdem.
Bacio. Flechia, Arch glottol. II, 3 (Postüle etUnci.), bemerkt, daß
der alte Übersetzer des Falladio 'opacis locis durch a^bacio wiedergibt.
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ANHANG IL a. BACIOCCO-BRULLO. 737
Bacioccö. Nach Caix eine verschmeleung von baccello + scioeco;
Grob. Ztschr. 7, 426,
B ad a lue CO. ^^Aus badare + altü. alloccare spähen (zum deutschen
laokgn, fr. laqaer gehörig/^ Caix, Gröberes Ztschr. /, 427.
Baleno. Kommt nicht von ßikef^ivov, sondern vom rom. stamm
bal schwingende bewegung bezeichnend; Schuchardt, Rom. IV , 254. Vgl.
graubündtn. baleina Schaukel. — Weitere roman. benennungen des regen-
bogens bringt Mussaßa, Beitr. 29.
Balza. AUfr. bau^ant heifit ,ySchwarz mit wäß gemischt'^ und hat
mit balza nichts zu thun ; es stimmt vollkommen, meint Devic, mit arah.
balqä; fem. von ablaq ^albo nigroque colore variegatus\ 'usque ad femora
albis pedibus praeditus (equusf Meninski und Freytag. Devic weist nach
faras balqa yjument bausant^^. Es bliebe nur noch das z oder (, s der
rom. formen zu begründen.
Berlusco. Das henneg. warlouque deute ich durch war (entstellt
aus ndl. dwaers obliquus) und waUon. loukt ansehen (s. Grandgagnage).
Bettola. Dimin. des gleichbed. wälschtirol. bait hütte, lomb. baita
(Schneller, 109), welches Diez vom ahd. baitön (Rom. Gramm. I, 88) ab-
leitet; s. Caix Rivista II, 176. Bettola heißt also zunächst hüttchen,
dann unrthshaus, schenke. Freilich sollte aus baitön, beitön, eher it. baitola
oder batola erwartet werden (Rom. gramm. 7, 309)^ aber zur beschränkung
der regel ahd. ai, ei zu ai, a und Stützung seiner etymologie führt Caix
it. Enrico (at<5 ahd. Heinrih) an, eine jedenfalls ältere form als das von
Diez genannte Arrigo.
Biasciare. Daß das ital. wort auch in den mundarten stammeln
bedeutet, lehrt Mussafia, Beitr, 33.
Bilenco. Schneller (110) bejaht die frage, doch erinnert er neben-
bei an dtsch. lenken, nüid. lingen gehen; vgl. wälschtir. balengb schlecht
gehend, fig. unpassend, nicht stimmend.
Bisbetico. Rönsch schlägt vor gr. df.i(pioßr]Ti7i6g zweifei- und
streitsüchtig, Jaf^b. XIV, 341,
Bizzocco. Ändere ital. formen dieses wertes gibt Mussaßa (Beitr.
87), der das Diez'sche etymon nicht beanstandet.
Borchia. Nach Canello (Rivista II, 111) = *porcula, vom gr.
^OQxi 'fibtda', woher wohl auch brocca, brocco. Mir ist noQxt) nicht be-
kannt, wohl aber noQxrjg ring, reif.
Bova, Mussafia glaubt dieses wort nicht von boja (thl. I)
trennen zu müssen; ,J kann ja zwischen vocalen ausfallen und v oder g
sind zunächst berufen den entstandenen hiatus wieder aufzuhebend^ (Beitr. 34).
Brina. Ascoli (Saggi lad. 111 anm.) hat keinen zweifei am etymon
praina, aus welthem sowohl chw. pnrgina geworden ist, als mail. prinna.
Brullo. Bugge (Rom. IV, 368) erkennt in broUo ein dimin. von
*blotto {it. biotto) durch blot-lo, bloUo; auf ähnliche weise entstanden
frollo aus fluidulns, soUo aus 8ol(n)tulus, strillo aus stridulus. — Was
biotto betrifft (= prov. blos), s. Mussafia Beitr. 98 s. v, sbiotar.
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738 ANHANG H.a. BUSSARE- CO VONE.
Bassare. AUfr. buissier, buscher, bnsquer Uopfen (Aami^jr. bnquer)
ist wohl mit unserem bussare unverwandty und gehört zum rom. stamm
busc (basca, stück höh); Grandgagnage s. v, bonht (=: baschier) denJd
an das bair. baaseben ; meine deutung unrd durch die begreifliche andogie
von choquer Stoffen von choqae klote {s, ciocco) unterstützt.
Caleffare. Das von JBugge (Rom. 111,161) vorgeschlagene ^ffmon
ist gr. x^€i'at€«v mü gl. bed.; wegen x = c, vgl. ü. calare = xaX^y;
cal für xK ^9^' calappio, calabrone; f ßr v, vgl. schifare für scfaivare
(oAd. sciuhan), cdtü. dolfl = dolui, biffera = bivira. — S. auch Mus-
Sofia Beitr. 41.
Calpestare. Das vb. pistare erscheint bei Äpul^us und Vegeüus;
Rönsch, Grob. lOschr. I, 420.
Gala CO. Dieser artikel findet, hinsichtlich despr. calac, weiter unten
s. v. caluc //. c. seine berichtigung.
Cinova. Rönsch (Jahrb. XIV^ 176) schlägt vor das auf inschrif-
ten vielfach mit der bed. Weinschenke^ ceüa promptuaria vorkommende lat.
eanaba; Mussafia dagegen (Beitr, 42), dUlat. canipa frucMkorb.
Capocchia. Daraus fr. eaboche, eabochon.
Caratello. Bei Bonvesin auch carrera; sard, carrada, s. Musscfia,
Rom. U, 121.
Gay eile. Dieses seltsame wort erklärt Storm (Rom. 11,328) durch
die formet 'quid velles', was du auch willst, gleichbed. mit dem dassischen
quidvis. Daß es nicht als chevoglia, cavoglia erscheint, rührt wohl da-
her, daß man velles nicht mehr verstand. Zunächst sagte man wohl che-
velle, woraus sowohl cavelle (a ßr tonloses e), ab covelle (o für e wegen
des folgenden lippenlaiäs). — Denselben Ursprung weist Suchier (Grob.
Ztschr. I, 428) dem bisher räthselhaften (s. Tobler, Jahrb. Xu, 213)
altfrane. interjectionellen adverb chaeles, cheles (auch keles, kieles) au;
diese detätmg läßt sich lautlich annehmen (cha aus qui wie in chascun),
ist aber der sinn ^höre docK oder 'hörst du* (die alten glossare über-
setzen mit keles das lat. sodes oder euge, s. Tobler) mit quid velles in
einklang gu bringen? Etwa so: was möchtest du? = mödUest du doch!
= bitte! Neben chaeles liest man auch chaieles, Fergus71, 2T.
Ghiappare. Flechia vermuthet "^clapare aus caplare = capulare
(capulus) und vergleicht sard. giobare aus copulare (besser mod. ciopa,
ven. chiopa = it. coppia, lat. copula).
Gigolare. Gcdvani (Saggio di un gloss. modenese) schlägt nun-
mehr lat. cire eiere citare *cicare vor und vergleicht lat. cicada „die
schreiende^^.
Gioncare. Die formen s*ciancä s'cincä stellt Mussafia (Beitr. 66^
anm. 3) wohl besser isu schiantare (nt eu nc).
Gonciare. Sbst. contigia scheint mir eher dem aUfr. cointise eier-
liclikeit, anmuth eu entsprechen, das von cointe = it. conto (s. thl. I)
abgeleitet ist.
Govone. Ableitung von cavus hat wegen der bed. seine schwierig-
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ANHANG II. a. CUTRETTA-GHIERA. 739
heit; das wart scheint eigentlich häufen mi bedeuten; daher schiäfft Schnel-
ler 136 als etymon ahd, haf5 vor, die schwache form von honf ; deutsclies
h eu G im anlatä ist, in den walschtirol. dialeUen wenigstens, nicht un-
gewöhnlich.
Cutretta, eigentl. cudretta. Nach Flechia 325 = co[da]-trep'da
(cauda-trepida); so auch ratto = rapidus {nicht raptas). Andere benen-
nungen der bachsteUe bringt Mussafta, Beitr. 110 anm. Derselbe bemerkt
richtig, daß hocbe-queae^ das sich offenbar auf die sweite eigenschaß
(die bewegung des schwanees) beisiekt, von Diez am unrechten platz er-
wähnt worden; es müßte also haasse-quene heißen.
Ditello. Dies wort mit titillare zusammenzustellen ist eben so
wenig unstatthaft al% wie Diez selbst s. v. solleticare thut^ dileticare für
tileticare anzunehmen; die Wandlung des t zu d beruht auf dissimilaiion;
Flechia, Post. et. 319.
Elsa. Über ein in der bed. abweichendes ältfr. enheudir zuraJthen,
bestrichen, s. meine anm. zu Enf. Ogier 764.
Fiappo. Nach Flechia 344 von flaccas (der lippenlaut habe keine
Schwierigkeit); nach Ascoli (Ar eh. glott. I, s. 614 anm.) von *flavio aus
flavido (vgl. flavescere welken), p = vj wie im oberit. foppa von fövia
fovea. — Das wort erinnert vorzüglich an engl, flabby schieß, welk,
wofiiber Wedgwood und E. Müller nachzusehen.
Frag ca. Wegen des Verhältnisses des worts zum dtschen tvsiz,
s. Grimms Wb. IV, 68.
Frignare. Bezüglich der bed. höhnen schließt Liebrecht das wort
an frigna cunnus, welches letzt&e gleicl^alls dem lomb. firigna felsenöffnung
seine bed. gegeben haben soll; s. Jahrb. XIII, 229. — Bugge (Rom. IV,
366) leitet lieber fr. refrogner von einem dtschen *frunjan, entsprechend
schwed. fryna dtis gesicht runzeln als zeichen des unmuths {auch vom
pferd gebraucht, wie altfr. frogner), narweg. frayna und fryna. Derselbe
gelehrte erkennt in den germanischen Wörtern, aus denen frignare alige-
leitet wird, auch die quelle des fr. frime grimasse, Verstellung.
Frusco. Nach Caix ein mischwort aus fronda 4- rasca. Lat.
ruscum „ramus cum foliis^^ findet sich außer brnsco (thl. I) im aret.
ruschia ruthe, peitsche; Orobers Ztschr. I, 423. — Mit Rönsch (Jahrb.
XIV, 176) herkunft von lat. frutex arusunehmen (fruticio, frutcio, frusco),
wäre gewagt.
Gay igna. üftY jabot verwandt, meint Rönsch (Jahrb. XIV, 176J; also
eigenÜ. kröpfchen; so leite Isidor XI, 1, 57 toxillas (tusillas vulg.) von toles
kröpf. — StaU jabot hcUte ich lieber gave (s, unter IL c) vorgeschlagen.
Ghiera. Das als quelle vorgeschlagene deutsche g6r wird von
Mussafia beanstandet, erstens wegen der nebenform viera, da gzuY doch
kaum angeht, dann wegen der dbll. veretta {s. vira), verone, die sich
nicht von viera trennen lassen und in veru ein ganz befriedigendes etymon
finden. Daß das deutsche gSr den correkten wandet in ghiera beeinflußt
habe, sei Ohrigens anzunehmen; Beitr. 119.
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740 ANHANG IL a. GIRE-LERCIO.
Gire. Dieses amschließich der poetischen spräche angeharige wort
stammt aus den süditai. mundarten; g ist eine verstärkende prosthesis vor i,
wie sich auch v dafür findet^ so im aret. vire für ire; Caix, Rivista H 174.
Gnocco. Caix erblickt dixrin lat. nucleas, woher nocchio, da9m
umgestellt njocco = gnocco; oder auch gnocco durch dissimilaiion von
gnocchio {vgl. giogaia für gioghiaia = *jugularia), und gn = n wie in
gnudo u. a.; ö aus u sei regelrecht vor cc; Rivista Ily 176.
Grascia möchte Lid)recht eu derselben wortgruppe stellen^ der gr.
ygaoTig, dtsch. gras, aUfr, grasse futter (Jean d^Outremeuse) angehören.
Greggio. Daraus das fr. soie gr^e {auch greze) rohseide.
Gr e p p 0. Die form grebano vergleicht Schuchardt fZtschr. XX, 24S)
mit ngr. ygi/nnavog, welches MiTdosich vom ^erJ. greben herleitet. Erführt
auch einefriaul. form clapp an, als stütze für die ableitung vom ahd. klßp.
Greto. Flechia (Post. etim. 44): j,Höchst wahrscheinlich eine syn-
copierte form von *ghiareto = ''^glaretum {von glarea, wie yinetam von
vinea)." Dieser gar eu künstlichen etymologie möchte ich um so weniger
beistimmen, da auch das mit grieß begriffs- und stammverwandte dtsche
grütze ähnliche bed, entwickelt hat: in Deutschland heißt grütz ^ackerfdd
mit steinigem boden\ vgl. grodnerisch gruzza, grüzzena jjkleines anwesen
auf schlechtem boden^^; wälschtir. grusa ,yrauher unfruchtbarer boden^^ {viei-
leicht direct vom dtsch. graus). S. Schneller, 160.
Guana. S. hierüber vermuthtmgen bei LiebredUj Jahrb. XIII, 230.
Gudazzo. Vgl. den art. guolo bei Mussafia, Beitr. 66.
Guitto. ^Caroline Michaelis (Jahrb. XIII, 210J, vergleicht arag.
und catal. galt, guito böse, böswillig, besonders von störrischen mauUhieren
gebraucht {s. II, b guito); dieses weise auf das acht baskische wort gait
gaitz gaist schlecht. Mussafia (Rom. II, 479), in entgegnung auf Tobfer's
ansieht guitto = gretto {ib. p. 240), denkt an das lothring. ouetine
'ordure, vilenie\ abjsiuleiten von einem primitiv ouet = guet
Innesto. Ferrario, dem Flechia 354 beipflichtet, erklärt innestare
ai^ folgendem wege: *in-in8itare, inistare, inestare, vgl. pinsitare, "^pin-
stare, pistare, it. pestare. Fine nebenform ist annestare, i £fu a wie in
vielen fällen (ancudine, anguinaglia).
Intuzzare. Nach Ascoli {Saggi lad. 36) von *in-tuditiare regd-
recht abzuleiten; tuditare verhält sich ßu tuditiare wie admortare (it.
ammortare) eu admortiare {it. ammorzare). Auch tozzo stimmt lautlich
und begrifflich eu tuzzare = tuditiare.
Izza. Anzumerken ist altfr. hicier Jieteen (Que il hice son chien
la il il n'ose aler Elias de St. Gilt. 1591) und enhicier anfeuern Cftev.
as d. esp. 9604, wo die anm. Förster's nachzusehen.
Las ca. „Ob nicht vielmehr vom deutschen asch, ahd. asoo, am
forellenartiger fiscW? Diez, Uandschr. notiz.
Lercio. Nach Caix ist gualercio ein Zusammenfluß von gnercio
und lercio, une von ihm auch tose, valampa = it. vampa durch vampa
+ lanipa erMärt wird; Gröberes Ztschr. I, 427.
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ANHANG n.a. LOJA-PIOTA. 741
Loja. Lieber illnvies {statt alluyies) ,^orde8 non lotae in corpore
animdlis^^ (Forcdlini); Caix, Rivista II, 176,
Maccherone. Von /naxaQeg ^ die seligen genannt, tceü diese speise
bei den leichenessen im ehren des verstorbenen in anwendung kam, welches
essen jetzt noch fiäxagia heißt; Liehrecht, Jahrb. XIII, 230.
Magone. Ausführlich behandelt das wort Mussafia, Beitr.76. Die
daselbst in der anm. vorgebrachten ausdrücke parm. maghett gddbörse,
geldhaufen, ferr. magalott häufen, Tüumpen dürften wohl auch ssur auf-
Jdärung des über dem nfr. magot noch schwebenden dunkds angerufen
werden.
Mallo. Ist das lat. mallo, -onis schale, hülse; „guindiun belVesem-
pio di forma nomincttiva^^, CaneUo, Rivista II, 111. Ein beleg zum lat.
mallo in der angegebenen bed. wird leider nicht gegeben.
Marza. In Grimmas Wb. wird der jmsammenhang zwischen märz
und aasmärzen verneint.
Pazzo. Orimm (Wb.) leitet dtsch. batzig von batze kiun^en. —
Der ansieht Caiaf zufolge ist strapazzare die pejorative form von strap-
pare (vgl. svolazzare, sgignazzare, scorazzare) und heißt also eigentl.
^strappare ossia tirare in qua e in lä senea garbo, dann auch „mißhan-
dein, zerreißen"; Rivista II, 176. Diese deutung stimmt zu der bei
Schder s. v. estrapade ausgesprochenen; man übersehe nicht daß dem
deutschen lehnwort strapazieren der begriff „nicht schonen", und zwar
mehr auf Sachen als auf personen bezogen, innewohnt.
Pecora. Vgl. fr. p^core thier im allgemeinen.
Pevera, Mussafia (Beitr. 89) erklärt gleichfalls das wort durch
den stamm ple-, einestheih mit sufßx -bro, woraus pevera st. pievera,
andemtheüs mit strfßx -tro und erweiterung der form durch Ta, .woraus
pletria, pedria, pldria.
Picciuolo. tJber das verhältniß der formen mit guUuralem c zu
den andern und die etymologie beider äußert sich Mussafia folgendermaßen:
„Schuchardt II, 203 hat die verschiedenen gestaltungen des Stammes pit-
(pet-) erörtert. So une nach ihm aus pit-i-olus it. picciolo und atis pit-
-ic-alas ü. pfccolo, so läßt sich uneder neben dem von Schuchardt ange-
führten picciuolo = pit-i-ölu8 auch piccol p^col = pit-ic-ulus, dann
pecöll = pit-ic-ullus annehmen. Die bedeutung „fuß^^ des berg. friaul.
Wortes spricht nicht dagegen: auch wal. picior = petiolus bedeutet fuß;
die beiden begriffe fuß und stiel werden, wie Schuch. richtig bemerkt, oft
verwechselt^^ {Beitr. 88). Das diese beiden bedeutungen vereinigende altfr.
pecol pecou läßt sowohl Diez als Mussafia unerwähnt.
Piota. Bugge (Rom. IV, 368) erhärtet das etymon plotus durch
die weitere folge des citats aus Festus: „Soleas quoque dimidiatas quibus
utebantur invenando quo planius pedem ponererU, semiplotia appdlabant.^^
Diese form semiplotiam setzt, wie bereits Schmidt {Gesch. des indogerm.
vocaiismus I, 179 ff.) bemerkt, ein grundwort plota mit der bed. des it.
piota voraiAS.
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742 ANHANG H.a. RAGAZZO-SINO.
Ragazzo. Weitere bemerJcungen über form und bed. des worts bei
Mussafia^ Beür. 93, s. v. regazo.
Randello. Mussafia vermtUhet, das synonyme maü. tarell könnte
=^ ratello sein und somit hieher gehören; Beitr. 77^ anm, 3.
Ratto. Ist nach Flechia (s. oben cutretta) nicht raptas, sondern
rapidas. Vgl. aUfr. rade.
Refe. Dieses wort, das Caroline Michaelis im Diee' sehen wb, ver-
mißt, obgleich es in dUeti ausgaben steht und für welches jswei etyma, gr.
^acpTj naht und ahd. reif strick aufgeführt werden, leitet die genannte for-
scherin vom arab. refi' dünn; doch findet sie es auffallend, daß das wort
detn spcm. und port. abgeht; Jahrb. XI, 293.
Rezza. Rönsch macht Bur Stützung der Diez^ sehen etymologie auf
das häufige vorkommen der form retia, -ae in der Vulgata aufmerksam;
Grob. Ztschr. 7, 420.
Rombo. In frombola erblickt Caix {GrSb^ Ztschr. I, 423) ein-
mischung von *fronda (flonda).
Rovello. Zu lat. rnbentem scheinen aUfr. rouvent roth und dim.
rouvelent zu gehören, s. m. anm, zu Berte 3667.
Scaffale. Über das primitiv scafa, scaffa, die mannichfachen be~
deutungen des Wortes in den ital. mundarten und den deutungsversuch
durch lat. scapha, gr. <Txaq)r^, s. Mussafia, Beitr. 98. Grundbegriff wäre
das hohie.
Scialacqnare. Die beiden deutungen sind unzutreffend; nach
Caix eine „voce nata della fusione di due temi^\ Die senensischc form
scialeguare führt ihn auf scialare + liquare; die urspr. ausspräche war
durch assimilation getrübt worden; Grob. Ztschr. I, 420.
Scornare. Über das gleichbed. engl, scorn, s. Ed. MüUer.
Scotolare. „Ließe sich nicht mit hinweis auf neop. scotolare sco-
tolejare, sie. scutulari cutulari, ebenfalls 'schütteln, heftig bewegen, an
excutere denken?^' Mussafia, Beitr. 109, anm.
S er qua. Rönsch {Jahrb. XIV, 343) schlägt vor siliqua, woraus
sirqua serqua (vgl. felzare ferzare, scalmo scanno). Dem laute wocA
genügend, aber siliqua war nur ein gewichtsmaß.
Sgomentare. Muß zugleich mit dem sinnverwandten sgoniinare
untersucht werden; letzteres nun weist auf lat. comminari durch drohungen
in schrecken setzen (man hatte auch ein volksthümiiches comminare vor-
wärts treiben, verjagen), so daß sich sgomentare füglich durch commini-
tare erldären läßt; minitari bestand ja schon im clctss. latein; Caix,
Rivista II, 176.
Sino. Bugge kann sich zum etymon Signum nuJit verstehen (gn
zu n sei fürs ital. unzulässig) und sucht die möglichkeit eines wandds
von fino zu sino darzuthun. Aus den rom. sprachen beruft er sich auf
einzelne beispide wie fr. senegrö, cat. sinigrec aus foenum graecum^ cat.
sivella = lat. fibula {s. Rom. gramm. I, 286); umgekehrt f aus s, in
pr. sofanar, sp. .sosanar = subsannare. Derselbe Übergang, häufig in
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ANHANG IL a. SOLLETICARE-VOTO. 743
den aUitai. sprachen, sei noch vklfcuih in den jeteigen mundarten Italiens
und der toölschen Schweiz bemerJcbar; s. Rom. JII, 16 L
Solleticare. Flechia 320 erklärt diese bildung folgendermaßen:
tilliticare (metathet. form von titillicare) umrde durch dissimilation dile-
ticare; dieses, fälschlich für ein compositum von liticare gehalten {vgl.
neap. tellecare ßr tetellecare), gab mit sub verbunden (vgl. neap. sotta-
tilleco achsdhöhle) das vb, solleticare.
Staggire. Storm wäre geneigt als quelle dieses verbs ein dem
altn. stedja ^stabilire sistere statuere entsprechendes ahd. stadjan anzu-
nehmen. In sagire {s. thl. I) sieht derselbe, meiner ansieht beipflichtend,
eine bloße erleichterung von staggire, s. Rom. V, 167.
Stamberga. Bugge {Rom. III, 163) stellt das wort zum altfr.
estamperche (stans perca), s. DC. s. v. etarchartea. Die ital. behand-
lung des Worts beruhe vielleicht auf einwirkung des sinnverwandten al-
bergo; was die bed. betrifft, so sei der Übergang von siange zu hütte
nichts ungewöhnliches. Auch LittrS stelle goberge zu ^perche. — Nach
Caix (Grob. Ztschr. I, 420) ein mischwort = stanza -H albergo.
Stentare. Zu bemerken ist, daß tY. bistentare umi j>r. bistensar vom
altfr. bestancier, was die bedeutung betrifft, zu trennen sind; letzteres
schließt sich an tancer an und heißt zuvörderst zanken, streiten.
Strozza. Vgl. ndl. strot dass., Jahrb. XIII 231.
Ticchio. Wie verhalt sich fr. tic zum ital. wort? In der bed.
laune mochte es daraus entlehnt sein.
Tozzo. S. oben intnzzare.
Trastullo. Mit diesem ital. wort dürfte auch sp. tertulia ^ein
kleiner kreis von freunden, abendunterhaltung* zusammenhängen; mittel-
(ßieder wären trastulia, terstnlia; vgl. it. traliccio = sp. terliz; ausfall
von 8 une in it. poltro {von bolstar); Storm, Rom. V, 185.
Ubbia. Na(A Canello dasselbe wort mit fr. lubie, also lat. lubido;
abfcdl von atU. 1 wie in asignaolo; syncope von d wie in biava für bia-a
aus ablata; Rivista II, 112. G. Paris (Rom. IV, 499) widerspricht
dieser ansieht und hält fr. lubie für ein dem it. ubbia abgeborgtes wort.
Vasca. Daraus dos fr. vasque.
Voto. Das unbefriedigende volto sucht Storm {Rom. II, 327) da-
durch zu beseitigen, daß er voto von votare ableitete (wie porto von por-
tare), und votare, oder vielmehr die alte form voitare, durch vuid'tare
= viduitare erklärte. Aber auch diese deutung hat thre phonetischen
schunerigkeiten. Die richtige lösung des räthsels scheint Thomsen getroffen
zu haben, der {Rom. IV, 257—62) sowohl it. voto, (ds das altfr. vuit,
voit einer eingehenden prüfung unterzieht, deren ergebniß folgendes ist:
altfr. vuide {nfr. vide) hat mit lat. viduus, das übrigens auch dem be-
griff nach abliegt, nichts zu thun. Man muß sich nach einem andern
etymon umsehen, und dieses bietet die erunesene nebenform vocare = va-
care {s. Schuchardt, Vok. 7, 177) an die hand. Daraus ein patticip vo-
citus {vgl. rogitus), voo'tus, welches allen romanischen gestdUungen des
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744 ANHANG II. b. ZOTICO-ASIB.
Wortes genüge leistet: it. voito, woraus voto, dUfr. voit, Vuit, vuide, wo-
raus nfr. vide; vgl aus cogitare it. coitar, cotar, aitfr. cuidier. Im
wesentlichen trifft diese äeutung mit der in demselben hefte der Born.
s. 266 von Schuchardt ausgesprochenen überein.
Zotico. Vom ahd. zota, nhd. zotte; ad^. zoteht eoUig^ rauh;
Liebrecht, Jahrb. XIII, 231.
n. b.
SPANISCHES GEBIET.
Acibar. FMspricht dem sicü. zabbara und hängt mü arab. Qibär
^lusammen; Carol. Michaelis, Rom. II, 91. ,
Aguinaldo. Nach Schuchardt {Rom. IV, 263) von calendae, vgl.
chalendes in den franz. mundarten = Weihnacht; wegen der Versetzung
der consonanten vgl. guirnalda = guirlanda. Liebrecht, Jahrb. XIII,
231 stellt unser wort zu fr. aguilaneuf, welches Villemarque, Barsaz Breiz
4. ed. /, 346 durch den ruf eghinad d'6 (entstellt zu eghina' n'6) = ge-
schenle mir! erklärt. Schuchardt erwähnt noch aus Jauberfs Glossair e
du Centre guilan^, neujahrs-almosen, und fragt ob dieses dem span. ent-
nommen. — Na^h Mahn (Herrigs Arch. 37, 133) vom bashisch-iber.
aguindu anbieten, darbringen, und der wortbildungsendung aldi.
Alazan. Nach Devic vom arab. a'hlas, fem. 'halsä 'spadix equus.
Alb Orot 0. Etwas gewagt ist Storm's vermuthung, es möchte in
diesem worte das lat. ratuba 'perturbatio' (Varro bei Nonius) stecken;
die Umstellung *buruta dürfe im span. nicM auffallen, vgl. zaherir aus
facerir; s. Rom. F, 164. In al, meird Storm, steckt ad: ad-rutubare
*aTrotobar, *aborotar alborotar.
Anafar. Entspricht dem sp. alifar glätten, poliren (1 zu n, und i
zu a durch assimilierung), Bugge, Rom. III, 160. Alifar stellt Bugge zu
lat. allevare; wegen sp. i = IcU. e, vergleicht er consigo = secum;
wegen f aus y, altsp. femencia = vehementia, pg. safo = salvns.
Angurria. Bas wort ist auch in Italien verbreitet, s. Mussafia
Beitr. 27; hinsichtlich der etymologie bemerkt letzterer: „Diez hält dieses
wort für ein baskisches; warum nicht mit Galvani vom gr. dyyoi'Qiov?^^
Siehe auch Miklosich, Die fremdwörter in den slav. sprachen, s. v. agorek.
Aro. Vielleicht das lat. anus ring Plaut. Men. I, 1, 9; vgl. pg.
sarar = lat. sanare. [Ber Getvährsmann dieser deutung ist mir entfallen.]
Asear. Vielleicht t;on assedare als causativ von »edere verstanden;
logisch bietet sich it. assettare = asseditare, Storm, Rom. V, 165.
Aöir. Storm (Rom. V, 166) lehnt das etymon apiscire nach form
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ANHANG IL b. AZA— CHARCO. 745
und bed. a6, ebenso das von Böhmer (Jahrb. X, 183) vorgeschlagene ad-
cio (= sp, asgo im praes.). Ihm ist asir, Bzir ==prov. sazir, fr, saisir;
die form habe in einer falschen atiffassung des compositums dessazir als
des-asir seinen grund. Praes. asgo sei analog dem praes. salgo von salir.
Aza. über die Verbreitung desselben tcortes in Italien mit der be-
deutung henJcely oer^ masche, knopfloch^ s. Mussafia, Beitr. 30, der auch das
mundartl. vb. azolar einheftein (ib. 31) darauf zurücTceuführcn geneigt wäre.
Baladrar. Nach Caix ein volksthümliches mischwort aus balar +
ladrar gebildet; Grob. Ztschr. I, 422.
Barriga. Eine andere deutung van parm. boldriga bietet Mussafia,
Beitr. 36, anm.
Barrueco. Nach IMtre von dem scholastischen ausdruck baroco
(eine besondere art des Syllogismus); unwahrscheinlich.
Brincar. Nach Storm (Rom. F, 173) verkürzt aus esbrincar
(wie pasmo von espasmo) ; dieses für esprincar (une esgrimir für escri-
mir) tmd dieses für espringar (um estrinque für estringue, s. stringa
thl. I); also dasselbe wort mit it. springare, altfr. espringaer, dtsch.
springen.
Cafre. Andere detdungen des fr. cafard, theils durch xad^aQog als
name einer religiösen sekte, theils durch cafard ^ grillen , findet man bei
lAttrSj Supph
Canasto. Unmittelbar vom miat. canastra := ^r. xamar^a, Storm,
Bom. F, 167.
Carcomer, carcoma. Carol. Michaelis (Jahrb. Xllly 209) fügt
diese Wörter unter die wurzel carc, corc, welcher sämmtliche span. port,
cot. und arag. bezeichnungen für die am kome, am hohe oder am thier-
körper nagende krebskrankheit entsprossen sind und weiche vorliegt im gr.
xaQxivogj lat. corculio, curculio, und, zu canc modifiziert^ in Cancer. Dem-
nach sei carcoma u)ie das gleichlautende port. wort, die verkürzte form
von Carcinoma, gr. xagxivoj^a. Diese ansieht werde gestützt durch das
bestehen eines ccU. corc und arag. corca ^holz- oder komwurm\
Centeno. Der roggen hieß schon bei den Bömem im gemeinen
leben centesimum (Edict des DioQletian de pretiis vom j. 301, und bei
IsidorJ; Rönsch, Grob. Ztschr. 7, 420.
Chapnzar. Da die entstehung der span. vorsübe za, sa, cha, sa
(verstärkt zam, cham) aus lat. sab keinem zweifei unterliegt, ließe sich
vielleicht chapuzar durch sup-puteare erklären; in gleicher weise sind
zafondar (altsp. sofondar), pg. chafundar = sub-fundare. Vgl. Rom. II, 89.
— Ob und une die glbd. pr. cabussar und accabustar (ersteres ist auch
catal.) damit zu verbinden sind, bleibe dahin gestellt; ich halte sie mit
Raynauard für abU. von cap, also zunächst 'praecipitare bedeutend.
Cha reo. Lautlich stehen zu weit ab die von Liebrecht erwähnten
altn. kjöiT, schwed. karr (spr, dschärr) sumpf, dän. kjerr lache, pfütze,
Jhrb. XIII, 232. — Sollte denn das deutsche quark koth sich nicht
damit einigen lassen?
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746 ANHANG U. b. CORISCAR-ENCLENQUE.
Corisoar. Rönwh (Jahrb. XlVy 177) bdehrt uns, ein rustikes
coriscus ersehene mehrmals in den vorhieranymianischen bibdüberseUun-
gen. Im sicü. snrruscu erkennt dersdbe das ebenfalls erwiesene sbst. co-
ruscas (nach der 4. dech) mü prothäischem s.
Cotovia. Eine verschiedene^ sehr problemcUische detdung (toppo
schöpfe topita, tovia, durch reduplic. totovia, durch dissimil. cotovia) gibt
Rönsch, Jahrb. XIV, 343.
Crencha. Die ableüung von crena gewinnt an glaubumrdigkeit
durch das gleichbedeutende cremonesische crena^ s. Mussafia (Beitr. 103)y
wdcher sard. gringia für identisch mit dem span. crencha erachtd.
Crisuelo. Gehört zu der wörtergruppe, die ich in meinem Dict.
s. V. crenset angeführt und mit mhd. kras, nhd. krause MusammengesteUt
habe. S. Hildebrand in Chimm's Wb. s. v. krause, auch lAttre zu creuset,
wo mit unrecht mlat. crucibulum als die qudle der bdreffenden Wörter
hingestdlt wird.
Cutir. Storm (Rom. F, 176) hält es für geraihener cutir als ein
aus den compos. recutere, conentere abgezogenes primitiv aufzufassen;
das wort habe gdehrten anstrich und so stehe die tenuis dieser erJdärung
nicht entgegen; man sage zwar sacudir = succutere, aber auch repercutir.
Despedir, wohin auch pg. despir, praes. 3. sg. dispe. Etwa von
despicere (praes. d^spicit, woher d^spe?) von sich thun =^ verachten^ weg-
werfen? Handschrifll. notiz des Verfassers.
Dexar. Eine sorgfältige musterung von mehr als tausend zwischen
938 und 1164 abgefaßten Urkunden, der sich J TaUhan f Rom. IV, 262)
unterzogen, hat ergd>en, daß das vb. dexar weder in vulgärer, noch in
latinisierter form darin in anwendung kommt; d>en so wenig ein lat.
desinere mit der bed. lassen oder verlassen; die ausdrücke dafür sind
stets relinquere, derelinquere, dimittere und laxare. Das vb. dexar muß
also nicht vor ende des 12, jh. im span. aufgekommen sein, und die ety-
mologie desitare verliert zugleich alle historische Wahrscheinlichkeit; wie
sollten die Spanier, längst im besitz von laxar und lexar, sich aus desinere,
das bei ihnen niemals die ihm beigdegte bedeutung aufwei^, ein neues
synonpnes vb. dexar geschaffen haben? .Es ist also die ansieht Schuchardt's
und Goelho's {s. Questoes da lingua portugueza 1. thl., s. 292), wondch
lexar und dexar identisch sind, die stichhaltigere; vgl. Rom. II, 287.
Audi Carol. Michadis, Wortschöpfung s. 236, führt dejar als scheidrform
von lejar auf.
Enclenque. Auch C. Michadis {Studien z. rom, Wortschöpfung
s. 268 u. 286) sdzt dieses wort als das voUcsthümliche dem gelehrten
clinico als scheideform entgegen. Indessen ist die dymologie clinicus
nicht unzweifdhaft {warum nicht enclenge, u)ie canonge?). Sfi hat es W.
Förster {Grob. Ztschr. I, 659) vorgezogen, das ahd. slinc, dessen bed.
link sehr leicht in die von schwach, kränklich übergehen konnte {vgl. Diez
unter stanco u. gauche) herbeizuziehen. Aus slinc wurde esclenque, dar-
aus durch die einschiebung eines n vor dem Sibilanten {ein lautlicher vor-
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ANHANG IL b. ENLEAR-FESTO. 747
gang^ den Förster durch /sahireiche heispiele für das dltfrana., span. und
port. belegt) ensclenqne und, mit ausfall des s, enclenque; vgl. enclasa
aus exclnsa. Altfr, esclenc habe ich in Watr. de Couvin 4, 86 (ä resclen
lez) angemerkt, worauf mich F. selbst neuerdings schriftlich aufmerksam
machte.
Enlear. Die altfr, form enlaier für in-ligare ist nicht annehmbar,
wohl aber enleier.
Entremes. Die etymologische Verschiedenheit ewischen dem span,
Worte und fr. entremiets bedarf eines beweises; letzteres wurde früher oft
im sinne von Zwischenspiel gebraucht, s. m, Glossar zu Froissart.
Escada. Codho {Rom. II, 287) begreift nicht warum das d einen
andern grund haben sollte als das in amydo (amylnm), in it. sedano
(aikivov), u. a. (s. Rom. gramm. /, 204).
Escarapelarse. Gehört nach C. Michaelis {Stud. z.rom.wortsch.
56 anm.) nicht zum stamm scalp, sot^dem unmittelbar zum deutschen
skarp, wenn beide auch ursprünglich eins gewesen sein mögen. Scalp
hätte span. escop gegeben, wie escoplo, esoopa bezeugen, denn sp. escal-
pelo oder escarpelo erweist sich nach form und inhält als gelehrte bildung.
Escarba. JBugge, Scheler beistimmend, stellt {Rom. IV, 367) das
wort in beziekung mit fr. ^carver, dtsch. Scharben, engl, scarf „to join
timbers with a slanting joint^^. F oder b ist ein secundäres dement des
Stammes und so vergleicht denn Bugge unser wort mit isländ. skara 'as-
seres reciproce coaptare. — [Die hier mir angerechnde dymologie ist
schwerlich mein verdienst; meine 2. ausgäbe {1873) ist mit benutzung der
Diez^ sehen dritten erschienen und in Idzterer ist nicht nur dcarver, son-
dern auch sp. escarba im sinne Bugge* s erklärt {s. 6carver IL c). Diez
hat leider versäumt, eis er letzteren artikel seinem werke einschaltete,
den widerstreitenden artikel escarba //. b zu streichen oder zurückzunehmen.]
Escoplo. Dem dltfr. eschalpre, auch escople, entspricht nfr.
^choppe in seiner bed. grabstichel. Ich irrte mich^ als ich in meinem
Dict. sp. escoplo, pg. escopro für fratiz. Ursprungs erklärte. Vom ge-
nannten escople kommt vb. altfr. escopeler zerkratzen, zerhauen (Ne se
sout fait gaires d'anui Fors que d'escus escopeler Ch. as d. esp. 10000—1)',
vgl. it. scarpellare.
Espertar. Auch dltfr. despert kühn, grausam gehört hiehcr, s.
m. anm. Jean de Condi I, p. 396.
Feligres. Nach Cabrera und Carol. Michadis (Jahrb. XIII, 211)
von filius ecclesiae.
Festo. In einer eingehenden Untersuchung über das unter diesem
aÜpg. werte behanddte fr. feite (Bom. I, 97) hat O. Baris den beiden bis
jdztfür letzteres vorgebrachten dyma, nämlich festigium (Diez) und ^fe^tam
(lAttrS), jede berechtigung abgesprochen und die existenz des von Diez
ohne beleg angeführten altfr. feYste in zweifd gestdlt. Sein dymon ist
das dtsche first und wird von ihm auf das überzeugendste, nach laut und
^^9^iffy dargelegt. Dem masc. flrst entspricht im altfr. fest, altprov. frest,
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748 ANHANG IL b. FRAIRE--MARFIL.
dem fem. firste die einst nicht minder üblichen formen feste festre, pr,
fresta. An citaten für diese verschiedenen gestcdtungen des wertes läßt
es G. Paris nicht mangeln, so wie für den masc, gebrauch von feste,
welches erst spät und willkürlicher weise in faiste umgewandelt ward.
Abfall des r vor Qt ist analog dem in astrent = arserunt, und dem
vor sc in pesche = persica. Die portug. form festo läßt der Verfasser
unberührt (er entschuldigt sich hierüber Rom. II, 378). Daß übrigens
Diee altfr. freste, pr. frest und ihre herkunft von first sehr wohl bekannt
war^ erweist sein art. freste (IL c), der von Paris ebenfalls unberück-
sichtigt gelassen worden, zur genüge; nur deren identität mit fette ist ihm
wegen des trugbüdes faYste nicJU in den sinn gekommen.
Fraire. Wir nehmen hier anlaß, des wal. wortes Srtat gefährte
erwähnung eu thun, welches Diee Gramm. 7, 137 anm. und nad^ ihm
Cihac durch foederatas erMären, aber, wie Hasdeu Columna lui Traian
7, Jhrg. 466—68 ausfuhrt, von frate herzuleiten ist, tvie surta, Schwester,
gefährtin von sora.
Garabato. Cor. Michaelis (Wortschöpf 52) erblickt in garab den
bekannten fruchtbaren stamm garb grab greifen, klammem.
Goldre. Die hier gegebene etymologie wird von Carol. Michaelis
gutgeheißen und ausführlich nachgewiesen in einer besonderen Studie über
die roman. bejseichnungen des köchers (Jahrb. 'XIII, 212 ff.). Die Ver-
fasserin irrt sich aber, wenn sie Diee die Schreibung corythus beilegt (s.
214); in allen ausgaben steht corytns. Letzteres ist bekanntlich das ho-
inerische yioQvtog.
Guito, 5. oben H.a. guitto.
Halagar. Storm (Born. V, 176) weist mehrere fälle eines span.
suffix ag für lat. ic oder sp. eg nach (so encenagar = incoenicare); es
ließe sich daher afelagar durch *af-flaticare erklären; zunächst aflagar
{vgl. sosegar aus subsedicare), dann afalagar {vgl. filibote für flibotc).
LIeco. Ist entstellt aus *llueco {vgl. frente, fleco, estera, brezo,
serba, wo e = ue). Llueco ist = *flueco = *floco; dieses entspricht
dem bei DG s. v. fraustum citierten fr. floc ^riche, welch letzterem froc,
frou {itüat. frocus) Herra inaüta vorausging. Die adjedivische Verwen-
dung des jeteigen span. Wortes ist zu vergleichen mit der von hondo tirf,
puerco schmutzig. S. Bugge, Rom. III, 163.
Malvar. Zur stütze der deutung von malvado durch „übel er-
zogen, ungezogen^^ erwähnt Bugge (Rom. IV, 362) engl, wanton = ags.
wantigen schlecht erzogen. \Ich glaube kaum, daß ags. wantigen, wenn
es bestehen sollte, engl, wanton erzeugen konnte; besser also ist letzteres
mit Wedgwood in wan (Verneinungspartikel) + towen, itowen (gezogen)
zu zerlegen.]
Mafia. Im itäl. manna, sp. mana bündd erkennt Rönsch (Jahrb.
XIV, 178) das vulgär-lat. manua ^maniputus\ Ist jedoch die Wandlung
nv zu nn, fi durch beispiele oder theoretisch zu erhärten?
MarfiL Die etymologie nab-al-fil hat Diez in der 3. aufi. aufge-
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ANHANG n. b. MARIPOSA-REBENTAR. 749
g^en; das hätte Devic im j. 1877 berücksichtigen sollen^ aber leider scheint
er Diejs nur aus LUtre sfu kennen.
Mariposa. KomnU von Maria posa ^ Marie, setee dich\ ^ u^ie pg.
poußalousa = ^setae dich auf den stein. Storm vergleicht hierzu den nor-
wegischen namen des sonnenkäfers marja marja fly fly, den franz. bgte
k bon Dieu, den engl, lady bird, und verweist auf Mannhardt, Germa-
nische mythen, s. 243 ff.; s. Rom. F, 180.
Morro, vorspringende lippe, schnauze. Mussafia (Beitr. 50) stelU
zu demselben stamm ven. moragia, mant. moraccia, fr, morailles, mo-
raillon, sämmtlich zunächst Werkzeuge bedeutend, welche dazu dienen, den
unbändigen pf erden die obere lippe zu fassen; ebenso prov. moralha visier,
cot. morallas maulkorb, morralet ,ySaccülus dbandis equis^K
Mouco. Nach Bugge {Rom. IV, 367) etwa von einem lat. volks-
ausdruck *mucu8 = ^vxog ^aqxjDvog {Hesych.); heißi ja auch das dtsche
dämm sowohl stumm als taub; dieselben begriffe vereinigen auch gr.
x(oq)6g und goth. bauths. Den bu^hstahen betreffend beruft sich Bugge
auf louco, das Diez von alücns, alucus herleitet.
Mozo. Ein weibl.fr. mousse mädchen findet sich Chans, fr. du
16' s. p. 7.
Pantorrilla. Vgl. ventrichi „waden^^ bei Mussafia, Beitr. 118.
Perol. Nicht von ßjpttina, sondern wie pr. fr. pairol, it. pajuolo,
graubündtn. (soprasilv.) pariel, priel, durch Vermittlung eines dim. pario- .
lum, vom kymr. pair, comw. per kessel; Schuchardt, Rom. IV,, 256.
Pestillo. Ist, meint Bugge (Rom. TV, 367), das volksübliche lat.
pestulum für pessulum {s. Caper de verbis dubiis, p. 2249 P); dieselbe
sufßx-vertauschung wie in astilla von astala = assula (s. thl. I, ascla),
und in mancilla von macula.
Quejando, quijando, seltener quejendo pg. adject., bed. une be-
scheren, in welchem zustande; nicht selten in Urkunden, aber auch bei
alten dichtem. Etymologisch unklar; in der letzten silbe laß sich die
Partikel que ^wie* vermuthen, in jendo, wenn dies die reinste form ist,
verbirgt sich vielleicht genitus d. i. geschaffen, in die bed. beschaffen
übergehend; nd für nt une auch sonst (findo = finitus, renda = sp.
renta). Dieses pg. jendo wäre das freilich einen andern sinn aus-
drückende aitsp. gento. [Handschriftlich von Diez.'] — Diese deutung
wird wohl kaum beanstandet werden können; quomodo genitus = wie
geartet erinnert an altfr. eonfait, ndl. hoedanig.
Quilma. Von culeus durch ein abgel. coleamen, u}ie costuma von
eonsuetumen; Rönsch, Jahrb. XIV, 179. Läßt manche einwendung offen.
Radio. Vgl. it. {tose.) andar ratio; s, Mussafia, Beitr. 92.
Raudo. Warum nicht eher von rapidus, das dem buchstaben eben
so gut und dem begriff besser genügt? vgl. rapidam flumen bei Caesar.
Rebentar. Nicht etwa eine scheideform von crebantar, quebrantar ?
Aehniich berühren sich rampa und crampa. Es könnte auch, wie Rönsch
meint (Jahrb. XIV, 179), angleichung an repente obwalten.
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750 ANHANG II. b. REDOR-TROPEZAR.
Redor. Nach Storm (Born. F, 182) van *rotatorium; das natür-
liehe rodador umrde durch syncope *rodor und durch dissimüatum redor
(vgl. redondo = rotundus, reloj = horologium). Rededor (in alrededor)
hält Mord-Fatio (Rom. /F, 39) für eine metcUhese von de-redor ; Siorm
dagegen meiniy daß, wenn es sich schon in der alten spräche darbiete,
es dier für das volle rotatorinm aneusehen sein möchte.
Remolacha. Im Hennegau und in Lüttich heißt ramonasse (cmch
reinolas), schwarzer rettig.
Rilhar. Etwa syncopiert aus *roilhar {wie fr. r&ble aus roable
= mtabulum); also von *rodic'lare, dim. von rodere, pg. roer? Bugge,
Bom. IV, 368.
Roncar. Ist ein gemeinromanisches wart, denn es findet sich auch
altfr. ronchier (aber auch rouchier), bresc. comasc. mail. roncä, s. Müs-
se^, Jahrb. XII, 111 u. Beitr. 96. Außerdem besteht roaker Trouv.
bdges 238, 384, noch jetzt henneg. roukler (Sigart), das an ndl. rokelen,
dtsch. röcheln sich anschließt. — Mit proihetischem f fronchier, s. II. c
Salpicar. Daher fr. saupiqnet, s. Liitre.
Sancochar. Wahrscheinlidher von semicoctas; "^dimidia cocturok
ist ein bei Apicius oft wiederkehrende»' technischer ausdruck; Bönsch,
Jahrb. XIV, 344.
Sosegar. EntspruM vollkommen einem laf. subsedicare, wenn ein
solches als causativ von subsidere (engL subside sich legen) angenommen
werden darf; vgl. vengar aus vindicare; auch sosezgar, wenn es je existiert
hat {vgl. jazgar = judicare), mußte nach den beiden s bald sein z ab-
geworfen Jmben; Storm, Bom. V, 184.
Tasajo. Zu gunsten von tassella vergleicht lAArecht gr. xvßiov
das in viereckige Stückchen eingesalzene fleisch des Ttrjlafwg (art thun-
fisch), Jahrb. XIII 232.
Tocho, s. tosco. Storm glaubt, bei der Unsicherheit des Ursprungs
des it. tozzo, sei es gerathener, letzteres etymologisch von tocho zu scheiden.
Tosco. Nach Storm (Bom. V, 185) aus torsico (von thyrsns,
tursus); zunächst ^verstümmelt, stumpf, dann 'grob\ Die form findet
in it. pesca (persica), sp. masco (von mastico) ihre berechügung. Begd-
recht wäre tozgo oder tosgo, aber es läßt sich vermuthen, daß torsico
zuerst sich in tosseco verwandelte (vgl. ursus *0880 oso) und daß ss
das c geschützt hat wie st in masco. Diez behauptet das suffix
icus lasse, mit ausnehme von völkernamen und foresticus, keine neuen
adjectivbildungen zu; Storm weist nach, daß dieser satz aUzu absolut ge-
sprochen sei. Auch tocho (altsp. tozo Sanchez) und arag. toio, wdd^es
letztere Diez durch tunsus (dem sinne nach = obtunsus) erklärt, steUt
Storm zu thyrsus, torso, tpomit Diez auch ü. toso, fr. tosel deutet. Mit
tocho, tozo ist noch zu vergleichen sp. tosa abgevierter bdtke ('auch tocho
heißt ein gerundetes stück holzj.
Tozo, s. oben tosco.
Tropezar. Mussafia (Beitr. 112, anm.) fragt, ob diesem worte
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ANHANG IL b. URRACA— ZORRA; 751
nicht eher der stamm top jyklotjs" eu gründe liege; das eingeschobene r
mache keine Schwierigkeit, und die begriffe ^Jkiotz und anstoßen, stolpern^^
seien verwandt {vgl. /r. chope und chopper; lo^. caespes und caespitare);
Mussafia vergleicht noch it. intoppare anstoßen mit bergam. topica stolpern.
Urraca. Für die lierleitung des frauennamens cms dem der dster,
als eines in der alten volksvorstellung sehr geachteten vogels bringt beweise
Litbrechty Jhrb. XIII, 232. Der franz. frauenname Furaque (G.
Paris, Eist. poet. de CharlemagnCy p. 262) scheint ihm der nämliche eu
sein wie Urraca.
Vastago. Vielleicht vom goth. wahstus wachsihum; der mit suffix
ägo gebildeten roman. Wörter gibt es ja viele und daß germanische stamme
rom. Suffixe zulassen^ davon sind die beispiele nicht weniger zahlreich
(fr. wambais, it. borino, giuliao, guafme); was die Wandlung von goth.
V =K w jet« rom. v betrifft y vgl. vägaido; Storm, Bom. F, 187.
Veta, Mussafia (Beür. 120 anm.) vergleicht sicil. vitta ^^riscia
di panno^\
Zabullir. Der gezwungenen deutung Covarruvias stellt Card.
Michaelis (Rom. II, 88) folgende entgegen: Sepelir, sebellir, seboUir,
sobollir sind lauter belegbare span. formen für sepelire begraben; mit
der zeit neigte sobollir zur bedeutung des modernen zabullir {auch zambullir)
'submergere\ so daß in letzterem^ dem niemals der begriff des brudelns
wirklich anhängt ^ eine bloße lautliche angleichung an sub-bullire vor-
zuliegen scheint.
Zäher ir. Aus facerir = altsp. faz-herir ^ins gesicht schlagen
umgestellt; auf gleictie weise entstanden garzo aus zarco, gavasa aus
bagasa, bazucar aus zabucar (za = sub + buc, s. thl. I, v. buco). Hin-
sichtlich des compositums £Giz-herir sind zu vergleichen fe-mentir, mani-
atar, perni-quebrar, cap-girar (cot.); Carol. Michadis, Rom. II, 86.
Zar an da. Das gesuchte etymon ist nach Storm (Rom. V, 188 J
lat. cernenda; der ausfall des ersten n beruht auf dissimilierung; en zu
an auch in resplandecer, milmandra (milimendrum) u. a.; a vor r be-
darf keiner rechtfertigung. Cernenda (sc. grana) mag zunächst das zu
siebende kom bedeutet haben {vgl. sp. molienda) tmd dann auf das dazu
dienende Werkzeug übertragen worden sein (vgl. eine ähnliche Übertragung
aiuf den ort in it. filanda). Lat. cemere {woraus bekanntlich cribrum) ist
noch mit der bed. sieben in Spanien gebräuchlicK
Zorra. Zur bed. scortum vergleicht Liebrecht (Jhrb. XIII^ 232)
sp. pelleja. — Rönsch (Grob. Ztschr. /, 420) leitet das wort unbedenklich
vom gr. xpioga kratze, räude her.
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752 . ANHANG II. c. AATIR-ARGUE.
n. 0.
FRANZÖSISCHES GEBIET.
Aatir. Wie verhält sich eu diesem von Diejs aus deutscher qudle
bezogenen verb das prov, adaptir azaptir ^attaqucr, assaillir (LR. II, 24
und G. des Albig. ed. Meyer, gloss.)? Darf man letzteres une begrifflich,
so auch etymologisch mit erster em zusammenhalten? In diesem fdU müs-
sen sich beide auf das adj. apte ate (s. azaut, s. 615) = lat. aptus als
grundwort zurückführen lassen. Aus ate 'uohl aufgelegt^ (s. G. Paris,
Mem. de la S. de lingu. I, 91) geht leicht a-atir in eine bestimmte {vor-
züglich gereizte) Stimmung versetzen, also reizen hervor; andererseits
möchte pr. adaptir angreifen aus der redensart s'adaptir (= fr. s'aatir)
ä entstanden sein, wie attaquer aus s'attaquer k\ besser noch läßt sich
vergleichen mit adaptir aus aptus ^gefügf das fr. aherdre 'angreifen =
adhaerere verbunden sein. Auf die annähme eines Zusammenhangs zwischen
aptus und aatir führt mich auch noch die diesem vb, zukommende bed.
'in vergleich stellen, auf gleichen rang setzen : so Cleomades 211 (Mais
ä ces deus n'aatiroie nului, k'ä envis mentiroie), vgl. 17640; s. auch
Sainte-Palaye I, 4.
Abait Im GuiU. de Paleme (her. von Michelant 1S76), v.900—3
liest man: Bien m'a fortune confondue, Bien m'a mise de haut en bas,
Quant mon sergant et mon ampas Ai fait signor et moi ancele. Wie
sollte ampas anders zu erklären sein als durch ambactus, oder vielmehr
goth. andbahts dianovog, ahd. ampath (s, Grimm Wb.)?
Abomö, Im Pariser gloss. 7692 wird abominari durch escommo-
voir {ergreifen, erregen), übersetzt, s. Tobler Jahrb. XII, 205.
Affubier. Wegen i zu u, vgl. auch piac. fubbia = it. fibbia, lat.
fibula; s. Mussaßa, BeUrag 57 s. v. fiuba.
Aglan. Comu erkennt im prothetischen a, trotz des eingetretenen
genuswechsels, einen rest des artikels la, vgl. alemelle. In ähnlicher
weise sagt man in der franz. Schweiz alesson {legon), und sogar amaron
{marron) wahrsch. für omaron omä lo maron; Rom. VII, 108.
Aisil. Man trifft auch aisin, ndl. azijn.
Allouer. Heif^t eine summe für einen bestimmten gegenständ aus-
setzen und verwenden, ist also = allocare, wie die alte form aleuer {oft-
mals fälschlich alever geschrieben) zur genüge darthut.
Argot, ergot. Scheler vermtähet auf einen stamm evie {erice, ericius).
Argue. Scheler und Littre seilen darin das ndat. arganum =
oQyavov Werkzeug; wegen a vergleicht der erstere das volksübl. arpailleur
für orpailleur. Es ist also dasselbe wort mit argano {s. thl. I).
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ANHANG IL c. ARMOIRE-BAUCHE. 753
Armoire. Annoirie ist für armoierie und das verbalshst, von
annoier und hat seinerseits ein vb. amorier hervorgerufen.
Arna. Ist = tarna = tarma (s. thl. I); so entstand ebetifaUs durch
abfall des anl. t prov. arda, arta, altfr. arte aus *tarmita, erweüerung von
tarmes, -itis; s. Bugge, Rom. IV, 360. Daselbst wird auch für fr. ar-
tison {früher artuson, artuison, artoison) eine etymologie arte-toison peh-
motte {vgl die /sss. banlieue, Icul. murmont, dtfr. becq-oisel) fragend
aufgestellt.
Assen er. Schder erkennt in dem nfr. verb lieber altfr. assener
richten (von sen richtung\ als assener = assigner; man sagte auch ein-
fach assener im sinne von ^jOitaquer, frapper^^.
Atelier. Bönsch {Jahrb. XI Vj 180) empfiehlt ein etymon *astu-
larinm von astula assula ^pan, Splitter (s. I. ascla), also der ort wo ge-
hauen, gespalten, gemeißelt wird, 'wo es Splitter gibt\ Daß assula auch
abspalt von stein oder marmor bedeutete, erhellt aus Vitruv Archit. 7, 6.
8. andre deutungen bei Schder.
Avaehir. „Vielleicht vom spätlat. vascus d. i. vacwusy s. Quicherat^^.
Diess, handschriftl. notiz.
Avec. Neben poruec war auch die syncopierte form pruec und
preukes im gebrauch. Wie avuec, urspr. ein adverb, mr präposition
geworden, so auch poruec und pruec, s. G. Paris, Rom, VI, 689, der
namentlich die merkwürdige behandlung des wertes in der Verbindung
aler pruec (== edler quSrir) bespricht; auch Tobler (Jahrb. XV, 263) hcU
sich damit beschäftigt.
Avel. G. Paris (Chans, du W s. p. 7) bezweifelt das etymon
lapillus; aber aMcAvelle scheint ihm bedenklich, da das wort in keiner der
schwestersprachen vorhanden ist.
Babeurre. Eigentlich wohl 'unterbutter, weil sie nach dem buttern
zurücTcbleibt; Liebreckt, Jahrb. XIII, 232, Auch Darmesteter, Mots
composes p. 192, stellt die deutung bat-beurre in frage.
B&fve, vb. bäfrer. f Vielleicht zum mZa^. baffa baffo speck, Speckseite
gehörig (alt.-ven. bafa speck, schinken); s. Mussafia, Beitr. 31.
BaYonnette. Die hier gestellte frage scheint nach Larousse negativ
beantwortet werden zu müssen. Den namen der waffe gab Bayonne als
fabrikort.
Bai 6 vre. Nach Darmesteter, Mots composes p. 110, ist ba das
pejorativ-präfix.
Barioler. Nach Darmesteter, p. 106 ='bi8-regulare; unzutref-
fend, denn reguläre gab rieuler (zweisilbig), aber nicht ri-o-ler.
Bascule. Der gedanke der Zusammensetzung liegt wohl in dem
umstand, daß beim schaukelspiel der cul des einen zur erde fällt (bas-
cul), während der des andern in die höhe fliegt; die kinder mögen zuerst
gesagt haben jouer k bas-cul. Anders erklärt Littre den ausdruck
(battre + cul).
Bauche. Als grundwort von (16- und em-baucher möchte Scheler
48
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754 ANHANG IL c. BEGUE-BOUCHER.
das wort eum aUfr. baue = dtsch, balke {s. bau) stellen, aus dem sieh
ein fem. bauche mit der bed. hittte, bude gebildet haben Tcann. Für
bauche tünchwerh, aus dem ^baucher hervorgieng (wenn es nicht aus
altfr. esbocher = it. sbozzare entstellt ist\ sagt man heute bauge, s. Littri,
Bögue. Nach Bugge (Rom. IV, 351) verhUrst aus ^banbegue,
sp. *bobegue, abll. von balbus, oiltfr. banbe, sp. bobo; oi>fall der ersten
Silbe wie im pr. paver, it. baco (bombaco), fr. basin, bis (bombydus),
cenelle; was das suffix betrifft, vgl. it. mocceca, spizzeca, sp. babieca,
pg. boneco, faneco, prov. bavec, manec, ufec, caveca, s. Rom. Grramm.
U, 306.
Bele. S. auch die weitläufige Untersuchung über die üal. benennungen
der wiesei bei Flechia, Post. etim. 46—52.
Bellezonr. Zum Superlativ belledissemo hat Mussafia, Beitrag 33
aus oberitäl. mundarten die Variante beletissimo belegt; vgl. auch Rqjna,
Rom. VII 49.
Beter. Von beter gerinnen Jcofnmt b6ton erste muttermilch {s. LittrS).
Doch ist auch herhunft vom deutschen biest, wie sie Bugge als vermuthung
hinstellt (Rom. lU, 145), sehr ansprechend; die ursprüngliche form wäre
dann besten.
Bengier. Altfr. bngle lebt fort als name eines blasi$istruments^
s. Littre.
Bidon. Dies wort hat Dies in der 1. ausg. unter bedon gestdlt,
in der 2. und 3. aber unberührt gelassen. Bugge (Rom. III, 145) ver-
weist auf isländ. byda 'vas supeme adstrictum^ und vergleicht norm,
bide butterfafi und bidne kanne.
Blafard. Tritt erst im 14. jh. auf, also eu einer seit, wo sich
germanischer einfluß nicht mehr geltend machte; daraus schließt Storm
blafard sei = blavard, also abzuleiten von pr. blau, blava ; dem stamm
blau kam bekanntlich auch die bed. bleich eu (vgl. besonders it. sbiadito) ;
wegen v isu f, vgl. toutefois = toutevoies, it. schifare = fr. esquiver;
s. Rom. V, 168. — Es findet sich auch einfaches blafe, was die ansieht
Storm's unterstütet.
Blgme. Zur bestärkung der Diee' sehen etymologie zieht Bugge
(Rom. III, 146) auch das dltn. sbst. blaman heran, das einen dunA
schlagen hervorgerufenen blauen flecken bedeutet und ein vb. bUma blaue
flecken machen voraussetjst.
Bon de zapfen. Im comask. heißt bondon Meine dicke frau und
boldon zapfen. Es könnte sonach unser wort auch zum stamm bod
(s. bouder) gestellt, und eine Verwandtschaft zwischen bonde zapfen und
bodne, bonde, borne markstein angenommen werden. S. Mussafia, Beitr.
35 anm., so une Littre.
Bou. Das prov. baue findet sich in der that: baue, id quod pom-
tur supra manica cultelli, Donat. pröv. ed. Stengel 43, 33 (Cruess 43^).
Boucher zustopfen. Littre neigt zu einem etymon des Stammes
bosc, nämlich aUfr. bouche garbe, Strohwisch (woher bouchon bierwisch),
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ANHANG IL c. BOUDER-CAHIER. 755
und beruft sich hierbei auf die schreibtmg boschier. Die deutung boucher
= fermer la bouche hat allerdings äwas verdächtiges,
Boa der. S. wegen boudin oMch den art, boldon (bluiwurst) in
Mussafia's Beitr. 34; der stamm bold weist auf versetsung von bot'lus
0u bold {vgl. span. rolde van rotulus). — Mussafia gibt anläßlich des-
selben oberital, Wortes noch eine große anzahl ssum stamm bod gehöriger
Wörter, namentlich Verbindungen von bod- mit inflare, aus iial. und franz.
mundarten; auch eum worte boursoufler bemerJcenswerthe erläuterungen.
Vgl. auch Schneller 110.
Bougre. Nachzusehen über die behandlung des Wortes, nach form
und begriffe in den itah mundarien, Mussafia, Beitr. 39.
Brague. Zu demselben stamm gehört auch wallon. bräkeler groß-
thun, aufschneiden, das Grandgagnage gleichfalls auf ältn. braka zurück-
führte. 8. auch Storm, Bom. V, 172.
Bredoniller heißt nicht gerade stottern, sondern schnell und un-
deutlich reden; es erinnert daher, wie Scheler bemerkt, an die gleicKbed.
deutschen ausdrücke brodeln, bradeln, bradeln. Vielleicht ist das wort
verwandt mit pr. bretz 'homo linguae impeditai, vb. bretoneiar "^loqui im-
petuose (l. impedite), Donatus provincialis (s. Stengel, die beiden ältesten
prov. grammatiken, Marburg 1877, ss. 28, 50 und 101, und G. Paris,
Rom. I, 236). Mundartliche formen sind bredaler, berdeler.
Brette. Vgl. das in Wälschtirol verbreitete hrittolsL Schnappmesser,
Schneller 123.
Bris er. Ven. ver. sbrega heißt scheit, splitter und hängt gewiß,
meint Mussafia, mit dem verbreiteten vb. sbregar zerreißen zusammen.
Letzteres nun stellt nach Ascoli {Ztschr. f. vgl. spr. XVI, 125) mit briser
ein altes wortpaar, sei es deutschen oder celtischen Ursprungs, brica bricea
dar, woraus nach ihm einerseits briga brigar sbregar, andrerseits bricia
briciok) briciare brizar briser hervor giengen; s. Mussafia, Beitr. 37.
Br 0 u ir scheint etymologisch von brair geschieden werden zu müssen.
Buquer. Eher beuken von biiqaer; s. oben bussare II. a.
Bur. Altfr. huron (atic/^ buiron) findet man noch bei Chateaubriand,
s. Littre.
Gabel i au. Die akademie schreibt cabliau und cabillaud.
Cadeau. Brächet (Doublets, suppl. p. 17) hat die nichtigkeit der
etymologie catellus dargethan; das wort ist aus capitellnm entstanden
wie cadastre ans capitastrum. Der ausdruck „lettre capitaW bestätigt
diese erTdärung vollkommen.
Gagot. Die neueste ethnolog. und histor. Untersuchung über die
Cagots von V. de Rochas (Les Parias de France et d'Espagne, Paris 1876)
führt deren namen auf bret. cacodd aussätzig zurück. — Die jetzige be-
deutung des worts mag auf begriffliche angleichung an bigot beruhen.
Cahier. Ein etymon codicarium ist schon lautlich unzulässig. —
Auf quateruam, ca^m ist auch camet {für caernet) zurückzuführen,
dessen prov. form cazemet im seeausdruck fr. casernet schiffsbuch fortlebt
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756 ANHANG IL c. CALUC-CHOYER.
Caluc. Darmestäer, Mots ^composes p. 112, führt in seinem ver-
jseichniß der mit dem p^orativ-präfix cal, call, ca susammengeseteten
Wörter folgende schieläugig oder kurzsichtig bedeutenden (mdartl.) aus-
drücke auf: calorgne, caborgne, caliborgne, caloure, calouche.
Caquer. Das sbst. caque tonne ist vielleicht unabhängig von
caqaer; s. Scheler, Dict.
Carcan. Bugge {Rom. III, 146) denkt an das dltisl. kverkbant
keU' oder kinnband, so daß in carcant eine entsteUung aus carqaebant
vorläge. Das klingt etwas kühn; man darf das prov. carcol hcisband
nicht außer beachtung lassen; die endung in carcant erinnert an die von
percant (s. perche).
Chaire. Bezüglich der form cadrega s. Mussafia. Mon. ant. s. v.
carega u. Beitr. 42, wo Schndler's ableitung von craticala zurückge-
wiesen wird.
Ghaland boot. Dem äymon xilvdqog kommt zu statten, daß in
venezianischen Chroniken mit derselben bed. auch gagiandra (=gajandray
s. I, s. V. tartaruga) vorkommt; s. Mussafia, Beitr. 60, anm. — Unser
wort in der bed. 'künde eines kaufmanns ist nach Scheler das partidp
von chaloir, eig, warm sein, fig. sich interessieren, Umgang pflegen. Es
wurde früher nicht nur vom künden, sondern auch vom beschützer, gönner,
namentlich vom buhlen gebraucht und steht imgegensatz it<m non chalant,
d. h. zum gleichgültigen, s. hierüber Tobler, Grob. Ztschr. I, 22—23.
Man findet auch im altfranz. {und noch in einigen mundarten) die form
chanlant, s. beispide bei Tobler l. c. und Rom. VII, 8. Chalant ist
also synonym mit altfr. accointe, das mit cognitus zusammenhängt wie
dtsch. künde mit kennen.
Chapler. Über den stamm cap, cop, cip = schneiden, zerhauen,
s. Scheler, Revue de Vinstr. publ. en Bdg., nov. 1863.
Charivari. Zusammengesetzt aus cali {der pejorativ-partikd) +
vari Wirrwarr, Darmesteter p. 113.
Charpente. Besser als abl. von cbarpenter denn als darsteUung
des lat. carpentum zu betrachten.
Chatou'iller. Entspricht genau, wie sie. gattugghiari, einem lat.
catuculare, wahrend pr. catilhar lat. caticulare darstellt. Flechia (Post,
et. 322) hat zur genüge aus zahlreichen mundarü. formen, sowohl des
rom. als des germ. gebiets, den Zusammenhang zwischen catus und 'kitzeln
nachgewiesen.
Chauve-souris. Weitere rom. bezeichnungen der fledermaus, s.
bei Mussafia, Beitr. 32 s. v. barbastrello.
Chenille. Flechia fragt, ob lofnb. gatta nicht etwa als abgekürzt
aus bigatta {s. baco //. a) zu betrachten sei, Post etim. 41, anm. Schwer-
lieh; altfranz. heißt die raupe cate pelne, woraus engl, caterpillar.
Chiffe. Andre denken an arab. chiflf 'vestis tenuis et peUucida',
s. Devic.
Ghojer fr. zärtlich behandeln, verzärteln; daher it. sojare, dar la
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ANHANG IL c. CINGLEB- CRAINDRE. 757
soja spottend schmeicheln; auch alt fr. chuer ERose (gloss.). Müßte IcU.
mit ca- anfangen, nach Scheler etwa von cautus [Diea, hdschr, notie], —
Bugye (Born, Uly 146) nahm suer (bei LittrS aus dem 13. jh. belegt)
für die urspr. form (wegen ch aus s, vgl chucre, chufler, chifler) und
erblickte darin goth, söthjön hitzdn {vgl. bru = goth. bruths, oitfr.
goi = goth. gath Born. Gramm. /, 315); als jedoch Havet ib. 301 *cau-
care {für *cavicare aus cavere, das schon Menage vorbrachte) befürwor-
tetCj indem er jede verwandtschaß mit altfr. suer, it. soiare beseitigte,
stimmte ihm auch Bugge bei und stützte das neue etytkon, wenigstens was
choyer bärifft, durch das waadtländ. tschoue in acht nehmen {Bom. IV, 363).
Ging 1er. Das hier angeführte sillon peitschenlitze erinnert mich
an den ausdruck de cillanz verges eilige {Leg. de S'* Margu. ed. Scheler
II, 130). Sollte dieses ciller etymologisch mit silier furchen {s. d. w.)
zusammentreffen? Aus cingler läßt es sich nicht abziehen; auch schwer-
lich aus *8eculare ßecare). Sbst. cilande peitsche findet man Ferceval
2382 (ed. Potvin), wo die Varianten cillant, cillante, cinglant lauten.
Ci vifere. Schneller 131 denkt an gleichen Ursprung mit den ober-
itaJ. und tirol. Wörtern c6ver, s^ber, 'zuber*, welche durch ahd. ziiibar
(zwi + baren) erklärt werden.
Clique. Die bed. coterie, rotte erklärt sich aus der bed. beifall
klatschen; denselben sinn hcU auch claque {vorzüglich ein theaterausdruck).
Clop. Neben cloper, clopiner besteht auch altfr. clopier = clo-
picare {Bastart de B. 3052).
Combrer, s. oben ihl. I cobrar.
Coneierge. Littre's etymon conservire hat grammatische une
logische Schwierigkeit; Scheler (2. ausg.) sucht das von seilen der endung
in conservius gegen conservare erhobene bedenken zu heben.
Cormoran. Im Pariser gloss. 7692 findet man cormorage für
eonnarage, gleichsam corvus maraticus.
Cornard. Für hahnrei trifft man altfr. wihot {auch huihot, voi-
hot), s. meine anm. Jean de Conde I, p. 410 u. II, 379, Trouv. beiges
313; ich sehe bis jetzt darin das dtsche. widhop, Wiedehopf, aber auch
die form willot ist zu beachten. Engl, wittol ist wohl unverwandt.
Couire. Dieses wort existiert nicht und beruht nur auf einem lese-
fehler Pluquet's in der angeführten belegstelle; die richtigen formen des
fraglichen Wortes sind einestheils cuevre, quevre, andemtheils coivre,
cuivre, quivre. Couire muß also in coivre geändert werden. W. Förster,
dem das obige entnommen ist {Grob. Ztschr. 1, 166), vergleicht sehr glück-
lich wegen des v aus c in cokerum (cucurum) = coivre, altfr. soivre,
SU i vre aus söcerum. — Belehrende bemerkungen sowohl über das ihr noch
unverdächtige couire, als über das deutsche köcher, nücd. cucurus und
dessen zweifdhaßen Ursprung, enthalten die artikel von Caroline Michaelis
im Jahrb. XIII, 308-11.
Craindre. Wegen des wandeis von anl. tr zu er ist sp. crema
= TQrjfta zu vergleichen {Ztschr. f. vgl. spr. XX, 140).
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758 ANHANG IL c. CRAPAUD-DUPE.
Crapaad. jjch vermtUhe daß crapaud, dicd. auch grapand, cai.
gripau, mit sp, galapago, neucai. calapat identisch ist und daß es £u
dem viel vertretenen stamme grb gehört^ der^ wenn ich nicht irre^ auch
ein aUfr. vb. craper kriechen aus sich aheweigte. Ob auch das ü. carpare
hieher su ziehen ist? Daß kröten und kriechendes gettner aüer art vom
sogenannten krabbeln (krabbe selbst kommt freilich von carabus) ihren
namen erhielten, ist sehr natürlich und kommt oft vor.^^ dar. MiehadiSy
Studien, s, 63, anm.
Cnire. Littre, dem G. Paris zustimmt, identificiert sbst. cnistre mit
coostre, nüat. custor (= custos), dtsch. ktUter; sie lassen jedoch den
diphthong ui unerklärt. Paris sagt zu Alex, 36" oocistro habe coistron
gegeben; das schließt aber eine nebenform cuistre nicht aus; was ihn vor-
züglich dieser etymologie abgeneigt macht, ist die bed. von cuistre, die eher
die idee eines küsters als eines kochs hervorrufe.
Cnlbute. Verbalsubst. von culbuter = buter oder bouter le cnl
en Fair (Scheler) oder =^ bater sur le cul (Darmesteter).
Dainti^. Das deintiet der Chanson de Bolcmd erklärt Gautier
ganz unstatthaft mit dominitatem.
D and in. Heißt zunächst ein haltloser mensch^ und gehört nd)st
dem gleichbed. dadais und dem kinderausdruck dada schaukd- oder Stecken-
pferd zu einem stamm dad; dandiner sagt dassdbe wie dodiner, it. don-
dolare {thl U. a).
Danger. S. über dieses viddeutige wort auch J. Verdam in Tael-en
Letterbode UI, 62-63.
Döbit Es schwebt mir immer vor, als ob sich d^biter auch mit-
telst dehibitare erklären lassen könnte: man nehme debere = dehibere
im sinne von exhibere zeigen, zur schau stellen, in kauf geben.
Dia. Dieser artikel beruht auf einem irrigen verständniß der frag-
lichen stelle, welche also zu übersetzen ist: „Niemals {wörÜ. ^nie einen tag*)
wird er mein herr sein, noch ich der seinige.'' Dia hat hier seine ge-
wöhnliche bed. 'tag\ 8. P. Meyer, Bom. V, 113.
Disette. Das von lAttre auf grund einer aiten form disgete er-
hobene bedenken ist nicht stichhaltig; die form disiete (ie für e ist im
norden correct vor doppelconsonanz) umrde irrthündich disjete gelesen
und so auch disgete geschrieben.
Dour. Dieses dor unrft mir wohl mit recht P. Meyer (Rom, VII.
341) vor in Leg. de S\ Margu. p. 83, v. 328 verkamU zu haben, wo
ich ,Jä en vos deus d'or ne crerraV^ geschrifben hebe.
Dräsche, nfr. drfeche malz. Bugge identificiert das wort mit
einem dtschen drastja, drestja = ags. daerste Y<^9 altengl. drastes, ahd.
trester, Schweiz, träst, träsch; Rom. III, 147.
Duire. Die frage ob fr. duit als dactos oder als doctus aufzu-
fassen, behandelt Forster, Rom. stud. heft 10, 181 und entscheidet für
letzteres. So auch Havel, Rom. III, 326.
Dupe. S. auch LittrS.
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ANHANG. II.C. ECHANTILLON— ENGRANT. 759
Echantillon. Am etymon cant ist nicht eu eweifeln, aber das
wart erheischt noch wegen seiner mannichfdUigen anwendung in der alten
spräche eine nähere Untersuchung.
Embler. HcUte in den gemeinroman. theil aufgenommen werden
können, da auch der Italiener involare und der IVovenjsale envolar in
ders. bed. gebraucht. Es hält schwer das fr. voler, das erst gegen ende
des 16. jh. aufkommty als ein verhürsftes in-volare aiAf zufassen; abfall von
in {wie etwa in plätre aus emplätre) läf^t sich für die neuere spräche
kaum annehmen. Es liegt daher viel näher in voler rauben nur eine be-
griffserweiterung von dem üblichen jagdausdruck Voler le gibier im er-
kennen. S. Littrej Schder und G. Paris (Chansons du 15. siede, p. 46).
— Die ansieht, wonach das lat. involare stehlen als „in die hand (vole)
pradicieren^^ aufgefaßt uArd^ scheint sich immer mehr zu verbreiten; s.
hierüber Rönsch, Itala und Vulgata, p. 372. Involare entspräche somit
gans dem fr. ausdruck empoigner.
Embronc. Förster (Ghev. as d. esp. glossar) bestreitet die bed. ein-
hüllen, bedecken für das vb. embroncher. Es findd sich neben embron-
eher im sinne von senken, beugen auch das einfache broncher, s. Tobler,
Mitth. I (glossar) u. Ghev. as d. esp. 146 (li reis aval son chief broncha).
S. auch oben broneo I.
Enfrnm. Mussaßa macht mich (brieflich) aufmerksam auf lucches.
infranire ^desiderare o pretendere di conseguire checchesia, anclare e desi-
derare con passione, agognare, struggersi di desiderio^ (Fanfani, Vocdb.
delV uso toscano). — Ein adj. enfrum findd sich auch mit der bed. finster,
mürrisch (chiere enfrmne Baud. Conde 102, 127; 471, 108); es könnte
von enfrogni^ abgezogen sdn (s. frignare //. a); enfrigner, enfrin, en-
frum? Oder hängt es mit dem eben erwähtUen infranire 'sich dbisehren
zusammen?
Enger. Sofern es sich vermehren bedeutd (auch aengier Baud. de
Conde 3, 64 Partout voi le mal aengier) läßt sich das wort wohl schwer-
lieh mit enecare erklären.
Engrant. Die richtige sowohl begriffliche als etymologische er-
Jdärung dieses ausdrucks, der in zwei Wörtern geschrieben werden sollte^
hat Tobler gegeben im Dit du vrai anid 22. Neben der häufigen redens-
art tenir oder mettre en grant (einem zusetzen, dnen drängen) läuft
parallel estre en grant (besorgt, in bedrängniß, bemüht sdn). Grant ist
also dn substantivisch gefaßtes wdbliches adjediv, neben wdchem ebenso
wohl die singularform grande, als die pluralformen granz und grandes
(G. Guiart II, 9104) gebraucht werden; mit diesem grant = große be-
drängniß, noth vergleicht Tobler die ausdrücke la voire, la pure der wahre
thaibestand. Schon 1866 haUe Schder zu Jean de GondS /, 15, 482
(Dont je 8ui de coeur en grant sogne) die bemerkung gemacht: „Je crois
que c'est cette eapression *en grant sogne qui a donne Vadj. (frdlich nur
dn schdnbares <zdj.) engrant, dont Vetymologie via povni encore pu dre
fixie.^^ Der unterschied zwischen Schder' s und Tobler* s auffassung liegt
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760 ANHANG IL c. ENGRES— EPELER.
darint daß letzterer im neutralen begriff, der mit dem toeihlichen acfjectiv
grant grande £fu verbinden sei, einen grund findet, die annähme einer
ellipse des Substantivs ahjsulehnen. Ihm eufolge scheint demnach e, b,
im Cleomades die redensart engrant 14924 (Moult furent ses seroure
engrant . . d'aaisier Clarmondine) von en grant Boing 8624 (De ce ne
sont pas en grant going) grammatisch getrennt werden gu müssen; ebenso
das einfache teile (D'une espöe ä deux mains li a teile donnöe, Bast, de
Buill, 333) von teile col6e (Au premier Sarrasin donna teile col6e,
ib. 4946).
Engr^s. Auch ein actives vb. engresser findet sich im sinne von drän-
gen: Jean Gondel, 40, 1827 Tsmi la presse et Tengresse la maqaerielle;
ib. 218, 1602. Zu diesem vb. würde lat. *ingre88are (ingredi) anfahren,
eu leibe gehen wohl passen, aber daraus ein adj. engr^s abetusiehen ist
kaum zulässig. Auch das adj. engrte durch ingressus (wie confes =^
confessus) zu erklären, hat seine Schwierigkeit. Sind die formen engrais,
engrois nachweislich?
E ntamer. Zu der begriffsentuncldung von anfangen zu anschneiden,
wie sie im sp. encentare vorliegt, bringt Mussafia (Beitr.69) ifUeressante
belege aus ital. mundartlichen, kU. initiare darstellenden Wörtern (inizar,
nezzar, inzä u. a.), welche anschneiden und einfach schneiden bedeuten.
Entieher. Notch Littre und Scheler (2. ausg.) = altfr, entechier
beflecken, anstecken. Vielleicht ist nfr. s'enticher = s'^prendre dem ho-
monymen entieier anfeuern, reizen zur seile zu stellen, dessen Ursprung
nicht sicher ist (titio ergäbe entiser). Beide vbb. lauteten entechier, so
Watriquä 140, v. 86—87 Quant gentils hons est entechiez d'oeuvre ä
vilain fait entechie (erpicht auf ein mit gemeinheit beflecktes verfahren).
Envis. Die redensart ä Tenvi betreffend, habe ich schon in meinen
anm. zu Baud. de Conde, s, 426, also im j. 1866, geäußert, daß das
subst envi hier als das suffixlose derivat des vielv&breiteten altfr. vb.
envier einladen, herausfordern (pr. sp. envidar, pr. enviar, nfr. r-envier)
zu betrachten ist, also herausf orderung, wette bedeutet {daher auch auf--
gebot im spiel). Dieser ansieht, die ich denn auch 1873 in die 2. ausg.
meines Dictionnaire aufgenommen, haben O. Paris {Mem. de la Soc. de
linguist t. I, 1870 p. 289) und Tobler (MUth. /. 262) ihre zusage ge-
geben, während Littri dem von Diez mit recht abgewiesenen invitus treu
geblieben ist. [Zu meiner bemerkung im Baud. de CondS war ich durch
das sbst. envial herausforderung {wofür auch fem. enviaille Parton. 38
gebramht wird) veranlaßt UH>rden.] — Envi ist also identisch mit dem
pr. envit, it. invito, sp. envite, nfr. invite (fem.). Ein dem letzten worte
entsprechendes altfr. envie erkenne ich in folgender stelle: II sembloit
bien que par envie (= ä Venvi) Li uns pour Tautre s'eflForchast) Jean
de Conde II, 2, 18.
Envoüter. Invotare kann nur envouer ergeben; und warum das
bekannte afr. vout vultus als grundwort abweisen?
Epeler. Wie G. Paris richtig bemerkt {Alex. 70^)y aUfranz. es-
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ANHANG IL c. EPIEU-EXPLOIT. 761
pelt espiaut weist auf einen inf. espelir, der im altfries. spellj&D seine
begründung finden möchte. Den infin, espelir belegt Förster (Grob, Zischr.
/, 148) mit Horae Belg, IX, 64. 41, indem er auch espeliroit Sept Sages
3367 anführt,
Epieu. Die ableitung dieses worts vofi spiculum set^t lautübergänge
voraus, welche sonst nicht vorkommen, denn axiculus, fr. essieu hat kurzes
i. Suchier (Grob, Ztschr. I, 429) nimmt daher prov. espeut, worin er
das bürg, oder fränk. speut (die älteste form des nhd. spieß) erkennt,
Sfum etymol. ausgangspunkt. Daraus eunächst espieut, wohl die älteste
frane. form, wenn auch nur im prov, nachweisbar; dann durch abfall des
i, espieu. Femer, durch ersetzung der seltenen endung -ieu mittelst der
häufigen -ier {ein Vorgang, der hier ausführlich nachgewiesen wird) ent-
stand altfr. espier (vgl. estrieu-estrier). Die form espiel, meint nun
Suchier, möchte durch den nom, espieus tiervorgerufen worden sein, dem
man fälschlich ein thema espiel unterlegte (hat man ja auch aus vieus
= vilis einen accus, viel Aiol 986 sich erlaubt)] espieil verhält sich zu
espieus etwa wie vieil zu vieus. Was endlich die form espiet, espiö
betrifft, so könne ersteres aus deutschem speut oder speot entstanden sein
(vgl.üef von feodum feudum); espi6 hingegen möge entweder auf ersterem
durch Verlust des t, oder auf wandet von ieu zu i6 (vgl. aitfr. estriö =
eßtrieu) beruhen. — Das altfr, so häufige espoit 'stoß- oder schneide-
Waffe* läßt Suchier unberührt; mit recht, denn es läßt sich mit den übrigen
nicht vereinigen und hat sein eigenes etymon, wahrsch. dasselbe mit nfr.
6pois (s. tu. I spito).
Eschiter. Vgl. Mussafia (Beitr. 102), der ein it. sconchigarse
(von eoncacare) %?of/t/Ar^. '
Espier. Nach Suchier eine Umformung von espieu une Poitiers
aus Poiteus, s. oben ^pien.
Espiet, s. oben öpieu.
Estern. Nicht etwa von sternere, wenn nicht im sinne ^ mit steinen
bestreuen wie bei strada (s. thl. i), doch in dem 'mit abgebrochenen zweigen
bestreuen wie bei brisöes (s. oben thl. I rotta) ?
Estovoir. Eine eingehende Studie über dieses unpersönl, verb von
Tobler findet sich in der Ztschr. f. v. spr. XXIII, 421. Sie läuft darauf
hinaus, daß das praes. estuet sich aus der formet est ues (est opus) in
sehr früJher zeit entwickelt und daß diesem praesens sich weitere formen
nach dem vorgange der starken conjugation angeschlossen haben. Tobler
fragt, ob nicht auch das glbd. «^abbisogna aus ha bisogno hervorgegan-
gen sei. Bedenken gegen diese etymolog. deutung von estovoir erhebt
Behaeghel (Grob. Ztschr. I, 468), wobei mit Wackemagel und Neumann
ahd. stu6n empfohlen wird,
Estraguar. Die form estraiös Gliom, 8809 ist wohl = estraiers
(une vregiös = vregiers) und bietet kein argument gegen die Diez*sche
annähme eines ausschließlich adjectiven gebrauchs des altfr. estraier.
Exploit. Die begriffsentuncklung von esploitier ist wohl vielmehr
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762 ANHAN&ILc. FALOURDE-FRAYEUK.
diese: seine kraß entfaUefi, sich abmühen (daher s'esploitier sich be-
eilen, eine sache rasch abmadien\ arbeiten, ausarbeiten, ausnutzen, aus-
fuhren^
Falourde, bei Froissart velourde, belourde. Bugge {Rom. IV,
355) stellt es SU sp, vilordo schwer; be, ve, vi sei die pejorative partikd
bis ; vilordo für vislordo une pr, biluga für beslaga. — Mir ist belourde
bei Froissart nicht vorgekommen.
Fat ras. Die herleitung aus fartns (farcire) erschweren die aUfr.
formen fastras, fastronlle, fastrasie, s. Littre, Suppl.
Filou. S. weiteres bei Littre und Scheler. — Brächet (Doublets,
Sppl.) hält filou ßr eine nd^enform von fileur une gabelou von gabeleur.
— Das populäre vb. flouer ist wohl = filouer, doch ist auch fraudare
{so von Boucherie, Revue des langues romanes IV) vorgeschlagen worden.
Flasque. Zusammenfluß der swei stamme flac und lasque; Caix
in Gröberes Ztschr. I, 422.
F latter. Storm deutet das wort durch Mtita,re {vgl. IL c faalagar);
Scheler führt an aus den Gloss. Flac. flatare ^augere et amplum reddere\
aber Bugge glaubt es sei da elatare jm lesen; auch hätte, meint Storm,
flatare eher flayer oder fl^er erzeugt; begrifflich bietet sich die analogie
von dttfr. flavelle Schmeichelei {von flabellum), s. Rom. V, 179.
Fleche. Über das hier beiläufig erwähnte altfr. haste, s. Tobler
Jahrb. XU, 208, der es für unlateinisch hält, und Rom. IV, 360, wo
ihm Bugge zwar herkunft von lat. hasta, aber unter einwirkung des ahd.
harst, barste {frixorium, crcUes, craticula) zuerkennt. Neuprov. heißt
astelier, astier feuerbock und ist = fr. hastier; vgl. Diez s. v. atelier.
Fl^chir. Es findet sich auch ein altfr anz. partic. fleche = lat.
flexus, S. Eloi 92^ genous fleches, enclin le chief.
Foin. Oi aus ae, oe ist ganz in der regel: so praeda proie,
poena, altfr. poine, s. Rom. Gramm. J, 169.
Frais. Die etymologie fredus vertheidigt d'Arbois de Jubainvüle
{Rom. 1, 143) gegen fraetum, für das sich Littre ausgesprochen hatte.
Fr ap p er. Welches auch der Ursprung des wertes sein möge (hrappa
befriedigt nur zur noth), es muß einst 'laufen geheißen haben, daher der
ausdruck se mettre au frapier ^ davon laufen {s. Scheler, Fnf. Og. 964 und
dessen Glossar zu Bueves de Comm.). Auch frapaille {worüber man sehe
Scheler Enf. Og. 6402) möchte zunächst 'fahrendes voW bedeutet haben.
Frayeur. Sein etymon frigidus hat Diez im Krit. anh. begrifflich
sehr gut verfochten, aber es bleiben doch noch einige bedenken. Wie läßt
sich die bildung des sbst. frayeur begründen? Doch wohl nicht anders
als aus dem mlat. frigörem? AUfr. effroi lärm, geräusch mag sich zum
begriff schaudern, erschrecken verhalten, une aus fremir rauschen die bed.
zittern hervorgieng. Jedenfalls nöthigt der diphthong ei der prov. worter
von fragor lärm abzusehen. — Chimm Wb. IL s. v. brög sagt: „Diez,
der beim franz. frayeur an lat. frigus denkt, hätte wol auch ahd. bruogo
terrorj ags. bröga erwägen können." Diez hat es wohl mU bedacht unterlassen.
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ANHANG II.C. FRINGUER-GLAISE. 763
Fringaer. ^ der veralteten hed. reinigen, spülen^ putaen häU
Bugge (Born. IV, 356) das wort für eine nasalisierte form des sp. fregar
= fricare, also eine doppelform fremden ursprtmgs von froier, frayer.
Dies fringaer t^ übrigens nicht das von Dies gemeinte und nur beiläufig
hier erwähnt — Zur erläuterung der ü. form filanguello sehe man Mus-
Sofia, Beitr, 64.
Friper. Bugge {Rom. III, 148) weist das isländ. etymon als der
wirkl. ]>ed. des worts nicht entsprechend Murück. Das vb. friper komme
vielmehr vom sbst. fripe lumpen (altfr. frepe, ferpe, felpe, fenpe) und
dieses von lat. fibra durch Umstellung {vgl. fimbria frange) und Wandlung
von h au ^ wie in ensouple von insabnlum. Bugge stellt ebenfalls eu
fripe U. esp, pg. felpa. Ein typus firpa fripa aus fibra ist freilich kühn und
bedenklich, aber doch nicht tnehr als trompa aus tuba. — Zu felpe =
fripe gehört auch altfr. feapir, nfr. foiipir ^ chiffonner* , so wie das von
Diez s. V. felpa {thl. I) erwähnte feupier = fripier. Wie aber ist das
im Rieh, li b, 1907 vorkommende defelipr6 (ses robes defdiprees^ „aus-
gefasert, 0errissen^^ eu erklären? Sollte felipre nicht eine erleichterte form
von felpre, felpe sein; in tonloser sUbe wäre der einschüb eines i viel-
leicht wohl annehmbar. Oder auch so: flipe, flipre, felipre {etwa wie
im Span, filibote für flibote)? — Noch bliebe sfu untersuchen ob friper
„gierig essen^^ und fripon Spitzbube mit fripe eusammenhängen; ich glaube
nicht. Grundbegriff ist ^rasch thun, stQnteen. AM. findet man hrl&
rapere und hripä prostituta, und wie Diez anführt, isländ. hripa tum/ul-
tuarie agere.
Froisser. Eine dritte conjectur bietet *fru8tiare {frustum), vgl.
Otind p. 29 frusse la lance.
Gaimenter. Die form gaermenter könnte aus gramenter versetzt
und dieses von lat. gravamentum abgeleitet sein; syncope des langen a
liegt auch in serment {von sacramentam) vor.
Gale. Die bed. schwiele ist nicht zu verkennen Baud. Cond. 166,
393 A tes crons mustiaus as soros Et ä tes plas pi^s plains de gales.
Diese bed. ist jetzt noch im Hennegau dem werte eigen.
Gercer. Mlat. cfaaraxare {xaQaoaeiv) ritzen, kratzen, das von
Littre aufgestellte etymon, widerstreitet dem buchstaben.
Gibier. Bugge fuhrt als conjectur dieses altfr. verb auf ein lat.
^capicare, abl. von mlat. capus fälke zurück. Zur bed. stellt er die des
engl, to hawke, und wegen gi aus ca vergleicht er girofle aus caryo-
phyllum und d^ingander = mail, scanchinä {Rom. III, 147); s. Rom.
IVf 368.
Gier. StuMer {Grob. Ztschr. I, 431) versucht eine erklärung von
gierres {Oxforder Psalm. 72, 13) auf ein lat. de ha re jet4 gründen; der
anlaut g wie in jour und vielleicht in gehni = de faodie; doch stößt er
sich an der zsgs. form regieres Fantosme 1330.
Glaise. Die altfr. form war gloise {Chev. as d. esp. 7008), wa9
kürze des stammvocals andeutet.
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764 ANHANG IL c. GOURMER-HANTER.
Gourmer. Lütrffs erklürung von gourmet — es heif^e zunächst der
diener (s. grnmo thi. I) eines tveinhändlers — tmrd widerlegt bei Scheler.
Grammaire. Sowohl masc. cUs fem, kann dies wort nicht auf
grammaticariag zurückgeführt werden, sondern es kommt von grammaticus
durch denselben lautlichen proceßy welcher medicus in alifr. mire und
artem magicam in aitfr. artimaire verwandelt hat {s. unten mire). So
lautet die wohl begründete ansieht Tobler's {Rom. II, 244); das von Dies
nach Ratjnouard angeführte pr. gramäire hält Tobler, ohne es aneuoeifdn
zu wollen, für eine franz. lehnform; das pr. gramatge entspricht voll-
kommen der form metge von medicus.
Gravi r. Wenn ramper zu rampa kralle gehört, warum sollte nidU
auch graver (dies die forfn deren sich Rabelais bediente und wohl die
ursprüngliche) auf grau (altfr. und noch mundartl. = kraUe) zurüdcge-
führt werden?
Grfeve. Das celtische etymon wird volletids unterstützt durch altfr.
groe sand, kies Berte a. gr. p. 838 (Berte gist sor la terre, qui est dure
com groe), Baud. Seb. I, p. 169 (au champ dessus le groe).
Grigou. Zu diesen Wörtern auf on ist noch gabelou Zöllner zu
fügen; cagou ist nicht mehr im gebrauch. Dazu kommt noch der jedem
Franzosen bekannte volksausdruck voyou, worüber man sehe Fr, Michel,
Dict. d^argot, und Ch. Nisard, Ouriosites, p. 174 ff. — Grigou vom
dtschen grind abzuleiten, darf bei Littre wunder nehmen.
Grim. Auch altfr. fem. grime, Trouv. beiges 239, 422 ven^s avant,
ma dame grime.
Grimoire. Scheler denkt an ein volksthümliches vb. grimer ""grif-
fonner\ dem auch grimaud und grimelin schuljunge, gleichsam ^papier-
kratzer, entsprossen zu sein scheinen.
Grive. Nach Scheler' s conjectur zum thema grip "^rauben gehörig,
vgl oiseau de grip und vb. griveler stibitzen.
Gueuse. 5. weiteres bei Scheler.
Gueux. S. auch G. Paris, Chansons du J6* siecle, p. 129, wo die
etymologie coquus evdschieden abgewiesen unrd.
Haute. Förster {Grob, Ztschr. II, 84) empfiehlt das etymon hasta,
erstens weil ames seiner bed. nach (querholz*) mehr abliegt, zweitens weil
hasta ein gemeinrom. wort, und drittens weil banste die ältere form ist
(Psalter, Roland u. s. f.). Die einschiehung des n vor ^ -{- cons. ist ein ge-
wöhnliches factum; zu den im Chev. as d, &ip, s. L und Grob. Ztschr. I, 560
angeführten beisp., fügt Förster noch das besonders ztäreffende tanster
(Hiob 338, 4; 346, 29) neben tasten
Haut er. Das aspirierte h ist nicht stammhaft, sondern hinzugetreten
wie in haut, houlette, h^risson, hulotte, huppe, hurler; die beispide von
reinem a sowohl beim verb als beim subst. antise liegen zahlreich vor {s.
Scheler). Femer ist die grundbedeutung des worts nicht sowohl häufiger
besuch als umgang, verkehr, bleibender auf enthalt; es ist synonym mit
altfr. converser, lat. conversari. Diese umstände rechtfertigen das von
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ANHANG IL c. HATEBEL-HÜRE. 765
mir in der 2. ausg. des Dict. aufgestellte etymon *ainbitare umgehen.
Gegen laut und bed, ist nickts einzuwenden; daß das frequentativ von
ambire nicht vorkommty macht keine Schwierigkeit, sonst müßte man die
allgemein angenommenen etyma von oser, user, refuser, oublier, profiter
gleichfalls in eweifd ziehen. Daß das von Dies angerufene altn. heimta
sich nur künstlich mit dem sinn von hanter einigen läßt, hat wohl man-
cher gefühlt; zumal bei hanter = exercer, pratiquer^ wo sich dagegen
der gedatike 'mit einer sache umgehen' so ncUürlich airf'drängt. Habitare,
zu dem sich Littre bekennt, genügt lange nicht allen Verwendungen des
Worts. Die begriffliche entuncklung, die ich für das fr. hanter annehme:
herumgehen, begehen (einen weg), umgehen, verkehren, sich aufhalten, ein
geschäft betreiben, ist etwas verschieden von der im Grimmischen Wb.
dem dtschen hantieren beigelegte, aber dieses lehnwort hat eben seine be-
sondere gescftichte.
Haterel. Bugge {Rom. IV, 360) halt mit Grandgagnage haterel
für identisch mit hätereau Branche de foie de porc, poivree, saUe et
grillee\ das zu haste = dtsch. harst (s. oben fleche) gehört, indem es
auch die bed. ^col de veau ou de porc besaß. Zunächst bezeichnete
hätereau einen theü des geschlachteten thieres und wurde dann auf das
lebende, selbst auf den menschen, übertragen. Altßämisch hieß herst '«pina
porci, dorsum porci\ so heißt auch haterel Renart /, 167 rückgrcU; wie
die bedd. rücken, rückgrat, nacken, hals in einander spielen, beweist sp.
cerro und lat. tergum, welch letzteres mit gr, XQOxrilog verwandt ist.
Haut. P. Meyer (JEcole des Chartes 3. 5*'* IV, in der recension von
Littre): „Es gibt franz. Wörter mit vorgesetztem h ohne deutschen einfluß:
hifeble, heur, huis, huitre, huit So auch haut, hurter, heingre. Die ein-
silbigen mit arU. vocal {wozu im gründe auch huitre, hi^ble, heingre ge-
hören) haben die neigung aspiration anzunehmen; sie scheinen damit
einen größeren understand zu gewinnen und weniger in gefahr zu sein,
mit dem vorhergehenden worte zusammenzufliessen.^^
Haver. Davon dim. *havoter rauben, plündern, woraus sbst. oitfr.
havot raub, plünderung, engl, havoe; s. m. anm. Trouv. beiges s. 352.
Herse. Eine weitere analogie für harceler ^ni^Fe« bieten itoi.
mundartl. ausdruckte, welche zugleich hirpex und incubus {der peiniger)
bedeuten-, s. Flechia, 11.
Hide. Nach Schuchardt, Vok. II, 258 = foeda, sbst. von foedus.
Hie. Ist unmittelbar abzuleiten vom altfr, hier keichen, fig. sich
anstrengen, ereifern, Baud. Cond. 275, 130.
Ho'uiHe. Eine weitere atäorität zu gunsten des etymons schölle,
prof. Bormans in Lüttich, citiert Scheler {2. ausg,).
Houspiller. Scheler beanstandet die Littre* sehe deutung.
Hure. Bedeutete ursprünglich eine Jcopfbedeckung ; eine handschrift
von Jean de Garlande's Dictionarius übersetzt pilea durch hures und
pileola durch hurez (s. Jahrb. VI, 294—5); auch in der von Diez an-
gezogenen stelle des TCant. ist la hure abati, wie der lat. text lehrt, zu
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766 ANHANG II. c. ISART-MARAUD.
verstehen ^püeum dejecU"; vgl, noch ältengL hure = galeruSj püeus {s.
Ducange). Dies veranlalU Bugge (Rom. TV, 362) unser wort durch dttn.
hnfk hui oder kappe^ besonders eine härene oder pdemüize = dtsch. haube
0u deuten; die syneope des f ergab hue, die dnschcUtung von r (s. mire)
hare. Die bedd. köpf, haar, struppiges haar sind später hinzugetreten;
einen ähnlichen begriffswechsd zeigen verschiedene Wörter für hut in den
scandinav. sprachen. Die überlebende bed, des worts ist köpf, besonders
wüdschweinskopf, AUfr. have, hnvette wären sonach dem deutschen hdba
{haube\ hure hingegen dem älinord. entnommen, — Das cps. dehnrä Trouv.
bdgesy 237, v. 373 scheint koMkopf zu bedeuten,
Isart Deutungsversuche bei LittrS.
Larigot Das in der 1. ausg. vermuthungsweise aufgestellte etymon
arinca (roggenstengd) hat Diez in der 2, stillschweigend aufgegeben;
wahrscheinlich auf grund der von Diefenbach, Orig. europ, p. 234, ange-
stellten untersucJnmg über das gallische wort. Wenn aber arinca versagt,
läßt sich vieiUeicht eine deutung mittelst alica versuchen. Der kunstaus*
druck largo befriedigt kaum.
Liart Wenn, wie Lid>recht behauptet, liard früher eine sUber-
münze bezeichnete, so ist es unzweifdhaß identisch mit liart weiß, vgl.
blanc, sp, blanca (sübermünze); Jahrb. XIII, 234.
Locman. In der 2. ausg, zieht Schder altfr. laman {woher *la-
maner, lamanenr) aus läd-man, vom ags. lad leiten. Das etymon ndl.
loadsman /mV fr. locman erachtet er für unsicher.
Lodier. Ist den neueren Wörterbüchern fremd.
Lop in. Anders denken Littre und Schder. Zu erwägen ist auch
die unter Littre' s citaten sich darbietende bed. ^schlag*.
Lorgner. Wie ist das adj. lorgne zu erklären. Perceval 2010:
Ne sui si lorgnes ne si lois (= luscns) Que vostre fanset^ ne voie?
Die patois haben auch calorgne, worüber nachzusehen Darmesteter p. 112
(ca ist pejorativ'präfix). Auch findd man altfr. lour, s. DC. s. v. Ins-
cns. Vgl, oben caluc.
Lnmignon. Das wort wurde bisher allgemein für eine ableitung
von Inmen angesehen; daß diese ansieht nicht stichhaltig ist, habe ich
hoffentlich zur befriedigung meiner mitforscher in der Rom. IV, 460 be-
wiesen; meine argumente zu gunsten des ndeU. licmen habe ich zu meiner
genugthuung in Littre 's Supplement^ abgedruckt gesehUm, aber mit geringerem
Wohlgefallen fand ich daß die in der Born, mit meiner Unterschrift ver-
sehenen Worte dort herm Comu in den mund gdegt werden.
Laqner. Lomb. laghera ist, wie Flechia 342 meint, dbgdeitetvon
demselben laca, von wdchem bellugue, beluga u, s. w., also = lucaria.
Maneyir. Das gegentheü von amanevi ist esmanevi ^entfremde^*
(Brun de la Mont. 2916).
Mar a ad. Bugge, von der bed. armsdig, verlumpt ausgehend, sidit
in marand eine rom. ableitung von malus (vgl. die bUdungen courtaud,
richaud); malaldo wurde zu maraldo wie melancolie zu merancolie.
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ANHANG IL b. MARCASSlN-JtEGüE. 767
Wenn im deutschen lehnwori marode der sinn ^müdigkeit^ enthräftung^
vorwiegt, so- erinnert dcis an das it. malito, sp. malaco; s. Bom. III, 165.
— Diese deutung hat viel für sich, und für meinen theil tm^ ich nichts
einzuwenden; sie ist jedenfalls jsusagender als die van Rönsch (Jahrb.
XIV, 183), welcher das hehr, marad ^aus der heimath verstoßen, umher-
irrend, obdachlos^ für das etymon ansieht. Das von Littre erwähnte cors.
marodi, com. maro kränklich spricht gleichfalls für einen stamm mar = mal.
Marcassi n. Rouiin (bei Littre, Suppl.) sieht hierin ein ndl. melk-
swyn. So sehr fr. cochon de lau diese ansieht zu unterstützen scheint,
so steht ihr doch der buchstabe entgegen, das wort müßte ssuin zur endung
haben {vgl. marsonin). Ich stelle es lieber zu marqnais pfütze, grübe,
wovon norm, margas eine nebenform sein mag. Das wühlen in der pfütze
hat ja auch, wie es scheint, dem gr. yQ0fiq>ig und dem lat. scro£& den
namen gegeben. Woher aber marquais, nUat. marcasium? Läßt es sich
mü mare mariscns in Verbindung bringen?
Marcher. In der 2. ausg. erinnert Schder an ein ähnliches be-
griffliches verhältniß zunschen walken und engl. walk. — Im fig. sinne
wird altfr. marchier treten, zertreten zuweilen mit marchir = marcescere
verwechselt, so sagt Baud. Cond. 197, 8 poar lor orguel marchier, und
200, 82 est or bien li orgnex marchis.
Mare. Ein langes verzeichniß von ital. ausdrücken für „incubus^^
hat Mussaßa zusammengestellt, s. v. mazamol seines JBeitr. 78, anm.,
unter denen, wegen cauche-mar, die mit calcare gebildeten besonderes in-
teresse verdienen. Noch weitere findet man bei Flechia, Postille etymo-
logiche, 10—11.
Massacre. Wenig zusagend ist Caix' deutung massacrer = am-
mazzare + sacrare (Grob. Ztschr. I, 426). Dem worte, das nicht über
das 16. jh. hinauf belegt wird, mag allerdings eine anlehnung an sacrare
die jetzige gestält aufgeprägt haben, aber ursprünglich war das thema
macecf ; icJi habe Enf. Ogier 5686 ein sbst. maceclerie metzdei und in
meinen Deux red. de la leg. de Sie Marguerite 36, 666 masecrier henker
hervorgehoben.
Matelot Bugge (Rom. III, 166) empfiehlt oltn. matnnautr (ent-
sprechend mhd. mäz-geD6ze) tischgenosse, ein besonders von den schiff-
leuten gebrauchter at^druck, die in verschiedene mötuneyti oder tisch-
genossenschaften eingetheiU waren. Matelot verhält sich zu matenot wie
gODÜEÜoii zu gonfanon, it. temolo zu lat. thyminus. Diese erJdärung be-
günstigt die von G. Paris in einer der handschriften der Passion aufge-
fundene form mathenot
Mazette. Gaston Paris (Rom. III, 113) fragt ob sich dieses wort
nicht mit it. mazeta ßei Mussafia, JBeitr. 78, mit „steblein^^ übersetzt),
dem dim. von mazza stock, identificieren lasse; vgl. burdo maulthier und
boardoD stob, sp. muleta maulthier und krückenstock.
Megue. Liebrecht (Jahrb. XIII, 234) denkt unter anderem an
gr. fiihia, saure milch.
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768 ANHANG IL c. MERIR— MIRE.
Merir. Der conjunctiv mire = mereat ist eben so wenig cmstößig
als empire = imperium. .
Micmac. Besser stcUt 'spUsb0>eret setze ^inaukdei\
Mievre. Die gleichstdlung von mi^vre und nievre und folglich das
etymon nebulo Hesse sich zur noth lautlich rechtfertigen; wandet von n
zu m liegt auch in Mitonche (ßr Nitouche) und mastouche ßat. nastar-
tium, s, Schder) vor, — Das wort lauieie wohl ursprünglich mieuvre
(mieure wird hei Littre belegt); da nun pieuvre {nebeirform von poulpe,
prov. poupre = polypus, polpus) ein thema popl (umgestellt aus polp)
andeutet, Hesse sich auch füglich mieuvre auf lat, mobilis beweglich^ rührig
zurückführen. Diese meine im Dict. (2. ausg.) ausgesprochene^ conjectur
mag vielleicht mehr gönner finden als das etymon semiebrins, dem Rönsch
(Jahrb. XIV, 184) sich zuwendet. Meuble, meuvre, mieuvre, mieure,
mievre ist eine, scheint mir, correde entwicJdung. [Diese deutung wü^d
auch den lesem des Courrier de Vaugelas (Jahrg. VII, p. 82) mit den-
selben details als die zutreffendste geboten, der name ihres Urhebers jedoch
übergangen]
Mire. Die herleitung aus medicarius bestreitet Tobler entschieden
(Rom. II, 242); syncope der sübe ca sei unzulässig. Er geht vielmehr
von medicus aus, welches in folgender weise eine dreifache behandltmg er-
fahren habe. 1) Medicus ergab regdreckt zunächst meide (höchst selten)
und daraus meie {Sermons de 8. Bern. 626, 528, 570, vgl. per mei =
per medium), und die verbreitete form mie {vgl. -erium, fr. -ire in avou-
tire, empire u, ähnl., vgl. besonders mie-nuit = media nocte). — 2) Das
durch syncope des c sich herausstellende thema medie umrde gleichfalls
in gewohnter weise zu medj* und so entstand das bekannte miege {vgl.
piege, Jumieges aus pedica, Gemeticum). — 3) Ein dritter verwand-
lungsmodus beruht auf der von Tobler an einer ganzen reihe von beispiden
nachgewiesenen einschiebung eines r an die stdle des ausgefallenen d:
medie, durch attraction midie, durch syncope mi-ie, wurde mirie (LK
304) und scMießich mire; nebenbei auch mere und miere {vgl. matire
neben matere matiere). Zur form mirie gehören die abll. mirgesse weiblicher
arzt (Ruteb. II, 179) und mirgie medizin (Ch. au lyon 649); zu mire:
miresse, meresse (L. des Mest.p, LXXVIII und 38). In analoger weise sind
nach Tobler entstanden aus remedium homicidium navigium grammatica
artem magicam die formen remire omecire navire grammaire artumaire.
Gegen diese theorie des eingeschobenen r, welche Tobler späterhin, an-
läßlich des Wortes vrille (s. d.), noch an weiteren fällen zu bewähren
suchte (Ztschr. XXIII 414), legte G. Paris (Rom. VI, 127) einspru(A;
für ihn ist in den meisten der angezogenen fälle das fragliche r aus ur-
sprünglichem d durch ein vermittelndes 1 entstanden (vgl. concilium con-
cire, nobilius nobire). So ergebe sich für unser medicus die formenreihe
midie milie mirie m(re, vgl. Aegidius Gldie Gilie {woher Gilles) Gire,
[In entsprechendem sinne^ sprach sich auch, vor G. Paris, Mussafia aus,
bezüglich einer im Clievalier as deus espees 2257 vorfindlichen form miles
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ANHANG IL c. MOIRE— OTER. 769
= mires.] — Anders denkt sich die bildung von mire L. Havet (Rom.
VI, 256): „Später als der wandet von t und d in d (dh), als der schtound
des medialen c, als der fall der protonischen vokale und epitonischen
endlaute, und als die Schöpfung einer gewissen anaahl gelehrter Wörter,
hat sich die consonanten-gruppe d\, da wo sie die fr am. spräche damals
besaß, in die gruppe ri verwandelt, welche dem rhotacismus von d bei der
berührung mit dem consonanten i (jot) direct entspringt"
Moire. Das arab. wort ist mokbayyar, au dem auch it. mocajardo
*tma sorta di tela di peU/ stimmt; s. Devic.
Moite. Scheler schlägt vor mixtas, das sowohl dem buchstaken (vgl.
espois von spissus, dois von discns) als dem begriff genügt (moite liegt
zwischen trocken und naß). Ducange s. v. mixtum erwähnt ^ble moitang^'.
Baudry bei LittrS stimmt für mneidas, das aber nur moisde ergeben konnte.
Moquer. 2wr erhärtung meiner auffassung, die von LittrS geneh-
migt unrd, bemerke ich noch, daß auch unser schneuzen im sinne von
prellen gebraucht wird, s. Sanders.
Morgue. Deutungsversuche bei Scheler.
Nans. Die bildung nantir ist gegen olle reget (s. Scheler). Das
alte wort bedarf einer näheren aufklärung.
Orfraie. Diesen vogelnamen trennt Suchier (Grob. Ztschr. I, 432)
vom alt fr. ospres (Äuguis, Poetes II, 140) = engl, osprey. Dieses ospr^s,
ursprünglich wohl osprais, stelle das gr.-lat. oripeiargns dar, woraus
*oripeFagus und fr. orprais; die gleichartigkeit der bedeutung bewirkte
vermengung der formen: orprey unirde osprey und osfraie wurde orfraie.
üebrigens könnte auch letzteres oripelargus jmr quelle haben, vgl. fresaie
attö praesaga.
Orfroi. Liebrecht (Jahrb. XIII, 235) verweist, wegen fresum {in
aarum fresum), auf Uhland, Schriften I, 279 anm. 1.
Orif lamme. Ist, meines erachtens, nicht aus aariflamma, sondern
letgteres aus dem frans, worte. Wir hohen hier eine verkürete form von
orie- flamme des Rolandslieds 3093 {vgl. dimanche für diemanche,
minuit f. mienuit). Man behauptet freilich, daß in der erwähnten stelle
orie zweisilbig gelesen werden müsse wie v. 466 und Alex. 117", und es
haben die herausgeber zu diesem behufe eine sübe in den vers eingefügt
(i, il, lor); aber läßt sich denn neben orie = oire = aureus golden
nicht auch eine form ori, orie goldfarbig anerkennen, sei es = *aurivu8,
oder besser = *auritus {vgl. blanchi, blesmi, jauni)? Ich verkenne das
bedenkliche dieser annähme nicht, aber es scheint mir nicht minder ge-
wagt, mit Darmesteter, Formation des mots comp. 27, ohne bdeg, in ori-
flamme, ori aus orie = orje werden eu lassen. Vgl. pr. auria-flor, neben
auriflour, auriflan, auriban {s. banda).
6t er. Scheler 2. ausg. ver eichtet auf seine conjectur abstare austar
oster. — Den deutungsversuch Lücking's (Die ältesten fransf. mundarten)
durch hospitare bezeichnet Neumann mit recht als geistreich aber zu weit
hergeholt (Grob. Ztschr. II, 169).
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770 ANHANG II. c. OUAICHE-PIETRE.
Ouaiche. Nach der Akademie männlich, nach Liltre weiblich;
tpurde früher houache houaiche geschrieben. In meiner ersten ausg. stdUe
ich das wort zum glbd, engl, wake ; auch Littre hat seitdem dieses etymon
atrfgestellt; Ed. Müller jedoch gibt der Diee' sehen deuiung den vorzug
und ihm habe ich mich in meiner zweiten ausg. angeschlossen.
Paletot. '^ Anders Lütre, den Schder widerlegt.
Fan. Wie pannus zur bed, 'weggenommene sache, pfand" hat ge-
langen können^ läßt sichj wie mir scheint, nur auf folgende weise er-
läutern. Es muß das vb. paner, pr, panar zu grund gdegt werden, das
wohl zilhächst 'der kleider berauben hieß und dann die dllg. bed. rauben,
wegnehmen entunckelte; aus diesem das suffixlose sbst. pan genommene
Sache, pfand. Dieses pan erzeugte seinerseits ein hier übergangenes vb.
panir pfänden, in schaden setzen; von diesem kommt hinwiederum sbst.
panie pfändung, beeinträchtigung (prendre panie sur qn. Baud. Conde
23, 163). Mir scheint übrigens ein fr. paner in der bed. von nehmen
etwas verdächtig, so daß sich pan pfand kaum daraus ableiten läßt (dem
Provenzalen ist pan unbekannt und sein verb panar muß wahrscheinlich
anders gedeutet werden). Wenn es sich bestätigen sollte, daß mlat. pannus
zunächst 'velum quod obsignatis rebus appenditur bedeutete, verschwände
jede Schwierigkeit.
Pantois. Daß pantaisar nicht mit Caix (Grob. Ztschr. I, 428)
durch pant + *anxiare (= it. ansare) sich erklären lasse, wird man
G. Paris gerne zugeben, aber ob das etymon phantasiare, welches dieser
befürwortet (Rom. VI, 629), das richtige sei und ob pantois oder pantais
dem laf. phantasticus entspreche, bedarf des beweises; Paris sagt nur
pantaiser habe seit dem mittelalter neben seiner bed. athendos sein in den
südl. Provinzen die bed. ,,revcr^\ irre reden (oder träumen?), und der
eigentliche sinn sei „avoir le cauchemar'^. Ist anl. p aus ph so ohne
weiteres zulässig?
Parelle. Das von Ducqnge aus dem Pseudo-Macer citierte glbd.
paratella darf als eine lat. Umbildung des span. wertes angesehen werden.
Immerhin bleibt das etymon pratum zweifelhaft; warum soUte der Spanier
paradela neben prado gesagt haben?
Parrain. Förster (Ch.as d. esp. 10769) weist nach, daß die form
auf ain so alt ist als die auf in, daher neben patrinus auch patranns
vorausgesetzt werden müsse; so auch für marraine.
Pier. Das hier erwähnte sp. empinar ist nur eine specieUe Ver-
wendung desselben verbs in dessen bed. heben, in der art une der fron--
zose ^lever le coude sagt. So meint wohl richtig Liebrecht, Jahrb.
XIII, 236.
Pietre. Dieses wort, in der ersten aufläge von Diez durch pedestris
erklärt und dann wegen mangels an gehöriger begründung beseitigt, neh-
men wir hier wieder auf, indem das etymon pedestris durcA das von
Tobler an mehreren stellen des Gautier de doinsy erwiesene Vorhandensein
eines altfr. peestre in der bed. des nfr. pifetre vollkommen gerechtfertigt
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ANHANG II. e. PIROUETTE-RADOTER. 771
ist; aus peestre ward pYestre (vgl. pion, lion, altfr. crier = creare), und
daraus das zweisilbige pi^tre (vgL diable, lien u, a.). Brechet hat die
Diee'sche etyvnologie aufgenommen ohne der Schwierigkeit isu gedenken^ auf
welche Biee hinwies; s. Ztschr, XXIII, 418.
Pirouette. Für Caix (Grob. Ztschr. /, 423) sind die beiden bih
dungselemefvte pir 4- rouette. ,jDer stamm pir bejseichnet gegenstände
die sich schraubenartig um sich selbst drehen; er findet sich in vielen
composita der üal. mundarten, so wie im fr. piron 'eine art thürangeV
und im pr. birou bohrer\ Flechia (Arch. glottol. 11^ 316—7) führt ihn
ofuf gr. nagcov schraube^ '7ietQog pflock zurück. Nach analogie von
girouette gebildet.^*'
Plais. AUfr. plaissier = lat. plexare findet sich im sinne von
beugen, zähmen: la char fraindre et plaissier Quenes deBähune (Trouv.
beiges 12, 11).
Posnöe. Einen bescheidenen erUärungsversuch durch potis, *poti-
nus bietet Schder im Gloss. m Froissarfs Chron.
Poudre. Andrer ansieht sind Gachet und Littre hinsichtlich der
bildung von poussiere. Man beachte das von pols abgeleitete prov. adj.
polsoB.
Pouili^. Fun grundwort polypticarium läßt sich nur mit mühe
recht fertigen; aucti gäbe die contraction polptcarium nianals pouiller,
auch wenn sich letjäere form finden sollte. Leider hat das wort keine
geschichie; mir schwebt vor es sei eine einfache willkürliche Verkürzung
von d6pouiii6 *relev6, vergeichniß' ; so sagen die Wallonen dicace kirch-
weih statt d^dicace.
Prinsautier. Nfr. prime-sautier ist noch in vollem gebrauch.
Puirier. Nach Tobler (Mitth. I, 266) von procerare von proce-
rus, welches sein erstes r durch dissimilation verloren hätte^ wie span.
postrar, pr. penre; une ist dies aber der bed. nach eu begründen? Läßt
sich einem vb. procerare die bed. darreichen unterlegen, wie dtsch. langen
von lang? Am buchstaben ist nichts ausjmsetzen; p(r)ocVare aus pro-
cerare ist nicht weniger correct als blasf mare aus blasphemare. Jeden-
falls ist porrigere nicht passend (zu diesem gehört sp. espurrir ausstrecken).
S. auch Jahrb. X, 264 und XI, 162.
Pupitre. Meine erUärung der franz. form durch vorrücken des
accents und Versetzung der liquida {also pup(t'lum) habe ich in der 2.
ausg. meines Dict., obgleich von Brächet und Littre gutgeheißen, aufge-
geben; ich halte dafür, daß pupitre auf einem dim. puipitulum beruht.
Quenne altfr. kinnlade, s. Du Meril, Dict. norm.; daher quenotte
kleinkinderzahn; Diez, hdschr. notiz; s. auch Littre.
Quivrer. Vgl. meine betnerkung zum vb. cuvrier im Bastart de
BuüUn, V. 3082.
Radoter. Es wäre zu untersuchen, ob redoter nicht als äbleitung
des altfr. reder delirare zu betrachten sei; s. mein Dict. s. v. rever und
fnein gloss. zu Froissart s. v. enrederie.
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772 ANHANG IL c. RAME -REGRETTER.
Rame. Daß ein aUfr. rein für rame wirklick bestand (Ben. t.Iy
64)y findet man bei LittrS, aber nirgends begegnete mir eine erwäJmung
des bei Froissart und nordfranz. dichtem mdfach gebrauchten rime, vb.
rimer (s, mein glossar su den Chroniques); dies ist doch wohl das dtsehe
riemen, ahd. riemo rüder? — Brächet j MSm. de la Soc. de ling. I, 419 y
hält rame für verderbt aus prov, rem.
Rate. Das gegentheil von döratö scheint aitfr, ratier jm bedeuten:
mürrisch, griesgrämisch^ daraus geizig, karg, s. Schder eu Froissart,
Poisies I, 162, 2563, und Förster eu Ghev. as d. esp. 21.
Ravauder. Ich möchte lieber ravaut zum stamme rav von ravasser
(s. rSver) stellen; zunächst einer der unsinn redet; daraus vb. ravauder
und von diesem sbst. ravaut, unsinn, aufschneiderei. Das wort hat mit
ravauder fUcken (der alten spräche, wie es scheint, fremd) nichts zu ihm.
R6. Das hier vorgeschlagene etymon rete hat regelrecht roit, roi
gegeben; langes e kann nur in gelehrten Wörtern zu fr. 6 werden. Da-
rum leitet Förster richtig y6 von lat. ratem floß ab, dessen bed. ^zusam-
mengefügte balken für scheiterhat^en wohl besser paßt als ^netz^; Grob.
Ztschr. I, 561.
R^che. Davon (oder direct aus dem deutschen?) enreski harsch,
brach; s. Jahrb, X, 256.
Reeru, recrne. Diese beiden Substantive stimmen volOcommen zum
etymon recrottre, sie bedeuten nachumchs, Zuwachs; auch recruter, eine
büdung des 17, Jahrhunderts, wurde bisher ohne Widerspruch als directe
abl. vom particip recru (vgl. chu, chute) betrachtet. Diese herkömmliche
ansieht ist jedoch von G. Paris (Jahrb. XI, 167) in zweifd gezogen
worden. Das ächte wort sei recluter = it, reclutare, sp. reclutar, dessen
eigentl. bed. (ein kleid) flicken, aufbessern, figürlich auf die vervoUstän-
digung einer truppenmannschaft übertragen worden sei; „recruter un
regiment, c'est le rapiecer, lui remettre les morceaux qui lui manquent^^;
später construierte man ^recruter des hommes pour un regiment. Woher
nun aber dieses cdtfr. recluter aufflicken, von dem Paris die bdege nicht
schuldig bleibt? Es gehört nebst dltfr. clutet (s. Tobler zum Besant de
Dieu V. 260) zum altfr, clut (Pariser Gloss. 7692, nr. 410), welches
'frustum stück, stück tuch, fleck^ bedeutet, und von dem sich noch die
abll. cluterel fetzen, cluter, ndai. clnstare zerstückeln, auch clustrer, clis-
trer Meine Stückarbeit ausfuhren {daher dtsch. klütern, klittern, klitter-
werk) vorfinden {s. Ducange s. v. reclutare). Dieses clut nun stdU Paris
zum altn. khitr, schwed. dän. klnt stück tuch, fetzen. Er spricht sich
aber nicht darüber aus, ob er recrne als das verbal-subst. von recruter =
recluter ansieht, und somit reclue für die normalform hält, denn beide
etymologisch zu trennen erregt doch bedenken.
Regretter. S. über das wort G. Paris zu Alex. 26' und Schder,
Dict. d'etym.; beide bekennen sich zum etymon goth. grStan weinen (= aU-
nord. grata), das auch Diez im Krit. anh. 26 empfahl, (Jber in der 3. ausg.
(ob absichtlich?) nicht wieder erwähnt hat.
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ANHANG IL c. RELAYER- SELON. 773
Relayer. Relais kann nur als suffixlose ableitung van relaisser
cmgesehen werden^ also engl, release entsprechend; relayer ergtd) sbst.
relay, das im engl, forüebt.
Renge. Das wort bedeutet nach G. Paris (Alex. p. 179) die
schnalle mm anstecken des Schwertes; er citiert die Eeichenauer glosse
^fibnlas, hrincas vel fiblas\
Rez. Nd>en rez läuft noch die mod. form ras in au ras de l'eau,
au ras de terre. Von der redensart au rez de chaass^ kommt sbst.
rez-de-chanss^e erdgeschoß (zu ebener erde).
Rin. Ich hatte dieses wort in meinen text des Bueves de Commar-
chis 2360 aufgenommenj aber mit einigem eweifelj ob nicht besser riu oder
rui eu lesen sei. Seinerseits äußert sich Tobler (Gott. gel. ane, 1874j
s. 1043) also darüber: Existiert das wort rin ^queUe wirklich? Mir
ist es nirgends begegnet cUs an der von Dies citierten stelle und auch da
hat es vielleicht dem bekannten riu oder rui (rivus) bu weichen.
Rineer. Mit prov. recensar ist jsusammensusteUen aUfr. rechin-
cier auffrischen^ spülen (noch jetet heißt rechinser bei den tuchmachem
auswaschenj, worüber ich mich in meinem glossar eu Froissart ausge-
sprochen; mein muthmaßliches etymon recentiare, das ich damals mit
übersehung des Diee" sehen artikds aufgestellt hatte, findet durch den art.
recentar in Mussafia's Beitr. 94 voUe bestätigung. Flechia (Post. etim. 28),
der sich gdegenUich des moden. arsinzer lang und breit mit den roman. Ver-
tretern des rnUxt. recentare und recentiare abgibt, macht Dies einen Vor-
wurf daraus, daß er etymologisch fr. rineer und prov. recensar getrennt
habe; aber um dieselben zu vereinigen, müßte nicht nur die istüässigkeit
einer syncope des pcdatalen c auf franz. gebiete, sondern auch eine form
reincier, so une ein picard. rinchier nachgewiesen werden. Jedenfalls
ist das von lAttre für rechinser als unzweifelhaft aufgestellte resincerare
entschieden abzuweisen.
Ronce. Ein anderes fr. ronce mit der bed. runzel, also wohl
deutsch, findet man Eich, l, b. 143,
Rosser. S. oben rocca thl. L
Ruer. Dieses volksthünüiche hoch hinauf reicherte wort kommt
nicht von ruere, das altfr. roer, nfr. rouer geben müßte, sondern von
dem intensivum dieses verbs, rütare, wie arguer von argütare {nicht ar-
guere); nachgewiesen von Förster, Grob. Ztschr. II, 87.
Runer. Eine weitere belegsteUe ist Friere TheophüiAS 108, 3 in
Grob. Ztschr. I, 257.
Rüste. Nfr. rustre ist offenbar == rusticus mit dem bekannten
einschub von r {vgl. tristre celestre); abgel. rustaud.
Säule. Von sälicem hat auch das ältfranz, die form saus (Are
periU.) überkommen; dimin. altfr. saucel.
Selon. Man trifft auch altfr. soron (Mont S. Mich. 1085), und
seront (Jehan de Journi 603, 913), worin Tobler (Ztschr. XXIII, 416)
das r als an die stelle des ausgefallenen c von secundum getreten be-
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774 ANHANG IL c. SEMILLANT-SERL
trachtety während G. Paris (Rom, VI, 13) hierin einfache toandlung von
1 in r erkennt. Förster (Grob. Ztschr, /, 664) tritt nickt nur der- Tob-
ler'schen ansieht bei, sondern seines erachtens ist selon erst a^s seron
entstanden. Wir hätten also folgende formenreihe: segond, seon (ohne
beleg), se-r-on, endlich selon. Die Schreibung selonc, meint Förster, sieht
nicht im wege. Wenn diese neue darstellung der genesis von selon su
allgemeiner geltung gelangen sollte, wird sie natürlich die Scheler'schen
argumente eu gunsten von sub longo hinwegschwemmen.
S^millant. Nach Bugge (Rom, FF, 365) von *8ubmiculare {wegen
u jw e, vgl. secourir, s^journer, semondre). [Zu beachten ist altfr. semille
loser streich Rom. de la Rose (von Roq, citiert).]
Seri, auch sieri altfr., fem. serie, prov. fehlt (doch hat Honnorat
luna seria 'lune sereine); von Nicot, der es noch kennt, mit serenus er-
klärt, von andern mit serein, doux (Bartsch), auch mit agreable, meUh
dieux (Gachet); beisp. voix basse et serie; il se tint coy et seri (Nicot),
issi moult eoiement e{ moult seri NFC. 7, 210; serietö stille, ruhe:
Quant tout fu en grant serietö, il encommen^a ä chanter GNev. (bei
Roq.); asserir beruhigen Roq. ohne beleg, la noit est aserie 'devenue
epaisse Michel Rol. LVI, ib. CGXCVI ^ assombrie ; aserisier: qnant
le peuple fust asserisiö, 'befriedigt^ Bartsch Chrest. 414^ 18 (das vb. ge-
bildet tvie pr. assuauzar, it. soavizzare). F!s versteht sich, daß hier weder
an serenus, noch an sinuB. gedacht werden darf; wohl aber könnte seri
aus asseri abgekürzt sein, also eigentl. beruhigt, ruhig, still, verwandt mit
der bed. von serins. Oder ist asserir von lat. asserere in der bed. von
inserere einmischen? Oder ist adj. serus 'spät, langsam im spiel? —
So tveit eine handschriftliche notie des Verfassers. Ich stelle ihr folgende
Untersuchung von Suchier (Grob. Ztschr. I, 452) an die seile: „Das wort
hat zwei bedeutungen. In der ersten ^ sacht' oder 'stüV führt Tobler
dasselbe auf lat. secretus zurück (Gott. gel. anz. 1874, s. 1048). Wie
aber läßt sich die andere bed., ^klar, die vom wetter und getrunken (xus-
gesagt wird, mit jener vereinigen? Sie bezeichnet fast den gegensats
der ersten. Daher ist man wohl berechtigt, für die bedeutung klar ein
arideres etymon zu suchen. Nun erscheint seri sehr häufig in der Ver-
bindung mit cler; z. b. li tens ert clers et seris Durmart 3047, ewe
clere e serie Modwenna 706K 762*^, bon vin cler e seri, ehd. 1271'', li
oisel chantent cler e seri Amis 638. Dieselbe Verbindung aber ist auch
im prov. beliebt: era dos temps clars e sere Chrest. 263, 29, vei lo
temps dar e sere Bemh. v. Ventadour Quan par. Dieses provenzalisehe
wort ist unzweifelhaft das lat. serenus, von welchem das fr. seri direct
herzuleiten die lautgesetze verbieten; seri muß also wohl ein provenzaUsches
lehnwort sein (wie acesmer, cadet, caisse, easeme). Man konnte auch
für die bed. still den gleichen Ursprung vermtdhen. Vom weMer ausge-
sagt erscheinen die begriffe klar und still ois nahe verwandt. Dennoch
scheint mir eins für Tobler's ansieht zu sprechen: secretus mußte in der
mundart von Lille und Toumay in erster silbe ie enthalten; u$id sieri
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ANHANG ILc. SERVIETTE -SI. 775
lautet das wort im Parton. 6321 (li tans est soes et sieris), wo die he-
deutung still vormliegen scheint. In mundarten, welche auslautendes t
erhalten, mußte das wort serit lauten, und diese form erscheint im Char-
lemagne s. 15. 16 (suef e serit) und im Meunier d^Arleux 161 (en serit
ins geheim, im reime eu lit). Es ist sehr wahrscheinlich, daß auch diese
mundarten seri klar und sieri oder serit still mit der zeit durch, einander
warfen, doch habe ich für diese Vermischung kein sicheres beispid. Neben
seriz (secretus 536) steht serains {acht frana. für serenus) im R. du
Mont S. Michel 723,"' — G. Faris, Rom. III, 505, bezweifelt das etymon
secretus. Zur tveiteren erörterung möchte ich hier die schon in meinem
Gloss. zu Froiss., s. 4P gemachte bemerkung udederholen, daß neben
aserisi^ Hivre au repos sich bei Ghastellain die formen assegriset Oeuvres
ed. Kervyn I, 95 mit gl. bed., und assegrir 'stillen (einen schmerz/ VI,
115 vorkommen; also ein stamm segr, wobei unzweifelhaft von securus
abgesehen werden muß. Man sehe übrigens auch das bei Ste Palaye
s. V. asseri, asserir, asserisier aufgehäufte material.
Serviette. Die endung iette ist allerdings befremdend, aber auch
die Diez^schc erklärung durch itette hat ihr bedenkliches; das glbed. ital.
salvietta, vielleicht eine umdeutung des franz. Wortes, ist nicht minder
auffallend. Auch das adj. serviable, das noch höher hinaufreicht als Ser-
viette, ist gegen die grammatik gebildet; die henneg. mundart sagt regel-
recht servissape (= servi^able) 'dienlich\ und im Gruillaume de Palerne
651 lese ich: Et soi^s frans et debonaires et servi^ables et tempr^s;
755 servi^ables, cortois et prous.
Sevrer. Altfr. = trennen, scheiden; se sevrer = partir; zsgs.
desevrer entscheiden (Trouv. beiges ed. Scheler, s. 51, v. 41).
Si. Einen auslegungs-versuch der bed. "^bis gibt Tobler (Mitth. I,
237 J in folg. fassung : „Sollte nicht zur erklärung dieser bed. die annähme
einer ellipse genügen, die anncJime der Unterdrückung des dem [stets vor-
ausgehenden] negativen satze entgegengesetzten positiven saizes, so daß si
etwa mit ^ja tvenn zu übersetzen wäre? Für lat. si ist zwar altfr. se
die vorherrschende form, allein das bedeutendere gewicJU, welches durch
die ellipse auf die conjunction fällt, mag die bevorzugung des i erklären,
an dessen stelle übrigens bisweilen auch e sich findet.^^ — Verschiedene
muthmaßungen über das fragliche factum hat in lebendiger, aber weit-
schweifiger weise Bormans in seinen ^Observations sur le texte de Cleo-
mades (Liege 1867) s. 131 — 138 niedergelegt, ist aber, trotz des massen-
haft aufgespeicherten materials, zu keinem sicheren resultate gekommen. —
Mir scheint, daß hier der umstand besonders zu betonen ist, daß das si
stets das verbum anzidit, folglich das adverbiale, logische gleichung aus-
sprechende lat. sie sein muß. Und in der thcU, der negative satz ( jamais
ne mengerai^) und der durch si eingeleitete (bi seront tuit pendu') stehen
im coordinationsverhcUtniß; das eine negative factum wird nicht ohne das
andere positive gedacht; es handelt sich um ein entweder oder: 'entweder
muß ich verhungern oder die andern gehenkt werden. Diese auffassung,
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776 ANHANG IL c. SILLER-TARIER,
dünkt michy hebt alle Schwierigkeit und liegt im wesen einer naturwüchsigen
Sprache. Wir sagen ja auch Hch lasse dich nicht oder du segnest
mich^ (statt ^du segnest mich denn), wo oder das gegenstück, wie
fr. si das Seiten stück zum inhodte des negativen satees eur darsteUung
bringt.
Silier. Schder, mit berufung auf altfr. seillon und ndat. sica
furche, stimmt für ein lai. etymon *8eculare (secare) ^einschnitte machen.
Sobriquet Die erste bed. des worts war 'coup sous le menton\
s. lAttre; daraus der sinn spott, Spottname. Mit hinweis auf die ent-
sprechenden ausdrücke fr. sous-barbe, sp, so-papo defikt sich Bugge ein
it. sotto-becco, dimin. sottobecchetto, daraus fr. soubzbequet und mittelst
einschubs von r {vgl. fanfreluche, pimprenelle) soubzbriqnet, sobriquet;
s. Rom. III, 168.
Soif. Das ausl. f ist, meint Ascoli (Saggi lad. 111), das resuUat
einer epenthese: sitis, 8e[d]e, se-v-e. — Das verschu;inden der urspr. form
Boi soit ist um so befremdender als soif mit dem sehr üblichen soif zäun
{at4S seps sepes) zusammentraf. — Auch siticUare findet sich franz., ich
bin mehrmals einem altfr. seeiller, selflUer dürsten begegnet, so Jean
Cond. II, 66, 565 Et qae plas boit, est seeillans qni tel mal a, s. auch
Jahrb. X, 267.
Solive. Die deutung durch soli equa, die P. Meyer (Rom. III, 143)
irriger weise Brinkmann zuschreibt, findet der pariser gelehrte „tropjolie^^
sie ist jedoch nicht mehr ,Jolie^^ als die in den ausdrücken eheyalet, ehe-
valer un mar und pontre vorliegenden metaphern (s. Brinkmann, Die
Metaphern, Bonn 1878, s. 303—304).
Sornette. Dim. von some (vgl. som tfd. I), welches Littre aus dem
15. jh. belegt.
Soubrette. Vom altfr. soubret (von sobrius), nüchtern, besonnen,
listig, verschmitzt; Mahn, Herrig' s Ärch. 37, 133.
Souci. Ist offenbar eine suffixlose abl. von soucier; direct vom
lat. sollicitus dagegen kommt altfr. souloit = solic'tum, Mir. de St. Eloi
62" Lors fu li sains en graut soulloit
Soudain. Von subitus kommt das nicht seltene altfr. adverb so-
dement, soutemeut, pr. soptament
Sumsir. S. über dies vb. und das sbst. somsis G. Paris (Rom.
VI, 148), welcher altfr. sousir heranzieht, das sich in Chron. d. d. de
Norm. 25153 vorfindet und dieselbe bedeutung zu haben scheint; Paris
schlägt als etymon, doch mit bedenken, sorbere, part. sorpsus vor, und
vertritt es nochmals VI, 437 gegen zwei andere, nämlich subscindere,
subscissus und ^sumpsus von sumere (s. auch Diez, Altrom. sprachd. 65).
Sure au. Nach Tobler (Rom. VI, 131 J ist r eingeschoben nach
ausfall von c; also setl-el, dann seü-r-el, surel.
Tabust Nach Caix ist it. tambussare eine Vermischung von tam-
burare und bussare klopfen; Grob. Ztschr. I, 424.
Tarier. Auch enterier, Psaut d' Oxford V, 12 {für lat. irritare),
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ANHANG IL c. TAUDIR- TRUMEAU. 777
lAvrc des Psaunes (im 2. Lied MosiSy 32) p. 276, entarierai eis = irri-
tabo iUos {der Index schreibt entarcherai).
Tan dir. Der Diee' sehen vermtähung kommt bu statten nfr. taud,
taude ]^aue, schutedach; es fragt sich aber, wie sich unser wort und sp.
toldo ü. b gegenseitig verhalten.
Taxer. Die erUärung der form taux durch tails isi doch sehr
problematisch; warum nicht die nebenform tanxer tausser = taxer (s. w.
Gloss. eu Froissart) als primitiv von taux anerkennen? Auch phantasma
wurde eu fantauiaa, fantöme.
Tenser. G. Paris bemerkt sehr richtig (Rom. FF, 480), daß cUtfr.
tencer niemcds vertheidigen, schützen heiße und diese bed. nur der form
tenser eukomme. Das eine vertritt tentiare {aus tentus mittelst abl. \),
das andere tensare {aus tensus).
Terne. Scheler Dict. conjecturiert ein etymon tetrmas a«5 teter;
Bugge (Rom. IV, 366) empfiehlt diese ansieht und vergleicht, die form
betreffend, galbinns von galbo, und hinsichtlich des sinnes, it. tetro
dunkel, schwäre, finster.
Tiide. AUfr. tieve, entsprechend dem pr. tebe. Daneben findet
man die assimilierte form tedde S. Sag. 2930.
Toivre. Mussafia (Jahrb. 7111,119) glaubt auch pr. sibra (Flam.
4297) dürfte mit toivre eusammenhängen.
Tref. Nach Suchier (Grob. Ztschr. 1, 433), nicht von trabs (denn
tref bedeute eelt, nicht etwa hütte), sondern von dem altengl. traf eelt,
welches nebst nord. traf ein kqpftuch der frauen = ahd. trabo (s. drappo
thl. I) auf die sanscritwureel drabh winden oder aneinanderreihen euruch-
etrfiihren sei; demprov. trap, it. trabucca könne hochdeutsche oder gothische
(traf, gen. trabis) form eu gründe liegen. Dagegen bemerkt G. Pcms
(Rom. VI, 629) engl, traf könnte wohl dem lat. trabs entstammen, wofern
sich die bed. eelt schon im volkslcUein nachweisen ließe; jedenfalls halte es
schwer, angesichts der ausdrücke atraver und destraver, die beiden Wörter
tref baike und tref eelt eu trennen; Meter es mag, im gegenstxte eu pa-
pilio dem rund- oder kegelförmig ausgespannten eelte, ein über ein ge-
bälke aufgeschlagenes eelt bedeutet haben. —■ Zu bemerken ist atraver in
der bed. ^bebauen Watriquet 244, v. 530: [de pont] richement atrav^
de maisons, chastiaas et dongons.
Tremperv die bed. härten, stählen läßt sich für temperare schon
aus dem 4. jh. nachweisen; s. Jahrb. XIV, 339.
Treper. Zum deutschen trippeln steUt Schneller aiuch das tirol.
tripolar mit den fußen auf den boden stampfen, maü. tripillä, com. tripilä.
Tresor. Weitere beispiele aus itäl. mundarten für die einmischung
von r, s. Mussafia, Beitr. 116.
Trieu. Wegen triege vgl. Förster in Grob. Ztschr. I, 149, wo
falsche auffassungen des wertes berührt werden.
Trn mean, altfr. auch tremean, früher bein, jetet ochsenkeule, möchte
vielleicht eum lat tremere sich hin und herbewegen (vgl. giga I) eugehören.
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778 ANHANG II.c. TURBOT-VILEBREQUIN.
Es Jcönnte cmch mit trimer, mdrtt trumer, zusammeneustellen sein. —
Ahl. altfr. estrumeW mit langen oder ausgestreckten leinen, Band, de
Conde 169, 606; s. auch Gachet Gloss. 192\
Turbo t. Im Besant de Dieu trifft man mehrmals (2255, 2427 u.
2429) das fem. sbst, torbote mit der bed. wasserwirbel.
Varech. Unmittelbar, meint lAebrecht (Jahrb. XIII, 235), vom
aÜn. vagrek Strandgut.
Varlope. Scheler setzt statt des fictiven weerloop das vorhandene
ndl. voor-loop ' Vorlauf*; also eine species von hobel, etwa der dem Schlicht-
hobel vorarbeüende scharf hobel?
Veiaire. S. Scheler, Gloss. zu Froiss. s.v. viaire. In Phil. Maus-
ket 10805 und Trouv. beiges 230, 161 begegnet man der redensart ce
m'est aviere = ce m'est avis; daselement viere (zweisilbig) stimmt nicht
zum di^isilbigen veiaire, viaire, wohl aber zum wallon. vir (i = ie).
Veit Diez übergeht hier die franz., seine ctymologie bestätigende
form Vit (s. Gloss. de Lüle 14°).
Velours. Eine ähnliche einschiebung von r erlitt das adj. jalous
(jaloux), das, zu jalours geworden, das heutige ndl. jaloersch hinterließ.
— Das im 16. jh. erst aufkommende vb. velouter möchte, wenn nicht
direct dem it. vellutare nachgebildet, wohl wülkiirlich aus velous erzeugt
worden sein, une taluter aus talus.
Verglas. Vgl. das von Mf4ssafia (Beitr. 38, anm.) erwähnte par-
mes. vedergiazz.
Veule. Was vanvole betrifft, s. auch venvole bei Littre, der es
mit „qui vole au gre du vent^^ erklärt. Einen andern beleg für veule
eitel bietet J. de Baisieux (Trouv. beiges 208, 96).
Vide. Die etymologie viduus, so beglaubigt sie auch scheinen mag,
ist durch Thomsen's auseinandersetzung (Rom. IV, 257) um ihre ansprüche
gebracht worden; sie leidet an lautlichen ujie an begrifflidien mangeln^
und hol also nur noch für it. vedovo, fr. vedve, veuf, veuve gdtung.
8. oben voto //, a. Das altfr. vb. vuidier wurde sehr häufig intransit.
in der bed. ^sich entfernen {vgl. nfr. vider les lieux) gebraucht, s. Scheler,
Jean de Conde I, 403, 429, 466, Tobler, Vrai aniel 25. über ein partic.
voiant = leer (das die etymologie vocans = vacans besonders begünstigt),
s. Tobler, Grob. Ztschr. /, 22 u. G. Paris, Rom. U, 311.
Vilebrequin. Nach Scheler (2. ausg.) vom fläm. wielboorken
Yoret ä roue\
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NACHTRAG ZU I. A3T0RE-SALA. 779
NACHTRAG ZU I.
A Store. Bemglich der im mütelalter vermtäheten Verwandtschaft
zwischen accipere und accipiter citiert Förster (Grob. Ztschr. II, 166
anm.) Greg, Mar. in Tob, XXXIII, 24: accipere namque aliquando di-
cimus auferre, unde et aves illae quae sunt rapiendis avibus aptae
accipitres vocantur. Ebendaselbst wird auch die prov. form aastor in
schute genommen, indem au sich regelmäßig aus ak entwicMe (vgl. Ja-
cobum = Jaume, *caracta = charaade, u. a. entsprechende fällej.
Brando. Na^h Forster (Grob, Ztschr, II, 170) i^t branler direct
aus brander (d = 1) als scheideform von brander brennen entstanden, ,
Fio. Ganz anders erTdärt feudum, neben welchem ja auch fedum,
feidum, fedium sich finden, prof. Kern (Mim. de la soc. de ling. II,
228 u. ff.). Feudum, feodum heißt usus, fructus, id quo quis fruitur,
usus fructus und ist = ahd. *fehod = goth. faheid-s, fahed-s nutznießung,
gehört also zum vb. ahd. fehon, goth. feihon ^uti, frux. Wahrscheinlich
ist fehod, fehid als fränkisches wort die unmittelbare quelle des nüat.
feodum, feidum. Fio, meint Kern, ist vielleicht synonym von feudo, in
diesem fall aber entspricht es goth. faih (neutr.J ^nleove^ia.
Piato. In gründlicher weise behandelt die geschichte des lat, pla-
citum, und zwar abweichend von Äscoli, V. Thomsen in den MSfn. de la
soc. de ling. III, 120.
Sala. In den Mem. de la soc, de ling. II, 231 behauptet Kern,
das rom. wort könne direct nur dem niederl. oder fränkischen entnommen
sein. Die übrigen germ, diodekte kennen kein weibl. sala.
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REGISTER.
Anm. Wo» man im ersten theile des buches nicht findet, suche man im gweiten
unter der betreffenden spräche^ wobei zu merken, daß die portugiesischen Wörter untar
den spanischen, die provcTualischen unter den französischen stehen. Was man auch
im zweiten theile nicht findet, suche man im register. Dieses enthält nur solche com-
posita, deren aufnähme nöthiger schien. Die veralteten Wörter sind als solche nicht
bezeichnet. Die Wörter ohne beigefiigte zahl weisen auf den ersten theiL Die Wörter^
welche auch im anhange vorkommen, sind mit * bezeichnet.
A.
aate flr. — azaut 11. c
ab pr. — appo
aba pg. — alabe U. b
aba «p. — evay II. b
abalear «p. — ♦balicare
abandon fr, — *bando
abaroar sp, — barcar IL b
abbacare it, — rabacher II. c
abba^liare it, — bagliore II. a
abbajare it. — bajare IL a
abbandono it, — *bando
abbentare it, — awentare II. a
abbozzare it, — bozza
abbrivo it, — *brio
abbrusoiare it. — *bruciare
abedul sp, — betula
abeille fr, — ape
abeja sp, — ape
abellucar pr. — bellugue IL o
ab^quer fr, — becco
abes «p. — aveso 11. b
abetarda pg, — ottarda
abeter fr, — *beter 11. c
abime fr. — abisso
abivas sp. — vivole
abobeda pg. — volto
abois fr, — aboyer IL c
abri fr. — *abrigo
abriaga pr, — ebbriaco
abricot fr. — albercocco
abrive fr, — *brio
abrolhar pg, — broglio
abrunbo pg. — brugna
abubilla sp. — upapa
abutre pg, ~ avoltore
abozzago it, — base II. c
ac& sp. — quk
acabdar sp. — accattare
a^froa pg, — zaflFerano
acamar sp. — oama II, b (1)
acarar sp. — cara
acariätre fr. — cara
acatar sp. — catar
accabler fr, — caable IL c
accarnare it. — achamer IL c
accasciare it. — cass
aoühinea it, — haca
acciacco it, — achaqae II. b
acoio it, — avacciare II. a
accise fr, — assises IL c
accismare it, — *e8mar
accointer fr. — - conto
accorgere it, — corgere IL a
accoutrer fir, — cucire
acee fr. — *aoceggia
acener fr, — cenno
acero sp, — acciajo
acesmer aUfr. — •esmar
acetre sp. — secchia
acba pg, — *a8cla
aohat, acheter fr. — accattare
achever fr. — acabar
achier fr, — ape
aciago sp. — auce II. b
acier fr, — acciajo
aconchar sp. — conciare IL a
acontecer sp, — contir II. b
acotar sp, — coto II. b
acotar ^. — quota
a^ute pg. — azote IL b
acudir sp. — cudir II. b
acullä sp, — cola
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REGISTER.
781
adaga pg. — daffa
adail pg, — adalid II. b
adala 8p. — dala *
adaptir pr, — ♦aatir II. c
adarga sp, — targa
adastiare it, — astio II. a
addietro it. — retro
aderredor sp. — *redor II. b
ades fr. — esso
adesso it. — esso
adieu fr, — dio
adiman pr, — diamante
adivas sp, — vivole
adizzare it — ♦izza II. a
admoneter fr, — *amone8tar
adouber fr, — addobbare
adresser fr, — rizzare
adaana sp, — dogana
aduela sp. — doga
afa it. — affanno
afagar pg. — *halagar II. b
afeurer fr. — *foro
affaisser fr, — *fa8cio
afficher fr. — ficcare
affreux fr, — afre II. c
affirioler fr. — frique II. c
aflfüt fr, — fusta
aforar sp. — ♦foro
afouto pg, — hoto II. b
afrenta sp. — affrontare
afro it, — afre II. c
agace fr. — gazza
agacer fr, — agazzare
agachar sp. — qaatto
agalla sp. — ♦gale II. c
agarrafar sp, — graffio
agasajar sp, — *gasalha
agastar pg. ~ agazzare
agencer fr. — gente
aggavignare it. — *gavigna II. a
aggecchire it, — *gecchire
agherbino it, — garbino
agiayo sp, — ghiado
agora sp. — ora (2)
agraffe fr, — graffio
agras pr, — agresto
agreable, agreer fr. — grado
agreer fr. — agrds II. c
aguer pr. — hagard II. c
aguet fr. — guatare
aguijar sp. — *aguglia
aguilando sp. — *agumaldo II. b
aguilen pr, — aiglent II. c
aguzzino it. — alguacil II. b
ahan fr, — affanno
ahi sp. — ivi
ahora sp, — ora (2)
ahurir fr. — ♦hure II. c
aicel pr, — • quello
aicest pr, — questo «
aide, aider fr, — ♦ajuto
aigrette fr, — aghirone
aigron pr, — agnirone
aigniUe fr, — *aguglia
aillier fr, — al^rion n. c
aimant fr, — diamante
aina t^ — *agina
ainc fr. — *anche
aingois fr. — anzi
aind» pg. — inda II. b
aine fr. — inguine
ains fr, — anzi u, ♦anche
ainsi fr, — cosi
air, aire fr. — aere
airain fr, — rame
airamen pr. — inchiostro
aire sp, — aere
airon sp, — aghirone
ais, aissa pr. — ansia
aise /f., aisina pr. — *agio
aissa pr, — accia
aissi pr, — qui
aisso pr, — ciö
aizzare it, — *izza II. a
ajar sp. — hallar II. b
ajo it. — ayo II. b
ajouter fr. — giusta
ala sp, — enola
alacba sp, — laccia
alambic fr, — lambicoo
alambre sp, — rame
alare it, — lar
alaton sp. — ottone
alaude pg, — liuto
alazor sp, — zafferanö
albarda sp, — barda
alberchigo sp, *- persioa
albire pr, — albedrio II. b
albran sp, — halbran II. c
albudieca pg. — pateca II. b
albur sp. — able II. o
alcachofa sp, — *articiocco
alcaparra sp, — cappero
alcaravea sp, — carvi
alcurnia sp, — alcufia II. b
ale fir, — *andare ^
alece sp, -~ laccia
aleli sp, — goivo II. b
alem pg, — aUenda II. b
alene fr. — lesina
alerte fr, — erto U. a
alerto sp, — erto IL a
alesna sp. — lesina
alezan flr, — *alazan II. b.
alfand^ra pg, — fondaco
alfarda sp. — *fardo
alfarroba pg. — carruba
alfil sp, — alfido
alfinete pg, — alfiler 11. b
alforria pg, — horro U. b
alforva pg. — alholba II. b
algarade fr. — algara II. b
algarrobo sp. — carruba
algodon sp, — cotone
alguien sp, — quien II. b
alnondiga sp, — fondaco
alice it. — laccia
alicomo it. — lioomo
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782
REGISTER.
alifar sp. — *anafar ü. b
aljuba sp, — giubba
alla sp, — lä
alla iL — halle II. c
allazzare iL — laisse II. c
alleger fr, — lieve
alleggiare it. — lieve
aller fr. — *andare
alleu fr. — allodio
alli sp, — li
alma sp. — anima
almacen sp. — magazzino
almadraque sp, — materasso
almafre pg. — almafar II. b
almear sp, — meta
almeja sp, — nioohio
almendra sp, — mandorla
almete sp. — elmo
almidon sp, — amido
almizcle sp. — musoo
almogarave sp. — mugavero
almoradux sp. — majorana
alocar sp. — locco
alocco it. — locco
aloi fr. — lega (2)
alors fr. — ora (2)
a loser fr. — lusinga
alo8na sp. — aluine II. c
alouette fr. — allodola
alperche pg. — persica
alquirivia pg. — chirivia II. b
alquitran sp._ — catrame
alrededor sp. ,— *redor II. b
alrotar pg. — arlotto
alumelle fr. — lama (2)
alvagao pg. — albazano 11. b
alvacil sp, — alguacil II. b
alverja sp. — ervo
alvi^ara pg. — albricia II. b
amafil pr. — aüafil II. b
amagar pr. — ämago IL b
amande fr. — mandorla
amanevir fr, — *manevir IL c
amargo sp. — amarioare
amarvir pr. — *manevir IL c
ambascia it. — *amba8ciata
ambassade fr. — *amba8ciata
ambler fr. — ambiare
äme fr. — anima
am^dano it, — ontano II. a
ameia pg. — amena II. b
amenaza sp. — minaccia
«miraglio it. — almirante
amiral fr. — almirante
ammannare it. — *raaüa IL b
ammazzare it. — mazza
ammutinare it. — meute II. c
amo sp. — ama IL b
amparar pr. — parare
ampas fr. — *abait IL c
amusco sp. — musoo IL b
amuser fr. — muso
anar pr. — *andare
anc pr, — *anche
anche fr. — *anca
anchoa sp. — acciuga
anchois fr. — acciuga*
andano sp. — anzi
ancien fr. — anzi
ancon sp. — anco IL b
ancora it. — ora (2)
ancse pr. — se IL c
andado sp. — alnado IL b
andain fr. — andana
andamio sp. — andana
andorinha pg. — rondine
anegar sp. — negare
angiva pr. — gengiva
anguinaglia it. — inguine
annegare it. — neg^e
annitrire it. — hennir
anqui fr. — qui
ansare it. — asma II. a
ansi sp. — cosi
ansiar sp. — asma IL a
ansimare it. — asma IL a
anta, antar pr. — onire
antenois fr, — antafio
antes sp. — anzi
antorcha sp, — torciare
antruejo sp. — entroido II. b
äntuviar sp. — uviar IL b
anzuelo sp. — ancino
apafiar sp. — *pan IL c
apcha pr. — accia
apenas sp. — appena
apertar pg, — prieto IL b
apesgar sp. — peso
apitar sp. — pito
apostille fr. — postilla
appareil fr. -^ parecchio
appät fr. — pasta
appetto it. — rimpetto II. a
appiccare, apicciare t^ — pegar
approcciare it. — proche IL c
approcher fr. — proche IL c
appui fr. — poggio
apres fr, — presso
apretar sp. — prieto IL b
aprisco sp. — apero IL b
aquecer pg. — calentar II. b
aquel sp. — quello
aquem pg. — aquende IL b
aquentar pg. — calentar IL b
aqueste sp. — questo
aqui sp. — qui
aquo pr. — cio
ara pr. — ora (2)
araire pr. — aratro
arambre sp. — rame
arban fr. — *bando
arbolar sp. — alberare
arborer fr. — alberare
arbousier fr. — albedro IL b
arcame it. — *carca8»o
arce sp. — acero
arcea sp, — *acceggia
arcen sp, — *argine
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REGISTER
783
archal fr, — oricalco
archegaye fr. — *zagaia
arciffno it, — reche 11. c
arcobaleno iL — *baleno II. a
ar^on fr. •— arcione
arda pr. — *ama II. c
ardalho pr. — ardiglione
ardid, ardil sp. — ardire
arenga sp. — aringo
aresta ap. — arista
arestol pr. — resta
arete fr. — arieta
arezzo it. — aura
arfil sp. — alfido
arganeau fr. — *argano
argousin fr. — alguacil II. b
argue fr. — *argano
aria it. — aere
arioso it. — aere
arlabecca pr. — ribeba
arma pr. — anima
armazem pg. — magazzino
armet fr. — elmo
ama sp. — arnia
amequin sp. — arlecchino
amione it. — rognone
arquebuse fr. — arcobugio
arrabbatare it. — rabasta II. c
arrabil pg. — ribeba
arraffare it. — raffare
ari'aial pg. — real II. b (2)
arraigar sp. — rauco
arranger fr. — rang II. c
arrappare it. — rappare
arratel pg. — arrel II. b
arrecirse sp. — recio II. b
arredio pg. — *radio II. b
arredo it. — redo
arrelde sp. — arrel II. b
arreo sp. — redo
arriöre fr. — retro
arriere-ban fr. — *bando
arriflfare it. — riffa
arrimar »p. — rinia
arrimer fr. — rima
arroi fr. — redo
arropea sp. — ferropea II. b
arroser fr. — ro8
arrostire it. — rostire
arroz sp. — riso
arrufar sp. — ruffa
arraga sp. — ruga
arrumar sp. — rombo
arrumer fr. — rombo *
artalejo sp. — artoun IL c
artesa »p. — artoun II. c
artillerie fr. — artilha
*arti8on fr. — *ama II. c
aruQar sp. — araQar II. b
arveja sp. — ervo
arzon sp. — arcione
as fr. — asso
asayo sp. — saggio (2)
ascia ü. — accia
asciugare, asciutto it. — suoo
asedio sp. — *8edio
asermar, asesmar pr. — *e8mar
asestar sp. — sesta
asfiori it. — . zaflferano
asi sp. — cosi
asiento sp. — *8entare
asiina it. — asma Tl. a
asolare it. — scialare II. a
asomar sp. — sommo
assaggio it. — saggio (2)
as8edio it. — *8edio
asseitar pg. — acechar II. b
assembler fr. — sembrare
a88entare it. — ♦sentare
assez fr. — ♦assai
assiette fr. — *as8ettare
assisa it. — assises II. c
assommer fr. — ^salma
assortir fr. — sortire (2)
assoviar pg. — soffiare
astilla sp. — *a8cla
astine fr. — aatir II. c '
astiu pr. — hate IL c
astreindre fr. — etreindre IL c
astrico it. — piastra
atacar sp. — tacco
atal sp. — cotale
atambor sp. — tamburo
atancar sp. — ♦stancare
atanto sp. — cotanto
atarazana sp. — arsenale
atarjea sp. — targa
ate pg. — te II. b
ate fr. — azaut IL c
atear sp. — tea IL b
aterecer, aterir sp. — intero
atinar sp. — tino II. b
atizar sp. — tizzo
atoar sp. — touer IL c
atorar sp. — tuero IL b
atomer fr. — torno
atour fr. — torno
atrasait pr. — entresait II. c
atravesar sp. — travieso II. b
ätre fr. — piastra
atropellar sp. — *tropa
atrozar sp. — torciare
atta it. (mdartl.) — tata
attacher, attaquer fr. — tacco
atteler fr. — teler IL c
attelle fr. — ♦ascla
attifer fr. — tifer II. c
attiser fr. — tizzo
attizzare it. — tizzo
attutare it. — *tutare
atufar sp. — tufo
atun sp. — tonno
aturdir sp. — *8tordire
aube fr. — alba
auberge fr. — *albergo
aubour fr. — aubier IL o
aubrelle fr. — albaro IL a
aubrier flr, — alban
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784
REGISTER.
anoube /V. — alcovE
auoon fr. — alcuno
auferrant ff. — ferrant II. c
aufin fr. — alfido
a^ffel pr. — uooello
aujourd*hui fr. — oj;gi
aumone fr. — limoaina
auiDusse fr. — almussa
aun sp. — *anche
aune fr. — alna
aunee fr. — enola
aunir pr. — onire
auques fr. — algo
auriban pr. — banda
autorgar pr. — otriare
autour fr. — *a8tore
autniche fr. — struMO
avahar sp, — bafo II. b
avanoer, avant, avantage fr. — anzi
avanti, avaneare it. — anzi
averia sp. — avaria
avarie fr. -— avaria
avestruz sp. — - struzzo
aveu fr. — avouer II. c
aveugle fr. — avooolo
avis, aviser fr. — viso
avives f^. — vivole
avol sp. — avol 11. c
avoliner fr. — *mulino
avutarda sp. — ottarda
awenente it. — avenant IL c
avvezzare it. — *vizio
axedrea sp. — satureja
aye fr. — ea,
ayer sp. — ieri
ayunar sp. — giunare
ayunque sp. — incude
aza sp. — baza U. b
azada sp. — accia
azafran sp. — zafferano
azagaya sp. — *zagaia
azar sp. — azzardo
azemar sp. — *e8inar
azesmar pr. — ♦esmar
azevinbo pg. — acebo II. b
azevre pg. — 'acibar II. b
azienda n. — faooenda
azinbo pg. — eloe
azor sp. — *a8tore
azucar sp. — zucchero
azuela sp. — accia
azufre sp. — solfo
-azza it. — accia
azzimare it. — *e8mar
B.
baba, babieca, babosa sp. — bava
babbaccio, babbuasso it. — babbeo
babine fr. — babbuino
babioles fr. — babbeo
bacalao sp. — *cabeliau II. c
baobarel pg. — bacoalare
bachele /V. — bagaacia
bachelier fr. — baccalare
bachiller sp. — baccalare
bacioccolo it. — bacino
bacocco it. — albercocco
badaud, badin fr. — badare
badea sp. — pateca II. b
baderla it. — badare
badigliare it. — badare
bafouer fr. — boffa
bagage fr. — baga
baguette fr. — baocbetta
baho sp. — bafo U. b
bahut fr. — baule
baie fr. — baja (1 u. 2)
baie fr. — bague II. c
baigner fr. — bagno
bailar sp. — *ballare
baille fr. — bac II. c
bailler fr. — bailo
bäiller fr. — badare
baillet fr. — *bajo
baillif fr. — bailo
bain fr. — bagno
baisele fr. — bagascia
baiser fr. — bacio
bajasse fr. — bagascia
bajocco it. — *bajo
bajuca it. — baja (2)
balais fr. — balascio
balance fr. — bilancia
balandra sp. -— palandra
balandran sp. fr. — *palandrano
baiandre fr. — palandra
balanquin sp. — baldacchino
balanza sp. — bilancia
balcon sp. fr. — balco
balde (en), sp. — baldo
baldonar sp. — baldo
baldoria it. — baldo
balija sp. — *valigia
ballotta it. — bellota II. b
balocco it. — *badalucco II. a
baloier fr. — *balicare
balordo it. — *lordo
baloard fr. — *lordo
baltrasca it. — bertesca
baluardo it. — boulevard II. c
baluc pr. — *badalucco 11. a
balustre fr. — balaustro
balzan fr. — *balza IL a
bamba sp. — bambo
bambagello it. —- *bigio
bambiU) bambocne fr. — bambo
bambino etc. it. — bambo
ban fr. — *bando
banasta sp. — *benna
bände, bander fr. — benda
bandola sp. — pandura
banden fr. — *bando
bandurria sp. — pandura
banne fr. — *benna
bannidre fr. — banda
bannir fr. — *bando
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REGISTER.
785
banoyer fr, — banda
banque fr, — banoo
banse fr, — *benna
baquet fr. — bac II. c
baraja «p. — baro
baran pr, — baro
barato sp, — baratto
baratter fr. — baratto
barba^^lio iL — bagliore II. a
barbajol pr. — jusbarba
barbassoro i^ — vassallo
barbotar, barbuUar sp. — borbogliare
barda pg. — barda
bardeau fr, — barda
bardosBo t*. — bisdosso IL a
bardot fr, — barda
bar^gner fr, — *bargagno
barigel fr, — bargello
baril fr, — barra
barile it, — barra
barlume it, — *bi8
bamatge pr, — barone
bamiz sp, — vernice
baroocio t^ — biroccio
barocco it, — baro
baroque fr, — *barrueco II. b
barqae fr, — barca
barrachel sp, — bargello
barral sp. — barra
barrena sp, — *verrina
barrette fr, — *berretta
barrica, barril sp. — barra
barroca pg, — *barrueco II. b
barrocho sp, — biroccio
baniffa it, — roffa
barullo it, — baro
barutel pr. — bluter II. c
bas sbst. fr. — basso
basane fr. — badana II. b
basca pr, — basca II. b
basin fr. — bambagio
bassin fr. — bacino
bastar sp. — basto
bastare, bastione it. — basto
bastear sp, — basto
bastille, bat fr, — basto
bataille fr, — battere
bätard fr. — bastardo
bateau fr, — batto
batii^, baton fr, — basto
baue pr, — baule
baucant fr, — *balza II a
baudeqain fr, — baldacchino
bauge fr, — *bauche II. c
baus fr, — balzare
bausan sp, — bagia (1)
bausia pr, — bugia (1)
baut pr, cUtfr. — baldo
baxel sp, — vascello
baxo sp, — basso
bayer fr, — badare
bazo sp. — *bigio
becasse, beche fr. — becco
becquer, becber fr, — becco
bedaine fr, — *bedon II. c
bedeau fr, — bidello "
bedel sp, pr, — bidello
bedello it, — betula
b6er fr. — badare
beffler fr, — beffa
beffroi fr, — battifredo
befo sp, — beffa
beignet fr. — *bugna
beira pg, — riviera
beldroega^jp^. — portulaca
belette fr. — *bele IL c
belitre sp, — belitre II. c
belfo sp. — beffa
bellaco sp. — vigliacco
bellico it. — *ombelico
bellicone it. — wilecome II. c
bellizcar pg, — pellizcar IL b
beort pr. -— bagordo
bequille fr. — becco
bera pr. — bara
berbiqui sp, — vilebrequin 11. c
berca pr. — breche II. c
bercail fr. — berbice
bercilocchio it. — bircio IL a
berele fr, — baro
b^ret fr. — *berf etta
bergamota sp, — bergamotta
bergamote fr, — bergamotta
bergante sp. — *briga
berge fr, — barca
berge fr, — barga
berger fr. — berbice
berlanga sp, — brelan IL c
berlue fr, — bellugue IL c
berma sp. — berme II. c
bermejo sp. — vermiglio
berroviere it. — berruier IL c
berrueco sp. — *barrueco IL b
bersaglio it, — bercer IL c (1)
berser fr, — bercer IL c (1)
bertouser fr, — *bis u. *berta
bertuccio it. — *berta
berza it, — verza
berza sp, — verza
besace fr, — bisaccia
besaigu fr, — bicciacuto IL a
besant fr, — bisante
beslei pr, — *bis
beso sp, — bacio
besoin fr. — sogna
bestemmia t^ — biasimo
bestordre, bestors fr. — tordre 11. c
beta pg, — *veta IL b
betarda pg, — ottarda
b^toine fr, — brettonica
b^ton fr, — *beter IL c
bezan pr, — bisante
bezzicare it. — becco
biadetto it, — *biavo
biais fr, — biasciu
biastemma it, — biasimo
biaza sp. — bisaccia
bibaro sp. — bevero
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REGISTER.
bicerra sp. — becerro 11. b
bicha, bicho sp, — biscia 11. a
bidetto it. — bidet II. c
bidon fr, — *bidon II. c
bief fr. — bied II. c
biöre fr. — bara
biöre fr. — birra
bidvre fr. — bevero
biez fr. — bied II. c
biga pr. — yIsü II. b
bigatto it. — Daoo II. a
bigione ü. — *bigio
bigne fr. — *bugna
bigote pr. — bigot II. c
bilicare, bilico it. — *oinbelico
billard, bille fr. — biglia
billet fr. — bolla
billot fr. — biglia
biltre pg. — belitre IL c
bimbo it. — bambo
bindolo it. — ghindare
bique fr. — beoco II. a
birar sp. — *virar
birba, birbone it. — bribe
birracchio it. — birro II. a
birreta sp. -— *berretta
bis fr. — *bigio
bisarma sp. — giusarma
biscanto it. — canto
biscuit fr. — biscotto
bise fr. — *biffio
biseau fr. — *Dia
bisel sp. — *bi8
biset fr. — *bigio
bislessare it. — lessare II. a
bislungo it. — barlong II. c
bismalva it. — malvavisohio
bisogno it. — sogna
bissac fr. — bisaccia
bisse fr. — biscia II. a
bistensar pr. — *stentare II. a
bistento t^ — *8tentare II. a
bistondo it. — tondo II. a
bizerra sp. — becerro II. b
bizza it. — bizzarro
bläme fr. — biasimo
blanc fr. — bianco
blandir sp. — brando
blastenh pr. — biasimo
blau pr. — *biavo
bl6 fr. — *biado
bledomora sp. — bledo II. b
bleu fr. — *biavo
blezo pr. — blasone
blezo sp. — bercer II. c (2)
blinde it. — blinder IL c
blocus fr. — bloc IL c
bloi, blond fr. — biondo
bioquer fr. — bloc II. c
blos pr. — biotto
blouque fr. — boucle IL c
blü it. — *biavo
bluette fr. — bellugue IL c
bobans pr. — bomba (1)
bocage fr. — *boßoo
boccia it. — bozza
bocel sp. — buz IL b
bocera sp. — buz II. b
bocha sp. — bozza
bodrio sp. — brodo
bofeton sp. — buf
boffioe it. — buf
boga sp. — *boca
bogar sp. — vogare
bogia pr. — bugia (2)
bogue fr. — *boca
bohena sp. — bofe IL b
bois fr. — *bo8oo
boisie, boisdie fr. — bugia (1)
boisseau, boiter fr. — boite IL c
boldrie pg. — baudre IL c
boldrone ü. — *poltro
bolegar pr. . — bouger II. c
boleta pg. — bellota II. b
boleta sp. — bolla
bolota pg. — bellota IL b
bolsa sp. — borsa
bombasin fr. — bambagio
bombo, bombola it. — bobo IL a
bonheur fr. — augurio
bonnet fr. — bonete
bor fr. — ora (1)
borbotar sp. — borbogliare
borbottare iX. — borbogliare
boroeffui sp. — borzacchino
bordel /r. — borda
bordello t*. — borda
borgne fr. — bomio
borla sp. — burla
borraccia it. — borra
borracha sp. -— borra
borraja sp. — borraggine
borrasca sp. — burrasca
borrego, borro sp. — borra
borrero sp. — bourreau II. c
borrico sp. — burro
borroffler fr. — *bouder IL c
borron sp. — borra
bosar sp. — versare
bosquejar sp. — bozza
bosquet fr. — *bosco
bosse fr. — bozza
bossette fr, — *bosso
bosso pr. — bolzone
bossolo it. — *bo88o
bostezar sp. — bocear II. b
bot fr. — botta
boto it. — boda U. b
botro it. — borro 11. a
boucassin fr. — *bucherame
bouche fr. — bocoa
boucher «fr«*, fr. — bouc II. c
bouchon fr. — *boucher IL c
boudin, boudine fr. — *bouder II. c
bouee fr. — boja (1)
bou£fer, boufifon fr. — buf
bouge, bougette fr. — bolg^a
bougie fr. — bugia (2)
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boagran fr, — *bucherame
bouffui^re fr, — *boca
bounourt fr, — bagordo
bouillir, bouillon, boule fr, — bolla
boaleau fr, — betula
bouler fr, — bolla
boalimie fr, — bulimo II. a
boulon fr, — bolla
boundel fr. — benda
bouquet fr. — *bo8co
bouracan fr, — baracane
bourdon fr. — bordone (1 u. 2)
bourg fr. — borgo
boumous fr. — albornoz II. b
bourrache fr. — borraggine
bourras fr. — borra
bourrasque fr. — burrasca
bourre fr. — borra
bourreler fr. — bourreau II. c
bourrer fr. — borra
bourrique fr. — burro
bourse fr. — borsa
boursoufler fr, — *bouder II. c ,
boussole fr, — *bo88o
bout fr, — bottare
boute, bouteille fr, — botte
bouter, bouton fr, — bottare
boutique fr, — bottega
boveda sp, — volto
box Sp. — *b0880
boya sp, — boja (1 u. 2)
boyau fr, — budello
bo2al sp. — bocca
bozzago it, — buse II. c
braconnier fr. — bracco
bradar pg, — braire IL c
brado it. — *bravo
bradon pr. — brandone
brai fr. — brago
braid!ar pr. — braire II. c
braidif fr, — braire IL c
braie fr, — *braca
brailler fr, — braire IL c
braion fr. — brandone
braise fr. — bragia
bran fr. — brenno
brafia sp. — brenno
branche fr. — *branca
brandir, brandon, branler fr. — brando
brano it. — brandone
braque fr. — braooo ,
brasa sp. — bragia
bra88e fr. — braza
bra88er fr, — bras II. c
brau pr. — *bravo
brea sp. — brago
brebifl fr, — berbice
breccia it, — breche II. c
brecha sp, — breche II. c
bredola pr, — predella 11. a
breloque fr. -— loque IL c
bresche fr. — bresca
bresil fr. — brasile
bresiller fr. — *bri8er IL c
bressar pr. — beroer II. c (2)
bretauder fr. — *berta
bretöohe fr. — bert68ca
bretelle fr. — brete
brettine it. — *brida
breuil fr. — broglio
brezo sp. — bercer II. c (i)
briaco it. — abbriaco
brial sp. — bliaut
bribar, bribon sp. — bribe
bricca it. — *bricoo
bricco it. — burro
briccola it. — breche IL c
bricia, briciolo it. — *bri8er IL c
bricole fr. — breche IL c
brifaud fr, — bribe
briffalda it. — bribe
briga pr. — *bri8ar IL c
brigade fr. — *briga
brigand fr. — *briga
brigantino it, — *briga
briglia it, — *brida
brignole fr, — brugna
brigola sp, — breche IL c
brindar sp, — brindi8i IL a
brinde fr, — brindi8i IL a
brique fr, — *bricco
brisa sp, — *brezza
bri8e fr, — *brezza
brisee fr, — *rotta
brizar, brizo sp, — bercer IL c (2)
broc fr, — brocco
brocard, broehe, brocher fr, — brocco
brocchiere it, — boucle D. c
brodequin fr, — borzacchino
broder fr, — bordo
broion fr, — brete
broi88ier fr. — briscar IL b
broi8son pr. — brocca
broUo it. — brullo II. a
bronc pr. — *bronco
broncber fr. — *bronoo
brosder fr. (wäÜ.J — bordo
bro88e fr. — *broza
brostar pr. — *broza
bro8tia pr. — boite IL c
brouet flr. — brodo
brouette fr. — biroccio
brouillard fr. — brouee IL c
brouiller, brouillon fr. — broglio
brou88aille fr, — *broza
brout fr. — brote
brouter fr, — *broza
broyer fr. — *briga
brucare it. — bruco
bruces sp. — buz IL b
brucio t*. — bruco
brugnon fr. — brugna
bruit fr. — bruire
bruizar pr. — *bruciare
bruler fr. — *bruciare .
bruno sbst. sp. — brugna
bruolo it. — broglio
bru8 pr. — *broza
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' REGISTER.
brusoa cot, — *bu«ca
brustia it, — *broza
brustolare it, — *bruciare
bruxula sp. — *bo88o
bruydre fr, — bru II. c (1)
bruza sp. — *broza
bruzzaglia it. — *broza
bua, buba sp. — bubbone
bubbola it. — upupa
bucha, bucbar, buche sp. — bozza
buche fr. — *bu8ca
budget fr. — bolgia
budriere it. — baudre II. c
buer fr. — bucato
buer aUfr. — ora (1)
buffoi fr. — buf
bufo pg. — buho II. b
bugio it. — bugia (1)
bujpfle fr. — *beugler II. c
buie fr. — boja (1)
buire fr. — bujo
buis, buisson fr. — *bo880
buitre, buitron sp. — avoltore
bula sp. — boUa
bulicare it. — bouffer II. c
bulla it. sp. — bolla
bullaccio it. — pula II. a
bulletin fr. — bolla
bullir sp. — bolla
bufiuelo sp. — *bugna
burat, bureau, buret fr. — bujo
buratto it. — bujo
burbero it. — borbogliare
burbuja sp. — borbogliare
burda it. — buda II. a
burella it. — bujo
burgo sp. — borgo
buriel sp. — bujo
buril sp. — borino
burin fr. — borino
burjaca sp. — bolgia
burrone it. — borro II. a
busare it. — bugia (1)
busart fr. — buse IL c
busecchio it. — bozza
buscione it. — *bo880
buso it. — bugia (1)
bu8quer fr. — buscare
but fr. — bozza
butin fr. — bottino
buttare it, — bottare
butte fr. — bozza
buxeta sp. — *bo88o
buzio pg. — *bigio
buzzo it. — bozza
c.
^k fr. — quii
cabaiia sp. — oapanna
cabane, cabinet fr, — capanna
cabdal pr. — caudal II. b
cabeza, cabezo sp. — cavezza
oable, cabo sp. — cappio
cäble fr, — cappio
caboral sp. — caporale
caboz pg, — chabot IL c
cabus fr. — cappa
ca^apo pg, — gaxapo II. b
cacha sp, — cacho II. b
Cache, cacher, cachet, cachot fr. — quatto
cacho sp. — quatto
cachonda sp. — cachorro II. b
cacio it. — cascio
cadahalso sp. — catafalco
cadalecho sp, — ^cataletto
cadalso sp. — catafalco
cadastre fr. — catastro
cadenas fr. — candado IL b
cadre fr, — quadro
caes pg. — cayo
cafard flr. — *cafre II. b
cafura t^ — oanfora
cagado pg. — galapago II. b
cage fr. — gabbia
cagliai;^ it. — quagliare
cagnard fr. — casnard IL c
cagou fr. — *grigou II. c
caille fr, — quaglia
cailler fr, — quagliare
caim pr, — cadimo IL b
cairel pr, — quadro
cais pr. — casso (2)
caisse fr. — ^cassa
cajoler fr. — gabbia
cajute fr. — cahute IL c
calabre pr, — caable U. c
calabrino it. — carabina
caladre sp. — calandra
calan sp, — *chaland IL c
calappio it, — *chiappare II. a
caldche fr. — calesse
cale^on fr, — calzo
calfeutrer fr, — *calafatare
calhao pg. — caillou IL c
callar sp. — calare
caiterire it. — scalterire 11. a
camafeo sp, — cammeo
camaieu, camee fr. — cammeo
camal sp, — camaglio
camard fr, — camuBO
camba pg. — ^gamba
cambro pg. — calambre IL b
camedrio sp.^ — calamandrea
camois f^r. — camuso
camoissie fr. — camuso
camoscio it, — camuso
campione it, — campo
camuffare it. — munare
canap^ fr. — canopd
canard fr, — cane II. c
canastre fr, — ^canasto II. b
canavaccio it, — canape
canevas fr, — canape
cangiare it, — cambiare
cangirao pg, — cangilon II. b
cangrejo sp, — granchio
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canivete sp. — oanif II. c
oanot fr. — cane 11. o
oansar, canso sp, — cass
cantel sp, — cantiere
cantillo sp, — canto
cantimplora it, — chaniepleure II. o
cafiamo sp, — oanape
caparrosa sp, — capparosa
oapazo sp, — cappa
capdel pr, — capitello
capezzale it, — cavezza
capot fr, — cappa
cappella iL — cappa
capre fr, — cappero
captener pr, — mantenere
capuchon fr, — cappa
carajo sp, — *veit n. o
caraxnillo sp, — chaluxneau II. c
carauz sp. — trincare
caravella it, — caraba
caravelle fr, — caraba
carcame it, — *carca880
carciofo t^. — *articiocco
carcol pr, — ^carcan II. c
careme fr, — quaresima
caribe sp, — cannibale
carmin sp, — carmesino
carmin fr, — carmesino
carminio it, — carmesino
camajo it, — cimeterio
camasciale it, — camevale II. a
camaval sp, fr. — camevale II. a
camel, cameler fr, — cran II. c
camet fr, — *cahier U. c
camicol sp. — carnero II. b
carosello, carrozza it, — carriera
caroube, caroage fr, — carruba
carousse fr. — trincare
carquois fr, — *carcas80
carraca sp. — *caracoa
carraque fr, — *caraooa
carr6, carreaa, carrer fr, — quadro
carri^re fr, — *carriera a. quadro
carrignon fr, — *cahier II. c
carrosse fr, — carriera
carrousel fr, — carriera
carroza sp, — carriera
carrabo tt, — carruba
carvallo sp, — carrasea II. b
casar sp, — casa
cascajo, cascara, casoo sp, — cascar II. b
cascare, cascata it, — casoo II. a
casco it, — cascar II. b
casemet fr, — *cahier II. c
casque fr, — cascar IL b
casser fr, — cass u, casso (1)
cassero it. — aloazar II. b
casserola it. — cazza
casserole fr. — cazza
castone it. — ^cassa
casulla sp. — *casipDla
catacolto it. — catar
catir fr. — quatto
cau, caucala pr. — choe U. c
cauohemar fr. — *mare II. c
caudillo sp. *^ capitello
causer fr. — cosa
cautivo sp. — cattivo
cavegon fr. — cavezza
caveira pg. — calavera II. b
caxa sp. — *cas8a
cazar sp. — caociare
cazo sp. — cazza
oe /r. — ciö
oeans fr. — ens IL c
cebellina sp. — zibelKno
cecial sp. — cers II. c
oecina sp. — cers II. c
cedazo sp. — staccio
cedelar pr. — *soif II. c
cedemo t^ — oedro
cedilla sp. — zediglia
cedille fr. — zediglia
cedo sp, pg. — oetto
cel fr. — quello
celeri fr. — sedano
celosia sp. — zelo
celui fr. — quello
cembel fr. — ^zimbello
cendal sp. — zendale
cenh pr. — segno
cennamella it. — oeramella II. a
cenoura pg. — zanahoria II. b
censal fr. — Sensale
centinela sp. — sentinella
cercelle fr. — ceroeta
cerda «p. — cerdo II. b
oereza sp. — ciriegia
cerise fr. — ciriegia
oeme, cemer fr, — oeroine
oeroulas pg, — zaragüelles IL b
oerrar sp, — serrare
cerre fr, — cerro II. a
cerretano it. — *ciarlare
cerveza sjt, — birra
cesca pr, — sescha IL c
cespuglio it, — cespo U. a
oessal pr, — Sensale
cesto it. — cespo II. a
cet fr. — questo
cetera, cetra it, — chitarra
cezer pr, — cece
cha 1*. — t6
cbablis fr, — caable IL c
chaborra sp, — chabasoo IL b
chachara sp. — ciancia
cbacun fr, — ciascuno
chaeles dUfr, — *cavelle II. a
chainse fr. — camicia
chalit fr. — *cataletto
chamar pg. — chiamare
chamarra sp. — zamarro IL b
chamarrer fr. — zamarro IL b
chamois fr. — camozza
Champion fr. — campo
chanca pg.^ chanclo sp. — zanca
cbanceler fr. — cancellaro
chancre fr. — graachio
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change, changer fr, — cambiare
chanteau fr, — canto
chantier fr, — cantiere
chanvre fr. — canape
chanza sp. — cianoia
ehaon fr, — chignon II. c
chapc, chapeaa, chapelle fr,— cappa
ohaperon fr, — cappa
chapitre fr, — capitolo
chardon fr, — cardo
Charge, charger fr. — caricare
charlatan fr, — ciarlare
chami^rc fr. — carne II. c
charogne fr, — carogna
charpa sp, — sciarpa
charpente fr. — carpentiere
charroie fr, — charme II. c (1)
charrua pg, — aratro
charrue fr. — aratro
chasse, chasser fr. — cacciare
chässe fr, — - *cas8a
chasuble fr, — *casipola
Chat fr, — gatto
chata, chato sp. — piatto
cbat-huant /r., chauanapr. — choe II. c
chaton fr. — ^oassa
chaudidre, ohaudron fr, -^ *ca]daja
chaumidre fr. — chaume II. c
chausse fr, — calzo
Chaussee fr, — '^calzada
chebec fr, — chaveco
chejfar pg. — llegar IL b
cheirar pg, — *fragrare
eherner fr, — scemo
chemin fr, — cammino
ohemiii6e fr, — caminata
chemise fr, — camicia
cheppia it. — chieppa II. a
chercher fr. — cercare
chöre fr, — cara
chervis fr, — chirivia II. b
chötif fr, — cattivo
cheval» chevaacher fr. — *cavallo
chevet fr. — chef II. c
cheyille fr. — cavicchia ,
chevir fr. — chef II. c
chevrette' fr, — crevette II. c
chi t^ — che
chibo sp. — zeba
chicane, chiche, chicot fr. — ♦cica
chicchera it. — xicara IL b
chicharo sp. — cece
chicharra sp. — cigala
chiche fr. — cece t*. *cica
chico sp. — *cica
chier fr, — ♦eschiter II. c
chiflFre fr, — cifra
chifla pr. — ciufolo
chifonie fr, — sampogna
chimica it, — alchimia
chimie fr, — alchimia
chinea it. — haca
chinela sp. — chanela 11. b
chinquer frt — *e8canciar
chiotto ü. — *cheto
chiourme fr, — ciurma
chiovo t*. — chiodo II. 'a
chiquet fr. — *cica
chirlar sp, — zirlare
chitare it, — *cheto
chito sp, — zitto
chiurlare it, — *urlare
choc fr, — cioooo
chocha sp. — choroha U. b
chocolat fr. — cioccolata
chommer fr, — cabna
chopo sp. — pioppo
chopper fr, — zoppo
choque sp. — ciocco
choquer fr. — docoo
chose fr. — cosa
ohotar, choto sp, — ciocciare
chou fr. — cavolo
chouan, chouette fr, — choe II. c
choucas fr, — choe II. c
choupo pg. — pioppo
chousa pg, — llosa IL b.
chouvir pg. — chiadere
chova, choya sp, — choe II. c
chubarba sp, — jusbarba
chubasco sp. — pioggia
chuchoter, chut fr. — zitto
chufa sp, — ciufolo
chapa sp, — giubba
chupar sp, — 8opa
ohusma sp. — ciurma
chuva pg, — pioggia
ci it, — qui
ci fr, — qui
cik it, — t^
ciampa it, — tape IL c
ciarpa it. — sciarpa
ciausire it, — choisir IL c
oibera sp, — cebada IL b
cidra, cidro; cidronela sp, — cedro
cidre fr, — »idro
oiera it. — cara
cierzo sp. — cers II. o
cigarra sp. — cigala
cigna it. — cinghia
cigolo t*. — *cica
cigurelja pg. — satureja
oilha pg. — cinghia
cilla sp. — celda IL b
oimbel sp. — *zimbello
cimbra, cimbria sp. — centinare
cimeterre fr. — scimitarra
cimitarra sp. — scimitarra
cinoelle fr. — zenzara
cingler fr. — singlar
cingottare it. — *cigolare II. a
cinto it. — cinghia
cintre fr. — centinare
cinza pg. — ceniza II. b
cio pg. — zelo
cioppa it. — giubba
ciotola f*. — cioociare
ciottare it. — azote IL b
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791
ciovetta it, —- choe II. c
ciranda pg. — *zaranda II. b
cirzir pg. — zurcir II. b
cisale it. — cesoje II. a
ciscranna it. — soranna II. a
ciseau, ciseler fr. — oincel
cisne sp. — *cecero
citano sp. — zutano II. b
citole fr, — chitarra
citron, citronnelle, citrouille fr. — cedro
ciu fr. — avocolo
civada pr. — cebada II. b
ciyanza iL — chef U. c
civeo it. — *civi^re IL c
civetta i^ — choe II. c
civette fr. — zibetto
civire it. — chef II. c
cizias pr. — assises II. c
cizza it. — tetta
clabaud fr. — glapir II. c
clairon, clarinette fr. — chiarina
clapier fr. — clapir II. c
claque fr. — *clique II. c
darin eet. sp. — chiarina
clarinetto it. — chiarina
das pr. — chiasso
clatir fr. — ghiattire
cleda pr. — claie II. c
Clin frl — cligner II. c
clocher fr. — *clop II. c
cloquear sp. — chiocdare
clore fr. — chiudere
clou fr. — chiodo II. a
clueca, clueco sp. — chiocciare
coalho pg. — quaffliare
coalla sp. — qua^ia
cobarde sp. — codardo
cobe pr. — *cupido
oobir pr. — *cupido
cocagne fr. — *caccagna
cocarde fr. — ooq II. c
coccia, coccio it. — cocca (2)
oocear sp. — coz II. b
cochar pr. sp. — coitar
coche sp. — cocchio
coche fr. — cocca (1)
coche fr. — cocchio
Cochenille fr. — cocciniglia
cochinilla sp. — cocciniglia
cochino sp. — coche II. c
cociore it. — *cuire II. c
cocon fr. — cocca ('2)
cocu fr. — cucco
codaste sp. — coda
codea pg., codena sp. »— cotenna
codicia sp. — *cupido
oodillo, codo sp. ~ cubito
codrione tt. — coda
coelho pg. — coniglio
cofe sp. — cofano
coffa it. — cofano
coffre fr. — cofano
cofia sp. — cnffia
coger sp, — *cogliere
cogolmar sp. — colmo
cogote sp. — cocca (2)
cogotz, cogul pr. — oucoo
cogujon sp. — cognjada II. b
coi fr. — *cheto
coiffe fr. — cuffia
coing fr. — ootogna
cointe fr. — conto
coiser fr. — *cheto
coite fr. — *coltrioe
cojon sp. — coglione
col sp. — cavolo
cola sp. — coda
colcha sp. — *ooltrioe
colchete pg. — croc IL c
coldre pg. — *goldre II. b
colgar sp. — oolcare
coltra pr. — *coltrice
colni it. — qnello
comble fr. — colmo
combleza sp. — bercer IL c (2)
combro pg. — colmo
commencer fr. — *cominciare
comment fr. — *come
comoro pg. — colmo
comprar sp., oomprare it. — parare
oompte, compter fr. — oontare
comte fr. — conte
conde sp. — oonte
confalon sp. — gonfalone
oong^ier fr. — conge II. c
congedo it. — conge II. c
oongoxa sp. — angoscia
conhortar sp. — *confortare
coniller fr. — coniglio
connetable fr.^ — oontestÄbile
connin fr. — coniglio
cöiiortar pr. — *confortare
conquidere it. — chiedere II. a
conrear sp. — redo
conroi fr, — redo
contadino, contado it. — conte
contigia it. — oonciare II. a
oontraindre fr. — 6treindre II. c
contrebande fr, — *bando
contrecarrer fr. — cara
contree fr, — *contrata
controle fr. — rotolo
convier fr. — convitare
convin, convine fr. — convegno
convoiter fr. — *cupido
convojare t*. — voyer II. c
convoyer fr. — voyer IL o
copete, copo sp, — coppa
coque fr. — oocca (2)
coquemar fr. — oogoma IL a
ooquet fr. — coq n. c
coquille fr. — cochiglia
cor (Partikel) fr. — ora (2)
corbata sp, — cravatta
corcare it. — colcare
corche sp. — alcorque II. b
corchete sp. — croc IL c
corooB pg. — ooroovar II. b
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792
KEGISTER.
corcasir «p. — oorcovar II. b
cordonnier fr, — cordovano
oorine fr, — *oomiccio
cormano sp. — hermano II. b
corral «p. — corro II. b
correa «p. — coreggia
oorredo it. — redo
correo sp. — redo
corroyer fr, — redo
cortege fr, — corte
corteza sp, — oorteccia
cortir pg, — *curtir II. b
corveta pg, — corbeta
corvettc fr, — corbeta
coscar sp, — co^ar IL b
cosensa pr. — *cuire II. c
coser sp, — oacire
cospel fr, — copeau II. c
cosquillas sp, — cogar II. b
cosser fr, — cozzare ,
cossi pr, — *coine
oostribo sp, — *e8tribo
costui it, — questo
oostura it, — cucire
cota pr, — *coltrioe
oota, cotar, ootejar — quota
cote, cote, coteau fr. — costa
cote, coter, ooterie fr, — qaota
cotica it, — cotenna
ootillon fr, — ootta
ootio pg, — cote II. b
cotovello pg, — cubito
couard fr, — codardo
coubrer fr, — *cobrar
couchant fr. — ponente
coucher fr, — coloare
ooucou fr, — cucco
coude fr, — cubito
coudre fr, — cucire
couenne fr, — cotenna
couette fr, — *coltrioe
oouillon fr. — coglione
coulis, coulisse fr, — couler II. c
coup fr, — colpo
coupe, coupeau fr, — coppa
couper fr, — colpo
couple, Couplet fr, — coppia
coupole fr, — coppa
cour fr, — Corte
courage fr, — coraggio
courbette fr, — corvetta
courge fr, — cucuzza
courlis fr, — corlieu 11. c
courroie fr, — coreggia
courroux fr. — ^ *corruccio
courte-pointe fr, — *coltrice
oourtier fr, — cura
courtine fr, — *oortina
oourtisan, courtois fr. — corte
COU8 fr, — cucco
Cousin fr, — cugino
cousser pr, — *coltrice
coussin fr, — *coltrice
couto pg. — coto II. b
coutume fr, — costuma
couve pg, — cavolo
couver fr, — covare
covado pg, — cubito
covelle it, — cavelle II. a
coxa pg, — coBcia
coxin sp. — *coltrice
coxo sp, — coscia
coyon fr, — coglione
cracher fr, — racher II. c
cramoisi fr, — carmesino
crampe, crampon fr, — grampa
cranc pr, — granchio
cranequin fr, — crone II. c
craquer fr, — crac II. c
crasse fr, — grasso
cravache fr. — *oorbaoho
cravanter fr, — crebantar
ergehe fr, — greppia
cremisi it, — carmesino
creneau fr, — cran 11. c
crepon fr, — groppo
cresson fr, — crescione
crever fr. — crepare
crier fr, — gridare
crocciare it, — chiocciare
croche fr, — *croccia
crochet fr. — croc IL c
croi pr, — crojo IL a
croissir, croistre fr, — crosciare
Crosse fr, — *croccia
crotorar sp, — crocchiare II. a
crouler fr, — crollare
Croupe, croupion, croupir fr, — groppo
cruccia it, — *croccia
crucciare it, — *corruccio
cruxir sp. — crosciare
cuajar sp, — quagliare
cuba sp, — coppa
cubilete sp, — coppa
cucar sp, — cucco
cuchara sp, -^ cucchiajo
cuculo it, — cucco
cuebano sp. — cofano
cueillir fr. — *cogliere
cuento sp, — contare
cueva sp, — covare
cueza sp. — cocca (2)
cuidadO) cuidar sp. — *coitare
cuidier fr, — *coitare
cuiller fr. — cucchiajo
cuirasse fr, — corazzo
cuisine fr, — cucina
cuisse fr. — coscia
cuistre fr, — *cuire U. c
cumbre sp., cume pg, — colmo
curattiere it, — cura
cusare t*. — cosa
cuscino it, — *coltrice
cusir sp. — cucire
cusso pr, — cozzone
cuticagna it, — cotenna
cutio sp, — cote n. b
cuve fr, — coppa
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793
da it. — a
dace fr, — dazio
daguet fr, — ffuatare
dail fr. — dalle
daino it — daim ü. c
dalle fr. — dala u. adalid II. b
dame fr, — donno
damigello it, — donno
dans fr. — ens II. o
darga sp, — targa
darr^ pr, — redo
darse fr, — arsenale
I darsena it, — arsenalo
datil ap. — dattero
datte fr, — dattero
daus pr, — vas II. c
davanti it, — anzi
d6 fr, — dado
debanar pr, — dipanare
debarrasser fr. — barra
debaucher fr. — *bauche II. c
debicar pg, — becoo
döblayer fr, — *biado
d^bonnaire fr, — aere
debout fr, — bottare
debris fr, — *bri8er II. c
d^but fr, — bozza
decentar sp, — enoentar U. b
dechat pr, — decbado II. b
d^chirer fr, — eschirer IL c
dechouer fr, — öchouer IL c
deci, dessi fr, — *8i II. .c
decombres fr, — colmo
d6falquer fr. — falcare
d6faut fr. — faltare
defelipre fr, — *friper IL c
defi, defier fr, — disfidare
defiler fr, — fila
defois fr, — dehesa II. b
defrayer fr. — *frai8 IL c
d^guerpir fr, — guerpir IL c
deguiser fr. — guisa
deitar pg. — gettare
d^jii fr, — gik
dejeuner fr, — giunare
delabrer fr. — lambeau U. c
delante sp. — anzi
d^layer fr. — dilegnare
deleznar sp. — liscio
demain fr. — mane
demarrer fr. — amarrar
demas sp, — mai
dementare it, — mentar
dementiers fr, — montre
demoiselle fr, — donno
denan |>r. — anzi
dende sp, — indi
denier, denree fr, — denaro
depecher fr, — pacciare
depetrer fr. — *pa8toja
dcpouillo fr, — spoglio
depuis fr. — poi
deramer fr, ~ derramar II. b
d^rate fr. — *rate IL c
derecho sp. — ritto
dernier fr. — retro
d6rober fr. — roba
deroute fr. — *rotta
derrata it. — denaro
derrear pg, — der rengar
derridre fr, — retro
derrocar sp. — *rocca
derrubio, dermmbar sp. — *dirupare
derver fr, — desver IL c
desafiar sp, — disfidare
descaptar pr, — capitare IL a
desde sp, — des
dese pr, — se IL c
deseo sp, •— disio
desi sp. — qui
designare it, — disegnare
designer fr. — disegnare —
deslegat* pr. — dileguare
desleir sp. — dilegnare
deslizar sp. — lisoio
desman sp. — ademan IL b
desmayar sp. — smagare
desnot pr, — denuesto IL b ^
desormais fr. — des
despacbar sp, — pacciare
desparpajar sp. — parpaglione
despejar »p, — speccbio
despertar sp. — *e8pertar IL b
despiojar sp. — pidocchio
despir pg. — *de8pedir IL b
despojo sp, — spoglio
despues sp. — poi
desrubant fr. — *dirupare
dessein, dessin, dessiner fr. — disegnare -^
dessert fr. — *8erviette IL c
dessous fr. — sotto
dessus fr. — suso
destrozar sp, — *torso
detacher fr. — tacco
döteler fr. — teler IL c
detrancher fr, — trinciare
detraquer fr. — trac IL c
detras sp, — tras
detrier fr, — tricare
detroit fr, — etroit IL c
detta it. — dicha IL b
deuil fr. — cordoglio
devanar sp. — dipanare
devant fr. — anzi
d^vider fr. — *vide IL c
devire pr. — *divi8o
devis fr. — *divi8o
devouer fr. — voeu IL c
diane fr. — diana IL a
diante pg. — anzi
dianzi t^ — anzi •
dietro it. — retro
dieu fr. — dio
digiunare t^. — giunare
digrignare it, — grinar
dilajare it, — d61ai IL c
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794
REGISTER.
dilayer fr. — d^lai II. c
dileticare it, — *solleticare 11. a
dilus pr. — lunedi
dimanche fr. — domenica
dimenticare it. — mentar
dimercres pr. — merooledi
diminuer fr. — menovare
dinanzi it, — anzi
diner fr. — ^desinare
dinero »p. — denaro
dintel sp. — linde 11. b
dimar pg, — *de8inare
disfrazar Bp. — farsa
dita pg. — dicha ü. b
diva fr. — da ü. c
dodiner fr. — dondolare II. a
dodu fr. — dondon II. c
doesto pg. — denuesto IL b
doge it. — *duca
domani it. — mane
dombo sp. — duomo II. a
dorne fr. — duomo II. a
domentre pr. — mentre
donc fr. — dunque
donde sp. — onde
donde it. ~ onde
donoier fr. — donno
donoso sp. — donaire II. b
dont fr. — onde
dopo it. — poi
domajo, domilla sp. — dorna II. c
dorp pr. — *orbo
dorssar pr. — rosser II. c
dosel sp. — dais ü. c
dossiere it. — dais II. c
dotta it. — otta 11. a
douaire fr. — douer II. c
douane fr. — dogana
douche fr. — docoiare
douillet fr. — douille II. c (1)
dousil fr. — douille II. c (2)
douve fr. — doga
dove it. — ove
dovela sp. — doga
dragee fr. — *treggea
dreche fr. — *dra8che II. c
dresser fr. — rizzare
dritto it. — ritto
drizzare it. — rizzare
drogman fr. — dragomanno
droit fr. — ritto
drut fr. — drudo
ducado sp. — *duca
ducat fr. — *duca
ducato it. — *duca
ducha sp. — docciare
dnela sp. — doga
duende sp. — duendo U. b
dusque fr. — jusque 11. c
E.
öbahir fr. — baire
ebaucher fr. — *bauche U. c
6branler fr. — *brando
ebrouer fr. — *bravo
e^a pg. — *herse II. c
ecacher fr. — quatto
ecaille, ecale fr. — soaglia
ecarlate fr. — scarlatto
ecarter fr. — *8eartare
echafaud fr. — catafaloo
echalotte fr. — *8calogno
echanson fr. — *e8canciar
echapper fr. — scappare
echar sp. — gettare
Gebärde fr. — cardo
echarpe fr. — sciarpa
echars fr. — scarso
Schauder fr. — cbauflfer II. c
6cbec fr. — scacco
ecbemer fr. — sciame
6chevin ^. — scabino
ecbine fr. — *8chiena
echiquete, ecbiquier fr. — scacco
echome fr. — scalmo
echoppe fr. — *e8coplo II. b
eclater fr. — *8chiantare
Melisse fr. — clisse 11. c
eclope fr. — *clop II. c
eclore fr. — chiudere
ecluse fr. — esclusa
ecorce, ecorcer fr. — soorza
ecorcher fr. — corteccia
ecosse fr. — cosse II. c
6cot fr. — scotto
ecouer fr. — ooda
eoour fr. (pic.) — soorciare
ecourg^e fr. — scuriada
ecoute (altfr. escote) — sootta
ecouter fr. — ascoltare
ecueil fr. — scoglio
ecume fr. — scbiuma
teurer fr. — sgurare
ecureuil fr. — scojattolo
ecusson, ecuyer fr. — ecu II. c
effacer fr. — faccia
effondrer fr. — fondo
effort fr. — forza ,
effrayer, efifroi fr. — *frayeur II. c
effront6 fr. — affrontare
egarer fr. — garer 11. c
eglantier fr. — aiglent II. c
egraffigner fr. — greffe II. c (1)
egratigner fr. — grattare
egruger fr. — gruger IL c
eis pg. — ecco
eisaurar pr. — sauro
eissernir pr. — scernere II. a
el fr. — al
elan fr. — lancia
ele sp. — ecco
electuaire fr. — lattovaro
elever fr. — allevare
elingue fr. — slinga
ella it. sbst. — enola
eloendro sp. — oleandro
email fr. — smalto
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REGISTER.
795
embabacar pr. — bava
embair sp. — baire
embarazo sp. — barra
embarras fr. — barra
embastar sp. — basto
embaucar sp. — bava
embaucher fr. — *bauche II. c
embaxada sp. — ^ambasoiata
emberguer altfr. — *abrigo
embestir sp. — investire
embigo pg. — *ombelico
emblaver fr. — *biado
embora pg. — ora (l)
emborcar pg. — volcar II. b
embraser fr. — bragia
embudo sp. — imbuto
embusquer fr. — *bo8co
embuste sp. — busto
emeraude fr. — smeraldo
emeri fr. — smeriglio
emerillon fr. — smerlo
erneute fr. — meute 11. o
emmitoufler fr. — pantofola
emoi fr. — smagare
6mouchet fr. — moschetto
6mou88er fr. — mozzo
empachar sp. — pacoiare
empan fr. — spanna
emparar sp. — parare
emparer fr. — parare
empecher fr. — pacciare
empedegar pr. — pacciare
empeguntar sp. — pegar
empeine sp. — pettine
empero sp. — pero
empeser, empois fr, — pegar
empetrer fr. — *pastoja
empezar sp. — *cominciare
empiffrer fr. — *piva
empinar sp. — pino II. b (2)
emplasto sp. — piastra
emplatre fr. — piastra
emplear sp. — piegare
employer fr. — piegare
empreinte f)r. — *imprenta
emprunter fr. — iroprontare
en pr. (sbst.) — donno
en fr. — indi
enan, enantar pr. — anzi
encan fr. — incanto
encami^ar pg. — achamer IL c
encastrer fr. — *ca88a
encaosar pr. — incalciare
enceinte fr. — incinta
enceitar pg. — encentar II. b
enchasser fr. — ^cassa
enchauoer fr, — incalciare
encher pg. — henchir U. b
enohova pg. — acciuga
encia sp. — gengiva
encima sp. — *cima
enoina sp. — elce
enduget pr, — incude
enclome fr. — inoude
encombre fr. — oolmo
encore fr. — ora (2)
encre fr. — inohiostro
encui fr. — *anche
endec pr. — dec IL c
endecha sp. — dec U. c
enderezar sp. — rizzare
endever /V. — desver IL c
endilhar pr. — hennir
endro pg. — eneldo II. b
endroit fr. — ritto
enebro sp. — ginepro
enel fr. — snello
enfeitar pg. — afeitar IL b
enfiar pg. — fila
enfoncer fr. — fondo
enfreindre fr. — fraindre IL c
engafio sp. — inganno
engar pg. — *enger IL o
engarrafar sp. — graffio
engastar sp. — ^cassa
engeance fr. — *enger IL c
engia fr. — inge^o
engle sp. — ingame
engloutir fr. — ghiotto
engo pg. — ebbio
engodar pg. — goda II. c
engouer fr. — gave IL c
engriman^o pg. — grima IL b
engrot fr. — heingre IL c
engrudo sp. — glu IL c •
enhaner fr. — affanno
enherdir fr. — yerto IL b
enheudir fr. — *el8a IL a
enhiesto sp. — *fe8to IL b
enilhar pr. — hennir
enjoler fr. — gabbia
enloier fr. — *enlear IL b
ennui fr. — noja
enquar pr, — "^cominciare
enquenuit fr. — *anche
enqui fr. — qui
enojo sp. — noja
enristre sp. ■— resta
enrizar sp. — riccio (2)
enrocar pg. — rocchetto
ensalzar sp. — alzare
ensauchar sp. — ancho IL b
ensayo sp. — ßaggio (2)
cinseigne fr. — msegna
enseigner fr. — insegnare
ensemble fr. — insembre
ensemble sp. — insembre
ensement fr. — esso
enseQa sp. — insegnare
ensonple /V. — subbio
enteado pg. — alnado II. b
entero sp. — intero
enterver fr. — rover II. c
entier fr. — intero
entraver, entraves fr, — travar
entrudo pg, — entroido IL b
envelopper fr. — *viluppo
envi fr, — envis IL c
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796
REGISTER
environ fr, — *virar
envoisier fr, — *vizio
envoyer fr, — voyer II. c
enxada p^. -- accia
enxalma «p. — ^salma
enxambre »p. — sciame
enxarcia 'pg. — sarte
enxergar pg, — cercare
enxofre pg, — solfo
enxoval pg. — axuar II. b
enxugar «p. — suco
enxullo 5p. — subbio
enxuto sp. — suoo
epais ff, — spesso
epargner fr. — sparag^are
eparpiÜer fr, — parpaglione
eparvin /r. — spavenio
epaule /r. — spalla
6peautre fr. — spelta
ep^ fr, — ^spada
eperlaso sp. — eperlan 11. c
eperon fr, — sperone
epervier fr, — sparaviere
6pice fr. — spezie
6pier fr, — spiare
epinard fr, — *8pinace
epinceler, epincer fr, — pizza
epingle fr. — spillo
epitima 9p, — bizma II. b
eplucher fr, — piluccare
epois fr, — spito
epouiller fr, — pidocchio
epouvanter fr, — spaventare
epoux fr. — sposo
epreindre fr, — preindre ü. c
equerre fr, — quadro
equi fr, — qui
equiper fr, — schifo
er, era pr, — ora (2)
erable fr, — acero
ercer sp, — erguir II. b
ereinter fr, — derrengar
ergot fr, — *argot II. o (2)
erizo sp. — riccio (1)
erranment fr, — erre II. c
errement /V. — inchiostro
ers /y*. — ervo
ervodo pg, — albedro II. b
es fr, {ä)st,) — ape
es fr, — ecco
esbalauzir pr, — eblouir II. c
esbanoier fr. — banda
esbo^ar pg, — bozza
esbulhar pg, — bolla
esoadre, escadroB fr, — quadro
escala pr, — echiera
escalavrar pg, — *naverare
escalin sp, — scellino
escalmo sp. — scalmo
escalona sp, — *8calogno
escamotar sp, — escamoter II. c
escancarar pg, — ganghero U. a
escandallo sp. — scandaglio
escandia sp, — *8caiidella
escapar sp, — scappare
escarabajo sp. — scarafaggio
escaramuzo sp, — scaramucda
escaravelho pg. — scarafaggio
escarbot fr. — scarafaggio
escarcela sp, — sciarpa
escarcelle fr, — sciarpa
escardar sp, — cardo
escarir pr, — schiera
escarlate sp, — scarlatio
escarmouche fr, — scaramuccia
escarnio, escarnir sp, — schemo
escarpa pr. — carpa
escarpa sp. — *scarpa
escarpe fr. — *8carpa
escarpelo sp, — escoplo II. b
escarpin fr. — scarpa
escaso Sf). — scarso
eschamir fr, — schemo
eschiele />*. — schiera
eschiele fr, — squilla
esclate fr. — schiatta
esclave fr, — schiavo
esciavin sp. — scabino
esdavo sp, — schiavo
esclenc fr, — *enclenque II. b
esclet pr. — schietto IL a
esoolh pr. — *coglicre
escoUo sp. — scoglio
escolta sp, — oorgere II. a
escopeta sp. — schioppo II. a
escopette fr, — schioppo II. a
escopir fr. — escupir
escorcer fr, — scorciare
escorchar sp. — corteccia
escorre fr. — scuotere
esoors fr. — scorciare
escorsar sp, — scorza
escorte fr. — corgere II. a
escorzar sp. — scorciare
escorzon sp. — escuerzo II. b
escota sp, — scotta
esoote sp. — scotto
escouade fr, — quadro
escousse fr, — scuotere
escozar sp. — *cuire II. c
escrafe fr, — escraper II. c
escrimer fr, — schermo
escroc fr, — scrocoo
escuchar sp, — ascoltare
escueil fr, — *cogliere
escuma sp. — schiuma
escurar sp, — sgurare
esdruxolo sp, — sdrucciolo II. a
ese sp. — esso
esfalfar pg. — fofo II. b
esfolar pg. — desollar II. b
esglay pr. — ghiado
esgrima, esgrimir sp. — sohermo
esguazo sp. — guado
esguince sp, — sguancio II. a
eslingua «p. — slinga
esmaier fr, — smagare
esmair sp, — smagare
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797
esmalte sp, — smalto
esmeralda sp, — smeraldo
esmerar «p. — smerare
esmerer fr. — smerare
esmeril sp. — smeriglio
esmeril, esmerejon sp, — smerlo
esmola pg. — Umosina
espaciar sp. — spazzare
espada sp. — ^spada
espalancar sp. — spalancare II. a
espalda sp. — epalla
espalhar pg. — paglia
espalier fr. — spalla
espantar sp. — spaventare
esparavan sp. — spavenio
esparavel sp. — sparaviere
espasmo sp. — spasimo
especia sp. — spezie
espedo sp. — spito
espejo sp. — specohio
espelh pr. — specchio
espelta sp. — spelta
espeso sp. — spesso
espeto sp. — spito
espiar sp. — spiare
espi^gle fr. — specohio
espiuaca sp. — *8pinace
espineta sp. — spinetta
espingarda sp. — springare
espion fr. — spiare
espita sp. — spitamo
espojo sp. — spoglio
espolin sp. — spola
espolon, espuela sp. — sperone
esponton sp. — spantone
esposo sp. — sposo
espreitar pg. — *exploit II. c
espringuer fr. — springare
esprit fr. — spirito
espurriar sp. — esproher II. c
csquadra sp. — quadro
esquela sp. — cedola
esqueleto sp. — scheletro
esquena sp, — *8chiena
esquentar pg. — calentar II. b
esquero sp. — *esca
esquerro sp. — izquierdo II. b
esquicio sp. — schizzo
esquif fr. — schifo
esquife sp. — schifo
esqaila «p. — squilla
esquilmo sp. — *quilma II. b
esquilo sp. — soojattolo
esquinela sp. — *8chiena
esqnintar pr. — esquinzar II. b
esquira pr. — schiera
esquisse fr. — schizzo
esquiu pr. — schivare
esquivar sp. — schivare
esquiver fr. — schivare
essai fr. — saggio (2)
essaim fr. — sciame
essoigne fr. — sogna
essor, essorer fr. — sauro
essayer fr. — suco
estaca sp. — stacca
estache fr. — stacca
estaoion sp. — stagione
estafette, estafilade fr. — staffa II. a
estala sp. — stallo
estallar sp. — *8chiantare
estamefia sp. — stamig^no
estampar sp. — stampare
estanc pr. — *stancare
estancar sp. — *stancare
estancia sp. — stanza
estandarte sp. — stendardo
estaüo sp. — stagno
estarna sp. — stama
estay sp. — etai IL c
estera sp. — stoja
esteu fr. — stovigli II. a
estiere fr. — esturman II. c
estival pr. — stivale
estivar sp. — stivare
estoc fr. — stocco
estofa sp. — *8toffa
estoire fr. — flotta u. stuolo
estojo pg. — *astuccio
estol sp. — stuolo
estopa sp. — stoppa
estoque sp. — stocco
estor fr. — stormo
estrabot fr. — *estribo
estracar pr. — straccare IL a
estrada, estrado sp. — *strada
estrado fr. — *8trada
estragao pg. — *targone
estra^on fr. — *targone
estraier fr. — *8trada
estralar pg. — *8chiantare
estrambote sp. — strambo
estraQo sp. — stranio
estrapade fr. — strappare U. a
estrapazar sp. — '^pazzo IL a
estrazar sp. — stracciare
eströe fr. — *8trada
estregar sp. — fregare
estreper fr. — estraper IL c
estriar pg. — *8trega
estribord sp. — stribord IL c
estribot fr. — estribo u. strambo
estrillar sp. — strecchia
estringa sp. — stringa
estrinque sp. — stringa
estriver fr. — *estribo
estrope fr. — *8troppolo
estropear sp. — stroppiare
estropier fr. — stroppiare
estrovo sp. — *8troppolo
estrubar pr. — *estribo
estrujar sp. — torchio
estrumel^ fr. — *trumeau ü. c
estucho sp. — ^astuocio
estufa sp. — *8tafa
estuque sp. — stucco
esturar sp. — torrar IL b
esturgeon fr. — storione
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798
REGISTER.
estorion sp. — storione
etable fr, — stallo
eta^e fr. — staggio
etain fr, — stagno
etal, etalon fr, — stallo
6tainer fr. — stagno
etamine fr. — stamigno
etamper fr. — stampare
etance, etan^on fr. — stanza
^tancher, etang fr. — *staiicare
etangues fr. — stanga
6tau fr, — stallo
etele sp. — ecco
etendard fr, — stendardo
6teule fr. — *8toppia
etoffe jfr. — *8toffa
6touble fr. — ♦stoppia
etouffer fr. — tufo (1)
^etoupe, ^toupin fr. — stoppa
etourdir fr. — *8tordire
etrange, etranger fr. — stranio
etrape fr. — estraper II. c
etre fr. — essere
etrecir fr. — etroit II. c
etrier fr. — *e8tribo
etrille fr. — stregghia
etriquet fr. — tricoter 11. c
^triviöre fr. — *e8tribo
etron fr. — stronzare 11. a
etrope fr. — *8troppolo
etui fr. — *a8tuccio
etuve fr. — *8tufa
eventail fr. — ventaglio
evier fr. — eau IL c
evol pr. — ebbio
exaucer fr. — alzare
F.
fabuco sp. — faggio
faca pg. — haca
facha sp. — faccia
facha pg. — aocia
f&oher fr. — *fa8tidio
facistol sp. — faldistorio
fade fr. — fat IL c
fado it. — fat II. c
faille fr. — fiaccola
faillir fr. — fallire
faine fr. — faggio
faisca pg. — *f5ave8ca
faisceau fr. — *fa8cio
faissa pr. — haza IL b
faite fr. — *fe8to IL b
falla, fallo sp. — fallire
falla pg. — favola
fallar sp. — hallar IL b
falot fr. — *falö
faluca sp. — feluca
fanal sp. fr. — *falö
fanale it. — *falö
fanciullo it. — fante IL a
fanfano it. — fanfa
fanfare fr. — fanfa
fanfarron sp. — fanfa
fanfreluche fr. — fanfaluca
faquin fr. — facchino
farapo pg. — arpa
faraute sp. — araldo
farce fr. — farsa
fardaggio it. — *fardo
fardeau fr. — *fardo
farfante sp. — fanfa
farfouiller fr. — fouger IL c
farfullar sp. — farfogliare
farga pr. — forgia
farinella pg. — flanella
farpa, farpSo, farpar sp. — arpa
fascona sp. — azcona IL b
fastello it. — *fa8cio
fata »p. — te II. b
fattucchiero it. — fattizio
faueon fr. — falcone
faute fr. — faltare
fauteuil fr. — faldistorio
fautre, fautrer fr. — feltro
fauve fr. — falbo
faxo sp. — *fa8cio
fazaleja sp. . — fazzuolo IL a
feble sp. — fievole
fee fr. — fata
feindre fr. — faint 11. c
feira pg. — fiera
f61on fr. — *feno
fenouil fr. — tinocchio
ferrolh pr. — verrou II. c
fersa pr. — fieroe 11. c
ferte fr. — ferme IL c
fetge pr. — *fegato
feu fr. — fuooo
feur ältfr. — *foro
feudo it. — *fio
feurre fr. — fodero
feutre fr, — feltro
fia, fiata it, — via (1)
fiaba it, — favola
fiale it, — fiavo IL a
fiche fr, — fitto
ficher fr, — ficcare
fie, fiee fr, — via (1)
fief fr, — *fio
fifre fr. — *piva
filtrar sp, — feltro
filtrer fr. — feltro
filunguello ü. — *fringuer 11. c
fincar pg. — ficcare
fita sp. — fetta
fiutare it. — flauto
flaco sp. — fiacco
flacon fr. — fiasco
flageolet fr. — flauto
flairer fr. — *fragrare
flamme fr. — fiama
flan fr. — fiadone
flan aUfr. — *frignare IL a
flanc fr. — fianco
flaon sp. — fiadone
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REGISTER.
799
flasque ff, — fiacoo
flatir /r. — *flatter IL c
flecha «p. — freccia
flache fr. — freccia
flecme pr. — fiama
fleis pr. — flechir IL c
fleme «p. — fiama
flete sp. — frei
fleurer fr. — *fragrare
flibote «p. — flibot IL c
floc pr. — froc II. c
floc fr, — folc II. c
floresta sp, — foresta
florin fr, — fiorino
flot fr, — fiotta
flota Äp. — fiotta
flotar «p. — frettare
flouer fr, — *filou IL c
floxo Äp. — floacio
fluet fr, — flou II. c
flusso f^ — floscio
flute fr. — flauto
fo^ar fg. — hoz IL b (2)
focile it. — fuoco
fogote «p. — fagotto
foible fr, — fievole
foie fr, — *fegato
foire fr, — fiera
fois fr, — vece
fola ü, — favola
folata, folla it, — *follare
folego fg, — holgar 11. b
folgar yg, — holgar II. b
folla yg, — *ola
follon «p. — *folle
fome yg, — hambre IL b
foncer fr, — fondo
fontaine fr, — fontana
forain fr, — fuora
forastico it. — foresta
forban fr, — *bando
foroe fr, — forza
forceis pr. — fuora
forcen^ fr, — senno
forcier fr, — forziere IL a
forese ü, — *foro
foret fr, — foresta
forfait fr, — *foro
forge fr, — forgia
forro pg, — horro IL b
forro sp. — fodero
fouasse fr, — focaccia
fouce pg, — hoz 11. b (1)
fougöre fr, — felce
fougue fr, — foga IL a
fouiller fr. — fouger II. c
fouine fr, — faina
foule, fouler, foulon fr, — *follare
foupir fr, — *friper II. c
fourbe, fourbir fr, — forbire
fourcele fr, — forcatura
fourrage, fourreau, fourrer fr, — fodero
fouteau fr, — faggio
fouto pg, — hoto II, b
fraco pg, — fiacoo
fradicio t*. — fracido 11. a
fragata it. — fregata
fragello it. — fleau IL c
fragua sp. — forgia
frai fr. — fregare
fraile, freile sp, — *fraire IL b
frais fr. — fresoo
fraise, fraiser fr. — fregio
fralda pg, — falda
franzir sp, — *froncir
frappa it, — arpa
frascar pr, — *fraca88are
frasque fr. — *fra8ca II. a
frasBUgno it, — fr^sange IL o
fray sp. — *fraire IL b
frayer fr. — fregare
frazada sp, — fregio
fre^ola it. — fregare
frejol sp. — frisol IL b
freluquet fr. — fanfaluca
freso sp, — fregio
fressa pr. — frizzare
fretes sp, — frette IL c
fretta it, — frettare
frezada sp, — fregio
frezar sp. — frizzare
friand, fricandeau, fricasser fr, —
frique II. c
frime fr, — *frignare II. a
fripon fr, — *friper IL c
frisato t^ — fregio
friso sp, — fregio
froler fr, — frettare
fromage fr, — formaggio
fromba, frombo it, — *rombo II. a
fronde fr, — fionda
frotar sp, — frettare
frotta, frottola it, — fiotta
frotter fr, — frettare
frouxo pg, — floscio
frusta it, — frusto IL a
fucile it. — fuoco
fucia sp, — fiucia IL b
fuero sp, — *foro
fuerza sp, — forza
fuina sp, — faina
fuisca sp, — *falave8ca
fula pg, — *follare
funcho pg, — finocchio
für fr, — *foro
furacSo pg. — *uracano
furbo it, — forbire
fureter fr, — furon
fusil fr, — fuoco
futaine fr, — fustagno
e.
gabata sp, — gavetta
gabbiano it, — gavia
gabinete sp. — capanna
gabinetto it, — capanna
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800
REGISTER.
gacho sp. — quatto
gadelha pg, — vedija II. b
gado pg, — ganado II. b
gafar sp. — gafa
gage fr. — gaggio
gaglio iL — quagliare
gagner fr. — *gaadagnare
gago pg, — gauguear II. b
gai fr. — gajo
gaillard fr. — gagliardo
gain fr. — guaime
gaine fr. — guaina
gaiväo, gai Vota pg. — gavia
galabrun fr. — isanbrun II. c
galant fr. — *gala
galappio it. — ^chiappare II. a
galardon sp. — guiderdone
galeffare it. — *caleflfare II. a
galera it. — galea
galera sp. — galea
galdre fr. — galea
galet fr, — gai II. c
galga sp, — galgo II. b
galgulo sp, — ffalbero
galla it, — *gaTe II. c
gallardo sp. — gagliardo
galleria it. — galea
gallofo sp. — *gaglioffo
gallone it. — *gala
galocha sp. — ^galoscia
galoche fr. — *ffalo8cia
galon fr. — *gaTa
galtera sp. — gota
gamache fr. — *gamba
gambeson fr. — gambais
gambo t*. — *gamba
gamuza sp. — camozza
ganache fr. — *ganascia
ganar sp. - *guadagnare
gangar pg. — *guadagnare
gangola it. — ganguear II. b
gangrene fr. — can^rrena
ganguil pr. ^— gangnero II. a
ganivet fr. — canif II. c
gannacha pr. — guamire
ganren pr. — rien II. c
ganse fr. — gancio
ganso sp, — ganta
gant fr, — guanto
garabia pg. — garbino
garag pr. — barbecho
garanguejo pg. — granchio
garant fr. — guarento
garante sp. — guarento
garaßon sp. — guaragno
garba sp. — gerbe II. c
garba pr. — gerbe II. c
garbin sp. — garbillo II. b
garce, gar^on fr. — garzone
garde, garder fr. — *guardare
gardingo sp. — *giiardare
garfio sp. — grafno
garfo pg. — greife II. c
gargagliare it. — *gargatta
gargamela pr. — *gargatta
garganello it. — oeroeta
garganta sp. — *gargatta
gargar pr. — *gargatta
gargola sp. — ^gargatta
garingal fr. — galanga
garlopa sp. — *varlope U. c
garnache, fr. — guarnire
garnir, garnison fr. — guamire
garone it. — gherone
garosello it. — carriera
garou fr. — loup-garou II. c
garrafa sp. — *caraffa
garrobo sp. — carruba
garrot fr. — *garra
garupa pg. — groppo
garza it. — garzone
garza sp. — garzone
gasa sp. — gaze II. c
gasajar sp. — ^gasalha
gasarma pr. — giusarma
gäter fr. — guastare
gaucher fr. — gualcare II. a
gaude pr. —■ gualda
gaug pr. — godere
gavasa sp. — bagascia
gavia sp. — gabbia
gavina, gaviota sp. — gavia
gavion fr. — gave IL c
gayo sp. — gajo
gayola sp. — gabbia
gazanhar pr, — ^guadacpare
gazouiller fr. — jaser II. c
gazua pg. — ganzua II. b
gazzo f*. — garzo II. b
geai fr. — gajo
gehir fr. — gecchire
geitar pg. — gettare
gelda pr. — geldra
geloso it. — zelo
gelsomino it. — gesmino
gencive fr. — gengiva
genet fr. — ginete II. b
genette fr. — *gineta
gengibre sp. — zenzovero
geng^ovo t^ — zenzovero
genh pr.f genie fr. — ingegno
geniövre fr. — ginepro
genou fr. — ginocchio
geut (adj.) fr. — gente
geole fr, — gabbia
gequir pr, — gecchire
gerfaut fr, — girfaloo
gerigonza sp. — gergo
germandree fr. — calamandrea
ges pr. — gens II. c
geto it, — gettare
gheda ü, — *ghiera IL a
ghermire it, — gremire IL a
ghiozzo it, — ghiotto
gialda it, — geldra
gianetto it, — ginete IL b
giarro it. — giara
gibeciere fr, — *gibier II. c
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REGISTER.
801
gibet fr, — giubbetto
gieser fr. — göse II. c
giffer fr. — *a^guefifare II. a
gigot fr. — *giga
gigotter fr. — ♦giga
gina it. — *agma
gingembre fr. — zenzovero
gioja, giojello it. — godere
giolho pg. — ginocohio
giostrare t*. — giusta
girandola it. — giro
girandolc fr. — giro
girandula «p. — giro
girofle sp. — garofano
girofle fr, — garofano
giron sp. — gnerone
giron fr, — gherone
girouette fr. — giro
gisarme fr. — giusarma
gite fr. — g^sir II. c
giu fr. — giuso
giullaro it. — giooolaro
glacfis fr. — glacier 11. c
glai fr. — gWattire
glaieul fr. — glaive II. c
glas fr. — cbiasso
glasto sp. — guado
glatir fr. — - ghiattire
glave ü. — glaive II. c
glay pr. — ghiado
glousser fr. — chiocciare
glouteron fr. — gleton II. c
glouton fr. — ghiotto
gnacchera it. — nacchem
gobelet fr. — coppa
gober fr. — gobbe II. c
gobin fr. — gobbo
gocciola it. — gotta
godailler, gdion fr. — goda II. c
godo 8p. — goda II. c
gofou pr. — gonzo
goguenard fr. — gogue II. c
goinfre pg. — goda II. c
goiva pg. — *gubia
goivo pg. — godere
golafre »p. — goliart II. c
golondrina sp. — rondine
golpe 8fp. — colpo
gombito, gomito it. — cubito
gond fr. — gonzo
gonfler fr. — gonfiare
gorbia it. — *gubia
göret fr. — gorre II. c (2)
gorge fr. — gorgo
gorgia, gorgogliare it. — gorgo
gorgomillera sp. — *gargatta
gormar sp. — gourme II. c (1)
goro pg. — huero II. b
gorrin sp. — gorre II. c (2)
gorupo sp. — groppo
gosier fr. — *gueux II. c
gosma pg. — gourme II. c (1)
gouache fr. *guado
goudron fr. — catrame
goufifre fr. — golfo
gouge fr. — *gabia
gouine fr. — goda U. c
goujat fr. — gonge 11. c
gouliafre fr. — goliart 11. c
goupil, goupillon fr. — golpe
goupiller fr. — volpilh IL c
gour fr. — gorgo
gourd fr. — gordo
gourde fr. — cucuzza
gourmette fr. — gmmo
gousse fr. — gnsoio
goutte fr. — gotta
goz pr. — *ouccio
gozne sp. — gonzo
gozque sp. — *cuccio
gozzoviglia it. — gozzo IL a
grabar sp. — graver IL c
grada sp. — *grata
gragea sp. — *treggea
grahusa pr. — grabuge IL c
graigne fr, — gramo
graille fr. — *gracco
graja sp. — *graccho
grajo it. — blaireau IL c
gramalla sp, — camaglio
gramallera sp. — cremaillon IL c
gramilla sp. — grama
grancire it. — granchio
grange fr. — granja
grangear »p. — granja
granguejo pg. — granchio
granter fr. — creanter II. c
granza sp. — garance IL c
grappe, grappin fr, — *grappa
graspo it. — raspare
gratuser fr. — grattare
gravelle fr. — gröve IL c
gravier, gravois fr. — greve IL c
graznar sp. — gracidare
gre fr. — grado
greanter fr. — creanter IL c
gredin fr. — gretto *
gröge fr. — *greggio IL a
grele, greler fr. — gr^s II. c
grelo pg. — grillo IL b
grenon fr. — grena
gr^sil fr. — gr^s IL c
grief fr. — ♦greve
grifaigne fr. — grif IL c
grifo it. — grif IL c
grigio it. — griso
grignoter fr. — grignon IL c
gril, grille fr. — *grata
grimace fr. — griraa IL b
grimpa pg. — guimple IL c
grimpola sp. — gnimple IL c
grinalda pg. — ghirlanda
grinza it. — grimo IL a
gripo sp. — gripper IL c
grippo it. — gripper IL c
grisette fr. — griso
gritar sp. — gridare
grogner, groin, fr. — grugnire
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802
REGISTER
grola it — grole IL c
groncer, gronder fr. — grugnire
grotesco it, — grotta
grotto it — agrott<? II. a
groupe fr. — groppo
gruccia it. — *croccia
grude pg. — glu II. c
gnieso sp. — grosso
grumelcr fr. — gnimo
grupo sp. — groppo
gruta sp. — grotta
guacharo sp. — *guado (1)
guadarella it. — gualda
guajo it. — guai
gualdo sp. — gualda
gualercio it. — *lercio ü. a
guapo sp. — guappo
guardingo it. — *guardare
guarismo sp. — alguarismo II. b
g^arnaccia, guarnello it. — goamire
guasootto it. — biscotto
guattera t*. — guetre II. c
guazardon pr. — guiderdone
guazzo it. — *guado (1)
gu^ fr. — *guado (1)
gudde fr. — guado (2)
guedeja sp. — vedija II. b
guenchir fr. — gAnchir II. c
guer, guerle pr. — guercio
guercho sp. — guercio
guerdon fr. — guiderdone
guero fr. — guari
gueret fr. — barbecho '
guerir, guerite fr. — guarire
guermenter fr. — ♦gaimenter II. c
guet, guetter fr. — guatare
gueude fr. — geldra
guever fr. — gaif II. c
guia pr. — guisa
guiar sp. — *guidare
guider, guidon fr. — *guidare
guiggia it. — guiche IL c
guigne fr. — *vi8ciola
guigner fr. — ghignare
guilha pg. — guile IL c
guimauve fr. — malvavischio
guiuda sp. — *vi8ciola
guindar sp. — ghindare
guinder fr. — ghindare
guißar sp. — ghignare
guiren pr. — guarento
guirlande fr. — ghirlanda
guirnalda sp. — ghirlanda
guitarra sp. — chitarra
guitarre fr. -— chitarra
guitran fr. — catrarae
guivre fr. — givre IL c (1)
guizzo it. — vizzo IL a
H.
haberia sp. — avaria
habla, hablar sp. — favola
habler fr. — favola
hacha sp. — accia
hacha »p. — fiaccola
hache fr. — accia
hacia sp. — faccia
hacienda sp, — faccenda
hacina sp. — fascio
hada sp. — fata
halbrene fr. — halbran II. c
halcon sp. — falcone
halda sp. — *falda
haleche sp. — laccia
haieine fr. — alenare
haier fr. — halar
hallebarde fr. — alabarda
haloza sp. — *galo8cia
hamac fr. — *amaca
hamaca sp. — *amaca
hame^n fr. — anoino
hampa sp. — vampo II. a
hanap fr. — anappo
hanche fr. — *anca
haner fr. — affanno
hangar fr. — angar II. c
hansart fr. — hansacs II. c
haquenee, haquet fr. — haca
haraldo sp, — araldo
haraler fr, — harer IL c
harangue fr. — aringo
harapo sp. — arpa
harceler fr. — *her8e II. c
harcelle fr. — hard IL c
harda pg. — arda H. b
harde, hardes fr, — hard IL c
hardi fr. — ardire
hareng fr. — aringa
harer fr. — haro IL c
harlot fr. — arlotto
harnacher, harnois fr. — arrtese
harouche fr. — farouche II. c
harpe, harper, harpon fr. — arpa*
hasard fr. — azzardo
haschie fr. — haschiere II. c
hasple fr, — aspo
hastas sp. — hasta IL b
hastio sp. — *fastidio
haubert fr. — usbergo
hausser fr. — alzare
havet fr. — *haver IL c
haya sp. — faggio
haz sp. — faccia u. *fa8cio
heaume fr. — elmo
heberger fr. — *albergo
hechicero, hechizo sp. — fattizio
hedo sp. — feo II. b
helas fr. — lasso
helecho sp. — felce
helt fr. — *el8a IL a
hendrija sp. — rendija 11. b
heraut fr. — araldo
herisser, herisson ft. — riocio (1)
hermine fr. — armellino
heron fr. — aghirone
herren sp, — ferrana
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REGISTER.
803
herrojo sp. — verrou ü. c
herrumbre sp. — herrin IL b
heur, heureux fr. — augurio
heurt, heurter fr. — urtare
heux fr. — *el8a II. a
hicier fr. — *izza II. a
hi^ble fr. — ebbio
hienda sp. — fiente II. c
hier fr. — ieri
higado sp. — *fegato
hincar sp. — ficcare
hinojo sp. — finocchio
hinojo sp. — ginocchio
hirondelle fr. — rondine
hisser fr. — issare
hita, hito sp. — fitto
hiver fr. — invemo
hobereau fr. — hobin II. c
hoche fr. — hoc II. c
hogaza sp. — focaccia
holgin sp. — jorgrina II. b
holbir sp. — *folTare
hombre, homenage sp. — uomo
homme, hommage fr. — uomo
hondo sp. — fondo
honnir, honte fr. — onire
hopital fr. — oste (2)
hopo sp. — houppe II. c
hoqueton fr. — ootone
horacar, horadar sp. — huraco IL b
horde fr. — orda
hormis, hors fr. — fuora
hose fr. — uosa
hote, hotel fr. — oste (2)
houle fr. — *oIa
houppelande fr. — *palandrano
houseaux fr. — uosa
houssine, houssoir fr. — houx IL c
hoy sp. — oggi
hozar sp. — hoz IL b (1. w. 2)
huata sp. — ovata
hucia sp. — fiucia IL b
hueca sp. — hoc II. c
huella sp. — *follare
huer fr. — hu IL c
huesped sp. — oste (2)
hueste sp. — oste (1)
huevos sp. — uopo
hui fr. — oggi
huis, huissier fr. — usoio
huivar pg. — *urlare
hulla sp. — *houille IL c
hulotte fr. — *urlare
huna sp. — hune IL c
huppe fr. — upupa
hura sp. — hure IL c
huracan sp. — *uracano
hurafio sp. — furo IL b
hurepe fr. — herupe IL c
hurgar sp. — frugare
hurler fY. — *urlare
husma sp. — orma
huta sp. — hutte IL c
I.
ici fr. — qui
iddio it. — dio
if fr. — iva
ilhal pg. — ijar IL b
ilharga pg. — ijar IL b
iman sp. — diamante
imbastare it. — basto
imbottatojo it. — imbuto
impacciare it. — pacciare
impeciare, impegolare, impiccare, im-
picciare it. — pejar
impla sp. — g^mple IL c
impronta t*. — *imprenta
improperar sp. — improverare
improperor fr. — improverare
inaffiare it. — achar IL b
ingar pg. — *enger II. c
incastrare t^. — *cas8a
inchar pg. — hinchar IL b
inciampare ü. — tape IL c
inde fr. — indaco
infingardo it. — faint IL c
infioo it. — fino IL a
infrigno t*. — *frignare II. a
ing^nieur fr. — ingegno
ingombro it. — colmo
ingordo it. — gordo
ingremance fr. — negromante
inhilar pg. — hennir
innanzi it. — anzi
innaverare it. — *navorare
insetare it. — *innesto IL a
insieme it. — insembre
issino it. — *8ino IL a
inteirigar pg. — intero
intirizzare it. — intero
intriguer fr. — tricare
intrincar sp. — tricare
introcque t^ — mentre
iqui fr. — qui
irmäo pg. — hermano IL b
isnel fr, — snello
issa it. — esso
issi fr. — cosi
issir fr. — *e8cire
issue fr. — *escire
itant fr. — cotanto
itel fr. — cotale
ive fr. — *cavallo
ivoire fr. — avorio
ivraie fr. — ebbriaco
ja fr. — gia
jabalina sp. — *giavelotto
jaboter fr. — jabot IL c
jacerina sp. — ghiazzerino
jaoo sp. — giaco
jadeau fr. — gavetta
jaelise fr. — ^gasalha
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804
REGISTER.
jal, jau pr. — coq IL c
jalde «p., jalne pg. — giallo
jalon fr, — jauger II. c
jaloux fr, — zelo
Jamba, jamon sp. — *gamba
Jambe, jambon fr, — *gamba
janella pg, — ventana U. b
jaque fr. — giaco
jardin sp. — giardino
jardin fr. — giardino
Jargon fr, — gergo
jarra sp, — giara
jarre fr. — giara
jarret fr, — *garra
jarrete sp. — *garra
Jasmin fr, — gesmino
jasse pr, -^ se II. c
jatte fr. — gavetta
jaula sp, — gabbia
jaune fr, — giallo
jauzion, jauzir pr, — godere
javeline, javelot fr, — ♦giavelotto
javelle fr, — gavela
jazerant fr, — ghiazzerino
je fr. — io
jeter fr, — gettare
jeudi fr, — giovedi
jeüne fr, — giunare
jocera pg, — gioglio
joelho pg, — ginocchio
joj^lar sp, — ffiocolaro
^*oie fr, — godere
joli fr, — giulivp
Jongleur fr, — giooolaro
jonquille fr, — giunchiglia
jorro pg, — chorro IL b
joubarbe fr. — jusbarba
joue fr, — gota
jouir fr, — godere
jour fr. — giorno
joute, jouter f)r, — giusta
joya, joyel sp, — godere
joyau fr, — godere
joyo sp, — gioglio
jubon sp, — ^iubba
jucher fr, — juc IL c
juelh pr, — gioglio
jneves sp, — giovedi
jujube fr, — giuggiola
julep fr, — giulebbe
julepe sp. — giulebbe
jupe fr, — giubba '
jusarme fr, — giusarma
jusquiame fr, — giusquiamo
justar sp. — giusta
labarda it. — alabarda
labech pr, — libeccio
lacchetta it, — racchetta
lache, lächer fr, — *Ia8ciare
lacs fr, — laccio
ladino it, — latino
ladino sp, — latino
ladon sp. — xara II. b
ladre fr, — *lazaro
lagarto sp. — lacerta
lai it, — lai II. c
laiche fr, — lisca
laidenge fr, — Iaido
laier fr, — *la8ciare
läisser fr, — *lasciare
laiton fr. — ottone
laja sp, — lasca IL b
lamaneur fr, — *locman 11. c
lambel sp. — lambeau II. c
lambrequin fr, — lambeau 11. c
lambris fr, — lambre II. c
lamproie fr, — lampreda
lance, lancer fr, — lancia
lancha sp, — lasca II. b
landre sp. — lande II. b
landreux fr. — lendore IL c
lanza sp. — lancia
lanzo it, — lanzicheneoco
laOa sp, — lama (2)
laquais fr, — *lacayo
laranja pg. — arancio
lascio it, — laisse IL c
lasco t*. — *la8ciare
lasquenete sp. — lanzicheneoco
laste, last6 fr. — lasso
lästima sp, — biasimo
lastra it, — lasto
lastre sp. — lasto
lastrico it. — piastra
latir sp, — ghiattire
laton sp. — ottone
laud sp. — liuto
laudemio it. sp, — lusinga
lausa pr. — *losa
lavange fr, — avalange II. c
lave fr, — lava II. a
lavello it, — avello IL a
lazo sp, — laccio
lazzarone it. — *lazaro
lazzeretto it. — *lazaro
le fr. — il
leans fr, — ens 11. c
leardo t*. — *liart II. c
lebeche sp, — libeccio
lebrel sp, — levriere
leccio, leccete sp. — elce
Idche fr, — lisca
lecher /V*. — leccare
lechuzo sp, — lechon IL b
leger fr, — lieve
leggiero t*. — lieve
legorizia it., — regolizia
legua sp, — lega
leixar pg. — '^lasciare
lella it, — enola
lembrar pg. — membrare
lendemäin fr. — mane
lente fr. — *lendine
lepar pr, — lappare
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805
, lieve
lero it. — ervo
lerdo sp. — *lordo
lesine fr. — lesina
lesmä pg, — lumaccia
lessive fr. — lisoiva
lest fr, — lasto
leu yr. — leve II. b
leudo »p. — *lievito
leur fr, — egli
leurre fr. — logoro
levedo pg. — *lievito
lexia sp. — lisciva
16zard fr. — lacerta
libistico it, — levistico
liendre sp. — *lendine
lienzo sp, — lenza
lierre />*. — edera
lieue fr. — lega
ligio it, — lige II. c
lilas fr. — lilac
limace, limagon fr. — lumaccia
limaza sp. — lumaccia
limon sp, — leme II. b
limon fr, — leme II. b
lin fr, — linea
linceul fr. — lenza
lirio sp. — giglio
liron sp, — ghiro
lis fr, — giglio
lisera sp, — lista
lisiere fr. — lista
liso sp. — liscio
lisse fr, — liscio
listo sp. — lesto
litera sp. — lettiera
liti^re fr. — lettiera
livdche fr, — levistico
livianos sp, — leve IL b
liza sp. — liccia
lizne sp. — liscio
llämar sp. — chiamare
llares sp. — lar
llueco sp, — chiocciare
lluvia sp, — pioggia
loco sp. — locco
lodola it. — allodola
loendro pg. — oleandro
löge, loger, logis fr. — loggia
loir fr, — ghiro
loire pr, — logoro
loiria pr, — lontra
lolla it. — loppa II. a
lomia it. — limone
lonja sp. — loggia
lonja sp. - ^
loquet fr,
k)ro it. — egli
lors fr, — ora (2)
losenge fr. — lusinga
losna pg. — aluine II.
lot fr. — lotto
loterie fr. — lotto
louangc fr. — lusinga
louco pg, — locco
longe II. c
loc II. c
(1)
lourd fir, — *lordo
lousa pg, — loura II. b
loutre fr. — lontra
louvoyer fr, — lof II. o
loyer fr, — louer 11. c (2)
lubie fr, — *ubbia II. a
lucch6tta it. — loc II. c
lucerta it, — lacerta
lucherä it. — *luquer II. c
luego sp. — loco
lues fr. — loco
lui it. — egli
lui fr, — egli
*lumignon fr. — *lumignon
lunes sp. — lunedi
luseau fr. — luoillo IL b
luset fr. — *merluzzo
lusignuolo it, — rosignuolo
luth fr. — liuto'
lutria sp, — lontra
luva pg, — lua IL b
ma t*. — mai
maca pg, — *amaca
maca sp, — macco
macca it, — macco
machacar, machucar, sp, — macho II. b
machar sp, — macho II. b
macher fr. — masticare
machurer fr, — maschera
macigno it. — macina IL a
madexa sp. — matassa
madiö it. — dio
madios sp. — dio
madrago pg, — materasso
maglia it. — macchia
magnano it, — *maüa 11. b
magoa pg. — macchia
magot fr. — *magone IL a
maguer pg, — macari IL a
mahon fr. — pavot II. c
maidieu fr, — dio
mail fr, -^ maglio
maille fr. — macchia
maille fr. — medaglia
main (adv.) fr. — mane
mainada pr. — magione
maintenant fr. — imraantinente
maintepir fr. — mantenere
mais fr, — mai
maison fr. — magione
mait fr, — madi». IL a
maitre fr, — maestro
majar sp, — maclio
mal it. — ora (1)
malade fr, — *malato
malaise fr, — *agio
malandrin sp, — landra
malandrino it. — landra •
malavez sp, — av^s IL b
malgre fr. — grado
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806
REGISTER.
malheur fr. — Augurio
malina sp. — bonaccia
malingre fr. — heingre II. c
malle fr. — mala
malogro sp. — logro II. b
malotru fr. — astro
malviz sp. — mauvis IL c
manada sp. — mägione
manant fr. — *ma8
manchat mancilla »p. — macchia
manche fr. — manico
manchot fr. — *manco
mancip yr. — mancebo II. b
mandola ü. — pandura
mandore fr. — pandura
manescalc fr. — mariscaloo
manga »p. — manico
manganilla sp. — mangano
manger fr. — *mangiare
mango sp. — manico
mangoneau fr. — mangano
man^ra pg. — mangla II. b
manicordion fr. — monocordo
manier fr. — meuear II. b
maniqui sp, — mannequin II. c
manlevar sp. — mallevare
manna it. — *maüa 11. b
mannequin fr. — manne II. c
mano pg. — hermano II. b
manoir fr. — *ma8
manovaldo it. — mondualdo II. a
manso sp. — manso
manto it. — maint II. c
manucare it. — *mangiare
manzo it. — manso
maliana sp. — mane
mar adv. fr. — ora (1)
marage fr. — *mare
marais, marois fr. — *mare
marame it. — *marrir
maraQa sp. — *marrir
marazzo it. — *mare
marcear sp. — *marza 11. a
marchais fr. — *mare
marchand fr. — marche 11. c
marchar sp. — *marcher II. c
marche fr. — marca
marchese it. — marca
marciare it. — *marcher II. c
marcono t*. — macho IL b
marcorella it. — mercorella ü. a
marcotte fr. — margotta
mardi fr. — martedi
marecage fr. — *mare
marechal fr. — mariscalco
marese t^. — *mare
margolato it. — margotta
margue pr. — manico
margulhäo pg. — marangone II. a
marjolaine fr. — majorana
marmaglia it. — merme
marmelo pg. — membrillo II. b
maronier fr. — maron IL c
marotte fr. — marionette 11. c
marque, marquis fr. — marca
marques sp. — marca
marra sp. — marron II. b
marrano it. — marrano IL b
marrar sp. — *marrir
marritta it. — ritto
marron fr. — marronc IL a
marteau fr. — martello
martes sp. — martedi
martre fr. — martora
marves pr. — *mane?ir II. c
maß sp. — mai
masa sp. — *mas
mascar sp. — masticare
mascarra pg. — mascbera
maBnada it. — magione
masque fr. — maschera
massaro it. — *ma8
masse, massue fr. — mazza
massepain fr. — nmrzapane
mastin sp. — magione
mastino i^ — magione
mastouche fr. — *na8turzio
mastuerzo sp. — *na8turzio
mät fr. — masto
matalahua sp. — batafalua II. b
matar sp. — matto
matita tt. — amatita IL a
matou fr. — *micio
matracca t*. — matraca IL b
matelas fr. — materasso
matin fr. — mane
matin fr. — magione
mattino it. — mane
maussade fr. — sade IL c
mauvais fr. — *malvagio
mazapan sp. — marzapane
mazo sp. — mazzo
me-, m^s- fr. — mis
mec pr. — mego II. b
mecha sp. — micciä
möche fr. — miccia
mechef fr. — menoscabo
meda, medano, megano sp. — meta
medecin fr. — mege
medesimo it. — medes
mege fr. — mege
mehaing fr. — magagna
meia pg. — media II. b
meimandro pg. — milmandro 11. b
meiminho pg. — mimar II. b
melange, meler fr. — mischiare
melarancia it. — arancio
mella pr. — mandorla
melsa sp. — milza
meme fr. — medes
mena it. — menare
mena sp. — menare
menace fr, — minaccia
menester, menestral sp. — mestiero
menetrier fr. — mestiero
menp^ar sp. — menovaro
menino sp. — mina (2)
mensonge fr, — '^enzogna
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REGISTER.
807
mentira sp. — *menzogna
mentoivre fr. — mentar
mentovare it. — mentar
menu, menuet, menuisier fr, — minuto
inerci fr. — mercd
mercredi fr. — mercoledi
merlon fr. — merlo
merluche fr. — *merluzzo
merma sp. — merroe
merveille fr. — maraviglia
mesquin fr. — mesohino
laeik it. — ^- *mezzo
metail fr. — medaglia
metairie fr. — *mezzo
metayer fr. — *mezzo
mete, mette fr, — meta
metier fr, — mestiero
metiß fr. — mestizzo
metralla sp, — mitraille IL c
meugler fr, — mugghiare
meimier fr. — mulino
mezclar sp. — misohiare
mi fr. — *mezzo
miohe fr. — mica
mie fr, — mica
mieg pr. — *mezzo
miercoles sp, — mercoledi
mignard fr. — mignon II. c
mignatta it. — miniare
mignone it. — mignon IL c
migraine fr. — magrana
migraQa sp. — magrana
mille shst. fr. — miglio
mimma it, — mimar IL b
min^ral fr. — mina (1)
minette, minon fr. — mina (2)
mingherlino it. — heingre IL c
mingrana sp. — milgrana II. b
mintro it. — mentre
minuzzare it. — minuto
mirabolano sp. — *mirabella
miraglio it. — miroir IL c
misa sp. — messa
mismo sp. — medes
mistral fr. — maestro
mitad sp. — *mezzo
mitaine fr. — *mezzo
mite, mitou fr. — *micio
moccolaja sp. — moccio IL a
moccolo t^ — moccio II. a
mochin, mocho sp. — mozzo
modele fr. — modano
mofletes sp. — muffare
mofo, mofino sp. — muffö
mogio it. — murrio II. b
mogote sp. — mogo IL b
moho, mohino sp. — mufifo
moie fr. — meta
moie fr. — meule IL o
moignon fr. — *muüon
moing fr, — muüon
mois pr. — moscio
moitie fr. — *mezzo
mojär, moje sp, — molla
molde sp. — modano
molho pg. — manojo IL b
molino sp. — *mulino
molle it. — molla
molleja, moUetä sp, — molla
moUet fr. — molla
molondro sp. — landra
momio sp. — mummia
monco it. — *mänco
monseigneur, monsieur fr. — signore
morailles fr. — *morro IL b
moraine fr. — mora
morcego pg. — murciego IL b
morga sp. — morchia
morgeline fr. — coq IL c
morno pg. — morne II. c
moron sp. — mora
morre pr. — *morro IL b
mortier fr. — mortajo
morueco sp. -~ marron II. b
morve fr. — marmo
mosaique fr. — musaico
mostaza sp. — mostarda
motin sp. — meute II. c
moufett« fr. — muffo
moufle, moufler fr. — muffare
mouiller fr, — molla
moul^ fr, — modano, nicchio
moulin fr, — mulino
mousquet fr. — moschetto
mousse fr, — mozzo
mouese fr. — *mozo IL b
mousseline fr. — mussolo
mousser, mousseron fr. — mousse II. c
moustache fr. — mostaccio
moutarde fr. — mostarda
mouton fr, — montone
moyen fr, — *mezzo
moyo sp, — moggio
mozzetta it. — almussa
mozzo it. — *mozo IL b
muceta sp. — almussa
muci it, — *micio
mueca sp, — *moquer II. c
muelle sp. — molla
muelle sp. — molo
muermo sp. — mormo
muge fr. — muggine
mughetto it. — mugue II. c
mugnajo it. — *mulino
muid fr, — moggio
muir sp, — mungere
muire fr. — moja
muito pg. — mucho IL b
mujar sp, — mugghiare
mulätre fr, — mulato IL b
malet fr, — muggine
muliaca it, — meliaca IL a
mulilla sp, — mula
mulon fr. — meule IL c
muneca sp. — *muüon
munto it, — mungere
muradal pg. — muladar IL b
murecillo sp, — mur
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808
REGISTER
murganho pg,f musgafio sp, — i
murria «p. — moja
mursa pg, — almussa
museau, muser fr. — muso
mustio sp, — moscio
mulin fr. — meute II. c
mny sp. — mucho II. b
N.
na pr. shst. — donno
nafoisso it. — abisso
nacar «p. — nacchera
nache fr. — Datica
nacre fr. — nacchera
nagudre fr. — guari
naibi it. — naipe II. b
nalga sp. — natica
nantir fr. — ^nams II. c
naranja sp. — arancio
narquois fr. — narguer II. c
nasitort fr. — *na8turzio
naspo it. — aspo
nauclero sp. — nocchiero
navire fr. — *navilio
navrer fr. — *naverare
ne it. — indi
n^anmoins, neant fr. — niente
nedeo pg. — netto
neel fr. — niello
nefa pr. — niffa
nöfle fr. — nespola
negaga pg. — aQagaza II. b
neguilla sp. — niello
nenhum pg. — niuno
nenni sp. — ne II. c
nespera sp. — nespola
nesto it. — *inne8to II. a
niais fr. — nido
niche f^. — nicchio
niche fr. — nique II. o
nicho sp. — nicchio
nidio, nidiace it. — nido
niego sp. — nido
nieule fr. — neyula
nigaud fr. — nee II. c
ninfemo t*. — abisso
ninguno sp. — niuno
ninho, ninhego pg. — nido
nitrire t^ — hennir
niveau, niveler fr. — libello
nivel sp. — libello
nocher fr. — nocchiero
noer fr. — notare
nolis fr. — nolo
nombril fr. — *ombelico
nonada sp. — nada II. b
nonnain fr. — nonno
norabuena sp. — ora (1)
novias pr. — novio II. b
noyer fr. — negare
nuance fr. — nuer II. c
nuque fr. — *nuca
nutria sp. — lontra
0.
octroyer fr. — otriare
od fr. — appo
oes fr. — uopo
ogan pr. — *uguanno
ogre fr. — orco
op*o sp. — orco
oie fr. — oca
oille fr. — olla II. b
oiseau fr. — ucoello
oison fr. — oca
olvidar sp. — obblio
oUsina pr. — elce
omai it. — oggi
ommaggio it. — uomo
on fr. — uomo
onc, onques fr. — *anche
once fr. — *lonza
onta it. — onire
onza sp. — *lonza
ora, oreggio, orezzo it. — aura
orage, orear, oreo sp. — aura
orage, ore fr. — aura
orange fr. — arancio
oreille fr. — orecchia
orfövre fr. — forgia
orge fr. — orzo
orgue fr. — organo
orgueil fr. — orgoglio
orilla sp. — *orlo
orin sp. — ruggine
oripeau fr. — orpello
oropel sp. — orpello
orre, orrezar pr. — ordo
orteil fr. — artiglio
oruga sp. — ruca
osprds fr. — *orfraie II. c
otage fr. — ostaggio
otogar sp. — otriare
ou fr. — o
oü fr. — ove
ouais fr. — guai
ouan fr. — *uguanno
ouate fr. — ovata
oublier fr. — obblio
ouco pg. — hueco II. b
ouragan fr. — *uracano
ouri^o pg. — riccio (1)
ourler fr. — *orlo
ourse fr. — orza
outarde fr. — ottarda
outorgar pg. — otriare
outrecuidanoe fr. — *coitare
ovvero it. — o
P.
pabellon sp. — padiglione
paffuto it. — papa
paflon sp. — pflafond U. c
page fr. — paggio
paile fr. — palio
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REGISTER.
809
paillard, paille fr, — paglia
pairol fr, — *perol IL b
paja «p. — paglia
palabra sp. — *parola
palanca it, sp, — pianca
palco ü, — balco
palefroi fr. palafreno
palizä sp, — balisa
palla it, — balla
palpet pr, — *palpebra
paltoquet fr, — palletot II. c
palurdo sp, — *lordo
pämer fr, — epasimo
pana sp, — panne II. c
panca it, — banco
panir fr. — *pan II. c
panoja sp, — pannocchia
panse fr, — pancia
pariser fr, — peso
panteler fr, — pantois II. c
papel sp, — papier II. c
papelard fr, — pappalardo
papin fr. — papa
papoula pg, — ababa II. b
pappo it, — papa
papudo sp. — papa
päque fr. — pasqua
paquet fr, — pacco
paquete sp, — pacco
para sp. — por
parangon fr, — paragone
parapet, parapluie, parasol fr, — parare
pardal sp, — pardo II. b
pareil fr, — parecchio
parejo sp, — parecchio
paresse fr. — pigrezza
parlar sp, — *parola
parlare it. — *parola
parier fr, — *parola
parmi fr. — *inezzo
paroisse fr, — parrochia
pärpado sp. — *palpebra
parque sp. — parco
parquer fr, — parco
parvente it, — parven II. c
pasear sp. — ' passare
pasmo it. — spasimo
pasmo sp. — spasimo
passegg^are i^. — passare
passement fr. — passamano
patan sp, — *patta
pataud fr. — *patta
patauger fr. — *patta
pate fr. — pasta
patear sp. — *patta
patin fr. — *patta
patrouille fr, — pattuglia
patniga pg, — plie 11. c
patrulla sp, — pattuglia
patÜDO it, — *patta
paturon fr, — *pa8toja
paul pg, — padule II. a
paumier fr. — palmiere
paupi^re fr, — *palpebra
paura it. — peur II. c
pautonier fr. — paltone II. a
pavillon fr, — padiglione
pavio pg. — pabilo
pavois fr, — pavese
payen fr. — pagano
payer fr, — pagare
payla sp. — poele II. c (1)
pays, paysan fr, — *pae8e/
peage sp, — pedaggio
peage fr, — pedaggio
pecchia it, — ape
pecchero t*. — bicchiere
pecego pg, — persica
peche fr. — persica
pecilgar sp. — pellizcar II. b
pe^onha pg, — *pozione
pecorea sp, — picorer II. c
pecoul fr, — *picciuolo II. a
pego pg. — pelago
peigne fr, — pettinc
peine sp. — pettine
pejo pg. — piege 11. c
peleg pr, — pelago
pdlerin fr, — *pellegrino
pelisse fr. — pelliccia
pelitre sp, — pilatro
pella pg, — poele ü. c (1)
pelota sp, — pillotta
pelote fr, — pillotta
pelouse fr, — peluche II. c
pelpa it. — *felpa
peluca sp, — pilnccare
penche pr. — pettine
pendeloque fr, — loque II. c
pendola, pendon sp, — pennone
penil fr, — pettine
pensar sp. — peso
pensare it, — peso
penser fr, — peso
penzolo it. — pentola U. a
pefia sp. — pcnna
peon sp. — pedone
pepie fr, — pipita
pepita sp. — pipita
pequeßo sp. — piccolo
percer fr, — *pertugiare
percha sp. — perche II. c
perdrix fr. -- perdice
perexil sp. — petrosellino
pereza sp. — pigrezza
perfilar sp, — profilare
periquito sp. — parocchetto
pernice it, — perdice
pernio sp. — perno
pemo, pernio, pernil sp, — pierna II. b
perola pg, — *perla
perpunte sp. — pourpoint II. c
perroquet fr. — parocchetto
perruca it. — pilnccare
pernique fr. — pilnccare
persil- fr, — petrosellino
perto pg. — prieto II. b. (1)
pertuis fr, — *pertugiare
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810
REGISTER.
pertuisane fr. — partigiana
pesca it, — pemica
pesebre pg. — greppia
pesponto yg, — pourpoint II. c
pestafla «p. — pestare
petiller fr, — petardo
petit fr, — pito
petiscar pg, — pito
petrina sp, — poitrine II. o •
petrosemolo ü, — petroBellino
pezolh pr, — pidoo^io
pezon sp, — *picciuolo II. a
piailler fr, — piare
picaro sp, — picco
picchio it. — picco
piccino it, — piccolo
picciolo it. — piccolo
pichel sp, — bicchiere
pichon sp. — piccione
piece fr, — pezza
pi6ton fr, — pedone
*piötre fr. — *piötre
pieza sp, — pezza
pifaro sp, — *piva
piffero it, — *piva
piffre fr, — *piva
pigeon fr, — piccione
pignon fr, — penna
pignone t*. — penna
pigolare it, — *piva
pila sp. — pella II. b
pile fr, — pella 11. b
piler, piller fr. — pigliare
pillacchera it. — zaccaro II. a
pillar sp. — pigliare
piment fr. — pimiento
pimpa pr. — *piva
pincer fr. — pizza
pincbar, pinzas sp. — pizza
pingue sp, — pinque
pintasirgo pg, — pintacilgo IL b
pinzo it. — pizza
pinzon sp, — pincione
pifiata sp, — pignatta II. a
piojo sp. — pidocchio
piola sp, — pihuala 11. b
pion, pionnier fr. — pedone
piot fr. — *pier II. c
piovano it, — pieve II. a
pipa sp,, pipilar pg, — *piva
pipe' fr. — *piva
pique fr, — picco
pisar sp. — pestare
piscar pg. — pizza
piser, piste fr, — pestare
pisser. fr, — pisciare
pistagna t*. — pestare
pitance fr, — pietanza
pitar pr. — pito
pitorra sp. — pito
pittima tt. — bizma II. b
piuolo it, — *piva
pivot fr. — *piva
pizca sp, — pizza
pizzioo it, — pizza
placard fr, — plaque IL c
place fr, — piazza
plage fr. — piaggia
plaid, plaider fr. — *piato
plamer fr. — *pelare
planche fr. — pianca
plasta sp. — pasta
plat fr. — piatto
plata sp. — piatto
platija sp. — plie IL c
plätre fr, — piastra
playa sp. — piaggia
plaza sp. — piazza
plegar sp. — piegare
pleige fr. — plevir IL c
pleito sp. — *piato
plessier fr. — *plais 11. c
plier fr. — piegare
plonger fr. — piombare
ployer fr. — piegare
pluie fr, — pioggia
pobo sp, — pioppo
podar, podon sp. — *potare
poge fr. — poggia IL a
poids fr. — peso
poignard fr. — pugnale
poin^on fr, — punzar
point fr, — punto
poison fr. — *pozione
poissas pr, — poi
poisser fr, — pegar
polea sp. — pouUer IL c
poleo sp. — poleggio
polgar pr. — poUegar
police fr. — *polizza
police fr. — polizia
polichinelle fr, — pulcinello
policia sp. — *polizia
poliza sp. — *polizza
polizon sp. — polisson II. c
poltron fr. — *poltro
pompe fr, — bomba (2) ,
ponzofia sp, — *pozione
poppone tt. — pepin II.c
porcellana it, — portulaca '
porem pg, — porende II. b
poniec fr, — perö u, *avec 11. c
po8 pr, — poi
posar, posada sp. — pausare
posare it, — pausare
poscia it, — poi
poser fr, — pausare
postierla it, — poteme II. c
postrar sp, — prostrare
potage sp. — *pote
potage fr, — *pote
pot-pourri fr, — oUa II. b
potro sp. — *poledro
•pottaggio it, — *pote
pou fr, — pidocchio
pouffer fr, — buf
pouliot fr, — poleggio
pools fr, — pulsar
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811
poün fr, — *potare
poupa yg, — upupa
pour fr, — i)or
pourpier fr, — portulaca
pousalousa fg, — *maripo8a II. b
pousse, poussif fr, — bolso II. a
pousser fr. — pulsar
poussiere fr, — *poudre II c
poutre fr, — *poledro
pouvoir fr, — potere
poyo sp, — poggio
praia pg, — piaggia
preboste «p. — prevosto
predella it, — *brida
prego fg, — priego II. b
pregui^a pg, — pigrezza
prele fr, — • esprelle II. c
prenda «pl — *nan8 II. c
preon, preonsar pr, — fondo
prös, presque fr. — presso
presciutto it. — suoo
preste «p. — prete
presunto fg, — suco
pret fr, — presto
preter fr, — prestare
pretina sp. — iwitrine II. c
pretre fr, — prete
preux jfr, — pro
preveire pr, — prete
prevot fr, — prevosto
prezzemolo it, — petrosellino
prima Vera it, — ver-
primavera 9p. — ver '
printemps fr, — ver
prioste sp. — prevosto
prisco sp, — persica
prision sp, — *prigione
prison fr, — *prigione
proa sp, — prua
proda t*. — prua
profenda it, — prebenda
promener fr. — menare
prosciutto it. — suco
prou fr, — pro
proue fr, — prua
provano it. — tema U. b
proveccio it. — profitto
provecho sp, — profitto
proveito pg. — profitto
pro Vena sp, — propaggine
provende fr. — prebenda
provianda it, — viande II. o
provigner, provin fr, — propaggine
provoire fr, — prete
pruir pg, — prüdere
puce fr, — pulce
pucelle fr. — puloella
puohero sp, — puches II. b
pues sp, — poi
pui fr. — poggio
puis fr, — poi
puiser; puits fr, — pozzo
pulga sp, — pulce
pulgar sp, — pollegar
pulizia it, — policia
punaise fr, — punais II.
punchar sp. — punzar
punzellare it, — punzar
puput fr, — upupa
putain fr, — putto (1)
putput sp, — upupa
puxar sp, — pulsar
quai fr, — cayo
quait pr. — puatto
quaresma sp. — quaresima
quartel, quarto sp, — quartiere
que sp, — che
que fr. — che
quebrantar sp. — crebantar
quebrar sp, — crepare
quec pr. — chaque II. c
quedar, quedo sp, — *cheto
queixo pg. — casso (2)
queixo pg. — cascio
quelha pg. — calha IL b
quelque fr, — qualche
quenotte fr, — *quenne II. c
quenouille fr, — conocchia
queso sp. — cascio
queue fr. — coda
qui fr, — che
quichar pr, — quatto
quien sp. — che
quignon fr. — coin IL c
quilate sp. — carato
qui IIa sp, — chiglia
quille fr, — chiglia
quimera sp. — chimera
quincaille fr. — clinquant II. c
quindi it. — quinci U. a
quifion sp, — coin IL c
quitar, quito sp, — *cheto
quitare it, — *cheto
quitte, quitter fr, — *cheto
quivi it, — quinci II. a
quixada, quixera sp, — casso (2)
quixote sp, — coscia
quoi fr, — che
quora pr. — ora (2)
B.
raban fr, -
rabeca pg,
rabel sp. —
rabesoo it,
rabrouer fr
- haubans II. c
— ribeba
- ribeba
— arabesoo
. — *bravo
race fr, —
pacbar pg,
racler fr, -
rade fr, —
radis fr. —
raffio it. —
razza
— rajar II. b
- *rascar
*raudo n. b
raifort II. c
raffare
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812
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rafler fr, — raffare
raie fr, — *raggio
railler fr, — *rallar
raiponce fr. — raperonzo
ramadouer fr. — amadouer II. c
rame fr. — risma
ramentevoir fr. — mentar
ramero 5p. — ramingo
rammaricare it, — amaricare
rammentare it. — mentare
rämpognare it, — rampa
ramponer fr. — rampa
ramponzolo it, — raperonzo
rancare it. — ranco
rancho sp. — rang II. c
rancio it, — arancio
rancune fr, — rancore
randola yr. — rondine
randoner fr, — randa
rangier fr, — *rangifero
rannicchiare it. — nicchio
ranocchia it. — grenouillo 11. c
rapar sp. — rappare
rapar yr. — rampa
raper fr, — raspare
rapetasser fr, — pedazo II. b
rappa it, — rappare
raquette fr. — racchetta
rasch iare it. — *ra8car
rascia it. — raso
rasente it. — *rez II. c
rasgar, rasgußar sp. — *ra8car
rasilla sp. — raso
rassettare it. — *a88ettare
ratar pg. — *ratto
ratear sp. — *ratto
räteau fr. — rastro
räton fr. — *rate II. c
raudal sp. — *raudo II. b
raüser fr. — rifusare
ravacher fr. — rabacher II. c
ravelin fr. — *rivellino
rayer, rayon fr. — *raggio
rayo sp. — *raggio
razzo it. — arazzo II. a
rebec fr. — ribeba
rebellin sp. — *rivellino
rebitar pg. — river II. c
rebosar sp, — versare
rebours, rebrousser fr. — *broza
recado sp. — recaudar 11. b
recamare sp. — *ricamare
recamer fr. — *ricamare
recato sp. — catar
recear pg. — zelo
recensar pr. — *rincer II. c
rechef fr. — chef II. c
rechigner fr, — reche II. c
rechinar sp. — rdche 11. c •
recif fr. — arrecife II. b
reciner fr. — *de8inare
recluter fr. — *recru II. c
recodo sp. — cubito
recoi fr. — *cheto
recourre, recousse fr. — scuotere
recreant fr. — ricredersi
recudir sp. — cudir IL b
recular sp. — rinculare
reculer fr. — rinculare
redea pg. — redina
redoute, reduit fr. — ridotto
ree fr. — *raggio
refem pg. — rehen II. b
refrain fr. — refran
refriega sp. — fregare
refrogner fr. — *frignare II. a
refusef fr. — rifusare
rcgain fr. — guaime
rcgal fr, — *regalare
regaliz sp, — regolizia
regatar pg, — accattare • ,
regime fr, — *reame
reglisse fr, — regolizia
regna pr, — redina
regocijo sp. — gozo II. b
rehusar sp. — rifusare
reissidar pr, — destare II. a
reja sp, — reih»
rejo sp, — rebbio II. a
relampago sp, — lampo
relinchar sp. — hennir
relox sp. — oriuolo
reluquer fr. — *luquer IL c
remate sp. — matar IL b
remblayer fr. — *biado
remolcar sp. — rimurchiare
remorquer fr. — rimurchiare
remous fr. — *mulino
rempart fr. — parare
remuer fr. — muer 11. c
rencilla sp. — reöir II. b
renda pg. — randa
rene fr. — redina
renfrogner fr. — *frignare II. a
rengo sp. — ranco
rengreger fr. — *greve
renifler fr. — niffa
renne fr. — *rangifero
renta sp. -- rendere
rente pg. — *rez IL c
reponche fr. — raperonzo
reposer fr. — pausare
represaille fr. — ripresaglia
reproche sp. — reprocher IL c
reprovier fr. — reprocher 11. c
requebrar sp. — crepare
requiebro sp. — crepare
requinquer fr, — clinquant II. c
rescatar sp, — accattare
resemblar sp, — sembrare
resgatar pg, — accattare
resma sp. — risma
resoflar sp. — sollar IL b
resquicio sp. — quicio II. b
ressembler fr. — sembrare
ressort fr. — *sortire (1 u. 2)
resta it. — arista
restafiar sp. — *8tancare
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813
restreindre fr, — etreindre ü. c
retar sp. — reptar
reter fr. — reptar
r^tif fr, — restio
retros fr. — *tor80
reüser fr, — rifusarc
r^ussir fr, — *e8cire
revanche fr, — vengiare
reveche fr, — *rive8cio
reves isp, — *rive8cio
revoit fr, — *rive8cio
revora fg, — robra II. b
rezaga »p, — zaga II. b
rezelar 8p, — zelo
rezzo ü, — aura
rhubarbe fr, — rabarbaro
ribadire ü, — river II. c
ribaudequin fr, — ribaldo
ribeca ü, — ribeba
ribera sp, — riviera
ribrezzo it, — *brezza
ricaner fr, — *regaÖar
riebe fr, — rieco
rico ap, — ricco
ri^o pg, — riccio (2)
rienda sp, — redina
riesgo sp, — ri8icare
rifar sp. — rififa
riffilo ü, — riffa
riffler fr, — riffa
rifiutare t^ — rifusare
rigoglio it, — orgoglio
rigogolo, rigolet to it. — galbero
rigoletto it. — riga II. a
rigoro it, — rigole IL c
rigottato it, — rigot IL c
rimbombare it, — bomba
rime fr, — *raine II. c (1)
rinchar pg. — hennir
rincontra it. — rimpetto IL a
rinfrignato zu infrignato it. — *fri-
gnare IL a
ringavagnare it. — *guadagnare
ringhiera it. — aringo
rintuzzare it, — *intuzzare IL a
rifia sp, — reöir II. b
riflon sp, — rognone
rio it, — reo IL a
riorte fr, — *ritorta
riotta it. — riote IL c
riparo i^. — parare
ri8ca pg, — risicare
riscossa t^. — 8Cuotere
rispitto it. — repit IL c
risque fr, — ri8icare
ristra sp. — resta (1)
ristre sp. — re8ta (2)
riz fr. — ri8o
rizo sp. — riccio (2)
robbio it. — rogg^o
robin sp. — ruggine
roble sp. — rovere
rocchetta it. — *rocca (2)
röche, rooher fr. — *rocca (1)
röchet fr. — rocchetto
rociada, rocio sp. — ros
rocin sp. — rozza
rodela, rodilla sp. — rotella
roffia it. — rufifa
rognon fr. — rogfnone
roion fr. — *reame
roise aUfr. — rouir II. c
rojar pg. — rozar II. b
rolde, rollo sp. — rotolo
role fr. — rotolo
roman fr. — romanzo
romarin fr. — ramerino
romero it. — romeo
romero sp. — ramerino
romo sp. — rombo II. b
ronchier fr. — *roncar IL b
ronchione it. — rocchio II. a
ronciglio i*. -— *ronce IL c
roncin fr. — rozza
rondon sp. — randa
ronsar pr. — *ronce IL c
ronzino it. — rozza
rofia sp. — rogna
roque sp. — rocco
roquete sp. — rocchetto
roquette fr. — ruca
rorro pg. — ro IL b
roseau fr. — raus IL c
rosee fr. — ros
ro88e fr. — rozza
rotir fr. — rostire
roture fr. — *rotta
rouche fr. — niche IL c
rouette fr. — *ritorta
rouge fr, — roggio
rouille fr, — ruggine
rouler jfr, — rotolo
roussin fr, — rozza
route, routine fr, — *rotta
rouvent, rouvelent fr, — *rovello II. a
rouvre fr, — rovere
roux fr. — ro88o
rovescio it, — ^rivescio
roxo sp. — roggio u. rosso
royaume fr, — *reame
roznar sp. — ronzare IL a
rua sp, — ruga
rubaldo t*. — ribaldff
rubare it. — roba
rubiglia it, — ervo
rubio sp, — roggio
rubis fr. — rubino
nie fr, — ruga
rueca sp. — *rocca
ruf pr. — ruffa
rufo sp, — ruffa
rugiada it, — ros
rugumare it, — ronger II. c
ruiponce sp, — raperonzo
ruiseOor sp, — rosignuolo
ruisseau fr, — ru IL c
ruivo pg. — roggio
rullo ü. — rotolo
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814
REGISTER.
rmnb fr, — rombo
ruqueta 9p, — ruca
rascello it — ru II. c
rase fr, — rifusare
rustre fr, — rüste ü. c
ruzzolare ü, — rotolo
8.
sa pr. — qua
flabio sp, — saggio (1)
sable sp, — sciabla
sable fr. — zibellino
sabre fr. — sciabla
sabueso sp, — segugio
saccade fr, — sacar
saccager fr, — *sacco
sacomano sp, — *8acco
sachier fr. — sacar
sacre fr, — sagro
sacadir sp. — cudir II. b
sadreia pr, — satureja
Safran fr, — zafferano
sage fr, — saggio (1)
sagerida sp, — satureja
sagetta it, — saja
saie fr, — saja
sain-doux fr. — saime
sainete sp. — saime
saisir fr, — sagire
Saison fr. — stagione u. saison IL c
sajar sp, — sarrafar II. b
sala it. — sarria II. b
Sälade fr. *celata
salamoja it, — moja
salchicha sp, — salsa
saldo it, — soldo
sale fr, — salavo
sallar pr, — saja
sallar sp, — sacho II. b
salle fr, — *8ala
salmuera sp, — moja
salpare it, — sarpare
salvietta it, — *8erviette II. c
samit pr, — sciamito
sanchier fr, — ^stanco
sancir fr. — *8umsir 11. c
sanco sp. — zanco
sangle fr, — cinghia
sanglier fr, — cinghiare
sanglot fr, — singhiozzo
sanna it, — zanna II. a
Sans fr, — senza
santoreggia it, — satureja
sape fr, — '"zappa
sarceÜe fr, — cerceta
sarcia sp, — sarte
sarco sp, — *sargia
sargento sp, — sergente
sarjar sp, — sarrafar II. b
sarriette fr, — satureja
sarro sp. — sarna II. b
sartan pr, — sarten II. b
sas fr, — staccio
satin fr, — seta
sauce, saucisse fr, — salsa
saumätre fr, — salmastro
saumure fr. — moja
saupiquet fr. — *salpicar II. b
saure fr, — sauro
saussaie fr. — *saule 11. c
sauvage fr. — salvaggio
savate fr, — ciabatta
savena pr, — sabana
savoir fr, — sapere
saya sp. — saja
sayette fr. — saja
sazon sp. — stagione u. saison II. c
sbaglio it. — bagliore II. a
sbalzo it. — balzare
sbarro it. — barra
sbavigliare it. — badare
sberleflfe it, — balafre II. c
sbiadato it, — *biavo •
sbieco it, — bieco II. a
sbiescio it, — biasciu
sbigottire it. — bigot II. c
sbirciare it. — bircio II. a
sbirro it. — birro II. a
sbranare it. — brandone
sbrattare it. — bratta IL a
sbricco it. — ■ *bricco
sbrizzare it. — sprazzare IL a
sbrocco it. — brocoo
sbulimo it. — bulimo II. a
scalabrone it, — calabrone II. a
scampare it. — scappare
scana it. — zanna II. a
scancia it. — *escanciar
scancio it. — sguancio IL a
scapitare it, — capitare IL a
scappino it. — *8carpa
scarabone it, — scarafaggio
scardo it, — cardo
scarpello it, — escoplo IL b
scarsella it, — sciarpa
scarzo it, — scarso
scavezzare it, — cavezza
schencire it. — sguancio IL a
scherano it, — schiera
schermugio it, — scaramuccia
schiabecco it, — chaveco
schiancio it, — sguancio II. a
schiappare it, — schiantare
schiatta it. — piatto
schiattire it, — ghiattire
schiavino it, — scabino
schidone it, — spito
scbimbescio it, — sghembo IL a
schincio it. — sguancio II. a
schiniera it, — *schiena
sciagura it, — augurio
scialuppa it, — chaloupe II. c
sciancato it, — *anca
sciatta it, — piatto
scion fr, — scier IL c
sciorinare it, — sauro
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815
scinpare ü, — scipare 11. a
scivolare ü, — *cigolare U. a
soodella it. — 6cuelle ü. c
scompigliare it — pigliare
scoppiare ü, — coppia
scoppio t^ — schioppo II. a
scorreggia it — coreggia
soorgere, scorta it, — corgere II. a
scorticare t*. — corteccia
scozzone it. — cozzone
screpolare it, — crepare
scuffia it, — cuffia
sdrucire it, — cucire
seau fr, — secchia
sdche fr, — seppia
secouer, secousse fr, — scuotere
seda sp, — seta
segnare it, — salassare II. a
sega it. — scier II. c
sego it. — sevo
segola it, — segale
segurelha pg, — satureja
seigle fr, — segale
seigneur fr, — signore
seille fr. — secchia
seiller fr, — *8oif II. c
seira pg, — sarria II. b
sejour fr. — giomo
selga pg. — acelga IL b
sem pg. — senza
sem pr. — scemo
semaine fr, — *8ettimana
semana sp, — *8ettimana
sembeli pr. — zibellino
semblant, sembler fr, — sembrare
semblar, semejar sp, — sembrare
semonce fr, — semondre II. c
semoule fr, — semola
senau fr, — 'semaque II. c
sene fr, — sena
senechal fr, — siniscalco
senescal sp, — siniscalco
senopia it, — sinople II. c
sentier fr, — senda
sentiero it, — senda
seüa sp, — insegna
senor sp, — signore
sepoule fr. — spola
ser sp, — essere
ser pr, — cerro IL b
sera sp, — sarria II. b
serail fr, — serrare
serge fr, — *8argia
sergozzone it, — gozzo IL a
serein fr. — *sera
seringue fr. — sciringa
sermar pr, — *esmar
serpa sp, — serpe II. c
serper fr, — sarpare
serpollo it, — sermollino IL a
serralha pg, — sarraja II. b
serventese ü, — sirvente IL c
serviable fr, — *8erviette IL c
serzir pg, — zurcir IL b
s68 fr, — *assai
sescalco it, — siniscalco
sesmar pr, — *esmar
setier fr, — sestiere
seton fr, — seta
seuil fr, — suolo
severonde fr, — *g^nda
sferzare it, — ferzare II. a
sfidare it. — disfidare
sfrontato it, — affrontare
sgarrare it, — garer IL c
s^ignare it, — ghignare
sgombrare it, — colmo
sgorbia it, — *gubia
sgretolare it, — gretola II. a
sgridare t^. — gridare
s^uizzare it, — guizzare 11. a
siege fr, — sedio
sien fr, — mien IL c
Sierra sp, — serra
sieur fr, — signore
siglaton fr. — ciclaton
sigle fr, — singlar
sim pg. — sl
simigliare it. — sembrare
sin sp, — senza
sino pg, — seg^o
sinople pg. — sinople IT. c
sire fr, — signore
sirgo sp, — sargia
siroc fr, — sirocco
siso pg, — seso IL b
sivels fr. — veaus IL c
sizel pg, — cinoel
slandra it, — landra
smaccare it, — macco
smaniglia t^. — maniglia
smarrire it. — *marrir
smeriglione it. — merlo
smilzo it. — milza
smorfia it, — morfire IL a
smunto it, — mungere
smussare it. — roozzo
so pr. — ciö
soanar pr, — sosanar 11. b
sobaoo sp, — barcar IL b
sobajär sp. — sobar U. b
sobarcar sp, — barcar IL b
sobbissare it, — abisso
sobejo pg, — soverchio
sobrino sp, — cugino
socle fr, — soc IL o
sodo ü, — soldo
sofanar pr, — sosanar IL b
sofracha pr, — soffratta
soglio it, — suolo
soie fr, — seta
soin fr, — sogna
soir fr, — *8era
solapar sp, — lapo
solar sp, — suolo
solare i*. — suolo
sole fr, — suolo
solfege fr, — solfa
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816
REGISTER.
sollastre «p. — souil II. c
80II0Z0 sp. — singhiozzo
soma iL — *8alma
sombre fr. — sombra IL b
somigliare it. — sembrare
8omme, sommelier fr. — *8alma
Sommer fr.^ — semondre II. c
Bommet, 8on fr. — 8ommo
8oplar sp. — soffiare
soprar pg. — 8offiare
8orare it. — sauro
8orgozzone it. — gozzo II. a
Börne, sornette fr. — *8orii
Borra sp, — zavorra
808a sp. — Boda
Bot fr. — zote
80U fr. — *8oldo
Bouche fr. — boc II. c
Boude fr. — soda
Bouder fr. — *8oldo
Boudoier fr. — *8oldo
Bouffier, souffiet fr. — soffiare
Boufl'reteux fr. — soffratta
soufre fr. — solfo
Bouhait fr. — hait II. c
Bouiller fr. — Bouil II. c
Boulas fr. — Bollazzo
Boulier fr. — suolo
Boupe fr. — sopa
soupente fr. — pente II. c
Bouple fr. — Bofficje II. a
souquenille fr. — guenille II. c
Bource fr. — sourdre II. c
Bouris fr. — Borce
Bournois fr. — sorn
8OU8, Soutane fr. — Botto
souvent fr. — sovente
80ZZ0 it. — sucido
spacciare it. — pacciare
spantare it. — spaventare
Bparare it. — parare
sparmiare it. — sparagnare
sparpagliare it. — parpaglione
Bpedale it. — oste (2)
Bpesa it. — Bpendere II. a
spiaggia it. — piaggia
spiccare it. — pegar
Bpicchio it. — spigolo II. a
Bpidocchiare it. — pidocchio
spiedo t^ — spito
Bpingarda it. — springare
sprizzare it. — sprazzare 11. a
sprocco it. — brocco
spruzzare it. — sprazzare II. a
spulciare t^. — pulce
squadra it. — quädro
squelette fr. — scheletro
squillo it. — spillo
staccare it. — tacco
stajo it. — sesticre
stioppo it. — schioppo II. a
stizza, stizzo it. — tizzo
Store fr. — stoja
storpiare it. — stroppiare
stramba it. — strambo
Btrambasciare it. — *amba8ciata
strapasBer fr. — *pazzo II. a
sträpazzare it. — *pazzo II. a
strascinare t(. — trassinare II. a
Strato it. — *8trada
strebbiare if. — trebbia
stroscio it. — troscia II. a
stutare it. — *tutare
8Ü it. — 8U8O
8UC pr. — cucuzza
sucoiare, sugare it. — suco
sucer fr. — suco
Bucio sp. — Bucido
Bucre /r. — zucchero
Buela sp. — Buolo
Bueldo sp. — *Boldo
Bugliardo f*. — Bouil II. c
Buif fr. — sevo
suignante fr. — sogna
sujo pg. — Bucido
sumac fr. — sommaoo
sumir sp. — *8um8ir II. c
super fr. — sopa
supercheria sp. — soverchio
supercherie fr. — soverchio
surcot fr. — cotta
surdir pg. — *sortire (I)
surgeon fr. — sourdre II. c
Burplis fr. — pelliccia
surtir sp. — *8ortire (1)
suscher fr. — soup^on II. c
sussiego it. — *80segar II. b
suBto sp. — Bostare
suz2;are it. — suco
svanire it. — evanouir II. c
sverza it. — verza
T.
taballo it. — ataballo
tabouret fr. — tamburo
tacaüo .sp. — taccagno
taccia it. — tacco
tacha, tacon sp. — tacco
tache fr. — tacco
tache, tasque fr. — tasca
tahur sp. — tafur
taie fr. — tata
taille, tailler fr. — taglia
tain fr. — stagno
taisson fr. — *tas80
taja, tajar sp. — taglia
taladro sp. — taraire
talmasche fr. — maschera
talon fr. — tallone
tambussare it. — * tabust II. c
tamiga pg. — tomiza II. b
tamis fr. — tamigio
tampa pg. — tape
tampon fr., tampir pr. — tape
tancar pr. — *stancare
tancer fr. — *tencer IL c
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817
tanghero iL — tangoner II. c
tangre fr. — tangoner II. o
tanque pg, — *8tancare
taon fr. — tafano
tapino' it. — tapir IL c
tapis fr. — tappeto
tapiz sp. — tappeto
taquin fr. — taccagno
tarabuster fr. — *tabu8t II. c
taracena pg. — arsenale
taradore it. — taraire
taragona sp. — *targone
taraud fr. — taraire
taraza sp. — taraire
tarazon sp. — *tor8o
taravel pr. — taraire
targuer fr. — *targa
tariere fr. — taraire
tarlo it. — tarma
tama sp. — tarma
tarte fr. — torta
tartufo t*. — truffe
tasse fr. — tazza
tassean fr. — tassello
tasngo sp. — *ta88o
tataro pg. — tartagliare
tater fr. — tastare
tato sp. — tata
tato sp. — tartagliare
taut fr. — *ataud
taux fr. — *taxer II. c
tayon fr. — tata
tecca it. — tacco
techir pr. — tacco
teigne fr. — tigna
teixugo pg. — *tas80
tebir fr. — tecchire II. a
teja sp.y telha pg. — tegola
temblar sp. — tremolare
tenaille fr. — tanaglia
tenaza sp. — tenaglia
tendon fr. — tenda
tente fr. — tenda
tenza it. — *tencer 11. c
tercbio it. — terco II. b
tercena pg. — arsenale
terliz sp. — traliccio
terzeruolo it. — terzuolo
tertulia sp. — *trastullo II. a
teachio it. — *te8ta
tesoura pg. — tesoira
tesserandolo it, — tisserand II. c
tesson, tet, tete fr, — *testa
teat^ it. — testeso II. a
texon sp. — *tas8o
the fr. — tö
tbon fr. — tonno
tic fr. — ticchio II. a
tien fr. — mien IL c
tiercelet fr. — terznolo
tigella, tijola pg. — tegola
'til pg. — tilde IL b
timalo sp. — temola
timbal sp. — ataballo
timballo it. — ataballo
timbro sp. — timbre IL c
tio sp. — zio
tique fr. — zecca
tiretaine fr. — tiritaüo IL b
tison fr. — tizzo
tixera sp. — tesoira
tiznar sp. — tizzo
toalla sp. — tovaglia
toba sp. — tufo
tocha pg. — torciare
tocon sp. — tocca
todavia sp. — via (1)
toison fr. — tosone
tolda pg. — toldo IL b
tomare it. — tombolare
tomber, tombereau fr. — tombolare
tomplina pr. — tonfano IL a
tondino sp. — tondo IL a
tonne fr. — tona
tonner fr. — trono
tonnere fr. — trono
topar, tope sp. — toppo
toque fr. — tocca
toquer fr. — toccare
torca sp. — torciare
torche, torcher fr. — torciare
toriga pr. — toura IL b
torlo it. — tuorlo IL a
torsello it. — torciare
tortis fr. — torciare
tortue fr. — tartaniga
tortuga sp. — tartaruga
torzuelo sp. — terzuelo
tosoira pr. — tesoira
tot fr. — tosto
totovia sp. — *<*otovia IL b
tonaille fr. — tovaglia
toucher fr. — toccare
toupet, toupie, toupon fr. — toppo
tour fr. — torno
tourbe fr. — torba
tourner, toumoi fr. — torno
tourte fr. — torta
toutefois fr. — via (1)
trabacca it. — *tref II. c
trabajo sp. — travaglio
traboccare it. — buco
traga pg. — taraire
tra^äo pg. — *tor80
tracas fr. — trac IL c
traccheggiare it. — trac IL c
trace, tracer fr. — tracciare
tracotanza it. — *coitare
trado pg. — taraire
trafagar sp. — traffico
tragin sp. — traino
trahir, traitre fr. — tradire
trainer fr. — traino
trambasciare it. — "^ambasciata
trambustare it. — busto
trampa sp. — trappa
tran^a pg. — treccia
trance sp. — transito
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registe:
trancher fr. — trinciare
trangugiare it. — gozzo ü. a
transe, transir fr. — transito
trapano it. — trepano
trapo sp. — *drappo
trappe fr. — trappa
traquear sp. — trac II. c
traquet fr. — trac II. c
traquete pg. — *trinchetto
traripare it. — derribar II. b
trasfegar sp. — trasegar II. b
trassare it. — tracciare
traste sp. — tastare
travoella pg. — taraire
trazar sp. — tracciare
trebol sp. — trifbglio
trebucher fr. — buco
tre^o pg. — terzuolo
trefle fr. — trifoglio
treillis fr. — traliccio
trembler fr. — tremolare
tremie fr. — traraoggia
tremonha pg. — tramoggia
trencar pr. — trinciare
trenza sp. — treccia
treo sp. — tr^u
treou fr. — treu
trepeiller, trepigiier fr. — *treper II. c
tr^s fr. — tras
tresse fr. — treccia
tressi fr. — si IL c
treuil fr. — torchio
treve fr. — tregua
trevo pg. — trifoglio
tribolare it. — trebbia
tricher fr. — treccare
tricot fr. — *tricoter 11. c
trigar pr. — tricare
trigaud fr. — tricare
triUa sp. — triglia
trillo sp. — trebbia
trinar sp. — trillare
trincar, trinchar sp. — trinciare
trinquer fr. — trincare
trique fr. — *tricoter II. c
triquer fr. — treccare
triscar sp. — trescare
trivello it. — taraire
triza sp. — trissar II. c
troar pg. — trono
trobar sp. — trovare
trombe fr. — *tromba
trompe, tromper fr. — *tromba
trompicar sp. — *tropezar II. b
tron sp. — trono
tron^on fr. — *torso
tronzar sp. — *tor80
trop fr. — *tropa
troquer fr. — trocar
tros, trosar pr. — *tor80
trosqu^ä fr. — jusque II. c
trou de chou fr. . — *tor80
troupe fr. — *tropa
trousse fr. — torciare
trouver fr. — trovare
trovejar sp. — trono
trovisco pg. — torvisco II. b
troxa, troza sp. — torciare
trozo sp. — *torso
trucha sp. — trota
tnicheman fr. — dragomanno
t rucher fr. — *truan
truhan sp. — *truan
truie fr. — troja
truite fr. — trota
trujaman sp. — dragomanno
trumbo sp. — trufife
tueissec pr. — tosco
tuer fr. — *tutare
tuerca sp. — torciare
tuile fr. — tegola
tulipe fr. — tulipano
tumba sp. — tomba
tumbaga sp. — tombacco
tumbar ^. — torabolare
tumer fr. — tombolare
tuono it. — trono
tupir sp. — toppo
turar sp. — atturare
turare it. — atturare
turbante it. — tulipano
turbote fr. — *turbot II. c
turcasso it. — turquois II. c
turchino it. — turchese
turcimanno it. — dragomanno
turga pr, — toura II. b
turma sp. — truffe
turrar sp. — torrar II. b
tuttavia it. — via (1)
tuyau fr. — tudel
tuzar pr. — *tutare
u.
ubbriaco it. — ebbriaco
ubino lt. — hobin II. c
ufano sp. — uffo
ugola it. — luette IL c
umbigo pr. — *ombelico
umbrilh pr. — *ombelico
umiliaca it. — meliaca II. a
unguanno it. — *uguanno
uria it. — augurio
usatto it. — uosa
uscire it. — *e8cire
usclar pr. — *bruciare
usignuolo t*. — rosignuolo
utlague fr. — lague IL c
V. w.
vado sp. — *guado
vaho sp. — bafo II. b
vaissa pr. — avaissa U. c
vaisseau fr. — vascello
valanga it. — avalange IL c
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819
valcare ii. — varcare II. a
valet fr. — vassallo
Valette it — vassallo
valise fr, — *valigia
vanello it, — vanno
vanille fr, — vainiglia
vanneau fr. — vanno
vantaggio it, — anzi
vantail fr. — ventaglio
varenga sp, — varangne II. c
varenne fr. — garenne II. c
varon sp, — barone
varvassore it. — vassallo
vasa pg. — gazon ü. c
vasca pg. — basca II. b
vase fr. — gazon II. c
vautour fr. — avoltore
vavasseur fr. — vassallo
vaya sp. — baja (2)
vec pr. — ecco
vedette fr. — vedetta IL a
vedro sp. — vecchio
vegada sp. — vece
vegada pr. — vece
veillaquerie fr. — vigliacco
veille, veilles fr. — *veglia
vela sp. — *veglia
veletta it. — *veglia
velhaco pg. — vigliacco
velin fr. — veau IL c
venda sp. — benda
vendaval sp. — vent d*amont IL c
vendredi fr. — venerdi
vengar sp. — vengiare
venres pr. — venerdi
ventaja sp. — anzi
Vera sp. — riviera
verano sp. — ver
verdolaga sp. — portulaca
verduco it. — verdugo II. b
verge altfr. — *virare
vergel sp. — verziere
verger fr. — verziere
vergüenza sp. — vergogna
vermeil fr. — vermiglio
vermelho pg. — vermiglio
vemo it. — invemo
veröle fr. — vajuolo
verretta it. — vira
verricello it. — *verrina
vernima pg. — *veiTina
verveux fr. — bertovello
verzino tt. — brasile
vesgo pg. — bizco IL b
veuf fr. — *vide IL c
vezo, vi^o pg. — *vizio
vezzo t*. — *vizio
vi t^ — ivi
viantre fr. — veltro
vidrecome fr. — wilecome II. c
vieil, vieillard fr. — vecchio
viejo sp. — vecchio
viera it. — virar
vielle fr. — viola
viernes sp. — venerdi
vieux, vi^s fr. — vecchio
viez pg. — biascia
vigia sp. — *Veglia
vigie fr. — *ve^lia
vigliulo it. — vi^liare IL a
vinuela sp. — viola
vilain fr. — villa
vilandrier pr. — landra
vilordo sp. — *lordo
vindas fr. — ghindare
vipistrello it. — pipistrello II. a
virole fr. — *virar
viruela sp. — vajuolo
viseus fr. — *vizio
vislumbre sp. — barlume II. a
vispo it. — visto
vite fr. — visto
vivac sp. — bivac IL c
vocolo it. — avocolo
voisdie, voisie fr. — *vizio
volo fr. — *veule II. c
voler fr. — *embler II. c
vore fr, — *orlo
vorma pr. — mormo
vouer fr. — voeu IL c
vouloir fr. — volere
voüte fr. — volto
voyage fr. — viaggio
vrille fr. — *verrina
vulto sp. — bulto IL b
warlouque fr. — *berlu8C0 IL a
wihot fr. — *cornard IL c
xabeque sp
xadrez sp.
xalma sp. ■
xaloqne sp.
xamete sp.
xaque sp. •
xarcia sp. •
xarope sp.
xauro sp. —
xeme sp. —
xerga sp. —
xer^on sp. -
xermga sp.
xeve sp. —
xibia sp. —
xiroque sp.
xisca sp. —
xugo sp. —
X.,
— chaveco
— axedrez IL
— ^salma
— scirocco
— sciamito
— scacco
— sarte
— siroppo
— augurio
scemo
— gergo
— *8argia
— sciringa
chef II. c
seppia
— scirocco
sescha IL c
8UC0
Y.
y fr. — ivi
ya sp. — gik
yedgo, yezgo sp. — ebbio
yegua sp. — *cavallo
yehno sp. — elmo
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820
REGISTER.
yermo sp. — *enno
yero, yervo «p. — ervo
yesca sp, — *e8ca
yeso «p. — algez II. b
yeuse fr, — " elce
yunque sp, — incude
z.
zaffata, zafifo it. — tape u. ceffo II. a
zafifrone it — zafferano
zahareflo sp, — safara 11. b
zahorra sp, — zavorra
zaina sp, — zaino 11. a
zaino it. — zaino II. b
zampa it, — tape 11. c
zampar «p. — tape
zampillo it. — tape
zampogna it. — sampogna
zampofia sp, — sampogna
zanefa sp, — cenefa II. b
zanzara i*. — zenzara
zapata sp — ciabatta
zapuzar sp, — *chapuzar II. b
zara t*. — azzardo
zarpa, zarpar sp, — sarpare
zarzaparilla
zarzeta sp,
zebelina sp.
zeca sp, —
zenzalo sp.
zerbo pg, -
zevro (ütpg.
zezzo it, —
zezzolo it, -
zigrino it, -
zimarra it,
zimbro pg.
zinir pg, —
zitta it, —
zoccolo it,
zoira pr. —
zolfo it
zompo sp, — zoppo
zouzo sp. — soso II. b
zucca it. — cucuzza
zufolo it, — ciüfolo
zumaque sp, — sommaco
zunir pg, — zenzara
zuppa it, — sopa
zurriago sp, — scuriada
zurro t*. — zurlo II. a
sp, — salsapariglia
— cerceta
— zibellino
zecca II. a
— zanzara
— zirbo n. a
— * toi vre II. c
sezzo II. a
— tetta
— chagrin II. c
— zamarro II. b
— grinepro
— zenzara
tetta
soc II. c
zorra 11. b
solfo
BERICHTIGUNGEN.
s.
60
»
67
n
83
n
90
n
103
»
127
»
135
n
145
»
177
n
194
»
7)
n
V
n
205
n
213
n
229
n
243
n
268
n
274
n
284
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288
n
319
n
344
borraggine, z. 1 l. zsgz. st, zsgs.
brida, s^ 1 l. predella
campo, e, 11 l, altfr. st. fr.
carruba, z, 2 l, carrubo st. carrobo
coglione, z, 1 l, couillon st, coillon
escire, z. 4 l. ussir st. issir
fata, z. 3 l. feien st, feinen
forgia, z, 2 l, fragua st, fraga
guaragno, z. 1 l. sp, garaüon
lisca, z. 3 l. leche st. leche
„ z. 7 füge nach anderes das wort glossar
lista, z. 6 l. lisera st. lisiera
marrochino l. marrocchino und fr, maroquin (mit einem r).
mezzo, z. 4 setze sp. vor mitad
ostaggio, z. 1 l, otage (ohne circumflex)
petardo, z. 1 l. petard
resta (2), z. 1 l. enristre
rognone, z. 2 l. rognon st. roignon
scaramuccio, z. 1 l. sp. pr. escaramuza
Scott a, z. 1 l. altfr. escote st. escota
tesoira, z. 1 setze, vor tixera, sp. st, pg.
vizio, letzte zeile l. zsgz. st. zsgs.
Universitätfi-Buchdrnckerei von Carl Georgi In Bonn.
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