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Full text of "Etymologisches Wörterbuch der romanischen Sprachen"

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ETYMOLOGISCHES 


WÖRTERBUCH 


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ROMANISCHEN  SPRACHEN 

VON 

FBIEDBICB  DIEZ. 

VIERTE  AUSeABE. 

MIT  EINEM  ANHANG 

VON 

AUGUST  SCHELEE. 


BONN, 

BEI  ADOLPH  MARCUS. 
1878. 


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ETYMOLOGISCHES  WÖRTERBUCH 


DER 


ROMANISCHEN  SPRACHEN. 


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ETYMOLOGISCHES 


•  • 


WÖRTERBUCH 


DER 


ROMANISCHEN  SPRACHEN 


VON 


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FBIEDBIOH  DIEZ. 


VIERTE  AUSGABE. 

MIT  EINEM  ANHANG 

VON 

AUGUST  SCHELER. 


BONN, 

BEI  ADOLPH  MARCUS. 

1878. 


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Das  Recht  der  üebersetzung  ist  vorbehalten. 


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LORENZ   DIEFENBACH 


SEINEM  VEREHRTEN  FREUNDE 


GEWIDMET. 


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UB.CXM, 
L'BERMA 
S€PrEMfi6R  19» 
17636 


VORREDEN  DES  VERFASSERS. 

I.  Die  aufgäbe  der  etymologie  ist,  ein  gegebenes  wort  auf  seinen 
Ursprung  aurückeuführen.  Die  zur  lösung  dieser  atsfgabe  angewandte  methode 
ist  aber  nicht  überaU  dieselbe:  leicht  läßt  sich  eine  kritische  und  eine  un- 
kritische wahrnehmen.  Die  unkritische  nimmt  ihre  deutungen  auf  gut 
glück  aus  einer  äußerlichen  ähnlichkeit  der  form,  oder  erzwingt  sie  bei 
geringerer  ähnlichkeit^  ja  selbst  bei  gänelicher  Verschiedenheit  derselben^ 
durch  eine  reihe  wiUkürUch  geschaffener  mittelglieder.  Ein  in  seinem 
grundsatse  so  fehlerhaftes  verfahren,  dessen  ungeachtet  doch  da,  wo  wite 
und  divinationsgabe  nicht  fehlten,  mancher  treffliche  wurf  gelang,  hat  bei 
vielen  die  ganee  etymologische  kunst  in  miscredit  gebracht,  während  sie 
sich  andern  durch  die  leichtigkeit  ihrer  ausübung,  woeu  sich  jeder  ohne 
beruf  und  Vorbereitung  aufgelegt  fühlte,  empfahl.  Jene  irren  in  ihrer  ab- 
neigung,  diese  in  ihrer  0uneigung,  Im  gegensatjse  eur  unkritischen  methode 
U9derwirß  sich  die  kritische  schlechthin  den  von  der  lautlehre  aufgefundenen 
principien  und  regeln,  ohne  einen  fußbreit  davon  abeugehen,  sofern  nicht 
klare  ihatsächliche  ausnahmen  daeu  nöthigen;  sie  bestrebt  sich  dem  genius 
der  Sprache  auf  der  spur  zu  folgen,  ihm  seine  geheimnisse  abzugewinnen]  sie 
wägt  jeden  buchstaben  und  sucht  den  ihm  in  jeder  steUung  ssukommenden 
werth  jsu  ermitteln.  Und  doch,  wie  wenig  vermag  sie  oft,  uAe  sn/o^elhaft 
sind  ihre  erfolge!  Das  höchste,  was  der  etymologe  erreicht,  ist  das  bewußt- 
sein  wissenschaftlich  gehandelt  jsu  haben;  für  absolute  geunßheit  hat  er 
keine  gewähr,  eine  unbedeutende  notijs  kann  ihm  das  mühsam  erworbene 
jm  seiner  beschämung  unversehens  unter  den  fußen  wegmehen.  Dergleichen 
wird  bei  jeder  forschung  vorkommen,  bei  der  etymologischen  gehört  es  eu 
den  täglichen  erfahrungen,  die  auch  dem  scharfsinnigsten  nicht  erlassen 
werden.  Darum  bescheidenheit,  selbst  wo  aUes  unsre  deutungen  eu  unter- 
stützen  scheint!  Mit  welcher  strenge  ich  in  dem  vorliegenden  buche  meine 
früheren  etymologien  gerichtet  und  gesichtet  habe,  wird  man  ohne  mühe 
erkennen;  was  ich  aber  gegen  mich  selbst  angewandt,  konnte  ich  auch 
gegen  andre  nicht  unangewändt  lassen.  Etwas  habe  ich  durch  vidjährige 
erfahrung  auf  diesem  gebiäe  gelernt,  was  sich  sswar  von  selbst  versteht, 
aber  nicht  von  allen  verstanden  sein  will:  daß  eu  wissenschaftlich  sicherem 
urtheile  suh  nur  der  durcharbeitet,  der  den  gesammten  wortvorrath  der 


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VIII      ^  VORREDE. 

spräche  bis  in  ihre  tnundarten  hinein  eu  hewäUigen  nicht  ermüdet  Wer 
nicht  so  weit  vorjmdringen  lust  haty  der  beklage  sich  nichty  wenn  er  jeden 
augenblick  den  boden  verliert.  Es  ist  hein  tvander,  wenn  manche  avf 
andern  Sprachgebieten  ausgezeichnete  forscher  auf  dem  romanischen  so 
oft  fehlgreifen,  da  sie  nur  das  einadne  in  einer  bestimmten  gestalt  auf- 
fassen, ohne  seine  geschichte  und  seine  bemehungen  nach  aUen  Seiten  hin 
erkannt  zu  haben.  Die  romanische  Wortforschung  hat  eben  so  dunMe 
Partien  zu  beleuchten  wie  vielleicht  irgend  eine  andre;  seihst  die  erkenntnis 
des  lateinischen  Stoffes  ist  in  zahlreichen  fällen  nicht  bequemer  als  die  des 
fremden.  Man  schlage  einmal  die  spanischen  mit  ch  oder  mit  z  aniatäenden 
Wörter  nach  und  man  wird  von  der  richtigkeit  dieser  behauptung  eine 
ahnung  bekommen.  Erschöpft  man  auch  olle  von  den  einschlägigen  sprachen 
gebotenen  mittel,  z.  b.  für  das  spanische  den  lateinischen,  griechischen, 
baskischen,  celtischen,  germanischen,  semitischen  wortvorrath,  es  bleibt  ein 
großer  rest,  für  den  es  keinen  rath  gibt  Freilich  fließen  manche  sprachen, 
woraus  der  Romane  schöpfte,  für  ut^  nur  noch  in  spärlichen  quellen. 
Eifriger  und  umsichtiger  forschung  abet*  wird  sicher  gelingen  noch  manches 
räthsel  zu  lösen,  das  bis  jetzt  unlösbar  schien. 

Ein  f ortschritt  ist,  hoffe  ich,  in  dem  gegenwärtigen  versuche  geschehen; 
der  lautlehre,  die  sich  an  den  schätzen,  welche  die  etymologie  zu  tage 
fördert,  erfrischt  und  belebt,  wird  dies  dereinst  zu  gute  kommen.  Aber 
auf  die  bezwingung  des  ganzen  konnte  ich  nicht  eingehen,  und  wer  möchte 
muih  und  kraft  und  sdbstverläugnung  genug  dazu  haben?  Gleichwohl 
wünschte  ich  ein  ganzes  zu  geben,  sei  es  auch  nur  ein  bedingtes,  und  so 
richtete  sich  mein  augenmerk  1)  auf  üblichere  Wörter,  solche  die  in  rede 
und  Schrift  häufiger  wiederkehren,  mit  ausschluß  aller  derer,  die  man  sich 
ohne  mühe  aus  dem  latein  erklärt,  die  also  der  Untersuchung  nicht  anheim- 
fallen können;  2)  auf  weniger  übliche,  aber  etymologisch  bedeutsamere, 
wohin  ich  vomu?eg  Partikeln,  einfache  verba,  zumal  aber  einfache  adjectiva, 
demnächst  vide  von  linguisten  mehrfach  besprochene,  zu  einem  gewissen 
rufe  gelangte  Wörter  rechnete.  Aber  auch  solchen,  die  weder  zur  einen 
noch  zur  andern  dasse  gehören,  sollte  der  eintritt  unverwehrt  sein,  nur 
fiel  hier  jede  Verbindlichkeit  der  aufnähme  weg:  fülle  ist  besser  als  mangel 
und  am  ende  kann  jedes  wort  zur  kenntnis  der  bestandtheUe  einer  spräche 
beitragen.  Es  gibt  aber  auch  Wörter,  deren  bereits  vorhandene  deutung 
nicht  zu  weiterer  prüfung  veranlaßt;  andre  nicht  genügend  oder  gar  nicht 
gedeutete,  dis  zwar  olle  rücksicht  verdienen,  aber  diesmal  nicht  zur  Unter- 
suchung reizten:  gehen  sie  auch  leer  aus,  sie  dienen  doch  anzudeuten,  was 
einer  spräche  seltenes  oder  merkenswerthes  angehört.  Jene  sind  hier  mit 
dem  eingeklammerten  namen  Uires  erklärers  bezeichnet,  diese  ohne  irgend 
eine  beurtheilung  hingesetzt  worden  und  somit  anderweitiger  Untersuchung 
empfohlen.    Sparsamkeit  in  der  äbfassung  der  artikd  war  mir  gesetz: 


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VORREDE.  ^       IX 

darum  wähUe  ich  aus  den  volksmtmdarten  meist  nur  unmiUelbar  eum  /nele 
führendes;  darum  vermied  ich,  den  Ursprung  des  aufgestellten  ettfmonSy  so 
wie,  vorwärts  gewandt,  die  Verbreitung  des  romanischen  ahhüdes  über 
fremdes  gebiet  eu  verfolgen;  darum  berichtete  ich  nicht  über  alle  vorge- 
brachten meinungen;  daß  ich  seichten  erJdärungsversuchen  die  thüre  schloß, 
versteht  sich*). 

Die  eintheüung  des  Stoffes  wird  man  billigen.  Es  kam  darauf  an, 
schon  in  der  äußeren  einrichtung  eu  einer  klaren  Übersicht  desselben  eu 
gelangen.  Zu  diesem  sfwecke  mußten  zwei  theile  gebildet  werden.  Der 
erste  umfaßt  siendich  vollständig  den  gesammt-  oder  gemeinromanischen 
d.  h.  den  auf  allen  drei  gebieten,  dem  italienischen,  dem  spanisch-portu- 
giesischen und  dem  provenealisch-französischen,  ja  selbst  den  auf  nur 
zweien  dersdben  einheimischen  sprachstoff,  in  der  regel  wenigstens  sofern 
dieser  den  neueren  Schriftsprachen  angehört.  Der  italienischen  räumte  ich 
m  den  einzdnen  artikeln  den  vortritt  ein,  wozu  sie  ihre  heimath  und  ihr 
genauerer  anschluß  an  die  lateinische  berechtigte;  selbst  wo  sie  sich  weiter 
von  der  urform  entfernt  als  die  schwestersprachen,  konnte  nicht  füglich 
vom  princip  abgewichen  werden.  Oder  war  es  nicht  rathsamer  das  mittel- 
lateinische alle  andern  umfassende  wort  voranzustellen?  Allein  das  mittel- 
latein  ist  selbst  vielformig  und  konnte  nicht  anders  sein:  sollten  aber  die 
von  manchen  und  notaren  geschaffenen  sprachformen  der  volksüblichen  rede 
den  weg  zeigen?  Mit  diesem  mittellatein  läßt  sich  viel  unfug  treiben. 
In  den  früheren  Jahrhunderten,  als  die  Volkssprachen  der  lateinischen  näher 
standen,  ist  es  allerdings  eine  für  die  Wortforschung  höchst  wichtige  quelle, 
weil  es  reine  formen  gewährt.  Seitdem  aber  jene  sprachen  selbst  in  schrift 
auflraten,  kann  die  Wissenschaft  es  fast  entbehren,  ja  sie  muß  es  nicht 
selten  von  sich  stoßen.  Wie  ungeschickt  man  seit  dem  zwölften  Jahrhundert 
latinisierte,  davon  reden  *beispiele  wie  sessicare  =  altfr.  sescher;  gordus 
=  altfr.  gort,  lat.  gurges;  hommagium  =  altfr.  hommage  d.  i.  hominaticum. 
Weich  ein  falsches  bUd  gibt  bo88a  =  /r.  bosse;  gra8ale=i>r.  grazal,  wo- 
fur  bocia,  gradale  zu  ^erwarten  war!  Der  zweite  theü  enthalt  den  jedem 
der  drei  gdnete  ausschließlich  eignen  sprachstoff  **).  In  dem  dritten  dieser 
gebiete  habe  ich,  nicht  ohne  einiges  bedenken,  die  französische  form  als  die 
bekannteste  der  provenzälischen  voranzustellen  mir  erlaubt,  um  das  nach- 
schlagen zu  erleichtem.  Der  walachischen  in  der  fremde  erzogenen,  mit 
den  übrigen  nicht  aufgewachsenen  tochter  der  römischen  mutter  habe  ich 


*)  Ich  bemerke  hier  noch:  um  nicht  mit  formen  zu  ermüden,  habe  ich  im 
I.  theile  die  port.  form,  wenn  sie  der  span.  ganz  nahe  lag^  häufig  unterdrückt;  seltner 
die  prov.y  da  diese  zugleich  das  höhere  alter  eines  Wortes  bezeugt 

**)  Von  den  zahlreichen  arabischen  Wörtern  im  span.  und  port.  konnte  nur  eine 
auswdhl  aufgenommen  werden,  Sie  sind  mit  latein.  buchstaben  geschrieben  und  zur 
beglaübigung  aus  OoUus^  oder  Fret/tag's  Wörterbüchern  nachgewiesen. 


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X  VORREDE. 

keine  eigne  stelle  eingeräumt,  sie  nur  eu/r  vergleichung  £fugelassen,  nicht 
anders  die  churwälsche.  Die  volksmundarten  bieten  der  forschung  ein 
unschätehareSy  nie  eu  erschöpfendes  materialy  welches  häufig  über  buch- 
stäbenverhältnisse  und  begriffsentwicldung  überraschenden  aufschlug  gibt: 
ich  habe  sie  daher  überall  eu  rathe  geeogen,  so  weit  die  mir  gestatteten 
hülfsmittd  ausreichten,  ihnen  auch  euweüen  beispiels  halber  kleine  artikd 
vergönnt  Schßde,  daß  wir  nicht  über  recht  viele  derselben  so  einsichtige 
und  gewissenhafte  Untersuchungen  besitzen  wie  über  die  wallonische.  Durch 
die  bemerkte  Verlegung  des  Stoffes  wird  auf  den  ersten  blick  klar,  was 
alle  gemeinschaftlich  besiteen^  größtentheils  das  alte  römische  erbtheil,  und 
was  jede  noch  besonders-  sich  angeeignet  hat;  nur  darf  ich  nicht  wfJbe- 
merkt  lassen,  daß  ich  die  französische  als  die  uns  am  nächsten  liegende 
vor  den  andern,  wenigstens  der  spanischen,  begünstigt  habe.  Von  diesem 
partiellen  eigenthume  der  sprachen  sind  freilich  viele  der  aufgenommenen 
artikd  als  gesammtromanische  abzurechnen,  welche  nicht  wohl  in  die  erste 
abtheilung  paßten,  weil  ihre  etymologie  in  den  übrigen  sprachen  auf  der 
hand  lag.  So  schien  e.  b,  das  lat.  apium  (^sp.  apio,  it.  appio^  in  seiner 
franz.  form  ache  fremdartig  genug,  um  in  der  partiell  franz.  abtheilung 
eine  stelle  zu  finden.  Kleine  inconsequenzen  in  der  vertheüung  der  Wörter 
mögen  vorkommen,  sie  werden  dem  ganzen  wenig  schaden:  das  register 
bürgt  zuletzt  für  alles.  Eine  größere  inconsequenz  wird  man  vielleicht 
darin  finden,  daß  ziemlich  regellos  hier  ein  verbum,  dort  ein  nomen  an 
der  spitze  eines  artikds  steht.  Es  ist  in  der  that  oft  schtver  zu  sagen, 
welche  der  beiden  Wortarten  als  die  primitive  anzunehmen  sei.  Gewöhnlich 
wird  dies  durch  die  etymologie  entschieden,  in  andern  fällen  wird  es 
nicht  zu  kühn  sein,  sich  in  einer  sache  von  so  geringer  bedeutung  durch 
das  gefüM  leiten  zu  lassen. 

über  die  unlateinischen  demente  in  den  neuen  sprachen  habe  ich 
mich  vor  jähren  ausführlich  geäußert  und  finde  an  meiner  damaligen  auf- 
fassung  der  sache  nichts  wesentliches  zu  ändern.  Richten  wir  aber  noch- 
mals den  blick  auf  die  Ursprachen,  um  dwaigen  charakterzügen  oder  resten 
dersdben  in  den  einzelnen  gebiden  auf  die  spur  zu  kommen. 

Für  die  kenntnis  der  italischen  Ursprachen  sind  in  neuerer  zeit 
wieder  bedeutende  denkmäler  an's  licht  gezogen  und  der  bau  jener  sprachen 
so  tvie  ihr  Stammverhältnis  zum  latein  sorgfältig  erörtert  worden.  Die 
wichtigste  der  unteritalischen  durch  höhere  ausbildung,  längere  dauer  und 
durch  grösseren  umfang  ihrer  Überreste  ist  ohne  zweifei  die  oskische.  Ver- 
gleicht man  sie  nun  mit  der  italienischen,  so  verräth  diese  nicht  das  ge- 
ringste von  den  lautgesetzen  der  ersteren.  Die  oskische  abneigung  vor  der 
assimilation  der  consonanten  ist  grade  das  gegentheil  des  lateinischen  im 
italienischen  noch  weiter  ausgebUdefen  Verfahrens.    Man  hat  den  oskischen 


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VORREDE.  XI 

gebrcMchy  gewissen  voccden  ein  i  voreuseUsen  wohl  mit  einem  ähnlichen 
neapolüanischen  verglichen,  gewiß  aber  nicht  in  der  Voraussetzung  eines 
historischen  jsusammenhanges,  um  so  weniger  als  der  neap.  gebrauch  unter 
einen  andern  gesicJUspuncty  den  der  diphthongierung  eu  stellen  ist,  die 
sich  übrigens  ganz  auf  den  vocal  e  beschränkt.  Als  ein  bedeutsamerer 
berührungspunct  dürfte  die  osJcische  neigung,  tenuis  in  media  zu  verwandeln, 
bemerkt  werden,  aber  auch  hieraus  würcle  sich  keine  folgerung  für  das 
italienische  ziehen  lassen.  Jene  neigung  ist  gemeinromanisch,  hat  in  den 
verschwisterten  mundarten  noch  weit  stärker  eingegriffen  und  läßt  eine 
tiefere  nicht  bloß  durch  berührung  mit  einer  nachbarsprache  geweckte  an- 
läge vermuthen.  Doch  sind  solche  gemeinsame  züge,  welche  verschiedene 
sprachen  auf  einem  und  demselben  boden  zu  erkennen  geben,  der  erwähnung 
nicht  unwerth,  und  so  möge  denn  auch  noch  an  den  umbrischen  und  vols- 
ki^chen  Wegfall  des  flexivischen  t  in  der  conjugation  (habia  =  habeat)  er- 
innert werden.  Von  der  etruskischen  spräche  aber  darf  man  völlig  absehen: 
was  man  fast  nur  aus  eigennamen  über  ihre  stammesart  und  über  ihren 
bau  weiß  oder  vermuthet,  findet  auf  dem  ganzen  römischen  gebiete  keinen 
anklang.  Diese  abwesenheU  oder  dieses  nur  in  leichten  und  zweifelhaften 
spuren  hervortretende  dasein  grammatischer  züge  der  altitalischen  idiome 
in  der  römischen  Volkssprache,  soweit  die  vorhandenen  mundarten  auf 
deren  gestalt  zu  schließen  berechtigen,  hindert  indessen  nicht,  das  ganz 
naturgemässe  eindringen  zahlreicher  provindalismen  at4S  den  untergegangenen 
idiomen  in  dieselbe  anzunehmen,  ja  diese  annähme  ist  eine  durch  die  läge 
der  Sache  gebotene,  da  sie  allein  den  zufluß  heterogener  im  italienischen 
enthaltener,  in  keiner  der  angränzenden  sprachen  vorfindlicher  demente  zu 
erklären  vermag.  Nachweislich  sind  diese  demente  freilich  nicht  mehr,  da 
die  Wörterbücher  der  untergegangenen  sprachen  fehlen.  Ungeachtet  des 
einflusses  dieser  altitalischen  demente  ist  die  italienische  spräche  ur^zweifel- 
haß  unter  den  romanischen  die  am  wenigsten  gemischte.  Dies  gilt  aber 
nur  von  den  mittleren  dialecten,  wdche  das  Icdeinische  erbtheil  am  reinsten 
in  sich  begretfen.  Die  südlichen  lassen  manches  griechische  und  einiges 
arabische  erkennen,  das  den  andern  abgeht.  Durchmustert  man  aber,  über 
die  gränzen  des  alten  Italiens  hinausgehend,  die  nördlichen,  die  dsalpi- 
nischen  mundarten,  so  glaubt  man  sich  in  eine  andre  weit  versetzt:  in 
dieser  weiten  landschaft,  zumal  in  der  großen  ebene  zwischen  den  Alpen 
und  dem  Po,  hat  die  gewaltige  rvmersprache  die  volksmundarten  nicht  be- 
wältigen, sich  des  einflusses  andringender  barbarensprachen  nicht  erwehren 
können.  Der  zufluß  deutscher,  zum  theil  recht  merkwürdiger  wört$r  kann 
hier  nicht  überraschen;  wer  aber  celtische  reste  von  einiger  erheblichkeit 
erwartet,  wird  sich  bald  getäuscht  sehen:  das  gesammte  italienische  gd)iet 
möchte  deren  nur  wenige  aufweisen,  die  Schriftsprache  enthält  vidleicht 
nicht  ein  einziges  wort  dieses  Stammes,  welches  sich  nicht  auch  im  proven- 


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Xn  VORREDE. 

ealischen  oder  franeösischen  vorfände.  Eine  sorgfältige  etymologische 
Untersuchung  besonders  der  eunächst  an  den  Alpen  oder  in  denselben 
liegenden  dicdecte  würde  der  Sprachgeschichte  reichlichen  gewinn  zuführen: 
MonH's  comaskisches  Wörterbuch  liefert  für  einen  theil  derselben  ^chon  ein 
treffliches  nuxterial,  das  in  Verbindung  mit  dem  ertrage  churwalscher  und 
andrer'  wörtersammiungen  die  linguistische  bedeutsamkeit  jener  dialecte 
hinlänglich  übersehen  läßt, 

Wen^  in  Italien  die  alten  landessprachen  so  weit  ausgerottet  wurden^ 
daß  keine  von  ihnen  in  ihrem  selbständigen  dasein  auch  nur  das  Au- 
gustische  seitdlter  erreichte^  so  lebt  in  Spanien  die  iberische  Ursprache 
dagegen  bis  auf  den  heutigen  tag  im  baskischen  fort.  Aber  auch  diese 
spräche  kann  Zeugnis  ablegen,  wie  weit  die  zerstörende  gewalt  der  römischen 
sich  erstreckte^  da  wo  es  galt  eine  nationalität  zu  vertilgen.  Denn  daß 
es  jener  gelang,  in  einer  entlegenen  gebirgsgegend  ihr  dasein  fortzusetzen, 
sagt  wenig,  gegen  die  allgemeine  niederlage.  Man  weiß,  daß  schon  Strabo 
(3,  2  extr.)  den  Turdäanem,  einem  gebildeten  südspanischen  volke,  das 
eine  einheimische  litteratur  aufweisen  konnte,  den  gänzlichen  Umtausch  ihrer 
spräche  gegen  die  lateinische  nachrühmt;  dass  der  spätere  Columella  viele 
provinciaüsmen  des  bereits  über  das  platte  land  der  halbinsel  verbreiteten 
lateins  airführt;  daß  aber  auch  andrerseits  Cicero  (de  divin.  2,  64)  des 
daseins  einer  hispanischen  Sprache  gedenkt;  und  daß  nach  Tacitus  (annal. 
4,  45)  ein  landmann  aus  dem  diesseitigen  Spanien  vor  gericld  die  spräche 
seiner  väter  redete.  Aber  seit  der  erwerbung  der  römischen  civität  wurden 
die  spanischen  Völkerschaften  une  die  italischen  sehr  bald  in  Römer  ver- 
wandelt. Sehen  unr  jedoch  naher  zu,  ob  sich  in  der  spanischen  mundart 
nicht  noch  irgend  ein  baskischer  zug  entdecken  läßt.  Als  einen  solchen 
führt  Larramendi  in  seiner  grammatik  (p.  10.  11)  die  mit  der  endung  ez 
gebildeten  patronymica  an,  Rodrigo  Rodriguez,  Fernando  Fernandez  nach 
dem  bask.  berün  blei,  berun^z  von  blei.  Aber  verdacht  gegen  diesen  Ur- 
sprung erregt  die  von  seinem  Verfechter  selbst  eingestandene  thatsache, 
daß  sich  die  Basken  dieser  form  für  patronymica  nicht  einmal  bedienen, 
daß  sie  z.  b.  Manuel  de  Garagorri  sagen  statt  Garagorriez.  Vielmehr 
scheint  ez,  ursprünglicher  iz,  nichts  anders  als  die  gothische  genitivendung 
is,  wobei  filius  zu  supplieren:  Roderiquiz  in  Urkunden,  später  Rodriguez 
ist  =  goth.  Hröthareikis,  Fredinandiz  Fernandez  =  goth.  Frithanantis. 
Diese  endung  wird  denn  auch  auf  unpassende  falle  angewandt:  statt 
Flori,  Fortunii,  Pelagii,  Petri,  Sanctii  sprach  man  Floris  Florez,  For- 
tunez,  Pelaez,  Perez,  Sanchez,  genau  tvie  man  in  den  tagnamen  die  genitive 
Miercoles  =  Mercurii,  Lunes  =  Lunae  (dies)  der  grammatik  abtrotzte. 
Was  Larramendi  sonst  noch  hervorhebt,  das  ableitungssuffix  eria  (sp. 
porqu-eria  von  puerco  =  bask.  ero-querla  von  erö,  p.  262),  oder  in  der 
conjugcUion  die  Umschreibung  mit  habere  (p.  48),  zerrinnt  von  selbst  in 


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VORREDE.  Xni 

nichts.  Sollte  aber  das  spart,  lautsystem^  vornehmlich  da  wo  es  sidi  vom 
lateinischen  oder  dem  der  schwestersprachen  lossagt^  nichts  vom  iberischen 
Charakter  verrathen?  Zu  vergleichungen  sind  hier  besonders  die  tippen- 
buchstabet}  geeignet.  Anlautendes  lat,  p  tvird  im  baskischen  nicht  selten 
SU  h  (botherea  =  sp.  poder,  lat.  posse)  und  dies  ist  gam  unspanisch.  Der 
Baske  hat  eine  nicht  eu  verkennende  scheu  vor  dem  f ;  nicht  so  der  Spa- 
nier^ wenigstens  ist  die  ihm  eigene  Verwandlung  des  anlautenden  f  in  h 
etwas  später  entwickeltes,  seiner  ältesten  spräche  noch  fremdes.  V  fehlt 
dem  Basken  gänzlich:  seine  stelle  versieht  b,  ja  selbst  m,  letzterer  über- 
gang  dem  Spanier  ganeunbekant^.  Das  unlateinische  im  spanischen  ein- 
heimische ch  t^  allerdings  auch  ein  sehr  Üblicher  baskischer  laut,  der  aber 
etymologisch  mit  dem  spanischen  buchstaben  wenig  berührung  hat,  indem 
er  häufig  spanischem  s,  c,  z,  j,  x  entspricht;  auch  haben  die  Schwester- 
spracJien  ihn  eben  so  wohl  entwickelt.  Doch  wäre  es  nicht  unwichtig  zu 
wissen,  ob  dieses  palatale  ch  nebst  ts,  z,  tz,  wie  Humboldt  voraussetzt, 
wirklich  alte  iberisdie  laute  gewesen:  darüber  könnte  erst  die  entzifferung 
des  einheimischen  cdphabetes  aufschluß  bringen.  Ein  andrer  unlateinischer 
laut,  das  aspirierte  g  oder  j,  fehlt  im  baskischen,  dafür  steht  y  (sprich 
wie  itai.  j),  d.  h  die  spräche  beharrte  bei  dem  erweichten  oder  halbvoca- 
lischen  g,  woraus,  wie  aus  dem  latein.  j,  die  ^an.  ausspräche  nachher 
eine  aspirata  machte  (Born.  gr.  P,  268 — 9)^  z.  b.  bask.  yendea  =  sp, 
gente.  Ohne  mühe  lassen  sich  noch  andre  nicht  minder  scharfe  Wider- 
sprüche in  beiden  sprachen  auffinden,  z,  b.  das  im  baskischen  vor  anlau- 
tendem r  vorschlagende  a  oder  e  (arraza  =  sp.  raza,  erribera  =  ribera). 
Dagegen  treffen  sie  zusammen  in  dem  ganz  unlateinischen  gebrauche,  das 
ankmtende  s  impurum  auf  ein  vorgefügtes  e  zu  stützen;  auch  darf  noch 
ein  punct,  worin  sie  sich  beide  zu  begegnen  scheinen,  erwähnt  werden. 
Der  Baske,  dem  zusammentreffen  von  consonanten  überhaupt  nicht  hold, 
schiebt  gerne  zwischen  muta  und  r  oder  auch  zwischen  muta  und  1  einen 
vocal  ein:  apirilla  (aprilis),  guiristinoa  (sp.  cristiano),  libaraa  (libro), 
khurntzea  (crutz),  porogaDza  (probanza),  pulampatu  (pr.  plombar).  Das- 
selbe thut  auch  der  Spanier  und  Portugiese,  z.  b.  sp.  engarra£ar  (für 
engarfar),  taragona  (draco),  pg,  caranquejo  (pr.  cranc),  baraga  (bra^a), 
coro^  (croca),  sp.  coronica  (chronica),  pg.  gurumete  (neben  grumete) 
gorupa  (neben  grupa^,  sp.  filibote  (neben  flibote^  u.  dgh;  doch  ist  dabei 
nicht  unbemerkt  zu  lassen,  daß  auch  andern  roman.  mundarten  dies  at4S' 
einanderhalten  der  consonanten  nicht  fremd  ist,  wenn  sie  auch  einen 
mäßigeren  gebrauch  davon  machen.  Überblickt  man  solche  thatsachen,  so 
wird  man  sich  überzeugen  müssen,  daß  sich  unter  dem  eisernen  joche  der 
latein.  spräche  von  den  naturanlagen  oder  den  grammatischen  eigenheiten 
der  iberischen  in  der  spanischen  wenig  hat  behaupten  können.  Nicht  ein- 
mal läßt  sich  eine  irgend  erhebliche  anzafd  baskischer  Wörter  in  den  an- 


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XIV  VORREDE. 

gränzenden  roman.  sprachen  ntichweisen:  sie  werden  sich,  manche  eweifel- 
hafte  mitgerechnet,  noch  nicht  auf  hundert  belaufen.  Freilich  ist  dies  nur 
der  ertrag  einer  bloß  auf  die  Oberfläche  gerichteten  prüfung;  ihn  ssu  ver- 
mehren, unrd  dem  tiefer  eindringenden  äuge  des  kenners  stehet  gelingen. 
Ohne  zweifei  aber  hcU  das  von  fremden  sprachen  eingeengte  baskische  gebiet 
einen  großen  theil  seines  alten  Wortschatzes  eingebüßt.  Eben  darum  ist 
die  Untersuchung  des  span.  Sprachstoffes  so  schwierig.  Wörter  baskischen 
Ursprungs  hat  unter  andern  Larramendi  in  großer  zahl  zusammengetragen 
und  gedeutet.  Seine  deutungen  aus  aneinandergefügten  oft  unscheinbaren 
elementen  rechtfertigt  allerdings  die  naiur  der  baskischen  spräche;  wenn 
aber  aus  dieser  Zergliederung  ein  dem  worte  nicht  wesentlich  zukommendes 
merkmal  hervorgeht,  so  können  sie  höchstens  nur  auf  den  ersten  blick 
täuschen.  Span,  lona  heißt  Segeltuch,  vom  bask.  lo-ona  d.  i.  guter  schlaf, 
weil  es  sich  zu  zelten  eignet,  und  in  zelten  schläft  sichs  gut.  Solcher 
etymologien  finden  sich  hunderte  bei  ihm.  Ich  habe  indessen  aus  seinem 
Verzeichnis,  mit  wenigen  ausnahmen,  alles  was  mir  auch  nur  leidlich 
haltbar  schien,  in  gegenwärtiges  buch  eingetragen.  Wichtig  ist  hier  die 
frage:  soll  man  alle  spanische  Wörter,  die  man  außerdem  nur  in  jener 
Ursprache  bemerkt,  daraus  herleiten?  Soll  man  letztere  in  so  weit  gleich- 
stellen mit  der  arabischen  oder  deutschen?  Mir  scheint  bei  der  starken 
mischung  des  baskischen  mit  romanischem  die  baskische  herkunft  eines 
Wortes  nur  da  annehmbar,  wo  sich  seine  ursprünglichkeit  auf  diesem  boden 
nachweisen  läßt,  eine  f orderung,  welche  auf  die  nicht  romanisch  versetzten 
sprachen  keine  anwendung  findet.  Aber  wo  dieser  forderung  genüge  ge- 
schieht, mag  der  baskische  Ursprung  bei  partiell  spanischen  Wörtern  dem 
gothischen  vorangehn,  nicht  eben  dem  ardbischen.  Wie  kommt  es  aber, 
daß  so  viele  baskische  im  spanischen  vorhandene  Wörter,  fast  zwei  drittel 
von  allen,  dem  Portugiesen  fehlen,  ohne  daß  er  eines  ähnlichen  Schatzes 
ihm  ausschließend  eigner  Wörter  aws  jener  spräche  sich  rühmen  kann? 
Waren  die  Iberier,  wie  auch  Humboldt  in  seinen  Untersuchungen  über  die 
urbewohner  des  landes  feststellt,  in  Lusitanien  weniger  verbreitet,  so  daß 
ihre  spräche  daselbst  einen  geringeren  eindruck  zurückließ,  oder  drangen 
jene  Wörter  erst  später  aus  dem  baskischen  in  das  nahe  spanische  gebiet 
ein,  ohne  das  entlegenere  portugiesische  gebiet  zu  erreichen? 

Die  wichtigste  der  Ursprachen  Frankreichs  ist  die  cdtische.  Ich 
habe,  als  ich  die  bestandtheile  der  romanischen  sprachen  untersuchte,  dem 
celtischen  elemente  wenigstens  nach  allgemeiner  Schätzung  sein  recht  wider- 
fahren zu  lassen  mich  bemüht  und  die  zweifei  an  seinem  Vorhandensein 
bestritten;  ein  genaueres  eingehn  in  die  Sache  durfte  ich  mir  bei  mangelnden 
Vorstudien  nicht  erlauben.  Seit  jener  zeit  aber  sind  wir  durch  eindringliche 
forschung  über  den  gramfnatischen  bau  und  zumal  über  den  Zusammenhang 
der  celtischen  sprachen  mit  den  indo-germanischen  besser  aufgeklärt  worden 


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VORREDE.  XV 

und  diese  hedbaektungen  dürfen  auch  an  der  romanischen  etytnologie  nicht 
ohne  erfolg  voriibergehn.  Das  stammverhäUnis  der  neueren  celtischen  Völker y 
der  Iren,  Gaden,  Kymren  und  Breionen  eu  den  aUen  wird  von  den  ge- 
schiektsehreibem  ewar  sehr  verschiedeti  und  oft  in  ganz  erUgegengeseiztem 
sinne  beurtheiU;  wie  aber  diese  fragen  einst  gelöst  werden  mögen,  für  die 
beurtheüung  des  celtischen  dementes  in  den  aus  dem  laiein  entstandenen 
sprachen  scheint  diese  lösung  nicht  von  großem  belang.  So  viel  darf  als 
ihaisachej  gewiß  keine  unerhebliche,  ausgesprochen  werden,  daß  die  franz. 
und  prov.  spräche,  auf  die  es  hier  am  meisten  ankommt,  der  kymrischen 
naher  stehen  als  der  irisch- gaelischen  sowohl  in  betreff  der  menge  als  auch 
der  gestaU  der  dem  celtischen  und  romanischen  gdnete  gemeinsamen  wörfer. 
Auch  die  westromanische  scheu  vor  anlautendem  s  impurum'  findet  sich 
nur  in  dem  kymr,  zweige  toieder.  Manches  gewährt  die  bretonische  mund- 
arty  was  die  übrigen  verweigern,  und  wohl  darf  man  acht  ediisches,  vielleicht 
selbst  aUgaHisches,  darunter  vermuthen,  allein  die  erstaunliche  mischung 
dersdben  mit  französisch  macht  diese  quelle,  wo  sie  für  sich  allein  fließt, 
für  die  kritische  etymologie  fast  unbrauchbar,  fast  nur  zur  vergleichung 
noch  tauglich.  Dagegen  vergönnt  diese  mundart  der  roman.  Sprachforschung 
einen  andern  vortheü,  der  den  etymologischen  wohl  noch  überwiegen  dürfte: 
sie  ist  nicht  allein  eine  fundgrube  äUfranzösischer  Wörter  und  bedeutungen, 
sie  liefert  auch  zur  geschickte  der  französischen  ausspräche  schätzbare 
ttufklärungen. 

Die  art  des  Übertrittes  aus  der  cdtischen  in  die  romanische  sprach- 
form  hat  nichts  besonderes,  so  weit  sich  bei  der  geringfügigkeit  des  Stoffes 
bestimmte  gesetze  aufstdlen  lassen.  Das  was  dem  etymologen  manches 
bedenken  macht,  ist  die  coUision  des  cdtischen  Stoffes  mit  dem  germanischen, 
und  hierüber  jemals  ganz  ins  reine  zu  kommen  d.  h.  zu  bestimmen,  wdcher 
von  beiden  sprachfamilien  der  Romane  ein  in  beiden  vorhandenes  wort 
Mtmächst  schulde,  ist  kaum  zu  hoffen.  Doch  gut  dies  nur  in  einzdnen 
fäUen,  denn  nicht  selten  läßt  sich  aus  inneren  oder  äußeren  gründen  die 
frage  zum  vortheü  der  einen  oder  der  andern  dieser  sprachfamüien  ent- 
scheiden.  So  wird  man  bei  gleichen  formdien  ansprüchen  ausdrücke  für 
naturgegenstände  als  alteinheimische  lieber  zum  celtischen  als  zum  germa- 
nischen demente  rechnen.  Die  Verbreitung  eines  wertes  durch  mehrere 
sprachen  des  einen  gebides  gegenüber  dem  vorkommen  dessdben  in  einer 
einzdnen  spräche  des  andern  wird  für  seine  ursprünglichkeit  in  dem 
ersteren  Zeugnis  ablegen,  wo  nicht  besondere  anzeichen  für  das  umgdcdhrte 
Verhältnis  sprechen.  Entscheidender  aber  sind  geiwisse  formdle  kennzeichen, 
wie  denn  die  form  dem  dymologen  überall  den  sichersten,  von  subjectiver 
auffazsung  unabhängigsten  anhält  bidd.  Solche  kennzeichen  liegen  unter 
andern  in  einzdnen  spuren  der  deutschen  lautverschiebung,  wenn  z.  b.  das 
itäl.  tetta  auch  citta,  cizza  lautd,  cdtisch  aber  nur  t6th.   Sodann  in  dem 


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XVI  VORREDE. 

deutschen  ableitenden  i  oder  j  mancher  Wörter^  wie  ital.  boriare,  aithochd. 
bargan,  aUgael.  aber  schlechtweg  bor.  Wo  es  aber  an  aUen  inneren  und 
äußeren  kennseichen  gebricht,  da  ist  in  betracht  des  unverhaUnismäßigen 
übergewichtes  der  deutschen  bestandtheile  die  Wahrscheinlichkeit  für  diese 
spräche^  für  die  celtische  nur  die  möglichkeit.  Dieses  übergewicht  des 
deutschen  dementes  über  das  alteinheimische  ist  eine  uhläugbare  thatsache 
und  jedes  sträuben  gegen  seine  anerkennung  eine  thorheit.  WahrUeh,  die 
Römer  müssen  reine  arbeit  gemacht  hahen^  als  germanische  Völker  sich  in 
Gallien  festsetzten!  Es  wird  kaum  übertrieben  s^n^  wenn  man  behauptet j 
daß  der  einj^ige  buchstabe  H  im  französischen  nicht  viel  weniger  deutsche 
ais  alle  buehstaben  zusammengenommen  celtische  Wörter  in  sieh  begreifen. 
Erinnert  man  sich  freilich  des  umstandeSy  daß  die  Franken  mitten  unter 
den  Romanen  ein  halbes  Jahrtausend  hindurch  die  spräche  ihrer  väter 
fortredeten,  daß  in  demselben  maße  wie  die  deutschen  Wörter  im  franzö- 
sischen zunahmen,  die  cdtischen  abnehmen  mußten,  denn  jede  spräche  sucht 
sich  ihres  Überflusses  zu  entledigen,  so  erklärt  sich  diese  erscheinung  auf 
die  natürlichste  weise. 

Sollte  es  aber  auch  dieser  Ursprache  nicht  gelungen  sein  wenigstens 
ein  fünkchen  ihres  geistes  im  französischen  fort  glimmen  zu  sehen?  Es 
mangelt  in  dtr  that  nicht  an  zusammentreffenden  zügen.  So  das  genus, 
weiches  in  beiden  sprachen^  nur  zweierlei  ist,  männlich  und  weiblich,  früher 
dreierlei  war.  Aber  der  Untergang  des  neutralen  geschlechtes  im  fran- 
zösischen ist  sicher  älter  als  im  celtischen  und  zum  theü  von  andern  um- 
ständen begleitet,  indem  dort  zahlreiche  neutra  in  ihrer  plurolform  zum 
feminin,  hier  alle  zum  masctdin  übertraten.  Giengen  doch  auch  die  ver- 
schwisterten  mundarten  denselben  weg  ohne  rücksicht  auf  die  sitte  altein- 
heimischer  oder  später  eingebrachter  sprachen:  überall  ward  das  masctdin 
und  feminin  festgehalten,  das  neutrum  aufgegeben.  Nicht  anders  wird  es 
sich  mit  einem  andern  gemeiftöchaftlichen  zuge,  der  präpositionalen  decli- 
nation,  verhalten.  Selbst  die  altfranz.  oder  prov.  Unterscheidung  des  casus 
rectus  und  obliquus  (nom.  sg.  amic-s,  acc.  amic,  pl.  amic,  acc.  amic-s^, 
worin  man  einen  wiederschein  der  gaelischen  einrichtung  (nom,  sg.  bard, 
gen.  baird,  nom.  pl.  baird,  gen.  bard)  zu  erblicken  glaubt,  schmiegf  sich 
innig  an  das  lat.  Verhältnis,  so  daß  sie  sich  gar  wohl  ohne  äußere  ein- 
Wirkung  entwickelt  haben  kann,  wie  denn  auch  die  gadische  einrichtung 
in  einem  erheblichen  puncte  von  der  romanischen  abweicht,  da  sie  den  dativ 
sing,  dem  nominativ  gleichbildet.  Offenbar  celtisch  aber  ist  im  französischen 
das  zählen  mit  zwanzigen,  wdches  neben  der  lateinischen  methode  in  an- 
Wendung  blieb:  altfranz.  treis  vinz  (60),  treis  vinz  e  dis  (70)  u.  s.  f. 
Auch  scheinen  in  der  syntax  einige  celtische  spuren  durchzublicken:  an 
eine  fremde  Wortfügung,  wobei  es  auf  eine  völlige  verläugnung  des  ein- 
gesogenen Sprachgefühles  ankommt,  gewöhnt  man  sich  minder  leicht  als  an 


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VORREDE.  XVn 

fremde  worier  und  flexionen.  Dahin  dürfte  man  etwa  rechnen^  daß  es 
im  kymrischen  dem  genitiv  vergönnt  ist,  ohne  präposition  hinter  dem 
regierenden  nomen  plate  zu  nehmen  une  im  franz.  hötel  dieu;  daß,  gleich- 
falls im  kymrischen,  das  possessive  Verhältnis  eines  Substantivs  durch  die 
präp,  i  =  roman.  a  =  engl,  to  bezeichnet  wird  wie  im  ältfranz.  la  gent 
aa  roi,  engl,  servant  to  bis  master;  daß  im  gadischen  die  bedeutung  ge- 
wisser adjectiva  durch  ihre  Stellung  vor  oder  hinter  dem  Substantiv  bedingt 
ist  wie  im  franz.  honngte  homme  und  homme  honnete;  daß  daselbst 
gleichnamige  personen  durch  cardinalzofden  unterschieden  werden  wie  im 
franz.  Henri  quatre ;  und  wieviel  der  kleinen  züge  sonst  noch  sein  mögen, 
ctuf  die  man  sich  hier  berufen  könnte. 

Aber  alles  was  fremde  sprachen  beigetragen  haben^  wiegt  noch  nicht 
den  zehnten  theü  des  lateinischen  bestandtJieiles  auf.  Ihm  fallen  fast 
sämmtliche  grammatische  Wörter  (partikdn,  pronomina),  ohne  die  es  kaum 
möglich  ist  auch  nur  einen  satz  zu  sprechen,  ihm  die  wichtigsten  begriffe 
zu^  die  das  leibliche  und  geistige  leben  berühren.  Darum  ist  dem  Romanen 
laiein  gleichbedeutend  mit  spräche,  mundart^  und  lateinisch  gleichbedeutend 
mit  d^itlich,  leicht,  bequem.  Bei  weitem  die  meisten  stamme  der  alten  spräche 
behaupteten  sich  in  der  neuen,  und  um  den  vertust  zu  ersetzen,  spalteten 
sich  viele  Wörter  in  mehrere  formen  mit  eignen  bedeutungen,  welche  die 
stdle  selbständiger  Wörter  einnahmen.  Daß  diesem  bestandtheile  sein  recht 
gewahrt  werde,  gehört  zu  den  grundsätzen  der  romanischen  Wortforschung: 
unfehlbar  wird  demselben  bei  aufmerksamer  beobachtung  noch  manches 
miskannte  wort  wieder  zugeführt,  manches  neue  gewonnen  werden.  Dazu 
muß  man  alle  quellen  der  lateinischen  spräche  benutzen,  denn  die  roma- 
nische birgt  mehr  alterthündiches  oder  verschollenes  in  sich,  als  man  ihr 
obenhin  angesehen  zutrauen  möchte  (man  lese  Pott's  inhaltreiche  abhandlung 
Plattlateinisch  und  romanisch),  und  in  so  fem  kann  sie  auch  der  lotet- 
nischen  Sprachkunde,  was  von  den  pflegem  derselben  noch  nicht  in  recJUem 
maße  erkannt  worden,  hülfreiche  hand  leisten. 

Einige  gegenstände  von  praktischem  belang  lassen  sich  besser  hier  als 
in  dem  wörterbuche  selbst  anbringen. 

Die  etymologie  hat  ihre  wissenschaftliche  grundlage  in  der  lautlehr e: 
hei  jedem  schritte,  den  der  etymologe  thut,  muß  er  sie  im  sinne  haben. 
Es  kommt  indessen  vor,  daß  die  spräche  in  der  bildung  oder  ausprägung 
der  Wörter  von  ihren  eigenefi  gesetzen  abweicht  und  sich  ganz  von  dem 
gefühle  des  Wohllautes  oder  der  Zweckmäßigkeit  leiten  läßt,  indem  sie  z.  b. 
die  Wiederholung  eines  buchstdbens  entweder  meidet  oder  herbeiführt,  oder 
indem  sie  verwandte  begriffe  formell  zu  nähern,  unverwandte  oder  weniger 
verwandte  zu  trennen  sucht.  Diese  kleinen  gefühlsäußerungen  der  spräche 
kann  die  lauÜehre  allenfalls  unberührt  lassen,  sie  fallen  aber  recht  eigent- 
lich der  etymologie  anheim  und  dürfen  hier  nicht  unerwähnt  bleiben.    Es 

B 


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XVm  VORREDE. 

sihd  hauptsächlich  folgende,  1)  Assimilation  getrennter  conso- 
nanten.  Sie  seiet  die  Organenverwandten  (euweilen  selbst  unverwandten) 
anlaste  zweier  auf  einander  folgenden  süben  gleich,  e.  b.  it.  Cioiglia  für 
Siciglia,  fr.  chercher  für  cercher,  picard.  chorchier  für  sorchi^r  (fr. 
sorcier^,  champ.  chouche  für  souche,  sp.  salchicha  für  salsicha,  altcat. 
xixanta  für  sixanta,  it.  zezzo  für  sezzo,  pipistrello  für  vipistrello,  fian- 
falnca  für  panfalnca,  sp.  nofio  für  nofiO;  limot4S.  mamela  für  lamela, 
neupr.  founfoni  für  symfoni.  —  2J  Dissimilation  (Pottes  Forschungen 
II,  65  ff.).  Vermöge  derselben  unrd  ein  consonant,  der  sich  in  einer  der 
folgenden  silben  wiederholt,  in  einen  andern  desselben  organs  umgesetzt:  it. 
veleno  für  veneno,  fr.  nomble  für  lomble,  pr.  namela  für  lamela,  it.  pelle- 
grino  für  peregrino,  fr.  flairer  für  frairer,  sp.  sastre  für  sartre,  dltfr. 
varvassor  für  vasvassor,  veron.  folpo  für  polpo,  fr.  vague  für  gague  und 
zafdreiche  andre.  Die  Verwandlung  trifft  zuweilen  auch  den  zweiten 
consonanten:  it.  filomena  für  filomela,  fr.  crible  für  cribre,  gencive  für 
gengive.  Nicht  selten  muß  einer  der  anstößigen  consonanten  weichen, 
gewöhnlich  der  erste:  sp.  postrar  für  prostat,  pr.  penre  für  prenre,  ital. 
cavicchia  für  chiavicchia  (ch  =  cl),  fr.  foible  für  floible,  it.  ghiado  für 
ghiadio  (i  =  l),  sp.  cribar  für  cribrar.  —  3)  Vereinfachung  schein- 
barer reduplication.  Auf  die  unter  1.  bemerkte  weise  entsteht  für  das 
gehör  eine  art  reduplication.  Dagegen  wird,  wenn  die  erste  und  zweite 
sübe  eines  Wortes  mit  demselben  consonanten  anheben,  worauf  derselbe 
vocal  folgt,  die  erste  sübe  als  ob  sie  eine  unnütze  reduplication  wäre,  zu- 
weilen abgestoßen:  it.  cenno  wohl  von  cinbiiinns,  zirlare  von  zinzilalarei 
neap.  tellecare  von  titillicare,  fr.  gourde  von  Cucurbita,  pr.  paver  von 
papaver,  ähnlich  sp.  Santa  Cilia  (ortsname)  von  Sancta  Caecilia.  Die 
der  spräche  der  kinder  abgelernte  gemination  (fr.  bobo,  dodo)  hat  nur  in 
volksmundarten  würzet  gefaßt.  —  4)  Auch  die  vocäle  tmterliegen  eupho- 
nischen einunrkungen.  BeacJdenswerth  für  die  etymologie  ist  die  begün- 
stigung  des  a  in  erster  unbetonter  silbe  in  der  art,  daß  e  und  i 
häufig  in  diesen  vocal  verwandelt  werden.  Es  geschieht  dies  am  liebsten, 
wenn  die  betonte  zweite  sübe  ein  a  enthalt,  aber  auch  ohne  dies  oft  genug. 
Einige  beispide  sind:  it.  baleno,  bardosso,  ciascano,  danaro,  ganascia, 
gnarento  (oit),  lattovaro,  laveggio,  magrana,  marangone,  maraviglia, 
margotto,  marmaglia,  racchetta,  salvaggio,  sampogna,  tanaglia,  taradore, 
tramaglio.  Am  häufigsten  kommt  dies  vor  im  franz.,  welches  sonst  a  m  e 
zu  schwächen  geneigt  ist:  balance,  barlong,  barette,  calandre,  carcan, 
carmin,  chacun,  craanter  (alt),  cravanter  (alt),  dauphin,  falaise,  farouche, 
garant,  garou,  ganache,  jaloux,  marchand,  marcotte,  panache,  paresse, 
rangon,  raquette,  sarcelle,  sauvage,  tarin,  tariere,  tramail  w.  dergl.  — 
6)  Ein  andrer  dieser  züge  ist  die  anbüdung,  vermöge  welcher  ein  wort, 
sei  es  nun  ein  vorhandenes  oder  ein  erst  zu  schaffendes,   einem  andern, 


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VORREDE.  XIX 

legriffsverwandtm  in  seiner  gestalt  angenähert,  gewöhnlich  in  seiner  endung 
gleichgese^t  wird.  So  ist  altfr.  octembre  gebildet  nach  septembre,  no- 
vembre,  decembre,  fr.  mensonge  nach  chalonge,  chapuiser  nach  menniser, 
aitfr.  boisdie  nach  Yoisdie,  it.  b6f&ce  nach  söffice,  sdmcire  nach  cu- 
cire,  neap.  Carella  (Carybdis)  nach  Scella  (Scylla).  Ital.  greve  t^^  eine 
ahbildtmg  an  seinen  gegensate  leve,  pria  mit  seinem  a  an  poscia.  — 
6)  Durch  mischung  der  stamme  einigen  sich  euweüen  ewei  hegriffsver- 
uHmdte  in  einem  und  demseiben  worte,  es  wird  gewissermaßen  ein  reis  auf 
einen  fremden  stamm  geimpft.  An  fr,  rame  e,  h.  haben  remns  und  ramns 
iheü ;  an  Belon  secundum  und  loDgum,  an  haut  altus  und  unser  hoch,  an 
refaser  sowoJA  recasare  u)ie  refntare,  an  it,  carcame  sowohl  arcame  wie 
carca^so.  —  7)  Wie  in  dem  letzten  falle  ewei  Wörter  in  eins  zusammen- 
fließen,  so  kann  auch  um  der  begriffsunterscheidung  Witten,  ohne  rücksicht 
auf  die  lautregel,  ein  wort  in  ewei  auseinandergehn,  e.  b.  it.  manco 
mangeihaßy  monco  verstümmelt^  beide  von  luancas;  rifutare  widerlegen, 
rifiutare  verschmäJien,  von  refut^re;  sp.  calar  niederlassen,  callar  schweigen, 
von  yaX^;  fr.  d^signer  anzeigen,  dessiner  eeichnen,  von  designare. 
Weit  häufiger  geschieht  dies  vermittelst  erlaubter  formveränderungen  wie 
im  it.  rio  schlimm,  neben  reo  schuldig,  pesare  wägen,  neben  pensare 
denken.  Eine  andre  art  dieser  scheideformen  ist^  wenn  ein  wort,  um 
nichi  mit  einem  andern,  gleichlautenden  eusammeneufaUen,  eine  mehr  oder 
wenige  starke  formveränderung  annimmt:  so  it.  pioppo  von  popnlus 
pappd,  wegen  popolo  voVc;  melo  von  malus  apfelbaum,  wegen  malus  böse; 
pigliare  nehmen,  von  pllare,  wegen  pillare  stampfen,  von  pila;  sp.  cerrar 
sehließen,  von  sera,  wegen  serrar  sägen,  von  serra;  pr.  monestar  mahnen, 
von  monitare,  wegen  montar  steigen,  von  mons;  fr.  6tang  teich,  von 
stagnum,  wegen  6tain  einn^  vom  aiUlat.  stagnum.  —  8J  Nicht  selten  wird 
ein  in  seinen  bestandtheüen  unverständliches  uwrt  durch  theilweise  ver- 
tauschung  oder  Übersetzung  mit  einem  ähnlichen  romanischen  gedeutet,  ein 
sinnreiches  mittel  fremdlinge  gane  heimisch  eu  machen.  Beispiele  dieser 
umdeutung  sind:  it.  battifredo,  badalisco,  guiderdone,  Gibilterra  (Gi- 
braUar),  malvagio,  sp.  malenconico,  it.  manovaldo,  altfr.  mainboumir, 
candelarbre,  nfr.  choacronte,  orange,  worin  man  leicht  die  mit  battere, 
badare,  dono,  terra,  male,  mano,  arbre,  chou,  or  vollzogene  umdeutung 
erkennt.  Im  fr.  main  de  gloire  {für  mandegliere  aus  mandragora)  be- 
schränkt sich  die  umdeutung  nicht  auf  einen  theil  des  Wortes.  Span.  Sierra 
morena  (schwarzes  gebirge)  soll  aus  mons  Marianus  abgeändert  sein.  Be- 
kannt sind  Longobardns  und  baccalanreus. 

Dem  naturausdruck  als  büdungsmittel  der  neuen  spräche  ist  kein  zu 
weites  fdd  einzuräumen:  manches  wort^  das  man  auf  diesem  wege  ent- 
standen wähnt,  kann  sich  noch  als  Sprößling  eines  alten  Stammes  aus- 
weisen.  Doch  hat  dieses  mächtige  bUdungsmittel  hier,  wie  überall,  reichlich 


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XX  VORREDE. 

gewuchert  und  seine  fruchte  können  ihre  herJcunß  so  wenig  verläugnen^ 
daß  mir  ihre  vollständige  aufnähme  überflüssig  schien.  Viele  dieser  natur- 
producte  lassen  sich  mit  ähnlichen  in  fremden  sprachen  zusammenstellen^ 
aber  nicht  mit  Sicherheit  daraus  herleiten. 

Es  wären  noch  manche  für  die  etymologie  nicht  gleichgültige  beob- 
achtungen  zur  spräche  zu  bringen.  Da  sie  ci)er  alle  in  das  gebiet  der 
grammatik  gehören^  so  lasse  ich  sie  hier  unberührt;  nur  einigen  dringenden 
fragen  aus  der  Wortbildung  kann  ich  die  erwägung  auch  an  dieser  steile 
nicht  versagen.  Die  latein.  spräche  zieht  unbedenklich  adjectiva  aus  verbat- 
stammen  durch  bloße  anfügung  nominaler  suffixe:  fidus,  parcus,  vivus, 
congruus  entstehen  aus  fidere,  parcere,  vivere,  congruere.  Born,  gramm. 
[1.  ausg.]  n,  235  hatte  ich  diesen  Vorgang  in  den  neuen  sprachen  als 
einen  höchst  seltenen  zugelassen:  er  ist  aber  gar  nicht  einzuräumen:  die 
spräche  erfreut  sich  eines  solchen  Überflusses  ausdrucksvoller  adjectiv- 
suffixe,  daß  sie  neuen  bildungen  jener  art  ganz  entsagen  durfte  Allerdings 
gibt  es  mehrere  romanische  adjectiva^  die  sich  zu  verbis  zu  verhalten 
scheinen  une  die  eben  genannten  lateinischen.  Es  sind  etwa  folgende: 
sp.  furo,  verbum  lat,  furere;  it.  folle,  fr.  fou,  vb.  lat,  follere;  pr.  clin, 
vb.  clinare;  fr.  mundartl.  gonfle,  vb.  goofler;  fr.  morne,  vb.  goth.  maür- 
nan.  Furo  und  folle  lassen  sich  von  den  Substantiven  für  und  foUis  her- 
leiten; Clin  und  gonfle  sind  abgekürzte  participien  =  it.  chino,  gonfio; 
für  morne  endlich  wird  man  ein  deutsches  adjectiv  muthmaßen  dürfen. 
—  Etwas  bedenklicher  ist  eine  andre,  ganz  verwandte  frage.  Werden 
substantiva  persönlicher  bedeutung  auf  eine  eben  so  einfache  art,  ohne 
syllabisches  suffix,  aus  verbis  gezogen  wie  substantiva  sächlicher  bedeutung? 
Die  latein.  spräche  ist  mit  solchen  bildungen  sehr  sparsam:  scriba,  coquus, 
dux,  rex  sind  beispiele^  andre  bemerkt  man  in  compositis.  Es  ist  der 
mühe  werth,  die  romanischen  fälle,  die  eine  solche  entstehung  zu  fordern 
scheinen,  mit  einiger  Vollständigkeit  zusammenzustellen.  Masculina  sind 
it.  furbo,  vb.  forbire;  it.  mundartl.  lecco,  vb.  leccare;  it.  allievo,  fr.  öleve, 
vb.  allevare,  elevare;  sp.  trasgo,  vb.  trasegar;  fr.  juge,  vb.  juger.  Furbo 
und  lecco  können  in  gleicMauienden  ahd.  Substantiven  ihren  grund  haben; 
allievo  und  616ve  verhalten  sich  nach  ihrer  bedeutung  mehr  une  sächliche 
als  persönliche  Wörter  und  dürfen  darum  beseitigt  werden;  trasgo  ist 
zweifelhaft,  da  trasiego  zu  erwarten  stand;  unläugbar  aber  ist  juge,  das 
jedoch  nicht  ohne  grund  aus  juger  gezogen  ward,  s.  II.  c.  Was  die  aus 
verbis  gezogenen  masculina  auf  a  betrifft,  so  hatten  sie  früher  wohl  eine 
rein  sächliche  bedeutung  und  wurden  nachher  auf  personen  übertragen, 
wie  das  nicht  verbale  boja  die  bedeutungen  fessel  und  henker  ausdrückt: 
so  denn  auch  sp.  boga  rüderer,  von  boga,  in  derselben  bedeutung  auch 
feminin  {eigentl.  rüder,  wiepg.  voga),  so  it.  spizzeca  knicker  (kneipzange?) 
von  pizzicare;   bei  andern  wie  sp.  farfnlla  Stammler,   von  farfuUar,  pg. 


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VORREDE.  XXI 

beberrica  tritiJcery  van  beberricar,  ist  dies  weniger  ersichtlich.  Die  aus 
verbis  gesogenen  feminina  sind*  ursprünglich  abstracta  gewesen  und  in 
concrete  persönliche  hedeutung  übergetreten:  so  it.  ascolta  schildwache 
(ai^horchung)j  scorta  begleiter  (begleitung),  pr.  bada  Wächter  (obacht)y 
nca  ausrufer  (ausruf),  crida  schreier  (schrei),  it.  gonfia  glasmacher  (auf- 
blasung);  bei  it.  trecca  hökerweib,  vb.  treccare  betrügen^  mag  diese  be- 
ffriffsentwicklung  eweifelhafter  sein.  Aus  dem  allem  ergibt  sich  aber  doch 
die  ungeimpheit  dieser  ableitungen,  mit  deren  annähme  also  der  etymologe 
varsidUig  verfahren  muß. 
Bonn  im  jüli  1853. 


II.  In  der  vorliegenden  zweiten  ausgäbe  habe  ich  einen  großen 
theü  der  in  der  ersten  enthaltenen  artikel  einer  neuen  prüfung  untersogen, 
wdche  nicht  selten  auf  andre  ergebnisse  geführt  hat.  Zu  dieser  prüfung 
gaben  die  seit  der  heratssgabe  des  buches  in  etymologischen  schrißen  jeder 
ort  erschienenen  sehr  sahireichen  bemerkungen,  so  weit  sie  su  meiner 
kermtnis  gelangt  sind,  den  hauptsächlichsten  anlaß.  Die  meisten  derselben 
fcurden  schon  vor  einigen  jähren  in  einer  kleinen  schrift  "^ Kritischer  an- 
hang  sum  etymologischen  wörterbuche  genaue  von  mir  besprochen;  einen 
iheil  ihres  inhalts  habe  ich  den  betreffenden  artikeln  dieser  neuen  ausgäbe 
entweder  in  klammem  beigefügt  oder  in  den  text  eit^ießen  lassen.  In- 
dessen trat  die  nothwendigk^t  dieser  ausgäbe  so  rasch  und  unerwartet 
ein,  daß  ich  nicht  im  stände  war,  auf  alle  abgesprochenen  deuiungen 
und  einwürfe,  selbst  nicht  auf  alle  diejenigen,  welche  su  meiner  kenntnis- 
nähme  bestimmt  schienen,  einsugehen.  Sofern  ich  sie  unberührt  lasse, 
konnte  ich  ihnen  auf  meinem  standpuncte  allerdings  nicht  beipflichten,  bin 
aber  weit  entfernt,  ihr  verdienst  in  abrede  su  steilen,  überdies  habe  ich 
das  buch  mit  einigen  hundert  artikeln  vermehrt, .  viele  andre,  wo  es 
wünschenswerth  schien,  etwas  genauer  aufgeführt. 

Bonn  im  September  1861. 


HL  Da  man  in  etymologischen  dingen  nicht  überall  su  unwiderruf- 
lichen resultaten  gelangt,  so  tritt  auch  diese  dritte  ausgäbe  nicht  unver- 
ändert in  die  öffentlichkeit.  Auch  ist  ihr  ein  suwachs  von  neuen  artikeln 
SU  theü  geworden.  Das  register  hat  mit  rücksicht  auf  einen  vielfach  aus- 
gesprochenen wünsch  eine  mehr  praktische  einrichtung  erhalten. 

Bonn  m  october  1869. 


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VORREDE  ZUR  VIERTEN  AUSGABE. 


Alle  diejenigen,  welche  nicht  nur  Diejsens  lehre  hochhalten  und  pflegen, 
sondern  auch  seine  eigenart,  was  methode  und  darstellung  betrifft^  su 
würdigen  wissen,  werden  dem  Verleger  des  Etymologischen  Wörterbuchs 
dank  wissen,  daß  er  diese  vierte  aufläge  in  unveränderter  gestalt  erscheinen 
läßt  Sie  werden  mit  ihm  es  für  gercUhen,  ja  von  den  pflichten  der  pietät 
für  geboten  halten,  die  werke  des  uns  entrückten  meisters  so  lange  einer 
um-  oder  Überarbeitung  eu  entziehen,  als  im  kreise  der  schüler  ut^  nach- 
eiferer  der  hauch  seines  gcnius  noch  lebendig  empfunden  wird.  Man 
hüte  sich  ebensosehr  davor,  dem  worte  eines  edlen  todten,  der  großes  ge- 
schaffen, eine  unantastbare  autorität  beizulegen,  als  seine  persönliche  arbeit 
unter  noch  so  preiswürdigem  flickwerk  zu  verwischen. 

Wenn  es  jedoch  den  Verleger  drängte,  unser  buch,  so  wie  es  zuletzt 
aus  der  feder  des  Verfassers  geflossen,  auf  den  markt  zu  geben,  lag  es 
ihm  nicht  minder  daran,  dem  unaufhaltsamen  fortschritte  der  Wissenschaft 
rechnung  zu  tragen  und  die  abnehmer  der  vierten  aufläge  für  die  diesmal 
ausbleibenden  zusätze  und  Verbesserungen  des  autors  einigermaßen  dadurch 
zu  entschädigen,  daß  die  wichtigeren  ergebnisse  der  etymologischen  forschung, 
so  weit  sie  seit  dem  erscheinen  der  dritten  ausgäbe  zu  tage  getreten  und 
den  speciellen  inhalt  des  Diez' sehen  Werkes  berühren,  in  einem  Anhang 
zusammengestellt  würden. 

I  Daß  ich  auf  sein  ersuchen  diese  aufgäbe  bereitwillig  übernahm,  möge 
damit  entschuldigt  werden,  daß  es  sich  ja  weniger  um  eigenes  schaffen 
und  urtheilen  als  um  das  sammeln,  sichten  und  darlegen  fremder  arbeit 
handelte  und  daß  mir  dadurch  eine  erwünschte  gelegenheit  geboten  wurde, 
dem  dahingeschiedenen  altmeister,  in  seinem  geiste  unrkend,  den  tribut 
•  meiner  Verehrung  zu  entrichten. 

Ich  habe  zur  erfüllung  des  mir  gewordenen  auftrags  alles,  was  mir 
in  meiner  isolirten  Stellung  zu  Brüssel  an  Zeitschriften,  commentaren, 
Wörterbüchern  und  einschlägigen  sonderarbeiten  zu  geböte  stand,  sorgfältig 
durchmustert  und  dasjenige  ausgezogen,  was  irgendwie  für  oder  gegen  die 


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VOREEDE.  XXIII 

Dteß' sehen  aufstellungen  verwerthet  werden  konnte.  Selbstverständlich  habe 
ick  nur  solches  ctufgenommeUy  wozu  sich  ein  berufener,  mehr  oder  weniger 
Ott/*  der  höhe  der  Wissenschaft,  stehender  gewährsmann  aufweisen  ließ. 
Einige  wenige  streng  berücksichtigte  notizen  ausgenommen,  fand  sich  im 
nachlaß  des  seligen  Verfassers  kein  matericd  zur  Vorbereitung  einer  neuen 
aufläge  vor;  nicht  einmal  ein  zu  diesem  behufe  annotirtes  handexemplar 
konnte  ausfindig  gemacht  werden. 

Bei  der  druck-revision  des  Diez^ sehen  Werkes  hatte  ich  manche  ver- 
anlassung, druckfehler,  die  sich  in  die  früheren  ausgaben  eingeschlichen 
hauten,  zu  beseitigen.  Bei  genauer  nachträglicher  prüfung  haben  sich  im 
ersten  theile  noch  einige  fehler  als  übersehen  ertoiesen;  dieselben  sind  unten 
angegeben.  Das  register  habe  ich  erheblich,  etwa  um  ein  viertel  der  Wörter 
vermehrt,  so  daß  dasselbe  bei  dem  gebrauche  des  Werkes  als  ausreichend 
h^unden  werden  wird. 

Brüssel,  im  august  1878. 

A.  Scheler. 


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ABKÜRZUNGEN. 


abl.  ahkitung, 

ags.  angelsächsisch. 

ahd.  althochdeutsch. 

cUban.  albanesisch. 

altn.  altnordisch. 

alts,  (Utsächsisch. 

andcU.  andälusisch    (nach  dem   wh.   der 

span.  Akad.). 
arag.  aragoncsisch, 
beam.  beamesisch  {nach  Honnorat). 
bergam,  bresc.    bergamaskisch   und  bres- 

cianisch  (nach  G.  Bosa). 
berr.  mundart  von  Berry  (nach  Jaubert). 
bret.  bretonisch, 
bürg,  burgundisch  d,  %.  bourgognisch  (nach 

De  la  Monnoye,  Mignard,  dem  Vocab. 

langrois,   dsgl.  nach  Monnier    Vocab. 

du   Jura  in   den  Mim.  des   antiq.  de 

France  VI.), 
cat.  caiaianisch. 
champ'  champagnisch  (nach  Saubinet  Vo- 

cabiUaire  rimois  und  Tarbe). 
chw.   churtc.  churwälsch   (nach   Conradi 

tmd  Carisch). 
cimbr.  cimbrisch,   spräche  der  sieben  und 

dreizehn  gemeinden  (nach  SchmeUer). 
com.  comask.  comaskisch  (nach  P.  Monti). 
cremon.  cremonesisch  (nach  Peri). 
dauph.  dauphinesisch  (nach  ChampoUion). 
flor.    florentinisch     (tiach    verschiedenen 

werken), 
fr.  französisch, 
frs.  friesisch, 

gaüic.  gäUicisch,  in  Spanien, 
gase,  gasconisch  (nach  Honnorat  u.  a.). 
gen.  genuesisch  (nach  Olivieri,  ausg.  von 

1851). 
genf.  genferisch    (nach  dem  Dict,   gene- 
vois), 
hd.  hochdeutsch, 
henneg.  hennegauisch   oder  rouchi  (ncuih 

Hicart). 


it.  italienisch. 

lim.  limous.  limousinisch  (eigentl.  nieder- 

limousinischy  nach  Bironie). 
lomb.  lombardisch, 
lothr.  lothringisch  (nach  Oberlin,  dem  Dict. 

patois  par  L.  M.  P.,  Nancy  1842,  und 

Jadot,  Par.  1854). 
mail.  maüändisch  (nach  Cherubini,  2.  ausg. 

1839—43.  IV.). 
mhd.  mittelhochdeutsch, 
mlat.  mittellateinisch, 
mnd.  mittelniederdeutsch, 
mndl.  mittelniederländisch, 
moden.  modefiesisch  (nach  Muratori  u.  a.), 
ndd.  niederdeutsch. 
ncU.  niederländisch, 
nds.  niedersächsisch, 
neap.  neapolitanisch  (nach  Galiani). 
nfr.  neufranzösisch, 
nhd.  neuhochdeutsch, 
norm,  normannisch  {nach  E.  und  A.  Du 

Mirü). 
npg.  neuportugiesisch, 
npr.  neuprovenzalisch. 
nsp.  neuspanisch, 
obd.  oberd.  oberdeutsch, 
occ.  occit.  occitanisch,  mundart  von  Lan- 

guedoc  (nach  Sauvages,  dem  glossar  zu 

Goudelin  u.  a.). 
parm.  parmesanisch  (nach  Peschieri  und 

Malaspina). 
pg.  portugiesisch. 

pic,  picardisch  (nach  Hicart  und  Corblet). 
piem.  piemontesisch  (nach  ZaUi  u.  Ponza). 
pr,  provensalisch. 

romagn.  romagnolisch  [nach  Morri). 
sard.  sardisch   (nach  Porru,   Spanu  und 

den  gedickten  Purgueddu's). 
schwz.  schweizerisch, 
sie.  sicil.  sicüianisch  (nach  M,  PasquaUno 

und  Biundi). 
sp.  spanisch. 


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ABKÜRZUNGEN. 


XXV 


trient.  trientinisch  und  roveretanisch  (na<^ 

ÄzzoUtU), 
vah  vaiencianisch, 

ven.  venez.  veneziamsch  (nach  Patriarchi). 
veron.  veronestsch  (nach  Ängeli), 
vrlL  veraltet, 
wal.  wälachisch, 
wäld.  toaidensisch  (bei  Raynouard,  Hahn 

14.  o.). 
waHon.    waüonisch    (nach    Bemacle  und 

Qrandgagnage), 
zsgs.  zusammengesetzt, 
ssgz.  susammengezogen. 
ZS3,  Zusammensetzung  f  Zusammensetzungen. 

Ägol.  Agdlant,  im  Ferabras. 
Akx.  Alexandre^  ed.  Miehelant 
Älexs.  Alexis,  ed.  Gessner. 
Älx.  Alexandra,  p.  p.  Sanchez. 
Anal,  gramm.  s.  App.  ad  Prob. 
Antiodi.  Chanson   d'Antioche,  p.  p.    P. 

Paris. 
Apdt.  Apohnio,  p.  p.  Ochoa. 
App.  ad  Prob.  Appendix  ad  Pröbum  in 

Ancdect.  gramm.  ed.  Eichenfeld  et  End- 
licher j  p.  4M  ff. 
Archiv,  stör.  üal.  Archivio  storico  itäliano. 
Aubery,  p.  p.  Tarbe. 
Aubri,  im  Ferabras. 
B.  Bartsch,  Denkmäler  der  provenzalischen 

Utteratur. 
Bari.  Barlaam  und  Josaphat  herausg.  v. 

Meyer  und  Zotenberg. 
Bc.  Berceo,  p.  p.  Sanchez  (Mih  Milagros 

de  N.  8.;   MiU.  San  Millan;    SDom. 

San  Domingo  cet.). 
Ben.  Chromque  de  BenoH,  p.  p.  Michel. 
Bert.  Berte,  p.  p.  P.  Paris. 
Bonves.  Bonvesin,  ed.  Becker. 
Brand.  Brandaine,  p.  p.  Jubinai, 
Briq.  Briquigny    et  la  Porte  du  Theü, 

Diphmata  Um.  I.  (ältere  ausgäbe). 
Brt.  Brut,  p.  p.  Leroux  de  Lincy. 
Brun,  Brunetti,  Codice  diplomatico,  tom.  I. 
Bih.  Poeme  sur  Bohce,  p.  p,  Baynoiiard. 
Cal.  i  D.  Calila  i  Dymna,  p.  p.  Gayangos. 
Cane.  de  B.  Candonero  de  Baena. 
Corp.  Carpentier,  Glossarium  novum  cet, 
Cos.  Utt.  Casae  litterarwn,  ed.  Lachmann. 
Cey.  Histoire  du  chatekdn  de  Coucy,  p.p. 

Crapdet. 


C.  d.  Poit.  Boman  du  comte  de  Poitiers, 
p.  p.  Michel. 

Charl.  Charlemagne,  p.  p.  Michel. 
ChCyg.  Le  Chevalier  au  cygne,  p.p.  Beif- 

fenberg. 
ChLy.  Le  Chevalier  au  lyon,  ed.  J^lland. 
Chr.  d'Escl.  Chronique  de  Bernat  d'Esdot, 

p.  p.  Buchon. 
Chx.  Choix  cet.  p.  p.  Eaynouard. 
Class.  auct.   Classici    auctores,  ed.   Ang, 

Majus. 
GNA.  Cento  novelle  antiche.  Torino  1802. 
Cont.  TJltram.  La  conquista  de  Ultramar., 

p.  p.  Pascual  de  Gayangos. 
BC.  Ducange,  Glossarium  mediae  latini- 

tatis. 

D.  Din,  Cancioneiro  del  rei  D.  Diniz, 
p.  p.  Ijopes  de  Moura. 

Dief.  gloss.  lat.  germ.  Diefenbach,  Glos- 
sarium latino-germanicum. 

BMce,  Dooh  de  Maience,  p.  p.  Pey. 

Dölop.  Dölopathos,  p.  p.  Bnmet  et  Mon- 
taigUm. 

Eracl.  Eracle,  ed.  Massmann. 

Er.  En.  Erec  et  Enide,  ed.  Bekker. 

Esp.  sagr.  Espana  sagrada,  p.  p.  Florez 
y  Bisco. 

FBej.  Foros  de  Beja. 

FC.  Fäbliaux  et  contes,  p.  p.  Barbazan, 
Sd.  de  MSon. 

Fer.  Ferabras,  ed.  Bekker. 

FGrav.  Foros  de  Graväo. 

Fier.  Fierabras,  p.  p.  Kröber  et  Servois. 

FJ.  Fuero  Juzgo,  Madr.  1815. 

Flam.  Flamenca,  p.  p.  Meyer. 

Fl.  Bl.  Flore  et  Blanceflor,  ed.  Bekker. 

Form.  F[>rmülae. 

FSant.  Foros  de  Santarem. 

Fumag.  FumagaXli,  Codice  diplomatico. 

GAlb.  Guerre  des  Albigeois,  p.  p.  Fauriel. 

Gar.  Garin,  p.  p.  P.  Paris. 

Gaufr.  Gaufrey,  p.  p.  Guessart  et  ChabaiÜe. 

Gayd.  Gaydon,  p.  p.  Guessard  et  Luce. 

GBourg.  Gui  de  Bourgogne,  p.  p.  Gues- 
sard. 

G.  d'Angl.  Guillaume  d^Angleterre,  p.  p. 
Michel. 

Gest.  reg.  Fr.  Gesta  regum  Francorum, 
Bouquet  t.  L 

G.  Gaim.  Geoffr.  Gaimar,  s.  Chron.  an- 
glonorm.  p.  p.  Michel, 


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XXVI 


ABKÜRZUNGEN. 


Gl  Glossae  {Gl  erford.  erfurter  glossare, 

ed.  ÖJUer), 
Gloss,  vet.  Glossarium  vetus,  Classici  auc- 

tores  VI, 
GNev.  Girard  de  Nevers,  p.  p,  Michel. 
GO.  Glossaire  occitamen,  p.  p.  Eochegude, 
GProv,   Grammaires  proven^dles,    p.  p, 

Guessard  [Chramm,  rom.  2,  Id.), 
Grig.  dialogues  de  8i,   GrSgoire,   p.  p. 

Du  Mtrü. 
Greg,  Tur.  Gregorii  Turonensis  Historia 

ecclesiastica. 
GEiq.  CHraud  Riquier,  ed.  Pfaff. 
GRoss.  (Hrart  de  Bossilho,  ed.  Hofmann. 
GVian.  Girard  de  Viane^  im  Ferabras, 
GVic,  Gil  Vicente,  Hambwrgo  1834,  III. 

dsgl.  in  Böhls  Teatro  espanol. 
HBord.  Huon  de  Bordeaux,  p.  p.  Gues- 
sard et  Grandmaison. 
HLang.  Histoire  generale  de  Languedoc, 

preuves. 
HPMon.  Historiae  patriae    monumental 

chartarum  tom,  I. 
JFehr.  Jaume  Febrer,  Valencia  1796. 
Jfr.  Jaufre,  in  Lex.  rom.  I. 
Inf.  VInfemo  di  Dante. 
L.  Lex, 
L,  de  Gmll  (LG.)  Lois  de  Chiillaume  le 

Conquirant,  ed,  Schmid, 
Legs  d*am.  Legs  d'amors,    p.  p.  Gatien- 

Arnauld. 
LJ.  Livre  de  Job,  in  den  Livres  des  Bois. 
LR.  Lexique  roman.  p.  p.  Raynouard. 
LRs.  Livres  desrotSf  p.  p.  Le  Roux  de  Lincy. 
M,  Gedichte  der  Troubadours,  ed.  Mahn, 

1856—57, 
MabiU.  annal,  MäbiUon,  Ännales  ord,  8. 

^Benedicti,  Lueae  1730. 
Mabül.  dipl.  Mabillon,   Res  diplomatica, 

Par.  1709. 
Marc,  hisp,  Marca  hispanica,  ed,  Marca. 
Mar.  Egipc.  Maria  Egipciaca,  p.  p.  Ochoa. 
Marin.  Marini,  Papiri  diplomatici. 
MFr.  Marie  de  France,  p.  p.  Roquefort. 
MGar.  Mort  de  Garin,  p.  p.  Du  MSril 
Murat.  ant.  ital.  Muratori,  Antiqmtates 

italicae,  Mediol.  1738. 
NFC.  Nouveattx  fabliaux  et  contes,  p.  p. 

M6on. 
JNF,  Jub.  Nouveau  reaieil  de  fabliaux, 

p,  p,  Jubinal. 


Nicot,  Dict.  frangois'latin   recueiüi  des 

öbservations  de  M.  Nicot  cet.  Par.  1573. 
Og.  Ogier  de  Danemarche,  p.  p.  Techener. 
Par.  II  Paradiso  di  Dante, 
Parten.  Partonopeus,  p.  p,  Crapelet. 
Pass.  d.  J.  C.  Pässion   de  Jisus-Christ, 

p.  p,  Champoüion, 
PC,  Poema  dd  Cid,  p,  p.  Sanchez. 
PDuch.  Parise  la  duchesse,  p.  p,  Guessard 

et  Larchey, 
PO.  Parnasse  occitanien,  p.  p.  Rochegude, 
PPS.  Poeti  del  primo  secolo. 
Purg.  H  Purgatorio  di  Dante. 
QFAym.  Les  quatre  füs  Aymon,  im  Fe- 
rabras. 
RCam.  Raoul  de  Cambrai,  p.  p.  Le  Glay, 
Ren.  Renard,  p,  p.  Mion. 
RFlor.  Roi  Flore,  p.  p.  Michel 
RMunt.  Ramon  Muntaner,  ed,  Lanz. 
Rol.  Roland',  p.  p.  Michel. 
Rom.  fr,  Romancero  frangais,  p,  p.  P.  Paris, 
Rom.    gramm.     Romanische    grammatik 

4.  ausg. 
Roq.  Roquef.  Roquefort,    Glossaire  de  la 

langue  romane, 
^^*  P-  P-  Pluquet. 
Ruteb.  Rutebeuf,  p,  p.  Jubinal, 
Rz.  Ruie,  p.  p.  Sanchez, 
Sax.  Chanson   des  Saxons,   p.  p.  Michel. 
SBem.  Sermons  de  St.  Bernard,   in  den 

Livres  des  Bois, 
SLSg.  Vie  de  St,  Liger,  p.  p.  ChampoUion. 
SRos.  Santa  Rosa,  Elucidario. 
SSag.  Sept  sages,  ed.  Keller. 
TCant.  Thomas  de  Canterbury,  ed.  Bekker, 
TFr,  Thiätre  frangais,  p,  p,  Monmerqui 

et  Michel. 
Tirab.  Tiraboschi,  Storia    della  badia  di 

Nonantola,  vol.  IL 
Trist,  Tristan,  p.  p.  Micliel 
Trov.     Trovas   e  cantares,    Madr,   1849 

{Cancioneiro  inedito). 
Trucch.  Trucchi,  Poesie  inedite. 
Ughell  UgheUi,  Italia  sacra. 
Voc.  Vocabuiarius,   z.  b.  duacensis,  opti- 

mus,  S.  Galli. 
Wack.  AUfranz,  lieder  und  leiche,  herau^g, 

von  Wackemagel. 
Yep.    Yepes,   Cronica   de   la  orden  de  S. 

Benito. 


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ERSTER  THEIL. 


GEMEINROMANISCHE  WÖRTER. 


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A. 

A  und  ad  ü,y  sp.  pg.  ä,  pr.  a  u.  az,  fr.  ä,  wdl,  a,  Präposition^  vom 
lat,  ad,  vomef^ich  auch  als  casuspartikel  angewandt.  Ob  das  rom.  a 
in  gewissen  fällen  nicht  vielmehr  aus  apud  ahgekür^  sei,  darüber  s.  Rom, 
gramm.  III,  160,  161.  Eine  ess.  ist  it,  da,  churw.  dad,  von  de  ad,  be- 
reits in  Urkunden  des  7,  und  8.  jh,  vorhanden  (Rom.  gramm.  II,  25), 
entsprechend  dem  ahd.  fona,  nhd.  von,  aus  af  ana,  nach  Grimm  TF,  782. 
lieber  das  diesem  ital.  da  begegnende  oskische  dat  sehe  man  Bugge, 
Ztschr.  für  vergl.  sprachf.  III,  419.  Für  da  sprach  man  dltsardisch 
daba,  nach  Delius  nicht  von  de  ad,  sondern  von  de  ab,  s.  dessen  schrift 
über  den  sard.  dialect  p.  4. 

Abisso  it.,  pr.  abis  und  abisme,  fr.  abime,  sp.  pg.  abismo,  sard. 
abisma  abgrund,  höüe;  vb.  it.  abissare  und  sobbiasare,  pr.  abissar, 
sp.  abismar,  fr.  ablmer,  in  den  abgrund  versenken  u.  dgl.;  von  abyssus 
{aßvaaog).  Wir  haben,  wie  es  scheint]  in  abisme,  abismo  einen  substan- 
tivischen Superlativ  une  etwa  in  dem  üblichen  mlat.  dominissimus  vor  uns, 
man  wollte  damit  den  tiefsten  abgrund,  den  der  holte,  stärker  beeeichnen; 
übrigens  ist  aßcaaog  von  hause  aus  ein  adjectiv,  mithin  sfur  gradatiofi 
berechtigt.  Abyssissimus  konnte  in  abyssimus  zusammengehn  wie  metip- 
sissimus  in  metesme.  Man  hat  auch  an  abyssismns  gedacht,  aber  das 
Suffix  ismus  gibt  in  den  jungem  sprachen  nur  abstracta,  höchstens  collec- 
iiva.  Andre  vermuthen  eine  accusativform  darin,  aber  wäre  alsdann  das 
franz.  wort  nicht  abisson  gewesen,  wie  suum  son,  Carolum  Charlon  er- 
gab? Zu  merken  die  itaL  nebenform  nabisso  aus  der  üblichen  Verbindung 
in  abisso  wie  ninferno  aus  in  inferno  entstanden  (ininferna  in  einer  alten 
messe,  Mone  p.  20),  daher  das  dtsche  nobis,  s.  Grimm^  Myih.  766,  Hoff- 
mann,  Hör.  belg.  V,  38. 

'  Abrigo  sp.  pg.,  pr.  abric,  fr.  abri  schütz;  vb.  sp.  pg.  abrigar, 
pr.  abrigar,  abriar,  fr.  abriter  (für  abrier  mit  eingeschobenem  t  wie  oft) 
schützen,  decken.  Umsonst  hat  man  sich  bemüM,  dem  lat.  apricns  den 
sinn  des  rom.  Wortes  zu  entlocken:  was  die  sonne  bescheint,  ist  und  bleibt 
unbedeckt.  Läßt  sich  letzteres  aus  keiner  andern  spraclhe  nachweisen,  so 
darf  als  etymon  ein  ahd.  bi-rthan  decken  (ant-r!han  enthüllen  findet  sich) 
vermuthet  werden.  Für  abriter  sagt  man  in  JBerry  abrier,  im  Jura 
avriller,  was  wohl  nur  diminutivisch  ist.  Die  beam.  mundart  spricht  mit 
tenuis  aprigi.  —  [Gegen  Mahn  und  Littre,  welche  diese  herleitung  ange- 
fochten haben  und  für  apricus  eingetreten  sindj  bemerkt  der  Krit.  anJkang 


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4  L   ABRIGO-ACABAR. 

folgendes.  ^Man  deute  an  dem  warte,  wie  man  willj  in  den  neuen  sprachen 
bleibt  schütz,  obdach  der  grundgedanke,  nicht  bloß  der  sehnte  vor  regen 
und  kälte,  sondern  auch  der  vor  der  sonne,  denn  man  sagt  z.  b,  ce  lieu 
est  ä  Tabri  du  soleil  (Dict  de  Trev.).  Se  mettre  ä  Tabri  de  la  pluie 
ist  darum  dasselbe  tvie  se  mettre  k  couvert  de  la  pluie',  und  schon  ein 
troubadour  sprach:  m'abric  sai  on  sol  non  fer  ich  bin  hier  unter  dach, 
wo  keine  sonne  hin  scheint,  LR.  '  Wem  fällt  dabei  nicht  das  horazische 
quidquid  in  occulto  est,  in  apricum  proferet  aetas  ein,  wo  aprieum  ge- 
rade das  gegentheil  aussagt  von  oceultum,  also  ungefähr  auch  das  gegen- 
theil  der  roman.  bedeutung?  Solche  Übergänge  mögen  allerdings  in  den 
sprachen  vorkommen^  sie  müssen  sich  aber  schritt  vor  schritt  verfolgen 
lassen,  was  wenigstens  mir  bei  der  fraglichen  etymologie  nicht  ^dingen 
wiU\  Der  schatten  schützt,  nicht  die  sonne,  das  sagen  die  sprachen  selbst: 
lat.  umbra,  it.  ombra,  sp,  sombra  ist  schatten  und  schütz.  '  Verdächtig 
wird  die  lat.  herkunß  des  wertes  schon  dadurch,  daß  es  (mit  ausnähme 
der  sardischen  m/tindart,  die  bekanntlich  viele  Wörter  aus  Spanien  bezogen) 
dem  itäl.  gebiete  abgeht,  denn  aprico  ist  ein  dem  latein  abgeborgter  poe- 
tischer ausdruck  mit  lat.  bedeutung,  und  apricare  fehlt  ganz.  Die  eigent- 
liche heimath  von  abrigo  scheint  Spanien;  hier  wenigstens  hat  es  nicht 
wenige  ableitungen  und  Zusammensetzungen  entwickelt,  wie  abrigada,  abri- 
gafio,  abrigamiento,  abrigador  (pg.),  desabrigo,  desabrigar  cet.  Larra- 
mendi  verweist  auf  das  bekannte  in  städtenamen  vorkommende  briga,  allein 
daratM  wird  das  wort  nicht  Mar.  '  Auch  aus  sp.  abra  (bucht)  läßt  es  sich 
nicht  gewinnen,  da  mit  ig  nicht  abgeleitet  wird.  Ich  stellte  darum  das 
ahd.  rthan  (decken)  auf,  zsgs.  birihan,  ags.  bevrihan  (bedecken);  man  setzte 
a  vor,  was  zumal  in  Spanien  sehr  häufig  geschieht.  Nicht  unmerkwürdig 
ist  die  alt  fr.  bed.  bedecken  in  einer  stelle  bei  Guill.  Guiart  Roq.  app,:  la 
tres  precieuse  corone  que  Jhesu  Crist  ot  en  sa  teste,  si  com  li  Juis 
Ten  abrierent  (damit  bedeckten,  nicht:  schützten/.  Und  in  einer  noch 
älteren  stelle:  si  ot  d'une  ehape  forr6e  abrie  et  vestu  son  cors  R.  de  la 
rose,  s.  P.  Paris,  Dict.  histor.  p.  30.  'Aber  atu^h  zu  erwägen  ist  das  in 
allen  deutschen  sprachen  vorhandene  bergan,  präs.  birgu  (l)ergen,  in  Sicher- 
heit bringen),  mit  versetztem  r,  wie  oft.  Dem  subst.  bere,  gebere  (ver- 
steck, Zufluchtsort)  würde  abrie  von  Seiten  der  bedeutung  ein  gut  theil 
näher  liegen  als  dem  lat.  apricum'.]  Das  cot.  abrig  wird  gradezu  mit 
sp.  albergue  übersetzt.  Sichtlich  von  bergan  ist  das  cdtfr.  em-berguer 
'couvrir,  mettre  ä  Vabr%  Roq.  —  Wenn  R.  Stephanus  in  seinenh  wörter- 
buche  sagt:  ung  abri  ou  le  soleil  frape  tousjours  apricus  locus,  so  muß 
er  um  der  etymologie  willen  dem  franz.  worte  eine  demselben  nicht  zu- 
kommende bedeutung  aufgedrängt  haben.  Denn  wenn  Livet,  Gramm, 
frang.  476,  ihn  damit  entschuldigt,  daß  das  wort  später  diese  bedeutung 
geändert  haben  könnte,  so  stehen  die  prov.  Zeugnisse  damit  im  Widerspruch, 
Man  vgl.  übrigens  Mahn  p.  113  ff. 

Acabar  sp.  pg.  pr.,   achever  fr.  ausführen^  vollenden;   von  caput, 
roman.  nicht  nur  den  anfang,  auch  das  ende  eines  dinges  bezeichnend. 


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^ 


I.  ACCATTARE-ACERO.  5 

Aecattare  t^.,  altsp.  acabdar,  ältpg.  achatar  SRos,  ein  giä  enoerben, 
altfr,  acater  verschaffen  Alexs.  8,  neufr.  acheter  Tcaufen^  so  auch  altit 
neap,  aecattare;  shsL  ü,  accatto,  pr.  aeapta,  aeapte,  fr.  aehat.  Es  ist 
van  ad-captare  {nüai.  aceapitare)  an  sich  nehmten^  häufen^  eine  erst  im 
frone.  entunckeUe  bedeutung^  welcher  Festus  stelle  emere,  quod  nune  est 
mercari,  antiqui  accipiebant  pro  sumere  mr  Unterstützung  gereichen  kann. 
Eine  zss.  ist  it.  r aecattare,  pg.  regatar,  fr.  racheter  loskaufen;  wofür 
sp.  rescBisr^  pg.  resgatar  aus  re-ex-captare,  sbst.  rescate,  resgate. 

Acceggia  it.j  sp.  areea,  fr.  mundartl.  ac6e  Schnepfe,  mlat.  accia, 
acceia;  soll  in  acies  oder  dxtj  spitze  (vogel  mit  spitzem  schnabd)  seinen 
Ursprung  haben,  s.  Menage  und  Garp'entier.  Ein  altes  zeugnis  für  dieses 
wort  enthalten  die  erfurter  glossare  p.  269^  accega  ^holtana^  Variante 
acega  ^holthana  d.  i.  ags.  holt-hana  (holz-hahn= Schnepfe),  vgl.  Haupts 
Zlschr.  F,  197'^. 

Accia,  azza  it.,  sp.  haeha,  pg.  facha,  acha,  pr.  apcha  für  acha, 
fr.  hache  (h  asp.),  daher  mhd.  hätsche  und  hasche,  axt,  beü;  vb.  it. 
aeciare,  fr.  hacher  klein  hacken.  Gegen  lat.  ascia  als  etymon  sprechen 
die  formen;  wohl  aber  stimmt  die  franz.  zum  nhd.  ndl.  hacke  Werkzeug 
zum  hauen,  ein  in  der  alten  spräche  nicht  vorfindliches,  aber  durch  das 
masc.  hacco  (haken)  und  das  ags.  vb.  haccan  =  engl,  hack  gestütztes 
wort.  Die  deutsche  keMtenuis  erhielt  sich  im  picard.  vb.  h^quer  holz 
hacken  =  fr.  hacher.  Aus  dem  franz.  werte  aber  flössen  die  übrigen,  , 
unter  weichen  das  pg.  facha  mit  seiner  lippenaspirata  die  reine  aspirata 
nachzubilden  sucht,  s.  unten  arpa.  — -  Davon  zu  trennen  ist  it.  ascia, 
pr.  aissa,  vom  lat.  ascia;  span.  slzsl  oder  axa  fehlt,  aber  eine  abl.  altsp. 
axada,  nsp.  azada,  pg.  enxada,  dsgl.  sp.  azuela  haue,  hacke,  ist  vor- 
handen. 

Acciajo  it.,  sp.  acero,  altpg.  aceiro,  neupg.  s^o,  pr.  fr.  acier,  wal. 
otz^l  (ungr.  atz61),  ndat  aciare,  aciarium  stahl  (s.  z.  b.  Ciass.  auct.  VI, 
602^);  von  acies  sc.  ferri  härteres  eisen.  Eine  andre,  gleichbed.  abl,  ist 
it.  acciale,  ven.  azzale  u.  s.  w.,  ahd.  ecchil,  mhd.  eckel. 

Accidia  i^.,  ältsp.  acidiä,  pr.  accidia,  altfr.  accide  fahrlässigkeit, 
Verdrossenheit;  vom  mlat.  accidia,  acedia,  gr.  dutjöia,  dass. 

Accinga  it.,  sp.  anchoa,  pg.  anchova,  enchova,  fr.  anchois  sar- 
ddle.  Aus  aphja  {afpvrj)  oder  besser  aus  apya  {zu  schließen  nacJi  apua) 
konnte  mit  dem  sufßx  ug  unzweifelhaft  das  it.  acciaga  (zunächst  aus 
apj-uga)  entstehen,  woraus  denn  die  andern  Wörter  verderbt  sein  müssen. 
MundarÜiche  formen  sind  piem.  sie.  anciova,  veron.  ancioa,  gen.  anciua, 
ven.  anchioa.  —  [Mahn  erkennt  darin  ein  iberisches  wort  =  bask.  antzna 
trocken,  denn  die  Sardelle  ist  ein  getrockneter  (eingesalzener)  fisch,  s.  seine 
Etym.  Untersuchungen  p.  5.] 

Accordo  U.,  sp.  acuerdo,  pg.  acordo,  pr.  accort,  fr.  accord  über- 
einstimmung,  vertrag;  vb.  accordare  u.  ff.;  gebildet  nach  concordare,  dis- 
cordare,  also  van  cor,  nicht  etwa  von  chorda. 

Äcero  it.,   pg.  acer,   cdtsp.  asre,  neusp.  umgestellt  arce,  cat.  ars 


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6  I.   ADDOBBARE^AERE. 

ahorn;  von  acer  aceris.  Der  Franzose  nentU  denselben  bäum  6rable  (m.): 
aus  lat.  acer  wäre  are  oder  aire,  fere  geworden;  um  dem  worte  mehr  um- 
fang jm  geben,  sagte  man  acer  arbor,  zsgz.  esrarbre  6rarbre,  dissimiliert 
^rable,  neuprov.  in  Grenöhle  aber  noch  izerablo.  Menage  nimmt  dafür 
eine  hier  ganz  unpassende  bildung  acerabnlum  an.  [Die  hier  ausge- 
sprochene deutung  wird  unterstützt  durch  die  florentinische  glosse  Ecc. 
986''  acer  arbor  ^gundereba  vel  mazziltira  d,  i.  mafiholder.  Man  hatte 
sich  in  den  schulen  an  die  Verbindung  beider  Wörter  gewöhnt,  die  aisdann 
in  das  leben  übergieng.] 

Addobbare  it.,  dltsp.  adobar  PC.  u.  s.  w.,  altpg.  adubar  SBos., 
pr,  adobar,  altfr.  adouber  ausrüsten,  nsp.  npg.  zubereiten,  würzen.  Das 
wort  kommt  von  ags.  dubban,  altn.  dubba  einefi  streich  geben  (wallon.  in 
Namur  dauber  schlagen)  und  ward  vorerst  vom  ritterscMag  gebraucht, 
ags.  dubban  t6  riddere  zum  ritter  schlagen  (a.  1085,  s.  Bosworth),  fr. 
addubber  ä  Chevalier  Haveloh  p.  28;  demnächst  hieß  es  die  mit  der  feier- 
lichkeit  verbundene  ausrüstung,  vgl.  Raoul  Tadoube  qui  estoit  ses  amis: 
Premiers  li  chausse  ses  esperons  massis  e  puis  li  a  le  branc  au  costel 
mis,  en  col  le  fiert  si  con  il  ot  apris  DC.  v.  adobare;  daher  adouber 
richemenl;  herrlich  ausrüsten,  se  douber  sich  waffnen  ChCyg.  1628  (diese 
einfache  form  selten).  ,Man  sehe  Wächters  glossar.  germ.  p.  22,  Crrimms 
Rechtsalt.  p.  333,  überdies  Scheler  s.  v.  adouber,  E.  Müller  s.  v.  dub. 
,  Sousa's  und  anderer  herleitung  des  Wortes  au^s  dem  ardh.  ist  sicher  verfehlt. 
Aere,  aire,  it.,  sie.  ariu,  sp.  aire,  pg.  ar,  pr.  aire,  air,  fr.  air, 
wal.  aer  (allemasc.)  luft,  wind;  von  aer.  Das  üblichere  ital.  wort  aber  ist 
nicht  aere,  sondern  das  fem.  aria,  welches  entweder  im  mlat.  plur:  aera 
(s.  Schneider,  Lat.  gramm.  II,  92),  oder  im  adj.  aerea  seinen  grund 
haben  muß;  doch  ist  ersteres  selbst  in  den  mundarten  heimisch  und  uHrd 
auch  im  altsp.  und  prov.  in  seiner  buchstäblichen  form  aßr  hier  und  da 
angewandt.  Dasselbe  roman.  wort  hat  noch  andre  nah  zusammenliegende 
uhlat.  bedeutungen,  die  mit  lüft  gär  nichts  gemein  zu  haben  scheinen,  näm- 
lich ital.  (aria)  äusseres  ansehn,  sp.  pg.  dass.,  auch  art  und  weise  im  be- 
nehmen, dsgl.  anstatt,  anmuth,  zierlichhsit,  franz.  gleichfalls  art  und 
weise  des  benehmens,  haltung,  miene.  Au^h  weise  in  der  musik,  modus, 
melodie  bedeutet  es.  Ac^.  it.  arioso  luftig,  wunderlich,  hübsch,  ansehnlich, 
sp.  airoßo  luftig,  zierlich,  auch  siegreich,  fr.  aireux  fehlt.  Wie  kam  man 
von  luft  auf  haltung,  anmuth,  melodie  u.  dgl.?  VielleicM  schlug  aer  in 
den  tochtersprachen  einen  ähnlichen  weg  ein  wie  in  der  grundsprache 
Spiritus  die  bewegte  luft,  ton,  stirrime,  geist,  hoher  geist,  stolz;  an  geist 
zunächst  könnte  sich  wesen,  art  des  benehmens  knüpfen;  airoso,  sofern  es 
eitel  heißt,  trifft  sogar  mit  aerius  zusammen.  —  Femer,  in  den  alten 
mundarten  Frankreichs  heißt  aire  auch  famüie,  geschlecM,  z.  b.  Amors 
nasquet  en  un  gentil  aire  i2?.;  tot  mon  linh  e  mon  aire  vei  revenirce^. 
ds.;  et  as  plus  homes  morz  non  sai  retraire,  e  lor  ers  apovris  e  tot 
lor  aire  GRoss.  Mich.  368;  il  fu  estrais  de  gentil  aire  (stammte  aus 
edlem  geschlecht)   P3Iousk.  s.  Gachet.     Auf  dieses   wort  hat  aer   keine 


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I.   AFFANNO.  7 

ansprüche.  Sollte  es  <U4S  ager  agrum  stammen^  g  in  i  aufgelöst  toie  in 
flairar  aus  fragrare?  Ager  heißt  acker,  haus  mit  acker,  in  weiterem  sinne 
flur^  fddmark,  und  letzteren  sinn  vertritt  das  mlat.  arum  oder  arus,  z.  h, 
in  der  stelle  in  pago  Arvenica,  in  aro,  quae  vocatur  cet^  anderswo  in 
pago  G.,  in  agro  S.  (JDC,  v.  arum  u.  arva).  Arum,  ager  war  also  ein 
theil  des  pagns.  Aus  der  engeren  hed.  haus  und  hof  konnte  die  bed.  familie, 
geschlecht  erfolgen  wie  anderwärts,  vgl.  gr.  oixocr,  lat,  domus,  sp,  solar. 
GleidAerechtigt  mit  ager  ist  wohl  auch  atrium  als  der  platz  im  hause, 
wo  das  hochzeitbett  sf&nd.  In  den  bekannten  Verbindungen  de  bon  aire, 
de  mal  aire,  de  gentil  aire,  de  put  aire  bedeutet  aire  die  art,  das  heißt 
das  geschlecht,  wie  lat,  gcnus,  sp.  linage.  Die  itaL  spraclie  entnahm  der 
prov.  ihr  di  bon  aire,  das  sie  nachher  in  di  buon'  aria  abänderte.  —  End- 
lich ist  hier  noch  des  speciell  franz,  aire  (f)  hörst  des  ratibvogels  zu  ge- 
denken. A^ria  latinisiert  es  eine  Urkunde  v.  j.  1216  DC,  aber  die  be- 
Zeichnung  wäre  viel  zu  allgemein;  eben  so  wenig  verträgt  es  sich  mit  aire 
tenne,  dem  es  die  akademie  zuweist.  Dieses  aire  ist  wiederum  nichts 
anders  als  das  zum  fefninin  gewordene  pr.  aire  geschlecht  (vgl.  z.  b.  pr. 
aise  m^  fr.  aise  f.),  und  noch  jetzt  sagt  man  un  faueon  de  bonne  aire 
ein  falke  aus  gutem  neste  =  von  guter  herkunft.  —  Zu  erwähnen  ist  noch 
Menage's  nicht  ungeschickte  deutung  von  aire  aus  dem  derivatum  vei-aire 
gesichtsbildung,  miene,  woraus  es  abgekürzt  wäre,  und  auffallend,  daß 
auch  das  sp.  aire  mit  einem  derivatum  don-aire  in  der  bedeutung  (an- 
stand) zusammentrifft.  Diese  etymologie  tvürde  alle  Schwierigkeiten  des 
Wortes  in  seinem  abgeleiteten  sinne  lösen,  allein  die  abkürzung  scheint  zu 
stark. 

Affanno  it.,  sp.pg.pr.  a£an,  allsp.  afanö  kummer,  angst,  ermüdung. 
fr.  Bii2Ln  saure  arbeit;  vb.  it.  affannare  (trans.)  bekümmern,  sp.  afanar, 
fr.  ahaner  (intr.)  saure  arbeit  verrichten,  pr.  afanar  (trans.  intr.)  ermüden, 
sich  abmuhen.  Altfr.  oder  mlat.  wird  das  wort  gerne  von  der  feldarbeit 
g^aucht,  terram  ahanare,  daher  ahans  angebaute  f eider,  ahanables, 
noch  henneg.  ahan  bestellung  des  feldes;  allein  die  erreichbar  älteste  be- 
deutung ist  körperliche  pein:  so  in  der  Passion  Christi  1.  4. 123  (afans), 
73  (ahanz),  im  Leodegar  1  (aanz),  so  auch  im  Alexiusliede,  aber  im  Boe- 
tkiusliede  72.  108  kann  es  kummer  bedeuten.  Carpentier  bemerkt  auch 
ein  einfaches  altfr.  haner  arbeiten,  woraus  die  häufig  vorkommende  zss. 
enhaner,  z.  b.  nn  cortil  einen  garten  bearbeiten.  Da  Frankreich  das  ein- 
fache wori  aufzeigen  kann,  so  ist  dieses  land  wohl  auch  die  eigentliche 
heimath  des  weder  im  latein.  noch  im  deutschen  vorhat^enen  Stammes:  das 
fr.  h  konnte  in  den  schwestersprachen  als  f  auftreten.  An  Jierkunft  aus 
it.  ala  (beängstigung)  ist  wenigstens  nicM  zu  denken,  da  kein  roman. 
Suffix  ann  bekannt  ist,  vielmehr  scheint  afa  aus  aflfanno  abgezogen.  Du- 
cange  u.  a.  lassen  es  aus  einer  interjection  entstehen,  worin  sich  eine  den 
athem  beengende  körperliche  anstrengung  ausspricht  (han),  einer  interjec- 
tion, die  auch,  wie  man  weiter  bemerkt,  in  detn  henneg.  e-han-cer  'ausser 
athem  sein  enthalten  ist^  vgl.  ven.  afana  keichend,  Dante  con  lena  affannata 


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8  I.   AFFÄRE-AGIO. 

mit  erschöpftem  athem,  Ahan  wäre  einer  der  vielen  naiurausdrückey  wdche 
die  spräche  sich  selbst  verdankt  und  die  Untersuchung  könnte  geschlossen 
sein,  wenn  nicht  die  celtischen  sprachen  ähnlühe  Wörter  darböten.  Zwar 
gael.  fann  müde,  fainne  müdigkeit,  welchen  dc^s  gleichbed,  kymr,  adj.  gwan 
entsprechen  muß,  scheint  wenig  rücksicht  eu  verdienen,  da  gael.  f  =  kymr. 
gw  romanisch  durch  v  wiedergegeben  uHrd,  nicht  durch  f;  aiber  in  dem 
kymr.  afau  siireit,  unruhe,  aufruhr,  welches  Owen  aus  einem  dem  barden 
Taliesin  eugeschriebenen  gedichte  anfuhrt,  liegt  die  ganze  büdung  vor  und 
es  ist  nur  zu  erwägen,  ob  dies  auf  eine  der  cdt  mundarten  eingeschränkte, 
auf  keine  einheimische  würzet  gegründete  wort  nicht  selbst  ein  fremdling 
ist  oder  überhaupt  mit  dem  roman,  zusammenhängt.  Weiteres  über  aUfr. 
ahain  bei  Gachet  s.  v. 

Affare  it.  (m.),  pr.  afar,  afaire  (m.),  fr.  af faire  (fj  cdtfr.  m,), 
daher  äUsp.  af^r  Älx.  angelegenheit ;  entstanden  aus  dem  präpositionalen 
infinitiv  in  phrasen  wie  ävere  a  fare  con  uno;  in  der  romagnol.  mundart 
dafä  d.  i.  da  fare.  Ein  zweites  beispiel  dieser  Zusammensetzung  ist  it. 
awenire,  fr.  avenir  sbst.  Zukunft  =  il  tempo  a  Venire. 

Affrontare  it.,  sp.  afrontar,  afrentar,  pr,  afrontar,  fr.  al^onter 
angreifen,  beschimpfen;  von  frons  stirne,  eigentl.  einem  ins  gesicht  hinein 
sprechen  oder  handeln.  Daher  sbst.  ü,  affronto,  fr.  affront,  sp.  afrenta 
beschimpfung.  Franz.  effront6,  pr,  esfrontat,  it,  sfrontato  unverschämt, 
von  effrons  bei  Vopiscus. 

Agazzare  it,,  agaeer  fr,  {auch  pg.  agastar?)  reizen;  vom  ahd. 
hazjan,  nhd.  hetzen,  mit  vorgesetzter  roman.  partikel  a,  wodurch  h  irilau- 
tend  ward  und  sich  um  so  leichter  in  g  verdichten  konnte.  Seitsam  ist  fr. 
agaeer  les  dents  die  zahne  durch  eine  säure  stumpf  machen,  eine  bedeu- 
tung,  in  welcher  es  manche  für  eine  ableitung  aus  Xat,  acere  (sauer  sein) 
halten.  Folgendes  stehe  hier  als  anspruchlose  vermuthung.  Unser  nhd, 
ätzen  heißt  ^  durch  säuren  auf  einen  gegenständ  einwirken  :  war  ein  älteres 
gatzen  (=  ahd.  ga-azjan)  schon  dieser  bedeutung  fähig,  so  ist  dem  franz. 
Worte  geholfen. 

Aghirone  it,,  pr,  aigron,  cat.  agrö,  sp,  airon,  altfr.  hairon,  nfr. 
h^ron  (h  asp,),  in  Berry  6gron  ein  vogel,  reiher;  dimin,  fr.  aigrette 
(mit  abgestoßenem  hauchlatU)  Meiner  weißer  reiher;  nicht  vom  gr.  igcodiog, 
es  ist  vom  ahd.  heigir,  heigro,  wozu  edle  laute  passen, 

Agina,  gina  it.  geschunndigkeit,  stärke;  adverbial  aina  PPS.  II, 
260,  a  grande  aina  Dante  De  vulg,  eloq.  1,  11,  altsp.  agina  FJ,,  auch 
ahina,  altpg.  aginha  eilig,  geschwind.  Ein  nüat.  glossar  hat  agina  S.  q. 
festinancia  et  inde  agino  festinare.  Mit  lat,  agina  bei  Festus  (scheere 
an  der  wage,  worin  die  zunge  spielt)  kann  es  nicht  identisch  sein:  es 
gieng  aus  agere  une  ruina  aus  ruere  hervor,  wie  es  denn  auch  der  bedeu- 
tung von  agitatio  sehr  nahe  tritt.  Der  nordwesten  kennt  dies  wort  nicht, 
doch  möge  das  neupr.  agis  s.  v,  a.  fr,  actione  erwähnt  werden. 

Agio  t^  {selten  asio),  pr,  ais,  aise  (m.),  fr.  aise  (f.),  pg.  azo  ge- 
mächlichkeit;  adj,  pr,  ais,  fr.  aise   (schon  in  der  alten  spräche,  s.  TFr. 


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I.   AGRESTO-AGUGLIA.  9 

p.  612)  froklichy  engl,  easy;  adverbial  it  ad  agio,  pr.  ad  ais,  altfr,  k  aise, 
nfr.kVsLise  bequem,  daher  sbst,  it  ad  agio,  aZ^r.  aaise  (ahaise  LRs.66)f 
al^g.  aaso  SRos.  bequenüichJceit;  vb,  it  agiare,  adagiare,  pr,  aisar, 
citfr.  aisier,  aaisier  versorgen,  pflegen,  part  it.  agiato,  fr.  SLis6,  behaglich, 
wohlhabend.  Die  prov.  spräche  hat  der  ableitungen  noch  mehr  hervorge- 
bracht:  aisir  ins  haus  aufnehmen,  aisi  wohnung,  aisina  leichtigheit,  ge- 
legenheit,  aizinar  einrichten  u.  a.,  vermtUhlich  ist  das  wort  von  hier  aus- 
gegangen. Seine  herhunft  ist  unsicher.  Menage  deutet  es  aus  otium, 
Ferrari  gane  ungeschickt  aus  adaptare,  Frisch  nicht  besser  aus  dem 
dtschen  behagen.  Es  verlangt  ein  etymon  ais  oder  asi.  Nach  Perion  De 
ling.  gaU.  p.  46'  ist  es  vom  gr.  alaiog  glück  verkündend,  dsgl.  erforder- 
lich, gehörig,  woraus  sich  auch  das  adjecHv  gut  erklären  umrde;  ToaXoiov 
wäre  das  gehörige,  passende,  bequeme.  Andre,  wie  Junius,  Schilter,  Cc^sti- 
gliane,  erkennen  darin  eine  nur  der  goth.  spräche  bekannte  in  dem  adj. 
azfits  leicht,  bequem,  sbst.  azßti  annehnüichkeit,  enthaltene  wureel,  eine 
vermuthung,  welcher  auch  J.  Grimm,  Wien,  jahrbb.  XLVI,  188,  nicht 
abhold  ist,  vgl.  auch  seine  Gesch.  der  d.  spr.  352,  wo  das  goth.  wort  jsu 
ags.  eadhe,  ahd.  6di  gestellt  wird.  Prov.  viure  ad  ais  ist  gleichbed.  mit 
goth.  vizön  in  azStjam  in  annehmlichkeiten,  in  Itucus  leben.  Freilich  müßte 
man  alsdann  ein  gothisches  subst.  azi  annehm>en  dürfen,  was  nicht  ohne 
bederJcen  ist,  wiewohl  die  seltensten  deutschen  Wörter  ihren  weg  ins  roma- 
nische fanden.  Oder  ist  für  ais  baskischer  ursprtmg  anzunehmen?  in 
dieser  spräche  heißt  aisia  ruhe  (labort.),  aisina  muße.  Aber  aisina  ist 
seiner  ganeen  bädung  nach  so  acht  provenßdlisch,  es  geht  überdies  nach 
äner  häufig  hervortretenden  prov.  sprachsitte  mit  einem  synonymen  mas- 
eulin  so  sicher  hand  in  hand  (aisi  aisina  «rte  plevi  pleyina,  trahi  trahina), 
daß  dem  bask.  derivatum  besser  prov.  Ursprung  zukommt,  wodurch  denn 
auch  der  bask.  Ursprung  des  primitivs  verdächtig  wird:  aisia  kann  dem 
pr.  aise,  tcofür  sich  eine  ältere  form  aisi  vermuthen  läßt,  sein  dasein 
danken,  wie  das  adj.  aisa  zum  pr.  ais  stimmt  Eine  sss.  ist  fr.  malaise 
ungemach.  Das  mit  doppeltem  g  geschriebene  it  aggio  (aufgeld)  ist  eine 
bloße  scheideform  von  agio:  in  der  piem.  mundart  z.  b.  vereinigt  letzteres 
beide  bedeutungen. 

Agresto  it,  sp.  agraz,  pg.  agra^,  pr.  agras,  altfr.  aigret  Ren., 
dauph.  aigrat,  wdl.  agris  unreife  traube,  saß  davon,  eigentl.  Säuerling; 
von  acer,  cdtsp.  agre,  fr.  aigre,  mit  dem  sufßx  as  u.  s.  f,  im  ital.  mit 
est  vertauscht  Agraz  entspricht  in  seiner  bildung  genau  dem  lat.  von 
IReronymus  gebrauchten  piraeium  bimtrank. 

Aguglia  ü.,  sp.  aguja,  pg.  pr.  agulha,  fr.  aiguille  nadel.  Nicht 
von  acnleus:  die  ital.  nebenform  agocchia  verlangt  lat.  acucula,  in  wel- 
ches acicala,  während  c  noch  guttural  lautete,  abgeändert  ward,  vgl.  ge- 
nacolum  für  g^icalum  Born,  gramm.  II,  326;  acucula  aber  findet  sich 
in  der  thcU  in  mehreren  Handschriften  des  Codex  Theodos.,  sonst  auch 
mkU.  acucla.  Äbgd.  ist  sp.  aguijar,  pg.  aguilbar  stacheln,  das  sich 
dem  fr.  aiguille  nähert. 


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10  I.   AJÜTO— ALBERCOCCO. 

Ajuto  it.  hülfe,  von  adjutas  hei  Macrobim;  sonst  fem.  sp.  aynda, 
pg.  pr.  ajuda,  ältfr.  aüe,  pic.  al'ude,  in  den  Eiden  adiudha,  aiudha;  vb. 
it.  ajutare,  sp.  ^yndM,  pg.  pr.  ajudar,  wal.  azudä,  von  adjutare.  Da- 
nehen entsprang  noch  eine  verhüriste  form  it.  aYta,  pr.  ahfa,  altfr.  aYde 
{gewohnt.  aYe),  nfr.  zsgz.  aide;  vh.  it.  al'tare,  pr.  aidar,  /r.  aider.  Beide 
letztere  lassen  sich  aus  syncopiertem  aj'tare  deuten,  nicht  so  aYtare,  präs. 
aito  mit  betontem  i. 

AI  cdtsp.  altpg.,  pr.  al  (als),  altfr.  al,  el,  neutrales  pröhomen,  zu- 
weilen mit  einem  Substantiv  verbunden  (al  ren,  ren  al).  Es  bedeutet  aliud; 
aber  dessen  i  konnte  nicht  spurlos  untergehn,  vielmehr  verlangte  das  lata- 
gesetz  sp.  allo  oder  ajo,  pr.  alh:  mll  man  nun  nicht  annehmen,  die  spräche 
habe  dem  i  oder  seiner  unrkung  entsagt,  um  der  Verwechslung  mü  allium 
(sp.  ajo,  pr.  alh)  auszuweichen,  so  sieht  man  sich  auf  das  alt  und  volks- 
mäßig  lat.  alid,  neutr.  von  alis,  verwiesen,  das  zuerst  bei  Lucilius,  dann 
bei  Catull,  endlich  bei  Lucrez,  später  aber  nicht  mehr  vorkommt  (worüber 
Ritschi  De  declinatione  quadam  latina  reconditiore,  1861). 

AI  ab  ar  da,  labarda  it.,  sp.  pg.  alabarda,  fr.  hallebarde  (h  asp.) 
eine  waffe,  die  den  spieß  mit  dem  heil  vereinigt,  hellebarte;  vom  mhd. 
helmbarte,  helnbarte,  über  dessen  Zusammensetzung  sehe  man  Frisch  I, 
442^,  Schmeller  II,  182,  Chimm  III,  442,  Weigand  I,  496:  es  ist  eine 
harte  d.  h.  ein  breites  heil  zum  durchJiauen  des  helmes.  Die  getreueste 
form  ist  churw.  halumbard. 

Alano  it.  sp.,  pg.  aläo,  alifr.  alan  dogge,  btdlenbeifier;  gewiss  von 
einem  volkemämen.  Menage  zeigt,  daß  man  Alanus  für  Albanus  gesagt 
habe,  und  so  ist  ihm  alano  ein  hund  aus  defn  heutigen  Albanien  =  Epirus 
s.  V.  a.  lat.  molossus,  gleichfalls  aus  Epirus. 

Alba  i^.  sp.  pr.,  pg.  chw.  alva,  fr.  aube  morgenröthe;  von  albus 
Jiell,  heiter,  wie  in  Stella  alba,  wal.  zio^  alb^  heller  tag:  vgl.  lux  albescit, 
coelum  albet,  bei  Dante  il  sol  imbianea  i  fioretti  die  sonne  färbt  die 
blümchen  weiß.  Aber  Ariost  gesteht  dem  morgenroth  mehr  färben  zu: 
poi  che  Taltro  mattin  la  bella  Aurora  Taer  ser^n  fe'  bianco  e  rosso 
e  giallo  23,  52.  Wal.  aurore,  das  volksübliche  wort  aber  ist  zörile 
(Clemens  wörterb,  334),  das  aus  zi  tag  und  oare  zeit  zusammengesetzt 
scheint. 

Albaner.,  dsgl.  albanel,  it.  albanello,  fr.  aubrier  ein  stoßvogel. 
Das  entsprechende  pg.  alväo  (Constancio,  fehlt  bei  Moraes)  soll  eitlen 
andern  vogel  bezeichnen.  Die  etymologie  betreffend,  so  erklärt  das  DicL 
de  Trevoux  aubrier  aus  auböre  weiß  und  gefleckt,  von  albus. 

Alberare  i^.,  sp.  arbolar,  enarbolar,  fr.  arborer  aufrichten  (wie 
einen  mastbaum),  von  arbor^  it.  albero,  altit.  albore  u.  s.  f.  Das  verbum 
drückt  hier  eine  thätigkeit  aus  in  der  weise  seihes  primitivs:  so  lat.  vitu- 
lari  springen  wie  ein  kalb,  it.  piombare  fallen  wie  blei,  brillare  glänzen 
wie  beryll,  braccare  umherspüren  wie  ein  bracke. 

Albercocco,  auch  albicocco  und  bacoco  it.,  sp.  albaricoque,  i?5f. 
albricoque,  fr.  abricot,  neugr.  ßeQVAoyLov  eine  frucht,  aprikose;  von  prae- 


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I.  ALBERGO-ALCUNO.  11 

coqnns  frukaeüig,  weü  sie  früh  reif  wird,  früher  zumal  als  ihr  nächster 
verwandier  der  pfirsich.  Im  miäelgr,  ngaixoxxiovy  7tQ€xÖ7i'Aiov  hat  das 
lat.  toort  sein  sorgfältigstes  abbild  gefunden;  auf  die  rom.  formen  aber 
hat  das  arab.  al-berqüq,  worin  d<is  dem  Araber  fehlende  ip  au  h  werden 
mußtey  denn  es  ist  ein  fremdes  wort  (Freyt.  I,  112''),  sichtbarlich  einge- 
wirkt. Im  neapolitanischen  haftet  noch  das  aus  dem  griechischen  gebil- 
dete crisuommolo  (xQvao-piriXov).  —  [S.  dazu  Mahn  p.  49^  Engelmann  13, 
DoBg,  Oosterlingen  p,  i] 

Albergo  it.  altsp.,  tisp.  pg.  albergne,  pr.  albere,  aJtfr,  herbere 
(hdberc  Alexs.öö),  dsgl.  fem.  pr.  alberga,  altfr.  herbei^  das.  116  mid 
überall  oft^  nfr.  auberge  unrthshaus;  r6.  i<.  albergare,  sp.  albergar, 
pr,  albergar  und  arbergar,  fr.  h^berger  (ohne  asp.)  altfr.  herbergier; 
vom  ahd.  heriberga  (f.),  altn.  herbergi  (n)^  vb.  ahd.  heribergön.  Das 
altfr.  bewahrte  noch  die  alte  bed.  Jcriegslager:  ses  herberges  et  ses  foil- 
lies  zelte  und  hatten  des  heeres  Bri.  II,  160,  les  herberges  de  Tost  das. 
p.  163,  Das  schwanken  im  genus  mag  in  der  gleichen  erscheinung  der 
deutschen  Wörter  seinen  grund  haben. 

Aleali  it.  5p.  u.  s.  f.,  vom  arab.  al-qali  aschensalz  Freyt.  III,  494". 

Alehfmia  it.,  sp.  pg.  alqufmia,  pr.  alkimia,  fr.  alchimie,  mittelgr. 
^PZ*;/«'«  die  hmst  gold  zu  machen,  dsgl.  it.  sp.  pg.  chimica,  fr.  chimie 
Scheidekunst;  vom  arab.  al-k!mtä  Frerßag  IV,  75^,  das  aber  aus  keiner 
einheimischen  würzet  herrührt;  gr.  xrif.u'ia  erst  bei  Suidas.  Das  genaueste 
darüber  hat  Mahn  p.  81—85  geliefert,  welcher  unter  den  verschiedenen 
herleitungen  der  aus  gr,  xv(.io(;  (flüssigkeit,  soft)  den  Vorzug  zuerkennt. 

Aleohol  reinster  Weingeist;  vom  arab.  al-Whl  einpülver  die  äugen- 
brcmen  zu  schwärzen,  s.  Golius  2007,  Freytag  IV,  lö"" :  wegen  der  fein- 
heit  dieses  pulvers  ward  der  name  auf  den  Weingeist  übergetragen,  eine 
der  arab.  spräche  unbekannte  bedeutung.  So  Pihan  gloss.  des  mots  frang. 
tires  de  l'arabe,  —  [Genaueres  bei  Mahn  p.  107,] 

Alcöva  it..  sp,  pg.  alcoba,  fr.  alcöve  (f.)  nebenzimmer,  Grimm 
III,  429  und  andre  Sprachforscher  hcdten  es  für  deutsch,  *indem  sie  ein 
ahd.  alah-koYo  annehmen  (alah  heißt  tempel,  kove  wäre  das  nhd.  kofen). 
Da  es  indessen  erst  aus  der  span..  in  die  übrigen  mundarten  eingeführt 
und  darum  auch  nicht  ins  mitteUatein  aufgenommen  ist,  so  werden  es  die 
Spanier  wohl  aus  dem  arabischen  geschöpft  haben:  hier  bedeutet  al-qobbah 
gewölbe  oder  zeit  Freyt.  III,  388"  und  kommt  auch  {in  der  form  Alcohü,) 
als  name  eines  portugies.  dorfes  vor,  s.  Sousa.  Im  prov.  findet  sich  über- 
dies aleuba  GO,  Flam.,  im  dltfranz.  aucube,  welche  derselben  herkunft 
sein  müssen  und  die  arab.  bed.  zeit  bewahrt  haben,  wie  sich  z.  b.  aus  der 
stdle  tendre  les  aucubes  de  lin  die  leinenen  zelte  aufschlagen  Er.  En. 
4102  klar  ergibt. 

Alcano  it.,  sp.  alguno,  pg,  algum,  pr.  alcu,  fr.  auean,  unbestimmtes 
pronamen,  zsgs.  aus  aliqui  unus.  Es  gibt  ein  altfranz.  ursprünglich  bur- 
gtmdisches  pron.  alquen,  auquen,  alcon  wosc.  (/i?w.  aucune),  bei  welchem 
zu  untersuchen  bleibt,  ob  es  aus  aliqui  homo  (alc'uen  alc'on)  zusammen- 


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12  I.  ALENARE^ALLODIO. 

gesetet  ist,  wiewohl  es  übrigens  auch  adjectivischen  gehrauch  erlaubt:  ju 
querroie  aucuen  solaz  SB.  572;  mit  sp.  alguien  Jcann  es  wenigstens  nicht 
identisch  sein.  Die  norm,  mundart  kennt  auch  das  parallele  cascons  für 
quisgue  s,  Wright,  Anecd,  p,  88,  chescon  Ben.  app.  III,  471;  überdies 
ascons  (aliquis  horao?)  LG,  50,  ascun  Wright,  Polit.  songs  p,  137, 

Alenare  it.,  pr.  cat.  alenar  athmen,  fr.  halener  (h  asp.)  wittern; 
sbst.  it.  alena,  lena,  pr.  alena,  fr,  haieine  (ohne  asp.)  athem.  Das  ver- 
bum  ist  umgestellt  aus  lat.  anhelare  keichen,  bei  späteren  auch  athmen: 
it,  anelare,  sp.  anhelar  (läeteres  bei  Pougens,  Arch.  fr.  I,  50);  das  sbst. 
entsprang  aus  dem  verbum,  wenigstens  steht  seiner  ableitung  aus  halare  'die 
Seltenheit  und  Unsicherheit  des  suffixes  ena  entgegen.  Über  sp.  aliento  s.  II.  6. 

Alf  ido,  auch  alf  iere  it.,  sp.  alfil,  arfil,  pg.  alfil,  alfir,  altfr.  aufin 
lauf  er  im  schach;  vom  pers.  fil  elephant,  mit  ^gacs^^^jxtiikd^^^,  s.  Du- 
cange  v.  ^alghinus,  vgl.  dagegen  Pott  in  Lassens  Ztschr.  IV,  12 

Algebra  tt.,  sp.  dlgebra,  /r.  alg^bre  buchstabenrechnung;  vomarab. 
al-gabr  Wiedereinrichtung  zerbrochener  dinge,  eine  dem  span.  worte  noch 
anhängende  bedeutung,  daher  Vereinigung  zu  einem  ganzen,  darstdhmg 
verschiedener  Operationen  mit  wenigen  zeichen.  S.  Golius  462,  Freytag  /, 
2S9^.  Es  ist  gegen  die  reget,  daß  in  diesem  worte  der  accent  auf  dem 
arab.  artikel  ruht. 

Algo  sp.  pg.,  pr.  alque,  alqnes,  altfr.  auques  (noch  jäzt  lothr. 
6que,  champ.  yauque  u.  dgl.)  neutrales  pronomen;  von  aliquod,  aliquid. 
Dsgl.  sp.  Si,\guien,  pg.  alguem,  vom  acc.  aliquem. 

All  arme  it.  (m.),  sp.  pr.  alarma,  fr.  alanne,  wal.  lärme,  lärm, 
lärmschlagen;  vft.  allarmare/f.;  von  dem  aw^rw/' all' arme!  zudenwaffenl 
Daher  occ.  alarmlo  interjection  der  Verwunderung,  it,  arm'  arme!  Buom- 
mattei  trattat.  18,  3. 

Allegro  it.,  sp.  pr.  alegre,  fr,  alfegre  munter,  nebst  vielen  ableitun- 
gen;  von  alacer  alacrem,  mit  fortgerücktem  accent  aUcrem.  Das  wort 
scheint  in  betracht  seines  aus  a  entstandenen  unüautes  e  ursprünglich 
französisch,  wenigster^  war  altfr.  halaigre  ein  sehr  üblicher  ausdruck  und 
hat  sich  auch  als  geschlechtsname  Aligre  fortgesetzt.  Die  ursprünglichste 
form  zeigt  das  bask,  alagnera. 

Allevare  it.,  pr.  alevar  fr.  (Clever  aufziehen,  erziehen,  von  alle- 
vare,  eleyare ;  eigentl.,  nach  einer  alten  sitte,  ein  kind  vom  boden  aufheben 
um  es  zu  erziehen,  lat.  tollere  puerum  in  gleichem  sinne.  Es  hängt  also 
nicht  zusammen  mit  dem  religiösen  gebrauche  des  hebens  aus  der  taufe, 
mlat.  levare  de  sacro  fönte,  der  sich  nur  auf  den  pathen  bezog.  Daher 
sbst.  altsp,  alevo  täufling,  it,  alievo,  fr,  616ve  zögling. 

Allodio  i^.,  sp,  alodio,  pr,  alodi  und  aloc,  alo,  fr.  allen  freies 
erblehen.  Sämmtliche  formen  passest  in  das  mlat.  alodlum,  selbst  das  pr. 
aloc,  dessen  auslaut  aus  derselben  Verhärtung  des  di  =  dj  entstand,  wie 
der  von  fastic,  lat.  fastidinm ;  zu  aloc  aber  verhält  sich  fr.  allen  wie  zu 
foc  feu,  zu  loc  lien.  ÄUer  als  alodium  ist  alodis  in  der  L.  Sal.  und  mit 
diphthong  statt  des  langen  vocals  alaudes  in  westgoth.  Urkunden.  Grrimm, 


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I.  ALLODOLA— ALMIRANTE.  13 

BechtsäU.  p.  493.  950,  vermuthet  in  diesem  wort  ein  deutsches  composi- 
tum al-6d  "^gans  eigen  j  Müllenhoff  eur  L.  Sah  p.  278  wendet  einen  for- 
malen mangel  ein,  da  ahdeuischem  öt  sälisches  aat  (alandis  für  alodis) 
entsprechen  müßte  und  nimmt  lieber  fremden  Ursprung  an.  Von  roman. 
seile  läßt  sich  nur  erinnern^  daß  die  form  alodis  besser  befriedigt,  daß 
alandis  regelrecht  pr.  alau  (alauc),  cdtfr.  aloi  erzeugt  hätte  (vgl.  pr. 
Aud-oart  =  westgoth.  oder  bürg,  aud  —),  daß  also  die  roman.  formen 
genau  bu  der  salischen  stimmen.  Wenn  das  spätere  nüatein  alodium 
scandierte  (alodium  fundum  dicas,  fundum  maris  imum  s.  Ducange),  so 
iä  dies  für  die  etynwlogie  ohne  bedeutung. 

Allodola,  lodola,  it.,  bei  Dante  Par.  20,  71  alodetta,  sie.  lodana, 
aUsp.  aloa  J.  Manuel  ed.  Gayangos  p.  260'',  aloeta  (aluda  Canc.  de  B.), 
nsp.  alondra,  pr,  alauza,  alauzeta,  altfr.  aloe  (davon  altn.  16a  nach  Grimm^ 
Reinh.  Fuchs  p.  370),  nfr.  alouette,  mlat.  laudila  Crl.  lind.,  laudula 
Nyerup.  268,  Hoffm.  Sumerl.  10^,  27^  ein  vogel,  lerche.  Von  alauda, 
gäUisch  nach  Plinius  und  Sueton,  daher  (Tregor  v.  Tours  4,  31  sagt: 
avis  corydalus,  quam  alaudam  vocamus  (unr  Gallier).  J.  Grimm  über 
Marceüus  Empir.  findet  das  gallische  wort  im  hymr.  uchedydd  schweben- 
der vogd,  lerche,  andre  verweisefi  auf  das  bret.  alc'houider,  Jcymr.  alaw- 
adar  vogd  der  harmonie,  s.  Le  Gonidec  Biet.  fr.  bret.  p.  p.  Villemarque 
p.  rii.  Man  sehe  die  neueren  Untersuchungen  von  Mahn  p.  22,  Diefenbach, 
Orig.  europ*  p.  219.  Den  äußersten  westen  und  osten  des  gebides  hat 
dieser  fremdling  nickt  erreicht:  der  Portugiese  sagt  dafür  cotovia,  der 
Wahche  ciocerlän. 

Almanacco  it.,  sp.  almanaque,  fr.  almanac  Jcalender.  Man  hält 
es,  von  der  sübe  al  verführt,  für  arabisch  und  erklärt  es  aus  dem  vb. 
mana^ha  zählen,  welches  aber  nicht  arabisch,  sondern  hebräisch  ist.  An- 
dre,  auch  Jos.  v.  Hammer,  denken  an  al-mana'li  {oder,  wie  Mahn  in  seiner 
gelehrten  Untersuchung  berichtigt,  al-min  hat)  geschenk  vom  verb.  mana'ha 
schenken  Freyt.  IV,  213^,  der.  kalender  wäre  ein  geschenk.  Aber  auch  dies 
ist  sehr  £u  besweifdn,  da  die  kalender  der  Araber  sich  durchaus  nicht 
SU  geschenken  eignen,  ihr  namc  auch  ein  ganz  andrer  ist,  taqutm.  So 
bleibt  die  hcrkunft  des  Wortes  noch  unentschieden;  s.  Dozy.,  Oosterl.  p.  11. 

Almirante  it.  sp.pg.,  pr.  amiran,  cdtfr.  amirant,  dsgl.  pr.  amirat, 
entsprechend  altfr.  amir6  und  oft  amiraut  (nom.  —  aus,  —  aux),  femer  it. 
almiraglio,  ammiraglio,  pr.  amiralh,  alt'  und  neufr.  amiral  und  admiral 
(so  noch  bei  Nicot  und  weit  späteren),  ndat.  amiratus,  admiratus,  admi- 
ralduB,  admiralius,  admirabilis  {altfr.  amirafle)  fürst  der  Sarazenen,  be- 
fehlshaber  einer  flotte;  vom  arab.  amir  ßrst,  befehlshaber  Freyt.  I,  09". 
Erst  durch  die  Sicüianer  und  Genuesen  soll  das  wort  seine  specidle  jdzt 
noch  gültige  bedeutung  empfangen  haben,  s.  Ducange  v.  amir.  Die  mit 
al  anhebenden  formen  danken  diese  silbe  der  einmischung  des  arabischen 
artikels.  Nach  Mahn  p.  7  und  JEngdmann  p.  64  ist  das  fr.  amir-al  die 
dem  originär  am  nächsten  kommende  darsteUung,  insofern  sie  nämlich  den 
arabischen  titd  am!r-al-ba  hr  d.  i.  befdhlshaber  des  meeres,  allerdings  nach 


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14  I.  ALMÜSSA-AMALGAMAKE. 

dbfaU  des  letzten  wertes,  btichstablich  töiedergibt  Vergleicht  man  indessen 
almir-ante,  worin  eine  anbildung  an  command-ante  oder  imper-ante  nicht 
eu  verkennen  ist,  so  fühlt  man  si(Ji  gedrungen,  auch  in  amir-al  eine  selche 
und  zwar  etwa  an  Wörter  wie  general  (feldherr),  oficial  (officier)  u.  a.  an- 
zuerkennen, während  die  sufi^e  anderer  formen  gar  keine  oder  wunder- 
liehe  bedeutungen  ausdrücken.  Im  prov.  und  altfranz.  heißt  unser  wort 
ohnehin  niemals  seebefehlshaber^  sondern  beherrscher  der  ungläubigen ;  ein 
troubadour  nennt  selbst  den  beherrscher  der  Deutschen  mit  diesem  namen: 
dels  Alamans,  s'ieu  fos  Inr  amiratz  LR,  II,  72.  Bekannt  ist  aus  den  spa- 
nischen  romaneen  der  titd  almirante  de  la  mar,  dessen  letzte  werte  den  sinn 
ergänzen  müssen.  {Dieser  ansieht  ist  auch  Dozy,  Osterl.  p.  5,  beigetrden] 

Almussa  pr.,  fr.  anmusse,  altfr.  aumnce  (daher  mndl.  almutse, 
amutse),  sp,  almucio  (Seckendorf),  pg.  mursa;  dimin.  pr.  almucela, 
altpg.  almucella,  almocella,  sp.  almocela,  in  Urkunden  almncella,  almo- 
9ala,  dsgl.  altfr.  aumucette,  sp.  muceta,i^.  mozzetta.  Diese  Wörter  bedeu- 
ten eine  bis  auf  die  schtdtem  herabfallende  kepfbedeckung  zumal  der  geist- 
lichen, oder  auch,  in  den  diminutiven  formen^  ein  Jcurzes  mäntelchen.  Der 
arab.  spräche  gehören  sie  nicht,  wenn  sie  auch,  wie  viele  andre,  zum  theü 
den  arab.  artM  an  sich  gezogen  haben:  sie  sind  offenbar  identisch  mit 
unserm  mutze,  ndl.  mutse,  das  man  aus  dem  vb.  mutzen  (abstutzen)  er- 
klärt.    Vgl.  unten  mozzo. 

Alna,  auna,  alla  it.,  dltsp.  altpg.  pr.  alna,  n^.  ana,  fr.  anne  die. 
Zunächst  gewiss  vom  goth.  aleina,  ahd.  elina,  wozu  auch  das  genus  stimmt, 
aleina  aber  nach  Grimm  III,  659  aus  dem  lat.  ulna  geformt.  Ziemlich 
vollständig  spricht  sich  das  deutsche  wort  aus  im  ndat.  alena  Hist.  du 
Dauphine  II,  283.    . 

Altresi  it.,  sp.  otrosf,  pg.  outrosira,  pr.  altresi,  atresi,  altfr.  au- 
tresi,  adverbium  der  vergleichung;  von  alterum  sie. 

Altrettale  it.,  sp.'oixo  tal,  p^.  outro  tal,  2>^.  altretal,  atretal,  altfr. 
autretel,  pronomen;  von  alter  talis.  Prov.  atrestal  von  alterum-sic  talis. 

Altrettanto  it.,  sp.  otro  tanto,  pg.  outro  tanto,  i^r.  altretan,  atre- 
tan,  al^r.  9,utreta,ut,  pronemen;  von  alter  tantus.  Frev.  atrestan  von 
alterum-sic  tantus. 

Alzare  it.,  sp.  alzar,  pr.  alsar,  ausar,  fr.  hausser  (h  asp.,  vgl, 
haut  II.  c),  wd.  inaltzä  erhöhen;  von  altus,  gleichsam  altiare.  Erwäh- 
nung verdient  das  fratus.  compos.  exhausser  (pr.  eissausar,  sp.  ensal- 
zar),  weü  fö  in  exaucer  eine  besondere  form  mit  der  bed.  'eine  bitte  er- 
hören angenommen,  denn  dieu  a  exauc^  mes  prieres  heifit  ursprünglich 
'gott  hat  mein  gebet  erhöht,  b€günstigt\ 

Amäca  it.,  sp.  hamaea,  umgestellt  amahaca,  pg.  maca,  fr.  hamac 
(h  asp.)  hängebett;  vom  ndl.  hangmat,  hangmak.  Das  wort  findet  sich 
auch  im  karaibischen  und  soll  nach  einigen  durch  die  westindischen  See- 
räuber verbreitet  worden  sein,  s.  Pott,  Doppelung  cet.  p.  83. 

Amalgamare  it.  u.  s.  w.  verquicken  d.  h.  ein  metaU  mit  queck- 
süber  verbinden;  vom  gr.  /jdlayfia  erweichung. 


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I.  AMARICARE-AMBASCIATA.  15 

Amaricare  it,  auch  amareggiare,  sp.pg,  pr.  amargar  bitter  machen^ 
erhiUem  van  amarus,  das  verbutn  bereits  im  frühsten  mlatein,  s.  JDucange 
und  Class.  auct.  VI,  506^ ;  adj, sp.pg.  amargo,  ca^.  amarg^  dsgl.  amar- 
gosOy  späüateinisch  amaricosus  Quicherat  Add.,  sbst.  amargor,  letz- 
tere durch  eintcirkung  des  verbums  so  gebildet,  Zsgs.it.  rammaricarsi 
sieh  beklagen^  rammärico  klage,  verdruß^  vgl.  adj.  amaro  kränkend, 
beschwerlich^  sie.  amaru  betrübt,  wal.  amar  interjection  des  schmerees, 
ebenso  dttpg.  amaro  de  mi!  GVic.  II,  465. 

AmsLTT&T sp.pg.,  amarrer  fr.  ein  schiff  festbinden;  sbst.  amarra^ 
amarre  das  daeu  dienende  tau;  dsgl.  fr.  d6marrer  ein  schiff  losbinden. 
Nach  Pougens,  Trisor  J,  56,  vom  arab.  marra  ein  seü  drehen,  marr  seil 
Freytag  FF,  163''.  Es  fehlt  allerdings  nicht  an  arab.  schifferausdrücken 
im  roman.;  nähere  ansprüche  aber  hat  sicher  das  ndl.  marren,  merren, 
mhd.  merren  anbinden,  befestigen,  ags.  merran  zurückhalten  =  ahd.  marr- 
jan,  vgl.  unten  marrire. 

Ambasciata  und  imbasciata  i^.,  sp.  embaxada,  pr.  ambaissada 
und  masc.  ambaissat,  fr.  ambassade,  it  auch  ambasceria,  botschaft, 
gesandtschaft;  it.  ambasciadore  ff.  botschafter.  Ambasciata  stammt 
vom  ndat.  ambactia  dienstverrichtung ,  auftrag:  si  in  dominica  ambactia 
(al.  ambaxia)  fuerit  occupatus  L.  Sal.,  auch  in  der  L.  Burg.,  bei  Colum- 
banus  (um  560)  u.  a.;  dies  muß  eine  ableitung  sein  aus  dem  von  Caesar 
De  bell.  gdll.  6,  15  für  dienstmann  gebrauchten  ambactus:  (equites)  cir- 
cnm  se  ambactos  clientesque  faabent,  und  zwar  eine  noch  in  römischer 
zeit,  wenigstens  vor  festsetzung  des  romanischen  sprachcharaJcters,  ent- 
standene ableitung,  da  der  Romane  das  substantivsuffix  Ta  zu  neubildun- 
gen  nicht  zuläßt.  Ambactus  aiso  gab  das  abstractum  ambactia,  welches 
man,  seit  t  vor  tonlosem  i  zum  Sibilanten  geworden,  d.  h.  im  ersten  mittel- 
alter ^  in  Frankreich  ambacsia  aussprechen,  ambaxia  schreiben  mußte: 
hieraus  erst  das  it.  ambasciata,  welches  nicht  zu  ambactia  passt,  denn 
seia  aus  ctia  wäre  beispiellos;  denselben  durchgang  durch  das  fr.  ambaxia 
muß  auch  das  sp.  embaxada  genommen  haben.  Auch  das  vb.  ambasciare 
eme  botschaft  verrichten  war  dem  früheren  mlatein  bekannt,  woraus  sich 
die  an  der  spitze  dieses  artikels  stehende  participicdableitung  zunächst  er- 
klärt; das  prov.  masculin  findet  sich  schon  im  Capitulare  de  villis  (am- 
basciatnm)  vorgebildet.  Ambactus,  bemerkt  Festus,  apud  Ennium  'lingna 
gallica'  serrus  appellatur.  Hiemach  ist  es  ein  gallisch-lat.  wort,  und  da- 
bei kann  die  romanische  etymologie  stehen  bleiben.  Bekanntlich  erkennen 
Zeuß  und  Glück  darin  das  kymr.  amaetfa  ackersm^nn,  werkmann,  für 
2unbaeth,  J.  Grimm  das  goth.  andbafats  diener,  ahd.  ambaht;  man  sehe 
darüber  Diefenbachs  neue  Untersuchung  des  wertes,  Orig.  europ.  p.  226.  — 
Zu  ambasciata  gesellt  man  amh  das  it.  ambascia  angst,  beklemmung, 
hei  Dante  zweimal  infernale  ambascia  höUenpein,  vb.  ambasciare  keichen, 
athendas  sein,  angst  empfinden,  zsgs.  trambasciare  und  strambasciare. 
Daß  die  Vollziehung  eines  auftrages  beschwerlich  sein  kann,  versteht  sich, 
aber  beklemmung  ist  keine  nothwendige  beglciterin  derselben;   selbst  tra- 


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16  I.  AMBIARE-ANCA. 

vaglio  ist  nie  jsu  dieser  höhe  der  bedeutung  hinaufgestiegen.  Erich  (Ericus) 
in  seiner  wenig  bekannt  gewordenen  t4v&Qco7toyXcüTToyovla  Venet  1697 
^.  417  zieht  dies  wort  darum  aus  dem  gr,  aq>aoia  spracMosigkeü^  stumm 
machende  angst;  ist  nun  die  Variante  d(.i(paoia  nicht  eine  bloß  poetische 
dem  metrum  eu  gefallen  geschaffene^  so  verdient  diese  deutung  alle  rück- 
sieht:  die  lat.  betonung  war  amphäsia,  it,  amfascia  {vgl.  dyoQaaia,  it.  gras- 
cia),  durch  einen  tausch  des  labidls^  vielleicht  um  die  erinnerung  an  fas- 
cia  wegzuräumen^  ambascia.  Daß  es  den  schwestersprachen  versagt  ist^ 
gibt  der  herleitung  aus  dem  griech.  einige  berechtigung.  Hierzu  abait  ZT.  c. 

Ambiare  it.^  sp.  pg.  pr,  amblar,  fr,  ambler  den  pass  gehen  (von 
Pferden),  mlat,  ambalare,  in  dieser  ausschließlichen  bedeutung  undassisch 
und  erst  etwa  -seit  dem  9,  jh,  im  gebrauch.  Dem  wal.  umblä  fehlt  diese 
bedeutung,  dagegen  ist  es  in  der  ursprünglichen  ganz  volksüblich  geblieben. 

Ambra  it  (f.),  sp.pg.  ämbar  und  alambar,  alambre  (m.),  fr.  ambre 
(m.)  bemstein,  mhd.  amber,  ämer,  nhd.  ambra,  ein  harziger  stoff  aus  dem 
Xhient;  zunächst  von  dem  arab.  ^anbar  (zugleich  name  eines  Seefisches) , 
das  aber  in  dieser  spräche  selbst  keine  umrzel  hat,  s.  Freytag  III,  227''. 

Ämido  it-,  pg.  ämido,  amidäo^  sp.  almidon,  fr.  amidon  stärke  zum 
steifen  der  wasche;  von  amylnm  (a^vkov)  kraftmehl.  Es  ist  das  einzige 
beispiel  eines  gemeinrom.  Überganges  von  1  in  d,  midt.  amidum  Dief. 
Gloss.  lat.  germ. 

Ammainare  it.,  sp.  pg.  amainar,  fr.  amener  (les  voiles)  die  segel 
einziehen. 

Amonestar  sp.  pr.,  p^.  amoestar,  altfr.  amonester,  nfr.  admonöter 
warnen,  ermahnen,  prov.  auch  monestar;  altfr.  sbst.  monneste  TFr.  p. 
446;  weder  im  italienischen  bekannt  noch  im  miUellatein.  Doch  wohl  von 
monitare  bei  Venantius  Fort.,  aber  mit  eingeschobenem  8,  um  nicht  mon- 
tar  zu  sprechen,  wie  vantar  aus  vanitare  ward;  also  eine  scheideform, 
aber  eine  der  seltsamsten.  Darum  gebührt  der  folgenden  deutung  eines 
französischen  etymölogen  genaue  erwägung.  Der  Romane  muß  admönere 
gesprochen  haben,  wie  er  summönere  (semondre)  sprach:  jenes  verbum 
gewährte  ihm  ein  partidp  admonestus,  daher  admonestare,  admoniter. 
S.  Littre,  Eist.  d.  l.  l.  fr.  I,  34.  Genau  erwogen,  gewährt  es  ihm  ein 
part.  admost  nach  dem  muster  von  somost,  vielleicht  selbst  admonst,  da 
die  stAstantiva  somosta  und  somonsa  vorkommen,  daher  denn  das  verbum 
admoDstar,  zur  tilgung  der  härte  admonestar.  Diese  hülfeleistung  des  e 
vor  s  scheint  (d>er  nicht  minder  bedenklich  als  die  des  &  vor  t. 

Ananas  it.  sp.  fr.  eine  südamericanische  staude  sowie  deren  f ruckt, 
pg.  ananaz  in  letzterer,  ananazeiro  in  ersterer  bedeutung]  der  name  mit 
der  Sache  nach  Europa  gekommen. 

Anappo,  nappo  it.,  pr.  enap,  altfr.  hanap,  henap  (h  asp.);  vom 
ahd.  hnapf,  früher  hnap,  im  munde  der  Romanen  hanap  (so  bereits  in 
den  Casseler  glossen),  nhd.  napf.  Eine  ableüung  ist  altfr.  hanepier  him- 
schale,  eigentl.  gefäß,  in  beziehung  auf  ihre  form,  wie  testa. 

Anca  ü.  sp.pg. pr.,  hanche  fr.  (h  asp.),  daher  engl,  haunch,  hüfte^ 


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I.  ANCHE.  17 

plur.  $p.  pr,  ancas  kreua  der  lastthiere;  esgs.  it.  sciancato,  fr,  6hanch6 
lendenlahm.  Zwei  etymologien  liegen  vor:  vom  gr.  ayyct]  bug,  biegtmg, 
und  vom  dtschen  anke,  ahd.  ancha  genick^  eigentl.  wohl  einbiegung.  Den 
griech.  stamm  hat  die  roman.  spräche  auch  sonst  benutzt  (vgl.  anco  II.  h) 
und  Festus  erwähnt  selbst  ein  lat.  ancus  'gui  aduncum  brachium  habet 
ut  exporrigi  non  possit\  Aber  das  deutsche  Wort  lag,  sumal  in  seiner 
speeieHen  anwendung  (gelenk)^  dem  Romanen  näher  als  das  griechische  und 
das  SU  den  dUerthümem  der  spräche  gehörige  lateinische.  Entschieden  aus  dem 
ahd.  ancha  in  der  bed.  tibia^  crus  ist  fr.  anche  röhre,  wovon  hanche  durch 
die  aspiration  (vgl.  dazu  fries.  hancke,  *  hencke  Kü.)  geschieden  ward. 
Anche,  anco  i/.,  chw.  aunc,  aunca,  partikels.v.  a.  lat.  etiam  (auch, 
noch),  pr.  anc,  dUfr.  ainc  s.  v.  a.  unquam,  weil,  ince  s.  v.  a.  adhuc.  Im 
Leodegar  trifft  man  hanc  in  ital.  bedeutung:  hanc  la  lingna  auch  die 
Zunge  27,  et  hanc  en  aut  merci  si  grand  er  hatte  auch  so  große  gnade 
mit  ihm  31.  Dazu  die  Verbindungen  pr.  anc  mais,  anc  sempre,  ancse. 
Die  entstehung  dieser  partikel  läßt  sich  auf  verschiedene  weise  denken. 
Prov.  anc  z.  b.  könnte  au^  fr.  onc  (unquam)  entstanden  sein  etwa  wie 
ara  aus  ora ;  es  unrd  ebenso  nur  verneinend  gebraucht  tmd  nur  auf  die 
Vergangenheit  bezogen:  anc  non  fo  hom  =  onc  ne  fut  hom,  und  so  ist 
auch  anc  mais  ==  fr.  onc  mais,  it.  nnqne  mai.  Aber  es  ist  nicht  rath- 
sam,  das  prov.  wort  von  seinem  ital.  geführten  zu  trennen,  mit  dem  es  in 
einem  alten  denkmdl  gleichbedeutend  erscheint.  Zu  erwägen  ist  femer 
adhuc,  dessen  sinn  (bis  jetzt,  noch  dazu,  sogar)  das  rom.  wort  vollkom- 
men cMsdrückt:  a^  diese  weise  würde  sich  auch  das  sp.  aun  (wofür  der 
Portugiese  ainda  setzt)  damit  vereinigen  lassen.  Dessen  herkunß  aus  ad- 
huc ist  unzweifelhaft:  mit  eingeschobenem  n  entstand  ädunc  äunc,  mit 
apoeopiertem  c  äun,  welches  von  den  Alten  noch  zweisilbig  gesprochen  und 
darum  auch  ahun  geschrieben  ward,  s.  Berceo  p.  154,  320.  203,  172. 
368,  628;  denselben  Vorgang  zeigt  altsp.  nin  =  lat.  nee,  pg.  assim  = 
sie,  allin  GVic.  93^  =  illic.  Darf  man  ein  solches  rhinistisches  adunc 
anndtmeny  das  auch  durch  das  altfr.  ainsinc  aus  aeque  sie  unter- 
stützt wird,  so  konnte  dies  im  ital.,  worin  d  zwischen  vocälen  nicht  leicht 
ausfällt,  kaum  anders  lauten  als  äd'nc  anc  anche.  Damit  trifft  das  pr. 
anc  zusammen,  wiewohl  a  hier  vielleicht  aus  au  vereinfacht  ist,  vgl.  anta 
CMS  aunta.  Es  ist  noch  eine  dritte  etymologie  gedenkbar,  aus  hanc  sc. 
horam  (vgl.  wegen  des  zu  supplierenden  Substantivs  it.  issa  sc.  hora),  von 
Seiten  des  buchstäbens  gewiss  die  einfachste^  von  Seiten  des  begriffes  aber 
in  so  weit  minder  genügend,  als  außer  horam  at(cA  noch  ad  suppliert 
werden  muß.  —  Für  altfr.  ainc  unrd  zuweilen  mit  beigefügtem  s  ains 
gesetzt,  z.  b.  Alexs.  66,  3,  was  von  ains  =  sp.  antes  zu  scheiden  ist.  — 
Hier  kommen  noch  zwei  composita  in  erwägung:  pr.  anc-ui,  altfr.  enc-ui, 
aJiit.  u.  mdartl.  anc-oi  hetUe;  pr.  anca-nuech,  altfr.  enque-nuit,  diese 
nacht.  Das  dcmn  enthaltene  anc  könnte  unser  rom.  wort  sein,  im  zweiten 
compositum  euphonisch  erweitert  in  anca  {vgl.  chw.  aunca);  der  eigent- 
liche sinn  wäre  alsdann  ^noch  heute,  noch  diese  nacht\ 

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18  I.  ANCmO— ANDAKE. 

Ancino  t^.,  sp.  anzaelo,  pg.  anzol,  fr.  hame^n  haken,  angd; 
sämmtlich  aus  hamas  abgeleitet, 

Andana  cam.piem.  1)  gang  d.  t.  haltung  im  gehen,  auch  lehensweise^ 
2)  raunty  den  der  mäher  mit  einem  schritt  durchmißt,  fr.  andain  (m,)  in 
der  jsweiten  bedeutung,  norm,  andain  (m.)  schritt,  in  Berry  läge  des  aih- 
gemähten  grases,  sp.  andana,  pg,  andaina  überh.  läge,  reihe.  Nahe  liegt 
andare  gehn,  toiewohl  das  frar^.  wort  nicht  mit  aller  zusammentrifft;  die 
grundbedeutung  wäre  schrüt,  woran  sich  der  räum  eines  Schrittes  in  dem 
bemerkten  sinne,  endlich  läge,  reihe  knüpfte:  auch  unsär  Schwaden  be- 
eeichnet  sowohl  den  von  der  sense  bestrichenen  räum  als  auch  die  reihe 
oder  läge  der  abgemähten  halmen,  Daeu  kommt  noch  ein  wort  mit  un- 
gewöhnlichem nidU  sicher  su  beurtheüenden  suffix,  altsp.  andamio  hai- 
tung  im  gehn,  mlat.  andamius  (aera  1036)  gang,  eugang,  aUpg.  andamo 
mit  ders.  bed,,  vgl.  henneg.  andame  =  fr.  andain;  auch  sp.  andamio, 
pg.  andaimo,  andaime,  bask.  aldamu  gang-  auf  dem  wall  oder  der  mauer^ 
dsgl.  baugerüste,  in  welcher  bedeutung  man  es  für  arabisch  häU,  kann 
hieher  gehören. 

Andare  it.,  sp.  pg.  andar,  cal.  pr.  anar,  wdd.  annar,  lomb.  anji 
gehen.  Der  Franzose  hat  ein  anderes  wort,  aller;  dem  Churwälschen 
und  Walachen  fehlt  das  eine  wie  das  andre:  jener  setzt  sich  ein  verbum 
zusammen  aus  ire,  vadera  und  meare  (doch  hat  man  neuerlich  in  einem 
theile  dieses  gdnetes  auch  amnar  entdeckt,  Zeitschr.  für  vergl.  sprachf. 
Vin,  231),  dieser  braucht  mearge,  dessen  starke  flexion  (mearsei,  mers) 
latein.  herkunft  verräth,  also  etwa  auf  emergere  ßervorkommen)  zurück- 
zuführen ist,  wenn  nicht  das  älban.  m^rgönem  ^ich  entferne  mich^  auf 
seine  bedeutung  eingeunrkt  hat.  Im  span.  und  port.  ist  das  verbum  voU- 
ständig,  im  ital.  war  es  ehemals  gleichfalls  vollständig  und  ist  es  noch  in 
mundarten  z.  b.  der  sardischen,  ergänzt  oder  mischt  sich  aber  jetzt  in  der 
art  mit  vadere,  daß  jenes  die  flexionsbetonten,  dieses  die  stammbetonten 
formen  hergibt:  vo,  vai,  va,  andiamo,  andate,  vanno;  andava;  andai 
u.  s.  f.  Der  grund  dieser  mischung  liegt  ziemlich  nahe.  Schon  im  latein 
steht  vadere  defectiv  da,  es  entbehrt  des  petfects  n^st  den  daher  abge- 
leiteten Zeitformen;  nur  der  späte  Tertullian  sagt  einmal  vasit.  Für  dies 
fehlende  tempus  konnte  die  neue  spräche  das  umfanglose  ivi,  dos  noch 
dazu  in  ii  zusammenschwinden  mußte,  nicht  brauchen;  sie  schuf  sich  ein 
bequemeres  verbum,  andare,  das  nicht  nur  in  dctö  perfect  und  imperf.  cof^. 
(andai,  andassi),  sondern,  da  es  im  infinitiv  flexionsbetont  ist,  allmählich 
in  alle  flexionsbetonte  stellen  des  Schemas  eintrat,  während  das  stammbe- 
tonte vadere  in  den  stammbetonten  stehen  blieb.  Es  findet  also  hier  ein 
Wechsel  statt,  dem  sich  der  zwischen  esco  von  exeo,  und  nscire,  das  sich 
an  ostinm  anlehnt,  vergleichen  läßt:  esco,  esci,  esce,  usciamo,  uscite, 
escono.  —  Was  nun  den  Ursprung  von  andare  betrifft,  so  könnte  man 
die  Sache  kurz  abthun:  es  wäre  umgestellt  aus  lat.  adnare  herschwimmen^ 
welches  Papias  gradezu  mit  venire  übersetzt,  die  prov.  form  würde  sich 
gut  aus  annare  erklären;  ward  ja  doch  auch  arrivare  durch  eine  ähnliche 


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I.   ANDAEE.  19 

anschauung  aus  adripare  anlanden.  Doch  ist  es  rathsam  sich  weiter  f«m- 
susehen.  Vor  allem  ist  ein  tat.  verbum  von  ähnlichem  Hange,  ambulare^ 
zu  erwägen,  das  um  so  mehr  berechtigt  scheint,  als  das  frühste  ndatein 
sich  dessen  gang  im  sinne  von  andare  bediente  (letzteres  erst  in  Urkunden 
V.  j.  972  u.  985,  s,  Muraiori  s.  v.  andare),  u?ie  z.  b.  ein  longob.  gesetz 
in  der  phrase  ad  maritum  ambulare  =  it.  andare  a  marito;  es  macht 
sich  sogar  der  ^en  berührte  Wechsel  zwischen  diesem  verbum  und  vadere 
bemerUichj  der  freilich  nicht  regelmäßig  sein  kann^  da  die  Volkssprache 
selbst  noch  das  vollständige  andare  besaß.  So  liest  man  z.  b.  ambnlando 
nbi  voluerit  .  .  .  vadat  ubi  voluerit  Brun.  632  (v.  j,  749);  qui  ad  ma- 
ritnm  ambnlaverint  ...  et  postea  vadant  Lup.  646  (v.  j,  806).  AUein 
dieser  mUxt.  brauch  zeigt  nur,  daß  man  ein  bekanntes  lat.  wort  einem 
äknluA  IcnUenden  roman.  unterschob,  wie  man  z.  b.  corte,  fr.  coür,  häufig 
mü  cnria  wiedergab;  er  beweist  nichts  für  den  Ursprung  von  andare.  In 
der  ihat  ist  seine  entstehung  aus  ambulare  wenigstens  auf  ital.  gebiet 
gegen  alle  anaiogie;  auf  spanischem  kann  sie  sich  auf  einen  einzelnen 
ähnliehen  faU,  sendos  aus  singulos,  sing'los  berufen,  aber  das  formell 
nähere  amylum  gcd>  doch  amido,  nicht  ando.  Vollständiger  genügt  ein 
aus  ambire  abgeleitetes  verbum,  ambitare,  entsprechend  dem  lat,  itare  aus 
ire,  zsgs.  ambtare  amtare,  mt  aber  ward  zu  nd  wie  in  eonde,  duendo, 
lindar,  senda  aus  com'tem,  dom'tum,  lim'tare,  sem'ta.  Der  Provenzale 
sagt  anar  mit  syncopiertem  d;  da  aber  seiner  mundart  diese  syncope  sonst 
nicht  zusagt,  so  ist  einfluß  des  cot.  anar,  das  sich  verhält  wie  manar  oder 
fonar  aus  mandar,  fondar,  anzunehmen.  Indessen  steht  dieser  etymologie 
die  ital.  form  andare  im  wege,  indem  diese  mundart  mt  niemals  durch 
nd  wiedergibt,  einführung  aber  eines  Wortes  dieser  ort  aus  Spanien  ganz 
unwahrscheinlich  ist.  Muratori  räth,  vielleicht  nach  Ferrari^ s  schwarJcender 
andeutung,  auf  lat.  aditare  und  ohne  zweifei  hat  er  das  richtige  getroffen. 
Ennius  braucht  es  einmal  (ad  eum  aditavere) ;  seine  bedeutung  ist  ^oft 
hinzugehen,  also  'hin  und  hergehen,  und  grade  diese  bedeutung  spricht 
sich  noch  in  verschiedenen  roman.  ableitungen  ai^s  wie  im  sp.  andante  hin 
und  hergehend,  daher  caballero  andante  ein  irrender  ritter,  andorro  hin 
und  herschweifend,  sard.  andareddn  mit  derselben  bedeutung.  Die  form 
macht  nicht  die  geringste  schunerigkeü:  n  ward  vor  d  eingeschoben  um 
dem  Worte  auf  roman.  weise  mehr  umfang  zu  geben  wie  in  rendere  aiAS 
reddere,  ein  verfahren,  das  sich  mit  dem  Substantiv  desselben  Ursprunges 
it.  sp.  ändito  aus  aditus  belegen  läßt,  mlat.  v.  j.  800  cum  viis  et  aquis 
et  anditis  suis,  s.  Muratori  und  Dmange,  und  was  den  Schluß  des  Wortes 
betrifft,  so  ist  dlty>.  ältit.  renda  aus  reddita  zu  vergleichen,  der  tägliche 
gd>raiuch  verkürzte  anditare  endlich  in  andare.  Günstiger  für  Muratori's 
eiymologie  wäre  freilich  antare  gewesen,  indessen  erweicht  sich  nt  wenig- 
stens im  span.  oß  in  nd,  im  ital.  kommt  dies  seltner  vor,  aber  es  kommt 
vor  (endivia,  polenda,  lomb.  anda  =  fr.  tante  u.  a.)  —  Andare  hat 
etwas  merkwürdiges  in  seiner  flexion,  indem  das  perf.  altit.  andiedi,  an- 
detti,  aitsp.  andide,  andnde  lautete.     Diese  formen  bewogen  J.  Grimm 


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20  L  ANDARE. 

das  räthsdhaße  verbum  aus  dem  deutschen  her  zuleiten:  andettero  (S.plur.) 
entspräche  einem  altem  goth,  ididSdun,  prät,  von  gaggan  gehn^  dessen 
stamm  in  der  longob,  mundart  and  lauten  mochte.  Diese  herleitung  leidet 
an  zu  großer  künstlichkeit  und  entbehrt  alles  historischen  anhcdtes.  Andare 
und  stsTG  geben  der  roman,  spräche  zwei  ganz  parallele  hUlfsverba  ab:  ist 
es  ein  wunder,  daß  diese  spräche  auch  ihre  flexionen  in  eihklang  zu  brin- 
gen suchte  ?  Solche  anbildungen  sind  ja  nichts  seltenes,  Sp,  anduve  ist 
daher  =  estuve,  andido  =  estido,  andudo  ==:  estudo,  beide  letztere  ver- 
altete perfecta;  altit.  andetti  =  stetti,  andiedi  =  stiedi.  Auch  andre 
verba  erster  conj,  wagte  der  Spanier  so  zu  flectieren:  entrido  von  entrar, 
catido  von  catar,  demandudo  von  demandar.  —  Sonst  u?ird  andare  auch 
vom  deutschen  wenden,  wandern,  wie  aller  von  wallen  hergeleitet;  wer 
dies  thut  möge  aber  vorher  den  abfall  des  deutschen  anlautes  w  als  etwas 
auch  nur  einigermaßen  übliches  nachweisen.  Span,  Andaluz,  Andalucla, 
wenn  es,  was  nicht  ganz  sicher  ist  (s,  Bios,  IM,  esp,  II,  10),  von  Wan- 
dolus  kommt,  wäre  freilich  ein  beispid,  allein  dieses  wort  gieng  durch  den 
mund  der  Araber,  welchen  die  roman,  ausspräche  des  w  wie  gu  in  Guan- 
dalnz,  Guandalucfa  nicht  zusagte  und  so  findet  sich  auch  impla  für 
guimpla  in  einem  mozarabischen  missed.  Wenden,  goth.  vandjan,  ward 
richtig  guandir,  wallön  häite  fr,  gauler  werden  müssen.  Mit  besserm 
rechte  könnte  man  ein  celtisches  verbum,  kymr.  athu,  ir.  eath  (gehen)  in 
anschlag  bringen,  genügte  die  herleitung  aus  der  nächst  berechtigten  spräche 

nicht  vollständig. Die  franz.  mundart  hat  weder  ander  noch  aner, 

doch  kommen  in  alten  werken  unzweifelhafte  spuren  des  letztem  vor:  in 
der  Chron,  de  Benott  I,  p.  92  si  qu'en  exil  nos  en  aninm  (wofür  frei- 
lich auch  aujum  gelesen  werden  könnte),  im  Tristan  (Chx.  VI,  300)  que 
V08  anez  por  moi  fors  terre.  Dafür  bietet  sie  aller,  altfr,  aler  (aber 
allar  bereits  Boss,  de  J.  G.  114),  das  sich  ebenso  mit  vadere  mischt  wie 
das  it.  andare,  nur  daß  es  das  ganze  präs,  conj.  von  dem  eigenthümlich 
roman.  verbum,  das  ftäur  von  Ire  entlehnt;  eine  volksmundart  soll  {für 
irai)  vrai  von  vadere  brauchen,  s.  Fuchs,  Zeitwörter  p.  311  (wenn  dies 
nicht  aus  vlendrai  zusammengezogen  ist).  Was  aller  betrifft,  so  kann 
jenes  veraltete  nur  vom  norden  des  franz.  sprachgdnetes  eine  Zeitlang  fest- 
gehaltene aner  kein  bloßer  provenzälismus,  es  muß  ein  achtes  franz.  wort 
sein;  aner  und  aler,  dieses  am  jenem  entstellt,  können  neben  einander  ge- 
golten haben  wie  venin  und  velin  (venenum),  orphenin  und  orphelin,  so 
daß  alle  drei  formen,  andar,  anar,  aler,  at^  ein  und  dasselbe  wort  der 
lingua  rustica  zurüeUeiten,  daß  also  auch  hier  ein  zusammentreffen  der 
mundarten  statt  findet,  wie  oft  in  noch  abweichenderen  gebilden.  Vielleicht 
lassen  sich  noch  reste  ursprünglicherer  formen  von  aditare  hervorziehen. 
Comask.  aitee  s.  v.  a.  andato,  ist  es  nicht  unmittelbar  aus  aditato  mit 
syncopiertem  d  entstanden,  oder  wie  erklärt  es  sich  sonst?  Venez.  aida 
s.  V.  a.  vanne  (imperat.),  ist  es  nicfU  genau  das  gleichfalls  syncopierte 
adita?  Ja  das  wälach.  dem  gr.  ösvqo,  devre,  dem  goth.  hiri,  hirjith 
entsprechende  defectiv  aide,  aidatzi  (bei  Clemens),  passt  es  nicht  ebenso 


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I.   ANGOSCIA— ANZL  21 

'su  adita,  aditate,  oder  wäre  es  fremdes  ursprungesy  da  auch  der  Serbe 
ajde,  äjdate  spricht?  Af4S  dem  primitiv  adire  aber  entstand  vielleicht 
das  bürg.  aK  (aYr)  s.  v.  a,  aller,  in  der  mundprt  des  Jura.  —  Von  aller 
leüet  sich  das  sbst.  allöe  gang,  baumgang ,  das  JDucange  aus  la  I6e  (laie 
IL  c)  entstanden  wähnt,  vgl.  it  andata.  —  [Die  unchtigheit  des  verbums 
andare  hat  später  noch  andre  deutungsversuche  hervorgerufen,  die  aber 
an  dieser  stelle  nicht  auseinandergesetzt  werden  können.  Nur  soviel  werde 
bemerkt,  daß  man  der  oben  zuerst  aufgestellten  deutung  aus  adnare  den 
preis  zuerkannt  hat,  ohne  sie  jedoch  mit  neuen  argumenten  zu  unter- 
stützen.] 

Ängoscia  it.,  altsp.  angoxa,  pr.  engoissa,  fr.  angoisse  angst;  vb. 
angosciare,  angoisser  ängstigen;  von  angustia  enge,  noth.  Der  neusp. 
ausdruck  ist  eongoxa,  auch  pg.  ccU.  congoxa,  worin  das  vermeintliche 
präfix  an  mit  con  vertauscht  ward,  während  der  Provenzdte  es  sich  durch 
en  werdeuüiehte. 

Anima  it.,  pr.  anma  Bth.,  altfr.  anme,  nfr.  äme,  dsgl.  mit  1  it.  sp. 
pg.  alma  (in  ersterer  spräche  nur  poet),  chw.  olma,  mit  r  pr.  arma,  aUfr. 
arme,  airme  sede,  weil,  inime  seele,  auch  herz  im  physischen  sinne;  von 
anima  aihem,  leben.  Das  masc.  animns  fehlt  franz.  und  prov.  und  wird 
in  einer  seiner  bedeutungen  mit  courage,  eoratge  ersetzt. 

Ansia  it.  sp.  pg.,  pr.  aissa,  ältfr.  ainse,  aisse  (s.  glossar  zu  Benott) 
angst,  ängstliches  verlangen,  nUat.  anxia  Dief.  Gloss.  lat.  germ.;  vom  adj. 
anxins.  Äbgd.  it.  sp.  ansioso,  i>r.  aissos,  ältfr.  ainsos  ängstlich,  sehn- 
süchtig. Die  prov.  mundart  besitzt  noch  ein  masc.  ais,  welches  underwille 
zu  bedeuten  scheint:  tant  es  cortesa  senes  ais  M.  39,  6;  no  tem  lo  seig- 
nor  del  Bais,  anz  en  moil  contr'  el  tal  ais  LR.  LLI,  610  (mit  aide  über- 
setzt): ob  es  =  sp.  asco  ist,  wie  Raynouard  meint  LR.  U,  41,  steht  da- 
hin: man  müßte  eine  Umstellung  acs  anv^hmen. 

Antafio  5p.,  cMpg.  antanho,  cdt-  und  npr.  antan,  altfr.  antan,  en- 
tan  adverhium  für  nähere  vergangenhext,  im  gegensatz  zu  hogano  {s.  ugu- 
anno) :  pr.  antan  aic  d'amor  ses  falha,  mas  non  ai  ognan  sonst  half  ich 
liebe  genug,  jetzt  haV  ich  keine  mehr  Chx.  111,  268.  Von  ante  annum. 
Äbgd.  altfr.  antenois,  lat.  annotinns. 

Anzi  t/.,  sp.  pg.  dntes,  pr.  cot.  ans,  cAtfr.  ans,  ains  präposition 
und  adverb  1)  vor,  ante,  2)  vielmehr,  potius;  von  dem  in  den  meisten 
sprachen  noch  fortdauernden  ante  mit  angefügtem  adverbialen  s,  so  daß 
die  ital.  form  eigentlich  für  ansi  steht,  vgl.  diesen  wandel  des  s  bei  vor- 
hergehendem n  in  senza,  manzo  u.  a.  Der  herleitung  aus  antea  wider- 
spricht die  Span,  form  und  selbst  im  itoi.  war  alsdann  anza  {vgl.  poscia) 
£u  erwarten,  dagegen  ist  i  eine  bevorzugte  endung  der  partikdn.  Nur  ist 
bei  anzi  zu  erinnern,  daß  ein  paragogisches  s  dem  ital.  Sprachbau  wider- 
spricht: man  müßte  also  hier  die  silbe  zi  als  pädagogisch  annehmen,  wie 
bei  senza  die  sübe  za.  Menage  stimmt  für  das  unvorhandene,  aber  leicht 
einzuräumende  antius,  als  comparativ  von  ante,  welches  sowohl  anzi  wie 
ains  befriedigt,  antes  aber  aus  dem  spiele  unrß.    Und  doch  muß  es  ein 


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22  I.   APE— ARANCIO. 

leitender  grundsaiz  der  Wortforschung  sein^  sofern  der  Imchstcibe  nickt 
entschieden  widerspricht^  am  gemeinsamen  Ursprung  gleichbedeutender  und 
formell  ruMiegender  werter  verschiedener  schwestersprachen  festzuhalten. 
Eine  ableüung  unmittelbar  von  ante  ist  it  anziano,  sp,  anciano,  pr. 
ancian,  fr.  ancien  alt.  Zss.  mit  präpositionen:  it.  avanti,  pr.  abans, 
avant,  fr.  avant,  von  ab  ante,  letzteres  schon  auf  einer  röm.  inschrifl;  vb. 
it.  avanzare,  sp.  pr.  avanzar,  fr.  avancer  fördern;  sbst.  it.  vantaggio 
ßr  avantaggio,  pr.  avantatge,  fr.  avantage,  sp.  ventaja,  pg.  ventagem 
vortheil.  Dsgl.  it.  davanti,  altsp.  devant,  pr.  davans,  fr.  devant,  von 
de  ab  ante;  vb.  pr.  davancir,  fr.  devancer.  Itäl.  innanzi,  innante, 
aitsp.  enante,  pr.  enan,  enans;  vb.  pr.  enantar,  enantir.  Ital.  Ai- 
nanzi,  sp.  denante,  delante,  pg.  diante,  pr.  denan;  it.  dianzi  u.  a.  m. 

Ape  it.,  cdtfr.  pic.  hs  für  eps  biene,  von  apis;  it.  pecchia,  sp. 
abeja,  pg.  pr.  abelha,  fr.  abeille,  von  apicula,  dinUn.  norm,  avette.  Da- 
her ferner  it.  apiario,  i)r.  apiari,  fr.  schier  (vrlt.)  bienenhaus^  lat.  wlks- 
mäßig  apiarinm  nach  Gellius,  s.,Bom.  gramm.  I,  8.  Auf  walacMsch  heiß 
das  thierchen  albine,  von  alvus  bienenkorb. 

Appena  Ä.,  sp.  pg.  ap6nas,  fr.  a  peine,  adverb  für  lat.  rix,  von 
poena,  wörtUch  ^mit  pein,  mit  noth\  also  ungefähr  une  lat  aegre  oder 
ahd.  kümo  mit  beschwerlichkeit.  Vix,  das  sich  im  sp.  av^s  erhaUen,  s.  11.  b. 

Appö  it.j  Präposition;  von  apud.  Desselben  Ursprunges  ist  pr.  ab, 
amb,  am,  npr.  emb,  beam.  dap,  cat.  ab,  wald.  au  (neben  cum  Chx.  IT, 
cxLii)^  altit.  am,  cdtfr.  ab  (nur  in  den  Eiden)^  sonst  auch  a  und  mit 
rücJcsicht  auf  das  ursprüngl.  d  od,  verkürzt  o,  im  Leodegar  auch  ob. 
Schon  im  ältesten  mlatein  ward  apud,  später  ab,  für  cum  gebraucht 
(beisp.  Rom.  gramm.  III,  174),  aber  die  erste  bedeutung  behauptet  noch 
ihr  recht,  z.  b.  encusar  ab  alcun  bei  einem  verklagen  SLeg.  13,  aprendre 
ab  alcun  bei  einem  lernen  PO.  142;  fud  enseveliz  od  ses  ancestres  Zlte. 
304.    Zsgs.  ist  fr.  avec,  s.  dies  wort  II.  c. 

Arabesco  it.,  üblicher  rabesco,  sp.  arabescos,  fr.  arabesques  ver- 
zierungen  mit  laubwerk  in  der  bildhauer-  und  maierkunst,  meistens  phan- 
tastischer art;  nach  den  Arabern  genannt,  deren  religiof^gesetze  menschen 
oder  thiere  abzubilden  verbieten. 

Araldo  it.,  sp.  haraldo,  heraldo,  alt  haraute,  pg.  arauto,'  fr.  höraut 
für  höralt  (h  a^.),  sp.  pg.  auch  faraute  herold;  vom  mlat.  haraldus,  he- 
raldus,  dem  ein  ahd.  hariowalt  heerbeamter  entsprechen  konnte;  als  eigen- 
name  ist  bekannt  Chariovaldus,  alts.  Hariolt,  altn.  Haraldr. 

Ajrancio  it.,  mail.  naranz,  fem.  ven.  naranza,  sp.  naranja,  pg. 
laranja  {bask.  larania),  cat.  taronja,  wal.  neranze,  mgr.  vegavt^wv,  ngr. 
vegavT^i,  franz.  aber  orange,  eine  südliche  frucht,  pomeranze;  zsgs.  ü. 
melarancia.  Die  alten  nannten  die  äpfel  der  Hesperiden,  sagt  SoHma" 
sius  zu  Solin  p.  965,  aurea  mala,  das  mittelälter  vertauschte  das  ent- 
sprechende aurata  mit  dem  part.  präs.  aurantia  um  einen  goldapfd  zu 
benennen:  hieraus  entsprang  fr.  orange,  ut^  aus  in-aurantia  =  inaurata 
das  it.  arancio.    Äüein  aus  aurantia,   wenn   man  diese  verirrung  der 


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L  ARATRO-AEDIGLIONE.  23 

spräche  augibty  hontäe  nur  orance  werden^  nimmer  orange.  Das  wort 
kam  vielmehr  aus  dem  persischen  durch  das  arabische  nach  Europa,  wo 
es  sich  leicht  einführte,  weil  ein  bestimmter  tat.  ausdruck  fehlte,  pers. 
näreng,  arab.  närang,  Gol.  2346.  Daß  die  frans,  form  aus  einer^  um- 
deutung  durch  aurnm  entstand,  ist  unschwer  eu  erlcennen,  ndat.  (ende  des 
13.  jK)  sehrieb  man  noch  arangia.  —  Von  arancio  ist  das  ital,  adj. 
ranciOy  sofern  es  eine  färbe  bedeutet. 

ArdtrO;  arätolo  it.,  sp.  pg.  arado,  cot.  arada  (f.),  val.  aladre,  pr. 
araire,  cdtfr.  arfere,  siidwai.  aratru,  aratu  pflüg.  Nicht  alle  sprachen  sind 
dem  lat.  warte  treu  geblieben.  Im  neueren  frane.  sagt  man  dafür  charrue, 
von  carruca  hasche,  tragsessel,  die  lat.  bed.  noch  im  prov,  und  im  ndatein, 
8.  b.  carraca,  in  qua  sedere  consuevi  BrSq,  n,  250  (v,  j.  700),  die  franst, 
bereits  in  den  legg.  barb.,  e,  b.  si  qnis  caballam,  qni  carrucam  trahit, 
foratns  fnerit  L.  Sal.  Nicot  hat  noch  araire,  nennt  es  aber  ein  mot  lion- 
nais.  Das  frans,  wort  gelangte  nach  Portugal,  wo  es  die  form  cfaarrua 
annahm  und  eine  besondere  ort  des  pfluges,  und,  da  pflüg  und  schiff  etwas 
verwandtes  haben,  auch  ein  lastschiff  bedeutet.  Auch  pflng  ist  dem  roman. 
gebiete  nicht  fremd.  Die  L.  Long,  hat:  si  quis  ploom  (dl.  plounm)  aut 
aratmm  alienum  .  .  scapellaverit  DG.:  diesem  plo-um  entspricht  das 
lamb.  pi6  d.  i,  pl6  (BiondeUi  75),  der  Variante  plou-um  oder  plov-um 
das  wälschtyrol.  ploi  (AjszoUniy.  Die  nordwdl.  mundart  hat  plag  aus 
dem  slavischen.  Ein  andrer  ausdruck  ist  piem.  sloira,  lomb.  sciloira: 
ihnen  würde  ein  aitfr,  silleoire,  silloire  entsprechen,  von  silier  das  meer 
durchfurchen  =  nord.  sila.    Piem.  arn  cAer  ist  wohl  entstellt  aus  aratrom. 

Arcione  it.,  sp,  arzon,  pg.  ar^o,  pr.  arso,  fr,  ar^n  Sattelbogen, 
Sattel.  Von  aretio  (jgusammen^iehung)  ist  logisch  aihu  künstlich.  Es 
entstand  vermittdst  der  ableitung  ion  aus  arcus  wie  fr,  clergon  aus  cler^cns, 
oison  aus  auea,  öcnsson  atis  scntum,  lat.  gleichsam  arcio  arcionis,  und 
bedeutet  also  etwas  gebogenes,  mhd.  bogen. 

Arcobngio,  archibuso  it,,  arcabuz  sp,,  arquebuse  fr,  kugelbüchse; 
van  arcus  bogen  und  it.  bugio,  buso  durchbohrt,  also  eine  mit  einer  röhre 
versehene  feuerwaffe,  die  den  namen  bogen  behielt,  weil  sie  in  der  neuem 
kriegskunst  an  dessen  stelle  getreten  war.  So  Ferrari  u.  a.  Aber  ein 
durchbohrter  bogen  ist  eine  eben  so  unstatthafte  auffassung  wie  die  an- 
Wendung  eines  in  der  alten  kriegskunst  nicht  vorkommenden  namens  auf 
die  neuere  eine  grundlose  Voraussetzung  ist.  Besser  erklärt  man  es  darum 
mit  hinsieht  auf  das  altere  fr.  harquebuse,  wallen,  harkibuse  (h  äsp.), 
aus  dem  ndl.  haakbus  hakenbüchse,  s.  Grandgagnage  I,  266.  278.  . 

Ardiglione  it.,  fr.  ardillon,  pr.  ardalho  dorn  in  der  schnalle;  von 
ungewisser  herkunft.  Ein  altes  glossar  hat  ardelio  ^acutus^  Class.  auct. 
VTf  609^,  es  wird  aber  wohl  glutus  eu  lesen  sein.  Gegen  Casaubonus, 
der  es  aus  dem  gr.  oQÖig  pfeüspitee  ableitet,  wendet  Menage  mit  recht 
die  uMubUehkeU  dieses  Wortes  ein.  Ihm  selbst  scheint  es  ein  diminutiv  von 
dard  und  unlaugbar  konnte  sich  dardillon,  das  im  neuprov.  noch  vor- 
kommen soU,  durch  dissimilation  in  ardillon,  oder,  da  ein  consonantanlaut 


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24  ARDIRE-ARINGA. 

nicht  leicht  wegfallt^  in  lardillon,  rardillon  verwandeln.  Das  ^an,  wart 
für  diese  sache  ist  rejo  spitjs^e. 

Ardire  it  sich  erhühnen^  pr.  ardir,  onardir,  fr.  enhardir  Jcühn 
machen.  Lot.  ardere  ist  at4S  dem  Sjpid  zu  lassen:  man  brennt  vor  leidere 
Schaft^  nicht  vor  kühnheit,  audacia  ardere  wäre  wenigstens  ungewöhnlich; 
doch  ist  dies  der  hauptgrund  nicht  gegen  diese  herleitung.  Menage  dachte 
anfangs  an  audere,  it.  aldire  (aldace  kommt  vor),  endlich  ardire;  dies 
ließe  sich  für  Italien  hinnehmen,  nicht  für  die  andern  provinsen.  Bas 
fr.  hardir  {mit  asp.  h)  weist  auf  deutschen  Ursprung,  der  sich  im  ahd. 
hartjan  stärken^  kräftigen  findet.  Auf  hart  verwies  später  auch.  Menage, 
so  CaseneuvCy  Wächter  u.  a.  Das  adj.  ardito,  ardit,  hardi  (kühn)  läßt 
sich  fast  nur  als  particip  dieses  eeitwortes  legreifen,  da  adjectiva  auf  -it 
u)ie  lat.  auritus,  pellitus  im  romanischen  selten  sind;  an  das  particip  von 
ardere,  welches  ars  latdety  ist  nicht  zu  denken.  Im  span.  aber  hat  man 
ardido  allmählich  auf  arder  bezogen  und  ihm  die  bed.  ^ erhitzt^  beigelegt; 
cdtsp.  fardido  ^kuhn  führt  aber  mit  seinem  anlaut  noch  unmittelbar 
auf  fr.  hardi;  vgl.  Rom.  gramm.  I,  320.  Ein  artiges  zusammentreffen 
ist  es,  daß  die  picard.  mundart  hardiment  ganz  wie  das  ahd.  harto  ofa 
adverb  des  grades  verwendet:  hardiment  dur  =  harto  herti.  Daher  auch 
sbst.  pr.  ardit,  dltsp.  ardil  kühnheit;  aber  sp.  ardid  listig,  sp.  pg.  ardid 
list  scheinen  aus  artitus  herzurühren,  s.  unten  artigiano;  freilich  ist  cds- 
dann  assimilation  des  t  (ardid  aus  artid)  anzunehmen. 

Argano  it.^  ^.  drgano,  ärgana  und  argüe  (m.),  cat.  arga  hebezeug, 
hrahn^  winde,  pg.  argäo  weinhd>er,  fr.  argue  (f.)  maschine  in  form  einer 
Schiffswinde  zum  durchtreiben  der  gold-  und  silberstangen  (Trev.);  dbgel. 
it.  arganello  dimin.,  sp.  arganel  kleiner  metallener  ring,  fr.  arganeau 
eiserner  ring  auf  den  schiffen,  durch  welchen  die  seile  laufen.  Ferrari 
gibt  ergäta  {iQyarrjg)  eine  Vorrichtung  lasten  zu  heben,  Menage  Organum 
{oQyavov)  Werkzeug  als  etymon.  Jenes  trifft  die  bedeutung  von  argano 
besser:  es  konnte  sich  unter  dem  volke,  welchem  die  endung  Sta  fremd 
war,  leicht  in  letzteres  verwandeln;  nUat.  findet  sich  auch  argata  ^anntdus 
crassior  Dief.  Gloss.  lat.  germ.  in  Übereinstimmung  mit  arganel,  arganeau. 

Arg  ine  it.  (m.)  dämm.  Dies  aus  agger  entstandene  wort  (vgl. 
cecino  aus  cicer  und  die  venez.  form  drzare,  worin  sich  dctö  auslautende 
r  erhielt)  ist  merkwürdig  genug.  Man  weiß,  daß  die  alten  Römer  ar  für 
ad  gebrauchten,  daher  arcessere  für  adcessere;  da  nun  agger  eigentlich 
für  adger  von  adgerere  gut,  so  vergegenwärtigt  uns  das  roman.  argine 
augenscheinlich  ein  lat.  volksübliches  arger.  Nur  so  erklärt  sich  die  form, 
nicht  etwa  durch  rohe  einschiebung  eines  r,  die  an  dieser  stelle  ganz  gegen 
den  geist  der  spräche  wäre  Das  sp.  dreen  rand,  brustwehr  muß  das- 
selbe wort  sein,  vergl.  arcilla  at^s  argilla.  Ein  anderes  beispid  dieser 
art  ist  das  venez.  arfiare  von  adflare.  8.  auch  Ferrari  und  zumal  Pott, 
Platttat.  326,  der  armessarins  L.  Sal.  und  wal.  armesariu  fUr  admissa- 
rius  anführt,  femer  Mussafia,  Über  die  ital.  Crescentia. 

Aringa  it.,  sp.  masc.  arenque,  pr.  arene,  fr.  hareng  (h  asp.),  wal. 


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I.   ARINGO-ARMELLINO.  25 

hering  ein  fisch;  vom  ahd,  harinc,  ags.  nhd.  hering,  gewöhnlich  aus  lat. 
halee  (sailgfisch)  erklärt, 

Aringo  it,  rednerplatz ,  tummdpUxtZj  rennbahn,  fem.  aringa,  sp, 
pg,  pr.  arenga,  fr,  harangue  (h  asp.)  öffentliche  rede;  vh,  ar ingare, 
arengar,  haranguer  eine  öffentliche  rede  halten ^  feierlich  anreden;  it. 
aringhiera^  ringhiera  rednerplatZy  rednerstuhl.  Der  franz.  anlaut  gibt 
den  Ursprung  des  wortes  deutlich  zu  erkennen:  es  ist  vom  ahd.  hring, 
mhd.  ring,  kreiß,  Versammlung,  schau-  oder  kampfplatz^  gerichtsstätte  w.  dgl., 
daher  die  roman.  hed.  das  vor  einer  Versammlung  vorgetragene:  arenga 
est  apta  et  Concors^  verborum  sententia  etc.  Breviloquus,  s.  Ducange, 
vgl.  lat.  concio  1)  versammiung,  2)  rede  vor  derselben. 

Arista  it.  rücken  des  Schweines,  eigentl.  börste,  sp.  aresta  sacktein-^ 
wamdj  fr.  arete  gräte,  it.  resta  granne  des  komes;  von  arista  granne,  gräte. 

Arlecchino  it.,  sp.  arleqnin,  fr.  arlequin  (früher  auch  harlequin 
gesehr.)  eine  komische  maske  der  ital.  bühne,  überhaupt  possenreifier,  hans- 
wurst,  sp.  ameqnin  gUedermann.  Es  ist  ein  späteres  wort  von  unbekann- 
ter vielleicht  ganz  zufälliger  entstehung.  Etymologien  sehe  man  bei  Flöget, 
Gesch.  des  grotesken  p.  35;  für  ihre  Wiederholung  ist  hier  kein  räum. 
Eine  neuere,  von  Genin,  aus  Ariecamps,  name  eines  kirchhofes  zu  Arles, 
für  Elycamps  d.  i.  Champs-felys^es,  in  nächster  bedeutung  gespensterchor, 
Hellequin,  dann  das  haupt  dieses  chores  auf  maskeraden  ins  lächerliche 
entstellt,  ist  zwar  sinnreich  ausgeführt  (Variat.  du  lang.  fr.p.  451—469), 
bedarf  aber  vor  allem  etymologischer  rechtfertigung.  Am  leichtesten  ist 
noch  Zusammenhang  zwischen  harlequin  und  hellequin  zuzugeben.  Bas 
SUeste  franz.  zeugnis  scheint  das  folgende,  worin  das  mit  schellen  rasselnde 
gefolge  harlekins  erwähnt  wird:  ä  sa  siele  et  ä  ses  lorains  ot  eine  cent 
cloketes  an  mains  (au  moins),  ki  demenoient  tel  tintin  con  li  maisnie 
hicrlekin  Ben.  TV,  146.  Das  wort  ist  also  ein  so  altes  französisches,  daß 
seine  herkunß  aus  Italien  noch  sehr  zweifelhaft  erscheinen  muß;  es  hat 
sogar  niederländ.  klang.  —  Weiteres  darüber  findet  sich  bei  Gachet  252. 

Arlotto  it.,  sp.  arlote,  pr.  arlot,  altfr.  pic.  arlot,  harlot(herlotrm^. 
Z  173)  fresser,  müßiggänger,  altengl.  harlot,  herlote  lotterbubcy  heuengl. 
harlot  metze^  s.  E.  Müller.  Menage's  deutung  aus  helluo  hat  das  gegen 
sich,  daß  die  allerdings  häufige  einschiebung  des  r  nur  hinter,  nicht  vor 
consonanten  statt  zu  finden  pflegt.  Ist  das  wort  aus  latein.  stoff,  so 
entwickelt  es  sich  leichter  aus  ardalio  müßiggänger,  das  in  den  Isid.  glos- 
sen  unter  der  form  ardelio  mit  'gluto'  übersetzt  wird,  so  daß  es  grade  die 
roman.  bedeutungen  umfaßt:  die  zusammenziehung  von  ardalio tto  in  ard- 
lotto  arlotto  scheint  keine  Schwierigkeit  zu  haben.  Noch  leichter  unirde  es 
aus  gr.  ägdalog  entspringen,  von  dem  man  ardalio  herzuleiten  pflegt; 
aber  dies  liegt  schon  weiter  ab.  Der  Portugiese  hat  ein  vb.  alrotar  ver- 
spotten,  verhöhnen^  dltpg.  bettelnd  uniherziehen  SRqs.,  das  aus  arlotar 
umgestellt  sein  kann  wie  bnka  aus  burla. 

Armellino  tmdermellino  it.,  sp.  armino,  jpr.  ermini,  ermin,  altfr. 
erme,  ermine  BCam.  219,  neufr.  hermine  (h  stumm)  eine  wiesdart,  hermelvn, 


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26  I.  ARNESE-ARPA. 

herühnU  wegen  seines  feUes,  miat,  hermellinns,  herminiae  oder  anniniae 
pelles.  Eine  geschickte  etymologie  gab  Ducange  in  seinem  glossar  jsu 
Vülehardouin  v.  hermine;  sie  ist  die  folgende.  Die  Römer  nannten  das 
hermelin  mus  ponticus,  weil  sein  feil  zunächst  aus  dem  lande  Pontus  kam. 
Seit  aber  die  Netteren  es  aus  Armenien  empfiengen,  womit  sie  eine  genauere 
handdsverhindung  hatten,  tauschten  sie  den  namen  und  nannten  das  tkier 
armenius  mit  weglassung  von  mus,  une  auch  der  spätere  Grieche  schlecht^ 
weg  novTtT^og  sagte.  Hiezu  ist  zu  bemerken,  daß  die  angegebene  bedeu- 
tung  von  mus  pouticus  nicht  ganz  sicher,  aber  nicht  unwahrscheinlich  ist. 
Daß  Armenien  altfr,  Ermenie  heißt,  käme  Ducange's  ansieht  zu  statten. 
ItaL  armellmo  müßte  diminutiv  und  aits  armenino  abgeändert  sein.  Nach 
andern  (z.  b.  Wackemagel)  ist  das  wort  nicht  auf  diesem  umwege  zu  uns 
gelangt:  es  ist  deutsch,  wie  auch  das  thier  in  Deutschland  gefunden  wird: 
ahd.  harmo,  dimin,  harmeltn,  mhd.  hermelin,  hieraus  das  rom.  armellino, 
und  dieses  harmo  antwortet  buchstäblich  dem  lithauischen  szarmfi  {zweifel- 
hafte form,  sicherer  szarmouys)  unesd.     Vgl.  Weigand  I,  600. 

Arnese  it.y  sp.  pg.  pr.  ames,  fr.  harnois,  hamais  (h  asp.)  rüstungy 
geschirr;  dsgl.  ältfr.  harnas  für  harnasc,  vb.  nfr.  harnacher,  j^r.  arna- 
scar,  amassar  anschirren;  davon  mhd.  harnasch,  nord.  hardneskja.  Von 
herleitung  aus  altn.  iärn,  järn  (eisen)  ist  abzusehen,  da  sich  der  roman. 
anlaut  anders  gestaltet  haben  würde,  man  erwäge  fr.  joli  von  jol.  Den 
stamm  des  Wortes  büdet  vielmehr  kymr.  haiarn,  dltbret.  hoiarn,  ir.  iaran 
eisen,  die  mit  dem  dtschen  isarn  identisch  sind,  Zeuß  I,  45.  63.  114. 
120.  146;  die  stiffixe  sind  romanisch.  Aber  es  liegt  nicht  in  der  natur 
der  sprachen,  aus  fremden  stammen,  die  sie  nicht  in  sich  aufgenommen^ 
ableitungen  zu  ziehen,  wiewohl  einzelne  ausnahmen  vorkommen  mögen;  der 
Bomane  muß  also  das  abgeleitete  wort  bereits  vorgefunden  und  sich  assi- 
miliert  hoben,  auch  muß  dies  erst  spät  geschehen  sein,  da  es  im  altem 
mlatein  keine  spur  hinterlassen  hat.  Möglich  wäre  es  nun,  daß  sich  aus 
dem  kymr.  haiarnaez  eisengeräthe  (s.  Villemarque  v.  houarnach)  zuerst 
das  engl,  harness,  hieraus  das  roman.  wort  gebildet  hätte.  Das  genaueste 
über  den  deutschen  und  celtischen  wortstamm  nebst  ableitungen  bei  Diefen- 
bach,  Orig.  europ.  p.  367  ff. 

Arnia  it.,  arna  sp.cat.  bienenkorb,  fehlt  pg.  Unbekannter  herkunß: 
etUsteUung  aus  alveare  wäre  zu  stark.  Einigermaßen  erinnert  es  an  gad. 
ärcan  korkholz:  beide  bedd.  korkholz  und  bienenkorb  umfaßt  auch  sp, 
corcha  und  pg.  corti^o.  —  [Mahn  p.  104  muthmaßt  iberischen  oder  in 
beziehung  auf  das  ital.  wort  selbst  türkischen  Ursprung.  Eine  brfriedi- 
gende  aufklärung  bleibt  noch  zu  versuchen.] 

Arpa  it.  sp.  pg.  pr.,  harpe  fr.  1)  harfe,  2)  sp.  pr.  neap.  auch 
kralle,  haken;  vb.  pr.  afpar,  aUfr.  harper,  it.  arpeggiare  Aof/«  spielen; 
sp.  pg.  pr.  arpar,  nfr.  harper  packen,  anhaken,  zerreißen;  it.  arpi- 
care,  inerpicare  klettern;  fr.  harpip  haken,  daher  se  harpigner 
und  se  harpailler  sich  raufen;  it.  arpignone  großer  haken,  arpione 
thürangd;  sp.  arpon,  pg.  arpäo,  fr.  hsirpon  harpune ;  dsgl.fr.  harpeau 


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I.   ARRESTO-AETICIOCCO.  27 

enterhdken.  AUe  diese  bildungen  {fr am.  mü  asp.  h)  haben  ihren  u/rsprung 
im  detUschen  harfe,  ahd.  harpha,  aUn.  harpa,  ags.  hearpe:  Venantius 
FwLy  bei  dem  sich  harpa  imerst  findet^  nennt  sie  ein  barbarisches  d.  h. 
germanisches  insirument:  Romanusque  lyra,  plandat  tibi  Barbaras  harpa 
7,  8.  Zu  ihrer  hakenähnlichen  gestalt  passt  die  zweite  der  angegebenen 
bedeutungen.  Das  gr.  agntj  (sichel)  würde  nickt  leicht  ein  franz.  aspirier- 
tes harpe  hervorgerufen  haben;  eben  so  wenig  ist  das  aspirierte  harpon 
aus  lai.  harpago  herzuholen,  wie  denn  auch  kein  ältfr.  harpaon,  harpeon 
statt  findet.  —  Die  bed.  haken  des  sp.  arpa  vertritt  pg.  farpa,  sicher 
dasselbe  wort^  worin,  wie  in  andern  fällen,  h  mit  i  vertauscht  ward,  daher 
denn  auch  farpäo  neben  arpäo,  farpar  neben  arpar:  sofern  es,  nebst  sp. 
farpa,  spieß  oder  spitze  einer  fahne  bedeutet,  erinnert  es  an  arab.  *harbah 
kurzer  spieß  Freyt.  J,  361^.  Ital.  f  rappa  ausgeschnittene  zacke  im  tuch, 
frappare  auszacken,  zerfetzen,  sind  sie  aus  dem  letzterwähnten  farpa? 
Auch  pg.  farapo  (für  frapo?),  sp.  harapo  läppen,  fetzen,  müssen  hier 
noch  erwogen  werden.    Man  sehe  hierzu  Dief.  Orig.  europ.  p.  306. 

Arreste  it.  altsp.,  aresto  pg.  aus  dem  fr.  arret  urtheil  eines  hohem 
gerichtshofes,  wovon  keine  appdlation  statt  findet;  eigentl.  Schluß  der 
gerichisverhandlung,  von  arrestare,  arretet  hemmen,  einhalten,  lat.  ad- 
restare,  vgl.  unser  beschlufs  d.  i.  beendigung.  Das  zusammentreffen 
dieses  Wortes  mit  dem  gr.  dgeazor  ist  zi^ällig,  tmewohlBudaeus  es  daraus 
herleitet,  s.  H.  Stephani  Thes.  graec.  ling.  s.  v. 

Arrivare  it.,  sp.  pg.  arribar,  .j>r.  aribar,  fr.  arriver  anlanden,  an- 
kommen; von  ripa,  mlat.  adripare  ans  ufer  treiben,  it.  arripare,  daher 
auch  noch  altfr.  arriver  la  nef  (transitiv)  das  schiff  anfahren  lassen. 
Durdi  dieses  neue  verbum  ward  advenire  aus  seiner  bedeutung  verdrängt, 
s.  unten  awentura. 

Arsenale  und  arzanä  it.,  sp.  fr.  arsenal  zeughaus,  mittelgr.  dgae- 
nltjg;  dazu  it.  darsena,  sie.  tirzanä  abgeschloßner  theil  eines  hafens, 
sp.  atarazana,  atarazanal,  pg.  taracena,  tercena  schuppen,  fr.  darse,  dar- 
sine  =  it.  darsena;  vom  arab.  därganah  (dessen  anlaut  d  frühe  abfiel) 
haus  der  bäriebsamkeit,  haus,  wo  etwas  gemacht  unrd,  worunter  man  im 
allgemeinen  sch^e  verstarb  (s.  die  Wörter  Freytag  II,  69"^,  526"),  pers. 
tarsanah.  Vgl.  über  dieses  wort  auch  Muratori,  Antiqq.  ital.  II,  525,  S. 
Rosa  II,  341\  suppl.  14",  Cabrera  I,  63,  Pihan  p.  42,  Engelmann  64, 
Doey  Oost.  16. 

Artieiocco  it.,  fr.  artichaut  eine  frucht,  artischoke,  vom  arab.  ar  dt 
schank!  d.  i.  erd-dom  Freyt.  I,  27";  dsgl.  i^  carciofo,  sp.  alcarchofa, 
alcaebofa,  pg.  alcachofra,  nach  Sousa  vom  arab,  al-charschufa.  —  [Dozy, 
Oostert  18,  hai  diese  Wörter  einer  neuen  prüfung  unterworfen.  Das  ardb. 
ardi  Bchaakt  besteht  aus  zwei  adjectiven  tmd  bedeutet  erdartig-domig, 
passt  also  schleckt  zu  einem  substantivbegriffe.  Die  verschiedenen  roman. 
ausdrücke  müssen  abänderungen,  desselben  Wortes  sein.  Auf  arabisch  heißt 
die  bemerkte  frucht  harschef,  woraus  nachher  charschof  geworden,  daher 
das  sp.  al-earehofa,  it.  carciofo.    Neben  letzterem  brauchte  man  das,  wie 


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28  L  AKTIGIANO-ASPO. 

es  scheint^  daraus  entstandene^  hei  dem  Niederländer  Bodonaem  (f  1675) 
vorkommende  als  italienisch  citierte  arciocco,  welches  sich  leicht  in  arti- 
ciocco  verwandelte.  Dieses  gieng  durch  den  verkehr  eu  den  Orientalen 
über  und  erfuhr  im  arab.  ar  di-schaukt  eine  umdeutung,  da  die  frucht 
dornig  ist  und  am  boden  wächst] 

Artigiano  it,  fr,  artisan,  sp.  artesano,  pg,  artezao  künstler,  hand- 
werker;  muthmaßlich  s,  v,  a,  artitianus  vom  adj,  artitus  ^bonis  instructus 
artihus  Fest,,  'artibus  edoctus"  Gl.  Placid,,  "^navrexvog,  daidaXog  Gl,  lat. 
gr.  In  diesem  falle  aber  muß  das  span,  wort  aus  artizano  umgeändert 
sein.  Nicht  anders  entstand  partigiano  Parteigänger  aus  partitus,  s. 
Rom,  gramm,  II,  335- 

Artiglio  it,  kralle,  sp,  artijo,  pg,  artelho  glied,  gelenk,  pr,  altfr. 
arteil  (so  noch  in  franz.  mundarten  z.  b,  zu  Langres),  nfr,  orteil  zehe; 
von  articulus  gliedchen.  Vgl,  ardigas  "^zaehun  Gl,  casseU.;  articula  "^zaeJui 
Gl,  Rhaban. 

ArtilhaiJr.  festungswerk,  schanze  (?);  vb.  altfr,  arti liier  befesü- 
gen;  pr,  artilharia,  altfr.  artillerie,  altpg,  Kri^Vidix'm  SBos,  sppl,  wurf- 
geschütz  oder  damit  beladener  wagen  (artillerie  est  le  charroi  qui  .  .  est 
chargi6  de  quarriaus  en  guerre,  d'arbalestes,  de  dars,  de  lances  et  de 
targes  G.  Guiart,  s,  DO,),  nfr,  artillerie,  ü.  artiglieria  etc,  grobes  ge- 
schütz. Von  ars  artis  hunst,  kunstgriff,  ude  fr,  engin  von  ingenium,  vgl. 
vb,  artiller  in  der  bed.  aussinnen,  auf  listen  denken  Antioch.  I,  p,  88. 
Altfr,  artilleux  listig.  Nach  Borgnet,  Chev,  au  cygnelll,  p.  ^n,  kommt 
d<is  wort  artillerie  nicht  lange  vor  dem  gebrauche  der  feuerwaffen  vor, 
d,  h.  nicht  vor  dem  14.  jh,,  und  zwar  zuerst  bei  Joinvitte. 

Ascella  ity  pr.  aissela,  cat,  axella  achsel;  von  axilla,  woraus  nach 
Cicero  ala  flügel,  achsel  entstand,  ersteres  schon  bei  Isidorus  in  ascilla  ver- 
dreht,    Mundarfl,,  z.  b.  genuesisch,  bedeutet  ascella  achselhohle. 

Ascla  pr.  cat.  splitter,  vb.  asclar  spalten;  von  astula  (in  mancheft 
handschriften  für  assula,  vgl.  Dief,  Gloss.  56')  spänchen,  brettchen,  wel- 
ches astla,  euphonisch  ascla  ergab.  Von  demselben  worte  ist  auch  sp, 
astilla,  altfr.  astele  Splitter,  neufr,  attelle  (für  stelle)  beinschiene,  schon 
pr,  astela  in  dieser  bedeutung.  Für  aschia  spricht  die  neap,  mundart 
asca,  die  port,  acha.  Die  occit,  mundart  hat  die  pleonastische  Zusammen- 
setzung fendasclat  =  fr.  fendu. 

Ascoltare,  scoltare  it.,  altsp,  ascuchar,  neusp,  escuchar,  pg.  escu- 
tar,  pr.  escoutar,  fr,  öcouter,  altfr,  auch  ascouter  hören,  horchen;  von 
auscultare,  worüber  Caper  (Putsch  p.  2247)  bemerkt,  man  dürfe  nicht 
ascultare  sprechen,  so  daß  ihm  die  roman.  form  schon  bekannt  sein  mußte. 
Daher  it,  ascolta,  scolta,  sp.  escucha  wache,  schildwache. 

Aspo  und  naspo  it,,  sp,  aspa,  altfr,  hasple,  pic.  haple  gamwinde; 
vom  ahd.  haspa,  haspel.  Für  aspo  war,  wie  im  span,,  aspa  zu  erwarten, 
allein  das  genus  richtete  sich  nach  dem  aus  dem  vb.  in-aspare  neu  ge- 
bildeten naspo,  welches  romagnolisch  sowohl  naspa  wie  nasp  lautet,  sard. 
naspa. 


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I.   ASSAI— ASTORE.  29 

Assai  it.,  äUsp.  asaz,  pg.  assaz,  pr.  assatz,  fr,  assez^  adverbium, 
von  ad  satis,  einem  ähnlichen  pleonasmtis  wie  im  mlat  adplene. 

Assassino  ü.^  sp.  asesino,  pr,  assassi,  ansessi, /r.  assassin  meuchel- 
mörder.  Nach  Süvestre  de  Sacy's  Untersuchung  (Mem.  de  V Institut  1818. 
IV,  21  ff.)  entstand  das  wort  aus  dem  arab.  ^haschischin,  womit  man  di£ 
glieder  einer  secte  im  Orient  benannte,  die  durch  einen  aus  der  hanfpflanze 
bereiteten  trank  'haschisch  (Gol,  613)  betauscht  jeden  von  ihrem  ober- 
haupte,  dem  herm  des  berges  (schajch  algabal),  geforderten  mord  zu  ver- 
üben gelobten:  que  van  neys,  si  era  part  Fransa,  tan  li  son  obedien, 
aucire  sos  guerriers  mortals  die,  wenn  es  selbst  über  Frankreich  hinaus 
icfdre,  so  gehorsam  sind  sie  ihm,  seine  todfeinde  zu  tödten  gehn  Chx,  F,  10. 
Das  wort  kann  nicht  vor  dem  12.  jh.  in  Europa  bekannt  geworden  sein: 
drum  ist  eine  Urkunde  v.  j,  814,  worin  assassinium  vorkommt  Mural.  Änt. 
ital.  III,  31,  RPMon.  n,  17  falsch  oder  verfälscht. 

Assettare  it.  einrichten,  ordnen,  zieren,  zu  tisch  setzen^  pr,  assetar 
in  letzter  bedeutung;  zsgs.  it.  rassettare;  sbst.  it,  assetto  ptUz,  pr. 
assieta  einrichtung,  fr.  assiette  läge,  zustand,  eintheüung,  platz  der  tisch- 
genossen  (s.  Caseneuve),  daher  auch  tdler.  Ital.  assettare  heißt  über- 
dies verschneiden  (castrieren)  und  muß  in  diesem  sinne  von  secare  sectus 
herstammen,  aber  selbst  die  bed,  ordnen  knüpft  sich  an  die  von  secare 
abtheilen,  ebenso  ahd.  skeran  abschneiden,  skara  abschnitt,  skerjan  abthei- 
len, ordnen.  Das  goth.  satjan  (säzen)  kann  gegen  das  lat.  wort  nicht  in 
betracht  kommen.    Ital.  assetto  brettchen  ist  von  assis. 

As  so  it.,  5p.  pr.  fr.  as,  pg.  az  die  zahl  ^eins  auf  würfeln  oder 
karten;  vom  lat.  as,  das  eine  einheit  ausdrückt.  Muratori  ließ  sich  durch 
die  redensart  lasciare  uno  in  asso  d,  i.  einen  im  stiche  lassen,  zur  deu- 
tung  des  Wortes  aus  dem  mlat,  absus  ^ager  incultus^  verleiten,  da  diese 
redensart  vielmehr,  wie  vielleicht  auch  die  entsprechende  deutsche  (stich  = 
punct,  as),  aus  dem  spiele  entlehnt  sein  kann. 

Astore  ü,,  altsp.  aztor  FC,  nsp.  pg.  s^0T,pr.  jiustor,  cdtfr.  ostor, 
nfr.  antour  habicht.  Die  übliche  herleitung  ist  von  astur  asturischer  vogd, 
bei  Firmicus Matemus  (d.^jh,),  allein  die  lautgesetze  widersprechen:  astur 
konnte  nur  astre  geben.  Der  grammatiker  Caper  (bei  Futsch  p.  2247, 
vgl.  das.  Beda  p,  2778)  kennt  acceptor  als  einen  volksüblichen  ausdruck 
für  accipiter  (so  auch  in  hss.  der  L.  Sdl.  tit.  7)  und  hierzu  stimmt  der 
buehstabe,  z.  b.  sp.  azor  =  acceptorem  wie  rezar  =  recitare.  Wohl  mag 
die  lingua  rustica  an  acceptor  von  accipere  gedacht  haben,  als  sie  das 
mit  diesem  verbum  ganz  unverwandte  accipiter  umformte,  s.  Fott,  Etym. 
forsch.  H,  64,  Benfey,  Ztschr.  f.  vergl,  sprachf.  IX,  78,  Freilich  ist  pr. 
anstor  unorganisch  für  astor,  es  verhalt  sich  aber  wie  austronomia  zu 
astronomia;  besser  neupr.  astou.  Von  azor,  nicht  etwa  von  accipitrare 
zerfleischen,  von  GeUius  citiert,  leitet  sich  das  span,  vb.  azorar  schrecken, 
verwirren,  ursprüngl.  von  vögeln,  die  der  habicht  verfolgt,  perdiz  azorada; 
nach  Larramendi  vom  bask,  zoratu  den  verstand  verlieren,  allein  das 
ganz  entsprechende  sp.  vb.  amilanar  schrecken,   entmuthigen,   von  milano 


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30  I.  ASTRO— ATTURARE. 

hühnergeier,  so  wie  das  gleichbed.  cat  esparverar  von  esparver  sperber, 
erheben  jene  herleitung  über  jeden  jsweifel. 

Astro  it,  sp.  pg.j  astre  pr,  fr,  gestim,  auch  geschick,  glück;  von 
astrum.  Daher  sp.  pg.  astroso  unglücklich,  bei  Isidor  astrosus  'quasi 
malo  sidere  natus\  bei  Papias  astrosus  'quasi  malo  astro  natus;  altsp. 
astrugo  Bc.y  pr.  astruc  glücklich  (welches  Littre,  Eist,  litt  d.  l.  Fr. 
XXII,  35,  ohne  dem  ende  des  wortes  rechnung  zu  tragen,  mit  Menage  aus 
cdtfr.  mal-estruit  erklärt),  sssgs.  pr.  benastre,  benastruc,  altsp.  mal- 
astrugo  Alx.y  pr.  malastre,  malastruc,  altfr.  malostru  für  malastru, 
doJier  nfr.  malotru,  suffix  -uc  an  die  stelle  von  -os  getreten,  hei  Rabelais 
malautru  s.  Gachet;  dsgl.  it.  disastro,  sp.  desastro,  pr.  fr.  d^sastre  un- 
Stern,  vgl.  cdtcat.  per  astre  o  per  desastre  Chr.  d'Escl.  711". 

Astuccio  it.,  sp.  estuche  (estui  bei  Berceo),  pg.  estojo,  pr.  estng, 
estui,  fr.  ^tui  futteräl,  behältnis;  vb.  pg.  estojar,  pr.  estuiar,  estoiar, 
altfr.  estuier  verwahren.  Estug,  ^tui  fügen  sich  in  das  nihd.  stäche  stauche, 
futteral  für  den  arm,  schon  nach^  Adelung ;  astuccio  aber  {veron.  besser 
stuccip)  umrde  sich  genügend  nur  aus  einer  ahd.  form  stächjo,  wie 
guancia  aus  wankja^  herleiten  lassen.  —  [Estui,  6tui  detäet  Langensiepen 
(Herrigs  Archiv  XXV)  aus  Studium,  von  seilen  der  form  vollkommen  ge- 
nügend und  selbst  von  seilen  des  begriff  es  su  rechtfertigen:  es  hielte  sorg- 
fall,  sorgfältige  außewahrung,  it.  studiato  Jieißt  sogar  ^sorgfältig  bewahrt". 
Diese  etymologie  wird  noch  unterstützt  durch  die  altfr.  form  estudier  sich 
vorsehn,  sich  verwahren  Gayd.  p.  261,  welches  nach  Borel  (s.  Roq.)  für 
estuier  gesetzt  ward.  Aber  mangelhaft  ist,  daß  das  etymon  nicM  die 
völlig  gleichbed.  ital.  und  span.  Wörter  umfaßt,  sie  müßten  getrennt  werden.] 

Ataballo,  taballotY.^  ^.  atabal,  2^^.  atabale maumc^  pauke,  sonst 
auch  it.  timballo,  sp.  timbal  genannt;  vom  arab.  al-*tabl  attabl  Freytag 
III,  40^. 

Ataud  sp.pg.,  pr.  taut,  taue,  so  cdtfr.  tattt,  taüc,  neap.  tavuto  lade^ 
sarg;  vom  arab.  al-tabät  attabüt  mit  ders.  bedeutung  (Sousa;  fehlt  bei 
Engelmann,  der  es  aiso  nicht  als  arabisch  anerkennt). 

Attillare  it.,  sp.  atildar,  pg.  atilar,  pr.  atilhar  niedlich  putzen. 
Ital.  titolo  heißt  der  punct  auf  dem  i,  sp.  tilde,  pg.  til  ein  nöthiger  strich 
über  gewissen  buchstaben:  daher  konnte  man  mit  attitulare  (eigentl.  wohl 
*^kein  jota  verßessen)  die  Sorgfalt  im  putze  ausdrücken.  Das  ndat.  verbum 
findet  sich  überhaupt  für  bezeichnen  (schmücken?):  crucis  signaculo  fron- 
tem  eius  attitulans  DG. 

Atturare  it.  verstopfen,  sp.  pg.  aturar  aushalten  in  der  arbeit 
{wohl  für  aturarse),  cat.  pr.  aturar  arthalten,  aufhalten,  refl.  pr.  s'  aturar 
sich  stützen,  sich  anstrengen,  sbst.  atur  anstr engung;  mit  vertauschter 
Präposition  von  obturare  stopfen,  dalier  hemmen,  aufhalten  und,  wie  im 
deutschen,  sich  aufhalten  bei  einer  sache,  nicJU  davon  abgehen,  ausdauem. 
Das  span.  wort  hört  man  noch  jetzt  in  lat.  bedeutung.  Für  atturare 
findet  auch  turare  (daher  tura  dämm),  sp.  turar  statt,  worin  nur  eine 
abkürzung,  nicht  etwa  das  verlorene  lat.  simplem  turare,  zu  erkennen  ist. 


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I.  AÜGE-AVAEIA.  31 

Ange  itj  sp.  äuge,  pg.  äuge  höchster  pund;  vom  arab.  aug,  einem 
astronomischen  ausdruck  aus  dem  pers.  auk,  s.  Freytag  /,  69",  Vullers  J, 
140',  143\ 

Augurio  ity  sp.  agüero,  pg,  agouro,  pr.  auguri,  augur,  agur,  Vor- 
bedeutung, syncopiert  pr.  aür  (ahur),  oltfr.  eür,  neufr.  heur  glück;  vb.  it 
augurare,  sp.  angurar,  pr.  agurar,  fr.  augurer  weissagen,  pr.  ahurat, 
aUfr.  heflr^  beglückt^  wal.  urä  glück  wünschen;  von  augurium,  augurare. 
Zsgs.  pr.  bonatlr  s.  Honnorat,  cdifr.  boneür,  neirfr.  bonheur;  mal-attr, 
mdefir,  malheur  und  so  altfr.  bonettrö,  boneüret^;  it.  sciagurato,  esgs. 
sciaurato  (dreisäb.),  altsp.  xaurado,  nsp.  xauro  dend,  verlassen  y  von 
exauguratus;  sbst.  it.  sciagura,  sciaura.  Auch  it.  uria,  plurcdbildung 
von  augurium,  ist  hieher  jm  nehmen.  —  Bonheur  und  malheur  erklärt  man 
aus  bona  hora,  mala  hora,  welche  gleichfalls  und  zwar  in  ähnlicher  be- 
deutung  vorhanden  sind,  aber  von  den  ersteren  getrennt  werden  müssen. 
Im  altfr.  efir  wctrd  etl  durch  synärese  endlich  zu  eu  une  in  peur  aus 
peür,  und  in  dieser  gestalt  tritt  es  sehr  früh  neben  eü  auf.  Für  eur 
schrieb  'man  oß  heur,  vermuthlich  weil  man  an  hora  dachte.  Wäre  letz- 
teres aber  das  etymon,  so  müßte  sich  sein  genus  geändert  haben,  was  hier, . 
ICO  das  fem.  heure  in  jedermanns  munde  war,  schwerlich  angenommen 
werden  dürfte;  femer  müßte  sich,  die  alten  formen  erwogen,  langes  lat.  o 
(höra)  gegen  das  lautgesete  als  pr.  oder  fr.  u  dargestellt,  und  endlich  der 
einfache  vocai  eu  in  den  mehrfachen  e-u  gespalten  haben,  was  unmöglich 
ist.  So  entspricht  auch  heureux  dem  altfr.  ettreux  =  pr.  aüro»,  it. 
angQFOSo,  tnlat.  auguriosus;  horosus  kennt  weder  der  Lateiner  noch  der 
Romane. 

Aura,  ora  it.,  sp.  pg.  pr.  chw.  aura,  altfr.  ore  (la  ore  LJ.  486'^, 
bone  ore  Rou  II,  146,  bon'  ore  eurent  e  suef  vent  MFr.  I,  364)  luft, 
sanfter  wind;  von  aura.  Abll.  sind:  pr.  au  rat,  altfr.  or4;  pr.  auratge, 
aUfr.  orage  windeshauch  (lo  dous  auratge  zephyr,  lo  fer  auratge  Sturm- 
wind), nfr.  orage,  woher  sp.  orage,  stürm;  vb.  sp.  orear,  cat.  oretjar 
erfrischen,  auslüften,  daher  sbst.  or6o,  oretj,  dsgl.  ü.  oreggio,  pr.  aurei 
frisches  lüftchen.  Verschieden  von  oreggio  scheint  dt.  orezzo  {auch 
orezza),  das  auf  eine  abl.  auritium  weist,  verkürzt  rezzo  kühle,  schattige 
stelle;  in  einer  andern  form  arezzo  verflacMe  sich  der  lat.  diphthong  zu 
9k  wie  in  ascoltare,  wenn  hier  nicht  vielmehr  aer  eingegriffen  hat. 

Avania  it.  pg.,  avanie  fr.  Schabernack,  plackerei,  dsgl.  kopfgeld 
dar  Christen  unter  türkischer  herr schaß;  soll  ein  türkisches  oder  vielmehr 
semOisches  wort  sein,  neugr.  aßavia,  s.  Ducange,  Glossar,  med.  graecit. 

Avaria  it.  pg.,  sp.  averia,  haberia,  fr.  avarie,  ndl.  avarij,  haverij, 
diseh.  hafarei,  havarie  Seeschaden,  schaden  an  schiff  oder  ladung  cntf  der 
See;  adj.  sp.  averiado,  fr.  avarij  durch  das  seewasser  beschädigt  (von 
waaren).  Daneben  gelten  noch  andre  bedeutungen:  abgäbe  der  schiffe  zwr 
mUerhaUung  des  hafens  (franz.  dtsch.)  oder  abgäbe  von  wahren,  die  über 
See  gekn  (span.).  Die  gewöhnliche  herleüung  ist  von  hafen;  sie  nimmt 
also  an,  daß  die  zuletzt  genannten  bedeutungen  vorausgiengen,   wiewohl 


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32  I.   AVOCOLO-AZZARDO. 

dasMaUenische  und  niederländische  dieselben  nickt  eu  kennen  scheinen. 
Doay,  Oosterl.  22^  hat  deni  wort  im  arabischen^  und  ewar  im  dassisch 
arabischen,  eine  neue  quelle  eröffnet  Hier  bedeutet  *awär  sbst  gebrechen, 
auf  waaren  belogen  beschädigung :  das  wort  kam  mit  dem  handd  nach 
dm  italienischen  Seestädten,  romanisiert  avaria.  In  der  niederl.  varicmte 
haverij  stammt  h  aus-  dem  arabischen  laute  ain,  welches  auch  anderwärts 
vorkommt. 

Avocolo,  vocolo  it.,  fr.  aveugle  blind;  vb.  it.  avocolare,  fr. 
aveugler,  pr.  avogolar  blenden.  Das  gemeinromanische  adjeäiv  ist  caecus, 
auch  im  cdtfr.  ciu  vorhanden  TCant.  app.,  nur  dem  Dacoromanen  ab- 
gehend, der  es  mit  orbus  ersetzt,  s.  unten.  ItcA.  avocolo  ist  außer  ge- 
brauch gekommen,  avocolare  dauert,  selbst  in  mundarten,  noch  fort.  Was 
das  adjectiv  betrifft,  so  muß  man  die  erklärung  mit  ab-oculus,  gebildet 
wie  ab-normiS;  a-mens,  so  daß  es  ^ohne  äugen  bedeutet,  gelten  lassen,  wie 
denn  auch  die  miitelgr.  spräche  ano  ofn/naTCüv  oder  ä7t6(.ifAaTog  für  i^ofi- 
^avog  sagte;  es  mag  aber  eine  erkünstelte  büdung  sein,  da  sie  sich  schlecht 
assimiliert  hat.  Die  Casseler  glossen  enthalten  albios  oculos  ^staraplinter, 
,  nach  Eckhart  s.  v.  a.  albioculus,  qui  nil  nisi  album  in  oculis  habet;  aber 
in  albiocülus  ist  wohl  eher  eine  umdeutung  denn  eine  alte  form  von 
aveugle  zu  suchen.    S.  Ältrom.  glossare  p.  120. 

Avoltore',  avoltojo  it.,  pr.  voltor,  fr.  vautour  geier;  von  volturius 
raubvogd;  sp.  buitre,  pg.  abutre,  von  vultur.  Äbgel.  sp.  buitron  rd>- 
hühnemetz,  fischreuse;  auch  fr.  ^pervier  hat  die  bedd.  sperber  und  fischnetz. 

Avorio  it.,  pr.  avori,  evori,  fr.  ivoire  (m.)  dfenbein;  vom  ad- 
jeäiv  eboreus. 

Avventura  it.,  sp.pg.  pr.  aveütura,  fr.  aventure  (daher  unser  aben- 
teuer,  mhd.  äventiure  f.)  ereignis,  seltsames  ereignis,  zufaU,  glück,  gefahr 
(aventure  de  mort  todesgefahr  Ben.  I,  46),  besonders  auch  ritterlicher 
Zweikampf;  von  advenire  ankommen,  woraus  die  ausschließlich  rom.  bed. 
begegnen;  ebenso  einigt  fr.  arriver  beide  begriffe.  Aventura  vertrat  auch 
die  stelle  der  göttin  Fortuna:  de  las  grausas  dels  homes  fo  Aventura 
faita  deuessa  LR.  III,  506. 

Azzardo  it.,  fr.  hasard  (h  asp.  mhd.  hasehart),  ^.  azar,  cat.  atsar 
Wagnis,  glücksfall,  sp.  pg.  azar  unglückswurf,  unglückskarte,  unglück,  im 
spätem  nitat.  ludus  azardi  glücksspiel;  vb.  azzardare,  hasarder  aufs 
spiel  setzen,  wagen,  mlat. Indexe  ad  azarum.  Altfr.  hazart  bedeutd  auch  würfd- 
Spider,  hazarder  dem  Würfelspiel  ergeben  sein,  s.  Garpentier.  Anderswo 
dient  es  zur  Verstärkung  der  negation,  d.  h.  es  drückt  dne  unbedeutende 
Sache  aus:  ne  valent  pas  un  hasart  NF.  Jub.  II,  90.  Üblich  ist  der 
ausdruck  geter  hasart  FC.  III,  288,  Ren.  II.  159.  Vergldcht  man  die 
franz.  form  mit  den  übrigen,  so  schdnt  d  zugesetzt  wie  in  blafar-d,  ho- 
mar-d  u.  a.,  it.  azzardo  aber  daher  entlehnt:  das  acht  ital.  wort  ist 
augenschdnlich  das  veraltde  zaro  PPS.  U,  255,  jdzt  fem.  zara  spiel  mü 
drd  toürfdn  (il  giuoco  della  zara  Purg.ß,  1),  dgentl.  wurfvon  drd  assen. 
An  versuchen,   dem  schtvierigen  werte  auf  die  spur  zu  kommen,  fehlt  es 


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L  AZZURRO-BACCALAEE.  33 

nicht;  Baynauard  hatte  sogar  eu  dm  nordischen  Äsen  seine  euflucht  ge- 
nommen. Gegen  die  beliebte  herleitung  aus  dem  lat.  as  in  der  bed.punct 
im  würfelspiei,  geringster  wurf,  daher  wagnis,  gefahr  (Le  Duchat)  streitet 
leider  das  rom,  Zy  das  sich  als  ts  im  cot.  atsar  zumal  deutlich  ausspricht. 
Bess&r  nähme  man  azar  für  eine  abl.  at^  dem  altsp.  auce  (abce)  Schick- 
sal (s.  n.  b),  woher  auch  aci-ago  unglücklicher  zufaU;  war  aber  alsdann 
nicht  azi-ardo  ssu  erwarten?  Doch  ließe  sich  eur  Unterstützung  dieser 
etymologie  noch  das  gleichfalls  auf  einen  stamm  az  weisende  aUfr.  haz- 
eter  (wütfdn)  geltend  machen.  Weder  dem  buchstaben  noch  dem  begriff 
genügt  arab.  'darr  schade  Freyt.  IH,  lOK  Besser  in  beiden  beziehungen 
passt  hebr.  zarah  bedenkliche  sacke:  ihm  aber  würde  eher  ein  roman. 
feminin  entsprechen,  das  sich  nur  in  dem  erwähnten  neuital.  zara  findet. 
Man  erwäge  daher  noch  arab.  jasara  würfeln,  jasar  unirfelgesellscJiaft, 
würfdpartie,  dem  man  den  vorzug  vor  allen  zuerkennen  dürfte  (denn  arab. 
8  [sin]  kann  roman.  z  u?erden),  wäre  der  wegfaU  des  anlautes  so  leicht 
hinzunehmen;  in  Jasmin  findet  er  nicht  statt.  —  [Die  bed.  Würfel  befrie- 
digt vollkommen:  da  aber  in  jasara  ein  anstoß  zu  liegen  scheint,  so  bietet 
Mahn  p.  6  dc^s  vulgär-arab.  zehär  unirfd,  zsgz.  zär,  une  es  auch  türkisch 
heifity  mit  artikd  azzar.  JEÜne  andre  vermuthung  bei  Jos.  v.  Hammer: 
sp.  azar  konwne  von  arab.  assr  Schwierigkeit,  was  von  seilen  des  begriffes 
wenig  zusagt.  —  Von  einer  würfelparthie  erzählt  das  artige  fabliau  de 
S.  Pierre  et  du  jougleor  FC.  III,  282,  woraus  über  die  art  und  weise 
di^es  Spiels  einiges  zu  lernen  ist.] 

ÄzznrrOy  azzaolo  it.,  sp.  pg.  azul,  pr.  fr.  azar  dunkelblaue  färbe; 
vom  pers.  lazvard,  daher  lapis  lazuli,  der  saphir  der  alten,  arab.  läzvardt 
lazurähnlieh  Freyt.  IV,  76^.  Das  anlautende  1,  welches  man,  wie  Rösler 
hemerkty  für  den  artikel  halten  mochte,  fiel  im  romanischen  dh. 


B. 

Babb^o,  babbaccio,  babbano,  babbuasso  it.  schwachkopf, 
gimpd;pr.  babau,  pic.  baba  geck;  it.  bäbbole,  fr.  babioles iinderpos^en. 
Densdben  stamm  fühlt  man  im  synonymen  lat.  babulns  Äpulej.,  wozu  man 
noch  nehme  baburpus  ^st%dtus  Ol.  Md.,  baburra  "^stuUitia  Gl.  Placid.y  vgl. 
ir.  kymr.  baban  kind,  puppe,  engl,  babe,  babby. 

Babbuino  it.,  sp.  babuino,  fr.  babouin  eine  art  offen,  pavian; 
augenscheinlich  gleiches  Stammes  mit  dem  fr,  b  ab  ine  offen-  oder  kuMefze, 
muthmaßlich  verwandt  mit  dem  mundartl.  deutschen  bäppe  maul;  vgl. 
unten  be£fa. 

Baeealare  it.,  pr.  bacalar^  fr.  bachelier,  aus  letzterem  it.  baccel- 
liere,  ^.  bachiller^  pg.  bacbarel.  Die  eigentliche  heimath  dieses  Wortes 
ist  Frankreich  und  der  span.  nordosten,  wo  baccalarins  zunächst  der  be- 
sitz&r  eines  großem  bauemgtUes,  einer  baccalaria  war  (seit  dem  9.  jh. 
vorkommend).    Sodann  gieng  der  ausdruck  auf  den  ritter  über,   der  zu 

S 


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34  I.   BACCHETTA— BADAKE. 

unvermögend  oder  noch  au  jung  war,  um  ein  eignes  hanner  mu  fuhren^ 
und  woU  einem  fremden  folgte;  endlich^  und  dies-  ist  die  heutige  hedeu- 
tungj  auf  den  der  sich  im  besita  einer  dem  doctorgrade  untergeordneten 
akademischen  würde  befindet,  in  welchem  sinne  es  in  baccalanrens  umge- 
deutet ward:  so  bei  Camoens  do  baccharo  e  da  sempre  verde  louro  Lusiad. 
3,  97.  Was  die  etymologie  betrifft,  so  ist  hier  nur  zu  verneinen:  bas- 
cavalier  niederer  ritter  kann  es  nicht  sein,  das  verbietet  die  geschickte  des 
Wortes  und  die  grammatik,  die  für  das  verschwinden  des  s  keinen  grund 
kennt;  auch  baculus  fügt  sich  nicht  in  die  form,  vollkommen  zwar  das 
mit  baculüS  gleichbed.  gad.  bachall,  ir.  bacal,  allein  über  den  logisd^en 
Zusammenhang  werden  sich  nur  unsichere  vermuthungen  vorbringen  lassen. 
—  [Eine  neue  Untersuchung  theilt  LUtre  mit,  s.  den  Kritischen  anhang 
p.  14.  Bachelier  scheine  aus  vassal  entstanden,  mit  dem  es  die  doppelte 
bed.  lehnS'  und  kriegsmann  gemein  habe;  das  fem.  bachelette,  wofür  sich 
auch  baisselette  finde,  sei  offenbar  derselben  herkunft;  b  aus  v  mache 
keine  Schwierigkeit,  auch  8S  könne  in  oh  übergehn,  daher  das  nüat.  ca  in 
bacalaria.  Allein  ch  aus  ss  ist  vorsichtiger  weise  nur  da  anzuneh- 
men, wo  letzteres  ein  9  repräsentiert:  lat.  faciam,  fr.  fasse,  pic.  fache. 
Ferner,  sicher  ist,  daß  wenn  fnan  ein  franz.  wort  loUinisierte,  che  in  ca 
verwandelt  ward;  ob  aber  diese  Verwandlung  bei  einem  so  früh  vorkom- 
menden Worte  wie  bacalaria  cmzunehmen  sei  und  ob  die  prov.  spräche  ihr 
bacalaria  aus  lat.  Urkunden  geschöpft  habe,  ist  eine  andre  frage.  Später 
hat  Gachet  dieses  wort  behandelt.  Auch  er  bringt  es  mit  vassal  in  Ver- 
bindung, tritt  aber  in  betreff  seiner  herkunft  GhevaUet  bei,  der  diese  im 
celt.  bachan  (klein)  u.  s.  w.  findet.] 

Bacchetta  it.,  baqueta  sp.,  bagaette  fr.  dünner  stecken,  gerte; 
von  baculus  mit  verändertem  suffix,  s.  solche  fälle  Rom.  gramm.  U,  280. 

Bacino  it.,  aUsp.  pr.  bacin,  fr.  bassin  becken.  Die  älteste  spur 
desselben  scheint  bei  Gregor  v.  Tours  vorzuliegen:  cum  duabus  pateris 
ligneis,  quas  vulgo  bacchinon  vocant,  s.  Ducange,  worin  bacchinon 
(bacchinos?)  mit  cch  an  Bacchus  angeknüpft  sein  könnte,  s.  Wacker- 
nagel,  Umdetäschung  p.  15.  In  den  Isidor.  glossen  findet  sich  auch  das 
einfache  bacca  ^vas  aqmriuni.  Man  leite  es  nicht  aus  unserm  becken, 
dem  nur  ein  it.  bacchino,  fr.  baquin  gerecht  wäre,  da  deutsches  k  nicht 
in  c  ausartet,  vgl.  unten  franco.  Au^  demselben  gründe  muß  auch  das 
ndl.  bak  napf,  mulde  zurücktreten.  Das  wort  kann  in  früher  zeit  aus 
einem  alteinheimischen  stamme,  z.  b.  dem  celt  bac  höhlung  abgdeitet  sein, 
so  daß  es  anfangs  bakinus  (woraus  ahd.  bechtn),  nachher  bacinus  ge- 
sprochen ward.  Muthmaßlich  desselben  Stammes  ist  it.  bacioccolo 
beckenartiges  tonwerkzeug,  dessen  primitiv  in  bacioca  ^patera^  Gloss.  er- 
ford.  p.  278^  vorzuliegen  scheint.     Vgl.  bacia  II.  b. 

Bacio  it.,  richtiger,  aber  minder  üblich  bagio,  sp.  beso,  pg.  beijo, 
pr.  bais  kuß;  vb.  baciare  ff.  küssen,  auch  als  Substantiv  gebraucht;  von 
basium,  basiare,  meist  bei  dichtem. 

Badare  it,  pr.  cot.  badar,    cdtfr.  baer,   beer,  nfr,  bayer,    noch 


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I.   BADILE-BAGASCIA.  35 

mundarÜ.  (in  Berry)  bader.  Es  bedeutet  1)  den  mund  aufsperren,  gaffen: 
8o  im  prov.  cot.  franjs.,  so  im  aUitci.  boca  badhadha  Bonves,,  bocca 
badada  Mur,  Ant.  itäl.  IV,  434,  prov.  auch  verhöhnen  (?),  occ,  badado 
hahngeläehter;  2)  verweilen^  harren,  vergeblich  harren  (dastehn  mit  offnem 
maul)^  ital.  prov.  altfr. ;  3)  nach  etwas  verlangen,  trachten,  itai.  altfr.  (das 
maul  darnach  aufsperren,  lechsen).  Sbst.  pr,  bada  schildwache,  adv. 
de  bada,  en  bada,  äUfr.  en  bades  umsorgst,  it.  stare  a  bada  mit  offnem 
maule  dastehn,  harren.  Für  dieses  wort  gibt  es  alte  Zeugnisse,  mit  rückr 
sieht  auf  wdche  die  bed.  'd<is  maul  aufsperren  an  die  spitae  gestellt  wer- 
den mußte,  nanUich  in  den  Md.  glossen  badare  'hippitare,  oscitare\  in 
deh  Erfurter  glossen  p.  276"  battat  'ginath*  d.  i  gähnt,  besser  batat 
*ginaih^  in  einer  andern  hs.  Mone's  Aneeig.  VII,  137.  Es  ist  von  nicht 
gang  gesichertem  Ursprünge.  Die  celtischen  sprachen  scheinen  keine  pas- 
sende wured  eu  enthatten:  bret.  bada  staunen  wird  wohl  eben  so  gut 
romanisch  sein  wie  badalein  (Imouille)  gähnen,  das  nicht  aus  erst^erem 
herstammen  kann,  sondern  das  pr.  badalhar  sein  muß;  doch  läßt  sich 
etwa  aUirisch  bdith  ihor,  pinsel  (maulaffe)  Zeufi  I,  37  anmerken.  Buch- 
stäblich genügend  ist  ahd.  beitön,  früher  baidön,  säumen,  harren,  doch 
hängt  einiger  eweifel  daran,  weil  es  der  offenbar  ältesten  bedeutung  von 
badare  nidit  genügt.  Letzteres  konnte  selbst  aus  einem  naturausdrucke 
ba,  der  das  aufthun  des  mundes  bezeichnete,  entstanden  sein,  so  daß  man 
eiwa  ba-are  ba-d-are  eu  gründe  legen  müßte.  —  Abgeleitet  ist  it.  badig- 
liare,  sbadigliare,  sbavigliare,  pr.  badalhar,  ältfr.  baailler,  nfr.  bäiller 
gähnen;  fr.  badaad,  j>r.  badau  maulaffe,  geck;  ebenso  pr.  badoc,  baduel, 
badia;  auch  fr.  badin  scherzhaft,  badiner  «cA^^er^,  indenwbb.desl6.jh. 
mit  ineptus,  ineptire  übersetzt;  it.  baderla  einfältiges  weib,  vb.  oom.  ba- 
derla  die  zeit  verlieren,  chw.  baderlar  schwatzen,  plaudern. 

Badile  ü.,  badil,  badila  sp.  feuerschaufd;  von  batillum. 

Baga  sp.  packseil,  pr.  bagua,  altfr.  bagae  bündel,  vgl.  lomb.  baga 
weinsehlauch;  daher  abgel.  it.  bagaglia,  pr.  fr.  bagage  gepäck.  Das 
unlat.  wori,  über  welches  Diefenbach,  Goth.  wb.  1,  343,  nachzulesen  ist, 
findet  sich  wieder  im  gael.  bag,  kymr.  baich,  bret.  beac'h  last,  bündel,  vb. 
gad.  bac  hindern,  nord.  baga  dass. 

Bagascia  it.,  sp.  bagasa  (umgestellt  gavasa),  pg.  bagaxa,  pr.  ba- 
goassa,  altfr.  bagasse,  bajasse  u.  s.  f.  feile  dime.  Eine  bedeutung  wie 
diese  ist  so  verschiedenen  auffassungen  unterworfen,  daß  die  ausdrücke 
aß  schwer  zu  ergründen  sind.  Stellt  die  endung  assa  das  roman.  suffix 
=  tat.  -acea  vor,  itäl.  in  ascia  verwandelt,  so  müßte  das  wort  aus  baga 
(pack)  abgeleitet  sein,  was  keinen  befriedigenden  sinn  gäbe.  Vielleicht  ist 
es  cdtisch:  kymr.  baches  bedeutet  Weibchen,  von  bach  klein;  oder  arab., 
b&gez  schändlich  Freyt.  I,  139^,  worauf  schon  Muratori  vermuthete,  oder 
bagf  metze  Freyt.  I,  140^.  Vom  ältfr.  wort,  das  gleich  dem  arab.  bag! 
auch  dienerin  heißt  (NFC.  1,  104),  bildete  sich  das  dimin.  baisele 
diensimädche9$,  auch  bachele,  wofür  man  ein  primitiv  bagache  ver- 
mufhen  muß. 


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36  L  BAGATELLA-BAILO. 

Bagatella  ü.  Ueinigkeit,  taschenspiderei,  daher  sp.  bagatela,  fr. 
bagatelle  in  ersterer  bed.,  der  alten  prov.  spräche  noch  nicht  bekannt. 
Muratori  zieht  es  atis  dem  modenes.  vb.  bagattare  pfuschen^  huddn^ 
das  er  aus  dem  arab.  bagata  (mischen)  entstehen  läßt.  Eigentlich  aber 
setzen  beide  Wörter ^  nebst  bagattino  kleine  kupfermünze,  ein  subst. 
bagatta  oder  baghetta  voraus^  das  etwa  aus  dem  alten  rom.  baga  (s.  oben) 
abgeleitet  eine  geringe  habseligkeit  ausdrücken  mochte;  im  parmesan.  ist 
bagata  in  dieser  bedeutung  vorhanden. 

Bagno  it.f  sp.  bafio,  pr.  banh,  fr.  bain  bad;  vb.  bagnare  /f.,  fr. 
baigner;  von  balneum  mit  ausgestofienem  1,  da  balgno  nicht  jm  sprechen 
war  (daraus  auch  das  bask.  mainhua).  Das  wal.  bae  (fem.  plur.)  ent- 
stand aus  dem  lat.  bajae,  von  dem  die  übrigen  sprachen  keinen  gebrauch 
gemacht  haben. 

Bagordo  und  bigordo  it.,  dUsp.  bohordo,  bofordo,  äUpg.  bofordo, 
bafordo  (in  Urkunden  bufurdium),  pr.  beort,  biort,  zsgg.  bort,  dUfr.  bo- 
hort,  bonhourt;  behort  ein  ritterliches  spiel,  dsgl.  die  waffe  dazu;  vb.  it. 
bagordare  ff.  lanzen  brechen.  In  Frankreich  rannte  man  einzeln  zu 
pferd  mit  der  lanze  nach  der  quintaine  (s.  Bucange  v.  quintana,  Aübri 
im  Ferabr.  p.  168—162,  Alex.  14,  30),  in  Spanien  schleuderte  man  den 
bafordo  nach  dem  tablado  (Alx.  666,  vgl.  bomaren  [bordaren?]  e  tiraren 
a  taulat  Chr.  d^Escl.  687''),  in  Deutschland  war  der  bühurt  ein  kämpf- 
spiel,  wo  schaar  gegen  schaar  stand.  Daß  bohorder,  denn  von  der  franz. 
form  ist  auszugehn,  ein  ursprünglich  deutsches  wort  sei,  lehrt  fast  mit 
gewifiheit  die  aspirata,  die  sich  im  spanischen  als  i  {man  erwäge 
faraute  von  h^raut),  im  itdl.  als  g  (gufo  für  huette)  darstellt.  Offenbar 
ist  es  ein  compositum,  das  zweite  wort  führt  natürlich  auf  harten  stoßen, 
allein  dies  letztere  gestaltete  sich  im  roman.  so  verschieden  {altfr.  harter, 
nicht  horder),  daß  man  davon  abgehen  und  sich  an  das  deutsche  bürde, 
ahd.  hurt,  ältfr.  horde,  vb.  horder,  halten  muß,  auch  stimmt  hordeYs  um- 
zäunung  formell  genau  zu  bohordelfs  ritterspiel.  Hourdum  bedeutet  ndat. 
s.  V.  a.  das  erwähnte  sp.  tablado  gerüste  s.  Garpentier,  noch  jetzt  im 
Hennegau  hourd.  Ganz  zweifelhaft  bleibt  das  erste  wort  der  Zusammen- 
setzung. Ist  die  waffe  die  grundbedeutung,  so  könnte  es  aus  botar  her- 
rühren: bot-hort  bohort  (t  schwand  vor  der  aspirata)  würde  etwas  nach 
dem  gerüste  stoßendes  bedeuten.  ^  Einen  weiteren  beitrag  zur  deuttmg 
dieses  Wortes  liefert  Gachet  p.  60^. 

Bailo,  balio  it.,  sp.  bayle,  pg.  bailio,  pr.  baue,  altfr.  bail  p/leger, 
erzieher,  Verwalter,  amtmann,  fem.  it.  baila,  balia,  pr.  chw.  baila  amme; 
it.  balfa,  sp.  pr.  bailia,  altfr.  baillie  Verwaltung,  vogtei;  it.  heAiYOy  pr. 
bailiea,  fr.  bailli  landvogt;  vb.  it.  balire,  pr.  bailir,  altfr.  baillir  ver- 
walten, dsgl.  pr.  bailar,  altfr.  bailler  darreichen,  wal.  hdk  pflegen,  er- 
ziehen,  daher  beiat  knabe  (pflegling).  Lat.  bajulas  heißt  träger,  mlai. 
(z.  b.  bei  Lupus  Ferr.)  erzieher,  hofmeister,  eigentl.  wer  kinder  trägt  oder 
leitet,  ganz  deutlich  im  fem.  baila  ausgesprochen,  daher  pfleger,  land- 
Pfleger.  Aus  bajulus  baj'lus  ward  das  roman.  bailo;  lat.  bajulare  tragen 


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I.  BAIRE-BALCO.  37 

erhielt  sich  buehstäblich  im  äUfr.  und  mäartl.  bailler,  vgh  sard,  baliai 
ertragen, 

*  Baire  ü.  erstaunen;  altfr.  acfj.  baYf,  hmneg.  bahi  erstaunungsvoll; 
Bsgs.  ü.  sbaire,  pr.  esbahir,  fr.  4bahir,  s.  v.  a.  baire,  woM  auch  sp. 
embair  einem  ein  hlendwerk  vormachen^  eigentl.  in  erstaunen  setzen,  he- 
täuben?  Man  hält  es  für  einen  naturausdrucky  indem  man  das  darin  vor- 
iommehde  bah  als  eine  heeeichnung  des  erstaunens  nimmt  und  wirklich 
kommt  eine  solche  interj.  im  neuprov.  vor,  s.  HofinorcU:  es  wäre  also  mit 
badare  von  verwandter  entstehung.  In  dem  i)on  einem  etymologen  heran- 
gezogenen ahd.  abaiiön  verabscheuen  widerstrebt  vornweg  die  bedeutung. 

Baja  it.,  sp.  pr.  sard.  babia,  fr.  baie  bucht,  hafen.  Isidorus  führt 
dieses  altroman.  wort  als  ein  lateinisches  an:  hnno  portum  veteres  a  ba- 
jalandis  mercibns  vocabant  baias.  Frisch  findet  seinen  Ursprung  im  fr. 
bayer  den  mund  offen  haben,  klc^en^  wie  denn  auch  baie  überhaupt  für 
etwas  offen  stehendes  gebraucht  wird,  und  diese  erklärung  scheint  sich 
durch  die  catod.  form  badia  von  badar  (öffnen)  au  bestätigen,  deren  d  im 
Span,  schon  vor  Mdors  zeit  ausgefallen  wäre.  Andre  erblicken  in  babia 
ein  bask.  wort^  daher  der  name  Bayona  zsgs.  aus  baia  hafen  und  adj. 
ona  gut;  andre  ein  cdtisches,  gael.  bädh  oder  b&gh^  wozu  die  verschiedenen 
roman.  formen  recht  wohl  zu  stimmen  scheinen. 

Baja  it.,  sp.  pg.  vaya,  fr.  baie  posse,  fqpperei;  davon  it.  bajuca 
posscj.  Ueinigkeit.  Stammt  es  aus  Italien,  so  dürfte  man  an  gr.  ßaiog 
(Klein,  gering)  denken;  aus  Frankreich,  so  könnte  es  identisch  sein  mit 
baie  beere  d.  h.  unbedeutende  Sache.  Der  specieUe  sinn  des  Wortes  aber 
verträgt  sich  besser  wohl  mit  pr.  bada,  dem  das  altfr.  baie  entspricht, 
vergdHiches  harren,  adv,  en  bada  umsonst,  zur  posse,  fr.  donner  la  baie, 
sp.  dar  vaya  einem  etwas  nichtiges  vormachen,  einen  anfuhren,  vgl.  oben 
badare  mÜ  seinen  ableitungen. 

Bajo  it.,  sp.  bayo,  pr.  bai,  fr.  bai  braun  (von  pferden);  von  dem 
sdtnen  tat.  badias,  das  Varro  gleichfalls  von  der  färbe  der  pferde 
braudU.  Eine  abt.  ist  fr.  baillet  bleichroth  (wieder  nur  von  pferden), 
latinisiert  badiolettus;  pr.  baiart  s.  v.  a.  bai;  eine  andere  it.  bajocco 
eine  kupfermünze,  von  der  färbe  benannt  wie  das  fr.  blanc,  das  dtsche 
wei&pfennig. 

Balascio  it.,  sp.  balax,  balaxe,  pg.  balais,  balache,  pr.  balais, 
balach,  fr.  balais  ein  edelstein,  genannt  nach  seinem  fundorte,  dem  chanat 
Badakschan  (Balaschan,  Balaxiam)  in  der  nahe  von  Samarkand.  Man 
sehe  Ducange  t;.  balascns,  Bitter,  Erdkunde  von  Asien  V,  789. 

Balaüstro  ü.,  balaüstre  sp.,  balnstre  fr.  kleine  säule  eines  gelän- 
ders;  daher  it.  bai  ans  tr  ata  u.  s.  w.;  von  balanstium  (ßaXavamov) 
biüthe  des  wilden  granatbaumes,  it.  balaAstra,  wegen  einer  ahnlichkeit  der 
form  (Crusca,  Caseneuve). 

Bai  CO  und  palco  it.  gerüst,  Stockwerk,  von  letzterer  form  das  sp. 
pg.  palco;  äbgel.  it.  balcone,  sp.  balcon,  pg.  balcäo,  fr.  balcon  erker. 
SänmtUch  aus  dem  ahd.  balcho,  palcho  baUcen,  ndd.  balke  komboden, 


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38  I.   BALDACCHINO  ^BALISA. 

vgl.  ältn.  bälkr  ver^äunung.  Die  pie.  mundart  hesiUt  das  deutsche  wort 
in  seiner  eigentlichsten  bedetUung,  banque  poutre.  Andre  finden  den  Ur- 
sprung von  balcoüe  im  pers.  balkan  jsinne  der  mauer  (Vullers  /,  260*). 

Baldacchino  it,  sp.  baldaquiD,  fr.  baldaquin  thronhimmel;  vom 
ital.  Baldacco  Bagdad,  woher  ursprünglich  der  dasfu  gebrauchte  aus  gdd- 
fäden  und  seide  gewebte  stoff  kam;  diese  bedetUung  eeigt  noch  das  aUfr. 
baudequin,  ss.  b.  lors  veissiez  genz  acesmer  de  samiz,  de  dras  d'outremer, 
de  baadequins  d'or  ä  oiseans  Romvart  p.  582,  und  altsp.  balanquin: 
balanquines  e  purpuras,  xamit  et  escarlata  Bc.  p.  276^  21.  Vgl.  Frisch 
l  51'. 

Baldo  it.y  pr.  baut,  altfr.  altcat.  band  heckj  üppig,  frohUch;  pr. 
baudos  dass.;  sbst.ü.  baldore,  pr.  oZ^r.  baudor  übermuih,  fröhlichkeü^ 
ü.  baldöria  freudenfeuer;  vb.  dUii.  sbaldire  PFS.  I,  66,  pr.  aUfr. 
esbaudir  heckj  üppig,  fröhlich  werden;  vom  goth.  balths  (bei  Jomandes 
und  im  adv.  balthaba),  ahd.  bald  u.  s.  w.  kühn,  freimüthig,  vb.  goth. 
balthjan  ff.  sich  erkühnen.  Die  südwestlichen  ^rächen  besÜMen  einen 
gleichlautenden  stamm  in  folgenden  und  einigen  andern  Wörtern:  baldo 
leer,  entblöfity  de  balde  und  en  (em)  balde  verg^ens,  unnütz y  baldio 
unbenutzt,  brach,  balda  unnütze  Sache,  mangd,  schwäche,  baldar  hm- 
dem,  lähmen  (unnütz  machen),  baldon,  baldao  beschimpfung  (dgenä. 
wohl  unnützlichkeit,  vgl.  aUsp.  en  baldon  =  en  balde,  daher  werthlosig- 
keit,  schimpf),  baldonar,  baldoar  beschimpfen.  Sind  diese  Wörter  gleid^ 
faUs  germanischer  herkunft,  so  gieng  der  begriff  der  keckheü  in  den  der 
eitdkeit  über,  wie  z.  b.  das  ahd.  gemeit  übermüthig  und  vergeblich  zugldqh 
bedeutet.  Dieser  Vorgang  ist  aber  nicht  wahrscheinlich,  theüs  weü  der 
grundbegriff  ^kühn  im  span.  nirgends  vertreten  ist,  theUs  weü  die  span. 
derivata  von  den  übrigen  ganz  verschieden  sind.  Man  hält  sich  also 
besser  an  die  herleitung  aus  dem  arab.  ba'tala  unnütz  sein  Gol:  287,  das 
sich  in  batla  balda  verwandeln  konnte  wie  spatula  in  espalda,  rotnlus 
in  rolde. 

Balicare  it.  (nur  balicä  lonU>.),  aUfr.  baloier  sich  hin  und  herbe- 
wegen, schwanken,  flattern,  cat.  balejar,  sp.  pg.  a-balear  gäreide  schwin- 
gen; etwa  von  ballare  tanzen?  oder  entstellt  aus  banicare?  s.  banda* 
Prov.  balaiar  flattern,  patschen  läßt  sich  formell  nicht  damit  vereinigen. 

Balla  it.,  sp.  pr.  bala,  fr.  balle  kugel,  runder  pack;  augm.  it. 
ballone,  sp.  balon,  /r.  ballon.  Da  die  ital.  spräche  für  balla,  ballone 
auch  palla,  pallone  erlaubt,  so  ist  die  nächste  herkunft  des  roman.  Wortes 
aus  dem  glekhbed.  ahd.  balla,  palla,  mhd.  bal,  altn.  böUr  (von  Benecke 
aus  einer  deutschen  würzet  erklärt)  fast  unzweifelhaft,  welche  formen  sich 
dem  Italiener  unmittelbarer  darbieten  mußten  als  gr.  ßalkeiv,  TiaU^ry 
sbst.  nalla. 

Balisa  sp.  pg.,  balissa  cot.,  balise  fr.  pfähl,  reisbündd,  tonne  u.  dgl. 
zur  bezeichnung  gefährlicher  stellen  am  eingange  der  häfen  (Dict.  de  VAc. 
frang.),  ndd.  bake.  Ein  it.  baligia  feihlt,  daher  die  franz.-üal.  Wörter- 
bücher balise  umschreibend  übersetzen,  der  prov.  ausdruck  ist  gaviteou. 


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I.   BALLABE-BAMBO.  39 

Es  ist  nicht  eu  ermiUdn,  ob  das  wort  nur  den  zweck  der  bemerkten  gegen- 
ständCj  also  b.  b.  merkseichen,  wamung^  oder  ob  es  einen  dieser  gegen- 
stände selbst  ausdrücken  seil.  Indem  man  von  der  letzteren  ansieht  aus- 
gieng,  haben  einige  es  aus  palus  pali  abgeleitet,  palitia,  wiewohl  sich  das 
anlautende  p  gerade  im  span.  und  franz.  fast  niemals  zu  b  J^erdbläßt: 
dem  sp.  paliza  (prügel  d.  h.  schlage)  ist  diese  abkunft  nicht  zu  bestreiten. 
Chevallet  entgeht  dieser  Schwierigkeit^  indem  er  es  aus  dem  ndl.  balie 
(zuber)  leitet;  aber  ein  zuber  ist  nicht  mit  tonne  zu  verwechseln j  abgerech- 
net dafi  der  Niederländer  sein  balie  nicht  in,  dem  sinne  von  balisa  an- 
wendet.   Der  herkunft  des  seemännischen  wertes  ist  also  noch  nachzuspüren. 

Ballare  it.^  sp.  pg.  bailar,  pr.  balar,  altfr.  baler  tanzen;  sbst.  it. 
haUo y  sp.  pg.  baile,  pr.  fr.  bal  tanz.  Schon  im  ältesten  mlatein  trifft 
man  ehoreis  et  ballationibus  Gl.  Isid.,  wofür  ein  kritiker  helluationibus 
vorschlägt  (Jahrb.  f.  phü.  XIIL  suppl.  p.  238),  wiewohl  es  diesen  glossen 
an  wüaJt.  wertem  nicht  fehlt  Ballare  scheint  abgeleitet  aus  dem  roman. 
balla  kugdy  boUj  daher  ital.  auch  pallare  wie  palla;  das  sp.  bailar  ruht 
€mf  einem  ursprünglichen  balear  (vgl.  guerrear,  manear)  mit  Versetzung 
des  e  baelar  bailar,  ältsp.  noch  bailar,  pg.  balhar.  ^Das  ballwerfen  war 
im  mittdalter  wie  bei  den  Griechen  ein  mit  gesang  und  tanz  verbundenes 
spidy  daher  in  den  romanischen  sprachen  ballare  tanzen.  So  Wacker- 
naget,  Jitfr.  Ueder  p.  236.  Wie  das  ballwerfen  auf  das  tanzen  über- 
getragen  ward,  so  im  altsp.  bailar  auf  das  singen;  im  walach.  erfolgte 
das  tanzen,  iacare,  aus  dem  spielen.   Eine  abl.  ist  it.  ball  ata  ff.  tanzlied. 

Balzare  it.  hüpfen,  springen,  in  die  hohe  prallen,  pr.  balear? 
Fer,  276]  sbst.  it.  balzo,  cat.  bals,  altfr.  baus  BCam.  320  prall,  Sprung, 
ital.  (tuch  klippe,  wofür  überdies  fem.  balza;  verstärkt  it.  sbalzare 
schleudem,  sich  schwingen,  sbst.  sbalzo.  Die  heimath  des  wertes  ist  sieht- 
barUeh  Italien,  wo  es  sich  am  meisten  ausgebreitet  (vgl.  noch  balzellare, 
baizalloni):  um  so  wahrscheinlicher  ist  herkunft  aus  gr.  ßaXki^eiv  hüpfen, 
springen,  tanzen. 

Bambagio,  bambagia  it  baumwolle,  maxi,  bombds;  von  bombyx 
(ßo^ßvB)  Seide,  baumwolle,  mittelgr.  ßafißaxiov,  mied,  bambacinm.  Daher 
f^.  bambagino,  sp.  bombasf,  fr.  bombasin,  basin  baumwoUner  stoff, 
lat.  ad$.  bombycmus. 

Bambo  U.  kindisch,  einfältig,  sp.  bamba  einfältiger  mensch  (nach 
Cavarruvias);  abgd.  it,  bambino,  bämbolo  und  bdmbola,  bamboccio 
(hieraus  fr.  bamboche),  sp.  bambärria  '(m.)  Und,  puppe,  kindischer 
mensch  u.  dgl.,  Ostreich,  bams  kind,  bützd.  Der  stamm  dieser  bildungen 
ist  der  des  lat.  bambalio  bei  Cicero,  des  gr.  ßa^ßaXog,  vb.  ßafußaXi^eiv, 
ßafißcdyuy  stammeln.  Auch  im  sp.  bamba  .^chaukd,  bambolear  schau- 
kdn^  wiegen,  banibdn,  norm,  bamboler  dass.,  waUon.  bambi  wackeln, 
bürg,  yambe  bewegung  der  glocke  ist  er  anzunehmen,  wie  auch  it.  bambo- 
leggiare  schäkern,  kindereien  treiben  (von  bambolo  kind)  buchstäblich  mit 
sp.  bambolear  zusammentrifft.  Vgl.  auch  das  verwandte  babbeo.  Ital. 
bimbo  kind  scheint  nichts  anders  als  eine  ablautende  form  von  bambo. 


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40  I.   BANCO-BANDO. 

Banco  it.  sp.  pg.,  fr.  banc  tafd  oder  tisch  e.  h.  der  weekder, 
ruderhanky  Sandbank^  eimmerbock  u.  dgl.,  das  span.  tvort  auch  in  der  bed. 
scanmum^  pr.  banc  nur  in  leteterer  und  so  fem.  it.  sp.  pg.  pr.  banca, 
fr.  banque  (auch  bancbe  felsengrund  in  der  see  Dict.  de  Trio.);  vom 
ahd.  banch  (f.),  mhd.  banc  (m.  f)  scamnum.  Zwar  auch  kymr.  banc 
(gael.  binnse),  aber  die  ital.  nd>enform  panca  spricht  deutsche  herhmfi 
an.  Algd.  it.  banchiere  ff.  Wechsler^  mensarius;  banchetto  ff.  hank- 
chen,  dsgl.  gasterei:  da  sich  aber  beide  bedeutungen  jnemlich  ferne  liegen^ 
so  scheint  man  die  jsweüe  aus  dem  vb.  banchettare  gastereien  hcdten^ 
welches  ursprüngl.  ^tische  und  bänie  rüsten  bedeuten  konnte^  gebogen  su 
haben,  entsprechend  dem  mhd.  benken:  hie  wart  gebenket  schöne,  tnoch 
unde  bröt  Üf  geleit  Wb.  /,  84. 

Banda  it.  sp.  pr.,  bände  fr.  binde,  streif y  bände  d.  i.  trty^;  vom 
goth.  bandi  (f.),  ahd.  band  (n.)  Dsgl.  it.  bandiera,  sp.  bandera,  pr. 
bandiera,  baneira,  fr.  banniere  fahne  {daher  unser  panier),  vgl.  goth, 
bandya  reichen,  und  Patd.  Diac.  1,  20:  vexillum,  quod  bandom  appel- 
lant;  s.  darüber  Muratori,  Amt.  ital.  11,  442;  femer  it.  bandolo,  ban- 
doliera,  fr.  bandouli^re  u.  dgl.  Das  einfache  bannom  findet  sich  nur  im 
aitfr.  ban,  sofern  es  die  bed.  fahne  zeigt,  beispiele  bei  Ducange;  dieprov. 
denkmaler  gewähren  nur  das  compos.  auri-ban,  welches  Baynouard  tut- 
richtig  mit  arrihre-ban  übersetzt,  vgl.  die  stdle  on  a  mot  anriban  e  trop 
mot  ric  penon  GÄlb.  2637;  es  ist  goldbanner  wie  anriflamma.  Vb. 
sp.  bandear,  pr.  bandeiar,  baneiar  hin  und  her  schwenken  (wie  eine 
fahne),  intrans.  sich  bewegen,  flattern,  oitfr.  banoier  G.  Chäart  11,  341, 
esbanoier  dass.,  gleicher  bed.  mhd.  baneken  s.  Orimm  II,  1000,  worin 
noch  die  älteste  roman.  form  banicare  zu  erkennen  ist,  die  sich  auch 
deutlich  im  comask.  bangä  schwanken  ausspricht. 

Bando  it.  sp.  pg.,  pr.  ban,  fr.  ban  öffentliche  Verkündigung;  vb.  it. 
bandire,  sp.  pr.  bandir,  pg.  bandir,  banir,  fr.  bannir  öffenUich  verkün- 
digen, daher  partic.  it.  bandito  öffentlich  ausgerufener,  verwiesener,  strafieur 
rauher.  Das  wort  kommt  frühe  im  nüatein  vor,  wo  bannnm  ediäum,  inter- 
dictum,  bannire  edicere,  dtare,  relegare  heißt.  Es  ist  deutscher  herkunft 
(Ghrimm,  Bechtsält.  732);  zu  beachten  ist  aber,  daß  das  rom.  bandire, 
bannire  nicht  wohl  aus  dem  starken  vb.  bannan  entstehen  konnte,  wdches 
bannare,  banner  gegeben  hätte,  es  stimmt  mit  seiner  cof^ugationsform 
besser  zum  goth.  bandvjan  bezeichnen,  andeuten,  dessen  nebenform  banyjan 
zugleich  das  roman.  bannir  zu  erklären  scheint;  andre  deutsche  dialeete 
können  das  im  gothischen  so  einfl/ußreiche  ableitende  y  entbehrt  haben. 
Vgl.  den  vorigen  artikel,  der  mit  dem  gegenwärtigen  innerlich  zusammen- 
hängt. Auch  die  gael.  spräche  besitzt  bann  in  der  bedeuttmg  des  engl 
band  und  ban;  das  sogleich  zu  nennende  attfr.  arban  kann  aber  seine 
herkunft  aus  dem  deutschen  gar  nickt  verläugnen.  S.  über  bando  auch 
Diefenbach,  Ooth.  wb.  I,  299,  wo  germanischer  Ursprung  oder  wenigstens 
sehr  frühe  aneignung  vermuthet  wird.  —  Eine  abl.  ist  pr.  aitfr.  bandon, 
fast  stets  mit  vorgesetzter  partikel  k,  1)  =  ban:  vendre  gage  k  bandon; 


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I.   BARA-BARATTO.  41 

S)  wittkür,  eigenü.  preisgebung:  prenez  tot  k  Yostre  bandon.  Aus  diesem 
adv.  k  bandon  gestdUete  sich  wieder  ein  shst.  pr,  fr.  abandon,  it.  ab- 
bandono,  abgekürzt  bandono  hingehmg^  vh.  abandonar  ff.  hingeben, 
überlassen.  Eine  sss.  ist  fr.  arri^reban  aufgebet  eum  kriegsdienst,  ent- 
stdU  oder  umgedeutet  aus  ahd.  bariban  heerbann,  mlat.  haribannum,  arri- 
bannom;  näher  der  Urform  liegt  das  aitfr.  arban  frohndienst^  s.  Du- 
cange  s.  v.  heribannam.  Eine  andre  zss.  ist  ältfr.  forbanir  durch  öffent- 
lichen ausruf  des  landes  verweisen  (for  =  lat.  foras),  itäl.  nur  forban- 
Düto,  aUfr.  sbst.  forban  Verweisung,  dsgl.  (concret)  verwiesener,  Seeräuber, 
nfr.  no(h  in  leteterer  bedeutung,  mlaf.  forbannitns  in  der  L.  Rip.,  ferban- 
nitas  in  der  L.  Bai.,  beide  nach  MüJlenhoff  (zur  L.  Scd.  p.  282)  von  ver- 
sdiiedener  Zusammensetzung.  Ein  weiteres  compositum  ist  it.  contrab- 
bando,  fr.  contrebande  Übertretung  einer  Verordnung,  schleichhandd. 

Bara  it.,  fr.  bar  Dict.  de  Trev.,  üblicher  bi^re,  pr.  bera  todtenbahre, 
tragsessd,  chw.  bara  leiche;  vom  ahd.  bära,  ags.  bser,  bSre,  ndl.  berrie; 
m  letzteres  fügt  sieh  auch  neupr.  berio  {für  beria)  tragkorb. 

Baracane  it.,  sp.  barragan,  pg.  barregana,  pr.  barracan,  fr.  bar- 
rtcan,  bonracan,  ein  stoff  von  Ziegenhaar,  daher  nhd.  bercan  und  bar- 
cbeDt;  vom  arab.  barrakän,  barkan  eine  (schwarze)  kleidung  Gol.  263, 
Frtjft.  I,  113*,  nach  Sousa  persischen  Ursprungs,  s.  baraka  kleid  oder 
ädff  aus  kameelhaar  VuOers  I,  224: 

Baracca  it.,  barraca  sp.,  baraqne  fr.  hätte,  zeit;  abgeleitet  aus 
barra  stange  wie  it.  trab-acca  aus  trabs.  Span,  etymologen  hellen  es  aus 
dem  arabischen. 

Baratto  ü.,  aUsp.  barato,  pr.  barat,  fr.  barat,  fem.  ältsp.  cot.  pr. 
barata,  alifr.  barate  betrügerischer  handd  oder  tausch;  vb.  it.  barat- 
tare,  aUsp.  pg.  cai.  pr.  baratar,  äl^r.  bareter  bösen  handel  treiben, 
prdlen,  rupfen,  überhaupt  tauschen  und  täuschen,  altpg.  baratar  zerstören, 
8Bo$.;  zsgs.  it.  sbarattare,  sp.  pr.  desbaratar,  cdtfr.  desbareter  zu 
gnmde  richten  (einen  um  alles  bringen) ;  selbst  nfr.  baratter  buttern 
(durcheinander  rühren,  verwirren?)  dürfte  hieher  zu  rechnen  sein.  Aus 
tf.  barare  {betrügen)  konnte  baratto  auf  regdmäßige  weise  nicht  entstehen. 
Die  aUnord.  spräche  besitzt  bar&tta  kcmpf,  und  Dante  Inf.  2  t  31  braucht, 
wie  Muratori  in  dieser  beziehung  anmerkt,  baratta  in  gleichem  sinne,  allein 
es  bedeutet  ihm  gewiß  nichts  anders  als  das  altfr.  barate  Verwicklung  oder 
geKÜkl  in  der  schkuht  s.  Gh.  des  Sax.  11,  30,  altsp.  barata  PC;  auch 
würden  die  begriffe  kämpf  und  betrug  (Verwicklung)  schwerlich  hand  in 
hand  gehn.  Die  ahd.  spräche  bietet  bala-räti  nequitiae  Graff  II,  467, 
dies  würde^  jedoch  fr.  banrai  oder  baudrai  hinterlassen  haben.  Ein  wort, 
das  dem  begriffe  genügt,  ist  gr.  Ttgarteiv  handeln,  geschäfte  machen, 
tniffe  brauchen  (wofür  jetzt  Trqay^avsvuv  gesagt  wird) ;  von  den  griechi- 
sAen  kaufleuten  konnte  es  das  dbendland  entÜhnen.  Wegen  b  aus  gr.  tc 
vgl.  bette  von  nv^ig  u.  a.  und  wegen  der  einschiebung  eines  vocales  in 
dm  com^i^ieierten  anlaut  it.  calabrone  von  clabro  für  crabro  (andre  bei- 
^ide  Bom.  gramm.  I^  302).    Der  Serbe  hol  augenscheinlich  dasselbe  wort. 


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42  I.   BARBACANE-BARDASCIA. 

bar&tati  geschäfte  treiben.  —  Das  neusp.  barato  heißt  wohlfeü,  ohne  mühe^ 
stibst.  woMfeäheit,  baratar  unter  dem  werthe  verkaufen^  und  wird  van 
J.  V.  Hammer  aus  dem  arab.  bar&t  (bara'h)  immunitas  Freyt.  /,  102*  er- 
klärt  Dagegen  ist  einzuwenden,  daß  die  arab.  std)stantiva  auf  at  im 
span.  die  spätere  oder  vulgäre  form  ah  reflectieren  (bara  müßte  es  heißen) 
und  daß  diese  bedeutung  sich  doch  den  obigen  anlcnüpfen  läßt. 

Barbacane  it.  (m.),  sp.  pr.  barbacana,  pg,  barbacäo,  fr.  barba- 
cane  brustwehr  mit  Schießscharten  vor  der  hauptmauer  einer  festung, 
churw.  vrlt.  barbachaun  Stützmauer;  nach  Vossius  De  vit.  serm.y  arabischer 
herkunft,  was  aber  Muratori^  Ant.  ital,  IJ,  456,  bestreitet,  Pougens, 
TrSsor  J,  137  wieder  behauptet.  Persischen  Ursprung  erkennt  ihm  Wedg- 
wood  zu,  nämlich  von  bäla-khaneh  oberes  zimmer  (woher  a«<e&balcone 
stammen  soll),  ursprüngl.  ein  vorragendes  fenster  zum  schütze  des  ein- 
gangs. 

Barbecho  sp.,  barbeito  pg.  brachfdd;  von  veryactnm  dass.  Im 
nordwesten  ward  anlautendes  y  wie  in  andern  fällen,  zu  g  und  so  ent- 
sprangen die  formen  pr.  garag,  fr.  gurret,  denen  im  süden  v(ü.  gnaret, 
cat.  guret  entsprechen.  Im  ital.  ist  das  wort  nur  mundartlich,  wie  sard. 
(logud.)  barvattn;  dafür  hat  die  Schriftsprache  maggese. 

BsiT C2i  it.  sp.  pg.  pr.,  barc^  wal.,  barqne/r.  kleines  lastschiff,  schon 
im  frühesten  nüatein:  barca,  qnae  cnncta  navis  commercia  ad  Utas  portat 
Isid.  19,  1,  19.  Das  übliche  prov.  bar  ja,  (dtfr.  bärge,  nfr.  berge  (bar- 
qne  ist  fremd)  verlangt  jedesfaUs  bärica  als  älteste  form  {vgl.  carriea 
Charge,  serica  serge)  und  diese  könnte  erwachsen  sein  aus  gr.  ßagig  kahn 
(baris  bei  Properz)  wie  auca  avica  aus  avis;  der  griech.  schifferausdrücke 
gibt  es  im  romanischen  mehrere.  Dagegen  verweist  Wackemagd  (Haupts 
Ztschr.  IX,  673)  auf  ältn.  barkr,  das  sich  mit  börkr  zusammenstMen 
lasse,  ein  aus  rinde  (borke)  gebautes  schiff. 

Barda  it.  sp.,  barde  altfr.  pferdehamisch  von  eisenblech,  altfr. 
champ.  barde  auch  zimmeraxt  GVian.  1998,  wai.  bard^  dass.,  dai/gpih. 
partou  hackmesser,  dsgl.  pg.  barda,  fr.  barde  speckschnitte,  die  man  um 
ein  stück  braten  legt,  port.  auch  sattel;  abgel.  fr.  bar  de  au  scJnndd,  it. 
bardelia,  fr.  bardelle,  pr.  bardel  platter* sattel,  reitküssen;  it.  bardotto, 
fr.  bardot  lastthier,  das  der  treiber  reitet  (satteUhier).  Diese  büdungen 
erinnern  theils  an  (xhd.  barta,  ndl.  barde  hacke,  theils  an  nord*  bardi 
schüd;  aber  pg.  barda  in  der  bed.  hecke,  zäun,  span.  domichte  mauerbe- 
kieidung,  sind  sie  mit  Larramendi  auf  bask.  abarra  da  d.  h.  ^es  ist  ge-  ' 
zweige  zurückzuführen?  Das  sp.  albarda  saumsattd  (auch  speckschnitte 
=  pg.  barda)  leitet  man  dagegen  aus  dem  arab.  al-barda'ah  unterläge 
des  satteis  Gol.  253,  Freyt.  I,  106\   s.  Monti,  Agg.  al  vocab.  II,  2,310. 

Barda s ei a  it.,  bardaxa  sp.,  bardache  fr.  (m.)  pathicus;  voma/rab. 
bardag  sklave?  Oölius  p.  263.  Das  lomb.  und  piem.  bardassa  bedeutet 
überhaupt  nur  knabe,  bei  bardassa  ist  =  bei  fanciuUo,  und  auch  das 
sard.  bardascia  hat  diese  bedeutung  neben  der  andern.  Über  oi^r.  bar- 
dache Stange  s.  Qrandgagnage  v.  bardahe. 


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I.   BARGA— BARONE.  43 

Barga  sp.  aUpg.,  fr,  berge  hohes  abhängiges  ufer;  vielleicht  ein 
uraltes  toartj  wenigstens  kein  germanisches^  vgl.  kymr.  bargodi  überhängen^ 
hervorspringen,  bargod  rand^  dachtraufe, 

Bargagno  ö.,  pr.  barganb,  fem.  pg,  pr.  barganha  Unterhandlung, 
aUfr.  bargaine  ceremonie  Bog,;  vb.  it.  bargagnare,  pg.  pr.  barganhar 
feUsehen,  handdn,  fr.  bargaigner  (für  bargaigner,  vgl.  grignon  IL  c.) 
kmekem^  eaudem.  Das  mlat.  barcaniare  Cap.  Cor.  Calv.  beeeugty  daß  g 
aus  c  entstand  und  so  ruM  das  wort  vielleicht  auf  barca  fahreeug,  daSy 
nach  Isidors  definüion,  die  waaren  hin-  iAnd  herbringt,  so  daß  bargagno 
das  hm-  und  herhandeln  bedeutete.  Das  suffix  aneum  Mldet  swar  sonst 
keine  abstracta  aus  concreten  begriffen^  allein  seine  bedeutung  läßt  sich  bei 
der  spärliehkeit  seines  Vorkommens  überhaupt  nicht  auf  das  genaueste  be- 
stimmen. Genin^  Beer.  phä.  /,  279,  erkennt  in  diesem  wort  ein  compo- 
säum,  bestehend  in  der  roman.  partikel  bar  (für  bis)  und  gagner;  aber 
sowohl  das  mlat.  barcaniare  wie  die  unwandelbare  gestalt  der  sübe  bar, 
die  weder  in  bis  noch  in  bes  noch  in  ber  umschlägt,  hauptsächlich  aber 
die  form  gSLgn,  wofür  guadagn  u.  s.  w.  zu  erwarten  war,  kurz,  aUes  ist 
gegen  ihn. 

Bargello  it.,  sp.  pg.  barrachel,  aitfr.  barigel  häscherhauptmann; 
vom  ndai.  barigildus  (barigildi  et  advocati  in  einem  capitular  v.j.  864), 
sieher  ein  deutsches  wort,  aber  von  unklarem  Ursprung.  S.  Chimm,  Rechts- 
äUerthömer  314. 

Baritono  it.  sp.^  pg.  baritom,  fr.  vrlt.  baryton  stimme  zwischen 
ienor  und  bass;  vom  gr.  ßagvrovog  grobstimmig ^  nicht  vom  lat.  barrltns, 
mirams  nur  baritöne  werden  konnte. 

Baro  und  barro  it.  falscher  Spieler,  schurke;  augm.  barone;  vb. 
barare,  barrare  Schelmerei  treiben.  Die  herkunft  dieses  Stammes,  der 
80  einfach  nur  im  ital.  vorkommt,  ist  noch  unauf gehellt;  buchstäblich  passt 
zwar  zu  baro,  barone  das  ndat.  bams,  baro,  die  begriffe  aber  einigen 
sieh  nicht.  Dessdben  Stammes  sind  etwa  folgende  warten  pr.  baran  be- 
trug; it.  baroeco  wucher;  altsp.  baruca  list;  it.  barnllo  Obsthändler 
(vgl.  treccare  betrügen,  trecca  hökerweib);  sp.  baraja,  pg.  pr.  baralha, 
altfr.  berele  Ruteb.  I,  78.  II,  117  Verwirrung,  hader;  vb.  barajar,  ba- 
nlhar,  bamlbar  durcheinanderwerfen,  in  Unordnung  bringen. 

Barone  it.,  sp.  varon,  pg.  varäo,  pr.  bar  (acc.  baro),  altfr.  ber 
{aec.  baron),  nfr.  baron  ursprüngl.  mann  wie  lat.  vir,  auch  ehetnann:  pr. 
lo  bar  non  es  ereat  per  la  femna,  mas  la  femna  per  lo  baro  non  est 
ereatus  vir  propter  mülierem,  sed  mulier  propter  virum.  Daher  bedeutet 
es  auch  mannhaft,  kräftig;  altfr.  Earlemaine  nostre  emperere  ber  Hol. 
ed.  Mich.  p.  x  r/;  ne  sui  pas  si  preux  ne  si  ber  NF.  Jub.  L  p.  214; 
pr.  barnatge,  oMfr.  baronie,  bamie  tapferkeit,  embarnir  kräftig 
werplen  LB.  Daneben  zeigt  sich  bereits  im  prov.  und  altfr.  die  bed. 
großer  des  reiche,  lehensträger,  ^o  z.  b.  im  Leodegar  str.  9  baron  franc 
frmldsche  große.  Die  ältesten  deutschen  rechtsbücher  nehmen  es  gleich- 
fdls  für  mann  im  gegensatz  zum  weihe:  tarn  baronem  quam  feminam 


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44  I.   BARONE. 

L.  Bip.y  barum  yel  feminam  L.  Ahm,,  in  der  L,  8dl.  ist  baro  der  frei- 
gehorency  in  den  capihüarien  Karls  des  kahlen  sind  barones  die  proceres 
oder  vassallen,  daher  auch  baro  dem  Joh.  de  Garlandia  ^gravis  et  authen- 
ticus  vir  bedetäet,  gravis  vidleicht  mit  anspielung  auf  das  lautverwandte 
gr.  ßagig.  Neben  dem  nüat.  und  romanischen  begegnet  noch  ein  clas- 
sisches  baro;  bei  Cicero,  der  es  öfter  braucht,  hei  fit  es  thor^  pinsel;  dies 
aber  könnte  andrer  herkunft  sein.  In  den  schölten  zum  Persius  wird  ihm 
die  bed.  servus  müitum  beigelegt  und  gallische  herkunft  angewiesen,  und 
snemiich  übereinstimmend  übersetzt  es  Isidorus  mit  mercenarius  und  leitet 
es  aus  gr.  ßagvg  stark,  grob,  Mortis  in  laboribus\  Auch  in  einer  oZornon- 
nischen  Urkunde  v.  j.  744  sind  parones  servi.  Die  notig  des  schoUasten 
muß  irgend  einen  grund  haben.  Sucht  man  im  ceUischfin,  so  findet  sich 
ein  dUgad.  bar  held,  also  zusammentreffend  mit  dem  altfr.  ber,  sofern 
dies  einen  tapfem  mann  bezeichnet.  Eine  zweite  gael.  bed.  trefflicher 
mann  rührt  an  die  des  Joh.  de  Garlandia.  Als  eigennamen  bemerkt  man 
das  wort  im  frühen  ndatein  nicht  uhhäufig,  z.  b.  bei  Fumagalli  p.  91  (v. 
j.  792);  davon  zu  unterscheiden  ist  Bero  ursus.  Dies  sind  in  edler  kürze 
die  das  wort  betreffenden  thatsachen;  seine  herkunft  ist  noch  nicht  mit 
Sicherheit  ermittelt.  Vor  allem  mufS  seine  abstammung  aus  dem  eelt.  bar 
als  eine  den  prov.  und  franz.  Sprachgesetzen  widersprechende  hypothese 
abgelehnt  werden.  Es  flectiert  mit  beweglichem  accent  (bar  barön)  und 
alle  Wörter  dieser  classe  rühren  entweder  aus  dem  latein.  (drac  dragön, 
Iure  lairön)  oder  aus  dem  deutschen  (Uc  Ugön)  her;  der  cdt.  Sprachbau 
bot  keinen  anlafi  zu  solchen  flexionen.  Es  bleibt  also  hier  nur  zweierlei 
übrig.  Entweder  ist  unser  baro  lateinisch,  wozu  die  bemerkung  des  scho- 
liasten  aber  nicht  wohl  passt,  oder  es  ist  germanisch  und  dem  widerspricht 
die  bemerkung  des  schoUasten  nicht,  da  die  Bömer  germanische  leicht  mü 
gallischen  umtem  verwechselten.  Zu  der  bed.  servus  militum  (last-  oder 
packträger  der  Soldaten)  stimmt  nämlich  ahd.  bero  (acc.  berun,  beron)  träger, 
vom  vb.  beran,  goth.  bafran,  welches  Ulfilas  für  q)OQ€lv  und  ßaataCßiv  gebraucht. 
Das  Substantiv  hat  sich  im  althochd.  nicht  erhalten,  ist  aber  nach  dem 
altfries.  bera  vorauszusetzen.  Hieraus  das  altfr.  ber,  acc.  baron  mit  üb- 
licher Verwandlung  des  tonlosen  e  in  a.  D€J>ei  muß  freilich  eingeräumt 
werden,  da/i  der  Provenzale,  dem  der  Wechsel  zwischen  e  und  a  {vgl.  auch 
altfr.  lerre  larron)  nicht  genehm  ist,  den  vocal  des  accus,  auch  auf  den 
nomin.  übertragen  habe.  Aus  der  bed.  träger,  lastträger  müßte  sieh  die 
bed.  starker  bursche,  kerl  (fortis  in  laboribus)  und  endlich  hieraus  die 
bedd.  mann,  lehensmann  entwickelt  haben.  Es  bleibt  aber  auch  dies  eine 
hypothese,  die,  wenn  sich  der  latein.  Ursprung  des  Wortes  gegen  die  sage 
von  seiner  fremden  herkunft  begründen  laß,  von  selbst  verschunndet.  Man 
vgl.  noch  mhd.  bar  Wb.  I,  88.  142.  In  ital.  mundarten  tritt  unser  wort 
in  einem  bescheideneren  sinne  auf:  cotn.  bergam.  bar,  piem.  berro,  romagn. 
berr  heifit  undder,  lothr.  b^rra  {d.  i.  b^rard)  dass.,  man  sehe  einen  ent- 
sprechenden fall  unter  marrone  II.  b.  —  [Herkunft  aus  beran  vermuthete 
auch  MüUentioff  zur  L.  Sal.  p.  279.  Weitere  Untersuchungen  über  daß 
wichtige  wort  s.  bei  Diefenbach,  Orig.  europ.  p.  260.] 


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L   BARRA-BASTAEDO.  45 

Barra  it.  sp.  pr.j  barre  fr.  Stange^  riegd;  daher  sp.  birrio,  pr. 
eai.  barri  schutawdiTf  totülj  vorstadt,  nüat.  barrium  (aera  987);  fr.  bar- 
rean;  it.  barriera,  sp.  barrera^  fr.  barriöre  u.  a.;  vb.  sp.  barrar,  bar- 
rear,  fr.  barrer.  Aus  dem  cdtisehen^.  kymr.  bar  (m.)  ast  u.  s.  w.  s.  Liefen- 
hoch,  CeU.  ly  184r  vgl.  mhd.  bar,  barre  in  den  raman.  bedeutungen.  Das- 
selbe wart  ist  auch  enthaiien  im  ahd.  sparro,  vb.  sperran,  woraus  sich  die 
ital.  formen  sbarro,  sbarra,  sbarrare  gestaltet  haben  können^  nicht 
eben  müssen,  da  diese  spräche  den  anlaut  häufig  mit  s  verstärkt.  Noch 
sind  einige  ableitungen  bu  erwähnen:  sp.  barras  Stange^  sfsgs.  sp.  emba- 
razoy  fr.  embarras  Sperrung,  hindemis,  vb.  embarazar,  embarrasser, 
dsgL  fr.  d^arrasser;  wohl  auch  ^rp..  barri ca,  fr.  barrique  tonne^  daher 
barricata  verrawnelung  (aus  fässem  und  ähnlichen  Sachen  bestehend); 
a.  barile,  sp.  pg.  barril,  fr.  baril,  kymr.  baril,  gad.  baraill,  wosfu  noch 
sp.  l>arral  große  flasche  kommt.  Auch  frane.  Ortsnamen  wie  Bar-sur-Aube, 
Bar-Ie-Duc  werden  stu  diesem  stamme  gerechnet.    S.  auch  baracca. 

Bas 8  0  it.y  sp.  baxo,  pg.  baixo,  pr.  bas,  fr.  bas  niedrig;  vb.  bas- 
sare  /f.  Das  Md.  glossar  hat  bassns  Wassus^  pinguii^  das  Gloss.  vetus 
p.  511  bassas  'pingues  oves\  bassum  ^non  aUum\  Papias  bassns  ^curtus, 
kumilis  (nicht  profundus).  Die  grundbed.  ist  also  wohi  die  erstere:  in 
der  thai  heißt  it.  bassotto  dick,  äÜfr.  bas  breite  gedrungen,  z.  b.  une 
maison  longhe  et  assez  basse  SSag.  p.  169;  ele  a  basses  hanches  et 
basses  jambes  NF.  Jub.  11,  260,  wo  an  die  bed,  tief  nicht  eu  denken  ist. 
Man  erinnert,  was  seine  herkunft  bdrifft,  an  gr.  ßaooußv  und  celt.  b&s, 
welchem  letzteren  die  roman.  bed.  seicht  zusteht'^  aber  ist  dies  nicht  ent- 
Idmt  und  würde  sich  b&s  so  leicht  in  span.  baxo  verwandeln,  das  ein 
doppeUess  verlangt?  Das  wort  muß  vielmehr  ein  acht  latein.  sein:  schon 
das  atte  Born  kannte  es  als  zunamen,  dergleichen  auf  körperliche  eigen- 
schoflen  zielend  sich  viele  vorfinden^  und  hier  passt  die  bed.  der  glossen 
trefßch.  Auch  Papias  sagt  basus  'curtus^  a  base,  et  (nomen)  proprium 
est  Als  eigenäicher  name  begegnet  es  z.  b.  in  einer  Urkunde  des  6.  jh. 
Marin,  p.  197",  die  zss.  Campobassum  in  einer  andern  v.  j.  635  BrSq. 
p.  136^.  Diefenbach,  Goth.  wb.  I,  282,  ist  geneigt^  bassus  'dick^  ganz 
von  bassns  'niedrig^  zu  trennen,  vielleicht  ohne  noth:  bassas  konnte  das 
in  die  breite,  nicht  in  die  höhe  gehende,  das  gedrungene  bezeichnen,  worin 
sieh  die  begriffe  dick  und  kurz  berühren.  —  Aus  dem  adjectiv  entstand 
das  ^>st.  it.  basso  untertheü,  fr.  bas  strumpf  (eigenU.  abgekürzt  aus  bas- 
de-chansse,  vgl.  haut-de-chausses),  sp.  baxos,  pg.  baixos  (pl.)  unter- 
Udder,  auch  fußbeldeidung,  ein  wort,  womit  das  lat.  baxea  (ort  schuhe, 
bei  Flautus),  welches  fr.  baisse  erzeugt  haben  würde,  gewiss  nicht  zu- 
sammenhängt. 

Bastardo  it.  sp.  pg.,  bastartj^r.,  bätard^r.,  m2a^.  bastardus  U7^t^- 
siens  seit  dem  11.  jh.  uneheliches  kind.  Entstehung  aus  dem  folgenden 
bttsto  ist  wohl  kaum  zu  bezweifeln,  da  auch  aitfr.  fils  de  bast,  entstellt 
fils  de  baSy  gesagt  ward:  fille  de  bast  schon  im  Aubery  p.  11,  fr^re  de 
bas  6€J  CarpenÜer,  fiUe  le  roy  Henris  de  bas  (im  reime)  DC.  Aufweiche 


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46  I.   BASTO-BATTERE. 

anschauung  sich  aber  dieser  attsdruck  ^kind  des  saumsattds  bejriehtj  isi 
nicht  so  leicht  ins  Tdare  zu  bringen.  —  [Mahn  p.  17  gibt  eine  anspre- 
chende erUärung  dieses  ausdrucJcs.  Das  deutsche  bankert  kommt  beka$mt- 
lieh  von  bank  und  heißt  eigentlich  der  auf  der  bank,  im  gegensatee  zum 
bett^  erzeugte  (vgl.  Grimms  R.  A.  475).  Der  roman.  amdruck  kind  des 
saumsattels  gieng  dagegen  im  süden^  in  der  Provence  oder  Spanienj  aus 
den  Sitten  der  mauUhiertreiber  hervor,  die  sich  in  dm  wirthshäusem  ihre 
betten  von  saumsätteln  machten  und  dort  mit  den  mägden  verkehr  hatten. 
Ein  beispiel  dieses  Verkehrs  findet  sich  im  D.  Quixote  J,  16.  —  Auck 
Gachet  hat  sich  an  diesem  worte  versucht.  Nach  ihm  ist  bastard  nur  ein 
bildlicher  ausdruck  und  bezeichnet  •  eigentlich  den  nebenschöfiling  oder 
schmarotzerzweig,  eines  baumes,  der  am  fuße  desselben^  hervorwächst^  vgl. 
dazu  avoutre  IL  c.  Man  hätte  also  an  bas  Hirf  unten  zu  denken,  aber 
dem  widerspricht  die  form  mit  st  bast  entschieden.] 

Basto  it.  sp.,  bast  i>r.,  bat  fr.  saumsattel;  vb.  pr.  bastar,  fr. 
bäter  satteln.  Man  erinnert  an  das  deutsche  bast,  weä  die  sättd  etwa 
damit  befestigt  worden  seien.  Vergleicht  man  aber  bastone  stock,  so 
wird  man  für  basto  eher  auf  die  bed.  stütze,  unterläge,  worauf  die  last 
ruht,  verwiesen,  und  vielleicht  haben  unr  in  ihm  ein  wort  der  römischen 
Volkssprache  vor  uns,  zusammenhängend,  wie  man  auch  sonst  schon  be- 
hauptet hat,  mit  gr.  ßacxatuv  stützen,  ßaoza^  lasUräger;  an  diesen  stamm 
mahnt  auch  das  spätere  lat.  basterna  sanfte,  worüber  J.  Grimm,  Gesch. 
d.  d.  sp.  p.  461,  allerdings  andrer  meinung  ist.  Dem  gr.  ßaara^  aber 
entspricht  buchstäblich  das  gleichbed.  pr.  bastais,  cot.  bastax,  sp.  bastage, 
t^.  bastagio.  Desselben  Ursprunges  ist,  außer  dem  eben  erwähnten  it. 
bas  tone  (fr.  bäton,  wal.  beston  u.  s.  f.),  auch  it.  bastire,  altsp.  pr. 
bastir,  fr.  bätir  bauen  (eigentl.  stützen?),  woher  altsp.  pr.  bastida,  it. 
bastia,  bastione,  fr.  bastille  u.  a.;  dsgl.  sp.  pg.  basto  angefüllt, 
dicht  (daher  die  eigenthümlich  span.  bed.  dick,  grob,  auch  im  maral. 
sinne);  vb.  it.  bastare,  sp.  pg.  pr.  bastar  hinreichen  (eigenÜ.  ausfüllen, 
une  sp.  harto  gefüllt,  hinreichend),  ven.  bastare  hemmen  (stopfen),  altsp. 
auch  bastir  versorgen  PC.  =  bastir  bauen.  —  Eine  andre  bedeutung 
zeigen  die  Wörter  it.  sp.  pg.  cat.  basta  heßnaht,  Steppnaht,  fr.  b&tir,  sp. 
bastear,  it.  imbastare,  sp.  cat.  embastar  mit  weiten  stichen  nähen.  Sie 
erinnern  an  ahd.  bestan  flicken,  mhd.  besten  schnüren,  dies  vom  sbst. 
bast;  aber  bastire  reicht  dafür  at4S,  wenn  man  die  im  prov.  üblichen  bedd. 
einrichten,  zusammenfugen,  berücksichtigt.    ' 

Battere  it.,  sp.  batir,  pg,  bater,  pr.  batre,  fr.  battre,  wcd.  b4te, 
auch  serb.  b4tati  schlagen;  von  batuere,  atf  roman.  weise  in  batere  ver- 
kürzt. Wie  selten  man  dies  wort  bei  den  Alten  liest,  um  so  üblicher  ist 
es  schon  im  frühesten  ndatein.  Es  mußte  sich  jedoch  eine  neue  flexion 
gefallen  lassen:  perf.  battidi  L.  Sal.,  L.  Long,  {wie  prendidi,  ostendidi), 
part.  battutus  Decret.  Child.  (um  596).  Unter  den  zahlreichen  ableüun- 
gen  ist  zu  erwähnen  ü.  battaglia,  sp.  batalla,  fr.  bataille,  wal.  bft4e 
schlachty  schon  bei  Adamantius  Martyr.  batnalia,   qnae  valgo   battalia 


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I.   BATTIFREDO-BECCO.  47 

dicuntnr;  femer  ü.  battaglio,  batacchio,  ^.  badajo  für  batajo  Uöpfd; 
ii.  battigia  fallende  sucht;  sp,  batan  tvdlkmühle;  pr.  bataria  Schlägerei, 
fr.  batterie  aufgesMUes  gcschütz. 

Battifredo  ü.,  beflroi  /r.,  aU  berfroi,  beffroit,  wachtthurm;  vom 
fkkd.  bercvrit,  bemit  zum  schütz  oder  angriff  dienender  thurm^  mlat. 
berfredn8;  belfredus.  Die  itai.  form  lehnt  sich  durch  umdeutung  an  battere. 

Batto  it,  rudersckiff;  daher  battello,  sp.  batel,  pr.  batelh,  fr. 
bateaa  nachen;  stimmt  zu  ags.  bat,  dUn.  bätr  kleines  schiff,  vgl.  Tcymr. 
bSd  hoot. 

Baüle  it.j  sp.  baül,  pg.  bahül,  bahü,  pr.  baue,  fr.  bahut  koffer, 
feüeiseH.  Unter  diesen  abweichenden  formen  die  ursprünglichste  zu  er- 
mittdn,  ist  nicht  wohl  möglich.  Besitzt  sie  z.  h.  der  Spanier,  so  könnte 
das  wort  aus  bajolus  träger  wie  gerla  tragkorb  aus  gerula  sich  gestdUet 
hdbeHj  indem  der  accent  fortrückte,  wie  dies  in  easulla  aus  casola  aner^ 
iannt  werden  mufi.  —  [Die  bekannte  deutung  französischer  philologen 
am  dem  deutschen  behüten  w<xr  unztdässig,  weil  nur  ein  substatttiv  gernige 
ikat.  Ein  solches  weist  nun  Mahn  p.  89  aus  den  unterdess  erschienenen 
Wörterbüchern  nach:  mhd.  behuot  bewahrung,  schütz  Müller  1,  732,  behat 
magazin  Cfrimm.  Daß  hochd.  ao  =  goth.  ö  romanisch  als  u,  nicht  als 
0  auftritt,  ist  selten  und  läßt  spätere  einführung  vermuthen.] 

Bava  it.,  sp.pg.  baba,  fr.  bave  geifer;  vb.pg.pr.  bavar,  fr.  baver, 
sp.  babear  geifern.  Es  scheint  ursprünglich  ein  naturausdruck,  das  mit 
lauen  {gr.  ßaßaCeiv,  vgl.  älban.  beb?,  kleines  kind)  begleitete  geifern  der 
8QUj/li$tge  zu  bezeichnen,  darum  heifit  aitfr.  bave  eben  sowohl  unverstän- 
diges kindisches  geplauder,  baveux,  bavard,  pr.  hsLY ea  plauderhcfft, 
tmd  das  sicü.  vava  einigt  die  begriffe  geifer  und  kind.  Hieher  sp.  ba- 
bieea  dlbem  (urspr.  geifernd,  dcJierpferdename?),  babosa  Schnecke  u.  o., 
v6.  Mrf.  embabiecar,  pg.  embabacar,  y>.  embaucar  hintergehen,  zum 
besten  haben. 

Bazza  i^.,  sp.  baza,  cat.  basa,  gutes  glück,  stich  im'kartenspiel; 
offenbar  das  seltne  mhd.  bazze  gewinn,  gleicher  herkunft  mit  baz  (besser) 
s.  Mhd.  wb.,  ein  vermuthtich  durch  deutsche  Söldner  verbreitetes  wort. 
Ähgd.  it.  b&zzica  ein  kartenspiel,  bazzicare  mit  jemand  verkehren. 

Beccabungia  it.,  sp.  pg.  becabunga,  fr.  b^cabanga,  auch  russ. 
ibnnka,  eine  art  der  veronica;  vom  ndd.  beckebuDge  (beck  bach,  bnnge 
bwUen),  nhd.  bachbunge,  eipier  der  sehr  wenigen  gemeinrom.  pflanzen" 
namen,  die  aus  dem  deutschen  genommen  wurden.  Das  franz.  wort  ist 
sekleeht  assimiliert  und  wohl  kein  volksiibliches:  man  sagt  dafür  berle  de 
riri^  auf  prov.  creissonn  kresse. 

Becco  it.,  pr.  fr.  bec,  pg.  bico  Schnabel,  spitze,  sp.  bico  schnäbele 
förmige  spitze  von  gold  an  der  mutze.  Celtisches  wort:  cni  Tolosae  Dato 
ci^omeii  in  pneritia  Beceo  faerat,  id  valet  gallinacei  rostram  Sueton. 
in  Vadl.  c.  18;  gael.  beic,  bret.  b6k,  auch  ndl.  bek.  Daher  pr.  beca 
haken,  vermutkiich  auch  fr.  bSche  für  beche  grdbscheit,  wiewohl  aitfr. 
begebe  geschrieben  wird;  vb.i(.  beccare,^.  bechar,  /r.  becquer  Aoc&en, 


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48  I.    BEFFA-BERBICE. 

hioher  graben,  nhd.  bicken,  picken;  daher  femer  ü.  beccaccia,  fr. 
b^casse,  cat  becada  schnepfe  (langer  Schnabel);  fr.  b^quille  krüeken- 
stock.  Zsgs.  fr.  ab^quer  junge  vögel  füttern;  pg.  debicar  eine  sipeise 
leicht  berühren.  Im  ital.  bezzicare  mit  dem  schnahd  hacken  (picken) 
mögen  sich  die  stamme  becco  und  pizza  {s.  unten)  gemischt  haben. 

Beffa  it.y  sp.  bela,  altfr.  beffe,  mit  a  altsp.  (Alex.)  und  pr.  bafa 
Verspottung;  vb.  it.  beffare,  sp.  befar,  alt  bafar  verspotten,  fr.  bafouer 
(mit  erweiterter  form^  etwa  lothringisch)  verächÜich  behanddn;  daeu  sp. 
bei  0  Unterlippe  des  pferdes,  als  adj.  dickUppig,  in  welcher  bedeutung 
auch  belfo  gesagt  wirdj  cat.  bifi,  occ.  befe;  dsgl.  pic.  bafe  lecher- 
matd,  maulschelk.  Vermuthlich  aus  dem  deutschen^  vgl.  bair.  ndl.  be£fen 
bellen,  keifen.  Zu  thüring.  bäppe  maul  Frisch  J,  45''  stimmt  maü.  babbi, 
com.  bebb,  occ.  bSbo  lippe]  gen.  ik  beffe  heißt  die  lippen  gegen  eitlen 
spitaen.    Eine  abl.  ist  fr.  beffler  spotten,  engl,  baffle. 

Beiare  it.,  bSler  fr.  blöken;  von  belare,  einer  seltnen  von  Varro 
gebrauchten  form  für  balare,  vgl.  in  dem  Vocabtdarius  S.  GaU.  belat 
^plojrif  {blökt).  Daher  romagn.  be  geblöke,  cat.  be  schcf,  norm,  bai  ham^ 
mel,  vgl.  aber  auch  ähnliche  ausdrücke  s.  v.  bidet  11.  c. 

Ben  da  ü.pr.,  2om&.  binda,  ^.  venda,  fr.hsLadevitta,  taenia,  fasciOy 
vb.  bendare  ff.  fasciare  {altfr.  bender  vincire  e.  b.  DMce.  p.  161,  13); 
vom  ahd.  binda,  vb.  ahd.  goth.  bindan.  Unserm  bUndel^  engl,  bandle  ent- 
spricht altfr.  bonndel  Roq.  U,  618. 

Benna  it.korbschlitten,  comask.  karren,  auch  der  dcum  gehörige  korb^ 
churw.  fuhrwerk  auf  schleifsohlen,  fr.  banne  korb  für  lastthierCy  großes 
tuch  eum  schütz  der  waaren,  altfr.  benne;  abgel.  com.  benöla,  chw.  ban- 
aigl,  fr.  bannean,  bennean,  bannet on  u.  dgl.  Von  dem  auch  durch 
die  german.  sprachen  verbreiteten  worte  sagt  Festus:  benna  lingoa  gallica 
genas  vehicali  appellatar,  und  in  dieser  bedeutung  und  in  der  eines  ge- 
fäßes  braucht  es  auch  das  ndatein,  e.  b.  Haec  omnia  vehicalo,  quod 
Yolgo  benna  dicitur,  imposait  Flodoard.  Coxit  panes  et  cames  et  ac- 
cepit  cemsiam  in  vascalis,  prout  potait,  qaae  omnia  in  vase,  qaod 
volgo  benna  dicitur,  collocavit  Vit.  S.  Remig  (DC).  Damit  ist  eu  ver- 
binden sp.  cat.  neupr.  banasta^  altfr.  banaste  großer  korb:  stammt  es, 
was  kaum  eu  bezweifeln  ist,  von  benna,  so  muß,  da  ein  sethstandiges 
Suffix  ast  unerweislich  ist,  dies  aus  dem  sufßx  aster  abgekürzt  sein,  wie 
denn  das  wort  altfr.  auch  banastre  Ren.  I,  149,  piem.  ebenso  lautet;  aus 
goth.  bansts  a7to&ri%rj  konnte  banasta  nicht  entstehen,  weil  eingesdwbene 
vocale  nicht  betont  zu  werden  pflegen,  und  ein  dem  goth,  worte  entspre- 
chendes  ahd.  bdnasta  annehmen,  ist  bei  dem  grade  vor  s  oder  st  seUed 
vorkommenden  eintritt  des  derivativen  a  jedenfalls  bedenklicher  als  der 
durchgang  von  bandsta  durch  ein  rom.  bandstra.  Buchstäblich  dem  goth. 
banst  entspricht  nur  das  mundartl.  fr.  banse  (f.)  großer  korb,  wiege,  nUat. 
bansta,  vgl.  Guerard,  Polypt.  d'Irmin.  p.  315,  auch  im  deutschen  einhei- 
misch, s.  Grimms  wb.  v.  banse. 

Berbice  it.,  pr.  berbitz,  fr.  brebis,  pic.  berbis  (f.)  schaf,  wal.  ber- 


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L   BERGAMOTTA-BERTOVELLO.  49 

beace  widder]  von  berbex,  einer  bei  Petronius  vorkommenden  gemeinen 
form  für  vervex  hammel^  s,  Schneiders  Lot.  gramm.  U^  227,  mlat,  berbix 
in  den  ältesten  Schriftwerken.  Daher  pr.  bergier,  fr.  berger  schäfer, 
m  frühem  nüatein  berbicarius;  altfr.  b ereil  schaf stall,  gleichsam  vervecile; 
nfr.  bercail  dass.,  mit  vervecale  £fu  erklären. 

Bergamotta  sc.  pera  it.,  sp.  bergamota,  fr.  bergamote  eine  art 
bimen;  aus  dem  türkischen  beg  annödi  d.  i.  herrehbime,  so  genannt  wegen 
ihres  Wohlgeschmacks. 

Börnia  und  sbemia  it.,  sp.  bemia,  fr.  bernie,  berne  (bei  Nicot) 
ein  grober  stoff  eu  mänteln  so  me  der  daraus  verfertigte  mantel;  von 
Hibemia^  woher  der  Stoff  kam  (Nicot,  Covarruvias,  Menage).  Entsprechend 
sp.  holanda  holländische  leinwand,  vom  ländemamen  Holanda  u.  a.  fäUe. 

Berretta  it.,  sp.  birreta,  pr.  berreta,  barreta,  fr.  barrette  mütjse, 
nmsc.  aU^.  barrete,  pr.  birret  dciss.;  vom  spätem  lat.  birrus  (byrrhus) 
kleid  von  flockigem  stoff,  s.  bujo.  Eine  Urkunde  v.  j.  632  Breq.  p.  47 
hai  birreto  auricnlari. 

Berta  it.  fopperei,  lomb.  piem.  elster,  plaudertasche;  vb.  berteg- 
giare  foppen;  pr.  bertaat  armer  uncht?  PO.  134,  henneg.  bertaud 
eastriert,  vb.  bertauder  castrieren,  fr.  bretauder,  com.  bertoldä  die  ohren 
stuisenj  die  haare  abscheren,  dltfr.  foppen,  quälen  NFC.  II,  184;  it.  b er- 
töne pferd  mit  gestutzten  ohren;  bertuccio  äffe.  Woher  dieser  stamm 
bert  oder  bret,  der  Verstümmelung,  Verhöhnung  bedeuten  muß  ?  Darf  man 
erinnem  an  äUn.  britia  in  stücke  schneiden,  oder  an  bretön  im  Mlde- 
brandslied,  das  Lachmann  verstümmeln,  Grimm  IV,  710  zermalmen  über- 
s^zt?  Ital.  berta  heifit  aber  auch  ein  Werkzeug,  womit  man  pfähle  in  die 
erde  stampft,  ramme,  Jungfer,  fr.  demoi^elle,  russ.  bäba  weib,  ramme, 
und  wenn  man  erwägt,  daß  die  grauenhafte  eiserne  Bertha  der  deutschen 
sage  auch  den  namen  Stempfe  führt,  mit  deren  stampfen  oder  treten  die 
hinder  bedroht  wurden  {Grimms  Myth.  p.  266),  so  ist  die  herkunft  des 
ital.  Wortes  deutlich  genug.  Ob  etwa  auch  die  übrigen  roman.  Wörter  da- 
mit zusammenhängen  oder  eigne  quellen  haben,  wird  sich  minder  leicht 
ins  reine  bringen  lassen. 

Bertesea  und  baltresca  it.  streitgerüste  an  mauern  oder  thürmen 
zum  aufziehen  und  niederlassen,  pr.  bertresca,  altfr.  bretesche  kleines 
holzemes  mit  zinnen  versehenes  cast^ll,  deren  mehrere  zur  befestigung 
eines  ortes  angdegt  wurden,  z.  b.  et  a  una  bertresca  sobre  cascun  pilar 
e  podon  en  cascana  xx  cavayer  estar  Fer.  2337,  vgl.  Ducange  v.  bre- 
tachiae.  Seine  herkunft  betreffend,  so  hat  das  von  Chevallet  aufgestdUe 
deutsche  brett-dach  in  dieser  spräche  selbst  kein  dasein  und  befriedigt 
nicht  einmal  die  form.  Eine  besser  begründete  deutung  aus  dem  ein- 
fachen brett  mit  romanischer  endung  gibt  Mahn  p.  121.  Auch  in  pre- 
della  II.  a  und  in  brelan'  II.  c  hat  der  Romane  das  deutsche  wort  benutzt. 

Bertovello  it.  fischreuse.  Wer  fühlt  nicht  darin  das  bekannte 
yertebolam  der  L.  Sal.,  womit  ein  geräthe  zum  fischfang  benannt  wird? 
si  quis  statoale,  tremacle  aut  vertebolum  {al.  vertivolo)  furaverit.    Aus 

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50  I.   BETULA-BIADO.    • 

yertebra  /fo/l  vertebulum,  hieraus  entstand  mit  vertauschtem  suffix  {trie 
aus  martulus  martello)  das  itai.  wort,  ven.  bertevolo,  piem.  crem.  maü. 
bertavel,  com.  bertavelle  und  bertarel;  in  allen  diesen  mundarten  hei  fit  es 
auch  ein  ähnliches  geräthe  eum  Vogelfang.  Vertebalum  aber  zog  seine 
bedeutung  unmittelbar  aus  dem  vb.  vertere,  nicht  aus  yertebra:  die  reuse 
heißt  sOf  weil  ihr  hals  nach  innen  gekehrt,  umgewandt  ist.  Für  diese 
auffassung  gewährt  die  itai.  spräche  einen  unzweifelhaften  beleg,  indem 
der  hak  oder  die  mündung  der  reuse  ritroso  =  retrorsus  (etwas  rückwärts 
gekehrtes)  genannt  wird.  Bertovello  bedeutet  auch  ofenbrücke,  ein  Werk- 
zeug zum  umwenden  der  kohlen.  Es  ist  also  an  yerriculutn  (zugnetz) 
nicht  zu  denken,  woraus  das  saiische  wort  grammatisch  nickt  entstehen 
konnte.  Aber  auch  im  franz.  läßt  es  sich  wahrnehmen:  yeryeux,  richti- 
ger yerveu,  wie  man  sonst  schrieb^  heißt  eine  reuse  von  gam^  für  yertyeu 
=  yertoyello,  bertoyello;  näher  jedoch  kommt  letzterem  das  limaus. 
yertuel.  Man  sehe  Pott,  Platttat.  402,  wo  bereits  yeryeu  mit  yertebolom 
verglichen  ist. 

B6tula,  betulla  it.  pg.y  dsgl.  it.  bedello  (crem,  b^ddol),  co^.  bedoll, 
sp.  abedul,  pic.  champ.  boule  [für  beoule?),  daher  fr.  bouleau  (dimin. 
für  beouleau)  birke;  von  betala,  betulla,  celtischen  Ursprungs,  in  primi- 
tiver gestaÜ  neupr.  cot.  bes  =  com.  betho,  bezo,  kymr.  bedu,  bret.  b&ö, 
gael.  beth,  s.  Diefenbach,  Orig.  eurqp.  p.  257. 

B^yero  it.,  sp.  bibaro,  alt  befre,  fr.  bieyre,  wal.  breb,  neupr.  yibre 
ein  in  den  nördlichen  gegenden  lebendes  säugethier,  biber,  oMn.  bifr,  ags. 
befor,  beofer,  ahd.  bibar,  lith.  bebru,  russ.  bober,  gad.  beabhar,  com. 
befer.  Es  ist  identisch  mit  lat.  fiber,  dessen  aspiräta  im  germanischen, 
lithauischen,  slavischen  und  cdtischen  nach  gemeiner  reget  zur  media  wer- 
den mußte,  vgl.  Zeuß,  I,  44.  Bebrinus  adj.  findet  sich  in  den  scholien  zum 
Juvenal  12,  34, 

Biado  it.,  pr.  cot.  blat,  altfr.  bled,  bleif,  nfr.  bl^,  fem.  it.  biada, 
maü.  ven.  piem,  biaya  {vgl.  Royigo  aus  Rhodigium),  altfr.  bl^e  getreide, 
sowohl  der  halm  wie  das  kom;  fehlt  span.  Daher  pr.  bladaria,  cdtfr. 
blairie  weidezins]  zsgs.  it.  imbiadare,  fr.  emblayer  {für  embla-er)  mü 
getreide  besäen.  Die  gewöhnliche  herleitung  ist  aus  dem  ags.  bted  (f.) 
frucht,  glück,  segen;  wie  aber  überhaupt  nur  sehr  wenige  alte  roman. 
Wörter  aus  der  landwirthschaft  den  german.  sprachen  entlehnt  sind,  so  ist 
eine  solche  entlehnung  aus  dem  entlegeneren  angelsächsischen  kaum  anzu- 
nehmen^ ja  blsed  mag  aus  dem  roman,  entlehnt  sein  wie  ahd.  fruht  aus 
lat.  fructus.  J.  Grimm  gesch.  d.  d.  spr.  p.  69  denkt  lieher  an  kymr. 
blawd  mehl,  dem  aber,  so  wie  es  vorliegt,  das  roman.  wort  nicht  gemäß 
ist.  Der  ausdruck  ist  wichtig  genug  um  hier  eine  noch  unversuchte  deu- 
tung  zu  rechtfertigen.  Lat.  ablata  (neutr.  plur.)  gab  mit  dem  roman.  ar- 
tUcd  Fablata,  V  abiada,  la  biada,  als  masc.  behandelt  U  biado:  es  bedeutet 
das  davon  getragene,  was  auch  unser  getreide  aussagt,  den  ertrag,  das 
geemtäe:  ähnlich  scheint  unser  herbst  so  wie  das  gr.  xagnog  das  geraffte, 
gesammelte  zu  bezeichnen  (s.  Schwencks  d.  wb.),  noch  abstracter  ist  das 


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I.   BIANCO— BIAVO.  51 

sieil.  layari  arbeitf  feldfrüchte.  Mkd.  ablatnm,  abladas,  abladium  für 
messis  JcomnU  wirklich  vor.  Die  erJdärung  von  la  biada  aus  dem  articu- 
Herten  V  abiada  ist  nicht  einmal  streng  nöthig^  a«^  ablata  konnte  durch 
aphärese  biada  entstehen.  Unter  den  italischen  mundarten  braucht  die 
eremonesische  biada  auch  für  oblata,  fr.  oublie.  —  [In  l&siehung  auf 
Maikns  vertheidigung  der  cdtischen  herhunft  p.  19  bemerkt  der  Krit.  an- 
hang:  'Eine  formelle  Schwierigkeit  liegt  nicht  vor,  denn  den  anlautenden  ton- 
losen vocci  gibt  die  spräche  auch  sonst  auf  und  hier  mochte  es  um  so 
dher  geschehn,  als  man  ihn  in  der  weiblichen  form  jmm  artikel  rechnen 
konnte:  i'ablata  lautete  wie  la  blata.  Auch  die  doppelform  nach  beiden 
gesehkchtem  ist  dieser  herleitung  günstig:  biado  ist  =  ablatum,  biada 
=  plur.  ablata.  Die  herleitung  aus  kymr.  blawd  (mehl),  wofür  aber  das 
gad.  blSth  (bUUhe^  frucht)  passender  u^ire,  da  jenes  ein  rom.  bland,  blöd 
gegeben  hätte,  ist  sicher  aller  beachtung  werth:  ich  konnte  mich  aber  nicht 
darauf  emlassen,  weil  ich  mein  principe  die  lateinische  herkunfl  eines 
Wortes  so  lange  festjKuhälten,  als  buchstabe  und  begriff  es  erlauben,  nicht 
ahne  noth  verlasse.^ 

Bianco  ü.,  sp.  blanco,  pg.  branco,  pr.  blanc,  fr.  blanc  weiß;  vom 
äkd.  planchy  mhd.  u.  s.  w,  blanc  glänzend  weiß,  überh.  weiß,  verwandt 
mit  blinken  (fehlt  goih.  aits.).  Im  roman.  ward  es  der  eigentliche^  volks- 
übliche  ausdruck  für  lat.  albus,  welches  im  nordwesten  trotz  zahlreicher 
derwata  gätudieh  erlosch,  im  Südwesten  {sp.  albo,  pg.  alvo)  die  bed.  schnee- 
weiße im  itcA.  die  bed.  trüblich  entwickelte.  Nur  im  churw.  und  wälach., 
worin  blank  keine  aufnähme  fand,  blieb  ihm  sein  volles  recht. 

Biascin  sard.,  pr.  väl.  altcat.  biais,  neucat.  biax,  fr.  biais  (sämmtl. 
mase.)  quere^  schiefe,  daher  wohl  pg.  viez  schrägheit,  mit  vor  gefügtem  s 
ü.  sbiescio  schräg  {vgl.  piem.  sbias,  npr.  esbiai);  vb.  sard.  sbiasciai, 
pr.  biaisar,  fr.  biaiser.  In  den  Isidor.  glossen  Uest  man  bifax  'duos 
habens  obtutus,  also  mit  doppeltem  blick,  schielend,  wie  sp.  bis-ojo  doppel- 
<Mgig,  sendend  heißt,  bair.  zweiängeln  schielen  Schmdler  IV,  299.  Aus 
bifax  (bis-fax  für  bis-ocnlus)  konnte  pr.  bifais  biais  werden  {vgl.  wegen 
des  sgncopierien  f  refnsar  rensar,  profundus  preon)  und  zwar  erstmals 
adjectiv  mit  der  bed.  schielend  oder  quer  (denn  auch  als  adjectiv  begegnet 
es:  via  biajssa  Ghx.  V,  64^  paranlas  biaisas  GProv.  *85,  estivals  biais 
Flam.  2208),  nachher  als  Substantiv  gebraucht.  Mlat.  bifacies,  bifaciare 
Carp.  stimmen  ganz  zu  biais,  biaisar. 

.Biasimo  it.,  altsp.  blasmo,  i>r.  blasme,  fr.  bläme  tadel;  vb.  bia- 
simare  ff.  taddn;  von  ßXaoq>rifiov  adj.,  ßhxotprj^eiv.  Ein  zweites  aus 
ßlaa^fiig  entstandenes  wort  mit  unorganischer  Vertretung^  des  i  durch  t 
ist  it.  biastemma,  bestemmia,  chw.  blastemma,  pr.  blastenh,  ältfr. 
blastenge,  wal.  biestern  lästerung;  vb.  biastemmare  u.  s.  f.  lästern, 
fbwhen;  mit  abgeworfenem  anlaut  (wie  in  lacio  für  flacio)  sp.  pg.  Idstima 
sMmpfwort,  wehklage,  vb.  lastimar  mishandeln,  beleidigen,  zum  mitleid 
bewegen. 

Biayo  U.  mdarÜ.  z.  b.  venez.,    auch   bei  Bojardo   2,  37,  altsp. 


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52  I.   BICCHIERE-BIGIO. 

blavo,  pr.  blau  (fem.  blava),  fr.  bleu  (teie  peu  aus  pau),  daher  it.  blü 
caertdeus;  dim.  it.  biadetto;  zsgs.  sbiavato,  sbiadato;  vomahd.h^, 
blaw.  Das  wort  hat  sich  im  prov.  am  meisten  verbreitet:  blavenc,  bla- 
veza,  blaveiar,  blayairo,  emblauzir. 

Bicchiere  it.,  chw.  bich^r  trinkgefäß,  übrigens  mit  anlautender 
tenuis  it.  p6cchero  pocai,  wal.  pehar  (wegen  des  letjsteren  vgl.  Miklosieh, 
Slav.  demente  im  Rumun.  p.  36),  pr.  dUfr.  pichier,  pechier,  sp.  pg. 
pichel,  bask.  pitcherra  gefäß  jnt  verschiedenen  zwecken:  die  Livr.  d.  rois 
p.  256  übersähen  z.  b.  auch  hamula  (kleiner  eimer)  mit  picher.  Im 
späteren  ndatein  bicarium,  picarium,  altn.  bikar,  ahd.  pehhar,  nhd.  becher. 
Festus  verzeichnet  ein  ähnliches  wart  bacar  'vas  vinarium\  wovon  aber 
bicchiere  mit  seinem  radicolen  i  weit  genug  absteht;  zu  ihm  bekennt  sieh 
das  sicil.  bäcara  kleiner  krug.  Ital.  becco  Schnabel  bedeutet  auch  die  enge 
mündung  eines  gefäfieSy  diese  bedeutung  wäre  jedoch  auf  einen  becher  iibd 
angewandt.  Mit  recht  mag  man  es  darum  atis  dem  griechischen  herüber- 
leiten,  worin  ßixot;  ein  irdenes  gefäß  ist:  hochdeutscher  einfluß  kamUe 
b  in  p  schärfen,  it.  p6cchero  hat  sogar  deutschen  accent. 

Bicocca,  auch  bicciocca,  bicicocca,  it.  warte  oder  kleines  schloß 
auf  einem  berggipfd^  ven.  bicoca  baufälliges  haus,  sard.  bicocca  häuschen^ 
treppe  mit  zwei  absätzen,  terrasse,  lomb.  gamunnde,  sp.  bicoca  steinernes 
schüderhaus,  enges  stübchen,  schlecht  befestigt-er  ort,  fr.  bicoque  mit  letzterer 
bed.,  hi CO q(m.)geißfuß,  ein  Werkzeug  mit  gehaltenem  ende  zum  herauf- 
ziehen einer  last;  vb.  lomb.  bicoci  hin  und  her  schwanken.  Dahin  wohl 
auch  einige  ausdrücke  für  kopfbedeckungen:  sp.  bicoquete  eine  bauem- 
mutze,  bicoquin  mutze  mit  zwei  zipfdn,  piem.  bicochin  eine  priester- 
mutze.  Unsichere  herleüung:  soll  man  ein  derivatum  oder  ein  composi- 
tum darin  annehmen?  Menage  räth  auf  vicus.  Das  vortreten  der  zwei- 
zahl  (zwei  absätze  der  treppe,  gespaltenes  d.  h.  doppeltes  ende,  zwei  zipfel) 
läßt  auf  zss.  mit  bis  schließen,  minder  klar  ist  der  sinn  von  cocca  in  den 
verschiedenen  und  sehr  abweichenden  bedeutungen  des  wertes. 

Bidello  it.,  sp.  pr.  bedel,  fr.  bedeau  gerichtsbote;  fußt  genau  auf 
dem  ahd.  petil  emissarius  Diut.  II,  47,  minder  genau  auf  dem  ags. 
bydel  praeco  =  ahd.  putil,  nhd.  bttttel. 

Bigio  it.,  pr.  fr.  bis  hdlgrau,  aschgrau,  schwärzlich.  Damit  ist  zu 
verbinden  piem.  pr.  bisa,  /r.  bise  (auch  sp.  brisa?)  fwrdwind,  bret.  biz 
nordostunnd,  altfr.  auch  nördliche  gegend,  norden,  z.  b.  contre  bise  Brand, 
p.  131,  devers  bise  Antioch.  II,  11:  denn  den  norden  nannte  man  dunkd 
oder  schwarz,  so  lat.  aquilo  von  aquilus.  Den  namen  des  windes  bisa  kennt 
schon  unsre  älteste  hochd.  spräche,  Schweiz,  bise,  beise.  Ist  nun  die 
Wurzel  deutsch  und  der  name  der  färbe  aus  dem  der  wdtgegend  abge- 
leitet? Isaac  Vossius  (Menage,  Orig.  d.  ling.  üai.  p.  509)  gibt  eine 
etymologie,  die  alle  rücksicht  verdient.  Er  verweist  auf  das  formell  genau 
zustimmende  lat.  bysseus,  welches  baumwollenzeug  heißen  müßte,  in  seiner 
bedeutung  aber,  wie  andre  ausdrücke  für  färben,  ausgeartet  wäre.  Aber 
ßioaog  bedeutet  auch  die  braune  seide  der  pinna  marina,  die  vid  verwd4 


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^ 


L    BIGLIA— BINOCOLO.  53 

wardy  und  in  dieser  hinsieht  würde  bysseus  ganz  woJd  passen.  Was 
dieser  herleitung  aber  noch  besseren  halt  gibt,  ist  das  mit  bigio  gleichbed. 
pg.  buzio,  welches  gleichfalls  aas  bysseus  entstehen  konnte,  da  ja  das 
grieck  v  mit  i  sowohl  wie  mit  n  ausgedrückt  ward;  dies  letztere  wort 
kennt  auch  Älfric  in  der  form  busius  faTb,  s.  Ducange.  Die  Vereinfachung 
des  BS  im  fem.  bisa,  bise  macht  keine  Schwierigkeit:  sie  ist  dieselbe  wie 
im  partic.  misa,  mise  =  lat.  missa.  Abgel.  it.  bigione  feigendrossely 
fr.  biset  holztaube,  beide  nach  der  färbe  benannt.  —  [Mahn  p.  87  be- 
zweifeU  die  obige  deutung  jxus  einem  uwvorhandenen  bysseus  und  gründet 
das  wort  auf  bask.  baltza  oder  beltza  schwarz j  wofür  er  die  formen  baza, 
beza  ofe  berechtigte  aufstellt.  ^Aber  auch  diese  syncopierten  formen  können 
das  roman.  toort  nicht  befriedigen,  welchem,  vornehmlich  dem  it.  bigio, 
nur  ein  radicäles  i  gerecht  ist,  denn  dieser  vocoi  repräsentiert  in  tonsilben 
(ein  paar  fäUe  vor  mehrfacher  consonanz  abgerechnet)  überall  den  gleichen 
voeal  der  grundsprachen.  Gegen  die  herkunft  eines  ital.  prov.  franz.  dem 
Spanier  unbekannten,  wenigstens  in  derselben  form  unbekannttn  Wortes 
aus  dem  baslüschen  kann  ich  überhaupt  meine  Zweifel  nicht  überwinden. ' 
Menage  dachte  an  piceus,  allein  die  bedeutung  pechschwarz  schreckte  ihn 
ab.  Das  wäre  nun  kein  großes  bedenken,  denn  das  pech  ist  nicht  so 
sdtwarz,  wie  man  es  macht;  allein  die  erweichung  eines  anlautenden  p  in 
b  ist  ein  seltener  und  immer  nur  auf  einzelne  Wörter  einzelner  g^iete  be- 
schränkter Vorgang,  so  daß  ich  nicht  darauf  einzugehen  wagte.  Neben 
dem  oben  atefgesteUten  bysseus  dürfte  auch  bombyeius  erwogen  werden, 
dessen  erste  sübe  wegfiel,  wofür  es  nicht  an  Zeugnissen  fehlt*  (ndat.  bacius 
Dief.  Gloss.  lat.  germ.  78%  it.  baco,  sard.  basinu,  fr.  basin,  für  bomba- 
rins  cet.),  dessen  zweite  silhe  formen  mit  u  und  a  zeigt  (bambucinum  u. 
bnmbaeium  DC^,  it.  bambagio),  daher  das  pg..  buzio  und  wohl  at4ch  das 
sp.  bazo,  wdches  eher  hieher  gehört  als  zu  dem  bereits  in  bayo  vorhan- 
denen badias,  pan  bazo  wäre  also  genau  das  fr.  pain  bis.  Seidne  und 
baumwollene  Stoffe  kamen  in  Scharlach  oder  purpur  gefärbt  nach  Europa, 
vgl.  ndat.  bombicina  Scharlach  Dief.,  it.  bambagello  purpurschminke,  ahd. 
gfdln  'coccineus^  Chraff.  -Die  grundbedeutung  unseres  wertes  war  dunkel- 
farbig, dttfr.  azur  bis  ist  dunkelblau,  vert  bis  dunkelgrün;  die  bed. 
schwärzlich  erfolgte  hieraus.  Bombyeius  empfiehlt  sich  besser  als  bysseus, 
tkeäs  weil  es  ein  vorhandenes  wort  ist,  theils  weü  sämmtliche  formen,  mit 
i,  u  und  a,  darin  ihre  rechtfertigung  finden.  Man  scheint  die  erste  sübe 
(^geändert  oder  weggelassen  zu  haben,  um  die  erinnerung  an  bombus  zu 
beseitigen.   Aus  dem  Erit.  anhang.] 

Biglia  it.,  sp.  billa,  fr.  bille  kugel  von  bein;  vermutUich  vom  mhd. 
biekel  hnöehlein,  würfet,  ndl.  bikkel  beinchen,  womit  die  kinder  spielen. 
Daher  abgd.  fr.  biliar d  kugelspid,  billot  klotz.  Fr.  bilha  %gneus 
hdus  GFrov.  63\ 

Bilaneia  it.,  maü.  ven.  sp.  balanza,  pr.  balansa,  fr.  balanee  u;a^6; 
wm  bilanx  bilaneis. 

Binoeolo  it.,  binoele  fr.  femglasfür  zwei  aug^;  zsgs.  aus  bini  oculi. 


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54  L   BIONDO— BIRRA. 

Biondo  it.y  pr.  blon  {fem.  blonda),  fr.  blond,  daher  sp.  blondo? 
(fehU  pg.  und  cat),  nhd.  blond  gleichfalls  aus  dem  fram.  (dafür  mhd. 
val  falb).  Man  hat  auf  aplnda  hülsen  des  getreides,  Jdeie,  auch  auf 
bladam,  fr.  bl6,  verwiesen,  weil  die  färbe  des  reifen  getreides  der  blonden 
ahnlich  sei.  Das  einzige  buchstäblich  eutreffende  etyman,  das  die  sprachen 
gewähren^  findet  sich  im  ags.  blonden-feax  mischhaarig  d.  h.  grauhaarig 
(s.  Dief.  Goth.  wb.  /,  304),  aber  der  Übergang  vom  grauen  durch  das 
weiße  oder  hellfarbige  eum  blonden  ist  bei  aUer  Veränderlichkeit  der  färben- 
begriffe  (s.  z.  b.  pardo  JI.  b)  nicht  unbedenklich.  Vielleicht  hilft  ein 
anderes  deutsches  wort.  Ist  blond,  das  nur  vom  haar  gebraucht  wird, 
etwa  eine  rhinistische  form  aus  dem  cdtn.  bland,  dän.  blöd,  schwed.  blöt 
sanft j  weich,  nämlich  von  färbe  oder  beschaff enheit?  Dem  entspricht  auch 
ein  bret.  blöd,  über  dessen  verhalten  in  den  schwestersprachen  s.  Dief. 
l.  c.  p.  308.  Zu  beachten  ist,  da/S  der  Albanese  beide  begriffe,  blond  und 
sanft,  mit  demselben  werte  (rnss)  ausdrückt.  Zu  blond  kommt  noch  die 
prov.  und  altfr.  nebenform  bloi,  welche  unmittelbar  auf  blöd  (vgl.  äUfr. 
.goi  aus  god)  leitet.  Bloi  ist  lichtfarb  oder  gelb,  besonders  von  blumen 
und  vom  haupthaar  gebraucJU,  in  späterm  mlatein  bloins,  blodins.  Das 
haupthaar  der  schönen  IsoÜ  wird  daher  ohne  unterschied  blond  und  bloi 
genannt:  pr.  Yseut  la  blonda  PO.  p.  9,  Ysseulz  ab  lo  pel  bloy  Ghx. 
ni,  204.  Eine  abl.  ist  it.  blond ella  tausendgüldenkraut,  weil  es  zum 
blondfärben  gebraucht  wird. 

Biotto  it.  armselig,  eiernd,  lomb.  biott,  blot,  chw.  bktt  nackt,  ven. 
bioto  einfach,,  Icmter,  pr.  altfr.  blos  entblöß,  beraubt  (in  letzterer  spräche 
seilten,  s.  Altrom.  sprachd.  p.  51),  neupr.  blous  pur  (z.  b.  aigna  blonsa), 
moden.  bloss  nackt,  auch  bask.  bulnza.  Deutsches  wort,  bair.  blutt, 
Schweiz,  blutt  und  blntz,  vb.  blatten,  ndat.  in  der  L.  lAng.  blntare  aus- 
leeren, dsgl.  mit  z  mhd.  bl6z,  woher  das  pr.  blos,  dem  bereits  ein  cM. 
blöz  die  form  gewiesen  haben  muß.  Im  maüänd.  ist  nüdns  durch  biott 
fast  gane  verdrängt  worden. 

Biroccio',  baroccio  it.  zweirädriges  fuhrwerk,  daher  sp.  barrocho; 
sicher  von  birotue,  aber,  wie  es  scheint,  dem  suffix  occio,  z.  b.  in  car- 
roccio,  angebüdet..  Das  franz.  wort  ist  brouette  zweirädriger  hand- 
wagen,  für  bi-rouette,  waUon.  berwette,  bei  Ph.  Mousket  bouroaite.  Von 
biroccio  ist  unser  birutsche;  von  der  form  birozzo  (venez.)  scheint  protze, 
protzwagen,  die  syncope  des  i  auch  im  sie.  brocciu,  chw.  bröz. 

Birra  it.,  fr.  biere,  wal.  beare  ein  getränk.  Das  ital.  wort.  (ven. 
bira)  ist  aus  dem  nhd.  bier,  das  franz.  aus  dem  mhd.  hiev,  der  genus- 
Wechsel  hat  wenig  zu  bedeuten.  Altere  deutsche  formen  sind  ahd.  beer, 
bior,  ags.  beor,  altn.  bior.  Auch  die  celtischen  sprachen  besitzen  es: 
gad.  beöir  (f.),  bret.  biorc'h  (m.).  Aber  weder  im  deutschen  noch  im 
celtischen  scheint  es  seine  würzet  zu  haben.  Nach  Wackemagtls  ver- 
muthung  (Haupts  Ztschr.  VI,  261)  ist  das  deutscthc  bier  vielmehr  aus  dem 
syncopierten  lat.  infinitiv  bibere,  der  schon  im  ältesten  latein  in  der  form 
biber  als  Substantiv  üplich  war  und  trank  bedeutete  (mlat.  hihere&'potiones 


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I.   BIS-BITTA.  55 

vd  parvi  caiices*  Ol.  paris.  2685  Fb.),  iL  b^vere  b^ere  bere,  sard.  biere, 
und  dieser  ansieht  neigt  sich  auch  Grimm  im  wb.  zu.  Schon  Vossius 
hatte  sie:  a  biber  extrito  b  est  belgicum  bier,  s.  Etym.  lat.  s.  v.  bibo. 
Auch  im  wal.  hei  fit  bier  beutur^  d.  i.  trank  (Livadit  Dictaionar);  engl. 
bever  vesperbrot  —  Eine  neuere  deutung  leitet  das  ahd.  bior  auf  ein  goth. 
*biii8,  dies  auf  skr.  piv,  plb  =  pä  trinken  zurück,  worin  auch  slav.  pivo 
seine  quelle  hat,  s.  Ztschr.  für  vergl.  sprachf.  V,  369,  VJI,  224.  Dem 
Spanier  fehlt  das  worty  dessen  stelle  vertritt  cerveza,  so  auch  pg.  cer- 
veja,  pr.  cerveza  Eluc,  altfr.  cervoise,  it.  cervigia,  cervogia,  cervosa 
(beide  letztere  aus  dem  franz.)  =  lat.  cerevisia,  cervisia,  sicher  der  ältere 
romanische  über  aMe  provinzen  verbreitete  ausdrucJc. 

Bis  dgenthünäich  roman.  nur  in  Zusammensetzungen  übliche  par- 
tikelj  die  das  ungdiörige,  unächte,  verkehrte  ausdrückt  und  sich  zuweilen 
in  die  formen  ber  oder  bar  kleidet:  it.  biscantare  nicht  ordentlich  singen^ 
trauern^  pr.  beslei  verkehrter  glaube^  it.  barlume  für  bislume  schwaches 
lichte  fr.  bertonser  (bei  Menage)  ungleich  scheren,  piem.  berlichö  ein 
wenig  belecken,  berlaita  molken  (unächte,  geringe  müch,  fr.  petit  lait)^ 
vgl.  Rotn.  gramm.  II,  435.  Aber  woher  diese  partikel?  Gegen  lat.  bis 
sträubt  sich  der  begriff,  gegen  das  deutsche  mis  die  form,  gegen  bret.  besk 
(abgestutzt)  beides,  besk-aigre  z.  b.  hätte  unfehlbar  fr.  b^chaigre  gegeben 
statt  besaigre;  zusammenziehung  aus  fr.  biais  wäre  zu  stark.  Sollte  es 
aus  lat.  vice  entstanden  sein?  Yicedominus  z.  b.  ist  der  Stellvertreter 
des  herm,  nidU  der  r^hte  herr,  und  so  biscantare  nicht  das  rechte  singen, 
bislmne  nicht  das  rechte  Ucht.  Lat.^  als  anlaut  wird  Ual.  und  ^an. 
leicht  zu  b,  franz.  freilich  nicht  so  leicht,  und  eben  darum  ist  diese  er- 
Jdärung  oder  die  aus  yix,  die  man  etwa  noch  vorbringen  könnte,  nicht  zu 
halten.  Aber  möglich  wäre,  dafi  man  das  Zahladverb  bis,  sofern  es  in 
Zusammensetzungen  aus  dem  begriffe  des  doppelten  in  den  des  schiefen 
übergeht,  wie  im  sp.  bis-ojo  doppelaugig,  schielend,  fr.  bi-ais  doppdsicht, 
schiefe^  am  ende  auch  auf  alles  verkehrte,  ungehörige  angewandt  hätte, 
wie  im  (jÜfr.  bes-ivre  schlimm  betrunken,  bes-order  übel  beflecken,  piem. 
bes-anca  verrenkt  (eigenÜ.  schlecht  in  den  hinten  sitzend)  heifit.  An  den- 
sähen  Ursprung  mahnt  sp.  bisel,  occ.  bizel,  fr.  biseau  schiefe  ebene. 

Bisaccia  it.,  sp.  bisaza,  fr.  besace  quersack;  von  bisaccium  eigentl. 
dqppelsack,  plur.  bisaccia,  bei  Fetronius.  Dsgl.  pr.  fr.  bissac,  piem. 
bersac,  bersacca,  sard.  brisacca,  barsacca,  von  bis-saccns.  Für  bisaza 
findet  sich  sp.  biaza,  vermuthlich  durch  anlehnung  an  via,  viage  reise,  da 
g  sonst  nicht  ausfäilt;  auch  neupr.  biassa. 

Bisante  i^.,  sp.  pg.  besante,  pr.  bezan,  fr.  besant  eine  byzan- 
Umsehe  münze,  nUat.  byzantius,  auch  byzantus,  gr.  ßv^awiog,  dessen  t 
hier  keine  schärfung  in  z  erfuhr. 

Bi Scott 0  t^.,  sp.  bizcocho,  pr.  biscueit,  fr.  biscait,  zuneback;  von 
bis  eoctns.    So  auch  it.  guascotto  a^.  halbgar,  von  quasi  coctus, 

Bitta  it.,  sp.  cot.  bita,  fr.  bitte  stück  holz  zu  verschiedenem  gebrauch, 
pfähl;  wohl  vom  altn.  biti  querbalken,  engl,  hii,  Schweiz,  bissen ;  vgl.  in 
den  Erfurter  glossen  p.  279''  bitus  %gnum,  quo  vincti  flagdlantur. 


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56  I.   BIZZARRO-BOCA. 

Bizzarro  it.  aomig^  eigensinnig,  seltsam^  lebJtaft,  sp.  pg.hizsLTTO 
ritterlich,  prächtig,  freigebig,  fr,  bizarre  wunderlich.  Für  das  itai.  toort 
gibt  es  ein  primitiv  bizza  £fom,  das,  wenn  es  nicht  etwa  deutschen  ur^ 
Sprunges  ist  (vgl.  oM.  btzön  hnirschen),  aus  dem  fremden  bizzarro  abge- 
zogen  sein  muß,  da  arr  kein  ital.  sufjßx  ist.  über  das  span.  wort  läßt 
sich  nur  sagen,  daß  es  sich  mit  gleicher  bedetUung  auch  im  baskischen 
findet  und  daß  hier  noch  ein  subst.  bizarra  bort  vorkommt,  weiches  Lctrrch 
mendi  in  biz  arra  ^er  sei  männlich^  zerlegt  und  die  weiteren  span.  be- 
detitungen  daraus  ableitet.  —  [Mahn,  Etym.  unters,  p.  137  ff.,  leitet  es 
entschieden  aus  dem  bemerkten  bask.  bizarra,  worin  biz  die  wursel,  arra 
die  endung,  tapfer  die  Urbedeutung  sein  muß.] 

Blasone  it.  Wappenkunde,  sp.  blason,  pg.  brasao  wappen,  dsgl. 
rühm,  preis,  fr.  blason  wappen,  Wappenkunde,  engl,  blazon;  vb,  it.  bla- 
se nare,  fr.  blasonner  wappen  malen,  sp.  blasonar  rühmen,  sich  rühmen. 
Am  frühsten  bemerkt  man  dies  wort  in  Frankreich,  wo  es  schild,  eigentl. 
wohl  Wappenschild  bedeutet  (Äubri  im  Fer.  16 P,  Alex.  p.  22,  29),  im 
prov.  hat  es  die  ziemlich  abweichende  form  blezo,  blizo:  blezos  cubertz 
de  teins  e  blancs  e  blaus  Wappenschilde  mit  weißen  und  blauen  färben 
bedeckt  LR.  I,  338,  Der  valencianische  wappendichter  Jaume  Febrer 
(gegen  ende  des  13.  jh.)  braucht  blasö  theüs  für  wappen  oder  wappen- 
zeichen  (armes  6  blasö  str.  9),  theils  für  rühm  oder  glänz  (llustre  6  blasö 
Str.  2),  also  schon  ganz  im  neuspan.  sinne;  die  bed.  Wappenkunde  ist  erst 
später  und  zwar  in  Frankreich  hineingelegt  worden.  Sein  Ursprung  kann 
kaum  zweifelhaft  sein :  er  liegt  im  lltgs.  blase,  engl,  blaze,  mhd.  blas  bren- 
nende fackel,  daher  glänz  sowohl  als  auszeichnung  im  Schilde  une  auch 
als  prunk  oder  rühm  verstanden.  S.  darüber  Bernd,  Wappenwissenschaft 
l  344.  346,  E.  Müller  s,  v.  blaze. 

Bliaut  pr.  Chx.  V,  163,  auch  blizaut  Fer.  707,  dsgl.  blial,  bliau, 
altfr.  bliaut  ein  kleidungsstück  von  verschiedenem  stoff  (ndat  z.  b.  blian- 
dus  canabinus,  fustaneus,  fr.  bliaut  de  soie,  sebelin  HBord.),  eine  tunica 
sowohl  für  männer  wie  für  frauen,  sp.  pg.  brial  bloß  für  frauen,  feihU 
ital.,  findet  sich  aber  in  Frankreich  mundartlich  in  mancherlei  formen, 
bürg.  z.  b.  bei  La  Monnoye  biaude  mit  der  bed.  souqueniUe.  Während 
das  rofnan.  wort  nur  ein  kleidungsstück  zu  bezeichnen  scheint,  wird  unter 
dem  mhd.  blialt,  bltat  ein  seidner  goldstoff  zu  kleidern,  bettdecken  und 
dgl.  verstanden.  Wo  findet  sich  der  stamm  bli  oder  blld  (letztere  form 
nach  pr.  blizaut  zu  vermuthen),  mit  dem  sich  die  suffixe  ald  und  al  ver- 
banden? Ist  es  orientalisch?  Mahn  p.  40  findet  seinen  Ursprung  im 
persischen  baljäd  ein  kleidungsstück,  VuUers  I,  262''.  Ducange  verweist 
aufkymr.  bliant  feines  leinenzeug,  das  im  seitischen  selbst  nicht  umrzdnd 
mit  dem  roman.  wort  zusammenhängen  dürfte,  altengl.  bleaunt,  blehand 
HalliweU. 

Boca  i^.,  sp.  pg.  boga,  pr.  buga,  fr.  bogue  (Nemnich)  ein  fisch, 
meerbrassen;  vom  lat.  box  bocis  (m.)  bei  Plinius,  nach  dem  gr.  ßoa^,  ßd^. 
Paulus  in  seinen  excerpten  aus  Festus  gibt  bereits  eine  hoibroman.  form, 


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I.   BOCCA-BOLLA.  57 

wdche  0.  Müller  für  einen  acc.  plur.  hält:  bocas  'genus  piscis  a  boando 
appellatnr. 

Bocca  U.,  sp.  pg.  pr.  boca,  fr,  boache  mund;  von  bucca  hacken, 
auch  für  mund  oder  matd  gebraucht,  die  erstere  bedeutung  nur  im  wdl. 
hnee  erhalten.  Prov,  bucela,  von  buccella  bei  Martiäl;  dsgl.  bossi, 
aJtfr.  boQBsin  bissen,  gleichsam  buccinum;  sp,  bozal  maulJcorb,  gleichsam 
bacceale  von  bnccea  bissen. 

Boccale  it.,  sp.  fr.  wdl.  bocal  hrug,  becher,  poJcal;  vom  miat. 
baucalis,  dies  vom  gr.  ßccvxdliov  grfäß,  ßavxaXiq  auf  einem  papyrus,  s. 
Leironne  im  Joum.  d.  sav.  1833  p.  478. 

Boja  dUit.  s.  Lex.  rom.,  pr.  boia,  aitfr.  buie  kette,  fessel,  daher 
mhd.  boije  dass.;  von  boja  bei  PlatUus  und  andern:  bojae  ^genus  vincur 
lorum  tarn  ferreae  quam  ligneae  Festus.  Dasselbe  wort  ist  der  schiffer- 
ausdruek  sp.  hojsi,  pg.  boie,  altfr.  boye,  nfr.  bou^e,  dtsch.  boje  w.  s.  w. 
ein  auf  dem  wasser  schwimmendes  mit  einem  seil  (boja)  befestigtes  stück  höh. 

Boja  it  henker,'auch  altsp.  boya,  neupr.  boiou,  waUon.  boie,  chw. 
bojer.  Ehe  man  sich  in  Untersuchungen  über  dieses  wort  vertiefe,  erwäge 
man,  daß  die  ital.  spräche  keine  mascülina  auf  a  bildet,  wohl  aber  femi- 
nina  cmf  a  als  masadina  behandelt  (il  camerata,  lo  spia),  das  wort  muß 
also  ein  schon  vorhandenes  sein,  vorhanden  aber  ist  im  latein.  und  aUit. 
boja  fessel,  namentlich  hcdsfessel,  vgl.  Papias  bogia  Horques  damnatoruni, 
woeu  die  venea.  form  bogia  passt.  Dem  Spanier  ist  ruthe  und  henker 
dassdbe,  s.  yerdngo  11.  b. 

Bolgia  it.j  altfr,  böge  ranzen,  neufr.  bouge  stübchen;  abgd.  sp. 
burjaca  schnappsack;  fr.  bougette  reisesack,  daher  altengl.  bogett, 
boQgett,  neuengl.  budget,  letzteres  wieder  ins  franz.  eingeführt.  Es  ist 
das  lai.  bnlga  bei  Lucüius,  welches  Festus  ein  von  den  Gcdliem  gebrauch- 
tes wart  nennt:  bnlgas  Galli  saccnlos  scorteos  yocant,  altirisch  boie 
Zeuß  1,  17,  gad.  builg,  eben  sowoJä  ahd.  bulga  (aus  dem  vb.  belgan 
sehwellen).  Übrigens  fließet^  die  roman.  formen,  wie  oft,  aus  einer  latein. 
adjectivbildung  bulgea  (balgia),  keineswegs  aus  dem  celtischen  oder  deut- 
schen. Man  sehe  über  dieses  wort  Diefenbach,  Goth.  wb.  I,  271,  Orig. 
europ.  p.  274. 

Bolla  und  bulla  it.,  sp.  pr.  bola,  bula,  pg.  bolha,  buUa,  fr.  beule, 
bulle  blase,  kugel,  daher  Urkundensiegel  (für  letztere  bedeutung  gilt  meist 
die  form  mit  u);  nMsc.  it.  bollo  sieget,  sp.  bollo  beide;  von  hnlls,  Wasser- 
blase, beule,  buekd.  Span,  bola,  nebst  altfr.  pic.  beule  unndl^eutdei,  be- 
trug, gehen  auf  die  bed.  Wasserblase  zurück;  daher  vb.  bouler  den  kröpf 
(Mufblasen.  Abgd.  it.  bolletta,  buUetta,  fr.  billet  zettel,  eigentl.  besiegeltes 
blättchen;  it.  bollettino,  fr.  bulletin  berichtzettel;  dsgl.  sp.  bellen, 
fr.  boulon  nagd  mit  dickem  köpf,  altfr.  bolzen:  ebenso  heißt  lat.  bulla 
tcpf  des  nagds.  Desselben  stanrntes,  vonbuUire,  ist  it.  bollire,  sp.  pr. 
balllr,  pg.hjdiT,  bolir,  fr.  bouillir  sieden,  wällen,  in  unruhe  sein;  hieraus 
das  fbsi.  it.  bollone,  /r.  bouillon  aufwaUung,  auch fleischbrüke  (ähnlich 
sp.  ealdo  mit  letzterer  bedeutung,  eigentl.  hitze,  pic.  caudiau,  altfr.  eaudel 


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58  I.  BOLZONE— BORBOGLURE. 

GNev.  p.  117);  dsgl  sp.  balla,  pg.  bulha  unruhCj  aufrukr,  daher  cd, 
esbullar  vertoirren,  verstreuen,  und  wohl  auch  pg.  esbalhar ^  ^enoti 
durchsuchen^  berauben  (eigentt.  verstören?),  das  man  sonst  aus  spoliare 
erJdärt. 

Bolzone  tY.,  altsp.  altfr.  bozon,  pr.  bosso  pfeü  mit  stumpfem  ende, 
dsgl.  mcmerbrecher ;  kann,  ohne  anlehnung  an  das  deutsche  bolz,  bolzen, 
mittelst  des  Suffixes  cion  aus  bulla  nagdkopf  (woher  auch  fr.  boulon  bol- 
sen)  wie  fr.  hame^on  aus  hamu8  abgeleitet  sein.  Die  roman.  urform 
balcia  bultio  ist  in  altdeutschen  glossaren  zu  finden. 

Boinba|>r.,  auch  altvai.  bei  A.  March^  praJUereij  geprä/nge;  dsgl. 
it.  bombanza  jubeiy  dltfr.  bombance  bei  MSnage,  gewöhnlich  bobance, 
pr.  bobansa  s.  v.  a.  bomba;  pr.  bobans  für  boban,  aitfr.  bobant  dass. 
Von  bombus  gesumse,  geräusch,  adj.  bombicus  geräuschvoll^  prahlerisch^ 
bei  Venant.  Fort.  Daher  denn  auch  Wörter  wie  bomba  ein  summendes 
geschofi,  dsgl.  bombarda,  vb.  it.  rimbombare  wiederhallen. 

Bomba  sp.  pg.  cat.,  fr.  pompe,  engl,  pump  eine  maschine  zum 
wasserschöpfen,  pumpe.  Nach  Adelung  vom  geräusch,  dm  sie  macht;  eur 
nächst  woM  vom  roman.  vb.  bombare  trinken,  schlürfen,  denn  die  pumpe 
saugt,  aber  auch  dies  verbum  ist  ein  naturausdruck,  s.  bobo  17.  a.  Der 
Italiener  nennt  sie  tromba,  nickt  weil  sie  ein  trmnpetenartiges  geräusch  macht, 
was  nicht  der  fall  ist,  sondern  weil  tromba,  wie  es  scheint,  aus  lat.  taba 
entstand  und  dies  1)  trompete,  2)  röhre  in  einem  drudewerke  heifit. 

Bonaccia  it,  pr.  bonassa,  fr.  bonace,  sp.  mit  eingeschobenem  n 
bonanza  meeresstiUe;  eigentl.  heiteres  weiter,  von  bonus,  vgl.  sp.  bonazo 
friedlich  und  wal.  resbune  es  heitert  sich  auf  Das  gegentheü  davon  ist 
altsp.  malina  ungewitter  von  malus. 

Bonete  sp.  pg.,  pr.  boneta,  fr.  bonnet  mutze.  Ursprünglich  name 
eines  Stoffes:  ab  illo  tempore  nunqnam  indutus  est  squarleto  vel  panno 
viridi  seu  bonneta  Guill  de  Nangiaco  (um  1300).  Woher  dem  stoff 
dieser  name  geworden,  mufi  dahingestellt  bleiben.  Indessen  erkennt  J. 
Grimm  zu  Merkel  L.  Sal.p,  uv  in  dem  malbergischen  ob-bonis  (ob-pinis, 
aboBnis  unterhaube,  haarbinde)  ein  dem  roman.  bonneta  bereits  ver- 
wandtes wort. 

Borbogliare  it.,  pic.  borbouUer  murmeln,  sp.  borbollar,  i?^.  bor- 
bolhar,  borbulhar  sprudeln,  blasen  werfen,  cat.  borboUar  veneirren,  be- 
trügen; sbst.  sp.  burbnja,  pg.  borbulha  Wasserblase,  knospe  (etwas  her- 
vorquellendes). Die  hispan.  verba  erklären  sich  vielleicht  aus  einem  ver- 
stärkten lat.  buUare,  bei  den  andern  mag  dies  zweifdhaßer  sein,  wiewohl 
die  begriffe  sprudeln  und  murmeln  sich  nahe  berühren.  Neben  borbogliare 
stellt  sich  nämlich  das  gleichbed.  borbottare,  altfr.  borbeter  Ben.  III^ 
529y  pic.  borboter,  neben  sp.  borbollar  ebenso  das  gleichbed.  borbotar, 
ohne  zweifei  naturausdrücke  une  gr.  ßogßoQvüiv  brausen,  gad.  borban 
gemurmel,  vermutlich  auch  it.  bürbero  mürrisch.  Eine  andre  form  mü 
der  bed,  murmeln  lehnt  sich  an  barba:  sp.  barbotar,  matt,  barbotta^ 
pic.  barboter,  cat.  barbotejar.  Dazu  noch  it.  barbugliare,  sp.  barbullar 
unverstäf^ich  sprechen. 


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L  BORDA-BORQO.  59 

Borda  pr.  cat.y  borde  aUfr.  harake;  vom  goth.  baürd,  aitn.  bord, 
ahd.  bort  icrfelj  brett,  vgl.  ir.  gad.  börd,  kfftnr.  bwrdh.  Daher^  it.  bor- 
dello,  pr.  fr.  bordel,  sp.  burdel  (auch  adj.X  ursprüngl.  hüUehen,  8.  die 
sküen  bei  Ducange,  dUfr.  auch  fem.  bördele  schlechte  hätte  SB.  666. 

Borde  sp.,  pr.  bort,  aUfr.  borde,  sard.  burdu  shst.  u.  adfj.  hastardy 
n^^enschöfiling.  Es  ist  augenscheinlich  das  primitiv  des  späteren  lat.  bardo 
fnaulihier,  bastard  des  pferdes  (burdonem  producit  equas  conjanctas 
asellae,  s.  Ducange)^  wdches  aber  selbst  ein  fremdwart  sein  muß  und  von 
eimgm  etymologen  mit  dem  deutschen  beran  (tragen)  zusammengestellt 
•wrd,  s.  Schulende,  Beiträge  aur  lat.  wortforsch.  J,  17,  Grraff  Jlly  1 63. 
Bordo  fehlt  in  diesem  sinne  dem  roman.  gebiete,  denn  das  im  prov.  Elu- 
eidariy  dem  nicht  überall  zu  trauen  ist^  angefahrte  burdo  i^  offenbar 
lateinisch. 

Bordo  it.  pg.j  sp.  bordo,  borde,  fr.  bord,  fem.  ältsp.  pg.  borda 
rand  b.  b.  des  Verdeckes,  wal.  boarte  kränz;  vom  ahd.  bort,  dlts.  bord 
rofkl,  schiffsrandf  vgl.  ahd.  borto  band.  Daher  sp,  bordar,  fr,  border, 
engl,  border  einfassen.  Das  span.  wort  bedeutet  auch  sticken,  wie  sich  denn 
beide  handlungen  nahe  beriäiren,  allein  dafür  besitzen  andre  sprachen  eine 
besondre  form:  cat.  brodar,  fr.  broder,  engl,  broider,  kymr.  brodio,  zu- 
sammenfaUend  mit  dem  gael.  brod,  altengl.  brode  stechen,  denn  auch 
steigen  und  sticken,  fr.  brocher,  sind  verwandte  hcmdlungen.  Eine  andre 
form  ist  wdtton.  brosder,  cUtsp.  altpg.  broslar /&>  brosdar  (ndat.  brosdus 
aus  dem  10.  jh.,  später  brnstus  gestickt),  offenbar  vom  gleichbed.  ahd.  ga- 
prort6n,  sofern  dies  nebst  ags.  brord,  altn.  broddr  spitze,  Stachel  auf  ein 
goÜL  bmzdön  zurückfuhrt,  vgl.  Grimm  I^  319,  Diefenbach,  Goth.  wb.  I, 
285,  286,  Mussafia,  Gloss.  zu  Prise  de  Pampdune  s.  v.  bmsti  und  zu 
Momtm.  ant.  s.  v.  enbrostar. 

Bordone  it.,  sp.pr.  bordon,  pg.  bordao,  fr.  boardon  stütze,  pitger- 
Stab.  Der  wandrer  konnte  den  stob,  auf  den  er  sich  stützte,  vergleichungs- 
weise  sein  lastthier  nennen  und  so  wäre  bordone  nichts  anders  als  das  so 
fben  berührte  lat.  bardo,  u^dche  uralte  etymologie  zu  unterstützen  Covar- 
nwias  treffend  das  sp.  maleta  (maülihier  und  krückenstock)  anführt.  — 
Nach  Gaehefs  vermuthung  gehört  das  wort  zur  zahlreichen  familie  des 
goth.  bafran;  es  möchte  aber  nicht  leicht  sein  es  daraus  zu  construieren. 

Bordone  it.,  sp.  bordon,  pg.  bordao,  fr.  bourdon  bass,  basssaite, 
fr.  auch  hummel,  vgl  atticas  (attacas)  vel  burdo  Gl.  Aelfr.;  vb.  fr.  bour- 
donner  summen.  Ist  es  richtig,  daß  die  langen  trompetefi  oder  Orgel- 
pfeifen diesen  namen  führten  (Ferrari,  Dudlange),  sa  konnte  man  ihn  von 
dem  der  langen  pügerstäbe  (s.  den  vorigen  artikel)  entlehnt  haben  und 
hiemach  wäre  das  gad.  bdrdan  gesunwne,  altengl.  boardon,  von  außen 
eingeführt. 

Borgo  it.,  sp.  pg.  bargo,  pr.  bore,  fr.  bourg  kleine  stadt,  flecken. 
Dassdbe  wort  ist  in  allen  germanischen  sprachen  heimisch  und  seine 
Wurzel  darin  nachweislich,  goth.  baürgs,  ahd.  barg,  von  bafi^n,  bergan. 
Indessen  kannten  auch  die  spätem  Römer  das  wort  bargas  und  zwar  als 


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60  I.   BORINO-BORRAGGINE. 

ein  tmlgäres:  castellam  parrnm^  quem  burgam  vocant,  sagt  Vegetius  De 
re  milit  4,  10  (vgl.  die  stellen  beiBöcking,  Annot  odNotü.  Occ.  p.704)] 
und  wenn  es  aus  dem  deutsehen  in'  das  latein  übergieng,  so  seheint  es 
wenigstens  seine  ausprägung  cds  masculin  dem  gr.  nvqyog  eu  danken. 
Aus  diesem  längst  vor  dem  falle  des  westlichen  reiches  dem  Römer  be- 
kannten burgus  istj  genau  genommen,  das  rom,  borgo  herzuleiten,  nickt 
unmittelbar  aus  dem  deutschen  bürg,  aus  welchem  sich  die  abl.  it.  borgese, 
sp,  burges,  pg,  burgel,  fr.  bourgeois  nicht  entwickeln  konnte  (vgl.  unten 
ftranciJ),  d,  h.  in  der  römischen  Volkssprache  muß  schon  bargensis  gegolten 
haben,  bis  durch  einflufi  des  deutschen  bürg  die  form  mit  gtdturdlem 
g,  it.  borghese,  pg.  burguez,  pr,  borgues,  altfr.  borgois  daneben  aufkam. 
Auch  im  span.  Ortsnamen  Burgos  hat  sich  das  wort  erhalten,  es  ist  eine 
pluralform,  lat  Burgi  Burgorum,  ude  denn  die  stadt  mit  Vereinigung 
mehrerer  dörfer  (im  j.  884)  erbaut  ward,  s.  Esp.  sagr.  XXVI,  169.  über 
die  weite  Verbreitung  dieses  wortes  vgl.  Diefenbach,  Goth.  wb.  I,  264. 

Borin 0  it,  burin /r.,  sp.  pg.  buril,  aZ^sp.  boril  grabstichel;  woJd 
vom  ahd.  bora  terebra,  borön  terebrare. 

Bornio  it.,  borni  cat.,  borgne  fr.,  borli  limous.  einäugig;  vb.  dUfr. 
borgnoier,  im  Voc.  dtMLC.  bornier  mit  der  bed.  lippire.  Hieß  es  ur- 
sprünglich schielend,  eine  bedeutung,  die  ihm  das  bemerkte  glossar  von 
Douai  beilegt  (borne  ^strabo)  und  die  sich  auch  in  einer  mundarÜ.  eur 
sammensetjmng  mit  oculus  ausspricht  (bornicle  schielendes  auges  Dict. 
genev.  p.  42,  im  Jura  bournicler  schielen),  so  ist  sp.  bornear  krümmen, 
ausweichen  gleiches  Ursprunges:  in  derselben  spräche  heißt  tuerto  -ge- 
krümmt,  schielend,  einäugig,  turnio  schielend,  von  tornear  drehen.  Woher 
aber  dies  wort?  Das  bret.  born  steht  jzu  eimdn  im  cdtischen  da,  um 
nicht  verdacht  der  entlehnung  aus  dem  franz.  eu  erregen.  Es  findet  sich 
ein  henneg,  bigornier  schielen,  welches  Hecart  aus  bicornis  eu  deuten 
geneigt  ist,  aber  die  syncope  wäre  zu  ungewöhnlich.  Ital.  borniola 
falsches  urtheU  wird  wohl  hieher  zu  stellen  sein. 

Borra  it.  sp.  pr.,  bourre  fr.  scherwolle,  abgeschorenes  haar  von 
tüchem,  grobe  wotte,  flocken  von  haar.  Wir  haben  hier,  wie  schon  Aldrete 
fol.  47"^  anmerkt,  den  Singular  des  bei  Ausonius  vorfindlichen  barrae 
passen,  lappalien  (auch  it.  borre,  sp.  borras  in  demselben  sinne)  vor  uns: 
flocke  und  posse  berühren  sich  öfter.  Aus  diesem  burra  bildete  das  altere 
mUitein  ein  adj.  reburrus  struppig,  kraus.  Dahin  gehört  auch  sp.  borra, 
borro  junges  schaf,  mit  kurzer  wolle,  abgel.  borrego  dass.;  it.  borrac- 
cia,  5p.  borracha  weinschlauch  (von  ziegenf eil?);  pr.  borräs,  fr.  bourras 
grobes  tuch,  nüat.  borratium;  t?6.  />.  bourrer,  it.  abborrare  ndt  wolle 
ausstopfen,  sp.  pg.  borrar  sudeln,  klecksen  (aus  der  bed.  von  borra  un- 
nützes zeug  in  Schriften)',  sbst.  sp.  b  orro  n,  pg.  borräo  klecks.  Vgi.  burro, 

Borrace  it.,  sp.  borrax,  fr.  borax  ein  aus  China  und  Japan  kom- 
mendes mittelsalz;  vom  arab.  büraq  Golius  260,  Fr  O/tag  I,  HP. 

Borraggine  it.,  zsgs.  borrana,  auch  borrace,  sp.  borraja,  pg.  bor- 
ragem,  pr.  borrage,  fr.  bourrache,   wal.  borantze    ein  kraut,   borretseh, 


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L  BORSA-BOTTAEE.  61 

barrago  Linn.  Das  Vaterland  dieser  pflame  *soU  die  Levante^  namentlich 
die  umgegend  von  Akppo  sein,  und  daher  konnte  auch  der  Yuxme  kommen. 
Indessen  hat  borraggine  ein  acht  ital.  gepräge^  indem  diese  spräche  eine 
anßoM  pflaneennamen  mittelst  des  Suffixes  aggine  =  lat  ago  neu  bildet 
(eapr-,  fus-,  lent-,  ulivaggine).  M  nun  der  stamm  nicht  ein  erweislich 
fremdery  so  dürfte  man  in  beeiditmg  auf  die  Jiaarichten  blätter  des  krautes 
wohl  an  das  oben  genannte  borra,  besonders  an  dessen  span.  bed.  strup- 
piges barthaar  und  an  die  frane,  bed.  rauhe  haut  über  den  hervorbrechen- 
den äugen  des  weinstockes.  so  wie  an  die  ital.  form  borrace,  sofern  sie 
dem  fr.  bonrras  (grober  stoff)  bu  entsprechen  scheint^  erinnern. 

Borsa  it.  pr.j  sp.  pg.  bolsa,  fr.  bourse  geldbeutd,  börse,  Versamm- 
lungsort der  kaufleute;  vommlat.  bursa,  byrsa,  gr.  ßvgaa,  feil,  leder. 

Borzaccbino  ö.,  sp.  borcegui,  fr.  brodeqain  art  halbstiefel;  vom 
nmdl.  broseken  KU.,  in  älterer  gestalt  brosektn,  dimin.  von  broos  (f) 
mit  gl  bed.,  vermuthlich  umgestellt  aus  byrsa  leder,  wie  auch  leerse  stiefd 
aus  leer  (leder)  entstand. 

Bosco  it.,  sp.  pg.  bosque,  pr.  bosc,  fr.  bois^  mlat.  boscus  utid 
boßcus  gehÖUf.  Dieses  wort  darf  nach  J.  Grimm,  über  diphtf^onge  {vgl. 
gramm.  11^  277,  wb.  v.  busch)  auf  eine  deutsche  wursel  0urückgeführt 
werden,  bauen,  wovon  eine  ahd.  adjectivform  buwisc,  buisc  baumateridl, 
höh  {wie  fr.  bois)  atumnehmen  wäre;  auch  das  sbst.  busch  brauchte  nicht 
eben  aus  dem  romanischen  zurückgekehrt  zu  sein  (doch  wohl  mhd.  bosche?) 
Das  deutsche  ü  müßte  sich  also  im  roman.  durch  position  gekürzt  haben, 
daher  bosco  ßr  busco,  s.  busca.  Die  franz.  abll.  bosquet  und  bo- 
cage,  ßr  die  veralteten  hoBchet,  boschage,  schließen  sich  mit  ihrer  kehl- 
temds  den  südlichen  formen  (i^.  boschetto,  sp.  boscage)  an;  auch  bouquet 
bkmenstraufi  ßr  bousquet  (vgl.  lat.  Silva  wald,  dsgl.  menge  pflanzen)  ist 
kiäwr  zu  nehmen.  Zsgs.  ist  it.  imboscare,  sp.  pr.  emboscar,  fr.  em- 
bnsquer  {aU  embuscher  und  embuissier)  in  den  busch  d.  h.  in  den  hinter- 
halt  legen,  daher  im  Garin  en  un  bruillet  (gebüsch)  les  a  fait  embuschier 
DC.  v.  brolium;  engl,  ambush  hinterhcdt. 

BosBO  rt.,  sp.  box,  pg.  buxo,  pr.  bois,  fr.  buis  buchsbaum;  von 
bnxus.  Daher  dbgel.  it.  buscione,-  fr.  buisson,  pr.  boisson  straiuih 
(nickt  von  bois,  bosc,  welchen  nur  ein  pr.  boscon  gemäß  sein  würde); 
dsgl.  it.  bössolo  buchsbaum  und  büchse,  sp.  bruxula  compass  (mit  einge- 
schobenem r,  vgl.  pr.  brostia  unter  boite  //.  c),  fr.  boussole,  so  wie 
ip.  buxeta,  pr.  bosseta, /r.  bossette  ^cAoo^a^  vonbuchs,  überhaupt  büchse. 

Botta:  it.,  ättfr.  botte,  auch  hoz  Ren.  II,  152,  kröte,  champ.  dauphin. 
böte;  scheint  aus  deutscher  würzet  in  bözen  stoßen,  treiben,  so  daß  es  das 
amfgeiriehene  thier  bezeichnete.  Auch  sp.  boto  acfj.  stumpf,  fr.  bot  in 
pied  bot  Jdumpfufi,  botte  klumpen,  chw.  hott  hügd,  u;aZ.  butaciu  stumpf, 
blöde  {ungr.  buda)  müssen  dieser  würzet  zufallen:  nhd.  butz,  butzen,  näd. 
butt  bedeuten  etwas  abgestumpftes. 

Bottare  it.  in  dibottare  durcheinander  schlagen,  dsgl.  buttare 
ausschlagen  (von  bäumen),  sp.  pg.  pr.  botar,  fr.  bouter  stoßen;  vom  mhd. 


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62  I.    BOTTE-BRACA. 

bözen  stoßen^  Jchpfen.  Sbst.  maü.  bntt  knospe,  ü.  botto,  botta^  sp.  böte 
fr.  botte  stoß,  bout  ende,  spüjse  (obd.  bütz  hrustwaree)^  daher  debont  auf- 
reckt, mettre  debont  mit  dem  ende  hinsteUen,  aufrecht  stellen^  dsgl. 
aboutir  eu  ende  gehen.  Abgel.  it.  bottone,  sp.  pr.  boton,  fr.  bonton 
knospe,  knöpf  eigentl.  etwas  hervorstoßendes,  ausschlagendes^  vidleicht 
buchstäblich  das  ahd.  bözo  bündel  (knoUen?).  Auch  kymr.  bot,  böth  runr 
der  körper  ist  verglicken  worden,  die  itai.  doppelform  aber  mit  t  und  z 
in  bottone  und  bozza  (s.  unten)  scheint  deutschen  Ursprung  anjmseigen. 

Botte  i^.,  ^«  i>^-  bota,  fr.  botte,  boute,  mwZ.  botq,  bnte  haben  die 
bedd.  faß,  kübel,  schlauch,  stiefd  u.  dgl.  Die  Wörter  sind  vielen  sprachen 
gemein,  z.  b.  gr.  ßovTig,  ßuzig  flasche,  ags.  bntte,  nkd.  btttte  ein  großes 
gefäß,  gael.  bot  Stiefel.  Bntte  begegnet  schon  in  einer  Urkunde  v.  j.  664 
Marin,  p.  124.  AbU.  sind  it.  bottiglia,  «p.  botilla,  botija,  fr.  bon- 
teille,  ndat.  buticnla,  in  den  Casseler  glossen  pnticla,  in  einem  scherz- 
haften artikd  jmr  L.  Säl.  (cod.  guslf.  8.jh.)  aber  schon  botilia;  dsgl.  it. 
bottino  Wasserbehälter,  ahd.  bntin,  ags.  byden  u.  o.  m. 

Bottega  it.,  sp.  botica,  pr.  botiga,  fr.  bontiqne  krandaden;  von 
apotheca  vorraihskammer,  neap.  mit  tenuis  potega,  sie.  pntiga.  Der  weg- 
fall  des  a  kann  darin  seinen  grund  haben,  daß  man  in  l'apotheca  es  ewn 
artikel  rechnete. 

Bottino  it.,  sp.  botin,  beide  wohl  aus  dem  fr.  bntin  beute;  vom 
nord.  byti,  nihd.  büten,  s.  Mhd.  wb. 

Bozza  it.,  pr.  bossa,  fr.  bosse,  pic.  boche  betde;  ac(j.  fr.  bossn 
buckelig,  bosseler  bucklig  machen,  beiden  oder  getriebene  arbeit  machen, 
bosseln;  dsgl.  it.  boccia  knospe,  kugel,  sp.  bocha  mit  leteterer  bed.,  pg. 
bochecha  aufgeblasener  backen.  Im  latein  sucht  man  diesen  stamm 
vergebens;  leicht  aber  erkennt  iTMn  darin  das  unter  botta  schon  erwähnte 
hochd.  bntze,  bntzen  etwas  abgestumpftes,  klumpenartiges,  vgl.  ndl.  bntse 
beule,  vom  mhd.  bözen  stoßen  (h^orstoßen) ,  s.  oben  bottare.  Ital. 
bozza  und  bozzo  bedeuten  auch  einen  grob  bearbeiteten  d.  h.  einen  noch 
unförmlichen  stein,  daher  das  vb.  abbozzare  aus  dem  rohen  arbeiten, 
pg.  esbo^ar,  altsp.  sbst.  esbozo  =  ü.  abbozzo,  wogegen  das  sp.  bosque- 
jar  eine  sehr  abweichende  gestalt-  zeigt.  —  Derselben  herkunß  wie  die 
obigen  formen  mit  radicaUm  o  sind  andere  mü  n:  it.  bnzzo  boMteh, 
nadelküssen,  sp.  bnche  bissen,  kröpf,  magen,  auch  bausch  eines  kleides; 
sp.  bnchete  s.  v.  a.  bochecha;  fr.  bnt  erhabene  mitte  eines  dinges,  siel 
des  schützen,  daher  zweck  (wie  auch  das  letztere  deutsche  wort  Ursprung- 
lieh  den  nagelkopf  im  fnittelpunct  der  Zielscheibe  bedeutet),  zsgs.  d6but; 
fem.  bntte  aufgeworfener  erdhaufe  (altn:  bütr  äbgesiumpßes  ding).  Von 
bnzzo  ist  maH.  buzzecca,  piem.  bnseca,  it.  bnsecchio  gedärm,  vgl.  ahd. 
gebnzze  "^exta  Graff  UI,  233,  An  sp.  bnche'  scheint  sich  auch  zu  schlie- 
ßen bncha  brotbehäUer,  Sparbüchse,  vb.  buchar  verstecken. 

Braca  it,,  sp.  pg.  braga,  pr.  braya,  altfr.  braie  hose  (gewöhnt,  im 
plur.),  sp.  braga,  nfr.  braie  windet;  vom  lat.  braca,  in  frühem  mitteüatein 
braga,  angeblich  ein  gallisches  wort,  bret.  bragez. 


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I.  BRACCO-BRANDO.  63 

Bracco  f^.,  sp.  braco,  pr.  brac,  fr.  braque  Jagdhund^  Spürhund;  vb. 
ü.  braccare  nachspüren;  vom  ahd.  braccho,  nAd.  bracke.  Span.,  adj. 
braco  stumpfnasig.  Aus  der  altfr,  form  bracon  floß  braconnier  tcüd" 
dieb,  vb.  braconner  in  fremdem  gehege  jagen. 

Bragia,  brascia,  bracia  it.,  sp. pr.  brasa, pg.  braza,  fr.  braise  glühende 
ioAIe, /Zorn,  brase  KU.;  rft./r.  braser  löihen,  altfr.  brasoier  rösten  DMce. 
p.  68,  Uy  brasiller  dass.  Roq.;  zsgs.  it.  abbragiare^  sp.  abrasar,  fr. 
embraser  onBünden,  altfr.  esbraser  LRs.  307.  Vom  oitn.  brasa  löthen, 
sehced.  brasa  flammen,  wie  Diefehbach,  Goth.  wb.  /,  327,  gegen  die 
deutvng  ams  ags.  blase  fackel  {wovon  blason)  mit  recht  behauptet;  dies 
nord.  brasa  wäre  dann  das  ags.  bräsian  vererben,  woraus  sich  die  ital. 
form  bragiare  gut  erMärt,  bracia  aber  ist  ausgeartet  wie  cacio  von  caseus. 
Dieselbe  deutung  schon  bei  Wächter,  Gloss.  germ.,  und  Löscher,  Literator 
edta  p.  94.    Zu  merken  ist  noch  mail.  brasca  anzünden. 

Brago  it.,  aiUsp.  bray  Conq.  Ultram.,  pr.  brac,  altfr.  brai  schlämm, 
daher  le  pajs  de  Bray  nach  Ducange,  pr.  auch  eiter,  cot.  brac  geschwür; 
adj.  pr.  bragos,  aitfr.  bragenx  schlammig.  Die  herkunft  dieses,  wie  man 
siM,  gemeinrom.  Wortes  steht  nicht  sicher.  Menage  verweist  auf  ein  gr. 
ßQoyog  =  HXog  sumpf,  teich  bei  Hesychius,  und  Isadk  Vossius  in  seinen 
amnerhungen  macht  das  ndl.  braak  (bruch)  davon  abhängig.  Das  griech, 
elymon  genügt  buchstiUdich  und  erregt  auf  das  ital.  wort  angewandt  am 
wenigsten  bedenken.  Neufr.  brai  hat  nur  die  bed.  iheer,  daher  wohl  sp, 
brea,  pg.  breo  dass.,  vb.  brayer,  brear  theeren. 

Bramare  it.,  chw.  brammar  heftig  verlangen,  sp.  pr.  bramar,  fr 
bramer  schreien,  neupr.  brami  mit  beiden  bedd.,  vgl.  oMcat.  glatir  bellen^ 
neucat.  begehren,  und  Festus  stelle:  latrare  Ennius  pro  poscere  posait 
Es  iti  das  ahd.  breman,  ndl.  bremmen  brüllen,  entsprechend  dem  gr. 
ßifdfiMr. 

Branca  it.  altsp.  altpg.  pr.,  fr.  branche,  pr.  auch  masc.  branc 
kndlej  sweig,  wal.  brenc?  hand,  vorderfufi,  mlat.  branca  leonis  eine  pflanze 
(mm  1070).  Verwerflich  ist  die  deutung  at*s  brachiam  mit  emgesetetem 
n,  da  eine  solche  form  immer  nur  brancia  ergeben  konnte.  Unzweifelhaft 
ist  branca  em  sehr  altes  roman.  wort,  ja  vielleicht  schon  der  römischen 
Volkssprache  bekannt:  für  ersteres  spricht  die  ital.  abl.  brancicare  mit 
palatalem  c,  indem  solche  bildungen  nur  aus  alten  stammen  hervorgiengen 
oder  doch  in  alter  zeit  entstanden ;  für  letzteres  das  dasein  des  Wortes  im 
walach.  mit  eigenlhümlicher  bedeutung.  Zusammenhang  desselben  mit  dem 
aUgad.  brac,  com.  brech  (e  aus  a),  kymr.  breich  arm  (des  baumes  äste 
sind  seine  arme)  mit  ausgefaUnem  n  muß  man  anerkennen  und  vidleicht 
vergegenwärtigt  das  bret.  brank  noch  die  reinere  form.  Vgl.  Diefenbach, 
CM.  I,  210.     Von  branca  kommt  it.  brancolare  tappen  u.  a.  m. 

Brando  it.,  pr.  bran,  altval.  brant  (noch  bei  A.  March),  altfr.  brant, 
bninc^  bran  schwertklinge  (branc  de  Tespöe);  vom  ahd.  brant  tüio,  aUn. 
brandr  gladius,  vgl.  wegen  der  bedetUungen  den  span.  schwertnamen 
Tizon  =  titio,  später  in  Tizona  verändert,  s.  Sanchez,   Colecc.  I,  227. 


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64  I.   BRANDONE-BRAVO. 

Daher  it.  brandire,  pr.  fr.  brandir,  sp.  blandir  den  degen,  die  Icoize 
schtvingen;  dim. /r.  brandiller  schtoingen, dsgl.  hreLnleTy  j^gs.  ihreLnler, 
für  brandoler.  Eine  andre  abl.  ist  pr.  brando,  /r.  brandon,  sp.  blandon 
fachel;  altfr.  brander  brennen,  in  flammen  stehn  s.  Chron.  de  Fantosme 
V.  958y  pr.  brandar,  neupr.  brandd,  piem.  brande  hocken,  wallen,  dUpr. 
abrandar  in  brand  seteen. 

Brando ne  ü.^  esge.  brano,  feteen  fleisch  oder  tuch^  aUsp.  brahon 
{für  bradon)  tucMappen,  pr.  bradon,  brazon,  braon,  aUfr.  braion,  lothr. 
bravon,  engl,  brawn  wulst  fleisch,  dickbein;  vb.  it.  sbranare,  altfr. 
esbraoner  zerfleischen;  vom  ahd.  bräto  {acc.  brätnn,  bräton)  fleischiger 
theil,  wade. 

Brasile  it.,  sp.  pg.  brasil,  fr.  br^sil  (7  mouille)  eine  ort  höh  zum 
rothfärben,  das  sich  in  großer  menge  in  Brasilien  findet,  woher  der  name 
des  landes.  Das  mittelcdter  bezog  es  von  einem  andern  bäume  aus  ver- 
schiedenen gegenden  des  Orients:  grana  de  brasile  (brasüienscharlach)  er- 
wähnt bereits  eine  italische  Urkunde  von  1193  s.  Ducange;  andre  niUst. 
Schreibungen  sind  brasilinm,  bresillum,  braxile,  pr.  brezilh,  bresil,  ältfr. 
une  neufr.  und  oft  neben  orientalischen  färbestoffen  und  gewürzen  genannt. 
Aber  das  wort  verweigert  der  Orient,  der  Araber  z.  b.  nennt  die  sacke 
baqqam.  Gekt  man  von  der  prov.  form  aus  (und  Marseilles  weUhandd 
berechtigt  dazu),  so  darf  man  mit  fug  an  eine  ableitung  aus  briza  krüm- 
chen  denken  (s.  briser  U.  c),  woher  auch  brezilhar  zerkrümeln,  noch  jetzt 
fr.  br^siller  (bres  für  bris  euphonisch  wegen  des  folgenden  i),  so  daß  es 
etwas  zerbröckeltes  bedeutete,  denn  das  brasUienholz  kommt  und  kam  wohl 
auch  sonst  gewöhnlich  in  Meinen  spänen  nach  Europa.  Auch  andre  han- 
delsartikel  dieser  art,  wie  Scharlach  (grana),  zimmet  (cannella)  nannte 
man  nach  der  gestaU,  in  der  man  sie  empfieng.  Diese  grammatisch  und 
logisch  begründete  herleitung  wird  sich  besser  empfehlen  als  die  gewöhn- 
liche at4S  brasa  glühende  kohle  (in  beziehung  auf  die  färbe),  denn  das 
naturreich  hätte  schicklichere  vergleichungen  dargeboten.  Überdies  müßte 
man  alsdann  die  span.  form  zu  gründe  legen,  deren  suffix  il  aber  dem 
begriffe  wenig  angef)tessen  scheint,  abgesehn  davon,  daß  der  Provenzaie 
keinen  grund  hatte,  von  dem  buchstaben  des  bei  ihm  gleichfalls  einhei- 
mischen brasa  abzugehn.  —  Das  it.  brasile  nebst  brasiletto  haben  erst 
neuere  Wörterbücher;  dafür  ist  verzino  (bereits  beiL.  Pulci)  Üblich.  Ncu^ 
der  strenge  des  lautgesetzes  stimmt  es  nicht  zu  brasil  oder  brasil;  erwägt 
man  indessen  das  ven.  verz-el-ä  d.  i.  verz-el-ato,  das  sowohl  mit  seiner 
bedeutung  (fleisdvfarbig)  wie  mit  seinen  suffixen  das  sp.  bras-il-ado  r^^ä- 
sentiert,  so  unrd  man  auf  die  möglichkeit  einer  identität  von  brasil  und 
verzino  geleitet.  Aber  letzteres  fordert  noch  die  vergleichung  eines  arab. 
Wortes.  Vars  ist  eine  als  gdb,  häufiger  als  roth  bezeichnete  zum  zeug- 
färben und  schminken  gebrauchte,  im  handel  befindliche  pflanze  Arabiens: 
gegen  dieses  etymon  würde  wenigstens  die  grammatik  keine  sckwierigheit 
erheben. 

Brayo  it.  sp.  pg.,  brau  pr.  (f.  brava),  braye/r.  (hieraus  unser  brav, 


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I.    BRAZA-BRENNO.  65 

seU  dem  17.  jk  im  gebrauch);  abgd,  sp.  pg.  bravfo.  Dk  älteste  noch 
im  Südwesten  fortdauernde  bedetdung  ist  ^urUfändig,  stürmiscK^  dalier  sp. 
braviar  hriUlen,  aUsp.  abravar  in  unUh  bringen  Conq.  Wltram.;  aber 
<mch  im  aUüal.  Uest  man  unde  brave  stürmische  wogen  s,  Archiv,  stör, 
iki.  app.  num.  18yp.  60.  Besonders  braucht  man  es  von  ungeeahmten 
ihieren,  sdbst  von  unlden  pflanzen:  ndat.  bravus  bo8,  it.  bue  brado  (für 
bntYo)  junger  noch  nicht  ans  eichen  gewöhnter  ochse^  npr.  brau  stier,  cät. 
hdb,  sp.  ganso  bravo  unlde  gans,  pg.  uva  brava  wilde  trmcbe.  Daran 
hwpfl  sich  die  bed.  stürmisch  im  kämpfe,  tapfer,  sodann  tücJüig^  trefflich, 
stattlich.  Das  fr.  brave,  welches  jene  grundbedeutung  nicht  anerkennt, 
muß  erst  später  aus  dem  ital.  oder  span.,  in  welchen  sprachen,  der  leta- 
leren besonders,  unser  wort  die  meisten  sprossen  getrieben,  entlehfU  sein; 
es  fMt  der  älteren  spräche,  worin  es  brou  oder  breu  hätte  lauten  müssen, 
die  ursprüngliche  form  und  bedeutung  aber  blicht  noch  hervor  aus  ^brouer 
brausen,  rabroaer  grob  anfahren,  die  am  brau  mtstanden  wie  clouer 
am  elau,  wiewohl  Le  Duchat  rabrouer  aus  lat.  abrogare  deutet.  Die 
herhunfi  von  bravo  ist  nicht  gesichert.  Drei  Wörter  am  drei  verschiedenen 
sprachen  bieten  sich  der  erwägung  da/ri  lat.  pravus  verkehrt,  unrecht, 
bfmr.  braw  sbst.  schrecken,  ahd.  raw  roh.  Aus  pravus  konnte  it.  bravo 
geworden  sein,  nicht  leicht  sp.  bravo  oder  pr.  brau,  aber  die  bedeuttmgen 
stolzen  sich  cib;  übrigens  findet  sich  das  lat.  wort  außer  im  it.  sp.  pravo 
auch  im  pr.  prau  richtig  geformt  und  ganz  in  seinem  lat,  sinne.  Daß 
das  derivatum  pravitas,  it.  pravita,  sp.  pravedad,  dem  mit  b  anlautenden 
stamme  gänslich  fehlt,  woüen  unr  nicht  0u  hoch  anschlagen.  Bessere  an- 
^miche  scheint  das  gane  formgerechte  braw  zu  haben,  allein  ist  es  nicht 
verdächtig,  daß  es  dem  Romanen  in  seiner  eigentlichen  geltung  als  Sub- 
stantiv fehlt?  Das  bret.  braö  (schön,  lieblich)  ist  nebst  dem  gleichbed. 
ndl.  brauwe  (s.  EUian)  nicht  celtischer,  sondern  franz.  herkunft.  Wie 
aus  dem  lat.  crudus  konnten  sich  aus  dem  ahd.  raw  leicht  die  bedd.  un- 
biegsam,  wüd,  rauh,  tapfer  entfalten;  hier  muß  eine  Verstärkung  des  an- 
lautenden r  durch  b  angenommen  werden,  die  auch  in  andern  fällen 
(bniire,  brusco,  braire  cet.)  vorzuliegen  scheint,  deren  verhältnismäßige 
sdtenheü  aber  auch  diese  detUung  nicht  zu  voller  glaubwürdigkeit  gelangen 
läßt.  Sollte  ein  Zusammenhang  anzunehmen  sein  zwischen  brau  und  dem 
unten  vorhmtmenden  briu  kraß,  oder  zwischen  brau  und  braire  pr. 
schreien,  1)raidiu  kitzig,  stürmisch,  vgl.  das  oben  erwähnte  it.  brado  für 
bravo?  Aber  der  Wechsel  zwischen  den  diphthangen  au  und  iu  oder  au 
•md  ai  gründet  sich  auf  zu  wenige  fälle  für  eine  solche  annähme.  Die 
alte  herleitung  aus  ßgaßeiov  können  unr  bei  seile  setzen.  Grimm  D.  wb. 
gibt  auch  noch  das  slav.  pravi  (recht,  acht)  zu  bedenken,  aber  gestält,  be- 
dmäung  tmd  selbst  heimaih  dieses  Wortes  scheinen  es  nicht  zu  empfehleti. 

Braza  sp.  pg.,  pr.  brassa,  fr.  brasse  ein  längenmaß,  Uafter;  vom 
plur.  braehia  die  (amgestreckten)  arme,  daher  altfr.  brace  lev^e  mit  offnen 
armen  Antioeh.  I,  47. 

Brenno  genues.,  sard.  brinnu,  piem.  comask.  pr.  altfr.  altsp.  bren, 

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66  I.   BRESCA-BRIBE. 

piem.  auch  bran  Weic,  tifr,  bran  äbfaÜ,  ausumrf;  nach  Diefenbachy  Goth. 
wh  I,  321,  auch  sp.  brana  abfall  von  bäumen,  Viehweide,  brana  schon  im 
8.  jk  Yep.  iZT,  n.  17  (v,j,  780),  später  auch  branea;  ein  ceU.  wort^  gad. 
bran,  hymr.  brän,  bret.  brenn  kleie, 

Bresca  mantuan.  sard.  sp.  cot.  pr,,  yriscasic,  bresche  altfr^homg- 
wabe,  in  späterem  mlat.  brisca.  Villemarque,  Did.  fr.  br.  p.  vil  erJdäri 
es  für  celtisch:  ir.  briosg,  Äymr.  bresg,  bret.  break,  aber  die  lexica  ver- 
sagen diese  Wörter.  In  deutschen  glossaren  toird  brisica  mit  "^wirz  über- 
setzt, dies  bedeutet  mit  honig  gemengtes  wasser  (Mhd.  wb.  HI,  761,  Dief. 
Gloss.  tat.  germ.),  allein  dieser  umstand  führt  uns  der  queUe  des  Wortes 
nicht  näher.    Mahn  gesellt  es  zum  pr.  brusc  bienenkorb. 

Brete  sp.  fufischellen,  pg.  vogelschlinge,  pr.  bret  (bretz?  LR.  II, 
266)  nebst  attfr.  bret  mit  letzterer  bed,;  abgd.  aitfr.  broion  schlinge 
Sax.  J,  233,  II,  86,  Og.  1939;  bretelle  tragband,  comask.  bretela,  bar- 
tela  schwanariemen.  Diese  Wörter  scheinen  stammgenossen,  und  Mahn 
p.  64  deutet  sie  passend  aus  ahd.  brettan  stringere.  In  diesem  faUe  kam 
also  das  hochd.  t,  une  in  einigen  andern,  namentlich  dem  wur£ielverwandten 
it.  brettine  (s.  unten  brida),  in  anwendung,  Rom.  gramm.  I,  314. 

Brettonica  i^.,  ^.  pg.  hrQU)v\Q.2i,  eine  pfUmze;  von  betonica,  nur 
wegen  des  eingeschobenen  r  zu  erwähnen,  fr.  b^toine. 

Brezza  it.,  fr.  brise,  engl,  breeze  kühler  windeshatich,  maU.  brisa 
kühles  lüftchen  aus  norden,  altsp.  pg.  briza,  neusp.  brisa  nordostwind; 
zsgs,  it.  ribrezzo  frost,  schauder.  Von  unsicherer  herkunft;  sp.  brisa 
k(kinte  selbst  aus  bisa  entstellt  sein.  Es  gibt  ein  oberdeutsches  britzen, 
britzein  fein  regnen,  rieseln,  das  aber  dem  begriffe  nicht  genügt.  Besser 
nimmt  man,  von  Italien  ausgehend,  in  brezza  eine  Verstärkung  des  an- 
latdes  von  rezza  für  orezza  sanfter  windeshauch  an,  wodurch  zugleich 
dem  abweichenden  genus  in  ri-brezzo  genüge  geschieht,  da  auch  orezzo 
vorhanden  ist,  s.  oben  aura. 

Bribe  fr.  stück  übrig  gebliebenes  brot,  wallon.  brib  aknosen;  vb. 
wallon.  brib  er,  pic.  brimber  auf  bettelei  amgehn.  Die  picard.  form  für 
bribe  ist  brife,  daher  dUfr.  brifer  gierig  essen  (wie  der  betüer  das  brot), 
brifaud  fresser,  auch  bret.  hrils^  brifaod,  wohl  auch  ä.  briffalda  dime, 
landstreicherin.  Denkt  man  sich  bribe  aus  ahd.  bilibi  brot,  nahrung  ent- 
standm,  indefn  l  in  r  übertrat,  so  erklärt  sich  zugleich  das  picard.  i  aus 
ndd.  form,  z.  b.  ags.  bilifen;  doch  findet  sich  vieUeicht^eine  einfachere  er- 
Märung.  Man  hat  freilich  auch  auf^  kymr.  briw  etwas  abgebrochenes,  vb. 
briwo,  verunesen;  kann  aber  aus  kymr.  w  ein  rom.  b  oder  I  hervorgehnP 
Offenbar  derselben  herkunft  ts^  g?.  bribar  ein  landstreicherld>en  fuhren 
=  M;aZiow.  briber ;  sbst.  briba,  it.  birba  landstreicherleben;  sp.  bribon, 
it.  birbone,  birbante,  altfr.  briban  landstreicher.  —  [Gegen  den  vorge- 
brachten detäungsversuch  wendet  Wackemagd  die  muthmaßliche  b^onung 
bilibi  ein.  Entscheidend  möchte  der  einwand  doch  wohl  nicht  sein,  da  der 
Romane  den  deutschen  accent  leicht  fortrückt,  für  büibi  also  bilibi,  end- 
lich blibi  sprechen  Iconnte.] 


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I.   BRICCO-BRILLAEE.  67 

Bricco  ü.f  briqne  fr.  Ziegelstein;  vom  ags,  brice  abg^ochenes  stück; 
engl,  brick,  ursprüngl.  also  ein  bntchstein.  Henneg.  und  bürg,  bedeutet 
briqae  überhaupt  ein  stück:  briqne  de  pain  ist  =  ags.]iMeBhnce.  Bim. 
ü.  briccolino  Stückchen.  Zu  demselben  stamme  gehört  wohl  auch  it. 
brieca  rauhe  gegend,  piem.  brich  alpe,  comask.  sbrich^  maü.  bricol  ab- 
siurßy  steile  höhe. 

Bricco  it.  in  s-bricco,  daher  briccone,  pr.  bric,  bricon  {auch  fem. 
brieonaX  dUfr.  =  prov.  schelm,  spitzbube  (gesellt  sich  gerne  zu  fol,  s. 
Gar.  H  24,  LR,  11,  268).  Nach  Ducange  vom  roman,  briga  zank, 
wozu  aber  die  kehltenuis  nicht  passt.  Näher  liegt  ahd.  brecho  verletzer, 
störcTj  vgl.  hfis-brecho  praedator,  ags.  brica,  dsgl,  altfries.  breker  ver- 
brecher. 

Brida  sp.  pg.  pr.,  fr.  bride,  al^r.  bridel,  it  predello  zäum;  vom 
ahd.  brittil,  prftil  (mhd,  brtten  weben).  Eine  andre  form  ist  it.  briglia 
aus  dem  zsgz.  britl,  daher  entlehnt  das  wal.  bregle;  eine  dritte  it.  bröt- 
tine  (für  brettUe?) 

Briga  it.  aitpg.,  dltfr.  brigue  (broie  NFC.  J,  297?\  sp.  pg.  pr. 
cot.  brega  zank  (iiai.  at4ch  geschäft,  cot.  lärm,  getümmel,  nfr.  bewerbung); 
vb.  ü.  brigare,  fr.  briguer  eifrig  streben,  dringend  bitten,  sp.  bregar, 
pg.  brigar  zanken,  sich  anstrengen,  pr.  cat.  bregar,  fr.  broyer  zerreiben; 
dsgl.  it.  bri  gante  aufwiegler  (adj.  geschäftig),  pg.  brigao  zänker,  sp. 
bergante,  pg.  bargante  spitzbube,  schdm,  fr.  brigand  strafienräuber;  it. 
brigata  geseUschaft,  rotte,  heerschaar,  daher  fr.  brigade.  Daß  sich  aUe 
diese  Wörter  zu  einem  stamme  brig  mit  kurzem  i  bekennen,  ist  leicht  zu 
ermessen;  die  grundbsdeutung  mochte  unruhe,  geschäftigkeit  sein.  Die 
german.  sprachen  bieten  diesen  stamm  nirgends,  bekannt  ist  dagegen  das 
cdt.  briga  in  städtenamen  (Humboldt,  Urbewohn.  Hisp.  p.  143)  und  das 
hfmr.  brig  gipfele  aber  auch  nur  der  buchstabe  gewährt  anlehnung.  Son- 
derbar liegen  grade  im  ital.  die  worte  am  vollständigsten  und  reinsten 
vor  (vgl.  auch  noch  die  zsgs.  disbrigare,  imbrigare),  während  im  Süd- 
westen der  stamm  zwischen  brig,  breg,  berg,  barg  schwankt.  Das  span. 
Wörterbuch  stellt  auch  ein  veraltetes  briga  Stadt,  flecken  auf,  es  ist  aber 
nur  ein  von  den  gelehrten  eingetragenes  wort.  Brigante  ist  im  itai.  ein 
klares  particip,  das  keiner  herleitung  aus  dem  celt.  völkemamen  Brigantes 
bedarf,  die  franz.  und  port.  formen  brigand,  brigao  aber  haben  etwas 
fremdartiges,  sie  erinnern  an  tmand,  tmäo  (s.  das.).  Im  miatein  verstand 
man  unter  brigantes  leichtes  fußvolk,  daher  fr.  brigandine  art  panzer; 
das  it.  brigantino  soll  ursprünglich  raubschiff  bedeutet  haben.  Mansche 
auch  Diefenbach,  Odt.  1,  212  ff.,  Goth.  wb.  I,  322,  Orig.  europ.  p.  271. 

Brillare  it.,  sp.  pr.  brillar,  fr.  briller  glänzen,  funkeln.  Da  die 
it4Ü.  spräche  nidU  brigliare  gibt,  so  enthielt  auch  das  etymon^  wenn  nicht 
cMes  trügt,  die  doppelconsonanz  11,  die  sich  in  den  übrigen  sprachen  ohne 
Schwierigkeit  erweicht,  und  so  ist  die  bekannte  herleitung  aus  beryllus 
(m  der  parmes.  mundart  brill)  name  eines  wasserheUen  edelsteines,  gram- 
wuäiseh  voUkommen  richtig,  ja  das  pr.  und  fr.  11  ließe  sich  auf  die  alte 


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68  L   BRIN-BROCCO. 

form  bericle  aus  beryllus  bestehen.  Dem  begriffe  etwas  naher  läge  ewar 
vibrillare  von  vibrare  funkdn,  gliteem^  aber  das  sufßx  ill  würde  it.  eil 
(brellare)  verlangen;  für  vibriculare  war  brigliare  su  erwarten. 

Brin  arag.  pr.,  pg.  brim,  fr.  brin  faser;  scheint  gleiches  ursprui^ 
ges  mit  bren,  s.  brenno. 

Brio  it.  5p.  pg.y  briu  pr.,  oMfr.  bri  (selten^  js.  b.  DMce.  p.  161,  21) 
lebhaßigheit,  kraft,  muth;  daher  pr.  brivar,  abrivar  drängen,  part.  abri- 
vatz,  aitfr.  abriv6  (oß  abriev6  geschr.)  eilfertig,  sp.  brio  so  hraftvoU, 
brigoso  im  Canc.  de  Baena;  ob  auch  ü.  abbrivo  voller  lauf  des  Schiffes, 
abbrivare  absegeln,  und  nicht  von  ab-ripare?  Nahe  liegt  gr.  ßQifv  ^ark 
sein;  naher  aber  doch  wohl  das  aUiriscfie  brtg  Zeuß  1,  26^  gael.  brigh 
hraft,  leben,  vgl.  wegen  u  aus  g  pr.  crau  aus  crag. 

Brocca  it.,  pr.  fr,  broc  kanne,  krug,  daher  das  schweif,  broke, 
brög  kübd.  Nach  Ferrari  vom  gr.  ngoxovg  wasserkrug;  nicht  verwerf- 
lich, da  der  griech.  anlaut  rc  in  einigen  fällen  zur  media  wird.  Wer 
steht  aber  dafür,  daß  dies  wort  nicht  mit  dem  folgenden  identisch  sei,  in- 
dem man  die  kanne  nach  ihrer  hervorstehenden  mündung  oder  schnauze 
(lat.  nasas,  rostnim)  benannte?  Schon  Le  Duchat  dachte  daran.  Ein 
diminutiv  ist  pr.  broisson  hals  der  flasche  {gleichsam  lat.  broccio),  pic. 
brochon  auch  visier  des  hehnes  (ursprüngl.  etwas  hervorstehendes). 

Broc  CO  ü.  {verstärkt  sbrocco,  sprocco)  spitzes  abgebrochenes  holz- 
chen, auch  spröfichen,  parm.  broch  ast,  altfr.  und  noch  picard.  broc  spitze, 
spieß,  dsgl.  mit  c  piem.  brocio  =  it.  brocco,  lomb.  broc  =  broch,  fem. 
it.  brocca  oben  gespaltener  stecken,  sie.  brocca  dass.,  auch  pfropfreis, 
würzdchen,  piem.  parm.  ven.  broca  kleiner  nagel,  lomb.  ast  (uHe  das  masc.), 
sp.  broca  spule,  bohrer,  schuhmacherzweck,  pr.  broca,  fr.  broche  spieß, 
hölzerne  nadd  (s.  brocca  DG.);  dimin.  it.  bröccolo  kohlsprosse  (vgl.  die 
bedeutungen  des  it.  sverza  kohl  und  Splitter);  vb.  it.  broccare,^.  brocar, 
fr.  brocher  stechen,  sticken,  daher  broccato,  brocard  ein  mit  blumen  durch- 
wirkter  stoff.  Dieses  rom,  brocc  unirde  dem  lat.  broccus  entsprechen, 
wenn  die  bedeutung  der  lexica  ^einer  der  hervorstehende  zahne  hat,  dsgl. 
ein  solcher  zahn  selbst"  oder  'hervorstehend,  von  zahnen  (Freund),  hdUbar 
wäre,  welches  aber  Schwenck,  Deutsch,  wb.  p.  xn,  widerlegt,  indem  er  dem 
Worte  nur  die  bed.  dicklippig  oder  kurzlippig  (so  daß  die  oberen  zahne 
nicht  ledeckt  sind)  als  eine  mögliche  zugesteht.  Merkwürdig  ist,  daß  diese 
bloß  auf  die  lippen  bezogene  bedeutung  auch  die  der  alten  lat. -deutschen 
glossare  ist:  ^hocMeftzig,  hochmundig',  oder  'des  sync  oeverste  lypp  dicke 
is  Dief.  Gloss.  lat.  germ.  82^,  eine  bedeutung,  die  freilich  schon  in  d&n 
Gloss.  vetus  612  vorlag:  brocca  'labrosa\  oder  in  einem  der  Erfurter  glos- 
sare p.  278^:  broccus  'qui  labrum  super  justum  modum  habet  \  Broccus 
ist  also  nicht  zu  brauchen,  aber  was  bleibt  übrig?  Frisch  verweist  (xuf 
das  deutsche  sprot,  sprofs,  das  aber  trotz  der  ital.  form  sprocco  nicht 
passt.  Menage  und  Ferrari  gewinnen  das  roman.  u)ort  aus  lat.  veru 
'mitteist  des  sufßxes  oc:  veroc  vrocc  brocc;  aber  dies  sufßx  wird  schwer- 
lich auf  den  in  broc  enthaltenen  begriff  angewandt,  nimmt  auch  im  span. 


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I.   BRODO— BRONZO.  69 

regdmäßig  die  form  uec  an.  Noch  weniger  geht  verüculum.  Was  das 
deutsche  brocken  und  brach  betrifft^  so  geben  sie  immer  nur  den  sinn  des 
dbgebrocheneny  der  im  roman.  nicht  entschieden  vertreten  ist.  Vollkommen 
befriedigt  ir.  gaeL  brog  (verb.)  stacheln^  brog  dhle  (mit  verschiedenen 
deruHiUen),  wenn  dieser  stamm  nicht  atis  dem  roman.  entlehnt  ist,  ' 

BrodO;  broda  it.,  sp.pg.  brodio,  bodrio,  pr.  bro,  daher  fr.  brouet 
brühe;  vom  ahd.  brod,  ags.  brodh,  ir.  broth,  gael.  brot,  edle  mit  derselben 
bedeutung;  nUai.  brodiiUD;  'bruegx    Voc.  opt.  10,  142  und  anderwärts. 

Broglio  tmd  braolo  it.  (s.  ersteres  bei  Ferrari),  pr.  braelh,  fr. 
hrmil,  fem.  pg.  bralha,  pr.  braelha,  altfr.  braelle  umeäuntes  gebüsch 
oder  baumstüch,  brühl;  vb.  it.  brogliare,  cUtsp.  brollar,  |)^.  j>r.  brolhar, 
fr.  brouUler,  pg.  auch  abrolhar  sprossen,  sprudeln,  sich  empören  (hervor- 
brechen),  it.  broglio  empörung.  Ein  altes  Zeugnis  gewährt  das  Capit.  de 
viUis:  lucos  nostros,  quos  vulgus  brogilos  vocat,  sonst  auch  broilns,  bro- 
lius  im  nüatein.  Das  wort  wird  für  celtisch  gehalten:  hymr.  brog  heißt 
auf  Schwellung,  ein  mit  keimen  und  sprudeln  verwandter  begriff;  brog-il 
aber  mit  dem  suffixe  il  hat  sichtbarlich  deutsche  ausprägung  erfaJiren, 
wenn  nicht  die  wureel  selbst  deutsch  war  (vgl.  mhd.  brogeu  sich  erheben), 
wie  denn  dctö  wort  auch  in  alten  deutschen  Ortsnamen  vorkommt,  Graff 
III,  282,  Forstemann  II,  298.  Abgeleitet  von  fr.  brouiller  vermengen, 
verwirren,  trüben,  ist  brouillon  Unruhstifter,  dsgl.  concept  (eigentl. 
8udelblatt)f  aber  wohl  nicht  bronillard  nebel,  s.  brou^e  II.  c. 

Bronco  it.  stamm,  stock,  ast,  sard.  hmnou  Schößling  (dsgl.  schnaujse, 
wcfär  auch  runcn),  fem.  fr.  bronche  Strauch,  altsp.  broncha  ast;  abgel. 
it.  broncone  abgehauener  ast;  vb.  fr.  broncher  straucheln  (wie  it. 
cespo  Strauch,  cespicare  straucheln)^  pr.  abroncar  anstoßen,  anklopfen. 
Vergleicht  man  fom^en  wie  parm.  .brocon  =  it.  broncone,  mail.  brocca 
ost  =  aUfr.  bronche,  so  könnte  n  eingeschoben  sein  und  bronc  könnte  isu 
bioec  gehören.  Doch  mag,  da  bronc  eher  etwas  stumpfes  als  etwas  spitzes 
bedeudet,  noch  erwogen  werden  ahd.  brach,  ndl.  brok  etwas  abgebrochenes, 
abgestumpftes  (daher  Strauch,  Staude),  dem  das  pr.  bruc  in  jedem  sinne 
eintspricht,  s.II.c.  Dieselbe  herkunfl  verräth  auch  das  sp.pg.  adj.  bronco 
rauh,  plump,  stumpf  von  geist  {vgl.  für  diese  bildliche  anwendung  lat. 
tnmcus  und  nhd.  klotz),  so  wie  pr.  bronc  grobheit;  in  erster  an  erblickt 
Aldrete  fol.  47"  entschieden  das  lat.  broncus. 

Bronzo  it.,  sp.  bronce  {auch  umgestellt  brozne),  fr.  bronze  eine 
metaUmisehung,  glockenspeise,  ers;  adj.  it.  bronzino  er z farbig,  mgr. 
ix^i  xai  dvo  Ttograg  jigovr^iveg  eherne  thüren  DC.  gloss.  graec;  vb.  it, 
abbronzare  verbrennen,  schwärzen  (von  der  sonne),  altsp.  bronzar,  fr. 
bronzer  eine  erefarbe  geben.  Obryzum  auram,  xQvaiov  oßQv^oVy  ist  gold, 
das  die  feuerprobe  bestanden  hat,  in  mittellat.  glossaren,  z.  b.  bei  Papias, 
auch  *8plendor  auri* :  sollte  man  obryzum  duf  die  ruich  ihrem  gusse  gold- 
aknliche  eremischung  übertragen  haben?  Hat  man  doch  auch  das  messing 
golderz  genannt,  s.  unten  oricalco.  Das  roman.  wort  müßte  in  Italien 
geprägt  worden  sein,  wo  der  anlatd  o  leicht  abfallen  und  n  vor  dem  dental 


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70  I.    BROTE— BRUCIARE. 

leicM  eintreten  kannte.  Aber  sicherer  erklärt  man  es  doch  wohl  mit  Mu- 
ratori  und  andern  aus  bruno,  so  daß  es  für  branizzo  stände,  wdches 
bräunlich  heißen  konnte,  freilich  mit  einer  zurückeiehung  des  accentes,  die 
in  nominalahleitungen  nur  selten,  0,  b,  im  it.  pincio  aus  pinicens,  vor- 
kommt; brunitius  aber  findet  sich,  von  der  färbe  der  pferde  gebrautJdj  in 
den  Gloss.trev.IIoffm.p.3,  36:  mannas  brun  ros,  quem  vulgo  brunicam 
yel  brnnitium  yocant  Wegen  der  bedeutung  vergleiche  man  auch  branire 
gläfusend  machen^  metallglanz  geben.  Ein  treffliches  etymon  wäre  engl 
brafs  erz,  kupfer,  ags.  bras,  ließe  sich  a  so  leicht  in  0  verdrehen.  In  der 
venee.  mundart  heißt  bronza  glühende  kohle,  vielleicht  das  dtsche  brunst 
gluth.  —  [Dieser  deutung  stelU  sich  eine  neuere  gegenüber ^  aus  dem  per- 
sischen buring  oder  piring,  bei  Eichardson  copper,  valuable  mountain  brass, 
orichalkj  s.  Dozy  26y  auch  von  Biefenbach  ausgesprochen^  der  übrigens 
gesteht j  daß  der  vocal  nicht  stimme  und  Zwischenstufen  nicht  bekannt  seien^ 

Brote,  brota  sp.,  pr.  brot,  fr.  brout  (fehlt  it.  pg.)  knospe,  auch  sp, 
pr.  broton;  vb.  sp.  pr.  brotar  knospen;  vomahd.  broz  sprosse,  brozzen 
sprossen.    Cdt.  beeiehungen  in  Diefenbachs  Goth.  wb.  I,  322. 

Broza  sp.  abfall  von  bäumen,  rinde,  blättery  pr.  brossa,  fr.  brosse 
kleines  borstiges  gestrüpp,  heidekraut,  dsgl.  sp.  broza,  bruza  bürste,  so 
auch  fr.  brosse,  masc.  pr.  brus  bruyere L.  Rom^,  daher  fr.  broüssaille 
Strauchwerk,  wohl  auch  it.  bmzzaglia  gesindel.  Erwägt  man  die  aUfr. 
nebenform  broce,  pic.  brouche,  so  muß  ss  =  st  sein  und  auch  ^r.  brostar, 
fr.  brouter  (für  brofiter)  abweiden  (altfr.  broust  weide,  blääerabfäll)  ist 
hieher  eu  ziehen;  it.  brustia  ßei  Ferrari)  =  sp.  bruza  £feigt  gleichfalls 
st.  Im  gad.  bruis  bürste,  abfalle,  oder  kymr.  brwys  üppiger  wuchs  ist 
broza  nicht  eu  suchen,  da  die  form  sich  nicht  hinein  ßgt;  genau  passt 
ahd.  barst,  brnsta  d.  i.  börste,  kämm  (etwas  struppiges),  besonders  deut- 
lich hervortretend  im  fr.  compos.  rebours  gegenstrich,  rebourser,  re- 
brousser  gegen  den  strich  d.  h.  gegen  die  börste  eines  thieres  fahren,  vgl. 
mlat.  rebursus  struppig.  Die  form  mit  st  erinnert  dagegen  unmittelbar 
an  dlts.  bmstian  sprossen,  bret.  broust  Strauch,  brousta  abweiden. 

Bruciare,  brusciare  {in  abbrusciare)  it,  pr.  bruzar,  bruizar,  chw. 
brischar  verbrennen;  daher  abgd.  it.  brustolare,  abbrustiare,  pr.  bruslar, 
fr.  brüler.  Da  sich  eu  diesem  begriffe  nirgends- ein  stamm  bruz  oder  brost 
bietety  so  darf  eine  nicht  ungeschickte  deutung  MuratorVs  aus  einem  lat. 
compositum  hier  eine  stelle  finden.  Aus  perustus  fließt  ein  freguentcdio 
perustare,  welches  romanisch  in  prustare  syncopiert  ward,  daher  mit  er- 
weichung  des  anlautenden  p  in  b  brustare,  wofür  es  mehrere  umfwdfel- 
hafte  fälle  gibt,  endlich  mit  bekannter  behandlung  des  st,  it.  brusciare, 
entstellt  in  bruoiare  (vgl.  cacio  für  cascio  u.  a.),  pr.  bruzar  statt  brussar. 
So  von  dem  hypothetischen  perustulare  it.  brustolare  u.  s.  w.  Wodurch 
diese  deutung  einigen  anheilt  gewinnt,  ist  daß  brustolare,  brusler  formell 
jm  dem  vorhandenen  roman.  verbum  ustolare  d.  h.  zu  dem  gleichfalls 
vorhandenen  lat.  ustulare  passt,  so  daß  die  formen  mit  anlautendem  b 
nur  daraus  erweitert  eu  sein  scheinen.  Dieses  ustulare  findet  sich  auch 
im  altsp.  uslar  Bc,  pr.  usciar  {für  ustlar),  wal.  usturä. 


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L   BRÜCO-BUBBONE.  71 

Brnco  ü.  raupe,  sp.  bmgo  erdfloh^  von  braohus  (ßQOvxog)  heur 
s(krecke^  hei  JPrudeniius;  daher  auch  iL  brucare  des  laubes  herauhm^ 
oiMatten?  Eine  andre  ital.  form^  br  ucio^  weist  aurf  eine  abl.  bruchens. 
Vgl.  wai.  vrah  maikäfer. 

Brngna  t^.,  pg,  brnnho,  abrunho,  sp.  bruno,  fr,  brugnon,  maü. 
bnignoeu,  dsgl.  fr.  brignole  pflaume,  Pflaumenbaum.  Sie  sind  äugen- 
stJieifdieh  verschiedener  herhunft  Da  neben  U.  brugna  auch  pragna, 
neben  brngnoen  auch  pragnölo  besteht,  so  ist  eine  erwekhung  des  anUxu^es 
p  tn  b  anmmehmen,  indem  sich  prugna  aus  prunea,  wie  ciriegia  aus 
cerasea,  erklärt.  Sp.  brnno  schwarae  pflaume  scheint  aber  auf  das  adj. 
bnino  surückeugehen.  Im  fr.  brignole  erkennt  man  den  namen  der 
pflauinenberühnUen  Stadt  Brignole  (Broniolacnm  nach  MSnage). 

Bruire  i^.,  fr.  bruire,  pr.  brugir,  bruzir,  comask.  brügi,  aUcat. 
brogir  rauschen,  murmeln;  sbst.  it.  bruito,  fr.  brait,  pr.  bräit,  brdida. 
Nicht  \inwahrscheinlich  ist,  schon  nach  Menage,  dem  lat,  rugire,  sbst.  ru- 
gitns,  um  der  onomatopöie  unUen  ein  b  vorgesetzt,  wenn  nicht  bereits  in 
der  römischen  Volkssprache  eine  form  brugire,  dem  gr.  ßqvxBiv  nahe 
liegend,  vorhanden  war.  In  der  L.  Alam.  begegnet  für  rugit  die  lesart 
brogit    Prov.  bruzir  würde  sich  freilich  auch  ins  lat.  rudere  fügen. 

Bruma  sp.  pg.  pr,,  fr.  brume,  cot.  ausgeartet  in  broma  dunst,  nebel, 
wd.  brume  reif;  von  bruma  kürjsester  tag,  wintereeit,  bereits  in  den 
Undenbr.  glossen  bruma  ^ripho*  reif,  vgl.  auch  die  Flor,  glossen  (Diu- 
Udta  II,  233). 

Bruno  it.  sp.  pg.,  pr.  brun,  fr.  hmn  fuscus;  vom  ahd.  brfln,  nhd. 
braun.  Daher  vb.  it.  brunire,  sp.  brufiir,  brofiir,  vgl.  pg.  brunir,  bor- 
nir,  pr.  fr.  brunir  polieren,  wie  mhd.  briunen  glänzend  machen. 

Brusco  it.  sp.,  brusc  fr.  (woher  unser  brüsch),  pg.  fem.  brusca 
mjfrtendom,  Stechpalme,  mittelgr.  /4n:Qovayu)g',  von  ru8cum  {woher  auch 
nhd.  mache)  mit  verstärktem  anlaut:  nicht  anders  verhält  sich  pr.  brusc 
rinde,  bienenkarb  zum  gleichbed.  rusca,  it.  bruscare  abrinden  eum  com. 
rasdt  n^  ders.  bed.  Dahin  auch  pr.  cot.  brusca  gerte  (wie  fr.  houssine 
von  houx,  8.  das.). 

Brusco  it.  etwas  herb  von  geschmack  {z.  b.  wein),  dsgl.  mürrisch, 
unfreundlich,  sp.  pg.  brusco  auffcJirend,  verdrießlich,  finster  {z.  b.  vom 
Iwnmd),  fr.  brusque  auffahrend,  hitzig;  vb.fr.  brusquer  grob  anfahren. 
Nicht  unpassend  erklärt  es  Ferrari  aus  dem  adj.  labruscus  in  vitis  oder 
UYa  labrusca  wüde  d.  i.  herbe  traube;  die  erste  sübe  fiel  auf  ital.  weise 
ab  und  so  wanderte  das  wort  in  die  andern  gebiete.  Eben  so  gut  mit  dem 
buchstaben,  theilweise  mit  dem  begriffe  genügt  ihm  ahd.  bruttisc,  zsgz. 
bmtf  sc,  finster,  grimmig,  doch  mag  das  lat.  wort  auch  hier  den  vorrang 
h/Aen. 

Bubbone  it,  sp.  bubon,  pg.  bubäo,  fr.  bubon,  wal.  buboiu  beule, 
gesckmkt;  vom  gr.  ßovßdv  dass.  Hieraus  zog  man  ein  primüiv  sp. 
bubft,  bna,  pg.  bouba,  bubo,  fr.  bube,  wal.  bube;  ein  auch  bei  mehreren 
andern  roman.  Wörtern  wahrzunehmendes  verfahrm,  s.  Rom.  Gramm.  1, 29. 


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72  BUCATO-BUF. 

Bucato  ü.y  sp.  pr.  bugada,  fr.  ba^e  das  waschen  in  lauge^  hurg, 
buie  lauge;  vb.  nur  altfr.  buer,  chw.  abgel,  buadar  in  lauge  waschenj 
bret.  bnga,  das  auf  ein  älteres  fr.  bnguer  deutet.  Es  ist  augensdteinliek 
unser  nhd.  baachen,  ndd.  bücken,  aber  nicht  dah^  entlehnt.  Passend 
leitet  es  Ferrari  {mit  welchem  Weigand  bei  Diefenbach^  Goth.  wb.  7, 278^ 
zusammentrifft)  vom  it.  buca  loch  (bucare  durchlöchern),  weil  die  lauge 
durch  ein  mit  kleinen  löchern  versehenes  tuch  geseiht  werde;  im  span.  wird 
darum  dieselbe  handlung  colada  (durchseihung)  genannt,  wie  Schmdler  s.  v. 
sechteln  anmerkt. 

Bucherame  it.,  cot.  bocaram,  pr.  bocaran,  boqueran,  /r.  boogran, 
mhd.  buckeram  ein  steifes  gewebe  von  leinen  oder  baumwolle^  ursprüng- 
lich, wie  man  glaubt,  von  Ziegenhaaren,  daher  der  name  (boc,  boc-ar-an) ; 
nach  Schmeller  111,  413  aber  vom  it.  bucherare  durchlöchern,  also  eigentl. 
lockerer  erst  durch  leim  gesteifter  zeug. 

Buco  it.  sp.  loch  (fehlt  pg,),  dsgl.  sp.  buque  geholt  hohler  körper, 
bauch  der  laute,  rümpf  des  Schiffes,  cat.  buc  wie  sp.  buque,  dsgl.  bauch 
des  menschen,  und  nebst  pr.  altfr.  buc  bienenkorb,  com.  bugh  rümpf  fem. 
nur  it.  buca  loch,  hohle;  vb,  it  bucare  durchhöhlen;  vom  ahd.  büh, 
das  im  mhd.  buch,  im  altn.  bükr,  im  mndl.  buk,  buik  (Huydecoper  zu 
Stoke  III,  469)  bauch  und  rümpf  hie/i,  also  beide  roman.  bedeutungen 
(bauch  =  höhle)  einschloß,  im  älteren  ndl.  biebuyck  KU.  auch  die  bed. 
apiarium  hatte,  vgl  Adelung,  Mithr.  II,  536.  Damit  ist  zsgs.  sp.  pr. 
trabucar,  fr,  tr^bucher  zu  boden  werfen,  (intr.)  stürzen,  pur zein,  eigentl. 
mit  dem  rümpf  aus  der  richtung  bringen  oder  kommen,  gleichsam  über- 
rümpfen,  vgl.  it.  tram-bustare  umstürzen,  von  busto  rümpf.  Von  trabucar 
ist  sbst.  sp.  trabuco,  pr.  trabuc,  trabuquet,  fr.  trebuchet  ein  wurf- 
geschütz.  Als  eine  auf  bocca  (mund)  zurückgeführte  umdeutung  fasse 
tnan  it.  traboccare,  trabocco,  trabocchetto,  mlat.  tribocus  Voc.  opt, 
mhd.  triboc,  s.  Müller  im  Wb.  III,  89;  dafür  richtiger  ven.  trabucare, 
oltit.  trabucco  PPS.  I,  21,  com.  trabuc,  veron.  strabuco. 

Budello  it.,  altsp.  budel  Alx.,  so  auch  pr.,  fr.  boyau  (cdt  boel) 
darm;  von  botellus  Würstchen,  bei  Martial;  die  rom.  bedeutung  schon 
im  frühen  nüatein,  z.  b.  L.  Angl.  si  intestina  vel  botelli  pcrforati  claudi 
non  potuerint.  Nach  GeUius  17,  7  war  botulus  ein  nur  dem  volke  an- 
gehöriges wort;  nicht  dies,  sondern  das  diminutiv,  hat  sich  behauptet. 

Bnf  pr.  fr.  interjection;  it.  buffo,  mail.  hoS  windstoß;  it.  buffa, 
sp.  bufa  posse  (daher  buffone),  altfr.  buffe  schlag,  stoß,  bufet  ohrfeige, 
wcMon.  bofet  nadelküssen  (d.  i.  etwas  aufgeblähtes,  ausgestopftes),  sp. 
bofeton  =  altfr.  bufet,  neupr.  buffo  hinterbacken,  altfr.  buffoi  hochmuth; 
vb.  it.  buffare,  parm.  boffar,  sp.  pg.  pr.  bufiar,  fr.  bouffer  und  bonffir, 
neupr.  buffd,.  bouffä  blasen,  aufblasen,  altfr.  buffier  beohrf eigen;  abgd. 
neupr.  boufögd  sich  aufblasen,  bouffigo  blase  im  leibe.  Die  berührung 
von  blasen  und  schlagen  ist  nicht  ungewöhnlich,  fr.  souffler  und  souffiet 
liefern  ein  nahe  liegendes  beispiel.  Die  german.  sprachen  besitzen  den- 
selben wortstamm,  ziehen  aber  die  tenuis  im  anlaute  vor:  mhd.  hn£,  puf, 


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I.  BUGIA-BUGNA.  73 

» 

nkd.  puff  ais  itUerj.  und  sbsi.j  dsgl.  puffe,  puffen,  puffer,  8o  auch  fr. 
pouf  interj.,  vb.  pouffer  bersten^  tväl.  pn£&iu  aufgeblasenheit.  Enüehnung 
dieses  weUreiehenden  naturausdruckes  aus  dem  deutschen  an/eunehmenj  thut 
aber  nidU  noth:  läßt  es  sich  doch  in  unsem  ältesten  mundarten  nicht 
ntuhweisen,  Merkenswerth  ist  noch  das  it.  adj.  böffice  bauschig ^  eine 
offenbare  anbüdung  an  söffice ;  piem.  schlechtweg  bot  —  Welcher  umstand 
dem  credenetische  frans,  den  namen  buf fet  gab  (schon  altfr.y  s.  Fer.  156^) , 
ist  unbekannt;  sp.  bufete  hei  fit  Schreibtisch:  waren  diese  möbelstücke,  etwa 
hoMckig,  gleichsam  aufgetrieben?  Nach  Mahn  p.  106  ist  buffet  eigent- 
lieh  prunktisch,  von  buffer  außlasen,  worin  der  begriff  der  pracht  und 
des  prunkes  stecke,  daher  auch  altfr.  büfoi  pomp. 

Bugia  it.,  lomb.  bnsfa  lüge,  pr.  bauzia,  bauza,  altfr.  boisie  trug, 
Mnterlist;  vb.  bngiare  lügen,  bauzar,  boiser  hintergehen-,  pr.  baussan 
{fem.  -ana)  betrüger;  auch  sp.  bausan  stroJmMnn  den  feind  zu  täuschen? 
Die  stammvocale  u,  an,  oi  £nelen  unläugbar  auf  ein  urspr.  au,  vgl.  it. 
robare  =  pr.  raubar,  altfr.  poi  =  pr.  pauc :  nur,  so  scheint  es,  in  un- 
betonter sübe  (also  nicht  in  bauza)  kann  pr.  au  aus  o  entstehen.  Muth- 
mafilich  ist  das  wort  deutsch:  ein  vb.  bausjan,  bausan  würde  bauzar, 
boiser,  bugiare  nebst  mlat.  bausiare  umfassen.  Beruhte  das  ahd.  pösi 
schlecht,  gebrechlich,  nichtig,  nhd.  böse,  auf  einem  altem  bausi,  was  bei 
der  unbestimmiheit  des  ahd.  6  nicht  schlechthin  anzunehmen  ist  (das  wort, 
dessen  detUschheit  Grimm  P  100  zweifelhaft  schien,  die  er  aber  später 
zugab  s.  Über  die,  namen  des  donners,  fehlt  goth.  ags.  altn.),  so  wäre  der 
form  damit  genüge  zu  thun;  bösa  bedeutet  posse  (ganz  das  pr.  bauza), 
b6sön  lästern,  vielleicht  auch  lügen  wie  lat.  nugari.  Ital.  bugiare,  busare 
heifit  auch  durchlöchern,  bugio  loch  (ältsp.  buso),  adj.  bugio,  buso  durch- 
löchert, leer,  bedeutungen,  die  gleichfalls  in  bösi  (eitel,  gehaltlos)  ihre 
befriedigung  finden  tvürden.  Man  sehe  auch  Schwende  v.  posse.  —  Neben 
altfr.  boisie  begegnet  noch  eine  form  boisdie  (adj.  boisdif),  die  eine 
blofie  anbüdung  an  das  sinnverwandte  voisdie  (s.  unten  vizio)  sein  mufi, 
da  kein  adj.  bois^,  woraus  böisedie  boisdie  werden  konnte,  vorliegt. 

Bngla  it.,  so  auch  sp.  pg.,  pr.  bog<a  ("v.  j.1460),  fr.  bougie  (v.  j. 
1312,  s.  Boquef  zu  Mar.  de  Fr.  I,  63)  Wachskerze;  von  Bugie  in  Nord- 
africa,  woher  sie  ehemals  durch  den  handel  nach  Europa  kamen  (Menage). 

Bugna  mail.  venez.,  romagn.  bogna,  neupr.  bougno,  cdtfr.  bugne, 
nfr.  bigne  (bei  Minage  beugne)  beule,  masc.  mail.  bugn,  sard.  bugnu 
dass.y  romagn.  bogn  finne  (kleine  beule);  abgel.  veron.  bugnon  stofi; 
crem,  bugnocca  beule;  npr.  bougneto,  fr.  beignet,  bignet,  sp.  bunuelo 
em  aufgelaufenes  backwerk,  limous.  bouni.  Gleichbed.  mit  pr.  bougno  ist 
bondongno  (s.  bouder  11.  c.) :  sollte  jenes  aus  diesem  contrahiert  und  so 
in  die  übrigen  sprachen  eingedrungen  sein?  Verwandtschaft  mit  ahd. 
bungo,  mhd.  bunge  knollen,  altn.  bfinga,  aÜengl.  bung  nebst  bunny  ge- 
schundst  liegt  nahe  genug,  schwerlich  ist  aber  das  rom.  wort  aus  dem 
deutschen,  dem  eine  form  bonga  besser  entsprochen  hätte ;  aus  becke-bunge 
machte  der  Italiener  becca-bungia,   was  aber  wohl  ein  wort  von  spätem 


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74  I.   BUJO-BUSCA. 

gepräge  ist.    Bei  fr.  bigne  t^  die  identität  noch  fraglich,  da  die  ausardmg 
des  u  in  i  eigentlich  nur  in  mundarten  geltung  hat. 

Bujo  it.  dunkdy  lomb.  bur.  Beiden  formen  kann  nur  ein  etymon 
burens,  burins  genügen  und  hiermit  verträgt  sich  atich  $p.  buriel,  pr. 
burel  braunrothy  alt  fr.  buire  (cape  buire  G.  d'Angl.  p.  104)  dass.,  neufr. 
hxxTet  purpurschneeke;  it.  burel la  und  biijose  (plur.)  dunkler  kerker. 
Bei  Festus  findet  sich  burram  antiqui  quod  nonc  dicimas  ruf  am:  dieses 
dUlai.  wort,  das  man  aus  d^n  gr.  nv^^og  herleitet  (womit  auch  Diefefh 
hoch,  Orig.  europ.  p.  260,  einverstanden  ist),  scheint  sich  erhalten  sm 
haben,  und  wiewohl  weder  form  noch  begriff  genau  eu  bujo  sich  schicken, 
so  dürfte  dieses  doch,  wenn  man  sich  eine  abl,  burrius  denkt  (vgl.  fnjo 
von  f  urvius  d.  i.  f  urvus  u.  dgl.  Rom.  gramm,  II,  301)  und  den  bei  färben 
üblichen  wandet  der  bedeutung  in  anschlag  bringt,  seine  erUärung  darin 
finden,  wie  auch  schon  andre  vermuthet  haben.  Oft  gibt  die  färbe  dem 
Stoff  den  namen:  daher  fr.  bure  grobes  wollenes  tuch;  sp.  buriel,  pg. 
pr.  burel,  fr.  bureau  dass.,  in  letzterer  spt;ache  auch  eine  mit  solchem 
tuche  bedeckte  tafel;  it.  buratto,  und  andere  abU.  Schon  das  lat.  toort 
bezeichnet  in  der  form  birrus  (i  so  gut  wie  u  aus  gr.  v)  ein  kleidungs- 
stück,  oberkleid  bei  Vopiscus,  zottiges  kleid  bei  Papias,  vgl.  oben  berretta. 

Burla  it.  sp.  pg.,  npr.  bourlo  posse,  spass,  spott;  vb.  ü,  burlare, 
sp.  pg.  burlar  spott  traben,  verhöhnen;  pr.  nur  sbst,  burlaire ,  altfr.  nur 
bourleur;  ac^.  it.  burlesco  u.  s.  f.  Ausonius  Ao^  burra  lappalie  (urspr. 
woM  eotte,  rom.  borra,  s,  oben,  vgl.  it.  fiocco  flocke  und  posse),  hieraus 
entstand,  wie  schon  Menage  behauptet,  burrula  (so  im  sard-X  burla,  wohl 
auch  sp.  borla  troddel. 

Burraflca  it.  (aber  mit  o  borrascoso),  sp.  pg.  cot.  borrasca,  fr. 
(entlehnt)  bourrasque  sturmwetter  mit  regen.  Wie  aus  sp.  nieve  uevaÄca, 
so  erunfchs  aus  U.  borea,  mail.  ven.  romagn.  bora  nordunnd  =  lat.  boreas, 
mit  Verdoppelung  des  r,  borrasca,  burrasca.  Sicil.  burrascuni  heißt  dünner 
nebel,  berührt  sich  also  von  Seiten  des  begriffes  mit  dem  im  it.  brina  //.  a. 
gemuthmaßten  stamme. 

Burro  sp.  pg.  esd.  Daher  mit  gleicher  bed.  pg.  burrico,  sp. 
neap.  borrico,  fr.  bourrique,  lonth.  borich,  it.  bricco;  daher  auch  pr. 
burquier,  wenn  es  eselsstall  heißt.  Buricus  klepper  ist  ein  sehr  altes  wart, 
das  sich  schon  im  5.  jh.  bei  Paul.  Nolanus  vorfindet;  davon  sagt  Isidorus: 
equus  brevior,  quem  vulgo  buricum  vocant  Vermuthlich  nannte  man 
den  esd  burro  von  seinem  zottigen  haar  (borra  s.  o.):  i»  der  mundart 
von  Berry,  die  ihn  bourru  d.  i.  zottig  nennt,  ist  dies  deutlich  ausgespro- 
chen. Sonst  wird  das  nUat.  buricus  (bürTcus  soU  man  sprechen)  von 
burrus  röthlich  (s.  oben  bujo)  abgeleitä.  Vgl.  Diefenbach,  Orig.  europ. 
p.  378.  379. 

Busca  lomb.  piem.  pr.,  sie.  vusca,  altfr,  busche  Splitter^  co^.  busca, 
bru8ca  ruthe,  gerte,  fr.  buche  scheit;  vb.  fr.  buch  er  holz  hauen,  pr. 
buscalhar  holz  lesen  GProv.  62'',  Es  ist  wahrscheinlich  mit  bois,  bosc 
{s.  oben  bosco)  gleicher  herkunß,  indem  es  mit  seinem  vocal  auf  die  älteste, 


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BUSCARE-CABALA.  75 

freüich  nur  hypoth^isehe  form  bawisc,  buisc  jsnmickleitet:  seine  Urbedeu- 
tung wäre  hiemach  bauhoh,  gespaltenes  hoU^  scheit^  demnächst  span. 
Splitter,  Die  vergleichung  des  dltfr.  embuscher  mit  dem  it,  imboscare 
mufi  dieser  herleUtmg  ewr  bestätigung  dienen^  nicht  weniger  das  dem  fr. 
bfiche  begrifflich  entsprechende  henneg^  boisse. 

Buscare  iL  erhaschen,  sp,  pg.  bnscar,  dlfsp.  boscar  suchen,  nach- 
spüren, fr.  büsqner  nachtrachten,  nachstreben;  sbst,  it.  sp.  pg.  busca 
ncuAsuchung.  Des  wertes  eigentliche  heimath  ist  Spanien,  wo  es  den  dienst 
des  it.  cercare,  fr.  chercher  thut^  prov.  fehlt  es.  Befriedigend  ist  die  alte 
deutung  aus  bosco  gebüsch,  so  daß  es  urspr.  heißt  'durch  das  gebüsch  ' 
gehen  (vgl.  montar  auf  den  berg  gehn),  daher  jagen,  nachspüren,  sp. 
bufica  spiirhund,  altsp.  basco  fährte  des  wildes. 

Busto  it.  sp.  pg.,  pr.  bust,  fr.  buste  (m.)  rümpf,  bruststück,  brüst- 
bUd;  in  den  lAndenbr.  glossen  busta  'arbor  ramis  trunc<xta\  Gegen  das 
lat.  bnBtnm  (verbrannter  leichnam)  streitet  der  begriff,  und  auch  unser 
deutsches  brost  kann  nicht  in  erwägung  kommen,  da  der  ausfaU  des  r, 
dem  eine  anlautende  muta  vorausgeht^  dem  französischen  wenigstens  und 
italienischen  Sprachcharakter  vöUig  zuwider  und  mit  keinem  beispiele  zu 
bdegen  ist,  es  müßte  denn  ein  zweites  r  im  werte  enthaiten  sein,  so  daß 
der  grund  des  ausfalles  ein  euphonischer  wäre.  Für  Ijaeto  sagt  man  itai. 
auch  fasto,  wie  man  bioccolo  für  fioccolo,  bonte  für  fönte  sagt,  und  so 
liegt  die  vermuthung  seiner  entstehung  aus  fnstis  nahe  genug,  und  schon 
Ferrari  dachte  daran;  aber  alsdann  müßte  diese  form  von  Italien  aus- 
gegangen  sein,  was  allerdings  zweifei  erregt.  Dagegen  wird  keinem  ety- 
mologen  die  beobachtung  entgangen  sein^  daß  sich  die  sprachen  für  rümpf 
oder  brüst  solcher  Wörter  zu  bedienen  geneigt  sind,  welche  behälter,  gefäß 
bedeuten:  so  mlat.  arca  (s.  Ducange),  so  it.  casso  (capsus),  so  engl,  ehest, 
so  w%ser  rümpf,  ursprünglich  ein  gefäß  aus  baumrinde  {wie  pr.  brusc). 
Warum  sollte  sich  diese  Übertragung  nicht  auch  bei  busto  ereignet  haben? 
Mlat.  busta^  bustula  bedeutet  arca,  arcüla,  die  änderung  des  genus  ist 
ein  häufiger  Vorgang,  s.  Rom.  gramm.  II,  18,  wo  zahlreiche  beispiele  ge- 
geben sind;  beide  mlat.  Wörter  aber  sind  aus  bnxida,  pyxida  geformt,  s. 
botte  n.  c.  Eine  zss.  ist  it.  imbnsto  schnürleib,  brustlatz,  sp.  emboste 
flitterstaat,  lug  und  trug,  embustero  heuchler  (nach  Larramendi  vom  bask. 
eman  geben,  uste  hoffnung),  it.  trambustare  umwerfen.' 

c. 

Ca  altit.  cdtsp.  altpg.  conjunction  s.  v.  a.  lat.  nam,  quia;  wohl  von 
qua  re  (pr.  fr.  car),  nach  andern  von  quia.  Das  churw.  sard.  und  lomb. 
ea  stimmt  begrifflich  zu  que  (daß)  und  könnte  daraus  entstellt  sein.  ÄUit. 
attpg.  ca  hinter  dem  comparativ  PPS.  II,  79.  95,  D.  Din.,  Trov.  weist 
auf  quam. 

CÄbala  it.  sp,  pg.,  cabaie  fr.  geheimnisvolle  erUärung  des  alten 
testamentes  u.  dgl.,  auch  hinterlistige  Verhandlung;  vom  hehr,  kabalah 


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76  I.   CACAO-CAFFE. 

Überlieferung^  geheimlehre.  Die  von  mehreren  angenommene  herleitung  aus 
engl,  cabal  als  acrostisch  aus  den  namen  von  fünf  siaatsräthen  Karls  IL 
widerlegt  Mahn  p.  68. 

CacäO;  caccäo,  ü.j  sp.pg.  fr.  cacäo  die  fruchi  eines  südameräcani' 
sehen  baumes^  span.  port,  auch  der  bäum  selbst;  vom  mexican.  kakahuatl. 
Der  bäum  heißt  überdies  sp.  cacagual,  pg.  cacaoeiro,  fr.  cacaoyer, 
cacaotier. 

Cacciare  iV.,  sp.  pg.  cazar,  pr.  cassar,  altfr.  chacier,  nfr.  chasser 
jagd  machen  auf  etwas,  dsgl.  verjagen;  sbst.  caccia,  caza,  cassa,  chace, 
chasse  jagd.  Das  entsprechende  lat.  venari  ist  in  den  tocktersprachen 
allmählich  untergegangen.  Noch  im  altspan.  sagte  man  venar  (>.  b.  Cai. 
e  D.  29^.  56".  66^),  ebenso  pr.  venar  GRoss.,  altfr.  vener;  gänelich  fehlt 
es  im  port.  catal.  ital.  churw.,  nur  im  wal.  vena,  präs.  venez,  lebt  es 
fort.  Was  nun  cacciare  betrifft,  so  mögen  unter  den  wenigstens  nicht 
unverständigen  deutungen  des  vielfach  besprochenen  Wortes  nur  erwähnt 
werden  die  aus  cassis  jägergam,  das  aber  ein  ital.  vb.  cagiare  oder  altfr. 
chaisier  erzeugt  hätte;  die  aus  unserm  hatzen,  dessen  anlaute  jedoch  der 
romanische  understrebt;  die  aus  dem  engl,  cate^,  das  gleichfalls  Schwierig- 
keiten in  der  form  bietet;  die  aus  lat.  capsus  (s.  Ducange),  das  sich  ebenso 
verhält  wie  cassis.  |  Das  beste  hat  Menage  getroffen,  der  es  vom  lat.  cap- 
tare  herleitet:  captare  feras  hiefi  schon  dem  Römer  wHd  jagen^  und  ein 
altes  glossar  seiet  &i]Q6VTTjg  ^captator,  venator.  Eigentlich  aber  leit^ 
der  Romane  sein  wort  vermittelst  des  suffixes  iare  aus  dem  part.  captns, 
also  captiare  cacciare  cet.  s.  Rom.  gramm.  11,402.  Nur  mit  captiare 
vertragen  sich  die  formen  aller  mundarten;  aUsp.  schrieb  man  sogar  cabzar. 
Dieses  captiare  ward  aber  der  allgemeine  ausdruck  für  venari,  welches 
sich  nur  im  prov.  und  altfr.  behauptete.  —  [Mit  recht  fügt  Gachet  p.  77' 
vorstehender  deutung  das  in  einer  Urkunde  v.  j.  1162  vorkommende  sbst. 
captia  d.  i.  venatio  bei.] 

Cadaüno,  cadano  it.,  sp.  cada  uno,  pg.  cada  hnm,  pr.  cada  an 
(noch  jetzt  cadun),  altfr.  cadhun  in  den  Eiden,  später  chenn  LRs.  26, 
pronomcfi  für  quisque.  Muthmafilich  ist  caduuo  eine  äbkürjsung  von  us- 
que  ad  nnnm  d.  i.  nullo  excepto,  wofür  churw.  s-cadin  (s.  v.  a.  scadnn) 
mit  seinem  anlautenden  s  deutlich  spricht;  doch  darf  auch  an  qnisque  ad 
unum  (altsp.  quiscadauno  PC,  altpg.  quiscadaun  FGrav.  387)  gedacht 
werden.  In  diesem  sinne  unrd  lat.  ad  unum  omnes  von  GeUius,  Ammia- 
nus,  Apulejus  öfters  gesetzt.  Hiervon  müße  sich  denn  cad,  euphonisch 
cada,  abgelöst  haben,  um  im  sp.  pg.  pr.  altfr.  (kiede)  ein  selbständiges 
pronomen  zu  bilden.  Etwas  ganz  analoges  bietet  das  ngr.  xa&ivag  ßr 
quisqtie,  entstanden  aus  xa&'  ^va  (einzeln)  und  ebenso  wie  cada  hat  sich 
das  adj.  wi&e  davon  abgesondert:  xad^e  devÖQov  ==  sp.  cada  ärbol.  Ist 
die  deutung  richtig^  so  beruhen  die  ital.  formen  mit  t  catauno,  catuno  auf 
einer  falschen  schreibu/ng. 

Caffe  ü.,  caf6  sp.  fr.  ein  trankt  vom  arah.  qahvah  eigenÜ.  wein, 
dsgl.  ein  aus  beeren  gekochter  trank  Freyt.  III,  51P  mit  Verweisung  auf 


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I.   CALAFATARE-ÖALANDRA.  77 

SUverire  de  Sact/'s  chrestomaihie ;  vgl.  wegen  des  rom.  f  aus  arab.  h  sp, 
aljöfar  von  algafihar. 

Calaf atare  ü.y  sp.  calafatear,  pr.  calaiatar,  fr.  calafater,  calfeutrer, 
mäkigr.  xfxXafpcneiv  die  ritzen  besonders  eines  Schiffes  verstopfen  oder 
theeren^  vgl.  pr.  una  caxeta  (histchen)  empeguntada  e  calefafada  LB.; 
vom  arab.  qalafa  ein  schiff  verkitten  Freyt.  III,  491",  türh.  qalfät  geiheer- 
ter  stapfen  Pihan  p.  76,  vgl.  Monti,  Agg.  al  voc.  IL  1,  312.  —  Diese 
bekannte  herleitung  beanstandet  Engelmann  und  zieht  das  wort  aus  lat. 
calefectare,  denn  die  frühere  bedeutung  sei  gewesen  ^ein  schiff  heizen. 
Ajugenseheinlich  haben  indessen  die  roman.  formen  eifien  fremden  anstrich 
und  könnten,  da  sie  sich  der  büdungsregel  nicht  unterworfen  haben  (cale- 
fectare  hätte  z.  b.  pr.  calfeitar  geben  müssen),  erst  aus  dem  lat.  Wörter- 
buche  in  die  neuen  sprachen  gelangt  sein.  ^ 

Calamandr^a  it.,  sp.  camedrio,  fr.  germandr^e  eine  pflanze,  ga- 
mander,  gamänderlein;  von  chamaedrys  {xafialdgvg). 

Calaminaria  sc.  pietra  it.,  sp.  pg.  calamina,  fr.  calamine  kieseh 
haUiger  zink;  vom  gleichbed.  cadmia  {xadfieia,  xaöfiia)  mit  adjectivsuffixen, 
dtsch.  galmei. 

Galamita  it.  sp.  pg.  (ital.  zuerst  bei  O.  GuiniceUi,  PPS.  I,  73)^ 
pr.  cot.  caramida,  fr.  calamite,  neugr.  xakafiiza  (alle  fem.)  magnetnadd, 
auch  magnet.  Von  calamus,  weil  die  nadd  in  einen  halm  (oder  auch  in 
ein  Stückchen  kork)  gesteckt  und  so  in  ein  grfäfi  mit  u^asser  gelegt  ward: 
en  un  festu  Tont  couchi^,  en  Teve  le  metent  sanz  plus  et  li  festaz  la 
tient  desnz,  pais  ee  torne  la  pointe  tonte  contre  Testoile  si  sanz  donte 
eä.  Guiat  de  Prov.  FC.  II,  328  (eine  den  nautischen  gebrauch  des  mag- 
netes  um  den  anfang  des  13.  jh.  beweisende  stelle,  s.  z.  b.  HiUlmann, 
Städtewesen  I,  131);  qni  une  aignille  de  fer  boute  en  an  poi  de  liege 
Michel,  Lais  ined.  pag.  ///.  Die  anwendung  des  Suffixes  ita  auf  sächliche 
gegenstände  ist  übrigens  im  romanischen  so  selten,  daß  man  auch  in  ea- 
laniita  schwerlich  eine  solche  annehmen  darf.  Man  konnte,  etwa  in  Italien, 
das  im  latein  vorhandene  calamites  (laubfrosch)  in  hinsieht  auf  dessen 
herkunß  von  calamus  auf  die  neue  Vorrichtung  anwenden,  wobei  man  aber 
das  genus  änderte  und  in  einigen  sprachen  auch  die  endung  mehr  roma- 
nisierte  d.  h.  ida  für  ita  sprach. 

Calandra  it.  pr.,  sp.  cot.  ealandria,  pg.  calhandra,  neupr.  calian- 
dro,  cariandro,  fr.  caiandre,  nihd.  galander  Wb.  I,  457,  eine  art  lerchen, 
haubenlerche.  Es  soll  aus  dem  gleichbed.  galerita  oder  aus  caliendrnm 
(haube)  efvtstellt  sein;  eine  zweite  span.  form  caladre  zeugt  für  yctQaÖQtng, 
dessen  bedeutung  zwar  nicht  mit  der  von  calandra,  calandria,  wohl  aber, 
wie  Menage,  Orig.  itaJ.,  zeigt,  mit  der  des  dimin.  ealandrino  zusammen- 
trifft. Dazu  kommt,  daß  in  glossaren  caradrius  gewöhnlich  mit  ahd, 
lerihba  (lerche)  übersetzt  unrd.  Über  die  Verwechselung  beider  geschlechter, 
des  charadrios  und  galander,  s.  W.  Grimms  neue  anm.  zu  Freidank 
143,  7.  —  [Zu  dieser  bis  heute  öfters  besprochenen  und  anerkannten  ety- 
mologie  von  calandra  aus  charadrins  macht  Stier,  Ztschr.  f.  vgl.  spradif. 


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78  I.   CALARE-CALMA. 

Xl^  221y  die  überraschende  hemerhung^  dafi  dieses  zurückkämmen  auf  das 
jsweifelhafte  xaqaÖQiog  unbegreiflich  sei,  da  xakavöga  schon  im  griechischen 
vorkomme^  was  denn  die  Wörterbücher  auch  bestätigen.] 

Galare  it.,  sp.  pg.  pr.  calar,  fr.  caler  niederlassen;  vom  gr.  xp^ 
nachlasseny  lai.  chalare  bei  VitruVy  daher  churw.  calar  aufhören,  pie. 
caler  nachgd>en,  sich  eurückeiehen,  auch  junge  werfen  d.  i.  niedersetsenj 
mettre  bas.  Aus.  der  bed.  nachlassen  entfcdtete  sich  im  pg.  pr.  calar  die 
bed.  schweigen,  wofür  der  Spanier  die  form  callar  erfand.  Beide  bedd. 
herablassen  und  schweigen  einigt  aiuih  das  neupr.  calä.  Von  calare  ist 
das  sbst.  it.  ^.  pg.  pr.  cala,  fr.  cale,  dsgl.  it.  neupr.  calanca  kleine 
bucht  d.  h.  eine  stelle,  wohin  man  vom  hohen  meere  hinabsteigt,  auch  gad. 
cala  hafen,  bucht,  rhede,  vb.  cal  in  den  hafen  einlaufen.  Vieüeieht  ist 
auch  hieher  eu  nehmen  sp.  cala  sonde,  eäpfchen,  ursprünglich  wohl  etwas 
stum  einsenken  dienliches,  sp.  pg.  einschnitt,  vb.  calar  eindringen,  durch- 
dringen, und  selbst  fr.  cale  plattes  stück  höh  als  unterläge  eingeschoben, 
vb.  caler:  denn  das  von  Servius  cms  LucUius  angepäirte  cala  passt  mü 
seiner  bed.  stück  brennhoh,  xalov,  nicht  wohl  eum  franss.  worte,  zum  spoit^, 
gar  nicht. 

Cal  da  ja  ü.,  sp.  caldera,  pr.  caudiera,  fr,  chandiere  kessel,  mlat: 
caldaria  Greg.  Tur.;  von  caldarins  eum  wärmen  bestimmt;  augm.  ü. 
calderone,  ^.  calderon,  fr.  chaudron. 

Calere  it,,  alt^.  pr.  caler,  fehlt  pg,,  altfr.  chaloir  vb.  impers.  mit 
dem  dativ  der  person,  wichtig  sein,  gelegen  sein,  a.  b,  it.  non  me  ne  cale, 
pr.  no  m'en  cal,  altfr.  il  ne  m'en  chaut  es  liegt  mir  nichts  daran,  aUsp. 
dellos  poco  min  cal  PC.  2367,  poco  me  cala  Alx.  140,  non  te  cal  72. 
Es  ist  vom  lat.  calere  aliqna  re  erhitjst  sein  von  etwas,  aber,  wie  andre 
verba,  in  unpersönliche  anwendung  ausgeartet:  calet  mihi  es  ist  mir  heiß 
um  eine  sache,  sie  liegt  mir  am  herzen.  Man  vgl,  wegen  der  bedeutung 
e.  b.  gr.  ^aXrtBiv  brennen,  fig.  sorge  inachen,  kümmern:  ifui  ovdh  dtiXnu 
xd^dog  an  gewinn  liegt  mir  nichts.  Zsgs.  nfr,  nonchalant  nachlässig, 
nonchalance  nachlässigkeit. 

Calesse,  calesso  it.,  sp.  calesa,  fr.  caföche,  (f.)  ort  kutschen;  vom 
böhm.  kolesa,  eigentl.  rädeffuhrwerk  (russ,  koleso  rad). 

Calibro  it.,  sp.  fr.  calibre  innerer  umfang  einer  röhre;  nach  Her- 
bdoi,  une  Menage  sagt,  vom  arab.  kalib  moddl.  Freytag  HI,  486  hat 
qälab  form  zum  erjsgiessen,  modelt,  qalib  brunnen.  —  [Mahn  p.  5  erklärt 
dieses  wort  aus  der  frage  qna  libra?  von  welchem  pfund  oder  gewicht? 
auf  dm  durchmesser  der  kugeln  angewandt.  Wenn  er  aber  qalib  darum 
verwirft,  weil  ihm  das  r  fehlt  und  weil  die  bed.  moddl  nicht  passt,  so  iä 
in  betreff  der  ersten  Anwendung  zu  erinnern,  dafi  der  Romane  diese 
liquida  einem  consonantauslaut  oft  anfügt  und  dafi  im  altspan.  sogar  eine 
form  calibo  vorliegt;  in  betreff  der  zweiten,  dafi  das  franz.  wort  OMch  das 
modeU  bedeutet,  wonach  ein  schiff  gebaut  unrd.] 

Galma  it.  sp.  pg.,  daher  fr.  calme  (m.)  unndstüle,  ruhe,  ndl.  kalm, 
kalmte;  vb.  calmare  ff.   beruhigen,   reinfranz.  chommer  für  chaomer 


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L   CALZADA-CAMICIA.  79 

feiern.  V(m  calare  nacJdassen?  allein  ma  ist  kein  rom.  suffix.  Sp.  pr. 
calma  bedeutet  auch  die  heiße  tagesgeit,  wahrscheinlich  vom  gr.  navfta 
brande  hitze,  im  nücU,  für  sonnenhiUe  garte  üblich^  b.  b.  dum  ex  nimio 
eanmate  lassus  ad  qnandam  declinaret  umbram  (bei  Ducange).  Selten 
JswiMr  entstand  al  cms  au  (vgl.  unten  gota),  aber  hier  könnte  es  sich  cms 
aiüehnung  an  calor  erklären.  Die  heiße  tagesseit  nöthigtj  schatten  und 
ruhe  £U  stiche»  wie  in  dem  mitgetheilten  beispide^  und  so  mochte  das 
wort  die  bed.  feiereeity  stille,  ruhe  entwickeln.  Neupr.  chaume  heißt  ruhe- 
eeU  der  heerden,  chw.  cauma  schattiger  ort  ßr  dieseü>en. 

Galzada  sp.  pg,^  pr.  caussada,  fr.  chauss^e  dämm,  dammweg; 
gleichsam  calciata  von  calx,  eigenü.  mit  kaik  gemauerte  straßCy  wie  auch 
der  auf  dem  trocknen  stehende  theU  einer  brücke^  da  er  mit  kalk  aufgeführt 
istj  diesen  namen  trägt. 

CalzOy  calza  it.,  sp.  calza,  pr.  caussa,  fr.  chausse,  abgel.  calzone 
ff^  fr.  chausson  und  cale^on,  eine  fuß-  und  beinbekleidung;  von  calceus. 
Zsgs.  ü.  discalzOy  scalzo,  sp.  descalzo,  pr.  descaus,  ine.  d^caus,  lothr. 
deicbaox  u.  s.  w.  barfuß,  ndat.  discalcius  L.  Sal.  tit.  68,  für  discalceatus. 

Gamagiio  it.j  pr.  capmalh,   altfr.  camail  hais   des  paneerhemdes, , 
womit  auch  der  köpf  bedeckt  werden  konnte,   s.  Juhinal,   Sur  les   armes 
defens.  p.  20,  nfr.  mäntelchen;  von  cap   köpf   oberer  theU,  und  maiha 
panser.    Auch  sp.  camal  halsring  muß  hieher  gehören,  wohl  auch  gra* 
msklla,  panjserhemdj  dsgl.  eine  amtstracht. 

Camarlingo  it.,  sp.  camarlengo,  pr.  camarlenc,  aitfr.  chambrelenc, 
nfir.  ehambellan,  vom  ahd.  chamarlinc,  nhd.  kämmerling. 

Cambellotto,  ciambellotto  (Marco  Polo),  eammellino  it.,  sp. 
camelote,  cbamelote  (Covarruvias),  pg.  chamalote,  cameläo,  fr.  camelot 
ein  vornehmlich  aus  siegenhaar  und  wolle,  früher  nach  alten  Zeugnissen 
aus  kameelhaar  gewebter,  namentlich  von  den  mönchen  (s.  Ducange)  ge- 
tragener Stoff,  ndat.  camelotum,  camelinum,  bei  Joinviüe  und  im  Benart 
eamelin.  Nicht  unwahrscheinlich  Ao^  camelot,  da  das  suffix  Ott  in  älteren 
Mcugnamen  nidU  angewandt  erscheint,  seinen  Ursprung  im  gr.  laxfirjkami 
kameelhaut. 

Oambiare,  cangiare  it.,  sp.  pg.  cambiar,  pr.  cambiar,  camjar,  fr. 
ehanger  tauschen;  sbst.  it.  sp.  pg.  oambio,  pr.  cambi,  camje,  fr.  change 
iamsehy  wechsd;  im  frühsten  ndat.  e.  b.  der  L.  Sal.  und  schon  bei  den 
feidmessem  cambiare  neben  cambire,  letzteres  bei  Apidejus  (xa^Tweiv, 
Ttofißeiv).    2igs.  it.  s  cambiare,  wal.  schimbä  u.  s.  f. 

Camerata  it.  (m.)y  sp.  camarada  (m.,  pg.  m.  f.),  fr.  camarade 
(n^  f.),  gefahrte  (gefährtin);  seiner  büdung  nach  urspr.  ein  collectiv,  nach- 
her auf  eine  einzelne  person  angewandt,  eigentl.  Stubengenossenschaft,  und 
in  dieser  bedeutung  im  iUd.  span.  port.  vorhanden  aber  veraltet,  la  came- 
rata /f.    Äncdog  ist  das  piem.  mascrada  maskenzug,  einzelne  maske. 

Camicia,  camiscia  it.,  sp.pg.pr.  camisa,  fr.  chemise,  wal.  cemas^ 
alban.  cemUe  leinenes  Unterkleid,  hemd;  daher  pr.  aitfr.  chamsil  Pass. 
de  Jl  Chr.  86  leinenes  kleidungsstück  oder  zeug  (camiza  d*un  ric  camsil  Jfr.)^ 


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80  I.   CAMINATA-CAMMEO. 

mkU.  camisile,  campsile;  desgl.  it.  camiciola,  sp.  camisola^  fr.  cami- 
sole  vorhemdcheny  westchen;  esgs.  i^.  ine amic lata,  sp.  encamisada,  fr. 
camisade  nächtlicher  Überfall  (wobei  die  Soldaten  ein  hemd  über  der 
rüstung  trugen  am  sich  zu  erkennen).  Das  erste  eeugnis  bei  Hieronymus: 
Tolo  pro  legentis  facilitate  abuti  sermone  vulgato:  solent  militantes 
habere  iineas,  quas  eamisias  voeant,  man  sehe  Ducange,  ForceUini. 
Demnächst  bemerkt  man  es  in  der  Lex  Sal.,  bei  Gregor  d.  gr.^  Venant. 
Fort.,,  IsidoruSy  in  alten  Urkunden  e.  b.  Marini  p.  126  v.  j.  664.  War 
es  ein  vocäbulum  castrense,  wie  Hieronymus  vermuthm  läßt,  so  konnte  es 
aus  einer  entlegenen  spräche  eingeführt  sein^  was  seinen  Ursprung  noch 
mehr  verdunkeln  muß.  Findet  man  diesen  im  ahd.  hamidi,  ^hemidi  indu" 
sium,  dessen  anlaut  h  aÜfränk.  in  ch,  detnnächst  in  c  verhärtä  wäre, 
so  bleibt  das  suffigierte  isia  immer  noch  unklar,  was  auch  bei  Isidors  her- 
leitung aus  eama  (bett)  der  fall  ist:  eamisias  voeamus,  quod  in  bis  dor- 
mimos  in  eamis,  also  bettgewänder;  oder  bei  der  von  andern  versuchten 
deutung  aus  eannabis.  Hier  ist  nun  ssu  bemerketi,  daß  eine  noch  einfachere 
bildung  vorhanden  isty  die  nicht  wohl  aus  eamisia  mit  zurückgezogenem 
accent  abgekürzt  sein  kann^  it.  eämiee  (m.),  altfr.  ehainse  (m.  f.)  lei- 
nenes gewand,  messhemd  der  priester,  auch  im  slavischen,  s.  b.  iUyr.  kamsa 
Chorhemd.  Diese  bildung  findet  sich  allerdings  in  einigen  sprachen  fast 
buchstäblich  wieder.  Arab.  qami;  heißt  Unterkleid  Gol.  1966,  Freyt.  III, 
497;  aber  theüs  hat  es  in  dieser  spräche  keine  etymologie,  denn  die  wür- 
zet, der  man  es  zutheüt,  ist  logisch  unverwandt,  theHs  ist  eine  so  aüe 
entlehnung  aus  dem  arabiscJ^en  gegen  alle  Wahrscheinlichkeit  und  eher  der 
umgekehrte  Vorgang  anzunehmen.  Auch  fehlt  es  im  syrischen  und  hd>räi' 
sehen.  Mahn  p.  21  hält  es  gleichwohl  für  arabisch,  stammend  aber  oms 
dem  indischen  ksehauma  leinenzeug.  Ferner  findet  sich  das  rom.  ehainse 
im  ältirischen  eaimmse  'nomen  vestis"  cod.  Frisciani,  also  von  hohem  alter, 
kymr.  eamse  langes  Meid,  und  hierin  erkennt  Zeuß  U,  749  das  unzwei- 
felhaße  etymon  von  eamisia,  ohne  übrigens  auf  das  radicale  Verhältnis 
des  celtischen  wortes  einzugehn.  Gewiss  ist,  daß  der  rom.  spräche  eine 
Wurzel  eam  nicht  genügt,  daß  nur  eine  form  edmis  befriedigen  kann, 
woraus  ein  adjectivisches  eamisia  abgeleitet  ward.  —  [Was  Mohns  her- 
leitung  von  qami;  aus  ksehauma  betrifft,  so  hätte  der  Araber  (nach  der 
bemerkung  eines  gelehrten  Orientalisten)  die  indische  nominativendung 
hierzu  anwenden  müssen,  während  er  alle  wirklich  indische  Wörter  ohne 
diese  endung  übernimmt,  sie  auch  nicht  mit  o^  ausgedrückt  haben  würde^ 

Gaminata,  eamminata  it.  sadl,  /r.  eheminöe  rauchfang.  Dasndat. 
eaminata,  schon  in  einer*  fränk.  Urkunde  v.  j.  684  Solarium  eum  eammi- 
nata Breq.  p.  79",  hieß  ein  mit  einer  feuerstätte  (eaminus)  versehenes  ge- 
mach,  daher  die  glosse  Älfrics  eaminatum  ^fyrhüs"  (feuerhaus),  ahd.  ehe- 
minäta.    S.  besonders  Schmeller  II,  296. 

Cammeo  it.  (z.  b,  bei  Benvenuto  Cellini,  mitte  des  16.  jh.),  fr. 
eam6e  (m.)  und  eamaKeu,  sp.  eamafeo  (fehlt  den  äUem  ausgaben  der 
akademie),  pg,  eamafeo,  eamafeu,  eamafeio,  mhd.  gamaheu  bei  Konr.  v. 


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I.   CAMMINO.  81 

Wurjgburg  (die  media  wie  in  gompost,  gngele,  gulter),  ndcU.  camaheu 
1376  Paris j  camahelug  (nach  einer  frone,  form  camayeul?)  1321  PariSy 
camahutns  1296  London^  camahotns  1315^  in  heiUiger  hedeutung  ein  aus 
swei  verschieden  gefärhten,  schichten  bestehender  erhaben  geschnittener 
stein^  im  weiteren  sinne  überhaupt  ein  erhaben  geschnittener  stein.  Aus 
der  stdle  unas  lapis  de  camaheu  au  schließen,  hieß  es  auch  die  erhabene 
arbeit  oder  figur  auf  dem  stein,  wie  noch  im  ital.  Man  faßte  solche 
steine  in  ringe,  vgl  annulos  auri  novem  cum  saphyris,  anum  cum  cama- 
huto ;  das  port.  wort  bedeutet  daher  auch  siegdring,  namentlich  den  der 
iämge  und  in  den  Alfansinisehen  Verordnungen  das  Jcönigliche  bildnis  auf 
müngen  (Constancio).  Die  detäung  von  cammeo  ist  eins  der  schwieri- 
geren Probleme  romanischer  etymoUgie.  Frisch  erUärte  es  aus  dem  sp, 
eama  läge,  scMcht  (was  wäre  alsdann  !eo  in  camafeo?);  Lessing  aus 
gemma  onychea;  Bapp,  Gramm.  IL  a,  127  aus  dem  slav.  kamen]  stein 
(dann  müßte  man  diese  hunstarbeUen  von  den  Slaven  belogen  haben). 
Scharfsinniger  deutet  Mahn  p.  73,  indem  er  gleichfalls  auf  gemma  jsu- 
rückgeht:  altfransi.  lautet  es  auch  game  und  dessen  g  konnte  sich  leicht  eu  c 
verhärten,  also  came,  vgl.  ahd.  kimma.  Aus  came  entstand  ein  adj. 
cammaeas,  daher  das  it.  cammeo.  In  cammahutus  ist  hutns  das  fr. 
haut,  jenes  bedeutet  also  cammaeus  altus,  ein  erhaben  geschnittener  stein. 
Indessen,  genau  erwogen,  stehen  auch  dieser  auslegung  einige  nicht  uner- 
hebliche Schwierigkeiten  entgegen.  Die  härtung  der  anlautenden  kehlmedia 
in  tenuis  ist  ewar  im  alihochd.  am  rechten  ort,  nimmer  im  romanischen; 
das  mit  aens  abgeleitete  adjectiv  wäre,  das  einzige  beispiel  dieser  ort;  die 
sss.  eammahotus  statt  cammahota  ist  wenigstens  auffallend.  Romanische 
warter  sind  ursprünglicher  und  gesünder  als  mittellateinische,  die  des  vor- 
liegenden faUes  auch  älter:  in  camaheu  und  camafeu  trifft  Frankreich 
mit  Spanien  und  Portugal  eusammen,  was  dieser  form  gewicht  gibt;  das 
span.  f  antwortet  dem  fr.  h,  aus  der  frans,  form  konnte  sich  die  ital.  ge- 
kargt haben.  Aber  damit  rückt  man  dem  etymon  nicht  näher.  Folgendes 
ist  nur  eine  bescheidene  vermuthung;  in  schwierigen  dingen  kann  mehr- 
seitige betrachtmig  förderlich  ausschlagen,  und  namentlich  ist  eine  verfehlte 
etpmciogie  nicht  immer  eine  verlorene  arbeit.  Griech.  xo^fia  heißt  einge- 
schnittenes, auch  schlag,  prägung;  ein  roman.  diminutiv  davon  wäre  com- 
matalnm,  dem  ein  fr.  camaYeu  entsprechen  wurde  wie  dem  lat.  vetulus 
dfMS  fr.  yienx  entspricht;  der  anlaut  ca  für  co  wäre  nicht  unregelmäßiger 
cds  esk  für  gQ  und  findet  sich  e.  b.  auch  in  calessa  für  colessa,  calandre 
für  colandre,  canap^  für  conop^.  Aber  at^ch  hier  ist  ein  bedenken.  Wie 
kam  man  su  dieser  anwendung  des  griech.  Wortes,  das  man  aus  dem  latein 
nur  in  einer  grammatischen  bedeutung  kannte?  Das  einzige,  womit  sich 
Mohns  auslegung  unterstützen  ließe,  wäre  die  annähme,  daß  das  wort 
nicht  auf  dem  wege  nationaler  Sprachbildung  entstanden,  daß  es  von  künst- 
lem  tmd  faehkennem  erfunden  worden  sei.  Doch  wird  die  vorhergehende 
deutung  etwas  mehr  Wahrscheinlichkeit  für  sich  haben. 

Cammino  it.,  sp.  Camino,  pg.  caminho,  pr.  cami,  fr.  chemin  weg; 

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82  I.   CAMOZZA-CAMPAGNA. 

vb,  camminare,  caminar,  cheminer  weg  macheny  wandern.  Uc  Faidü 
sagt:  caminar  'equüare  per  8trai<i$\  es  heifit  jedoch  eben  sowohl  eu  fufie 
gehn.  Caminus  für  via  liest  man  schon  in  einem  spanischen  ocienMüA 
des  7.  Jh.:  Oxoma  teneat  de  Furca  usque  ad  Aylanzon,  qaomodo  corrit 
in  Camino  S.  Petri,  qui  vadit  ad  S.  lacobom  (DC).  Ferrari  hält  eam- 
minare  fiir  eine  ableitung  aus  Tux^niy  gamba  hug,  bein,  es  heifie  dgenÜidi 
die  beine  bewegen;  aber  ein  verbalsuffix  in  ist  nicht  nachweisli^.  Das 
substänHv  würde  sich  allerdings  als  csaam-iw auffassen  lassen;  aber  der 
sinn  d,  h.  die  herleitung  von  "^weg  oder  auch  von  ^gang*  aus  '6em'  mUtdst 
dieses  sufßxes  ist  schu^erlich  statthaft  Glaublicher  noch  wäre  eine  ess. 
cambe-menare  =  it.  menar  le  gambe.  Nach  Bappy  Qramm.  11.  a,  127^ 
ist  cammino  ein  slav.  wort,  eig.  steinweg,  von  kamenj  stein;  allein  theäs 
ist  diese  bedeutung  nirgends  ersichtlich  und  dem  Slaven  selbst  unbekannt^ 
theils  hatte  der  Romane  Jcein  bedürfnis,  ein  wort  wie  dieses  aus  dem 
Slavenlande  bei  sich  einzuführen.  Vielleicht  ist  es  ein  alteinheimisches: 
stu  dieser  vermuthung  berechtigt  hymr.  cam  schritt^  caman  weg,  s.  Dief. 
Ceüica  J,  109. 

Gamozza  it.,  y>.  camaza  und  gamuza,  cot.  gamassa,  pg.  camn^i, 
camnrQa,  masc.  fr.  chamois,  neupr.  camous,  chw.  camuotsch,  chamotsch 
ein  der  eiege  verwandtes  in  den  oipengegenden  lebendes  thier^  gemse; 
daeu  it.  camoscio  gemsbock,  oberd.  der  gems.  Die  suffixe  in  den  verschie- 
denen formen  decken  sich  nicht.  Ital.  ozz  ist  ein  iMicheSy  wenn  auch 
nicht  auf  thiemamcn  (außer  in  bacherozzo  wurm)  angewandtes  suffix, 
daraus  muß  oscio  entstellt  sein;  die  mundarten  kennen  diese  abweichung 
nicht,  B.  b.  tyrol.  camozza,  camozz,  piem,  camossa,  camoss.  Spa»^  uz 
und  fr.  ois  sind  andre,  sprachrichtige  ableüungsformen.  Die  herkunft  des 
Wortes  ist  ungewiß.  Im  latein  ist  dieser  name  des  thieres  nicht  bekannt, 
es  heifit  rapicapra,  auch  der  Baske  besitzt  nur  ein  entsprechendes  compo- 
situm  ba8auntza.(ba8a  wüd,  anntza  nege\  der  Walache  hat  capr^  selba- 
tece.  Offenbar  trifft  camozza  mit  dem  mhd.  gam-z,  ai$ch  im  suffiz,  mu- 
sammen,  wenn  man  ein  älteres  gam-oz  (wie  hir-uz  hirsch)  annimmt,  kann 
aber  nicht  wohl  dctraus  geformt  sein,  weil  die  gemeinrom,  Steigerung  des 
anlatäs  ohne  ein  schwanken  in  die  media  (denn  auf  sp.  gamnza  kann 
gama  eingewirkt  haben)  ein  aUeu  seltenes  ereignis  ist;  auch  kennt  man 
keine  deutsche  wurzel.  Gegen  das  erwähnte  sp.  gama  &=  tat.  dama  er- 
hebt sich  dassdbe  bedenken,  die  bedeutung  hat  weniger  mu  sagen.  Steub, 
Rhätische  ethnologie  p.  185,  vermuthet  Ursprung  aus  ceÜisch  cam  krumm, 
so  dafi  gemse  das  thier  mit  den  krummen  hörnern  bedeuten  könnte;  damit 
würde  man  aber  nichts  gesagt  haben,  was  dieses  thier  von  den  verwandten 
hömerträgem  unterschiede. 

Gampagna  it.,  sp.  campana,  fr.  campagne  (statt  des  veralteten 
Champagne,  das  auf  die  benennung  einer  landschaft  in  Frankreich  einge- 
schränkt ward)  flaches  gefUde^  flur;  von  Gampania,  weiches  als  cg^pdlaiiv 
schon  Gregor  v.  Tours  gebraucht,  s.  Ducange.  Bei  den  fddmessem  ist 
das  adj.  campaneos,  campanios  äbUeh. 


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I.   CAMPANA-CAMÜSO.  83 

Gampana  ü,  sp.  cai.  pr.^  campainha  j9p.  glocke,  (Man.  cambane; 
tM  frans,  dutreh  eloche  ousgedrückty  aber  doch  südlicheren  mundarten  he- 
hmnl,  Itmous.  campano  glocke^  in  Berry  campaine  scheUcy  in  einer  hs, 
der  L,  Sai.  cds  maib.  glosse  campania  mit  ders.  bed.  (Pardessus  p.  85). 
So  genannt  von  der  landschaft  Campania,  wo  die  glücken  zuerst  für  den 
gattesdienst  eingeführt  wurden^  s.  Ducange.  Das  älteste  eeugnis  des  toortes 
bei  Isidor  16,  24:  campana  'stalera  unius  lands^  e  regione  Italiae  nomen 
accepit;  ihm  also  bedeute  es  schneUwage  von  der  ähniichkeit  der  einrich- 
Umg,  und  erdsprechende  bedeutungen  hat  auch  das  wai.  campe ne  wag- 
schale,  brwmenschwengel.  Bei  Beda  und  fast  edlen  späteren  seigt  cam- 
pana oder  campanam  nur  die  bed.  glocke;  AnastasiuSy  Biblioth.  (9.  jh.), 
kennt  beide  bedd.  glocke  und  schnellwage. 

Gampeggio  it.,  sp.  campeche,  fr.  campgehe  eine  hoUart  jsum 
ßrbenj  aus  der  bai  von  Campeche  in  Centrdlamerica. 

Campe  it.  u.  s.  w.  in  der  bed.  Schlachtfeld  wie  schon  lat.  campus, 
das  aber  im  mittellatein  auch  den  kämpf  selbst  d.  h.  den  Zweikampf  be- 
deutete, der  auf  einem  eingeschlossenen  platze  vorgieng:  de  pngna  duornm, 
quod  nostri  campum  vocant  Regino,  s.  DC,  daher  entlehnt  ahd.  kam! 
'dneUmn.  Abgel.  it.  campione,  sp.  campeon,  pr.  campio,  fr.  champion, 
ahd.  kam!)Oy  mhd.  kempfe,  nhd.  kämpe,  ags.  cempa,  altn.  kappi  kämpfer, 
feehter,  gumdl  einer  der  für  einen  andern  einen  gerichtlichen  Zweikampf 
QHsficht,  mkd.  campio  ^gladiator,  pugnator  Ol  Isid.,  gebildet  wie  tabellio 
von  tabella.  Vb.  sp,  campar  sich  lagern,  daher  fr.  camper,  aber  ahd. 
kamp^an  pradiari  und  so  aUfr.  champier  Er.  En.  3030;  dsgl.  it.  cam- 
pe^iare  einen  streifzug  machen,  sp.  campear  das  fdd  halten,  fr.  cham- 
poier  Boq.  Aus  campear  ist  campeador,  bekannt  als  beiname  des  Cid 
Bmf  Diaz,  arab.  cambeyator  schon  um  1109,  s.  Dozy,  Eecherch.  II,  63, 
2*  id.  (welchem  Schriftsteller  es  sich  aber  von  selbst  versteht,  daß  das 
wort  nichts  gemein  habe  mit  campus,  sondern  vom  deutschen  kämpf  her- 
führe). 

Gamaso  it.,  sp.  fehlt,  pr.  camus,  gamas  (fem.  -nm),  fr.  camus 
plattnasig,  pr.  auch  aXbem,  camnsia  dlbemheit.  Cam  ist  auch  im  gleich- 
hed.  fr.  cam-ard  vorhanden  und  kann  das  ceUische  auch  im  latein.  ein- 
heimisdte  cam  sein,  dessen  bed.  gekrümmt  d.  h.  eingedrückt  nicht  unpassend 
seheini.  Da  indessen  ein  nominalsuffix  as  nicht  vorkommt,  so  muß  es, 
vidleieht  unter  einwirkung  von  muso  (schnauze),  in  einer  entstellung  seinen 
grund  haben.  Andre  erklären  das  wort  aus  lat.  cdmurus  mit  wandet  des 
f  in  s  wie  im  fr.  ehaise  und  einigen  andern,  wodurch  die  endung  gerecht- 
fertigt wäre,  bedenken  aber  nicht,  daß  dieser  wandet  weder  im  ital.  noch 
im  prov.  anerkanni  ist  und  daß  auch  der  accent  widerspricht.  —  Für 
eamnso  m^  man  Hol.  auch  camoscio,  und  dies  führt  auf  das  bekannte 
franz.  ac{j.  camoissiö,  welches  gequetscht  oder  von  Verletzungen  gefleckt 
heißen  muß:  se  dou  haabert  ne  fast  qaassez  et  camoisiez  et  debataz 
Er.  En.  3225;  camosez  fa  del  bon  hanberc  RCam.  p.  219;  que  tot  a 
le  Tis  eamoissi^  (vom  schlag  mit  einer  tatze)  Ren.  III,  163;  pr.  Jaufr^ 


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84  L   CANAGLIA— CANNIBALE. 

ab  lo  vis  camazat  Fer.  2136  (gefleckt  von  narben,  nicht  ScachS,  wiellayn, 
übersetzt);  vgl.  henneg.  camouss^  pockennarbig.  Dazu  ein  prav.  Sub- 
stantiv: totz  era  ples  de  sanc  e  de  camois  GRoss.  5554  vM  von  bkU 
und  Quetschungen  oder  blauen  flecken.  Zu  nennen  ist  noch  das  vb,  camos- 
ciare  it,,  altfr.  camoissier  leder  sämisch  gerben^  rauh  oder  kleinnarbig 
arbeiten  (s.  Carp.),  welches  auf  camoscio  gemse  bezogen  wird.  —  [Gleich- 
zeitig hat  Mahn,  was  camaso  betrifft,  p.  112  dessen  rein  cdtische  her- 
kunft  dargelegt,  nämlich  aus  dem  oben  nur  als  mögliche  quelle  bezeich- 
neten cam  und  dem  suffix  us,  woraus  das  vorhandene  irische  camos  bucht 
d.  i.  biegung,  welches  also  das  romanische  wort  sein  ititt/l.] 

Canaglia  it.,  sp.  eanalla,  fr.  canaille,  altfr.  chienaille  gesinddy 
eigentl.  hundevolk,  wie  sp.  perreria. 

Cänape  it.,  woA.  c^nep^,  sp.  cdüamo,  pr.  canebe,  cambre,  fr.  chan- 
vre,  hanf;  von  cannabis,  cannabas.  Daher  it.  canayac<iio,  sp.  caAa- 
mazo,  pr.  canäbas,  fr.  canevas  grobe  leinwand. 

Gancellare  it.,  pr.  chancelar,  fr.  chanceler  faüen  wollen,  wanken; 
eigentl.  die  beine  übereinander  kreuzen  um  nicht  zu  fallen,  vom  lat.  can- 
cellare  gitter förmig  machen,  daher  ins  kreuz  setzen:  die  gleiche  bedeutung 
entwickelte  unsei*  mhd.  schranken  {vom  sbst.  schranke  cancelli).  S.  Altrom. 
glossare  p.  46,  wo  bereits  die  glosse  des  8.  jh.  nntare  ^canceUare  vorliegt. 
Man  hat  angemerkt,  dafi  im  12.  jh.  Petrus  von  Elois  sich  des  wertes  als 
eines  lateinischen  bedient:  in  hoc  modico  cancellavit  Plato. 

Gandire  it.  in  zucker  sieden,  fr.  se  candir  sich  krystallisierenj 
dsgl.  it.  zucchero  candito  und  candi,  sp.  azacar  cande,  fr.  sucre  candi 
hrystallisierter  zucker.  ^Den  meisten  zucker,  den  die  Venetianer  einführteti, 
holten  sie  von  Kandia  (kandis-zucker/  sagt  HuUmann,  Städtewesen  1,76; 
aber  das  factum,  daß  vomehnUich  Kandia  kandiszucker  geliefert  habe, 
scheint  nicht  verbürgt  und  candire  passt  schlecht  zu  dem  namen  der  inseL 
Arabisch  heißt  dieser  zucker  gleichfalls  qand  oder  qandat,  schon  in  einem 
Wörterbuche  des  10.  jh.  Cunde  forte  vulgo  saccharum  candi'  Golius  1970), 
aber  das  wort  wurzelt  in  dieser  spräche  nicht,  sondern  geht  bis  ins  indiscJke 
zurückj  worin  khanda  stück,  dsgl.  zucker  in  krystaUartigen  stücken  (wur- 
zd  khand  brechen)  bedeutet,  s.  Mahn  p.  47. 

Gänf  ora  it.  sp.,  fr.  camphre  ein  harz,  kämpf  er;  vom  ardb.  al-kMfir 
Freyt.  IV,  47^  mit  eingeschobenem  n  oder  m,  sp.  auch  alcanfor;  ohne 
diese  einschiebung  it.  cafura  wie  mhd.  gaffer.  Ursprünglich  aus  dem 
indischen. 

Gangrena  it.  sp.,  fr.  cangrene,  besser  sp.  gangrena^  fr.  gangrene 
eine  krankheit,  krebs;  von  gangraena  (yayyQcuva),  dessen  anlautende  media 
durch  einmischung  von  cancer  in  tenuis  verwandelt  werden  mochte. 

Gannamele  it.,  sp.  canamiel,  nUat.  canamella  Zuckerrohr,  eigenü. 
honigrohr. 

Gannella  it.,  sp.  pg.  pr.  canela,  fr.  cannelle,  daher  ndl.  kaneel 
zimmet;  von  canna  röhre,  weil  er  gerolU  ist. 

Gannfbale  it.,  sp.  canibal,  fr.  cannibale  roher,  grausamer  mensch; 


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n 


I.   CANNONE-CAPERE.  85 


• 


eigenÜ.  menschenfresser  a/uf  den  Antillen,  in  dortiger  spräche.  Daß  im 
deutschen  das  wart  bereits  im  j.  1544  vorkomme,  bemerkt  Weigand  7, 201. 
Span,  caribe,  d.  i.  Garaibe,  braucht  man  in  derselben  bedeutung. 

'Gannone  f^.,  sp,  caüon,  fr,  canon  röhre^  demnächst  flintenlauf, 
schweres  geschüte;  von  canna. 

Canope  i/.,  wcd,  canapen,  sp.  fr.  canap6  (altpg.  ganap6  SRos.) 
ruhebett;  von  conopeum  {Tnovianelov)  mückenneis,  also  ein  mit  einem  sol- 
chen net£  versehenes  ruhebett,  wie  fr.  bureau  teppich  und  damit  bedeckter 
tisch  heißt, 

Cantiere  it.y  pg,  canteiro,  fr.  chantier  unterläge^  wohl  auch  sp. 
eantel  strick  eur  brfestigung  der  tonnen;  von  canterius  jochgeländer, 
spätre,  bair.  gander. 

Canto  it.  sp.  pg.,  cant  aUfr.  ecke,  winkd,  sp.  pg,  auch  stein,  itäl. 
auch  Seite,  gegend.  Die  hier  einschlagenden  thatsachen  sind  etwa  folgende. 
Grieeh.  /My^og  ist  winket  des  auges,  reif  um  das  rad;  lat,  canthus  hat 
die  letztere  bedeutung  und  wird  von  Quintüian  für  africanisch  oder  hi- 
spanisch erklärt.  Kymr.  cant  heißt  umzäunwng,  kreiß,  radschiene,  rand, 
stinrnU  also  trefflich  mm  lat.  worte  und  muß,  wie  Diefenbach,  Gelt.  I,  112, 
bemerkt,  eben  das  von  Quintüian  gemeinte  barbarische  wort  sein;  diegael. 
mundart  kennt  es  nicht.  Altfries,  kaed,  nord.  kantr,  wÄd.  kante  scharfe 
Seite,  auch  rand  eines  dinges.  Logisch  passt  nun  das  rom.  wort,  dessen 
grmdbed,  ecke  eiemlich  alte  mlat.  stellen  verbürgen,  durchaus  nicht  jsum 
latein.  oder cdtischen;  Vermittlung  aber  gewährt  das  deutsche)  welches. als 
ein  nicht  auf  heimischem  boden  umrzdndes  celtischer  herkunft  sein  mag, 
auf  das  roman,  aber  uneder  eingewirkt  haben  kann.  Die  bcgriffsfolge 
wäre  hiemach  celt.  kreiß,  rand,  dtsch.  rand,  scharfe  seile,  ecke,  rom.  ecke, 
ofichsdte,  gegend.  Jbll.  sind  it.  cantone,  sp.pr,  fr.  canton  ecke,  land- 
Schaft  {dieselben  bedd.  im  bair.  ort),  wald.  canton  abtheilung  Hahn  577; 
sp.  eantillo  steinchen.  pr.  eantel,  fr.  chanteau  stück;  auch  it.  sp,  can- 
tina,  fr.  cantine  kdler,  eigentl.  winkd,  nach  einer  andern  ansieht  esgz. 
aus  canovettina  dimin.  von  canova  kdler,  welches  Idstere  übrigens  nur 
die  ital.  spräche  kennt.  Zsgs.  ist  it.  biscanto  scWupfwinkd,  piem.  bes- 
cant  quere,  schiefe,  —  Eine  neue  tief  eingehende  Untersuchung  des  wichti- 
gen Wortes  danken  wir  Diefenbach,  Orig.  europ.  p.  278, 

CsL^SLunsL  it.,  sp.  cabaüa,  pg.  pr,  piem.  u.  s.  tv.  cabana,  fr.  cabane 
Imtte.  Schon  aus  dem  7.  jh.  bekannt:  haue  rustici  capannam  vocant, 
quod  unom  tantnm  eapiat,  sagt  Isidorus,  Nicht  aber  von  capere,  da  die 
rom,  Sprache  kein  sufßx  anna  anerkennt;  eben  so  wenig  also  auch  von 
dem  subst.  cappa  mantel,  welches  altspan,  (s.  Alex.)  und  mailänd.  auch 
hätte  bedeutet:  das  wort  muß,  wie  es  da  ist,  aufgenommen  sein  und  hier 
ist  an  das  gleichbed.  kymr.  caban  (m.),  dimin.  von  cab,  JSfu  erinnern;  hier- 
aus engl,  cabin,  fr,  cabinet,  it.  gabinetto,  sp.  gabinete. 

Capere  ü.,  sp.pg.pr,  caber,  vb,  intr.  mit  der  bed.  platz  haben,  so 
daß  die  phrase  totus  orbis  id  non  capit  durch  id  non  capit  toto  in  orbe 
ausgedrückt  ward;  so  bereits  in   der  Vülgata  sermo   mens   non   capit 


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86  I.   CAPITANO— CAPPA. 

(x^ogeT)  in  vobis  Ev.  Joh.  S,  37,  in  der  wäldens.  übersetetmg  ed.  GüU/ 
la  mia  parolla  non  cap  en  vos,  in  der  prav.  aber  li  mieua  paraala  non 
pren  en  vos,  im  ähd.  Tatian  ni  bifähit.  Capere  und  prendere  bedeuten 
hier  eigentlich  wurigel  fassen,  platß  greifen,  stelle  einnehmen.  Venant. 
Fort,  sagt  3,  26  in  quo  cnncta  capit  ^worin  alles  enthäuten  %st\ 

Capitano  it.,  alt  cattano,  sp.  capitan  hauptmann,  gleichsam  capi- 
tanns  von  capat;  dasselbe  wort  mit  anderm  suffix  mlat.  capitanens  bereits 
in  einer  urk.  v.  j.  651  Marin,  p.  182^,  pr.  capitani,  fr.  capitaine,  aU 
chevetaine,  chataine,  engl,  chieftain. 

Capitello  it.  Jcöpfchen,  knauf,  sp.  caudillo,  aUsp.  capdiello,  pr. 
capdel  Oberhaupt,  häuptling;  von  capitellam  für  capitnlnm  köpf.  Daher 
vb.  sp.  acandillar,  pr.  capdeiar,  altfr.  cadeler  Rol.,  caieler  DMce. 
p.  260.  263  führen. 

Gapftoio  it.,  sp.  capitulo,  cabildo,  pg.  cabido,  pr.  capitol,  fr. 
chapitre  in  der  bed.  Versammlung  eines  geistlichen  oder  weltlichen  Ordens; 
von  capitalum  hauptstück  einer  schrift,  weil  die  in  capitd  getheUten  ordens- 
Statuten  daselbst  verlesen  wurden,  oder  weil  auf  den  grund  dersdben  ver- 
handelt ward.  In  Südfrankreich  führte  auch  der  mtmicipalrath  den 
namen  capitöl,  ja  der  einsfdne  schaffe,  daher  das  fr.  capitoui. 

Caporale  it.,  aUsp.  caboral  und  caporai  ac^j.  hauptsächlich,  subst. 
anführer,  befehishaber,  henneg.  co^orsA,  corporal,  »/.  atirA  caporano,  dass.; 
ein  in  Italien  entstandenes  aus  capo  (haupt)  durch  einschiebung  fast  selt- 
sam gebildetes,  möglicherweise  dem  adj.  und  subst.  generale  nachgeformtes 
wort. 

Gappa  it.,  sp.  pg.  pr.  capa,  fr.  cbape  mantd.  Ein  sehr  altes  wort, 
vielleicht  noch  aus  der  röm.  voUcssprache:  capa,  quia  quasi  totum  capiat 
hominem,  bemerkt  Isidorus  19,  31,  3,  wo  er  die  capa  auch  capitis  orna- 
mentum  nennt,  denn  man  zog  sie  über  den  köpf;  cappa  fif^det  sich  in 
einer  urk.  v.  j.  660,  s.  Breq.  n.  146  und  später  oft,  e.  b.  mitra  kappa 
Gl.  ant.  (Class.  auäores).  Man  leite  es  nicht  von  caput,  woraus  wohl 
capo,  schwerlich  ein  in  seiner  bedeutung  so  sehr  abweichendes  fem.  capa 
cappa  werden  konnte.  Die  einfachen  substantiva  entspringen  hauptsäch- 
lich aus  verbis  und  so  entsprang  cappa,  wie  auch  Isidor  sagt,  aus  capere 
und  bedeutet  das  umfangende:  so  heißt  ahd.  gifang  kleid  von  fähan  fan- 
gen, mhd.  vazzen  ist  sowohl  capere  wie  vestire.  Das  doppelte  p  {auch 
Span,  scheidet  sich  capa  vom  vb.  caber)  ist  kein  einwand:  schärfungen 
eines  consonanten  in  einem  bestimmten  worte  sind  nicht  selten,  eine  solche 
begegnet  auch  in  cappone  von  capo.  Abll.  in  menge,  e.  b.  it.  cap  eil  o, 
fr.  chapeau  hut,  oitfr.  chapel  kravM  stall  des  hules  getragen  (cappello 
ghirlanda  secondo  il  volgar  francese  Boccac.  dec.  1,  1);  it.  cappella 
u,  s.  f.  ursprüngl.  kursier  mantd,  speddl  das  stück  eines  mantds  des  heil 
Martinas,  das  in  einer  kleinen  hofkirche  aufbewahrt  wurde,  daher  über- 
haupt kleine  kirche,  s.  Ducange;  it.  cappotto,  sp.  capote,  fr.  capot 
manteljnit  einer  kappe;  it.  cappuccio,  sp.  capuz,  capucho,  fr.  capuce, 
capuchon  mönchskappe,   und  wegen  einer  ähnlichkeit  capuccio   und  fr. 


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I.   CAPPERO-CABA.  87 

cabus  kohlkapf^  kappe8;-ü,  capperone,  fr.  ehaperoD,  pr.  capairö  mütjge 
eek;  wohi  auch  sp.  capazo,  capacho  lederner  eimer,  kiepe,  großer  Jcorbj 
pg.  capacho  mit  plüsch  gefütterter  korb. 

Cippero  it.,  fr.  cäpre  ein  gewürs^  kaper;  von  capparis,  arab.  al- 
kabar  Gol.  1996,  hieraus  sp.  pg.  alcaparra,  arag.  eirfach  caparra. 

Cappio  it.  schleife f  knoten,  sp.  pg.  Ghhle,  fr.  c&ble  seil,  tau^  anker- 
tau.  Es  ist  ohne  zweifei  das  mlatein.  capulum,  das  auch  Isidorus  kennt: 
capalmn  ^unis  a  capiendo;  caplum  Ywnts'  Gl.  Isid.;  mittelgriech.  Ka/tliovy 
ndl.  kabel.  Wer  es  aus  dem  arab.  'habl  erklärt,  der  bedenkt  nicht,  dafi 
das  eindringen  arab.  Wörter  erst  lange  nach  Isidors  eeit  anfieng,  noch  dafi 
sich  anlautendes  arab.  'h  (.)  nie  in  c  verhärtet.  Das  gleuMed.  sp.  pg. 
cabo,  ufelches  sich  logisch  nicht  wohl  zu  caput  schickty  mag  aus  capulam 
abgekürzt  sein. 

Capriccio  t^.;  daher  sp.  capricho,  fr.  caprice  umnderlicher  einfäll; 
van  capra  siege,  in  bejriehung  auf  das  benehmen  dieses  thieres,  man  er- 
wäge das  synonyme  ticchio  II.  a  und  füge  noch  hinzu  comask.  nucia  = 
capretta,  nncc  =  Capriccio. 

Gar,  qnar  pr.  fr.  altsp.  altpg.  partikel  für  lat.  nam^  quia;  von 
qaare,  womit  es  ursprünglich  gleichbedeutend  war:  morz  a  me  quar  no 
yes?  tod  warum  kommst  du  nicht  zu  mir?  Bth.  130,  vgl.  Rom.  gramm. 
in,  214.  Dem  Italiener  fehlt  das  wort,  denn  Daniels  und  Cecco's  qnare 
Iw/l  27,  72,  Acerb.  4,  1  ist  latinismus.    S.  oben  ca. 

Cara  sp.  pg.  pr.,  attfr.  chiere,  daher  entlehnt  it,  chw.  cera  antUtz. 
Noch  die  franz.  wbb.  des  16.  jh.  so  wie  die  heutige  norm,  und  lothr.  mund- 
ort  kennen  die  alte  bedeutung:  so  findet  sich  bei  Nicot  avoir  la  chere 
baisste  vuUum  demittere;  aber  schon  damals  galt  die  darin  entwickelte 
hed.  miene,  freundliche  oder  unfreundliche  aufnähme  (noch  jetzt  il  ne  sait 
quelle  chöre  lai  faire  wdche  aufnähme),  bis  das  wort  endlich  auf  die 
weiter  daraus  entfaltete  bed.  beuArihung,  gastmahl  eingeschränkt  ward. 
(Eime  genauere  geschichte  seiner  bedeutungen  gibt  Gachet  p.  88.)  Cara 
'anüitä'  braucht  schon,  wie  Ferrari  anmerkte,  ein  dichter  des  6.  jh.,  Co- 
rippus  De  laud.  Justini  2,  412,  413:  postquam  venere  verendam  Cae- 
saris  ante  caram.  Dafi  der  africanische  dichter,  natürlich  ohne  alle  be- 
Ziehung  auf  die  römische  Volkssprache,  ein  griech,  wort  xagay  äol.  xagrj 
haupi,  aber  auch  antlitz  (s.  die  commentatoren  zur  stelle,  ausg.  v.  Bekker 
p.  399)  in  seinen  latein.  text  einführte,  ist  nicht  zu  vervmndem;  dafi 
dieses  wort  eher  in  der  letzteren  seltneren  selbst  dem  Neugriechen  un- 
bekannten bedeutung,  ohne  das  mit  griech.  bestandtheilen  am  meisten  ver- 
setzte ital.  oder  walach.  gebiet  zu  berühren,  seinen  weg  in  die  westlichen 
tmmdarten  fand,  ist  überraschend  und  entschuldigt  den  gegen  diese  etymo- 
loffie  erhobenen  zweifei.  Aber  es  gibt  keine  bessere.  [Dagegen  hat  Lorenzo 
IMvL  Modignani  später  (1867)  in  einem  mit  classischer  gelehrsamkeit 
geschrid>enen  aufsatz  gezeigt,  dafi  das  ital.  cera,  welches  bereits  in  den 
äÜesten  denhnalem  dieser  spräche  vorkomme  und  gesichtsfarbe,  demnächst 
peeichtdnldung  bedeute,  von  cara  abzusondern  und  auf  lat.  cera  in  den 


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88  CABABA-CARDO. 

bedd.  farbey  portrat  smrücTczuführen  s«.]  —  Zss.  sind  sp.  carear,  acarar, 
altfr.  acarier  confrontieren;  nfr.  acari&tre  hartnäeldg,  wunderlich.  Nach 
Huet  gehört  hieher  auch  fr.  contrecarrer  zuwider  handebt,  besser  aber  und 
im  einJdang  mit  dem  buchstaben  deutet  es  Frisch  aus  fr.  carrer  =  lat. 
qnadrare  in  Ordnung  bringen,  vgl.  contrecarre  antisophisma  bei  Nicot.  — 
Entstand  wal.  ocdre  schimpf  etwa  aus  a-carare,   gebildet  wie  affrontare? 

Cäraba  sp.  ein  fahrseug;  von  carabus  'parva  scapha  Isid.  19, 1, 26 y 
gr.  xagaßag-,  daher  sp,  carabela,  it.  caravella,  fr.  caravelle. 

Garabi  na  it.  sp.  pg.,  fr.  carabine  ein  feuergewehr,  fr.  carabin  «n 
damit  bewaffneter  reifer.  Für  letzteres  gibt  es  eine  ältere  form  calabrin 
Boquef.,  it.  calabrino,  und  so  läfit  sich  carabine  aus  dem  pr.  calibre 
wurfgeschütz  (s.  caable  //.  c)  ableiten:  daß  man  waffennamen  äUerer 
iriegsJcunst  auf  neuere  übertrug,  kann  nicht  befremden. 

Caracca  it.,  sp.  pg.  fr.  carraca,  carraque,  ndl.  kraecke  eine  ort 
grosser  schiffe;  nimmer  vom  arab.  'harraqah  brander  (Monti,  Agg.  ai  voc. 
II,  2,  313),  da  anlautendes  arab.  'h  kein  c  ergibt,  s.  cappio. 

Caraffa  it.,  sp.  garrafa  (so  auch  dUval.,  JFebr.  str.  154),  fr.  ca- 
raffe,  sie.  carrabba  flasche  mit  weitem  bauch  und  engem  hals;  vgl.  arab. 
giräf  ein  maß  für  trockne  dinge,  vb,  garafa  schöpfen  Freyt.  III,  270^.  — 
[Neue  bemerktmgen  s.  bei  Dozy.] 

Caragollo  it.  (nach  Ferrari),  sp.  pg.  fr.  caracol,  cot.  caragol 
Schnecke,  wendeltrq^,  Wendung  mit  dem  pferd,  in  letzterer  bed.  it.  cara- 
collo.  Man  deutet  es  aus  dem  arab.  karkara  sich  im  kreiße  drehen  Freyt. 
IV,  28",  was  Übel  angeht,  da  ein  arab,  subst.  fehlt.  Besser  würde  passen 
das  gael.  carach  gewunden,  gedreht. 

Carato  it.,  fr.  carat,  sp.  pg.  quilate,  altpg.  quirate  ein  kleines  ge- 
wicht, karat;  vom  arab.  qträ't,  dies  vom  gr.  Ti^gdrinv  hiäsenfrucht  als 
gewicht  gebraucht,  man  sdie  Freyt.  III,  427".  Isidorus  nennt  es  cerates, 
was  der  span.  form  ganz  nahe  kommt:  cerates  oboli  pars  media  est,  sili- 
quam  habens  unam  et  semis.    Venez.  carato  same  des  Johannisbrotbaumes. 

Carcasso  it.,  sp.  carcax,  pg.  carcas,  fr.  carquois  (für  carqnais) 
köcher,  ältfr.  auch  brustkasten,  thorax  DMce.  285;  dsgl.  U.  pg.  carcassa, 
sp.  carcasa,  fr.  carcasse  gerippe.  Der  zweite  theil-  dieses  zsgs.  Wortes  ist 
offenbar  capsns  (s.  unten  casso),  der  erste  scheint  caro  zu  sein  und  die 
ursprüngl.  bed.  rümpf  oder  bruststück  eines  thieres,  buchstäblich  fleisch- 
kosten,  fleischgerippe,  übertragen  auf  den  von  reifen  zusammengehaltenen 
köcher,  wie  carcassa  auch  eine  mit  reifen  umgebene  bombe  heißt.  Zu 
widersprechen  scheint  it.  carc-ame  geripp,  das  einen  stamm  carc  fordert, 
also  auch  carc-asso  ?  Allein  asso  ist  kein  sufßx:  carcame  entstand  durch 
einmischung  von  carcasso  aus  arcame,  das  aus  arca  kosten  abgeieitet 
ward.    Die  parmes,  mundart  sagt  für  carcasso  cassiron. 

Cardo  it.  sp.  pg.  distel,  kardendistel  zum  wollkratzen,  von  Carduus; 
abgel.  sp.  pr,  cardon,  fr.  chardon;  vb.  it.  cardare  ff.  aufkratzen,  käm- 
men; zsgs.  it.  s cardo  krämpel,  fr.  ^charde  Stachel  der  distel,  splitter  (so 
auch  neop.  scarda);  sp.  escardar  disteln  ausjäten,   norm,  ^harder  ab- 


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I.   CARESTIA-CAREIERA.  89 

schuppen.  Verschieden  von  ^charde  und  deutscher  herkunß  ist  henneg. 
^rd,  wäUon,  h&rd  scharte  s.  Grandgagnägey  vb.  6carder,  harder  schartig 
machen,  ahd.  scartt,'  altn,  skard  bruch,^  einschnitt^  ahd.  skertan,  ciUn, 
skarda  einschnitte  machen  u.  s.  w.;  auch  cot.  esqnerdar  brechen,  spalten 
ist  dieses  Ursprunges. 

Gares^ia  it.  sp.  pg.  pr.,  mlat.  caristia,  so  auch  sp.  pg.,  altsp.  ca- 
TSkBtm  Apol.  Str.  66  theurung^  nuingd;  it.  carestoso,  pr.  carestios 
Flam.  nothleidend;  augenscheinlich  aus  carus,  aber  wie  abgeleitet  oder 
susammengesetzt?  Vgl.  bash.  garestia  {UAort.  carastia)  adj.  =  carns. 
In  den  Joyas  dd  gai  saber  p.  264  wird  sogar  carfstia  gesprochen,  reimend 
auf  h6sti&,  ahcTj  die  richtigkeit  dieser  betonung  vorausgesetzt,  läßt  es  sich 
doch  mit  dem  nichts  toeniger  als  sinnverwandten  griech.  charistia  plur. 
(freudenmahl)  nicht  vereinigen.  Eine  occit.  abl.  ist  carestiö.  —  [Hat 
eucharistia  auf  die  büdung  dieses  wertes  eingewirkt?  fragt  WackertMgd.] 

Caricare,  carcare  it.,  sp.  pr.  cargar,  pg.  carregar,  fr.  charger 
hdaden;  sbst.  it.  carico,  sp.  cargo,  pr.  carc,  fem.  it.  carica,  sp,  pr. 
esLfgSi,  fr.  Charge  last,  figürl.  and.  Carricare,  von  carrus,  findet  sich  bei 
Hieronymus  (nach  Ducange),  discarricare  bei  Venant.  Fort.,  discargare 
in  der  L.  Sah  Das  it.  caricare  bedeutet  auch  überladen,  übertreiben  in 
rede  oder  Zeichnung,  daher  caricatura  Zerrbild. 

Carmesino,  cr^misi,  cremisino  it.\  sp.  carmesl,  fr.  cramoisi  subst. 
und  adj.,  eine  hochrothe  färbe  bezeichnend;  vom  arab.  qermez  Scharlach, 
adj.  qermaz!  Freyt.  III,  434^.  Das  wort,  seinem  Ursprünge  nach  indisch, 
entspricht  dem  sanskr.  krimi-dscha  d.  i.  wurmerzeugt  (Pott  in  Lassens 
2is<Ar.  IV,  42).  Derselben  herkunft  ist  it.  carminio,  sp.  carmin,  fr. 
carmin. 

Carogna  it.  pr.,  sp.  carrofia,  fr.  charogne  fleisch,  acts,  adj.  sp. 
earrofio  verfauU;  jedesfcAls  von  caro,  wenn  auch  im  Widerspruche  mit  den 
üMreiehen  ableitungen  aus  dem  thema  cam,  indem  man,  wie  es  scheint, 
durch  canmcala  verführt,  in  car  den  eigentlichen  stamm  dieser  ableitungen 
fuUte. 

Carpa  sp.,  fr.  carpe,  wai.  crap,  pr.  escarpa,  it.  carpione  ein  fisch, 
karpfen;  vom  nilat.  carpa,  schon  bei  Cassiodor,  s.  Vossius  De  vit.  serm., 
einem  weit  verbreiteten  schwerlich  aus  cyprinus  entstellten  worte. 

Garpentiere  it.  wagner,  Zimmermann,  sp.  carpintero,  ^r.  carpeii- 
tier,  fr.  charpentier  nur  in  letzterer  bed.;  von  carpentarius  wagner,  im 
ndatein  üherhaupt  holzarbeiter,  carpentarius  'zimbermann  Gloss.  Herrad. 
Franz.  charpente  (f.)  zimmeruwrk,  lat.  carpentum  wagen. 

Carriera  it.,  fr.  carrifere  lauf  bahn,  sp.  carrera  lauf  bahn,  straße, 
pr.  carriera  strafie;  eig.  fahrweg,  von  carrus.  Besser  als  carrifere  ist  die 
aUfr.  und  mundarü.  form  charrifere,  da  ersteres  auch  steingrube  bedeutet 
und  in  diesem  sinne  aus  einer  andern  umrzd  herrührt,  s.  quadro.  Andre 
abü.  von  carrus  sind:  t^  carrozza,  sp.  carroza,  fr.  carrosse  kutsche, 
mhd.  karrosche,  karrutsche;  fr.  carrousel  ringelrennen,  daher  it.  caro- 
sello,  garosello. 


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90  I.   CARRUBA-CASERMA. 

Carrnba  ü.y  sp.  garroba,  algarroba,  garrofa,  pg,  alfarroba,  fr. 
caroube,  carouge  Johannisbrot;  ü.  carrobo,  carrubbio,  sp.  garrobo,  al- 
garrobo,  pg.  BMe^rroheirsi  Johannisbrotbaum;  vorn^  gleichbed.  arab.  charrfib 
Freyt.  /,  471\ 

Carvi  ü,  sp.  fr.,  neupr,  charui  feldkümmel,  Icarbe;  von  careum 
(xagnv).  Derselben  herkunft  ist  arab.  al-karavta  Gol.  2028,  toodurch  die 
roman.  Wörter  vieUeicht  naher  bestimmt  tourden,  übrigens  auch  sp.  aI- 
caravea. 

Casa  it.  sp.  pg.  pr.,  cas*^  wal.  für  lat,  domus  seit  dem  frühsten 
mlateinj  daher  casa  dei  Chron.  Laurish.,  casa  regis  L.  Long.,  casa  do- 
minica  L.  Baito.  Ital.  mundarten  verkürzen  es  in  ca.  UfUer  den  abll. 
ssu  erwähnen  chw.  vb,  casar  wohnen,  hausen,  it.  casare,  sp.  pg.pr.cs^ssa 
verheirathen,  eigentl.  hätislich  einrichten,  ausstatten;  so  mhd.  heimen  hei- 
rathen^  von  heim  haus.  Grimm,  Rechtsalt.  p.  420,  vergleicht  aUn.  byggja 
saman  jiusammen  wohnen.  Die  sard.  mundart  bewahrt  doma  und  braucht 
es  ganz  wie  das  ital.  casa. 

Casacca  it.,  sp.  pg.  casaca,  fr.  casaque  lange  Überjacke;  von  casa 
hütte,  mit  einer  begriffsübertragung  wie  im  nüat.  casala  {s.  casipola); 
auch  unser  hose  ist  mit  casa  gleicher  wunsel,  s.  Wackernagel  b.  Haupt 
VI,  297.    Dasselbe  suffix  im  it.  gnarnaoca  üherkleid. 

Casamatta  it.,  sp.  casamata,  fr.  casemate  waUkeller;  aus  gr. 
xdofia  grübe,  höhle,  plur.  x^^^^^^^j  deutet  MSnage.  Eine  Zerlegung  in 
casa-matta  versucht  mit  glück  Mahn  p,  6.  Matto  nämlich  habe  in  einigen 
Verbindungen  die  bedeutung  des  deutschen  matt:  carro  matto  leiterwagen 
e.  b.  sei  der  schwache,  rohe,  unvoWcofnmene  wagen,  und  so  sei  casa  matta 
das  schwache,  todte,  versteckte  haus.  Im  mailänd.  heifit  matt  s.  v.  a. 
pseudo:  perla  matta  ist  perla  falsa,  giussumin  matt  gdsomino  süvestre^ 
unter  unserm  warte  läfit  sich  ein  haus  denken,  das  diesen  namen  nicht 
verdient.  Im  sicü.  bedeutet  mattu  düster,  in  dieser  mundart  würde  man 
ein  düsteres  haus  darunter  verstehn.  Bezeichnender  noch  ist  Wedgwood*s 
auslegung  des  Wortes  aus  sp.  casa  und  matar  tödten,  entsprechend  dem 
deutschen  mordkeller  und  dem  in  diesem  sinne  veralteten  engl,  slaughter- 
house,  nur  ist  für  das  hier  unstatthafte  vb.  matar  das  subst.  mata  jgu 
setzen,  so  dafi  der  sinn  ist  'haus  der  metzelei. 

Cascio,  cacio  it.,  sp.  queso,  pg.  queixo  käse;  von  caseus,  vgl.  für 
das  span.  wort  denselben  lautübergang  in  qnepo  von  capio. 

Gaserma  it.,  wdl.  cesarm^,  richtiger  sp.  pg.  caserna,  fr.  caseme 
Soldatenhütte;  von  casa  wie  lat.  caverna  von  cava.  —  [Gaserma,  cesarm^ 
nebst  dem  volksmäßigen  deutschen  casarm  machen  diese  deutung,  wie 
Mahn  p.  6  einwendet,  zweifelhaft  und  es  sei  die  herleitung  aus  casa  d*arme 
vorzuziehn.  'Ich  habe  die  formen  mit  m  denen  mit  n  nicht  als  gleichbe- 
rechtigt entgegenstellen  wollen,  weil  caserma,  wenn  es  ein  gfites  mit  arma 
zusammengesetztes  ital.  wort  sein  sollte,  doch  casarma  oder  eigentUek 
casarme  lauten  müßte,  die  wai.  und  deutsche  form  aber  den  grammatischen 
werth  der  span.  und  franz.  nicht  aufwiegen  können.    Überdies  scheint 


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I.    CASIPOLA-CATACOMBA.  91 

waffenkaus  für  soldatenhüäe  etwas  pretiös.  Das  suffix  erna  i^  allerdings 
ein  seUen  angetvandteSj  aber  wie  leicht  konnte  das  beispiel  von  eava  ca- 
vema  verführen^  ihm  ein  casa  caserna  an  die  seile  ßsu  setzen.^  Krit. 
cmkang.] 

Casipola,  easnpola  it.  hüttchen,  daher  fr.  chasable  messgewand. 
Das  jtpon.  wori  ist  casnlla  m  letzterer  hedeutung  (altfr.  casnle  Gloss. 
de  Laie  22^)  =  nUat,  casula  nach  Isidor  quasi  minor  casa  eo  qnod 
totom  hominem  tegat;  vielleicht  formte  man  casipola  nach  dem  muster 
des  von  manns  stammenden  manipnlus.  Wie  sid^  übrigens  die  begriffe 
hSMe  und  mantel  berühren,  steigt  auch  das  in  ersterer  hedeutung  gebrauchte 
cappa,  s.  capanna. 

Cass  pr.  altfr.  gebrochen,  gebeugt:  brisi^  et  cas  Sax.  II,  186;  vb. 
pr.  cassar,  t^r.  casser  brechen;  von  qnassns,  qoassare.  Ital.  accasciare 
ermatten  erfordert  eine  abl.  qnassiare.  Dasselbe  wort  mit  eingeschobenem 
n  ist  aUsp.  canso  müde,  nsp.  cansar  müde  machen  (die  kraft  brechen), 
das  sieh  vom  it.  cansare  durch  seine  bedeutung  scheidet;  esgs.  sp.  des- 
eansar  ruhen,  prov.  dass.  ORoss.  1137. 

Cassa  it.,  sp.  caxa,  pg.  calxa,  pr.  caissa,  fr.  caisse  kiste^  dsgl.  fr. 
ch&gse  einfassung;  von  capsa  behäÜnis.  Abgel.  it.  cassetta,  casset- 
toDe,  Msgjf.  castone  {wie  pwmes.  castöina  aius  cassettina).  Zsgs.  pg.  en- 
caixar,  fr.  enchässer  einfassen,  einfügen;  gleichbed.  cat.  encastar,  sp. 
engastar,  it.  incastrare,  pr.  encastrar,  fr.  encastrer;  so  wie  pr.  enca- 
stonar,  pg.  encastöar,  ^.  engastonar,  vgl.  mlat.  incastratura.    * 

Cas  so  it.  sp.  pg.,  pr.  cas,  aitfr.  qnas  leer,  unnütz;  von  cassns. 
Ihgl.  vb.  cassare  ff.,  fr.  casser  su  nichte  machen,  lat.  cassare  für  cassum 
reddere  bei  Sidonius  und  CJassiodorus. 

Cas  so  it.  brüst,  thorax,  mlat.  cassum,  cassns;  t;oncapsns  behältnis, 
wie  auch  mlat.  arca  denselben  begriff  erfÜUt.  Prov.  cais  hnnlade  ist 
^eidifäUs  von  capsns  wie  eis  von  ipse,  nicht  von  cassar  brechen  (als 
äwas  eermoimendes),  da  der  diphthong  ai  widerstrebt.  Endlich  muß  im 
^eickbed.  pg.  qneixo  {cat.  qnex),  woher  queixada,  sp.  qnixada  und 
vokl  auch  sp.  qnixera  beschlag  am  schaft  der  armbrust  ßackenstück), 
dassdbe  cais  oder-  capsns  anerkannt  werden. 

Cataoomba  it.,  sp,  pr.  catacnmba,  fr.  catacombe  unterirdische 
gmfl.  Offenbar  ein  compositumj  in  dessen  erstem  theile  man  gewöhnlich 
die  griech.  prap.  yutta,  in  dem  jnceiten  das  subst.  tumba  erkennt,  cata- 
ciimbae  wäre  also  =  ad  tnmbas  an  den  grüften.  Es  ist  aber  nicht  ein- 
euseken,  warum  die  spräche,  wenn  man  auch  die  einmischung  einer  griech. 
partikd  euläfit,  die  gruft  als  etwas  an  der  gruft  befindliches  aufgefaßt 
haben  soUte.  Vidleieht  ist  cata  c6e»  nur  das  rom.  vb.  catar  schauen 
(s.  unten)  und  comba  entweder  durch  assimilation  an  den  anlaut  c  {in 
cata)  entstelU  aus  tomba  (sp.  catatnmba  findet  sich  in  Bengif o's  reimbuch, 
maü  catatomba  bei  Cherubini)  oder  auch  unentstellt,  da  es  im  span. 
gewSbe  bedeutet,  so  daß  also  cata-comba  schau-gruft  heißen  würde.  Die 
rmisehen  catacomben  bargen  nämlich  die  körper  voß  märtyrem  und  hei- 


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92  I.   CATAFALCO-CATAR. 

Ugen  und  tourden  darum  von  andächtigen  Christen  besucht,  s.  die  stdle 
des  h.  Hieronymus  bei  Ducange.  Man  könnte  sdbst  das  sdbinische  cnmba 
heraneiehen,  wovon  Festussagt:  cnmbam  Sabini  vocant  eam,  quam  mili- 
tares  lecticam,  also  sanfte,  tragebett  (s,  K,  0.  Müller  zu  der  stelle),-  wäre 
tomba  oder  comba  nicht  der  Sache  angemessener.  Die  hier  ausgesprochene 
deutung  könnte  gleichufohl  gewagt  scheinen,  fände  sie  nicht  in  den  beiden 
folgenden  (Artikeln  unterstütjmng,  fast  bestätigung.  —  [Bellermann,  Über  die 
ältesten  christl.  begräbnisstätten  p.  7,  nimmt  eine  griech.  bildung  xata" 
TVfißinv  dafür  an.] 

Catafalco  ü.,  sp.  cadafalso,  cmlahalso,  cadalso,  pr.  cadafalc,  ott- 
cat.  cadafal  Chr.  d* Esel.  597",  vaZ.  carafal,  oZ^r.  eseadafaut,  cadelant, 
chafaut,*  n/r.  6chafaud,  mndl.  scafant,  nhd.  Schafott  gerüste  eu  verschie- 
denen zwecken,  trauergerüste,  blutgerüste  u.  dgl.  Die  reinste  form  ist 
catafalco;  das  sp.  cadidalso  mit  s  für  c  t^  unklar,  muthmaßlich  hat  sieh 
falso  ac{).  in  der  Verbindung  edificio  falso  gebäude,  das  auf  keinem  festen 
gründe  ruht,  oder  das  rothwälsche  falso  henker  eingemengt;  im  aUfr.  es- 
cadafaut  gieng  auslautendes  c  in  t  über  wie  in  Estrabort  für  Estrabore, 
nfr.  Strasbourg.  Das  wort  ist  zsgs.  af4S  catar  schauen,  prov.  erweicht  in 
cadar,  und  atis  falco,  entstellt  etwa  im  munde  der  Deutschen,  detien  p 
leicht  zu  ph  oder  i  ward,  aus  ital.  palco  gerüst,  das  selbst  wieder  deut- 
schen Ursprunges  ist,  also  schaugerüste,  gerüste  zu  öffentlicher  schau,  un- 
mittelbar aus  dem  itcä.  entlehnt  ist  fr.  catafalque,  sp.  cadafaleo.  JauU 
wül  in  falco  das  arab.  falak  anhöhe  Freyt.  III,  372^  erkennen,  allein 
warum  sollte  die  spräche  dieses  wort  nur  in  einem  compositum  aufbewahrt 
haben?  selten  wenigstens  geschieht  dergleichen  in  unlat.  Wörtern.  Ducange 
setzt  es  zusammen  aus  gr.  Aoia  und  lat.  palus  oder  fala  (gerüst),  womit 
aber  die  endung  c  unerklärt  bleibt,  andre  haben  ein  deutsches  schauhaus 
oder  ndl.  schauvat  (schaufaß)  dafür  aufgestellt. 

Cataletto  U.  paradebett,  buchstäblich  schaubett;  von  catar  Kn<{  letto, 
s.  die  beiden  letzten  artikel.  Dem  entspricht  buchstäblich  sp.  cadalecho 
binsenlager,  neupr.  cadaliech,  altfr.  kaalit  HBord.  p.  147,  iieufr.  chälit 
spannbett,  fußgestell  des  bettes,  letzteres  gewöhnlich  aus  chasse-lit  erklärt. 

Catar  oitsp.  sehen,  schauen,  (catö  ä  todas  partes  PC*.  357),  ebenso 
altpg.  (com  quaes  olhos  vos  catey  D.  Din.  p.  38  und  öfter),  nsp.  pg. 
versuchen,  untersuchen,  nachsuchen;  sbst.  cata  Untersuchung;  zsgs.  reca- 
tar  wiedei'  kosten,  dsgl.  sorgfältig  bewahren,  recato  vorsieht,  geheimnis; 
acatar  untersuclien,  verehren,  acatamiento  ehrfurcht  u.  a.  m.  Im  prov. 
ist  das  wort  nicht  einheimisch  und  wird  darum  im  Ehwidari  erklärt: 
catar  vol  dire  vezer  (sehen)  LR;  eben  so  wenig  besitzt  es  der  Franzose, 
doch  führt  Menage  eine  abl.  catiller  'ausspähen  aus  Monstrelet  an.  Churw. 
ober  heißt  catar  finden,  ebenso  parm.  venez.  catar,  lomb.  cata  finden,  er- 
greifen;  daß  es  im  ital.  auch  vorhanden  war  und  schauen  hieß,  scheint 
sich  aus  cata-comba,  cata-falco,  cata-letto  zu  ergeben,  welchen  span.  com- 
posit^  wie  cata-lecho,  cata-ribera,  cata-viento  entsprechen.  Dem  Waiachen 
endlich  bedeutet  ceutä  schauen,  suchen,  hüten.    Schon  Isidorus  kennt  das 


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I.   CATASTRO-CAVIALE.  93 

wort  in  seiner  äUspan.  bed.:  cattas  (Icatze),  qnod  cattat  {al.  catat,  captat) 
L  e.  videt  12,  2,  35.  Die  herkunft  desselben  vom  IcU,  captare  (lauem) 
kann  nicht  BweifeUuxft  sein.  In  der  L.  Sal.  emend.  taird  noch  captare 
geschrieben^  aber  auch  hier  ist  die  bed.  schauen,  gleichsam  oculis  captare, 
nicht  lu  verkennen,  s.  Pott,  PlatÜateinisch  392.  Das  it.  cattare  ist  nebst 
sp.  captar,  fr.  capter  erst  später  aus  dem  classischen  latein  aufgenommen 
worden.  —  Seltsam  ist  das  it.  cata-colto  'ertappt\  für  catato-colto,  ein 
offenbarer  pleonasmus  um  das  unverständlich  gewordene  catato  mit  einem 
synonymen  ausdrucke  eu  erklären. 

Catastro  it.  «p.,  cadastre  fr.  {it.  auch  catasto)  Steuerregister;  gleich- 
som  capitastnun  kopfsteuerliste.  Das  frühste  mittelalter  brauchte  dafür 
eapitnlarium  Greg.  Tur.  9,  30  mit  dem  eusatz  in  quo  tribnta  contine- 
bMitar,  eigenil.  eine  in  capitula  abgetheilte  schrift;  capitastrom  aber  ent- 
stand gewiß  unmittelbar  aus  caput  wie  sp.  cabezon  steuerliste  aus  cabeza. 

Catrame  it.y  pg.  alcatrao,  sp.  alqnitran,  fr.  gnitran,  goadron,  mlat. 
catarumus  theer;  vom  arab.  alqa'trän  dass.  Freyt.  Illy  464*". 

Cattivo  it.y  sp,  cativo,  pr.  caitia,  fr.  cWtil  efend,  sMedU;  von 
captiTus  gefangen^  in  knechtschaft,  daher  unglücklich  nebst  den  weitem 
led&dumgen;  die  ursprüngliche  wird  durch  cattivo  it.^  cantivo*^.,  captif 
fr.  vertreten. 

Cayallo  it.,  sp.  caballo,  pr.  caval,  fr.  cbeval,  wal.  oal  (auch  alban. 
cale,  calle)  pferd;  von  caballus  {naßailrjg),  nach  Ä,  W.  Schlegels  muih- 
mafmng  ein  üalisches  bauemwort,  womit  das  pferd  in  der  landwirthschaft 
beseiehnä  ward,  s.  dessen  Ind.  bibl.  /,  240.  Daher  it.  cavalcare,  sp. 
cabalgar,  fr.  chevaucber  (fehlt  wal.)  reiten^  wie  gr.  mnsvaiv  von  inno^y 
in  der  L.  Sal.  caballicare  und  zwar  caballicare  caballum  une  rom.  caval- 
eare  un  cavallo.  Von  equus  blieb  nur  das  fem.  sp.  yegaa,  pg,  egoa, 
pr.  egaa,  dltfr.  aigae,  wal.  eap;,  sard.  ebb^.  Aus  caballus  leitet  sich 
femer  ndat.  caballarius  Gl.  Isid.,  it.  cavaliere,  sp.  cabaUero,  pr.  cava- 
lier  und  cavayer,  fr.  Chevalier  und  cavalier  ritter,  reiter;  dsgl.  it,  caval- 
letta,  sp.  caballeta  grüne  Jieuschrecke,  pferdchen  genannt  wegen  der  ahn- 
liekkeit  ihres  köpf  es  mit  einem  pferdekopfe,  heupferd. 

Cavezza  it.  haifter,  oitfr,  chevece  kragen,  sp.pg.  cabeza  köpf,  auch 
pr.  cabeissa;  dsgl.  sp.  pg,  cabezo,  pr,  cabes  der  obere  theU  eines 
dinges;  abgd.  ü.  cavezzone,  fr.  caveQon  kappeaum,  sp.  cabezon  hemd- 
kragen;  von  caput  Daß  chevece  und  cabeza  eins  seien,  ist  unzweifelhaft; 
aber  auch  cavezza  stimmt  dazu,  wiewohl  capezza  (vgl.  capezzale  aus  ca- 
pitimn  bei  Gellius)  erwartet  werden  durfte.  Kragen  als  köpf  des  hemdes 
ist  der  müteJbegriff  zwischen  haupt  und  halfter,  doch  könnte  sich  sp. 
cabeza  auch  unmittelbar  auf  capitinm  in  der  bed.  einer  kopfbedechung  be- 
ziehen,  in  den  JErf.  glossen  283"  wird  es  mit  dem  ags.  ^hood*  pHeus  über- 
säht.   lUA.  Bcavezzare  abhauen  ist  =  scapezzare,  ^.  descabezar. 

Caviale  it.,  sp.  cabial,  pg.  fr.  caviar,  ngr.  xaviagi  eingesalzener 
rogen  des  in  aUen  europäischen  gewässem  heimischen  störs  und  einiger 
andern  fische. 


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94  I.   CAVICCHIA-CEDRO. 

Cavicchia,  caviglia  it.^  pg.  pr.  cavilha,  fr.  cheviUe,  j^locky  masc 
it.  cavicchio,  caviglio  dass.  Lot.  clavicala  ward  durch  dis8imäati(m 
in  cavicla  vereinfacht  um  das  doppelte  cl  jsu  beseitigen:  ohne  diese  eupho- 
nische rücksicht  dürfte  eine  schwäcJiung  des  anlautes  nicht  angenommen 
werden.    Der  Spanier  behielt  cl  in  clavija,   worin  jene  rücksicht  wegßd. 

Cavolo  it.,  sp.  col,  pg.  oouve,  pr.  caul,  fr.  chou  kohi;  bemerkens- 
werthj  weil  diese  formen  so  uHe  das  kymr.  cawl,  das  bret.  kaol  auf  caalis, 
nicht  auf  das  anscheinend  volksmäßige  colis  weisen. 

Cayo  sp.  (nur  im  plur.  üblich),  altfr.  caye  Sandbank,  mit  anderer 
bed.  pg.  caes  (sg.  und  pl.J,  fr.  qnai  dämm  an  flüssen,  deich,  ndl.  kaai, 
engl,  kay,  ndd.  kaje.  Alle  vier  roman.  Wörter  sind  formdl  eins  und  auch 
die  begriffe  liegen  sich  nicht  fem.  Ein  altes  jseugnis  dafür  gewähren  die 
Md.  glossen:  kai  ^cancellae\  kaij  (kaji?)  'cancelli*  schranken.  Unpassend 
bringt  dies  Scaliger  mit  dem  PlatUinischen  cajare  (schlagen)  in  Verbin- 
dung: es  ist  augenscheinlich,  wie  schon  Ducange  behauptet,  das  kynw. 
cae  jsaun^  Umzäunung,  bret.  ka6  auch  deich,  ka^a  eineäunen;  vieüeickt 
darf  auch  an  ahd.  cahot  munimentum,  bair.  kachet  jifaun  Graff  IV,  361 
erinnert  werden.  Belegen  ist  bair.  kai  hegung,  als  eine  spätere  Verhär- 
tung aus  gehai  von  haien  hegen  (Schmeller  U,  129),  nicht  in  anschlag 
eu  bringen.  Warum  aber  fr.  qaai  und  nickt  chai?  muihmafilich  weil 
das  wort  ein  erst  später  aus  dem  picard.  oder  gascon.  (vgl.  cayum  haus 
bei  Ducange,  gad.  cai  dass.)  aufgenommenes  ist. 

Cazza  it.,  cot.  cassa,  altfr.  pic.  casse,  masc.  chw.  caz,  sp.  cazo 
pfanne  mit  einem  stiel;  vom  ahd.  chezi,  kezi,  altn.  kati  ein  kochgesckirr, 
woher  unser  kessel.  Abgel.  it.  cazzuola,  sp.  cazaela,  mit  einmisckmng 
eines  r  (wie  in  mouch-er-oUe,  mus-er-oUe  u.  a.)  fr.  casserole  bratpfanne, 
woher  it.  casserola,  pic.  champ.  castrole,  dtsch.  castrol.  Ein  altes  eeugnis 
des  Wortes  in  den  Wiener,  glossen  Hoffm.  p.  68,  16  gazza  'cActta*  = 
churw.  caza  schöpf  keUe. 

Cece  it.,  sp.  chlcharo,  i>r.  cezer,  fr.  chiche  (gewöhnt. pl.  pois  chiches) 
kichererbse,  von  cicer;  it.  cicerchia,  sp.  cicercha,  von  cicercala. 

Cicero  it.  schwan,  alt  c6cino,  mlat.  cecinus  L.  Sal.  tit.  7,  cicinns 
^olor  (oUo  ms.)  Gl.  Paris,  ed.  HUd.,  item  Papias;  vom  tat.  cicer,  dctö  im 
it.  cece  knoUen  am  Schnabel  dieses  vogels  heißt.  Besser  aus  cecinus  als 
aus  cygnus  erklärt  sich  auch  das  sp.  pg.  dUfr.  cisne  (dltpg.  cime  Moraes)y 
da  einschiebung  des  s  für  die  südwestl.  spräche  nicht  annehmbar  ist. 

G^dola  ü.,  sp.  pg.  pr.  c^dala,  fr.  cMule  eettd;  von  schednla  wie 
cisma  von  schisma.  Aus  einer  andern  ausspräche  (skedtda)  entsprang 
sp.  esquela. 

Cedro  it.,  (AAx?^  sp.  pg.,  in  leteterer  spräche  auch  cidräo,  fr.  cltron 
eine  frucht,  citrone;  it.  cedro,  sp.  cidro,  fr.  citronnier  cüronenbaum;  von 
citrus  citronen-  oder  pomeranzenbaum,  citream  dessen  frucht.  Der  bamm 
heißt  ital.  auch  cedemo,  geformt  wie  lat.  qnernus  von  quercus.  Die  zwei^ 
feihafte  quantüät  des  i  in  citrus  erklärt  die  roman.  formen  mit  e  und  L 
Das  vornehmste  wort  für  citrone  aber  ist  ein  fremdes,  limone  (s.  das.). 


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I.   CELATA-CERCAEE.  95 

AiU.  sind:  ü.  cedronella,  sp,  cidronela,  fr.  citronnelle  melissef  dtrago; 
ü.  citri Qolo,  cedrinolo  gurke,  fr.  citronille  hürbifi^  wegen  der  ähnUch- 
keU  dieser  fruchte  mit  der  citrone. 

Gel  ata  ü,,  sp.  celada,  fr.  salade  hdm,  pickelhaübej  engl,  salad, 
hffmr.  sided ;  mit  recht  wegen  des  darauf  vorkommenden  bildwerkes  von 
caelata  (caseis  caelata  bei  Cicero)  hergeleitet,  wahrscheinlich  in  Italien 
aufgekommen.  Es  ist  also  hier  ein  epitheton  ornans  mm  namen  der  sache 
geworden.  Im  miUdhochd.  findet  sich  gleichbedeutend  sauer,  welches 
romamscken  klang  hol,  aber  aus  diesen  sprachen  nicht  nachweislich  ist, 
QuA  aus  caelata  nicht  abstammen  konnte. 

Cenno  ö.,  chw.oinwink,  sp.Geüorunjfdnderstirne;vb.pr.eennsiT, 
dUfr.  cener  e.  aec.  HBord.  p.  178,  1,  it.  accennare,  oJtop.acefiar^Io:.,  aUfr. 
acener  mwinken.  Ginnas,  ssu  unterscheiden  von  dem  acht  lat.  cinnas  (Ver- 
mischung mehrerer  dinge),  begegnet  in  alten  glossaren;  eins  der  Erfurter  z.  b. 
p.287^  hat  cinnas  'tortio  oris\  inde  est  dictum  cincinns  und  cynnavit 
'immitjpromisit^  auch  die  Isid.  glossen  kennen  das  wort,  das  wahrscheinlich 
aus  cincinnns  locke  {xiKivyog)  abgekürzt  ward,  indem  cinnare,  cennare  eine 
eigenschafl  der  locken^  das  wallen  oder  winken  ausdrückte. 

Centinare  it.,  fr.  cintrer  wölben,  bogenrund  machen;  daher  sbst. 
it.  cintina,  fr.  cintre  (m.)  gewölbe,  rüstbogen  eu  einem  gewölbe;  von 
cinctnrare,  das  man  sich  aus  cinctura  ableitete:  Uoi.  n  aus  r  wie  in  cecino 
aus  cicer.  Über  die  berührung  der  begriffe  gewölbe  und  umgürtung 
s.  Rödiger  und  Pott  in  Lassens  Ztschr.  III,  59.  Das  calal.  wort  ist 
eindria,  das  span.  aber  cimbr  ia,  cimbra,  mb  vielleicht  durch  einnUschung 
wn  eimborio  huppd. 

Cercare  it.,  wai.  cercä,  pr.  cercar  (sercar),  nfr.  chercher,  dUfr. 
oerchier  durchsuchen^  suchen^  aus  diesem  das  engl,  search.  Die  erstere 
ist  die  grundbedeutung:  in  derselben  braucht  es  noch  Dante  in  einer 
mdtrfaeh  misverstandnen  stelle  Inf.  i,  84  che  m*han  fatto  cercar  lo  tuo 
Yohune,  vgl.  dttfr.  cerchier  les  montagnes  die  berge  durchsuchen  und 
ähnliche  steilen.  Span.  port.  cercar  bedeutet  einschlie/ien,  altpg.  aber 
gleichfalls  durchsuchen:  andoa  em  busca  delie  cercando  toda  aqnella 
terra  s.  Constancio.  Gercare  ist  das  wenn  auch  nicht  von  Properjs  4,  9, 
3b,  doch  von  den  feldmessem  gebrauchte  GiTGBxe  um  etwas  herumgehen, 
es  umgtben :  circat  montem  Cos.  litt.,  in  den  Isid.  glossen  circat  'circum- 
vemt\  daher  mhU.  circa  die  runde,  circator  Wächter,  vgl.  alban.  k^rcöig 
ntdien,  durchforschen^  vom  gr.  xiqkovv  umgeben,  umringen;  kymr.  kyrcbu, 
brcL  kerchat  werden  aus  derselben  quelle  sein  wie  cercare.  Es  bedarf 
«fa>  eur  erJUärung  desselben  keines  neuen  Wortes  quaericare.  Zwc^r 
schreibt  der  Sarde  van  Logudoro  qnircare,  aber  er  schreibt  nur  so,  die 
ausspräche  ist  kircare  wie  im  latein.  Die  fram,  form  chercber  hcU  ihren 
grund  offenbar  in  bequemerer  ausspräche  des  richtigen  cercber,  pic.  cer- 
qnier  (wdehes  letztere  aber,  gleichfalls  durch  assimilation  der  ersten  an 
die  ßweite  sUbe^  auch  in  der  form  querqnier  vorkommt),  vgl.  it.  Giciglia 
/iir  Siciglia.    Eilte  mss.  ist  pr.  ensercar  unterscheiden,  pg.  enxergar; 


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96  L   CERCETA-CHETO. 

ein  frequentativ  im  älteren  mitteUatein  ist  circitare  (circat,  circitat  xvtdsvei 
Gl.  lat,  gr,)y  hieraus  wal.  cercetk  untersuchen,  besuchen,  das  der  hcrhunfl 
aus  quaericare  entschieden  widerspricht. 

Cerceta,  zärzeta  sp.  pg.,  pr,  sercela,  fr.  cercelle,  sarcelle,  eaJt, 
masc.  xerxet  ein  wasservogel,  hriechetite;  von  querqnednla.  Daraus  ent- 
stellt scheint  it.  garganello,  engl,  gargane,  s.  Ferrari;  Ncmnich  fuhrt 
auch  cercednla,  cercevolo  an. 

C6 reine  it.  (m.)  ring,  ringartige  sache,  fr.  eerne  (w.,  a««  cenj'ne) 
iret/l,  sp.  e^rcen,  pg.  ceree;  vb.  it.  fehlt,  fr.  cerner  ununngeln,  aber 
sp.  cercenar  ringsum  beschneiden,  eig.  abrunden,  cortar  ä  cercen  glatt 
abschneiden.    Die  Wörter  sind  von  cireinus  airkel,  circinare  abzirkeln. 

Cerfoglio  it.,  sp.  cerafolio,  fr.  cerfeuil  ein  küchenkraut,  körbd; 
von  eaerefoliam  (xaiQitpvklov). 

Gerne cchio  it.,  sp.  cemeja,  pg.  cemelha  haarbüschd.  Cabrercls 
deutung  ou^  crinicalus,  wogegen  begriff  und  buchstabe  streiten,  durfte 
nach  der  von  Ferrari  aus  discerniculam  haamadel  Cacus,  quae  captUos 
disseparat^  Nonit^J,  dsgl.  abgetheiltes  haar,  nicht  mehr  aufgestellt  werden. 

Cervello  it.,  pr.  cervel,  fr.  cerveau  him,  dsgl.  fem.  dem  itai. 
plur.  cervella  entsprechend  chw.  pr.  cervella,  fr.  cervelle;  von  cere- 
bellum,  dessen  roman.  gestoit  oervellus  schon  der  Vocäb.  S.  Galli  kennt, 
cervella  das  Gloss.  Salom.,  cerevella  das  Gloss.  von  Schlettstadt.  Die 
span.  und  port.  spräche  haben  nur  das  primitive  celebro,  cerebro,  so  ciuA 
die  walach.,  deren  crleri  (plur.)  aus  cerebrum,  umgestellt  creebmm,  ge- 
bildet sein  wird. 

Getto  it.,  altsp.  cMpg.  cedo  (encedo"  Chron.  dd  Cid  ed.  Uuber 
p.  203)  adverbium,  von  citö. 

Ghaveco  pg.,  sp.  xabeque,  it.  sciabecco  (?),  fr.  ehebec,  dtsch. 
schebeeke,  ein  kleines  dreimastiges  kriegsschiff,  welches  rüder  fOhrt;  sott 
türkisch  oder  arabisch  sein,  ist  aber  nach  Dosy  p.  28  unentschiedener 
herkunft. 

Ghe  it.,  sp.  pg.  pr.  fr.  que  {auch  alban.  che)  geschlechÜoses  reiaüv^ 
pronomen  und  conjunction;  wahrscheinlich  von  quid,  s.  Bom.  gramm.  III, 
322—324,  wo  auch  von  wal.  ce,  ce,  ca  die  rede  ist.  Frans,  quoi  {alt 
quei)  hat  seinen  grund  in  dem  bestreben  der  spräche,  gewissen  einsilbigen 
Wörtern  mehr  umfang  jsu  geben,  vgl.  moi,  mei  aus  me.  Ital.  chi,  fr.  qui, 
von  quis;  sard.  chini,  sp.  quien,  pg.  quem,  vom  accusativ  quem,  s.  U.  b. 

Gbeto  it.,  sp.  pg.  qaedo,  altfr.  coit,  coi,  recoi  ruhig,  von  quietos, 
daher  vb.  it.  chetare  beruhigen,  sp.  pg.  quedar  ruhig  lassen,  (intr.) 
ruhig  bleiben;  fr,  coiser  s.  v.  a.  it.  chetare,  gebildet  une  hausser  von 
altus.  Ein  lat.  vb.  quietare  bei  Priscian  ist  bestritten,  vgl.  Struve,  LaL 
decl.  und  conj.  117.  Dasselbe  quietus  setzte  mit  der  bed.  ^  ledig'  eine 
zweite  keine  Verwandlung  des  i  in  ^  erlaubende  form  ab,  eine  scheideformj 
gleichsam  quitus:  fr.  quitte,  alt  cuite,  pr.  quiti,  sp.  quito,  dtsch.  quitt; 
daher  sp.  pg.  quitar  ledig  machen,  frei  lassen  PC.  637.  894.  1043, 
wegnehmen,  eigenü.  losmachen,  fr.  quitter  losgeben,  gehen  lassen,  verlassent 


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CHIAMARE-CIANCIA.  97 

it,  qaitare,  chitare  sein  recht  aufgeben.  Die  hedeutung  "kennt  schon  die 
Lex.  Long,:  sit  qnietus  d.  i.  sü  absolutus.  Für  cheto  sagt  man  ital.  auch 
ehiotto  (aweisilb.),  vielleicht  aus  dem  fr.  coit  mit  eingeschobenem  i  =  1, 
neqp.  cnoto. 

Chiamare  it.y  weil,  chi^mä,  sp.  llamar,  pg.  chamar  rufen^  nennen^ 
pr,  clamar,  altfr.  claimer  ausrufen;  von  clamare.  Die  bed.  nennen  läßt 
sich  bereits  im  ältesten  miatein  nachweisen,  z.  b.  si  qnis  alterum  vulpem 
clamayerit  L.  Sal.  tit.  30. 

Chiarina,  clarinetto,  clarone  it.^  sp.  darin,  clarinete,  fr. 
darinette,  clairon,  aUfr.pr.  clarion  blasinstrumente;  von  clarus  heU  tönend. 

Chiasso  it.  aus  dem  pr.  das  geschrei,  altfr.  glas  (chlaz  Trist.  U, 
80)  glockengeläute^  nfr,  anschlagen  der  todtenglocke^  wohl  auch  ir.  glas 
wdiklage,  das  Fielet  p.  70  im  sanskr.  blas  gesellt;  von  dassicnm  signal 
mit  der  trompete,  mlat.  in  der  dltfr.  bedeutungy  vgl.  condassare  'conclc^ 
mare  Gl.  Isid.  Das  nah  liegende  glatir  war  anlaßy  daß  man  das  wort 
gerne  vom  hundeg^eU  brauchte.  Wal.  glas  schallf  stimme  ist  das  gleich- 
bed.  serb.  glas. 

Chiglia  it.  (bei  Barberino  chiela),  sp.  qnilla,  fr.  qaille  kiel  des 
sdiiffes;  vom  ahd.  kiol,  altn.  kiölr.  Sofern  fr.  qaille  kegel  bedeutet^  floß 
es  aus  ahd.  kegil,  was  schon  Frisch  erkannte;  eigentlich  passen  auch  die 
andern  Wörter j  une  man  leicht  sieht,  besser  in  dieses  etymon  als  in  das 
erstere,  aber  die  bedeutung  entscheidet. 

Ghimera  it.,  sp.  quimera,  fr.  chimöre  himgespinst;  von  Chimaera, 
dem  mffthischen  ungeheuer. 

Ghiocciare,  crocdare  it.,  sp.  doquear,  neupr.  douchd,  fr.  glousser, 
wd.  doc^  glucksen;  naturausdrücke  wie  das  dtsche  wort  und  das  lat. 
glocire,  wenn  nicht  irnm  theil  aus  diesem  entstanden,  vgl.  ags.  doccan. 
Sbst.  it.  ehioccia,  5p.  dueca,  pgp.  chöca,  wai. cXoe^,  nÄd.  glucke  brütende 
keime,  daher  ein  a^.  it.  chioccio,  sp.  clueco,  Uueco  glucksend,  heiser. 

Chitarra  it.,  sp.  pg.  pr.  guitarra,  fr.  guitare  ein  Saiteninstrument; 
vom  gr.  Tu^aQo,  Vom  lat.  cithara  aber  ist  it.  cetera,  cetra,  pr.  cidra, 
citöla,  dltfr.  citole,  mhd.  zitöle  u.  s.  w.  Cithara,  non  cetera  bemerkt  ein 
grammatiker  in  beziehung  auf  die  volkstibliche  form,  s.  Anal,  gramm.  p.  443. 

Chi  ädere  i^,  sp.  cluir  in  compos.,  cdtpg.  chouvir,  pr.  claure,  fr. 
elore  schließen;  von  clüdere  und  clandere.  Zsgs.  pr.  esclanre,  fr. 
6clore,  von  ex  und  clandere;  2>r.  esc  Iure,   fr.  exclnre,  von  exclndere. 

Ciabatta  it.,  sp.  zapata,  fr.  savate  abgenutzter  schuh,  pr.  sabata 
Oberh.  schuh,  und  so  sp.  pg.  zapato;  it.  ciabattiere  ff.  Schuhmacher. 
Nach  Sousa  vom  arab.  sabat,  dies  vom  vb.  sabata  beschuhen,  das  bei 
Fregtag  11^  275''  diese  bedeutung  nicht  hat.  Mahn  p.  16  findet  seine 
gudle  im  baskischen. 

Ciancia  it.  geschwätz,  possen,  vb.  cianciare  schäkern,  possen  treiben, 
ehw.  cioncia  geplauder,  sp.  pg.  chanza  spass;  naturausdruck?  vgl.  aber 
auch  nhd.  zänzeln  kosen  Frisch  U,  464^,  mhd.  zSnselen,  zinselen  dass., 
sp.  cb&chara  geschwätze,  ngr.  t^otCot^  gleichbed. 

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98  I.   CIARLARE-CIFRA. 

Ciarlare  ü.,  sp.  pg.  charlar,  t;a2.  charrar,  norm,  charer  schwaUm; 
it.  ciarlatano  {woher  fr,  charlatan)  marktschreierj  windbeutd.  Sdtsam 
leitet  es  Muratori^  Ant.  itai,  Ily  846,  von  Charles,  Charlemagne,  einem 
namen,  den  die  französischen  bänkdsänger  in  Italien  stets  im  munde  ge- 
führt hätten.  Menage  verweist  auf  lat,  circulari  (circ'lari)  das  gewerbe  des 
marktschreiers  treiben;  getvifi  passend,  wäre  nur  der  ausfall  des  c  vor  1  nicht 
anstößig.  Ciarlare  kann  auf  romanischetn  boden  gewachsen,  es  kann  ein 
n(xturausdruck  sein^  wenn  man  nicht  vielmehr  eine  ablautform  von  zirlare, 
sp.  chirlar,  darin  erblicken  wiU,  vgl,  bask.  chirchila  =  charlatan.  Das 
mit  ciarlatano  gleichbed.  it.  cerretano..soK  nocA  einigen  von  dem  städte- 
namen  Cerreto  herrühren. 

Ciascnno  it.,  altsp.  cascun^.,  pr.  cascnn  chascun,  altfr.  chascon, 
auch  chescan,  neufr.  chacnn  {nicfd  chäcan),  pronomen,  von  qnisqne  nnns, 
qnisc'  nnns,  vgl.  chaqne//.  c;  it.  auch  ciascheduno  von  qaisqne  et  oniiB 
oder  qnisqne  ad  nnnm,  wie  altsp.  quiscadanno,  s.  cadanno.  Eine  alte 
genues.  form  cascha-nn  s.  Archiv,  stör.  it(d.  app.  num.  18,  p.  20  und  öfter. 

Ciborio  it.,  so  auch  pg.,  fr.  eiboire  gehäuse  für  die  geweihten  hostien, 
dsgl.  pr.  cibori,  altfr.  chiboire,  sp.  pg.  cimborio  schirm  oder  kuppet  über 
dem  aUar,  mlat.  ciborinm,  mittelgr.  Acßtigiov;  werden  aus  dem  gr.  Tußtigiop 
fruchtgehäuse  einer  pflanze,  auch  becher,  hergeleitet,  man  sehe  Duoange 
und  Minage. 

Cica  it.  kleinigkeit.  adj.  cigolo,  einfacher  sp,  chico,  eo^.  xic  chic 
klein,  gering,  fr.  chiche  knauserig  (vgl.  gr.  apitxQÖQ  klein,  cfiiTLQivr^g  geiz- 
hals),  fr.  chiqnet  bißchen,  chicot  splüter,  knoten,  sp.  chicote  ende  eines 
taues,  chichota  kleinigkeit;  vb.  fr.  chichoter  über  kleinigkeiten  zanken, 
altsp.  chicotar  Canc,  d.  B.,  wohl  auch  sp.  cicatear  knausern.  Aüe  von 
ciccnm  Jdeinigkeit,  mit  pdlataler  aus^n-ache  des  c  wie  im  sp.  chicbaro, 
fr.  chiche  von  cicer.  Verwandt  scheint  älban.  tzice  ein  wenig.  Hieher 
wahrscheinlich  auch  fr.  chicane,  das  ursprüngl.  krümchen  brot  bedeutä 
haben  soü,  daher  unnütee  Spitzfindigkeit,  hader  um  nichts.  Wegen  des 
adj.  chico  aus  dem  sbst.  ciccnm  vgl.  wci.  mic  klein,  von  lat.  mica.  — 
Bei  diesem  stamme  bot  sich  herleitung  aus  dem  bask.  chiqnia  'winzig 
leicht  dar,  aber  ein  so  weit  verzweigter  stamm,  gegen  dessen  latein.  Ur- 
sprung nichts  vorliegt,  warum  sollte  er  anderswo  gesticht  werden?  Dem 
lat.  ciccnm  non  interdnim  entspricht  ja  wörtlich  das  ücd.  non  darei  cica. 
Aus  sp.  chico  hääe  freilich  bask.  chicoa  werden  fnüssen,  nicht  chiqnia» 
aber  auch  aus  bask.  chiqnia  nur  span.  chiqnio,  nicht  chico.  Itai.  cica 
für  cicca  köntUe  bedenken  machen,  stände  nicht  bereits  im  Vxtein  häufig 
genug  c  neben  cc  (baca  bacca,  braca  bracca,  sncns  snccns,  mncns  mnccus). 

Ciclaton  ^,^  pr.  sisclato,  dttfr.  siglaton,  singlaton  kleidungsstOck 
unten  rund  zugeschnitten,  dsgl.  stoff,  woratui  es  verfertigt  ward;  von 
cyclas  cycladis  staatsMeid  der  frauen,  woher  auch  mhd.  ziklät  {gen. 
ziklades),  ein  mit  gold  durchwebter  Seidenstoff.  Nach  andern  arabischer 
herkunft,  von  JEngelmann  aber  nicht  aufgenommen. 

Cifra,  cifera  it.  geheimschrift,  sp.  pg.  cifra  zcMzeichen^  fr.  chiHre 


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L   CIGALA-CINGHIARE.  99 

mit  beiden  bedd.  ürspr.  ein  edhieeichen  ohne  absoluten  werth,  nuü^  im 
JBreväoqum  cifra  ^figura  nihüt  und  so  noch  wcd.  cifre.  Von  den  Arabern 
empfieng  Europa  das  indische  zahlensystemj  arabisch  Kann  also  wohl  auch 
das  wart  sein.  Hier  heißt  ^afar,  fifr  (fifron)  leer,  letisteres  als  shst.  das 
seichen  nuU,  arab.  meist  durch  einen  punct  ausgedrückt,  s.  Qol.  1363, 
Frefft.  II,  503^.  Den  namen  dieses  Zeichens  übertrug  man  nachher  a/uf 
die  übrigen  neun.    Genaueres  bei  Mahn  p,  46,  Dosy  30. 

Cigala  it.  pr.  cot.,  cigale  fr.,  cigarra  sp.  heuschrecke;  von  cicada, 
statt  dessen  wegen  der  formen  mit  1  nicht  einmal  cicadula  angenommen 
jffu  werden  braucht,  da  Übergang  des  A.  in  \  kein  selter^es  ereignis  ist  Die 
span.  form  chicharra  soU  wohl  den  eirpenden  laut  des  thierchens  nachahmen. 
Gima  it.,  so  auch  «p.  pg.  pr.,  fr.  cime  gipfel.  Von  cyma  jsarte 
sprosse,  wai.  chimf  keim,  vgl.  altsp.  cima  eweig,  ursprünglidi  also  der 
oberste  theU  der  pflanee,  sodann  spitze,  berggipfd,  wie  ü.  vetta  diese  be- 
deutungen  einigt.  Sanchez,  Colecc.  II,  492  bemerkt  ein  mundartlich  ^an. 
quima,  das  gradeeu  auf  gr.  xvfia  zurückgeht.  Abgel.  it.  cimiero,  fr. 
cimier,  sp.  cimera  reichen  oder  schmuck  oben  auf  dem  helme,  wcd.  tzimirin 
Jcennseicken,  schüd,  mhd.  zimier,  zimierde. 

Cimeterio  it.,  5p.  cimenterio,  fr.  cimeti^re  (m.)  kirchhof;  von 
eoemeteriani  eigenÜ.  schlafstäUe,  xoi^rjTrjQiov.  Ein  andrer  ausdruck  für 
eine  begräbnisstatte  ist  it.  camajo,  sp.  carnero,  pr.  carnier,  fr.  charnier, 
akd.  charnare,  mhd.  gerner  beinhaus;  von  camariom  fleischbehälter. 

Cinäbro  it.,  sp.  pg.  cinabrio,  fr.  cinabre,  pr.  aber  cynobre  ein 
minercd,  Zinnober,  von  cinnabaris;  wcd.  chinov&r  vom  gr.  yuwaßaqig. 

Cincel  sp.,  pg.  sizel,  cat.  sisell,  fr.  ciseau  meißel,  pl.  ciseaux 
seheere;  vb.  ciseler  ff.  ausmeißeln.  Nach  einigen  von  caesus:  wie  aber 
das  diminutiv  eines  solchen  particips  (caesillus)  die  active  bedeutung  eines 
Werkzeuges  annehmen  konnte,  ist  schwer  begreiflich,  abgesehen  davon,  daß 
der  meißel  ein  schneidendes,  kein  hauendes  Werkzeug  ist.  Plautus  hat  si- 
cilicnla  (von  sicilis,  daher  woi.  seäcere?)  kleines  Werkzeug  zum  schneiden, 
dies  konnte  auf  roman.  weise  in  sicilicellus,  scilcellas  abgeändert  werden, 
woraus  die  obigen  formen.  Für  scilcellas  spricht  das  schwanken  zwischen 
dem  anlaute  c  und  s,  ja  selbst  das  span.  n  für  1,  das  man  auch  in  zonzo 
aus  insnlsas  wahrnimmt:  sonst  könnte  man  eben  so  wohl  secellus,  von 
seciüa  siehei,  heranziehen.  —  [Das  breton.  kizel  =  altfr.  cisel  verträgt 
sieh^  wie  Diefenbach  einwendet,  nicht  mit  scilcel  oder  secel,  es  verlangt 
den  avilaut  c.  Hiemach  wäre  ein  besseres  etymon  cisorium  Werkzeug  zum 
schneiden  Veget.,  altfr.  cisoir  dass.,  woraus  mit  vertauschtem  suffix  cisean 
entstehen  konnte,  angebUdet  dem  begriffsverwandten  contean.] 

Cinghia  it.,  wcd.  chinge,  pg.  cilha,  pr.  singla,  fr.  sangle  gurt; 
vb.  einghiare  ff.  gürten,  umgürten,  umfassen;  von  eingnla;  dsgl.  it. 
cinto,  cinta,  ^.  einto,  cinta,  cincha,  altfr.  (aint,  pr.  cinta,  vom  sbst. 
cinetns.  Eine  neue  bildung  aus  dem  vb.  cingere  ist  it.  cigna,  pr.  cenha, 
altfr.  segne,  schon  in  den  Cass.  glossen  cinge  nach  W.  Grimm  p.  18. 
Cinghiare,  cinghiale,  cignare,  cignale  it.,  pr.  senglar,  fr.  sanglier, 


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100  L   CIO-CIUFOLO. 

wilder  eher,  keUef-j  mlat  singularis  'epur  (eher)  Voc.  S,  GaUi.  Er  hat, 
wie  Cujacius  lehrtj  den  namen  daher ^  weil  er  einsam  lebt  (atisgenommen, 
wie  Menage  anmerkt,  in  den  beiden  ersten  jähren,  wo  er  bfete  de  com- 
pagnie  heiß) :  auf  dieselbe  eigenschaft  bezieht  sich  sein  griech.  beiname 
^oviog  so  wie  das  sard,  sulone,  das  doch  wohl  aus  solus  eu  erklären  ist. 
Ital.  cinghiale  ist  also  verderbt  aus  singhiale  wie  concistorio  aus  con- 
sistorio.  Das  span.  wort  ist  jabalf.  In  den  sardischen  mundarten  findet  sich 
außer  salone  noch  porcabru^  eine  offenbare  jsusammensetjmng  von  porcos 
und  aper.  —  [Auch  der  raubvogel  lebt  einsam,  •  daher  der  griech.  name 
oiwvog  von  olog,  wie  Lid>recht  (Gachet  422")  eu  sanglier  anmerkt^ 

Ciö  it,,  pr.  aisso  und  so,  altfr,  i^o,  ^  (geschr.  ceo),  nfr.  ce,  pro- 
nomen,  von  ecce  hoc;  dazu  pr.  aquo,  aco,  von  eccu'  hoc. 

Giocciare  it.  saugen^  zutschea;  ciötola  näpfchen  zum  trinken, 
vgl.  Schweiz,  zotteli  dass.,  nhd.  zaute;  sp.  chotar  saugen,  choto  zicJUem, 
comask.  ciot  Mt^,  ciotin  lämmchen,  chw.  tschutt  dass.;  champ.  tater  an 
den  fingern  saugen  (von  kindem)  und  ähnliche  Wörter,  sämmüich  natur- 
ausdrücke. 

Ciocco  it.  klotz,  stück  holz,  altfr.  choqne,  chouqnet  stamm,  nfr. 
choc,  sp.  choqne  stoßy  nd)st  chocar,  choqner  anstoßen,  dtsch.  schock, 
schocken,  vgl.  auch  it.  ciocca  büschd  mit  schock  häufe,  anzaU.  Wie 
sich  klotz  und  stoß  berühren,  zeigt  auch  toppo. 

Cioccolata  it.,  chocolate  sp.,  chocolat  fr.  eingetränke;  nach  span. 
etymologen  vom  mexican.  chocoUatl,  zsgs.  aus  choco  cacao  und  latl  wasser. 
Man  sehe  bei  Cabrera  und  Monlau. 

Ciriegia,  ciliegia  it.,  sp.  cereza,  pg.  cereja,  pr.  serisia,  fr.  cerise, 
wal.  cirds^  (ciredse),  pr.  auch  cereira  und  so  cot.  cirera  kirsche;  it.  ciri- 
egio,  ciliegio,  sp.  cerezo,  wal.  cir^^n,  pg.  cerejeira,  fr.  cerisier,  pr. 
serier,  cot.  cirer,  cirerer  kirschbaum.  Nicht,  wie  unser  kirsche,  früher 
kirsa,  kirse  aus  c6rasnm,  c^rasns,  das  beweist  schon  der  roman.  accent 
der  zweiten  silbe  (vgl.  auch  ven.  cier^sa,  sie.  ciräsa,  sard.  cerexia,  chiri- 
4xa,  cariasa  cet.),  sondern  gleich  andern  baumnamen  (fitggio,  pmgiio, 
quercia)  aus  einem  adjectiv,  ceräsens,  daJwr  ital.  richtig  ciriegia  (ie  durch 
einunrkung  des  folgenden  e  =  i  wie  in  primiero  aus  primarins,  gi  €ius 
si),  sp.  cereza,  pg.  cereja,  für  cereija.  Pr.  cereira  muß  früher  cereisa 
gelautet  haben  (s  in  r  geschwächt),  daJier  mit  i  fr.  cerise  (fr.  i  =  prl  ei 
Rom.  gramm.  I,  412)  und  so  verhält  sich  auch  cot.  cirera. 

Cisma  f^.,  so  auch  sp.,  pr.  scisma,  altfr.  cisme  Spaltung,  zwist; 
von  Schisma. 

Cittä  it.,  wal.  cetate,  sp.  cindad,  pr.  cintat,  fr.  cit6  Stadt,  dcusu 
die  nominativform  pr.  ein,  altfr.  cit;  von  civitas. . 

Giüfoio,  zülolo  it.,  sp.  chnfa,  pr.  chnfla,  altfr.  chnfle,  dsgl.  sp. 
pr.  chifla  pfeife,  auspfeifung,  Verspottung;  vb.  it.  znfolare  ff.  pfeifen^ 
verspotten;  naturausdrücke  mit  anlehnung  an  lat.  sifilare  ufid  sufflare,  s. 
siHler  II.  c.  G.  Galvani  aber  vermuthet  in  zufolo  das  tuscisehe  subalo 
flötenspieler,  s.  Archiv,  stör.  ital.  XIV,  364. 


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I.   CIURMA-COCCA.  101 

Ciurma  it.,  sp.  chnsmsi,  pg.  chnsma;  chunna,  cholma,  co^.  xnrma, 
fr,  chiounne  gesammiheit  der  ruderkneckte  eines  Schiffes.  Die  arglose 
herleitung  (xus  lat.  tnnna  findet  anstoß  in  der  behandiung  des  anlatäes; 
überdies  passt  dojsfu  nicht  einmal  das  innere  des  Wortes^  dessen  ursprüng- 
lichste farm^  da  nach  gemeiner  regel  wohl  r  aus  s,  nicht  umgekehrt  s  aus 
r  entspringt,  die  spanische  sein  mufi,  vgl.  sp.  nsma,  it.  orma,  oder  pg. 
cisne  cirne.  Zu  der  spctn.  form  geseilt  sich  noch  eine  genues.  cinsma 
(aUgenues.  geschr.  chnsma  Archiv,  stör.  num.  18  p.  34).  Man  muß  sich 
also  nach  einem  andern  Ursprünge  umsehen.  Wie  nsma  hat  das  wort 
griechisches  gepräge,  und  hier  bietet  wUlkommne  aushunft  %ilevaf.ia,  ce- 
leusma,  womit  das  commando  des  aufsehers  der  ruderknechte,  im  roman. 
die  ganze  zahl  derselben  bezeichnet  wird,  loie  unser  commando  sowohl  den 
hefeü  wie  auch  die  unter  dem  befehl  stehende  mannschaft  bedeutet.  Am 
TÜnofia  ward  clensma  und  endlich  chnsma  wie  aus  clamare  chamar  und 
dazu  stimmt  auch  die  sicü.  form  chinrma  ßr  clnrma,  clusma,  während 
die  üd.  sich  schon  weiter  entfernt,  d.  h.  cinnna  entstand  aus  chinrma  wie 
etwa  moTcia  aus  morchia.  Derselben  herkunft  ist  doch  wohl  auch  das 
itci.  vb.  cinrmare  durch  geheimnisvolle  worte  und  winke  bezaubern, 
eigeHÜ.  zeichen  und  befehle  geben. 

Clavicembalo,  gravicembalo  it.,  sp.  clavecimbano,  fr.  clavecin 
ein  saUeninstrument,  das  mit  tasten  gespielt  wird,  sonst  auch  clavicordio 
genannt;  von  clavis  Schlüssel,  im  sinne  von  taste  (daher  fr.  clavier  reihe 
der  tasten)  und  cjmbalnm. 

Cobalto  it.  sp.  pg.,  cobalt,  cobolt  fr.  ein  mineral;  aus  dem  deutschen 
kobalt,  wdehes  Frisch  I,  171^  auf  das  böhm.  kow  mäall  zurückleitet, 
Weigand  ßr  eine  andre  form  von  kobold  (berggeist)  erkläH. 

Cobrar  sp.  pg.  pr.,  altfr.  conbrer  bekommen,  in  besitz  nehmen, 
fassen,  ahd.  koborön;  von  recnperare,  mit  abgeschnittener  partikel  um  die 
vorstdhmg  der  Wiederholung  zu  beseitigen,  ein  verfahren,  dem  vielleicht 
iein  zweites  beispid  zur  seile  steht.  Das  vollständige  verbum  erhielt  sich 
gleidifäUs,  aber  neben  der  alten  gewann  es  eine  neue  stark  abweichende 
hedeutung:  it.  ricoTrare  sich  flüchten,  sich  retten,  sp.  recobrarse,  pr.  re- 
cobrar,  ältfr.  recouTrer  uneder  zu  sich  kommen,  sich  erholen,  sich  erkobem; 
schon  im  altem  mlatein:  rex  graviter  aegrotavit,  quo  recuperante  filius 
ejus  aegrotare  coepit  Gest.  reg.  Fr.  In  dieser  bedetUung  ist  überall  das 
reflexivpronomen  zu  supplieren,  welches  nur  der  Spanier  setzt:  sich  wieder- 
erlangen, sich  zurückbekommen,  daher  uneder  zu  sich  kommen,  ital.  sich 
zurückbegeben.  Dieselbe  begriffsentwicUung  in  ressortir  {s.  sortire  2)  so 
wie  im  gr.  ayaxo^ifyo&at  1)  zurückbekommet^,  2)  sich  zurückbegeben,  sich 
retten. 

Cocca  it.,  pr.  coca  (zu  schtiefien  aus  encocar),  fr.  coche,  engl,  cock 
ierbe  z.  b.  an  der  armhrust;  vb.it.  cocca  re  die  sehne  einlegen,  scoccare 
cihschndlen,  fr.  encocher  u.  s.  w.  Von  dunklem  Ursprung.  Das  altgael. 
adj.  coca  'hohf  wird  man  nicht  hieher  ziehen  wollen,  eben  so  wenig  mit 
Minage  cavica  von  cavns.    Armstrong  führt  ein  gad.  sgoch  mit  der  be- 


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102  I.   COCCA-CODARDO. 

deutung  von  cocca  an,  das  mit  diesem  in  etymologischem  eusammenkange 
stehen  dürfte, 

Cocca  it.,  sp.  coca,  altfr.  coque,  nfr.  coche  (f.)  kleines  fahreeug. 
Papias  bietet  candica  "^navictda,  aber  nicht  einmal  in  der  form  codica 
wäre  es  dem  it.  cocca  angemessen.  Es  ist  von  concha  muschelschdle,  ge- 
faß  (ü.  auch  conca,  sp.  cuenca,  concha),  vgl.  wegen  der  form  it.  cocchiglia 
von  conchylium,  wegen  des  begri/fes  altfr.  coquet  schiff  und  grfäß  (letsstere 
bed.  bei  Ducange).  Das  wort  ist  eben  sowohl  in  den  germanischen  und 
cdtischen  sprachen  vorhanden,  z.  b.  ahd.  koccho,  ndl.  kog,  hymr.  cweh 
(m.),  bret.  koked.  Es  tritt  aber  noch  in  andern  bedeutungen  auf^  die 
sich  gleichfalls  an  concha  knüpfen:  sp.  coca  muschdschaiey  nufischak, 
himschcde  oder  köpf  für  letztere  bedeutung  sard.  conca  (vgl.  lai.  testa 
und  gr.  ycoyxri),  fr.  coqne  eier-  und  nußschcde.  Äbgel.  sp.  cogote,  pr. 
cogot  hinterkopf;  fr.  cocon  gehäuse  (fer  Seidenraupe,  wofür  auch  coque. 
Aus  dem  ckI;.  conchens  it.  coccio  scherbe,  coccia  köpf  sp.  cnezo,  cneza 
kübel. 

Cocchio  it.  wagen  fürpersonen^  kutsche,  Streuwagen  der  aUtnund 
^9^'}  fi^^  coclo  von  cocca  fahreeug  (dimintäiva  nehmen  häufig  männliche 
form  anj.  Wie  nun  aus  ital.  nicchia  fr.  niche  und  hieraus  sp.  nicho, 
so  konnte  aus  cocchio  das  entsprechende  fr.  coche,  und  aus  diesem  das 
sp.  coche  nebst  unserm  kutsche  (schon  bei  Keisersberg  f  1510  gutsche) 
so  wie  das  ndl.  koets  (vgl.  rots  aw5  röche)  entstehn.  Weil  sich  das  wort 
auch  in  den  westlichen  Slavenlanden  findet,  wie  böhm.  kotsch  cet.,  so  hält 
man  es,  ohne  es  in  diesen  sprachen  etymologisch  zu  begründen,  für  slavisch. 
Sonst  galt  es  für  das  ungar.  kotsi,  woher  wcä.  coeie  gekommen  sein  kann. 
Schon  Ävüa  (1653)  sagt  von  Karl  V.  se  puso  4  donnir  en  un  carro 
cubierto,  al  quäl  en  Hungria  llaman  coche,  el  nombre  y  la  invencion 
es  de  aquella  tierra  (nach  Cabrera  I,  66).  Sicher  ist:  it.  cocchio  läßt 
sich  nur  aus  den  eignen  miäeln  dieser  spräche  und  nicht  aus  dem  slavi- 
schen  erklären,  fr.  coche  kann  ohne  slavischen  beistand  aus  dem  ital.  er- 
klärt werden. 

Cocciniglia  it.,  sp.  cochinilla,  fr.  Cochenille  ein  mexicanisches 
insect,  das  eine  scharlachfarbe  gibt;  vom  IcU.  coccinns  scharlachfarbig. 

Cochiglia  it.,  coquille  fr.  muschel;  von  conchylium,  die  form  con- 
quilium  in  einem  alten  glossar,  Mone's  Anzeiger  VII,  138^.  Dem  Spanier 
genügt  concha. 

GoAsL  ü.,  pr.  coa,  fr.  queüe,  sp.pg.  cola  für  coda  (wie  esquela  für 
esqueda  =  scheda  t/.  a.),  cdtsp,  coa  schwänz;  von  cauda.  Daher  z.  h. 
it.  codione,  codrione  bürzel  der  vögel,  altsp.  codilla  steiß,  kreuz, 
wohl  auch  codaste  hintersteven  am  schiffe;  vb.  it.  scodare,  fr.  6couer 
den  schwänz  abstutzen. 

Codardo  it.,  sp.  pg.  cobarde,  altsp.  cobardo  (aus  co-ardo  für  co- 
dardo,  wie  juvicio  aus  ju-icio),  pr.  coart,  fr.  couard  feige,  memmenhcft; 
vb.  altsp.  cobardar,  altfr.  couarder.  Zwei  etymdogien  kommen  in  er- 
wägung,  welche  beide  schon  Nicot  kennt.   Von  cauda  im  eigenÜiehen  sinne, 


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I.   COFANO-COLCAEE:  103 

wcU  der  kund  und  ihm  verwandte  ihiere  aus  furcht  den  schwanz'  ein- 
stehen,  $.  Eckhardt  swr  L.  Sah  und  Grinm,  Reinh.  p.  XLI  und  CCXXXV. 
Von  caada  im  abgeleiteten  sinne,  wonach  es  den  hintern  theil  eines  dinges, 
schilpe,  nachtrab  u.  dgl.  bedeutet:  codardo  ist  einer  der  sich  hinten  hält, 
sich  nicht  hervorwagt.  Die  erstere  deutung  ist  anbrechender,  weil  sie  aus 
einer  naturanschauung  genommen  ist,  allein  sie  legt  etwas  in  das  wort, 
das  sich,  streng  genommen,  mit  seinem  Suffixe  nicht  verträgt,  indem  co- 
dardo nur  gestänwänet  oder  schwänzdnd  heißen  könnte:  sie  weicht  also  in 
einen  bu  spedeUen  sinn  aus.  Die  dichter  der  thierfabel  wenigstens  müssen 
diese  anschauung  nicht  getheilt  haben,  da  sie  grade  dem  hasen  diesen 
namen  beilegten,  —  [Nach  Mahn  p.  76  wäre  die  eigentliche  bedeutung 
'haregesekwänsf  und  käme  dem  hasen  mit  vollem  rechte  ^eu.  Dagegen 
wird  der  Uwe,  der  den  schwane  eingebogen  trägt,  in  der  heraldik  lion 
conard  genannt,  s.  Gachet  102'',  was  der  ersteren  auslegung  eu  statten 
hmmt] 

Cöfano  it.,  sp.  pr.  cofre,  fr.  coffre  kiste,  sp.  cnebano  großer  korb, 
sp.pr.  cofin,  fr.  coSin  körbchen;  von  cophinns.  Verkürj^  sp.  cofe,  ü. 
eofia  mastkorb. 

Cogliere  it.,  sp.  coger,  pg,  colher,  pr.  culhir,  fr.  cneillir,  iodl. 
coldlge  sammeln,  lesen,  pflücken;  von  colligere.  Eine  jsss.  ist  sp.  esco- 
ger  ff.  auswählen;  sbst.  oUpg.  escol  SBos.  suppl.  auswahl,  au^nmd,  pr. 
escolh  ort  und  weise,  gattung  (escolhz  'color  GProv.  64'). 

Coglione  it.,  mundartlich  cojon,  sp.  cojon,  pr.  fr.  coillon  testiculus; 
um  coleoB  dass.,  pr.  aitfr.  coil,  wdl.  coiu.  Ital.  coglione  auch  für  memme, 
sdmft  gebraucht,  daher  sp.  collon,  fr.  coyon. 

Cognato  it.,  sp.  codado,  pr.  cnnhat,  wal.  cumnat  schwager,  fem. 
cc^nata  ff.;  von  cognatns  blutsverwandt,  ndat.  in  roman.  bedeutung  bei 
Jck  de  Janua.    Dafür  fr.  bean-fr^re  II.  c. 

Coitar,  cochar  ältsp.  pg.  pr.,  altfr.  coiter  antreiben,  drängen; 
dfst.aUsp.  pr.  coita  u.  s.  w.  bedrängnis;  adj.  coitoso  bedrängt,  ange- 
iriden,  eilfertig.  Das  verbum  erklärt  sich  aus  dem  unlat.  frequentativ 
coetare,  welchem  die  in  dem  primitiv  coquere  schon  enthaltene  bed.  äng- 
stigen smgewandt  ward.  Bewiesen  wird  dieser  Ursprung  durch  das  sp. 
eochar,  dem  in  der  that  neben  der  eben  bemerkten  noch  die  eigentliche 
bedeutung  von  coquere  jsusteht:  cochado  =?  cocido  FJ.,  so  wie  durch  das 
citpg.  coito  =  lat.  coctus,  s.  S.  Rosa.  —  [Gachet  94"  denkt  bei  coitar 
liAer  an  qoatere  und  qnassare,  weil  der  eigentliche  sinn  (js.  b.  einpferd 
antreiben)  dem  figürlichen  (quälen)  vorgehen  fnüsse,  bleibt  aber  die  buch- 
stäbliche nachweisung  schuldig.] 

Coitare  altit.,  sp.  pg.  pr.  cuidar,  cdtfr.  cuidier  denken,  sorgen;  von 
cogitare.  Sbst.  aUit.  coto,  aitsp.  cuida,  pg.  cuido,  pr.  cuit,  cuida,  altfr. 
coide;  sp.  pg.  cuidado  sorge.  Zsgs.  it.  tracotanza,  fr.  outrecuidance 
vermessenheit,  gleichsam  ultracogitantia. 

Coli  it.,  sp.  acnllä,  pg.  slco\&,  wal.  coleä,  ortsadverb,  von  ecca*  illac. 

Golcare,  corcare,  coricare  it.,  wdl.  cnlcä,  pr.  colgar,  fr.  coucher 


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104  I.   COLLA— COMBO. 

niederlegen,  zu  bette  legen,  sp,  pg,  colgar  aufhängen,  behängen  (anbinr 
den  an  namenstagen),  cat.  bedecken  z,  b.pflaneen  mit  erde,  reben  einsenken 
{wie  auch  it.  coricare);  sbst.  pr.  colga,  fr,  couche  lager;  von  coUocare 
setzen,  legen,  hinstrecken,  in  hss.  der  L,  Sai,  culcare. 

Co  IIa  it.,  »p.  cola,  fr.  coUe  leim;  vom  gr.  xoA^  dass. 

Colmo  it.  sp.,  fr.  comble  häufe,  übermafi,  gipfel,  als  adj.  übervoll; 
vb.  colmare  u.  s.  f  aufhäufen,  überfüllen;  zsgs.  sp.  cogolmar  gleichbed. 
für  cocolmar  (durch  dissimilation,  wie  in  cogombro,  coguUo).  Das  Sub- 
stantiv entspricht  in  seiner  bedeutung  theils  dem  lat.  camuluB  gehätrfles 
maß,  theüs  dem  lat.  cnlmen;  in  seiner  form  mehr  dem  letzteren,  wenigstens 
ist  ein  it.  colmo  aus  cnmnlns  kaum  anzunehmen  und  die  gleich  gestalteten 
Wörter  churw.  culm  berg,  cnlmen  gebirge,  wal.  cnlme  gipfel,  vielleicht 
auch  bair.  knlm  weisen  auf  cnlmen  une  pg.  colmo  stroh  auf  cnlmns.  2k 
ungetrübter  darstellung  gelangte  cnlmen  im  sp.  cnmbre  für  cnlmbre, 
pg.  cnme  gipfel,  so  wie  cnmnlns  im  pg.  cömoro,  combro  erdhaufe 
(nüat.  combrns),  pr.  cömol  (als  adj.  =  it.  colmo) ;  mit  letzterem  ist  ssgs. 
2?r.  /r.  encombre,  it.  ingombro  hindemis,  encombrar,  encombrer,  in- 
gombrare  hindern;  dsgl.  fr.  d^combres  schult;  it.  sgombrare  weg- 
räumen u.  a.  Nhd.  knmmer  schutthaufe  und  gram,  mhd.  knmber,  am 
dem  romanischen. 

Colpo  it.,  aUsp.  colpe  Bc.,  nsp.  pg.  golpe,  pr.  colp,  fr.  conp  hieb, 
schlag;  vb.  it.  colpire  schlagen,  altsp.  colpar,  fr.  conper  abschlagen, 
abschneiden.  Die  herleitung  aus  dem  ndl.  klop,  kloppen,  ist  abzfdehnen, 
da  die  roman.  spräche  den  anlaut  kl  eher  herbeiführen  als  zerstören  würde. 
Leitet  man  es  etwa  vom  ahd.  kolpo,  kolbo,  nhd.  kolben  (vgl.  pr.  eolbe 
für  colp)  oder  vom  kymr.  colp,  womit  Werkzeuge  zum  stechen  oder  hoiuen 
bezeichnet  werden,  so  entfernt  man  sich  nicht  zu  weit  vom  begriffe,  aber 
naher  liegt  doch  das  lat.  colaphns  faustschlag,  das  auch  keine  formdle 
schtüierigkeit  bietet,  da  ph  (f)  leicht  in  p  Übertritt  (it.  Ginseppe,  zam- 
pogna,  sp.  soplar,  pr.  solpre)  und  mehrmals,  z.  b.  in  der  L.  Sal.  tit.  40 
und  in  alten  glossaren  wie  dem  Keronischen,  die  form  colapns,  anderswo, 
z.  b.  in  hss.  der  L.  Alam.,  colopns  wirklich  vorkommt.  Ein  alter  gram- 
matiker  warnt  schon  vor  der  Verwechselung  des  ph  mit  p:  stropha,  non 
stropa;  amphora  non  ampora  s.  Anal,  gramm.  p.  446.  446. 

Cöltrice  it.  (für  colcitre),  altsp.  colcedra,  pr.  consser,  cosser 
federbett,  Unterbett,  von  cnlcitra  dass.;  dsgl.  it.  coltra,  coltre  (f.),  düfr. 
cotre,  vom  syncopierten  cnlctra;  endlich  sp.  pg.  colcha,  von  cnlcta  für 
cnlcita,  worauf  auch  fr.  coite,  conette,  altfr.  conte,  kente,  qniente  (für 
colte  u.  s.  w.),  pr.  cota  (für  colta,  vgl.  mot  für  molt)  zurückgeführt  wer- 
den dürfen;  dem  gr.  >cokr]  bleiben  keine  ansprüche.  Ein  dimin.  von  cnl- 
cita, gleichsam  cnlcitinnm  cnl^tinnm,  ist  it.  cnscino,  sp.  coxin,  /r.  cous- 
sin  kleines  polster,  daher  unser  küssen,  ahd.  chnssln. 

Combo  sp.,  comb  pr.  gekrümmt;  sbst.  sp.  comba  krümmung,  pr. 
comba,  al^r.  combe  tiefes  thcd,  Schlucht  (s.  zu  Garin  I,  96),  üai.  in 
Ortsnamen  wie  Alta-comba,  Comba-longa  so  une  impiem.  conba,  im  com. 


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I.  COMB— COMINCIARE.  105 

gomba,  ya,  wie  man  hehauptetj  im  orUmamen  Como  (P,  Monti,  Vocäb. 
p.  XXVIII),  pr.  auch  combel;  vh.  sp.  com  bar  hrümmen^  wohl  auch  gen. 
inj^ombfise  sieh  krümmen;  dem  Portugiesen  fehlt  das  wort.  Sein  älter 
kann  eine  Urkunde  v.  j.  631  bezeugen^  worin  der  geographische  name 
Cnmba  vorkommt^  Breq.  136'*;  auch  in  gumba  ^cuneus,  cripa  (cripta) 
Gl,  Isid.  wül  man  camba  unedererkennen.  Ducange  und  andre  erblicken 
darin  die  ndat.  form  cumba  für  cymba  kahn,  gr.  y^v^ßrj^  wegen  der 
ähnliehen  gestaut  andre  das  Jcymr.  cwm  (m.)  tiefes  thdl;  allein  bei  ersterem 
ist  die  begriffsübertragung  unstatthaft,  bei  letzterem  bleibt  das  zugetretene 
b  anstößig  (bret.  komb  kann  aus  dem  franz.  herrühren),  auch  fehlt  das 
adj.  dem  Gelten  ganz.  Konnte  combo  nicht  aus  concayas,  combar  nicht 
aus  concavare  entstehen,  welche  die  bedd.  hohl  und  gekrümmt,  höhlen  tmd 
hrümmen  in  sich  fassen?  Dactylisch  abfallende  Wörter  zog  die  Volkssprache 
hainfig  zusammen;  daß  sich  aber  in  concVus  c  nicht  behaupten  konnte, 
versteht  sich;  daß  nv  mit  mv-  oder  mb  vertauscht  ward,  kann  nicht  be- 
fremden, hat  doch  der  Italiener  imboto  aus  invoto  (Veneroni),  der  Spanier 
ambidos  aus  invitus,  comboi  au^  convoi,  der  Provenzäle  amban  aus 
anvan,  der  Franzose  embler  aus  involare  geformt.  Auch  für  das  sbst. 
comba  Ueiet  sich  ein  unmittelbares  etymon  in  dem  plural  concava  hohle 
örter,  wie  sich  oft  roman.  feminina  (xus  dem  plural  lateinischer  neutra 
festsetzen.  Das  mlatein  braucht  letzteres  wort  häufig  und  ganz  im  sinne 
von  comba:  concava  vallis  Venant.  Fort.  10,  19,  vallium  concava  Esp. 
sagr.  XI,  90  (9.  jh.),  per  concava  montium  HLang.  I,  col.  31,  gr.  xd 
xolhx.  —  fCombe,  cumba  ist  bis  jetzt  zweifelhaften  Ursprungs;  das  an-^ 
gMiehe  ags.  comb  darf  kaum  angeführt  werden  Diefenbach  in  Kuhns 
und  Schleichers  Beiträgen  I,  260.  Man  nehme  den  obigen  versuch  für 
einen  ersten  schritt  zur  außlärung  des  Wortes,  der  über oM  auf  construction 
aus  lat.  dement  gerichtet  sein  muß.  Erwägungen  andrer'  art  können  frei- 
lich mit  recht  über  solche  berechnungen  hinausgehn.] 

Come  ü.  aitpg.  (Trovas),  sp.  pg.  cdtit.  (noch  bei  G.  Cavdlcanti) 
como,  sidl.  comu,  oitsp.  attpg.  pr.  altfr.  com,  cum,  letztere  form  auch 
wal.,  nfr.  comme,  auch  prov.  zuweüen  coma,  eine  partikel;  von  quomodo, 
wcfür  BiondeUi  ein  lomb.  comud  anmerkt.  Zsgs.  mit  dem  adverbialen 
mentepr.  comen,  fr.  comment,  sard.  comenti;  eine  andre  zss.pr,  cossi, 
noch  jetzt  coussi,  von  quomodo  sie.  Für  com  brauchte  der  Provenzäle 
oncÄ  CO,  entweder  durch  weitere  dbkürzung  oder  unmittelbar  aus  quo  für 
quo  modo,  s.  Oudendorps  register  zum  Apuiejus. 

Cominciare  it.,  sp.  pr.  comenzar,  pg.  come^ar,  fr.  commencer  an- 
fangen; zsgs.  aus  com  und  initiare,  mail.  inzä.  Vielleicht  steigt  dieses 
cominitiare  noch  in  römische  zeit  hinauf  da  sich  der  Romane  der  müßigen 
oder  nur  verstärkenden  composition  mit  cum,  wie  im  IcU.  comedere,  con- 
fringere,  fast  durchaus  enthielt.  Altspan,  sagte  man  mit  eingeschobenem 
p  compenzar  PC.  2594,  auch  compezar,  und  dieselbe  einschiebung  zeigt 
das  noch  gebräuchliche  aus  in-initiare  zsgs.  sp.pg,  empezar,  vgl.  sard. 
ineumbenzai.  Diese  einschaltung  der  labiaitenuis  in  empezar  ist  allerdings 


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106  I.   COMPAGNO-CONCERTÄRE. 

eiioas  unubliches,  allein  man  ist  eu  dieser  deuiung,  im  hitMick  auf  das 
eur  Seite  gehende  compenzar,  hesser  berechtigt  als  zur  annähme  eines 
darin  enthaltenen  am  pieza  gebildeten  verbums  mit  der  bed.  anschneiden, 
demnächst  anfangen^  wie  im  fr,  entamer  (s.  IL  c)y  da  ein  solches  verbmn 
eerstücken,  nicht  anschneiden^  bedeutet  haben  würde.  Der  Waiache  besitgt 
dafür  das  achtere  incepe  von  incipere,  auch  chw.  antsch^iver,  der  Pro- 
venzale  besafi  auch  enquar  von  inchoare. 

Compagno  it.,  sp.  compafio,  pr.  altfr.  compaing  gefShrte;  daher 
compagnia  ti.  a.  oibll.;  vb,  compagnare,  accompagnare  ff.  begleiten. 
Es  ist  das  nüat.  companium  geseUschaft  L.  Sal.,  zsgs.  aus  com  und  panis 
nach  dem  muster  des  ahd.  gi-mazo  oder  gi-leip  brotgenosse  {ahd.  gi  = 
lat.  cum).  Aus  compaganus  landsmann  (s.  Grut.  Inscr.  209,  i,  v.  j. 
946  V.  C.)  würde  sich  compagno  nur  durch  accentverschiebung  (compi- 
ganns)  deuten  lassen,  die  aber  bei  einem  so  üblichen  suffixe  nicht  voraus- 
zuseteen  ist.  Eher  dürfte  an  compaginare  (zusammenfügen)  gedockt  wer- 
den, allein  das  prov.  und  cat.  companatge,  womit  jedes  gericht  bezeichnet 
wird,  wozu  man  brot  ißt,  gibt  den  ausschlagt  com-pan-aticnm  floß  eben 
sowohl  aus  panis  wie  com-pan-inm.  Das  älteste  zeugnis  des  rom.  wories 
begegnet  in  den  Vatic.  glossen  ed.  W.  Grimm:  ubi  (h)abui8ti  mansionem 
(h)ac  nocte,  conpagn? 

Gompasso  it.  pg.,  compas  sp.  pr.  fr.  zirhel  ois  instrumeni]  vb. 
it.  compassare  ff.  abzirkeln,  altfr.  auch  bauen,  hünstlich  bildepi^  m.  b. 
un  chastel  Bou  I,  p.  20,  une  esp^e  GVian.  2694,  qne  [diens]  chiel  et 
terre  fist  et  tout  a  compass^  DMce.  p.  206.  Dies  wort  berührt  sich  mü 
einem  celtischen:  hymr.  cwmp  hrdß,  davon  das  glbd.  cwmpas;  aus  kreiß 
wäre  dann  das  ihn  beschreibende  Werkzeug  geworden  wie  im  deutschen 
Zirkel.  S.  Diefenbach,  Celt.  I,  112.  Indessen  läßt  es  sich  ohne  zwang 
der  lat.  spräche  zuweisen,  geht  man  nur  auf  die  älteste  bedeutung  zurück. 
Prov.  und  altfr.  ist  compas  gleicher  schritt,  mitschritt,  von  com-passus, 
z.  b.  eil  ä  cheval  e  eil  ä  pi6  .  .  tindrent  lor  eire  e  lor  compas  .  .  ke 
Tun  Taltre  ne  trespassout  die  zu  ross  und  die  zu  fuß  hielten  ihren  marsch 
tmd  ihren  gleichen  schritt,  so.  daß  keiner  dem  andern  zuvorkam,  s.  JLex. 
rom.  Daher  bedeutet  es  eben  sowohl,  wie  auch  im  span.,  tact,  versmafi, 
überhaupt  maß  und  das  Werkzeug  zum  messen.  Compassar  gleichen  schritt 
halten  bildet  den  gegensatz  zu  traspassar  überschreiten,  wie  in  der  ange- 
führten stelle.    Die  bed.  nautisches  instrument  hat  sich  später  eingefunden. 

Concertare  it.,  sp.  concertar,  /K.concerter  verabreden,  anordnen; 
concerto,  concierto,  concert  Verabredung,  verabredete  sache;  von  con- 
certare zusammen  streiten.  Zusammen  verabreden  und  zusammen  streiten 
liegen  sich  nahe  genug:  ndat.  placitare  heißt  eben  sowohl  streit  fähren 
wie  vertrage  schließen;  in  beiden  fällen  ist  der  mMelhegriff  werte  wechsein. 
Span,  concertar  heißt  auch  ausbessern,  etwas  zerbrochenes  wieder  herstellen, 
nach  Cabrera  von  consertare  für  conserere,  was  möglich  ist.  Unter  concerto 
di  musica  kann  man  ursprünglich  nur  eine  Verabredung  oder  anordnung 
zum  zwecke  der  musik  verstanden  haben;  an  concentus  istnicM  zu  denken. 


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I.   CONDORE-CONVEGNO.  107 

Gondoie  it.,  sp.  condor,  fr,  condor  ein  mdamericanischer  raubvogel, 
tmliur  ffryphm;  das  wart  aus  der  heimath  des  thieres. 

Confortare  it.,  sp.  conhortar,  i>r.  conortar  (vgl.  den  ausfaU  des  f 
m  preon  van  profundus),  fr.  conforter  stärken;  vom  spätem  lat.  con- 
fortare. 

Coniglio  ü.,  sp.  conejo,  pg.  coelho,  pr.  äUfr.  connil,  mit  ver- 
tausektem  suffix  fr.  connin,  connine  (jet^ä  \&pin)  kaninchen;  van  cuniculus. 
Vb.  fr.  coniller  ausfluchte  suchen  (den  kaninchen  ähnUchy  die  sich  in 
ihre  gange  surückeiehn). 

Conoechia  it.,  fr.  quenouille  spinnracken;  im  Sliem  nUatein 
z.  b.  L.  Ripuar.  conucula  für  colucula  vam  lat.  colus  (f.),  ahd.  kuncla^ 
fM.  kunkeL 

Contare  it.,  sp.  contar,  pr.  comtar  rechnen,  erzählen,  fr.  compter 
injenerj  conter  in  dieser  bedeutung;  van  computare  berechnen,  ehensa 
ahd.  zdj9Ji  nu$nerare,  enarrare.  Sbst.  it.  cömputo,  conto,  sp.  cuento, 
eventa,  pr.  compte,  comte,  conte,  fr.  compte,  conte,  lat.  computus  bei 
Jirm.  Matemus. 

Conte  it.,  sp.  pg.  conde,  pr.  coms,  altfr.  quens,  accus,  in  beiden 
sprachen  und  nfr.  comte  graf;  van  comes,  begleiter  des  filrsten,  demnächst 
hoher  beamter,  richter  eines  größeren  beeirks.  Daher  it.  contado  ff. 
grafschaß,  landschaft,  contadino  landmaim. 

Contestabile,  connestabile  it.,  sp.  condestable,  fr.  conn^table  in 
erster  bedeutung  cberstalhneister ;  van  comes  stabuli. 

Conto  it.f  cointe  altfr.  kundig  {vgl.  Alexs.  43  dunt  il  ja  bien  fut 
cointe),  demnächst  altfr.  sa  wie  pr.  cointe,  coinde,  zierlich^  anmuthig; 
fimfi  in  cognitus  seinen  Ursprung  halben  mit  der  grundbed.  bekannt,  ver- 
traut, angenehm,  wie  mhd.  maere  bekatmt  und  lieb  heifit.  Daher  vb.  pr. 
coindar  zu  erkennen  gehen^  altfr.  cointer  und  cointoier  unterrichten, 
sehmiidcenj  zsgs.  pr.  acoindar,  fr.  accointer  bekannt  machen^  engl. 
acquaiDt,  mlai.  adcognitare ;  s'accointer  ä  qqun  sich  mit  einem  befreunden, 
it.  aeeontarsi  sich  besprechen;  pr.  acoindansa,  aJtfr.  accointance  ver- 
trauliehkeit.  Daau  kommt  percoinder  kundUhun  (^percagnitare)  Pass. 
de  J.  C.  29.  In  einem  glassar  des  12.  jh.  liest  man  cogniter  vel  cognite 
'benigne,  humane^  Class.  auct.  VIII,  166'' .     Vgl.  conciare  //.  a. 

Contra ta  aitit.,  jetzt  mit  d  contrada,  pr.  dass.y  fr.  contr^e  gegend; 
eigentl.  das  entgegenliegende,  vam  adv.  contra  mit  dem  suffix  ata,  das 
sich  sonst  nicht  an  partikein  fügt,  vielleicht  eine  nachahmung  des  deutschen 
gegend,  mhd.  gegenöte.  Indessen  sagt  man  prav.  in  diesem  sinne  auch 
eDoontrada  von  encontrar  begegnen,  woraus  contrada  recht  wohl  abgekürzt 
sein  konnte.  Diese  form  mit  en  beseitigt  zugleich  die  van  mehreren  vor- 
gArachte  herleitung  aus  conterrata,  s.  bei  Ducange. 

Convegno  it.j  sp.  convenio,  cat.  conveni,  pr.  fehlt,  öüfr.  convin, 
con?ine,  conyigne  (m.)  Übereinkunft,  fr.  auch  vorhaben,  treiben,  benehmen, 
daher  altengl.  covin,  covine  einverständnis,  kabale;  dazu  fem.  it.  con- 
vegna,  pr.  coTina  OAIb.  1060,  mlat.  conyenia  v.  j.  679.  Die  masculina 


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108  I.   CONVITARE— COBDOVANO. 

drücken  das  vom  Romanen  wenig  angewandte  suffix  ium  (conviv-ium)  aus,  die 
feminina  sind  daraus  moviert.  Dafi  convenire  jnt  gründe  liegt,  versteht  sieh. 

Convitare  it.,  sp.  pg.  pr.  convidar,  fr.  convier  einladen;  daher 
sbst,  it.  convito,  sp.  pg.  convite,  pr.  convit,  altfr.  convi  einladung, 
gastmcM;  von  invitare  mit  vertauschter  präposition  unter  einwirkung  von 
convivium. 

Coppa  it.,  sp.  pg.  pr.  copa,  fr.  coupe,  wal.  cofe  hecher,  masc.  U. 
coppo,  pg.  copo  trinkgefäfiy  pr.  cob-s,  ^testa  capitis^  GProv.  53";  von 
cnppa,  nebenform  von  cüpa  faß,  s.  Schneider,  Lat.  gramm.  I,  426;  ndat. 
gleichfalls  cuppa,  aber  mit  roman.  bedeutung.  Der  lateinischen  blieben 
die  formen  mit  u  getreu,  sp.  pg.pr.  cuba,  /r.  cuve,  ahd.  kuba  CiroZ.  cnpe 
maßi)^  Abu.  sind  pr.  cubel  kübel;  sp.  q uhilet e,  pr.  fr.  gobelet  becher, 
ndat.  gubellns  u.  a.  m.;  auch  it.  cüpola,  woher  sp.  cüpula,  fr.  conpole 
halbkugelförmiges  dach,  huppet,  frane.  auch  schlechtweg  coupe,  von  der 
gestalt  einer  umgestür/den  schale  so  genannt.  ^Dieselbe  anschauung  im 
altfr.  cope,  pic.  coupet,  couplet  berggipfel,  gipfel  überhaupt,  Jcymr.  cop 
und  copa,  ndl.  kop,  nhd.  köpf  und  knppe  (wie  ahd.  stouf  be(Aer  und 
felsgipfel);  abgel.  nfr.  coupeau,  sp.  pg.  copete,  letzteres  nedst  copo  auch 
büschd,  vgl.  unten  toppo. 

Gopparosa  it.,  sp.  pg.  caparrosa,  fr.  couperose  vitriol;  von  cnpri 
rosa  s.  V.  a.  gr.  xaXyMvd^ov  kupferblume. 

Coppia  it.,  couple  fr.  das  paar,  von  copnla;  so  auch  altit.  cöb- 
bola,  pr.  cobla,  fr.  couplet  Verknüpfung  von  versen  d.  i.  striche.  Zsgs. 
it.  scoppiare  ein  paar  trennen,  verschieden  von  scoppiare  plateen, 
s.  schioppo  //.  a. 

Coraggio  it.,  sp.  corage,  fr.  courage  herehaftigkeit,  muth,  in  älterer 
spräche  gemüthe;  vom  lat.  cor  cordis  ohne  einmischung  des  radicalen  d, 
une  dies  auch  in  andern  abll.  aus  diesem  worte  der  faU  ist. 

Corazza  it.,  sp.  coraza,  pr.  coirassa,  fr.  cuirasse  paneer;  von 
corium,  gleichsam  coriacea  lederwerk. 

Corbacho  sp.,  cravache  fr.,  dtsch.  karbatsche,  name  dernubischen 
aus  rhinoceroshaut  geschnittenen  geissei,  türk.  kyrb&tsch,  russ.  korbatsch 
u.  s.  w.,  vgl.  Schmeller  II,  326,  J.  v.  Hammer  num,  329,  Weigand  1, 563. 

Corbeta  sp.,  corveta.  pg.,  eorvette  fr.  kleineres  kriegsschiff  zwischen 
fregatte  und  brick;  von  corblta  lastschiff,  mit  romanisierter  endung. 

Cordoglio  Ä.,  sp.  cordojo,  pr.  cordolh,  ctuo.  cordoli  herzeieid; 
von  cordolium,  nur  bei  Plautus  und  später  wieder  bei  Äpul^jus.  Mit 
dolium  trifft  auch  fr.  deuil,  it.  doglia  zusammen. 

Cordovano  it.,  sp.  cordoban,  pr.  cordoan,  fr.  cordouan  eine  sonst 
von  den  Mauren  in  Spanien  zubereitete  sorte  ziegenieder;  nach  Cordoba 
benannt,  woher  es  bezogen  ward.  Der  frühere  name,  zu  Ludwigs  des 
frommen  und  Karls  des  kahlen  zeit,  war  cordovesus,  cordebisus  nach  lat. 
eordubensis,  sp.  cordobes;  das  arab.  kortobani,  d.  h.  von  Cordova,  aber 
verdrängte  die  einheimische  äbleitungsform.  Daher  it.  cordovaniere, 
fr.  cordonnier,  oft  cordoanier,  Schuhmacher. 


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I.  COREGGIA-COSA.  109 

Coreggia  ii.,  sp.  pg.  correa,  pr.  correja,  fr.  courroie,  wai.  cureä 
Hemm;  van  corrigia.    Daher  auch  it.  mor^g^is,  peitsche. 

Cornamasa  it.  sp.  pg.pr.,  cornemuse  fr.  sackpfeife  sott  oti«  comu 
Musae  gusammengesetet  sein.  Prov.  corna,  altfr.  corne  heifit  harn  als 
iongeräthe,  mnsa,  altfr.  muse,  pf^^y  flöte,  aber  die  composition  ist  für 
die  Sache  nickt  heeeichnend. 

Cornia  und  corniolo  it.,  sp.  cornizola,  pg.  cornisolo,  fr.  cornouille, 
wd,  coarne  iomelkirsche ;  it.  cornio  und  corniolo,  5p.  cornizo  und  cor- 
Dejo,  pg.  corniso,  fr.  comouiller,  wal.  com  kamdbaum;  von  cornum, 
eomns,  sum  theü  aber  vom  adj.  Corneas,  corneolus  {vgl.  über  baumnamen 
aus  adjediven  ciriegio)  oder  vom  sbst.  comiculum  (comejo),  comncnlnm 
(comonille). 

Cor  nie  e  it.,  sp.  cornisa,  fr.  comiche,  wailon.  coroniss,  nhd.  carnies 
hrangleiste  am   hauptgesimse,    die  figur  eines  S  bildend;    von    coronis  % 
(TLOQiang)  verschlungenes  aeichen,   im  roman.  verwechselt  mit  comix,  wie 
auch  gr.'xogcivrj  krümmung,,  kranB  und  krähe  bedeutet. 

Corniola  it.,  sp.  comerina,  pg»  pr.  comelina,  fr.  cornaline  ein 
«fem,  cameol;  von  comu,  weil  seine  färbe  der  des  (aus  hom  gebildeten) 
nagds  am  finger  gleicht,  darum  auch  gr.  ow^  genannt. 

Corruccio  it.,  sp.  fehlt,  pr.  corrotz,  fr.  courroux  ärger,  jsfom;  für 
collemccio  u.  s.  w.  von  cholera  galle,  gaüensucht.  Davon  it.  corruc- 
ciare,  crncciare,  pr.  corrossar,  fr.  courroucer  erjnimen.  AUfr.  corine 
groU,  gleichsam  cholerina. 

Corsare,  corsale  it.,  sp.  corsario,  cosario,  pr.  corsari,  fr.  corsaire 
Seeräuber;  von  corsos,  woher  auch  sp.  corsa  ausflug  eur  see. 

Corte  it.  sp.  pg.,  pr.  cort,  fr.  cour,  wal.  carte  hof;  bekanntlich  von 
chors  chortis  Viehhof  vgl.  Schneider  I,  188.  Ableitungen,  die  sich  der 
roman.  bed.  fürsüicher  hof  anschliefien,  sind  e.b.  it.  cortese,  sp.  cortes, 
fr.  coortois  höflich,  gleichsam  cortensis;  hieraus  sp.  cortesano,  fr.  coar- 
ÜBan,  it.  cortigiano  höfling,  schon  im  frühen  mlatein  cortisanus  (wie  U. 
Parmigiano  aus  Parmensis);  vb.  it.  cort  egg iare,  sp.  cortejar  und 
cortezar,  fr.  coartiser  den  hof  machen ;  sbst.  it.  corteggio  gefölge,  daher 
fr.  cort4;e. 

Corteccfa  it.,  sp.  corteza,  pg.  corti^a  schale,  rinde,  kruste,  vom 
adj,  corticens  aus  cortex;  vb.  it.  scorticare  und  so  pr.  escorgar  {in 
der  neuen  spräche  noch  escoartegd),  fr.  6corcher,  sp.  pg.  escorchar  die 
rinde  oder  haut  abziehen,  in  der  L.  Sdl.  excorticare,  von  cortex. 

C Ol tinsL  it.  sp.  pr.,  coartine  fr.,  cortin^  wäl.  bettvorhang,  schon 
hei  Isidorus  vorkommend:  cortinae  sant  aolaea.  Es  weist  auf  chors  um- 
zäunungj  wie  aolaeam  auf  aala.  Mlatein.  bedetdet  es  höfchen,  mauer 
zwischen  bastionen,  Vorhang  um  den  altar,  überhaupt  etwas  schützendes^ 
imd  ist  im  gründe  mit  dem  dassischen  cortina  rundung,  kreifi  identisch. 

Corvetta  it.,  sp.  corveta,  fr.  coarbette  mittlerer  sprung  des  pferdes; 
eigentl.  krummer  sprung,  von  caryus. 

Cosa  U.  sp.  pg.  pr.,  chose  fr.  sacke,  ding;  vom  lat.  caasa  Ursache^ 


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110  L  COSCIA— COSTUMA. 

das  bereits  in  der  L.  Sal.j  bei  Gregor  v.  Tours  u,  o.  diese  bedeiäung 
zeigt,  reckt  handgreiflich  im  Capüulare  de  viUis:  non  poreelium,  non 
agnellom  nee  aliam  causam.  Der  WalacJie  wählte  dafür  lucru  von 
lucrom,  dessen  erste  bedeutung  arbeit  oder  werk  ist.  Für  den  ursprüng- 
lichen begriff  bUeb  die  ursprüngliche  form,  it.  sp,  cansa,  pg.  cousa, 
fr.  cause,  wal.  causq,  nur  pr,  causa  vertritt  auch  den  neueren  sinn. 
Dieselbe  begriffsentwicklung  zeigt  unser  sache  so  wie  das  ngr.  nQay^Oj 
beide  sonst  für  Ursache  gültig.  Vom  vb.  causari  ist  it.  cuü9lt ebehaupteny 
pr.  chausar,  altfr.  choser  sfonken;  nfr.  causer  plaudern,  welches  weder 
eu  cause  fu>ch  eu  chose  passt^  dankt  seine  form  vielleicht  unserm  kosen, 
ahd.  chösön,  das  aber  selbst  aus  causari  herstammt. 

Coscia  it.,  sp.  fehlt,  pg.  coxa,  pr.  cueissa,  fr.  cuisse,  wal.  coaps^ 
oberer  schenket,  bein  zwischen  knie  und  hüfte;  von  coxa  hüße,  mit  abge- 
»  änderter  bedeutung,  entsprechend  gr.  fujgiov  hüfte^  neugr.  fAijgi  sckenkd, 
Äc{f.  sp.  coxo,  cot.  cox  hinkend,  ein  altes  wort:  catax  ^daudus,  coxus 
Gl,  Isid.y  vgl.  catax  dicitur,  quem  nunc  coxonem  vocant  Non.  Maredlus. 
Daher  sp.  quixote,  vol.  .cuixot  beinhamisch,  fr.  cuissot  schlaget  des 
wildprets. 

Cosi  it.,  entsprechend  aUsp.  ansf,  aitfr.  ainsinc  {noch  bürg,  ansin, 
pic.  ^]ü9in);  auch  issi  z.  b.  HBord.,  DMce.,  nfr,  ainsi,  n^.  asf,  pg.  assim, 
pr.  aissi  (nickt  zu  verwechseln  mit  dem  gleichlautenden  ortsadv.),  waL 
asä,  adverbium  der  vergleichung.  Diese  verschiedenen  in  ihrem  ersten 
theUe  ziemlich  unähnlichen  formen  mögen  doch  von  derselben  zuscmtmen- 
Setzung  sein.  An  eccum  zu  denken  leidet  der  begriff  nicht,  besser  fügt 
sich  aeque,  woraus  der  Italiener,  der  den  vocalanUxut  leickt  abstößt  und 
qu  wie  cu  ausspricht,  cu  und  so  cusi,  cosi  machen  konnte,  sie.  accussL 
Der  Spanier  stellt  auslautendes  c  wohl  als  n  dar  (aun  von  adhuc,  nin 
von  nee,  sin  von  sie)  und  so  konnte  aus  aeqne  d.  i.  ec  bei  dem  bekannten 
übertritt  des  anlautenden  e  in  a  die  form  an,  daher  ansf,  durch  Unter- 
drückung des  IL  sai  entstehen.  Merkwürdig  ist,  daß  die  handschrift  des 
prov.  Boetkius  v.  146  acsi  für  aissi  setzt,  das  in  der  tkat  auf  aeque  sie  deuten 
könnte,  üim  schließt  sich  das  romagn.  aese,  dsgl.  icsi  aus  der  nrnndari 
von  Brescia  {Ferrari  v.  insi)  so  wie  das  lomb.  insci  für  cosi  an.  Frä$h 
kiscke  Urkunden  brauchen  oft  ae  si,  aber  als  conjundion  für  lat.  lic^.  — 
Von  derselben  Zusammensetzung  sind  die  gleich  unten  zu  nennenden  cotale 
und  cotanto.  Andrer  natur  aber  ist  das  ital.  präfix  co  in  colui,  costui, 
cotestui:  mundarten  scheiden  beiderlei  präfixe  auch  durch  die  form,  die 
römische  z.  b.  spricht  quelni,  qnestui,  nicht  aber  quesi,  quetale,  quetanto. 

Costa  it.  pg.  pr.,  cuesta  sp.,  c6te  fr.  rippe,  seile,  auch  küste;  von 
Costa  rippe.  Daher  it.  costato,  sp.  costado,  fr.  cöt6  seite;  ü.  cös- 
tola  rippe,  costolina,  fr.  cötelette  rippchen;  it.  c oster ella  kleiner  hügd, 
fr.  coteau  für  cöteau  abhang  eines  berges;  vb.  it.  aecostare,  sp.  pr. 
aeostar,  fr.  accoster  näkem,  dg.  zur  seite  stellen,  vgl.  die  prov.  prcqm. 
Costa,  dUfr.  encoste  juoda. 

Costuma  U.  pr.^  sp.  costumbre,   fr.  coutume  (aUe  fem.),   it.  pg. 


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I.  COTALE— COTTA.  111 

eostame,  pr.  cai.  costum,  fr,  costume  (aUe  mase.^  das  cot.  wort  auch 
fem.)  gewohnheit,  siite.  Schlechtweg  aus  consuetudiii;  ßsga.  costndn,  läßt 
es  sieh  nicht  consiruieren,  da  ein  gemeinrom.  Übergang  des  inlautenden 
uin  m  ein  gane  veretneeltes  ereignis  wäre.  Vielmehr  ward  dem  lat. 
warte  bei  der  Schwierigkeit^  sein  suffix  ndin  eu  behandeln,  das  sufßx 
nmen  angepasst,  womit  die  roman.  spräche  eigenschaften  beeeichnet  {it. 
asprume,  pg.  ciume,  pr.  frescum):  dasselbe  widerfuhr  auch  andern  sub- 
stantiven  jener  ableitung^  wie  mansuetudo,  sp.  mansedumbre,  pg.  manse- 
dame,  und  noch  auf  andre  art  suchte  man  dem  suffix  ndin  auszuweichen, 
pg.  mansidao,  pr.  mansneza,  it.  testnggine,  s.  Rom.  gramm.  II,  340. 
So  ist  also  die  männliche  form  costume  die  ursprünglichere,  die  weibliche 
fehlt  sogar  dem  Portugiesen  ganz,  doch  ist  sie  dU,  da  man  in  einer  ur^ 
bmde  v.  j.  705  bereits  constuma  findet^  s.  Carpentier. 

Cotale  it^  wal.  cutare,  pronomen,  von  aeque  talis?  Dahin  auch 
sp.  atal,  entsprechend  pr.  aital^  altfr.  aintel,  itel,  norm,  entel,  Hai.  bei 
«mcw  dUen  pisan.  dichter  aitale  FPS.  J,  457.  8.  oben  cosi.  Die  capi- 
tutorien  Karls  d.  kahlen  brauchen  häufig  hie  talis;  soUte  es  eine  nach- 
lädung  des  altfr.  itel  sein,  früher  gesprochen  ictel  ? 

Cotanto  ital.  pronomen,  von  aeque  tantus?  Desselben  Ursprunges 
schetHt  altsp.  atanto,  pr.  aitant,  altfr.  itant.    Man  sehe  oben  cosi. 

Cotenna,  codenna  it.,  pr.  codena,  fr.  couenne  schwarte,  sp.  co- 
dena  dichtigkeit  des  tuches.  Nahe  liegt  allerdings  cutis,  aber  ein  suffix 
enna  fddt;  nur  wenn  man  couenne  für  couaine  und  dieses  für  ein  aitfr. 
codaine  nifnmt,  woraus  erst  codena  gebildet  worden,  läßt  sich  das  wort 
deuten,  nändieh  aus  cutaneus.  Port,  cödea  rinde  konnte  immlat.  cntica 
seinen  grund  haben,  wovon  auch  it.  cotica  (parm.  codga,  ven.  coöga, 
gen.  qnla)  und  cnticagna. 

Cotogna  it,,  pr.  codoing,  fr.  coing,  wal.  gutuie  quitte;  von  cydo- 
nia,  tvdtoviov,  bei  den  feldmessem  cotoneum,  cotonium,  nUat.  cottanum 
HcffnL  Sumerlaten,  nach  der  Stadt  Gydon  aufCreta  benannt;  ahd.  kutina^ 
mhd.  ktiten,  quiten  ebendai^er. 

Gotone  it.,  fr.  coton,  sp.  algodon  baumwoUe  {daher  unser  kattun); 
vom  arab.  qo'ton  al-qo'ton  Gol.  1093,  Freyt.  III,  469K  Sp.  algodon 
und  alcoton  heißen  auch  watte,  davon  pr.  alcoto,  altfr.  auqueton,  nfr. 
lioqneton  (h  asp.),  mndl.  acottoen  gestepptes  wamms  (man  zog  es  über  die 
ekmise  Sax.  /,  p.  229);  nach  Perizonius  vofh  gr.  6  xixfav,  gana  wn- 
statihaft. 

Gotta  it.,  sp.  pg:  pr.  cota,  altfr.  cote  langes  oberkleid,  neufr,  cotte 
Unterrock,  cotte  de  maille  panzerhemd,  masc.  pr.  cot  =  cota;  mlat. 
cotta,  eottos  (9.jh);  abgel.  fr.  cotillon,  cotteron  u.  a.;  zsgs,  pr. 
fr.  sureot,  im  Vocabularius  opiimus  13,  67  surcotus  ^surcof,  letzteres 
als  deutsches  wort  hingestellt.  Die  gewöhnliche  herleitung  ist  aus  engl. 
eot  =  (Mgs.  cote  hütte,  und  wir  wissen  aus  mehr  als  einem  beispiel,  daß 
man  die  Wörter  für  hütte  oder  haus  auch  auf  kleidungsstücke  übertrug; 
oder  auch   aus  dem  deutschen  kotze,   ahd.  chozzo  (m.)  grober  wollener 


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112  I.   COVARE-CRESCIONE. 

Stoffe  eottige  decke,  das  aber  nebst  dem  engl,  coat  selbst  erst  am  dm 
ndatein,  oder  romanischen  eingebracht  ist.  Bleibt  man  auf  latein.  gdnä, 
so  würde  sich  nur  cutis  (f.)^  daSy  wie  manche  andre,  in  die  1.  decUn. 
versetzt  werden  konnte,  darbieten  und  man.  könnte  sich  etwa  auf  unser 
mhd.  hfit  (cutis)  berufen,  das  in  tarn-hfit  als  ein  den  ganzen  körper  um- 
hüllendes  gewand  gedacht  wird.  Vgl.  Diefenbach^  Neue  jahrb.  für  Phä, 
u.  Päd.  LXXVIl  768. 

C Ovare  it.,  coar  pr.,  couver  fr.  brüten;  von  cubare  im  sinne  vm 
incubare.  Sbst.  ü.  cova,  covo  wüdlager,  sp.  cueva  höhle;  von  cubare 
im  eigentlichen  sinne.  Sp.  coba  bereits  in  einer  Urkunde  des  9.  jh.  Esp. 
sagr.  XXXVII,  339.  Aus  pg.  cova  entstand  wohl  auch  das  adj.  coto 
hohl,  das  also  mit  it.  cupo  II.  a.  gar  nickt  verwandt  wäre. 

Gozzare  i^.,  sp.  cozar  fdiU,  fr.  cosser,  pic.  coissier  und  coehier 
mit  den  hörnern  stolzen;  sbst.  cozzo  stoß.  Nach  Frisch  vom  dtschen  hutzen, 
aber  härtung  des  reiften  hauchlautes  in  gutturales  c  ist  nicht  eineuräumm. 
Vielmehr  wird  sich  auch  dieses  wort  dem  röm.  elemente  euu)eisen  lassen. 
Von  co-icere  (eusammenstofien)  umrde  das  part.  prät.  co-ictus  (coctua) 
lauten,  hieraus  das  vb.  cozzare,  une  aus  directus  dirizzare,  aiso  ein  par- 
tidpiaiverbum.  An  diesen  Ursprung  des  Wortes  erinnert  auch  die  itd. 
construction  cozzare  con  uno  mit  einem  j^usammenstofien,  co-icere  cum 
aliquo. 

Cozzone  it.,  pr.  aitcat.  cussö,  altfr.  cosson  Boquef.,  wcdlon.  gosou 
mäkler  besonders  im  pferdeha/rläel,  prov.  als  Schimpfwort  g^aucht.  Ohne 
Zweifel  vom  gleichbed.  cocio  bei  Plautus,  nach  GeUius  16.  7  ein  plumper 
volksatcsdruck.  Festus  (Paulus)  schreibt  coctio,  und  sonderbar,  dcLfi  die 
roman.  formen,  entschieden  die  ital,,  diese  Schreibung  verlangen^  weicher 
auch  das  mlatein  in  coccio  oder  coqcio  offenbar  beipflichtet.  Zsgs.  ü. 
scozzone  einer  der  die  pferde  zureitet. 

Cravatta  ü.,  sp.  corbata,  fr.  cravate  halsbinde;  Roteres  wort^  in 
Frankreich  seit  der  ersten  hälfte  des  17.  jh.  (MSnage),  gebildet  aus  dem 
volkemamen  Cravate  Croate  {sp.  Corvato),  da  man  die  sache  von  diesem 
Volke  entlehnte,  daher  it.  auch  croatta,  henneg.  croate,  croyatte. 

Crebantarpr.,  altfr.  cravanter,  sp.pg.  quebrantar  brechen  (trcms.); 
von  crepare,  part.  crepans. 

Grema  it.  sp.  pr.,  crßme  fr.  rahm,  mlat.  crema  (n.)  bei  Venant. 
Fort.;  abgeändert  aus  cremor  milchsaft. 

Crepare  it.,  pr.  crebar,  fr.  crever,  sp.  pg.  durch  umsteiUung  que- 
brar  bersten,  brechen;  von  crepare,  dessen  bed.  ein  geräusch  mcu^en  in 
den  jüngeren  sprachen  erloschen  ist.  Zsgs.  it.  screpolare  aufspringen, 
8cr6polo  riß;  sp.  requebrar  die  stimme  biegen  (vgl.  pr.  TelTsmiheY  cUmss.), 
daher  artigkeiten  sagen,  sbst.  requiebro  liebesrede,  liebkosung. 

Crescione  it.,  fr.  cresson,  neupr.  creissoun,  cot.  crexen  eine  pfUmse, 
kresse;  a  celeritate  Crescendi  so  genannt,  wie  C.  Stephanus  mit  reckt 
bemerkt,  also  ein  prägnanter  ausdruck.  Aus  dem  roman.  ist  unser  kresse, 
ahd.  kresso,   nicht  umgekehrt,   da  dieses  im  deutschen  keine  wureel  hat 


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I.   CROCCIA-CROSCIARE.  113 

tmd  raman.  pfianBennamen  nur  sdkn  aus  jener  spräche  herstammen.  — 
Weigandj  Wb.  /,  638,  weist  nunmehr  eine  deutsche  wurxel  nach,  das  ahd. 
starke  verbum  chr^san  hriechen^  prät,  chras,  aus  leUfterem  das  subst. 
ehnwja,  ehressa,  chresso  (ss  aus  sj);  der  wureetvoccd  wäre  dann  nicht  ^, 
wie  man  nicht  streng  erweislich  annimmt,  sondern  e,  der  ausdruch  belöge 
sieh  ai^  die  kriechenden  Stengel  der  brunnenkresse.  Sicher,  wenn  keine 
andre  spräche  sich  meidet,  dankt  entweder  die  roman.  der  deutschen  oder 
die  deutsche  der  roman.  das  auch  im  russischen,  lettischen  und  esthnischen 
bekamUe  wort.  Nach  dem  buchstaben  kann  cresson  sowohl  vom  lat.  cres- 
cere  {äUfr.  crestre,  präs,  nous  cressons)  wie  vom  deutschen  kresso,  ace. 
kressoDy  stammen.  Ist  das  letztere  der  fall,  so  hat  das  roman.  wort 
wenigstens  eine  umdeutung  mit  ctescere  erfahren,  worauf  schon  die  ital. 
und  prov.  form  anspielt,  und  eine  umdeutung  ist  eine  Wiedergeburt.  Das 
eat.  cr^xen  läfit  sich  nicht  mehr  aus  dem  deutschen  ableiten^  es  ist  dem 
präs.  ind,  von  cr^xer  entnommen  und  heißt  'sie  wachsen  (diese  kräuter). 

Croccia,  gruccia  it.  knicke,  cruccia  grabscheit,  aÜsp.  croza,  pr. 
croesa,  fr.  orosse  krummstab.  Die  herleitung  aus  dem  fr.  croc  (haken) 
findä  Schwierigkeit  im  buchstaben,  dem  nur  ein  fr.  croche  gerecht  wäre. 
Wie  pancia,  panzai  panse  aus  pantex,  so  konnte  croccia  mit  seinen 
genossen  aus  crux,  leichter  noch,  in  betracht  der  doppdconsonanjs  cc, 
88,  aus  dem  ad^.  crncea  entstehen,  woraus  auch  ahd.  krokja  entstanden 
scheint. 

Crollare  it.,  pr.  crollar^  crotlar  schütteln,  fr.  cronler  einstürzen, 
dttfr.  croler,  erodier,  crosler  wie  prov.  Wohl  dürfte  man  bei  diesem  wort 
m  das  nord.  krnlla  (verwirren)  denken,  böte  sich  kein  lat.  etymon.  Prov. 
erotlar  nämiich  (offenbar  dUerthümlicher  als  crollar,  wiewohl  dies  schon 
die  Passion  Christi  kennt,  str.  81)  führt  auf  crotolar  und  dies  konnte 
ans  eo-rotülare  zusammengezogen  sein,  womit  auch  das  einfache  rotlar  = 
rotolare  überein  stimmt.  Ebenso  stimmt  fr.  crouler  zu  roaler,  ja  es  thut 
in  der  redensart  crouler  an  bätiment  ^ein  schiff  vom  ufer  rollen  lassen 
^ig  dessen  dienst,  und  d>enso  ist  cdtfr.  cronller  leg  lex  DMce.  p,  249,  2 
so  vid  eis  roXller  les  iex  ds.  271,  21  'die  äugen  rollen  lassen.  Im 
gansen  kimtmt  das  neue  vb.  co-rotnlare  auf  die  bedeutungen  von  volutare, 
voiutari  (walzen,  rollen,  schwanken,  schwanken  machen)  heraus. 

Croseiare  i^.,  sp.  cruxir,  pr.  dttfr.  croissir,  waüon.  crohl  knirschen, 
imrsehen  machen.  Weder  die  lat.  noch  die  ceU.  spräche  gewährt  ein 
äffmon,  dagegen  besitzt  die  goih.  das  ganz  gleichbedeutende  kriustan,  z.  b. 
kriugtith  tanthnnB  Marc.  9,  18  lautet  span.  emxe  los  dlentes,  pr.  cruis 
las  dens  Chx.  II,  148,  gr.  rgi^ei  xovg  odovrag.  Aber  nicht  leicht  un- 
mittelbar aus  kriustan  konnten  die  rom.  formen,  wenigstens  nicht  die  itai., 
sieh  hervarbüden:  es  ist  ein  abgel.  kraustjan  (vgl.  kiusan  kausjan,  fr. 
ehoisir)  dafür  anzunehmen,  stj  =  it.  sei  wie  in  angustia  angoscia.  Merk- 
würdig ist,  daji  auch  büdungen  desselben  verbums  nach  der  zweiten  rom. 
ccnj.  vorkommen,  so  cat.  cröxer,  chw.  s-erüscer,  cUtfr.  croistre,  so  daß  äUe 
drei  conjugationen  an  diesem  verbum  theü  haben. 

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114  I.   CUBEBE— CUCCO., 

Cubebe  it.  (m.)y  sp.  pg.  pr.  cubeba,  fr.  cubÄbe  name  einer  indir 
sehen  pflaneey  die  eine  ort  pfeffer  gibt;  arab.  kab&bat  Freytag  IVy  2*. 

Cübito  it.,  sp.  codo,  cdt  cobdo,  pg.  cövado,  coto,  pr.  coide,  code, 
fr.  coude,  wdl.  cot  eilenbogen;  von  cnbitus.  Andre  üci.  formen  skd 
gömito  (bereits  im  Voe.  S.  GaU,  cnmitas  ^ellinpogo),  mit  eingeschobenem 
m  gömbitOy  ckurw.  cümbet.  Daher  pg.  cotovello  =  coto,  umgestdU 
aus  covetello?  sp.  codillo  vorderfufi  der  thiere  vom  knie  aufwärts.  Zsgs. 
sp.  recodo  winket,  biegung,  bucht ,  wie  gr.  dyxciv. 

Cnccagna  it.,  sp.  cncana,  fr.  cocagne,  altengl.  cokaygne  schlaraffeih 
land;  vom  dtschen  kuchen,  u>eil  die  häuser  daselbst  mit  kuehen  gededd 
seien,  bemerkt  J.  Grimm,  Ged.  auf  Friedr.  p.  96.  Gegen  die  vorsteUung 
ist  nichts  eu  erinnern,  doch  läßt  sich  das  wort  aus  roman,  qudle  abkiten: 
kuehen  heißt  cot.  coca,  chw.  cocca,  occit.  coco,  pic.  conqne,  von  coquerc 
backen^  also  gebackenes,  so  torcek  gedrehtes  von  torqnere.  Auch  das  itaL 
kinderwori  cacco  ei,  ovum  kommt  hier  in  anschlag,  grade  weU  es  ein 
kinderwort  ist,  und  an  gesottenen  eiern  wird  es  im  schlaraffenlande  nicht 
fehlen:  waUon.  bedeutet  cocogne  Ostereier.  In  Neapel  war  cnccagna  ein 
gur  Volksbelustigung  aufgeführter  berg,  welcher  wurste  und  andre  eß- 
waaren  ausspie,  um  die  das  volk  sich  schlug.  Hierauf  besieht  si(h  m.  b. 
ein  sicU.  gedieht  La  cuccagna  conquistata,  Palermo  1674.  Das  wort 
kommt  also,  bemerkt  Genin,  Recreat.  II,  89,  vom  fr.  coq  und  bedeutä 
gleichsam  ein  hahnengefecht.  Aber  die  hauptidee  dabei  war  nicht  die  beir 
gerei,  sondern  der  freigebige  berg. 

Cucchiajo  it.,  cMpg.  colhär,  pr,  cnihier,  fem.  it.  cncchiaja,  sp. 
cuchara,  pg.  colh^r,  fr.  cuiller,  cnill^re  löffel;  von  cochlearinm,  cochle- 
aria.  In  colher  und  cniller,  wosu  noch  ein  altsp.  cnchdr  kommt,  vermisst 
man  die  weibliche  endung;  diese  Wörter  nehmen  also  im  gründe  ein  fem. 
cochlearis  in  anspruch.    Der  wal.  ausdruck  ist  lingnr^  =  lat.  lingnla. 

Cuccio,  cncciolo  it.,  sie.  gnzzu,  gnzza,  cuccia,  pr.  goz,  gossa^  sp. 
gozque  (was  soll  hier  die  aweite  sübe?)  kleiner  hund,  vgl.  gotz  ^parvus 
canis^  GProv.  57.  Im  catal.  ist  gos  der  übliche  ausdruck  für  hund  über- 
haupt, so  daß  Jaume  Febrer  das  von  ihm  gebrauchte  can  erklären  oder  recht- 
fertigen 0U  müssen  glaubte:  un  gos  que  en  bon  llemosf  can  es  nomenat 
Str.  161.  Im  wallon.  ist  go  der  männliche,  in  der  Schweiß  göschli  der 
weibliche  hund.  Ital.  cncciolo,  sie.  gnzzn  bedeuten  als  adjectiva  Mein: 
beide  Wörter  könnten  in  beiden  bedeutungen  aus  cncco  nestUng,  lieiUng 
entstanden  sein,  denn  cncciolo  ist  namentlich  schooßhündchen.  In  anschlag 
0U  bringen  ist  aber  vor  allem,  daß  das  wort  oder  ein  gane  ähnliches  cmf 
fremden  dem  ital.  nah  liegenden  Sprachgebieten  heimisch  ist:  ein  kleiner 
hund  heißt  ülgr.  kntze,  ungr.  knszi. 

Cncco  it.  kukuk  (in  dieser  form  und  bedeutun^  nur  in  voUcsmund- 
arten,  ven.  cnco,  romagn.  cocch  u.  dgl),  jpr.  cnco  (wenn  nicJU  syncopiert 
aus  cncnlo)  dass.;  von  dem  seltnen  cncns,  bei  Isidor  12,  7  (auch  bei 
PlautusPJ.  Dsgl.  it.  cncülo,  ^.  cogül,  fr.  cocn,  concon,  von  cnculus, 
yi>an.  umgebildet  in  cnqnillo,  abgd.  cndiUo.    Meist  bedeuten  diese  Wörter, 


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I.  CÜCINA-CUFFIA.  115 

eocn  heut  eu  tage  aussehließlichy  auch  hahnrei,  in  welchem  sinne  eich  noch 
pr.  eogotz  {vgl.  cot.  cucnt),  esga.  eontz^  aUfr.  cous,  hinsu  gesellt  An  IcU, 
earroca  ist  dabei  nicht  bu  denken,  dttsfu  deutlich  hat  die  spräche  den 
kaknrei  mit  dem  h^kuk  eusammengestelU:  gab  man  nUn  etwa  dem  betro- 
gelten  ehemann  per  antiphrasin  den  namen  des  vogelSy  der  seine  eier  in 
fremde  nester  legt?  8p.  eu  car  verhöhnen  ist  augenscheinlich  aus  dem 
namen  des  höhnenden  vogds  abgeleitet  und  geht  auf  die  form  cucus  jmriick. 

Cncina  it.,  cocina  sp.,  cuisine  fr.,  cocne^  wai.  Jcüche,  so  auch  ahd. 
koehioa,  ags.  cycene,  altir.  cngann  Zeuß  J,  80,  Tcymr.  cegin;  von  co- 
qniiia  für  cnlina  im  spätesten  latein.  Vb.  cucinare  /f.  die  küche  be- 
sorgen, von  coqainare,  vielleicht  nur  bei  Pkmtus. 

Cucire  it,  richtiger  cuscire  {maus  s  entstanden),  sp.  coser,  cuair, 
pg.  coser,  pr.  cöser,  cusir,  fr.  coudre,  wal.  coase  nähen;  von  consuere, 
dem  schon  in  den  Isidor.  glossen  cusire  Bur  seite  steht,  so  denn  auch 
etiBire  Gl.  Paris,  ed.  HM.,  cnseheit  Gl.  Seiest.  9,  6.  Äbgel.  it.  costura 
fiAen  cacitnra,  gleichsam  consutura,  fr.  coutnre  ymM,  nähterei,  daher  vb. 
fr,  accontrer  surecht  machen,  eubereiten,  herausputzen,  raccoutrer  wieder 
ewähen,  fliehen.  Auftrennen  hei  fit  it.  sdrucire,  sdruscire,  ohne  eweifd 
entstanden  aus  dem  gleichbed.  resnere,  mit  vorgesetztem  privativen  s  s-rescire, 
mü  euphonisch  eingeschobenem  d  sdrescire,  mit  anbildung  an  cuscire 
sdruscire.  —  [Bei  accoutrer  liefie  sich  auch  an  cultura  erinnern  (s. 
Seheier),  um  so  mehr  als  es  nichts  von  der  bedeutung  seines  oben  aufge- 
stMen  prinritivs  verräth.  Bei  Nicot  heißt  accoustrer  aptare,  parare, 
Omare,  accommodare  u.  dgl,^  accoustrement  omatt4S,  cuUus.  Andrerseits 
hat  freäifh  auch  das  aÜfr.  coutare  =  cultura  nur  den  beschränkten  eon- 
erden  sinn  angebautes  land.  Die  grundbedeutung  des  franz.  verbums, 
wem  man  es  jsu  consuere  stellt,  müßte  sein':  eine  naht  machen,  demnächst 
veHrindeny  ztAsammenfügen  (vgl.  sp,  coser  nähen,  verbinden),  endlich  zu- 
recht machen  (pr.  aparelhar  vereinigen,  zubereiten).  Auch  bastire  bauen, 
eiftrichten,  nähen  dürfte  verglichen  werden,] 

Cucuzza  it.  1)  kürbiß,  2)  köpf,  altfr.  cosse  Bog.  [beide  bedd.  hat 
auch  serb.  tikya);  entstellt  aus  Cucurbita.  Daneben  tritt  noch  mit  der 
zweiten  bed.  it.  zucca,  woher  pr.  zuc,  suc,  zuquet,  ältfr.  suc,  nach  Me- 
nage vom  gr.  amva  länglichter  kürbiß;  ist  es  aber  nicht  vielmehr  umge- 
stdU  aus  cuzza  für  cucuzza?  doch  mag  daneben  das  neupr.  tuca  (mit 
beiden  bedd.)  erwogen  werden.  Zu  Cucurbita  gehört  auch  fr.  gourde 
härbififiasche,  bei  Perion  gougourde,  neupr,  cougourdo;  auch  courge, 
Ml  Jura  coudre,  muß  sich  hieraus  gestaltet  haben. 

Gnffia  und  scuffia  it.,  sp.  cofia,  escofia,  pg.  coi£Bi,  alt  escoifa, 
fr.  coiffe  (coeffe),  wal.  coif  (m.J,  mndl.  coifie  fMube,  Die  erreichbar 
SÜeste  form  ist  cofea  bei  Venard.  Fort.,  eine  spätere  cuphia  u,  dgl.  Man 
hoU  es  aus  dem  hebräischen,,  worin  kobha  (kova)  hdm  bedeutet,  aber  die 
hUdung  des  roman.  Wortes  understrebt.  Andre  weisen  auf  unser  haube, 
fMfi.  hni^  allein  die  aitfränk.  Verhärtung  des  anlautenden  h  jm  ch  oder  c 
hat  kein  roman.  appettativ  getroffen.    OleichwoM  floß  es  zunächst  aus  der 


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116  I.   CUGINO-DALA. 

deutschen  spräche.  Ahd,  knppa  knppha  heifit  mürOy  daneben  läfit  skk 
eine  form  mü  dem  in  der  ältesten  spräche  sehr  teirksamen  suffix  j  kaphja 
(vgl.  krippa,  kripja)  voraussetzen,  genau  das  mlat.  cofea,  cuphia.  Jenes 
kuppha  c^er  scheint  nichts  anders  als  das  lat.  cappa  gefäß,  becher  («. 
oben  coppa):  Verwandlung  der  lat.  lippentenuis  in  a^irata  kann  leieU 
bis  auf  Venantius  eeit  hinaufreichen,  da  das  uralte  hochd.  denktnal,  das 
Cassder  glossar,  bereits  choffa,  chapf  u.  a.  fälle  enthält.  Wie  sich  aber 
kopfbedeckung  und  gefäfi  berühren,  zeigt  unter  andern  das  lat.  galeola. 

Cngino  it.,  pr.  cosin,  fr.  cousin  vetter,  cugina  /f.  base;  esge.  ans 
consobrinus,  wie  dies  die  churw.  formen  cusrin^  cnsdrin  erweisen.  Cosina 
^magin  (verwandte)  hat  schon  der  Vocab.  S.  GdU.  (7.  jh.)  Der  span. 
ausdruck  ist  das  unverkürzte  sobrino. 

Cnpido  2^.,  pr.  cobe  gierig^  zumal  geldgierig;  daher  it.  cnpidi- 
gia,  cupidezza,  sp.  codicia,  alt  cobdicia,  pr.  cobiticia,  cobezeza,  fr.  con- 
voitise  (für  covoitise),  lat.  gleichsam  cupiditia;  vb.  it.  cubitare,  pr. 
cobeitar,  fr.  convoiter.  Der  Provenzale  besitzt  auch  ein  einfaches  verbum 
cobir  mU  der  bed.  ^zu  (heil  werden,  das  fast  nur  mit  joy  verbunden 
wird:  jois  m'es  cobitz  freude  ist  mir  zu  theil  geworden,  vergönnt  worden; 
es  ist  von  cnpere  alicui  einem  gutes  wünschen,  chw.  curir  dass.;  zsgs. 
pr.  encobir,  altfr.  encovir  begehren. 

Cura  sp.  pg.  (m.)  pfarrer,  eigenü.  p/leger,  in  welchem  sinne  das 
wort  schon  bei  den  Römern  und  im  frühsten  nUatein  als  masculin  ver- 
wendet ward.  Gleichbed.  mit  sp.  cura  ist  it.  cnrato,  fr.  cur6,  d.  h.  mU 
der  seelsorge,  cura,  beauftragt.  Dahin  femer  it.  curattiere  (für  curt- 
tiere),  pic.  conratier,  zsgz.  fr.  courtier  mokier,  von  curatus  besorger  von 
gesch&ften  (curatarius). 

D. 

Dado  ü.  sp.  pg.,  datjjr.,  d6  fr.  unirfel;  wird  aus  dare  in  der  bed. 
werfen  (dare  ad  terram  u.  dgl.)  erklärt,  wonach  es  also  etwas  auf  den 
tisch  geworfenes  bezeichnen  würde.  Nach  Golius  p.  808  wäre  es  vom 
arab.  dadd  lusus,  res  ludicra;  was  sich  wenig  empfiehlt. 

Daga  it.  sp.,  pg.  außer  daga  auch  adaga,  fr.  dague  kurzer  degen, 
dolch,  ndl.  dagge  dass.,  engl,  dag,  kleines  schiefigewehr,  dsgl.  dagger 
dolch.  Hieraus  ist  unser  im  16.  jh.  eingeführtes  degen,  s.  Weigand^  S^ 
wb.  11,  1193.  Auch  cell,  sprachen  kennen  es:  gael.  dag  pistole,  bret.  dag, 
dager  dolch  (über  die  Verwechslung  beider  dinge  s.  unten  pistola);  ob  & 
von  da  ausgegangen,  steht  dahin.  Ungr.  däkos.  Abgel.  ist  fr.  daguet 
spiefihirsch. 

Dala  sp.  pg.,  fr.  dalle  rinne  auf  dem  verdeck  der  schiffe  das  wasser 
aus  der  pumpe  abzuleiten.  Nach  Frisch  vom  ahd.  dola  röhre,  rinne,  aber 
der  abweichende  stammvocal  erregt  zweifei.  Die  span.  form  a-dala  ent- 
hält eine  anspielung  auf  arab.  herkunft:  in  dieser  spräche  heißt  dsDa 
leiten,  dälälah  leitung  Gol.  849,  welches  letztere  der  Vereinfachung  in  dala 
kaum  widerstehen  konnte;  vgl.  aucfi  it.  doccia  rinne,  von  ducere. 


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I.   DALLE— DES.  117 

Dalle  »p.  (m.)y  pr.  dalh,  alifr.  dail,  dauphin.  dailli  sichd;  vb.  pr. 
dalhar  mU  der  stehet  schneiden^  altfr.  dailler  hauen^  fechten  Chr.  de 
Lomgioß  (Wright  p.  296),  s'entredalier  zusammen  streiten  LBs.  236. 
Scheint  diminutiv  von  daga  deich  (dagol?). 

Damasco  it.  sp.,  /r.  damas,  it.  auch  damasto  ein  gewehe  mit  ein- 
gewirÜen  figuren,  damast;  von  der  Stadt  Damascns,  wo  dieses  gewebe  ver- 
fertigt ward.  Itoi.  damaschino  u,  s.  w.  damascener  Jdinge,  aus  stcM 
von  Damascus. 

DaDzare  it.  {für  dansare  wie  anzare  für  ansare),  sp.  pg.  pr.  dan- 
gar, fr.  danser,  wd.  d^ntzni  saltare;  sbst.  it.  danza/f.  saitatio;  vom  ahd. 
dansön  eiehen^  dehnen,  dies  vom  starken  vb.  dinsan,  goth.  thinsan  {prät. 
thans),  unser  tanzen  aber  aus  d^m  romanischen. 

Dardo  it.  sp.^  pr.  dart,  fr.  dard,  wal.  darde  (f.)y  auch  slav.  ungr. 
d&rda,  Wurfspieß,  wurfpfeü  (er  konnte  gefiedert  sein,  dart  empenn^  BMce. 
302,  26;  ihn  führte  der  knappe,  die  lanee  der  ritter,  s.  b.  Jfr.  p.  67''); 
vom  ags.  daradh^  darodh,  engl,  dart,  aitn.  darradbr,  ahd.  tart  spieß;  da- 
zu  eis  primitiv  aUn.  dörr.    Nach  einigen  von  öoqv  doQctrog. 

Dittero  it.,  sp.  pr.  ddtil,  pg.  d&tile,  fr.  datte  eine  fruckt,  dattel; 
von  daetylns. 

Ddzio  it.,  sp.  d4cio,  altfr.  dace  (f.)  at^ge,  Steuer;  von  datio,  dem 
das  nUatein,  b.  b.  in  einem  actenstück  v.  j.  826  DG.,  dieselbe  bedeutung, 
gezwungene  gäbe,  beilegte. 

Demonio  it.  pg.,  sp.  demonio,  dimodo,  pr.  demoni  teufel;  von 
daemonion  böser  geist,  bei  Tertuilian. 

Denaro,  danaro  it.,  sp.  dinero,  pg.  dinheiro,  pr.  fr.  denier  eine 
geringe  münse;  von  denarius  römische  silbermünee  ursprüngl.  von  zehn 
asses,  später  und  im  mittelälter  von  verschiedenem  werthe.  Daher  it. 
derrata,  sp.  dinerada  eigentl.  summe  oder  werth  eines  denarit^s,  fr. 
denröe  eßwaare,  gleichbed.  bair.  pfennwerth  d.  i.  werth  eines  Pfennigs. 

Dentello  it.,  dentelh  pr.,  dentellon  sp.  einschnitt  an  gesimsen  u. 
dgl.,  it.  dentelli  (plur.),  fr.  dentelle  ein  gewirk,  spitzen,  wegen  der  zackigen 
form;  von  dens  zahn. 

Derrengar  sp.,  pg.  derrear  {für  derrenar),  pr.  desrenar,  deregnar, 
dtfr.  ^iner,  nfr.  ^reinter  kreuzlahm  machen,  das  kreuz  brechen;  von 
ren  niere,  renes  lenden;  die  span.  form  zu  erklären  mit  dis-ren-icare. 
Ital.  rmr  ^st.  direnato  Verletzung  der  lenden,  aber  piem  deme  =  pr, 
desrenar. 

Des  altsp.  aUpg.,  in  der  neuen  spräche  des-de,  pr.  des,  deis,  fr.  d^s, 
Präposition  theUs  für  das  lat.  zeitliche  ex,  it.  da,  theils  für  das  örtliche 
usque  a,  inde  a:  z.  b.  sp.  desde  aqnel  tiempo,  fr.  des  ce  temps-Iä,  lat. 
ex  illo  tempore,  it.  da  quel  tempo.  Man  hat  an  eine  zss.  von  de  und 
ipse  gedacht,  Ahs  ce  temps-lä  wäre  '=  de  ipso  illo  tempore;  die  ganz 
präpositionale  natur  des  Wortes  aber,  die  keine  adverbiale  anwendung,  wie 
die  büdungen  mit  ipse,  erlaubt,  läßt  eher  auf  ex  mit  vorgesetztem  sinn- 
verstärkenden'  de  vermuthen:  fr.  d^s  lors  scheint  =  de  ex  illa  hora,  d^s- 


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118  I.   DESINARE. 

ormais  =  de  ex  hora  magis  von  stund!  an.  Ganz  deuäich  MU  die 
sf8Sf.  mit  ex  hervor  im  äUfr,  desanz  =  de  exante,  im  aUsp.  desent  =  de 
ex  inde,  desi  =  de  ex  ibi,  im  nsp,  despues  {s.  poi)  =  de  ex  post; 
exante  und  exinde  sind  ja  der  lat.  spräche  wohlbekannt. 

Desinare,  disinare  it.,  pr.  disnar,  dirnar,  dinar,  aUcat.  dmarC%r. 
d'Esd.  p.  691'*,  fr.  diner  jm  mittag  essen.  Die  ergründung  dieses  woHes 
wird  durch  die  zweifelhafte  natur  des  darin  enthaltenen  s  erschwert,  da 
es  sich  fragt,  ob  dieser  buchstahe  radicdl  oder  bloß  eingeschoben,  ob  diner 
aus  disner,  disinare  verkürzt  oder  ob  es  die  buchstäblich  getreue  form  sd. 
Altfranz,  schrieb  man  häufig  disgner,  aber  schon  die  ziemlich  aJUe  hand- 
Schrift  der  Livr.  d.  rois  hat  digner.  Indessen  kann  sich  disnare  als  die 
älteste  forfn  ausweisen:  in  den  Vatic.  glossen  ed.  W.  Grimm  (9.jh.)  heifii 
es:  disnavi  me  ibi;  disnasti  te  hodie?  und  auch  Papias  schreibt  mit  s: 
jantare  disnare  dicitur  valgo.  Man  leitet  es  vom  gr.  deuiveiv  die  haupt- 
mcMzeit  halten^  romanisch  in  dinar,  disnar  verwandelt;  cdsdann  müßte  es 
von  der  Provence  ausgegangen  sein.  Dsgl.  vom  lat.  dignare  domine  an- 
fang  eines  tischgebetes ;  dies  stimmt  trefflich  zum  altfr.  digner,  wäre  die 
sad^  nur  erst  gehörig  erwiesen  oder  diese  form  als  die  älteste  anzuer- 
kennen. Man  könnte  an  decima  hora  denken,  wie  ja  auch  aÜfr.  noner, 
von  nona  hora,  zu  mittag  speisen  bedeutet,  aber  decima  für  mittagsz^ 
ist  nicht  gebräuchlich,  wenn  man  auch  den  Übergang  des  m  in  u  zugibt. 
Besser  erklärt  es  sich  aus  de-coenare,  fnit  verschobenem  accent  präs.  d6ceno 
desne  dtne,  vgl.  decima  desme  dtme,  it.  buccina  bnsna.  De  in  dieser 
Zusammensetzung  steht  freilich  ziemlich  müßig,  allein  das  spätere  latein 
verwendet  es  häufig  in  dieser  weise,  so  in  debatnere  Petron.,  defirui  Sytmik, 
defugare  Tfieod.  Prise.,  delaborare  Afran.,  delustrare  Apul.,  deoptare 
Hyg.,  depetere  TertuU.,  despemere  Colum.,  in  welchen  fällen  das  einfache 
wort  ausreichen  würde;  übrigens  dürfte  man  bei  decoenare  an  unser  ab- 
speisen erinnern.  Auch  Pott,  Forsch.  II,  282  denkt  an  coenare;  zw' 
Unterstützung  der  thatsache,  daß  auch  Frankreich  das  lat.  coenare  kamUe, 
läßt  sich  noch  aÜfr.  re  einer  abendbrot  essen,  von  recoenare,  anführen, 
wiewohl  sich  dies  nicht  in  resner  verkürzte.  Man  dürfte  bei  dieser  etff- 
mologie  vielleicht  selbst  den  activen  gebrauch  des  rom.  und  lat.  partidps 
anschlagen:  il  est  mal  dln^  =  male  coenatus  est;  dieser  gebrauch  könnte 
sich  im  roman.  allmählich  auf  das  ganze  verbum  erstreckt  haben,  daher 
disner  qnelqukm  de  qch.,  reflexiv  se  disner,  une  schon  in  der  vaticanischen 
stelle.  —  [ifan  hat  an  decoenare  den  mangel  des  rom.  s  ausgesetzt. 
Diesem  übelstand  läßt  sich  einfach  mit  Verweisung  auf  ü.  pu-signo  = 
post-coenium  abhelfen.  Wie  unser  wort  aus  dem  an  die  steüe  von  de- 
coensie  gesetzten  dis-jejnnare,  welches  in  d6-jeflner  die  richtige  form  ge- 
funden, habe  entstehen  können,  ist  schwer  zu  fassen :  der  ganze  stamm, 
mit  dem  langen  u,  wäre  geschwunden.  Wunderlich  wäre  femer,  wenn 
der  Franzose,  der  das  frühstück  mit  recht  als  ein  fastenbrechen  betrachtete, 
dieselbe  anschauung  auch  auf  das  mittagessen  erstreckt  hätte.  Mahn  p.  19 
hebt  hervor,  daß  r  in  der  prov,  form  dimar  auf  s   {nicht  5)  weise; 


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I.  DBSTRIERO-DIO.  119 

solUe  aber  denken^  ein  seeundäres  s,  da  es  dieselbe  ausspräche  hatte  wie 
an  primäres,  könnte  eben  so  wohl  in  r  geschwächt  werden.  S.  Krü.  an- 
hmg  p.  iß.] 

Destriero  it.,  destrier  pr.  altfr.  streitross,  ndat.  dextrarius,  weü 
der  knappe  es  sur  retMen  seines  eignen  pferdes  führte,  ehe  der  ritter  auf- 
stieg: [Y  ^cndiers)  Ihi  menet  en  destre  son  bon  destrier  GBoss.  3275; 
l66  valets  leg  menoient  en  dextre  sur  autrefe  roussins,  man  sehe  Ducange. 

Di  am  ante  it.  sp.,pr.  diaman,  fr.  diamant  em  edelstein;  aus  adanias 
adamantis  entstellt,  melleicht  mit  rüeisicht  auf  dia&no  durchsichtig.  Eine 
mßeite  fomi  ist  pr.  adiman,  aziman,  a^bnan,  dlifr.  aYmant,  nfr.  aimant, 
9.  pg.  iman,  das  in  die  bed.  magnet  übergieng,  in  welcher  sich  auch 
mlat.  adamas  findet,  s.  das  nähere  bei  MSnage  v.  aimant 

Diaspro  it.y  sp.  diaspero  ein  stein;  von  jaspis  jaspidis,  mit  dar- 
stdlung  des  j  durch  di  wie  im  mundartl.  it.  diacere  von  jacere  Eom. 
gramm.  I,  274,  wohl  eine  in  Italien  entstandene  form.  Dasselbe  wort 
istpr.  altfr.  di4spe  bunter  stoff  nach  ort  des  jaspts,  adj.  fr.  diapr6 
hmt  gezeichnet. 

Dieta  it.  sp.j  di^  fr.  lebensordnung;  von  diaeta  {diawa)  glekh- 
bedeutend. 

Dieta  it.  sp.j  di^te  fr.  reichstag,  ital.  auch  tagereise;  von  dies,  vgl. 
die  nüat.  all.  dietim  für  guotidie. 

Diga  t^.,  digae  fr.,  dique  sp.  (m.)  schutedamm  gegen  das  wasser, 
auch  pr.  die?  Ragn.  Lex.  rom.;  zunächst  vom  ndl.  dyk,  ags.  die. 

Dilegnare  it.,  pr.  deslegar,  fr.  dölayer  flüssig  machen;  von  dis- 
liqaare.  Das  span.  wort  ist  desleir,  das  aber  aus  dieser  quelle  nicht 
fUefien  konnte.  Woher  nun?  weder  deliquescere  noch  diluere  erlaubt  der 
budistabe.  Altsp.  desleido,  deleido  Bc.  S.  Dom.  640.  690  bedeutä  para- 
liftisch,  des-leir  ist  also  =  /tagaXvstv:  sollte  man  leir  aus  huuv  gezogen 
haben?  dem  gr.  v  widerspricht  sp.  i  oder  e  nicht.  Zwar  Larramendi 
leitd  desleir  aus  bask.  desleyatu,  von  leya  kälte:  man  sieht  aber  leicht, 
dafi  ersteres  aus  dem  pr.  deslegar  gebildet,  letzteres,  wofür  auch  yela  ge- 
sagt  wird,  aus  dem  sp.  yelo  umgestellt  ist. 

Dio  it.,  sp.  diös,  altpg.  sard.  d^ns,  neupg.  d6os,  (deös  GVic.  I, 
p.  266),  pr.  di6n,  fr.  dieu  (älteste  form  deo  in  den  Eiden),  wal.  fehlt 
das  einfache  wort.  Die  südwestl.  spräche  behanddt  deus  wie  einen  eigen- 
namm  und  Uefi  ihm  das  fkxivische  s  wie  in  andern  fällen  (Garlos,  Mar- 
eos,  Beynaldos),  die  tonverschiebung  trat  später  ein;  eben  so  anomal  ist 
der  plur.  dioses,  wofür  man  im  Alex,  dies  findet,  von  Sanchez  und  Los 
Bios  IM.  esp.  27,  567  dies  betont.  Aber  mit  der  heiligkeU  eines  namens 
hangen  zuweilen  anomalien  der  form  und  flexion  zusammen  (Grimm  P. 
KJ71,  Dief.  Groth.  wh.  II,  416):  der  Spanier  wagte  deus  nicht  einen 
buchstäbm  abzubrechen,  es  nicht  umzirformen  wie  mens.  Eine  übliche 
Zusammensetzung  ist  it.  domeneddio,  2>r.  dame-dieu,  (ütfr.  dame-diea/ 
dombre-dieu  u.  s.  w.  herr-gott,  wal.  dumne-zeu,  welches  das  einfache  zeu 
ganz  aus  der  spräche  verdrängte  und  auch  von  abgöttem  gebraucht  wird. 


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120  I.   DBPANARE— DOCCIARE. 

über  ü,  iddio  8.  Rom.  granm.  in,  26.  Eine  bekannte  formd  ist  iL 
addio,  sp,  &  dios,  fr.  adieu,  vollständiger  pr,  a  dien  siatz,  dltfr,  kiiea 
soyez,  cdtcat,  a  dien  siaa  gott  befohlen  LB.  III,  32.  Die  beOieimmg 
ü.  madiö,  $p.  madios,  fr.  maidien  erklärt  man  mit  m'aide  dien,  dUfr. 
si  m'ait  diens  =  ita  deas  me  adjuvet,  s.  Menage;  eine  andre  deidung 
des  ücd.  Wortes  (ma  von  mai  =  magis)  gibt  Blanc,  Oramm.  646. 

Dipanare  it.,  pr.  debanar,  sp.  devanar  abhaspeln;  von  panus 
büschd  wolle  zum  ginnen. 

Dirupare  t^.,  pg.  derrubar,  sp.  derrnmbar  von  einem  felsen^  rnpes, 
hinabstürzen;  daher  dirapo  absturz,  aUfr.  desrube  Ägol.  316,  Bob.  le 
didble  F.  P  col.  2,  desruble  NF.  Jub.  I,  98,  dsgl.  desrubant  scUmkt, 
pr.  deruben;  cd^r.  desrabison  Äntioch.  II,  130;  auch  sp.  derrubio  erd- 
fdU  an  ufern. 

Discolo  it.  sp.  pg.  mürrisch;  vom  gr.  dvaxoXog  dass. 
-r  Disegnare,  designare  it.  1)  anzeigen,  2)  zeichnen,  sp.  deeignar, 
(üt  deseüar,  pr.  desegnar,  designar,  fr.  d^signer  in  ersterer  bed.,  sp. 
disefiar,  fr.  dessiner  in  letzterer;  sbst.  it.  disegno,  sp.  disefio,  designio, 
/r.vdessein,  dessin  entwurf,  Zeichnung.  Vom  lat.  designare,  dessen  im 
ital.  noch  zusammentreffende  bedeutungen  der  Spanier  und  Franzose  durch 
die  form  zu  trennen  suchte,  vgl.  sp.  signo  neben  seüa,  fr.  signe  nAen 
seing. 

Disfidare,  sfidare  it.,  pr.  desfizar,  fr.  d^fier,  ^.  pg.  desafiar, 
cdtpg.  desfiar  SBos.  I,  371  herausfordern  zum  streit,  eigenÜ.  einem  die 
treue  oder  das  vertrauen,  fides,  aufsagen,  einen  verläugnen:  ains  me 
lairoie  tos  les  menbres  coper  qne  ja  Mahon  soit  par  moi  desfi^  dier 
wollte  ich  mir  aXU  glieder  abhauen  lassen,  ais  Mahomet  verläugnen  Og. 
3068;  li  miens  cuers  te  def&e  mein  herz  entzieht  dir  dUes  vertrauen 
Äntioch.  I,  82. 

Disio  it.,  sp.  deseo,  pg.  desejo,  cat.  desitj,  fehlt  fr.,  Sehnsucht;  vb. 
disiare,  desear,  desejar,  desitjar.  Nicht  von  desiderinm,  die  formen 
passen  sehr  wohi  zu  dissidinm  (deutlich  zumal  das  cat.  desitj),  so  daß  es 
gleich  dem  pg.  sandade  eigenü.  trennung,  zunächst  das  daraus  hervor- 
gehende verlangen  nach  Wiedervereinigung  ausdrückt. 

Diviso  it.,  pr.  fr.  devis  entwurf,  wünsch,  fem.  it.  divisa,  5p.  divisa, 
pr.  devisa,  fr.  devise  abtheütmg,  wohl,  Wahlspruch,  sinn  und  bedeutung; 
vb.  it.  divisare,  sp.  divisar  cä)theilen,  unterscheiden,  auseinandersetzen. 
Wie  schon  lat.  dividere  unterscheiden  bedeutet,  so  pr.  deyire,  woran  sid^ 
die  bed.  auseinandersetzen  knüpfte,  die  denn  auch  auf  das  frequentatio 
devisar  übergieng.  Man  vergleiche  dieselbe  begriffsbUdung  z.  b.  im  sp. 
departir  1)  theüen,  trennen,  2)  unterscheiden,  3)  auseinandersetzen,  er- 
klären:  departeme  eso  qae  has  dicho  ^erkläre  mir,  was  du  gesengt  hast* 
Col.  S  D.  p.  66^.    Lat.  visus  ist  hier  nicht  im  spide.^ 

Docciare  it.  begießen,  sbst.  doccia,  fr.  doache,  5p.  ducha  wasser- 
röhre, rinne;  von  dnctiare  leiten  (vom  wasser),  dctö  man  aus  dem  pari. 
dactns  bildete,  wie  succiare  aus  suctns.    Aus  dem  sbst.  ductus   entstand 


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I.   DOGA— DOGANA.  121 

aUfr,  dnit  LBs.  408,  norm,  doui;  aus  dnctio  das  fem.  pr.  dotz,  aUfr. 
dois  (la  dois  et  la  fontaine  ö.  d'Angl.  p.  75,  vgl.  Oar.  J,  264). 

Doga  it.  pr.  cot.,  wai.  doagp,  alban.  dog^,  wendisch  doga,  dnga, 
mit  V  /r.  douve,  maü.  dova  seitenbrett  des  fasses,  mndl.  duyghe,  nndl. 
daigy  «eAtTjer.  dange,  fihd.  daube;  abgd.sp.  dovela,  daela,  aduela,  norm. 
douveUe,  douelle,  lothr.  doale.  Prov.  doga  (m  der  neuen  mundart  dongo) 
verhäli  sich  su  fr.  douve  wie  rogar  eu  altfr.  rouver,  g  fiel  aus  und  v 
trat  ein^  sähst  die  mittlere  form  doa  (doha  BC.)  ist  vorhanden.  Damit 
trifft  ein  wort  anderer  bedeutung  buchstäblich  eusanmien,  pr.  doga,  norm. 
doQve,  das  man  gewöhnlich  mit  fosse  (graben)  übersetzt,  das  aber  auch, 
wie  schon  Carpentier  erUärt  (vgl.  Trevoux),  die  fassung  des  grabens, 
tmmer  oder  dämm  desselben  heißt,  mlat.  douvam  sive  aggerem  (v.j.  1269) 
hei  Oarpentier;  les  doves  des  fossez  Ben.  I,  p.  492;  de  morz  est  si  la 
doTe  emplie  H,  127;  pr.  doga  del  vallat;  mlat.  juxta  dogas  vallatorum 
maroram;  altfr.  qni  a  doahe,  il  a  fossö  (rechtsgrundsaU),  Ital.  doga 
hfil^i  auch  rings  unüaufender  streif  an  einem  Meide,  sp.  dogal  strich  um 
den  hals,  was  der  bed.  einfassung  zusagt.  Ber  Zusammenhang  dieser  mit 
der  bed.  daube  oder  eigentl.  gesammtheit  der  dauben  eines  fasses  liegt  am 
tage.  Hin  sehr  altes  Zeugnis  hat  man  bei  Gregor  v.  T.  gefunden,  wo  es 
aber  canoi  zu  bedeuten  scheint:  fossas  in  circaitu  basilicae  fieri  jussit, 
D6  forte  dogig  occnltis  lymphae  deducerentur  in  fontem.  "Ober  die  her- 
bmfl  des  wories  sind  die  meinungen  verschieden.  Frisch  denkt,  sofern 
es  graben  heißt,  an  lat.  dneere,  und  in  der  that  das  synonyme  doccia 
hat  denselben  Ursprung:  u  konnte  kurz  gesprochen  werden  wie  in  dnx 
dttcis,  daher  das  rom.  o.  Besser  erhennt  Bucange  darin  ein  schon  vor- 
handenes  lat.  doga,  das  ein  gefäß  oder  ein  maß  (s.  Freund)  bedeuten  muß: 
&eta  erat  ratio  dogae  cnpamm  navinm  et  operum  Vopisc,  dazu  doga 
ßovTtrß  {ßovTzig)  Gl.  Philox.  FjS  leitet  sich  vom  gr.  doxT]  receptaculum, 
und  diese  bedeutung  ist  fest  zu  halten;  Hesychius  erklärt  svQiTCog  (meer- 
enge)  mit  doxfj  vödriov,  s.  Vossius  Be  vit.  serm.  Also  Wasserbehälter, 
graben,  fassung  des  grabens,  fassung  eines  gefäßes  d.  i.  faßdaube  sind 
die  bedeutungen. 

Dogana  it.,  pr.  doana,  fr.  donane,  sp.pg.  sAusinsi  Zollhaus,  mauth, 
auch  die  von  den  waaren  zu  entrichtende  abgäbe;  man  sehe  Boccaccio' s 
besehreSnmg  Bec.  8,  10.  Ber  etymologien  sind  mehrere.  Frisch  leitet  es 
aus  dacere  in  beziehung  auf  das  einführen  der  waaren,  ohne  zu  bedenken, 
daß  sich  das  suffix  an  nicht  an  verba  fügt.  Ferrari  läßt  e^  at^  doga 
entstdien,  weil  die  waaren  in  fässer  gepackt  werden;  doga  ist  aber  nicht 
der  ausdruck  für  faß.  Weit  passender  erklärt  es  Menage  aus  dem  gr. 
imdptj  ort  zur  aufnähme,  daher  ort,  wo  man  die  abgäbe  einnimmt;  be- 
fremdUd^  ist  aber,  daß  weder  die  mittel-  noch  die  neugr.  spräche  diese 
amcendung  des  Wortes  kennen.  Biese  drei  erklärungsversuche  sind  eben 
80  vide  verirrungen.  Mit  recht  erblicken  neuere  grammatiker  in  doana 
das  bekannte  arab.  dtvän  addtv&n  staatsrath,  indem  sie  ihm  die  bed. 
stoßAerath  für  abgaben  beilegen:   der  hcibvocal  v  Uste  sich  gleich  dem 


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122  I.   DOMENICA-DONNO. 

cUschen  w  in  o  oder  n  auf  (diuana  doana  dnana),  im  ikil.  ward  g  em- 
geschoben,  Beachtenswerth  ist  dabei,  dafi  der  Spanier  für  divan  m  seiner 
eigentl.  bed.  auch  duan  sagte.  Offenbar  knüpfen  manche  stellen  aus  der 
mittleren  litter atur  das  wort  an  arabisches  geinet:  malti  Saracenomm, 
qui  in  daanis  fiscales  reditus  coUigebant,  sagt  Hugo  Fdlcand%tö]  in 
donanam  i.  e.  in  domum  Soldani  eum  dacentes  Vinc.  BeUov.;  pr.  si  son 
en  terra  de  Sarrazis,  en  doana  o  paazon  Lex,  rom.  Am  besten  vieUeiek 
faßt  man  divän  in  seiner  bed,  rechnungsbuch  Gol,  888,  Freyt.  II,  74% 
vgl.  bei  Boccae  i  doganieri  poi  scrivono  in  sul  libro  della  dogana  a 
ragione  del  mercatante  tutta  la  sua  mercatanzia.  —  [Das  arah.  aus  dem 
persischen  entlehnte  dtwftn,  bemerkt  Engclmann,  heißt  register,  gedichU- 
Sammlung,  dann  bureau,  staatsrath,  audienzsaal,  canalei,  endlich  maM- 
bureau:  daher  adnana.     Vgl.  Doay  p.  33—35.] 

Domenica  t/.,  sp.  pg.  domingo,  pr.  dimenge,  dimergue,  fr.  di- 
manche  sonntag;  ital.  aus  dominica,  span.  pg.  aus  dominicus,  prov.  fraiu. 
aus  dies  dominicus,  daher  dUfr.  diemenche  (viersüb,)  tag  des  herm,  gr. 
nvQiaxtj.  Keine  rom.  spräche  kennt  solis:  sie  enim  Barbaries  vocitare 
diem  dominicam  consueta  est  Greg.  Tur,  Eist.  3,  16. 

Dominio  it.  sp.  pg.  herrschest,  eigenihum,  besitaung,  fr.  domaLoe 
(m.)  in  specieUerer  bed.  erbgut,  krongut,  daher  die  prov.  und  span.  formen 
domani,  domanio;  von  dominiam.  Adj.  it.  dominicale,  «p.  jpr.  dominical, 
fr.  domanial  herrschaftlich^  gutsherrli6h,  Bemerkenswerth  ist  hier  nur  die 
fram,  formung  des  wortes,  worin  lat.  i  zu  ai  ward;  aber  man  schrid 
auch  altfr.  mainer  neben  mener  ßhren,  und  noch  jetzt  zeigt  daigner  oder 
Sardaigne  ai  für  \.  Eine  stärkere  abänderung,  deren  grund  wohl  mar 
in  der  Veränderlichkeit  der  tonlosen  ersten  silbe  zu  suchen  ist,  liegt  vor 
im  altfr.  demaine,  demenie,  dem  ein  altit.  diminio  entspricht,  im  späteren 
mittellatein  demaniam,  noch  engl,  demain.  Dieses  altfr.  demaine  bedeutd 
überdies  als  Substantiv  einen  dienstmann  (z.  b,  li  demaine  et  li  pair),  ak 
adjectiv  eigen,  angehörig  (ma  chambre  demaine,  mon  demaine  lit),  mW. 
demanias;  prov.  lautet  es  als  adjectiv  domfni  (domini  ser  LR.  III,  71 
eigner  knecht)  und  scheifü  aus  dominicus,  das  auch  im  nUatein  proprio 
bedeutet,  abgekürzt  wie  gramazi  aus  grammaticns. 

Donno,  donna  it.,  sp.  don,  dona,  dnena,  pg,  dorn,  dona,  pr,  don 
(dons  von  frauen\  dombre  (in  dombre-dien),  domna,  alifr.  masc.  dame 
(in  dame-dieu),  dan,  dant,  alt-  und  neufr,  fem.  dame  (daher  pr.  sp. 
dama),  wal,  domn,  doamne;  alle  von  dominus,  domina,  wofür  schon  w4 
rom.  inschriften  domnus,  domna,  im  ersten  ndatein  donnns,  donna  (z,  h. 
Breq.  p.  27'',  v,  j.  528)  vorkommt,  Dimin.  sp.  doncel,  doncella,  pr, 
donsei,  donselia,  altfr.  damoisiel  (danzel),  damoisele,  nfr,  damoisean, 
demoiselle,  hieraus  it.  damigello,  damigelia,  sp.  pr.  damisela;  lat.  gleich- 
sam dominicillns,  wal,  domnisor.  Vb.  pr,  domneiar,  altfr.  donoier 
buMen,  daher  it.  donneare,  sbst.  domnei,  donoi  buhlschaß.  Wegen  des  frans. 
a  der  Stammsilbe  vgl.  altfr.  damesche  von  domesticus,  danter  van  domi- 
tare.     Eine  prov.  und  caUd.  abkürzung   von  dominus   unmittdbar  vor 


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I.   DRAGOMANNO-DRUDO.  123 

eigetmamen  ist  En  (dom-en  für  dom-in),  von  domina  Na  (dom-na)  e.  6. 
En-Barral  (daher  U,  Imberal  CNA.),  Na  Maria,  vgl.  Baynouard,  Chx. 
n9B. 

Dragomanno  ü,y  sp.  dragoman,  pr.  drogoman,  fr.  drogman,  mhd, 
tragemnnt,  dolmeischer,  in  andrer  form  iL  turcimanno,  sp.  trujaman, 
fr.  trncheman,  truchement;  vom  arab.  targomän,  torgom&n,  ausleger,  dies 
von  targama  auslegen,  ursprünglich  chaidäisch  und  von  den  Juden  den 
Arabern  Oberlirferi  (Doxy  35). 

Drappo  it.j  pr.  cot.  fr.  drap  tuch,  daher  drappello,  drapeau 
fdj^en,  fahne.  Drappns  kennt  das  frühere  ndatein:  si  quis  altero  per 
mano  aut  per  drappo  iratus  priserit  Capit.  ad  L.  Ahm.  Im  Span,  und 
pori.  hat  es  die  tenuis  eum  ahlaut:  trapo,  trapajo,  trapero,  traperia, 
wiewohl  auch  drapero,  in  Urkunden  draperias  gesagt  wird;  man  sehe 
Ducange.  Die  Verschiedenheit  des  ardautes  scheint  deutsche  herkunft  an- 
iitieigen,  denn  d  würde  den  niederdeutschen,  t  den  hochdeutschen  lautge- 
setzen  entsprechen.  Frisch  verweist  auf  unser  trappen  derb  auftreten,  so-, 
fem  es  für  dicht  treten,  wirken  angewandt  werden  konnte;  es  käme  nur 
drauf  an,  die  verwandtsc/ioft  von  treten  und  wirken  oder  wd>en  mit  anr 
dem  beispielen  3u  bdegen.  Ein  zuverlässigeres  etymon  scheint  aber  das 
t»  einem  hochd.  glossar  des  12.  jh.  enthaltene  subst.  trabo  Hrama,  extrema 
pars  vestimenti,  fimbria  Graff  V,  480:  der  einschlag  oder  auch  der  säum 
des  tuehes  konnte  auf  das  ganze  tuch  übertragen  werden. 

Droga  it.  sp.  pg.  pr.,  drogue  fr.  specer  ei,  gewüra,  farbwaare;  vom 
ndi  droog  trocken,  also  eigenüf  trockne  waare  (Frisch).  Adj.  />r.  droguit 
hremlich,  schwärelich. 

Drudo  it.  cUtpg.,  pr.  altfr.  drut,  /i?m.  druda,  drue  freund,  freundin, 
gdidter,  gdiebte;  abgd.  altfr.  drugun  TCkmt.  20,  8,  besser  druiun -Faw- 
i(mie  V.  716  vertrauter.  Drudo  steht  an  der  gränee  zwischen  cdtisch  und 
germanisch:  gad.  drfith  dime,  merdrix,  ahd.  trflt,  drüt,  auch  drfid  Otfr. 
i,  4,  5,  in  comp.  Dmdbald,  Wieldrud,  (aus  triuwi  freu  hergdeitd)  lieb- 
ling,  freund,  gefährte,  diener,  fem.  triutin  gdiebte.  Offenbar  schließt  sich 
das  rom.  wort  mit  seiner  bedeutung  dem  deutschen  auf  das  genaueste  an, 
fem  von  jedem  Vorwurf  bejdeht  es  sich  eben  sowohl  auf  vertraute  freund- 
schafl  wie  auf  lid)e:  der  drut  ist  der  gdreue,  der  anhänger,  das  wort 
sucht  dcarum.  die  gesdlschaft  von  ami:  mes  drus  et  mes  amis;  ses  amis 
et  ses  drus;  vos  amis  et  vos  drus;  in  einem  capitular  Karls  des  kahlen 
gesdU  es  sich  zu  vassaU:  sine  solatio  et  comitatu  drudorum  atque  vas- 
somm.  Das  Otfriedische  gotes  dröt  unirde  sich  daher  ganz  wohl  durch 
drut  dien  übersdzen  lassen.  Neben  dem  Substantiv  ist  noch  ein  adjectiv 
zu  erwägen,  it.  drudo  verliebt,  artig,  dsgl.  wacker,  fr.  dru  munter,  üppig: 
ees  moineaux  sont  drus  sind  munter,  wollen  ausfliegen,  Therbe  drue  das 
üppige,  dichte  gras,  la  pluie  tombe  dru  der  regen  fallt  dicht,  altfr.  teus 
puet  estre  riches  et  drus  mancher  kann  reich  und  üppig  sein,  daher  vb. 
endruir  dicht  machen  NFC.  II,  116,  genues.  druo  dicht,  dick,  drueza 
überftufi  (s.  das  alte  denhnal  dieser  mundart  Archiv,  stör.  ital.  app.  num. 


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1 


124  I.   DUCA-DUNQÜE. 

18j  p.  21,  58),  piem.  neupr.  dru  üppig,  fruchtbar  (vcm  boden).  Wmm 
nun  auch  die  ideenfolge  ^vertraut,  verliebt,  üppig^  an  sich  nichts  auffal- 
lendes hcU,  so  wird  man  doch  hier  auf  celt  adjediva,  wie  gad.  drfitk 
niuthwiHig,  hymr.  dtud  kräftig,  kühn,  oder  mit  Gachet  auf  das  dUn, 
driugr,  schwed.  dryg  derb,  voll,  deren  bedeutungen  das  üppige  näher  stdU 
als  denen  des  hochd.  Wortes,  hingeführt.  S.  vor  allem  Dief.  Gatk  tob. 
U,  679. 

Duca  it.,  wcd.  duc§,  sp.  pg.  dnqne,  pr.  duc,  fr.  duc  führer,  hereog; 
it.  dncato,  sp.  pg.  dacado,  pr.  dacat,  fr.  dnchä  (bei  den  alten  fem., 
daher  it.  dac6a)  heraogihum,  im  spätem  latdn  schon  dncatns  für  daetns. 
Nicht  unmittelbar  atcs  dax  konnte  sich  ein  ital.  masc.  wie  dnca  gestalten, 
dessen  richtige  form  doce  (nUat.  dox  docis  L.  Long,  ven.  doge)  gewesen 
sein  würde;  es  gieng  sfuvor  durch  den  mund  der  Byzantiner,  welche  mit 
doi^,  acc.  dovTta,  oder  mit  dovxag  lange  vor  der  litterärischen  aeit  der 
ital.  Sprache  den  kriegsdbersten  einer  provine  oder  Stadt  benannten.  8. 
Ducange  Gloss.  graec.  —  Von  duca  ist  auch  it.  ducato,  ducatone, 
sp.  dacado,  dncaton,  fr.  dncat,  dncaton  eine  silber-  oder  goldmünse,  zu- 
erst in  Italien,  wie  es  scheint,  unter  Boger  IL,  könig  von  Sicüien,  in  be- 
/riehung  auf  das  hereogthum  Äpulien  (ducato  d'Apnglia)  seit  1140  ge- 
prägt, s.  Ducange  Gloss.  lat.  s.  v, 

Daello  it.,  sp.  dnelo,  fr.  dnel  eweikampf;  von  einer  veralteten, 
wenn  auch  im  Äugustischen  Zeitalter  noch  angewandten  form  dnellam  für 
bellum.  Das  wort  ist  kein  aitromanisches :  man  nahm  es  erst  später  auf 
üen  grund  einer  misverstandenen  etymologie  aus  dem  latein  auf;  dem 
mittelalter  genügte  battalia  auch  für  diesen  begriff,  daher  in  einer  sieUe 
aus  dem  anfange  des  13.  jh.:  permitto  battalias  omnes,  qnas  grammatici 
duella  Yocant  DG.  Sonst  romanisch  auch  battaglia  singolare  wie  akd. 
einwic  einzelkampf. 

Du  na  it.  sp.^  vom  fr.  dune  sandhügel  am  meere;  dies  zunächst  vom 
gleichbed.  ndl.  duin  (n.)  =  ags.  dün  (f.),  engl,  down,  deren  Ursprung 
aber  im  cdtischen  zu  liegen  scheint :  ältir.  dfln,  kymr.  din  hugd,  •  urspr, 
befestigter  ort,  daher  die  städtenamen  mit  dunum  (Augustodunum,  Lug- 
dunum  u.  s.  f.)  s.  Zeufi  I,  29,  30.  64,  118,  oder  befestigte  anhohe  s. 
Bichards,  Welsh  dict.  v.  din.  Weiteres  über  dies  wort  bei  Du  Jfirü^ 
Formation  d.  l.  l.  frang,  35,  Mahn,  Etym.  untersuch,  p.  30,  Diefenbiuk, 
Orig.  europ.  326  ff. 

Dunque,  adunque  it.,  alt  donqua,  adonqua  und  dunche,  adunche, 
altsp.  doncas,  fr.  donc,  conclusivpartikel.  Altfr.  dune  (so  schon  im  Fragm. 
V.  Vaienciennes),  donc,  donques,  adunc,  pr.  dune,  adonc,  sind  zeUpartikdn 
und  entsprechen  dem  lat.  tum  und  unserm  dann:  erst  hieraus  entfaltete 
sich  die  condusive  bedeutung,  une  dies  auch  sonst  wahrzunehmen  ist,  jb.  h. 
'igitur'  apud  antiquos  ponebatur  pro  inde  et  postea  et  tum,  sagt  Festus; 
ahd.  danne  gut  für  tum  und  ergo;  ähnlichen  Übergang  von  der  zeit  zur 
folgerung  zeigt  sp.  pues  und  luego.  Was  nun  den  ursprtmg  des  Wortes 
betrifft,   so  sträubt  sich  gegen  de  unquam  der  begriff;   es  mufi  vielmehr 


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L   DURARE-ECCO.  125 

wm  tone  mit  vorgeseUftem  a  oder  ad  herrühren,  so  daß  das  dadurch  kum  in- 
Umt  gewordene  t  in  d,  atanc  in  adanc  übergehen  konnte;  dies  wäre  also 
die  ursprüngliche^  dune  t^  eine  dbgekürete  form.  A  tunc  und  ad  tanc 
trifft  man  in  Urkunden  nicht  selten^  z.  b.  HLang.  J,  25  (v.  j.  782),  99 
(v.  j.  862).  Muratori  erklärt  suA  für  ad  hunc  sc.  modum,  finem,  aber 
die  ßeiüiche  bedeutung  scheint  dies  nicht  zu  gestatten.  --  Ital.  danque  ist 
also  aus  donche  entstellt,  die  reinere  form  lebt  in  det^  mundarten  fort, 
z.  b.  com.  donch,  ven.  donca;  neap.  addonca. 

Durare  «.,  sp.  dnrar,  fr.  durer  wahren^  mhd.  düren,  tären,  nhd. 
dauern,  engl.  dure.  Das  etymon  ist  bekannt^  hat  aber  die  bed.  härten 
eingebüfit,  wofür  indurare  bestimmt  ward.  Dagegen  drückt  es  neben  der 
oMsdehnung  in  der  zeit  nun  auch  die  im  räume  aus,  namentlich  im  prov. 
und  aUfranz.,  z.  b.  un  böse  que  dura  ben  xx  legas  ein  wdldy  der  sich 
20  meOen  weit  erstreckt  Jfr.  164';  Babiloine  dure  xx.  liues  jFZ.  H.1787. 
Tant  que  la  lance  dure,  so  weit  sie  reicht^  liest  man  häufig. 

E. 

Ea  sp.  (auch  bask.),  pg.  eia,  dsgl.  pr.  eia  (eya)  'Flam.  2311,  aUfr. 
aye  (aia  tutti  ^wda  alle  Gl.  Cass.),  sicil.  jeja,  interjection  der  aufforde- 
rung  oder  Verwunderung;  stimmt  überein  mit  lat.  eja,  gr.  eta,  mhd.  eiä, 
letzteres  nach  Grrimms  vermuihung  III,  301.  778  aus  dem  lateinischen 
emgefuhrtf  was  von  den  romanischen  Wörtern  noch  zuversichtlicher  aus- 
gesprochen werden  darf. 

Ebbio  it.,  sp.  yedgo,  yezgo,  pg.  engo,  pr.  evol,  fr.  hi^ble  (h  ctöp.), 
in  Berry  geble,  venez.  g^valo  attich;  von  ebulum.  In  yedgo  läfit  sich 
d  zwar  aus  1  erklären  (vgl.  sendos  von  singulos),  im  übrigen  aber  bleibt 
die  entstdhmg  des  Wortes  stark;  man  hat  darum  selbst  an  eine  Verwechse- 
lung mit  aesculus  gedacht,  allein  beid^  gewächse  sind  grwndversckieden. 

Ebbri&co,  imbriaco,  ubbriaco,  briaco  it.,  aÜsp.  embridgo,  pr. 
ebriaCy  wäld.  ubriart,  fr.  (in  Berry)  ebriat,  imbriat  betrunken;  vom  lat. 
vermuädieh  nur  volksmäßigen  ebriäcus  bei  Platdus  nach  Nonius,  gebildet 
wie  meräcus  aus  merus,  wiewohl  die  lexica  ebriäcus,  als  sei  es  griechisch^ 
setzen.  Daher  rührt  der  pflanzenname  pr.  abriaga,  fr.  ivraie  trespe, 
taubkraut,  rauschkorn,  ein  unkraut  mit  berauschender  kraft. 

Ecco  it.,  wal.  eace,  pr.  ec,  aUfr.  eke,  adverbium,  von  eccum,  häu- 
fig mit  einem  Personalpronomen  verknüpft:  it.  eccomi,  eccoti,  eccolo,  ec- 
cola,  eecoci  u.  s.  f.,  wal.  eaceme,  pr.  ecvos,  altfr.  ekevos;  aber  sicher 
auch  sp.  ele,  elo,  eia  (für  ec-le,  ec-lo,  ec-la),  6tele  (=i7.  eccotelo),  nicht 
^wa  für  hele  oder  feie  aus  vele  (s.  he  II.  b),  da  der  abfall  des  an- 
lautenden h  für  f  =  V  minder  leicht  vor  sich  geht,  niemals  z.  b.  emencia 
für  hemencia,  femencia  =  vehementia  gesagt  wird.  Eine  cumulation 
ist  pr.  yec  aus  ye  (imper.  von  vezer,  lat.  vide)  und  ec,  daher  vecvos, 
ßsgz.  veus;  so  auch  in  ital.  mundarten  vecco,  veccolo,  dessen  v  Salviati, 
Aweriim.  (Mü.  1810)  II,  132,  für  reinen  zusatz  hält.    Aus  ecce  ist 


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126  I.  EDERA-ERA. 

dltfr.  eis,  es,  ez  mit  angefügtem  vos,  wom  man  einen  piural  mit 
verhdlflexum  es-tes-vos  schrf,  nicht  unähnlich  dem  it.  egii-no;  auch  pg, 
eis  scheint  aus  ecce.  Diese  lat,  partikel  wirkt  in  vielen  composüis  form- 
und  begriffsverstärkendy  vgl.  unten  qua,  qaello,  questo,  qui. 

fidera,  älera  ö.,  sp.  hiedra,  pg.  hera,  pr.  edra,  fr.  lierre  (aus 
aUfr.  pxc.  hierre,  yerre  mit  agglutiniertem  artUcd^  den  auch  neap.  lellen, 
gen.  lellua  0eigt)  epheu;  von  hedera. 

Egli  it.y  sp.  61,  pg.  eile,  pr.  el,  elh,  fr.  il,  wal.  el,  pronomen. 
Die  formen  erklären  sich  theüs  aus  ille,  theUs  aus  illic  für  ille  (W 
Terene),  Dsgl.  it.  pr.  fr.  wai.  lui  (im  prov.  Boeth.  lüi  accentuiert)^  fMdh- 
maßlich  aus  ill-uic,  s.Bom.  gramm.  IIj  82;  fem.  it.  pr.  wcd.  lei,  aUfr.  (bwrg.) 
lei  und  eben  souhM  116,  von  illae  für  illi;  plur.  it.  loro,  jw.  wai.  lor,  /r. 
lenr,  von  illornm  (sard.  insoru  t;.  ipsoram).  In  den  seltsamen  itaLpluroi- 
formen  egli-no,  elle-no  ist  no  ein  offenbares  verbalsufßx:  egli-no  canta-no. 

Elce  it.y  sard.  61ighe,  pr.  euze,  fr.  yeuse  Steineiche,  von  ilex;  ä. 
leccio,  vom  adj.  ilicens.  Gleicher  bedeutung  ist  das  abgd.  it.  eleina, 
sp^  encina,  pg.  enzinha,  azinho,  gewöhnlich  azinheira,  pr.  olzina  6rO.,  vgl. 
das  adj.  illicinus  Yep.  IV.  num.  13  (aer.  952).  Ital.  lecceto  stein- 
eichenwaid,  von  iliöetom. 

£1  issir  e  it.,  sp.  elixir,  fr.  ölixir  eine  auflösung  verschiedener  arjsmei' 
Stoffe  in  Weingeist;  vom  arab.  el-ikstr  stein  der  weisen,  dieses  aber,  nach 
Doey,  kein  achtes  arabisches,  sondern  ein  dem  griechischen  enüehntes  mä 
abgeändertes  wort.  Aus  lat.  elixas,  welches  andre  aufstellen,  würde  siA 
die  endung  ir  nicht  erklären. 

Elmo  it.  pg.  cdtsp.,  nsp.  yeimo,  pr.  elm,  fr.  heanme  (h  asp.);  vom 
ahd.  heim,  aitn.  hiälmr,  goth.  hilms.  Eine  aUpg.  bedeutung  ist  decke 
(etwas  schützendes):  nnum  elmum  laboratam  pro  super  ipsum  altare  urk 
V.  j.  1087  SRos.  Abgd.  «p.  pg.  almete  für  elmete  vielleicht  nach  dem 
dltfr.  healmet;  au^  almete  aber  scheint  sich  wiederum  das  fr.  armet 
Pickelhaube  eu  erklären. 

Endivia  it.  sp.  pg.  pr.,  endive  fr.  ein  kraut,  endivie;  vom  lat. 
intybus  (intibus,  intubus  Schneider  1,  47),  genauer  von  dem  unvorhaH- 
denen  adj.  intybeus,  intybea. 

Enola,  ella,  lella  it.,  sp.  pg.  ^nula  und  ala,  fr.  aun6e  eine  pflanse, 
alant;  von  inula,  gr.  eliviov.  Alter  und  volksüblichkeit  der  zuzeiten 
span.  form  ergibt  sich  ausisidor's  stelle:  inula,  quam  alam  rustici  vocant 
Letzteres  scheint,  wie  Weigand  bemerkt,  noch  in  unserm  aalbeere  /Sr 
alantbeere  durchzublicken. 

Era  it.  sp.,  6re  fr.  Zeitrechnung  d.  h.  die  folge  der  von  einem  festm 
zeitpuncte  an  gezählten  jähre.  Dem  Römer  waren  aera,  plur.  von  aes, 
rechenpfennige,  dsgl.  die  posten  in  einer  rechnung.  Erst  die  späteste  la- 
tinität  machte  hieraus  einen  m^.  aera,  gen.  aerae  (roman.  beispiele 
dieser  art  s.  Gramm.  II,  23)  und  bratAchte  das  neue  wort  theils  in  dem 
bemerkten  sinne,  theils  für  eine  gegebene  zahl,  wonach  eine  rechnung  an- 
gesteUt  werden  soU,   iheHs  endlich  für  die  epoche,  von  der  man  in  der 


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L   EKMO— ESCIRE.  127 

ßrikeckmmg  ausgefUy  UtsUre  hedeuiung  hei  Isidorus,  s.  Freund  s.  v.  Im 
Span,  bedeutete  das  wori^  so  lange  die  aera  hispanica  dauerte  d.  h.  iis  1383, 
seUechtweg  so  vid  als  ano  =  annus;  es  aber  darum  aus  dem  gothischen 
SU  schöpfen,  worin  jer,  pl.  jSra,  dieselbe  hedeuiung  hat,  ist  verlorene  mühe, 

Ermo  it.,  sp.  yenno,  pr.  cdtfr.  erme,  herme,  wcd,  erinu,  hask.  eremu 
emsam,  eis  sbst.  einöde;  vom  gr,  eQtj^og,  shst.  rj  egrjfiogy  lat.  eremus,  hei 
Prudentius  eremus  (fervebat  via  sicca  er6mi  serpentibas  atris),  micU, 
ermos,  hermus,  so  dafi  die  roman,  spräche  hier  dem  griech.  accent  folgte. 
Abgel.  neupr.  hermas  heide. 

Ervo  und  lero  i<ms  Tervo)  it.,  sp.  yervo,  yero,  pr.  fr.  ers  eine 
käsenfrueht ;  von  ervum,  die  form  ers  vielleicht  durch  einwirhmg  des 
dtsehen  erbse,  ahd.  arwlz.  Aus  dem  abgeleiteten  tat.  ervilia  (wiche)  ent- 
stand sp.  arveja,  alveija,  com.  erbeja,  it  rubiglia,  letzteres  mit  umge- 
stäUem  r  {Aenso  rigoglio  ruiben  orgoglio),  dsgl.  maü.  erbion  fUr  erviglione. 

Esca  it.  pr.,  altfr.  eche  G.  Guiart  I,  156,  sp,  yesca,  wal.  easc^ 
ntnder;  vom  lat.  esca  lockspeise  (des  feuers).  Schon  Isidorus  kennt  die 
neuere  bedeutung:  esca  vulgo  dicitar  (fungus),  qaod  sit  fomes  ignis. 
Bas  einfache  vb.  escar  in  der  bed.  ködern  besüsst  nur  die  prov,  mund- 
ort,  pr.  iscar  hei^t  die  angel  mit  köder  versehen,  sard.  escai  ^zen,  füttern; 
ssgs.  it.  adescare,  sp.  enescar.  Von  esca  ist  auch  sp.  esquero  großer 
lederner  beutet  für  feuerjseug  u.  dgl. 

Escamel  sp.  pg.  ein  bankartiges  geräthe  der  schwertfeger,  pr.  es- 
caimel,  altfr.  eschamel  ein  bänkchen,  schemel;  nicht  von  scabellum  (it. 
sgtbello,  fr.  escabean,  cot.  escambell  u.  s.  w.),  wie  Grandgagnage  1, 269 
richtig  bemerkty  sondern  von  der  form  scamellam  {dl.  scamillam,  scam- 
ndlam)  bei  Prisdan  oms  Apulejus. 

Escanciar  sp.,  escanfar  pg.,  eschancer  altfr.  einschenken  (chw. 
schanghiar  schenken,  dono  dare);  sbst.  /r.  ächanson,  sp.  escanciano^ 
pg.  escaiiQao  der  schenke;  vom  ahd.  scencan,  sbst.  scenco,  ursprünglicher 
scaDcjan,  scancjo,  woher  stunöchst  das  nüat.  scancio,  scantio  L.  Sal.  11, 1 
(cod.  ftdd.).  Vom  nhd.  schenken  cAer  leitet  man  fr.  chinquer  zechen, 
woßr  nmndarUich  aber  auch  chiquer  vorkommt,  s.  Dict,  Genev.  v.  chiqae. 
Die  ital.  spräche  hat  scancia,  scansfa  gestell  mit  fächern  für  gläser 
oder  bücher  =■  mkU,  scancia  schenke,  bair.  schanz. 

äscara  it.,  sp.  pg.  escdra,  fr.  escarre  schorf,  grind;  vom  lat. 
esehara  {eoxdgcc). 

Escire  it,,  gewöhnt,  ascirey  wäl.  eä,  altsp.  exir,  pr.  altfr.  eissir, 
issir,  Qssir  ausgehn;  von  exire.  Zsgs.  it.  riuscire,  fr.  rönssir  wohl  aus- 
gAen,  gelingen,  aitfir.  rissir  wieder  ausgehn.  Was  die  formen  uscire  und 
issir  bdrifft,  so  darf  einmisckung  des  sbst.  uscio,  altfr.  as  thüre  ver- 
nmlkä  werden;  Castelvetro  II,  261  leitet  das  verbum  gradejsu  daher  ab. 
Man  lebt  im  hause,  nicht  im  freien:  thüre  wird  darum  siuerst  als  ausgang, 
mekt  als  eingang,  gefaxt,  lat.  foras  ire,  gr.  d-igaKe  eQxea^ai  drücken  die 
hewegung  von  innen  nach  der  thüre  und  durd^  dieselbe  aus;  bask.  athea 
ist  ssz  u.  uflcio,  atheratu  =  uscire; 


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128  I.  ESCLUSA-ESSERE. 

Esclasa  s^.,  ^clase  fr.  schleuse,  nüai.  exclnsa,  scluBa  £.  iSoI.,  Qteg. 
Tur,j  Venant.  Fort.;  van  excludere,  nicht  vom  ahd.  sliozan  schUefiaif 
dcis  eher  fr,  ^clnce,  Flusse  erzeugt  haben  würde^  darum  auch  ndl.  Bivys, 
nicht  sluyt 

Escupir  9>.  pg.j  pr.  dUfr.  escopir,  escnpir,  und.  scnipä  speien, 
alb.  scüpira  auswurf.  ümstdlung  aus  exspuere  (ecspaere)  u>äre  nidit 
gegen  den  geist  wenigstens  der  span.  spräche^  aber  dem  weit  verbreiteteii 
Worte  (vgl.  Dief.  Goth.  wb.  II,  296)  scheint  eine  eigne  wurjsd  jmjmkommen. 

Esmari>r.,  aitfr.  esmer,  altsp.  altpg.  BsmsLVy  osmar  Trov.  schätzen; 
sbst.  pr.  dltfr.  esme,  cot.  esma,  occ.  tme,  lothr.  anme  Schätzung;  v(m 
aestimare.  Zsgs.  pr.  azesmar  d.  i.  adaestimare  (oft  asesmar  geschr.) 
berechnen,  bereiten  (Übergang  vom  gedanken  eur  ihat^  wie  etwa  im  fM. 
reiten  computare,  parare):  a  son  colp  azesmat  er  hat  seinen  streich  wM 
berechnet,  hat  wohl  gesfidt  Fer.  1636;  mit  Wandlung  des  s  in  r  azermar, 
endlich  auch  sermar.  Von  azesmar  ist  das  dltfr.  acesmer  ordnen  ß.  h. 
la  bataille,  dUgenues.  acesmar  Arch.  stör.  ital.  nuim.  18,  p.  34.  39,  gewit 
auch  Daniels  accismare  zurichten  Inf.  28,  37,  das  man  sonst  aus  cisma 
(axiofio)  erklärt;  aber  auch  azzimare,  sp.  azemar,  welches  mit  gr.  a^vfiog 
nichts  gemein  haben  kann.  Esmar,  pic.  amer,  findä  sich  wieder  im  engL 
aim  beabsichtigen,  sfiden,  mhd.  amen,  aemen  mü  leteterer  bedeutung. 

jfcssere  it.,pr.  chw.  össer,  fr.  gtre,  sp.  pg.  ser  vb.  sein.  Daß  man 
lat.  esse;  um  ihm  die  gestdlt  ei$%es  rom.  inßnitivs  mu  leihen,  in  essere 
erweiterte  {sard.  neben  essiri  noch  essi),  liegt  auf  der  hand,  und  diese 
bildung  kommt  in  alten  Urkunden  mehrmals  vor,  $.  b.  impf.  conj.  esseret 
Fumag.  p.  18  (vor  dem  j.  750),  vgl.  Ducange.  Franz.  mußte  sich  das 
wort  in  die  form  estre,  Stre  kleiden  wie  tessere  (texere)  in  die  form 
tistre,  titre,  und  auch  jene  form  läßt  sich  früh  nachweisen,  Spcm.  ser 
aber,  das  in  der  dUen  spräche  seer  geschrieben  und  zweisilbig  gesprochen 
ward,  kann  nur  von  sedere  lierrühren,  wie  Rom.  gramm.  11,  174  aus- 
geführt ist.  Dies  verbum  hatte  schon  im  latein  die  bed.  sich  wo  hefindei^, 
bleiben  oder  wohnen  entwickelt,  und  so  brauchte  es  das  mittelaUer  sthr 
häufig:  wenn  es  der  Römer  z.  b.  hin  und  wieder  einmal  auf  die  läge 
einer  stadt  anwendet  (Campo  Nola  sedet),  so  ist  es  später  der  übliche 
ausdruck  bei  Städten  oder  bergen,  z.  b.  mons  in  valle  sedet  Venant.  Fort. 
3,  10;  oitfr.  ü  Rome  seit  wo  Rom  liege  Brt.  I,  p.  3,  ebenso  sied  bei 
Froissart;  it.  siede  la  terra  snlla  marina  Inf.  6,  97;  rivo  o  fönte  siede 
ombrosa  valle  Petr.  canz.  17,  1.  Gerne  verband  es  sich  zumal,  als  ein 
intensiveres  hiUfsverb,  mit  participien:  ut  orbata  filiis  sedeas  Crreg.  Tur. 
ö,  40;  de  hac  causa  ductns  sedeat  Form.  Marc,  i,  38;  besonders  häufig 
in  Spanien:  non  sedeat  dimissnm  sei  nicht  entlassen  Esp.  sagr.  XXXVI^ 
p.  XXVIII  (v.J.  1020);  quod  sedeamus  perjuratos  XL,  411  (v.j.  1032); 
sedeat  excusato  SRos.  i,  54  (v.  j.  1189).  So  denn  auch  aitsp.  seo  bien 
pagado  Bc.  Mil.  816;  en  la  su  merced  seo  Bc.  SDom.  767.  Endlich 
mischte  sich  sedere  entschieden  mit  esse,  es  lieh  ihm  den  imperativ  (86, 
sonst  sey),   das  gerundium,   das  particip.  prät.   (sido,  sonst  seMo),   den 


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I.   ESSO-ESTRIBO.  129 

infinUiv,  vieUeicki  auch  das  präs.  conj.  (sea,  sonst  seya),  auweilen  auch 
das  mperfed  (altpg.  sia  für  era,  SBos.  v.  syha).  Man  halte  dcusu  goth. 
Yisan  wohnen^  bleiben,  sein,  Grimm  IV,  82  L 

Esso  it,  alt  isso,  sp.  ese^  pg,  esse,  pr.  eis,  älter  eps  Bth.,  Pass. 
de  J.  Chr.,  wah  insu,  pronomen,  von  ipse,  ältsp.  essi  von  ips'  hie.  Als 
neutrum  oder  adverbium  verbindet  sich  esso  oft  mit  Partikeln^  tvie  im  it. 
loBghesso,  soyresso,  im  pr.  aneeis  (?),  demanes,  vgl.  lat.  nnne  ipsnm, 
isthttc  ipsnm  Terent.  Ändr.  i,  2,  13,  sp.  ahora  mismo ;  mit  dem  dtschen 
da-selbst  stimmt  das  pr.  aqai  eis  (im  Jaufre  oft)  wörtlich  überein.  Eine 
Bss.  für  lai.  nunc  (auch  perpetuo)  ist  it.  adesso,  altsp.  adiesso,  pr. 
dÜfr.  ades  von  ad  ipsum;  gleichbed.  ältit.  issa  (churw.  assa)  von  ipsa 
sc.  hora  =  altsp.  esora.  JEin  andres  adverb.  kennt  nur  der  nordwesten: 
pr.  epsamen,  eissamen,  dltfr.  esement  Ben.  III,  400,  essement  Carp., 
essiment  Crreg.  441.  443,  s.  v.  a.  lat.  eodem  modo,  pariter,  wofür  dltfr. 
ensement  (mü  eingeschobenem  n)  weit  üblicher,  pr.  ensament  ziemlich 
sdten  ist,  da  es  wohl  nur  im  Jaufre  vorkommt.     Vgl.  auch  des. 

Esto  citit.,  sp.  pg.  este,  pr.  est,  altfr.  ist  (in  den  Eiden),  wal.  ist, 
aist,  pronomen,  von  iste.    Zsgs.  it.  questo,  cotesto  s.  II.  a. 

Estribo  sp.  pg.,  cat.  estreb,  pr.  estrep  Jfr.,  estreup  (estruep  Chx. 
ni,  143),  estrinb,  estrieu,  estriop  GG.,  altfr.  estreu  Ben.,  estrief  PMousk. 
Steigbügel;  dbgel.  sp.  estribera,  pg.  estribeira,  pr.  mit  u  für  i  estru- 
bieira,  fr.  ^trivifere  und  masc.  ^trier  {esge.  aus  ötrivier?).  Bas  ital.  ge- 
biet setst  staffia  an  die  stelle  dieses  wertes.  Estribo  und  estriab,  für  die 
doch  schwerlich  ewei  verschiedene  quellen  aneunehmen  sind,  decken  sich 
fdeht  voUkammen,  da  pr.  u  dem  ^.  b  hinlänglich  antwortet  (vgl.  sp.  es- 
cribo,  pr.  escriu,  escrieu),  b  oder  p  also  nochmals  beigefügt  sein  müßte: 
in  der  form  estrnbieira  ist  einfluß  des  diphthonges  (in)  anzunehmen  und 
es  sdi^int  nicht  nöthig,  strapns  (für  struppus)  zu  hülfe  zu  rufen.  Bie 
franz.  Wörter  zeigen  dagegen  nichts  anomales.  Entschieden  abzulehnen  ist 
Salmasius^  herleitung  (von  6trivi^re)  aus  gr.  dorgaßr]  hölzerner  satiel,  in 
dm  Isid.  glossen  ^tabella,  in  qua  pedes  requiescunf,  also  fußbänkchen,  in- 
dem weder  die  bedeutung  noch  der  tonvocal  passen,  s.  Caseneuve  v.  ^trieu. 
firisch  II,  348  führt  das  rom.  wort  auf  das  nds.  striepe  lederschlinge 
zurück.  Wackemagel  verweist  dagegen  auf  mhd.  stege-reif,  mndd.  sti-reip, 
für  die  bedeutung  genügend  und  auch  der  form  nicht  undersprechend,  wenn 
man  es  in  streep  zusammenzieht;  das  engl,  stirrup  könnte  uns  sogar  das 
pr.  estreup  erklären,  wenn  jene  form  hoch  genug  hinauf  gienge  (ags. 
sdgrap,  stirap).  2!u  dem  sübstcmtiv  gesellt  sich  noch  ein  verbum:  sp.  pg. 
pr.  estribar,  cat.  estrebar  stützen,  sich  stützen  (der  bügel  ist  des  reiters 
stütze),  port.  auch  den  fuß  in  den  bügel  setzen,  altfr.  des-estriver  aus 
dem  hügd  bringen  (del  destre  pi6  Fa  tout  desestriv^  Bdam.  p.  159) ; 
eine  prav.  nebenform  estmbar  knüpft  dieses  verbum  fester  mit  dem  Sub- 
stantiv zusammen.  Bazu  kommt  ein  altsp.  compositum  costribo  stütze, 
eo6tribar  sich  anstrengen.  Merkwürdig  ist,  daß  dieses  costribar  auch  die 
bed.  wm  constipare,  so  wie  sp.  estribar  die  von  stipare  hat  d.  h.  stopfen, 

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130  I.   ESTRO-PACCIA. 

aYifutleni  soUten  sie  mit  eingeschobenem  r  daraus  enistanden  sein?  ÄUm 
ihr  Zusammenhang  mit  estribo  t^  evident;  stipare  kann  sich  eingemengt 
haben.  Entschieden  erinnert  estribar  an  unser  streben,  estribo  heißt  auch 
Strebepfeiler,  aber  die  bed.  bügel  ist  unserm  strebe  fremd.  Wohl  aberpasst 
streben  zu  altfr.  estriver  kämpfen  (mhd.  e.  b,  mit  dem  tievel  streben), 
sbst.  estrif  kämpf  {woraus  bret.  strtf^  engl,  strife),  auch  pr.  estri-s.  Frei- 
lich estrit  im  Leodegar  str.  10  trifft  genau  mit  ahd,  strit  zusammen,  md 
selbst  estriver  konnte  aus  strttan  entstehen.  —  Wir  haben  hier  wieder  ein 
beispiet  von  der  Unsicherheit  etymologischer  kunst  auf  einem  gebiete,  wo 
sich  sinn-  und  knUverwandte  Wörter  berechtigter  sprachen  von  allen  Seiten 
zudrängen^  ohne  daß  es  sich  entscheiden  läßt,  ob  eins  oder  mehrere  der- 
selben an  einem  roman.  producte  theü  haben  mögen.  —  Nicht  verschieden 
von  dem  behandelten  worte  scheint  sp.  estribo,  estribillo  scMufreim,  refräm, 
eigentl.  worauf  man  sich  stützt  wie  auf  den  Stegreif,  worauf  man  stets 
zurückkommt.  Daher  vermuthlich  in  hinsieht  auf  die  poetische  form,  o&sp. 
estribote  (escamios  &  laydos  estribotes  Bc.'SDom.  648),  oitfr.  estri- 
bot,  estrabot  (vers  ne  firent  e  estraboz  ü  out  assez  de  yilains  moz 
s.  Ben.  I,  p,  288\  pr.  estribot  JPO.  p.  324  spottlied.  Vgl.  strambo. 
Estro  it.  sp.  begeisterung;  von  oestms  (olaTQog)  gleichbedeutend. 

F. 

Faccenda  it.,  pg.  pr.  fazenda,  sp.  hacienda,  aitfr.  fetciende  ge- 
schäft;  plur.  des  particips  feciendum.  Span.  porL  bedeutet  es  zumal  Ver- 
waltung der  guter  so  wie  die  verwalteten  guter  selbst,  überhaupt  habe, 
vermögen,  daher  it.  azienda.  Geschäfte  und  landgui  heißt  auch  das  pr. 
SLÜx,  s.  oben  affare. 

Facchino  it.,  sp.  ÜEUiuin,  fr.  faquin  sackträger.  In  dieser  beden- 
tung  fuhrt  Nicot  das  franz.  wort  an,  cÄer  als  ein  aus  Italien  gekommenes. 
Jetzt  heißt  es  wicht,  schelm,  stroh-  oder  hdlzßgur,  wonach  man  rannte, 
mdartl.  (norm.  pic.  berr.  u.  s.  w.)  geputzter  mann,  Stutzer.  Läßt  sich  sein 
früheres  vorkommen  im  franz.  erweisen,  so  ist  vermuthlich  ein  älteres  ndl. 
vant-kin  (reyntken  KU.)  =  neundl.  ventje  junger  bursche  (kerUhen) 
darin  enthalten  und  das  wort  hat  sich  in  detber  bedeutung  (kerl)  ans 
Frankreich  weiter  verbreitet.  Die  herleitung  aus  fascis  kann  natürlich 
nicht  genügen;  eher  wäre  arab.  feqir  arm,  dürftig  Freyt.  HI,  363^  her- 
anzuziehen. Sicil.  facchina  heißt  schenktvirth.  —  [Scheler  unterstützt  die 
obige  vermuthung  noch  durch  hinweisung  oi^manneqain:  tmch  dieses  gieng 
von  der  bed.  männchen  aus  und  gelangte  zur  bed.  holzeme  puppe.] 

Faccia  it.,  wal.  fatze,  jpr.  fassa,  fr.  face,  dsgl.  pr.  fetz,  sp.  hu 
(fecha  aus  dem  ital.),  pg.  fece  geeicht;  von  fecies,  doch  führen  die  vier 
ersten  formen  auf  ein  altrom.  fecia,  das  sich  bereits  in  den  Casseler  glossen 
vorfindet:  fecias  'wangun.  Dieselbe  form  bekennt  auch  das  span.  ds 
Präposition  für  lat.  versus  gebrauchte  häcia  (fecia):  andaba  hacia  (i) 
la  puente  heißt  eigentl  'er  gieng  das  gesiebt  nach  der  brüeke  gewandt", 


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I.  FAGGIO-FALAVESCA.  131 

1^  Mayans  y  Sisear  I,  70.   Zsgs.  pr.  es-fassar,  /r.  effacer  auslöschen^ 
tilgen^  eigenU.  das  ansehn  entstellen^  unkenntlich  machen. 

Faggio  it.,  fiitj  cot.,  fem.  sp.  haya,  pg.pr.  faia  buche,  altfr.  fage 
(f.)  buchenwald;  vom  adj.  fageas,  fagea,  eine  für  verschiedene  namen  der 
b^tme  gewcMte  form.  Aber  auch  das  sbst.  fagus  verlor  sich  nicht:  wai. 
feg,  sie.  fegu,  fiiu,  pr.  chw.  henneg.  fau,  altfr.  fo,  feu  LR.,  lomb.  gen.  fö; 
schon  in  den  Erfurter  glossen  322,  34  gana  romanisch  fau  'arbor  i.  e. 
boc  (buche).  JEüne  abl.  ist  fr.  fonteaa  buche,  früher  wahrscheinlich  fou- 
ean,  wie  noch  pic.  fo-ian  s.  Hecart,  nachher  t  eingeschoben;  fr.  fatne 
buchecker,  aüfr,  lothr.  üäYne,  vom  adj.  faginea,  esge.  fägina,  wie  schon  ifi 
den  SMettst.  glossen  VI,  214  accentuiert  wird;  dafür  it.  fagginola,  sp. 
febaco  {staU  üetguco)  mit  demselben  suffix  wie  in  almendraco  mandel,  cot. 
fisitja  d.  i.  fiagea. 

Fagotto,  fangotto  it.,  pr.fr.  fagot,  sp.  fogote  reisbündd,  reiswelle, 
daher  engl,  foggot,  kymr.  ffagod  (f.).  Auch  ein  blasinstrument  wird  so 
genannt^  wahrscheinlich,  weil  es  sich  in  mehrere  theile  zerlegen  und  wie 
em  reisbündd  jeusammenpacken  läßt.  Fax  fercis  bedeutet  ursprüngl,  ein 
bündd  Späne,  gr.  (pwuXog,  hieraus  fegotto  mit  ansckließung  an  die  nomi- 
natüform  ÜEtc-s  {nicht  an  £ac-em,  ü.  fiace)  und  erweichung  der  kehltenuis 
in  die  media  wie  im  it.  sorgo  aus  sorec-s,  sp.  perdigon  aus  perdic-s, 
pr.  lngor  aus  Inc-s;  wegen  der  cAnlichkeit  mit  einem  bündel  späne  konnte 
der  name  einer  reiswdle  attö  üx  gebildet  werden,  um  so  mehr  als  sie 
gleichfalls  £um  brennen  bestimmt  war.  Das  sp.  fogote  ist  wohl  aus  dem 
frone,  enüehnt  und  dankt  seine  abweichende  form  einer  umdeutung  mit 
faego,  dem  Portugiesen  und  Catdlanen  fehlt  das  wort  gane.  Fax  scheint 
sich  erhalten  au  haben  im  wdl.  hac  reisbündd  {so  ja  auch  nnc  von  nux), 
das  nidit  von  fsLgüB,  wdl.  fiag,  herrühren  kann.  Von  fagus  leiten  andre 
OMch  fegotto,  aber  wäre  daraus  nicht  fr.  fayot  geworden?  wenigstens  haben 
foir  eben  gesehen,  daß  fagus  seine  kehlmedia  nirgends  festhält. 

Faina  it.,  ebenso  mit  radicalefh  a  ccU.  fegina,  neupr.  faguino,  £a- 
hino,  aUfr.fajJie,  mit  radicaiem  ou  neufr.  (ouine,  daher  wohl  sp.  fuina, 
pg.  iiiiiiha,  vgl.  ven.  faina,  foina,  lomb.  piem.  foin  marder.  Nach  Adelung 
vom  dtschen  fehe  ausländischer  marder,  ags.  fäg,  fah  bunt,  gemalt,  glän- 
zend, goth.  fiüh  (Utsteres  von  Grimm  P.  94  gefolgert).  Im  franz.  müßte 
der  stammvocoil  ausgeartet  sein,  fast  wie  in  po^le  aus  patella.  Dagegen 
deutet  Diefenbach  das  wort  mit  berufung  auf  die  catai.  form  und  auf 
unser  'buchmarder  (ms  fagus.  Dieser  deutung  beistimmend  darf  man  sich 
in  bäreff  des  fr.  fou-ine  auf  das  altfr.  fo  {s.  oben  faggio)  berufen.  Selt- 
sam ia  das  ekurw.  fierna,  fiergna.  Von  dem  subst.  kommt  ein  verbum 
genf.  foainer,  henneg.  founier,  lomb.  iognk,  ausspüren^  durchsuchen,  wie 
fr.  fureter  durchstöbern  von  füret  frettchen,  it.  braccare  nachspüren  von 
bnu^eo  Spürhund.  Das  waUon.  vb.  fougni  häU  Grandgagnage  lieber  für 
das  fr.  foailler:  fouine  lautet  hier  faweine. 

Falavesca  it.  (s.  Menage)  flugasche,  pg.  fafsca,  ältsp.  fufsca  funke; 
vb.  pg.  £ai8car  sprühen.    Falavesca  ist  verseiet  aius  favalesea  für  favil- 


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132  I.   FALBALA-PALDA. 

lesca  von  fkvilla  glühende  asche,  mundarü.  e,  &.  verein,  parm.  cremen. 
faliva;  faisca  entstand  vermöge  der  bekannten  abneigung  des  Portugiesen 
vor  1 ;  faisca  steht  wohl  für  foisca,  dies  für  foyisca  fidvisca  (vgl  topo, 
lat  talpa).  Das  ahd.  falawisca  isty  wie  Diefenbach  bemerkt^  romaniseher 
herkunß.  Dasselbe  sufjßx  eeigt  auch  das  synonyme  fr.  flamm^he  von 
flamma. 

Falbalä  it.  sp.  pg.  fr.,  spaw.  auch  farfiEdd,  cremen,  parm.  frambala, 

piem.  farabalä,    henneg.  fabala  gefältelter  besäte  an  weiberröcken,  faihd. 

Unbekannter  herkunft.   Es  ist  kaum  der  erwahnung  werth,  daß  es  Genin, 

Becreat.^  philol  J,  11,   aus  einer  Verlängerung   des  sinnverwandten  sp. 

falda  erklärt. 

Falbo  it,  sp.  feKlt,  pr.  falb,  fr.  fauve  helvus,  gilvus.  Nicht  wohl 
von  flayns,  denn  l  pflegt  die  anlautende  muta  nicht  eu  verlassen;  sicherer 
vom  ahd.  falo,  flectiert  falwer,  dessen  w  im  üai.  eben  sowohl  une  im  nkd. 
falb  zu  b'  werden  konnte.  Falbus  Gl.  Paris,  ed.  HUd.,  üelIwiis  Gl  lAn- 
denbr.,  falvus  ^ulvus,  eivus  color   Papias. 

Falcare,  diffalcare  it.,  sp.  pg.  desfeilcar,  fr.  d^falquer  einen  ab- 
eug  machen  von  einer  summe.  Die  übliche  herleitung  ist  von  &lx,  so  dafi 
es  hieße  absicheln,  was  eu  seiner  bedeutung  übel  pa^t.  Es  ist  vielmehr 
gane  deutsch:  ahd.  üsdgan  berauben,  abziehen,  nach  härterer  ausspräche 
üalcan.  Wäre  das  deutsche  wort  aus  dem  romanischen,  so  lautete  es  M- 
chan,  falachan. 

Falcone  ♦/.,  sp.  halcon,  pg.  falcao,  pr.  fialco,  fr.  faucon,  spätgr. 
q>alKCt)v  (Suidas),  nebst  den  nominativformen  it.  falco,  pr.  falex,  altfr. 
faucs  ein  raübvogel,  ahd.  falcho;  vom  lat.  falco,  erst  bei  Servius  ad  Aen. 
10,  146,  gebildet  von  fidx,  also  eigentl  sichelträger  wegen  der  stark  ge- 
krümmten krallen  des  vogels,  vgl.  falcula  kleine  sidhel,  kralle.  Nach 
Festus  nannte  man  falcones  auch  menschen  mit  eingekrümmter  großer 
gehe,  qaorum  digiti  poUices  in  pedibus  intro  sunt  curvati.  Über  das 
Verhältnis  des  gael.  faolchoD  und  kymr.  gwalch  zum  neulat.  werte  s. 
Diefenbach,  Orig.  europ.  p.  3^.  —  Dem  mittdalter,  weiches  die  beize 
liebte,  lag  es  nahe,  einer  Schußwaffe  oder  einem  wurfgeschütz  den  namen 
eines  stoßvogels  beizulegen,  welcher  name  denn  auch  auf  die  feuerwaffen 
der  neueren  zeit  übergieng,  und  so  heißt  falcone,  felcon,  faacon  {u?oher 
unser  falkaane)  ein  schweres  geschütz,  falconetto,  falconete,  fanconneau 
ein  leichteres,  feldschlange.    Vgl.  unten  moschetto,  sagro,  terzuolo. 

Falda  it.,  sp.  falda,  halda,  pg.  fralda,  pr.  fanda,  altfr.  fände  der 
untere  faltige  theil  eines  kleidungsstücks,  schooß,  säum;  vom  ahd.  Mi,  ags. 
feald  plica,  welcher  bedeutung  sich  das  chw.  üsdda  genauer  anschliefil 
Das  it.  sp.  pg.  wort  bedeutet  auch  die  biegung  oder  den  abhang  eines 
berges  bis  zu  seinem  fuße  d.  h.  den  untern  wie  bei  einem  rock  sich  (mus- 
breitenden  theü  desselben:  es  ist  also  nicht  nothwendig,  ihm  in  diesem 
sinne  das  ahd.  halda,  nhd.  halde  unterzulegen,''  auch  kommt  f  aus  h  vw 
vocalen  im  span.  wenig,  in  der  ital.  Schriftsprache  gar  nicht  vor.  Vb.  dtfr. 
fauderjpKer  Roq.,  von  Mtan. 


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L  FALDISTORIO--FANGO.  133 

Faldistorio  it.  sp.  pg.^  dltfr.  fetadestneil,  nfr.  faateuil  lehnsessel; 
vom  akd.  faltstuol,  weü  er  BusammengefcMen  werden  Iconnte  wie  die  römische 
sdla  curtdis.  Für  fitldistorio  findet  sich  dUsp,  auch  facistor,  facistol, 
das  jetit  kirchenpült  bedeutet,  vermuthlich  von  falz-stnol.  Dahin  auch  it, 
palchistuolo  Wetterdach  (von  palco). 

Fallire  it.,  aJtsp,  altpg.  fallir  falir  {jet^t  fellecer  falecer),  pr.  fr. 
fiüUir  fehlen,  verfeMen,  täuschen,  daher  unser  fehlen,  mhd,  vaelen;  von 
Mere.  Aus  den  starken  formen  des  fr.  faillir,  das  ehedem  im  perf.  und 
im  part.prät.  doppdformig  war,  gestaltete  sich  ein  aweites,  unpersönliches 
veHmm  mit  der  hed.  nötJUg  sein,  präs.  faut,  pf.  fallut,  pari,  fallu,  inf. 
falloir,  altfr.  feldre,  feudre  NFC.  1,  26:  il  me  faut  =  lat.  me  fallit 
es  entgeht  mir,  ist  mir  nöthig.  Aus  fallire  ist  das  subst.  it.  fallo, 
falla,  aitsp.  falla  Sanchez  gloss.,  und  so  pr.  falba,  altfr.  faille,  selbst 
aUit.  &glia  Trucch.  I,  52.  86,  PPS.  I,  48  mangd,  fehler;  freilich  schon 
lat.  bei  Nonius  falla,  fala  /t<r  fallacia,  allein  gegen  diesen  Ursprung  eeugt 
das  erweichte  U  der  franz.  form,  da  dies  regelrecht  nur  vor  oder  nach 
{  aus  lat.  M  entspringt.  Aus  dem  Substantiv  floß  das  vb.  it.  fallare  tau- 
sAe»,  sp.  fedlar.  verläugnen,  chw.  fdlar  fehlschlagen. 

Falö  it.  freudenfeuer,  fr.  falot  laterne;  von  q>av6g  leuchte,  oder  von 
q^Qog  leuchtthurm,  vgl.  piem.  fiirö,  ven.  fanö.  Ac^.  it.  falotico  wunder- 
lich (flackerig?).  Von  q>av6g  ist  auch  ä.  f anale,  sp.  fr.  fanal  schiffs- 
laterne. 

Faltare  ü.,  sp.  pg.  &ltar  mangeln,  fehlen;  daher  sbst.  it.  sp.  pg. 
falta,  fr.  flaute  mangel,  fehler,  und  aus  diesem  subst.  das  sp.  pg.  adj. 
&ko  mangelhaft;  esgs.  it.  dif falta,  pr.  defanta,  altfr.  defaute,  masc. 
nenfr.  d^&nt  s.  v.  a.  falta.  Bas  verbum  ist  ein  rom.  iterativ  von  fiallere, 
also  syncopiert  oti»  fallitare. 

Famiglio  it.,  attsp.  altpg.  famillo,  familio,  churw.  famaigl  diener, 
häsiher;  moviert  aus  familia,  vgl.  sp.  manceba  aus  mancipiom,  worin 
ein  feminin  aus  einem  neutrum  moviert  ward,  Rom.  gramm.  II,  297. 

Fanfa  aUsp.  prahlerei;  it.  fAnfano,  sp.  fanfarron,  fr.  fanfaron 
prahlerisch,  fanfare  trompetenschall;  dsgl.  sp.  farfante,  occ.  farfan- 
taire  großsprecher;  wohl  nur  naturausdrücke. 

Fanfalnca  it.  loderasche,  figürl.  passen,  fr.  fanfreluclie,  äU  fanfe- 
Ine,  flUterhram,  norm,  fanflne  blitzen  vor  den  äugen.  Die  Flor,  glossen 
hoben:  £Eunfialaca  graece,  bnlla  aqnatica  latine  dicitur.  Es  ist  entstellt 
aus  pompholyx,  das  zugleich  Wasserblase  und  hüttenrauch  bedeutet.  Eine 
abkürzung  scheint  maü.  feinfiilla,  com.  fanfola,  sie.  fanfonj  (pl.)  possen; 
eine  noch  stärhere  das  altfr.  falue  Parton.  J,  30;  eine  ableitung  fr.  fre- 
luqaet  geck,  Stutzer,  für  fanfrelnquet. 

Fango  it.  sp.,  pr.  altfr.  fanc,  fem.  lomb.  fanga,  pr.  fanha,  fr. 
&nge,  norm.  &ngae  schlämm.  Vom  goth.  fani  (n.),  gen.  fanjis,  dessen 
i  oder  j  sieh  in  f^nha  phonetisch  ganz  richtig  durch  h  darstellte,  sonst 
aber  sich  zu  g  oder  c  verhärtete,  vgl.  lat.  venio,  it.  vengo,  pr.  veno. 
Die  Bretanen  haben  flEuik  aus  dem  altfranz.,  wenn  auch  Pictet  p.  32  es 


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134  I.   FARDO— FASTEDIO. 

nebst  dem  ir.  fochall  /m  sanshr.  panka  ordnet.  Das  adj.  fangoso,  £an- 
geax,  stimmt  ewßr  buchstäblich  zu  dem  von  Festus  angeführten  ÜEunicosns 
palustris  (von  famex  nach  0.  Müller)^  muß  aber  folgerecht  auf  fango 
zurückgeleitet  werden.     Vgl.  hierzu  Grandgagnage  II,  p.  XXTU. 

Fardo  sp.  pg,  schwerer  pack,  ballen;  sp.  fardillo,  P9'  P^-  ferdel 
bündel,  reisesack,  fr.  £ardeau  last,  bürde;  sp.  farda^  alfarda  kerbe  in 
einem  bcdken,  dsgl,  eine  gewisse  abgäbe,  pg.  farda,  alferda  soldaienrock; 
sp.  {sLTdsLge,  pg.  fardagem,  ü.  fardaggio  soldatengepäck.  Die  nur  im 
Südwesten  heimischen  primüiva  lassen  arah.  Ursprung  vermuthen.  Hier 
heißt  far  d  (far'don)  kerbe  des  pfeils,  gesetzliche  zaJUung,  löhnung  des 
Soldaten,  tuch,  Ueidung  Freyt.  UI,  335*,  und  hierzu  passen  die  bedeu- 
tungen  von  farda.  Weniger  die  von  fardo,  aber  sein  dimin.  fardel  be- 
deutet doch  auch  die  ausstattung  einer  braut  mit  Meidem,  nicht  bloß 
bündd:  sonst  dürfte  man  auch  an  a/rdb.  'hard  impedimentum  GM.  695 
denken. 

Farfalla  ü.  Schmetterling,  auch  figürlich  flattergeist,  woi.  ferfäle  »tö 
letzterer  bedeutung  (aus  dem  itod.?),  bask.  uliferfalla  (ulia  mücke);  pg. 
farfalhas  plur.  metaUschnitzd  vom  prägen,  dsgl.  auf  Schneiderei;  vb.  tt 
sfarfallare  aufschneiden,  wind  machen,  neupr.  esfarfisdhi  ausstreuen 
(fr.  öparpiller).  Aus  papilio  ward  it.  parpaglione  und  vielleicht  durch 
einfluß  des  ahd.  fi&Itra  (Schmetterling)  farfaglione,  farfalla.  Übrigens 
trifft  man  farfall  auch  im  schwedischen.  MSnage's  erklärung  aus  gr.  ipaHt] 
(tj  TteTio/aevrj  xpvxi]  Hesych.),  durch  reduplication  fafeUa  ferfidla,  setzt 
einen  Vorgang  voraus,  den  nur  franz.  mundarten  {henneg.  b6b6te  von  bSte) 
kennen.  Anzumerken  ist  noch  comask.  farfdtola  in  der  bemerkten  figür- 
lichen bed.  flattergeist,  sard.  parabatula,  barabatula  in  der  eigenüichen. 
Etymologisch  zu  trennen  von  farfalla  ist  churw.  fafarinna  d.  i.  lat.  £ac 
farinam  mach'  mehl:  der  Schmetterling  wird  miüler  genannt,  weil  er  be- 
stäubt ist;  auch  bei  uns  nennen  ihn  die  kinder  miäler  mahler.  Damit 
trifft  der  sardische  ausdruck  faghe-farina  zusammen. 

Farfogliare  neap.,  lomb.  farfojä,  sp.  farfallar,  henneg.  farfoulier 
stottern;  von  ähnlicher  bedetUung  arab.  farfara  vid  und  verworren  reden 
Freyt.  III,  339K 

Farsa  U.  sp.pg.  aus  dem  fr.  farce  dramatische posse,  ursprünglich, 
wie  noch  im  franz.,  füllsd,  daher  nach  der  ansieht  der  franz.  litterär- 
historiker  ein  gemenge  von  allerhand  gegenständen;  vom  part.  farsus  aus- 
gestopft, wifher  auch  it.  farsetto  wams  d.  h.  etwas  ausgestopftes.  Daß 
die  begriffe  des  lat.  satira  densdben  gang  genommen,  erinnert  Wacker- 
nagel. Von  farsa  ist  wohl  auch  pg.  disfarzar,  sp.  disfrazar  (cot.  dis- 
fressar!)  verkleiden,  maskieren,  wie  in  den  Schauspielen. 

Fascio  it.,  sp.  faxo  und  als  zweite  form  haz,  pg.  feixe,  fr.  faix 
bund,  bürde;  von  fascis.  Ab  gel.  it.  fastello  (für  fascettello),  fr.  fais- 
ceau  bündd;  it.  fascina,  sp.  faxina,  hacina  u.  s.  w.  reisbündd;  vb.  pr. 
affaissar,  fr.  affaisser  niederdrücken. 

Fastidio  it.,  sp.  fastio,  hastfo,  jenes  auch  pg.,  cot.  fastig,  pr.  fastig. 


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I.  FATA-FELCE.  135 

fiistic,  Ciisti^  aUfr.  fasti  Roq.  Überdruß,  widertvüle,  von  fastidium;  daher 
vb,  it.  fastidiare,  altsp.  hastiar,  pr.  fastigar,  fasticar,  fr.  fascher, 
ficher  überdi-uß  machen,  ärgern;  adj.  ü.  fastidioso,  altsp.  hastioso/ 
cai.  pr,  ÜEtstigos,  fr.  f&cheax,  tat.  fastidiosus.  Auffallend  ist  in  dnigen 
sprächen  der  ungesetzliche  übertritt  des  lat.  di  oder  dj  in  gutturales  g 
oder  e,  der  sich  kaum  anders  als  aus  einer  ableitung  £ast-icare  erUären 
lassen  möchte. 

Fata  it.,  sp.  fiada,  hada,  pg.  pr.  fada,  fr.  fte,  dauphin.  faye,  mhd. 
feie,  feine  ein  dämonisches  schicJcsalbestimmendes  wesen;  vb.  it.  fatare, 
sp.  hadar,  pr.  fadar,  altfr.  ffer,  faer,  mhd.  feinen  verhängen,  bezaubern, 
fest  machen  (dex  Ta  fa^  gott  hat  ihn  fest,  unverwundbar  gemacht  DMce. 
p.  121,  26);  vom  lat.  tstk  für  parca,  schon  auf  einer  münze  Diocletians, 
vgl  auch  fatis  für  diis  manibus  auf  einer  inschrift  ohne  datum  Grut. 
869,  11.  Es  ist  aus  £atnm  moviert  gleich  dem  masc.  fatns  bei  Petronius, 
wiewohl  auch  die  herleitung  des  rom.  Wortes  aus  fatua  Wahrsagerin  Mar- 
(Aon.  Cap.  nicht  regelwidrig  wäre.  Andre  deutungen  erwähnt  Müller, 
Mhd.  wb.  UI,  289. 

Fattizio  it.  ff.  durch  hunst  hervorgebracht,  lat.  facticius;  sbst.  sp. 
hechizo,  pg.  feiti^  Zauberei,  une  ahd.  zoubar  von  zoawan  machen 
(Grimm,  Myth.  p.  985);  daher  sp.  hechicero,  pg.  feiticeiro  zaüberer, 
ü.  fiittncchiero.  Auch  iactara  gieng  auf  diese  bedeutung  ein:  it.  fattnra, 
pr.  iaitara:  vb.  it.  fatturare,  pr.  faitnrar;  sbst.  pr.  fachnrier,  dauph.  fai- 
turier.  JProv.  faitilha  bezauberung  muß  gleichfalls,  aus  facere  abge- 
leUä  sein. 

FaYola  it.,  fr.  fiable,  pr.  fanla  mährchen,  sp.  £abla,  habla,  pg.  falla 
rede,  von  fabala;  it.  favella  spräche,  von  fobella,  masc.  sard.  fueddu 
rede,  wort;  dimin.  fr.  fabliaa,  altfr.  pr.  fablel  kleine  erzäMung;  vb.  it. 
farolare,  fayellare,  sp.  hablar  {woher  seit  dem  16.  jh.  fr.  habler  mit 
osp.  h),  pg.  fallar  und  so  pr.  £ayelar,  fanlar,  altfr.  fabler  erzählen,  reden, 
wai.  hebl^  plauderr^  von  üabulari,  miat.  fabellari  Gl.  Faris.  cd  Hildebr. 
Bie  üd.  nd>enform  fola  ist  =  pr.  faala;  fiaba  =  cdtfr.  flabe,  mit  ver- 
setztem L 

Fdgato  it.,  sp.  hfgado,  pg.  flgado,  pr.  fetge,  fr.  foie  (m.)  leber; 
vom  niUxt.  ficatam  sc.  jeenr,  eigentlich  die  mit  feigen  gemästete  gänseleber 
(pingnibns  et  ficis  pastnm  jecur  aüseris  albi  Horat.  sat.  2,  8,  88),  dem- 
nächst hher  überhaupt,  vgl.  ngr.  aixoTi  atis  avxwTdv  fjnaQ.  Die  ausspräche 
&atam  mag  früh  aufgekommen  sein,  da  sie  gemeinromanisch  ist,  die 
Cassder  glossen  bringen  bef^eits  figido,  worin  die  zweite  silbe,  da  sie  & 
mitA  tauschen  konnte,  unbetont  gewesen  sein  muß.  Nur  der  Sarde  spricht 
figan,  der  Venezianer  figi,  der  WaJache  ficdt.  Durch  Umstellung  entstand 
das  hmb.  fidegh  aus  fighed,  letzteres  dem  erwähnten  figido  ganz  nahe 
stehend. 

Felce  it.,  sp.  helecho,  fr.  fougfere  farrenkraut;  das  erste  {nebst 
dem  occ.  feonze)  von  filix,  das  zweite  von  filictnm,  das  dritte  (für  feag^re) 
von  dem  unlat.  filicaria. 


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136  I.  FELLO— FELTRO. 

Fello  it.,  pr.  aitfr.  fei  grausam,  gotäos;  ü.  fellone  großer  hose- 
toicJU,   (ütsp,  felon,  feilon  Bc,  s.  v.  a.  ü,  fello,  fr.  f§lon  auch  meineidig^ 
rebellisch;  it  altsp.  fei  Ion  ia,  pr.  felnia,  feania  ruchlosigkeü,  fr.  fflonie 
Verletzung   der   vassaUenpflicht,   lehensfrevel,  und  so   auch   nsp.  felonia. 
Mlat.  felo  im  9.  jh. :   non  tibi  sit  curae,   rex,  quae  tibi  refernnt  illi  fe- 
lones  atque  ignobiles  (Jap.  Cor.  C.    Man  leitet  das  wort  wohl  vom  hxL 
fei,   adjedivisch  gebraucht^   so  daß  es  gallicht,   Bomig  bedeutete   (vgl.  pr. 
fin  e  lial  e  senes  fei  treu,    redlich  und  ohne  gaUe  M.  I,  p.  212*),  aber 
es  verschmäht  überall   den  grammatisch  wohlbegründeten  im  it  fiele,  sp. 
hiel,  fr.  fiel  vorliegenden  diphthong.    Das  vorhandene  adj.  fellens  würde 
nur  zur  prov.  form  felh  stimmen.    Eine  neue  bildung  fello  fellonis  wäre 
ungewöhnlich   und  ergäbe  schwerlich  ein  it.  fello,   denn  solche  nommativ' 
formen  scheinen  nur  aus  vorhandenen   lat.  Wörtern  herzustammen  (ladro, 
ladrone).  Dagegen  sieht  Hickes  seinen  Ursprung  in  dem  bei  Sommer  ver- 
zeichneten ags.  feil  böse,  grausam,  engl,  feil  =  ncU.  fei.    Sehen  wir  aber 
von  diesem  in  den  quellen  nicht  vorkommenden  ags.  worte  ab,  dessen  deutsch- 
heit  noch  dahin  steht,  so  bietet  sich  uns  das  ahd.  vb.  fillan:  davon  ist  ein 
sbst.  fillo  geisseler,  schinder  (und  die  grundbedeutung  von  fello  ist  ^grau- 
sam, unbarmherzig*)  anzunehmen,  dem  sowohl  fello  une  fellone  gemäß  isL 
Das  offne  ital.  e  hindert  nicht,  es  ist  auch  in  völlo  von  lat.  villus.  Diese 
etymologie  wird  noch  durch  eine  Wahrnehmung  an  dem  rom.  worte  umder- 
stützt.    Die  ursprüngliche  dedination  im  prov.  und  dUfranz.  ist  nom.  sg. 
fei  (fels),  acc.  felon  (so  durchaus  in  der  Fassion  Christi  und  im  Leodegar), 
der  nom.  felon  ist  selten  und  eine  spätere  verirrung.    Äüe  ableitungen, 
selbst  das  fem.  felona  (fella  ist  unbekannt)  fließen  aus  dem  casus  cbliquus. 
Das  wort  verlangt  also  ein  etymon,   dessen  accus,  die  endung  on  zeigt, 
d.  h.  ein  thema  felon,   und   dies  gewährt  das  deutsche  fillo,   acc.  fiUon, 
fiUon.    —   [  Was  sich  allein  gegen  diese  deutung  einwenden  läßt,   ist  daß 
sie  auf  ein  nur  vorausgesetztes,  wenn  auch  mit  grund  vorausgesetztes  wori 
gebaut  ist.   Aber  die  queUensprachen  verweigern  ein  besseres.  Man  kömite 
noch  an  kymr.  flfell  (verschlagen,  weise)   denken,    wäre  dessen  bedeuiung 
passender  und  ließe  sich  die  prov.  dedination  damit  in  eifüdang  bringer^ 

Felpa  it.  sp.  pg.  eine  art  plüsch,  pelzsammet,  dtsch.  felbel,  schwed. 
fälp ;  ein  fr.  feulpier  verzeichnd  Roquefort  und  erklärt  es  mit  fripier, 
auch  sagt  man  bürg,  poil  feulpln  milchhaar.  Ferrari  hält  das  itd.  wort 
für  deutsch,  Äddung  das  deutsche  für  ital.,  aber  aus  lateinischem  Stoffe 
ist  es  sichtbarlich  nicht  gebildet.  Bair.  felber  (m.^  t^^  zugleich  der  name 
der  Salweide,  ahd.  felwa:  sollte  man  den  stoff  nach  diesem  bäume  wegen 
seiner  wollichten  oder  filzigen  blätter  benannt  haben?  Aber  die  vermuthung 
ist  gewagt,  da  es  an  ähnlichen  Übertragungen  fehlt.  Zu  merken  sind 
noch  einige  formen:  it.  pelpa  (bei  Veneroni),  sie.  felba,  sard.  cot.  pelfii. 
Im  attport.  heißt  falifa  schafpdz. 

Feltro  it.,  sp.  fiejtro,  pr.  fr.  feutre,  nUat.  filtrum,  feltrum,  L.Baiw., 
mittdgr.  dfpiXsTQov  dichtes  gewd>e  von  haaren;  vb.  it.  feit  rare,  sp.  fil- 
trar,  fr.  filtrer  durchsähen;  vom  ahd.  filz,   ags.  feit,   mit  angefügtem  r, 


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L   FEKLINO-FIANCO.  137 

toas  hinter  t  nicht  sdten  varkammty  Born,  gramm.  7,  344.  361,  451.  Es 
ffüd  ein  äUfr.  verbum  fautrer  prügeln:  batre  et  fautrer;  povres  clers 
est  &ntr^  quant  du  portier  est  encontr^,  s.  CarpenHer,  der  es  aber 
unrichtig  übersäet.  Dieses  wort,  für  welches  Gachet  ein  fnlat.  falcastrare 
mtfstfiltj  verhält  sieh  bwihstäblich  d>enso  zu  filzen  wie  fautre  (denn  auch 
diese  form  ist  vorhanden)  eu  filz,  fiUfen  aber  heifit  walken  d.  i.  stampfen, 
sMagen. 

Ferlino  it.,  altsp.  ferlin,  dltfr.  ferling  ferlin  eine  münee,  viertel- 
denar;  vom  ags.  feordhling. 

Feluca  ä.,  sp.  feiluca,  pg.  falua,  fr.  ffelouque  kleines  ruderschiff; 
noA  Engelmann  und  andern  orientdtisten  vom  arab.  folk  schiff,  dies  votn 
vb.  ÜEÜaka  rund  sein  Freyt.  III,  373",  nach  Doey  vielmehr  vom  arab. 
hanika  kleines  see-  oder  flufisehiff: 

Ferrana  ü.,  pg.  ferraa,  sp.  herren  (f.)  mengfutter;  von  farrago, 
it.  auch  forraggine^  pg.  farragem. 

Fetta  it.  schnitte,  fettuccia  schnittchen,  bändchen,  altsp.  fita  band 
Siha  ed.  Grimm  p.  252,  so  auch  port.  Herkunft  aus  vitta  (binde)  ist  bei 
der  säinen  vertauschung  des  anlautes  v  mit  (wenig  wahrscheinlich:  dieses 
wort  zeugt  it.  vetta,  sp.  pr.  yeta.  Ein  passenderes  etymon  scheint  ahd. 
fiza  band,  faden,  womit  auch  tihd.  fetzen  {chw.  fetza)  jmsammenhängen 
mag.  Man  sehe  Weigand,  Syn.  wb.  I,  276,  Diefenbach,  Goth.  wb.  I,  373. 

Fiacco  it.,  sp.  flaco,  pg.  fraco,  pr.  dltfr.  flac,  flaque  matt,  schwaSi; 
vb.  fiaccare  matt  machen,  brechen;  von  flaceus  schlaff.  Aber  das  neufr. 
fUsqae  kann,  genau  erwogen,  nicht  unmittelbar  at^  flaceus  gebildet  sein, 
und  da  Umstellung  aus  ahd.  sclaf  fUr  die  franz.  spräche  zu  stark  wäre 
{in  der  span.  könnte  man  sie  zugeben),  so  wird  es  wohl  aus  flaccidas  ge- 
sprochen  flaxidus,  umgestellt  flasquidus  {vgl.  laxus  läsqae  lache)  ent- 
standen sein,  wenn  auch  d  in  dem  suffix  idus  nicht  leicht  schwindet.  Zu 
fiasqnidas  summt  auch  lothr.  fi&che  und  comask.  fiasch  weichlich. 

Fi&ccola  ü.,  sp.  hacha  {daher  henneg.  hache,  hace),  pg.  facha, 
pr.  faihsL,  eitfr.  fiiille  LB.  fackel;  von  facula,  dies  von  fax.  Über  das 
eingesduMete  i  =  1  in  fiaccola  s.  Bom.  gratnm.  7,  305.  Fada  fiir  fax 
rügt  ein  grammatiker  App.  ad  Prob.  p.  445,  es  kam  also  vor. 

Fiadone  it.  honigwabe,  pr.  flaazon  (flazon?),  sp.  flaon,  fr.  flan 
zsgz.  aus  dem  alten  flaon,  engl,  flawn,  platter  kuchen,  auch  münzplatte. 
Ein  ältbezeugtes  wort,  da  bereits  Venant.  Fort,  flado  gebraucht,  wofür 
<mdre  flato  schreiben.  Dasselbe  wort  ist  ahd.  flado  und  fem.  flada  (über- 
setzt  durch  laganum,  placenta,  torta,  libum,  favus),  ndl.  vlade  (f.),  eigentl. 
etwas  flaches,  gr.  nXarvg,  was  im  deutschen  auch  mit  platz  ausgedrückt 
wird. 

Fiama  piem.,  sp.  fleme  (m.),  pr.  flecme,  fr.  flamme  (f.),  engl,  fleam, 
flam  dn  werkziug  zum  aderlassen,  Schnepper;  vom  gleichbed.  Phlebotomus 
(in  die  ader  schneidend),  woher  auch  ahd.  fliedimä,  mhd.  verkürzt  fliede, 
nhd.  fliete.    Im  pr.  flecme  rührt  c  aus  t  her. 

Fiaaco  ü.,  pr.  fr.  flaue  der  weiche  theü  unter  den  rippen,   die 


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138  I.    FIASCO. 

Seite,  ^.  flanco  müitärischer  ausdrmk  aus  dem  franjs.    Wir  nennen  diesm 
theil  des  Jcörpers  weiche,  mhd.  kiefi  er  krenke  von  kranc  d.  h,  schwadk 
Es  wäre  also   von  Seiten  des  hegriffes  nichts  dagegen  zu  erinnern^  wem 
man  sich  das  wort  aus  flaccus  weich,   schwach  (so  heißt  es  im  roman.) 
entstanden  dächte^  wobei  n,  wie  öfter  vor  kehllauten  {it.  fangotto,  pr.  en- 
gual,  fr.  ancolie,  jonglear)    eingeschoben    sein  müßte.     Dagegen  weist 
Wächter  auf  das  gleichbed.  ahd.  lancha,   woraus,   wenn  man  die  f&m 
hlanca  Hattemer  I,  299^  unierlegt,  durch  übertritt  des  h  in  das  verwandte 
f  der  anlaut  fl  entstehen  konnte.  In  diesem  fälle  kann  das  wort  nicht  von 
Frankreich  ausgegangen  sein,  wo  der  deutsche  anlaut  h,  namenÜich  in  den 
Verbindungen  hn,  hr,  sich  erhielt,  nur  das  altn.  hr  sich  in  einer  spateren 
Sprachperiode  au  fr  gestaltete.   In  Italien  härtete  sich  anlautendes  h  eimgt- 
mal  zu  g  (s.  gufo  U,  a),  auch  macht  Wackemagel  zur  Unterstützung  der 
letzteren  etymologie  (Haupts  Zeitschr.  U,  656,  vgl.  Grimm  das.  VII,  470) 
den  ital,  namen  Fiovo  aus  Chlodoveus   (chl  fränk.  für  hl)   geltend,  der 
in  den  Bedli  di  Francia  vorkommt,  nimmt  aber  an,  die  Verwandlung  sei 
nicht  eben  durch  die  Romanen,   sondern   durch  die  Deutschen   selbst  ge- 
schehen.   Indessen  liegt  noch  eine  nicht  zu  übersehende  Schwierigkeit  für 
diese  etymologie  im  genus,   da  fast  ohne  irgend  eine  ausnähme  (it.  solcio 
aus  sulza)  die  in  großer  zahl  eingeführten  deutschen  feminina  auf  a  ihr 
genus  und  ihren  endvocal  [fr.  e)  im  rofnan.  behaupten.     Überdies  ist  tu 
hRtnca  das  anlautende  h  zicar  gesetzlich,  aber  in  den  ältesten  denkmaiem 
schon  geschumnden,  und  für  flanca  gibt  es  nirgends  ein  zeugnis.    und  so 
scheint  die  entstehung  von  fianco  aus  lateinischem  dement,   wenn  auch 
nicht  ganz  gesichert,  doch  voller  beachtung  werth. 

Fiasco  it.,  sp.  flasco,  frasco,  pg.  frasco,  fem.  it.  fiasca,  dl^r. 
Hasche,  nfr.  nur  flacon  für  flascon,  ein  gefäß,  auch  in  germ.  tmd  ceU. 
sprachen  heimisch,  dsgl.  serb.  ploska,  wai.  plosc^,  ungr.  palatzk,  UA. 
pleczca,  mhd,  plasche  neben  vlasche.  Die  weite  Verbreitung  dieses  wortts 
erschwert  die  erforschung  seiner  herkunft.  Im  mlatein  tritt  es  sehr  frühe 
auf:  duo  lignea  vascala,  quae  vulgo  flascones  vocantur  Oreg.  M.  DiaL 
2,  18;  flascae  pro  vehendis  ac  recondendis  phialis  primum  fetctae  sunt, 
postea  in  asum  yini  transierunt  Isidor.  20,  6,  2.  Nach  dem  letzierm 
Zeugnisse  käme  es  von  phiala,  man  sieht  aber  leicht,  daß  der  ursprüngliche 
gebrauch  der  sache  erst  aus  dieser  etymologie  herausgedeutet  worden  ist. 
Die  Isid.  glossen  geben,  wie  es  scheint,  eine  andre  form  desselben  wertes: 
pilasca  'vas  vinarium  ex  corio\  bei  Joh.  de  Janua  pilasca  ^vas  vinarium 
corio  piloso  opertum\  also  von  pilus,  cAer  flasca  ist  alter  als  pilasca. 
Nach  form  und  inhalt  unverwerflich,  mithin  ziemlich  gesichert,  ist  folgende 
nicht  eben  neue  aber  besser  begründete  herleitung  aus  dem  lateinischen. 
Wie  durch  Umstellung  des  I  ital.  fiaba  (für  flaba)  aus  fabula,  pioppo  cm 
populus,  sp.  bloca  aus  baccula,  blago  aus  baculus,  pr.  floronc  aus  foron- 
culus  geformt  wurden,  ebenso  fiasco  aus  vasculum  mit  einer  härtung  des 
V  zu  {,  die  hier  nicht  ausbleiben  kontUe  {vgl.  parafredus  für  paravredas) 
und  selbst  vor  voccden  zuweilen  eintritt   (via  /,  biffera  //.  a,  he  U.  b). 


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I.   FICCARE-FILA.  139 

Vascalnm  erschöpft  aUe  bedeutungen  des  rom.  oder  ceU.  wortes,  es  ist  ge- 
ßß  im  weitesten  sinne,  von  fnetall  oder  höh,  auch  bienenkorb.  also  nicht 
eben  diminutiven  sinnes.  Selbst  das  schwanken  im  genus  verdient  beach- 
(tmg,  da  dies  den  ursprünglichen  neutris  besonders  eigen  ist.  Daß  Gregor 
und  ebenso  die  Keron.  glossen  flaseo  mit  yascalam  übersetzen,  trifft  eu 
ohne  iu  beweisen.  Nach  Grävius  kannten  die  Isid.  glossen  bereits  jene 
Verwandlung  des  y  in  t,  allein  ob  daselbst  das  mit  discum  übersetzte  fas- 
ctdam  unser  wort  sei,  steht  noch  dahin.  Ins  deutsche  ward  es  sehr  früh 
eingeführt,  schon  die  Cass.  glossen  übersetzen  das  rom.  paticla  mit  flasca. 

Ficcare  it.,  aUsp.  pg.  pr.  ficar,  fr,  ficher,  mit  eingeschobenem  n 
dltsp.  pg.  fincar,  neusp.  hincar  eintreiben,  eiriheften,  refl.  it.  ficcarsi,  sp. 
finearse  auf  etwas  bestehen;  esgs.  U.  af ficcare,  pr,  aficar,  fr.  afficher 
anheften,  dUsp.  ahincar  drängen.  Form  und  begriff  zeigen  auf  figere 
und  affigere,  und  doch  ist  unmittelbare  entstehung  daraus  oder  aus  fixas 
grammatisch  unmöglich.  Der  Römer  leitete  mit  dem  sufßxe  ic  verba  aus 
miis,  fodicare  aus  fodere,  vellicare  aus  vellere,  der  Romane  that  das- 
sdbe,  lid>er  zwar  bei  verbis  erster  conj.,  aber  doch  auch  zweiter  und  dritter: 
gemicare,  volricare  {altsp.  volcar),  pendicare,  sorbicare.  Dürfte  man 
darum  in  ficcare  nicht  eine  form  figicare  vermuthen  urspr,  mit  diminu- 
tivem oder  frequeniativem  sinne?  Seltsam  stimmt  das  schwed.  reflexiv 
fikas  w  seiner  bedeutung  zum  ronian.  ficcarsi:  ist  ein  historischer  Zusam- 
menhang zwischen  beiden  anzunehmen?  Das  mhd.  ficken  (heften)  nebst 
unserm  ficke  (tasche)  ist  aus  dem  roman,,  s.  Weigand  s,  v.,  so  auch  das 
nmdl.  fiecken  figere.  Die  Picarden  haben  ein  vb.  hinquer  sich  bestreben 
(h  asp.)  vermuthli^A  aus  dem  genannten  sp.  hincar. 

Fiera  it.,  sp,  feria,  pg.  pr.  feira,  fr.  foire  Jahrmarkt;  von  feria 
am  feriae  feier-  oder  festzeit,  weil  die  Jahrmärkte  an  kirchlichen  feier- 
tagen  gehalten  wurden,  wo  das  landvolk  die  stadt  zu  besuchen  pflegt. 
Ebenso  knüpß  sich  das  deutsche  messe  an  die  kirchenfeier.  Aus  forum 
Aötte  nicht  einmal  das  fr,  foire  werden  können,  das  schlechthin  aw/"  feira, 
feria  zurückdeutet. 

Fievole  üy  sp.  pr.  fehle,  pg.  fehre,  fr.  foihle,  alt  floihle  LJ.öOS" 
und  floihe,  sdnvach,  matt,  chw.  fleivels;  von  flehilis  kläglich,  mit  eupho- 
nischer tügung  des  ersten  oder  zweiten  \.  Vergleichung  gewährt  von  Seiten 
^  ff^griffes  ß.  b.  unser  schwach  1)  flebilis,  miscr,  2)  debilis,  s.  Schmeller 
III,  528;  oder,  wie  Wackemagel  hiezu  erinnert,  unser  wenig  1)  flebilis, 
2)  panms,  paucus. 

Fila  it.sp.  pg.  pr.,  file  fr.  reihe,  ursprüngl.  schnür,  von  filum  faden, 
das  feminin  fila  im  älteren  miatein:  habent  breves  filas.  Vb,  fr.  filer 
wirf  d^filer  in  einer  reihe  hinter  einander  gehen,  daher  sbst.  d6fil6  enger 
weg.  Auch  it.  sp.  filo,  fr.  fil  schärfe  oder  schneide  einer  waffe  gehört 
hiAer  und  heißt  eigentlich  die  feine  linie  oder  kante  der  klinge;  vb.  it, 
affilare  schärfen,  auch  reizen  (wie  acaere),  afilar  sp,  in  der  ersten,  pg. 
in  der  zweiten  bed,;  pg,  enfiar  einfädeln,  durchbohren  (wie  der  faden 
die  nadd),  metaph.  erschrecken,  bleich  machen. 


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140  I.  FILIPENDULA-FIO. 

Filipendula  it.  sp.  pg,,  filipeüdule /r.  rother  Steinbrech;  soge- 
nannt weil  an  den  fadenartigen  würeelchen  dieser  pflanee  vide  inoBai 
hangen. 

Finanza  it.  quüttmg,  fr.  finance  geldsumme^  die  man  dem  hömg 
für  den  genufi  einer  pfrUnde  u.  dgl.  bezahlt,  plur,  finanze,  finances  staaiS' 
einhünfte,  daher  sp.  finanzas  vrlt.  (SecJcendorf).  Prov,  aitfr.  fin  heilet  enie^ 
friedej  abschluß  einer  sache,  reXog;  spedell  wird  es  von  der  beUegimg 
eines  rechtsstreites  gebraucht^  gewöhnlich  wenn  dies  vermittelst  eMmg 
einer  summe  geschieht,  nüat.  finis  *findlis  concordia,  amic(ünlis  compositio\ 
finem  facere  (faire  fin)  'componere  de  lue  vel  de  crimine  DC,  engl,  fine 
gddbuße  für  eine  beleidigung,  s.  JE.  Hlüller  /,  378.  Entsprechend  heifit 
das  vb.  finar,  finer,  finire  eine  vertragsmäßige  summe  entrichten.  Diese 
summe  ist  eigentlich  la  finance,  wiewohl  jede  summe  so  genannt  werden 
konnte,  denn  schon  das  dUfr.  fin  war  dieser  letjsteren  bedeutung  fähig, 
beispiele  Gachet  p.  212''.  Mlat.  financia  ist  überhaupt  praestatio  pecu- 
niaria,  vgl.  pr.  demandar  de  un  presonier  finansa  d'aur  e  d'argen  LR 
III,  333,  dtengl.  finaance  =  neuengl.  fine.  Erst  in  späterer  zeit  wari 
es  auf  die  gegenwärtige  bedeutung  eingeschränkt. 

Fino  it.  sp,  pg.,  in  ersterer  spräche  auch  fine,  pr.  fr.  fin  adj.,  daher 
mhd.  fin,  nhd.  fein,  ahd.  finliho  (10.  jh.).  Die  grundbedeutung  ist  'voU- 
kommen,  acht,  lauter :  pr.  fin  aar,  fin'  amor,  fina  vertatz,  altfr.  de  fine 
ire  aus  lauter  eom  Ren.  I,  p.  91.  Es  ist  kaum  su  eweifdn,  daß  dieses 
weitverbreitete  wort  abgekürzt  sei  aus  finitus  vollendet,  vollkommen.  So 
kürzte  sich  pr.  clin  aus  clinatus,  sp.  cuerdo  at4S  cordatus,  ü.  manso  am 
mansnetus,  und  was  die  bedeutung  anlangt,  so  heißt  sp.  aeabado,  pr.  aca- 
h^iil)  beendigt,  2)  vorzüglich,  vollkommen  (proeza acabada  Chx. IV,  153)^ 
ebenso  verhält  sich  lat.  perfectus,  gr.  rihing.  —  [Hiezu  verweist  Gachä 
212"  noch  auf  die  stelle  im  Gormond:  vo8  estes  en  dol  tut  fin6  ganz 
vollkommen,  vollendet.] 

Finocchio  it.,  sp.  hinojo,  pg.  fancho,  pr.  fenolh,  cot.  fonoU,  fr. 
fenouil  fenchel;  von  foenicuium,  mlat.  feuuclum  z.  b.  Hattemer  1,  293*. 
Zu  bemerken  ist  pg.  funcho  wegen  des  verlegten  accentes,  worin  es  zufaüig 
mit  dem  deutschen  worte  zusammentrifft. 

Fio  it.,  pr.  aJtcat.  feu  (dc^er  cdtpg.  feu  SBos.),  fr.  fief  (aus  dem 
alten  fieu)  lehngut,  lehnzins;  vb.  fr.  fieffer  (aus  dem  alten  fiever),  pr. 
affeuar  zu  lehen  geben.  Unmittelbar  stimmen  die  roman.  Wörter  zum 
longob.  fiu  in  faderfiu-m  väterliches  gut,  ahd.  fihu,  fehu  vieh,  goth.  fitihu 
vermögen,  altfries.  fia  mit  beiden  bedd.  vieh  und  vermögen :  h  fid  aus, 
kurzes  e  in  fehu  ward  diphthongiert  (ebenso  pr.  mieu  aus  lat.  mens)  imd 
pr.  u  franz.  in  f  consonantiert  (fr.  juif  aus  pr.  judeu),  welches  f  auch 
inlautend  in  fieffer  seine  stelle  behauptete  (vgl.  ensuifer  neben  ensuiver). 
Im  sicil.  fegu  stellte  sich  h  als  g  dar,  und  dies  ist  der  üblichere  fall,  s.  Born, 
gramm.  I,  320.  —  Aus  feu  ist  ein  hochwichtiges  wort  des  mitteHaieins, 
das  etwa  im  9.  jh.  auftretende  feu  dum,  feodum,  erwachsen:  um  nämtiA 
nicht  feu-am  sprechen  zu  müssen  (denn  man  rechnete,  wie  zumal  die  prov. 


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L  FIONDA-FLAUTO.  141 

imd  frone,  form  beweist,  u  jsum  stamme),  schob  man  ein  euphonisches  d 
daswischen,  ein  auch  in  andern  Wörtern,  e.  b.  im  it.  ladico  für  laYco  oder 
in  dem  ganz  analogen  chiodo  für  chio-o  (lai.  clav-us  clau-us)  vorJcom- 
mendes  hiaiustügendes  mittel.  ProvemoA.  Urkunden  setzen  dafür  gradeeu 
feum,  ß.  b.  allode,  quod  Grimaldas  habet  a  feo  MabiU.  Dipl:  p.  572 
(v,  j.  960).  Hiernach  ist  feu-d-um  romanische  umprägung  eines  deut- 
schen Wortes  und  vermögen  sein  grundbegriff,  der  strenge  juristische  sinn 
trat  spater  himsu.  Eine  gana  abweichende  deutung  von  feod,  aus  dem 
goth.  thiuth  aya&ov  (sbst.  das  gtU),  gibt  Wackernagel  in  Haupts  Ztschr. 
n,  557  und  abh.  über  die  spräche  der  Burgunden  24. 

Fionda  ü.,  pr.  fronda,  fr.  fronde  Schleuder;  von  funda  {auch  it. 
fonda,  aUfr.  fonde),  entweder  1  (=  ü.  i)  oder  r  eingeschoben,  ersteres 
auch  im  occU.  flonndo. 

Fioretto  it.,  sp.  florete,  fr.  fleuret  rapier;  so  genannt  von  dem 
hwpfchen  an  der  spitze^  das  einer  blume  ahnlich  sah. 

Fiorino  it.,  sp.  florin,  fr.  florin,  ursprüngl.  eine  florentinische  gold- 
müHse  mit  dem  zeichen  der  lüie,  von  fiore  blume.  Das  gleichbed.  altpg. 
frolen^  ßr  floren^  SRos.  7,  482  sucht  den  namen  der  Stadt  auseu- 
drücken. 

Fiotta,  frotta  it.y  sp.  flota,  pg.  frota,  aUfr.  flöte,  masc.  it.  fiotto, 
frotto  (vgl.  firagello  von  flagellam),  fr.  flot  schwärm,  fluth;  von  flactns. 
Fi.  it,  fiottare  ff.  schwimmen^  lat.  fluctuare.  Von  frotta  ist  it.  frot- 
tola  scherzhaftes  aus  einzelnen  Sprüchen  zusammengesetztes  gedieht,  comask. 
frotola  posse. 

Fitto  Ä.,  sp.  hito,  pg.  fito  eingesteckt,  geheftet;  sbst.  5p.  hito,  pg. 
fito  tn  den  baden  gesteckter  pfähl,  gränepfahl,  hita  pflock;  auch  it.  fitto 
zins  (das  festgesäzte?).  Von  dem  alterthümlich  lat.  pari.  Actus  für  fixus 
bei  Luerez  und  Varro,  vgl.  petra  fita  Yep.  II,  num.  13  (aera  684).  Selbst 
das  fr.  fiche  pflock  =  sp.  hita  würde  sich  hieherziehen  lassen,  wenn 
auch  das  vb.  ficher  besser  zu  ficcarc  gestellt  unrd.   S.  Rom.  gramm.  1, 16. 

Flanella,  frenelia  ü.,  sp.  franela,  fr.  flanelle,  engl,  flannel  ein 
wollener  stoff.  Das  primitiv  wird  man  im  aitfr.  flaine  anerkennen  müssen, 
welchem  Boquef ort  die  bed.  bettuberzug  beilegt:  der  name  des  Stoffes  konnte 
seinem  vornehmsten  gebrauche  entnomfnen  sein,  auch  gael.  cüraing  heifit 
1)  Überzug,  2)  flanell.  Möglicherweise  entstand  also  flaine  aus  yelamen 
r'lamen  wie  flasca  aus  vlasca.    Ganz  anomal  ist  die  port.  form  farinella. 

Flaato  ü.,  wal.  flaute,  sp.  pr.  flauta,  fr.  flute  ein  blasinstrument, 
flöte;  vb.  pg.  f  rautar,  i?r.  flautar,  fr.  flüter.  Um  diesem  worte  oMf  den 
grund  zu  kommen,  ist  zuerst  die  ursprünglichste  form  desselben  aufzu- 
suchen und  diese  bietet  das  altfranzösische.  Hier  heißt  das  instrument 
flahute  flaute  (noch  jetzt  picard.),  auch  wird  mit  eingeschobenem  s  flahuste 
gesehrieben,  vb.  flahuter  flaüter.  Aus  dem  zweisilb.  att  machte  der  Pro- 
venzaie  den  diphthong  au  {une  in  aul  at4S  a-ul  avoi)  und  so  wanderte 
flauta  nach  Spanien  und  Itcdien,  wo  sein  der  Umbildung  in  o  entgangener 
diphihang  für  die  späte  einfuhrung  des  fremdartigen  wertes  zeugt.  Flaüter, 


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142  I.   FLOSCIO-FOLLE. 

denn  das  verbum  gieng  dem  sahst,  voran,  steht  nun  durch  lautverset3m§ 
für  flattier  (wie  aÜfr.  veude  für  vidae,  pr.  teune  für  tenae),  dieses  ward 
aus  denty  auch  van  den  Alten  auf  das  blasen  der  flöte  angewcmdten,  subd. 
flatus  gebildet  mit  beobaehtung  des  ableitenden  Uj  volücammen  une  in  flat- 
u-eux,  welchemj  wohl  zu  merken,  kein  lai.  flatnosus  das  muster  vorkidt. 
Ein  dimin.  von  flanta  ist  pr.  flau  toi,  flanjol  (gleichsam  flaa[t]iolii8), 
cdtfr.  ÜSkjol,  n/r.  flageolet.  Die  Italiener  haben  ein  vb.  fiatare  imriedeH, 
das  sich  aus  einem  älteren  flaatare  erklärt,  ganz  analog  dem  vb.  rubare 
vom  dtschen  rauben. 

Floscio  it.,  sp.  floxo,  pg,  frouxo,  pr.  fluis  schieß;  vom  pari,  floins 
flüssig,  schlotternd;  eben  daher  auch  it.  flusso  vergänglich,  eitel. 

Flotta  it.,  sp.  flota,  pg.  frota,  fr.  flotte.  Die  alten  roman.  ausdrüde 
für  das  lat.  dassis  sind  it.  armata,  sp.  armada,  pr.  estol,  fr.  estoire. 
Das  altfr.  flöte  hieß  menge,  schwärm  (von  flüctns,  s.  oben  fiotta),  man 
sagte  so  gut  flöte  de  gens  wie  flöte  de  nefe  (selbst  flöte  de  poil  haarflode 
DMce.  p.  210,  11),  es  stammt  also  nicht  vom  dUn.  floti  oder  ags.  flöta, 
es  war  vorhanden,  ward  aber  später  durch  einfluß  des  ndl.  vloot  oder 
schwed.  flotta  in  seiner  bedeutung  näher  bestimmt  und  theüte  sich  so  den 
südlichen  sprachen  mit.  Zusammenstellung  mit  deutschen  Wörtern  s.  w 
Diefenbachs  Goth.  wb.  /,  387. 

Focaccia  it.,  sp.  hogaza,  fr.  fouasse  kuchen,  mhd.  pögatz;  obgeL 
von  focuSy  also  etwas  auf  dem  herde  gebackenes,  bei  Isidor  20,  2,  16: 
cinere  coctus  et  reversatus  est  focacius. 

Fodero  it.,  sp.  pg.  forro,  fr.  feurre,  pr.  altfr.  fuerre,  mit  versehte- 
denen  bedeutungen:  üal.  scheide,  unterftdter,  futter  zur  nahrung,  span, 
port.  unterfutter,  prov.  altfr.  scheide,  nfr.  futter;  abgel.  fr.  fourreao; 
sp.  forrage,  fr.  fourrage,  fourrure,  fourrier  u.  dgl.;  vb.  it.  foderare, 
sp.  forrar,  pr.  folrar,  fr.  fourrer.  Vom  goth.  f5dr  scheide,  ahd.  fuotar 
scheide,  futter  zur  nahrung,  cdtn.  födr  scheide,  unterfutter. 

FoUare  it.,  sp.  hoUar,  pr.  folar,  fr.  fouler  (daher  engl,  foil)  walken^ 
niedertreten;  sbst.  it.  folla,  sp.  foUa,  fr.  foule  (davon  pg.  fula)  gedrängt 
eile  (entsprechend  it.  calca  menge,  gedränge  von  calcare  treten);  dsgl.  sp. 
huella  fufitapfe,  huello  tritt.  Ein  vb.  fuUare  hat  die  lat.  litteratur  nicU 
außewahrt,  wohl  aber  sbst.  Mio,  walker,  gleichbed.  Ä.  foUone,  /r.  f oulon. 
Neben  folla  stellt  sich  eine  zweite  ital.  vermutlich  aus  dem  prav.  an- 
gedrungene auch  in  mundarten  vorhandne  form  fola,  woraus  folata 
schwärm,  schwoll.  Zsgs.  it.  affollare  drängen,  ottsp.  afoUar,  pr.  afolar, 
altfr.  afoler  beschädigen,  verderben,  eine  auch  dem  einfachen  fr.  fooler 
zustehende  bedeutung. 

Folie  it.,  altsp.  fol  Bc.,  Alx.,  pr.  fol  und  folh,  fem.  fola,  fr.  fou, 
foUe,  sbst.  und  adj.  narr,  närrisch,  cot.  foU  zornig;  daher  z.  b.  oft-  wid 
neufr.  affoler  zum  narren  nuichen  (verschieden  von  afoler  verderben,  s, 
vorigen  artikel),  pr.  afolir  zum  narren  werden.  Die  herleitungen  aus  dem 
gr.  (paikog,  dem  dtschen  faul,  detn  ceÜ.  fol  können  bei  seite  gesetzt  werden. 
Die  lat.  spräche  bietet  follere  sich  hin-  und  herbewegen  (bei  Hieronywms), 


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L   FONDACO-FONDO.  143 

follis  Uaäxdg  d.  h.  etwas  sich  hin-  und  herhewegendes,  eine  hedeutungy 
die  im  ü.  folletto,  pr.  cot.  /r.  foUet,  heam,  ^ovXti  Poltergeist^  neckischer 
geisty  wie  Grimm  sagt,  Myth.  p.  476,  oder  im  fr,  feu  follet  irrlicht  klar 
hervortrat,  aber  auch  in  unserm  rem,  foUe  (possenhaft,  grillenhaft)  noch 
BU  fOkien  ist.  Nur  darf  letzteres  nickt  als  eine  neue  bildung  aus  foUere 
mtfgrfafit  werden^  da  aus  verbis,  wie  es  scheint,  keine  siAstantiva  dritter 
dedin,  und  schlechthin  keine  adjectiva  ohne  sufßx  gewonnen  werden;  foUe 
ist  das  als  adjecHv  gebrauchte  follis  selbst.  So  und  nicht  follus  heifit  es 
bei  einem  schriftsteiler  des  9.  jh,  Joh,  Diaconus:  ille  more  gallico  (= 
franeogaliico)  sanctnm  senem  increpitans  follem  ab  eo  quidem  virga  leviter 
percnssas  est;  desgl,  bei  Ouill.  Mäensis:  tollem  me  verbo  rustico  appel- 
lasti  .  .  .  ut  qoi  follis  extiti,  non  fierem  follior  DC,  Im  prov,  und  frane, 
ist  das  adjecHv  also  erst  später  eweier  ctidungen  geworden.  Andre  er- 
klären das  roman.  wort  gleicfifaUs  at4S  dem  tat,  Substantiv,  aber  in  be- 
£khmg  auf  die  den  köpf  des  narren  beeeichnende  leere  des  blasbalges; 
oMein  theHs  ist  dies  eine  zu  abstrade  auffassung,  theils  läfit  sich  das  ab- 
gdeiteie  follet  (unruhiger  geist)  nicht  füglich  damit  in  eihklang  bringen, 
Bemerkenswerth  ist  noch,  daß  in  einem  ältfr,  psalter  die  stellen  erravi 
sicnt  oris  qnae  perit;  de  mandatis  tnis  non  erravi  übersetzt  werden 
foleai  si  cum  oeüle  que  perit ;  de  tes  commandemenz  ne  foliai  LR,,  wo 
also  folier  irren,  abirren  un  eigentlichen  und  bildlichen  sinne  bedeutet. 
In  roman.  gestcdt  und  bedeutung  kommt  unser  wort  zuerst  in  den  von  W. 
Grimm  herausg.  Altdeutschen  gesprächen  vor:  ausculta  fol  ^gahorestu 
narro\  Eine  ableitung  ist  sp,  follon  träge,  auch  betrügerisch,  im  alt- 
Span,  prahlerisch  (aufgeblasen)  PC.  968;  dsgl.  das  bürg,  feulteu  wohl- 
thätiger  geist,  der  des  nachts  die  hausthiere  besorgt,  es  müßte  fr.  fclletot 

Föndaco  it.,  sp.  fdndago,  altfr.  fondiqae  magazin;  vom  arah. 
fondoq,  al-fondoq  (dcJier  die  span,  form  alhöndiga,  pg,  alfandega)  her- 
berge  der  kaufleiäe,  wo  sie  mit  ihren  waaren  einkehren  Gol,  p,  1826, 
Freyt.  HI,  375^  (dies  vom  gr.  navdoyceiov,  navdoyuov  gasthaus?).  Zwar 
erinnert  fondaco  an  mlat.  fanda  (s.  fonda  II,  b),  aber  das  sufßx  Tc  ist 
in  der  roman.  farnüie  so  wenig  üblich,  daß  man  sich  besser  an  das  arab. 
wort  häU.    Näheres  über  dasselbe  J.  v.  Hammer  num.  352. 

Fondo  it.  cot.,  sp.  hondo,  altsp.  pg.  fhndo  ti^.  Man  könnte  es  für 
kürzung  von  profundus  nehmen  mit  beziehung  auf  it.  tondo  von  rotundus, 
widerspräche  nicht  die  große  Seltenheit  so  starker  kürzungen;  es  ist  also 
von  fondns  grund,  sp.  fondo,  pg.  fundo  u.  s.  w,,  das  Substantiv  als  ad- 
jectiü  angewandt.  Anders  ergieng  es  diesem  stibstantiv  im  nordwesten: 
pr.  fons  {neupr.adj.  founs,  fem.  fonnso),  fr.  fonds  (neben  fond)  erstarrten 
am  dem  nomin.  fandns  une  fr.  fils  aus  filius,  und  die  ableitungen  flössen 
ikeüs  aus  dieser  flectierten  form,  wovon  man  sonst  im  franz.  kaum  ein 
beispiei  fi$%det,  iheils  aus  dem  wahren  stamme:  pr.  fonsar,  fondar,  fr, 
foncer,  fonder  grund  haben,  dsgl,  pr.  afonsar,  fr.  enfoncer,  altfr.  afonder 
auf  den  grund  gehen.    Aber  auch  vom  pr.  preon  (profundus)  entspringt 


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144  I.   FONTANA-FORESTA. 

preonsar  mit  der  hed.  von  afonsar,  wovon  es  eine  narMüdung  sein  mag. 
Noch  ist  eu  merken^  daß  einige  Wörter  dieses  urspnmges  ein  eingesdwibenes 
r  eeigen:  pr.  esfondrar,  fr,  effondrer,  so  auch  afondrer  Brt.  7,  205, 
allein  dieses  r  ist,  nach  dem  ü,  sfondolare  jsu  schließen,  aus  1  entstdU, 

Fontana  it,  sp.  pr.,  fr.  fontaine,  wai.  fi^nt^ne  quelle;  eine  urolk 
ahl.  aus  fons,  vgl.  fontana  L.  Long.,  ad  Albam  Fontanam  in  einer  frank, 
urJcunde  v.  j.  667,  BrSq.  n.  166,  per  fontanam,  quae  vocatur  Dianoa 
V.  j.  670,  das.  n.  168. 

Forbire  it.,  pr.  forbir  (furbir  LR.  I,  309),  fr.  foorbir  gUüei^ 
putzen;  vom  ahd.  farban  reinigen,  abwischen:  da  lor  costami  fa  che  ti 
ti  forbi  Inf.  15,  69.  Dahin  auch  it.  furbo,  fr.  fourbe  scheUn,  hetrügtr, 
einer  der  wegputzt,  wie  fripon  von  friper  reiben,  sp.  limpiar  putzen  uni 
entwenden, 

Forcatura  it.,  pr.  forcadura,  aitfr.  foorch^nre,  sp.  borcajadnit 
die  gegend  des  körpers,  wo  die  schenket  sich  öffnen  wie  eine  gabd  (fdrca), 
sp.  horcadura  der  obere  theU  eines  baumstammes,  wo  die  äste  anfangm. 
Derselben  herkunft  ist  it.  forcella,  pr.  forsela,  altfr.  fonrcele,  deren 
bedeutungen  Gachet  p.  217''  erläfUert. 

Foresta  it.,  sp.  pg.  cat.  floresta,  pr.  forest  (aucA  foresta),  fr.  foret 
(f.)  wald,  gehölz.  Span,  floresta  ist  entlehnt  und  hat  sich  wunderluAmi 
flor  gemischt,  daher  es  auch  eine  blumige  unese,  figürlich  eine  blumenl^ 
bedeutet.  Das  roman.  wort  ist  schon  im  frühen  mlatein,  z.  b.  in  der  L 
Long.,  in  carolingischen  Urkunden  und  capitülaren,  sehr  üblich  u$ul  z^ 
hier  die  formen  forestis  (f.,  woher  fr.  forfet),  foreste  (n.),  forestos,  fores- 
tum,  forastam,  foresta^.forasta.  Mlat.  und  altrom.  bedeutet  es  den  dem 
unldbann  unterworfenen  nicht  eingezäunten  wald;  der  eingezäunte  hie^ 
parcus,  für  den  offenen  gibt  es  ein  sard.  padenti,  das  aber  in  die  allge- 
meine bed.  wald  übergegangen  ist.  Auch  die  zum  fischfang  gehegten  teiche 
führten  diesen  namen,  vielleicht  nur  weil  sie  in  dem  forstgebiete  lagen: 
man  unterschied  daher  zuweilen  zwischen  foresta  venationis  und  foresta 
piscationis.  Was  die  herhmft  des  Wortes  betrifft^  so  hielt  man  es  sonst 
für  deutsch,  entlehnt  atcs  unserm  forst;  schon  eine  alte  glosse  lautet  Tust 
^nemus,  lu€us\  dicitur  enim  Francorum  lingua  foresta  Crraff  m,  698. 
Jetzt  erMärt  man  umgekehrt  das  deutsche  wort  aus  dem  romanischen,  w 
diesem  aber  erkennt  man  eine  abl.  atts  dem  ahd.  foraha  ßhre  oder  aus 
forehahi  ßhrcnwäld  (s.  Grimm  P.  416).  Will  man  auch  über  das  ver- 
schunnden  des  h  wegsehen,  so  ist  ein  suffix  ast  unromamsch,  est  wem 
auch  nicht  unerhört,  doch  höchst  selten  oder  zweifelhaft.  Nach  andern, 
z.  b.  Frisch  I,  287^,  ist  das  wort  lateinischer  herkunft,  aus  dem  adveri 
foris,  foras,  womit  auch  die  doppelform  forest,  forast  übereinstimmt,  ircß 
von  belang  ist.  In  der  that  kennt  schon  der  grammatiker  Plaeidus  foras- 
ticus  ^exterior,  abgeleitet  wie  cras-tinus  oder  rus-ticus,  ein  wort  der  spar 
testen  latinität  (auch  beim  h.  Bonifacius),  woraus  man  im  frühen  mittd- 
alter  forastis,  forestis  abziehen  konnte  mit  der  bed*  ^das  toas  außerhih 
liegf,  UHJiS  ausgenommen  ist,   nicht   betreten  werden  darf.    Dieselbe  am 


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I.   FORFARE-FORNIRE.  145 

foris  hervorgehende  bedeiäung  ^  extra  spürt  man  noch  in  forestiere,  sofern 
es  fremder,  auswärtiger,  exter,  extrarius  heißt.  Aber  auch  jenes  forasticns 
hat  sieh  in  den  neuen  sprachen  erhalten:  it.  forastico,  sicil.  farestico, 
pr.  foresgne,  cai.  feresteg  wUd,  rauh,  störrig,  waidens,  forest  fremd  Hahn 
p.  585.  Eine  dem  sinne  nach  ähnliche  all,  wie  foras-ticus  ist  daspicard, 
hors-ain  landvoTk,  eigenÜ.  was  außerhalb  (der  Stadt)  ist,  so  ndl.  buiten- 
man  landbewohner.  —  Foresta  findet  sich  auch  im  kymr.  flforest  wieder, 
welches  Zeuß  II,  811  unter  den  äbleitungen  dieser  spräche  anführt:  bei 
der  klaren  besriehung  eum  latein  bedarf  indessen  das  rom.  wort  dieses 
fremden  (seihst  entlehnten)  etymons  nicht,  —  Man  höre  darüber  noch 
Weigand,  Synon.  wb,  II,  103. 

Forfare  alUt,  pr.  fr,  forfaire,  fehlt  span.,  ndat.  foris  facere,  in 
den  Isid.  glossen  foris  facio  ^offendo,  ru>ceo.  Die  grundbedeutung  muß 
sein  'über  die  rechte  gränee  hinaus  handeln,  daher  übel  thun,  missähun, 
und  diesen  inlransiiiven  sinn  hat  es  noch  immer,  indem  es  ganz  dem  goth. 
fira-Yaürkjan  (sündigen)  entspricht.  Ebenso  hieß  foris  consiliare  übel 
rathen,  verrathen.  Prov.  und  attfr.  wird  forfaire  mit  dem  dat.  der  person 
verbunden,  s.  Altrom,  sprcuMenkm.  p.  64;  reflexiv  sagte  man  auch  se 
forfiure  envers  qqun  LBs.  295  =  se  m^faire  vers  qqun  RFlor.  p.  19. 
Mit  dem  acc.  der  sache  heißt  es  ^sich  eines  dinges  durch  geseteundrige 
handhmg  verlustig  machen  s.  b,  forfaire  son  fie^  wihd,  verwtirken,  ags. 
fonryrcean.  Das  pari,  forfatto,  forfait  zeigt  als  Substantiv  gebraucht 
zwä  bedeutungen,  eine  persönliche,  nur  altfr.  z.  b.  Ben.  I,  337,  mlat. 
forisfactus  L.  Rip.  übdthäter,  schuldiger,  eigentl.  übel  geschehener,  goth. 
fravadrbts  {Wackemagels  Les(i>.  v.  verwtirken),  oder  einer  der  übel  thut, 
übd  that?  (solche  participien  Rom.  gramm,  HI,  253);  eine  sächliche, 
nUat.  forisfactnm  tnissähat,  goth.  frayaürhts  (f.). 

YoTgisL  piem.,  sp,  pg,  forja,  fr.  forge,  anders  gestaltet  pr.  farga, 
sp.  fraga  schmiede;  von  fabrica  werkstätte;  vb.  forgiare  ff,  schmieden, 
fabricare.  Der  vocal  o  erklärt  sich  aus  au  von  ab,  die  mundart  des  prov. 
Gir.  de  Ross.  hat  daher  faur  =  fober,  eine  auch  im  waladi,  vorhandne 
form,  oitfr.  aber  fevre,  noch  in  orffevre  (aurifaber  aurifex)  erhalten, 

Formaggio  ü,,  pr,  formatge,  fromatge,  fr,  fromage,  pic,  u.  s,  w. 
formage,  kaum  sp.  fonnage,  käse.  Das  lat.  wort  wäre  formaticns,  von 
forma:  käse  ist  etwas  in  einer  fofm,  einem  geflochtenen  gefäfie  verfertigtes: 
iiqaor  in  fiscellas  aut  in  calathos  vel  in  formas  transferendus  est  Colu- 
mdla  7,  8;  fiscella  forma,  ubi  casei  exprimuntur  Gl,  Isid.  In  der  neupr. 
mundart  hat  auch  das  primitiv  fonrmo  =  forma  diese  bedeutung.  Die- 
selbe mundart  besitzt  noch  einen  ausdruck  für  den  frischen  ungesalzenen 
käse,  tamo  (f.),  auch  piem.  toma,  sicil.  tnma,  worin  man  das  gr,  ro/nrj 
äwas  abgeschnittenes,  in  formen  abgetheütes  erkennen  wtU,  s.  auch  Ducange 
V.  toma. 

Fornire  ö.,  sp.  pg.  pr.  fomir,  fr.  fournir  versorgen,  ausstatten. 
Es  wird  von  fiinms  hergeleitet,  so  daß  es  bedeuten  müßte  ^vermittelst  des 
ofens  Mubereiten,   backen,  was  einen   allzu   eingeschränkten  sinn    gäbe, 

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146  I.   FORO— FRAGRARE. 

Neben  fornir  findet  sich  prov.  noch  das  weit  üblichere  fonnir,  furmir  v^ 
hringeny  ausfuhren^  befriedigen,  ein  genüge  thun,  ohne  ßweifd  idenü»A 
mit  fornire,  da  letzterem  im  itäl.  dltfr.  prov.  diese  bedeutungen  gleichfalls 
Bustehn;  inlautendes  m  muß  sich  also  in  n,  oder  u  inm  vertoanddt  hahen^ 
welches  beides  selten  vorkommt.  Nimmt  man  aber  jbu  formir  die  nden- 
form  fromir  Ghx.  III,  475,  GBiq.  p.  32.  130  (auch  ein  itai.  fronire  kemU 
Galvaniy  Osserv.  p.  124,  dazu  sard.  frunire),  so  leitet  dies  unwidersteUiA 
auf  ahd.  frumjan  fordern,  vollbringen,  schaffen,  dessen  u  sich  sogar  aus 
einer  diesem  vocäl  abgeneigten  spräche  nicht  ganz  verdrängen  ließ.  Dk 
bed.  ausstatten  konnte  sich  leicht  at4S  'fordern,  vorwärts  bringen,  vorscU 
thun  entwickeln.  Das  eine  nur  ist  befremdlich,  daß  r  gegen  den  gewohir 
liehen  brauch  vom  anlaute  abgetrennt  ward,  der  es  sonst,  wie  in  fro- 
mage,  anzuziehen  pflegt,  doch  fehlt  es  auch  dafür  nicht  an  beispielen,  Rom. 
gramm.  /,  224. 

Foro  it.pg.,  sp.  ftiero  gericht,  gesetz,  pr.  for,  dltfr.  feur  geseiZj  faxe; 
von  forum  markt,  gerichtsstätte.  Daher  sp.  pg.  pr.  aforar,  alifr.  afeuier 
taxieren.  Von  forensis  ist  sp.  forense  fremd,  it.  forese  bauer,  unter  ein- 
Wirkung  der  bed.  von  foras  'außerhalb  der  stadt^. 

Forza  it.,  sp.  faerza,  sp.  forsa,  fr.  force  stärke;  vb.  forzare  /f. 
zwingen.  Schon  das  frühste  ndatein^  z.  b.  L.  Rip.,  Baiw.,  Long.,  keimi 
forcia  (so  noch  im  span.  Alex.),  eigentl.  fortia,  eine  vielleicht  bis  in  die 
römische  Volkssprache  hinaufrächende  abl.  aus  fortis,  da  man  später  gewi^ 
fortia,  wie  aus  falsus  faisia,  gebildet  haben  würde.  Oder  floß  forza  nidä 
vielmehr  aus  dem  vb.  fortiare,  dies  aus  fortis  mit  beobachtung  des  ab- 
leitenden i,  wie  dies  im  nüat.  graviare  von  gravis,  leviare  von  levis  gt- 
schah?  Abgeleitet  ist  z.  b.  ü.  sforzare,  sp.  esforzar,  fr.  eflforcer,  Mer- 
von  sbst.  it.  sforzo,  sp.  esfiierzo,  pr.  esfortz,  fr.  aber  effort  für  effors 
(esfort  schon  bei  den  AUen),  indem  man  s  =  pr.  z  für  eine  flexian  nahm 
und  abstieß,  vgl.  ^lan  unter  lancia. 

Fracassare  it.,  sp.  fracasar,  fr.  fracasser  zerschmettern;  sbsL 
fracasso,  fracaso,  fracas,  chw.  fercas.  Dasselbe  wort  scheint  pr.  fras- 
car  (lansas  frascar,  escatz  traucar  e  fendre  eimes  bmnitz  LB.),  umge- 
stellt aus  fracsar  wie  läse  aus  laxas.  Das  wort  kann  nicht  als  eine  abl 
frac-assare  verstanden  werden,  da  im  ital  kein  suffix  ass  vorkommt.  Es 
ist  vielmehr,  wie  auch  Menage  meint,  eine  vermtäMich  in  Italien  entstan- 
dene zss.  fra-cassare  hineinbrechen,  von  einander  brechen,  die  sich  dem 
lat.  interrumpere  (it.  fra  s.  v.  a.  lat.  inter)  vergleicht.  Andre  erbUck&i^ 
darin  eine  zss.  aus  frangere  und  quassare. 

Fragrare,  fiagare,  flairar,  sämmüich  in  den  sard.  mundarten,  pr. 
cot.  flairar,  fr.  flairer,  pg,  cheirar  (ch  =  fl)  duften;  sbst.  sard.  fraga, 
fiagu,  dUfr.  pic.  flair,  pg.  cheiro,  cat.  fem.  flaira  dufty  auch  eomisch 
flair  Zeuß  I,  189;  von  fragrare,  durch  dissimilation  flagrare.  —  Al^. 
flairer  hieß  sowohl  olere  wie  odorari;  die  neue  spräche  beschränkt  dieses 
verbum  auf  letztere  bedeutung  und  drückt  olere  mit  fleurer  aus.  JBemer- 
hingen  darüber  bei  Gachet  213.  214. 


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I.   FRANCO— FREGATA.  U7 

Franco  ü.  sp.  pg.y  pr.  fr.  franc  frei,  aufrichügj  letztere  bedeutung 
noch  im  neupr.  Sprichwort  fran  coumo  Tor  lauter  wie  gold.  Man  leitete 
dies  acljectiv  aus  dem  völkemamen  Francas,  der  zugleich  der  name  des 
freien  mannes  wc^j  ahd.  Franco,  diesen  aus  dem  ags.  franca  Wurfspieß, 
dinUn.  zu  Aramea  bei  Tacititö  (Wackemagels  glossar);  J,  Grimm  erkennt 
nm  darin  ein  ursprünglicJhes  adjectiv  aus  der  goth.  wurzei  freis  =  nhd. 
frei,  woraus  erst  der  völkemame  und  aus  diesem  der  name  der  waffe  ent- 
stand, Gesch.  d.  d.  spr.  p.  512  ff.  Zu  bemerken  ist  bei  diesem  warte,  daß 
in  den  ableitungen  mit  einem  der  hellen  vocale  ursprüngliches  c  sich 
tkeSs  als  9  oder  c,  theils  als  k  (ch,  qu)  darstellt:  ü.  francese,  sp.  fran- 
ces,  fr.  fran^ais,  dagegen  it.  franchezza,  sp.  franqueza,  fr.  franchise 
(fr,  ch  ist  hier  =  it.  ch,  vgl.  dachesse,  Sachet  u.  a.):  die  bildungen  mit 
c  sind  aus  dem  lat.  Francia,  die  andern  aus  dem  deutschen  Franco,  denn 
die  gutturalen  buchstaben  deutscher  stamme  bleiben  auch  in  der  ableitung 
guttural.  Andre  bemerkungen  über  das  auch  im  celtischen  vorhandne 
Wort  s.  bei  Diefenbach,  Goth.  wb.  I,  403. 

Frangia  it.,  sp.  franja,  fr.  frange,  dcAer  ndl.  frangie,  nhd.  franse. 
Buekstäblich  fügt  sich  dies  eigentlich  franz.  wort  zu  dem  bekannten  dtschen 
firamea  wie  vendange  zu  yindemia.  Fransen  sind  herabhangende  spieße 
oder  spitzen  wie  der  rockschooß  ein  breites  speereisen  (s.  gherone).  Diese 
äymdogie  ist  grammatisch  und  logisch  untadelhaft^  die  folgende  hat 
bessern  historischen  boden,  da  die  volksüblicfüceit  eines  Wortes  wie  framea, 
wiewohl  Gregor  von  Tours  es  noch  häufig  im  munde  führt,  nicht  sicher 
stAt.  Lat.  fimbria  konnte  sich  in  frimbia  fringe  frange  verwandeln  und 
wirüich  hat  der  Walache  (aus  der  alten  Volkssprache?)  frimbie  und  im 
ältesten  prov.  (Bth.  v.  192)  trifft  man  fremna,  wo  aber  doch  frembia  zu 
erwarten  war.  Hennegauisch  lautet  das  wort  frinche,  das  sich  offenbar 
an  frimbia  hält,    auch  das  sidl.  frinza  weist  auf  ein  älteres  fr.  fringe. 

Freccia  it.,  altsp.  pg.  frecha,  richtiger  mit  1  nsp.  pg.  pr.  flecha, 
fr.  fleche,  piem.  sard.  flecia,  in  andern  ital.  mundarten  mit  i  frizza, 
waUon.  fliehe  pfeil :  vom  ndl.  flits  dass.^  mhd.  vliz  bogen,  daneben  auch 
flitsch  Frisch  I,  278",  woraus  sich  die  formen  mit  ch  besser  erklären. 
Vgl  Weigand  I,  253.  Gegen  diese  herleitung  macht  Grrandgagnage  v. 
fliehe  die  ältfr.  form  mit  dem  kdülaute  flique  geltendy  die  sich  allerdings 
mt  flitz  nicht  verträgt.  Aber  flique  scheint  überall  nur  die  auch  in  fleche 
enthaltene  bed.  speckschnitte  zu  vertreten,  s.  letzteres  II.  c. 

Fregare  it.,  sp.  pg.  pr.  fregar,  fr.  frayer,  richtiger  altfr.  froyer, 
(f^/.  plicare  ployer)  reiben,  streifen;  von  fricare.  Daher  it.  frega  lüstern- 
heit,  fr.  frai  das  laichen  der  fische,  altfr.  frtiye,  chw.  frega,  it.  fregola 
dass.  Zsgs.  sp.  refregar  reiben,  refriega  streit;  it.  sfregare,  |}^.  es- 
fregar,  span.  entstellt  in  estregar  s.  v.  a.  fregare. 

Fregata  it.,  sp.  pg.  cot.  neap.  fragata,  fr.  fr^gate  ursprünglich 
üeines  rudersckiff.  Vülehardouin,  Jayme  Febrer,  Boccaccio  kennen  das 
wart  bereits.  An  unser  fähre,  schwed.  fäija,.  ist  dabei  (mit  Chevallet)  nicht 
zu  denken:   höchstens  würde  sich  die  erste  silhe  daraus  erklären.   Es  soll 


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148  I.   FREGIO-FRIZZARE. 

aus  Italien  stammen;  die  span.  und  franz,  form  zeigen  in  der  that  tm 
itoi.  endung.  In  Italien  nannte  man  ein  schiff  bastimento  d.  h.  dum 
gebautes:  eben  sowohl  konnte  man  es  etwas  gezimmertes  nennen,  &bricata 
zsgz.  fargata,  fregata.    Herleitung  aus  dem  arab,  weist  J.  v.  Hammer  ab. 

Fregio  ü.j  sp,  friso,  freso,  fr.  frise,  fraise  (ältfr.  frese  geschriden) 
krause  Verzierung,  franse  u.  dgl;  vb.  it.  fregiare,  fr.  friser,  fraiser 
kräuseln,  verzieren,  sp,  frisar  tuch  aufkratzen;  abgd.  it.  frisato  gestraf- 
tes tuch,  fr.  fraisette  handkrause  (dahin  auch  sp.  frezada,  frazada  lang- 
,  hornige  decke?).  Phrygiae  vestes  bei  den  Alten  waren  gestickte  Üeider: 
aus  dem  adjectiv  konnte  wohl  it.  fregio,  nimmer  fraise,  Mse  entstäie^^ 
eher  kann  das  itdl.  wort  aus  dem  franz.  entlehnt  sein,  wie  auch  fregione 
dem  fr.  frison  erUspricht.  Als  grundbedeutung  des  verbums  ist  kräusdn 
anzunehmen:  bedeutet  nun  wirklich  der  deutsche  volkemame  Frisa,  Fress 
^gelockt\  so  bedarf  es  keiner  weitem  Untersuchung,  s.  Grimm  I\  408 
(bezweifelt  in  der  Gesch.  d.  d.  spr.  669),  wenigstens  läßt  sich  das  roman. 
wort  im  fries.  frisle,  engl,  frizzle  wiedererkennen.  Das  engl,  fleece  wol- 
liges fdl,  vlies,  liegt  jedenfalls  weiter  ab.  Sind  die  frisii  pamii  des  mä- 
tddtters  friesische  oder  geflockte?  saga  fresonica,  pallia  fresonica,  vesti- 
menta  de  Fresarum  provincia  werden  im  früheren  mittdaUer  erwähU^ 
man  sehe  Ducange  v.  sagum.  —  [Gachet  p.  844^  bemerkt,  daß  die  roÄai 
tücher  von  Friesland  mit  den  goldstoffen  von  Phrygien  keine  gemeinsckafl 
hätten.  Dies  ist  gui.  Wenn  er  aber  bei  der  alten  herleitung  cms  phiy- 
gius  stehen  bleibt,  so  hätte  er  den  buchstäblichen  Zusammenhang  zwischen 
diesem  und  dem  franz.  worte- nachweisen  sollen.  Das  deutsche  Frisa  oder 
frisle  ist  oben  nur  als  etymologisches  dement,  nicht  in  beziehung  auf  die 
heimath  der  stoffe  benutzt  worden.  —  Auf  eine  neue  Untersuchung  des 
schwierigen  wertes  von  Atzler  p.  98,  anknüpfend  an  das  deutsche  friesel 
(schauer,  gleichsam  kräuselung  der  haut),  ist  hier  etwa  noch  hinzuweisen.] 

F  res  CO  it.  sp.  pg.,  pr.  frese,  fr.  frais,  (fem.  fratche),  waUon.  fns% 
frisch,  jung,  neu;  vom  ahd.  frise,  auf  welches  it.  fresco  mit  geschlossenem 
e  streng  zurückweist;  ags.  ferse,  kymr.  fresg,  brd.  fresk. 

Fr  et  fr.  {mit  hörbarem  t),  pg.  frete,  sp.  flete  miethe  eines  schiffes; 
vom  ahd.  freht  verdienst;  oder  vom.  ndl.  vracht? 

Frettare  it.,  pr.  fretar  fegen,  reiben;  sbst.  it.  fretta,  neupr.  freto 
eüfertigkeit;  von  fricare,  frictum.  Die  franz.  spräche  bietd  dafür  frotter, 
das  sich,  freilich  gegen  die  regel,  aus  froiter  vereinfacht  haben  müßte,  im 
bürg,  fretter  (hecheln)  hätte  sich  der  richtige  vocäl  behauptd.  Aus  der 
franz.  form  wäre  denn  auch  sp.  frotar,  flotar  entnommen,  das  dem  Por- 
tugiesen fehlt.  Ein  diminutiv  von  frotter  ist  fr.  fr 61  er  anstreifen,  fwr 
frotler,  dessen  norm,  form  freuler  wnmittelbar  auf  das  lat.  dymon  zurück- 
zugehen scheint.  Vgl.  auch  das  mundartl.  dtsche  fretten  Frisch  J,  291, 
das  schon  Muratori  anführte;  Zusammenstellungen  bei  Diefenbach,  Gotk 
wb.  I,  102.  103. 

Frizzare  it.  stechen  oder  fressen  unter  der  haut,  sp.  frezar  fressen, 
reiben,  wühlen,  neupr.  frizä  zerreiben;  sbst.  sp.  freza,  pr.  fressa  spw. 


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I.   FRONCIR^FURON.  149 

Die  Wörter  mahnen  an  das  ahd.  frezzan,  goth.  fritan;  vergleicht  man  aber 
frizzare^  frezar  mit  dirizzare,  derezar  von  directus,  so  wird  man  auf 
frictos,  partieip  von  fricare,  geßhrt  und  diese  deutung  gemnnt  an  wahr- 
8chei$ili6hkeUy  wenn  man  den  seltnen  Übergang  des  goth.  t  in  sp.  z  an- 
schlägt.   Ein  frone,  -fresser  fehlt. 

Froncir  aUsp.  PC.  1762,  nsp.  fruncir  und  so.  auch  cat.  frunsir, 
sard.  frnnziri,  pr.  altfr.  froncir,  neufr.  aber  froncer  in  falten  legen,  ndl. 
fronsen ;  daher  sbst.  altfr.  fronce  faltCj  sard.  frunza.  Froncer,  gleichsam 
frontiare,  hann  eine  handlung  der  stirne  ausdrücken  wie  ciller  eine  hand- 
lung  der  wimpem,  pg.  olhar  eine  der  äugen;  die  auffallendste  handlung 
der  stirne  aber  ist  Vire  fäUelung  und  so  konnte  froncer  fälteln  bedeuten; 
vgl.  bair.  'ein  gestim  (d.  i.  eine  stirne)  machen  die  stirne  falten  Schmetter 
IIIj  659.    Das  pg.  franzir  beruht  wohl  nur  auf  einer  entstellung. 

Frugare  it.y  sp.  hnrgar,  pg.  forcar,  neupr.  färgd,  altfr.  fdrgier 
Ben.  7,  p.  21  durchstöbern,  umrühren;  von  furca  gabel.  Einen  einge- 
schobenen vocal  erkennt  man  im  ven.  fdregare  und  sard.  forogäi.  Dte- 
sdbe  begriffsentuncklung  im  it.  rinvergare  aufspüren,  von  verga  stab, 
piem.  fasügnh  durchsuchen,  von  fristis. 

Fuoco  Ä.,  sp.  fuego,  pg.  fogo,  pr.  ftiec,  fr.  feu,  wal.  foc  feuer; 
von  focus  herd,  poetisch  auch  feuer,  in  letsfterem  sinne  entschieden  seit 
dem  ersten  mitteUdter,  z.  b.  in  der  L.  Älam.,  daher  focum  lacere  ignem 
exdtare.  Die  neue  spräche  traf  diese  wähl,  weil  sie  das  ausdruckslose 
ignis  (Dante's  igne  ist  IcUinismus)  nicht  brauchen  konnte.  Vor  der  Ver- 
wechslung warnt  der  Vocab.  optimus  p.  18:  non  focus  est  ignis,  immo 
proprie  locus  ignis.  Von  focus  ist  it.  focile,  fucile,  ^r.  fusil  feuerstein, 
feuergewehr,  vgl.  unser  flinte  von  flint  kiesel.  Für  das  sssgs.  it.  infocare, 
(üitsp.  enfogar  glühend  machen  ist  das  alte  zeugnis  infocare  "^ignicare 
Ghs8.  vet.  627  eu  bemerken. 

Fnora  und  fuori  it.,  sp.  fuera,  alt  fueras,  pg.  fora,  pr.  foras,  fors, 
fr.  hors  (h  asp.),  vrÜ.  fors  (schon  in  den  Vatican.  glossen  ed.  W.  Grimm), 
wal.  fere,  neue  präposition  mit  der  bed.  extra,  von  foras  hinaus^  foris 
draußen,  s.  Ducange  v.  foras.  Auch  das  churw.  ora,  or  ist  dieser  her- 
bmft.  Zsgs.pr.  forceis  ausgenommen  LR.  III,  372  für  fors-eis  =  foras 
ipgum  {vgl.  anceis,  ain^ois);  fr.  hor-mis  =  foras  missum  herausgelegt, 
aus  dem  spiel  gelassen.  Äbgd.  ist  sp.  foraneo,  forano,  fr.  {orsLin  fremd, 
äUfr.  deforain  u.  a. 

Furon  citsp.,  nsp.  huron,  pg.  furäo,  altfr.  fuiron,  mit  einem  an- 
dern sufßx  it.  furetto,  fr.  füret,  ndl.  füret,  foret,  fret  eine  art  tciesd, 
f rettet,  zum  jagen  der  kaninchen  gebraucht,  occ.  fur6  maus;  vb.  sp.  huro- 
near,  sard.  Airittai,  fr.  fureter  durchsuchen,  durchstöbern.  Auch  von 
diesem  muthmafHich  noch  aus  der  römischen  Volkssprache  herrührenden 
icorte  hat  bidorus  künde:  furo,  sagt  er,  a  furvo  dictus,  unde  et  für: 
tenebrosos  enim  et  occultos  cuniculos  effodit.  Es  kann  nur  von  für  dieb, 
weher  auch  it.  furone  erzdid>,  abstammen  (im  frühem  mlat.  furo  furonis, 
vgl.  Fott  in  der  abh.  PlatikUein).    Leitet  man  füret  vom  kymr.  flfured  = 


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^ 


150  I.   FUSTA-GAFA. 

engl,  ferret,  so  steht  sowohl  das  uralte  suffix  on  wie  auch  der  i»  dBf^ 
obigere  bildungen  auf  fi  deutende  stammvocal  im  wege.  Besser  würde  mm 
mit  Villemargue  bret  för  'Uug,  verschlagen  anführen. 

Füstu  it.  sp.  pg.,  fr.  fiiste  ruderschiff;  von  fustis  prügd,  sp.  ftiste, 
pr.  fast,  nilat.  fustis  bäum,  hole,  vgl.  it.  legno  fahreeug,  von  lignum.  M 
fr.  fflt  ist  esgs.  affüt  schaft,  lavette,  vb.  affüter,  it.  affustare  schäßen. 

Fustagno,  frustagno  it.,  sp.  fastan,  pr,  fastani,  fr.  fdtaine  m 
baumwollener  stoff,  barchent;  so  genannt  nach  der  Stadt ,  wo  er  verfertigt 
ward,  Fostat  oder  Fossat  (Cairo),  s.  das  wort  Gol  1798,  Freyt.  III,  347^. 


G. 

Gabarra  sp.  cot.,  fehlt  pg.,  fr.  gabare  ein  plattes  und  breites  fahr- 
Beug;  woher? 

Gabbäno  i^.,  sp,  ältfr.  gaban  regenmantd;  von  ungewisser  her- 
hunft,  vielleicht  at4s  gleichem  stamme  mit  cabana,  gabinetto  (s.  oben  ca- 
panna),  denn  hütte  kann  als  der  umhüllende  schützende  mantel  aufgefaft 
werden. 

Gabbia,  gaggia  it.,  sp.  pg.  gaym,  neupr.  gavi  (m.),  mit  terms  fr. 
cage  (f.),  aitfr.  caive,  ven.  sard.  cabbia  Jcäfig,  zum  theü  auch  mit  der  unM. 
bed.  mastkorb;  von  cayea.  Ein  dimin.  ist  it.  gabbiuola,  sp.  gayola, 
pg.  gaiola,  ältfr.  gaole,  jaiole  (dafter  die  span.  nebenform  jaula),  nfr. 
geöle  käfig,  kerker,  fr.  geölier  kerkermeister ;  vb.  fr.  cajoler  liebhosen 
mit  Worten  (behandeln  uAe  eitlen  vogel  im  käfig);  dsgl.  esgs.  enjöler 
schmeichelnd  hintergehn,  urspr.  in  den  käfig  locken  wie  sp.  enjanlar  in 
den  käfig  thun. 

Gabbo  it.,  pr.  ältfr.  gab  spass,  spott;  vb.  gabbare  ff.,  auch  äUsp, 
gabar  Alx.;  vgl.  nord.  gabb  Verspottung,  gabba  hintergehen.  Über  mög- 
lichen cdt.  Ursprung  s.  Diefenbach,  Goth.  wb.  I,  169. 

Gabella  it.  pg.,  sp.  pr.  gabela  abgäbe,  Steuer,  fr.  gabelle  säUsstefner] 
vb.  it.  gabellare  versteuern.  Man  findet  seine  quelle  im  gleichbed,  ags. 
gaful,  gafol,  engl,  gavel  (s.  Ducange),  vom  vb.  gifan,  goth.  giban  Grimm 
n,  24,  daher  mlat.  gablum,  gabulum,  endlich  gabella  (eigentl.  plural  tm 
gabellum  aus  gabnlum?).  Diese  herleitung  ist  grammatisch  die  sicherste: 
die  aus  ahd.  garba  manipulus  setzt  einen  vor  b  nicht  üblichen  ausfaU 
des  r  voraus,  die  aus  dem  arab.  vb.  qabala  (einr^ehmen)  eine  sonst  nicht 
vorkommende  erweichung  des  arab.  ardautes  q  (>3)  eu  g.  [Dem  argumenU 
gegen  das  arab.  etymon  stimmt  auch  Engelmann  bei  p.  19.] 

Gafa  sp.  pg.,  sard.  gaffa,  fr.  gaffe,  pr.  gaf  eiserner  haken,  engl 
gaff,  adj.  sp.  gaf 0  krampfhaft  (von  nerven),  wohl  auch  comask.  gab  haken, 
gavöl  krummes  stück  werkhole;  vb.  sp.  gafar,  fr.  gaffer  hakein,  gascm, 
gaha  üblicher  ausdruck  für  prendre;  vom  deutschen  gafel,  gabel  «öci 
Frisch,  besser  aber  vergleicht  man  das  obd.  gaifen  krumm  ausschneiden^ 
gaifung  eiserner  Mng,  ur^,  mit  Dieferibach,  gad.  ga£  * 


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I.   GAGGIO— GAJO.  151 

Gaggio  ü.,  sp.  gage,  pg,  pr.  fr.  gage  pfand,  gewahrleistungy  sold 
(besonders  im  plur.),  prov.  auch,  mmol  in  den  formen  gadi,  gazi,  Ideter 
träfe,  testameni;  vb.  pr.  gatjar,  älifr.  gager  pfänden,  nfr.  wetten,  besoU 
den;  esgs.  it.  ingaggiare,  pr.  engatjar,  fr.  engager  verpfänden;  fr.  d6- 
gager  ausloseny  los  oder  frei  machen.  Man  bemerkt  diese  Wörter  im 
ältesien  tnlatein,  am  häufigsten  in  den  germanischen  gesetzen:  vadium  oder 
mit  w  wadium  bürgschctft,  pfand  L.  Älam.  (donet  legitimum  yadinm), 
Ckron.  Laurish.y  Odo  Cluniac.,  fem.  yadia  L.  Long,  (vadiam  dare),  vb. 
wadiare  (e.  b,  bannum),  invadiare,  disvadiare,  revadiare.  Daher  neugr. 
ßadtov,  bask.  bahia.  Abßuweisen^  ist  Ducange's  etymologie  aus  lat.  vadnm 
in  der  redensart  res  est  in  vado  ist  in  Sicherheit,  da  hieraus  kein  vb.  ya- 
diare  abgeleitei  worden  wäre.  Am  vas  vadis  konnte  der  Bomane  ein  vb. 
vadiare,  hieraus  wieder  ein  sbst.  yadinm,  yadia  ableiten,  aber  der  durch- 
greifende anlaut  g  für  gn,  gestützt  auf  die  uralte  Schreibung  mit  w,  leitet 
auf  deutsche  quelle  eurück:  das  rom.  wort  ist,  wie  viele  dieser  gattung, 
aus  dem  germanischen  rechtswesen  entlehnt:  goth.  yadi  pfand,  ahd.  wetti, 
mhd.  wette,  aitfrs.  yed  pfand,  bürgschaft,  Verheißung,  auch  ersatz,  geld- 
hufie,  nhd.  wette  ^onsio,  vb.  goth.  gayadjön  geloben,  mhd.  w%tten  pfand 
geben,  dUfrs.  vedia  bürgen,  gewette  zahlen  u.  s.  w.,  vgl.  Grimm,  Bechts- 
aU.  60t  Den  Ursprung  von  vadi  findet  man  theils  in  dem  starken  ver- 
htm  yidan  binden  s.  Grimm  II,  26,  Diefenbach,  Goth.  wb.  I,  140,  theils 
im  lat.  yas  yadis. 

Gagliardo  it.,  sp.  pg.  ebenso  gallardo,  pr.  galhart,  fr.  gaillard 
mmter,  üppig,  kräftig,  kühn,  frech.  Aus  gala  konrde  dies  adjectiv  nicht 
entstehen,  es  würde  galardo  lauten.  Schwerlich  auch  aus  gajo,  da  man 
einmischung  des  Suffixes  igl  annehmen  müßte  (gaj-igl-ardo).  Keine  for- 
melle Schwierigkeit  läge  im  ags.  gagol,  geagle  nmthunUig,  üppig.  Aber 
wahrscheinlicher  noch  birgt  das  roman.  wort  eine  cdtische  würzet,  kymr. 
gall  traft,  dltgad.  galach  muth,  tapferkeit:  erweichung  des  11  ist  wenig- 
stens im  prov.  und  span.  sehr  üblich. 

Gaglioffo  it.,  sp.  gallofo  schelm,  taugenichts,  landstr eicher,  henneg. 
galonfe,  wdüon.  galofa,  gaioufe  fresser;  dsgl.  sp.  gallofa  stück  bettelbrot, 
chw.  gaglioflEa,  lomb.  gajoflfa  schleppsack  ßettelsack?).  Nach  Covarruvias 
zsgs.  aus  Galli  offa  almosen,  das  man  in  den  klöstem  den  nach  S.  Jago 
pügemden  Franzosen  reichte.  Die  erklärung  hat  den  anstrich  einer  ety- 
mologischen erfindung,  dllein  das  Wörterbuch  zeigt  wirklich  diese  bedeutung. 
Die  catal.  form  galyöfol  ist  dann  aus  Galli  offula. 

Gajo  it.,  aUsp.  gayo  (Seckendorf),  pg.  gaio,  pr.  gai,  jai,  fr.  gai 
mmter,  Idihafl;  leitete  sdhon  Muraiori  vom  ahd.  gähi  rasch,  kräftig,  nhd. 
jähe,  mit  ausgestoßenem  h.  (Prov.  gan,  welches  Raynouard  Meherzieht 
LR  in,  441,  steht  für  gai  hahn:  del  prumier  gan  ist  =  sp.  al  primer 
gallo  beim  ersten  hdhnenschrei.)  Damit  trifft  zusammen  der  name  eines 
vogds,  den  die  alten  dichter  Frankreichs  zur  nachtigall  gesellten,  sp.  gayo, 
gaya,  pr.  gai,  jai,  altfr.  pic.  gai,  nfr.  geai  holzhäher,  markolf,  also  der 
muntere  oder  der  bunte,  denn  gajo  hat  auch  diese  läztere  bedeutung  (altfr. 


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152  I.    OALA-GALEAi 

piaus  gaies  et  noires  bunte  und  schwarze  feile  G.  cCAngl.  p.  119)^  sp, 
gSijB,T  hunt  machen. 

Gala  it.feierUeid,  busenstreif  der  frauen  (Boccaccio),  digala  mm- 
ter,  lustig,  sp.  pg.  gala  feierMeid,  anstand,  anmuthy  fr.  gale  munterkeU^ 
ergötdicMeit,  freudenfest  (Froissart^  A.  Chartier,  CoquiUart,  s.  Bord); 
abgd.  it.  gallone,  sp.  galoii,  fr.  galon  borte,  tresse;  it.  galante,  fr. 
galant  artig,  sp.  galante  artig,  freigebig,  daher  galanteria,  galanteggiwe 
u.  s.  w.;  ^.  galano,  galan  hübsch,  geputzt,  sinnreich,  davon  gaUnia^ 
galannra;  auch  ein  altfr.  adj.  galois  zieht  man  hieher,  s.  Boqurfort  md 
Du  Merü,  Biet.  norm.  Ein  einfaches  verbum  ist  altfr.  galer  feste  feiern, 
schwärmen:  je  plains  le  temps  de  ma  jeunesse,  auqnel  ay  plas  qn'en 
antre  temps  gal6  (ViUon);  il  y  aura  beu  et  g9!l\^(Pathelin).  Merkumr- 
dig  ist,  daß.  gala  nebst  seinem  ganzen  gefolge  im  prov.  noch  nicht  vor- 
kommt und  daß  auch  im  franz.  des  12.  und  13.  jh.  gale  nicht  vorhanden 
scheint;  es  fehlt  daher  auch  im  mittellcUein.  Was  seine  herhunft  betrifft,  so 
.  erUärt  es  Ferion  nicht  ungeschickt  aus  gr.  xaXog  schön,  li^Uch,  anständig, 
ta  Tcala  die  annehmlichkeitefi  des  lebens:  nicht  unhäufig  entsteht  anlauten- 
des g  aus  der  tenuis.  Andre  verweisen  auf  dyakleiv  schmücken,  äyailaa^ 
sich  schmücken,  sich  brüsten,  sich  freuen;  schwerlich  aber  würde  der  Ita- 
liener, der  doch  wohl  das  wort  eingeführt  haben  müßte,  das  doppelte  I 
mit  einfachem  vertauscht  haben.  Auch  auf  ein  arab.  etymon  wird  vertdesen: 
chalaa'h  ehrenMeid  als  fürstliches  geschenk.  Indessen  gewahren  <Ke 
Wörterbücher  dieser  spräche  nur  chilaa'h  und  es  ist  unerweislich,  daß  das 
vulgär-arokbische  in  Spanien  i  mit  a  tauschte;  Engelmann  bemerkt  diesen 
Wechsel  nicht,  verwirft  übrigens  die  deutung  aus  einem  andern  gründe 
(p.  107).  Ehrenkleid  entspricht  überhaupt  dem  begriffe  des  roman.  wertes 
nicht:  gala  ist  ursprünglich  ein  abstr actum  und  heißt  putz,  staat,  beiAnt. 
Nebrissensis  'elegantia  vel  lautitia  vestium\  yestido  de  gala  staatslUeid^ 
Bessere  ansprüche  als  das  arabische  wort  scheint  ein  deutsches  zu  haben: 
ahd.  geili  (f.)  prunk,  stolz,  mhd.  geile  Üppigkeit,  lustigkeit  (wie  fr.  gale), 
geilen  erfreuten  (fr.  galer  =  sich  geilen). 

Galanga  it,  sp.  pg,,  altsp.  garingal  Conq.  Ultram.,  altfr.  galange, 
häufig  garingal  (poivre,  canele  et  garingal  Fl.  Bl.  2029),  engl,  galingal, 
ahd.  mhd.  galgan,  nhd.  galgant,  eine  aus  China  und  Java  kommende 
Wurzel,    Es  ist  das  arab.  chalan',  ursprüngl.  persisch  Gol.  762. 

Gälbero  it.  (Jagemanns  Wb.),  maü.  comctök.  galbe  Goldamsel;  laL 
galbula,  bei  Martial  und  Flinius,  muthmaßlich  dasselbe  wort.  Zu  ein^ 
andern  lesart  bei  dem  leteteren  Schriftsteller  galgulus  slimmt  sowohl  sp. 
galgulo  wie  it.  ri-gögolo,  rigoletto,  beide  letztere  ohne  zweifei  aus 
anrigalgalus.  Das  parm.  galbMer,  cremen,  galp^der,  entstand  offenbar 
aus  galbicterus.  Der  Spanier  nennt  den  vogel  auch  oro-pendola  gold-feder. 

Gal^a  it.  altsp.,  pg.^i^  (f.),  pr.  gal6a,  galeya,  gal6,  aitfr.  gid^ 
galie,  mittelgr.  yaXsa,  yalaia  ursprüngl.  ein  langes  ruderschiff:  tune  rex 
jussit  cymbas  et  galeas  i.  e.  longas  naves  febricari,  sagt  Asser  (9.  jh.), 
s.  Voss.  Vit.  serm.;   it.  galeotta,   sp.  pg.  galeota,    altfr.  galiot  IdchU 


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I.   GALERNO-GALOPPARE.  153 

galea;  it.  galeazza,  sp.  pg.  galeaza,  fr,  galöasse  großes  schiff  dieser 
art;  ü,  galeone,  sp,  galeon,  pg.  galeao,  fr.  galion  großes  fahrzeug. 
GJeichbed.  mit  galea  t^  it.  sp.  pg.  pr.  galera,  fr.  gal^re:  abstammend 
aber  von  jenem  müßte  es  it.  galiera,  pg.  galeira,  fr.  gali^re  latden,  nur 
die  sp.  form  wäre  richtig  und  diese  müßte  sich  den  übrigen  mundarten 
mitgetheilt  haben.  Einige  leiten  galea  vom  lat.  galea  heim  als  abdeichen 
eines  Schiffes j  wie  degenigen,  welches  den  dichter  Ovid  trug:  a  picta  cas- 
side  nomen  habet  Trist.  1,  10  (Voss.  l.  c);  aber  aus  gdlea  wird  nicht 
gal^  und  cassis  steht  da  als  name  des  einednen  Schiffes,  nicht  einer  art 
von  schiffen.  Nach  andern  entlehnte  man  den  namen  wegen  einer  ahn- 
lichkeit  der  gestalt  vom  gr.  yaleog  haifisch^  und  galeotta  aus  gleichem 
gründe  von  yakeiorrjg  Schwertfisch.  Das  letztere  gleichnis  wäre  besonders 
passend,  man  enoäge  die  beschreibung  der  galea  in  der  Bist.  Hieros.  DC, 
worin  es  heißt:  ligniim  a  prora  praefixnm  habet  et  vulgo  calcar  dicitur, 
qüo  rates  hostinm  transfignntnr  percussae.  At4ch  galeotta  für  galeota 
läßt  sich  mit  ähnlichen  beispielen,  wie  patriotta,  Gandiotta,  rechtfertigen,  • 
Daß  dieses  wort  aber  auch  auf  roman.  weise  attö  gal6a  abgeleitet  sein 
kann,  versteht  sich.  Noch  ein  anderes  griechisches  erst  bei  Hesychius  vor- 
kommendes  wort  ist  in  betracht  gezogen  worden:  yalrj  =  i^idgag  eldog^ 
also  eine  art  gallerie^  und  sehr  wohl  konnte  ein  langes  schiff  mit  einem 
langen  bedeckten  gange  verglichen  werden;  man  sprach  mit  betonung  des 
gedehnten  endvocals  gal6  (vgl.  akor]^  alo6)  und  fügte  das  weibliche  a  an. 
Von  diesem  gal^  oder  zunächst  von  galera  ist  denn  auch  das  bekannte 
rom.  galleria,  das  wenigstens  schon  im  9.  jh.  vorkommt:  trQB  domos 
cultas,  yideUcet  galeria  posita  via  Aurelia  .  .  .  reliquas  vero  duas  i.  e. 
galeriam  positam  äc.  DC;  hier  scheint  es  ein  zierliches  gebäude  zu  heißen; 
in  spatem  steiUen,  aus  der  ersten  hälfte  des  Itjh.,  ist  es  ein  eingeschlossener 
ortj  ein  hcf:  in  galeria  intra  castellmn  vel  de  foris  habitantibus  Ughell. 
I,  p.  121*;  curtem,  quae  dicitur  galeria,  in  qua  est  ecclesia  S.  Mar.  das. 
p- 136'.  Aber  so  wie  jene  älteste  stelle  es  gibt,  stimmt  es  besser  zur  rom. 
bedeukmg.  Noch  einer  etymologie  ist  zu  gedenken.  Muratori  vermuthet 
den  Ursprung  von  galea  und  galeone  im  arab.  chalaia  und  chalion; 
wendd  man  sich  an  Golius,  so  erfährt  man  (p.  763.  764),  daß  chal! 
(chaUon)  leer,  frei,  demnächst  (in  einem  wb.  vor  d.  j.  1000)  bienenkorb, 
großes  schiff,  weil  es  frei  sei  von  ruderwerk,  bedeutet.  Weder  J.  v.  Ham- 
mer noch  Engelmann  sind  hierauf  eingegangen. 

Oalerno  sp.  pg.,  galema  pr.,  galeme  fr.  nordwestwind,  vgl.  bret. 
gwsienkj  gwalam,  gwalom.  Die  irische  spräche  besitzt  das  einfache  gal 
Windhauch,  die  engl,  gale  kühler  unnd.  Für  begriffe  dieser  classe  liebt 
die  prov.  spräche  das  suffix  ema  (bolema  stürm,  buema  r^d,  suberna 
Strömung),  es  ist  also  wohl  zunächst  eine  prov.  bildung,  aber,  so  scheint 
es,  aus  edtischem  Stoffe,  unewohl  Nicot  erklärt  'nom  de  vent,  qui  fait  geler 
les  vignes^.  Zu  vergleichen  ist  aber  auch,  was  engl,  gale  und  ir.  gal  be- 
trifft, Dief.,  Goth.  wb.  fl,  439,  E.  MüUer  v.  gale. 

Galoppare  it.,  sp.  pg.  galopar,  pr.  galaupar  Fcr.  4ff P,  fr.  galoper 


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154  I.    GALOSCIA-GAMBA. 

sich  in  Sprüngen  fortbewegen  (von  pferdm),  gäloppiereny  prov.  und  frone, 
auch  in  gcdopp  setzen;  daher  sbst.  galoppo  /f.  Faidit  definiert  galopar 
Unter  trotar  et  currere^  zunschen  traben  und  laufen,  GProv,  31.  Sälmasm, 
Vossius  u,  a.  sahen  darin  das  gr.  xaln^v  traben,  trott  gehen,  mit  ange- 
schobenem 0,  aber  eingeschobene  vocale  betont  man  nicht.  Es  ist  das  gotk 
hlaupan  mit  vorgesetztem  ga,,  ahd.  gahlaufan,  ags.  gehleäpan,  nhd.  laufen, 
eine  durch  die  prov.  form  bestätigte  herleitung,  indem  hier  au  dem  deä- 
sehen  diphihong  au  gleichsteht:  aunir  =  hannjan,  raubar  =  raubon,  ran» 
=  raus.  Oder  sollte  der  ardaut  g  ein  verkapptes  w  sein,  da  man  mnä. 
walop,  walopeeren,  mhd.  walap,  walopieren  findet?  Dies  ist  eher  nm 
einem  fr,  walop,  waloper  nachgesprochen,  indem  sich  in  nordfranz.  muni- 
arten  g  manchmal  in  w  verirrt,  woher  auch  it.  gualoppare,  vgl.  gar^on 
war^on,  gaignon  waignon  (hund),  wohl  auch  gaquiire  waquiere  (jachere). 
An  diesen  Übergang  des  g  in  w  gewöhnt  sprach  der  Niederländer  auch 
Walewein,  franz.  gewöhnlich  Galvain,  wiewohl  fr.  g  hier  zufällig  fit 
gu  steht,  hymr.  Gwalchmai.  Das  persönliche  subst.  «p.  galopo,  ä.  ga- 
luppo  beiläufer,  daher  fr.  galopin  (in  der  thierfabd  name  des  als  boU 
gerauchten  hosen)  wird  dem  ahd.  hloufo  nachgebildet  sein.  [Hierzu  eint 
beachtenswerthe  randglosse  Wacl'emagels :  'Galoppare  möchte  ich  kaum 
auf  gahlaufan  mit  dieser  hier  so  zufälligen  und  bedeutungsleeren  vorsjßt 
zurückführen.  Vielleicht  g&ho  hloufen*?  Es  möchte  dagegen  zu  erin$ierH 
sein,  daß  grade  der  JRomane  die  bedeutungsleere  der  partikd,  die  er  auck 
sonst  mehrfach  aufnahm,  am  wenigsten  fühlte,  er  liebte  verstärkte  worler. 
Das  wirkliche  vorkommen  eines  compositums  gählouf  würde,  versteht  sieh, 
entscheiden.] 

Galoscia  it.,  galocha  sp.,  galoche  fr.  Überschuh;  vom  lat.  gallica 
parUoffely  mit  verstärkter  form  oder  eigentlich  mit  vertauschtem  sirffix,  s. 
Rom.  gramm.  II,  319.  Das  itdl.  wort  scheint  aus  dem  franz.  enUeh^, 
in  welchem  g  hier  eben  so  wenig  zu  j  ward  wie  in  gal  (gallus),  Gaules 
(Galliae).  uindre  leiten  es  von  calceus,  was  die  lautgesetze  nicht  gestatten, 
oder  von  caliga,  welches  jedesfalls  weiter  abliegt  als  gallicus.  Gleichbed. 
ist  das  sp.  haloza. 

Garn  b  a  it.  sp.  cot.,  pr.  gamba  in  gambaut,  pg.  gambia,  /r.  jambe  bein 
vom  knie  bis  zum  fuß^  Schienbein.  Neben  dieser  form  mit  anlautender 
media  stellt  sich  eine  gleichfalls  weit  verbreitete  mit  anlautender  tenuis: 
ältsp.  camba  Alx.,  so  auch  pr.  sard.,  churw.  comba,  vgl.  alban.  khembe. 
Einer  dritten  form  fehlt  der  letzte  consonant:  altsp.  cama  PC,  gleichlauL 
cot.  beam.,  altfr.  aber  jame.  Daß  die  tenuis  der  media  vorangegangen^ 
camba  älter  als  gamba  sei,  leidet  kaum  einen  zweifcl;  beide  konnten  nebenr 
einander  fortbestehen  une  it.  castigare  und  gastigare,  pr.  cat  und  gat 
Zwischen  camba  tmd  cama  aber  ist  es  theoretisch  zweifelhaft,  ob  b  ein- 
geschoben oder  ausgefallen  sei,  ob  man  also  camb  oder  cam  als  thema 
anzunehmen  habe.  Die  grundbed.  von  camba  muß  bug,  kniebug  gewesen 
sein,  wie  andre  bildungen  desselben  Ursprungs  bezeugen:  pg.  camba  rad- 
feige  (krummes  holz),  cambaio  krummbeinig,  altsp.  encamar  {$.  v.  o.  en- 


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I.   GAMBAIS- GANTA.  155 

cambar)  beugen  s.  Sanchee  eum  Cüd,  wohl  auch  bürg,  (in  ISerry)  cam- 
boisser  hrümmen^  dsgl.  nüat.  cambuta  hrummstab,  das  in  der  form  cabuta 
schon  in  einer  urhmde  v.  j.  633  BrSq.  n.  16  erscheint.  Die  wureel  findet 
sich  auf  lat.  Sprachgebiete  in  cam-urus,  cam-erus  ifcr«mw,  cam-era  Wölbung, 
cam-erare  wölben  (fr.  cambrer),  einfach  im  cdt.  cam  gebogen,  gekrümmt 
(iyinr.  camineg  radfeige,  wie  pg.  camba),  ihre  weitere  ausprägung  in 
eamba  lag  vielleicht  schon  im  IcUein  vor,  da  auch  die  griech.  spräche 
xauTnj  hat  und  celt.  cam  airf  älteres  camb  (vgl.  Gambodnnnm  u.  a.  geogr. 
namen,  Zeuß  /,  76.  96)  eurückzuführen  ist.  Aber  gamba  für  ungula  bei 
Vegetius  ü.  F.  ist  ein  undassisches  tport.  Vom  deutschen  hamma  oder 
wampa  ist  ganz  äbeusehen.  Zu  gamba  gehört  noch  sp.  Jamba  pfosten, 
it.  gambo  stengd  (bein  der  pflanze),  nfr.  jambon,  sp.  jamon  Schinken, 
düfr.  ga mache  beinbekleidung. 

Gambais  pr.,  dUfr.  gambais,  wambais,  altsp.  gambax  Alx.,  altpg. 
canbas  SRos.,  daher  mhd.  wambeis,  wambois,  wambts,  nhd.  wams,  im 
späteren  ndaiein  mit  schwankender  endung  gambacium,  wanbasinm,  fehlt 
itd.;  dsgl.  pr.  gambaiso,  altfr.  gambeson,  wambaison,  spätmlcU.  gambaso 
gambasonis ;  ein  den  Oberleib  bedeckendes  kleidungsstück.  Nicht  von  gamba; 
caxf  goth.  vamba,  ahd.'  wamba  (bauch)  leitet  namentlich  der  franz.  anlaut 
w.  Was  aber  die  endung  betrifft,  so  ist  ein  ahd.  wambaiz  bei  der  Selten- 
heit und  Ungewißheit  des  Suffixes  aiz,  eiz  nicht  zu  vermuthen,  daher  im 
nm.  ais  das  lat.  acens,  in  gambois,  mlat.  wambosiam,  eine  unächte  form 
anzunehmen.  Qayangos  zieht  ein  arabisches  etymon  vor:  gonb&z  'species 
vesHmenti  crassiy  quo  Collum  tegitur^  Freyt.  III,  298'  (ohne  wurzelverbum). 

Gimbero  it.,  sp.  gdmbaro,  altfr.  jamble,  npr.  jambre,  dauph. 
cbambrö  krd>s;  von  cammarns  seekrebs. 

Game  IIa  sp.  pg.,  gamelle  fr.  hölzerne  schüssel  für  matrosen  oder 
Soldaten;  von  camella  trihkgeschirr  (une  noch  im  span.). 

Gana  it.  sp.  pg.  cot.  heßige  begier.  Es  läßt  sich  nur  behaupten, 
daß  es  grammatisch  zum  ahd.  geinön  passe,  dessen  bed.  den  mund  auf- 
sperren m  die  bed.  lechzen  übergehen  konnte,  wie  pr.  badar,  lat.  hiare, 
gr.  xairiiv  beide  bedeutungen  umfassen.   Vgl.  unten  guadagnare. 

Ganascia  it.,  /r.  ganache  kinnbacken  (des  pferdes);  wird  mit  recht 
für  ein  augmentativ  von  gena  gehalten,  welches  letztere  die  spräche  früh 
aufgab.  Menage  fuhrt  auch  ein  ^p.  ganassa  an,  von  dem  die  Wörterbücher 
nichts  wissen. 

Gancio  it.,  sp.  pg.  gancho  haken,  vielleicht  auch  /r.  ganse  schlinge, 
die  als  knqpßoch  dient.  Span,  etymologen  lassen  gancho  aus  gr.  ya^iipog 
(eingdarümmt)  entstehen,  aber  ps  wird  sich  schwerlich  in  sp.  ch  verwan- 
ddn:  wohl  pl  in  dem  synonyinen  napinvXog,  womit  aber  das  itäl.  wort 
unerklärt  bliebe.     Ungr.  gants  gleichbed.  wird  aus  letzterem  herrühren. 

Ganta  pr.,  noch  itzt  ganto,  storch,  kranich,  wüde  gans  (ardea  nigra 
nach  Honnorat),  cdtfr.  gante  Og.  4266,  gente  BG.  v.  auca.  Für  dieses 
wort  hat  man  ein  uraltes  Zeugnis:  Plinius  10,  22  sagt  von  den  gänsen: 
candidi  ibi  (in  Germania),  vero  minores,  gantae  {al.  ganzae)  vocantur. 


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156  I.   GARBINO— GAROFANO. 

Eine  mitteUat.  stelle  ist:  Gonspicit  innumerabilem  mnltitadinem  avinm, 
quas  vulgus  gantas  vocat  Mirac.  S,  Gentdfi,  DC.  Venant.  Fort,  mter- 
scheidet  ewischen  ganta  und  anser,  indem  er  gras,  ganta,  anser,  olor  ob 
verschiedene  gattungen  msammenstelU.  Daher  das  rom.  ganta  =  ndd. 
gante,  ndl.  gent,  mhd.  ganze,  aM.  ganazzo.  Dem  wäl.  gunsce,  gmk 
erkennt  MUdosich  slavische  herkunß  zu.  Der  Spanier  benutzte  die  hochd. 
form  gans  eu  seinem  ganso  (denn  gänazzo  hätte  ihm  eher  ganzo  (xfer 
gandzo  gegeben),  das  ihm  auch  als  adjectiv  dumm,  dem  Catalanen  oh- 
gefeimt,  eigentl.  sich  dumm  stellend,  bedeutet]  die  gleiche  Übertragung  m 
wcd.  adj.  lud  dumm,  vom  ungr.  lud,  gans.  —  Eine  ausführliche  Unter- 
suchung des  Wortes  bei  Diefenbach,  Orig.  europ.  347  ff. 

Garbino  it.  sp.,  garbin  neupr.  südwcstunnd  im  miUelländisdm 
meere;  leitet  man  richtig  aus  dem  arabischen:  hier  heißt  garb!  wesüidi, 
vom  vb.  garaba  weggehen,  untergehen  (von  der  sonne)  Fretft.  III,  267'j 
daher  auch  pg.  garabia  westen.  Die  ital.  form  a-gherbino  scheint  an 
diese  ardb.  herkunft  jsu  erinnern, 

Garbo  it.  sp.  pg.  anstand;  vb.  it.  garbare  anstand  verleihen,  sp. 
garbar  sich  eieren;  pr.  nur  garbier  prahlerisch;  vom  ahd.  garawf,  garwi 
schmuck,  vb.  garawan,  nhd.  gerben,  ndl.  gaerwen  bereiten,  schmücken,  b 
aus  w  auch  im  it.  felbo  von  falawer.  Schon  Frisch  I,  342*^  sagt:  das 
ücd.  garbato  schon,  artig,  gebutet  etc.  kommt  von  diesem  verbo  gärben, 
sofern  es  mit  Kleidern  ausjsieren  bedeutet;  s.  auch  Schmeller  II,  64.  Das 
bask.  garbatu  wird  von  der  ssubereitung  des  flachses  gd)raucht.  Auch 
an  das  formell  weiter  abliegende  gr.  yavqov  stohe  haUung  hat  man 
gedacht. 

Garbuglio  it.,  sp.  garbullo,  ältfr.  garbouil,  grabouil  lärmender 
häufe,  Verwirrung.  Sicher  ein  compositum.  Das  erste  wort  ist  wahr- 
scheinlich von  garrire  schwatzen,  das  andre  ohne  eweifd  von  buUire  brau- 
sen, sbst.  sp.  bulla,  it.  buglione,  cat.  buUanga  verworrenes  geschrei. 

Gargatta  it.,  altfr.  pic.  gargate  s.  Boquef.  und  Brut  I,  103,  und 
so  churw.  gargata,  in  Genf  gargataine,  im  Jura  garguelotte  u.  dgl.,  auck 
bret.  gargaden,  attengl.  gargate,  sp.  pg.  cat.  mit  eingeschobenem  n  gar- 
ganta  gurgel;  abgeleitet  von  gurges  mittelst  des  Suffixes  att  utUer  cinwir- 
kung  des  naturausdruckes  gargarizare  gurgeln,  sp.  g&rgara  gegurgd  = 
arab.  gargara  (vb.),  vgl.  it.  gorgogliare,  gorgozza  abgeändert  in  gargagli- 
are,  gargozza.  Auch  sp.  gärgola,  fr.  gargouille  speiröhre  der  dach- 
traufe  unrd  hieher  zu  stellen  sein.  Seltsam  ist  pr.  gargamela  gurgd,  fr. 
gargamelle  bei  Rabelais,  noch  jetzt  lothringisch,  vom  gase,  gamo,  man  seht 
Dict.  de  Trevoux  und  Oberlin  (Patois  lorr.),  vgl.  auch  pg.  gorgomilos 
(ph),  sp.  gorgomillera  schlurf.  Eine  Zusammenstellung  mundartlicher 
mit  garg  gebildeter  Wörter  findet  sich  bei  Honru>rat.  Hieher  wohl  auch 
pr.  gargar  ßinsprudeln?)  M.  I,  191\  202\ 

Garöfano  it.,  sp.  girofle,  girofre,  pr.  fr.  girofle  würznelk^;  von 
caryophyllum  mit  dem  griech.  accente  in  7uxQv6q)vU.ov  gesprochen,  waL 
aber  carofil,  garoffl. 


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I.   GARRA-GAS.  157 

Garra  sp.  pg.  kralle^  pr.  garra  hniebug?  (vgl.  sguarar  couper  le 
jarrä  GO.),  Ufnous.  jaro,  genf.  jaire.  Daher  it.  garretto,  aUfr.  garret, 
nfr.  jarret,  sp,  jarrete,  pg.  jarrete  Jcniebug,  Jcniekehle;  neupr.  garrou 
schweinshamme;  sard,  garroni  =  garretto;  dsgl.fr.  garrot  gelenkt  fuge, 
kneM,  sp.  pg.  garrote  mit  letzterer  bedeutung.  Vom  hymr.  gär  Schenkel^ 
brä.  gar  sduefU>ein;  vgl.  Tcymr.  c&mez  g&r  hniebug,  bret.  garan  einschnitt. 
BeriiJming  der  begriffe  glied,  gdenk,  kralle  lehrt  oben  artiglio.  Weiteres 
bei  Diefenbach,  Cdt.  /,  129. 

Garzone  it.,  sp.  garzon,  pg.  gar^ao,  fr.  gar^on,  pr.  auch  gartz, 
aUfr.  gars  kndbe,  bursche,  junggesell,  fem.  fr.  garce  liederliche  dime. 
Die  vHHichste  bedeutung  dieses  wortes^  das  im  nUaiein  erst  spät  auftaucht, 
war  im  oitfranB.  nicht  knabe,  dafür  brauchte  man  lieber  danzel  oder 
yaslet,  es  hieß  diener,  handlanger,  trossknecht,  0umal  aber  in  moralischer 
heeiekung  lotterbube;  auch  der  port.  Codex  Alfons.  braucht  gar^m  in 
ktsterem  sinne  SRos.  s.  v.  Dagegen  hieß  das  fem.  garce  ursprüngl.  mäd- 
chen,  wohl  auch  dienstmädchen,  ohne  Übeln  nebenbegriff  (Le  Glay  eum 
Baoul  de  Cambr.  p.  166)  und  schon  hieraus  ist  sm  schließen,  daß  die 
grmdbedeutung  der  mäntdichen  form  garzon  die  des  lat.  puer  war,  wie 
auch  die  Wörterbücher  des  16.  jh.  übersetzen,  daß  es  aber,  wie  unser  bube, 
in  iAlen  sinn  ausartete.  In  der  mundart  des  Jura  heißt  noch  jetzt  gars 
söhn,  garge  tochter,  gleichfalls  ohne  schlimmen  nebenbegriff.  Was  nun 
sdne  herkunß  betrifft,  so  sind  alle  vorgebrachte  deutungen  bodenlos.  Der 
anlaut  g  iann  deutschem  w  nicht  entsprechen,  da  kein  it.  gaarzone  statt- 
findä,  die  jmweHen  vorkommende  prov.  Schreibung  guarso  beruht  auf  un- 
gemmigkeii;  auch  nicht  bretonischem  gw  in  gwerc'h  Jungfrau  (Pott, 
Fcrsck  77,  347).  Die  gael.  spräche  hat  freilich  ein  wort  garsan,  aber 
aus  dem  franz.,  sie  verumndelt  oft  das  rom.  on  in  ihr  eigenes  suffix  an, 
vgl  caban,  baran,  bürdan,  ladran,  fr.  chapon,  baron,  bourdon,  larron. 
Das  wort  erklärt  sich  wie  so  viele,  die  man  in  der  ferne  sucht,  klar  und 
einfach  aus  dem  lat.  sprachstoff.  Mit  garzone  nämlich  ist  augenscheinlich 
gleicies  Stammes  it.  garznolo  herz  des  kohles,  maü.  garzoen  knospe,  von 
cardaiiB  (s.  unten  II.  a),  hiemach  ist  knabe  etwas  noch  unentwickeltes, 
knospe,  butzen,  Strunk,  eine  anschauung,  die  sich  auch  im  it.  toso,  im  fr. 
petit  trognon,  im  dtschen  kleiner  btttzel,  im  gr.  xogog,  im  gael.  gas  aus- 
spricht, ja  das  maü.  garzon  bedeutet  außer  knabe  auch  eine  distelartige 
pflanze  und  leitet  dergestalt  unmittelbar  auf  Carduus  zurück.  Wie  willig 
aber  in  Carduus  die  tenuis  der  media  wich,  bezeugt  auch  das  lothr.  gade 
=  carde,  gadä  =  carder.  —  Ist  nicht  auch  it.  sp.  garza  reiher  identisch 
imt  fr,  garce  mädchcn,  indem  man  den  vom  köpfe  zurückwallenden  feder- 
husch  dieses  vogds  mit  dem  herahfdUenden  kurzen  haar  eines  kleinen 
mädchens  verglich?  Oder  soUte  der  itai.  mundart,  worin  das  wort  am 
reichsten  gewuchert  hat  und  woher  es  ausgieng,  das  feminin  gefehlt  haben? 
Span,  garceta  heifit  kleiner  reiher  und  herabfallende  haarlodce.  über  den 
su)^dhaften  arabischen  Ursprung  des  Wortes  s.  Engdmann  p.  81. 

Gas  ein  luftstoff;  von  dem  äUem  van  Helmont  erfundenes,  vielleicht 


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158  I.   GASALHA— ftAVETTA. 

aus  ndl.  geest  d.  i,  geist  gebildetes  wort  (Adelung).     Weigernd  l  390 
vermuthet  vom  deutschen  gäschen  schäumen. 

Gasalha  pr.j  cdtfr.  gazaille,  fnlat.  gasalia  gemeinschafl,  gesA- 
Schaft  (nicht  gewinn^  wie  Lex.  rom.  III j  449  bestimpU  wird);  dahin  auch 
pg.  agasalhar  und  gasalhar  (nach  dem  subst.  gasalhado  Lus.  2, 15  su 
schließen),  sp.  agasajar,  gasajar  freundlieh  aufnehmen,  dUpg.  agasalhar- 
se  com  huma  mulher  sich  verheirathen  SRos.  append.  Vom  oAd.  gisello, 
in  älterer  form  gasaljo,  nhd.  geselle  geführte,  freund,  vh.  gotK  salJMi, 
ahd.  gaselljan.  In  einer  span.  Urkunde  v.  j.  804  Esp.  sagr.  XXVI,  445 
liest  man:  feci  ibi  presnras  cum  meis  gasalianibus  (theiÖwibem)  mecun 
commorantibus,  worin  gasalianes  nach  dem  goth,  plural  gasaljans  gefmd 
sein  muß.  Menage  erwähnt  auch  ein  it.  ghisello  compagno;  aus  wdeker 
mundart  soll  dies  geschöpft  sein?  S.  Rosa  verzeichnet  ein  aUpg,  gas- 
yillado  asodado,  ioas  vielleicht  aus  gasaillado  verschrieben  ist, 

Gatto  ü.j  sp.  gato,  cot.  gat,  pr.  cat,  fr,  chat,  fem.  gatta,  gata, 
cata,  chatte,  ngr.  yaia  kotze,  fehlt  dem  Wdlachen,  der  mutze  und  pisfoe 
dafür  hat.  Felis  aber  fehlt  äUen;  nur  im  picard.  Wörterbuch  wird  fölc 
als  ein  seltner  ausdruck  bemerkt  und  aus  felis  hergeleitet,  uHkS  hier  mf 
sich  beruhen  möge.  Das  neue  wort  ist  at4ch  durch  die  cdtischen  tmi 
german.  sprachen  verbreitet:  ir.  cat,  kymr.  cäth,  ags.  cat,  aUn.  köttr.  £« 
lat,  c&tus  kommt  erst  spät,  bei  Paüaäius  und  bei  einem  dichter  vor  (s. 
Freund),  ist  aber  vielleicht  schon  in  cätolus  enthalten,  venoandt  mi 
cänis  (Schwenck);  bei  Isidorus  gut  es  noch  für  ein  wort  des  gemmm 
lebens:  hmic  (mnrionem)  ynlgus  catnm  a  captara  vocant  12,  2,  38.  Jht 
herleitung  aus  captare,  altrom.  catar,  ist  indessen  unstatthaft,  da,  abge- 
sehen vom  lat.  catas  für  captus,  auch  im  roman.  sich  die  anlaute  md 
inlaute  widersprechen,  it,  gatto  und  catare. 

Gavela  pg,,  sp.  gavilla,  pr,  gnavella  GO.,  fr.  javelle  reiänkM 
welle,  handvoU  ähren,  span.  auch  häufe  menschen  (ebenso  vol.  gavella  J- 
Febr.  64).  Grammatisch  unbefriedigend  ist  die  erUärung  von  Ffisch  ws 
dem  dtschen  gaufei;  nicht  besser  die  aus  dem  ahd,  garba,  detm  r  duldä^ 
wie  schon  unter  gabella  erinnert  ward,  vor  b  keinen  ausfäU;  unnöthig  dk 
von  Menage  aus  einem  hypothetischen  capus  als  primitiv  von  capala& 
Es  kommt,  wenn  man  die  bed.  handvoll  aus  handhabe  oder  griff  folgern 
darf,  unmittelbar  von  capulus,  umgebildet  in  capellus,  capella,  um  so 
wahrscheinlicher,  cds  ein  fieupr.  masc.  gavel,  pic,  gaviau  vorliegt; 
ebenso  verwandelte  sich  martulus,  scrophula  roman,  in  martellas,  scro- 
phella  (6crouelle).  Franz.  j  aber  konnte  aus  lat.  c  entstehen,  wie  dies  w 
Jambe  und  geöle  anerkannt  werden  muß.  Im  engl,  gavel  treffen  gavela 
und  gabella  (abgäbe)  zusammen,  gleichwohl  scheint  ^  je  nach  seiner  be- 
deuiung  verschiedener  herkunft.    S.  auch  E,  Müller  v.  gavel. 

Gavetta  it.,  sp,  gdbata,  /r.  jatte  hölzerner  vwipf  oder  schüssd;  von 
gabäta  eßgeschirr,  ahd,  gebita,  mlat.  capita,  vgl.  nord.  jata  krippe.  Frans, 
jatte  aus  gabata  verhält  sich  lautlich  u?ie  dette  aus  debitnm.  Pieari, 
sagt  man  gate,  norm,  gade,  jade,  daher  altfr.  jadean.  Aud^  sp.  g^- 
veta  Schublade  wird  derselben  abkunß  sein. 

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I.    GAVIA-GECCHIRE.  159 

Gavia  sp.  ein  vogdj  tnöwe;  ist  das  lat  gayia  hei  PliniuSy  für 
wdehes  die  bed.  möwe  nur  auf  vef^uthung  beruhi,  durch  das  roman.  wort 
aber  gerechtfertigt  wird.  Daher  die  glekhbed.  ablh  sp.  gaviota,  pg, 
gaiYota;  sp.  pr.  map.  gavina;  it  gabbiano,  pg,  gaiyao,  letjderes  eine 
schwalbenari. 

Qazza  it.y  gacha  pr.,  besser  pr.  agassa,  fr.  agace  eister,  hrähe; 
vom  ahd.  agalstra,  was  eine  eweite  ital.  form  gdzzera  noch  anschatdicher 
madU;  die  Verbindung  st  stdlte  sich  romanisch  durch  z,  c^  ss  dar.  Die 
Flor,  glossen  geben  agaza  als  deutsches  wort  und  übersetsen  es  mit  pica. 
Zu  merken  ist  noch  die  romagn.  form  argaza.  Der  sinn  des  deutschen 
ä-gal-astra  ist  nach  Grimm  II,  367  der  rauhschreiende  krächeende  vogd. 

Gazzella  ü.^  gazela  sp.j  gazelle,  algazelle  fr.  ein  säugethier  im 
Orient  und  Nordafrica;  vom  arab.  gaz&l  junge  gaeelle  Fretft.  III,  274''. 

Oazzetta  it.,  gazeta  sp.,  gazette  fr.  jseitung;  eigentl.  name  einer 
ital.  münse  (von  gaza  schatjg?),  wofür  man  das  eeitungsblaU  kaufte.  So 
Minage  und  Ferrari.  Nach  Schmellers  vermuthung  aber  ist  gazzetta  das 
diminutiv  von  gsaxsL  elster,  indem  die  ersten  aeitungsblätter  etwa  das 
etMem  des  geschwätjngen  vogels  getragen  hätten,  Bair.  wb.  IV,  293.  — 
[Mahn  p.  90  tritt  Menage  bei.  Die  ersten  eeUungsblätter,  bemerkt  er, 
ersehimen  eu  Venedig  (1563?)  und  waren  geschrieben;  für  die  erlaubnis 
^  £u  lesen  sohlte  man  eine  gaaetta,  daher  der  name  dieser  blätter,  denn 
sie  konnten  bei  der  dürftigkeit  ihres  inhcdtes  nichts  weniger  als  geschwäteig 
genannt  werden;  auch  sei  es  nicht  wahrscheinlich,  daß  die  Verfasser  ein 
solches  emblem  gewählt  hätten,  da  man  sich  nickt  leicht  selbst  verspotte.  — 
Dagegen  möchte  sich  doch  wieder  einwenden  lassen,  daß  was  man  für 
eine  bestimmte  münsse  kauft,  schwerlich  mit  dem  namen  derselben  benannt 
worden  wäre  (dafür  hatte  man  das  suffix  ata  wie  in  derrata,  quattrinata), 
femer  daß  wenn  auch  nicht  der  Verfasser,  doch  das  publicum  eine  seitung 
füglich  eine  plaudertasche  nennen  konnte,  weil  ihre  nachrichten  oft  genug 
grundlos  sein  mochten.] 

Gecchire  it.  in  aggecchirsi  sich  demüthigen,  sich  unterwerfen  {ait 
gicchito  demüthig,  s.  Perticari  p.  300,  giachito  PPS.  II,  176,  maxi. 
geechiss  d.  i.  geecbirsi),  pr.  gequir,  dUsp.  jaquir  überlassen,  oMcat.  jaqnir 
erlauben,  oitfr.  gehir  gestehen,  sagen.  Alle  diese  Wörter  lassen  sich  auf 
eins  jmrüekbringen,  das  ahd.  jeban  aussagen,  eugestehen,  vgl.  mhd.  jehen 
c.  dat.  einem  den  sieg  euerkemien,  sich  überwunden  geben.  Ital.  aggec- 
chirsi, das  Ciampi  (zu  dno)  gegen  die  grammaiik  aiAS  abiettito  (abjectns) 
erklärt,  bedeutet  sich  einem  eugestehen,  sich  einem  überlassen,  h  durch  ch 
vertreten  wie  in  annichilare.  Ebenso  das  prov.  wort:  qui  tot  non  lor  o 
gic  wer  ihnen  nicht  alles  jmsagt,  überläßt  Chx.  TV,  344;  se  gequir  de 
ana  ren  sich  von  äwas  lossagen.  AÜcat.  nos  jaqnesca  escapar  er  erlaube 
uns  jm  entrinnen,  lasse  uns  entrinnen  RMunt.  114*".  Am  nächsten  schließt 
sich  die  bedeutung  des  aUfr.  Wortes  an  die  des  deutschen:  jehir  ses  pe- 
cbi^  seine  Sünden  beichten  Gar.  II,  222;  ist  doch  beichte,  ahd.  bigiht, 
sdbst  aus  jehan  entstar^en.     Was  die  begriffsentuncklung  betrifft,   so  ist 


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160  I.   GELDRA-GERGO. 

besonders  ssu  vergleichen  goth.  gaknnnan  sik  sich  bekennen,   sich  wikr- 
werfen^  vTVOTOTTea&ai.  * 

Geldra  i^.  lumpenvolky  pr.  gelda,  cdifr.  gelde  trupp  besonders  wm 
fußvolk:  trente  milie  de  gelde  triginta  müia  pedüum  LRs.  15,  vom  niat. 
gelda  congregcUiOf  dies  at4S  dem  deutschen:  ags,  gild  cuUuSy  soddlUßs, 
gegilde  sodalis,  ndd.  gilde.  A^Ach  ein  altfr.  gueude  findet  sich  (gii  nd>m 
g  £f,  b.  in  gueule,  geule):  la  80ci6t6  yulgairement  appel6e  gueude  mu- 
chande  kaufmannsgilde^  s.  MSnage.  Von  pr.  gelda  ist  geldon  lansm- 
träger,  daher  ü.  gialdoniere  dass.  ÄUit.  gialda  lanj^e  erinnert  swar  m 
goth.  giltha  sichelj  hippe:  man  kann  aber  die  waffe  nach  den  leuten  be- 
nannt haben,  die  sie  tragen,  vgl.  partigiana.  S.  auch  Füomena  ed.  Cian^ 
p.  143. 

Gengiva  U.  pg.  pr.,  sp>  encia,  fr.  geneive,  und.  gingie  sahttfleisd; 
von  gingiya,  mit  abänderungen,  um  das  sich  wiederholende  g  eu  bes^ 
gen,  vgl.  auch  sard.  sfnzia,  pr.  angiva,  cot.  geniva,  fr.  in  Berry  gendife 
u.  a.  formen. 

Gente  altü.  (wohl  aus  dem  prov.),  aiisp.  gento  (gente  Mar. 
Egipc.  nach  Pidci  ist  unrichtig,  s.  Janer  313^),  pr.  gent,  fem.  genta, 
ältcat.  gint,  ginta,  altfr.  (noch  in  Berry)  gent,  gente  artig,  hübsch;  vb. 
agenzare,  agensar,  agencer  gefallen.  Fon  gentilis  mi^  jmrückgeßogenem 
accent  und  weggefallnem  suffix  wäre  nicht  gegen  die  grammatik,  man  be- 
denke sp.  manso  aus  mansuetus  u.  a.  Vielleicht  aber  findet  sich  m 
näher  liegendes  wort.  Buchstäblich  passt  nur  genitus,  worauf  schon 
Sanchee,  Colecc.  tom.  III,  vermuthäe.  Homo  genitus  konnte  einen  numn 
von  fierkunft,  einen  eddn  bedeuten,  wie  man  einen  solchen,  aber  minder 
kühn,  mhd.  von  geburt,  fr.  homme  de  naissance  nennt,  und  hieraus 
konnte  sich  die  bed.  artig  entunckdn,  die  auch  gentilis  d.  i.  qui  gentem 
habet  annehmen  muffte.     Vgl.  Grandgagnage  v.  ajancener. 

Gergo  it.,  sp.  xerga;  it.  gergone,  fr.  Jargon;  altsp.  girgonz  Alx. 
{gebildet  wie  vascuence  =»  vasconice),  nsp.  gerigonza  kauderwälsch,  roth- 
wälsch,  so  pr.  gergons  ^vulgare  trutanorum*  spitabubensprache  GProv.94. 
Nicht  unpassend  nennt  Charles  von  Orleans  die  spräche  der  thiere  ein 
Jargon,  eine  für  wis  unverständliche  rede:  il  n*y  a  ne  beste  ne  oyseau 
qu'en  son  Jargon  ne  chante  et  erie.  Altfr.  sagte  man  für  jargonner  onc* 
gargoner  Roquef.,  Hob.  le  diabl.  IIP.  col.  1,  altengl.  gargoun  HaUiw.: 
hieraus  folgt  1)  daß  trote  dem  pic.  gergon  (denn  diese  mundart  pflegt 
das  gutturale  g  jgu  bewahren)  ga  der  ursprüngliche  anlaut  war,  2)  dal^ 
das  wort  von  Frankreich  ausgegangen.  Gleichwohl  ist  sein  Ursprung  nicU 
sicher,  wenigstens  läßt  es  sich  aus  dem  nord.  jarg  Salbaderei,  wenn  man 
auf  ga  als  dem  richtigen  anlaute  besteht,  nicht  herleiten.  Man  sagt  fr- 
le  jars  jargonne  der  gänserich  schnattert,  allein  die  art  der  ableiiung  von 
Jargon  aus  jars  läßt  sich  nicht  klar  machen.  Es  möchte  also  woU 
gebildet  sein  aus  dem  roman.  stamme  garg  (s.  oben  gargatta),  so  daß  es 
eigentl.  gegurgd,  widerliches  unverständliches  gerede  bedeutete.  Vgl.  auch 
das  sp.  guirigay  .kauderwälsch. 


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I.   GEßLA-GflIAÖO.  161 

Gerla  t^.,  neupr.  gerlo,  oAtfr.  geurle -KTC.  7,  220,  jarle  JSoj.  trage- 
horby  eimer;  von  gernlns  tragend,  in  den  Casseler  glossen  gerala  tina 
^£M$ipar'  (jmber). 

Oesmino  ä.  {entstellt  in  gelsomino),  ^.Jasmin,  in  der  alten  prov. 
litteratur  nicht  vorhanden,  neupr.  jaussemin,  gensemil,  fr.  Jasmin  ein 
siaudengewächs;  vom  pers.  jäsemtn,  auch  arab.  jäsamün,  das  Freytag  IV, 
514^  ds  ein  fremdes  toort  gibt 

Gesta  a.,  geste  dUfr.,  wohl  auch  pr.  gesta  geschlecht,  stamm.  Lot. 
gesta  cds  singutar  g^aucht  (man  sehe  Ducange)  nannte  das  mütelalter 
die  tkaten  eines  vornehmen  geschlechtes,  sodann  die  beschreibung  derselben, 
die  Chronik,  endlichj  vermöge  einer  Übertragung  der  Sachen  auf  die  per- 
sonenj  die  geschlechtsfolge,  den  stamm  selbst.  Altfr.  beispide  der  beiden 
letzteren  bedeutungen  sind:  an  (en)  la  geste  est  escrit  Sax.  II,  161;  en 
vielle  geste  le  trueve  Ton  lisant  Bom,  de  Boncev.  p.  67;  ClodoYs  qui 
commenga  la  bone  geste  NF,  Jub,  II,  19;  la  geste  Mahom  der  stamm, 
das  Volk  Mahomets  Sax,  II,  84;  li  varlet  de  haute  gieste  JEracl  3362. 
Auch  das  aitsp.  toort  heißt  chronik:  aquis'  conpieza  la  gesta  de  mio  Cid 
PC  1093, 

Gettare,  gittare  it,,  j|p.  jitar,  pr.  getar,  gitar,  fr.  jeter,  sp.  mit  ab- 
geäoßenem  j  echar,  werfen;  von  jactare  oder,  wie  der  allgemeine  über- 
tritt  des  2i  in  e  vermuthen  läßt,  von  ejectare,  wal,  ajepta.  Sbst,  fr.  j  e  t 
wurf,  auch  Schleuder,  strick,  pr.  get,  it.  getto,  geto.  Zu  merken  ist  pg, 
deitar  =  /r.  d^jeter,  von  dejectare,  welches  Gettius  aus  Mattius  an- 
fuhrt; die  altere  spräche  aber  kennt  auch  geitar.  —  [Diese  deutung  von 
gettare  aus  ejectare,  gegenüber  der  herkömndichen  aus  jactare,  ist  von 
achtbarster  seile  bestritten  worden,  Sie  kann  sich  aber  unter  andern  dar- 
auf berufen,  daß  im  itaiienischen  aus  der  lat.  silbe  act  niemals  ett  oder 
itt  wird,  und  daß  auch  die  wcd,  form,  (deren  anlaut  b,  so  gut  jm  lat,  e 
passt  wie  in  alege  von  eligere  «.  a.)  gleichfalls  ein  radicäles  e  zeigt.] 

Gherone,  garone  U.,  sp.  giron,  pg.  giräo,  fr.  giron,  altfr.  auch 
gaeron  esgs,  gron  Comte  de  Poit,  p.  14  (so  noch  picard,)  schooß,  schleppe, 
m  der  wappenkunst  dreieck;  aus  dem  ähd.  gero,  acc.  gferun,  mhd.  g6re, 
altfries,  gare  angesetztes  keilförmiges  stück  in  einem  kleide,  um  es  bau- 
schig 8u  machen^  von  ggr  speer  wegen  der  cämlichkeit:  ebenso  nüat.  pilum 
vestimenti  speer  des  gewandes,  oder  das  in  einem  glossar  (Crraff  IV,  225) 
mit  ggro  übersetzte  romanische  lansa.    S.  Grimm,  Rechtsalt,  168. 

Ghiado  it.  äußerste  kälte,  pr.  glay  schrecken,  cat.  erstaunen;  zsgs. 
pr.  eat.  esglay  s.  v.  a.  glay,  altsp.  aglayo;  vb,  it.  agghiadare  vor 
kälte  erstarren,  altsp.  aglayarse  erstaunen,  pr.  esglayar  erschrecken,  nieder- 
schlagen, cat.  in  erstaunen  setzen.  Prov.  glay  bedeutet  auch  schwort,  von 
gladius,  vgl.  die  form  desglayar  tödten,  neben  desglaziar  (mlat.  degladi- 
andi  'deoccidendV  Class.  auct.  VI,  520'');  auch  altfr.  glaive  ist  die  tödt- 
lide  vHxffe  und  der  tödtliche  schrecken;  it.  morto  a  ghiado  heißt  erstochen 
(com.  parm.  ghia  stächet),  agghiadare  auch  erstechen,  niederhauen,  pic. 
a^ver  umkommen.    Schrecken  oder  kälte  werden  als  ein  herzdurchdrin- 

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162  L   GHIATTIRE-GHIGNARE. 

gendes  Schwert  gedacht.  Konnte  aber  it  ghiado  aus  gladins  entst^ien?  durA 
dissimüation  allerdings^  da  ghiadio  mislautete. 

Ghiattire  und  sghlattire  i/.,  pr.  altfr.  glatir,  ndat.  glattire  Dief. 
Voc.  lat,  germ.j  neufr,  clatir,  sp,  pg.  latir  Uaffen^  beUen,  anschlagen; 
subst.  pr.  glat,  wohl  auch  altfr.  glai  (lärm^  geschrei);  naturausdrud  wie 
nhd.  klatschen,  ndl.  klat-eren,  gr.  idaCeiv^  ylaüiv,  lat.  lat-rare. 

Ghiazzerino  it.,  sp.  jacerina,  pg.  jazerina,  pr.  jazeran,  aUfr. 
jazerant,  jazerenc,  daher  pg.  jazeräo,  paneerhemd  aus  Meinen  ringen  su- 
sammengesetjst;  npr.  jaziran,  bürg,  jazeran  halsband  der  weiber.  Eigetd- 
lieh  ist  das  wort  ein  von  seinem  Substantiv  getrenntes  adjectiv,  sp.  cota 
jacerina,  fr.  haaberc  jazerant,  vgl.  pr.  rausbercs  fon  jazerans  daspanser- 
hemd  war  von  ringen.  Le  Duchat  leitet  es  vom  dtschen  ganz-rinc,  das 
aber  nicht  vorhanden  ist,  Reiffenberg  zu  Chev.  au  cygne  I,  p.  71  tm 
jaque  acerin  stahljacke,  allein  jaqne  ist  kein  altes  wort.  Andre  AaJen 
an  das  einfache  acerin  oder  an  das  altdeutsche  tsam  (eisen)  gedacht,  oht 
über  das  vortretende  j  rechenschaft  aibeulegcn.  Span,  jazarino  heifU  d- 
gierisch,  vom  arab.  gazätr  Algier:  bezog  man  etwa  die  besten  geringeUen 
Panzerhemden  von  dort?  Covarruvias  v.  Argel  versichert  dies  ohne  be- 
denken. Die  Eist,  de  las  guerras  civiles  de  Granade  cap.  8  kennt  wenig- 
stens eine  jacerina  labrada  en  Damasco.  In  Wolframs  Willehaim  366j 
12  aber  fOhrt  der  könig  der  Berberei  ein  in  Jaeeranz  gearbeitetes  panzer- 
hemd  mit  sich:  der  kttnec  von  Barberie  bräht  ini  einen  hakpere:  in 
Jazeranz  daz  selbe  werc  worhte  derz  wol  künde.  Aus  keinem  aÜfr. 
gedieht  ist  diese  auffassung  bekannt,  die  übrigens  der  deutung  aus  jazarino 
zu  statten  kommen  unirde.    [Dieser  deutung  stimmt  Engdmann  bei,  p.  83] 

Ghignare  und  sghignare  it.  heimlich  lächeln,  sp.  guinar,  j>r.  guinhar, 
fr.  guigner  mit  den  äugen  winken,  seitwärts  blicken,  spähen,  pg.  gninar 
von  dem  wege  abweichen;  sbst.  it  guigno,  sp.  guino,  pr.  gninh.  Ent- 
stehung aus  dem  ahd.  winkjan  winken  (in  welchem  falle  it.  gh  sieh  ver- 
halten muffte  wie  in  ghindare  für  guindare)  süzt  ausfall  des  k  zwischen 
n  und  j  vorauSy  wofür  sich  kein  zweites  beispiel  vorfindet:  aus  winken 
ward  vielmehr  norm,  guincher  wie  aus  dem  buchstäblich  nahe  liegenden 
wenkjan  altfr.  guenchir,  nicht  guegnier.  Da  die  picard.  mundart  nicht 
winier,  sondern  guinier  spricht,  so  ist  es  nicht  einmal  rathsam,  den  anlaut 
aus  ursprünglichem  w  herzuleiten  und  so  kann  denn  auch  das  kymr.  gwing 
Wendung,  unnk  nicht  in  betracht  kommen.  Ags.  ginian,  aUn.  gina,  ahd. 
ginen  heißt  gaffen:  hieran  konnte  sich  etwa  die  franz.  bed.  ^mit  den  äugen 
verfolgen  und  daraus  wieder  die  andern  entwickeln,  vgl.  fr.  b6er  gaffen, 
betrachten;  aber  der  grundbegriff  des  rom.  Wortes  ist  doch  offenbar  winken, 
anlächeln,  und  so  passt  es  besser  zu  ahd.  ktnan,  wovon  ein  altes  glossar 
sagt  chinit  ^adrisit^  Graff  IV,  450,  wiewohl  übrigens  anlautendes  deut- 
sches k  bei  folgendem  vocal  selten  zu  roman.  media  wird.  Auch  bask. 
quenua,  kheinna  bedeutet  wink,  es  fragt  sich  nur,  ob  es  ein  eingdHrtrenes 
oder  aus  Spanien  eingewandertes  wort  ist.  Span,  g  härtet  sich  sonst 
nicht  zu  bask.  qn,  aber  die  bildung  hat  roman.  gepräge,  vgl,  bask.  ceinna 


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I.   GHINDARE-GU.  163 

=  pr.  senh,   esteinua  =  pr.  estanh.     [SolUe  vielleicht  engl,  sqnint  et4 
herücksichtigen  seinP^  fragt  Atzler,    Man  sehe  das  toart  bei  E.  Müller^ 

Ghindare  ü.  (für  guindare),  sp.  pg,  guindar,  fr.  guinder  aufwin- 
den; vom  ahd.  windaji.  Daher  it.  guindolo  (emfar^  tn  bindolo,  trient. 
binda),  sp.  guindola,  fr.  guindre  winde,  haspel  u.  dgl.;  sp.^pg.  guin- 
daste,  /r.  gnindas  und  vindas,  atds  dem  ndl.  wind-as  (windachse),  daher 
hret.  gwindask,  engl,  aber  windlass. 

Ghiotto  ü.^  pr.  altfr.  glot  vielfraß,  schlemmer;  von  glütus,  wofür, 
nach  glnttire  jn*  urtheüen,  auch  gluttas  staitfandy  daher  das  roman.  o. 
Dsgl.  it.  ghiottone,  sp.  pr.  gloton,  fr.  glouton,  von  gluto  bei  Festus 
s.  V.  inglnyies;  vb.  it.  inghiottire,  pr.  englotir,  fr.  engloutir  ein- 
schlucken,  von  gluttire.  Aus  derselben  quelle  ist  pr.  glot  bissen,  schluck, 
und  selbst  das  gewöhnlich  von  gutta  hergeleitete  it.  ghiozzo,  worin  sich 
tt  in  zz  verwandelte. 

Ghirlanda  it.,  sp.  pg.  guirnalda,  altsp.  guarlanda,  pg.  guimalda, 
grmalda,  pr.  cot.  garlanda,  fr.  guirlande,  altfr.  auch  garlande  kranjs. 
Ungeachtet  der  alten  formen  mit  radicalem  a  scheinen  die  mit  i  ursprüng- 
licher, da  dieses  in  erster  tonloser  sübe  leicht  mit  a,  nicht  leicht  a  mit  i 
vertauscht  wird.  Das  suffix  anda  muß  dasselbe  sein  wie  im  it.  lavanda 
oder  im  fr.  girande,  es  setzt  also  ein  vb.  ghirlare  voraus,  das  aber  nicht 
vorhanden  ist.  Schwieriger  ist  der  anlatU.  Ist  g,  gh,  gn  =  g  oder  = 
w?  It.  ghirlanda  spricht  für  ersteres,  aber  nicht  entscheidend,  denn  auch 
m  ghindare  ist  gh  =  w.  Altsp.  guarlanda  zeugt  stark  für  w,  ein 
störkeres  zeugnis  noch  wäre  ein  altfr,  wirlande.  Geht  man  von  g  at4S, 
so  kommt  man  auf  gyrus,  woraus  man  gyrulare  ableiten  muß,  girillare 
(vmdm,  gam  winden)  kommt  im  miatein  vor  und  wird  von  Joh.  de  Janua 
aus  gyms  erklärt.  Allein  warum  alsdann  nicht  girlanda?  Jault  erinnert 
an  ags.  gjrdan  gürten,  sbst.  gyrdel,  aber  rom.  i  =  ags.  y  ist  sehr  pro-, 
blematisch  und  auch  die  bedeutung  sagt  wenig  zu.  Geht  man  von  w  aus, 
so  geräth  man  mit  Frisch,  unter  Voraussetzung  einer  abl.  wierelen,  auf 
mhd.  wieren  einfassen,  unechten,  schmücken,  sbst.  wiere  eingelegte  arbeit, 
ring  mit  solcher  arbeit,  ahd.  wiara  Corona,  crista.  Oberitaiien  besitzt 
noch  ein  mit  ghirlanda  formell  übereinstimmendes  wort  ghirlo  vortex 
(BiondeUi,  Azzolini),  vom  dtscheti  wirbel  d.  h.  etwas  das  sich  im  kreiße 
bewegt,  aber  die  Übertragung  auf  kränz  wäre  kühn.  Des  Wortes  herleüung 
ist  unsicher. 

Ghiro  it.  ein  säugethier,  ratz,  pr.  glire,  fr.  loir  Siebenschläfer;  von 
gtis  ^ris.  Abgel.  fr.  liron,  sp.  liron,  pg.  liräo  mit  ders.  bed.  Aus 
einem  dknintUiv  aber  scheint  npr.  greoule  entstanden.  Erwähnenswerth 
ist  in  beziehung  auf  die  des  anlautes  verlustig  gewordenen  formen  ein 
altes  deuts€h4at.  glossem  lirun,  'glires\  bei  Schmeller  II,  472,  der  dabei 
an  das  mundartliche  leinl  (kleine  hasdmaus)  erinnert,  insofern  dies  aus 
leir-lein  entstelU  sein  könnte  (leir  unirde  also  wohl  romanischer  abstam- 
mung  seifn). 

Gia  tf^  sp.  dUpg.  ya,  npg.  pr.  altfr.  ja  adverb,  von  jam;  nfr.  zsgs. 
d^ä  =  i^.  di  gia. 


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164  I.   GIACO-GIGA. 

Giaco  it.  (in  einigen  whb.),  sp,  jaco,  fr.  jaque  (f.)  hureer  oberrod 
der  hriegsleutey  daher  unser  jacke.  Ein  späteres  wart  wohl  von  sufäüigm 
Ursprung;  nach  Ducange's  vermuthung,  die  wenigstens  die  lauüehre  nickt 
verletzt  wie  die  herleitung  aus  sagnm,  von  Jaque,  dem  namen  eines  häupt- 
lings  von  Beauvais  um  1368.  Ein  altes  span.  hei^nei  an  jaqae  de  sedt 
bei  L.  de  Äyala  (gegen  ende  des  14.  jh.) 

Giallo  it.,  sp.  jalde,  pg.  jalne,  jalde,  jardo,  fr.  jaune  gelh.  Die 
franjg.  form^  urspr.  jalne,  ist  offenbar  von  gälbinus  {wal.  gälbin),  aus 
jalne  aber  ward  mit  einer  kleinen  euphonischen  Veränderung  jalde,  lomb. 
giald.  Ital.  giallo  erklärt  sich  mit  minderer  Schwierigkeit  aus  ahd.  gdo 
=  nhd.  gelb  ais  aus  fr.  jaune,  vgl.  a  für  e  im  aUit.  gialnra  von  geh 
kalte  PPS.  l  520. 

Giara  it.^  sp.  jarra,  pg.  pr.  jarra,  fr.  jarre  großes  gefäß  mit  swei 
henkeln;  masc.it.  gia,rro,  sp.  j&rro, pg.  jsltto  krug  u.  dgl.^  vom  arab.  garnih 
Wassergefäß  Freyt.  /,  260''.  Im  aUport.  trifft  man  überdies  die  form 
zarra  SRos. 

Giardino  it.,  sp.  jardin,  pg.  jardim,  pr.  jardi,  gardi,  jerzi,  fr. 
jardin,  mdartl.  gardin,  dsgl.  fem.  pr.  giardina  garten;  vom  (xhd.  garto 
{gen.  dat.  gartin)  oder,  wom  die  bildung  giardina  fast  nothigt,  roman. 
ableitung  aus  ahd.  gart,  ursprüngl.  gard,  umsäunung,  goth.  gards  behau- 
sung,  womit  auch  gael.  gart,  kymr.  gardd  eusammentrifft,  selbst  aUfr. 
jarz  Er.  En.  5694.  Wal  gard  (mun)  ist  buchstäblich  das  goth.  gards 
und  nebst  atban.  garde  vielleicht  (nach  MiTdosich  schwerlich)  daher  gü- 
lehnt,  wogegen  gredine  (garten)  auf  das  gleichbed.  alban.  g^radfnf ,  serb. 
grädina  {von  gräd  festung,  russ.  görod)  zurückgeht. 

Giavelotto  it.  wahrscheiräich  aus  dem  fr.  javelot,  alt  garelot, 
fehlt  pr.,  bret.  gavlod,  mhd.  gabilöt  Wurfspeer;  mit  anderm  sufjßx  it.  gia- 
velina,  sp.  jabalina,  fr.  javeline,  auch  bret.  gavlin.  Außer  der  her- 
leitung  aus  jaculum,  gegen  welche  aber  schon  der  aUfr.  anlaut  g  «cfc  «^ 
hebt^  sind  ewei  in  bäracht  zu  eichen.  Nach  Grimm  III,  443  nämlick 
hat  es  seine  quelle  im  engl,  gavellock,  ags.  gafläc,  einem  compositum^ 
dessen  erste  hälfte  sich  in  dem  oitn.  speemamen  geQa  wiedereufinden 
scheine,  die  eweite  das  ags.  läc  (spiel)  sein  müsse.  Pott,  Forsch.  II,  107 
verweist  lieber  auf  ir.  gabhla  speer,  vgl.  auch  Diefenbach,  CeU.  I,  137, 
Goth.  wb.  11^  402.  Die  js^ss.  gaf-läc  ist,  ßumal  neben  den  formen  gafeloe, 
gafeluc,  altn.  gaflok,  allerdings  nicht  unzweifelhaft,  das  wort  könnte  so- 
gar seinen  grund  haben  im  kymr.  gafl-ach  gefiederter  speer,  einem  grcmt- 
malisch  richtigen  derivatum  at^s  dem  sbst  gafl:  wenigstens  wäre  das  um- 
gekehrte Verhältnis  nicht  wahrscheivlich^  da  auslautendem  ags.  c  (engl,  k) 
regelmäßig  kymr.  g,  nicht  ch  antwortet  (parwg,  cög,  dug  =  ags.  parmc, 
cöc,  engl,  duke  u.  dgl).  Ohne  etymologische  bedeutung  scheint  die  altfr. 
nicht  unhaußge  form  gaverlot  Brt  I,  296,  sssgz.  garlot  GH.  de  Laie 
p.  9  (19  Seh.). 

Gigai^.  ältsp.pr.,  gigue,  gigle  altfr.  ein  Saiteninstrument,  nsp.  gig», 
nfr.  gigue  ein  tane  mit  musikbegleitung ;  vom  mhd.  gtge,  nhd.  geige>  dies 


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I.   GIGLIO-GIRFALCO.  165 

vom  starken  vb.  gtgen,  s.  Grimm  11,  47,  Mutter^  MM,  tcb.  J,  511.  Da- 
her fr.  gigot  hammdskeule  (wegen  der  ähnlichkeit),  5p.  gigote  gehackt 
fleisch  (nämlich  von  der  hammetskeulCy  wie  Covarruvias  bemerkt). 

Giglio  it.,  sp.  pg.  lirio,  pr.  Uli,  liri,  lis,  at4ch  lir  LR.  /,  408,  fr. 
lis,  überdies  piem.  maü.  liri,  sard.  lillu,  cdtsp.  lilio,  churw.  fem.  gilgia, 
mhd.  gilge,  schw£f.  jilge,  ilge,  lilie.  Ein  bemerkenswerthes  beispiel  von 
dissimilaiion:  um  dem  tciederholten  1  amjsuweicher^,  ward  theüs  der  erste 
dieser  buchstaben  in  g,  theüs  der  gweite  in  das  verwandte  r  umgesetzt;  gr. 
hiQioy  hat  schwerlich  theü  daran.  Die  franz,  mit  s  ausgestattete  form 
aber  ist  eine  nominativische  lilias,  wie  denn  das  wort  auch  im  ahd.  lilio, 
mhd.  gilge  ais  masc,  behandelt  ward.  Der  walach.  ausdruck  ist  crin, 
vom  gr.  xqivov.     Vgl.  Pott,  Forsch.  II,  99. 

Ginepro  U.,  sp.  enebro,  pg.  zimbro  (z  ßr  g  selten)^  fr.  geni^vre 
wachholder;  von  juniperns.  E  oder  i  für  u  venäth  frane.  einfluß,  vgl. 
g^nisse  II  Cy  daher  auch  ndl.  jenever,  dän.  enebaer. 

Gineta  sp.,  pg.  gineta,  fr.  genette,  engl,  genet,  fehlt  itcd.,  eine  art 
der  viverra,  in  der  Levante,  bisamkatee.  Im  altpg.  findet  sich  pelle  de 
janeta  =  edbettinas  urk.  v.  j.  1137,  s.  Santa  Rosa  I,  472.  Die  neupr. 
form  ist  chäino.  Der  name,  den  uns  Menage  aus  faginetta  =  fouinette 
deutet,  wird  wohi  der  Levante  angehören. 

Ginocchio  i^.,  wal.  genunche,  sp.  hinojo,  oitsp.  ginojo,  pg.  giolho, 
joelho,  fr.  genou  aus  genouil  knie;  von  genuciilam  für  geniculiim  j^.  b. 
schon  in  der  L.  Sal.  tit.  44,  in  Rothari  Legg.  u.  s.  w. 

Giocolaro,  giallaro  it.  gaukler,  spielmann,  von  jocularius;  sp. 
joglar,  jnglar,  pr.  joglar  dass.,  von  jocularis;  it.  giocolatore,  altfr. 
jogleor,  nfr.  Jongleur  dass.,  von  jocolator;  vb.pic.  jongier  scherten,  von 
jocnlari. 

Gioglio  it.,  sp.  joyo,  pg.  joio,  pr.  juelh  unkraut;  von  lolium,  vgl 
wegen  des  anlauies  giglio  von  lUinm.  Aber  auch  it.  loglio,  arag.  luello 
u.  s.  w.    Daher  pg.  joeira  getreideschwinge  das  unnütze  abzusondern. 

Giorno  it.,  pr.  aUcat.  jorn,  fr.  jour  tag;  von  diurnum  taglang 
(nUat.  jornos,  z.  b.  in  einer  Urkunde  v.  j.  897  DC),  das  in  einigen 
sprachen  Ober  das  klanglose  dies  die  oberhand  gewann:  noch  it.  di,  sp. 
pg- pr.  neucat.  dia.  Zsgs.it.  soggiorno,  altsp.  sojorno  Rz.,  pr.  sojorn, 
fr.  s^jonr  airfenthält  u.  o. 

Giovedi  it.,  fr.  jeudi,  pr.  cot.  dijous  donnerstag,  von  Jovis  dies, 
die«  Jovis;  sp.  jne|ve8,  pr.  auch  Jons,  vom  genitiv  Jovis,  wal.  joi,  ven. 
romagn.  zobia.  Dcrfur  pg.  qninta  feira  wie  ngr.  Ttifimri  und  mhd. 
pfinztae,  man  sehe  über  letzteres  so  wie  über  diese  art,  die  tage  zu  be- 
nenneny  SchmeUer  I.  321. 

Giraffa  it.,  sp.  girafa,  fr.  girafe  kameelparder;  vom  arab.  zarrSfiah 
Fre^.  II,  234\ 

Girfalco,  gerfideo  it.,  sp.  gerifalte  (aus  dem  franz.),  pr.  girfalc, 
fr.  geiiant;  mlat.  gyrofalco,  a  gyrando,  qnia  diu  gyrando  acriter  prae- 
dam  insequitnr  Albertus  M.  s.  Ducange,   nicht  von    eitlem   dtschen  gir. 


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166  I.    GIRO-GIULIVO. 

geier,  welches  woM  selbst  erst  aus  gyrare  herrührt.  Jenes  «iwÄ^rArct/kn 
der  rauhvögel  heißt  sonst  auch  it,  ruota,  ven,  ronda;  das  gr.  tuqxoq  be- 
deutet darum  1)  ring,  kreiß,  2)  falke.  Da  ein  andrer  stoßvogd  den 
namen  sagro  trägt  (s.  unten),  so  construierten  andre  für  girÜEÜco  ein 
etymon  hiero-falco. 

Giro  it.,  sp.  giro,  pr.  gir  kreiß,  unüauf,  umfang;  von  gyrns.  ÄÜfr. 
findet  sich  plur.  gires  geburtswehen  QFA.  783,  vielleicht  von  den  drekun- 
gen  des  kindes  bei  der  geburt  so  genannt,  mundartlich  (in  Berry)  girande, 
gerente  kreißendes  weib  (womit  also  der  sinn  des  deutschen  wortes  eu- 
sammentrifft,  wenn  es  von  kreifs,  nicht  von  kreisten  d.  i.  stöhnen  her- 
kommt). Daher  vb.  it.  girare  ff.,  altfr.  girer  sich  im  kreiße  drehen, 
nüat.  gyrare  L.Alam.;  it.  girdndola,  sp.  gir&ndala,  fr.  girandole  feuer- 
rad,  von  einem  verlorenen  giranda,  entsprechend  dem  erhaltenen  fr.  gi- 
rande; fr.  gironette  Wetterfahne  für  girotette  {vgl.  it.  girotta),  nichi 
durch  on  erweitert  aus  girette. 

Ginbba,  ginppa  it.,  sp.  al-juba,  i>r.  jnpa,  /r.  jupe,  dsgl.  mit  i 
com»  cremon.  gibba,  mail.  churw.  gippa^  mhd.  gippe^  Joppe;  abgel  it. 
giubbone,  sp.  jubon,  pg.  jubäo,  gibäo,  cat.  gipö,  pr.  jubo,  fr.  jupon, 
auch  wai.  zubeä  ein  kleidungsstück,  jacke,  wams.  Die  span.  form  ßhrt 
auf  arab.  algnbbah  (al-gobbah)  baumwoUnes  Unterkleid,  in  einem  wb.  aus 
dem  ende  des  10.  jh.,  s.  Gol.  460 y  Freyt.  I,  238''.  Das  radicale  i  in 
mehreren  mundarten  hat  vielleicht  nur  im  fr.  n  seinen  grund.  IRdtGr 
auch  sp.  chupa  jacke,  weste,  it.  cioppa  langes  oberUeid  der  frauen?  Unser 
deutsches  schaube,  früher  schuba,  hat  dieselbe  quelle,  Schmeller  III,  306. 

Ginbetto,  giubbetta  it.,  fr.  gibet  galgen,  daher  engl,  gibbet.  Die 
ital.  form  weist  sich  deutlich  aus  als  diminutiv  von  giubba,  so  daß  es 
ursprüngl.  den  strick  um  den  hals  bedeutete,  Jäckchen,  kollerchen,  kragen. 
Durch  einen  ähnlichen  schere  bezeichnet  der  Spanier  mit  jnbon  die  strafe 
des  Staupbesens,  da  sie  den  rücken  trifft.    Über  i  aus  u  vgl.  g^nisse  H.  c. 

Giubilare  t^.,  sp.  Jubilar  frohlocken,  jauchzen;  von  jubilare  ein 
wildes  geschrei  erheben,  die  rotnan.  bedetUung  auch  in  unserem  jubeln,  ju- 
bilieren. Aber  Sardinien  legt  seinem  giuilare  noch  die  alte  bed.  rufen, 
schreien  bei  (chiamare,  gridare,  s.  Spanu  voc.  sard.)  und  construiert  es 
auch  mit  dem  acc.  wie  der  Laieiner  sein  jubilaje.  Dcusu  Rom.  granm. 
I,  19. 

Giüggiola  it.,  sp.  jujuba  (in  einigen  wbb.),  fr.  jujube  brustbeere; 
von  zizyphum.    Das  üblichere  span.  wort  ist  azuJEEiifa  II.  b. 

Giulebbe  i^.,  sp.  julepe,  pr.  fr.  julep  ein  kühUrank;  vom  arab. 
golab,  dies  vom  pers.  gul  rose  und  Sb  wasser,  also  rosenwasser,  s.  Gel. 
518,  Freyt.  I,  290\ 

Giulivo  it.,  pr.  altfr.  joli  für  jolif  fröhlich,  nfr.  joli,  sp.  juli  Canc. 
de  B.  artig,  hübsch;  vb.  altfr.  j  oliv  er,  jolier  sich  freuen  und  andrt 
abll.  Nicht  von  jovialis,  es  ist  ein  von  der  Normandie  ausgegangenes 
wort,  altn.  jol  freudenfest  zur  Weihnachtszeit,  schtved.  dän.  jul  weihnaehts- 
fest,  goth.  jiuleis  julmonat. 


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I.   QIUNARE-GIUSO.  167 

Gianare  Ä.,  wäl.  azunä,  sp.  aynnar,  pg.  jejuar,  pr.  jeonar,  fr. 
jeAner  fasten;  van  jejunare  hei  TertuUian.  In  aynnar  ward  a  vor 
[jeljunare  gesetzt  vgl.  a-yer  aus  heri,  in  jeüner  fiei  j  aus.  Für  it  giunare 
ist  ühlicker  diginnare  mü  fast  bedeutungslos  vorgesetzter  partikel,  pr.  eat. 
dejonar,  a((;.  digiuno,  dejun  (jejunus).  Eine  andre  ess.  ist  fr.  döjeüner, 
pr.  desdejonar,  sp.  desayanar^  wal.  dejunä  frühstücken^  eigentl.  fasten- 
brechen  wie  engl,  break-fast. 

Giunchiglia  it.^  sp.  junquillo,  fr.  jonquille  eine  art  narcissen; 
von  jnncus,  weü  sie  binsenartxQe  blätter  hat^  narcissus  juncifolius.  Daß  man 
nicht  giunciglia  bildete,  zeigt  eine  spätere  entstehung  des  Wortes  an,  aber 
man  behandelte  juncetnm  auf  dieselbe  weise,   indem  man  giuncheto  sprach. 

Giusarma  it.,  pr.  jusarma,  dttfr.  jusarme  und  zuweilen  gisarme, 
gisarne  Alex.  289,  29,  wie  altengl.  gisarm,  gysarn  cet.,  dsgl.  mit  guttu- 
ralem g  aitfr.  guisarme,  pr.  gasarma,  auch  altfr.  wisarme,  visarme  (letz- 
teres PDuch.  ed.  M.  p.  146,  aber  jusarme  ed.  G.  et  L.  p.  67),  wozu  altsp. 
bisarma  stimmt;  bedeutet  eine  leichtere  waffe,  vgl.  die  stelle  falces,  gisar- 
mas,  cultellos  et  alia  arma  minuta  DC.  v.  gisarma,  und  zwar  eine  schnei- 
dende, z.  b.  a  nuit,  fet  il,  la  teste  m*oste  ä  eeste  jusarme  trenchant 
KFC.  I,  19.  Des. Wortes  herkunft  liegt  noch  im  dunkeln,  die  verschiede- 
nen  formen  sind  für  seine  aufhdlung  nicht  förderlich,  doch  lohnt  es  der 
mähe  eine  deutung  zn  versuchen.  Man  bemerkt  es  öfters  in  geseUschaft 
von  falx,  ÜEtuchon,  faussart,  s.  Ducange  u.  Boquef.  I,  725,  so  daß  es  eine 
sithd'  oder  säbelartige  waffe  zu  bedeuten  scheint.  Falx,  falcastrum  wer- 
den ahd.  mit  get-isam  ßäteisen)  übersetzt,  s.  Docens  MisceU.  II,  231, 
ScUettst.  glossen  6,  237,  und  dies  konnte  sich  leicht  in  get-sdma  gisdrna, 
durch  umdeutung  mit  arma  (waffe)  in  gisarma  verwandeln.  Zur  form 
wisarme,  die  übrigens  kaum  vorkommt,  mochte  der  übliche  Wechsel  zwi- 
schen gu,  g  und  w  in  andern  Wörtern  verführt  hohen  (guivre  givre  wivre, 
gachiöre  jachiöre  waqui^re).  Aber  warum  soll  das  wort  nicht  aus  dem 
gallischen  gaesum  und  arma  zu^sammengesetzt  sein?  Weil  diese  Zusam- 
mensetzung schleppend  und  pedantisch  wäre,  wie  denn  auch  arma  nie  in 
eine  solche  interpretierende  Stellung  eintritt.  —  [Wie  problematisch  die 
vorstehende  etymologie  sein  mag,  so  sind  es  die  späteren  doch  nicht  minder. 
Gachä  p.  242  glaubt  gisarme  in  gysarum,  das  im  englischen  mittellatein 
vorkommt  und  ein  kurzes  schwert  bedeuten  soll,  wiederzuerkennen,  indem 
er  es  für  eine  Verlängerung  von  gaesum  hält;  diese  Verlängerung  wäre 
seltsam  genug.  Diefenbach,  Orig.  europ.  p.  353,  denkt  sich  unser  wort 
aus  gesara  (s.  unten  gtee  IL  c.)  entstanden,  doch  amh  bei  dieser  an- 
nähme bleibt  die  buchstäbliche  fortbildung  ungerechtfertigt,  wenn  man  nicht 
arma  zu  hülfe  ruft^ 

Giaso  it.,  abgekürzt  giü,  oitsp.  yuso,  ayuso  und  jus  Alx.,  altpg. 
Juso  FSant.  p.  531,  pr.  jos,  jotz,  jus,  altfr.  jus,  wal.  diu  ios,  partikel 
ßr  lat.  infra;  von  deosum  für  deorsum,  im  frühen  mlat.  bereits  josum, 
jusom  wie  jomus  von  diumus  (et  pausant  arma  sua  josum  L.  Alam.), 
im  altsp.  noch  dinso:   de  parte  de  diuso  de  la  cabeza  Cabrera  II,  703. 


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168  I.   GIUSQUIAMO-GOLPE. 

Giusquiamo  ü.,  $j).  josqniamo,  fr.  jusqaiame  (f.)  bäsenkraut; 
von  hyosciamus  (voaxvafAog)  schon  bei  Pätladius  entstdU  in  jusqniamos. 
Die  JcefUtenuis  in  diesem  worte  ist  at48  dem  griechischen. 

Giusta  und  giusto  ü.  (ebenso  contra,  contro),  pr.jostA,  of^r.  joste, 
juste;  von  juxta,  roman.  auch  für  secundum  gebraucht  wie  bereits  m 
classischen  und  häufiger  im  mitteUatein.  Daher  vb.  it.  giustare,  gio- 
strare,  5p.  justar,  pg.  justar,  pr.  jostar,  justar,  fr.  jouter,  alt  joster, 
jaster  1)  vereinigen,  2)  zusammentreffen  mit  den  wa/fen,  jntsammenstofienj 
tumieren;  sbst.  it.  gio8tra,i)r.  josta,  justa,  /r.joute  tumier,  mhd.  tjost, 
mndl.  joeste.  Nach  Ferrari  u.  a.  von  justa  in  dem  sinne  von  pugna 
parium  s.  aequcHium.  Die  grundbedetdung  hat  sich  am  besten  in  der 
mundart  von  Berry  erhalten:  mon  champ  joute  au  sien  gräwt  oder  ^fi 
daran.    Zsgs.  pr.  ajostar,  fr.  ajouter  vereinigen,  beifügen. 

Gobbo  it.,  churw.  gob  buckel,  fr.  gobin  bucklig;  von  gibba,  gib- 
bu8.  Das  kymr,  gob  JMufe,  dämm  liegt  mit  seiner  bedeutung  mehr  ah 
als  das  lat.  gibbus  mit  seiner  form,  denn  hier  ist  nicht  zu  übersehen^  da^ 
das  frühere  mlatein  häufig  mit  y  gybbus  schrieb  (gr.  ycvtpog)  und  gemf^ 
auch  sprach  (z.  b.  Gl.  Cass.,  Gl.  bibl.  Haltemer  p.  227'',  Gl.  lAnd^tbr.); 
ein  vocabularius  hat  gradezu  mit  u  =  rom.  o  gupiös  ^hover  (höcker) 
Haupts  mehr.  III,  373. 

Godere  und  gioire  it.,  cdtpg.  gouvir,  pr.  gaüzir,  jauzir,  fr.  jouir, 
pic.  se  gaudir  sich  freuen,  genießen,  von  gaudere;  sbst.  pg,  goivo,  pr. 
gaug  und  joi,  wald.  goy  freude,  dsgl.  fem.  it,  gioja,  sp.  joya,  pg.  pr. 
joia,  fr.  joie  freude,  kleinod  (sp.  pg.  letzteres,  fr.  ersteres,  it.  pr.  beides), 
von  gaudium,  pl.  gaudia;  abgel.  it.  giojello,  sp.  joyel,  pr.  joiel,  dUfr. 
joel,  nfr.  joyau  juwel,  ndat.  unrichtig  jocale  für  gaudiale  oder  besser  für 
gaudiellum.  Hieher  auch  pr.  jauzion,  fem.  jauzionda,  von  gandibun- 
dus  bei  Aptdejus  und  im  mlatein,  noch  jetzt  Jausion  als  familienname 
im  Süden  Frankreichs. 

Goffo  it.,  sp.  gofo,  fehlt  pg.,  fr.  goflfe  plump,  tölpelhaft,  Hai.  auch 
plump  gearbeitet,  mdarü.  engl,  gof,  guff  HdUiw.  Ist  es  CMch  enthalten 
in  der  Isid.  glosse  bigera  ^vestis  gufa  vel  vülata,  wo  es  grob  zu  bedeuten 
scheint,  so  ist  uns  seine  herkunft  gleichwohl  verborgen.  Man  hat  an  gr. 
yc(jt)q>6g  dumm,  stumpf  erinnert;  ganz  unstatthaft  leitet  es  Frisch  vom 
dtschen  gauch  geck;  aber  bair,  goff  dummkqpf  kann  Zusammenhang  nut 
dem  roman.  worte  nicht  verläugnen. 

Golfo  it.  sp.  pg.  meerbusen,  daher  fr.  golfe,  pr.  golfo,  das  eigent- 
liche fr.  wort  ist  gouffre  (m.)  dbgrund,  Strudel,  eine  auch  dem  span.  worte 
nicht  versagte  bedeutung  s.  Covarruvias.  Auch  dieser  Schifferausdruck  ist, 
wie  mancher  andre,  au^  dem  griechischen :  von  xdlnog  (meerbusen,  hofdung) 
ward  7t  aspiriert,  was  z.  b.  auch  in  trofeo*vo»  rgoTtalov  geschah^  und' 
schon  ein  altes  glossar  gewährt  xohpog  'sinus  s.  Ducange,  Gloss.  graeam. 
Die  niederl.  spräche  hat  gulp,  golf,  veraltet  golpe,  golve  strudd,  fhäh. 

Golpe  it.  (flor.),  so  auch  dltsp.  im  Alex.,  chw.  guolp,  golp,  daher 
altsp.  gulpeja  Bz.,  aUfr.  goupille,  gourpille,  gewöhnlich  masc.  goapü, 


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I.   GOMONA-GORDO.  169 

gourpil,  nmndarÜ,  wourpille,  werpille,  werpil  fuchs;  vb,  altfr.  goupiller 
sich  verkriechen  icie  der  fuchs^  sich  feige  benehmen;  nfr.  gonpillon  tcedel, 
eigenä.  fuchsschwaws.  Wegen  der  vorliegenden  behandiung  des  anlaiutes 
in  Ynlpes  s.  Bam.  grcmm.  /,  288.  Prov.  blieb  volp  unverändert.  Andre 
namen  des  fcibelberühnten  ihieres  sind:  fr.  renard,  pr.  guiner,  cot.  guineu, 
sp.  raposa,  zorra,  aUsp,  marota  (nach  Seckendorf),  gulhara  Rg.y  sard. 
margiani  (vgl.  neugr.  fiagyiokog  verschlagen)^  mazzone,  lodde^  occit  man- 
dro  bei  Gouddin. 

Gömona,  gömena,  gumina  »7.,  gümena  sp.  pg.^  goumene  /r..  tau, 
ankertau;  nach  Muratori  und  alteren  etymölogen  vom  ardb.  al-gommal 
sckiffseü  (?). 

Gonfalone  it.,  aUpg.  gonfaläo,  pr.'oZ^r.  gonfanon,  w/r.  gonfalon 
iriegsfahne;  vom  ahd.  gundfano,  dies  von  gundja  kämpf  fano  tt4ch.  Auf 
die  form  mü  anlautender  tenuis  cundfano  weist  piem.  sp.  confalon,  pr. 
coofano,  aUfr.  confanon,  sie.  cunfaluni,  ven.  confaloniero. 

Gonfiare  it.,  fr.  gonfler,  wal.  gnnfk  aufblähen;  von  lat.  conflare 
ßir  inflare  (neupr.  mit  tenuLs  coufld):  intestina  conflata  für  inflata  Coel. 
Aurd.  Adj.  it.  gonfio,  in  Genf  gonfle  =  fr.  gonflä,  wie  daselbst  auch 
enfle  für  enM  gesagt  wird,  dsgl.  bürg,  gönfle,  neupr.  coufle.  Auch  npr. 
gofe  voUgestopßy  goufA  blähen,  bauschen,  genf.  goffet  dick,  fett,  scheinen 
kidier  zu  gehören  und  nicht  zu  goflfo. 

Gonna  it.  weiberrock  vom  gürtel  bis  zur  ferse  reichend,  aitsp.  gdna 
Ccmc  de  B.,  und  so  pr.  gona,  äUfr.  gone  rock  zumal  der  mönche,  ndat. 
gonna  beim  h.  Bonifacius,  mittdgr.  yovya  s.  v.  a.  diq>9^iqa  feil,  Meid  von 
fdl,  aUban.  gune  mantel,  rock.  Varro  L.  L.  kennt  gaunäcum  zottige  decke 
oder  bddeidung :  der  wegfäll  der  letzten  silbe .  (wie  im  it.  chiasso  aus 
classicnm,  im  ältfr.  rüste  aus  rusticus)  läf^t  sich  zugeben;  im  ital.  aber 
ist  es  nicht  üblich,  das  auf  lat.  au  gegründete  o  durch  doppdconsonanz 
SU  kürzen,  auch  würde  der  Provenzcde  lieber  gauna  gesagt  haben.  Eben 
so  wenig  ist  es  von  yovva:  umgekehrt  wird  dem  Neugriechen  das  rom.  o 
oder  lat.  n  zu  ov  (ßovXa,  ftiavT^og,  xovna,  aovna,  ßovQTta  =  it.  boUa, 
mozzo,  eoppa,  fr.  soupe,  brosse).  Es  fragt  sich  nun:  ist  kymr.  gwn  = 
engl,  gown  acht  cdtisch?  Sonst  kann  dies  nebst  seinem  dimin.  gynnel 
recht  wohl  aus  gone,  gonelle  entnommen  sein  wie  etwa  fwl  aus  fol.  Der 
Ursprung  des  Wortes  ist  also  noch  aufzuklären. 

Gonzo,  engonzo  pg.,  sp.  gonce,  gozne,  fr.  gond,  pr.  gofon  für 
^nfon  thürangd.  Nicht  alle  gleiches  Ursprungs:  gonzo  könnte  von  con- 
tus  spieß,  freilich  mit  einer  nicht  gewöhnlidien  schärfung  des  t  herrühren; 
^ofon  fuhrt  auf  gomphus  pflock,  im  mlat.  häufig  gebraucht,  vom  gr.  yo^uqpog; 
gond  neigt  sich  mehr  zum  ersteren  worte,  ist  aber  wohl,  mit  hinsieht  auf 
das  gldchbed.  lothr.  angon,  von  ancon  haken. 

Gordo  sp.  pg.,  gort  pr.  dick,  fett,  ältsp.  einfältig,  stumpfsinnig,  fr. 
gourd  steif,  ungdenk;  vb.  gourdir  (Nicot)  und  engourdir  erstarren 
machen;  vom  lat.  gurdus  bei  Laberius  nach  GeUius  zeugnis,  auch  von 
QukUiUan  erwähnt,   der  ihm  die  bed.  stolidus  beilegt   und  die  sage  mit- 


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170  '  I.    GORGO— GRADO. 

theil4y  es  sei  aus  Spanien  getcommen,  ex  Hispania  doxisse  originem  au- 
divi;  in  glossaren  übersäst  mit  obtusus,  surdus,  inutilis,  stuUuSj  s,  Bm- 
cange.  Über  seine  spuren  im  baskischen  Dieferibach,  Orig.  europ,p.36i 
Die  verwandtschaß  der  begriffe  dich  und  dumm  berührt  Rom,  gramm.  193. 
Dem  Italiener,  selbst  dem  Sarden,  feMt  gordo;  jener  hat  ein  cowipos.  In- 
go rdo  gefräßig,  unmäßig,  übermäßig,  welches  Mhiage  unstatthc^,  tretl 
der  gefräßige  fett  werde^  aus  gardus  herleitet:  was  soll  alsdann  die  su- 
sammensetzung  mit  in?  Es  scheint  vielmehr  aus  in  gargitem  'in  die  gur- 
gele hinein  entstanden,  vgl.  denselben  fall  beim  altfr.  adj.  enfrum  H,  c, 
und  das  it.  vb.  ingordarsi  gefräßig  sein,  buchstäblich  das  lat.  se  ingnr- 
gitare  sich  überladen. 

Gorgo  it.,  pr.  altfr.  gorc,  gort,  nfr.  gour  strudd;  dsgl.  it.  sp.  pr. 
gorga,  mit  palatalem  g  it.  gorgia,  fr.  gorge  strudd,  Schlund,  gurgd; 
von  gurges,  dem  nur  die  erste  bedeutung  zukommt.  Gurga  für  gurges 
bei  den  feldmessem  (Cas.  litt.  p.  330).  Prov.  gorgolh  von  gurgulio, 
vb.  it.  gorgogliare  u.  s.  w. 

Gorra  it.  sp.  pg.,  sp.  auch  gorro  eine  art  mütaen;  von  unbdcamder 
herkunft.  Die  grundbedeutung  mag  band  oder  binde  gewesen  sein,  da 
das  ital.  wort  auch  weidenjnoeig,  das  port.  auch  binsenstrick  heißt,  etn 
altfr.  gorre  (bei  Roquef.)  mit  ruban  übersetzt  wird.  —  [Mahn  p.  15 
leitet  es  mit  bestimmtheit  aus  dem  bctök.  gorria  roth,  als  einer  liMings- 
färbe  für  dieses  kleidungsstück  bei  deti  Basken.] 

Gota  it.,  pr.  gauta,  fr.  joue  (daher  woÜ  engl,  jaw,  altengl.  jowe, 
wie  auch  E.  Müller  vermuihet)  kinnbacken,  wange;  in  mundarten  \  ßr  vi^ 
cat.  galta,  moden.  golta  (trient.  gouta),  chw.  gaulta ;  der  Spanier  hat  nur 
g altera  backen  am  heim.  Bei  der  erklärung  dieses  wofies  gut  es  um 
den  prov.  diphthong  au,  woraus  o,  al,  ou  hervor giengen;  gauta  ist  Id. 
gabata,  nüat.  gävata  js:sg£:.  gau'ta,  tcie  parabola  paravola  parau'la  er- 
eeugte.  Gabata  bedeutet  eßgeschirr  [occ.  gaoudo)  und  so  verräüi  gaute 
eine  der  Volkssprache  durchaus  gemäße  auffassung  menschlicher  körpertheik, 
die  at4ch  in  andern  Wörtern  begegnet.  Das  der  lat.  form  noch  näher  tre- 
tende dem  fr.  joue  gleichbed.  bret.  ge^ved  (fehlt  kymr.)  muß  jeden  jsweifel 
an  der  richtigkeit  dieser  herleitung  beseitigen. 

Gotta  it.,  sp.  pg.  gota,  fr.  goutte  gicht,  wal.  gute,  it.  gocciola 
schlagfluß;  von  gutta,  dtsch.  troph  Vocab.opt.  p.  4l\  tropfen  'apoplexid 
wb.  v.  1446  bei  Schmeller  1,  499,  vgl.  Frisch  II,  389',  so  genannt,  ml 
man  die  Ursache  dieser  kränksten  gewissen  aus  dem  him  herabfaUenäff^ 
tropfen  zuschrieb.    S.  auch  Ducange  s.  v. 

Gracco,  gracculo,  gracchiart.,  sp.  grajo,  graja,  pg.  gralho,  gralha, 
pr.  in  letsfterer  form  und  so  altfr.  graille  dster,  dohle;  von  graculus,  ndaL 
gracula. 

Gracidare  ü.  quaken  (vom  frosch),  sp.  pg.  graznar  krächscH 
(vom  raben);  lehnen  sich  dem  lat.  crocitare  an. 

Grado  it.  sp.  pg.,  pr.  grat,  fr.  gr6  belieben,  dank;  von  gratum  ge- 
fäüigkeit.    Zsgs.  it.  mal  grado,  pr.  malgrat,  fr.  malgrö  schlechter  dwnk, 


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I.   GRAFFIO— GRANJA.  171 

adverbial  gewöhnlich  mit  unterdrückter  präpos.  (a)  malgrado  ff.  zum  unr 
dank,  wider  willen,  snim  trotz,  vgl,  laU  male  gratus  nicht  recht  dankbar. 
Vb.  it.  gradire,  pr.  grazir  zu  dank  aufnehmen,  freundlich  aufnehmen; 
zsgs.  it.  aggradire,  aggradare,  sp.  agradar,  pr,  agradar,  agreiar,  fr. 
agrfer  genehmigen,  gefallen,  von  a  grado  u.  s.  w.  zu  danke;  ac^j.  it.  aggra- 
devole,  sp,  pr.  agradable,  fr.  agr6able  angenehm,  lieblich. 

Graffio  it.,  sp.  garfio  und  garfa,  pr.  grafio  haken,  krdUe;  vb,  it. 
graffiare,  bürg,  graffiner  (sbst.  graffin)  kratzen;  zsgs.fr.  agrafe  Jclam- 
mer;  it.  aggraffare,  sp,  agarrafar,  engarrafar,  waUon.  agrafer  ergreifen. 
Gewöhnlich  hält  man  graffio  für  das  lat.  graphium  griffet,  aber  die  bed. 
haken  widersteht.  Diese  bedeutung  aber  findet  sich  im  ahd.  krapfo,  krafo, 
w<^ür  auch  krapQo,  kraQo  zu  vermtähen  ist.  Ihm  geht  zwar  auch  ein 
hymr,  craf  oder  crap  zur  seite,  bei  dem  sicJi  aber  das  dem  stamme  ange- 
fügte i  in  graffio  minder  leicht  würde  erklären  lassen, 

Grama  sp.  romagn,,  it.  grdmola,  pg.  gramadeira  hanßreche, 
sp,  gramilla  Schwingmesser,  hanfschwinger;  vb.  pg.  gramar,  romagn. 
gramg  hanf  brechen,  sp,  gramar  teig  kneten,  it.  gramolare  mit  beiden  6c- 
deidungen.  Entsprechend  bair.  gramel,  gramein  =  gramola,  gramolare. 
Nach  Frisch  I,  dTT"  von  carminare,  nicht  gegen  die  lautgesetze.  Vgl. 
mich  Diefenbach,  Goth.  wb.  II,  425, 

Gramo  it.,  pr.  gram,  cdtfr.  gram,  graim  Älexs.  26  betrübt;  sbst. 
aUfr.  graigne  Antioch.  I,  68;  vb.  it.  gramare,  altfr,  gramoier,  gre- 
moier  betrübet;  vom  aJhd.  gram  erzürnt,  unmuthig,  gram!  erbittemng, 
gramjan,  gramen  aufreizen.  Dieselbe  wendung  in  den  bedeutungen  nahmen 
2,  b.  das  nhd.  gram  und  das  pr,  ira  kummer, 

Grampa  ü.  kralle,  aggrampare  häkeln,  fr,  crampe  krampf,  eram- 
pon  Hammer,  bürg,  so  crampir  sich  anklammern,  altfr.  cranpi  zusammen- 
gekrümmt Ren.  I,  p.  52;  vom  ahd.  cramph  gekrümmt,  nhd.  krampf. 

Grana  it.  sp.  pr\,  pg.  graa,  altfr.  graine  ein  färbestoff,  Scharlach- 
oder  färbebeere,  coccus  üicis,  dsgl.  scharlachfarbe,  scharlachtuch,  im  span. 
auch  Cochenille  (coccus  codi),  mlat.  grana,  mhd.  gran;  von  granum  kern, 
wie  gr.  xojtxog  kern,  Scharlachbeere,  Scharlach. 

Granchio,  grancio  it.,  cranc  pr.  cot.,  auch  kymr.  cranc,  bret. 
krank,  waJlon.  cranche  krebs,  fr.  chancre  krebsgeschwür ;  umgestellt  aus 
lat,  Cancer  cancri.  Eine  abl.  ist  pg.  granquejo  und  mit  eingeschobenem 
a  garanguejo,  span.  aber  cangrejo,  gleichsam  cancriculus.  Daher  auch  it. 
grancire  anpacken,  ergreifen? 

Granit 0  ü,,  sp.  granido,  fr.  granit  ein  harter  stein;  von  granum, 
wen  er  mü  kömem  durchsetzt  ist,  partic.  des  roman.  vbs.  granire  kömicht 
machen. 

Gran  ja  sp.,  pg.  pr.  granja,  fr.  grange  scheune;  dgenÜ.  komboden, 
vom  adj.  granea,  schon  im  frülisten  mlatein  gebraucht:  si  enim  domnm 
infra  cnrtem  incenderit  aut  scuriam  aut  graneam  vel  cellaria  L.  Alam. 
81,  2.  Äußer  granea  begegnet  auch  granica:  ad  casas  dominicas,  sta- 
bolare^   fenile,   granicam  cet.  L.  Baiw.  1,  14,  sicher  das  dUfr.  granche, 


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172  I.   GRAPPA-GREPPIA. 

pr.  granga.    Die  spedell  span.  bedeiäung  ist  meieret,   daher  vb.  gran- 
gear  betmrihsckaften,  bauen,  pflegen. 

Grappa  i^.,  sp,  pr.  grapa  Mammer,  kralle,  masc.  it.  grappo  das 
zugreifen,  pr.  graps  'manus  curva  GProv^  40",  sp.  grapon  dass.;  fr. 
grappin  anker,  ven.  grapeia  Uette-,  t;6.  i^.  grappare,  aggrappare,  norm, 
grapper,  pic.  agraper  packen  (agrape,  wallon.  agrap  =  fr.  agrafe).  Ym 
ahd.  krapfo,  nhd.  krappen,  vgl.  kymr.  crap.  -Zw  demselben  stamme  beiemd 
sich  it.  grappo,  grappolo,  fr.  grappe,  cUtfr.  pic.  champ.  crape  traubm- 
kämm,  traube  u.  a.,  ndl.  grappe,  krappe  KU.,  engl,  grape. 

Grass 0  it.,  sp.  graso,  pg.  graxo,  pr.  chw.  wal.  fr.  gras  adj.  fäi; 
von  crassas,  mlat.  grassus,  vgl  naxog  grassitudo  Gl.  gr.  lat. ;  aber  mtck 
it.  pg.  crasso,  sp.  craso,  crasio,  fr.  crasse  dick,  grob. 

Grata  it.,  sp.  grada,  pg.  grade  (f.)  guter,  sp.  pg.  auch  ege,  Ü. 
gradella  geflochtener  fischbehalter;  von  crates.  Aus  dem  dimin.  craticoU 
(ndat.  graticula  Hattemer  I,  246'')  entstand  fr.  grille,  gril,  maü.  greDa 
rost,  gitter,  vb.  fr.  griller  rösten,  eigentl  für  graKlle  graille  (wegen  des 
neufr.  i  aus  altfr.  ai  s.  chignon  und  grignon  IL  c),  altfr.  sond  auA 
grail  Jubindl  Jongl  et  trouv.  133,  vb.  graelier  GVian.  2744,  graaiUier 
Brt.  I,  p.  166,  NFC.  II,  101,  dsgl  greYslier  DMce.  p.  130,  noch  jdd 
in  Berry  gräler. 

Grattare  it.,  sp.  pr.  gratar,  fr.  gratter  kratzen;  vom  ahd.  chrazön, 
ndl.  krat-sen  u.  s.  w.  Daher  fr.  gratin  scharre,  ^gratigner  hraJteen, 
ritjsen,  dsgl.  mit  seltnem  sufflx  it.  grattugio,  dauph.  gratusi  raspd, 
reibeisen,  vb.  it.  grattugiare,  pr.  gratnzar,  altfr.  gratuser. 

Grena  sp.  verwormes  haupthaar,  so  auch  pg.  grenha,  aber  pr.  gren 
(m,)  bart;  daher  altsp.  grefion,  grinon  Bc,  Älx.  s.  Sanchez  gloss.  und 
Ochoa  p.  669",  pr.  altfr.  grignon,  grenon,  guemon  bart  sowohl  der  Ober- 
lippe UHC  des  kinnes:  pr.  los  grenons  loncs  sobre  laboca  Jfr.  64'';  aiifr. 
ä  son  menton  n'avoit  ne  barbe  ne  grenon  Fl  Bl  p.  89.  Granns  hat 
schon  Isidorus:  videmus  granos  et  cinnabar  Gothonim;  granones,  gre- 
nones  das  spätere  mlatein.  Das  wort  ist  über  das  deutsche  gdnet  ver- 
breitet, z.  b.  ahd.  gran  (f.)  pl  grani  übersetzt  mit  grenones,  mhd.  gnai 
(f.)  barthaar  der  Oberlippe,  nhd.  granne  Stachel  der  Öhre,  altn.  grön  bari 
u.  s.  w.;  aber  auch  dem  celtischen  bekannt,  z.  b.  gael  granni  langes  haar, 
kymr.  grann  cüium,  paJpebra.  Es  konnte  indessen  kaum  ausbleä>en,  da^ 
man  das  lat.  crinis  mit  dem  detäsch-cdtischen  worte  verwechselte,  indem 
man  altfr.  crenu  bemähnt  (von  pferden,  vgl  crin  rosshaar)  unbedenklidi 
grenu  und  guernu  schrieb  (s.  Gachet  246^);  selbst  die  obigen  formen  «itf 
radicalem  i,  wenn  nicht  die  mit  e,  zeigen  einmischung  des  lat.  Wortes  an. 
Eine  handschrift  des  Papias  gibt  daher  auch  crinones  ßr  grinones.  Vgl 
GHmm,  Rechtsalt.  283,  Diefenhach,  Goth.  wb.  I,  317.  II,  427;  Orig, 
europ.  363. 

Greppia  it.,  mdartl  creppia,  pr.  crepia,  crepcha,  altfr.  crebe 
Roquef.,  greche  Buteb.  II,  p.  6,  nfr.  ergehe  krippe;  vom  ahd.  krippa 
krippea,  wdcJie  letztere  bei  Graff  nur  einfach  belegte  form,   n(Mch  deri 


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I.   6RETT0-GRIS0.  173 

romamschen  eu  schließen,  die  älteste  oder  üblichste  gewesen  sein  muß, 
auch  aUs.  cribbia.  Prov.  crupia,  piem.  ven,  grupia,  gen.  groeppia,  romagn. 
gropia  schließen  sich  dem  ndd.  krnbbe  an,  s.  Brem.  wb,;  die  bask,  spräche 
hesUgt  das  gane  ähnliche  khorbua.  Der  Spanier  bewahrt  das  lat.  wort 
für  diese  Sache:  pesebre,  so  lomb.  pars6iv,  pres6f. 

Gretto  U.  geie,  hnickerei,  adj.  knickerig;  vom  mhd.  grit  gier^  hdb- 
suekt,  aäj.  gritec.  Derselben  herkunft  mit  niederd.  A  für  t  ist  fr.  gredin 
ipk.  guerdin,  lothr.  gordin)  bettelhaft^  armselig^  vgl.  goth.  grgdus,  altn. 
gräd,  engl,  greed  hunger,  gier.  S.  Frisch  J,  574*,  Diefenbach,  Goth,  wb. 
//,  428. 

Greye  it.,  pr.  greu,  altfr.  grief  (nfr.  sbst.  grief),  wal.  greu  schwer; 
von  gravis;  abgeleitet  it.  aggrevare,  oltfr.  agrever,  pr.  aber  agreujar 
(gleichsam  aggraviare  aggreviare),  altfr.  agregier  beschweren,  wie  auch 
nfr.  rengr^ger  verschlimmem.  Sprach  man  grevis,  um  das  wort  seinem 
gegensatee  levis  ansfugleichen?  man  erwäge  die  prov.  formet  ni  greu  ni 
leu  'weder  schwer  noch  leicht*.  Stark  zusammengebogen  ist  das  altfr. 
griötö  =  gravitas. 

Gridare  if.,  sp.  pg.  mit  t  gritar,  fr.  crier  schreien,  daher  engl. 
cry,  vielleicht  auch  mhd.  krten  Wb.  7,  879;  sbst.  it.  grido,  grida,  sp. 
grito,  fr.  cri  schrei,  ruf.  Daeu  mdartl.  formen  wie  parm.  cridar,  ven. 
criare,  inail.  criä,  altsp.  cridar  gridar,  crida  grida  grido.  Dem  hier  be- 
merüichen  schwanken  eunschen  tenuis  und  media  unterliegen  auch  andre 
Wörter  und  so  kann  ^  dies  keinen  grund  hergeben,  die  formen  zu  trennen 
tmä  am  verschiedenen  quellen  zu  leiten.  Man  findet  diese  z.  b.  im  goth. 
gretan  weinen,  oder  im  ndl.  kryten  schreien,  oder  auch  in  celtischen 
Wörtern.  Aber  die  nächste  quelle  bietet  das  lat.  Sprachgebiet  selbst.  Schon 
Scaliger  (zu  p.  68  der  Cataleda)  verwies  auf  das  gleichbeä.  quTrltare, 
romanisch  ausgesprochen  kiritare,  weiches  sein  kurzes  tonloses  i  im  laufe 
der  zeit  nicht  retten  konnte  und  in  critare,  gridare  übergehen  mußte;  ein 
ganz  ähnliches  beispiel  ist  der  franz.  eigenname  Cricq  aus  Quiricus  Voc. 
hagid.  oder  auch  triaca  aus  theriaca.  Aber  im  frühem  mittellatein  be- 
gegnet noch  die  unverkürzte  form :  quiritant  vermes,  cum  vocem  dant 
Gl.  Undenbr.,  vgl.  it.  gridalto  vom  frosche  gebraucht;  wahrscheifdich  auch 
qttaeritat  ^clamaC  Gl.  erford.  369^  13  und  anderwärts.  In  der  altrom. 
Passion  Christi  str.  72  findet  sich  die  äbl.  cridarun,  offenbar  verschrieben 
fwr  cridazun,  buchstäblich  das  lat.  quiritatio.  Eine  zss.  ist-  it.  sgridalre , 
altf^.  escrier,  weiches  letztere  zur  herleitung  aus  ahd.  scrtan  verführen  kann. 

Grill o  qp.,  pg.  grilho,  pr.  grilho,  /r.  grillet  hand-  oder  fußschellen; 
sidier  von  gryllus  wegen  des  tones,  wie^  auch  altfr.  gresiUon  grille  und 
fessd  heißt. 

Grinar  ^.  grinsen,  knurren;  vom  ahd.  grtnan,  nhd.  greinen;  dsgl. 
it.  digrignare,  com.  bergam.  eit^ach  grignä,  champ.  pic.  grigner  les 
dentg,  so  auch  in  Berry  u.  s.  w.,  von  einer  ahd.  form  grtnjan  =  ags. 
grlnian.    Sbst.  chw.  grigna  fraize. 

Griso,   grigio  it.,   sp.  pg.  gris,   fr.  gris   ac^j.  grau,   dsgl.  sp.  pr. 


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174  I.   GRONDA-GROTTA. 

aUfr.  gris  shst.  grauwerk;  daher  rt.  grisetto,  sp.  griseta,  /r.  ^grisette 
ein  urspr.  grauer  stoff,  frane.  auch  eine  persan  geringen  Standes,  Ym 
altsächs,  gris  ^canus*  in  glossen  des  8—  9.  jh,  s.  Graffs  Diutisha  II,  192, 
mhd.  gris,  grise,  nüat,  griseus  (9.  jh.),  von  letzterer  form  grigio  so  wk 
chw.  grisch,  dsgl,  altsp,  griseo. 

Gronda  it.,  chw.  grunda,  fr.  s^veronde,  henneg.  souvronte,  dlifr. 
souronde  Wetterdach;  von  subgrunda  hei  Varro,  wo  es  diesdbe  bedeuhmg 
hat.    Im  franz.  ward  ^  elidiert. 

Groppo,  gruppo  it.,  sp.  gropo,  gorupo,  fr.  groupe  Mump,  bwkn; 
dsgl.  it.  groppa,  sp.  grupa,  pg.  garupa,  pr.  cropa,  fr.  croupe /t^mt  As 
Pferdes  {vgl.  beide  bedd.  im  fr.  trousse) ;  vb.  alifr.  crotfpir  hocken,  kauen^ 
nfr.  stocJcen.  Die  umrzel  findet  sich  mit  der  bed.  einer  zusammengebaUtm 
Sache  sowohl  in  den  german.  wie  in  den  celt.  sprachen,  e.  b.  ahd.  kropf^ 
nord.  kryppii  höcker,  ahd.  crupel  krüppel,  vb.  nord.  krinpa,  ndd.  krupen 
hocken,  gael,  crup  zusammenziehen,  kymr.  cropa  kröpf.  Unter  den  oibki- 
tungen  ist  neben  dem  it.  groppoae  und  fr.  croupion  zu  bemerken  das  äUfr. 
crepon  kreuz  an  menschen  und  thieien  (et  11  pristrent  ä  batre  le  dos 
et  le  crepon  seil,  k  RoUant  s.  Fer.  p.  157'',  vgl.  DMce.  p.  14,  3,  Bm. 
II,  122),  dessen  radicales  e  wohl  in  dem  nord.  krippa,  das  die  steUe  des 
älteren  kryppa  einnahm,  seinen  grund  hat. 

Grosella  sp.  catj  fr.  groseille,  comash  crosela  (pg.  groselheini 
Nemnich)  Stachelbeere,  Johannisbeere.  Es  trennt  sich  schon  durdi  den 
buchstaben,  d.  h.  durch  das  einfache  s,  von  grossus  dick  oder  grossus  i«- 
reife  feige,  wozu  auch  das  henneg.  grusiele  und  woHlon.  grnzale  stimfd^ 
und  ist  augenscheinlich  germanischer  herkunft,  indem  man  die  erste  k- 
deutungals  die  ursprüngliche  nimmt:  hd.  krausbeere,  kräuselbeere,  schwd. 
krnsb&r,  ndl.  kraisbezie  eine  art  rauher  (krauser)  Stachelbeeren,  darum 
auch  it.  uva  crespa.  Das  gael.  gröisead  tvird  aus  dem  franz.  herrühren. 
Zu  bemerken  ist  noch  eine  stelle  aus  dem  anfange  des  10  jh. :  radix  sacrae 
Spinae,  quae  vulgo  groselarium  vocatur,  fr.  groseillier,  s.  Haupte  Zä- 
sehr.  V,  204. 

Grosso  it.  pg.y  sp.  grueso,  pr.  wal.  fr.  gros  dick,  daher  sbst.  gros 
name  einer  münze.  Das  wort  kommt  schon  in  der  Vulgata  und  bei  Sulp. 
Severus  (vestem  respuit  grossiorem)  vor  und  kann  mit  dem  daUsehen 
gröz  grandis,  crassus,  welches  prov.  vermuthlich  graut  ergebeti  IwUe,  mdi^ 
gemein  hohen.  In  einer  franz.  mundart,  der  von  Berry,  läßt  sich  aber 
auch  das  deutsche  wort  entdecken,  wo  es  die  form  grot,  grout  angenom- 
men: grot  homme  dicker  mqfin,  groute  orge  dicke  gerste,  les  grous  dk 
großen,  die  rächen. 

Grotta  it.,  sp.  pg.  grata,  fr.  grotte,  pr.  altfr.  mit  tenuis  crota, 
crote  höhle,  daher  bürg.  genf.  encrotter  begraben;  von  crypta  {xqvTnr^ 
keller,  wal.  cripte;  adj.  it.  grottesco  wunderlich,  phantastisch,  nach  oW 
der  grottengemälde.  Baynouard's  deutung  aus  dem  pr.  cava  rota  ge- 
brochener keller  LR.  ist  mehr  sinnreich  als  richtig,  Grapta  gewähi 
schon  eine  ital.  Urkunde  vom  j.  887  DC. 


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I.   GRUGNIRE-GUADO.  175 

ftrugnire  it.,  sp.  grufiir,  pr.  gronhir,  gronir,  toällon.  grognt  gnm- 
sm^  murren;  von  gjrunnire.  Nach  erster  conj,  gebildet  it.  grugnare, 
fr,  grogner.  Daher  sbst.  iL  grugno,  pr.  gronh,  fr.  groin,  (ütpg.  gruin 
SRos.  rüssd,  eig.  gruneer.  Vgl.  denselben  stamm  im  ahd,  grün,  grunni, 
engl,  groan,  kymr.  grwn  u.  s.  w.  Atts  der  vorclassischen  van  grammatikem 
erwähnten  nAenform  grundire  ist  pr.  grondir,  dltfr.  grondir  und  grondre, 
neyfr.  gronder.    Altfr,  groncer  aber  ist  vom  ahd.  grunzen. 

Grumo  it.  sp.  pg.  Tdümpclhen,  span.  auch  knospe^  aUfr.  grume 
aUerlei  gäreide  Boquef.^  bürg,  trauhenkeme,  it.  griimolo  her£f  des  kohles 
(von  den  susammenscJdießenden  blättern  gebildet),  sp.  grumete  kleiner 
jungej  Schiffsjunge  {vgl.  oben  garzone),  daher  fr.  gourmette;  fr.  se  gru- 
meler  sieh  klumpenj  gerinnen;  von  grümus,  grümalnB  häufchen. 

Gnadagnare  tY.,  cäm?.  gudoignar,  pr.  gazanhar /Kr  gadanhar,  dltfr. 
gaagner,  neufr.  gagner  erwerben,  gewinnen,  altsp.  gaadaüar  mähen  (bei 
Seckendorf);  sbst.  it.  guadagno,  pr.  gazanh,  fr.  gain  gewinn,  sp.  gua- 
d^^  P9'  guadanha  sichel,  sense.  Das  wort  muß  in  betracht  seines  an- 
lautes  deutsch  sein  und  vermuthlich  liegt  seine  grundbedeutung  im  altfr. 
gaaigner  das  fdd  bauen  (daher  gaagnage,  gaaignerie  LRs.  436  ausge- 
stdUer  acker,  dsgl.  ertrag  desselben),  woraus  die  bed.  erwerben  erfolgte. 
Die  form  führt  auf  ahd.  weidanön  jagen,  weiden  oder  auf  weidanjan,  wie 
Wackemagelj  Altfr.  lieder  p.  166,  lieber  wül:  ja  auch  ableitung  aus 
weida  (weide,  jagd)  mit  dem  roman.  suffix  agn  ist  denkbar.  Der  begriff 
hmnie  sich  von  dem  jagd-  und  hirtenleben  auf  den  ackerbau  erstrecken. 
Neben  goadagnare  steht  noch  pg.  ganhar,  alt  guanhar  D.  Din.  p.  132, 
cd.  vol.  schon  im  13.  jh.  guanyar  erwerben,  vermtähiich  nur  aus  ersterem 
zusammengebogen,  worauf  auch  das  altpg.  gaanharia  SRos.  (für  gadan- 
haria)  weist.  Aber  sp.  altpg.  ganar  ist  schwerlich  daraus  syncopiert,  da 
setne^form  durch  set^r  alte  Zeugnisse  geschütjst  wird,  z.  b.  in  eitler  Urkunde 
vom  j.  747  Esp.  sagr.  XL,  3ö7  (quicquid  potni  ganare  vel  applicare), 
oder,  da  deren  ächiheit  zweifeVuxft  ist,  in  einer  andern  vom  j.  990  (gana- 
rimns  et  emimus  villas)  s.  Ducange.  Am  passendsten  stellt  man  es  zum 
«te/.  gana  (s.  oben),  denn  das  ziel  des  begehrens  ist  das  erreichen:  ahn- 
luA  keifkn  sp.  alcanzar,  lat.  consequi  sowohl  verfolgen  une  erreichen.  Das 
arab.  gania  (nutzen  ziehen)  hätte  eher  gaöar  oder  ganir  gegeben.  Von 
ganar  ist  pg.  ganancia,  zsgz.  gan^a,  vb.  gangar,  wogegen  sich  altpg. 
gnaanfar  wieder  gnadagnare  amiähert.  —  Dante  braucht  ringavagnare 
Inf.  24,  12,  aus  dem  dUfr.  regaagner  mit  eingefügtem  hiatustilgenden  v. 

Guado  ä.,  auch  vado,  sard.  vadu,  sp.  vado,  pg.  vao,  ältcat.  guau, 
^leutat.  gual,  pr.  guä,  ga,  fr.  gu6  seichte  stelle  im  wasser,  fürt;  vb.  it. 
gaadare,  sp.  pg.  vadear,  jE>r.  guasarffO.  (für  guazar)  durch  das  wasser 
9^j  fr.  ga6er  abspühlen.  Daß  die  mit  v  anlautenden  formen  zum  lat. 
vadnm,  vadare  (letzteres  nur  bei  Vegetius)  gehören,  versteht  sich;  bei  den 
mit  g  anlautenden  ist  wenigstens  eir^uß  des  ahd.  mhd.  wat,  altn.  vad 
fürt,  f^.  ahd.  watan,  mhd.  nhd.  waten  anzunehmen.  Zu  den  verzeichneten 
uförtem  kommt  noch  sp.  esguazo,    esguazar,  aus  dem  prov.,  so  auch  it. 


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176  I.   GUADO-GUANTO. 

guazzo,  guazzare.  Letzteres  keifet  atuik  abspühlen,  absckwemmenf  gamib 
heißt  auch  pfütee,  dastu  noch  gnazza  thau,  so  daß^man  an  ahd.  wazzar 
denken  könnte;  aUem  fr,  ga6er  hat  die  nämlichen  bedetdungen  hervorge- 
bracht wie  gaazzare:  aus  dem  waten  ergab  sich  das  dbspühienj  da  äies 
an  seichten  stellen  des  flusses  geschieht.  Aber  einfluß  des  prov.  z  mufi 
angenommen  werden:  schärfung  des  A  jm  z  ist  im  üaL  selten  und  gesehitk 
wohl  nur  nach  n  und  r.  Hieher  vielleicht  auch  sp.  gnächaro  wasser- 
süchtig,  guacha-pear  das  wasser  mit  den  fußen  trüben.  Vgl.  daeu  Diefenhadij 
Goth.  wb.  l  248. 

Gaado  it.,  fr.  guede  (f.),  in  der  alten  spräche  gaide,  waide  G. 
d'Ängl.p.  12 9 y  mdartt.  vouede  eine  pflanze,  waid;  ist  das  ahd.  weit,  ag$. 
väd,  s.  Grimm  IL  67.  Aus  der  bekannten  oitfr.  einschiebung  des  s 
(gaesde)  entstarul  milcU.  waisda,  gnasdium,  gaesdium,  waUon,  waiss 
ac{j.  königsblau  (für  waist,  une  cress  für  crest,  lai,  crista;  aonss  ßr 
aoust;  lat.  augustus).  Sp.  pg.  t^.  glasto  ist  buchstäblich  das  gaUisck 
glastum.  Auch  hier,  wie  so  oß,  wäre  Diefenbach  bu  vergleicheny  CdL  l 
139,  Orig.  europ.  360. 

Guai  it.  sp.  pg.,  aUfr.  wai  SB.,  nfr.  ouais,  intetjection  für  lai.vae; 
sbst.  it.  guajo,  sp.  pg.  gaaya;  vom  goth.  vai,  ahd.  w6,  vgl.  kymr.  gwat 
Die  dUmaü.  mundart  hat  sich  auch  ein  adj.  guajo  geschaffen. 

Guaime  it.,  aUfr.  gaYn  Ren.  II,  133,  wdtton.  wayen,  lothr.  veyeB, 
nfr.  esgs.  re-gain  grummet;  kann  nicht  aus  gagner,  urspr.  gaagner,  ge- 
formt sein,  füglich  aber  aus  ahd.  weida  futter,  gras,  nhd.  weide,  oder 
aus  weidön  füttern,  mit  dem  roman.  suffix  ime  goad-ime  gua-ime:  so 
floß  it.  guastime  aus  guastare.  Das  urspr.  m  hat  sich  auch  im  henn^. 
waimiau  behauptet.  Normann.  lautet  das  wort  mit  euphonisch  abgeän- 
dertem stammvocal  vouin  (für  gouin,  gaYn),  altfr.  vuin  (nicht  win  su 
lesenj:  aussi  qu'an  vuin  'sictä  in  tempore  autumpnt   Brand,  p.  103m,  51. 

Guai  na  it.,  fr.  gatne,  alt  gaYne,  henneg.  waine,  auch  kymr.  gwain 
scheide;  von  vagina.  Den  hiatus  zu  beseitigen  spricht  der  McUUmder 
guadinna,  der  Venezianer  gnazina. 

Guai  da  sp.,  pg.  gualde,  fr.  gaude,  it.  guadarella  (Ncmmch) 
eine  pflanzt  zum  gelbfärben,  reseda  luteöla,  da/ter  adj.  sp.  gualdo,  pg. 
gualde  gelb,  und  wohl  auch  dltsp,  guado  gelbe  färbe;  vom  engl,  weld, 
nhd.  wau. 

Gualdrappa  it.,  sp.  pg.  gualdrapa  lange  Satteldecke,  bair.  wal- 
trappen. Ferrari  erinnert  an  das  seltsame  vastrapes  (fifuvalia  (feminaUa) 
in  den  glossen  des  Philoxenus,  da  eine  solche  decke  wegen  ihrer  ähnlichen 
bestimmung  sich  einer  beinbekleidung  wohl  vergleichen  lasse;  andre  sehen 
darin  eine  Zusammensetzung  mit  drappo,  wissen  aber  für  guai  keinen  rdtk 

Guanto  t^.,  «p.  i^^r.  guante,  pr.  guan,  fr.  gant  handschuh;  da^ 
eigentl.  port.  wort  aber  ist  lua,  guante  bedeutet  panzerhandschuk.  MUU. 
wantus  liegt  in  sehr  alten  Zeugnissen  vor,  schon  Beda  erwähnt  sein  vor- 
kommen in  Gallien:  tegumenta  manuum,  quae  Galli  wantos  i.  e.  chiro* 
thecas  vocant    Das  aUfr.  wanz  kennen  die  Casseler  glossen.    Das  wori 


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L   GUAPPO-GUARI.  177 

isi  em  deutsches,  wiewohl  es  in  der  hochd.  ags.  u.  a.  mundarten  fehlte 
aber  aiUn.  vöttr  ist  =  vantr,  schwed.  dän.  yante.  S.  darüber  Grimm, 
BechtsoM.  152,  Gramm.  III  461. 

Gnappo  neap.,  mail.  guapo  hochmiithig,  com.  vap  eitd  (y  sieht  hier 
öfters  für  gn),  sp.  pg.  guapo  kiihnj  galant,  sehen  geputjdj  auch  gase. 
gouapon;  sbst.  sp.  gnapeza  prahlerei;  vb.  norm,  gouaper  schereen. 
Der  Q^aut  ga  spricht  für  einen  deutschen  stamm  und  dieser  findet  sich, 
wenn  man  das  prahlerische  oder  eitle  als  grundbegriff  voranstellt,  im  ags. 
vapul  pompholyx,  Wasserblase  (bei  Sonmerus),  vb.  yapolian  ^pruddn,  ndl. 
wapperen  flauem.  Wohin  gehört  aber  wdllon.  wapp  wässerig,  süßlich? 
doch  wohl  eu  ndl.  weepsch  mit  gl.  bed. 

Guaragno  it.,  sp.  guarafion,  alt  guaran  (vol.  gaari),  pr.  (nach 
Dueange)  guaragnon  hengst;  vom  mlat.  waranio  L.  Sal.  u.  s.  w.,  dies 
aus  dem  deutschen,  altndd.  wrenjo,  mndl.  wr^ne,  ahd.  reinneo,  vgl.  Graff 
l  978,  Grimm  eur  L.  Sal.  p.  XXVIII,  Gesch.  d.  d.  «pr.  30.  Das  frane. 
wort  ist  ^talon,  das  üblichere  ital.  ist  Stallone,  das  wal.  armesariu  =  ad- 
miflsarios. 

Guardare  it.,  sp.pg.pr.  guardar,  fr.  garder  Aä^,  vom  ahd.  warten 
adit  haben;  sbst.  it.  sp.  guardia  (f.),  pr.  guarda  (f.),  fr.  garde  (f.  m.) 
wache,  Wächter,  vom  goth.  yardja,  ahd.  warto  (m.),  warta  (f).  Daher 
femer  it.  guardiano,  sp.  pr.  guardian,  fr.  gardien  Aü^^;  it.  guardingo, 
sp,  pg.  gardingo  behutsam.  Eine  compos.  ist  it.  sgaardare,  <dtsp.  es- 
gnardar,  aUfr.  esgarder,  eswarder. 

Gnarento  altit.,  sp.  garante,  pr.  guaran  und  guiren,  fr.  garant 
gewährsmann,  nUcU.  warens,  altfries.  werand,  warend;  aus  dem  ahd.  wßrSn 
leisten,  verbürgen,  s.  Chrimm,  Rechtsalt.  p.  603.  Die  prov.  form  guiren 
ist  die  reinste,  in  den  übrigen  ward  i  mit  a  vertauscht.  Vb.  it.  guaren- 
tire,  sp.  garantir,  garantizar,  pr.  garentir,  fr.  garantir,  altfr.  auch  ga- 
nmdir  gewährleisten. 

Guari  it.,  pr:  cot.  gaire,  fr,  gufere,  guferes,  ein  synonym  des  lat. 
fmMum;  dagegen  neuwald.  gaire  für  lat.  guot.  Der  Provenmle  hat  außer 
gaire  noch  ein  ähnliches  wort,  eusammengesetet  aus  grandis  res,  gran- 
rön,  ganr^n,  tmd  mit  oder  ohne  negation  gebraucht,  wogegen  gaire  nur 
dubitativ  oder  mit  non  negativ  steht.  Als  partitiva  stimmen  beide  nach 
bedeHtu9ig  und  construction  gane  et^ammen  und  werden  z.  b.  wie  ad^ectiva 
(Jme  weitere  Vermittlung  dem  Substantiv  vorgesetzt:  ganren  yegadas,  gaire 
eompanhos  wie  it.  guari  tempo.  Gleichwohl  sind  sie  nichts  weniger  als 
ideiUiseh,  indem  der  anlaut  in  gaire,  une  das  uralte  fr.  waires  (z.  b.  in 
dm  Serm.  de  Bern.),  das  lothr.  voufere,  das  pic.  w6re,  das  wallon.  wair 
imd  das  ehw.  u^ra  zur  genüge  lehren  und  auch  das  it.  guari  bestätigt, 
deutsches  w  vertritt.  Aber  welches  ist  das  deutsche  wort?  Buchstäblich 
passt  kaum  ein  anderes  als  das  ahd.  wäri  verus,  aus  dem  sich  it.  guari, 
prov.  mit  versetztem  i  dem  brauche  dieser  mundart  gemäß  guaire  gaire 
gestalten  konnte:  man  muß  es  adverbial  im  sinne  des  lat.  probe  genommen 
haben,  wie  denn  auch  das  sbst.  gawäri  pnobitas  bedeutet.     Die  prov. 

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178  I.   GUARIRE— GUASTARE. 

phrase  non  o  pretz  gaire  wäre  hiemach  ^ich  schäise  es  nichi  waMiaft, 
nicht  sehr.  Von  ^sehr  aber  bis  ^vid^  ist  nur  ein  kureer  schritt.  Zsgs. 
ist  fr.  naguere  =  il  n'  a  gaere,  it.  non  ha  gaari  ^e^  ist  nichi  lange  her; 
piem.  pa-vaire  toenig^  nicht  viel  =  pr.  pas  guaire.  Im  aUfr.  guer-soi 
vid  durst  ßeim  isutrinken)  Rtdd).  /,  93,  vgl.  239,  Ben.  I,  p.  120  ßo^ 
sich  gahre  gane  in  positivem  sinne.  Für  gaari  findet  sich  in  der  comast. 
mundart  gerr,  sicher  kein  eignes  wort,  sondern,  wie  auch  P.  Monti  mekit^ 
aus  altit.  gueri  (das  aber  zuerst  in  gheri  Obergieng).  —  [Die  vorstehende 
deutung  von  guari  aus  wäri  kann  sich  des  Vorwurfes  nicM  erwdtrm,  dafi 
sich  ein  dem  romanischen  entsprechender  deutscher  gebrauch  des  urwortes 
nicht  nachweisen  läßt.  Aber  noch  ein  anderes  deutsches  wort  verdient  ge- 
nannt ssu  werden.  Mhd.  unweiger  heißt  'nicht  viei\  b.  b.  diu  stände 
was  unweiger  lanc  =  it.  Tora  non  fn  guari  lunga.  Das  einfache  weiger 
muß  also  ^vieC  bedeutet  haben,  und  so  bemerkt  man  es  einmal  im  aithotM, 
worin  ne  weigaro  das  lat.  non  muitum  ausdrückt,  s.  Mhd.  wb.  III,  556. 
Eine  merkwürdige  Unterstützung  dieser  etymclogie  gewährt  die  aUeäe 
prov.  form  gaigre  Bth.  v.  13,  die  das  deutsche  wort  so  voUkommen  wieder-  ^ 
gibt  wie  möglich.  Ißt  dies  die  richtige  lösung?  Wenn  sie  es  ist^  so  mufi 
das  nur  in  wenigen  stellen  vorliegende  weigar  ^e^  volksüblich  gewesen  sein, 
da  es  in  alle  roman.  sprachen  einjsudringen  vermochte.] 

Guarire,  guerire  it.,  altsp.  dUpg.  guarir  (ja^^rt  guarecer),  pr.  aUfr. 
garir,  nfr.  guarir  heilen,  genesen;  vom  goth.  yaijan,  ahd.  wegan  ver- 
theidigen,  nhd.  wehren.  Sichtbariich  von  demsdben  verbum  ist  pg.  gua- 
ri ta,  sp.  garita,  altfr.  garite,  nfr.  gu6rite  sicherer  ort  (vgl.  die  frone, 
phrase  gagner  la  gu^rite  sich  durch  die  flucht  retten),  daher  schäderham, 
warte  auf  mauern  oder  hätisern  (altfr.  gariter  befestigen).  Das  suffix 
dieses  Wortes  setet  eigentlich  eine  itai.  participidlbildung  guarita  als  nädiste 
quelle  voraus,  une  fr.  r^ussite  auf  it.  riuscita  zurückgeht,  aber  sdbst  die 
heimischen  Wörter,  piem.  garita,  ven,  gareta,  cremon.  garetta  weisen  mit 
ihrem  arUaut  auf  franz.  Ursprung;  das  acht  span.  wort  ist  guarida  Zu- 
flucht, pr.  guerida,  das  dem  ahd.  warid,  werid  (geschützter  ort  im  wasser, 
werd,  werder)  ähnlich  sieht,  ohne  davon  abstammen  zu  müssen.  Vgl.  Dief. 
Goth.  wb.  I,  206. 

Ouarnire  und  guemire  it.,  altsp.  guamir  (jetzt  guameeer),  pr.fr. 
gamir  verwahren;  vom  gleichbed.  ahd.  wamön,  nhd.  warnen,  oder  mU 
genauerem  anscMuß  an  den  buchstaben  vom  ags.  vamian  sorge  tragen, 
hüten,  aUfries.  wemia  verbürgen,  daher  auch  chw.  vamiar  —  wogegen 
das  lomb.  guamä  ganz  zu  dem  ahd.  worte  passt,  da  es  den  abieitungs- 
vocäl  i  ni(M  hervortreten  läßt.  Altfr.  gamir  heifd  auch  benachrichtigen 
LBs.  366,  Bou  I,  p.  149,  FC.  II,  p.  61,  wie  ahd.  wamÖn,  ags.  Yunian 
admonere.  Desselben  stamtnes  ist  it.  guarnaccia^  guamacca,  ^.  gar- 
nacha,  pr.  gannacha,  fr.  garnache  Überrock,  mhd.  gamaesch,  vgl.  ahd. 
Warna,  mhd.  warne  fürsorge;  so  auch  it.  guarnello  Unterrock. 

Guastare  it.,  cdtsp.  cdtpg.  pr.  guastar,  nsp.  npg.  gastar,  fr.  gater 
verderben,  verzehren.    Stam$yü  es  vom  lat.  vastare  oder  vom  ahd.  wastjan 


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I.   GUATARE-GUERRA.  179 

(leUteres  aus  dem  shst.  was^o  und  dem  mhd.  wasten  £fu  folgern)?  Da 
das  adj.  ü.  guasto,  pg.  gasto,  aUfr.  guaste,  noch  jetzt  mundarü.  (e.  h. 
in  Berry)  g&te,  sich  in  vastus,  das  esgs.  diguastare,  degastar,  d^gäter 
in  deyastare  wiederfindet^  so  ist  herJcunft  aus  dem  latein^  aber  unter  ein- 
fluß  des  deutschen  ardautes  w,  wie  hei  einigen  andern  mit  gu  anlautenden 
fomofi.  Wörtern,  einzuräumen.  Die  bed,  beschädigen  kennt  schon  die  L. 
Sai,  tu.  9:  penitas  eam  (caballam)  vastare  non  debet.  Als  eine  unmit- 
tdbare  bildung  aus  wastjan  darf  aber  das  alffr.  gastir  Ben.  I,  256  an- 
genommen werden.  Abgd.  cdtfr.  gnastine  wüste  LRs.  103  (adj.  gastin 
SoF.  J,  209). 

Gaatare  Ö.,  pr.  guaitar,  fr.  guetter  anschauen,  beobachten,  lauem; 
Ast.  cremen,  pr.  gnaita,  altfr.  guette,  nfr.  masc.  guet  wache;  vom  ahd. 
wahten  wache  holten;  ^st.  wahta,  nhd.  wacht,  goth.  vahtvö.  Zsgs.  it. 
aggnatare,  sp.  pr.  aguaitar,  altfr.  aguetier  s.  v.  a.  guatare;  sbst.  it. 
aguato,  sp.  agait,  fr.  agnet  (nur  noch  im  plur.  üblich)  lauer,  daher 
aÜfr.  dagaet  (=  d'aguet)  heimlicher  weise. 

Gabia  sp.,  pg.  goiva,  npr.  gnbio,  fr.  gouge  (f)  hohlmeipel.  ScJwn 
Isidorus  19,  19  führt  neben  taratrnm  und  scobina  ein  werhseug  an,  das 
die  ausgaben  theils  guvia,  gabia,  theils  gulvia,  gnlbia  schreiben.  Die 
Cassder  glossen  setzen  gulvinm  für  das  dtsche  noila  hobel.  Die  Variante 
gnlbia  weist  sich  als  eine  nebenform  aus  durch  das  it.  gorbia,  sgorbia, 
wdches  andre  aus  dem  gr.  ygoatpog  herholen.  Das  wort  scheint  iberisch: 
bask.  gnbia  bogen,  gnbioa  JceJde  in  W.  v.  Humboldts  Verzeichnis,  vgl. 
wegen  der  begriffe  unser  kehle  und  kehlleiste  d.  i.  gehöhlte  leiste.  Larra- 
mendi  erklärt  das  bask.  gubia  aus  gurbfa  oder  gurbiaz,  wodurch  sich 
vidUicht  die  formen  mit  1  oder  r  rechtfertigen  lassen. 

Guercio  it.  {com.  verstärkt  sguerc),  chw.  guersch,  uiersch,  ältsp. 
gaercho,  aber  pr.  guer,  guerle,  dauph.  gnerlio  schielend.  Sie  setzen  einen 
deutschen  anüaut  w  voraus  und  so  konnten  sie  aus  ahd.  twer,  dwerch 
d.  i.  quer^  nach  abgestoßenem  dentaUaute,  entstanden  sein,  vgl.  gualiar 
U.  c  —  [Diese  ansieht  aucft  bei  Diefehbach,  Goth.  wb.  II,  721] 

Gnerra  ü.  sp.  pg.  pr.,  guerre  fr.  krieg  (daher  engl,  war,  früher 
warre,  werre,  Grimm,  Rechtsalt,  603,  E,  Müller  s.  v.) ;  vom  ahd.  werra, 
mhd.  mndl.  aUengl.  werre  zank,  Zwietracht,  vb.  ahd.  werran  verwirren: 
rixas  et  dissensiones  sen  seditiones,  qnas  valgus  werras  nominat  Cap. 
Gar.  C.  Bellum  {kymr.  bret.  bei)  war  dem  Romanen  neben  dem  adj. 
bellns,  weichem  polcher  hatte  weichen  müssen,  unbrauchbar  geworden  und 
lebt  nur  in  ableitungen  und  Zusammensetzungen  fort;  das  einfache  vb. 
belar  ^bdla  facere  steht  nur  in  einem  prov.  Wörterverzeichnis  GProv.  29. 
Man  sudtte  ersatz  im  deutschen:  das  übliche  w!c  mochte  etwas  zu  klang- 
los «in,  werra  gefid»  besser.  Auch  der  Baske  sagt  guerla,  der  Waläche 
ersetzte  das  lat.  wort  mit  dem  slav.  resboi  plünderung,  was  die  gramma- 
tiker  des  landes  freilich  von  rebellare  herleiten.  Zu  merken  ist,  daß  das 
von  gaerra  abgdeitete  guerrier  im  dttrom.  die  bed.  feind,  widersactier 
(ursprüngl.  verwirrer?)   zdgt,   z.  b.  prov,    (wo   dies   am   üblichsten   ist) 


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180  L   GUIDARE-GUISA. 

aucire  sos  guerriers  mortals  seine  todfeinde  tödten  Chx.  F,  10;  fr,  ainc 
en  nule  maniere  ne  forfis  que  fuissiez  ma  guerriere  Rom.  fr,  p.  88;  iL 
che  non  mi  sea  guerrera  Trucch,  I,  194,  vgl.  205;  contra  li  nostri 
guerrer  ella  ö  molt  forte  guerrera  Bonves.  p,  479,  43;  sp.  semejasme 
guerrero  Apol,  275, 

Guidare  it.,  sp.  pg.  guiar,  pr.  guidar,  guizar,  guiar,  fr,  guider 
l-eiienj  etirechtweisen;  sbst.  it,  guida,  sp.  guia,  pr.  guida  und  guit,  aUfr. 
gui-s,  nfr.  guide  führer.  Für  die  deutschheit  des  Wortes  redet  jHeikUeh 
unzweideutig  der  anlaut  gu,  eu  welchem  stamme  aber  gehört  es?  Nach 
der  lautregel  verlangt  es  gotk.  veid,  ahd.  wtt^  allein  dieser  stamm  gewaki 
keinen  angemessenen  begriff.  Nimmt  man  goth,  vitan  beobachten^  bewoAm 
als  etymon,  so  ist  gegen  den  begriff  ewar  nichts  su  erinnern,  auch  iL 
scorgere  heif^t  wahrnehmen  und  leiten,  aUein  die  darstdlung  der  goth. 
tenuis  durch  die  rom.  media  wäre  ungewöhnlich.  Gleichwohl  ist  diese 
deutung  lendässig:  auch  dUfr.  hadir^  haYr  entsprang  mit  derselben  lautver- 
Schiebung  aus  goth.  hatan  (Rom.  gramm.  J,  3t2);  selbst' das  sbst.  guid» 
schließt  sich  alsdann  dem  ags.  (und  goth.?)  vita  ältester,  rathgeber  un- 
mittelbar an,  vgl.  das  prov.  masc.  guit,  fr.  guide.  [Wackemagel  gibt  auch 
das  alts.  gi-wttan  zu  bedenken,  de^en  bed.  'gehen  doch  etwas  entfernter 
eu  liegen  scheint^     Von  guidare  ist  fr.  guidon  fahne  u.  a.  m. 

Guiderdone  it.,  awcA  guidardone,  pr.  guazardon  (für  guadardon), 
guiardon,  guierdon,  altfr.  guerredon,  guerdoD,  sp.  galardon  (gualardon 
FJ.  Cal.  6  D,),  pg.  galardäo,  altcat.  guardö,  mlat,  widerdonum  (uinUr 
Karl  d.  kahlen)  Vergeltung;  vi.  guider donare  ff.  belohnen.  Der  ersU 
theil  des  Wortes  macht  keine  Schwierigkeit,  es  ist  das  dtsche  wider,  i» 
älterer  form  widar,  das  auch  in  dem  gleichbed.  widrigilt  vorliegt;  a  für 
i  in  der  ersten  sübe  von  guazardon,  gualardon,  \oird  nicht  stören,  man 
.sehe  die  bemerkung  oben  in  der  vorrede.  Widerdonum  ist  eine  leichte 
entstellung  des  ahd.  widarlön  recompensatio  Graff  U,  220,  ags.  widher- 
leän,  wozu  erinnerung  an  lat.  donum  verführen  konnte.  Das  sp.  galar- 
don ließe  sich  selbst  aus  einer  in  dieser  spräche  ziemlich  üblichen  umstd- 
lung  der  buchstaben  (für  gadarlon)  deuten,  wäre  es  nicht  rathsam,  sämnit- 
liehe  sprachen  an  demselben  vor  gange  theü  nehmen  zu  lassen  und  1  aufi 
zurückzuleiten.  Merkwürdig  ist  das  synonyme  pr.  guazardinc,  kerne 
nebenform,  sondern  durch  das  longob.  thinx  und  garathinx  als  ein  sdbd- 
ständiges  wort  gerechtfertigt. 

Guisa  it.  sp.pg.  pr.,  guise  fr.  weise,  art,  beschaffenheit,  daher  engl 
guise;  vb.  sp.  altpg.  guisar  zubereiten;  zsgs.  pr.  desguisar,  fr.  d^ 
guiser  entstellen,  die  gestcdt  benehmen.  Das  etymon  ist  unschwer  zu  finden, 
da  fast  alle  germanischen  gebiete  dasselbe  wort  besitzeti:  ahd.  wts,  alts. 
wlsa,  nhd.  weise,  ags.  wise,  altn.  vis.  Sdbst  die  adverbiale  anwendung  wie  im 
ahd.  in  wis,  zi  wis  (quomodo)  spiegelt  sich  ab  im  rom.  in  guisa,  a  guisa.  Fer- 
rari*s  lat.  etymon  vice  (z.  b.  vice  canis  =  more  canis)  genügt  dem  buchstaben 
nicht,  MSnage\s  visus,  visa  eben  so  wenig  dem  begriffe.  Aber  pr.  guia  $.  v.  a. 
guisa  scheint  aus  via  entstanden,  da  s  zwischen  vocälen  kaum  ausfäüt. 


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I.    GUSCIO-HENNIR.  181 

Guscio  it.  schäle  der  nüsse^  eier,  schalthiere  u.  dgl.,  übersfug,  ven. 
sgusso  tmd  fem.  gussa,  sgussa  dass.,  auch  hülse  des  komes,  spreu,  mail. 
guss,  gussa,  romagn.  goss,  gossa  ebenso,  fr,  gousse  (f.),  hülse,  schote; 
i?6.  rt.  sgusciare  schälen.  Von  etveifelhafter  herJcunft,  Folgende  Wörter 
dürften  in  betracht  Tiormnen,  Der  grammatiker  Placidus  Tcennt  gallici- 
ciola  ^cortex  nuds  juglandis:  ist  dieses  ungeschlachte  wort  Schreibfehler 
ßr  galliciola^  so  fuhrt  es  auf  ein  adjectivisches  primitiv  gallicia  (von  nux 
gallica  wallnuß),  das  sich  ital.  in  galcia  galscia  gnscio,  fr.  gausse  gousse 
verwanddn  mochte.  Das  ursprüngliche  all  hätte  alsdann  auch  in  dem 
d^Mhong  des  comask.  s-gausc  für  sgalso  seinen  ausdruck  gefunden.  Ähd. 
gabissa,  gavissa  5prew,  wegwurf.  AM.  hulsa  und  hülst,  worauf  Scheler 
Mntveist,  scheinen  mit  ihrem  anlaute  nicht  zum  franz.  worte  jm  stimmen, 
wohl  gihulsi,  das  aber  nicht  nachweislich  ist.  —  Die  Wörter  für  schale, 
sdiote,  hülse  sind  in  den  roman.  sprachen  und  mundarten  zahlreich  und 
oft  schwierig  zu  deuten.  Die  obige  deutung  aus  gallicia  aber  hat  sich  die 
beistimmung  Mussaßa's  erworben,  der  auf  die  übereinstimmende  toscanische 
form  gallessa  verweist,  s.  Zeitschr.  ßr  vergl.  sprachf.  XV,  397. 


H. 

Haca  sp.,  ältsp.  pg.  faca,  ältfr.  haque  (h  asp.)  Roq.  Mepper;  cdtfr. 
haqnet,  sie.  acchettu  dass.,  pic.  haguette  kleine  stute;  nfr.  haquet  karren, 
ht  hier  h  oder  f  der  richtige  laut?  Faca  könnte  sich  auf  ältn.  fökr  pferd 
berufen,  allein  wie  hätte  sich  dieser  poetische  ausdruck  nach  Spanien  ver- 
irren sollen?  Es  kann  mit  der  bekannten  span.  darstellung  der  franz. 
aspiration  {vgl.  oben  arpa)  von  haque  hergenommen  sein,  dies  aber  vom 
engl,  hack  miähklepper:  dafür  spricht  auch  die  engl.  zss.  hack-ney,  ndl. 
hakke-nei  (engl,  nag,  ndl.  negg,  nhd.  nickel  pferdchen),  wovon  fr.  ha- 
quen^e,  ältsp.  pg.  facanea,  nsp.  hacanea,  it.  acchinea,  üblicher  chinea. 
S.  auch  Diefenbach,  Goth.  wi.  I,  30.  II,  122. 

Halar  sp.,  haier  fr.  (h  asp.),  alar  pg.  ziehen  am  seüe;  vom  ältn. 
halsL  ziehen,  ähd.  halön. 

Hennir  fr.  (spr.  hanir,  h  asp.)  wiehern.  Diesmal  ist  es  die  franz. 
spräche,  die  das  lat.  original  am  genauesten  wiedergibt.  Die  ital.  hat 
dafür  nitrire,  annitrire,  sbst.  nitrito,  von  hinnitus  mit  bekannter  einschie- 
bung  eines  lautverstärkenden  r.  Die  erzeugnisse  der  übrigen  sprachen 
weichen  noch  mehr  ab,  so  daß  die  etymologische  rechenkunst  nicht  überall 
ausreicht.  Sie  haben  sich  alle  zur  1.  conj.  geschlagen.  Span,  lautet  das 
wort  relinchar,  alte/'  relnchar  Conq.  Ultram.,  pg.  rinchar.  Verkürzt  man 
das  bei  Lucilius  vorliegende  hinnilitare  in  hinniltare,  so  gewinnt  man  sp. 
hinchar,  dem  man  zum  unterschiede  von  hinchar  =  inflare  die  partikel 
re  oder  red  vorsetzte;  das  darin  enthaltene  d  aber  trat  auf  spanische 
weise  leicht  in  1  über.  Ein  vorgesetztes  re  zeigt  sich  auch  im  cat.  renil- 
lar,  wofür  der  Piovenzale  einfacher  enilhar,    inhilar,   aber  auch  endilhar 


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182  I.    lERI-IMPROVERARE. 

spricht.  Im  sard.  anninnijare  endlich  glaubt  man  deutlich  die  stimsne  des 
Pferdes  (hin hin)  -et*  vernehmen;  andre  mundarten  derselben provim habm 
dafür  annirgai  und  anniggiä.    Das  wal,  wort  ist  rencheza  (ronchissare), 

i.  j. 

leri  f^.,  sp.  ayer  (6ei  Berceo  eri),  pr.  her,  fr.  hier,  wal.  eri  aiveth^ 
vom  lat.  heri.  Sp.  ayer  ist  nicht  =  adheri,  a  ist  vielmehr  ein  eupkm- 
scher  Vorschlag  vor  j  wie  in  ayantar,  ayuso  statt  yantar,  yuso,  und  so 
mag  sich  auch  das  cat.  ahir,  das  sie.  ajeri  verhalten. 

II,  lo,  la  it.,  sp.  el,  lo,  la,  pg.  o,  a,  ält^el,  lo,  la,  pr.  \0y  la(il),/r. 
le,  la,  alt  li,  lo,  la,  wal.  le  (1),  la  (oa,  a)  artikd,  von  ille,  illum,  Bm, 
gramm.  II,  16.  27  ff.    Sardisch  su,  sa,  von  ipse,  ipsa. 

Imbuto  it.y  sp.  embudo,  pg.  fehlt,  pr.  embut  GProv.  69  tridUer; 
von  butig  faß,  also  wie  fr.  entonnoir,  sagt  Menage;  vgl.  auch  t^.  imbotta- 
tojo  mit  ders.  bed.,  von  botte  =  butis. 

Immantinente  it.,  pr.  mantenen,  fr.  maintenant,  eeitadverb,  iBtco, 
sine  mora.  Es  ist  kein  particip  des  rom.  vb.  mantenere,  so  daß  es  dm 
lat.  in  continenti  gleich  wäre,  wozu  die  begriffe  nicht  stimmen,  sondern 
eine  selbständige  Zusammensetzung  in  manu  tenens  in  der  hand  haltend^ 
in  bereitschaft,  ohne  Vorbereitung,  ohne  aufschub.  Prov.  auch  de  mantenen, 
altfr.  de  maintenant.     Wald,  atenent  Hahn  p.  673. 

Imprenta  und  impronta  it.,  sp.  pr.  emprenta,  fr.  empreinte  je- 
präge,  abdruck;  vb.  it.  imprentare,  improntare,.  sp.  emprentar,  daher  ndi. 
printen,  engl,  print.  Von  imprimitare,  meint  Ferrari.  Da  die  neue» 
sprachen  indessen  nur  wenige  iteroHva,  diese  aber  immer  mit  iterativer  in 
imprentare  gar  nicht  fühlbarer  bedeutung  schufen,  das  verbum  auch  m 
franz.  und  prov.  nicht  vorhanden  ist,  so  sucht  man  seinen  Ursprung  ioohl 
richtiger  im  franz.  particip  empreint:  um  so  eher  konnte  der  ItaUener 
das  fremde  in  seinem  Ursprünge  ihm  unverständliche  wort  in  impronta 
entstellen. 

Improntare  it.,  emprnnter  fr.  entlehnen,  borgen,  sbst.  emprunt 
Nach  Muratori,  Änt.  ital.  I,  1895,  wäre  das  ital.  wort  aus  dem  front. 
Peeuniam  alicui  promere  heißt  einem  geld  hervorlangen:  woUte  mctn  nun 
mit  impromtum,  impromtare  das  einnehmen  des  geldes  ausdrücken?  Das 
gezwungene  dieser  vermuthung  wird  einleuchten.  Diesmal  fuhrt  die  walatk 
spräche  auf  die  richtige  spur.  Sbst.  inprumnt  heißt  borg,  vb.  inprumuti 
auf  borg  geben  oder  nehmen,  vom  lat.  promutuum  darlehen,  zsgs.  in-pro- 
mutuum,  in-promutuare,  was  denn  lacht  improntare  ergab.  Sdtsam  ist 
fr.  u  für  o:  sollte  es  der  einwirkung  des  ausgefallenen  u  in  der  stlbe  iwxi 
sein  dasein  danken?  Der  Wallone  sagt e^ronter,  aber  o  vertritt  ihm  oß  fr.  n. 

Improverare,  rimproverare  it.,  sp.  improperar,  fr.  vrU.  impro- 
p6rer  vorumrfe  machen;  sbst.  »^.  rimproverio  cet.  Vorwurf;  von  im- 
properare  hineineilen  Varro,  vorwerfen  Fetron.,  eig.  drauf  losfahren,  wie 
Pott  deutet,  improperiom  Vulg.,  s.  Quicherat  Add.  s.  v. 


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I.    INCALCIAKE— INGANNO.  183 

Incalciare,  incalzare  it,  altsp,  encalzar  ^{o;.,  pr.  encansar,  aUfr. 
encbsincernachsetem,  verfolgen,  daher shst  aitsp.  encalzo,  aUpg,  ebenso 
enealQO  SBos.,  pr.  encaus,  aUfr.  enchaux;  eigenÜ.  einem  auf  der  ferse 
sem,  von  calx. 

Ineanto  ä.,  encante  aUsp.,  enquant  encant  pr.,  encan  fr.  Ver- 
steigerung, mhd.  gant;  d.  i.  ßr  wie  vid,  wie  hoch?  von  in  qaantam;  vh. 
ä.  incantare,  pr.  enqaantar,  altfr.&nosjii&T  versteigern,  verganten.  Nicht 
vom  incantare,  wenn  sich  awh  dUfr.  durch  umdeutung  enchanter  (en- 
chaDtement  Assis,  de  Jerus.)  findet.     Vgl.  Grimm,  Rechtsdlt.  p.  610. 

Inchiostro  it.  tinie  (richtiger  aJtmaü.  incostro  Bonves.);  von  en- 
caustam  {eyxavatov)  rothe  Hnte,  womit  die  griechischen  haiser  unter- 
sekrid>en;  dassdbe  wart,  mit  griechischer  hetotmng,  ist  fr.  encre,  sonst 
auch  enque,  die  stärkste  ahhüreung,  die  in  dieser  spräche  vorkommt,  sicil. 
inga,  ndl.  inkt,  engl.  ink.  Atramentum  blieb  im  pr.  airamen,  altfr. 
errement  Tinta  ist  der  sp.  pg.  cot.  sard.  ausdruck,  schon  ahd.  tincta, 
dincta.  Der  Walache  empfieng  vom  Slaven,  dem  er  auch  die  buchstaben 
verdanktej  den  ausdruck  für  tinte,  cerneal^  d.  i.  schwär ee. 

Incinta  it.,  pr.  encencha,  fr.  enceinte  schwarzer.  Davon  sagt 
Iridarus:  incincta  praegnans  eo  qnod  est  sine  cinctn  d.  h.  incincta  ist  s.  v.  a. 
diflcincta  entgürtet,  weil  sie  keiften  gürtel  tragen  kann:  ne  me  pnis  ceindre 
sagt  eine  solche,  FC.  IV,  275.  Andre  auslegungen  s.  bei  MSnage,  vgl.  auch 
Gdvam  im  Archiv,  stör.  itdl.  XIV,  362.  Das  frane.  sbst.  enceinte  um- 
gäunung  aber  ist  von  incinctus  in  seiner  classischen  bedeutung. 

Incdde  Mftdt  incndine,  ancüde  und  ancndine  it.,  sp.  yonque,  ayanque, 
pg.  inende  (poet.),  pr.  enclnget,  fr.  enclume  amboß:  von  incns  incüdis, 
sum  iheil  sehr  entstellt.  Das  ü.  incndine  beruht  auf  der  falschen  dedi- 
natian  incndo  incadinis,  ungefähr  wie  das  sp.  hambre  an^  £Etmes  faminis. 
Das  sp.  yonque  entstand  aus  incu'e  durch  versetaung  des  u.  Die  piem. 
form  aneuso,  die  catal.  encinsa  scheinen  aus  dem  nominativ  entstanden. 
Indaco  it.,  aUsp.  öndico,  fr.  indigo,  pr.  indi,  endi  eine  blaue  färbe, 
indig;  vom  lat.  indicnm  blaiues  pigment  aus  Indien.  Hieraus  ein  adj. 
alisp.  jndio  Chron.  rimad.  p.  p.  Michel  v.  117,  pr.  indi,  a^r.  inde. 

Indi  it.,  dU  ende,  enne,  daher  en  und  das  jetzt  übliche  ne,  altsp. 
äUpg.  ende,  pr.  en  und  ne  (letzteres  e.  b.  in  dem  halbfrans.  Leodegar  str. 
11),  dltfr.  int  (in  den  Eiden),  ent,  nfr.  en,  woi.  inde,  ortsadverb  und 
pronomincipartikd,  s.  Bom.  gramm.  III,  56.  Näher  dem  urworte  als  das 
fr.  en  steht  das  henneg.  end  in  end-aler  =  fr.  en  aller,  abgeküret  d  (i 
d'  a  requeu  ü  en  a  recuperi).  Im  altüal.  inclinierte  ende  =  neuit.  ne 
sdir  hm^g  z.  b.  nonde  capapo  non  ne  campo  PPS.  II,  33,  nulland' 
onoro  nuÜa  ne  onoro  71,  peronde  temo  pero  ne  temo  73,  vgl.  Blanc, 
Itd.  gramm.  305.  306.  Zsgs.  ist  sp.  den  de  präposition  für  desde, 
aUsp.  dent,  altpg.  dende,  al^r.  den  Pass.  de  J.  Chr.  str.  30,  SLeg.  21, 
vcn  de-inde. 

Inganno  it.,  sp.  engano,  pg.  engano,  pr.  engan  betrug;  vb.  in- 
gannare,  engafiar,  enganar,  al^r.  enganer  betrügen,   wal.  ing^nä  (aus 


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184  I.   INGEGNO— INTERO. 

dem  ital.?)  verhöhnen.  Das  einfache  wort  findet  sich  im  aUem  ndatän: 
gannat  ^A^va^ßt  Gl.  lat.  gr.^  sbst,  gannum  spoU  Gest.  reg.  Fr.,  ganni- 
tura  Bonif.^  Rh.  Maur.,  Äldhelm;  der  Froveneale  hat  ganhar  laclm, 
spotten,  es  scheint  aber  nicht  dassdbe  wort.  Wer  gannum  aus  ingenium 
entstehen  läßt,  der  setzt  sich  über  die  handgreiflichsten  lautregdn  hinweg; 
auch  die  herleitung  aus  dem  ahd.  geinön  den  mund  aufsperren  ist  nach 
begriff  und  laut  unhaltbar:  in  letaterer  beeiehung  würde  sich  doppeltes 
aus  einfachem  n  nicht  rechtfertigen  lassen.  Möglich  aber  ist  ent^ekmg 
aus  ahd.  gaman  spiel,  scherz,  ags.  gamen  scherz,  spott,  höhn,  zsgz.  gamn; 
man  erwäge  dieselbe  behandlung  der  Verbindung  mn  in  danmum,  it.  danno, 
sp.  dafio,  pg.  dano,  pr.  dan.  Spiel  und  betrug  berühren  sich  nah,  vgl  it, 
giuoco  spiel,  hunstgriff,  com.  gioeuch  (göch)  betrug,  fr.  jouer  qqun  men 
betrügen.    Das  gael.  gang-aid  betrug  hätte  andre  formen  erzeugt. 

Ingegno  i^.,  dltsp.  engeno,  pr.  engeinh^  engin,  fr.  engin  erfindungs- 
kraft,  dsgl.  künstliche  fnascMne;  von  ingenium.  Daher  altfr.  engignier 
überlisten,  pr.  engenhar  nachstellen,  it.  ingegnarsi,  nfr.  s'ing^nier  avf 
mittel  sinnen;  sbst.  pr.  enginhaire,  fr.  ingönieur,  it.  ingegnere,  wio/. 
ingeniosus  kriegsbaumeister.  Aus  lat.  genius  geschmack,  witz  leitä  sich 
it.  genio,  sp.  genio,  fr,  g^nie.  Pr.  geinh  aber,  gleichbed.  mit  engeinh, 
u)ie  ginhos  mü  enginhos,  scheint  aus  ingenium  abgekürzt. 

Inguine  it.,  sp,  engle  (für  engne),  neupr.  lengue  (für  engne), 
fr.  aine  (f.)  weiche  am  menschlichen  körper;  von  inguen.  Itai.  anguinaglia 
von  inguinalia. 

Insegna  it.,  äUsp.  ensena,  neusp.  pg.  insignia,  pr.  ensenha,  fr. 
enseigne  zeichen,  kennzeichen,  it.  pr.  fr.  auch  fahne;  von  insignia,  pbtr. 
von  insigne.    Das  einfache  Signum  gab  ^.  sena,  pg.  pr.  gleichlautend. 

Insegnare  it.,  sp.  ensehax,  pg.  ensinar,  fr.  enseigner  lehren.  Von 
insinuare  bekannt  machen;  oder  ist  es  neues  wort,  in-signare  einzeidmen, 
einprägen?  vgl.  iyxaQaaoeiv  Hnsignare,  incisare'  Gl.  gr.  lat.  Nicht  tmr 
der  begriff,  auch  der  buchstöbe  redet  für  das  letztere,  dessen  stamn  gans 
mit  Signum  in  den  acht  roman.  formen  segno,  sefia,  senh  zusammentrifft', 
volle  bestätigung  gewährt  aber  das  wal.  insemnä.  anzeigen,  von^semn  = 
Signum,  also  insignare. 

Insembre,  insembra  it.,  cdtsp.  ensembra,  ensemble,  oZ^p^. ensem- 
bra,  fr.  ensemble,  dsgl.  it.  insieme,  pr.  ensems,  altwald.  ensemp,  adverb 
für  lat.  una;  von  insimul,  dessen  1  zum  theil  in  r  verwanddt  oder  apo- 
copiert  ward;  wal.  aseämene  von  ad  simul.  Einfaches  senps  =  simol  /imW 
sich  in  der  Pass.  Christi  str.  104,     Vgl.  unten  sembrare. 

Intero  und  intögro  it.,  sp.  entero,  pg,  inteiro,  pr.  enteir,  fr.  entier 
vollständig,  ganz,  altfr,  in  der  bed.  unverletzt:  li  sain  et  li  entier 2)3fec. 
p.  176;  von  integer  integri,  lomb.  und  wal.  intreg.  Abgel.  pr.  aitfr.  a^. 
enterin  vollkommen,  vb.  altfr.  enteriner  gerichtlich  gut  heiß^%.  Da  in- 
tero auch  grade  oder  aufrecht  bedeutet,  so  knüpft  sich  hieran  das  vb.  in- 
tirizzare,  pg.  inteiri^ar  starr  machen,  starr  werden  (adj.  inteiri^o  voü- 
ständig,   dsgl.  starr):   die  physische  und  moralische  bed.  fest,  unbeugsam 


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I.    INTRAMBO-LACAYO.  185 

hat  auch  unser  steif.  Abgeändert  aus  diesem  verhum  mit  vertauschung 
der  Partikel  ist  aitpg,  sp.  aterir,  aterecer,  span.  auch  ateritar. 

Intrambo,  entrambi  t7.,  sp.  entrambos  (getrennt  entre  Eachel  e 
Vidas  a  parte  yxieron  amos  PC.  191)^  pr.  entrambs  beide,  alle  beide, 
s$g$.  mit  der  partikel  inter,  welche  die  bed.  'unter  sich,  miteinander,  zu- 
sammen angenommen  hatte,  also  beide  zusammen,  s.  Rom,  gramm.  III, 
408  noie. 

In  vor  DO  und  verno  it.,  sp.  invierno  (yvierno  PC.  ed.  Jan.  v.  1620), 
pr.  lYern,  fr.  hiver,  wal.  earn^  winter ;  vom  adj.  hibernus,  hibernum,  dem 
das  wdnldsame  hiems  weichen  mußte. 

Investire  it.,  sp.  embestir,  fr.  investir  einen  platz  berennen,  ein- 
schließen,  auch  ihn  angreifen;  von  investire  bekleiden,  und  schon  im  la- 
teinischen umgeben,  s.  b.  focnm  investire  sich  um  den  herd  stellen, 

lo  it.,  sp.  yo,  pg.  wal,  eu,  pr.  gaUic.  ieu,  eu,  dltfr.  eo,  ieo,  jeo,  jo, 
nfr,  je;  von  ego,  syncopiert  eo,  woraus  sich  alle  romanischen  formen  er- 
klären, die  neufranzös.  durch  consonatUierung  des  anlautenden  i,  das  mit 
e  SU  einem  diphthong  verbunden  in  kurzem  lat.  e  (vgl.  dien  aus  deus) 
seinen  grund  hatte, 

Issare  it.,  sp,  pg.  izar,  fr,  hisser  (h  asp,)  in  die  höhe  ziehen;  vom 
schced,  hissa,  ndd,  hissen. 

Iva  sp.  pg.,  if  fr.  (m.)  taxusbaum;  ist  das  ahd.  iwa,  nhd.  eibe, 
ags.  iv,  engl,  yew,  kymr.  yw  (/*.,  sg.  ywen),  com.  hivin. 

Ivi,  vi  it.,  alHt.  i,  cdtsp.  aJtpg,  pr,  hi,  y,  fr.  y,  nsp.  pg.  {mit  vor- 
geschlagenem a  wie  in  ayer  von  heri)  ah(  ortsadverb,  von  ibi. 

Jnsbarba  sp.  mäusedom,  /r.  joubarbe,  pr.  barbajol  hauswurz;  alle 
entsprechend  dem  lat.  Jovis  barba  bei  Plinius  (anthyllis  barba  Jovis  L.), 
ü.  barba  di  Giove.  Span,  chubarba  scheint  eine  andre  form  desselben 
Wortes,  vgl.  in  betreff  des  anlautes  chnpa  =  fr,  jupe. 


L. 

La  it.,  sp.  alld,  altpg,  aU  SRos.,  npg,  lä,  pr.  la,  lai,  fr.  lä  ortsad- 
verb, von  illac. 

Lacayo  sp.  pg.,  fr.  laquais,  daher  it.  lacche  diener,  der  seinen 
herm  zu  fuße  begleUet,  pedissequus.  Im  span.  ist  dies  wort  nicht  alt, 
wenigstens  erklärt  es  Covarruvias  für  ein  erst  mit  könig  Philipp  (I.)  aus 
Deutschland  gekommenes,  es  fehlt  daher  auch  bei  ÄntoniUrS  Nebrissensis. 
Weit  früher  muß  Frankreich  es  gekannt  haben,  da  schon  Froissart  (vor 
1400)  sagt:  en  France  il  y  a  cent  ans,  que  les  pages  vilains  allans  ä 
pied  ont  eommanc^  d'estre  nommez  laquets  et  naquets  (Menage).  In 
einer  Urkunde  v.  j.  1470  liest  man:  gens  arbalestiers  appellez  laquaiz: 
leichte  truppen  wurden  also  damals  so  benannt,  was  der  nachweislich  älte- 
sten noch  jetzt  üblichen  bedeutung  nichts  schadet,  s,  darüber  bei  Carpentier, 
Man  hat  es  wohl  aus  dem  arab.  hergeleitet,   von  dem  formell  ganz  un- 


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186  L    LACCA-LAIDO. 

passenden  laqf  t  ausgesetzter  hnabe  Freyt.  IV^  119",  oder  lakf  a  schmüzij^ 
niedrig  123*.  Larramendi  führt  es  zurück  auf  bask,  lacun,  lagun  gesA- 
Schafte  hiäfey  und  ayo  einer  der  wartet  und  folgt:  Jcenner  dieser  spradie 
haben  zu  entscheiden,  oh  aus  dieser  Verbindung  das  bask.  lacayoa  erwackta^ 
konnte  oder  ob  es  dem  span.  entnommen  ward.  Indessen  bedarf  es  (wt 
unsem  zweck  dieser  prüfung  nicht  einmal.  Sehen  wir  uns  nändiek  fpif 
roman.  gebiete  um,  so  begegnet  uns  das  alte  prov.  lecai  naschhaft,  üppig 
{s.  unten  leccare),  neupr.  (limous.)  mit  bekannter  Verwandlung  des  iwr 
losen  e  in  a  laccai  n^enschößing  des  getreides  (passend  zu  dem  begriffe 
fiaschhaft),  dsgl.  diener  wie  im  franz.  Leicht  konnte  man  den  seinem  hem 
fest  anhängenden  ihm  überall  nachtretenden  diener  mit  einem  unmäm 
üppigen  von  der  pflanze  lebenden  Schößling  vergleichen;  das  dUpg.  lecco, 
buchstäblich  •=  pr.  lec,  dem  primitiv  von  lecai,  hat  sogar  ohne  ableitungs- 
Suffix  die  bed.  von  lacayo  entwickelt  s.  S.  Rosa,  was  dieser  vermuthung  fasi 
zur  bestäUgung  gereichen  kann.  Zu  bemerken  ist  auch  noch,  daß  eine  der 
baskischen  mundarten,  die  labortanische,  mit  e  für  a  lekhayoa  sagt,  der 
alten  prov.  form  gemäß. 

Lacca  it.,  sp.  pr.  laca,  fr.  laque,  nUat.  laca  (1327)  ein  ostindisdttt 
harz;  pers.  lak,  sanskr.  läkschä. 

Laccia  it.,  sie.  alaccia,  neupr.  alacho  Honnar.  alse,  maifisch,  sp. 
alacha,  andäl.  lacha  (JSemnich)  sardeile  (alse,  Sardelle,  hering  gehören  tu 
einer  und  derselben  gattung,  clupea);  muthmaßlich  entstellt  aus  haiec,  nach 
Diefenbach,  Orig.  europ.  222,  aus  dem  celt.  alausa.  Entschieden  <m 
halec  ist  it.  Alice  (f.),  sie.  al6ci  sardeile,  sp.  al^ce  (m.)  ragout  von  fisck- 
lebem,  dsgl.  sp.  haleche  eine  ort  der  makrele,  aus  weldhem  fisch  die 
Römer  ein  treffliches  garum  machten. 

Laccio  it.,  sp,  pg.  lazo,  pr.  latz,  fr.  lacs,  wal.  latz  schnür;  von 
laqueus;  vb.  it.  lacciare,  allacciare  u.  s.  f.,  fr.  lacer.  Aus  dem  roma». 
auch  unser  latz  klappe. 

Lacerta  it.,  gew.  lucerta,  lucertola  (sard.  caluscerta,  caluxertnla), 
sp.  pg.  lagarto,  fr.  l^zard,  bürg.  fem.  l&arde  und  so  altfr.  laissarde 
RMont.  399,  30,  Voc.  d'  Evreux  p.  20,  chw.  lusciard  eidechsc  (pg.  la- 
garta  raupe);  von  lacerta,  das  aber  fast  gemeinromanisch  s^ne  endung 
mit  dem  auf  viele  thiemamen  angewandten  suffix  ard  vertauschen  nrnfüe. 
Der  Spanier  mag  frühe  lacarta  für  lacerta  gesprochen  haben. 

Lagnarsi  it.,  altsp.  lanarse,  pr,  se  lanhar,  altfr.  laigner  sich  be- 
klagen; sbst.  it.  lagna,  pr.  lanha  klage,  Jammer;  von  laniare  se  (prae 
dolore),  ude  Ferrari  und  Muratori  mit  grund  vermuthen,  vgl.  pg.  carpir- 
se  weinen,  sich  beklagen,  eigentl.  sich  zerreißen,  oder  die  minder  starken 
lat.  und  griech.  ausdrücke  plangere  und  xoTtTsad-ai. 

Laido  it.  altsp.  altpg.,  pr.  lait,  fr.  laid  häßlich;  vom  ahd.  leid  ver- 
haßt, altn.  leidhr,  ags.  lädh ;  altfr.  il  m'est  lait  =  twAd.  mir  ist  leit,  das 
gegentheü  von  il  m'est  bei  =  mir  ist  liep.  Altfr.  auch  sbst.  lait  (faire 
lait  ä  qqun  wie  ahd.  leit  tuon),  dsgl.  chw.  laid,  bask.  laidoa.  Vb.  ä, 
laidare,  altsp.  laizar  Bc.Mü.  394  (aus  dem  prov.),  a2(p^.  laidar  <S/!as., 


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I.   LAMA-LANDRA.  187 

pr.  laizar  aUfr.  laider  hränken,  verldeen^  von  leidon,  leiden,  dsgl.  it. 
laidire,  pr.  oß/r.  laidir  von  leidjan,  ags.  lädhjan.  Eine  bemerkenstoerthe 
ati.  isi  cdtfr.  laidenge  kränkung  (vb.  laidengier),  pr.  ledena  Bth.  73 
ßr  laidenha,  vgl.  ahd.  leidnnga  beschüldigtmg. 

Lama  it.  sp.  pg.,  dauph.  lamma  sumpf;  von  dem  seltnen  lat.  lama 
(fw  lac-ma,  vgl.  lac-ns),  wovon  Festus  sagt:  aquae  collectio,  quam  lamam 
dicunt,  Obrigens  von  Horcus  gebraucht.  In  demselben  sinne  findet  es  sich 
(nuk  bei  Dante,  wiewohl  manche  seiner  ausleger  es  anders  deuten^  s.  Fer- 
rari s.  V.  und  Muratori,  Ant.  itci.  11,  col.  1106.  Bekanntlich  führt 
Paulus  lama  als  ein  longob.  wort  an,  s.  darüber  Grimma  Oesch,  d.  d,  spr. 
p.  694. 

Lama  it.  pr.,  lame  fr.  ploUe,  klinge,  altsp.  laila  Scheibe,  rietnen;  von 
lamina.  Dasselbe  etymon  hat  altfr.  \B,m^  grabstein.  Äbgel.  altfr.  lemele, 
alemele  Brt.  I,  p.  108  {leteteres  aus  Talemele  für  la  lemele),  nfr.  entstellt 
in  alnmelle.    Daher  mhd.  lämel. 

Lambicco,  limbicco  it.,  sp.  alambiqae,  pg.  iBmhiquQ,  ^.  elambic, 
fr.  alambic  destiUierkolben;  vom  arab.  al-anbtq,  welches  aber  selbst  in 
diese  spräche  eingeführt  sein  soll,  Gol.  166,  vgl.  Freytag  I,  62^. 

Lambrnsca  it.  sp.,  lambruche  fr.  unlde  rebe;  von  labrnsca  dass. 

Lampo  it.  sp.  pg.,  pr.  lamp,  lam,  neupr.  lan  blita;  eigenü.  schein 
wie  fr.  Eclair,  von  lampas,  aher  neu  gebildet  aus  dem  stamme  lamp  ohne 
rücksicht  auf  die  ableitung  lamp-ad,  ein  noch  stärkerer  fall  als  capo  cap- 
accio  cm  cap-ut.  Eine  ableitung  mit  derselben  bed.  ist  cot.  Udmpeg, 
9p.  pg.  Msgs.  relämpago. 

Lampreda  it.,  sp.  pg.  lamprea,  fr.  lamproie  ein  fisch,  lamprete; 
umgestdU  aus  lam-petra  steinlecker  (lambere),  weil  sich  dieser  fisch  mit 
dem  nund  an  die  steine  cmhängt.  S.  Voss.  Etym.  v.  petra.  Das  lat.  wort 
ist  undassisch  und  kommt  erst  in  den  ghssen  des  Fhiloxenus  vor:  lam- 
petra  ^tvQaiva  (meeraal). 

Lancia  it.,  sp.  lanza,  pr.  lansa,  fr.  lance,  wdl.  lance  speer,  vom 
lat.  lancea,  nach  Varro  bei  Gellius  ein  hispanisches,  nach  andern  ein 
galUsches  oder  germanisches  wort  (das  genaueste  darüber  bei  Diefenbach, 
Orig.  europ.  372);  vb.  it.  lanciare  ff.,  lat.  lanceare  erst  bei  Tertullian; 
daher  i^.  lancio,  sp.  lance,  pg.  lango^  pr.  lans  schwung,  sprung.  Zsgs. 
it.  slanciare,  pr.  eslansar,  fr.  61ancer  schwingen;  sbst.  fr.  61an  für 
^laM  Sprung,  säte. 

Landa  it.  pr.,  so  auch  altsp.  s.  Canc.  de  B.,  lande  fr.  heide,  ebene, 
altfr.  lande  saltus  LRs.  86.  186.  351,  Gloss.  deUlle  15  (Seh.  34),  daher 
lande  foUie  GVian.  3011,  also  auch  buschgegend;  bask.  landa  feld.  Das 
wort  h(ü  deutsches  aussehn:  goth.  land  (n.)  xotQot,  aygog;  mit  seiner  be- 
deutung  aber  neigt  es  sich  entschiedetier  eum  breton.  lann  stacheliger 
Strauch,  pl.  lannoa  steppe,  man  vgl.  denselben  begriffsübergang  im  fr. 
brande  Strauch,  pl.  brandes  heidefeld.  Lann  aber,  in  älterer  form  land, 
scheint  acht  celtisch,  s.  Zeuß  I,  168. 

Landra,    slandra   it.  metae,  feüe   umherstreifende   dime,   dauph. 


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188  I.    LANIERE-LASCIARE. 

landra  dass.  s,  ChampoUion;  ab  gel.  neupr.  landrin,  landraire  tagedid; 
com.  slandron  landstreichery  ven.  slandrona  meize;  vb.  neupr.  landra 
Pflaster  treten  (auch  se  land4  Honn.).  Zsgs.  ü.  malandrino,  sp,  neupr. 
raalandrin,  henneg.  limous.  mandrin  Straßenräuber,  landstreicher,  taugt- 
nichts,  für  mal-landrino  w.  s,  f,,  comash  fem.  malandra  meretrix,  m. 
mandro  (f.)  name  des  fu^hses,  mandrouno  hupplerin  {nach  Sauvages  vm 
matrona),  tooJU  auch  5jp.  molondro  müßiggänger;  femer  ae^'.^^r.  vilandrier 
Pflaster  tretend,  für  vil-landrier.  Aus  it.  slandra  ist  wal.  suleandre  [duirdk 
einschiebung  wie  zumal tz  aus  nhd.  schmalz).  Es  gibt  ein  ahd.  lenne  me- 
retrix  s.  Freidank  p.  363  (1.  ausg.),  dem  aber  dr  nicht  ohne  grammati- 
schen grund  hätte  angefügt  werden  l'önnen.  Besser  s^  treffen  scheint  unser 
wÄd.  lenderen  Wb.  /,  963,  oder  ndl.  slenteren,  nhd.  schlendern  müf^ 
umhergelien.  Zu  beachten  ist  au^h  das  ahd.  für  tat.  latro  gd>rauckk 
lantderi  einer  der  land  und  leuten  schadet,  passend  sumcd  für  mal-landr- 
ino. Doch  mag  man  sich  weiter  umsehen  und  z.  b.  auch  das  bash.  lan- 
derra  fremd,  dürftig  Larram.  I,  XXI  heranziehn. 

Laniere  it.,  pr.  fr.  lanier,  engl,  lanner,  eine  geringere  faUsenaH, 
Wachtel fätke,  umrger;  wird  von  laniarius  geleitet,  a  laniandis  avibus.  My 
lanier  gierig. 

Lanzichenecco  it.  {abgekürzt  lanzo),  sp.  lasqnenete,  fr.  lans- 
qnenet  deutscher  soldat  zu  fuß;  bekanntlich  von  landsknecht  d.  i.  hneöU 
oder  bewaffneter  im  dienst  des  landes  (im  mhd.  nicht  vorhanden),  daher 
auch  ein  von  den  landsknechten  eingeführtes  kartenspiel. 

Lapo  sp.  schlag  mit  flacher  klinge;  vom  ahd.  lappa,  nhd.  läppen. 
vgl.  das  verwandte  dtsche  Aap,  welches  läppen  und  schlag  mit  etwas  flachm 
heißt.  Gleicher  herkunft  comask.  lapina  ohrfeige,  fr.  in  Berry  lapigne 
lumpen,  läpean  träger  mensch,  churw.  lapi  wicht,  pinsel  =  nhd.  läpp 
schlaff.    Zsgs.  sp.  solapar  da^  kieid  überschlagen. 

Lappare  it.  (in  oberitcd.  mundarten),  fr.  laper,  pr.  lepar,  cd. 
Hepar  auflecken;  =  nhd.  läppen,  altn.  lepia,  kymr.  Uepio,  gr.  lanuif 
u.  s.  w.,  ein  weitverbreitetes  wort. 

Lar  sp.  pg.  occit.,  llar  cat.  herd;  offenbar  das  lat.  Lar,  das  bereits 
bei  den  Römern  aus  der  bed.  hausgott  in  die  bed.  herd  übertrat,  s.  z.  h. 
Schwenck,  Böfn.  myth.  237.  Dasselbe  wort  ist  gewiß  das  it.  alare 
feuerbock,  worin  scJj^n  Redi  das  lat.  lar  anerkennt,  s.  dessen  Etimol.  üal. 
Auch  sp.  llares  kesselhaken  (plur.)  mag  dieses  Ursprunges  sein. 

Lasciare,  lassare  it.,  altsp.  lexar,  leixar,  pg.  leixar,  pr.  laissar, 
fr.  laisser,  wal.  l^sä,  chw.  cd>gekürzt  schar  lassen;  von  laxare  sMaff 
machen,  nachlasset? (sp.lsxsLT  nur  in  dieser  bed.).  Z^^^^.jpr.  s'eslaissar, 
dltfr.  s'eslaisser  sich  wohin  stürzen,  eigentl.  sich  loslassen,  sbst.  eslais 
Sturz,  Sprung,  it.  slascio.  Dahin  auch  adj.  it.  lasco,  pr.  läse,  lasch,  fr, 
lache,  henneg.  lake  träge,  vb.  sp.  lascar,  altpg.  laiscar  SRös.,  pr.  las- 
car,  laschar,  pic.  laskier,  fr.  lächer  (alt  lasquer  Bol.  p.  150),  von  lascns 
umgestellt  aus  laxus,  vgl.  denselben  Vorgang  im  gael.  leasg,  ir.  leisg,  kymr. 
Uesg  =  lat.  laxus;  gael.  asgall,  com.  ascle  =  lat.  axella;  ^oel.  flusg  = 


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I.   LASSO— LATENO.  189 

l(d.  fluxas  u.  a.,  aber  auch  in  roman.  tnundarten:  champ.  fisqaer  =  fixer, 
lusque  =  luxe.  —  Merkwürdig  ist  das  henneg.  norm,  laier  für  laisser, 
das  auch  im  aUfrane,  häufig  genug  begegnet.  Ist  es  das  ndl.  Laien?  denn 
das  ahd.  läzan  würde  sein  z  nicht  so  leicht  preis  gegeben  haben  und  an 
das  ahgekürste  mhd.  län  isty  als  eine  zu  späte  form,  sicher  nicht  sfu  denken. 
Aber  laier  scheint  in  einer  entfernten  roman.  mundart  seines  gleichen  zu 
haben:  das  bt4chstäblich  zutreffende  lomb.  lagä  thut  ganz  den  dienst  von 
lasciare,  mit  dem  es  übrigens  keine  gemeinschaft  haben  kann;  es  muß 
vidmehr  aus  legare  (hinterlassen)  entstanden  sein,  dem  auch  eine  henneg. 
form  leier  entspricht  (vgl.  Escallier^  Sur  le  patois  p.  109).  Vielleicht 
aber  läjU  sich  laier  von  lagare  trennen  und  mit  laisser  verbinden.  Das 
fut.  laisserai  laisVai  nämlich  konnte  in  lairai  syncopiert  werden  ,wie 
gesirai  in  gerrai,  und  diese  syncopierte  form  konnte  auf  die  gestait  des 
verbums  einfluß  üben.  Aber  die  erste  erklärung  scheint  sicherer.  Gael. 
\e\gj  aitirisch  Igic  zulassen. 

Lasso  it.  pg.^  sp.  laso,  fr.  las  rnüäCy  unglücklich,  interj.  it.  iahi 
lassOy  fem,  ahi  lassa,  pr.  ai  las,  altfr.  ha  las,  engl,  alas,  nfr.  b^las  (s. 
hi  IL  c),  vom  lat  lassus  müde;  vb.it.  lassare  ff.  ermüden,  von  lassare. 
Aus  dem  adj.  entstand  auch  das  altfr.  sbst.  laste  Eracl.  2346,  lastö  Bert. 
1092  (ed.  Sehder)  müdigkeit,  kummer,  altsp.  lasedad. 

Lasto  it.,  sp.  lastre  (m.),  fr.  laste  (1m.^  ein  schiff sgeuncht,  last;  vom 
ahd.  lüast,  altfrs.  hlest,  ags.  last  onus.  Daher  auch  fr.  lest  (m.)  bailast. 
Span,  lastre  zeigt  ein  eingeschobenes  r  und  trifft  zusammen  mit  lastre,  pg. 
lastro  bdUast  (vb.  lastrar  mit  ballast  beladen),  dsgl.  Steinplatte,  für  letzteres 
auch  fem.  lastra,  und  so  it.  lastra  stein-  oder  metaUplatte,  bedeutungen, 
wdche  diese  worter  dem  gr.  tfirclaatgov  {s.  piastra)  näher  rücken  als 
dem  deutschen  last 

Latino   it.,  sp.  latin,  pg.  latim  ff.  bedeutet   zuerst   die   lateinische 
Sprache,  ward  aber  auch  auf  Wissenschaft  oder  kenntnisse  ausg^ehnt  wie 
bei  uns,  wenn  wir  sagen:  er  ist  zu  ende  mit  seinem  latein.  Alsdann  nahm 
man  es  auch  in  nuüam  partem:  sp.  saber  mucho  latino  schlau  sein,  sp. 
pg.  aäjj.  (mit  d  für  t,  besser  romanisiert)  ladino  scMau,  listig.  Aber  was  dem 
gddurten  das  ledein,  das  war  dem  ungelehrten  seine  muttersprache:  so  kam 
es,  daß  man   das  wort  auf  jede  mundart  iä}ertrug,  selbst  die  arabische: 
pr.  parlar  en  son  lati  heißt  in  seiner  mundart  reden,  und  auch  die  vögel 
reden  in   ihrem   latein,   in  ihrer  mundart,    denn  ein  anderes  latein  ver- 
stehen sie  nicht:  pr.  Taasel  canton  en  lor  latis   und  bei  Dante  reden 
ebenso  gli  augelli  ciascuno   in  suo  latino;  bei  Gottfried  von  Straßburg 
hießen  diu  wilden  waltvögelin  si  willekomen  stn  vil  suoze  in  ir  lattne. 
War  man  einmal   bis  zur  bed.  muttersprache  vorgerückt,    verstand  man 
unter  dem  latein  namentlich  das  romanische,   so  konnte  man  mit  dem 
Italiener  dem  adj.  latino  oder  ladino  die  bedd.  leicht,  bequem,  zugänglich 
(verständlich  lag  in  der  mitte)  beilegen,   vne   sich   dies  schon  bei  Dante 
findet:   n  che  m'h  piü  latino  d.  i.  piü  facHe  Par.  5,  63;  latino  di  dar 
aadienza  faeüis  aUoquio,  ladino  della  mano  promtus,  expedüus,  welchen 


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190  I.   LATTA-LEGA. 

sinn  auch  das  churw.  ladin  ausdrückt.  Ferrari  deutet  dieses  aäjeth 
lieber  aus  latus  weit,  daher  bequem.  Von  latin  ist  pr.  altfr.  latinier 
sprachkundiger,  doUnetscher,  aUengl.  latynere,  latymer,  Ivg.  bei  Ducangt: 
latinier  fü,  si  sot  parier  roman,  englois,  gallois  et  breton  et  nonn^ 
Dam  Genin,  RecrScUions  phüql.  II,  71. 

hAttsi  it.,  sp.  pr.  lata,  fr.  latte  flache  höleeme  Stange,  stück  bM; 
nicht  vom  tat.  lata  breit,  unmittelbar  vom  ahd.  latta,  ags.  lätta,  vgl.  h/m, 
ll&th  (f.).    Der  Wälache  hat  dafür  das  masc.  latz. 

Lattovaro,  lattuaro  it.,  sp.  electuario,  alt  lectnario,  pr.  lactoari, 
lectoari,  fr.  ^lectnaire,  alt  lectnaire  latwerge ;  nd>st  andern  formen  m 
lat.  electarinm,  wofür  auch  electuarium  vorkommt. 

Layanda,  lavöndola  it.,  sp.  lavindnla,  fr.  lavande  ein  woU- 
riechendes  kraut,  lavendel;  soll  seinen  namen  daher  haben,  weü  es  sum 
waschen  des  körpers  (lavare)  gebraucht  wird,  une  denn  it.  lavanda  and 
Waschung  bedeutet. 

Ldzaro  sp.  bettler,  maü.  Idzzer  schmtdjrig,  pic.  lazaire  arm,  deni 
pr.  fr.  ladre  aussätzig;  dbgcl.  dUsp.  lac^ria  armuth,  dsgl.  aussatjs;  i. 
lazzeretto,  sp.  lazareto  siechenhaus;  it.  lazzarone.  Von  dem  namm 
des  siechen  bettlers  Lazams  Uv.  Luc.  c.  16.  Die  älteste  prov.  oder  fnau. 
form  war  sicher  lazer,  vgl.  Pass.  de  J.  Chr.  str.  8  lo  Lazer  und  die  tm- 
merkung  dazu;  wie  zr  eu  dr,  so  ward  auch  sr  eu  dr  in  madr^  von  ma- 
sar,  in  S.  Ludre  von  S.  Lusor  Voc.  hagiol. 

Leccare  it.,  pr.  liquar,  lichar,  lechar,  fr.  lecher,  chw.  lichiar,  wd. 
licei  lecken;  dafür  sp.  lamer,  cat.  Hepar.  Neben  it.  leccatore,  altfr.  lecheor 
leckermaul,  Schmarotzer  gut  auch  pr.  lec,  lomb.  piem.  ebenso  leeh,  sk. 
liccu,  it.  leccone.  Auch  gibt  es  ein  prov.  adj.  lecai,  licai  (sbst.  licai- 
aria)  und  licaitz  (sbst.  licaz-aria),  beides  seltne  bildungen.  Die  äUeäe 
künde  des  roman.  Wortes  findet  sich  in  den  Isid.  glossen:  lecator  ^gulom\ 
Vom  gr.  Xeixeiv  kann  es  nicht  abstammen,  dies  hätte  it.  licare,  bei  Isidor 
licator  gegeben,  doch  mag  dem  wälach.  worte  dieser  Ursprung  sugestanden 
werden.  Leccare  ist  das  ahd.  lecchön,  alts.  liccön,  leccön,  ags.  liccijui: 
lec,  leccone  würden  einem  ahd.  sbst.  lecco  entsprechen,  wenn  ein  solches 
vorhanden  wäre.  Kaum  sswar  kennen  die  Isid.  glossen  ein  deutsches  worl 
gegen  lecator  aber  ist  schwerlich  etwas  etfuniwenden.  Wenn  es  jedoch  o» 
einer  andern  stelle  dieser  glossen  heißt  leno  'lecator,  mediator,  lenuhs 
"^parvus  lecator,  lenocinium  ^lecacitas\  so  mag  diese  bedeutung  aus  dem 
gr.  laixdKeiv  abstrahiert  sein,  denn  lecacitas  erinnert  so  stark  an  dos 
pr.  lecaitz  {gleichsam  lecax),  daß  es  keine  trennung  davon  gestattä. 
Aber  auch  das  rom.  lecheor  hatte  eine  üble  bedeutung,  es  war  ein  schiff^f- 
wort  für  Spielleute  geworden  (parasitus  'spileman  Schlettst.  gloss.  29, 62; 
39,  422)  und  ist  nicht  herzuleiten  vom  ahd.  leichari  bänhdsänger,  «ie 
J.  Grimm  wül,  Ged.  auf  Friedr.  p.  17,  um  so  weniger  als  nirgends  eine 
form  lacheor  sich  darbietet  (ahd.  ei  =  rom.  a). 

Lega  it.  pr.,  besser  pr.  sp.  legua,  pg.  legoa,  fr.  Heue  ein  längff^ 
maß,  meile;  von  leuca  meile  bei  den  Galliern:  mensuras  viamm  nos  mil- 


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I.   LEGA-LEONINO.  191 

liaria  dicimns,  Galli  lencas  Isid.;  Xevyt]  fthgov  xi  FaXaraig  Hesffch.  Das 
wart  erhieU  sich  besser  ün  roman,  als  im  ceUischen;  hier  besiiet  es  die 
bretan.  mundart  in  der  form  lev  (leo),  es  scheint  aber  dem  roman.  eni' 
Idmt,  und  das  gad.  leig  ist  offenbar  das  engl,  league.  Die  roman.  for- 
men beruhen  auf  einer  wnstdlung  von  lenca  oder  leuga  in  legaa,  franz. 
mit  diphthangierung  des  e  und  ausfaU  des  g  lieue.  Im  altfr.  bedeutete 
es  auch  einen  ßeUraum,  s.  RCam.  p.  264,  FC.  /,  194,  IV,  39,  Erad. 
935,  Joum.  d.  sav.  1832  p.  161;  so  das  it.  miglio  Bocc.  J)ec,  6,  10 
(im  schera),  das  mhd.  mile  Wb.  II,  170.  Eine  abl.  ist  aUfr.  lo^e  md- 
lenweUe,    Man  sehe  Mahn  p.  37,  Diefenbach,  Orig.  europ.  p.  374. 

Lega  t^.,  sp.  \ey,  fr.  loi,  aloi  gesetzlicher  geheilt  der  münzen;  vb. 
ü.  allegare,  sp.  alear,  fr.  aloyer  legieren;  von  lex,  ad  legem,  vgl.  pr. 
aleyalar  justifier. 

L^ndine  it.,  sp.  liendre,  pg.  lendea,  pr.  lende,  fr.  lente  niß;  von 
lens  lendis,  wofür  das  volk,  durt^  ähnliche  fälle  verführt,  lendinis  gesagt 
eu  haben  seheint;  selbst  fr.  lente  könnte  aus  dem  gemeinrom.  lendine 
(auch  wal.  lindine)  abgekürzt  sein  wie  page  aus  pagina.  AuffoiUen  muß 
das  eat.  ll^ena:  ist  es  umgestellt  aus  Uenema  llendema  (d  nach  n  fällt 
hier  häufig  aus),  so  läßt  sich  m  kaum  anders  denn  als  accusativendung 
fassen. 

Lenza  ü.  binde  von  leinwand,  sp.  lienzo  Schnupftuch;  von  lintea, 
lintenm.  Abgel.  it.  lenznolo,  sp.  lenznelo,  pg.  langol,  pr,  lensol,  fr. 
lincenl  leiniuch,  bättuch,  lat,  linteolum. 

Leonino  it.  sp.  u.  s.  w.,  mlat.  leoninus  adj.  mit  versus  verbunden 
(z.  b.  in  einer  handschrift  des  12.  jh.  s.  Altd.  blätter  I,  212)  ist  ein 
hexameter  oder  pentameter,  deren  miUe  und  ende  zusammen  reimen  une 
in  dem  hexamder  contra  Vim  mortis  |  non  est  medicamen  in  hortis.  Daß 
em  pariser  dichter  Leonius  gegen  ende  des  12.  jh.  dergleichen  verse  zuerst 
oder  wenigstens  mit  Vorliebe  gebraucht  habe,  ist  eine  zur  deutung  des 
Wortes  aufgebrachte  sage  (Hist,  litt,  de  la  France  XIII,  446),  sie  kom- 
men schon  bei  den  Römern  und  zumal  häufig  seit  anfang  jenes  jahrh.  vor 
(Mural.  Ant.  ital.  III,  686,  besonders  W.  Grrimm,  Zu/r  gesch.  des  reims 
107—160).  Bei  den  cdtfranz.  dichtem  aber  i^  rime  leonime  etwas  anders, 
es  ist  ein  endreim,  der  das  eigne  haty  daß  er  nicht  bloß  die  betonte,  son- 
dern auch  die  vorhergehende  unbetonte  silbe  wie  in  cassons:  passons,  oder 
sdbst  drei  sUben  beherrscht  une  in  vraiement:  paiement  Die  neueren 
nennen  ihn  rime  riche.  Wackemagel,  Altfr.  lieder  p.  173,  trennt  dies 
leonime  von  leoninns  und  erklärt  es  aus  einem  griech.  worte  Xeiowfiog 
(van  leiog).  Dies  hieße  also  glattnamig  und  man  könnte  dabei  an  ital. 
verso  piano  den  glatten,  ebenen  d.  h.  den  weiblichen  vers  erinnern.  Aber 
raihsam  scheint  es  doch,  in  dem  franz.  worte  nur  eine  andre  form  des 
loMmseken  anzunehmen,  sofern  es  sich  mit  letzterem  in  der  sache  einigen 
läßt,  und  dies  ist  möglich.  SoUte  nämlich  der  reim  in  der  lat,  poesie 
recht  ins  gdwr  faUen,  so  machte  man  ihn  zweisilbig  une  in  dem  obigen 
vers  (audi  der  einsilbige,  wie  wenn  es  contra  vim  mortis  |  non  est  medi- 


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192  I.   LESINA-LIA. 

camen  in  arvis  hieße^  war  zulässig)  und  dies  geschah  besonders  seä  im 
11.  jh.  (Grimm  l.  c,  p.  160),  Dem  Franzosen  «wn,  der  mortis,  hortfe 
accentuierte,  traf  dieser  von  aridem  Völkern  als  weiblich  aufgrfaßk  rm 
mit  seinem  reichen  männlichen  (cassöns :  passöns)  zusamfnen  und  hmk 
ihm  nicht  unschicklich  auch  den  namen  leihen.  Daß  man  leonime  tmd 
nicht  leonine  sprach,  mag  einen  euphonischen  grund  haben  wie  das  naifr. 
yenimeux  für  venineux. 

L^sil^a  it.,  lesna  sp.,  besser  sp.  alesna,  pr.  alena  (aber  limous.krm^ 
r  für  s),  fr,  al^ne  ein  Werkzeug,  ahie;  vom  ahd.  alansa,  umgestellt  al&sna, 
Schweiz,  alasme,  nUat.  alesna  Dirf.  Gloss.  lat  germ.  Wie  es  kam,  ia^ 
lesina,  woher  fr.  lösine,  auch  knauserei  bedeutet,  darüber  höre  man  Mmgt. 
L6sine,  du  livre  Italien,  intitulö  Della  famosissima  Compagnia  (feBa 
Lesina:  lequel  contient  divers  moyens  de  manage.  L'Autear  de  ce  ÜTre, 
qui  est  un  nommö  Vidlardi,  feint  que  cette  Compagnie  fut  ainsi  appel^ 
di  certi  Taccagnoni,  i  quali,  per  marcia,  miseria,  et  avarizia,  si  mettevam 
insino  a  rattacconar  le  scarpette  e  le  pianeUe,  con  le  loro  proprie  «k»», 
per  non  ispendere.  E  per  che  tat  mestier  dd  rattacconar  e  non  si  puo  fan 
senza  lesina,  anzi  e  lo  stromentoprincipale,presono  questo  nome  della  Lesina. 

Lesto  it.  pg,,  fr.  leste,  sp.  listo  gewandt,  flink,  itcd.  auch  gesckdi^ 
klug,  listig;  vb.  it.  allestare,  allestire  zurecht  machen;  vom  ^ott.  lis- 
teigs,  ahd,  listic  kunstreich,  mit  abgeworfenem  suffix  u?ie  im  it.  chia88o 
von  classicum,  altfr.  raste  von  rasticus  u.  a.  Sbst.  churw.  list  (masc.  m 
ahd.  mhd,  list). 

Lettiera  it.  bettgestdl,  sp.  litera,  pr,  leitiera,  fr.  litifere  säfifie, 
ndat.  lectaria;  von  lectus. 

Levante  it.  sp,  pg.,  levant /r.  osten;  eigenü.  Sonnenaufgang,  o?e 
il  sole  si  leva;  ähnlich  pg.  nascente,  cat.  solixent,  sämmüich  partic^ 
wie  lat.  oriens,  occidens,  vgl.  unten  ponente. 

Levistico,  libistico  it.,  fr,  liv^che  (levesse  Menage)  liebstöM 
ein  kraut;  von  ligusticum,  bei  Vegetius  De  re  veter.  levisticom.  Ein  p§* 
levistico  bei  Nemnich. 

Levriere  it.,  sp.  lebrel,  fr.  16vrier  unndhund;  von  leporariHS 
hctöenhund. 

Li  it.,  sp.  allf,  pg.  allf  ortsadverb;  von  illic. 

Lia  5p.  weintrester,  pg.  lia,  pr,  Ihia,  fr.  lie,  engl,  lee,  bret,  ly  k(^ 
(auch  venez.  lea  schlämm  d,  i,  bodensatz  des  wassers,  oder  etwa  vom  gr. 
IXvg  iXvogP),  bei  Papias  lia  ^amurca^  ölsatz.  Lix  licis  lauge  oder  asdie, 
worauf  einige  verweisen,  verlangt  sp.  liga  und  dem  käme  neupr,  ligo,  fast 
liga  (Humboldt,  Scdaherry,  lia  Larramendi)  zu  statten,  hätte  die  alte  fwm 
Ihia  nicht  größeren  werth,  denn  g  kann  eingeschoben  sein;  fr.  lie  aus  licem 
wäre  möglich,  wenn  man  berlue  aus  lucem  vergleicht.  Ist  die  zweite  he- 
deutung  die  ursprüngliche  des  Wortes,  so  leitet  man  es  der  form  tmd  dm 
begriffe  entsprechender  mit  Diefenbach  GeU*  I)  63  von  levare,  une  cmA 
unser  hefe  von  heben,  das  gleichbed.  bärme  vom  aÜen  heran  (tragen) 
kommt,  vgl.  levain  //.  c. 


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I.  UBECCIO-LILAC.  1Ö3 

Libeecio  t/.,  sp.  lebeche,  pr.  labech  (jäjd  abech),  dtfr.  lebeche, 
lebech  südwestwind;  vom  gr.  U\p  Xißog  mit  gl,  bed.,  cihan,  live.  Die 
itd.  form  lieh  den  andern  das  muster/ 

Libello  t^.,  pg,  pr,  livel,  nivel,  sp.  nivel,  fr,  niveau,  bret.  liv^ 
setewage;  vh.  sp.  nivelar,  fr.  niveler;  von  libella.  Anlauterules  n  für  1 
tmähmafiich  durch  dissimikUion. 

Liccia,  lizza  it,,  sp.  liza,  pr.  lissa,  fr.  lice,  engl,  list  (F,  Müller) 
sehranke  des  tttmier-  oder  hxmpfplatzes,  auch  der  platz  selbst,  spätmlai, 
lieia  (särnmiliche  Wörter  meist  im  pluräl  gebraucht).  Lat.  licium  passt 
mtr  mit  dem  buchstaben,  nicht  mit  dem  begriffe.  Abhüreung  aus  pa-licci- 
ata  pdizzata  it.,  sp.  palizada  ff.  pfahlwerk,  so  daß  man  zuerst  licciata, 
dann  sekieehtweg  liccia  gesagt  hätte,  ist,  was  den  anfang  des  etymons  be- 
trifft, unbedenklieh  eineuräumen,  da  viele  nicht  minder  starke  beispiele 
dieser  art  vorliegen  (Bom.  gramim.  I,  294,  4.  ausg.),  nicht  so  was  das 
ende  härifft.  Sollte  das  wort  nicht  deutsch  sein  wie  so  viele  aus  detn 
iHegswesen?  Mhd.  letze,  vom  ahd.  lazt,  fieißt  schutstwehr  (letzen  ab- 
hauen);  der  ahd.  form  entspricht  vollständig  die  bei  Gruir.  Biquier  mehr- 
mds  vorkommende  form  laissa  (1^  layssas  son  ben  acairadas  die  palis- 
Baden  sind  hübsch  viereckig  zugehauen  p.  104),  kaum  aber  das  gemein- 
rom.  lissa,  da  der  Umschlag  des  ai  oder  der  des  kurzen  e  tn  i  (letze, 
liflse)  ein  unäblicher  ist.  Zu  prüfen  wäre  noct^  ein.  ceUisches  wort:  gad. 
lios  einzäummg,  befestigter  ort,  pdlast,  kymr.  llys  gerichtshof^  fürstlicher 
h^,  brä.  I6z  hof  (auch  rand,  säum,  was  an  lisi^re  erinnert). 

Lieorno  und  alicomo  it.,  pg.  alicomio,  fr.  licorne  (f.)  einhom; 
entstellt  aus  imicomis,  sp.  nnicomio  u.  s,  w. 

Lieve  it.,  sp.  pg.  leve,  pr.  leu  leicht,  von  levis;  fr.  lief  fehlt;  ital. 
1  e gg ie r 0,  j>r.  lengier,  fr.  16ger,  gleichsam  leviarius;  vb.  pr.  loujar  er- 
leichtern =  nüat.  leviare  fün  levare  Cap.  Cor.  Galv,,  auch  aleujar  (ale- 
viar),  ü.  alle^iare,  sp.  aliviar  {sbst.  alivio),  fr.  all^er.  Das  an  den 
stamm  gefugte  i  zeigt  auch  das  sard.  dem  it.  lieve  erdsprechende  lebiu. 

Li^vito  it.,  romagn,  leud,  sp.  leado  (liebdo  Bc.),  pg,  16vedo  auf- 
gegangen  (vom  teig);  vb.  it.  levitare,  sp.  lendar,  Ueudar,  aleudar,  ale- 
vadar,  pg.  levedar  aufgehen  lassen  (gleichfalls  vom  teig).  Aus  levare 
maekte  man  in  frühester  zeit  nach  dem  vorgange  von  cabare  cubitus, 
domare  domitns  ein  partic.  levitus,  daher  das  roman,  wort.  Solche  un- 
classisdie  participien  sind  überdies  dolitas  statt  dolatus  Varro  ap.  Non., 
vocitns  statt  vocatns,  provitus  statt  probatus  bei  Gruter,  s.  Struve,  Lat. 
deeL  u.  cof^.  p.  186,  186;  die  L,  Sah  kennt  rogitus  für  rogatus,  vgl, 
Pott  in  der  abhandlung  PlatÜatein  324,  Man  nehme  also  levitare  nicht 
für  «m  iterativ  von  levare,  •  woraus  nachher  lievito  entstanden  sei,  denn 
dem  iterativ  kommt  auch  im  span.  ein  t  zu.  Eine  andre  form  ist  pr. 
levat,  eat.  Uevat,  woi.  alnat  Sauerteig;  auch  der  Neapolitaner  sagt  levato, 
der  Piemoniese  und  Mailänder  levä  =  it.  lievito.  Churw.  levont  vom 
peai.präs. 

Lilac  ü,  sp.,  pg.  lila,  fr,  lilas  ein  Strauch,  syringe;  soll  ein  pers. 

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194  I.   LIMONE-LISTA. 

wort  seifiy  agem  lilac  (agem  bedeutet  persisch,  eigefUl.  barbarisch^  mcU- 
arabisch),  VüUers  findet  das  wort  nur  bei  Meninski,  Complementum  ft^ 
sauri  linguarum  Orient,,  unter  dem  lat.  syringa  persica,  wo  leil&k  sUk, 
das  wahrscheinlich  türkisch  ist. 

Limone  it,  sp,  pr,  limon,  pg.  limäo,  fr.  limon  citrone,  it.  sp.pg. 
auch  lima,  it.  lomia,  sie.  lumiuni;  it.  limone,  sp.  limon,  pg.  limoeiro^  fr, 
limonnier  citronenbaum;  vom  pers.  Itmü^  weiches  die  frucht  und  den  ham 
bedeutet,  dies  aus  dem  indischen  nimbüka,  bengal.  nimba,  nibn,  daher 
auch  arab.  laimün. 

Limösina  it.,  altsp.  pr.  almosna,  nsp.  limosna,  pg.  esmola  [urngt- 
stellt  aus  elmosa),  fr.  aumöne  almosen;  von  eleemosyna. 

Lindo  it.  sp.  pg.,  neupr.  linde  hübsch,  geputet,  zierlich,  rem  lim- 
pidus  Mar,  daher  die  bed.  aufrichtig  im  piem.  lindo.  Itai.  auch  limpido, 
sp.  limpio:  dieselbe  doppelform  in  nitido  netto,  torbido  torbo  u.  a. 

Linea  it.  sp.  in  der  bed.  geschlecht,  geschlechtsfdlge  aus  der  eigent- 
lichen bed.  reihe  abgeleitet,  altval.  linia  JFebr.  55,  bask.  leinna,  mlat.tti 
Qregor  VII.  linea  sanguinis.  Daher  fr.  lignöe,  altpg.  linhada  fi.  o..  »ä 
ders.  bed.;  pr.  schlechtweg  linh  (m.)  von  lineas,  vgl.  sp.  lido  reihe;  oitfr. 
ohne  erweichtes  n  lin,  das  Ginin,  Variat.  de  1. 1.  fr.  p.  221  aus  lignage  dh 
gekürzt  wähnt,  unewohl  es  nichts  anders  ist  als  das  einfache  linmn  «cAnur. 

Lisca  ü.  hdlm,  gräte,  piem.  lesca,  maü.  lisca,  fr.  laiche  (/t^l^e) 
riedgras;  ahd.  lisca  farrenkraut,  fied,  ndl.  lisch.  Dasselbe  wort  ist  ü. 
lisca,  piem,  lesca,  cat.  llesca,  neupr.  lisco,  lesco,  fr.  Igche  (nicht  laiche 
geschr.)  mit  der  bed.  feine  schnitte  von  etwas;  vb.  cat.  llescar  in  sdmittche» 
zertheHen.  Eine  altndd.  glosse  Oraffll,  281  lautet  lese  ^scirpus,  papind^ 
die  zweite  bedeutung  der  zweiten  romanischen  ganz  nahe  liegend;  em  an- 
deres setzt  gradezu  lisca  "^sniede   Nyerup  p.  285. 

Liscio  it.,  sp.  pg.  liso,  pr.  lis,  fr.  lis«e  glatt,  mit  vielen  abü.;  fA. 
it.  lisciare,  ligiare,  sp.  alisar,  i?r.  lissar  (lipsar  QProv.  31),  fr.  lissei 
glätten,  polieren.  Zu  erwägen  ist  das  gleichbed.  gr.  haaog  und  das  aUL 
lisi  leise,  sanft;  für  letzteres  spricht  der  vocal  (I  =  rom.  i,  T  =  e)  ««(i 
selbst  das  it.  sc  =  si.  Daher  die  verba  sp.  deslizar  ausgleiten,  caL 
Uiscar  {mit  ableitendem  c)  dass.  Zu  ahd.  leisanön  nachahmen  (im  gdeiu 
gehen)  scheint  sich  zu  fügen  altsp.  deleznar  gleiten,  adj.  lizne  glaä; 
deutlich  entspricht  churw.  laischnar  neben  lischnar.  Norm,  alise  gdeise 
des  Wagens  ist  desselben  Stammes. 

Lisciva  it.,  wcd.  l^ie,  sp.  lexia,  fr.  lessive,  pr.  lissin  (m.)  lauge, 
so  auch  kymr.  lisiu ;  von  lixivia,  lixivium,  w(für  der  vocabularius  8.  OalU 
das  halhroman.  leciva  setzt,  s.  bei  Hattemer. 

Lista,  listra  it.  pg.,  sp.  lista,  pr.  lista,  listre,  fr.  liste  streif,  borU, 
Verzeichnis  d.  i.  papierstreif;  vi.  Ä,  lista re,  sp.  listar,  alistar,  pg.  lis- 
trar, pr.  listar,  listrar,  ältfr.  lister  streifen,  bordieren;  vom  dkd.  lista, 
mhd.  liste  säum,  borte,  part.  gelistet  mit  einem  säum  versehen,  im  romcm. 
mehrmals  mit  eingeschobenem  r.  Eine  äbl.  ist  fr.  lisifere  {woher  ^^ 
lisiera)  säum,  für  listiere. 


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I.   LIUTO— LOCCO.  195 

Liuto,  leüto,  liüdo  ü.,  sp.  laüd,  pg.  alaüde,  pr,  laut,  altfr,  leüt, 
nfr.  lath,  wd.  läute,  al^ute,  ngr.  XaoSd'Oy  nhd.  laute^  name  eines  saiten- 
mstrumentes.  Wäre  dieses  vielbesprochene  tcort  etwa  das  lat,  lituus  ge- 
hrümmter  dab  und  name  eines  blasinstrumentes,  durch  versetßung  it.  liüto, 
sjßim.  entstdU  in  laü^  Allein  grade  die  itai.  spräche  meidet  solche  ver- 
setstmgen  und  würde  selbst  in  diesem  falle  wenigstens  linto  accentuiert 
haben,  Name  und  sacke  rühren  von  den  Arabern  her,  welchen  'üd  C*^)» 
mit  artikd  affid  (in  einem  wörterbuche  um  das  j.  1000,  s.  Gol.  1665, 
Freyt.  IIIj  240*),  jenes  tongeräthe,  ursprüngl,  aber  etwas  hölzernes  be- 
mchnä.  Aus  dem  orientalischen  werte  bildete  sich  laüd,  indem  man 
den  eigenOmmUchen  arab,  hauchlaut  ain  {vor  ü)  mit  dem  nahe  liegenden 
a  ausjsudräcken  suchte.  Die  port,  form  zumal  weist,  wenn  auch  nicht 
entseheidendj  auf  ein  arab.  etymon,  das  entlegenere  Italien  empfieng  das 
wort  schon  in  etwas  veränderter  gestaU.  Wackemagel,  Litt,  gesch.  p.  19, 
vermuthä  in  dem  rom.  werte  unser  von  saitenspid  unzertrennliches  lied, 
r^.  goth.  liuthön  zur  harfe  singen:  liegt  nicht  schon  in  dieser  begriff s- 
Sberiragung  etwas  ungewöhnliches,  so  ist  es  vollends  die  darstellung  des 
deutschen  dipMhongs  iu  in  den  roman.  formen,  weiche  ganz  andre  vocaie 
verlangen  würden,  Bom.  gramm.  I,  310. 

Live  rare,  livrare  ö.,  pr.  liurar,  fr.  livrer  übergeben,  liefern,  in 
diesem  sinne  auch  zuweilen  sp.  Hb  rar,  pg.  livrar,  auch  mlat.  liberare 
z.h  dona  Cap.Car.  Cälv.;  dsgl.  fr.  Iivr6e,  i/.  livrea,  «p.  librea  kleidung, 
die  der  herr  dem  bedienten  gibt,  eigentl.  geliefertes,  ursprüngl.  auch  auf 
lAensmittd  bezogen,  mlat.  liberata,  liberatio;  zsgs.  fr.  d^livrer  s.  v.  a. 
liyrer,  ndat.  deliberare  Cap.  dar.  M.  Nicht  von  librare  wägen  in  der 
bed.  Muwägeny  zutheHen,  sondern,  in  Übereinstimmung  mit  den  nüat.  und 
itai.  formen,  von  liberare  frei  machen,  losmachen,  daher  aus  der  Jiand 
gAen;  dieselbe  begriffsentwiddung  ist  z.  b.  auch  im  sp.  soltar  (lösen,  los- 
Uusen,  ausgeben)  wahrzunehmen.  Die  lat.  bedeutung  vertritt  ü.  liberare, 
sp.  librar,  pr.  liurar,  fr.  d^livrer. 

Loeco  it.  in  mundarten  {neap.  sicü.,  aber  auch  oberitai.  z.  b.  cremen. 
loacch)  dummkopf,  sp.  adj.  loco,  pg.  louco,  npr.  locou  thöricht,  ein  im 
spanischen  besonders  übliches  wort,  daher  die  Sprößlinge  loeura,  loquear, 
alocar,  enloqueeer  u.  a.  Man  konnte  versucht  sein,  diesem  werte  cdtiscJie 
keriunfl  beizulegen.  Irisch  logaidhe,  ersisch  lognid  bedetUen  narr;  Pictet, 
Ztsehr.  f.  vgl.  sprachf.  VI,  331,  geseilt  sie  zum  sanskr.  locaka  narrheit, 
ohne  des  rom.  loeco  zu  gedenken.  Weiches  nun  auch  der  tM-sprung  des 
rom.  wertes  sei  (denn  selbst  unser  deutsches  eule  dürfte  in  erwägung 
kommen),  es  findet  sich  etwas  ganz  ähnliches,  wie  auch  schon  Ferrari  und 
andere  erkannt  haben,  bei  Servius  zu  Virg.  Ed.  8,  66:  alulae  (xtvo  tov 
oloUtßiy  nominatae,  quas  'vulgus*  nlucos  {cd.  alucos)  vocant :  der  lesart 
alacos  entspridd  daspiem.  comask.  oloch,  der  andern  das  it.  alocco  allocco, 
wUke  sowohl  eule  wie  dummkopf  bedeuten,  beide  bedeutungen  einigt  auch 
das  parm.  cio.  Bestimmter  würde  sich  urtheüen  lassen,  wenn  die  quanti- 
tat  der  zweiten  sUbe  des  roman.  wertes  bekannt  wä/re. 


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196  I.  LOCO— LONZA. 

Loco  aUitdl,  ortsadverb,  hie,  a.  b.  BrunettOj  Tesar,  ed.  Zamm 
p.  66.  90.  221,  PPS.  II,  26,  dsgl.  $p.  luego,  pg.  logo,  pr.  luec,  luecx, 
(dtfr.  luec,  Ines,  toai.  de  loc  zeUadverb,  statitn;  von  locas,  loco. 

Loggia  it.^  pg.  loja,  pr.  lotja,  fr.  löge,  sp.  lonja  gaüerie  u.  dgl.; 
vom  ahd.  lauba,  genauer  laubja,  ndat.  laubia,  nhS.  laabe,  darum  noch 
altfr.  löge  in  der  bed.  zeit,  Mite,  welche  bedetäung  ihm  auch  im  neufr, 
noch  zusteht.  Denselben  wandet  des  bi  zeigt  unter  andern  cangiare,  Chan- 
ger  at4S  cambiare.  Wie  laubja  aus  laub  folium,  so  entsprang  altfr.  foillk 
hatte  Brt.  I,  160,  II,  160  aus  feuille.  Am  genauesten  erhielt  sich  äk 
ursprüngliche  form  im  chw.  laupia  emporkirche  und  im  lomb.  piem.  lobia. 
Abgel.  /r.  loger,  it.  alloggiare  herber  gen;  fr.  logis  wohnung  u,  a,m. 
Die  bekannte  herleitung  von  loggia  aus  gr.  Xoyelov  oder  ).6ywv,  lai.  lo- 
geum,  loglum  vorderer  theil  der  Schaubühne,  proscenium  genügt  allerdings 
dem  buchstaben,  keineswegs  dem  begriffe.  Nicht  aber  den  buchstaben,  d.  k 
die  gesetze  der  lautlehre,  befriedigt  die  neuerlich  uneder  vorgebrachte  deä- 
tung  von  loger  aus  locare,  welches  e^weder  louer  oder  höchstens,  dk 
bastardbüdung,  loqner  erzeugen  mußte. 

Logoro  it.  (für  logro?),  pr,  loire,  altfr.  loirre,  nfr.  leurre  (m.)j 
engl  Iure  stück  leder,  um  den  falken  damit  zurückzulocken;  ist  das  glädt- 
bed.  mhd.  luoder,  welches  Weigand  II,  70  aus  einer  deutschen  wund 
leitet;  im  itcd.  trat  g  an  die  stelle  von  d  wie  in  ragunare  aus  radonaie. 
Die  übliche  deutung  aus  lat.  lorum  ist  mit  den  roman.  formen  unverträg- 
lich. Vb.  pr.  loirar,  fr.  leurrer  anlocken,  verführen,  betrügen,  gewi^ 
aber  auch  it*  logorare,  das  mit  seiner  bed.  verzehren,  schwelgen  ganz  zm 
mhd.  luodem  passt,  wiewohl  Muratori  es  vom  lat.  lurcari  (fressen)  her- 
leitet.    Vgl.  lodier  IL  c.'^S.  auch  Blanc,  Vöcab.  Dantesco  v.  logoro. 

Lontano  it.,  pr.  lonhdaj  fr.  lointain  entfernt;  würde  ein  lat.  lon- 
gitanus  fordern  und  stützt  sich  in  jedem  fälle  auf  eine  ableitung  mit  t 
wie  in  longiter.  Festus  hat  überdies  longitroreus,  unmach  0.  Mutter  ein 
altes  adj.  longiterus  vermuthet. 

Lontra  it.,  in  oberit.  mundarten  lodria,  ludria,  sp.  lutria,  nutria, 
pg.  une  it.,  pr.  loiria,  luiria,  luria,  fr.  loutre  fischotter;  von  lutra,  gr. 
swögig,  dem  sich  das  sp.  nutria  anzuschließen  scheint.  Ein  aites  Zeug- 
nis für  das  franz.  wort  ist  loutrus  'octur  (otter)  in  den  Erfurter  glossen 
345,  68. 

Lonza  it.,  mit  weggeworfenem  arüaut  sp.  pg.  onza,  fr.  ouee  (altfr. 
Ben.  II,  p.  112)  ein  thier  aus  dem  katzengeschlecht:  leggiero  piü  che 
lonza  0  liopardo  PPS.  U,  186.  Die  übliche  herleitung  dieses  durd 
Dante  zu  einer  gewissen  berühmtheit  gelangten  Wortes  aus  lynx  oder  auch 
dem  adj.  lyncea  hat  grammatisch  nichts  gegen  sich:  neben  it.  lince,  sp. 
lince,  fr.  lynx  (m.)  kann  eine  volksü^lichere  form  mit  o  aus  dem  grieck 
V  in  kvy^  bestanden  haben,  vgl.  borsa,  tomba,  torso  aus  ßvQorjy  vvfißo^i 
&vQaog.  Wackemagel  verweist  auf  gr.  hovnog  löwenartig,  uh3w  aUerdmgs 
zu  beachten  ist.  Dem  ital.  wort  entspricht  ein  mhd.  nur  bei  Konrad  v(m 
Würzburg  vorkommendes  lunze,  das  aber  löwin  heißt. 


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I.   LORDO-LUSINGA.  197 

Lordo  ü.  schmutzig,  auch  lurido;  offenbar  von  luridas  gelblich, 
zsge.  lordas.  Buchstäblich  dasselbe  wort  ist  fr.  lourd,  sp.  pg.  lerdo  (für 
loerdo  wie  frente  für  fruente  u.  a.)  träge,  schwerfäUig,  dumm,  letzteres 
gewohnlich  von  lentus  hergeleitet;  ob  auch  das  gleichbed.  pr.  lot,  fem.  Iota, 
steht  sehr  dahin,  es  erinnert  mehr  an  lutens.  Auch  altit,  lordo  muf^  die 
frwfus,  bedeuttmg  gehdbt  haben,  man  sehe  Ihtcange  v.  lurdus.  Die  entwich- 
lung  der  ital.  bed.  schmtäzig  aus  der  classischen  gelblich  läßt  sich  ver- 
schieden auffassen,  so  viel  aber  darf  man  behaupten,  daß  das  wort  schon 
im  frühen  wlatein  die  bed,  faulig,  faulend  angenommen  (gelblich,  euer- 
farbig,  eiterartig?),  wenigstens  ilber setzen  es  die  Rhdban.  glossen  mit  fül. 
Den  Übergang  aber  von  dieser  bedeuttmg  zur  bed,  träge  (nichtsnutzig) 
büden  uns  auch  andre  sprachen  i)or:  fr,  pourri  verfault,  wallon,  pourri 
träge,  dsgl.  ahd.  föl  putridus,  ndl.  vuil  sordidus,  nhd.  faul  segnis.  Oder 
entstand  lordo,  wie  andre  wollen,  aus  horridus,  »it.  ordo  mit  vor  gefügtem 
artikel?  Aber  nichts  nöthigt  zu  dieser  annähme,  die  auch  durch  das  über- 
aus seltne  oder  zweifelhafte  vorkommen  des  mit  adjectiven  verwachsenen 
artikels  (s.  lazzo  JZ  a)  nur  schwach  unterstützt  wird.  Die  norm,  mund- 
ort  hat  sieh  auch  ein  vb.  loarder  geschaffen.  —  Eine  zss.  ist  fr.  balourd 
tolpd,  daher  it.  balordo,  chw.  balurd,  sp.  palurdo  und  vilordo:  das  vor- 
gesetzte ba  scheint  aus  dem  vb.  baer,  b^er,  woraus  auch  das  synonyme 
badand  entstand,  und  der  sinn  des  compositums  gaffender  dumnikopf 

hossi  piem.  sp.y  pg.  lousa,  i>r.  laasa,  aW/r.  lauze  Roq.,  ftosÄ;.  ar-lauza 
(arri  stein)  grabstein,  Steinplatte,  eig.  grabschrift,  vom  lat.  laades,  U)ie  auch 
sp.  landa  das  grab  bedeutet.  Wegen  des  buchstabens  (s  für  d)  vgl.  unten 
Insinga. 

Lotto  it.  glückstopf,  pg.  lote  (m.)  sorte,  anzahl,  fr.  lot  ardheil  (ältfr. 
3IFr,  7,  418:  a  sun  los  ne  retient  que  treis);  pg.  lotar  die  zahl  oder 
Sorte  bestimmen,  taxieren;  altfr.  lotir  das  hos  werfen,  weissagen :  Calabre 
la  reyne  le  m'avoit  bien  loty  Gachet  288'',  neufr.  \oi\r  theilung  machen; 
loterie  ein  glücksspiel,  vgl.  lot  in  der  bed.  lotterieloog,  lotteriegewinn, 
woher  das  neuere  sp.  lote.  Deutsches  wort,  goth.  hlauts,  cdtn.  hlatr,  ahd. 
Uoz  u.  s.  w.,  nhd.  loos  xk^Qogj  sors,  ahd.  hluz  durch  das  loos  zugefallene 
Sache,  attn.  Uiit  theü,  antheil. 

Lumaccia  it.,  sp.  limaza,  pg.  durch  Umstellung  lesma,  fr.  limace 
lima^oiiy  pr.  Ihimatz  LB.  V,  50",  und  mit  gutturalem  c  oder  g  it.  Inmäca, 
chw.  limaga,  ven.  limega,  cat.  Uimac  Schnecke;  von  Umax. 

Lnnedl  it.,  fr.  lundi,  pr.  dilus,  cat.  dilluns  montag,  von  Lunae 
dies,  dies  Lunae;  sp.  lunes,  i>r.  auch  luns  mit  derselben  endung  wie  in 
martes  {s.  martedi),  wdl.  luni,  und  so  auch  ven,  luni,  romagn.  Ion.  Da- 
für pg.  segunda  feira  une  neugr.  devriga. 

Lusinga  it.,  sp.  lisonja,  pr.  lauzenga,  lauzenja,  altfr,  losenge 
schmeichdei,  bask.  lausengua;  vb.  lusingare,  lisonjar,  lauzengar,  losen- 
ger schmeicheln;  sbst.  lusinghiere,  lisongero  (losengero  Alx.),  lauzengador 
und  lauzengier,  losengeor  -Schmeichler.  Daspr.  lauz-enga  (denn  von  dieser 
spräche  ist  auszugdien)  bildete  sich. aus  lauzar,  lat.  laudare,  mittelst  des- 


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198  I.   MACCUIA-MACCO. 

selben  stiffixes,  das  im  altfr.  ha-enge  oder  laid-enge  oder  cost-enge  oier 
im  nfr,  vid-ange  vorliegt;   die  form  losenge  datJct  ihr  s  vieUeiM  nitk 
einmal  dem  pr.  z  =  lat.  d,   sondern  dem  stobst.  \oB,   von  dem  aus  dar 
hirchensprache  bekannten  als  einheit  gefaßten  laudes  lobgesang,  woher  äai 
vb.  aloser  lobpreisen,  norm,  einfach  loser.    Das  itai.  und  ^pan,  wort  sM 
aus  dem  nordwesten  angeführt;   doch  kommt  das  einfache  loso  auch  m 
nördl.  Italien,   0.  b,  in  alten  genaes.  gedickten  (Archiv,  stör,  iial.  app. 
num.  18.  p.  11.  42)  vor,   ebenso  lox  im   altmaü.  bei  Bonvesin.    Im  1^. 
loaange,  louanger,  loaangeur  ist  nicht  etwa  s  ausgefallen,    es  sind  tujben 
losenge  stehende   eigentlich  richtigere   büdungen.     Aus  laudare  in  dm 
eigerUhümlich  roman.  bedd,  eustimmen,  rathen  machte  das  spätere  ndatm 
laadimium,  laudemia  (nach  Pott  in  der  abhandl,  Plattlat  387  das  er- 
kaufen der  laus  d,  h.  der  bewilligung  des  lehnsherm,    also  eine  dem  hd^ 
vindemia  nicht  unähnliche  formation)  und  aus   diesem  juristischen  tcorie 
gestaltete  sich   das  pr.  landeme,   lauzimi,   lauzisme,  it.  sp.  laudemio. 
Das  altfr.  los  hat. sich  in  der  gleichfalls  juristischen  formet  los  etvent«, 
lods   et  ventes   erhalten,  s.  Ducange  v.  laudare.     Nach  FaUot  p.  549 
stammt  losenger  vom  deutschen  lobsingen,   aber  sclwn  die  erste  sUbe  der 
prov.  form  lauzenjar  ist  dagegen.    Bessere  ansprüche  hätte  das  mhd.  lösen 
mit  falschheit  schmeicheln,  unesen  die  roman.  Wörter  in  ihrer  bedeiä^fif 
nicht  zugleich  auf  ^.laudare:  altfr. 2X0%^  z.  b.  ist  an  beiwort  derhMm^ 
der  hochgepriesene.    Menage  dachte  an  ludus,   andre  sogar  an  luscinii, 
passende  verwies   der   oben  p.  16  citierte  Erich  §.  399  auf  lenocinüi 
Die  wahre  herkunft   des  Wortes  traf  schon  ein  alter  dichter,  wenn  er  mii 
den  Worten  spielend  sagt:  de  lauzengiers  mi  lau  je  me  loue  des  loucmgem 
Chx.  in,  396. 


M. 

Macchia  i/.,  sp.  pg.  mancha  {für  macha)  fleck,  auch  ein  sSd 
buschwerk  (wal.  m^gure  waldgebirg),  vgl.  unser  flecken  bewohntes  s^ 
land;  in  anderer  form  it.  maglia,  sp.  pg.  pr.  gleichlautend,  fr.  maiUe 
masche,  ringlein;  alle  von  macula.  Eine  dritte  darstellung  ward  diesem 
wort  im  pg.  mägoa  fleck,  betrübnis,  vb.  magoar.  Auch  sp.  mancilU 
fleck,  wunde,  mitleid  gieng  vermöge  der  öfter  angewandten  Umbildung  des 
sufjßxes  ul  in  ill  aus  macula  hervor,  im  Alex,  ohne  n  maciella. 

Macco  U.  gemetzel  (eigentl.  zerquetschung,  v^fi.  vfc.  ammaccare,  daher 
auch  bohnenbrei,  com.  mach  gestampfte  gerste),  sp.  maca  quetschung  o» 
fruchten,  fleck,  altfr.  maque  hanfbreche  (werkzeug  zum  quetschen),  hetmeg. 
maca  dicker  hammer,  maquet  art  bolzen,  wallon.  maclott  (f.)  kolben;  th. 
it.  maccare,  macare  (nur  mundartlich),  am-maccare,  s-maccare,  ehe. 
smaccar,  sp.  cot.  macar,  pr.  macar,  machar,  altfr.  maquer  quetschen, 
stampfen;  sbst.  neap.  maccaria,  altfr.  macheüre  (beim  Rabbi  SdL  Jareh 
genes,  cap.  4  maccature)  metzdei  u.  a.    Für  diesen  gemeinrom.  nur  dm 


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I.   MADEIGALE-MAGAGNA.  199 

Portugiesm  fehlenden  stamm  scheint  sich  in  den  nahliegenden  sprachen 
Im  taugliches  etyman  ssur  finden.  Das  bret.  vb.  mäc'ha  (pressen)  mag 
mit  den  raman.  Wörtern  aus  derselben  quelle  geflossen  sein,  Biese  ver- 
mdhä  Grandgagnage  in  dem  verlorenen  primitiv  des  lat..  mactare  d.  h. 
in  macare,  was  scharfsinnig,  aber  bedenklich  ist,  da  man  kaum  annehmen 
kam,  daß  die  römische  sdirißsprache  der  volksmundart  ein  so  wichtiges 
stanmwerbum  ausschließlich  überlassen  haben  solltej  ein  Vorgang^  der  sich 
m  der  that  auf  diesem  gebiete  mit  keinem  andern  beispiele  unterstüteen 
\afii,  Le  Pelletier  vermuthet  diese  quelle  im  gleichbed.  hebr,  mahach, 
riditiger  makkah  das  schlagen,  dsgl,  die  niederlage  im  kriege.  Eineeine 
hebräische  werter  fanden  allerdings  eingang  in  die  occidenUdischen,  zumal 
(mck  m  die  roman.  sprachen,  doch  ist  es  rathsam  sich  weiter  unufusehn; 
Diefenbach,  Groih.  wb.  11,  58,  e.  b.  liefert  reiches  material  dam.  Daß 
das  Merquetschen  die  roman.  grundbedeutung  ist,  bezeugen  die  aufgestellten 
Wörter:  daran  ist  festzuhalten.  Itdl.  macco,  macca  schwere  menge,  altfr. 
maqnet  häufe,  waUon.  a  make  in  menge,  scheinen  sich  der  bed.  ^  etwas 
gestampftes,  zusammengedrängtes  anzuschließen. 

Madrigale  ü.,  sp.  fr.  madrigal  eine  Uedergattung ;  nicht  unwahr- 
sckekdich,  da  man  iUü.  früher  mandriale  (se  il  madriale  o  mandriale  non 
perdiamo  Varchi),  sp.  mandrial  {nach  Rengifo  cap.  88  mandrigal)  sagte, 
WH  mandria,  lat.  mandra  herde,  also  hirtenlied,  s.  JBlanc,  Ital.  gramm.  787. 

Maestro,  mastro  it.,  sp.  maestro,  maestre,  alt  maese,  pg.  mestre, 
fr.  maitre  aus  dem  alten  maYstre,  wal.  melter  Vorsteher,  vorgesetzter  u. 
dgl.;  von  magister.  Der  häufige  gebrauch  dieses  auch  Ober  andre  euro- 
päische sprachen  verbreiteten  wertes  hat  die  beiden  ersten  sUben  früh  in 
eine  zusammengezogen;  die  Leys  S  amors  erlauben  schon  die  contrahierte 
form:  e  devetz  saber  qu*om  pot  dire  mayestre  en  tres  sillabas  e  maystre 
per  doiis  sillabas  /,  48.  Eine  abl.  ist  it.  maestrale,  sp.  maestral,  cat. 
mestral,  fr.  mistral  nordwestwind,  prov.  auch  schlechlu>eg  maestre,  meister 
der  winde  wegen  seiner  starke  genannt. 

Magagna  it.,  cremen,  mail.  piem.  mit  n  mangagna  gebrechen,  leib- 
licher fehler,  altfr.  m^haing,  meshaing  (m.)  Verstümmelung^  krankheit 
(m&mgae  s.  Roq.),  wallen,  mehaing  mangd,  im  späteren  mlatein  maha- 
minm,  z.  b.  mah.  dicitar  ossis  cujaslibet  fractio,  vel  testae  capitis  in- 
cnssio,  vel  per  abrasionem  cutis  attenuatio  Beg.  majest.  DC;  vb.  it. 
magagnare,  pr.  maganhar,  altfr.  m^haigner  verstümmeln,  zu  gründe 
richten.  In  der  franz.  form  ist  ein  aspiriertes  h  anzuerkennen,  da  dieser 
buehstabe  hier  keine  zusammenziehung  wie  in  bröhaigne  braigne  duldet, 
und  dieses  inlautende  h  konnte  sich  anderwärts  durch  g  darstellen.  Wäre 
ätca  ein  aÜes  deutsches  ipan-hainjaii  zu  vermuthen  (man  mensch,  hamjan 
verstümmeln),  gebildet  wie  maQ-sla*go  todtschläger?  Die  bret.  spräche 
bietet  mac'bafi  verstümmelt:  ist  dies  nicht  vielmehr  aus  dem  franz.  und 
würde  sieh  umgekehrt  bret.  c'h  in  franz.  h  verwandeln  und  nicht 
vidmehr  in  c  oder  g?  Merkwürdig  ist,  daß  in  der  mundart  von  domo 
neben  magagn  {also  masculin  wie  mehaing)  auch   miga  gebraucht  wird. 


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200  I.   MAGAZZINO-MALATO. 

das  auf  einen  stamm  mag  fuhrt.  Muraioriy  Ant.  üal.  11^  477,  ertiärt 
sich  magagna  aus  manganum  wurfgeschüte^  'womit  sich  die  bedeutmg 
schwerlich  verträgt,  wenn  auch  üal.  mundarten  die  form  eu  stützen  scheinen. 

Magazzino  it.,  sp.  magacen,  almagacen,  almacen,  pg.  armazem, 
fr.  magasin  vorrathskammer;  vom  arab.  machsan  almachsan  schemie, 
waarenniederlage,  s.  Gel.  707,  Freyt.  I,  484K 

Magione  it.,  pr.  dltsp.  mayson,  dltpg.  meisom  (12.  13.  jh.)  SBos.. 
fr.  maison  (aus  letisterem  das  neusp.  meson)  haus,  behausung;  von  mansic, 
in  diesem  sinne  bei  PalUxdius.  Eine  abl.  ist  it.  masnada,  sp.  mesnadi, 
manada,  pr.  mainada,  aitfr.  maisni^  hausgenossenschaft,  gefolge,  truffi 
gleichsam  mansionata  (it.  manata,  sp. pr.  ma,nB,Asi  handvoU,  vonmanns); 
eine  abl.  von  masnada,  gleichsam  masnadino,  ist  it.  mastino,  sp.pr. 
mastin,  pg.  mastim,  fr.  mätin  haushund,  ursprüngl.  hausgenosse  oder  emer 
vom  gesinde  wie  cdtfr.  mastin  Fl.  El.  1910,  Gar.  7,  154. 

Maglio  it.,  5p.  pg.  gleuMautend,  pr.  fr.  mail,  wcH.  maiu  scüägd, 
von  malleos;  vb.  it.  magliare,  sp.  majar,  pg.  pr.  malhar,  fr.  mailler 
hämmern,  zerstoßen,  von  malleare,  wovon  sich  nur  das  partic.  maUeatos 
vorfindet. 

Magr4na  und  emigrania  ü-,  sp.  migrafla,  fr.  migraine;  vom  gr- 
rjficuQavia  einseitiges  hopfweh. 

Mai,  ma  it.,  aUsp.  pg.  pr.  mais,  nsp.  pg.  pr.  auch  mas,  fr.  mais 
Partikel;  von  magis,  in  bestimmten  formen  (it.  ma,  sp.  pg.  mas)  auch  als 
•  coryunction  für  lat.  sed  angewandt,  vgl.  goth.  mais  für  magis  und  potm, 
mlat.  sed  magis  für  sed  potius  Breq.  p.  8V  (v.  j.  684),  mhd.  mßr  /5r 
sed.  Zsgs.  sp.  demas  für  caeterus,  lat.  de  magis  bereits  bei  Festus,  wo 
es  aber  mit  minus  erklärt  wird,  und  bei  Nonius;  daher  abgd.  dema- 
siado  für  nimius. 

Majo  it.,  sp.  mayo,  fr.  msLi,  j>rov.  fem.  m aia  or^  birken,  maUfomi, 
maie,  weil  sie  im  mai  grünt,  dsgl.  ein  grüner  bäum,  den  man  vor  einem 
hause  aufpflanzt,  oder,~'z.  b.  in  Itcdien,  ein  grüner  zweig,  der  in  der  ersten 
mainacht  an  der  thüre  der  geliebten  befestigt  wird.  S.  darüber  Schrndi» 
II,  533.    Churw.  maig  Strauß,  blumenstrauß. 

Majorana,  maggiorana  it.,  sp.  mayorana,  pg.  maiorana  und  man- 
gerona,  fr.  marjolaine  ein  kraut,  majoran,  mhd.  meigramme;  entstdU  aus 
dem  gleichbed.  amaräcus.  Aber  sp.  almoradux,  co^.  moradnx  sind  vom 
arab.  mardaqüsch  Freyt.  IV,  168''.  Die  form  majorana  mag  in  irgend 
einer  umdeutung  mit  major  ihren  grund  haben. 

Mala  sp.  pg.  pr.,  fr.  malle  feUeisen;  gael.  mala,  ahd.  malaha, 
malha,  mhd.  malhe  tasche,  sack,  ndl.  maal,  maale.  Vgl.  Diefenba^ 
Goth.  wb.  I,  271. 

Malato  it.altsp.,  fr.  malade,  pr.  malapte,  malaut,  cat.  malalt  hraink; 
it.  malattia,  oZ^p.  malatia,  /r.  maladie,  j>r.  malaptia,  malautia,  malatia, 
cat.  malaltia  krarMidt.  Die  prov.  formen  malapte  uf^  malant  umsen 
offenbar  auf  male  aptus  untauglich,  wie  unser  unpässlich  auf  passen 
aptare;  das  cat.  malalt  ist  daraus  abgeändert  wie  galta  aus  gauta.    Dk 


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I.   MALLEVARE-MANCO.  201 

cnttpreehenden  frans,  und  ital.  formen  wären  malate  und  malatto  statt 
malade  und  malato.  SoU  man  darum  ein  volksmäßiges  lat.  malatus  von 
malom  anndtmen  wie  barbatus  von  barba?  vgl.  malatus  atvyvog  Gl  gr, 
lai.  Eben  so  leicht  konnte  malatto  dem  partic.  ammalato  von  ammalare 
mgepasst  d.  h.  in  malato  verwandelt  iberden,  während  malattia  dessen 
eififluß  nicht  erfuhr  und  nicht  erfahren  konnte^  da  die  äbleitung  solcher 
sitbstantiva  aus  participien  unübUch  ist:  nur  so  erTdärt  sich  das  einfache 
t  im  adjecHv  neben  dem  doppelten  im  Substantiv,  Oh  nun  die  franz.  form 
selbständig  und  im  einklange  mit  den  Sprachgesetzen  aus  male  aptus, 
oder  ob  sie  (ms  malatns,  malato  durch  die  gewöhnliche  Verwandlung  der 
temtis  in  media  entstand,  bleibt  zu  erwägen:  für  erster  es  zeugt  die  uralte 
form  malabde  Pass.  de  J.  C.  116,  worin  beide  tenues  in  ihre  mediae  er- 
weidU  erscheinen. 

Mallevare  it.  bürgen,  sp.  pr.  manlevar,  altpg.  malevar  SRos.  bür- 
gen, borgen;  von  manum  levare  die  hand  erheben,  feierlich  geloben,  ndat. 
jedoch  mit  manu  levare  ausgedrückt.  Lai.  mallavium  für  manlnviam 
zeigt  dieselbe  assimilation  wie  das  Ual.  wort. 

Malvagio  it.^  pr.  malvais,  fr.  manvais  böse,  schlecht;  ^st.  it.  mal- 
vagitä;  pr.  malvastat,  malvestat,  ältfr.  mauvaisti^  (noch  bei  Nicot), 
aü^.  lualvestad,  (aus'dem  prov.?).  Das  adjediv  scheidet  sich  bestimmt 
von  malvat  =  mide  levatus,  indem  es  ein  auf  si  ausgehendes  etyinon  ver- 
langt; es  hat  überdies  das  gepräge  eines  compositums.  Im  goth.  findet 
sidi  balyaySsei  bosheit^  wonach  ein  adj.  balvavesi-s  anzunehmen  ist,  dem 
ein  ahd.  balväsi  entsprechen  würde;  rom.  balvais  aber  wäre  in  malvais 
[von  mal)  umgedeutet  oder  übersetzt  worden,  ein  in  der  Wortbildung  nicht 
mSblicher  auch  in  dem  ursprünglich  deutschen  guiderdone  (L)  und  main- 
bour  (U.  c)  erkennbarer  Vorgang,  s.  vorrede.  —  Awh  dickter  waren  zu 
grammatischen  grübeleien  aufgelegt:  wie  der  Provenzale  P.  Cardinal  mal- 
vais mit  va8  in  Verbindung  bringt,  sehe  man  bei  Mahn  982,  2. 

Malvavischio  it.,  sp.  malvavisco  (fr.  maavisque  hat  Nemnich) 
eibisch,  von  malva  ibificum  (ißiaxog);  umgekehrt  ibiscum  malva,  ndat. 
bismalva  Capit.  de  vülis,  so  auch  ital.,  fr.  guim'auve  für  vimauve,  in- 
dem ursprünglich  inlautendes  b  sich  in  v  erweichte. 

Mamma  U.,  sp.  mama,  fr.  maman,  wal.  mam^  muäer  (in  der  kin- 
derspracheX  genues.  u.  s.  w.  mamma  amme;  vom  lat.  mamma  1)  brüst, 
mutterbrust,  wie  noch  it.  sp.  pg.,  2)  mutter,  Varro  ap.  Non.,  Inscr.  Im 
tcatach.  k^un  mater  durch  dcis  kinderwort  ganz  außer  gebrauch  wie  pater 
durch  tat^  Die  franz.  form  hat  das  ansehn  einer  accusativischen,  stimmt 
aber  doch  nicht  eu  nonnain,  Evain  und  ähnlichen  (Rom.  gramm.  II,  47), 
venmäUich  weil  mamain  in  seiner  endung  zu  weit  von  papa  abgewichen 
wcare.  Ein  vb.  ist'sp.pg.  mamar  an  der  brüst  saugen:  mammare  schon 
bei  Augustinus,  Opp.  ed.  Bened.  /F,  1039.  Dem  deutschen  memme  feig- 
ling  entspricht  das  neap.  mammamia  (masc.)  eigentl.  einer  der  seine  mtUter 
zu  hüfe  ruft.     Vgl.  zu  diesem  ariikel  Henr.  Steph.  Lex.  graec.  v.  Ttannag. 

Manco  U.  sp.  pg.,   manc  pr.  aitfr.  mangelhaft;   von  mancus  ver- 


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202  I.  MANDORLA-MANGIARE. 

stümmeU.  Daher  fr.  manch ot  =  it  manco  d'nna  mano,  einhän^, 
dsgl.  it.  sp.  manca  linke  hand,  die  verstümmelte^  schadhafte^  s.  gaaclie 
n.  c.  Vb.  ü.  mancare,  sp.  pr.  mancar,  fr.  manqner  mangdn.  Fär 
die  loit.  bed.  verstümmelt  wich  if.  manco  aus  in  monco,  vb.  moncare  ver- 
stümmeln (vgl.  chw.  muncar  =  mancar),  wobei  aber  in  betreff  der  sdterm 
Verwandlung  des  2l  in  o  wahrscheinlich  anlehnung  stattfand  an  Imb. 
moch  ac{j.  stumpf,  mit  abgebrochner  spitze  (vgl.  akd.  fiar-muckit  hAeludo 
Graff  Ily  656,  mhd.  mocke  masse,  brocken^  aUengl.  mock  sbst.  stmff 
HaUiw.),  wenigstens  ist  it.  moncone  =  romagn.  mncön. 

M4ndorla,  mändola  ü.y  sp.  almendra,  pg.  amendoa,  pr.  amandols, 
fr.  amande,  ndat.  amandola  Form.  Marc,  eine  fruchty  mandd^  ndl.  Kam- 
del;  entsteUt  aus  amygdala  {dfivydaXrj),  wal.  migddle  neben  mandnle. 
Eine  starte  ssusammeneiehung  seigt  die  prov.  form  mella,  npr.  amello, 
wozu  das  occ.  amenloa  den  Übergang  bildet. 

Mane  it.,  cdtsp.  man  (f.)  Sanchez  Colecc.y  pr.  ma,  dUfr.  main,  wA> 
mqine  eine  tageszeüy  morgen,  in  ital.  Urkunden  auch  für  osten  z.  b.  HPMim, 
143.  146;  von  mane,  dessen  adverbiale  natur  noch  im  pr.  lo  be  ma  M 
=  dem  classischen  bene  mane  sich  geltend  macht.  Daher  adv.  U,  di- 
maniy  domani,  pr.  dema,  fr.  demain,  u;aZ.  de  muine,  wofür  ^p.manana, 
pg.  &  manhäa.  Eine  zss.  ist  das  fr.  subst.  lendemain,  pr.  lendem 
der  morgende  tag,  für  le  en  demain,  vgl.  eine  ähnliche  zss.  im  aUeai. 
1-en-de-mig  ^das  in  der  mitte  d.  h.  mittlerweile,  en  aquest  endemig  Ckr. 
d'Esd.  p.  600";  in  le  lendemain,  welches  z.  b.  schon  Froissart  bramU^ 
verdoppelt  sich  also  der  artikd,  altfr.  nur  Tendemain.  Von  matntinum 
ist  it.  inattino,  pr.  matin, /r.  matin,  mit  der  schwer  zu  erklärenden 
nebenform  pr.  u.  oberit.  maitin,  altfr.  maitin  Bq.  Für  domani  braucheie 
ital.  volksmundarten,  z.  b.  die  sicil.,  noch  crai  =  cras,  während  das  span 
cras  veraltet  ist. 

Mängano  it.  Schleuder;  daher  manganello  armbrust,  ^.  mangaoel, 
altfr.  mangonean  Steinschleuder,  wal.  mungfl^n  roUe,  mange;  vom  gr. 
fioyyavov  mit  gl.  bed.,  ahd.  mango,  nhd.  mangel  maschine.  Daher  auch 
sp.  manganilla  listiger  streich. 

Mangiare  it.,  dUpg.  pr.  manjar,  fr.  manger,  dsgl.  it.  manucare, 
manicare,  altfr.  manuer  {ml  ausgefallnem  o),  wal.  mancä,  monenca 
essen,  prov.  und  altfr.  häufig  mit  radicalem  e  menjar,  menjier,  limous. 
mit  i  mindzä;  von  manducare  eigentl.  kauen,  später  sehr  üblich  fiir  essen: 
manducat  et  bibit  =  ia&iei  xai  nlvei  Vulg.  Matth.  11,  19;  mandacantes 
simul  atque  bibentes  Greg.  Tur.  5,  18;  in  beudo  (tisch)  mandncassent 
L.  Sal.  Seltsam  ist  das  pr.  manjaiar,  altfr.  manjuer  {präs.  cot^.  man- 
jnce),  das  sieh  schwerlich  anders  als  aus  einer  Umstellung  mandcuare  wird 
deuten  hissen;  norm,  sagt  man  moujouer  und  mai^usser.  Zsgs.  fr.  d6- 
manger,  piem.  smang<^  jucken,  eigenü.  fressen^  wie  das  gleichbed.  sp* 
comer  von  comedere;  bereits  in  einem  alten  Reichenauer  glossar  (Bz.) 
demandncavit  'conrodit,  ddaceravit^,  desgl.  demanducare  "^corrodere  Gloss. 
arab.  lat.  DC. 


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I.  MANICO— MARAVIGLIA.  203 

Mdnico  it.,  sp,  pg.  mango,  pr.  margue,  fr.  manche  (1m.^  tieft,  griff. 
Von  Dianas  miUelst  des  suffixes  ic  wäre  möglich;  da  aber  dieses  süffix 
fast  nur  feminina  gibt,  so  ist  es  raihsam,  in  manico  eine  abänderung  des 
tat,  manica  (ermel,  Handschuh)  anjsunehmen,  um  so  mehr  eis  das  it.  ma- 
nica  awih  die  hed.  heft  entwickelt  hat.  Merkwürdig  ist  lomb.  ven.  mänega, 
sp,  pg.  manga  in  der  hed.  ansaht,  trupp,  häufe,  dem  man  eine  auch  den 
neuen  sprachen  bekannte  bedeutung  des  lat.  manne  übertrug;  das  goth. 
mauagei  =  nhd.  menge  würde  man  anders  wiedergeg^en  haben. 

Ma  niero  it.,  sp.  manero,  pr.  manier  was  sich  in  der  hand  tragen,  sich 
beianddn  läfU;  von  manarius  für  manuarins  handlich,  vgl.  mannaja  IL  a. 
Von  diesem  ac^jectiv  ist  auch  das  subst.  maniera  it.,  sp.  manera,  pg. 
pr.  maneira,  fr.  maniere  art  und  iveise,  eigentl.  Handhabung,  benehmen. 

Maniglia  und  smaniglia  it.,  sp.  manilla  armring,  fr.  manille  im 
kartenspid;  von  monile,  ph  moniliB^  vielleicht,  was  die  erste  sUbe  betrifft, 
mä  einmischung  des  ahd.  mänili  mondßrmiger  schmuck,  da  o  hur  höchst 
sdten  in  a  enistdlt  unrd.    Zu  vergleichen  Diefenbach,  Orig.  europ.  p.  377. 

Manöpola  i^.,  sp.  pg.  manopla  paneerhandschuh;  nicht  sfsgs.  mit 
dem  fremden  onXor,  es  ist  von  mannpulns  für  manipnlns,  dem  man,  von 
manns  ausgehend,  die  bedeutung  einer  handbekleidung  beilegte;  dazu 
stimmt  mit  seinem  genus  das  mlat.  manipula  Handtuch. 

Manovra  it.,  sp.  maniobra,  pr.  manobra  GRoss.,  fr.  manoeuvre 
handgriff,  kunstgriff  u.  dgl.;  wörtlich  hand-werk,  hand-arbeit  Vb.  sp. 
maniobrar  mit  den  Händen  arbeiten;  so  cmcH  dltfr.  manovrer,  e.  b. 
qnant  li  ehastian[8]  fd  £aiz  et  tres  bien  manovrez  cds  das  schloß  gemacht 
und  <e&r  wohl  gearbeitet  war  PDuch.  p.  61. 

Man 80  it.  sp.  pg.,  mans  pr.  zahm;  abgekürzt  aus  mansnetns  (vgl. 
oben  fino).  Daher  sp.  manso  leithammel,  leitochse,  ü.  manzo  (für  manso) 
ochse  Sberhaupt,  eigenü.  zahmer  ochse,  entgegengesetzt  dem  bue  brado  un- 
gezähmter  stier,  der  noch  nicht  am  pflüge  gM;  comask.  trient.  manza 
junge  kuh. 

Man  teuere  it.,  sp.  pr.  mantener,  pg.  manter,  fr.  maintenir  auf- 
recht halten;  von  mann  tenere,  mannm  tenere,  wie  nhd.  hand-haben,  ndl. 
hand-haven,  l^zteres  mit  der  bed.  erhalten,  schirmen;  vgl.  mallevare  und 
lat.  manstntor.  Synangtn  sind  pr.  cap-tener,  aity>.  cab-tener  Bc.,  von 
capnt  tenere;  wai.  mnn-tni  von  manu  tneri. 

Manto  und  ammanto  it.,  sp.  pg.  manto  ein  kleidungsstück,  fem. 
sp.  pr.  manta,  fr.  mante  decke,  verkürzt  aus  lat.  mantelnm;  dsgl.  it. 
njantello,  fr.  manteau,  sp.  mantilla,  von  mantellnm;  it.  mantile,  sp. 
mantel,  von  mantile^  mantele.  Ein  sd^  altes  zeugnis  für  das  sp.  manto 
ßndä  sieh  bei  Isidor:  mantnm  Hispani  vocant,  qnod  manus  tegat  tan- 
tum:  ein  noch  älteres  in  einer  Urkunde  v.  j.  642  mantnm  majorem  Breq. 
nmn.  23;  manta  und  mantns  in  einer  spanischen  Yep.  III,  num.  17, 
aer.  818. 

Marayiglia  it.,  sp.  pg.  gleichlaut.,  etymologisch  richtiger  it.  pr. 
mentTiglia,  fr.  merreille  wunder;  vom  plur.  mirabilia  wunderbare  dinge. 


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204  I.    MARCA-MARMITA. 

Maroa  it,  sp.  pg.  pr.,  fr.  marque,  marche  seichen,  gränse;  ii.  sp. 
pg.  maroo,  pr,  fr,  marc,  altfr,  auch  merc  seichen,  maß;  vb,  ü.  mar- 
care,  marchiare,  sp.  pg.  pr,  marcar,  fr.  marquer,  altfr.  auch  merker, 
merchier  beseichnen,  marchir  angrämen;  dsgl,  sbst,  it.  marchese,  sp, 
pr.  marques,  fr.  marquis  marJcgraf,  ndat.  gewöhnlich  marchio,  das  m( 
roman^  baden  kein  abbild  hat.  Vom  goth,  marka,  ahd.  marcha,  ags, 
mearc  gränse,  altn,  mark  (n.),  nihd.  marc  (n.)  seichen,  vb.  ahd.  markSn 
begränsen,  beseichnen,  nhd.  merken. 

Marcassita  it.,  sp.  marcasita,  marquesita,  fr.  marcassite  eine  ort 
Schwefelkies;  nach  Sousa  vom  arab,  markazat,  dies  vom  vb.  rakaza  eric 
finden;  beiFreyt.  /,  17 P  heißt  dies  minerai  marqaschita. 

Mare  fr.  (f.)  ansammlung  von  wasser,  tei^:  super  lacum,  quem 
nsu  qaotidiano  loquendi  maram  vocamns  Guill.  Oemet.  Die  latinisierwag 
mara  ist  gans  richtig:  dem  lat.  mare  kann  das  frans,  wart  buchstalM 
nicht  entsprechen.  Indessen  sagte  600  Jahre  früher  Isidorus :  oimiiscon- 
gregatio  aquamm,  sive  salsae  sint  sive  dulces,  abusive  maria  nimciipan- 
tur.  Eine  Urkunde  enthalt  villam  sitam  inter  duo  maria  Breq.  p.  M. 
i(rf.  mare  unrd  also  wohl  die  bemerkte  bedeutung  in  sich  aufgenmma 
haben,  wofür  sich  im-  frans,  eine  eigne  der  1.  decl.  entsprechende  fem 
einfand.  Abgel.  sind  die  ungefähr  gleichbedeutenden  it.  marese  lacke, 
sumpf j  attfr.  marese,  nfr.  marais,  welches  lästere  formal  sowoU  eu 
marese  wie  su  marese  passt;  altfr.  marescot,  maresquel,  maraischiere^ 
marescage;  e{$^Z.  nee^r.  marage,  mar^cage;  it,  marazzo.  Zum  theüiömen 
diese  Wörter  auch  in  verwandten  deutschen  Vire  quelle  haben^  wie  im  ndL 
maar,  maeraseh,  ndd.  marsch:  natnentlich  läßt  sich  das  pr.  marcx  (/ir 
marsc?)  LR.  IV,  163  nicht  aus  lat.  mare  ableiten,  es  muß  unser  marscli 
sein,  und  vidleicht  gehört  auch  das  altfr.  marchais  hieher.  Merkwüräij 
ist,  daß  die  span.  spräche  an  diesen  ableitungen  keinen  theU  nimmt;  Imt 
jedoch  ist  marisma  {af4S  maritima?)  ein  durch  das  austreten  des  meer^ 
entstandener  see,  was  auch  für  die  übrigen  Wörter  su  bemerken  ist.  Über 
einschlägige  deutsche,  celtische  u.  a.  Wörter  wäre  Diefenbachs  GoÜi.  d. 
II,  44  nachsulesen. 

Margotta  it.,  champ.  henneg.  margotte,  fr.  marcotte  absenker,  m- 
leger;  von  mergus  dasselbe.  Daher  auch  das  gleichbed.  it.  margolato, 
wosu  ein  vermittelndes  vb.  margolare  fehlt, 

Mariscalco,  maniscalco,  maliscaico  it.,  sp.pg.  mariscal,  pr.  mane- 
scalc,  fr.  mar^chal  hufschmied;  vom  ahd.  marsth-scalc,  mhd.  mar-schalc 
Pferdeknecht,  später  ein  name  hoher  beamter  geworden.  Am  nächsten  der 
ahd.  form  liegt  das  trient.  marascalco. 

Marmita  it.  (in  lomb.  mdarten),  sp,  cot.  dass.,  fr.  marmite  fkisd- 
topf  von  metdl;  daAer  i^.  marmitone,  sp.  marmiton,  /r.  marmiton  ämcä«»- 
junge;  fr.  marmite ux  {altfr.  schlechtweg  marmite)  armsdig,  eigenil' 
bettelhaft,  hungrig,  in  besiehung  auf  die  marmite  des  pauvres,  die  arm&^ 
suppe.  Die  herkunfl  ist  unsicher,  am  meisten  efnpfiehlt  sich  noch  FriscKs 
deutung,  der  einen  naturausdruck,  vom  sieden  des  wassers  (vgl.  mannotter 


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I.  MAKMOTTA-MARTORA.  205 

summen)  darin  erkennt ;  und  die  von  Marina  aus  arabisch  marmrd  ort  wo 
fleisch  graten  wird  (wurdet  ramaMa  Freytag  Ily  193). 

Marmotta,  marmotto  it.,  sp.  pg.  marmota,  fr.  mannotte  murmd' 
tUer.  Churwälsch  heißt  es  montanella  und  (nach  Mumenbach)  murmont, 
wdehes  letztere  denn  nebst  dem  ahd.  muremnnto,  marmenti,  Schweiz. 
mnrmet  aus  mus  montanas  oder  genauer  mus  montis  entsprang  und  ail- 
mählich  in  marmotta  abgeändert  ward. 

Marrir  i>r.  aJtfr.  sich^verirren^  marrir  chemin  den  weg  verlieren 
RutA.  II,  228j  as  tu  le  sens  man?  HBord.  39,  10;  esgs.  es  marrir, 
it.  smarrire  hindern^  verwirren^  chw.  smarir  verlieren;  vom  goth.  marzjan, 
ahd.  marran  {für  marrjan),  ags.  mearrian  ärgern,  hemmen^  nüat.  legem, 
bannom,  Tel  praeceptnm  marrire  Cap.  Cor.  M.  ann.  802.  Eine  andre 
cmyugaiion  wähUe  der  Spanier  in  mar  rar  fehlschlagen^  abirren,  wiewohl 
ihm  auch  ein  pari,  marrido,  amarrido  betrübt  =  pr.  marrit,  piem.  mari, 
pie.  amari  zu  geböte  steht.  Aus  demselben  stamme  ist  wohl  auch  das 
span.  marana  vencirrung^  maranar  verwirren.  Vgl.  Diefenbach,  Goth. 
wb.  II,  47. 

Marrochino  it.,  sp.  marroqnf,  fr.  marroquin  eine  feine  sorte  leder, 
saßan;  nach  Marrocco  genannt,  wo  es  bereitet  wird. 

Martedi,  marti  it.^  fr.  mardi,  pr.  cot.  dimars  dienstag,  von  Martis 
dies,  dies  ilartis;  sp.  martes,  pr.  auch  mars,  vom  gen.  Martis,  wal. 
m4rtzi,  ven.  märti,  romagn.  mert.    Dafür  pg.  ter^a  feira,  ngr.  Tgirrj. 

Martello  it.  pg.,  sp.  martillo,  fr.  marteau  hammer;  von  martulns, 
bereits  in  den  Cassder  glossen  martel  ^hamar^  als  beiname  bekannt  in 
Carolas  Martellns. 

Martin  pescatore  it.  ein  seefisch,  sp.  martin  pescador,  auch  paxaro 
de  San  Martin,  sard.  puzone  de  Santa  Martina  (Nemnich  I,  169),  fr. 
martinet  pSchear  eisvogel,  sp.  martinete  Meiner  weißer  reiher,  ardea 
gareetta,  fr.  oiseaa  S.  Martin,  dtsch.  martinsvogel,  fako  cyaneus,  fr.  mar- 
tinet haussckwatbe,  auch  leuchter  mit  einer  handhabe  (in  form  eines 
Schwalbenschwanzes),  it.  martinetto  winde  die  armbrust  zu  spannen 
(ebenso);  aUe  von  dem  namen  Martinas,  aber  aus  welchem  anlaß?  Die 
legenden  über  diesen  feigen  geben  keinen  aufschluß,  s.  Orimm,  Mythol. 
1083.  1233  (3.  ausg.J. 

Martirio,  martiro  it.,  sp.  martirio,  pr.  martire,  martir,  /r.martyre 
quoll,  pein,  leibliche  wie  geistige;  vb.  it  martirare,  martirizzare,  ^.  mar- 
tiriar,  martirizar,  pr.  martiriar  und  marturiar,  fr.  mariyriser;  von  mariyr 
eeuge,  bei  den  hrchenvätern  einer  der  für  die  Wahrheit  des  christlichen 
gkmbens  quäl  und  tod  erleidet,  zunächst  von  martyriam.  Die  ungriechische 
bed.  quid,  quälen,  die  sich  auch  auf  einigen  fremden  gebieten  eingefunden 
hat,  verschmäht  unter  den  Romanen  allein  der  Wcdache,  welchem  mar- 
tTriom  fehU,  m^rturisi  aber  nur  bezeugen  heißt,  (AaQtvQ€iv.  Zu  erwähnen 
ist  hier  etwa  noch  das  aus  dem  falschen  genitiv  martyrorum  geschaffene 
pr.  martror  z.  b.  in  festa  de  martror. 

Hartora  it.^  sp.  pg.  marta,  pr.  üiart,  fr.  marte,   martre  (f.)  ein 


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206  I.   MARZAPANE-MASCHERA. 

säugethier  der  nordlichen  länder,  marder;  vom  lat.  martes  in  einer  sidk 
hei  Mariiaiy  wiewohl  sich  martora,  martre  dem  deutschen  worte  ßtmätM 
(mschließen. 

Marzapane  it.,  sp.  mazapan,  fr.  massepain  suckerbrot;  aberneaj^. 
marzapane,  sie.  marzapanu  schächteichen.  Das  beste  über  dieses  nemt 
wort  bei  Mahn  p.  89,  der  das  lat.  maza  mehlbrei  darin  vermuthä. 

Mas  trient.  pr.,  mas,  mes  altfr.  hufe,  bauemgut^  wohnstätte,  eä. 
mas  landhaus;  vom  altem  ndat.  mansas,  ii\^nsam>  dies  wahrschebdiA 
von  manere  wohnen,  weil  die  coloni  auf  dem  grundstücke  zu  wohnen  pfle^ 
(Grimmf  Bechtsait.  p.  636),  vgl.  in  cigus  pago  manet  L.  SciL  tit.  85; 
daher  pr.  maner,  fr.  manoir  wohntmg;  pr.  manen,  altfr.  manant  woü- 
habend,  ndat.  manens  colonus.  Derselben  herkunß  ist  sp.  masa,  md. 
massa,  aitfr.  mase  meierhof,  ndcU.  mansa,  massa;  it.  massaro,  düfr. 
mansiaire  hamverwalter,  nebst  vielen  andern  ableitungen. 

Mäschera  it.,  sp.  pg.  mdscara,  fr.  masque  (m.)  larve,  nüat.  maseos 
'grima^  Ol.  lat.  anglos.   {s.  Mone's  Aneeiger  VII,  144,  in  der  erf.  k 
marcus).    Die  form  masoa  ist  historisch  die  ältere,  man  trifft  sie  heräs 
in  longob.  gesetzen  in  der  bed.  hexe:  striga,  qnod  est  masca;  striga,  qnae 
dicitur  masca.    Noch  piem.  heißt  masca  hexe,   mascra  aber  larve,  na^r. 
masc  hexenmeister,  dim.  mascot  (Honnorat).    Grimm,  Myth.  1036,  fuhi 
dieses  masca  bedeutsam  auf  das  vb.  masticare  zurück,   die  hexe  heifit  so, 
weil  sie  kinder  verzehrt,  une  manducus  bei  Plautus  popam  bedeuld;  da- 
bei kann  es  gleichgültig  sein,  ob  man  hexe  oder  ob  man  larve  (etwas  mi 
offf^em  maule)  ais  grundbedeutung  annimmt.     Ähnlichen  Ursprungs  isi 
auch  das  occit.  roumöco  popanz  (altpr.  wäre  romeca),  wenn  man  es  vm 
lat.  ruma  gurgd,  scMund,  wie  baveca  von  bava,  herleiten  darf,  so  d4 
es  ein  verschlingendes  wesen  bedeutete  (Honnorat  leitet  es  aus  roumec  donh 
Strauch),   und  in  der  romagn.  mundart  heißt  papon  fresser  und  pop(me. 
Nach  andern,  z.  b.  Kilian,  ist  das  wort  deutsch,   ahd.  mascä  netz,  ML 
masche,  vgl.  persona  adjicitnr  capiti  densusve  reticalus  Plin.  12^  11 
und  dies  masca  unrd  von  mäsa  mahi,  fleck  abgeleitet.    Erwägt  man  oder 
erkennt  man  an,  daß  namen  von  personen  oder  persönlich  gedachten  gegm- 
ständen  kaum  ohne  cAleitungssuffix  aus  verbis  geformt  wurden,  so  hat  diest 
letztere  deutung  einen  kleinen  grammatischen  vorzug  vor  der  ersteren,  aber 
diese  scheint  treffender,  bezeichnender.  Beide  liefem  offenhar  zuverlässigen 
Wörter  als  die  von  Soimasitis,  welcher  masca  aus  gr.  ßaaim  bei  Hespckias 
erklärt.    Dies  wird  t^ndich  mit  iiaxiXrj  (/xoxß^ixr)  breite  hacke,    so  vk 
mit  ßaaxavia  tadelsucht  übersetzt,   letzteres  trifft  mit  ßaaKovioy,  ngoßa- 
anäviov  amidet  gegen  bezauberung,  fr  atze,  verwandt  mit  maske,  zusamm^\ 
für  ßaaxa   aber   muß  auch  fiaayux  gegolten  haben,   da  es  Hesychius  mi 
dixeXla  zweizinkige  hacke  (fast  gleichbed.  mit  f.iaiäXrj)   übersetzt.    -Mo« 
fühlt  eher  leicht  dcks  gekünstelte  dieses  Zusammenhanges.     Wie  verhält  sieh 
aber' m&scsLYB.  zu  masca?    Etymologisch   betrachtet  kann   dies  eher  a»s 
jenem  abgekürzt  als  jenes  aus  diesem  verlängert  sein,  denn  ein  suffix  a» 
erkennt  die  spräche  nicht  an.    Erklärt  man  sich   indessen  miscara  atö 


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I.  MASSIMA-MATTO.  207 

mascra,  wie  es  Ja  auch  in  piem,  mundart  lautet^  dieses  dureh  häufig  vor- 
kommende hutverstärkende  einschiebung  von  r  aus  masca  entstanden,  so 
sind  beide  formen  identisch^  ähnlich  entstand  sp.  cdscara  aus  casco,  cot, 
plitara  sehüssei  aus  plat,  it.  tartaraga  (xus  tartnga.  Ugutio  (12.  jh.)  kennt 
beide  formen,  die  mit  r  aber  ist  ihm  die  volksübliche:  masca  simnlacrum, 
qnod  Yülgo  dicitar  mascatel  (/.  mascara?),  quod  apponitur  £aciei  ad 
terrendos  pairos.  Ein  compositum  gleiehfdUs  mit  der  bed.  larve  ist  das 
ftdat.  ursprüngl.  deutsche  talamasca,  in  einem  alten  glossar  delusio 
imaginaria  ^talemasca^;  anderswo  larvae  daemonum,  quas  vulgo  talamas- 
cas  dicant;  talamascae  litterae  geheimschrift;  ättfr.  talmasche,  vb.  en- 
talemasehier  entstellen  LRs.  328;  auch  in  deutschen  glossen  talemasge 
'larva  s.  SchmeUer  II,  640,  Graff  V,  397,  mndl.  talmasche.  —  Derselben 
kerkunfl  ist  ohne  eweifel  wai,  mescäre  schimpf  (Schandfleck),  pg.  mas- 
cirra,  cot.  masc&ra  schwareer  fleck  im  gesicht;  vb.  pg.  mascarrar,  pr. 
mascarar,  aUfr.  mascnrer  Äntioch.  II,  42,  nfr.  machurer,  bürg,  macherai 
gehwärjgen,  belecken,  mndl.  maschel,  mascher,  c^s.  mäscre  fleck,  letztere 
unmittelbar  an  maschera  erinnernd.  Alban.  mascar^  possenreißer  aus 
dem  ital.  —  [Eine  neue  (hier  nicht  0u  prüfende)  unterm*chung  über  dieses 
wort  iheilt  Mahn  mit,  p.  60.  Nach  ihm  ist  mascara  vom  arcA.  mascharat 
gdäehter,  dies  von  der  würzet  sachira  verspotten  Freyt.  II,  296.  Franz. 
magqne  sei  aus  mascara  abgekürzt,  vidleicht  durch  einfluß  von  masca  hexe.] 
Hässima  it.,  sp.  mÄxima,  fr.  maxime  grundsatz,  von  maxima  sc. 
sententia,  s.  Menage. 

Masticare  it.,  wal.  mesteci,  sp.  pg.  masticar,  mastigar,  mascar, 
pr.  mastegar,  maschar,  fr.  mächer,  chw.  mastiar,  bask.  mascatn  kauen; 
von  masticare,  einem  nachdassischen  bei  Äpulejus  u.  a.  vorkommenden, 
im  roman.  aber  sehr  üblichen  worte,  gr.  fiaaxa^eiv.  Daiher  neap.  genues. 
masea  hnnbaeken,  wange. 

Masto,  mastro  i)^.,  pr.  mast,  fr.  mät,  sp.  mastil  masiibaum;  vom 
ahd.  mast,  dttn.  mastr,  ags.  mäst. 

Matassa  it.,  sp.  madexa,  pr.  madaisa,  dltfr.  madaise  strähne, 
fleckte,  wal.  m^tase  seide;  von  mataxa  rohseide,  dsgl.  seil,  faden,  aus  dem 
spatem  griech.  fiora^a,  fihafyt. 

Materasso  it.,  fr,  materas,  matelas,  nihd.  matraz,  cat.  matalds, 
pr.  atmatrac,  sp.  pg.  almadraque  küssen,  polster,  matratze,  prov.  (xuch 
abgdoürzt  matre  Am.  Vid.  Die  span.  form  läßt  arab.  Ursprung  annehmen 
tmd  muß  in  diesem  faUe  die  genaueste  sein;  aus  dem  prov.  nomin.  alma- 
tracs  konnte  die  franz.,  hieraus  die  itai.  entstehn.  Als  das  arab.  etymon 
gibt  Sotisa  al-ma'tra'h  an,  aus  der  wurzd  'tara'ha,  dem  er  die  bedeutung 
der  roman.  worter  beilegt;  bei  Freytag  III,  47*  heißt  es  nur  [locus,  quo 
quid  projidtur,  aber  auch  in  der  bed.  küssen  wird  es  angeführt  (Bozy 
p.  63),  wdehe  bedeutung  auch  ein  anderes  wort  aus  derselben  würzet, 
ohne  vorgefügtes  m,  i^lji^  ausdrückt.  Dahin  pg.  madra^o  faülenzer? 
vgL  unten  poltro. 

Matto   U.,  sp.  pg.  mate,  pr.  fr.  mat  schachmatt,  pr.  oitfr.  auch 


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208  I.  MATTONE-MEDES. 

niedergeschlagen,  traurig,  daher  nihd.  mat,  nhd.  matt,  s,  Grimm  IV,  881 
Weigand,  Synon.  tob.  11,  306;  abgekür/d  aus  it.  scaccomatto,  ^.  xaqoe 
j  mate,  xaquimate,  fr.  4chec  et  mat,  vom  pers.  sch&ch  mat  ^der  iönt^ 
ist  todt\  Vb.  it.  mattare,  pr.  matar,  fr.  mater  matt  setaen  im  scM 
{sp.  dar  mate),  dsgl.  demüfhigen;  altfr.  amatir  LBs.  25,  MGar.  v.  805. 

Mattone  it.  backstein,  fr.  mdartl.  maton;  cat.  matö  rahmkäse.  Mm 
darf  es  wohl  wageti^  diese  worter  als  identisch  eusammensfustdlen  und  sie 
aus  dem  dtschen  matz,  matte  (käsematte)  herzuleiten,  pic.  matte,  da  M 
der  backstein  nach  /Zubereitung  und  formung  dem  käse  vergleicht,  Ob&rdks 
altfr.  matOQ  sowohl  eine  art  käskuchen  wie  auch  backstein  bedeute.  Mura- 
torfs  herleüung  von  mattone  aus  tat.  maltha  ist  gatus  unstatthaft.  Eteker 
wohl  auch  lomb.  natta  schlechter  käse  (n  öfter  aus  m). 

Mazza  it.,  sp.  pg.  maza,  pr.  massa,  fr.  masse  (sot^  mace  geschr.) 
kolhen,  streükolben;  dsgl.  i^.  mazzo,  sp.  mazo  schlaget,  auch  bündd; 
vb.  it.  mazzare  (in  mazza-sette  u.  a.,  auch  comask.  maza),  chw.  sp. 
mazar,  pr.  massar  prügeln,  niederschlagen,  it.  ammazzare,  daher  woU 
unser  metzen.  Eine  weitere  abl.  ist  altpg.  massuca,  massua  SBos.jfr. 
massue,  pic.  machaque  ketde,  ngr.  fiar^ovxa,  wal.,  m^ciace.  Mazza  fMcki 
kein  großes  bedenken,  es  ist  lat.  matea  {vgl.  piazza  aus  pUtea),  wm» 
sich  in  einer  stelle  bei  Cato  R.  R.  nur  die  abl.  mateSla  schlaget  arkcUm 
hat,  it.  mazzuola,  pr.  massola  kleiner  klöpfel. 

Medaglia  it.,  sp.  medalla,  fr.  mMaille  Schaumünze;  augment.js^t- 
daglione  ff.  Die  bemerkte  bedeutung  hat  das  wort  erst  später  empfcat 
gen.  In  der  ersten  hälfte  des  12.  jh.  ist  lat.  medallia,  medalla  eine  ge- 
ringe münze  und  diese  bedeutung  hat  auch  altit.  medaglia,  altpg.  mealha 
SRos.,  altsp.  meaja  Bc.,  pr.  mealha  GO.,  fr.  maille  statt  möaille;  die 
formen  mit  d  sind  wahrscheinlich  at4S  dem  ital.  Gleichbedeutend  ist  das 
aus  dem  mlatein  geschöpfte  ahd.  medilla,  medilt,  mhd.  medele,  dock 
brauchte  man  das  wort  in  Frankreich  auch  von  göldmümen  (medailhe 
d'aur  DC).  Aus  medius,  medialis  für  dimidius  konnte  es  nicht  eräspm- 
gen  trotz  der  deutung  des  Guill.  Brito:  obolus  di^itur  medalia  i.  e.  me- 
dietas  nummi,  es  hätte  it.  mezzaglia  oder  wenigstens  mediaglia  g^ 
müssen;  auch  nicht  wohl  unmittelbar  aus  metallum.  Es  hat  vidmekr  sem» 
Ursprung,  wie  zahlreiche  andre  substantiva,  in  einem  ac^jectiv  mit  dm 
Suffix  eas,  metalleos,  metallea;  daher  auch  sp.  metalla  goldblättckes^ 
Auch  im  fr.  m^tail  für  m^tal,  pr.  metalh,  spürt  man  die  einwirhmg  des 
adj.  metalleus,  das  übrigere  nicht  classisch  ist. 

Med  es  altpg.,  pr.  medeis,  meteis,  in  der  alten  Pass.  Chr.  noA 
medeps;  von  met-ipse,  met-ipsum:  per  mi  meteis  =  per  memet  ipsnm, 
se  mezeis  =  semet  ipsum  u.  s.  w.  Eine  superlativische  form  davon  irf 
pr.  smetessme  im  Boethius,  sonst  medesme,  aUfr.  meYsme,  f^r.  meme, 
altsp.  meismo,  neusp.  mismo,  pg.  mesmo,  it.  medesimo,  chw.  medem,  ««* 
venez.  und  piem.  ohne  s  medemo,  medem,  wald.  meseyme,  lat.  gleicksf» 
semetipsimos,  metipsimus  für  semetipsissimus,  metipsissimas,  s.  Bm^ 
gramm.  II,  449. 


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I.   MEGE-MENTAR.  209 

Mege^  menge  aZ^.,  ältpg.  meye,  pr.  metge,  altfr.mogQ  a/ret,  noch 
jäd  Umous,  medze  wtmdarat,  Ühieraret;  von  medicus.  Daher  äUsp. 
mengfa  areenei.  Ein  andrer  Sprößling  von  medicus  ist  (üifr.  medicien, 
neuff,  mMecin:  so  äLtfr.  Philistien,  neufr.  Philistin. 

Membrare  tY.,  oitsp.  pr.  membrar,  oitfr,  membrer,  mit  anlauten- 
dem n  aUsp.  nembrar  Alx.j  FJ.^  altpg.  pr.  dieselbe  fomi,  mit  atdaut.  1 
pg.  lembrar,  occit.  lembri  erinnern;  von  meinorare,  woher  auch  das  adj. 
membrado,  membrat,  membr^  besonnen^  Mug.  Seltsam  ist  das  neupr. 
memembrä,  das  an  meminisse  erinnert,  aber  doch  wohl  nur  aus  remem- 
hri  enistdU  ist.  AUpg.  reimbrar  SBos.  unrd  aus  renimbrar  syncopiert  sein. 

Menare  it.j  altsp.  pr.  cat.  menar  (ersteres  Alx.,  Bc.),  pg.  fehlte  fr. 
mener  führet^  leiten,  figürl.  betreiben,  verrichten^  ausführen,  daher  sbst. 
ä.  |)f.  mena  betreibung,  geschäß,  auch  beschaffenheit  Neben  lat.  minari 
drohen  bestand  ein  unclassisches  activ  minare  das  vieh  antreibest  durch 
drohungen  und  andre  mittel,  und  so  braucht  es  Apulqfus:  asinos  et  equum 
sarcinis  onerant  et  minantes  bacolis  exigunt,  vgl.  agasones  equos  agentes 
i.  e.  minantes  Paulus  ex  Festq.  Bei  dieser  bedeutung  ist  die  wal.  spräche 
ungefähr  stehen  geblieben,  munä  heißt  treiben  e.  b.  ochsen,  wegtreiben,  ver- 
jagen, aber  doch  auch  eine  Sache,  ein  geschäft  treiben.  In  den  übrigen 
sprachen  ward  ihm  allmählich  die  bed.  ducere,  deducere  zu  theil:  mener 
on  cheyal  ist  etwas  anders  als  equum  minare,  wiewohl  es  in  seiner  an- 
wenAmg  auch  mit  dem  lat.  worte  Busammentreffen  Icann,  denn  mener  les 
betes  boire  ist  minare  (appellßre)  bestias  ad  bibendum.  Jene  wahrhaft 
rman.  aus  dem  gemeinen  redegebrauch  entwickelte  bedeutung  ist  auch 
dem  mlatein  früh  geläufig  geworden:  minare,  sagt  Papias,  '^ducere  de  loco 
ad  hemm,  promovere!  Die  gleichfalls  nur  bei  Apule^us  vo^-findliche  jsfss. 
prominare  s.  v.  a.  minare  fand  nur  im  franz.  aufnähme,  aber  aus  dem 
aUen  tmd  richtigen  pourmener  spazieren  führen,  se  pourmener  spazieren 
gekn,  machte  man  später  promener,  se  promener,  das  B.  Stephanus  (1639) 
noch  nicht  hat,  Nicot  (1673)  schon  kennt,  und  so  ward  auch  pourmenoir 
Spaziergang  durch  das  itoiisierende  promenade  verdrängt.  Über  mhd. 
menen  s.  Wb.  II,  135. 

Menoscabo  sp.  pg.,  ältpg.  mazcabo  SBos.,  pr.  mescap,  fr.  m^chef 
teHust,  unheü;  eigentl.  Übler  ausgang,  von  cabo  ende,  lat.  caput;  vb.  me- 
Qoscabar,  mescabar,  altfr.  meschever  (meseaver  Antioch.  I,  40). 

MenoTare  it.,  sp.  menguar,  pg.  mingoar,  pr.  minuar,  cat.  minvar, 
fr.  di-minuer  vermindern;  sbst.  sp.  mengua,  pg.  mingoa  mangel.  Lat. 
minBere  ist  &ns  der  wenigen  verba  dritter  conj.,  die  schon  in  frühester 
zeit  in  die  erste  auswichen:  minuare  liest  man  in  Urkunden  des  6.  7.  und 
8.  jh.  nicht  selten,  s.  z.  b.  Breq.  num.^  13  (v.  j.  628),  n.  131  (v.  j.  663), 
auch  Bsp.  sagr.  XI,  129.  Im  sp.  menguar  härtete  sich  der  diphihong 
oa  in  gua,  wie  dies  ja  mit  deutschem  uk  (wa)  gleichfalls  geschah;  ein 
andres  beispid  dieser  ort  ist  mangual  aus  manualis,  s.  Bom.  gramm.  I,  325. 

Mentar  sp.  pg.,  aUfr.  menter  (qui  li  mentoit  la  mort  BCam.  p. 
326)  erwähnen,  erinnerlich  machen;  zsgs.  it.  ammentare,  rammentare, 

U 


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210  I.   MENTE-MENTRE. 

aüpg,  amentar  SRos.^  ältsp.  enmentar  s.  b,  Apol,  629.  682  mü  ^.  bei; 
von  mens,  wobei  vidleickt  ammentare  die  älteste  büdung  ist.  MgeiMm- 
lieh  hat  sich  dies  verbum  in  den  nordwestlichen  sprachen  gestaitä:  fr, 
mentaure,  amentaver,  ältfr.  mentoiyi^p,  mentevoir,  amentoiTre,  amen- 
teyoir,  ramentevoir  ßetzteres  noch  bei  Moliere),  worin  man  eine  ßss.  m 
mente  habere,  ad  mentem  habere,  vgl.  it.  avere  a  mente,  erkemU,  so  da^ 
es  aus  seiner  ursprünglichen  bed.  gedenken  in  die  faäitive  gedenken  maehm 
übergetreten  wäre  (beispiele  dieser  ort  Born,  gramm.  ZZ7,  114).  FicBrictt 
ist  das  sonst  unerMärliche  it.  mentoYare  aus  mentevoir  verderbt.  Se- 
her auch  it.  dementare,  sp.  dementar  bethören^  äUfr.  dementer  tobei^ 
sich  unsinnig  gebärden,  lat.  dementare  in  leteterer  bed.  bei  Laetantius; 
dsgl.  it.  dimeuticare  vergessen. 

Mente  it.  sp.  pg.  {aitsp.  mientre),  pr.  men,  fr,  ment,  wd.  fM, 
adverbialsuffix  gefügt  an  das  feminin  der  adjectiva,  s.  das  nähere  Bm, 
gramm.  II,  462,  Blanc  520.  Es  ist  der  ablativ  des  lat.  mens  sede,  ge- 
danke,  absieht,  von  den  Römern  nur  im  eigentlichen  sinne  (bona,  devoti, 
placida,  celeri  mente),  allmählich  aber  in  der  bed.  ort  und  weise  ange- 
wandt, indem  man  die  absieht  oder  meinung  auf  die  erscheinung  hinam- 
führte  und  also  auch  breve-mente,  perfetta-mente,  altra-mente  aufhursej 
voUkommnCy  andre  weise  u.  dgl.  sagte.  Diesdbe  anwendung  gestaüd^ 
wenn  auch  in  beschränkterem  ßnaße,  das  mhd.  ahte  1)  ansieht,  gesinmmg^ 
urtheü,  2)  art  und  weise,  so  wie  das  bair.  meinung  (auf  die  meinung  = 
(xuf  die  weise  u.  s.  /*.,  s.  SchmeUer,  der  audi  mente  vergleicht).  Die  «l^ 
stantivische  natur  des  roman.  sufßxes  aber  macht  sich  noch  darin  geÜend, 
daß  es,  wenn  mehrere  dieser  adverbia  auf  einander  folgen^  im  span.  und 
port.  nur  an  dem  Uteten  derselben  ausgedrückt  m  werden  pflegt  (beUa  y 
sutihnente),  ja  daß  in  älteren  mundarten  auch  das  erste  adverbium  jenes 
Suffix  für  die  übrigen  vertreten  kann:  pr.  sanctament  e  devota  Chx.  VI, 
316y  aitcat.  fellonament  et  desordenada  Chr.  d'Escl.  p.  602'. 

Mentre  it.  pr.  altfr.,  sp.  mientras,  altsp.  mientre,  altpg.  menties, 
Partikel,  dem  lat.  dum  oder  auch  interim  entsprechend;  dsgl.  aiiit.  do- 
mentre,  altsp.  demientras,  pr.  domentre,  dementre,  dl^r.  dementre, 
dementres,  überdies  auch  alifr.  endementres,  altpg.  emmentres  •♦.  d^ 
Darf  man  das  veraltete  domentre  als  die  grundform  annehmen^  so  Ue^ 
wie  schon  Muratori  wollte,  die  entstehung  aus  dum  interim  (mü  regeiretM 
abgestoßenem  auslautenden  m)  nahe  genug  und  grade  der  pleonasmus  ist 
gan0  volksmäßiger  art;  das  anlautende  do  konnte  im  gefuhi  analoger  MI- 
düngen  (domani,  domandare)  leicht  mit  der  partikd  de  verweehsdt  md 
darum  als  nicht  wesentlich  abgedoßen  werden.  Herleitung  aus  dum  mente 
(wie  quasimente)  findet  in  dem  ausbleiben  der  form  demente  {ohne  r) 
ihre  Schwierigkeit,  nur  im  altgenues.  begegnet  demente,  s.  Archiv.  5fer. 
itai.  app.  num.  18.  p,  33,  im  aümaü.  auch  demente  (Bonvesin),  impr^s. 
das  ganjsf  vereineelte  mens  que,  domenhs  que.  Für  den  bemerkten  ursprwg 
läßt  sich  auch  das  oitfr.  dementiers,  dementieres  anführen,  das  mof 
nicht  aus  dum  interim,  woU  aber  aus  dem  nahe  liegenden  dum  int^r» 


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L   MENZOGNA-MERLO.  •     211 

mU  difUhatigierung  des  betonten  e  entstehen  konnte.  Für  das  dltfr,  en- 
tremente,  d<MS  hier  noch  heransuaiehen  ist,  umrde  sich  allerdings  interea 
mente  aufstdlen  lassen;  piem.  tramantre  (tra  =  fr.  entre)  aeigt  wieder 
das  kritische  r.  Pottj  Forsch.  IIj  100,  construiert  mentre  aus  in  inter 
mU  Verwandlung  des  ersten  n  in  m;  mrJdich,  keimt  die  maü.  mundart 
eine  präp.  in-enter,  Bonvesin  ein  adv.  mintro  (für  inßno,  e.  h.  mintro  mo 
fm  qm)j  das  sich  nur  aus  in  intro  deuten  läßt,  aber  solche  dissimüationen 
si$id  sdten  gemeinromanisch  und  seibst  die  anwendung  der  haaren  präp. 
inter  als  eonjünction  eine  ungewöhnliche  freiheii.  Im  altital.  begegnet 
noch  ein  adv.  intröcque  Inf.  20,  130  für  interea,  dctö  sich  aus  inter  hoc 
mU  euphonischem  suffix  erklären  muß. 

Menzogna  it.,  pr.  menisonga,  mensonja,  fr.  mensonge  lüge.  Non 
a  mentig  sonininm,  qnod  est  Sylvii  somniom,  bemerkt  Ferrari  v.  men- 
torare  gegen  Sj/ivius.  Es  ist  sunächst  aus  mentitio,  pr.  mentizo,  gewiß 
aber,  da  sich  nur  sehr  wenige  ahleitungen  mit  oneus  und  darunter  gar 
heine  abstracta  vorfinden,  eine  bloße  anbildung  an  das  sinnverwandte 
calogna,  ealonja,  chalonge  verläumdung.  Die  prov.  form  mesonega  Ev. 
JokS,  44  (ed.  OiUg)  wird  diese  deutung  nicht  entkräften,  ssu  abgeschmackt 
wäre  eine  aM.  mentitionica:  e  ist  bloß  eingeschoben.  Das  span.  und  port. 
wort  ist  mentira:  dafür  besiUt  der  Catalane  so  wie  der  Sarde  das  rich- 
tig gebildete  mentida,  und  nur  ais  eine  entstellung  desselben  läßt  sich  das 
unbegreiftiehe  span.  wort,  weiches  vielleicht  auch  das  picard.  mentfrie  her- 
vorgerufen, begreifen,  vgl.  lampara  aus  lampada.  Aus  der  aitmail.  mund- 
ijoi  kann  man  noch  eine  eweite  anbildung  dieser  art  aufzeigen,  cativonia 
seUeehtigkeü  Bonves.  disp.  muscae  cum  formica  v.  35.  160. 

Mercfe  it.,  sp.  mereed,  pg.  pr.  mercS,  fr.  meroi  gnade,  auch  dank; 
von  merces  lohn,  im  frühsten  ndaiein,  e.  b.  bei  Gregor  d.  gr.,  schon  in 
der  bed.  misericordia.  Daher  pr.  merceiar,  aUfr.  mercier,  nfr.  remer- 
cier  danken. 

Mercoledi,  mercordi  it.,  fr.  mercredi,  pr.  dimercres,  cot.  dimeores 
mittwoch,  von  Merenrii  dies,  dies  Mercurii;  sp.  mi^rcoles,  pr.  auch 
mercres  nnt  derselben  endung  wie  in  martes  {s.  martedi),  it.  auch  m^r- 
oore,  wol.  mi^eari.  Statt  dessen  sagt  man  in  it<ü.  mundarten  mez- 
ödima  =  media  hebdomas  mittewoche,  mittwoch,  s.  Cherubini  und  Archiv, 
stör.  ital.  app.  num.  20,  p.  41,  churw.  maz-eamda;  man  gab  also  den 
göttemamen  auf  wie  im  deutschen,  worin,  nachweislich  nicht  vor  dem  ende 
des  10.  Jahrhunderts,  der  mittwoch  an  die  stelle  des  wodanstages  trat. 
Auch  sUwisch  heißt  er  die  mitte,  slovenisch  e.  b.  sreda.  Für  das  sp. 
mierooles  hat  der  Portugiese  das  den  tag  wählende  quarta  feira  wie  ngr. 

Merlo,  merla  it.  sinne  der  mauer;  abgel.  sp.  merlon,  pg.  merläo, 
/r.merion;  vb.  it.  merlare,  pr.  merlar  mit  jsrinnen  versehen.  Anspreche^id 
id  die  hei  BoUa,  Vocab.  genet.,  bemerkte  herleitung  aus  dem  archaisti- 
schen auch  auf  einer  inschrift  Orell.  n.  566  vorkommenden  moerus  für 
maros,  äimm.  moemlos,  und  nur  aus  dem  offenen  e,   das  dem  lat.  oe 


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212  I.   MERLUZZO-META. 

sonst  nicht  gemäß  ist^  läßt  sich  ein  leichter  einwand  dagegen  erhdboL 
Nach  Menage  kommt  es  vom  lat.  mina,  dimin,  minula,  endlich  mirala 
u.  s,  w.;  besser  als  von  mirari,  woraus  Muratori^  Ant.  itoi.  II,  468.  es 
deuten  möchte.  In  anschlag  kommt  endlich  auch  das  sie.  mergula  (aUsori 
merguleri  Spanu)  mauerjsinne,  das  aus  lat.  merga  gabd  cAgdeitä  Mi 
muß  und  ursprünglich  zinke  der  gabd  bedeuten  mochte^  womit  sid^  ik 
zacken  der  mauer  passend  vergleichen  ließen. 

Merluzzo  it.,  pr,  merlas,  fem.  sp.  merluza,  fr.  merlache  stoA- 
fisch;  wird  für  eine  eusammenseteung  aus  marislucius  (seeheckt)  gMUm^ 
um  so  richtiger  als  in  der  catai,  mundart  schon  das  einfache  Uns  (hcioB) 
dem  begriffe  genügt,  also  keine  aibleitung  marl-ozzo  gestattet  ist. 

Merme  altfr.  klein,  gering;  von  minimus  wie  arme  von  anima. 
Daher  sbst.  sp.  merma,  pr.  mermaria  Verringerung;  comask.  maTmam, 
ital.  marmaglia  geringes  volk;  comask.  marmgl,  cremen,  mannele^ 
kleiner  finger;  vb.  sp,  pr.  m  er  mar  sich  vermindern. 

Meschino  it.,  sp.  mezqaino,  pr.  mesqui,  fr.  mesquin,  altfr.  anA 
meschin  arm,  elend;  vom  arah.  meskin  mit  gl.  bed.,  dies  vom  vb.  sakana 
Fregt.  II,  335^.  Die  herkunß  des  Wortes  ist, eine  alibekannte:  Saratm 
mischinmn  mendicum  vocant  Gloss.  paris.  (Pfeiffers  Germmiia  VIII^  396). 
Prov.  und  altfr.  heißt  es  auch  schwach,  zart,  meschin  daher  knabe,  me- 
schine  mägdlein,  it.  meschina,  wallon.  mesk^ne  magd. 

Messa  it.,  sp.  misa,  fr.  messe  messe,  messopfer;  bekanntlich  wm 
missa  est  sc.  concio,  mit  welchen  warten  der  diaconus  die  versammlw^ 
entließ.  Andrer  meinung  ist  Ferrari,  der  messa  für  gleichbed.  halt  mü 
oblatio,  gäbe,  opfer.    8.  Ducange. 

Mestiero,  mestiere  it.,  sp.  altpg.  menester,  neupg.  mister,  pr. 
raenestier,  mestier,  fr.  mötier  geschäft,  hantierung,  gewerbe,  handweri; 
von  ministerium  dienst,  Verrichtung,  mlat.  maliercula,  quae  textricis  ftw- 
gebatur  officio  .  .  .  habebat  cooperatricem,  qaae  ejasdem  erat  mini- 
sterii  ^imoin.  Daher  sp.  pr.  raenestral,  pg.  menestrel,  altfr.  menestrel, 
später  menestrier,  m^nötrier  handwerker,  künsÜer,  musiker,  mlat.  mini- 
sterialis  diener  des  hauses,  une  noch  altfr.  im  Alexiuslied  66;  eine  noA 
ältere  franz.  form  in  den  Liv.  d.  rois  p.  236:  dameiseles  menestrales 
mulieres  meretrices.  Wie  mestiere  die  bed.  von  opus  ausdrückt,  so  oNci 
it.  e  mestiere,  fa  mestiere,  sp.  es  menester  die  von  opus  est. 

Mestize  sp.,  pr.  mestis,  fr.  m^tis,  it.  (in  einigen  wbb.)  metiecio 
hind  von  altem  verschiedener  race,  ursprünglich  auch  verschiedenes  Stan- 
des; gleichsam  mixticius. 

Meta  it.  {mit  geschlossenem  e)  misthaufe,  lomb.  meda  häufe  he% 
holz  u.  dgl.j  sard.  überhaupt  menge,  sp.  pg.  meda  häufe  garben,  altfr. 
moie;  von  meta  kegelßrmige  figur.  Abgd.  pg.  medäo  häufe,  medao  de 
areia  sandhügel,  sp.  in  letzterer  bed.  m^dano  und  sdbst  durch  vertagt 
schung  des  d  mit  g  m^gano;  dsgl.  sp.  al-mear  heuschober  für  almedar. 
Das  lat  wort  spaltet  sich  eigentlich  in  zwei  romanische  mit  verschiedener 
bedeutung:  neben  den  genannten  forfnen  steht  it.  meta  {mit  offnem  e),  sf. 


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I.   METTERE-MIGLIO.  213 

meta,  dUfr.  mete,  mette,  noch  jäsft  picard.  m^te,  gränestein,  gränee,  ge- 
w^füich  eines  grundstückeSy  aber  auch  eines  Staates, 

Metter e  ü.  ff.  (fehlt  woi.)  legen^  setzen.  Lot.  mittere  (gehn  lassen, 
scUcken)  war  schon  fähig,  die  nahliegende  bed.  ponere  auseudrücken:  so 
sagt  Seneca  manns  ad  anna  mittere,  so  Lactantius  gleichbed.  fundamenta 
ponere  und  fdndamenta  mittere,  so  später  die  L.  Sai,  super  cubitam 
manum  mittere,  mittere  manan! '  super  fortunam  alicujus,  caput  mittere 
in  pala  (hineinstecken),  s.  Pott  über  die  Lex,  Sah  166,  Plattlat.  388. 
Die  grmdbedeutung  aber  schwand  dem  Romanen,  ausgenommen  in  trans- 
mittere,  votUg. 

Mezzo  ü.j  tcäl.  mez,  sp.  medio,  pg,  meio,  jpr.  mieg  mitten,  halb, 
vm  medius;  präpositional  fr.  parmi  =  it.  per  mezzo;  pr.  enmieg,  äUfr. 
enmi  =  ü.  in  mezzo.  Abgd.  it.  mezzano,  sp.  mediane,  pr.  meia,  fr. 
moyen,  von  medianus  bei  spätem;  it.  metä,  mitad  (meatad  PC.  622), 
pr.  meitad,  fr.  moitiö  halfte,  von  medietas,  das  Cicero  ungeme,  die 
späiem  aber  häufig  brauchten;  daher  fr.  m^tayer,  npr.  meytadier  Pach- 
ter oder  meier,  der  den  ertrag  eur  hälfte  mit  dem  eigenthümer  theilt,  hol- 
feH,  mlat.  medietarius:  fr.  m^tairie  meierhof.  —  Aber  cdtfr.  mit  an  (m.), 
woher  mitanier  pachter  und  wohl  auch  nfr.  mitaine  fausthandschuh  (ge- 
iheäter  handsckuh)  werden  sich  schwerlich  aus  medietas  ableiten  lassen 
wid  seheinen,  wie  schon  andre  aufgestellt  haben,  aus  unserm  mitte  ent- 
standen, nach  Grandgagnage  aus  ähd.  mittamo. 

Mica,  miga  it.  pr.,  fr.  mie  eine  partikd  eur  Verstärkung  der  ne- 
gatioH;  von  mica  krümchen,  bißchen,  daher  auch  wcd.  nimic  /ur  lat.  nihil. 
&ibst.  fr.  miche  stück  brot. 

Miccia  t^.,  sp.  pg.  pr.  mecha,  fr.  meehe  docht,  lunte;  von  myxa, 
eigenü.  dUle  der  lampe,  aber  schon  im  altem  nüatein,  wo  es  auch  nixa 
lo^ää  {vgl.  niccia  Minage,  Orig.  ital.,  limous.  netse),  s.  v.  a.  ellychnium. 
Dos  wort  muß  aber  aus  dem  frane.,  wo  sich  x  in  ch  umbilden  kann 
(Uunw  liehe)  den  übrigen  sprachen  mitgetheilt  sein,  wie  es  denn  auch 
dort  £u  den  meisten  bedeutungen  gelangt  ist.  —  Prov.  findet  sich  auch 
meca,  das  sich  zu  mecha  verhalt  wie  coea  au  cocha:  die  mit  c  sind  un- 
Organist  durch  den  häufigen  Wechsel  zwischen  c  und  ch  (boca  bocha, 
lecar  lechar)  veranlaßte  formen  (rücJcbUdungenJ. 

Micio,  micia  it,  sp.  micho,  mizo,  miza,  miz,  wal.  mutzu,  mi(tz^, 
oÜfr.  mite  katze;  niUurausdruck  d.  h.  ein  nach  der  stimme  des  thieres 
gemachter  sdhmeichelname  wie  unser  miez  (über  welches  jedoch  Weigand 
II,  169  andrer  meinung  ist).  Abgel.  fr.  mitou  und  matou  kater,  ähnlich 
ml.  mutöc.  Zsgs.  fr.  chatte-mite  Schmeichlerin,  vgl.  das  Sprichwort 
se  Tuue  est  chate,  Tautre  est  mite  Ben.  I,  p.  6,  vollkommene  gleichheit 
der  gesinnung  auszudrücken.  Eine  andre  form  für  it.  micio  ist  muci, 
mocia,  muscia,  latinisiert  musio,  welches  Papias  gegen  die  lateinischen 
Sprachgesetze,  die  jedesfalls  murio  verlangten,  aus  mus  herleitet. 

Miglio  ü^  fr.  mille  (m.,  aus  dem  ital.),  sp.  pr.  fem.  milla  ein 
längenmaß  ursprünglich  von  tausend  schritten,  besonders  in  Italien  üblich, 


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214  I.    MILANO-MINA. 

ahd.  mila,  miUa,  nkd.  meile;  van  millia  für  mille  passus,  daher  der  M. 
flur.  miglia,  woraus  der  sing,  erst  entstanden  sein  muß. 

Milano  sp.y  pg.  milhano,  pr.  fr.  milaa  huhnergeier;  von  milnaniu 
ahgel.  aus  milaus,  woraus  erst  später  milyns  geworden  (lUtsehl  im  Bkm, 
Museum  für  phü.  K  F.  VII,  698)  jsur  aufhebung  des  hiatus.  Zu  milmig 
stimmt  auch  das  bask.  mirua  für  miruna,  indem  tat.  1  hier  öfters  i»  r 
Übergeht.     Vb.  sp.  amilanar,  s.  oben  astore. 

Milza  it.,  sp.  melsa,  neupr.  melso,  dauph.  milza,  burg.mm^  mii] 
vom  ahd.  milzi  (n.?)  vgl.  alban.  meltzi  leber.  Andre  fortnen  sind:  nuä. 
nilza,  chw.  snieolza,  weit  stärker  erweichend  neupr.  melco  und  melfo,  s. 
Honnorat.  Sonderbar  ist  das  venee.  spienza,  worin  sich  spien  und  milz 
begegnen;  ersteres  findet  sich  auch  im  sard.  spreni,  im  wai.  splene.  Dm 
das  ital.  adj.  smilzo  schlaff,  leer  des  leibes,  müßlos. 

Mina  it.  ^.  pg.,  pr.  mina,  möna,  fr.  mine,  waUon,  meinn  schadi, 
eregrube;  vb.  it.  miliare^  sp.  pg,  pr.  minar,  fr.  waUon.  miner  tm^erjro- 
ben.     Daher  cdtsp.  minera,  pr.  meniera,  fr.  miniere  bergwerk,  wd. 
miner^  erestufe;  hiervon  it.  minerale,  sp.pr.  mineral,  fr.  min^raL  Ifa 
fif^t  den  Ursprung  des  wortes  im  lat.  minare  oder  rom.  menare  fiihrm^ 
betreiben,  vgl.  pr.  menar  secretz  geheimnisse  betreiben,  mlat.  minare  oon- 
silium   einen  anschlag  bereiten,   minas  parare  nachsteUungen  ins  werl 
säßen.    Hiemach  ist  mina  jst4erst  geheimer  anschlag,  getriebe,  in  begidm^ 
aiuf  einen  belagerten  ort   geheimer  gang  ewr  Untergrabung  der  manery 
demnächst  auf  den  bergbau  angewandt.    Dieser  wandet  des  begriffs  hä 
nicJUs   unwahrscheinlii^hes :  ganz  ähnlich  legte  man  dem  it.  doccia  vw 
ducere  die  bed.  canal  bei.  Auffallend  ist  nur  die  abweichung  des  richtigen 
e  in  i;   geschah  es  zwr  Unterscheidung   der  begriffe  führen  menaie  wi 
^graben  minare?    Buchstäblicher  ausammenhang  mit  kymr.  mwn  masse^ 
mine,  ist  nicht  anzunehmen  \  wie  sich  gad.  m^in  zu  engl,  mine,  rom.  miiUL 
verhält,  wäre  wohl  noch  genauer  festzustellen,  s.  über  letztem  punct  Diefm- 
bach,  Cett.  I,  71.  —  Mine  fr.  hcitung,  gebärde,  ansehn,  daher  nhd.  miene, 
engl,  mien,  scheint  man  ohne  grund  vom  gesammtrom.  mina  zu  treimm, 
da  es  gleichfalls  von  menare  (pr.  mena,  s.  oben)  herstammen  kann^  indm 
es  die  äußere  führung   oder  haltung,   etwa  wie  gestus  von  gerere,  ottf* 
drückt:  pr.  se  menar  in  der  bed.  sich  benehmen,   s.  das  Katharisck 
ritual  p.  30. 

Mina  aUUmous.  großmütterchen,  gase,  menina,  sard.  minnanna  dof^ 
pg.  minino,  menino  knäbchen,  minina,  menina  mädchen^  sp.  menino  eäA- 
knabe,  menina  hoffräulein,  neupr.  menig  klein,  beam.  menit  kind,  norm. 
minet,  minette  dass.j  wohl  auch  romagn.  minen,  fr.  minon,  minette  häii- 
chen,  (bair.  minni),  henneg.  minette  mädchen,  cat.  minyö  bübchen,  wdches 
aber  an  fr.  mignon  erinnert;  auch  sicü.  minna  mutterbrust?  Der  stamm 
fordert  langes  i  (das  erst  in  abll.  zu  e  u?ird)  und  dies  bietet  das  goA 
adj.  mtn  klein^  artig,  das  sich  wohl  zur  bildung  von  kosewörtem  eignd, 
—  [Beachtenswerth  ist,  was  Mahn  p.  120  einwendet.  Das  gaelisd^irisck 
mtn  latUe  bretonisch  m&n  und  dessen  aneignung  würde  dem  Bomtmm 


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I.   MINACCIA-MODANO.  215 

doch  woU  näher  gdegm  haben  als  die  des  ersteren  wertes.  Zeuß  /,  117 
stM  irisch  min^  hymr.  mwyn^  bret.  moan  jntsammen:  ich  erblickte,  viel- 
leicht  irrlhämlichy  in  mtn  die  primäre  ceUische  form,  auf  welche  es  hei 
einem  über  aUe  romanischen  provineen  verbreiteten  wortc  ankommen  mußte. 
Nach  Mahn  hat  dieses  wort  eine  gam  nah  liegende^  lateinische  quelle, 
minimiis,  erweitert  miniminns,  mit  ausgestoßenem  im  mininus.  Aber 
wäre  der  sprachgeseteliche  Vorgang  nicht  mimninus  miminas  gewesen?] 

Hinaccia  it.,  sp.  amenaza,  pr.  menassa,  fr.  menace  drohung;  von 
minaciae  für  minae,  nur  bei  Pkmtus. 

Hiniare  it.  fein  iUuminiereny  sp.  miniar  punctieren,  ndat.  miniare 
mit  mennig,  miniom,  schreiben  und  zeichnen,  daher  miniatara  kleines  ge- 
mälde,  wie  es  in  handschriften  vorkommt.  Von  minium  leitet  Menage 
auch  it.  mignatta  blutegd,  weil  er  roth  gejseichnet  sei. 

Minoto  it.,  sp.  menudo,  pg.  miudo»  pr.  menut;  fr.  menu  klein; 
von  minntas.  Sbst.  it.  sp.  minuto,  fr.  minute  (f)  der  60.  theU  einer 
stunde,  eigenÜ.  minuto  primo  die  erste  Verkleinerung  oder  eintheilung; 
minnto  secondOy  fr.  seconde  (f.)  der  60.  theü  einer  minute^  die  «weite 
einikeilung;  minuto  terzo,  fr.  tierce  (f.)  der  60.  theü  einer  secunde.  Von 
/r.  menn  ist  mennet  tana  mit  kleinen  schritten.  Vb.  minuzzare  it.,  pr. 
mennzar,  altfr.  menuiser  klein  machen,  verschneiden,  gleichsam  minntiare. 
Hievon  das  franM.  sbst.  menuisier  schreiner. 

Mirabella  ü.^  sp.  mirabel,  /r. mirabelle  eine  art  kleiner  gelblicher 
pflaumen.  Italien  nennt  diese  pflaume  auch  mirabolano;  das  gleichlautende 
siHm.  wort  aber,  so  wie  das  fr.  myrobalan  =  gr.  fivqoßahxvog  bedeutet 
eine  aus  Ltdien  kommende  pflaume,  woraus  die  Alten  eine  salbe  (fivgov) 
bereiteten.  Man  scheint  also  in  Italien  den  namen  der  indischen  frucht 
auf  eine  einheimische  übertragen  und  ihn  ncuMher  durch  eine  umbüdung 
sieh  näher  gerückt  zu  haben,  wobei  man  das  Originalwort  (mirabolano) 
auf  den  bäum  beschränkte,  während  es  im  span.  die  doppelte  bed.  frucht 
und  harnn  behauptet. 

Mi 8  it.,  fr.  m6s,  m6,  pr.  mes,  mens,  sp.  pg.  menos  in  compositis 
mä  der  bed.  'nicht  recht,  nicht  gehörig',  ungefähr  dem  lat.  male,  besser 
no(h  dem  deutschen  mis  entsprechend,  beweist  seine  herkunft  von  minus 
durdi  die  südwestliche  form,  und  hat  mit  unserm  mis,  woraus  es  zuweilen 
noch  hergeleitet  wird,  keinen  Zusammenhang.  Ein  beispiel  ist  mis-pregiare, 
mens-,  mes-prezar,  m^priser,  menos-  preciar  misachten,  s.  Bom,  gramm. 
11,434. 

Mischiare  und  mescolare  it.,  sp.  pg.  pr.  mezclar,  mesclar,  fr. 
müer  mischen,  im  altern  mlatein  misculare,  sbst.  it.  mischia  ff.;  von 
miseere.  Eine  aU.  ist  fr.  m^langß  (noch  bei  Nicot  fem.,  jetzt  masc), 
pr.  mesclanha  gemiscK  vgl.  dasselbe  sufßx  in  louange,  laidange. 

Mita  sp.,  mite  fr.  milbe;  vom  ahd.  mtzä,  ags.  mite,  ndd,  myte,  s. 
Grimm  UI,  366. 

Mödano,  mödine  it.,  sp.  pg.  umgestellt  melde,  i^.  molle,  fr.  moule, 
sard,  moglia  muster;  von  modulus,  woraus  aucA  mo d eil o, modele,  modele. 


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216  1.   MODERNO-MONTONE. 

Moderno  ü,  sp.,  fr,  moderne  heutig;  von  modernns,  das  sicherst 
bei  Friscian  und  Cassiodor  findet,  dbgel,  vom  adv,  modo  in  der  dem  frü- 
heren nUatein  geläufigen  bed.  nunc,  daher  amodo  ^von  jetzt  an\  vgl.  dk 
ebenfalls  aus  adverbien  abgeleiteten  hodiernus,  hesternus,  sempiternus. 
Die  erklärung  aus  dem  subst.  modus  verträgt  sich  nicht  mit  der  bedeuiung 
dieses  worteSy  eben  so  wenig  die  at4$  dem  erst  später  entstandenen  franz. 
fem,  mode. 

Moggio  itj  sp.  moyo,  pr.  muei,  fr.  muid  ein  getreidemaß,  scheffd; 
von  modiu8.  Ein  sehr  altes  beispiel  des  franz,  worfes  ist  in  den  Cass. 
glossen  moi  ^mutti\  vgl.  W.  Grimms  anmerkung. 

Moja  it.,  fr.  muire  (Triv,)  sahqueUe,  salsswasser,  vielleicht  auch  sp. 
murria  salbe  von  Jmoblauch,  essig  und  salz;  von  muria.  Zsgs.  it.  sala- 
moja,  sp.  sal-muera,  pg,  sal-moura,  fr,  sau-mure,  u?ie  gr.  äX-fttgig, 

Molla  it.,  pg.  mola,  sp.  muelle  (m.)  Stahlfeder,  im  plur.  zange,  sp. 
molla  krume,  auch  wade;  abgel.  it.  molletta,  sp.  molleta  lichipidge 
(eigentl.  kleine  zange),  moUedo  nebst  fr.  mollet  fleischiger  theü,  wade, 
sp.  moWejSL  .kalbsdrüse,  it.  möUica  brosame  u.  a.  m.;  sämmüich  von  mollis 
weich  (daher  die  bed,  krume  und  ebenso  wade  d.  h.  weicher  theü  im 
gegensatz  zum  Schienbein),  biegsam  (daher  Stahlfeder,  stahlzcmge).  Zu 
merken  noch  itdl,  adj.  moUe  feucht,  gleichfalls  von  moUis  in  der  hei 
weich;  daher  denn  auch  vb.  it.  mollare  nachgeben,  ammollare  netsen, 
in  letzterer  bedeutung  pg.  pr.  molhar,  cat.  mullar,  fr,  mouiller,  sp.  mojar, 
d.  i.  moUiare  (wie  roman.  levi-are,  gravi-are  aus  levis,  gravis);  ^st.pg. 
mölho,  sp.  moje  brühe.    Span.  moUera  s.  II.  b. 

Molo  it.,  sp.  muelle,  fr.m6\e(m.)hafendamm;  vom  gleichbed.  mo\e&, 

Monna  if.,  sp.  pg.  mona,  neupr.  mouno,  bret.  moana  affin,  äffe, 
daher  fr.  momiine.  Monna  hat  auch  die  bed.  von  madonna,  woraus  es 
zusammengezogen  ward:  muthmaßlich  brauchte  man  es  als  schmeicheUoort 
von  der  affin. 

MoDOCordo  it.,  umgedeutet  mit  hinsieht  auf  manus,  sp.  pg.  mani- 
cordio,  fr.  manieordion  ein  Saiteninstrument;  vom  gr.  ^lovoxoqdov,  weü  es 
nur  eine  saite  enthielt,  vgl,  die  prov.  stelle  manicorda  ab  una  corda  LR 

Montone  it,,pic.  monton,  ven.  moltone, pr.  cat.  moltö,  jpr.  aUsp.  (Alz.) 
moton,  fr.  mouton  hammel.  Ein  mlat.  multo  geht  vielleicht  bis  in  das  8, 
jh.  hinauf :  multones  et  verveces  'wideri'  (hämmel)  Gl.  SchletUd.  34,  2, 
multo  'wider^  Gl.  Flor.  p.  289''.  In  der  angegebenen  bedeutung  treffen 
alle  sprachen  zusammen,  wenn  auch  wohl  einmal,  wie  Livr.  d,  rois  p.  141 
aries  mit  mouton  übersetzt  oder  wenn  es  aitcat,  durch  moltö  entegare 
(lat.  integer)  ausgedrückt  wird.  Das  wort  begegnet  auch  auf  andern 
Sprachgebieten  und  zwar  in  primitiver  gestält,  z.  b.  bair.  motz  (von  matz^ 
schneiden?  fragt  SchmeUer),  allein  die  herleitung  daraus  würde  die  probe 
nicht  bestellen,  zu  deutlich  zeigen  die  mundarten  die  form  molt,  abgeänderi 
in  mont  Femer  altir.  molt  vervex  Zeuß  I,  78,  gael.  mult,  kymr.  moUt, 
com.  molz,  bret.  maout,  aber  eine  überzeugende  6eU.  würzet  fehU.  En 
besseres  und   ganz  bezeichnendes  primitiv   gewährt   die  roman.  spräche 


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I.  MORA-MOSCIO.  217 

sdbsl:  neupr,  mont,  com,  mot,  chw.  mutt  verstümmelt,  welches  ohne  Schwie- 
rigkeit aus  lat.  mntilas  mit  versetztem  1  entstehen  konnte,  vgl,  neupr,  cabro 
mouto  {cdtpr.  wäre  cabra  mouta)  eine  der  hörner  beraubte  ziege,  wörtlich 
Columella's  capella  mntila,  schweif,  muttli.  Das  aus  diesem  adjediv  ah- 
geieitetemonton  bedeutet  also,  wie  unser  hsimmel^  ein  verstümmeites  thier,— 
[Beistimmt  Gaehet  p.  322^,  der  auch  ein  entsprechendes  aUfr,  wort  für 
hammdy  castrois,  anführt.] 

Mora  it.  schober  abgehauener  zweige,  sp.  moron  hügel,  fr.  (Schweiz) 
moraine  steingeröUe ;  vgl.  bair,  mur  losgebrochenes  gestein,  Schmeller 
IT.  612.  —  [Nach  Weigand  TL,  213  scheinen  diese  Wörter  auf  das  mit 
mürbe  wurzdverwandte  altn.  mor  (feiner  staub)  zurückzugehn.] 

Morchia  und  morcia  it.,  sp.  morga,  richtiger  cot.  mail.  morca 
olschaum;  von  amnrca. 

Morello  it.,  altfr.  morel,  morean,  aber  sp.  pg.  moreno  schwarz- 
bra%m;  von  morns  maurisch^  schwärzlich.  Daher  auch  it,  pr.  morella, 
fr.  morelle  eine  jrflanze,  nachtschattcn.  Weiteres  bei  Roesler,  Etymologie 
der  farbenbezeiehnungen  p.  6. 

Morione  it,  sp.  morrion,  alt  mnrion,  pg.  morriäo,  altfr.  morion 
pidcdkaube;  von  ungewisser  herhunft.  Man  erinnert  dabei  an  das  sp. 
morra  schadet. 

Mormo  pg.,  sp.  mnermo,  pr.  vonna  (jetzt  bonn  m.),  fr.  morve  (f.), 
sicmorm  schleimige  feucktigkeit  der  nase,  im  span.  und  port,  eine  pf erde- 
IrankheU.  Man  leitet  diese  Wörter  aus  morbus,  was  weder  den  begriff 
noch  die  form  recht  befriedigt,  wenigstens  wäre  nach  den  franz.  lautge- 
setzen  morbe  aisdann  richtiger  denn  morve.  Das  pr.  vorma  nähert  sich 
auffallend  dem  fr.  gourme  //.  c. 

Mortajo  it.,  sp.  mortero,  pr.  fr.  mortier,  wal.  moz^riu  mörser 
md  mortd  (ital.  wal.  nur  ersteres) ;  von  mortarinm  in  beiden  bedeuiungen. 

Moschetto  it.j  sp.  mosquete,  fr.  mousquet  ein  feuergewehr,  altfr. 
monschete,  mlat.  moscheta  ein  Wurfgeschoß,  bolzen ;  ursprüngl.  eine  kleinere 
ort  zur  beize  dienender  sperber^  sp.  mosquet,  mosqueta,  fr.  ^mouchet, 
it.  moscardo.  Werfen  nach  jagdvögeln  benannt  s.  unter  falcone.  Mosquet 
aber  hieß  dieser  sperber  von  der  gesprenkelten  gleichsam  mit  mucken, 
moQches,  gezeichneten  brüst,  daher  auch  fr.  moucheter  sprenkeln.  S. 
Frisch  II,  310'  v.  sprinz. 

MoBcio  it.  schlaff,  welk,  sp.  mustio,  cat.  mox  düster,  nachlässig, 
pr.  mois  dfister,  tückisch,  altfr.  mois  Ben.,  wallon.  muss  (für  must  une 
cress  für  crest,  lat.  crista)  trübsinnig.  Buchstäblich  leisen  sich  alle  diese 
formen  im  lat.  musteus  vereinigen^  das  aber  fast  das  entgegengesetzte  aus- 
sagt (ßing,  frisch).  Sind  sie  atis  raucidus  entstanden,  das  sich  durch 
umstdltmg  in  mn^dins  mnstius  verwandelte  ?  Wie  aus  der  bed.  schimmlig 
die  bedd.  träge,  verdrießlich  erfolgen  können,  zeigt  der  artikel  muflfo. 
Densdben  stamm  verräth  cat,  müstig  schlaff.  Auch  limous.  moasti, 
ckurw.  maoet,  lomb.  moisc  fetu:ht  (dumpfig)  scheinen  dieses  ursprtmges. 
Abgd.istit.  ammoscire  ermatten^  welken, pr.Bmosir  düster  werden Bth.203, 


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218  I.   MOSTACCIO-MUFFO. 

Mostaccio  ü.,  sp.  mostacho,  fr.  moostache,  und.  mostatie  hiM- 
bort;  vorn  gr,  fAvara^  mit  gl.  bed.,  Man.  mustäke,  im  lateinischen  mcJU 
vorhanden. 

Mos  tarda  it.  pg.  pr.y  fr.  moutarde,  sp.  aber  mostaza  senf;  mm 
mustum,  weil  er  mit  most  angemacht  wird.  > 

Motta  it.  herabgeschwemnUe  erde,  sp.  pg.  mota  erdaufumrf,  fr. 
motte  erdscholley  altfr.  mote  aufgeworfene  anhöhe  mit  festem  schloß,  aitpr. 
mota  schutzwerk  eines  Schlosses  SBos.  Utusweifelhcft  findet  sicJi  das  tmt 
in  deutschen  mundarten  wieder.  Bair.  mott  aufgehäufte  moarerde^  schwi. 
mutte  ausgestochener  rasen^  ndl.  mot  abfaU  von  torf,  fries.  mote  lohkmkt. 
Span,  mota,  sofern  es  knoten  im  tuche,  kleiner  fehler  bedeutet,  jnekt  lat- 
ramendi  aus  dem  bask.  motea  knöspchen,  womit  auch  das  ndl.  moet,  wr^. 
möt,  kleine  erhabenheity  knopfchen,  fleck  oder  fehler  zusammentrifft;  pg. 
mouta  kleines  gebüsch  läßt  sich  unter  vergleichung  des  iL  macchia  (fledt. 
busckwerk)  damit  verbinden.  Außer  motta  besitzt  die  ital.  spräche  mota, 
gleichbed.  mit  malta  II.  a.  und  daraus  entstanden,  aber  auch  motta  U 
diese  bedeutung.  Daß  auf  das  altfr.  mote  das  irische  die  bed.  berg  oder 
hügd  ausdrückende  mota  (m.)  anspräche  mache,  ist  noch  anzufügen. 

Motto  ö.,  sp.  pg.  mote,  pr.  fr.  mot  wort,  spruch,  pr.  auch  vm; 
vom  lat.  mntire  mucksen,  ndat  muttum;  *mattum  nuUum  emiseris^  pio- 
Terbialiter  dicimus,  id  est  verbum  Coinutus  in  Pcrsii  sat,  I.  Mi  matiie 
cAer  trifft  zusammen  sard.  mutire  rufen,  pr.  citfr.  motir  anzeigen, 

Mozzo  it.,  sp,  mocho,  pr.  mos  (fem.  mossa),  fr.  mousse  stumpf,  ver- 
stümmelt; vb.  mozzare,  smozzare,  mochar,  ämoasser  abstumpfen;  vm 
ndl.  mots,  schwz.  mutz  abgestutzt,  ndl.  motsen,  matsen  abstutzen,  nU. 
mutzen.  Aus  dem  franz.  aber  ist  entnommen  it.  smussare,  smusso.  Abgd. 
sp.  mochin  Scharfrichter,  eigentl.  verstummter.  Oder  ist  sp.  mocho  vm 
mutilos,  wie  man  cachorro  aus  catnius  leitet?  Das  bask.  mntila  buie 
(kleiner  stümmd)  könnte  diese  ansieht  unterstützen. 

Muffare  ü.  in  camuffitre  Verkappen,  für  capo-mafGure  den  topf 
vermummen;  vom  deutschen  muf,  entstellt  aus  mhd.  moa,  moawe  emd^ 
s.  J.  Grimm  über  diphthonge.  Desselben  Stammes  ist  fr.  moufle  fansi- 
handschuh,  mlat.  mnffala,  daher  ndl.  moflfel;  dsgl.  adj.  pr.  moflet, 
(neupr.  moufle),  pic.  mouflu,  wallon.  mofhes'  weich,  eiastisch  (nach  ort  des 
muffs),  und  vermuthlich  auch,  mit  rücksicht  auf  die  ausstopfmg  dessdbe»^ 
fr.  moufler  die  backen  aufblasen,  sp.  mofietes  bausbackm,  pic  moaln 
wohl  ausgestopft,  l^enneg.  moflu  dickbackig,  doch  ist  hier  auch  mufleÜ.c 
in  ansMag  zu  bringen,  vgl.  Grandgagnage  v.  moufler,  wo  diese  uförter 
mit  großer  genauigkeit  abgeJumdelt  sind. 

Muffo  it.  schimmlig,  com.  romagn.  moff  bleich  oder  graulich;  disL 
it.  muffa  Schimmel,  pg.  mofo,  sp.  moho  schimmel,  moos,  fr.  monfette 
moderdunst;  vb.  it.  muffare,  lothr.  mouffd,  neupr.  muffir  schimmeln;  ok' 
dem  deutschen,  ndl.  muf  schimmlig,  hd.  muff  schimmel,  vb.  mttffen.  M 
demselben  stamme  werden  figürlich  auch  üble  fnoralische  eigensduifle» 
ausgedrückt:  sp.  moho  trägheit,  mohino  verdrießlich,  boshafl^  pg.moisfi 


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I.   MUGAVERO-MUNON.  219 

bnekerig^  venee.  mnffo  schwermüthig :  es  sind  begriffe,  die  sich  dem  schim- 
md  ak  schmiUß  oder  fäulniss  anschließen^  vgl,  nhd.  faul  ptUridus  und 
pigcTy  schws.  auch  malus.  Doch  ist  noch  isu  vergleichen  bair.  mufiisch 
miirrischy  muffen  murren^  schmollen.  Der  Spanier  nennt  auch  den  maul- 
fsd  mohino  wegen  seiner  tüche^  ein  worty  das  Cabrera  gegen  die  sprach- 
gesetse  aus  mulus  hinnns  construiert. 

Hngav^ro  U.,  sp.  almogavar,  almogarave,  pg.  almogaure^  dUcat. 
almugaver  Chr.  d'Escl.  603'' y  oZtoai.  almugaber  JFeftr.  ^r.  2i,  almugavar 
220  pariheigänger;  vom  arab.  al-mog&yir  Streiter  Freyt.  Uly  302"  y  vgl. 
auA  Monüy  Ägg.  dl  vocab.  Ily  2,  306  y  und  S.  Rosa  s.  v.  Im  ital.  gut 
es  OHch  für  einen  unirfspiefi,  wie  die  magaveri  ihn  führten. 

Hogghiare  it.y  sp.  majar  fehlt,  fr.  mugler,  meugler  brüUen;  mlat. 
mngolare,  frei  gAüdet  aus  mugire. 

Mdggine  t^.,  sp.  mdjol,  mügil,  pg.  magern,  fr.  muge  ein  Seefisch; 
von  magiL    Frone,  mulet  aber  entspringt  besser  aus  mullns. 

Mola  i^.,  male  fr.y  molilla  sp.  pantoffel;  nach  Frisch  u.  a.  von 
moUeofl  schuh  von  roihem  leder;  nicht  unbedenklich. 

Mulino  ü.y  molino  sp.,  moinho  pg.,  moalin  fr.  mühle;  von  molina 
fiir  mola,  bei  Ammian.  Marceil.  Daher  it.  malinaro,  magnajo  {wie 
batneam,  bagno),  sp.  molinero,  fr.  meanier  mutter.  Eine  ssss.  isi  it.  ti- 
molinare ,  sp.  remolinar,  pg.  remoinhar,  dltfr.  remooliner  ^A  im  kreiße 
drAeny  trir&eZn,  it.  sp.  remolino,  pg.  redomoinho  {mit  einmischung  von 
retro)  strudely  wirbelwindy  dUfr.  remoalin  stem  am  köpf  eines  pferdes 
(haancirbd)  Roq.  Auch  das  einfache  it.  molinello  bedeutet  Wirbelwind. 
Von  re-molere,  remoadre  aber  ist  fr.  remous  (m.)y  remole  (f.)  wasser- 
wirbd,  meeresstrudd.  Der  alten  prov.  spräche  scheinen  die  jsss.  mit  re 
eu  fehlen^  es  bleibt  daher  eu  Oberlegeny  ob  tn  revolina  GO.y  revolinariiZ., 
inmal  da  diese  Wörter  den  schwestersprachen  abgehen,  nicht  eine  umwand" 
lung  des  m  in  y  statt  gefunden,  indem  an  volvere  gedacht  ward;  molinar 
'taurbUlonner  hat  lUxynouard. 

Mammia  ü.y  sp.  momia,  fr.  momie,  mamie  ein  einbalsamierter 
und  gärockneter  leichnam;  vom  gleichbed.  pers.  mfimgä,  dies  von  mfim 
waehsy  womit  die  leichen  übersogen  umrden.  Scaliger  weist  dagegen  auf 
gr.  aftwfiov  ein  gewüre.    8p.  adj.  momio  abgemagert. 

Mangere^  mognere  it.y  sp.  (arag.)  mmxy  pg.  mangir,  pr.  molser 
GO.y  wai.  molge  melken;  von  mulgere.  Das  übliche  span,  wort  ist  or- 
defiar  //.  6.,  das  fr.  traire,  aber  die  eilte  spräche  kannte  malger  LBs.  66, 
MocA  pic.  moudre.  Andre  mundartl.  formen  sind  lomb.  molg,  piem.  monse, 
sard.  mnlliri,  chw.  malger,  cot.  maöir.  Von  muugere  ist  das  ital.  adj. 
monto,  smonto  hagery  dbgemergeUy  nicht  von  emanctus. 

Manon  sp.y  cot.  munyö,  sie.  magnani  großer  armmuskely  wohl  auch 
fr.  moignon  fleischiger  theily  stück  fleisch  (Trev.)y  stümmel  eines  abgenom- 
menen gUedes;  vb.  camask.  magna  abstutsen.  Die  einfachste  form  gewährt 
dos  bret.  den  übrigen  cdtischen  sprachen  unbekannte  moil,  moaü  ver- 
stümmeU  an  hand  oder  arm.    Als  primitiv  des  y^an.  Wortes  bietet  sich 


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I 


220  I.   MUR— MUSO. 

das  basJc.  mufi  dotier:  die  begriffe  doUer  and  tnnskel  begegnen  sich  cmck 
im  IcU,  torulus,  it.  tuorlo.  Welcher  spräche  aber  dieser  stamm  eigettüid 
angehörCy  bleibt  ungewiß.  Eine  ableitung  daraus  ist  sp.  muneca  hani- 
wurjBel,  fausty  puppe,  in  letzterer  bed,  auch  muneco;  ramagn.  mugnacBofe. 

Mur  altsp.  altpg,  (m,),  churw.  mieur  (f.)  maus.  Das  wort  iomiti 
sich  neben  murus  (mauer)  nicht  behaupten  und  mußte  mit  andemj  teit 
sorex,  talpa,  vertauscht  werden.  Eine  abl.  mit  gl.  bed.  ist  pr.  murena 
(vielleicht  mureca  su  lesen)^  in  der  neuen  spräche  murga,  welches  m 
mus  entstand  wie  auca  aus  avis  {st  ooa),  daher  pg.  murganho,  ^.mos- 
gaüo  junge  maus;  eine  andere  sp.  murecillo  muskely  worin  sich  äUo  äk 
bekannte  auffassung  dieses  Organs  als  maus  oder  mäuschen  wiederholi, 
die  sich  auch  im  mittelgr.  Ttovtixog  (abgekürst  aus  fivg  Ttovttxog)  dairffei 
ausspricht. 

Mnsaioo  {/.,  sp.pg.  mosaico,  pr.  mozaic,  fr.  mosatque  imtsttwfccö; 
entstellt  aus  masivnm  sc.  opus  bei  Spartian,  maseum  bei  andern,  ausgr. 
ftiovaeiovy  musenwerk.  Für  masivnm  findet  sich  zuerst  pr.  masec^  scfc» 
GRoss.:  lo  palaitz  .  .  totz  fo  penhs  a  muzec  1032;  peiros  .  .  figurata 
a  musec  d'aur  resplanden  1635,  altfr.  musike  Parton.  /,  30  (s.  LR), 
wobei  man  wohl  an  Musa  und  musica  dachte.  Später,  wenigstens  sä 
anfang  des  14.  jh.,  kam  das  etwas  nach  gelehrter  umbüdung  schmedcende 
musaico,  endlich,  indem  man  die  Muse  verließ,  mosaico  auf. 

Musarana  sp.,  pg.  neupr.  gleichlautend,  fr.  musaragne  (museraigoe 
Rabelais),  norm,  mesirette,  wdllon.  miserette,  chw.  misiroign,  comaA, 
mns-de-ragn  spitsmaus;  von  mus  araneus. 

Masco,  maschio  it.,  sp.  masco,  pr,  masc,  fr.  masc,  Uxt.  mosciis 
erst  bei  lEeronymus,  später  auch  moscas,  moschus  bisam;  aus  dem  pers. 
maschk,  arab.  al-misk  Freyt.  IV,  179^,  woher  das  üblichere  sp.  almii- 
it\Q,pg.  almiscar,  cat.  almesc. 

Maso  it.  altsp.,  pr.  mas  und  mursel,  fr.  masean  maul,  schnam 
(daher  engl,  muzzle,  gael.  maiseal  maidkorb);  vb.  it.  masare,  altsp.  pr, 
musar,  fr.  maser,  engl,  muse  gaffen,  brüten,  harren,  seine  seit  verliereni 
pr.  altfr.  masa,  mase  vergebliches  harren;  pr.  musart  gaff  er,  thor  {cft 
neben  M)y  w/r.  masard;  esgs.fr.  amaser  hinhalten,  unterhalten.  Ferrari 
sieht  in  masare  das  lat.  mussare,  allein  die  buchstaben  stimmen  nidit> 
Stalder  erwähnt  ein  Schweiz,  mause  schnauze,  aber  als  mtdhmaßliche  naeh- 
bildung  des  ü.  muso.  Auch  ndl.  muizen  kann  in  der  bed.  nachsinnen 
aus  muser  herrühren  (vgl.  wegen  des  voccds  luister  aus  lustre);  (beim 
hat  die  Schweiz,  mundart  ein  vb.  rausen,  sbst.  mus  schwermuih.  Biefen- 
bach,  Goth.  wb.  II,  89,  wagt  es  mit  dem  altfries.  müth  (engl,  mouth)  t» 
Verbindung  zu  bringen.  Bei  musare  wnrf  müsa  ließe  sich  'auch  das  M. 
muozön  unthätig  sein,  muoza  unthätigkeit,  muße  geltend  machen;  cbtf 
das  roman.  yerbum  konnte  sehr  wohl  aus  muso  hervorgehn,  wenn  man 
sich  als  grundbedeutung  denkt  'ein  maul  macJten,  mit  offenem  maul  dtt 
stehn,  vgl.  unser  maulaflFe  und  oben  badare.  Das  etymon  liegt  naher, 
als  man  glaubt.    Lat.  morsus  gebiß  (das  womit  gebissen  wird)  twuHW- 


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I.  MUSSOLO-NEGARE.  221 

d(Üe  sieh  durch  einen  ziemlich  üblichen  ausfall  des  r  vor  s  in  mösus, 
kmges  o  aber  wird  leicht  jsu  u,  und  so  entstand  muso  aus  morsus  u)ie 
gioflo  aus  deorBum  deösum.  Das  andenken,  an  r  erhielt  sich  noch  im  pr. 
mnrsel,  worin  dieser  buckslabe  durch  seine  Stellung  in  unbetonter  sübe 
geschütsi  ward,  während  der  vocal  sich  nach  dem  primitiv  mus  richtete; 
so  wie  im  bret.  mors^el,  worin  eine  oitfr.  form  fortlebt. 

MqssoIo,  mussolino  ity  sp.  muselina,  fr.  mousseline  nesseltuch; 
vm  Mosnly  arab.  Mauftl,  Stadt  in  Mesopotamien^  wo  es  merst  verfer- 
tigt ward. 


N. 

Nicchera,  gnacchera  it.,  sp.  n&cara,  fr.  nacre,  altfr.  nacaire, 
masc.  sp.  n&csLTj  it.  nAccaro  perlcnmuschd,  muschelschak^  it.  altfr.  auch 
üapper,  pauie,  pr.  necari;  orientalischer  herkunft,  bei  den  Kurden  na- 
kÄra.  5.  darüber  Ducange  zu  Joinviüe  und  zumal  Pott  in  Höfers  Ztschr. 
IT,  354, 

Nasturzio  it.  u.  s,  w.  gartenkresse,  lat.  nastartium,  bemerkenswerth 
wegen  vielfacher  entsteUung:  ven.  nastrazzo,  fr.  nasitort,  netipr.  nastoaU; 
mii  vertauschtem  anlaut  sp.  mastaerzo,  pg.  mastru^,  sie.  mastrozzo,  sard. 
martnzzu,  piem.  bistorcc  (cc  palatal).  tat.  nastartium  soU  s.  v.  a.  nasi- 
tortinm  bedeutenj  a  naso  torquendo,  das  fr.  nasitort  wäre  also  eine  er- 
üärung  desselben.  Ihm  entspricht  das  cot.  morritort,  denn  morro  ist 
schnauze.  Andre  namen  der  kresse  sind  it.  crescione  u.  $.  w.y  s.  oben, 
sp.  berro  //.  b.j  sard.  ascione. 

N4tica  it.,  sp.  nalga,  pr.  nagga  Eludd.^  altfr.  nache,  nage  Bert, 
p.  96  hinterbcuken,  mlat.  natica;  abgeleitet  aus  natis  wie  cutica  aus  cutis, 
pr.  aoca  aus  avis,  s.  oca. 

Na ve rare  U.  in  innaverare  z.  b.  PFS.  II,  113,  pr.  cot.  nafrar, 
fr.  Darrer  durchbohren,  verwunden^  wohl  auch  sard.  nafrar  backen;  sbst. 
pr.  nafra,  norm,  nafre  umnde,  sard.  nafra  fleck;  vom  ahd.  nabagSr,  nhd. 
Tfibeiy  ndl.  neviger,  nef&ger,  nord.  nafar  bohrer.  Vielleicht  ist  das  pg. 
escalavrar  leicht  verumnden  damit  zusammengesetzt. 

Nayilio,  naviglio,  navile  t^.,  j)r.  navili,  aitfr.  navile  (navilie  JRoZ.) 
flotte^  schiff y  nfr.  nur  nayire  (vgl.  concire  aus  concilium  Ben.  u.  a., 
Basire  aus  BasUius  Eapp.  au  min.  p.  178),  in  den  Livr.  d.  rois  navirie 
fem^  Wie  der  Lateiner  aus  civis  civilis,  so  leitete  der  Italiener  aus  navis 
das  adj.  navile  und  hieraus  allerdings  unublicher  weise  navilio. 

Negare  venez.  {fnaü.  gen.  negä),  pr.  negar,  fr.  noyer,  chw.  nagar 
ertränken;  von  necare  in  eingeschränktem  sinne,  mlat.  necare,  negare  mit 
dersdben  bed.  in  der  L.  Burg,  und  Alam.  Die  formen  der  andern  spra- 
chen sind  it.  annegare,  sp.'pg.  anegar,  nicht  aus  ad-necare,  sondern 
aus  enecare,  von  Gregor  v.  Tours  4.  30  für  ertränken  gebraucht,  wcd. 
inneeJL 


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222  I.  NEGROMANTE-NIDO. 

Negromante,  nigromante  ü.^  sp.  pg.  mgromeLUie,  wald.  uigto- 
mant,  pr,  nigromanoii,  fr.  negromanoien  tocUenbeschwörer ;  it.  negroman- 
zfa,  sp.  nigromanda,  ältfr.  nigremance  und  ingremance  Alx.  7,  9,  Bari 
211  todtenheschwörung;  von  vexQOfdavvig^  vB%qnpiavTaia.  Negro  passt  wA 
dem  buchstdben  allerdings  eu  vexqogy  da  k  leichTzu  g  wird^  aber  äU 
hinneigung  eu  nigro  zeigte  daß  man  das  lat.  niger  darin  ßhUe  (tcolun 
es  auch  Raynouard  stellt),  indem  man  sieh  darunter  einen  mit  schwärm 
dingen  verkehrenden  dachte,  was  deutlich  aus  dem  span.  magia  negn, 
synonym  von  nigromancia,  hervorgeht.  Ein  lat.  deutsches  glossar  sehreü 
darum  negromantia  ^swartseJconst*  Dief.  Gloss.  Uxt.  germ.  377^;  die  eauber- 
bücher  hießen  schwarze  bücher.    S.  e.  b.  Frommann  zu  Herbort  v.  662. 

N^spola  it.,  sp.  pg.  nespera,  cot.  nespla,  dUfr.  pic.  neple  Voc 
duac,  neufr.  nfefle  (fotwp)  eine  frucht,  mispel;  it.  nespolo,  s/i.  nispero, 
cot.  nespler,  pg.  nespereira,  fr.  neflier  mispeibaum;  von  mespilns,  mes- 
pilum  mit  gemeinrom.  übergange  des  m  in  n,  der  auch  im  ahd.  nespil 
vorliegt.  Formen  mit  m  sind  cdtsp.  mespero,  bask.  mizpira,  waUon.  mess, 
in  Bheims  mgle. 

Nessuno  »^.,  in  älterer  form  nissuno,  pr.  neisun,  altfr.  nesnn,  nisim 
pronomen  für  lat.  ntMus.  Es  ward  sonst  wohl  durch  nescio  nnum  erüäfij 
näher  aber  liegt  ne  ipse  unus,  so  daß  es  heißt  ^auch  nicht  einer. 

Netto  Ä.,  sp.  neto,  pg.  nedeo,  pr.  fr.  net  rein,  hell  u.  dgl.;  wm 
nitidus. 

Nevula,  neula  sie,  letzteres  auch  sard.  prov.  cot.  ein  badcwerk^ 
hippe,  fr.  (henneg.)  nienle  oblate;  von  nebula,  das  im  latein.  zmeeüe» 
einen  dünnen  Stoff  oder  dünnes  blech  bedeutete,  für  ein  dünnes  badtweri 
häufig  im  nüatein  vorkommt,  z.  b.  ab  hominibus  romanae  lingaae  nebolae, 
a  nostratibus  appellantur  oblatae,  sagt  Bern.  Cluniac.  (Itjh.);  ein  mi 
älteres  Zeugnis  s.  Altromanische  glossare  p.  28. 

Nicchio  muschd;  von  mjtTlas,  mitfoXvifi  eßbare  muschd,  wie  secchi» 
von  situla,  vecchio  von  vetalus;  wegen  des  anlautes  vgl.  nespola  aus 
mespilnm.  So  mit  recht  Ferrari,  wogegen  Bolza  es  aus  dem  dtsehen 
Schnecke  leitet.  Nach  der  1.  decl.  bildete  man  daraus  nicchia  muschd- 
artige  Vertiefung  in  der  mauer,  daher  fr.  niche  (f.),  und  aus  diesem 
sp.  pg.  nichOy  nM.  nische.  Auch  das  vb.  rannicchiare  zusammeneieken^ 
sich  einkrümmen  (une  die  muschel),  gehört  hieher.  Das  span.  wart  ist 
almeja,  das  port.  ameijoa:  trennt  man  davon  den  arabischen  artikd,  $» 
stimmt  es  gleichfalls  zu  mitulus.  Das  fr.  monle  (f.)  dagegen  schwebt  tm- 
entschieden  zwischen  mjtilus  und  mnscalus,  aus  letzterem  ist  occit.  mnsde, 
cot.  mnsclo,  ahd.  muscla,  nhd.  mnschel,  ags.  mnscel. 

Nido  it.  sp.j  fr.  nid,  pr.  niu,  nieu,  trient.  nif,  chw.  ignien  nest, 
von  nidus;  it.  nidio,  von  nidnlus  nid'lus  {vgl.  cingnlns  cinghio);  pg, 
ninho  für  nidinho  diminutivform.  Adj.  it.  nidiace  aus  demneste  ge- 
nommen (von  vögeln,  besonders  raubvögdn),  daher  unerfahren,  eihfiMig, 
albern,  von  nidio  und  dem  suffix  ace  {lat.  ax),  entsprechend  dem  gieidh 
falls  'neugeschaffenen  adj.  ramace,  s.  unten  ramingo.    Damit  identisch  «rf 


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I.  NIELLO-NINNO.  223 

fr.  niais^  fem.  niaisey  mckt  aber  pr,  niaic,  nizaic,  dessen  feminin  niaica 
oder  niaca  sein  würde  und  wdches  toie  ibriac,  ibriaic  jmm  suffix  ac  ge- 
hört Und  wieder  anders  eu  heurtheilen  ist  sp.  niego  sc.  halcon  nest- 
fatkey  für  nidego,  pg.  ninhSgo,  welches  das  suffix  eg  (Rom.  gramm.  II, 
30?)  an  sich  trägt. 

Niello  Ü.J  sp.  pr.  niel,  altfr.  neel  schwäreliche  Zeichnung  auf  gold 
oder  Silber,  ndat.  nigellum;  vb.  ü.  niellare,  sp.pr,  nielar,  altfr.  noeler, 
ndat.  nigellare;  vom  laf.  dimin.  nigellus.  Derselben  herkunft  ist  it.  ni- 
gella,  sp.  negaUla,  fr.  nielle  schwarzer  mehithau  im  kome,  frone,  und 
span.  auch  sehwarekummdj  mhd.  nigel. 

Niente  it^  pr.  neien,  nien,  fr.  n^ant  negation  für  lat.  nihil;  von 
ens  entis  wesen,  ding^  mit  vorgefügtem  ne  oder  nee.  Das  lat.  von  den 
pküosopken  gebrauchte  wort  muß  aber  doch  uhM  volksüblich  gewesen  sein. 
Zwar  denkt  Ferrari  an  ne  hetta  (s.  ette  II  a.),  aber  it.  chente,  das 
seiner  bedeutung  nach  nur  mit  ente,  nicht  mit  hetta  eusammengesetet  sein 
iaMfi,  entscheidet  dagegen.  Zsgs.  fr.  n^anmoins,  it.  niente  dimeno 
wänUmmus.  Im  GuiU.  d'Angl.  wird  nient  einsilbig  gebraucht,  noient 
sweisäbig. 

Niffa,  niffo,  nfffolo  it.  (flor.),  chw.  gniff  rüssd,  pr.  nefa  dicker 
theü  des  Schnabels  der  raubvögel;  deutsches  wort,  ags.  engl.  ndl.  neb,  ndd. 
nibbe,  ni^  oitn.  nebbi,  ne^i  schnabd,  nase.  Daher  limous.  niflÄ,  pic. 
nijBer,  fr.  renifler  schnüffeln^  henneg.  niflete  schnüffler,  limous.  niflo  fräsen- 
foeA,  vgl.  schweig,  niffen  die  nase  rümpfen,  bair.  niffeln  durch  die  nase 
reden.    MU  u  piem.  nufie  =  s-nttffeln. 

NinnOy  nüma  ü.  (ersteres  mundartlich),   sp.  nino,   nina  kindchen. 
Es  bedeuM  Buerst  ein  wiegenkind  und  scheint  entstanden  aus  der  formd 
ninna-nanna  (auch  im  port.  üblich),   womit  man  die  kit^der  einwiegt,  vb. 
ä.  ninnare    einwiegen,   neupr.  ninä  einschlafen.     Auf  das  ablautende 
naima  bejsidU  sich  lomb.  nana  kind,  auch  bettchen  (flor.  andare  a  nanna 
schlafen  gdm),  sp.  ebenso  nana   (hacer  la  nana  schlafen),   wallen,  naner 
einsMtmmem  u.  dgl.;  andre  vocaie  kamen  zur  geltung  im  cat.  nen,  nena 
kindchen,  im  venes.  nena  amme,  im  henneg.  nenen  dass.,  im  limous.  naina 
wiege.    Woher  nun  jenes  schlafbringende  ninna-nanna,   worin  man  das 
sehaukdn  der  wiege  eu  hören  glaubt?     Weder  nidus  nest,  bettchen  (lonib. 
nin),  noch  nanns,  noch  min  (js.  oben  mina)  läßt  sich  darin  erkennen;  nur 
ein  auf  nn   oder  mn  ausgehender  stamm  umrde  grammatisch  genügen. 
Aber  hnder-  und  ammenwörter  können  leicht  in  hohes  dUerthum  hinauf- 
steigen und  ems  verlorenen  wurzeln  herrühren;  hiereu  mag  aus  Hesychius 
nrmov  Wiegenlied  angeführt  werden.    Ninna-nanna  ist  eine  der  häufigen, 
gewohnlieh  über  den  gränzen  der  äymologie  liegenden  ablautformeln  wie 
das  lamb.  ginna-gianna  name  eines  Underspiels,  oder  litta-latta  Schaukel; 
nur  hat  es  weitere  Verbreitung  gefunden  als  die  meisten  andern.   —   Wie 
gr.  no^  und  lat.  papilla  mädchen  und  augenstem   (spiegdbildchen  im 
ouge)  heißen,  so  sp.  niiia,    cat.  pr.  nina ;  so  aber  auch  pg.  menina,   ven. 
pfltioa,  romagn.  bamben  (kindy  nicht  bloß  mädchen),  sie.  yayaredda  (von 


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224  I.   NIUNO-NONNO. 

vava,  s.  bava),  pic.  papare,  alban.  bebeze.  Der  Proveneaie  sagt  für  j»- 
piUe  auch  anha  lämmehen. 

Niuno  »<.,  sp,  mit  eingeschobenem  n  ninganO;  pg.  nenhnm,  pr. 
negUD;  nengun,  neun,  w(ü,  nici  un,  pronomen,  zsgs,  aus  nee  nniis^  im 
wal.  neqae  unus.  Andre  formen  sind  ältit.  neano,  altsp.  nenguno,  altpg. 
neun,  niun  D.  Bin,,  cot.  ningü;  chw.  nagin,  com.  negun,  nigon.  Dm 
auch  cätfr.  nun  e,  b.  nuns  ne  me  tent,  nuns  ne  me  baiUe  But^,  I^l 
noch  in  Champagne  nune  part  =  nulle  part;  von  ne  unus. 

Noeehiere  ä.,  sp.  nauelero,  alt  naochero,  nauchel,  pr,  nauder, 
nauchier;  fr.  noeher  Steuermann,  fahrmann;  von  nauclerus  {yaixhr^ 
schiffsherr^  nur  bei  Plautus. 

Noja  it.,  sp.  enojo,  pg.  nojo,  pr.  enuei,  fr.  ennui  verdruß;  vb,'ü. 
nojare  ff.  verdrießlich  machen.  Dieses  wichtige  wort  hat  lange  der 
forschung  trotz  geboten,  denn  die  Üblichen  erJdärungen  aus  noxa,  noxia, 
nausea  vertragen  sich  schlecht  mit  den  lautregeln^  und  was  das  von  Fau- 
riel  vorgebrachte  bash.  enoch  betrifft  (Ampere,  Form.  d.  1. 1.  fr.  2.  ed.  p.  320), 
so  sieht  es  aus  wie  ein  der  span.  spräche  entnommenes.  Es  entstand  vid- 
mehr,  wie  schon  Cabrera  bemerkt,  at^  odium,  cAer  nicht  durch  zusammeft- 
Setzung  mit  dem  adv.  in,  sondern  aus  der  auch  den  roman.  mundarten 
wohlbekannten  phrase  est  mihi  in  odio :  aus  in  odio  ward  ganz  regdrecM 
it.  noja  mit  dbgrfaUnem  i  (besser  altit.  masc.  nojo  PPS.  II,  90),  sp.  enojo, 
alt  enoyo,  pr.  enuei,  enoi,  wie  it.  bajo,  sp.  bayo,  pr.  bai  aus  badim 
wurden.  Der  Provenzale  z.  b.  muß  anfangs  gesagt  haben  amors  mes 
en  oi  =  lat.  amor  mihi  est  in  odio,  später,  en  ois  als  nomen  gefafi, 
amors  m'es  enois.  Am  deutlichsten  tritt  des  Wortes  Ursprung  in  der  oli- 
maü.  mundart  hervor:  z.  b.  plu  te  sont  a  inodio  =  it.  pin  ti  sono  a 
noja  Bonves.  p.  324,  v.  92;  a  to  inodio  =  a  tua  noja  v.  413.  Dasu 
nehme  man  das  cUtital.  verbum  inodiare  nebst  dem  adjectiv  nodioso  = 
nojoso  Trucch.  I,  48.  Altfranz,  construierte  man  enuier  noch  mit  dem 
dativ  der  person,  z.  b.  LRs.  367  icest  afiaire  al  rei  ennuiad,  was  a^ 
den  Ursprung  des  Wortes  zurückzudeuten  scheint.  Ein  sehr  oites  Zeugnis 
für  dieses  verbum  ist  anoget  ^taedef  Gl.  augiens.  (AUrom.  glossare  p.  51), 
wie  für  ennuyeux  anoediosus  ^taediosus  Gl.  paris.  ed.  HUd.  p.  12,  w 
and^^  glossaren  anediosus,  anodiosus. 

Nolo,  naulo  it.,  daher  noleggio,  fr.  nolis,  aÜsp.  nolit  fracht,  be- 
sonders eines  Schiffes,  noleggiare,  noliser  ein  schiff  miethen;  von  naulam 
{vavXov)  fährgdd. 

Nona  it.  sp.,  fr.  none  in  den  Uöstem  die  neunte  stunde  des  tages^ 
also,  wenn  man  den  Sonnenaufgang  um  sechs  uhr  annimmt,  drei  «Ar 
nachmittags.  Attfr.  nahm  man  es  auch  im  sinne  einer  wdtgegcnd  (sOd- 
west?) :  une  riviere  Tavirone  deverz  midi  e  devers  none  Bau  11^  p-  29. 

Nonno  it.  großvater,  nonna  großmutter,  pr.  nona,  fr.  nonne,  non- 
nain  klosterfrau,  nonne,  lothr.  nonnon,  neupr.  uounnoun  ohdm;  von  dm 
in  das  spätere  loUein  eingeführten  nonnus,  nonna,  einem  ausdrucke  dm 
ehrfurcht,  bei  Hieronymus  und  auf  inschrißen  (OreUi  n»  2816).  Die  fram. 


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I.   NOTARE-OBBLIO.  225 

fcfm  nonnain  begrüß  sich  als  eine  accusativische  von  nonnam  wie  putain 
VOM  pntam,  der  nüat.  plur.  nonnanes  in  einem  capitular  v.  789  (de  mo- 
nasteriis  minntiS;  ubi  nonnanes  sine  regula  sedent)  hängt  damit  zusam- 
men,   Hieher  auch  sp.  fiono  steinalt. 

Notare  it.y  odtfr.  noer,  chw,  nudar,  wal.  innota  schwimmen;  erklärt 
sichf  da  es  auch  im  walach.  {und  alban.  not)  vorhanden  ist,  nur  aus 
einer  uralten  volksmäßigen  vergröberung  des  kurzen  a  (lat.  nätare)  in 
hwrses  o,  daher  die  ital.  diphthongierung  im  präs.  nuoto.  Prov.  und  span. 
bUeb  nadar. 

Nnca  it.  sp.  pg.  pr,,  nuque  fr.  nacken^  genick.  Cervix  ist  »war 
iiberaU  vorhanden  (it.  cervice,  wal,  cerbice,  sp.  pr.  altfr.  cerviz),  aber 
mdU  Oberdü  volksüblich  geblieben.  An  seiner  statt  haben  sich  in  den  ein- 
idnen  sprachen  mancherlei  ausdrücke  eingefunden^  wie  it.  collottola,  cot- 
tala,  ^.  cogote,  pescuezo/ pestorejo,  tozuelo,  ca^.  beseoU,  clatell,  papada, 
pr,  nozador,  neupr.  coutet,  galet,  fr.  chignon,  alt  haterel,  chanole,  chaon, 
in  Berry  cacouet,  wallon,  hanett,  chw.  tattonna,  wal.  ceafi^,  gyt  u.  dgl.y 
aber  nur  ein  gemeinromanisches  bloß  dem  Wdlachen  abgehendes^  nuca. 
Man  hat  seinethcJb  auf  das  arab.  nucha  rücken-  oder  nackenmark  (noch- 
ton Gol.  2333)  verwiesen,  einen  anatomischen  ausdrucke  der  sich  schwer- 
lieh  auf  roman.  gebiete  so  einbürgern  konnte.  Sollte  das  wort  aus  nux 
nocis  herrühren?  Der  Sicilianer  nennt  den  nacken  in  der  that  nuci  di 
In  codda  noee  dd  coUo^  halswirbd,  Bum  unterschiede  von  noce  del  piede, 
hwchd  am  fuße^  gr.  davQoyalog  begreift  beide  bedeutungen;  allein  das 
birse  n  siimnU  nicht,  denn  das  scheinbar  parallele  duca  aus  dnx  ducis 
ist  ein  eigenthümlicher  faU  (s.  oben),  doch  wäre  es  immerhin  möglich^ 
daß  grade  dieser  fall  ewr  form  nuca  als  einer  scheideform  von  noce  (nuß) 
verfiikrt  hätte.  Ähnliches  klanges  bei  gleicher  bedeutung  ist  das  mhd. 
nftwe  Wb.  JJ,  387.  427;  aber  inlautendes  deutsches  w  tritt  kaum  als  g, 
nimmer  als  c  auf,  nur  ein  ahd.  nuha  wäre  befriedigend.  Kilian  ver- 
seichnä  ein  ndl.  nocke  =  engl,  nock  kerbe  an  der  armbrust,  eigentlich 
das  eingAerbie  Stückchen  knocken^  welches  die  gespannte  sehne  anhält; 
man  konnte  dieses  wort  für  halswirbel  gebrauchen  (die  bed.  rückgrat  legt 
ihm  Kilian  bei)^  aber  es  hat  mehr  gemein  mit  it.  nocca  knöchel  (lomb, 
gnueen  genickt  it.  dinoccolare  erUhaupten)  als  mit  nuca.  Nox  also  hat 
unter  den  angeführten  fällen  die  größere  walirscheinlichkeit  für  sich. 

Naora  U.^  ^.nuera,  pg.  pr,  nora,  altfr.  nore,  wal.  nore  Schwieger- 
tochter; von  narus  mit  einer  dem  natürlichen  geschlecht  angepaßten  endung: 
noms  non  nura  App.  ad  Prob.,  mlat.  nora  Breq.  p.  362\ 


0. 

0,  od  it.,  sp.  0,  ü,  pg.  ou,  pr,  o,  oz,  fr,  ou,  wal.  au,  conjundionj 
von  aat    Zsgs,  it.  ovvero,  von  aut  verum. 

Obblfo,  obblfa  U.  Vergessenheit^   von  oblivium,  pl.  oblivia;  vb. 

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226  I.    OBSEQÜIAS-ONDE. 

obbliare  vergessen,  von  dem  rom,  substantivy  vgl.  disiare  van  disio  = 
dissidium.  Dagegen  pr.  oblit,  oblida^  fr.  oubli,  sp.  umgestelM  oYniia] 
vb.  oblidar,  oublier,  olvidar  vom  pari,  oblitus.  Die  der  üal,  Uuäregd 
widersprechende  syncope  des  t  in  oblitus  nöthigt  eu  dieser  ireimmg  der 
Wörter. 

Obsequias  sp.  pr.,  obs^ques  fr.  leichehbegängnis;  von  obseqniae 
für  exßequiae,  schon  bei  Petrus  Chrysologus  (\  449),  auch  auf  in^knf- 
ten,  s.  Ducange. 

Oca  it.  sp.  pg.,  oie  fr.,  ursprünglicher  sp.  pr.  chw.  anca  gans,  » 
auch  mlat.  L.  Älam.  (accipiter,  qui  ancam  mordet  cet.),  Form.  Mm, 
Es  ist  msammengesfogen  aus  avica,  das  von  avis  abgeleitet  ward  wie  nitiea 
von  natis  u.  s.  w.  Rom.  gramm.  11,  308.  Im  sinne  dieser  dymcio^ 
übersetet  ein  lat.  gr.  glossar  auca  mit  Ttxfjvov  {Tirtpfov)  vogd.  So  ntmäi 
man  die  gans  als  das  ntUebarste  hausthier  dieser  classe,  wie  man  ixü 
rind  schlechtweg  animal  (s.  aumaille  II.  c)  nannte.  Dimin.  fr.  oißon 
(wie  cler^on  von  clerc),  in  den  Cass.  glossen  auciun.  Im  alt-  und  neupm. 
kommt  auch  das  masc.  auc  gänserich  vor,  ebenso  im  veron.  oco,  im  erenum. 
ooch,  so  mlat.  avecus,  avicus;  eine  andre  gleichbed.  limous.  bildmg  ui 
ooutzar,  dem  ein  fr.  oisard  entsprechen  würde. 

Oggi  it.,  chw.  oz,  sp.  hoy,  pg.  hoje,  pr.  huei,  dUfr.  hui,  adverbim^ 
von  hodie.  Zsgs.  it.  oggimai,  omai,  l-etßteresT  für  oimai  (vgl.  oi  tu  der 
jsss.  ancoi),  nicht  für  ormai,  da  au&fall  des  r  schwierig  ist,  pr.  hueimais; 
it.  oggidi,  aus  hodie  die,  so  daß  dies  aweimal  darin  enttuüten  ist,  9. 
hoy  dia,  fr.  aujourd'hui;  altit.  ancoi  ff.,  s.  anche. 

01a  5p.  cat.,  fr.  houle  (f.,  h  asp.)  woge;  scheint  ceUisch,  kffm. 
hoewal  (m.)  bewegung  des  wassere,  bret.  houl  (m.)  woge,  vb.  houieona- 
Von  houle  t^  altfr.  waUon.  holer  sich  hin  und  herbewegen. 

Oleandro  it.,  sp.  oleandro,  eloendro,  pg.  eloendro,  loendro,  fr, 
ol^ndre  lorbeerrose.  Zu  Isidors  aeit  lorandrum,  dem  die  ßweäe  pofi 
form  mnächst  steht:  rhododendrum,  quod  corrupte  vulgo  lorandrum  vo- 
catur,  also  wohl  aus  rhododendrum  mit  anlehnung  an  laurus  e$UstM 
und  weiter  entstellt  durch  abwerfung  des  \,  u)orin  man  den  artikd  fukUn 
mochte. 

Olore  it.,  sp.  pr.  olor,  altfr.  olour  dufl,  geruch;  vom  gleiehbei 
olor,  bei  Varro  L.  L.  und  Aputejus. 

Ombelico,  bellico,  bilico  it.,  wal,  hurio,  sp.  ombligo,  p^r.  umbigo, 
embigo,  pr.  ombelic,  umbrilh,  fr.  nombril  nabel;  von  umbilicus.  ümbrift 
und  nombril  {letzteres  reimend  auf  p^ril)  entstanden  aus  umbiliculns,  tu 
Vocab.  S.  Galli  umpiculo;  das  franz.  wort  hat  überdies  ein  vorgesetzte 
n,  das  durch  dissimüation  für  ein  artikelhaftes  1  angetreten  sdn  mag^ 
nombril  aus  lombril,  denn  auch  der  Catalane  sagt  llombrfgol.  Die  stärkste 
dbweichung  von  dem  urworte  zeigt  eine  zweite  cat.  form  melic.  N<jbd 
war  den  Alten  s.  v.  a.  mittelpunct:  hierauf  gründet  sich^dc^s  ital.  vb.  bi- 
licare  ins  gleichgewicJU  bringen,  figürl.  überlegen. 

Onde  it.,   aUsp.   ond,  pg.  onde,   pr.  ont,   on,   woi.  unde,  erts- 


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I.   ONIRE-ORBO.  227 

adverbiitm;  von  unde.    Zsgs.  it.  sp.  pg.  äonäe,  pr.  don,  fr.  dont;  von 
de  ande. 

Onire  it.,  pr.  aunir,  ältfr.  honnir  (h  asp.)  beschimpfen;  vom  goth. 
hannjan,  dhd.  hönjan,  nkd.  höhnen.  Sbst.  it.  onta,  so  auch  altcat.  Chr. 
d'Esel.  590^  j  pr.  anta  (für  aunta),  selten  onta,  fr.  honte  (h  asp.\  auch 
altsp.  fonta  PC.;  vom  goth.  haunitha,  ahd.  hönida,  cdts.  höuda  schmach; 
daher  vb.  it.  ontare,  o^/sp.  a-fontar  (aontar  (7anc.  deB.)  pr.  antar,  cdtfr. 
ahonter,  hontoier;  über  sp.  f  =  fr.  h  s.  Born,  gramm.  7,  320. 

Ora  it.  ff.i  IcU.  hora,  bemerkenswerth  wegen  der  Verbindung  bona 
hora,  mala  hora  jsur  guten  oder  bösen  stunde,  zum  glück  oder  Unglück^ 
schon  im  ersten  nüatein:  omnes  mala  hora  dixerunt,  quod  a  quibusdam 
pro  anspicio  sosceptum  est  Greg.  Tur.6,  45;  tam  mala  hora  te  videnint 
oculi  mei  Gest.  reg.  Fr.  cap.  35.  So  it.  in  buon'  ora,  in  mal'  ora,  sp. 
en  bnena  hora,  en  hora  buena  jssgjs.  norabuena  und  so  noramala,  pr. 
en  bon'  hora  Chx.  JF*,  420,  cdtfr.  en  bone  heure  und  bone  heure  Brand, 
p.  141.  Ikdlich  genügte  bloßes  bona  und  mala,  euw^en.  mit  einr 
mischmig  von  r  aus  hora:  it.  mal  jmm  unglück  Inf.  9,  54,  Purg.  4,  72, 
Par.  16,  140  (mala  in  maladire  für  maledire),  sp.  en  buena  Bc.  Hill. 
481f  mala  Mü.  419j  altpg.  bora  (npg.  embora),  pr.  bona  Bth.  253,  Am. 
FW.,  mala  Jfr.  64\  IW,  mal  GAlb.  6406,  altfr.  bone  Ben.  I,  v.  2858, 
bor  sdion  Alxs.  str.  90,  auch  buer,  entsprechend  mar.  —  Wie  sich  hora 
und  augarium  berührenj  lehrt  die  redensart  en  bona  ora  (ä  la  bonne 
heure)  Jfr.  136^  =  en  bon  aür  J72*.  S.  Bom.  gramm.  II,  461,  Alt- 
rom.  sprachdenkm.  p.  71. 

Ora  ö^  sp.  pg.  hora,  <üt  oras,  pr.  ora,  oras,  or,  altfr.  ore,  ores, 
or,  nfr.  or,  seitparükei  für  lat.  nunc,  von  hora  jsur  stunde,  im  frane.  auch 
formal  vom  sbst.  heure  geschieden.  Der  Provenaale  kennt  überdies  die 
form  ara,  aras,  ar,  geschwächt  in  era,  eras,  er,  (chw.  era,  er  für  ancora), 
noch  jetzt  aro,  cat.  ara,  bei  deren  entstehung  vielleicht  nur  der  eufäU 
waltete.  Dasselbe  wort  in  der  bedeutung  des  chw.  er  ist  das  von  S.  Bosa 
für  ein  Personalpronomen  gehaltene  altpg.  oder  gallic.  er,  ar,  0.  b.  deus 
sabe  mui  ben  ...  er  sabe  mui  ben  auch  weiß  er  sehr  wohl  D.  Din. 
p.  7;  nnnca  ar  ouv*  eu  pesar  noch  nie  hatte  ich  kummer  p.  33,  vgl.p.  7 
note.  Noch  häufig  bei  G.  Vicente.  Daher  auch  das  gleickbed.  bask.  ere? 
Zss.  sind  unter  andern:  sp.  ahora,  pr.  aoras,  adoras,  altfr.  ä  ore  LBs.; 
H.  a  ora,  von  ad  horam;  fr.  alors,  it.  allora,  von  ad  illam  horam;  fr. 
lors  von  iUa  hora;  altsp.  pg.  agora  von  hac  hora;  it.  ancora,  altsp. 
encara,  pr.  encara,  enquera,  fr.  encore,  von  hanc  horam  bis  diese  stunde; 
altfr.  unquore  (uncore)  von  unquam  hora;  altsp.  esora  t;on  ipsa  hora; 
pr.  quora,  qnor,  chw.  cura,  cur  für  lat.  quando,  aus  que  ora  zsgs. 
Über  ein  altfr.  cor  s.  Bom.  gramm.  III,  214  note. 

Orbo  ü.,  pr.  orb  und  dorp,  altcat.  altfr.  wal.  orb  blind,  eine  be- 
deutung, die  das  lat.  orbus  erst  spät  entwickelt  hat,  die  aber  Isidorus  als 
die  ursprüngliche  hinstellt:  orbus,  quod  liberos  non  habet^ quasi  oculis 
amiflsig.    in  derselben  braucht  es  ApuUgus,  Met.  Oudend.  p.  336  en  orba 


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228  I.   ORCO-ORLO. 

Fortuna!  so  wie  die  Fragm.  vatt.  §.  J50.  Im  altem  sinne  bemerkt  Chem- 
bini  aus  dem  mailändischen  on  tett  orb  de  lacc  eine  /ritse,  die  heim 
müch  gibt. 

Orco  ü.j  neap.  huorco,  aUsp.  huergo,  uerco  lU.  390.  802,  ngp, 
ogro,  fr.  ogre,  ags,  orc  höllischer  däman,  mensd^enfressender  popam;  vm 
lat.  Orcus  ais  goUheit  gedacht.  S.  Grimm,  Mythci.  464.  Ädj.  sp.  bnereo 
traurig. 

Orda  it.,  fr.  horde  (h  asp.)  herumstreifender  häufe  Tataren;  M, 
horde,  alban.  hordi,   russ.  orda  u.  s.  f,,   ein  aus  Asien  stammendes  wort, 

Ordo  it.^  ort  pr.,  ord  altfr.  pic.  häßlich,  schmutjrig;  daher  pr.  or- 
deiar,  altfr.  ordoier  beschmutzen;  sbst.  it.  pr.  ordura,  fr.  ordwc 
schmutz.  Daß  ort  {fem.  orda)  von  horridus  ist,  beweist  eine  aweite  pm. 
dem  etymon  besser  angepasste  form  orre,  fem.  orreza  {d.  i.  orreda),  wü 
derselben  bedeutung,  daher  das  vb.  orrezar  s,  v.  a.  ordeiar. 

Orecchia,  orecchio  it.,  wal.  nreache,  ureche  (f.),  sp.  oreja,  py« 
pr.  orelha,  fr.  oreille  ohr;  von  auricula  Ohrläppchen,  schon  von  denJlim 
für  ohr  gebraucht  (garrire  in  auriculam  Martial),  von  einem  gra$mnatiker 
aber  verworfen:  auriß  non  oricla  App.  ad  Probum. 

Örgano  it.  •sp.,  pg.  orgao,  cat.  orga  (f.),  pr.  orgues  0?^.),  ff> 
orgue  (m.),  orgues  (pl.  f.),  wai.  orgdn  (m.),  ahd.  Organa  und  orgda, 
nhd.  orgel,  mndl.  orghel;  von  Organum  {oQyavov)  Werkzeug,  besonders 
tonwerkzeug,  wasserorgd. 

Orgoglio  it.,  alt  argoglio,  mit  versetztem  r  rigoglio,  sp.  orgnllo, 
alt  arguyo,  erguU,  pr.  orgolh,  erguelh,  altcat.  argull  RMunt.  143*,  neu- 
cat.  orguU,  wald.  argolh  floÄn  677,  fr.  orgueil  stolz,  übermuth;  vomaUL 
urguolt,  zu  folgern  aus  urguol  insignis  Graff  IV,  163.  Ln  cMsp.  adj- 
urguUoso  PC.  1947  hat  sich  sogar  die  ahd.  partikd  ur  buchstabUek  er- 
halten. Früher  ließ  man  es  aus  gr.  ogyilog  (jähzornig)  entspringen  mä 
rücksicht  auf  die  form  des  altfr.  orguilleus,  worin  aber  i  eine  durch  fori- 
rückung  des  accentes  hervorgebrachte  Schwächung  des  ursprimglichen  vocda 
ist.    S.  auch  Grimm  II,  789,  Diefenbach,  Goth.  wb.  11,  382. 

Oricalco  it.,  sp.  auricalcO;  fr.  archal  messing;  von  aurichalciUD) 
orichaleum,  aus  dem  gr.  oqdxalxog,  d.  i.  bergerz,  die  erste  der  lat.  formen 
vermittels  aurum  umgedeutet. 

Oriuolo  it.,  mail.  reloeuri,  sp.  relox,  pg.  relogio,  pr.  relotge  nkr; 
von  horologium,  ahd.  orlei.    Dafür  fr.  montre,  eigenü.  zeiger. 

Orlo  it.,  sp.  orla,  orilla,  altfr.  orle  z.  b.  SB.  662^  rand;  dimi^ 
von  ora,  welches,  wohl  zum  unterschiede  von  hora  und  nicht  etwa  nad 
dem  gr.  ogog  gränze,  einige  sprachen  als  masculin  behandeln:  sard.  ora, 
lomb.  oeur  (or),  pr.  or  Bth.  204,  altfr.  or  Gormond  v.  69,  ur  LRs.  254. 
churw.  gleichfalls  ur  (kgmr.  6r  fem.).  Vb.  it.  orlare,  sp.  orlar,  /f. 
ourler  einfassen.  Ein  ärgerer  ausdruck  für  rand,  ufer  ist  pr.  vor 2k  GO.. 
cat.  bora,  vol.  vora  (vora  el  riu  am  rande  des  Flusses  JFd>r.  162),  uhM 
auch  altfr.  vore  Roq.  suppl.,  worin  ein  vorgesetztes  oder  eigenüid^  einge- 
sclkobenes  v  angenommen  werden  darf;  d.  h.  la  vora  stfM  zur  vermeidms 


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I.   ORMA-OSTE.  229 

ck$  Makis  für  la  ora^  indem  man  sich  wegen  des  gleichlautenden  Tora 
(stmde)  der  anleknung  des  artikds  enthielt:  ähnlich  sagt  der  Catalane 
nayors  =  ^.  ä  la  hora,  fr,  lors.  . 

Orma  tf.,  unn^  wdl.  spur  auf  dem  boden;  vb.  ormare  die  spur 
verfolgen^  wci.  urmä  folgen.  Orma  scheint  =  sp.  husma  geruch  d.  h. 
spur,  daher  husmar  auswittern  ^  altfr.  osmer  Parton.  7,  32 j  Ben,  7, 
216,  lomb.  ven.  usma,  nsmare;  vom  gr.  dofirj  geruch,  oafiSad-ai  riechen, 
spüret^  wai,  in  ders.  bed.  ulmju  Der  übertritt  des  s  in  t  ist  zwar  sonst 
m  Hol.  nicht  üblich,  aber  ebenso  unüblich  ist,  wenn  man  orraa  von  forma 
kitä,  der  wegfaU  des  anlautenden  f,  vgl.  übrigens  oben  ciurma.  Ein 
aUes  seagnis  für  das  wort  gewähren  die  Erfurter  glossen,  366,  19:  osma 
'smcae  (ags.  sväc  geruch), 

Orpello  ü,,  sp,  oropel,  pr,  aurpel,  fr.  oripeau  flittergold;  wörtlich 
gcldhaut^  esgs.  aus  anmm  und  pellis. 

Orza  it.  seil  am  linken  ende  der  segelstange,  linke  seite  des  schiffes, 
pr.  orsa  (s'ana  milla  va  drech,  quatorze  vai  a  Torsa  LB.  IV,  233"), 
fr.  ourge  seü  an  der  segelstange  des  besanmastes  (Triv.),  sp,  pg,  orza 
das  sogenannte  sckwert  eines  fdhrzeuges,  womit  das  gleiehgewicht  desselben 
hergesteHt  wird,  orza  de  avante  ein  ausdruck,  die  richtung  des  schiffes 
nach  der  linken  hand  eu  bezeichnen;  vb.  it.  orzare,  sp,  orzar  mit  halbem 
winde  segeln.  Span,  orza  bedeutet  auch  ein  gefäß  {entweder  von  urceus 
od^  von  orca,  adjectivisch  orcea)  und  in  der  that  war  ein  solches,  eine 
tomie,  d>en  so  geeignet,  das  gleiehgewicht  des  schiffes  eu  unterstützen,  wie 
ein  brett  (das  sckwert),  aber  worauf  soU  die  beeiehung  der  orza  zum 
Iwifc»  schiff sborde  beruhen?  Des  wertes  eigentlicher  begriff  muß  sein  ^die 
linke  stüe  und  so  ist  es  deutschen  Ursprunges:  mndl.  Iuris,  mhd.  bair, 
Iqtz  Unk;  ü.  orza  ist  also  aus  Torza,  das  anUxutende  deutsche  1  als  ar- 
^ikd  gefafUf  eitstanden  und  so  ins  span.  übergegangen.  Daß  das  fr.  s 
aber  änem  ursprünglichen  z  entspricht,  dafür  bürgt  die  picard.  form 
orcbe,  welche  Monnard,  Chrest,  frang.,  verzeichnet, 

Orzo  ü.,  pr.  ordi,  fr.  orge  gerste;  sp.  orzuelo  gerstenkom-,  von 
hordennL 

Ostaggio  it.,  sp.  hostaje,  pr,  ostatge,  fr.  ötage  bürge,  geisel; 
im  späteren  nUatein  hostagium,  hostaticum,  it."  statico;  zsgz,  aus  ob- 
sidaticnm  (osdatcnm)  vom  ächtlat.  obsidatus  bürgschaß  durch  geisel, 
dies  von  obses.  S.  darüber  Vossius,  Vit.  serm,  3,  14,  und  Grimm,  Bechts- 
aU.  p.  620. ' 

Oste  it.  (bei  dichtem) y  sp.  hueste,  pg,  hoste,  pr,  altfr.  ost,  wcd. 
oaste  heer,  pic.  ost  {spr.  o)  herde;  abgd.  weil,  08ta§  soldat;  vb,  it.  osteg- 
giare,  pr.  osteiar  zu  felde  liegen,  bekriegen.  Schon  im  ältesten  ndatein 
bedeutet  hostis  heer  (hostem  coUectum  habet  Greg.  M,)  oder  kriegsdienst ; 
der  begriff  könnte  sich  aus  der  üblichen  redensart  ire  in  hostem  gegen 
den  feind  d.  i.  zum  heere  gehen,  entfaltet  haben.  Seltsam  ist  die  Verände- 
rung des  genus:  mlat,  meist  fem.,  ital.  masc,  und  fem.,  sp,  pg.  wcd,  fem.,  altfr. 
fem.^  selten  masc.  (li  ost  LBs.  166;  tut  V  ost  200).  —  Exercitus  erhielt  sich 


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230  I.    OSTE-OVE. 

in  voller  anwendung  nur  im  südwesteny  im  ii<d.  ist  es  wenig  üftKcA,  t» 
nordwesten  fast  ein  fremdwort. 

Oste  it.,  sp.  hvLQspedy  pr.  hoste,. /r.  höte,  toal.  oaspet  tcirth,  dsgi 
gast;  von  hospes  {eigentlich  von  hospit-)  gastfreund  (gast  oder  wirih); 
nimmer  von  hostis.  Äbgel.  it.  ospitale,  ospedale,  spedale,  imiorA.spi- 
tale  {woher  unser  spital),  sp,  pr,  hospital,  fr,  höpital  anstaU  mir  tmeiA- 
geltlichen  aufnähme  armer,  kranker  und  Wanderer,  im  ältesten  miaim 
s.  6.  hei  Gregor  v.  T,  hospitale,  von  hospitalis  gastlich;  zsge,  it.  ostale, 
sp.  pr.  hostal,  fr.  hötel,  it.  ostello  {aus  ältfr.  hostel)  herherge,  prov.  auA 
Wohnung,  behausung. 

Otriare  it.,  sp.  otoi^r,  pg.  outorgar,  pr.  autorgar,  autreyar,  fr. 
octroyer  bewilligen;  von  auctoricare  für  auctorare  bestätigen,  bekräfligm. 
Diesmal  steM  die  neufr.  form  dem  etymon  naher  als  die  aUfr.  otroier: 
aber  es  war  ein  wort  des  cansleistils :  die  Volkssprachen  lassen  c  faUeH. 
Daher  sbst.  otorgo,  autorc,  autrei,  octroi  bewiUigung. 

Ot tarda  it.,  sp.  avutarda,  pg.  abetarda,  betarda,  pr.  austarda,  fr. 
outarde  ein  vogel,  trappe.  Vom  lat.  otis  ((orig)  mü  dem  sufßx  ard  «< 
abzusehen,  une  oft  auch  dies  süffig  thiemamen  bestimmt.  Plinius,  fftd. 
not.  10,  22,  entziffert  uns  die  etymologie  dieses  wertes:  proximae  iis  sunt, 
quas  Hispania  aves  tardas  appellat  Spanien  aber  hat  sich  hier  offenbar 
eine  getninatian  erlaubt:  arutarda  lOann  nicht  sein  =  an-tarda  mä  ein- 
geschobenem V,  denn  solche  Zerlegungen  des  diphthongs  sind  nicht  iiHid^ 
vielmehr  ward  dem  schon  vorhandenen  u-tarda  für  o-tarda  {vgl.  urdir  fSr 
ordir)  nochmals  ave  vorgesetzt  wie  in  av-estruz.  Das  prov.  wort  ist  «iw 
nominativform,  aus  von  avis,  daher  wohl  auch  das  champ.  bistarde. 

Ottone  it.,  sp.  laton,  alaton,  caJt.  llautö,  fr.  laiton  messing,  wH. 
lätun;  muthmaßlich  vom  rom.  (it.)  latta  weifies  bleck,  also  eigentl.  piatte^ 
latte,  vgl.  sp.  plata,  das  gleichfalls  der  bed.  platte  eines  metalles  entsprich. 
Die  ital.  form  wird  ihr  anlautendes  1  ais  misverstandnen  artikd  verloren 
haben,  mundarten  aber,  die  piem.  fncUl.  comask.  venez.,  sagen  loton. 

Ovata  it.,  fr.  ouate,  aus  letzterem  sp.  huata  wulst  zum  fättem  der 
kleider.  Es  könnte  eine  dbleitung  sein  aus  dem  lat.  ovum  (ei,  eiförmiges 
ding)  vermittelst  des  Suffixes  ata,  das  dem  begriffe  des  primitivs  zuu^eäen 
die  Vorstellung  einer  ausbreüung  im  räume  beifügt  (it.  lombo,  lombata); 
alsdann  wäre  ouate  aus  ovata  entlehnt.  Das  wort  ist  auch  den  deutsden 
sprachen  bekannt,  aber  nicht  den  alten:  nhd.  ndl.  watte,  engl,  wad  (auA 
pfropf,  büschd,  bündel  Halliw.),  schwed.  vadd;  sollte  sich  gleickwM 
seine  deutschheit  rechtfertigen  lassen,  so  ist  von  ovum  dbzusehn;  aber 
der  herleitung  aus  ahd.  wät  ^ vestimentum*  widersetzt  sich  die  bedeutung 
entschieden. 

Ove  it.,  alt  o,  auch  u,  altsp.  o,  altpg.  ou,  pr.  o,  fr.  oü,  ortsadveri^ 
von  ubi.    Zsgs.  it.  dove,  fr.  d'oü;  von  de  ubi. 


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I.   PABILO-PAESE.  231 


P. 


Pabilo  8p.t  pg.  pavfo,  sard.  pavilU;  pr.  pabil,  chw.  pavaigl,  kymr. 
pabwyr  iocU;  von  pabnlum  nahrung  (des  feuers);  ähnlich  esca  speise j 
sunder.    Maü.  pabi  futter, 

Pacciare  ü,  in  impacciare,  sp.  pg,  pr.  empachar,  fr,  empScher 
beunnJügen^  behdligen,  hindern;  sbst,  <^.  impaccio,  sp,  pg,  empacho, 
/»r.  empach,  <^.  ampaig;  dsgl,  ü,  dispacciare,  spacciare,  sp.  pg. 
despachar,  fr.  d^pteher  losmachen,  abfertigen,  sbst.  dispaccio,  spaccio, 
de«pachOy  d6p6che.  Der  herleUung  at^  impedicare  verstricken  (bei  Am- 
miomis)  ßgt  sich  bloß  das  fr.  empScher;  dech  war  der  eigentliche  aus- 
druck  dafür  aUfr.  empegier  =  pr,  empedegar.  Muralori  räth  auf 
pactio,  davon  impactiare  =  pacta  inire  sich  auf  händd  einlassen^  es 
seheitU  aber  mii  pacisci  gar  nicht  eusammenjmhängen.  Lot.  impingere 
heifU  einem  etwas  anhängen,  womit  behdligen,  das  frequentativ,  bekannt- 
lich ein  sehr  wichtiges  bildungsmittel  der  neuen  spräche,  wäre  impactare, 
davon  regdrecht  sp.pr.  empachar;  eine  erklärung,  die  in  denprov,  neben- 
formen  raipaitar  und  empaig  (vgl.  faita,  faig  von  ÜLßtSL,  factum)  so  wie 
m  der  bed.  impfen  d.  h,  einstoßen  (impingere)  und  in  der  des  cot,  em- 
paitar  verfolgen  (wieder  impingere^  sichern  anhait  findet.  Dis-pactare 
von  dis-pingere  wäre  das  gegentheü  von  impingere,  d.  h,  losmachen,  wie 
diqmigere  das  gegentheil  ist  von  injungere,  discingere  von  incingere. 
Fram,  empScher  ist  entweder  aus  pr.  en^)achar,  empaichar  oder  gradezu 
cms  impactare  wie  fl^hir  aus  flectere,  altfr.  delecher  aus  delectare:  erst 
ein  pic,  empeker  würde  für  impedicare  eeugen.  Die  französischen  Wörter 
wären  alsdamn  von  den  übrigen  su  trennen.  Das  it.  impacciare  aber 
muß  in  eitler  mit  i  bewirkten  abl,  impactiare  seinen  grund  haben. 

Pacco  it.,  fr.  paqnet,  sp.  paquete  bündel,  pack;  wohl  kein  alt- 
romanisches  und  d>en  so  wenig  ein  dUgermanisches  wort,  zunächst  aus 
dem  ndl.  pak  oder  engl,  pack  =  gad.  pac.  S.  oben  baga.  '/n  den  ro- 
manischen, keltischen  und  deutschen  sprachen  stehen  die  stamme  bag  und 
pak  nAen  einander,  sind  aber  vielleicht  trotz  den  kreuzungen  der  bedeur 
Umg  grundverschieden^  So  Diefenbach  (Kuhns  und  Schleichers  Beiträge 
I,  262).  Vgl.  auch  dessen  Goth.  wb.  I,  339.  343.  344,  und  Weigand 
V.  pack. 

Padiglione  it.,  sard.  papaglioni,  sp.  pabellon,  pr.  pabalho,  fr. 
pavillon  zdt,  auch  kymr.  pabell,  altir.  pupall;  von  papilio  in  dieser  be- 
deutmng  bd  Lampridius  und  späteren,  s.  Ducange;  dltfr,  paveillon  noch 
in  der  bed.  Schmetterling  Fl.  El.  2353.  Wegen  der  itd.  form  s.  Rom, 
gramm.  I,  189. 

Paese  it.,  5p.  pg.  pals  (aus  dem  franz.?),  pr.  paes,  fr.  pays  (zwei- 
süh.)  lond,  gleichsam  pagense  von  pagns;  dsgl,  altsp.  pages  Bz.,  pr. 
pages  bauer,  pagensis  bei  Gregor  v.  T.,  in  der  L.  Long,  u,  s,  w,;  daher 
ü.  paesano,  sp.  pg.  paisano  landsmann,  fr.  paysan  landmann. 


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232  I.   PAGANO-PALIO. 

Pagano  it  sp.,  pg.  pagao,  pr.  pagan,  payan,  fr.  payen,  «Tal.p^gm, 
auch  böhm.  pohan  u.  s,  w.,  adj,  heidnisch^  sbst.  heide;  von  paganns,  (dso 
eiffentl.  ländlichj  bäurisch,  und  so  hießen  die  bekenner  des  dien  götter- 
dienstes,  weil  er  sich  seit  Constantin  d.  gr,  auf  dcis  platte  hmd  hatU 
flüchten  müssen.  Derselbe  was  paganns,  bezeichnet  unser  heide,  M 
heidan,  goth.  fem.  haithnö  (von  haithi  feld)^  vgl.  Grimm^  My(k.  p.  1198. 

Pagare  ü.,  sp.  pg.  pagar,  pr.  pagar,  payar,  fr.  payer  ftßwWfli, 
befriedigen;  sbst.  it.sp.pg.pr.  paga,  /r.  paie  Zahlung^  Ic^n;  von  pacare 
zum  frieden  bringen,  beruhigen,  roman.  mit  dem  accus,  der^persm  oder 
Sache:  payer  ses  cr^anciers,  payer  leg  int^rSts.  Die  ursprüngliche  bedm- 
tung  läßt  sich  im  S.  Leodegar  str.  18  wahrnehmen,  wo  es  heißt:  eio  li 
preia  paias  (se)  ab  lui  er  bittet  ihn  sich  mit  ihm  eu  versöhnen,  für  wdck 
bedeutung  sonst  apagar  gebraucht  wird.  Der  wcHach.  ausdrudc  ist  pleti 
=  serb.  platiti. 

Paggio  it.,  pagi  neupr.,  page  fr.  edeUcnabe  zum  aufwarten,  daher 
sp.  page;  vom  gr.  naidiov  Jcnäbchen,  Meiner  diener,  wie  mhd.  kint  Dk 
Byzantiner  mögen  dies  wort,  wie  manches  andre,  nach  Italien  gtbratM 
haben,  wenn  es  nicht  durch  die  kreuzzüge  herüberkam.  In  spätem  miUd- 
latein  pagius.  Mit  pag^s  von  pagensis  {s.  oben  paese)  ist  es  nicht  zu  ver- 
wechseln. Die  ungeschlachte  herleitung  aus  paedagoginm  oder  paedago- 
gianUB  ist  nicht  der  rede  werth.        • 

Paglia  i^.,  sp.  paja,  pg.  pr.  palha,  fr.  paille,  wai.  paie  stroh;  von 
palea  spreu.  Daher  pr.  paillola  lager;  fr.  paillard  unzüchtig,  weä 
die  liederlichen  dimen,  wie  Caseneuve  erklärt,  ihr  gewerbe  auf  dem  sbrak 
ausübten;  zsgs.  pg.  espalhar  zerstreuen,  verbreiten. 

Palafreno  it.,  sp.  palafren,  pr.  palafrei,  fr.  palefroi  zdter;  vm 
hybriden  para-veredus  nebenpferd  Cod.  Justin.,  zsgs.  aus  rraga  und  vere- 
dus,  nikd.  parafredus  L.  Bajuv.,  daher  auch  unser  pferd,  ahd.  pherit, 
aUs.  pererd.  Die  form  freno  in  diesem  worte  {fr.  palefrenier)  bemk 
wohl  auf  einer  umdeutung,  indem  man  an  frenum  dachte,  vgl.  übaldm 
zuBarberino.  Lehrreiche  bemerkungen  über  dieses  wort  bei  Wackemagd^ 
Voc.  opt.  p,  7. 

Palandra  it.,  sp.  pg.  balandra,  fr.  baiandre  Memes  lastschiff  zur 
küsten-,  fluß-  und  canalfahrt  (Seckendorf);  soll  aus  dem  gldchbed.  ndi 
binnenlander  (der  innerhalb  des  landes  fährt)  entstanden  sein,  s.  Add*mg^ 
der  auch  ein  deutsches  dem  franz.  entnommenes  beiander  (m,)  anmerU. 
Spanu  nennt  das  sard.  belandra  ein  flandrisches  schiff.  Roquefort  ver- 
zeichnet als  eine  art  schiffe  palondrie,  palondrin. 

Palandrano  it.,  sp.  balandran,  neupr.  balandri,  fr.  balandrao 
ein  weiter  rock,  reitrock,  regenmantd. 

Palio  it.sp.,  pr.  pali,  ältfr.  pali,  paile  Überkleid,  teppich,  baldadiin; 
von  Pallium,  zunächst  der  hierzu  verwandte  baumwollen-  oder  seidenst4)ff; 
Pallium  a  pellibus,  unde  fiebat,  sed  modo  dicitur  pallinm  quoddao 
genus  panni  ex  serico.  et  quilibet  mantellus  Ugutio.  Es  ist  das  okd. 
phellol,  mhd.  pfellel,  pfeller  (palliolum).     Wie  der  name   eines  ifeute 


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L   PALMIERE-PANTOFOLA.  233 

zum  namm  des  dassu  gd>rauchten  Stoffes  werden  Iconnte^  lehrt  unter  andern 
cidaton,  s.  oben. 

Palmiere  it.,  sp.  palmero,  altfr.  paumier  püger,  eigentlich  ein  zum 
Aal.  grobe  wollender y  weil  solche  püger  pdmeneweige  mißachten :  qui 
de  Hierosolymis  yeniant,  palmam  in  manibus  ferant  in  Signum,  qnod 
Uli  regi  militarunt,  qni  Hierosolymis  cum  palmis  honorifice  receptas  est 
IharaiHdits,  s.  Ducange;  mhd.  ein  eilender  man  der  truoc  ein  palm  in 
der  hant  Wb.  II,  461. 

Palpebra  lat,  augenlied,  im  plur.  auch  wimper,  vornehmlich  wegen 
seiner  £um  iheü  durch  den  unbestimmten  latein.  accent  veranlaßten  roma- 
msehen  vidformigieit  beachtenswerth.  Ital.  palpebra,  palp^bro,  venejs. 
palpiera,  piem.  parpeila,  sard.  pibirista,  pg.  pdlpebra,  ^.  palpebra  und 
pirpado,  pr.  palpebra,  palp^la,  pAlpet  (f.),  altfr.  palpre  lAb.psalm.  10,  6, 
neufr.  panpiere,  pic.  panpiele,  norm,  paupille,  churw,  palp^ber,  pal- 
p6der,  wai.  pleöp^.  Unter  diesen  muß  pr.  palpet  durch  einfluß  von  pal- 
pitare  entstanden  sein,  wofür  man  auf  unser  aus  wimper  abgeleitetes  vb, 
Wimpern  d.  i.  in  einer  gitternden  bewegung  sein  (Adelung)  verweisen 
darf.  Wcd.  pleopf  läßt  sich,  da  es  wenigstens  im  slavischen  nicht  vor- 
kommt, nur  als  eine  starke  entstetlung  des  lat.  Wortes  auffassen.  Seltsam 
siM  das  sard.  pibirista  aus. 

Pancia  ü.,  sp.  panza,  paneho,  pr.  pansa,  fr.  panse  wanst;  von 
pastex  panticis,  wgi.  p^ntece.  Daher  it.  paneiera,  sp.  pancera,  al^r. 
panchire,  mhd.  panzier,  nhd.  panzer,  der  theil  der  rüstung,  der  den  Unter- 
leib bedeckt. 

P an  dura,  pandöra  it.,  dltsp.  pandurria,  fr,  pandore,  entstellt  sp. 
bandnrria,  pg.  baiidurra,  sp.  auch  bandöla,  dsgl.  it.  mandöla,  fr.  man- 
dole,  mimdore  ein  saüeninstrument,  jrither ;  von  pandora,  pandurium,  gr. 
navdovQa. 

Paniere  it.,  älisp.  panero,  pr.  fr.  panier  korb;  von  panarium 
brolkofb. 

Pannocchia  it.,  sp.  panoja  büschel  an  der  hirse;  von  panucula  für 
panicola,  bei  Festus  ed.  Müller  p.  220,  wie  auch  Pott  bemerkt  in  der 
abkandl.  Plattlat.  316. 

Pantäno  it.  sp.  pg.  sumpf,  schlämm;  ndat.  pantanum  begegnet  in 
einer  Urkunde  Karls  d.  gr.  Marin,  p.  106".  MSnage  meint  vom  hypothe- 
tischen paladanum,  was  schwer  zuzugeben  ist.  Stammt  es  vom  gr.  nccvog, 
natr^fia  (koth)  mit  eingefügtem  n  wie  im  folgenden  u)orte?  Lombardisch 
hat  man  das  einfache  palta  (piem.  pauta),  abgel.  paltan  =  pantano;  es 
kömUe  aus  polta  brei,  von  puls,  abgeändert  sein,  denn  auch  poltiglia 
heißt  brei  und  schlämm,  chw.  pantan  ist  gleichbedeutend  mit  paltan. 

Pant^fola,  pantüfola  it.,  wai.  pantofl^,  sp.  pantuflo,  fr.  pantoafle 
(^f.)  eine  fußbekleidung,  hdihschuh.  Von  zweifelhafter  herkunft,  sicher 
nicht  von  der  ungeschickten  griech.  Zusammensetzung  TtavTO'tpellog  ganz- 
kork, wobei  die  Verarbeitung  des  korks  zu  pantoffelsohlen  in  anschlag  kam. 
Rn  compositum  scheint  es  allerdings.    Der  erste,  theU  desselben  ist  etwa 


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234  I.   PAPA— PAPPAGALLO. 

dcts  fr.  patte  fußsohle,  denn  es  fehlt  nicht  an  mundarÜichen  formen  cim 
n,  js.  b.  ndl.  pattuffel,  piem.  patofle  neben  pantofle;  in  der  persdviMM 
bed.  eines  menschen  mit  schleppendem  schwerfälligem  tritt  genf.  patonfle, 
henneg.  norm,  patouf,  denen  sich  fr.  pataud  vergleicht.  Der  Catalane  sagi 
plantofa,  das  an  planta  (sohle)  mahnte  er  muß  jedoch  das  1  durch  um- 
deutung  versetzt  hahen^  denn  hieraus  patofla  entstehen  eu  lassen,  wärt  der 
spräche  eu  viel  zugemuthä.  Aber  was  ist  mit  dem  zweiten  theüe  da 
Wortes  anzfdfangen?  Neupr.  sagt  man  auch  man-oufle  (f.)  für  eine  had- 
beJdeidung,  einen  muff,  latinisiert  maniflua  Gl.  de  Lille  p.  8  (Sek  17)^ 
mtdhmaßUch  aus  manupula  (s.  oben  manopola)  wie  fondefle  aus  fdndibo- 
lum:  sollte  pantonfle  diesem  werte  nachgdnldet  sein,  da  oafle  für  sieh 
nichts  bedeutet?  und  unirde  sich  auch  fr.  emmitonfler  {wohl  von  ami^ 
tus)  auf  diesem  wege  erklären  lassen?  —  [Man  sehe  auch  bei  Atdeat,  dtr 
die  endung  onfle  aus  dem  deutschen  herzuleiten  versucht.] 

Papa  fr.  vater  (in  der  Under spräche),  von  papa,  das  nicht  mpape 
oder  peve  übergieng,  weil  es  als  gemination  pi^-pd  behandelt  ward,  wdAe 
die  Under  lieben;  daher  entlehnt  das  span.  und  mdartl.  ital.  papi,  woßr 
diese  sprachen  die  einheimischen  ausdrücke  taita  und  babbo  hesÜK^ 
Basselbe  wort  ist  it.  sp.  pg.  papa,  fr.  pape  höchster  priester  der  katiuü- 
sehen  kirche.  —  Lat.  papa,  pappa  speise  oder  brei  der  kmder  ist  gemein- 
romanisch:  it.  pappa,  wcd.  pape,  sp.  pg.  papa,  altfr.  papin,  papette;  » 
aucl%  pappare  essen,  brei  essen,  das  im  sard.  papai  ganz  die  stelle  vm 
mangiare  einnimmt.  Dazu  noch  ein  subst.  it.  pappo  broty  sp.  pg.  papo 
bissen,  den  der  falke  mit  einem  male  verschluckt,  dsgl.  kröpf  der  vögd 
{auch  päpera),  wanwne  der  ochsen  (etwas  gefuttertes,  gemästetes),  ven.  wro». 
papota  {auch  papa)  dicker,  fleischiger  backen,  papon  und  papota  adj.  fett, 
fleischig,  ausgemästet,  sp.  papndo  mit  dickem  hals  oder  kröpf.  Gleicher 
herkunft,  aber  durch  dissimilation  abgewichen,  ist  wohl  auch  iL  paffnto 
s.  v.  a.  ven.  papoto,  und  selbst  wohl  sicil.  baffu,  vgl.  pic.  norm,  empaier 
vollstopfen.  Für  die  bed.  kröpf  mag  auch  noch  lat.  papnla  (blatter,  blase) 
erwogen  werden,  dem  die  span.  spräche  die  bed.  kropfartige  geschundst,  dU 
ital.  die  bed.  geschwür  DC.  s.  v.  beilegt. 

Pappagallo  it.,  cot.  papagall,  wal.  papagal,  sp.  i^^.  papagayo,  ^. 
papagai,  altfr.  papegai  und  papegaat,  engl,  popinjay,  vrlt.  papyngay 
Halliw.,  mhd.  papegän,  mittelgr.  nanayag,  ngr.  naTtayaXXog  name  emes 
vogels.  Das  roman.  gebiet  hat  psittacuß  verloren,  das  sich  im  deutseha^ 
Sittich  erhielt,  s.  Dief.  Gloss.  lat.  germ.  v.  psittacus.  Das  neue  wort  W 
das  ansehen  eines  compositums  und  wird  in  dieser  Voraussetzung  auf  ver- 
schiedene weise  gedeutet,  z.  b.  von  papa  pfaffe  und  altfr.  gai  =  nfr.  geai 
hoher,  oder  ebenso  von  papa  und  gallo  hahn,  weil  die  geistlichen  ife« 
Vögel  vornehmlich  gehalten  hätten,  s.  Frisch  II,  39'',  und  dazu  sckev^ 
auch  das  engl,  pope  zu  stimmen;  doch  darf  man  nicht  vergessen,  da^ 
papa  papst,  nicht  geistlicher  heißt,  der  sinn  also  papsthähei'  oder  pi^sh 
hahn  wäre,  ein  name,  für  welchen  in  der  sache  nicht  der  geringste  grusiß 
vorhanden  ist.    Andre  deuten  ihn  aus  pavus  galloB  pfauhdkn^  was  eücas 


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I.  PAPPALARDO-PABCO.  235 

gans  anders  aussagt.  Wer  es  femer  vom  gleichbed,  arab,  babagä  her- 
leMj  der  möge  bedenken,  daß  dieses  wort  in  der  arab.  spräche  keine 
umrsd  hat  und  erst  spät  voreukommen  scheint  (Gol.  p.  213,  Freyt.  J,  81"), 
so  wie  daß  die  Vertretung  des  arab.  b  durch  rom.  p  wenigstens  ungewöhn- 
lich ist:  umgekehrt  drückt  der  Araber  das  fremde  p  durch  b  aus,  Boqra't 
f.  i.  ist  Hippocrates.  Unglücklich  ist  Ginin's  einfall,  papaganlt  bedeute 
einen  vogd,  der  die  zweige  des  waldes  (gault)  d.  h.  die  Stangen  seines 
kä^s  benage:  es  liegt  auf  der  hand,  daß  dies  nur  den  sinn  wcUdfresser 
hoben  kömUe;  wer  denkt  aber  bei  einem  stängelchen  an  den  wald?  Es 
ist  ciso  mit  diesen  umdeutungsversuchen  nichts  entschieden.  Ein  andrer 
nam  des  vogels  ist  parrocchetto,  s.  unten. 

Pappalardo  it,,  papelard  fr.  scheinheiliger ;  nach  Genin,  Becreat. 
pVid.  I,  433,  einer  der  enthältsamkeit  heuchelt,  aber  im  geheimen  speck 
tjK  (pappe-lard).  Daß  dies  im  geheimen  geschieht,  worauf  hier  alles  an- 
hmmt,  muß  man  freilich  suppliereti.  Die  ital.  spräche  hat  noch  andre, 
den  scheinheiligen  kraßiger  zeichnende  ausdrücke^  wie  baciapile  säulenküsser, 
stropiccione  reibwisch  (der  auf  den.  knien  umherrutscht),  graffiasanti  heili- 
geniaratMer,  torcicoUo  halsverdreher  (augenverdreher  würden  wir  lieber  sagen). 

Paraggio  t^.,  pr.  paratge,  ebenso  arag.  (Ducange),  fr.  parage 
herhmft,  stand;  eigentl.  gleichheit,  ebenbürtigkeit^  von  par. 

Paragone  it.,  sp.  paragon,  parangon,  fr.  vrlt,  parangon  verglei- 
ehmg.  Das  wart  ist  von  l^anien  ausgegangen  und  dankt  seinen  Ursprung 
dm  substantivisch  angewandten  präpositionen  para  con,  z.  b.  la  criatufa 
para  con  el  criador  das  geschöpf  im  vergleich  mit  dem  Schöpfer:  c  zwischen 
voedlen  mußte  zu  g  herabsteigen.  Es  ist  also  verlorene  mühe,  es  im  grie- 
dwsthen  aufzusuchen. 

Parare  it.,  pr.  parar  hitihdlten  z.  b.  die  wange,  auch  sp.  parar  in 
parar  mienites  aninmm  adveriere;  in  andrer  bed.  ital.  abhalten  z.  b.  einen 
stoß,  so  fr.  parer  parieren,  sp.  anhalten,  stehen  machen.  Lot.  parare  ge- 
wahrt  nur  die  bed.  bereiten;  hieran  knüpfte  sich  einerseits  die  bed.  hin- 
halten, eigentl.  bereit  machen,  bereit  halten,  andrerseits  die  bed.  ab- 
halten, anhalten,  eigentl.  verwahren,  schützen,  wie  lat.  defendere.  Von 
parare  schützen  ist  it.  para- petto,  daher  fr.  parapet  brustwehr;  von 
parare  abhalten  it.  para-sole,  fr.  parasol  Sonnenschirm,  para-vento 
windschirm;  darnach  gebildet  fr.  para-pluie  (m.)  regenschirm.  Auch 
it.  riparare,  sp.  reparar,  sofern  es  abhelfen,  bewahren  heißt,  weicht  vom 
lat.  warte  ab,  sbst.  riparo,  reparo  ausweg,  schutzwehr.  Zu  merken  auch 
it.  comperare,  comprare,  sp.  pr.  comprar,  cdtfr.  comperer,  wäl.  cum- 
p^ri,  bloß  mit  der  bed.  kaufen,  lat  comparare.  Eine  neue  zss.  ist  sp.  pg. 
pr.  emparar,  amparar  (une  sp.  embrollar,  ambroUar)  in  besitz  nehmen, 
ergreifen,  fr.  s'emparer  sich  bemächtigen,  it.  imparare  lernen  (une  ap- 
prenderej;  fr.  ge  remparer  sich  verschanzen,  sbst.  rempart  (früher 
rempar  geschr.)  verschanzung,  wall.  Eine  andre  zss.  ist  it.  s parare, 
sp.  disparar  ein  gewehr  losschießen,  eigentl.  entladen,  entrüsten. 

Parco  tf^  sp.  pg.  parque,  pr.  parc,  pargne  (noch  jetzt  mit  g  pargou, 


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236  I.    PARECCHIO-PARPAGLIONE. 

pargado,  pargagi),  fr,  parc  umsmnung,  thiergarten,  daher  z.  h.  fr.  pir- 
quet,  vb.  parquer.  Es  tritt  bereits  im  frühsten  ndatein  auf:  pareas, 
parricus  L.  Rip.,  L.  Angh,  parc,  parch  L.  Bajuv,j  wo  es  aber  konnspAkr 
bedeutet;  ahd.lautet  es  ißixtx\Q]ij  pferrich,  nAd.  pferch,  a^^.  pearme Oiim, 
pearroc  Alfred.^  gad.  p&irc,  hymr,  parc,  parwg.  ScdUger  hidl  es  fir 
eine  entsteUung  aus  pale,  dies  von  palas  pfähl,  in  bessiehung  auf  die  ein- 
zäunung;  andre  leiten  es,  gestützt  'auf  eine  ital.  nebenform  barco,  vm 
deutschen  vb.  bergen,  prät.  barg,  aber  der  anhxut  ist  entschieden  (Ke 
tenuiSj  ahd,  pf ;  andre  vermuthen  celtischen  Ursprung  (Diefenb.  Goth,  •*. 
J,  265),  aber  auch  in  dieser  spräche  steht  es  da  wie  ein  fremdling.  Es 
wird  zu  bedenken  sein,  ob  es  nicht  vom  lat.  parcere  herstammen  Uime: 
stsbstantiva  mit  activem  sinne  aus  verbis  sind  häufig.  Wie  it.  redina  tm 
retinere  etwas  zurückhaltendes^  cigna  von  cingere  etwctö  umgürtendes,  «o 
konnte  parco  etwas  schonendes,  schützendes  bedeuten;  das  Substantiv  orf- 
stand  zu  einer  zeit,  wo  ce  noch  guttural  gesprochen  ward,  daher  itd. 
nicht  parcio,  vgl.  sp.  torca  von  torquere,  roman.  torcere  u.  a.  Dagegen 
ließen  sich  einwenden  die  ags.  formen  pearrne,  pearroc,  insofern  diese 
spräche  in  latein.  Wörter  keinen  äbleitungsvocal  einschiebt,  doch  hnrnU 
das  beispiel  einheimischer  formen  wie  veolc,  veoluc,  veoloc  l^cht  zu  jener 
einschiebung  verführen. 

Parecchio  it.,  parejo  sp.,  pareil  fr.  gleich,  wai.  ^st.  pereäche 
paar;  dimin.  von  par,  nüat.  pariculus:  hoc  sunt  pariculas  caasas  pareHles 
choses  L.  Sai.  u.  s.  w.  Der  ital.  plur.  parecchi  bedeutet  ^mehrere\  eigenH 
mehrere  dinge  von  gleicher  art,  mehrere  exemplare.  Zsgs.  it.  apparcc- 
chiare,  sp.  aparejar,  pr.  aparelhar,  fr.  appareiller  eigenü.  paarumst 
verbinden,  paaren  (wie  noch  franz.),  daher  zusammenfügen  {vgl.  lat.  com- 
binare),  zurüsten,  sbst.  apparecchio  ff.  zurüstung. 

Parola  it.,  sp.  palabra,  pg.  palavra,  alt  paravoa  SBos.,  pr.  (äÜL 
aUsp.  paraula,  fr.  parole  wort;  von  parabola  gleichm,  daher  sprw^ 
wort,  schon  im  frühem  nüatein.  Es  ist  ersatz  für  verbum,  das  man  am 
scheu  vor  seiner  religiösen  bedeutung  vermied  (Schlegel,  Obs.  sur  la  laiigue 
prov.  not.  33),  wenigstens  sind  it.  sp.  verbo,  altsp.  vierbo,  pr.  verbi, 
churw.  vierf  (plur.  verba  s.  Garisch  p.  214)  in  dieser  allgemeinen  bedeu- 
tung unübliche  Wörter,  nur  das  weil,  vorbe  (fem.  wie  altit.  verba  PPS.  IL 
170)  ist  gleichbed.  mit  parola.  Vb.  it.  parlare,  5p.  pr.  parlar,  pg- 
palrar,  fr.  parier,  dsgl.  pr.  paraular,  dltfr.  paroler,  noch  bürg,  pairölai 
reden,  tnlat.  parabolare:  noßtri  seniores  parabolaverunt  simul  et  eoIlßid^ 
raverunt  Cap.  Gar.  Calv. 

Parpaglione  t^.,  i>r.  parpalho,  lomb.  auch  parpaj,  parpaja  sc&meMer- 
ling;  entstellt  aus  papilio,  welchem  cot.  papallö  zunächst  steht.  Daher  ä. 
sparpagliare,  pr.  esparpalhar,  altfr.  esparpeiller  LRs.  336,  nfr.  ^par- 
piller,  sp.  desparpajar  umherstreuen  (auseinander  flattern  machen);  der- 
selbe begriff  wird  neupr.  ganz  entsprechevhd  durch  es&rfalhi  (von  forfidU 
=  parpalho)  ausgedrückt.  Andre  namen  dieses  insectes  sind  it.  farfeU»? 
sard.  faghe£ariiia,  parabatola,  calagasu,  sp.  mariposa,  alevilla  (im  Di(X. 


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L   PARROCCHETTO-PASQUINO.  237 

casi.  eakU.  Reus  1836),  bresc,  barbel,  pg.  borboleta,  churw.  bnlla,  lothr, 
boaU6  u.  s.  w. 

Parrocchetto  i^.,  periquito  5p.,  perroquet  fr.  papagei.  Es  soll 
pfäffehen  bedeuten,  von  parocbns,  weil  die  geistlichen  herren  diesen  vogel 
euersi  gekeilten  hätten^  s.  pappagallo.  Erwägt  man  das  einfachere  Span. 
perico,  wdches  Peterchen  und  papagei  bedeutet  und  nicht  aus  parochus  ab- 
ßdaien  ist,  so  hat  man  eins  der  mehrfachen  beispiele  von  anwendung  mensch- 
licher namen  auf  ihiere  vor  sich;  mehrere  andre  gibt  Minage  v.  perroquet. 
Parröchia  it.,.sp.  pr.  parroquia,  fr.  paroisse  kirch^iel;  ndat  pa- 
rochia,  verderbt  aus  gr.  nagoiiua  (daher  paroecTa  bei  Augustinus,  worauf 
sid^  die  frans,  form  besieht),  buchstäbl.  fremdlingsleiben,  im  kirchlichen 
sinne  nackbarschaft,  rmt  hinsieht  auf  nagoixog  nachbar,  entweder  weil 
die  glieder  derselben  pfarre  sich  als  nacM>afn  betrachteten  (vgl.  pr.  paroc 
pfarründj  ital.  aber  p&rroco,  wäl.  paröh  pfairrer),  oder  weil  die  ältesten 
Christen  ihre  religiösen  Zusammenkünfte  {hydrjatai)  in  der  nackbarschaft 
großer  städte  hielten.    Davon  handelt  Ducange  s.  v.  parochia. 

Partigiana  it.,  altval.  partesana  JFebr.  28,  fr.  pertaisane  eine 
der  helleibarde  ähnliche  waffe.  Ist  die  frans,  form  die  ächte,  so  floß  das 
wort  aus  pertois,  allein  was  soll  dies  heißen?  Rabelais  schrieb  partui- 
sane  und  in  der  that  verräth  die  gangbar  gewordene  form  pertaisane 
eine  auf  pertuiser  gestütste  Umbildung  desselben,  indem  man  cm  eine 
durMokrende  waffe  dachte.  Auch  das  deutsche  bartä  (partä)  ist  aus  dem 
^pide  SU  lassen,  das  sufßx  würde  sich  nickt  rechtfertigen  können.  Vtel- 
leicht  läfit  sieh  auf  andre  weise  helfen.  Mit  dem  masc.  partisan  beseich- 
nete  man  einen  partheigänger,  den  fulirer  eines  haufens  leichter  truppen 
(Trev.):  sollte  die  solchen  truppen  sukommende  waffe  nicht  ihren  namen 
daher  empfangen  haben?  Beispiele  dieser  art  sind:  it.  gialda  spieß  vom 
pr.  gdda  fußvolk,  oder  it.  mugavero  Wurfspeer,  eigentl.  leichter  reüer, 
oder  sp.  gineta  spieß,  von  ginete  reiter,  oder  auch  it.  rubalda  pickelhaube, 
woU  von  nibaldo. 

Partire  it.,  sp.  pr.  fr.  partir  in  der  bed.  abreisen,  theils  mit,  theils 
ohne  reflexivpronomen,  ursprünglich  aber  gewiß  nur  mit  demselben  ge- 
braucht (altfr.  se  partir  Ordli  175);  von  se  partiri  sich  theüen,  sich 
trennen,  weggehen,  vgl.  unser  scheiden  für  trennen  und  sich  trennen. 

Pasqna  ü.,  sp.  pr.  pascua,  fr.  p&que  Osterfest,  lat.  pascha,  be- 
iamälich  aus  dem  hebr.  pesach  Übergang  d.  i.  aussug  der  Juden  aus 
Ägypten.  Die  einschi^ung  des  u,  auf  die  auch  die  frans,  form  weist 
(pasea  hätte  p&che  ergeben),  ist  alt  (pascua  Ol.  Keronis  201'  u.  s.  w.) 
und  erklärt  sich  genügend  aus  einmischung  von  pascua  weide  d.  h.  ende 
der  fasten.  Doch  sagt  der  Provetisale  auch  pasca,  pascha,  der  Sarde 
pasea,  der  Baske  pazco.  Eine  abl.  ist  pr.  altfr.  pascor,  aUit.  pascore 
TmeA.  I,  24  osterseit,  frühling ;  ob  nach  dem  geniUv  plur.  von  pascha 
(paseharum)  gdnldet,  wie  man  neuerlich  angenommen  hcU,  dies  su  erwägen 
Ueibe  der  grammaük  überlassen. 

Pasquino  it.  name  einer  statue  in  Rom,  an   welche  man  spott- 


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238  L  PASSAMANO-PATTA. 

Schriften  eu  heften  pflegte,  daher  it.  pasquinata  ff.  Spottschrift^  witeiger 
einfaU;  sp.  pasquino,  t^.  pasquillo  (aus  pasquinolo?  vgl.  cuUa  aus  cunula 
u.  a.)  dass.y  fr.  pasqnin  lustigmacher. 

Passamano  it.,  sp.  pasamano,  fr.  passement  horte  oder  hesats  an 
Jdeidem  und  möbeln,  posament.  Span,  pasamano  heißt  treppengeländer, 
porque  pasamos  por  61  la  mano,  den  ausdruck  für  die  einfassung  der 
treppe  übertrug  man  auf  die  der  Ueider;  so  deutet  Covarruvias.  Diese 
Übertragung  wäre  möglich:  ward  doch  auch  eine  andre  art  der  Verzierung 
oder  einfassung  von  kleidem  und  anderem  geräthe,,  triforium  (s.  trifoire 
//.  c),  aus  der  architectur  genommen.  Passement  vom  verbum  passer, 
weil  die  schnüre  durchgezogen  werden,  erklärt  Frisch.  Schwed.  pasman, 
ungr.  päszma,  paszom&n,  poln.  pasaman  u.  a.  stellt  Diefenbach  zusam- 
men, Goth.  wb.  I,  344. 

Passar e  it.^  sp.  pasar,  pg.  pr.  passar,  fr.  passer,  wal.  p^sä  durch- 
schreiten. Es  erklärt  sich,  da  es  von  hause  aus  transitiv  ist,  besser  viel- 
leicht als  ein  frequentativ  von  pandere;  partic.  passus,  in  der  bed.  öffnen 
(ebenso  it.  spassare  von  expandere),  denn  als  ableitung  von  passus  schritt 
(schritte  machen):  pandere  moenia,  pandere  rupem  die  mauer,  den  f eisen 
sprengen,  durcM>ohren,  liegt  dem  durchdringen,  durchschreiten  ganz  nahe, 
ja  die  bed.  durchbohren  steht  dem  roman.  werte  noch  immer  zu.  Dagegen 
ist  it.  passeggiare,  sp.  pasear  wandeln  entschieden  von  passus. 

Pasta  it.  sp.  pg.  pr.^  p&te  fr.  teig  von  mehl  u:  dgl.  Von  pistns 
(gestampft,  geknetet)  leidet  der  buchstdbe  nickt;  richtiger  darum  von  pas- 
tas  nahrung,  wobei  einfluß  von  pastillus  mehücüglein  in  anscUag  zu  brin- 
gen ist;  die  span.  form  plasta  scheint  sich  dagegen  an  plasma  zu  lehnen. 
Von  pastillus  t^^  i^.  pastello,  sp.  fr.  pastel  aus  farbenteig  geformter 
und  getrockneter  stift  zum  malen,  fr.  pastille  rauchkerzcften.  Zsgs.  fr. 
äppät  lockspeise,  pl.  appas  reize. 

Pastoja  it.  spannkette  der  pfcrde  auf  der  weide,  ndat.  pastorium: 
si  quis  pastorium  (al.  pastoriam)  de  caballo  alieno  tulerit  L.  Long.;  von 
pastoriuSi  buchstäblich  weidekette,  altfr.  schlechtweg  pasture.  Daher  it. 
pasturale,  fr.  päturon  unterer  theil  des pferdefußes,  wo  die  spannkette 
angelegt  wird,  der  darum  auch  im  deutschen  fessel  heißt;  vb.  it.  impas- 
tojare,  fr.  empetrer  ßr  empeturer  {norm,  empaturer)  die  fessel  anlegen, 
it.  spastojare,  fr.  d6petrer  dieselbe  abnehmen. 

Patta  cremen,  latz,  klappe  an  kleidem,  neupr.  pata  läppen,  comask. 
fuß,  sp.  cat.  pata,  fr.  patte  talze,  pfote,  sp.  pätear  traben;  sp.  pato, 
pata,  alban.  pat?  gans;  wohl  auch  fr.  pataud  küchenhufid  (mit  breiten 
tatzen);  sp.  patan  bauemlümmel ;  bürg,  pata-pouf,  in  Rheims  pata-boeuf 
tölpel;  dsgl.  it.  pattino,  fr.  patin  Schlittschuh.  Ohne  grade  vom  gr. 
TioTog  (tritt),  Ttaveiv  (treten)  herzurühren,  trifft  das  roman.  wort  als 
naturausdruck  wie  unser  patschen  damit  zusammen,  indem  es  etwas  plattes, 
platt  auftretendes  ausdrückt.  —  [Dagegen  ist  Stier  geneigt,  pata  gans  für 
semitisch  zu  halten,  da  gans  und  ente  arabisch-türkisch  bat  heiße,  s.  Zeit- 
schrift für  vergl.  sprachf.  XI.] 


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L  PATTUGLIA— PEDANTE.  239 

Pattaglia  i^.,  sp.  patrulla,  fr.  patrouille,  früher  patouille,  streif- 
wache;  vb.  sp.  patrullar,  patallar,  fr.  patroniller  streifen.  Letzteres 
heilet  auch  tnü  händen  oder  füßefi  in  einer  pfütee  rühren,  patrouille  rühr- 
heue  (bei  Nicot).  R  ist,  wie  öfters  nach  t,  eingeschoben  und  so  fließt  pa- 
toniller  aus  patte  und  bedeutet  eigentl.  patschein,  hin  und  hertreten  be- 
sonders im  schmutz:  gleicher  bedeutung  ist  henneg.  patoquer,  patronquer, 
patriqner^  patouger,  champ.  patoiller^  platrouiller. 

Pansare  it.,  sp.  pg.  pr.  pansar,  fr.  pauser  ruhen,  inne  holten;  vom 
nachclassischen  pansare.  Daneben  mit  der  bed.  ruhen,  fußen  und  transit. 
ruhen  machen,  niedersetzen  it.  posare,  sp.  posar  (sbst.  posada  wohnung, 
herberge),  pg»  pousar,  fr.  poser,  prov.  aber  nur  pansar.  Bereits  die  L.  Älam, 
tu.  54  sagt  et  pausant  arma  sna  josum.  Zsgs.  ist  ü.  riposare,  sp. 
reposar,  pg.  repoosar^  pr.  repausar,  fr.  reposer  ausruhen,  ausruhen  lassen. 
Aber  fr.  d^poser,  disposer,  exposer,  imposer,  proposer,  snpposer  sind 
aus  deponere,  disponere,  exponere,  imponere,  proponere,  supponere  mit 
ahbüdung  an  das  begrijfsverwandte  pansare,  da  auch  der  Provenzale 
depansar,  dispansar,  expansar,  empansar,  perpansar,  snpansar  spricht, 
denn  die  l(xt.  Wörter  konnten  nur  diejenigen  sprachen  brauchen,  die  auch 
das  einfache  ponere  nicht  von  sich  geunesen  hatten:  it.  diporre,  sp.  de- 
poner  ff.,  das  einfache  ponere  aber  kennt  die  franz.  und  prov.  spräche 
nur  noch  in  einer  ganz  eingeschränkten  bedeutung,  s.  pondre  U.  c. 

Pavese  und  palvese  it.,  sp.  paves,  fr.  pavois  großer  schüd;  nach 
Ferrari's  vermuthung  von  Pavia  benannt,  wo  sie  ettva  verfertigt  wurden, 
wie  man  die  dolche,  pistolesi,  nach  Pistoja  benannt  habe.  Belege  dafür 
bei  Muratori,  Ant.  üal.  II,  616.  Die  Wdlachen  haben  payeze  (f.),  die 
Ungarn  pais,  die  Böhmen  paweza. 

Pecca  $<.,  l>r.  peoa,  pec  fehl,  mangel,  sp.  peca,  pg.  peco  fleck;  von 
peccare. 

Pedaggio  it.,  sp.  peage,  fr.  p^age  zoll;  von  pes  pedis.  Pedagia 
dicnntnr  qnae  dantnr  a  transenntibns  Brevüoquus. 

Pedant e  it.  sp.  pg.,  pödant  fr.,  ein  auch  ins  deutsche  aufgenom- 
menes wort.  Darüber  sagt  Varchi  (Ercol.  p.  60,  ed.  di  1570):  qnando 
io  era  piccino,  qnegli  che  ayevano  cura  de'  fancingli,  insegnando  loro 
.  .  e  menandogli  fnora,  non  si  chiamayano,  come  oggi,  pedanti  nh  con 
yoce  greca  pedagogi,  ma  con  pin  orreyole  yocabolo  ripititori.  Pedante 
war  also  früher  (und  ist  noch  im  piemont.  nach  ZdUi)  ein  erzieher  oder 
hofmeister:  das  der  griechischen  spräche  mächtigere  Italien  romanisierte 
naideveiv  in  paedare  und  zog  daraus  das  partidp  pedante,  man  vergleiche 
frescante  frescomaler,  dem  gleichfalls  kein  vorhandenes  verbum  frescare 
zu  gründe  liegt.  T^e  aber  das  wort  zu  seiner  heutigen  bedeutung  ge- 
langte, ist  leicht  einzusehen.  —  [Mahn  p.  104  hält  vorstehende  erklärung 
von  pedante  für  bedenklich,  da  herkunft  romanischer  aus  griechischen 
verbis  selten  sei:  er  zieht  das  von  Pacuvius  gebrauchte  paedagogans  als 
etymon  vor.  Wenn  er  andrerseits  die  einführung  wissenschaftlicher  Wörter 
aus  dem  griechischen   als  etwas  gewöhnliches  einräumt,  so  könnte  man 


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240  L   PEDONE -PELTRO. 

fragen^  ob  unser  die  schule  betreffendes  vermuMieh  unter  den  gdehrien 
aufgekommenes  wort  einem  unssenschaftlichen  nicht  nahe  verwandt  war? 
Ein  stärkeres  bedenken  aber  gegen  diese  deutung  liegt  im  buchstaben: 
würde  sich  das  der  UcU.  spräche  aufgedrängte  pedagogante  mit  der  geU 
nickt  lieber  in  pegante  verküret  haben  als  in  pedante?] 

Pedone  i^.,  sp,  peon,  pr.  peon,  pezon,  /r.  pion  fußgänger;  gleich- 
sam pedo  pedonis  von  pes.  Daher  pr.  pezonier,  altfr.  peonier  mit 
gl  bed.f  nfr.  pionnier  schanzgraber.  Specidl  frone,  ist  pi^ton,  welches 
lat.  pedito  peditonis  (von  pedes  peditis,  miat.  vb.  peditare)  voraussetzt. 

Pegar  ^.  pg.  pr.  leimen,  heften,  empegarjpu;ften,  apegar  anldeben, 
anheften;  von  pTcare  mit  richtiger  darstettung  des  T  durch  e.  Die  franz. 
spräche  formte  poisser,  empoisser  gradezu  aus  pix  picis.  Die  itdl.  hat 
viererlei  formen:  impeciare  =  fr.  empoisser,  empeser  (sbst.  empois), 
impegolare,  sard.  impigare  ^  pr.  empegar,  sodann  appicciare, 
impicciare  und  selbst  appiccare  ankleben,  anheften,  impiceare  auf- 
hängen, spiccare  losmachen.  Daß  letztere  nicht  mit  piccare  (stechen)  zu- 
sammengesetzt sind,  zeigen  die  bedeutungen:  appiccare  z.  b.  würzet  fassen 
=  sp,  pegar;  das  unregelmäßige  picc  für  pec  (lat.  pTc)  könnte  etwa  im 
deutschen  pichen  seine  erMärung  finden.  Sp.  empegnntar  zsgs.  mit 
nntar  salben. 

P61ago  it.,  sp.  pielago,  pg.  ^ego, pr.  peleg  (pel^agre  bei  A.  Daniel) 
meer,  vb.  cot.  empelegar  sich  aufs  meer  begeben  Chr.  d^Escl.  p.  713^;  von 
pelagas.  Aber  die  roman.  hauptbedeutung  ist  abgrund,  grundloses  wasser 
(sp.  auch  teich,  fischteich  Cal.  i  D.  p.  24^.  26'',  großer  see  das.  74^,  pg. 
pelago  brunnen,  teich  SBos.)  und  diese  bedeutung  zeigt  es  auch  im  nUatein, 
worin  es  eben  so  üblich  ist. 

Pelare  it.,  sp.  pg.  pr.  pelar,  fr.  peler  haare  oder  federn  ausrupfen, 
schalen;  von  pTlare  der  haare  berauben,  nicht  von  pellis. 

Pellegrino  it.,  pr.  pelegrin,  pelerin,  fr.  pÄlerin  wanderer,  waller; 
von  peregrinus,  sp.  peregrino.  Aus  der  roman.  form  mit  l  ist  unser  pil- 
grim,  pilger. 

Pelliccia  ü.,  pg.  pellissa,  fr.  pelisse,  ahd.  pelliz,  nhd.  pelz;  vom 
adj.  pelliceus,  pellicea.  Zsgs.  fr.  surplis  für  surpelis  chorhemd,  pr. 
sobrepelitz. 

Peltro  it.  feines  mit  quecksüber  raffiniertes  zinn,  sp.  pg.  peltre 
mischung  von  zinn  und  blei,  altfr.  peautre  Roquef.,  ndl.  peanter  KU., 
engl,  pewter.  Die  Italiener  meinen  ihr  wort  aus  England  empfangen  zu 
haben,  aber  nach  den  sprachgesäzen  ist  grade  das  umgekehrte  zu  ver- 
muthen.  Erst  aus  pewter  scheint  das  gad.  feödar  geschaffen  wie  fädar 
aus  powder,  fr.  pondre.  Der  Hol.  oder  span.  form  also  wäre  nachzu- 
spüren. Sollte  es  etwa  herrühren  aus  dem  prov.  em-peltar  pfropfen, 
impfen,  und  eine  mischung  oder  Veredlung  des  metoUs  (des  zinnes  durch 
quecksüber,  des  bleies  durch  zinn)  bedeuten?  Auch  noch  eine  form  mit 
vortretendem  s  ist  zu  erwähnen:  engl,  spelter,  nd.  spialter,  hochd.  spiau- 
ter,  altfr.  espeautre  (KU.  397',  unbdegt). 


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I.   PENNA-PERLA.  241 

Penna  it.  berggipfd,  sp.  pefia,  pg.  penha  fds,  Tdippe,  das  span. 
wort  schon  in  den  ältesten  Urkunden,  a.  b.  Yep.  III,  17  (v.  j.  7S0);  de 
Pozos  usque  ad  summam  pennam  Esp.  sagr.  XXVI,  442  (v,  j.  804), 
Von  pinna  /rinne  der  mauer,  pr.  pena,  fr.  pignon,  it.  pignone  dass.; 
fr,  pinacle  von  pinnaculam.  Das  ceU,  pen  köpf,  gipfel  wäre  sicher 
masculin  geblieben. 

Pennone  it.,  sp.  pendon,  pr.  peno,  fr,  pennon  fahne,  pani^; 
aÜsp.  Wimpel  an  der  lange:  trecientas  lan^as  son,  todas  tienen  pendones 
PC.  723  ed.  Janer.  Lot,  pannas  ist  atis  dem  spiel  eu  lassen,  da  zum 
umlaute  des  a  kein  grund  vorlag.  Kommt  es  von  pendere,  so  daß  es 
etwas  herahhangendes  bezeichnet  wie  das  it.  pendone?  Oder  von  penna, 
indem  der  streifen  aeug  mit  einer  wallenden  feder  verglichen  ward? 
Gframmaüsch  spricht  für  Idgteres,  daß  die  fram.  spräche  d  nach  n  nur 
selten,  die  ücA.  kaum  irgend  einmal  tilgt,  die  span.  aber  der  einschiebung 
des  d  geneigt  ist  und  sie  namentlich  in  p^ndola  schreibfeder,  lat,  pennola, 
dU^.  peiiola  Üonq.  ÜUram.,  anwendet;  auch  bedeutet  it.  pennoncello  so-  ' 
wohl  Wimpel  wie  federbusch.  In  diesem  falle  muß  man  in  der  altspan.  , 
die  grundbedeutung  anerkennen. 

Perdice  und  pernice  it.,  sp.  pg.  pr.  perdiz,  fr.  perdrix  rebhuhn; 
von  perdix.  Neben  dem  mit  r  verstärkten  perdrix,  welches  sich  auch  in 
niederl.  glossaren  des  14,  jh.  zeigt  (Dief.  Gloss.  lat,  germ.  426"),  bestehn 
im  altfrane.  noch  die  formen  pietris  und  perdis,  daher  perdigal  d.  i, 
perdrean  Boq. 

Perla  it.  sp.  pr.,  pg.  perola  {selten  perla),  fr,  perle,  citfr.  auch 
pelle  (wie  parier  neben  paller),  ein  weitverbreitetes  an  die  stelle  von  unio 
getretenes  wort,  ahd.  pärula  (unio  dicitur  thiutisce  perula  Gloss.  Diu- 
tiska  II,  190),  p^rala,  p^rla,  b^rala,  b^'rla,  ags.  pearl,  nord,  perla,  nüat. 
bei  Iso  magister  (9.  jh.)  masc.  perulus,  bei  Wolfardus  presb.  (9.  jh,) 
penda  ^albugo\  später  perla.  Statt  dessen  wal,  m^g^ritär.  Der  deu- 
tungen  sind  auch  hier  fnehrere.  Es  könnte  sein  =^  pimla,  dimin,  von 
pimm  oder  eigentlich  von  dem  roman.  fem,  pera,  also  bimchen,  von  der 
gestalt  so  genannt.  Daß  die  spräche  nicht  verschmähte,  die  perle  ein 
bimchen  au  nennen,  beweist  das  sp.  perilla,  das  für  bimchen  und  für 
eine  ort  perlen  gebraucht  wird,  und  so  nennt  der  Franaose  eine  längliche 
perle  perle  en  poire.  Daß  aber  der  name  von  der  speciellen  sorte  auf  die 
gattung  erstreckt  werden  konnte,  ist  wohl  kaum  fraglich.  Vermöge  einer 
äknluÄen  anschauung  nennt  der  Laieiner  dieses  naturproduct  bacca.  Dem 
etymon  pimla  schließt  sich  das  pg,  perola  genau  an.  Perula  kenfien 
schon  die  Glossae  Isid,,  aber  in  der  bed,  extremitas  nasi,  bei  Bhdbanus 
nasi  extremitas  pimla  vocatur  a  forma  pomi  pyri.  Dieß  schließt  aber 
^bimchen  nicht  absolut  aus,  denn  die  glossatoren  geben  oft  nur  eine  be- 
deulung  an,  die  ihnen  die  merkensweriheste  schien:  warum  soll  pirula 
nicht  des  ihm  gdnihrenden  diminutivsinnes  iheilhaftig  geblieben  sein?  Man 
deutet  unser  wort  femer  aus  pillula  kügelchen,  durch  dissimilation  pirola, 
perola,  perla,  erstere  form  in  der  trient,  venee,  und  veron.  mundart.    Es 

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242  I.   PERNO— PERTÜGIARE. 

ist  kaum  glaublich,  daß  man  ein  wart,  das  die  hedeutung  eines  »Bn»- 
mittels  hattCj  an  die  stelle  von  unio  setzte.  Nach  einer  andern  angkÜ 
entstand  perla  durch  eine  geringe  abänderung  aus  perna  musehd,  bM- 
ter  der  perle  ($.,  Ducange  v.  pemae)  und  unrJdich  hesiM  die  fieap.  vd 
sicü.  mundart  die  form  perna  fiir  perla,  auch  bedeutet  it.  penooeku 
Pff-lenmutter  (Veneroni),  Diese  etymologic  hat  den  fehler^  daß  sieh  weier 
aus  dem  einfachen  perna  noch  dem  abgd.  pernula  das  pg.  pemla  oier 
ahd.  perala  gewinnen  läßt.  Auch  sphaemla  bällchen,  kügdchen  ist  m 
betracht  geeogen  worden;  aber  hier  macht  der  cmlaut  Schwierigkeit.  Der 
Italiener  konnte  wohl  sperola  dafür  sprechen,  aber  perola  sckwerlid:  wo 
bei  ihm  ein  solcher  wegfoll  des  anlautenden  sibüanten  toirkUch  mmi 
vorkommt,  besteht  wenigstens  das  unverkürete  wort  daneben.  Endlieh  m- 
muthet  Grimm,  Myfh.  p.  1169,  im  altd.  berala  cet.  eine  entstdUmg  m 
beryllus,  ßrjQviXog  (gen.  comm.),  woher  auch  das  deutsche  brille  usd  ies 
rom.  brillare  geleitet  werden:  perla  ruhte  alsdann  in  betracht  mm 
accentes  auf  dem  griech.  worte  und  dagegen  wäre  nichts  zu  erimwm,  h- 
•  dessen  setzt  diese  deutung  voraus,  daß  der  Romane  sein  wort  aus  im 
deutschen  entlehnt  habe,  denn  die  Steigerung  des  lat.  ahlautes  h  iuifiii 
gegen  das  roman.  lautgesetz  und  namentlich  in  gemeinrom.  wertem  dhnt 
beispiei;  diese  Wanderung  des  wertes  aber  hat  wenig  innere  wahrsekm- 
licfiJceit.  Statt  auf  beryllus,  dessen  begriff  doch  nicht  ganz  zusagt^  he- 
ziehen  andre  es  unmittelbar  auf  das  damit  identische  sifrische  berül,  de$ 
•  außer  beryll,  kry stall,  koralle  auch  perle  bedeuten  soll;  diese  bedeutw^ 
gibt  zwar  Castellus  an,  es  fehlt  aber  jede  autorität  oder  nachweisung  dafif- 

Perno  it.  sp.  pg.  haspe,  zapfen,  stp.  pernio  eisernes  band  anihikm 
und  fenstem;  nach  M6nage  von  perna,  vgl.  gr,  negortj  dorn  der  epany. 
agraffe. 

Perö  U.,  so  auch  pr.  (Bth.  137  perö  acceniuiert),  sp.  dUpg.  pfe 
(im  Poem.  d.  Oid  noch  nicht  gebraucht),  altfr.  poro  EuUü,,  auch  poroee, 
iheils  conclusive  theils  adversative  partikel  von  per  hoc  tmd  pro  hoc. 
ersteres  bei  Apulejus  und  spätem  für  propterea  öfters  vorkommend.  Zsf^ 
^.  empöre,  pr.  empero;  it.  perocche,  miUxt.  per  hooqne  Form.Qrverk 
WaUer  lU,  489,  zeile  12. 

P^rsica  zsgz.  pesca  it.,  sp.  persigo,  prisco,  mü  arab.  artikdit 
persico  und  alberchigo  {arab.  al-bersk),  pg.  pecego  und  alperdie,  F- 
presega,  fr.  p^che  (f.),  wal.  pearsece  pfirsich;  it.  persico,  pesoo  (sp.  me- 
locoton),  pg.  pecegueiro,  pr.  pessegnier,  fr.  pßcher,  wal.  pearseo  pfirtidt- 
bäum;  von  persicum  persischer  apfel,  persicus  persischer  bäum. 
^.  Per 8  0  it.,  pr.  altfr.  pers  dunkelfarb,  nicht  bläulich,  wie  Bagncmri 
meint,  s.  P.  Meyers  gloss.  zu  Flam.,  nach  Dante  (im  Conv.)  zwisd» 
purpur  und  schwarz,  doch  so  daß  das  schwarze  vorwiegt;  ndat.  pems, 
perseus  'ad  persei  mali  colorem  accedens  Ducange.  Eins  der  Site^ 
Zeugnisse  in  den  ScUettst.  glossen  39,  167   persnm  *fceÄI»'  (waidfafi^h 

Pertugiare  it.,  pr.  pertnsar  (persar  ORoss.),  (dt-^  und  neufr.  p»* 
cer  (daher  sie.  pirciari)  aus  pertuisier,  durchbohren;  sbst.  iL  pcrtogi«» 


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I.   PESO-PEZZA.  243 

fr.  pertuis   loch;  von  pertundere  pertnsus,  gleichsam  pertuBiare,   pertu- 
sium,  eine  mit  i  gewirkte  ableitung. 

Peso  it.  sp.  pg.,  pr.  pens,  pes,  altfr.  pois,  nfr.  poidß  (mit  pondus 
verwechselt)  getoicht;  von  pensum  geu^htige  sacke,  Vb.  it.  pesare,  sp. 
pg.pr.  pesar^  fr.  peser  wägen,  wiegen,  sp.  apesgar  beschweren,  drücken; 
dsgl.  it.  pensare,  sp.  pg.  pensar,  pr.  pensar,  pessar,  fr.  penser  erwägen, 
denken;  von  pensare.  Graphisch  verschieden,  aber  gleichwohl  identisch  mit 
letzterem  ist  fr.  pause r  ^=  pr.  sp.  pensar  warten,  pflßgen,  eigenü.  be- 
denken, besorgen,  befriedigen,  vgl.  lai.  sitim  pensare  den  durst  stillen. 

Pestare  it.,  sp.  pistar,  pr.  pestar,  dsgl.  sp.  pisar^  pg.  pr.  pizar, 
fr.  piser,  wäl.  pisä  stampfen.  Die  formen  mit  st  sind  entschieden  vom 
spätlat.  pistare,  dies  von  pistus  (it.  pesto)  fi»r  pinsitas;  die  mit  s  lassen 
sich  etymologisch  richtig  auch  auf  das  von  Varro  gebratichte  pisare  be- 
jnehen.  DcAer  das  sbst.  »^.  pesta,  sp.  pista,  fr.  piste  fußtapfe,  spur, 
bahn,  und  hievon  vermuthlich  it.  pistagna,  sp.  pestaüa,  pg.  pestana  Vor- 
stoß am  kleide,  passe-poü,  eigentl.  spur  oder  streif  von  tuch.  Da  dieser 
Vorstoß  oft  mit  fransen  besetzt  war,  so  bedeutet  das  wort  auch  die  frcmsen  , 
am  rande  des  Meides  und  im  span.  und  port.  durch  eine  leichte  und  schick- 
liche Übertragung  die  augenwimpem;  ähnlich  nennt  Cicero  das  äußerste 
der  locken  .ümbrieL. 

Petardo  t^.  sp., /r.  petard  thorbrecher;  scherzhafter  Soldatenausdruck, 
von  peto,  pet,  lat.  peditum.    Daher  auch  fr.  p Stiller  krachen. 

Petecchie  i^.,  sp.  peteqnias  (SeckendorfJ,  fr.  p^töchies  (alle  im 
plur.  üblich)  rothe  flecken  auf  der  haut  in  bösen  fiebern ;  ein  von  den 
ärzten  unmittdbar  aus  dem  plurcd  des  gr.  Ttaianiov  (lederstückchen  mit 
salbe  zum  auflegen  auf  die  haut)  mit  übergehung  des  lat.  pittacium,  ge- 
forfntes  wort,  woher  auch  unser  petesche,  Weigand  II,  360. 

PetroselUno,  petros^molo,  prezz^molo  cet.  it.,  sp.  perexil,  fr. 
neupr.  persil  petersilie;  von  petroselinum  (nezQoaikivov).  Pg.  aipo 
(apium),  C(xt.  juliyert 

P6ttine  it.,  sp.  peine,  pg.  pente,  pr.  penche,  fr.  peigne  kämm; 
von  pecten,  in  einigen  sprachen  mit  eingeschobenem  n.  Vb.  pettinare  ff. 
Eine  abl.  ist  pr.  penchenilh,  /r.  p^nil  (für  peignil)  äußerster  theü  des 
Unterleibes,  in  beziehung  auf  die  bed.  crines  circa  pudenda,  in  welcher 
Juvenai  pecten  gebraucht,  it.  pettignone,  gr.  xxaig,  s.  Menage;  dasselbe 
bedeutet  die  span.  zss.  empeine. 

Pezza,  pezzo  it.,  sp.  pieza,  pg.  pe^a,  pr.  peza,  pessa,  fr.  pi^ce, 
aib.  pjese.  Die  aUgefneinste  bedeutung  ist  fetzen,  läppen,  stück  zeug,  da- 
her auch  stück  land,  sogar  stück  zeit,  kurzer  Zeitraum.  Seit  etwa  dem 
8.  jh.  kennt  man  es  in  den  latinisierten  formen  petium,  petia  mit  der 
bed.  stück  land:  nno  petio  de  terra  illa  Mur.  Änt.  ital.  III,  569  (v.  j. 
757);  et  alia  petia  p.  1006  (v.  j.  730).  Es  könnte  identisch  sein  mit 
sp.  pedazo,  wäre  die  zusammenziehung  nicht  zu  ungewöhnlich.  Ausser- 
dem sind  zwei  deutungen  zu  beachten.  Vom  kymr.  peth  stücJc  (bret.  p^, 
gael.  peos)^  oiber  der  ceU.  aspirata  th  entspricht  niemals  rom.  z,  oder  soll 


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244  L   PIAGGIA-PIASTRA. 

man  aus  peth  erst  durch  ableüung  pethia,  petia  g€U>onnen  haben?  Sodann 
vom  gr.  ni^a  fuß,  säum,  rand,  formell  genügender  und  auch  dadurch  em- 
pfohlen, daß  das  rom.  oder  ndat.  wort  ssuerst  in  Italien  auftaucht  und  da- 
sdbst  hei  weitem  die  meisten  ableitungen  getrieben  hat.  Das  it.  pezzolo 
füßchen  (bei  Ferrari)  neben  pezzuolo  fetzen  konnte  noch  dazu  angeführt 
werden,  träfe  es  nicht  mit  lat.  petiolus  fftisammen,  s.  picciuolo  IL  a. 

Pi^ggia  und  spiaggia  it.,  sp.  pr.  playa,  pg.  praia,  cat.  platja,  fr. 
plage  gestade,  flacher  Strand  des  meeres,  ital,  auch  sanfter  bergtAhang. 
Lat.  pläga  ward  auf  die  gegend  am  meere  eingeschränkt  und  empfieng 
ein  adjectivsufßx  (ea,  ia)  wie  manche  andre  substantiva,  s.  Rom.  gramm. 
IL,  302;  das  reine  primitiv  würde  sich  mit  pläga  (schlag)  vermengt  haben. 
Dieses  neue  wort  plagia  bemerkt  man  schon  im  frühen  miatein,  e.  b. 
Gregor  d.  gr.  monachos  monasterii  Gazensis^  quod  est  in  plagia;  ein 
anderes  altes  aber  vielleicht  nicht  achtes  Zeugnis  ist:  statio  est,  quam 
plagiam  dicnnt  Serv.  ad  Äen.  2,  23.  Lm  cdtfranz.  findet  sich  noch  plaie 
vollkommen  =  lat.  plaga  und  in  derselben  bedeutung:  k  la  plaie  de 
roccident  ad  ocddentalem  plagam  Bibl.  Roq.  LL,  360. 

Pianca  piem.  steg,  pr,  planca,  plancha,  fr.  planche  brett,  daher 
sp.  plancha  blech,  pg.  prancha  diele;  von  pianca  bei  Festus  und  Patta- 
dius.  —  Ltal.  sp.  pg.  palanca,  masc.  Irient.  palanc,  wal.  p^lanc  pfahi, 
von  palanga,  pic.  mit  bewahrter  media  palangne,  auch  wal.  als  zweite 
form  pelang  (m.). 

Piare  it.,  sp.  piar,  daher  fr.  piailler  piepen  wie  die  vögd,  natt/u^- 
ausdrtick. 

•Piastra  ü.  metaUplatte,  dsgl.  eine  itcd.  span.  und  türkische  sUber- 
münze,  altfr.  plaistre  g&plätteter  boden,  estrich  (ttacJi  Carpentier  empia- 
cemenf),  nfr.  pl&tre  (m.)  gips;  ahgel.  it.  piastrone,  pg.  piastrao  (aus 
dem  ital.)  platte  des  panzers;  it.  piastrello  pflasterläppchen.  Ohne 
Zweifel  von  emplastrum  (eixiihxaiqnv)  wundpfiaster,  Stückchen  rinde  zum 
oculieren,  in  den  romanischen  sprachen  auf  etwas  plaUes  von  härterem 
Stoff  ausgedehnt.  Daneben  blieb  it.  empiastro,  /r.  empl&tre,  sp.  em- 
plasto  =  gr.  efunXaavov.  Atis  plastrom  formte  der  Ltaiiener  na(h  abge- 
stoßenem afUaut  das  vb.  lastricare  mit  platten  oder  steinen  belegen, 
pflastern,  hieraus  vielleicht  erst,  da  das  substantivsuffix  Tons  im  roman. 
kaum  angewandt  wird,  lästrico  pflaster,  und  nach  abgeworfenem  für  den 
artikel  gehaltenen  1  mundartl.  ästrico  (z.  b.  mail.  astrich,  astregh,  com. 
astrach,  sie.  astracn  fußboden  in  verschiedenem  sinne),  schon  im  altem 
nUatein  astricus  ^plastar  Voc.  S.  Gdll.,  woher  unser  estrich.  Daher  viel- 
leicht auch  dltfr.  astre,  aistre,  neufr.  ätre  herd,  mittdlat.  astrnm  ^pavi- 
menturn  Ol.  aug.,  das  franz.  wort  gewöhnlich  aus  atrinm  hergeleitet,  s. 
Altrom.  glossarep.  48.  —  [Was  astrum,  astricus  bärifft,  so  macht  Wacker- 
naget  (brieflich)  die  ansprechende  bemerkung:  'Ich  denke  astrum  geht  wie 
astricus  (Vocab.  S.  Galli),  wovon  unser  estrich,  auf  die  sternförmige 
Zusammensetzung  der  Steinplatten,  die  den  fußboden  bilden  und  verzieren, 
zurück  und  hat  deshalb  mit  atrium  ursprünglich  ^nichts  zu  schaffevi.  — 


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I.   PIATO-PICCO.  245 

Zu  nennen  ist  hier  noch  das  ungefähr  gleichbedeutende  ostracus  bei  Isi- 
dorm  19,  10,  26:  pavirnentom  testaceum  eo  quod  fractis  testis  caice 
admixta  feriatur:  testa  enim  graece  oozgcncov  dicitur/  Aber  der  gane 
unübliche  tausch  des  betonten  o  mit  a  macht  dieses  dymon  mehr  als 
mceifelhaft;  Isidorm  scheint  sogar  'das  mlat.  astracus  vor  äugen  gehabt 
eu  haben.'] 

Piato  U.,  ^.  pleito,  pg,  pleito,  preito,  pr.  plait,  plag,  dltfr,  plaid 
(schon  in  den  Eiden)  rechtshandel,  dsgl.  vertrag,  chw.  pled  wort;  vb,  it. 
piatire,  piateggiare,  sp.  pleitear,  pg.  preitejar,  pr.  plaideiar,  altfr. 
plaidier,  plaidoier,  nfr.  plaider,  diw.  plidar  einen  redUshandel  führen. 
Placitum,  das  im  frühsten  mütelalter  Versammlung  sur  Verhandlung  wich- 
tiger Staatssachen  hieß  (placita  habere,  teuere  9.  Jh.),  eog  man,  als  c 
noch  unbedingt  guttural  lautete,  in  plactum  (placdum)  zusammen,  wiewohl 
sich  in  der  römischen  litteratur  kein  beispiel  dieser  Variante  findet:  hier- 
aus denn  die  obigen  formen.  ^In  licitns,  placitnm,  bemerkt  Ritschi,  blid> 
man  bei  der  vocalischen  bindung  stehen,  obwohl  lictus,  plactnm  gewiß 
kein  sprachgesete  entgegenstand.  Im  aUport  war  auch  placito  üblich, 
später  esgz.  in  plazo,  prazo,  sp.  plazo,  s.  Santa  Rosa. 

Platte  it.,  pg.  sp.  chato,  pr.  fr.  plat  flach,  sbst.  it.  piatto,  sp.  plato, 
fr.  plat  tdler;  ein  in  mehreren  sprachen  einheimisches  wort,  jmsammen- 
hängend,  wie  es  scheint,  mit  gr.  nXarvg  breit,  flach,  ahd.  flaz.  Gleicher 
herkunß  ist  sp.  pg.  plata  süber  (eigentl.  metaUplatte,  altfr.  plate)  schon 
in  Urkunden  des  10.  jh.  e.  b.  Esp.  sagr.  XVIII,  332,  Marca  hisp.  p.  864, 
und  ein  neueres  wort  für  ein  edles  metall  platina;  femer  sp.  chata  ein 
fahr  Beug,  daher  ü.  sciatta  (so  von  sp.  chato,  comask  seiatt  platt,  auf  allen 
vieren,  als  sbst.  kröte). 

Piazza  it.,  wal.  piatz  (m.),  sp.  pg.  pr.  plaza,  pla^a,  plassa,  fr. 
place,  mhd.  nhd.  platz;  vb.  fr.  placer  stellen,  setzen;  von  platea  (nla- 
Tsia  sc.  odog  breiter  weg),  bei  Horae  platea,  goth.  platja?  s.  Gabelente 
und  Lobe  eu  Mtfh.  6,  5;  ebenso  mit  verschobenem  accent  neugr.  nkavya 
(y  wie  j).  Die  bed.  räum  in  einer  Stadt,  plate,  eigentl.  hof,  hat  es  zuerst 
bei  Lampridius. 

Piccione  it.,  sp.  pichon,  pr.  pijon,  fr.  pigeon,  it.  auch  pippione, 
altfr.  auch  pipion  taube;  von  pipio  täubchen  bei  Lampridrius,  dies  von 
pipare,  pipire,  vgl.  das  mail.  kinderwofi  pipi  vögelchen. 

Picco  it.,  sp.  pg.  pico,  pr.  fr.  pie  Schnabel,  bergspitee  u.  dgl.;  fem. 
it.  picea,  sp.  pg,  pica,  fr.  piqne  spieß;  vb.  it.  piccare,  sp.  pg.  pr. 
picar,  fr.  piquer  stechen.  Die  worter  lehnen  sich  an  das  lat.  picus  specht 
(vogd,  der  in  die  baumrinde  hackt)  mit  langem  i,  daher  keine  roman. 
form  mit  e  vorkommt:  im  gleichbed.  sp.  pico  und  fr.  pic  begegnet  es  jenen 
Wörtern  gradeeu.  Vergleichen  läßt  sich  kymr.  pig  spitze,  dtsch.  picken, 
pickel.  Dahin  gehört  femer  it.  picchio  ^cht,  stoß  (in  ersterer  bed. 
offenbares  diminutiv  von  picus,  gleichsam  picnlus),  picchiare  klopfen;  fr. 
picot  spitzhaue,  picoter  stechen,  sticheln;  vielleicht  auch  sp.  plcaro,  it. 
picedro  ^piebuhe  u.  a.  m.    Hierzu  Diefenbachs  Orig,  europ.  p.  253. 


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246  L   PICCOLO-PIGLIARE. 

Piccolo  it.,  sp,  pequeno,  pg.  pequeno  Mein,  Provenealm,  Cata- 
lanen  und  Franeosen  drücken  denselben  begriff  mit  petit  aus,  allein  schwer- 
lich steckt  die  gleiche  wursel  in  den  itai,  span,  port.  formen:  pit-colo 
hätte  sich  wohl  in  picchio  verwandelt  {vgl.  soperchio  von  superculus)  und 
pequefio  müßte  allzu  künstlich  aus  pit-ic-uefio  conätruiert  werden.  Es 
bietet  sich  ein  anderes  etymon  dar  im  dien  roman.  pic  spitze,  piccare 
stechen,  so  daß  piccolo  (ursprüngl,  subst.  wie  noch  ais  name  einer  münze) 
tiipfelcheny  pequeno  tüpfclhaß,  winzig  bedeutete,  wobei  noch  zu  erinnern 
ist,  daß  das  Hat.  partic.  picco  in  seiner  bedeutung  (gestochen)  dem  lat. 
punctum,  piccolo  also  dem  lat.  punctulum  entspricht.  Jenes  rom.  pic 
scheint  auch  im  wal.  pic  tropfen,  ciban,  pice  vorzuliegen.  Neben  piccolo 
besitzt  die  itdt.  spräche  noch  zwei  büdungen  mit  palatalem  c  pfcciolo  und 
piccino  Mein,  die  sich  in  pic-ciolo,  pic-cino  oder  auch  in  pit-ciolo,  pit- 
cino  zerlegen  lassen;  neupr.  (in  Nizza)  sagt  man  piccioun,  limous.  pitsou, 
fem.  pitsouno,  selbst  ungr.  pitzin.  Sard.  piccioccu  knabe,  picciocca  mäd- 
chen  sind  gleichfalls  zu  nennen. 

Pidocchio  it.,  sp.  fiojo,  pg.  piolho,  pr.  peolh,  pezolh,  cot.  poU, 
fr.  pou  {für  p6ou)  laus;  von  pediculns  abgeändert  in  peduculus  (Freund), 
mlat  peduclus  Ol.  bibl.  Hattemer  I,  226'' ,  peducla  Gl.  erford.  p.  362, 
74.    Davon  das  vb.  it.  spidocchiare,  sp.  despiojar,  fr.  ^pouiller. 

Piedestallo  it.,  sp.  pedestal,  daher  fr.  piMestal  Säulenfuß,  fuß- 
gestell;  zsgs.  mit  dem  altdeutschen  stal  Stellung,  stand,  s.  unten  stallo. 

Piegare,  it.,  sp.  pr.  plegar,  pg.  pregar,  fr.  plier  und  in  compos. 
ployer,  wal.  plecä  falten;  von  plicare.  Zsgs.  it.  impiegare,  sp.  em- 
plear,  pg.  empregar,  fr.  employer  anwenden,  anlegen,  urspr.  in  etwas 
hineinlegen,  von  implicare  einwickeln,  einfügeti,  it.  impiego,  fr.  emploi 
anwendung,  bedienung,  diefnst;  it.  spiegare,  pr.  espleiar,  fr.  d^plier, 
d^ployer,  von  explicare,  de-explicare.    Dazu  Uegar  IL  b. 

Pietanza  it.,  sp.  pr.  pitanza,  fr.  pitance  die  tägliche  portion  eines 
klostergeistlichen.  Nach  Le  Duchat  von  petentia,  dem  aber  nur  ein  sp. 
pedenza  gerecht  wäre;  nach  Muratori,  zu  sehr  gegen  den  buchstaben,  vom 
it.  piatto  Schüssel.  Ital.  pietanza,  das  in  älter  spracJw  auch  miÜeid  be- 
deutet, weist  augenscheinlich  auf  piet^  es  konnte  gleichsam  eine  gahe  des 
müleids  ausdrücken,  altpg.  pitanfa  bedeutet  mildthätigkeit  SRos.  Aber 
dieses  pietanza,  zu  welchem  die  andern  roman.  formen  gar  nicht  passen, 
könnte  es  nicht  eine  umdeutung  sein  aus  pitanza,  das  noch  der  Lombarde 
bewahrt,  und  könnte  dies  nicht  erwachsen  sein  aus  dem  alten  roman.  pite 
Sache  von  geringem  werth?  Schon  Ducange  dachte  daran.  Nicht  leicht 
verbindet  sich  zwar  das  suf/ix  antia  (ant-ia)  mit  Substantiven,  allein  es 
fehlt  nicht  an  einem  verbum  pitare,  das  z.  b.  im  genues.  pitta  picken  be- 
deutet, so  daß  das  Substantiv  im  sinne  Mösterlicher  enthaltsamkeit  ein  auf- 
nehmen der  speisen  gleichsam  mit  den  fingerspitzen,  eine  kärgliche  mahl- 
zeit  ausdrücken  würde. 

Pigliare  it.,  sp.  pillar,  pg.  pr.  pilhar,  fr.  piller  wegnehmen,  plün- 
dern.    Von  pTlare  rupfen  oder  von  dem  nur  bei  Ämmian  begegnenden 


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I.   PIGREZZA-PIMIENTO.  247 

pilare,  s.  t>.  a.  expllare  plündem?  Das  rom,  i  spricht  für  letisteres  und 
die  büdung  mü  erweichtem  1  erJclärt  sich  als  eine  scheideform  in  hesfiehung 
auf  it.  piÜare,  fr.  piler  stampfen,  von  plla.  In  compilare  war  sie  nicht 
nöthigj  doch  findet  sich  daneben  it.  compigliare  imsammenfassen,  scom- 
pigliare  verwirren,  zerrütten. 

Pigrezza  it.,  sp.  pr.  pereza,  pg.  preguiga,  fr.  paresse  trägheit; 
von  pigritia,  wie  sehr  auch  das  fram.  wort  dem  gr.  Tcagemg  gleicht. 

Pilatro  it.y  sp.  pg.  pr.  pelitre,  fr.  pyrethre  bertramu)ur£iel;  von 
pyrethnim. 

Pillotta  it.j  sp.  pg.  pr.  pelota,  fr.  pelote  ball,  knäuel;  von  pTla, 
bereits  in  den  Md.  glossen  pilotellus  =  5p.  pelotilla.  Daher  auch  sp. 
peloton,  fr.  peloton  häufe,  rotte. 

Piloto  it.  sp.  pg.,  dsgl.  it.  pilota,  fr.  pilote  lootse,  Steuermann.  Die 
ndl.  Sprache  hat  pijloot,  und  dies  hält  man  für  eine  j^ss.  aus  peilen  die 
tieß  des  wassers  messen  und  lood,  -  loot  blei,  was  aber  noch  näher  zu 
prüfen  sein  möchte.  Im  franz.  bedeutet  piloter  pfähle  ins  wasser  schlagen, 
pilotis  grundpfahl,  im  piem.  so  wie  im  picard.  und  wallen,  schlechtweg 
pilot  genannt.  Aber  logischer  Zusammenhang  zunschen  pilotis  und  pilote 
ist  nicht  abzusehen,  wie  sich  letzteres  denn  auch  mit  seinem  derivativen  e 
offenbar  als  ein  dem  it.  pilota  identisches  wort  ausweist;  dieses  aber  hat 
einen  fremdartigen  anstrich,  indem  sein  suffix  an  idiota,  epirota  u.  dgh 
erinnert;  romanisch  wäre  pilotto,  pilot 

Pilnccare  it.  trauben  abbeeren,  pr.  pelacar  ausrupfen,  pic.  pluquer 
mit  den  fingerspitzen  auflesen,  norm,  champ.  pluchotter;  zsgs.  fr.  6plu- 
cher,  ckw.  spluccar,  moden.  splucca  ausklauben,  ausrupfen.  Es  ist  eine 
ableittmg  vermittelst  des  suffixes  nc  aus  tat.  pilare  haar  ausrupfen,  ent- 
haaren; also  nicht  vom  ags.  plnccian  pflücken,  das  im  ital.  unfehlbar 
wenigstens  pinecare  erzeugt  haben  würde,  umgekehrt  mag  das  deutsche 
wort  aus  dem  roman.  geflossen  sein.  Man  trenne  davon  das  sp.  espulgar, 
s.  polce.  Mit  piluccare  ist  zu  verbinden  sie.  sard.  pilucca,  lomb.  peluch 
haarschopf,  piem.  pluch,  gen.  pellucco  haar,  faser,  itdl.  entstellt  in  per- 
rnca,  pamiea  langgelocktes  haar,  dgl.  falsches  haupthaar,  wal.  paröce, 
fr.  perrnque,  occit.  sogar  pamparmgo,  richtiger  sp.  pelaca,  alle  9mt 
letzterer  bedeutung.  Das  fr.  perrnque  soll  CoguiUart  (ende  des  15.  jh.) 
zuerst  gebraucht  haben,  man  sehe  Barbazan,  Fahl,  et  cont.  1,  26.  Noch 
bei  Nicot  bedeutete  es  'coma,  caesaries  und  erst  faulse  perruque  'galericu- 
lum,  capillamentum/  Andre  lassen  das  wort  aus  gr.  Ttv^^og  entstehen, 
da  die  Römerinnen  falsches  haar  von  blonder  färbe  zu  tragen  pflegten, 
aber  gegen  die  entmcklung  aus  dem  im  roman.  vorhandenen  pilus  unrd 
kaum  etwas  einzuwenden  sein. 

Pimiento,  pimienta  sp.  pfeffer,  pr.  pimenta  gewürz,  dsgl.  pr. 
pimen,  aUfr.  piment,  ndat.  pigmentam  ein  trank  aus  wein,  honig  und  ge- 
tcürzen,  nfr.  piment  ein  zu  vielen  arzneien  gebrauchtes  kraut;  alle  vom 
tat.  pigmentum  färbemittel,  aber  auch  kräutersaft  zur  bereitung  der 
färbe,   daher  etwas  würzhafles  oder  wohlriechendes;  ahd.  ptmenta  'pig- 


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248  I.   PIMPINELLA-PIOGGIA. 

mentumy  aroma,  odoramentufn.  Der  ikd.  spräche  ist  das  wart  abhanden 
QeKofmnen . 

P  im  p  ine  Ha  it,  sp.  pimpinela,  fr,  pimprenelle  ein  hüchetikraut, 
pimpemdl,  pimpinella  saxifraga;  soll  aus  bipinella  für  bipennula  (ewei- 
flügelig)  entstanden  sein.  Der  name  wird  auch  von  andern  pflangen- 
geschlechtem  gebraucht.  Der  Cataiane  sagt  pampinella,  der  Piemontese 
pampinela,  wohl  nur  eine  JsufSllige  form,  da  die  pflanze  mit  pampinus 
nichts  gemein  hat.  Neupr.  heißt  sie  fraissineto,  von  fraisse  =  fraxinus. 

Pinaccia  it.  (nach  Menage),  sp.  pinaza,  fr.  pinasse  eine  art 
schiffe;  von  pinus  fichte,  schiff, 

Pincione  it.,  sp.  pinzon,  pinchon,  fr.  pin^on,  cot.  aber  pinsä,  ein 
vogel,  finke.  Derselbe  vogel  heißt  griech.  önividiov,  dimin.  von  aniva, 
das  jedoch  in  amvdiov  verküret  itai.  spingio  oder  spingione  ergehen  hätte, 
wie  denn  diese  spräche  ein  anlautendes  s  nicht  abstößt.  Besser  leitet  man 
daher  das  wort  vom  Jcgmr.  pinc  (mtat.  gleichsam  pincio),  welches  eigint- 
lieh  fröhlich,  zunächst  finke  bedeutet,  vgl.  fr,  geai  munter  und  hoher;  der 
Bretone  spricht  pint.  Anmerken  läßt  sich  noch  das  mit  pincione  gleiehbed. 
bair,  pienk^  slav.  pinka,  ungr.  pinty  finke.  Sdtsam  ist  das  neupr.  bürg. 
qninson  für  pinson;  auch  pg.  pisco  weicht  von  der  span.  form  beträcht- 
lich ab. 

Pinque  fr.  (f.),  sp.mit  g  pingue  (m.),  auch  pinco,  i>flr.  pinque  ^m.^, 
ndd.  pinke  (f.)  eine  art  schneller  lastschiffe  mit  flachem  boden  und  einem  langen 
und  hohen  hintertheile,  wie  Adelung  das  deutsche  pinke  beschreibt,  ndl.  pink 
fischerkahn,  engl,  pink  kleines  Segelschiff.  Aus  pinus  (schiff)  konnte  un/Bweifet- 
haft  pinica,  pinea,  wie  aus  granum  granica  u.  dgl.  abgeleitet  werden,  (wch 
pinaza  ist  daher.  Zwar  haben  die  verschiedenen  fahreeuge  in  bejtiehung 
auf  ihre  gestaU  und  andre  merkmaie  gewöhnlich  individuellere  benennun- 
gen,  denn  pinca  aus  pinus  konnte  ursprünglich  nur  die  allgemeine  bed. 
schiff  ausdrücken;  gleichwohl  ist  diese  etymologie  festzuhalten,  wenn  das 
wort  nicht  erweislich  deutscher  herkunft  ist,  worauf  selbst  das  schwanken 
der  roman.  formen  und  des  genus  hinzudeuten  scheint:  dieses  deutsche 
pinke  nennt  schon  W.  Orimm,  Exhortatio  p.  69,  ein  schwer  zu  erklären- 
des wort.  Dem  ital.  gebiete  fehlt  es,  wiewohl  Moraes  die  pinke  ein  fahr- 
zeug  des  mittelmeeres  und  der  italischen  küsten  nennt:  pinca  ist  hier  ein 
länglicher  kürbiß  und  weder  in  der  Schriftsprache  noch  in  den  nwndarten 
ist  die  bed.  schiff  vorhanden,  —  [Neben  dem  ndl.  pink  findet  sich  noch 
ein  veraltetes  espink,  welches  Van  den  Helm,  Woordgronding,  als  boot 
von  espenholz  erklärt,  also  eigentlich  ^sp-pink.  Für  die  etymologie  ist 
dies  ohne  belang.] 

Pinta  sp,  pg,  mahl,  zeichen,  daher  auch  ein  maß  für  flüssigkeit,  fr. 
pinte,  wäl.  pinte;  von  pingere  pictus.  S.  Grimms  Reinhart  p.  CCXXXVIII. 
Ebenso  mag  goth.  mgla  scheffel  mit  mßl  zeichen  (?)  zusammenhängen, 
Grimm  UI,  468. 

Pioggia  it.,  sp.  Iluvia,  pg.  chuva,  fr.  pluie,  wal.  plodie  regen; 
von  pluvia.    Abgel,  sp,  chubasco  platzregen. 


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I.   PIOMBARE-PISCIARE.  249 

Piombare  ü.  senkrecht  herabfallen,  fallen  nach  dem  senkllei,  cadere 
a  piombo ;  ebenso  pr.  plombar  einsenken,  eintauchen,  fr,  ploDger,  leteteres 
eine  scheidefarm  van  plomber,  das  der  bedeutung  des  lai.  plumbare  treu 
blieby  und  gebildet  mittelst  des  Suffixes  g  =  tat.  ic  (venger=  vindicare); 
diesdben  doppelformen  im  altfr.  clinger,  enferger  neben  diner,  enferrer. 
Sbst.  fr.  plongeon  taucher.  Pictet  p.69  weist  plonger  ou/*  ire^.  plunia 
eintauchen  =  hymr,  plwng  =  sanskr.  plavana  und  allerdings  müssen 
plonger  ut^  plunia  zusammenhängen,  das  franz.  wort  steht  aber  so  ge- 
sichert auf  latein.  boden,  daß  es  keine  erklärung  aus  celtischen  sprachen 
verlangt.  Seine  herkunft  aus  plumbicare  bestätigt  sich  überdies  durch  die 
pic.  form  plonqner  1)  eintau(hen,  2)  schwer  auftreten,  dltpic.  plonkier,  so 
wie  durch  das  mit  plonger  gleichbed.  bask,  pulumpatu;  auch  ist  wcdlon. 
plonc  =  fr,  plomb,  plonki  =  plonger.  —  [Neuere  bemerhungen  über 
die  herkunft  dieses  Wortes  von  Diefenbach,  Ztschr,  f.  vergl.  sprachf,  XII,  79,] 
*  Pioppo,  pioppa  it.,  uhU,  plop  (alban.  plepi),  wallon.  plopp,  pg. 
mit  bekannter  Verwandlung  des  pl  in  ch  chopo,  chonpo,  span.  nehen  pobo 
gleichfalls  chopo,  das  der  Catalane  mittelst  einer  rückbildung,  wie  es 
scheint,  in  clop  übertrug,  da  sein  cl  öfters  dem  pg.  sp.  ch  entspricht, 
neap.  chiuppo.  Es  ist  das  lat.  pöpalus  pappel,  und  ein  merkwürdiges 
beispiel  von  formveränderung :  um  pöpnlns  von  pSpnlns  eu  scheiden,  wird 
man  schon  in  der  römischen  Volkssprache  ploppus  eingeführt  haben,  sonst 
besäße  der  Walache  schwerlich  plop.  Mn  sdir  altes  ital.  beispiel  (v.  j. 
994)  ist  sancta  Maria  da  li  pluppi  Mural.  Ant.  ital.  II,  2035,  Im 
Gloss.  occ.  ist  jop  bemerkt,  das  aus  it.  pioppo  entstanden  sein  müßte.  Die 
lomb.  mundart  spricht  ohne  Umstellung  pobbia,  in  Berry  gut  peuple  für 
penplier,  im  Jura  puble,  im  Limousin  pibonl. 

Pipita  it.,  sp.  pepita,  pg,  pevide,  pivide,  pr.  pepida,  fr,  p^pie 
eine  krankheit  der  hühner;  vom  gleichbed.  lat.  pitnita,  das  sich  früh  in 
pivita,  demnächst  in  pipita  verwandelt  haben  muß,  da  auch  das  ahd. 
phiphis  eine  solche  form  {mit  an-  und  inlaut  p)  in  anspruch  nimmt.  Ein- 
facher, durch  syncope,  entstand  aus  dem  lat,  worte  das  mail.  püida,  pnyida. 

Pisciare  ü.,  wal.  pidä,  ^.  pissar,  /r.  pisser  harnen.  Dessen  stelle 
vertritt  sp,  pg.  das  aus  dem  latein.  aufbewahrte  mear,  mijar;  nur  das  den 
übrigen  sprachen  in  diesem  sinne  fehlende  kinderwort  pixa,  pissa  (mentula) 
ist  hier  vorhanden.  Auf  deutschem  gebiet  bemerkt  man  es  zuerst  im  alt- 
fries.  pissia,  allmählich  findet  es  sich  in  allen  sprachen  dieses  gdnetes  ein, 
unrd  aber  als  ein  fremdling  bärachtet,  s.  Weigand  s,  v.  Unter  den  celti- 
schen besitzt  es  nur  die  kymrische  (piso,  pisio),  nicht  die  gadische,  selbst 
nicht  die  bretonische:  jene  hat  dafür  müin,  diese  troaza.  Gewöhnlich 
findet  man  in  dem  roman,  worte  eine  pnomatopöie,  so  daß  es  ungefähr 
unserm  zischen  entspräche:  einen  Zischlaut  hat  außer  der  ital.  und  wal. 
form  auch  cot.  pixar,  neupr.  picha,  pic,  picher.  In  der  annähme  von 
onomatopöien  kann  man  leicht  zu  weit  gehen:  es  ist  im  allgemeinen  rath- 
samer  auf  vorhandne  Wörter  zu  bauen.  Hier  fUhU  man  sich  versucht  an 
pjtissare,  pitissare  eifte  flüssigkeit  wegsprüzen  (TcvrlCeiv)  zu  denken,  allein 


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250  I.   PISTOLA. 

die  hegriffsubertragung  wäre  unsiatthafty  da  dieses  verbum  eigetdl.  aus- 
spüteen  bedeutet.  Das  roman.  verbum  beschränkt  sich  in  den  mundarten 
nicht  auf  den  angegebenen  sinn.  In  der  ocdtan.  b,  b.  heißt  es  auch  eine 
flüssigkeit  ausstrahlen:  lou  san  pisso  das  blut  spritzt  aus  der  ader;  den 
gleichen  gebrauch  erlaubt  das  parmes.  wort ;  in  Berry  ist  piss^e  ein  guß 
aus  dem  schmehofen.  Dies  mahnt  an  pipa  pfeife^  röhre:  auch  mhd. 
pfifen  =  nhd.  pfeifen  kann  diesen  sinn  erfüllen:  üz  pheif  im  daz  bluot, 
s.  WT).  II,  493K  §oüte  nun  der  Romane  aus  pipa  ein  vb.  pipisare 
zsgz,  pipsare  pissare  {vgl.  bombus,  ndat.  bumbisare)  abgeleitet  haben  mit 
der  euletzt  angeführten  bedeutung?  Ilieeu  möge  noch  bemerkt  werden 
das  trient  pipa  springwasser,  das  sich  begrifflich  dem  dtschen  pfifen 
genau  anschließt.  Diese  auslegung  des  Wortes  möge  weiterer  ertvägung 
empfohlen  sein. 

Pistöla  it.sp.y  /r.  pistole  und  pistolet  ein  kleines  Schießgewehr.  Zu 
Pistoja,  sagt  H.  Stephanus,  verfertigte  man  kleine  dolche,  pistoyers  ge- 
nannt, deren  name  nachher  auf  die  petites  harquebuses  übertragen  ward 
(weil  beide  versteckt  geführt  wurden?).  Es  gib^  indessen  kein  dem  fr. 
pistoyer  entsprechendes  ital.  wort,  wohl  aber  pistolese  mit  der  bed.  kurzer 
sabdj  und  diese  bedeutung  oder  dolch  dürfte  aüerdings  als  die  ursprüng- 
liche angenommen  werden.  Pistolese  aber  ist  nicht  unüblich  für  pistojese 
d.  h.  aus  Pistoja  (Femows  Rom,  Studien  III,  278)  und  eine  dbkürzung 
in  pistola  gedenkbar.  Erwähnung  verdient  aber  auch  Frischs  vermuthung, 
das  wort  sei  aus  pistillus  Stößel,  it.  pestello,  abgeändert  und  bedeute  ein 
Werkzeug  mit  einem  knauf  eine  vermuthung,  die  durch  das  ven.  piston, 
peston  kurze  kugdbüchse,  welches  genau  dem  iL  pestone  großer  Stößel 
entspricht,  nicht  wenig  gestützt  wird.  Sie  leidet  indessen  an  einem  zwar 
unscheinbaren,  aber  entsclieidenden  formfeMer.  Wenn  ein  suffix,  wie  hier 
ill,  abgeändert  wird,  so  kann  dies  nur  in  der  ort  geschehn,  daß  man  es 
mit  einem  andern  vertauscht:  unser  wort  müßte  also  pistuola  heißen, 
denn  bloßes  ol  kann  nur  nach  i  vorkommen  (oriolo,  usignolo  d.  i.  nsiniolo). 
—  Gleichlautend  ist  der  name  eitler  angeblich  im  16.  jh.  und  zwar  zuerst 
in  Spanien  in  Umlauf  gekommenen  goldmünze.  Im  franz.  bedeutet  pistole 
gewöhnlich  ein  fremdes  goldstück  (pistole  d'Espagne,  dltalie),  un^d  doch 
kennt  weder  das  span.  noch  das  ital.  Wörterbuch  diesen  ausdruck;  ein 
veraltetes  sp.  pistolete  hat  erst  Seckendorf.  Um  so  weniger  darf  an  eine 
von  Fistoja  ausgegangene  münze  gedacht  werden.  Bemerkenswerth  ist  da- 
gegen, was  Claude  Fauchet,  präsident  des  münzcollegiums  (f  1699),  dar- 
über sagt:  ayant  les  escus  (d'or?)  d'Espagne  est^  reduicts  ä  nne  plus 
petite  forme  qne  les  escns  de  France,  ont  pris  le  nom  de  pistolets  et 
les  plus  petits  pistolets  bidets.  Daß  man  ein  kleines  goldstück  scherz- 
haft ein  pistölchen  und  ein  noch  kleineres  ein  pufferchen  genannt  habe,  ist 
nicht  unglaublich.  —  [Mahn  in  einem  gelehrten  artikel  p.  97 — 104  hält 
pistola  die  waffe  und  pistola  die  münze  für  Wörter  verschiedener  herkunft. 
Die  Waffe  sei  allerdings  nach  Pistoja  benannt  worden  und  stamme  auch 
nach  geschichtlichen  Zeugnissen  aus  Italien.    Pistola  die  münze  aber  sei 


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L   riTO-^PIZZA.  251 

aus  dem  it.  piastra  entstanden  und  stehe  für  piastrnola;  die  ssusammen- 
Ziehung  scheint  indessen  ungewöhnlich  hart] 

Pito  sp,  spitziges  holzchen ^  ältfr.  pite  name  einer  sehr  kleinen 
münze,  henneg.  pete  Jcleinigkeity  comask,  pit  wenig;  daher  sp.  pitorra 
Schnepfe  (vom  spitzen  Schnabel),  wallon,  petion  Stachel  der  biene;  vb.  pr> 
pitar  sich  schnäbeln,  sp,  apitar  anhetzen,  altfr.  apiter  mit  den  finger- 
spitzen  berühren,  pg,  petiscar  kosten,  nippen,  pitada  so  viel  man  mit  zwei 
fingerspitzen  packt  (Wagener);  dsgl.  mit  dem  begriffe  der  Jdeinheit  maü. 
pitin  wenig,  cremon.  peteen  kleinigkeä,  sard.  piticu  Mein,  wcd.  pitic 
zwerg,  altfr.  peterin  winzig  SB.  Diese  beispiele  lassen  einen  alteinheimi' 
sehen  stamm  pit  annehmen,  der  etwas  spitzes,  schmales  bedeutete  und  sich 
im  hym»\  pid  spitze  wiederfindet.  Ein  wichtiger  Sprößling  dieses  Stammes 
ist  altit.  pitetto,  petitto,  pr.  cot.  petit,  fr,  petit,  neupr.  pitit,  wallon. 
piti  kilein,  dimin.  pr.  cat.  altfr.  petitet.  Ebenso  weist  das  gleichbed.  pic- 
colo  auf  pic  spitze.  Beachtenswerth  an  pet-it  ist  das  suffix,  welches  aus 
euphonischer  rücksicht  der  Verwandlung  in  et  widerstand:  petet  oder  gar 
petetet  lautete  übel.  Ein  altes  zeugnis  des  Wortes  findet  sich  in  Pitito- 
villare  Mabill.  Dipl  p.  498  (v.  j.  776). 

Piva  it.,  sp.  pg.  pipa,  aUfr.  pife,pr.mit  eingeschobenem  m  pimpa, 
abgel.  fr.  pipeau  ländliche  flöte,  Schalmei;  von  pipare,  plpiare  j)icpe» 
(von  vögeln),  woher  auc/i  ahd.  ptlfä,  nhd.  pfeife,  pfeifer,  letzteres  im  it. 
piffero,  sp.  pifaro,  fr,  piflfre  und  fifre  nachgebildet  (piffre  dickbauch, 
eigentl.  wohl  mit  aufgeblasenen  backen  wie  ein  pfeifer,  s'empiflfrer  sich 
vollstopfen);  churw.  flfa.  Merkenswerth  ist  das  dauph.  pipa,  wdchesfrüh- 
ling  bedeutet  vom  schalmeienton.  It.  sp.  pg.  pr.  pipa,  fr.  pipe  bedeuten 
auch  ein  langes  faß  als  maß  für  flüssigkeiten,  gleichsam  eine  flöte.  Auch 
fr.  pivot  und  it.  piuolo  zapfen  müssen  hieher  gehören.  Von  pipilare 
aber  ist  pg.  pipilar,  it.  pigolare  piepen^  pimpeln,  für  pivolare,  v  mit 
g  vertauscht  (Rom.  gr.  I,  288)  oder  besser  wohl,  eingeschoben  in  eine 
form  piolare  für  piyolare,  welche  erstere  auch  in  oberitcA.  mundarten 
vorkommt. 

Pizza  ven.  das  stechen,  jucken,  sard.  pizzn  schnabei,  chw.  pizza, 
maü.  pizz,  sie.  pizzn,  it.  pinzo  Stachel,  sp.  pinzas,  fr.  pince,  it.  pinzette 
kneipzange;  dsgl.it.  pizzico,  sp.j^izcB,  zwick;  vb.ven.  pizzare,  wallon. 
pissl,  it.  pizzicare,  wai.  pitzigä,  piscä,  alban.  pitskoig,  cat.  pessigar,  pr. 
pezngar,  sp.  pizear  wnd  pinchar,  fr.  pincer,  ^pincer,  epinceler  zwicken; 
dahin  auch  pg.  piscar  os  olhos  blinzen  (die  äugen  kneifen).  Zunächst 
vom  ndl.  pitsen,  hd.  pfetzen,  das  aber  selbst  wieder  auf  einem  im  roman. 
einheimischen  umrzelworte  pit  (s,  oben  pito)  zu  beruhen  scheint.  — 
[Nach  Zamcke,  Mhd.  wb.  II,  493,  wäre  pfetzen  aus  nUcU.  petia,  nach 
Weigand,  D.  wb.  II,  362,  von  pitar,  s.  oben  pito.  Formell  sehr  befrie- 
digend, da  sich  hiermit  auch  die  rhinistischen  formen  sehr  leicht  erklären, 
leitet  Langensiepen  pizzare,  pinzo  cet.  aus  pictus  pictiare,  pinctns  pinctiare. 
Daß  aber  pingere  ursprüngl.,  stecken,  sticken,  also  auch  stechen  bedeutet 
und  daß  diese  bedetUung  in  der  spräche  fortgedauert  habe,  ist  unerweis* 


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252  L   POGGIO-POLIZIA. 

lieh:  in  acu  pingere  liegt  der  begriff  des  Stechens  in  acus,  nicht  in 
pingere.] 

Poggio  it.j  pr.  pueg,  puoi,  aUfr,  pui  anhohe,  sp,  pg.  poyo  bank 
vor  demhatiscy  cdtfr.  puiot  stütze  Trist.;  von  podium  erkerj  anhohe.  Vb.  it. 
po.'ggiare,  altsp.  fujar  Canc.  de  B.,  altpg.  pr,  poyar,  aUfr.^mer  steigen; 
jgsgs.  it,  appoggiare,  sp.  pg.  apoyar^  fr.  appHyer  stützen,  sbst.  appui. 

Poi  it.,  sard.  pus,  sp.  pues,  pg.  poz,  pr.  pos,  pus,  pois,  fr.  puis, 
partihdj  von  post;  esgs.  it.  dipoi  und  mit  versetztem  accent  und  Ver- 
wandlung des  i  in  0  (wie  in  domani)  döpo,  gewif^  eine  sehr  alte  bildung, 
da  auch  der  Wälache  sie  in  düp^  besitzt  (mail.  de  poii,  in  Forli  dopö), 
pg.  pr.  depois,  fr.  depuis,  ndat.  de  postZ,  Sah;  woneben  sp.  despues, 
pr.  despuois,  com.  despo,  bergamask.  paduan.  daspö,  aus  de  ex  post  er- 
Märt  werden  müssen.  Eine  andre  ess.  ist  it.  pos  ei a,  pr.  poissas,  von 
postea.  In  betreff  des  weggefallnefi  t  in  post,  darf  an  pos  im  alteren  la- 
teinischen Sprachgebrauches  umbrisch  pus,  erinnert  werden,  um  so  mehr 
ais  auch  der  Franzose  dieses  auslautende  t  hinter  s,  das  er  in  est  (vom 
vb.  &tr^)  zuläßt,  hier  nicht  anerkennt.  Post  in  S.  Eid.  wird  also  wohl 
ein  latinismus  sein,  deren  hier  mehrere  vorkommen. 

Pol^dro,  pnl^dro  it.,  sp.  pg.  potro,  pr.  poudre  (zu  folgern  aus 
poudrel),  altfr.  pontre  junges  pferd.  Mlat.  pnlletras,  poledrns  schon  in 
der  L.  Sal.  und  L.  Älam.,  puledro  'folo\  puledra  'fulihha  Ol.  Cass.  Das 
wort  steigt  also  hoch  hinauf,  ist  aber  aus  dem  classischen  latein  unnach- 
weislich,  denn  Scaliger*s  pulletra  für  pullastra  bei  Varro  ist  bloße  con- 
jectur,  8.  Forcellini.  Da  die  mittel  der  latein.  und  roman.  spräche  nicht 
ausreichen,  das  sufßx  edrus  oder  etrus  zu  erklären,  so  dürfte  man  fragen: 
bedienten  sich  etwa  die  Griechen  in  Italien  einer  diminutivform  ikoUöqiov 
(von  TtüXog  füllen)  für  moUdiov  {vgl.  Xitnog,  inmdiov),  woher  Italien  sein 
poledro  nahm?  Aber  auch  nwUdiov  reichte  demBomanen  hin,  um  diese 
letztere  form  durch  eingeschobenes  r  zu  schaffen.  Sp.  pg.  potro  heißt  auch 
foUerbank  wie  lat.  equaleus  von  eqnus,  weil  sie  einige  ähnlichkeit  mit 
einem  pferd  hatte  (auch  unser  folter  ist  von  poledrus),  nfr.  poutre  heißt 
Querbalken  zum  auflegen  eines  andern  balkens. 

Poleggio,  puleggio  it.,  pr.  pulegi,  sp.  poleo,  pg.  poejo,  fr.  pouliot 
eine  pflanze,  polei;  von  pnlegium. 

Polizia  it.,  sp.  pg.  poliefa,  fehlt  pr.,  fr.  police  Staatsverwaltung, 
städtische  Verwaltung,  ' gouvernement  d^une  republique  Nicot,  mlat.  politla 
'statordnung'  Dief.  Gloss.  lat.  germ.,  im  classischen  latein  nicht  üblich. 
Das  wort,  unser  polizei,  stammt  aus  dem  griech.  nokneia:  seine  romani- 
sierung,  selbst  der  im  franz.  auf  die  vorhergehende  sübe  zimickgezogene 
accent,  verhalt  sich  une  in  andern  fällen,  vgl.  vexQo^iavreia,  it.  negro- 
manz(a,  sp.  nigromancfa,  altfr.  nigremdnce  {statt  nigremant(e).  —  Von 
polizia  ist  zu  trennen  it.  pulizfa,  sp.  polida  reinlicMceit,  artigkeit,  abge- 
leitet von  polire,  it.  auch  pulire,  spätlat.  subst.  polities  (geschr.  policies) 
^yXaqwQOTfjQ^  Quich.  Add.,  nüat.  policia  'sconV  d.  i.  Schönheit,  nettigkeit 
Dief.  61.  lat.^  germ. 


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I.   POLIZZA— POPPA.  253 

Polizza  ü.  schein,  anweisung  u.  dgl  z.  b.  beiG.  Villani  (f  1348), 
sp.  pöliza  dass.,  fehlt  pg.,  cat.  pölissa;  pr.  polissia  (totz  celz  qne  aquesta 
present  polUsia  veyran  cet,  urk.  v,  j.  1428),  fr.  police  (t4.  jh.),  engl. 
pölicy.  Die  ital.  und  span.  bel&nung  der  ersten  sübe  verbietet,  das  wort 
mit  dem  vorhergehenden  in  Verbindung  eu  bringen:  es  weist  vielmehr  un- 
mittelbar  auf  poUex  poUicis  mit  geändertem  genus,  une  oft,  frana.  jsugleieh 
mit  fortgerücktem  accent,  muthtnaßlich  aus  dem  italienischen  entlehnt,  da 
U  nicht  in  u  ühergieng.  Man  brauchte  pollex  für  siegd,  weil  bei  dem 
aufdrücken  desselben  der  daumen  besonders  thätig  ist,  daher  sab  pollice 
S.  Mauricii  in  einer  Urkunde  DC„  demnächst  für  das  mit  einem  solchen 
zeichen  versehene  blatt. 

P  olle  gar  pg,,  sp.  pulgar,  pr.  polgar,  aitfr.  pochier  L.  de  Guill. 
daumen,  vgl.  si  quis  policare  de  manum  vel  pedem  excnsserit  L.  Sai.; 
vom  ad},  poUiearis. 

Poltro  it.  trag,  feige,  daher  poltrone  und  so  sp.  poltron,  pg.  po- 
trao,  fr.  poltron,  aus  dem  ital.  eingeführt,  dem  primitiv  poltro  aber  ent- 
spricht nur  noch  das  champ.  pleutre  (weiches  Oenin,  RScrSat.  phU.  p.  169, 
SU  belltre  gesellt).  Das  wort  hat  seine  quelle  im  ahd.  polstar,  bolstar 
pfiM,  dessen  deutschheit  nicht  zu  bezweifeln  ist;  dieselbe  begriffsverwandt' 
Schaft  zeigt  ja  auch  fr.  lodier  bettdccke  und  faülenzer,  ja  die  ital.  form 
boldrone>  nach  Veneroni  auch  boldra,  bedeutet  noch  jetzt  einen  theU  des 
bettwerkes,  und  mehrere  ausleger  Dante's  nehmen  zu  spoltre  Inf.  24,  46 
gradezu  ein  subst.  poltro  an,  maü.  polter,  romagn.  pultar  lagerstätte,  ven. 
poltrona  ruhd>ett.  Ist  auch  der  ausfall  des  s  im  itai.  ganz  ungewöhn- 
lich, so  darf  er  doch  in  der  consonantischen  gruppierung  Istr  nicht 
auffaUen,  atu^h  der  doppelte  anlaut  p  und  b  redet  für  deutsche  herkunft. 
Scharfsinnig  hatte  Salmasius  in  poltrone  eine  abkürzung  aus  pollice 
truncos  erltannt:  multi  illo  tempore  (römische  Zeiten  sind  gemeint),  qnia 
necessitate  ad  bellum  cogebantur,  prae  ignavia  poUices  sibi  truncabant, 
ne  militarent;  inde  pollice  truncos  hodieque  pro  ignavis  et  imbecillibus 
dicimus,  sed  truncata  voce  poltrones.  Diese  etgmologie  erwarb  beifdU, 
weil  sie  an  römische  Verhältnisse  erinnerte;  aber  schon  Menage  fand  die 
abkürzung  zu  stark.  Er  bestreitet  aber  auch  die  herkunft  aus  poltro  bett, 
welche  Landino,  Velltädlo  und  andre  schon  behauptet  hatten,  indem  er 
diese  bedeutung  für  zweifelhaft  hielt,  und  leitet  unser  wort  aus  pullus, 
pullitrus,  da  junge  thiere  furchtsam  und  träge  seien.  Daß  sie  scheu  sind, 
weiß  man,  feig  und  träge  ist  etwas  anders. 

Pomata  it.,  sp.  pomada,  fr.  pommade  eine  haar-  oder  hautsälbe; 
so  genantU,  weil  einer  ihrer  bestandtheile  vom  apisapfd  genommen  ward 
(pomo  apfd).    So  die  (Jrusca. 

Ponente  it.,  6|>.  poniente,  i>r.  ponent  eine  der  wdtgegenden,  westen, 
eigentl.  Sonnenuntergang,  ove  il  sol  si  pone;  auch  wäl.  apüs  (jpartie.  von 
apuÄe  =  apponere)  hat  diesen  sinn,  d>enso  fr.  couchant 

Poppa  it.,  pr.  popa,  altfr.  poupe  (bei  Nicot)  brustwar ze,  zitze;  vb. 
poppare,  popar  saugen.    Stalder  I,  237  und  Grimm  P,  406  vergleichen 


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254  I.   PCR— POTARE. 

schwele,  bttbbi,  engl,  bubby,  aber  daraus  konnte  das  rom.  wort  nicht  wohl 
entspringen.  Die  lat.  spräche  bietet  nur  piipa  fnädchen,  puppe:  das  itcd. 
wofi  unirde  dasselbe  sein,  indessen  konnte  sich  ü  verkürzen  wie  in  eäpa, 
it.  coppa,  daher  das  chw.  popa  und  das  fr.  poup^e  (nickt  pup6e)  und 
selbst  unser  puppe;  mit  o  schreibt  auch  der  Vocab.  S.  Goili  das  masculin 
popus  'seha^  d.  i.  papilla;  nur  der  Piemontese  spricht  pupa  für  popa. 
Konnte  nun  unser  zitze  im  it.  zita  die  bed.  mädchen  ausdrücken,  so  wäre 
es  vielleicht  nicht  ssu  vermessen,  hier  die  umgekehrte  entwicUung,  eitee  aus 
püppchen,  anzunehmen.  [Pott  vermuthet  in  poppa  eir^  reine  lautform  ohne 
beziehung  auf  lat.  papa,  s.  dessen  werk  Doppdung  cet.  p.  34.] 

Por  5p.  pg.  altfr.,  nfr.  pour,  präposition,  vom  IcU.  pro  (so  noch  in 
den  Eiden  als  latinismus),  sp.  pg.  auch  die  stelle  von  per  einnehmend, 
wie  schon  in  alten  Urkunden,  z.  b.  non  territus  pro  hoc  sacrilegio  Esp. 
sagr.  XXXIV,  442  (v.  j.  916).  Daß  dem  Italiener  diese  partikel  ab- 
geht, ist  bekannt;  die  einzige  sard.  mundart  besitzt  po  (=  por),  das  sie 
vermuthlich  dem  spanischen  entnahm,  denn  das  landvolk  gebraucht  peri. 
Zsgs.  aüsp.  altpg.  pora,  neu  para,  von  pro  ad,  z.  b.  vadit  pro  ad  ribulo 
(rivulum)  Esp.  sagr.  XXXI V^,  440.  Die  catal.  spräche  hat  dafür  pera 
(per  ad  Monlau  362);  vor  dem  infin.  trifft  man  auch  im  prov.  per  a, 
im  altfr.  por  a,  s.  Born,  gramim.  III,  244  note. 

Po  reell  ana  i/.,  sp.  porcelana,  /r.  porcelainejoor^^rfZan,  eine  anfangs 
nur  aus  China  und  Japan  bezogene  töpferwaare.  Das  UolI.  wort  bedeutet 
auch  eine  gewisse  seemuschel,  concha  Veneris.  Da  diese  mit  der  porzdUm- 
masse  große  ähniichkeit  hat,  so  lag  es  nahe,  ihren  namen  auf  letztere  zu  über- 
tragen.  Die  muschel  aber  kann  iJiren  namen  kaum  anderswoher  bezogen 
haben  als  von  porcos,  aber,  wie  Mahn  p.  11  auseinandersetzt,  nicht  in 
beziehung  auf  dessen  gewöhnliche,  sondern  auf  eine  andre,  figürliche  be- 
deutung,  weiche  gleichfalls  ewei  dinge  ihrer  ähnlichkeit  wegen  verknüpft. 

Portulaca  it.  pr.,  sp.  verdolaga  (durch  umdeutung  mit  vetA^),  pg. 
verdoaga,  verdoega,  entstellt  in  beldroega,  eine  pflanze,  von  portulaca. 
Aus  lat.  porcilaca  aber  entstand  durch  fölschung  it.  porcellana  (auch 
eine  töpferwaare,  s.  oben),  ahd.  purzella.  Aus  pulli  pes  hühnerfuß  soll  fr. 
pourpier  für  poupiö  gebildet  sein,  was  durch  die  mt^ndartl.  form  pi^pou 
(pes  pulli)  bestätigung  gewinnt,  s.  Menage. 

Posta  it.  sp.  pg.,  fr.  poste  post;  von  positus,  wegen  der  auf  gesteil- 
ten  pferde. 

Posticcio  it.,  sp.  postizo, /r.  postiche,  dsgl.  apposticcio,  apo- 
stizo,  pr.  apostitz  untergeschoben,  nachgemacht;  gleichsam  appositicius  an 
die  stelle  gesetzt,  roman.  posto  stelle. 

Postilla  it.  pg.  pr.  (letzteres  aus  dem  vb.  postillar  zu  folgern),  sp. 
postila,  fr.  apostille  randbemerkung;  nicht  aus  positus,  es  lautete  alsdann 
it.  postella,  sp.  postilla,  fr.  apostelle,  sondern  zsgs.  aus  post  illa  sc.  verba 
auctoris,  s.  Vossius  Vit.  serm. 

Potare  »/.,  sp.  pg.  pr.  podar,  altfr.  poder  gewächse  beschneiden; 
von  putare,    dessen  figürliche  bedeutung  (glauben)   in  die  romanisd^en 


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I.   POTE  -PREBENDA.  255 

sprachen  nicht  eingieng.  Dahin  ^.  po  d  ö  n ,  pg.  podao  kippe,  auch  dlifr.  pottn 
Gormand  v.  241.  255  ed.  Scheler  246.  259.  {nicht  mü  Reiffenberg  =  fr. 
poing),   abgeleitet  vom  sp.  poda  beschneidung,   occit.  poudo  gartenmesser. 

Pote  sp.  pg.,  pr.  fr.  pot  {erster es  zu  folgern  aus  potaria)  topf;  vom 
ndl.  pot,  wenigstens  ist  das  pic.  potequin  offenbar  das  mndl  potektn;  das 
Stammwort  übrigens  auch  im  celt.  vorhanden,  Jcymr.  pot,  gad.  poit.  Dem 
Italiener  fehlt  potto,  dagegen  entspric/U  das  daraus  gezogene  feminin  dem 
ir.  puite,  das,  wie  lat.  concha,  die  ital.  bedeutung  mit  der  oben  bemerkten 
vereinigt,  auch  it.  vaso  hat  diesen  doppelten  sinn.  Eine  dbl.  muß  sein  fr. 
potage  suppe  (auch  gemüse:  potaige  'legumen  Gl.  de  Lille  p.37^  ed. 
Scheler),  daher  it.  potaggio  und  wohl  auch  sp.  potage,  eigenÜ.  etwas  im  topf 
bereitetes,  wie  fromage  etwas  in  der  form  bereitetes  heißt,  also  nicht  von 
dem  unroman.  potus,  das  fr.  pooage  ergeben  hätte.  Wie  verhält  es  sich 
aber  mit  pr.  pot  lippe?  ist  dies  die  grundbedeutung,  woraus  die  andre 
erfolgte,  wie  dies  bei  brocca  der  fall  zu  sein  scheint?  In  der  Schweiz 
lautet  es  potte,  faire  la  potte  ist  faire  la  moue  (Dict.  genev.),  auch  löthr. 
potte,  vgl.  alban.  paze  lippe.  Neupr.  pot,  limous,  pontou  (m.)  bedeuten  huß. 

Potere  it.,  sp.  pg.  pr.  poder,  aitfr.  pooir  {mit  ausgestoßenem  d), 
nfr.  ponvoir  (mit  eingeschobenem  v  zur  aufhebung  des  hiatus),  wal.  pnteä, 
lat.  posse;  sbst.  it.  podere  {mit  d),  sp.  poder,  wal.  pnteare  macht,  dsgl. 
hab  und  gut  wie  das  dtsche  vermögen,  itcU.  auch  bauemgut.  Wie  bei 
volle  icord  auch  hier  von  der  in  der  coryugation  vorherrschenden  form 
pot  ein  neuer  infinitiv  abgezogen.  Poteret  für  posset  hat  eine  Ur- 
kunde vor  760  Fumag.  p.  18,  potemn^  ßr  possumus  findet  sich  Form. 
Mab.,  desgl.  Mural.  Ant.  ital.  V,  312  (v.  j.  796),  femer  podibat  {pr. 
podia)  fUr  poterat  Breq.  p.  222*^  (v.  j.  657),  potebat  HLang.  I,  col.  26 
(v.  j.  782),  potebsftit  L.  Sal.  app.  3,  potebimus  für  poterimns  Form. 
Bcduz.,  possat  fiiir  possit  Fumag.  p.  97  (v.  j.  796),  possant  Mural.  III,  670 
(v.J.  767);  s.  auch  Rom.  gramm.  II,  141—2. 

Pozione  it.,  sp.  pocion,  pr.  poizo  trank,  arznei,  oitsp.  pozon  Alx., 
Conq.  UUram.,  fr.  poison  (m.,  noch  bei  Malherbe  fem.,  s.  Nodier,  F^xam. 
crit.)  giß:  von  potio  trank,  arznei-,  gift-,  zaubertrank.  Vb.  pr.  poi- 
zonar,  sp.  ponzoiliar,  von  Dotionare  bei  Vegetius,  sbst.  sp.  ponzofia,  pg. 
pe^nha  giß.  Eine  ähnlicne  ausartung  der  grundbedeutung  im  sp.  yerba, 
pg.  erva  gißpflanze,  giß,  altfr.  enherber  vergiften;  im  nhd.  gift,  ursprüngl. 
gäbe,  dosis. 

Pozzo  it.,  wal.  patz,  sp.  pozo,  pr.  potz,  fr.  paits  brunnen;  von 
pnteus,  dtsch.  pfütze.  Daher  pr.  pozar,  fr.  puiser  schöpfen,  ^puiser 
erschöf^en. 

Prebenda,  prevenda  it  pr.,  sp.  prebenda,  fr.  probende  eigentl. 
täglicher  lAensunterholt  der  manche  und  anderer  geistlichen;  von  prae- 
benda  (plur.)  was  dargereicht  werden  muß,  lieferung;  dieselbe  bildung 
zeigt  pr.  liaranda  von  liurar.  Das  gleichbed.fr.  provende  {woher  unser 
pfrttnde),  ü.  profenda,  trennte  sich  von  probende  durch  einwirkung  des 
vb.  providere  versorgen,  part.  providenda,  dem  sich  unser  proviant  anschließt. 


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256  I.   PREGNO-PRO. 

Pregno  it.,  pg.  prenhe,  pr.  prenh,  aUfr.  prainß  {acc.  prenant) 
schwanger j  von  praegnas,  praegnans;  vb.  pg.  prenhar,  sp.  particip. 
prenado,  dsgl.  pg.  emprenhar,  sp.  emprenar  /f.,  woeu  ein  lat.  verbum 
fehlt.  Das  it.  pregno,  pregna  ist  eine  misverstandne  büdungy  die  der 
andern  mundarten  sindj  ihrem  Ursprünge  gemäßf  generis  communis. 

Pres  eilte  it.  sp.,  präsent  fr.  geschenk.  Das  wort  steigt  in  diesem 
sinne  eiendich  hoch  hinauf ,  da  schon  Rambaut  von  Orange  (um  1150)  es 
kennt  (prezet  gent  presen  schätzte  ein  artiges  geschenk),  das  gleichbed. 
ndat.  praesentia  reicht  sogar  bis  eum  9.  jh.  jmrück.  Die  bedeutung 
knüpft  sich  an  die  des  vb.  praesentare  vorstellen,  ndat.  und  roman.  an- 
bieten, darbieten. 

Presse  it.,  pr.  pres,  fr.  prte,  partikd  für  lat.  prope;  von  pressum 
gedrängt,  wie  gr,  äyxi,  Zsgs.  it.  appresso,  dltpg.  pr.  apres,  fr.  apres, 
j^.  pressoch^,  fr.  presque. 

Pre Stare  it.,  sp.  prestar,  fr.  prßter  leihen;  von  praestare  in  ders. 
bed:  bei  Saivian,  Venantius,  in  der  L.  Sai.  u.  s.  w. 

Presto  it.  sp.  pg.,  pr.  prest,  fr.  pr6t  adj.  bereit;  vom  lat.  praestns 
auf  einer  inschrift  Grut.  p.  699.  n.  4.  Merkwürdig  ist  die  port.  form 
prestes  (itulecl.),  sie  hat  in  dem  {/leichbed.  lestes  neben  lesto  ihr  gegenstück. 

Prete  t^.,  sp.  aitpg.  preste,  fr.  prßtre  aus  dem  altfr.  pr.  prestre, 
priester,  von  presbyter  senior,  non  pro  aetate  vel  decrepita  senectnte, 
sed  propter  honorem  et  dignitatem  Isid.  7,  12.  Andre  formen  erklären 
sich  wegen  des  verschiedenen  accentes  nur  unmittelbar  aus  dem  gr.  Tigea- 
ßizeQog^  oder  besser  wohl  aus  ßem  näher  liegenden  lat.  accusativ  pres- 
byterum  (Littri,  Eist,  de  la  langue  frang.  J,  55,  (t.  Paris,  De  Vaccent  45), 
nämlich  pr.  preveire,  preire,  cat.  prebere,  altfr.  proveire,  provoire,  und 
so  stimmt  auch  pr.  preveiral,  preveirat  jm  mZa^.  •  presbyteralis,  pres- 
byteratas.  Auffallend  ist  das  syncopierte  ^  im  it.  prete,  maü.  prevet, 
pret,  da  die  spräche  diesen  buchstaben  sonst  nicht  scheut. 

Prevosto  it.,  sp.  ^^r.  preboste,  /i*.  pr6v6t,  wal.  preot  probst,  profos; 
von  praepositus.    Daher  auch  sp.  pg.  prioste  syndicus. 

Prigione  it.,  sp.  prision,  pr.  preise,  fr.  prison  gefängnis;  von 
prehensio,  prensio  ergreifung,  noch  im  ^a^  Verhaftung,  im  prov.  weg- 
nähme.   Im  ital.  span.  und  altfrans.  wird  e^  auch  in  der  bed.  gefangener 


Primo  sp.  pg.  vorzüglich:  la  obra  es  prima  das  werk  ist  voreüg- 
lieh;  von  primus  im  sinne  von  Primarius.  Hieraus  die  bedeutung  des 
pr.  prim  fein,  eart,  noch  jetist  in  den  mundarten,  z,  b.  limous.  oquel  efon 
es  prim  dieses  kind  ist  zart  gebatd.  Im  Jura  ist  primbois  kleines  heiz, 
reisholz.  Rochegude  bemerkt  pr.  prim  preon  mit  der  bed.  sehr  tief,  was 
an  prime  probos  bei  Naevius  erinnert.  Verb.  pr.  cat.  aprimar  ver- 
feinern. 

Pro  it.  sp.  pg.  pr.,  altfr.  prou,  preu,  pro,  sämmtlich  masc,  span. 
masc.  fem.,  dafür  auch  it.  prode,  dlt^.  altpg.  prol  (f.)  pr.  pron  vortheü; 
von  der  lat.  partikd  pro,  substantivisch  angewandt  une  auch  contra,  z.  b. 


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L   PROFILARE-PROSTRARE.  257 

it.  in  pro  o  in  contro  jmm  vortheä  oder  nacktheU.  Vielleicht  gab  der 
suruf  proficiat,  das  man  roman.  in  pro-£EUMÜa,  pro-£et8sa  übertrug,  den 
ersten  anlaß  eu  diesem  gebrauche,  und  ebenso  ist  in  prod-est  das  it.  prode 
enthalten,  oder  eigentlich,  prod  ist  die  cdte  vollständige  form  für  pro,  noch 
erhalten  in  prodias  bei  Nonius  ed,  Oerlach  (Corssen,  Zeitschr.  f.  vergl. 
sprachf.  III,  266;  RitscU,  Plaut,  exe.  I,  97).  —  VoUkommen  gleichlau- 
tend mit  diesem  Substantiv  ist  ein  adjectiv  (einer  endung)  mit  der  bed. 
tüchtig,  trefflich,  welches  im  prov.  das  eigne  hat,  daß  es  sein  fleanvisches 
s  häufig  mir  wurzd  zieht  (pros  ni  valen  acc.,  de  la  pros  comtessa),  da- 
her nfr.  preax,  nicht  tnehr  preu,  chw.  prus  fromm,  adv.  pr.  prosamen, 
aber  auch  proosamen,  aUfr.  protisement,  wiewohl  Icein  adj.  proos,  fem. 
proosa,  vorkommt.  Das  adjectiv  pro  ist  von  dem  Substantiv  nicht  zu 
trennen:  ital.  egli  e  prode  ist  wiederum  =  prod-est  'er  ist  nützlich,  brav, 
wie  das  altdeutsche  frum,  das  mittellat.  ntilis  beide  bedeutungen  einigt. 
Oder  ist  es  von  probus?  Unzweifelhaft  wäre  alsdann  die  regelmäßige 
gestäU  des  feminins  prova,  da  es  von  dem  übergange  eines  adjectivs  zweier 
endungen  in  ein  adjectiv  einer  endung  schwerlich  ein  gemeinrom.  beispid 
gibt.  Auch  an  pradens  hat  man  gedacht,  aber  das  lange  u  verträgt  sich 
nicht  mit  rom.  o,  wenn  man  au(Ji  auf  den  wegfall  der  endung  kein  ge- 
wicht legt.  —  Wenn  aber  die  herleitung  des  adj.  pro  am  probas  unstatt- 
haft ist,  so  läßt  sich  dagegen  in  dem  adv.  pr.  pro,  fr.  prou  s.  v.  a.  lat. 
satis  um  so  leichter  das  adv.  probe  annehmen,  als  es  altfr.  auch  proef 
(Littri,  Eist.  II,  209),  cot.  prou  (u  aus  b)  l<mtet:  pro  batre  alcun  wird 
von  probe  percatere  aliquem  wenig  verschieden  sein. 

Prof  ilare  it.,  fr.  profiler  (entlehnt),  sp.  perfikr  von  der  seile  ab- 
zeichnen; sbst.  it.  profilo,  fr.  profil,  sp.  lornb.  perfil  seitenat^ht;  von 
filum  in  der  bed.  gestalt  (umriß).  Der  eigentliche  sinn  der  compositions- 
parUkel  ist  um  so  weniger  gewiß,  als  die  sprachen  per  und  pro  leicht 
verwechseln. 

Profit to  it.,  pr.  profieg^  cot.  fr.  profit  vortheil;  vb.  profittare, 
profeitar,  profiter;  vom  sbst.  profectus.  I^anier  und  Portugiesen  haben 
dafür  provecho,  proveito  (daher  das  it.  proveccio)  mit  lat.  provectus 
zusammentreffend,  doch  wird  von  Santa  Rosa  auch  ein  altpg.  profeito 
bemerkt,  und  da  in  der  that  provecho  aus  profectus  entstanden  sein  kann,  so 
ist  es  rathsam,  bei  diesem  als  dem  gemeinromanischen  worte  stehen  zu  bleiben. 

Propaggine  it.,  pr.  probaina,  sp.  provena,  fr.  provin  (für  pro- 
vain,  une  die  alten  schrieben)  Setzling,  senker,  vb.  provigner;  von  pro- 
pago  propaginiS;  propaginare,  woher  auch  unser  vb.  pfropfen. 

Propio  U.  sp.,  cot.  propi;  von  proprius  mit  euphonischem  ausfall 
des  zweiten  r,  wal.  propriu,  pg.  proprio,  pr.  propri,  fr.  propre.  Auf 
eitler  inschrift  Ordl.  4822  findet  sich  bereits  propii. 

Prostrare  it.,  sp.  postrar,  pg.  pr.  prostrar  niederschlagen;  ein  aus 
dem  partic.  prostratus  von  prostemere  nach  der  ersten  cor^.  geformtes 
verbum.  In  spon.  Urkunden  liest  man  postravi  Esp.  sagr.  XL,  370  (v.j. 
832),  postratus  XXXIV,  464  (v.  j.  962). 

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258  L  PROTOCOLLO-PÜNZAR 

Protocollo  ü.  ff.  Van  7tQ€iyc6%oXloVy  bei  den  Byjgantinem  eigenU. 
das  den  papyrusroUen  vorgdeimte  hlatt  (esgs.  aus  n^wtog  und  KoUa), 
worauf  hemerM  sein  mußte,  unter  welchem  comes  largitionum  u$id  von  wem 
der  papyrus  verfertigt  sei;  der  name  nachher  auf  die  notariatsurkunden 
übertragen,  weä  dasdbst  jenes  blatte  da  es  eine  chronologische  angäbe  ent- 
hid't  und  zur  deckung  von  falschungen  dienen  konnte,  nach  einer  Verord- 
nung Justinians  (nov.  44)  nicht  fetten  durfte.  8.  Tychsen  in  Hugo's 
dva.  magaein  VI,  132. 

Prua  it.,  sp.  pg.  pr.  proa,  fr.  proue  Vorderschiff;  von  prora  mit 
ungewöhnlichem  gewiß  euphonischen  ausfoMe  des  r,  das  sich  im  üai.  proda 
als  d  darstellt.  Dasselbe  wort  ist  auch  im  aUhocM.  vorhanden:  prora 
'prot,  prior  pars  navis^  Gl.  Paris,  (augiens.)  Diuiisk.  I,  268,  in  andern 
glossen  prort;  und  so  wie  proda  in  /eweüer  bedeutung  den  rand  eines 
dinges  bezeichnet,  so  auch  unser  ahd.  proth  prort  brort,  so  daß  das  itoi. 
wort  in  letzterem  sinne  aus  dem  deutschen  aufgenommen  sein  wird,  wäh- 
rend es  in  ersterem  einheimisch  sein  kann.  Über  den  etwanigen  Zusammen- 
hang des  ahd.  Wortes  mit  andern  germanischen  s.  Ch-aff  HI,  313. 

Prüdere  ü.,  pr.  pruzer  (pmir  GProv.  37),  pg.  cot.  pruir  (/Ar 
pmdir)  jucken;  von  prurire,  euplhonisch  durch  dissimilation  prudire  u.  s.f., 
noch  in  der  limous.  mundart  prure  für  prurer. 

Pagnale  it.,  sp.  paüal,  fr.  poignard  dolch;  abgeleitet  von  pagio 
pugionis. 

Pulce  it.  (f.),  fr.  puce  (f.),  cot.  pussa,  sp.pg.  pnlga,  cremon.  gleich- 
falls mit  guUurallaut  pealegh  floh;  von  pulex  (m.);  vb.  it.  spulciare, 
fr.  ^pucer,  cat.  espassar,  sp.  pg.  pr.  espulgar,  vod.  esplagar,  unter  wel- 
chen das  span.  verbum  die  bed.  von  despiojar  (s.  pidocchio)  an  sieh  ge- 
nommen hat. 

Pulcella  it.,  odtsp.  pancella,  poncella  Bc.,  aitpg.  pr.  pncella^  fr. 
pucelle,  chw.  purscella  Jungfrau,  masc.  nur  pr.  piacel;  fr.  pucean, 
chw.  purscel  jüngling.  Es  ist  ein  dimin.  von  pullas  jung,  das  gewöhn- 
lich von  thieren,  als  schmeichelwort  auch  von  menschen  gArauckt  ward. 
Die  älteste  künde  des  dimintdivs  findet  sich  wohl  in  einem  capiiular  Chlo- 
dowigs  (v.  j.  500—611),  wo  es  pulicella  lautet,  Pertz  IV,  p.  6,  wdche 
form  auch  eine  handschrift  der  Lex.  Sal.  kennt.  Das  primitiv  piülns 
ist  gleichfalls  romanisch:  üol.  in  Tessin  pol  knabe,  pola  mädchenj  poUe 
in  dem  alten  liedchen  auf  JEkdalia,  dUfr.  und  noch  in  Berry  und  Nor- 
mandie  heißt  poulot  knabchen,  bübchen,  in  Limousin  poaloto  mädehen. 

Pulsar  sp.  pg.,  pr.  polsar,  fr.  pousser  klopfen,  stoßen;  von  pnlsare. 
Eine  zweite  form  ist  sp.  pnxar^  pg.  paxar  fortstoßen.  Sbst.  U.  polso, 
fr.  pouls,  von  palsns. 

Panto  it.,  fr.  point,  auch  prov.  zuweilen  ponh,  point,  Verstärkung 
der  negation;  von  punctum  tupf  eichen,  Ueinigkeit;  il  n'a  point  d'esprit 
er  hat  kein  bißchen  verstand,  s.  etwa  Rom.  gramm.  III,  429—30.  444. 

Punzar  und  punchar  sp.,  pg.  pun^r,  it.  pnnzellare,  punzec- 
chiare  stechen;  partidpialverbum,  gleichsam  punctiare  von  punetoB.  SbsL 


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I.   PÜTTO-QUAGLIARE.  259 

i<.  panzone,  sp.  pnnzon,  fr.  poimpn Pfriemen^  gräbstichel^  disch.  punzen, 
bnnzen;  von  punotio  stich,  stechen,  durch  seine  concrete  anwendung  ein 
masculin  geworden,  vgl.  wden  tosone. 

Putto  i^.,  sp.  pg.  puto  hübe,  fem.  it.  putta  mädchen,  auch  lieder- 
liehe  dime,  sp.  pg.  pata,  altfr.  pute  nur  in  letsfterer  bedeutung.  Ein  wort 
der  römischen  Volkssprache,  das  sich  sufallig  in  einem  kleineren,  gewöhn- 
lich Virgil  jmgeschriebenen  gedichte  erhalten  hat  und  als  ein  volksmäßiges 
darin  bezeichnet  wird:  Scilicet  hoc  sine  fraude,  Vari  dalcissime,  dicam: 
dispeream^  nisi  me  perdidit  iste  putus.  Sin  antem  praecepta  vetant 
me  dicere,  sane  non  dicam,  sed  me  perdidit  iste  pner.  8.  Winckelmann, 
Jakrbb.  für  philöl.,  suppl.  II,  497.  Für  putto  war  potto  zu  erwarten, 
wobei  jedoch  diese  etymologie  unverdächtig  bleibt.  Mit  patillas  bei  Flau- 
tus  Asin.  3,  3,  104  trifft  das  ital.  dimin.  puttello  buchstäblich  zusammen. 
JEine  abl.  ist  ü.  puttana,  aXtsp.  patana  Bc.  liederliche  dime,  metze;  die 
stelle  des  unvorhandenen  fr.  pataine  vertritt  putain  {at^h  pr.  putan,  nicht 
pntana),  aus  dem  accus,  patam,  ebenso  die  eigennamen  Evain  acc.  aus 
Evam,  Bertain  aus  Bertham,  Barn,  gramm.  II,  47. 

Putto  ö.,  altsp.  pudio,  pr.  altfr.  put  niederträchtig,  widerlich  (häu- 
figes epithel  der  heiden  pute  gent);  von  putidus  une  netto,  net  von  nitidus. 
Daß  dem  it.  putto  auch  die  bed.  verbuhlt  beigegeben  ward,  als  hange  es 
mit  putta,  puttana  zusammen,  darf  nicht  stören. 

Q. 

Qua  it.,  sp.  acä,  pg.  cd  ortsadverb,  von  eccu*hac;  dazu  pr.  ssl,  sai, 
fr.  i^j  lomb.  Boik,  von  ecce  hac. 

Quadro  it.  sp.  pg.  viereck,  rahmen,  gemcUde,  /r.  cadre,  rahmen,  pr. 
caire  viereckiger  stein,  bürg,  quarre  ecke;  von  quadrum.  Äbgd.  fr.  car- 
ri^re  steingmbe,  buchstabl.  quadersteingrube  (carr^,  carrer  von  quadra- 
tuB,  quadrare),  in  späterem  mlatein  quadraria,  zu  scheiden  von  carriere 
laufbahn;  dsgl.  it.  quadrello,  sp.  quadrillo,  pr.  cairel,  /r.  carreau  Vier- 
eck von  stein  u.  dgl.,  auch  bolzen  (wegen  seines  vierkantigen  eisens).  Zsgs. 
it.  squadra,  sp.  esquadra,  fr.  6querre,  (f.)  Winkelmaß,  it.  sp.  auch  rotte 
(Viereck  von  leuten),  geschwader,  daher  fr.  escadre  und  escouade;  dsgl.  it. 
squadrone,  sp.  esquadron,  fr.  escadron  heeresdbiheilung ;  alle  vom  vb. 
squadrare  cet.  viereckig  machen,  lat.  gleichsam  exquadrare. 

Quaglia  it.,  attsp.  coalla,  pr.  calha,  fr.  caiUe,  chw.  qasicrsi,  wachtet; 
mlat.  quaquila,  quaquara,  quaquadra  (gewiß  aus  älterer  Überlieferung, 
Wackernagel,  Voces  animantium  p.  20),  mnl.  quakele.  Das  cot.  guatUa, 
vol.  guala,  hat  den  anlaut  des  dtschen  wahtala,  neben  welchem  auch  quat- 
tala  fä>lich  war.  Das  wal.  wort  ist  prepelitzf,  auch  pitpeldce,  das  sard. 
circnriy  das  piem.  cerlach. 

Quagliare,  cagliare  it.,  sp.  cuajar,  pg.  coalhar,  fr.  cailler  ge- 
rinnen, von  coagnlare.  Vom  sbst.  coagulum  i^  jpc/.  coalho,  it.  caglio 
Idb,  ai4ch  gaglio,  latinisiert  galium  lahkraut,  bei  lAnnk 


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260  I.   QUALCHE— QÜI.  ' 

Qualche  ä.,  a7^.  qualque,  pr.  qnalsque,  /r.  quelque^  unbestimmtes 
pronomen,  esgs.  aus  qualis  quam  nach  dem  beispiele  von  qaisquam.  Mit 
angefügtem  unus:  it.  qualcuno,  erweitert  qaalch-ed-ano,  fr,  quelqa'un. 

Quarösima  it.y  sp.  quaresma,  fr.  car^me  (m.),  wal.  peredsimi 
plur.  fastenaeit;  van  qaadragesima,  neugr.  zeaaaQoxoaTi^. 

Quartiere  it.,  sp.  pg.  quartel,  fr.  quartier  das  abgetheiUe  viertel 
eines  raumes,  in  weiterem  sinne  ohne  rücksicht  auf  genauigkeit  des  maßes 
ein  abgetheüter  räum  e.  b.  in  einem  hause,  eine  wohnung,  quartier,  auch 
Stadtviertel:  altfr.  de  tote  la  terre  tot  lo  meillor  cartier  das  beste  theil 
des  ga/neen  landes  PDuch.  p.  48.  Der  Südwesten  braucht  das  primitiv 
quarto  in  ähnlicher  weise  d.  h.  in  der  bed.  wohnung,  eimmer,  gemach. 

Quatto  it.,  pr.  quait,  sp.  cacho  und  gacho  geduckt,  sfusammenge- 
drückt;  sbst.  it.  in  Brescia  quat  alp  (etwas  drückendes),  fr.  cache  verst^; 
vb.  sard.  cattare  platt  drücken,  fr.  cacher  ducken,  verstecken,  neupr. 
cachä  pressen,  verstecken;  ssgs.  fr.  öcacher,  altfr.  esquachier  Ben.  II, 
143,  pic.  6coacher,  sp.  acachar,  agachar  platt  drücken.  Quatto  entspringt 
einfach  aus  coactus,  ebenso  wird  sich  cacher  aus  coactare  detUen  lassen 
(CO  =  fr.  c  auch  in  coagulare,  caiUer,  et  =  ch  in  flectere,  fl^chir  u.  a.). 
Eine  besondere  bildung  aus  coactus,  pr.  quait,  ist  fr.  catir  pressen  = 
altfr.  pic.  quatir  ducken  (part.  quaitis  RCam,  p.  247),  nach  Frisch  u.  a. 
von  dem  den  übrigen  gebieten  unbekannten  quatere.  Abu.  aus  cache  sind 
Q2LQ\i^i  petschaft,  cachette  schlupfunnkel,  cachot  X^erA^.  Neben  pr. 
cachar  findet  sich  noch  eine  dblautform  quichar  (quitxat  GO.),  neupr. 
esquichd,  genf  esquicher,  chw.  squicciar  quetschen. 

Quelle  it.  nebst  colui  {in  der  röm.  mtmdart  qnelui),  sp.pr.  aquel, 
pg.  a^uelle,  demonstrativpronomen,  von  eccu'ille,  nach  Castelvetro  von 
hoco  ille  {was  ist  aber  hoco?);  daau  wal.  acel,  i>r.  aicel,  altfr.  icel,  in 
allen  drei  sprachen  auch  cel  nebst  celui,  von  ecc'ille,  vgl.  unten  qui. 
Man  lasse  sich  durch  eine  mitteUat.  umdeutung  nicht  jsu  einer  faisd^en 
etymologie  verführen.  Die  Marculf  formein  nämlich  fassen  icelui  als 
ipgi  lui  auf:  interrogatum  fuit  ipsi  lui  num.  23,  ad  parte  ipsius  Ini 
num.  17;  ebenso  schreiben  die  MabiU.  formein  ipsi  illi  ei  für  icelei,  und 
so  könnte  auch  ici  als  ips'hic  verstanden  werden.  Daß  sich  aber  im  fr. 
c  kein  lat.  s  verbirgt,  verräth  das  picard.  chelui,  ichi  u.  s.  f.,  worin  ch 
einem  lat.  9  gleich  ist. 

Questo  it.  nebst  costui  (in  der  röm.  mundart  questui),  sp.  pg. 
aqueste  {altpg.  questo),  cat.  pr.  aquest,  demonstrativpronomen,  von  eccu'- 
iste;  dajsfu  wal.  acest,  pr.  aicest,  al^r.  icest,  in  allen  drei  sprachen 
auch  cest  nebst  cestui,  neufr.  cet,  von  ecc'iste. 

Qui  it.,  altfr.  iqui  Pass.  de  J.  C.  (noch  jetzt  bürg. pic.),  equi  SLeg., 
au4ih  enqui,  anqui,  sp.  pr.  aqul,  ortsadverb,  t?o»eccu'hic;  dazu  ü.  ci,  pr. 
aici,  aissi  {im  Jaufre  ci),  cat.  assi,  fr.  ici,  ci,  wal.  aici,  ici,  von  ecce  hie 
jssgjn.  eccic.  Im  ital.  fiel  der  anlaut  e  weg,  im  span.  und  prov.  ward  er, 
une  oft  in  tonloser  erster  silbe,  bu  a.  Ob  auch  die  span.  spräche  eine  form 
mit  (  oder  dem  entsprechenden  s  kannte,  da  ja  die  üal.  und  prov.  beide 


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I.   QÜINTALE—RAFFARE.  261 

hesUsm?  Im  Poem,  de  Cid  486.  3121  findet  sich  desi  adelante  (von 
hier  an)  =  pr.  d^aissi  enan;  auch  ein  aUpg,  desy  kommt  vor^  s.  D.  Din. 
Trov.  Zu  merken  ist  hier,  daß  das  rom,  ici  oder  ci  in  altem  ndatein 
mit  richtigem  etymologischen  geßM  durch  eoce  ausgedrückt  wird,  e,  b. 
Brunetti  p.  439  (v.  j.  716)  parentes  ecce  habeo  maltos  ich  habe  viele 
verwandte  hier;  p.  441  consobrino  ecce  mecam  habeo  ich  habe  meinen 
vetter  hier  bei  mir.   Zsgs.  ist  it  qui-ci,  li-ci,  beide  bei  Dante  vorkommend. 

Quintale  ü.^  sp,  pg.  pr.  quintal,  das  letztere  schon  bei  dem  TrotC^ 
badour  Bertran  v,  Born,  fr.  quintal  geuncht  von  hundert  pfund;  vom  arab. 
qin^tär  Freyt.  Uly  606  ein  gewicht  von  hundert  ratl,  welches  seinerseits 
attö  dem  lat.  centenarius  (ahd.  zentenari,  kentenari  Doc.  Mise.  7,  204) 
enüehnt  sein  soU.    8.  Jos.  v.  Hammer  und  besonders  Mahn  p.  126. 

Quintana,  chintana  t^.,  pr.  qaintana,  aUfr.  quintaine  mänfiliche 
figur  von  hole  mit  einem  schildy  den  der  heransprengende  reiter  mit  der 
lange  sfu  treffen  suchte.  Die  entstehung  des  Wortes  ist  noch  nicht  aufge- 
holt. S.  Ducange,  Minage^  Caseneuve  s.  v.^  Baoul  d.  Cambr.  p.  24y 
FaOot  p.  665. 

Qnota  ü.y  pr.  cota,  fr.  cote  beiirag  eines  jeden  zu  einer  gemein- 
schaftlichen ausgäbe^  sp.  pg.  cota  randbemerkung,  transport  (eigentl.  an- 
gäbe der  Ziffer);  von  qnotus.  Daher  femer  tY.  quotare  in  Ordnung 
bringen,  sp.  pg,  cotar,  acotar,  fr.  coter  beziffern,  allegieren,  sp.  cotejar, 
pg.  cotejar  vergleichen  (eigpdl.  zusammenstellen);  fr.  coterie  geschlossene 
geseßschafi  (ursprüngl.  von  betheiligten). 


R. 

Rabdrbaro  it.,  sp.pg.  ruibarbo,  fr.  rhnbarbe  (f.)  eine  an  den  ufern 
der  Wolga  so  wie  in  China  wachsende  pflanze,  rhabarber;  eigentl.  rha 
barbarom  (gr.  ^),  zum  unterschiede  so  genannt  von  rha  ponticum,  une 
die  Römer  eine  andre  ort  dieser  pflanze  nannten,  die  in  der  gegend  des 
schwarzen  meeres  vorkam. 

Racchetta  it.  {entstellt  in  lacchetta),  sp.  raqueta,  fr.  raquette  näz 
zum  baüschiagen;  gleichsam  retichetta  von  rete. 

Rada  it.  sp.,  rade  fr.  ankerplaiz,  rhede;  vom  aUn.  reida  ausrüstung, 
bereitschaft  (der  schiffe),  ndl.  reede,  mhd.  rade. 

Raffare  it.  in  arraffare,  mail.  raffä,  piem.^  rafö,  chw.  raffar,  altfr, 
raffer,  loihr.  raffona  hurtig  an  sich  reißen  u.  dgl.;  sbst.  piem.  rafa  raub, 
gewinn,  lothr.  henneg.  raffe,  it  ruffa-raffa  rapuse,  romagn.  riflFe-raflfa,  chw. 
riffa-raffa,  sp.  rifi-rafe.  Dsgl.  mit  ableitendem  1  it.  arraffiare  {für  ar- 
rafflare),  fr.  rafler,  ^rafler;  sbst.  it.  raffio  haken  etwas  zupacken,  fr. 
rafle  in  fiäire  rafle  aJles  an  sich  reißen,  rein  aiufräumen,  daher,  so  scheint 
es,  die  bed.  pasch  mit  drei  würfeln  (gewinn,  reine  aufräumung).  Deutsche 
herkunft  ist  nicht  zu  bezweifeln:  mhd.  reffen,  nhd.  raffen  (engl,  rafi  wird 
franz.  sein);  mit  ableitendem  1  nhd.  raffel  Werkzeug  zum   scharren  oder 


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262  I.   RAGGIO— KAMPA. 

raufen^  vgl.  auch  dltn.  hrafla  wegschnappen.  Dem  Spielerausdruck  rafle 
entspricht  ndl.  schwed,  raffet,  engl,  raffle.  Das  aitfr.  raffle  heif^  auch 
grind  einer  wunde  Roq,,  Myst.  ined.  p.  p.  Juhindl  I,  283  (j'ai  rifle  et 
rafle  et  roigne  et  taigne),  ndl.  rappe  dass.y  vgl.  akd.  raQan  sich  schließen 
(von  wunden).  Merkwürdig  ist  das  loihr.  adj.  raffe  Äerft,  sauer  (eigenÜ. 
zusammenziehend?  raffen  corripere,  zusammennehmen),  entsprechend  dem 
ahd.  raffi  asper  Oraff  II,  494,  gleichbed.  comask.  rap,  vgl.  aUn.  hrappr 
unsanß. 

Raggio,  razzo  it.,  sp.  pg.  rayo,  pr.  rai,  raig,  aitfr.  rai  strahl 
(prov.  auch  ström),  nfr.  rayon,  von  radius;  daneben  ein  fem.  it.  razza 
Speiche,  weil,  raz^,  sp.  pg.  pr.  raya,  fr.  raie  straJd,  streif,  strich;  vb.  it. 
raggiare,  razzare  strahlen,  pr.  rayar,  aitfr.  raier  und  roier  strahlen, 
strömen,  sp.  rayar,  nfr.  rayer  streifen,  von  radiäre.  Die  itai.  form  mit  z 
kennt  schon  ein  glossar  des  8—9.  jh.  razus  'speicha  Oraff  VI,  326.  — 
Sonderbar  ist  aitfr.  raie  oder  r6e  de  miel,  norm,  röve  (mit  eingeschobenem 
y),  nfr.  rayon  de  miel  honigwabe,  auch  pg.  raio  de  mel  uthd  wohl  auch 
sard.  reja:  es  scheint  eine  durch  berührung  mit  dem  aits.  rata,  mndl.  rate, 
mhd.  r&z  honigroße  entstandene  bedeutung,  vgl.  Grimm  III,  464,  Wei- 
gand  II,  611.  Sofern  fr.  raie  furche,  Wasserfurche  heißt  =  aitfr.  roie, 
pr.  rega,  arrega,  kommt  es  von  rigare  wässern. 

Rallar  sp.  cot.,  pg.  ralar  reiben,  figürl.  plagen,  fr.  railler  foppen; 
sbst.  sp.  rallo,  pg.  ralo  reibeisen.  Frisch  meint  vom  ndl.  rakelen  schären, 
rühren;  nähere  ansprüche  hat  radiculare  von  rädere,  wenn  nicht  etwa  an 
radola  (werkzeug  zum  kratzen)  gedacht  werden  darf.  —  [In  betreff  des 
franz.  wortfs  erinnert  Diefenbach  an  ndl.  ndd.  raUen,  Schweiz,  rahelen 
neckerei  treiben  und  ähnliche,  s.  Ztschr.  für  vergl.  sprachf.  XII,  79.] 

Rame  it.,  wdt.  aram^,  sp.  arambre,  alambre,  pr.  aram,  fr.  airain 
kupfer,  kupfererz;  von  aeramen,  bei  Festus  aeramina  'utensüia  ampliora, 
gewöhnt,  aeramentum  kupfer geschirr.  Das  churw.  wort  ist  iröm,  offenbar 
entstellt  aus  iram,  eram,  wie  uffönt  aus  uffdnt 

Ramerino  it.,  sp.  romero,  cat.  pr.  romanf,  pg.  rosmaninho,  fr.  ro- 
marin  ein  kraut;  zum  theil  entstellt  oder  umgedeutet  aus  res  marinos. 

Ramingo  it.,  ramenc  pr.  beiname  des  jungen  faiken,  der  von  ast 
zu  ast  fliegt,  dsgl.  unstät,  fr.  ramingue  eigensinnig;  von  ramas,  dtsch. 
ästling  accipiter  ramarius,  entgegengesetzt  dem  nestling  accipüer  nidarius 
(Frisch).  Dem  ü.  ramingo  entspricht  in  seiner  bedeutung  sp.  ramero, 
dessen  fem.  ramera  die  feile  dime  bezeichnet. 

Rampa  it.  kralle,  rampo  haken,  pr.  rampa  krampf;  vb.  it.  ram- 
pare,  aitfr.  ramper  klettern,  nfr.  kriechen,  pari,  rampant  aufsteigend 
(herald.);  aus  diesem  verbum  wohl  erst  das  sbst.  rampe,  sp.  rampa  erd- 
aufwurf,  auffahrt.  Rampare  t^  desselben  Stammes  wie  rappare  (s.  unten), 
vom  ndd.  rapen,  mit  m  bair.  rampfen  an  sich  reißen,  packen  (lomb.  ram^ 
ranf  krampf),  daher  das  Substantiv  mit  der  bed.  kräUe  u.  s.  f.  Das  ein- 
geschobene m  läßt  die  prov.  mundart  auch  weg:  rapar  ist  =  fr.  ram- 
per, aitvai.  leö  rapan  JFd>r.  =  sp.  leon  rampante,   romagn.  rap^  = 


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I.    RANCO-RANDA.  263 

arramp^.  Eine  abh  ist  it.  rampone  hakefif  hieraus  nach  Muratori  das 
vh.  it.  rampognare  höhnen^  lästern,  (rf0-.  ramposner,  ramponer  höhnen, 
eerren  (ramposner,  pinchier  et  poindre  eerren,  kneifen  und  stacheln 
Boquef.  s.  v.),  pr.  rampoinar  'dicere  verba  contraria  derisorie  GProv.  32, 
sbst.  it,  rampogna,  aUfr.  ramposne  Verhöhnung  u.  dgl.,  henneg,  ramponne 
traelU  schlage.  Diese  herleitung,  wonctch  rampognare  eigenil.  mit  Schmä- 
hungen aerreißen  hieße,  bestätigt  sowohl  das  ven.  ramponare  häkeln,  wie 
das  cat.  rampoina  fetaen. 

Ran  CO  it.  cat.,  sp.  renco,  altfr.  ranc  kretijsilahm,  ven.  ranco  verdreht; 
vb,  it.  rancare,  arrancare  hinken,  dirancare  ausdrehen,  ausreißen,  5p. 
arrancar  ausreißen,  ausziehen;  gleiche  bed.  hat  aUit.  arrancare  PPS.  1, 187, 
gen.  arranca,  piem.  ranch^.  Der  stamm  ist  deutsch:  nhd.  rank,  ndl. 
wTonck  Kü.  Verdrehung ,  mhd.  renken  drehend  ziehen,  bair.  renken  zerren, 
ags.  vrenc  trug,  goth.  vraiqvs  krumm.  Arrancar  ist  also  wohl  ein  vom  fr. 
arracher  (U.  c.)  ganz  verschiedenes  wort;  zu  diesem  passt  buchstäblich, 
aber  nicht  begrifflich,  das  sp.  arraigar.  —  Für  sp.  renco  gibt  es  eine  form 
rengo,  sichtbarlich  auf  derrengar  (s.  oben  diesen  artikel)  gestützt,  mit  dem 
sie  aber  nicht  gleiches  Ursprunges  sein  kann. 

Rancore  it.,  rancor  aitsp.  pg.  pr.,  rancoeur  aitfr.,  rencor  neusp. 
groll;  von  rancor  1)  ranziger  geschmack,  bei  Pcdladius,  2)  alter  groll,  bei 
Hieronymus  und  im  mlatein;  daher  auch  fr.  ra nenne  (mit  demselben 
sufßx  ivie  im  altfr.  vieillune  Rom.  gramm.  II,  341),  it.  äUpg.  ran- 
cnra  u.  a. 

Ran  dal  sp.,  pg.  renda  spitzen  an  kleidem,  daher  sp.  randal  näz- 
formiges  gewebe.  Es  erinnert  unmittelbar  an  unser  deutsches  rand  und 
beruft  si(^  auf  das  ndl.  kant,  welches  gleichfalls  rand  und  spitzen  heißt. 
Zwar  ist  rand  im  alt-  und  mhd.  nur  in  der  bed.  schildbuckel  nachweis- 
lich, es  mochte  ihm  aber  auch  die  heutige  bed.  margOy  extremitas  nicht 
versagt  sein,  die  dem  ags.  rand,  rond,  dem  aUn.  rönd  oder  schwed.  rand 
zusteht,  denn  im  gründe  ist  auch  der  buckd  des  Schildes  dessen  äußerstes, 
daher  ihn  schon  eine  ahd.  glosse  ^cupüla  vel  ora  chfpei^  nennt  (Graff 
U,  531).  Andre  weisen  auf  lat.  rete,  sp.  red,  dem  sich  das  pg.  renda 
schon  ziemlich  annähert,  nicht  so  das  sp.  fanda.  An  die  span.bedeutung 
schließt  sich  etwa  daspr.  randar  schmücken,  putzen.  Das  piem.  und  neupr. 
randa  Streichholz  um  den  inhalt  eines  gefäßes  dem  rande  gleich  zu  ma- 
chen^ vb.  randi  dem  rande  gleich  streichen,  entspricht  unserm  rand  noch 
entschiedener.  Wir  stellen  noch  hieher  pr.  randa,  das  für  sich  allein 
nicht  vorzukommen  scheint  {denn  Chx.  III,  400  la  randa  ist  mit  Bartsch  zu 
schreiben  l'a  randa),  davon  das  adv.  a  randa  bis  ans  ende,  völlig,  auch 
it.  a  randa  dicht  daran:  das  Substantiv  wird  also  das  äußerste  eines 
dinges  bedeuten  und  schließt  sich  unserm  nhd.  rand  genau  an.  Abgeleitet 
ist  altfr.  randir  andringen  Parton.  11,  p.  103;  pr.  altfr.  randon  unge- 
stüm, heßigkeit,  adv.  a  randon  und  de  randon,  sp.  de  rendon,  de  rondon, 
pg.  de  rondao  mit  einem  schlage,  heftig,  plötzlich  {etigl.  at  random),  vb. 
randonar,  randoner  anrennen,  antreiben.    Da  die  kämpfer  mit  vorgehal- 


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264  L   RANGIFERO-RATTO. 

tenem  schüd  heranstürmtenj  so  wäre  es  mögUehy  daß  in  diesen  abieüungen 
die  ahd.  bedeuitmg  smr  gdtung  gekommen  wäre. 

Ranglfero  it.,  rangffero  sp.,  rangier  fr.,  reynger  ndl.  rennOiier; 
vom  miat.  rangifer,  dies  wohl  at4S  dem  lappisch-finnischen  raingo,  nach 
Schmeller  II,  96.    Franz.  renne  gleicKbed.  aus  dem  nord.  hiein,  rön.  *-| 

Raperonzo,  raperonzolo,  ramponzolo  it.,  sie.  raponzoln,  romagn. 
rapönzal,  sp.  reponche,  rniponce,  pg.  rniponto  u.  dgl.,  fr.  raiponce  (f.) 
eine  pflanze,  rapunzd;  von  rapa  rUbe,  mit  ital.  Suffixen. 

Rappare  it.  in  arrappare,  sp.  pg.  pr.  rapar  gewaltsam  wegführen, 
lothr.  rapond  an  sich  raffen,  verschlingen.  Das  ital.  wort  ist  augenschein- 
lich vom  ndd.  ndl.  rapen,  engl,  rap,  schwed.  rappa  u.  s.  w.  ==  hd.  raffen, 
das  span.,  das  auch  die  bed.  scheren  (das  haar  rein  wegnehmen)  entwickdt 
hat,  entspringt  gleichfalls  leichter  hieraus  als  durch  eine  sehr  sdtene  um- 
biegung  der  conjugation  aus  lat.  rapere.  Desselben  slammes  ist  auch  U. 
rappa  schrunde  an  den  ßßen  der  pferde  =  mhd.  rappe,  ndl.  rappe 
grind  KU.,  vb.  ven.  lomib.  rapare,  rapä  schrumpfen  =  bair.  sich  rilpfen 
erharten,  mit  kruste  übersfiehen. 

Rasare  it.  (eigenü.  ven.  lomb.  u.  s.  w.),  sp.  pg.  rasar,  fr.  raser 
scheren;  romanisches  frequentativ  von  rädere  rasns. 

Rasc^r  sp.  pg.  pr.  kratzen;  sbst.  pr.  rasca,  dltfr.  rasche  kratze, 
grind;  für  rasicare  von  rädere  rasns.  Dsgl.  it.  raschiare,  cot.  rasclar, 
cUtfr.  rascler,  nfr.  racler,  mit  ders.  bed.,  sbst.  it.  raschia  =  pr.  rasca, 
lat.  gleichsam  rasicnlare.  Sp.  pg.  rasgar  auseinander  reißen,  ^st.  rasgo 
flüchtiger  strich,  skizze,  führt  man  auf  resecare  zurück,  wiewohl  das  aus 
rasgar  abgeleitete  rasgnfiar  kratzen  und  skizzieren  mit  seiner  bedeutung 
offenbar  auf  rasicare  weist.  Santa  Bosa  kennt  auch  ein  äUpg.  rascar 
schreien. 

UsiBO  it.  sp.,  ras  fr.  ein  glatter  zeug;  vom  part.  rasns  geschoren. 
Abgd.  sp.  rasilla  ort  sarsche,  vgl.  bei  Isidorus  ralla,  qnae  vnlgo  rasilis 
dicitnr.  Im  it.  rascia  sarsche  (rasch)  findet  Muratori  den  ländemamen 
Rascia  (ein  theil  von  Slavonien  Dante  Par.  19,  140),  woher  dieser  stoff 
gekommen  sein  soll,  altfr.  le  royanlme  de  Rasse  z.  b.  beiFroissart;  andre 
den  stäMenamen  Arras,  s.  jedoch  arazzo  11.  a.  Ein  aiter  ital.  dichter 
kennt  vestiti  di  Doagio  (Douai)  e  di  Rascese  PPS.  II,  172. 

Raspare  it.,  sp.  raspar,  fr.  r&per  abkratzen,  schaben;  vom  ahd. 
raspön  zusammenscharren.  Sbst.  it.  raspo  traübenkamm,  dsgl.  räude 
(etwas  kratzendes),  sp.  pr.  raspa  traübenkamm,  granne,  hülse  eines  komes, 
fr.  r&pe  raspel;  mit  verstärktem  anlaut  it.  graspo,  vgl.  dieselbe  Ver- 
stärkung in  gracimolo  ßr  racimolo. 

Rastro  it.  rechen,  von  rastmm  korst,  hacke,  daher  auch  sp.  rastro, 
pg.  rasto  schleife  (etwas  auf  dem  boden  fortgezogenes  wie  der  rechen),  dsgl. 
spur,  fährte;  dimin.  it.  rastrello,  rastello,  sp.  rastrillo,  rastillo,  fr. 
rätean  rechen,  auch  gatter,  lat.  rastellns. 

Ratto  it.,  sp.  pg.  rato,  pr.  fr.  rat  ein  den  Römern  unbekanntes 
thier,  raUe,  ratze.    Die  roman.  formen  des  sehr  verbreiteten  Wortes  stehen 


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I.    RAZIONE-REDO.  265 

dm  deutschen  näher  als  den  ceUischen:  cM.  rato  (m,),  ags.  rät,  altndd. 
ratta,  gael.  radan,  bret.  raz.  Abgeh  cot.  pg,  ratar,  piem.  ratö,  sp.  rato- 
nar  benagen;  sp.  ratear  kriechen,  ratero  kriechend  (auch  im  maralischen 
sinne).  Der  Venejrianer  nennt  die  rotte  pantegan,  das  Ferrari  nicht  sm 
erklären  toeifi:  es  ist  von  pantex  und  heißt  eigentl.  dickbauch.  [Nach 
Stier,  Ztschr.  für  vergl.  sprachf.  XI,  131,  von  novrixog,  letzteres  oben 
unter  annellino  berührt.] 

Razione  it.  (bei  Ferrari),  sp.  racion,  pr.  fr.  ration  bestimmtes 
maß  an  lebensmittdn;  von  ratio,  nUat.  für  jus,  recht,  gerechtsame,  das 
was  einem  gebührt. 

Razza  it.,  sp.  pg.  pr.  raza,  fr.  race  stamm,  geschlecht.  Die  übliche 
herleitung  aus  radix  radlcis  verträgt  sich  nicht  mit  dem  accent  der  casus 
obUqui,  der  nominativ  aber  hätte  rddica  ergd>en.  Buchstäblich  trifft  das 
ahd.  reiza  linie,  strich,  entsprechend  dem  ndat.  linea  sanguinis,  fr.  ligne, 
nhd.  linie.  Das  ins  englische  eingeführte  racö  einigt  noch  die  bedd.  strich 
und  geschJeclU  in  sich,  die  also  wohl  auch  dttfrane.  waren.  Vgl.  wegen 
der  begriffsentwickhmg  auch  wailon.  ttr  s.  v.  tiöre  II.  c. 

Reame  ü.,  attsp.  reame,  realme,  pr.  reyalme,  nfr.  royaume  korng- 
reich;  aus  dem  acfji  regalis,  gleichsam  regal&nen,  eine  übrigens  fast  bei- 
spiellose bildung,  die  sich  nur  in  dem  attfr.  ducheaame,  gleichsam  daca- 
limen,  für  duch^  Ben.  I,  18  unederhoU.  Aus  regimen  aber  ist  fr. 
regime,  pr.  regisme. 

R^dina  it.,  sicil.  besser  retina,  mittelgr.  ^heva  DC,  sp.  umgestellt 
rienda,  pg.  r^ea,  pr.  regna,  fr.  rßne  aus  dem  alten  resgne,  jnigd;  vom 
vb.  retinere  aurückhalten,  nicht  von  regnare:  pr.  regna,  reina  für  retna, 
wie  paire  für  patre.  Das  wort  diente  aum  ersate  für  habena,  welches 
aufgegeben  ward,  vielleicht  weil  es  mit  avena  coUidierte,  und  ist  merk- 
würdig, weil  es  lateinischen  accent  seigt  {vgl.  r^tinet),  wogegen  die  neuen 
verbauen  der  endung  a  ohne  ausnähme  dem  romanischen  gepräge  des 
praesens  sing,  folgen,  so  daß  es  e.  b.  U.  riti^na  lauten  müßte.  S.  Egger, 
MSm.  de  VAcad.  d.  inscr.  XXIV,  II,  309. 

Redo  im  it.  arredo,  sp.  arreo,  pg.  arreio,  pr.  arrei  (sn4  folgern,  aus 
areamen  LR  U,  117),  oittfr.  arroi  sfurüstung,  geräthe,  putz;  vb.  it.  ar- 
redare,  sp.  arrear,  pg.  arreiar,  pr.  aredar  (LR.  V,  63  mit  roidir  über- 
setzt)  arrezar,  altfr.  arroier,  arr^er  ssurüsten,  mit  geräthe  versehen,  aurecht 
machen,  schmücken,  altfr.  arr^er  auch  das  fdd  bearbeiten.  Andre  eur 
sammenseteungen  sind:  it.  corredo,  pr.  conrei,  altfr.  conroi  ausrüstung, 
ausstattung  u.  dgl.,  sp.  correo,  cot.  correu  wohlthat,  pg  fehlt,  vb.  it.  cor- 
redare  ausstatten,  schmücken,  pr.  conrear,  altfr.  conr6er  ausstatten,  be- 
vrirthen,  nfr.  corroyer  leder,  thon,  mörtd  eubereUen  (sbst.  corroi),  sp. 
conrear  das  fdd  umbrechen;  sodann  pr.  desrei,  oitfr.  desroi,  derroi, 
nfr.  derroi  Unordnung,  vb.  pr.  desreiar,  dttfr.  desroier  aus  der  Ordnung 
kommen  u.  a.  bedd.  Das  einfache  wort  hat  sich  im  altfr.  roi  Ordnung 
behauptet:  mesnre  ne  roi  Buteb.  I,  108,  nul  roy  Wack.  p.  28,  Amis  985, 
aber  auch  das  Span.  adv.  arreo  'nach  der  Ordnung,  hintereinander,  wenn 


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266  L   REFRAN— REGALARE. 

man  es  m  4  reo  verlegen  darf,  so  wie  das  gleichbed.  pr.  darrö  =  sp. 
de  arreo  geben  es  noch  jeu  erkennen.  Woher  dieser  in  mehreren  eusam- 
menseUfungen  angewandte  stamm?  Die  tat.  spräche  gewährt  nichts  befrie- 
digendes. Ahd.  r&ty  das  auch  vorrath  und  geräthe  heißt^  ist  wegen  des 
rom.  e  ein  sehr  zweifelhaftes  etymon:  goth.  ga-redan  sorge  tragen  kann 
nicht  dafür  entscheiden^  da  das  goth.  %  überall^  sicher  wenigstens  in  ge- 
meinrom.  umfange,  dem  entsprechenden  &  der  andern  mundarten  gegenüber 
nicht  £fur  geltung  kam.  Goth.  raidjan  bestimmen,  anordnen,  ags.  ge-rsedian, 
nihd.  ge-reiten  bereit  machen,  eurecht  machen,  stimmen  trefflich  mit  ihren 
bedeutungen,  würden  aber  nach  der  strenge  der  regel  ein  romcm.  radare 
erzeugt  haben,  doch  ist  bei  dem  großen  einfluß  der  niederdd.  mundarten 
auf  das  französische  entstehung  von  arreder,  arreier  aus  der  ndl.  form 
reden  und  Verbreitung  von  Frankreich  aus  als  ein  möglicher  faU  anzu- 
nehmen, zumal  da  das  wort  auf  diesem  gebiete  in  größerer  entfaUung  er- 
seheint Aber  zu  erwägen  bleibt  auch  das  gael.  reidh  glatt,  fertig,  bereit, 
geordnet.  Augenscheinlich  identisch  mit  unserm  roi  ist  jedoch  das  bret. 
reiz  regel,  gesetz,  vemunft,  vgl.  wegen  der  form  bret.  feiz  =  fr.  foi,  efreiz 
=  effroi,  preiz  =  proie;  kann  es  aber  nicht  eben  sowohl  fremd  sein  wie 
die  angeführten  Wörter?  die  vannische  form  reic'h  wenigstens  beweist  nichts 
für  seine  cdt.  herkunft,  da  jene  mundart  mehrfach  in  fremden  Wörtern  c'h 
für  bret.  z  setzt.  Man  erwäge  über  diesen  stamm  vor  aüem  Diefenbachs 
Untersuchung,  Goth.  wb.  II,  169—161,  vgl  auch  Gachet  29^. 

Refran  sp.,  pg.  refiräo  Sprichwort,  pr.  refranh,  fr.  refirain  wieder- 
kehrender strcphenfheü.  Man  hat  diesem  wort  die  ungeschlachte  bUdung 
referaneus  von  referre  untergelegt  (von  referant  hat  es  noch  neuerlich 
Amador  de  los  Bios,  Lit  esp.  II,  606,  hergeleitet)  oder  es  d>en  so  unge- 
schickt aus  refrenare  hervorgehen  lassen.  Refranh  t^^  von  refranher  so 
wie  refrain  vom  aUfr.  refraindre,  wohin  schon  Baynouard  sie  ordnet,  beide 
verba  von  re-frangere  wiederholt  brechen,  roman.  auch  modtdieren,  herab- 
stimmen  u.  dgl.  Beispiele  sind:  pr.  lo  rossinholet  volt'  e  refranh  son 
chantar  LB.,  fr.  en  sa  pipe  refraignoit  Wack.  p.  79.  Nach  J.  Ghimm 
(Haupts  Ztschr.  V,  236)  gehört  lat.  fringutire  zwitschern  und  fringilla 
fink  zu  frangere,  wie  auch  aUn.  kleka  brechen  und  Uaka  klingen  gleicher 
Wurzel  sind.  Für  refranher  gut  prov.  oMch  refrinher  schallen  (nicht  re- 
frinhar  LB.),  unmittelbar  aus  refringere;  womit  sich  aber  das  sbst.  refrim 
(geschmetter)  formeü  nicht  vereinigen  läßt,  eher  lehnt  sich  dies  (nebst  frim 
GAlb.  6360)  an  fremitus. 

Regal are  it.,  sp.pg.TegsAsiT,  fr.  rigsAei  bewirthen,  beschenken;  ^st. 
it.  sp.  pg.  regalo,  fr.  rögal  geschenk.  Es  soll  von  regalis  kommen, 
warum?  ist  nicht  klar.  Bei  der  Untersuchung  ist  vor  allem  anzumerken, 
daß  es  weder  im  franz.  noch  im  ital.  alteinheimisch,  daß  es  aus  Spanien 
eingeführt  ist.  Hier  bedeutet  regalar  hätscheln,  liebkosen,  altsp.  im  Alex, 
schmelzen,  liquefacere,  regalarse  liquescere.  Es  ist  dies  das  lat.  regelare 
aufthauen,  erwärmen;  der  Übergang  des  e  in  a  konnte  in  frühester  zeit 
geschehen,  als  g  vor  diesen  beiden  vocalen  noch  gleichlautend  war.    Ein 


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I.   REGANAR— BEPTAR.  267 

positiver  beweis  der  idenütcU  von  regelare  und  regalar  aber  liegt  darin, 
daß  wie  im  span,  Alex.  str.  2202  plomo  regalado  geschmoUenes  hlei  he- 
deutet,  so  auch  Papias  regelatum  plumbnm  mit  ^liquefacium^  übersetsft. 
Auch  die  dUfr.  spräche  muß  regeler  in  der  bemerkten  bedeutung  besessen 
haben:  das  sbsL  regiel  =  sp.  regalo  hat  sich  wenigstens  in  dem  hytnnus 
auf  JEkdaiia  erhalten :  por  manatce,  regiel  ne  preiement  durch  drohung, 
lid>kostmg  noch  bitte;  damit  geht  hand  in  hand  nfr.  d^geler  aufthauen, 
sbst.  d^l. 

Begaöar  sp.  und  so  pg.  reganhar,  pr.  reganhar  und  reganar  die 
eahne  blecken.  Hiermit  scheint  identisch  ältfr.  recaner  (beiRoquef.  auch 
recaigner),  das  gern  von  dem  zähneblecken  oder  dem  gesckrei  des  esds 
gebraucht  wird  gleich  dem  prov,  werte  (sembla  mnia  can  reganha  LB.), 
mail.  righignä  wiehern;  dsgl.  mit  anlautendetn  ch  mundartl.  (in  Berry) 
r^chaner  schreien  wie  der  esd,  archanner  wiehern,  einfach  chagner  blecken. 
Die  Wörter  passen  eu  cachinnare  mit  aufgesperrtem  munde  lachen:  dem 
durfte  das  wiehern  und  das  damit  verbündete  gahneblecken  verglichen 
werden.  Im  nfr.  ricaner  (ri  für  re  durch  einwirkung  von  ridere,  rire  ?) 
ward  die  bedeutung  eingeschränkt  auf  das  halblaute  lachen  der  bosheit 
oder  albernheit,  bei  Nicot  heißt  es  muthwiUig  sein,  schäkern. 

Registro  it.,  «p.  registro,  pr,  fr.  registre,  pg.  ohne  r  registo  ein 
veraeichnis,  register;  vom  miat.  registmm  für  regestnm  'Über  in  quem 
regemntar  commentarii  qniyis  vel  epistolae  summorum  pontificam^  Du- 
cange.  Die  einschiebung  eines  r  hinter  t  ist  ein  bekannter  romanischer  zug. 

Regolizia;  legorizia  it.,  sp.  pg.  regaliz  cet.,  j>r.  regalicia,  regu- 
lecia,  aitfr.  recolice,  neufr.  r^glisse  süßhoU,  lakritze;  durch  Umstellung  des 
1  und  r  aus  liquiritia  bei  Vegetius,  De  re  vet.,  dies  at4S  yXvxv^^i^a. 

Relha  pg.  pr.,  reille  dltfr.,  reja^.  pflugschar;  von  regnla  latte? 
aUfr.  reilhe  de  fer  ^regula  ferreck   Oarp.  s.  v.  regnla. 

Rendere  it.,  sp.  rendir,  pg.  render,  pr.  fr.  rendre  zurückgeben  u. 
dgl.,  von  reddere;  sbst.  it.  reiidita,  sp.pr.  renisi,  /r.  rente  einkünfte,  von 
redditnm,  plur.  reddita,  abgegebenes,  eingeliefertes.  Die  einfügung  des  n 
mag  sehr  alt  sein,  da  sie  so  allgemein  ist  (rendere  L.  Sal.  tit.  52,  cod. 
gudf.);  altital.  bei  Barberini  findet  sich  indessen  reddere  s.  Lex.  rom.,  im 
prov.  ebenso  redre  e.  b.  Bth.  67,  Pass.  de  J.  C.  41,  was  hier,  wo  n  leicht 
ausfallt,  freilich  wenig  sagt,  altcat.  sogar  retre.  Pott  über  Lex.  Sal. 
p.  167  erklärt  sieh,  um  die  müßige  einschiebung  des  n  zu  beseitigen, 
rendere  Kcfter  aus  re-indere.  Aber  ist  denn  diese  einschiebung  wirldich 
so  müßig?  ist  sie  nicht  vielmehr  eine  einfache  formver Stärkung,  um  das 
wort,  das  im  franz.  ri^re  häUe  geben  müssen,  vor  dem  zerfließen  zu  be- 
wahren, Oberhaupt  um  seinen  Hang  zu  hd>en?  Überdies  stimmt  auch  der 
g^auch  des  roman.  u)ortes  ganz  zu  dem  von  reddere :  fr,  rendre  paisible 
ist  wie  placidum  reddere  u.  dgl,,  was  sich  von  re-indere  nicht  würde  be- 
haupten lassen. 

Reptar  aUsp.  pg.pr.,  nsp.iei&r,  dltfr.  reter  beschuldigen,  anklagen, 
zum  Zweikampfe  fordern.    Aus  mlat.  rectare  (vor  gericht  laden)  konnte 


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268  I.   RESTA-RIBALDO. 

es  nicht  entstehen^  es  würde  alsdann  pr.  reitar  lauten;  uhM  aber  a/us  re- 
putare;  das  sich  in  ähnlichem  sinne  angewandt  findet,  z,  b.  si  quis  alteri 
i'epatayerit  quod  scutam  suam  jactasset  X.  Sal.  tit,  30;  quia  nalli  de 
ista  causa  volet  reputare  weil  er  darüber  keinem  einen  Vorwurf  machen 
wül  Cap.  Gar,  Cdlv.  Balue.  II,  81;  contra  quod  sacramentum  si  quilibet 
fecisse  reputatus  fuerit  beschuldigt  sein  sollte  das.  p.  179.  Auch  appellare 
gieng  auf  diese  bedeutung  ein:  pr.  qu'ieu  la  repte  e  Tapelh  de  trassio 
Chx.  IV,  166,  Die  churw.  form  ravidar  aber  muß  die  obige  deutung 
über  jeden  eweifel  erheben :  v  ist  hier  =  lat.  p,  i  häufig  =  lat.  u. 

Besta  it.,  sp.  ristra,  pg.  resta,  restia,  pr.  rest  bund  ewiAdn,  hnob- 
lauch  oder  anderer  fruchte;  von  restis  seil,  weil  sie  daran  befestigt  wer- 
den,  wiewohl  das  lat.  restes  allii  sive  caeparum  etwas  anderes  ist  als  das 
pr.  una  rest  de  cebas  ho  de  alhs  LB.  V,  88,  indem  jenes  die  Uätter  der 
Zwiebel  bedeutet.  Das  piem.  rista  hanf  trifft  dagegen  mit  ahd.  rtsta  flachs- 
bündel  zusammen. 

Resta  ü.,  ^.  ristre  und  enrister  (m.),  pg.  reste,  riste,  ristre  ^roJa?, 
in  welche  die  lanee  eum  angriff  eingelegt  ward,  doÄerpr.  arestol,  dUfr. 
arestuel  handhabe  der  lanze;  von  restare,  rom.  arrestare  widerstehen, 
also  eigentlich  widerhcdt,  anhdU. 

Restlo  U.  {für  restivo),  pr.  restiu,  fr.  r6ti{  widerspenstig;  gebildet 
aus  restare  uriderstehen.    Das  maü.  wort  ist  restin. 

Retro  it.  in  compositis,  pr.  reire,  dltfr.  riere;  von  retro,  wofür  sp. 
pg.  atras.  Zsgs.  ü.  dietro,  drieto,  pr.  dereire,  derrier  (letzteres  auch 
(^dj.),  fr.  derri^re,  von  de  retro;  it.  addietro,  pr.  areire,  fr.  arri^re, 
von  ad  retro.  Dsgl.  dbgd.  pr.  dereiran  gleichsam  deretranus,  weiter 
abgeleitet  fr.  dernier  gleichsam  deretranarius.  Zu  merken  ist  der  aus- 
fcXl  des  r  (durch  dissimüaiion?)  im  it.  dietro  ßr  diretro  so  wie  im  ältfr. 
za  en  ayer  =  pr.  sa  en  areire. 

Ribaldo  ü.  altsp.  pg.  (que  tomasen  an  ribaldo,  un  bellaco  Rsf., 
von  Sanchee  unrichtig  mit  rival  erklärt),  pr.  ribaut,  fr.  ribaud  lotterbube, 
fem.  ribauda,  ribaude  freche  dime;  daher  ältn.  ribballdi,  mhd.  ribbalt 
Die  ital.  form  rubaldo  entstand  wohl  durch  umdeutung  mit  rubare  rauben, 
stehlen.  Was  das  mitteloMer  unter  ribaldus  verstand,  sagt  deutlich  Mat- 
thäus Paris:  fures,  exules,  fugitivi,  excommunicati,  quos  omnes  ribaldos 
Francia  vulgariter  consuevit  appellare,  heillose  zu  allem  fähige  menschen. 
Auch  die  das  treffen  eröffnenden  leichten  truppen,  die  enfants  perdus,  die 
im  heere  eben  sowohl  den  dienst  der  trossbuben  thaten,  hießen  so.  Man 
sehe  darüber  TJi.  Wrighfs  Political  songs  p.  369.  Neufr.  ist  ribaud  auf 
die  bed.  scortator  eingeschränkt.  Es  läßt  sich  aus  ahd.  regimbald  kühner 
mann  (Grimm  P,  444)  nicht  genügend  erklären,  welches  rambaldo,  raim- 
baut  ergeben  mußte  und  ergab,  da  m  vor  b  nicht  leicht  austritt.  Dagegen 
bietet  die  ahd.  spräche  ein  nur  als  fem.  vorhandenes  wort  hrtbä  (hripä) 
prostituta,  mhd.  ribe  (Graff  IV,  1146),  woraus  mit  dem  sufßx  ald  das 
rom.  ribaldo  erwachsen  konnte.  Desselben  Ursprunges  muß  sein  aUfr. 
riber  weiber  verfuhren,   wohl  auch  ribler  uniherschwärmen.    Man  merke 


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I.   RIBEBA-RICREDERSI.  269 

noch  ü.  rubalda  art  Pickelhauben^  wie  die  rubaldi  sie  trugen,  dsgl.  fr. 
ribaudequin  ein  wurfgeräthe,  fiöm.  rabaudeken  Kü. 

Ribeba  it,  hauemgeigcy  schäfergeige;  vom  arah.  rab&b,  das  ein 
ähnliches  tongeräihe  von  runder  form  bedeutet  Gol.p.  925 j  Freyt.  II,  107'. 
Daraus  soll  entstellt  sein  it.  ribeca,  pg.  rabeca,  co^.  rabaquet,  /r.  rebec, 
pr.  rabey,  dsgl.  jsp.  rabel,  pg.  rabel,  arrabil,  aitfr.  rebelle  Boquef. 
Poesie  frang.  p.  108,  vgl.  wegen  der  Verwechslung  des  b  und  c  eine  ähn- 
liche Verwechslung  des  b  und  g  im  sp.  jabeba,  jabega  maurische  flöte. 
Auch  das  pr.  arlabecca,  welchen  namen  ein  ungenannter  sänger  seinem 
gedicIUe  beilegt,  könnte  dieser  herkunft  sein,  s.  Paul  Meyer,  Jahrbuch  V,  393. 

Ricamare  it.,  sp.  pg.  recamar,  daher  fr.  r^camer  sticken;  sbst.  U. 
ricamo,  sp.  pg.  reeamo  Stickerei;  vom  aräb.  vb.  raqama  streifen  in  einen 
Stoff  uneben,  sbst.  raqm  gestreifte  Stickerei  Freyt.  U,  18P.  182'. 

Riccio  it.,  wal.  ariciu,  sp.  erizo,  pg.  ericio,  onriiio,  pr.  erissoo; 
fr.  h^risson  (h  asp.,  aUfr.  aber  auch  eri^oiiy  ire^on)  igel,  Stachelschwein; 
von  ericios  Varro  ap.  Nonium.  Daher  das  vb.  it.  arricciare^  sp. 
erizar,  pg.  ouri^ar,  pr.  erissar,  fr.  h^risser  starr  machen,  sträuben. 

Riccio  it.,  rizo  sp.  kraus,  sbst.  haarlocke,  haarkrause,  pg.  rifo 
flockiger  Stoff;  vb.  sp.  rizar,  enrizar,  pg.  ri^ar,  ourifar,  erifar,'  it.  arric- 
ciare  kräuseln.  Ferrari  erblickt  in  riccio  eine  Umstellung  aus  cirrus  locke, 
gekräuseltes  Juiar;  weit  besser  hält  es  MSnage  für  eine  abl.  cirricius, 
wodurch  sich  auch  seine  doppelte  geltung  als  Substantiv  und  adjectiv  am 
einfachsten  erklärt.  Aber  eine  so  starke  aphärese  une  die  der  säbe  ci  ge- 
stattet nur  die  üal.  spräche,  das  wort  müßte  also  nach  Spanien  eingebracht 
sein.  Merkwürdig  ist  sein  ztisammentreffen  mit  riccio  iget,  dctö  sich  be- 
sonders im  pg.  ouri^ar  ausdrückt:  sprachen,  die  für  krauskopf  dieselbe 
wortform  bilden  und  dulden  wie  für  igel,  konnten  die  nicht  eben  so  wohl 
die  eine  sache  nach  der  andern  benannt,  das  krause  mit  dem  struppigen 
verwechsdt  haben,  wie  ein  römischer  dichter  den  komm  wegen  seiner  sfifAen 
kraus  nennt?  Das  ineinanderlaufen  beider  begriffe  spricht  sich  auch  aus 
im  nikU.  reburras  ^hispidus,  crispus\  vgl.Ducange  h.v.:  habebat  oapillos 
crispos  et  rigides  atque  sursum  erectos  et,  ut  ita  dicam,  rebursos.  — 
Span,  enrizar  heißt  auch  anreizen,  aufhetzen:  glaubt  man  das  wort  in 
dieser  bedeutung  von  dem  obigen  trennen  zu  müssen,  so  ist  wenigstens  das 
von  Gayangos  dafür  aufgestellte  inrixare  kein  zulässiges  etyman. 

Ricco  it.,  sp.  pg.  rico,  pr.  ric,  fr.  riebe  adj.;  vom  ahd.  r!chi,  goth. 
reiks,  nhd.  reich.  Die  franz.  form  bezieht  sich  auf  die  atthochd.,  ihr 
che  konnte  aus  altdeutschem  chi  hervorgehn,  nicht  aus  auslautendem  ch, 
weiches,  wie  in  Fr^d^ric  und  Ferry  aus  Fridertch,  c  ergeben  mußte  oder 
geschwunden  wäre.  Über  die  bed.  mächtig,  welche  das  wort  im  aitroman. 
wie  im  altdeutschen  hatte,  s.  Lex.  rom.  I,  XXXII, 

Ricredersi  it.  seinen  irrthum  zurüdcnehmen,  ricredente  tmdricre- 
duto  des  gegentheUs  überführt  oder  überzeugt,  pr.  altfr.  se  recreire  zu- 
rücktreten, verzichten,  müde  werden  eines  dinges,  aitsp.  recreer  den  muth 
verlieren  Alx.,  mlat.  se  recredere,  über  dessen  gebrauch  s.  Ducange.  Be- 


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^70  I.  RIDOTTO— RIMA. 

shnders  Meß  der  im  gerichtlichen  jsfweikampf  iSbenoundene,  eum  hekmntnis 
seines  unrechtes  genöthigtCf  recreditus,  datier  recrezut,  recreu,  recrezen, 
recreant  einen  schimflichen  sinn  annahmen.  Re-credere  ist  unlateinisch 
und  für  die  hed.  ^  seine  meinung  jsurücknehmen  eine  verkehrte^  Zusammen- 
setzung, Vielleicht  bringt  eine  befreundete  spräche  dem  UH>rte  aufUärung. 
Ahd.  galaubjan  ist  s.  v.  a.  crederc,  aber  das  reflexive  sih  galaubjan  s.  v. 
a.  recederCy  deficere;  beide  aber,  das  activ  wie  das  reflexiv ^  einigen  sich, 
wie  Wachemagel  lehrte  in  dem  grundbegriff  freundliche  hingebung  oder 
nachgiebigkeU.  Dieses  reflexiv  sih  galaubjan  Übersetzte  man  mit  se  cre- 
dere,  dem  man  nicht  ohne  bedeutung  die  partikd  re  beifügte. 

Ridotto,  raddotto  t^.,  sp.  reducto,  fr,  r^duit  und  redoute  (f)^  letz- 
teres aus  dem  itai.,  schanze,  Sammelplatz;  von  reducere  reduetus. 

Riffa  it.  (cigentl.  rifa,  in  comask.  mundet),  sp.  pg.  cat.  sicil.  rifa 
streit,  Wettstreit,  dsgl.  glücksspid;  vb.  it.  arriffare  umrfdn,  sp.  pg.  cat. 
rifar  streiten,  dsgl.  loosen,  altfr.  riffer  wegraffen,  kratzen,  lothr.  riffer 
flachs  raufen.  Ist  es  vom  ndl.  rijven  raspeln,  rechen,  cdtn.  rifa  zerreiben, 
ri&s  sich  zanken,  sich  raufen  =  ahd.  rtban  reiben?  Aber  der  über  den 
Süden  des  roman.  gebietes  ausgebreitete  stamm  u)ird  mit  seinem  labial 
eher  auf  das  naher  liegende  hochd.  i,  z.  b.  im  bair.  riffen  d.  i.  raufen, 
als  auf  ndl.  y  oder  nord.  f  =  ahd.  b  führen.  Ebenso  sind  die  ableitun- 
gen  mit  l  zu  beurtheilen:  altfr.  pic.  norm,  riffler  raffen,  kratzen,  ritzen, 
streifen,  wallon.  rifler  blind  hineinlaufen  (an  allem  anstreifen,  anschuppen), 
auch  henneg.  rifeter  =  riffer,  sbst.  altfr.  riffle  spießgerte,  norm,  rifle  aus- 
schlag,  grind  (wie  unser  kratze  von  kratzen),  wohl  auch  it.  riffilo  fratzen- 
gesicht,  piem.  riflador  feile;  vom  ahd.  riffil,  rifflla  säge,  nhd.  riffel  flachs- 
raufe,  vb.  riffilön^  riffeln,  aber  auch  fläm.  ryffelen  kratzen,  schinden  EH., 
engl,  rifle  ratiben,  die  wohl  aus  dem  franz.  sind. 

Rifusare  it.,  pg.  pr.  refusar,  sp.  rehusar,  fr.  refuser  weigern.  Das 
wort  muß  aus  recusare  abgeändert  sein  durch  einmischung  von  refutare, 
it.  riflutare,  pr.  refudar,  das  schon  im  frühem  mlatein  verwerfen,  ver- 
schmähen haßt.  Im  prov.  und  altfr.  gab  es  eine  zweite  form  mit  ausge- 
fallenem f  {vgl.  preon  von  profundus)  rehuzar  reüsar,  rehuser  reüser 
ratiser  ausweichen.  Das  altfr.  reüser  ward  auch  in  ruser  zusammengezogen 
(Bau  II,  p.  216.  275,  MGar.  p.  93)  und  bedeutete  vomehmlick  das  bei 
seile  weichen  des  uHldes,  um  den  hunden  die  spur  zu  nehmen,  daher  das 
neufr.  sbst.  ruse  kniff,  kunstgriff.  Das  zusammenfließen  beider  verba 
recusare  und  refutare  scheint  sich  auch  in  einer  aUpg.  form  recudar  = 
refusar  auszusprechen,  wovon  Santa  Bosa  ein  beispiel  anführt. 

Rima  it.  sp.  pg.  pr.,  rime  fr.  reim;  vb.  rimare,  rimar,  rimer 
reimen.  Im  prov.  ist  auch  das  masc.  rim  üblich:  e  devetz  saber  qu'on 
pot  dire  rims  o  rimas  Leys  dam.  I,  144;  englischnorm,  begegnet  gleich- 
falls rym,  s.  Wright's  Polit.  songs  p.  236;  auch  aÜsp.  rimo  Sanchez  I, 
L.  LVIL  Die  genauere  unterst^chung  dieses  Wortes  muß  der  geschichte 
der  poesie  überlassen  bleiben.  Hier  werde  bemerkt,  daß  nur  das 
lat.  rhythmus    (^v»fi6g)  und  das  deutsche  rtm  tn  erwägung  kommen 


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I.  RIMURCHIARE— MSICARE.  271 

können:  das  lat.  rima  (riß)  läßt  sich  bloß  durch  künsielei  hieher  ßiehen, 
iciewohl  es  sich  übrigens  nebst  dem  vb.  rimari  in  einigen  sprachen  erhalten 
hat.  Rhythmus  ist  numerus:  es  bezeichnet  noch  im  ältesten  mittdlatein 
die  gleichmäßige  abtheüung  des  verses  in  rikksicht  auf  die  iseitdauer,  ohne 
rücksicht  auf  das  maß  der  einzelnen  silben.  Demnächst  verstand  man 
unier  versus  rhythmicus  den  gereimten^  sofern  er,  wie  in  der  Volkssprache, 
keine  silbenmessung  anerkennt;  für  gleichlaiU  des  versschiusses  (consonantia) 
wird  das  wort  kaum  vorkommen.  Diesen  gelehrten  ausdruck  rhythmus 
nun  gab  die  Volkssprache  durch  das  lautverwandte  rima  wieder^  die  ah- 
kunft  aber  des  letzteren  von  dem  ersteren  findet  in  der  form  die  größte 
Schwierigkeit:  itäl.  mußte  rhythmus  nach  regelrechtem  über  gange,  wenn  es 
einmal  eine  zusammenziehung  erleiden  sollte,  rimmo  oder  remmo  lauten, 
man  vgl.  ammirare  aus  admirari,  semmana  aus  sept'mana,  maremma  aus 
maritima,  flemma  aus  phlegma,  dramma  aus  drachma,  und  in  der  that 
wandelt  sich  rhythmicus  cdtsp.  in  remico  Canc.  de  Baena.  Vollkommen 
aber  stimmt  das  rom.  rima  zum  ahd.  rtm  numerus,  das  übrigens  auch  die 
cdt.  spräche  kennt:  altirisch  rim  Zeuß  I,  26,  neu  rimh,  kymr.  rhif  (m.). 
Wendet  man  ein,  daß  sich  der  reim  unter  den  Deutschen  erst  später  aus- 
gdnldet  habe  (s.  Koberstein  p.  45,  4.  aufl.),  so  liegt  die  entgegnung  nahe: 
sie  kannten  ihn,  noch  ehe  sie  ihn  brauchtet^  aus  dem  lat.  kirchenliede. 
übrigens  konnte  der  Romane  das  deutsclie  wort  in  seiner  altem  bed.  nu- 
merus längst  aufgenommen,  ihm  die  neuere  vielleicht  selbst  zugewendet 
haben.  —  Eine  zss.  ist  aüsp.  adrimar  £c.,  nsp.  cot.  arrimar  zusammen- 
stdlen,  anlehnen,  fr.  arrimer  schichten,  vgl.  ahd.  rtm  in  der  bed.  reihe, 
die  auch  dem  sp.  rima  zusteht,  fr.  (in  Berry)  enrimer  symmetrisch  ordnen. 
Die  neupr.  mundart  sagt  schlechtweg  rimk  annahem  =  sp.  arrimar.  — 
{Weitere  bemerkungen  über  reim  theüt  Diefenbach  mit,  s.  Neue  jahrbb.  für 
phüol  u.  pädag.  LXXVII,  752] 

Rimurchiare  t^.,  fr.  remorquer,  sp.  remolcar  bugsieren;  von  re- 
mulcnm  schlepptau. 

Rinculare  it.,  sp.  recular,  pg.  recuar,  fr.  reculer  zurückweichen; 
von  culuS;  une  unser  glächbed.  sich  ärsen  von  ars  bei  H.  Sachs,  ndl. 
aerselen  KU.  Daher  adv.  fr.  k  reculons  rückwärts,  wie  unser  ärschlings, 
mJ^.  erslingen. 

Ripresaglia,  rappresaglia  it.,  «p.  represalia,  /r.  repr^ille  selbst- 
genommene  entschädigung;  eigentl.  zurücknähme  des  genommenen,  von  re- 
prehendere  re-prehensus. 

Risicare  it.,  sp.  arriscar,  arriesgar,  pg.  riscar^  arriscar,  fr.  risquer 
in  gefahr  setzen,  wagen;  sbst.  it.  risico,  risoo,  sp.  riesgo,  fr.  risque  ge^ 
fahr.  Span,  risco  heißt  Uippe,  steiler  fds  und  dieses  fuhrt  auf  resecare 
abschneiden,  so  daß  man  sich  eine  steile  höhe  als  etwas  abgeschnittenes 
dachte:  nicht  anders  verhält  sich  schwed.  skär  kUppe  zu  skära  abschneiden. 
Risco  konnte  ein  Schifferausdruck  sein,  zuerst  den  gefährlichen  f eisen, 
dann  die  gefahr  bezeichnend,  wofür  nachher  die  scheideform  riesgo  auf- 
kam. Dazu  stmmi  aiuch  neupr.  rezegue  gefahr,  rezegä  abschneiden^  maü. 


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272  I.   RISMA— RIVEERA. 

com.  resega  säge  und  gefahtj  vb.  resegä  sägen  und  wagen^  die  nur  van 
resecare  herstammen  können.  Auch  pg.  risca  strich  (schnüt)^  riscar 
ausstreichen^  sind  hieher  zu  rechnen. 

Risma  t^.,  sp.  pg.  resma,  fr,  rame,  dtsch.  rieß,  ndl.  riem  eine  quan- 
tität  papier.  Vom  ardb.  razmah  bündel  Jdeider  (rezmah  Freyt.  II,  146") 
behauptet  Sousa;  daß  aber  Europa  diesen  ausdruck  den  ctrabem  danke, 
ist  in  sich  selbst  unwahrscheinlich  und  wird  durdi  die  a/rab.  bedeutung 
schlecht  unterstiäet.  Schön  ist  Muraioris  herleitung:  gr.  aQiO'/aog  eahlj 
anzahl  sprach  man  in  Itaiien  arismas  aus,  eu  schließen  aus  aUit.  (auch 
aUsp.  cot.  prov.  aitengl.  ndat.)  arismetica,  daher,  mit  bekanntem  äbfaU 
des  anlautes  a,  rismo,  risma.  —  [Wie  kunstgerecht  Muratori's  erklänmg 
auch  war,  so  muß  sie  gleichwohl  der  gelehrten  und  ausführlichen  recht- 
fertigung  des  arabischen  etymons  von  Dozy,  Oosterl.  72  ff.,  weichen.  Hier- 
nach bedeutet  rizma  überhaupt  pack,  bündel,  spedeU  pack  papier,  bedeu- 
tungen,  die  bei  Freytag  fehlen.  Femer  ist  es  höchst  wahrscheinlich,  daß 
Europa  im  mittelalter  sein  kattunpapier  von  den  Arabern  empßeng^ 

Riso  it.,  pr.  ris,  fr.  riz,  wcd.  urez  {auch  riscase)  eine  getreideari, 
reiß;  vom  lat.  oryza.   Dsgl.  sp.  pg.  arroz,  vom  arab.  aroz  Freyt.  I,  26*. 

Ritorta  it.,  pr.  redorta,  dUfr.  riorte,  reorte,  roorte,  rorte  Boquef., 
norm,  rote  bindweide,  weidenband;  ursprüngl.  etwas  gedrehtes,  von  retor- 
quere,  woher  auch  sp.  retorta,  fr.  retorte  grfäß  mit  gekrümmtem  halse. 
Den  frühen  gebrauch  des  Wortes  bezeugt  die  Lex  Sal.:  retortae,  qaibus 
sepes  continentur,  vgl.  Pardessus  p.  382. 

Ritto  it.  adfj.  recht,  als  gegensatst  von  Unk,  von  rectas  grade,  nidit 
krumm  oder  verdreht,  wie  man  sich  die  linke  hand  dachte,  in  dieser  be- 
deutung auch  im  mlatein,  s.  Ducange  und  Carpentier,  daher  marritta 
rechte  hand,  esgs.  mit  manus.  Gemeinrom.  ist  dafür  das  compos.  i^.  di- 
ritto,  dritto,  sp.  derecho,  pg.  direito,  pr.  dreit,  fr.  droit,  w<d.  drept, 
lat.  directus.  Von  directum  das  recht,  häufig  schon  im  frühen  mlatein, 
stammt  auch  das  sbst.  it.  diritto  ff.  Zsgs.  ist  altfr.  endroit,  pr.  endreit 
Präposition  für  lat.  versus,  datier  nfr.  sbst.  endroit  stelle,  platz,  eigenU. 
das  gegenüber  oder  vor  äugen  liegende,  wie  contr^e  von  contre.  Mü 
directus  wird  auch  die  südliche  hünnielsgegend  benannt:  dauph.  droichi, 
npr.  adrech,  piem.  indrit,  wogegen  die  nördliche  als  die  abgewandte  auf- 
gefaßt  wird:  maü.  invers,  npr.  aves  (für  avers). 

Rivellino  it.,  sp.  rebellin,  pg.  revelim,  fr.  ravelin,  bei  Roquefort 
revelin,  ein  vor  dem  mittelwall  (der  courtine)  liegendes  außenwerk.  Nach 
Menage  ist  dctö  fr  am.  wort  dem  ital.  entnommen,  aber  woher  dieses? 

Rivescio,  rovescio  it.,  sp.pg.  reves  {alle  mit  ausgefallenem  r  vor  s), 
fr.  revers  rückseite;  von  reversus,  woher  auch  adj.  pg.  revesso,  fr.  revfeche 
{eunächsi  aus  dem  ital.?  altfr.  revois)  widerwärtig,  spröde. 

Riviera  it.,  sp.  ribera,  verkürzt  vera,  pg.  pr.  ribeira,  verkürzt  pg. 
beira,  altfr.  ri viere  ufer,  eigentl.  ufergegend;  von  riparia.  Aber  nicht  nur 
für  die  ufergegend,  sondern  auch  für  den  ßuß  selbst  brauchten  vermöge 
einer  leichten  Übertragung,  der  man  mit  rivus  nicht  zu  hülfe  zu  kommen 


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'   I.   RIZZARE-ROCCA.  273 

genothigt  ist^  alle  sprachen  (altsp,  ribera  Älx,)  dasselbe  wori^  und  diese 

bedeutung  ist  dem  nfr.  tiviere  ausschließlich  verblieben. 

Rizzare  it.  aufrichten;  gleichsam  rectiare,  von  rectus.   Gemeinrom. 

ist  nur  das  compos.  dirizzare,  drizzare,  altsp.  derezar,  nsp.  pg.  ende- 

rezar,  pr.  dressar,  fr,  dresser,  a-dresser  {sbst  adresse)  richten,  zurichten, 

von  lat.  directus,  wovon  man  directiare  leitäe. 

Roba  it.  äUsp.,   dltpg.  rouba,  pr.  rauba,  fr.  robe,   mit   tenuis  sp. 

ropa,  pg.  roupa  hleid,   geräthe,   in  älterer   bed.  kriegsbeute,   raub,   chw. 

rauba  vermögen;  auch  masc.  sp.  robo,  pg.  roubo;  vb.  it.  rubare,   sp. 

robar,  pg.  roubar,  pr.  raubar,  ältfr.  rober,  nfr.  d^rober,  altsp.  auch  robir 

Alx.,  ebenso  waid.  Hahn  598^  rauben;  vom  ahd.  roub  spolium,  vb.  goth. 

bi-raub6n,   ahd.  roubön,   roupön,  vgl.  gael.  robainn.     Früh   drang   das 

nUatein  ein:  quicquid  super  eum  cum  rauba  vel  arma  tulit  L.  Alam.; 

si  quis  in  via  alterum  adsalierit  et  eum  raubaverit  L.  Sal.,   und  diese 

bedeutung  berauben  ist  sowohl  altdeutsch  wie  romanisch.    Abgel.  dltpg. 

roubaz,  robaz,  roaz  räuberisch,  nach  dem  muster  von  rapax  geformt. 
Wal.  robi,  einen  zum  gefangnen  machen,  von  rob  =  serb.  röb,  alban. 
robi  und  ropi  gefangener,  sUave,  daher  auch  roböt^,  serb.  röbija  frohn- 
dienst.   S.  über  diesen  ganzen  wichtigen  stamm  Dief.  Goth  wb.  II,  164. 

Robbo,  rob  it.,  sp.  fr.  rob,  pg.  robe  obsthonig;  vom  arab.  robb 
dass.Fregtag  II,  106K 

Rocca  und  roccia  it.,  sp.  roca,  pg.  pr.  roca,  rocha,  fr.  röche  fels, 
Tdippe  (it.  rocca  auch  schloß),  masc.  cot.  roc  stein,  Jciesel,  fr.  roc  fds; 
abgel.  pr.  rochier,  fr.  rocher;  vb.  alifr.  rocher  mit  steinen  werfen 
LRs.  178,  noch  jetzt  norm.  u.  s.  w.  (röche  stein  zum  werfen  Ren.  II,  87); 
zsgs.  it.  diroccare,  dirocciare,  sp.  derrocar,  pr.  derrocar,  derocar,  fr. 
d^roquer,  d^rocher  von  einem  felsen  herabstürzen,  niederreißen,  sp.  der- 
rochar  verschwenden,  durchbringen,  altfr.  aroquer,  arocher  zerschmettern. 
Der  Ursprung  des  Wortes  ist  nicht  mit  voller  Sicherheit  zu  bestimmen.  Im 
ndatein  kommt  es  wenig  vor,  zuerst,  nach  Ducange,  in  den  Annal.  Franc, 
ann.  767,  wo  es  thurm  oder  fdsennest  bedeuten  muß:  multas  roccas  et 
speluncas  conquisivit.  Nach  einigen  (s.  z.  b.  Maßmanns  schrift  über 
das  Schachspiel  p.  38)  ist  es  nichts  anders  als  der  name  der  Schachfigur 
roc,  also  persischer  herkunft,  allein  dafür  geht  sein  alter  zu  hoch  hinauf. 
Auch  fremde  sprachen  kennen  es,  in  keiner  aber  scheint  es  zu  wurzeln, 
gael.  roc,  engl,  rock,  ndl.  rots  (s.  darüber  Hoffmann,  Hör.  belg.  III,  162), 
bask.  arroca.  Unter  andern  zuströmenden  Wörtern  verdient,  wenn  man 
sich  streng  an  den  begriff  hält,  das  kymr.  rhwg  '^  etwas  vorragendes^  noch 
die  meiste  rücksicht.  Oder  hängt  rocca  zusammen  mit  rocchetto  (s.  unten) 
und  bedeutet  eigentlich  etwas  faltiges  in  beziehung  auf  die  risse  in  den 
felsen,  wobei  man  auch  an  das  rom.  falda  bergabhang  erinnern  könnte: 
es  ist  nur  schade,  daß  es  für  diese  auffassung  an  beispielen  in  andern 
sprachen  fehlt.  Sehen  wir  zu,  ob  sich  das  wort  nicht  aus  dem  lateinischen 
dement  schöpfen  läßt.  Rupes  fand  im  roman.  keinen  eingang,  nur  die 
ital.  Sprache  duldet  es  als  poetischen  ausdruck:   aber  man  konnte  rupea 

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274  I.   ROCCA-ROMANZO. 

daraus  dbieitenj  wdches,  indem  sich  u  in  der  posüion  hürgie  (rQpea  rSpja), 
roccia,  röche  ergab  wie  appropiare  approcciare,  approcher ;  tvirhlieh  findet 
sich  rupea  ^saxosa  Gl.  Paris,  ed,  Hüdebrand  p.  264.  Aber  dem  guttu- 
ralen rocca  ist  damit  nicht  geholfen:  diesem  genügte  nur  eine  andre  ab- 
leitung  von  rapes,  rupica,  wie  von  avis  avica,  von  natis  natica,  von  cutis 
cutica  geleitet  ward:  Übergang  des  pc  in  cc  ist  zwar  nicht  zu  belegen^ 
aber  im  prindp  einjguräumen.  Beide  abü.  rupea  und  rupica  können  im 
spiel  gewesen  sein,  doch  kann  rupica  auch  das  palataie  rocka,  röche  er- 
zeugt  und  dies  sich  nach  Italien  in  der  form  roccia  verbreitet  haben. 

Rocca  it.,  sp.  rueca;  pg.  roca  Spinnrocken,  vom  ahd.  rocoo,  altn. 
rockr.  In  der  alten  prov.  spräche  vermisst  man  das  wort,  die  neue  occit. 
mundart  kennt  rouque  spule.  Daher  it.  rocchetta,  engl,  rocket,  dtsch. 
rakete,  weil  sie  mit  dem  oberen  dicken  ende  die  form  eines  rockens  dar- 
stellt, s.  Ferrari. 

Rocchetto  it.,  roquete  sp.,  röchet  fr.  (daher  wohl  die  itdl.  form 
roccetto)  Chorhemd,  vgl.  wal.  röchie  weiberroek.  Das  primitiv  roccus 
(später  auch  hroccus  geschr.)  kennt  ein  capitular  Karls  d.  gr.,  es  ist  das 
dhd.  roc  (hroch  Gl.  JEmmeram.),  ags.  roc,  altn.  rockr.  EigenÜich  be- 
deutet das  roman.  wort  ein  gefälteltes  kleid,  daher  pg.  enrocar,  it.  ar- 
rochettare  ßei  P.  Monti  p.  223)  fälteln,  und  dies  erinnert  an  altn. 
hrucka,  gael.  roc  runzel,  falte,  engl,  to  ruck  schrumpfen. 

Rocco  it.,  sp.  pg.  roque,  pr.  fr.  roc  thurm  im  schach;  vom  pers. 
rokh  kameel  mit  bogenschützen  besetzt,  s.  VuUers  II,  24^. 

Roggio  it.,  sp.  roxo,  pg.  rouxo,  pr^  rog  {fem.  roja),  fr.  rouge,  dsgl. 
it.  robbio,  ^p.  rubio,  pg.  ruivo  roth;  von  rubeus;  v6.  fr.  rougir,  pr. 
rogir  roth  werden.  Robbio  würde  sich  auch  von  rubidus  leiten  lassen, 
stimmte  nicht  das  sbst.  robbia  färberröthe  genau  zu  dem  gleichbed.  rubia. 

Rogna  it.,  sp.  pg.  pr.  gleichlaut.,  fr.  rogne,  wal.  r^ia  {vgl.  yie  mit 
it.  yignsL,  sicriu  mit  scrigno)  kräitze,  räude;  nach  MSnage  von  robigo 
robiginis  rost,  rostfleck,  eine  harte,  aber  doch  mögliche  zusammenziehung. 
Am  leichtesten  erklärt  sich  das  adj.  rognoso  ff.  aus  robiginosus. 

Rognone  it.,  sp.  rinon,  pr.  renho,  ronho,  al^r.  regnon^  neufr. 
roignon  niere,  weil,  renunchiu;  erweitert  aus  dem  aüzu  umfanglosen  ren, 
glächsam  renio,  mit  beobachtung  des  bildenden  i,  wie  man  dies  in  vig- 
liacco  aus  yilis  u.  a.  fällen  bemerkt.  Ital.  auch  amione,  argnone  mit 
umgestelltem  re  (so  in  arcigno  vom  fr.  rechin). 

Romanzo  it.,  sp.  romance,  pr.  ältfr.  romans,  chw.  romansch,  mlat. 
romancium  romanische  spräche  oder  dichtung;  daher  vb.  sp.  romanzar, 
pr.  romansar,  altfr.  romancier  ins  romanisd^  übertragen  u.  dgl.  Es  er- 
klärt sich  buchstäblich  aus  dem  hxt.  adv.  romanice,  wie  es  denn  in  der 
that  adverbial  gebraucht  wird:  altfr.  parier  romans  loqui  romanice.  S.  Rom. 
gramm.  I,  74.  Altfr.  lautet  romans  gewöhnlich,  wenn  auchunricMig,  im 
cas.  obl.  romant  nach  dem  muster  von  paYsans  paYsant  {nfr.  paysan),  da- 
her der  spätere  nomin.  romant,  roman  so  wie  das  ac{j.  romant-ique. 
Über  romanzo  s.  Baynouard,   Chx.  371.    Ein  gegenstück  zu  romans  ist 


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L   ROMBO-ROSIGNUOLO.  275 

üitfr.  bretans  =  britannice  Brt,  J,  5S2,  auch  sp.  vascuence  =  vasco- 
nice,  welches  erstere  Adelung,  Mithr.  II,  lächerlich  aus  Vasco  und  ence 
^art^  smsammensettft. 

Rombo  it.,  sp.  rumbo,  pg.  rumbo,  rumo,  fr.  rumb,  engl,  rumb 
windlinie  auf  dem  compctss,  lauf  des  schiff  es;  vb.  fr,  arrumer  die  ivind- 
Unten  auf  einer  seekarie  zeichnen;  nach  Nicoi  vom  gr.  ^v(.i6g  deichsei,  so- 
fern diese  die  richtung  des  wagens  aneeigt,  nach  andern  von  rhombus. 
Aber  fr,  arrumer,  sp.  arrumar  die  Schiffsladung  vertheilen  und  ordnen, 
pg.  arrumar  überh.  ordnen,  werden  aus  dem  ndl.  ruim  Schiffsraum  er- 
klärt, s.  Pougens,  Tresor  I,  89.  Vgl.  norm,  arruner  ordnen,  döruner  ver- 
wirren. 

Romeo  ü.  aUsp.  (bei  Berceo),  dsgl.  it.  romero  (mdartl.  s.  Mural. 
Ant.  iUü.  VI,  648),  sp.  dieselbe  form,  aUfr.  romier  Wallfahrer,  eigentl. 
wer  nach  Rom  pilgert ;  romero  quiere  decir  como  ome  que  va  &  Roma 
pora  yisitar  los  santos  lugares  Partid.  1.  tit.  24,  1  (bei  Cabrera);  chia- 
mansi  romei  inquanto  vanno  a  Roma  Dante  Vit,  nuova. 

Röndine,  rondinella  it.,  wal.  ryndunea,  pg.  andorinha,  pr.  ironda, 
irondella,  fr.  hirondelle  schwalbe;  mundartliche  und  nebenformen:  wal. 
rundurea,  pr.  randola^  neupr.  endriouleto,  andoureto,  dindouleto,  altfr. 
aronde,  alondre,  arondelle,  cat.  aureneta,  oreneta,  val,  oroneta.  Alle  aus 
hirundo  hirundinis,  jer.  b.  das  cat.  orin-eta  umgestellt  aus  irond-eta  mit 
ausgeworfenem  d  nach  der  weise  dieser  spräche;  aber  wie  deutet  man  das 
sp.  golondrina,  dessen  primitiv  goloniro  begierde,  verlangen  ausdrückt? 
Ferrari  wiU  das  gr.  x^^^^^  darin  erkennen. 

Ronfiare  toscan.,  sie.  runfuliari,  ven.  ronfare,  pr.  ronflar,  /r.  ron- 
fler,  chw.  g-rufflar  schnarchen ;  vgl.  bret.  rufla,  gr.  ^oq>eiv,  ^ofiq>avaiv  schlürfen 
u,  dgl.  naturausdrücke  mehr. 

RoB  pr.  (m.)  thau:  ab  gran  joi  albergueron  el  mati  ab  lo  ros  am 
morgen  mit  dem  thau  GAlb.  3784;  dcks  einfache  wort  fehlt  sonst,  ausge- 
nommen sard.  rosu  und  rore,  wal.  roe.  Dafür  schuf  sich  der  Portugiese 
aus  roscidus  (thauig)  mit  ausgestoßenem  d  dctö  subst.  röcio,  sp.  rocfo, 
aus  demselben  adjectiv  floß  sp.  rociar  (une  aus  limpidus  limpiar),  cat. 
ruxar,  pr.  arrosar,  fr.  arroser  bethauen,  besprengen;  aus  dem  vcfbum  das 
Substantiv  sp.  pg.  rociada,  cat.  ruxaia,  i)r.  «osada,  fr.  rosöe,  it.  rugi- 
ada  thau,  buchstäbl.  bethauung. 

Rosa  it.  sp.  pg.  pr.,  rose  fr.  eine  blume.  Da  das  woH  überall,  auch 
im  wai.  ruse,  den  ihm  gebührenden  diphthong  als  at^sdruck  des  kurzen  o 
vermeidet,  so  muß  die  ausspräche  mit  langem  o  rosa  sehr  alt  sein  und 
vieüeichi  würde  sich  bei  einem  der  spätesten  lat.  dichter  ein  beispiel  der- 
selben finden.  Auch  ahd.  rösä.  Aus  dem  classischen  rosa  hätte  sich  it. 
ruosa,  sp.  ruesa,  .altfr.  ruese,  wal.  roase  gestalten  müssen,  aber  nur  in 
einigen  mundarten  kommen  diphthongische  büdungen  vor:  maü.  piem. 
chw.  rosa. 

Rosignuolo,  rusignuolo  it.,  sp.  ruisefior,  altsp.  rosenol,  rosefior, 
pg.  rouxinhol,  rouxinol,  pr.  fr.  rossignol  nachtigaU,  bei  einem  prov.  dichter 


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• 


276  I.  BOSSO— ROVERE. 

auch  fem.  rossinhola  (nicht  etwa  das  Weibchen);  van  lusciniolas  aus  lus- 
cinius.  Varro  L.  L.  6,  76  führt  nur  das  dimin.  lusciniola  an  und  auch 
die  neuen  sprachen  kennen  nur  eine  diminutivbüdung.  Die  seltsame  ge- 
meinroman.  vertauschung  des  anlautenden  1  mit  r  scheint,  wenn  man  die 
alte  artikelform  hinjsfudenkt,  rein  euphonisch:  lo  losignuolo  mit  gwei  ton- 
losen lo  (anders  in  lo  löco),  worauf  noch  ein  suffigiertes  1  folgt,  war  un- 
erträglich. Diese  vertauschung  ist  uralt:  rnscinia  kennt  schon  eine  hand- 
Schrift  des  9.  jh.  s.  Haupts  Ztschr.  V,  197^,  roscinia  eine  eben  so  alte 
s.  Mone's  Amfeig.  VII,  148.  Eine  ital.  n^enform  ist  lusignuolO;  selbst 
usignuolo,  altfr.  lousignol  mit  dem  verbum  lousegnoler,  in  bürg,  mundart 
noch  jetet  rosignöler.  Bouille  führt  auch  lurcignol  an.  Der  Dacoromane 
ist  von  dem  lat.  werte  abgegangen  und  nennt  den  vogel  priveghitoare 
nachtwächterin,  gleichsam  pervigilatrix,  der  Albanese  nennt  ihn  mit  einem 
weder  latein.  noch  griech.  werte  biljWlj,  welches  auch  der  Macedoromane 
angenommen. 

Rosso  it.,  sp.  roxo,  pg.  roxo,  pr.  r(fc,  fr.  roux,  wal.  ros,  roäfu  roth; 
von  dem  seltnen  lat.  rasaus. 

Ro stire  it.  in  arrostire,  cai.  rostir,  fr.  rötir,  pr.  raostir,  rösten; 
part.  prät.  als  sbst  it.  arrostito,  fr.  röti  geröstäes,  braten;  sbst.  aus  dem 
stamtne  pr.  raust,  it,  arrosto.  Das  verbum  trifft  eusamimen  mit  ahd. 
röstjan  {rom.  i  =  ahd.  j),  das  sbst.  mit  gi-rösti,  aber  auch  die  ceU.  Wörter, 
gael.  röist;  kymr.  rhostio,  bret.  rosta  sind  eu  nennen.  Beachtenswerth  ist  hier 
derprov.  diphthong  au,  der  aus  den  celt.  formen  unerklärbar  ein  älteres  hd. 
raustjan  in  anspruch  nimmt,  dem  indessen  kein  ags.  reästan  jsur  seite  steht. 

Rotella  it.,  sp.  rodela,  altfr.  roele  runder  schüd;  it.  rotella,  sp. 
rodilla,  pr.  rodela  kniescheibe,  knie;  von  rotella  für  rotala  Dief.  Gloss. 
lat.  germ.,  vgl.  was  die  letztere  bedeutung  betrifft,  mhd.  knie-rade. 

Rotolo  und  rullo  it.,  sp.  roUo,  rol,  pr.  rotle,  rolle,  fr.  role  etwas 
zusammengewickeltes,  rolle  papier,  walze;  von  rotulus;  vb.  it.  rotolare 
und  mit  assibiliertem  t  ruzzolare,  sp.  arroUar,  pr.  rotlar,  altfr.  rooler, 
neufr.  rouler  wälzen,  rollen;  altfr.  roeler,  gleichsam  rotellare.  Auch  sp. 
rolde  ist  von  rotalas,  vgl.  Roldan  und  Rotlan.  Zsgs.  fr.  contröle  gegen- 
rolle  d.  i.  gegenrechnung,  für  contre-röle,  was  schwer  auszusprechen  war. 

Rotta  it.,  sp.  pg.  pr.  rota>  altfr.  route,  n/r.  d^route  niederlage, 
buchstäbl.  bruch,  von  ruptus,  rupta.  Dasselbe  wort  hat  noch  andre  bedeu- 
tungen  entfaltet:  pr.  rota,  altfr.  rote  abtheüung  eines  heeres,  trupp,  ndat. 
rupta,  daher  unser  rotte,  vgl.  Grimm  P,  494;  vb.  altfr.  arouter  in  ord- 
ntmg  stellen.  Dsgl.  fr.  route  Straße  d.  i.  via  rupta  gebrochener  weg,  wie 
altfr.  bris6e  Straße  bedeutet,  vgl.  den  geographischen  namen  Malarouta 
Breq.  290"  (v.  j.  680);  pg.  rota,  derrota  lauf  4es  Schiffes;  fr.  routier 
der  wege  kundig,  routine  Übung.  Eine  andre  abl.  ist  fr.  roture,  mlat. 
ruptura,  gereute,  kleines  gut,  bauemgul,  roturier  besitzer  eines  solchen 
gutes,  gemeiner  mann  im  gegensaize  zum  eddmann. 

Rövere  it.,  sp.  pg.  roble,  pr.  roure,  fr.  rouvre  Steineiche;  von  robur 
roboris. 


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I.   ROZZA-RUFFA.  277 

Rozza  ä.,  pr.  rossa,  fr.  rosse  schleckte  miffire,  masc.  camask.  roz, 
bergam.  ros.  Es  ist  kein  grund  vorhanden^  der  ital.  form  zu  mistrauen, 
die  uns  lehrt,  daß  pr,  fr.  ss  in  diesem  worte  nicht  deutschem  ss  entspre- 
chen, daß  es  mithin  nicht  aus  unserm  ross  herrühren  kann.  Daeu  kommt 
noch  ein  derivatum,  dessen  primitiv  gleichfalls  nicht  für  ss,  sondern  für 
z  oder  c  sseugt,  pr.  rossi,  roci,  altfr.  roucin,  sp.  rocin  nehst  dem  berühm- 
ten rocinante,  pg.  rossim,  und  mit  n,  das  eingeschoben  sein  kann,  pr. 
ronci,  cdtfr.  roncin  {daher  kymr.  rhwnsi),  pic,  ronchin,  it.  ronzino  kleineres 
pferd,  Mepper,  lothr.  wallon.  ronsin  hengst,  nfr.  roussin  untersetzter  hengst. 
Daß  auch  ein  schlechteres,  geringeres  pferd  darunter  verstanden  ward,  er- 
hellt  schon  aus  den  stellen:  bon  frag  eys  (exit)  de  bon  jardi  e  d'avol 
cavalh  rossi  Chx.  V,  266;  fols  est  ki  d'esprivier  (Spervier)  cuide  faire 
faacon  ne  de  ronci  destrier  Alex.  549,  30;  das  etUsprecJiende  mhd.  runztt 
bedeutet  oft,  aber  nicht  gewöhnlich,  ein  schlechtes  pferd,  s.  Pfeiffers  ab- 
handl.  vom  ross  p.  2.  Dieses  ronzino,  mlat.  rancinus,  deutet  Vossius, 
Vit.  serm.,  aus  dem  ndl.  mm  »waUach  {das  nach  Grimm,  Gesch.  d.  d. 
spr.  p.  30,  zu  ahd.  reinneo  gehört,  s.  oben  guaragno),  und  wenn  man 
auch  auf  die  abweichende  bedeutung  kein  gewicht  legen  und  rnncinns  aus 
ruin-c-inus  construieren  will,  so  bleibt  damit  das  seltsame  rozza  noch 
nicht  aufgehellt;  eine  rückbildung  aus  runcinus  darin  anzunehmen,  ist 
immer  bedenklich.  Beide  Wörter  verlangen  noch  eine  schärfere  Untersuchung. 
Der  Normanne  kennt  auch  harousse  s,  v.  a,  fr.  rosse,  welches  in  betracht 
des  anlautenden  h  seine  herkunft  aus  dem  ahd.  dUn.  hros  schwer  ver- 
läugnen  kann. 

Rubin 0  t^.,  sp.  rabin,  rabl,  pr.  robi,  fr.  rabis  ein  röthlicher  edel- 
stein,  rübin;  von  rabeus. 

Ruea  it.pr.,  sp.  pg.  oraga;  dsgl.  it.  rnchetta,  sp.  raqueta,  fr. 
roquette  eine  pflanze,  rauke;  vom  lat.  erüca  dass. 

Ruffa  it.  gedränge  von  personen  um  etwas  aufzuraffen  (gezause 
um  etwas);  vb.  arruffare  das  haar  verwirren,  zausen,  comask.  rufa- 
su  das  gesicht  zusammenziehen  (kraus  machen),  pg.  cot.  arrufar  kräuseln, 
zusammenziehen,  rauh  machen,  sp.  arrufarse  sich  erzürnen  (so  it.  ar- 
ricciarsi  kraus  werden,  zornig  werden);  adj.  sp.  rufo  kraushaarig 
(auch  rothhaarig,  von  rafus),  pr.  ruf  rauh,  rauch?  (ac  grans  e  rufas  las 
mas  Jfr.),  limous.  rafe  dass.,  in  Berry  rufe,  rafle  mürrisch.  Die  Wörter 
sind  germanischer  herkunft,  zumal  stimmt  it.  arraffare  zu  unserm  raufen 
{so  tuffare  zu  taufen),  cAer  auch  zu  rapfen  (ebenso  zuflFa  zu  zupfen),  dsgl. 
zu  engl  ruflF,  raffle  krause,  ndl.  ruyflfel  runzel  KU.,  altn.  rüfinn  struppig; 
für  das  roman.  adj.  vgl.  altengl.  ruflF  rauh.  Hiermit  ist  zu  verbinden 
maü.  ruff,  piem.  com.  rufa  schorf,  venez.  überhaupt  unsauberkeit,  mit 
radiccdem  o  romagn.  rofia  {für  rofla)  schuppen  auf  dem  köpfe,  brand  im 
getreide  (identisch  it.  roffia  dicker  nebel,  Dante  Bar.  28,  82),  bürg. 
reuffle,  im  Jura  rouffle,  altfr.  roife  NFG-  II,  88,  auch  rof(6e  schorf,  alle 
=i  ahd.  hruf,  mhd.  raf,  altn.  hrafa,  rata,  ndl.  rof  aussatz,  schorf,  rauhig- 
keit  u.  dgh,   ags.  hreöfl  aussätzig.     Eine  zss.  ist  t^.  bar  uff  a  rauferei. 


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278  I.   RUFFIANO-SACCO. 

com.  baruf  büschel  haare ,  pr.  barrafiäut  rat^er,  chto.  barnfar  raufen, 
augensciieinlich  das  ahd.  biroufan,  a  für  i  wie  im  it.  baroccio  für  biroccio 
u.  andern,  —  Nicht  zu  vermengen  mit  diesem  ist  $p,  arrufar  krümmen, 
wölben^  vom  engl,  roof  mit  einem  dache  versehen^  sbst,  dach,  Wölbung, 
daher  gaumen  (vgl,  wegen  der  letzteren  bedeutung  palais  //.  c),  sp,  sbst. 
rufo  abgesonderter  platz  in  der  barke  (Seckendorf),  ndl.  roef  Schiffs- 
kämmerchen. 

Rüffiano  it,  sp.  pr.  rafian,  fr.  rnfien  kuppler.  Nach  einigen  von 
rufas,  weil  sie  roth  gekleidet  gewesen,  was  aber  Menage  underlegt;  n<ich 
andern  gleichfalls  von  rutns,  aber  darum  weil  die  feilen  dirnen  röthiiches 
oder  blondes  haar  getragen  hätten,  s.  Ducange.  In  beiden  fallen  muß 
man  rnfulus  zu  gründe  legen,  daher  ruf  lanas,  ital.  dreisilb.  rüffiano  und 
hieraus  die  formen  der  übrigen  sprachen.  Sicherer  aber  (denn  rufas  ist 
nicht  einmal  im  ital,  einheimisch)  leitet  man  das  wort  auf  den  eben  be- 
handelten  stamm  ruf,  rufl  zurück,  wonach  es,  freilich  etwas  allgemein,  als 
Schimpfwort,  einen  moralisch  schmutzigen  menschen  bezeichnete,  bei  Dante 
Inf,  11  ruffian,  baratti  e  simile  lordura.  Man  bemerke  noch  hd.  ruflfer 
kuppler  Frisch  II,  133*^ ,  nhd.  rüffeln  kuppeln  Schmeller  III,  62,  oJtengl. 
ruffiner  für  ruffian  u.  dgl. 

Ruga  altit,,  sp.  pg.  pr.  rua,  fr.  rue  gisse;  von  ruga  furche,  daher 
reihe,  Straße,  schon  in  alten  glossen  ruga  'platea  dyvia,  dsgl.  ruga  ^vfifj; 
auch  der  Albanese  braucht  rüge  in  roman.  sinne.  Die  lat.  bedeutung  ver- 
tritt it.  ruga,  sp.  arruga,  pr.  ruga,  rua. 

Buggine  it,,  wal.  rugine,  sp.  orin  rost  am  metaU,  von  aerugo; 
gleichbed.  sp,  robin  von  rubigo;  von  letzterem  auch  cot.  rovell,  pr. 
roilh,  roWha,  fr.  rouille  diminutivbildungen. 

s. 

Säbana  ^.,  i>r.  savena,  altfr.  savene  betttuch,  aUartuch  u.  dgl.,  im 
spätem  latein  sabanum,  savanum,  goth.  sabans,  ahd,  saban  feine  lein- 
wand;  vom  gr.  oaßavov  leinenes  tuch  zum  abtrocknen  im  bade;  daher  auch 
sie.  insavonare  in  das  leichentuch  hüllen.    S.  Dief.  Goth.  wb.  1, 179.  770. 

Sacar  5p.  pg,,  altfr,  sachier,  pic.  saquer  ziehen,  herausziehen  (nfr. 
saccade  zug),  ursprüngl.  an  sich  bringen,  sich  zu  eigen  machen:  heredi- 
tates, quas  saccavimus  de  Argefonso  in  einer  Urkunde  Esp.  sagr.  XL,  407; 
von  Saccus  tasche.  Altfr.  bedeutet  desachier  s.  v.  a.  einfach  sachier  und 
vielleicM  ist  in  letzterem  die  präposition  zu  supplieren;  so  könnte  umge- 
kehrt das  neupr.  sac4  ^einstecken  aus  dem  dUpr.  ensacar  abgekürzt  sein, 
doch  bedeutet  das  ndd.  sakken  ganz  dasselbe  s.  Brem.  wb.;  auch  engl. 
bag  sack,  vb.  bag  einsacken. 

Sacco  it.,  sp.  pg.  saco,  fr.  sac  in  der  bed.  plünderung  eines  ortes; 
vb.  it.  saccheggiare,  sp.  saquear,  fr.  saccager.  Vom  ahd^  hqSlIi  (beute) 
kann  es  nicht  herstammen,  da  sich  anlautendes  sc  =  sk  nimmer  in  s 
vereinfacht.    Es  kann  nur  identisch  sein  mit  lat.  Saccus  und  mochte  zu- 


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I.   SAGGIO— SAGRO.  279 

erst  paeky  demnächst  die  eingepackie  beute  heißen,  tvie  hochd.  plander 
habseligkeilj  gepäck,  engl,  plunder  betUe  heißt.  Ein  anderes  beispiel,  tvie 
die  handlung  nach  dem  dcusu  dienenden  werhseuge  benannt  wird^  ist  pg. 
escala  erstünmmg  mit  der  leiter,  van  scala  leiter.  Dahin  it.  saccomanno 
packknechty  neupr.  sacaman,  vom  mhd.  ndl.  bair.  sackmann  (auch  räüber); 
sp.  sacomano  plünderung^  mhd.  sackman  maehen  depopulare  Wb.  II,  46. 

Saggio  it,  sp.  pg.  S2Lhio,  pr.  sabi,  satge,  fr.  sage  Mug;  entwickelt 
sich  leichter  aus  detn  vermuthlich  volksmäßigen  sapius,  0u  folgern  aus 
dem  negativen  nesapias  bei  Petronius  {vgl.  scius,  nescius),  cds  aus  sapi- 
das  (fr,  sade),  wohin  man  es  gewöhnlich  stellt.  Doch  gründet  sich  die 
frone,  form  nicht  unmittelbar  auf  sapius,  welches  sache  erzeugt  hättet 
sondern  auf  ein  vermittelndes  in  dem  altfr.  ssdre  LRs.  angedeutetes  ßahiUB, 
savius.  Die  getreueste  form  ist  wohl  die  sie.  sapiu  in  varva-sapiu  klug, 
buchstabl.  bart-Jdug. 

Saggio,  assaggio  t^.,  sp.  ensajo,  asayo,  i>r.  essai,  assai,  fr.  essai 
probe;  vb.  it.  saggiare,  assaggiare,  sp.  ensayar,  aeayar,  pr.  essaiar, 
assaiar,  fr.  essayer  probieren,  auf  die  probe  stellen,  kosten.  Es  soll  von 
sapor  oder  sapere  stammen,  aber  wie?  man  müßte  das  oben  erwähnte 
sapius  zu  gründe  legen.  Span,  ensayo,  cat.  ensaig  weisen  mit  der  sübe 
ens  auf  ex,  und  da  sich  exagium  auf  einer  römischen  inschrift  (s.  Grut. 
647,  6)  in  der  bed.  Schätzung,  in  einem  gr.  lat.  glossar  i^yiov  ^pensatio 
findet,  so  ist  nach  keinem  weitem  etymon  zu  suchen.  S.  darüber  Muratori. 

Sagire  it.  in  besitz  setzen,  pr.  sazir,  fr.  saisir  ergreifen,  wegnehmen, 
(satzir  ^capere  contra  jus  GProv.  37);  abgel.  it.  sagina,  pr.  sazina, 
fr.  saisine  besitz.  Das  aUfr,  saisir  hat  auch  die  ital.  bedeutung,  daher 
das  formelhafte  vestut  et  saizit  Bol.  p.  124,  noch  jetzt  se  saisir  de  qch. 
sich  einer  sache  bemächtigen;  dieselbe  bedeutung  muß  auch  im  prov.  vor- 
handen  gewesen  sein,  wenn  das  compos,  dessazir  außer  besitz  setzen,  fr. 
dessaisir,  einen  solchen  schluß  erlaubt.  Es  ist  ein  wort  aus  dem  rechts- 
wesen:  um  so  eher  darf  man,  da  die  lat.  spräche  ein  etymon  verweigert, 
deutsche  abkunft  vermuthen.  Dem  buchstaben  fügt  sich  ahd.  sazjan  setzen, 
logisch  passender  ist  bisazjan  ==  nhd.  besetzen,  ags.  bisettan,  engl,  beset 
einnehmen,  in  besitz  nehnen  (mit  abgefallner  vorparttkel) :  pr.  sazir  la 
terra  das  land  besetzen.  Statt  der  mlat.  formet  ad  proprium  sacire  brauchte 
man  auch  ad  proprium  ponere  DC.  v.  sacire,  so  daß  man  beide  verba 
sacire  und  ponere  als  sinnverwandt  betrachtet  zu  haben  scheint,  ponere 
cAer  ist  setzen.  Diese  etymologie  wird  begünstigt  durch  die  Priorität  der 
prov.  und  neufr.  bedeutung,  die  auch  schon  in  den  ältesten  franz.  werken 
heimisch  ist,  z.  b.  LBs.  330  saisir  la  vigne  den  Weinberg  in  besitz  nehmen; 
die  andre  mag  daraus  erfolgt  sein.  Ital.  sagire  verhalt  sich  übrigens  zu 
sazjan  wie  palagio  zu  palatium  palazjum. 

Sagro  it.,  sp.pg.  fr.  sacre  ein  stoßvogel,  sakerfalk,  auch  ein  geschütz; 
wird  mü  recht  für  eine  Übersetzung  des  gr.  Uga^  heiliger  vogel,  wegen 
der  bedeutung  seines  fluges,  gehalten;  man  sehe  eitlen  ähnlichen  fall  in 
turbot  iX  c.     Andre   verweisen  auf  aräb.  9aqr  fleischfressender  vogel, 


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280  I.   SAIME-SALSA. 

habicht  Freyt.  II,  507^,  und  es  ist  Jceine  frage,  daß  die  abendländischen 
sprachen  einige  ausdrücke  für  jagdvögel  der  arabischen  danken :  diesmal 
aber  ist  die  entstehung  des  Wortes  auf  eignem  baden  so  deutlich,  daß  man 
eher  an  entlehnung  des  arab.  Wortes  aus  dem  roman.  denken  möchte.  — 
[Dessen  Originalität  vertheidigt  dagegen  Engelmann  p.  91,  indem  es  schon 
bei  den  Arabern  der  wüste  im  gebrauche  gewesen  sei.  Diefenbach,  Orig. 
europ.  p,  341,  vermuthet  bei  der  deutung  aus  Uga^  anlehnung  an  ein 
altes  europäisches  wort:  der  habicht  heiße  lith.  sakalas,  slav,  sokoL] 

Salme  it,  sp.  sain,  pr.  sagin,  saYn,  fr.  sain-doax  schmala;  van  sa- 
gina  mast,  fett.  Dimin,  sp.  sain  et  e  leckerbissen,  unirae,  dsgl.  jnoischen- 
spiel  auf  der  bühne.  Die  ital.  bildung  sa-ime  (sagimen  bei  Joh.  de  Garl) 
hoit  das  ursprüngliche  sufßx  ina  vertauscht  und  ohne  zweifei  ist  derselbe 
tausch  auch  in  den  übrigen  sprachen  vorgegangen,  da  sie  das  wort  als 
masculin  behandeln,  vgl.  wegen  der  form  it.  guafme  fr.  re-gaiii. 

Saja  it.  (aus  dem prov.?),  sp.  pr.  saya,  fr.  saie,  masc.  it.  sajo, 
sp.  sayo  wollenes  überkleid,  auch  der  dam  gebräuchliche  stoff,  mhd.  sei, 
altirisch  qsli  Zeuß  I,  37;  von  saga  bei  Ennius,  gewöhnt,  sagam  kriegs- 
mantel,  nach  Va/rro  L.  L.  6,  167  ed.  0.  Müller,  ein  gallisches  wort:  in 
bis  multa  peregrina,  ut  sagum  reno  gallica.  Man  sehe  Diefehbachs 
Untersuchung,  Orig.  europ.  411.  In  den  Gasseier  glossen  lautet  das  wort 
seia  und  hat  die  ursprünglichere  bed.  eines  Meidungsstückes,  ahd.  tanihhä 
=  lat.  tunica.  Sagulatus  (mit  dem  sagulum  bekleidet),  dauert  fort  im 
pr.  sallat,  inf.  sallar  verhüllen,  welches  Baynouard  aus  dem  buchstäb- 
lich weiter  abliegenden  celare  herleitet.  Ein  diminutiv  von  saja  ist  it. 
sagetta,    sp.  sayete,  pg.  saieta,  saeta,  fr.  sayette  sarsch,  mhd.  seit 

Sala  it.  sp.  pg.  pr.,  salle  fr.,  sale  wal.  besucheimmer  u.  dgl.,  saal; 
vom  ahd.  sal  (m.)  haus,  wohnung.  Diese  bedeutung  war  noch  im  altfr. 
und  prov.  heimisch,  man  sehe  bei  Boguefort  und  Baynouard,  ja  die  mhd. 
Zusammenstellung  palas  und  sal  ist  auch  romanisch:  pr.  palaitz  e  sala 
LB.  s.  v.,  pal^s  ne  sales  FG.  II,  316. 

Sal4vo  it.,  fr.  sale  schmutzig;  letzteres  vom  ahd.  unflectierten  salo 
trübe,  ersteres  von  der  flectierten  form  salawfer,  gen.  salawes.  Ein  ge- 
nauerer beweis  für  die  deutschheit  des  Wortes  ist  nicht  zu  verlangen.  Vb. 
nur  fr.  salir. 

Salma,  soma  it.,  sp.  salma,  xalma,  enxalma,  fr.  somme  last,  pr. 
saoma  esdin;  vom  spätem  lat.  sagma  (aayina),  woher  au>ch  ahd.  säum, 
vgl.  das  glossem  bei  Papias  clitellae  "^sarcinae  sellae  somae\  Der  Über- 
gang von  g  in  l,  den  schon  Isidorus  kannte  (sagma,  quae  corrupte  vulgo 
salma  AicituT),  ist  une  im  sp.  esmeralda  at4s  smaragdus.  Zsgs.  i^.  assom- 
mare,  fr.  assommer  beladen,  niederdrücken.  Abgel.  fr.  sommelier 
kellermeister,  so  genannt,  weil  der  wein,  une  Frisch  bemerkt,  säum-  oder 
lastweise  in  den  keller  geführt  unrd,  vgl.  it.  somella  kleine  last. 

Salmast ro  it.,  saumätre  fr.  salzig;  mit  verändertem  sufßx  aus 
salmacidus,  wofür  auch  pr.  samaciu,  altfr.  saumache  vorkommt. 

Salsa  it.  sp.  pr.,   sauce  fr.  (für  sause)  brühe,   tunke;   eigef^.  ge- 


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I.    SALSAPARIGLIA-SARPARE.  281 

Boieenes  (dUfr.  la  sauce*de  mer  das  scüeige  seewasser  Alex.  p.  IS""),  vom 
adj.  salsuB.  Äbgel.  U.  salsiccia,  fr.  sancisse,  sp.  salchicha  bratwursty 
vgl.  salcitia  'wurst^  Gl.  Flor.,  salsities  Gl.  Prag.  ed.  Hoffmann. 

Salsapariglia  it.,  sp.  zarzaparilla,  fr.  salsepareille  eine  pflanze 
oder  Wurzel  aus  Peru;  vom  sp.  zarza  brombeerstrauch  und  Parillo  name 
eines  arzies,  der  sie  zuerst  anwandte.    So  Scaliger,  s.  Menage. 

Salvaggio,  selvaggio  it.,  sp.  salvage,  pr.  »salvatge,  fr.  sauvage 
ac{j.  wüd;  von  silvaticus,  it.  auch  selvatico,  salvatico,  wal.  selbdtic.  Daher 
sbst.  it.  salvaggina,  sp.  salvagina,  ältfr.  sauvagine  wüd,  wildpret. 

Sampogna,  zampogna  it.,  sp.  zampofia,  pg.  sanfonha,  pr.  sin- 
phonia,  altfr.  Symphonie,  chifonie,  wai.  eimpoe  Schalmei,  hirtenflöte^  auch 
sackpfe^e;  von  symphonia,  dem  schon  das  frühste  ndatein  ähnliche  hedeu- 
tungen  einräumte,  hei  Venant.  Fort,  donee  plena  stio  cecinit  symphonia 
flatu.    Die  herleitung  aus  sambücns  ist  kaum  der  anführung  werth. 

Sändalo  i^.  sp.  pg.,  fr.  sandal  ein  indisches  farhholz;  aus  gr. 
aavtaXoy,  die»  aus  arab.  zandal,  ursprüngl.  aber  aus  dem  sanskrit. 

San  dal  0  it.  pantoffd  der  bischöfe,  sp.  pg,  sandalia,  fr.  sandale 
pantoffel  überh.;  vom  gr.  aavdalov,  oavdakiov,  lat.  sandalinm  schnürsohle. 

Sapere,  savere  it.,  sp.pg.pr.saher,  /r.  savoir;  von  sdpere,  roman. 
gesprochen  sapere  nach  dem  muster  der  andern  verba  des  modus,  dov^re, 
pot^re,  volare.  Fs  trat  an  die  stelle  des  verschwundenen,  nur  dem  Sarden 
und  Walachen  verbliebenen  scire  wissen,  da  allerdings  schon  die  Alten 
es  als  transitiv  für  ^verstehen*  anwandten:  rem  suam  sapere  u.  dgl. 
Mittdlai.  stellen,  wo  es  ganz  in  roman.  sinne  steht,  wie  in  sapiunt  ad- 
implere  ministerinm  sunm  (Jap.  Car.  M.,  sehe  man  bei  Caseneuve  und 
Ducange. 

Sarabanda  it.  pg.,  sp.  zarabanda,  fr.  sarabande  ein  tanz,  so  wie 
die  ihn  begleitende  musik ;  vom  pers.  serbend  eine  art  gesang  (Manage). 
Die  andern  sprachen  entlehnten  dies  wort  aus  dem  spanischen.  Davon 
redet  Sermiento,  Obras  posL  p.  230. 

Sardina  it.sp.,  fr.  sardine  einUeiner  dem  hering  verwandter  fisch; 
vom  lat.  sarda,  sardina,  gr.  aaqdivrj,  nach  der  insel  Sardinien  be- 
nannt, in  deren  gegend  er  besonders  häufig  gefangen  ward;  ital.  auch 
sardella. 

Sargia  i^.,  sp.  sarga  und  sirgo,  pr.  serga,  fr.  serge,  sarge  (f.) 
ein  wollener  stoff,  theils  mit  leinen  theils  mit  seide  gemischt,  sarsche;  von 
sericus,  serica  baumseide,  bask.  eiricna,  nUat.  auch  sarica.  Daher  mit 
übertritt  des  s  tw  x  (wie  in  ximio  von  simius)  sp.  xergon,  pg.  xergao, 
enxergäo  strohsack  {ncu^  Sousa  vom  arab.  scharkon),  femer  it.  sar- 
gäno  u.  a. 

Sarpare,  salpare  it.,  wal.  sarpä,  sp.  pg.  zarpar,  fr.  serper  den 
anker  einziehen.  Muralori  erinnert  an  gr.  agna^aiv  raffen,  reißen;  besser 
wäre  das  gleichfalls  vorhandene  e^agnaCeiv  herausreißen.  Übertritt  des 
anlautenden  gr.  s^  oder  |  in  einfaches  s  kommt  auch  sonst  vor,  s.  saggio, 
sarte,   sesta.    Der  griech.  Ursprung  ist  um  so  wahrscheifdicher,  da  auch 


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282  I.   SAKTE-SCACCO. 

der  Wcdache  das  wart  lesüzt.  Aus  dem  verbum  etftstand  sp.  zarpa  JsräUey 
nach  Larramendi  ein  haskisches  wort. 

Sarte,  sartie  Ü.  (plur.)j  dltfr.  sarties,  «p.  xarcia,  xarcias,  pg.  en- 
xarcia  tauwerh;  ixmt  mUkiffr.  i^cgriov  schiffsgeräthe  schon  bei  papst 
Zacharias  (8.  jh.)^  ^4qtiov  Gl.  gr.  harh.  s.  Ducange  8.  v,  enxai^ia  «md 
dessen  Voc.  graec.;  i^dgriov  aber  gebildet  aus  i^QTiCeiv  ein  schiff  aus- 
rüsten; das  roman.  feminin  scheint  auf  dem  griech.  pluräl  zu  ruhen. 
Ferrari  sieht  sarte  aus  sertus,  aber  die  form  sartie  umrde  sich  daraus 
nicht  rechtfertigen  lassen, 

Satureja,  santoreggia  it.j  sp.  sagerida,  axedrea,  pg.  saturagem, 
segurelha,  cigurelha,  pr.  sadreia,  fr.  sarriette  ein  kraut^  salurei;  von  sa- 
tureja,  frei  wie  andre  kräutemamen  behandelt. 

Sa  uro,  soro  it.  dunkelhraunj  pr,  säur,  fr.  saure  hellhraiun  oder 
goldfarbig:  saurs  ^color  aureus  GProv.  44,  saura  'grisea*  d.  i.  chrysea  61, 
sors  comme  fin  ors  NFC.  J,  348,  Entstehung  aus  ex  auro  wäre  mit 
Jceinem  gleichen  falle  jm  belegen  und  hätte  Uäl.  richtiger  sciauro,  scioro 
abgesetzt.  Man  kennt  ein  mhd.  adj.  s6r,  ndd.  soor,  engl,  sear  getrocknä, 
dürr,  woher  das  roman.  adjectiv  stammen  konnte.  Wie  kam  man  aber 
von  der  bed.  dürr  auf  die  bed.  bräunlich?  etwa  von  der  färbe  dürrer 
blätter  oder  versengter  dinge  (engl,  sear  versengen)?  Franz.  hareng  säuret 
tieißt  bücking,  getrockneter  oder  geräucherter  hering,  wohl  nicht  von  seiner 
goldfarbCj  sondern  weil  sich  hier  die  grundbedeutung  erhielt^  wie  dies  auch 
im  vb.  saurer  heringe  räuchern  d.  i.  bückinge  machen  der  fall  war,  vgl. 
die  entsprechenden  verba  ähd.  saur6n,  sörSn,  ags.  seirian  dorren,  dörren. 
Ital.  soro  hat  auch  die  bed.  einfäUig,  ursprüngl.  wohl  trocken,  safUos^  wie 
scioeco  von  exsuceus.  —  Andrer  herkunft  aber  ist  pr.  eis  au  rar  in  die 
luft  erheben,  fr.  essorer,  daher  it.  sorare  auslüften,  flattern  lassen  (von 
falken  an  der  leine),  fr.  essor  aufschwung,  s' essorer,  pr.  s^eisaurar  sich 
aufschunngen,  gleichsam  exaurare  von  aura  Itrf^t:  neupr.  bedeutet  schon 
das  einfache  aurd  fliegen;  abgel.  it.  sciorinare  auslüften.  —  [Die  oben 
berührte  Verbindung  der  begriffe  dürr  und  braun  vermittelst  der  den  dürren 
blättern  eignen  färbe  unterstützt  Liebrecht  bei  Oachet  427^  durch  hin- 
Weisung  auf  color  aridus  bei  Plinius  und  xerampelinus  bei  Juvenal. 
Mahn  weist  sauro  etnen  andern  Ursprung  an,  vom  bask,  zuria,  churia 
weifi,  mit  rücksicht  auf  die  Verwandtschaft  dieser  färbe  mit  der  blonden; 
man  sehe  seine  Etym.  unters,  p,  16.  Noch  anders  urtheUt  Diefenbach 
darüber,  der  seinen  Ursprung  im  ländemamen  Syria  vermuthet,  Ztschr. 
f  vergl.  spraci^.  XII,  79.] 

Scabino  it.,  üblicher  schiavino  (gli  schiavini  e  rettori  della  terra 6r. 
Villani,  auch  bei  Fr.  Sacchetti),  sp.  esclavin,  fr.  6chevin  richter,  urtheüer. 
Deutsches  wort:  oKä.  scepeno,  oAd.  sceflFeno,  sceflFen,  nAc^.  scheffen,  schöffe, 
von  schaffen  anordnen,  nüat.  scabinus  (wonach  das  unübliche  ital.  scabino 
geformt  ward),  dsgl.  scabineus,  scabinius  L.  Long.,  Cap.  Car.  M.  Vgl. 
Grimm,  Rechtsalt.  776. 

Scacco  it.,  sp.  xaque,  pg.  xaque,  pr.  escac^  fr.  6chec  Schachfigur^ 


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I.   SCAGLIA-SCARAFAGGIO.  283 

Schachspiel;  vom  pers.wMk  könig,  als  hoMptßgur.  Daher  /Hl^chiquier 
name  eines  gerichtshofes  in  der  Nonnandie  und  England^  van  dem  ge- 
scheckten baden  ader  tafeltuch,  adj.  4chiquet6  gescheckt,  gewürfelt.  Altfr. 
^hec  in  der  bed.  raub,  pr.  escac  6rO.,  scax  GRoss.,  cotnask.  scach,  geht 
auf  das  gleichbed.  ahd,  scäh  zurück,  das  auch  die  bed.  von  scacco  in 
sich  begreift,  daher  unser  Schacher,  ahd.  scähari. 

Scaglia  it.,  ^caille  fr.  schuppe,  rinde^  schale;  vb.  scagliare, 
öcailler  abschuppen.  Die  herleitung  aus  squamula  wird  formell  durch 
kein  entsprechendes  beispiel  gestützt.  Ein  buchstäblich  zutreffendes  etymon 
ist  uf^er  schale,  vb.  schälen,  ahd.  scalja  (?),  scaljan,  vgl,  goth.  skalja 
Ziegel:  schuppen  und  ziegel  haben  das  ähnliche,  daß  sie  übereinander 
liegen.  Gleicher  herkunß  ist  fr.  6cale  nuß-  oder  eiersjchale,  pic.  Dealer 
aushiäsen. 

Scalmo,  scarmo  it.,  sp.  escalmo,  escalamo,  neupr.  escaume,  fr. 
Gehörne  (m.)  ruderholz;  von  scalmus  dass. 

Scalogno  it.,  5p.  escalona,  /r.  Schalotte  eine  ort  zwiebeln,  Schalotte; 
von  caepa  ascalonia  zwiebel  aus  Äscalon. 

Scandaglio  it.,  sp.  escandallo,  pr.  escandalh  senkblei,  auch  älban. 
soantal^;  vb.  it.  scaDdagliare,  scaDdigliare,  sp.  escandallar,  pr.  es- 
candalhar,  escandelhar  mit  dem  Senkblei  messen;  von  scandere,  vgl.ndat. 
scandilia  sprossen  der  leiter,  stufen,  wobei  man  annehmen  darf,  daß  die 
grade  an  der  senkschnur  bemerkt  waren.  Neupr.  vb.  escandalid  bedeutet 
eine  tonne  eichen. 

Scandella  it.,  sp.pg.  cat.  escandia  u.  a.  formen,  im  spätem  mlatein 
scaQdola  feiner  weizen  oder  spelz;  nach  Menage  von  canterinum  hordeam 
Pferdegerste,  was  nach  laut  und  begriff  übel  stimmt.  Es  kann  attö  can- 
didus  abgeleitä  sein,  mit  verstärktem  anlaut:  ebenso  ist  unser  weizen 
gleicher  wurzd  mit  weift  (Grimm,  Gesch.  d.  d.  spr.  63)  und  der  Spanier 
flennt  einen  weizen,  der  besonders  weißes  mehl  gibt,  candeal. 

Scappare  it.,  sp.  pg.  pr.  escapar,  fr.  ^chapper,  wal.  scepä  ent- 
schlüpfen, altfr.  retten:  dieu  nous  escapera  DMce.  p.  118,  13.  288,  29. 
Es  ist  von  dem  rom.  cappa  mantd,  so  daß  es  eigentlich  heißt  aus  dem 
mantd  schlüpfen  (der  die  flucht  erschwert);  ähnlich  gr.  hdveo^ai  sich  aus- 
ziehen, sich  davon  machen.  Für  das  gegentheil  von  scappare  hat  die 
ital.  spräche  incappare  hinein  gerathen.  Entstehung  aus  dän  synonymen 
scampare  raten,  sich  retten  {wofür  auch  einfach  campare),  aitfr.  escam- 
per,  ist  nicht  wahrscheinlich,  da  der  ausfall  des  m  vor  p  zu  ungewöhnlich 
ist.  Dieses  hat  vielmehr  seinen  Ursprung  in  campas,  es  ist  =  ex-campare 
dc^s  feld  räumen,  wogegen  sp.  escampar  nur  in  der  bed.  räumen,  leer 
machen, .  das  gleicKlaut.  pr.  cat.  wort  nur  in  der  bed.  verbreiten  {vgl.  es- 
passar  von  spatiom)  üblich  geworden.  Man  sehe  bei  Grandgagnage  s.v.  haper. 

Scarafaggio  it.,  sp.  escarabajo,  pr.  escaiavai  käfer;  von  scara- 
baens,  das  für  die  roman.  Wörter  eigentlich  die  ausspräche  scarabajus 
voraussetzt.  Ital.  scarabone,  pg.  escaravelho,  pr.  escaravat,  fr.  escarbot 
fließen  leichter  aus  dem  gr.  axccQaßog. 


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284  I.   SCARAMUCCIA-SCEMO. 

ScarAinccia,  schermugio  ö.,  5p.  |)r.  escaramuzo, /r.  escarmouche 
gefecht  jstoisehen  Meinen  schaaren,  daher  unser  Scharmützel  Schmeller  III, 
402.  Es  ist  eine  ahleitung  aus  schermire  fechten,  ahd,  skerman,  und  0U)ar 
dankt  die  erste  silbe  ihr  a  entweder  der  romanischen  vorlid>€  für  diesen 
vocdl  oder  das  deutsche  und  rom,  wort  scara  hat  sich  hinein  verirrt. 
Ducange  u.  a.  fühlen  darin  eine  gtAsammenseteung  scara-mnccia  verborgene 
aus  dem  hinterhalt  hervorbrechende  schaar,  von  scara  und  fr.  musser  ver- 
stecken, was  aber  weder  der  bedeutung  sfusagt  noch  der  form;  vgl.  auch 
das  synonyme  dttfr.  escarm-ie,  das  offenbar  als  einfaches  wort  dasteht. 

Scarlatto  it.,  sp.  escarlate,  pr.  escarlat,  fem.  fr.  ^arlate  schar- 
lach,  eine  färbe,  dsgl.  ein  stoff  von  dieser  färbe  (prov.  altfr.  wohl  nur  in 
letzterer  bed.,  s.  Michel  eum  Ger.  de  Nev.  p.  169  und  glossar  sm  BenoU, 
dsgl.  Gachet  p.  165'');  vom  pers.  ßBkM&t  (Vullers  11,203'' )y  nach  Rösler, 
Zur  etymologie  der  farbenbezeichnungen  p.  11,  ein  fremdwort,  muthmaßlich 
geformt  aus  dem  ländemamen  Sikelia  arab.,  denn  in  Sicüien  hatte  zur 
zeit  der  ardb.  herrschaft  die  Jcunst  der  baumwoUen-  und  seidengewebe 
einen  ungemeinen  flor  erreicht.  Eine  deutung  Heindorfs  aus  galaticus 
von  Galatia,  wo  mßn  den  coccus  am  besten  gewonnen  habe,  bemerkt 
Schwenck,  D.  wb.  555  note. 

Scarpa  it.,  sp.  escarpa,  fr.  escarpe  böschung,  abhang;  vb.  sp.  es- 
carpar  glatt  machen,  /r.  escarper  senkrecht  abschneiden.  Bedeutet  scarpa 
etwas  scharf  oder  spitz  zulaufendes,  so  darf  man  an  altn.  skarp,  ahd. 
scarf,  nhd.  scharf  erinnern.  Auch  it,  scarpa  in  der  bed.  schuh  (nach  dem 
spitz  zulaufenden  absatz  genannt),  worin  Muratori  ein  lat.  wort  carpis- 
cnlnm  sieht,  kann  nur  hieher  zu  steUen  sein.  Von  scarpa  in  letzterer 
bedßutung  ist  it.  scappino,  altfr.  escapin  Gar.  II,  112,  besser  sp.  es- 
carpin,  auch  dUfr.  escarpin  Boq.  socke,  pantoffd. 

Scarso  t/.,  |?r.  escars,  escas,  fr.  Schars,  sp.  escaso  knapp,  spärlich, 
karg,  ndl.  schaars,  engl,  scarce.  Bas  frühere  mJatein  bietet  excarpsus  und 
scarpsus  dlsparticip  von  excarpere  für  excerpere,  welches  dann  bedetUet  Uns 
kleine  gebracht,  kurz  zusammengezogen ,  daher  das  rom.  scarso.  So  meint 
Muratori  und  in  der  that  ist  ein  particip  excarpsus  ganz  im  sinne  der 
neuen  sprachen,  da  sie  in  zusammengesetzten  verbis  gerne  den  wurzdvocal 
der  einfachen  festhalten  (excarpere  für  excerpere)  und  im  particip  die 
form  sus  vor  der  form  tus  begünstigen  (it.  nascoso,  perso,  pr.  somos, 
sors  u.  a.).  Für  scarso  in  der  bed.  schmal,  schmächtig  sagt  der  Italiener 
auch  scarzo. 

Scartare  i/.,  fr.  ^carter,  sp.pg.  descartar  aus  der  karte  (dem  spiele) 
werfen,  überhaupt  absondern;  von  carta,  lat.  charta  (das  kartenspiel  seit 
dem  14.  jh.  erwähnt,  s.  z.  b.  Hoffmanns  Hör.  belg.  VI,  174).  Die  alte 
prov.  spräche  besitzt  nur  encartar  einregistrieren,  von  carta  in  anderm 
sinne,  fr.  charte  document. 

Scellino  it.,  sp.  pr.  escalin,  fr.  escalin  eine  münze;  vom  goth. 
skilliggs,  ahd.  skilling,  nhd.  Schilling. 

Scemo  it.y  cdt  semo  PPS.  II,  272,  piem.  pr.  sem  adlj.  verringert, 


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I.   SCHELETRO-SCHIAVO.  285 

entJcräßä;  vh.  U.  scemare,  piem.  seme/  pr.  semar  verrinjßrn  u.  s.  u;., 
dltfr.  semer  absondern^  trennen  (mais  je  fereye  k  Karle  Tarne  du  cors 
semer  QFA,  v.  600,  vgl,  41),  in  Berry  semer,  sener,  cener  verschneiden, 
castrieren;  fr.  se  eherner  schwinden,  vom  it.  scemarsi.  Im  ältesten  mlatein 
findet  sich  bereits  semus,  simare,  in  der  L.  lAtäpr.  scematio  Verstümme- 
lung. Das  etymon  ist  semis  halb,  daher  auch  sp.  xeme  maß  eines 
halben  fußes,  die  grundbedetUung  des  verbums  ist  also  halbieren. 

Scheletro  it.,  esqueleto  sp.,  sqnelette  fr.  (m.)  gerippe;  von  oxe- 
X^tog  ausgetrochnet. 

Schermo  it.  schirm;  vb.  it.  schermire,  sp.pg.  esgrimir,  pr.  altfr. 
escrimir  fechten;  vom  ahd.  skirm,  skerm  schild,  schule,  vb.  skirman 
(skirmjan  wäre  den  rom.  formen  angemessener),  bair.  mit  umgestelltem  r 
schremen.  Dsgl.  it.  schermare,  cat.  esgrimar,  fr.  escrimer;  sbst.  it. 
scherma,  scrima,  sp.  pg.  esgrima,  pr.  escrima,  fr.  escrime  fechtkunst. 

S  chemo  it.,  sp.  escamio^  pg.  escamho,  pr.  esquern,  altfr.  eschem 
spott;  vb.  it.  schernire,  sp.pg.  escamir,  pr.  esqnernir,  escarnir  (escar- 
nitz  ^densus^  GProv.  62'' ,  lies  'derisus),  altfr,  eschemir,  escharnir  ver- 
spotten;  vom  ahd.  skörn  Spötterei,  sk^Tii6n  verspotten^  Bkirno  possenreißer. 
Das  ursprüngliche  i  jseigt  die  prov.  form  schimir  Chx.  V.  136,  wie  auch 
die  geschlossene  ausspräche  des  ital.  e  darauf  hinweist.  Ennius  hat  carT- 
nare  schimpfen,  woneben  man  excarinare  annehmen  dürfte,  allein  theHs 
die  wenig  übliche  Schwächung  des  b,  in  e  und  i,  theHs  die  abweichende 
conjugationsform,  thetls  selbst  die  bedeutung  entschdden  dagegen. 

Schiantare  it.  zersprengen,  eerschliteen,  oJreijSen,  i^r.  esclatar,  fr. 
6clater  zerspringen,  ausbrechen;  sbst.  it.  schianto,  fr.  6clat  riß,  schlitz, 
ausbrmh,  knall;  daher  ven.  schiantizare  blitzen.  Man  darf  die  ital.  und 
franz.  Wörter  getrost  zusammenstellen:  schiantare,  wofür  auch  wohl  schiat- 
tare  gesagt  wird  {s.  Alberti,  sie.  scattari  für  schiattari  wie  scavu  für 
schiava,  piem.  sciat^),  verhält  sich  mit  seinem  eingeschobenen  n  zu  6clater 
wie  lontra  zu  loutre:  somit  ist  die  deutung  des  ersteren  aus  dem  begrifflich 
übel  passenden  explantare  aufzugeben.  Esclatar  aber  geht  regelrecht  hervor 
aus  dem  ahd.  skleizgn  für  sleizen  zerreißen,  spalten,  wie  altfr.  esclier  aus 
ahd.  sllzan.  Was  dem  Franzosen  diäter,  das  ist  dem  Spanier  e stall ar, 
pg.  estalar,  mit  r  verstärkt  estralar;  es  könnte  aus  eslatar  umgestellt  sein  und 
somit  auch  hieher  gehören,  doch  läßt  sich  kein  ganz  analoger  fall  beibringen. 

Schiatta  it.,  pr.  esclata,  altfr.  esclate  geschlecht,  art;  vom  ahd. 
slahta  mit  gl.  bed.,  nhd.  ge-schlecht 

Schiavo  it.,  sp.  esclavo,  pg.  escravo,  pr.  esclan,  fr.  esclave  (un- 
organisch für  #<5lou,  altfr.  esclo-s,  auch  bbcIsl-ü  Roquef  I,  638"^);  vom 
dtschen  sklaye  für  slave,  eigenil.  kriegsgefangener  Slave,  wie  ags.  vealh 
sowohl  Wälscher  u?ie  sUave  heißt;  das  evngfischobene  c  schon  in  den 
Sehlettst.  glossen  29,  49  Sclavus  ^Winif  (Wende),  aber  sard.  (logud.) 
ohne  c  islayu.  Abgel.  it.  schiavina,  sp.  esclavina,  altfr.  esclavine, 
mhd.  slayenle  grober  pügerrock;  ursprüngl.  sUavenrock?  nach  Muratori, 
Ant.  ital.  II,  420,  von  den  Slaven  verfertigter  rock. 


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286  I.   SCHIENA-SCIAME. 

Schiena  it.,  ven.  piem.  ramagn,  sard.  schina,  sp.  esqnena,.  pr.  es- 
quena,  esquina,  fr,  6chine  rückgrat.  Auf  die  bekannte  herleitung  aus 
Spina  wird  man  vernichten  müssen,  da  sp  wenigstens  im  westen  nickt  in 
sq  ausartd.  Führt  man  es  dagegen  auf  das  ahd.  skinft  nadd,  Stachel 
Graff  VI,  499,  wie  lat.  spina  dorn  und  rüchgrat  heißt,  so  erklärt  sidi 
zugleich  die  schwankende  darstellung  des  Stammes  (e,  i),  wogegen  I  in 
Spina  nicht  wohl  in  e  ausarten  konnte.  Ital.  schiniera,  sp,  esqninela 
beinhamisch  schließen  sich  dagegen  offenbar  dem  ahd.  skina,  skena  röhre^ 
bein  an,  woher  auch  waUon.  hene. 

Sckiera  it.,  esqneira  pr.,  eschiere  cdtfr.  abtheilung  eines  heeres; 
vom  ahd.  scara  {passender  wäre  eine  form  scaija),  nhd.  schaar.  Vb.  pr. 
escarir,  altfr,  escharir  Parton.  I,  6  eutheilen,  äbtheilen,  absondern,  näat. 
scarire  bestimmen,  pr.  escarida,  cdtfr.  escherie  loos,  Schicksal;  beide  vom 
ahd,  searjan,  skerjan  ordnen^  ßutheilen.  Gleichbedeutend  mit  esqneira 
ist  pr.  escala,  dltcat.  eschala  Chr,  d'Escl,  cap.  6,  aitfr.  eschiele,  entsteüt 
aus  scara,  \oiewohl  es  buchstäblich  das  lat.  scala  (leiter)  ausdrückt?  Aus 
schiera  läßt  Ferrari  auch  i^.  scherano  Straßenräuber  entspringen. 

Schifo  it,  sp.  pg.  esquife,  fr.  esquif  boot;  vb.  altfr.  esquiper 
ein  schiff  ausrüsten  (sich  einschiffen  TGant.  p.  34,  11),  nfr.  ^quiper  iiber- 
haupt  ausrüsten,  ausstatten,  sp.  esquifar,  esqnipar  dass,;  vom  ahd.  skif, 
goth.  ags.  oitn.  skip,  scip,  daher  das  schwarJcen  zwischen  f  und  p.  Dsgl. 
altfr.  eschipre  schiffmann  LRs.  271,  eskipre  Trist.  II,  p.  75^  vom  ags. 
sciper,  altn.  skipari  =  nhd.  schiffer. 

Schiuma  it.  {mit  eingeschobenem  i  =  1,  Rom.  gramm.  J,  344, 
mundartl.  scnma,  sgnma),  sp,  pg.  pr.  escnma,  fr,  ^cnme  schäum;  ahd. 
scüm,  nord.  sküm  (fehlt  goth.  und  ags,),  gad,  sgfim,  dlban,  s'cume. 

Schivare,  schiifere  tY.,  sp.  pgr.  esquivar, /r.  esquiver,  aZ<  awcA  eschi- 
ver,  chw,  schivir  meiden,  verschmähen;  vom  ahd.  skiuhan,  nAd.  schenen,  mit 
consonantierung  des  n  zu  y  und  ausfall  des  h.  Adj.  it.  schivo,  schifo, 
sp.  esquivo,  pr,  esqnin,  altfr.  eschiu,  chw.  schiv  spröde,  vom  adj,  sehen. 

Schizzo  it.,  daher  wohl  sp.  esquicio,  fr.  esqnisse  (f.)  erster  ent- 
wurf,  Skizze;  von  schedinm  ^aus  dem  Stegreif  gemacht^  bei  Aptdefus,  gr, 
ü%idiog;  vb.  axBÖiaCeiv  hinsudeln,  it.  schizzare/f.  Auffallen  muß  ifüre, 
schizzo  für  schezzo;  aber  auch  mlat.  schrieb  man  scida/ur  scheda,  indem 
man  scindere  und  ö%iöri  im  sinne  hatte, 

Sciabla,  sciabola  it.,  ven.  sabala,  sp.  sable,  fr,  sabre  eine  waffe^ 
sähet.  Das  wort  ist  später  und,  wie  es  scheint,  wenigstens  insfranz,  zu- 
nächst atis  dem  deutschen  eingeführt,  aber  auch  hier  fremd,  übrigens  vielen 
sprachen  gemein,  ungr.  szäblja,  serb.  säblja,  wal,  säbie  u,  s.  w.,  nach 
Frisch  II,  139  vom  mittelgr.  Caßog  krumm. 

Sciame,  sciamo  it.p  sp.  enxambre,  pg.  enxame,  pr.  e^ssam,  fr. 
essaim  bienenschwarm;  von  examen;  vb.  fr.  ^eherner  vrlt.,  lat,  examinare 
schwärmen,  in  dieser  bedeutung  vordassisch.  In  der  classischen  bed.  unter- 
suchung  und  untersuchen  sind  beide  Wörter  in  buchstäblicher  gestaU  ins 
romanische  eingeführt  worden. 


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I.   SCIAMITO-SCORCIARE.  287 

Sci&mito  i/.,  q>.  xamete,  pr.  attfr,  samit  ein  9eiden$toffy  sammei; 
vom  mUdgr.  e^^urogj  ^utjiog  sechsfädemig. 

Sciarpa,  ciarpa  ü,,  sp,  charpa,  aus  dem  fr.  Schärpe  binde,  gürtd, 
daher  auch  nmdl.  scaerpe,  nhd.  schärpe.  Bei  den  Alten  hieß  escharpe, 
escberpe,  escerpe  auch  die  dem  pilger  um  den  hals  hängende  tasche, 
s.  Sax.  II,  123,  Og.  6888.  Par.  la  duch.  p.  7,  8,  Ren.  11,  69,  Rutd>. 
II,  26,  und  vemmtMieh  ist  die  bed.  binde  erst  darat4S  abgeleitet.  Tascfie 
heißt  auch  das  ahd.  scherbe,  das  niederrhein.  schirpe,  das  ndd.  schrap 
Brem.  wb.,  so  daß  dem  werte  doch  wohl  detäscher  Ursprung  mkommen 
wird:  das  pr.  escharpir  jserreißen  gewährt  keinen  passenden  begriff.  Ein 
diminutiv  von  Schärpe  ist  vidleicht  escarcelle  {für  escarp-celle)  bügei' 
tasche,  daher  sp.  esoarcela,  it.  scarsella,  nach  andern  aber  vom  it.  searso 
sparsam,  da  es  in  dieser  spräche  geldtäschchen  heißt;  scarpsella  schreibt 
ein  Wörterbuch  des  16.  jh.  Dief.  Gloss.  lat.  germ,  103''. 

Scimitarra  it.,  sp.  cimitarra^  pg.  auch  samitarra,  fr.  cimeterre 
(m.)  kurzer  säbd.  Es  soU  morgenländischen  ur^mtnges  sein.  Ein  ähn- 
liches wort  führt  allerdings Suidas  an:  oafitfßfjgai  ana&ai  ßagfiagrAoi,  aber 
weder  daraus  noch  aus  dem  pers.  schimschlr  konnte  es  entstehen.  Ist 
Spanien  seine  heimath,  so  verdient  Larramendfs  deutung  aus  bask.  cime- 
terra  ^der  von  der  feinen  schneide^  alle  rücksicht. 

Sciringa,  scilinga  it.,  sp,  siringa,  xeringa,  pr.  siringna,  fr.  serin- 
gue  spritze;  von  syrinx  röhr,  rohrpfeife. 

Scirocco,  scilocco,  sirocco  it.,  sp.  siroco,  xiroque,  xsioqne,  pg. 
xaroco,  pr.  fr.  siroc  Südostwind;  vom  gleichbed.  arab.  schornq  (scharq 
Osten)  Freyt.  II,  416r 

Scoglio  it.,  sp.  escoUo,  pg.  gleichlaut.,  pr.  escnelh,  fr.  ^ueil  fels, 
Uippe;  von  scopulus. 

Scojattolo  it.,  sp.  pg.  esqnilo,  arag.  esqnirol,  pr.  escurol,  fr. 
^nrenil  eichhom,  eidihömchen,  von  scinrns,  sciurnlns,  nUat.  sqniriolns 
Ol.  Bonn.  Die  hinneigung  eur  diminution,  veranlaßt  durch  die  niedUch- 
keit  des  thieres,  ist  unverkennbar.  Um  das  ungewohnte  iu  zu  beseitigen, 
sprach  man  theils  scuirns  (daher  esquirol,  escurol),  theüs  scurius  {daher 
scoj-att-olo):  so  kam  es,  daß  sd  in  diesem  werte,  vielleicht  ohne  einfluß 
des  gr.  axiovqog,  woraus  aber  doch  das  sard.  schirm  (marder)  entstanden 
scheint,  die  bekannte  palatale  ausspräche  nicht  annahm.  Zahlreiche  mittd- 
lat.  Varianten  dieses  wertes  bei  Diefenbach,  Oloss.  lat.  germ.  p.  54''.  Der 
üblichere  span.  ausdruck  ist  ardilla  II.  b. 

Scorbuto  it.,  sp.  pg.  escorbuto,  fr.  scorbnt  eine  krahkheit;  vom 
ndd.  schorbock,  ndl.  scheurbuik  =  nhd.  scharbock,  über  deren  etymo- 
logies.  Frisch  II,  220^. 

Scorciare  Ä.,  «p.  escorzar,  altfr.  escorcer,  escoursser  kürzen,  in 
letzterer  spräche  auch  ein  kleidungsstück  auf  gürten,  noch  jetzt  wall,  hörst 
für  neufr.  trousser;  von  cnrtns,  wie  hansser  von  altus.  Aus  dem  verbum 
das  shst.  it.  scorcio,*«p.  escorzo  kürzung,  altfr.  escors,  escuers  schooß 
des  Oeides,  dsgl.  des  körpers,  gremium,  noch  pic.  ^comr  Hk.    Die  franz. 


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288  L  SCORZA-SCROCCO. 

« 

Wörter  begegnen  hier  in  überraschender  weise  unsem  deutschen  nicht  ent- 
lehnten schürzen  und  schürz,  stimmen  al)er  buchstäblich  eu  den  romanischen 
und  können  ihre  zweite  bedeutung  recht  wohl  sich  selbst  verdanken. 

Scorza  it.,  wal.  scoartze,  pr.  escorsa,  fr.  ^corce  rinde  der  bäume^ 
schale  des  obstes,  scorzia  'rinta  bereits  in  dem  Voc.  SGaU.;  vb,  it.  scor- 
zare,  i>r.  escorsar,  fr.  6corcer.  Die  entstehung  des  Wortes  läßt  sich  ver- 
schieden auffassen.  Es  kann  herrühren  aus  scortea  (mit  assibiliertem  t) 
ledern:  leder  und  rinde  werden  oft  durch  dasselbe  wort  ausgedrückt,  und 
was  die  herkunft  aus  einem  adjectiv  betrifft,  so  ist  dies  bei  dem  synony- 
men corteccia  genau  derselbe  faU.  Auch  entstehung  von  scorza  und  scor- 
zare  aus  cortex  mit  vor  gefügtem  s  ist  gedenkbar:  das  s  des  Substantivs 
könnte  seinen  grund  haben  in  dem  des  verbums,  welches  letztere  sich  aus 
ex-corticeare  erklärt;  eine  andre  bildung,  excorticare,  ward  oben  unter 
corteccia  erwähnt.  Biese  etymologie  haU  sich  genaue  an  den  begriff  als 
die  erstere. 

Scorzonera  it.,  sp.  escorzonera,  fr.  scorsonfere  eine  pflanze,  haber- 
wurz.  Zwei  detäungen  kommen  in  erwägung.  Vom  it.  scorzone  eine  art 
giftiger  schlangen  (s.  escuerzo  //.  b),  weil  man  die  pflanze  gegen  den 
Schlangenbiß  für  heilkräftig  hielt;  es  entspräche  genau  dem  lat.  serpen- 
taria.  Aber  unzweifelhaft  wäre  alsdann  die  richtige  form  scorzoniera. 
Oder  das  wort  wäre  zsgs.  aus  scorza  nera  entsprechend  dem  deutschen 
schwarzwarz:  dann  ist  nicht  äbzusehn,  warum  die  spräche  den  klaren 
ausdruck  verdunkelt  haben  sollte.  Man  mochte  wohl  zuerst  scorzoniera 
(schlangenumrz)  gesagt,  nachher  niera  in  nera  umgedeutet  haben. 

Scotta  i^.,  sp.  pg.  escota,  dltfr.  escota  Brt.  IL  141  ein  tau,  womit 
man  die  segel  anzieht  oder  schießen  läßt ;  vom  schwed.  skot,  nhd.  schote, 
ndl.  schoot,  dies  von  schiefsen,  schieten. 

Scott 0  it.,  sp.  pg.  escote,  pr.  escot;  fr.  ^cot,  ndat.  scotnm  zecJie, 
dsgl.  Steuer.  Es  trifft  zusammen  mit  nhd.  schofs  {von  schiefsen?),  att- 
fries.  skot,  engl,  scot,  shot,  so  wie  mit  dem  gleichbed.  altgael.  sgot  (Leo, 
Malb.  glosse  II,  p.  3).  Das  fr.  6c ot  baumstrunk  ist  offenbar  vom  ahd.^ 
scuz,  woher  auch  scuzling,  nhd.  schöfsling;  so  vielleicht  auch  pr.  escot-z 
^lignum  parvum  acutum^  GProv.  67". 

Scrocco  it.  Schmarotzer y  fr.  escroc  gaudieb,  strolch,  listiger  betrü- 
ger,  und  so  maü.  scroch  spitzbube,  chw.  scroc  wicht;  vb.  it.  scroccare 
schmarotzen,  sard.  iscroccare  wegschnappen,  fr.  escroquer  prdlen.  Man 
leitet  es  aus  dem  fr.  croc  haken^  so  daß  escroquer  mit  dem  hcJcen  heraus- 
ziehen hieße,  aber  mit  unrecht,  theils  weil  crocco  dem  Italiener  fehlt,  denn 
das  vereinzelte  neap.  crocco  kann  dem  franz.  entnommen  sein,  scrocco 
aber  mit  seinen  vielen  ableitungen  in  Italien  heimischer  scheint  als  in 
Frankreich,  theils  weil  man  franz.  statt  escroquer  eher  icrocher  (tvie 
accrocher)  gesagt  haben  würde.  Escroc  ist  ohne  zweifei  identisch  mit  mK- 
schrok  vidfraß,  dem  das  niederrhein.  schroh  nmger  (hungrig?)  Schmdler 
III,  609  zur  noth  entsprechen  könnte,  allein  das  ndl.  wort  kann  aus 
Frankreich  eingebracht  sein.     Unbedenklich  von  Seiten  der  form  und  im 


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L   SCUOTERE— SEGALE.  289 

einklang  mit  dem  begriffe  würde  man  es  dagegen  auf  unser  schurke,  ahd. 
scurgo  zurückführen,  dem  die  ital.  form  scorcone  (bei  Veneroni)  noch 
näher  tritt,  Schlucker,  scMucken  liegen  buchstäblich  sdwn  etwas  mehr  ab, 
da  ahd,  sl  sich  nicht  in  scr  umbilden  läßt, 

Scuotere  it,,  pr.  escodre,  ältfr.  escorre,  e&courrQ  schütteln,  ab- 
schütteln,  losmachen,  von  excufere;^  sbst  it.  scossa,  pr,  escossa  (escosa 
LB.),  fr,  escousse  erjschütterung  u.  dgl,,  vom  partic,  excussa.  Zsgs,  it, 
riscuotere,  pr,  rescodre,  altfr,  rescorre,  neufr.  recourre  uAeder  los- 
machen, einlösen,  von  re-excutere;  sbst,  it,  riscossa,  pr,  reöcossa,  fr, 
recousse  Wiedereinlösung,  DaJiin  auch  pr,  secodre,  dUfr,  secorre?  (jpc, 
secons),  nfr,  secouer,  sp,  sacndir,  lomb,  secudi,  chw,  saccuder  schütteln, 
von  succutere,  das  auch  {zugleich  mit  excutere)  im  it.  scuotere  enthalten 
ist;  sbst,  fr.  secousse  erschütterung. 

Scnriada  it,,  fr,  ^courg^e  (aus  escouri^e),  norm,  courg^e  peitsche, 
geissei j  daher  engl,  sconrge  und  wohl  auch  sp.  zurriago;  aus  excoriata 
sc.  sctäica,  aus  leder  bereitete  geissei,  wie  Muratori  lehrt.  Bas  franz. 
wort  trifft  übrigens  buchstäblich  eben  sowohl  mit  it,  scoreggiata  {von  cor- 
rigia)  zusammen. 

Secchia  it.,  pg,  pr,  selha,  altfr.  seille,  dsgl.  masc,  it,  secchio, 
pr.  seih  eimer,  gelte;  von  situla  sit'la,  euphonisch  sicla  z.  b.  L.  Älam,, 
siccla  'einpar'  (eimer)  Gl.  Cass,,  masc,  siclus  Cap,  Car.  M.  Äbgd.  maü. 
sidell,  com.  sedell,  aitfr.  s^el,  nfr.  seau  mit  gl.  bed,,  fem.  mail.  sidella, 
com.  sedela,  lat,  sitella;  sedella  ^afnpri^  {d,  i.  eimberi)  Gl.  Cass,  Dem 
Spanier  scheint  das  wort  ganz  abzugehn;  man  vermuthet  es  in  acetre 
Schöpfeimer,  für  acetle  =  sltulus,  wovon  sich  das  altsp,  celtre  aber  weiter 
entfernt;  Engelmann  gibt  dem  span.  wort  als  etymon  arab.  al-sa'tl  assa'tl 
kleiner  rwpf,  dies  vom  pers.  satil. 

S^dano  it.,  ren.  seleno,  comasJc,  BelsLT,  piem.  seier  u,s.w.,  fr,o6\en 
eine  pflanze,  selleri;  von  aiXivov  eppich  im  spätem  griech.  aber  auch  mit 
den  roman,  Wörtern  gleichbedeutend.    Span,  apio  dnlce. 

Sedio,  seggio,  sedia,  seggia  it,,  fr.  siöge  (m.)  sitz,  sessel,  zsgs.  it. 
assedio,  asseggio,  sp.  asedio,  belagerung,  wofür  auch  pr.  setje,  /r.  si6ge; 
vb,  it,  assediare,  sp.  asediar,  j)r.  asetjar,  fr,  assi^ger,  altfr,  auch  segier 
Rq,  bdagem.  Unmittelbare  abstammung  des  einfachen  sedia  oder  sedio 
vom  lat,  sedes  vermittelst  des  adjectivsufßxes  ius,  ohne  wandet  des  begriffes, 
wäre  ein  höchst  seltener,  schwer  anzunehmender  Vorgang.  Die  einseitige 
nur  das  franz,,  nicht  das  ital.  wort  befriedigende  deutung  aus  einem  selbst- 
geschaffenen  aiilat.  sedica  {wie  pi^e  aus  pedica)  ist  noch  entschiedener 
abzulehnen,  s.  Bom,  gramm.  I,  29,  note.  Wohl  aber  scheint  das  aus 
obsidium  mit  vertauschtem  präfix  gebildete  assedio  die  form  sedio  her- 
vorgerufen  zu  haben.     Über  sp.  sitio  s,  II.  b. 

S^gale,  s^ola  it.,  cat,  s^gol,  pr.  seguel,  fr,  seigle  (m,),  wal. 
sec4re,  auch  bask.  cekharea  roggen;  von  secale  dass,,  mlat,  sigala  Gl, 
Flor.  990^,  sigilum  Hattemer  I,  308'')  siclo  296^.  Dem  lat.  nur  aus 
Plinius  hachweislichet^  worte  wird  langes  a  ztierkannt;   die  betonung  der 

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290  I.   SEGNO— SEMBRARE. 

ersten  silbe  aber  muß  frühe  at4f gekommen  sein,  da  sie  fast  gemeinromanisch 
ist  und  auch  aus  den  alten  mlatein.  Zeugnissen  hervorgeM, 

Segno  dltit,^  pg.  sino,  altcat.  seny  Chr.  d'Escl,  687^ ,  pr.  cenh, 
chw.  senn  glocke;  von  Signum,  in  dieser  bedeutung  schon  im  frühen  ndateiny 
daher  auch  bask.  ceinua.  Vgl.  tocsin  //.  c.  AUfr.  durch  umdeutung 
entstellt  in  seint,  saint,  weil  die  glocken  namen  (von  heiligen)  empfiengen. 

Segagio  it.  Spürhund,  mail.  saiis,  sayds,  piem.  gas,  in  derL.Sal. 
und  Alam.  sigusius,  sinsius,  seusius,  in  der  L.  Burg,  segutins,  in  der 
L.  Bqjuv.  canem  sencem,  quem  leitihunt  vocant,  vgl.  die  glossen  bei 
Graff  VI,  282  jagahunt  'siuso\  si  secutor  diceremus,  und  jagahunt  'siusi, 
secutor.  Auf  franz.  gebiet  scheirU  sich  das  wort  nicht  zu  finden,  dagegen 
läßt  es  sich  in  dem  räthselhaften  «p.  sabueso,  pg.»Bhnjo  wiedererkennen, 
welches  sehr  wohl  aus  sausius  mit  eingeschobenem  hiaiustügenden  b  =  v 
(sabusius,  vgl.  das  maü.  savus)  ur^  versetztem  i  (sabuiso,  sabueso)  ent- 
stehen konnte;  es  findet  sich  sogar  ein  nUat.  sebusius.  Sehr  abweichend 
gestaltet  ist  das  bei  Juan  Manuel  (Gayangos  p.  24S^)  einmal  vorkommende 
span.  sabejo,  in  seiner  endung  ejo  vermtUhlich  andern  thiemamen  an- 
gemodelt. Ableitung  aus  dem  partic.  secutus  ist  grammatisch  unstatthaft. 
Müllenhoff  zur  L.  Sah  p.  293  halt  das  wort  für  fränkisch  und  schräbt 
s^usias  d.  i.  siusius,  mit  eingeschobenem  g  sigusius,  mhd.  sflse,  vom  vb. 
süsen  stridere,  ahd.  siusjan,  nhd.  sausen,  eine  deutung,  die  nicht  frei  ist 
von  zweifei.  Bäumt  man  auch  ein,  daß  im  mlatein  diphthonge  durch 
consonanteinschiebung  zertheüt  werden  konnten  (was  aber  aus  Agetius  für 
Aetius  noch  nicht  hervorleuchtet,  da  die  einschiebung,  wie  in  grugem  für 
gruem,  hier  dem  hiatus  gilt),  so  fmdet  dies  auf  die  lebende  spräche  schwer- 
lieh  anwendung,  die  kein  beispiel  einer  solchen  behandlung  der  diphthonge 
kennt.  Denn  wenn  triuwa  tregua  ward,  so  vertritt  gu  hier  das  ahd.  w 
und  das  ital.  wort  weist  zunächst  auf  die  form  triwa;  suso  mußte  it. 
suso  oder  susone  lauten.  Übrigens  möchte  auch  die  bed.  sausehund 
nicht  passend  gewählt  sein  für  einen  leit-  oder  Spürhund,  bei  dem  die 
Schnelligkeit  gewiß  nicht  das  hauptmerkmal  abgibt.  Ferrari  u.  a.  vermur 
then  auf  den  städtenamen  Segusium,  Susa  in  Piemont,  und  diese  ver- 
muthung  ist  nicht  zu  weit  abzuweisen,  da  die  namen  der  hunderacen 
häufig  geographische  sind,  der  buchstdbe  hier  aber  kein  bedenken  macht. 
Atis  segusius  für  segusianus  entsprang  durch  äbkürzung  seusius  (vgl. 
valle  seusia  =  valle  di  Susa  in  einer  Urkunde  v.  j.  880  HPMon.  I, 
n.  37,  altfr.  Seüse  QBoss.  Mich.  p.  295),  durch  umdeutung  segutius;  in 
der  piem.  form  hielt  der  name  des  hundes  gleichen  schritt  mit  dem  der 
Stadt,  während  die  Schriftsprache  an  der  alten  form  festhielt.  Kein  Zeug- 
nis gibt  es  freilich  für  den  segusischen  hund,  aber  damit  ist  dieser  etymo- 
logie  wenig  abbruch  gethan.  Das  sp.  galgo  z.  b.  fuhrt  buchstäblich  auf 
gallicus:  hier  erhielt  uns  der  zufcdl  ein  bestätigendes  Zeugnis,  wie  er  es 
dort  versagt.  Covarruvias  bemerkt,  die  race  stamme  aus  Savoyen,  was  er 
aber  aus  dem  worte  (sabueso)  erst  gefolgert  haben  mag. 

Sembrare,   sembiare  it.,   sp.  pr.  semblar,   fr.  sembler  gleichen^ 


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I.   SEMOLA-SENSALE.  291 

scheinen;  von  similare,  simnlare  ähnlich  machen,  nachahmen,  Ahgel.  it. 
sembiante,  sp.  semblante,  pr.  semblan,  fr,  semblant  ansehn,  miene; 
zsgs,  it.  assembrare,  assembiare,  sp.  pr,  asemblar,  fr,  assembler  ver- 
sammeln, lai.  assimilare,  assimulare,  aber  mit  aurückführung  desselben 
auf  die  bedeutung  von  simnl,  ijoie  dies  schon  im  frühsten  nUatein  geschah; 
it,  rassembrare,  sp,  pr.  resemblar,  fr.  ressembler  ähnlich  sein.  Aas 
dem  adj.  similis  leitete  man  mit  beobctchtung  des  ableüungsvocais  i  (wie 
in  graviare  cet.)  it.  simigliare,  somigliare,  sp.  semejar,  pr.  semelhar 
gleichen,  scheinen,  eigentl.  gleich  machen  und  darum  auch  mit  dem  accus, 
construiert. 

S6mola  it.  sp.,  semoale  fr.,  cdtfr.  noch  simmle  RMont,  312,  38 
mehlkleien,  mehiküglein;  von  simila  Weizenmehl,  woher  unser  semmel. 

Sena  it.,  sena  und  sen  sp.,  senne  pg.,  s^n^  fr.  senesstaude;  vom 
arab.  senä. 

Senda  sp.  cat.  pfad,  von  semita;  it,  sentiero,  sp.  sendero,  pr, 
semdier,  sendieira,  fr,  sentier  dass.,  von  semitarias. 

Senno  it.,  altsp.  cdtpg,  sen  -6c.,  Älx.,  Mar.  Egipc,  Trav.,  pr.  altfr. 
chw.  sen,  cat.  seny  verstand,  neufr.  erloschen  oder  besser,  in  sens  (sensus) 
aufgegangen,  welches  wort  auch  in  erwägung  der  beiden  accusativformen 
sen  und  sens,  im  altfrans.  und  prov.  fortdauerte;  vom  ahd.  sin  mit  ders. 
bed.,  nhd.  sinn.  Äbgel.  altsp.  s  e  n  a  d  o ,  i>r.  «enat,  altfr.  sen6  mit  verstand 
begabt,  nfr.  nur  for-cen^  =  it,  for-sennato  unsinnig  (forcener  mit  c 
schon  altfr.,  wie  RCam.  p.  248),  sbst.  for-sen  NF.  I,  22.  —  Prov.  und 
franz.  erfüUt  sen  oder  sens  auch  die  bed.  ort  und  weise  (wie  das  begriffs- 
verwandte  mente  in  den  adverbien):  pr.  a  nulh  sen  at^  keine  weise  (in 
keinem  verstände)  Chx.  III,  366;  en  nul  senz  n'en  nule  maniere  DoZo/?. 
p.  63.  Etwas  anders  scheint  es,  wenn  fr.  sens  in  der  sinnlichen  bed. 
seile  eines  dinges  angewandt  wird,  wie  in  k  tous  les  quatre  sens  auf 
edlen  vier  seilen,  auch  schon  prov.  bei  B.  von  Ventadour  baizera  Ih  la 
bom  de  totz  seinhs  Chx.  III,  64  (vor.  cens).  Man  konnte  etwa  durch 
die  ver Standeshandlung,  welche  einen  gegenständ  von  verschiedenen  seilen 
betrachtet,  sich  haben  verleiten  lassen,  einer  solchen  seile  selbst  den  namen 
verstand  beizulegen,  wenigstens  ist  unser  deutsches  ^in  jedem  verstände'  so 
viel  als  'von  jeder  seile  betrachtet*,  und  den  ausdruck  auch  auf  körper- 
liche dinge  auszudehnen.  Dieser  erklärung  würde  das  mhd.  sin  zu  hülfe 
kommen,  welches  gleichfalls  verstand  und  seile  bedeutet :  in  vier  sinnen  ist 
=  k  tons  les  quatre  sens.  Indessen  scheint  dieses  sin  entstellt  aus  älterem 
sint,  welches  reise,  weg,  richtung  Jieißt,  also  der  bed.  seile  ziemlich  nahe 
Hegt,  z.  b.  in  allen  sint  tes  himiles  'undique\  Es  wäre  also  hier  die 
frage,  ob  dieses  ahd.  sint  auf  die  bedeutung  des  fr.  sens  eingewirkt  habe? 
Roquefort  verzeichnet  ein  dem  ahd.  werte  entsprechendes  sen  'chemin, 
sentier,  voie\  fügt  aber  keinen  beleg  bei. 

Sensale  it.,  fr.  censal,  pr.  cessal  mokier;  aus  censaalis  einnehmer, 
vgl.  Papias:  censuales  sunt  officiales,  qni  censnm  per  provincias  exigunt. 
Dafür  ist  Adelung.    GoUus  p.  1213  hat  arab.  simsar  proxeneta,  und  hält 


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292  I.   SENTARE-SERGENTE. 

dies  für  das  äymon  des  it.  senzale,  das  Zeugnis  daeu  ist  aber  erst  aus 
dem  14,  jh. 

Sentare  it.  (mdartl.  e.  h.  trient.  comaslc.),  sp.  pg.  pr.  sentar  {lete- 
teres  nur  im  part.  sentat)  setzen;  participicdverbum  von  sedere  sedens. 
Zsgs.  it.  as sentare,  sp.  pg.  asentar,  ältfr.  assenter  Bert.  p.  160 j  sbst. 
sp.  asiento  süjg. 

Sentinella  i^.y  sp.  centinela,  fr.  sentinelle  schildtoaeJie ;  vom  it. 
sentire  hören,  wie  das  gleichbed.  scolta  von  scoltare.  So  behaupten  Vossius 
u.  a.  AUein  es  fehlt  das  mittdgliedy  da  doch  sent-in-ella  abztäheüen 
wäre.  Man  wird  darum  Galvants  deutung  berücksichtigen  müssen  Arch. 
stör.  ital.  X7F,  361.  Hiemach  ist  es  von  sentina,  une  man  den  untersten 
Schiffsraum  nannte,-  der  wegen  des  eindringenden  wassers  beständig  gehütet 
werden  mußte;  ein  solcher  hüter  hieß  sentinator.  Von  der  flotte  gieng 
das  wort  über  auf  das  heer. 

Senza  it.,  früher  auch  sanza,  neupr.  senso,  altsp.  sines  PC,  Alx., 
altpr.  senes,  sens,  ses,  cdtfr.  sens,  nfr.  sans,  daneben  die  ursprüngliche 
form  altit.  sen  FPS.  1,  201,  oft  bei  Brunetto  Latini,  sj).  sin,  pg.  sem, 
pr.  sen  Pass.  de  J.  C.  89;  präposition  vom  lat.  sine,  mit  angefügtem  s 
senes,  sens,  hieraus  mit  euphonischem  vocalauslaut  it.  senza  für  sensa  wie 
manzo  für  manso  u.  a.  Einheimische  Sprachforscher  lassen  senza  aus 
absentia  entstehen  und  diese  ^deutung  wäre  allerdings  jm  erwägen:  unter- 
Stützung  fände  sie  jedoch  weniger  in  dem  genitiv  senza  di  me  (Pott, 
Forsch.  11,  183),  den  auch  andre  präpositionen  zulassen,  als  im  adverbia- 
len gebrauche  dieser  partikel,  welchen  sp.  sin,  fr.  sans  nicht  gestatten, 
z.  b.  fare  senza  entrathen,  il  viver  senza  Petr.  canz.  8,  neupr.  d'argent 
es  senso  er  ist  des  geldes  ohne,  daher  denn  auch  das  comask.  vb.  senzä 
berauben,  wie  ahd.  änön  von  äno  =  nhd.  ohne.  Indessen  empfiehlt  die 
geschlossene  ausspräche  des  e  obige  herleitung  aus  sine,  indem  das  suffix 
enza  (as-s^nza  =  absentia)  stets  offenes  e  hat. 

Seppia  it.,  xibia  sp.,  seche  fr.  tintenfisch;  von  sepia. 

Sera  it.  pr.,  sear^  wal.,  pr.  masc.  ser,  fr.  soir  abend;  von  serum 
späte  zeit  (statt  dessen  sp.  tarde,  s.  IL  b.):  Ital.  Urkunden  brauchen  sera 
auch  für  westen,  occidens,  so  z.  b.  HPMon.  n.  143. 145.  Zsgs.  pr.  aserar, 
äUfr.  aserier,  aserir,  enserir,  wal.  inserä  abend  werden.  Es  gibt  über- 
dies einige  ableitungen,  die  nach  ihren  bedeutungen  augenscheinlich  zu 
serus  gehören,  nicht  aus  serenus  gebildet  sind:  sp.  sereno,  pr.  ser^,  fr. 
serein,  neap.  serena  abendthau,  pr.  serena  abendlied,  daher  it.  serenata; 
u>ie  ist  aber  das  im  roman.  fast  unübliche  suffix  en  zu  verstehen?  schrieb 
man  etwa  fr.  serein  für  serain  (seranus  mit  bekanntem  suffix)  und  ent- 
stand hieraus  pr.  seren,  letzteres  nach  Spanien  gewandert,  wo  ja  das  pri- 
mitiv fehlte?  —  [Blanc  erklärt  sereno,  serena  cet.  lieber  aus  serenus,  weil 
heiterkeit,  besonders  im  Süden,  des  abends  eintrete,  s.  Krit.  anhang  p.  10, 
was  dem  urtheüe  des  lesers  überlassen  bleibe.] 

Sergente  it.,  sp.  sargento,  alt  sergente  Alx.,  fr.  sergent  gerichts- 
dienet;  von  bestrittener  herkunft.  Läßt  man  es  mü  Grimm,  BechtsaU.  766, 


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I.    SERPE-SETA.  293 

aus  ahd.  scaijo  =>  nhd,  Scherge  entspringen^  so  bleibt  die  endung  uner- 
Märlichy  wenn  man  auch  den  ausfall  des  c  wie  in  sal  atis  früherm  scal 
(nhd.  soll)  zugeben  wiU,  obwohl  das  nhd,  scherge  widerspricht.  Besser 
fügt  sich  sergente  offenbar  zum  lat.  partic,  serviens  rmt  consonantierung 
des  iy  wozu  pioggia  aus  plavia  zu  halten  ist;  seine  grundbedeutung  ist 
nicht  die  von  scarjo^  sondern  die  von  famülus  (serjant  de  deu  übersetzt 
famtdus  dei^  vgl.  li  serganz  kil  serveit  der  diener,  der  ihm  diente  Alex. 
68\  und  was  vollends  für  diese  herleitung  spricht,  dem  Provenzalen  be- 
deutet das  part.  sirven  von  servir  genau  dasselbe^  und  ebenso  drückt  der 
Piemontese  das  fr.  sergent  mit  servient  aus. 

Serpe  it.  pg,  ältfr.,  sp.  sierpe,  pr.  churw.  serp,  wal.  serpe  schlänge^ 
gemeinromanische  gewiß  sehr  alte  abJcürzung  von  serpens ;  übrigens  kymr. 
sar^  sanskr.  sarpa  B(^  Gloss.  371, 

Serra  altit.  PPS,  J,  413,  sp,  Sierra,  pg.  pr.  serra  bergJcette,  bereits 
in  den  ältesten  span.  Urkunden;  eigentl.  säge,  lat.  serra,  wegen  der  zackigen 
gestalt,  vgl.  serratus  gezackt^  daher  der  geographische  name  Monserrat 

Serrare  it.,  sp.  pg.  cerrar,  pr.  serrar,  fr.  serrer  einschließen,  auch 
zusammenpressen;  sbst.  it.  serra  gedränge,  fr.  serre  (f.)  kralle;  it.  ser- 
raglio,  altsp.  cerraje,  pr.  serralh  Verschluß;  von  sera  schloß,  früh  im 
mlcUein  mit  einer  wenig  üblichen  Verdoppelung  des  r  serra,  s.  DC,  Quich. 
Add.  Aber  auch  das  einfache  vb.  serare  ist,  wie  Haupt  zeigt,  Ind,  led. 
per  sem,  aest.  1868  p.  10,  im  lateinischen  vorhanden.  Für  serebant  in 
einer  hs.  des  Amm.  Marcell.  z.  b.  ist  zu  lesen  serabant;  bei  Priscian 
findet  sich  sero  seras  a  sera  obdita  natum  cet.  —  8p.  cerrar  mit  c  ist 
eine  scheideform  gegenüber  dem  vb.  serrar  sägen.  —  Das  ü.  serraglio  hat 
auch  das  türkische,  eigentlich  persische  serai  palast  (des  Sultans)  in  sich 
abgenommen,  dafür  sp.  serrallo,  fr.  s6rail. 

Sesta,  seste  it.zirkel  zum  messen,  it.  äUpg.  sesto,  altsp,  siesto^iZ^:. 
Ordnung,  maß;  vb.  t^.  sestare,  assestare  abmessen,  sp.  asestar  ein  ge- 
schütz  richten  (auch  pr.  assestar  LB.  V,  220?).  Von  den  etymologen 
noch  ungelöst,  aber  nicht  schwierig  zu  lösen.  Sesta  ist  das  gr.  ^vaxov 
ein  Werkzeug  der  maurer  zum  ausgleichen  oder  richten,  nach  einigen  die 
kelle,  nach  andern  das  Winkelmaß  oder  richtscheit.  Man  sieht,  daß  das 
u>ort  von  Italien  ausgegangen  und  dies  passt  zu  seinem  griech.  Ursprung. 
Von  sestare  ist  aber  auch  unser  ahd.  sestön  disponere,  sestunga  dispositio. 

Se stiere  it.,  sp,  sextario,  pr.  sestier,  fr.  setier,  in  den  Cass.glossen 
sestar,  ein  maß;  von  sextarias  der  sechste  theil  eines  römischen  maßes 
(congius),  ahd.  sehtari.  Das  lat.  wort  gab  dem  Italiener  überdies  die 
zsgz.  form  stajo  für  sestajo,  vgl.  chw.  stfir  für  sester,  lothr.  steire,  nach 
Gälvani  (Arch.  stör.  XIV,  362)  von  extaris  bei  Plautus,  was  der  bedeu- 
tung  nicht  zusagt. 

Seta  it.,  sp.  pr,  seda,  fr.  soie,  im  spätem  mlatein  seta,  gespinnst 
der  Seidenraupe;  aus  der  form  seda  ist  ahd.  sida  (uHe  pina  aus  pena  für 
poena,  pris  aus  pretinm),  nhd.  seide,  ir.  stoda,  kymr.  sidan.  Es  ist 
buchstäblich  das  lat.  seta  starkes  haar,  börste,  eine  dem  span,  und  fran^. 


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294  I.   SETTIMANA-SIGNORE. 

Worte  verbliebene  bedetäung,  daher  auch  it.  setone,  fr.  s^ton  hctarseü,  it. 
setola  börste f  bürste.  Als  man  es  auf  die  seide  anwandte,  bedeutete  es 
anfangs  vielleicht  nur  stränglein,  strähne,  in  beeiehung  auf  die  in  dieser 
form  versandte  rohseide:  beides  strähne  und  rohseide  berühren  sich  auch 
im  gr,  laata^a  und  dem  rom.  matassa,  Und  das  sp.  pelo  heißt  haar  und 
rohseide.  Eine  dalmatische  Urkunde  v.j.  1118  sagt  noch  seta  serica,  nicht 
schlechtweg  seta,  also  seidenhaar,  Seidenstrang,  s.  Ducange  v.  seta.  Zur 
grundbedeutung  von  seta  passt  es  femer,  wenn  das  mongolische  sir^k 
sowohl  seide  wie  als  adj.  straff  (von  haaren)  ausdrückt,  s.  Schott,  über 
das  finnisch'tartarische  Sprachengeschlecht  p,  6.  Aus  sindon  (musselin) 
kann  seta  nicht  entstanden  sein^  eben  so  wenig  aus  dem  koreanischen  sir, 
szir  (Joum.  asiat.  II,  243).  Zu  künstlich  scheint  die  deutung  aus  gr. 
üTjg,  gen.  atjTog,  kleidermotte,  das  /emnächst  wurm  {axwXtj^  hei  Hesychius), 
alsdann  seidenwurm  bedeuten  sollte.  —  Eine  abl.  ist  it.  setino,  daher 
pg.  setim,  fr.  satin  ein  seidengewebe,  oUtfr.  saYn  Auhery  p.  3. 

Settimana  und  semmana  it.,  sp.  pg.  semana,  pr.  setmana,  fr. 
semaine  woche;  von  septimana  im  spätem  mlatein,  eigentl.  siebengählig 
wal.  sept^mun^,  irisch  sechtmaine  Zeuß  I,  77  (nach  ihm  ein  gallisches 
wort  II,  739,  vgl.  dagegen  Pott,  Zählmethode  207).  Dafür  cot.  altpg. 
doma  von  hebdomas  sp.  hebdömada.  Das  sardische  u)ort  ist  chida, 
chedda,  cida,  das  man  auf  gr.  xfjdog  bekümmemis  (arbeitstage^  Werktage) 
zurückführt. 

Sevo,  sego  it.  (g  für  v  s.  Rom.  gramm.  I,  189),  sp.pg.  sebo,  pr. 
wal.  seu,  fr.  suif  (durch  Umstellung),  norm,  henneg.  sieu;  von  sebum, 
seyom  unschlitt. 

Sgurare  it.  {eigentl.  lomb.  sgurä),  ^.  ca^.  escurar,  /r.  teurer  fegen; 
nicht  vom  dtschen  scheuern,  ndl.  sehunren,  das  wohl  selbst  aus  dem  latein 
ist,  sondern  vom  lat.  curare  pflegen,  rein  halten  e.  b.  cutem,  vitem,  mit 
vorgesetztem  begriffsverstärkenden  ex.  Schon  das  einfache  curare  hat  im 
venez.  und  prov.  die  bed.  reinigen,  dazu  stimmt  wal.  curat  sauber. 

Si  it.,  sp.  sl,  altsp.  sin,  pg.  sim,  pr.  fr.  si,  partikel  der  vergleichung 
und  bejahung;  von  sie,  statt  dessen  in  bejahendem  sinne  der  Römer  lieber 
ita  setzte.  Der  Sarde  hat  sich  für  dieselbe  bedeutung  noch  das  ganz 
IcUeinische  imo  oder  emmo  bewahrt,  das  er  auch  für  'sdbst,  sogar  an- 
wendet: imo  pius  anzi  pii4,  imo  magis,  s.  Spano,  Ortogr.  I,  p.  167,  und 
Vocab.  sard. 

Sidro,  cidro  it.,  sp.  sidra,  fr.  cidre,  wal.  cigheariu  Obstwein;  von 
sicera  (aUega),  entstellt  in  cicera,  woraus  cidra  une  fr.  ladre  aus  Lazarus 
ward.    Aber  altsp.  noch  sizra  bei  Berceo. 

Signore  it.,  sp.  sefior,  pg.  pr.  senhor,  fr.  seigneur  herr;  von  senior 
der  ältere,  geehrtere,  angesehenere,  une  gr.  ngsaßtregog,  wovon  Isidorus 
7,  12  sagt:  presbyter  graece  latine  senior  interpretatur,  non  pro  aetate 
vel  decrepita  senectute,  sed  propter  honorem  et  dignitatem;  oder  wie 
ags.  ealdor,  das  in  die  bed.  fürst  übergieng.  Durch  senior  ward  dominus 
theüs  verdrängt,    theils  in  seiner   bedeutung   eingeschränkt,   während  das 


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I.  SINGfflOZZO-SLINGA.  295 

fem.  domina  in  seinem  rechte  verblieb.  AhnUch  mußte  das  goth.  masc. 
franja,  oÄd.  fr5,  dem  comparativ  hferro  weieheny  aber  das  fem.  firau  dauert 
fort.  Im  altport.  ward  senhor  auch,  wie  im  latein,  als  feminin  gesetzt : 
senhor  rainha  frau  königin,  mia  sennor  fremosa  meine  schöne  herrin;  eu- 
weilen  auch  im  dltfr.:  ele  devint  dame  e  signor,  s.  Rom.  gramm.  II,  299 
note;  im  prov.  kann  es  auch  als  adjectiv  construiert  werden^  wie  in  pilars 
seuhors  hauptpfeiler.  Senior  für  dominus  kennt  schon  das  älteste  ndatein : 
Gregor  v.  T.  sagt  e,  b.  8,  30  unusquisque  contra  seniorem  saeva  in- 
tentione  grassatur.  In  dem  scherzhaften  artikel  zur  L.  Scd.  (wolfenb.  h% 
8.  yA.^  ir»r(2  i^  vassallus  entgegengesetzt:  cum  senior  bibit  duas  vicis,  sui 
yassalli  la  tercia.  In  den  von  W,  Grimm  edierten  deutsch4at.  gesprächen 
steht  es  übercdl  dem  ahd.  hßrro  zur  seite.  Die  älteste  franz.  form  ist  nom. 
sendra  (in  den  Eiden,  vgl.  senhdre  GRoss.)  zsgz.  sire,  acc.  seigneur, 
das  nachmals  auch  in  sienr  gekürzt  ward;  zsgs,  nom.  messire,  acc. 
monseignenr  und  monsienr.  Die  zusammenziehung  von  sendre  (senre) 
in  sire  ist  stark  und  mag  nordfranzösischen  Ursprunges  sein:  picardisch 
wird  ndr  oder  nr  nicht  selten  in  r  vereinfacht,  tiendrons  z.  b.  lautet  hier 
i&Tons,  tendre  lattiet  t6re.  Franz.  Ursprunges  sind  die  prov.  formen  sire, 
sira  nom.  und  acc.,  sp.  ser  s.  FG.  3126,  dsgl.  sire,  it.  ser  und  sire, 
mundartlich  sior,  engl,  sir,  durch  weiches  das  ags.  bearra  aus  der  spräche 
verdrängt  ward.  Scharf  bezeichnet  den  unterschied  zwischen  der  franz. 
find  prov.  form  ein  troubadour,  nachdem  die  Frovence  an  Karl  von  Anjou 
gekommen  war:  die  Frovenzaien  tauschen  zu  ihrem  schmerz  einen  senher 
mit  einem  sire  M.  767^  2.  Die  zuweilen  vorkommende  Schreibung  cyre 
für  sire  bezieht  sich  auf  eine  fälsche  herleitung  des  Wortes  aus  gr.  xigiog 
oder  aus  dem  liturgischen  kyrie. 

Singhiozzo,  singozzo  it.,  sp.  soUozo,  pr.  singlot,  sanglot,  fr. 
sanglot,  chw.  sanglut  geschluchze;  vb.  singhiozzare  und  singhiottire, 
soUozar,  sanglotar,  sangloter;  mehr  oder  minder  entstellt  aus  singaltus, 
singultare,  singnltire.  Zunächst  der  itcd.  form  steht  mlat.  suggnltinm 
Class.  oMct.  VI,  646". 

Singlar  sp.,  singrar  pg.,  cingler  fr,  segeln;  doch  wohl  aus  dem 
ahd.  s^el^n,  aitn.  sigla,  mit  eingeschobenem  n  uHe  in  singlaton.  Un- 
mittelbarer  weist  auf  das  deutsche  wort  altfr.  sigle  segel,  sigler  segeln. 

Siniscalco  und  sescalco  it.,  senescal  sp.pr.,  s^n^chal  fr.  oberhof- 
meister;  vom  ahd.  sini-scalh  ältester  diener,  das  sich  aber  in  den  alten 
deutschen  sprachquellen  nicht  vorfindet,  mlat.  seniscalcus  L.  Alam.,  s. 
Grimms  Bechtsalt.  302. 

Siroppo,  sciroppo  it.,  sp.  xarope,  pg.  xarope,  enxarope,  fr.  sirop 
ein  süßer  saß;  vom  arab.  scharäb  trank,  wein,  kaffee  Freyt.  II,  407\ 
in  dem  uns  bekannten  sinne  bereits  bei  einem  Schriftsteller  des  11.  jährh. 
(Dozy). 

Slinga  (schlinga)  churw.,  sp.  eslingna,  pg.  eslinga,  fr.  ölingne 
(Trivoux) schUnge,  Schleuder;  vb.  pic.  ölinguer  schleudern  (altfr.  eslinder 
G.  Guiart  11^  377);  vom  ahd.  slinga  funda. 


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296  I.  SMAGARE-SMERLO. 

Smagare  altit,y  altpg.  esmaiar  muthlos  werden,  pr.  esmaiar,  dUfr. 
esmaier,  esmoyer,  in  Berry  ^meger  muthlos  machen;  dsgl.  sp.  pg.  des- 
mayar  in  ohnmacht  fallen,  engl,  dismaj,  sbst.  it.  smago,  pr.  esmai, 
esmoi,  sp.  desmayo  schrecken,  ohnmacht.  Der  frane.  spräche  verUid> 
^moi;  das  mangewohnlich  aus  moy%rt  deutet,  wiewohl  es  nur  eine  mund- 
artliche form  ist  für  esmai,  vgl  Ruteb.  II,  48 :  dites  li  ne  s'esmait  ne 
que  je  m*esmoi,  wo  beide  formen  gleichbedeutend  nebeneinander  stehen. 
Das  wort  ist  deutsch,  aber  nur  mit  privativem  es  oder  des  im  romanischen 
gebraucht:  goth.  ahd.  magan  können,  vermögen,  ahd.  magSn  stark  sein, 
nnmag&n  ohnmächtig  werden.  Selten  allerdings  geschah  es,  daß  der 
Romane  das  einfache  deutsche  wort  nur  eu  einer  Zusammensetzung  benutzte; 
warum  sollte  er  aber^  wenn  er  z.  b.  das  wort  un-magen  brauchen  konnte, 
es  nicht  in  es-magar  abgeändert  haben,  um  es  sich  näher  zu  rücken?  So 
findet  sich  auch  ahd.  stnllan  nur  im  üal.  compos.  tra-stuUare,  andrer 
beispiele  nicht  zu  gedenken.  Wackemagd,  Altfr.  lieder  p.  131,  führt  es 
auf  ahd.  smähjan  schwächen,  erniedrigen  zurück,  welches  einigermaßen 
durch  die  altsp.  form  esmaKr  Älx.  gestützt  wird,  wogegen  aber  die  ge- 
meinrom.  bildung  nach  der  1.  conj.  für  magan  redet.  Smäht  fand  übri- 
gens im  ital.  smacco  seine  darstellung. 

Smalto  it.,  wah  smaltz  (znmaltz),  sp.  pg.  esmalte,  fr.  ^mail  me- 
tallisches glas,  schmelzglas,  mlat.  smaltuin.  Da  it.  smalto  mörtd  heißt, 
so  hat  man  darin  das  gleichbed.  lat.  maltha  vermuthä  und  weder  gegen 
das  vorgefügte  s  noch  gegen  den  übertritt  in  die  2.  ded.  ist  etwas  einzu- 
wenden. Eine  andre  herleitung  ist  die  aus  dem  ahd.  smelzan,  früher 
smalzjan,  smaltjan,  nhd,  schmelzen,  und  sie  scheint  richtiger  1)  weil  das 
ital.  vb.  smaltire  ^verdauen  sich  zu  smaltjan  logisch  besser  schickt  als  zu 
maltha;  2)  weü  sich  die  eigenthümliche  franz,  form  ^mail  nimmer  aus 
dem  lat.  wort,  wohl  aber  aus  smelzi  d.  h.  aus  smalti  construieren  läßt: 
i  ward  von  a  angezogen  (esmailt)  und  t  apocopiert  wie  in  gal  für  galt 
vom  deutschen  wald.  Wenn  der  Übersetzer  desM.Capdla  sagt:  electrum 
heizet  'in  walescun'  smaldum  Graff  VI,  832,  so  hatte  er  die  bereits  ro- 
manisierte  form  vor  äugen. 

Smeraldo  it.,  fem.  sp.  pg.  esmeralda,  pr.  esmerauda,  fr.  6me- 
raude  ein  edelstein;  von  smaragdus  {judgaydog,  ofidgaydog  m.  f.),  sanskr. 
marakada,  g  zum  theil  in  1  verwandelt  wie  im  it.  salma  aus  adyina  oder 
Baldacco  aus  Bagdad;  altsp.  aber  auch  esmeracde  Älx.,  ohne  anlauten- 
des s  pr.  maracde,  marande. 

Smerare  it.,  sp.  pr.  esmerar,  altfr.  esmQTer  piUzen,  polieren;  von 
ex-merare  tme  it.  spnrare  von  ex-purare,  sgurare  von  ex-curare. 

Smeriglio  it.,  sp.  esmeril,  fr.  ^meri  ein  zum  polieren  dienen- 
des eisenerz,  schmergel;  vom  gleichbed.  gr.  a/nvgig,  Ofiigig. 

Smerlo  it.,  esmirle  pr.  lerchenfalk,  die  kleinste  art  raubvögd,  sp, 
pg.  esmeril  art  kanonen  {vgl.  wegen  der  bedeutung  falconete  von  falcon) 
dsgl.  it.  smeriglione,  sp.  esmerejon,  pg.  esmerilhao,  pr.  esmerilho. 
fr.  6merillon  s.  v.  a.  smerlo.    Das  wort  ist  eine  Verstärkung  von  merla. 


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I.   SNELLO-^SOGNA.  297 

Icd.  mernla,  und  es  soll  damit  ein  der  amsel  ähnlicher  vogel  heeeichnet 
werden,  engl,  merlin.    Es  ist  schon  im  ahd.  smirl  vorhanden.  * 

Snello  rt.,  pr.  isnel,  irnel  Chx.  IV,  224,  V,  179,  altfr.  isnel, 
ignel,  enel  flinTc,  gewandt,  noch  jetst  norm,  inele.  Getviß'  vom  ahd.  snel 
streithaft,  behende,  aber  warum  isnel,  nicht,  oder  doch  nur  selten  fesnel? 
Sprach  man  i  für  e,  weil  ein  betontes  e  folgt?  aber  in  espelh,  esp^s, 
esqnern  that  man  nicJd  dergleichen.  Man  könnte  ignel  für  ignitellus 
feurig,  hiteig  (ignitulus  braucht  Tertullian)  nehmen,  wäre  sn  minder  gut 
verbürgt.  Nur  eine  einmischung  des  im  miitellatein  ziemlich  häufig  ge- 
brauchten ignitus,  welches  in  alten  lateinisch-deutschen  glossen  mit  'rasV 
(rasch)  übersetsst  wird  DiuHska  II,  336,  darf  eingeräumt  werden,  daher 
die  form  ignel.  Im  Gregor  440  begegnet  enhel  curs,  nach  Du  MSril  = 
anhelo  cursu  (adv.  enhelement  437):  erwägt  man  aber,  daß  die  hand- 
schrift  h  jmir  erweichung  verwendet  (Rom.  gramm.  I,  446),  so  ist  enhel 
nichts  anders  als  egnel  und  kann  das  dem  Bomanen  ganz  fremde  anhelns 
nickt  ausdrücken. 

Soda  it.  sp.  pg.,  sonde  fr.  ein  laugensah  aus  der  asche  der  kali- 
pflanjge;  wird  aus  solida  hergeleitet.  Span,  sosa^  von  salsns,  heißt  auch 
die  pflanze  selbst,  scAsula  L.,  sdlshraut. 

Sofa  it.  pg.,  fr.  sopha,  sofa  (m.)  ruhebett;  vom  arab.  ^oflfah  ruhe- 
bank  vor  dem  hause  Freytag  U,  602^. 

Soffiare  it.,  altsp.  pr.  snflar,  fr.  sonffler,  nsp.  soplar,  pg.  soprar 
blasen;  von  sufflare.  Daher  fr.  sonfflet  blasbalg,  auch  ohrfeige,  da  die 
begriffe  hauch  und  schlag  sich  berühren,  wovon  sich  ein  anderes  beispiel 
oben  unter  hxxf  findet.     Verwandt  ist  auch  das  pg.  assoviar. 

Soffratta  altit.,  pr.  sofraita,  sofracha,  altfr.  sonflFraite  mangel,  ab- 
bruch;  altit.  soffrettoso  PPS.  I,  214,  pr.  sofraitos,  fr.  souflfreteux  düif- 
tig;  von  snffringere  saffractas,  pr.  sofranher. 

Soga  it.  (mdartl.)  seil,  so  auch  sp.  pg.,  chw.  suga;  die  bedeutung 
der  itcd.  Schriftsprache  ist  lederner  riemen,  im  port.  heißt  es  vornehmlich 
binsenseä,  im  span.  auch  ein  längenmaß,  soguear  mit  dem  seile  messen; 
bask.  soca.  Es  fehlt  dem  worte  nicht  an  Zeugnissen  im  frühem  nüatein, 
wo  es  gleichfalls  riemen  oder  seil  bedeutet:  si  quis  sogas  ftiratns  fuerit 
de  bove  junctojio  L,  Long,;  sogam  carralem  de  corio  Epist.  Innoc.IIl., 
auch  ackermaß,  daher  sogalis  eine  abgäbe  Capü.  de  villis.  Die  bask.  form 
mit  tenuis  ist  wohl  die  ältere;  zu  ihr  stimmt  socas  tortiles  in  einer  Ur- 
kunde unter  Justinian  und,  wie  Ducange  vermuthet,  auch  mittelgr. 
acoxaQiov  ein  längenmaß,  bei  Hero  (nach  600  p.  C).  Diefenbach,  delt. 
I,  90,  vergleicht  kymr.  syg  kette,  bret.  süg  eugseü,  gael.  sugan  strohseil. 
Im  span.  ist  j30ga  am  meisten  heimisch  geworden,  da  es  eu  vielen  redens- 
arten  und  ableitungen  gebraucht  unrd. 

Sogna  altit.  PPS.  J,  334,  pr.  sonh,  fr.  soin  sorge,  Sorgfalt;  vb.  fr. 
soigner  besorgen,  pflegen;  esgs.  it.  bisogno,  jpr.  besonh,  besonha,  fr. 
besoin,  chw.  basengs  noth,  bedürfnis  (fr.  besogne  f.  geschäft),  it.  bisognare, 
pr.  besonhar  fMth  thun;  dsgl.  altfr.  essoigne,   essoine  nothwendigkeit. 


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298  I.   SOLDO-SOLFO. 

Schwierigkeit,  entschtddigung,  essoigner  sich  entschuldigen;  hiereu  noch  die 
dlifr.  verba  ensonnier  beschöftigeny  resoigner  fürchten.  Das  einfache  sahst, 
ist  schon  dem  ältesten  ndaiein  bekannt:  die  L.  Sah  undRip.  haben  snnnis 
{sonst  auch  sunnia,  sonia)  mit  der  bed,  gesetzliches  hindemis  (daher  das 
verweilen  bei  einem  gegenständ,  die  Sorgfalt),  und  hierin  erkennt  Grimm, 
Rechtsalt,  847,  ein  fränkisches  wort  =  altn.  syn  abläugnung,  vb.  synja 
abläugnen,  mlat.  ^oniare  besorgen.  Die  goth.  spräche  liefert  sunja  wahr- 
heitj  sunjön  rechtfertigen,  die  dltsächs.  sunnea  entschuldigung,  nothwendig- 
keü,  hindemis,  die  althochd.  sunne  in  der  Übersetzung  der  L.  Sal.,  welchen 
sich  essoigne  (mlat  exonia,  exonium)  so  wie  besoin  logisch  genau  an- 
schließen.  Freilich  läßt  sich  letzteres,  da  man  kaum  ein  verlorenes  deut- 
sches compositum  aus  vorliegendem  stamme  annehmen  darf,  auf  das  eu 
einem  andern  stamme  gehörige  ahd.  bi-siuntg!  scrupulositas,  woraus  ein 
sbst.  bi-siuni  sfu  folgern  ist  (Grimm  II,  719),  zurückführen:  denn  daß 
hier  das  roman.  bis,  das  etwas  falsches,  verkehrtes  bedeutet  (s.  oben  bis), 
nicht  im  spiel  ist,  zeigt  theils  dep'  begriff  des  Wortes,  theils  seine  Schreibung, 
die  in  jenem  falle  bessoin,  bissogno  sein  müßte,  und  auch  ags.  byseg, 
nndl.  bezig  (beschäftigt),  worauf  Grimm  vermuthet,  Gesch.  d.  d.  spr.  364, 
läßt  sich  mit  besoin  nicht  in  einJdang  bringen.  Noch  ist  einer  von  Du- 
cange  versuchten  herleitung  von  soin  aus  lat.  somninm  zu  gederiken:  wer 
träume,  dessen  gemüth  schwebe  in  angst  und  sorgen,  und  schon  ein  aUes 
lat.  gr.  glossar  übersetze  darum  somnium  mit  q^govrlg.  Aber  kann  dies 
SQmnium  nicht  eine  Umbildung  sein  von  sonium  (soin),  um  diesem  ein 
ganz  latein.  gepräge  aufzudrücken?  und  wie  umrden  sich  die  bedeutufigen 
der  composita  aus  somninm  entwickeln  lassen?  Man  sehe  über  unser 
wort  zumal  Pott  in  der  abhandlung  Plattlatein  340.  —  Eine  abl.  von 
soigner  ist  dltfr.  suignante  ^concubinc^  LRs.  137,  soignentage  concu- 
binat,  im  Vocab.  Duac.  soignans  Yocaria^  (köchin). 

Soldo  it.,  sp.  sueldo,  pr.  sol,  fr.  sol,  sou  name  einer  münze;  von 
solidus,  das  bei  den  Alten  für  eine  goldmünze,  später  auch  für  eine  süber- 
mün^e  von  verschiedenem  werthe  üblich  war,  eigenfl.  eine  dicke  münze  im 
gegensatz  zur  blechmünze.  Demnächst  hieß  it.  soldo,  sp.  sneldo,  pr.  sont, 
fr.  solde  (f.)  lohn;  it.  sol  dato,  sj).  soldado,  fr.  soldat,  pr.  soudadier, 
altfr.  soudoier,  lothr.  pic.  dauph.  soudard  kriegsmann,  wörtlich  besoldeter, 
wie  it.  paga  soldat  heißt.  Der  Italiener  formte  mit  einer  seltnen  Verwand- 
lung des  0  in  9L  aus  solidus  sein  adj.  saldo,  sodo  (vgl.  talpa,  topo),  so 
wie  aus  solidare  befestigen,  zusammenfügen  sein  vb.  saldare  löthen,  in  der 
wäld.  mundart  sandar,  beide  =^  sp.  soldar,  fr.  sonder,  wovon  sich  soldare 
besolden  durch  die  form  trennt. 

Solfa  it.  sp.  pg.  pr.  tonleiter,  im  span,  harmonie;  von  den  Guido- 
nischen  süben  nt  re  mi  fa  sol  la,  d.  h.  nur  von  den  drei  letzten  rückwärts 
gelesen  und  la  als  artikel  verstanden  (la  sol-fe);  vb.  it.  solfeggiare 
{woher  fr.  solfSge),  sp.  solfear,  fr.  solfier  die  tonleiter  singen. 

Solf  0,  zolfo  it.,  sp.  azufre,  pg.  enxofre,  pr,  solfre,  solpre,  fr.  soufre 
schwefd;  von  solphnr. 


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I.   SOLLAZZO-SORN.  299 

Sollazzo  it,  sp,  solas,  pr.  solatz,  altfr.  soulas  bdustigung,  Teure- 
weil,  von  solatium;  vh.  sollazzare,  solazar,  soulacier  ergötaen,  ndat 
solatiari,  solatiare  bei  Gregor  d.  gr.  und  andern. 

Sommaco  it^  sp.  znmaqne,  pg.  snmagre,  pr.  fr.  snmac  einestaude, 
sumach;  vom  ardb.  sommäq  Freytag  II,  365''. 

Somino  it.y  sp.  ßomo,  pr.  som,  altfr.  som,  son  gipfel;  von  summum, 
nfr.  son  Jdeie  d.  h,  das  oberste  im  sieby  sp.  soma  gröberes  meM.  Daher 
das  präpositionale  altsp.  en  somo,  altfr.  en  som,  en  son  oben,  hinauf, 
auch  par  som,  par  son,  e.  b.  par  som  les  puis  oben  auf  den  hügeln,  par  son 
l'eve  auf  dem  wasser,  par  son  Tanbe  GVian.l241f  Parton.  J,  135  cet,  ums 
morgenroth  =  pr.  sus  Talba  Fer.  3484,  sus  en  Talba  3493,  it.  in  suU'  alba. 
Abgel.  fr.  kommet,  die  stelle  des  alten  som  ausfüllend.  Zsgs.  sp.  pg. 
pr.  asomar,  altfr.  assommer  LR.  hinaufbringen,  zeigen,  sich  zeigen. 

Sonda  sp.  pg,,  sonde  fr.  senkblei;  vb.  sondar,  sonder  die  meeres- 
tiefe  messen.  Wenn  sich  sp.  sombra,  fr.  sombre  aus  snb-nmbra  eusam- 
meneiehen  Jconnten,  so  ist  dieselbe  £ft4sammenjriehung  von  sondar  aus  snb- 
nndare  'm  das  meer  tauchen  möglich,  wenn  auch  nicht,  wie  dort,  er- 
weislich. 

Sopa  sp.  pg.  pr.,  soupe  fr.  heißt  sowohl  ^brühe  mit  brotschnitten 
wie  auch  die  eingetunkte  schnitte  selbst,  daher  die  franz.  redensart  mouilU 
comme  une  soupe,  doch  ist  in  ^brühe  die  grundbedeutung  anzunehmen;  vb. 
sp.  sopar  brühe  über  die  schnitten  gießen,  pr.  sopar,/r.  souper  zu  abend 
essen  (wobei  die  suppe  das  vornehmste  gericht  war),  letztere  bedeutung 
uralt,  bereits  in  der  Pass.  Chr.  28.  107.  Bas  unzweifelhafte  etymon 
findet  sich  im  deutschen:  ndd.  soppe,  woher  nhd.  suppe,  vb.  ndd.  suppen, 
ndl.  soppen,  ahd.  sapphan,  mhd.  supfen  schlürfen,  vom  wurzelverbum 
säfian,  saufen.  Fine  andre  form  ist  it.  znppa  kältschale,  sp.  pg.  chupar 
schlürfen,  fr.  super  dass.,  vgl.  unser  mundartl.  zuppe,  zupfen  mit  ders. 
bedeutung.  Das  hd.  f  ist  im  romanischen  nirgends  zur  geltung  gekom- 
men. —  [S.  über  dieses  wort  Weigand  II,  847.] 

Sorb'etto  it.,  sp.  sorbete,  pg.  sorvete,  fr.  sorbet  ein  süßer  kühlen- 
der trank;  vom  arab.  schorb  tratiJc  Freyt.  II,  407'',  wobei  zu  erinnern 
ist,  daß  das  arab.  seh  (c»  mehrmals  im  span.  als  s  auftritt.  Nach  an- 
dern ist  es  aus  sorbere  abgeleitet,  also  s.  v.  a.  sorbitium,  aber  den  äblei- 
tungen  mit  ett  aus  verbis  ist  nicht  zu  trauen. 

Sorce,  sorcio  it.,  sp.  sorce,  pr.  soritz,  fr.  souris,  wal.  söarece 
maus;  von  sorex. 

Som  pr.  düster,  auch  in  ßgürl.  sinne;  sornura  düsterheit;  altfr. 
sorne  dämmerung  Roguef.,  sp.  (rothwcUsch)  sorna  nacht;  fr.  sournois 
heimlich,  tückisch;  it.  sornione,  susomione  duckmäuser,  susorniare 
murmeln.  Vielleicht  hat  sich  die  physische  bed.  dunkel  in  diesem  worte 
erst  aus  der  moralischen  düster  entwickelt  und  es  ruht  auf  einer  celt. 
Wurzel,  kymr.  swrn-ach  knurren^  brummen,  com.  sorren  zornig  sein,  denn 
entstehung  aus  dem  logisch  näher  liegenden  s6r,  sörllyd  mürrisch,  tückisch, 
engl,  sullen  findet  Schwierigkeit  in    der  form.    Auch  sp.  soma   trägheit 


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300  I.   SORTIRE— SOSTARE. 

(nach  Larramendi  vom  lask,  sorrena  der  dümmste)  ist  hieher  au  Btehefiy 
der  miäelbegriff  konnte  Verdrießlichkeit  sein.  Vielleicht  jedoch  gibt  die 
erwägung  des  mit  sournois  gleichhed,  pg.  comask.  soturno,  piem.  saturao, 
sard,  saturnu,  genf.  saturne,  span.  flor.  saturnino  (s.  P.  Monti)  ein  an- 
dres resultatf  da  diese  tvörter  augenscheinlich  aus  tacituraus  entstanden 
sindf  indem  die  silben  taci  in  tci  tQO  t^a  zusammengiengen:  soma  (nacht) 
aus  tacitnroa  wäre  selbst  ein  poetisch  schöner,  mehr  noch  ein  ßr  die 
gaunersprache  bezeichnender  ausdruck.  Seltsam  sind  wegen  ihrer  endung 
a  die  mail.  adjectivformen  sottnrna,  satarna. 

Sortire  it.,  fr.  sortir  (beide  nach  regelmäßiger  conj.  io  sorto,  je 
sors)  ausgehn,  altfr.  auch  entspringen,  entkommen  FL  Bl.  1020,  cot.  surtir 
ausgehn,  springen,  sprossen,  pr.  sortir  springen,  springen  machen,  sp. 
surtir,  pg.  surdir  hervorquellen;  zsgs.  fr.  res  sortir  (präs.  je  ressors) 
wieder  ausgehn,  sp.  resurtir  zurückspringen,  sbst.  fr.  ressort  schneUkraft. 
Mit  sortiri  (loosen,  durchs  loos  gewinnen)  läßt  es  sich  logisch  nicht  eini- 
gen. Ferrari  zog  es  daher  aus  dem  subst.  sors:  das  loos  ward  atAS  der 
ume  gezogen  und  gieng  geunssermaßen  heraus.  Aber  war  dieser  Vorgang 
ein  im  leben  so  wichtiger,  daß  man  darnach  eine  der  üblichsten  handlun- 
gen  benannte,  sich  also  selbst,  im  gründe  gesagt,  mit  einem  loose  verglich? 
Menage  und  Frisch  erklären  es  mit  surrectire,  einer  freilich  ungewöhn- 
lichen bildung,  da  die  participicilverba  sich  sonst  zur  ersten  conj.  schlagen, 
die  aber  doch  in  ammortire  und  altfr.  quatir  (von  coactus)  beispiele 
aufzeigen  kann  und  jedesfälls  den  bedeutungen  vollständig  zusagt,  denn 
auch  'ausgehn  und  'sich  erheben^  gehen  in  eirunder  über;  letzteres  spürt 
man  noch  deutlich  in  phrasen  wie  sortir  de  son  si6ge,  sortir  de  table, 
une  figure  sort  sie  hebt  sich  (auf  gemälden). 

Sortire  it.,  fr.  sortir  [beide  nach  der  gemischten  cofij.  io  sortisco, 
je  sortis)  erlangen,  bekommen,  ital.  auch  loosen,  sp.  surtir,  comask.  surti 
versehen,  versorgen;  von  sortiri.  Zsgs.  it.  as sortir e,  sp.  asortir,  fr. 
assortir  zusammenfegen,  zusammenpassen  (jedes  nach  seiner  art  oder  sorte). 
Zu  derselben  conjug.  bekennt  sich  auch  fr.  ressortir  unter  einer  gewis- 
sen gerichtsbarkeit  stehn,  das  recht  der  appellation  haben,  z.  b.  les  pairies 
ressortissent  au  parlement,  sbst.  ressort,  it.  risorto  gerichtsbarkeit. 
über  den  Ursprung  dieser  Zusammensetzung  bemerkt  Ducange:  ressortum 
quicquid  intra  sortes  continetur  seu  jurisdietionis  terminös.  Nach  Bu- 
daeus  (s.  Menage)  kommt  der  ausdruck  von  sors:  causae  enim  sortibus 
ex  urna  ductis  cogooscebantur.  Die  sache  ist  aber  ganz  anders  zu  fassen. 
Die  eigentliche  bedeutung  des  juristischen  ausdruckes  liegt  im  altfr.  resor- 
tir  sich  zurückziehen,  sich  flüchten,  schütz  suchen,  resort  rückzug,  Zuflucht, 
daher  höchste  stelle,  wo  man  sein  recht  erlangt,  rechtszuftucht.  Die  be- 
griffsentwicklung  aus  sortir  erlangen,  ressortir  unedererlangen  ist  aber 
dieselbe  wie  im  ital.  ricovrare  1)  unedererlangen,  2)  seine  Zuflucht  nehmen; 
ricovrare  ad  un  luogo  verhält  sich  auch  syntactisch  wie  ressortir  au  par- 
lement.   S.  oben  cobrar. 

So  Stare  it.  hemmen,  stillen,   beruhigen,  pg.  pr.  sostar   einhalten; 


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I.   SOTTO-SPANNA.  301 

sbst.  it  pr,  sosta  stillstand;  von  substare  atisdauem,  aushalten,  transitiv 
genommen.  Dahin  etwa  auch  sp,  pg,  susto,  sard.  assustu  schreck  (hem- 
mung?),  comask.  sust,  ven,  susto,  sie,  sustu  beklommenheit,  heschwerde. 

Sotto  it,y  aitsp.  soto,  pr.  sotz,  fr.  sous,  wal.  subt,  präposition,  von 
Sübtus,  it.  auch  sottesso  s.  esso;  esgs.  fr.  des  sous  =  it.  di  sotto. 
Daher  it.  sottano  unterste  sbst.  sottana,  sp.  sotana,  fr.  soutane  Unter- 
rock, leibrock. 

Sovente  it.,  pr.  soven,  soen,  fr.  souvent,  zeitadverb,  von  subinde. 
Die  lautlehr e  hat  hier  die  ungewöhnliche  härtung  des  dint  zu  bemerken: 
dachte  man  dabei  an  die  endungen  in  repente,  frequente,  iminantinente? 
es  scheint  so. 

Soverchio  it.,  altsp.  sobejo  {für  soberjo),  s.  die  glossare  bei 
Sanchess^pg.  sobejo  adj.  und  adv,  überflüssig j  übermäßig;  von  superculus, 
der  lat.  spräche  fremd.  Daher  sbst.  it.  soverchieria,  superchieria 
mishandlung,  übervortheilung ,  und  hieraus  fr.  supercherie,  sp.  super- 
cheria  hinterUst. 

Spada  it.,  sie.  spata,  sp.  pg.  pr.  espada,  fr.  6p6e,  wai.  spate? 
(nach  Lex.  bud.)  degen,  schwert;  von  spatha  spatel  zum  umrühren,  dsgl. 
breites  zweischneidiges  schwert  (s.  die  stellen  bei  BöcUng,  Annot.  ad  No- 
titiam  dign.  occid.  p.  315),  dies  vom  gr.  aitad^rj,  nicht  aus  dem  celtischen, 
wie  noch  BeUoguet  p.  163  anzunehmen  geneigt  ist.  Das  wort  hat  auch 
in  andre  sprachen  eingang  gefunden,  z.  b.  alb.  bpate,  bask.  izpata,  in 
andrer  bedeutung  kymr.  yspawd  schütter,  ir.  spad,  engl,  spade,  aJid.  spato, 
nhd.  spaten  grabscheit.  Im  mittelalter  mochte  man  es  für  kein  lateinisches 
halten:  gladiüs,  quod  spatham  vocant  heißt  es  z.  b.  in  den  Gest.  reg. 
Fr.  cap.  4t  Im  latein.  allerdings  von  eingeschränktem  gebrauche  schwang 
es  sich  in  den  jüngeren  sprachen  über  gladius  empor,  das  sich  kaum  be- 
haupten konnte;  ensis  mußte  völlig  weichen.  —  Altspan,  wird  es  häufig 
als  mascuiin  gebraucht:  deste  espada  PC.  3676;  im  altfr.  Agolant  v. 
699  steht  il  n'ont  esp6e,  ne  soit  bien  acer6  (wo  vielleicht  espi6,  nach 
Littre,  Eist.  d.  l.  l.  fr,  J,  42,  acer^e  zu  lesen  ist);  im  prov.  erscheint 
gradezu  eine  männliche  form  espa-s  LR.,  im  Leodegar  38  ispieth  {ge- 
schrieben inspieth),  dltcat.  dagegen  la  espä  Chr.  d'Escl.  677^^. 

Spalla  it.,  sp.  espalda,  alt  espalla,  pg.  espalda,  espddoa,  i^r.  es- 
patla,  fr.  ^.paule,  altfr.  espalde  LRs.  377  schulter.  Nicht  von  scapula, 
sondern,  une  die  prov.  form  am  deutlichsten  zeigt,  von  spathula,  dimin. 
von  spatha  Schulterblatt  der  thiere,  wal.  spate  rücken.  Apidu^  hat  spa- 
tula  Porcina,  welchem  altpg.  spadoa  de  porco  (in  einer  Urkunde  v.  j. 
1296  SRos.)  genau  entspricht.  Spatula  ist  nur  der  sard.  mundart  fremd: 
sie  gibt  dafür  das  dem  gr.  aTtax^rj  sinnverwandte  lat.  pala,  das  bereits 
Coelius  Aurel.  für  Schulterblatt  gebraucht.  Von  spatula  (nicht  von  palus 
pfaM)  kommt  it.  spalliera,  sp.  espaldera,  fr.  espalier  rücklehne,  bäum- 
geläfhder,  spedier. 

Spanna  it.  churw.,  wallen,  aspagne,  masc.  altfr.  espan,  nfr.  em- 
pan  ein  längenmaß;  vb.  it.  spanna re  tuch  oder  netze  abspannen  (wenn 


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302  I.  SPARAGNARE-SPELTA. 

nicht  von  pannns),  chw.  spaniar  aufspannen.  Die  herleitung  aus  gr. 
ani&ajH7jy  welches  spemma  oder  fipimma  latäen  müßte,  ist  verwerflich. 
Die  aus  expandere  würde  sich  für  die  frane.  form  empfehlen^  da  hier 
espanir  ßr  espandir  vorkommt,  im  ital.  schuAndet  d  nach  n  nur  höchst 
selten:  das  ganz  vereineelte  comask  spanda  lehnt  sich  augenscheinlich  an 
spandere.  Am  sichersten  leitet  man  daher  spanna  vom  ahd.  spanna, 
nhd.  spanne,  das  fr.  empan  vom  mhd.  span  ausspannung,  die  in  dem 
starken  verbum  spannan  ihre  quelle  haben. 

Sparagnare  und  sparmiare,  risparmiare  it.,  fr.  ^pargner,  chw. 
spargnar,  bürg,  repanner  schonen,  sparen.  Wohl  mahnt  es  an  das  ahd, 
sparön,  sparen,  die  art  der  ableüung  daraus  aber  ist  unMar.  Man  be- 
denke dabei  lomb.  car-agn-are  aus  ahd.  karön  Rom.  gramm.  i,  88  y  fr. 
lor-gn-er  aus  laren. 

Sparaviere,  sparviere  it.,  altsp.  esparvel,  cat.  esparver,  pr.  espar- 
vier,  fr.  6pervier  ein  raubvogel,  in  letgterer  spräche  auch  ein  wurfnete 
der  fischer^  sp.  esparavel;  vom  ahd.  sparwari  sperber,  dies  wohl  vom  goth 
sparva  sperling,  chw.  spar,  also  ein  vogel,  der  auf  Sperlinge  ausgeht. 
Hieher  auch  churw,  sprer  geier.     Der  neusp.  dusdruck  ist  gavilan. 

Spasimo  it.,  sp.  espasmo,  pr.  espasme,  sp.  pg.  auch  pasmo  krampf 
Ohnmacht;  vb.  ü.  spasimare  (comask.  pasmä),  sp.  espasmar,  pasmar,  pr. 
esplasmar,  espalmar,  plasmar,  fr.  p&mer;  vom  lat.  spasmus  bei  Plinius 
(oTtaafiog).  Der  unübliche  Wegfall  des  s  vor  p  rührt  etwa  daher,  daß 
man  jenen  buchstaben  mit  ex  verwechselte,  also  pasmns  für  das  einfache 
wort  hielt. 

Spavenio  it.  (für  sparvenio?),  auc^  spavento,  sp.  esparavan,  fr. 
öparvin  aus  dem  alten  esparvain,  engl,  spavin  spath,  eine  krankheit  der 
Pferde  und  des  rindviehs.  Menage  meint,  von  öpervier,  weil  die  thiere 
den  kranken  fuß  hoch  aufheben  wie  der  sperber,  und  diese  meinung  findet 
ihre  stütee  in  der  gleichbed.  ccU.  form  esparver-enc  eigentl.  etwas  sperber- 
artiges,  vaienc.  einfacher  esparver. 

Spaventare,-spantare  it.,  sp.  pg.  espantar,  pr.  espaventar,  fr. 
öponvanter,  henneg.  ^panter,  wal.  mit  m  für  v  sp^imenta  einen  er- 
schrecken, sbst.  it.  spavento  u.  s.  f. ;  von  expavere,  part.  expavens.  Die 
franz.  form  erJdärt  sich  ohne  Schwierigkeit  aus  den  in  der  alten  spräche  vor- 
handnen  Übergängen,  espaventer  espauenter  espoenter  espoventer  (v  ein- 
geschoben), auch  der  Churwalsche  sagt  spuventar. 

Spazzare  it.,  sp.  espaciar,  pr.  espassar  räumen,  ausbreiten,  it. 
spaziarsi,  sp.  espaciarse  sich  ausbreiten  d.  h.  sich  ergehen,  spazieren;  von 
spatiari. 

Specchio,  speglio  it.,  sp.  espejo,  pg.  espelho,  pr.  espelh  spiegd, 
von  specnlum.  Die  frane.  spräche  besitzt  buchstäblich  dasselbe  wort  in 
e spiegle  verschmitzter  geselle,  henneg.  vilespiöque,  vom  deutschen  Eulen- 
spiegel, der  unter  dem  namen  Ulespiegle  früh  ins  franz.  übersäzt  ward. 
Vb.  sp.  esp  ejar  glätten,  polieren,  despejar  ZicA^en,  räumen,  platz  machen. 

Spelta,   spelda  it.,  sp.  espelta,  pr.  espenta,  fr.  (mase.)  öpeantre 


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I.   SPERONE-SPINETTA.  303 

eine  getreideart,  speie;  vom  lat.  spelta  erst  int  4.jh.  bei  Rhemnius  Fannitis, 
dem  es  ein  spehkom  bedeutet  ahd.  spelta,  spelza  (f.)^  spelzo  (m.).  Die 
frone,  form  zeigt  eine  besonders  nach  dentalen  häußg  angewandte  einschie- 
bung  eines  r,  vgl.  oben  feltro.  Über  den  gebrauch  des  wortes  im  ndatein 
(mittdgr.  OTiiktov)  s.  Ducange, 

Sperone,  sprone  it.,  altsp.  esporon,  neusp,  espolon,  pg.  esporäo, 
pr.  espero,  dUfr.  esporon,  neufr.  Operon  spom^  einfacher  sp.  espuela, 
alt  espnera,  pg.  espora;  vom  ahd.  sporo,  acc.  sporon,  daher  die  doppel- 
formen. Vb.  it.  speronare,  spronare,  sp.  espolear,  pg.  esporear,  pr. 
esperonar,  fr.  ^peronner,  aus  dem  roman.  Substantiv,  nicht  aus  dem  deut- 
schen vb.  spornön. 

Spesso  it.,  sp.  espeso,  pr.  espes,  fr.  6pais,  früher  öpois,  espois, 
alban.  spes  dicht,  von  spissus;  adv.  it.  spesso,  pr.  espes  häufig,  bei  Pe- 
tronius  oscala  spissa  häufige  küsse,  vgl.  gr.  ttvxvov,  ahd.  diccho  dicht, 
häufig. 

Spezie  it.  {nicht  speeie),  sp.  especia,  /r.  ^pice  apothekerwaare,  ge- 
würz;  von  species,  dem  das  nachclassische  latein  dieselbe  bedeutung  bei- 
legte, altfr.  espece.    Äbgel  it.  speziale  apotheker. 

Spiare  it.,  sp.  pr.  espiar,  fr.  6pier  ausspähen,  chw.  spiar  nach- 
forschen; vom  ahd.  sp^hön  =  nhd.  spähen.  Sbst.  it.  spia  (m.),  sp.  espia 
(m.  f.),  pr.  espia  (f.),  altfr.  espie  (f.),  dsgl.  it.  spionc,  sp.  espion,  fr. 
espion  hundschqfter;  vom  ahd.  spßha  (f.)  eaploratio ;  die  ndl.  spräche  hat 
spie.  [Nach  einer  alten,  toieder  erneuerten  behauptung  soll  in  dem  roman. 
verbum  das  verschollene  lat.  spicare  (woher  despicare  cet.)  fortleben.  Wir 
unssen  aber  aus  der  ital.  lautlehre,  daß  lat.  c  zunschen  vocalen  nicht  aus- 
fallt. Das  deutsche  6  in  spßhön  vertritt  ein  älteres  i,  von  welchem  selbst 
noch  beispiele  vorhanden  sind  (spihan,  s.  Graff  VI,  321.  323);  inlauten- 
des h  kann  ausfallen^ 

Spillo  it.,  ausgeartet  in  sqnillo,  Stecknadel,  dsgl.  bohr  er.  Nicht 
von  spiculum.  Man  darf  es  unbedenklich  aus  spinnla  herleiten,  denn  die 
weibliche  dUninutivform  wird  häufig  in  die  männliche,  welche  eigentlich 
die  neutrale  vertritt,  umgesetzt,  s.  Rom.  gramm.  U,  293;  ein  ganz  ähn- 
licher fall  ist  orlo  aus  orula.  Wegen  der  assimilation  des  n  aber  vgl. 
man  ella  aus  enola,  luUa  aus  lunula.  Der  romagn.  ausdruck  ist  spinell, 
handgreiflich  aus  Spina.  Gleicher  herkunft  mit  spillo  ist  fr.  6pingle 
(f.),  npr.  espinglo,  neap.  (aus  dem  franz.)  spingola,  bask.  ispilinga  {vgl. 
champ.  öplingue):  g  ward  eingeschoben  um  das  unerträgliche  6pinle  zu 
vermeiden.  Zu  spinnla  bemerkt  Ducange  aus  Tacit.  Germ.  c.  17:  tegmen 
Omnibus  sagum  fibula  aut,  si  desit,  spina  consertum.  Das  pic,  ^pieule, 
äpinle  erUstand  wohl  aus  spicnlnm. 

Spinace  it.,  sp.  espinaea,  pg.  espinafre,  pr.  espinar,  fr.  6pinard, 
wal.  spenac  ein  kraut,  spinal;  von  spina  ^itze,  wegen  seiner  gezackten 
blätter,  die  ital.  form  eigentl.  von  demunlat.  spinaceus,  dieport.  von  spinifer. 

Spinetta  it.,  sp.  espineta,  fr.  öpinette  ein  Saiteninstrument;  von 
spina,  weil  es  mit  zugespitzten  federkielen  gespielt  ward. 


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304  L   SPIRITO— SPÜNTONE. 

Spirito  it.,  wcd.  spirit,  sp.  espiritu,  vrlt  esprito,  pg.  espirito,  cat. 
pr.  esperit,  /r.  esprit,  daher  engt  spright  tmd  spirit,  altfr,  S.  Espir. 
Man  behandelte  dieses  wort  etioas  earter  als  andre,  weil  ihm  eine  heilige 
bedeutung  anhieng.  Der  Spanier  ließ  ihm  sein  u  tmangetastet  und  der 
Provenßdle  wandte  hier  seine  gewöhnliche  syncope  nicht  an.  —  Für  spirit, 
das  wohl  wenig  üblich  ist,  führte  der  Walache,  außer  dem  slav.  duh,  das 
aus  lateinischem  Stoffe  geschaffene  suflet  (hauch)  ein,  gab  aber  der  thier- 
Seele  besondre  namen,  abur  (vapor  dunst,  im  gegensatee  eum  hauch?)  und 
bleasc  (woher  letsteres?). 

Spitamo  it.,  sp.  espita  spanne;  vom  gleichbed.  gr.  ani^a^irj. 

Spito  neap.,  sp,  pg.  espeto  bratspieß,  fr.  6pois  oberste  spitze  am 
hirschgeweih;  vom  ahd.  spiz  spieß,  spitze,  ndl.  ndd.  spit  bratspieß.  Da- 
neben gibt  es  ein  synonym  mit  d:  i^.  spiedo  (spiedone,  ausgeartet  in 
schidone,  schidione),  romagn.  sped,  gen.  spiddo,  sard.  spidu,  5p.  espedo, 
espiedo;  es  fragt  sich  hierbei:  steht  die  media  durch  einen  zufall  für  die 
tenuis,  was  aber  sonst  nicht  geschieht;  oder  ist  das  wort  vom  ahd.  sper, 
nhd,  Speer  (woher  altfr.  espier  IL  c),  indem,  une  oft  im  ital.,  d  für  r 
eintrat?  In  letzterem  falle  rührt  der  span.  (dem  Catdlanen  und  Portu- 
giesen unbekannte)  ausdruck  aus  dem  ital.  her. 

Spoglio,  spoglia  it.  (entartet  in  scoglio,  scoglia),  aUsp,  espojo 
beute  u,  dgl.;  von  spolium,  nüat.  spolia  Gest.  reg.  Fr.  c.  37.  Dafür 
nsp.  d espojo,  fr.  d^pouille,  pr.  despuelh,  despuelha,  vb.  despojar,  d6- 
pouiller,  despolhar. 

Spola,  spuola  it.,  sp.  espolin  Weberschiffchen,  vom  ahd.  spnolo 
spule;  gleichbed.  chw.  spol,  limous.  espolo;  altfr.  espolet  Spindel.  Das 
neufr.  s6poule  scheint  von  späterem  gepräge,  für  espoule,  6poule,  das 
im  lothr.  ehpieule  (eh  =  fr.  es)  sein  abbäd  findä. 

Sposo,  sposa  it.,  sp.  esposo,  esposa,  pr.  espos,  esposa,  fr.  6poux, 
6pouse,  Verlobter,  verlobte,  wie  lat.  sponsus,  sponsa,  dsgl.  gatte,  gattin, 
auf  welche  bed.  sich  das  franz.  beschränkt,  wiewohl  noch  Nicot  6pou8e 
mit  nympha  und  sponsa  übersäzt  Vb.  it.  sposare,  aUsp.  pr.  esposar, 
fr.  6pouser  heirathen,  lat.  sponsare  verloben. 

Springare  i^.  t ei  Dante  Inf.  19,  120  mit  den  fußen  zappeln,  altfr. 
espringuer  springend  tanzen  (espringuiez  et  balez  FC.  III,  377;  et  cante 
devant  eus,  souvent  a  espringu6  DMce.  p.  303),  pic.  vor  freude  springen; 
vom  ahd.  springan.  Für  springava  bei  Dante  haben  die  meisten  aus- 
gaben spingava,  welches  Blanc,  Vocab.  dant.,  verwirft  Äbgel.  altfr.  es- 
pringale  ein  tanz  GNev.  p.  306,  so  auch  espringuerie  Trouv.  artes. 
p.  226.  Espringale  bedeutet  überdies  eine  wurfmaschine  (s.  die  stellen 
bei  Ducange  v.  spingarda) ;  wahrscheinlich  desselben  Ursprunges,  mit  aus- 
gefallnem  r  wie  in  spingare,  ist  it.  spingarda  mau^nbrecher,  sp.  es- 
pingarda  kleine  canone;  wenigstens  ist  dessen  herkunft  vom  it.  spingere 
stoßen  nicht  annehmbar:  für  solche  Werkzeuge  liebte  man  individuelle  zum 
theil  scherzhafte  benennungen. 

Spuntone,  spontone  it.,  sp.  esponton,  fr.  sponton  eine  ort  piken. 


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I.   SQUILLA-STAGNO.  305 

mail.  sponton  naddy  spindel;  vom  ü.  puntone  (punto,  lat.  punctum)  spitze, 
mU  verstärktem  anlaut. 

Squilla  it.,  lonib.  chw.  schella,  sp.  esquila,  pg*  fehlt,  pr,  esquella, 
esquelha,  (ütfr,  eschiele  glöckchen;  vom  ahd.  skilla,  skella,  nhd.  schelle, 
dies  vom  starken  vh.  skSllan  klingen  Grimm  II,  32,  woher  it.  sqüillare. 
Das  älteste  zeugnis  des  Wortes  in  der  L.  Sal.:  si  quis  schülam  \ai,  eschil- 
lam,  schellam,  skellam)  de  caballo  fdraverit  Pardessus  p.  85.  Merkwür- 
dig ist  die  it.  form  squilla  für  schilla,  welches  Papias  noch  sichiUa 
(ohne  u)  schreibt:  das  lat.  auch  im  itoi.  vorhandene,  freilich  etwas  ganz 
anderes  bedeutende  squilla  muß  zu  dieser  ausspräche  verführt  haben. 

Stacca  it.,  sp.  pr.  estaca,  aitfr.  estaque,  estache  pfaJU;  vom  ags. 
staca,  altfrs.  ndd.  stake  mit  ders.  bed. 

Staccio  it.,  richtiger  neap.  setaccio,  maü.  sedazz,  femer  sp.  cedazo, 
altfr,  saas,  r^r.  sas  haar  sieb;  schon  im  früheren  ndatein  sedatium  Gl. 
ScJdettst.  39,  68,  auch  bei  Hattemer  I,  309^,  sidacium  Gl.  Lindenbr., 
lat.  gleichsam  setaceum  von  seta,  weil  es  von  pferdehaaren  gemacht  ward. 
Dem  Walachen  genügt  das  primitiv  sete  ßr  die  bed.  sieb,  dazu  kommt 
noch  das  abgel.  sitiz^ ;  auch  die  norm,  mundart  besitzt  set  (m.)  in  dieser 
bedeutung. 

Staggio  it.,  estatge  pr.,  6tage  fr.  zustand,  wohnung,  Stockwerk  u. 
dgl.;  von  stare  statum  staticum  (prov.  auch  fem.  estatga  wohnung).  Mndl. 
staghe  Eeinh.  ed.  Grimm  v.  2767  scheint  aus  dem  franz.  entlehnt. 

Stagione  it.  Jahreszeit,  auch  rechte  zeit,  aacgog,  ^.  estacion,  pg. 
estayäo  zeitpunct,  Jahres-  oder  tageszeit;  vb.  nur  it.  stagionare  zur 
reife  bringen,  zeitigen;  von  statio  stillstand,  auf  enthalt,  daher  zeitpunct, 
vgl.  unser  stunde  von  stehn.  —  Die  bed.  von  stagione  erfüllt  noch  ein 
anderes  der  ital.  Schriftsprache  fehlendes  durch  einen  einfachen  anlaut  sich 
unterscheidendes  wort:  sp.  pr.  sazon,  pg.  sazäo,  fr.  Saison,  venez.  sason; 
vb.  sazonar,  assaisonner,  sasonare.  Aus  statio  konnte  dieses  letztere 
wort  nicht  entstehen,  da  sich  st  nur  inlautend  in  s  oder  z  vereinfachen 
kann:  das  sp.  Zuüiga  aus  Estuüiga,  eine  einzelne  ausncihme,  würde  höch- 
stens eine  form  zazon  unterstützen  können.  Ducange  stellt  satio  als  ety- 
mon  at4f:  die  bed-  atissaat  oder,  was  ganz  nahe  liegt,  zeit  der  aussaat, 
wäre  auf  die  Jahreszeit  übertragen  worden.  Dieser  deutung  läßt  sich  bei- 
pflichten. Für  das  säen  oder  pflanzen  jedes  gewächses  gibt  es  eine  bestimmte 
günstige  zeit  in  der  Jahresperiode,  eine  satio  verna,  aestiva,  autumnalis, 
letzterer  ausdruck  bei  ColumeUa:  leicht  war  es,  die  Jahreszeit,  für  welche 
das  latein  keinen  einfachen  ausdruck  gewährte,  durch  die  Saatzeit  vertreten 
zu  lassen.  Sicher  muß  dieser  auf  das  landleben  bezogenen  deutung  die 
von  Le  Duchat  aus  Sectio  (abschnitt)  als  eine  fast  zu  mathematische  und 
doch  den  begriff  nur  auf  seiner  Oberfläche  berührende,  überdies  formell 
weniger  genügende  nachstehn.  —  [Vgl-  noch  Mussafia's  gloss.  zu  Monum. 
ant.  118.] 

Stagno  it.,  sp.  estano,  pr.  estanh,  fr.  6tain  zinn,  dsgl.  fr.  tain 
Stanniol   (le  tain  aus  Tötain).    Die  formen  passen  ni(ht  zu  stannum,  da 

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306  L   STALLO-STANCARE. 

der  Italiener  lat.  nn  tooJd  nur  vor  i  in  gn  erweicht  (grunnire,  grugnire), 
wohl  aber  eum  (ütlat.  stagnum,  das  in  stagnens,  stagnatus  forüebt 
(Schneider y  Lat.  gramm,  J,  503)  und  auch  im  frühem  ndatein  gane  üblich 
ist,  e.  b,  in  einem  glossar  stagnum  ^cin  (sinn)  Diutiska  III,  429,  und 
schon  hei  Isidoms.  Wie  bekannt,  war  das  römische  stannum  nicht  eigent- 
lich das  was  wir  ginn  nennen,  sondern  ein  gemischtes  metall;  die  heutige 
bedeutung  soll  sich  erst  im  4,  jh.  eingefunden  haben.  Abgel.  fr.  6  tarn  er 
verjnnnen,  vgl.  venimeux  von  venin  d.  h.  m  in  beiden  fällen  durch  einfluß 
des  unbestimmten  nasalen  n  (=  nasalem  m)  herbeigeführt. 

Stalle  it.  aUpg.  SRos.,  altsp.  estalO;  pr.  altfr.  estal  stelle,  aufent- 
halt,  nfr.  6taA  kram  (vb.  ^taJer  auskramen),  6tau  fleischbude;  fem.  it. 
stalla,  5p.  estala,  altpg.  stala  staU,  daher  it.  Stallone,  fr,  6taloii  jsucht- 
hengst,  eqnns  ad  stallum  L.  Wisig.  Vom  ahd.  stal  statio,  locus,  stabu- 
lum,  vb.  ndl.  stallen  waaren  ausstellen  KU^  —  Aus  lat.  stabolum  dagegen 
ward  pr.  estable,  fr.  6table  (f).  —  Frana.  4tau  hat  noch  eine  zweite  be- 
deutung, Schraubstock,  in  welcher  es  gleichfalls  aus  stal  in  der  freilich 
nicht  nachweislichen  bed.  gestell  entstanden  sein  könnte,  wenn  man  nicht 
herkunß  aus  dem  ältfläm.  stael  schaft,  stamm  =  holt,  steel  Kü.  vorzieht. 
Aber  das  gleichbed.  lothr.  eitauque  so  wie  das  bask.  (navarr,)  estoka 
führen  deutlich  auf  ut^er  dtsches  (schraub-)  stock,  und  daraus  scheint 
6tau  abgekürzt,  also  ganz  anderes  Stammes. 

Stamigno  it.,  sp,  estamena;  pg.  pr.  gleichfalls  estamenha,  fr.  6tsL- 
mine  siebtuch;  vom  adj.  staminens  fademig,  faserig. 

Stampare  it.,  sp.  pg.  estampar,  fr.  ^tamper  eindrücken,  sard. 
stampai  durchlöchern,  vom  ahd.  stamphön,  nhd.  stampfen;  wal.  steamp 
der  dazu  dienende  pfähl,  vom  ahd.  stampb. 

Stancare  it.  ermüden:  dazu  stimmt  buchstäblich  sp.  pg.  pr.  estan- 
car,  fr.  6tanchier  den  lauf  des  wassers  hemmeti,  überh.  hemmen,  stopfen, 
pg.  aber  auch  erschöpfen,  ermüden.  AugenscheifUich  von  stagnare  stehend 
machen,  hemmen,  woraus  die  figürl.  bed.  ermüden  leicht  erfolgen  konnte: 
gn  verhärtete  sich  zu  nc,  une  dies  in  dem  sbst.  sp.  pg.  estanqne,  pr. 
estanc,  selbst  im  fr.  4tang  {statt  4tain),  bret.  stann  von  stagnum  teich 
geschah,  um  es  von  stagnum  zinn  zu  scheiden,  während  sich  der  weiche 
laut  im  sp.  restafiar,  val.  estanyar  s.  v.  a.  estancar  behauptete.  Doch 
nahmen  mundarten,  une  z.  b.  die  piemontesische,  diese  Scheidung  nicht 
vor:  hier  bedeutet  stagn  teich  und  zinn.  Im  pr.  cot.  tancar  verstopfen, 
sp.  atancarse  verstummen,  fiel  der  anlaiä  ab,  dasselbe  geschah  im  pg. 
tanque  teich  für  estanque.  Dazu  ein  adj.  it.  stanco  müde,  sp.  estanco, 
pg.  estanque  verstopft,  pr.  estanc  stillstehend,  unwandelbar,  dUfr.  estanc 
langsam,  matt;  das  ital.  wort  läßt  sich  aus  dem  partic.  stancato  erUären, 
die  übrigen  aber,  müssen,  da  aus  verbis  keine  adjediva  ohne  hülfe  von 
Suffixen  gebildet  u)erden,  dem  sbst.  stagnum  (stehendes  wasser,  stopfung) 
ihr  dasein  danken,  s.  über  solche  adjediva  Born,  gramm.  II,  289,  — 
Ital.  mano  stanca  heißt  linke  hand,  entsprechend  dem  mhd.  tenc  link, 
auch  wal.  stung^:  ist  es  darum  anderes  Ursprunges  und  von  den  übrigen 


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I.   STANGA-STOFFA.  307 

roman.  Wörtern  abssusondem?  es  scheint  nicht.  Mundartlich^  in  Bergamo, 
heißt  die  linke  mano  storta  die  verdrehte,  s.  Ferrari  v.  mancare,  auch 
bedeutet  it.  senestrarsi  un  piede  sich  einen  fuß  verrenken  {id.  r.  gangheri), 
romagn.  sin^star  (m.)  Verdrehung^  Verrenkung,  und  so  konnte  die  linke 
eben  so  wohl  als  die  matte,  träge,  stockende,  stanca,  aufgefaßt  werden.  S. 
gauche  //.  c. 

Stanga  it.  chw,  stange,  riegel,  /r.  ^tangues  (plur.)  jsfange,  eigentl. 
äwas  aus  ewei  Stangen  bestehendes  (Trevoux),  dsgl.  stangue  ankerstange, 
ßeraldisch),  wal.  steangQ;  vom  ahd.  stanga. 

Stanza  it.,  sp.  estancia  auf  enthalt,  wohnung,  pr.  estansa  Stellung, 
läge,  fr.  ^tance,  4tan(on  stütze;  von  stare,  stans,  gleichsam  stantia.  Über 
stanza  in  der  bed.  Strophe  s.  Wackemagel,  Ältfranjs.  lieder  249,  welcher 
Dante's  anschatmng,  stanza  sei  das  isimmer  oder  behältnis  der  ganzen 
kunst  eines  liedes,  näher  bestimmt. 

Starna  it.,  estama  sp.  pg.  kleine  art  rebhuhner;  nach  einigen  von 
avis  externa  fremder,  eingewanderter  vogel,  fr.  perdrix  grecque.  Das 
ahd.  starn,  ags.  steam  ist  der  name  eines  andern  vogels  (staar,  auch 
drossel). 

Stendardo  f^.,  sp.  estandarte,  pr.  estendart,  estandart,  fr.  ^ten- 
dard  fahne,  daher  mhd.  stanthart;  von  extendere  entfalten,  it.  stendere 
le  insegne.  Über  die  genauere  bedeutung  des  franz.  wertes  s.  P.  Paris 
zum  Garin  II,  162. 

Stivale  it.,  aitsp.  estibal  Gonci.  Ultram.,  pr.  estival  Flam.  2208 j 
aUfr.  dass.  eine  auch  das  Schienbein  deckende  fußbekleidung,  daher  ahd. 
stifal,  mhd.  stiyal,  nhd.  Stiefel.  Von  tibiale,  welches  eine  ähnliche  be- 
deutung hat?  Ihm  könnte  s  auf  itdl.  weise  vorgesetzt  und  diese  form  von 
den  andern  sprachen  angenommen  sein,  aber  alsdann  wäre  die  regelrechte 
bildung  wenigstens  stiggiale,  was  nirgends,  auch  in  keiner  mundart,  vor- 
kommt.  Darum  ist  Ducang^s  erhlärung  aus  aestivale  vorzuziehn,  es  war 
eine  Sommerbekleidung  von  leichtem  leder:  possint  facere  .  .  stivales, 
hosas  et  alind  opus  quodcnnque  de  pellibns  hircornm,  arietnm  cet.  For. 
Arag.  Eine  Urkunde  von  1332  unterscheidet  auch  zwischen  winter-  und 
sommerbeschuhung,  s.  Ducange. 

Stivare  it.,  sp.  pg.  estivar  zusammenstopfen,  sbst.  estiva  bailast; 
von  stipare. 

Stocco  it.,  sp.  pg.  estoque,  pr.  fr.  estoc  stoßdegen,  span.  aUfr.  auch 
stamm,  como^X;.  stoch  baculiAs;  von  dem  deutschen  in  allen  mundarten  ein- 
heimischen stock  {aus  dem  wurzelverbum  stechen),  woher  auch  das  gad. 
stoc.  Auch  unser  vb.  stocken  findet  sich  wieder  im  pic.  ^toquer  ersticken. 
Über  fr.  6tau  =  stock  s.  oben  stallo. 

Stoffa  it.,  sp.  pg.  estofa,  fr.  Stoffe,  masc.  it.  stoffo,  pg.  estofo 
gewirk,  zeug,  materie,  stoff;  vb.  sp.  pg.  estofar,  fr.  6toffer  ausstaffieren, 
auswattieren,  span.  auch  stoppen.  Da  das  verbum  synonym  ist  mit  it. 
Stoppare,  fr.  ^touper  verstopfen  (s.  stoppa),  so  ist  der  Ursprung  des 
Wortes  wohl  im  lat.  stuppa  (werg)  zu  suchen,   das  sich   im  munde  der 


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308  I.   STOJA-STORDIRE. 

Deutschen  in  stupfä,  stuffa  verwandelte:  sp.  estofa  bedeutet  daher  auch 
Stickerei  in  erhabener  (ausgestopfter)  arbeit  und  engl,  stuflf  sowohl  gewebe 
une  fiUlselj  futter.  Ohne  diesen  durchgang  durch  das  deutsche  ist  eine 
solche  gemeinromanische  aspiration  des  lat,  p  schwer  anzunehmen,  da 
kaum  ein  entsprechender  fäll  vorliegt.  Das  gad.  stubh  steht  in  dieser 
Sprache  einsam  da  und  scheint  dem  engl,  stuff  nachgebildet,  vgl.  dasselbe 
buchstabenverhältnis  im  gad.  scabhal  =  engl,  scaffold,  sibht  =  shift, 
lobht  =  loft,  gibhte  =  gift. 

Stoja  it.y  sp.  estera  für  estuera  {wie  frente  ßr  fruente),  pg. 
esteira  (nach  dem  span.)  matte,  fr.  störe;  von  storea. 

Stoppa  it.,  wäl.  stnp^,  sp.  estopa,  fr.  ^touppe  werg,  vök  stuppa. 
Abgd.  it.  stoppino  dacht,  fr.  ^touppin  stöpsd;  vb.  it.  stoppare,  altsp. 
edtopar,  fr.  ^toupper  mit  wer g  verstopfen,  mlat.  stappare  L.  Älam.,  wo- 
her ai^h  unser  vb.  stopfen,  ahd.  stoppön. 

Stoppia  it.,  pr.  estobla,  fr.  ^touble  Stoppel.  Das  lat.  wort  ist 
stipula:  da  aber  aus  betontem  lat.  i  kein  rom.  o  hervorgeht,  so  ist  dies 
ein  unbrauchbares  etynwn,  doch  öffnen  sich  zwei  wege  eur  erklärung  des 
fraglichen  Wortes.  Entweder  hat  sich  in  Latium  sdbst  eine  nebenform 
stupula  ausgd>ildet,  wie  ancipinm  in  ancupinm,  reeiperare  in  recaperare 
übergieng  (Rom.  gramm.  I,  176,  note);  oder  das,  wie  es  scheint,  aus 
stipula  entstellte  früh  vorkommende  deutsche  Stoppel  hat  auf  die  reine 
romanische  form  eingewirkt.  Beachtenswerth  ist,  daß  einem  eweiten  roman. 
beispiele  des  o  aus  \,  tona  aus  tina,  gleichfalls  ein  deutsches  o  eur  seile 
geht.  Als  ein  unmittelbarer  Sprößling  von  stipula  läßt  sich  nur  ^teule 
betrachten,  vgl.  altfr.  neule  aus  nebula. 

Stordire  it.,  altsp.  estordir  Bis.,  fr.  ^tourdir  betäubt  werden,  be- 
täuben,  adj.  stordito,  6tourdi  betäubt,  unbesonnen.  Es  ist  schon  um  des- 
willen nicht  rathsam,  dies  wort  aus  dem  lat.  stolidus  oder  dem  deutschen 
stürzen  erMären  zu  wollen,  weil  das  sp.  pg.  a-turdir  {alt  atordir)  einen 
mit  t  anlautenden  stamm  eu  erkennen  gibt  und  eine  vertauschung  des  etwa 
als , Partikel  (ex)  aufgefaßten  avlautes  s  mit  der  partikel  ad  im  span. 
schwerlich  vorkommt.  Ahojar  z.  b.  ist  nicht  =  it.  sfogliare,  fr.  effeuiller; 
wofür  desbojar  gebraucht  wird,  sondern  eine  eigne  Zusammensetzung  mit 
eigner  bedeutung;  alanzar  nicht  =  it.  slanciare,  fr.  61ancer,  sondern  lat. 
lanceare  mit  vorgesetztem  a,  welche  prothesis  in  dieser  spräche  sehr  häufig 
ist.  Nach  Covarruvias  entsprang  aturdir  aus  einer  anspidung  auf  die 
drossel  (tordo),  die  man  in  der  mittagshitze  betäubt  herabfallen  sehe,  daher 
das  Sprichwort  teuer  cabeza  de  tordo  einen  drosselkopf  haben,  leicht  in 
betäubung  gerathen.  Diese  deutung  ist  nicht  so  kurzer  hand  abzuweisen: 
auch  dem  Baliener  ist  die  drossd  ein  eifrfaltiger  vogel  und  dem  Griechen 
galt  sie  für  taub,  daher  das  Sprichwort  xcoq>6TaQog  yiix^tjg,  wozu  Zenobius 
die  bemerkung  macht:  (paai  yag  xioq^eveiv  to  ^wov,  s.  Paroemiographi 
graec.  ed.  Gaisford  p.  325.  Verba  mit  beziehung  auf  die  natur  der  thiere 
aus  ihren  namen  gebildet  sind  im  romanischen  überaus  häufig  und  so  ist 
ein  wort  turdire  von  turdus  eben  so  gedenkbar   wie  ericiare  von  ericiuS| 


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I.   STORIONE-STRADA.  .309 

«.  oben  riccio.  Zwar  gehen  diese  verha  gewöhnlich  nach  der  1.  conj.y  aber 
auch  aus  der  driften  gibt  es  beispiele,  so  it.  accanire  grimmig  werden  (wie 
ein  hund);  übrigens  lieben  intransitiva  diese  conjtigationsform.  Man 
könnte  für  ßtordire,  tvie  Wächter  gethan,  auch  das  kymr.  twrdd  gerauscht 
donner^  geltend  machen  und  daau  stornier  von  tonus  anführen.  Liefen- 
bach,  Goth.  wb.  Ily  315,  ist  nicht  abgeneigt,  das  roman.  wort  eu  engl. 
sturdy  (stark,  frech,  keck)  zu  stellen,  welches  Johnson  lieber  aus  6tourdi 
herleitet,  aber  die  bedetUungen  selbst  scheinen  sich  ahjmstoßen.  —  Indessen 
sind  alle  diese  erMärungsversuche  bei  seile  eu  setzen:  das  wort  hat  einen 
andern  ganz  Maren  Ursprung.  Es  ist  von  torpidus  starr,  fühUos,  woraus 
mit  leichügkeit  extorpidire  extordire  geschaffen  werden  konnte.  Dasselbe 
schwinden  des  p  vor  d  zeigt  das  fr.  tiede  von  tepidus  und  die  Zusammen- 
setzung mit  ex  dasselbe  Stammwort  in  extorpescere.  Also:  wie  at4S 
tepidus  tiödir  (lau  werden),  so  konnte  aus  torpidus  tourdir  (starr  werden) 
entstehen. 

Storione  it.,  sp.  esturion,  fr.  esturgeon  stör;  vom  ahd.  sturio, 
spiUer  sturo,  ags.  styra,  schwed.  stör. 

Stormo  it.,  stürm  chw.,  estorn  pr.,  estor  altfr.  aufruhr,  angriff;  it. 
stormire,  pr.  altfr.  estormir  in  bewegung  gerathen.  Vom  ahd.  stunn, 
vb.  sturman  (aus  deutscher  würzet,  Grimm  II,  48),  auch  kymr.  ystorm, 
bret.  stourm,  gael.  stoirm;  das  geschlossene  itoA.  o  aber  weist  auf  ein  ur- 
sprüngliches u,  mithin  besser  auf  deutschen  als  auf  cdtischen  Ursprung. 

Stracciare  it,  chw.  stratschar,  sp.  estrazar,  pr.  estrassar  zer- 
reißen; sbst.  it.  straccio,  sp.  estrazo,  estraza  fetzen.  Gegen  Muratori^s 
herleitung  aus  distractus  ist  zu  erinnern,  daß  der  Spanier  oder  Provenzcde 
der  Partikel  dis  den  anlaut  nicht  entzieht:  buchstäblich  genügt  daher  nur 
das  auch  begrifflich  nicht  zu  weit  abliegende  extractus,  gleichsam  extrac- 
tiare  herausreißen;  vgl.  tmten  tracciare. 

Strada  it.,  sp.  pg.  pr.  estrada,  altfr.  estr^e  (strae  LRs.  209),  pic. 
ötr^e  gepflasterter  weg,  Straße,  neugr.  argdza;  vom  lat.  strata  sc.  via  mit 
steinen  bestreuter  weg.  Im  franz.  nennt  man  eine  solche  Straße  wegen  ihrer 
eisenhärte  auch  chemin  ferr^,  pr.  cami  ferrat,  aüfr.  zuweilen  ohne  Sub- 
stantiv und  als  feminin  {wie  estr6e,  briste,  route) :  la  gent  Huon  cheval- 
chent  la  ferröe  MGar.  p.  52.  Dahin  auch  it.  strato,  sp.  estrado,  pr. 
estrd  für  estrat,  fr.  fem.  estrade  (aus  dem  span.)  erhöhter  sitz,  von  Stratum 
polster.  Eine  ableitung  ist  pr.  es  tradier  sich  auf  den  Straßen  Iwrum- 
treibend,  raubador  estradier  Straßenräuber  GOcc,  das  adjectiv  zumal  von 
rossen  gebraucht,  schnellfüßig:  non  ac  en  tota  Fransa  tan  estradier  que 
om  preze  Ihui  per  corre  miga  un  saumier  GRoss.  3277.  Dem  entspricht 
buchstäblich  das  altfr.  estraier,  estraer,  welches  sich  vielleicht  auch  be- 
grifflich ihm  anknüpfen  läßt.  Es  heißt  umherirrend,  von  thieren,  auch 
herrenlos,  z.  b.  quant  Isembart . . .  vit  le  cheval  curre  estraer  Gorm.  v.  299 
(303Schder)  li  cevalerent  estraier  s.Gachetl89^  (der  es  verkehrter  weise 
am  extractus  deutet);  li  destriers  s'est  estraiers  remes  Fier.  p.  126. 
Darum  bedeutet  es  auch  verlassen,  aufgegeben,  derelicius,  z.  b.  maint  vassal 


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310  I.   STRAMBO— STRINGA. 

laissent  gesir  mort  estraier  Gayd.  p.  225;  estraiere  dem  fiscus  ver- 
fdUnes  guty  wofür  sogar  eströe  vorkommt  DC. 

Strainbo  ü.  schießeinig j  piem,  stranb  hinkend,  romagn.  stramb 
seltsam,  wal.  stramb,  oAban.  stremp  schräg,  falsch,  pr.  estramp  ungereimt 
(von  Versen),  stramp  bei  Jordi,  Aasias  March  und  andern,  daher  it.  stram- 
bitä  Ungereimtheit,  Verkehrtheit,  vh.  maü.  strambä  verdrehen.  Es  ist  kaum 
eu  eweifeln,  daß  strambo  im  lat.  strabus  (schielend)  seinen  grund  habe: 
m  drängt  sich  öfter  vor  b  ein  und  auch  die  begriffe  schielend  und  schief 
sind  fast  eins;  ^.  estrambosidad  ist  =  estrabismo.  Desselben  Stammes 
muß  sein  sp,  estrambote  schweif  eines  liedes,  aUsp,  eine  liedergattung 
Sanchejs  I,  p.  LIX,  it.  strambotto  von  ähnlicher  bedetäung;  adj.  sp.  pg, 
estrambotico  ungereimt,  seltsam.  Der  sinn  dieser  letzteren  in  die  roman. 
märik  eingeführten  Wörter  liegt  also  wohl  darin,  daß  die  damit  bezeich- 
neten gedickte  das  richtige  maß  oder  die  regel  in  irgend  einer  weise  über- 
schritten, wie  Dante  einen  nicht  mit  maß  handelnden  menschen  schielend 
am  geiste  nennt  Inf.  7,  40;  ven.  straboto  bedeutet  fehler,  schniteer.  Anders 
meint  F.  Pasqualino:  strammotta  ridicala  cantiuncala  a  strammu  {ital. 
strambo),  at  innuatnr  deflexio  a  vera  significatione  in  malam  partem 
accepta.  Estrambote  aber  berührt  sich  wieder  mit  aUfr.  estrabot,  estribot 
{s.  oben  estribo),  dcAer  auch  aUsp.  estrimbote  als  nebenform  Alx.  2229. 
—  Ital.  stramb a  binsenstrick  hierherzuziehen,  nämlich  als  etwas  ge- 
drehtes, ist  gezwungen,  es  stellt  sich  zum  bair.  strempfel  wiede,  stram- 
bellare  zerreißen  zu  strampfein  mit  den  fußen  zappeln,  vgl.  churw.  stram- 
Wir  erschüttern. 

Stranio,  strano  it.,  sp.  estrano,  pr.  estranh,  fr.  Strange  fremd, 
wohin  auch  das  anomale  wal,  strefn,  ton  extraneus ;  abgel.it.  straniero, 
sp.  extrangero,  pr.  estrangier,  fr.  6tranger  mit  gleicher  bedeutung. 

Strega  it.,  maü.  trient.  Stria  hexe,  auch  it,  stregona,  wal.  strigöe, 
masc.  i^.  stregone,  wal,  Btrigoiu  hexenmeister ;  vb,it,  stregare  behexen; 
vom  lat,  striga  ein  den  hindern  schaden  bringendes  weib,  auch  hexe, 
Zauberin,  bei  Petronius  und  Apulejus;  dsgl.  strix  nachtvogel,  der  den 
hindern  das  blut  aussaugen  sollte.  Häufig  im  mittelaUer  erwähnt,  z.  b. 
si  qnis  a  diabolo  deceptus  crediderit  secundum  morem  paganorum, 
yirum  aliqnem  aut  feminam  strigam  esse  et  homines  comedere  cet.  Capit. 
Cor.  M.  (DG.).  Die  prov.  oder  franz.  form  bezeugt  Gervasius  Tilb.  (um 
1210):  lamias,  qnas  vulgo  mascas  ant  in  gallica  lingua  strias  dieunt,  s. 
Ducange  v.  masca;  dieselbe  form  auch  in  der  L.  Sal.  Roquefort  kennt 
estrie.  Ein  pg.  estria  in  der  bed.  blutsaugender  vogd  verzeichnet  Moraes 
2.  ausg.  aus  Sa  de  Miranda  egl.  4,  der  aber  nur  den  römischen  Volks- 
glauben damit  meint,  nicht  einen  portugiesischen. 

Stregghia,  streglia  it,,  cot.  estrijol,  fr.  6trille  Striegel;  vb.  it, 
strecchiare,  altsp.  estrillar,  fr.  6triller;  von  strigilis. 

Stringa  it,,  sp.  estringa  nestd,  Schnürriemen;  vb.  stringare 
zusammenziehen.  Daß  es  von  stringere  komme,  ist  nicht  unverdächtig,  da 
aus   cingere  it.  eigna,    nicht  cinga  ward.     Es   mag   darum  nebst  pg. 


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I.    STROPPIARE— SUCIDO.  311 

estrinca,  estrinqne,  sp.  estrinqne,  eetrenque  (seil)  aus  dem  deutschen 
stammen,  ags.  string,  streng,  altn.  strengr,  mndl.  stringhe,  vb,  stringen, 
strengen,  ahd.  streng!  w.  s.  w.,  s.  über  diesen  stamm  Grrimm  II,  37,  Weigand 
II,  824,  Doch  liegt  den  wertem  mit  c  das  deutsche  strick  eben  so  nah, 
da  n  vor  gutturalen  leicht  eingeschoben  wird,  vgl.  auch  comash  striccä, 
romagn.  striche  pressen, 

Stroppiare,  storpiare  it.,  ven.  strnpiare,  maü.  struppiä,  chw. 
strupchiar,  sp,  pg.  estropear,  fr.  estropier  Icöimen,  verstümmeln;  sbsL  it. 
stroppio  hind^mis,  hemmung.  Ist  storpiare  die  richtigere  form  und 
kommt  das  wort  von  extorpidare  starr,  steif  machen,  syncopiert  extorpiare? 
Extorpescere  hat  Venant.  Fort.    Muratori  erinnert  an  turpis. 

Ströppolo  ity  fr.  estrope,  ^trope  seil,  tau;  von  struppus  band, 
riemen,  das  GeUius  anführt;  die  span.  form  estrovo  weist  auf  stropus 
Gl,  Phüox.    Nicht  von  unserm  strttppe. 

Struzzo  it.,  pr.  GBtru^  strauß  (vogd),  ronstruthio;  sp.  av-estruz, 
fr.  au-tmche  (f.)  für  autmsse,  von  avis  stmthio  vogel  strauß,  ndat. 
stmcio  in  alten  glossaren. 

S  tue  CO  it.,  sp.  estttco,  estnqne,  fr.  stuc  gyps,  stuck;  vom  ahd. 
stucchi  crusta,  s.  Graff  VI,  63L 

Stnfa  it.,  sp.  pg.  estufe,  pr,  estuba,  fr,  ^tuve  bahung,  einrichtung 
ssum  bähen  oder  warm  baden,  badstübe,  ofen;  vb.it.  stnfare,  5p.  estaÜGkr, 
estofar  (das  auch  zu  stoflfa  gehört),  estovar,  fr.  6tuver  bähen  u.  dgl. 
Bereits  in  der  L.  Alam.  stuba  und  in  allen  germanischen  sprachen  hei- 
misch: ahd.  stupä,  mhd.  stöbe,  nhd.  stube,  mndl.  stove,  ags.  dltn.  stofe, 
engl,  stove,  dahet*  gad.  stobh,  vb.  hd,  stufen,  ndd.  stoven  schmoren.  Die 
deutschheit  des  wertes  bezweifelt  SchmeUer  in,  605,  und  au^h  Weigand 
II,  830  fragt,  welchen  Ursprung  es  habe, 

Stuola  it,j  altsp.  estol  mcmnschafi,  begleitung,  gefolge,  ältcat.  pr. 
estol  heer,  flotte,  wal,  stol  in  letzterer  bed.;  vom  gr.  avoXog  zurüstung, 
feldzug,  flotte,  lat.  stolus  bereits  im  Cod.  Theod.,  auch  im  arabischen  vor- 
handen Freyt.  I,  36^.  Der  altfr.  ausdruck  für  classis  tmd  zugleich  für 
apparatus  war  nicht  estol,  sondern  das  feminin  estoire  (s.  Miehd  zu 
BenoU),  woraus  das  mhd.  gleichfalls  weibliche  storje;  dem  erUspricht  ein 
mtat.  storium  (feminitM  aus  neutris  sind  häufig),  welches  atis  dem  in  ital. 
Urkunden  vorkommenden  stolium  =  arokiov  abgeändert  sein  kann,  wenn 
man  altfr.  navirie  von  navilie  und  ähnliche  erei^nisse  erwägt.  Nahe  liegt 
allerdings  auch  estorer  zurüsten  =  instaurare  (11,  c),  allein  eine  ab- 
leitung  instaurium,  instauria,  worauf  man  zurückgehn  müßte,  ist  keine 
sprachgesetzliche. 

Subbio  i^.,  sp.  enxullo,  fr.  ensouple  weberbaum;  von  dem  nach- 
classischen  insubulum  bei  Isidorus. 

Sücido  und  sozzo  it.,  sp.  5Ücio,  pg.  sujo,  neupr.  sous  schmutzig; 
von  sucidus  saflig,  vgl.  lana  sucida  frisch  abgeschorene  noch  schmutzige 
woUe.  Es  versteht  sich,  daß  die  zweite  itai.  form  aus  dem  syncopierten 
sucius  entstand,  worin  c  wie  in  sezzo  von  secius  behandelt  ward. 


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312  I.   SUCO-TACCAGNO. 

Suco,  8UCC0,  8Ugo  it.,  sp,  8UC0,  xugo,  pr.  suc,  fr.  suc  soft,  von 
sücus;  daher  vb.  it,  sugare,  cdt^.  Sügar  (jstisammentreffend  mit  dem  ahd. 
sügan),  pr.  sucar  saugen^  fr.  suyer  fehU.  Zsgs.  it.  asciugare,  sp.  en- 
xugar,  pr.  eisugar,  fr.  essüyer,  woi.  usucä,  usdi,  von  exsucare  (exsuccare) 
austrocknen^  dieses  verbum  nur  bei  Caeh  Äurdius;  dsgl.  it.  asciutto, 
sp.  enxuto,  pr.  eissug,  in  Berry  essuy,  chw.  schig  trocken^  fr.  essui  sbst.^ 
aUe  von  exsuctus;  it.  prosciugare  austrocknen,  von  perexsucare;  pro- 
sciutto,  presciutto  (pg.  presunto)  Schinken^  von  per-exsuctns  (ausgetrock- 
netes fleisch).  Eine  besondere  abl.  ist  it.  succiare,  suzzare,  fr.  gucer, 
das  sich  nur  aus  suctiare  vom  part.  suctus  deuten  läßt,  ein  pr.  sbst.  süccio, 
fr.  suction  ist  vorhanden. 

Suolo  it.,  pr.  sol,  sola,  5p.  saela,  fr.  sole  fußsohle;  it.  soglia, 
soglio,  pr.  sulh,  sol,  fr.  senil  thürschwelle,  sp.  suela  grundschweUe;  end- 
lich it.  soglia,  sp.  suela,  pg.  solha,  fr.  sole  schölle,  plattfisch.  Die  formen 
mit  reinem  1  sind  von  sSlum  grundlage,  sohle,  die  mit  erweichtem  von 
solea  sohle,  daher  unterläge,  schwelle  (wie  das  deutsche  sohle),  auch  platt- 
fisch. Von  solum  oder  dem  adj.  solarius  ist  sp.  pg.  solar  grund  und 
boden,  hausplate,  Stammhaus,  sp.  solera,  pg.  soleira  schwelle,  bodenstück 
verschiedener  dinge,  fr.  soulier  schuh.  In  andern  fällen  hatte  die  spräche 
zum  theil  Solarium  (höchster  offen  liegender  räum  des  hauses)  vor  äugen: 
it.  solajo,  solare  decke  des  eimmers,  Stockwerk  (z.  b.  casa  di  tre  solari 
Ferrar.),  fußboden  des  obem  Stockes,  pr.  solier,  solar  gleichfalls  Stockwerk 
und  fußboden,  plattes  dach,  altfr.  solier  Speicher  u.  dgl.  (noch  bei  Nicot). 

Suso  it.,  abgekürzt  su  {vgl.  yerso,  ver),  chw.  si,  sp.  altpg.  suso, 
pr.  fr.  sus,  Partikel,  von  susum  für  sursum,  abgekürzt  lat.  sus  in  susque 
de-que.    Zsgs.  fr.  dessus,  altsp.  desü. 


T. 

Tabacco  it.,  sp.  tabaco,  fr.  tabac  eine  pflanze;  american.  wort, 
eigentl.  die  rolle,  woraus  man  den  dampf  der  zubereiteten  pflanze  einsog. 

Tabarro  it.,  sp.  pg.  tabardo,  fr.  tabard,  engl,  tabart,  mhd.  tapfart 
waffenrock  u.  dgl.,  kymr.  tabar,  mittelgr.  Ta^inaQiov.  Dieses  Tdeidungs- 
stück  war  von  grobem  dickem  stoff  und  ward  meist  von  kriegsleuten  oder 
manchen  getragen:  sollte  das  wort  aus  tap-es  tap-etis  teppich,  decke  ab- 
geleitet sein,  indem  es  die  im  rom.  tappeto  bewahrte  tenuis  hier  mit  der  ^ 
media  tauschte,  wie  lat,  caput  sich  roman.  als  cap  und  cab  oder  cav  dar- 
stellt? Und  grade  wie  in  caput  (vgl,  sp.  cabal  u.  a.)  konnte  auch  das 
ableitende  t  schwinden.  Lat.  trabea  (staatsTdeid)  bietet  Schwierigkeiten 
mehr  im  buchstaben  als  in  der  bedeutung. 

Taccagno  i^.,  sp.  tacano,  fr.  taquin,  comask.  tachin  knickerig^ 
geizig;  vb.  it.  taccagnare,  /r.  taquiner,  lomb.  zaccagnä  um  kleinigkeiten 
zanken.  Man  könnte  an  zacke  (haken)  denken,  die  bedeutung  aber  führt 
geradezu   auf  zähe   d.  i.  geizig,    ahd.  zähl,    vgl.  ndl.  taaiaard   geizhals. 


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I.   TACCO-TAGLIA.  313 

Wegen  c  oder  cc  at^s  deuischem  h  s,  oben  gecchire,  auch  smacco  IL  a, 
It(d.  taccola  häkchen  (in  figürlichem  sinne)  gehört  wohl  eu  tacco. 

Tacco  it.  absatz  am  schuh  (sp,  pg.  taco  pflock  scheint  anderer  her- 
Jcunß),  chw.  tac  flecken,  makd,  wallon.  tac  platte^  blech,  henneg.  tacq 
Stückchen  land;  fem,  it.  tacca  kerbe,  auch  flecken,  pr.  taca,  altfr.  pic. 
teque,  ü.  tecca,  fr,  tache,  it,  taccia,  sp,  pg,  tacha  mit  letzterer  bed,,  occit. 
tacho  nagel  mit  breitem  köpf;  abgel.  it.  taccone  fleck  (läppen)  an  schu- 
hen, sp.pg,  tacon  ahsaiz  an  denselben,  dsgl,  tachon  hut  des  nageis,  henneg, 
tacon  =  it,  taccone  und  taccia;  vb.  chw.  taccar  einkerben,  ankleben, 
ven.  tacare,  lofnb.  tacä  anheften,  pr.  tacar,  fr.  tacher  beflecken,  wohl  auch 
pr.  techir  Ghx.  IV,  303;  zsgs.  it.  attaccare,  sp.  atacar,  fr.  attacher 
befestigen,  dsgl.  feindlich  angreifen  (fr.  attaquer),  ursprüngl,  wohi  attaccarsi 
ad  uno  sich  an  einen  anheften,  vgl,  gr.  a7rj:€ax^al  tivog;  it.  staccare, 
fr.  d^tacher  ff.  losmachen.  Den  stamm  kennt  sowohl  die  celtische  wie  die 
deutsche  spräche:  gael.  tac,  com,  tach  r^gel,  engl,  tack  stift,  haken,  ndl. 
tak,  hochd.  zacke  spitze,  zinke,  wozu  noch  ein  verbum  kommt  mndl,  tacken 
ergreifen,  heften,  vgl.  aitn,  taca,  ags,  tacan,  engl,  take  fassen,  fangen. 
Haben  die  roman,  bildungen  hierin  ihre  quelle,  so  tvar  ihr  grundbegriff 
etwas  heftendes  oder  gehütetes,  daher  auch  flicklappen  oder  fleck  und  hier- 
aus flecken,  mdkel,  fehler;  die  itai.  bed,  kerbe  aber  erinnert  zunächst  an 
zacke. 

Tafdno  it,  sp.  täbano,  pr.  altfr.  tavan,  nfr.  taon  (zur  Vermeidung 
des  mislautes  in  taan),  wäl.  t^une  ein  insect,  bremse;  von  tabanus,  theils 
tAbanus,  theils  tabänns  von  den  neueren  betont,  mlat.  eher  tabanns,  da  die 
ScMettst,  glossen  tavenus  schreiben  36,  68.  Servius  sagt  (nach  Ferrari)lsLÜnG 
asylus  Wulgo'  tabanus  vocatur,  Papias  asilus,  quem  'rustici*  tabanum 
dicunt,  so  daß  es  nach  diesen  stellen  ein  wort  der  Volkssprache  gewesen 
wäre.  [Ascoli  vergleicht  das  skr,  tapana-s  der  brennende,  stechende,  Ztschr. 
ßr  vergl.  sprachf.  XII,  436.] 

T äffet ä  it.,  sp.  tafetan,  fr.  taflfetas  ein  stoff,  taffet;  vom  pers. 
t&fteh  Vullers  I,  416''. 

Tafur  pr.  altfr,  schelm,  Spitzbube  (s.  glossar  zum  Tristan),  sp. 
tahur  Spieler,  falscher  Spieler,  pg.  taful  auch  schwelger,  vgl,  neupr.  taftird 
beunruhigen.  Zu  vermuthen  ist  arab.  Ursprung,  wie  schon  Gruibert  (Gesta 
Bei  per  Franc.)  sagt :  thafur  apud  gentiles  dicuntur,  quos  nos,  ut  nimis 
litteraliter  loquar,  trudannes  vocamus,  s.  Antioch,  II,  7,  Liebrecht  zu 
Gachet  p.  430",  lAttre,  Hist.  de  la  langue  frang,  I,  189  ff.  Aber  welches 
ist  das  arab.  wort?  taihür  unbesonnener  mensch  Freyt,  I,  202'^  ließe  sich 
anführen,  genügt  aber  den  bedeutungen  nicht  hitäänglich.  Engelmann 
vermuthet  dahül  betrüger. 

Taglia  it,,  sp.  taja,  talla,  pg.  |)r.  talha,  /r.  taille  schnitt,  einschnitt, 
wuchs,  auch  Steuer,  weil  sie,  wie  Vossius,  Vit.  serm.,  sich  ausdrückt,  von 
dem  vermögen  der  bürger  geschnitten  wird,  masc.  ü.  taglio,  sp.  tajo, 
talle,  pr.  talh,  fr.  nur  detail  schnitt,  schneide;  rfe.  taglia re,  tajar,  talhar, 
tailler,  auch  wal.  t^iä  schneiden,  abschneiden;  pr.  talhador,  fr,  tailleur 


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314  I.   TALCO— TAMIGIO. 

Schneider  (statt  dessen  it,  sartore,  sp.  sastre);  t^.  tagliere,  sp.  taller, 
dsgl.  pr.  talhador,  fr.  tailloir,  5p.  tajadero  vorUgetdler,  Hackbrett  (ein 
geräthe,  worauf  man  schneidet^  daher  unser  teller)  und  zahlreiche  andre. 
Taglia  hai  sein  unantastbares  etymon  im  lat.  talea  abgeschnittenes  stückj 
besonders  abgeschnittener  zweig.  Ein  zsgs,  vcrbum  gibt  Nonius  4,  473 
aus  der  Volkssprache:  taleas  scissiones  lignoram  vel  praesegmina  Yarro 
dicit  de  re  rust  lib.  L,  nam  etiam  nunc  "rustica  voce'  intertaleare  {al. 
intertaliare)  dicitur  dividere  vel  exscindere  ramum;  es  ist  das  sp.  pr. 
entretallar  einschneiden,  auszacTcen,  it.  frastagliare.  Bei  den  feldmessem 
I,  360:  scissuram  h.  e.  taliaturam,  seissum  i.  e.  taliatum,  vgl  II,  276, 
wo  Budorff  auch  theclatura  L.  Long,  hieher  rechnet,  it.  tagliatura  u.  s.  w. 

Tal  CO  it.  sp.  pg.,  talc  fr.  ein  mineral,  talk;  vom  ardb.  'talaq,  «ir- 
sprüngl  wohl  persisch,  s.  Freytag  III,  66^.     Vüllers  I,  468^,  II,  647''. 

Talento  i^.,  sp.  talento,  talante,  pr.  talen,  talan,  fr.  talent  Die 
altrom.  bed.  ist  tust,  neigung  (auch  bask.  talendua),  von  talentum  (TccXavTov) 
wage,  daher  gewicht,  eug,  z.  6.  in  einer  span.  Urkunde  (aer.  1098):  si 
yenerit  ad  aliquam  de  meas  filias  in  talentum  Hn  den  sinn  kommen 
sollte^  DC.  s.  V.  Eine  später  entwickelte  bed.  ist  fähigkeü,  in  beziehung 
auf  die  alte  bed.  geldsumme,  schätz,  den  man  in  sich  trägt.  Zsgs.  it.  at- 
talentarC;  jTT.  atalentar,  altfr.  atalenter  gefallen,  reizen. 

Talismano  it.,  talisman  sp.  fr.;  vom  ardb.  'telsam  zauberbild, 
eigentlich  vom  plur.  'telsam&n,  womit  man  unter  einem  gewissen  horoscop 
einen  gegenständ  bezeichnete,  xeleafta,  s.  Gol.  1473,  Freyt.  III,  64^. 

Tallo  it.,  sp.  tallo,  pg.  talo,  fr.  talle  (f)  Schößling,  stengel;  vom 
gleichbed.  thallus  {&alX6g). 

Tal  Ion  e  it.,  richtiger  sp.  pr.  talon,  fr.  talon  ferse;  von  talus 
knöchel.  Letztere  bedeutung  hat  talannn  {lies  taluun  d.  i.  talün)  noch  in 
den  Casseler  glossen,  wo  es  mit  anchlao  (anchalo,  enkel)  übersetzt,  ferse 
aber  mit  calcanea  ausgedrückt  ist.  Vgl.  auch  Ducange  v.  talo,  Altrom. 
glossare  42.  97. 

Tamarinde  it.  sp.,  tamarin  fr.  ein  morgenländischer  bäum  und 
dessen  frucht;  vom  ardb.  tamr  hindi  d.  h.  indische  dattel  Gol.  396, 
Freytag  I,  200\ 

Tamburo  it.,  sp,pg.  tambor,  atambor,  pr.  tabor,  fr.  tambour,  mhd. 
tambfir  und  täbflr  trommel,  tromnder,  wäl.  tambüre  leier;  dim.  it.  tam- 
burino  cet.,  auch  fr.  tabouret  art  sessd  (von  der  äkfdichkeit  mit  dem 
tambourin);  vom  pers.  'tambür  VuUers  I,  464\  vgl.  907\  arab.  'tonbür 
cither  Gol  1486.     Vgl  Pott  in  Höfers  Ztschr.  II,  366. 

Tamigio  it.  (in  einigen  wbb.,  re».  tamiso),  sp.  tsjniz,  pr.  fr.  tamis 
haar  sieb;  vb.  it.  tamigiare,  fr.  tamiser  sieben.  Laieinisch  ausgedrückt 
umrde  dies  wort  tamißium  lauten,  wie  auch  das  mittelalter  schrieb.  Ist  die 
endung  isium  suffix,  so  kann  es  sich  nicht  auf  roman.  boden  gebildet  haben, 
man  müßte  denn  eine  immer  bedenkliche  Verwechselung  mit  dem  sufßx 
itium  annehmen,  das  aber  ein  prov.  tamizi  oder  tamitz  fordern  umrde, 
und  somit  ist  die  ableitung  aus  dem  celt.  tamma  zerstücken  (s.  Diefenbach, 


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I.   TANAGLIA-TARGA.  315 

Cdt.  Ij  142)  nicht  wohl  einmiräumen.  Eher  "konnte  tamisinm  cntf  dem 
glekhbed.  ndl.  teems  (vgl.ahd.  zemisa  Meie)  ruhen,  dem  man  die  endung 
inm  angefügt  hätte;  welcher  herkunft  aber  dieses  ndl.  wart  sei,  ist  sacke 
der  deutschen  Sprachforschung. 

Tanaglia  it.,  pr.  tenalha,  fr.  tenaille  (alt  estenielle)  eange;  von 
tenaculniDy  plur.  tenacala,  nur  hei  Terentianus  Maurus  vorhanden.  Dafür 
sp.  tenaza  von  tenax,  plur.  tenacia. 

Tape  fr.  zapfen,  sie.  tappu  spund,  daher  fr,  tapon,  tampon,  sp. 
tapon  zapfen,  stopfen;  pg.  tampa  deckd;  vb,  fr.  taper,  sp.  pg,  tapar, 
flor.  tappare,  com.  tapä,  pr,  tampir  verstopfen,  eumachen;  alle  vom  ndd. 
tap  stopfen.  Eine  andre  form  ist  it.  zaffo,  vb.  zaffare,  vom  hochd. 
zapfo,  dsgl.  zampillo  Wasserstrahl  einer  röhre,  worin  sich  ein  ndd.  p  geigt, 
während  in  zaffata  (mail.  taffiada)  stoß  eines  solchen  Wasserstrahles  das 
hochd.  f  stehen  blid>.  Auch  das  sp.  zampar  verstecken,  gierig  verschlingen 
(nach  Larram^i  baskisch)  ist  nur  formverschieden  von  tapar  jmdecken, 
hineinstopfen. 

Tappeto  it.,  sp.  pgr.tapete,  tapiz,  jpr.tapit,  /r.tapis  teppich;  theils 
von  tapetam,  theils  von  tapes  tapetis. 

Tara  it.  sp.  pg.  pr.,  tare  fr.  äbgang  am  geuncht  einer  waare;  vom 
ardb.  'tarah  entfernt,  beseitigt,  *tarh  etwas  eurückgelassenes  Freyt.  III,  47". 

Taraire  pr.  (m.)  Chx.  IV,  304,  fr.  tariere  (f.),  mundartl.  t^röre 
s.  H^art,  sp.  taladro  für  taradro,  pg.  trado,  chw,  terAder  bohrer.  Die 
Wörter  fügen  sich  in  die  form  taratram  Isid.  19,  29,  offenbar  das  gr. 
tfQ€TQov,  in  den  Cassder  glossen  und  dem  Capitulare  de  villis  taradms. 
Itdl.  taradore  rebenwurm,  das  man  sonst  von  teredo  (TeQfjdaiv)  herleitet, 
ist  buchstäblich  das  eben  genannte  pr.  taraire  für  tarader,  chw.  terader, 
auf,  die  das  suffix  tor  (daher  npr.  taradouiro)  angewandt  ward,  wiewohl 
kein  vb.  tarar  vorhanden  ist;  auch  fr.  tar-aud  sehraubenbohrer  beruht  auf 
einer  Voraussetzung  dieses  verbums.  Celtische  sprachen  seigeH  ein  gana 
entsprechendes  wort,  kymr.  taradr,  bret.  tarar,  talar^  tarer,  terer  bohrer, 
anders  gael.  tora,  toradh,  vgl.  gr.  ingog  grabeisen.  —  Aus  lat.  terebellum 
aber  ist  it.  trivello,|?r.  taravel,  dauph,  tHmveüSk,  pic.  törelle,  pg,  tra- 
voella  bohrer,  so  wie  sp.  temvela  motte  (bohrendes  insect).  Die  auf  dis- 
similation  benähende  Verwandlung  des  ersten  r  in  1  (taladro,  s.  oben)  läßt 
sich  auch  in  dem  volksmäßigen  lat.  telebra  ßr  terebra  bemerken,  App. 
ad.  Probum.  —  Zu  derselben  familie,  das  heißt  eum  stamme  ter,  gehört 
vielleicht  auch  sp.  taraza,  pg.  tra^a  {dbgeküret  wie  das  angeführte  trado) 
kleidermoite,  vb.  tarazar,  tra^r  eemagen. 

Taräntola,  tarantella  ^i/.,  daher  sp.  tarantala,  fr.  tarentule  u.s.f 
eine  erdspinne,  bekanntlich  so  genannt,  weil  sie  sieh  in  der  umgegend  von 
Tarent  (it.  Taranto)  in  Apulien  findet.  Schon  der  Vocab.  opt.  p.  46^ 
führt  das  wort  und  ewar  als  ein  deutsches  auf:  scorpio  Harant^. 

Targa  it.,  sp.  taija,  pg.  pr.  taija,  f^.  targe,  mit  anlautender  media 
sp.  pg.  darga,  adarga  (in  einer  span.  urk.  aer.  1099  adarca  DG),  dUcat. 
darga  RMunt.  106^  ursprüngl.  ein  großer   den  körper  deckender  schild 


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316  I.   TAR60NE— TARTARUGA. 

(der  auch  rund  sein  konnte  GRoss.  2632);  vb,  pr.  se  targar,  fr.  se 
targuer  troUen.  Die  herleitung  aus  lat,  tergum  (mit  leder  iibereogener 
Schild)  findet  in  dem  vocäl  einigen  anstoß.  Da  die  tartsche  eine  scJ^were 
namentlich  mm  stürm  gebrauchte  schuiewaffe  war,  so  bleibt  man  am  besten 
bei  dem  ahd.  zarga  schutewehr  stehen,  woher  denn  ags.  targe,  altn.  targa 
Schild  s.  Grimm  Illy  445:  die  deutsche  bed.  schütz,  einfassung  (nochjeiet 
in  zarge)  liegt  deutlich  vor  im  sp,  atarjea  eif^asstmg  eines  canäls.  Die 
über  Spanien  verbreitete  nebenform  a-darga,  adaraga,  daraga  erklärt 
sich  genügend  aus  dem  gleichbed.  arab.  addaraqah  lederschild  Fregt.  II, 
24^,  s.  Gayangos  Escrit.  antiq,,  gloss.  Auch  das  weil,  targe  flechtwerk  ist 
hier  aneuführen. 

Targone  it.,  sp.  taragona,  fr.  targon,  wallon.  dragonn  em  kraut, 
dragun,  ar<d).  'tarchfin  Freyt.  III,  47";  von  draco  in  der  bed.  von  dra- 
cuncnlas:  wegen  der  Verwandlung  des  anlautes  dr  vgl.  sp.  taragont6a  von 
dragontea.  Eine  andre  darsteUung  von  draco  ist  pg.  estragäo,  fr. 
estragon. 

Tarida  it.  sp.  pr.  ccd.  (bei  R.  Munt.  teridsL  p.  196  u.  oß)  ein  fahr- 
zeug,  lastschiff.  Das  itäl.  wort  hcU  seine  heimath  hauptsächlich  in  Genua, 
s.  Arch.  stör.  itäl.  app.  XVIII.  Albertinus  Mussatus  schreibt  darüber: 
ac  inter  eas  onerarias  naves  una  Yenetorum  mirae  proceritatis,  quam  ' 
teretem  vocant,  s.  DC.  Auf  ägyptisch-arabisch  heißt  'tartdah  ein  beson- 
ders eum  transport  von  pferden  bestimmtes  fahreeug,  nach  QucUremere^s 
vermuthung  aus  dem  arabischen  verderbt.  S.  Pihan  Gloss.  des  mots 
frang.  cet. 

Tariffa  it.,  sp.  pg.  tarifa,  fr.  tarif  (m.)  waarenverzeichnis;  vom 
arab.  'ta'rlf  kundmachung  Freyt.  III,  142'',  dies  vom  wurzelverbum  'araCa 
(Ojft)  erkennen, 

Tarma  it.,  sp.  chur.  tama  motte^  made;  von  tarmes  (m.)  holewurm, 
das  früh  in  verschiedenen  formen  erscheint:  tarmus  ^vermes  in  came  Gl. 
Isid.,  tarnus  'mado'  Hattemer  I,  288.  290,  Gl.  Flor.,  s.  Dief.  Gloss.  lat. 
germ.  v.  terma.  Für  das  synonyme  it.  tarlo  {romagn.  terla)  stellt  Fer- 
rari ein  dimin.  tarmulns  auf;  es  kann  indessen  aus  tarmus,  tarnus  ab- 
geändert sein. 

Tartagliare  iL,  ven.  tartagiare,  chw.  tartagliar,  sp.  tartajear,  pg. 
tartarear  stottern,  pr.  tartalhar  'loqui  frequenter  et  pretiose  GProv.  62; 
dsgl.  sp.  tartalear  wanken,  in  der  rede  stocken;  adj.  sp.  tato,  pg.  tä- 
taro,  sp.  pg.  tarta-mudo  stotternd;  naturausdruck,  vgl.  ndl.  tateren 
stammeln,  aber  auch  arab.  tartara  titubare  Freyt.  I,  188^,  das  schon 
J.  V.  Hammer  vergleicht. 

Tartan a  it.  sp.  pg.,  tartane  fr.  ein  kleineres  fahreeug  mit  einem 
mäste,  auf  dem  mittelländischen  meere;  abgeleitet,  wie  man  annimmt,  aus 
tarida,  s.  daselbst, 

Tartaruga  it.  pg.,  sp.  tortuga,  pr.  tortuga,  tartuga,  fr.  tortue 
Schildkröte,  ndat.  tortuca,  dsgl.  tartuca  Vocab.  opt.  p.  46''.  47!^;  von  den 
krummen  fußen  (tortus)  so  genannt,  daher  auch  engl,  tortoise  =  pr.  tor- 


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I.   TASCA— TASSO.  317 

tesa  hrümme.  Seltsam  hat  sich  die  ital.  form  erweitert,  doch  hesüjst  Sid- 
lien  das  einfache  tartuca.  Dasselbe  ihier  heißt  auch  it  botta  scudaja, 
dem  deutschen  wort  genau  entsprechend.  Merkwürdig  ist  das  veness.  ga- 
jandra:  etwa  aus  gr.  xiXvdqog?   S.  Mussafia's  gloss.  eu  Fra  Paolino, 

Tasca  it.  pr.  (leteteres  aus  tasqueta  ßu  folgern),  sp.  pg.  fehlt  fr. 
(mundartl,)  tache,  tasque,  tasse,  wallon.  tah,  wai,  taice,  ahd.  tasca,  mhd. 
tasche,  tesche^  nhd,  tasche.  Dieses  wort  trennt  sich  durch  seine  hedeutung 
so  bestimmt  vom  fr.  täche  iagewerk,  daß  schwerlich  an  einen  Zusammen- 
hang zwischen  beiden  zu  denken  ist.  Schön  deutet  Jl  Grimm,  Gesch.  d. 
d.  spr.  p.  654,  vgl.  zur  L.  Sdl.  p.  VIII,  das  maibergische  texaca,  taxaca 
diebstahl  aus  ahd.  zascön  raffen,  rauben:  täxaca  konnte  sich  in  tasca  ver- 
einfachen und  aus  der  bed,  raub  in  die  des  behälters,  in  den  man  ihn 
steckte,  übergehen;  das  umgekehrte  trat  bei  sacco  ein.  Hiezu  ist  zu  be- 
merken: buchstäblich  passt  tasca  aber  auch  zu  einem  noch  vorhandenen 
hochd.  zesche  schleppe  des  kleides  Frisch  472^,  vb.  zaschen,  zeschen 
schleppen,  schleifen  =  ahd.  zascön  s.  Schmäler:  da  nun  die  laschen  um 
den  hals  getragen  wurden  oder  an  dem  gürtet  herabhiengen,  so  konnte 
man  sie  nicht  unpassend  mit  etwas,  das  man  nachschleppt,  vergleichen, 
auch  im  span.  ist  falda  sowohl  schleppe  wie  sack.  Der  Ursprung  wäre 
der  von  Grimm  gegebene,  nur  die  auffassung  anders.  —  [Nach  Weigand 
II,  862  wäre  tasche  dunkler,  noch  nicht  sicher  ermittelter  herkunft.] 

Tassello  it,,  tasseau  fr.  pflöckchen  oder  leiste  zum  zusammenfügen, 
oitfr.  tassiel  amh  knöpf,  agraffe;  von  taxülus  Uötzchen. 

Tasso  it,,  pr.  tais  und  taiso,  /r.  taisson,  sp.  texon  und  vermittelst 
der  ableitung  ug  tasugo,  pg,  teixugo,  miat.  taxus  8--9  jh.,  taxo  taxo- 
nis  7—8.  jh.  (s.  Menage,  Orig.  itdt.)  ein  säugethier,  dtid.  dahs,  altndd. 
ndl.  das,  nhd.  dachs.  Das  wort  ist  fast  über  das  ganze  roman.  gebiet 
(nur  wdt.  sagt  man  6sure  =  lat.  esor  fresser?)  so  wie  Über  Deutschland 
und  Niederland  verbreitet.  Dafür  engl,  brock,  gray,  badger,  dän.  brok, 
gräfling,  schwed,  gräfsvin.  Der  lat.  name  ist  meles  oder  melis:  dies  hat 
sich  mit  gleicher  bedeutung  im  neap.  mologna  erhalten,  das  sich  zu- 
nächst der  von  Isidor  angeführten  form  melo  melonis  anschließt;  die 
Schiettst.  glossen  haben  taxus  sive  melota  360^.  Ist  das  roman.  wort 
nun  aus  dem  sichtlich  damit  zusammentr^enden  deutschen  oder  dies  aus 
dem  romanischen  entstanden?  denn  aus  den  vorhandenen  mittein  der  latein. 
spräche  läßt  es  sich  nicht  erklären.  Indessoi  findet  sich  bei  Afranius 
taxea  speck  (Gallum  sagatum  pingui  pastum  taxea),  nach  Isidorus,  der 
die  stelle  aufbewahrt,  ein  gallisches  (vielleicht  im  sp.  tasajo  IL  b.  erhal- 
tenes) wort,  und  hieraus  konnte  der  Eömer  in  beziehung  auf  die  lebens- 
weise  des  thieres,  das  im  winter  von  seinem  fette  zehren  soll,  taxeo  {une 
von  alea  aleo)  formen;  aber  diese  aus  der  naturgeschichte  geschöpfte  er- 
klärung  ist  höchst  hypothetisch  und  taxeo  findet  im  nüat.  taxo  keine  stütze, 
da  die  endung  eo  hier  wesentlich  ist.  Dagegen  kennt  Marcellus  Burdigoi. 
(4.  jh.)  adeps  taxonina  als  heUmittel,  sehr  wahrscheinlich  dachsfett;  es 
versteht   sich,  daß  sich   taxoninus   trefflich  von   taxo   taxonis   herleitet. 


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318  L  TASTARE~TE. 

Gleichwohl  läßt  sich  in  den  ceUischen  sprachen  keine  spur  des  wertes  ent- 
decken; es  könnte  gleich  andern  vermeintlich  ceUischen  deutsch  sein.  Dafür 
hält  es  J.  Chimm,  Gramm.  11,  40  und  Wb.,  und  weist  ihm  seine  stelle 
an  unter  dem  starken  verbum  dehsen,  prät,  dahs,  brechen  oder  schwingen 
(vom  flachs  gebraucht),  das  früher  groben  oder  wühlen  heißen  mochte;  so 
fem  man  sich  auf  taxoninns  berufen  darf,  muß' der  name  des  thieres  früh 
nach  Gallien  gekommen  sein.  Zeugnisse  und  etymologien  bei  seile  gesetzt, 
ergibt  sich  das  historische  Verhältnis  zwischen  dachs  und  taxus  Klar  aus 
dem  buchstahen.  Aus  dem  roman.  anlaut  t  wird  nach  allgemeiner  reget 
kein  nhd.  d,  vielmehr  bleibt  die  tenuis.  Aber  aus  dem  deutschen  anlaut  d, 
sofern  er  einem  älteren  th  entspricht,  wird  rom.  t,  also  tasso  aus  thahs. 
Eäumt  man  dieses  d  =  th  nicht  ein,  so  bricht  die  deutung  zusammen, 
denn  aus  der  form  dahs  wi^d  kein  rom.  tasso,  so  wenig  wie  aus  der 
form  diutisc  ein  rom.  tedesco:  sie  würden  nur  dasso,  dedesco  erzeugt 
haben. 

Tastare  it.,  altsp.  pr.  tastar  (ersteres  bei  Berceo),  fr.  t&ter  be- 
fühlen, daher  unser  tasten.  JEs  ist,  wie  schon  Rom.  gr.  J,  26  aufge- 
Stent  ward,  ein  neues  iterativ  des  lat.  taxare,  dem  Gdlius  2,  6  die  grund- 
bedeutung  befühlen  anweist:  taxare  pressius  crebrinsque  est  qaam  tan- 
gere.  Tastare  steht  also  für  taxitare;  im  mlat.  taxta  s.  v.  a.  tasta  ist 
die  herkunft  des  roman.  wertes  schon  angedeutet.  Im  mail.  tastä,  im 
sard.  tastai,  im  pr.  tastar,  im  fr.  täter,  im  engl,  taste  hat  es  auch  die 
bed.  versuchen,  kosten  entwickelt.  Von  tastare  ist  das  ital.  sbst.  tasto 
griff  an  der  laute,  daher  sp.  pg.  traste,  ccU.  trast,  andaius.  aber  tast. 

Tata  com.  neap.  sie.,  sp,  taita  papa  (in  der  Mnder spräche),  wci. 
täte  vater,  chw.  tat  großvat^,  tata  großmutter;  abgel.  dltfr.  pic.  wallon. 
tayon  großvater,  figürl.  alte  eiche,  zsgs.  pic.  champ.  ra-tayon  Urgroß- 
vater. Lat.  tata  bei  Varro  führt  Nonius  an,  dazu  stimmt  gr.  xaza,  mndl. 
teyte,  ndd.  taite,  tatte,  kymr.  t&d,  ir.  daid,  engl,  dad,  daddy.  Altfr.  taie 
großmutter  konnte  eben  sowohl  aus  atavia  entstehen,  aber  man  gesellt  es 
sicherer  zu  dem  rom.  tata,  vgl.  craie  aus  creta  u.  a.  Dahin  gehört  auch 
sp.  tato  brüderchen,  tata  Schwesterchen  (glüchfalls  in  der  spräche  der 
kinder);  romagn.  dad,  dada  drücken  dasselbe  aus.  Aber  auch  das  goth. 
atta,  Schweiz,  ätte,  gr.  arza,  dib.  at  ist  im  roman.  vorhanden:  comask. 
atta  vater,  chw.  zsgs.  bis-at  Urgroßvater,  und  selbst  lat.  atta  nach  Festus: 
attam  pro  reverentia  seni  cnidam  dieimus.  Vgl.  Grimm  in  Haupts 
Zeitschrift  I,  25. 

Tazza  it.,  sp.  pg.  taza,  pr.  tassa,  fr.  tasse  trinkschale,  wal.  tas, 
serb.  tas  almosenteller,  vom  arab.  'tassah  napf,  becken,  dies  vom  vb.  'tassa 
eintauchen,  wenn  nicht  aus  dem  persischen  entlehnt  Freyt.  III,  55^,  wel- 
ches J.  V.  Hammer  unbedingt  annimmt,  wogegen  Vullers  II,  52&*  und 
Engelmann  es  für  arabisch  halten.  Wegen  der  form  ist  zu  bemerken,  daß 
arab.  s  (lt)  im  roman.  zuweilen  durch  z  ausgedrückt  wird,  so  it.  magaz- 
zino  von  machsan,  pg.  Zoleimäo,  von  Soliman. 

Tfe  it.,  sp.  \k,  fr.  thö  blätter  einer  Staude  so  une  das  daraus  be- 


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I.   TEGOLA-TESTA.       »  319 

reikte  getränk;  aus  dem  chinesischen.   Dieselbe  sache  heißt  in  Neuspanien 
cha,  it,  cilL 

Tegola,  tegolo  t^.,  wal.  tegle,  sp.  teja,  tejo,  pg,  telha,  tijolo,  pr. 
teule  (m.)j  fr.  tuile  (/*.,  daher  tuilier,  tuilerie)  eiegeh  eiegelstein,  U.  tegghia, 
teglia  |)/annti^  decket;  alle  von  tegala,  woraus  auch  pg,  tigella  Schüssel. 
Die  frane.  Umstellung  des  diphthongs  eu  (aUfr.  tenle)  in  ui  ist  etwas  seltnes^ 
man  bemerkt  sie  auch  im  cdtfr.  ruile  (regula)  Roq. 

Tempia  tY.,  pr.  templa,  fr.  tempe  aus  dem  dUen  temple,  wal. 
temple  schlaf  am  haupte;  vom  plur.  tempora  mit  gemeinrom.  Verwandlung 
des  r  in  1.  Sard.  trempa  ist  wange.  Der  Spanier  nennt  diese  stelle  des 
hauptes  sien  (s.  II.  b),  der  Poriugiese  fönte,  der  Franeose  (Gloss.  Lille) 
fontenelle  d.  i.  quelle  (vom  pulsieren  der  ader),  der  Proveneale  (Flam.) 
und  Catdlane  pols,  der  Venezianer  sono,  der  Sicilianer  sonnu  schlaf 
(sonmus),  wie  auch  wir  und  die  Niederländer  sie  nennen,  der  Parmesaner 
entsprechend  dormidor,  der  Barde  chizu  d.  i.  ciglio  braue,  der  Franeose 
nannte  sie  tin  (77.  c). 

Tenda  it.  pg.  pr.,  tienda  sp.,  tente  fr.  edt,  wal.  tind§  vorhaus, 
ndat.  tenda  ^geeelt*  in  einem  Leidner  codex  des  9.  jh.  (Haupt  F,  195) 
und  später  oft;  gebildet  ^aus  dem  thevta  des  vb.  tendere,  nicht  etwa  das 
im  lat.  verlorene  primitiv  von  tendicula.  Die  frane,  form  freilich  weist 
buchstäblich  auf  das  pari,  tentas,  aber  auch  sonst  tauscht  diese  spräche 
nd  mit  nt  (fente,  fönte,  tonte).  Abgd.  ist  sp.  tendon,  pg.  tendäo,  fr. 
tendon  sehne,  ital.  aber  t^ndine,  als  ob  ein  lat.  tendo  tendinis  vorausge- 
gangen wäre. 

Terzuolo  it.,  sp.  torznelo,  pg.  treQÖ,  pr.  tersol,  tresol,  fr.  tiercelet 
männchen  einer  art  habichte,  in  glossen  des  12.  jh.  (s.  Elnonensia)  ab- 
sturco  'tercioVy  vgl.  herodius  'terceV  Graff  F,  456,  mhd.  terze,  terzel; 
von  tertias,  tertiolas,  weil  nach  der  sage  das  dritte  im  nest  ein  männchen 
ist.  Daher  terze  rnolo  it.  sackpuff  er,  wie  falconetto,  moschetto,  sagro 
Stoßvögel  und  wurfgeschütee  bedeuten. 

Tesoira  piem.,  altfr.  tezoivQ, pg.  tesoura,  pg.  tixera,  allsp.  tiseraDo^ 
Sem  Tob  ed.  Janer,  pr.  mit  o  tosoira  (meist  im  plur.  üblich)  scheere.  Die 
prov.  form  zeigt  den  weg:  das  wort  ist,  wie  für  das  span.  schon  Cabrera 
bemerkt,  von  tonsoria  sc.  ferramenta  Werkzeug  zur  Schafschur,  bei  PaUadius. 

Testa  it.  sp.  pg.  pr.,  tßte  fr.  köpf  (wal.  nur  cap);  vom  lat.  testa 
gefäß,  topf,  nach  einer  gröblich  volksmäßigen  anschauung,  die  schon  bei 
den  spätem  Römern,  welche  es  für  himschaie  brauchten^  anßevhg  und  auch 
bei  dem  it.  coccia  und  coppa,  dem  sard.  conca,  dem  tihd.  köpf  (haupt) 
aus  dem  ahd.  köpf  (kelch)  stattfand,  vgl.  Rom.  gramm.  I,  55,  daher  in 
glossen  testa  'hnach'  (nacken)  Hattem.  I,  212.  Das  dimin.  testula  gab 
it.  teschio  schadet,  wie  fistula  fiscbiare.  Von  testum  ist  it.  pg.  teste, 
sp.  tiesto,  fr.  tßt  scherbe,  irdener  decket,  topf,  altsp.  himschaie  Conq. 
ültram.,  und  so  altfr.  tes  DMce.  265,  ties  HBord.  195,  vgl.  que  la 
teste  et  le  test  en  dens  moiti^s  li  fent  ihm  köpf  und  himschaie  spaltet 
Gaufr.  282.    Die  franz.  abl.  te  s s  on  /ur  testen  ist  noch  anzumerken. 


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320  I.   TETTA-TOMBACCO. 

Tetta  und  zitta,  zezzolo,  ai4ch  cizza  ü.j  wah  dlb,  tzitz?,  sp.  pr. 
teta,  fr.  tette,  teton  brastwarjue,  etäer;  rfc.  i/.  tetta re,  sp.  tetar,  chw. 
tezzar,  cicciar  saugen,  säugen.  Das  wort  ist  weit  verbreitet:  ags.  tite, 
nhd.  zitze,  Tcymr.  titten,  gr.  TU&rj  u.  s.  w.^  für  deutschen  Ursprung  aber 
scheinen  die  roman,  doppelformen  mit  t  und  z  sfu  rede%  Mit  media 
statt  tenuis  cat.  dida  amme^  sard.  dida,  ddedda  /sitjgCy  wie  kymr.  didi, 
bask,  dithia,  ahd.  deddi.  Fr.  mdartl.  (henneg.  champ.)  tuter  am  daumen 
saugen  (von  hindern),  mhd.  tütelen  dass,,  ahd.  sbst.  tutti,  tuttä  mamma. 

Tigna  it.,  sp.  tina,  pr.  teina,  fr.  teigne  motte,  räude;  von  tmea, 
bei  spätern  tlnea,  s.  Born,  gramm.  /,  156. 

Tirare  it.,  sp.  pg.  pr.  tirar,  fr.  tirer  eichen;  sbst.  it.  sp.  pr.  tira, 
fr.  tire  eug;  vom  goth.  tafran,  ahd.  z^ran  zerreißen.  Das  prov.  wort  be- 
deutet auch  leid  thun,  misfallen,  vielleicht  mit  annäherung  an  die  grund- 
bedeutung,  und  so  scheint  sich  auch  it.  tiro  £iank,  altfr.  tire  Verdruß  Ccy 
4263  jsu  erklären.  Eine  abl.  ist  pr.  ti  ras  aar,  aitfr.  tiracer,  tirasser, 
sp.  es-tirazar  ziehen,  scldeifen.  Ein  compositum  bemerkenswerth  durch 
seine  bedeutung  ist  altfr.  attirer  (atirier)  schmücJcen,  ordnen,  ujoher  engl. 
to  attire  dass.;  man  dürfte  an  tiere  Ordnung,  reihe  IL  c.  denken,  wenn 
sich  nicht  auch  eine  prov.  von  atieirar  gesonderte  form  atirar  (vielha, 
quan  trop  s'atira  wenn  sich  eine  alte  eu  sehr  putet)  GO.  daneben  stellte. 
Das  subst.  attirail  jmbehör,  tross,  geräthe,  it.  attiraglio,  erklärt  sich  schon 
leichter  aus  tirare. 

Tisäna  it.  sp.,  fr.  tisane  gerstentrank;  von  ptisana,  miaccvt]. 

Tizzo  it.,  tizo  sp.,  dsgl.  i^.  tizzone,  sp.  pr.  tizon,  pg.  ti^äo,  fr. 
tison,  wal.  t^ciune  feuerbrcmd;  von  titio.  Dem  sp.  tizon  entsprang  das 
vb.  tiznar  rußig  machen,  sbst.  tizne  ruß.  Zsgs.  ist  it.  attizzare,  sp. 
atizar,  pr.  atizar,  atuzar,  fr.  attiser^  wal.  atzitza  anschüren,  reijgen  (aus 
der  nominativform  tizzo).  Der  Italiener  hat  noch  die  Verstärkung  stizzo 
brand,  stizza  zorn,  stizzare,  stizzire  reizen,-  der  Churwälsche  stizzar  löschen. 

Tocca  it.,  sp.  toca,  pg.  touca,  fr.  toque  haube,  mutze;  von  kymr. 
toc  (m.)  mit  gleicher  bed,,  vb.  tocio,  twcio  abschneiden,  also  wie  unser 
mutze  von  mutzen,  s.  almussa.  Gleicher  herkunft  ist  wohl  auich  it.  tocco, 
chw.  tocc  schnitte  e.  b.  brot,  käse,  sp.  tocon  stümmd  (abgeschnittenes). 
Schon  eine  ags.  glosse  lautet  toculus  'brocc  (brocken)  Mone,  Arus.  VII,  368. 

Toccare  it.,  sp.  pg.  pr.  tocar,  fr.  toueher,  toquer  berühren-,  vom 
ahd.  zuchön,  nhd.  zucken.  Die  deutscJie  bedeutung  ist  noch  erkennbar 
im  altfr.  se  toueher  de  qch.  sich  von  etwas  losreißen,  entschlüpfen  Ren. 
/,  p.  64.  110  und  im  neufr.  toueher  de  Targent  geld  einziehen,  vgl.  laf.. 
stringere  zucken  tmd  berühren,  attingere  berühren  und  nehmen,  goth.  tfekan 
berühren,  engl,  take  nehmen.  Auch  der  Wcdache  hat  toca  klopfen  (auf 
dem  klopfbrett),  vermuthlich  nach  it.  toccare  il  liuto  die  latäe  rühren. 

Tomba  it.  pr.,  sp.  pg.  tumba,  fr.  tombe  gruft;  vom  spätem  lat. 
tumba  bei  Prudentius,  dies  vom  gr.  zv^ißog  mit  auffallender  vertauschung 
des  genus. 

Tombacco  it.,  sp.  tumbaga,  fr.  tombac  eine  metallmischung ;  scheint 


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I.  TOMBOLABE-TORCIAEE.  321 

dctö  nudayische  tambäga  Tcupfer.eu  seifiy  me  auch  j)^.  tambaca  geschrieben 
wird.    S.  Pott  in  Zossens  Ztschr.  IV,  264. 

Tombolare  i/.,  sp.  pr.  tum  bar,  pg.  pr.  tombar,  fr.  tomber,  alt 
auch  tumber  hureeln^  mit  dem  köpfe  voran  fallen.  Es  ist  genau  das  aUn. 
tamba  vorwärts  hinfallen;  daneben  aber  ist  die  herleitung  aus  tamba  in 
der  bed.  hügel,  häufe  (vgl.  tumba  'houfa  Gl.  Flor.  990^)  wohl  eu  er- 
wägen,  denn  wer  burzelt,  bildet  einen  häufen,  daher  unser  ^über  den  häufen 
faÜen,  sp.  tropellar  umsiürssen  von  tropel  häufe.  Eine  zweite  form  mit 
ausgefaUnem  b  ist  it.  tomare,  lothr.  teumei,  champ.  ältfr.  tumer,  wovon 
das  letztere  durch  das  ahd.  tfimön,  nhd.  taumeln,  mndl.  turnen,  hervor- 
gerufen sein  könnte.  Von  tomber  stammt  fr.  tombereau  karren,  dessen 
kästen  man  ufnstürzen  kann,  bürg,  tumereau. 

Tona^.,  fr.  tonne,  wai.  toan^;  abgel.  sp.  tonel,  fr.  tonneau  faß, 
dsgl.  fr.  tonnelle  sommerlaube,  auch  rebhühnergarn  (etwas  mit  reifen,  wie 
die  tonne,  gemachtesj.  Tona  ist  buchstäblich  das  ahd.  altn,  tunna,  nhd. 
tonne,  welches  vermuthlich  fremdes  Ursprunges  ist  (Grimm  III,  457),  auch 
in  den  Casseler  und  Schleust,  glossen  (39,  41)  als  lat.  wort  hingestellt 
und  mit  chöffa,  coufa  (kufe)  übersetzt  wird.  Gewöhnlich  leitet  man  tona 
im  Widerspruche  mit  der  sprachregd  unmiMelbar  aus  lat.  tina;  es  scheint 
aber  diesem  werte  ergangen  zu  sein  wie  dem  werte  stipula,  s.  oben  stoppia. 

Tonno  it.,  sp.  atun,  fr.  thon  thunfisch;  lat.  thunnus,  gr.  d-vvvog. 
Nur  das  vorgesetzte  sp.  ^  ist  hier  zu  betnerken. 

Toppo  it.  klotz,  sp.  tope  knöpf,  ende  eines  dinges,  zusammenstoße 
ältfr.  top  schöpf  GGaim.  p.  44;  nfr.  toupet  büschel;  toupie,  norm. 
toupin  kreißet  {zugespitztes  klötzchen,  engl,  top);  vb.  sp.  topar  antreffen, 
begegnen,  it.  intoppare  anstoßen.  Das  wort  ist  vielen  sprachen  gemein, 
z.  b.  ags.  engl,  top  gipfel,  scheitel,  cdtfrs.  top,  altn.  toppr  haarbüschel,  ahd. 
zopt,  gael.  kymr.  top  u.  dgl.  —  Zu  derselben  wurzd  gehört  sp.  tupir, 
pg.  atupir,  entupir  stopfen,  häufen,  piem.  topon,  altfr.  toupon  stöpsd,  vgl. 
kymr.  sbst.  top  dass.,  ndl.  top  häufe  KU. 

Torba  it.,  sp.  turba,  fr.  tourbe,  wallen,  trouf  brennbare  erde,  torf; 
vom  ahd.  zurf  in  der  L.  Alam.,  ags.  turf,  altn.  torf. 

Torchio,  torcolo  it.,  mit  umgestelltem  t  pr.  trölli,  altfr.  treuil  kelter, 
presse,  nfr.  haspe,  unnde;  von  torculum  wörtlich  ''etwas  das  sich  dreht\ 
gebildd  aus  torquere.  Von  torculum  ist  auch,  wie  Cabrera  richtig  sieht, 
das  sp.  estrujar  auspressen  =  ex-torculare  extroclare. 

Torciare  it.  zusammendrehen,  festbinden,  sp.  Rirozar  fest  anschnüren, 
ältfr,  torser zusammenpacken,  mit  umgestelltem  t nfr.  trousser,  pr.  trossar, 
aus  letzterem  zunächst  ältsp.  trossar  Bc,  nsp.  troxar  (vgl.  puxar  =  fr. 
pousser),  pg.  trouxar;  subsU  lofnb.  torza,  torsa  stroh-  oder  heubündel, 
nüat.  trossa  dass.,  lornb.  auch  troza  rankengeflechte,  sp.  troza  seil  zum 
binden,  torzal  schleife,  fr.  trousse,  pr.  trossa,  sp.  troxa,  pg.  trouxa  pack, 
bündel;  pr.  trossel,  fr.  trousseau,  aK/r.  torseau,  davon  it.  torsello.  Der 
Ursprung  dieser  Wörter  und  formen  liegt  in  torquere  tortus,  hieven  auf 
bekannte  weise  das  neue  vb.  tortiare  drehen,  zusammendrehen,  festknebdn : 

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322  I.   TORNO-TORSO. 

die  bed.  einwärts  krümmen,  die  das  fr.  trousser  noch  Jcennty  gibt  ein  un- 
mittelbares Zeugnis  dieser  herhunß.  Die  erklärungen  aus  ceU.  tras,  trws 
oder  ahd.  trust  sind  also  bei  seite  0u  weisen;  unser  nhd.  tross  aber  ist 
aus  trossa,  mhd,  trossen  (packen)  aus  trossar,  wie  das  ndl.  torsen  aus 
torser.  -ZÜ  tortiare  gehört  auch  noch  it.  torcia,  veron.  ven.  torzo  fackd 
d.  h.  etwas  wie  ein  strick  (lat.  tortam)  gedrdUes,  darum  auch  aUit.  tor- 
ticcio  PPS.  II,  183y  ältfr.  tortis,  pg.  torcida  fackd,  docht.  Die  damit 
gleichbed.  pr.  torcba,  fr.  torche,  ältsp.  entorcha,  nsp.  antorcha,  pg. 
tocha,  vb.  fr.  torcher  cAwischen  (torche  auch  Strohwisch),  sp.  entorchar 
msammendrehen,  konnten  aber  aus  einem  falschen  partic.  torctus  ent- 
sprungen sein,  doch  läßt  sich  das  prov.  und  frane.  eh  besser  wohl  aus 
einer  alteren  form  torca  {daher  pr.  torcar  =  torcher),  das  sp.  ch  aber 
als  eine  vergröberung  von  z  (vgl.  panza,  pancho)  erklären.  Span,  torca 
Strohbündel  nebst  tnerca  schraubenmtUter  (etwas  gedrehtes,  geioundenes) 
gehen  unmittelbar  auf  torquere  eurück. 

Torno  it.  sp.  pg.,  pr.  tom,  fr.  tour  (m.)  drehscheibe,  Umlauf,  daher 
das  adverbiale  it.  in-torao,  pr.  en-tom,  fr.  autour,  k  Tentour  u.  a.;  von 
tomus  (toqvoq)  dreheisen.  Dsgl.  vb.  it.  tornare,  sp.  pg.  pr.  tomar,  fr. 
toumer  drehen,  umkehren,  wal.  tumk  ausschütten  (wie  fr.  verser,  lat. 
versare) ;  von  tornare  (toqvsvuv)  drechseln.  Die  roman.  bedeutung  dieses 
verbums  war  vermuthlich  schon  der  röm.  Volkssprache  bekannt,  da  sie 
auch  im  walach.  vorliegt  und  im  frühsten  ndatein,  e.  b.  in  Bothars  ge- 
setzen,  sich  geltend  macht  (man  sehe  beiDucange)  und  auch  retomare  in 
der  bed.  umkehren  schon  von  Theophylactus  Simocatta  (um  600)  erwähnt 
wird,  s.  Menage,  Orig.  ital.,  Baynouard,  Choix  I,  p.  VIII,  Schlegel, 
Observ.  p.  46.  Die  lat.  bedeutung  wird  ital.  durch  tomiare,  tomire  ver- 
treten. Abgeleitet  ist  it.  sp.  pg,  torn^o,  pr.  tomei,  fr.  toumoi  ritter- 
liches kampfspiel,  von  den  Wendungen  mit  den  rossen  so  genannt;  vb.  it. 
torneare,  sp.  pg.  tomear,  pr.  tomeiar,  fr.  tournoyer.  Zsgs.  altfr. 
a torner  wohin  richten,  kehren  LBs.  304,  eurecht-  machen  311,  überh. 
schmücken,  sbst.  atom  ^praeparalio   das.  368,  nfr.  atour  ptUz. 

Torso  it.j  umgestellt  piem.  trouss,  sp.  pg.  trozo,  pr.  altfr.  tros  (trois 
Brt.  II,  199)  Strunk,  stumpf,  bruchstück,  woJd  auch  pr.  tors  'pars'  GProv. 
56*;  vb.  sp.  trosar  zerstücken;  sp.  destrozar  dass.  (wenn  nicht  von 
destructus).  Das  etymon  ist  thyrsus  (&vQaog)  Schößling,  ahd.  turso, 
torso,  nhd.  dorsch.  Aus  der  grundbedeutung  entwickelte  sich  die  ital. 
Strunk  des  kahles,  butzen  des  obstes,  pr.  tros  del  caul  M.  num.  334,  fr. 
trou  de  chou  bei  Menage,  altfr.  trox  de  pomme,  endlich  etwas  abge- 
hauenes, bruchstück,  im  span.  die  einzige  bedeutung;  daher  wallen,  tourson 
grotzen,  vb.  toursi  benagen.  Neben  altfr.  tros  stehen  noch  als  rhinistische 
formen  trons,  tronce,  trongon,  |?r.  tronso,  vft.  «p.  tronzar,  oZ^r.  troncener. 
Tronfon  konnte  freilich  am  trancus  erwachsen  {lat.  gleichsam  tmncio 
tnincionis)  une  arfon  aus  arcus,  cler^on  aus  clericns,  aber  trons,  tronzar 
fügen  sich  nicht  so  willig  in  dieses  etymon,  denn  wenn  auch  büdungen 
aus  dem  nominativ  vorkommen,  wie  etwa  it.  tizzo,  attizzare  von  titio,  so 


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I.   TORTA-TOVAGLIA.  323 

beschränken  sie  sich  wenigstens  auf  vorhandene  lat.  Wörter.    Span,  tara- 
zoiij  pg.  tra^äo  abgeschnittenes  stück,  für  trozon,  torzon. 

,  Torta  it.  sp ,  fr.  tourte,  wal.  turt^  ein  backwerk;  vom  lat.  torta, 
also  etwas  gewundenes,  wegen  seiner  form.  Schon  die  Vülgata  kennt  dies 
wort,  verbindet  es  aber  jedesmal  mit  panis,  e.  b.  divisit  nniversis  tortam 
panis  Paraiip.  16 ,  3.  Bemerkenswerth  ist  das  daraus  entstellte  schon  der 
altem  Sprache  bekannte  fr.  tarte. 

Torto  it.  pg.,  sp.  tuerto,  pr.  fr.  tort  Ungerechtigkeit,  unrecht,  im 
frühem  nüatein  tortam;  von  tortus  gedreht,  verdreht,  das  gegentheil  von 
directum,  diritto,  droit  recht,  gerechtigkeit.  Auch  das  adj.  tortilis  hcU 
Sprößlinge  hinterlassen,  wie  fr.  entortiller,  sp.  entortijar  wickeln,  ringdn. 

Tosco  it.,  sp.  tösigo,  pr.  tueissec,  oitfr.  toxiche,  wal.  toxice  gift; 
von  toxicum.    Im  neuprov.  ist  tossec  auch  ein  name  der  hröte. 

To80  it.  (mundartl.),  pr.  tos,  altfr.  tosel  knabe;  fem,  it.  pr.  tosa, 
altfr.  tose  mädchen.  Buchstäblich  kann  toso  seinen  Ursprung  in  tonsus 
haben,  allein  was  soll  das  abgeschorene  haar  zumal  bei  mädchen,  tvie 
schon  Ferrari  einwendet?  Nur  Sklaven  wurden  geschoren.  Besser  darum 
von  intonsus  mü  abgefallnem  präfix,  wie  andre  erklären:  sagt  ja  Horaz 
intonsi  pueri  und  Garcilaso  mancebo  intonso.  Vielleicht  aber  läßt  sich 
das  wort  aus  einer  üblicheren  anschauung  deuten.  Ital.  torso  heißt  Strunk, 
buteen  des  obstes,  mit  syncopiertem  r  toso  (dieselbe  syncope  vor  s  in  dosso, 
giuso,  ritroso,  rovescio,  pesca  von  dorsum,  deorsum,  retrorsus,  reversus, 
persica,  Bom.  gramm.  I,  226),  der  knabe  ward  Strunk  oder  butaen  ge- 
nannt, wie  dies  auch  in  andern  ausdrücken  und  in  andern  sprachen  ge- 
schah, s.  oben  garzone.  Des  Wortes  eigentliche  heimath  ist  Oberitalien, 
wo  es  die  meisten  ahleitungen  hervorgebracht  hat  (toset,  toson,  tosonot, 
tosel,  toselot  u.  a.),  aber  Italien  ist  auch  die  eigentliche  heimath  von  torso. 

Tosone  it.,  sp.  tason,  fr.  toison  scher  wolle,  feil  mü  der  wolle;  von 
tonsio  schür,  concret  und  mascuUn  geworden  außer  im  frane.,  wo  es  sich 
nur  noch  mundartl.  (e.  b.  in  Berry)  zu  diesem  geschlechte  bekennt. 

Tosto  it  dttsp.  altpg.  SRos.,  tost  pr.  altsp.  Alx.,  fr.  t6t,  adverb 
für  lat.  statim,  illico,  ital.  zugleich  als  adjectiv  gebraucht,  franz.  auch  in 
aussitöt,  bientöt,  platöt,  tantöt  enthalten.  Unter  den  vorgebrachten  deu- 
tungen  ist  die  atis  dem  lat.  partic.  tostas  (erhitzt)  gewiß  die  haltbarste, 
wobei  man  an  das  synonyme  it.  caldo  caldo,  an  altfr.  ehalt  pas,  an  schweiß. 
fafswarms  u.  dgl.  denken  kann.  Besser  noch  von  Seiten  des  begriffes 
würde  es  sich  als  eine  Zusammensetzung  aus  tot-cTto,  tot-cTtus  erklären, 
worin  das  it.  c  in  s  übergetreten,  d.  h.  eben  so  wenig  pdatal  geworden 
wie  in  amist^  aus  amicitas  oder  destare  aus  excitare:  daß  man  ähnliche 
begriffe  mit  totus  verstärkte,  zeigt  it.  tutto  in  un  tempo,  fr.  tout-ä-rheure 
u.  a.  Auch  ist  die  venez.  und  neap.  bed.  von  tosto  "^fest,  hart'  (sard. 
tostai  verhärten),  eigenÜ.  geröstet,  getrocknet,  der  ersteren  auslegung  nicht 
eben  günstig. 

ToYaglia  it.,  sp.  toalla,  pg.  pr.  ebenso  toalha,  fr.  tonaille  hand- 
tuch   u.   dgl.;    votn   ahd.   duahilla,    twahilla,   mhd.  twehele,   dies   von 


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324  I.   TRACCIARE-TRAMAGLIO. 

dnahan,  thwahan  i4)aschen.  Daher  auch  aUfr.  tooillier  waschen,  reiben 
NFC.  II,  134.  184. 

Tracciare  it.,  aUfr.  tracier  (tressier  ChOyg,  p.l63)  die  spar  ver- 
folgen, sp.  trazar,  nfr.  tracer  jseichneny  entwerfen;  sbst.  it.  traccia  eug, 
strich^  streif,  sp,  traza,  pr.  trassa,  fr.  trace  Zeichnung,  grundriß,  spur, 
masc.  sp.  trazo,  pr.  tras.  Man  braucht  bei  diesem  worte  den  römischen 
boden  nicht  zu  verlassen,  um  es  vom  deutschen  treten  oder  trecken  Aer- 
Über  zu  leiten:  tracciare  ist  eine  aus  dem  partic.  tractus  mittelst  i  voU- 
zogene  ableitung,  seine  bedeutung  ungefähr  die  des  einfachen  trahere 
ziehen,  einen  streif  machen.  Ältfr.  trasser  bedeutet  auch  durchsudien 
(der  spur  nachgehen),  it.  trassare  {aus  einem  prov.  trassar?)  einen 
Wechsel  ziehen. 

Tradire  it.,  trahir  pg.  pr.  fr.  verrathen,  fehlt  span.;  von  tradere 
überlief em  (den  feinden),  wie  gr.  Tcgodidovai,  goth.  Igyjan;  subst.  it.  tra- 
ditore,  sp.  (trotz  dem  fehlenden  verbum)  traidor,  pg.  pr.  dass.,  /r.  trattre, 
lat.  traditor  verräther;  sp.  traicion,  pg.  trai^äo,  pr.  trassio,  fr.  trahison 
verrath  (lat.  traditio,  it.  tradizione  Überlieferung).  —  Im  prov.  hat  sich 
das  verbum  trafr  gemischt  mit  träire  =  trahere,  z.  b.  perf.  trdis  =  traxit 
(elam  galiet  em  trais  sie  betrog  und  verrieth  mich  M.  836,  3)  part.  träit, 
trach  =  tractus.  Auch  trachor  {für  traYdor)  von  tractor,  nicht  von  tra- 
ditor, denn  ch  entsteht  nicht  aus  dt. 

Träffico  it.,  sp.  träfico,  träÜBigo,  pg.  träfego,  pr.  trafeg,  trafei, 
fr.  trafic  handel,  verTcehr;  vb.  it.  trafficare,  sp.  traficar,  trafagar,  pg. 
trafeguear,  fr.  trafiquer  handel  treiben.  Bas  wort  ist  von  ungewisser  her- 
hunft,  merTcumrdig  aber,  daß  dUpg.  trasfegar  hinübergießen  (s.  trasegar 
II  b)  auch  die  bedeutung  von  trafegar  handel  treiben  einnimmt,  daß  cot. 
träfag  handel,  kunstgriff,  auch  umguß  heißt.  Ist  aber  trafegar  identisch 
mit  trasfegar,  so  muß  sich  im  altpg.  sbst.  träsfego,  npg.  träfego,  trafSco 
der  accent  auf  die  präposition  gezogen  haben,  was  nur  in  sehr  wenigen 
fallen  geschah. 

Trafno  it.,  sp.  tragin,  pr.  trahf,  /r.  train  aus  dem  alten  traYn,  zug, 
von  trahere;  vb.  it.  trainare,  pr.  trahinar,  fr.  tratner  schleppen.  Es  ist 
verdacht  vorhanden,  daß  die  prov.  und  franz.  formen  aus  trahim,  traYm 
entstellt  und  die  ital.  und  span.  daher  entlehnt  sind,  da  das  männliche 
Suffix  ino  sich  mit  keinen  verbälstämmen  zu  verbinden  pflegt:  auch  altfr. 
ga-Yn  ist  =  it.  gua-ime. 

Traliccio  it.,  sp.  terliz,  fr.  treillis,  altfr,  treslis  drillich;  von  tri- 
licium  und  trilix. 

Tramaglio  it.,  fr.  tramajl,  norm,  tremail  fischemetz,  das  quer 
durch  den  fluss  gespannt  unrd,  mlat.  tremaculum,  tremaclem  (acc.)  bereits 
in  der  L.  Sal.,  vgl.  wdllon.  tramaie  flechtwerk  aus  reisem.  Man  nimmt 
es  für  ein  compositum  aus  ter  oder  tri  und  macnla,  weü  es  dreimaschig 
sein  soll,  was  die  bildungen  it.  traliccio,  fr.  treillis  aus  tri-licinm  buch- 
stäblich bestätigen  würden.  Zu  dem  piem.  trimaj  bemerkt  ZaUi,  es  be^ 
stehe  dies  fischer-  oder  vogelnetz  aus  drei  lagen  von  netzen  verschiedner 


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I.   TRAMOGGIA— TRAVAGLIO.  325 

fceite;  eine  ähnliche  bemerkung  macht  Gherubini  eum  maih  tremagg, 
Patriarchi  smm  venee.  tramagio.  Da  Icein  grund  ist,  an  der  richtigkeit 
dieser  angaben  eu  ßweifeln,  so  steht  die  obige  detUung  fest.  Die  Cassder 
glossen  haben  tramolol  ^sapan^  (d.  t.  sahanum)  leinenes  gewebe,  von  trama 
eintrag  des  gewebes,  also  unverwandt  mit  tramaglio,  auf  dessen  gestaltung 
in  der  ersten  sübe  aber  doch  trama,  tramare  eingewirkt  haben  können. 
Zu  beachten  ist  auch  Pott  zur  Lex.  Sal.  164,  Plattlat.  402,  undDiefen- 
bach,  Zeitschr.  für  vergl.  sprachf.  XU,  79. 

Tramoggia  it.,  sie.  trimoja,  sp.  fehlt,  pg.  tremonha,  pr.  tremueia, 
fr.  tr6mie  mühUrichter;  unrd  mit  trimodius  erklärt,  weil  er  drei  modios 
hddte.  Aber  bezeichnender  für  die  Sache  wäre  eine  Zusammensetzung  mit 
tremere,  da  jener  bdiälter  stets  in  zitternder  bewegung  ist,  tra-moggia 
syncopiert  aus  trema-moggia  buchst^l.  zittergefäß. 

Transito  it.  Übergang  vom  leben  zum  tode,  hintritt,  nüat.  transitns, 
daher  mit  richtiger  darstdhmg  des  st  durch  q  sp.  pg.  trance  (m.)  todes- 
stunde,  entscheidender  augenbUck,  fr.  transe  (f.)  angst  vor  drohendem 
Unheil.  Moraes  halt  trance  für  abgekürzt  aus  fr.  outrance,  aber  der  Süd- 
westen lid>t  so  starke  abkürzungen  nicht.  Nach  Frisch  II,  38P  ist  es 
vom  dtschen  (Schweiz.)  tränst,  das  aber  selbst  aus  transitns  entstanden 
scheint.  Man  beachte,  daß  die  übliche  franz.  redensart  @tre  en  transe  ganz 
der  ital.  essere  in  transito  entspricht,  nur  daß  dort  das  moralische,  hier 
das  physische  ,  hinscheiden  gemeint  ist.  Vb.  aUsp.  transir  hinscheiden, 
sterben  Bc,  gleichbed.  altfr.  transir  GGaim.  p.  29,  nfr.  vor  furcht  oder 
kälte  erstarren,  erstarren  machen,  sard.  transire  staunen,  sp.  transido 
matt,  kraftlos,  pr.  transitz  ^semimortuus^  GProv.  p.  62. 

Trappa  pr.,  fr.  trappe,  sp.  trampa  falle,  fallthüre,  gleichbed.  it. 
trappola,  chw.  trapla;  vb.  it.  attrapare,  sp.  atrapar,  atrampar,  pr. 
atrapar,  fr.  attrapper  erwischen;  vom  ahd.  trapo  schlinge,  mlat.  trappa 
(si  quis  tnrtnrem  de  trappa  furaverit  Pact  L.  Sal.),  vb.  mndl.  trappen 
ertappen  KU.,  so  auch  nddeutsch. 

Tras,  tra  it.  in  compos.  (ein  andres  tra  s.II.a),  sp.  pg.  pr.  tras,  fr. 
triiS  partikd,  von'trans.  Der  Franzose  braucht  es  nur  als  adverb  des  grades 
wie  in  trfes  grand,  tr^s  eher,  it.  trasgrande,  tracaro,  vgl.  mhd.  über  in  über- 
gröz,  d.  i.  überaus  groß.  Zsgs.  ^.  pg.  pr.  detras,  lat.  de  trans  Jordanem 
Vulgata,  de  trans  mare  L.  Sal.;  in  denselben  mundarten  auch  atras. 

Travaglio  it.,  sp.  trabajo,  pg.  trabalho,  pr.  trabalh,  trebalh,  fr. 
trayail,  in  ältester  bed.  drangsal,  demnächst  arbeit;  vb.  travagliare  ff. 
peinigen,  sich  plagen,  arbeiten.  Die  sehr  übliche  prov.  nebenform  mit  e 
statt  des  radicdlen  ei,  die  sich  auch  im  altcat.  treball  wiederfindet,  scheint 
durch  den  häufigen  wechsd  zwischen  tra  und  tre  (trabucar  trebacar,  tras- 
pas  trespas)  veranlaßt,  mithin  ohne  etymologischen  werth.  An  deutungen 
fehlt  es  nicht.  Nach  Ferrari  entstand  das  wort  aus  tribnlum,  tribulare, 
nacA  Sylvius  (Dubois)  aus  trans-yigilia  Schlaflosigkeit,  nach  Muratori  u.  a. 
aus  ü.  vaglio  sieb,  tra-yagliare  durchrütteln,  nach  Wächter  aus  kymr. 
trafod  arbeit.  Annehmlicher  ist  die  herleitung  aus  dem  gad.  treabh  pflügen 


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326  I.  TRAVAR-TKEGUA. 

(Bief,  Celt  J,  149,  Monti  Voc.  com.)^  wie  auch  unser  arbeiten  pflügen^ 
ackem,  das  feld  hauen  heifit  Allein  ist  es  nicht  richtiger  ein  deri- 
Votum  an  ein  in  der  spräche  vorhandenes  als  an  ein  fremdes  primitiv  eu 
knüpfen?  So  konnte  das  wort  ohne  den  mindesten  formellen  ewang  aus 
dem  roman.  vh.  travar  (hemmen)  hervorgehen,  wozu  auch  seine  grundbed. 
pein,  drangsäl  =  hemmnis  vollkommen  passend  erscheint,  man  vgl.  it.  tra- 
vaglio  nothstallj  d.  h.  etwas  hefnmendes,  nöthigendes.  Es  macht  wenig 
unterschied,  wenn  andre  das  wort  unmittelbar  aus  dem  sbst,  trabs  ableiten 
und  zunächst  an  eine  zuAngende  Vorrichtung  in  der  eben  bemerkten  ital. 
bedeutung  erinnern.  Wenn  das  aus  dem  franz.  entnommene  engl.  vb. 
travel  die  bed.  wandern,  reisen  entwickelt  hat,  so  ist  unser  arbeiten  in 
der  bairischen  mundart  desselben  gebrauches  fähig  geworden^  s.  Schmetlers 
Wb.  I,  101 ;  dieselbe  bedeutung  legt  Liebrecht  (zu  Gachet  437^)  auch 
dem  altfr.  verbum  bei. 

Ttslyslt  pg.,  trabar  sp.  zusammenfügen,  fesseln,  pr.  travar,  fr.  en- 
traver  {sbst.  entraves)  hemmen,  sp.  destrabar,  altfr.  destraver  JEract.  4696 
frei  machen;  vom  lat.  trabs  bälken,  daher  pg.  trave  stock,  fessei. 

Trebbia  it.,  sp.  trillo  und  so  pg.  trilho  dreschflegel;  vb.  it.  treb- 
biare,  tribbiare  ff.  dreschen,  pr.  trilhar,  cdtfr.  tribler  auch  zermalmen; 
von  tribula,  tribulare;  zsgs.  it.  strebbiare,  stribbiare  reiben,  glätten. 
Kirchenschriftsteller  brauchen  tribulare  gerne  figürl.  für  plagen,  quälen, 
daher  U.  tribolare,  pr.  tribolar,  trebolar,  treblar  (auch  trüben),  aVfr. 
triboiller,  sbst.  it.  tribolo  u.  s.  f. 

Treccare  it.,  pr.  trichar,  fr.  tricher,  alt  auch  trecher,  betrügen; 
sbst.  pr.  tric  trug.  Herkunft  aus  lat.  tricari  kann  wegen  des  neben  i 
bestehenden  radicalen  e  nicht  'angenommen  werden.  Das  wort  ist  deutsch 
und  grade  aus  dieser  spräche  erhellt  jenes  schwanken  zwischen  e  und  i 
hinlänglich.  Ndl.  trek  heißt  zug  so  wie  streich,  den  man  einem  spielt 
(pr.  tric),  vom  vb.  trekken  ziehen,  mhd.  trechen  (präs.  triebe),  engl,  trick. 
Auch  das  fr.  triqner  auslesen  weist  ot^/*  trekken  ausziehen. 

Treccia  it.,  pr.  tressa,  fr.  tresse  (alt  trece),  sp.  trenza,  pg.  tranga 
flechte,  besonders  von  haar;  vb.  trecciare  ff.  flechten.  Von  tncae  (ver- 
Wicklung)  verbietet  schon  der  lange  vocal;  gr.  &qi^  tQtxog  (haupthaar)  aber 
sagt  etwas  zu  allgemeines.  Besser,  da  zu  einer  flechte  drei  theile  gehören, 
von  TQixa  dreitheilig,  woraus  man  in  Italien  trichea  ableiten  konnte,  dem 
das  rom.  treccia  folgte  (so  braccio  von  brachium);  vb.  trecciare  heißt 
also  aus  drei  theüen  machen.  Wegen  des  eingeschobenen  n  im  sp.  trenza 
(woher  unser  trense)  vgl.  manzana  und  ponzona.  Entsprechend  heißt 
tresse  it.  auch  trina,  pr.  trena,  von  trinus. 

Treggöa  it.,  pr.  dragea  (v.  j.  1428),  fr.  dragöe,  sp.  dragea  und 
mit  g  für  d  gragea,  pg.  gragea,  grangea  zuckerwerk;  entstellt  aus  gr. 
TQaftjfiaTa  naschwerk,  einem  in  denMöstem  bekannten  worte,  vgl.Fapias\ 
collibia  sunt  apud  Hebraeos,  quae  nos  vocamus  tragemata  vel  yilia  munus- 
cula  ut  cicer  frixum  cet. 

Tregua  it.  sp.pr.j  pg.  tregoa,  fr.  trfeve,  alt  auch  trive  waffenstiU- 


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I.   TREMOLARE— TRILLAEE.  327 

standf  nüat.  trenga  u.  a.  formen,-  Die  eigentl  bedeutung  ist  Sicherheit, 
bürgschaft:  trenga  secaritas  praestita  rebus  et  personis,  discordia  non- 
dum  finita,  sagt  Ducange  und  so  stammt  es  vom  ahd.  triwa,  triuwa  fides, 
foedus  (w  in  gu  verwandelt),  nhd.  treue,  goth.  triggva.  Die  Urbedeutung 
blickt  noch  hervor  aus  dem  altfr.  verbum  s'atriver  k  qqun  foedus  invre 
cum  aliquo  LEs.  36. 

Tremolare  it.,  fr.  trembler,  sp,  temblar  (mit  at^gefaUnem  r),  wäl. 
tremnrjt  mttem;  von  tremulus. 

Tr^pano  it.  sp.,  fr.  tr^pan,  it.  at^c^tripano  bohrer,  zumal  schädel- 
bohrer;  vom  gleichhed.  gr.  tQvnavov. 

Trescare  itj  pr.  trescar,  altfr.  trescher  tanzen,  sp.pg.  triscar  mit 
den  fußen  lärm  machen,  unruhig  sein,  streiche  spielen,  maü.  trescä 
dreschen;  sbst.  it.  pr.  tresca,  altfr.  trescbe  tanz,  reihentanz.  Es  ist 
das  goth.  thriskan,  ahd.  dr^'scan,  nhd.  dreschen  triturare,  und  heißt  also 
eigentl.  mit  den  fußen  tappeln.  Eine  zweite  prov.  form  drescar  muß 
ihren  grund  in  dem  hochd.  d  haben. 

Tröu  sidl.  ein  rundes  segd,  pg.  gleichfalls  treu,  aber  in  der  bed. 
viereckiges  segd  im  stürm  aufzuspannen,  und  so  sp.  treo,  fr.  tr^ou.  Woher? 

Tricare  neap.,  lomb.  trigä,  pr.  trigar  hemmen,  hindern,  gleichhed. 
engl,  trig;  von  tricari  Schwierigkeiten  machen,  indem  das  intransitiv  zum 
transitiv  ward;  sbst.  comask.  trigon  zögerer  =  lat.  trico  ränkemacher,  bei 
Lucilius,  fr.  trigaud  dass.;  pr.  trigor  Verzug.  Zsgs.  it.  intricare,  in- 
trigare,  sp.  entricar,  intrincar,  pr.  entricar,  fr.  intrigner  verwickeln  = 
lat.  intricare;  sp.  estricar  loswickeln  =  lat.  extricare;  it.  distrigare 
dass.,  in  den  Gloss.  Isid.  destrigare  ^consummare^  vollenden,  eigentlich 
wohl:  entwickeln.  Merkwürdig  ist,  daß  diesem  itai.  worte  gegenüber  das 
pr.  destrigar,  altfr.  detrier,  den  sinn  des  einfachen  trigar,  vielleicht  etwas 
verstärkt,  ausspricht  (vgl.  lat.  dis  in  discnpere)^  z.  b.  si  meteis  destrigua 
sei  qu'ab  amor  gnerreia  sich  selbst  steht  im  wege,  schadet  LB.;  daher 
das  mit  destreit  nicht  zu  verwechselnde  pr.  sbst.  destric  nachtheil  (gegen- 
Satz  von  enans  vortheü  Chx.  IV,  276).  Zu  destrigar  stimmt  denn  auch 
estrigar.  Tricare  und  detricare  steigen  in  das  älteste  mlatein  hinauf, 
z.  h.  L.  Sal.  si  quis  alienum  servum  battiderit  et  ei  insuper  40  noctes 
trigaverit  opera  sua.    Kymr.  trtgo  bleiben,  zaudern. 

Trifoglio  it.,  wdl.  trifoiu,i?r.  trefueil,  altfr.  trefeul  Gl.  de  Lüle  p.  18^ 
(Sch.p.  42),  mit  zurückgezogenem  accent  sp.  tT6ho\,pg.  tr^vo,  fr.  tröfle  klee; 
von  trifolium.  Spanier  und  Franzosen  sprachen  also  trffolnm  und  man 
könnte  dabei  an  gr.  ^qicpvXkov  denken,  kämen  nicht  auch  solche  fälle  ohne 
griechische  muster  vor  une  sp.  acöbo  (aquifolium),  pg.  funcho  (foeniculum). 

Triglia  it.,  sp.  trilla  (fr.  trigle  Nemnich)  ein  fisch,  seebarbe;  vom 
gr.  TQiykf)  mit  gleicher  bedeutung. 

Trilla re  it.,  dtsch.  trillern  vibrare  vocem,  Tegeri^eiv,  sp.  cat.  pg. 
trinar  dass.,  engl,  to  trill,  ndl.  trillen  zittern.  Der  Vocdbularius  theuto- 
nicus  V.  1482  gibt  das  itai.  als  lat.  wort:  trillare  Hryllsingen  als  trü  trü* 
Dirf.  Gloss.  lat.  germ. 


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328  I.   TRINCARE-TRIPPA. 

T lineare  ü.,  trinquer  fr.  eecheny  aUfr.  (norm.)  atich  mit  d  drinker, 
shst.  drinkerie  Zechgelage  Ben. ;  vom  dtschen  trinken,  engl,  drink.  Ein  zu- 
sprach zum  trinken  ist  das  dltfr.  lanstringue  Boci.,  das  neap.  trinehe  lanze 
(trink  landsmann)  und  in  derselben  mundart  bedeutet  todisco  (=  it.  te- 
desco)  einen  zechbruder.  Ein  andrer  den  deutschen  zechem  abgelernter 
ausdruck  ist  sp.  earauz  (m,)  völliges  ausleeren  des  glases,  fr.  earonsse 
(f')y  ^9^'  carouse  trinkgelage,  von  gar  aus!  ganz  ausgetrunken!  unser 
heutiges  subst.  gdraus  bedeutet  etwas  anders.  Rabelais  sagt  (s.  MSnage): 
ees  importuns  qui  eontraignent  les  gentils  compagnons  trinquer,  boire 
earrous  et  alluz,  qui  pis  est  Alluz  ist  sicher  unser  all  aus.  Vgl.  brin- 
disi  II.  a.  und  Covarruvias  v.  lanciscot.  über  trinksucht  und  trinkge- 
brauche  der  alten  Franiken  redet  z.  b.  Ghevallet  /,  622  ff. 

Trinchetto  it.,  sp.  trinquete,  cot.  triquet,  /r.  trinquet,  engl,  trinket, 
pg.  aber  traquete  focksegel,  auch  fockmast.  Da  dies  segel  dreieckig  ist 
(beim  sp.  trinquetilla  und  fr.  trinquette  unrd  dies  ausdrücUich  angegeben), 
so  dürfte  man  auf  sp.  trinca  (dreiheit)  zurückgehn;  Frisch  verweist 
trinquette  auf  lat.  tria.  Aber  it.  trinehe,  sp.  trineas  sind  seile  zum  fest- 
binden auf  den  schiffen,  engl,  trink  ein  fischemetz;  gehören  diese  gleich-' 
falls  zu  unserm  wort,  oder  etwa  zu  tricoter? 

Trinciare  it.,  sp.  pg.  trinchar,  cat.  trinxar  speisen  zerlegen  (trin- 
ciante  ff.  vor  Schneider),  pr.  trencar  {auch  trenehar,  kaum  trinquar)  schnei- 
den, abschneiden,  zerschneiden,  brechen,  z.  b.  lo  dorc  se  trenca  der  krug 
bricht,  trencar  la  tregua  den  vertrag  brechen,  la  eastitat  die  keuschkeit 
verletzen,  cat.  trencar  wie  prov.,  pic.  trinquer,  altfr.  trenchier,  neufr. 
trancher  abschneiden,  zerschneiden,  dazu  wohl  auch  sie.  trincari  steine  los- 
hauen, sp.  trincar  zerbrechen,  zerstücken,  pg.  abbeißen;  sbst.  it.  trincio, 
sard.  trincu  schnitt,  fr.  tranche  (f.)  schnitte;  pr.  trenchet  schneide,  sp. 
trinchete,  tranchete,  cat.  trinxet,  sard.  trincettu,  trinchettu  kneif;  zsgs. 
pr.  detrencar,  fr.  d^trancher  zerhauen,  zerschneiden.  Wie  bei  vielen 
andern  läßt  sich  auch  bei  diesem  worte  nur  verneinen.  Truncare,  trans- 
scindere,  transsecare  z.  b.  sind  formell  nicht  damit  zu  einigen.  Unser 
deutsches  trennen  müßte  eine  abl.  trennicare  erfahren  haben,  wofür  es 
bei  deutschen  Wörtern  in  den  westlichen  mundarten  durchaus  an  beispiden 
gebricht:  für  das  sufßx  icare  kommt  in  solchen  fällen  nur  die  auflösung 
eiar  u.  s.  w.  (guerreiar)  in  anwendung.  —  [Neuerlich  hat  Langensiepen 
(in  Herrigs  Archiv  XXV)  auf  interimere  interimicare  als  ein  mögliches 
etymon  hingewiesen,  womit  freilich  der  begriff  des  Schneidens  nicht  gewahrt 
ist;  aber  vielleicht  war  brechen,  zerstören  der  grur^begriff.  Näher  noch 
läge  das  vorhandene  intemecare,  dessen  sich  Prudentius  in  der  bed.  zu 
gründe  richten  bedient;  pr.  entrencar,  welches  daraus  entstanden  sein 
könnte,  kommt  vor:  entrencar  lo  cim  den  wipfel  brechen  oder  zerstören 
vergleicht  sich  dem  lat.  culmum  intemecare  sehr  wohl.] 

Trippa  it.,  sp.  pg.  tripa,  fr.  tripe  bauch,  wanst,  im  plur.gedärme, 
kaldaunen.  Das  wort  harrt  noch  etymologischer  außlärung.  Angränzende 
sprachen  besitzen  es  zwar  (mndl.  tripe,   engl,  tripe,  kymr.  tripa  [piwr.], 


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I.   TROCAR— TROMBA.  329 

brd.  stripen,  bask.  tripa),  aber  in  keiner  derselben  läßt  sich  stammver- 
icandtes  mit  entsprechendem  begriffe  nachweisen. 

Trocar  sp.  pg.y  troquer  fr.  tauschen,  wechseln,  verändern;  sbst.  sp. 
traeeOy  pg,  troco,  fr.  troc  tausch,  engl,  truck.  Es  fehlt  im  catdl.  und 
prov.  und  scheint  auch  erst  aus  Spanien,  wo  es  in  nicht  wenigen  ableitun- 
gen  und  eusammensetmmgen  vorkommt,  in  das  franz.  und  englische  ein- 
geführt,  denn  das  ags.  trucan  hat  eine  weit  abliegende  bedeutung  (schwin- 
den, sterben).  Über  die  herhunft  des  romanischen  Wortes  sind  sehr  un- 
genügende vermuthungen  vorgebracht  worden:  weder  das  dtsche  trug  noch 
das  gr.  TQo%6g  können  ansprüche  machen.  Zwei  Wörter  sind  zu  erwägen : 
gr.  xqonri  oder  TQonixog  (vgl.  tropica  Veränderungen,  bei  Petronius), 
woraus  tropicare  tropcar  trocar,  und  lat.  viciS;  woraus  travicar  trancar 
trocar  abgeleitet  werden  mochten;  leteterem  wird  man  als  latein.  worte 
den  vorsug  zugestehen  müssen. 

Trof6o  it.  sp. pg.,  troph6e  fr.  Siegeszeichen;  von  tropaenm  {iiQOTTalov) 
mit  unüblichem  Übergang  der  labialtenuis  in  die  aspirata. 

Troja  it.,  aUsp.  troya,  pr.  trueia,  cot.  truja,  fr.  truie  sau.  Klausen 
(Aeneas  und  die  Penaten  II,  828)  hält  troja  in  dieser  bedeutung  für  ein 
wort  der  lat.  bauemsprache,  was  sich  mit  nichts  belegen  läßt.  Ein  solches 
wort  steht  zwar  in  den  Isidor.  glossen :  bestemiae  trojae  {Papias  bistemia 
troja),  nach  Graevim  zu  lesen  bestiae  majae  (=  majales)  trojae,  aber 
bei  der  Unsicherheit  des  ersten  Wortes  ist  atich  für  das  zweite,  erklärende, 
keine  Sicherheit.  Nicht  besser  steht  es  um  das  von  Ducange  angeführte 
Zeugnis  des  Pomponius  Sabinus,  welches  nictU  aus  römischer  zeit  stammt. 
Die  erste  sichere  künde  des  Wortes  liefern  die  Cass.  glossen:  troja  ^suu 
(sau);  später  bemerkt  man  es  öfter.  Porcus  trojanus  war  dem  Römer 
ein  mit  andern  thieren  gefülltes  für  die  tafd  bestimmtes  schwein,  quasi 
aliis  inclnsis  animalibus  gravidum  Macrob.  sat.  2,  9,  eine  anspidung 
auf  das  trojanische  pferd,  machina  foeta  armis  Aen.  2,  237.  Wie  nahe 
lag  es  nun  mit  porco  di  Troja,  der  roman.  auflösung  von  porcus  trojanus 
(attribtUiver  genitiv  für  adjectiv),  endlich  mit  troja  allein  ein  trächtiges 
oder  säugendes  schwein  zu  bezeichnen.  So  sagt  man  bemia  für  panno 
d'Ibemia  u.  dgl.  Im  span.  läßt  sich  das  wort  in  seiner  eigentlichen  be- 
deutung nicht  aufweisen,  Ruiz  673.  911  nennt  alte  kupplerinnen  troyas, 
aber  686  nennt  er  troya  einen  mit  eßwaaren  gefüllten  sack  (wofür  San- 
chez  olme  noih  troxa  vermuthet),  also  wieder  die  Vorstellung  des  porcus 
trojanus.  Unter  cavallo  di  Troja  versteht  der  Neapolitaner  in  gleichem 
sinne  einen  scMemmer  d.  h.  einen,  der  sich  den  bauch  füllt,  s.  GalianVs 
Wb.  p.  267.  Ein  adj.  troju  schmutzig  kennt  die  sard.  mundart,  auch 
ein  männliches  subst.  trojo  kommt  vor  PPS.  II,  207.  —  [Es  ist  ein  zufaU, 
wenn  vorstehende  deutung  mit  der  des  Erythraeus,  angefahrt  von  MSnage, 
Orig.  ital.  p.  618\  zusammentrifft.  Sie  steht  schon  im  ersten  theile  der 
Rom.  gramm.  t  ausgäbe,  p.  36,  bei  dessen  abfassung  MSnage' s  buch  nicht 
hoitte  benutzt  werden  können,] 

Tromba  i^.,   sp.  pg.  trompa,  pr.  beide  formen,  fr.  trompe,   ahd. 


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330  I.   TRONO— TROPA. 

trampä  ein  hlasinstrument,  auch  maultrommel.  Der  entsprechende  tat, 
atisdruck  war  bekanntlich  tuba,  noch  fortdauernd  im  churw.  tiba  dlphom 
(i  aus  u  ist  hier  häufig)  so  wie  im  wdl.  tobe  trommd.  Sollten  die  übrigen 
Romanen  das  denkwürdige  wort  vergessen  haben?  Oder  sollte  es  si%h  in 
tromba,  auf  dessen  ursprüngliche  gestalt  eine  malerische  Verstärkung  ein- 
gewirkt^ erholten  haben?  Einschiebung  eines  r  nach  t,  eines  m  vor  einem 
andern  labial  findet  sich  öfters,  die  des  letzteren  kommt  auch  in  dem  namen 
eines  andern  tongeräthes,  pr.  pimpa  aus  pipa,  vor.  Nur  die  doppdte  ein- 
schiebung kann  einigen  zweifei  hervorrufen,  aber  die  einfache  in  tomba 
oder  troba  war  kaum  zu  brauchen,  da  sie  homonyme  erzeugt  haben  würde. 
Von  geringem  gewicht  für  diesen  deutungsversuch  ist  der  umstand,  daß 
das  ital.  wort  auch  die  dem  lat.  tuba  zustehende  bed.  wasserröhre  besitzt. 
Äbgel.  it.  trombetta  ff.,  w^oZ.  trfmbitze;  vb.  it.  trombare,  |>r.  trompar, 
altfr.  tromper  die  trompete  blasen,  nfr.  trompeter.  —  Dem  worte  kommt 
noch  eine  zweite,  ganz  verschiedene  bedeutung  zu:  it  tromba  wirbdunnd, 
fr,  trombe  (trompe  noch  bei  Nicot)  Wasserhose,  sp.  trompa,  trompo  kreißd: 
in  dieser  bed.  soll  es  aus  turbo  wirbel,  kreißel  entstanden  sein.  Die  mög- 
lichkeit  ist  einzuräumen,  wiewohl  das  genus  nur  im  sp.  trompo  zutrifft. 
Sp.  trompar,  fr.  tromper  hintergehn,  se  tromper  sich  irren,  scheinen  sich 
dieser  letzteren  bedeutung  von  tromba  anzuschließen:  eigentl.  im  kreiße 
führen,  irreführen,  r^Z.  trompar  den  kreißel  treiben.  Genin  erklärt  uns  in- 
dessen jene  bed.  hintergehen  aus  der  bed.  maultrommel:  se  tromper  de  qqun., 
wie  man  sich  früher  ausdrückte,  hieße  eigentlich  s'en  amuser,  s'en  jouer. 

Trono  altit.,  tron  sp.  pr.,  trom  pg.  donner;  vb.  altit.  tronare,  sp. 
altpg.  pr.  tronar,  npg.  troar  {nebst  trovejar  für  troejar)  donnern;  von 
tonus,  tonare  mit  einmischung  eines  schallnachahmenden  r.  Ohne  eine 
solche  bleibt  it.  tuono,  tuonare,  fr.  tomier  cet.  Eine  abl.  ist  lat.  tonltrus, 
tonitruum,  woraus  cdtsp.  tonidro  Alx.,  pr.  tonedre,  fr.  tonnerre  (m.), 
welche  keiner  lautverstärkung  bedurften. 

Tropa  sp.  pg.,  fr.  troupe,  daher  it.  trnppa,  häufe  menschen,  pr. 
trop  herde;  adj.  it.  troppo,  adv.  pr.  fr.  trop  für  lat.  nimius,  nimis. 
Schon  die  Lex  Alam.  kennt  troppus  herde  (si  enim  in  troppo  de  jumentU 
illam  ductricem  aliquis  involaverit) ;  woher  aber  dieses  wort?  Die  cel- 
tischen  sprachen  gewähren  keinen  aufscMuß:  gad.  drobh  s,  v.  a.  troppus 
ist  das  engl,  drove  =  ags.  dräf  von  drifan  treiben;  kymr.  torv  s.  v.  a. 
troupe  steht  nicht  näher  als  lat.  turba.  Eine  ahd.  glosse  hat  drupo  'cw- 
neus,  turbas  minores^  es  kann  aber  mit  drflpo  (traube)  identisch  sein 
(Oraff  V,  252),  Idzterem  nebst  dem  bäir.  trauppen  würde  nur  ein  roman. 
oder  nüaJt.  trupo,  trupus  entsprechen.  Die  besten  ansprüche  scheint  noch 
das  schon  erwähnte  lat.  turba  zu  haben,  das  vielleicht  durch  deutsche  aus- 
spräche in  turpa,  endlich  in  truppa,  truppus  übertrat:  zeigt  ja  doch  die- 
selbe Umstellung  mit  derselben  Veränderung  des  ger^us  fr.  trouble  aus  tur- 
bula.  Von  truppus  kommt  sp.  pg.  pr.  tropel,  fr.  troupeau  herde,  häufe, 
sp.  pg.  atropellar,  tropellar  über  den  häufen  werfen,  pr.  atropelar,  alifr. 
atropeler  zusammenhäufen.    8.  tropezar  II.  b. 


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I.   TROTA-TROVARE.  331 

Trota  it,  sp.  tracha,  pg.  trnita,  pr.  trocha,  fr.  truite,  neugr.  rgovra 
foreUe;  vom  mlcU,  tructa,  einem  volksmäßigen  aasdruck:  quos  Vulgus^ 
tractas  vocat  Isidor  12,  6,  6,  muthmaßlich  entstanden  aus  gr,  TQwxTtjg, 
das  eigentlich  für  einen  Seefisch  gehraucht  wird.  In  alten  glossen  (Hat- 
temer  7,  290)  trifft  man  schon  die  erweichte  rom.  form  tröita. 

Trottare  tY.,  sp,  pr.  trotar,  fr.  trotter  traben,  gael.  trot,  Tcymr. 
trotio;  shst.  trotte,  trete,  trot  trab.  Da  die  Römer  den  kunstausdruck 
ire  tolntim  besaßen,  woraus,  wie  Salmasius  bemerkt,  ein  verbum  tolutare, 
sfsgjs.  tlntare  trotare  {vgl.  fr.  chapitre  von  capitulum),  entstehen  konnte, 
so  scheint  es  überflüssig,  den  Ursprung  des  Wortes  anderswo  eu  suchen: 
pr.  altfr.  trotier  ist  also  buchstäblich  das  lat.  tolutarius,  das  man  mit 
passgänger,  eeUer  übersetzt. 

Trovare  U.,  pr.  cat.  trobar,  fr.  trouver  finden,  chw.  truvar  recht 
sprechen,  ein  urtheü  finden,  aitfr.  trouver  une  loi.  Der  wdach.  spräche 
fehlt  das  wort  gänzlich,  die  span.  und  port.,  welche  hallar  und  achar  an 
seine  stelle  setzen,  kennen  es  fast  nur  aus  der  poetik  der  Provenzalen:  sp. 
trovar  dichten,  trova  gedieht,  doch  braucht  das  (leonesische)  Alexanderlied 
trobar  auch  im  gewöhnlichen  sinne;  ebenso  Berceo,  e.  b.  Dud.  199:  pero 
al  que  buscaba  no  lo  podio  trobar.  Auch  die  sardischen  mundarten 
scheinen  es  nicht  zu  besitzen:  seine  stelle  vertritt  crobare  ^=  it.  accoppiare 
(croba  =  eoppia)  und  incontrare.  LcU.  invenire  gab  die  neue  spraclhc 
früh  auf,  nur  in  der  Passion  Christi  läßt  es  sich  noch  entdecken  und  zwar 
in  geseUschaft  von  trovare;  non  fud  trovez  ne  envengud  str.  44,  auch 
bewahren  es  span.  wörterbüdier  als  einen  archaismus;  das  mittellatein 
scheint  kein  hoch  hinaufreichendes  Zeugnis  für  trovare  zu  enthüten.  Seine 
herkunft  ist  noch  nicht  genügend  nachgewiesen,  denn  wenn  Ducange  es 
auf  aitfr.  treu  (tributum)  zurückführt,  weil  die  erheber  das  erhobene 
treuv6  genannt  hätten,  so  übersieht  er,  daß  kein  infin.  treuver  stattfindet. 
Auch  entstehung  aus  dem  ahd.  part.  trofan  ist  als  etwas  ganz  ungewöhn- 
liches nicht  einzuräumen,  wie  viele  verba  auch  in  lateinischen  paHicipien 
ihre  quelle  haben.  Dagegen  vermuthet  Grimm,  Myth.  p.  863,  als  etymon 
unseres  Wortes  ein  goth.  vb.  drupan  =  ahd.  trefen  wie  trudan  =  tretan, 
und  so  könnte  das  räthsd  gelöst  erscheinen,  wenn  man  auf  das  factische 
Vorhandensein  eines  solchen  Wortes  kein  getcicht  legte.  Genau  fordert  das 
rom.  verbum  in  seinen  verschiedenen  formen  einen  stamm  trob  oder  tröp, 
aber  amh  ein  stamm  mit  u  ist  zulässig.  Die  folgende  deutung, '  die  den 
früheren  beigefügt  werden  möge,  hat  den  vorzug,  daß  sie  aus  dem  vor 
allen  berechtigten,  dem  lateinischen  elemente,  schöpft  und  dass  sie,  statt 
auf  Voraussetzungen,  auf  thatsachen  fußt.  In  trovare  begegnen  sich  augen- 
scheinlich die  begriffe  finden  und  suchen  oder  holen:  it.  truovami  un  ago 
ist  'hole  mir  eine  nadeV ;  Goflredo  trova  bei  Tasso  kann  nur  heißen  "^ suche 
Gottfried  auf'  u.  dgl.;. altfr.  que  el  te  truisse  vitaille  'daßerlebensmittel 
für  dich  hole  oder  bringe'  LRs.  310;  das  venez.  wort  bedeutet  ausfindig 
machen,  it.  ritrovare  genau  durchsuchen,  henneg.  retrouve  ist  so  viel  als 
recher  che.    Finden  ist  das  ziel  des  suchens;  die  spräche  konnte  den  einen 


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332  I.   TRUAN-TRUCCO. 

begriff  in  den  andef-n  hinüherleiten^  wie  man  für  verfolgen  und  erreichen 
ein  und  dasselbe  wart  gebraucht,  s,  oben  gnadagnare.  Auch  dichten,  das 
der  Provenaale  mit  trobar  ausdrückte,  ist  ein  finden  durch  suchen,  durch 
nachdenken,  kein  zufälliges  treffen.  Noch  in  andern  verbis,  0.  b,  in  catar, 
berühren  sich  suchen  und  finden,  das  bask.  bilhata  hat  beide  bedeutungen. 
Geht  man  also  von  der  bed,  suchen  aus,  wozu  die  angeführten  beispide 
berechtigen,  so  bietet  sich  als  passendes  etymon  turbare  durcheinander 
werfen,  woraus  die  bed.  durchstöbern,  durchsuchen  ohne  schunerigkeit  er- 
folgen konnten:  dieselbe  begriffsentwicklung  e.  b,  im  it.  frugare  mit  der 
gabel  durcheinander  werfen,  durchsuchen,  umgekehrt  rovistare  durchsuchen 
und  durcheinander  werfen.  Die  formveränderung  macht  nicht  das  geringste 
bedenken.  Daß  anlautendes  t  ein  entfernteres  r  gerne  an  sich  eieht,  ist  bekannt 
(Rom.  gramm,  I,  223),  im  franz.  troubler  von  turbulare  bemerkt  man  den- 
selben Vorgang  an  4^mselben  stamme.  Jeden  eweifd  aber  muß  die  Wahrneh- 
mung niederschlagen,  daß  trovare  in  der  bed.  von  turbare  einzelnen  mund- 
arten  verblieben  ist:  dltpg.  trovar  ist  =  turbare,  neap.  struvare  ==  distur- 
bare,  controvare  =  conturbare.  Das  neap.  und  das  it.  controvare  sind  in 
ihrem  Ursprünge  eins  und  dasselbe,  nur  in  ihren  bedeutungen  auseinander 
gegangen:  wer  möchte  auch  das  ital.  verbum  als  eine  neue  Zusammen- 
setzung mit  dem  bereits  fertigen  trovare  betrachten,  da  fast  gar  keine 
neuen  Zusammensetzungen  mit  cum  vorkommen,  sofern  dies  nicht  wie  in 
combattere,  eine  gemeinsame  thätigkeit  anzeigt?  —  [Auf  eine  freilich  ver- 
einzelte franz.  form  torver  für  trover  in  einem  text  aus  dem  anfange  des 
12.  jh.  ed.  G.  Paris  macht  der  herausgeber  mit  recht  aufmerksam,  s.  Jahr- 
buch VI,  364.] 

Truan  jpr.  {fem.  truanda),  fr.  truand,  sp.  truhan,  pg.  truäo  land- 
Streicher,  bettler  (sp.  gaukler),  noch  jetzt  im  lothring.  (Metz)  trouant  fau- 
lenzer;  vb.  pr.  truan  dar ,  fr.  truander,  sp.  truhanear.  Daneben  meldet 
sich  eine  prov.  und  altsp.  form  mit  f  trufian,  welche  das  wort  an  truffa 
posse  knüpft:  da  aber  der  Portugiese  keine  form  trufäo  anerkennt,  so  unrd 
man  truan  als  ein  für  sich  bestehendes  in  einigen  mundarten  dem  sinn- 
verwandten truffa  zufällig  angenähertes  wort  betrachten  müssen.  Sein 
Ursprung  aber  ist  ceUisch:  kytnr.  com.  bret.  tru  adj.  elend  =  altirisch 
trog  dass.  Zeuß  I,  118.  28  (welchem  kritiker  aber  doch  das  bret.  truant 
aus  dem  roman.  entnommen  scheint  II,  860);  weiteres  bei  Diefenbach, 
Cell.  1, 150.  Im  spätem  ndatein  schrieb  man  trutannus,  das  einigermaßen 
an  das  ahd.  truhting  gefäihrte  erinnert  (Ducange  s.  v.  fmd  Grimm,  Ge- 
dichte auf  Friedr.  p.  46),  allein  die  formen  der  Volkssprachen,  die  hier 
nirgends  ein  inlautendes  t  oder  d  entdecken  lassen,  verdienen  mehr  glau- 
ben als  latinisierte,  bei  welchen  es  um  einer  vorgefaßten  etymologie  unUen 
oft  auf  einen  buchstaben  nicht  ankam. 

Trucco  ü.  kugelspiel,  billard,  sp.  truco,  pr..piem.  tma  stok,  comask. 
stampfe,  stempfei,  npr.  truco  (f.)  quetschung;  vb.piem.  truche,  com.npr. 
trucä,  chw.  trukiar  stampfen,  stoßen,  ven.  s-trucare  auspressen.  Der  stamm 
passt  offenbar  zu  unserm  druck,  drucken,  dessen  d  älterem  th  {ags.  thryc- 


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I.   TRUFFA-TRÜFFE.  333 

can,  ältn.  thrjckia),  mithin  ramanischem  t  antwortet^  s.  oben  tasso.  Mu- 
ratori,  der  das  wort  übrigens  aus  dem  fr.  troquer  leiten  möchte,  gedenkt 
eines  spkles  tracco  di  terra,  wobei  es  darauf  arJcommt,  kugeln  durch  einen 
auf  dem  boden  befestigten  ring  zu  werfen:  man  konnte  darum  an  gr, 
TQOxog  (ring)  denken;  allein  der  begriff  stoß  (eigentl.  druck)  ist  der  Sache 
angemessener  und  nur  in  beeiehung  darauf  konnte  der  Spanier  das  spiel 
mit  dem  plurcd  tracos  (engl,  tracks)  d.  A.  das  in  stoßen  bestehende  spiel 
nennen.  Nach  Covarruvias  und  Minshew  stammt  es  aus  Italien  und' hier 
ist  auch  das  wort  in  seiner  gemeinen  bedeutu/ng  am  meisten  üblich. 

Truffa  it.y  sp.  pg.  pr.  trufa,  fr.  truffe  passe,  windbeutdeiy  auch 
bask.  trafa;  vb.  truffare,  trufar,  traffer  einen  jmm  besten  haben;  it. 
traffaldino  Schalksnarr.  Sollte  es  unrklich  im  gr.  TQvq>rj  hoffart  seinen 
Ursprung  haben?  Wahrscheinlicher  aber  ist  es  nichts  anders  als  das 
gleich  unten  abzuhandelnd^  wort:  nicht  dllein  umfaßt  das  altfr.  trofle 
beide  begriffe  knollen  und  posse,  das  neap.  taratafolo  einfaltspinsd  ist 
augenscheinlich  das  it.  tartafolo,  und  auch  das  maü.  tartaffol  bedeutet 
trüffel  und  geck.  Die  spräche  übertrug  den  namen  einer  kleinen  frucht 
auch  auf  eine  kleinigkeit  in  moralischem  sinne,  eine  posse,  albemheit. 

Truffe  fr.  (f.),  comask.  tmfol,  gen.  trifola  ein  erdschwamm,  trüffel, 
dsgl.  cat.  mit  eit^eschobenem  m  tramfo,  trusnta.  ein  knollengewächs,  patate; 
das  span.  wort  ist  turma  in  ersterer  bedeutung.  Adelung  verweist  truffe 
auf  das  ndd.  druffel  träubchen,  weil  das  gewächs  traübenförmig  sei;  es  ist 
aber  nicht  wohl  zu  glauben,  daß  man  für  ein  im  Süden  wohlbekanntes 
gewächs  einen  deutschen  namen  geborgt  habe^  auch  nannte  man  es  ahd. 
erdnuzy  nicht  drüpo  traube.  Der  latein.  ausdruck  ist  tüber,  welches,  wenn 
man  die  ungemeine  entstellung  von  pflanzennamen  bedenkt,  sich  mit  ver- 
setztem V  und  verwandeltem  b  vielleicht  zu  truffe,  trumfo  (auch  ^.  trumfo 
geschwulst)  und  selbst  turma  gestaltete;  u  hätte  o  werden  sollen,  aber 
auch  im  it.  tubero,  tubera  bli^  es.  Die  weiblichen  formen  konnten  ihren 
grund  haben  im  plur.  tubera,  der  als  sing,  bereits  in  deutschen  glossaren 
des  9.  jh.  dasteht,  s.  Graff  II,  1128.  —  Dazu  kommt  noch  ein  zweites 
wort,  womit  theüs  eine  trüffel,  theils  ein  knollengewächs  benannt  wird: 
it.  tartufo,  maU.  tartuffol,  ven.  tartufola,  piem.  tartifla,  chw.  tartufel, 
occ.  tartifle,  fr.  (in  Berry)  tartoufle.  Dies  erklärt  Menage  nicht  ungeschickt 
a«s  terrae  tuber,  welche  Verbindung  Plinim  für  ein  anderes  knollengewächs 
gebraucht,  auch  der  Spanier  nennt  die  trüffeln  turmas  de  tierra:  tartufo 
wäre  also  euphonisch  für  tartrufo;  dabei  ist  das  sie.  tirituffulu  in  anschlag 
zu  bringen,  das  recht  wohl  für  teretuffulu  stellen  kann.  —  Aber  einiger 
zweifei  haftet  doch  auf  der  herleitung  von  truffe  aus  tuber.  An^re  mu/nd- 
arten  zeigen  nämlich  den  einfachen  stamm  truf  ohne  r:  genf.  tufelle,  occ. 
tufeda  Dict.  genev.,  sp.  co-tufa  erdapfel,  dessen  erste  sübe  zweifelhafter 
herkunft  ist,  vgl.  sie.  cata-tuffulu;  ven.  tufoloto  nennt  man  einen  kurzen 
dicken  menschen,  einen  knollen.  Es  fragt  sich  nun:  sind  diese  letzteren 
formen  identisch  mit  dem  unten  folgenden  tufo  dtmst,  entweder  weil  die 
trüffd  ein  staubschwamm  ist,  oder^  wie  schon  andre  vermuthet  haben,  weil 


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334  I.   TUDEL-TüTARE. 

sie  stark  riecht?  Oder  sind  sie  abgekürzt  aus  tar-tufo?  Letzteres  ist 
gewiß  der  toahrscheinlichere  fcdl,  vgl,  über  solche  abkürzungen  die  vor- 
rede, —  Aus  tartufola  ward  übrigens  durch  dissimüation  unser  kartoflfel, 
mdartl  tartoflfel,  isl.  tartuflur  pl,  s,  Potts  Forsch.  11^  111.  Das  neupr. 
trufa  hat  nur  diese  bedeutung,  nicht  die  des  fr.  truflfe.  Dazu  Weigand 
I,  565. 

Tudel  sp.  pr.,  piem.  comask.  tuel,  fr.  tuyau  röhre,  pfeife.  MU 
tubellus,  das  Menage  aufstellt^  verträgt  sich  die  form  auf  keine  weise^  da 
nur  die  ital.  spräche  d  in  die  stelle  eines  ausgefallenen  buchstabens  ein- 
fügt.  Tadel  ist  genau  das  altn.  tflda,  dän.  tüd,  ndl.  tait,  hochd.  mund- 
artl.  zaute  röhre^  besonders  an  einem  gefäß  zum  eingießen. 

Tufo,  tuffo  it.^  sp.  tufo  dunsty  npr.  toufe  erstickender  dunst,  adj. 
lothr.  toflfe  erstickend;  vb.  fr.  6touffer  ersticken.  Nicht  vom  mhd.  tuft, 
es  stammt  aus  dem  gr.  Tv(pog  qmdm,  auch  dunkel,  stolz  (typhus  in  letz- 
terer bed.  bei  Amobius,  vgl.  Ducange),  daher  denn  auch  sp.  tufos  plur. 
locken  auf  den  ohren,  hochmtäh,  pg.  tufos  buffen  (aufgeblähtes),  tufar  auf- 
blasen,  atufar  erzürnen,  tufao  Wirbelwind,  genau  das  gr.  Tvquiv.  Verwandt 
ist  das  lomb.  to£fa  beriechen,  chw.  toffar,  tuffar  stinken. 

Tufo  it.  pg.j  fr.  tuf,  sp.  toba  tuf stein;  vom  lat.  tophus.  Was  u 
für  0  betrifft,  so  ist  tufineus  für  tofineus,  tofinus  bei  den  fddmessem  zu 
vergleichen. 

Tulipano  it.,  wal.  tulipan,  sp.  tulipa,  tulipan,  fr.  tulipe  eine  blume, 
tulpe;  vom  pers.  dulbend  das  um  die  mutze  gewickelte  nesseUuch  (daher 
it.  turbante  turban),  wegen  einer  gewissen  ähnlichkeit  von  den  Europäern 
auf  jene  blume  übertragen,  deren  pers.  und  türkischer  name  lal6  ist. 

Turchese  t^.,  sp.  pr.  turquesa,  fr.  turquoise,  it.  auch  turchina, 
ein  edelstein  aus  dem  thongeschlechte,  türkis,  vorzüglich  in  Ostpersien  ein- 
heimisch, der  türkische  genannt,  weil  er  zunächst  aus  der  Türkei  nach 
Europa  kam.    Adj.  it.  turchino  blau. 

Tutare  it.  in  attutare  und  stutare  (astutare  FPS.  I,  209),  churw. 
stidar,  pr.  tudar,  atuzar,  estuzar,  fr.  tuer.  Die  bedeutung  der  itai.  worter 
ist  mäßigen,  dämpfen,  die  der  churw.  prov.  und  franz.  auslöschen,  wie 
in  tuer  la  chandelle,  tuer  le  feu  (Ducange),  aber  schon  altfranz.  tritt  die 
bed.  tödten  daneben  auf,  für  welclie  auch  eine  prov.  form  tuar  aufkam 
Fer.  269.  Deutscher  herkunft  ist  das  wort  nicht:  goth.  dauthjan,  ahd. 
totan,  hätte  pr.  daudar  oder  taudar,  fr.  touer  hinterlassen.  Ein  anderes 
die  bed.  still  machen,  beschwichtigen  ausdrückendes  ahd.  vb.  tuzjan  (tfizjan), 
s.  Mhd.  wb.  III,  155,  würde  ital.  eher  dutare  oder  tuzzare  erzeugt  haben. 
Auch  lat.  tüditare  fortstoßen  wäre  Icein  richtiges  etymon.  Buchstäblich 
passt  nur  tütari  schützen,  abwehren,  dem  amh  pr.  tuzar  nicht  underspricht, 
da  t  in  mehreren  fällen,  wie  espaza  (spatha),  zu  z  wird.  Tutari  aber 
neigt  sich  zur  bed.  abwehren,  hemmen,  woran  sich  zunächst  die  des  ital. 
Wortes  knüpft:  tutari  famem  den  hunger  abwenden,  sagt  nicht  viel  mehr 
als  it.  attutare  la  £ame,  auch  das  franz.  tue-vent  bedeutet  etwas  den  ufind 
abwehrendes,   aus   abwehren  folgte  unschädlich  machen,   löschen,  tödten. 


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L  ÜCCELLO-ÜOSA.  335 

Wie   die  bed.  schüteen  und  abwehren  sich  berühren^  zeigt  auch  das  lat. 
defendere,  das  altd,  werjan,  das  rom,  parare. 


u. 

üccello  it.  (poet,  augello),  pr.  augel,  fr,  oisean,  nüat.  aacellus 
L.  Sah  vogdy  von  aucella,  aucilla  (bei  Äpicius  und  Apulejus)  mit  ver- 
ändertem genus  wie  häufig  bei  diminutiven;  sp.  mit  diminutiver  bed.  ave- 
cilla  =  lat.  avicella.  Daher  das  vb.  it.  nccellare  vögel  fangen,  mhd. 
vogelen,  altfr.  oiseler  hüpfen  wie  ein  vogel. 

Uffo  if.,  ufo  sp.  pg.  vorkommend  in  der  adverbialen  Verbindung  a 
uffi»,  k  ufo  umsonsty  auf  fremde  kosten;  daher  dbgd.  ^.  pg.  ufano  eüel, 
pr.  nfana,  ufanaria,  u&nesc  eitelkeit^  übcrmuth  u.  a.  Die  würzet  dieser 
büdungen  ist  germanisch.  Das  ahd.  sbst.  nbbä  oder  upp&  unrd  eben  so 
adverbial  gesetzt:  in  uppün  eitel,  umsonst  =  i^.  a  uffo.  Den  consonan- 
ten  f  gewährt  aber  das  verwandte  goth.  uf)6  überflüssig;  das  hd.  p  scheint 
sich  nur  in  dem  comask.  a  up  (mail.  a  off)  vorzufinden.  Vgl.  Diefenbach, 
Goth.  wb.  I,  100.  Covarruvias  deutet  das  wort  aus  lat.  offa;  nach  Minucci 
zum  Malmantüe  (s.  Bolza)  entstand  a  nffo  aus  der  in  actenstücken  ge- 
bräuchlichen abkürzung  ex  uffo  =  ex  uf&cio  ^unentgdÜich\  was  hier  noch 
angemerkt  werden  möge. 

Uguanno  it.,  altsp.  hogafio,  altpg.  ogano,  pr.  ogan,  altfr.  ouan, 
chw.  uön  adverb  für  lai.  horno,  so  wie  überhaupt  für  gegenwärtige  zeit 
gebraucht;  von  hoc  anno.  Die  nebenformen  it.  ungnanno^  pr.  ongan 
mögen  in  hnnc  annnm  ihren  grund  haben.  Das  eingeschobene  n  im  itäl. 
wird  euphonischer  natur  sein  wie  in  introcque.     Vgl.  antafio.   . 

Uomo  it.,  wal.  om,  in  den  andern  sprachen  etwas  verschieden  be- 
handelt: sp.  hombre  (von  hom'nem  une  fembra  von  fem'na),  pg.  hörnern 
(homin[em]),  pr.  altfr.  hom,  acc.  home,  daher  das  nfr.  homme.  Aus  der 
altfr.  nominativform  hom  oder  om  entstand  das  pron.  on  =  ahd.  man, 
das  schon  die  Eidschwüre  kennen:  si  cum  om  per  dreit  son  fradra  sal- 
var  dist.  Ähnliche  Scheidung  des  pronomens  vom  Substantiv  auch  im 
dltfries.  ma  und  man,  im  ndl.  man  und  men,  im  dän.  mand  und  man, 
5.  Grimm  III,  8,  Bichthofen  s.  v.  ma.  Eine  abl.  ist  it.  omaggio,  sp. 
homenage,  pr.  homenatge,  fr.  hommage,  dienstpflicht,  huldigung,  worin 
homo  in  seiner  nUatein.  bed.  dienstmann  genommen  ist. 

Uopo  it.,  wal.  op,  altsp.  hnevos,  pr.  obs,  altfr.  oes  bedürfnis;  von 
opus.  Im  altfr,  oes  schwand  das  lat.  p  und  o  gab  den  diphthong  oe, 
gleichbedeutend  mit  ue  (ues  bei  Roquef.),  so  oevre  uevre,  boefe  buefs. 

Uosa  it.,  altsp.  huesa  PC,  altpg.  osa  SRos.,  pr.  oza,  altfr.  hose, 
heuse,  eine  beit^ekleidtmg,  gamasche,  in  früherem  ffdatein  hosa,  osa 
^oerea,  caligcL ;  daher  fr.  houseau  mit  ders.  bed.;  it.  usatto  stiefd, 
aUfr.  f;&.  hoser,  heuser,  mlo^.  hosare  behosen;  alle  vom  ahd.  hosä  ^caliga\ 
mhd.  hose,  auch  ags.  hose,  kymr.  hös,  nhd.  (mit  eingeschränkter  bed.)  hose. 


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336  L   UPUPA—ÜSBERGO. 

Man  vergleicht  lat.  casa.  S.  über  diesßs  wort  ÄUrom.  glossare  p.  28: 
Von  einem  sinnverwandten  gleichfalls  aus  dem  deutschen  stammenden  werte 
hat  sich  nur  in  dem  Cassder  glossar  eine  spur  erhalten:  deurus  deohproh, 
indem  ersteres  ein  längst  verschollenes  aitfr,  tevrucs  vorauszusetzen  scheint 
(Altrom.  gloss.  107). 

Upupa  it.  wiedhopfj  abgekürzt  mail.  buba,  romagn.  poppa,  piem. 
popo,  pg,  poupa,  dsgl.  it.  bäbbola,  sp.  abubilla.  Auf  andre  weise 
abgekürzt  ist  pr.  upa,  hieraus  mit  aspirata  durch  das  dtsche  witu-hopf 
herbeigeführt  fr.  huppe,  das  aber  auch  von  einem  merkmale  des  vogds 
die  bed.  haube  anncAm^  denn  aus  ahd.  hüba  wäre  huve  geworden.  Ein 
neues  wort  entlehnte  man  von  seiner  stimme  (wie  auch  upupa,  knoip),  sp. 
putput,  fr.  puput,  vgl.  obd.  wutwut. 

Uracano  it.y  sp.  huracan,  pg.  furacäQ,  fr.  ouragan  sturm^  ork^n; 
ein  erst  später  in  die  sprachen  eingeführter  Schifferausdruck,  der  aus  dem 
karaibischen  herrühren  soll. 

ürlare  it.,  wcd.  urli,  fr.  hurler  (h  asp.),  früher  auch  huler  und 
uler  vielleicht  mit  einmischung  des  dtschen  heulen,  pg.  huivar  (vgl.  wegen 
y  aus  1  couve  von  caulis) ;  von  ululare  (rl  wie  in  zirlare  von  zinzilulare)* 
Dasselbe  wort  mit  vertauschung  des  ersten,  aber  ohne  syncope  des  zweiten 
1  ist  sard.  urulare,  pr.  udolar.  Von  huler  stammt  /r.  hulotte  eule.  Ein 
henneg.  cahuler  soU  nach  Hecart  für  cat-huler  stehn  (schreien  wie  die 
kotze).  In  der  ital.  nebenform  chiurlare  ist  die  natur  des  anlautenden 
ch  zweifelhaft. 

Urtare  it.,  pr.  urtar,  fr.  heurter  statt  des  alten  hurter  (h  asp.)  stoßen; 
sbst.  it.  urto,  fr.  heurt  stoß;  dazu  ein  comp,  altfr.  dehurter,  neupr.  dourdA 
(ebenso  derbä  von  deherber),  norm,  dourder.  Bas  wort  findet  sich  wieder 
im  mhd.  hurten,  hurt,  ndl.  hurten,  horten,  hurt  hört,  woM  auch  im  engl. 
hurt  verumnden,  hurtle  anprallen,  es  fehlt  aber  edlen  älteren  deutschen 
mundarten  und  möchte  als  ein  in  riiterspielen  übliches  aus  Frankreich 
eingebracht  sein.  Unter  den  celtischen  sprachen  kennt  es  nur  die  kymrische: 
hwrdh  stoß,  dsgl.  bock  (ndat.  in  England  hurdus,  hurdardus  mit  letzterer 
bed.),  vb.  hjrrdhu,  hyrdhio  stoßen,  und  wenn  es  sich  in  den  ältesten 
denkmälem  dieser  spräche  nachweisen  läßt,  so  ist  seine  cdtische  herkunß 
ziemlich  gesichert.  Der  verbalbegriff  stoßen,  vom  bock  abgeleitet,  wird 
sich  häufig  finden,  so  z.  b.  mhd.  bocken,  franz.  in  Bourgogne  boquai 
(Mignard),  lat.  arietare. 

üsbergo,  osbergo  it.,  pr.  ausberc,  aZ//r.  halbere,  hauberc  (hasp.), 
nfr.  haubert  panzerhemd;  vom  gleichbed.  ahd.  halsberc,  ags.  healsbeorg, 
aUn.  h&lsbiörg  (f.)  eigentl.  eine  den  hals  bergende  oder  deckende  rüstung, 
mhd.  auch  halsveste,  nachher,  wie  unser  koller  (von  coUare  halsband), 
in  seiner  bedeutung  erweitert.  Im  altfr.  halbere  verstummte  das  zwischen 
zwei  consonanten  stehende  s  und  fiel  aus  wie  in  dem  gleichfalls  mit  hals 
zsgs.  halterel,  haterel  für  halsterel,  wogegen  die  prov.  form  ihr  s  durch 
auflösung  des  l  in  vi  schützte:  man  hüte  sich  daher,  es  aus  dem  von  Benedce 
(und  schon  von  Besly,  s.  Bucange  und  MSnage)  als  urform  angenommenen 


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I.   USCIO-VARARE.  337 

al-berc  ^äUes  d€ckend\  u^oraus. halsberc  erst  entstdlt  wäre,  eu  erJclären. 
Im  üal.  kommt  auch  das  veraltete  feminin  sberga  für  usberga  vor. 

Uscio  t^.,  wal,  use,  altsp,  uzo  PC,  pr.  uis,  us,  fr.  buig  fhüre^ 
von  ostium;  Ä.  usciere,  aZ^5p.  uxier,  /r.  huissier  thürsteher,  von  ostiarius, 
welches  eine  Urkunde  vom  jähr  661,  Marin,  p.  180,  zum  belege  der  frühen 
ausartung  des  o  in  u  in  der  form  ustiarius  gewahrt. 


V. 

Vainiglia  it.,  sp.  yainiUa  und  vainica,  pg.  bainilha,  baunilha,  fr. 
vanille  ein  geunirz,  der  same  einer  südamericanischen  pflanse;  diminutiv 
des  span.  vaina  schote  (lat.  vagina),  weil  die  Samenkörner  in  kleinen 
schoten  enthalten  sind. 

Vajuolo  und  vajuole  (fem.  pl.)  it.,  sp.  viruela,  viruelas,  fr.  petite 
v6role  pocke,  pocken,  mlat.  Variola;  von  varius  bunt,  fleckig,  nicht  von 
varus  blatter,  da  das  ableitende  i  des  lat.  adjectivs  durch  die  ital.  form 
klar  angezeigt  ist. 

Valigia  it.,  sp.  balija,  /r.  valise  felleisen.  Die  formen  decken  sich 
nicht,  wenigstens  entspricht  das  sp.  j  etymologisch  nicht  dem  it.  g,  balija 
scheint  also  (nd)st  dem  in  den  glossen  von  Älfric  vorkommenden  vallegia) 
eine  nachahmung  des  it.  valigia,  welches  in  gemeinschaft  mit  dem  fr.  valise 
eine  grundform  valisia  oder  valitia  anjmnehmen  erlaubt.  Die  aufklärung 
des  schwierigen  wertes  läßt  sich  versuchen.  Platät4s  braucht  häufig  für 
dieselbe  oder  eine  ähnlicJie  seiche  das  gewiß  ganz  volksübliche  vidulus.  Im 
latein.  fließt  aus  capill-us  capill-itium,  die  ital.  spräche  aber  zieht  selbst 
für  sinnliche  begriffe  das  weibliche  suffix  itia  vor,  welches,  wie  im  latein, 
eigentlich  zum  ausdrucke  abstracter  begriffe  dient  (grand-izia,  grand-igia), 
und  leitet  z.  b.  aus  lat.  comtus  putz,  schmuck  das  gleichbed.  cont-igia. 
Mit  demselben  rechte  konnte  sie  aus  vidulus  vidul-itia  leiten,  besser  ro- 
manisiert  velligia  (11  aus  d'l  z.  b.  auch  in  strillo  aus  stridulus),  mit  be- 
kannter Verwandlung  des  tonlosen  e  in  a  valligia;  endlich  valigia  durch 
Vereinfachung  des  11^  was  hier,  wo  aller  etymologische  anhält  fehlte,  zumal 
vor  betontem  vocod  leicht  möglich  war.  So  ist  also,  wenn  die  vorliegende 
deutung  anerkennung  findet,  unser  deutsches  wort  felleiseUi  eine  offenbare 
umdeutung  des  fr.  valise,  bei  Plautus  zu  suchen. 

Vanno  it.  (nur  im  plur.  üblich),  abgel.  vanneaux  fr.  Schwung- 
federn; von  vannus  ftäterschwinge,  weil  die  ßtiche  der  vögd  dieselbe  be- 
wegung  machen.  Der  kibitz  aber  heißt  it.  vanello,  fr.  vanneau,  mail. 
vanetty  von  dem  federbusche  auf  dem  köpfe,  den  er  aufrichten  und  nieder- 
lassen kann,  dessen  einzelne  theüe  also  mit  Schwungfedern  verglichen  wer- 
den; ital.  auch  pavoncella  genannt. 

Vantare  it.,  pr.  vantar,  fr.  vanter  i?raWen ;  sbst.  ü.  vanto;  von 
vanitare  mit  ders.  bed.  bei  Augustinus  (Opp.  I,  437.  761),  dies  von  vanus. 

Varare  it.,  sp.  pg.  pr.  varar,   altfr.  varer    ein  schiff  vom  stapd 

22 


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338  L  VASCELLO~VECE. 

lassen;  van  yara  guerhoh,  schräge  gelegtes  hole.  Aber  pg,  yarar  heif^t 
auch  ein  schiff  ans  land  ziehen;  dsgl.  (intrans.)  scheitern,  letztere  bedeu- 
tung  hat  auch  sp.  yarar,  barar,  daher  desyarar  wieder  flott  werden. 

Vascello  it,  sp.  baxel,  pg.  baixel  schiff,  pr.  yaissel,  fr.  yaissean 
grfäß,  schiff,  waUon.  yahai  sarg;  von  yascellum  Grrut.  Inscript.,  dinUn. 
von  vas,  yasculum.  Ein  altes  zeugnis  der  span.  form  bei  Isidorus: 
phaselas  est  nayigium,  qnem  nos  ^corrapte'  baselam  dicimus.  Daneben 
für  die  ursprüngl.  bed.  gefäß  it.  yasello,  sp.  yasillo,  baxillo  u.  s.  w. 

Vassallo  it.  pg.,  sp.  yasallo,  pr.  fr.  yassal  lehnsmann,  nUat.  yas- 
sallus.  Die  älteste  lat.  form,  e.  b.  in  der  L,  Alam.,  ist  yassns  mü  der 
bed.  mann  vom  dienstgefolge,  und  noch  unter  Ludwig  dem  frommen  heißt 
es:  quos  yassos  'yulgo*  yoeant  Die  roman.  spräche  aber  kennt  yas  nicht 
mehr,  sie  gab  es  hin  für  das  klangvollere  yassall.  Eine  ciUfr.  bedeutung 
des  letzteren  ist  mann,  streitbarer  mann:  die  Livr.  d.  rois  haben  yassal 
für  vir  p.  119.  204,  für  pugnator  p.  174,  doAer  yasselage  tapferkeit,  wie 
bamage  von  baron.  Den  deutungen  aus  lat,  yir  oder  yas  yadis  oder 
aus  dem  goth.  yastjan  (Meiden,  yassns  s.  v.  a.  vestitus,  investitus)  wider- 
strebt der  buchstabe;  mit  recht  erinnert  Leibnitz  an  kymr.  gwäs  junger 
mann,  diener :  an  erstere  bedeutung,  nicht  wohl  an  letztere,  knüpft  sich  die 
altfranz,  "^ streitbarer  mann,  alle  drei  bedeutungen  vereinigt  z.  b.  das  ahd. 
degan  junger  mann,  held,  diener.  Die  rom.  form  yassal  wird,  da  kein 
sufßx  all  vorhanden  ist,  durch  anlehnung  an  das  kymr.  adj.  gwasawl 
(dienend)  entstanden  sein.  Die  aufnähme  von  yassas  in  die  ndat.  oder 
roman.  spräche  muß  man  übrigens  in  die  früheste  zeit  setzen  {vgl.  fr. 
yeme  aus  gwernen),  da  man  später  gnassus  gesagt  haben  würde.  Eine 
abl.  ist  oitfr.  yaslet,  yarlet  knabe  (anständiger  als  gar^on,  an  dessen 
stelle  z.  b.  die  limous.  mundart  nur  efon  d.  i.  enÜEint  gebraucht),  nfr. 
valet  diener,  it.  valetto.  Ein  geringerer  vassall,  nach  dem  gemeinen 
sprachgebrauche,  besonders  in  der  Normandie,  ein  afterlehnsmann  hieß  fr. 
yavasseur  (vasseur  Ruteb.  />  160),  pr.  yasyassor,  yalyassor,  ndat.  ya- 
vassor,  yavassorius  u.  dgl.,  fem.  altfr.  yavassore,  ddher  it.  yaryassore  und 
barbassoro,  (ütvai.  vervesor  JFebr.  96,  vielleicht  zsgs.  aus  yassus  yasso- 
rum  vassall  von  vassallen.     Vgl.  zu  diesem  artikel  Potts  Forsch.  II,  347. 

Vecchio,  yeglio  it.,  wai,  yeachiu,  sp.  yiejo,  pg.  yelho,  pr.  yielh, 
fr.  yieil,  yieux  alt;  von  yetulus  yetlus  yeclus,  letzteres  schon  bei  einem 
alten  grammatiker  "yetulus,  non  yeclus'  Anal,  gramm.  p.  443,  curte 
vecla  Tirab,  II,  p.  IT"  (v.  j.  762),  selbst  it.  veclo  lacomino  ed.  Ozanam, 
Doc.  hist.  294.  —  Das  primitiv  yetus  hat  nur  die  altfranz.,  nicht  die 
prov.  mundart  behalten.  Es  lautet  mit  richtigem  diphthong  yi^s,  fem. 
ebenso,  z.  b.  une  yi^s  haire  Bari.  123,  24;  doch  auch,  ind^  man  s  zum 
stamme  rechnete,  yiese,  plur.  yieses.  Andre  reste  des  Wortes  liegen  vor 
im  altsp.  adverb  de  yedro  von  alters  her,  und  in  geographischen  namen^ 
wie  pg.  Torres  yedras,  sp.  Murviedro,  it.  Castel-yetro. 

Vece  it.  sbst,  adverbial  sp.  pg.  yez,  pr.  reiz,  fr,  fois,  npr.  fes 
(altpr.  fetz  nur  im  Gir.  de  Boss.),  letztere  formen  mü  Verwandlung  des 


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I.   VEGLIA-VERNICE.  339 

* 

V  tn  f  (vgl.  unten  via  1);  vom  lat  vice,  a.  b.  tribus  vicibus  dreimal. 
Daher  düsp.  aUpg.  pr,  vegada,  churtc.  gada,  worin  sich  g  jsfu  z  verhalt 
wie  im  sp.  pr.  perdigon,  pg.  perdigao  aus  perdiz,  perditz. 

Veglia  ity  sp.  vela,  pg.  vigia,  pr.  velha,  fr.  veille  nachtwache;  vb. 
vegliare  ff.;  sp.  veleta  Wetterfahne  (wächter)^  it.  veletta  schildwache; 
von  vigilia,  vigilare. 

Velleitä  ü.  sp.  veleidad,  /r.vell6it6,  en^Z.  velleity  wiUe  ohne  that; 
vom  inf.  volle,  ein  in  der  schtde  entstandenes  wort. 

Veltro  it.y  pr.  veltre,  altfr.  viautre  Jagdhund^  com.  guilter;  dltfr. 
V lautrer  jagen  (auf  schweine).  Martial  hat  verträgus:  non  sibi,  sed 
domino  venatur  verträgus  acer;  Gratius  spricht  dafür  minder  gut  ver- 
träba,  in  der  L.  Burg,  steht  veltrahus,  in  der  L.  Sal.  veltrum,  veltrem 
(acc.),  in  den  ScJüettst.  glossen  37 ,  28  veiter,  in  den  Florent  glossen 
p.  948''  veltra.  Es  unrd  von  Adian  als  ein  celtisches  wort  bezeichnet: 
eil  öi  ^odci%€ig  xvvsg  ai  xeXTixal  -mxXovvtoi  f,iBv  oveQvgayoc  xvvsg  qxavy 
Tfj  xBXxiM.fl,  nach  Zeuß  7,  p.  6,  vgl.  46.  166 y  vom  cdtirischen  traig  /u)5, 
verbunden  mit  der  intensiven  partikd  ver.  Darüber  und  über  vieles  andre 
dieses  u)ort  betreffende  sehe  man  Diefenhachs  Orig.  europ.  p,  330  ff, 

Venerdi  it.,  fr.  vendredi,  pr.  cot.  divendres  freitagy  von  Veneria 
dies,  dies  Veneria;  sp.  yiernes,  pr.  auch  venres  vom  gen.  YeneriSj  wal. 
vineri,  ven.  v6nere,  romagn.  v6nar.  Dafür  pg.  sexta  feira.  Eigenthüm- 
lieh  ist  der  sardische  ausdruck  chenäbura,  chendura,  cenabara  von  coena 
pura,  weil  man  an  diesem  tage  nur  magere  speisen  genießt. 

Vengiare  i^.,  sp.  vengar,  pg,  vingar,  pr.  vengar,  venjar,  fr.  venger 
rächen;  von  vindicare  (wal.YindeQk  heilen  d.h. retten).  Zsgs.  i?r.  re ven- 
jar, aUfr.  revenger,  nfr.  revancher,  sbst.  revanche;  net^r.  ch  =  cdtfr. 
g  ebenso  in  nache  =  nage. 

Ventaglio  it.,  sp.  ventalle  fächer,  pr.  ventalh,  /r.  ventail  luftloch, 
vantail  thürflügd,  ^ventail  fächer,  it.  ventaglia  u.  s.  f.  visier  des  hehnes ; 
von  ventus,  vgl.  ventana  II.  b. 

Ver  pr.  altfr.  frühling;  daher  sp.  verano,  pg.  veräo  spätfrüh- 
ling;  esgs.  pr.  primver,  it.  sp.  pr.  primavera,  wal.  primevare,  altfr. 
primevere,  bask.  (labort.)  primadera  frühling,  eigentlich  erster  frühling, 
Vorfrühling,  welchen  begr^  es  noch- im  span.  ausdrückt;  dafür  /r.  pr  in- 
te mps,  piem.  schlechtweg  prima,  occit.  pnmo(f.).  Der  Venejrianer  nennt 
diese  Jahreszeit  verta,  in  Dauphine  heißt  sie  pipa,  s.  oben  s.  v.  piva. 

Vergogna  it.,  pg.pr.  ebenso  vergonha,  /r.vergogne,  5p.  vergüenza, 
alt  vergttefia  Rg.  schäm;  von  verecundia  mit  ausgefcdlnem  d  wie  in  Bour- 
gogne  von  Burgundia,  wogegen  im  span.  schärfung  des  d  JSfu  z  eintrat. 

Vermiglio  it.,  sp.  bermejo,  pg.  vermelho,  pr.  fr.  vermeil  roth, 
mlat.  vermiculus  schon  im  6.  jh.,  s.  Breq.  n.  40  palla  vermicula;  vom 
sbst.  vermiculus  unirmchen  (das  die  scharlachfarbe  gibt). 

Vernice  ü^  sp.  bemiz,  bamiz,  ^r.  vernitz,  fr.  vernis  eine  art  lack 
oder  glansfarbe,  daher  engl,  varnish,  kymr.  bemais,  dtsch.  fimis ;  vb.  it. 
vernioiare,  sp.  bamizar,  pr.  vemissar,  /r.  vemisser,  auch  »^.  vernicare, 


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340  I.   VERRINA-VIA. 

pr.  bernicar,  endlich  auch  fr.  vernir,  vgl,  bei  den  Alten  l'escu  d'or 
vernis  Fier.  p,  6i,  5,  Gayd.  p.  178.  Des  wortes  herkunft  ist  ^zweifelhaft. 
Billig  geht  man  vom  vb.  vernir  als  dem  einfachsten  producte  aw5,  daher 
vernis,  it.  vemice:  es  könnte  im  ahd.  bemjan  für  brenjan  glänzend 
machen  (dies  von  brinnan  glämen)  seine  quelle  habeny  dllein  nie  erweicht 
sich  anlautendes  deutsches  b  in  v,  da^  sp.  b  aber  ist  kein  zuverlässiger 
führer,  da  es  oft  für  v  eintritt.  Eben  so  wenig  gewicht  hat  das  dem  ital. 
erst  nachgeformte  mittdgr.  ßsQvUr].  Darum  verdient  Menage^s  erTdärung 
den  Vorzug:  vernir  ist  =  vitrinire  glasieren  (das  adj.  vitrinus  für  vitreus 
findet  sich  im  pr.  veirin),  eine  bedeutung,  die  auch  das  it.  vitriare,  das 
sp.  vedriar,  das  sard.  imbidriare  entwickelt  haben.  Noch  möge  bemerkt 
werden,  daß  Lessing^  ed.  Lachmann  IX,  482 j  in  einer  bei  Theophilus 
vorliegenden  form  fomis  das  Stammwort  unseres  firnis  vermuthety  ohne 
es  jedoch  zu  erklären. 

Verrina  t^.,  sie.  virruggiu  bohr  er ,  henneg.  v6rin  schraube ,  fr, 
vrille  {für  verille)  kleiner  bohr  er;  dahin  auch  it.  verricello  haspd. 
Augenscheinlich  sind  diese  Wörter  eines  Stammes,  nicht  (ä)er  von  virare, 
das  in  allen  ablätungen  sein  i  behauptet:  ihm  mag  etwa  das  neupr.  birou, 
birounieiro  bohrer  entsprossen  sein.  Jene  Wörter  schließen  die  Vorstellung 
des  drehenSj  windens  in  sich  ein,  vrille  heißt  auch  die  schraubenartig  sich 
windende  ranke  des  weinstocks  (also  nicht  von  viriculum  meißel)  und  so 
dürfte  man  auf  veru,  da  dem  sich  drehenden  bratspieß  der  bohrer  wohl 
verglichen  werden  konnte,  vermuthen,  um  so  eher  als  sich  verrina  befrie- 
digend ai4S  dem  Plautinischen  veruina  d.  i.  veru-ina,  worin  das  hiatus 
machende  u  ausfid,  erklärt.  Identisch  mit  verrina  ist  sard.  berrina,  bar- 
rina,  cat.  barrina,  vielleicht  auch  sp.  barrena,  aber  pg.  verruma  wird 
wohl  besser  auf  das  gleichbed,  arab.  bairam  oder  barimab  Fregt.  I,  114'' 
zurückgeleitet.  Zu,  vergleichen  ist  auch,  was  Engelmann  p.  74  darüber 
bemerkt. 

Versare  it.,  versar  pr.,  verser  fr.,  versa  wal.  ausgießen,  vergießen; 
von  versare  (das  gefäß)  umkehren,  eine  bedeutung,  die  auch  das  wal. 
turnä  erworben  hat.  Dasselbe  wort  ist  altsp.  bosar,  nsp.  rehossLY  =^  lat. 
vorsare,  revorsare,  mit  bekanntem  ausfalle  des  r  vor  s. 

Verza  lomb.  pg.,  berza  sp.,  vearz^-  wal.,  verzotto  it.  kohl,  wirsig, 
daher  sp.  bercero  kräuterhändler.  Die  herkunft  dieses  wortes  unterliegt 
keinem  bedenken,  wenn  auch  mlat.  brasicia  Gl.  Flor.  (Diuliska  II,  232) 
zu  widersprechen  scheint:  es  ist  das  lat.  vWdia  (plur.)  gartengewächse, 
das  der  Verwandlung  in  verza  nicht  entgehen  konnte.  Mhiage  hält  it. 
berza  Schienbein  für  dasselbe  wort,  eigentl.  kohlstrunk,  und  vergleicht 
wegen  der  bedeutung  fr.  tige,  ü.  gambo.  Für  verza  auch  it.  sverza  kohl, 
Splitter. 

Verziere  it.,  sp.  vergel,  /?r.  vergier,  /r.  verger  garten;  vom  gleich- 
bed. viridiarium  oder  viridarium,  pr.  auch  verdier.  Verzaria  (plur.)  hat 
schon  eine  Urkunde  v.  j.  752  Mural.  Änt.  ital.  V,  1011. 

Via  it.  adverbium  die  frage  'wie  oft*  zu  beantworten,  una  via  ein- 


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I.    VIA— VIOLA.  841 

mal  PPS.  L  491,  due  via  tre  zweimal  drei;  vom  shst.  via  wegj  vgl.  das 
ebenso  angewandte  nord.  gang,  das  ndl.  reis.  Via  härtäe  sich,  scheint 
eSy  in  fia,  altfr.  fie,  üblicher  die  abl.  it.  fiata  (dreisilb.),  altfr.  fiede 
LEs.  lly  fi6e,  foi^e,  noch  jetzt  wallon.  feie.  Zsgs.  it.  tuttavia,  sp.  to- 
davia,  altfr.  toutesvoies,  nfr.  toutefois  düemal,  dennoch. 

Via,  SU  via  it.,  sp.  via  (z.  b.  via  comer!  Silva  ed.  Grimm  p.  267 j 
vgl.  Apol.  388),  pr.  altcat.  via  sus  Chx.  V,  74,  BMunt.  206"",  interjection 
der  ermunterung;  vom  sbst.  via,  eigentl.  ^atrf'  den  weg!*  Auch  in  der  bed. 
weg!  wird  ital.  nebst  churw.  via  gebraucht;  dafür  bedient  sich  die  maü. 
mundart  des  dtschen  fort! 

Viaggio  it.,  sp.  viage,  pr.  viatge,  fr.  voyage,  u;aZ.  viadi  reise;  vb. 
viaggiare  ff.  reisen,  von  viaticum  reisegeld,  schon  bei  Venant.  Fort,  in 
roman.  bedeutung  vorkommend,  s.  Ducange. 

Vigliacco  it.,  sp.  bellaco,  j)^.  velhaco  niedrig,  schlecht;  abgeleitet 
von  vilis  (Rom.  gramm.  II,  305) ;  nach  andern  wäre  es  vom  völkemamen 
Valachus,  s.  Mayans  y  Siscar  I,  104.  Das  fr.  veillaquerie  Roquef.  ist 
aus  dem  spanischen. 

Villa  it.  landhaus,  sp.  villa  marJctflecken,  fr.  ville  stadt.  Bereits 
in  der  L.  Sal.  hat  villa  neben  der  ursprünglichen  die  bed.  weiler,  dörf- 
chen  (Pardessus  p.  389,  DC.  s.  v.),  im  prov.  und  altfr.  bemerJct  man 
noch  die  IcUein.  oder  die  span.  bedeutung;  in  der  Passion  Christi  unrd 
Bethfage  castellnm  und  ebenso  Gethsemani  villa  oder  praedium  (Matth. 
26,  36,  Marc.  14,  32)  mit  vila  übersetzt,  während  Jerusalem  ciptad 
heißt,  s.  auch  Henschel  s.  v.;  endlich  bezeichnete  es  jede  Stadt  von  betiebi- 
ger  grosse.  Dem  abgel.  it.  villano,  sp.  villano,  pr.  vild,  aitfr.  vilain 
bauet  legte  der  Standesgeist  des  mittelalters  auch  die  moralischen  neben- 
bedeutungen  niedrig,  schurkisch,  häßlich  bei,  welche  im  prov.  die  haupt- 
bedeutungen  (bauer  heißt  hier  pagös),  im  neufr.  die  einzig  verbliebenen 
sind,  die  auch,  in  rücksicht  auf  vil  {lat.  vilis),  die  alte  Schreibung  mit 
einfachem  1  fortzuführen  anlaß  gaben. 

Viluppo  it.  Wickel,  gewirr;  vb.  altsp.  volopar  Bc.  Mil.  268,  pr. 
dass.,  altfr.  voleper;  dsgl.  lY.  invilupare,  jpr.  envolopar,  envelopar,  npr. 
agouloupd,  fr.  envelopper  einunckeln;  prov.  auch  revolopir  herumwerfen. 
Wie  nahe  auch  volutare  zu  liegen  scheint,  so  ist  es  doch  grammatisch 
nicht  mit  dem  roman.  werte  zu  einigen.  Entsprang  dies  aus  volup,  so 
daß  vilupparsi  ursprüngl.  bedeutete  sich  hätscheln,  sich  warm  halten?  Man 
bedenke  aber  auch  it.  luflfo  gewirr,  gleichbed.  mit  viluppo.  In  oberüal. 
mundarten  hört  man  fiop  für  letzteres,  es  wirft  aber  kein  licht  auf  die 
etymologie,  da  es  ßr  flop  und  dies  für  vlop  zu  nehmen  ist.  Es  begegnen 
einige  formen  mit  Ip  statt  lop,  lup :  altval.  (bei  A.  March)  envolpar,  ro- 
magn.  agulp6  einwickeln,  ven.  imbolponare  einpelzen:  man  wird  sie  als 
contractionen  betrachten  müssen,  da  vulpes,  an  das  man  zunächst  denken 
dürfte,  nie  die  bed.  fuchspelz  zeigt. 

Viola  it.  sp.  pg.y  pr.  viula,  viola,  fr.  viole,  wai.  viöar^  ein  Saiten- 
instrument, daher  violino,  violone  u.  s.  w.  Es  ist  eins  der  schunerigeren 


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342  I.   VIRA— VIRAR 

Wörter j  doch  scheint  es  nicht  unlösbar.  Zu  bemerken  ist  sfuvördersty  daß 
der  Proveneale  zweisilbig  yfula,  vlola  spricht  (der  diphthong  iu  isi  ihm 
unbekannt);  aus  vlola  konnte  wofd  fr.  viöle,  it.  viöla  werden,  nicht  aus 
viöla  das  pr.  vlola:  man  muß  also  von  der  prov.  form  als  der  ältesten 
ausgehen  und  darf  nicht  außer  acht  lassen,  daß  das  wort,  wie  aUe  mit  v 
anlautenden,  vorzugsweise  lateinische  herkunft  in  anspruch  nimmt.  Der 
nüat.  ausdruck  für  dasselbe  instrument  ist  vitala,  und  dies  kann  nur  ab- 
gezogen sein  aus  dem  alten  lat  vitulari  springen  wie  ein  kalb,  sich  lustig 
gebärden  {dieselbe  bedeutung  hat  unser  mundartl.  kälbern,  ndd.  kalveren), 
die  Violine  aber  war  die  üblichste  begleiterin  der  lustbarkeiten,  ein  dichter 
(bei  Ducange)  nannte  sie  darum  vitüla  jocosa.  Springen,  tanzen,  musi- 
eieren  sind  ineinander  gehende  begriffe  (vgl.  giga  I,  carole  //.  c),  und  daß 
vitulari  ein  sbst.  vitula  mit  dem  concreten  begriffe  eines  instrumentes 
lieferte,  ist  den  Sprachgesetzen  gemäß:  so  entstand  it.  leva  h^el  aus  le- 
vare  u.  dgl.  Aus  vitala  aber  ward  durch  Umstellung  pr.  vlutla  {wie 
veaza  aus  vidua,  teune  aus  tennis)  und  endlich  vlula,  vlola  {wie  rolar 
aus  rot'lare),  hieraus  it.  viöla,  das  nicht  unmittelbar  aus  vitula  entstehen 
konnte,  ^p.  vihuela  (h  zur  Währung  des  hiatus),  fr.  viole,  altfr.  lieber 
vi  eile,  viele  (dreisilbig),  vitella,  mhd.  vigele.  Sollte,  wie  auch  Wacker- 
nagd  vermuthet,  unser  ahd.  schon  bei  Otfried  vorkommendes  fidula,  mhd. 
fiedel,  das  dieselbe  sache  ausdrückt,  nicht  desselben  Ursprunges  sein  wie 
viola?  Rom.  v  ward  ja  auch  sonst  in  f  geschärft,  in  den  Cassder  glossen 
z.  b.  ferrat,  fidelli  für  verrat,  videlli  geschrieben.  Man  erklärt  es  wohl 
aus  fidicala,  was  aber  der  buchstabe  nicht  gestattet.  Wir  hätten  alsdann 
in  dieser  deutschen  form  ein  älteres  zeugnis  für  vitula,  als  die  mlat.  litte- 
raiur  zu  bieten  scheint.  —  Mn  prov.  dichter  braucht  viular  auch  von 
blasinstrumenten  Chx.  IV,  167. 

Vira  sp.  pg.  pr.,  altfr.  vire  pfeil,  bolzen,  bret.  blr;  sp.  virote, 
it.  verretta  {bei  Ferrari  iveretta)  speer.  Vira  aus  veru  ist  gegen  die 
regel,  da  betontes  6  nicht  in  i  übergeht.  Besser  darum  denkt  man  an  eine 
zusammenziehung  aus  vipera,  sp.  vlbora;  vira  z.  b.  in  einer  neap.  chronik 
(et  parme  che  al  cor  me  jonga  una  vira  Mur.  Änt.-  VI,  694)  übersetzt 
der  herausgeber  mit  vipera.  Wegen  der  begriffsentwicklung  vgl.  givre 
n.  c.  Gegen  herleitung  von  veretta  aber  aus  veru  läßt  sich  nichts  ein- 
wenden  {vgl.  oben  verrina). 

Vi  rar  sp.  pg.  pr.,  altfr.  virer,  piem.  yvth  drehen,  henneg.  virler 
rbllen,  sp.  auch  birar  ein  schiff  wenden;  sbst.  pr,  viro  kreiß,  umfang, 
nur  als  adverb  oder  präposition  gebraucht,  en-viro,  auch  fr.  en-viron,  so 
auch  altspan.  Alex.  784;  vb.  invironare  umringen.  Virare  ist  alt  und 
zeigt  sich  in  handschriften  der  L.  Alam.  Die  herleüung  aus  gyrare 
unterliegt  schwerem  bedenken,  da  gi  woM  nie  in  vi  ausartet.  War  es  ein 
wort  der  romana  rustica?  Lat.  viria  bedeutet  armschmuck  d.  i.  armring, 
altfr.  vire,  romagn.  vira,  com.  ven.  chw.  vera,  it.  viera  ring,  reif  (nicht 
eben  zum  schmuck)  und  so  heißt  auch  das  dem  lat.  viriola  entsprechende 
sp.  virola  nebst  birola,  altfr.  virole  etwas  ringförmiges;  wal.  verig^  an- 


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I.   VISCIOLA-VIVOLE.  343 

ntdus  verweist  Diefenbach  mit  recht  auf  das  slav.  veriga  catena.  In  den 
Isid,  glossen  liest  man  viria,  viriola  ^brachiales ;  beide  Wörter  sollen  aber 
fremdes  Ursprunges  sein:  yiriolae  celticae  dicuntur,  viriae  celtibericae 
Plin.  H.  N.  33,  12(Hard.).  Humboldt,  Urbewohner  Hisp.p.  79,  halt  mit 
beMehung  auf  diese  notiz  den  stamm  für  einen  iberischen  von  den  Celti- 
beriem  den  Gelten  mitgetheilten,  im  bask.  biruncatu  (drehen,  wenden) 
noch  enthaltenen,  das  aber  seine  lat.  herkunft  (verruncare)  schwer  ver- 
läugnen  kann;  auch  die  deutung  des  twiw^ns  Viriatus  'spangenträger  aus 
diesen^  stamme  beruht  auf  einer  rein  subjectiven  auffassung. 

Vfsciola  it.,  wal.  vlsine  (ngr,  ßlaivov)^  mit  verändertem  anlaut  fr. 
guigne  (alt  guisne),  sp.  guinda,  bask.  (navarr.)  guile  eine  art  kirschen, 
ahd.  wlhsela,  nhd.  weichsei,  auch  in  den  slavischen  sprachen  einheimisches 
wort,  vgl.  Schmäler  IV,  17. 

Ylso  altit.,  vis  pr.  aUfr.  in  Verbindung  mit  dem  vb.  esse  und  dem 
dat.  der  person;  vom  lat.  partic.  visum:  it.  fu  viso  a  me  =  Zo/.  visum 
mihi  fuit,  Rom.  gramm.  III,  198.  Zsgs.  it.  avviso,  pr.  fr.  avis  in 
derselben  bedeutung  und  als  subst.  guiachten,  meinung,  nachricht,  sp.  aviso 
in  letzterem  sinne,  vb.  awisare  ff.  meinen,  überlegen,  benachrichtigen. 

Visto  it.,  altfr.  viste,  nfr.  vite,  pr.  vist,  gase,  biste  ac^j.  und  adv. 
munter,  rasch,  e.  b.  altfr.  remuanz  fti  et  preux  et  vistes,  plus  legier 
home  ne  velfetes  Rom.  de  la  rose  s.  Boquef.;  das  nfr.  adj.  aber  kann  auf 
Personen  nicht  mehr  angewandt  werden.  Ist  es  von  vegetus  mit  einge- 
schaltetem s?  alsdann  wäre  es  in  Frankreich  entstanden  und,  une  auch 
Redi,  Etimol.  ital.,  meint,  in  Italien  eingeführt.  Aber  dieses  eingescho- 
bene s  der  Franzosen  (Rom.  gramm.  I,  456)  hol  in  keiner  andern  roman. 
spräche  eine  spur  hinterlassen;  sp.  cisne  ist  nicht  vom  altfr.  cisgne  = 
lat.  cygnas,  und  it.  desinare  vermuthlich  auch  nicht  vom  altfr.  disgner 
=  lat.  dignare;  übrigens  hätte  sich  aus  vegestus  eher  voiste  als  viste 
gebildet.  Zu  erwägen  ist,  daß  man  ital.  at4ch  vispo,  maü.  viscor  und 
vivisc  (von  vivus)  sagt:  sollte  man  mit  vivisco,  visco  angefangen  und 
das  wort  durch  die  beiden  andern  tenues  (vispo,  visto)  variiert  haben? 
aber  solche  Variationen  scheint  sich  die  spräche  nicht  zu  erlauben,  und  so 
muß  man  sich  weiter  umsehen.  Visto  kann  üal.  Ursprungs  sein,  auf  ital. 
weise  verkürzt  aus  awisto  für  aweduto  umsichtig:  in  einem  alten  genues. 
gedickte  liest  man  omi  destri  valenti  e  avisti  ArcMv.  stör.  ital.  app.  num. 
18,  p.  33.  Die  bedeutungen  liegen  nicht  zu  weit  auseinander:  der  mun- 
tere sieht  sich  um  nach  allen  Seiten:  vermöge  derselben  auffassung  ward 
z.  b.  aus  dem  it.  all'erta  behutsam,  vorsichtig,  das  fr.  alerte  wachsam, 
munter,  flink.  Merkenswerth  ist  das-  adverbiale  piem.  vist  non  vist,  auch 
vist  e  pris  d.h.  im  augenblick,  welches  offenbare  participien  sind. 

Vitriuolo  i^.,  sp.  vitriolo,  pr.  fr.  vitriol  ein  mineralisches  salz: 
von  vitrum  wegen  seiner  glasartigen  beschaffenheit. 

Vivole  it.  (pl.),  sp.  abivas,  adivas,  fr.  avives  (fpl-)^  mlcU.  vivolae 
(13.  jh.)  die  Speicheldrüsen  des  pferdes,  dsgl.  eine  kranJcheit  dieser  drüsen, 
daher  unser  feifei.     Woher  aber  das  roman.  wort?    Aus  faba  vermuthet 


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344  I.   VIZIO-VOLEKK 

Adelung,  weil  diese  drüsen  lohnen  ähnlich  seien,  weis  kaum  erwähnung 
verdient    Das  catal.  wort  ist  minovas  d.  h.  kröpfe. 

Vizio  it  fehler,  lasier,  auch  lüstemheit,  in  andrer  form  vezzo  Un- 
art, dsgl.  helustigung,  liehkosung  {churw.  vezs);  viziato  verdorben,  auch 
schlau,  durchtrieben;  vezzoso  reifend;  avvezzare,  invezzare,  wal, 
invetzä  gewöhnen,  disvezzare,  wai,  desvetzä  entwöhnen.  Span,  vicio  laster 
und  lüstemheit  wie  ital.,  überdies  üppiges,  geües  wachsthum  der  pflaneen; 
vezo  gewohnheit;  vicioso  fehlerhaft,  üppig;  vezar,  avezar  gewöhnen,  des- 
vezar,  malvezar.  Port,  vicio  laster  und  für  die  hed.  üppiges  wachsthum 
vigo,  entsprechend  vicioso  fehlerhaft,  vi^oso  üppig  (daher  der  städtename 
Villa  vigosa  d.  h.  in  einer  üppigen  gegend  gelegen);  vezo  gewohnheit, 
vezar,  avezar  urie  Span.  Prov.  vici  laster  und  Schlauheit  GO.  (catal.  ver- 
gnügen JFehr.  38),  vetz  gewohnheit;  viziat,  veziat,  vezat  schlau;  vezar, 
avezar  wie  span.,  envezar  belustigen,  urul  so  altfr.  voisi^,  envoisier.  ÄUe 
diese  Wörter  und  bedeutungen  knüpfen  sich  an  vTtium.  Man  hat  nament- 
lich wegen  der  bed.  gewohnheit  auf  vicem  verunesen,  welches  aber  den  der 
gewohnheit  fast  entgegengesetzten  begriff  Wechsel  ausdrückt  und  sich  übri- 
gens auch  durch  das  genus  (pr.  lo  vetz  =  vitinm,  la  vetz  =  vicem)  voh 
unserm  worte  scheidet.  In  betreff  der  bed.  üppiges  wachsthum  hat  man 
an  das  vb.  vigere  gedacht,  aber  daraus  war  das  sp.  vicio  nicht  eu  ge- 
winnen. Vitium  ist  einerseits  unart,  üble  angewöhnung,  wie  denn  auch 
it.  vezzo  angewöhnte  unart,  sp.  vezo  vornehmlich  üble  gewohnheit  bedeuten; 
andererseits  bezog  man  es  auf  den  hauptfehler  der  menschlichen  natur, 
Üppigkeit,  lüstemheit  (noch  fr.  vice  wollust);  gewandtheit,  Schlauheit  mag 
sich  daran  geknüpft  haben,  die  auch  Dante  seiner  lonza,  dem  sinnbilde 
üppiger  begier,  beilegt.  —  Es  findet  sich  ein  altfr.  adj.  viseus,  voiseus 
listig,  das  Wörterbuch  von  Douai  übersetzt  es  mit  sagax,  buchstäblich,  wie 
es  scheint  (denn  an  visus  ist  doch  wohl  nicht  zu  denken)  =  t^.  vezzoso, 
aber  mit  der  zweiten  bedeutung  von  viziato,  die  sich  wie  aus  vitiatus, 
auch  aus  vitiosus  enttvickeln  konnte.  Femer  findet  sich  ein  altfr.  subst. 
voisdie  Verschlagenheit,  das  sich  als  eine  ableitung  aus  dem  adj.  voisi6, 
prov.  gleichsam  vezadfa,  zsgs.  vesdfa,  voisdie,  zu  erkennen  gibt. 

Vogare  it.,  sp.  bogar,  pg.  pr.  vogar,  fr.  voguer  durch  rüder  ge- 
trieben fortschwimmen;  sbst.  it.  pg.  voga,  sp.  boga,  fr.  vogue  lauf  des 
Schiffes,  figürl.  schwang,  zug.  Ein  nicht  unpassendes  etymon  ist  unter 
Voraussetzung  einer  entarteten  form  wogön  {vgl.  unser  nhd.  wogen)  das 
ahd.  wagön,  mhd.  wagen  sich  bewegen,  in  wago  wesan  ==  Stre  en  vogue. 
Die  eigentliche  bed.  des  roman.  Wortes  ist  ^sich  fortbewegen,  fortgetrieben 
werden,  vornehmlich  durch  rüder,  aber  auch  durch  segel:  am  rems  et  am 
vela  s*en  van  a  mays  vogar  LB.  s.  v.,  so  noch  franz.  Es  versteht  sich, 
daß  vogare  euphonisch  wäre  für  gogare,  vgl.  vague  //.  c. 

Volere  it.,  pr.  voler,  fr.  vouloir,  wal.  vreä  wollen,  span.  nur  in 
Zusammensetzungen  vorhanden,  wie  si-vuel-qual  für  quüibet;  von  velle^ 
mit  Umbildung  des  infinitivs  nach  der  in  der  conjugation  vorherrschenden 
form  vol,  wdche  die  form  vel  schon  im  frühem  nüatein  zuweilen  ersetzt, 


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L   VOLTO— ZEBA.  345 

B.  h.  Yoleam  in  Cap.  dar.  Cal.  Bdluee  IT,  82,  volerent  in  alten  Urkunden^ 
t>as  todl.  vre^  shst.  vreare,   ist  den  andern  rotnan,  formen  vollkommen 
^analog:   volere  jssgs.  viere  vrere,   diphthongiert  vreare,  vgl.  dieselbe  he- 
handlung  des  \  im  lomb.  vor^. 

Volto  it.  pr.^  fr.  volte,  voüte,  tcal.  holt?,  sp.  böveda  (nebst  pg. 
aböbeda  aus  einer  eweiten  prov.  form  vonta  entstanden)  wendung,  auch 
gewölbe;  von  volvere  volutas,  rom.  voltus  (im  itdl.  und  prov.),  daher  vb. 
voltare,  sp.  voltear  u.  s.  w.     Vgl.  bulto  //.  b. 


z. 

Zafferano  it.^  sp.  azafran,  fr,  safran,  wal.  sofrän  eine  pflaneej  die 
namentlich  von  den  Mauren  in  Spanien  gebaut  ward;  vom  arab.  za'farän 
(ol-*^)  Freyt.  II,  238''.  —  Aus  derselben  arab.  xcureel  (za^fara)  sind 
auch  diejenigen  roman.  Wörter,  die  unserm  saflor,  cartJiamus  tinctorius, 
entsprechen,  wie  it.  zaffrone,  sp.  azafranillo,  pg,  afafroa,  fr.  safran; 
dsgl.Jt.  asfiori  (?),  sie.  nsfani,  ven.  asföro  (letzteres  die  fäden  unter  dem 
Safran  bedeutend),  sp.  pg.  alazor,  arah.  nzfnr.  S.  Weigand  saflor  1. 

Zagaia,  azagaia  pg.  sp.,  fr.  zagaie,  aitfr.  arcigaye,  archegaye,  it. 
zagaglia  Wurfspeer  der  Mauren;  nach  Sousa  vom  arab.  al-chazeqah 
(ch&zeq  laneenspitee  Freyt.  I,  483'').  Man  sehe  dagegen  Engelmann  69, 
Doey  76  (bei  letzterem  unrd  es  für  ein  wort  der  berbersprache  erklärt). 

Zanca  it.  sp.,  pg.  sanco  bein,  langes  bein,  stiel,  sp.  zanco,  lomb. 
zanch,  ven.  zanca  stelze,  pr.  sanca  cothum,  wie  Baynouard  übersetzt  (non 
porta  soc  ni  sanca  P.  Vidal),  sard.  zancone  Schienbein.  Dahin  wohl 
auch  pg.  chanca  sehr  langer  fuß,  sp.  chanclo  pantoffel  (vgl.  den  anlaut 
in  choclo  =  zoclo).  Die  Wörter  fügen  sich  zum  ätschen  zanke  für  zinke 
(s.  Schmeüer),  besser  noch  von  Seiten  ihrer  bedeutungen  zum  ags.  scanca 
bein,  tibia,  womach  sich  ein  ahd.  scaneho  annehmen  Jäßt.  Muratori,  Ant. 
itoi.  II,  429,  erkennt  dagegen  in  zanca  jenes  tzanga  des  Cod.  Theod,, 
das  die  den  roman.  Wörtern  weniger  zusagende  bed.  einer  beinbeTdeidung  hat. 

Zappa  i^.  chw.,  sp.  zapa,  wdl.  sap^  haue,  fr.  sape  Untergrabung; 
vb.  zappare  ff.  Kommt  es  vom  gr.  axaTtavTj  grabscheit,  axaTrreiv  graben, 
so  gieng  das  wort  von  Itcdien  at^s,  indem  sich  hier  der  anlaut  ax  in  z 
milderte  wie  in  zolla  aus  dem  altdeutschen  skoUa. 

Zatta  und  zättera  it.,  sp.  zata,  zatara  floß;  von  unbekannter  her- 
kunft. 

Zavorra  it.,  wal.  sabure,  ^.  zahorra  zsgz.  norra,  ballast,  schiffsand; 
von  sabnrra  mit  ders.  bed. 

Zeba  it.,  sp.  masc.  chib'o,  chivo,  fem.  chiba,  chiva,  pg.  chibo 
junger  Ziegenbock,  junge  ziege,  zicklein.  Die  hinweisung  auf  das  ahd. 
zebar  opferthier  mit  rücksicht  darauf,  daß  die  Langobarden  ziegenopfer 
brachten  (s.  1.  ausg.),  ist  zu  gewagt.  Mit  unserm  ziege  haben  diese  Wörter 
allerdings  nur  die  erste  silbe  gemein;   aber  der  stamm  mit  labioiauslaut 


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346  I.   ZEBRO— ZDfBELLO. 

Icommt  auch  im  deutschen  zibbe  lamm  Frisch  II,  473^,  im  aihan.  tzgiep 
(Xylander)  und  tsjap,  wci.  tzap  aiegenbock  vor,  Ziu  bemerken  ist  awcÄ 
das  mit  tzap  fleichb.  lontb.  zav^r. 

Zebro  it,,  sp,  pg.  zebra,  fr.  z^bre  ein  säugethier  im  sücttichen 
Africa,  woher  auch  der  name, 

Zecca  it,  chw.  zecc,  zecla,  /r.  tiqne  ein  insect,  hohhock;  vom  ndd. 
teke,  mhd.  z^'che,  nhd.  zecke. 

Zediglia  it.,  sp,  cedilla,  fr,  c^dille  häkchen  unten  am  c,  um  ihm 
die  ausbräche  des  z  eu  gehen,  früher  cz  geschrieben  (canczon  =  canQon, 
czo  =  50);  dimin,  von  zeta. 

Zelo  it,  sp,  pg.,  in  letzterer  spräche  auch  cio  für  cilo,  fr.  zMe 
eifer;  von  zelus  (trjXog)  hei  spätem.  Daher  it.  zelo  so,  sp,  zeloso,  i>^. 
cioso  eifrig,  eifersüchtig;  mit  palatoder  ausspräche  des  z  {wie  in  giuggiola  . 
aus  zizyphum,  gengiovo  aus  zinziber)  it.  geloso,  pr.  gelos,  fr.  jaloux, 
das  Tasso  artig  mit  gelo  verbindet  12,  22,  sbst.  gelosia  u.  s.  f,  eifersucht, 
dsgl.  fenstergitter,  sp.  celosia.  Zsgs,  sp,  Teze\B,r,  pr.  recear  argwöhnen, 
sbst.  rezelo,  receo. 

Zendale  it.  (sendale  Barherino),  sp.  pg.  pr,  oitfr.  cendal,  mhd. 
zend&l,  zindal,  nhd,  zindel,  auch  it,  zendado,  pr,  sendat,  mhd.  zendat, 
eine  art  taffent,  in  Frankreich  namentlich  ssu  f ahnen  verwandt,  s.  Ducange, 
Roquefort,  Raynouard,  span.  auch  ein  feiner  leinener  stoff;  erklärt  man 
gewöhnlich  aus  sindon  feine  leinwand. 

Zenzär a,  zanzära it.,  wcd.  tzenzarin,  sp.  zenzalo,  altfr,  cincelle'&t^' 
Gl.  de  Lille  p.  12^  (Seh,  29),  so  auch  ahd,  zinzila,  zinzala,  mücke,  schnake, 
vgl.  (üb.  zfnziras  grille.  Offenbar  ein  naturausdruck  von  dem  laute  des 
thierchens,  das  der  Catalane  mosqnit  de  trompa  trompetenmücke  nennt 
(aaXniy^  0  Tr^wxTÖg  hriv  aga  tüv  i^mdtov  Arisioph.  Nub.  165),  aber 
schon  vorgesfeichnet  im  lat.  zinzilulare  /mitschem,  vgl,  auch  mhd,  gelse 
Schnake,  von  gal  gesang  Weigand  I,  460,  Dahin  auch  das  port.  vb. 
zinir,  zanir  sumsen  (von  insecten). 

Zenzövero,  z^nzero  und  gengiovo  it.,  sp.  gengibre,  agengibre, 
pr.  gingebre,  fr,  gingembre,  wal,  ghimberiu,  mncU,  ghincbere  u.  s,  w. 
ein  gewüre,  ingwer;  vom  lat,  zingiberi  {^lyyißeQi),  zinziber,  das  aus  dem 
Orient  stammt.     Wegen  g  aus  z  s.  zelo. 

Zero  it,  sp.  pg.,  z6ro  fr.  das  eahUeichen  nuU;  vom  gleichbed.  arab. 
^ifron,  Qi'hron  eigentl.  gane  leer,  s.  oben  cifra,  worin  das  arab.  §  io^) 
durch  c  ausgedrückt  ward,    Mailändisch  helfet  jenes  eeichen  nulla. 

Zibellino  it.,  pr,  sebeli,  sembeli,  fem,  sp,  pg.  cebellina,  zebel- 
lina,  fr.  zibeline,  nüat  sabellinas,  sabellum,  altfr.  sable,  engl,  sable, 
deutsch  zobel;  ein  mit  der  sache  aus  dem  fernen  nordosten  gekommenes 
wort,  russ,  soboV,  serb,  samur,  wäl.  samür. 

Zibetto  it.,  civette  fr.  eibethkatee,  auch  aibeth;  morgenländ.  wort, 
mittelgr.  ^aniriov,  man  sehe  Pott  in  Lassens  Ztschr,  IV,  17,  Span,  gato 
de  algalia  genannt, 

Zimbello  it.^  sp.  cimhel,  pr,  altfr,  cembel  lockvogel,  lockung;  vb. 


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I.   ZIO-ZÜCCHERO.  347 

it.  zimbellare,  alt  cim bellare  PPä.  /,  77,  pr.  cembelar  (von Baynouard 
unrichtig  übersetzt)^  cütfr,  cembeler  (encembeler  NFG.  II,  7)  anlocken. 
Cymbalam,  dimin.  cymbellum,  hieß  das  glöcJcchen,  das  die  mönche  eur 
inoMzeit  rief;  die  Übertragung  auf  lockvogd  lag  nahe.  Ältfr.  und  pr. 
cembel  hedetdet  überdies  Zusammenkunft  zur  kurzweily  vornehmlich  zum 
Waffenspiel  oder  das  waffenspiel  selbst,  daher  cembeler  tumieren,  altsp. 
cempellar  bei  Berceo.  —  [Genaueres  über  die  bedeutungen  des  dltfranz. 
Wortes^  lockung,  hinterhalt,  gefecht,  Standarte,  sehe  man  bei  Gachet  s.  v.] 

Zio  it.,  sp.  pg.  tio  oheim,  it.  zia,  sp.  pg.  pr.  tia  (pr.  sia  Leys 
d'am.  I,  48)  muhme;  vom  spätem  lat.  thius,  thia  nach  dem  gr.  &etog, 
d-eia.  Die  ital  formen  zeigen  schon  die  ScUettst  glossen  29,  68  patruns 
^zius,  fetirro^  (vetter). 

Zirlare  it.,  sp.  chirlar,  chirriar,  pg.  chirlar,  chilrar  schreien, 
zwitschern-,  geht  zurück  auf  zinzilnlare,  verkürzt  zilulare. 

Zitto  (fem.  zitta)  it.,  sp.  chito,  chiton,  fr.  chut,  wäl.  citu,  inter- 
jection  schweigen  zu  gebieten;  ein  dem  lat.  st!  entsprechender  naturausdruck. 
Zu  Chat  gehört  auch  fr.  chuchoter  flüstern,  chucheter  zwitschern,  npr. 
chitd  flüstern. 

Zoppo  it.,  sp.  zopo,  zompo,  wald.  zop  (czop),  chw.  zopps  lahm, 
verstümmelt,  vgl.  altfr.  chope  Motz;  vb.  fr.  chopper  {oit  sopper)  an- 
Stoffen,  it.  zoppicare  hinken,  cat.  ensopegar  straucheln;  v(yh%  dtschen 
schupfen  Stoffen,  ndl.  schoppen  mit  dem  fuße  fortstoßen,  vgl.  auch  ndl. 
sompe  lahm^  sompen  hinken  KU. 

Zote  sp.  pg.,  sot  fr.,  sot  piem.  tropf,  pinsel,  wal.  sod  hanswurst, 
engl,  und  schon  ags.  sot  Ckyacius  und  spätere  finden  seinen  Ursprung 
im  semitischen:  rahbinisch  schoteh  sttdtus,  s.  BiAxtorfs  Lex.  chaid.  talm. 
p.  2376,  daher  auch  unser  schote.  Dagegen  erkennt  Pictet  (Ztschr.  für 
vergl.  sprachf.  V,  328)  darin  das  ir.  suthan  dummkopf,  schdm,  hetrüger, 
sotaire  geck  u.  dgh,  die  er  auf  das  sanskrit  zurückführt.  Der  buchstabe 
gestattet  die  eine  wie  die  andre  herleitung.  Ein  altes  Zeugnis  für  das 
wort  ist  das  folgende.  Theodidf  bischof  von  Orleans  spidt  in  einem  Send- 
schreiben an  Karl  d.  gr.  mit  dem  namen  Scottus,  den  er  nach  ausge- 
stoßenem  c  mit  sottns  in  einMang  bringt:  cui  si  Jitterulam,  quae  est  or- 
dine  tertia  tollas  .  .  haud  dubium  quod  sonat,  hoc  et  erit  DC.  v.  sottus. 

Zücchero  it.,  sp.  pg.  azücar,  pr.fr.  sucre,  wal.  ze^här,  ahd.  zucmtb,, 
nhd.  zncker  w.  s.  w.,  zunächst  vom  arab.  sokkar  assokkar  Freyt.  II,  334", 
worauf  die  span.  form  unmittelbar  hinweist,  dies  vom  pers.  schakar 
Vullers  n,  439",  gr.  aaxxag,  oaxxaQov,  lat.  saccharum.  Die  Araber 
bauten  zucker  sowohl  in  Ägypten,  K^-eta  und  Syrien  als  auch  in  Sicüien 
und  Manien;  aus  Ägypten  holten  ihn  die  Venezianer,  aus  Spanien  wan- 
derte er  nach  Südfrankreich. 


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ZWEITER  THEIL. 


WÖRTER  AUS  EINZELNEN  GEBIETEN. 


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A.    ITALIENISCHES  GEBIET. 


Abbaco  rechenkunsty  auch  pr.  abac;  von  abacus  tische  den  man 
mit  feinem  sand  bestreute^  um  zahlen  darauf  eu  schreiben^  rechentisch,  hei 
den  Hörnern. 

Abezzo  tanne  (neben  abete,  abeto).  Man  beobachtet  die  ital,  bH- 
dungsgesetee  genauer ^  wenn  man  dieser  form  nicht  abies,  da  t  {in  abietem) 
schwerlich  eu  z  geworden  wärCy  eu  gründe  legt,  sondern  '^'abieteus,  abetens 
für  abiegnus,  wie  auch  andre  baumnamen  (faggio,  prngno,  qnercia)  auf 
adjectiven  beruhen. 

Abrostfno  wilde  Weintraube;  attö  labruscum,  5p.  lambrnsca,  indem 
QGy  wie  in  mistio  für  inischio  u.  a.,  in  st  ausartete  und  1  als  arttkel  ver- 
standen ward. 

Accertello  ein  raubvogd,  wannenweihe;  dimin.  von  accipiter. 

Adonare  unterwerfen,  niederschlagen  Inf.  6,  34:  Tombre  ch'adona 
la  greve  pioggia.  Domare  scheint  vwih  zu  liegen,  aber  inlautendes  m 
geht  nicht  wohl  in  n  Ober.  Das  wort  ist  gemeinromanisch,  pr.  adonar 
hingeben,  überliefern,  sp.  adonarse,  fr.  s'adonner  sich  fügen,  von  donare : 
an  die  hingebung  knüpfte  sich  die  Unterwerfung,  ganz  wie  im  sp.  rendir 
von  reddere. 

Aggueffare  beifügen  Inf.  23,  16:  se  Tira  sovral  mal  voler  s'ag- 
gaeffa;  eigentl.  anweben,  une  lat.  adtexere,  vom  ahd.  wifan  weben.  Des- 
selben Ursprunges  ist  das  longob.  wiffa  oder  gaiffa  dcts  einem  grundstücke 
angeheftete  aeichen  des  besitzes,  vb.  gaiffare  etwas  mU  einem  solchen  zeichen 
versehen.  Vgl.  darüber  Schmdler  IV,  35  s.  v.  weiflFen.  Dahin  gehört  auch 
fr.  giffer  ein  haus  mit  gips  zeichnen  d.  h.  es  confiscieren,  s.  G6nin,  Beer, 
phüol.  I,  166,  der  es  unbedenklich  aus  it.  gesso  (gips)  entstehen  läßt. 

Agognare  ängstlich  verlangen;  vom  gr.  dycovi^v  mit  gl.  bed.  Das 
sbst.  ayu)via  ist  aucA  den  andern  romanischen  sprachen  gemein. 

Agrotto,  grotto  kropfvogel;  von  onocrotalus,  stark  abgeändert. 

Aja  tenne;  von  area,  fr.  aire,  pg.  eira. 

Älbaro,  dlbero  Schwarzpappel,  fr.  (in  Berry)  aabrelle,  ahd.  albari, 
nhd.  alber.  Catoi.  alba  heißt  überhaupt  pappel,  urymingL  wohl  weiß- 
pappet,  von  albus,  sp.  albar  weißlich;  im  it.  albaro,  eigenü.  der  weißliche 
baium,   muß  der  begriff  ausgeartet  d.  h.  auf  eine  andre  species  derselben 


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352  ILa.   ALFIERE-ARAZZO. 

gattung  übertragen  worden  sein,  —  [Aus  dem  jntsämmentre/fen  der  form 
albero  mit  albero  =  arbor  gewinnt  Blanc  die  Überzeugung^  daß  auch  das 
erstere  nichts  anders  sei  als  arbor  und  daß  man  die  Schwarzpappel  ois 
den  in  Italien  am  häufigsten  vorkommenden  bäum  schlechtweg  den  bäum 
genannt  habe.  Dies  hat  etwas  für  sich.  In  einer  gegend  des  maüänd. 
gebietes  e,  b.  heißtj  wie  Cherubini  anmerkt,  6rh6l  sowohl  bäum  wie  castanien- 
bäum,  weil  letzterer  dort  der  nutzbarste  bäum  sei.  Indessen  hat  die  sache 
auch  ihre  kehr  seile.  In  Catalonien  nennt  man  die  pappd  überhaupt  alba, 
'in  der  Provence  die  weißpappd  aubra  (aoubre),  in  Piemont  die  Schwarz- 
pappel albra,  arbra,  die  weiße  albron,  arbron,  in  Mailand  ist  albera  die 
Zitterpappel  (it.  alberella).  Fast  in  allen  diesen  mundarten  hat  der  ge- 
nerelle begriff  bäum  einen  andern  namen,  dem  sich  selbst  die  mit  br  ge- 
bildeten Wörter  nicht  anschließen  (mail,  6rbol,  piem.  6rbo  cet,);  ich  möchte 
darum  lieber  bei  der  herleitung  aus  populus  alba  stehen  bleiben.  Dem 
entspricht  handgreiflich  das  cal,  wort,  worin  sich  nur  der  begriff  erweitert 
hat,  die  andern  müßten  nebst  dem  itäl,  (eigentl.  florent,)  albero  in  albalas 
ihren  grund  haben,  vgl.  dattero  von  dactylas.  Wie  sehr  die  bedeutungen 
durcheinanderlaufen,  sieht  man;  in  der  mundart  von  Brescia  z.  b.  wird 
unter  albera  die  schwarze  wie  die  weiße  pappel  verstanden^  Krit.  an- 
hang  p.  10] 

Alfiere  in  der  bed.*  fahndrich;  besser  vom  sp.  alferez  mit  abge- 
stoßenem z,  vgl.  das  mlat.  in  Spanien  selbst  gebrauchte  alferos,  als  von 
dem  im  latein.  wenig  üblichen  aquilifer  (für  signifer),  das  eher  allifero 
gegeben  haben  würde. 

Allazzare  ermüden;  vom  goth.  latjan,  ahd.  lezjan  aufhalten,  goth. 
lat-s,  ahd,  laz  träge. 

Altaleno  Schwengel,  brunnenschicengel,  altalena  Schaukel;  vom  lat. 
toUeno  mit  einmischung  von  alias,  das  heben  auszudrücken. 

Altana  unbedeckter  platz  zur  aussieht  auf  einem  gebäude;  von  altas. 

Amati ta;  matita  röthel;  von  haematites,  fr.  h^matite,  eigenU.  blutstein, 

Ammiccare  mit  den  äugen  winken,  blinzen;  von  admicare  nach 
Castdvctro.  Das  'zuschimmern  ist  freilich  fast  zu  pretiös  für  blinzen; 
unser  nicken  aber  würde  sich  nicht  besser  empfehlen,  da  es  anniccare 
verlangt.  Dieses  besitzt  zwar  die  sard.  mundart,  aber  in  der  unpassenden 
bed.  übler  laune  sein. 

Ancid  er e  (poetisch)  tödten;  nicht  von  occidere,  da  die  Umbildung 
der  partikd  ob  zu  stark  wäre,  wohl  aber  von  incidere  einschneiden,  zer- 
schneiden, wofür  man  anaffiare,  ancade,  angainaglia  für  inaf&are  u.  s.  f. 
vergleiche.  Festus  nennt  freilich  als  veraltet  ancaesa  von  ancaedere  (an- 
cidere),  dessen  bed.  ^circumcidere  aber  der  des  ital.  Wortes  schlechthin 
widerstrebt;  incidere  dagegen  von  caedere  (abhauen)  braucht  die  L.  Long. 

Ancona,  anconeta  bresc.  büdchen  als  gelübde  dargebradU;  vom 
gr.  elxcüv  (f.),  woher  auch  wal.  icoane. 

Arazzo,  razzo  gewirkte  tapete,  engl,  arras;  nach  der  Stadt  Arras 
benannt,  wo  diese  tapeten  verfertigt  wurden;  auch  pg.  raz. 


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IIa.  ARßOGERE-AVELLO.  353 

Arrogere  arrosi  arroto  vrlt  suseteen;  von  arrogare,  s.  wegen  der 
veränderten  conjugation  Rpm,  gramm.  II,  136, 

Asca  lomb.  präposiHon  für  lat.  praeter;  von  absque,  toie  Cherubini 
und  P.  Monti  mit  recht  vermuthen, 

Aflciolvere  frühstückeny  chw,  ansolver;  nach  dem  lat  solvere  je- 
junia  das  fasten  unterbrechen,  engl,  breakfest  frühstück,  eig,  fastenbrechen. 

Asma,  asima^  ansima  engbrüstigheit;  von  asthma  (aad^jua).  Daher 
ansimare  1)  keichen,  2)  heftig  begehren,  wie  auch  sp.  anhelar  die  letztere 
bedeutung  entwickelt  hat.  Für  ansimare  sagt  man  auch  ansiare,  ansare, 
das  aber  sicher  aus  anxias  entstand  =  sp.  ansiar  heßig  begehren.  In 
diesen  Wörtern  tauschten  also  asthma  und  anxins  formen  und  bedeuiungen, 
denn  die  einschiebung  in  ansimare  ist  nichts  als  eine  anbildung  an  ansiare. 

Aspettare  warten,  erwarten,  wdl.  asteptä.  Von  adspectare  oder 
von  exspectare?  Für  ersteres  spricht  das  sbst.  aspetto  anblick,  erwartung 
(adspectus),  so  wie  die  vergleichung  des  ahd.  warten  adspicere  und  ex- 
spectare; für  letsfteres  läßt  sich  die  gleiche  entstdlung  der  präpos.  ex  in 
ascintto  von  exsnctns  geltend  machen. 

Astio  und  aschio  groU,  neid,  haß,  vb.  astiare,  aschiare  und  adastiare 
grellen  u.  s.  w.  Der  Wechsel  des  radicalen  st  und  seh  ist  wie  in  fistiare 
und  fisehiare  (fistalare).  Was  sich  hier  sfuerst  darbietet,  ist  das  lai.  astns 
list,  Verschlagenheit,  aber  die  bedeutungen  stimmen  nicht,  auch  würde  das 
lat.  wort  asto  schuwrlich  astio  erzeugt  haben.  Dieselbe  einwendung  läßt 
sich  gegen  das  ndat.  asto  animo  in  den  longob.  gesetzen  geltend  machen. 
Bessere  anspräche  nach  laut  und  begriff  hat  das  specidl  goth.  haifet-s 
streit,  Zwietracht,  egig,  igid-eia,  ayciv,  vb.  hai£st-j-an  dyioviCea&ai,  a&Xelv, 
denn  kaum  war  haifst-j-an  ital.  anders  darzustellen  als  mit  ast-i-are,  vgl. 
unten  bor-i-are  und  ahd.  bnr-j-an. 

Attimo  augenblick;  vom  gr.  azo/dog  atom.  Genaue  bestimmung 
seiner  dauer  bei  Papias:  hora  habet  atomos  XXII  milia.    . 

Avacciare  beschleunigen  Purg.  4,  116.  6,  27,  avaecio  und  accio 
sbst.  bescTüeunigung,  adj.  adv.  schleunig;  ein  vielfach  behandeltes,  gewöhn- 
lich für  identisch  mit  avanzare  gehaltenes  wort,  ist  offenbar  ein  participial- 
verbum  wie  eaeeiare:  abigere  (treiben,  drängen)  abactns  abaetiare.  Dahin 
wohl  auch  das  altcat.  adv.  yva^  s.  Chr.  d'Esclot. 

Avale  adverb  s.  v.  a.  ora,  adesso,  aval  avale  =  or'ora;  bei  alteren 
schriftsteUem,  wie  Boccaccio,  Buti  und  noch  bei  Lorenz  von  Medici,  jetzt 
nur  in  Toscana  auf  dem  lande  üblich  (Tommaseo).  Woher?  aus  it.  at- 
tuale  atvale  (attucdmente,  actuellement)  wäre  gegen  die  Sprachgesetze.  Wohl 
aber  darf  man  it.  eguale,  als  adverb  genommen,  zu  gründe  legen  unter 
berufung  auf  den  gebrauch  des  sinnverwandten  deutschen  eben,  als  adj.  = 
aequciis,  als  adv,  =  nunc  ipsum,  z.  b.  ^eben  kommt  mein  freund^.  Der 
buchstabe  erhebt  keinen  undersprwh:  es  ist  dieselbe  (mundartliche)  büdung 
wie  im  piem.  eva  aus  aqua. 

A  V  ann  o  1 1  o  nidit  über  ein  jähr  altes  fischchen ;  von  ab  anno  (Menage). 

Avello  steinerner  sarg,  moden.  lavello,  maü.  navell  w.  s.  w.  gefäß 


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354  n.a.   AWEGNACHE-BADALÜCCO. 

von  marmor  oder  anderem  stein;  von  labellum  gefaßt  nUat.  (9.  jh.)  la- 
vellum  für  sarg  gebraucht^  s.  Muratori  s.  v.  Auch  tat,  vas  gelangte  im 
friffien  mitteldUer  zur  bedeutung  sarcophag. 

Avvegnachö,  partikd  für  lat.  etsi;  aus  dem  conjunäiv  von  av- 
venire,  so  daß  es  eigentlich  bedeutet  ^es  möge  geschehen  daß\ 

Avventare  werfen.  Prov.  ventar,  ältfr.  venter  heißt  in  den  wind 
werfen,  daher  das  itäl.  wort,  worin  Minage  das  lat.  amentare  (empor 
schnellen)  erblichte.  Aber  aventare  gedeihen  ist  von  9,yYeniTt  von  statten 
gehen;  identisch  das  bekannte  sicil.  abbentare  ruhe  finden,  abento  ruhe, 
letzteres  nach  Pasquälino  von  adventus  sc.  Christi. 

B. 

Babbo  vater  (in  der  kindersprache)  b.  b.  bei  Dante  Inf.  32: 
lingaa  che  chiami  mamma  o  babbo.  Vollkommen  edel  und  der  eigent- 
liehe  ausdruck  für  pater  in  der  sard.  mundart,  0.  b.  unu  rei  (it.  re)  chi 
no8*  h  babu  amorosu  Purqueddu,  Tesoro  p.  234;  ebenso  chw.  bab.  Fem. 
wal.  bab^  hebamme,  altes  weib,  wie  ungr.  baba,  mhd.  habe.  Das  wort 
ist  vielen  sprachen  gemein.    Oberital.  mundarten  brauchen  buba. 

Baccello  hüise,  bohnenschote,  dsgl.  dummkopf  Nach  Muratori  aus 
dem  arab.  bäqel&h  bohv^,  aUein  schwerlich  unrd  die  arab.  kehltenuis  im 
ital.  zu  pdlatalem  c.  Besser  erinnert  MSnage  an  IcU.  bacca  beere,  frucht: 
auch  dem  Spanier  bedeutet  baya  {von  baoca)  schote. 

Bacfo  gegen  norden  gelegener  ort,  adv.  a  bacio  gegen  norden.  Das 
schwierige  wort  findet  seine  lösung  etwa  auf  folgende  weise.  Es  bildet 
den  gegensatz  zu  solat-io  Sonnenseite,  von  solata  Sonnenschein,  mit  dem 
Suffix  ivus,  und  bedeutet  eigentl.  Schattenseite,  obac-fo  ßr  opao-io:.  die 
catai.  mundart  kennt  in  dersdben  bed.  obaga,  dem  sich  zunächst  anschließt 
neupr.  nbac,  dauph.  Inbac  (aus  Tubac)  nordseite.  Die  mundartlichen 
formen  gehen  weit  auseinander,  com.  ovich  und  yagh,  romagn.  b^h^  gen, 
luvega  u.  dgl. 

Bacio c CO  dunwnkopf  tolpd;  wohl  nichts  anders  als  baccello  (s. 
oben)  mit  vertauschtem  suffix.  Gewöhnlich  vergleicht  man  das  von  Augustus 
für  stultus  gebrauchte  baceolus,  s.  Sueton.  in  Aug.  c.  87. 

Baco  seidenwurm,  überhaupt  wurm.  Nach  MSnage  von  bombyx 
(ßofxßv^  ßofißvxog),  ndat.  bombax,  daher  bombäco,  abgekürzt  baco,  parm. 
beg,  bega.  Auch  der  Waiache  bildet  bumbdc  von  bombyx.  Eine  äbl. 
ist  big-atto,  big-attolo,  dessen  stamm  sich  besser  in  die  acht  IcU,  form 
bombyx  fügt,  abgekürzt  also  aus  bombigatto. 

Badalucco  tändelei,  Scharmützel,  pr.  badaluc,  baluc,  ven.  badaloco, 
com.  barloch,  baloch,  it.  balocco  maulaffe  (letzteres  auch  =  badalucco), 
vb,  it.  badaluccare,  baluccare,  baloccare  tändeln,  scharmutzieren  u.  dgl. 
Menage  meint  von  badare  zaudern,  woraus  aber  nur  badaccare  entsprin- 
gen konnte.    Besser  vielleicht  vom  pr.  badalhar  gähnen,  lange  weile  haben^ 


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u.a.   BA6LI0BE-BARBA.  355 

also  badaluc  für  badalhac;  freilich  nicht  unbedenklich,  Oder  wäre  bada- 
lucco  eine  zss.  aus  badare  und  alocco?  dem  widerspricht  aber  seine  ab- 
stracte  bedeutung  so  wie  das  offenbar  nicht  esgs.  piem.  vb.  badole  = 
badalaccare. 

Bagliore  Uendung,  abbagliare  blenden,  abbaglio,  abbagliore 
verblendungy  versehen,  irrthum;  dsgl.  sbaglio,  sbagliare  und  barbaglio, 
abbarbagliare^  svorin  bar  dieselbe  partikel  sein  muß  wie  in  barlume,  s. 
unten.  Unter  allen  vorgebrachten  sogar  aus  dem  arabischen  geschöpften 
etymologien  ist  nur  die  von  Menage  der  erwahnung  werth,  der  den  Ur- 
sprung des  Wortes  in  balluca  goldkömchen,  cdso  etwas  schimmerndes, 
blendendes,  erkennt:  aber  wie  sollte  der  Italiener  eine  sache  mit  einem 
ihm  so  gut  wie  unbekannten  worte  (s.  baluz  II.  b)  und  dasfu  noch  auf 
figürliche  weise  (die  blendung  verglichen  mit  goldsand)  benannt  haben, 
für  die  es  nicht  an  passenderen  ausdrücken  fehlen  konnte^  Eine  ver- 
muthung  möge  hier  gewagt  werden:  bagliare  ist  derselben  herkunft  wie 
fr.  berlae  (s.  bellogue  IL  c),  es  steht  für  bargliare  =  bar-luc-olare 
{vgl.  lat.  diluc-ulam;  anteluc-ulns);  so  daß  in  bar-bagliare  bar  eine  gemi- 
nation  erfuhr.  Einfach  ohne  gemination  und  ohne  dbleüungssufßx  ist 
das  gleichbed.  genues.  abbarlugä. 

Bajare,  abbajare  bellen,  kläffen.  Es  ist  schwierig  eu  sagen,  ob  es 
aus  dem  gleichbed.  altfr.  abayer  herrühre,  denn  unmittelbare  herleitung 
aus  baubari  (com.  bopä)  gestatten  die  itai.  sprachgesetee  nicht,  oder  ob  es 
ein  auf  eigne  hand  gebildeter  naturausdruck  sei  wie  das  lat.  baubari 
selbst;  für  den  ersten  fall  redet  etwa  die  gleiche  Zusammensetzung  mit  ad. 
Das  sard.  wort  ist  banlai  (baubnlari)  und  beliai,  abeliai. 

Baleno  blitz,  vb.  balenare  blitzen;  vom  gr.  ßilsfivov  geschoß,  vgl. 
ßele^vhrjg  donnerkeU.  Die  regelreckte  form  wäre  belenno  gewesen.  Zsgs. 
ist  arcobaleno  regenbogen,  von  seinem  glänze  blitzbogen  genannt,  sonst 
auch  areo  Celeste,  arco  piovoso,  aber  sard.  arcu  de  donno  deu  hergott- 
bogen,  ven.  arco  de  yerzene  liebfrauenbogen,  sie.  arcu  de  Nuö  Noahs 
bogen  u.  dgl. 

Balza  säum,  einfassung;  von  baltens  gürtet  (baltins  A^.  ad  Prob.  p. 
446),  wäl.  baltz  schlinge.  Äbgel.  adj.  balzanO;i>r.  bausan,  oitfr.  bau^ant 
weiß  gezeichnet  oder  überhaupt  gezeichnet,  von  thieren,  daher  name 
des  ebers  in  der  thierfabel;  nfr.  balzan  schwarzes  pferd  mit  weißen 
fußen  (die  altfr.  bedeutungen  erörtert  Gachet),  engl,  bawsin  dachs,  wegen 
der  weißen  streifen  am  köpf  (Wedgwood,  Ed.  Müller).  Andre  con- 
struieren  das  adj.  aus  dem  arabischen,  ioorin  bälhasan  ^mit  dem 
schonen  d.  i.  ^mit  dem  zeichen  der  Schönheit^  bedeuten  würde,  was  wir 
auf  sich  beruhen  lassen. 

Barba  (m,)  oheim,  vaters  bruder  z.  b.  Par.  19,  37,  ebenso  chw., 
altfr.  barbe  s.  Borel,  nüat.  barbas  Murat.  Ant.  ital.  II,  Uli  (urk.  v.  j. 
782),  dsgl.  it.  barbdno,  mlat.  barbanus  L.  Long.,  also  ein  altes  wort, 
wohl  nuMs  anders  als  das  lat.  barba  bart.  Ein  Zeugnis  dafür  gewährt 
die  mundart  von  üomo.    Hier  beschränkt  es  sich  nicht  auf  den  oheim 


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356  n.a.   BARLUME— BERLUSCO. 

allein,  es  ist  überhaupt  ein  ehrentitel;  umgekehrt  hat  sich  das  necg^.  zi  := 
it  zio  dieser  letzteren  anwendung  hingegeben, 

Barlume  schwacher  Schimmer;  für  bis-lume  =  sp.  vis-lumbre,  mü 
dem  es  auch  die  figürliche  bed.  ^schwache  kenntnis^  gemein  hat,  s.  das 
span,  wart  II.  b. 

Basire  sterben,  dsgl.  in  Ohnmacht  faUen^  auch  neupr.  und  dauph. 
basir;  vom  gad.  bäs  tod,  basaich  sterben,  womit  nord.  basa  tödten,  er- 
sticken zusammentrifft  S.  darüber  Diefenbach,  Cdt.  I,  193  und  Monti, 
Voc,  com.  Die  comask.  mundart  kennt  überdies  sbasi  sterben,  erbleichen, 
die  piem.  sbasi  nur  in  letzterer  bedeutung. 

Batassare  schütteln;  wohl  vom  gr.  narotaaeiv  klappen,  klappern: 
aus  battere  wenigstens,  woher  die  etymologen  es  leiten,  kann  es  nicht  ge- 
flossen sein,  da  die  ital.  spräche  kein  sufjßx  ass  anerJ^nnt. 

Becco  bock.  Schoti  auf  einer  römischen  it^chrift  von  ungewissem 
alter  OreU.  num.  4901  kommt  der  name  Becco  mit  abgebädetem  bock  vor. 
Es  kann  nicht  gleicher  herkunft  sein  mit  pr.  boc,  fr.  boac:  sein  geschlossenes 
e  verlangt  ein  etymon  mit  i  bic,  das  sich  aber  nirgends  aufzeigen  läfit. 
Von  demselben  worte  besitzt  die  franz.  spräche  ein  fem.  biqne  für  das 
üblichere  chevre,  die  mundart  des  Jura  beqni  für  chevreaa,  die  von 
Champagne  beqaat  für  dass.,  henneg.  bedeutet  b^n^riau  lamm,  norm. 
becard  hammd.  Dem  Serben  bedeutet  b^kawitza  schaf,  von  b^knati  blöken, 
btk  aber  stier.    Andre  beziehungen  bei  Atzler,  Germ.  dem.  20. 

Befana  große  puppe,  am  tage  epiphaniae  (daher  das  wort)  zum 
schrecken  der  kinder  aufgestellt,  dsgl.  häßliches  weib.  Wie  man  in  Deutsch- 
land an  demselben  tage  den  kindem  mit  der  frau  Bertha  drohte,  darüber 
s.  Schmdlers  Bair.  wb.  I,  194,  Grimms  Myth.  260,  Simrocks  Myth.  394. 
4.  aufl. 

Belletta  satz  des  wassers,  schlämm.  Blanc,  Vocab.  Dant.,  ver- 
muthet  vom  gleichbed.  gr.  Trtjlog.  Gleichbedeutend  ist  auch  maü.  litta,  aber 
für  was  wäre  die  erste  silbe  in  belletta  zu  halten? 

Belletto  schminke;  s.  v.  a.  fattibello,  vom  adj.  bello. 

Berla  maü.  'tragkorb;  vom  ahd.  biral  cophinus. 

Berlina  pranger,  auch  churw.  Muratori  vermuthet  vom  fr.  pilori, 
also  für  pilorina,  pirolina,  aber  schon  daß  keine  itcd.  mundart  anlcMtende 
tenuis  zeigt,  spricht  dagegen.  Zu  erwägen  ist  das  gleichbed.  bair.  breche 
Schmeller  I,  246,  datier  brecheltn,  berchlin,  berlina?  oder  mhd.  britelln 
zäumchen,  mit  dem  sich  aber  der  begriff  weniger  verträgt.  Andre  ver- 
weisen  auf  it.  viera,  ghiera  reif,  ring. 

Berlin  gare  schmausen  und  dazu  plaudern,  berlingozzo  mdilge- 
backenes.  Die  worte  haben  deutschen  klang,  das  sbst.  {primitiv  berlingo?) 
stimmt  in  der  that  zum  ahd.  prezilinc  kuchen. 

Berlusco  schielend  (bei  Ferrari),  comask.  balosc,  blase;  für 
bilusco,  vgl.  bis  /;  dasselbe  wort  ist  henneg.  berlon,  berlonqne,  dagegen 
scheint  warlonque  anders  zusammengesetzt  und  mü  dem  piem.  galaoö 
schiden  verwandt. 


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n.a.   BESCIO-BIRCIO.  357 

Bescio,  besso  dutnm;  von  bestia  als  adjecüv  angewandt  wie  pr. 
peo  gleichbed.  van  pecns,  vgl.  die  comask,  form  bescia  schaff  chw.  besch- 
lar  blöken. 

Bettola  geringe  schenke,  bettoliere  schenkwirth;  vom  deutschen 
betteln,  bettlet,  sagt  Ferrari  und  ihm  folgt  Muratori.  Nur  muß  es  auf- 
fallen, daß  das  fast  allen  mundarten  geläufige  wort  nirgends  etwas  von 
der  deutschen  grtmdbedeutung  durchblicken  läßt. 

Bez2so  geld,  aver  bezzi  geld  haben;  vom  dtschen  bazzen,  bazzen 
haben;  batzen  ursprüngl.  eine  münee  von  Bern  mit  dem  wappen  der 
Stadt,  dem  baren  oder  betz  (oder  von  batze  massa  Grimm  im  d.  wb.). 

Biacca  bleiweiß;  vom  dtschen  bleich  (MSnage). 

Biante  landstreicher ;  nach  Minage  für  yiante  von  viare  wandern, 
das  part.  yians  cds  subst.  bei  Apulyus  u.  a.  Zu  bemerken  ist  die  parm. 
form  bigani 

Biasciare,  biascicare  schwer  kauen  wie  aahnlose  thun,  mummeln. 
Wie  sich  im  engl,  muffle  mummeln  und  stammeln  berühren,  so  mochte 
einem  aus  blaesns  (stammelnd,  die  eunge  schwer  bewegend)  geleiteten 
verbum  blasare,  com.  blassä,  die  bed,  mummeln  beigelegt  werden. 

Bica  häufe  garben,  abbicare  kom  in  häufen  setaen;  vom  ahd.  biga 
häufe,  ssumdl  von  garben  gebraucht,  biga  garbönö  (karbönö)  Graff,  III,  324. 

Bicciacnto  £n4?eischneidig ;  entstellt  aus  bisacnto,  altfr.  besaiga, 
von  bisacutus  in  späterem  IcUein. 

Bieco,  sbieco  schielend,  schief.  Obllquus  (ocnlo  obliqno  adspicere), 
das  nach  strenger  regel  obbico,  bico  gd>en  mußte,  ward  behandelt  wie 
pKco,  es  goib  bieco  =  piego,  doch  erwähnt  Menage  auch  eine  form  bico 
(im  reim).  Dante's  plurale  bieci  Par.  ß,  66,  biece  Inf.  26,  31,  Par.  6, 
136  erUären  sich  daher  unmittelbar  aus  obliqni,  obliquae,  da  ja  qui  qne 
leicht  palatdle  ausspräche  annimmt. 

Bietta  keil,  sbiettare  einen  keil  herausziehen;  dunkler  herkunft,  mit 
bitta  (thl.  I)  unverwandt 

Biffera  toüb,  das  awei  männer  hat;  von  bivira,  mit  schärfung  des 
Y  zu{,  vgl.  fiasco  /. 

Bifolco  bauer,  der  mit  ochsen  pflügt;  von  babnlcos,  i  aus\i  wie 
in  tafano  u.  a. 

Biga  j>ißm.  sau;  ndl.  big,  bigge  (f)  ferkel,  engl.  pig. 

Bigoncia  kübel,  bigonzio  (ven.)  ein  maß  für  flüssigkeiten;  von  bis 
congius,  nach  Minage  und  Muratori, 

Bilenco  krumm,  schief;  gebildet  vermittelst  des  deutschen  link? 

Bioccolo  flocke;  von  floccns,  vgl.  bonte  für  fönte  (mundartlich). 

Bircio  blödsicUig,  sbirciare  blinzen,  bercilocchio  (berci-l-occhio) 
ein  schielender;  ungewisser  herkuirft,  sicher  nicht  mit  guercio,  schwerlich 
auch  mit  unserm  blinzen  sfusammenhängend.  Man  darf  etwa  das  ahd. 
brehan  Graff  III,  282,  so  une  das  bair.  birg-aug  Schmeller,  Ostreich. 
bir-augig  Höfer,  welche  Wörter  verschiedene  fehler  der  äugen  ausdrücken, 
in  anscUag  bringen. 


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358  ILa.   BIRRO-BOMBERO. 

Birro,  sbirro  scherge,  haschet,  daher  sp.  esbirro;  vieUeicM  weil  er 
mit  birrus  heUeidet  war,  vgl.  berretta  L  So  Menage,  der  auch,  und  wohi 
mit  reckt,  birracchio  jähriges  rind  von  birrus  in  der  bed.  rufus  herleitet. 

Bisbetico  wunderlich,  phantastisch. 

Bisbiglio  geflüster,  bisbigliare /fw^^em,  (Z^^cA.  pispeln,  shst.picard. 
bisbille;  naturausdruck. 

Bisoia  schlänge,  lornb.  bissa,  neupr.  bessa,  oUtfr.  bisse,  dtsch.  in 
Piemont  biesso,  lomb.  auch  masc.  biss  wie  it.  biscio,  das  aber  den 
schmerzenden  wurm  unter  der  haut  bedeutet.  Von  bestia?  d(mn  war  die 
richtige  büdung  bescia,  und  selbst  gegen  den  begriff  ist  etwas  einzuwenden, 
da  mit  bestia  im  itäl.  eigentl,  nur  säugethiere  benannt  werden.  Muratori 
verweist  auf  unser  dtsches  bifs  =  ahd.  biz^  und  unewohl  z  kaum  in  sei 
übergeht  (eamozza,  eamoscio),  so  ist  dieser  Ursprung  doch  nicht  unwahr- 
scheinlich, passender  aber  legt  man  dem  ital.  worte  ein  ahd.  btzo  beißen- 
des thier  =  ags.  btta  unter.  Lomb.  mundarten  besitzen  auch  das  vb. 
bisiä,  besiä  stechen  (von  insecten),  bisient  beißefid,  bisiell  bienenstachei, 
bisioee  insect  mit  Stachel.  Sp.  pg.  bieho,  bieha  umrm,  schlänge  können 
durch  vergröberung  [des  z  in  ch  für  bizo,  biza  stehen  und  mit  biseio, 
biseia  identisch  sein ;  das  bask.  bicioa  passt  nicht  dazu. 

Bisdosso,  bardosso  ohnesattel;  andare  a  bisdosso  auf  dembloßen 
rücken  (dosso)  des  pferdes  reiten,  wobei  bis  das  ungehörige  dieser  hand- 
lung  ausdrückt. 

Bizzoeco,  bizzoceone  andächtler,  schwachkopf  (beide  bedeutungen 
begegnen  sich  auch  in  pappaJardo).  Überträgt  man  das  synonyme  bliteos, 
bei  Plautus,  ins  itah,  so  gewinnt  man  bizzo,  mit  verstärkendem  suffix 
bizzoeeo.  Das  Glossar,  vetus  p.  611  kennt  auch  ein  subst.  blieea  'stüt- 
titia,  welches  auch  Papias  aufgenommen  (blitea).  Das  mit  blitens  gleich- 
bed.  picard.  blite  (Corblet)  kann  jedoch  nicht  unmittelbar  daher  kommen, 
es  müßte  bliebe  lauten. 

Bobö  comask.,  bubü  genues.  getränke  (in  der  spräche  der  kinder). 
Nonius  führt  aus  Varro  den  synonymen  naturausdruck  bua  an,  der  hier 
nach  roman.  sprachsitte  geminiert  erscheint.  Das  it.  bombo  nebst  bom- 
bare,  bombettare  ist  weit  davon  abgewichen  oder  gehört  besser  zu  gr. 
ßofxßelv  glucksen,  wohin  auch  bömbola /?d5CÄoÄ€w  (ßofißvXog  glucksend) 
zu  rechnen  ist.  Es  findet  sich  aber  bereits  in  den  Isid.  glossen  bombnm 
^sorbelhm  getränke,  suppe;  für  letzteres  schlägt  ein  kritiker  ohne  noth 
sibilnm  vor,  s.  Jahrb.  für  phüol.  suppl.  Xllly  234. 

Bociare  kläffen;  von  vox,  it.  boce  (Menage). 

Bolso  herzscUächtig  (von  pferden  gebraucht),  engbrüstig,  vb.  maü. 
sbolzjt  husten;  von  polsus  puls^  herzTdopfen,  woher  auch  fr.  ponsse, 
ponssi^  vb.  limous.  ponssd  schwer  athmen,  vgl.  Schweiz,  bttlsi  trockner 
husten.  Dem  it.  bolso  schließt  sich  an  pr.  bols  ^equus  nimis  pulsans* 
GProv.  54'. 

Bömbero  pflüg  schar,  sard.  bomere,  ven.  gomiero;  für  vomero, 
lat.  Yomer. 


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n.a.   BORCHIA-BRINA.  359 

Borchia  buckel  am  Pferdegeschirr ^  breiter  hnopf  eines  nagelSj  gdldnes 
herechen  oder  ähnliches  (hohles)  geschmeidcj  das  die  weiter  am  halse 
tragen.  Die  bedeutung  ist  vollkommen  die  von  bulla,  aber  die  herleitung 
daraus  unsicher,  da  bnl-cula  für  bnllacnla  kaum  anzunehmen  ist  Man 
verglühe  auch  ahd.  bolca  =  tat,  balla. 

Böria  vermessener  stolz,  prahlsuchty  boriare,  boriarsi  hochmüthig 
sein,  sich  brüsten.  Diese  Wörter  mahnen  an  ahd.  burjan  empor  heben, 
nhd.  em-pören.  Andre  verweisen  auf  boreas  wind^  daher  außlähung. 
Besser  dächte  man  an  vaporeus,  s.  unten  brina. 

Borro  und  botro  durch  bergströme  ausgehöhlter  graben,  burrone 
schluchty  moden.  budrione,  wohl  auch  berg.  bresc.  bnder  Strudel;  nach 
Muratori  vom  gr.  ßod-gog,  ßo&giov  höhlung.  Man  vgl.  dazu  das  wal. 
bator;  höhle,  den  span.  Ortsnamen  Val-de-buron  und  das  neupr.  bauri 
abhang. 

Bova  (nur  im  plur.  üblich)  fußfessel,  lomb.  boga;  wohl  vom  ahd. 
bongä  armring,  mit  geringer  ahänderung  der  bedeutung.  Mlat.  banca 
^armitta  Papias.  Vgl.  bou  IL  c.  Von  boja,  wohin  Ducange  es  rechnet, 
kann  es  nicht  herstammen. 

Br  am  angiere  Vorgericht;  vom  fr.  blanc-manger  weifies  gericht  d.  i. 
müchgerichty  woher  auch  mhd.  blämenschier. 

Brandistocco  Wurfspeer-,  zsgs.  aus  brandire  schwingen  und  stocco 
Stange. 

Bratta  genues.  schmutz,  koth,  daher  it.  imbrattare  besudeln  (Im- 
bratta  seherzhaßer  name  bei  Boccaccio  Dec.  6,  10),  sbrattare  reinigen; 
unaufgeklärtes  wort. 

Brenna  mähre,  schlechtes  pferd;  vgl.  serb.  bama  gatd,  bmja  pferd 
mit  einer  blässe. 

Brenta,  piem.  brinda,  genf.  brande  weinfaß,  dtsch.  brente,  s.  Frisch 
und  Schmdler,  bränte  bei  Stalder  ein  hölzernes  gefäß.  Qrimm  hält  das 
im  alt-  und  mhd.  noch  nicht  nachweisliche  wort  für  undeutsch,  vielleicht 
aus  rom.  branca,  das  in  brante  übergehe,  entstanden,  s.  Deutsches  wb.  s.  v. 

Bretto  vrlt.  unfruchtbar,  ämäich.  Carpentier  erwähnt  mlat.  berta 
Ovis  zt^r  fortpfUmzung  untaugliches  schaf,  und  erinnert  an  fr.  bertander, 
man  sehe  berta  I. 

Brina,  occit.  brino,  breino,  mail.  prinna  reif,  gefrorener  thau.  Die 
Versuchung  liegt  nahe,  es  aus  lat.  prnina  zu  erklären,  toie  auch  pminosns 
sich  in  brinoso  erhalten  zu  haben  scheint:  b  für  anlautendes  p  ist  zwar 
selten,  ober  nicht  ohne  beispiel,  auch  die  Unterdrückung  des  n  vor  i  läßt 
sich  zugeben,  da  auch  andre  fälle  derselben  vorkommen.  Beachtenswerth 
ist  aber  hier  die  venez.  form  borina,  woraus  brina  gctr  wohl  entstanden 
sein  könnte,  vgl.  bricco  aus  boricco:  den  stamm  bor  zeigt  dieselbe  mund- 
art  auch  in  borana  neben  bnrana  dichter  nebel,  und  im  walach.  findet 
sich  borf  dunst,  reif.  Dieser  stamm  könnte  sich  gestaltet  haben  aus  lat. 
vapor :  inlautendes  p  wird  leichter  zu  h  als  anlautendes,  und  aphärese  ist 
im  it.  häufig  genug:  die  walach.  form  abor  hat  sich  von  vapor  fast  schon 


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360  ILa.   BRINDISI-BULIMO. 

eben  so  weit  entfernt.  Die  sard,  mundart  Juxt  börea,  die  catal,  boira  nehely 
die  mit  ihrer  hedeutung  hesser  eu  vaporea  passen  als  au  boreas  nardtcind. 

Brindisi  das  ssuirinkenj  ven.  prindese;  vom  dtschen  bring  dirs  d.  h. 
ich  bringe  dir's  bu.  Auch  fr.  brinde  erklärt  sich  aas  dieser  phrase,  so 
wie  das  lothr.  vb.  bringu6i,  bürg,  bringnai  ztäritikenf  sp.  brindir.  Vgl. 
bringen  bei  Staider  und  Höfer. 

Brlvido  durchdringende  JcaUcy  hälter  schauer. 

Broncio  mürrisches  gesicht,  imbronciare  auf sätsfig  werden,  vgl.pic. 
bronchard  hartnäckig,  auch  pr.  embronsit  LR.  Identisch  mit  dttfr.  em- 
broncher  (s.  u.)^  wie  Gachet  meint,  kann  imbronciare  nicht  wohl  sein:  in 
diesem  fdtte  wäre  es  daraus  entlehnt,  dem  Franzosen  fehlt  aber  das  pri- 
mitive broncio  und  auch  die  bedeutungen  stimmen  nicht  sonderlich.  Man 
verbinde  es  mit  ndat.  broccns  ^obstinatus"  Gl.  arab.  l(xt'.,  Schumis,  brtltsch 
mürrisch,  brütschen,  nhd.  protzen  mürrisch  sein. 

Brontolare  murmeln.  Die  itai.  etymologen  verufeisen  auf  gr.  ßgowi^ 
donner. 

Brüll 0  und  broUo  hä  Dante  Inf.  16,  30.  84,  60.  Pg.  14,  91  ent- 
blößt, beraubt.  In  Modena  kennt  man  nur  sbroUo  nebst  dem  vb.  sbrol- 
lare  berauben,  Muratori  erklärt  daher  das  räthselhafte  wort  aus  ex-peru- 
lare,  einen  Wanderer  des  raneens  (pernla)  berauben^  überh.  berauben,  part. 
experulatns,  abgeküret  expemlns,  endlich  sbrnllo.  Die  erklärung  ist  nicht 
ungeschickt,  doch  bedurfte  es  nicht  einmal  der  privativen  partikd  ex,  das 
verbum  für  sich  allein  konnte  das  wegnehmen  eines  dinges  in  sich  fassen 
wie  cimare,  scagliare  den  gipfel,  die  schuppen  wegnehmen  u.  a.  m.;  die 
doppdung  des  1  läßt  sich  ertragen. 

Brutto  häßlich,  schmutzig,  roh  d.  h.  unverarbeitet;  von  brntos 
schwer,  gefühllos,  daher  plump,  roh,  häßlich.  Nach  Muratori  vom  ahd. 
bmttan  erschrecken,  aber  herleitung  aus  einem  fremden  gebiete  thU  dies- 
mal nicht  noth. 

Bnccio,  bnccia  schale,  rinde,  hülse,  haut;  abgekürsft  aus  lob-nccio 
vom  gr.  Xoßog  oder  XoTcog  schale,  Mise?  vgl.  loppa,  und  über  die  abkür- 
eung  Rom.  gramm.  I,  294.  In  lobnccio  zumal  konnte  lo  als  artUcd  ver- 
standen und  abgestoßen  werden. 

Bnda,  bnrda  stopfwerk,  tomentum.  Dieses  wort  muß  aus  der  sicü. 
mundart  hervorgezogen  werden,  weü  es  uns,  wie  Pasqualino  erinnert,  das 
bekannte  buda  ^storea  der  glossare  vergegenwärtigt,  wovon  Servius  sagt: 
nlvam  dicnnt  rem,  quam  valgns  budam  voeat  Der  Sarde  hat  buda 
riedgras,  budedda  d.  i.  budella  matte. 

Bnföra  sturmunnd  {wal.  vifor?);  une  pr.  bnfar  blasen,  vom  stamme 
hut,  s,  thl.  I;  aber  wie  ist  das  sufßx  era  zu  beurtheilen?  nur  iera  kennt 
die  grammatik. 

Bngno  bienenstock,  bngna,  bugnola  von  stroh  geflochtener  korb,  dttfr. 
bngnon  =  bngno,  wohl  auch  neupr,  bngno  baumstamm;   ungewisser  her- 
l,  vgl,  bngna  /.  und  ir.  b6n,  gael.  bnn  stamm  oder  stumpf. 

B  u  1  i  m  0  uf^  sbdlimo  heißhunger;  vom  gr.  ßovXi^og  dass.,  fr.  boolimie. 


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ILa.   BULO-CALEFFARE.  361 

Bulo  ven,  piem.  lothb.  raufer,  Schläger,  dsgl.  aufschneider,  prahl- 
Juins;  P.  Monti  übersäst  es  atich  mit  eerhino  (stuizer)  und  leitet  es  vom 
dtschen  buhle,  dem  auch  dcus  cimbr.  pnl  entspricht,  wogegen  das  mhd. 
bnole  frei  ist  von  übler  bedetUung.  Schon  Muratori  hatte  diese  herhunft 
des  Wortes  anerkannt  mit  der  bemerhung:  ita  primo  appellati  meretricum 
amasii  seu  satellites,  tum  qaicnmque  thrasonem  agunt. 

Burchia,  bnrchio  bedeckter  nachen  mit  rudemy  wojm  buchstäblich 
stimmt  (ütsp.  burcho  ort  nachen  (Seckendorf),  beide  eine  aibleitung  mit 
cl  vorcttissetjgend,  vgl.  mlat.  cum  barchis  et  barclie.  Eine  befriedigende 
deutung  fehlt. 

Bassare  anklopfen;  muthmaßlich  vom  dberd.  bnchsen  {engl,  box), 
vgl.  bossen  Uopfenj  schlagen  Frisch  J,  121^  und  ndl.  buysschen  KU. 
Derselben  herkunft  scheint  das  gleichbed.  aUfr.  buissier  NFG.  /,  98;  Ro- 
quefort führt  auch  busquer  an. 


c. 

Caffo  ungerade  eoM:  giuocare  pari  o  caflfo  ludere parimpar;  auch 
pr.  caf  *vox  indignantis  GProv.  40'' j  in  Berry  caflfe.  MSnage  hält  das 
wort  für  das  it.  capo,  lat.  capnt,  weil  die  ungrade  jsahl  die  voUkommnere, 
die  haupteahl,  weil  namentlich  die  dreiaahl  die  vollkommenste  aXler  aahJen 
sei.  Daß  caflfo  aus  capo  verderbt  ward^  ist  einsfuräumen^  es  konnte  dies 
im  munde  der  spielsüchtigen  Deutschen  geschd^enj  die  lat.  p  gerne  aspi- 
rierten (vgl.  catafalco),  aber  daß  das  voVc  sich  unter  der  ungeraden  edhl 
etwas  voUkommneres  gedacht  habe,  ist  nicht  so  leicht  hinzunehmen:  um- 
gekehrt bedeutet  e.  b.  gr.  agung  1)  gerade,  von  Mahlen,  2)  vollkommen; 
dvagtiog  ungerade.  Leichter  konnte  man  das  ungerade  als  das  über  das 
maß  gehende  atlassen,  gr.  negtaadg,  und  in  so  fem  war  ^»po  vielleicht 
ein  geeigneter  ausdruck:  essere  il  caflTo  heißt  daher  ^ausgezeichnet  sein 
vor  andern.  Oder  sollte  sich  caflTo  Iherschreiben  aus  caput  in  der  römi- 
schen formet  caput  ant  navem,  die  man  bei  einem  ähnlichen  glücksspide 
gebrauchte?  —  Für  die  gerade  zahl  behielten  die  neuen  sprachen  das 
alte  par,  ßr  impar  haben  sich  mehrere  ausdrücke  eingefunden,  e.  b.  maü. 
ospo,  sard.  cnccu,  sp.  non  {fr.  pair  ou  non,  pair  ou  non  pair),  norm. 
nonquC;  au>ch  tic. 

Cagione  anlaß,  Ursache,  schuld,  vorwand  (wie  pr.  ocaison,  altfr. 
ochoison);  gekürzt  aus  occasio,  welche  kürzung  auch  das  waid.  cayson 
und  dUpg.  cajäo  erfuhren. 

Oalabrone,  scalabrone  homiß;  von  crabro,  bei  Papias  carabrio 
'genus  animalis  muscae  similis\  im  älteren  mlatein  scabro  GrafflV,  1039. 
Das  wort  scheint  auch  im  occ.  chabrian  enthaiten  zu  sein. 

Caleffare  und  galeflTare  verspotten.  Beide  formen  haben  dtsches 
aussehen,  aber  das  vorhandene  galiflfao  (ca-)  Graffll,  205  gewährt  keine 
passende  bedeutung. 


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362  n.a.   CALPESTARE-CARNEVALE. 

Calpestare  mü  fußen  treten^  sbst.  calpestfo;  Bsgs.  aus  calce  pi- 
stare  ßeMeres  unlat)  mit  der  ferse  treten,  wäld.  calpisar,  s.  pestare  /. 

Caluco  dend,  armselig;  von  caducus.  Auch  im  prov.  Beimbtich 
vorhanden:  calncs  'curtum  hahens  vistm  67^^  dsgl.  Brev,  d'am.  J,  173. 
Sollte  die  sUbe  lue  jm  dieser  abweichung  von  der  bedeutung  verführt  haben? 
Oder  hängt  das  pr.  calnc  mit  cadncns  gar  nicht  eusammen?  In  der 
mundart  von  Haui-Maine  findet  sich  ca-lorgne  im  sinne  von  borgne, 
worin  ca  seine  eigne  bedeutung  haben  muß. 

Camangiare  gemüsCy  hüchenJcraut;  für  capo-mangiare  anfangs- 
essen  (MSnage). 

Cdnova  vorrathskammer,  Weinkeller ,  sard.  candva;  bereits  in  den 
Isid.  glossen  canava  ^camea  (camera?)  post  coenaculum\  auch  canipa,  s. 
Ducange  und  Graff  IV,  462.     Woher  aber? 

Oansare,  scansare  ausbeugen,  ausweicJ^en.  Der  Ursprung  dieses 
Wortes  findet  sich  in  dem  altlat.  in  gleicher  bedeutung  von  Ennius  ge- 
brauchten campsare  (campsat  ^flectit'  Gl.  Isid.,  campsare  ^flectere  iter 
Gloss.  ant.  Class.  auct.  VII,  654)  und  wie  dieses  mit  dem  accusativ  con- 
struiert  wird,  so  auch  das  itai.  wort:  campsare  Leucatem  =  cansare  la 
morte,  scansare  Tira  del  tiranno.  Die  abänderung  des  Wortes  ist  gering, 
0um  Überflusse  läßt  sich  auch  lat.  sampsa  samsa  sansa  eu  hülfe  rufen. 
Prisdan  leitet  es  von  nafxnTaiv;  daß  es  übrigens  ein  volksübliches  wort 
war,  beweist  seine  fortdauer  im  itai.     Wegen  des  sp.  cansar  s.  cass  /. 

Caparbio  halsstarrig;  muthmaßlich  von  capo,  das  auch  eigensinn 
bedeuten  kann  une  unser  köpf;  aber  was  ist  arbio? 

Capitare  beendigen,  (intrans.)  ankommen;  von  caput  köpf,  auch 
ende,  vgl.  chef  II.  c.  Zsgs.  scapitare,  pr.  descaptar  einbüße  leiden,  sbst. 
it.  scapito  einbüße,  worin  capnt,  wie  im  mlatein  oder  une  honbet  im 
mittelhochd.,  ein  stück  der  Viehherde,  ein  vermögensstück  bedeuten  muß. 

Capocchia  dickes  ende  eines  Stockes,  knöpf  einer  Stecknadel,  adj. 
capocchio  dumm  (wie  ein  Uote);  von  capitulum  kopfchen,  umgeformt  in 
caputnlnm,  une  Pott  in  der  abhandl.  Plattlatein  367  bemerkt. 

Caratello  fäßchen;  für  carratello  von  carrata  fuder,  ladung. 

Carnevale,  carnovale  (o  für  e  wegen  des  folgenden  v),  daher  sp. 
fr.  carnayal  fastnacht;  eigentl.  die  nacht  vor  aschermittwoch,  wo  man  dem 
genusse  des  fleisches  auf  eine  geunsse  js:eit  entsagt,  esgs.  aus  dem  it.  carne 
fleisch  und  dem  lat.  imperativ  vale,  s.  v.  a.  ^fahr  wohl  fleisch!  gute  nacht 
fleisch!^  Oder  einfacher  noch  aus  dem  itai.  sbst.  vale  abschied,  so  daß  il 
carneyale  abschied  des  fleisches  bedeutete.  Fastnacht  halten  heißt  car- 
nascialare,  sbst.  carnasciale,  nach  Muratori,  Ant.  itai.  VI,  229,  um- 
gestellt aus  carne-lasciare  das  fleisch  weglassen,  eine  etymologie,  die  durch 
den  gleichbed.  walach.  ausdruck  lesare  de  carne  bekräftigt  wird.  Aber 
dies  durfte  kein  grund  sein,  auch  carnevale,  dessen  ausammensämng 
einen  deutlichen  sinn  gibt,  durch  Umstellung  eweier  süben  aus  came-leva, 
ndat.  carni-levamen,  ßu  deuten,  wiewohl,  was  hier  noch  beigefügt  werden 
mag,  der  Sicüianer  wvrUich  ein  wort  carni-livari,  der  Piemontese  car-lav6 


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u.a.   CARPONE-CEFFO.  363 

besitat.  Ein  andrer  nUat.  ausdrueh  ist  carniprivium,  ein  span.  cames- 
tolendas,  ein  neupr.  carmentran  =  carSme  entrant  —  [Die  von  der 
mythologie  vorgenommene  Zerlegung  des  wories  in  car-naval  =  carrus 
nayalis  schiffswagen  hat  das  bedenkliche,  daß  weder  die  üal.  Schriftsprache 
noch  die  mundarten  etwas  von  einer  solchen  form  mit  a  für  e  der  eweiten 
sühe  wissen,  und  doch  muß  das  franz.  carnaval  in  erwägung  der  sübe 
car  {nicht  char)  von  Italien  ausgegangen  sein.  In  diesem  lande  war  also 
die  Vorstellung  von  einem  schiffswagen  entweder  gar  nicht  vorhanden  oder 
friih  erloschen.] 

Carpone  adv.  auf  allen  vieren;  nach  Ferrari  zsge.  aus  quadrnp- 
one,  einer  höchst  ungefügen  bildung  für  qnadrnpedone  von  quadrupes. 
Warum  nicht  von  carpus,  it,  carpo  die  vorderhand?  nicht  bloß  ein  ana- 
tomischer cMsdruck  wie  im  span,;  daher  auch  carpiccio  tracJit  ohrfeigen 
und^das  neupr.  carpi  schlagen.  Carpone  unirde  hiemach  ^auf  händen 
(und  fußen)  bedeuten. 

Carrobio  hreuzweg;  von  quadrivium,  wie  Minage  lehrt,  «o  gabbia 
von  cavea. 

Gas  CO  alt,  hinfällig;  von  einem  worte  bei  Ennius,  das  Ausonius 
wieder  hervorzog,  cascns  alt?  Wenigstens  kann  es  nicJit  vom  it.  cas- 
care  (fallen),  pari,  cascato,  abgekürzt  casco,  entstar^den  sein^  da  aus  in- 
transitiven "keine  solche  participial-adjectiva  geprägt  werden,  eher  konnte 
cascare  aus  casco  fließen,  wenn  nicht  aus  lat.  casare  (bei  Plautus)  er- 
weitert in  casicare.  Von  jenem  ital.  verbum  ist  das  auch  in  die  andern 
sprachen  übergegangene  cascata  Wasserfall. 

Castaldo  ut%d  castaldione,  ven.  gastaldo  gutsverwalter,  haushof- 
meister,  vgl.  den  franz.  gescUechtsnamen  Gastaud,  wald,  gastant  nebst 
dem  vb.  gastandeiar;  von  gastaldins,  gastaldio,  une  bei  den  Longobarden 
theüs  der  Verwalter  der  königlichen  guter,  theils  der  über  die Provincuüen" 
gesetzte  landvogt  genannt  ward.  Das  nach  einigen  mit  gast  zsgs.  wort 
(s.  z.  b.  Leo's  Gesch.  von  Italien  I,  94  ff.)  geht  zurück  auf  goth.  ga- 
staldan  erwerben,  besitzen^  wiewohl  der  logische  Zusammenhang  nicht  deut- 
lich hervortritt y  vgl.  Diefenbach,  Goth.  wb.  ü,  306;  Pott,  Bom.  elemente 
in  den  lang.  ges.  368. 

Catasta  holzstoß;  ist  das  lat.  catasta  biihne,  schafott. 

Gavare  herausnehmen;  eigentl.  ausgraben,  vom  lat.  cavare  aushöhlen. 

Gavelle  und  covelle  (beide  schon  bei  Boccaccio)  wenig  oder  gar 
nichts,  kleinigkeit.  Die  herkunft  des  volksüblichen  wertes  ist  schwer  zu 
ergründen^  da  die  eigentliche,  sinnliche  bedeutung  fehlt.  Vielleicht  ist  es 
nicht  zu  voreilig,  an  mhd.  kaf  hülse,  spreu  zu  erinnern. 

Geffo  schnauze  (etwas  schruppendes),  ceflfare,  parm.  ci&r  schnap- 
pen, heischen;  dazu  formen  mit  radicalem  a:  com.  zaf  =  ceflfo,  zafi^  sie. 
acciaffari  =  ceffare,  piem.  ciaflii  =  ceffiito,  sie.  ciaffa  tatze,  wohl  auch 
ü.  zaffo  in  der  bed.  häscher.  Die  herkunft  dieser  Wörter  ist  ungewiß. 
Vielleicht  entstanden  sie  aus  hochdeutscher  ausspräche  des  Stammes  tap 
(s.  tape  II.  c),  woher  auch  das  mit  sie.  ciaffa  zt4sammentre/fende  ciampa. 


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364  II.  a.   CERAMELLA-CHIOMA. 

Wal.  z^psl,  fvenn  es  hieher  gehört,  verräth  einen  mit  s  verstärkten  stammj 
vgl.  auch  das  russ.  vi.  zäpaio  zugreifen. 

Oeramella,  cennamella  schaimei;  entstellt  aus  altfr.  chalemel? 

Cerro  1)  eimeiche,  von  cerrus,  auch  fr,  cerre;  2)  troddelj  von  cirras. 

Cesoje  (plur.)  scheere;  von  caesus  wie  rasojo  von  rasus.  Dahin 
auch  cisale  abgeschnittenes  stück. 

Cespo  husch,  Strauch,  von  caespes  schölle,  kaufe  kräuter,  abgd. 
cespnglio;  cesto  vom  acc.  caespitem.  Wegen  der  hedeutung  vgl,  cae- 
spites  sunt  frutices  Placidi  glossae  auctae  (Class.  aud.  VI,  666^),  cespis 
firutex  Gl.  Erford.  p.  287'.  Daher  vh.  cespicare,  wai.  ceaspetä  hängen 
bleiben,  straucheln. 

Gesso  abtritt;  verküret  aus  secessns.  Diese  acht  ital.  aphaerese 
liegt  schon  in  einem  der  Erfurter  glossare  vor  p.  333*  foricas  latrinas 
ceasusselioB  d.  i.  cessus  Bellas. 

Ohente,  pror^men,  von  che  ente  (lat.  ens  entis)  was  für  ein  ding, 
gebildet  wie  niente. 

Chiappare  erhaschen;  entweder  vom  ahd.  klappa  faUe,  oder  vom 
vb.  happen,  vgl.  chinrlare  in  nrlare  /.  Die  comask.  form  ciapä  aber 
redet  für  das  erstere  (cia  =  cla,  ciamä  =  clamare).  Anders  gebildet  ist 
calappio,  galappio  falle^  fallstrick,  dem  ein  ahd.  klapjo  gemäß  wäre. 

Chiävica  abeugscancd;  entstellt  aus  cloaca,  ndat,  auch  clavaca, 
schon  bei  einem  alten  grammatiker  claaca  nou  claaaca  Äncd.  gramm.p.  444. 

Ghiazza  mahl  auf  der  hautj  chiazzare  sprenkeln;  vom  deutschen 
kletz  schmutzig,  hekletzen  besudeln,  s.  diese  Wörter  in  J.  Grimms  Beinh. 
p.  378. 

Chiedere  fordern;  identisch  mit  dem  poetischen  cherere  t;onqaae- 
rere,  sp.  querer,  r  auf  ital,  weise  mit  d  vertauscht.  Von  ferire  ist  um- 
gekehrt die  form  mit  d  fiedere  die  poetische,  Zsgs.  conqnidere  von  con- 
quirere. 

Chieppa,  cheppia  ein  fisch;  stark  ausgeartet  aus  clupea,  s.  Minage. 

Chioccare  schlagen,  ahd.  klochön  dass. 

Chiöcciola  Schnecke;  für  clocc-iola,  dtmin,  des  unvorhandenen 
cloceia,  dies  mit  versetetem  1  von  coclea. 

ChiodO;  chiovo  nagel;  =  chiavo  von  clavus,  sp.  clavo,  fr,  elou/f. 
Aus  chiav-o  entstand  auerst  chio-o  =  pr.  clau,  ältfr,  clo,  und  sur  besei- 
tigung  des  hiatus  ward  theils  d,  theils  v  eingeMhoben,  die  hauptsächlich 
daeu  bestimmten  buchstaben;  so  in  padiglione  aus  pa'iglione,  d.  i.  papi- 
glione,  Rovigo  aus  Ro*igo  d.  i.  Rhodigium. 

Chioma  haupthaar.  Entweder  von  coma  mit  eingescfH>benem  i  =1, 
oder  von  comnla  mit  versetztem  1.  Für  letzteres  könnte  man  anführen, 
daß  neben  dem  vorhandenen  it,  coma  eine  form  mit  eingeschobenem  1 
unnütz  wäre,  aber  dem  Überfluß  sind  die  jüngeren  sprachen  nicht  abhold, 
wofür  z.  b.  fiavo  neben  favo  zeugt;  übrigens  scheint  das  nur  bei  Petro- 
nius  vorkommende  comula  ein  von  ihm  gesuchtes  wort  für  kleines  nied- 
liches haar. 


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ILa.   CUCCO-COMBAGIO.  365 

Ciacco  Schwein;  abgeändert  aas  sacco  bauch?  Aber  besser  trifft 
Minage's  deutung  aus  gr.  avßa^  avßcntog  schweinisch,  das  sich  ohne  zwang 
in  siacco  ciacco  verwandeln  konnte,  vgl.  cia  aus  sia  in  camicia  aus  cämisia. 

Cicigna  blindschleiche ;  für  ciciglia  von  caecilia  mit  vertauschtem 
Suffix  vielleicht  sur  Unterscheidung  von  Ciciglia  =  Sicilia. 

Cicisbeo  ein  mann,  der  einer  frau  den  hof  macht  oder  sie  begibt; 
vom  fr.  chiche  Mein  (?)  und  beau  schön  (Pasquaiino). 

Cigolare,  scivolare  knarren,  knistern;  von  sibilare  nach  Ferrari; 
aus  dem  stamme  von  singultire  nach  G.  Galvani  (Archiv,  stör.  ital.  XIV, 
342),  vgl.  ven.  cigare  zischen,  knarren,  it.  cingottare  zwitschern,  letztere 
vielleicht  bhße  ncUurausdrücke. 

Cimento  probe,  cimentare  versuchen;  von  specimentam,  wie  Fer- 
rari meink  Specimentum  für  specimen  ist  freilich  nicht  vorhanden,  aber 
eben  so  leicht  zu  bilden  wie  cantamento  für  cantameii;  und  der  abfall 
der  ersten  sübe  ist  nicht  stärker  als  in  baco  für  bombaco,  cinlla  für  fitn- 
cinlla  und  nicht  wenigen  andern,  Rom.  gramm.  I,  294.  Daneben  verdient 
Mohns  erJdärung  aus  caementum  (p.  72),  wiewohl  sie  das  mittel  (cement) 
für  die  handhmg  (probe)  setzt,  alle  anerkennung. 

Ciofo  niederträchtiger  mensch;  vom  deutschen  schuft,  dessen  t  weg- 
fid,  weil  der  Italiener  die  combination  ft  nicht  duldet. 

Cioncare  abbrechen,  verstümmeln,  chw.  ciuncar  dass.,  woi.  ciung 
stümmd,  verstümmelt,  ungr.  tsonka;  entstellt  aus  it.  ciocco  Motz?  Für 
cioncare  gilt  maü.  s'ciand^  B'cincä. 

Ciotto,  ciöttolo  stein,  kiesel. 

Giro  Schwein;  vom  gr.  xalgog  ferkd  (Ferrari). 

Cispo  triefäugig;  woher? 

Cinffo  schöpf,  cinffiGure  beim  schöpfe  fassen;  von  schöpf,  wenn 
nicht  von  zop^  lofnb.  zuff,  pr.  chuf  'pili  super  frorUem  GProv.  p.  58, 
vgl.  unten  zuffa. 

Civaja  hiUsenfrüchte;  von  cibaria. 

Cogno  ein  altes  weinmaß;  von  congins. 

Cogol&ria  reuse  zum  fisch- oder  krebsfang,  mit  weiter  Öffnung, 
nach  innen  enger  werdend;  von  cucuUas  kappe,  wegen  der  ährdichkeit. 
Basselbe  derivatum  im  mlat.  cucullarius  ^munidi  (mönch)  Gloss.  Trev. 
Graff  II,  804,  kapuzenträger. 

Oögoma  topf,  von  cncama,  woher  auch  fr.  coqnemar  flaschenkessd. 

Gollare  wippen  d.  i.  foltern,  coUa  folter;  vom  gr.  xolal^Biv  strafen, 
züchtigen,  wie  schon  Monosini  aufstellte  —  oder  von  Y.oXk^v  befestigen? 
Besser  trifft  mhd.  quellen,  kollen  fesseln,  peinigen  (nhd.  quälen  t^  das- 
selbe wort).  Ba  der  delinguent  an  einem  seile  in  die  höhe  gezogen  ward, 
so  übertrug  man  das  wort  auch  auf  das  aufziehn  des  segds,  man  sehe 
ein  beispiel  bei  Trucchi  I,  31. 

Collottola  nacken;  abgeleitet  von  Collum. 

Combagio  zuiammenfügung,  combagiare  zusammenfügen;  dem  be- 
griffe nach  das  lat.  compages,  vermuthlich  auch  von  da  ausgegangen^  aber 


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366  IIa.   CONCIARE-CROJO. 

mü  witziger  auffassung  auf  combagio  (das  jmsammenküssen)  zurückgeführt ; 
dieselbe  hegriffsverbindung  auch  in  der  form  combaciare. 

Gonciare,  acconciare  (woher  sp.  aconchar)  putzen,  zurichtenj 
concio,  acconcio  als  adj,  hübsch,  als  subst.  pute,  wal.  concin  kopfpute. 
Man  stelle  es  nicht  jmtn  oLtfr,  cointer:  es  ist  eine  der  ziemlich  zahlreichen 
mit  i  gewirkten  participidtableitungen  und  kommt  von  comtns,  partic.  von 
comere  schmucken^  woher  es  schon  Menage  leitet;  die  franz,  form  u?äre 
conser.    Auch  contigia  ptäz  ist  hieher  zu  nehmen. 

Congegnare  zusammenfügen;  muthmaßlich  für  concennare,  lat. 
concinnare,  unter  dem  eit^usse  des  it,  genio,  pr.  genh  kunst. 

Corgere  in  accorgersi  (chw.  ancorscher)  wahrnehmen,  und  scorgere 
1)  wahrnehmen,  2)  geleiten,  begleüen.  Accorgere  accorsi  accorto  trifft 
»t»  seif^er  flexion  so  genau  zusam$nen  mit  corrigere  correxi  corr^ctom,  da/l 
es  aus  ad-corrigere  entstanden  sein  muß^  indem  es  eigentlich  die  berichti- 
gung  eines  irrthumes  ausdrückt.  Scorgere,  das  dieselbe  flexion  hat,  wäre 
nach  Muratori  aus  excurritare  entstellt  und  dem  ersteren  verbum  ang^aßt 
worden;  allein  solche  Übergänge  aus  der  schwachen  in  die  starke  co^ju- 
gation  sind  so  ausnehmend  selten,  daß  diese  vermuthung  entschieden  ab- 
zulehnen ist.  Scorgere  ist  nichts  anders  als  ein  verstärktes  correggere^ 
dem  die  bed.  regieren  zukommt,  woraus  die  bedd.  geleiten,  acht  hoben 
leicht  erfolgen  konnten.  Von  scorgere  kommt  scortare,  sbst.  Bcorta,  fr. 
escorter,  escorte,  sp.  escoltar,  escolta. 

Corribo,  corrivo  leichtsinnig,  leichtgläubig;  woher? 

Co 880  kleine  beule,  finne,  warze. 

Co8tä,  costi,  co8tinci,  ortsadverbiia;  von  eccu'  istac^  eccu'  istic, 
eccu'  istinc-ce. 

Co  teste  y  cotestui,  pronomen;  zsgs.  aus  eccoti  esto,  lat.  eccu'  tibi  este. 

Covone  garbe,  einfacher  lomb.  cov,  piem.  cheuv.  Nach  Ferrari 
von  cavus  hohl:  so  viel  die  hohle  hand  oder  der  hohle  arm  faßt.  Der 
Übergang  von  cavus  in  covo  macht  dabei  keine  Schwierigkeit,  er  ist  der- 
selbe  une  der  von  clavus  in  chiovo. 

Crepore  groU;  sicher  von  crepare  bersten,  so  daß  es  das  bersten- 
wollen  des  verhaltenen  hasses  ausdrückt. 

Crocchiare  klappern;  von  crotalum  (^^govakov)  klapper,  cchi  aus 
Ü  wie  in  vecchio.    Sp.  crotorar  muß  dasselbe  wort  sein. 

Crogiare  rösten,  crogiolare  dämpfen.  Sollte  es  zusammenhängen 
mit  ahd.  chrose  geröstetes,  welches  Graff  IV,  616  als  zweifelhaft  aufstellt? 
si  (oder  se)  und  gi  berühren  sich  z.  b.  auch  im  it.  asio,  agio. 

Crojo  vrU.  starr,  figürl.  störrig,  ungeschliffen,  pr.  croi.  Aus  crüdos 
starr,  unbiegsam  kann  es  nicht  unmittelbar  entstanden  sein,  ihm  aber  mit 
Galvani  (Archiv,  stör.  ital.  XIV,  343)  dessen  urform  cmidus  (cruius 
crujus)  unterzulegen,  ist  zwar  schön,  aber  gewagt,  weil  diese  form  nicht 
im  gebrauche  war.  Sicherer  läßt  man  es  aus  crud-i-us  {une  bajo  aus 
badius)  entstehen  d.  h.  aus  einer  mit  i  bewirkten  erweiterung  von  cmdoSy 
dergleichen  bei  mehreren  andern  adjectiven  unläugbar  vorkommt,  s.  Bom. 


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n.a.    CRUNA-DESSO.  367 

gramm.  11,  SOI.  Die  länge  des  wureelvocals  Mrete  sich  durch  roman. 
Position  (crudjus),  so  daß  er  in  o  übertreten  konnte. 

Gruna  nadelöhr.  Zum  gr.  ygcivt]  höhltmg  (Rom.  gramm.  J,  137^ 
1.  ausg.)  paßt  weder  buchstabe  noch  begriff  (aus  anlautendem  g  wird  nicht 
c):  es  ist  syncopiert  aus  Corona  kreiß,  wie  crucciare  aus  corrucciare; 
wegen  u  aus  ö  vgl.  giuso  und  tutto,  oder  das  mittelgr.  xoQovvr}. 

Orusca  kleie,  cÄw.  crisca.  Ein  deutscJws  wort,  wie  bereits  Muratori 
erkannte.  Furfur  ^crusc  vd  chliha^  ßleie)  sagen  die  Flor,  glossen  983^ , 
schwe,  krüsch,  schwäb,  grüsche,  vgl.  das  von  Bouüle,  Diff.  vulg.  ling., 
erwähnte  gleichbed.  fr.  gruis,  piem.  grus.  Die  neupr.  mundart  kennt  auch 
ein  vb.  crnscd  eermahnen.    Der  Sarde  besitzt  noch  furfare,  farfaru. 

Calla  unege;  von  canola,  wie  Inlla  von  Innola,  in  der  neap.  mund- 
art noch  connola  (cnnola  in  einem  alten  gedieht  Murat.  Ant.  ital.  VI,  789), 
in  der  romagnol,  conla. 

Gupo  hoU;  von  cnpa  tonne,  also  eins  der  wenigen  adjectiva,  die 
unmittelbar  aus  Substantiven  gebildet  wurden,  Rom.  gramm.  II,  288.  Die 
sard.  mundart  entwickelte  daraus  das  gleichbed.  adj.  cnpüdu,  dem  kein  it. 
cuputo  jmr  seile  steht. 

Cutretta,  cutrettola  bachstehe.  Sie  trägt  den  schwanjsf  hoch  und 
bewegt  ihn  beständig.  Auf  die  erstere  eigenschaft  bemeht  sich  das  itai. 
wort,  eusammengesetet  aus  coda  schwane,  retta  aufrecht,  also  eigentl. 
cudretta,  durch  assiniüation  der  media  an  die  folgende  tenuis  cntretta  ent- 
sprechend fr.  hoche-queue ;  auf  die  letztere  it.  coditremola,  fr.  branteqaeue, 
dtsch.  wedelsterz,  engl,  wagtail,  kymr.  tinsigl  (tin  büred,  siglo  bewegen), 
gr.  aeiaoTcvyig,  wohl  auch  lat.  motacilla  u.  a. 


D. 

Deh  interjection;  vermuthlich  vom  vocativ  dee  für  deus,  dessen  sich 
spätere  bedienen,  wenn  nicht  aus  deo  abgekürzt  wie  i*  oms  io:  deo,  com' 
aggio  feUato!  PPS.  I,  277;  deo,  che  ben  aggia  Amore  434.  Ein 
mundartl.  fr.  dey  könnte  desselben  Ursprunges  sein,  s.  Voc.  langrois.  Vgl. 
auch  Potts  Zahlmethode  p.  218  note. 

Desso  pronomen,  wal.  dunsu.  Pott,  Forsch.  II,  41  construiert  es 
aus  idem  ipsus,  aber  ein  m  aus  der  mitte  eines  wortes  sfwischen  vocälen 
auszuwerfen,  ist  ganz  gegen  die  anläge  der  ital.  spräche.  Es  könnte  ab- 
gekürzt sein  aus  einem  früheren  medesso  =  pr.  meteis  (s.  medes  L), 
allein  damit  erklärt  sich  die  ihm  anhänget^  syntactische  eigenheil  nicht, 
daß  es  nur  im  casus  rectus  bei  den  verbis  sein  und  scheinen  gebraucht 
wird,  wogegen  dem  Provenzalen  sein  meteis  in  jedem  casus  recht  ist.  Man 
muß  sich  also  nach  einem  passenderen  Ursprung  umsehen  und  ein  solcher 
findet  sich.  Übersetzt  man  unser  ^er  ist  es  selbst,  sie  scheint  es  selbst^ 
wörtlich  ins  latein.,  so  heißt  dies  ille  est  id  ipse,  illa  yidetnr  id  ipsa, 
und  dieses  netUrum  auf  ein  vmscvdin  oder  feminin  bezogen  ist  eben  so 


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368  IIa.   DESTARE-DUOMO. 

romanisch  wie  deuisch^  8.  Bern,  gramm.  III,  88,  Blanc  292.  Aus  id-ipse 
aber  entstand  desso,  welches  darum  nur  im  casus  rectus  brauchbar  ist: 
egli  h  desso,  ella  mi  pare  dessa.  Das  wort  enthält  atso  einen  merk- 
würdigen Überrest  des  pron.  is.  Sonderbar  ist  in  idipsis  Form.  Marc, 
in  idipeum  Mdbill.  Dipl.  p.  495;  dieser  barbarismus  aber  kann  die  hier 
vorgetragene  etymologie  nicht  stören. 

Destare  aufwecken;  von  de-excitare  mt^  ({arsaJ&en  ire^ammenjerieAtm^ 
wie  in  dorare  von  deanrare.  Lonib.  mundarten  sprechen  desseda.  Von 
re-excitare  ist  das  pr.  reissidar  wecken,  erwachen. 

Diana  morgenstem,  auch  pr.  (anc  no  visquet  lo  doxs  tro  a  la 
diana  GBoss.  2747)]  eigentl.  Stella  diana  PPS.  11,  187  von  dem  ver- 
schwundenen adj.  diano,  dies  von  dies,  daher  die  militärische  redensart 
battere  la  diana,  fr.  battre  la  diane  die  reveiUe  schlagen.  Figuera,  Diccion. 
mallorqui,  bemerkt  aus  A.  March  als  veraltet:  ana  ^la  estreUa  Venus\ 
also  eine  starke  ohkürimng. 

Dileggiare  verspotten;  =  i)r.  desleyar  verschreien,  verrufen,  sbst. 
deslei,  lat.  dis-lex. 

Dil^gine  schlaff. 

Ditello  achselhöhle;  s.  v.  a.  ditale  fingerhut,  weil  man  die  finget 
unter  die  achseln  eu  stecken  liebt?  Dasselbe  wort  ist,  mit  der  bed.  von 
ditale,  das  romagn.  didel,  altfr.  deel,  nfr.  mdarü.  deau.  Für  ditello 
sagt  der  Neapolitaner  tetelleca,  das  aus  dem  vb.  tellecare  kUstdn,  weil 
man  an  jener  steUe  für^kiteel  empfänglich  ist,  gedeutet  unrd.  Eben  darum 
leiten  manche,  aber  ganss  gegen  den  buchstaben,  ditello  von  titillare. 

Dondolare  schaukeln,  maü.  dondä;  nachMinage  von  de-undolare. 
Vielleicht  hat  es  Jceinen  so  vorfiehmen  Ursprung,  ist  nämlich  gleicher  her- 
kunft  mit  fr.  dodiner  schaukeln,  altfr.  dodeliner  einwiegen,  von  dodo,  mit 
welchem  wort  man  die  kinder  in  den  schieß  wiegt.  Dodo  selbst  aber  ist 
aus  der  kindersprache,  entstanden  durch  reduplication  aus  dormir. 

Donnola  wiesei;  eigentl.  Weibchen,  vom  it.  donna,  ein  schmeichd- 
wort  für  das  thier,  gleich  dem  sp.  comadreja,  woran  Ferrari  erinnert, 
oder  dem  dtschen  jttngferchen,  ngr.  wiKpiz^a,  oder  dem  bask.  andereigerra 
von  andrea  frau,  Jungfer.     Vgl.  bele  //.  c. 

Doppiere  fackd;  von  dnplus  wegen  des  atis  ewei  fäden  gedrehten 
dochtes:  so  das  deutsche  zwirn  aus  zwir  doppelt. 

Dossi  (plur.)  grauwerk;  eigentl.  rückenstück  des  feiles,  s.' darüber 
Ferrari. 

Duomo  domkirche,  dom,  daher  fr.  dorne,  sp.  dombo;  vom  lat.  domns 
dei,  nicht  vom  gr.  dü^a,  wie  der  diphthong  im  ital.  eeigt.  Entsprechend 
übersetet  der  Gothe  iegov  mit  gud-hus  (gotteshaus).  Im  sard.  (logud.) 
domo  erhielt  sich  'das  lat.  wort  in  seiner  alten  bedeutung. 


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n.a.  ELSA— FAGNO.  869 


E. 


Elsa  und  elso  schwertgriff;  vom  oM.  helza  dass.  Auch  die  cUtfr. 
Sprache  besitzt  das  wort  und  zwar  in  älterer  form  (ohne  lautverschiebung) 
und  nur  als  masculin:  helt  (h  asp.),  henx  (nomin.),  =  aiin.  hialt,  ags. 
hilt  (n.)y  davon  ein  vh.  enheldir  mit  einem  schwertgriff  versehen  Roh 

Endica  aufkauf  von  waaren,  nach  Muratori  aber  waarenniederlage; 
von  iv&rjXT]  ladung  (nach  demselben). 

Epa  hauchy  von  hepar  (Menage  u.  a.). 

Erto  steilf  partic.  von  ergere  =  engere,  subst.^rtsi,  anhöhe,  all'erta 
auf  der  hut,  buchstäbl,  auf  der  anhöhe,  wo  man  sich  umschaut,  daher  adj. 
sp.  alerto,  fr.  alerte  wachsam,  munter,  churw,  schlechtweg  erti. 

lÖsito  waarenahsatz,  vertrieb;  von  exitus  ausgang. 

Ette  (m.)  Kleinigkeit,  pünctchen.  Üblicher  in  den  mundarten,  com. 
eta,  florent.  etti,  romagn.  etta  und  ett,  sard.  ette,  z.  b.  com.  m^mporta 
on  eta  =  m*importa  un  frullo,  neap.  chillete  =  qnelle  cqse;  nach  P. 
Monti  vom  aUlat.  hetta  bei  Festttö:  res  minimi  pretii  .  .  cum  dicimus 
'non  hettae  te  fiwjio*.     Vgl,  O.  Gdlvani  im  Archiv,  stör.  itäl.  XIV,  352. 

Eziandfo  partihd  für  lat.  etiam.  Es  wird  theils  aus  etiam  diu, 
theils  aus  etiam  adeo,  theils  aus  etiam  dens  gedeutet.  Diu  ist  gegen  den 
sinn,  &deo  gegen  den  accent  und  so  bleibt  dens  übrig,  welches  bereits 
SalviciH  aufgesteUt  hat  und  welches  sich  bestätigt  durch  das  altsardische 
etiam  den,  s.  bei  Delius  p.  13.  N  vor  d  statt  m  ist  natürlich,  vgl.  auf 
einer  inschrift  decen  dies,  Corssen  I,  266  2.  ausg.  Es  war  sonst  üblich, 
gewissen  concessivpartikeln  den  namen  gottes  verstärkend  beizufügen;  so 
entstand  awegna  dio  che,  macari  dio  che,  im  norden  von  Italien  sogar 
quamvis-deo  Bonves.,  altgenues.  quanvis-dö  Archiv,  stör.  itcd.  app.  num. 
18,  p.  27.  36,  so  denn  auch  ezian  dio  che,  ezian  dio  se,  ezian  dio.  Ähn- 
lich wird  in  der  bair.  mundart  gott  geb  gebraucht:  'gott  geh  die  seien 
gut  oder  bös*  (mögen  sie  gut  oder  böse  sein),  s.  Schmdler  U,  83. 


F. 

Facimola,  feicimolo  hexerei.  Der  sinnreichen  deutung  Menage' s 
aus  fiicere  und  mola  (opferschrot  zur  Zauberei),  gemäß  VirgiVs  verse 
Sparge  molam  et  fragiles  incende  bitnmine  lauros,  steht  zwar  der  accent 
entgegen,  der  in  den  neuen  compositis  stets  dem  zweiten  worte  gebührt 
(faci-möla  wie  faci-m&le),  allein  eher  läßt  sich  accentverschiebung  als  de- 
rivation  aus  £Etcere  annehmen.  —  Dürfte  nicht  auch  an  fascinnm  cet.  ge- 
dacht werden?  fragt  Wackemagel. 

Fagno  ein  verschlagener,  der  sich  einfältig  stellt;  mahnt  an  ahd. 
feihan  dolosus,  subdolus  (der  feihano,  feihno).  Das  fr.  feint  (von  feindre) 
wäre  von  seilen  des  begriffes  annehmlich,   aber  der  buchstabe  toiderstrebt. 

24 


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370  n.a.   FANELLO-FUVO. 

Fanello  hänfling,  piem.  £Etnin,  mail.  fanett.  Eme^  wie  num  an- 
nehmen darf,  vollständigere  form  üt  £aganello,  daher  Mohns  erUärung 
atis  faginns,  Etym.  uniers.  p.  122,  mehr  vertrauen  verdient  als  Minagt^s 
aus  ÜEdvas. 

Fante  Tcnabe,  hnecht,  soldat  m  fuß,  sp.  infiante  ff.;  von  infGois  mit 
sehr  erweiterter  bedeutung.  Der  Wegfall  der  anfangssübe  in  ist  acht 
itdlieniseh  und  kommt  auch  in  folto,  scipido,  stromento  vor,  so  dafi  em- 
fiuß  des  ahd.  fendo,  mhd.  vende  (=hhd.  £Etnt)  ansunehmen,  welches  wort 
einige  selbst  erst  dem  itai.  entnommen  glauben,  nicht  gerechtfertigt  er- 
scheint. Daher  auch  £Etnteria  fußvoüc,  £etntoccio  puppe,  so  wie  das  specieU 
itai.  fancinllo,  fancinlla  kind,  flor.  chw.  fancella. 

Fara  lonib.  Meines  landgut.  Bekannt  ist  aus  Paulus  Diaconus  und 
aus  den  gesetzen  das  longob,  &ra  nachkommenschaft,  famüie,  später  in 
italischen  Urkunden  im  sinne  von  hof  oder  grundstück  (ort  der  famüie) 
gebraucht,  daher  das  itai.  wort.  Über  die  herkunß  des  deutschen  höre 
man  Grimm  II,  62.  —  [Burg,  fiira  heißt  eigentlich  theilung  in  besiehung 
auf  den  gesetzlichen  theä  an  dem  besitze  des  Romanen,  daher  vielleicht 
kleines  landgut?  Doch  ist  die  longobardische  bedeutung  nur  geschlecht. 
So  Wackemagd  in  der  äbh.  Sprache  der  Burgunden  26.] 

Farnia,  fiargna  breitblätterige  eiche,  quercus  robur  nach  Nemnich, 
von  üarnns  bei  Vitruv,  dem  man  die  bed.  esche  beilegt,  weil  man  eine  zu- 
sammenziehung  aus  fraxinus  darin  vermuthet.  Das  itai.  wort  stammt 
zunächst  aus  dem  aäj.  farneuS;  bei  Apicius  üarnei  fangi,  ai.  £aginei. 

Fazznolo,  fiazzoletto,  auch  altsp.  fazoleto  Schnupftuch.  Das  gleich- 
bed.  neusp.  fazaleja  konnte  wohl  aus  &cie8  (sp.  faz)  fließen,  daher  auch 
mlat.  fetciale  facitergüla ;  it.  fiazzuolo  aber  passt  schon  in  betracht  seines 
unschicklichen  Suffixes  keinesfalls  zu  fetccia  {eben  so  v>enig  zu  fascia)  und 
mag  eher  in  unserm  fetzen  seine  quelle  haben,  auch  it.  pezzuola  heißt 
fetzen  und  Schnupftuch.  Das  piem.  fassolet  stimmt  eben  so  wenig  zu 
facia  in  dieser  mundart  (facies),  wohl  zu  fassa  (fisiscia),  dessen  bedeutung 
aber  schon  weiter  abliegt;  das  sie.  fiazzolettn  trennt  sich  gleichfalls  von 
facci  (fetcies). 

F6dera  zwülich;  vom  ahd.  {ed&Tei  feder,  mhd.  federe pdz,  flaumiger 
federartiger  stoff,  mlat.  penna. 

Ferzare,  ^ien&Te  peitschen,  ferza,  sienA peitsche.  Aus  ieTire  kann 
kein  feritiare  ferzare  werden,  da  die  4.  conj.  keine  participicdverba  her- 
gibt. Sehr  wahrscheinlich  ist  das  gleichbed.  ahd.  fillan  darin  enthalten, 
wovon  sich  ein  intensiv  fiUazan  =  nhd.  filzen  (strafen)  annehmen  läßt, 
daher  it.  felzare  ferzare  (vgl.  scalmo  scanne).  Das  vorhandene  ahd. 
fillata  peitsche  konnte  dagegen  nicht  in  ferza  übertreten. 

Fiappo,  nur  mundartlich;  maü.piem.  berg.  ven.  fiap,  cremon.  flapp 
welk;  at4S  dem  deutschen,  worin  dieser  stamm  etwas  schickes  oder  lappen- 
artiges bedeutet,  z.  b.  Aap  klappe,  fiep  läppen,  ndd.  flabbe  herabhangendes 
maul.    Dahin  auch  romagn.  fiapa  flecken,  picard.  fl^pe  läppen. 

Fiavo  honigwabe,   dsgl.  fiale,  fiare,  für  fiavale,  fiavare.     JEs  kann 


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IIa.  PIEDERE-FOGA.  371 

mU  eingeschobenem  i  ==  1  von  faTus  hommen,  doch  mag  einmrhmg  des 
gleickbed.  ahd.  flado  dabei  angenommen  werden,  ja  es  könnte  unmiüelbar 
daraus  entstanden  sein  wie  it.  biaya  aus  biada. 

F ledere  vertounden^  poet.  form  für  ferire,  sp.  herir  ff.,  r  »w  d 
verwandelt. 

Ffgnolo  hüjsblatter;  vom  deutschen  finne  kleine  spiteige  hlatter  im 
gesicht. 

Filza  schnür  angereihter  Sachen^  vi.  infilzare  anreihen;  von  filam, 
woraus  man  filitium  ableitete  (Ferrari). 

Finco  venea.  name  eines  vogels,  fringiUa;  vom  ahd.  fincho,  nhd. 
finke.     Veneroni  verzeichnet  auch  eine  form  frinco. 

Fino,  infino  partikd  für  lat.  tenus;  von  Id  finem  jmm  ssiel,  fine 
am  eielj  vgl.  tenus  significat  finem  Festm.  Auch  der  prov.  mundart  ist 
diese  partikel  bekannt:  fis  QAlb.  HO,  npr.  cat.  fins,  beam.  (veraltet)  fens, 
so  auch  sard.  finza,  finzas.  Schon  in  einer  Urkunde  v.  j.  849  liest  man 
fine  via  pnblica,  de  alia  parte  fine  flomen  u.  s.  f,  s.  Muratori  s.  v.  sino, 
und  diese  form  fine  Icommt  auch  im  äUital.  vor. 

Fiöcina  harpune;  nach  Menage  von  fasQinsk  dreifach;  es  wäre  also 
entstellt  aus  föscina  mit  eingeschobenem  i  =  1  und  Verwandlung  des  sei 
in  cif  ersteres  ».  b.  in  fiaccola,  letzteres  in  cacio  für  cascio  vorliegend. 
Das  sard.  fruscina,  das  mail.  frosna  zeigen  dagegen  ein  eingeschobenes  r. 

Fioco  wird  von  der  Grusca  und  alten  ital.  Wörterbüchern  mit  roeo, 
heiser^  erklärt^  wiewohl  Dante  es  überall  in  der  bed.  schwach  gebraucht, 
nur  eine  stelle  läßt  die  erstere  zu  (s.  Blanc  Vocab.  Dant.).  Es  ist  kaum 
zu  bezweifeln,  daß  beide  begriffe  sich  nah  berühren;  daß  z.  b.  heiser  in 
schwach  übergehn  konnte,  beweist  das  mittdhochdeutscJie,  s.  Wb.  I,  666. 
Aus  den  Volkssprachen  läßt  sich  über  das  ital.  wort  keine  belehrung 
schöpfen^  da  es  ihnen  nicht  bekannt  scheint.  Indessen  ist  das  suhst. 
fio'chezza  ein  medicinischer  ausdruck  für  heiserkeity  nicht  für  schwäche  der 
stimmCy  man  sehe  Alberti.  Muß  man  in  heiser  den  grundbegriff  erkennen, 
so  kommt  das  wort  wahrscheinlich  von  roco,  lat.  räucus  mit  prothetischem 
f  (vgl.  rombo,  frombo)  undwcmdelung  des  fr  in  ü,  &]  ist  die  grundbedeu- 
tung  schwach  oder  matt,  so  kann  man  mit  Mahn  p.  63  nur  an  flaccus, 
umgestellt  flaue,  denken;  beides  sehr  seltne  Vorgänge.  Rochegude  verzeich- 
net ein  pr.  frauc  faible,  lache,  welches  buchstäblich  mehr  mit  raucus,  be- 
grifflich mehr  mit  flaccus  gemein  hat. 

Fischiare  pfeifen,  von  fistula.  Fistula  vulgo  fiscla  dicitur  Gl. 
longob.  s.  Ducange.    Fistulor  ^sibilo^  Gl.  Isid.  * 

Fistella  körbchen;  von  fiscella,  erweitert  in  fisc-ett-ella  zsgz.  fistella. 

Fitta  mürbes  unter  den  fußen  sinkendes  erdreich;  etwa  vom  ahd. 
fiuhti  erdfeuchte?  vgl.  chw.  fiecht  von  feucht. 

Foga  hitze,  heftigkeit,  hieraus  fr.  fougue,  o^;.  fougueux,  vgl.  npr. 
fogo  gedränge;  vb.  it.  fogare  schnell  fliegen.  Man  defikt  an  fiiga  flucht, 
daher  eilfertigkeit,  eifer,  hitze,  und  auch  sp.  fnga  heißt  (außer  flucht) 
lebendigkeit  z.  b.  des  gespräches.    Mehr  noch  wird  diese  ansieht  durch  die 


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372  ILa.  FOGGIA-FRASCA. 

romagn.  creman.  form  fiiga  unterstützt.  Naher  dem  begriffe  liegt  aUer- 
dings  fooos  feuer,  aber  dann  war  fdoca,  wenigster^  fdoga  eu  erwarten. 
Merkwürdig  ist  das  romagn.  viuga  für  it.  foga. 

Foggia  gestalt,  art,  foggiare  hüdenj  gestalten;  vom  lat.  fovea  grube^ 
demnächst  wohl  form^  in  die  etwas  gegossen  toird,  gepräge^  vgl,  it,  cavo 
höUungj  form,  gr.  -cvTtog  eindrucke  gestoit.  Die  übliche  herleitung  aus 
fr.  forge  ist  um  so  weniger  eulässig^  als  der  Veneeianer  foia  spricht.  Es 
gibt  freilich  ein  piem.  forgia,  dem  oiber  nur  die  bed.  schmiede  beigelegt 
wird;  auch  das  sard.  forgiai  entspricht  in  seinem  gebrauche  nur  dem  fr. 
forger,  und  ein  subst.  forgia  fehlt  hier.  Die  port.  spräche  hat  fojo,  die 
span.  hoyo,  hoya  für  fovea. 

Fogna  ahjmgsgraben^  fognare  das  wasser  ableiten;  t;on  siphon,  ver- 
mtdhet  Menage^  gleichsam  siphonia. 

Foja  brunstf  hitze;  von  furia.    Auch  chw,  foia  eifer. 

Fol  ata  etwaSy  das  in  menge  kommt  und  schnell  vorübergeht,  folata 
d*  uccelli  schwärm  vögel,  di  venti  windstoß;  vom  gemeinroman.  volata, 
Yolada,  Yol^e  flug,  i  für  y  durch  einmischung  des  it.  foia,  folla  gedränge^ 
fr.  foule. 

Folto  gedrängt;  von  folla  nach  Muratori.  Besser  von  infultus  vcU- 
gestopft,  daher  sie.  Wolta  =  folto. 

Forse;  auch  torsi,  partikel,  dem  italienischen  und  seinen  mundarten 
verblieben ;  von  forsan  (fors-an)>  worin  es  der  endung  an  ergieng  wie  der 
endung  am  im  it.  unque.  Dagegen  vermuthet  Pott,  Ztschr.  f.  vergl. 
sprachf.  XIIIj  233,  in  forse,  unter  berufung  auf  das  häufig  vorkommende 
mlat.  forsitan-s,  eine  zusammenseteung  mit  dubitcUivem  si  (wenn).  Kaum 
möchte  es  dieser  erklärung  bedürfen.  Wenn  der  Piemontese  e.  b.  forssi 
schreibt,  so  liegt  in  seinem  ss  nur  eine  ihm  eigne  Verdoppelung  des  s  nach 
r.  Auch  müßte  in  einer  neuen  romanischen  eusammensdeung  fors-si  der 
accent  doch  wohl  auf  der  zweiten  silbe  lieget^. 

Forziere  koffer,  altfr.  forcier,  latinisiert  forsarins  {statt  fortiarius); 
eigentl.  starker  koffer,  um  werthvolle  gegenstände  darin  aufzubewahren, 
neufr.  coffre-fort,  von  forza,  force,  s.  Liebrecht  bei  Gachet  412^.  Nach 
Ferrari  vom  gr,  (pogtiov  last,  ladung. 

Ftsi,  Präposition;  abgekürzt  aus  infra,  vgl.  tra. 

Frdcido,  umgestellt  fradicio,  auch  wäl.  fraget  weich,  morsch,  faul; 
von  fracidns,  nur  bei  Cato  R.  R.  einmal  vorkommend,  im  itci.  aber  so- 
wohl durch  die  Umstellung  wie  durch  mehrere  ableitungen  cds  ein  volks- 
übliches  wort  sich  ausweisend, 

Frana  absturz,  erdfall,  franare  einstürzen,  herabroUen;  wohl  von 
fragmina  zsgz.  framna,  u)ie  baleno  von  ßiXe^vov. 

Frasca  belaubter  ast,  grüner  zweig,  daher  nach  der  ansieht  der 
akademie  das  sp.  frasca,  welches  dem  Portugiesen  und  Caialanen  fetttj 
churw.  sfraskar  äste  abhauen;  in  italischen  Urkunden  de  siMs,  frascariis 
et  spinetis  HPMon,  J,  n.  86;  terra,  de  qua  videbatur  frascario  das. 
n.  98.    Der  Spanier  nennt  eine  gerte  verd-asca:  soUte  nun  der  Baliener 


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n.a.   FRATTA— FÜJO.  373 

aus  dem  vh.  virere,  das  ihm  jedoch  früh  abhanden  gelcommen^  ein  sbst. 
virasca  yrasca  frasca  abgeleitet  haben  wie  aus  fuggire  das  adj.  fdggiasco? 
Man  denkt  auch  an  fresco:  darf  man  cd>er  der  spräche  die  unnütee  ent- 
Stellung  eines  so  klarer^  Stammes  zutrauen?  Flur,  frasche  bedeutet  auch 
passen^  daher  die  franst,  redensart  faire  des  frasques. 

Fratta  /saun;  von  gr.  cpgcittsiv  umsQunen^  ngr,  cpgccxTf]  =  q>Qay^ia, 
wie  Menage  richtig  bemerJct. 

Frignare  (in  lomb,  mundarten)  weinen,  wimmern,  auch  denmund 
vereiehen,  höhnen,  com.  frigna  weinerliches  weib,  cremon.  krittelig  im  essen. 
Vielleicht  für  flignare  vom  dtschen  flennen,  schwed.  flina,  dän,  fline,  engl. 
frine  (mdartl.  s.  HailiweU),  vgl.  auch  piem.  flina  j^om,  wuth.  Aus  dem 
dtschen  erUärt  sich  auch  gansf  einfach  das  lomb.  frigna  in  der  bed. 
felsenoffnung  d.  i.  grinsendes  maul:  ebenso  entstand  das  aUfr.  f  lan  Schieß- 
scharte (Öffnung  in  der  mauer)  aus  dem  wtf  flennen  wurzelverwandten 
flans  vereerrtes  maul.  An  frignare  schliefet  sich  it.  infrigno,  infrignato 
die  siime  gerunzelt^  verdrießlichj  dauph.  se  deifrinä  verdrießlich  sein,  vgl. 
fr.  se  refrogner,  se  renfrogner  die  stirne  runsein,  dessen  herkunft  aus 
frons  sich  nicht  Mar  darlegen  läßt^  das  aber,  von  frignare  hergdeitet,  für 
refroigner  (oi  aus  i)  stehen  muß,  ältfr.  refroigner  des  narines  DMce.  p.288, 9. 

Frisone,  frosone,  frusone  ein  vogd,  kernbeißer;  unrd  ati5  frendere 
fresus  hergeleitet,  s.  P.  Monti  v.  frisonn. 

Frollo  mürbe  (vom  fleisch).  Mcm  läßt  es  hervor gehn  aus  friculare, 
es  bietet  sich  aber  eine  bessere  erklärung.  Caro  flnida  lat.  sagt  so  viel 
als  came  froUa;  aus  dem  dimin.  fluidnlns  konnte  flollo,  euphonisch  frollo 
werden,  wie  aus  stridulns  strillo.  Auch  mit  der  bed.  kraftlos  paßt  das 
ital.  ssum  lat.  worte. 

Frombo  gesumse,  =  rombo,  s.  d. 

Frullare  sausen,  rauschen;  unsicherer  herkunft,  vielleicht  von  fluc- 
tuare  watten,  tosen,  dimin.  flnctnlare  flnllare  frullare,  wie  bei  frollo.  Wal. 
flatnri  wäre  alsdann  dasselbe  wort. 

Frusco  dürres  reisig  an  bäumen,  fruscolo  splitter;  woher? 

Frusto  bissen,  von  frustom  dass.  Fmstare  peitschen  (schon  in 
der  L.  Long.,  ai.  frustrare),  eigentlich,  une  pr.  frustar,  aerfeteen,  auch  ab- 
nutzen,  abtragen,  daher  sbst.  frnsta  peitsche;  von  frastare  eerstücken. 

Fucina  schmiede;  von  focus  herd,  mit  Muratori.  Ebenso  ergieng 
es,  was  0  betrifft,  dem  stamme  foc  in  fticile. 

Fujo  nur  bei  Dante  und  zwar,  nach  der  Crusca,  in  drei  verschie- 
denen bedeutungen,  diebisch,  nichtswürdig  und  dunkel  (d.  h.  verborgen) 
vorkommend.  Die  erste  bedeutung  ist  leidlich  Mar:  non  6  ladron  ne  io 
anima  ftiia  Inf.  12,  90;  dieses  fiiio  ist  eine  nebenform  des  ital.  adj.  'furo 
=  lat.  ftir  (furus  furius  ftijus),  wie  crojo  (s.  oben)  neben  crudo  besteht. 
Hieran  knüpft  sich  die  zweite  bedeutung,  man  sehe  ftir  in  den  IcU.  wbb. 
Ist  die  dritte  richtig  (Blanc  vermuthet  gleichfalls  für  darin),  so  muß  sie 
eine  andre  quelle  haben,  und  hier  paßt  nu/r  furvus  furvjus  mit  ungewöhn- 
lichem ausfall  des  Y  vor  j  fuijus,  mit  üblichem  des  r. 


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374  n.a.   FÜLVIDO— GARA. 

Fülyido  gläneend;  aus  fhlgidns  mit  einnUschung  von  fhlvüs,  nicht 
absolut  aus  läeterem,  da  roman.  ableitungen  mit  idus  kaum,  aus  acfjectivm 
gar  nickt,  vorkommen. 

Fummosterno  ein  kraut,  erdrauch;  entstdU  aus  famos  terrae,  /r. 
fameterre. 

Füsaggine  spindelbaum;  von  fnsns. 

Fuscello  spänchen;  dimin.  von  fnstis,  asga.  aus  fnsticello. 


G. 

Gaburo  trient,  starker  mann,  auch  schdm,  cremen,  gabenrr  roher 
mensch  (en  d,  h.  ^  ist  hier  oft  =  it.  u);  vom  ahd.  gabfiro  bauer,  chw. 
pur,  auch  in  fremden  sprachen,  serb.  paör,  ungr.  por. 

Gagliüolo  schote  der  höhnen  oder  erbsen,  com.  gajom  nußschale. 
Von  callnin  dicke  haut?  alsdann  müßte  eine  wefiig  übliche  erweichung  des 
11  in  gli  angenommen  u)erden,  gallaola  gaglinola.  Oder  etwa  von  dem 
Mdorischen  galgulns  "^baca,  nvQtjv'  beere,  kern?  dieselbe  begriff sentwich- 
lung  eeigt  auch  sp.  baya,  it.  baccello  schote,  von  bacca  beere.  Man 
emendiert  freilich  galgulns  in  galbulus  cypressennuß.  Von  jenem  leitäe 
schon  Orandgagnage  I,  262  das  wallen,  gaille,  g^ie  nuß,  nußkem. 

Gagnolare  unnsdn;  von  gannire  (MSnage). 

Gallare  oben  auf  schwimmen,  den  muth  erheben,  sich  freuen,  wofür 
auch  essere  a  galla  gesagt  wird.  Ferrari' s  erUärung  aus  lat.  galla  gdU" 
apfd,  weil  er  im  wasser  nicht  untergehe,  ist  nicht  der  rede  tcerth,  wenn 
auch  der  Sidlianer  beide  Wörter,  gadda  gällapfel,  und  galla  in  der  d>en 
bemerkten  redensart,  nicht  formell  unterschiede.  Aber  woher  das  wort? 
Nahm  man  es  vom  stolzierenden  üppigen  hahn?  Die  span.  redensart 
teuer  mucho  gallo  (vid  steh  haben)  wäre  dieser  herleitung  günstig.  Das 
lat.  vb.  gallare  liegt  mit  seiner  bedeutung  zu  weit  ab,  das  ahd.  kallön 
frohlocken,  übermüthig  sein,  dem  sich  gallöria  jubd  genau  anzuscMießen 
scJieint,  muß  als  fremdes  wort  zurückstehn.  Stammt  also  gallare  von 
gallus,  so  hat  sich  die  sinnliche  bedeutung  des  obenschwimmens  erst  aus 
der  abstracten  des  Üppigseins  entfaltet. 

Gaugamu  sicil.  fischemetz;  vom  gleichbed.  gr.  yayyajLiov,  wie 
Pasqualino  anmerkt. 

Gdnghero  thürangd,  sard.  canearu,  maü.  caneheu,  pr.  gauguil; 
bei  Hesychius  xaxyalog,  s.  Menage:  woher  aber  dies?  Dahin  femer  it. 
sgangherare  aus  den  angdn  heben,  pg.  escancarar  angdweit  öffnen. 

Gara  Wettstreit;  nach  Muratori  vom  arab.  vb.  ghara  beneiden,  nach- 
eifern (garä  anreizen  Gol.  p.  1704)  \  sehr  verdächtig  bei  einem  werte 
dieser  bedeutung,  das  im  arab.  nicht  einmal  als  subst.  vorhanden  ist.  Weit 
natürlicher  würde  man  an  die  vielgebrauchte  altfr.  interj.  gare!  aufgemerkt! 
aufgepaßt!  denken  dürfen,  die  noch  im  piem.  vorhanden  ist.  Veneroni 
kennt  auch  ein  vb.  garare  wetteifern  =  fr.  garer  atrfmerken. 


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ILa.   GARBO-GHIERA.  375 

Garbo  venea.  trient.,  com.  garb,  gherb,  cimbr.  gerbe  (it.  garbetto 
VenerofU)  bitter;  vom  ahd.  harw,  nhd.  herb  (erst  seit  dem  12.  jh,  Oraff). 

Gargo  verschlagen,  tückischy  piem.  gargh  träge;  sicher  vom  ahd. 
karg  listig,  vgl.  aitn.  kargr  hartnäckig^  träge. 

Garzo  (garz)  lonib.  here  des  hohles,  it.  garznolo  dass.,  mail.  garzoen 
(spr.  garzÖ)  knospe  des  toeinstocks,  ven.  garzölo  flachsbüschel  des  rockensj 
lonib.  garzon  hasenkohl,  gänsedistel.  Das  etymon  von  garzo  findet  Mu- 
ratori  in  cardaas,  und  in  der  that  steht  dem  ital.  vb.  cardare  ein  mund- 
artl.  garzar,  dem  ven.  garzolo  das  parm.  earzoenl,  dem  lomb.  garzon  das 
sie.  cardedda  (hasenkohl)  eur  seite,  so  daß  also  e  und  g,  d  und  z  au- 
sa$mnentreffen.  Die  formen  mit  z  beeiehen  sich  aber  auf  ableitungen  wie 
cardeas,  cardeare  (ebenso  z  aus  de  in  orzo,  l(xt.  hordeam),  indem  man 
mit  bekannter  Unterdrückung  des  derivativen  n  cardns  (t^.  cardo)  aus 
Carduus  machte.  Das  herz  des  koMes  vergleicht  sich  mit  seinen  Oberein- 
ander  liegenden  blättern  dem  distetkopf,  auch  das  flachsbündel  ließ  sich 
mit  dessen  wolligem  büschd  vergleichen;  das  fr.  carde  bedeutet  sowohl 
Carduus  une  garz.    S.  garzone  /. 

Gaste  {nur  vorhanden  im  comask.  gast)  geliebter,  dsgl.  gatte;  vom 
dtschen  gast  befreundeter  mann. 

Gatter 0  und  gattice  (m.)  ein  bäum,  espe. 

Gavigna,  gavina  hdlsdrüse,  mandel,  von  den  sprachen  sehr  ver- 
schieden benannt,  e.  b.  gr.  arcoyyog  (schwamm  vom  anschwellen),  lat.  ton- 
Biüa  (woher?),  glandula,  wal.  entsprechend  ghindure,  fr.  glande,  9p.  agalla 
(gallapfel),  sard.  ganga,  gangula  (vgl.  gr.  yayyXiov,  yayyahov  geschwulst). 
Des  ital.  wertes  Ursprung  ist  unklar;  sicher  ist^  daß  das  vb.  aggavignare 
anpacken,  beim  halse  packen,  daher  stammt,  vgl.  sard.  leare  a  gangas 
prenderper  la  gola,  also  nicht,  wie  Muratori  wähnt ^  vom  deutschen  ga&ngan. 

Gelso  maulbeerbaum;  abgekürzt  aus  morogelso,  dies,  wie  man  an- 
nimmt, von  morus  celsa  hoher  maulbeerbaum  im  gegensatze  zum  niedem, 
der  brombeerstaude,  eine  deutung,  die  durch  das  sie.  ceusu  oder  das 
genues.  ssersa  buchstäblich  =  lat.  celsus,  celsa  (genues.  %^=lat.  c,  r  =  1) 
gestützt  wird. 

Genla  gezückte,  «ic.  jinla;  leitet  Pasqualino  vom  gr.  yevea  erzeugung. 
Auch  altsp.  ginea  geschlecht  Canc.  de  B.  muß  hieher  gehören, 

Gheppio  ein  raubvogel,  wannenweihe;  vom  gr.  yvxp  yvnog  geier, 
mit  MSnage. 

Ghezzo  schwärzlich;  nach  Bedi  von  aegyptius  in  beziehung  auf 
die  färbe  des  Volkes,  wozu  MSnage  aus  einem  glossar  anmerkt  aeguptinm 
(patov  (schwärzlich).  Die  reg/ßlrechte  bildung  wäre  gozzo  oder  gezzo,  doch 
ist  auch  in  gheppio  ghe  =  gy. 

Ghiaja  kies;  von  glarea,  aüsp.  glera. 

Ghiera  p/i»i;  vom  ahd.  gSr  geschoß.  Merkwürdig  ist  das  piem. 
parm.  gajda,  cremen,  mail.  gheda,  sard.  gaja  eingesetztes  keilförmiges 
stück  am  kleide,  das  mit  dem  longob.  gaida  speer  Haupts  Ztschr.  1, 664,  auch 
in  den  Oloss.  Pith.,  zusammentrifft,  vgl.  wegen  der  begriffe  gherone  I. 


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376  II.a.   GHIOVA-GOZZO. 

Ghiova  erdschoUe;  aus  ghieva,  gleba  vermöge  der  kraft j  welche  das 
it.  V  besüzt,  ein  unmittdbar  vorhergehendes  e  (oder  i)  in  o  ßu  verwandeln 
d,  h.  sich  m  assimilieren^  was  aber  sonst  nur  in  unbetonten  sUben  ge- 
schieht, Rom.  gramm.  1,  176. 

Gire  ^reÄ^n,  ein  im  präsens  defectives  verbum;  aus  de-ire  entstan- 
den? so  lat.  de-ambnlare  neben  ambulare.  Oder  sollte  eSj  wie  gina  aus 
agina,  ahgehürzt  sein  aus  agire  =  lat.  agere  in  bewegung  setzen,  agi  in 
bewegung  sein,  gehn,  gire  also  für  girsi?  Man  konnte  aber  de-ire  sagen, 
um  das  einfache  ire  £fu  verstärken  und  der  spräche  in  vollständigerer  con- 
jugation  eu  erhalten.  Gire  ist  ein  dichterwort,  aber  doch  den  mundarten 
nicht  ganz  unbekannt :  gir  im  VelÜin  s.  BiondeUi  68, 

Ginmella  awei  handvoU  d.  h.  so  viel  die  beiden  hohlen  hände, 
ewülingsschwestem,  gemellae,  aneinander  gefügt  in  sich  fassen,  wie  Menage 
befriedigend  erklärt.    Auch  das  fr.  jamean  hat  e  mit  u  vertauscht. 

Glaba  ableger,  senker;  von  clava  pfropf  reis,  vgl.  wegen  des  h  die 
lat.  form  clabula. 

GnaffÄ  intefj.  meiner  treu!  aus  mia  f&. 

Gnoeco  mehlkloß,  chw.  gnioc,  bair.  nock  dass. 

Goccia  tropfen,  mdartl.  (cremon.)  masc.  gozz,  gouzz.  unmittdbar 
von  gatta  würde  sich  schwer  rechtfertigen  lassen;  vielleicht  vom  it.  vb. 
goeeiare,  asga.  aus  dem  unvorhandnen  gotteggiare,  das  dem  vorhandnen 
pr.  goteiar,  pg.  gotejar  gane  analog  wäre. 

Gogna  pranger,  hälseisen;  vom  gr.  ayxovf)  strick  sum  hängen,  be- 
hauptet Manage.  Ist  es  nicht  vielmehr  abgeküret  aus  vergogna  schände, 
da  auch  das  sp,  yergüenza  jener  bedeutung  fähig  ist  und  gogna  auch 
Verlegenheit,  Verwirrung  heißt? 

Gonda,  göndola,  daher  sp.  göndola,  fr.  gondole  eine  art  nachen, 
gondel.  Venedig  nahm  dies  wort  aus  dem  munde  der  Griechen,  denen 
Tcovöv  ein  trinkgefäß  bedeutet  une  noch  das  fr,  gondole.  Menage  beruft 
sich  auf  eine  alte  glosse  gondus  'scyphus,  patera,  und  Huet  dtiert  aus 
einem  scholiasten  des  Juvenal  (sat.  6)  gondeia  ^genus  navigit,  es  heißt 
aber  ^genus  tMvis,  quae  gandeia  dicitur\ 

Gonzo  roh,  tölpelhaft.  Vom  gleichbed.  sp.  ganso?  Oder  vom  venee. 
gozzO;  das  dem  it.  ghiqzzo  entspricht? 

Gora  {mit  offenem  o)  muhlgrdben,  so  in  einer  Urkunde  vom  j.  716 
Brun.  p.  464.  Gewiß  nicht  für  gola  Schlund,  moden.  gora  {mit  geschlos- 
senem o),  une  auch  Mu/ratori  Ant.  ital.  11^  1096  erinnert;  man  wird 
darin  das  mhd.  wuore  (f.),  schweiß,  wuor  dämm  zum  ableiten  des  wassers, 
chw.  vuor,  anerkennen  müssen,  so  daß  es.  für  guora  steht.  Über  das 
deutsche  wort  s.  Frisch  II,  469",  Stalder  II,  468,  SchmeUer  IV,  137, 
Ziemann  669,  Müller  im  Mhd.  wb.  III,  826.    Die  venee.  form  ist  goma. 

Gozzo  kröpf  der  vögel,  lomb.  goss.  Zwei  etymologien  sind  sfu  er- 
wägen. Muratori  ahnet  darin  eine  abküraung  aus  einem  von  gurges  ab- 
geleiteten  worte  gorg-ozzo,  welches  dicke  gurgd  heißen  konnte,  %md  solche 
ahkürsungen  sind  üblich  (vgl.  cenno  I.),  auch  ist  ein  fem.  gorgozza  vor-- 


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n.a,   GRANCIPOERO-GBILLO.  377 

handen,  corgozzo  h(U  Veneroni.  Andre  verweism  auf  dcns  dtsche  gösse 
rinne,  canal^  daher  schlundj  worin  ss  früh  aus  z  entstand.  Die  erstere 
erUärung  ist  für  die  hed^ung  befriedigender  und  häU  sich  dabei  an  die 
eignen  mittel  der  romanischen  sprachen^  was  immer  empfehlend  ist.  Zu- 
sammenseteungen  sind  sorgozzone,  sergozzone  schlag  gegen  die  hehle, 
sub  guttur  pugnus  inflictus  (Ferrari);  gozzoviglia  schwelgerei,  nächt- 
liches gelage  =  veglia  della  gola,  veglia  golosa,  worin  gozzo  die  bed. 
von  gola  ausdrückt  (Muratori).  Trangugiare  gierig  verschlingen  mag 
aus  trangorgiare  entstellt  sein. 

Granciporro  seeirebs;  von  cancer  und  pagnrns,  mit  Menage. 

Grascia  lebensmittel,  auch  obrigheit  über  die  lebensmiäelj  grascino 
marktmeister;  nach  Menage  vom  gr.  ayogaatiTcog  aum  einkauf  gehörig 
(besser  von  ayogaaia  einkauf,  gespr.  agordsia).  In  der  bed.  fett,  schmcde, 
mag  es  das  fr.  graisse  sein. 

Grasta  blumentopf;  ursprüngl.  sicüianisch,  vom  gr.  y&axQa  bau- 
chichtes  gefäß,  wie  Pasqualino  richtig  anmerkt. 

Greggio,  grezzo  unbearbeitet,  roh;  woher? 

Grembo  schooß;  offenbar  von  gremmm.  Consonantiertes  i  in 
gremjo  kann  kein  b  ereeugen,  dies  muß  also  eingeschoben  sein:  man  sagte 
erst  grembio,  woher  noch  grembiata  {nicht  grembata)  und  endlich  grembo; 
eine  solche  einschieimng  des  b  unter  gleichen  umständen  liegt  auch  in 
combiato  aus  commeatus  vor,  im  maü.  scimbia  für  scimmia,  yendembia 
ßr  yendemmia  u.  dgl. 

Gremire,  ghermire  mit  den  klauen  packen,  gewaltsam  wegraffen; 
vom  ahd.  krimman  mit  Schnabel  oder  kraUen  hauen.  Normann.  grimer 
krataen. 

Greppo,  chw.  grip,  cimbr.  greppe  felsstück;  vielleicht  vom  ahd. 
klöp  ein  in  das  meer  vorragender  fels,  venejs.  grebano  mit  labidlmedia 
statt  tenuis,  der  ahd.  form  kleb  entsprechend.  Comask.  hat  man  für  die- 
selbe  Sache  grip  und  erap,  letzteres  =  chw.  crap;  carp  kies;  aber  auch 
cip,  das  aus  elip  {dtsch  klippe)  entstanden  sein  kann. 

Greto  steiniger  sand  des  ufers;  wohl  vom  ahd.  grioz^  aitn.  griot 
grieß.     Vgl.  grfes  17.  c. 

Gr&tolsk  Stäbchen  des  käfigs;  nach  MSnage  von  erates  flechtwerk, 
ifunächst  wohl  von  dem  daraus  gebildeten  ahd.  crettili  körbchen.  Gretola 
auch  Splitter,  daher  sgretolare  eerschmettem. 

Grieciare  ein  finsteres  gesicht  machen,  dsgl.  nach  etwas  gelüsten, 
comask.  sgrizä  knirschen;  fast  unzweifelhaft  dersdben  herkunß  une  fr. 
grincer  (II.  c)  d.  h.  vom  ahd.  grimizön  knirschen,  verlangen.  Sbst. 
griccio,  grieciolo  fieber schauer,  eigentl.  geknirsche. 

Grillo  unmderlicher  einfall;  ist  kein  anderes  wort  als  der  name  des 
insectes,  dessen  Sprünge  den  anlaß  zu  dem  bildlichen  ausdrucke  gaben 
(vgl.  Capriccio);  ebenso  einigt  chw.  grilla  beide  bedeiäungen.  Die  redens- 
art  il  grillo  mi  salta  (ich  werde  umnderlich)  ist  beweisend.  Auch  das 
vb.  griUare  anfangen  zu  sieden  (singen,  zirpen  wie  die  grille)  gehört  hieher. 


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378  IIa.   GRIMO-GUITTO. 

Grimo  rundig;  vom  ahd.  grim  grimmig^  zornig  (mit  gerunzelter 
stime),  das  im  comash  und  churw.  seine  cdie  bedeutung  bewahrt  hat. 
Entsprechend  stammt  sbst.  grinza  runzel,  grinzo  runzlig,  aggrinzare 
runzeln  vom  ahd,  grimmisön  grimmig  sein. 

Grinta  lomib.  finsteres  unfreundliches  gesicht,  dsgl.  J^chm/uthj  ven. 
trieni.  grinixi  grimm,  zom;  erUärt  sich  leicht  aus  ahd.  grimmida  Hyrannii. 

Gromma  Weinstein;  vgl.  Schweiz,  grumlete  bodensatz,  schwed. 
grums  und  gmmmel  mit  ders.  bed.  Galvanik  Lezion.  accadem.  J,  88  er- 
blickt  darin  das  cdt  crammen  grind,  das  schon  weiter  abliegt. 

Grongo,  gongro  meeraal;  von  congrus,  yoyygogj  fr.  congre  u.s.w. 

Grafolare  mit  dem  rüssel  wühlen,  mit  aufgeworfenem  rüssd  grun- 
zen; mtdhmaßlich  vom  it.  grifo  rüssd,  aber,  wegen  des  radicalen  u  für  i, 
mit  einmischung  von  grugnire  grunzen. 

Grnzzo,  grnzzolo  häufe  zusammengetragener  dinge,  wäl.  grnetzi; 
wohl  deutscher  herhat,  vgl.  Schweiz,  grütz  gemisch  von  allerhand  gesamCj 
mhd.  grüz  u.  dgl. 

Gnalcare  (in  einigen  wbb.,  romagn,  gvalchg)  durch  stampfen  be- 
arbeiten; vom  aJid.  walchan,  fihd.  walken.  Abgd.  gualchiera  walkmükle. 
Auch  Frankreich  ist  das  wort  nicht  unbekannt:  altfr.  gaacher,  dauph, 
gouchier  =  gualcare,  odtfr.  gaachoir  =  gaalchiera. 

Gualcire  zerknittern^  zerknetschen;  vom  ahd.  walzjan  volvere,  reBt- 
care,  nhd.  wälzen  (unvorsichtig  hin-  und  herwenden  und  drehen). 

Gaaldana  streif zug  von  r eitern  auf  feindliches  gebiet  Dante  Inf. 
22,  6,  trupp  Soldaten;  nach  Schmdler  IV,  66  vom  mhd.  woldan  hriegS" 
Sturm  u.  dgl.  (einen  woldan  rtten).  über  des  deutschen  Wortes  Ursprung 
s.  Schmdler  l  c.  und  J.  Grimm  in  Haupts  Ztschr.  V,  498,  vgl.  auch 
Ducange  s.  v.  gnaldana. 

Gaana  altit.  (zweisüb.)  sirene,  hexe  Trt^h.  I,  61. 

Gnancia  wange;  vom  ahd.  wanga,  wanka,  aber  eigenUich  würde 
nur  eine  form  wankja  genügen.  Merkunirdig  ist  das  gleichbed.  neap. 
guoffola,  vuoffula:  entstand  es  aus  lat.  oflFula  mit  umgdcehrter  begriffe- 
entwicklung  wie  bei  bucca  1)  backen  2)  bissen?  oder  ist  es  gleichfalls 
germanischer  herkunft,  ahd.  hkifilä?  De^-  anlaut  g  =  h  (5.  unten  gufo) 
spricht  für  letzteres,  die  vocale  scheinen  mehr  für  ersteres  zu  sprechen. 

Gudazzo,  nur  mdartl.  (cremen,  com.  gudazz,  berg.  ghidds)  tauf- 
zeuge, pathe,  fem.  gudazza;  vom  ahd.  gotti  Voc.  opt.,  fem.  gota,  nhd. 
gothe,  ctmftr.  gote.  Merkwürdig,  weil  es  buchstäblich  an  goth.  gudja 
priester  erinnert^  vgl.  Grimms  Myth.  p.  86,  merkwürdig  auch  schon,  weil 
ein  wort  dieser  bedeutung  aus  dem  deutschen  bezogen  ward. 

Gueia  mdartl.  ßergam.)  große  falkenart;  sichtbarlich  das  ahd.  weho, 
mhd.  wehe,  nhd.  weihe. 

Gufo  ohreule;  vom  gleichbed.  ahd.  hüf,  hüvo,  wie  schon  Muratori 
meinte,  mit  vertauschung  des  gutturalen  anlautes,  wie  dies  in  garbo  (s, 
oben),  vielleiclU  auch  im  neap.  guoffola  (s.  guaneia)  der  fall  ist. 

Guitto  schmutzig,  ßzig;  von  unbekannter  herkunft. 


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II.a.   GUIZZAKE-IZZA.  379 

Gnizzare,  sgaizzare,  ven.  sgiiinzare,  mail.  sgninzä  fortschlüpfen, 
hin  und  herfahren;  vom  mdartl,  dtschen  witsen,  witschen,  vgl.  die  ndd. 
redensart  wits  was  he  weg  Brem.  Wb.,  Frisch  v.  wits  //,  463, 


i. 

« 

Incettare  toaaren  außaufen,  sbst.  incetta;  von  inceptare  ati/an^^n, 
mit  Übertragung  der  in  accattare  (fr.  acheter)  enthaltenen  bed.  kaufen 
auf  das  ital.  wort,  wogegen  das  pg.  enceitar  die  lat.  bedeutung  festhielt, 
s.  encentar  IL.  b. 

Increscere,  rincrescere  unpers.  verbum,  verdrießen,  chw.  ancre- 
scher;  nach  Ferrari  und  Muratori  von  ingravescere,  wozu  allerdings  die 
bedeutung  berechtigt ,  nach  F,  Pasqualino  noch  besser  von  aegrescere. 
Aber  warum  soll  es  nicht  das  lat.  increscere  sein,  da  es  doch  mit  dem 
einfachen  it.  crescere  gleiche  flexion  hat?  m'incresce,  mi  rincresce  es 
wächst  mir  auf,  wird  mir  eu  viel,  wie  mhd.  mich  bevilt.  Auch  der  altfr. 
spräche  war  dies  verbum  bekannt:  mult  li  encroist  Brt.  II,  215.  Darum 
kommt  es  auch  im  franz.  miatein  vor:  nomina  concnbinamm  .  .  increvit 
huic  chronicae  inseri  Fredegar,  s.  Ducange;  ejus  dissoluta  conversatio 
Omnibus  increverat  Act.  SS.  Oct.  t.  I,  468;  reincrescere  findd  sich  (Jap. 
Cor.  Caiv.  Ht.  46. 

Indarno,  adverb,  frustra;  ausdemslav.  darmo,  darom  dono,  gratis, 
s.  Grimm  III,  107.  108,  vgl.  wal.  in  dare  zum  geschenk,  äUit.  a  dono 
PPS.  II,  79.  Aber  auch  die  altfr.  spräche  hat  etwas  ähnlich^,  das  denn 
aus  dem  ital.  herrühren  muß :  en  dar  oder  en  dart  SSag.  p.  68,  TFr. 
p.  61.  96,  Ben.  glossar.  Auffallen  muß  freilich  ein  slav.  adverbium  in 
einer  spräche,  die  sonst  nicht  aus  dieser  quelle  schöpfte. 

Innesto  und  nesto  pfropfreis,  innestare,  nestare  pfropfen;  von 
insitus  eingdfügt,  eingepfropft,  daher  it.  insetare,  und  für  ins'tare,  zur 
meidung  der  härte,  inestare,  une  Castelvetro  einleuchtefid  auseinandersetzt. 

Intridere  einreiben;  von  interere,  gebildet  wie  conquidere  aus 
conquirere, 

Intuzzare,  rintuzzare  1)  die  spitze  tunschlagen,  stumpf  machen, 
2)  dämpfen,  zähmen.  Herkunft  aus  intundere  intusus  ist  trotz  der  über- 
einstimmenden  bedeutungen  eine  grammatische  Unmöglichkeit,  nur  intusare, 
intugiare  konnte  daraus  entstehet.  Was  hindert  aber,  in  tuzzare  ein  mit 
i  abgeieitetes  participialverbum  tut-iare  von  tueri  tutus  anzunehmen,  wie 
es  denn  in  seiner  zweiten,  vielleicht  grade  der  ursprünglichen  bedeutung, 
mit  at-tutare  genau  zusammentrifft?  Doch  dürfte  auch  unser  deutsches 
stutzen  (abstumpfen)  in  erwägung  kommen,  s.  unten  tozzo. 

Ischio,  eschio  hageiche;  von  aesculus. 

Izza  zom,  unwille;  fügt  sich  zum  dhd.  hiza,  nhd.  hitze.  Aber 
ad-izzare,  a-izzare,  in-izzare,  com.  ezzä,  dUfr.  hesser,  anreizen,  beson- 
ders die  hunde,  paßt  zum  iM.  hetzen,  ndd.  hitsen,  wie  auch  ven.  uzzare, 


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380  ILa.   LACCA-LESSARE. 

trietU.  Qzzar,  veron.  azzä  eum  tnundarü.  hutzen.    8.  Diefenbach,   Goth. 
wb.  II,  611. 

L. 

Lacca  Urfer  grund  (bei  Dante);  ncLch  Muratori  vom  ahd.  lahh& 
Meiner  sumpfe  lache,  daher  tiefe,  vgl.  lacnna  db^nd  und  lache.  Nach 
ihn  hat  auch  lacea  in  der  bed.  Jcniekehle  als  etwas  vertieftes  denselben 
Ursprung;  eine  passendere  bedeutung  aber  bietet  für  das  letgtere  das  gr. 
Xcmxog  grübe,  loch^  vgl.  hxxrj  das  graben. 

Lamicare  rieseln,  fein  regnen;  wohl  für  lambicare  ein  wenig  be- 
lecken oder  bespühlen,  vgl.  sp.  lamer  (von  lambere)  ein  wenig  waschen. 
Da£fu  stimmt  das  basJc.  lambroa  Sprühregen,  woneben  kein  sp,  lambro 
stattfindet. 

Lampione,  lampone  himbeere,  piem.  dmpola,  com.  ampöi,  chw. 
ompchia;  ist  das  schweia.  ombeer,  in  andern  mundarten  hombeere,  him- 
pelbeere. 

Lasca  ein  fisch,  barbe;  entstellt  aus  Xevyuaxog  ufeißfisch  (Minage). 

Lava,  daher  fr.  lave,  eine  geschmolzene  materie,  die  aus  vulkanen 
strömt;  =  neap.  lava  regenbach,  der  die  Straßen  überfluthet,  von  layare. 

Lavagna  schiefer;  vom  dtschm  leie,  dUs.  leia  Schmälers  Glossar, 
sax.,  ndl.  lei  {kymr.  llgch,  gad.  leac)  mit  gl.  bed.;  layagna  skskt  also 
für  la-agna,  disch.  ei  =  rom.  a. 

Laveggio  kohlentopf,  pfanne;  gleichsam  lebetinm  von  lebes  hand- 
becken  (Ferrari  u.  a.). 

Lazzo  herb;  nach  Castdvetro  von  acidns  {wie  sozzo  von  sncidns) 
mit  aggUäiniertem  artikel,  was  sonst  bei  adjediven  schwerlich  vorkommt, 
und  doch  ist  dies  leichter  anzunehmen  (ds  etwa  Umstellung  von  acidulns 
in  laciduns,  da  hier  kein  anlautender  consonant  das  1  an  sich  ziehen 
konnte.  Merkunirdiger  weise  besitzt  der  Baske  für  denselbeh  begriff  dc^s 
den  angränzenden  roman.  mundarten  ganz  unbekannte  latzä,  lachä,  s. 
darüber  Astarloa,  Äpol,  p,  74. 

Leggiadro  gewandt,  zierlich;  für  leggiardo  von  levis,  gleichsam 
leviardus;  ebenso  bugiadro  neben  bugiardo,  oder  linguadro  (Veneroni) 
neben  lingnardo. 

Leggio  puU,  mJ<d.  legivum;  von  legere,  u4e  gr.  Xoyslov  von  Xiysiv. 

Lercio  schmutzig,  gnalercio,  gualerchio  1)  schmutzig,  2)  scMe- 
lend.  Im  sard.  bedeutä  lerzu  schief,  verdreht  und  wird  von  Spano  für 
das  it.  lercio  gehalten.  Vermöge  dieser  bedeutung  gesellt  sich  das  wort 
zum  mhd.  lerz  link,  denn  link  ist  verdreht,  und  dazu  paßt  auch  die 
zweite  bed.  von  gua-lercio  (=  guata-lercio?);  für  gualerchio  konnte  man 
sogar  die  mhd.  form  lirc  in  anscMag  bringen.  Aber  wie  erklärt  sich  die 
bed.  schmutzig? 

Lessare  kochen,  sieden;  mlat.  lixare  laugen,  von  lix  lauge.  Zsgs. 
bislessare  wallen. 


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n.a.  LETAME-MACARL  381 

Le tarne  dünger,  auch  äUsp.;  t;on  laetamen,  dies  von  laetare  frucht- 
bar machen.  Isidorus  nennt  es  ein  vulgares  wort:  fimas  .  .  .  qnod  ynlgo 
laetamen  yocatnr,  es  war  also  wohl  volksublicher  als  das  erste. 

Lezia,  lezio  aiererei;  von  delicia  hostbarkeit.  Lezioso  altit.  = 
delizioso  Trucch.  /,  69. 

Lezzo  gestankj  lezzare  stinken.  Entstehung  aus  olere  beweist  die 
form  olezzare;  lezzo  mu/)  also  aus  dem  stamme  ol  in  olor  erwachsen 
sein,  vgl.  dassdbe  sufßx  in  rezzo  für  orezzo  von  ora,  anra. 

Lira  eine  münee;  von  libra  pfund,  fr.  livre,  ebenso  bere  aus  bibere. 

Loja  Tcoth^  schlämm;  unmöglich  von  lutnm^  u)ie  Minage  meint ^  mög- 
lich von  allüYies  (ausgetretenes  wasser),  vgl.  denselben  ausfaU  des  v  in 
Bojano  von  Bovianum.  Aber  auffallend  ist  die  buchstäbliche  übereinstimr 
fmmg  mit  dem  gleichbed.  bask.  loya,  das  der  Spanier  nicht  kennt. 

Lonza  flächiges  ende  von  köpf  und  pfoien^  das  an  dem  feile  ge- 
schlachteter thiere  jBurückbleibt ;  eher  vom  ahd.  lüntussa  fett^  specky  als 
vom  fr.  longe  lendenstück. 

Lonzo  schlaff;  vgl.  mhd.  lonz  schtäfrigkeit,  bair.  lunzet  schläfrig ^ 
so  wie  mndl.  lompsch  träge,  hd.  luntseh  Frisch  /,  ffSS*. 

Loppa,  lomb.  lop  (m.)  hülse  des  komes,  spreu;  nach  Minage  vom 
gr.  Xonog  hülse,  schale^  woher  auch  das  gleichbed.  lolla  für  loppola. 
Das  von  Ferrari  erwähnte  lova  stimmt  besser  eum  lat.  loba.  Diefenbachj 
Goth.  wb.  II,  164  steUt  loppa  eu  obd.  lauf  fruchthülse^  s.  dies  wort  bei 
Weigand  II,  17. 

Lucherino,  ven.  lugarin  seisig;  lat.  ligurinus,  ruich  der  Crusca. 

Ln China  moden.  fälsche  ereählung;  vom  ahd.  lugina  lüge^  mit 
Muratori. 

Lagin ega  mail.  ven.  trient.  eine  art  wurste,  piem.  Inganighin: 
lat.  Incanica,  weil  sie  ursprünglich  aus  Lacania  kam.  Das  andenken  der- 
selben hat  sich  auch  im  bask.  lakhainca  bewahrt.  Sp.  longaniza  ist  andrer 
herkunft,  s.  U.  b. 

Luglio  monat  juli;  von  Julius,  etwa  zu  deutlicherer  Scheidung  von 
giugno  ßuni)  so  gebildet?  Seltsam  nähert  die  piem.  mundart  die  namen 
beider  monate  wieder  in  ihrem  auslaut,  giugn,  lügn.     Vgl.  juillet  II.  c. 

Lui  Zaunkönig  ohne  kröne.  Ächte  itai.  substantiva  auf  i  kommen 
kaum  vor;  schwerlich  ist  auch  der  name  des  vogels  nach  seinem  schrei  ge- 
bildet, welcher  Huü^  angegeben  unrd. 

Lulla  halbmondförmiges  brettchen  im  boden  des  fasses;  esgz.  aus 
lunula. 


M. 

Maciriy  magari,  magara  (volksmäßig)  interjection,  utinam;  vom  gr. 
fionaQiog  glücklich  (fieugr.  fioxagi),  vocat.  (jLaxaQie.  In  dem  alten  liede 
von  OiuUo  hat  es  die  bed.  einer  einräumenden  partikd:   macara  se   do- 


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382  n.a.  MACCHERONE-MAJOLICA. 

lesseti  wenn  du  dich  auch  bärübtest;  und  so  braucht  der  Wälache  macir 
c^,  der  Serbe  makar^  der  Albanese  mäcar.  Dem  Churwalschen  steht  das 
wort  gleichfalls  eu  geböte:  magari  ca  ei  fhss  bncca  verl  wäre  es  nur 
nicht  wahr!  Die  neuprov.  mundarten  scheinen  es  aus  Italien  eingeführt 
eu  habenj  da  es  der  alten  spräche  noch  fremd  war.  Ob  die  aUsp.  conces- 
sivpartikel  magaar,  magaer,  maguera  (mager  de  pi6  wenn  auch  au  fuße 
PC.  765)  derselben  herkunft,  oder,  wie  Sanchess  wiU,  aus  fr,  malgr^,  maii- 
gr6  entstellt  sei,  mag  noch  erwogen  werden;  ein  pg.  magaer,  aus  dem  12. 
Jh.,  bringt  SarUa  Bosa  bei. 

Maccherone,  ven.  macarone  (nur  im  plur,  üblich)  geroUte  nudd. 
Man  leitet  es  theils  aus  dem  it.  macoo  bohnenbrei  oder  dem  vb.  maccare 
stampfen,  theils  a%tö  einem  späteren  griech.  worte  bei  Hesychius  (icaLotQva 
ßqvj^a  6x  ^lofiou  xai  aX(pixo)v  speise  aus  brühe  und  gerstengraupen,  eigenü. 
Seligkeit  (daher  höchst  leckere  speise?).  Aus  letzterem  konnte  es  leichter 
erwachsen,  da  es  hier  keines  vermittelnden  gliedes  bedurfte,  übrigens  war 
der  wortstamm  auch  in  Italien  einheimisch  (s.  den  vorigen  artikel);  ewi- 
sehen  macco  aher  und  maccherone  muffte  man  maccarfa  annehmen^  das 
allerdings  die  neap.  mundart,  wenn  at^h  in  anderer  bedeutung,  kennt 
(s.  macco  I). 

Maccu  sard.  thöricht,  einfältig;  vom  gleichbed.  maccns  bei  Äpulejus 
Äpol.:  isti  .  .  macci  prorsns  et  bnccones  videbuntur,  eigenÜ.  der  name 
des  narren  in  den  atellanen.  Die  volksmäßigkeit  des  wertes  in  der  be- 
merkten mundart  bezeugt  seine  mehrfache  anwendung  zu  verschiedenen  deri- 
vatis,    wie  maccocciu   närrisch,   macchisonzu  dass.,  macchinada  thorheit. 

Mdcina,  mdcine  mühlstein,  macinare,  wäl.  macinä  mahlen;  von 
macbina  künstliches  Werkzeug.  Bassa  com  forno,  macina  et  rota  hat 
schon  eine  Urkunde  v.  j.  660,  macinarius  eine  inschrift,  s.  Muratori.  Von 
macina  kommt  macigno  brt^hstein,  gleichsam  machinens. 

Maciulla  hanfbreche;  nicht  von  machina.  Dasselbe  Werkzeug  heißt 
altfr.  maque  (s.  macco  L),  welches,  wenn  fnan  ammaccare  (zerquetschen) 
erwägt,  it.  macca  lauten  würde,  dimin.  macchi-cinila  zsgz.  mjicialla: 
ebenso  aus  £anti-celio  ÜEinciullo.  Oder  von  mazzo  schlägd?  aher  die  erste 
auslegung  ist  für  die  sache  bezeichnender. 

Mädia  backtrog;  vom  lat.  magis  m4gidis  mit  gleicher  bedeutung, 
auch  mdgida,  fr.  im  Jura  maid,  norm,  met  (m.),  wailon.  mni,  pic.  maie, 
auch  alban.  magje.  Aber  aus  fxdnTQa  ist  neap.  matra,  maü.  marna^ 
neupr.  mastra,  vb.  wällon.  mairt  kneten. 

Maggese  brachfdd;  vom  i^.  maggio  mai,  weil  in  diesem  monat  das 
feld  umgebrochen  wird,  mail.  maggengh. 

Magone  moden.  kröpf  der  vögel;  vom  ahd.  mago,  nhd.  magen,  s. 
Muratori  Ant.  itcd.  II,  col.  1005.  Das  churw.  magnn  hat  die  deutsche 
bedeutung;  das  ven.  piem.  magon  so  wie  das  gen.  magnn  ärger,  groll 
nahmen  dieselbe  richtung  wie  das  lat.  stomachns. 

M  a  j  ö  1  i  c  a  unächtes  porcdlan ;  vom  namen  der  insel  Majorea  (t^.  Majo- 
rica,  auch  Majolica),  wo  es  gefertigt  ward,  man  sehe  Sccdiger  bei  M&nage, 


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IIa.   MALU-MAREMMA. 

Malia  hexereiy  maliardo  gauherer;  von  malus  sauberischy  hei  Virgil. 
Ecl,  7,  28  ne  vati  noceat  mala  lingua  futuro. 

Mallo  grüne  nußschale;  =  fr.  malle  behälter? 

Malta  schlammy  trierU.  kalk,  chw.  manlta,  molta  mörtel;  nach  Fer- 
rarij  Gälvani  u.  a.  «=  l(U.  maltha  mörtel^  bergtheer.  Auch  der  Lombarde 
hat  molta,  aber  in  der  bed.  von  malta,  und  dies  erklärt  CastigUoney  Goth. 
vers,  fascic.  111,  42,  aus  dem  goth.  mnlda,  ahd.  molta.   Vgl.  auch  motta  /. 

Mammon e,  eigentl.  gattomammone  meerkaiee;  ein  aus  dem  osten 
eingewandertes  wort:  gr.  fiifi(o,  mittel-  und  ngr.  /laiidov,  wal.  moim^, 
meimnce,  alban.  türk.  maYmun,  ungr.  majom  äffe. 

Manoia  trinkgdd.  Nicht  unmittelbar  aus  manus,  es  ist  das  nüat. 
manicinm  (von  manica),  plur.  manicia,  handschuh,  ermel.  HandscJmhe 
im  sinne  von  angdd  oder  handgeld  kennen  alle  roman.  sprachen,  it.  guanto, 
paragaanto,  sp.  guantes,  fr.  gants,  vgl.  altfr.  gans  bei  Roquefort^  so  auch 
pg.  luvas  trihkgeld.  Zu  erinnern  ist  aber  auch,  daß  im  mittelaUer  ermd 
cds  geschenke  dienten  oder  geschenke  daran  befestigt  wurden,  s.  Grimm, 
Schenken  und  geben,  vgl.  sp.  mangas  in  der  bed.  gefalle,  sportein.  Abgd. 
manciata  handvoll  (handschuh  voll). 

Maniato  pron.  s.  v.  a.  medesimo,  stesso;  nachAlbertVämuthmaßung 
für  miniato  d.  i.  mit  äußerster  Sorgfalt  gemaU,  leibhaftig. 

Manigoldo  henker  (sp.  manigoldo  bei  Seckendorf).  Richtig  ahnte 
Muratori  deutsche  herkunft,  ohne  sie  nachweisen  zu  können.  Manigoldo 
trifft  ifusammen  jnit  dem  ahd.  eigennamen  TtsLnogsiA,  Managolt  (noch  jetzig 
mangold  vis  pflanae),  worin  das  wort  mennt  (plur.)  halsband  enthalten 
0U  sein  scheint  Grimm  III,  463,  so  daß  managold,  manigoldo  den  mit 
demhalsbande,  scherzweise  den  henker,  bedeuten  würde.  Vielleicht  ist  sogar 
jener  deutsche  eigenname  Manogald  durch  roman.  einfluß  entstellt  aus  Mano- 
-walt  der  des  halsbandes  walt^.  Italische  mundarten  besitzen  auch  das  ahd. 
mennt:  com.  men,  genues.  mena  halsband  des  htmdes;  so  wie  das  nhd.  man- 
gold: com.  menegold,  maü.  meregold,  piem.  manigot  lattich.  Für  men 
haben  andre  mundarten  mel,  welches  denn  auf  lat.  maelium  bezogen  mrd. 

Mannaja  beü  des  Scharfrichters,  lomb.  manara,  chw.  manera;  vom 
lat.  adj.  manaaria,  weil  es  mit  zwei  händen  geführt  wird  (Muratori), 
Die  Cassder  glossen  geben  manneiras  für  das  dtsche  partä;  sonst  findet 
sich  im  mlatein  manaaria,  synonym  mit  dextrale. 

Mdntaeo  und  mdntice  blasbälg,  vb.  mantaeare  bei  Papias:  follis 
'vulgo^  manticum  febri;  von  mantica  quersack,  ranzen.  Die  cot.  spräche 
kennt  mancha  gleichbedeutend  mit  mantaco. 

Marangone  tat4cher,  lomb.  margon;  von  mergus,  das  sich  in  ma- 
ragone  marangone  erweiterte  (vgl.  fagotto,  mit  eingeschobenem  n  fiangotto). 
Das  prov.  wort  ist  margulh,  das  port.  margnlhäo. 

Marasca  Sauerkirsche;  neben  amarasca,  von  amarns,  auch  amarina 
genannt. 

Maremma  seelandschaß,  aüfr.  marenne,  adj.  it.  marenunino;  von 
maritima. 


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384  n.a.   MAßRONE-MENNO. 

Marrone;  eine  art  grellerer  castanien  auf  den  gehirgen  Itdierny 
daher  fr.  marron,  dtsch.  marone.  Darin  ahnt  Muratori  ein  äUeinheimi- 
sches  wort,  das  sich  vielleicht  noch  in  dem  römischen  mmamen  Maro  er- 
halten höbe  (Über  diesen  sehe  man  aber  Potts  Forsch.  11^  689J.  Bei 
Eustathius  lautet  es  /dagaov. 

HsLTz^k  jfropfreis;  von  martins^  weil  das  pfropfen  gewöhnlich  im 
märz  geschieht  (Orusca).  Gleicher  abhunß  ist  das  span.  verbum  marcear 
die  sduxfe  scheren,  da  dies  Ebenfalls  im  märe  geschieht,  daher  unser  aus- 
märzen. 

Masso  großer  tief  in  der  erde  liegender  stein,  von  massa  Mumpen. 

Matto  thöricht,  närrisch.  Zur  dewtung  desselben  hat  man  Wörter 
aus  verschiedenen  sprachen  herangezogen,  hauptsächlich  folgende.  Qr. 
/dazaiog  gleichbed.,  jedoch  formell  ungenügend,  da  es  sich  in  mäteo  mazzo 
verwandelt  haben  ujürde:  man  müßte  uavog  annehmen.  Lot.  mattus  oder 
matus  betrunken,  bei  Fetronius  (plane  matns  sam,  yinam  mihi  in  cere- 
bmm  abiit  sat.  41),  scheint  der  bedeutung  nicht  eu  genügen.  Das  von 
Muratori  aufgestellte  deutsche  matz  heißt  ungeschickter  mensch,  tolpd 
Frisch  I,  662%  und  mag  eher  im  gleichbed.  comask.  mat  seinen  abdruck 
gefunden  haben.  Das  aus  dem  Schachspiel  genommene  adj.  mat,  das  im 
altprov.  niedergeschlagen,  kraftlos,  im  neuprov.  thöricht  heißt,  würde  mit 
diesem  begriffsübergange  das  gleiche  ereignis  im  ital.  annehmen  lassen, 
wäre  die  identität  des  oit-  und  neuprov.  wertes  unzweifelhaft.  So  hat 
jenes  mattns  noch  den  voreug  als  italisches  wort,  dessen  bedeutung  (be- 
trunken, benebelt,  daher  unvernünftig,  sinnlos)  wenigstens  nicht  weiter  ab- 
liegt als  die  der  beiden  letzteren.  Ob  es  nun  sei  =  madidos  oder  = 
fiOTog  ist  hier  nicht  zu  prüfen. 

Matto  {eigentl.  matt)  knabe,  matta  mädchen;  ein  durch  seine  6e- 
deutung  wichtiges  über  einen  großen  theil  Oberitaliens  und  Rhätiens  ver- 
breitetes, auch  im  sard.  manglia  kinderschwarm  (für  mattaglia)  sich  ab- 
'spiegdndes  wort  mit  vielen  derivaten,  ist  noch  genauer  zu  untersuchen. 
Was  sich  unmittelbar  darbietet,  ist  unser  ahd.  magat,  mhd.  maget  (vgl. 
Diefenbach,  Goth.  wb.  II,  2),  wobei  man  wegen  des  it.  tt  eine  härtere 
ausspräche  des  g  annehmen  muß;  roman.  fügte  man  das  geschlechtszeichen 
a  an  und  so  entstand  matta,  hieraus  erst  das  masculin  matt;  eine  an- 
nehme, die  durch  den  mangel  des  masculins  im  piemontesischen  (nur  das 
dimin.  matet  kommt  vor,  fem.  matta)  unterstützt  wird. 

Meliaca,  moliaca,  nmiliaca  aprikose;  von  armeniacom  dasselbe. 

Melma  schlämm,  sard.  molma;  ahd.  melm  staub,  goth.  malma. 

Melo  apfdbaum;  von  malus,  jenes  eine  scheideform  wegen  malom 
(tibd),  zufällig  zusammentreffend  mit  gr.  /i^lov,  übrigens  von  hohem  alter: 
malam  'mdum^  in  einem  glossar,  hs.  aus  dem  7.  jh.  s,  Class.  auct.  VI, 
632'',  dsgl.  bei  den  fddmessem.  Ghurw.  meil  apfel,  woUon.  m^I^ie 
apfdhawn. 

Menno  castrat.  Die  herleitung  aus  minimns  ßr  imminntns  ge^ 
schwächt,  vermindert  ist  abzulehnen,  da  der  sinn  zu  allgemein,  nicht  dras- 


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iLa.  MEKCORELLA— MORBIDO.  385 

tisch  genugj  die  gestaUung  des  romanischen  wertes  (nn  aus  n'm)  nuM 
einmal  regelrecht  wäre.  Bei  weiterer  Untersuchung  müßte  auch  das  gleich- 
bedeutende mundartliche  m^ngol  (Brescia)  in  anscMag  kommen, 

Mercorella,  marcorella  bingdkraut;  von  mercarialis,  sp.  mercu- 
rial  (fr,  mercoret  Nemnich), 

Mezzo  {mit  geschlossenem  e  und  scharfem  zz)  weiche  welk;  von 
mltis,  woraus  man  ein  neues  adj.  mitins  (verhüret  mitjus  mezzo)  abge- 
lötet haben  muß,  vgl.  oben  fujo.  Für  radiccdes  i  eeugt  auch  das  cremen. 
mizz,  neap,  gen.  nizzo,  matl.  nizz. 

Minchia,  lat.  mentula,  daher  minchione  tölpelj  wie  das  synonyme 
pincone  von  pinco  oder  coglione  von  coglia.  In  dUhochd.  glossen  wird 
cers  (mentida)  mit  minco  Übersetzt  Graff  F,  707:  soll  dies  mingo  min- 
gonis  sein? 

Minestra  suppe,  minestrare  die  suppe  anrichten;  von  ministrare 
auftragen  bei  tische^  so  daß  minestra  etwas  angerichtetes  heißt:  altit.  deo 
m'a  dao  in  qnest  mondo  capon,  salvadhesine  (salvaggine),  formagio  e 
ove  e  pisci  e  specie  oltramarine:  adonca  eo  vojo  (voglio)  usar  de  quelle 
menestre  fine  (speisenj  gerichte)  Bonves.  de  anima  et  corp. 

Minugia,  minngio  darm;  eigentl.  Mein  gehacktes  eingeweide,  (sp. 
menudo);  'von  minutia,  ndat.  minutia  porcorum  Polypt.  d^Irminonp.  302, 
auf  menschliches  eingeweide  übertragen  wie  ficatnm. 

Mo,  neap.  mone,  com.  ammö,  sard.  moi,  immoi,  wcd.  amü,  partikel 
mit  der  bed.  ^eben  jetef,  von  modo;  ven.  mojävo«  modo  jam.  Eine  glosse 
des  grammatikers  Placidus  sagt:  mn  ^adhuc,  consnetadine  est  Class. 
auct.  llly  eine  andre  mon  Hn  momentum  FI,  öS^'y  wofür  A.  Mai  mox 
vermuthet. 

Moccio  sbst.  von  maens^  mueeus,  eigentl.  vom  adj.  mncceus,  daher 
mocceca  und  moccicone  pinsel,  gimpel,  une  gr.  fiixog,  ßlewog,  nogvCäg. 
Unmittelbar  aus  muccus  aber  entsprang  moccolo  lichtstümpfchen,  urspr. 
wohl  nur  lichtschnuppe  {wofür  jetet  moccolaja),  das  von  der  keree  abge- 
schnäuete.  Span,  moco  hext  die  bedeuiung  von  mnccos  und  moceolaja, 
piern.  moch,  neupr.  monc,  mouquet  die  von  moccolo. 

Moco  eine  pflanze,  wicke,  mochus  in  der  botanik;  unbekannter 
herkunft. 

Mondaal do,  auch  manovaldo  PPS.  /,  202  vormund;  vom  mlat, 
mundualdus  =  ahd.  muntwalt  Graff  I,  813,  vgl.  unser  anwalt  'Mund- 
wald  ist  einer  der  das  mundium  über  andre  hatte  Leo^s  Gesch.  v.  Italien 
ly  101.  Die  form  manovaldo  für  monovaldo  erklärt  sich  aus  einmischung 
des  rem.  mano  hand,  vgl.  mainbonr  //.  c. 

Mongana  saugendes  kalb,  milchkalb;  vom  it.  praes.  mungo  =  lat, 
mnlgeo,  also  eigentlich  für  mungana. 

Mörbido,  mörvido  weich,  weichlich.  Nach  Muratori  entweder  vom 
dtschen  mtlrbe  oder  vom  lat.  morbidns  krank,  indem  kranke  fruchte  sich  weich 
anfühlen.  Die  letztere  eine  vollständigere  form  gewährende  etymologie  wird 
durch  das  sp.  mörbido,  das  die  lat.  und  ital.  bedeutung  vereinigt,  unterstützt. 

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386  ILa.  MORBIGLIONE— NIMO. 

Morbiglione,  morriglione  fnasernkrofikheitf  fnlo^.  morbilli;  von 
morbus  (MSnage), 

Morfire  tüchtig  fressen^  schroten,  shst.  mor^9,  fresscy  maul,  vb.  aüfr. 
morfier  Carp,;  vom  mndl.  morfen,  mhd.  mnrpfen  abfressen^  8.  über  das 
deutsche  wort  Frisch  /,  667^.  Offo  ^murfus  lautet  eine  glosse  des  10  jh., 
Pfeiffers  Germania  I,  116.  Aber  smorfia  veraerrung  des  gesichtes,  wd- 
ches  derselben  herkunft  sein  dürfte^  erklären  andre  aus  dem  gr.  fiogipri 
gestaU,  Schönheit. 

Mortella  heidelbeerstrauch;  von  myrtus,  woher  auch  mirtillo 
heiddbeere. 

MoscionC;  ven.  mnsson,  dimin,  romagn.  mnsslen,  Umous.  monstic 
ein  kleines  geflügeltes  insect;  nicht  von  masca  sondern  von  mnstam,  weil 
es  zur  zeit  des  mostes  in  den  weinkdlem  entsteht^  musca  ceUaris  bei  LinnS 
(s.  Morri  Voc.  romagn.)^  daher  moscione  auch  säufer  bedeutet.  Schon 
Isidorus  kennt  das  wort  als  ein  volksübliches:  bibiones  sunt  qui  in  Tino 
nascnntnr,  qaos  'vulgo^  mustiones  a  musto  appellant  Jf2,  8,  16.  Mit 
bibio  aber  verwandt  ist  das  picard.  biberon  schnake,  mücke. 

Mozzo  nabe  des  rades;  von  modins  ßr  modiolns,  in  einem  glossar 
mnzolus  Oraff  II,  996,  vgl.  mozolns  DC.  Aus  dem  diminutiv  stammt 
auch  das  fr.  moyen. 

Macchio  hat^e.  Die  Übliche  herleitung  aus  monticalus,  so  daß  es 
für  monchio  stände,  setzt  eine  starke  zusammenziehmg  voraus,  doch  erlitt 
auch  conchylinm  in  cochiglia  einen  ausfaU  des  n  vor  einem  guttural^ 
freilich  in  unbetonter  silbe.  Zu  erwägen  ist  aber  noch  matnlos  in  der 
L.  Bip.  (erdhaufe  oder  dämm?  s.  Ducange)^  worin  mncchio  seinen  mlat. 
ausdruck  gefunden  zu  haben  scheint,  und  ^.  mojon  //.  b. 

Mumiar  modenes.  ohne  zahne  kauen;  nhd.  mnmmeln,  engl,  iimmble 
(Muratori). 

Mnzzo  sauersüß. 


N. 

Nasso,  eibenbaum;  unbekannter  herkunft. 

Nastro^  comask.  ndstola,  wallon.  näle  band,  schleife,  wal.  nastur 
knoten,  knöpf;  vom  ahd.  nestila  schleife  u.  dgl.,  nhd.  nestel,  ude  schon 
Ferrari  aufstellte. 

Neo  muttermal;  von  naevus. 

Nibbio  huhner geier,  auch  dauph.  nibla;  wird  aus  milyos,  milyins 
gedeutet,  bei  dem  leichten  übergange  des  m  in  n  und  des  y  in  h  nicht 
unpassend:  über  miivins  als  Variante  von  milvus  s.  Schneiders  Lot. 
gramm.  /,  364. 

NichettOy  niccolino  ein  edelstein;  von  onyx  onychiS;  sp.  onique, 
cat.  oniqnel. 

Nimo   (in  voVcsmundarten) ,  sard.  mit   angefügtem  s   (wie  etwa  in 


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n.a.  NOCCA-OTTA.  387 

cnmmegas  =  it.  con  meoo)  nemus,  pronomen^  niemand,  auch  tval.  nime, 
nimenea;  von  nemo. 

Nocca  knöchel,  mittleres  gelenh  des  fingers;  nicJU  von  nux  nucis, 
augenscheinlich  das  mhd,  knoche,  nhd.  knochen,  mit  abgestoßenem  k,  da 
die  ital.  spräche  kein  anlautendes  cn  duldet,  ^Ehoche  mag  mehr  gelenh 
als  bein  bedeutet  haben  Grimmy  über  diphthongep.28.  Vgl,  auch  Grand- 
gagnage  s.  v.  nokMe. 

Nocchio  stein  im  obste,  knorren;  von  nnolens,  sp.  nucleo. 

Növero  ^roW,  vb.  annoverare;  von  numerus,  numerare,  wiewohl  der 
Wandel  des  m  in  y  zwischen  vocalen  durchaus  unüblich  ist.  Frane. 
nombre  kann  daeu  verleitet  haben,  worin  das  entartete  m  schwand  und  b 
sich  in  V  erweichte. 

0. 

Ogni  pronomen,  alt  onni,  von  omnis.  Das  eu  gn  erweichte  mn  hai 
vielleicht  in  der  0ss.  ogn-uno  =  omni-unus,  wenn  nicht  in  dem  veralteten 
ogna  aus  omnia  bei  Barberino  (s.  Blanc  326)  seinen  grund;  eweisHbiges 
onmia  findet  sich  schon  bei  Virgil  Äen.  6,  33  und  anderwärts,  es  konnte 
im  volksmunde  leicht  onja  lauten  und  die  singularform  darnach  einge- 
richtet werden.  Bonvesin  schreibt  omia  persona,  omia  ben,  omi-unca 
mal  jedes  Übd. 

Oibö,  com.  aibai  intery.  ei  was!  ei  bewahre!  scheinen  die  Italiener 
den  Griechen  abgelernt  eu  haben,  denen  olßoi  ein  ausruf  des  Unwillens 
ist.  Nichts  geht  leichter  von  volk  sfu  volke  als  interjectionen.  Für  eine 
dbküreung  des  lat.  ausrufes  heu  bone  deus  halt  dieses  oibö  Muratori. 

Ontdno  erle.  Sollte  es  aus  dem  collectiv  alnetum,  sp.  alnedo,  fr. 
annale  entstanden  sein,  indem,  une  in  topo  aus  talpa,  al  sich  in  o  um- 
gebildet hätte,  so  daß  es  auf  alnetanus,  welches  sich  in  einer  zweiten  ital. 
form  amed&no  ausjmsprechen  scheint,  eurückgienge?  auch  das  sp.  helecho 
entsprang  aus  dem  coUectiv  filictum.  Das  venee.  wort  ist  onäro,  das 
maü.  olnizza  nebst  onise,  offenbar  von  alnus,  das  trient.  ogn. 

Oppio  masholder,  acer  canypestre,  bt^chstäblich  =  opulus  ein  unbe- 
stimmter bäum,  bei  Varro. 

Örafo  gcUdschmied;  von  aurifex. 

Orbacca  lorbeere;  für  lorbaccat;onlauri  bacca,  s.  Bom.  gramm.  1, 204. 

Ostico  Jierb  von  geschmack;  von  avatog  trocken,  woher  avoTQog 
herb  (MSnage). 

Otta  eettpunct,  stunde,  zumal  in  den  vrlt.  compositis  u?ie  allotta, 
talotta,  auch  moltotta  PPS.  11,  328.  Entstehung  aus  hora,  das  etwa  oda 
geben  konnte,  ist  nicht  annehmbar.  Möglicher  weise  aber  entsprang  es 
aus  dem  goth.  übt  (nur  in  abU.)  rechte  zeit,  xaiQog,  ahd.  uohta  früheeit, 
aUn.  dtta  die  zeit  der  drei  ersten  tagesstunden.  Hin  anderes  ital.  wort, 
dotta,  dem  ganz  die  bed.  xaiQog  zusteht,  könnte  aus  einem  adverbialen 
d*otta  zusammengesetzt  sein. 


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388  n.a.  PADÜLE— PAZZO. 


P. 


Padüle  sumpf;  bereits  in  frühester  seit  umgestellt  aus  palade:  pa- 
dulis  in  einer  Urkunde  vom  j.  561  Marin,  p.  182**,  und  später  noch  ofL 
Eine  ^an.  form  paül  (sard.  pauli)  erwähnt  Gabrera^  daher  in  derselben 
spräche  das  vrlt  paalar  sumpf  pg,  paül  ist  bekannt,  vgl.  in  padnlibus 
Y^.  L  app.  num.  8,  de  illa  padnle  n.  30,  in  span.  Urkunden,  f^al. 
padure  wald  stimmt  buchstablidi  jsu  padnle.    Prov.  nur  palut. 

Palascio  art  sabd,  altfr.  palache  Roq,;  ist  das  russ.  paläsch^  wai. 
pAlos,  ungr.  palos,  vgl.  bair.  plotzen. 

Paltone  bettler,  landstreicher,  pr.  paltom,  abgel.  it.  paltoniere,  pr. 
altfr.  pantonier,  daher  mhd,  paltenaere.  Die  versuchten  deutungen  sind 
nicht  stichhaltig;  buchstabe  und  begriff  werden  die  folgende  rechtfertigen. 
Plautus  Bacch.  6j  2,  5  bedient  sich  des  iterativs  palitari  von  palari  um- 
herschweifen, hiervon  it.  palitone  paltone  landstreicher:  ebenso  aus  dem 
vb.  ciarlare  das  sbst.  ciarlone,  aus  castrare  castrone  u.  s,  f.  Palitari 
wird  also  wohl  ein  volksübliches  wort  gewesen  sein.  In  erwägung  käme 
noch  das  ndd.  palte  läppen  Brem.  wb.,  palt  stüdk  z.  b.  brot  EH.,  aber 
dem  lat.  stamme  gebührt  auch  hier  der  Vorzug. 

Pantalone  eine  maske  der  itäl.  bühne,  fr.  pantalon  ein  darnach 
benanntes  Kleidungsstück;  eigentl.  eine  venezianische  tracht,  die  Venezianer 
aber  hatten  den  Spitznamen  pantaloni,  weil  sie  den  heil.  Pantaleon  be- 
sonders verehrten  und  häufig  mit  seinem  nainen  getauft  wurden  (Minage). 
Der  name  der  maske  wird  also  wohl  eine  beziehung  auf  Venedig  ge- 
habt haben. 

Pape  interjection;  vom  lat.  papae,  gr.  Ttanai:  so  entspricht  occit. 
babai  dem  gr,  ßaßai,  lat.  babae. 

Pap  er  0  junge  gans;^  vgl.  sp.  parpdr  gänsegeschrei,  gr.  naTtncfyiv 
gaken,  gackern,  dg.  lallen  (Wackemagel,  Voc.  anim.  p.  80).  Nicht  die 
stimme  des  vogds  soll  papero  nachbilden,  da  diese  eine  andre  ist,  es  scU 
sich  vielmehr  auf  das  schreien  nach  futter  oder  auf  die  fütterung  bezieh^ 
indem  das  gänschen  mit  dem  kinde  verglichen  wird,  s.  papa  /. 

Pargo lo,  pargoletto  klein;  für  die  gleichfalls  vorhandenen  parvolo, 
parvoletto,  also  nicht  etwa  aus  parcns,  da  gutturales  g  mehrfach  für  y 
eintritt. 

Pastocchia  mährchen;  vom  it.  pasto,  dar  pasto  einen  mit  warten 
unterhalten,  kirren  (Menage). 

Pazzo  unsinnig,  toU,  wüthend,  pazziare  unsinnig  sein  u.s.w.  Ver- 
gebens hat  man  dies  wort  auf  lat.  gebiete,  z.  b.  im  verbum  patior,  gesucht, 
es  scheint  deutscher  herkunft.  Ahd.  barzjan^  parzjan  {wenn  nicht  parz6n)9 
mhd.  barzen,  heißt  umthen,  hieraus  konnte  unmittelbar  parziare  pazziare 
entspringen,  wahrend  dem  adjectiv  ein  verlorenes  deutsches  adj.  zu  gründe 
lag.    Der  ausfall  des  r  macht  wenig  bedenken,  da  er  vor  z  und  vor  dem 


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n.a.   PECORA-PICCIUOLO.  389 

lautverwandten  8  mehrfach  eintritt  (cucuzza  von  Cucurbita,  gazzo  vom  sp. 
garzo,  pesca  von  persica,  dosso  von  dorsum  u,  dgh),  er  kann  sogar  schon 
im  deutschen  gelegen  hahen^  wo  batzig  für  barzig  {adj,  aus  dem  eben  he- 
merkten  barzen)  steht,  s.  Weigand  I,  111,  Eine  zss.  ist  strapazzare, 
daher  sp.  estrapazar,  fr.  estrapasser,  strapasser,  verhöhnen^  mishandeln, 
eigentl.  übermäßig  narren,  sbst.  strapazzo. 

P6cora  (f.)  schaf  schon  im  Vocab.  S,  GaUi  sing,  pecure,  dsgl.  in 
einer  Urkunde  vom  j.  757  Murat.  Ant.  üal.  III,  569  inter  pecoras;  ur- 
sprünglich wohl  ein  collectiv,  schafvieh,  nachher  auf  das  individuum  an- 
gewandt.   Im  cremon.  bezeichnet  das  masc.  p^gor  den  widder. 

Pendice  abhang;  nach  appendfce  (I  für  T)  von  pendere  gebildet, 
altfr.  pendant  anhöhe  LBs.  179. 

Piniol a  topf;  von  pendulus  nach  Menage,  weil  er  über  dem  feuer 
schwebe.  Vgl.  pente  IL  c.  Derselben  herkunft  ist  auch  das  adj.  p6n- 
zolo  schwebend. 

P^rgamo  kanael,  hohes  gerüst;  von  pergamum  anhöhe,  bürg,  mit 
Menage. 

Peritarsi  (präs.  mi  p^rito)  sich  scheuen,  sich  schämen.  In  einigen 
mundarten,  z.  b.  der  venez.  cremon.  und  mail.,  bedeutet  peritare,  perita 
schätzen,  taxieren,  perito  taxator,  von  peritus;  aber  zwischen  beiden  be- 
griffen fehlt  der  logische  Zusammenhang.  Auch  das  (zweifelhafte)  lat. 
peritare  (zu  gründe  gehn)  gewährt  keinen  passenden  begriff.  Manage 
bringt  pauritare  vor,  iterativ  von  paurire  (in  s-paurire),  worin  au  oder 
av  ganz  regelwidrig  in  e  geschwächt  wäre.  Dürfte  aber  nicht  an  sp. 
apretarse  (s.  prieto  IL  b)  gedacht  werden,  dessen  bed.  ^bedrängt  sein' 
die  des  itcd.  Wortes  unmittelbar  berührt? 

Persa  majoran,  neugr.  Ttegaa;  von  nQaaiov,  nqaoov  lauch  (Menage). 

P^vera,  m  einigen  wbb.  petriola,  mail.  pidria,  romagn.  pfdarja, 
com.  pl^dria,  ven.  implria,  bresc.  pedriöl  hölzerner  trichter;  nach  Ferrari 
von  impletorium,  was  den  formen  wenig  genügt. 

Pezzente,  peziente  bettler;  von  petieus  ßr  petens  wie  altit.  cag- 
gente  von  cadiens  für  cadens,  oder  veggente  von  videns.  Das  gleichbed. 
pg.  pedinte  kann  dies  bestätigen. 

Pialla  hobel,  piallare  hobeln;  für  planula,  planulare,  von  planus 
eben,  planare  ebenen,  vgl.  luUa  von  lunula.  Diese  bei  Menage  u.  a.  vor- 
liegende etymologie  unrd  durch  das  gleichbed.  sard.  piana  oder  prana  d.  t. 
plana  bestätigt.  In  derselben  spräche  hat  pialla  auch  die  bed.  axt,  ein 
Werkzeug,  das,  wenn  auch  nicht  zum  hobeln,  doch  zum  behauen  dient,  in 
andrer  form  pfola  und  so  comask.  piolet.  Man  ist  bei  letzteren  an  da^ 
altd.  pial,  nhd.  beil,  zu  denken  geneigt,  und  doch  scheint  der  diphthong 
ia  fpialla)  darin  nur  mit  io  vertauscht.  Im  venez.  ist  daher  pialla  und 
piola,  piallare  und  piolare  gleichbedeutend,  hobel  und  hobeln. 

Picciuolo  stiel  am  obste,  wäl.  picior  fuß;  von  ^qüoIub  füßchen,  obst- 
siid,  bei  Afranius  nach  Nonius,  auch  bei  Cdsus  und  Columella.  Mit  ver- 
ändertem Suffix  sagt  der  Spanier  pezon.    Mundarten  aber  zeigen  im 


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390  ILa.   PIEVE-PODESTA. 

inlatU  gutturales  c :  ven.  picölo,  mail,  picöll,  piem.  picol  =  pedicalas  füf^ 
chen  zsgB.  peculuB? 

Pieye  landdechanei^  chiv.  pleif  pfarrei,  ü.  piovano,  wäl.  pleban 
landdechant;  vom  ndat.  plebes  parochialkirchey  plebanas. 

Pieviale,  gewöhtU.  piviale  vespermantd;  für  pioviale  =i  plaviiJis 
regenmantely  nach  Ferrari  und  Menage.  Es  ist  indessen  nicht  wahr- 
scheinlichy  daß  das  radicäle  o  in  piova  (plavia)  in  i  oder  ie  ausgewichen 
sein  sollte,  da  v  vielmehr  ein  solches  o  nicht  selten  hervorruft.  Überdies 
ist  regenmantd  eine  untergeschobene  bedeutung :  die  eigentliche  ist  priester- 
ma/ntd  und  so  kann  seine  abstammung  aus  dem  vorhergehenden  warte 
nicht  zweifelhaft  sein. 

Y igiare  pressen;  participiälverbum  von  pinsere  pinsus,  gleichsam 
pinsiare,  une  pertugiare  von  pertusus  pertusiare;  nicht  von  pisare. 

Pigio  ne  miethjdns;  von  pesio  für  pensio,  ebenso  niagione  von  mansio. 

Pignatta  topf;  von  pinea,  weil  der  de^kel  desselben  ehedem  die 
gestaU  eines  fichtengapfens  hatte^  wie  Muratori  bemerU.  Daher  entlehnt 
sp.  pinata. 

Piota  braucht  Dante  Inf .  19^  120  für  fuß  oder  sohle:  forte  spingava 
con  ambo  le  piote,  und  so  kommt  es  auch  im  Dittamondo  vor^  bei  andern 
bedeutet  es  ein  stück  rasen.  Ferrari^  Menage  und  andre  etymologen  leiten 
es  auf  das  umbrische  plotus,  plaatus  zurück,  wovon  Festus  sagt:  plotos 
appellant  Umbri  pedibus  planis  [natos  .  .  .  unde  et  Maccijus  poeta, 
quia  Umber  Sarsinas  erat,  a  pedum  planitie  initio  Plotus,  postea  Plaatus 
coeptos  est  dici.  Es  hieß  also  plattfüßig  und  aus  diesem  adjeetiv  oder 
aus  dem  stamme  plot  müßte  das  ital.  Substantiv  genommen  sein.  Die  auf- 
findung  eines  altitalischen  wortes  oder  Stammes  im  romanischen  hat  etwas 
reizendes  und  vielleicht  ließ  sich  die  kritik  durch  die  schimmernde  reliquie 
blenden.  Ist  piota  nicht  vielmehr  die  ital.  form  des  pr.  pauta,  altfr.  poe 
=  nhd.  pfote,  mit  eingeschobenem  1  wie  in  andern  Wörtern?  auch  piem. 
piota  tmd  dauph.  plauta  heißen  pfote,  tatze.  Aber  die  bed.  rasenschcUe 
d.  h.  plattes  stück  einigt  sich  schwer  mit  der  von  pauta,  leicht  mit  der 
von  plotas.  Oder  entstand  das  ital.  wort  at4S  dem  adj.  piatto  plaU?  vgl. 
com.  piöt  fest  getreten,  platt  getreten,  plöta  Steinplatte,  mail.  piöda  dass. 
Eine  solche  entstellung  von  platta  in  piota  (nicht  einmal  piotta)  ist  aber 
für  die  Schriftsprache  nicht  zu  genehmigen;  ob  für  die  mundarten,  bleibe 
dahin  gestellt. 

Pipistrello,  auch  vipistrello,  vispistrello,  vespistrello  fledermaus; 
durch  Versetzung  des  s  und  r  aus  vespertillus  für  vespertilio. 

Pitocco  bettler;  vom  gr.  Ttrwxog  dass.  Oder  etwa  von  pit  gering ^ 
woher  lomb.  piton  arm;  aber  die  bedeutung  schließt  sich  genau  an  die 
des  griech.  Wortes. 

.  Podestä  name  einer  obrigkeitlichen  person;  verdient  erwähnung, 
weil  es  dem  natürlichen  geschlechte  zu  gefallen  masculin  geworden;  pr. 
podestat,  poestat  gen.  comm.,  sp.  potestad,  lat.  potestas  (im  persönlichen 
sinne)  feminin. 


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IIa.  POÜGU— PURE.  391 

Poggia  8eü  am  rechten  ende  der  segdstange^  reckte  seite  des  Schiffes^ 
daher  fr.  poge  (m.);  vom  gr,  nodinv^  dimin.  von  novg  seil  an  dem  unteren 
aipfei  des  segelSy  in  Italien  auf  das  seil  zur  rechten  angewandt^  seitdem 
orza  für  das  linke  üblich  geworden;  einer  der  aienUich  zahlreichen  aus 
dem  griech,  aufgenommenen  schifferausdrücke.  Vgl.  Menage  Orig.  d.  h 
itai.  s.  V. 

Pollare  keimen,  quelleny  esgs.  rampollare;  von  pnllare  hei  Ccdr 
pumius  Ecl.  6. 

Ponga  venesf.  (neap.in  einer  reimchronik  Mural.  Ant.  ital.  VI,  692) 
kröpf  der  vögel,  wal.  punge  beutet;  in  dieser  letzteren  bedeutung  schon 
goth.  puggs,  dltn.  pungr,  ahd.  fung  cet.,  dsgl.  mittelgr.  novyyr}  Ttovyyiov, 
ngr.  novyyi^  aber  aus  welcher  quelle? 

Pontare,  pnntare  auf  etwas  dringen,  sich  dagegen  stemmen;  =  fr. 
pointer  die  spitze,  den  schuß  auf  etwas  richten,  vgl.  it.  pontar  la  lancia 
contro  alcuno.    Mail,  ponta  hcU  auch  die  bed.  spitzen. 

Pozzolana  verwitterte  lava,  woraus  ein  mortel  bereitet  wird;  so 
genannt,  weü  man  sie  häufig  im  bezirke  von  Pozznoli  findet. 

Prace  (aretinisch)  räum  zwischen  zwei  furchen ;  von  ngaaia  garten- 
beety  nach  Bedi,  Etimol.  ital. 

Predella  fußschemel,  fußtritt,  maü.  brella;  geunß  vom  ahd.  pret 
=  nhd.  brett,  trotz  Ferraris ,  Widerspruch.  Gleicher  herkunft  ist  pr. 
bredola  'scabellum  im  Floretus,  aus  welchem  auch  Rochegude,  Oloss.  occit., 
es  schöpfte. 

Pretto  lauter,  rein,  unvermischt,  vino  pretto  vinum  merum;  durch 
syncope  für  puretto  von  puras.  Muratori  in  der  meinung,  eine  solche 
syncope  sei  im  ital.  ohne  beispiei,  zieht  das  wort  lieber  at4S  dem  ahd. 
berht,  peraht,  dessen  bedeutung  aber  (hell,  glänzend,  goth.  bafrhts  d^Xog, 
deutlich,  offenbar)  minder  genau  zutrifft.  Befremdlich  ist  nur  das  offene 
e  in  prötto  neben  dem  geschlossenen  in  purötto;  die  verkennung  des  ur- 
sprünglichen Suffixes  mag  an  dieser  ausspräche  schuld  sein. 

Prla  adverb,  für  prio  von  prias,  äwa  der  gegenüber  liegenden 
parükel  poscia  in  seiner  endung  angebildet,  keinesfalls  von  prima  mit 
ausgestoßenem  m. 

Pula  Spreu,  piem.  com.  bula,  berg.  bresc.  böla,  daher  ü.  bnllaccio 
P.  Monti;  von  unbekannter  herkunft,  nach  Ferrari  vom  lat.  apluda,  wctö 
sich  schwerlich  rechtfertigen  läßt. 

Pulcinello  ^^$on  oder  maske  in  der  neapolitanischen  komödie, 
fr.  polichinelle;  entsteüt  aus  Puccio  d'Aniello,  dem  namen  eines  witzigen 
bauem  aus  der  gegend  von  Acerra  in  der  Campagna  felice,  der  diese 
person  zuerst  spielte.  So  Oaliani  im  Vocab.  napol.  Nach  anderer  deu- 
tung  ist  pnlcinella  ein  kosewort  für  Mndchen,  liebchen  (hühnchen)  und 
ward  später  auf  jene  bei  dem  volke  bdiebte  maske  übertragen,  s. 
z.  b.  Bolza. 

Pure  Partikel,  solum,  tarnen;  vom  adv.  pure  rein  d.  h.  ungemischt, 
schlechtweg.    Auch  im  ältesten  provenzalischen  findet  sich  pnr,  man  sehe 


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392  ILa.   PUSIGNO- REBBIO. 

Boäh.  V.  6  und  192,  im  tocdd.  dasselbe  Hahn  p,  672,  im  ^churtoälschen 
pir,  spir. 

Pusigno  mcMzeit  nach  dem  abendessen;  von  post-coeninm  (un- 
lateinisch),  geformt  wich  ante-coenium. 

Puzzo,  pazza  gestank,  puzzare  gestank  machen,  stinken;  von  pu- 
tidas  mit  ausgestoßenem  d  putius:  nicht  anders  sozzo  von  sucidns, 
rancio  von  rancidus. 


Q. 

Quattrino  eir^  Meine  münze;  so  genannt,  weil  sie  vier  danari  giU 
(Orusca).  , 

Quercia,  querce  (f.)  eiche;  vom  adj.  querceus,  quercea  me  feggio 
von  fageas.  Die  bildung  ist  alt:  alia  quercia  sagt  eine  longoh.  Urkunde 
V.  j.  742  Ughell.  III,  671;  duo  quercias  eine  andre  v.j.  760  Brun.p.  570. 
Im  sardischen  hat  sich  chercu  =  quercus  erhalten. 

Quinci  ortsadverb;  von  eccu'  hincce.  Ebenso  quindi  von  eccu' 
inde,  quivi  von  eccu'  ibi. 


R. 

Rado  selten;  euphonische  abänderung  aus  rarus. 

Ragazzo  handlanger,  hübe,  ragazza  mädchen;  von  ^ccTir]  lumpenrock, 
im  Cod.  Theod.  raga,  daher  ragazzo  einer  der  die  raga  trägt,  knecht, 
nachher  auch  knäbe,  wie  lat.  puer  beide  bedeutungen  einigt;  oder  von 
raca  homo  nihili  im  Ev.  Matth.  So  Muratori.  Regazzo  laiutet  das  wort 
im  veron.  diälect.' 

Ragia,  chw.  rascha  harg;  aus  einem  unvorhandenen  adj.  raseus, 
rasea  von  rasis  gleichbed. 

Ramarro  eidechse,  romagn.  mar;  von  TBmekupfer,  wegen  der  färbe, 
vgl.  unser  kupfereidechse  (Mahn). 

Ramfo  {nur  vorhanden  im  lomb.  ramf,  ranf)  spasmus;  vom  mhd. 
rampf  mit  gl.  bed. 

Ramolaccio  meerreiiig;  durch  dissimilation  für  ramoraccio  von 
armoracia  mit  ders.  bed.,  bei  Columella  auch  annoracium. 

Randello  packstock,  prügel,  arrandellare  jsusammenknebeln;  vom 
dtschen  rädel  oder  reitel,  die  dasselbe  bedeuten.  Noch  näher  den  dtschen 
liegen  die  comask.  formen  rat  und  reglia. 

Rappa  büschd;  vgl.  mhd.  mndl.  rappe  kämm  der  traube,  wdche 
bedeutung  auch  das  piem.  rap  (it.  grappolo)  hat. 

Ratio  adj.  rasch;  von  raptus  hingerissen.  Waüon.  toratt  =  it. 
tutto  ratio. 

Rebbio   jsinke  der  gabel;   von  ungewisser  herkunft.    Nimmt  man 


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IIa.   RECARE-RIPENTAGLIO.  393 

aber  für  unser  deutsches  riffel  ßamm  mit  eisernen  zinken)  ein  älteres 
ripil  an  {vgl,  ndl.  reppeii,  engl,  ripple  =  hd,  riflfeln),  so  trifft  dies  zum 
itoi.  Worte:  diebedeutung  wird  keine  Schwierigkeit  machen.  Buchstäblich 
dasselbe  wort  ist  sp.  rejo  spitze,  Stachel. 

Recare  darreichen;  besser  vom  ahd.  recch&n,  nhd.  recken  aus- 
strecken (hinhalten),  als  vom  ahd.  reichan,  nhd.  reichen,  in  welchem  fall 
racare  zu  erwarten  stand.  Honnorat  kennt  auch  ein  veraltetes  occ.  arecar 
herbringen. 

R^cere  speien;  von  reXcere  für  rejicere,  zu  Festus  zeit  gebraucht, 
s.  Schneiders  Lat.  gramm.  I,  681, 

Refe  zwirn j  vom  gr.  ^q>ij  naht^  nach  Ferrari  u.  a.,  woneben  aber 
auch  das  ahd.  reif  strick,  band  zu  erwägen  ist.  So  stammt  auch  piem. 
tra,  chw.  trau  bindfaden  aus  dem  dtschen  draht. 

Renso  feiner  flachs;  benannt  nach  der  Stadt  Rheims,  woher  man 
iJm  bezog. 

Reo  schuldig,  dsgl.  böse,  schlimm,  für  welche  letztere  bedeutung  eine 
form  rio  stattfindet,  wal.  reu.  Aber  sp.  reo,  chw.  reus,  nur  im  lat.  sinne 
des  Wortes. 

Rezza  eine  art  spitzen;  von  vete,  plur.  retia. 

Ribaltare  umwerfen,  umstürzen,  z.  b.  un  vaso  di  vino,  construiert 
Muratari  aus  re-ab-altare  von  der  hohe  herabwerfen,  vgl.  lat.  ex-altare 
wtki  das  einfache  altare  bei  Sidonius.  Ist  dies  richtig,  so  gewährt  es  ein 
weiteres  romanisches  beispiel  von  Zusammensetzung  mit  ab,  wie  in  ab- 
battere  und  einigen  andern,  s.  JRom.  gramm.  II,  420. 

Riddare  den  reihen  tanzen,  sich  drehen,  sich  umhertreiben,  ridda 
kreißtanz;  vom  ahd.  ga-r!dan,  mhd.  riden  drehen,  winden. 

Rifiutare  verschmähen,  verweigern;  ganz  unverwandt  mit  fiutare 
beriechen,  durch  einschiebung  entstellt  aus  refutare,  nilat.  s.  v.  a.  respuere, 
maü.  cefudä,  pr.  refudar,  refuidar  (als  ob  es  von  refugitare  komme),  auch 
refindar  GProv.  32,  vgl.  rifusare  /.  Dieselbe  einschiebung  hinter  f  in 
fiaccola  für  faccola. 

Riga  zeile,  streif,  rigo  lineal,  rigoletto  reihentanz,  reigen;  vom 
ahd,  rfga  linie,  kreißlinie,  mhd.  rthe  =  nhd.  reihe  (die  wir  uns  eben  so 
wohl  in  gerader  richtung  denken).  ' 

Rim  petto,  di  rimpetto,  a  rimpetto  Si  qo.  präposition,  contra,  gegen- 
Ober;  gebildet  von  petto,  lat.  pectus,  wie  rincontra  (re-in-contra)  von 
contra.  Petto  drückt  in  derselben  weise  das  gegenüberstehen  aus  wie  die 
span.  adverbial  gebrauchten  Wörter  h4cia  oder  cara  oder  freute.  Dante 
sagt  chiuser  le  porte  nel  petto  al  mio  signor  sie  schlössen  ihm  die  pforte 
vor  der  nase  Ir^,  8,  116.  An  respectus  ist  nicht  zu  denken.  Auch  ap- 
petto  wird  in  dieser  weise  gebraucht. 

Ripentaglio  gefahr.  Bestimmter  ist  die  bedeutung  des  altfr.  repen- 
taille  {von  repentir)  reukauf,  vertragsmäßige  büße:  it.  porre  a  ripentaglio 
hcmn  also  heißen  ^etwas  auf  reue  oder  büße  setzen,   der  reue  oder  büße 


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394  *  IIa.   RIPIDO— ROZZO. 

Ripido  sieii;  von  ripa  ufer,  steile  hohe,  der  einzige  gewisse  fall 
einer  romanischen  ableitung  mit  idas,  Bom.  gramm.  Ily  321. 

Ripire  Mettem;  toird  von  ripa  und  rapidus  hergdeitetj  warum 
nicht  von  repere  mit  übertritt  der  3.  lat.  in  die  3.  rom,  conj,  wie  in 
fagere  fuggire?  Vgl.  die  churw.  form  rever,  hei  welcher  dieser  übertritt 
nicht  stattgefunden  hat.  Die  prov.  spräche  kann  das  partic.  repens  auf- 
weisen, freilich  nur  im  Elucidari. 

Ritroso  hartnäckig,  widerspenstig;  von  TetvoTBViS  rückwärts  gekehrt. 

Rocchio  block  höh  oder  stein;  n(^$^  ronchione  vomit.rocosLfds? 

Rogo  brombeerstrauch^  wcU.  mg;   von  rübus  (rovo  rogo),  sp.  rabo. 

Rombo  und  frombo  gesumse,  roraba  und  fromba  ^cAZeuder,  rombola 
und  frombola  dass.,  rombolare  und  frombolare  schleudern,  sichtbarlich 
vom  gr.  ^ofißog  kreißet  (daher  die  bed.  gesumse),  ^ofißelv  schleudern. 
Das  vorgesetzte  f  muß  onomatopoietischer  natur  sein.  Muratori  kennt 
auch  ein  mlat.  rumbulas  geschleuderter  stein  =  it.  frombola  in  der  bed. 
abgerundeter  stein  oder  kieset. 

Romire  brausen,  lärmen;  regelrecht  gebildet  aus  ahd.  hrömjan, 
hraomjan  =  nhd.  rühmen,  eigenÜ.  lärm  machen,  sbst.  hruom  lärm,  geschreL 

Romfto  einsiedler,  einsam,  ^.  rimita;  von  eremita. 

Ronca  hippe,  auch  spieß  mit  einer  sicheh,  vom  vb.  rancare  a&- 
mahen,  ausQäten.    Altfr.  ronsge  spieß  Boquef. 

Ronzare  summen;  vom  ahd.  rfinazön,  nihd.  rfinzen  dass.  Auch 
sp.  ronzar,  roznar  mit  geräusch  kauen?  Sbst.  ü.  ronzone  große  Schmeißfliege. 

Rospo  kröte;  vieUeicht  zusammenhängend  mit  mspo  raiuh,  vgl.  es- 
cuerzo  II.  b.  In  trient,  mundart  rosch,  in  churwälscher  tvlbc,  ruosc,  in 
vicentinischer  aber  crote  aus  dem  deutschen  der  sieben  gemeinden. 

Rosta  1)  hemmung,  Sperrung  (so  bei  Dante  Inf .  13,  117  nach  Mu- 
ratori und  noch  mundartl.),  daher  vb.  comask.  rosta  hemmen;  2)  fächer, 
Wedel,  vb.  arrostare  wedeln,  hin  und  her  bewegen.  Es  stammt  in  beiden 
bedeutungen  vom  ahd.  nhd.  röst  {ahd.  auch  fem.  rösta),  sofern  dasselbe 
nicht  allein  eine  Sperrung  im  flusse  (mlat.  rosta  ,6«  Ducange),  sondern 
auch  das  gegitterte  visier  des  helmes  und  den  ebenso  geformten  fächer  be- 
zeichnet, 8.  Frisch  II,  128".  Die  walach.  spräche  hat  rosteiu  rost,  guter 
=  serb.  rostllj. 

Rovajo  nordwind;  von  ungewisser  herkunft,  nach  Menage  umgestellt 
aus  borearius  {für  borealis),  also  robearius  rovarius. 

Rovello  und  rovella  grimm,  zom,  arrovellare  erzürnen;  von  ru- 
bellas  roth.    Ira  rubens  sagt  der  Lateiner. 

Royistare,  ruvistare  herumstöbern;  von  re?isitare,  mit  MSnage. 

Rozzo  roh;  ist  seinem  begriffe  nach  mit  lat.  rudis  identisch  und  6e- 
gegnet  mit  seiner  endung  dem  sp.  rudo,  dessen  entstehung  aus  rudis  unr 
zweifelhaft  ist;  allein  wie  die  span.  form  ein  lat.  rudus  verlangt,  so  die 
üäl.  das  noch  weiter  abliegende  mdias,  vgl.  oben  fujo;  erstere  begegnet  in 
einem  alten  glossar:  rndus  'asperus'  Class.  auct.  VI,  643'',  vgl.  rudus 
'novus'  Gl.  JErford.  371,  43. 


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II.a.   RUBBIO-SCAFFALE.  395 

Rabbio  ein  maß  für  hom;  von  rnbens,  toeil  die  einiheüung  des- 
selben innen  roth  gezeichnet  war  wie  bei  der  pinta. 

*    Buspare  starren  =  lat.  raspari  durchforschen^  dem  z.  b.  Vossius 
die  erstere  ais  die  grundbedetäung  beilegt. 

Bnspo  1)  neu  gemünzt,  2)  rauh.  Die  letztere  bedeutung  ist  sicher 
voranzustellen :  sie  führt  auf  ahd.  raspan  starren,  vgl.  rnspil-h&r  krauses 
haar.  Genues.  rüspu  bezeichnet  einen  menschen  mit  struppigem  haar,  aber 
auch  den  myrtendom;  es  ward  also  mit  rnscam  verwechselt. 

Bussare  schnarchen.  Das  gleichbed.  ahd.  ruzzön  halte  U.  rnzzare 
ergeben  müssen,  aber  herhunft  aus  einer  späteren  form  rnssen  Schmdler 
in,  138  darf  vermulhet  werden. 

Rüvido  rauh,  uneben.  Mit  rabidns  (roth)  kann  es  keine  gemein- 
schaß  haben,  wiewohl  selbst  rabido  gesagt  wird,  und  nicht  ohne  künstelei 
würde  es  sich  aus  radis  ableiten  lassen.  Dagegen  braucht  Plinius  H.  N. 
18,  10  (23)  ein  adj.  rnidus,  dem  man  passend  die  bed.  rauh  beilegt  und 
daraus  konnte  mit  bekannter  Hnschidmng  des  v  (vgl.  flnidus  flnyido)  das 
ital.  wort  entstehen.  Die  stelle  ist:  major  pars  Italiae  rnido  ntitnr  pilo, 
wozu  Harduin  bemerkt:  aspero  et  impolito,  ut  recte  Hermolaus. 

Buyistico,  rovistico  hartriegd,  rainweide;  entstellt  ou^  lignstrnm, 
das  man  zunächst  mit  ligusticnm  (s.  levistico  I.)  verwechselte. 

Razzare  schäkern;  ungewisser  herkunß,  gleichbed.  Schweiz,  rtttzen. 


s. 

Sala  achse  des  wagens,  ein  in  keiner  romanischen  noch  auswärtigen 
Sprache  zu  entdeckendes  wort.  Lat.  axis  zwar  als  mathemalischer  ausdruck 
ist  vorhanden  im  it.  asse,  welches  früher,  wie  noch  jetzt  mundartlich, 
dessen  grundbegriff  erfüllt  hohen  muß.  Da  es  aber  auch  assis  und  as 
bedeutet,  so  fühUe  man  sich  veranlaßt,  für  jenen  unchtigen  gegenständ  ein 
klares  wort  einzuführen.  Einige  mundarten  bedienen  sich  hierzu  der  ab- 
leilung:  die  mailändische  hat  assäa,  die  venezianische  assfl  (s.  Boerio), 
gleichsam  axile.  Man  konnte  sich  statt  axile  at4ch  axale  denken  und  ein 
it.  assale,  verkürzt  aale,  darauf  bauen,  welches  denn  zur  Unterscheidung 
von  sale  (salz)  in  sala  umgebogen  worden  wäre,  denn  das  in  diesem 
Worte  gleichfalls  enthaltene  ursprüngliche  deutsche  sala  war  kein  störendes 
homonym.  Beispiellos  allerdings  ist  diese  umbiegung  ies  Suffixes  alis  in 
ala,  aber  das  aus  ass-ale  abgekürzte  sale  ließ  dieses  suffix  nicht  mehr  fühlen, 

Salassare  zu  ader  lassen;  zsgz.  aus  sangue  lasciare,  vgl.  aUpg. 
sanguileixado.  Daneben  auch  segnare  vom  fr.  saigner,  pr.  sangnar, 
sp.  sangrar,  lat.  sanguinare. 

Sa  Ivan  0  (eigentl.  salvan  maü.)  aip,  der  die  schlafenden  drückt; 
von  Silyanos,  dem  dasselbe  schuld  gegeben  ward,  s.  z.  b.  Schwencks  Rom. 
mgthologie.    Dieselbe  entsteHung  des  i  in  a  wie  in  salyatico  von  silvaticas. 

Scaffale  gesteU  mit  fächern,  steUbrett;  vom  mhd.  schafe  (schaf- 


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396  n.  a.     SCALCO-SCATOLA. 

reite),  bair.  schafen  (f.),  ndl.  schap  dass.  Gleicher  herkunft  ist  gen. 
seaflfo  lettsteUe^  sie.  chw.  scaffa  =  scaffale. 

Scalco  küchenmeisteTj  vorschneider;  vom  goth.  skalks,  (ihd.  sealc 
diener,  atich  im  it.  siniscalco  und  mariscalco  enthalten.  Ein  frone,  es- 
calque  hei  Rabelais  bemerkt  Menage. 

Scalfire  riteen^  aufkratzen;  van  scalpere  graben,  scharren,  mü 
demselben  wechsd  der  lippenhute  wie  in  soffice  von  snpplex.  Aber  so 
gane  zuverlässig  ist  dieser  Ursprung  nicht.  Woher  nämlich  das  partic. 
scalfitto  für  ficalfito?  Hat  fnan  etwa  scarificare  umgebildet  in  8carificere, 
inf.  »carfire  scalfire,  part.  scalfitto?  Enger  noch  schmiegt  sich  das  ent- 
sprechende sard.  scräffiri,  das,  wie  alle  stanmbetonte  verba  dieser  mundarty 
nur  lateinischer  herkunft  sein  kann,  an  dies  hypothetische  scarificere. 

Scalterire,  scaltrire  fein  abrichten,  scaltrito,  scaltro  (vgl.  finito, 
adj.  fino)  scUau,  listig.  Augenscheinlieh  verwandt  ist  calterire  ritsen^ 
die  haut  aufritzen^  dessen  part.  calterito  der  bed.  von  scaltrito  fähig  ist. 
Die  erklärungen  aus  callidas  oder  aus  calce  terere  u.  dgl.  sind  verwerfe 
lieh.  Wenn  femer  Muratori  calterire  aus  caateriare  brandmarken,  scal- 
trito zugleich  aus  cautus  deutet  und  sich  wegen  des  bf4chstabens  auf  lalda 
für  lauda,  aldace  für  audace  bezieht,  so  ist  dagegen  zu  erinnern,  daß 
den  mundartlichen  (florentinischen)  formen  mit  1  die  ursprünglichen  mit  u 
zur  Seite  stehen,  caaterire  aber  nicht  vorkommt,  und  daß  es,  selbst  wenn 
es  vorkäme,  kein  derivatum  von  cautus  sein  könnte.  Die  herkunft  beider 
allerdings  schwieriger  Wörter  ist  also  hiermit  nicht  ergründet;  ob  der 
folgende  versuch  besseres  leiste,  mag  zweifelhaft  erscheinen.  Lot,  scalpere 
heißt  1)  kratzen,  2)  eingraben,  aushauen,  schnitzen.  Durch  Vermittlung 
des  sbst.  scalptura  erfand  scalpturire,  das  ungefähr  dasselbe  sagt  wie 
das  stammverbum;  hieraus  it.  scaltrire  mit  der  zweiten  bedeutung,  die  aber 
auf  die  bildung  oder  Verfeinerung  des  menschen  übertragen  ward :  scaltrire 
definiert  die  Crusca  di  rozzo  e  inesperto  fare  altrui  astuto  e  sagace,  also 
aus  dem  rohen  hervorbilden,  wie  auch  der  plastische  künstler  thut,  fein 
zuschnitzen,  verstand  und  teitz  ausbilden.  Scaltro  verhält  sich  also  logisch 
zu  scalpere  wie  yXaq>vQ6g  zu  ylaq)€iv.  Für  die  erste  bedeutung  von 
scalpturire,  worin  es  bei  Plautus  Aul.  5,  4,  8  vorkommt  {ah  scalpurire), 
trat  calterire  ein,  das  aber  auch  die  zweite  nicht  ganz  verschmäht.  An- 
lautendes s  fäUt  zwar  sonst  im  ital.  nicht  weg,  aber  der  gleiche  werth 
zahlreicher  Wörter  mit  und  ohne  s  impurum  (sguardo,  guardo)  mochte  zu 
dem  fehler  verleiten,  neben  scalterire  auch  calterire  zuzulassen.  Man 
merke  noch  einige  spuren  des  Wortes  in  andern  mundarten:  altsp.  escal- 
drido  =  it.  scaltrito  (jenes  nach  Oayangos  verderbt  aus  esclareoido), 
wald.  scautriment  Hahn  699  =  scaltrimento. 

Scaraffare  wegraffen;  entspricht  besser  dem  mhd,  schrapfen,  bair. 
schrafeu,  ndd.  schrapen  kratzen,  zusammenkratzen  (vgl.  escarbar  IL  b), 
als  dem  gr.  axaQig>aa&ai^  da  betontes  a  im  präs.  scaraflfo  aus  i  hätte  ent- 
springen müssen,  was  gegen  die  lautgesetze  wäre. 

Scatola,  chw.  scslÜb,  =  hochd.  Schachtel.    Schon  Boccaccio  braucht 


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ILa.   SCEGLIERE-SCHIAMAZZARE.  397 

das  wort  mehrmals  und  stets  in  der  hedeutung  eines  hehaUers  für  confect; 
auch  im  späteren  itai,  mlatein  kommt  es  einmal  vor.  Ist  nun  aber  scatola 
aus  schachte!  oder  schachte!  aus  scatola?  Nach  Weigand  zeigt  sich  das 
deutsche  wort  erst  im  15.  jhjund  scheint  entstanden  entweder  aus  dem 
deutschen  Schafte!,  einem  derivatum  von  schsLÜ  ^repositoritm,  und  so  ur- 
theiUe  schon  der  alte  Frisch  11^  i55%  oder  aus  dem  itai.  wortCy  dem  es 
auch  Wackemagel^  Umdeutschung  p.  58,  zuweist;  dieses  aber  wäre  aus 
dem  carolingisch-lat.  scatum  d.  h.  aus  dem  altd.  skatt  ^pecunia,  gaza  ab- 
geleitet. Diese  letztere  deutung  genügt  dem  begriffe  kaum,  denn  zu  einer 
geldkasse  eignet  sich  das  schwache  hehältnis  wenig  \  man  machte  dafür  ein 
neues  wort  schataUe.  Erwägt  fnan  die  buchstoben,  so  konnte  scato!a  recht 
wohl  OII5  schacTite!  etUstehen,  denn  einfaches  t  vertriU  et  (cht)  auch  sonst, 
z.  b.  in  pratica,  etica  (hect);  schachte!  aber  aus  scato!a  würde  eine  un- 
gewöhnliche  einschiebung  des  ch  vor  t  erfahren  haben.  Bekennt  man  sich 
zur  ersteren  ansieht  (scato!a  aus  schachte!),  so  versteht  es  sich,  daß  man 
dem  deutschen  worte  ein  etwas  höheres  alter  einräumt. 

Scegüere  auswählen.  Herhmft  au5  seügere  ist  etymologisch  mög- 
lich; da  aber  keine  form  següere  daneben  besteht  und  die  übrigen  sprachen 
nicht  dieses,  sondern  ein  neues  compositum  ex-!egere  für  eügere  hoben 
{sp.  es!eir,  pr.  esüre,  fr.  6!ire),  so  ist  das  ital.  verbum  besser  wohl  aus 
ex-e!igere  zu  erklären,  worin  die  gemination  der  partikd  nicht  auffallen 
kann,  vgl,  unten  sciünguare. 

Scempio  marter,  Strafgericht;  von  exemp!am  gleichbed. 

Scendere  herabsteigen;  verkürzt  aus  descendere  wie  struggere  aus 
destruere,  sp.  descender. 

Scemere,  scernire  unterscheiden,  anzeigen,  auslesen;  von  excernere 
absondern,  pr.  eissernir  auseinandersetzen^  anzeigen,  eissernit  auserlesen, 
ausgezeichnet:  pr.  eis  beweist  für  ex,  so  daß  an  secernere  oder  disceraere 
nicht  gedacht  werden  darf.    Dazu  Krit.  anhang  p.  11. 

Scerpare  zerreißen;  /wrscerpere  von  discerpere.  CÄur«;.  scarpar, 
com.  scarpä  von  dis-carpere. 

Scheggia  Ritter,  scheggio  steiler  fdsen;  von  sc!udia  {oxiötov) 
bei  Vitruv,  in  erster  bedeutung. 

Scherzare  schäkern,  sbst.  scherzo;  deutsches  wort,  mhd.  scherzen 
fröhlich  hüpfen  u.  dgl,  verwandt  mit  ahd.  slterön  muthwülig  sein?  Vgl. 
Grimm  Reinh.  p.  BSf,  St^mdlers  Bair.  wb.  UI,  405. 

SchisLCoisLTQ  quetschen,  knacken,  schiaccia /aZfe;  vom  ahd.  k!ac!sjan 
zerbrechen,  mit  verstärktem  anlaut,  mhd.  zer!dec!ten  z.  b.  ein  ei  (vgl. 
Hahn  zu  Konrads  Otto  v.  145).  Mit  fr.  öcacher  (s.  quatto  I.)  ganz 
unverwandt. 

Schiaffo  maülscheUe;  vom  dtschen  schlappe,  aber  nach  einer  mtdh- 
maßlichen  form  scMapfe,  s!apfe,  wogegen  der  ersteren  das  ven.  veron. 
s!epa,  maü.  sleppa  gemäß  ist.    Neupr.  vb.  esclafä  schlagen,  flappen.^ 

Schiamazzare  schnattern,  lärmen,  sbst.  schiamazzo,  altfr.  esc!a- 
masse  {dcJier  nhd.  sciüamasse);  von  exclamare. 


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398  ILa.   SCHIAREA-SCIOGLIERE. 

Schiarea  acharlei,  scharlachkraut^  salvia  hanmnum  L.;  Von  Unge- 
wisser herhunftj  welche  auch  die  mlaiein.  und  altdeutschen  formen  sclare- 
gia,  sclarea,  scaviola,  scareia,  scaralega  nicht  auf/mheUen  vermögen. 

Schietto  rein,  glatt,  pr.  esclet  ÖO.,  limous.  escW  mit  ders.  bed., 
chw,  schliett  nichtswürdig;  vom  goth.  slafhts,  ahd.  sl^'ht,  nhd.  schlicht, 
schlecht  Das  neap.  schitto  hat,  gleich  dem  fidl.  slechts,  die  adverbiale 
bed.  ^nur  (schlechthin)  entwickelt,  so  auch  churw.  schiett  (bei  Conradi)^ 
vgl.  it.  pure  von  pnras. 

Schioppo,  umgestellt  scoppio  krach,  knall,  feuergewehr,  dimin. 
schioppetto,  scoppietto,  daraus  sp.  escopeta,  fr.  escopette  stutebüchse, 
vb.  scoppiare  knaUen,  platten,  eerspringen,  letzteres  in  der  L.  Bai.:  si 
quis  alternm  de  sagitta  toxicata  percntere  yolnerit  et  praeter  sclupa- 
verit  ^vorbei  geschossen .  Persius  gebraticht  stloppns,  wond}€n  auch  eine 
lesart  sclopus  angemerkt  wird,  für  den  schall,  den  ein  schlag  auf  aufge- 
blasene backen  macht:  nee  stloppo  tnmidas  intendis  rumpere  bnccas: 
hieraus,  bereits  nach  der  ansieht  der  älteren  etymologen,  das  ital.  wort, 
indem  stl  su  schi  u?ard,  vgl.  fist^lare  fischiare.  Eine  dritte  ital.  form 
stioppo  ist  nicht  nothwendiger  weise  als  unmittelbares  product  der  lesart 
stloppns  £u  fassen,  da  schi  häufig  in  sti  übergeht  (stiaffo,  stianto,  stinco). 

Schippire  entwischen;  offenbar  ein  deutsches  wort,  für  sclippire 
mU  unvermeidlicher  Unterdrückung  des  \,  mhd.  slipfen  (ahd.  slipi^an, 
sclipigan?),  ndl.  slippen,  ags.  slipan,  engl,  slip  gleiten,  sMüpfen,*  weg- 
schlüpfen.    Nach  1,  conj.  comask.  slippä  mit  gl.  bed. 

Scialacquare  verprassen,  scialacquarsi  eerßiefkn;  nach  Minage 
aus  ex-adaqnare,  n<ich  andern  aus  it.  scialare  und  acqua. 

Scialare  aushauchen;  von  exhalare,  sp.  exhalar,  ital.  auch  entstellt 
in  asolare  keichen,  gleichbed.  mail.  esalä. 

Sciarra  Schlägerei,  sciarrare  zersprengen,  zerstreuen;  unbekannter 
herkunft,  nach  Fr.  Pasqualino  vom  arab.  scharr  bosheit  Gol.  1266,  dem 
aber  die  bedeutung  des  verbums  widerspricht.  Mit  besserm  rechte  denkt 
man  wohl  an  unser  ahd.  zerran  zerreißen,  nJid.  zar  riß,  woher  ü.  ciar- 
rare,  sodann  mit  prothetischem  b,  wie  oft  in  deutschen  Wörtern,  s-ciarrare 
werden  konnte. 

Sciatto  plump,  ungestalt;  zsgs.  aus  negierendem  ex  und  aptns,  wie 
auch  Minage  erklärt.  Oder  ist  es  vom  ^.  chato  stumpf,  stumpfnasig, 
woher  sicher  das  mail.  sciatt  dick  und  kurz?    Q.  platte  I. 

Scilinguare  stammeln;  zsgs.  at^exund elingnare  derzunge  berauben. 

Sciocco  unschmackhaft,  dlbem;  von  exsaccns  safUos. 

Sciogliere,  sciorre  sciolsi  sciolto  losbinden,  lösen;  dsgl.  disciog- 
liere,  disciorre  disciolsi  disciolto  lösen,  schmelzen.  Ersteres  von  exsolvere, 
darum  sard.  isolvere,  letzteres  (oder  auch  beide,  was  sich  grammatisch 
nicht  unterscheiden  läßt)  von  dissolvere.  Asciogliere  lossprechen,  von 
absolvere.  Die  behandlung  des  y  in  dem  lat.  worte  ist  ungewöhnlich,  die 
abänderung  der  corgugationsform,  die  auch  in  risolvere  risolsi,  as8ol?ere 
assolsi  vorliegt,  kann  nicht  auffallen. 


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II.  a.   SCIOPERARE-SERMOLLINO.  399 

Scioperare  von  der  arbeit  abhcdteny  daher  sciopero,  scioperone 
mäfiigy  müfiiggänger;  von  ex  und  operare. 

Scipare  venoüsteny  verderben;  von  dissipare,  sp.  disipar.  Ebenso 
scinpare  von  dissapare,  einer  in  den  handschriften  üblichen  vielleicht 
bessern  form^  die  also  im  ital.  fordet. 

Scipido,  sciapido  fade;  von  in-sipidns,  in-sapidns. 

Sconfiggere  sconfissi  sconfitto  aufs  haupt  schlagen.  Exoonfigere 
widerstrebt  der  bedeutung,  dagegen  entspricht  derselben  das  pr.  esconfire 
esconfis  esconfit  von  ex-conficere:  dies  nahm  der  Italiener  herüber,  lieh 
ihm  abery  da  dessen  flexion  im  übrigen  eu  figgere  stimmte^  auch  den  in- 
finitiv  dieses  verbums. 

Scomare  demüthigen,  beschimpfen;  cdtfr.  escoraer  einem  die 
hömer  d.  h.  den  stoU  nehmen^  cornna  snmere,  gleichsam  excornare;  da- 
her sbst.  scorno. 

S  cos  so  {nur  vorhanden  im  lomb.  scoss)  schoß,  gremium;  aus  dem 
deutschen,  ahd.  scöz.  Dasselbe  wort  ist  das  waUon.  h6  für  bot,  ndl.  schoot 

Scotolare  flachs  schwingen;  vom  ahd.  soatilön  schütteln,  vgl.  woi. 
scnturä  schütteln,  beuteln. 

Scotta  molken;  von  excocta,  weU  sie  durch  kochen  von  der  milch 
geschieden  oder  auf  diese  weise  abgeklärt  eu  werden  pflegen,  darum  auch 
ricotta  genannt.  Daß  das  wort  nicht  im  dtschen  schotten  quark,  geron- 
nene müch,  das  man  von  schtttten  herleitet  (die  müch  schüttet  sich,  ge- 
rinnt), seinen  grund  habe,  beweist  die  comask.  form  scocia  =  excocta^ 
ufie  strecia  «=  striota  u.  dgl. 

ScTanna  bank,  auch  richterstuhl;  vom  gleichtaut,  ahd.  wort,  nhd. 
schranne  mit  denselben  bedeutungen,  Schmeller  III,  610.  In  ci-scranna 
sessei  mit  beweglicher  rücJdehne  ist  der  erste  theU  der  susammensetaung 
dunkd. 

Scriccio,  scrfcciolo  eaimkonig;  vgl.  ülyr.  zaritsch,  krain.  stresch 
(bei  Nemnich),  Oriech.  nqi^,  ags.  scric,  hd.  schrick,  sind  vogelnamen 
andrer  bedeutung. 

Score  beU;  durch  syncope  von  securis,  woi.  s^cüre,  sp.  segur, 
sard.  segari. 

Sdrajarsi  sich  der  länge  nach  hinstrecken;  wahrscheinlich  das  goth. 
straajan  oder  ahd.  strewjan  ausbreiten:  sd  =  st  wie  in  sdrucciolare. 

Sdrücciolo  schlüpfrig,  gleitend,  vb.  sdrucciolare  gleiten,  stolpern, 
daher  sp.  esdruxulo;  vom  ahd.  strflhhal  strauchelnd  (nicht  m  belegen), 
vb.  mhd.  strfichelen,  nhd.  straucheln.  Die  normale  büdung  wäre  sdruc- 
colo  gewesen. 

S6golo  kleine  hacke;  von  secula  sichel. 

Sema,  sem  comask.,  semma  mail.,  adverb  ßr  it.  ora,  volta,  e.  b. 
Taot  sem  Valtra  volta,  semma  vun,  semma  Folter  or  Vuno,  or  Valtro; 
vom  lat.  semel  (P.  Monti). 

Sermollino  quendd,  ein  kraut;  von  serpyllum,  it.  auch  serpillo, 
serpollo,  sp.  pr.  serpol,  fr.  serpolet 


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400  n.a.   SERQUA-SmiMA. 

Serqua  ein  dtUsend. 

SezzOy  sezzajo  mit  assimiliertem  anlaute  zezzo  uUimus;  von  seoias 
schlechter,  geringer,  in  einem  glossar  des  12.  jh.  secius  ^segnius^  lang- 
samer, später,  also  ein  noch  in  da  sezzo,  dem  gegensatMe  von  da  prima, 
deutlich  ausgedrücktes  zum  adjectiv  gewordenes  adverb.  Eben  so  wohl 
würde  sich  das  ital.  wort,  mit  berufung  e.  b.  auf  fazzone  aus  ülcHo,  aus 
dem  von  Odlius  angemerkten  sectius  für  secias  erklären  lassen.  Eine 
form  mit  cc  seccio  ist  nicht  vorhanden,  selbst  nicht,  wie  es  scheint,  in  den 
sonst  so  formenreichen  mundarten.  Den  positiv  bccub  hat  das  aitsard. 
assecos  bewahrt,  s.  ain^ois  II.  c. 

Sghembo  schief,  gekrümmt,  piem.  mit  1  sghinbo;  entspricht  in  6e- 
tracht  seines  stammvocals  nicfU  dem  lat.  scambus  (axa/dßogj,  besser  dem 
gr.  axi/ißög  kauernd  (eusammengekrümmt?),  aber  das  ahd.  slimb  schi^, 
bair.  schlimm;  schlemm,  hat  vermöge  seiner  passenderen  bedeutung  bessere 
ansprüche;  noch  näher  liegt  dem  deutschen  warte  das  bresc.  slemhB,  schirf 
geschnittene  Scheibe.  Das  sie.  scalembrn,  wohl  für  sclembru  sclembn 
(romagn.  sgal^mbar),  scheint  gleichfalls  dieses  Ursprungs.  Eine  ess. 
muß  sein  das  synonyme  schimbescio,  schimbecio  fUr  sghimb-biescio, 
s.  biais  II.  c. 

Sgherro  schläger,  rauf  er;  vom  ahd.  scarjo  hauptmann? 

Sgneppa  wcUdschnepfe  s.  Ferrari,  com.  sgnep,  auch  wai.  sneap 
(m.);  vom  ahd.  snepfa,  snepfo^  nhd.  Schnepfe. 

Sgomentare  erschrecken,  erschreckt  werden;  von  commentari  nocA- 
sinnen,  gleichsam  excommentare  aus  der  besinnung  bringen,  wie  schon 
Muratori  auseinandersetzt. 

Sgaancio  Schiefheit,  quere;  augenscheinlich  von  unserm  schwank 
d.  i.  biegsam,  leicht  ausweichend,  sdhwed.  sbst.  svank  krümme,  ndl.  zwan- 
ken  drehen,  daher  wohl  auch  scancfo  für  sgaancfo,  und  durch  einschie- 
bung  eines  i  =  1  schiancfo^  vb,  schiancire.  —  Ein  wort  äfmlichen 
klanges  ist  sie.  sguincia,  neap.  sguinzo  quer  (daher  sp.  esguince  aus- 
beuyung?),  entweder  eine  ablautform  von  sguancio  oder  aus  dem  dtschen 
windisch,  winsch  schief,  vgl.  auch  engl,  squint.  Zu  diesem  sguincia  ver- 
hält sich  das  it.  schincio  {cremon.  bes-schinz),  vb.  schencire,  als  aus- 
artung  wie  scancio  zu  sgaancio. 

Sido  strenge  kälte,  assiderarsi  vor  kalte  erstarren;  von  sidos  eine 
krankheit,  erstarrung,  siderari  erstarren,  fühllos  werden. 

Sino  und  insino  präposition,  tenus,  bis;  muthmaßich  entstellt  aus 
Signum  zeichen,  ziel,  wie  die  präp.  fino  aus  finis  genommen  ward.  Die 
churw.  spräche  besitzt  sin  la  fin  ^am  ende. 

Sione  unrbdwind;  von  aiqxov  Wasserhose,  auch  fr.  siphon,  lat. 
Siphon.  F  zwischen  vocalen  syncopiert  gehört  in  der  ital.  Schriftsprache 
unter  die  seltnen  ereignisse. 

Sfrima  die  Idzte  ahtheüung  einer  Strophe,  abgesang;  von  syrma 
(avQixa)  schleppe,  auch  ins  wälach.  übergegangen,  serm^  faden,  und  ins 
alban.,  sirmo  seide. 


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n.a.   SLITTA-SPALANCAEE.  401 

Slitta  siMittm;  vom  ahd.  slito,  Icaum  fem.  slitä.  Daher  com. 
slitigä  gleiten. 

Smacco  schimpfe  smaccare  beschimpfen;  vom  ahd.  smäht  schmach, 
8mäh@n  schmähen^  gering  werden,  sm&hjan  erniedrigen.  Bas  doppelte 
cc  statt  eines  einfachen  c  oder  g  rechtfertigt  sich  mit  ricco  von  rthhi, 
taccola  von  täha.  Davon  jm  trennen  ist  smaccare  in  der  bed.  matsch 
werden^  s.  macco  Z 

Smalzo  venesf.  butter;  vom  dtschen  schmalz. 

Sm&nia  toUheit,  smaniare  toben;  von  mama,  gr.  piavia^  auch  it.  manfa. 

S Office  weiche  geschmeidig;  von  sapplex  demüthig,  so  daß  also 
)iiery  was  selten  geschidUy  die  sinnliche  bedeutung  sich  atis  der  ahstracten 
entfaltet  hat.  Die  probe  dieser  etymologie  leistet  das  fr.  souple,  dessen 
form  zu  sapplex,  dessen  betriff  jm  sofiSce  paßt.  F  at4S  p  ist  freilich 
Seiten,  aber  der  offenbar  lateinische  typus  des  Wortes^  die  tönlose  endung 
Tee,  läßt  keine  andre  wähl  eu. 

Solcio  sulße;  vom  deutschen  wort^  ahd.  salza.  Auch  pr.  solz,  soutz 
^cames  in  aceto  GProv.  64.  67.  Solcio  ist  ein  faU^  worin  ein  dltdtsches 
feminin  auf  a  gegen  die  regd  sfum  masculin  geworden  ist;  Graff  hat 
übrigens  auch  saltz  ohne  a. 

Solleticare  hUeeln;  nocA  jFerraff  t;on  sob-titillicare,  also  umgestdU 
aus  so-tellicare ;  nach  Muratori  umgestellt  aus  sollicitare  sc.  digitis.  Fer- 
rari*s  erUärung  gebührt  diesmal  der  voreug:  sie  wird  durch  das  neap. 
tellecarc  gesiützt,  dem  nur  titillicare,  nicht  sollicitare  gemäß  ist.  Aus 
titillicare  ist  auch  dileticare  ßr  tileticare. 

Sollione  aeit  der  hundstage;  sub  leone,  weil  die  sonne  alsdann  im 
seichen  des  löwen  steht. 

Solle  locker.  Der  lat.  ausdruck  dafür  ist  solutus:  hieraus  konnte, 
wie  von  mutus  mutolo,  ein  diminutiv,  söltolo  (vgl.  assolto  neben  assoluto) 
jssgjsf.  solflo  solle  entspringen,  auch  spalla  aus  spat'la  aeigt  assimilation 
des  Ü  0u  U.    Die  etymologen  hohen  dieses  wort  iÄergangen. 

Sottecco,  sottecchi  adverb,  verstohlener  weise;  nach  der  Orusca 
von  sott'  occhio,  was  die  venej^.  form  sotochio  0u  bestätigen  scheint. 

SovattOy  soatto  leder  eu  riemen;  vom  lat.  subactimi  in  der  be- 
deutung gegerbt. 

Spaccare  spoMen,  spaccarsi  bersten;  vom  mhd.  spachen  bersten 
machen,  spalten,  bair.  (intrs,)  bersten,  nhd.  spaken  dass.  Das  sbst.  ahd. 
spacha  ast,  scheu  fehlt  dem  Romanen. 

Spago  bindfaden,  ungr.  sparga.  Nach  Ferrari  von  spartum  seü 
oder  schnür  aus  einer  gewissen  pflanze  {sp.  esparto)  gedreht,  woraus 
spartious  sparcus  spacus  entstehen  mochten.  Beide  letztere  formen 
trifft  man  in  der  that  im  frühern  mlatein  als  gleichbed.  mit  ahd.  drät 
Oraff  V,  239,  doch  muß  sparticus  j'en^ei^  der  roman.  Sprachbildung  liegen, 
da  diese  von  dem  suffix  Tcus  in  seiner  männlichen  form  sonst  keinen  ge- 
brauch macht. 

Spalancare  aufsperren,     Palanca  U.  pfahi,  Stakete,  s.  pianca  /., 

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402  Ha.  SPALDO-SPRAZZARE. 

palancato  pfcMwerk  besonders  /mm  schütz  eines  stadtthares,  daher  spa- 
lancare  das  thor  öffnen,  sp.  espalancar  ausbreiten  z.  b.  die  arme. 

Spaldo,  veron,  ven,  spalto  erher,  jpiur.  spaldi  vorspringender  gang 
oben  at^  einer  mauer;  ur^prüngl,  wohl  zinnen,  einschnitte,  vom  dtschen  spalt? 

Spanu  sicil.  adj.  selten;  vom  gleichbed.  gr.  anavog  mit  Pasqualino. 

Spassarsi  sich  erlustigen^  spasso  vergnügen^  daher  unser  spassen, 
spaß;  keine  Zusammensetzung  mit  it.  passare,  sondern  frequentativ  des 
tat.  expandere  expassas  sich  ausbreiten^  sich  auslassen. 

Spegnere  auslöschen.  Starke  (sogenannte  unregelmäßige)  ital. 
verba  fließen  fast  ohne  ausnähme  nur  aus  starken  lateinischen:  darum 
spegnere  spensi  spento  aus  lat.  expingere  expinxi  expictos  ausmalen^ 
in  dem  sinne  von  wegmdlen,  ausstreichen.  So  erklärte  es  schon  Muratori; 
jede  andre  deutung  ist  abzuweisen. 

Speme  und  spene  hoffhung;  beide  formen  poetisch  und  spene  schon 
bei  den  ältesten  dichtem  und  nicht  bloß  im  reim.  Es  ist^  entweder  eine 
augenscheinliche  accusatitform  von  spem,  oder  die  form  spene  gieng  vor- 
aus als  eine  paragogische  aus  spe  wie  piene  aus  piö,  mene  aus  me,  tene 
aus  te  u,  dgl.y  ilheß  welche  erweiterungen  Castdväro  zu  Bembo  Ily  98  und 
mit  bezug  auf  speme  Blanc  137  nachzusehen  sind.  Die  erstere  erklärung 
aber  hat  mehr  für  sichy  da  n  vor- einem  vocaie  ital.  nicht  in  m  übertritt^ 
eher  das  umgekehrte  stattfindet  (fornire  für  formire,  sono  von  sum).  IXn 
välenc,  esp^  neben  esper  verzeichnet  Ros  Dicc.  vdl. 

Spöndere  ausgeben,  von  expendere,  sp.  expender,  woher  auch  u$^ser 
spenden,  schon  ahd.  spentön;  spesa  aujfwand,  von  expensa  (fem.  oder 
neutr.  plur.),  ndat.  spensa,  hieraus  unser  speise,  ahd.  sptsa,  churw.  spisa; 
spendio  von  dispendium.    Davon  handelt  auch  Schmdler  HI,  678. 

Spignere,  spingere  fortstoßen;  gleichsam  expingere^  mit  vertausch- 
ter compositionspartikel  nach  impingere  von  pangere  geformt  ^  wie  auch 
pr.  espenher  neben  empenher  besteht. 

SpfgoTo  ecke  einer  platte;  von  spiculum  spitze.  Eine  andre  dar- 
Stellung  desselben  wortes  t^-spicchio  hnopf  des  knoblauchs,  viertd  ei$ier 
Urne  u.  dgl.,  scheibchen  pomeranze,  Schelfe  der  zwiebel  (etwas  spitzes 
oder  scharfes),  venez.  gleichfalls  spigolo,  neap.  spicolo;  dafür  auch  ven. 
veron.  spigo  ^  lat.  spicus,  spicam,  vgl.  chw.  spig  bergspitze.  Das 
romagn.  spigul  einigt  die  bedd.  von  spigolo  und  spicchio.  Letzteres 
ist  also  nicht  von  spiccare,  woraus  nur  spicco,  spicca  hätte  entstehen 
können. 

Sponda,  pr.  esponda  brustwehr,  ufer,  rand;  von  sponda,  fußgesteU 
des  bettes,  eine  auch  den  roman.  Wörtern  noch  vergönnte  bedeutung. 

Sporto  vorsprung,  erker;  partic.  von  sporgere,  lat.  exporrigere 
hervorstrecken.    Sportello  thürchen  deutet  Menage  aber  aus  porta. 

Spranga  riegel,  querholz,  spange;  vom  ahd.  spanga,  das  diesdben 
bedeutungen  zeigt,  mit  eingescJiobenem  r. 

Sprazzare,  sprizzare,  spruzzare,  drei  durch  die  ganze  ab- 
lautscala  gehende  verba,  den  deutsdien  verbis  spratzen,  spritzen,  sprützen 


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n.a.  SPRECARE-STÖfARE.  403 

nachgdnldä.  So  auch  sbrizzare  henetzeny  eerhrockeln,  chw.  sbrinzlar, 
vgl.  sbrocco  neben  sprocco. 

Sprecare  verschüUenj  verschwenden.  Latium  scheint  kein  etymon 
eu  bieten.  Oder  soll  man,  gesiütet  auf  gemere  gemicare,  eine  ableitung 
aus  it.  gpergere  besprengen,  verschleudern,  daher  spergicare,  sodann  mit 
der  jsiemlich  harten  syncope  spercare  sprecare  annehmen?  Da  es  erlaubt 
ist,  mit  logisch  gleichartigen  beispiden  andrer  sprachen  eu  argumentieren, 
so  könnte  man  das  ags.  spreo  0weig,  engl,  sprig,  heransfiehen,  von  welchem 
das  fragliche  verbum  stammen  unirde^  wie  das  sp.  derramar  eerstreuen, 
verschwenden  von  ramns  stamml;  ein  itcd.  sbst.  spreco  fehlt.  Endlich 
käme  ein  deutsches  verbum  sprecken  besprengen  (d.  i.  ausstreuen)  in  be- 
tracht,  zu  folgern  aus  obd.  sprecklicht  besprengt,  mhd.  spreckel  haut- 
flecken  und  andern. 

Squarciare  /gerstücken,  zerreißen;  buchstabl.  viertheüen,  von  ex- 
quartare  {it.  sqnartare,  fr.  öcarteler),  erweitert  in  ex-qnartiare.  Neap. 
sqnartare  aber  hat  schon  an  und  für  sich  die  bed.  von  sqnarciare. 

Sqnittire  zwitschern,  schreien;  vgl.  bair.  quitschen. 

Staffa  it,  chw.  Stegreif;  vom  ahd.  staph,  stapho  schritt,  tritt,  uH>her 
wohl  selbst  das  spätere  lat.  stapia.  Abu.  sind  staffetta,  sp.  estafeta,  fr. 
estafette:  cnrsor  tabellarins,  cai  pedes  in  stapede  perpetno  SQnt,  nach 
Ferrari;  dsgl.  staffile  bügdriemen,  stafBlare  mit  riemen  peitschen,  staffi- 
lata  hieb,  fr.  estafilade  schmarre. 

Staggire  in  beschlag  nehmen,  auspfänden,  dsgl.  anhalten,  hemmen, 
staggina  Sequester.  Nicht  etwa  von  statns  oder  statio,  da  sich  kein  verbum 
statiire  annehmen  läßt.  Es  mag,  wie  viele  ausdrücke  aus  dem  rechts- 
wesenj  deutscher  abstammung  sein,  von  stätigön  sistere,  hemmen,  oder  von 
st&tian  (st&tan)  fest  machen,  heften. 

Stambeoco,  das  ahd.  stainboe,  altfr.  umgekehrt  bonc-estain,  chw. 
stambnoch,  s.  Manage  und  Le  Duchat. 

Stamberga  schlechte  hätte;  aus  seinem  letzten  theüe  zu  schließen, 
ein  deutsches  wort. 

Stecoo  dorn,  stecca  stab,  scheit,  stecchire  verdorren;  vom  ahd. 
steccho  stecken,  Stachel,  ndl.  stek  sprosse.     Vgl.  ^tiqaette  ü.  c. 

Stentare  zaudern,  darben,  chw.  h\töii\AX  mühe  haben,  t^.  stento  noth, 
muhseligkeit,  chw.  stenta;  von  abstentare  für  abstinere  sich  enthalten, 
hunger  leiden.  Dahin  auch  bistentare,  bistento,  pr.  {von  tentiare) 
bistensar,  bistens,  dUfr.  bestancier,  bestans. 

StessOy  istesso,  pronomen;  von  iste  ipse.  Diese  abkürzung  von 
iste  zeigt  sich  schon  in  den  besten  lat.  handschriften,  worin  man  'sti, 
'stomm,  'stoc,  'stuDC  liest.    S.  Corssen,  Lat.  ausspräche  II,  82.  83. 

Stia  hühnersteige;  vom  ahd.  stiga  stiege,  steig,  nicht  vom  synonymen 
steiga,  goth.  staiga,  welchem  ein  it.  staga  entsprochen  haben  würde. 

Stimare  wofür  halten;  von  aestimare^  im  präsens  mit  fortge- 
rücktem  accent  siimo,  estfmo.  Die  form  stimare  im  altem  mlatein,  s.  Gl. 
Keron.  p.  146^. 


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404  n.a.  STINCO-STRUGGERE. 

StincOy  moden.  ven.  schinco,  maü.  schinca  sehietibein;  vom  oM. 
skinko  rohre^  fiote^  mhd.  schinke  hein. 

StiOy  lino  stio  art  leinf  der  im  märe  gesät  wird;  nach  MSnage  von 
sativam,  also  mit  ausfaU  des  ersten  vocals  wie  in  staccio  von  setacemiL 
Besser  von  aestivam  sommerldn. 

Stovigli,  stoviglie  irdenes  geschirr^  hüchengeschirr;  nach  Muratori 
vom  dtschen  stabe  d.  i.  küche;  besser  vom  ahd.  stoaf  =  äUn.  staap, 
ags.  steip  becher,  schale^  dimin.  ahd.  stoafili.  Dahin  auch  aUfr.  esten 
Qhevallet  J,  440. 

Straccare  abmaUen^  stracco  für  straccato  erschöpft;  vermuthlieh 
vom  ahd.  strecchan  in  der  bed.  hinstrecken,  bu  boden  schlagen.  Auch 
prov.  estracar  scheint  ermüden  eu  bedeuten:  jornadas  grans  e  longas  et 
estracadas  grof^e^  lange  und  ermüdende  (ermüdete)  tagereisen  LR.  s.  v. 
estragaar. 

Strale  (m.)  pfeU;  vom  ahd.  str&la  (f.)  mit  gl  bed.y  oder  besser ^ 
denn  sträla  würde  sein  weibliches  a  auch  im  ital.  nicht  aufgegeben  haben^ 
vom  mhd.  str&l  (m.)  =  ags.  strael  (m.)y  diese  nach  Wackemagd  von 
straejen  ausstreuen.    Auch  im  slavischen  heimisch. 

Strappare  ausreißen^  strappata  rißy  rucky  sp.  estrapada,  /r.  estra- 
pade;  vom  obd.  (schweig.)  strapfen  eiehen^  nhd.  straff  fest  angesogen. 
Vgl.  estraper  U.  c. 

Stratto  seltsam^  wunderlich;  für  astratto  (abstraetas)  oder  distratto 
(distractus)  in  gedanken  vertieft. 

Straziare  mishanddnj  strazio  mishandlung,  serfleischung  u.  dgl.; 
von  distractus  eerrisseUj  gleichsam  distractiare.  Schon  Muratori  war 
dieser  meinung. 

Strillo  lautes  geschrei,  vb.  strillare;  von  stridulos  rauschefid,  sausend. 

Striscia  streify  strisciare  streif en^  schleichen.  Es  ist  schwer  sfu 
sagen,  in  welches  etymon  sich  dies  wort  am  wenigsten  fügt,  in  das  lat. 
strix,  strigis,  da  es  alsdann  eine  beispidlose  nominativform  (strixa)  vor- 
aussetzte,  oder  in  das  dtsche  strich,  da  dtsches  ch  sich  nie  in  it.  sei  wan- 
delt: nur  ein  ahd.  verbum  strtchisön  würde  genügen.  Logisch  paßt  striseia 
besser  ssu  strich  ob  ssu  strix:  nna  striseia  di  paese  ist  genau  ein  struh 
landes;  man  sehe  auch  Muratori. 

Stronzare  beschneiden;  vom  ahd.  stranzan  abschneiden  ^nsfr  strun- 
zere detruncaior).  Sbst.  stronzo,  stronzolo  runder  dürrer  kotk,  altfr. 
estront,  nfr.  ötron  koth,  nhd.  strunzen,  strunzel  abgeschnittenes  stück  s. 
SchmeUerlll,  688y  ndl.  stront  dreck,  mist,  eigentl.  abschnitt,  abfaU,  weg- 
Wurf  (dunkler  würzet). 

Strozza  keUe,  strozzare  erwürgen;  vom  ahd.  AiotA  gleichbedeutend 
mit  ersterem. 

Struffo,  strufolo  häufe  tappen;  wohl  vom  dtschen  strupf  etwas  aus- 
gerauftes, ahd.  stroufön  rupfen,  abstreifen. 

Struggere  zerstören;  für  distruggere  =  destruere.  Das  einge- 
schobene  gg  erklärt  sich  aus  einem  früheren  hiatustügenden  j  in  destrur 


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ILa.   STÜZZICAKE-TANA.  405 

jere,  statt  dessen  das  ndatein  lid>er  das  lautverwancUe  g  setzte  (trägere 
für  traere  d.  i.  trahere).  Nicht  anders  verhalt  sich  cUtpg.  trager  von 
trahere,  daher  npg.  trazer.    S.  Born,  gramm.  I,  179. 

Stazzicare  antreiben^  einfacher  moden.  stussä,  chw.  staschar;  vom 
dtschen  stutzen  anstoßen.     Veneroni  kennt  überdies  stozzare  einprägen. 

Snbbia  meißel;  von  sübula  pfriemen. 

Sncchiare  saugen;  gleichsam  succulare,  von  sucus,  Buccas  soft, 
s,  suco  I.  Es  bedeutet  auch  bohren,  weil  der  bohrer,  d.  h.  der  hohlbohrer, 
die  Späne  in  sich  sieht,  davon  das  sbst.  succhio,  nicfU  von  subola,  wie 
andre  woUen  (bl  nickt  =  cciii),  und  wohi  auch  nicht  von  sncnla  eine 
masehine  eum  eiehen,  haspd,  winde. 

Süghero  kork;  für  sdvero  von  suber,  indem  v  ausfiei  (su-ero)  und 
gh  später  zur  beseitigung  des  hiatus  eintrat;  ebenso  pavone  pa-one  pa- 
gone  =  lai.  pavo.  Im  ven.  und  cat.  suro  ward  der  hiatus  durch  zu- 
sammenziehung beseitigt. 

Sngna  fett,  schmeer;  von  axnngia  wagenschmeer,  vgl.  die  venez. 
form  Bonza  (z  =  lat.  gi),  mail.  sonsgia. 

Sa8lnai>/Zatimc;  vielleicht  nach  der  Stadt  Susa  benannt,  woher  sie 
stammen  mochte  (Muratori). 

Sveglia  1)  wecker  in  der  uhr,  2)  ein  nicht  mehr  übliches  blasin- 
strument,  dsgl.  einer  der  es  bläst.  Kommt  in  erster  bedeuttmg  vom  vb. 
syegliare  wecken  =  lat.  evigilare  (s.  vegliare  L);  in  der  zweiten  leitet 
eß  Pott,  Ztschr.  für  vergl.  sprachf.  XII,  192,  Überraschend  vom  goth. 
sviglja  avXi^xrig  pfeifer,  ahd.  snegalä  pfeife,  gegen  welche  deutung  die 
etwaige  einwendung,  man  habe  mit  der  pfeife  geweckt  und  so  habe  für 
Wecker  und  pfetfer  dasselbe  wort  üblich  werden  können,  nicJU  scUagend 
genug  sein  würde. 

Svellere,  svegliere  ausreißen;  von  exvellere  für  evellere. 


T, 

Täccola  elster,  täccolo  schakerei,  taccolare  plaudern;  vom  ahd. 
t&ha  comicula,  wie  schon  Graff  s.  v.  anmerkt,  oder  vom  unvorhandenen 
t&hala,  woraus  nhd.  dohle,  vgl.  Grimm  P,  131. 

Taglinola  faüstrick,  fangeisen;  wie  pedica  von  pes,  so  dieses 
wort  von  talus  tnöehel  (der  thiere),  eine  unzweifelhaß  richtige  deutung 
Muratorts. 

Tana  it.  chw.  neupr.  höhle  wilder  thiere.  Es  soU  abgekürzt  sein 
aus  sottana,  lat.  gleichsam  snbtana,  subtanea,  dem  man  die  bed.  unter- 
irdisch beilegt,  tmd  so  könnte  auch  das  entsprechende  comask.  trana 
{wofür  auch  trona)  aus  sotterrana,  subterranea  gedeutet  werden: 
leicht  nämlich  läßt  die  ital.  spräche  eine  unbetonte  afdautssUbe  schwin- 
den. Oder  ist  tana  das  auf  ein  scheinbares  primitiv  zurückgebrachte 
fr.  taniöre? 


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406  n.a.   TANFO— TOZZO. 

Tanfo  modergeruch;  wohl  das  dhdi  tamf,  nhd.  dampf.  Derselben 
Herkunft  ist  das  champagn,  tanfer  heichen  =  ahd.  tam^an  ersticken. 

Tarpare  die  flügel  stumpfen;  woher? 

Tittera  gerümpel,  plunder;  vgl.  engl,  tatters,  ndd.  taltern  fetzen, 
ahd.  zatä  £fotte. 

Tecchire,  attecchire  jsunehmenj  wcuJtsen;  offenbar  vom  goth.  thei- 
han,  alts.  ththan  =  ahd.  dthan,  nhd.  gedeihen:  t  aus  dtsehem  th  f^  be- 
kannt, langes  i  aber  fiel  in  eine  tonlose  silbe  und  konnte  also  wie  kurees 
i  behandelt  d.  h.  durch  e  dargestellt  werden.  Diesem  tecchire  entspricht 
aUfr.  tehir  {vgl.  it.  gecchire,  aitfr.  gehir),  das  auch  wachsen  machen 
heißt:  ensi  me  paise  dieus  tehir  Urach  2302.  .  Davon  eu  trennen  ist 
piem.  tec  crassus,  vom  ahd.  thik,  nhd.  dick. 

Tömolo  it.  eine  ort  foreUen;  vom  adj.  thymmns,  weii  ihr  fleisch 
nach  thymian  riecht.    Ein  sp.  timalo  in  einigen  wbb.  (fehtt  pg.  cat.) 

Tempella  {mdartl.  tamperla)  ein  instrument,  durch  dessen  Uap- 
pemde  Schwingung  die  mönche  zum  kirchendienste  geweckt  wurden;  nach 
Muratori  von  tempns  zeit,  nämiich  zum  aufstehn.  Hieratis  das  vb.  tem- 
pellare  langsam  hin-  und  herbewegen  (wie  jenes  instrument),  intr.  schwan- 
ken, auch  in  moralischem  sinne,  tempellone  unentschlossener  mensch.  Ein 
besseres  etymon  gewahren  die  quellensprachen  nicht. 

Testeso  und  testö  adverb  für  lat.  nuper.  Nach  Ferrari  von  statim, 
nach  Menage  von  isto  isto  ipso  sc.  tempore,  welches  aber  stestesso  er- 
geben hätte,  da  anlautendes  s  nicht  schwindet.  Es  ist  von  ante  ist'  ipsnm^ 
antestesso,  mit  abgefailnem  an,  was  keine  Schwierigkeit  macht,  ähnlich 
fante  (infäns),  bilico  (umbilicos).  Der  wechsd  zwischen  giü  und  giuso, 
SU  und  snso  gewöhnte  aber  daran,  auch  test^,  testeso  für  testesso  zu 
sprechen. 

Ticchio  wunderlicher  einfail.  Ist  dies  nicht  augenscheinlich  aus 
unserm  ahd.  ziki  böckchen  wie  das  mit  ticchio  gleichbed.  Capriccio  aus 
capra  gebildet? 

Tomajo  Oberleder;  ngr.  to/uciqi,  russ.  towär  leder,  s.  Diefehbach, 
Goth.  wb.  I,  207. 

Tondo  rund,  als  sbst.  Scheibe,  tondino  reif,  teller  (auch  ins  span. 
übergegangen);  von  rotundus  durch  aphärese.  Eine  zss.  ist  bis-tondo 
rundlicht,  worin  bis  das  un^ollkommne  der  eigenschaft  ausdrückt,  piem. 
bis-riond. 

Tönfano  tiefe  stelle  im  wasser,  strudd;  ist  das  gleichbed.  ahd. 
tumphilo  (garges  ^wag  vel  tumphilo  Gl.  Rhab.  954''),  mhd.  tümpfel,  nhd. 
dümpfel.  Auch  außerhalb  Italiens  läßt  sich  das  wort  betreffen:  npr. 
toumple,  aUpr.  tomplina. 

Topo  rotte,  maus;  =  sp.  topo,  cat.  taup  maulwurf;  von  talpa, 
verändert  in  talpus,  im  Vocab.  SGaU.  talbus  ^scero'  (Schermaus).  Romagn. 
fem.  topa  in  der  bed.  des  it.  topo. 

Tozzo  dick  und  kurz,  sbst.  tozzo  ruvJcen  brot  u.  dgl.  Entweder 
ward  dieses  wort  aus  in-tuzzare  (s.  oben)  gefolgert,   oder   es  entlang 


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u.a.   TRA— TROSCIA.  407 

aus  dem  deutschen  (schwäbischen)  stotz  stamm,  stumpf,  Motz  (Weigand  11^ 
816) j  vgl.  auch  hd.  statz  ein  abgekürztes  ding.  Allerdings  müßte  das  itcd. 
wort  eigentlich  stozzo  lauten,  aber  die  möglicKkeit  eines  abfalls  des  s  impurum 
ist  einjmräumen,  s.  oben  scalterire  und  vgl.  femer  it.  pasmo  für  spasimo. 
In  dem  verwandten  stnzzicare  hat  ein  solcher  dbfaU  nicht  stattgefunden. 

Tra  Präposition;  abgekürst  von  intra  wie  fra  von  infra. 

Tralce,  tralcip  weinranke;  von  tradax  tradficis  dass,,  verwandelt 
in  tranicis  {s.  Ducange  tranex)  wie  perdicis  in  pernice,  sodann  in  trance 
traloe,  lomb.  trosa. 

Tram ontana  nord^y  nordunnd,  nordstem  (auch  ins  prov.  span. 
franz.  übergegangen);  von  transmontanns  über  dem  gdnrge  (den  Alpen) 
befindlich^  nach  norden  liegend. 

Trampolo  (nur  im plur.  üblich)  stehe;  vom  dtschen  vb.  trampeln, 
nord,  trampa,  dies  vom  goth.  trimpan.  Desselben  Ursprunges  ist  pr. 
trampol  getrappd  GO. 

Trassiiiare  durchspüren,  auch  mishanddn,  strascinare  und  stra- 
scicare  schleifen,  schleppen,  sbst.  strascino  und  sträscico  schleife;  muthmaß- 
lieh  aus  dem  pr,  traiBsa  schleppe  (schUppnetz),  trassa  spur,  s.  tracciare  I. 

Trastullo  Zeitvertreib,  vb.  trastnllare;  vom  ahd.  stnlla  zeitpunct, 
stunde,  nach  MSnage  von  transoblectulare,  nach  Ferrari  von  interlasitare, 
beide  urwörter  ohne  aile  ähnlichkeit,  Merkumrdig  ist,  daß  auch  unser 
stunde,  ahd.  stnnda  ^momentum,  hora,  eingang  ins  romanische  fand:  für 
das  altsard,  istunda  zeitpunct  Spanu  Ortogr.  I,  171  und  das  gleichbed, 
cot.  estona  (vgl.  segona  aus  lat.  secanda)  wird  sich  schwerlich  ein  anderes 
etymon  aufzeigen  lassen. 

Tregenda  geisterchor,  der  in  langer  reihe  mit  brennenden  kerzen 
umherzieht:  ehe  noi  scontranmio  tanti  Inmieini  .  .  ognan  brueö,  eh'  elF 
era  la  tregenda  Puld  Morg.,  daher  die  redensart  andare  in  tregenda 
eon  le  streghe  mit  den  hexen  fahren;  von  treeenta,  als  ausdruck  einer 
großen  menge,  in  welcher  allgemeinen  bedeutung  das  ital.  wort  gleichfalls 
vorkommt  (Alberti). 

Treggia  schütten,  schiebe;  nicht  aus  dem  deutschen  verbum  treehen, 
treeken  ziehen,  schieben,  da  deutsches  eh  oder  k  nicht  zu  itai.  g  wirdy 
vielmehr  aus  einem  worte  des  römischen  landbaues,  trahea  wagen  ohne 
räder  zum  dreschen  des  getreides:  tribnlaqne  traheaeqae  et  iniqao  pon- 
dere  rastri  Virg.  Georg.  1, 164,  romanisch  atisgesprochen  traja,  mit  einem 
im  ital.  allerdings  seltnen  umlaute  des  a  in  e. 

Troglio  Stotterer;  vom  gleichbed.  gr.  TQavXog. 

Tronfio  aufgeblasen,  hochmüthig,  aufgebracht;  etwa  vom  gr.  zgcq^/j 
hoffart,  woher  auch  wal.  tmfie  und  vb.  trufi  sich  außlähen. 

Troscia  rinne,  vom  wasser  gebildet,  mit  vorgesetztem  s  stroscio 
geräusch  von  fallendem  wasser,  strosciare  herdbströmen ;  buchstäblich  das 
goth.  ga-dransjan  herabstürzen,  tihd.  dreoschen  gleichfalls  von  regengüssen 
gebraucht,  ndd.  drusen,  s.  Biefenbachs  Goth.  wb.  II,  643.  Das  ital. 
wort  setzt  eine  form  mit  anlautender  tenuis  voraus. 


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408  IIa.   TRÜOGO— VAGK). 

Trnogo,  trnogolo,  wäl.  troo  mtdde;  ahd.  trog.  Es  findet  sieh  auch 
ein  cUtfr,  troc  Eracl.  v.  4443  u.  4608  (mit  den  Varianten  croc  und  flos), 
noch  jetet  norm,  treu  und  troa  hacktrog, 

Tnffare  eintaudien;  vom  ahd,  tonfan,  mhd.  taufen,  vgl.  wegen  u 
atis  ou  rubare  von  ronbön. 

Tuorlo,  torlo  dotier;  von  torulus  muskely  fleischige  stdie  (nahr- 
hafter theü  des  des),  hei  häumen  der  splint,  piem.  torlo  kleine  geschtvtdst^ 
beule. 

u. 

Ubbia  abergläubische  furcht^  ahnung,  schlimme  Vorbedeutung,  Sßfcr 
jm  beachten  ist  bei  diesem  räthselhaften  werte,  was  Wackemagd  darüber 
vermuthet,  daß  es  nämiich  aus  getrennt  gesprochenem  ob  vlam  herrühre, 
welches  neben  öbviam  bestanden  haben  könnte^  und  somit  dem  nihd,  ane- 
ganc  (hei  antritt  des  weges  entgegenkommendes  Vorzeichen)  entspreche. 
Noch  aiuf  andre  weise  würde  sich  das  wort  erklären  lassen.  Es  könnte 
aus  den  beiden  interjectionen  uh  und  via  eusammengesetet  sein  und  fort! 
weg  damit!  bedeuten,  also  eine  ahominatio  ausdrücken.  Die  Verwand- 
lung des  y  in  h  ist  bekannt, 

Uggia  schatten  (besonders  in  üblem  sinne),  figürl.  unlust,  undenvüle, 
gute  oder  schlimme  Vorbedeutung^  aduggiare  nacMheüig  beschatten,  be- 
lästigen. Man  erklärt  es  aus  opacus,  sogar  aus  urere,  aus  udns  oder 
uvidus  (syncqpiert  uvius),  und  letzteres  wäre  zwar  formell  tadellos,  aber 
das  ital,  wort  heißt  recht  eigentlich  schatten,  auch  moralisch  verstanden, 
Ist  es  das  kymr.  hudd  schatten,  dämmerung,  huddiad  beschattung?  Es 
wäre  alsdann  vielleicht  das  einzige  partiell  ital,  wort  ceUischer  herhunft. 
Weit  besser  empfiehlt  sich  das  lat.  obyiam  im  wege  stehend,  hinderlich, 
vgl,  altsp,  uviar  begegnen,  in  guter  und  schlimmer  bedeutung.  Passender 
noch  erscheint  lat.  odium  mit  seinem  ganz  zutreffenden  begriffe  haß  oder 
abfheigung:  essere  in  uggia,  venire  in  uggia  ad  alc.  ist  =  lal,  in  odio 
esse,  odio  venire  alicui.  Uggia  ist  der  den  gewachsen  verderbliche,  ver- 
haßte schalten,  hieraus  folgte  schlimme  Vorbedeutung,  endlich  überhaupt 
Vorbedeutung,  Wegen  des  (Abweichenden  genus  vergleiche  man  noja,  gleich- 
falls aus  odium,  wegen  des  u  für  o  uscio  für  ostium. 

Upiglio  knoblauch;  von  ulpicum,  nlpiculum. 

ütello  irdenes  ölfläschchen;  aus  uter  abgeleitet. 


V. 

Vaglio  sieb;  von  vallus  futterschwinge,  bei  Varro,  dimtn.  von 
vannus;  modenes.  richtiger  vallo,  da  sich  11  sonst  nur  vor  i  und  e  erweicht. 
Vb.  vagliare,  dafür  lomb.  vanta  d,  i.  vannitare. 

Yago  1)  unstät,  2)  lüstern,  3)  reizend.    Auch  in  den  letzteren  be- 


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n.a.   VAJO-VERÜNO.  409 

deutungen  ist  es  von  vagns:  wer  von  einefn  eum  andern  Mädchen  schweift y 
hei  aUen  sich  einschmeichelt,  der  lüsterne^  verßhrerischcj  konnte  tat,  yagus 
genannt  werden;  itcd.  vago  als  subst.  heifit  überhaupt  liei)haber. 

Vajo  art  pete^  grauwerk;  weder  vom  gr.  qnuoQy  une  Muratori  wül, 
noch  vom  dtschen  f8h:  es  lautet  pr.  vair,  woher  vairador  kürschner,  und 
kann  nur  aus  yarius  (bunt  gefleckt)  entstanden  sein,  wenn  es  auch  spedeU 
schwargfleckig  bedeutet. 

YampOy  yampa  gltUh,  vb,  ayyampare;  t7onyapor  mit  abgestoßenem 
r  une  in  sarto,  pepe,  cece  u.  a.,  daher  auch  yampore,  waid.  yanpor 
Hahn  691.  Eine  form  ohne  eingeschobenes  m  ist  yapa  PPS.  II,  32, 
alban.  yape,  wal.  yepie  mit  gl.  bed.  Auch  sp,  hampa  prahlerei  kann 
dieser  herkunft  sein,  wiewohl  ein  vermittelndes  üunpa  (f  aus  y,  s.  he  IL  b) 
mafigelt:  it.  menar  yampo  heißt  prahlen,  aufschneiden.  Das  bürg,  yamb^ 
rauchwolke  wird  demselben  stamme  zufallen. 

Varcare,  yalcare,  YsAiesiTe  hinübergehen,  überschreiten,  cä«;.  vargar 
übertreffen,  shst.  it.  yarco  durchgang.  Ohne  eweifel  von  yaricare  die  fuße 
auseinander  sperren^  grätschen^  wie  man  denn,  was  die  form  mit  1  betrifft, 
für  praeyaricare  auch  preyalicare  sagt:  man  nahm  yaricare  in  der  wei- 
teren bed.  sich  fortbewegen^  vgl.  lat.  passus  schritt,  eigenil.  ausspreimng 
der  beine.  Schon  die  Isid.  glossen  gewähren  yaricat  ^anibulat\  ein  anderes 
altes  glossar  yaricat  ^divertit  vel  ambulat^  Class.  auct.  Vly  660^. 

Vasca  kufe;  basca  bereits  in  einer  Urkunde  vom  j.  660  bei  Maffei, 
Stör.  dipl.  p.  172.  Ceitisten  werden  an  das  bekannte  bascanda,  germa- 
nisten  an  waschen  erinnern,  Hervas,  CcUoi.  delle  lingue  p.  207,  eerlegt 
es  in  das  bask.  nicht  vorhandne  a-asca  Wasserbehälter.  Es  kann  aber, 
für  yasica  stehend,  aus  yas  abgeleitet  sein. 

Vedetta  wache,  Wächter,  fr.  yedette.  Man  leitet  es  getrost  aus 
dem  vb.  yidere;  da  aber  ableitungen  aus  verbälstämmen  mittelst  des  Suf- 
fixes ett  höchst  selten  oder  ssweifelhaß  sind  und  selbst  der  begriff  nicht  «u 
genügen  scheint,  so  darf  man  der  vermtUhung  räum  geben,  es  sei  aus  it. 
yeletta  (s.  yeglia  I.)  entstellt. 

V|eggia  faß,  fuder;  leitet  Ferrari  passend  von  yehes  führe,  fuder, 
später  gesprochen  yeges,  yejes  (s.  Ducange),  durch  umbiegung  nach  der 
1.  declination  yeggia.  Vgl.  wegen  des  eingeschobenen  g  oder  j  oben 
stru^ere.  Noch  küreer  würde  es  sich  auf  das  sabinische  yeia  ^plaustrum' 
bei  Festus  eurückleiten  lassen. 

Yentiyolo  nordwind;  entstellt  aus  yentus  aquilos? 

Yerm^na  schößUng;  von  yerbena  sweig,  eigentl.  heiliger  eweig. 

Verone  offener  gang,  erker.  Ungefähr  dieselbe  bedeutung  hat  an- 
drone,  gr.  avÖQiov  gemach  für  männer,  von  dvTjQ:  artig  wäre  es  nun, 
wenn  man  dies  mit  yir  ins  latein.  übertragen  hätte,  yir-on  yerone. 

Veruno  pronomen,  nuUus.  Daeu  kommt  noch  altit.  yernuUo  PPS. 
I,  p.  302,  vgl.  yere  nnllam  firmitatem  non  habemns  Fumag.  p.  491  (v. 
j.  882);  nüat.  auch  yeraUus,  yerhuUus  das.  p.  288-290  (v.J.  863); 
sodann  mundartlich  ital.  yergotta,  yergott  dliquid.    Man  deutet  yer-uno 


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410  II.a.   VETRICE-VINCIDO. 

aus  vel  unus  (si  vel  unus  exteterit  auch  nur  einer  L.  8al.  tU.  46),  mit 
beigefügter  negationspartikel  s.  v.  a.  lat,  ne  unus  quidem,  oder  it.  ne  pure 
uno.  Verwandlung  des  \  in  x  eioischen  vocälen  ist  im  ital,  allerdings 
ungewöhnlich,  konnte  aber  durch  das  zusammentreffen  desselben  Wortes  mit 
consonanten  in  vel-nnllas  oder  vel-gutta  leicht  bewirkt  werden.  Das  da- 
sein der  Partikel  vel  auf  nordwestlichem  gebiete  muß  jeden  eweifel  heben, 
altfr,  vels  un  ist  genau  das  it.  veruno,  s.  veaus  11.  c;  auch  das  wal.  vre 
in  vre-un  u.  a.  jmsammenseteungen  scheint  derselben  herkunft. 

V^trice  wasserweid^;  für  vetice  von  vitex. 

Vetta  1)  gipfd,  wipfel,  kuppe,  spitze,  2)  reis,  gerte.  Nach  einigen 
von  Vertex,  aber  r  scheidet  nicht  aus  vor  t;  nach  Muratori  zusammenge- 
zogen aus  vedetta  ^anhöhe,  woher  man  sich  umschaut\  aber  vedetta  hai 
diese  bedeutung  nicht.  Ist  das  wort,  da  sein  anlaut  latein.  herkunft  for- 
dert, =  vitta  köpf  binde  der  priester,  indem  hieraus  die  bedd.  kuppe,  gipfd, 
spitze  (daher  auch  gerte)  ^folgten,  wie  dies  bei  apex  priestermiäze  geschah  ? 

Vicenda  Vergeltung,  abwechsdung ;  eigentl.  was  die  stdle  vertreten 
muß,  vpn  vice,  vece,  lat.  vicis,  mit  anwendung  der  verbalableitung  enda 
(leggenda  u.  dgl)  auf  ein  Substantiv.  S.  Castdvetro  zu  Bembo  II,  262. 

Vie  und  via  adverb  des  grades  vor  dem  comparaHv,  z.  b.  vie  piü 
duro  weit  härter.  Ist  es  vom  sbst.  via  weg,  daher  strecke,  weite,  länge? 
aber  via  kann  nicht  das  maß  des  weges,  noch  weniger  ein  großes  maß 
bezeichnen.  Auch  die  ital.  interjection  via  befriedigt  nicht.  Ansprechender 
ist  Menage^ s  deutung  aus  lat.  vis  fülle,  menge  (die  auch  Galvani  verficht, 
Archiv,  stör.  ital.  XIV,  364),  nur  müßte  man  in  dem  ital.  werte  nicht, 
wie  er  will,  den  ablativ  (denn  vi  durior  gibt  keinen  passenden  sinn), 
sondern  den  auf  roman.  weise  gebrauchten  accus,  annehmen:  eine  füUe 
härter,  wie  fr.  beancoup  plus  dur.  Aber  befriedigender  wäre  ein  dem 
roman.  gebiete  bdcanntes  wort  (vis  ist  ihm  unbeikannt)  in  einer  weniger 
unlateinischen  und  weniger  pretiösen  anwendung,  und  dies  bietet  sich  in 
dem  adv.  vive,  das  leicht  in  vie  syncopiert  werden  und  seinen  auslaut, 
wie  andre  Wörter  dieser  classe  (pria,  senza),  auf  a  bilden  konnte.  Vive 
dnrior  wäre  ^lebhaft  härter^  oder  ^ausnehmend  härter\  denn  letztere  be- 
deutung  hat  das  ital.  adj.  vivo  entwickdt. 

Vigliare  die  spreu  vom  gedroschenen  kom  mit  zweigen  oder  kldnen 
besen  abkehren,  dsgl.  auslesen,  auswählen;  muthmaßlich  für  vergliare  = 
verriculare,  das  man  aus  verrere  ableitete,  wobei  das  radicale  e,  zur 
Scheidung  von  vegliare,  mit  i  gäauscht  ward.  Aus  dem  verbum  entstand 
das  sbst.  viglio,  wofür  aber  nur  vigliuolo  üblich  ward. 

Vinchio  weidenzweig,  von  vinclum;  daher  awinchiare  umwinden, 
vgl.  vinculatns  bei  Cod.  Aurd. 

V i  n  c  i  do  weich,  mürbe  durch  feuchtigkeit;  wahrscheinlich  für  viscido 
von  viscidus  klebrig,  zäh:  pane  vincido  ist  brot,  das  im  kdler  weich 
oder  zäh  geworden.  Dieselben  bedeutungen  hat  auch  das  sard.  bischidn, 
das  handgreiflich  von  viscidus  stammt.  Genauer  trifft  mit  viscidu^  das 
wal.  vealted  zusammen,  das  aber  wdk  bedeutet. 


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n.a.   VINCO— ZANNI.  411 

Vinco  weide j  bindweide.  JD^  das  diminutiv  dieses  wertes  vinchio 
lautet,  Meiner  weidensweig,  offenbar  das  tat.  vinculnm  (s,  oben),  so  scheint 
Vinco  0u  den  faUen  au  gehören^  worin  ein  derivatum  auf  sein  (vermeint- 
liches) primitiv  zurückgeführt  ward:  vinculum  schien  yincum  vorausau- 
setzen.     Wie  in  andern  sprachen  nannte  man  die  weide  etwas  bindendes. 

Vizzo  und  gaizzo  welk;  muß  im  gleichbed.  Yietüs  seinen  ur^ming 
haben,  das  aber  behandelt  ward  wie  radis  u.  a.,  s.  oben  fajo. 

Volgere  neben  volvere  wenden  dankt  sein  g  der  analogie  andrer 
stark  flectierender  verba,  deren  stamm  auf  diesen  buchstaben  ausgeht: 
ergere  ersi  erto,  tingere  tinsi  tinto,  so  denn  volgere  volsi  volto.  Über- 
tritt des  y  in  palatales  g  ist  nicht  romanisch. 

Voto  leer,  hohl,  volare  ausleeren.  Das  ven.  vodo  und  mehr  noch 
das  piem.  void,  lomb.  voenid  (vöid),  sard.  boidu,  boita  leiten  auf  das 
dltfr.  vuit  =  nfr.  vide,  aber  das  it.  t  fügt  sich  nicht  hinein.  Sollte 
darum  voto  syncopicrt  sein  aus  dem  partic.  volto,  welches  'gewölbt,  ge- 
höhlt^ bedeutet  hatte  (s.  volta  L),  d.  h.  sollte  es  aus  dem  neap.  duüecte 
herrühren,  worin  man  vota  für  volta,  votare  für  voltare  sagt?  Für  diese 
ansieht  spricht  etwa,  daß  votare  auch  umwerfen  heißt  wie  voltare,  daß 
ven.  luna  voda  den  abnehmenden  mond  bedeutet,  wie  man  itai.  sagt  la 
lana  volta  der  mond  nimmt  ab.  Was  aber  die  media  der  oberital.  mundarten 
betrifft,  so  wird  man  ein/luß  des  nahe  liegenden  prov.  wertes  annehmen 
müssen,  da  It  nicht  wohl  zu  d  werden  kann.  Altitdl.  findet  sich  auch 
voitare  FFS.  II,  29.  Das  sard.  vb.  s-bnidai  schließt  sich  den  oberital. 
formen  an 

z. 

Ziccaro,  zAcchero  klunker  von  koth  an  schafen,  ziegen  und  anderm 
vieh;  etwa  das  ahd.  zahar,  mhd.  zäher  tropfen  {nhd.  zäbre),  tropfen  pech, 
harz,  wie  auch  gr.  danQv?  Venez.  mit  1  zicola.  Dieselbe  bedeutung  hat 
pillicchera  (mit  combiniertem  suffix)  von  pillola  jH22e,  kügelchen. 

Zaino  schäfertasche,  sp.  zaina;  vom  ahd.  zain  röhr  oder  zainä  korb. 

Zana  korb;  vom  ahd.  zainä  dass. 

Zanco  link;  ohne  zweifei  für  stanco  matt,  link^  wie  zambecco  für 
stambecco.  Es  findet  sich  auch  im  prov.:  sancs  ^sinistrarius^  GProv.43^, 
sanca  ^manus  sinistra  63''. 

Zanna  hauer,  haken.  Es  könnte  vom  ahd.  zand,  zan,  nhd.  zahn, 
herrühren;  da  aber  auch  sanna  daneben  besteht  und  der  detäsche  anlaut 
z  sich  im  ital.  niemals  in  8,  wohl  aber  das  lat.  s  sich  oft  in  z  verwandelt 
(zambnco,  zavorra,  zezzo,  zolfo,  zuffolare  u.a.),  so  hat  lat.  sanna  wenig- 
stens eben  so  gtUe  ansprüche:  man  konnte  das  zahnefletschen  concret  für 
den  gefletschten  zahn  selber  nehmen.    Auch  scana  findet  sich. 

Zanni  der  hansumrst  der  komödie  in  der  gestdlt  eines  bauem  von 
Bergamo;  mundartl.  für  Gianni  d.  i.  Giovanni,  s.  MSnage  Orig.  ital. 
Vgl.  auch  Mahn  p.  123. 


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412  H.a.   ZAZZA^ZURLO. 

Zazza,  zizzera  langes  haupthaar  der  männer;  vom  akd,TA\k  eotte^ 
vb.  zotarjan  herabtooMen  (vom  haar). 

Zecca  müfusstätte,  sp.  zeca^  seca,  äbgel.  it.  zecchino  eine  goldmünae; 
vom  arab.  sekkah  prägstoek  Freytag  II y  382*. 

Zeppa  keil,  zeppare  voll  pfropfen,  adj.  zeppo  voll  gepfropft.  Von 
cippas  stamm,  pfähl,  sätde,  woraus  auch  der  Spanier  ein  feminin  cepa 
£fog?  Aber  sowohl  der  begriff  wie  der  buchstabe  (lat.  c  wird  fast  nie  eu 
z,  auch  hat  e  offene  ausspräche)  sind  dagegen,  beide  einigen  sich  besser 
mit  ahd.  zapfo,  mhd.  zepfe  zapfen  d.  i.  pflock,  welches  in  zaffo  noch  einen 
andern  abkommling  hinterlassen. 

Zibibbo  eine  ort  rosinen  oms  Syrien;  vom  ardb.  zibtb,  s.  Rödiger 
und  Pott  in  Lassens  Ztschr.  V,  62. 

Zipolo  Zäpfchen  im  hahne  eines  fasses;  vom  hochd.  zipfel?  vgl.  ndl. 
tip  spitze. 

Zirbo  netz  im  leibe,  im  späteren  mittellatein  cirbns  Dief.  Oloss. 
lat.  germ.  221^;  nach  Fr.  Pasqualino  vom  gleichbed.  arab.  tarb  Freyt. 
I,  213K    Auch  pg.  zirbo,  zerbo. 

Zito  kncAe,  zita  mädchen,  auch  citto  citta,  zitello  zitella,  cittolo 
cittola;  ursprüngl,  ein  kosewort,  gleicher  herkunft  mit  zitta,  also  eigenÜ. 
zitze:  diesen  doppelten  sinn  drückt  z.  b.  auch  piem.  teta  und  lat.  mamilla  aus. 

Zolla  it.  chw.  erdschoUe;  vom  ahd.  scoUa.  Trotz  der  ungewShn- 
liehen  behandlung  des  anlautes  würde  sich  doch  ein  wort  dieser  bedeutung 
nicht  füglich  am  dem  lautlich  näher  liegenden  nhd.  schölle  herleiten  lassen. 
S.  zanca  7. 

Zotico  bäurisch,  ungeschliffen;  von  exoticns  fremdling,  meint  Me- 
nage.   Einzuwenden  ist,  daß  it.  z  keinem  x  entspricht. 

Znffa  gerauf e;  vom  dtschen  zupfen,  gezupfe,  wie  raffa  t;on  rupfen; 
Schweiz,  znffe  bündd,  pack. 

Zurlo  lüstemheit,  Utzd,  auch  zurro;  scheint  mit  surire  (in  der 
brunsi  sein,  bei  Apul^us)  zusammenzuhängen. 


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fc,n- 


11.  b.  ABABA-ACELGA.  413 


B.    SPANISCHES  GEBIET. 
A. 

Abäba,  ababöl  sp.,  pg.  paponla  wüder  moh%  Jdatsehrose;  entsteUt 
aus  papaver,  vgl.  pavot  II.  c,  wo  noch  weitere  Variationen  des  Wortes 
angemerkt  sind. 

Abarca  sp.  pg.  grober  schuh  von  ungegerbter  ochsenhauty  bekannt 
als  beiname  eines  königes  Sancho  von  Navarra;  bask.  abarquia,  von 
abarra  zartes  höh  oder  jgweige,  weil  jene  schuhe  zuerst  daraus  verfertigt 
wurden^  und  qnia  sache,  also  sacke  von  zweigen  (Astarloa  Apd.  j>.  292). 

Abra  sp.  pg.  bucht,  paß  oder  felsenschlucht^  Öffnung  im  erdboden. 
Vom  fr.  havre  t^  es  durch  das  genus  und  die  bedeutungen  getrennt. 
Sousa  leitet  es  vom  ara2»/äbrah  bucht,  t;&/äbara  (j^)  durchgehen,  über- 
schiffen,  die  Wörterbücher  aber  kennen  das  Substantiv  nicht.  Die  grund- 
bedeutung  ist  ^etwas  das  sich  öffnet^  und  so  könnte  das  wart,  wie 
selten  auch  nomina  aus  verbis  der  vierten  lat.  coty.  entstehen,  in  abrir, 
lat.  aperire,  seinen  Ursprung  haben. 

Abrego  sp.  südwestwind;  von  africus,  it.  affrico. 

Abrojo  i!p.y  abrolho  pg.  distel,  fußangd.  In  diesem  worte  birgt 
sich  bekanntlich  eine  Zusammensetzung:  abre-ojo  thu  die  äugen  auf,  nimm 
dich  in  acht  (da  disteln  und  fußangdn  sich  anhängen). 

Ac&ecer  sp.  pg.  {altpg.  auch  aqueoer,  zu  unterscheiden  von  aquecer 
wärmen,  s.  unten  calentar)  sich  ereignen;  von  aocadere  für  accidere, 
gleichsam  accadiscere. 

Acebo  sp.  Stechpalme;  verkürzt  aus  aqaifolinm  mit  zurückgezogenem 
accent  wie  in  tr^bol  von  trifoliam.  Die  büdung  ist  alt,  vgl  in  einer  w- 
künde  vom  j.  841  in  aceveto  Esp.  sagr.  XL,  376.  Daher  auch  pg. 
SLZBYinho  judendorn.    Cot.  gr^vol  t^  von  acrifoiiam. 

Acechar  sp.,  asseitar  pg.  aufpassen,  spähen;  von  assectari  überall 
hin  begleiten. 

Aceite  sp.pg-  öl;  vom  arab.  az-zait  dass.,  hebr.  zaii  Freyt.  II,  269'^. 

Acelga  sp.,  pg.  auch  selga  lauch;  von  beta  sicola  nach  Cabrera, 
mit  einer  im  span.  ziemlich  üblichen  Umstellung  des  i  (buccnla  bloca, 
amadlo  amaldo  cet.).  Auch  der  Araber  nennt  die  beele  as-selqa  Freyt. 
n,  344^,  welches  (Aer  sdbst  dem  gr.  a^xekog  entnommen  ist,  Dozy 
Gloss.  39. 


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414  Il.b.  ACEZAR-ACUCIA. 

Acezar  alt^.  keichen,  acezo  hauch^  cUhem;  wohl  vom  hash.  (labort.) 
hatBa  athenty  mit  demselben  suffix  wie  in  bostezar  gähnen. 

Actaque  sp.  pg.  Unpäßlichkeit^  vorwandy  daher  it.  acciacco;  vom 
arab.  asch-schakä  mit  erster  er  bedeutung  Freyt.  II,  445".  Beide  bedeu- 
tungen  einigt  auch  das  it.  cagione:  krankheit  ist  entschtddigung,  vorwand 
sfu  erscheinen.  Altpg.  achaque  anklage  SRos.  Genaueres  darüber  bei 
Engelmann. 

Achar  pg.  finden.  Woher  dieses  seltsame  worty  das  dem  gleuMed. 
trovare  an  duhkelheit  nicht  nacheustehen  scheint?  Verfolgt  man  seine  ge- 
schichtet so  findet  sich  als  älteste  form  aflar  (in  einem  foral  vom  j.  1166 
SBos.),  ch  =  fl  wie  in  enchar  von  inflare.  Dasselbe  wort  in  derselben 
bedeutung  hat  aber  noch  weitere  Verbreitung:  die  cJiurw,  spräche  besitzt 
gleichfaÜs  aflar,  die  wdlach.  aflä,  endlich  die  neapol  mundarty  welche  sei 
für  fl  setet  (sciume  von  flamen)  asciare,  auch  acchiare  {sie.  asciari).  Das 
wort  könnte  im  gleichbed.  gr.  dk<palv€iv  seine  quelle  haben,  allein  die  be- 
Zeichnung  eines  solchen  begri/fes  lernte  man  gewiß  nicht  von  den  Griecheny 
die  sich  ihrerseits  des  üblicheren  evQiaxeiv  bis  heute  bedienen.  Vielmehr 
weist  es  schlechthin  auf  das  lat.  afflare  anblasen,  anwehen,  dem  die  Volks- 
sprache vielleicht  —•  denn  wer  vermag  der  oft  wunderlichen  begriffsent- 
Wicklung  Überall  nachzugehen?  —  die  bed.  anrühren,  antreffen  beilegte. 
Auch  lat.  conflare  heißt  nicht  bloß  £fusammenblasen ,  auch  zusammen- 
bringen, zusammenßgen  und  unser  puflfen  ist  aufblasen  und  schlagen^ 
treffen,  ja  das  pg.  stibst.  ache  bedeutet  Verletzung,  aus  dem  verletzen  aber 
d.  h.  aus  dem  heftigen  berühren  konnte,  wie  in  unserm  treffen  oder  dem 
lat.  offendere,  das  antreffen,  finden  hervorgehen.  Das  älteste  ndatein  ge- 
währt  übrigens  schon  beispiele  der  roman.  bedeutung.  Eine  glosse  bei 
Carpentier  lautet  adflavit  'adtegit'  (attigit);  eine  andre  adfalavit  (/wr  ad- 
flavit)  'leviter  tetigü';  das  Keronische  glossar  sagt  gradezu  a£Qata  ^pifun- 
dan  (befunden)  p.  143^;  Papias  hat  afflare  ^aspirare,  asper gere,  attingere. 
Die  ital.  spräche  besitzt  in-aiflare  besprengen,  offenbar  das  decomponierte 
afBare  des  Papiers.    S.  unten  hallar. 

Acfbar  sp.,  pg.  azevre,  cot.  cever  aloe;  vom  arab.  a^^bir  dass. 
Gol.  1336. 

Acicalar  sp.,  pg.  acicalar,  a^äcalar  glätten,  schleifen;  vom  gleich- 
bed. arab.  ^aqala  Freyt.  II,  609,  besser  vom  sbst.  ag-giq&l  pclitur.  S. 
jedoch  Dozy  36. 

Acicate  sp.  pg.  sporn  mit  einem  stächet  statt  eines rädchens;  nach 
einigen  vom  arab.  asch-schaykah  (asch-schavkaton)  stächet  Gol.  1326, 
welcher  deutung  Engelmann  nicht  beitritt,  Dozy  Gloss.  36  nicht  abgeneigt 
ist;  nach  Larramendi  wäre  es  das  bask.  cicatea,  das  diesdbe  bedeutung  hat. 

Acipado  sp.  dicht,  fest  (vom  tuche) ;  leitet  Cdbrera  richtig  vom 
lat.  stipatus  festgestopft. 

Acncia,  cncia  ältsp.  behendigkeit,  gewandtheit,  hurtigkeit,  acaciar 
bleiben,  eUen;  von  acutus  ^verstäus^  Papias,  nUat.  bei  Ekkehard  jun. 
acatia,  s.  Ducange. 


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n.b.  ADALID— ALABE.  415 

Adalid  $p.,  vrlf.  adalit,  adalir  Canq.  ültram.y  pg.  adail  fährer  im 
krieg,  Heerführer;  vom  arab,  ad-dalil  Wegweiser,  dies  vom  vh.  dalla  den 
weg  zeigen^  s.  Engehnann  (der  in  der  herleUung  von  dala  aus  diesem 
verhum  ihl  L  ein  misverständnis  erkennt). 

Adarve  sp.  rcmm  oder  weg  auf  der  mauer,  wo  sich  die  zinnen  er- 
heben; vom  arab.  ad-darb  enger  weg,  s.  das  wort  bei  Freitag  II,  19^, 

Adelfa  sp.  pg.  lorbeerbaum;  vom  arab.  sA-AaSA,  dies  vom  gr.  dag>yf]. 

Ademan  sp.  pg.  hcdtung,  gebärde.  Fast  alle  einheimische  etymolo- 
gen  leiten  es  von  manas;  Larramendi  aber  erkennt  darin,  und  iJOoU  mit 
besserem  rechte,  ein  bask.  wort  adieman  (aditzera  eman)  "^eu  verstehen 
geben,  von  sAi,  aditu  verstehen  und  eman  geben;  des -man  wäre  syn- 
copiert  aus  des-ademan.  [Mahn  p,  124  gibt  die  möglichkeit  der  baskischen 
herkunft  jsu,  doch  scheint  es  ihm  verdächtig,  daß  das  wort  in  dieser  form 
und  bedeutung  im  baskischen  selbst  nicht  vorhanden  ist.  Er  stimmt  darum 
für  manaSy  indem  handbewegung  auf  bewegung  überhaupt  übertragen 
werden  konnte.  Auch  desman  sei  gleichsam  mishand.  Was  indessen  des- 
man  (Unordnung,  unheil)  betrifft,  so  ist  Zusammensetzung  mit  mano  wegen 
des  underspruches  im  genus  abzulehnen.  Prov.  man  heißt  ordre,  desman 
disordre:  sollte  letzteres  nicht  nach  Spanien  gekommen  sein  und  das  dasige 
desmando  verdrängt  haben?    Jenes  fehlt  port.  und  cddl^ 

Adiva,  adive  sp.,  pg.  adibe,  daher  fr.  adive  schakal;  vom  arab. 
ad-dib  wolf  Freyt.  II,  78^  (vielmehr  gleichfalls  schakal,  DozyOloss.45). 

Ad  rede  sp.  pg.  adv.  'mit  vorsatz^;  vielleicht  vom  prov.  adv.  adrelt 
grade,  richtig,  vgl.  cot.  adretas  1)  richtig,  2)  vorsätzlich. 

Adar,  adaras  altsp.  adverb  für  lat.  vix;  eigentl.  mit  Schwierigkeit, 
van  doms  hart,  schwer. 

Afeitar  sp.  pg.  aufputzen,  schminken,  das  haar  kräuseln ;  von  af- 
fectare  künsteln,  das  span.  wort  aus  dem  port.  Enfeitar  in  letzterer 
spräche  wohl  von  infectare,  inficere  färben. 

Ageno  sp.,  pg.  alhgo  fremd;  von  alienos,  ü.  alieno,  aitfr.  allen. 
Auch  der  Sarde  braucht,  wie  der  Spanier,  allena  für  it.  altmi^  altsard.  azena. 

Aguinaldo,  agoilando  ^.  wethnachts-  oder  netyahrsgeschenk;  un^ 
bekannter  herkunß. 

Ajar  sp.  beleidigen,  mishandeln,  durch  betastung  den  glänz  benehmen; 
ist  identisch  mit  dem  veralteten  ajar  fit^den  =  pg.  achar  =  sp.  haUar, 
vgl.  lat.  offendere  bdeidigen,  antreffen,  finden,  pg.  ache  Verletzung. 

Alabar  sp.  pg.  loben,  von  allandare,  das  nur  Plautus  kennt  (in- 
geninm  allandat  menm  Merc.  prol.,  im  Poema  dd  Cid  336  alandare), 
auch  pr.  alauzar,  südwal.  alandare.  Wie  hier  n  nach  ausgetretenem  d 
consonantiert  ward  {vgl.  Pablo  aus  Paolos),  so  behauptete  es  in  der  form 
loar  von  laodare  seine  vocalische  natur  (o  =  an). 

Älabe  sp.  zweig,  der  bis  auf  den  boden  herabhängt,  auch  schaufd 
des  rades,  dachtraufe;  nach  Larramendi  vom  bask.  alabea  *was  sich 
nach  unten  neigt',  nach  Mahn  p.  52  allerdings  baskisch,  aber  von 
adarra  zu?eig  und  be  unten.     Hieraus  erklärt  sich  auch  das  dunkle 


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416  IIb.   ALACRAN— ALBORNOZ. 

pg.  aba  herabhängender  säum,  daehtraufe  u.  dgl.y  sfsga.  aus  alaba  wie 
pa^  aus  pala^o. 

AI  a  cra  n  sp.,  alacräo  pg,  scotpion;  vom  arab.  al-^aqrab  dass.  Gel.  1618. 

Alaf^,  alah6,  ala^  äUsp.  interjection  der  ermutUerung,  bei  Ruis; 
nicht  mit  old  zusammengesets^y  sondern  ursprünglich  eine  partxkd  der  be- 
theurungj  von  fe  =  fides,  in  welchem  sinne  der  Portugiese  Rtbeyro  alafö, 
cm  Vicente  aber  alah6  gebraucht. 

Alaga  sp.  spdjSy  dinkel;  von  allca  feine  art  weisen. 

Alamo  sp.y  älamo,  ilemo  pg,  pappet.  Die  span.  phüologen  halten 
es  für  eine  Umstellung  von  ulmus  mit  vergleichung  des  nord.  almr,  alm, 
engl,  elm,  und  nach  Nemnich  wird  dieser  bäum  im  gemeinen  leben  wohl 
auch  alamo  genannt.  Aber  auch  alnns  ist  su  beachten:  die  erie  heißt  in 
der  ihat  alamo  negro  (alamo  blanco  'popuius\  alamo  negrillo  ^ainus* 
Anton,  Nebriss.)f  und  da  der  Spanier  die  Verbindung  In  meidet,  ana  für 
alna,  jalde  für  jalne  spricht,  so  mochte  er  alnus  in  almo  alamo  verwan- 
deln und  den  namen  von  der  erU  auf  die  schwäre-  und  weißpappd 
übertreten. 

Alarbe  sp.y  alarve  pg.  plumper  mensch,  eigentl.  Araber;  vom  arab. 
al-'arab  besser,  nach  Doey^  von  al-'arabt. 

Alarde  sp.  pg.  musterung,  heerschau;  vom  arab.  al-*ard  {{jojs) 
Gol.  1568,  Freytag  Uly  137'  gleichbed. 

Alarido  sp,  pg.  hriegsgeschrei,  überhaupt  geschrei;  nachSousa  vom 
arab.  al-artr  siegesfrohiocken  Gol.  62,  getose  Freyt,  J,  24"  (Engelmann 
findet  dies  wort  bei  keinem  arab.  Schriftsteller).  Daß  alartr  in  alarido 
vef^andeU  ward,  dazu  konnte  das  bei  Wörtern^  die  einen  schdU  an- 
zeigen, häufig  angewandte  suffix  ido  (bramido,  graznido,  ladrido  cei.) 
verführt  haben.  Man  beachte  übrigens  Doey  Gloss.  120.  In  der  äUfr, 
Chanson  d'Antioche  II,  122  rufen  die  Sarazenen  aride!  aride!  worin  der 
herausgeber  dasselbe  wort  erkennt. 

Alazan  sp.,  alazao  pg.  gdbroth  (von  pferden);  nach  Sousa  und 
Engelmann  vom  arab.  al-'ha^n  starkes  schönes  pferd  Freyt.  I,  391*. 
Daher  das  fr.  alezan  gleichbedeutend. 

Albaiial,  albafiar  sp.  abzugsgraben;  von  alveus  graben,  flufibett. 

Albazano  sp.  heUbraun,  rothbraun;  vielleicht  zsgs.  aus  albo  weiß 
und  bazo  dunkelbraun^  vielleicht  auch  ist  die  erste  sübe  der  arab.  artikd, 
wobei  in  anschlag  kommty  daß  es  von  der  färbe  der  pf erde  gd>raucht  wird. 
Das  entsprechende  pg.  alva^äo  gestattet  freilich  diese  Zerlegung  nicht,  da 
hier  bazo  fehlt;  aber  ist  es  acht  portugiesisch?  Man  vermißt  es  in  dem 
Wörterbuche  der  akademie  und  in  der  ersten  ausgäbe  des  Moraes. 

Albedrfo  sp.  freier  wüle;  von  arbitriam  mit  fortgerücktem  aecenty 
pr.  albire. 

Alb^dro  sp.,  pg.  ervödo  erdbeerbaum^  von  arbutus  dass.;  cat.  ar- 
bosser  vom  adj.  arbuteas,  woher  auch  das  mdartl.  sp.  alborzo  s.  Cabrere^ 
und  das  fr.  arboasier. 

Albornöz  sp.^  pg.  auch   albernoz  wollener  mantdy  daher  das 


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n.b.   ALBOROTO-ALCOR.  417 

neue  fr.  boarnous;  vom  arab,  al-bornos  Meid  mit  capuae  Freytag 
I,  116'. 

Alboroto  sp.j  AlYOTOto pg.  aufruhr^  ist,  nebst  Silh o r ozo  entjsücken, 
wie  arabisch  beide  Wörter  auch  aussehn,  nach  Engdmann-  aus  dem  arabi- 
schen nicht  nachweislich.    Man  beachte  überdies  Doey  Gloss.  371. 

Albricia  sp.,  alvf^ara  i>flp.  (fast  nur  implur.  gebraucht)  geschenk 
für  eine  gute  nachricht;  vom  arab.  al-baschärah  gtde  nachricht,  vb.  ba- 
schara  Freyt.  J,  124^  y  vgl.  Sousa.  In  der  span.  form  ist  r  versetzt,  nicht 
eingeschoben,  wiewohl  Berceo  einmal  alvicia  sfhreibt;  alvistra  im  Alex, 
steht  der  port.  form  gane  nah. 

AI  c ab  dl  a  sp.,  alcaväla  pg.  abgäbe  von  waaren,  die  man  verkauft; 
nach  Sousa  vom  arab.  al-qabalah  (das  aber  eine  andre  bedeutung  hat, 
Freyt.  III,  394'),  dies  vom  vb.  qabala  empfangen,  ein  geschenk  annetmten. 
Engelmann  weist  al-qabälah  in  der  bed.  einer  an  den  fiscus  eu  zahlenden 
taxe  aus  der  arab.  litter atur  nach;  s.  bei  ihm  p.  18.  106. 

Alcahnete  sp.,  pg.  alcayote,  pr.  alcaot,  alcavot  kuppler;  arab. 
al-qauväd  dass.  Freyt.  III,  513: 

Alcaide  sp.  pg.  befehlshaber  einer  bürg  u.  dgl.;  vom  aroft.  al-qätd 
befehlshaber,  vorgesetzter  Freyt.  III,  513'*. 

Alcaide  sp.  Schultheiß,  richter.  Man  leitet  es  wohl  vom  arab.  al- 
moqallad  fürst  des  volkes,  s.  bei  Covarruvias.  Bessere  ansprüche  hat  al- 
qa*di  ricfUer  Freyt.  III,  461^,  1  ist  eingemischt,  weil  die  spräche  die  Ver- 
bindung Id  liebt,  die  Alten  schrieben  auch  alcall,  alcalle. 

Alcance  sp.  pg.  Verfolgung,  erreichung,  alcanzar  verfolgen,  er- 
reichen ;  vom  arab.  al-qana^  beute  des  Jägers,  vb.  qanaga  erjagen  Freyt. 
III,  504'*.  Wbrter  so  allgemeiner  bedeutung  umrden  nicht  leicht  aus  dem 
arab.  entnommen,  da  die  eigne  spräche  ausreichte:  man  wäre  darum  be- 
rechtigt, in  alcanzar  ein  abgeändertes  encalzar  (s.  incalciare  L)  anzu- 
nehmen, aber  das  arab.  wort  ist  ein  jagdausdruck  und  dergleichen  hat 
diese  spräche  der  span.  mehrere  geliehen.  —  Gleicher  herkunft  ist  auch 
pg.  al-cangos  fange  der  raubvögd.  —  [Engelmann  hat  alcanzar  nicht  auf- 
genommen, Dozy  Gloss.  83  hSU  es  für  eine  abänderung  des  erwähnten 
altsp.  encalzar.] 

Alcandära  sp.  stange,  worauf  der  falke  sitzt;  vom  arab.  al-kan- 
darah  stange  Freyt.  IV,  63'. 

Alcarraza  sp.  irdenes  gefäß,  das  wasser  kühl  zu  halten;  vom  arab. 
al-korräz  krug. 

Alcartaz  sp.düte,  altsp.  umgestellt  alcatraz;  t^on  chartacens,  dessen 
Suffix  auch  das  it.  cartaccia  zeigt;  ohne  arab.  artikel  pg,  cartaz  anschlag- 
zettel.  Daneben  besteht  arab.  alqart&z,  welches  man  auf  das  gr.  x^Q^^^ 
zurückfahrt. 

AlcÄzar  sp.  pg.  festes  schloß,  auch  hintercastell  des  schiffes;  vom 
arab.  al-qa^r  Freyt  hl,  452^,  das  im  plurdl  schloß  bedeutet.  Daher  auch 
U.  cässero. 

Alcor  ^.  anhohe,  hügel;  vom  arab.  al-qärah,  pl.  alqür  dass.  Gol.  1979. 

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418  IIb.  ALCORNOQUE-ALEDANO. 

Alcornoqne  sp,  pg.  (m.)  Tcorkhaum^  daher  if.alcornocb;  ßsgs.  aus 
quem-oco  schwammicJUe  eiche?  oco  =  hneco,  $.  unten. 

Alcorque  sp.  pg.  (m.)  schuh  mit  korksoMe  s.  v.  a.  5p.  corche,  da- 
her unser  kork  une  das  engl.  cork.  Es  muß,  da  es  nicht  arabisch  istf 
wenigstens  in  dieser  spräche  keine  wureel  hat,  aus  lat.  cortex  entstanden 
und  aus  alcorgae  abgeändert  sein^  vgl.  codigo  von  codex,  pega  von  pix, 
pnlga  von   polex,  aUe  mit  g. 

Alcubilla  sp.  Wasserbehälter ^  wasserthurm;  vom  sp.  cuba  hiibd 
(s.  coppa  L),  dimin.  cubilla  {üblicher  cubillo)  Meiner  hübd,  mit  vorge- 
setetem  s\  und  durch  die' Araber  bewirkter  abänderung  der  bedeutung. 

Alcuiia  aitsp.  geschteclU,  gens,  desgl.  mit  eingeschobenem  unberech- 
tigten r  alcurnia,  leteteres  nach  dem  wörterbuche  der  span.  akademie  ein 
unedler,  aber  bei  alten  Schriftstellern  (und  noch  jetet)  nickt  unüblicher 
ausdruck.  Dersdben  bedeutung  ist  das  dUvdl.  alcunya,  welches  der  wappen- 
dichter  Jaume  Febrer  überaü  von  den  adeligen  geschlechtem  gebraucht^ 
deren  wappen  er  beschreibt:  sa  alcnnya  e  sa  real  sanch  str.  109  u.  dgl. 
Buchstäblich  entspricht  dem  span.  und  valenc.  werte  das  port.  noch  immer 
übliche  alcnnha,  heißt  aber  nicht  geschleckt^  welche  bedeutung  ihm  das 
Wörterbuch  der  port,  akademie  nicht  jmerkentit^  sondern  beiname,  suname, 
und  damit  stimmt  das  nun  auch  veraltete  span.  masc.  alcofio  uberein. 
Allgemein  leitet  man  diese  Wörter  aus  dem  arab.  al-kuniah  beiname^  bei 
Pedro  von  Alcala  (nach  Engdmann)  auch  Wenombre  de  linage\  stamm- 
oder  familienname.  Eine  andre  etymologie  ist  in  den  früheren  ausgaben 
des  vorliegenden  Wörterbuches  versucht,  aber  nicht  mit  entschiedenkeit  aus- 
gesprochen worden:  aus  dem  althochd.  bei  Otfried  mehrmals  vorkommenden 
adal:kuimi  {goth.  athala-knni?)  edles  geschlecht.  —  [Wenn  ein  gdehrter 
kritiker  dieser  deutung  mit  der  frage  etUgegentritt^  wie  sich  die  sübe  al 
des  span.  wertes  aus  dersdben  erkläre,  so  lag  es  auf  der  hand,  daß  diese 
Silbe  im  deutschen  adal  ihren  grund  haben  sollte,  dessen  d  leicht  ausfid; 
und  wenn  derselbe  kritiker  femer  einwendet,  daß  das  pg.  alconha 
nicht  lignage,  sondern  sumom  bedeute,  dem  deutschen  adal-kanni  also 
nicht  entspreche,  so  ist  diese  Anwendung  von  geringem  gewicht,  da  das 
wort  in  ewei  mundarten  der  halbinsd^  und  Bwar  in  ältester  eeit,  aUer- 
dings  die  bedeutung  lignage  hat.  Von  seilen  der  lauflehre  ist  das  gothi- 
sehe  wort  so  gut  wie  das  arabische,  denn  selbst  fi  findet  sich  im  goth.  nj 
{gen.  kunjis,  pl.  kunja)  wieder;  aber  es  kann,  außerhalb  der  grammatik, 
gründe  geben  für  die  ansprüche  des  arabischen,  e.  b.  das  übergewicht 
sänes  sprachstoffes  über  den  germanischen  auf  spanischem  boden.] 

Ald^a  sp.  pg.  cot.  weiler,  dorf.  Mit  recht  findet  Sousa  seinen  Ur- 
sprung im  arab.  a'd-'dafah  grundstück  s.  Freyt.  III,  34*.  Aus  dem 
longob.  aldins,  aldio  (=  mlat.  litus),  woher  es  S.  Itosa^s.  v.  und  Grimm, 
Bechtsalt.  309,  entspringen  lassen,  unirde  sich  die  endung  ea  minder 
leicht  erklären. 

Aledafio  sp.  grä/nee,  adj.  angrärusend.  Möglicher  weise  van  limi- 
taneus,  also  für  a-lendafio  mit  ausgestoßenem  n  vor  d,   was  sonst  nicht 


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ILb.   ALERCE-ALGOZ.  419 

spanisch  ist,  sich  aber  als  dissimilaUan  rechtfertigen  ließe.  Andrer  ntei" 
nung  ist  Larramendij  der  es  aus  dem  basJe.  aldedafio  herleitet  und  dies 
aus  aldea  nachbarschaft  und  d^  präp.  daüo  s.  v.  a.  $p.  hasta  sfusammen- 
setst:  da  aber  auch  hier  dissimüation  angenommen  werden  müßte,  so  bleibt 
man  besser  bei  dein  lat.  etymon. 

Alerce  sp.  lerchenbaum;  t7on  larix,  statt  eines  unvorhandenen  lerce, 
larce  =  it.  Idrice,  chw.  larisch,  mit  vorgefügtem  arab.  artihd.  Oder  «n- 
mittelbar  aus  arab.  al-arzah  pinus  cedrus  Freyt.  J,  26  =  pers.  arz 
pinus,  cypressus  Vullers  J,  79".  Der  catal.  name  ist  cedro  d'olor  wohl- 
riechende ceder. 

Aleve  sp.  treulos,  verrätherisch,  ältsp.  sbst.  aleve,  pg.  aleive  treu- 
losigkeii,  verrath.  Nach  Covarruvias  vom  lat.  alleyare,  so  daß  es  eigentl. 
rebell  bedeutete,  aber  diese  bedeutung  hat  es  nie  gehabt,  auch  fehlt  dem 
Spanier  das  verbum.  Sollte  es  aus  deutscher  wurstet  sein?  Goth.  heißt 
ISvjan  verrathen,  ags.  Iseva  verräther. 

Alfana  sp.  (fehlt  pg.)  großes,  starkes,  muthiges  pferd,  daher  altfr. 
destrier  aufaine  Sax.  I,  p.  129. 

Alfange  sp.  pg.  säbel;  vom  arab.  al-changar  dolch  Freyt.  I,  530". 

Alfaraz  sp.  pg.  leichtes  pferd  der  maurischen  reiterei;  vom  arab. 
al-faras  pferd  Freyt.  III,  331^.  In  einem  schreiben  papst  Johanns  VIII, 
an  Jcönig  Älfons  von  Gallicien  liest  man:  aliqnantos  ntiles  et  optimoB 
Maariscos  cum  armis,  qnos  Hispani  cavallos  alpharaces  yoeant,  ad  nos 
dirigere  non  omittatis  DG.  v.  fetrius.  Hier  steht  alpharaces  adjectivisch 
wie  auch  pg.  cayallo  alfaraz  uHd  altfr.  cheval  auferant. 

Alf^rez  sp.pg.,  aUsp.  alförece,  alferce  fähndrich,  früher  aber  auch 
ein  at4sdruck  für  höhere  würden,  z.  b.  alferez  del  rey  comes  stabuli,  con- 
netabie;  vom  arab.  al-f&ris  reüer,  ritter  Freyt.  HI,  332"^. 

Alfiler,  alfilel  sp.,  pg.  alfinete  Stecknadel,  plur.  sp.  alfileres  nadel- 
geld;  arab.  al-chill  spitzes  holzchen  zum  zusammenstecken  der  Tdeider 
Freyt.  I,  610^,  bei  andern  auch  Stecknadel. 

Alföcigo,  alföstigo,  alfonsigo  sp.,  pg.  alfostico  pistazienbaum; 
arab.  al-fostoq.  dass.  Freyt.  III,  346''. 

Alfombra  sp.,  pg.  alfambar  fußteppich;  arab.  al-chomrah  teppich 
zum  beten  Freyt.  I,  524*. 

Alforja  sp.,  eAforgepg.  quersack;  vom  arab.  Bl-Ghorg  Freyt.  1,472''. 

Alfoz  sp.  pg.  gemarkung,  bezirk;  vom  arab.  afhanz  gleichbed. 
Freyt.  I,  441''. 

Algara  sp.  pg.  streif zug  auf  feindliches  gebiet  (une  it.  gaaldana); 
vom  arab.  al-gar&h  dass.  Freyt.  III,  301\  daher  auch  vb.  algarear  hurrah 
rufen,  sbst.  algarada  lärm,  geschrei,  fr.  algarade. 

Algez  5p.  gypsstein,  arab.  al-ge$;  von  gypsnm,  sp.  auch  jeso,  i^.gesso. 

Algoz  pg.  henker,  Scharfrichter,  algozaria  grausame  that,  urUhat. 
Al-gozz  ist  der  name  einer  ursprünglich  türkischen  tribus,  von  welcher 
eine  schaar  nach  Nordafrica  und  in  den  dienst  der  Älmohaden  kam 
und  später  zur  Vollstreckung  von  strafen  gebraucht  ward;  daher  das  port. 


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420  II.  b.   ALGÜACIL-ALMENA. 

wort,  8.  Boey  Qloss.  128.  Wenn  aber  der  Verfasser  in  dem  bekannten 
verse  des  troubadours  Gavaudan  Masmutz,  Maars,  Götz  e  Barbaris  Chx. 
IV,  86  unter  Götz  nicht  Gothen,  wie  säntmtliche  Übersetzer  des  gedicktes 
(Fauridy  Mild  und  noch  ein  anderer)  gethan  haben,  sondern  eben  jene 
mit  algozz  bezeichnete  schaar  versteht,  so  ist  dies,  gegenüber  den  von  Mild 
für  die  bedeutung  Gothen  geltend  gemachten  gesichtspuncten  jedesfdUs  eine 
noch  genauer  zu  prüfende  behauptung. 

Alguacil,  alvacil  sp.,  pg.  algaazil,  alvacil,  alvacir  eine  gerichts- 
person,  pg,  guazil  auch  minister,  gouvemeur;  vom  ardb.  vazir,  al-yaztr 
Verwalter  des  Staates^  vezier,  dies  von  vazara  tragen  Freyt.  IV,  461'. 
Über  die  abänderung  der  grundbedeutung  des  ardb.  wortes  im  spanischen 
sehe  man  Engelmann  p.  40^41.  —  Aus  alguazil,  das  auch  aufseher  be- 
deutet, entstand  sehr  wahrscheinlich  das  fr.  argonsin,  das  it.  agazzino 
Sklavenaufseher,  welches  daher  auch  dem  Spanier  fehlt. 

Alguarismo,  guarismo  sp.,  durch  umdeutung  algoritmo,  pg.  al- 
gorismo  rechenkunst,  Ziffer.  In  einer  prov.  stelle  wird  das  wort  zu  dem 
sinnverwandten  abacus  gesellt  (s.  abbaco  II.  a):  Tabac  e  Talgorisme 
aprezi  L,  Rom.,  und  in  einem  mhochd.  gedieht  tragen  zwei  mcUhematiker 
die  namen  Algorismns  und  Abagac  Mhd.  wb.  Aber  auch  das  span,  wort 
ist  nichts  anders  als  der  beiname  eines  berühmten  arabischen  mathematikers. 
8.  Dozy  Gloss.  131. 

Algures  jp^.  ortsadverb  für  lat.  usquam,  alt  algnr,  alhar;  von  ali- 
cubi,  also  eigentlich  für  algubre,  wie  alubre  für  alinbi.  Vgl.  unten  nenhures. 

Alhaja,  al&ja  sp.  hausgeräthe;  vom  ardb.  aKhägah  nöihige  sacke, 
kleider,  kinderspielzeug,  s.  Engelmann  mit  dem  zusatze  von  Dozy  133. 

Alholba  sp.,  j?^. alforva  eine  pflanze,  foenum  graecum;  vom  gleich"* 
bed.  arab.  al-'holbah  Freyt.  I,  415",  dies  vom  vb.  'halaba.    Bask.  allorbea. 

Aliento  sp.,  pg.  alento  athem,  t;6.  alentar;  von  anhelitus,  mit  ver- 
Setzung  des  n  und  1  alentus,  vgl.  peligro  aus  periclum. 

Aliso  5p.  erle;  vgl.  die  nhd.form  eise.  Aliso  steinkratd,  von  alysson. 

Aljaba  sp.,  pg.  aljava  köcher;  vom  arab.  al-gabah  (&AJt:>)  dass. 
Freyt.  I,  28K 

Aljöfar  sp.,  pg.  aljofre  kleine  perle;  vom  ardb.  al-ganhar  edelstein, 
perle,  ein  urspr.  pers.  wort,  Freyt.  I,  327^. 

Allende  dltsp.,  pg.  alem,  ortsadverb  für  lat.  ultra;  zsgs.  aus  alli 
ende  ^von  dort  aus\ 

Almaden  sp.  vrU.  bergwerk,  erzstufe;  vom  arab.  alma'dan  gleichbed. 
Freyt.  IH.  122". 

Almagra,  almagre  sp.  pg.  bergroth,  eine  erdart;  vom  ardb.  alma- 
grah  rothe  erde  Freyt.  IV,  195^. 

Almea  storax,  vom  arab.  al-mafah  dass.,  vgl.  was  die  form  be- 
trifft^ aldea. 

Almece  pg.  molken;  vom  arab.  Al-mei?  dass.  (Dozy  Gloss.  162). 

Almena  sp.  zinne,  im  Alex,  amena,  pg.  ameia;  vom  lat.  rnma 
(nur  im  plurcd  üblich)  mit  vorgefügtem   arab.  artikd.    Marina  u.  a.be- 


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II.  b.  ALMEZ-AMAGO.  421 

sfiehm  es  aas  dem  ardb,  al-menäa  Verhinderung,  befestigutig :  das  lat.  wort 
aber  hat  genau  die  bedeutung  des  spanischen. 

Almez  $p.  nesselbaumy  celtis  australis  (Seckendorf);  vom  arab.  al- 
-mais,  s.  Engelmann,  dsgl,  Doey  Gloss.  164. 

Almofar,  almofire  sp.,  sAmsifre  pg.panjsferJcappe;  vom  arab.  aX-mig- 
&r  aus  eisenringen  verfertigter  heim  Freyt.  111,  285**. 

Almohada  sp.,  almo&da  pg.  küssen,  kopßüssen;  vom  aräb.  al- 
-mechaddah  Freyt.  I,  464** ,  vgl.  Sousa. 

Almohaza  sp.,  almofa^a  i?^.  Striegel;  vom  arah.  alme'hassah  dass. 
Freyt.  J,  377^. 

Almoneda  sp.,  almoeda  j?flr.  Versteigerung;  vom  arab.  al-monädija 
dass.y  dies  von  näda  schreien,  ausrufen,  s.  Engelmann.  Dajsu  ein  berich- 
tigender etAsatjs  von  Doey  Oloss,  175. 

Almorranas  sp.  (plur.),  pg.  almorreimas,  cat.  morenas  eine  krank- 
heit;  entstellt  aus  haemorrhoides. 

Almoxarife  sp.,  sAmoxaniQpg.  aoUat^seher;  t?om  araJ.  al-moschrif 
aufseher  Freyt.  II,  414K 

Almud  sp.,  almude  pg.  ein  getreidemaß;  vom  arab.  almod  dass. 
Freyt.  IV,  159'. 

Almnerz 0  5p.,  almorgo,  almo^o  j?^^.  frühstück,  vb.  almorzar  {cot. 
esmoTzar);  nicht  nothwendiger  weise  mit  Covarruvias  vom  arab.  artikel 
und  dem  lat.  morsus,  sondern  wahrscheinlicher  von  admorsns  bei  Sym- 
machus,  gleichbedeutend  unser  anbiß. 

Alnado,  andado  sp.,  pg.  enteado  Stiefsohn;  von  ante  natns  der 
vor  der  gegenwärtigen  ehe  geborene,  span.  auch  antenado,  in  den  Isid. 
glossen  antenatus  "^privignus;  gr.  n^oyovo^. 

Alqnile  sp.  pg.  miähe,  alqnilar  miethen;  vom  arab.  al-kira  mieth- 
preis  Freyt.  IV,  SIK 

Altami sa  sp.  ein  kraut,  beifuß,  cat.  altimira,  entstellt  attö  arte- 
misia,  fr.  annoise  cet. 

Alnbre  aitsp.  anderswo,  anderswohin  FJ.,  auch  Bc.  Loor.  114 
(wo  a  inbre  steht)  ortsadverb;  von  alinbi. 

Alnir  pg.  schaukeln,  anstoßen,  dsgl.  aushohlen  (vom  wasser);  von 
alindere  schäkern,  plätschern,  anschlagen,  begrifflich  pctösender  als  allnere 
bespülen. 

Ama  sp.  pg.  amme,  pflegerin,  haus  fr  au,  daher  moviert  amo  hof- 
meister,  hausherr.  Schon  Isidort4S  kennt  amma:  haec  avis  (strix)  ^vnlgo* 
dicitur  amma  ab  amando  parvnlos,  nnde  et  lac  praebere  fertur  nas- 
centibns.  Der  vogel  heißt  amma,  weit  er  milch  gibt.  Freilich  nicht  aus 
amare  floß  das  wort,  es  ist  ein  alteinheimisches,  bask.  ama,  gad.  am 
mutter,  occit.  ama  großmutter,  ahd.  ammä  nutrix. 

Amägo  sp.  altpg.  drohende  gebärde,  vb.  amagar. 

Amagb  pg.  here  oder  mark  eines  dinges,  innerster  theil,  vgl.  cat. 
pr.  amagar  verbergen.  Aber  sp.  dmago,  cat.  ämag,  dmad  bezeichnen  einen 
eigenthümlich   unangenehmen    geschmack    des    honigs,    sp.   ämago   heißt 


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422  ILb.  AMAPOLA-ANCO. 

auch  ekd,  Widerwille.  Die  herhmft  dieses  wie  des  vorigen  Wortes  ist 
unermittelt 

Amapöla  sp.  eine  pflanze,  mohn;  nach  Larramendi  durch  Ver- 
setzung aus  dem  hasJc,  emalopa  ^was  dem  schlafe  unterwirft\  von  ema, 
eman  gehen^  und  lopa,  lopea  unter  dem  schlafe;  vgl.  wegen  des  begriffes 
sp.  adormidera  mohnpflanze.  [Anderer  meinung  ist  Mahn  p.  125.  Nach 
ihm  stammt  das  bashische  eher  aus  dem^  spanischen  worte^  welches  in  dem 
veralteten  papola  =  lat.  papaver  seinen  Ursprung  hat.  Dozy  Oloss.  284 
verweist  es,  nebst  andern  spanischen  benennungen  {s.  oben  ababa),  auf  das 
arab.  habba  banra,  welches  eigentl.  samen  des  brachfeldes  bedeutet.] 

Amarillo  sp.,  amarello  pg.  gelb,  amarellus  in  einer  Urkunde  v.  j. 
988  Bsp.  sagr.  XXXIV,  455,  dafür  cat.  grog.  GaUe  ist  zugleich  bitter 
und  gelb,  und  so  konnte  das  wort  aus  amarns  entspringen.  Diese  etymo- 
logie  aber,  die  zwei  eigenschaften  logisch  verknüpft,  weü  sie  sich  zufällig 
an  demselben  gegenstände  wahrnehmen  lassen,  ist  gefährlich:  mit  gleicJum 
rechte  tiefte  sich  süß  und  gdb  durch  honig  vermitteln.  Trefflich  leitet 
Mahn  p.  61  dieses  wort  aus  ambar,  so  daß  ihm  ambarillo  (bemsteinfarbig) 
vorangieng.  Der  ausfcdl  des  b  hinter  m  t^^  unbedenklich,  er  ist  bespro- 
chen Rom.  gramm.  I,  282.  —  [Nichts  scheint  gesichert  auf  dem  felde  der 
etymologischen  forschung.  Neuerlich  hat  Rösler  in  der  äbh.  Farbenbe- 
Zeichnungen  im  Roman,  p.  12  diese  deutung  bestritten,  weil  das  aus  dem 
Orient  ins  panische  eingewanderte  ambar  einen  schwarzen  oder  höchstens 
grauen  korper  bezeichne,  mithin  zum  ausdrtiche  einer  gelben  färbe  unpas- 
send gewesen  wäre;  erst  später  sei  das  wort  wegen  gewisser  äfmlichkeiten 
beider  Stoffe  auf  den  bemstein  ausgedehnt  worden;  ein  besseres  etymon 
scheine  marum,  name  einer  pflanze  mit  hellgelben  blumen,  sp.  maro.  Aber 
kann  ambarillo  amarillo  nicht  aufgekommen  sein,  nachdem  ambar  die  be- 
merkte erweiterung  seiner  bedeutung  erfahren  hatte?] 

AmbidoB,  amidos  altsp.  adv.  ungeme,  wider  willen  (s.  die  glossare 
bei  Sanchez);  von  invitus,  wie  Cabrera  richtig- sieht,  it.  invito,  al^r.  envis. 
Neben  amidos,  que  non  de  grado  Cron.  rim.  ed.  Michel  v.  681  steht  auch 
a  miedo,  que  non  de  grado  v.  490,  vermuthlich  durch  umdeutung  (aus 
furcht),  in  Cod.  6  D.  p.  16'*  las  tenion  amidos  6  con  miedo  sieht  man 
beide  ausdrücke  zusammen  verbunden. 

Am^n  de  sp.  adv.  abgesehen  davon,  ausgenommen,  z.  b.  amen  del 
lecho  todo  lo  demas  se  hallarä  con  mncha  abnndancia  DQuix.  1,  2; 
abgekürzt  aus  4  menos,  das  denselben  sinn  ausdrückt  (Cabrera). 

Amito  sp.  ein  Jcleidungsstücky  altfr.  amit;  von  amictns. 

Amortignar  aus  mortificare;  s.  santiguar. 

Anafar|>^.  säubern,  glätten. 

An  oho  sp.  pg.  weit;  von  amplus,  it.  ampio  /f.,  ebenso  henchir  von 
implere.    Zsgs.  ensanchar  erweitern,  gleichsam  ex-amplare. 

Anco  pg.  eUenbogen,  biegung,  vom  gr.  äyycog  bug,  Vertiefung;  sp. 
an  con  (m.)  bucht,  rhede,  von  ayyiwv  dass.  Ein  bret.  afik  winkel  kennt 
Le  Pelletier.    S.  auch  Ducange  s.  v.  ancus. 


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n.b.   ANDARIO- APEAR.  423 

Andarfo  sp.  bachsteUe;  asgs.  aus  andar  gehen  und  rio  fluß,  die 
am  ßusse  wandelt. 

An  das  ^.,  pg.  und  bei  Berceo  andes  (nur  im  plur.)  sänße;  nicht 
van  andar,  es  ist  das  lat.  amites  stangen;  amites  basternamm  tragstan- 
gen  der  sanften,  sagt  Pailadius,  also  im  spanischen  pars  pro  toto  gesetet. 
Vgl.  hante  IL  c. 

Andrömina  sp,  mahrchen  um  einen  eu  hintergehen;  nach  Larra- 
mendi  das  basTc.  andraminac  Unpäßlichkeiten  der  weiber  (die  oft  als  vor- 
wand  gebraucht  werden),  das  sich  leicht  in  andrea  weib  und  mina  schmere 
zerlegt. 

Angaro  sp,  signalflamme;  vom  basJc.  garra  flamme,  an  garra  dort 
flamme,  s.  Larramendi,  —  [Nach  Mahn  p.  128  vielmehr  aus  dem  gleich- 
bedeutenden gr.  oyyaQov  nvQ,  Die  ähnlichkeit  ist  schlagend.  Man  möchte 
fragen,  ohne  der  deutung  etwas  abzubrechen:  wie  kam  dieser  griechische 
bei  Äschylus  vorkommende  ausdruck,  der  weder  Gatalonien  noch  Portugal 
berührte,  nach  Spanien?  Aber  die  wege  der  Wörter  sind  jsuweüen  seltsam.] 

Angra  sp.  pg.  bucht;  scheint  griechischer  herkunft,  zeigt  sich  aber 
schon  im  ntlatein:  ancrae  äyxea,  avküveg  Gl.  gr.  lat.,  vgl,  dyxalr],  ayxilr] 
dienbogen. 

Angarrf  a  sp.  Wassermelone;  ein  rein  bask.  wort,  s.  Larramendi. 

Ansia  sp.  pg.  cot.,  sard.  ansia,  ansa  angst,  auch  aüfr.  ainse  Ben.; 
vom  adj.  anxius,  anxia,  vgl.  asma  IL  a. 

Antojo  sp,,  daher  pg.  antojo  für  antolho  laune,  grille,  lüstemheit; 
von  ante  ocnlnm  ^was  einem  vor  die  äugen  kommt*;  dazu  in  sinnlicher 
bedeutung  das  nur  im  plural  übliche  sp.  anteojos,  pg.  antolhos  brille. 

Afiadir  sp.  Mnzußgen;  von  in-addere,  alt  ennadir  Bc,  dltpg.  ema- 
der  SRos.,  auch  wdl.  innq(Ü. 

Afiafil  sp.,  anafil  pg.  trompete;  vom  ardh.  an-naftr  eherne  trompete 
Freyt.  IV,  312\  dies  aus  dem  pers.  nafir,  vgl.  Vüllers  s.  v,  karrana  II, 
823'.  Auch  pr,  amafil  ^parva  tuba  cum  voce  aita  GProv.  p.  61"  (wohl 
aniafil  zu  lesen). 

Afiagaza,  fiagaza  sp.,  nega^a  pg.  lockvogel.  Larramendi  zerlegt 
es  in  die  bask.  Wörter  aüa  goza  süße  amme,  etwas  zu  poetisch  für  die 
Sache.  Ferreira  zu  Lus,  1,  86  leitet  es  aus  lat.  illex,  das  etwa  enagaza 
{vgl.  wegen  des  n  encina  aus  ilex),  sodann  aöagaza  {vgl.  afiadir  aus 
enadir)  ergeben  konnte.  Grammatisch  leichter  wäre  Umstellung  aus  en- 
gafiaza  (enganar  anlocken),  doch  empfiehlt  ^ch  die  vorhergehende  deutung 
durch  das  genaueste  zusammentreffen  der  begriffe. 

Afiil,  afiir  sp.,  anil  pg,  indigopflanze;  vom  arab.  annilah,  Hndigo- 
fera  tinctoria  Freyt.  IV,  369^,  dies  vom  pers.  nila,  welches  dasselbe  bedeutet. 

Afiusgar  sp.  nicht  frei  athmen  können,  vor  zom  ersticken;  vom 
bask.  anusca  Schlund  (Larramendi). 

Apacignar  ^.,  at4S  pacificare;  s.  santigaar. 

Apear  «p.  i?^.  absteigen  machen,  buchstäblich  auf  den  fuß  stellen; 
von  pes,  sp.  pi^. 


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424  ILb.   APERO— ARISCO. 

Apero  sp.f  apeiro  pg.  schiff  und  geschirr,  auch  Schäferei,  daher 
aprisco  schaf statt,  vgl.  comasJc.  aper  verschlag  zwischen  stall  und  heu- 
schober;  erklärt  fnan  aus  apparare  eurüsten,  so  daß  man  ein  Substantiv 
von  ungewöhnlicher,  aber  doch  nicht  unmöglicher  prägung  appariam  an- 
nehmen  muß. 

Aposentar  sp,  pg.  herbergen,  aposento  herberge,  eimmer;  parH- 
cipialverbum  von  posar  (lat.  paasare),  tooraus  eigentlich  aposantar  ent- 
springen mußte,  auf  dessen  form  aber  das  begriffsverwandte  sentar  (setzen) 
eingewirkt  haben  mag. 

Aqnende  oZ^.,  pg.  aquem,  ortsadverb,  citra;  esgs.  aus  aqai  ende 
(}at.  eccu'  inde)  \on  hier  aus\   so  daß  es  mit  it,  quindi  sfusammentrifft. 

Aqaese  sp.,  altpg.  aquesse  pronomen:  esgs.  aus  eccn'  ipse. 

Aragan,  haragan  sp.  träge,  fehit  pg.;  muthmaßUch  vom  ahd.  arag, 
arg  geizig,  nichtswürdig,  träge.  Ein  verpöntes  Schimpfwort  bei  den  Lan- 
gobarden: si  quis  alium  argam  per  furorem  clamaverit  cet.,  dsgl.  Paulus 
Diac.  6,  24:  memento,  quod  me  esse  inertem  et  inntilem  dixeris  et 
vulgari  verbo  arga  vocaveris.  Auch  die  alte  heimath  der  Langobarden 
bewahrt  dieses  wort  mit  demselben  suffix,  comasJc.  drgan,  berg.  arghen 
poltrone.  In  das  gr.  aQyog  für  aeqyog  (vgl.  argus  Ha/rdus  Papias)  paßt 
wenigstens  die  Span,  form  minder  leicht. 

Araöar  sp.  kratzen,  sbst.  arano,  dcusu  das  veraltete  oder  populäre 
arunar.  Ihre  herkunft  ist  nicht  ganz  deutlich.  Vielleicht  ist  erstere 
form  mit  einmischung  von  rädere  aus  letzterer  abgeändert:  stammt  nun 
diese  von  arare  wie  rasgufiar  von  rasgar  ?  oder  vom  sp.  rofia  (pr.  runha) 
kratze?    Die  bedeutung  von  arare  widerstrebt. 

Arcilla  sp.  thonerde;  von  argilla  mit  eigenthümlicher  behandlung 
der  keUmedia  wie  in  arcen  (agger)  und  andern,  Rom.  gramm.  I,  269. 

Ar  da,  ardilla  sp.,  harda  pg.  eichhom.  Larramendi  hält  es  für 
baskisch  und  zerlegt  es  in  die  Wörter  ari  da  ^es  bewegt  sich  immer',  aber 
der  bask.  name  ist  anders.  Aus  lat.  nitella  konnte  duroti  die  übliche 
prothesis  des  a  anedilla,  wohl  auch  aredilla,  ardilla  entstehen  und  hieraus 
arda  abgezogen  werden.  Vielleicht  aber  findet  sich  eine  zuverlässigere 
herleitung.  —  [Eine  andre  erUärung  des  schwierigen  Wortes,  die  zugleich 
pr.  arda  und  arna  motte  umfaßt,  hat  später  Mahn  p.  127  versucht,  auf 
welche  hier  nur  verwiesen  werden  möge.] 

Ardite  eine  geringe  Span,  münze,  in  Guienne  hardi,  limous,  ordi; 
vom  bask.  ardita,  dies  von  ardia  schaf,  vgl.  pecus,  peeunia,  LSduse 
Gramm,  basque  p.  33.  Nach  Larramendi  s.  v.  dita  ist  es  auf  andre 
weise  zusammengesäzt. 

Argolla  sp.,  argola  pg.  eiserner  ring,  haiseisen;  vom  sp.  aro  reif 
und  gola  kehle,  hals,  span.  mit  erweichtem  1  wie  in  gollete.  Es  ist  die- 
selbe art  der  Zusammensetzung  wie  in  ferro-pea  eisen  für  den  fuß. 
Nach  Cabrera  aus  lat.  *  arculus,  was  nicht  angeht^  nach  andern  cms  dem 
arabischen. 

Arisco  sp.  pg.  wild,  ungezähmt,  scheu,  nach  Constancio,  der  es  von 


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ILb.  ABMADILLA-ARBEL.  425 

arena  herleitet^  auch  trocken,  e.  h.  terra  arisca.  Von  rigidus,  zunächst 
riisco,  dann  a-riisco,  arisco?  Aber  prothetisches  a  findet  auf  adjectiva 
keine  anwendung  (a-musco  moschusfarbig  kann  aus  einem  gleichlautenden 
Substantiv  herrühren,  auch  steht  ihm  eine  form  musco  Bur  seile,  wogegen 
kein  risco  vorhanden  ist).  Besser  denkt  man  sich  in  arisco  eine  ab- 
kürjsung  von  arriscado  kühn,  verwegen,  dies  von  arriscar  in  gefahr  setzen, 
s.  risicare  /. 

Armadilla  sp.gürtelthier;  gleichsam  gepanzertes  thier,  von  armado. 

Armuelle  5|p.,  p^.  aimoles,  armolas  (nur  im  plural  üblich),  auch 
altfr.  armol  Bq.  ein  kraut,  melde.  Der  lat.  name  dafür  ist  atriplex 
(s.  arroche  II.  c).  Vielleicht  liegt  in  dem  span.  worte  einer  der  fälle 
vor,  worin  zwei  Wörter,  ohne  eine  deutliche  composition  zu  bilden,  in  eins 
zusammengeflossen  sind,  d.  h.  ar  hat  seinen  grund  in  atri  von  atriplex  und 
mnelle  in  mollis  oder  emoUiens,  insofern  diesem  kraut  erweichende  kraft 
zugeschrieben  ward:  von  atriplex  emölliens  benutzte  also  der  volksmund 
nur  die  betonten  süben  —  wenn  die  conjectur  nicht  eine  der  verfehlten  ist. 

Aro  sp.  pg.  reif,  ring  von  holz  oder  eisen  u.  dgl.,  altpg.  umkreiß 
einer  stadt,  eines  dorfes  s.  S.  Bosa.    Eine  befriedigende  deutung  fehlt. 

Arrabalde,  arrabal  sp.pg.  vorstadt;  vom  gleichbed.  arab.  ar-raba'd 
Freyt.  II,  IHK 

Arrebol  sp.pg.  der  rothe  glänz,  den  die  wölken  vor  Sonnenaufgang 
oder  nach  Sonnenuntergang  annehmen,  dsgl.  die  rothe  schminke.  Mahn 
p.  48  zieht  es  aus  dem  arab.  rabab  weiße  wölke.  Vielleicht  aber  läßt 
sich  die  deutung  af4S  rubor,  wobei  an  Aurora  rubescit  Virg.  erinnert 
werden  darf,  aufrecht  erhalten.  Daß  nämlich  al  auch  manchem  nicht 
arabischen  worte  vorgesetzt  ward,  ist  geunß,  und  daß  der  Spanier  aus- 
lautendes r  gerne  in  1  wandelt  (marmol,  arbol,  vergel  ca.),  ist  nicht 
minder  gewiß:  überdies  trat  noch  eine  vertauschung  des  radicdlen  o  oder 
n  mit  e  ein  wie  in  arredondar  für  arrodondar.  Ist  dies  factisch  richtig, 
wie  es  theoretisch  schritt  vor  schritt  bewiesen  ist,  so  entspricht  das  verbum 
arrebolar  (röthen)  dem  it.  arrovellare,  nur  daß  dies  aus  dem  adj.  rubel- 
1ns  entstand,  und  man  braucM  nicht  einmal  den  arab.  artikel  in  ansprach 
zu  nehmen,  da  das  Substantiv  aus  dem  verbum  (worin  ar  =  lat  ad)  ge- 
zogen sein  konnte.  Nach  form  und  begriff  scheint  sich  diese  etgmologie 
aus  nationalem  dement  besser  zu  empfehlen  als  die  aus  fremdem.  Krit. 
anhang  p.  22. 

Arrecife  sp.,  pg.  arrecife,  recife,  ältsp.  arracife,  aitpg.  arracef 
dammstraße,  dsgl.  klippe  des  meeres;  vom  arab.  ar-racif  dammweg  an 
einem  flusse,  hohe  fdhrstraße.  Daher  wohl  auch  fr.  r6cif,  ressif  reihe 
mit  Wasser  bedeckter  Uippen  (arab.  arra^af  reihe  steine  im  wasser,  um 
daroiuf  hinüber  zu  schreiten  Freyt.  II,  156''). 

Arrel,  arrelde  sp.  ein  gewicht  von  4  pfund  castilianisch,  pg.  arra- 
tel,  altsp.  arrate;  vom  arab.  ratt  gewicht  von  12  unzen  Freyt.  II,  160^. 
Das  bask.  erraldea,  wenn  auch  ein  gewicht  von  10  pfund  bedeutend,  wird 
nichts  anders  sein  ais  das  sp.  arrelde. 


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426  ILb.   ABRIBA-ASCüA. 

Arriba  sp.  pg.  adverb  für  tat  supra;  von  ripa  ufer,  anhohe^  vgl. 
unten  derribar. 

Arriero  sp.,  arrieiro  pg.  mauUMertreiber ;  van  dem  an  die  maul- 
thiere  gerichteten  /mruf  arre  (neupr.  it.  arri),  aitsp.  farre,  der  arabischen 
Ursprunges  sein  soll,  s.  Sousa,  dsgl.  Doey  Gloss.  202. 

Arripiar  pg.  schaudern;  nach  denportug.  äymologenvon  horripilare, 

Arroba  sp.  pg.  gevoicht  von  26  pfund;  vom  arab.  arrob'a  (f*>)  vier- 
ter theil  (des  centners)  Freyt.  II y  il3^. 

Arrojar  sp.,  arrojar  pg.  werfen,  auch  duft,  strcMen  verbreiten, 
sprossen,  arrojo  dreistigkeit,  Verwegenheit.  Möglicher  weise  von  ruar, 
gleich  dem  fr.  ruer  umgebogen  aus  lat.  ruere,  mit  hia;tustügendem  j  rujar 
rojar  arrojar;  wegen  dieses  j  s.  unten  trage.  Die  herleitung  aus  rejicere 
wenigstens  ist  kaum  erwähnenswerth. 

Arroyo  sp.,  arroio pg.  bach,  arroyar  Oberfluthen,  wegspülen,  äUsp. 
arrogio,  mlat.  arrogium  schon  in  einer  Urkunde  vom  j.  776  Bsp.  sagr. 
XVIII,  301.  Geunß  nicht  von  rivns.  Verwandt  scheint  lomb.  rogia  bach 
mim  wässern  der  wiesen,  mlat.  roginm  (9.  jh.),  weshalb  Muratori,  Ant. 
itäl.  n,  1106,  an  gr.  ^ot]  von  ^ico  erinnert.  Man  vgl.  auch  wal.  erug^ 
Wassergraben,  ungr.  ürök. 

Artiga  sp.  cot.,  artigua  pr.  frisch  angebautes  fdd.  Nach  Addung, 
Mithr.  II,  43,  celtisch,  vgl.  kymr.  aru  pflügen;  wie  aber  abgeleitet  und 
warum  nicht  eben  so  wohl  vom  lat.  arare?  Auch  die  bask.  spräche  kennt 
artica,  artiga,  worin  Larramendi  mit  berufung  auf  den  gebrauch  des- 
selben als  eines  eigennamens  (so  heißt  e.  b.  ein  gerichtssprengel  von  S. 
Sebasiian)  ein  dieser  spräche  angehöriges  wort  erkennt. 

As  CO  sp.  pg.,  sard.  ascn  ekd,  absehen,  ascoso  und  asqneroso,  as- 
coroso  ekelhaft,  lettftere  form  auch  im  altmaü.,  s.  Bonvesin  disput.  muscae 
V.  226.  Das  wort  ist  von  unsicherer  herkunft.  Es  mahnt  an  gr.  alaxog 
schände,  algxQog  häßlich,  aber  naher  stehen,  den  griech.  Wörtern  gleichbe- 
deutend, sbst.  goth.  aiviski,  ags.  »visc,  adj.  ndd.  aisk,  aisch;  ja  selbst 
die  deutsche  interj.  des  ekds  äks  könnte  verwandt  sein,  wie  denn  auch 
manche  in  dem  roman.  u)orte  einen  bloßen  naturat4sdruck  fühlen.  Larra- 
mendi s.  V.  u/nd  unabhängig  von  ihm  Diefenbach,  Goth.  wb.  I,  26,  ver- 
mtUhen  dagegen  auf  bask.  ascö  (asqui)  'viel,  au  vid'  d.  h.  satt,  übersatt: 
allein  der  bask.  ausdruck  für  asco  ist  nicht  asca,  sondern  nasca,  wdches 
letztere  eu  vermeiden  die  span.  spräche  keinen  anlaß  hatte.  Man  vgl. 
noch  churw.  ascher  unrein,  aschrfa  unreinigkeit  Merkwürdig  ist  auch 
die  span.  form  usgo  für  asco. 

Abcusl  sp.  pg.  glühende  kohle;  fügt  sich  trefflich  ssum  ahd.  ascä, 
goth.  azgöy  nhd.  asche,  oJme  daß  man  darum  mit  Diefenbach  ein  goth. 
asqvo  vorausjsusetjsen  hätte,  d.  h.  es  fügt  sich  eben  so  wohl  jm  asca  wie 
eslingna  zu  slinga.  Wegen  der  begriffe  vgl.  lat.  it.  favilla  asche  und 
funke.  Hat  etwa  das  bask.  anscua  'stoff  eu  asche\  wddies  Humboldt  als 
ein  achtes  einheimisches  wort  gibt,  dieselbe  quelle?  Larramendi's  jBUsam- 
menseteung  des  span.  wortes  aus  dem  bask.  asco  sua  (d.  h.  genug  feuer) 


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n.b.  ASEAR— ATBIL.  427 

is^  sicher  verfehlt.  —  [Mahn  p.  128  halt  die  gothische  herhmft  desselben 
für  möglich,  für  sicherer  aber  doch  die  bashische^ 

Asear  sp.,  asseiar  pg,  pvteen,  schmücken. 

A  sin  ha  pg,  adverb  für  lat.  statim;  doch  wohi  von  agina  J.  zu  tren- 
nen? etwa  von  ad  Signum  auf  den  unnJc. 

Asir  sp.  pg.y  aUsp.  azir  ergreifen.  Die  herleitungen  aus  lat.  ansa 
oder  aus  basJc.  atsi  (fassen)  sind  dbeulehnenj  da  sie  für  das  span.  präsens 
asgo  d.  h.  für  das  eingetretene  g,  welches  sonst  nur  in  lateinischen  Wörtern 
vorJcommty  keinen  grund  hergeben.  Das  wort  entsprang  vielmehr  af4S  dem 
gleichbed.  lat.  apiscire  für  apisci,  Ji^sga,  apsir  asir,  präs.  apiscor  apsco 
asgo,  also  in  diesem  tempus  mit  zurückgezogenem  accent  wie  in  cubro 
von  coop^rio.  Wo  ein  vorhandenes  lat.  wort  genügt,  sind  neuhildungen 
nicht  zuzulassen. 

Asurarse  sp.  anbrennen;  für  arsnrarse,  vgl.  it.  pr.  arsura  brand, 
sard.  assnra. 

Atar  sp.  pg.  cot.  binden;  von  aptare  anpassen,  anfügen,  daher  zu- 
sammenfügen (wie  gr.  aq^ofyiv),  oder  von  arctare  zusammenpressen,  da- 
her zusammenschnüren?  Wiewohl  r  vor  c  ausfallen  kann,  so  empfiehlt 
die  form  doch  das  erstere  etymon.  In  den  glossen  des  Placidus  werden 
beide  verba  mit  vincire  als  st^nonym  zusammengestellt:  abto,  vincio,  arto 
Class.  auct.  VI,  564. 

Atarfe  sp.  vrU.  ein  strauch,  tamariske;  vom  arab.  a't- tarfah  Frey- 
tag ni,  50^. 

Atayiar  sp.  pg.  schmücken,  atavio  schmuck.  Sousa  meint  vom  arab. 
a't-^ttaba  zurüstung,  also  umgestellt  attabia,  aber  diese  Umstellung  des 
ist  nii^  spanisch.  Es  paßt  buchstäblich  zum  goth.  ga-t6yjan  anordnen^ 
bestellen,  tgva  Ordnung,  reihe,  oder  eben  so  woM  zu  dem  verwandten  tau 
Jan  (präi.  tavida),  ags.  tavian,  engl,  taw,  ndl.  touwen,  ahd.  zawjan  machen^ 
bereiten,  vgl.  sp.  parar  bereiten,  schmücken.  A  =  lat.  ad  wird  in  spani 
sehen  verbis  leicht  vorgesetzt. 

Atisbar  sp.  aufpassen^  lauem;  vom  bask.  atisbeatu,  dies  von  ateis 
verschlossene  thüre,  und  beatu  schauen,  also  durch  thürritzen  schauen 
(Larramendi). 

Atobar  sp.  in  erstaunen  setzen,  betäuben;  von  tuba  trompete,  etwa 
wie  attonare  von  tonus.  Aus  goth.  daubjan  wäre  in  üblicher  weise  ado- 
bir  geworden. 

Atracar  sp.  pg.  ein  schiff  heranziehen.  Von  attrahicare?  Besser, 
da  es  ein  Schifferausdruck  ist,  vom  ndl.  trekken,  aantrekken. 

Atreverse  sp.  pg.,  altsp.  treverse  sich  erdreisten.  Es  soll  von 
tra-vehere  herkommen,  ist  aber  von  sibi  attribuere,  sibi  tribuere  sich  bei- 
legen, sich  anmaßen.  Das  daneben  vorhandene  atribuir,  tribuir  stört  diese 
herleitung  nicht:  jenes  ist  das  ältere  wort,  in  dessen  präsens  noch  der  lat. 
accent  hebtet,  atr^vo  =  attrlbuo.  An  das  gleichbed.  bask.  atrebitu  ist  also 
nicht  zu  denken,  dies  ist  selbst  aus  dem  span.  herüber  genommen. 

Atril  sp.  lesepult;   vielleicht  entstellt   aus   latril,   letril,   gleichsam 


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428  IIb.   AUCE-AYO. 

lectorile,  altfr.  letrin,  indem  anlautendes  1  in  dem  artikd  aufgieng,  el  latril 
als  el  atril  verstanden  ward.    Letril  in  der  bed.  leuchtersttM  kommt  vor. 

Auce,  abce  altsp.  (f.J  geschieh,  loosy  0.  h.  con  dios  e  con  la  vues- 
tra  auce  PC.  2376;  buen'  auce  2S79;  abce  mala  Alx.  646;  auce  dura 
Bc.  Mü.  778.  Sanchez  erwähnt  aus  Äpiäejus  Met.  lih.  9  bona  et  satis 
secunda  aucilla,  und  eine  zurüchfuhrung  von  aucilla  auf  ein  vermeint- 
liches primitiv  auce  lief^e  sich  annehmen,  s.  Rom.  gramm.  J,  29;  bei  au- 
spicium  aber,  dessen  genus  sich  nach  dem  von  suerte  gerichtet  hätte,  be- 
dürfte es  dieser  annähme  nicht.  An  auce,  abce  hnüpfl  sich  vermittelst 
der  cätvdl.  bei  Aus.  March  vorhommenden  form  abziach  das  sp.  adj. 
aciago,  pg.  aziago  Unglück  bringend,  span.  als  sbst.  unglücklicher  zufätt, 
das  mit  seinem  i  die  deutung  aus  auspicium  unterstützt,  doch  müßte  das 
unübliche  sufßx  ago  aus  aco  gedeutet  werden. 

Aullar  sp.  (aiular  Bc.)  heulen;  von  ejulare  une  ajuno  ron  jejunium. 

Autillo  sp.  eine  art  eülen,  käuzchen;  von  otus  (lotog)  ohreule.  Es 
scheint  für  a-otilla  mit  vorgefügtem  a  zu  stehn. 

Auto  sp.  pg.  Verordnung;  von  actum,  it.  atto.  Daher  sp.  auto  de 
fe,  pg.  auto  da  Ü  glaübensbeschluß. 

Averiguar  sp.  aus  verificare;  s.  santiguar. 

Ay^s,  ab^  dUsp.  adverb,  wofür  neusp.  ap^nas;  von  ad  yix,  wie 
assaz  von  ad  satis,  churw.  yess.     Verstärkend  ist  die  zss.  mal-ayez. 

Avieso  sp.y  avesso  pg.  verkehrt,  unrecht;  von  aversus:  so  auch 
altsp.  envesar  für  enversar;  vgl.  rivescio  I. 

Axedrez  sp.,  xadrez,  enxedrez  pg.  schacJispid;  vom  arab.  asch- 
scha'treng  Schachbrett,  dies  aus  dem  persischen,  das  aber  indischen  Ur- 
sprungs ist  und  ^hundert  (d.  h.  verschiedene)  färben  habend^  bedeutet,  s. 
Vutters  II,  431\ 

Axenjo  sp.  wermuth;  von  absinthium.  Die  Alten  schrieben  auch 
enxenso. 

Axuar,  axovar  sp.,  cot.  axobar,  pg.  enxoval  aiusstattung  einer  neu- 
vermählten; arab.  asch-schuar  Freyt.  II,  463''. 

Ay  0  sp.  hofmeister,  aya  kinderwärterin,  it.  ajo,  aja.  Nach  den  span. 
etymologen  vom  griech.  vb.  ayeiv  leiten,  erziehen:  dann  aber  hätte  ein  griech. 
Substantiv  dieses  Stammes  schon  vorhanden  sein  müssen,  welches  man  in 
dyioyog  nicht  suchen  unrd.  Es  könnte  gothischen  Ursprunges  sein:  ahd. 
hagan,  hagjan  schirmen,  pflegen  (ndl.  heghen  erziehen  KU.)  gab  ein 
sbst.  hagjo  Pfleger,  auch  kommt  (von  einem  andern  verbum?)  heio  hüter 
und  der  eigenfiame  Heio  vor  Graff  IV,  761.  710;  daß  hieraus  ayo  wer- 
den  konnte,  versteht  sich.  Doch  tritt  hier  ein,  wie  es  scheint,  achtes  bask. 
wort  dem  goth.  in  den  weg.  Larramendi  II,  3P  bemerkt  ayoa  mit  der 
bed.  'einer  der  wartet  und  einer  der  folgf,  daher  auch  zaya  hüter,  seinzaya 
kinderwärter  u.  a.,  vgl.  Hervctö,  Catal.  deUe  lingue  p.  220.  Es  kommt 
etwas  darauf  an,  ob  das  ital.  wort  ein  einheimisches  oder  ein  aus  Spanien 
eingeführtes  ist.  —  [Wackemagd  fragt:  aya  von  avia,  ayo  ebenso  von 
einem  avius?] 


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ILb.   AZA-BALADI.  429 

Aza  pg.  1)  henkel,  Öhr  an  gefäßen  =  5p.  asa,  cat  ansa  und  nansa, 
laL  ansa.  2)  flügd  des  vogels  =  sp.  ala,  das  der  Portugiese  in  diesem 
sinne  kaum  gebrauche ;  vielleicht  wiederum  das  lat.  ansa,  indem  man  den 
flu  gel  j  woran  man  den  vogel  faßt,  als  griff  betrachtete;  oder  führte  man 
etwa  das  mlat.  ascilla  =  axilla  auf  ein  unrichtiges  primitiv  ascia,  aza 
eurück?  Merkwürdig  trifft  das  port.wort  zusammen  mit  eitlem  gleichbed. 
IcUein.:  acia  ala  Gl.  Isid,  (aria  ala  Exe.  Pith.\  aber  wo  hätte  dies  seine 
quelle?  Graevius  liest  dafür  axilla  ala. 

Azafate  sp.pg.  körbchen;  vom  ardb.  as-safa^e  dass,  Freyt.  11,223^. 

Azcona  sp.,  auch  entstellt  in  fietscona,  pr.  ascona,  altcat.  escona  Chr. 
d'Escl,  646^  Speer;  vielleicht  vom  ahd.  asc  esche  (eschtner  Schaft  Nib.). 
Dajm  pg.  ascona  mit  der  bed,  komet,  die  auch  dem  lat.  hasta  jndcommt. 

Azöfar  sp.  pg.  messing;  ist  das  ardb.  af-^ofr  mit  ders.  bedeutung 
Freyt.  II,  604\ 

Azogne  sp.,  azongne  pg.  quecksüber;  vom  ardb.  azzaibaq  dass. 
Gol.  1076,  Freyt.  IZ,  219",  dies  aus  dem  persischen. 

Azote  sp.^  aQontei>^.  peitsche,  azotar,  a^ontar  und  wohl  auch  it. 
ciottare  geissdn;  vom  ardb,  as-sant  Freyt.  II,  376". 

Azncena  sp.  pg.  weiße  lilie;  vom  arab.  as-sflsan,  hebr.  zuzan,  gr. 
aovaov,  s.  Gol  1237,  Freyt.  II,  37 6K 

Aznfaifa,   azofeifa  sp.,  pg.  a^feifa  brustbeere;   ardb.  az-zofaizaf 

Gol.  not 


B. 

Babazorro  grober  mensch;  buchstäbl.  bohnensack,  spitsname  der 
Aldbesen,  die  viel  bohnen  essen,  vom  bask.  baba  bohne  und  zorro  sack 
(Larramendi). 

Bacfa  sp.  pg.  becken;  mlat.  baccea,  Variante  bei  Isidorus,  vgl. 
bacino  I.,  mit  dem  es  gleicher  herkunft  ist. 

Badana  sp.pg.  gegerbtes  schafleder,  dsgl.  gefärbtes  leder  ssu  bücher- 
decken;  vom  arab.  bi-'tänah,  s.  Engelmann.  Daher  fr.  basane  dass.  (s 
aus  d  vielleicht  nach  einem  prov.  bazana),  adj.  basan6  von  der  färbe 
dieses  leders. 

Bafo  altsp.  pg.,  neusp.  baho,  cat.  vaf  hauch,  dunst,  sp.  avahar,  pg. 
bafEir  durch  den  hauch  erwärmen;  naturausdruck  das  ausstoßen  der  luft 
nachaubüden,  vgl.  mail.  banfä  schnauben,  arab.  bachara  aushauchen 
Freytag  I,  90^. 

Bahari  ^.,  pg.  bafarf  eine  ort  sperber;  nach  Sousa  s.  v.  a.  über- 
seeisch,  vom  ardb.  ba'hr  meer  (ba*hrl  marinus  Freyt.  I,  88%  ein  name, 
der  auch  andern  über  das  meer  fliegenden  raubvögdn  beigelegt  wird. 

Bai a dl  sp.  werthlos,  gehaltlos;  augenscheinlich  ardbischer  herkunft, 
nach  span.  etymologen  s.  v.  a.  städtisch,  von  balad  stadt  Gol.  314,  weil 
in  der  stadt  den  landleuten  verfälschte  waaren  verkauft  würden,  s.  Covar- 


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430  II.  b.  BALADRAR-BARRUECO. 

ruvias.  Balad  bedeutet  auch  hohle  handj  stemmleere  gegend  des  himmds 
t*.  dgl.    Genaueres  darüber  bei  Dozy  232, 

Baladrar  sp.  schreien;  vielleicht  eine  umbüdung  des  altsp.  balitar 
blöken^  durch  einmischung  von  ladrar  bellen. 

Balsa  5p.  pg.,  bassa  cat.  pfütze^  dsgl.  floß,  port.  auch  Strohgeflecht, 
gestrüppe;  nach  Larramendi  vom  bask,  balsa  ursprüngl.  Sammlung,  an- 
häufungy  was  den  bedeutungen  genügt.  Vgl.  Humboldt,  Urbewohner  Hisp. 
p.  40,  wo  auch  der  städtename  Balsa  in  Baetica  (bei  Plinius)  hieher  ge- 
rechte  wird. 

Balnz  dltsp.  Meiner  goldUumpen  (Seckendorf  u.  a.);  lat.  balnx, 
ballux  goldsand,  bei  Plinius,  bei  späteren  ballaca,  muthmaßlich  ein  altes 
Span.  wort.  S.  Vossii  Etymol.  und  Potts  Forsch.  II,  419.  510.  Balaz 
aber,  wofür  Aldrete  p.  26^  baluce  sagt,  ist  Teein  volksüblicher  ausdruck, 
sondern  erst  von  den  gelehrten  aus  balnx  romanisiert. 

BsLuäihnlsk  sp.  kinnbacken;  von  mandibola,  wahrscheinlich  durch 
assimilation,  d.  h.  das  erste  b  dtdrch  das  zweite  hervorgerufen. 

Barbasco  sp.  woUkraut;  von  yerbascum:  so  oJ^^p.  bardasca  nd>en 
verdasca  gerte,  von  viridis. 

Barcar  sp.  pg.  in  abarcar  {sard.  abbarcai)  umarmen,  sobarcar 
unter  dem  arme  tragen.  Nicht  für  ad-brachiare,  sub-brachiare,  denen 
nur  abrazar,  sobrazar  gemäß  wäre,  grammatisch  genügt  aüein  eine  form 
brachicare,  durch  Umstellung  des  r  barcar,  gcbildä  also  wie  caballicare. 
Sp.  pg.  sobaco  heißt  achselhöhle,  sard.  suercu:  ist  es,  wie  Cahrera  an- 
merkt, das  Isidorische  subbrachiam,  so  muß  es  gleichfalls  einmischung  des 
Suffixes  ic  erfahren  haben. 

Barragan  sp.,  pg.  barragäo  gefahrte,  junggesell.  Da  das  nunver- 
altete  wort  auch  für  eitlen  tüchtigen,  tapfem  mann  gebraucht  ward  (bnen 
barragan  PC),  so  ist  zu  erwägen,  ob  es  nicfU  iderUisch  sein  könne  mit 
barragan,  das  einen  festen  dauerhaften  stoff  bedeutet  (s.  baracane  L),  uHe- 
wohl  Übertragungen  dieser  art  selten  sein  mögen.  Sonst  sucht  man  es  im 
arab.  (Covarruvias)  oder  baskischen  (Larramendi,  Hervas,  Moraes). 

Barriga  sp,  pg.  bauch.  Nicht  wohl  von  barra,  da  kein  span.  Suf- 
fix iga  für  neue  ableitungen  in  anwendung  gekommen:  man  müßte  also 
für  diesen  einzelnen  fall  eine  atisnahme  gestaäen,  indem  man  darin  etwa 
eine  scheideform  von  barrica  tonne,  für  den  begriff  genügend,  erblickte. 
Was  hier  folgt,  nehme  man  als  anspruchslose  vermuthung.  Durfle  ein 
körpertheU  nach  einem  ihm  zukommenden  kleidungsstück  benannt  werden, 
wie  fr.  poitrine  eigentl.  brustgürtel  bedeutet,  so  konnte  der  bauch  nicht  un- 
passend gurt  heißen.  Diese  bedeutung  aber  hat  das  ahd.  baldrich,  span. 
verändert  in  baldriga  barriga,  vgl.  Rodrich,  sp.  Rodrigo;  die  mittelform 
baldriga  aber  hat  sich  fast  buchstäblich  erhalten  im  parm.  bodriga  bauch 
(o  aus  al).  In  Berry  sagt  man  bandru  für  ventru,  eine  form,  die  gleich- 
falls an  das  deutsche  wort  erinnert;  man  sehe  bandru  IL  c. 

Barrueco,  bermeco  sp.,  barroco  pg.  ungleiche  nicht  recht  runde 
perle,  pg.  auch  unebener  fels,   daher  das  fr.  adj.  baroqne  schiefrund. 


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n.b.  BARRUNTAR— BELENO.  431 

Etwaf  mit  vertauschtem  suffix^  von  Verruca  /fefo,  waree^  da  auch  sp,  ber- 
meco  leide  bedeutungen  hat  und  Flinius  das  uort  auf  eine  Unebenheit 
der  edelsteine  anwendet?  Oder  aus  dem  esgs.  bis-roca  schiefer  fds?  s, 
bis  J.  Beide  wörtery  Verruca  und  roca,  könnten  sich,  wenn  man  die  be- 
deutungen erwägty  an  dem  roman.  werte  betheiligt  haben.  Davon  trennen 
einheimische  etymologen  woM  mit  gutem  gründe  das  pg.  fem.  barroca 
unebene  steinichte  gegend,  dessen  Ursprung  sie  im  sinnverwandten  arab. 
borqah  {plur.  boraq)  Freyt.  J,  UV"  erkennen. 

Barruntar  sp.  pg.  voraussehen,  errathen,  muthmaßen,  ältsp.  bar- 
runta  Scharfblick  im  voraussehen,  barrunte  späher,  kundschafter:  barruntes 
son  llamados  aquellos  homes  que  andan  con  los  enemigos  6  saben  su 
fecho  dellos,  porque  aperciben  &  aquellos  que  los  embian  Partid.  2, 26, 
11,  Gong.  Ultram.;  im  Alex,  findet  sich  auch  die  form  barronta.  Ein 
wort  schwieriger  deutung.  Span,  etymologen  scheuen  sich  nicht,  es  von 
barrus  elephant,  als  dem  namen  des  verständigsten  thieres,  herzuleiten; 
Larramendi  weist  auf  das  bask.  barruan  ^darinnen  (innerlich)  in  beeie- 
hung  auf  die  eindringende  schärfe  des  urtheils.  Folgende  deutung  wird 
besser  begründet  erscheinen.  Barruntar  steht  durch  eine  dem  Spanier  sehr 
geläufige  einscUebung  des  n  für  barutar  (Bom.  gramm.  I,  361),  dieses 
aber  heißt  prov.  mehl  durchsieben,  woraus,  wie  in  cemere  oder  xQiveiv, 
die  figürlichen  bedd.  unterscheiden,  ausspähen,  wahrnehmen  u.  dgl.  hervor gehn 
konnten.  Über  den  Ursprung  von  barutar  s.  bluter  II.  c.  Die  neupr. 
spräche  kennt  ein  vb.  barountd  schaukeln,  sicher  dasselbe  wort,  denn  das 
sieben  gibt  eine  schaukelnde  bewegung,  vgl.  sp.  mecer  mischen,  schütteln, 
schaukeln. 

Basca  sp.,  pg.  vasca  (wie  auch  der  Spanier  ehemals'  schrieb)  ekel, 
angst,  pr.  basca  misbehagen  Ghx.  II,  266,  M.  I,  p.  217;  vb.  aitsp. 
bascar  ekei  haben.  Auch  im  bask.  vorhanden;  seine  Zergliederung  sehe 
man  bei  Larramendi.  Darf  auch  das  mit  ^.  basca  gleichbed.  chw.  ba- 
schizzi  hieher  gestellt  werden? 

Batafalua,  batafaluga  sp.  vrlt.,  mit  m  für  b  matala-hua,  -huga, 
-huva,  cot.  sard.mB.iBÜl\xgSL  eine pflanjse,  anis;  t;om  ara&/habbat-al-'halvati 
dass.,  s.  JEngdmann. 

Baya  sp.  hülse,  schote,  auch  beere;  von  baca  =  lat.  bacca,  pg.  baga. 

Bazo  sp.,  pg.  milz,  vgl.  neupr.  besde  hammelsmüe,  aüfr.  bascle. 

Becerro  sp.  pg.  kalb,  junger  stier,  heaerm  pg.  junge  kuh;  vom 
bask.  beicecorra,  dies  von  beia  k^  (vgl.  kymr.  biw)  und  cecorra  kalb,  s. 
Larramendi.   Dazu  gesellt  sich  noch  sp.  bicerra  gemse,  bizer ra  reh. 

Behetria  sp.  pg.  freie  ihren  herm  sich  selbst  wählende  Stadt;  nach 
Larramendi  vom  bask.  beret-iria  Stadt  für  sich  selbst,  Stadt  ihres  eignen 
unllens;  nach  andern  von  benefactoria,  wie  man  um  1020,  benfetria,  wie 
man  um  1129  schrieb,  s.  Covarruvias  und  Cabrera.  Diese  letzteren  müssen 
recht  haben,  da  auch  ein  gana  entsprechendes  mal-fetria  vorhanden  ist,  s. 
Berceo  Mlagr.  268. 

Belefio  sp.  bUsenkraut;  von  venenum,  it.  veleno?    Die  ähnlichkeit 


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432  n.b.   BELLEGUm-BODA. 

kann  täuschen:  für  solche  dinge  lieht  die  spräche  individuellere  heeeich- 
nungen.  Wort  oder  wured  begegnen  auchy  ohne  Zusammenhang  mit  ye- 
nenum,  auf  andern  gebieten:  ags,  belene,  belone,  belune,  russ,  belenj^ 
poln.  bielun,  böhm.  bljn,  ungr.  bel^od-fa,  ahd.  bilisä;  vollständigere  ver- 
gleichung  bei  Biefenbach^  Orig.  europ,  p.  260. 

Belleguin  sp.,  beleguim  pg,  häscher;  nach  Sousa  vom  arab.  bale- 
guin  dass.  (Qol.  321  hat  nur  bolaqtna  unheil)^  nach  Larramendi  vom 
bash  bella  nacktwache  {sp,  yela)  und  eguin  thun. 

Bei  Iota  ^.,  pg.  belota,  bolota,  boleta  eichel;  identisch  mit  arab. 
balltft  Gol.  p.  318 f  Freyt.  J,  155*,  das  dem  lat.  balanus  eichet^  castanie 
entspricht.  Auch  t^.  bal  1  o  1 1  a  gesottene  castanie  wird  hieher  zu  nehmen  sein. 

B^odo  altsp.  betrunken;  von  bibitns,  aber  in  activer  bed.  ^ einer  der 
getrunken  hat\  wie  comido  ^der  gegessen  hat\  s.  Bam.  gramm.UI^  265. 
Die  sübe  beo  aus  bib. 

Berro  sp.  brunnenkresse;  baskisch,  behauptet  Larramendiy  da  es  im 
labort.  dicdect  einen  feuchten  ort  bedeute,  die  kressen  aber  am  wasser 
wachsen.  Es  ist  vielmehr  celtischy  e.  b.  kymr.  berwr,  bret.  biler  mö  (fer- 
sdben  bedeutung;  weitere  vergleichungen  bei  Diefenbachy  Goth.  wb.  J,  330 
und  Orig.  europ.  436. 

Bisojo  sp.  schielend,  eigentl.  doppdäugig^  nach  zwei  Seiten  blickend^ 
comask.  bisoeucc  (bisöc)  von  bis-ocnlns,  s.  biais  IL  c.  Aber  sard.  bisoga 
1^  in  die  bed.  einäugig  ausgeartet  {umgekehrt  fr.  louche  von  Inscns). 

Bizco  sp.y  YGBgopg.  schielend;  zsgz.  aus  bis-ocnlns  (woher  sp.  bisojo) 
wäre  hart.  Nach Larramendi*s  ansieht  ist  es  baskisch  und  heißt  ^von zweien. 

Bizma  sp.  (f.)  pflaster  als  heümiUdy  Umschlag,  epftima  (f.)  magen- 
pflaster;  von  epithema  etwas  aufgelegtes,  it.  epittima  und  pittima,  /r. 
öpitheme.     Über  sp.  z  aus  t  s.  Rom.  gramm.  I,  365. 

Bledo  sp.,  pg.  bredo,  cot.  bred,  nach  Covarruvias  ein  küchenkraut 
ohne  geschmack,  nach  dem  wörterbuche  der  akademie  eine  ort  wilder 
brunnenkresse;  von  blttum  {ßXixov),  das  melde  oder  Spinat  heißen  soU. 
Letztere  bedeutung  hat  sp.  bledomora. 

Bobo  sp.  pg,,  sard.  bovn  einfältig;  ohne  zweifei  von  balbas,  it. 
hdlho,  pr.  balb  u.  s.  w,,  sonst  ganz  unstatthaft  von  bos  bovis  hergdeiiet, 
vgl,  wegen  des  begriffes  sp.  farfdlla  Stammler,  bask.  farfuilla  dummkopf^ 
wegen  der  form  popar  (palpare).  Auch  ein  prov.  bob  hat  sich  einge- 
funden, gleichbedeutend,  wie  man  annehmen  darf,  mit  dem  span.  werte: 
no  semblec  pecs  ni  bobs  Am.  Vid.  ed,  P.  Meyer. 

Bocear  sp.  die  lippen  bewegen  (von  pferden  beim  fressen/,  alty>. 
nebst  pg.  bocejar  gähnen,  dsgl.  mit  seltnem  sufßx  (s.  unten  tropezar)  sp. 
bocezar  und  bostezar ;  muthmaßlich  vom  sp,  buz  lippe,  s.  unten. 

Bochorno  sp.  pg.  heißer  nordwind;  von  ynltnrnns. 

Boda  sp,  pg.  cat,  hochzeit.  Es  soll  arabisch  sein,  ist  aber  gut 
lateinisch,  yota  plur.  von  yotnm:  ad  tertia  yota  migrare  zur  dritten  ehe 
schreiten  Cod.  Just.,  ad  secnnda  vota  ire  L.  Burg.  42,  1.  Eine  altsp. 
form  für  die  bed.  gelubde  ist  yota,  ü.  boto. 


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ILb.    BODE-BRISCAR.  433 

Bode  sp.  pg.  /siegenbock.  Dieses  wort  scheidet  sich  hestimmt  sowohl 
vom  it.  becco  wie  vom  fr,  bouc,  welches  Utjstere  aber  an  der  gränze  des 
Span,  gebietes  vorhanden  ist,  s.  das  frans,  wort  IL  c.  Vergleichen  läßt 
sich  etwa  comash.  bida  siege. 

Bofe  sp.  pg.  lunge;  von  bufar  blasen,  schnauben,  wofür  port.  auch 
bofar  gebraucht  wird;  vgl.  gr.  tcvcv^iov  lunge  von  nvaXv  blasen,  it.  man- 
taco  blasbalg,  lunge.  Daher  sp.  bofena,  bohena  wurst  von  schweinslunge. 

Bofö  altpg.  adverb;  ssgz,  aus  k  boa  f6  traun,  gewiß. 

Bojar  sp.  eine  insel  oder  ein  vor  gebirg  umschiffen;   mahnt  an  ndl.\ 
bogen  d.  i.  biegen,  beugen;  derselbe  gebrauch  im  lat.  flectere  Promontorium^ 

Bonina  sp.  pg.  eine  art  der  kamille.  Ein  liebliches  feldblümchen 
nennt  sie  Moraes  Silva,  und  Camoens  erblickt  darin  ein  bild  der  weiße 
und  Schönheit:  soUte  das  wort  nicht  darum  vom  sp.  baeno,  pg.  bom  (gut, 
hübsch)  abgeleitet  sein? 

Borboletap^.  Schmetterling;  von  borbolhar  wallen,  sprudeln,  in 
besiehung  auf  seinen  gaukelnden  flug.  Vielleicht  ist  diese  auffassung  nicht 
die  richtige,  aber  susammenhang  swischen  Schmetterling  und  wallender 
bewegung  verräth  auch  churw.  buUa  =  borboleta,  vb.  bugliar  =  borbol- 
har, ebenso  lothr.  boublö  name  des  insects,  ndl.  bobbeln  wallen. 

BostSiT  sp.,ho&tSi\pg.ochsenstaU.  Ein  altbeseugtes  wort:  bostar  locus 
ubl  stant  boves  Gl.  Isid.;  bostar  vel  boviale  scipen  (schoppen)  Älfric; 
bostar  locus  ubi  eomburebantur  corpora  boum  vel  statio  boum  Papias, 
welcher  Charisius  stelle  vor  äugen  hatte:  bustar  locus  ubi  concremantur 
mortuorum  corpora.  Man  vergleicht  ßovaTcaiov,  aus  dem  es  freilich 
nicht  gebildet  sein  kann. 

Botequin  sp.  Meines  boot;  vom  ndl.  bootje,  das  früher  bötktn  ge- 
heißen haben  mag,  henneg.  botequin,  bodequin. 

Breöa  sp.,  brenha  pg.  mit  gesträuch  bededcte  schlucht,  mlat.  brenna 
urk.  V.  781  s.  Ducange.  Ein  öJmliches  wort  ist  das  deutsche  brahne  ge- 
büsch  an  feld-  und  wiesenrändem  Frisch  I,  124",  susammenhang  beider 
aber  nicht  su  behaupten.  Dagegen  serlegt  Larramendi  das  entsprechende 
bask.  brena  in  be  erena  besäte  tiefe. 

Brico  sp.  Sandbank  (bei  Seckendorf);  erinnert  an  nord.  breki  im 
meer  verborgene  Jdippe. 

Brincar  sp.  pg.  hüpfen,  springen,  tansen,  spielen,  scher sen,  sbst. 
brinco  sprung,  kursweü  u.  dgl.,  plur.  brincos  Spielsachen,  Schmucksachen, 
sittemadeln,  Ohrringe.  Vielleicht  vom  dtschen  blinken  {ahd.  blinchan?) 
schimmern,  demnächst  sittem,  sappeln,  wie  lat.  micare,  coruscare  beide 
bedeutungen  haben. 

Brisa  weintrester,  ein  in  Aragon  und  Catalonien  volksübliches  wort, 
s.  das  wb.  der  Span,  akad.;  vom  gleichbedeutenden  brisa  bei  Columella, 
welcher,  ein  Spanier  von  geburt,  uns  das  alter  auch  noch  anderer  Wörter 
der  halbinsel  beseugt. 

Briscar  ^.  cot.  seide  mit  gold-  oder  silberfäden  durchweben;  etwa 
=  altfr.  broissier?  Bom.  fr.  p.  54. 

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434  IIb.  BRITAR~BUZ. 

Britar  älipg.  hrechen^  sf.  h.  as  portas,  a  lan^a,  a  tregoa,  a  verdade. 
Es  gibt  einige  angels.^  engl,  oder  nard.  Wörter,  welche  durch  den  voUcer- 
verkehr  nach  Portugal  gelangten,  ohne  Spanien  eu  erreichen.  Britar  ist 
=  ags.  brittian  verbrechen,  eerbröckeln^  mdarü.  engl,  brit,  vgl.  brittle 
jserbrechlich. 

Brozno  altsp.,  auch  brosno  Cal.  S  D.,  rauh,  barsch  (wie  bronco), 
fehlt  port.  und  catal. 

Braxa  sp.,  pg.  cot.  bruxa  nachteule,  hexe,  wie  lat.  striga;  masc 
braxo  hexenmeister.  Einem  werte  dieser  bedeutung  ist  nicht  leicht  auf 
die  spur  isu  kommen;  die  folgende  vermuthung  geht  wenigstens  mit  der 
lautlehre.  Braxa  ist  eine  nebenform  von  bmza  bürste  {tvie  oxier  neben 
ait^.  uziGT,  usier,  lat.  ostiarias)  und  so  hieß  die  eiüe  wegen  ihres  strup- 
pigen köpf  es:  umgekehrt  nennt  man  einen  menschen  mit  struppigem  haar 
schweif,  huwel  eule.  Der  name  gieng  auf  die  hexen  über,  weil  sie  in 
eulen  verwandelt  (convertidas  en  gallos,  'lechuzas'  o  cuervos  Cervantes 
nov.  10)  den  nächtlichen  teufdsschmaus  besuchen.  Nach  Bord  sagte  man 
in  der  landschaft  Foix  bruesche  eauberin,  das  sich  aber  mit  dem  span. 
Worte  nicht  einigen  läßt  und  vielleicht  mit  dem  gad.  briosag  (hexe)  ßu- 
sammenhängt.    S.  auch  Ducange  v.  broxa. 

Bnega  sp.  gränestein;  vgl.  dtsch.  buk  erhöhte  gränescheide,  buik 
Frisch  I,  16P ;  buchstäblich  naher  kymr.  bog  (m.)  ai^schweUung. 

Bnho  sp.,  pg.  bnfo  {wal.  bnhf)  eine  art  eulen,  uhu;  vom  lat.  bubo, 
aber,  in  erwägung  der  inlautenden  aspirata,  wohl  unter  einwirhmg  des 
ahd.  büf  und  hüf  gebildet. 

Buir  dltsp.  pg.  glätten,  polieren,  e.  b.  Danea  de  muertos  p.  431. 

Bnlto,  Yulto  sp.,  pg.  yulto  klumpen,  masse,  beule,  auefi  huste,  ge- 
sieht.  In  letzterer  bed.  sicher  von  Tultas  {it.  volto,  pr.  vult,  volt),  in 
ersterer  wahrscheinlich  von  volvere  volutus,  rom.  voltus  (s,  volta  I.),  also 
s.  V.  a.  Yolumen.  Dabei  ist  noch  eu  erinnern,  daß  ndl.  bnlt  mit  sp.  bulto 
in  der  bed.  geschwtdst  isusammentrifft,  beide  auch  von  Diefenbach,  Ooth. 
wb.  J,  283,  verglichen.     Wal.  bultz  klumpen. 

Bnrdo  sp.  grob  (von  Stoffen),  burdalla  grobwoUiges  schaf.  Eine 
herleitung  aus  dem  arab.  hoTi,  das  einen  dichten  woUenstoff  bedeutet,  gibt 
Engdmann  als  vermuthung. 

Bnrga  sp.  warme  heilqudle;  vom  bask.  bero-nr-ga  warm-wasser- 
stelle,  s.  Larramendi. 

Bnz  sp.  pg.  handkuß  (bei  Covarruvias  und  S.  Rosa),  auch  altval. 
buz  JFebr.  31,  pr.  bus  GO,,  in  der  bed.  lippe  weil,  bnz?  ut^  selbst  sp. 
buz.  Ein  weitverbreitdes  wort,  auch  at^  deutschem  gdÄet  (Schmdler  /, 
211),  auf  cdtischem  (Diefenbachs  Goth.  wb.  I,  286)  und  arabischem  (Goh 
348)  heimisch.  Daher  das  span.  adverb  de  baces  mü  dem  gesicht  auf 
dem  boden  {it.  boccone),  auch  de  bruces,  Ideteres  von  Larramendi  aus 
dem  bask.  hurüs  !mit  dem  köpfe  h^rgdeitd;  vielleicht  auch  bocel  rand 
der  gefäße  {wie  lat.  labmm)  und  bocera  rest  von  speisen  an  den  tippen, 
auf  welche  aber  auch  bacca  ansprüche  macht. 


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n.b.    CABAL-CALENTAR.  435 


C. 


Cabal  sp.  pg.  pr.  hauptsächlich;  von  cabo,  lai.  caput 

Cabe  sp.,  alt  cabo,  dsgl.  altpg.  cabe,  cabo  SIios.y  präposUion  für 
lat.jtixta;  eigentl.  &  cabo,  aUfr.  k  chief  am  ende,  an  der  kante^  daher 
shst.  cabe  das  anstoßen]  vgl  de  capo  de  illa  Serna,  ad  caput  de  illa 
Serna  Yep.  L  app.  n.  8.  Ein  nUat.  cape  in  cape  me  stans  hält  SchmeUer, 
Lot.  gedichte  des  10.  11,  jh.  p.  230,  für  identisch  mit  dem  span,  worte. 
Daher  das  dtsp.  vb.  cabear  anpctösen  Alx. 

Cache  sp.  kleines  stück,  vb.  cachar  eer stücken;  vom  nüat.  capulare 
cap^lare  abhauen?  und  ebenso  cacha  messerstiel  von  capolus  cap'lus? 
vgl.  ancho  von  amplus. 

Cachotro  sp.  das  junge  des  hundes  und  andrer  säugethiere;  nach 
Covarruvias  von  catalas  cat'lns,  daJier  denn  auch  cachoDda  für  lat. 
catuliens.  Baskisch  chakhurra  heißt  hund,  bei  Salaberry  kleiner  hund^ 
chakh  konnte  der  Spanier  umstellen  in  cach :  ist  nun  das  wort  ein  achtes 
baskisches^  so  konnte  cachorra,  dessen  suffix  baskisch  ist,  allerdings  seine 
quelle  darin  haben. 

Gaco  pg.  scherbe;  könnte  durch  ausfall  des  b  aus  cdcabus,  wie 
etwa  Jago  aus  Jdcobns,  entstanden  sein;  daher  auch  unser  kachel  irdenes 
geschirr. 

Gadera  sp.  cot.,  cadeira^^.  hüfte;  von  cathedra  sitjg  {fr.  chaire), 
eigenÜ.  der  theü,  auf  weichem  der  obere  körper  ruht.  Daher  sp.  caderillas 
(plur.)  kleiner  reifrock. 

Gadimo  pg.  listig,  ausgelernt  (im  Übeln  sinne);  wird  auf  arab. 
kadim  aU  (gealtert  in  einer  kunst,  einem  geschäft)  mrückgeführt.  Das 
port.  wort  hieß  ursprüngl.  geschickt,  betriebsam^  dsgl.  öffentlich,  s.  S.  Rosa. 
Prov.  caYm,  welches  Mahn,  Etym.  unters,  p.  39,  nachweist,  ist  dasselbe 
wort,  s.  Erit.  anhang  p.  23.  • 

Cdfila  sp,  pg.  unordentlicher  häufe  von  personen  oder  Sachen;  vom 
arab.  qafilah  trupp  reisender  Gol  1948. 

Cafre  sp.  pg.  roh,  grausam;  vom  arab.  käfir  ungläubig,  ruchlos, 
undankbar  Freyt.  IV,  47^.  Jaume  Febrer  braucht  es  wohl  noch  in  der 
ersten  bedeutung:  ques  yengä  molt  be  de  tots  aqnells  cafres  er  rächte 
sich  sehr  an  äUen  jenen  ungläubigen,  str.  125.  Daher  fr.  cafard  schein- 
heilig. 

Galambre  sp.,  cambra^^.  krampf;  vgl.  ahd.  chlampheren  klammem, 
gusammenhaUen.  Dahin  auch  dauph.  ei-calambrä  (=  escalambrd)  die 
beine  auseinanderstrecken,  das  gegentheU  von  klampheren. 

Galafia  sp.  muster,  eigenschaft;  wohl  von  qualis. 

Galavera  sp.,  GB^ehsL  pg.  todtenkopf;  von  calvaria. 

Calentar  sp.  erwärmen,  participicdverbum  von  calere  calens;  ssgs. 
aUsp.  escalentar,  pg.  esquentar,  auch  pg.  acaentar,  aquentar.  Altsp. 
calecer,  esgs.  escalecer,  dsgl.  pg.  aquecer,  von  calescere. 


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436  II.b.  CALHA-CARCAVA. 

Calha,  quelha  pg.  rinne,  canal;  mtähmaßUch  von  canalicula  mit 
ausfdll  des  n  und  ersten  1  caflha,  mit  zurückgezogenem  accent  calha,  vgl. 
letzteren  fall  in  funcho  von  foenfcnlnm. 

Calina  sp.  pr.  hitze  mit  dunst;  von  caligo? 

Gama  sp.pg,  hett,  lager  z.  b.  der  thiere,  streu^  schichte  {letztere  bed, 
hat  auch  das  engl.  bed).  Ein  altes  wort,  schon  bei  Isidorus:  in  camis  L 
e.  in  stratis  19,  22,  29;  cama  est  brevis  et  circa  terram,  Graeci  enim 
Xaiiicd  breve  dicant  20,  11,  2.  Sofern  die  grundbedeutung  streu  zu  sein 
scheint,  darf  man  diese  herleitung  aus  x«/"«/  =  lat.  humi  genehmigen, 
die  auch  durch  das  vb.  acamar  ^ auf  die  erde  ausstrecken  unterstützt  wird: 
solch  ein  niedriges  bett  oder  lager  nennt  der  Grieche  mit  einem  compos. 
Xccfievvrj  d.  i.  xa/zai-fivyjj. 

Cama  sp.  (nur  im  plur.  gebraucht)  Stange  am  gebiß  des  pferdes^ 
vgl.  camns  maulkorb  der  pferde,  im  kirchenlatein,  gr.  ^T]/d6gy  ahd.  chamo. 

Gambron  sp.,  pg.  cambräo  (nur  im' plur.  cambroes)  wegedom, 
rJiamnus,  überh.  domstrauch;  nach  einigen  von  camurus  gekrümmt  (camu- 
ris  sub  comibus  bei  Virgil). 

G  amote  americanische  batate;  vom  mexicanischen  camotli,  s.  Cabrera. 

Ganasto,  canasta  sp.  neupr.  korb,  sp.  auch  canastro,  daher  fr. 
canastre;  aus  canistrum,  it.  canestro. 

Gandado  sp.  Vorhängeschloß,  altsp.  cadenado;  von  catenatam  etwas 
angekettetes;  schon  bei  Isidor  in  diesem  sinne,  bemerkt  Cabrera.  Gadnado 
ward  also  in  candado  umgestellt,  volksmäßig  calnado  (nach  Covarr.); 
minder  getreu  ist  das  alte  caüado.  Vgl.  wegen  der  bedeutung  auch  it. 
catenaccio,  fr.  cadenas.     Verb,  altsp.  candar  verschließen. 

Gangilon  sp.,  cangirao  pg.  ein  maß  für  flüssigkeiten  u.  dgh;  von 
congius  (Covarruvias). 

Ga  nhoi^flr.  link,  canhoto  links  d.  h.  die  linke  statt  der  rechten  brauchend, 
sbst.  krummes  holz;  von  cam  krumm  (s.  gamba  I.),  gleichsam  cameus? 

Ganaherla  sp.,  cat.  c^njafers^^eine  pflanze,  gertenhraut;  zsgs.  aus 
canna  und  ferola.  Die  span.  nebenform  canaheja  erklärt  sich  etwa  aus 
canna-fericnla. 

Garabe  sp.  pg.,  woher  auch  fr.  carab^^  bemstein,  agtstein;  vom 
pers.  kährabä  d.  i.  strohräuber,  wegen  seiner  dectrischen  eigenschaß,  s. 
Rösler,  Roman,  farbenbezeichnungen  p.  13.  Dieselbe  bedeutung  erfüllt  in 
den  roman.  sprachen  auch  das  gleichfalls  orientalische  wort  ambra, 
welches  eigentlich  eine  andre,  wachsartige  Substanz  bezeichnet,  fr.  ambre 
gris,  sp.  ambar  gris  grauer  ambra,  s.  ambra  I. 

Gär  Cava  sp.  festungsgraben,  leichen-  und  aasgrube,  pg.  nur  in 
erster  bed.,  carcavar  pg.  ausgraben,  aushöhlen,  sp.  mit  einem  graben  um- 
geben. Schwerlich  zsgs.  aus  caro  und  cava  fleischgrube,  wie  Covarruvias 
will,  da  alsdann  der  zweiten  silbe  der  ton  zukommen  müßte:  es  kann 
entstellt  sein  aus  cöncava,  woraus  zuerst  corcava  (vgl.  unten  corcovar), 
sodann  carcava  ward.  Das  masc.  sp.  cärcavo  bedeutet  die  hoUung  des 
bauches  an  einem  thiere. 


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IIb.   CARCOMER-CAUDAL.  437 

Carcomer  sp.  pg.  anfressen  (vom  hohwurm),  carcoma  wurmfraßy 
hoUwurm;  zsgs.  aus  caro  fleisch^  innerer  theü  des  baumes,  und  comedere. 
So  schon  Covarruvias. 

Cärdeno  sp.,  c&iAeo  pg.  blätdich^  bleifarbig . 

Carnero  sp.y  caraeiro  pg.  hammd,  ntlat.  vaccas  et  caraeros  et 
porcos  Yep.  iZ7,  n.  32  (aer.  1087);  nach  Covarruvias  von  carae,  weil 
das  (hier  die  vornehmste  fleischspeise  gebe  (so  stammt  auch  hoedos  nach 
Isidorus  von  edere  essen).  Leitet  man  es  von  erena  (fr.  cran)  einschnitt, 
carnero  das  eingeschnittene  thier  {vgl.  die  versämng  im  cdtfr.  crenel  und 
camel),  so  ist  dies  für  die  bedetUung  bezeichnender;  auch  unser  hammel 
heißt  verstümmelt.  Hieher  mag  wohl  auch  carnicol  gespaltene  (einge- 
schnittene) klaue  gehören. 

Carrasca  sp.  cot.,  sp.  pg.  carrasco  Steineiche,  immergrüne  eiche, 
nach  Covarruvias  s.  v.  a.  co8»cojo.  Wenn  es  nicht  nd>st  dem  si0onymen 
caryallo  ein  alteinheimisches  wort  ist,  so  darf  man  lat.  cerras  als  etymon 
heranziehen:  sp.  ca  aus  lat.  ce  ist  zwar  nicht  ohne  bedenken,  aber  es  gibt 
einige  falle,  worin  e  -et«  a  ward,  ohne  dem  vorhergehenden  kehllaute  die 
neue  ausspräche  aufzudrängen:  lagarto,  ursprüngl.  lacarto,  statt  lazarto, 
regalar  statt  rejalar,  so  vielleicht  auch  carrasca  statt  cerrasca. 

Carrizo  sp.  Schwertlilie,  pg.  carri^o  schuf;  von  carex,  it.  cärice. 

Ca  sc  ab  el,  cascabillo  sp.,  pg.  pr.  cflÄcavel,  dawpÄ.  carcavel  schelle, 
glöckchen.  Larramendi  übersetzt  cascabel  mit  lat.  scabellum  und  man  könnte 
es  in  der  that  darauf  gründen,  wäre  die  beschaffenheit  dieses  musicalischen 
instrumentes  nicht  zu  ungewiß.  Eben  so  wenig  würde  sich  eine  Zusammen- 
setzung mit  dem  deutschen  bei  (s.  b61ier  IL  c)  behaupten  lassen. 

Cascar  «p.  zerbrechen,  pg.  zerschlagen,  sard.  cascai  zerdrücken, 
mishanddn.  Der  Spanier  liebt  das  verbcdsufßx  ic-are  und  so  erweiterte 
er  lat.  quassare  in  quassicare  cascar.  Hieraus,  so  scheint  es,  die  sub- 
stantiva  casco  etwas  zerbrochenes,  scherbe,  auch%chädel,  casca  und  c4s- 
cara  hiüse,  rinde,  schale,  cascajo  steinabfälle,  kies.  Casco,  in  der  bed. 
Pickelhaube,  woher  it.  casco,  fr.  casqne,  leite  man  nicht  aus  cassis,  da 
das  Suffix  ic  fast  nur  feminina  gibt,  s.  oca  I. 

Casimiro  sp.  ein  feiner  wollener  stoff,  pg.  casimira  (Constancio, 
fehlt  Moraes  1.  2.  ausg.);  genannt  nach  dem  la/nde  Kaschmir,  entweder 
weil  er  ursprünglich  von  da  bezogen  ward  oder  wegen  einer  ähnlichkeit 
im  gewebe  mit  den  berühmten  shawls  von  Kaschmir. 

Caspa  sp.  pg.  schorf,  der  sich  auf  wunden  u.  dgl.  ansetzt;  unbe- 
kannter herkunft. 

Casta  sp.  pg.  race;  buchstäbl.  etwas  unvermischtes,  von  castus  rein, 
vollkommen. 

Cataraiia  sp.  ein  wasservogd,  sturzmöwe;  entstellt  aus  cataractes 
ein  vogel,  der  sich  schnell  herabstürzt. 

Caudal  sp.  pg.,  awcA  j?r.  cabdal,  oZ^r.  chaudel  vorzüglich,  als  sbst. 
vermögen,  Überfluß;  von  capitalis.  Daher  auch  caudaloso  überreich,  ein 
beliebtes  beiwort  großer  ströme. 


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438    .  n.b.   CAYADO-CERRO. 

Cayado  sp^  cajado  pg.,  gajato  cat.  hirtenstabj  krückenstock.  Ist 
es  nicht  augenscheinlich  erweitert  aus  dem  gleichbed.  gr.  x^^^S? 

Cayo  sp.  dohle]  vgl.  ahd.  kaha  krähe,  ndl.  kauw. 

Cebada  sp.,  cevadajp^r.  gerste,  cat.  pr.  civada  hafer;  von  cibare, 
sp.  cebar  füttern.    So  auch  sp.  cibera  getreide,  von  cibaria  (plur.). 

Ceifar^)^.  ernten;  woher? 

Cejar  sp.  (eigentl.  cexar,  wie  die  Alten  sehrieben)  eurückgehn^ 
zurückweichen;  von  cessare,'  dem  im  Uai.  die  verwandte  bed.  entweichen 
jgusteht. 

Celdsk  sp.  eeUe,  alt  cella;  vom  lat.  cella,  daher  auch  sp.  cilla  ge- 
treidekeller,  wie  von  cellariam  sp.  cillero,  pg.  cilleiro. 

Cencerro  schelle;  bask.  cincerria,  cinzarria. 

Cenefa,  zanefa,  vrU.  azanefa  sp.,  pg.  sanefei  borte  ^oder  kränz  an 
vorhängen  u.  dgl.;  vom  arab.  a^-Qaneiah  rand  oder  säum  des  kleides 
Freytag  U,  62  7\ 

Ceniza  sp.  asche,  cenizo,  ceniciento,  cenizoso  aschgrau,  cenicero 
aschengrube.  Es  scheint,  als  habe  man  in  diesen  Wörtern  ein,  nicht  einer 
als  thema  des  lat.  einis  angenommen  und  hieraus  das  adj.  eenizo  =  ei- 
nericius  (bei  Varro),  demnächst  das  subst.  eeniza  geschaffen.  Die  port. 
formen  sind  einza  (mit  zurückgezogenem  accent,  wie  hier  ößer),  einzento, 
einzeiro.  Die  wci.  spräche  hat  etwas  analoges,  bestätigendes,  indem  sie 
einis  durch  eenus^,  d.  h.  gleichfalls  durch  ein  attö  ein  abgeleitetes  wort, 
ausdrückt.  Das  prov.  neben  eendre  vorkommende  eenes  aber  muffte  eine 
nominativform  sein. 

Cenogil  sp.  (m.)  Strumpfband;  vom  $^.  ginoeehiello  stiefelmanchette, 
knieband  (mit  Covarruvias). 

Genteno  sp.,  eenteio,  senteio.  pg.  eine  getreideart,  roggen;  von 
centenus,  weil  er  hundertfältige  frucht  bringen  soll,  s.  Covarruvias. 

Genzaya  sp.  kinderwärterin;  vom  bask.  seinzaya,  dies  von  seiäa 
kind,  und  zaya  wache,  s.  Larramendi. 

Cepillo  sp.,  cepilho  pg.  höbet,  bürste;  von  eepo  sp.  Motz,  lat.  eippus. 

Gerdo  sp.  pg.  schwein;  nach  Larramendi  vom  bask.  eherria  dass., 
läßt  sich  iibrigens  grammatisch  uniaddhaft  aus  sordidns  (suerdo  serdo, 
vgl.  unten  firente)  erklären.  Daneben  steht  ein  fem.  eerda  häufe  Schweins- 
borsten oder  auch  pferdehaare,  unmöglich  von  seta  oder  setigera,  also 
wohl  aus  eerdOy  indem  man  anfangs  eine  schweinshaut  so  benannte,  später 
aber  den  ausdruck  auf  die  borsten  beschränkte? 

Gernada  sp..  laugenasche;  =  cinerata,  cat.  eendrada,  von  einis. 

Gerqninho  pg.  in  earvalho  eerquinho  Steineiche  (s.  Moraes);  um- 
gestellt aus  quercinho  =  it.  quercino. 

Gerrion  sp.  eiszapf en;  nicht  mit  Covarruvias  von  eirrus,  noch  mit 
Larramendi  vom  bask.  ehirria,  das  selbst  fremd  ist,  sondern  mit  Oabrera 
von  dem  ganz  entsprechenden  lat.  stiria,  worin  st  durch  9,  wie  sonst  ge- 
wöhnlich durch  z  (mozo  von  mustns  u.  dgl.),  vertreten  wird. 

Gerro  sp.pg ,  pr.  ser  anhöhe,  dsgl.  nacken  oder  rückgrat  der  thiere; 


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ILb.    CETRERO-CHAZA.  439 

nach  Larramendi  vom  gleichbed.  bask,  cerra,  welches  freilich  nach  Hum- 
boldt, Urbewohner  Eisp.  p.  52,  auch  aus  dem  span.  entnommen  sein 
könnte;  nach  Covarruvias,  da  es  auch  flachsbüschel  heißt,  vom  lat  cirrus 
haarbüschel  auf  dem  köpfe  der  vögel,  wozu  man  die  berührung  der  begriffe 
büschd  und  gipfd  (anhohe)  in  top  ags,  und  engl,  anführen  darf. 

Cetrero  sp.  falkeiyäger;  gleichsam  accipitrarius,  vgl.  accertello  IL  a. 

Chabasca  sp.  reis,  gerte;  sicher  von  gIsly^l  pfropfreis,  daher  wohl 
auch  chaborra  junges  mädchen,  eigentl.  s,  v.  a.  Schößling,  ^f>rößling, 
vermöge  einer  bekannten  metapher  (gr.  egvog,  xogog,  fi6a%oq,  o^og  sproß, 
abkömmling). 

Ghdchara  sp.  geschwätz,  geklatsch;  naturausdrmkj  sard.  ciäcoiara, 
U.  chiäcchiera. 

Ghacon»  ein  spanischer  nationcUtana;  vom  bask.  chocuna  niedlich, 
artig  (Larramendi). 

Ghamarasca  sp.  reisbündei;  vom  bask.  chamar-asco  'viel  Meines^ 
s.  Larramendi. 

Ghamberga  sp.  weiter  Überrock;  nach  dem  marschall  von  Schoniberg 
benannt,  der  diese  kleidung  nach  Spanien  brachte  (Seckendorf). 

GliSimorr 0  sp.  pg.  kcM  geschoren,  chamorra  kahlkopf;  muthmaß- 
lieh  von  calvus,  umgestellt  clavus,  und  sp.  morra  schädel,  das  adjectiv 
aus  dem  Substantiv. 

Chamuscar  sp.  pg.  versengen;  von  flamma,  pg.  ohama  (Covarru- 
vias).    JJtsp.  xamnscar. 

Ghanela,  chinela  sp.  pantoffd;  =  it.  pianella,  von  planus  d>en, 
platt,  ohne  dbsate. 

Chapa  5p.  p^r.  platte,  lederstreif  auf  den  nahten  u.  dgl.,  chapin, 
chapim  pantoffel,  vgl.  norm,  aller  k  chapin  leise  auftreten;  vb.  chapir 
plattieren;  vom  fr.  chape  mantd  (etwas  deckendes),  mit  chapa  snAsammen- 
treffend  in  der  bed.  platter  theü  der  schnalle,  womit  man  sie  arüieftet. 

Ghaparra,  chaparro  sp.  Steineiche;  nach  Larramendi  vom  bask, 
achaparra  kraile,  womit  sich  allerdings  die  kurzen  ßweige  dieses  baumes 
vergleichen  lassen. 

Ghapazar,  zapuzar,  zampnzar  sp.  untertauchen,  vgl.  cat.  pr.  ca- 
bussar,  pr.  accabastar;  das  port.  wort  ist  chafundar.  Woher  aber  diese 
büdungen? 

G  bar  CO  sp.pg.pfiitee;  vom  bask.  charcoa  schlecht,  verächtlich  (Lar- 
ramendi).   Zu  erinnern  ist  auch  an  bask.  charcea  besuddn,   bei  Lecluse. 

Gharro  sp.  pg.  bauemlümmd;  aus  dem  baskischen,  wo  es  schlecht, 
gering  bedeutet  (Larramendi). 

Ghasco  sp.  ende  der  peitschenschnur,  womit  man  klatscht,  dsgl. 
passen,  streich,  sard.  ciascu;  vidleicht  nur  ein  schallwort,  buchstäblich 
mit  unserm  klatsche  zusammentreffend;  nach  Larramendi  vom  bask.  che- 
-ascö  sehr  dünn. 

Ghaza  sp.  jagd  im  baUspiel,  chazar  den  ball  zurücktreiben;  vom 
fr.  chas^e,  chasser. 


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440  n.b.   CHILLAR-CIGUENA. 

Ghillar  sp.  pfeifen,  knistern;  Icann  von  sifBare  kommen  wie  soUar 
von  sufflare.     Vgh  auch  cigolare  IL  a. 

Chine  he  sp.  pg.  warne;  von  cimex,  it.  cimice. 

Chirivia  «p.,  pg.  cherivia  und  alquirivia,  auch  fr,  chervis,  chi- 
roui  (m,)  euckerwured,  vom  arab.  karfyija  dass.  (Doey).  Gewöhnlich  vom 
lat,  siser  hergeleitet. 

Chisme  sp.,  jcisme  cot.  klatscherei  um  jsunäracht  zu  erregen;  ent- 
stellt aus  Schisma?  lat,  seh  wird  nicht  regelrecht  jsu  sp.  eh.  Oder  vom 
gr.  oiaf,i6g  gezische? 

Chispa  sp.  pg,  funke,  regentröpfchenj  kleiner  diamant;  unbekannter 
herkunft. 

Choeho  pg,,  unreif  matt,  entnervt ,  span.  kindischer  greis,  fasei- 
hans;  wahrscheinlich  von  snctas  für  exsaetas  ausgesogen,  saßlos,  vgl.  it, 
seioeeo  II.  a, 

C  holla  sp,  Schädel,  dsgl.  verstand,  fähigkeit. 

Choreha,  chocha  sp.  Schnepfe, 

Chorlo  sp.  eine  eisenhaltige  steinart;  vom  dtschen  sehörl. 

Chorro  sp,^  pg,  chorro  und  jorro  sprudel  einer  flüssigkeii;  von 
susurrus  ?    Nach  Larramendi  vom  bßsk,  zorrotz  geschafft,  gespitzt. 

Ghoza  sp.,  ehoQa  pg,  hütte,  schäferhütte ;  paßt  buchstäblich  zu 
plutea  für  pluteum  schtdzdach.  Wie  genau  aber  auch  die  buchstaben  zu- 
treffen, so  ist  doch,  um  des  Sinnes  unllen,  die  herleitung  am  dem  arab. 
ehoQ9  vorzttziehn,  s,  Dozy, 

Ghozno  sp.  ururenkd;  woher? 

Chueha  sp.  nachteule;  von  ihrem  geschrei  so  genannt,  sagt  Covar- 
ruvias  —  wenn  das  wort  nicht  vielmehr  eine  anspidung  auf  das  saugen 
an  kindetn  enthält,  das  der  Volksglaube  einer  art  dieser  thiere  schuld  gibt, 
pg.  ehuehar  saugen,  piem.  eiueö  dctss. 

Chulo  sp.  pg.  spaßhaft;  vgl.  it.  znrlare  schäkern. 

C  h  u  m  a  z  0  ^flr.  kopfküssen ;  von  pluma,  auch  it.  piumaeeio  und  pimaecio. 

Chus  altsp.  adverb  der  vergleichung ;  von  plus,  z.  b.  chus  sorrenda 
Bc.  Mill.  370,  vgl,  'mas'  sorienda  Bc.  S.  Or,  93  (und  doch  deutet  es 
Sanchez  aus  ehnsma,  Cäbrera  gar  aus  plebs),  dsgl.  altpg,  ehns  und  ehos 
SRos.,  chus  pouco  Trov,  num.  156,  3,  s.  Fort,  kunst-  u.  hofp.  123. 

Chuzo  sp,  pg,  pfeil,  Wurfspieß.  Cabrera  meint  von  teutonus  bei 
Isidor,  was  nichts  für  sich  hat,  Lat.  pilum  aber  konnte  durch  ableitung 
piluzo,  durch  syncope  pluzo  chuzo  geben. 

Ciar  sp.  pg.  rückwärtsgehen,  rückwärts  rudern.  Diesdbe bedeutung 
hat  auch  sp.  cejar  (s,  oben),  aber  ciar  muß  andrer  herkunft  sein, 

Cierna  sp.  die  blüthe  oder  das  beste  eines  dinges,  pg.  cerne  das 
beste  oder  härteste  im  holze,  vgl.  it.  cerna  auswahl,  ausschuß ;  von  cernere 
sieben,  sichten,  sp.  cerner  auch  mit  der  bed.  blühen. 

Cigtiena  sp.,  cegonhü.  pg.  pumpenstock;  von  ciconia:  hoc  instru- 
mentum  (telon  stange  zum  wasserschöpfen)  'Hispani'  eiconiam  voeant, 
sagt  Isidorus. 


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ILb.   CIMBRAR-CORAZON.  441 

Gimbrar  sp,  eine  gerte  schwingen  (eigentt.  biegen^  cimbreiio  bieg- 
sam, geschmeidig;  mich  Larramendi  vom  hask.  cimela  biegsam. 

Giruela  ^j>.  pflaume;  von  cereola,  bei  Virgil  prunnm  cereum  wachs- 
farbige  pflaume. 

Gobija  sp.  deöke,  cobijar  bedecken,  zudecken;  von  coopercnlum 
{%t,  coperchio,  fr,  couvercle)  mit  demselben  euphonischen  ausfalle  des  r 
vor  j  wie  in  sobejo  von  superculus. 

(jO<i2ir  pg,  jucken,  kiteä/n;  etwa  von  coquere  brennen,  beunruhigen, 
pari,  coctus,  daher  coctiare.  Weiler  daraus  abgeleitet  sp.  coscar  s.v.a. 
pg.  coQar,  sbst.  cosquillas? 

Gödeso  sp.  eine  pflanze;  von  cytisus.  ^ 

Gogollo  sp.  herz  des  kahles;  von  caaliculus  (culuculus),  sofern  man 
Umstellung  aus  cologlo  annehmen  darf. 

Gogujadasp.,  ccU.  coguUada  haubenlerche;  von  cucullus  haube, 
üai.  cappellnta  genannt.  Daher  auch  cogujon  ecke  eines  küssens,  weil 
sie  haubenartig  ist. 

GoUazo  sp.  müehbruder;  von  collacteus  für  coUactanens. 

Golmena  sp.,  colmea  pg.  bienenkorb.  Spanische  etymologen  con- 
struieren  dies  wort^  oder  eigentl,  coknenar,  pg.  colmeal  bienenhaus,  atis 
arab.  kuar  men  na'hal  bienenkörbe  von  bienen.  Einfach  deutet  es  Mahn 
aus  dem  celtischen:  bret.  k616en-w6nan  heißt  korb  der  bienen;  man  sehe 
seine  auseinandersetzung  p.  64. 

Golmillo  sp.,  coknilho  pg.  hauzahn;  von  colamella,  dens  colu- 
mellaris.  Schon  Isidorus  kennt  die  span.  form:  hos  (dentes  caninos) 
vnlgus  colomellos  vocant. 

Golödra  sp.  melkkübd,  weinkrug,  wasserkrug;  von  ungewisser  her- 
hmft,  vielleicht  zsgs.  mit  uter  schlauch  (doch  nicht  caul-uter  stalhschiauch?) 
Daher  colodrillo  hinterkopf,  von  der  kübelartigen  gestcdt  wie  testa  L 

Gomadreja  sp.  wiesei;  eigentl.  kleine  gevatterin,  commatercula, 
als  schmeichdwort,  s.  Ferrari  s.  v.  bellora  und  Grimms  Beinhart, p.  CCXXIV. 

Gomer  sp.  pg.  essen;  von  comedere.  Ein  veraltetes  occit.  comer 
verzeichnet  Honnorat. 

Gondesa  altsp.  häufe  menschen,  condesar  aufhäufen,  aufbewahren; 
von  condensus  dicht  beisammen,  im  ital.  angefüllt  (di  dolorosa  nebbia 
il  cor  condenso  Petr.),  s.  Sanchez  de  las  Brozas  anm.  zu  J.  de  Mena. 
Dahin  auch  condensa  vorrathskammer,  denn  in  dem  hier  beibehaltenen, 
dort  ausgestoßenen  n  vor  s  liegt  kein  Widerspruch,  vgl.  sp.  defesa  defensa. 
Qayangos  verweist  auf  aroJ/ coddasa  s.  v.  a.  condesar,  was  nicht  noth 
thut,  da  das  lateinische  element  ausreicht. 

Gonhecer  pg.  erkennen ;  von  cognoscere. 

Gontir  altsp.  sich  ereignen  Alx.,  cuntir  PC,  bei  den  Alten  auch 
acuntir,  nebst  der  inchoativform  contescer,  neusp.  pg.  acontecer;  durch 
starke  syncope  von  contingere. 

Gorazon  sp.,  cora^äo  pg.  herz.  Dem  lat.  cor  entspricht  nur  das 
altsp.  euer  (ue  aus  ö):  vielleicht  um  jede  Verwechslung  mit  cuero  =  lat. 


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442  Il.b.   CORCHO-COTOVIA. 

coriam  eu  beseitigen,  führte  man  das  derivatum  cor-az-on  ein,  dem  "kein 
it,  coraccione  oder  fr.  coara^on  /sur  seite  geht. 

Gorcho  sp.  Jcorkhohy  corcha  grfäß  van  kork,  corche  sandale;  von 
cortex,  toie  pancho  von  pantex,  d.  h.  c  in  ch  vergröbert. 

Corcovar  sp.  pg.  krümmen,  cotqöys^  höcker,  buckel  (port.  sogar 
al-corcovar,  al-corcovo);  von  con-cunrare;  bei  Berceo  Sil.  540  concovar 
verdrehen,  vgl.  sp.  cor-cusir  für  concusir.  Merkwürdig  ist  pg.  cor  cos 
=  corcovado. 

Corde ro  sp.,  cordeiro  pg.,  corder  cat.  lamm;  vom  lat.  agnus  chor- 
dns  spät  geborenes  lamm,  bei  Varro  und  Plinius.  So  schon  Aldrete  u.  a. 

Coriscar  p^.  blitzen,  corisco  blitz ;  lassen  sich  nur  von  comscare 
herleiten,  wenn  auch  i  für  u  gegen  alle  reget  ist.  In  der  steil,  mundart 
findet  sich  surmsca  s.  v.  a.  pg.  corisco. 

Corma  sp.  fußklotz;  erinnert  an  gr.  xoQfiog  klotz. 

Corro  sp.  kreiß  von  personen,  kreißtanz,  pg.  circus  für  stier gef eckte, 
auch  kreiß  von  zuschauem;  scheint  nicht  das  lat.  carrus,  sondern  ein 
neues  product  aus  dem  vb.  currere,  vgl.  sp.  correr  toros  ein  stiergefeeht 
halten.  Abgd.  sp.  pg.  cat  corral  Schauspielhaus,  Schauplatz,  gehege,  hof. 

GorzOy  corza  sp.  pg.  reh;-  etwa  umgestellt  aus  gr.  ^6q^  ^ogxog, 
nebenform  von  dog^  dogicog  reh  oder  gazelle?  Auch  der  span.  name  eines 
andern  säugethieres,  gazapo,  ist  ja  attö  dem  griechischen.  Doch  ist  zu 
erwägen:  lat.  caprea  konnte  sich  in  caurea  corea,  mit  consonantiertem  e 
(vgl.  granea  granja)  in  corja,  mit  schärfung  des  j  zu  z  (s.  oben  arcilla) 
in  corza  verwandeln. 

Coscojo  sp.,  cat.  coscoll  Scharlachbeere  an  der  stecheiche,  lat.  cus- 
cnlium  bei  Plinius  H.  N.  16,  8  (16,  12).  Der  bäum  selbst  heißt  span. 
coscoja,  cat.  coscolla,  bask.  coscoUa,  cnsculla.  Man  hält  das  wart  für 
ein  altes  hispanisches. 

Cosecha^.  ernte;  wahrscheinlich  gebildet  attö  consecare  consectus. 
Dafür  altsp.  cogecha  =  pg.  colheita,  lat.  coUecta. 

Coso  sp.  kampfplatz;  für  corso  von  cnrsus,  it.  corso.  Daher  altsp. 
coser  schlachtroß  =  it.  corsiere,  vb.  nsp.  acosar  verfolgen. 

Costra  sp.  rinde;  durch  Umstellung  aus  crasta. 

Cote  pg.  in  a  cote,  de  cote,  adverb,  täglich,  z.  b.  vestido  de  cote 
ein  Meid,  das  man  täglich  trägt;  wird  von  qnotidie  hergeleitet.  Desselben 
Ursprunges  ist  auch  cotfo  alltäglich,  gemein,  ^p.  dia  de  catfo  Werktag. 

Coto  sp.  einhegung,  gränzstein,  pg.  couto  asyl,  freistätte,  vb.  sp. 
acotar,  pg.  acoutar  einzäunen,  schätzen.  Es  ist  vom  lat.  cautum  Verord- 
nung, in  welcher  bedeutung  es  noch  Berceo  kennt,  z.  b.  Loor  37  un  coto 
malo  puso  (Herodes)  gab  eine  schlimme  Verordnung;  demnächst  heißt  es 
festsetzung,  gränze,  ndat.  infra  cantos,  infra  cautum,  lapis  cauti,  s.  Du- 
cange.     Urkunden  des  9.  jh.  gewähren  schon  die  form  coto. 

CotoYisLpg.  ein  vogel,  lerche^  für  alle  arten  derselben  gebraucht.  Es 
ist  ungewiß,  woher  dem  Portugiesen,  welcher  alauda  nicht  kennte  dieses 
wort  gekommen  oder  aus  welchen   mittein   er  es  sich  geschaffen.    Der 


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n.b.   COZ-CUKTIR.  443 

Spanier  spricht  dafür  totovla^  versteht  aber  nur  darunter  die  haubenlerche; 
auch  wird  ein  mdartl,  ital.  tottovilla  bemerkt.  Gewöhnlich  vergleicht  man 
fr.  cochevis,  aber  auch  die  gleichfalls  mundartl.  ausdrücke  coutelou,  co- 
trelus,  coutriaux  sind  eu  erwägen;  man  sehe  bei  Nemnich.  —  [Mahn  p. 
25  hält  cotovia  cd,  für  celtisch,  bret.  kodioch.] 

Goz  sp.  (f.)  fußtritt,  cocear  treten;  von  calx  ferse,  it,  calcio. 

Crena,  querena  pg^  kiel  des  Schiffes;  von  carina,  it.  sp.  carena, 
fr.  oaröne. 

Crencha  sp.  pg.,  cat.  clenxa  scheitel  im  haar;  von  crinicnlns 
nach  Cabrera.  Vielleicht  aber  wohl  mit  crena  (einschnitt)  eusammen- 
hängend,  crenicula? 

Griado  sp.  pg.  diener  {weniger  üblich  it.  creato);  von  criar  er- 
nähren,  ersiehen,  lat.  creare,  also  eögling,  kostgänger,  oder  der  in  einem 
hause  ereogenCy  oluhrig,  eine  bedeutung,  die  ihm  noch  im  cdtspan.  (s.  Ruie) 
und  nach  S.  Bosa  im  aUport.  mstekt.     Vgl.  ffi  U.  c. 

Gris  pg.  (m.)  sonnen-  oder  mondßnstemis,  auch  ckdj.  einer  endung 
cris;  abgekürtft  aus  eclipsis. 

Grisuelo  altsp.  lampe,  crisaela  unteres  gefäß  derselben;  vom  bask. 
criselua,  cruselua  mit  ersterer  bed.  (Larramendi).  Dahin  auch  crisol 
schmeUtiegel. 

Gudir  sp.  pg.  in  acudir  eu  hülfe  eüen  (daher  nach  Muratori  it. 
accndire)  und  recudir  zurückspringen,  erwiedem,  beistehen,  im  Alex,  re- 
codir  zurückkehren.  Aecurrere  und  recurrere  passen  wohl  mit  dem  be- 
griff, nicht  mit  der  form.  Recudir,  recodir  erinnert  an  recutere  zurück- 
schlagen, in  reflexivem  sinne  zurückspringen,  vgl.  sacudir  von  succatere, 
pr.  secodre;  dUpg.  precudir  SRos.  ist  offenbar  von  jercntere.  Acudir 
wäre  cdso  wohl  eine  neue  bildung  aus  dem  in  recudir,  precudir  herausge- 
fühlten stamme  cutere;  wenigstens  ist  es  nicht  von  accüdere,  da  es  im 
port.  mit  0  flectiert,  acudo,  acodes,  acode. 

Cuerdo  sp,,  cordo  pg,  Uug;  verkürzt  au^  cordado,  lat.  cordatus 
mit  gl.  bed.  bei  Ennius,  Plautus  und  ganz  späten  Schriftstellern;  vgl.  die- 
selbe Verkürzung  in  pago  aus  pagado,  manso  aus  mansuetus. 

Guesco  sp.,  coBGopg.  obstkem,  coscorron,  coscorrao  beule  am  köpf 
durch  einen  schlag,  kopfnuß,  dsgl.  brotrinde  (wie  fr.  grignon  von  granum 
kern).    Darf  man  vergleichen  bask.  coskha  stoß  des  Widders? 

Gulantro  sp.  ein  kraut;  von  coriandrum. 

Gundir  sp.  cat.  sich  verbreiten,  sich  fortpflanzen,  Sprößlinge  treiben. 
Dieses  wort,  das  die  span.  etymologen  sich  at$s  cunctim  ire  zusammen- 
setzen, ist  weder  lateinisch  noch  baskisch  noch  celtisch  noch  arabisch:  es 
verräth  eine  germanische  umrzel:  goth.  kuni  geschlecht,  erzeugnis,  yivog, 
yhnnq^a,  adj.  kunds,  sbst.  altn.  kyn,  ags.  ge-cynd,  engl,  kind  =  kuni. 
Dem  span.  worte  würde  zunächst  ein  vb.  kundjan  entsprechen, 

G  urtir  sp.,  oortir|>^.  gerben.  Es  wird  von  condire  oder  von  cortex  her- 
geleitet, ist  aber  in  der  (hat  von  conterere  mürbe  machen,  co-terere,  mit  ver- 
setztem r  corter  cortir.  Derselbe  stamm  findet  sich  auch  in  derretir,  s,  unten. 


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444  Il.b.  CUSPIR-DESCER. 

Cuspir,  cospir  pg.  speien,  spucken;  von  conspuere. 

Cutir  sp,  eine  sacke  verfechten,  dsgl.  schlagen,  anschlagen.  Wie  aus 
conterere  cuterir  cutrir,  so  mochte  auch  aus  competere  cumptir  cuptir, 
endlich  cutir  werden;  eine  starke j  ober  nicht  beispiellose  syncope. 


D&AiYSi  sp.  pg.  geschenk;  dativa  für  donativa  in  den  Isid.  glossen. 

Danar  sp.,  danar  p^.  beschädigen;  von  damDare,  dessen  bedeutung 
durch  damnum  bestimmt  ward.  Dieselbe  bedeutung  hat  condemnare  in 
der  L.  Sal.  emend.:  si  quis  terram  alienam  condemnaverit  tit.  71,  und 
altfr.  condemner  in  einem  der  ältesten  denhmäler,  Leodegar  str.  28. 

Dechado  sp.  Vorschrift;  von  dictatam,  woher  auch  pr.  ^^(^sX,  altfr. 
ditiö  dne  gattung  von  gedichten,  pr.  dechar  =  lat.  dictare. 

Dehesa  sp.,  alt  defesa,  cät.  devesa  Viehweide;  mUU.  defeüsa,  de- 
fensum,  altfr.  defois  verbotener  platz,  wiese,  weide. 

Dengue  sp.  pg.  cot.  (m.),  sard.  denghi  jnererei,  pg.  auch  adj.  ge- 
ziert; von  denegare  verweigern,  abschlagen,  vgl.  die  redensart  hacer  den- 
gues  sich  sträuben,  sich  zieren.  Das  ital.  sbst.  diniego  ist  also  dasselbe  wort. 

Denuedo  sp.,  denodo  pg.  unerschrochenheit ,  denodarse  sich^er- 
Mhnen;  von  nodus  knoten,  bindung,  daher  ungebundenheit. 

Denuesto  sp.,  doesto  pg.  beschimpfung,  vb:  sp.  denostar,  pg.  does- 
tar,  alt  deostar  SRos.;  von  dehonestum,  dehonestare  mit  versetztem  n  im 
span.    Prov.  des  not  Verspottung,  für  denost?  s.  Lex:  rom. 

Derramar  sp.  pg.  in  der  bed.  ausgießen,  ausbreiten;  eigentl.  des- 
-ramar  in  äste  auseinandergehen  lassen,  theüen;  it.  disramare,  pr.  des- 
ramar,  derramar,  wal.  deremä  ausästen,  altfr.  deramer  zerreißen  (zer- 
theilen)  Pass.  de  J.  Chr.  68,  Alx.  29,  desrasmer  Ben.  lU,  80.  Das 
gegentheil  ist  das  comask.  ramä  sammeln. 

Derretir  sp.,  derreter^?^.  schmelzen,  figürl.  aufzehren.  Ein  unge- 
löstes, aber  nicht  unlösbares  wort.  Da  es  sich  im  port.  zur  2.  conj.  be- 
kennt, so  muß  es  der  lat.  2.  oder  3.  angehören,  kann  also  nur  lat.  Ur- 
sprunges sein,  und  so  kommt  es  von  deterere  oder  disterere,  mit  Verset- 
zung der  buchstaben  t  und  r.  Sbst.  derretimiento  trifft  also  zusammen 
mit  detrimentum,  ist  aber  neu  abgeleitet.     Vgl.  oben  curtir. 

Derribar  sp.  pg.  umstürzen;  von  ripa  ufer,  ital.  au>ch  steile  an- 
höhe,  abstur z  (daher  traripare  herabstürzen),  sp.  ribazo  abhang;  also  wie 
derrocar. 

Descer  pg.  herabsteigen.  Die  herkömmliche  deutung  aus  descen- 
dere  ist  entschieden  abzuweisen,  da  nd  nicht  syncopiert  wird.  Trotz  der 
Schreibung  mit  sc  stammt  das  port.  verhum  von  desidere  sich  niederlassen, 
sich  senken.  In  der  form  decir  besitzt  es  auch  die  altsp.  spräche:  dice 
de  una  Sierra  PG.  974  Jan.;  decido  es  Mynaya  1391;  esto  dixo  myo 
Cid  diciendo  del  cavallo  dies  sagte  mein  Cid  vom  pferde  steigend  1768; 


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II.  b.  DESOLLAR-EMPECER.  445 

perf.  desciö  Conq.  TJltram.,  decieron  Alf,  onceno.  Keine  der  Schwester- 
sprachen  kennt  dies  verhum. 

Desollar  «p.,  oZ^sp.  desfoUar,  ^jr.  esfolar  abhäuten;  von  follis  bälg. 

Despedir  sp.pg.von  sich  entfernen^  entlassen^  despedirse  abschied 
nehmen;  von  de-expedire.  Als  eine  scheideform  von  despedir  darf  man 
nehmen  pg.  despir  entkleiden^  ausj^iehen^  eigentl.  losmacheny  bloßmachen, 
entblößen. 

Dexar  sp.,  AeixsLi  pg.  lassen;  gleichsam  desitare  des'tare  von  de- 
sinere  desitus.    Derselbe  Ursprung  des  x  unten  in  quexar. 

Dicha  sp.y  dita  pg.  glück;  von  dictum,  plur.  dicta  ausgesprochenes^ 
bestimmtes,  wie  lat,  £atam  von  fiari.  Auch  it.  detta  kann  in  dieser  bedeu- 
tung  angewandt  werden.    An  zvx^  ist  also  nicht  eu  denken. 

Donaire  sp.  pg.  anmuth,  gewandtheit,  ursprüngl.  schöne  naturgabe, 
e.b.  palabra  es  donaire  que  han  los  omes  tan  solamentePar^ttl.  2. /«/.  X 
oitsp.  auch  donario;  von  donarinm  gäbe.  Adj.  donoso  anmuthig,  von  don 
=  lat.  donom  s.  v.  a.  donaire. 

Doudo  pg.  einfältig,  närrisch.  Dies  dem  Spanier  unbekannte  wort 
kam  aus  England:  dold  (in  Devonshire)  hat  dieselbe  bedeutung,  engl,  dolt, 
ags.  dol  u.  s.  w.,  vgl.  Halliwell  und  E.  Müller. 

Du  endo  sp.,  pg.  (mundartl.)  dondo,  pr.  domde  mhm,  mm  hause 
gehörig,  vb.  pr.  domtar,  dondar,  ältfr.  donter,  nfr.  dompter;  von  domitus, 
domitare.  Mit  recht  erklärt  Grimm,  Mythol.  468,  auch  sp.  pg.  duende 
kobold  aus  duendo,  so  daß  es  hausgeist  (sp.  auch  duende  de  casa)  be- 
deutet, nickt  mit  recht  aber  erklärt  er  duendo  aus  domus. 

Durazno  sp.  art  pfirsiche;  von  persica  duracina,  vgl.  it.  duracine 
€idj.  fest,  hart  (von  fruchten). 

Dureta  ^jp.  badebank,  badestiM.  Dies  von  Augustus  gebrauchte 
wort  (insidens  ligneo  solio^  quod  ipse  hispanico  verbo  duretam  vocabat 
Sueton.  in  Aug.  82)  hat  man  aus  dem  lat.  wörterbuche  in  das  spanische 
eingetragen.  Larramendi  s.  v.  und  Astarloa,  Apol.  p.  251,  deuten  es  aus 
dem  bask.  ura  wasser. 


B. 

Eito  pg.  Ordnung,  reihenfolge. 

EiYBi  pg.  ansäte  von  fäulnis,  gebrechen,  sprung  im  glase,  eivar-se 
anfangen  eu  faulen. 

Elche  sp.  pg.  apostat;  vom  aräb.  elg  prosdyt  Freyt.  III,  206''. 

Embargar  sp.  pg.  pr.  hindern,  aufhalten,  sbst.  embargo,  embarc 
hindemis;  von  barra  riegel  (s.  tM.  I.),  daher  imbarricare. 

Embutir  sp.  pg.  cat.  (]?.  bottare  I.),  einschlagen,  eindrücken;  wohl 
aus  derselben  deutschen  umreel  wie  botar,  vgl.  auch  mhd.  bäz  schlag. 

Empecer  aUsp.  pg.  schaden  thun,  beschädigen,  hindern,  mit  dat. 
oder  acc.,  daher  empiezo,  empecimento  hindemis.    Für  empedecer,   urie 


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446  n.b.  EMPEINE-ENTON. 

noch  Berceo  schreihtj  von  impedire?  Oder  söUy  was  dem  begriffe  besser  eth 
sagty  dies  empedecer  für  emperdecer  (von  perda  verlust)  gdten? 

Empeine  sp.  kräijse,  flechte;  von  Impetigo,  iL  empetiggine,  wci. 
pecingine.    Empeine  Unterleib  s.  pettine  /. 

Encentar  sp.^  enceitar,  euGetsLr  pg.  anschneiden  £fum  essen;  von 
inceptare  anfangen^  bei  PlaiUtiS.  Dahin  auch  sp.  decentar.  Vgl.  en- 
tamer  IL  c. 

Enclenque  sp.,  cat.  enclenc  kränMichj  schwächlich;  von  clinicus 
betüägerigy  mü  vorgesetztem  en  wie  in  endeble  von  debilis. 

Encono  sp.^  aU  enconfa  eom^  erbitterungy  enconar  erbittern.  Es 
kann  vereinfacht  sein  aus  sp.  maleneonia  £fomy  wuth  (melancholia),  worin 
man  ein  compositum  mit  mal  fOhlie  (mal-enconia).  Da  enconar  aber 
auch  bedeutet,  eine  unmde  zum  schwären  bringen,  enconado  entzündet  (von 
wunden),  gißig  Bc.  Mül.  36,  so  verweist  Cabrera  auf  aconitum  ein  gif- 
tiges kraut,  sp.  acönito,  welches  gleichfaUs  berechtigt  scheint. 

Endilgar  sp.  auf  den  weg  bringen,  leiten,  überreden;  von  in-dele- 
gare  hinschicken,  hinweisen,  zu  etwas  anweisen.  Die  bekannte  herleitung 
Qus  in-dirigere  befriedigt  den  buchstahen  nicht  besser  und  setzt  eine  Störung 
der  cofijugationsform  voraus,  die  der  Spanier  nicht  liebt. 

Eneldo  sp.  eine  pflatize,  dül;  von  anethum  mit  eingemischtem  l, 
wie  dies  vor  d  im  spanischen  zuweilen  geschieht,  vgl.  oben  alcalde,  arra- 
balde.  Die  port.  form  ist  endro,  entstanden,  wie  es  scheint,  aus  endlo. 
Bai.  aneto  cet. 

Engreir  sp.  stolz  machen;  wahrscheinlich  ron  ingredi  einherschret- 
ten,  (trans.)  einherschreiten  machen,  wie  sp.  escurrir  auslaufen^  auslaufen 
machen  u.  a. 

Enho  pg.  einjähriges  hirschkalh;  von  hinnulens,  für  enlho?  Oder 
sollte  es  aus  bi-ennins  mit  abgeworfenem  numeraladverb  entstanden  sein? 
etwas  ähnliches  sehe  man  unter  cobrar  I. 

Enlear  pg.  fesseln^  hindern^  beirren,  altfr.  enloier;  von  in-ligare, 
zunächst  wohl  aus  der  aUfr.  form  enlaier,  da  ligare  port.  nur  ligar, 
liar  gibt. 

Ennödio  dlisp.  junger  hirsch,  spießer;  ohne  zweifd  t;on  enödis  ast- 
los, weil  ihm  das  geweih  noch  fehlt. 

Ensalmar  sp.y  enxsAmskTpg. durch segenssprüche heilen;  von psalmos. 

Ensenada  sp.,  enseada  jpjjr.  bucht,  bai;  von  sinus,  insinnare;  sp. 
ensenar  in  den  busen  bringen. 

Enteco  sp.  kränklich^  schwächlich;  von  hecticus,  aitpg.  etego,  it. 
etico.  Wie  lat.  c  am  ende  eirier  silbe  durch  sp.  n  ausgedrückt  wird,  dar- 
über s.  anche  L,  Rom.  gramm.  I,  246  note. 

Entejar  pg.  ekel  empfinden,  entejo  ekd;  von  taedium. 

Entibo  sp.  stütze,  entibar  stützen;  von  stipes  (m.) pfähl,  bask.  estiba, 
das  auch  ein  dltsp.  estibo  vermuthevi  läßt. 

Enton  altsp.Alx.,  pg.  entäo  adverb  für  lat.  tum,  von  in  tum;  dsgl. 
sp.  entonces,  alt  estonze,  estonzas,  von  in  tuncce,  ex  tuncce. 


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n.b.  ENTREGAR-ESCALIO.  447 

Entregar  sp.  pg.  cot.  übergehen^  uberliefemy  sp.  entrego,  pg.  en- 
tregne  überliefert^  entrega  Überlieferung,  Man  leitet  es  gewöhtUich  von 
tradere.  Bedenkt  man  aber^  daß  für  das  sp.  entero,  pg.  inteiro  =  lat. 
integer  eine  aitspan.  form  entrego,  altpg.  entregne  stattfand^  daß  Berceo 
entergarse  {d.  i.  entregarse)  für  net4sp.  enterarse  =  integrare  gebraucht, 
so  sieht  man  sich  auf  die  genannten  lat.  Wörter  angewiesen,  wenn  auch 
das  neue  verbum  in  einen  andern  sinn  ausgeunchen  ist.  Entregar  algnno 
de  alg.  cosa  mochte  heißen  einen  mit  etwas  versehen,  eigentl,  ergänzen, 
denn  noch  jetzt  heißt  entregarse  de  alg.  cosa  sich  in  den  besitz  einer 
Sache  setzen;  hieraus  erfolgte  mit  veränderter  construction  die  erweiterte 
bed.  einem  etwas  übergeben.  Entrega  heißt  altsp.  ergänzung,  ersatz, 
neusp.  Übergabe. 

Entremes  sp.  Zwischenspiel;  vom  it.  inter-mezzo  =  inter-medinm, 
verschieden  vom  fr.  entre-mets. 

Entroido,  antmido  aUsp.,  nsp.  antmejo,  oZ^p^r.  entroydo,  npg,  en- 
tmdo  camevalszeit;  leiten  die  einheimischen  philologen  von  introitns  ein- 
gang  zu  den  fasten. 

Enxeco  aUsp.,  enxeco,  eyxeco  altpg.  Schwierigkeit,  schade,  strafe; 
vom  arab.  asch-scheqq  Schwierigkeit  Freyt.  II,  453*. 

Enxerir  sp.,  enxerir  pg.  einfügen,  pfropfen;  von  inserere.  Ebenso 
enxertar  von  insertare. 

Enxuagar  sp.  ausspülen;  von  ex-aquare  mit  versetztem  n,  it. 
sciacquare. 

Enxnndia  sp.  fett;  von  axnngia  wagenschmeer,  fr.  axonge,  vgl. 
sngna  U.  a. 

Ergo  aitpg.  partikd  mit  der  bed.  außer,  ausgenommen,  z.  b.  nunca 
soube  ren  amar  ergo  vos  ^nie  wußte  ich  jemand  zu  lieben  außer  euch* 
Trov.  n.  149,  1;  nunca  pud*  eu  en  ontra  ren  aver  sabor  ergu'  en  coidar 
en  vos  162,  1,  u.  dgl.  oft,  schon  in  einem  foral  v.  1192  SBos.  (eigo  v.j. 
1408  scheint  entsteUt).  Wie  die  spräche  dem  lat.  ergo  diese  bedeutung 
abgewonnen  hätte,  wäre  schwer  zu  begreifen.  Man  vermuthet  darin  erga, 
so  daß  ein  gegenscftz  in  den  sinn  einer  ausschließung  übergegangen  wäre: 
^nie  liebte  ich  jemand  euch  gegenüber  =  nie  liebte  ich  jemand  euch  (xus- 
genommen.  Der  Lateiner  sagt  praet^rquod  ^ außer  daß':  sollte  ergo  dar- 
aus  abgekürzt  sein?  vgl.  algo  aus  aliquod.  Aber  die  abkürzung  wäre 
keine  gewöhnliche. 

Ergnir  sp.,  erguer  pg.  atrfrichten;  von  erigere  mit  seltner  behand- 
lung  des  gutturals.  Eine  andre  form  ist  sp.  ercer,  9  aus  g  une  in  arcilla 
und  andern. 

Erial,  erfo  sp.  unangehaut;  von  era,  lat.  area,  also  tennenartig, 
wie  eine  tenne  beschaffen. 

Escada  pg.  treppe;  entstellt  aus  escala,  lat.  scala?  Oder  ist  es  at$s 
escalada  syncopiert^  um  das  in  die  bed.  seehafen  ausgewichene  escala  zu 
ersetzen? 

Escalio  sp.  brachacker;  von  sqnalidns  sc.  ager,  s.Jbidorus  15, 13, 


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448  II.  b.   ESCAMONDAR-ESCRAMO. 

also  rauher  acker,  wie  span.  etymologen  richtig  erMären,  Vgl.  terras  de 
scalido  ejeci  Tep,  IV,  n.  28;  squalidavit  et  feeit  vineas  Esp.  sagr. 
XL,  n.  18. 

Escamondar  sp.  einen  bäum  putzen,  seine  äste  beschneiden;  vid- 
leicht  für  escami-mondar  abschuppen,  reinigen,  vgl.  mani-atar,  penii- 
qnebrar,  eine  seltnere  art  der  eusammenseteung. 

Esearapelarse  sp.  pg.  sich  eamen;  nach  Covarravias  von  oara 
und  pelar,  ist  aber  woM  nur  das  it.  scarpellare  eerhraJteeny  von  scarpello 
=  lat.  scalpellam. 

Esearba  sp.  Busammenfügung  zweier  planhen  u.  dgl.;  nach  Lar- 
ramendi  vom  bask.  elcarbea  'unten  vereinigt\ 

Escarbar  5p.,  escarvar  p^f.,  wohl  auch  ca^.  esgarrapar  kratzen, 
scharren;  vgl.  ndl.  schrapen,  mhd.  schrapfen  dass. 

Esoarcha  sp.  pg.  etwas  krauses^  reif  (pruina),  escarchar  kräusdn, 
bereifen;  nach  Larramendi  vom  bask.  ecachea  feiner  regen. 

Escarmentar  sp.  pg.  hart  zurechtweisen,  vor  grfahr  warnen,  sbst. 
escarmiento.  Von  zweifelhaftem  Ursprung:  nach  einigen  von  escarmenar 
=  lat.  ex-carminare  krämpdn,  zupfen  (also  für  escarmenantar!);  nach 
andern  vom  it,  schermo  d.  k  vom  dtschen  schirmen  (schützen,  wahren, 
warnen),  das  aber  sp.  esgrimir  lautet.  Ist  escarmiento  etwa  =  it.  scar- 
namento  aufritzung  der  haut,  Züchtigung? 

Escarzar  sp.  die  bienenstöcke  schneiden;  von  ex-castrare,  durch 
Versetzung  excarstare  escarzar.  Eine  solche  Versetzung  scheint  schon  vor- 
zuliegefi  in  carsatus  ^castratus'  Gl.  Paris,  ed.  Hildebr. 

Escätima  sp.  pg.mangel,  abbruch,  escatimar  abbrechen,  verkürzen. 
Bask.  (labort.)  escatima  bedeutet  hader,  von  escatu  fordern,  eman  geben, 
hader  ist  aber  kränkung  und  Verkürzung.  So  Larramendi.  Berceo  Sü. 
146  hat  estemado,  vermuthlich  für  escatemado.  S.  über  das  wort  auch 
8.  Rosa. 

Escodar  sp.  pg.  steine  behauen;  erklärt  sich  einfach  aus  sp.  codo 
ellenbogen  d.  i.  ecke,  winket,  vgl.  codillo  stumpf  eines  abgehauenen  astes 
am  baumstamm,  heißt  also  eigenÜ.  alles  vorragende  wegschaffen.  Daher 
sbst.  escoda  hammer  der  steinhauer. 

Escolimöso  sp.  hart,  rauh,  störrig;  von  scolymns  (axolvfiog)  art 
eßbarer  distel,  wegen  ihrer  stacheligen  blätter  (Covarruvias). 

Esconsoj)^.,  esconzado  sp.  ungleich,  eckig,  stumpf winkdig. 

Escoplo  sp.,  pg.  escopro  (estoupro  SRos.),  vol.  escapre,  dltfr. 
eschalpre  meißel,  schabmesser;  von  scalprum.  Span,  escarpelo,  ü.  scar- 
pello, von  scalpellum. 

Esoo  te  sp.  runder  ausschnitt  an  einem  kleide,  escotar  einen  solchen 
ausschnitt  machen.  Schwerlich,  wie  Covarruvias  will,  von  ex-curtare,  da 
T  vor  t  nicht  ausfäUt;  richtiger  wohl  von  unserm  schofe,  goth.  skaut-s 
u.  s.  w.,  indem  das  auszuschneidende  einen  busen  büdet  und  deshalb  weg- 
genommen wird. 

Escramo  ältsp.  Wurfspieß.    Dies,  wie  man  annehmen  darf,  nie  ge- 


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n.b.  ESCÜDRiNAß-ESQÜiNZAÄ.  44d 

braucfUe,  atis  dem  mittellatein  in  das  span.  lexican  eingeschaltete  wart 
liegt  vor  in  der  L.  Wtsig.  P,  2,  1:  scutis,  spatis,  scramis,  lanceis,  sa- 
gittis;  eine  ffss.  mit  sahs  (messer)  bei  Gregor  v.  T.  cum  cultris  validis, 
quos  'vulgus*  Bcramasaxos  vocant  Vgl.  Biefenbach,  Goth.  wb,  11,  267, 
Orig.  europ.  p.  418. 

Escudrifiar  sp.,  neupr.  escndrinhä  durchforschen;  umgestellt  aus 
escradidar,  it  scratinare,  von  scrntinium. 

Escuerzo/ eseorzon  sp.  hröte,  auch  it.  scorzone  art  giftiger 
schlangen;  eigentl.  rinde,  baumrinde,  ü.  scorza,  wegen  der  rauhen  narbigen 
haut  der  kröte?    In  Brescia  heißt  sie  rapatü,  von  rapa  run£fel. 

Esparcir  sp.,  esparzir  pg.  /verstreuen,  aÜsp.  pg.  espargir;  von 
spargere,  pr.  esparser.     Vgl.  wegen  9  aus  g  oben  arcilla. 

Esparrancar  5p.  die  beine  auseinander  sperren.  Wohl  erinnert 
es  an  das  ahd.  ar-sparran  ^distendere,  woraus  sich  aber  die  sübe  anc 
nicht  erklären  würde.  Besser  darum  nimmt  man  es  für  eine  Variante  van 
espalancar,  s.  spalancare  IL  a, 

Espeqne  sp.  pg.(m.)  hebebaum,  Schwengel  der  schiffspumpe u.  dgl.; 
vom  ndl.  spaak,  speek  (f.)  Speiche,  hebebaum  =  ags.  spaca  (m.),  engl. 
spoke,  ahd.  speihhä  mit  ersterer  bedeutung. 

Espertar  aitsp.  (Sanchez  glassare)  pg.pr.  wecken;  van  expergitus. 
Zsgs.  sp.  despierto,  pg.  desperto  wach,  wachsam,  vb.  despertar,  auch 
wallan.  dispierter. 

Espich e  sp.  langer  degen,  pg.  espicho  krahn  an  einem  fasse,  vb. 
sp.  pg.  espicbar  stechen;  von  spiculum  spiclnm,  spicnlare,  wie  hacha  von 
facula  facla. 

Esplinque  sp.  falle  oder  schlinge  ssum  vogdfang;  für  esprinque, 
ahd.  springä  fessd.  Bersdben  herkunft  scheint  acc.  esperenc  und  wohl 
auch  com.  sparangon  sprenkd. 

Espurrir  sp.  die  beine  auseinander  sperren;  von  exporrigere,  it. 
sporgere. 

Esqnecer  pg.  vergessen  machen,  esquecerse  vergessen;  richtiger 
altpg.  escaecer,  gleichsam  excadescere  entfallen,  factitiv  entfallen  machen. 

Esquina  sp. pg.  ecke,  felsstück ;  muthmaßlich scheidrform  von esquena 
rückgrat,  eigentl.  spitse,  wie  it.  spigolo  {lat.  spicalum)  ecke  bedeutet. 

Esqninzar  sp.,  cat.pr.  esquinsar,  pr.  auch  esqnissar  zerreißen,  ser- 
schneiden  (Ueider  oder  läppen);  vom  gr.  axi^eiv  zerspalten,  sersplittem, 
eerschiieiden,  mit  eingeschobenem  n?  Aber  die  bedeutung  befriedigt  nicht: 
das  sbst.  oxitfx  e.  b.  heißt  vornehmlich  Mein  gespaltenes  hole,  im  mittel- 
latein gleichfalls  in  diesem  sinne  vorkommend.  Auch  der  hier  folgende 
deutungsversuch  ist  unsicher.  Erwägt  man  nämlich  das  synonyme  it. 
squarciare,  neben  wdchem  auch  sqnartare  besteht,  van  qnartus  (s.  IL  a), 
so  kann  man  der  Versuchung  nicht  widerstehn,  das  vorliegende  westroma- 
nische  wart,  mben  wdchem  gleichfalls  eine  Variante  mit  t,  pr.  esquintar, 
vorkommt,  auf  quintus  zurückmleiten,  wdches  hier,  wie  qnartus  dort,  nur 
eine  unbestimmte  mehrheit  von  theilen  auszudrücken  berufen  wäre. 

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450  IIb.   ESTACHA-FARO. 

Estach a  sp.  harpuneniau;  vom  bask.  est-archa  harpunen-haiter 
(Larramendi). 

Estiar  aUsp.  stille  stehen^  bleiben  wo  man  ist;  von  aestivare  den 
Sommer  wo  sfubringen,  mit  erweiterter  bedeutung.  Pg.  estiar  heU  werden^ 
af4fhören  eu  regnen^  überh.  ncuMassen. 

Estrago  sp.  pg.  Verheerung,  eerrüttungj  auch  ausschweif ung^  lieder- 
Uchkeity  estragar  verheeren  u.  s.  w.  Man  leitet  es  von  strages  (f.)j  und 
wirklich  gibt  es  einige  fäUe,  worin  die  media  unaspiriert  gebUeben,  vgl. 
gorga  von  gurges. 

Estriga  pg.  abtheüung  von  flachs,  die  jedesmal  an  dem  rocken  be- 
festigt  unrd,  um  gesponnen  eu  werden;  vom  lat.  striga  strich  oder  Schwaden 
des  geschnittenen  getreides. 

Estrinqne,  estrenque  sp.,  estrinqne,  estrinciSi  pg.  seil,  tau,  pg, 
estrincar  drehen;  vom  dtschen  strick,  stricken  mit  eingeschobenem  n,  vgl. 
venee.  strica  schnür,  comask.  striccä  scnnüren,  und  tricoter  IL  c. 

Estruendo  sp.,  estrondo  pg.  getöse,  geprassel;  nach  CovarruvicLS 
von  strepitus,  näher  aber  liegt  tönitrns  mit  verstärkendem  ex  und  ver- 
setztem r  extronitus,  vgl.  fr,  estonner  von  extonare.  Altsp.  atmendo 
würde  sich  noch  weniger  in  strepitus  ßgen. 

Evay,  plur.  evad,  evades  dUsp.  PC.,  Conq.  UUram.  sieh  da!  seht 
da!  von  unsicf^erem  ur^mrng,  nach  einigen  von  yideas,  yideatis.  S.  Rosa 
führt  auch,  aber  ohne  beleg,  ein  vollständiges  port.  verbum  evar  an.  Eine 
andre  verbcdinterjection  ist  fihk  (avd),  aba-te,  plur.  abad,  aba-os  plaie 
da!  welche  Cdbrera  aus  apage  deutet. 

F. 

Fagtteüo  (in  Aragon)  Westwind;  von  favonius,  cast.  it.  favonio, 
dtsch.  föhn. 

Faldriquera,  faltriqnera  sp.  rocUasche ;  abgeleitet  aus  falda  weiter 
sack  (s.  thl.  L),  wobei  ein  dimin.  faldf  ca  vorauseusetaen  ist,  daher  mit  zur 
gefügtem  r  (wie  in  faltrero  taschendieb)  ÜEildr-iqn-era. 

Faöar,  £anar  aUsp.  einem  thier  die  ohren  stutzen,  pg.  fuiar  be- 
schneiden; von  unbekannter  herkunft. 

Farändnla  sp.  pg.  cat.  gewerbe  des  Schauspielers,  auch  umher- 
ziehende Schauspielertruppe,  So  cdt  also  ist  der  deutsche  ausdruck  üahrende 
d.  i.  wandernde  leute,  spielleute,  daß  die  Spanier  ihn  nicht  etwa  dem 
mhdeutschen,  sondern  einer  weit  älteren  mundart  entnehmen  konnten.  Denn 
£ar4iidala  führt  auf  ein  primitiv  faranda  wie  lavändnla  auf  lavanda,  gi- 
rändnla  auf  giranda.  Oder  ist  es  rathsamer,  dieses  wort,  oder  eigentlich 
das  entsprechende  neupr.  farandolo  reihentanz,  aus  gr.  <pahxy^  und  öovkog, 
weil  die  tanzenden  gewissermaßen  aneinander  gefesselt  sind,  zusammen- 
zusetzen?   S.  diese  seltsame  etymologie  bei  Honnorat. 

FsLTO  pg.  geruch,  Witterung  (der  hunde),  fährte,  dunst  des  fleisches; 
soll  arabiscJi  sein,  fehlt  jedoch  bei  Engelmann  und  Dozy. 


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II.b.  FARROUPO-FONIL.  451 

Farroupo  pg.  einjähriges  schwein,  ferJcel,  nachS.  Rosa  verschnittenes 
Schwein^  altpg.  auch  hammeh     Woher? 

Fechar  pg.  schließen^  verschließen,  daher  fecho  riegel;  eigenÜ.  eine 
Urkunde,  einen  brief  schließen,  von  factum  dcUum,  sp,  fechar  datieren. 

Feligres  sp,  pfarrJcind;  von  filius  gregis. 

Feo  sp.  pg.  häßlich;  von  foedus,  bei  Ruiz  hedo.  Da  dieses  hedo 
auch  muffig  behütet  (pan  duro  e  hedo),  so  fnöchte  es  Pidai  auf  foetidus 
verweisen,  s.  Canc.  de  B.  glossar. 

Ferropea,  herropea,  arropea  sp.,  pg.  ferropea  fußschdlen;  von 
fernim  und  pes. 

Festo  altpg,  höhe,  gipfel,  em  festo  s.  v,  a.  a  cima,  enfesta  berg- 
abhang,  sp.  enhiesto  adj.  aufgerichtet,  enhestar,  alt  enfestar  aufrichten; 
von  fastiginni;  altfr.  faYste  und  mit  zurückgezogenem  accent  fäiste,  nfr. 
fatte  (m.)  gipfel,  giebd. 

Filhar  ^flF.  vrlt.  fernen  (in  verschiedenem  sinne)  e.  b.  filhar  (fiUar) 
consello  einen  rathschluß  fassen,  senhor  eine  dame  wählen,  sabor  behagen 
empfangen  (s.  auch  S.  Rosa);  scheint  kein  anderes  wort  cds  filhar  in  die 
famüie  aufnehmen,  von  filius,  mit  erweiterter  bedeutung.  Auch  äUsp.  fyUar 
guerra  krkg  unternehmen,  im  Canc.  de  B. 

FindsLT  pg.  beschließen,  endigen;  von  finitus,  pg.  findo,  nicht  von 
finem  dare,  une  es  denn  auch  den  accus,  regiert. 

Fisga  sp.  pg.  dreizack  zum  fischen,  vb.  fisgar;  vgl.  goth.  fiskön 
fischen,  ahd.  fisker  (fisk-ggr?)  dreizack. 

Fiücia  altsp.,  zsgz.  fucia,  hucia  vertrauen;  von  fiducia.  Daher 
Zusammensetzungen  wie  afiuciar,  ahuciar,  desfiuzar,  deshuciar,  desahuciar 
(sämmtlich  veraltet),  mlat.  affiduciare. 

Fleco,  flueco  sp.  franse,  troddel;  von  floccus,  s.  wegen  des  stamm- 
vocäls  unten  freute. 

Fofo  sp.  pg.  schwammig,  weich.  Derselbe  stamm  ist  auch  in  ital. 
mundarten  einheimisch:  ven.  fofio  engbrüstig  (aufgeblasen),  athemlos,  dsgl. 
weich,  schlaff,  sbst.  fufa,  lomb.  fofa  schrecken  (cUhemlosigkeit,  anhalten  des 
athems),  com.  fofa  etwas  schwammartiges,  neupr.  refoufa  at$fgetrieben  sein, 
vgl.  henneg.  champ.  foufe  lumpen.  Dieser  stamm  mag  identisch  sein  mit 
ndl.  pof  aufgeblasen,  schwammig,  vb.  poflfen,  nhd.  pufTen,  norm,  pouffe-  = 
ndl.  pof,  f  für  p  durch  ctösimüation.  Zu  bemerken  ist  auch  pg.  esfalfar 
athemlos  machen. 

Foua  pg.  fliegender  funke.  Merkwürdig  stimmt  dazu  gothtön,  gen. 
funius,  feuer,  cdtn.  funi  glühasche,  woher  auch  fuuke.  Festus  sagt:  fomites  . . 
alii  Yocari  putaut  scintillas,  quae  ex  ferro  candeuti  malleis  excutiuutur. 
Aus  fomes  (m.)  konnte  sich  eine  nominativform  foma  bilden  wie  aus 
fustis  (m.)  fusta,  übertritt  des  m  in  n  ist  freilich  unüblich. 

Fouda  sp.  wirthshaus,  kaffeehaus,  altsp.  Schleuder  =  nsp.  honda; 
vom  lat.  fuuda  geldbeutel,  im  nUatein  Sammelplatz  der  kaufleute  {altfr. 
fonde),  urf€  auch  bursa,  borsa  beide  bedeutungen  in  sich  begreift. 

Fonil  sp.,  fxami  pg.  trichter,   bask.  uuila;   entstellt  attö  fundibulum 


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452  II.  b.   FONSADO-GAITA. 

Gl.  Philox.j  laf.  infnndibulum,  limous.  enfounil.  Dasselbe  toort  ist  engl. 
funnel,  bret  founil;  wahrscheinlich  war  es  auch  im  frane.  vorhanden. 

Fonsado  dltsp.  heer;  für  fosado,  wie  es  auch  aUpg.  heißt,  partic. 
von  fosar  mit  einem  groben  umgeben,  ursprünglich  also  befestigtes  lager. 
Ein  troubadour  sagt:  Tost  qu'es  tot  entorn  claus  de  fossatz  das  heer, 
das  ganz  mit  graben  eingeschlossen  ist  Chx.  U,  211. 

Foxa  sp.  ente  mit  dem  halsband,  anas  torquata;  ungewisser  herld- 
tung.  Nach  Covarruvias  vom  gr.  (fuii^  ein  unbestimmter  sumpf-  oder 
wasservogel^  also  aus  einer  nominativform. 

Fraga  pg.  holperiger  boden,  Steuer  f eisen,  sp.  pg.  fragnra  Uneben- 
heit, Steilheit.  Wer  vermuthet  nicht  hierin  den  stamm  des  lat.  fräg-osos 
uneben,  rauh,  woraus  sich  der  Portugiese  ein  einfaches  Substantiv  abzog? 
Das  sp.  fraga  heißt  brombeerstrauch  (von  frägnm  erdbeere),  nach  S.  Rosa 
auch  gebüsch,  vgl.  pg.  fragoso  unld,  verwachsen:  halt  man  nun  das  pg. 
fraga  für  dasselbe  wort,  so  muß  es  in  seiner  bedeutung  wenigstens  durch 
fragosus  bestimmt  worden  sein.    Man  sehe  dazu  fraga  bei  Ducange. 

Fraire,  freire  altsp.,  pg.  freire,  nsp.  durch  dissimilation  fraile, 
freile  Ordensbruder,  abgekürzt  sp.  fray  (it.  frk),  pg.  frei,  hieraus  moviert 
fem.  sp,  fraila  u.  s.  w.  Ordensschwester;  von  frater,  doch  sind  die  formen 
unspanisch  und  müssen  aus  dem  prov.  gebiete  eingeführt  sein,  wo  fraire 
sprachgemäß  ist. 

Frente  sp.  stime;  euphonische  Verkürzung  aus  dem  aUsp.  finente, 
lat.  frons.    Auch  Portugal  ließ  neben  fronte  die  form  frente  zu. 

Frisol,  frisuelo,  frejol  sp.  art  bohnen;  von  phaseolus  nach  Cabrera, 
welches  aber  fasol  gibt.  Zu  erwägen  ist  das  nüat.  fresa:  defresum  ^de- 
tritufn,  unde  adhue  fresa  faba,  quae  obtrita  frangitur  Gloss.  Placid.; 
faba  fresa  dicta,  quod  eam  frendant  i.  e.  frangant  Papias. 

Fücar  5p.  reicher  mann,  wallon.  foukeur;  vom  deutschen  geschlechts- 
namen  Fugger,  s.  SchmeUer  I,  616,  Grandgagnage  I,  212.  362. 

Fulano  sp.,  aJtsp.  fulan,  pg.  fulano,  fuäo,  sard.  frilanu,  unbestimm- 
tes pronomen,  guidam;  vom  arab.  fölan  mit  ders.  bed.  Freyt.  III,  372^. 
Vgl.  Sanchez  glossar  zu  Berceo. 

F nlo  pg.  braungelb;  von  ftilvus,  mit  einem  wenig  üblichen  ausfalle 
des  V,  Rom.  gramm.  I,  286. 

Furo  arag.  adj.  wüd,  leutescheu,  sp.  huraüo  dass.;  wie  it.  ftiro  von 
für  und  heißt  eigentl.  diebisch,  verstohlen,  scheu,  vgl.  die  redensart  hacer 
furo  etwas  listig  verbergen  (diebisch  handeln). 


G. 

Gaita  sp.  pg.  cot.  kleine  flöte  oder  pfeife,  at*ch  sackpfeife.  Buch- 
stäblich dasselbe  wort  findet  sich  auch  im  prov.,  wo  es  wache,  Wächter 
heißt  (s.  guatare  I).  Sollte  man  die  pfeife,  womit  der  Wächter  das  zeichen 
gab,   nach   ihm  genannt  haben?  vgl.  pg.  na  primeira  gaita  beim  ersten 


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IIb.   GAJO-GARABATO.  453 

hahnenschrei,  der  hdhn  aber  hat  die  bedeutung  des  Wächters.  Span,  estar 
de  gaita  heißt  munter^  fröhlich  sein^  eine  auch  in  einer  oberital.  mundarty 
der  trientinischen^  vorhandene  redensart. 

Gajo  sp.,  pg.  galho,  val.  gallo  abgeschnittener  sweig  mit  fruchten^ 
vgl.  comask.  gai  keim  von  fruchten,  etoiebeln  u.  dgl.  Das  etymon  ist  noch 
SU  finden. 

Galäpago  sp.  Schildkröte,  cot.  caldpat  kröte,  pg.  cdgado  Meine 
flußschildkröte;  unbekannter  herkunft. 

Galdre  sp.  kurser  Überrock;  eine  von  den  Franzosen,  die  aus 
Geldern  kamen,  eingeführte  tracht^s.  Seckendorf. 

Galgo  sp.  pg.  Windspiel;  von  canis  galllcus:  Ut  canis  in  vacuo 
leporem  cum  gallicus  arvo  vidit,  et  hie  praedam  pedibus  petit,  ille  sa- 
lutem  Ovid.  Met.  1,  633,  auch  bei  Martidl.  Daher  galga  ausschlag  am 
halse,  une  bei  diesen  hunden  vom  halsbande,  nach  Covarruvias  meinung. 

Galima  dltsp.  Heiner  diebstaM,  dsgl.  die  den  Christen  von  den 
Sarazenen  abgenommene  beute  (umgekehrt  bei  J.  Febrer  str.  183);  vom 
aroh.  gantmah  beule  (Fmgelmann). 

Gamarra  sp.pg.  Sprungriemen;  auch  im  bask.  vorhanden  undwoJd, 
wie  die  meisten  Wörter  der  endung  arra,  daher  entlehnt,  obschon  sich  auch 
das  ahd.  gamarjan  hindern,  ags.  gemearra  hindemis,  dasu  anführen  ließe. 

Gamo  sp.  pg.  dathhirsch,  fem,  gama,  in  einem  port.  foroi  v.j.  1186 
de  corio  de  cervo  vel  de  gamo  SRos.  II,  126.  Wenn  man  sp.  gazapo 
au^  dasypus,  golfin  aus  delphinus,  gragea  aus  drag^  vergleicht,  so  ist 
gamo  aus  lat.  dama  als  ein  vollkommen  möglicher  fall  anzuerkennen. 

Ganado  sp.,  gado  pg.  herde,  mlat,  ganatus  Yep.  I,  num.  8  (v.  j. 
972),  partic.  von  ganar,  also  das  erworbene,  errungene  (ganatus  überh. 
bewegliches  vermögen  Esp.  sagr.  XIX,  395),  vgl.  altfr.  proie  raub,  oft 
für  herde  gebraucht.  Die  gleiche  bedeutung  übertrug  der  Franzose  auf 
avoir  FC.  IV,  18,  der  Provenzcde  auf  aver  (habe),  bask.  aberea,  aber 
neupr.  aver  (fem.!)  schaf.  Vgl.  auch  bask.  atcienda  stück  vieh,  vom  sp. 
hacienda  vermögen. 

Ganguear  sp.  durch  die  nase  reden,  näseln,  gangoso  näselnd; 
thoturausdruck,  wenn  nicht  vielmehr,  wie  at^ch  Larramendi  erinnert,  vom 
bask.  ganga  Zäpfchen  im  hdtse,  da  dies  beim  näseln  mit  im  spiele  ist; 
vgl.  auch  it.  gangola  mandeln  im  haXse,  nach  gr.  yayylxov  geschundst. 
Eine  andere  form  ist  dltsp.  pg.  gago  s,  v.  a.  gangoso. 

Ganzua  sp.,  gazua  pg.  nachschlüssel,  dieterich;  vom  bask.  gaco- 
itsua  blinder  Schlüssel  (geheimer  Schlüssel,  diebsschlüssel?),  mit  Larramendi. 

Gaiion,  ganote  sp.  luftröhre;  von  canna  röhr  (Cdbrera). 

Garabäto  sp.,  garavdto  i)^.  harpune,  auch  vorragende  eisenstange 
einen  bdlken  zu  tragen;  wird  für  eine  zss.  mit  garra  (kralle)  gehalten, 
wobei  das  zweite  wort  (bato)  dunkel  bleibt.  Ist  es  arabisch?  Hier  be- 
deutet garb  {auch  girab)  den  gekrümmten  theil  eines  Schwertes,  dsgl.  etwas 
vorragendes  Freyt.  III,  266".  266'';  was  das  suffix  at  betrifft,  so  wäre 
etwa  horcate  gabelförmiges  holz,  vom  sp.  horca,  zu  vergleichen. 


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454  4Lb.    GAKBANZO-GAZAPO. 

Garbanzo  sp.  Jdchererbse;  vom  hask,  garbantzua,  esgs.  aus  garan 
Tcom  und  antzaa  trocken^  s.  Larramendi.  Die  deutung  aas  gr,  iQtßivd-og 
Jcarm  nicht  in  beiracht  kommen. 

Garbillo  sp,  sieb  von  weidenj^oeigen^  garbillar  sieben;  gleichbed. 
ist  ardb.  gerbäl  sbst.^  gerbala  vb.  Freyt,  Illy  267''  (vgl.  Engelmann  s.  v.), 
allein  man  darf  das  wort  mit  Cabrera  getrost  aus  dem  lat,  cribellum 
herlHtcn,  da  die  span.  spräche  in  vielen  fällen  (wie  farnetico  von  phre- 
neticus)  r  vom  anlaute  entfernt.  Doch  könnte  das  arab.  wort  nach  Doey 
Gloss.  einfluß  auf  die  span.  form  geübt  haben.  Auch  gar  bin  hacamets 
von  cribrum? 

Gardaöa  sp.  unesd,  wohl  auch  oitpg.  gardunha,  das  S.  Rosa  mit 
dachs  übersetsft. 

Garlar  sp.  plaudern;  von  garrulus. 

Garrama  sp.pg.  abgabCy  raub,  erpressung;  arab.  garämah  Ool.  1704. 

Garrido  sp,  pg.  zierlich,  artig,  reizend;  vom  arab,  garir  edles  an- 
genehmes Wesen  Gol.  1696;  oder  besser  wohl  von  gart  scJiön,  artig  Gol. 
1704,  mit  roman.  sufßx  wie  in  florido. 

Garnila  ausgekernte  traube;  vom  bask,  garan-illa  todtes  kom,  nach 
Larramendi. 

Garzo  sp.  pg.  blauäugig;  leitet  man  von  garza  mAer,  weil  er  blaue 
äugen  habe,  daher  in  einem  Hede  lindos  ojos  &  la  garza.  Die  gleichnisse 
der  dichter  läßt  der  etymologe  an  sich  vorübergehen  und  schaut  nach  dem 
buchstaben:  garzo  ist  nichts  anders  als  das  umgestellte  zarco  (s,  unten), 
steht  also  für  carzo,  so  gavasa  für  bagasa  u.  a.  Ein  gleichbed.  it.  gazzo 
erwähnt  Ferrari. 

Garzo  sp.  baumschwamm;  entstellt  aus  agaricus. 

Gavilan  sp.,  gaviäo  pg.  sperber.  Im  frühesten  mlatein  bildete  sich 
für  die  bedeutung  eines  raubvogels  capus  von  capere  wie  unser  habicht 
von  haben  d,  h.  fassen.  Darüber  sagt  Isidorus:  capus  {dl.  capys)  italica 
lingua  dicitur;  hunc  nostri  falconem  dicunt,  und  Servius  in  Aen,  I,  20: 
falco,  qui  tusca  lingua  capys  dicitur.  Auch  die  mlat.  glossare  bringen 
das  wort  häufig.  Ein  neuerer  forscher  (Steub  über  die  urbewohner  Rhä- 
tiens  p,  21)  hält  es,  auf  des  scholiasten  Zeugnis  gestützt,  für  äcJU  etruskisch 
(rasenisch)  und  glaubt  es  in  dem  deutschtyrol.  tscliaffit  (falke)  wieder  zu 
erkennen.  Wohl  konnte  sp,  cap-el-an  gav-il-an,  pg.  gav-i  äo  daraus  er- 
wachsen, indem  11  im  dimin.  cap-ellus  (kleiner  habicht)  span.  sich  in  1 
vereinfachte,  port.  gänzlich  schwand,  wie  dies  mit  gemellus  in  gemelo,  ge- 
mgo  geschah;  der  stamm  cap  aber  fügte  sich  derselben  behandlung  wie 
in  gav-ela  von  cap-ulus.  Auch  die  italische  spräche  kennt  dies  wort: 
mail.  com,  gavinel,  umgestellt  ganivel,  bedeutet  sperber;  pr.  gavanh  ist 
jedenfalls  ein  raubvogel. 

Gazdpo  sp.,  cat,  catxap,  sard.  gacciapu,  pg.  ca^apo  junges  kanin- 
chen.  Die  span.  etymologen  halten  es  für  eine  entstellung  aus  dem  von 
Plinius  oft  erwähnten  dasypus  (daavjrovg),  das  einen  hasen  oder  ein 
kaninchen  bezeichnen  soU,  und  eine  solche  etitstdlung  ist  recht  woM  mög- 


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ILb.   GAZMONO-GOIVO.  455 

lieh:  d  kannte  anlautend  mit  g  vertauseU  werden  (Rom.  gramm.  /,  369) 
und  gasepo  war  leicht  in  gasapo  verwandelt,  da  der  ausgamg  ap  weit 
üblicher  ist  als  ep.  Diefenbach  (Hall.  L.  Z.  1844  p.  1066)  vermuthet  ver- 
wahdtschaft  mit  bret.  gad  hase,  darin  unirde  aber  der  bemerkte  ausgang 
des  span.  wertes  keine  befriedigung  finden. 

Gazmoüo  sp.  scheinheilig;  vom  bask.  gazmona,  gazmufiaria  einer 
der  küßtj  une  der  scheinheilige  bilder  und  reliquien  küßt  (Larramendi). 

Gazuza  sp.  großer  hunger;  vom  bask.  gose-utsa  latäer  hunger,  s. 
Larramendi. 

Geira  pg.  ein  ackermaß:  so  viel  land  ein  pßug  in  eitlem  tage  um- 
ackert; für  jugeira,  lat.  adj.  jugarias  bei  den  feldmessem. 

G  eito  pg.  haltung  deskörperSy  gestalte  weise;  von  jactus^c&trtm^,  wurf. 

Germania  sp.  gaunersprache,  roihwälsch  (m  unterscheiden  von 
Gennänia  für  Alemania).  Die  grundbedeutung  ist  brüderschaft,  von  ger- 
manas;  so  hieß  ein  rebeUenbund  in  Valencia  la  germania,  so  die  gauner 
und  Zigeuner,  die  sich  unter  sich  selbst  brüder,  germanos,  nennen,  so 
endlich  ihre  spräche,  wie  mit  demselben  suffix  ia  auch  die  arabische  ara- 
bia,  algarabfa  genannt  ward.  Es  ist  ein  misverständnis,  wenn  fnan  ger- 
mania  von  dem  völkemamen  Germanas  leitet,  weil  die  spräche  der  Zi- 
geuner eine  anecM  gothischer  Wörter  enthalte:  wer  so  viel  goihisch  oder 
germanisch  verstand,  um  es  in  jener  spräche  herauszufühlen,  der  hätte 
weit  mehr  Ursache  gehabt,  jene  benennung  auf  die  span.  spräche  selbst 
überzutragen.  Die  veraltete  form  hermania  legt  aber  klar  zu  tage,  was 
sich  der  Spanier  unter  germania  dachte :  sie  kann  nur  von  hermano  (bruder) 
stammen,  welches  nie  für  den  völkemamen  Germanus  gesetzt  ward. 

Ginete  sp.  leichtbewaffneter  reiter,  auch  geschickter  reiter,  dsgl. 
leichtes  feines  cavalleriepferd  (daher  it.  ginnetto,  giannetto,  fr.  genet  span. 
pferd),  gineta  art  eu  reiten  (mit  kurzen  bügeln),  art  spieße  (wie  die 
leichten  reiter  sie  führten,  it.  giannetta);  entsprechend  pg,  ginete,  gineta. 
Vollständig  paßt  das  von  mehreren  aufgestellte  gr.  yvftvrjTrjg  leichter  krieger, 
erinnernd  an  griechische  herrschaft  in  Spanien.  Andrer  meinung  ist 
May  ans  y  Siscar,  Orig.  I,  102:  Cinetes  hießen  die  bewohner  des  Striches 
zwischen  dem  Vorgebirge  S.  Vincent  und  dem  Gruadiana,  ihre  reiter  waren 
nur  mit  spieß  und  tartsche  beweinet,  und  von  ihnen  übertrug  fnan  den 
namen  auf  die  zum  schütze  der  span.  seeküste  gegen  maurische  piraten 
errichtete  reiterei:  das  sei  eine  historische  thatsache  (auf  die  wir  aber  nicht 
eingehn  können).  Diefenbach,  Orig.  europ.  p.  356,  ist  geneigt,  das  wort 
aus  ginnus  (yiwog)  herzuleiten,  das  aber  dem  begriff  wenig  zusagt.  Wenn 
er  dabei  ^leichtes  pferd*  unbedenklich  für  die  erste  bedeutung  von  ginete 
erklärt,  so  ist  er  mit  den  span.  phüologen  durchaus  im  Widerspruch,  die 
Überdll  den  reiter  voranstellen,  ja  selbst,  wie  Antonius  Nebrissensis  oder 
die  freilich  nicht  wortreiche  erste  ausgäbe  der  akademie,  die  bed.  pferd 
nicht  einmal  kennen. 

Giro  sp.  schön,  vollkommen  in  seiner  art. 

Goivo  pg.  eine  blume;  nach  Nunes  de  Liäo  cap.  9  abgekürzt  aus 


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456  ILb.   GOLDRE—GUILLA. 

leucoion  (Xev^mov)  weißes  Veilchen^  eusammcntreffend  mit  aUpg.  goiyo 
s.  V.  a.  goao,  aber  schwerlich  damü  idenHsch;  sonst  at4ch  mit  einem  warte 
arabischer  herkunß  aleli  genannt. 

Goldre  sp.,  coldre  pg.  Jcöcher;  von  dem  gleichbed,  corytus,  me 
Covarmvictö  toill. 

Gollizo  sp.  kehle;  von  gula,  stp.  gola. 

Gomia  sp.   (f.)  fresser;  von  gomia  mit  gl.  bed.  bei  LucUius  und 


Gorgojo  sp.  Jcomwurm;  von  curcnlio. 

Goto  i>^.  Schlund;  von  gnttur,  begrifflich  näher  liegend  ob  gattus. 

Gozo  sp.  pg.  vergnügen^  vb.  gozar  (mit  de,  auch  mit  accus,  con- 
struiert)  genießen.  Die  übliche  herleitung  ist  aus  gavisus  gavisare;  bes- 
sere ansprüche  haben  gaudinm  und  gustus.  Für  ersteres  redet  das  gleich- 
bed.  cot.  gotj,  vb.  altval.  go^ar  {so  mitj  von  medius,  ratj  von  radios), 
für  letzteres  die  port.  form^  sofern  sie  o,  nicht  ou  set£ft,  und  dieser  grund 
scheint  stärker^  auch  kann  das  veraltete  gostar  vermittelnd  eintreten.  Mit 
sp.  gozar  steUt  man  darum  besser  das  dltvdl.  gozar,  cot.  gosar,  neupr. 
gausä;  maü.  golzä  smsammenj  welche  die  bed.  sich  erkühnen  (d.  h.  froh- 
lichj  üppig  sein)  entwickelt  haben^  also  mit  osar  mAsammentreffen.  Eine 
ableitung  ist  sp.  rejocijo  lustbarkeit. 

Grietarsp.,  gretar  pg.  sich  spalten^  aufreißen,  grieta,  greta  spalte, 
riß,  lomb.  cretto  Jagemanns  wb.;  von  crepitare  bersten. 

Grillo  sp.,  cot,  grill,  pg.  grelo  Schößling  aus  dem  samenkom,  vb. 
sp.  grillar  ff.  sprossen.  Auch  altfr.  findet  si6h  ein  gleiM>ed.  sbst.  grel, 
das  von  gracilis  herjsustammen  scheint:  hieraus  könnte  das  port.  und  die 
übrigen  Wörter  entlehnt  sein,  eine  schon  von  andern  ausgesprochene  ver- 
muthung. 

Grima  sp.  cat.  grausen,  Schauder  (nach  Govarruvias  das  entsetzen, 
das  man  bekommt,  wenn  man  etwas  schreckliches  sieht),  pg.  abneigung, 
widerunlle.  Muthmaßlich  aus  deutscher  quelle,  Ursache  für  Wirkung  gesetzt: 
ags.  grima  larve,  gespenst.  Spanische  etymologen  verweisen  auf  gr.  xQvinog 
frost.  Vielleicht  darf  man  hieher  nehmen  fr.  grimace  (f),  sp.  grimazo, 
pg.  engrimanQO  Verzerrung,  verzerrte  oder  verzogene  figur. 

Grulla  sp.  kranich;  erklärt  sich  aus  gmicnla. 

Guanir  sp.  grunzen;  ags.  v&njan,  ahd.  weinön  lacrimare,  vgl. 
comask.  s-guagni  wehklagen. 

Gaarismo  sp.,  s.  oben  alguarismo. 

Guedeja  sp.,  s.  unten  vedija. 

Guijo  sp.  kiesel,  kieselhaufe,  guija  Mesel,  viereckige  erbse,  guijarro 
kiesdstein.  Etwa  von  cubus  cubiculus  cuiclus  würfelchey?  Aber  ein- 
facher entspringt  es  aus  bask.  eguiya  ecke^  kante,  une  guijarro  aus  egnij- 
-arria,  egui-arria  eckstein,  s.  Larramendi.   Altsp.  für  guija  auch  grija. 

Guilena  sp.  eine  pflanze,  aglei;  von  aquilina  bei  den  botanikem. 

Guilla  sp.,  guilha  pg.  reiche  ernte;  vom  arab.  gallah  einkünße  von 
einem  lande  oder  hause  (Engelmann). 


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ILb.    GUINCHO— HALLAR.  457 

Guincho  sp.  stachely  gninchar  stechen;  vgl.  gnizgar  anspornen, 

Guita  sp.  pg.  starker  Mndfaden,  schnür;  vgl.  ähd.  wita  haarhandj 
dies  van  lat.  vitta. 

G  u  i  1 0  arag.y  cot.  guit  fehlerhaft^  ungdehrig,  hoshaft  (von  lastthieren) ; 
unbekannter  herhunft. 

Gume  pg.  (m.)  schärfe;  von  acnmen. 

Gamia  sp.,  pg.  gomia,  agomia  dolchj  waidmesser;  schwerlich  von 
acümen,  welches  regelrecht  agumbre  erzeugt  haben  würde. 

Garrumina  sp.  übertriebene  Unterwürfigkeit  des  ehemannes;  bas- 
kischer  herkunft,  gur-mina  ^zuneigungS'übel\  s.  Larramendi. 

Gasano  sp.  pg.  wurm;  von  cossns  holBwurm,  woher  auch  churw. 
COBS  engerling. 


H. 

Hacino  sp.  vrlt.  traurig;  unglücklich;  vom  arab.  'hazin  dctös.  Frey- 
tag I,  376'. 

Halagar  sp.y  früher  falagar,  afalagar,  ebenso  vai.  falagar  bei  Ä. 
March^  aber  schon  vor  ihm  bei  J.  Febrer  e.  b.  str.  130  halagar,  cot. 
afalegar,  pg.  syncopiert  a£Etgar  liebkosen^  schmeicMn,  sbst.  halägo  u.  s.  w. 
Fal  läßt  sich  nicht  als  stamm  annehmen,  da  kein  span.  suffix  ag  vor- 
kommt,  das  suffix  ic  aber  falcar  oder  falgar  erzeugt  hätte.  Darum  ist  es 
bedenklich,  das  wort  z.  b.  aus  der  interjection  hälo  Rz.  1334  abzuleiten, 
die  allerdings  eine  liebkosung  auszudrücken  scheint:  quando  era  mancebo, 
desianme  halol  halo!  agora  que  so  viejo,  disen  quo  poco  valo.  Man 
wird  also  falag  als  stamm  setzen  müssen,  der  aber  nur  vermöge  einer  im 
span.  üblichen  einschiebung  ai^s  flag  oder  falg  erweitert  sein  kann.  Diesen 
stamm  mit  passendem  begriff  gewährt  unter  den  Quellensprachen  nur  die 
gothische  in  thlaihan  liebkosen,  trösten,  evayycaXitea&ai,  nagoxalelv,  sofern 
sich  dafür  eine  mdartl.  form  flaihan  annehmen  läßt  (denn  aus  jener  wäre 
sp.  tragar  geworden),  oder  die  hochdeutsche  in  flghön  schmeicheln,  bitten. 
—  Daß  das  bask.  palacatu,  balacatu  nicht  das  original,  sondern  der  ab- 
druck  des  span.  Wortes  sei,  bedarf  kaum  der  bemerkung.  —  Menage,  Orig. 
itcd.  s.  V.  lasinga,  weist  auf  fallax,  aber  es  liegt  in  dem  wesen  der  aus 
adjectiven  geleiteten  transitiva,  eine  eigenschaft  auf  das  objed  zu  über- 
tragen: falagar  müßte  bedeuten  ^betrügerisch  machen.  —  Endlich  ließe 
sich  das  span.  wort  auch  als  compositum  £a-lagar  fassen,  aber  nur  der 
zweite  theä  desselben  gäbe  einen  sinn,  vgl.  lagot  IL  c. 

Hallar  sp.  finden,  alt  fallar  (dieses  noch  üblich  in  der  bed.  ein 
urtheil  finden  =  altfr.  trouver).  Vom  it.  fallare  scheidet  es  sich  durch 
den  begriff.  Sollte  es  aus  ähd.  fallä  ^decipula*  gebildet  sein,  so  daß  es 
eigentl,  ertappen  bedeutete?  Aber  warum  dem  Südwesten  zwei  verschie- 
dene Wörter  für  denselben  begriff  zumuthen,  so  lange  sich  beide  noch  ver- 
einigen lassen?    Das  veraltete  ÜEÜar,  une  man  schrieb  und  vielleicht  auch 


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,  458  IL  b.  HAMBRE-HEDBAR. 

sprach,  kann  nämlich  recht  wohl  umgestellt  sein  atis  pg.  aflar,  aUsp.  ajar 
{s.  oben  achar);  sind  auch  solche  den  atüaut  verändernde  Umstellungen 
selten,  so  kennt  doch  grade  die  span,  spraclie  manche  beispide,  Rom. 
gramm.I,  295-6.  Ohne  Umstellung  der  buchsiaben  entstand  aus  aflar  die 
span.  form  ajar  beschimpfen,  mishandeln,  vgl.  die  bedeuiungen  des  lat. 
oflfendere  treffen^  finden,  beleidigen. 

Hambre  sp.  hunger;  von  fames,  dem  man  den  genit.  faminis  bei- 
legte, altsp.  fame^  sard.  famini.  Merkwürdiger  noch  ist  pg.  fome,  das 
mit  comask.  fom,  wai.  foame  übereit^mmt. 

Harbar  aitsp.  pfuschen,  sudeln. 

Harija  sp.  staübmehl;  nach  Larramendi  umgestellt  aus  bask.  jaria 
^etwas  das  sich  sertreut^  —  oder  sollte  es  aus  lat.  far  (&mcalam)  ab- 
geleitet sein? 

Haron  sp.  faul^  träge,  altsp.  faron  s.  b.  caballo  B£f.  616;  buch- 
stäblich das  arab.  harön  halsstarrig. 

Harto  sp.,  aitsp.  pg.  farto  gesättigt,  adv.  sp.  harto,  aitpg.  ferte  ge- 
nug, daher  hartar^  fartar  sättigen;  von  farcire  fartus  vollstopfen. 

Hase  äs,  fascäs  altsp.  adverb.  s.  v.  a.  paene,  ferme;  wohl  ssgs.  aus 
*  sp.  hasta-casi  bis  fast,  fast  sogar. 

Hasta  sp.;  altsp.  aitpg.  fasta,  präposition  s.  v.  a.  tenus  usque  ad; 
esgs.  aus  hdcia  gegen  und  ata  bis?  über  läeteres  s.  untere  iL  Abgel.  vb. 
hastar  ausdehnen. 

Hastial  sp.  frontispiz  eines  gebäudes  u.  dgl.;  von  fastigium. 

Hato  sp.,  fato  pg.  kleidervorrath,  hausgeräthe,  überh.  habseligkeiten, 
auch  herde,  häufe;  entspricht  dem  ahd.  £ei2za  bündel  oder  formell  besser 
dem  neutr.  faz,  das  in  seiner  altn.  form  fat  Ueid^  tasche,  fessd  bedeutet, 
vgl.  schwed.  fate-bur  vorrathskammer  für  kleider  und  geräthschaften. 

Haz  altsp.  aitpg.  (f.)  Schlachtordnung  PC.  708. 7 16  u.  o/2;  von  acies. 

Haza,  aza  sp.,  alt  faza  garbenfeld,  stück  bauland;  buchstäblich  das 
pr.  faissa  streifen  land,  wie  Baynouard  übersdzt,  also  lat.  fascia,  wiewohl 
der  logische  Zusammenhang  zwischen  streifen  land  und  dem  speciellen  be- 
griff garbenfdd  nicht  Mar  hervortritt.  In  rhiUischen  dialecten  ist  fascia, 
fäscia  ein  langer  schmaler  wiesenstreifen,  s.  Steubs  Bhät.  ethnologie  p.  89. 
Mit  Diefenbachs  herleitung  von  faza  aus  facies  erdoberßäche  (Goth.  wb. 
I,  74)  läßt  sich  das  prov.  wort  kaum  vereinigen,  da  facies  in  dieser 
Sprache  die  bestimmte  form  fassa  bekennt;  auch  ist  für  den  begriff  nichts 
damit  gewonnen.  Wie  verhalt  sich  dazu  das  bask.  azaoa  garbe?  ist  es 
aus  heimischer  tvurzel? 

He  in  he-me,  he-te,  he-lo,  he-la,  sp.  adverb^  sieh,  ecce;  statt  fe-me 
u.  s.  f.  und  dies  aus  ve-me  =  lat.  vide  me,  also  helo  =  tY.  vello.  Andre 
beispiele  der  Verhärtung  des  y  zu  {  Born,  gramm.  I,  288. 

Hebilla  sp.  schnalle,  gallic.  febilla;  dimin.  von  fibola,  |)r.  fivela. 

Hebra  sp.  faden;  von  fibra,  ital.  wie  lat. 

Hediondo  sp.  stinkend;  gleichsam  foetebundas. 

Hedrar  sp.  zum  zweiten  male  umhacken;  von  iterare. 


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IL  b.  HENCHIB-HONTEM.  459 

Henchir  sp,,  pg.  encher,  dltpg.  emprir  füllen,  anfüllen^  sbst.cHtsp. 
encha  entschädigung,  genugthuung  (erfüllung);  von  implere,  it.  drapiere. 

Hefiir  sp.  teig  kneten;  von  fingere  bilden,  euhereiten,  it  fingere  ff. 

Hermano  sp,,  irmäo  pg.,  germd  cot.  bruder,  fem.  hermana  /f.,  ab- 
gekürzt  pg.  mano,  mana;  von  germanus  bereits  in  den  ältesten  Urkunden 
für  frater  (fraile),  das  dem  Ordensbruder  überlassen  ward  (fradre  leiblicher 
bruder  Apol.  691) ;  hermana  in  einer  Urkunde  v.  j.  998  Esp.  sagr.  XL, 
406.  Durch  die  einßhrung  von  hermano,  hermana  beraubte  sich  die 
span.  spracJie  der  uouredverschiedenen  ausdrücke  frater  und  soror.  In 
der  venez.  mundart  ist  zerman  vetter,  cugino,  cousin  germain,  zermana 
base.  Eine  zss.  ist  sp.  (ioxm^LVLO,  pg.  coirmäo  Stiefbruder  =  con-germanus. 

Herrn  OSO  sp.,  pg.  altsp.  fermoso  und  fremoso,  wdl.  frumos  schon; 
von  formosus  (fuermoso  fermoso). 

Herpe  sp.  pg.  cat.  flechte  auf  der  haut;  vom  gr.  ^QTtrjg  um  sich 
greifender  schade,  hautgeschwür. 

Herrin  sp.  rost;  von  ferrugo  ferruginis.  So  herrumbre  von 
ferrumen. 

Hervero  sp.  scMund,  kehle;  vom  bask.  erbera,  dies  von  erachi  bera 
hinabst-eigen  machen  (Larramendi). 

Hidalgo  sp.,  altsp.  pg.  fidalgo  edelmann;  zsgs.  aus  hijo  de  algo, 
daher  auch  hijodalgo,  pl.  hijosdalgo  gesagt  werden  kann.  Es  heißt  also 
der  söhn  oder  erbe  von  stand  oder  vermögen,  denn  beides  kann  B^go,  lat. 
aliquod,  bedeuten:  almas,  cuerpos  et  algos  seelen,  leiber  und  vermögen 
Bz.  390.  Nach  8.  Bosa  hätte  schon  das  einfache  algo  persönliche  be- 
deutung  gehabt  (einer  der  etwas  ist),  daher  fijo  d'algo  söhn  eines  solchen 
mannes;  was  jedoch  unerweislich  scheint. 

Hilvan  sp.  heftnoM;  unrd  mit  hilo  vano  (unnützer  faden)  erklärt. 

Hinchar  sp.,  inchar  pg.  aufblasen;  von  inflare,  it.  enfiare.  Daher 
sbst.  hincha,  inchä  haß,  eigentl.  aufgetriebenheit  durch  leidenschaft. 

Hiniesta  sp.  ginster;  von  genista,  it.  ginestra. 

Hipo  sp.  der  schluchzen;  ein  schallwort,  wie  es  wenige  gibt;  pg. 
8olu(0,  cat.  singlot,  vai.  changlöt 

Hisca  sp.  vogelleim  {altsp.  fisca?);  von  viscum,  pl.  visca,  pg.  it. 
visco,  anlautendes  v,  wie  in  andern  fällen,  in  f,  sodann  in  h  verwandelt. 

Hito  sp.  schwarz. 

Hol  gar  sp.,  pg.  cat.  folgar  sich  ausruhen,  feiern;  vom  späteren  lat. 
foUicare  ein-  und  ausathmen  wie  ein  blasbalg  (follis),  daher  ausschnaufen, 
sich  erholen,  sbst.  pg.  fölego  athemholen.  Ein  ähnlicher  begriffsübergang 
im  it.  scialare  ausdünsten,  sich  wohl  sein  lassen. 

Hollejo  sp.  dünne  haut  der  fruchte;  von  folliculus  balg,  it.  foUicolo. 

Ho  11  in  sp.  ruß;  von  fuligo  fuliginis,  it.  fuliggine. 

Hontem,  ontem  port.  adverb  für  lat.  heri.  Die  von  einheimischen 
etymologen  versuchte  herleitung  aus  hodie  ante  entbehrt  jeder  stütze.  Sein 
Ursprung  scheint  in  ante-diem  zu  liegen,  welches  der  Spanier  in  der  form 
antedia  für  priäie  gebratu^hte:   denselben  sinn  drückte  auch  das  ndat. 


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460  ILb.  HORMAZO-IJAR. 

antedie  aas,  man  sehe  -hei  Ducange.  Port,  ooyte  SRos,,  aus  einem  docu- 
ment  van  1743,  ist  vielleicht  ein  anderes  wort. 

Hormazo  sp.  mauer  von  trockenen  steinen;  schon  bei Plinius  H,  N. 
36,  14  parietes,  quos  appellant  (in  Hispania)  formaceosi  quoniam  in 
forma  circumdatis  ntrimqae  duabus  tabulis  inferciuntur,  s.  Äldrete 
fdl.  26^  *. 

Hornabeqne  sp.  homwerk;  aus  dem  deutschen. 

Horro  sp.,  forro  pg.  frei,  alforria  freiheit  u.  a.;  vom  arab.  *horr 
frei,  shst.  al-'horrijah  Freytag  7,  360".  361". 

Hostigar  sp.  süchtigen,  pg.  pr.  fustigar,  von  fastis. 

Hoto  aitsp.,  foto  cdtpg.  Sicherheit,  pg.  fouto,  afonto  sicher,  dreist, 
afoutar  dreist  machen,  altsp.  ahotado,  enhotado;  besser  von  fotus  gepflegt, 
unterstütet,  sbst.  fotus,  als  mit  Moraes  vom  unlat.  particip  fautas. 

Hoya,  hoyo  sp.,  pg.  fojo  grübe;  von  fovea,  vgl.  foggia  II.  a. 

Hoz  sp.,  fouce  pg.  sichel;  von  falx,  fr.  faux  u.  s.f.,  daher  das  (von 
Cabrera  erwähnte)  altsp.  vb.  hozar  abschneiden. 

Hoz  sp.,  foz  pg.  bergpaß,  mündung  eines  flusses;  von  faux,  tY.  foce. 
Daher  auch  sp.  hozar,  pg.  fo^ar  in  der  erde  wühlen  (von  Schweinen), 
wenigstens  bedeutet  faux  in  der  span.  abl.  hocico,  pg.  focinho,  den  rüssel 
oder  die  schnauee  der  thiere. 

Huebra  sp.  (scheideform  von  obra)  morgen  land;  buchstäblich  werk, 
daher  tagewerk,  arbeit  eines  tages,  von  opera,  welches  der  Spanier  Golu" 
mella  mehrfach  in  diesem  sinne  anwendet.  Concrete  bedeutung  zeigt  auch 
comask.  ovra,  bürg,  oeuvre  abgang  vom  flachs  oder  hanf,  werg,  werk, 
vielleicht  aus  dem  letsderen  deutschen  worte  übersetzt. 

Hueco  sp.,  ouco,  6co  pg.  hohl,  leer,  sbst.  sp.  hueco  höhlung,  loch, 
vb.  ahnecar  aushöhlen,  dsgl.  die  erdschöllen  zerschlagen,  in  letzterem  sinne 
gewiß  von  occare.  Wäre  aber  die  von  J.  Grimm  und  Maßmann  für  das 
gothische  halk  dürftig,  rnuixog  aufgestellte  grundbed.  vacuus  eine  thaisachCy 
so  dürfte  man  in  ouco  einen  Sprößling  desselben  annehmen,  vgl.  z.  b.  pg. 
poupar  aus  palpare. 

Huero  sp.  unbefruchtet  (von  eiern);  nach  Cabrera  das  lat.  ürlnus, 
gr.  ovQivog,  in  ovum  urinum  windei,  besser  das  gr.  ovQtog  =  ovgivog, 
mit  Versetzung  des  i  uiro  uero  huero,  vielleicht  auch  gtiero  (wie  huerto 
und  güerto),  woraus  die  port.  form  goro,  vgl.  enguerar  FJ.  =  enhuerar. 

Hu  milde  sp.  pg.  demüthig;   von  humilis,  s.  Rom.  gramm.  I,  363. 

Huraco  sp.  loch,  horacar  nebst  horadar  durchlöchern;  von  forare 
(Covarruvias). 


I.  j. 

Ijar  sp.  (m.)  weiche,  pg.  ilhal  seite,  aitfr.  iliers  Ren.  IV;  von  lat. 
Ile,  ilia,  pr.  ilha.  Daher  auch  sp.  ijada,  dem  der  Portugiese  das  merk- 
würdige ilharga  zur  seUe  stellte. 


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n.b.   INDA-LACIO.  461 

Inda,  SLindsL  pg.  adverb  für  lat,  adhuc,  etiamnum  (altsp.  inde);  von 
lüde  ad,  ab  inde  ad;  ainda  agora  van  ab  inde  ad  hancboram.  In  der 
bed.  ^sdbst^  sogar ^  vergleicht  es  sicli  dem  sinnverwandten  fr.  jusqa'ä. 

Izaga  sp.  binsenreicher  ort:  auch  bask.  izaga,  von  Ya  binse  und 
aga,  das  eine  füUe  bedeutet.    Man  sehe  Larramendi. 

Izquierdo  und  esquerro  sp.,  pg,  esquerdo,  cot.  pr.  esquer  {fem. 
esquerra)  link.  Man  erklärt  es  aus  dem  gleichbed.  bask.  ezquerra,  dessen 
ursprünglichkeü  in  dieser  spräche  übrigens  nicht  durch  escua  (hathd)  eu 
erweisen  ist,  da  dies  wort  in  keiner  sfusammenseteung  in  ezqu  {mit  stummem 
u)  ausartet.  Saldberry  gibt  eskner  linJc,  esku-esker  lifüce  hand  (also  mit 
beigefügtem  esku  hand)^  eskuin  rechte  seiie.  Wie  rechtfertigt  sich  aber 
d  in  izquierdo?  Dieser  dental  wird  im  Span,  hinter  1  oft  eingeschoben, 
niemals  hinter  r:  hat  er  also  seinen  grund  schon  im  baskischen,  aus 
welcher  spräche  Larramendi  in  der  that  ezqaerdo  nebst  dem  vb.  ezquer- 
datu  anführt?  Vergleicht  man  bask.  lerr  neben  lerd  =  sp.  lerdo,  so 
könnte  man  sich  versucht  fühlen,  in  ezqnerr  eine  aus  ezquerd  geschwächte 
form  anBunehmen.  Aber  wir  gehen  auf  diese  frage  baskischer  philologie 
nicht  ein  und  verweisen  deshalb  auf  Mohns  Zergliederung  des  wertes  p.  76. 
Was  jedoch  noch  den  anlaut  i  für  e  in  izquierdo  betrifft,  so  erklärt  er 
sich  aus  der  neigung  des  Spaniers,  den  vocal  e,  wenn  die  folgende  sübe 
den  diphthong  ie  enthalt,  euphonisch  in  i  0u  verwandeln,  wie  in  simiente 
(sementis)  u.  a.,  Rom.  gramm.  J,  176. 

Jabalf  sp.,  pg.  javall  (fehlt  cot.)  eber,  keiler^  sp.  jabalina  backe, 
lehne.  Arab.  chinztr  gabalt  ist  bei  Pedro  von  Alcala  =  sp.  puerco 
mont^s  berg-  oder  Wildschwein:  der  Spanier  begnügte  sich  mit  dem  zweiten 
arab.  wort  =  mont^  (wild)  zur  bezeichnung  des  thieres,  s.  Engelmann. 

Jaez  sp.,  jaez  pg.  pf erdedecke,  kleid,  rock;  vom  arab.  gahaz,  gehaz 
geräthe  Freytag  I,  318\  318K 

Jorgina,  jorguina  sp.  hexe;  vom  gleichbed. bask.  sorguina,  sorguina, 
dies  nach  Larramendi  von  sorr  unen^^ßndlich  {warum  nicht  vom  lat.  sors, 
sp.  suerte,  bask.  zortea?)  tmd  guifia  machend.  Daher  enjorguinar  rußig 
machen  wie  die  durch  den  Schornstein  faJirenden  hexen  thun,  s.  Covarruvias, 
der  auch  das  gleichbed.  holgina,  holgin  aus  jorgina  entstehen  läßt. 


L. 

Labare  da,  l^YBieda  pg.  flamme;  ist  mit  Moraes  herzuleiten  atis 
labarum  fahne,  wegen  ihrer  wällenden  bewegung.  Die  umgekehrte  begri/fs- 
entwicklung  in  iSamma,  flammnla  s.  oriflamme  II.  c.  Eine  gelehrte  Unter- 
suchung iä>er  labarom  aber  findet  sich  bei  Mahn  p.  66  ff. 

Labriego  sp.,  labrego  pg.  feldarbeiter,  bauer;  von  labor  in  der 
bed.  feldarbeit,  s.  Ducange. 

L4cio  sp.  welk;  von  flaccidus,  wie  die  Schreibung  Ihacio  =  Ilacio 
bei  Berceo  beweist,  vgl.  llama  von  flamma,  Lainez,   Llainez  von  Flainiz. 


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4G2  Il.b.   LACRA-LECHON. 

Lacra  sp.  narbCj  mangels  gebrechen^  vh,  lacrar  schaden;  vergleichen 
darf  man  mndl.  laecke,  altengl.  lake,  neuengl.  lack  fehler. 

Ladrillo  sp.,  ladrilho  pg.  hackstein;  von  laterculns  dasselbe. 

Lagar  sp.  pg.  heiter,  weinpresse;  van  lacus  hufe  für  den  gepreßten 
wein,  woher. auch  basJc.  lacoa  in  erster  bedeutung. 

L  ai V  0  pg.  Schmutzfleck;  etwa  von  labes,  woraus  man  ein  adj.  labeas 
leitete. 

Lambrija  sp.,  lombriga  pg.  wurm  in  den  eingeweiden;  von  lum- 
bricus,  it.  lombrio.    Span,  auch  lombriz. 

Lampo  pg.  frühreif. 

Lande  sp.  pg.  eichet,  landre  (f.)  drüsengeschumlst;  von  glans, 
glandula,  vgl.  liron  von  glis. 

Lapa  pg.  höhle  an  der  seite  eines  berges;  wird  aus  dem  gr.  Xana^ov 
(grübe)  gedeutet. 

Lapa  sp.  dünne  haut  auf  flüs^igheiten,  iahm;  vom  gleichbed.  gr.  lant], 
Xaftm],     Vgl.  auch  bask.  lapa  u)^inhefe. 

Lasca  sp.  platte,  dünner  flacher  stein,  lederstreif;  umgestellt  aus 
laxuSy  laxa  schlaff,  demnächst  lappenartig,  denn  auch  sp.  laxa  (laja)  ist 
dafür  üblich.  Port,  sagt  man  lasca  de  presunto  schnitte  schinken.  Sinn- 
verwandt,  aber  nicht  daher  eu  leiten,  ist  das  deutsche  lasche  einge- 
setztes  zeug-  oder  lederstück,  worüber  Weigand  s.  v.  Span,  lancha  s. 
v.  a.  laxa. 

Lastar  sp.  pg.  für  einen  andern  zahlen  unter  vorbehält  der  rück- 
Zahlung,  auch  fremde  schuld  büßen,  sbst.  lasto.  Ein  gerichtlicher  ausdruck : 
um  so  eher  darf  man  deutsche  herkunft  vennuthen,  goth.  laistjan  folgen, 
besser  ahd.  leistjan,  leistön  s.  v.  a.  nhd.  Vielleicht  aber  ist  das  span. 
wwt  nur  abgekürzt  at4s  dem  passenderen  ahd.  fol-leistSn  beistand  gewähren. 

Lau  na  sp.  metallplatte,  degenklinge,  art  ziegelerde.  Nicht  von  la- 
mina,  woher  es  geleitet  wird,  sondern  von  läganum  platter  kuchen,  g  in  u 
verwandelt  wie  in  sagma  salma  sanma  (soma). 

Lavanco  sp.  pg.  wilde  ente;  vogel,  der  sich  badst,  von  lavare,  u)ie 
engl,  duck  ente  eigentlich  tauchcr  heißt. 

Laya  sp.  pg.  art,  beschaffenheit.  Es  trifft  äußerlich  mit  dem  altn. 
ags.  lag,  engl,  law,  mhd.  leye  Ordnung,  gesetz,  art  zusammen,  ist  aber 
anderes  Ursprunges.  Es  bedeutet  eigentlich,  wie  auch  im  baskischen,  ein 
ackerwerkzeug,  mit  welchem  immer  mehrere  nebeneinander  stehende  leute 
arbeiten,  daher  die  redensart  son  de  la  misma  laya  sie  sind  eines  gelich- 
ters.  So  W.  v.  Humboldt  im  Mithridates  IV,  298  und  schon  Larramendi 
s.  v.  Damit  ist  freilich  die  bask.  herkunft  des  Wortes  noch  nicht  ausge- 
macht. —  [Mahn  p.  9  erkennt  es  dieser  spräche  zu.] 

Lebrillo  sp.  ein  gefäß;  von  labrum  (Cabrera). 

Lechino  sp.,  lichino  pg.  wieke,  charpie;  bei  Vegetius  De  arte  vet. 
licinium,  von  licium. 

Lechon  sp.  schwein;  nach  Cabrera  ursprüngl.  Spanferkel,  vom  sp. 
leche  milch.    Daher  auch  lechuzo  noch  saugendes  maülthier. 


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II.  b.   LEGAMO— LLEGAR.  463 

L^gamo  sp.  schlämm^  lehmhoden,  alt  l^ano;  von  uligo  uliginis 
feuchtigkeü  der  erde^  tote  Cabrera  richtig  annterki,  nicht  vom  basJc.  legamia 
Sauerteig,  das  übrigens  selbst  ein  roman.  wort  ist,  fr.  levain. 

Leira  pg.  beet,  Ist  es  von  lira  furche,  so  fnuß  man  ihm  jsunächst 
ein  adj,  Urea  unterlegen.  Aber  das  aitpg.  laira  de  terra  stüch  land  SBos. 
macht  diese  herleitung  verdächtig,   da  ai  nicht  aus  i  oder  i-e  hervorgeht. 

Lelo  sp.  einfältig,  dumm;  nach  Larramendi  vom  basJc.  lela  oder 
loloa  'oAne  salz\    S.  darüber  Mahn  p.  68. 

Lerne  sp.  pg.  (fehlt  cot.)  Steuerruder.  Als  eine  ableitung  darf  man, 
wegen  der  ähnlichkeit  beider  dinge,  betrachten  sp.  limon,  fr.  limon, 
daher  ndl.  lamoen,  deichsei,  eigentl.  eine  der  beiden  Stangen  einer  gabd- 
deichsd.  Dieselbe  begriffsberührung  im  chw.  timun  deichsei,  Steuerruder, 
pg.  temao,  timäo,  deichsd,  timoneiro  Steuermann,  dlban.  timoni  rüder, 
alle  vom  lat,  temo.  Lerne,  limon  nehmen  ein  Stammwort  lim  in  ansprach; 
ein  solches  mit  der  bed.  glied  gewährt  die  ags.  ur^  aUnord.  spräche: 
Steuer  und  deichsei  als  glied  oder  gelerJc  des  Schiffes  und  Wagens  aufgrfaßt 
wäre  passend  genug  und  jeder  eweifd  würde  schwinden,  wenn  das  roman. 
wort  eine  spur  jener  grundbedeutung  eu  erkennen  gäbe.  Mlat.  limo  im 
Vocäb.  opt.  p.  30^,  wo  es  aber  den  nagel  an  der  nabe  bedeutet.  Das 
UHÜlon.  limon  bälken  ist  wohl  von  limen  schwelle. 

Levantar  sp.  pg.  aufheben;  participialverbum  von  levare  levans. 

Leve  ^^.  lunge  (nur  im  plur.  üblich),  ebenso  ait-  und  neupr.  leu, 
chw.  lev;  pr.  levada  gelünge;  von  levis,  weil  sie  wegen  ihrer  schwam- 
michten  beschaffenheU  leichter  ist  als  andre  eingeweide,  daher  auch  sp. 
livianos  (pl)y  engl,  lights. 

Lex  08  sp.  adverbium  für  lat.  lange,  auch  adjectiv  in  den  plur  ah 
formen  lexos,  lexas;  nicht  von  longos,  es  erklärt  sich  ohne  imang  aus 
laxns  weit.  Die  alte  spräche  brauchte  noch  Inene  =  longe,  im  Canc.  de 
Baena  findet  sich  selbst  lengos,  das  für  luengos  stehen  muß. 

Linde  sp.  altpg.  (m.  f),  neupg.  linda  grame,  von  limes  limitis, 
pr.  limit  ff.;  vb.  lindar  sp.  pg.  angränsen,  von  limitare;  pr.  lindar 
schwelle,  von  limitaris.  Dahin  auch  das  mit  letzterem  gleichbed. sp.lmi^l 
und  dintel. 

Lirondo  sp.  rein,  unvermischt. 

Lisiar  sp.  verstümmeln,  ca^.  lesiar,  pg.  lesar;  participialverbum  von 
laedere  laesus;  aUsp.  lision  =  lat  laesio. 

Llanten  sp.  ein  kraut,  Wegerich;  von  plantago,  it.  piantaggine. 

Lleco  sp.  adj.  noch  nie  angebaut;  unbekannter  herhunft. 

Llegar  sp.,  chegar  pg.  1)  nähern,  2)  itUrans.  ankommen,  daher 
sicil.  ghicari,  das  Pasqualino  vom  gr.  rx^ioi  herleitet.  Von  plicare  biegen, 
wohin  biegen  d.  i.  nähern,  eine  auch  dem  it.  piegare  vergönnte  bedeutung: 
come  il  vento  a  noi  gli  piega  =  sp.  Uega  Inf.  6,  7^.  Die  etymologie 
ist  unzweifdhaft,  da  im  altspan.  die  form  plegar  für  llegar  vorkommt: 
los  companneros  plegaron  a  Gniraldo  (kamen  an  bei  G.)  Bc.  Mtl.  194, 
vgl.  Apol.  91,  wo  plegar  vereinigen  bedeutet.     Vidleicht  aber  gieng  diese 


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464  IIb.  LLOSA-LUGAR. 

bedeutung  erst  van  dem  zsgs.  allegar,  achegar,  lat  applicare  (anfügen^ 
wohin  neigen)  auf  das  einfache  wort  über.  Man  leite  es  also  nicht  von 
ligare  binden,  verbinden,  wie  lochend  auch  das  gleichbed.  it.  gingnere,  von 
jüngere,  dasteht;  noch  von  legare  senden,  da  lat.  1  im  port.  nie  als  ch 
auftritt.  Auch  die  aUsp.  Schreibung  legar  beweist  nicht  für  ligare,  man 
drückte,  aniatäendes  11  gewöhnlich  durch  einfaches  1  aus. 

Llosa  sp.  geschlossener  kampfplate,  pg.  chousa  Ueiner  eingehegter 
platz;  vom  lat.  part  clausa  {it.  chiusa). 

Lob  a  sp.pg.  ermeüoser  leibrock  der  priester;  vom  fr.  Taube  chorhemd. 

Löbrego  sp,pg.  traurig,  dunkel;  umgestellt  aus  lugnhns,  it.  Ingübre. 

Logro  sp.pg.  gewinn,  besitz,  auch  pr.  logre,  t?J.  lograr;  von  lucrum, 
lucrari.  Zsgs.  mit  malo  «p.  malogro,  i?^.  mallogro  schlechter  erfolg,  vb. 
malograr,  mallograr  vereiteln. 

Lomo  sp.,  auch  pr.  lom,  der  untere  theil  des  ,rückens,  kreuz,  dsgl. 
loma  bergrücken;  von  lumbus  mit  bekanntem  ausfalle  des  b  nach  m,  it. 
aber  lombo. 

Longaniza  sp.  eine  art  wurste;  vom  lat.  longäno  mastdarm,  bei 
Codius  Aurd.,  vgl.  longabo  in  der  bed.  wurst  bei  Apidus.  Mit  unrecht 
also  leiten  es  Covamwias  und  Cabrera  at4s  lucanica. 

Loro  sp.,  louro  pg.  gelb,  goldgdb  (von  der  reifen  saat),  auch  bräun- 
lich. Von  Inridns  blaßy  gdblich,  meint  Nunes  de  Liäo  cap.  7.  Dieses 
hat  seinen  ausdruck  im  sp.  pg.  lerdo  gefunden.  Der  port.  diphthang  ou 
=  sp.  0  des  gegenwärtigen  Wortes  weist  auf  lat.  aureus,  welchem  der  ar- 
tikd  lo  vorgesetzt  sein  muffte,  was  bei  einem  adjectiv  fast  ohne  beispiel 
ist.     Von  aureolus,  mit  Versetzung  des  1  wäre  noch  kuhner.  Vgl.  lazzo  J. 

hour 9k pg.  kaninchenhöJde;  wird  von  laurex  (junges  kaninchen)  her- 
geleitet, womit  sich  allerdings  auch  eine  noch  vorhandene  zweite  form 
lousa  (s  aus  9  in  lauricem)  wohl  verträgt. 

Loza  sp.  irdenes  geschirr;  von  Inteus,  woher  auch  churw.com.  lozza, 
romagn.  lozz  leiten,  schlämm  u.  dgl. 

Lozano  sp.,  louzao  pg.  fröhlich,  munter,  zierlich;  erinnert  an  goth. 
laus,  ahd.  lös  leer,  leicht,  anmuthig,  lieblich  (pg.  ou  =  goth.  au).  Das 
picard.  und  wallon.  bieten  auch  das  einfache  loss  mit  der  bed.  spaßhaß, 
muthwülig;  dsgl.  scheint  in  lomb.  (bresc.)  lösitji  eiteüceit  das  deutsche  lös 
durchzuklingen  {Rosa,  nach  andern  lözita). 

Lua  altsp.,  luga  vol.,  besser  p^.lnva  handschuh;  offenbar  vom  goth. 
löfa  (m.),  altn.  löfi  flache  hand,  ags.  glö£a  (m.),  engl,  glove  handschuh. 

Lucillo  sp.  steinernes  grab,  altsp.  auch  locilo,  altfr.  Insean;  von 
locellus  kästchen,  loculus  sarg,  im  mlatein. 

Lugar  sp.  pg.,  vrlt.  logar,  ort;  an  die  stelle  des  zum  adverbium 
gewordenen  Inego  (locus)  getreten;  von  localis,  ^xlas  suffix  al  mit  ar  ver- 
tauscht, wie  oft  auf  diesem  gdnete,  wobei  jedoch  das  gemeinroman.  local 
nicht  aufgegd>en  ward. 


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ILb.   MACHO-MANCEBO.  465 


M. 

Mac  ho  sp.pg.numny  männlich.  Es  ist  vergebliche  mühe^  dieses  wort 
aus  mascnlus  jm  Biehenj  da  %  vor  in  nicht  austritt:  äUspan.  sagte  man 
masclo  (vgl.  mesclar  und  ohne  ausfaU  des  voccds  discolo,  muscolo  u.  a.)y 
ja  das  dÜe  maslo  Bc.,  SPart.  und  muslo  eeigenj  daß  eher  c  als  s  in 
dieser  Verbindung  schwindet.  Mit  macho  bezeichnet  der  Spanier  einen 
hammer,  daher  machar,  machacar,  machucar  stampfen,  machado  {für 
machardo?)  holßaxt,  machete  kurzer  breiter  säbd.  Für  das  wort  in  dieser 
zweiten  bedeutung  läßt  sich  jedesfaUs  ein  befriedigendes  etymon  aufzeigen : 
wie  sacho  at4s  sarcnlnm,  ebenso  entstand  mit  unterdrücktem  r  macho  aus 
marcnlus,  dessen  primitiv  marcns  ^maUeus  major  bei  Isidorus  vorkommt, 
dUit.  marco  PPS.  II,  17.  In  der  ersteren  bed.  mann  wird  macho  das- 
selbe wort  sein:  auch  it.  marcone  ehemann  (bei  Veneroni)  scheint  aus 
marcns  abgeleitet.    Das  vb.  marclar  hämmern  besitzt  die  churw.  mundart. 

Macfo  pg.  geschmeidig;  nach  Sousa  vom  airab.  masfh  dass.  Freyt. 
IV,  177K 

Madera  und  madero  sp.,  madeira  pg.  Zimmerholz;  von  materia, 
materies  mit  gl.  bed. 

Madrugar  sp.  pg.  früh  aufstehn,  aitsp.  madnrgar;  s.  v.  o.  matari- 
carC;  von  mataras  zeitig. 

Maiz  sp.  türkisches  kom;  americanisches  wort,  aus  Haiti. 

Majada  sp.,  malhada  pg.  schafstall,  auch  tierberge;  leitet  man  von 
magalia  zelte  (magaliata  magliata).     Vgl.  unten  nagnela. 

Majo  sp.  zierlich,  geputzt,  daher  wohl  cot.  maco. 

Maisin  sp.,  malsim  pg.  angeber^  aufhetzer,  malsinar  angeben,  ver- 
leumden u.  dgl.  Letzteres  soll  aus  male  signare  entstanden  sein:  da  je- 
doch die  namen  handelnder  personen  nicht,  oder  wenigstens  überaus  selten, 
ohne  sufßx  aus  verbis  abgeleitet  werden  (s.  vorrede),  so  ist  zu  bedenken, 
ob  malsin  nicht  aus  mal-yecino  (böser  nachbar)  gebildet  sein  könne,  um 
so  mehr,  da  auch  die  ital.  und  cdtfr.  spräche  eine  zss.  malvicino,  mal- 
voisin  besitzen. 

Malvar  altsp.  böse  machen,  nsp.  malyado,  pr.  malvat  boshaft,  mal- 
vädesa  bosheit.  Malvar  ist  ohne  zweifd  zusammengeschmolzen  aus  mal- 
leyar  (vgl.  malograr  für  mal-lograr)  und  bedeutet  also  eigentl.  übd  er- 
ziehen, übel  anleiten. 

Mamparar  aitsp.  aUpg.  schützen;  von  mann  parare  mit  der  hand 
bewahren,  s.  parare  /.    Zsgs.  altsp.  desmamparar  s.  v.  a.  desamparar. 

Mancebo  sp.,  pr.  aUfr.  mancip,  massip  junger  hur  sehe,  fem.  man- 
ceba,  mancipa;  vom  lat.  mancipinm  eigenthum,  sJdave,  so  daß  also  mas- 
ctdin  und  feminin  aus  einem  neutrum  moviert  wurden^  wie  z.  b.  aitn. 
thyr  (m.)  servus  aus  thy  (n.)  mandpium,  s.  Grimm  III,  332  note.  Das 
masc.  mancipins  L.  Sai.  tit.  82,  und  im  späteren  miatein. 

80 


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466  IIb.   MANDIL— MARCmTO. 

Mandil  $p.  pg.  scMreey  auch  pferdedecke,  pr.  mandil  tdlertuch 
Flam.,  Am.  Vid.f  vom  arab.  mandtl  tuch  zum  ahtvischen^  dies  vom  hyeant. 
fiovdrXiovy  enÜehfU  vom  lat.  mantile  (Boey  Gloss.). 

Mandria  ^.  (f.)  feige  memme;  tiach  Larramendi  das  bask.  eman- 
drea  schwaches  weiby  vgl.  pg.  mandriäo  ein  hauskleid  der  weiber. 

Mangla  aitsp.,  mBugmpg.meKUhau;  entstdU  aus  melligera  homgthau? 

Mangual  sp.y  mangoal  pg.  streUholbeny  dreschflegd;  von  mannalis 
was  mit  beiden  händen  gepihri  wird;  s.  Ober  das  eingeschobene  g  me- 
novare  /. 

Manir  5p.  das  fleisch  mürbe  werden  lassen,  ehe  man  es  genießt;  von 
manere  Ueibeny  warten,  daher  warten  lassen,  liegen  lassen  (Covarruvias). 

Manojo  sp.,  manolho,  molho  pg.  handvoU;  von  maniipiilus  fiir 
manipulos,  it.  manipolo  ff. 

Man 8 er  sp.  kind  einer  öffentlichen  dime,  schon  bei  Sedulius;  vom 
rabbinischen  mamser  Buxtorf  p.  1184.    Näheres  bei  Ducange  v.  manzer. 

Manteca  ^.,  pg.  manteiga,  cai.  mantega  btUtery  schmaUt,  daher 
wohl  erst  neap.  manteca  butter  von  Schafmilch,  sicü.  fetter  theü  des  käses, 
ital.  pommade.  Batyrnm  fehlt  dem  Südwesten,  nur  bntirada  butterweck 
kennt  8.  Bosa,  manteiga  findet  sich  schon  in  einer  Urkunde  vom  j.  1200 
Eludd.  ly  308.  Dieses  unchtige  dem  Araber  sowohl  wie  dem  Basken  un- 
bekannte wort  (letzterer  sagt  burra  oder  gnria)  darf  nicht  ohne  den  ver- 
such einer  deutung  dastehen.  Die  Araber  bedienten  sich  der  schlauche  sur 
bereitung  der  butter,  für  welche  butterschläuche  sie  mehrere  ausdrücke 
haben  (kerbäh,  na'ht  u.  s.  w.).  Dieser  gebrauch  läßt  sich  (xuch  bei  den 
^aniem  voraussetzen.  Hieß  ihnen  der  daeu  bestimmte  schlauch  etwa 
mantica  (mit  verschobenem  accent  manteca),  so  konnte  das,  worin  die 
butter  zubereitet  ward,  der  butter  seihst  den  namen  geben,  wie  in  der 
sicü.  mundart  forma  den  in  einer  form  bereiteten  käse  bedeutet.  Man  er- 
wäge und  sehe  sich  weiter  um. 

Manzana  sp.,  alt  mazana  Alx.,  Cal.  S  D.,  pg.  mazaa  c^fd;  tat. 
malom  Matianom  nach  einer  person  benannte  sorte  äpfd;  s.  auch  Isidor. 
17,  7,  3. 

Mafia  sp.,  manha  pg.,  maina  bask.  fertigkeit,  arglist.  Seil  aus 
manns  entsprungen  sein,  aber  wie?  Es  konnte  sich  vielmehr  ganz  regel- 
recht bilden  aus  lat.  machina  mach'na  list,  kunstgriff.  Daher  wohl  auch 
das  unerklärliche  it.  magnano  (co^.  manyd,  /r.  m(2ar^2.  magnan,  magnier, 
wallon.  sogar  mignon)  Schlosser,  eigenü.  artifex.  Aber  anderes  Ursprunges 
ist  doch  wohl  das  it.  man  na,  sp.  mafia  bündd  z.  b.  flachs,  reiser,  vb. 
it.  ammannare,  ammannire  in  büschel  theilen,  überhaupt  zusammentragen, 
ordnen,  an  das  gael.  mam  handvoü  (plur.  mahn)  erinnernd,  womit  schon 
P.  Monti  das  com.  man  zusammenstdlt. 

Marayedf  sp.  pg.,  pr.  marabotin,  eine  spanische  münze;  vom  arab. 
vöüeemamen  moräbfiln  (Sousa  u.  a.),  s.  auch  Sarmiento,  Obras  postumas 
p.  131,  und  8.  Bosa  s.  v.  maravidil. 

Marchit 0  sp.  wdk,   daher  marchitar  wdk  machen;  muihmaßiich 


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II.b.  MARPIL-MATA.  467 

dimimdwforfn  eines  verlorenen  adj,  marcho,  entsprechend  dem  it.  marcio, 
pr,  marcity  -ida,  von  marcidns.  Eine  andre  deuiung  scheint  das  suffix 
it  nicht  zu  gestatten.    Das  port.  wort  ist  murcho,  s,  unten. 

Marfil  sp.  (auch  franz.),  marfim  pg.elfenbein;  wird  hergeleitet  aus 
einer  Verbindung  der  arab.  Wörter  n&b  zahn,  ftl  dephanty  woraus  aber 
das  romanische  wort  nicht  wohl  entstehen  konnte,  s.  das  nähere  bei  Enget- 
mann-Dozy  p.  302.  Das  älteste  beispid  dieses  Wortes  findet  sich  im  span. 
mitteUatein  (aer.  930),  worin  es  al-mafil  lautä  DG. 

Mariposa  sp.  pg.  cat.,  sard.  maniposa  Schmetterling.  Die  von 
Mahn  p.  9  gegebene  erUärung  dieses  Wortes  aus  mar  y  posa  meer  und 
ruhe  =  bewegung  und  ruhe  ist  schön,  leidet  aber  daran,  daß  meer  und 
ruhe  keine  gegensätze  sind  und  das  bild  überhaupt  für  das  flattern  des 
Schmetterlings  zu  erhaben  ist.  Der  Portugiese  besitzt  für  das  wenig  übliche 
dem  span.  entnommene  mariposa  ein  gleichfalls  mit  posa  gd)üdetes  wort 
ponsa-loasa.  Dieses  gestattet  eine  (vielleicht  zu  gewagte)  deutung:  es  ist 
=  pous'  &  lousa  d.  i.  ^setz  dich  auf  den  gräbstein,  in  beziehung  auf  die 
Sitte,  Schmetterlinge  als  Sinnbilder  der  seele  auf  grabsteinen  abzubilden, 

Marrano  sp.  (daher  das  gleichlaut.  itäl.  wort)  verflucht,  verbannt, 
ursprüngl.  getaufter  Jude  von  verdächtiger  bekehrung  (anders  8.  Bosa  s.  v.). 
Nach  einigen  vom  hebr.  marah  sich  auflehnen,  nach  Covarruvias  vom  sp. 
vb.  marrar  fehlschlagen,  abirren,  doch  pflegt  sich  das  sufftx  ano  nicht  mit 
verbis  zu  verbinden.  Das  fem.  marrana  wird  auch  auf  die  sau  angewandt, 
das  im  sinne  der  Juden  verfluchte  thier? 

Marras  ^.  cot.  adverb  für  lat.  olim;  ist  das  arab.  marrah  semd 
Gol.  2209. 

Marron  sp.  (bei  Cdbrera,  der  maron  schreibt),  cat.  marrd  widder, 
gleichbed.  occit.  marra  und  mar-monton,  bask.  marroa;  vb.pg.  marrar  mit 
den  hörnern  stoßen  (von  bocken  gebraucht).  Lateinischer,  nicht  etwa 
iberischer  herkunß,  von  mas  maris:  Isidorus  12,  1,  11  nämlich  bemerkt, 
daß  der  widder  oder  bock  in  Spanien  mas  (männchen)  genannt ^  werde: 
apud  nos  in  gregibus  mares  dicnntur;  grex  aber  ist  ihm  nur  die  schaf- 
oder  ziegenherde  s.  12,  1,  8.  Auch  der  8arde  nennt  den  widder  mascn 
(mascnlns).  Der  nämlichen  herkunft  ist  auch  sp.pg.  marra  hammer,  vgl. 
die  berührung  dieses  begriffes  mit  ^mann  oben  unter  macho.  Für  marron 
ist  der  übliche  span.  ausdruck  morneco,  muthmaßlich  abgeändert  aus 
marneco,  um  es  vom  geograph.  namen  Marrnecos  zu  scheiden  —  oder 
sollte,  da  das  veraltete  mnnieco  auch  mauerbrecher  heißt,  dies  die  Urbe- 
deutung gewesen  und  das  wort  aus  mams  abgdeitet  sein?  dUein  das 
Suffix  würde  diesen  sinn  nicht  ausdrücken  können. 

Mastranto,  mastranzo  sp,  eine  pflanze,  wilde  münze;  durch  ver- 
Setzung  entstetU  aus  mentastmm,  ü.  mentastro. 

Mata  ^.  1)  gesträuch,  gebüsch,  baumstück,  2)  Strauch,  busch,  staude; 
pg.  mata,  mato  nur  in  ersterer  bed.  Bereits  in  einer  Urkunde  aus  Spanien 
vom  j.  876  mata,  nach  Ducange  ein  ackermaß,  vgl.  aber  ipsnm  forest 
yel  ipsam  matam,   qaae  dicitnr  silya  S.  Romani,   also  wohl  gebüsch. 


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468  ILb.  MATAR— MERENCORIO. 

Vielleicht  ein  goth.  wort,  von  maitan  cibhauen^  bair.  mAits  SchmeUer  11^ 
627  cibgetriAener  plata  im  undde  (wo  buschwerk  entsteht)^  mhd.  meiz 
Wb.  n,  132. 

Matar  sp.  pg,  pr.  schlachten,  tödten,  auslöschen;  von  mactare.  Zsgs. 
rematar  enden,  remate  ende? 

Matiz  5p.  (m.)  Schattierung,  abstufung  der  färben,  vb.  matizar. 
Die  bei  Seckendorf  bemerkte  deutung  aus  sp.  mata  (buschwerk)  bestätigt 
sich  durch  das  it.  macchia  1)  buschwerk,  2)  Schattierung.  Man  nahm 
also  den  ausdruck  von  dem  übergange  des  helleren  in  dunkleres  grün,  wie 
dies  eine  mit  gebüsch  bewachsene  anhötw  darbietet. 

Matraca  sp.  pg.,  daher  it.  matracca,  klapper;  vom  arab.  mftraqah 
hammer  Freyt.  III,  65*. 

Mayota  sp.  erdbeere;  eigenÜ.  maifrucht,  von  majns;  so  auch  maü. 
magiostra,  occit.  majoufo. 

Mazmorra  sp.  pg.  unterirdischer  kerker;  vom  arab.  ma'tmörah 
kdler  u.  s.  w.  Freyt.  UI,  71^. 

Mear  sp.,  pg.  mijar;  von  mejere  mit  einer  in  diesen  sprachen  sdte- 
nen  umbiegung  in  die  1.  conjugation.  S.  Rom.  gramm.  I,  20.  In  spä- 
terem ndatein  meiare,  meigare  Bief.  Gloss.  tat.  germ.  364''. 

Mecer  sp.  schütteln,  ein  Und  wiegen;  von  miscere  mischen,  um- 
rühren, pg.  mexer,  ü.  mescere. 

Media  sp.,  meia  pg.  strumpf;  eigentl.  media  calza  halbes  beinkleid. 

Med  rar  sp.  pg.  gedeihen;  von  meliorare,  eigentl.  für  meldrar.  Ähn- 
lich ist  die  einschiebung  des  d  vor  r  mit  unterdrücktem  h  =  j  im  pg. 
pindra  aus  pinhora. 

Mego  sp.,  meigo  pg.  sanft,  gefaUig  e.  b.  im  umgange.  An  gr. 
fiaXcmog  ist  nicht  eu  denken.  Man  erinnert  an  engl,  meek,  dies  ist  aber 
=  golh.  muks,  altn.  miukr  (Grimm  P,  386),  die  einen  eu  dem  roman. 
Worte  nicht  passenden  vocdl  haben.  Die  lösung  liegt  nahe:  es  ist  vom 
gleichbed.  mitificus,  oder  besser,  da  die  ßusammenjnehung  hart  wäre,  här- 
ter als  in  santignar  aus  sanctificare  (s.  unten),  von  mitigatus,  welches  be- 
handelt ward  wie  cordatas  in  cue/do.  Zu  mego  paß  ein  prov.  adj.  mec 
PO.  354,  dessen  bedeutung  aber  unsicher  ist. 

Mella  sp.  scharte,  lücke. 

Mellizo  sp.  Zwilling;  von  gemellns,  gleichsam  gemellicins. 

Membrillo  sp.,  besser  pg.  marmelo  quitte,  daher  quittenmus;  von 
melimelnm  art  süßer  äpfd,  eigentl.  honigapfd,  weil  man  die  guitten  mit 
honig  kochte,  wie  später  mit  mcker.    S.  Ferrari  s.  v.  marmellada. 

Menear  «p.  pg.  handhaben,  rühren,  gesdiäfte  führen;  scheint  nicht 
von  minare,  it.  menare,  theils  weil  verba  mit  dem  suffixe  ea  denominativ 
sind,  theils  weil  keine  der  andern  sprachen  ein  solches  verbum  besüst; 
sondern  von  manus,  also  eine  nebenform  von  manear,  it.  maneggiare,  fr. 
manier,  möglicher  weise  mit  einmischung  des  attsp.  menar;  wegen  e  für 
a  vgl.  pelear  für  palear. 

Merencorio  pg.  Cam.  Lus.,  menencoreo  Ribeir.  Brist,  verdriefilich; 


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ILb.  MERGANSAE-MONTERO.  469 

entstelU  aus  melancolico.    Eine  sinnvollere  entstdlung  oder  umdetUung 
von  melancholia  in  mal-enconia  ward  oben  unter  encono  berührt. 

Mergänsar  sp.  tauchery  ein  vogel;  verlegt  sich  leickt  in  die  worter 
mergns  anser. 

Merino  qp.,  pieirinho j>^.  besirhsrichter;  vonmajorinus,  s.  Ducange, 
vgl.  8.  Rosa  v.  maiorino. 

Mesar  sp.y  dltsp.  messar,  fehlt  catal,  die  haare  ausraufen;  mit 
Cabrera  von  metere  messns:  barbam  forcipe  meiere,  sagt  Juvenal. 

Mielga  sp.  eine  pflanee,  lueeme,  von  medica,  ebenso  aUsp.  julgar 
von  jndicare. 

Milagro  sp.y  milagre  pg.  wunder;  umgestellt  aus  miraculum. 

Milano  und  vilano  sp.  wolle  der  distelblüthe ;  von  villus  sfotte. 
M  aus  anlautendem  v  at4€h  in  mimbre. 

Milgrana,  mingrana  dltsp.  granatapfel ;  nach  seinen  videnkömem 
benannt. 

Milmandro  sp.  (bei  Cabrera) j  meimendro  pg.  bUsenkraut.  Hanc 
(herbam)  sagt  Isidor  17,  9,  4  Vulgus'  milimindrum  dicit,  propter  quod 
alienationem  mentis  inducit.  Ungeachtet  dieses  alten  Zeugnisses  ist  der 
Ursprung  des  Wortes  unbekannt;  eine  vermuthung  darüber  sehe  man  bei 
Diefenbach,  Orig.  europ.  p.  260.  Der  Baske  hat  für  diese  pflanze  einen 
ganz  verschiedenen  namen,  erabelarra. 

Mimar  sp.  pg.  hätscheln,  liebkosen,  mimo  liebkosung,  mimoso  ver- 
zärtelt; wohl  von  minimns  kleines  wesen,  kleiner  liebling,  woher  auch  it. 
mimma  püppchen  und  pg.  meiminho  kleiner  finger. 

Mimbre  und  yimbre  ^.  bachweide;  von  yimen. 

Modorra  sp.  pg.  tiefer  betäubender  schlaf,  adj.  modorro  in  einem 
solchen  schlafe  liegend,  einfältig,  dumm  (daher  sie.  mndnmi  mit  letzterer 
bed.),  vb.  modorrar  betäuben,  auch  sbst.  modurrfa  Stumpfheit,  dummheit. 
Bask.  modorra  heißt  der  stumpf  eines  baumes,  dem,  wie  Larramendi  an- 
merkt, ein  in  dumpfem  schlafe  liegender  (modorro)  wohl  verglichen  wer- 
den konnte.  Die  sinnliche  bedeutung  erhielt  sich  nur  im  altpg.  modorra 
hatrfe  d.  h.  etwas  rundes,  stumpfes,  s.  8.  Bosa. 

Mofa  sp.  pg.  cot.  Verhöhnung,  vb.  mo&r;  stimmt  zu  mhd.  mupfen 
den  mund  verziehen,  spötteln  Frisch  I,  675'',  Mhd.  wb.  II,  274  =  ndl. 
moppen,  engl.  mop. 

Mogo  altpg.  gränzstein,  sp.  mogote  einzeln  stehender  berg;  vom 
bask.  mnga  gränze,  oder  ist  dies  vom  sp.  buega?  {bask.  anlautend  m  oft 
=  sp.  b).  Mogotes  spieße  des  hirsches  leitet  Larramendi  dagegen  vom 
bask.  mocoa  spitze. 

Mojon  sp.,  altpg.  moiom  SBos.,  sard.  mAllone  gränzstein,  häufe: 
etwa  von  mntilus  etwas  abgestumpftes,  abgerundetes? 

Mollera  sp.  vorderhaupt,  pg.  moUeira  scheitet  am  köpfe  der  Säug- 
linge; von  mollis,  weü  diese  stelle  offen  und  weich  ist. 

Montero  sp.,  monteiro  pg.  Jäger,  der  im  gebirge  schwarz-  oder 
roihwild  jagt:  von  mons. 


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470  n.b.   MORANGO-MULATO. 

Mo  rang  0  sp.  erdbeere, 

Morcon  5p.  bluttvurst;  vom  bask.  morcoa  dicker  darmj  nach  Lar- 
romendi. 

Moron  $p.  kügd;  toohl  vom  b(isk.  muraa  hügd,  haufcy  vb.  morntQ, 
mnrrutu  aufhäufen^  woher  auch  nach  Humboldt^  Urbewohner  Hisp.  p.  48. 
49,  der  alte  städtename  Moron  stammen  soll. 

Morondo  sp,  geschoren  (von  menschen);  buchstabl,  mohrenmäßig^ 
weil  die  Mohren  das  haupthaar  abschnitten.  Über  das  sufßx  ondo  an 
Substantiven  s.  Rom.  gramm.  II,  379. 

Morro  sp,  uberh.  ein  runder  körper,  Meiner  runder  fels  oder  kiesd 
(pg.  morro  kleiner  runder  hügd,  aus  dem  span.),  dsgl.  dicklippiges  oder 
vorstehendes  maul,  für  welche  bedeutung  sich  bask.  mntarra  findet,  vgl. 
auch  oben  moron.    DcJ^in  pr.  moT,  morre,  aUfr.  monrre  schnaube. 

Mostrenco,  mostrenca  sp.  herrenloses  gut;  von  monstrare,  weil  der 
finder,  um  es  eu  erwerben,  es  öffentlich  ausrufen  und  vorzeigen  mußte. 

Monco  pg.  harthörig;  woher? 

Mozo  sp.  pg.  jung,  sbst.  junge,  bursche  (hieraus  it.  mozzo,  fr. 
monsse);  von  mastns  jung,  frisch,  mit  Verwandlung  des  st  in  z,  s.  Sanches 
zu  Berceo  p.  627,  daher  auch  subst.  mozo  bei  Ruitf  ==  lat.  mustam  most. 

Muchacho  sp.  Kleines  kind,  knabe;  für  mochacho  von  mocho  (s. 
mozzo  I.),  eigentl.  also  ein  kleiner  stümmel,  vgl.  chicote  endchen  tau  und 
junger  mensch,  in  deutschen  mundarten  btttzel,  eigenü.  etwas  kleines,  ab- 
gestumpftes. 

Mucho  sp.,  mnito  pg.,  mach  beam.  viel;  von  mnltns,  it.  molto 
u.  s.  f.;  abgdcüret  muy. 

Mnesca  sp.  fuge,  einschnitt;  unbdcannter  herkunft. 

Mugre  5p.  (f)  fettiger  schmute  auf  den  Ueidem;  doch  wohl  von 
mucor  kahm,  schimmd? 

Magron  sp.  senker,  pfrcpfreis.  Man  sucht  es  im  arabischen,  une^ 
wohl  das  lat.  macro  (spitßc)  ihm  genügt:  auch  paa  heißt  spitze  und  senker. 
Cot.  magrö  stid  des  obstes. 

Maladar  sp.,  richtiger  pg.  maradal  miststätte;  nach  Covarruvias 
so  genannt,  weil  sie  an  der  Stadtmauer  angebracht  werden. 

Malato  sp.  pg.  adj.,  daher  fr.  malätre  von  einem  neger  und  einer 
weißen  oder  von  einem  weißen  und  einer  negerin  erzeugt.  Die  grundbe- 
deutung  ist  junges  maulthier,  denn  dc^  suffix  at  drückt  junges  oder  kleines 
aus,  und  so  wird  es  auch  im  altspan.  altport.  (hier  e.  b.  in  einem  gesete 
V.  j.  1638  s.  S.  Rosa)  genommen.  In  der  neuen  wdt  übertrug  man  den 
namen  des  bastards  von  esd  und  pferd  auf  das  aus  zwei  menschenracen 
hervorgegangene  kind:  man  nannte  es  maulthierchen,  und  diese  benennung 
war  um  so  passender,  als  sie  zugleich  die  Verachtung  ausdrückte,  die  man 
vor  dem  mischling  empfand.  Engelmann  gibt  eine  andre,  überraschende 
auslegung:  malato  ist  das  arcib.  mowallad  d.  h.  von  einem  arabischen 
vater  und  einer  fremden  mutter  geboren  (Freyt.  IV,  604");  sie  findet  aber 
darin  ihre  schunerigkeit,  daß  die  entsprechende  bedeutung  des  sp.  Wortes 


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ILb.  MULETA-NAIPE.  471 

eine  erst  in  neueren  0eiten  hineingdegte  ist.  Entweder  also  hUeb  das 
arab.  wort  im  spanischen  Jahrhunderte  lang  unbeachtet^  oder  es  drang  gar 
nicht  ein  und  sein  zusammentreffen  mit  dem  span.  worte  ist  ßufäUig. 
[Gegen  diese  deutung  aus  dem  arabischen  s.  Doay  Gloss.  S84^ 

Muleta  sp.  pg.  (auch  sicil  comask.)  hrücke^  eigentL  mauUhier^  vgl 
bordone  Z 

Mnfiir  sp.  einladen;  von  monere,  pg.  monir. 

Mnrcho  pg.  schieß,  jwelk.  Dies  dem  Spanier  unbekannte  adjectiv 
findet  sich  wieder  in  dem  seltnen  lai.  murcidus  träge^  welches  Augustinus 
Oiv.  Bei  in  einer  steile  des  Pompornus  aufbewahrt  hat.  Aus  dem  mhd. 
rnnrc  morsch,  sumpfig  Wb.  II,  274  ist  es  wenigstens  nicht  hereuleiten. 

Mnrciego  altsp.,  neu  murciegalo,  pg.  morcego  fledermaus;  von 
mus  caecos,  mus  caeculus  blinde  maus,  weil  sie  bei  tage  blind  eu  sein 
scheint,  indem  sie  erst  abends  ausfliegt.  Cabrera  findet  den  ausdruck 
schon  bei  Vegetius  De  art.  vet.,  aber  dessen  mim  caecus  wird  für  caecilia 
(blindschleiche)  genommen. 

Mürrio  sp.  schwermüthig,  mdrria  schwere  im  köpfe;  von  morus 
(/iiioQoc:)  dumpf,  dumm,  nach  Covarruvias  u.  a.  Woher  es  auch  sei,  das 
it.  mogio  dumm,  damisch  scheint  dasselbe  wort,  atis  marrio  ward  morjo 
mojo  mogio. 

Masco,  amosco  sp.  dunkelbraun;  buchstäbl  moschusfarbig,  von 
mnscns. 


N. 

Na  da  sp.  pg.,  occit.  nado,  pronomen  für  lat.  nihil.  Man  hat  seinen 
Ursprung  theüs  in  der  cdt.  negation  na,  theils  im  altlat.  ne  hetta  (s.  ette 
II  a)  gefunden.  Es  ist  eine  abkürmmg  aus  res  nada  {JM.  res  nata), 
altfr.  riens  nöe,  wie  it.  nnlla  aus  nulla  cosa  abgeküret  ist;  wörtlich  etwas 
geborenes,  vorhandenes,  irgend  etwas,  in  Verbindung  mit  non  nichts.  Dsgl. 
sp.  nadie,  alt  nadi,  für  lat.  nemo,  gebildet  aus  nado  d.  h.  altsp.  ome  nado 
(homo  natos),  wie  altsp.  essi  aus  esso,  ir^dem  man  mit  der  endung  i  die 
persönliche  bedeutung  des  pronomens  ausdrückte,  also  keineswegs,  wie 
Mordau  Dicc.  etimol  p.  340  die  sachß  ansieht,  eine  uralte  pluralform  auf 
i,  die  nachher  zum  singular  herabgesunken  sein  müßte.  Als  affectiv  für 
lat.  nullus  braucht  die  gase,  mundart  nat,  fem.  nada.  8.  Rom.  gramm. 
m,  421,  428,  431.  Zsgs.  ist  sp.  pg.  nonada  (f.)  Kleinigkeit,  wie  lat. 
non-nihil. 

Naguela  altsp.  hütte;  von  den  einheimischen  etymohgen  aus  dem 
arabischen  oder  baskischen  hergeleitet,  ist  handgreiflich  das  lat.  magalia, 
mit  versetztem  i  magaila  maguela;  anlautend  n  aus  m  ist  bekanrU. 

Naipe  sp.  pg.  (m.)  Spielkarte,  it.  nalbi  (pl.  m.),  letzteres  merst  er- 
wähnt 1393,  s.  über  seine  bedeutung  Mahns  gelehrte  erörterungen.  Ein 
juego  de  naypes  wird  beschrieben  in  einem  spanischen  cancionero  aus  der 


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472  n.b.   NARRU-NOVIO. 

ersten  hSlfte  des  16.  jÄ.  bei  Ferd.  Wolf  ßu  Ticknar  p.  41  ßesanderer  ab- 
druck).  Nach  einer  span.  sage  stammt  das  wort  von  der  darauf  gezeich- 
neten Chiffre  N.  P.,  Nicoiao  Pepin,  dem  namen  des  erfinders;  nach  andern 
aus  dem  arabischen^  worin  allerdings  ein  wort  nä'ib  (mü  der  hed.  stetJr- 
Vertreter)  vorkommt.  Indessen  haben  Merlins  Untersuchungen  in  der 
Revue  archeologique  1869  p.  193.  280.  747  den  orientalischen  Ursprung 
der  Spielkarten  hinlänglich  widerlegt  und  deren  erßndungin  Italien  sicher 
gestellt^  s.  Engelmann  p.  88.  Daß  nafbi  keinen  üal.  klang  hat,  ist  leicht 
eu  bemerkenj  das  etymon  wird  sich  nicht  so  leicht  darbieten. 

Narria  sp.  schleife^  Schlitten;  vom  bask.  narra  dass.  (Larramendi). 

Nata  sp.  pg.  cot.  rahm;  von  natare,  sp.  nadar,  aiso  das  schwim- 
mende, wie  Plinius  sagt  H.  N.  28,  9:  ibi  qaod  snpernatat,  butyram  est 
Die  richtige  büdung  wäre  mit  d  gewesen;  nata  rechtfertigt  sich  eher  als 
scheideform  von  nada  nichts.  Dassdbe  wort  ist  wohl  neap.  natta  schäum, 
aiso  eu  trennen  von  lovhb$  natta?  s.  mattone  /. 

Nava  sp.  pg.  ebene;  gleichbed.  bask.  nava,  nach  Humboldt,  Urbew. 
Hisp.  p.  16,  ein  achtes  wort  dieser  spräche,  woher  der  name  Nay-arra. 

Nayaja  sp.,  «ayalhai>^.  schermesser;  von  noyacnla. 

Nayfo  sp.  pg.  großes  schiff;  von  nayigiom,  pr.  nayigi,  nayei.  In 
der  span.  Zigeunersprache  bedeutet  es  korper  und  ist  nach  einigen  ein 
anderes  wort,  das  goth.  nans  todter  korper  (pl.  nayeis),  was  sich  nur  mit 
der  betonung  ndyio  vertragen  würde;  die  bed.  korper  kann  aber  aus  der 
bed.  schiff  abgeleitet  sein,  tnan  vgl.  it.  cassero  gerippe  des  Schiffes  und 
hohler  leib. 

Nema  sp.  sieget  des  briefes;  vom  gr,  vrjina  faden,  weil  man  die 
briefe  früher  mit  einem  faden  umwand^  worauf  das  sieget  gesetzt  ward. 

Nemon  sp.  eeiger  der  Sonnenuhr;  von  gnomon. 

Nenhnres  pg.  ortsadverb  für  lat.  nusquam;  von  nee  nbi  wie  nen- 
hnm  von  nee  nnos.    Vgl.  oben  algures. 

Nervio  sp.,  cat.  nirvi,  pr.  nervi  nerv,  sehne,  sp.  nervioso,  cot.  nir- 
vios,  pr.  nervios  nervig;  von  neryiam  (vsvqiov)  bei  Varro  und  Petronius, 
nicht  von  nervus. 

Nesga  sp.  pg.  keU  oder  ewickel  im  Meide  (eingesetzter  dreieckiger 
läppen);  nach  einigen  von  nexns,  annexns. 

Ningnem  pg.  pronomen  für  lat.  nemo;  von  nee  qnem,  n  ßr  nc 
Rom.  gramm.  I,  246. 

Nombre  sp.  name,  altsp.  nomne;  von  nomen. 

Nöyio  sp.,  pg.  noiyo,  cat.  pr.  novi  neuvermählter,  fem.  novia,  noiya; 
von  novus,  noya  (nova  nnpta),  nicht  etwa  vom  vb.  nnbere.  Daher  auch 
sbst.  pr.  noyias,  ndat.  nobiae  hocheeit,  nur  im  plural  üblich  nach  dem 
muster  von  nnptiae. 


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II.b.   OLLA-OXALA.  473 


0- 

011a  sp.  fteiscMopf,  daher  fr.  oille;  vom  lat.  oUa,  pr.  ola  ff.,  dem- 
nächst ein  gericht  von  verschiedenen  fleischsorten  mit  ewiebeln  und  hnoh- 
lauch,  eigenü.  olla  podrida  genannt  (für  pudrida  morschy  mürbe  nach 
Covarruvias),  fr.  pot-pourri. 

Oqneraela  sp.  knoten,  der  sich  beim  nähen  im  faden  bildet;  vom 
basJc.  oqnertzea  sich  verdrehen  (Larramendi). 

Ordefiar  sp.^  ordenhar  pg.  melken;  isu  unterscheiden  von  ordenar 
anordnen.  Man  hat  darin  das  gr.  ogog  (molken)  vermuthet;  es  ist  di^ 
aber  einer  der  falle,  worin  die  vergleichung  der  mundarten  gtäe  dienste 
ihut.  Melken  heißt  limous.  odzustä  =  fr.  ajnster  in  Ordnung  bringen, 
woraus  denn  hervorleuchtet,  daß  ordeüar  identisch  ist  mit  ordenar,  sich 
aber  durch  paronomasie  davon  lossagte.  Ordefiar  una  vaca  heißt  also 
buchstäblich  eine  kuh  in  Ordnung  bringen,  damit  sie  von  neuem  müch  an- 
setzen  könne.  Ein  andrer  ausdruck  für  melken  ist  altpg.  enxagar  trocken 
machen,  S.  Bosa. 

Orondado  5p.  wellenförmig;  von  undulatns  ondorado  mit  süben- 
verseteung?    Oder  für  ol-ondado  (sp.  ola  welle)? 

Orvalho  pg.  thau;  nach  den  einheimischen  etymölogen  von  rorale, 
pl.  roralia,  was  der  buchstäbe  schwerlich  gestattet.  Derselbe  wort  ist  das 
gcdlic.  astur,  orbayo  kälter  Staubregen. 

Obo  sp.  bar;  für  orso  von  ursus,  cat.  os,  pg.  urso. 

Ostugo  sp.  1)  spur,  2)  winket,  versteck;  nach  Larramendi  wegen 
leteterer  bed.  vom  bask.  ostuquia  äwas  gestohlenes. 

Otar  äUsp.,  otear  ait-  und  neusp.  von  einer  anhöhe  herab  beob- 
achten, fehlt  port.  und  catal.  Die  angegebene  bedeutung  ist  indessen  nicht 
die  ursprüngliche  und  könnte  sogar  durch  einmischung  von  otero,  welches 
auch  Covarruvias  mit  otear  in  Verbindung  bringt,  veranlaßt  worden  sein. 
Vidmehr  heißt  es  bei  den  Alten  schlechthin  ^anseJien,  betrachten,  e.  b. 
quando  61  habia  grant  pesar  6  oteaba  d  Helbed  cet.  Cah  e  D.  p.  6^, 
wo  von  einer  anhöhe  keine  rede  ist.  Spanische  etymölogen  leiten  es  von 
oTiTo^ai,  statt  dessen  aber  nur  oaao/iac  üblich  war.  Besser  berechtigt 
ist  lat.  optare  wünschen,  wählen:  wie  nähe  aber  dem  wählen  das  sehen 
liegt,  bezeugt,  wenn  man  ein  beispiei  verlangt,  das  pr.  chausir  oder  das 
mhd.  kiesen. 

Otero  sp.,  onteiro  pg.  hügel;  in  Urkunden  des  9. und  10.  jh.  otemm, 
anternm  u.  dgl.,  von  altns,  buchstäblich  das  lat.  altarinm  erhöhung,  auf- 
säte,  vgl.  das  itäl.  adj.  altiero. 

Oxald  sp.,  pg.  oxald  partikd  für  lat.  utinam;  gleichbed.  arab. 
enschä  allah  (en  wenn,  schä  wollte,  allah  gott):  n  fiel  aus  und  e  ward, 
um  ihm  die  bedeutung  eines  ausrufs  bu  geben,  in  o  abgeändert.  Ins 
Catalanische  ist  diese  partikd  nicht  eingedrungen. 


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474  II.b.   PADA-PARDO. 


P. 


Pada  j>^.  ein  kleines  brot;  syncopiert  aus  panada,  daher  padeiro 
bäcker  =  sp.  panadero. 

Pairar  pg,  aushalten  ss.  h.  stürm,  drangsaie,  (intrans.)  sich  hedenken^ 
unentschlossen  sein,  temporisieren,  als  schifferausdruck  (auch  span.)  la- 
vieren, beilegen.  Ist  es  abgeändert  aus  parar  aufhalten,  sich  außaUen? 
einige  port,  Wörter  geben  ai  für  a,  so  plaina,  raainel,  esfiaimar;  auch  kann 
reparar  in  allen  bedeutungen  (herstellen,  überlegen,  sich  bedenken)  mit 
repairar  vertauscht  werden.  Doch  ist  mit  Larramendi  noch  eine  andre 
quelle  eu  erwägen,  die  dem  buchstaben  und  dem  begriffe  sehr  wohl  genügt, 
bask.  pairatn  leiden:  man  leidet  drangsale,  indem  man  sie  ausholt,  ihnen 
widerstand  entgegensetzt,  man  verhält  sich  leidend,  wenn  man  nicht  0um 
handeln  gelangt,  wenn  man  temporisieri  oder  mit  dem  schiffe  nickt  vor- 
wärts kommt.  Das  wort  scheint  auch  in  Oberitalien  heimisch:  comask. 
paira,  piem.  pair^,  apair^,  gen.  apajä,  altmail.  apairar,  Bonves.  Laud. 
V.  Mar.  V.  419  muße  haben,  eigentl.  unthätig  sein,  nicht  handeln. 

Pa ladin 0  sp.  altpg.  öffentlich,  offenbar,  deutlich,  aUsp.  espaladinar 
erklären,  auseinandersetzen  FJ.  Lot,  palam  liegt  mit  seiner  bedeutung 
nahe  genug,  doch  iH  die  art  der  ableitung  ohne  beispiel.  Bai.  paladino 
offen,  redlich,  bei  CiuUo  v.  Alcamo,  PPS.  I,  13:  amoti  di  core  paladino. 

Paleto  sp.  damhirsch.  Ceryns  palmatus  hirsch  mit  flachem  hand- 
ähnlichem  geweih  kommt  bei  den  Alten  vor:  hieraus  nach  Cabrera  das 
Span,  wort,  dessen  form  aber  doch  durch  paleta  =  lat.  pala  bestimnU 
worden  sein  muß,  da  das  geweih  des  thieres  eben  so  wohl  schaufelartig 
genannt  werden  kann. 

Pantorrilla  sp.,  pantarilha  pg.  wade;  eigentl.  bäuchlein,  durch 
eine  ungewöhnliche  freiheit  für  pantig-orra  von  pant-ex.  Genauer  drückt 
sich  der  Catalane  aus,  der  diesen  (heil  ventrell  de  la  cama  bauch  des 
beines  nennt,  lat.  venter  crnris,  gr.  yaatgo'uvrjfiiov,  churw.  schlechtweg 
vantrigl. 

Pardiez  5pan.  interjection,  dem  altfr.  par  diex  =  nfr.  par  dien 
nachgesprochen,  altsp.  aber  auch  halbfr.  par  dios  Conq.  TJUr.;  vgl.  mhd. 
ohteiz  aus  altfr.  oh  diex,  dessen  x  gleichfalls  mit  z  ausgedrückt  ward. 
Nur  als  ein  beispiel  entlehnter  interjectionen  durfte  das  span.  wort  hier 
eine  stelle  finden. 

Pardo  sp.  pg.  grau,  dunkel.  Von  lat.  pallus,  meint  Cabrera,  allein 
so  nachgiebig  sind  die  sprachgesetee  nicht.  Es  ist  von  pallidas  jfsgs. 
paldus  pardns  (une  escarpelo  von  scalpellum,  surco  von  sulcns):  bleich 
ist  schmut^gweiß  und  geht  in  dunkle  färbe  über,  vgl.  ahd.  bleih  paUidus, 
ags.  hlkQ  pallidus,  niger,  gr.  niXXog  fuscus,  canus,  ebenso  nohog  u.  dgl.  m. 
Von  pardo  ist  pardal  Sperling,  grauer  vogel,  wie  churw.  grischun  von 
grisch  grau. 


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n.b.   PARIAS-PELLIZCAR  475 

P&rias  sp.,  "p&rQHS  pg.  (f.)tribut  eines  fürsten  oder  Staates;  ist 
plur.  num.  und  Jmhstablich  das  lat,  paria  (von  par)  erwiedenmg^  zakhng^ 
vgl.  par  pari  respondere  s,  v.  a.  pariare  beaahlen^  in  span.  Urkunden 
tribut  jBoMen. 

Parra  sp.  pg,  cot,  rebengdänder^  parrar  die  jsweige  au^eiten.  Für 
die  bekannte  herleitung  aus  pergula  bieten  sich  keine  analogen  falle. 
•       Pasa  sp.j  passa  pg.  getrocknete  Weintraube;  uva  passa. 

Patata  und  batata^.^^.  erdapfd;  american.  wort,  s.  Aldretefol.26'. 

Pateca  pg.  wassenndone;  vom  arab.  bf  tichah  Gol.  285,  pg.  auch 
albudieca,  cot.  albndeca  genannt.  Dersdben  herkunft  ist  femer  sp.  pg. 
badea  gleichbed. 

Pdtio  sp.  pg.,  cat  neupr.  piti  hof  am  hause,  in  letzterer  spräche 
auch  vorhaUcj  hausflur  (altpr.  pati  übersetzt  Baynouard  mit  pays).  Nach 
Sousa  u.  a.  ein  africanisches  wort,  pathaton. 

Patrafia  sp.,  patranha  pg,  fabelhafte  ereahlung  zur  Unterhaltung, 
mährchen;  für  patarraiia  vom  gleichbed.  cat.  patarra,  dies  wohl  von  pata 
gans  (gansegeschichte).    Ruiz  schreibt  pastrana. 

P4xaro  sp.,  pg.  passaro,  wal.  pasere  vogd;  von  passer  Sperling. 
Die  unlat.  endung  ar  berührt  schon  der  Appendix  ad  Probum:  passer, 
non  passar.  So  auch  anser,  non  ansar,  sp.  ansar;  camera,  non  cammara, 
sp.  camara. 

Pechina  sp.  art  muschdn;  von  pecten  dass. 

Pecho,  pecha  sp.,  pg.  peito,  peita  vertragsmäßige  abgäbe,  zins, 
pechar,  peitar  abgäbe  zahlen;  von  pactum,  wie  auch  das  deutsche  pacht. 

Pedazo  sp.  pg.  stück;  von  pittacium  stück  papier,  läppchen,  mlat. 
pitaciam.  Auch  andre  mundarten  kennen  es:  pr.  pedds  flickwort,  occ. 
petas  läppen,  vb.  pr.  petazar  flicken  GProv.  32,  fr.  rapetasser. 

Pejo  pg.  hindemis,  auch  beschämung,  pejar  hindern,  pejada  schwan- 
ger (d)enso  sp.  embarazada  gehindert  und  schwanger) ;  von  pedica  fessd, 
denn  man  darf  wohl  annehmen,  daß,  wie  de  im  span.  (mege  von  med'cus), 
so  at4ch  im  port.  zu  j  werden  kann.  Das  veränderte  genus  in  pejo  unrd 
auffallen,  aber  auch  fr.  pMge  schlinge,  handgreiflich  von  pedica,  ist  masculin. 

Pelear  sp.,  pelejar  pg.,  peleiar  pr.  streiten,  pelea  ff.  streit.  Viel- 
leicht eine  griech.  rdiquie,  von  nakaietv  kämpfen,  wenn  nicht  vom  lat. 
palns  Übungspfahl  der  Soldaten,  vgl.  altfr.  paleter  Scharmützeln. 

Pella  sp.,  pella^^.  boiil,  knäuel;  von  plla,  welches  die  schwester- 
sprachen nicht  anerkennen.  Aber  sp.  pila,  pg.  pilha  (nebst  fr.  pile) 
hatrfe  aufgestapelter  dinge  erklärt  sich  buchstäblich  besser  aus  pila  pf eiler. 

Pelleja  sp.  öffentliche  dime;  leitet  Covarruvias  von  pellicula  fdl 
(also  Schimpfwort)  mit  berufung  auf  scortam.,  das  beide  bedeutungen  einigt, 
wogegen  Cabrera  sich  an  pellex  halt,  woraus  man  gleichfalls  ein  dimin. 
pellicula  formen  konnte.  Da  aber  das  dimin.  von  pellis  ein  vorhandenes 
lat.  wort  ist  und  keine  roman.  spräche  pellex  kennt,  so  verdient  die  erstere 
herleitung  den  vorzug. 

Pellizcar  sp.,  kneipen,  auch  pecilgar;  nach  Covarruvias  von  pellis 


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476  ILb.   PELMAZO— PIERNA. 

Äatrf,  freilich  mit  dem  seltnen  suffix  izcar,  aber  auch  altfr.  pelicer,  offen- 
bar von  pellis  {vgl.  peli^on),  bedeutet  eupfen^  rupfen  Ruteb.  J,  16.  Die 
port.  form  ist  bellizcar. 

Pelmazo  sp.  schwerfällig j  sbst.  platt  gedrückte  masse;  nach  den 
span.  etymologen  vom  gr.  niXfxa  fußsohlcy  gleichsam  damit  platt  getreten. 
Läßt  man  das  etymon  eu,  so  faßt  man  das  adj.  besser  auf  als  breitfUßig, 
schwer  auftretend,  wie  fr.  pataud  schwerfällig,  von  patte. 

Penca  sp.  pg.  cot.  stacheliges  blatt,  auch  peitsche;  ceUisches  wort^ 
Tcymr.  pinc  (pingc)  Schößling^  spüee^  auch  engl,  pink,  vgl.  mlat.  pinca, 
pincus  Bief.  Gloss.  lat.  germ. 

Perol  sp.  pfanne,  pr,  pairol;  von  patina,  abgeleitet  patinol  patnol 
patrol,  endlich  pairol  mit  bdcannter  auflösung  des  i.  Dem  bask.  perolea 
(etwas  wärmendes),  worauf  Larramendi  verweist,  widerspricht  der  prov. 
diphihong. 

Perro  sp.  hund  (als  adj.  halsstarrig),  daher  sard.  perru.  AUspa^ 
ist  can  eienüich  üblich,  wie  auch  noch  jetzt  in  Asturien  und  ChUicien, 
man  sehe  es  z.  b.  Gal.  i  D.  p.  67^,  D.  J.  Man.  ed.  G.  p.  248''.  In  Por- 
tugal ist  cäo  der  eigentliche  ausdruck,  perro  weit  weniger  gebräuchlich. 
Letzteres  ist  noch  eins  der  zahlreichen  probleme  romanischer  etymologie. 
Vielleicht  führt  der  canis  petranculus  der  L.  Burg,  oder  der  canis  pe- 
tronius  (s.  Ducange  und  Diefenbachs  Orig.  europ.  332)  auf  die  spur. 
Man  merke  dazu  das  cot.  gos  peter  eine  kleinere  art  hunde,  sp.  gozqne, 
worin  peter  das  sp.  perro  bedien  muß.  Man  kann  nicht  umhin,  hierbei 
noch  einiger  anderer  vielleicht  unverwandter  roman.  Wörter  zu  gedenken, 
wie  des  bürg.  p6tra  grober  bauer  (Mignard  116)  und  des  woi.  petrunchiös 
bäurisch,  welches  letztere  auf  peatrf  =  petra  (stein)  zurückgehen  muß. 
Auch  in  Piemont  komnU  perro  vor,  bedeutet  aber  hier  eine  art  kaninchen. 

Pescuezo  sp.,  pescogo  pg.  nacken,  genick,  auch  Jiäls;  zsgs.  aus 
post  (s.  unten  pestorejo)  und  enezo  kübel  (s.  cocca  L),  also  hinterkäbd, 
ein  grober  ausdruck  für  hinterkopf,  man  sehe  testa  /.  Diese  ansprechende 
etymologie  gehört  MSnage,  s.  Orig.  ital.  v.  coccare. 

Pestillo  sp.,  pesteil  cot,  riegel  an  einem  schloß.  Attö  pessnlus 
konnte  mit  vertauschung  des  diminutivsufßxes  leicht  pesillo  werden,  pestillo 
kann  sich  nur  aus  pes-it-illo  erklären,  gebildet  wie  cabr-it-illo,  eine  form, 
welche  die  spräche  vielleicht  zur  Unterscheidung  von  pesillo  (kleine  wage) 
ergriff. 

Pestorejo  nacken;  buchstäbl.  was  hinter  dem  ohr  ist,  von  post 
(puest  pest)  und  oreja. 

Pesufia  sp.  Uaue  der  thiere,  pedis  ungnla. 

Petaca  sp.  reisekoffer;  aus  dem  mexican.  petlacalli  (Cetera). 

Petate  sp.  binsenmatte;  aus  dem  mexican.  petlatl  (derselbe). 

Peto  sp.  brusthamisch;  vom  gleichbed.  it.  petto,  lat.  pectas. 

Piara  sp.  herde;  von  pecuaria  (Gabrera). 

Pierna  sp.,  pema  pg.  bein;  von  perna  bein  von  der  hüfle  bis  zum 
fuße,  nur  bei  Ennius,  sonst  keule,  Schinken.  Daher  auch  pemo,  pernio,  pemil. 


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ILb.  PIHUELA-PORFIA.  477 

Pihaela  sp.  fußscheUen;  dimn.van  pedica  nach  dm  einheimischen 
etymcHogen.  Die  meammenziekwng  wäre  hart:  besser ^  neibst  piola  {vgl. 
vihaela  yiola),  tmmittelbar  von  pes  pediS;  wie  auch  pi-ojo  von  ped-icnlns, 
d.  h.  pi  aus  ped. 

Pimpoll  0  sp.  schößlingy  knospe^  pg.  pimpolho  Schößling  am  wein- 
stock;  für  pampinollo,  dimin.  von  pampinus,  vgl.  denselben  vocaLwechsd 
in  pimpineÜa  und  pampinella  J. 

Pino  pg.  nagdj  eweck;  muthmaßlich  (wie  priego,  s.  unten)  aus 
einer  der  nord.  sprachen^  dem  Spanier  unbekannt:  ndl.  engl.  kymr.  pin, 
gad.  pinne,  dUn.  pinni,  hd.  pinne  u.  dgl. 

Pino  pg.  höhepuncty  pör  a  pino  grade  aufrichten;  soll  von  pinus 
(fichte)  herkommen^  was  durch  das  vb.  pg.  sp.  empinarse  sich  bäumen  = 
arbolarse  (von  arbol  bäum)  einige  Wahrscheinlichkeit  gewinnt, 

Pintacilgo  sp.y  pintasirgo  pg.  distelfink;  von  pictos  passercnlns 
(Cabrera). 

Piorno  sp.  pg.  ginster;  vielleicht  für  picomo  von  pico  spieß,  weil 
diese  pftanee  lange  dünne  stengd  treibt y  daher  wir  sie  pfriemenkraut 
nennen.    Ausfall  des  c  auch  in  pia  für  pica. 

Pito  sp.pfeife,  pitar  pfeifen;  naturausdnscky  vgl.  pita  ruf  diehühner 
ssu  locken. 

Pizarra  sp.  pg.,  pisarra  cot.  schiefer.  Wohl  von  pieza  stücky 
namentlich  plattes  stücky  lappeny  wie  auch  unser  schiefer  bruchstück  be- 
deutd,  suffigiert  arra.  Nach  Larramendi  ein  compositum,  vom  bask.  puzca 
oder  pizca  stücky  und  arria  stein;  aber  der  ausfaU  des  c  hinter  z  wäre 
ungewöhnlich.  Mahn  p.  87  halt  pizarra  gleichfalls  für  baskischy  aber 
entstanden  aus  piz  schwarz,  welche  bedeutung  ewar  eigentlich  baltza,  beltza 
habCy  woßr  jedoch  in  compositis  baz,  bez,  auch  paz  vorkomme. 

Plegäria  sp.  gebet;  von  precarius. 

Pleita  sp.  biftöenflecMe;  von  plectere. 

Pöcima  sp.  arzneitrank;  vom  gr.  notia^a  trank,  umgestellt  potcima. 

Podenco  sp.y  podengo  pg.kaninchenhund;  unbdcannter  herkunß. 

Podre  sp.  euer;  von  püter  fatdy  morschy  nicht  von  püs  puris,  vgl. 
pg-  adj.  podre  =  lat.  pater. 

Polilla  sp.y  polilha  pg.  Tdeidermotte;  nach  den  einheimischen  ety- 
mologen  dgentl.  staübthiercheny  von  pulvis,  aiso  mit  unterdrücktem  v. 

Poncho  sp.  schlaff,  träge. 

Popar  sp.  lid>koseny  pg.  ponpar  schonen,  sparen;  von  palpare 
streichdny  ital.  wie  lat. 

Porende,  poren  dltsp.  aUpg.  partikd,  aus  dem  gründe,  darum; 
von  proinde.  Neupg.  porem  ist  in  adversativen  sinn  übergegangen,  ver- 
kürzt am  nao  porem  (nicht  darumy  gleichwohl)  wie  fr.  pourtant  aus  non 
ponrtant 

Porfia  sp.  pg.  cot.  hartnäckigkeit,  porfiar  hartnäckig  streiten.  Für 
porfia  trifft  man  aUpg.  perfia,  altsp.  porfidia,  volksmäßig  prohidia  (s.  Co- 
varruviasjy  und  so  haben  wir  das  lat.  perfidia  vor  unSy  das  auch  im  ital. 


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478  n.b.  PORIDAD-PRINGÜE. 

die  angegebene  bedeutung  eeigt.  Wegen  dieser  bedeidung  vergleiche  man 
gr.  dniaTia  treulosigkeitj  unfolgsamkeit  (beide  vertoandty  weü  sie  nicht  er- 
füllenj  was  sie  sollen),  wegen  der  form  5p.  hastfo  atis  fastidinm.  Im  F. 
juBgo  heifit  porfidia  unbilligkeit,  dem  sinne  des  lat.  Wortes  näher  verwandt. 

Poridad  aitsp.,  altpg.  paridade  geheimnis  ==  nsp.  puridad,  lat. 
puritas,  eigentl.  das  wahre  Verhältnis  einer  sache,  cdtfr.  purtö  a.  b.  RFlor.p.  48. 

Porra  5p.  pg.  cot.  heule  mit  dickem  ende.  Nach  Covarruvias  von 
porrum  hnoblauch,  weil  sie  die  form  dieser  pflanze  habe;  nach  Larra- 
mendi  vom  bask.  ceinporra  stück  von  einem  baumstamme.  Man  wird  sich 
leicht  für  das  römische  wort  entscheiden,  dessen  bedeutung  auch  befriedi- 
gender ist.    Dahin  femer  adj,  porro  schwerfällig,  dumm. 

Postilla  sp.  Schorf,  grind  (auch  blauer,  nach  Seckendorß;  von 
Pustula,  pr.  pustella. 

Preguntar  sp.,  pergnntar  pg.  fragen;  von  percontari. 

Prensar  sp.,  cot.  prempsar  drücken;  von  pressare. 

Priego  ältsp.,  prego  i?^.  nagel;  vgl.  ags.  prica,  engl,  prick,  ndl. 
prik,  kymr.  pric  Stachel,  spitee. 

Prieto  sp.  gedrängt,  altpg.  preto  D.  Din.  p.  29,  npg.  perto  dicht 
daran,  sp.  apretar,  pg.  apertar,  sie.  appritari  drangen.  Auch  die  wdUon. 
spräche  kennt  dies  wort,  adj.  pret  nahe,  das  nicht  aus  dem  lat.  praesto, 
wohl  aber  aus  dem  span.  herrüJhren  kann.  Desgleichen  führt  Honnorat 
ein  veraltetes  occit.  apertä  an,  das  er  dempg.  sLpertAT  vergleicht.  Apretar 
ist  buchstäblich  =  adpectorare  an  die  brüst  drücken,  demnächst  woM 
drängen,  pressen,  indem  die  specidle  bedeutung  schwand  wie  im  it.  rim- 
petto,  bei  dem  an  brüst  nicht  mehr  gedacht  wird;  r  attrahiert  wie  in 
pretina  für  petrina,  pectorina.  Apretar  al  pecho,  apertar  ao  peito  wäre 
also  ein  durch  die  verdunkelte  grundbedeutung  des  verbums  veranlaßter 
Pleonasmus.  Prieto,  wenn  die  herleitung  richtig  ist,  kürzte  man  aus  apre- 
tado,  wie  cuerdo  aus  cordatus,  um  ihm  den  verbalen  sinn  eu  nehmen; 
oder  bildete  es  aus  pectore  =  it.  nel  petto  (dicht  daran).  Expectorare 
ist  lateinisch,  adpectorare  freilich  nicht,  aber  es  ist  bereits  in  Isidor's 
glossar  vorhanden  (==  applicare  ad  pectus),  was  bei  einem  span.  worte 
in  anschlag  kommt. 

Prieto  sp,,  preto  pg.  schwärelicJi;  scheint  identisch  mit  dem  vorher- 
gehenden Worte:  was  dickt  ist,  wie  staub,  nebel  und  andre  dinge,  erscheint 
schwärzer,  dunkler  (Monlau  Dicc.  379). 

Primo  5p.  pg.,  primo  herinano  sp.  vetter,  söhn  des  oheims  oder 
der  tante,  erster  bruder  in  der  Verwandtschaft  nächst  dem  leiblichen, 
wal.  primariu  mit  derselben  bedeutung,  vgl.  bask.  primua  erbe.  Die 
Provenssälen  giengen  in  der  benennung  der  verwandten  mit  zahlen  noch 
weiter:  sie  kannten  zwar  gleichfäSXs  einen  prim,  aber  auch  einen  segon, 
einen  quart  (den  nach  römischer  berechnung  im  vierten  grade  verwandten). 

Pringue  5p.,  sard.  pingu  schmalz,  fett,  vb.  pringar  mit  fett  be- 
streichen; doch  woJd  von  pinguis,  wie  auch  Cdbrera  meint.  Einschiebung 
des  r  nach  einem  consonantanlaut  ist  im  spanischen  nicht  unhäufig. 


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IIb.   PUCHES-QÜIZA.  479 

Pnches  sp.  (m.pl.)  brei;  von  puls  pultis,  j^.  polta.  DaÄcr  puchero 
kocJUcpf. 

TulsiT  pg.hüpfeHy  Mopfen^  auch  Jceimen;  von  pnllare  oder  puUulare 
Jseimen  (sprudeln). 

Puya,  pua  sp.,  pg.  pua  spUjse,  stachely  dom^  pfropfreis;  wahr- 
scheinlich von  pugio  pugionis,  wie  buba  von  ßovßdv.  In  betreff  der 
leteien  bedeutung  istan  sp.  mngron  ableger,  senker^  eigentl.  dolch  eu  erinnern. 


Q. 

Qu  an  sp.y  pg,  quao,  pr.  can  adverb;  von  quam. 

Qaeda  pg.  fail,  stur0  =  sp.  caida  von  caer  (l(U.  cadere),  it.  caduta. 

Quemar  sp.,  qneimar  pg.  brennen.  Larramendi  vermuthet  seinen 
Ursprung  im  basJc.  qne  eman  d.  i.  rauch  geben,  und  auch  Humboldt, 
ürbew.  Msp.  p.  166,  leitet  es  von  qnea  rattch,  wiewohl  ein  vb.  qnemata 
nicht  vorkommt.  Lot.  cremare  dagegen  ist  über  das  ganze  prov.  gebiet 
bis  Valencia  verbratet,  und  da  der  Spanier  das  den  ahlaut  begleitende 
r  zuweilen  entfernt,  indem  er  es  versetzt  (quebrar)  oder  ausstößt  (templar), 
so  darf  man  quemar  mit  fug  aus  dem  l,at.  worte  erMären.  Cremado  hat 
das  glossar  zum  F.  juzgo. 

Quexar  (quejar)  sp.,  queixar  jp^.  klagen;  gleichsam  questare,  fre- 
quentativ  von  queri  questus. 

Quexlgo  sp.  grüne  eiche;  nicht  aus  quercus  abgeleitet,  da  dem 
Spanier  kein  sufßx  igo  zu  geböte  steht. 

Quicio  sp.  sp.  thürangd,  haspe,  resquicio  Öffnung,  loch;  uner- 
mittdter  herkunfl.  Die  detdung  der  span.  etymologen  aus  dem  vb.  quiesci, 
weü  die  thürangd  sich  nicht  drehe,  ist  kaum  der  anfUhrung  werth. 

Quien  sp.,  quem  pg.,  pronomen,  vom  tat.  acc.  quem.  Zsgs.  al- 
guien,  alguem,  von  aliquem;  dsgl.  für  quilibet  quienquiera,  quem- 
quer,  dessen  zweites  wort  den  conjunctiv  von  querer  (wollen)  enthält. 

Quilma  sp.  (mundartl.  s.Monlau  387)  getreidesack,  mehlsack,  zsgs. 
esquilmo  ertrag  von  herden  oder  grundstückm,  esquilmar  ernten;  ufÄe- 
kannter  herkunß. 

Quinta  sp.  pg.  landhaus  mit  grundstücken,  viüa;  nach  den  ein- 
heimischen etymologen  so  benannt,  weil  die  pächter  solcher  landgüter  ein 
fünftd  des  ertrages  an  die  eigenthümer  abzugd>en  hatten.  Ältfr.  quinte 
dagegen  bedeutete  so  vid  als  burgfriede,  s.  Ducange,  Menage. 

Quizi,  quizas  sp.,  pg.  quiQa,  alt  quizais,  sard.  chisä,  chisas,  sie. 
cusäy  adverb  für  lat.  fortasse;  zsgs.  aus  qui  sabe  (nsp.  quien  sabe)  d.  i. 
wer  weiß,  im  Poem.  d.  Cid  2509  qui  sab,  Alex.  632  quizab. 


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480  ILb.  RABANO-RANGER. 


R. 


Räbano  sp^,  rabäo  pg.  weiße  rübe;  von  raphanus  rettig,  ü.  rafano. 

Rabo  sp.  pg.  schvxme,  überh.  etwas  hinten  herabhängendes^  daher 
raboso  eottdig^  rabear  schwänzeln  u.  dgl.  Es  wird  von  repere  herge- 
leitet: warum  nicht  lieher  von  dem  buchstäblich  näher  liegenden  rapere 
schleppen?  vgl.  unter  andern  ahd.  zaskön  raffen,  rauben,  nhd.  zeschen 
schleppen  (wie  rapere),  sbst.  zesche  schleppe  oder  schweif  des  Ueides^  s. 
tasca  I.  Desselben  Ursprunges  ist  wohl  auch  piem.  rabel  schleppe^  ge- 
folge,  rable  schleppen,  schleifen.  —  [Nicht  ssu  Übersehen  ist,  daß  Mahn  (p.  46) 
rabo  von  rapam  leitet  ^ wobei  er  auf  unser  schwans-r^ht  (fleischiger  theil 
des  Pferdeschweifes)  verweist.  Die  sprachen  benennen  diesen  körpertheü 
gewöhnlich  darnach  daß  er  nachgeschleppt  wird  oder  daß  er  sich  hin  und 
her  bewegt,  und  dies  ist  ein  bezeichnenderes  merJcmai  cUs  die  ähnlichkeit 
mit  einer  rübe,  die  sich  im  deutschen  auch  nur  auf  einen  theil  des  Schweifes 
bezieht.  Für  letztere  auffassung  wären  jedesfaUs  noch  andre  beispiele  er- 
wünscht gewesen.    Krit.  anhang  p.  23.] 

Radio  aÜsp.,  pg.  arredio  verirrt;  gleichsam  errativus? 

Rafez,  rahez  ältsp.,  refece  altpg.  leicht,  gering,  schlecht;  arab. 
rachtQ  leicht,  gelinde,  sbst  rochf  wohlfeüheit  Gol.  962. 

Rajar  sp.  spalten,  raja  spalt,  spahn,  gleichbed.  pg.  rachar,  racha, 
eh  aus  j  entstellt,  was  übrigens  selten,  z.  b.  in  grancha  für  granja  SRos.,, 
geschah.    Ein  altsp.  racha  in  der  Conq.  UUram.    Aber  woher  rajar? 

Ralea  sp.,  pg.  ral6,  rel6  stamm,  race;  unbekannter  herkunft.  Auch 
der  vogd,  den  der  falke  vorzugsweise  jagt,  wird  so  genannt. 

Rsi.lo  sp.  pg.  dünn.  Von  raralas?  aber  wozu  ein  unvorhandenes 
diminutiv  annehmen,  wenn  die  römische  litteratur  das  einfache  wort  ge- 
währt?  Plautus  sagt  vestis  ralla,  worin  das  adjeäiv,  une  zu  vermuthen 
ist,  ^dünn  bedeutet,  sei  es  nun  aus  rarulus  oder  aus  ravnlas  (s.  Freund) 
zusammengezogen.  Der  Spanier  wählte  hier,  wie  in  andern  fallen  (novela, 
apelar),  einfaches  1  statt  11.  Das  wort  reicht  über  das  südwestliche  gebiet 
hinaus:  limous.  und  henneg.  rale,  fläm.  raelJCt/.,  selbst  alban.  rale:  soUte 
die  letztere  spräche  auch  erst  raralas  gebildet  haben?  sie  kennt  das  suffix 
alas  nicht  einmal.  Hätte  man  es  bloß  mit  dem  spanischen  zu  thun,  so 
könnte  man  übertritt  des  lat.  r  in  l  annehmen,  raras  ralo,  aber  der  franz. 
spräche  ist  dieser  übertritt  zwischen  vocalen  schwerlich  bekannt. 

Rambla  sp.  cot.  sandfläche;  vom  arab,  ramla  dass.  (Dozy). 

Ranger  pg.  einen  rauhen  ton  von  sich  gd>en,  knarren,  knurren. 
Die  grammatik  lehrt,  daß  die  roman.  verba  zweiter  conj.  lateinischen  Ur- 
sprung haben  und  daß  sie  fast  ohne  ausnähme  (jpg.  tosser  von  tossire) 
von  lat.  verbis  zweiter  oder  dritter  herkommen;  ranger  aber  ist  unlateinisch 
und  erinnert  nur  von  fem  an  gr.  ^tyxuv,  ^oyxatßiv  schnarchen,  schnarren. 
Es  scheint  eine  freie,  onomatopoietische  büdung,   worin  die  Uttera  canina 


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n.b.  RAPAZ-REAL.  481 

die  hauptrolle  spielt  Viele  dergleichen  hommen  in  Wackemagels  Voces 
animatUium  vor. 

Rapaz  sp.  pg.  (rapazo  Apol.  567)  junger  hursche,  rapaza  jungem 
mädchen.  Covarruvias  vermuthet  vom  lat,  rapax,  weil  kinder  nach  allem 
greifen.  Wir  nennen  kleine  kinder  wohl  krahien,  weil  sie  auf  dem  boden 
herumkriechen,  s.  Frisch.  Die  grundbedeutung  Und  läßt  sich  mit  rapaceria 
kinderei  belegen,  und  was  denbuchstahen  anlangt,  so  weist  das  abgeleitete 
rapagon  unwidersprechlich  auf  rapax  wie  perdigon  auf  perdix,  raigon 
auf  radix.  Dieses  buchstäbenverhaltnis  eeugt  gegen  arabischen  Ursprung, 
wäre  auch  das  von  Mayans  vorgebrachte  rabaz  ^diener  unrklich  ein  arab. 
wort  (soll  es  sein  raba'd  domesticus  Gol.  931?). 

Raposa  sp.  pg.  fuchs,  selten  masc.  raposo.  Es  nimmt  nebst  zorra 
die  stelle  des  aus  der  hcdbinsd  verschwundenen  lat.  vulpes  ein,  wovon  sich 
aber  doch  die  diminutivform  vulpeja  erhalten  hat.  Leitet  man  es  von 
rapax,  so  müßte  es  sein  sufßx  getauscht  haben,  überdies  wäre  der  ausdruck 
besser  auf  den  wolf  als  auf  den  listigen  Beineke  angewandt.  Am  ein- 
fachsten fließt  es  aus  sp.  rabo  schwane,  wie  at4ch  Covarruvias  deutet: 
häußg  nämlich  findet  sich  tenuis  bei  fortgerücktem  accent  wieder  ein,  vgl. 
lobe  lupino,  cabra  capruuo;  die  cot.  form  mit  b  rabosa  kommi  dabei 
kaum  in  anschlag,  da  diese  spräche  die  media  begünstigt.  Hiemach  wäre 
der  fuchs  der  stark  geschwänzte,  eine  individuellere  von  einem  wesentlichen 
merkmal  entnommene  beeeichnung,  wie  die  spräche  sie  liebt,  wobei  man 
noch  erinnern  darf,  daß  in  fabeln  und  Sprichwörtern  von  dem  schweife  des 
thieres  mehrfach  die  rede  ist.  Eine  gewisse  ähnlichkeit  mit  dem  span. 
Worte  hat  allerdings  das  gleichbed.  altn.  ref-r ;  jenem  aber  könnte  nur  ein 
primitiv  jmkommen,  welches  die  bedetäung  fuchs  nicht  enthielte,  d.  h.  wenn 
dieses  nordische  nichts  weniger  als  gemeindeutsche  wort  wirklich  nach 
Spanien  gelangt  wäre,  so  umrde  es  sicher  nicht  mit  dem  suffix  oso  aus- 
gestattet worden  sein,  eben  so  wenig  wie  man  aus  vulpes  ein  gleichbedeu- 
tendes derivatum  vulposa  gebildet  hoben  würde;  jenes  aber  ist  offenbares 
adjectiv,  in  dessen  primitiv  die  bedeutung  fuchs  nicht  enthalten  sein  kann. 

Rato  sp.  Zeitraum,  weile,  eigentl.  augenblick;   von  raptus  riß,  ruck. 

Raudo  sp.  reißend,  altfr.  pic.  rade  (e.  b.  von  flüssenEracl.  5367), 
daher  auch  sp.  pg.  raudal  gießbach;  von  rabidus. 

Ransar  {auch  ranxar,  rousar,  roixar)  altpg.  weiberraub  begehen, 
nach  S.  Rosa  einem  weihe  gewalt  anthun^  sbst.  ronQom,  mlat.  in  span. 
Urkunden  rausus  DC.  Die  lautgesetee  gestatten  herleitung  aus  raptiare 
für  raptare,  welches  letetere  im  port.  die  gleiche  bedeutung  hat. 

Real  sp.  pg.  eine  münjse,  port.  mit  dem  plur.  reaes  und  üblicher 
r^is;  von  regalis  königliche  münee;  aitfr.  royal. 

Real  sp.  pg.  lager  eines  heeres,  hauptquartier  eines  königs  oder 
oberfeldherm,  im  port.  eumcd  das  königliche  seit ;  von  regalis.  Desgleichen 
ist  dieses  wort  ein  begrüßungsruf  für  den  könig  von  Portugal,  so  Lusiad. 
5,  46  dicendo  em  alta  voz:  real,  real,  por  Afonso,  alto  rei  de  Portugal, 
aber  auch  unter  Spaniern  und  Franzosen  üblich,  indem  es  z.  b.  in  einem 

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482  ILb.   REBATAR-REHEN. 

dlifrane.  gedieht  der  scTüachtruf  Karls  genannt  wird:  crier  royal,  Ten- 
seigne  Karle  Bol.  ed.  Mich.  p.  XXII;  von  regalis.  S.  über  diesen  aus- 
ruf  Liebrecht  im  Jahrb.  II,  119 j  Milä  Trov,  79.  Für  real  hat  die  port. 
mundart  noch  das,  wie  man  glaubt,  daraus  entstandene  arraial. 

Rebatar  5p.  pg.,  gew.  arrebatar  entreißen,  rasch  ergreifen;  wird 
als  eine  aus  raptare,  arreptare  erweiterte  form  aufgefaßt,  was,  wenn  man 
ähnliche  einschiebungen  erwägt  (Rom.  gramm.  J,  303),  nicht  gegen  den 
Sprachgeist  verstößt. 

Rebentar,  reventar  sp.  pg.  bersten;  von  yentag. 

Recaudar  sp.,  pg.  recadar,  arrecadar  steuern  erheben,  aUsp.  aUpg. 
recabdar  erlangen,  erreichen  Alx.,  SRos.,  sp.  recando  Steuererhebung,  re- 
cado  {wofür  auch  recaudo)  botschaft,  grüß,  iibersandtes  geschenk,  fursorge, 
vorrath,  ebenso  pg.  recado.  Span,  etymologen  lassen  das  wort  theils  aus 
recaptare,  theils  aus  cautos  entstehen:  jenes  aber  hätte  recatar,  recantar, 
dieses  sp.  recotar,  pg.  recoutar  geben  müssen.  Recandar  {aitpg.  recabe- 
dar,  sbst.  recabedo,  recabito)  ist  vielmehr  identisch  mit  it.  ricapitare  aius- 
richten,  bestdien,  sbst.  ricapito  {ebenso  cat.  recapte  =  recado)  bestdlung, 
von  capitare  (II  a.)  zu  ende  führen,  vollbringen,  woratAS  sich  die  formen 
recandar  und  recadar  leicht  erklären:  nicht  anders  entstanden  candillo 
und  (bei  Berceo)  cadiello  aus  capitellns.  Aüe  bedeutungen  von  recado 
aber  lassen  sich  auf  bestellung  eurückführen. 

R6cio  sp.  kräftig,  störrig;  mit  Cabrera  von  rTgidns,  wiewohl  g  sonst 
nur  nach  consonanten  die  gestalt  von  9  annimmt,  vgl.  oben  arcilla.  Die 
kürze  des  radicalen  i  spricht  sich  bereits  aus  im  nilat.  regidns  für  rigidns 
Gl.  Paris,  ed.  Hildebr.  271.  Dahin  auch  arrecirse  vor  köite  erstarren, 
rigescere. 

R^cna  sp.  cot.,  r6cova  pg.  koppel  lastthiere;  vom  arab.  rekb  zug 
von  reisenden  auf  lastthieren  (Dozy). 

Redil  sp.  pg.  pferch,  schafstall;  eigentl.  flechtwerk,  von  rete  netz, 
sp.  red  gitter,  käfig.     Vgl.  r6  II  c. 

Redor  sp.  umkreiß,  eigentl.  rund  geschnittner  teppich,  präpositional 
redor  de  im  kreiße  Alx.,  aderredor,  nsp.  alrededor,  pg.  ao  redor  u.  s.  w. 
Redor  etwa  für  rnedor,  rnedol  (lat.  rotnlns  rad)  mit  Verwandlung  des  1 
in  r  wie  in  rnisenor  aus  Insciniolns? 

Redrnna  sp.  linke  hand;  buchstäbl.  die  aus-  oder  zurückweichende 
im  gegensatze  zur  rechten,  der  stracken,  von  retro,  sp.  redro,  gleichsam 
retronea  wie  nltronea.     Vb.  redrar  ausbeugen  Alx.  990. 

Regazo  sp.  pg.  schoß,  regazar  schürzen.  Ist  es  ein  compositum,  so 
darf  man  vielleicht  an  das  gleichbed.  bask,  sbst.  galzarra  denken. 

,Regoldar  sp.  rülpsen;  nicht  von  rnctare  (co^.  rotar),  eben  so  wenig 
ein  Schaltwort,  wofür  Monlau  es  halt,  besser  ein  begriffswort,  von  gola, 
lat.  gnla,  aiAS  der  kehle  zurückstoßen,  mit  bekannter  Verstärkung  des  1 
durch  d. 

Rehen  sp.,  refem,  arrefem  ^^.  geisd,  bürge;  vom  arab.  rahn,  ar- 
rahn  pfand,  pl.  rehän  Freytag  II,  203^. 


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Il.b.   REJA-RO.  483 

Ke j  a  sp.y  pg.  relha  in  der  bed.  eisernes  guter;  von  reticnlum  näjg. 
Vgl.  relha  J. 

RelYSipg.  hurees  gras,  relvar  sich  damit  hedeckeny  (trans.)  es  schneiden. 

Kerne  dar,  arremedar  5p.  pg.  nachahmen;  von  re-imitari. 

Bemir  pg.  auslösen;  von  redimere,  sp.  redimir  u.  s.  w. 

Bemolacha  sp.  rothe  ruhe;  =  it.  ramolaccio,  lat.  armoracia,  die 
aber  ein  anderes  Wurzelgewächs^  meerrettig,  bedeuten;  vgl.  wegen  einer 
ähnlichen  Verwechselung  oben  rabano. 

Rendija  sp.  kleine  spalte;  esge.  aus  altsp.  rehendija,  dimin.  von 
{euA^' spalte.    Neusp.  auch  hendrija  mit  versetetem  r. 

Reüir  5p.,  renbirpj.,  renyir  cat.jsanken,  5p.  rifia  eank,  dimin.  ren- 
cilla;  vom  lat.  ring!  sieh  verdrießlich  benehmen. 

RepoUo  5p.,  repolho  pg.  köpf  kohl;  doch  wohl  von  repuUulare,  weü 
er  im  winter  neue  sprossen  treibt?    Das  span.  wort  heißt  auch  knospe. 

Res  5p.,  pg.  rez  stück  Schlachtvieh;  vom  aräb.  r&s  köpf  Freyt,  II, 
103**,  vgl.  lat.  caput  köpf  oder  stück,  gewöhnlich  einer  herde. 

Retama  sp.  pg.  ginster;  vom  aräb.  ratam,  ratamah  dctss.  Freytag 
II,  120^. 

Retono  sp.  neuer  Schößling,  retofiar  wieder  ausschlagen,  uneder 
sprossen.  Man  kann  sich  aus  tamidus  ein  span.  verbum  re-tnmiar  (lim- 
pidus,  limpiar),  besser  romanisiert  retofiar,  denken,  dem  man  die  neutrale 
bed.  schwellen  für  geschwollen  machen  beilegte  (ebenso  quedar  ruhen  für 
ruhig  machen).  Gemma  tarnet  die  knospe  schwillt,  ist  lateinisch.  Celtisten 
werden  vielleicht  lieber  an  kymr.  tun  ^etwas  durchstoßendes^  erinnern. 

Rezar  sp.  pg.,  ca^.  resar  hersagen,  beten;  vo»  recitare  ^0^5^^.  re^'tare. 

Rezno  sp.  ein  insect;  von  ricinus,  it.  ricinö. 

Ria  sp.  pg.  cot.  mündung  eines  flusses;  für  riba,  lat.  ripa  ufer,  it. 
riva  auch  jsiel,  also  siel  des  flusses,.  wo  er,  wie  Dante  sagt,  ruhe  findet, 
vgl.  arrivare  das  ufer  oder  nid  erreichen. 

Riel  sp.  (m.)  barre,  metallstange;  =  regellus  von  lat.  regula  stab. 

Rilhar  pg.  benagen;  woher? 

Rincon  sp.,  alt  rancon,  rencon,  cot.  racö  winket.  Man  leite  es 
nicht  mit  Gäbrera  von  ancon  ellenbogen,  da  der  spräche  das  prothetische 
r  fr&nd  ist.  Vermtählich  ist  es  gleicher  herkunft  mit  dem  gemeinrom. 
ranco,  renco  und  bezeichnet  etwas  eingekrümmtes,  goth.  yraiqvs  krumm. 

Ringla  sp.,  rengla  cat.,  daher  sp.  renglon  £feile,  reihe,  ringlero 
linie  zum  gradschreiben;  von  regula  richtschnur. 

Ripio  5p.  pg.  val.  (nicht  cat.)  kleine  steine  zum  ausfüllen  zwischen 
grösseren,  dsgl.  abfäll  von  steinen,  sp.  ripia,  pg.  ripa  futterbrett,  latte,  vb. 
sp.  ripiar  mit  schult  ausfüllen;  etwa  entstellt  aus  dem  bei  Vitruv  vor- 
kommenden  replum  füllung  in  einer  thüre,  oder  rahmen  einer  solchen? 

Ro  sp.,  rou  pg.  ein  ausruf  stillschweigen  zu  gebieten  oder  kinder 
einztiscMäfem,  daher  sp.  rorro  wiegenkind.  Gü  Vicente  in  einem  Schlum- 
merlied I,  67:  ro,  ro,  ro,  nuestro  dios  y  redentor  no  lloreis  que  dais 
dolor!    Desgl.  II,  26  (portug.)  ru,  ru,  menino,  ru,  ru!    Auch  als  sub- 


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484  n.b.  ROBRA-RUIN. 

stantiv  wird  es  gebraucht  {&  la  ro!).  Wir  heißen  das  trauliche  wörtchen 
willkommen,  denn  es  mahnt  an  unser  ruhe,  ahd.  röa,  röwa,  ruowa,  aUn. 
r6;  es  wäre  möglich,  daß  es  daher  stammte:  empfindungswörter  und  aus- 
rufungen  gehen  leicht  von  volk  zu  volke.  Im  spcmischen  und  lateinischen 
scheint  es  keine  verwandte  zu  haben. 

Robra  sp.  Urkunde  zur  beglaubigung  eines  Verkaufes;  von  roborare. 
Fort,  röbora  (r6vora),  nüat.  robora  mannbarkeit;  von  robur. 

Rodrigon  sp.  wempfaM;  von  ridica  dass.  (Cabrera),  aber  mit  seit- 
samer  anlehnung  an  den  eigennamen  Rodrigo,  die  auch  in  dem  pflanzen- 
namen  rui-ponce  für  riponce  vorliegt 

Rombo  pg.y  romo  sp.,  rom  cat.  adj.  stumpf;  wohl  vom  dtschensbst. 
rümpf,  ndl.  romp  truncus,  stumpf.  Der  Portugiese  hai  auch  ein  sbst. 
rombo  Öffnung,  loch,  ursprüngl.  wohl  stumpf,  vgl.  buco  /.  Etwas  ent- 
fernter dem  roman.  worte  liegt  kymr.  rhummen  bauch. 

Roncar  sp.  pg.  cat.  schnarchen,  auch  verhöhnen;  von  rhonchare, 
erst  bei  Sidonius,  vgl.  sbst.  rhonchus  (^oyxog)  geschnarche,  Spötterei. 

Roncear  sp.,  roncejar  cat.  zaudern,  mit  widerwiüeti  arbeiten,  sich 
mürrisch  benehmen,  sp.  roncero,  pg.  ronceiro  langsam,  träge;  wohl  des- 
selben Ursprunges  wie  it.  ronzare  summen,  brummen  II.  a. 

Ron  CO  sp.  ältpg.,  ronc  cat.  heiser,  schnarrend  u.  dgl.;  für  roGO  von 
raucus  mit  einmischung  des  verbums  roncar  =  lat.  rhonchare.  Daher 
fehlt  dem  Spanier  und  Catalanen  das  ursprüngliche  roco,  roc,  nur  der 
Portugiese  bewahrt  rouco. 

Rosca  sp.  pg.  cat.  schraube;  unbekannter  herhunft. 

Rostro  sp,,  rosto  pg.  in  der  bed.  anüitz,  vgl.  wal.  rost  mund. 
Schon  lat.  fostrum  für  os  bei  Plautus,  Lucilius,  Varro,  Petronius,  also 
wohl  ein  volhsüblicher,  aber,  da  auch  die  Pandecten  ihn  brauchen,  nicht 
unedler  ausdruck.  Man  sehe  Winkelmanns  abh.  über  die  Umgangssprache 
der  Römer  (Jahrbb.  für  philol.  sppl.  II,  602).  Zu  vergleichen  wäre  ags. 
neb  OS,  engl,  neb  rostrum;  ahd.  snabul  rostrum,  altfries.  snavel  os.  Den 
übrigen  roman.  sprachen  fehlt  rostrum. 

Rozar  sp.  pg.  abweiden,  au^äten,  auch  an  etwas  hinstreifen;  fre- 
quentativ  von  rodese  rosus  nagen,  abkratzen,  also  für  rosar;  oder  etwa 
von  einem  iterativ  rositare.  Aus  der  nämlichen  umrzd  ist  wohl  auch 
das  pg.  rojar  den  boden  streifen  (z.  b.  a  capa  roja  der  mantel 
schleift  nach),  wofür  man  rodicare  annehmen  muß,  sbst.  rojäo  das  kratzen 
auf  der  geige. 

Rücio  sp.,  ruQO  pg.  graulich  (oder  rötUich  nach  Cabrera);  von 
russeus. 

Rnido  sp.  pg.  lärm;  von  rugitus  gebriäl;  vgl.  rut  U.  c. 

Ruin  sp.,  ruim,  roim  pg.  elend,  erbärmlich;  von  ruina  verderben. 


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IIb.   SACHO-SAPO.  485 


S. 

Sacho  sp.  pg.  jälhaue,  vh,  sachar  und  sallar;  von  sarcalnm,  sar- 
culare,  Ü.  sarchiare  u.  s.  w. 

Sadio  pg.  heilsam,  gesund;  mtdhmaßUch  entstellt  atis  saudio  (von 
Saude,  lat  salus),  vgl.  pr.  salutatiu. 

Säfara,  safra  pg.  steinichte  toüste,  adj.  säfaro  toild,  rauh,  scheu, 
sp.  zahareno  dass.;  vom  ardb.  ga'hrä  umste  Freyt.  IT,  482''. 

Ssihir  pg.  ausgehn,  herausgehn,  alt  salir;  von  salire,  fr.  saillir  u. 
s.  w.    L  fiel  aus  und  h  trat  ein  eur  Währung  des  hiatus. 

Sahn  mar  ^p.  räuchern;  für  suhumar,  lat.  suffdmicare. 

Salitre  sp.  pg.  salpäer,  Aenso  wai.  lalitru,  dtsch.  volksühl.  sali- 
ter,  russ.  selitra;  von  sal  nitrum,  it.  salnitro. 

Salpicar  sp.  pg.  pr.  besprengen;  huchstäbl.  mit  sdle,  wie  fr.  sau- 
poudrer,  von  picar  pundieren. 

Sancochar  sp.  halb  gar  kochen;  von  subcoctus  (Cabrera). 

Sandio  sp.,  (sendfo  Bc.,  FJ.),  pg.  sandeu  närrisch,  einfältig.  Um- 
gestellt aus  sanido  =  it.  insanito  von  insanire?  Oder  von  sanna  höhn, 
sannio  narr,  mit  einschiebung  eines  d  nach  n  wie  in  pendola  von  pennula? 
Aber  die  letzten  vocale  des  Wortes  sind  hier  nicht  eu  übersehen,  ihre  Ver- 
schiedenheit in  beiden  schwestersprachen  muß  einen  etymologischen  grund 
haben.  Sand-fo  und  sand-6u  verhalten  sich  offenbar  wie  sp.  jud-io  und 
pg.jxiA'6xi  von  jud-aeus,  füJhren  also  auf  lat.  aeus  oder  eus:  sollten  diese 
formen  etwa  aus  dem  ausrtif  sancte  deus  entstanden  sein  und  eigentlich 
einen  menschen  anzeigen,  dem  alles  unbegreiflich  vorkommt  und  der  darum 
jenen  ausruf  der  Verwunderung  stets  im  munde  führt?  sanctiguarse  (sich 
bekreuzen)  bedeutet  darum  bei  JBerceo  eben  so  viel  wie  admirarse.  Ein 
ähnlicher  fall  wäre  das  wallon.  doüdiew  scheinheiliger,  entstanden  aus 
dem  ausrufe  doux  dieu. 

Santiguar  sp.  das  zeichen  des  kreuzes  machen;  von  sanctificare 
wie  amortignar  von  mortificare,  apacigaar  von  pacificare,  atestiguar  von 
testificare,  averiguar  von  verificare.  Da  sich  in  allen  diesen  fällen  u 
hinter  g  einfindet,  so  läßt  es  sich  kaum  für  eine  bedeutungslose  einschie- 
bung halten,  es  scheint  vielmehr  aus  einer  Umstellung  herzurühren,  nach- 
dem sich  f,  wie  öfters  in  dieser  spräche,  in  v  erweicht  hatte,  also  santi- 
guar aus  santigvar,  dies  aus  santivigar,  vgl.  fruytevigar  aus  fructificare 
in  einer  portugiesischen  Urkunde  v.  j.  1317,  8.  Rosa  append.  p.  7".  Der- 
selben Umstellung  und  vocalisierung  eines  lippenlautes  dankt  auch  fragua 
aus  fiabrica  seine  form.    Port,  nur  santiguar,  averiguar. 

Safia  sp.,  sanba  pg.  wuth;  abgekürzt  aus  insania,  oder  ist  es  sanna 
Zahnfleischen? 

Sapo  sp.  pg.  kröte;  nach  span.  etymologen  vom  gr.  arjxp  arjnog  art 
giftiger  schlangen  oder  eidechsen,  auch  lat.  seps.  Identisch  mit  dem  span. 
Worte  ist  bask.  apoa,  zapoa. 


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486  IIb.   SARAIVA-SENDOS. 

Saraivai>ör.  hagdj  saraivar  hageln, 

Sarilho,  BeriWio  pg.  haspd,  vghsp.zenjSL  rad  zum. drehen  der  seide, 

Sarna  sp.  pg.  cot,  räude.  Darüber  gibt  es  ein  sehr  altes  eeugnis: 
Impetigo  est  sicca  Scabies  .  .  hanc  'vulgus'  sarnam  appellant  Isidor.  4y 
8j  6.  Man  darf  es  für  iberisch  halten^  basJc.  sarra  und  zaragarra  be- 
deuten dasselbe,  vgl.  kymr.  sarn  (f.)  estrich,  sarnaidh  krustig.  Ob  auch 
sp.  pg,  sarro  schleim,  Weinstein  dahin  gehört? 

Sarracina  sp,  blutiger  streit;  vom  bask.  asserrecina  ernsthafter 
streit,  s,  Larramendi, 

Sarrafar  pg.  aufritzen,  schröpfen;  wahrscheinlich  entstellt  aus 
scarificare,  woraus  sich  auch  eine  andre  form  sp.  sarjar  (scarfcar  scar- 
car,  lat.  rc  =  sp.  rj),  noch  mehr  verkürzt  sp.  pg.  sajar,  erklären  muß. 
Man  möchte  arab,  Ursprung  vermuthen,  da  die  medicin  in  den  händen  der 
Araber  war:  ihr  kunstausdruck  für  scarificieren  aber  ist  taracha  Fre}ft. 
I,  189'',  welches  pg.  tarafar  ergeben  hätte.   Das  bask.  wort  lautet  sarciatu. 

Sarraja  5i>M  serralha^?^.  hasenkohl:  lactaca  agrestis  est,  quam 
sarraliam  nominamus  eo  quod  dorsam  ejus  in  modum  serrae  est  Isidor. 
17,  10,  11, 

Sirria  sp.  pr.  cat,  netz  oder  geflechte  von  binsen,  altfr.  sarrie 
Roquef,,  bask.  sarrea;  dsgl.  sp.  sera,  pg.  seira  binsenkraut.  Die  Wörter 
erinnern  an  ahd.  sahar  ried,  binse,  nüat,  sarex  ^carex  {woher  auch  it, 
sala?  denn  leicht  entsteht  in  dieser  spräche  1  aus  r),  aber  sie  könnten 
auch  aus  der  berbersprache  herübergekommen  sein  (Dozy  Gloss.  358  note), 
Schwenck,  D.  wb,  542  note,  verweist  noch  auf  gr,  a^^ixog  korb  und  ver- 
wandte Wörter  dieser  spräche. 

Sarta  sp.  schnür  aneinander  gereihter  dinge,  z.  b.  perlen,  von  serta 
kränz,  schnür. 

Sarten  sp.,  pg.  sartagem  und  sarta,  pr.  sartan,  vgl.  sie.  sartania, 
tiegel;  von  sartago  dass. 

Sastre  sp.  Schneider;  eupJwnisch  für  sartre  von  sartor,  t^.  sartore. 
Pott,  L,  §al.  p.  146,  zieht  herleitung  aus  mlat,  sarcitor  vor. 

Sandade  pg.  (viersilb.)  schmerzliche  Sehnsucht,  sandoso  sehnsuchts- 
voll.  Diesen  lieblingen  der  dichter  giengen  die  formen  soYdade,  soYdoso 
voraus  für  soledade,  soledoso.  Sandade  bezeichnet  also  eigentlich  die  ah- 
geschiedenheit  von  einem  geliebten  gegenstände;  vgl.  disio  I.  König  Dionys 
braucht  soydade  viersilbig  p.  58,  Gil.  Vicente  spricht  sandade,  sandoso 
dreisilbig,  Camoens  immer  viersilbig, 

Sayon  ältsp,,  saiäo  altpg.  gerichtsdiener;  vom  ahd.  sago  d.  i.  sager, 
mlat.  saio,  sagio  L,  Wisig.  und  span.  Urkunden.  S.  über  das  deutsche 
wort  Grimms  Rechtsalt.  p.  765.  781,  Richthofen  s.  v.  asega. 

Sencillo  sp,  einfach;  dimin,  von  simplex  =  it.  semplicello. 

Send  OS  sp.,  senhos  pg.,  alt  selhos  SRos.,  das  einzige  distributiv, 
das  den  neuen  sprachen,  aber  auch  hier  nur  den  südwestlichen,  in  alter 
bedeutung  verblieben  ist,  von  singuli,  singnlos,  Rom.  gramm.  III,  17. 
Altsp.  seüero  von  singnlarins. 


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ILb.   SERBA-SISA.  487 

Serba  sp.  eisbeere;  für  suerba  vo«  sorbum,  it.  sorba. 

Serrin  sp.  (m.)  Sägemehl;  von  serrago  serraginis,  toie  orin  von 
aerugo. 

Sesgo  sp.  pg.  schräg,  sesgar  schräg  schneiden  oder  drehen;  von 
unbekannter  herkunß. 

Seso  sp.,  siso  pg.  verstand,  Mm;  von  sensus. 

Seto  sp.  gehege;  von  septum. 

Sicrano  pg.  pronomen  für  lat.  guidam;  abgeleitet  von  secums  im 
sinne  von  certus.   Auch  der  ProvenajcUe  hat  die  entsprechende  abl.  seguran. 

Sien  sp.  (f.)  schlaf  am  haupte.  Dies  dem  Portugiesen  und  Cata- 
lanen  unbekannte  wort  leitet  Cabrera  ganz  unpassend  von  sinus.  Roman, 
mundarten  nennen  diese  gegend  des  haupies  somnus  (vgl.  tempia  L),  dies 
thut  auch  der  Baske  (loa  ilnvog,  pl,  loac  n^nracpoi):  aus  somn  konnte 
suen  werden,  in  sien  läge  eine  gane  ungewöhnliche  entstellung  des  sprach- 
richtigen  diphthongs,  die  sich  höchstens  als  scheideform  von  suefio  würde 
begreifen  lassen,  wie  man  etwa  mlat.  timpora  (sciüäfe)  für  tempora  sprach. 
Die  vertauschung  des  genus  wäre  minder  auffällend.  Noch  eine  andre 
erklärung  dürfte  hier  angeregt  werden.  Tempus  von  der  würzet  tsfi  be- 
deutet nach  einigen  ursprünglich  eine  dbtheüung  oder  gegend  am  haupte 
(Potts  Forsch.  II,  64):  wer  diese  auffassung  theilt,  der  u^ird  gegen  eine 
erklärung  von  sien  aus  segmen  schwerlich  etwas  einwenden,  sien  aus 
segm  segn  wäre  wie  des-den  aus  dignus. 

Siesta  sp.,  sesta  pg.  mittagsruhe;  von  sexta  die  sechste  stunde 
nach  Sonnenaufgang,  die  mittagsstunde,  d.  h.  von  einer  weicheren  form 
der  ordnungseaM  (s  statt  x),  ent^echend  der  cardinahahl  seis;  verb 
sestear  mittagsruhe  halten. 

Silo  sp.,  bask.  siloa,  ciloa  getreidegrube,  fehlt  pg.  cot.,   aber  neupr. 
silö.   Die  spanischen  etymologen  erblicken  darin  das  den  Römern  bekannte  • 
sirus,   gr.  aeigog,  gegen  welches  bei   dem  häufigen  Übertritte  des  r  in  1 
(auch  im  bask.)  nichts  zu  erinnern  ist. 

Sima  sp.  höhle,  grübe;  unermittelter  herkunft. 

Sing^lo  pg.  einzein;  lat.  gleichsam  singillas,  woher  singillarius 
bei  Tertullian. 

Siquiera  sp.,  pg.  sequer,  adverb  für  lat.  saltem,  zsgs.  aus  si  und 
quiera  conjunctiv  von  querer,  so  daß  es  bedeutet  ^wenn  man  wül,  wenn 
auch  nur. 

Sir  gar  sp.  pg.  ccU.  bugsieren,  sbst.  sirga  handlung  des  bugsierens^ 
auch  dazu  dienendes  seil;  nach  den  span.  etymologen  vom  gr.  aeiq^v  mit 
dem  seile  ziehen,  wovon  es  dtso  mittelst  des  suffixes  ic  abgeleitet  sein 
müßte,  siricare. 

Sisa  sp.  pg,  aufläge,  auch  Schwänzelpfennig  der  dienstboten,  sp. 
sisar,  pg.  scisar  abschneiden,  zurückbehalten.  Nach  Ducange  identisch 
mit  fr.  assise,  wenn  es  nicht  vielmehr,  da  der  Spanier  nicht  leicht  den 
aniaut  a  abstößt,  aus  pr.  sensa  aufläge  =  lat.  census,  wie  pg.  siso  aus  sen- 
snSy  entstanden  ist. 


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488  II.b.   SITIO-SOMBRA. 

Sftio  sp,  pg.,  ccU,  siti  stelle,  belagerung,  sitiar  belagern;  wohl  vom 
ahd.  slzan,  alts.  ^ittian  sitaen,  vgl.  bisittian  belagern,  Herleitung  aus 
sedes  oder  obsidiam  wäre  unrichtig,  da  sich  d  keinem  solchen  wandd 
hingibt,  vgl.  sedio  Z 

Sobar  sp.,  soyslt  pg.  kneten;  vom  gleichbed.  subigere,  auf  roman. 
weise  in  subagere  {daher  auch  sobajar)  umgebildet  und  in  sobar  zusam- 
mengezogen  wie  exporrigere  in  espurrir.  Auch  der  Baske  sagt  sobatu, 
nach  Larramendi  für  jobatu,  von  jo  klopfen  und  batu  sammeln^  welche 
deutung  aber  gegenüber  dem  lat.  etymon  zurückzuweisen  ist. 

Socarrar  sp.  cat.  versengen;  baskisches  wort,  sucartu,  von  Larra- 
mendi zerlegt  in  sna  feuer,  und  carra  flamme.  In  dem  ersteren  aber 
mochte  der  Spanier  seine  präpos.  so  fühlen  wie  in  dem  synonymen  so- 
Uamar,  daher  socarrar  für  sucarrar.  Sbst.  socarra,  sofern  es  Verschmitzt- 
heit bedeutet,  leitet  man  von  soga,  bask.  soca,  strick,  verschmitzter  mensch, 
aber  auffallend  hat  auch  soflama  hinterlistiges  wesen  (subflammare)  in 
einem  mit  dem  bask.  carra  gleichbed.  worte  seinen  grund. 

Sohez,  soez  sp.  schmutzig  (in  jedem  sinne),  niederträchtig.  Nach 
den  etymologen  von  sub  und  faex,  worin  sub  als  präposition  zu  verstehen 
sein  müßte  wie  in  so-color  vorwand  (sub  colore)  u.  a.,  hombre  soez  wäre 
also  homo  sub  faece  populi  tiefer  als  die  hefe  des  volkes.  Das  gekurbelte 
dieser  deutung  wird  niemand  entgehen.  Darf  man  annehmen,  daß  die 
von  dem  Spanier  Prudentius  (adv.  Symmach.  II,  813)  gebrauchte  form 
suis  für  sus  (spurca  suis  nostro  amne  natat;  al.  sordida  sus)  etwas  mehr 
sei  als  eine  grammatische  Ziererei,  daß  sie  ihren  grund  hatte  in  der 
Volkssprache,  so  braucht  man  nach  keinem  andern  etymon  zu  forschen, 
zumal  da  der  Spanier  nominativformen  auf  s,  das  sich  diesmal  als  z  dar- 
stellte, liebt  (diös,  Carlos):  der  ton  zog  sich  nur  auf  die  ztoeite  silbe  wie 
in  juöz.    Auch  porcus  ward  zum  adj.  pnerco. 

Sollar  altsp.  blasen,  nsp.  resoflar;  von  sufflare. 

Sollo  sp.,  solho  pg.  ein  Seefisch;  von  suillus:  porci  marini  'vulgo* 
vocantur  suilli  Isidor.  12,  6  (Gdbrera). 

^oMfix ' sp.  pg.  loslassen;  frequentativ  von  solvere  solutus,  also 
für  solutar. 

Sombra  sp.  pg,  cat.  schalten.  Es  weist  mit  seiner  garten  bildung 
und  seinen  derivaten  (sombrage  =  it.  ombraggio  u.  s.  w.)  so  bestimmt 
auf  das  gemeinrom.  ombra,  daß  das  anlautende  s  nicJU  irre  machen  darf. 
MuthmaßUch  sagte  man  anfangs  so-ombrar  =  sub-umbrare  unter  schatten 
setzen,  demnächst  durch  contraction  sombrar,  s6s^.  sombra :  dasvorhandne 
prov.  sotz-umbrar  beschatten  Jfr.  95^  bringt  diese  muthmaßung  der  ge- 
wißheit  nah.  Merkwürdig  ist  noch  die  cdtspan.  form  solombra  schatten 
s.  Alx.  und  Teatr.  ed.  Bohl  p.  83,  altpg.  soombra,  vb.  pr.  dauph,  solom- 
brar  beschatten  (neupr.  souloumbrous  schattig),  vielleicht  nur  aus  sotzom- 
brar  entstellt;  oder  hat  sich  hier  der  artikel  eingemischt  (so  Tombra)  wie 
im  lothr.  ailaurbe  s.  v.  a.  ombre,  eigentl.  s.  v.  a.  ä  Tombre?  an  solis 
umbra  wird  man  nicht  mit  Govarruvias  und  Cahrera  denken  wollen.   Die 


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II.b.  SOMOKGÜJO— TABA.  489 

frane.  spräche  hat  ein  adß.  sombre  düster  {daher  ndl.  somber),  welches 
dasselbe  wart  sein  kann;  altfr.  essombre  Rut^.  II,  40  schattiger  ort? 
Abgd.  Sombrero  htUy  im  Alx.  solombrero. 

Somorgujo  5p.  taucher^  somorgujar  un^^rtoucAen;  von  submergere, 
mit  seltnem  sufßx,  auch  in  gran-ujo  und  burb-uja. 

Sortija  sp.,  sortilha  pg.  fingerring.  Man  leitet  es  gewöhnlich  van 
circes  circitis  kreiß,  bei  Sidonius,  dimin.  circiticula,  welches  sertija  tmd 
mit  einem  dem  Spanier  wenig  gdäufigen  vocalwechsel  sortija  gegeben  habe. 
Es  ist  aber  buchstäblich  das  lat.  sorticala  und  bedeutet  hiemach  etwas 
schickscdbestimmendeSj  einen  eauberring,  dessen  steinen  magische  krafte* 
jsugäraut  wurden.  In  einem  testamente  v.  j.  1258  z.  b.  liest  man:  que 
as  suas  sortelas  das  vertades  as  gardem  para  as  enfermas  die  ringe  mit 
eauberkraften  soll  man  für  die  kranken  bewahren  SBos.  p.  55/*.  In  der 
französischen  poesie  behielt  der  zcMberring  den  einfachen  namen  anel, 
z.  b.  im  Benaut  von  Montauban:  Mangis  vos  sanra  anchanter,  bien  saura 
des  aniaus  p.  276.  Aus  (unvorhandnem)  sortilha  entstand  auch  das  pr. 
sortilhier  zauberer. 

Sosanar  aitsp.  verfetten,  verachten,  s.  Sanchez  glossare  und  das 
zum  Canc.  de  Baena,  sbst.  sosano,  altpg.  sosano  Verachtung;  unzweifel- 
haft von  subsannare  verhöhnen,  bei  spätem  Lateinern,  zsgs.  mit  sanna. 
Dasselbe  wort,  wiewohl  ein  solcher  ausfall  des  sauselautes  fast  nur  mund- 
artlich vorkommt,  scheint  pr.  soanar,  altfr.  sooner  Butd).  II,  480  mit  gl. 
bed.,  sbst.  soan,  soana.  Wie  erklärt  sich  aber  das  prov.  in  einigen  stellen 
vorkommende  sofanar?  Fer.  1401,  Kathar.  rituale  p.  30,  Legs  II,  356. 

Sosegar  (präs.  sosiego)  sp.,  socegar  pg.  beruhigen,  besänftigen, 
sich  beruhigen,  sosiego,  socego  stüle,  ruhe,  daher  it.  sussiego  ernste 
haltung.  Etwa  für  sos-eguar  sachte  ausgleichen,  lat.  gleichsam  sub-ae- 
quare?  Eine  span.  form  iguar  von  aequare  braucht  das  Alexanderlied, 
eguar  die  Conquista  de  Ultramar,  eine  port.  igar  bemerkt  S.  Rosa. 

Soso  sp.  geschmacklos,  richtiger  pg.  insosso;  von  insnlsas.  Das 
synonyme  sp.  zonzo  muß  dasselbe  wort  sein. 

Soto  sp.,  souto  pg.  geholz;  von  saltus,  oAtpg.  noch  salto  SRos.  wie 
ital.,  in  Urkunden  sautus  z.  b.  Esp.  sagr.  XVI,  p.  448  (vom  j.  1021). 

Suero  sp.,  soro  pg.,  soru  sard.  molken;  von  semm.  Diese  Verwand- 
lung des  betonten  e  in  o  vor  einfachem  consohanten  ist  im  span,  beispiel- 
los und  läßt  fast  einfluß  eines  verlorenen  franz.  soir  vermuthen.  Nicht 
einmal  ein  homonym  nöthigte  zu  dieser  dbänderung  des  tonvocals. 

T. 

Ta,  ta,  auch  täte,  täte,  sp.  und  pg.  interjection,  schweigen  zu  ge- 
bieten; wohl  von  tace. 

Taba  sp.  beinchen,  knöchlein;  vom  arab.  ^tdbaq  dünner  knochen 
zwischen  den  rückenwirbeln  Freyt.  III,  39^?  Nach  Dozy  Gloss,  341  aber 
vom  gleichbed.  arab.  ka'bah,  t  für  k  gesetzt. 


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490  ILb.   TABIQUE-TEA. 

Tabique  sp.  pg.  Zwischenwand  van  steinen  und  lekm;  vom  arab. 
'tabtq  etwas  aneinander  passendes  Freyt,  Uly  40^  nach  Sousa,  Für  tabi- 
que findet  sich  im  Candonero  de  Baena  taxbique,  genau  das  arab,  tasch- 
bik,  wie  schon  Pedro  von  JJcala  zeigte,  s.  Mohns  Untersuch,  p.  71. 

Tagarote  sp.  pg.  ägyptischer  falk;  so  genannt  von  dem  flusse 
Tagarros  in  AfricOy  weil  dieser  vogel  in  den  f eisen  seines  ufers  nistet 
(Covarruvias). 

Taimado  sp.,  taimad  cat.  listig,  verschmüet,  sbst.  sp.  taimonfa, 
cot.  taimarfa. 

Tala  sp.pg.  ccU.  pr.  ausrottung  der  bäume,  Verwüstung,  talar  bäume 
abhauen  u.  s.  w.,  vgl.  den  franz.  Ortsnamen  Boistall^  Vocab.  du  Berry 
p.  103.  Sicher  nicht  identisch  mit  dem  synonymen  tallar  schneiden.  Ein 
handschriftliches  bash.  glossar  übersetzt  tala  'excidium  sylvarum,  was 
freilich  die  iberische  herkunft  des  Wortes  noch  nicht  beweist,  allein  es 
scheint  sich  auch  in  hispan.  Ortsnamen,  wie  Tala-briga,  Tala-mina,  Tal- 
ori,  wiederzufinden,  worin  es  das  ausrotten  der  walder  zu  neuen  ansiede- 
lungen  bedeuten  könnte,  s.  Humboldt,  Urbew,  Hisp.  p,  63.  Daneben  ist 
allerdings  noch  zu  erwägen  ahd.  zälön  diripere  =  mlat.  talare  in  der 
L.  Alam.,  theils  weil  das  wort  auch  in  Frankreich  heimisch  war,  theüs 
weil  das  rothwälsche  talar  grade  diese  specielle  bed.  (fortnehmen,  fort- 
reißen) ausdrückt. 

Talega  sp.,  pg.  taleiga,  pr.  taleca  sack,  beutel;  nach  den  span. 
etymologen  vom  gleichbed.  gr.  &vXaxog^  wohin  auch  wal.  tileäg^  gehört. 

Tambo  pg.  brautbett;  pon  thalamus  mü  eingeschobenem  b,  aUpg. 
tamo  hochzeitsfest. 

Tan  sp.,  pg.  tao,  adverbium,  aus  tantus,  s.  Rom.  gramm.  II,  477. 

Tapia  sp.,  pg.  taipa,  sard,  masc.  tapiu  lehmwand,  vgl.  lotnb.  (bresc.) 
tabia  elende  hiUte. 

Tarde  sp.  pg.  (f.),  cat.  tarde  und  tarda  abend,  eigentl.  die  zeit 
von  mittag  bis  nacht;  vom  adv.  tarde  langsam,  daher  spät.  Man  ver- 
gleicht gr.  ßgctdvg  langsam,  neupr.  ßgadv  abend. 

Tarima  sp.,  pg.  auch  tarimba  schemel;  vom  oraft.  *tarimah,  welches 
bettsteile  bedeuten  soll. 

Tasajo  sp.,  tassalho  pg.  stück  geräuchert  fleisch;  etwa  vom  gcUli- 
sehen  taxea  speck,  das  Isidorus  aus  Afranius  anführt?  Oder,  vne  Cabrera 
meint,  von  tessella  würfelchen?  Unter  diesen  beiden  spricht  das  cat. 
tasco,  umgestellt  aus  taxo,  für  ersteres. 

Tascar  sp.  pg.  zupfen,  hecheln;  ahd.  zaskön  raffen,  bair.  zaschen 
ziehen,  schleifen,  womit  das  rom.  tasca  zusammenhängt,  s.  thl.  I. 

T  6 ,  at6,  bei  den  Alten  atem,  port.  präposition,  offenbar  von  tenus, 
ad-tenas,  alt^.  atAnes.  Die  Alten  schrieben  auch  hact6,  als  stamme  das 
wort  von  hactenus,  aber  sowohl  der  accent  wie  die  bedeutung  sind  da- 
gegen. Das  synonyme  altsp.  dUpg.  fata  und  ata  erklärt  man  mit  recht 
aus  dem  gleichbed.  arab.  'hatta. 

Tea  sp.  pg.  fackd,  atear  anzünden;  von  taeda. 


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n.b.   TECLA-TOBILLO.  491 

Tecla  sp.  pg.  cot,  sard.  taste  der  orgel  u.  dgl.;  wird  aus  tegula 
wegen  der  eiegelartigen  form  erUärt.  Die  schlechte  romanisierung  (es 
müßte  sp.  teja,  pg,  telha  lauten)  verräth  den  später  geschaffenen  hmist- 
ausdruck. 

Teiga,  teigula  pg.  binseniorb;  eweifelhaftj  ob  von  theca  oder  von 
teges  (f)  binsenmatte. 

Tema  sp.  hartnäcJcigJceit,  eigentl.  in  der  behauptung  eines  satzes 
(thema),  daher  tematico  thematisch  und  hartnäckig,  vb.  bask,  thematn  be- 
haupten. Der  Portugiese  hcU  sich,  neben  tema  in  dUer  bedeutung,  die 
scheideform  teima  gebildet.  Eine  ähnliche  berührung  der  begriffe  im  it. 
prova  beweis,  Wettstreit,  provano  hartnäckig, 

Tepe  sp.  pg.  stück  rasen,  auch  piem.  com,  tepa  nwos,  erdscholle, 
in  Brescia  topa. 

Terciopelo  sp.  pg.  sammet;  esgs,  aus  tercio  und  pelo  haar,  seiden- 
faden,  weil  er  ursprünglich  aus  dreidrähtiger  seide  gewirkt  ward, 

Ter  CO  sp,  hartnäckig,  hart  Covarruvias  leitet  es  von  altercari: 
wie  nahe  aber  lag  ihm  tetricus  unfreundlich,  streng,  dem  sich  wohl  auch 
das  synonyme  it.  terchio  anschließen  wird. 

Testigo  sp.  jseuge;  gleichsam  testificus,  wie  testiguar  von  testi- 
ficare.    8.  oben  santignar. 

Tez  sp.  (f.)  glatte  Oberfläche,  frische  gesichtsfarbe,  pg.  tez,  tes,  tex 
äußerste  earte  haut,  auch  des  obstes,  vb.  sp.  atezar  glätten.  Von  tersus 
glatt,  vb,  tersare,  oder  (mittelsi  der  form  tertus)  von  tertiäre. 

Tierno  sp.,  temo  pg.  jsart;  von  tener,  fr.  tendre  ff. 

Tieso  sp.,  teso  pg.  hart;  von  tensus  gespannt,  it.  teso,  vgl.  das 
glossem  tensus,  tesus  Class.  auct.  VI,  648". 

Tilde  sp.,  til  pg,  (m.)  Meiner  strich,  accent,  cot.  titUa;  von  titulus 
kennseichen,  nach  Covarruvias:  dieselbe  Umstellung  in  cabildo  aus  capi- 
tulam.  Das  wäl.  title  circumflex,  das  occ.  titnle  punct  über  dem  i,  sieht- 
barlich  von  titalas,  kommen  dieser  herleitung  su  statten. 

Timpe  bei  A,  March  in  der  ausg.  v.  1660  mit  montana,  bei  Figuera 
Dicc.  mallorq.  mit  cuesta,  subida  erUärt,  ist  noch  zu  untersuchen. 

Tino  sp,  pg.  richtiges  urtheil,  Ortssinn,  Scharfsinn,  auch  atino,  vb, 
atinar  ins  ziel  treffen,  das  rechte  treffen.  Von  ungewisser  hcrkunft,  sicher 
nicht  von  attingere,  vielleicht  entstanden  aus  der  dem  Portugiesen  wohl- 
bekannten präpos.  tenas,  ad  tenas  (s.  oben),  die  das  ziel  bezeichnet,  une 
auch  ahd.  zil,  a(^.  til  mit  der  gleichbed.  präp.  til  zusammenfallen.  Aus 
dem  vb,  atinar  wäre  hiemach  erst  das  sbst,  atino,  endlich  tino  entstanden. 

Tiritana  sp,  ein  dünner  Seidenstoff,  pg.  tiritana  mantel  der  bäuerin- 
nen,  auch  fr.  tiretaine  ein  halbwollener  stoff, 

Toba  sp.  Stengel  der  distel;  von  tuba  röhre,  npr.  touve  dass.,  vgl. 
fr.  tige  röhre  und  Stengel. 

Tobillo  sp.  knöchel  am  fuße;  von  tuberculum  kleiner  höcker, 
oder  unmittelbar  aus  taber  abgeleitet,  da  tubercalam  eher  tobejo  er* 
geben  hätte. 


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492  II.b.   TOCHO— TORRAR. 

Tocho  5p.  grdb^  plump ^  dumm;  verwandt  mit  dm  it.  tozzo  dick 
und  hure?  s.  dasselbe  IL  o. 

Tocino  sp.  eingepökeltes  Schweinefleisch.  Die  etymologen  schwanken 
eu)ischen  tucetam  gericht  aus  gehacktem  fleisch  (?)  und  tomacTna  ort  wurste. 

Toldo  sp.  pg.eelt;  vom  lat.  tholus  kuppeldach,  mit  eingeschobenem 
d  auf  panische  weise.  Vb,  pg.  toldar  decken,  tapezieren,  daher  tolda 
Schimmel,  eine  deckende,  Überzieher^  materie, 

Tolo  pg.  dumm,  einfaltig,  augm.  toleiräo.  Nach  Moraes  vom  deut- 
schen toll,  mit  dem  es  aUerdings-  äußerlich  zusammentrifft.  Aber  der 
hochd.  anlaut  t  ==  ndd.  d  (alts.  dol,  altn.  dul,  goth.  dvals)  gibt  kein 
span.  t,  das  wort  verlangt  eine  andre  erklärung.  D.  JDiniz  braucJU  tol- 
heyto  als  synonym  von  lonco  (que  hüa  que  deos  maldiga,  volo  ten  louco 
e  tolheyto  p.  181.  182),  es  mag  stumpf  von  sinnen  bedeuten  und  ist  das 
pg.  tolhido,  aU  tolido  gelähmt  (s.  unten  tuUir),  bask.  tholdo  erstarrt. 
Hieraus  kann  tolo,  das  auch  erstarrt,  betäubt  heißt,  abgekürzt  sein  wie 
manso  aus  mansneto  u.  a. 

Tomar  sp. pg.  nehmen,  wegnehmen,  auch  fühlen,  leiden  (hinnehmen?) 
und  nur  in  dieser  bed.  kennt  es  der  Catalane.  Es  scheint  von  goth,  her- 
kunft,  vgl.  alts,  tömian  ledig  oder  frei  machen,  woraus  die  bed.  losmachen, 
wegnehmen  erfolgen  konnte,  so  sp,  quito  ledig,  los,  quitar  wegnehmen. 
Griech.  tofiog,  ro^i^  stimmen  nur  mit  dem  buchstaben. 

Tomate  sp.  pg.,  tomdtec,  tomaco  cat.  eine  frucfU  aus  Neuspanien, 
liebesapfel,  goldapfel;  vom  mexican,  tomatl  (Cabrera). 

Tomiza  sp.,  tami^  pg.  binsenstrick;  von  tomix  dass. 

Tomo  sp.  pg.  körperlicher  umfang,  dicke,  große,  dsgl.  gewicht  d.  i. 
Wichtigkeit;  wohl  von  tomus  buch,  band,  das  man  dem  synonymen  volumen 
auch  in  dieser  anwendung  gleich  stellte. 

Tona  pg.  dünne  rinde  oder  schäle  von  bäumen  und  fruchten.  Von 
tanica?  aber  der  Portugiese  wirft  die  endung  Tc  nicht  ab.  Vielleicht  ein 
alteinheimisches  wort.  Im  kymrischen  findet  sich  tonn  (m.)  kruste,  schale, 
haut. 

Tonto  sp.pg.  dumm;  von  attonitus,  daher  auch  sp.  atontar  betäuben. 

Toria  ccU.  senker,  ableger.  In  diesem  worte  scheint  sich  das  von 
dem  Spanier  Columeüa  gebrauchte  turio  fschößling)  mit  geringer  Verän- 
derung erhalten  zu  haben.  Es  wäre  also  mit  kurzem  a  türio  anzunehmen, 
da  langes  u  nickt  zu  o  wird. 

Torrn 0  sp.  hoher  einzeln  stehender  f eisen;  für  torpo,  vom  alts.  altn. 
mhd.  tum  (lat.  turris),  um  es  von  torno  drehscheibe  u.  dgl.  zu  unter- 
scheiden, pr.  aber  torn,  nach  Raynouard  'remparf.  Oder  läßt  sich  ein 
passendes  etymon  aus  einer  näher  liegenden  spräche  aufweisen? 

Torezon  sp.,  alt  torzon  bauchgrimmen ;  von  torsio  (Cahrera),  it. 
torzione. 

Torrar  sp.  pg.  cat.,  sp.  auch  turrar  und  esturar  rösten,  sengen; 
von  torrere,  extorrere.  Man  fühlt  sich  versucht,  an  das  dtsche  dorren 
{adj.  ahd.  durri,  goth.  thaürsus)  zu  denken,  da  die  umbiegung  der  2,  cov^. 


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ILb.   TORVISCO-TRASTO.  493 

in  die  1.  im  span.  so  selten  vorkommt.  Aber  sie  kommt  vor  {s.oben  mear) 
und  somit  muß  dem  lat.  etymon  jedes  andre  weichen.  Die  3.  conjugations- 
form  im  occit.  estourrir  hat  weniger  lefremdUches.  Das  churw,  torrer 
Hieb  der  lat.  form  getreu. 

Torvisco  q>.,  pg.  trovisco  ein  südewropäischer  Strauch,  daphne 
gnidium  L,;  von  tnrbiscas  bei  Isidorus,  quod  de  uno  cespite  ejus  mnlta 
yirgnlta  Burgant  qnasi  turba. 

Tosco  sp.  pg.  grob,  rauh  (von  Sachen  und  personen);  unbekannter 
entstehung.  J.  F^rer  braucht  es  auch-  in  gutem  sinne,  wenn  er  eine 
kriegerschaar  gent  valenta  e  tosca  nennt  str.  97. 

Toura  pg.  unfruchtbare  kuh.  Tanras  yaccas  steriles  appellari  ait 
Verrius.  So  sagt  Festus  und  auch  bei  Varro  und  ColumeUa  bemerkt  man 
dctö  wort.  Eine  ahl.  davon  ist  das  prov.  adj.  törija  £fsgjs.  tnrga  uf^ 
fruchtbar  (von  frauen  gebraucht),  neupr.  tnrgea,  piem.  targia,  dsgl.  norm. 
torlifere  {von  taurula)  s.  v.  a.  pg.  toara. 
Tourao  pg.  unesel;  woher? 

Toxo  (tojo)  sp.ginster,  pg.  tojo  domgestrüpp;  unbdcannter  herkunft. 
Tozo  arag.  winjsig,  swergmäßig,  tozsL  stumpf,  stümmel,  tozsLT  stoßen, 
anstoßen;  von  tnnsus  Jdein  gestoßen. 

Tozuelo  sp.  nacken.  Nach  Covarruvias  bezeichnet  es  den  fleischi- 
gen nacken  zumal  der  thiere,  und  steht  für  torzaelo  von  torns  muskel, 
wulst;  grammatisch  unverwerflich. 

Tragar  sp.  pg.  verschlingen,  hinunterschlucken,  auch  ^arä.  tragare. 
Lat.  trahere  heißt  ziehen,  in  sich  ziehen,  daher  auch  trinken;  hieraus 
konnte  mit  erweiterter  bedeutung  sp.  trabicare  traigar  tragar  abgeleitet 
werden,  ebenso  ward  aus  volvere  volvicare  volcar. 

Trage  sp.,  trajo  pg.  art  sich  zu  kleiden,  iracht;  vom  sp.  traer  tra- 
gen (ein  kleid),  lat.  trahere,  im  nüatein  zur  beseitigung  des  hiatus  trägere 
geschrieben  und  gesprochen,  s.  straggere  II.  a. 

Trailla  sp.  eine  walze  die  erde  zu  ebenen;  von  traha  schleife 
(Cdbrera). 

Trapiche  sp.  pg.  zuckermiihle;  von  trapetum  Ölpresse  (derselbe). 
Trasegar  sp.,  pg.  aber  trasfegar,  cat.  tra&gar  aus  einem  gefäß 
in  das  andre  gießen,  umgießen,  umkehren,  sbst.  trasie^o,  trasfögo,  träfag. 
Etwa  von  trans-aeqaare  aus  dem  gleichen  bringen,  umkehren,  ausgießen, 
wie  fr.  verser  beide  letztere  bedeutungen  zeigt?  Allein  eine  so  müßige 
einschiebung  des  t  ist  gegen  aUe  erfahrung.  Vielleicht  ist  dieser  buch- 
Stabe  nur  ein  geschärftes  oder  aspiriertes  v  und  trasfegar  steht  für  tras- 
yegar,  gleichsam  trans-vicare  von  vTcis  Wechsel,  woher  auch  sp.  yegada 
und  mit  gleicher  aspiralion  fr.  fois.  Die  grundbedeutung  wäre  hiernach 
umwechseln,  umtauschen. 

Trasgo  sp.  pg.  poltergeist,  der  das  küchengeschirr  durcheinander- 
wirft  (s.  Covarruvias);  von  trasegar  unikeikren,  vermuthet  J.  CrrimmMyth. 
473,  vgl.  die  vorrede  dieses  Wörterbuches. 

Trasto  ^.  pg.  alter  hausrath;  wohi  von  transtmm  bank,  a  poti&ri. 


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494  ILb.   TRAVIESO— TüERO. 

Zu  trasto  paf^t  formell  altfr.  traste  querbälken,  sichibarlich  von  transtram, 
dem  auch  diese  bedeutung  eusteld. 

Travieso  sp.j  travesso  jjflr.  quer,  travös  sbst  quere,  schiefe,  atra- 
vesar  quer  legen;  von  transversus,  fr,  travers  u,  s.  w. 

Trefe  sp.  schlaff,  unächt,  auch  schwindsüchtig,  pg.  trefo,  trefego 
verschmitzt,  arglistig,  fehlt  cat,  ahgd.  pr.  trefä  treulos  (trafan  GAU).  1381), 
vh.  trefanar,  shst.  trefart  Seckendorf  im  Span.  wh.  verweist  auf  das  hehr. 
trefe  krank;  er  meint  wohl  terefa  das  von  toilden  thieren  zerrissene  fleisch, 
das  deshalb  eu  essen  verboten  ist,  dsgl.  (später)  die  verdorbene  speise,  im 
judendeutsch  schlecht,  ungerecht,  woran  sich  die  roman.  bedeutungen  knüpfen 
lassen. 

Trepar  sp.  pg.  cat.  klettern;  ursprüngl.  wohl  nur  hinaufsteigen, 
vom  dtschen  treppe,  wie  schon  Moraes  meinte,  mhd.  trappe,  ndl.  trap,  altn. 
trappa  stufe,  umrjselverwandt  mit  pr.  troper  IL  c;  vgl.  occit.  escalo  treppe, 
escaU  klettern;  lat.  gradns  stirfe,  fr.  gravir.  Aber  cat.  trepar  bohren 
erinnert  an  gr.  zQineiv,  lat.  trepit  ^vertit'  Paul,  ex  Festo. 

Treva  pg.  (nur  im  plur.  üblich)  dunkelheit;  von  tenebrae,  sp. 
tinieblas  u.  s.  w. 

Tri  gar  altpg.  antreiben^  besMeunigen,  e.  b.  trigar  os  cavallos, 
trigar  a  sua  jomada  S.  Eos.,  daher  sbst.  triganga  eüc.  Bedeutet  also  das 
gegentheil  des  pr.  trigar  hemmen,  von  tricari:  ist  es  etwa  von  extricari 
entwirren  d.  i.  losmachen,  fördern?  aber  Wegfall  der  compositiofispartikel 
ist  ein  im  spanischen  unerhörtes  ereignis.  In  trigar  muß  man,  sofern  die 
lautgesetze  zu  folgerungen  berechtigen,  eine  gothische  reliquie  anerkennen: 
threihan  drängen,  pressen  =  ags.  alts,  thringan,  ahd.  dringan,  nhd. 
dringen,  konnte  sich  romanisch  kaum  anders  aussprechen.  Das  port.  wort 
ist  um  so  willkommener,  als  es  die  einmischung  des  n  noch  nicht  verräth. 

Trigo  sp.  pg,  weiecn;  von  triticnm  mit  euphonischem  ausfall  der 
zweiten  silbe.  Die  andern  sprachen  bedienen  sich  dafür  des  lat,  firumen- 
tam,  dessen  bedeutung  sie  auf  diese  getreideart  einschränkten,  und  dem 
gemäß  übersetzen  es  bereits  althochdeutsche  glossare  mit  weizi. 

Trinca  sp.  pg.  cat.  dreiheit,  drei  dinge;  muthmaßlich  von  trinitas, 
das  man  aber  aus  scheu  vor  seiner  heiligen  bedeutung  absichtlich  entstellte, 
s,  ähnliche  fälle  Bom.  gramm.  II,  492.  Oder  hat  man  nach  dem  muster 
von  nnuB  nnicns,  aus  trinns  trinicns  geformt? 

Trocir  altsp.  hindurchgehen,  sterben;  von  tradacere,  s.  Sanchez 
glossar  zum  Cid. 

Tropezar  sp.  pg.  stolpern,  sbst.  tropiezo,  trope^o;  dsgl.  pg.  tro- 
picar,  sp,  mit  eingeschobenem  m  trompicar.  Wie  das  begriffsverwandte 
tropellar  aus  tropel  (häufe)  entstand,  so  das  gegenwärtige  verbum  aus 
dem  primitiv  tropa;  altsp,  findet  sich  auch  en-tropezar  Älx.  und  en- 
trompezar.  Befremdlich  ist  hier  das  suffix  ez,  das  übrigens  auch  in 
bostezar  {ober  präs.  nicht  bostiezo  wie  tropiezo)  und  acezar  vorliegt. 

Trujal  sp.  Ölmühle;  von torcular  i?res5C,  wie  Cabrera  richtig  erklärt. 

Tuero  sp.  scheu  holz,  pg,  toro  entzweigter  baumstamm,  rümpf  des 


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n.b.   TULLIRSE-USTED.  495 

hörpers,  lomb.  toenr  (tör)  Mots;  von  toras  musJcel,  wie  sp,  miiSon  muskel 
und  stümmel  heißt;  minder  nah  liegt  IcU.  torris.,  Dahin  auch  sp.  atorar 
stecken  bleiben  (wie  ein  block  oder  wtdst),  das  nicht  von  obtSrare  Jier- 
rühren  kann.  • 

Tullirse  sp.,  tulirse  cat  gliederlahm  werden  =^  pg*  tolherse  de 
membros,  von  tollere  wegnehmen,  zu  gründe  richten,  altsp.  toller. 

Tu  reo  oMsp,  schnöde,  unbescheiden,  bei  Santillana  proverb.  p.  36 
(Madr.  1799);  von  dem  völkernamen  Turco.  So  auch  sie.  turcu,  piem. 
turch  starr,  unbeugsam  u.  dgl. 

T US  ar  und  atasar  sp.  das  haar  glatt  scheren;  von  attondere  attonsas. 

Tütano  sp.  pg.,  tnetano  sp.  mark  der  knochen. 

u. 

Uncir  sp.,  aZ^  jnncir  ochsen  anspannen;  t?on  jüngere,  vgrZ.  ercer 
von  erigere. 

Uüa  sp.,  nnha  pg.  nagel,  kralle;  von  iingala,  ü.  nnghia. 

Upa,  aüpa  sp.,  cat.  val.  upa,  fehlt  pg.,  ermunterungsruf  besonders 
für  die  kinder,  at^gesfandent  munter!  vb.  sp.  upar  sich  anstrengen  um 
sich  zu  erheben.  Das  zusammentreffen  mit  goth.  \\iLf,  Kapa  avo),  dlts.  iip, 
üp,  upa  ist  überraschend,  eumal  da  aiuch  ein  verbum,  e.  b.  ags.  uppian 
sich  erheben.,  aitn.  yppa  erheben  =  sp.  upar,  stattfindet.  Die  interjection 
steht  auch  dem  Basken  sfu  geböte,  s.  Larramendi  s.  v.  und  Astarloa  Apol. 
p.  260,  das  verbum  scheint  ihm  eu  fehlen. 

Urea  sp.  pg.  ein  fahrzeug;  nach  Aldrete  p.  66^  vom  gr.  oAxag:  da 
aber  urca  auch  sturmfisch  heißt,  lat.  orca,  und  letzterem  auch  die  bed. 
tonne  zusteht,  so  ist  lat.  Ursprung  wahrscheinlicher. 

Urce  sp.  pg.  heidekraut;  von  erlce  dass.  (Cabrera). 

ürraca  sp.  pg.  elster.  Covarruvias  räth  auf  furäx  diebisch  und 
Seckendorf  bringt  ein  altsp.  furraca,  dem  jedoch  die  port.  form  wider- 
spricht. Schwerlich  ist  der  edle  span.  frauenname  Urraca  {in  den  Ur- 
kunden Hurraca  und  Orraca)  daher  entnommen,  leichter  fand  das  umge- 
kehrte statt:  heißt  ja  doch  derselbe  vogel  auch  marica  Mariechen,  dsgl. 
bask.  urraca,  nach  Mahn  p.  38  von  urra  haselnuß. 

Usted  sp.,  pXur.  ustedes,  persönl.  pronomen  der  ehrerbietung,  ab- 
gekürzt aus  vuestra  merced,  entsprechend  dem  it.  vossignoria,  dem  deut- 
schen euer  gnaden.  Die  abkürztmg  ist  stark,  wird  aber  durch  die  ähn- 
lichen falle  usencia  aus  vuestra  reverencia  oder  usenoria  aus  vuestra 
senoria  so  wie  durch  die  catal.  formen  mit  anlautendem  v  vostö,  vosencia, 
vosenyoria  bewiesen;  auch  sagt  man  im  gemeinen  leben  vosast^  für  usted. 
Andre,  selbst  J.  v.  Hammer,  erkennen  in  letzterem  das  arab.  ustäd  herr^ 
meister,  ohne  zu  bedenken,  daß  sie  für  vosencia  oder  vosenyoria  alsdann 
keinen  rath  haben,  daß  femer  usted  feminin  ist  und  daß  endlich,  ais 
dieser  ehrentitd  aufkam,  es  mit  dem  einfluß  arabischer  sitten  auf  die 
spanische  bevölkerung  zu  ende  war. 


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496  n.b.    UVUR- VELAR. 

Uviar,  ubiar,  hubiar,  huyar  ältsp.  helfen  PC.  1189.  1192.  1217, 
hineukofnmen  3331,  begegnen,  ividerfahren  JBc.  Mit.  95  u.  s.  w.,  nickt, 
tote  Gayangos  meint,  Conq.  ÜÜram.,  gleichbedetäend  mit  haber.  Die 
Schreibung  mit  h  ist  eben  so  irrthümlich  toie  die  herleitung  aus  irgend 
einem  andern  worte  eis  dem  nachdassischen  obviare  entgegen  kommen,  ab- 
helfen. Ubiar  ist  gewiß  älter  als  das  erst  aus  dem  latein  wieder  einge- 
führte obviar,  it.  owiare  hindern.  Zsgs.  ant-aviar  zuvorkommen,  be- 
schleunigen, sbst.  antdyio. 


V. 

Vaclo  $p.,  vaslo  pg.  leer,  sp.  vaciar,  pg.  vasar  ausleeren;  von  va- 
eivus  bei  Plautus  und  Terene, 

Vdgaido  sp.,  vägado,  vägaedo  pg.  schwindet,  adj.  sp.  vdgaido 
schwindlig.  Wurael  und  bitdung  können  deutsch  sein:  goth.  yagjan,  ahd, 
wegjan  schütteln,  schwingen,  ags.  yagian,  engl,  wave  wallen,  wogen,  daher 
sbst.  ahd.  wagida,  wegida  schunngung;  vaguido  stände  also  euphonisch 
für  guaguido,  s.  darüber  yagae  II.  c,  ein  aus  derselben  wured  stammen- 
des wort. 

Vaiven  sp.,  vaivemjp^.  Schwankung;  esgs.  aus  vaviene  oder  Ys^y 
yiene  geh  und  komm,  geh  hin  und  her. 

VAstago  sp.  Schößling  eines  baumes,  fehlt  port.?  von  ungewisser 
herkunft    Man  erinnert  an  gr.  ßlaatog  Schößling,  adj.  ßlaatixog. 

Veado  jpflr.  hirsch;  t;on  yenatuB  wüdprä,  mit  ausgestoßenem  n  nach 
port.  brauch,  sp.  yenado,  wäl.  yunat. 

Vedija  sp.  wollflocke,  schöpf  von  verwickdtem  haar,  vgl.  chw.  va- 
deglia,  comask.  yedeglia  flocke;  dazu  (denn  ga  kann  oms  y  entstanden 
sein)  sp.  gnedeja  haarlocke,  löwenmähne,  pg.  guedelha,  gadelha  langes 
haar,  felbd.  Nicht  wohl  vom  ahd.  wadal,  wedil,  nhd.  wedel,  da  die 
regdrechte  form  guallo  oder  guadel  gewesen  wäre.  Die  span.  etymologen 
leiten  beide  Wörter  vom  lat.  vellus  her:  dieser  übertritt  des  \  in  ^  ist 
freilich  ungewöhnlich  und  läßt  sich  nur  aus  dissimilation,  um  das  uneder- 
holte  1  in  yelilla  oder  yellilla  =  vellicula  zu  vermeiden,  rechtfertigen. 

Vega  sp.  cot.  sard.,  yeiga  pg.  fruchtbare  ebene;  schon  in  den  früh- 
sten Urkunden  vorhanden,  z.  b.  in  einer  gallidschen  vom  j.  757  Esp.  sagr. 
XL,  362.  Es  soll  baskisch  sein,  nach  Larramendi  entweder  von  bera 
tirfes  land,  oder  von  be-gaea  ohne  höhlen  d.  i.  fläche.  Merkwürdig  ist 
die  altpg.  form  yarga  SBos.,  wenn  sie  als  eine  solche  genommen  werden  darf. 

Velar  sp.  pg.  trauen,  priesterlich  eijtsegnen  zur  ehe;  eigentl.  ver- 
schleiern, weil  die  braut  mit  einem  schleier  erscheint  (oder  erschien, 
Moraes),  daher  die  neuvermählte  yelada,  aber  auch  der  gatte  velado  heißt. 
Es  hat  sich  also  in  diesem  span.  worte  das  unederholt,  was  sich  im  lat. 
nnbere  und  (nach  Grimm,  vorrede  zu  Schtdzes  Goth.  wb.  p.  XIU)  auch 
im  goth.  liugan  (verhüllen,  heirathen)  ereignet  hat. 


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n.b.   VENCEJO-VISLUMBRE.  497 

Vencejo  sp,  band  jeum  festbinden;  von  vinculum,  gleichsam  ^yin- 
cicalam. 

Venta  sp.  einsam  an  der  landsiraße  Hegende  herber ge.  Dasselbe 
wort  heißt  auch  einkauf  =  it  vendita,  wogegen  ältfr.  vente  auch  den 
ort  des  einkaufes,  marJct,  halle  bedeutet,  und  hiermit  muß  die  erstere  be- 
deutung  des  sp.  venta  zusammenhängen,  vgl,  sp,  fonda  wirthshaus  und 
nüat  fnnda  Sammelplatz  der  haufleute,    Hacer  venta  heißt  einkehren, 

Ventana  sp,  fenster;  ursprüngl.  ivind-  oder  luftloch,  von  ventus: 
so  cdtn.  vind-auga,  dän,  vindue  windöffnung.  Mittelst  desselben  Suffixes 
entsprang  Solana  sonniger  platz  aus  sol.  Das  port.  wort  ist  janella, 
das  man  aus  janua  ableitet.     Veraltet  ist  finiestra,  hiniestra. 

Verdugo  sp.  fnsches  reis,  von  verde,  viridis;  dsgl.  degen  mit  sehr 
schmaler  Hinge,  it.  verduco ;  auch  ein  name  des  henkers,  insofern  er  ruthen- 
streiche  zu  geben  hat  Nach  Gahrera  entstellt  aus  virgultum,  aber  das 
Suffix  ug  ist  unbestreitbar.  Die  zweite  bedeutung  zeigt  auch  das  fr.  ver- 
dun  bei  Marot  und  Rabelais,  das  aber  aus  dem  städtenamen  Verdun,  wo 
man  dergleichen  degen  verfertigt  haben  soll,  erklärt  wird,  man  sehe  z.  b. 
Reiffenberg,  Bull,  de  Vacad.  de  Bruxdles  VI,  num,  4.  Ämadis  hieß  fr. 
le  Chevalier  de  la  verte  6p6e;  was  hat  verte  hier  zu  bedeuten? 

Vereda  sp.  pg,  pfad;  via,  per  quam  veredi  vadunt,  erklärt  Du- 
cange  h.  v.,  vgl.  fr,  vröder  //.  c.  Man  trifft  es  schon  in  einher  Urkunde 
von  757  Esp.  sagr.  XL,  363:  postea  vadit  ad  illa  vereda,  quae  venit 
de  ßovera. 

Vericueto  sp.  rauher,  unebener  weg;  vom  bask.  biregueta,  eigentl. 
bide-gue-ta  d.  i.  wegloser  ort,  s.  Larramendi. 

Veta  sp.,  pg.  beta  ader  im  holze  u.  dgl.,  streif  im  zeuge,  band,  pr, 
veta  in  letzterer  bed.;  von  vitta  binde.  ^ 

Viga  sp.  pg.  balken.  Die  prov.  und  cot,  form  ist  biga,  die  kaum 
ein  ursprüngliches  v  annehmen  läßt.  Nach  Covarruvias  bezeichnet  viga 
den  horizontalen  batken,  auf  dem  die  dachsparren  ruhen :  sollte  man  ihn 
benannt  haben  nach  lat.  biga  wagen,  in  so  fem  dieser  ähnliche  sparren 
trägt?  Columella  kennt  yih'm  querholz:  es  hätte  sp,  yijsl  gegeben,  nicht  YigSL 

Villancico  sp,  kirchenlied  mit  musicalischer  begleitung  besonders 
für  das  weihnachts-  und  frohnleichnamsfest,  s.  Rengif o  Art.  poet,  und  Co- 
varruvias; ursprüngl,  volMlied,  ländliches  lied,  von  villano,  welche  bedeu- 
tung auch  das  pg,  villancete,  das  sp.  villanesca  hat. 

Vinco  pg.  falte,  dsgl,  geleise  des  Wagens, 

Virtos  (pl,  masc)  Streitkräfte  nur  im  Poema  del  Cid,  zweimal: 
crecen  estos  virtos,  ca  gentes  son  soberanas  663;  virtos  del  campeador 
&  nos  vienen  buscar  1606.  Nach  Sanchez  von  lat.  virtus  mit  hinweisung 
auf  dessen  mittell.  bed.  copia,  vis  hostilis  (?).  Hieraus  entsprungen  wäre 
das  wort  ein  unding:  ihm  widersprächen  accent,  declinalion  und  genus. 
Es  muß  eine  andre  bewandtnis  damit  haben, 

YiHlumhvQsp.pg,  falsches  oder  schwaches  licht;  eigentl.  bis-lumbre, 
s.  bis  /. 

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498  II.  b.  VOLCAR-ZAFIO. 

Volcar  sp.  umkehren,  cot.  bolcar  und  embolicar  einwickeln^  lintos. 
bottlcä  ausschütten;  für  volvicar  von  volvere.  Wohl  auchpg.  emborcar 
umkehren  für  embolcar. 

X. 

Xabeca,  xabega  sp.  großes  fischemete;  vom  aräb.  schabaka  nete. 
Man  vergleiche  über  dieses  wort  mit  rücksicht  auf  chaveco  L,  Dosfy 
Gloss.  352. 

Xaqaeca  sp.,  xaqaeca  pg.  einseitiges  köpf  weh;  vom  arab.  schaqt- 
-qah  dass.  Freytag  II,  437". 

Xara  sp.,  xara  pg.  ein  strauch,  wilder  rosmarin,  xaral  ein  mit 
solchem  Strauchwerk  bewachsener  platz,  adj.  xaro  sp.  unldschweinartig  von 
borsten;  vom  arab.  scha'rä,  welches  P.  v.  Älcala  mü  mala,  brena  Übersetzt. 
Aus  dem  span.  ist  das  hask.  chafa,  nicht  umgekehrt.  —  Eine  Urkunde 
era  684  hat  ad  ixaralem  de  Postello  .  .  .  ipsa  karral  {l.  xarral)  Tqp. 
II,  n.  13:  ist  sie  unverdächtig,  so  kann  das  wort  kein  arabisches  sein.  — 
Ein  mit  xara  gleichbedeutendes  wort  (ob  aber  auch  ein  volksÜbliehes  und 
altes?)  ist  sp.  ladon  vom  lat.  lada,  leda  (l^dog)  cistus  cräicus,  das  nur 
in  dieser  roman.  mundart  vorzukommen  scheint. 

Xarifo  sp.  schön,  schon  gekleidet;  vom  arab.  schartf  edel  Freytag 
II,  414*",  wohlbekannt  aus  dem  türkischen  hatti  schertf  edle  handzeichnung 
d.  i.  kaiserliches  decret. 

Xato,  xata  sp.  kalb;  vom  arab.  schalt  junger  zweig,  Setzling  Freyt. 
II,  421"  bildlich  genommen?  aber  das  arabische  wort  kennt  diese  bild- 
liehe  anwendung  nicht. 

Xfcara  sp.  tasse,  clmcölattasse,  daher  pg.  chlcara,  ü.  cUcchera; 
aus  dem  meocicanischen,  s.  Mahn  p.  18. 


Y. 

Tantar  altsp.,  jantar  pg.  frühstücken,  chw.  ientar;  von  dem  seltnen 
lat.  jentare,  in  alten  glossen  bereits  jantare. 

Yerno  sp.  eidam;  von  gener,  pg.  genro,  fr.  gendre. 

Yerto  sp.  struppig;  von  hirtus,  pg.  hirto,  it.  irto.  Jltfr.  en-herdir 
sich  sträuben  (vom  haar)  LJ.  483^*. 


z. 

Zabullir  sp.  untertauchen;  eigentl.  brudeln,  blasen  werfen  auf  der 
Wasserfläche,  von  sab-bullire  (Covarruvias). 

Zafio  sp.,  safio  pg.  plump,  ungeschliffen;  vom  arab.  gäft  gleichbed. 
(Dozy  368). 


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IIb.   ZAFO-ZARAGUELLES.  499 

Zafo  sp.^  safo  pg.  frei  von  hindemisseny  ledig ^  guitt,  zafar,  safar 
frei  machen  von  etwas,  putzen^  schmücken;  muthmaßlich  vom  arab.  saha 
abrinden^  abhäuten^  abschaben  d.  h.  putzen  Freyt  11^  294",  Monlau 
Dicc.  etym.  466  verweist  dagegen  auf  lat.  salvns,  engl.  safe. 

Zaga  ^.  altpg.  gepäck  hinten  auf  dem  wagen,  hinterer  theil  eines 
dinges,  cdtsp.  zaga  adv.  hinten;  sfsgs.  sp.  rezaga  nachtrab,  welche  bedeu- 
tung  im  Poema  dd  Cid  auch  zaga  einnimmt.  Die  span.  äymologen  er- 
Mären  das  wort  für  ein  arabischeSj  bei  Engelmann  säqah  nachtrab.  Zu 
erwähnen  ist  atich  Larramendi's  deutung  aus  bask.  atzaga  ende^  von  atzea 
hinterer  theil  eines  dinges. 

Zagal  sp.  pg.  Schäfer,  im  span,  auch  kräftiger  junger  mann.  Leute, 
die  der  Witterung  ausgesetzt  waren,  zumal  hirten,  trugen  das  sagam,  da- 
her sagal,  zagal?  Engelmann  dagegen  zeigt  arabischen  Ursprung:  zagal, 
den  wbb.  dieser  spräche  fehlend,  heißt  bei  Pedro  von  Media  muthig,  tapfer 
(vgl.  die  zweite  span.  bed.)  und  ist  auch  sonst  nachweislich. 

Zaherir  sp.  einem  etwas  vorwerfen  (einen  fehler  oder  selbst  eine 
wohltJiot),  fehlt  port.  cat.;  nach  einem  altem  span.  etymologen  (s.  bei 
Monlau  466)  von  ♦sab-ferire  arglistiger  weise  verletzen;  um  so  annehm- 
barer, als  dem  Cataianen  das  Tdare  lat,  ferire  in  dieser  bedeutung  genügt. 

Zaino  sp.  pg.  dunkelbraun  ohne  helle  flecken  (von  pf erden);  soU 
arcAisch  sein,  doch  fehlt  ein  sicheres  etymon  (Dozy  Gloss.  362).  Daher 
das  gleichlaut.  ital.  wort. 

Zalagarda  sp.  hinterhait;  ein  ganz  deutsches  wort,  zsgs.  aus  zälä 
verderben  und  warta  lauer,  und  doch  dürfte  für  ersteres  passender  das  lat. 
celare  angenommen  werden. 

Zalea  sp.  schafpdz  mit  der  ganzen  woüe;  vom  bask.  osa  alea  die 
ganze  wolle  (Larramendi). 

Zamarro  sp.  schafpdz,  zamarra,  chamarra,  sard.  acciamarra  daraus 
gefertigter  weiter  rock,  it.  zimarra,  pr.  samarra  Flam.,  daher  auch  fr. 
chamarrer  verbrämen;  eigentl.  hausrode,  vom  bask.  echamarra  zeichen 
des  hauses,  nach  Larramendi,  der  aber  zamarra  von  chamarra  etymologisch 
trennt. 

Zambo  sp,  krummbeinig;  leitet  man  richtig  vom  gleichbed.  scambus. 

Zanahoria  sp.,  pg.  cenoura  pastinake;  erklärt  Larramendi  aus 
dem  baskischen,  worin  es  gelbe  wurzd  bedeute.  Nach  der  färbe  nennt  sie 
auch  der  Catatane  safranaria. 

Zangano  sp,,  pg.  zan^äo  drohrie  (brutbiene),  faulenzer,  der  auf 
fremde  kosten  lebt;  ist  das  it.  zingano  zigeuner  d.  i.  landstreicher. 

Zaque  sp.  wdnschlauch;  vom  bask.  zagnia,  zaquia,  zsgz.  aus  zato- 
quia  lederschlauch  (Larramendi). 

Zaragttelles  sp.  (m.plur.)  eine  ort  altmodischer  hosen  mit  falten^ 
mlat.  (plur7)  saraballa,  sarabella,  sarabara  u.  a.  formen  s.  Dief.  Oloss, 
lat.  germ.  612^  eine  weite  bdnbekleidung ,  fluxa  et  sinaosa  yestimenta 
Ugutio,  mittdgr.  aaQaßaQa,  arab.  serval  (seraal),  woher  auch  pg.  ceroulas 
Unterhosen. 


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500  II.b.   ZARANDA-ZURRAR. 

Zaranda  sp.^  ciranda  i)^.  komsiebf  sandsid);  vom  arch,  garandah, 
dies  vom  vb.  sarada  verketten^  verweben  (Sousa).  Das  arab.  wort  aber 
hat  bei  Golius  1166  nur  die  bed.  ^woU  BtAsammengepigt\  Das  etymon  ist 
noch  zu  finden. 

Zarcillo  sp.^  alt  cercillo  ohrring;  t^on  circellns  ringel,  beiApicius^ 
bask.  circillna. 

Zar  CO  sp.  pg.  hellblau  j  von  augen^  sie.  zarcn  blafi;  vom  arab.  zarqä 
(fem.)  gleichbedeutend. 

Zarria  sp.  schmutz^  der  sich  unten  an  die  hleider  hängt;  vom  bask. 
zarria,  charria  schwein  (Larramendi). 

Zato  sp.  stück  brot;  vom  bask.  zatoa  stück  (Larramendi)^  labort. 
zathia. 

Zirigafia  sp.  übertriebene  Schmeichelei;  vom  bask.  zurigaiia,  churi- 
gafia  {wofür  auch  umgekehrt  gainchurita)  der  oben  geweißte  (verschönerte) 
theüy  s.  Larramendi. 

Zorra  sp.  pg.j  cdtsp.  zurra  fuchs,  daher  pg.  zorro,  bask.  zurra  listig, 
verschlagen.  Muthmaßlich  vom  vb.  zarrar  das  haar  abschaben,  da,  wie 
auch  Covarruvias  anmerkt,  der  fuchs  im  sommer  das  haar  verliert,  vgl. 
gr,  äXa}7t€7ua  das  ausfallen  der  haare,  von  ahinrj^  fuchs.  Zorra  wäre 
also  ein  Schimpfname  des  ihieres,  schabiges  feil,  der  auch  in  der  bed. 
öffentliche  dime  =  lat.  scortom  fühlbar  ist:  nur  eufallig  trifft  damit  das 
ahd.  zatnrrä,  aus  dem  es  allerdings  grammatisch  entstehen  konnte,  eu- 
sammen.  Anzumerken  ist  hier  auch  das  pr.  zoira  ^väus  canis  GProv. 
65'',  das  wenigstens  dem  ahd.  zoha  (zaüke,  hündin)  nicht  entstammen  kann. 

Zorzal  sp.  pg.  ein  vogd,  drossd;  vom  arab.  zorzäl,  einer  andern 
form  von  zorzur  staar,  aber  auch  drossd  (Dozy  369). 

Zozobrar  sp.  stürm  oder  Schiffbruch  erleiden;  von  so  tmter  und 
sobre  über,  das  unterste  zu  oberst  kehren. 

Zumaya,  znmacaya  ein  vogely  käuzchen;  nach  Larramendi  baskisch, 
znmba-caya  fähig  zu  spotten  (nach  seiner  stimme).  Oder  ist  es  aus  sp. 
zamba-cayo  spottende  dohle,  von  caya  mit  vertauschtem  genus,  was  in 
compositis  öfter  vorkommt? 

Zum  bar  sp.  sumsen,  summen;  naturausdruck. 

Znmo  sp.  soft;  vgl.  gr.  ^w/tiog  brühe. 

Znpia  sp.  sauer  gewordener  wein,  ausschuß,  wegwurf;  vom  bask. 
zupea,  zurpea  bodensatz  der  kufe  (Larramendi). 

Ziira,  znro,  zurana,  zurita,  zorita  d»^  in  fdsen  nistende  taube, 
holztaube. 

Zurcir  sp.^  pg.  cirzir,  serzir,  cat.  surgir  mit  weiten  Stichen  nähen; 
wohl  von  sarcire  flicken,  dem  sich  wenigstens  das  pg.  serzir  zuneigt. 

Zurdo  sp.  link,  links;  von  snrdas  taub.  Wer  nicht  gut  hört,  ist 
also  links;  in  den  mhd.  lerz  und  lere  begegnen  sich  auch  die  begriffe 
links  und  stammelnd. 

Zurra r  5p.,  snrrBT  pg.  gerben,  durchprügeln,  durchpeitschen;  Un- 
gewisser herkunft.    Die  grundbedeutung   ist  'haar  abschaben,   wie  auch 


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ILb.   ZUßRIAGA-ZÜTANO.  501 

das  pari.  Wörterbuch  aussafft,  also  vielleicht  aus  surradere  zusammen- 
gezogen. 

Zurriaga  sp.  peitsche;  vom  basJc.  zarriaga,  woßr  auch  aznrria  ge- 
sagt wird,  s.  Larramendi  und  vgl.  scnriada  /.,  dem  sein  ardaut  nicht 
widerstrebt  (z  aus  sc  in  zambo  u.  a.). 

Zurrir,  zarriar  sp.  summen;  naturausdruck,  lat.  susarrare. 

Zarron  sp.,  surräo  pg.  schäfertasche,  lederner  beutet;  vom  arob. 
^orrah  geldbeutel,  vb.  Qorra  Freyt.  II,  490"^?  Das  catal.  wort  ist  sarrö, 
das  bask.  zorroa. 

Zutano,  citano  sp.,  cot.  sutano  pronomen  mit  lat.  quidam  gleich- 
bedeutend; unbekannter  herkunft.  Vermuthungen  darüber  s.  Krit.  anhang 
p.  23.  Zu  beachten  ist  etwa  lat.  scitas  der  gewufite^  bewußte,  dem  man 
dasselbe  sufßx  beifügte,  das  man  in  cert-ano  und  sicr-ano  pg.  wahrnimmt, 
denn  citano  ist  mit  zatano  etymologisch  gleichberechtigt. 


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502  II.  c.   AATIR-ABONNER. 


C.    FRANZÖSISCHES  GEBIET. 


A. 

Aatir  (ahatir)  cütfr.  anreizen ^  besonders  ßum  Tcampf;  shst.  aatie 
anreiaungy  hiteige  feindschaft  (prendre  aatie  encontre  qqun,  faire  aatie 
ä  qqun),  dsgl.  aatine  (auch  astine  geschr.),  aatin  A.  S  Av,  86^  nüat. 
astia.  Diese  Wörter  beschränken  sich  auf  das  franz.  gebiet^  ihr  Ursprung 
ist  also  vor  allem  im  nordischen  ifu  suchen.  Hier  findet  sich  das  vb.  etja, 
prät.  atta,  part.  att,  gleichbed.  mit  aatir;  sbst.  at,  auch  etja,  eta.  Das 
arU,  a  der  franz.  nachbildungen  ist  die  roman.  Präposition^  die  sich  auch 
in  dem  begriffsverwandten  a-tiser  eingefunden  hat.  Das  it.  astio  hat  mit 
aatie  keine  Verwandtschaft. 

Abait,  abah.  Im  prov.  Gir.  de  Boss.  3603  ff.  heißt  es:  anem  al 
plah  qu'aura  lo  reis  en  Fransa  aqaest  mieh  mah,  e  seran  i  siei  comte 
e  siei  abah  que  jutgaran  lo  tort  ^gehen  wir  zur  gerichtssitzung,  die  der 
Mnig  in  Frankreich  in  der  mitte  des  maimonats  halten  unrd,  wo  seifie 
grafen  und  seine  beamten  (?)  sein  und  über  das  unrecht  urtheilen  werden.^ 
Läßt  sich  abah  anders  erklären  als  aus  dem  bekannten  ambactus  oder 
dem  deutschen  ambaht?  Ab  aus  amb  auch  in  abdos,  ah  aus  act  ist  eine 
bekannte  eigenheit  dieses  gedichtes.  Die  franz.  abfassung  bei  Michel  114, 1 
hctt  entsprechend  abait  Ähnlich  verwandelte  sich  das  altgällische  wort 
in  das- kymrische  amaith. 

Able  fr.  Weißfisch,  mlat.  abula;  von  albalas,  also  euphonisch  für 
alble  (wie  foible  für  floible),  Schweiz,  albele,  östr.  albel,  trierisch  alf,  der 
bedeutung  nach  das  lat.  albamus  bei  Ausonius,  s.  Böcking  zur  Mosella 
126;  span.  albur. 

Abomö  und  abosmi  niedergeschlagen,  niedergedrückt  in  moralischem 
sinne,  ein  übliches  alifr,  adjectiv.  Die  Schreibung  mit  s  kann  auf  ein- 
Schiebung  beruhen,  die  ohne  s  ist  keine  jüngere,  sie  findet  sich  schon  im 
Psalter  des  Trin.  coli.  Von  abominatas  mit  abscheu  oder  Widerwillen 
erfüllt,  eins  der  participien,  worin  passive  Vergangenheit  in  active  gegen- 
wart  umschlug:  abominare  abscheu  haben,  abominatas  einer  der  abscheu 
hat,  s.  Born,  gramm.  III,  264.  Auch  embosmö  sagte  man,  DMce. 
p.  133,  15. 

Abonner  fr.  auf  ein  unbestimmtes  einkommen  einen  bestimmten 
preis  setzen,   s' abonner  sich  als  theilhaber   an  etwas  unterschreiben;  'von 


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II.C.   ABOYER-AGLAN.  503 

bonus  gut,  bürgend,  vgl.  sp.  abonar  bürgen,  gut  heißen,  versichern.  Man 
leitet  es  ohne  noth  von  bonne  gränee. 

Aboyer  fr.  anbellen,  dUfr.  abayer;  von  ad-baubari,  das  einfache 
verbum  bei  Luerea.  Daher  sbst.  abois  (plar,)  die  letgten  athemeüge, 
eigentl.  des  erliegenden  hirsches,  den  die  hunde  umbellen. 

Achamer  /r.  gierig  machen;  von  caro  fleisch^  also  ein  thier  auf 
das  fleisch  hetzen,  part.  acharnö  eingebissen,  erbittert,  it,  accarnare  ins 
fleisch  dringen,  vgl.  pg.  encarni^ar  reisen,  erbittern. 

Ache  fr.  (f.)  eppich;  von  apinm,  it.  appio,  pg,  aipo. 

Acre  (f.)  ein  flächenmaß;  vom  deutschen  aeker,  in  der  älteren 
spräche  sowohl  pflugland  als  auch  ein  längenmaß:  ackers  lanc,  ackers 
breit;  schon  goth.  akrs.  Die  herleitung  aus  dem  von  Columella  gebrauch- 
ten acnaa  (ccYMiva)  hat  zwar  den  buchstc^en^  nicht  gegen  sich;  daß  aber 
die  schwestersprachen  sich  dieses  wort  nickt  angeeignet,  hat  für  die  deutsche 
herleitung  einiges  gewicht,  welches  durch  das  abweichende  genus  nicht  ver- 
mindert wird. 

Adelenc  pr.  von  hoher  geburt  (nur  im  O.  de  Boss.),  esgz.  altfr. 
elin  Bog.;  vom  dhd.  adalinc,  ediling,  ags.  ädheling,  ndat.  adalingns. 

Adeser,  adaiser  altfr.,  adesar  pr.  sich  anhängen,  dsgl.  anrühren, 
anfassen;  frequentativ  von  adhaerere  adhaesus,  s.  unten  aerdre. 

A durer  aitfr.  wallon.,  pr.  abdarar  verhärten,  aushalten,  wie  fr. 
endorer,  part.  adar^,  abdurat  hartnäckig,  dauerhaft,  ein  häufiger  bdname 
der  hdden;  von  obdurare  mä  vertauschter  partikel. 

Aerdre,  aderdre  altfr.  pr.  atiheften,  verbinden,  ergreifen;  von  ad- 
haerere, gespr.  adh^rere  adher're  mit  eingeschobenem  d,  anhangen,  frans, 
in  factUiver  bed.  anhangen  machen,  it.  aderire. 

Affaler  fr.  herablassen  (schiff er ausdruck);  leitet  man  passend  vom 
ndl.  afhalen  herabholen,  herabziehen. 

Affubier  fr,  vermummen;  für  affibler,  mlat.  se  affibulare  sich  ein- 
hüllen, ursprünglich  den  mantd  mit  der  fibula  befestigen,  it.  affibbiare; 
n  für  radicäles  i  auch  im  pr.  favella  GO.  und  afublalh,  romagn.  afiube. 

Afre  attfr.  (noch  itet  pl.  affres,  bürg.  sg.  afre)  schrecken,  graueti, 
adj.  nfr.  affrenx  gräulich;  entspricht  mit  bucJtötaben  und  begriff  genau 
dem  ahd,  adj,  eiver,  eipar  acer,  horridus,  immanis,  Grimm  III,  510, 
Graff  I,  100.  Auch  das  it.  afro  (herb)  scheint  daraus  entstanden.  Piem. 
afr  une  fransf. 

AgQ  fr.  alter,  altfr.  edage  Roh,  eage,  aage;  gleichsam  aetaticam 
von  aetas.  Zur  erJdärung  des  anlautenden  a  (für  ae)  im  dreisilbigen 
aage  vgl.  das  synonyme  altfr.  a-^  aus  ae-tatem  und  eur  erklärung  des 
Suffixes  age  das  gleichfalls  synonyme  pr,  antig-atge  d,  i.  antiqu-aticum. 
In  der  nfr.  form  ist  seltsamer  weise  nur  das  suffix  stehen  geblieben,  der 
stamm  ed,  freilich  im  lat.  nicht  einmal  ein  stamm  (aetas  aus  aevitas), 
ist  verschwunden,  aber  nicht  ohne  eine  dehnung  des  a,  jsu  bewirken. 

Aglan  pr.,  cot,  aglA,  altfr.  agland  (so  noch  in  Berry^  lothr. 
aigaiand)  eichet.    Vom  lat.  glans,  aber  vielleicht  unter  einwirkung  des  gr. 


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504  ILc.   AGRES-AIME. 

oTtvXog  oder,  was  buchstäblich  näher  liegty  des  goth,  akran  fnu;ht  (ecker) 
entstanden,  da  der  Provenzale  dem  prothäischen  a  nicht  hold  ist. 

Agr^s  fr.  (m.  pl.)  takelwerk,  vb.  agr6er  mit  takelwerJc  versehen. 
Altfr.  agrei  hieß  überhaupt  ausrüstung,  vorrath,  agreier  aufrüsten  z.  B. 
curres  wagen  rüsten  LRs.  27;  mit  vorgesetzter  partikel  a  vom  ndl.  ge- 
reide,  gerei  apparatus,  gereeden  parare  Kit.  =  goth.  garaidjan,  rnhd. 
gereiten,  vgl,  redo  /. 

kVh  pr,  (m.)j  mit  abgeplattetem  diphthong  ab,  eigenschaft  Chx.  IV, 
398,  Sitte,  gebrauch  III,  153,  zumal  gute,  feine  sitte,  bos  aibs,  adj.  aibit 
'morigeratus'  d.  i.  gesittet  GProv.  52'*,  gent  abit  fein  gesittet  GÄlb.  3250, 
aber  auch  mals  aibs  31.  1048,  5.  1075,  2.  Ein  merkwürdiges  bloß  der 
altprov.  spräche  bekanntes  wort:  um  so  eher  darf  fnan  vermuthen,  daß  es 
aus  fremder  quelle  geschöpft  ist,  denn  habitus  (beschaff enheit),  das  sich 
aus  der  grundsprache  darbietet,  hätte  doch  wohl  ante  ergeben,  wie  debitum 
deute  ergab.  In  er  wägung  kommt  zunächst  goth.  aibr  d(OQov:  gäbe  konnte 
sehr  wohl  als  naturgaJ)e  aufgefaßt  und  auf  sitte,  gute  sitte  überfragen 
werden;  auch  sp.  donaire  {von  donum)  ist  zur  bed.  artigkeit,  feine  sitte 
gelangt.  Aber  die  richtige  prov.  form  wäre  aibre  gewesen  und  dieser  im 
prov.  kaum  vorkommende  wegfall  des  auslautenden  r  ist  dem  bemerkten 
etymon  höchst  ungünstig.  Schlimmer  noch  ist,  daß  das  nur  einmal  vor- 
kommende goth.  wort  selbst  nicht  sicher  steht,  wenn  auch  Leo  Meyer  (Die 
goth.  spräche  1869)  nichts  dagegen  erinnert.  Unter  diesen  umständen 
verweist  Mah^  p.  41  auf  ein  bask.  wort:  aipaa  n^,  aipatu  von  jemand 
reden:  der  ruf  stütze  sich  auf  die  eigenschaften  des  menschen  und  so  sei 
es  gescheiten,  daß  man  im  prov.  rückwärts  schließend  voh  der  Wirkung  auf 
die  Ursache  gekommen.  Das  fortschreiten  von  der  Ursache  zur  Wirkung 
ist  in  den  sprachen  nichts  seltenes,  aber  auch  der  umgekehrte  Vorgang  ist 
gedenkbar.  —  [Doch  möchte  noch  ein  arabisches  wort  rücksicht  verdienen: 
aub  'celeritas,  consuetudo,  mos  Freyt.  I,  68^,  dazu  aus  derselben  würzet 
aibah,  wobei  aber  nur  die  bed.  celeritas  angemerkt  ist.  Aber  das  erstere 
genügt,  da  au  im  prov.  leicht  in  ai  Übergeht.] 

AYeul  fr.  großvater;  dimin.  von  avus,  pr.  aviol,  it.  ävolo,  sp.  abuelo, 
pg.  av6.  -Ai^  das  wiederum  verkleinernde  und  kindisch  machende  oder 
auch  auf  das  ehrwürdige  hohe  alter  wird  die  diminutive  oder  kosende  form 
passend  übertragen.  Grimm  III,  677,  wo  ähnliche  altdeutsche  Verkleine- 
rungen bemerkt  sind. 

Aiglent  altfr,  z.  b.  Rom.  fr.  p.  33,  pr.  aguilen  hagebutte;  abgel. 
pr.  aguilancier,  aiglentina,  fr.  öglantier  domstrauch;  aiguille,  aguilha 
mit  dem  suffixe  ent,  lat.  gleichsam  acuculentus  stachelig. 

Aigu  /r.  spitz;  von  acutus. 

Ailleurs  fr.,  alhors  pr.  adverb;  von  lat  aliorsum,  das  nach  Goto 
und  den  komikem  veraltete  und  ins  mlatein  aus  der  Volkssprache  wieder 
aufgenommen  ward;  s.  0.  Müller  zum  Festus. 

Aime  altfr.  ein  weinfaß  Carp,  s.  v.  ama;  von  hama  (afirj),  im 
mlatein  häufig  und  in  verschiedenen  bedeutungen  ama,   daher  mhd.  äme, 


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ILc.   AIN-ALIZE,  505 

öme,  nhd.  ohm,  dltn,  äma  u.  s.  w.  In  der  bed.  Schätzung  nach  dem 
augenmaß  ist  aime  =  esme,  s.  esmar  /. 

Aiü  cdtfr.  fischangel;  von  hamus,  it.  amo,  s.  auch  ancino  /. 

Ain^ois  altfr.^  anceis  pr.  adverb,  vorher,  eher,  prius.  Etwa  issgs. 
aus  rom,  ans-eis  =  lat,  ante  ipsum  d.  i.  vor-dem,  vor  dieser  zeit.  In- 
dessen sind  noch  andre  mögliche  quellen  dieses  tvorte^  zu  berücksichtigen. 
Ein  griechisch'lat.  glossar  übersetzt  l^ingoad^av  (vorher ,  vormals)  mit 
anti-secus  DG,  worin  secns  auf  lateinische  weise  fast  müßig  steht :  dies 
konnte  sich  romanisch  zusammenziehen  in  antsecs  anceis  (c  aus^  ts),  also 
nach  form  und  begriff  vollständig  zutreffend.  Ein  anderes  beispiel  roma- 
nischer Zusammensetzung  mit  secus  ist  das  alte  sard.  assecus  (nachhery 
hinterdrein)  von  ad-secas  nach  DeliuSy  Sard.  dialekt  des  13.  jh.  p.  18. 
Femer  würde  sich  das  ßr  anzi  (s.  thi.  I.)  aufgestellte  antius  sehr  wohl 
auf  anceis  anwenden  lassen.    Darüber  wäre  cdso  zu  entscJwiden. 

Atni  fr.  adj.  älter ,  sonst  ains-n^  geschrieben,  von  ante  natns.  Vgl. 
alnado  //.  b. 

Ais  fr.  brett,  von  axis,  assis,  it.  asse;  dimin.  aisseau  schindel,  von 
axicellus,  assicellus,  ü.  assicella. 

Aisil,  aissil  aliff.  essig;  entstellt  aus  acetnm,  it.  aceto,  wal.  otzet, 
chw.  aschaid,  ischeu.  Dassdbe  wort  ist  engl,  eisel,  älter  aisyl  Halliw., 
schon  ags.  aisil,  eisile,  statt  des  üblichen  eced,  goth.  akeit  {ahd.  ezih  um- 
gestellt für  ehiz).  Gemeinrom.  ist  nur  der  zusammengesetzte  ausdruch 
vinum  acre,  fr.  vinaigre  u.  s.  f 

Aisne  altfr.  Weinbeere  Voc.  duac.;  von  acinns,  it.  acino,  vgl.  Du- 
cange  s.  v.  esna. 

Al^rion  altfr.  ein  raubvogel:  foncons  ne  aigle  ne  alerions  ne 
p6us8ent  veoir  si  cler  FC.  Ily  330;  ein  ross  braust  daher  wie  ein  alerion 
GNant.  p.  67;  daher  auch  pferdename  Alex.  28,  9.  Als  heraldischer 
ausdruch  gut  es  noch  immer  für  einen  adler  ohne  Schnabel  und  fuße. 
Borel  verzeichne  aus  Bible  historial  ein  synonym  ai liier:  si  comme 
aigles,  ailliers  et  escoufles,  und  läßt  alerion  daraus  entspringen.  Was 
aber  die  herkunft  von  aillier  betrifft^  so  ist  wenigstens  an  aquil-arius  nicht 
zu  denken,  weil  es  der  beruf  des  Suffixes  arius  nicht  ist,  nebenbestimmun- 
gen  des  primitivs  auszudrücken,  wie  dies  in  aquila  adler,  aquilarius  art 
adler  der  fall  sein  würde,  sondern  einen  selbständigen  begriff  einzuführen, 
une  im  franz.  die  thiernamen  b41-ier,  lim-ier,  pluv-ier,  verd-ier  lehren. 
Dagegen  konnte  das  wort,  wie  ^pervier  aus  sperber,  aus  dem  gleichfalls 
deutschen  adler,  adelär,  geschaffen  werden,  um,  wir  unssen  nicht  welchen 
raubvogel  zu  benennen. 

Algier,  algeir  altfr.  speerRol.;  erinnert  an  das  synonyme  ahd.  azger, 
ags.  ätgär,  altn.  atgeirr,  s.  darüber  Grimm  II,  717,  Mhd.  wb.  I,  498. 

Alhon dre  j)rot;.  ortsadverb;  von  aliunde. 

Alize  (alise)  fr.  (f.)  die  frucht  des  alizier  d.  i.  des  Crataegus  tor- 
mindlis,  auffallend  mit  unserm  e\sQ-beere  übereinstimmend.  Für  dieselbe 
frucht  und  denselben  bäum  hält  man  altfr.  alie   (oß  als  Verstärkung  der 


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506  ILc.   ALLOUER— AMBORE. 

negation  gebraucht)  und  alier,  e.  b,  SSag.  ed.  Le  Roux  d.  L.  p.  22  un 
alier  .  .  bien  chargiez  d'alies  metires,  neupr.  aligo,  aliguier.  Bei  dem 
ungemein  seltnen  ausfall  des  s  ewischen  voccden  ist  in  alle  kaum  eine 
form  von  alise  anzunehmen. 

Allouer  /r.  gelten  lassen^  eugeben;  am  natürlichsten  von  louer  = 
lat.  laudare,  das  die  bedd.  rathen^  billigen  entwickelt  hatte.  Sbst.  bMou6 
Sachwalter^  verweser  führt  tnit  seiner  bedeutung  unmittelbar  auf  louer  = 
locare,  it.  allogare  hinstellen,  anstellen,  wiewohl  es  auch  von  dem  ersteren 
verbum  einen  zugelassenen,  gutgeheißenen  ausdrücken  konnte. 

Älterer  fr.  1)  verändern,  2)  verderben,  verfälschen;  von  alter,  da 
ein  lat.  alterare  fehlt  Die  jnoeite  auch  im  prov.  vorhandene  bedeutung 
erinnert  an  Festus  bemerkung:  alter  et  pro  non  bono  ponitur,  womü 
0.  Müller  das  gr.  iT€(ßog  vergleicht.  Die  schwestersprachen  haben  das- 
selbe verbum  mit  denselben  bedeutungen.  Sofern  aber  älterer  3)  durst 
machen  heißt  (schon  R,  Stephanus  hat  alt^r^  ^siticulosusj,  so  wird  man 
Egger  beipflichten  müssen  (Inscript^XXlV,  2,  339),  der  eine  entsteUung 
aus  art^rier  darin  vermuthet.  Arteriatas  nändich  bedeutet  im  mitteUbtein 
einen,  'cujus  fauces  rheumatizant\  also  entzündet  sind  und  durst  leiden,  DC. 
In  alten  deutschen  glossaren  toird  arteria  scMechthiii  mit  hdlsader  übersetzt. 

Aluine  fr.  wermuth;  von  aloe,  dem  namen  einer  gleichfalls  bitteren 
pflanze,  mit  dem  suffix  me,  das  häufig  pflanzennamen  bildet  (amarantine, 
argentine,  avelline,  balsamine,  ^glantine  cet.),  ui  für  oi  wie  auch  sonst, 
z.  b.  muid  aus  modias.  Überdies  findet  sich  mit  erweichtem  n  aUfr. 
alogne,  dafür  auch  aloisne  Roq.  suppl.  195" ,  Alex.  279, 14,  sp.pg.  alosna, 
lo8Da,  mlat.  aloxinum,  s.  Altrofn.  glossare  40;  und  dieses  wort  macht 
die  gegebene  deutung  von  aluine  zweifelhaft.  Andre  deuten  es  a/us  aXiovy- 
yia  (fj  neXriy,^  vagdog),  einer  Variante  von  aaXwvyxa,  dem  namen  eines 
andern  krautes,  bei  Dioscorides. 

Amadoner  fr.  anlocken,  liebkosen,  daher  das  spätere  in  der  1.  ausg. 
der  Akademie  noch  nicht  aufgeführte  sbst,  amadoa  zunder  (lockspeise,  vgl. 
esca  L),  zsgs.  vb,  ramadouer.  Die  vorgebrachten  deutungen,  z.  b.  die 
aus  amatas,  befriedigen  nicht.  Das  wort  sieht  schwierig  aus,  an  seiner 
lösung  ist  aber  nicht  zu  verzweifeln.  Das  altn.  vb.  mata,  dän.  made,  heißt 
atzen  z.  b.  junge  vögel  (goth.  matjan  essen),  daraus  a-mad-ou-er  (wie 
baf-ou-er,  s.  beflfa  I.)  eigentl.  mit  speisen  anlocken,  it.  ad-escare.  Zu  er- 
warten war  freilich  amatoaer,  daß  aber  goth.  t  mitunter  zu  d  herabsteigt, 
darüber  sehe  man  Rom.  gramm.  I,  312.    Die  pic.  form  ist  amidoaler. 

Ambore,  ambure  altfr.  s.  v.  a.  arabo,  meist  neutral,  aber  auch  als 
unflsctiertes  adjectiv  gebraucht.  Bsp.  ambur  en  terre  et  en  mer  {wie 
engl,  both-and)  Ben.  III,  p.  603;  e  si  dient  ambore  e  saver  e  folage 
Chart,  p.  27;  Chevaliers  et  serganz  ambore  Ben.  I,  p.  276;  ambnr  ocit, 
ambure  cravente  Rol.  p.  264.  Man  hat  dabei  an  den  genitiv  amborum 
gedacht,  aber  dieser  casus  kann  sich  hier  mit  nichts  rechtfertigen*  Ein 
neuer  deutungsversuch  war  der  folgende  (Rom.  gramm.  II,  416,  2.  ausg.). 
*  Wie  ambo  mit  duo  verbunden  ward,  so  dürße  eine  Verbindung  mit  uter, 


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II.C.   AMENDEß-ANCETRES.  507 

atrum  cds  ein  möglicher  faU  angenommen  werden :  amb-iitniin  konnte  nach 
den  lautgesetßen  allerdings  ambure  ergeben.  Liegt  nun  auch  in  der  form 
keine  Schwierigkeit,  so  könnte  eine  solche  in  der  bedeutung  liegen,  da  sich 
uter  auf  eins  von  zweien,  nicht  auf  zwei  bezieht.  Aber  es  war  leicht,  von 
eins  auf  zwei  Oberzugehn,  da  man  bei  diesem  werte  die  zumzahl  immer 
im  sinne  haben  mußte:  auch  altemter  schritt  fort  von  der  bed.  eins  von 
beiden  zur  bed.  beide,  uterque.*  Von  dieser  weicht  eine  spätere  etymologie 
(des  verf.)  beträchtlich  ab.  Man  hat  bei  diesem  werte  übersehen,  daß  es 
über  Frankreichs  grunzen  hinausgeht,  denn  auch  Italien  besitzt  es  in  dem 
veralteten  indeclinabeln  ambnro,  z.  b.  £etcea  tremare  ambnro  le  sponde 
bei  Buti  (14.  jh.).  Da  es  nun  ausschließlich^  wie  es  scheint,  in  Italien 
und  in  der  Normandie,  nicht  zwischen  beiden  gebieten,  heimisch  ist,  so 
muß  es  von  dem  einen  auf  das  andre  gebiet  verpflanzt  sein,  was  bei  dem 
verkehr  zwischen  Normandie  und  Süditalien  leicht  gescheiten  konnte.  Nimmt 
man  an,  es  sei  in  letzteren  lande  entstanden,  und  schlägt  man  den  da- 
selbst fühlbaren  griechischen  einfluß  an,  so  scheint  a(nq>6T€Q0v  ein  berech- 
tigtes etymon,  um  so  mehr  als  dfurpoTegov-yMi,  ganz  wie  ambure-et,  auch 
conjunctional  gehraucht  wird.  Das  richtige  product  des  griechischen  wer- 
tes wäre  allerdings  amforo  gewesen;  es  war  aber  ganz  natürlich,  daß  man 
es  dem  lat.  ambo  annäherte.    S.  Jahrb.  für  roman.  litt.  V,  413. 

Am  ender,  amende,  amendement,  eine  schon  um  die  mitte  des  12, 
jh.  vorkofnmende,  im  prov.  JBoethiuslied,  welches  v.  12  emendament,  v. 
250  aber  mit  anlautendem  a  amendament  schreibt,  noch  höher  hinauf- 
reichertde  entsteUung  aus  emender,  die  auch  ins  ital.  eingegriffen  hat. 

Ampleis  ältfr.  adverb  für  lat.  amplias,  im  Psaut  Bodl.  (p.  50. 
61.  73.  87.  89.  102),  sonst  nirgends?  Bei  Roquefort  steU  noch  ein  un- 
belegtes  amplus.  Prov.  und  altfranz.  finden  sich  mehrere  neutrale  com- 
parative  airf  eis  oder  ois,  wie  sordeis  (sordidius),  forceis  (fortius),  gen- 
ceis,  gences  (gentius  für  genitius),  longeis  (longiiis).  Für  diese,  wenig- 
stens für  die  drei  letzteren,  läßt  sich  nur  eine  abnorme  Umbildung  oder 
umbiegung  at4s  den  beigefügten  lateinischen  originalen  annehmen,  indem 
der  accent  auf  i  fortrückte,  welches  nach  romanischem  brauche  in  e  über- 
trat und  sich  dann  in  ei  dehnte.  In  sordeis  gieng  dieser  wandet  leichter 
vor  sich  und  es  wäre  möglich,  daß  sich  die  andern  nach  diesem  beispiele 
ausgebildet  hätten.  Ohne  accerdverschiebung  war  die  einführung  dieser 
neutra  eine  Unmöglichkeit,  denn  die  auf  legale  weise  zusammengezogenen 
formen  forz,  genz,  lonhs  würden  sidi  von  ihren  positiven  nicht  unter- 
schieden haben.  Die  spräche  aber  mochte  sich  diese  neutra  nicht  versagen, 
da  die  übrigen  organischen  comparative  dergleichen  besaßen  (melher  meils, 
belaire  belais  cet.).  Jenen  neutris  auf  eis  aber  scheint  man  auch  unser 
amplins  angepaßt  zu  haben.  —  Dieser  conjectur  stellt  sich  eine  andre 
gegenüber,  aus  dem  partic.  ampliatius  oder  amplatius.  Aber  warum  als- 
dann nicht  ampliais,  amplais,  une  bellatias,  belais? 

Ancßtres  fr.  vorältem,  aitfr.  ancestres  {acc.  ancessors),  lat.  ante- 
cessores.    Daher  altfr.  ancesserie  abkunft. 


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508  II.C.    ANCOLIE— ARAIGNEE. 

Ancolie  fr,  aglei;  von  aqaileja  (im  dass,  latein  nicht  bekannt),  it. 
aquilegia« 

Andouille  fr.  blutunirst,  map.  nnoglia,  chtc.  andachiel,  bask.  an- 
doilla.  In  eilten  deutschen  glossaren  wird  scubiling  (art  toürste)  mit 
inductilis  Obersetet  s,  Graff  VI,  409^  Schmeller  III,  313,  und  wie  sich 
das  deutsche  wort  aus  dem  einschieben  in  den  darm  {ahd.  skioban)  er- 
klärt,  so  auch  jenes  lat.  inductilis,  welchem  andouille  [für  endouille) 
buchstäblich  gleich  ist.  Was  Genin^  EScr.  phü.  /,  80,  2.  ed,,  darüber 
vorbringt,  sehe  wer  lust  hat,  selbst. 

Angar,  hangar  (mit  und  ohne  aspiration)  wagenschoppen,  remise. 
Wie  dies  wort  mit  dem  lat.  angarla  (frohndienst)  Busainmenhänge,  ist 
nicht  wohl  einzusehen.  Ursprünglich  bedeutet  es  Schutzdach,  matte  zum 
zudecken,  und  ist  zumai  im  wallonischen  (angär)  zu  Ihause,  aber  es  kommt 
selbst  im  celtischen,  wenigstens  im  gael.  diaiecte  vor. 

Angarde,  engarde  alifr.,  pr.  angarda  vorhut,  auch  warte;  von  ante 
und  garde,  une  fr.  ayant-garde. 

Ange  fr.  enget.  Die  spräche  versuchte  verschiedene  formen,  bis  sie 
bei  dieser  abgekürzten  stehen  blieb.  Die  älteste  muß  sein  angele  3  süb., 
z.  b.  Antioch.  I,  93,  Dolop.  p.  402,  in  letzterem  gedieht  413  und  ander- 
wärts auch  2  silb.  gesprochen;  femer  angle  HBord.,  Fier.  und  anderwärts 
oft;  endlich  angre  z.  b.  DMce.,  GBourg.,  schon  sdtner.  Die  heilige  be- 
detUung  des  Wortes  mag  den  grund  gewesen  sein,  daß  man  so  lange  am 
buchstaben  festhielt:  dasselbe  geschah  ai4ch  bei  yierge,  welchem  yirgine 
zur  Seite  gieng,  s.  unten. 

Anglar  pr.  stein,  fels;  eigenth  etwas  eckiges,  von  angularis. 

Antienne/r.  vorgesang;  vom  ml(xt.  antiphona,  also  geformt  wie 
ätienne  von  Stephanus. 

Antif  altfr.  alt:  antifs  humes  ^senioribus"  LRs.  p.  67,  yi4s  sentier 
anti  alter  pfad  FC.  I,  399,  une  yi^s  yoie  antie  Ben.  IV,  21.  Es  ist 
von  antiquus,  tvie  altfr.  eye  von  aqua,  indem  q  au-strat.  Das  neufr.  an- 
tique  folgte  dem  it.  antico  und  pr.  antic.  -—  Sofern  antif  die  (allerdings 
bestrittene)  bed.  'hoch^  hat,  muß  es  aus  altif  =  pr.  altiu,  sp.  altiyo  abge- 
ändert sein  (n  aus  1  Bom.  gramm,  I,  204),  wiewohl  letztere  nicht,  gleich 
dem  franz.  werte,  im  physischen  sinne  gebrauefit  werden.  S.  Baynouard 
im  Journal  des  savants  1834  p.  108,  Henschel  und  Gachet  s.  v..  Genin, 
Beer.  phü.  I,  156,  Jahrb.  für  rom.  liU.  III,  109. 

Aondar  j)r.  helfen,  frommen,  aon  hülfe,  von  abundare. 

Appaner  altfr.,  apanar  pr.  nähren,  versorgen,  daher  fr.  apanage 
leibgedinge;  von  panis. 

Appeau  fr.  lockvogel,  lockpfeife,  wäUon.  apell;  von  appellare. 

Araign6e  fr.  spinne,  urspr.  spinnwebe  (irainede  PsatU.),  da  man 
für  spinne  araigne  besaß,  das  in  derselben  bedeutung  noch  in  mundarten, 
z.  b.  lothr.  ar^gne,  fortdauert;  auch  aranea  und  aqaxvrj  heißen  beides, 
doch  gieng  das  lateinische  gleich  dem  französischen  worte  mit  der  bed. 
spinnwebe  voraus.    Auffallend  ist  nur,  daß  die  schwestersprachen  die  ah- 


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ILc.   ARAMIR— ARGUE.  509 

leitung  araneata  =  araign^  für  das  von  der  aranea  gewirkte  nicht  her- 
vorgebracht haben.    Die  churwäische  sagt  filan,  filient  d.  i.  Spinner. 

Aramir,  arramir  altfr.j  aramir  i>r.,  aremir  altcat.  (letzteres  bei 
Ducange)  gerichtlich  jsusichem,  überh.  smsichem,  zusagen,  bestimmen,  e.  b. 
aramir  un  sairement  die  Icistung  eines  eides  gerichtlich  jmsagen,  aramir 
ou  jurer  (eine  phrase)  geloben  oder  schtoörenj  besonders  aramir  bataille 
Jcampf  ansagen  in  bejnehung  auf  zeit  und  ort,  daher  sbst.  aramie  ange- 
sagter kämpf  noch  jetzt  norm,  in  der  bed.  arrangement.  Vgl.  die  bei- 
spiele  bei  Ducange,  Raynouardf  Henschel  und  Gachet.  Ebenso  mlat. 
arramire  sacramentam,  bellum.  In  den  hss.  der  L.  Sal.  lautet  das  wort 
sehr  verschieden:  adrhamire,  adchramire,  adcramire,  achramire,  agramire 
u.  dgl.j  in  denen  der  Lex  reform,  auch  adframire,  s.  die  ausg.  von  Merkel 
p.  19;  diese  Schreibungen  verrathen  ein  deutsches  mit  hr  anlautendes,  aber 
mit  der  lat.  partUcd  ad  zusammengesetztes  wort.  Seine  herkunft  ist  nicht 
ganz  gesichert.  Grimm,  BecktsaU.  p.  844.  184,  erklärt  sich  für  goth. 
hramjan  ans  kreuz  heften,  daher  anheften,  demnächst  bestimmen,  ver- 
sichern, verwandt  mit  ahd.  rämSn  zielen,  trachten.  Nach  Miülenhoff  zur 
L.  Sal.  p.  277  aber  heißt  das  salische  adhramire  arripere,  raptare.  An- 
heften und  bestimmen  sind  übrigens  nah  verwandt,  sie  begegnen  sich  z.  b. 
in  affigere  nUat.:  quod  Lnitprandus  rex  in  suo  capitulari  sie  affixit:  si 
quilibet  Longobardus  cet.  s.  Ughell.  VI,  1278.  Dem  Provenzalen  ist 
auch  das  einfache  ramir  noch  vergönnt,  wenigstens  liest  man  bei  G.  v.  Tudela 
3298  lo  senhor  qu'en  la  crotz  fo  ramitz  (fora  mitz  Faur.),  das  dein  goth. 
hramiths  du  galgin  ^an  das  kreuz  geheftet^  zu  entsprechen  scheint;  v. 
8630  steht  dafür  aramir.     Vgl.  auch  Diefenbachs  Goth.  wb.  II,  689. 

Arbalete  fr.,  arbalesta  pr.arm&ru^;  t;on  areuballista  bei  Vegetius, 
woher  auch  das  deutsche  wort. 

Areasse  fr.  vrlt.  castell  im  hintertheüe  des  Schiffes;  zusammen- 
treffend mit  it.  areaeeia,  sp.  areaza  kästen,  von  area;  aiso  nicht  von  arx 
herzuleiten. 

Ardoise  schiefer,  daher  i^.  ardesia  in  einigen  wbb.  und  pg.  SLiAosidk] 
von  unbekannter  herkunft,  nach  Adelung,  Mithr.  II,  43,  celtisch,  ohne 
beweis;  nach  Vergy  (s.  Menage,  3.  ausg.)  von  Ardes  in  Irland  benannt. 
—  [Mahn  p.  86  hält  es  für  abgekürzt  aus  ardenoise,  aus  den  Ardennen, 
was  wir  auf  sich  beruhen  lassen.] 

Argot  fr.  gauner^rache,  von  unermittelter  herkunft.  Eine  Zusam- 
menstellung der  deutungen  bei  Fr.  Michel  sur  Vargot  p.  III.  ff.  Man 
liest  GBourg.  14,  13.  62,  18  en  areage  grezois  in  griech.  mundart,  arc- 
^e  geformt  nach  langage,  aber  arc? 

Argot,  ergot  fr.  spitze  eines  abgestorbenen  zweiges,  sporn  desfeder- 
viehs;  gleichfalls  unaufgeklärt.     Champ.  artot. 

Argue  fr.  (f.)  ein  Werkzeug  gold-  oder  sUberdraht  zu  ziehen,  vb. 
arguer,  s.  Compiem.  du  dict.  de  VAc.  Man  erinnert  an  gr.  iqyov.  Die 
herkunft  aus  dem  dunkeln  ahd.  arahön  mit  künstlichem  gewebe  bedecken 
(Born,  gramm.  1,  299,  2.  ausg.)  ist  mehr  als  zweifelhaft. 


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510  II.C.  ARMOIRE-ASSISES. 

Armoire  fr.  (f.)  schrank;  abgeändert  aus  dem  dUen  armaire, 
anmaire  (m.)  =pr.  armari,  it.  sp.  armario,  kymr.  armari,  bret.  armel,  dtsch. 
almer,  lat.  armarinm.  Von  arma  ist  femer  armoiries  (f.  ph)  wappen, 
eigentl.  jmsammensteUung  von  waffen. 

Armoise  fr.  (f.)  ein  krauty  artemisia. 

Arna  pr.  cot.  schabe,  motte  {im  Eluddari  arda),  npr.  darna,  vb. 
arnar  benagen;  von  unbekannter  herkunft.  Auch  die  sard.  mundart  kennt 
arna  in  gl.  bed.  Das  churw.  wort  ist  tama^  das  aber  mit  it.  tarma  jeru- 
sammentrifft. 

Arpent  fr.  (t  angefügt  Rom.  gramim.  i,  452),  pr,  arpen,  auch 
cdisp.  arapende,  ein  feldmaß,  lat.  arepennis  als  gallisch  angeführt:  Galli . . . 
semijugerum  qnoque  arepennem  YO(Mnt  Columella  5, 1,  6;  dagegen:  hunc 
Baetici  arapennem  dicunt  ab  arando  Isid.  Aber  nicht  daher,  sondern 
aus  einer  OaUien  und  Hispanien  gemeinsamen,  waJirscheiniich  einer  cdti- 
schen  spräche  kommt  das  lat.  wort,  man  sehe  Diefenbachs  Orig.  europ.p.  233. 

Arracher  fr.,  pr.  araigar,  eradicar,  esraigar  herausreißen;  von 
eradicare,  exradicare  bei  PlatUus,  Terena  und  Varro,  it.  eradicare,  sra- 
dicare.  Wegen  der  verschiedenen  behandlung  des  c  in  arracher  und 
araigar  ist  an  fr.  pencher,  pr.  pengar  für  pendicare  eu  erinnern. 

Arriser  fr.  fallen  lassen,  herablassen;  vom  oAd.  arrisan  eusammen- 
fallen. 

Ar  röche  fr.  (f.)  ein  kraul,  melde,  wallon.  aripp  (f.);  entstellt  aus 
atriplex  (n.),  it.  atrepice. 

Ars  altfr.  (plur.)  die  Schulterblätter  oder  der  vorderbug  des  pferdes; 
von  armns,  womit  es  auch  Nicot  übersetzt.  M  nämlich  zwischen  r  und 
einem  dental  erlaubt  sich  der  Franzose  ausfallen  zu  lassen:  so  in  dors, 
dort,  fert^  aus  dorm's,  dorm't,  firm'tas,  nicht  anders  ars  aus  arm's.  Auch 
der  Sarde  sagt  armu  de  caddu  =  armus  caballi,.  versteht  aber  darunter 
ein  geschwür  am  bug;  wal.  &rmur  drückt  ganz  das  lat.  wort  aus.  Noch 
jetzt  sagt  man  fr.  saigner  un  cheval  des  qnatre  ars,  wo  also  auch  der 
hinterbug  mitbegriffen  ist.  Es  ist  ein  irrthum,  wenn  Gachet  unter  les  ars 
die  brüst  versteht  und  dies  vom  fem.  arca  (behälter)  herleitet:  welchen 
sinn  hätte  alsdann  der  auf  das  einzelne  thier  angewandte  plurtü? 

Ar  tonn  neupr.  brot,  ein  it.  artone  kennt  Vener oni;  dazu  kommt 
noch  sp.  artalejo  oder  artalete  pastetchen,  und  artesa,  pg.  arte^a 
backtrog.  Man  vermuthet  darin  das  gr.  agrog,  aber  nähere  ansprüche 
hat  wohl  das  bask,  artoa  maisbrot  s.  Larrämendi,  Diccion.  I,  p.  XVI, 
nach  Humboldt,  Urbew.  Hisp.  p.  165,  urspr.  eichelbrot,  von  artea  ort 
eichen.    P.  Monti  rechnet  auch  das  comask.  adro-basto  (brot)  hieher. 

Assen  er  /r.  einen  schlag  versetzen,  überh.  treffen,  ciUfr.  einem  etwas 
bestimmen  oder  zuweisen;  für  assigner  =  it.  assegnare. 

Assises  /r.  (plur.)  außerordentliche  gerichtssitzung,  in  engerer  be- 
deutung  gerichtssitzung  an  vorher  bestimmten  tagen,  altfr.  auch  sing,  assise, 
pr.  asiza,  womü  überdies  eine  in  einer  solchen  sitzung  beschlossene  Ver- 
ordnung,  z.  b.  eine  steuerverordnung  oder  schlechtweg  eine  Steuer  LRs. 


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II.C.   ASSOAGER-AUFAGE.  511 

p.  390,  393,  beseichnd  ward,  daher  levare  assisiam  eine  Steuer  erheben, 
ü.  assisa  abgäbe,  acciee,  neap.  assisa  taxe  der  lebensmütd.  Es  ist  ein 
particip  vom  altfr.  pr.  assire  setzen,  sich  setzen,  loJt.  adsidere,  und  be- 
deutet  also  eine  gesetzte  sache,  im  franz.  ganz  eoncret  eine  schichte  steine 
d.  h.  etwas  aufgesetztes,  im  prov.  lage^  zustand,  positio;  in  dieser  spräche 
findet  sich  at4ch  cizias  (plur.).  Im  gegenwärtigen  faUe  kann  es,  gramma- 
tisch betrachtet,  sowohl  den  festgesetzten  gerichtstag  als  auch  das  darauf 
festgesetzte  bedeuten,  nicht  eigentlich  die  Sitzung  oder  Session  selbst.  — 
Eine  abänderung  von  assise  und  im  franz.  eigentlich  ein  fremdwort  ist 
accise,  dtsch.  auch  ziese  abgäbe  von  eingeführten  lebensmitteln,  wobei 
man  an  accidere  (abschneiden)  gedacht  haben  muß;  im  englischen  sagt 
man  ezcise  phonetisch  =  accise. 

Assoager,   assouagier  altfr.,  pr.  assaaviar  mildem;   von  suayis, 
mü  beobachtung  des  ableitungsvocales  i  wie  in  levi-are,   moUi-are  u.  a.' 
roman.  foribildungen. 

Assouyir  fr.  ganz  satt  machen,  den  heißhunger  stillen:  assouvir 
qqun.,  assouvir  une  fietim  canine.  Es  läßt  sich  buchstäblich  construieren 
aus  dem  nur  im  gothischen  vorhandenen  ga-söthjan  xo^Ta^6iv,  wenn  man 
tik  ausstößt  und  y  dafür  einschiebt:  so  entstand  ponvoir  aus  uraltem  po- 
doir,  pr.  poder.  Allein  größeres  recht  hat  überaU  das  lat.  dement,  hier 
besonders,  wo  sich  das  deutsclie  wort  auf  einen  entlegneren  dialect  be- 
schränkt; und  darum  ist  sufficere,  wiewohl  sich  ff  sonst  nicht  in  y  er- 
weicht, in  bdracht  zu  ziehen,  s.  Gachd  31\  der  ein  altfr.  asouffir  in  der 
bed.  satisfaire  anführt;  assouvir  ^satis  älicui  facere  bei  Nicot.  Sopire 
genügt  nur  mit  dem  buchstaben.  AuffoMend  ist  altfr.  assouvir  bataille 
ein  treffen  liefern,  z.  b.  Äye  SAv.  p.  126. 

Atelier  fr,  werkstätte  =  pr.  astelier,  sp.  astillero  (von  hasta)  ge- 
stdl  zum  aufbewahren^  der  lanzen,  zunächst  woU  gestdl  für  das  hand- 
werksgeräthe,  daher  werkstätte.  Ragnouard^s  übersdzung  von  astelier 
'amas  de  lances^  LB.  ist  ungenau:  die  reihe  der  krieger  wird  in  der  an- 
gezogenen stdle  (aqui  viratz  fietr  d'astas  tant  astelier  GEoss)  offenbar 
mit  einer  lanzenraufe  verglichen.  Neupr.  astelier,  astier  feuerbock  d.  i. 
gestdl  zum  auflegen  des  holzes. 

Aubain  fr.  fremdling,  ndat.  albanus.  Die  erklärung  aus  alibi 
natus  ist  abzuweisen.  Zu  erwägen  wäre  ahd.  elibenzo,  früher  ali-banto 
^aus  einer  andern  gegend\  allein  müßte  das  mlat.wort  dann  nicht  alban- 
tus  oder  doch  albannus  lauten?  Häufig  verbindd  sich  das  suffix  an  mit 
adverbien,  und  so  konnte,  wie  aus  proche  prochain,  aus  loin  lointain, 
oder  aus  ante  ancien,  auch  aus  alibi  aubain  abgdeüd  werden. 

Aubier  /r.,  albar  pr.  splint,  das  weiße  zarte  holz  unter  der  rinde; 
von  albus  (albarius),  woher  auch  lat.  albumum,  altfr.  aubour,  lim.  ooubun. 

Aufage  altfr.  pferd  (ausländisches?),  z.  b.  Maugis  s'en  vait  Tam- 
blettre  pensant  sor  son  aufege  (JF^ywi.  Mone;  brocher  Talfege  deNubie 
Otin.  p.  34.  Das  vorgesäzte  al  weist  auf  arabische  herkunft,  kaum  jedoch 
darf  man  der  vermuthung  räum  geben,   es  sei  aus  dem  näat.  farius  = 


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512  II.c.   AÜFERRANT-AVACHIR. 

arab.  faras  (bei  Baim  v.  Agiles  um  1100)  mit  ausgefallenem  r  geformty 
noch  weniger,  aus  dem  mhd.  phage,  ndd,  page,  welches  selbst  fremd  ist. 
—  Sofern  es  ein  Oberhaupt  der  Sarasenen  bedeutet,  e.  b.  in  der  steile 
amirant,  roys,  aufages  ChCyg.  v.  6226,  erinnert  Gachet  p.  36  an  das 
gr,  q*ayog  s,  v.  a,  glouton,  letzteres  ein  übliches  Schimpfwort  für  einen 
Sarojsenen,  Wozu  aber  eine  solche  übersefjmng  ins  griechische?  Einen 
Vorwurf  gegen  die  anhänger  des  propheten  isu  übertünchen,  lag  gewiß  nicht 
in  der  Stimmung  der  zeit. 

Auferrant  s.  ferrant. 

Auge  fr.  (f.)  trog;  vom  lat  alveus  wanne,  it.  alveo,  genues.  argio  u.s.f 

Anmaille  fr.  (f.,  nur  im  plur.  üblich)  homvieh;  von  animalia,  in 
den  Cass.  glossen  animalia  'hrindir\  So  auch  churw.  armal,  waUon.  amä 
rind^  aber  piem.  parm.  animal  schwein,  romagn.  animela  sau,  huh,  sttäe, 
hündin  u.  dgl.    S.  Pott  Ober  die  Lex  Sal.  161. 

Aurone  fr.  (f.)  eine  pflanze,  siabwurz,  aberraute;  von  abrotonnm, 
it.  abrotano. 

Aus  neupr.  (m)  vlies,  feU  des  schafes,  s.  Honnorat  und  glossar  zu 
Goudelin;  aon  schreibt  Sauvages,  die  champ.  mundart  kennt  ause  Tarbe 
II,  152,  altfr.  findet  sich  heus  de  mouton  Roq.  suppl.  Ist  es  das  goth. 
au-8  Grimm  I,  64,  III,  327,  ahd.  awi,  au  schaf?  Aber  bessere  ansprüche 
hat  ein  latein.  wenig  bekanntes  wort,  hapsus  bei  Celsus,  worüber  Caper 
bemerkt  (Putsch  p.  2249)  hapsum  ^vellera  lanae,  non  hapsus ;  vgl.  hapsum 
^vellus  lanae  Gl,  Isid.  Hieraus  ward  mit  auflösung .  des  p  in  u  prov.  aus 
(vgl  ne-ipsum  neus^  malaptus  malaut).  Man  leitet  das  lat.  wort  aus  gr, 
aipog,  die  bemerkung  des  grammatikers  Caper  zeigt  wenigstens,  daß  es 
ein  übliches,  sein  dasein  im  romanischen,  daß  es  ein  volksübliches  wort 
war.    Griech.  acorov  (vlies)  liegt  fem  ab. 

AusBi  franz.  partikd  (ebenso,  auch),  oZ^r.  alsi,  ausinc,  awcA  florent. 
alsi;  von  aliud  sie. 

Autant  franz.  pronomen;  von  aliud  tantum;  auch  dUsp.  autan. 

Autel  dltfr.  pronomen;  von  alius  talis. 

Auvent  fr.  schirmdach.  Die  dcutung  aus  6te-vent  ^was  den  wind 
abhält^  ist  gegen  laut  und  begriff.  Auvent  ist  sichtbarlich  das  pr.  anvan, 
amban,  das  einen  vorsprung  oder  erker  zum  schtitz  eines  einganges  der 
bürg  zu  bedeuten  scheint,  s.  FaurieTs  glossar  zu  G.  v.  Tudela:  aus  an 
ward  au  wie  in  erraument  für  erranment.  Anvan  aber  kann  eine  Zu- 
sammensetzung sein  aus  ante  {so  angarda  au^  ante-g.)  und,  wegen  irgend 
einer  ähnlichkeit,  aus  vannus;  Ducange  erklärt  auvent,  auvaiit  aus  altus 
vannus.  Was  hier  fehlt,  ist  die  anscliauung  der  sache.  Griech.  außcjv 
bergvorsprung  u.  dgl.,  daher  nüat.  ambo,  altfr.  ambon  bühne,  wal.  amvön, 
russ.  ambön  gerüste,  kanzd,  ist  kaum  zu  nennen,  da  sich  b,  wenn  m  vor- 
hergeht, schwerlich  in  v  erweicht. 

Avachir  fr.  {nur  reflexiv  s'avachir)  erschlaffen;  vom  aAd.  weichjan 
oder  arweichjan  erweichen.  Wallon.  s'avacht  bedeutet  sich  senken.  Nach 
dem  Dict.  de  Trevoux  ist  s'avachir  ein  kunstausdruck   der  Schuhmacher 


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ILc.  AVAISSA-AVIRON.  513 

für  schlecM  gewordenes  leder  und  Jcotnmt  vofn  fr.  vache  huh.  Dies  unirde 
sich  hören  lassen,  wenn  vache  schlechtes  oder  weiches  hMeder  bedeutäe, 
was  nicht  der  faU  ist.  Wenn  man  ein  verbum  aus  einem  Substantiv  bü- 
detf  so  wird  die  Substanz  dadurch  nicht  geändert,  aus  leder  kann  kein 
schleclUes  leder  gemacht  werden;  es  fehlt  also  der  logische  Zusammenhang 
zwischen  vache  und  s'avachir. 

Avaissa  und  avais  pr.  name  eines  Strauches:  frag'  d'avaissa, 
pruna  d'avais,  im  Lex.  rom.  mit  avaisse  übersetzt.  Hieraus  abgekürzt 
scheint  vaissa  wilde  rebe  nach  Lex.  rom.  (razims  de  vaissa  Deud.  de 
Prad.),  in  einer  Urkunde  v.  j.  1332  de  vaychiis  et  aliis  arboribus  viri- 
dibus;  in  einer  v.  j.  1341  cum  quibasdam  vayshis  et  aliis  minutis  ar- 
boribus s.  DC.  ed.  H,;  im  neuprov.  nictit  nachgewiesen.  Das  dunkle  wort 
wäre  einer  Untersuchung  werth:  pflanzennamen  steigen  zuweilen  bis  in 
die  urspraclhen  eines  landes  hinauf. 

Avalange,  avalanche  (wie  cdtfr.  fresenge  neben  fresenche),  daher 
it.  valanga  lawine;  von  avaler  hinabsteigen,  vgl.  das  ebenfalls  daraus  ab- 
geleitete avalaison  gießbach.  Eine  andre  form  ist  fr.  lavange,  lavanche, 
pr.  lavanca,  entweder  umgestellt  aus  avalange  oder  erweitert  aus  mlat. 
labina  bei  Isidorus,  der  es  von  labi  abstammen  läßt  (labina  eo  quod 
ambulantibus  lapsum  inferat  16,  1),  churw.  lavina.  Eine  erTdärung  aus 
dem  dtschen  lauen  (aufthauen)  sehe  man  bei  Schmeller  II,  405. 

Avec  speciett  franz.  präposition  dem  it.  sp.  con  entsprechend,  altfr. 
adv.  avoc,  avuec,  avec;  zsgs.  aus  altfr,  ab  =  lal.  apud  und  oc  =  lat. 
hoc  *6ei  dem,  mit  dem;  ebenso  altfr.  por-ueQ  'wegen  dessen.  Eine  para- 
gogische  form  ist  avecques.     Vgl.  appo  L  und  o  //.  c. 

Aveindre  fr.  hervorlangen,  occ.  avedre.  Woher  dies  seltsame  in 
seiner  endung  mit  peindre  (pingere),  empreindre  (imprimere),  geindre 
(gemere)  zusammenfallende  wort?  Gewiß  nicht  von  advenire  oder  ad- 
vincire.  Es  gab  ein  lat.  abemere  wegnehmen,  von  Festus  aufbewahrt: 
abemito  significat  demito,  auferto,  dies  mußte  fr.  aveindre  lauten;  mlat. 
abemere  Dief.  Gloss.  lat.  germ.  Es  läßt  sich  freilich  auch  ohne  zwang 
aus  dem  üblicheren  adimere  leiten  wie  altfr.  avonltre  aus  adulter,  aber 
da  dies  keine  roman.  spräche  anerkennt,  so  ist  kein  grund  da,  von  dem 
etymologisch  noch  näher  liegenden  abemere  abzugehn:  besitzen  ja  doch 
die  jüngeren  sprachen  der  verschollenen  lat.  Wörter  so  manche.  Die 
champ.  mundart  hat  das  wort  zur   1.  conj.  gezwungen,  avainder. 

Avel  altfr.  champ.  (plur.  aviaux)  inbegriff  alles  uninschenswerthen. 
Nicht  von  velle,  es  erklärt  sich  einfach  aus  lapillus  perle,  edelstein,  it. 
lapillo,  wie  es  denn  auch  wirklich  mit  Mjou  (kleinod)  übersetzt  tvird,  s. 
Boquef.  Man  glaubte  in  lavel  den  artikel  zu  fühlen  und  sprach  drum 
avel;  genau  so  ergieng  es  dem  lat.  labellum  im  it.  avello. 

Avenant  fr.,  pr.  avinen  (daher  it.  avvenante,  awenente)  anständig, 
artig;  von  adveniens  ankommend,  zukommend,  wie  unser  bequem  d.  i. 
passend,  von  biqueman  zukommen, 

Aviron  fr.  rüder  für  kleine  fahr  zeuge,   ndUt.  abiro.    Nach  Frisch 

83 


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514  ttc.  AVOI-AVOUER. 

von  ad  gyram,  weü  es  sich  im  kreiße  bewege.  Setzt  man  statt  gyrum 
nur  viron,  so  hat  diese  erJdärung  nichts  unwahrscheinliches  und  es  läfU 
sich  noch  beifügen^  daß  das  lothr.  aiviron  auch  traubenbohrer  heißt^  ein 
Werkzeug,  das  einen  kreiß  beschreibt.  Nach  andern  ist  es  vom  it.  alberone 
großer  bäum,  aber  diesem  worte,  dem  sich  die  lothr.  tuibenform  aubaron 
anzunähern  scheint^  ist  die  bed.  rüder  fremd. 

Avoi  altfr.  interjectiony  die  eine  unmuihige  Verwunderung  ausdrückt, 
daher  unser  mhd.  avoi.  Den  Ursprung  derselben,  der  sonst  in 'ah  voie  = 
it.  eh  via  oder  im  classischen  evo^  gesucht  ward,  hat  man  neuerlicJ^  in 
einem  kirchlichen  re[rän  evoYae  gefunden,  der  die  vocale  aus  den  Wörtern 
seculorum  amen  zusammenfaßt  (s.  besonders  Wolf  Ober  die  lais  p.  189)^ 
hat  sich  aber  die  buchstäbliche  etUuncMung  nicht  klar  gemacht.  Eyovae 
konnte  allenfalls  ein  dreisilbiges  evo6,  nimmer  das  auf  moi  reimende  avoi 
erzeugen.  Dieses  letztere  zerlegt  sich  von  selbst  in  die  beiden  interjectionen 
ah  und  voi  'ha  sieh\  und  diese  ungekünstelte  deutung  bestätigt  sich  durch 
die  buchstäblich  identische  span.  interjection  afö  PC.  1325,  worin  v,  wie 
öfter,  sich  in  f  verwandelte,  also  =  sp.  ah  ve  =  fr.  ah  voi.  Als  refrän 
trifft  man  auch  aoi  und  a6,  vgl.  dasselbe  verhalten  des  vocals  in  voi-ci  und 
ve-ci  altfranz.  —  Ob  der  refrän  der  Chanson  de  Roland  aoi  identisch  sei  mit 
unserm  avoi,  ist  eine  frage  der  litteraturgeschichte,  doch  darf  auf  MagniWs 
bemerkungen  darüber  im  Joum.  d.  Sav.  1862  p.  768  ff.  verwiesen  werden. 

Avoi  pr.  (adj.  einer  endung)  schlechty  elend,  sbst.  avolei^  altit. 
avolezza  s.  Galvani,  Lezioni  accad.  II,  264.  Auch  im  dUcal.y  altspan. 
wnd  cdtpg.  kommt  das  wort  vor,  ist  aber  so  selten,  daß  die  angaben  seiner 
bedeutung  schwanken.  Sanchez  übersetzt  avoi  ome  bei  Berceo  zweifelnd 
mit  ladron,  indem  er  a«/"  volare,  das  ihm  stehlen  bedeutet,  verweist.  Moraes 
übersetzt  das  port.  wort  im  Nobiliario  (wofür  er  auch  eine  Variante  avil 
vorbringt)  mit  mdo;  das  bask.  (navarr.)  ahul  (gering  von  werth)  wird 
dasselbe  wort  sein.  Im  prov.  ist  avoi  sehr  üblich,  aber  jetzt  gleichfalls 
erstorben,  und  bedeutet  das  gegentheü  von  pros,  fr.  preux.  Daß  die  erste 
silbe  den  ton  hat,  beweist  das  zsgz.  pr.  äul,  das  sich  zu  4vol  verhält 
wie  fr^al  zu  frivol:  mit  unrecht  also  accentuiert  Seckendarf  avöL  Was 
seine  herkunft  betrifft,  so  räth  man  auf  gr.  dßovlrjg  unangenehm,  lästig, 
das  eiber  der  bedeutung  nicht  genügt.  Ducange  bemerkt  aus  einem  urtheU 
vom  j.  1411  advolus  =  adv^na,  buchstäblich  das  roman.  wort.  Wie  man 
sp.  cuerdo  abkürzte  aus  cordatas,  pr.  clin  aus  clinatus,  so  konnte  man 
advolas,  avoi  aus  advolatus,  avol^  abkürzen.  Die  grundbedeutung  war 
^hergeflogen  d.  i.  heimathlos,  fremd  und  so  wird  das  vollständige  wort 
öfters  gebraucht:  ceux  qui  estoient  ainsi  bannis  .  .  .  les  appelloit-on 
avolez  Ducange  v.  advoli;  garce  avol6e  TFr.  449.  Aus  dieser  bedeutung 
konnte  leicht  die  oben  bemerkte  hervortreten  une  in  unserm  elend  1)  pere- 
grinus,  2)  miser.  Allerdings  war  alsdann  ein  adjectiv  zweier  endungen 
zu  erwarten,  es  ergieng  ihm  aber  wie  frivol  =  Mvolus,  frivola. 

Avouer  /r.,  avoar  pr.bekenr^en,  anerkennen;  nicht  von  votare  (wie 
noch  Rom.  gramm.  I,  148.  2.  aw^g.  angenommen  ward),  sondern  von  ad- 


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ILc.  AVOUTRE-BAFRE.  515 

vocare,  tote  auch  avou6  sbst.  von  advocatus.  Prov.  pari,  avocar  Jieif^t 
anrufen,  zu  sich  rufen,  tooraus  die  bedd.  annehmen,  anerkennen  erfolgten, 
ndat.  advocare  nt  filium  sunm  einen  als  söhn  annehmen,  ihn  als  solchen 
anerkennen.  Daher  sbst.  aveu  bekenntnis  {mit  dem  üblichen  durch  die 
Stellung  des  vocaies  bedingten  Wechsel,  toie  in  jouer  jeu,  noner  noead, 
louer  lieu,  fouage  feu),    S.  Gachet  46". 

Ayoutre  altfr.  pr.bastard,  bret.  avoultr;  von  adulter  unächt,  auch 
it.  avöltero  ehebrecher,  wal.  votru  huppler.  Über  dm  Ursprung  des  v 
in  diesem  worte  s.  Rom.  gramm.  J,  189.  Das  wallon.  avotron,  avutron, 
welches  Qrandgagnage  addit.  ohne  noth  aus  dem  flämischen  leitet,  hat  auch 
die  bed.  Schößling  entwickelt. 

Aye  franz.  interjection;  vofn  alten  imperativ  aYe  hilf,  s.  Genin  Variai. 
d.  l  l  frang.  p.  333  ff.,  Gachet  p.  IP. 

Azauty  sA^Mi  pr.  erfreulich,  lieblich^  azautar  erfreuen,  gefallen;  von 
ad-aptus,  adaptare,  wie  malaut  von  malaptus,  also  =  it.  adatto  passend, 
daher  anständig^  gefällig.  Man  leite  es  nicht  etwa  von  ad-altas,  denn 
nie  wird  adalt  gesagt.  Der  span.  Alexander  bietet  dasselbe  wort  1979: 
todos  tenien  qne  era  mui  adapto  nobleza.  Gleicher  herkunft  ist  altfr. 
a-ate,  einfach  ate  tauglich,  kräftig,  fähig. 


B. 

Babeurre  fr.  buttermilch;  für  bat-beurre:  battre  le  beurre  butter 
machen. 

Babil  fr.  geplauder,  hMXX^x plaudern,  en^rZ.  babble,  d^5CÄ.  babbeln ; 
naturausdruck,  ^jsurückgehend  auf  die  laute  ba  ba  (papa?),  womit  das 
früheste  sprechen  und  plaudern  des  kindes  beginnt^  (Weigand). 

Bäbord  fr.  linke  seile  des  Schiffes;  vom  ndZ. bak-boord  d.i. rücken- 
bord,  weil  der  Steuermann  bei  der  führung  des  ruders  der  linken  seite 
den  rücken  eukehrt. 

Babonches  fr.  (f.pl.)  türkische  pantoffdn,  daher  wohl  erst  sp. 
babachas;  vom  arab.  bäbusch,  dies  aus  dem  pers.  päpnsch  d.  i.  fuß- 
bedeckung  (Engelmann). 

Bac  fr.  fähre,  henneg.  trog;  vgl.  ndl.  bak  mulde,  trog,  bret.  bag, 
bak  barke.  Diminutiva  sind  baquet  und  baille  (bac-ula),  aus  letzterem 
ndl.  balie,  schwed..h2\]2L,  dtsch.  balge. 

Bäcler  fr.,  baclar  pr.  sperren  mit  einer  querstange;   von  bacnlus. 

Bacon  altfr.  pr.  Speckseite;  vom  oÄd.bacho,  wdd.  bak  rücken,  mndl. 
baec  Schinken.  Die  dauphinesische  mundart  nennt  bacon  {entsprechend 
nüat.  baco)  das  ganze  (zubereitete?)  schwein: 

Bäfre  fr.  (f.)  fetter  schmatis,  piem.  bafra  voller  bauch,  fr.  bäfrer, 
npr.  hrsiSk,  piem.  bafrÄ  schwelgen,  henneg.  bafreux,  piem.  bafron  fresser. 
Ungetüisser  herleitung,  um  so  ungewisser,  als  Boquefort  auch  bauflfrer 
und  das  piem.  Wörterbuch  auch  balafrö  verzeichnen.    Man  darf  etwa  er- 


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516  n.c.   BAGUE— BALME. 

innem  an  bave  ge^er^  so  daß  b&frer  eigenü.  hieße  den  mund  wässerig 
haben  (lat.  salivam  eiere  den  mund  wässerig  machen,  appetit  erregen)^ 
vgl.  pic.  bafe  leckermatd^  baflier  geiferer  u,  s.  w.:  r  wäre  hinjmgetreten 
wie  im  ü.  bävaro,  ven.  bavarolo  geifertuch. 

Bague  fr.  ring  mit  einem  edelstein,  auch  ring  wonach  man  rennt; 
von  bacca  perle,  gelenk  der  kette.  Boja  et  baga  unum  sunt  Gh  Isonis. 
Ebenso  von  baca,  bacca  ist  fr.  baie  beere,  pr.  baga,  baca,  sp.hsLca^pg. 
baga^  it.  bacca. 

BaYon nette  fr,  eine  waffe;  sicher  nach  der  ^^ai2^  Bayonne  benannt, 
nach  einigen,  weil  jene  bei  dem  stürm  auf  diese  Stadt  (1666)  jmerst  ange- 
wandt ward.  Ist  dies  richtig? 

Balafre  fr.  (f)  lange  schmarre  oder  wunde  im  gesicht,  henneg. 
berlafe,  maü.  barleffi,  it.  sberleffC;  vb.  fr.  balafrer.  Es  ist  wahrschein- 
lich eine  zusammenseleung  aus  der  partikel  bis  schief,  Obel,  und  labrnm, 
oder  buchstäblicher,  da  dies  in  levre  übergieng,  dem  ahd.  leffur  lippe^ 
so  daß  es  üble  lippe  bedeutete,  lippe  nämlich  für  eine  klaffende  wunde 
wie  gr.  %BlXoq.  Im  champ.  berlafre  ein  übel  an  der  lippe,  böse  lippe, 
liegt  die  grundbedeutung  am  tage. 

Balai  fr.  besen,  balayer  auskehren.  Die  gruvhdhedeutung  des  Wortes 
ist  eine  andre:  pr.  balai  haim,  gerte,  so  auch  altfr.  balais  (balai?),  bei 
Matth.  Paris  baleys  virga,  altengl.  baieis,  vb.  pr.  balaiar  schwanken, 
flattern,  peitschen.  Man  darf  nach  der  bed.  gerte  oder  reis  ceUischen  Ur- 
sprung vermtähen:  kymr.  bala  heißt  ausbrach  (bei  Owen),  pl.  balaon 
knospen  der  bäume  (bei  Boxhom)y  balant  das  ausschlagen  oder  sprossen 
derselben,  bret.  balaen  besen,  das  sich  im  altfr.  balain  ^flagdlum  LRs.  282 
wiederfindet,  bret.  balan  ginster.  Doch  ist  in  dem  roman.  warte  kein 
Suffix  ai  anjmnehmen,  da  ein  solches  für  substantiva  nicht  vorkommt:  die 
ganze  bildung  muß  eingeführt  sein,  kymr.  balai  aber  heißt  nur  dorn  der  schnalle. 

Balc  pr.,  fem.  balca,  nur  einmal  vorkommend,  feucht,  wie  Raynouard 
übersetzt.  Es  heißt  hier:  una  terra  trop  balca,  arenosa  cet.  Gälisch 
balc  heißt  die  krustige  Oberfläche  der  erde:  krustig  unirde  sich  mit  sandig 
besser  vertragen  als  feucht. 

BalÄvre  fr.  Unterlippe;  für  basse-livre. 

Balme  altfr.,  balma  i^r.  cot.,  in  neuem  mundarten  banmo,  grotte 
durch  einen  überragenden  felsen  gebildet  (Honnorat),  schweiß,  balm,  so 
auch  oberitalisch;  barme  in  roman.  mundarten  kennt  Schott,  Deutsche 
Sprache  in  Piemont  242.  271.  Man  hat  dies  wort  für  celtisch  gehalten 
{SchmeUer  s.  v.  balfen),  in  seiner  vorliegenden  ausprägung  aber  fehlt  es 
den  sprachen  dieses  Stammes,  s.  Dief.  Celt.  I,  192,  Orig.  europ.  p.  239. 
Steub,  Rhät.  ethnologie  86.  198,  gibt  als  urform  das  rhätische  palva  an, 
wovon  derivata  in  vielen  Ortsnamen  vorhanden :  hieraus  sowohl  das  bairische 
und  tirolische  balfen  wie  das  rom.  balma,  desgl.  das  churw.  bova  erd- 
schlipf  Balma  muß  hiemach  sehr  bei  zeit  in  diese  form  ausgewichen 
sein,  da  es  als  geographischer  name  in  den  frühesten  Urkunden^  ».  b. 
Breq.  I,  p.  428"  (v.  j.  721),  vorliegt. 


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n.c,  BAN-^BAÜD.  517 

Ban,  bana  j>r.,  banya  cat.homy  hirschgeweih ;  wohl  vom  Jcymr.  bän 
mü  ders.  bed.  s.  Dief.  Goth.  tob.  I,  267,  vgl.  aber  auch  ahd.  bain,  bair. 
hirschbain  Schrndler  7,  178.  Daher  occ.  banarut  geharnt^  banar(d)  hirsch- 
iäfer. 

Banlieue  fr.  weichbüd,  wörtlich  meüen-bann,  von  ban  gerichtsbar- 
heit  und  lieue  meilCj  fdd,  gebiet,  also  das  eu  dersdben  gerichtsbarkeit  ge- 
hörige gebiet.  So  auch  altfr.  banmolin  mühlei/^cmn,  müMengerechtigkeit. 
S.  Ducange  s.  v.  bannum  leucae. 

Baragouin  fr.  kauderwälsch;  vom  bret.hBJs,  brot  und  gwln  wein, 
welche  worte  die  Franzosen  häufig  im  munde  der  Bretonen  horten,  denn 
ihrer  spräche  galt  der  ausdruck  zuerst  und  kommt  daher  in  spottliedem 
vor;  so  VittemarquS,  Dict.  frang.  bret.  p.  XXXIX.  DasfU  Krü.  anhang 
p.  6.  Diefenbach  verweist  dagegen  auf  sp.  bara-hunda,  it.  bara-baffa 
Verwirrung,  Icmn. 

Barioler  fr.  burd,  aber  ohne  Tcur^  und  geschmack  malen  {ältere 
wbb.  kennen  nur  das  adj.  bariol^).  Variare,  variolare  bietet  sich  leicht 
dar.  Allein  der  Franzose  tauscht  anlautendes  lat.  v  nicht  mü  b  (brebis 
ruht  auf  einer  lat,  form  berbex),  und  warum  sollte  ,er  dieses  wort  seiner 
famüie  ohne  grund  entfremdet  haben?  warum  nicht  varioler  une  varier, 
vairon  u.  s.  w.?  Entweder  liegt  in  bar  eine  umdeutung  mit  der  gleich- 
namigen partikd,  um  dem  ungehörigen  der  maierei  einen  ausdruck  zu 
geben,  oder  yariu8  ist  gar  nicht  in  dem  worte  enthalten,  es  ist  eine  zss. 
aus  der  genannten  partikel  bar  und  nol6  gestreift,  vgl.  die  redensart  riolä 
et  piol^  buntscheckig. 

Barlong  fr.,  alt  berlong  ungleich  länglich;  für  beslong  =  it.  bis- 
lungo,  zsgs.  mit  bis,  das  etwas  ungehöriges  ausdrückt,  s.  bis  I. 

Bascüle  fr.  gegengewicht  an  einem  brunnenschwengel,  einem  schlag- 
bäum  oder  einer  Zugbrücke,  dsgl.  breit  zum  schaukeln.  Man  fühlt  Zu- 
sammensetzung mü  bas  und  cul  (Frisch,  Scheler),  aber  der  gedanke  ist 
nicht  ganz  klar.  Deutlicher  spricht  der  neuprov.  ausdruck  leva-coua  hebe 
den  schweif  d.  h  den  längeren  theil  des  balkens. 

Basqniner  altfr.  bezaubern;  vom  gr.  ßaaxaiveiv  dass.  (Frisch), 
wal.  bosconi. 

Bau  /r.  (m.)  querbalken  zwischen  beiden  seüen  des  schiff  es  hoch 
über  dem  boden  (Nicot);  nach  Frisch  u.  a.  vom  ndl.  balk  trabs. 

Ban  che  fr.  vrlt.  nach  Nicot  tünchwerk  der  wand,  nach  Menage 
werkstätte,  von  apotheca,  nach  Ginin  schindet,  von  bois,  von  welchen 
Wörtern  es  aber  nicht  stammen  kann.  Zss.  sind  ^baacher  aus  dem  rohen 
arbeiten,  flüchtig  entwerfen,  embancher  einen  g&icllen  annehmen,  dsgl. 
listig  werben,  d^baucher  verfuhren,  eigentl.  aus  der  u)erkstätte  locken. 
Wegen  des  Ursprunges  von  bauche  vgl.  sowohl  das  vorhin  schon  ange- 
zogene gael.  balc  erdkruste  wie  altn.  bälk-r  Zwischenwand. 

Baud  fr.  eine  ort  Windhunde  aus  der  Berberei  stammend,  auch 
chiens  mnets  genannt;  man  sehe  die  beschreibung  bei  Nicot.  Soll  baud 
denselben  sinn  ausdrücken  wie  muet,  so  fuhrt  es  auf  gael.  baoth  taub, 


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518  II.C.  BAUDET-BEDON. 

auch  durnntf  thöricht  cet.j  goth.  bauth  taub,  stutnm,  xüxpog  (Dief.  Goth. 
wb.  J,  280),  wobei  noch  auf  norm,  baude  erstarrt  oder  taub  von  gliedern 
(Du  Meril)  eu  verweisen  ist. 

Bandet  fr.  esel,  henneg.  auch  fem,  baude  eselin,  altfr.  Bondoain 
in  der  tkierfabel;  von  baud  fröhlich  (s.  baldo  I.),  nach  Grimm,  Reinh. 
p,  CCXLIV,  das  zufriedene  vor  fröhlichkeit  jauchsende  thier. 

Bandrö  altfr.,  baudtat  pr.,  abgel.  fr.  baudrier,  daher  entlehnt  pg. 
boldri^,  it.  budriere,  gürtel,  degengehenk.  Lot.  balteas  würde  it.  balzo, 
pr.  balz  eraeugen,  die  obigen  formen  danken  also  wohl  ihr  dasein  eunächst 
dem  ags.  belt,  altn.  belti  (über  dessen  Verhältnis  eu  balteas  s.  Dief.  Orig. 
europ.  p.  240)y  oder  noch  unmittelbarer  dem  ahd.  balderich,  aliengl. 
baldrick,  baudrick  (mlat.  baldringus),  wenn  auch  die  abschweifung  in 
baldrat  seltsam  erscheinen  muß.  Eine  zss.  ist  altfr.  esbaudr^  mitte  des 
leibes  Fer.  p.  174"  (auch  einfach  bandrö  Gaufrey  p.  46,  8),  ursprüngl. 
wohl  der  von  dem  gürtel  umfaßte  theil,  eine  bedeutung,  die  nach  W. 
Grimms  ansprechender  vermuthung  auch  das  rom.  cinge  (cingulum)  des 
Gassder  glossars  gewährt.     Vgl.  barriga  II.  b. 

Be^u  fr.  in  beau-pöre,  beau-fils,  beau-frire,  belle-mfere,  belle-fille, 
belle-soeur,  daher  neupr.  heou-^ero,  helsi-mersischuneger'oderstirfvaterff. 
Die  Alten  hatten  dafür  einfache  zum  theü  noch  jetzt  übliche  wörtery  für 
schwägerschaft  sogre  oder  soivre,  sögredame,  gendre,  bru  oder  nore, 
serorge  (m.f.);  für  stiefverwandtschaft  parastre,  marastre,  filia8tre(1w./I^, 
frerastre,  sorastre  (noch  occ.  sourastre).  Früh  aber  schlugen  die  bildun- 
gen  mit  aster,  die  ursprünglich  nur  annäherung  ausdrücken  sollten  (un- 
ächter  vater),  in  üblen  sinn  um  und  im  gegensatz  zur  bösen  Stiefmutter 
nannte  man  die  gute  hypokoristisch  belle  mfere  d.  h.  im  altem  sinne  des 
adjectivs  ^liebe  mutter  und  so  beau  p^re  ff.,  ausdrücke^  die  auch  auf  ver- 
schwägerte übertragen  wurden.  Dasselbe  Verhältnis  bezeichnet  der  Nieder- 
länder mit  schoon,  der  Bretone  mit  kaer  (schön),  vermuthlich  nach  franz. 
vorgange.  In  italischen  mundarten  heißt  der  Schwiegervater  herr  (mail. 
messee,  ven.  missier),  die  schunegermutter  herrin  (madonna),  gleichfalls 
ehrentitel. 

Beauconp  fr.,  daher  iV.  belcolpo,  für  lat.multum;  von  beau  schön, 
groß  (z.  b.  beau  mangeur  für  grand  m.)  und  coup  streich,  wurf^  also  ein 
großer  wurf,  häufe,  vgl.  sp.  golpe  ebenso  streich  und  menge.  Altfr.  findet 
sich  auch  grandcoup,  j>r.  mancolp  GG. 

Beaupr6  fr.  segdstange  am  bug  des  schiff  es;  vom  ndl.  boegspriet, 
engl,  bowsprit. 

Bedon  fr.  kleine  trommel,  dsgl.  dicker  bauch,  bedaine  und  bedon- 
daine  mit  letzterer  bed.,  dahin  wahrscheinlich  auch  altfr.  bedoneau,  be- 
douan,  bedouau  (letzteres  z.  b.  bei  Nicot),  norm,  bedou  dachs,  eigenü. 
dickbauch,  vielfraß.  Bedon  und  bedaine  stehen  in  einem  ablautverhältnis 
wie  miton,  mitaine,  ribon  ribaine,  ihr  stamm  aber  harrt  noch  etymologi- 
scher aufklärung.  Don  kann  nicht  dafür  gelten,  da  be  keinen  befriedi- 
genden sinn  geben  würde.     Vgl.  dondon. 


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ILc.   BEGUE— BELLEZOUR.  519 

B^gue  /r.,  beique,  bieque  pic.  stammelnd,  daher  altsp.  vegue  Canc. 
de  Ä,  vb,  pic,  bürg.  norm,  böguer,  fr.  b^gayer  stammeln,  letzteres  ein 
nomen  begai  voraasseteend.  Von  bec  (schnabel)  scheint  logisch  unstatt- 
luift,  nicM  einmal  dem  wallon.  böqueter  möchte  Grandgagnage  diesen  Ur- 
sprung zugestehn.  Möglicher  weise  zsge.  pus  pr.  bavec  alberner  Schwätzer, 
sp.  babieca  pinsel,  daher  altfr.  begaud,  norm,  begas  mit  letzterer  bed.; 
wegen  der  Verkürzung  der  form  vgl.  pr.  sageta,  ältfr.  sette.  Behaupten 
aber  läßt  sich  diese  deutung  nicht. 

B^gueule  mauiaffe;  eigentl.  wer  das  maul  aufsperrt,  von  b^r  und 
gneule. 

Bele  altfr.  wiesei  (chevals  e  dras  e  beles  rosse,  tücher  undwiesel- 
fette  Bau  I.  p.  332),  nfr.  dimin.  belette,  sp.  beleta  (in  einigen  wbb.), 
mail.  b611ora,  sard.  beddula,  com.  b^rola,  parm.  benla,  gen.  böUua,  sie. 
baddottala  (für  ballottala,  bellottula);  stimmt  buchstäblich  zum  Jcymr. 
bele  marder,  so  wie  zum  hochd.  biUe  Frisch  I,  97",  ahd.  bil-ih  büchmaus. 
Vielleicht  aber  ist  bele  nichts  anders  als  das  lat.  heWsL' schön:  auch  bel- 
lora  paßt  zu  bellula,  ebenso  heißt  es  bair.  schönthierlein,  schöndinglein, 
dän.  den  kjönne  pulchra,  ein  schmeichelwort  für  das  thier,  dem  man  ge- 
heimnisvolle Tcräfte  zutraute,  altengl.  fairy  Hälliw.  S.  Schmeller  IV,  183, 
Grimms  Myth.  p.  1081.  Diefenbach,  Orig.  europ.  p.  269,  gibt  nur  an- 
lehnung  an  bellus  zu,  nicht  herJcunft  aus  demselben.  Das  thier  heißt  norm. 
roselet  ro^A,  lothr.  moteile  (mustela),  norm,  bacoulette. 

B61ier  fr.  undder,  leithammel,  in  der  thierfahd  Belin,  daher  norm. 
blin;  vom  ndl.  bei  glöckchen,  weil  er  ein  solches  zu  tragen  pflegt,  ndl. 
bel-hamel;  engl,  bell-wether,  fr.  auch  clocheman  (glöckner)  und  mouton 
k  la  sonnette,  miat  aries  sqnilatus  genannt.  Derselben  herhunft  ist  auch 
fr.  b61i^re  glockenring. 

B bittre  fr.  bettler,  lump,  daher  nach  Covarruvias  das  sp.  belitre, 
pg.  biltre;  ahgel.  it.  belitrone  Ferrari  u.  a.  Unter  den  vorgebrachten 
zahlreichen  deutungen,  ß.  b.  atis  balatro  oder  ballistrarius  oder  blitum 
(man  sehe  bei  Minage),  oder  gar  von^  bßler  blöken  (Oenin,  Beer.  phil.  I, 
169),  denn  das  gewerbe  des  bettlers  gestattet  sehr  verschiedene  auffassun- 
gen,  ist  die  von  Nicot  aus  dem  dtschen  bettler,  umgestellt  bleter  bliter, 
hervorzuheben,  da  sie  auf  einem  gleichbed.  worte  fußt;  die  altfr.  Schreibung 
belistre  ist  bei  der  häufigen  einschiebung  des  s  vor  t  hein  hindemis.  Doch 
möchte  die  von  Atzler  aus  benedictor,  d.  h.  der  den  geber  segnende,  nicht 
minder  zu  beachten  sein:  ähnlich  von  Seiten  des  begriffes  ist  das  sp.  por- 
-dios-ero,  einer  der  die  beschwörung  'um  gottes  tvillen  im  munde  führt, 
ein  bätler.  Vgl.  Pott  ZigeunerspracTie  I,  29.  über  ein  lomb.  blicter 
sehe  man  bei  Cherubini  und  Monti, 

Bellezour  altfr.,  pr.  bellazor,  comparativ  von  bei,  mit  der  nomina- 
tivform pr.  bellazer[8]  Flam.,  GProv.  80,  üblicher  bellaire.  Waclcemagel 
(s.  Altroman,  sprachd.  p.  22)  gründet  diesen  comparativ  auf  lat.  bellatior 
von  bellatus,  wovon  Platäus  das  dimin.  bellatulas  gebraucht.  Solcher  ab- 
UUungen  mit  atus  aus  adjectiven  finden  sich  noch  andre  und  nicht  bloß 


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)520  n.c.   BELLUGUE-BERCER. 

bei  Plauttis:  ebriolatns  von  ebriolns,  puUatus  von  pollus,  bifidatns  von 
bifidus,  vgl.  Dünteers  Wortbildung  p.  63.  La  Ravalliere  (gloss.  zu  Thibaut) 
und  Boquefort  kennen  auch  den  positiv  bel^,  fem.  bel^e,  bellöe;  hätten 
sie  belege  beigefügt,  so  stände  die  bemerkte  deutung  ganz  sicher,  denn 
bel6  kann  nur  von  bellatas  herkommen.  Merkwürdig  ist  auch,  als  die 
einzige  in  ihrer  art,  die  ältsp.  aol.  belido,  d.  i.  bellitus:  sonrisos*  el  rey, 
tan  belido  (1  für  11)  fiiblö  PC.  1376,  auch  aUpg.:  levantou  s'a  velida, 
levantou  s'alva  D.  Din.  p.  142.  Der  neap.  Superlativ  belledissemo  (bei 
Galiani)  scheint  damit  zusammenzuhängen. 

Bellugue  dltfr.  Roquef.,  pr.  beluga,  daher  norm,  beluette,  fr. 
bluette  funke,  vb.  pr.  belugeiar  (belugueiar?),  fr.  binetter  funken  sprü- 
hen. Es  scheint  zusammengesetzt  aus  der  roman.  partikd  bis  und  lux, 
so  daß  es  eigentl.  schwaches  licht  heißt,  wie  das  mit  derselben  partikd 
zsgs.  it.  bar-lume,  sp.  vis-lambre;  dahin  weist  auch  eine  zweite  norm, 
form  berluette.  Also  be-luga  ßr  bes-luga  une  ältfr.  be-loi  neben  bes-loi. 
Für  dasselbe  wort  ist  zu  halten,  mit  einer  geringen  ahänderung  der  be- 
deutung,  fr.  b  er  lue  funken  oder  blitze  vor  den  äugen,  blendung  des  ge- 
sichtes,  in,  Bet-ry  diminutivisch  ^berluette,  vb.  pr.  a-bellacar,  piem.  s-ba- 
-luchö,  in  Berry  ^-berluter,  champ.  a-berluder  (t  und  d  eingeschoben) 
blendete.  Dem  fr.  berlue  entspricht  übrigere  buchstäblich  das  gleichbed. 
mail.  barluss  (vb.  barlusi,  piem.  berlusft),  nur  daß  lux  hier  nicht  in  luca 
umgebildet  erscheint. 

Benc  i>r.  (m.):  descendion  d'aqui  aval  per  us  desrancs,  per  us 
belencs,  per  unas  rochas,  per  us  bencs  B.  226,  33.  Man  sieht,  daß 
von  einer  felsengegend  die  rede  ist.  Honnorat  führt  benc  ctuch  als  neu- 
prov.  an  und  mit  den  bedd.  zinke  eitler  gäbet,  starker  dorn,  zacke;  es 
könnte  in  der  citierten  stelle  klippe  heißen;  dabei  verweist  er  auf  bec 
Schnabel.  Das  Gloss.  occ.  dtiert  lo  cor  trair'  ab  un  benc  das  herz  her- 
au^ziehn  mit  einem  dorn?  Auch  belenc  (vgl.  B.  249,  26)  ist  beack- 
tenswerth. 

Bercer  {gewöhnlich  berser)  cdtfr.  mit  dem  bolzen  oder  pfeü  er- 
schießen (Willam  fu  berc6  Ben.  HI,  363,  vgl.  Antioch.  1,  35),  dsgl.  da- 
mit jagen;  bersail,  it.  bersaglio,  berzaglio  ziel,  bersailler,  berseiller 
treffen.  Ducange  führt  ein  in  englischen  Urkunden  gebrauchtes  shst.  bersa 
(Umzäunung)  an,  worin  Carpentier  das  bret.  berz,  berc'h  (hinderung,  ver- 
bot)  zu  erkennen  glaubt,  und  so  behauptet  man,  bercer  heiße  Hm  park 
jagen.  Allein  theils  wäre  eine  solche  begriff sübertragung,  wenn  vielleicht 
nicht  unmöglich,  aber  doch  sehr  unwahrscheinlich,  denn  bercer  von  bersa 
verlangt  die  bed.  umzäunen  oder  schützen,  die  auch  das  bret.  vb.  berza 
ausdrückt;  theils  bezieht  es  sich,  wie  zahlreiche  stellen  lehren,  nicht  ein- 
mal ausschließlich  auf  die  ausübung  der  jagd  innerhcdb  der  gehege.  Es 
muß  eine  andre  deutung  versucht  werden.  Eine  italische  chronik  inMur. 
ScnpU.  rer.  itcd.  VI,  1041  (dazu  Ant.  ital.  II,  479)  enthält  die  stette 
trabs  ferrata,  quam  bercellum  appellabant,  d.  h.  mauerbrecher,  widder, 
sturmbock,  offenbar  von  berbex,  vervex  (eine  andre  hs.  gibt  barbizellum); 


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ILc.   BERCER— BERRUIER.  521 

aus  berbex  ward  ein  ital.  vb.  berciare  (imberciare  homnU  vor)^  fr.  bercer, 
dem  man  die  hed,  durchbohren  beilegte^  vgl.  toal.  berbecä,  inberbecä.  stoßen. 

Bercer  /r.,  bressar  pr.,  amh  altsp.  brizar  wiegen;  altfr.  bers 
{woher  das  pic.  ber),  pr.  bers,  bres,  auch  altpg.  bre^o,  npg.  bergo,  altsp. 
brizo,  abgel.  fr.  berceau,  wiege,  in  frühem  mlatein  berciolum,  *quod 
honesto  sermone  philosophi  canabulnm  vocant',  s.  Ducange.  Muthmaß- 
lieh  ist  bercer  mit  dem  eben  besprochenen  verbum  identisch,  indem  man 
eine  andre  thätigkeit  des  sttirmbockes,  das  hin-  und  herschaukeln  desselben 
im  äuge  haite:  ähnlich  nannte  man  die  wiege  mlat.  agitarium.  Da  fr. 
berceau  auch  laubgewölbe  heißt,  von  der  Überdachung  der  wiege,  so  ver- 
muthen  andre  seinen  Ursprung  in  dem  angeblich  celt.  bersa  umhegung 
(s.  den  vorigen  artikel)^  womit  aber  kein  wesentliches  merkmal  der  wiege 
ausgedrückt  würde.  Außer  brizo  hat  der  Spanier  auch  brezo  und  blezo 
mU  der  bed.  bett  auf  einem  weidengeflecJUe,  esgs.  combleza  concubine. 

Berle  /r.  (f.)  ein  kraute  bachhunge.  Marcellus  Empiricus  gibt  als 
lateinisch  ein  vor  seiner  eeit  nicht  vorkommendes  wort,  berula  kr  esse:  her- 
baniy  qnam  latine  berulam,  graece  cardaminen  vocant,  edit.  Basil.  248. 
Man  darf  es  als  das  etymon  vofi  berle  annehmenj  unewohl  die  bedeutun- 
gen  nicht  stimmen,  aber  pflaneennamen  werden  häufig  verwechselt;  übri- 
gens wachsen  beide  kräuter  an  backen  und  dienen  wenigstens  gegenwärtig 
zum  salat.  Ein  mhd.  glossar  hat  berule  ^bembunge  Hoffm.  Sumerlaten 
64,  80,  was  sich  der  franz.  bedeutung  schon  jsu  nähern  scheint.  Eine 
abweichende  form,  wenn  nicht  ein  andres  wort,  ist  neupr.  berria  für  eine 
spedes  der  berle.    Man  sehe  dazu  Lief.  Orig.  europ.  p.  435, 

Berlin e  /r.  eine  art  kutschen  aus  Berlin  nach  Paris  gekommen, 
das  wort  auch  ins  ital.  und  span.  übergegangen. 

Berme  fr.  rand  am  fesiungsgraben,  daher  sp.  berma;  vom  ndl. 
breme,  engl,  brim,  ags.  brymme  rand,  säum  {nhd.  bräme),  vgl.  ndl.  berm 
dämm  KU. 

Bern  er  fr.  prellen,  in  die  hohe  schnellen.  Die  Römer,  sagt  Oujadus, 
prdlten  mit  dem  ßagum,  gleiMedeutend  aber  mit  sagum  ist  altfr.  beme 
(s.  bemia  I.),  daher  das  vb.  bemer.  Das  neap.  bemare  sich  erlustigen, 
spaß  treiben,  soll  französischer  herkunft  sein. 

Berruier  altfr.,  pr.  herroyier  piänkler,  kämpf  er  des  vortrabs:  et 
en  la  ost  veirem  solatz  e  laigna  eis  berroviers  soven  correr  la  plaigna 
LR.  s.  V,  Muratori,  Ant.  ital.  II,  530,  hält  die  berruiers  für  die  hommes 
perdus  des  heeres,  wenig  verschieden  von  den  ribaldis.  Ihre  tapferkeit  war 
sprichwörtlich:  Elyas  se  deffent  k  loy  de  berruier,  oder  et  Bauduin  che- 
vauche  ä  loy  de  berruier  ChCyg.  I,  p.  HO.  Auch  zum  waidwerk  geliörige 
leute  führten  diesen  namen:  ses  veneors  et  ses  berruiers  MFr.  I,  54. 
Eigentlich  bedeutete  da$  wort  einen  einwohner  von  Berry,  wie  noch  jetzt 
(s.  Jaubert),  und  findet  sich  daher  mit  andern  völkernamen  zusammenge- 
stellt (Flamenc  ou  Berruier  Mones  Anzeiger  VI,  331) :  aus  welchem  gründe 
es  aber  zum  appellcUiv  geworden^  darüber  gibt  es  eben  so  wenig  gewißheit 
wie  bei  chaorcin.    Man  höre  auch  Fallot  512,   und  namentlich  über  die 


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522  ILc.   BESAIGRE-BETER. 

hedetdungen  Gachet  61^.  Aus  Frankreich  eingeführt  ist  it.  berroviere 
straßenräüber^  häscher,  in  einem  alten  genues.  gedieht  berruel  Archiv,  stör, 
ital  app.  nunt.  18,  p,  61.    S.  auch  Ducange  v.  berroerii. 

Besä  ig  re  fr.  säuerlich;  von  dem  rom.  adv. hia  und  dem  lat.  ady.acer. 

Beser  fr.  (norm.  Menage,  bezer  Nicot)  hin  und  herrennen,  von 
kühen^  die  ein  insect  gestochen;  ist  das  gleichbcd.  mhd.  bisen,  auch  pisön 
(mit  kurjsem  i,  daher  das  fr.  e)-     Vgl  Chevallet  I,  346. 

Besi  fr.  (in  den  westl.  gegenden)  wilde  bime;  nach  dm'  akademie 
ein  celt.  worty  vgl.  aber  ndl.  bes,  besie  beere. 

Be siele  fr.  (f.,  nur  im  plur.  üblich)  briüe.  Die  gewöhnliche  her- 
leitung  ist  von  bis-cyclus  doppelkreiß,  das  etwa  von  einem  mechanicus  er- 
funden sein  könnte.  Nach  Hfmage  aber  ist  besicle  das  aUfr.  (undprov.) 
bericle  =  bejyllus  mit  vertauschtem  sufßx,  leteteres  wort  im  mütdalter 
für  brüle  gebraucht  (woher  auch  das  deutsche  wort);  im  occit.  hat  raericle 
die  bed.  besicle,  im  genfer  diälect  bericle,  im  wdllon.  berik.  Die  form 
kann  \in  Paris  entstanden  sein,  wo  man  fr^e  ßr  fr^re,  misesese  für 
miserere  sagte,  s.  Bouille,  Diff.  vulg.  ling.  p.  36,^ und  vgl.  Rom.  gramm. 
I,  464.  Dieseldeutung  ist  minder  künstlich  als  die  erstere,  aber  auch  sie 
erlaubt  nicht,  in  dem  worte  ein  acht  französisches  d.  h.  ein  von  dem  volke 
geprägtes  anzuerkennen,  in  welchem  falle  es  berille  hätte  lauten  müssen: 
bericle  mag  unter  den  leuten  vom  fache  entstanden  sein  wie  auch  vöricle  s.  u. 

Beter  altfr.,  e.  b.  ung  ours  qnant  il  est  bien  betez  B.  de  la  rose 
V.  10619  (ed.  d'Amst.);  comme^un  ours  batre  et  beter  bei  Carpentier; 
ors  beter  Ben.  III,  p.  529,  NFG.  II,  59.  Es  muß  heißen  'gebiß  oder 
matdkorb  anlegen  wie  es  auch  Carpentier  mit  emmuseler  übersetzt,  und 
so  ist  es  das  ags.  bsetan,  mndl.  beeten,  mhd.  beizen  beißen  machen  (in 
den  zügel),Z  oiber^  ai4ch  hetzen,  une  mhd.  erbeizen,  z.  b.  sur  moi  betera 
bille  Wrights  Polü.  songs  p.  231.  Eine  zss.  ist  nilat.  ^bettum,  engl. 
abet  anstiftung,  altfr.  pr.  abet  trug,  list,  pr.  abetar,  altsp,  dass.  Alx., 
altfr.  abeter  hintergehen,  zum  besten  haben,  pr.  abetar  'decipere  verbis 
GProv.  28,  noch  jetzt  norm,  abet  köder,  abeter  ködern;  forbeter  findet 
sich  8.  Graal  v.  3702.  —  Merkwürdig  ist  das  participialadj.  altfr.  betö, 
pr.  betat,  besonders  auf  ein  gewisses  entferntes  meer  angewandt:  dusc'  a 
la  mer  bette  s.  Ferabr.  p.  182%  C.  de  Polt.  p.  53,  Ben.  III,  309,  pr. 
jusc'  a  la  mar  betada  Fer.  v.  2747.  Eine  prov.  stelle  sagt:  la  niars 
betada  sela  que  esvirona  la  terra  LB.  II,  216.  IV,  153.  Was  heißt 
aber  dies  bet6?  Es  erklärt  sich  aus  Brandaine  p.  132  ausi  com  ele 
(la  mer)  fast  bietöe,  im  original  p.  26  coagulatum.  Mer  bet6e  ist  also 
das  geronnene  meer  (concretam  mare  bei  Plinius  H.  N.  4,  16, 30),  mhd. 
das  lebermer  von  liberen  gerinnen  (Wb.  II,  138),  darum  auch  Fer.  681 
sanc  vermelh  betatz  geronnenes  blut,  sanc  trestoat  bet6  DMce.  p.  295 
u.  oft.  Man  könnte  hierzu  anführen  gael.  binndich  gerinnen,  läge  es 
buchstäblich  nicht  zu  entfernt:  auch  dieses  bet6  kann  von  unserm  beizen 
herrühren,  da  man  die  mikh  durch  säuren  zum  gerinnen  bringt.  —  [Dazu 
Dief.  Orig.  europ.  p.  388.] 


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ILc.   BEUGLER-BIGLE.  523 

Beagler  /r.,  vrlt.  bugler  hrüllen  wie  ein  rind;  von  buculus,  das 
auch  die  form  des  ältfr.  bügle  =  neufr,  büffle  (bubalus)  hestimnU  zu 
haben  scheint. 

B^vue  fr,  versehen;  zsgs.  mit  bis,  s,  dies  wort  fhl.  L 

Biche  fr,  hindin,  altfr,  im  norden  und  England  bisse,  wäUon.  bih, 
neupr,  bicho,  piem,  becia.  Man  hält  es  theils  für  eine  nebenform  von 
bique  ziegey  neupr.  bico,  womit  sich  aber  bisse  nicht  verträgt;  theils  für 
das  lat,  ibex  Steinbock  odergemse,  ältfr,  ibiche  Ben.  IV. ,  und  hieraus 
würde  sich  allerdings  die  doppelförmigleit  des  Wortes,  ss  neben  ch,  sehr 
befriedigend  erklären.  Es  wäre  also  dem  durch  chamois  verdrängten 
ibiche  eine  andre  bestimmung  zu  theä  geworden;  aber  die  Übertragung 
ist  stark. 

Biche  altfr.  kleine  hündin;  vom  ags.  bicce,  engl. .hitch,  nord. 
bikkia  dass.^  vgl.  hd.  betze;  nach  Frisch  ober  abgekürzt  aus  babiche, 
dies  aus  barbiche  zottiger  hund,  von  barbe  bart,  wozu  man  auch  noch 
it.  barbone,  gen.  barbin  anführen  könnte.  Von  biche  kommt  bichon  kleiner 
langhaariger  hund. 

Bidet  /r.  kleines  pferd,  Mepperj  auch  sackpuffer,  daher  wohl  it. 
bidetto  mit  ersterer  bed.  Der  stamm  ist  im  celtischen  zu  suchen^  wo  er 
etwas  kleines  bedeutet:  gael.  btdeach  winzig ^  bfdein  kleines  geschöpf  vgl. 
kymr.  bidan  schwächlingj  bidogan  kieine  waffe.  Dahin  auch  benennungen 
des  kleinen  viehes  me  comask.  bide  ziege,  in  Berry  bide  altes  schaf, 
henneg.  b6do  schaf  (in  der  hinder spräche)^  occ.  bedtgo  einjähriges  schaff 
doch  erinnern  diese  producte  der  Volkssprache  auch  an  lat.  bidens. 

Bied  altfr.  flußbett:  que  tute  la  grant  ewe  fait  isir  de  sun  bied 
Charl  p.  32,  vgl  Og.  6874,  daher  norm,  bediöre  {wie  von  lit  litiere) 
bett;  vom  ags.  bed,  altn.  bedr  =  ahd.  betti;  doch  ist  die  franz.  bedeutung 
unsem  alten  mundarten  nicht  bekannt.  Auf  die  form  betti  gründet  sich 
vielleicht  das  neufr.  biez  mühlgang  =  mlat.  bietium,  biezium;  an  bed 
aber  schließt  sich  bürg,  bief,  norm,  bieu,  piem.  bial,  genues,  beo,  mlat. 
bedum  u.  dgl.    S.  auch  Dief.  Goth.  wb.  J,  264. 

Biffer  fr.  ausstreichen;  unbekannter  herkunft. 

Bigarrer  fr.  buntscheckig  machen,  cat.  bigarrar,  sp.  abigarrar  (aus 
dem  franz.?  fehlt  pori.).  Nach  Caseneuvc  von  bigerica  vestis;  besser  nach 
Menage  von  bis-variare.  Eine  andre  dem  buchstaben  sich  genauer  an- 
schließende  auslegung  wäre  die  folgende.  Bi-garrer  steht  für  bi-carrer, 
u}ie  bi-gorne  für  bi-corne  (s.  unten),  von  carr6  Viereck,  und  heißt  eigentt. 
quadratartig  zeichnen,  wie  unser  scheckig  eigenil.  heißt  ^nach  ort  des 
Schachbrettes^;  bis  (s.  thl.  I.)  drückt  das  unregelmäßige  dieser  Zeich- 
nung aus. 

Bigle  fr.  schielend,  bigler  schielen.  Ist  bigle  i=  it.  bieco  von  ob- 
liquus?  dann  wäre  1  umgestellt,  was  der  Franzose  nicht  liebt,  Oder  =» 
sp.  bisojo  von  bis-oculus?  es  stände  dann  für  bis-igle  zsgz.  bisgle,  vgl. 
icle  in  boru-icle,  bourn-icler  at4s  der  mundart  des  Jura,  und  diese  deutung 
ist  vorztufiehen. 


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524  ILc.   BIGORNE-BIJOU. 

Bigorne  /r.  hamamboß;  von  bicornis  etoeihomigj  it  bicornia,  sp. 
bigornia. 

Bigot  /r.  frömmelnd  und  abergläubisch,  auch  als  Substantiv  üblich^ 
fem.  bigote.  Die  althergebrachte  detUung  ist  aus  der  deutschen  betheu- 
rungsformel  bei  got,  bt  gote,  weil  der  bigotte  den  namen  gottes  im  munde 
ssu  führen  pflege^  und  diese  auslegung  hat  alle  Wahrscheinlichkeit  für  sich. 
Wie  aus  anrufungen  gottes  auch  andre,  begriffsverwandte  nomina  entstan- 
den sind,  darüber  sehe  man  sandio  //.  b.  und  ßge  noch  sp.  pordiosero 
bei  {s,  oben  bölitre).  Got  oder  god  ward  zwar  sonst  franz.  zu  goi 
(unten  s.  v.),  ailein  es  lag  nahe,  das  suffix  ot  auf  das  neue  wort  anzu- 
wenden,  das  man  auch  in  dem  synonymen  cagot  (s.  unten)  fühlen  mochte. 
Dagegen  halt  Wedgwood  bigot  für  eine  form  des  bekannten  beguina,  wo- 
für auch  begatta,  masc.  begardus,  it.  bighiotto  aufgekommen  sei,  und 
leitet  diese  Wörter  vom  it.  bigio  in  beziehung  auf  die  graue  kleidung  der 
beguinen:  allein  das  unserm  worte  oilerdings  sehr  nahe  liegende  beg-atta 
ist  eine,  une  es  scheint,  erst  im  15.  jh.  entstandene  ungeschickte  latinisier 
rung  desselben  (es  findet  sich  in  einem  lat.  deutschen  glossar  so  wie  in 
Beuchlins  Brevüoqum  und  in  den  Epist.  obscur.  virorum),  und  auch  bi- 
ghiotto isi  dieses  gepräges;  und  was  bigio  betrifft,  so  ist  es  ein  unmög- 
liches etymon.  Wie  alt  das  franz.  wort  in  der  angegebenen  bedeutung 
sei,  ist  noch  aufzusuchen;  so  findet  es  sich  bei  Pasquier,  bei  Bob.  Stepha- 
nus  (1539)  par  bigotie  '^superstüiose\  Aber  es  steigt  weit  höher  hinauf, 
kommt  jedoch  anfangs  nur  in  einer  eigenthümlichen  anwendung,  als  Spitz- 
name der  franz.  Normannen  vor,  worüber  man  den  dichter  Wace  hören 
muß:  mult  ont  Franceis  Normanz  laidiz  e  de  mefaiz  e  de  mediz,  sovent 
lor  dient  reproviers  et  claiment  bigoz  et  dra^chiers  Rou  II,  71.  Ver- 
anlassung und  sinn  des  Wortes  berührt  eine  bis  zum  j.  1137  laufende 
Chronik  (Duchesne  III,  360,  Bouguet  VIII,  316):  herzog  BoUo  habe 
könig  Karls  fuß  zu  küssen  mit  den  englischen  Worten  ne  se  bi  god  ^nimmer 
bei  gotf  verweigert,  woraus  jener  Spitzname  bigot  entstanden  sei.  Man 
konnte  um  seiner  deutung  willen  die  anecdote  erdichtet  haben,  in  sich 
selbst  aber  ist  sie  nicht  unwahrscheinlich.  Am  einfachsten  ist  es  anzu- 
nehmen, die  Normannen  hätten  sich  dieser  Schwurformel  häufig  bedient 
und  seien  darnach  benannt  worden;  solcher  Spottnamen  für  ganze  vöVcer 
gab  es  im  mittelalter  mehrere.  Das  wort  j€doch,  weil  es  in  dichtungen 
als  der  name  eines  südlichen  Volkes  vorkommt,  aus  Visigothus  zu  erklären 
und  diesen  namen  auf  die  Normannen  als  ein  volk  germanischen  Ursprun- 
ges ausdehnen  zu  lassen,  une  Michel  thtU  (Hist.  des  races  maudites  I,  359), 
ist  offenbar  zu  künstlich.  —  Sehr  bemerkenswerth  ist  noch,  daß  das  thema 
bigot  überdies  im  dltfr.  bigote,  bigotelle,  bigotere  börse,  die  man  am 
gürtel  trug  Bog.,  vb.  bigoter  reizen,  erzürnen,  und  auch  auf  andern  ge- 
rieten vorkommt,  pr.  bigote  knebelbart,  bigotera  futteral  für  denselben, 
it,  sbigottire  aus  der  fassung  bringen,  muthlos  machen.  Ob  sich  alle  diese 
Wörter  unter  einen  htU  bringen  lassen,  ist  die  frage. 

Bijou  fr.  kleine  kostbare  oder  künstliche  arbeit,  kleinod;  wird  aus 


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n.c.   BIOC-BLAIREAU.  525 

einer  ess,  bis-jocare,  bi-jouer  gedeutet  und  soll  hiernach  etwas  auf  meh- 
reren Seiten  spielendes  oder  glänzendes  ausdrücken.  Man  möchte  fragen: 
warum  blieb  die  spräche  alsdann  nicht  bei  dem  deutlichen  bijeu  stehen? 
ein  vb.  bijouer,  worauf  es  sich  beziehen  könnte,  ist  nicht  vorhanden.  In- 
dessen  gewährt  die  celt  spräche  ein  entsprechendes  wort:  das  alte  comische 
glossar  (nicht  vor  dem  12.  jh.)  hat  bisou  ^anulus\  bret.  bizou,  bizeu, 
wekhe  Zeuß  II,  1109  dem  gleichbed.  kymr.  byson  (von  bys  finger?)  ver- 
gleicht: hieraus  leitet  ChevaUet  das  franz.  wort. 

Bioc  ein  ausdruck  der  provenzalischen  und  catalanischen  metrik, 
um  einen  kürzeren  mit  längeren  verknüpften  vers  zu  bezeichnen:  pies 
trancados,  qae  nosotros  llamamos  medios  pies,  e  los  Lemosis,  Fran- 
ceses  e  ann  Catalanes  bioqs,  sagt  Santülana  (Sanchez  I^  LV).  Dazu 
ein  verbum  biocar  "^curtare  OProv.  63^ ,  wohl  auch  nur  vom  verswesen 
gebraucht.  Im  mitteüatein  kommt  vor  bioohns  stamm,  dicker  ast  z.  b. 
Statut,  genuens.  Carp.  Ist  nun  mit  rücksicht  hierauf  etwa  truncus  die 
grundbedeutung  von  bioc,  so  daß  es  in  einer  bildlichen  beziehung  stände 
zu  bordon,  welches  langer  stab  und  vers  heißt?  Aber  auch  dies  zuge- 
geben,  bleibt  seine  herkunft  dunkel.  Das  pg.  bioco  ist  ganz  verschiedener 
bedeutung  und  also  wohl  unverwandt. 

Bismut  h  fr.  (m.)  ein  halbmetall;  das  wart,  wie  andre  mineralogische^ 
aus  dem  deutschen. 

Biss^tre,  bissestre  altfr.^  norm,  bisientre,  piem.  bisest  unheü; 
eigentl.  Schalttag,  von  bissextus,  der  schon  im  alten  Rom  und  später  in 
Frankreich  für  heillos  galt:  bissextus  super  regem  et  populum  cecidit 
Order.  Vital,  s.  Ducange  s.  v. 

Bivac,  bivouac  fr.  (m.)  feldwache,  vb.  bivouaquer;  ein  späteres 
wort,  schon  nach  Menage  at4S  dem  dtschen  biwacht  für  beiwacht,  eine 
nd)enwache  oder  außerordentliche  wache;  sp.  vivac,  vivaque. 

Blafard  bleich;  nicht  vom  nhd.  bleifarb,  une  Menage  vermuthet^ 
es  ist  offenbar  das  ahd.  bleih-fero,  zu  folgern  aus  dem  mhd.  bleich-var 
von  bleicher  färbe,  d  zugefügt  wie  in  homard.  —  [Aus  bleichfarb  läßt  es 
auch  Jault  entstehen.] 

Blaireau  fr.  dachs.  Mlat.  bladarius,  it.  biadajuolo  bedeuten  ge- 
treidehändler,  das  diminutiv  wäre  bladarellus,  biadareUo  und  dies  stimmt 
genau  zum  fr.  bl^reau  (von  bl6),  une  man  ehemals  schrieb,  vgl.  wegen  der 
form  auch  altfr.  blairie  =  pr.  bladaria.  Daß  man  das  thier  den  kleinen 
getreidehändler  nannte,  kann  in  einer  uns  unbekannten  anschauung  seinen 
grund  haben,  denn  es  speichert  kein  getreide  auf:  ober  atdch  im  englischen 
ist  badger  komhändler  und  dachs.  Diefenbach  Cdt.  I,  223  erklärt  sich 
das  franz.  wort  aus  dem  kymr.  adj.  blawr  eisengrau  und  vergleicht  engl. 
gray  grau  und  dachs  (wozu  auch  noch  pic.  grisard  anzuführen  wäre);  da 
aber  ein  franz.  adj,  blair  nicht  vorhanden  ist  und  jedesfalls  Übergang  des 
kymr.  aw  in  fr.  ai,  indem  es  sonst  dem  o,  eu  oder  au  entspricht,  gegen 
die  lautgesetze  streitet,  so  ist  diese  erklärung  kaum  zuzulassen.  An  das 
engl,  gray  erinnert  äußerlich  das  it.  grajo   (in  einigen  wbb.),  das  aber 


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526  n.c.   BLASER-BLOC. 

nicht  von  grau  herstammen  Jcann:  der  huchstabe  leitet  eher  auf  agrariiu 
feldarbeiter,  wie  man  den  dachs  sdierehaft  nennen  konnte.  —  [Hiersfu 
Mohns  randghsse,  daß  der  dachs  allerdings  getreide  (buchweisen)  auf- 
speicherCy  Etym.  untersuch,  p.  32.] 

Blaser  die  sinne  abstumpfen  durch  den  misbrauch  geistiger  getränkcy 
pic.  blas^  wer  ein  durch  trinken  geschwollenes  gesicht  hat,  s.  EscaUier 
p.  24j  ocdt.  blasi  den  geruch  abstumpfen.  Da  die  grundbedeutung  dieses 
den  alten  quellen,  une  es  scheint,  utibekannten  Wortes  sich  nicht  bestimmen 
läßty  so  ist  es  schwer  über  seine  herkunft  ein  urtheil  auszusprechen.  — 
[Mahn  p.  109  erkennt  nunmehr  in  blaser,  welches  mundartUch  austrocknet^ 
verbrennen  heißen  soll,  unser  deutsches  blasen,  besonders  mit  beeiehung 
auf  die  bedeutungen  des  aUn.  bläsa  und  engl,  to  blaze  schmdeenj  aus- 
trocknen cet.] 

Bloche  fr.  weich,  weichlich,  norm,  bleque  morsch;  wird  vom  gr. 
ßXa^  ßlaMQ  (schlaff,  weichlich,  einfältig)  hergeleitet,  wogegen  die  gramma- 
tik  nichts  eu  erinnern  hat,  um  so  weniger  als  in  ndat.  ghssaren  blax 
^stultus^  wirklich  vorkommt,  s.  Class.  auct.  VI,  61P,  vgl.  wegen  des  fr. 
ch  monstache  von  fivata^.  Andrer  meinung  ist  Grandgagnage,  der  es 
at4S  dem  deutschen  bleich  erklärt,  s.  v.  bleque. 

BlSme  fr.  blaß,  bleich,  blSmir  erblassen,  daher  jngl.  blemish  nach 
Wedgwood.  ÄUfr.  schrieb  man  sowohl  bleme  u)ie  blesme,  woraus  man 
fast  mit  Sicherheit  schließen  kann,  daß  s  eingeschoben  ist.  Ein  ahd.  adj. 
bleihh-umo,  wäre  es  vorhanden,  gäbe  ein  treffliches  etymon:  statt  dessen 
bietet  sich  das  altn.  sbst  blämi  bläuliche  färbe  (von  blä  blau),  wobei  an- 
eumerken  ist,  daß  altfr.  blemir  eigentl.  schlagen  (blaue  flecken  machen) 
RCam.  p.  273,  oder  auch  beschmutzen  heißt.  In  Berry  ist  d^plamy  blaß 
von  gesicht. 

Blesser  fr.  verwunden,  verletzen,  bei  den  Alten  auch  besa^Mdigen: 
qnant  li  qnatre  angles  sont  bleciet  LJ.  603";  escnz  bleciez  zerhauener 
Schild  Chev.  au  Hon  (L.  Guest.  I,  206'')  u.  oft.  Das  altfr.  q  ist  häußg 
der  ausdruck  eines  dtschen  z,  und  so  darf  man  erinnern  an  mhd.  bletzen 
flicken,  bletz  (ahd.  pletz)  Stückchen  leder  und  dgl.,  daher  blesser  jerar- 
fetzen,  mhd.  zebletzen  in  stücke  hauen.  Von  unserm  letzen  kann  das 
franjs.  verbum  nicht  herrühren,  da  neben  ver-letzen  kein  be-letzen  statt- 
findet. 

Biet  /r.  morsch,  nur  noch  in  poire  blette  morsche  bime,  piem.  biet, 
vb.  henneg.  bl^tir  morsch  werden;  vgl.  ahd.  bleizza  blauer  flecken  durch 
Quetschung.  In  Berry  sagt  man  blosse  für  blette,  was  an  das  ndl. 
blatsen,  hd.  blotzen  quetschen  (die  äpfel  sind  geblotzt)  erinnert. 

Blinder  fr.  verdecken,  unsichtbar  machen;  ein  deutsches  wort:  goth. 
blindjan,  ahd.  blendan,  nhd.  blenden.  Davon  das  sbst.  blindes  (plur.) 
deckwerk,  it.  blinde. 

Bio c  fr.  Uote,  häufe,  vb.  bioquer,  daher  entlehnt  it.  bloccare,  sp. 
bloquear  einen  platB  einschließen;  vom  aJhd.  bloc,  bloch,  nhd.  block,  dies 
nach  GhHmm  U,  23  für  bi-loh  schloß,  riegd,  vom  goth.  lukan  schließen; 


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n.c.   BLOIS-BOITE.  527 

bloqaer  ist  also  eigentl.  die  Zugänge  eines  wies  verstopfen.  Fr.  b locus 
{mü  hörbarem  s)  vom  dtschen  bloc-hüs,  blockhans. 

Blois  altfr.y  bles  pr.  stammelnd;  von  blaesus. 

Blostre  ältfr.  kleiner  hühd  auf  dem  erdhoden  NFC.  II,  81;  vom 
ndl.  blnyster  KU.,  engl,  blister  hühel  auf  der  haut. 

Blottir  fr.j  nur  refleociv  se  blottir  sich  BusammenschmiegeUj  kauern^ 
sich  ducken;  mtdhmaßlich  für  ballotir  von  ballot  j^ooA;,  ballen,  gleichsam 
sich  in  einen  ballen  oder  klumpen  zusammenziehen.  Man  vergesse  nicht, 
daß  U  in  ballot  nur  den  werth  eines  einfachen  1  hat,  womit  auch  die 
Alten  es  schrieben.  Der  ausfall  des  vocäls  hinter  dem  consonantanlatU 
ist  wie  in  frette  für  ferrette  oder  altfr.  gline  ßr  galline;  Rom.  gramm. 
I,  197.  Noch  eine  andre  herkunft  ist  gedenkbar.  Wir  haben  oben  bei 
biet  das  deutsche  vb.  blotzen  (quetschen)  wahrgenommen;  dieses  gestattet 
die  annähme  eines  ndd.  blotten:  sich  quetschen  ist  sich  zusammendrücken, 
auch  se  cacher  sagt  eigentlich  nichts  anders. 

Bluter  /r.  mehl  in  der  mühte  sieben,  bluteau,  blutoir  mehlsieb. 
Ferrari' s  etymon  aplüda  (kleie)  fügt  sich  nicfU  in  die  form,  MSnage's 
Yolntare  nur  müf^am  in  den  begriff.  Unser  beuteln,  mhd.  biuteln,  drückt 
genau  dieselbe  handlung  af4S  une  blnter  und  steht  auch  buchstäblich  so 
nahe,  daß  identität  beider  Wörter  angenommen  werden  darf,  wenn  auch 
die  franz.  spräche  von  einer  so  starken  Versetzung  des  1  kaum  gebrauch 
macht.  Aber  die  sache  läßt  sich  auch  anders  und  wohl  richtiger  auffassen: 
bluter  ist  at4S  bruter  abgeändert;  ein  gleichbed.  sp.  brutar  kennt  Berceo. 
Zunächst  weist  blnteau  nämlich  auf  mUxt.  buletjBllum  bei  Math.  Faris, 
vb.  buletare,  attfr.  buleter  Fier.  p.  101,  23,  woraus  sowohl  bluter  une 
henneg.  bulter  zusammengezogen  sein  kann.  Reiner  ist  die  cdtfr.  form 
buretel  FC.  II,  382,  bürg,  burteau,  denn  sie  stimmt  genau  zum  it.  bu- 
rattello  von  buratto  mehlbeutel,  eigentl.  ein  dünner  stoff,  vom  altfr.  bure 
(s.  bujo  thl.  I.).  Der  Provenzale  entstellte  buratel  seltsam  in  barutel,  dem 
das  dauph.  baritel  ganz  nahe  steht,  der  Bretone  in  burutel.  Die  grundbed. 
von  buretel,  buletel,  blutel,  bluteau  ist  also  ein  lockerer  zum  sieben  ge- 
eigneter Stoff  une  fr.  ^tamine.  Ocdt.  formen  sind  barutä,  baruteli.  Woher 
aber  chw.  biat  beutd,  biatar  beuteln? 

Bobine  /r.  spule,  piem.  bobina.  Nach  Sälmasius  von  homhyx,  weil 
sie  einer  eingesponnenen  Seidenraupe  gleiche.  Von  bombus,  weil  sie  ein 
summendes  geräusch  macht,  wäre  grammatisch  besser.  Wie  verhält  sich 
dazu  das  pic.  norm,  bobinette  klinke? 

Boisson  fr.  (f.)  gäränke;  von  boire,  lat.  bibere,  gleichsam  bibitio, 
verwandelt  in  beisson,  boisson. 

Botte  fr.,  pr.  bostia,  boissa,  mit  einschiebung  brostia,  brustia 
büchse.  Aus  pyxis  gestaltet  sich  mlat.  buxis  bei  Patdus  Diac.,  woher  die 
prov.  form  boissa,  im  10.  jh.  bemerkt  man  buxida  vom  acc.  pyxida 
(nv^löaj,  umgestellt  in  bnxdia,  bustia,  welches  läztere  im  11.  jh.  begegnet, 
pr.  bostia,  altfr.  boiste,  bret.  bo6si  Die  Erfurter  glossen  (9.  jh.)  haben 
die  bcfnerkenswerthe  stelle:  pixides  'vasa  modica  argentea  vel  lignea,  quae 


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528  n.c.  BOMERIE-BOU. 

vtdgo  poxides  apdlant^  367 ^  28.  Daher  fr.  d^botter  verrenken^  aus  der 
pfanne  (boite)  bringen^  einfach  boiter  hinken,  henneg.  botier  mit  Ursprung^ 
Hoher  Stellung  des  i.  Eine  ableitung  muß  sein  boisseaa  scheffdy  engl. 
bushely  da  es  mundartl.  boisteau,  mlat.  bustellas  (vomj.  1214)  lautet, 
verschieden  vom  altfr.  boucel,  bouchiau,  ^.  bossel  gefäß  für  flüssigkeiten 
=  it.  botticello,  von  botte  L 

Bomerie  norm.  Vorschuß  auf  den  gewinn  eines  schifffes(Triv.);  vom 
ndl.  bodemerij,  hd.  bodmerei,  engl,  bottomry,  dies  von  bodem,  bottom 
kiel  des  Schiffes,  d.  h.  das  schiff  selbst. 

Bonde  /r.  schleuße,  eapfen,  bondon  spund,  leteteres  auch  prov.  Es 
stammt  aus  dem  deutschen,  worin  es  nur  noch  mundartlich  vorhanden  ist: 
schweif,  punt,  Schwab,  bunte  u.  a.  (s.  Stalder  und  Schmid),  verstärkt  ahd. 
8-punt,  vgl.  phundloch  Graff  III,  342.  Die  form  ohne  8  aber  scheint  im 
deutschen  die  altere  (Weigand  II,  776). 

Bondir  fr.  abprallen,  bond  prall,  Sprung.  Das  altfr.  und  prov. 
verbum  bedeutet  dröhnen,  schmettern,  auch  transit.  schmettern  lassen,  b.  b. 
Tolifans  Boit  bondis  werde  gehlasen  Fier.  p.  168,  und  kommt  ohne  jnceifd 
vom  lat.  bombitare  summen,  zsgz.  bondar,  aber  nach  der  3.  roman.  cong. 
geformt,  une  dies  zuweilen  mit  intransitiven  geschieht,  vgl.  das  synonyme 
tentir,  retentir  von  tinnitare.  Picard.  lautet  es  noch  nach  erster  bonder, 
auch  neupr.  boundä.  Wäre  aber  im  frans,  die  organisch  richtige  form 
nicJU  mit  t  bonter,  une  conter  aus  comp'tare,  douter  aus  dub'tare? 
Aber  man  sagt  auch  mit  d  coude  aus  cub'tas,  auf  gleiche  weise  konnte 
sich  t  in  bomb'tare  wegen  der  vorausgehenden  media  in  d  erweichen. 
Mlat.  bunda  ^sonus  tympanV  s.  Ducange  und  Class.  auct.  VI,  612*. 

Borne  fr.  (f.)  gränzstein,  bei  Dante  Inf.  26,  14  borni  ecksteine, 
vb.  fr.  borner  begräneen.  Gleichbedeutend  ist  mlat.  bonna  (11.  jh.),  altfr. 
bonne,  boune,  bousne,  neupr.  bouino  und  das  weit  ältere  mlat.  bödina^ 
bödena  {diesen  accent  fordert  die  zwischen  e  und  i  schwankende  endung 
ena,  ina),  altfr.  bodne  Ben.  I,  375.  An  die  älteste  form  hat  man  sich, 
wie  überall,  eu  halten:  aus  bodina  konnte  sich  recht  wohl  bonne,  aus  dem 
esge.  bodna  bei  der  Verwandtschaft  zwischen  d  und  r  wohl  auch  bome 
gestalten;  legt  man  aber  bonna  eu  gründe,  so  bleibt  das  in  borne  ent- 
haltene r  ohne  erklärung.  Mit  auf  Stellung  der  urform  bodina  faUt  die  her- 
leitung  aus  ßovvog  (hügel)  so  wie  die  aus  dem  bret.  bom  (Potts  Forsch. 
II,  212,  bonn  Le  Gon.)  weg:  hier  bleibt  nur  übrig  dem  stamme  bod 
nachjmspiiren,  dessen  Vorhandensein  auch  das  pr.  bozola  (=  bome)  esgz. 
bola,  ndat.  bodula,  bestätigt;  s.  unten  bouder.  Vermuthungen  Über  das 
unsichere  wort  bei  Diefenbach,  Goth.  wb.  I,  300,  so  wie  bei  Grimm, 
Deutsche  grensalterth.  (Berl.  akad.  1843),  welchem  bonna,  bonda,  bondola, 
bosula  auf  die  botones,  bosones  der  agrimensoren  zurückzugehen  scheinen. 

Bosseman  /r.,  voin  ndl.  bootsman,  ndd.  boosmann. 

Bou  altfr.  armring:  la  bou  de  sun  braz  "^armülam  debrachio  LBs. 
121;  armilles  qn'om  bous  apele  Ben.  I,  341;  vom  ahd.  boug  {dies 
von  biogan),  altn.  baugr  ring,  spange,  kette.    Die  prov.  form  wäre  baue 


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ILc.  BOÜC— BÖüE.  52Ö 

Bouc  /r.,  pr.  boc  das  männliche  (hier  des  sfiegengescklecktes.  Das 
wort  komnU  auch  um  die  grämen  von  Frankreich  vor:  churw.  bück, 
comask.  bocch,  cat.  boc,  arag.  boque;  dUep.  buco  scheint  gradeau  aus 
dem  franjs.  Es  ist  im  celtischen  und  deutschen  einheimisch,  nach  Grimm, 
Gesch.  d.  d.  spr.  I,  42,  aber  erst  aus  dem  roman.  ins  deutsche  verpflanet. 
An  seiner  statt  braucht  der  Italiener  becco,  der  Spanier  bode.  Abgeleitet 
ist  fr.  boucher,  pr.  bochier  mäeger,  eigentlich  bocksehiächter,  fr.  bou- 
cherie,  pr.  bocaria  metaig.  So  hatte  inan  brecaria  meteig  für  schüfe, 
cabreria  für  jsiegen,  ein  allgemeinerer  ausdruck  war  carniceria.  Die 
meisten  leiten  boucher  von  bouche:  der  fleischer  sei  einer  der  für  den 
mund  arbeite.  Dem  underspricht  schon  das  suffix  arius,  fr.  ier,  er,  da 
es  Personen  beeeichnet,  die  sich  mit  dem  primitiv  beschäftigen  oder  damit 
in  berührung  sind,  nicht  solche  die  dafür  arbeiten  (barbier,  ouvrier, 
Chevalier  cet.).  Überdies  unrd  die  herleitung  aus  bouc  durch  das  it.  bec- 
caro  =  boucher,  von  becco  =  bouc,  nicht  wenig  unterstützt  Das  ur- 
sprüngliche franz.  wort  für  fleischer  muß  maiselier  =  macellarius  ge- 
wesen sein;  warum  es  dem  specieUen  boucher  weichen  mußte,  ist  schwer 
zu  sagen;  vielleicht  weil  es  zu  sehr  an  mesel  (aussätzig)  erinnerte.  Weiteres 
über  boucher  im  Krit.  anh.  p.  6. 

Boucher  fr.  zustopfen,  bouchon  stopfen.  Dia  deutung  dieser  Wör- 
ter ist  so  verzweifelt  nicht,  une  sie  den  etymologen  scheint.  Bouchon  ist 
=  pr.  boco,  it.  boccone  und  heißt  eigentl.  mundvoll,  das  was  den  mund 
füllt,  speciell  was  den  mund  der  flasche  füllt;  darnach  das  vb.  boucher, 
das  keine  andre  roman.  spräche  kennt. 

Boucle  /r.  (f)  ring,  auch  haarlocke,  hieraus  sp.  bucle  mit  letzterer 
bed.;  aber  altfr.  bocle,  blouque,  pr.  bocla,  bloca,  aitsp.  bloca  PC.  mit 
der  bed.  erzbescMag  in  der  mitte  des  Schildes,  miat.  bucula  scuti  Gl.  Isid., 
mJid.  buckel;  abgel.  fr.  bouclier,  pr.  bloquier,  it.  brocchiere,  ahd.  bnckeler 
Schild  mit  einem  buckel,  waX.  boglariu  spange;  sämmtUch  von  buccula 
backen,  nach  der  ähnlichkeit  benannt. 

B  0  u  d  e  r  /r.  schmollen,  b  o  n  d  i  n  {comask.  bodin)  blutwurst,  b  o  u  d  i  n  e 
knöpfchen,  altfr.  nobel,  npr.  boudöli  bützel,  boudougno  buckel,  geschundst, 
piem.  bodero  dick,  untersetzt; zsgs.  mit  inflare,  npr.  boud-enfU,  boud-oufld, 
boud-iflä  aufblasefi;  mit  sufflare  fr.  bour-souffler  {für  boud-souffler), 
assimiliert  borroffler,  doch  wäre  hier,  das  wal.  bos-unflä  verglichen,  auch 
Zusammensetzung  mit  borsa  geschundst  und  inflare  gedenkbar.  Diese  bil- 
dungen  führen  auf  einen  stamm  bod,  der  etwas  aufgetriebenes  bezeichnen 
muß,  denn  selbst  bouder  heißt  das  matd  hängen,  die  Unterlippe  als  umist 
hervortreten  lassen  {piem.  fS'l  bodou),  oder  es  heißt,  wie  das  henneg, 
boder,  schlechtweg  aufschwellen.  Zu  denselben  stamme  gehört  auch  böd- 
ina  gränze  {s.  bome),  eigentl.  etwas  vorragendes  wie  unser  schwelle  von 
schwellen.  Ist  dieser  stamm  lateinisch,  so  findet  er  sich  unzweifelhaft  in 
bot-ulns  wieder;  goth.  banth-s  stumpf  liegt  in  seiner  bedeutung  schon 
entfernter;  engl,  bud  knospe  fehlt  der  ags.  spräche. 

Boue  fr.  koth,   dreck,   alt  boe.    Dem  Süden  Frankreichs  fehlt  es 

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530,  n.c.   BOUGER--BOUQUIN. 

und  seine  stelle  vertritt  panta,  womit  es  aber  nichts  gemein  haben  Jcann. 
Man  merke  daeu^  lothr.  bod^re  gleichbed.  und  pk.  bandelt  a4)*y  welche^ 
da  sie  schwerlich  anderes  Ursprunges  sindy  einen  dental  als  stammauslaut 
des  etymons  annehmen  lassen.  Gleichwohl  ist  die  von  Frisch  vermuthete 
herkunß  des  wortes  aus  dem  hd.  bocht  oder  bäht  nicht  wahrscheinlich^  da 
cht  ein  festes  frane.  t,  also  auch  mdarü.  bot^re,  botel^  verlangen  würde. 
Besser  genügt  kymr.  baw  (m.)  schiamm,  wobei  auch  budjnr  schlammig  su 
berücksichtigen  ist;  man  beachte  Dief.  CeÜ.  J,  183,  Zu  erwähnen  ist  noch 
das  wahrs(Jieinlich  aus  bone  {pr.  boa?)  entstandene  lomb.  boga. 

'  Bouger  /r.,  bojar  pr.  sich  von  der  stelle  rühren,  vgl.  waUon.  bogt 
wegrücken.  Mit  Leibnite  und  Frisch  vom  ahd.  biogan,  nhd.  biegen  nadh 
geben,  weichen,  oder  vom  ahd.  boggn,  ndl.  bogen,  schweia.  bojen,  aitn. 
bnga  beugen^  krümmen.  Diese  herleitung  scheint  genügend,  gleichwohl 
ist  etwas  dabei  eu  erinnern,  was  sie  mehr  als  zweifelhaft  macht.  Das 
eigentl.  prov.  wort  ist  nicht  bojar,  das  erst  in  dem  prosaischen  Albigenser- 
krieg  vorkommt  und  aus  dem  frane.  stammen  kann,  sondern  hole  gar 
=  it.  bnlicare,  offenbar  abgeleitet  aus  bulir,  bolir  sieden,  wallen,  wimmdn, 
sp.  bullir  in  steter  unruhe  sein,  pg.  bulir  etwas  von  seiner  stelle  weg- 
rücken,  und  mit  diesem  wort  trifft  boager  buchstäblich  zusammen. 

Bougre  fr.  ein  Schimpfwort.  In  der  älteren  spräche  ist  es  s.  v.  a. 
Bulgaros,  völkemame,  bedeutet  aber  demnächst  Jeden  ketser,  weil  die  Bul- 
garen dem  manichäismus  besonders  ergeben  waren  und  der  höchste  priester 
dieser  secte  in  ihrem  lande  seinen  sitz  hatte,  daher  bougrerie  ketzerei.  Bei 
Nicot  hat  bougre  die  bed.  paedico,  die,  wie  Minage  vermuthet,  dem  werte 
darum  beigelegt  ward,  weil  der  paedico  derselben  strafe  verfiel  wie  der  keteer. 
S.  Ducange  s.  v.  bulgarus,  vgl.  auch  Böcking  zur  Notitia  dign.  p.  *1084. 

Boalanger  fr.bäcker.  Vergleicht  man  ^. bollo  müchbrot,  comask. 
bulet  eine  brotsorte,  so  darf  man  es  mit  Ducange  von  boole  (s.  boUa  L) 
herleiten,  woraus  zunächst  ein  unvorhandenes  boalange  (kugelförmiges 
backwerk?)  entstand.    Balengarius  findet  sich  im  12.  jh. 

Boalevard,  boalevart  fr.  (boalever  bei  Nicot)  wall,  festungswerk, 
hieratis  entlehnt  pr.  balloar  erst  in  der  Chron.  albig.,  it.  balaardo,  sp. 
balaarte;  vom  dtschen  bollwerk  wie  altfr.  Estrabort  von  Sträzbarc;  jenes 
nach  Frisch  I,  118  zsgs.  aus  bohl-werk,  vgl.  aber  auch  SchmeUer  IV,  141 
und  J.  Grimm  im  Wb.    Roquefort  hat  boUewerqae. 

Bouleverser  fr.  über  den  häufen  werfen;  eigentl.  umkehren  wie  eine 
kugel  (boale).  Die  limous.  mundart  änderte  dies  in  polo-versi  (polo  clunis). 

Boaline  fr.  seitentau  eines  segeis,  altfr.  bolineTm^.  II,  76,  boSline 
Brt.  II,  141;  vom  ndl.  hoe-Ujn,  engl.  howAine,  schwed.  bog-lina,  bo-lina, 
hd.  bo-leine. 

B  0  a  q  a  e  r  /r.  sich  fügen ;  vom  nord.  baeka  niederdrücken,  nhd.  bücken. 

Boaqain  in  der  bed.  schlechtes  buch;  von  einem  mndl.  boecktn 
büchlein,  nndl.  boekje.  Man  sehe  über  diese  ndl.  diminutiva,  sofern  sie 
ins  franz.  übergegangen  sind,  Nicot  s.  v.  mannequin,  MSnage  v.  brodeqain 
und  Bom.  gramm.  Ü,  309. 


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II.  c   BOURBE-BRAIMAN.  531 

Bo  ur  b  e  /r.  (f.)  schlämm^  wäUon.  borbou ;  man  ver gleicht  gr,  ßoQßogog, 

Bourde  fr.,  borda  pr.  lüge,  vb.  bourder;  dahin  mncU.  beert,  boerde. 
Die  alte  bed.  spaß,  belustigung,  aufschneiderei  führt  auf  die  herhunß  des 
wertes,  das  aus  pr.  bort  ßr  biort  ritter spiel  (s.  bagordo  L)  entstand: 
alifr.  behorder  steigt  schon  die  abgdeUete  bed.  schereen,  spaß  treiben.  Aus 
behord  in  diesem  sinne  ward  das  engl,  boord  und  gael.  bürd. 

Boargeon  fr.  knospe,  sprosse.  Ducange  vermuthd  vom  lat.  torio 
(q.  V.);  gane  verwerflich.  OrammcUisch  möglich  ist  entstehung  aus  dem 
ahd.  burjan  heben,  so  daß  boargeon  (ahd.  barjo?)  etwas  sich  hebendes, 
hervorbrechendes  bedeutete.  Die  occit.  mundart  kennt  für  äuge  des  eweiges 
das  einfachere  boore,  die  lomb.  für  brustwarBC  =  knospe  borin. 

Bourreau  fr.,  borel  pr.  henker,  Scharfrichter.  NachMinage  Bsgz. 
aus  boacherean  von  boacher  meteger.  Ist  auch  gegen  die  begriffe  nichts 
einzuwenden,  da  e.  b.  sp.  boya  beide  bedeutungen  in  sich  schließt,  so  scheint 
die  eusammeneiehung  doch  etwas  gewaltsam.  Borel  kann  aus  boja  (s. 
dies  wort  tU.  I.)  abgeleitet  sein  und  vermittelst  des  doppelsuffixes  er-ell, 
wovon  auch  die  franss.  spräche  beispiele  besüjst  (m&t,  mät-er-eaa),  es  ent- 
spräche also  einem  hypothetischen  it.  boj-er-ello,  vgl.  chw.  bojer,  aitsp. 
borrero.  Von  bourreau  ist  auch  das  vb.  bourreler  peinigen.  —  [Schon 
Huet  vermuthete  eusammenhang  wünschen  boja  und  bourreau.] 

Bouse  fr.,  pr.  boza,  buza  kuhdünger.  Churw.  bovatscha,  com. 
boascia,  parm.  boazza  mit  ders.  bed.  lassen  ein  fr.  bouasse  anneh$nen; 
ob  aber  auch  bousse,  bouse,  ist  sehr  zweifelhaft,  da  sich  von  einer  Ver- 
legung des  tones  von  dem  ableitungssufßx  auf  den  stamm  im  frane.  kein 
ganz  zuverlässiges  beispiel  findet.  Sicherer  ist  herleitung  aus  mhd.  butze 
klumpen,  der  cAgeschnitten,  weggeworfen  wird,  nach  Müller,  Wb.  I,  187, 
schon  von  FrisGk  geltend  gemcwhi;  dieselbe  auffassung  in  ötron,  s.  stron- 
zare  U.  a. 

Brac  pr.  {f.  braca)  ^vil,  sale,  ätject^  nach  LR.  I,  246,  nur  tnrima 
braca,   vida  braca.     Unter   brac   schlämm  (oben  brago  I.)  läßt   es  sich 
nicht  ordnen,   weil  sein  c  radical  ist.      Unser   brak  ^corruptus,   vilior 
Frisch  t,  i24*  empfiehlt  sich  der  erwägung. 

Brague  aUfr.  lustbarkeit,  braguer  (noch  nfr.)  lustig  leben,  neupr. 
bragd  prangen,  stolzieren,  dUfr.  bragard  geputzter  mensch,  Stutzer,  mndl. 
braggaerd.  Muthmaßlich,  da  es  der  alten  prov.  spräche  fehlt,  vom  altn. 
brak  geräusch,  braka  prangen,  übermüthig  sein.  CeUische  beziehungen 
bei  Diefenbach,  Ooth.  wb.  I,  268. 

Braimani>r.  freibeuter;  völkemame,  Brabänter,  attsp.  entsteüt  in 
breimante  Alx.  (von  Sanchez  unrichtig  erklärt).  S.  Ducange  v.  braban- 
ciones.  Ein  appellativ  andrer  bedeutung  gab  der  völkemame  Flamänder : 
altcat.  flamenc  frisch  von  gesiebt  Chr.  ä^Escl.  582'',  vgl.  Cervantes 
Num.l,  1:  en  las^teces  de  rostros  tan  lustrosos  . .  pareceis  . .  de  padres 
flamencos  eugendrados;  aber  piem.  fiamengh  prächtig,  herrlich,  mhd. 
vlaeminc  ein  mensch  von  feiner  rede  und  bUdung  s.  Wackemagds  Alifr. 
lieder  p.  194. 


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532  ILc.  BRAffiE-BREHAIGNE. 

Braire  fr.  schreien  (vom  esel),  aitfr.  pic.  norm.  pr.  braire  tiberh. 
schreien,  weinen,  auch  schmetternd  singen  (lo  rossinhols  brai),  pari,  brait, 
daher  sbst.  brait  geschrei;  charw.  bragir,  bargir.  Ächtet  man  auf  die 
sinnverwandten  verba  äUfr.  muire  aus  mugire,  bruire  aus  brugire  (mtai.), 
so  läßt  braire  auf  ein  älteres  bragire  schließen,  das  auch  im  miatein  vor- 
kommt. Ihm  könnte  engl,  brag,  kymr.  bragal  praJUen,  lärm  machen,  ver- 
wandt sein,  läge  nicht  eine  Verstärkung  von  raire  durch  malerisches  b 
{vgl.  b-ruire  aus  rugire)  gans  nah.  Vom  sbst.  brait  ist  pr.  braidar, 
pg.  bradar,  daher  adj.  pr.  braidiu,  altfr.  braidif  0.  b.  Brt.  II,  202  hitzig^ 
stürmisch,  urspr.  wiehernd;  vielleicht  auch  pr.  altfr.  braidir ,  aUü.  bradire 
TPS.  I,  243.  Auch  fr.  brailler,  pr.  hTsdllaLT  plärren  (für  braailler?), 
piem.  braje  könnten  aus  brai-re  abgeleitet  sein  wie  etwa  cri-ailler  aus 
cri-er,  pi-ailler  aus  dem  unvorhandenen  pi-er,  it.  piare. 

Brande  fr.,  n^jpr.  brando  Meif^es  gesträuch,  inBerry  brande  heide 
eu  besen. 

Braquer  fr.  biegen,  lenken;  vom  aUn.  bräka  unterwerfen,  eigentl. 
brechen  =  mhd.  brächen,  daher  langsam  machen,  vgl.  engl,  to  break,  UU. 
frangere  brechen,  bezwingen,  beugen,  altfr.  briser  son  corps  seinen  körper 
biegen. 

Bras  altfr.  malz,  mlat.  bracium  (unde  cerevisia  fit  Papias),  vb. 
brasser,  auch  cdtsp.  brasar  brat^en,  mlat.  braciare,  braxare  cet.;  vom 
gallischen  brace  bei  Flinius,  ein  getreide,  woraus  malz  bereitet  ward, 
unserm  brauen  nach  Grimm  Wb.  nahe  liegend,  gael.  braich  (f.),  kymr. 
brag  (m.,  sing,  bregyn),  vb.  gael.  brach,  kymr.  bragu.  Abweichend  vom 
franz.  ist  das  wal.  brahe,  wofür  aber  Diefenbach  slavische  herkunft  ver- 
muthet.  Näheres  bei  Grandgagnage  s.  v.  brä  und  Diefenbach,  Orig.  europ. 
p.  266. 

Breche  fr.  bruch,  lücke,  scharte,  wohl  auch  pr.  berca  kerbe  GO., 
aus  dem  fr.  entlehnt  it.  breccia,  sp.  brecha  bruch  der  mauer,  in  dieser 
bedeutung  bereits  bei  J.  Febrer  str.  229  rompre  una  bretja;  vb.  pr. 
bercar  und  enbercar,  pic.  überquer,  fr.  öbr^cher  schartig  machen.  Bas 
wort  stimtnt  mit  ahd.  brechä,  mhd.  breche  etwas  brechendes,  Werkzeug 
zum  brechen,  mndl.  breke  bruch,  schwz.  breche  stürz  von  losgerissenem 
gesteine.  Man  vergleicht  auch  kymr.  brfeg  (m.)  bruch.  Dem  mhd.  bröchel 
(brecher)  entspricht  i^.  briccola,  sp.  brigola,  fr.  bricole  Steinschleuder, 
mauerbrecher. 

Bredouiller  stottern;  mulhmaßlich  vom  altfr.  bredir,  pr.  braidir 
singen,  schmettern  (von  vögeln),  vgl.  oben  braire. 

Bröhaigne  fr.  unfruchtbar  (von  menschen  und  thieren).  JEs  gibt 
verschiedene  formen.  Eine  uralte  ist  in  den  Livr.  d.  rois  p.  6.  350 
baraigne,  vom  weihe  oder  auch  von  Sachen  gebraucht :  la  baraigne  plasurs 
enfantad  'sterüis  peperit  plurimos* ;  hiemach  wäre  br^haigne  umgestellt 
aus  beraigne  und  h  nur  eingeschoben,  um  den  hiatus  zu  wahren.  Wallon. 
lautet  es  bronhagne,  metzisch  bereigne,  pic.  zsgz.  breine,  bürg,  braime 
u.  dgl.,  altengl.  barrayne,  rm^  barren;  5pan.  Urkunden  späterer  zeit  haben 


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ILc.   BRELAN-BRISER.  533 

brana.  Die  üäl.  spräche  hesüjst  bretto  unfrtichtbary  fmUhmaßlich  gane 
verschiedenes  Ursprungs.  HäU  man  sich  an  die  älteste  form  baraigne,  so 
Jcann  das  wort  abgeleitet  sein  aus  dem  alten  bar  mann  im  gegensate  eum 
weihe,  im  frühsten  mlatein  baras  neben  baro:  baraigne  wäre  alsdann  ein 
mannweib,  ein  unfruchtbares  weib.  Dieselbe  auffassung  begegnet  im 
gleichbed.  sp,  machorra  von  macho  mann,  im  pr,  toriga  von  tanr  stier, 
vgl,  lat,  tanra.  Gewöhnlich  erkennt  man  darin  das  bret.  br^c'han,  das 
den  übrigen  cell,  mundarten  abgeht  und  um  so  eher  ein  fremdUng  sein 
kann.—  Was  bedeutä  flauste  bröhaigne  bei  Roquefort  Poes,  frang.  p,  106  ? 

Brelan  fr.  ein  kartenspiel,  vb.  breiander.  Die  altfr.  form  ist 
brelenc,  berlenc  und  bedeutet  das  brett  zum  unirfelspiel:  un  beriefe 
aporte  et  trois  dez  FC.  III,  286,  troi  d^s  et  un  brelenc  IV,  44,  später 
auch  den  ort  des  Würfelspiels,  s.  Nicot  und  MSnage.  Es  ist  vom  dtsehen 
bretlin  brettchen,  oder  (besser)  bretling,  wie  J.  Grimm  bemerkt  (Haupts 
Ztschr.  I,  677).    Daher  sp.  berlanga  ein  glücksspiel. 

Br^me  fr.  ein  dem  karpfen  ähnlicher  fisch;  für  bresme,  vom  dtsehen 
brachsme,  in  Rheims  bräme,  neupr.  bramo. 

B r essin  /r.  seil  am  ende  der  segelstange,  um  sie  au  richten;  ndl. 
schwed.  bras,  engl,  brace,  nhd.  brasse,  aber  nicht  daher,  sondern  von  dem 
in  gleichem  sinne  gebrauchten  fr.  bras  arm,  da  diese  taue  gleich  armen 
herabhangen.  Bressin  tauschte  a  mit  e  vielleicht  eum  unterschiede  von 
brassin  gebräude. 

Bret  pr.  ^homo  linguae  impedUae*  GProv.  p.  50,  fr.  parier  bret 
oder  bretonner  stammeln,  eigentl.  bretonisch  d.  h.  für  einen  Franzosen 
unverständlich  reden:  ieu  ai  lengua  bretona  que  negus  hom  no  m*enten 
LR.  I,  440.  So  ist  dem  Spanier  vascuence  und  algarabia  verworrene 
rede,  und  ähnliches  findet  sich  auch  anderwärts. 

Brette  fr.  (f.). hieber,  vb.  bretailler;  vgl.  nord,  bredda  kurzes  messer 
oder  Säbel. 

Breuvage  fr.  trank;  umgestellt  aus  beuvrage  =  pr.  beuratge,  it. 
beveraggio,  von  boire,  lat.  bibere;  vb.  abreuver  für  abeuvrer  =  pr. 
abeurar.  Das  r  in  beurage  rechtfertigt  sich  aus  einer  vorausgegangenen 
Substantivbildung,  wie  etwa  pr.  biver  schenk^  beveria  eecherei. 

Brimborion  fr.  lappälie;  nach  Frisch  von  brimber  betteln  (s. 
bribe  L),  also  mit  anwendung  einer  halb  latdn.  endung  (brimborium). 

Brin  aÜfr.  gebrause,  lärm:  demainent  grant  brin  Sax.  II,  66,  vgl. 
I,  210,  Fer.  185'' .  186'';  wohl  vom  cdtn.  brim  brandung,  meeresbraus, 
wogegen  Gachet  auf  bruin,  bruine  verweist. 

Brin  d'estoc  fr.  springstock;  aus  dem  deutschen  worte. 

Briser  fr.,  pr.  brisar,  brizar  brechen,  serbrechen  (trans.^  auch  in- 
Irans,  für  se  briser,  se  brizar),  sbst.  fr.  bris  (m.)  bruch,  Schiffbruch, 
Schiffstrümmer,  pr.  briza,  lomb.  brisa  (pt accn^.  bris)  brosam,  brotkrümchen; 
esgs.  altfr.  d^briser,  pr.  desbrizar,  abrizar,  desabrizar  eertrümmem,  sbst. 
fr.  d^bris  (m.)  trümmcr;  abgel.  fr.  br^siller,  pr.  brezilhar  gerbröckeln, 
sbst.  fr.  in  Berry  br^silles  hoUstückchen.    Dieser  stamm  bris  erinnert  an 


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534  IL  c.  BRIVE— BROUtE. 

unser  deutsches  br^stan  (präs.  brista),  cdtn,  bresta,  schwed.  brista  atis- 
einander  brechen,  bersten;  aber  ihm  würde  eher  brisser  als  briser  ent- 
sprechen. Man  darf  ein  selbständiges  wort  darin  annehmen,  das  sich  a,  b. 
auch  im  gael.  bris  brechen,  sbst.  bris  bruch,  im  ndl.  brijzen  KU.  und 
brijzelen  jgertrümmem  ai4sspricfu.  Genau  mit  dem  buchstaben,  minder 
genau  mit  dem  begriffe,  stimmt  das  bereits  von  den  äUcm  etymclogen 
hiereu  angeführte  hispanische,  schwerlich  aus  dem  allerdings  gleichbed. 
gr.  ßQVT€a  geformte  brisa  weintrester,  s.  II.  b,  dem  sich  das  ndai.  bei 
dem  scholiasten  Comutus  vorJcotnmende  brisare  auspressen  anhängt;  doch 
vermittelt  das  bret.  bresa  Berhnittem,  pressen,  stampfen  einigermaßen  die 
bedeutungen  von  briser  und  brisare  (s.  Diefenbachs  Orig.  europ.  p.  273), 
Sollte  dieses  span.  brisa  das  urwort  sein,  so  ist  es  bemerkenswerth,  daß  es 
der  Südwesten  nicht  zu  weiteren  büdungen  benutet  hat:  das  sp.  brizna 
Splitter  e.  b.  ist  schwerlich  dahin  eu  rechnen.  Im  it.  bricia,  briciola, 
briciolo  darf  bei  der  nicht  gane  seltenen  ausartung  des  s  in  c  (cacire 
für  cusire  cet.)  eine  abweichung  vom  lomb.  brisa  angenommen  werden: 
das  altn.  britia  eerstückeln  wäre  ein  eu  weit  hergeholtes  etymon.  Prov. 
briga,  lomb.  brica  s.  v.  a.  briza,  vb.  npf\  esbrigä  s,v.  a.  brizar  scheinen 
eum  deutschen  brechen  eu  gehören,  vgl.  thl.  I.  bricco  (1). 

Brive  fr.  wird  in  einigen  franz.  Wörterbüchern  als  ein  aus  dem 
celtischen  gekommenes  wort  mit  der  bed.  brücke  aufgeführt,  das  celt.  briva, 
bria  aber  in  verschiedenen  städtenamen,  e.  b.  in  dem  alten  namen  von 
Amiens  Samaro-briva  (Sommebrücke),  nachgeunesen.  Ät4S  der  mundart 
von  Dauphini  hat  man  ein  gleichlautendes  briva  mit  der  bed.  weg,  straße, 
wofür  auch  brio  gesagt  wird,  angemerkt:  dies  könnte  allerdings  ceUisch 
sein,  kymr.  briw  bruch,  vgl.  die  bedd,  bruch  und  straße  im  altfr.  briste 
und  neufr.  roate. 

Brechet  fr.  hecht;  eigentl.  kleiner  spieß,  von  breche  (s.  brocco  I.) 
wegen  seines  spiteen  maules,  ebenso  heißt  engl,  pike  spieß  und  hecht,  fr. 
bequet  schnabel  und  hecht,  vgl.  auch  fr.  lanceron  junger  hecht,  von  lance. 
Buchstäblich  dasselbe  wort  ist  it.  brocchetto  kleiner  ast. 

Broigne,  brunie  altfr,,  hronhs^  pr.  paneer,  broyna  noch  in  einem 
gedieht  vom  j,  1433  s.  Jogas  dd  gai  säber  p.  258,  mlat.  brugna  in  einer 
Urkunde  vom  j.  813 ;  vom  gleichbed.  goth.  brunjö,  ahd.  branjä,  altn.  brjBJa, 
dies  von  brinnan  brennen,  gläneen  Grimm  III,  446,  Die  roman.  nach- 
bildung  ist  so  genau,  daß  sie  selbst  das  ableitende  j  der  ausspräche  nach 
(phonetisch)  bewährt  hat:  tei  cuvenist  helme  e  brunie  a  porter -4?ea».  S3. 
Bas  schöne  wort  hat  sich  nur  im  nordischen  erhalten. 

Bronde  ältfr.,  piem.  bronda  zweig^  occit.  broundo  reishole,  daher 
pr.  brondel;  brondill  eweiglein. 

Bronailles  fr.  eingeweide  der  fische  und  vögel,  buchstäblich  das 
wort  der  Isid.  glossen  bnrbalia  ^intestina\  seinem  Ursprünge  nach  schwer 
eu  beurtheüen,  S.  Biefenbachs  Cdt,  I,  200.  Nicht  eu  übersehen  ist  dabei 
das  mit  bronailles  gleichbedeutende  altfr,  brenilles  (eweisüb.). 

Bronze  fr.  nebet;  eine  participiälbüdung  wie  gnil^,  gel4e  oder  sp. 


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II.C.   BROUÜl-ßRUINE.  585 

nevada,  von  unentschiedener  herkunß,  docH  weder  aus  latein.  noch  cdt 
wurjsd.  Die  picard.  mundart  leitete  aus  demselben  stamme  broaache 
feiner  regen,  die  von  Berry  brouasser  fein  regnen,  rieseln;  statt  brou^e 
aber  spricht  die  letjstere  mundart^  vielleicht  nur  durch  einschiebung,  ber- 
rou6e.  Von  bruine  scheidet  es  sich  durch  seinen  stammvocal,  stimmt  aber 
in  dieser  rücTcsicht  eum  synonymen  broaillard.  Man  darf  erinnern  an 
ags.  brodh  (für  bradh)  duft,  und  an  mhd.  brod-em  {ßr  bradem); 
broaillard  unirde  alsdann  eu  brodel,  bmdel  aufsteigender  dampf  Frisch 
/,  14P  gestellt  werden  dürfen. 

Bronir  /r.  verirennen,  von  der  sonne,  altfr.  auch  vom  feuer,  le  feu 
i  boutent  e  trestout  Tont  bruY  Oar.  I,  210;  vom  mhd.  brttejen,  ndl. 
broeijen  erhüeen,  anbrennen,  nhd.  brühen.  Dasselbe  bedeutet  piem.  bro6, 
brove,  von.  broare,  mail.  sbrojä.  Merkwürdig  ist  das  gleichbed.  neupr, 
braonzf  =  branzir,  dofi  sich  ßu  broair  eu  verhalten  scheint  wie  auzir  zu 
onir,  jaazir  zu  jouir,  blanzir  eu  blouir,  und  also  einen  stamm  braud  oder 
braut  in  anspruch  nimmt. 

Broaques  pic.  hosen;  vom  ndl.  broek  =  ahd.  bruoch.  Von  der 
jsss.  theoh-bruoch  Graff  111,  27ß  bewahren  nur  die  Cass.  glossen  eine 
roman.  nachbüdung,  s.  Altromanische  glossare  107. 

Bra  ^n  heidekraut  (nur  der  nom.  bms  ist  vorhanden),  occit.  maü. 
brug,  gen.  hrngo;  von  kymr.  hrwg  waid,  Strauch,  bret.hrtLg  so  wie  schweiß. 
bröch  heidekraut.  Meher  auch  broia  ^uiva  marinem  in  den  Isid.  glossen? 
Abgeleitet  fr.  bruyöre,  das  sich  im  cot.  brugaera,  maü.  brughiera  uneder- 
hoU,  aUfr.  brueroi.     Vgl.  Diefenbachs  Cdt.  I,  216. 

Bru  fr.,  in  der  alten  spräche  bruy,  Schwiegertochter,  beUe-fiUe.  Es 
ist  deutscher  herkunft:  goth.  brnths,  ahd.  mhd.  brflt,  nhd.  braut,  alts. 
brfld,  ndl.  bruid,  ags,  bryd,  engl,  bride,  altn.  brädhr,  schwed.  brad,  die 
verlobte  kurz  vor  der  hocheeit  oder  die  neuvermählte.  Im  goth.  jedoch 
hat  das  (nur  in  einer  stelle  begegnende)  wort  dieselbe  bedeutung  wie  im 
franz.,  wobei  es  unentschieden  bleibt,  ob  sich  letztere  daraus  herleite  oder 
ob  sie  sich  unabhängig  aus  der  gemeindeutschen  entwickelt  habe.  Bemerkens- 
werth  ist  dabei,  daß  auch  dem  churw.  brütt  nur  der  goth.  begriff  zusteht. 
Bru  i^  übrigens  das  einzige  deutsche  verwandtschaflswort,  das  in  einer 
roman.  Schriftsprache  platz  gefunden.  Die  norm,  und  champ.  mundart 
bewahren  auch  noch  die  zss.  bru-man  neuvermählter,  aus  dem  altn.  brädh- 
mannr  {üblich  brüdh-madhr)  hochzeitsgast,  schwed.  brad-man  brautführer, 
die  also  ungefähr  in  den  sinn  von  brüdh-gami  =  bräntigam  ausge- 
wichen sind. 

Brnc  pr.  rümpf:  aqni  lor  an  las  testas  del  bruc  cebradas6^i{o^^.; 
stimmt  zum  ahd.  brüh,  nhd.  brach  fragmen.  Gleichbed.  ist  brut:  ac  long 
e  plenier  lo  brut  Fer.  980,  welches,  wenn  es  nicht  eine  kleine  abweichung 
ist  von  bruc,  auf  das  ahd.  brüht  fractio  zurückgeführt  werden  dürfte. 

Bruine  fr.,  bruina  pr.  feiner  kalter  regen,  vb.  fr.  bruiner.  Wie 
nah  atich  lat.  pruina  (re^)  zu  liegen  scheint,  so  ist  doch  der  übertritt  der 
anlautenden  lippentenuis  in  die  media  im  franz.  etwas  so  ungewöhnliches. 


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536  ILc.   BRÜISEfe-CABELUU. 

daß  fnany  auch  wenn  die  begriffe  noch  besser  stimmten^  a/uf  diese  äymo- 
logie  vernichten  muß.  Das  wart  ist  ein  achtes  product  der  nordwestlichen 
spräche,  die  das  suffix  ina  mehrfach  auf  naturereignisse  anwendet:  so 
pr,  calina  hitge,  plovina  regen  u.  dgl.j  die  umreel  aber  ist  uns  verborgen, 
denn  auf  brugir,  bruir  (rauschen^  sumsen)  kann  nur  eine  entfernte  ver- 
muthung  fallen,  wiewohl  die  pr.  formen  bruzina  und  bruzir  £fusammen' 
treffen  und  champ.  bruire  die  doppelte  bed.  hat  brausen  und  nebeln.  Vgl. 
auch  Grrandgagnage  v.  brouhene. 

Bruiser,  bruser  altfr,  zerschmettern,  zertrümmern  e,  b.  lanzenBen. 
I,  159.  214.  II,  33,  G.  Gaimar  p.  26;  esgs.  combmisser  s.  Livr.  d.  rois 
p.CXVllI,  debruisier  TJFV.  33«,  LR  II,  261",  wo  auch  ein  altsp.  9^yTVL%B.r 
verzeichnet  steht.  In  diesem  sehr  üblichen  auch  zu  Zusammensetzungen 
benutzten  worte  ist  vielleicht  das  gleichbed.  ahd.  brochisön  anzunehmen; 
man  vgl.  auch  engl,  bruise,  das  auf  ags.  brysan  zurückgeleitet  wird. 
Geltische  verwandte  s.  bei  Diefenbach,  Goth.  wb.  I,  321. 

Buquer  fr.  vrlt.  anklopfen;  vom  ndl.  beuken. 

B  u  r  thorm.  wohnung,  altfr.  buron  hütte; .  vom  ahd.  bür  haius,  wohn- 
Stätte,  nhd.  bauer.    S.  Grandgagnage  va  baur. 

Buse  fr.  (f)  eine  geringe  fäikenart,  auch  basart,  pr.  bazac,  it. 
bozzago,  abuzzago  =  lat.  buteo.  Daher  auch  die  deutschen  Wörter 
buse,  bufshart. 

Busse,  buse,  buce  aitfr.  ein  größeres  fahr  zeug,  mlat.  (um  1080) 
bucia,  (um  1110)  buza,  masc.  pr.  bus,  dltsp.  buzo  ein  ruderschiff,  vgl. 
ags.  butse  in  butse-carlas  schiffleute  {bei  Lye,  s.  auch  Ducange  v.  bus- 
carla),  engl,  bufs,  ndl.  buise  fischerboot,  aUn.  büssa;  von  bntta,  buttis, 
nach  Ducange  u.  a. 


c. 

Caab  1  e,  chaable  altfr.  ein  schweres  umrfgeschütz  steine  zu  schleudern 
Hol.  u.  s.  m;.,  syncopiert  aus  cadable,  in  späterem  ndatein  cbadabnla. 
Dieselbe  sache  heißt  pr.  calabre,  worin  d  mit  1  vertauscht  UHird,  so 
auch  aUsp.  calabre  Conq.  Ultram,  Das  altfr.  wort  bedeutet  auch  das 
niederwerfen  auf  den  boden  so  wie  den  niedergeworfenen  bäum,  die  ab- 
geschlagenen  äste,  vgl.  cables  ou  arbres  abbatus  (vom  j.  1402),  le  bois 
nomm^  caables  qui  chiet  par  avanture  (1411),  s.  Carpentier.  Daher 
sowohl  neufr.  accabler  zu  boden  schlagen  oder  drücken,  wie  chablis 
toindbruch  in  wäldem.  Form  und  begriff  von  caable  leiten  auf  gr.  nata- 
ßoXrj  niederwerf ung,  Zerstörung. 

Cabeliau  fr.  ein  fisch  der  nördlichen  meere;  zunächst  vom  ndl. 
kabeljaauw,  woraus  auch  durch  Umstellung,  vielleicht  mit  rücksicht  auf 
baculus  stock,  das  sp.  bacalao,  bask.  bacailaba,  venez.  piem.  bacalä 
Stockfisch  (getrockneter  kdbliau)  hervorgegangen  scheint,  doch  ist  die  form 
at4ch  nddeutsch  (bakkeljau). 


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ILc.   CABESTAN-CAHIER.  537 

Gabe  st  an  fr.  (m,)  schiff swinde  das  ankertau  a/uf-  und  ahjmunckeln, 
engl,  capstan;  aus  dem  sp.  cabr-estante  d.  i.  stehendes  hebcaeug  (Wedg- 
wood,  vgl.  E.  Müller). 

Cabrer  /r.,  cabri  neupr.  (nur  reflexiv  %e  cabrer  cä.)  sich  bäumen; 
von  caper  bockj  einer  üblichen  Stellung  dieses  thieres  entnommen. 

Cabus  fr.  in  chou-cabus  kopfkohl;  =  it.  capaccio  köpfchen,  von 
capat;  nhd.  kapp^s,  russ.  kapnsta  cet. 

Gadeaa  fr.  schnörkd  der  schönschreiher,  zierathy  vb.  cadeler  vrlt. 
schnorkdn;  von  catellns  dimin.  von  catena,  vgl.  it.  catenella  kettenförmige 
Stickerei. 

Cadet  fr.  adj.  der  jüngste  unter  geschwistem;  von  capitettam, 
roman.  dimin,  von  caput,  also  häuptchen,  junges  haupt. 

Ca  dran  fr.,  qnadran  pr.  Sonnenuhr;  von  qnadrans,  it.  sp.  qua- 
drante  astronomisches  instrument. 

Cagot  /r.  scheinheilig.  Dieses  wort,  das  in  der  bemerkten  bedeu- 
tung  nicht  vor  dem  16.  jh.  vorkommen  soll,  wird  mit  dem  gleichlautenden 
fUxmen  einer  in  Beam  und  angränjfenden  landestheilen  zerstreuten  race 
oder  caste  für  identisch  gehalten.  Nach  Aguitanien  geflüchtete  Gothen 
und  Araber  erhielten  von  Karl  Martell  und  dessen  nachfolgem  schütz 
und  freiheiten,  gedien  aber  bei  den  einwohnem  für  Ärianer  und  aussätzige 
und  wurden  von  ihnen  mit  dem  Schimpfnamen  cagots  d.  i.  canes  Gothi 
belegt.  S.  Michel,  Eist,  des  races  maudites  I,  284.  Etymologisch  ist 
gegen  diese  ziemlich  alte  erklärung  nichts  einzuwenden :  pr.  ca  hund,  Got 
Gothe.  Die  neue  bedeutung  würde  sich  also  wohl  in  der  art  aus  der 
alten  entwickelt  haben,  daß  man  sich  unter  cagot  einen  menschen  dachte, 
der  gegen  seine  Überzeugung  die  katholischen  kirchengebräuche  mitmachte; 
ebenso  ist  cafard  eigentl.  ungläubig,  demnächst  scheinheilig  (s.  cafre  IL  b). 
Wie  man  übrigens  in  Südfrankreich  die  von  dem  Spanier  so  hoch  geach- 
teten Gothen  mit  den  Sarazenen  vermengte,  zeigt  der  schon  oben  s.  420 
angeführte  vers  eines  troubadours:  Masmutz,  Maars,  Götz  e  Barbaris. 
Frisch  I,  362^  deutet  das  wort  aus  dem  pr.  cap  und  dem  dtschen  gott: 
cap-got,  ca-got  wäre  eine  betheurung  *bei  dem  haupte  gottes\  womit  man 
die  heuchler  benannt  habe. 

Gabi  er  fr.  heft  papier.  Denkt  man  sich  cayer  (so  schrieb  man 
ehemals)  aus  pic.  coyer  (quoyer  HScart)  abgeändert  wie  frayeur  aus 
froyeur,  so  kann  es  aus  codicarium,  von  codex,  zusammengezogen  sein, 
und  dieses  wort  kennt  selbst  der  Lateiner,  wenn  auch  in  anderer  bedeu- 
tung. Schon  Nicot  bemerkt:  cayer  semble  qu'il  vienne  de  codex, 
ponrtant  les  Picards  äient  coyed,  et  semble. qne  le  Fran^ois  debvroit 
dire  cayed.  Aber  besser  deutet  Mahn  (p.  122):  cahier,  in  älterer 
Schreibung  quayer,  ist  das  pr.  cazern  d.  h.  cadem  =  it.  qnademo:  d 
schwand  und  in  die  lücke  trat  y  (i)  ein,  ebenso  schwand  das  auslautende 
n,  wie  dies  nach  r  zu  geschehen  pflegt.  —  Ducange  und  andre  erklärten 
cabier  aus  qnatemio,  das  im  mlatein  vier  zusammengehörige  blätter  be- 
deutet, allein  quatemio  hätte,  wie  der  Krit.  anhang  p.  8  berechnet,  hoch- 


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538  ILe.   CAHUTE-CALANDRE. 

stens  cargnon  gd)en  können.  Dies  war  ungefähr  getroffen,  es  hfnßt  c ar- 
tig non,  der  anhang  zu  Boquefort  kennt  es  {s.  carreignon),  übersetzt  es 
aber  mit  scel  (siegel)y  dagegen  liest  man  Gar.  II,  124  furent  li  carignon 
escrit  et  seelez  'die  bogen  fvurden  geschrieben  und  gesiegdt\  qnaregnon 
steht  Alex.  64^  17.      • 

Cahute  fr.  baracke^  altfr.  chahute  und  cahuette.  Das  wort  hat 
das  ansehen  einer  Zusammensetzung.  Ihr  erster  theil  ist  ^icht  ganz  sicher y 
wahrscheinlich  aber  das  deutsche  kaue  d.  i.  käfig,  behaltnis;  der  zweite 
offenbar  das  im  franz.  vorhandene  deutsche  htttte,  zusammengenommen  eine 
enge,  schlechte  hätte.  Da  kaue  (vom  lat.  cavea)  im  franz.,  worin  es  äwa 
choe  oder  choue  gelautet  haben  würde,  nicht  vorkotnmt,  so  daif  man  an- 
nehmen, daß  das  compositum  im  deutscJten  bereits  vorlag.  Cahuette  muß 
eine  diminutivform  sein  für  cahutette  und  sich  verhalten  wie  serviette  für 
servitette.    Das  fr.  cajute  stammt  aus  dem  ndl.  cajuit 

Caillou  fr.j  altfr.  caillaa  Fier.  96,  7,  noch  jetzt  pic.  calian,  dsgl. 
caliel  ChCyg.  s.  Gachä,  cailleu  Fier.  167,  10  und  so  caillex  DMce. 
216, 14.  304,  29,  pr.  calhan,  occU.  caian  (caYaou)  kieset,  daher pg.  calhao. 
Die  endung  schwankt  zwischen  on,  au,  el,  eu.  In  solchen  fällen  gibt  die 
prov.  mundart  gewöhnlich  den  ausscMag :  das  sufßx  au  =  fr.  ovl  ist  = 
lat.  Ksr,  une  in  Anjau  Anjou,  Peitau  Poitou,  allein  das  pr.  calbau  (im 
Elucid.)  ist  wenig  üblich  und  scheint  entlehnt,  der  eigentlich  prov.  noch 
jetzt  gültige  ausdruck  ist  codol.  Ganz  klar  und  verständlich  ist  das 
sufßx  ou  in  der  form  caillou:  es  muß  dasselbe  sein  une  in  genou,  verron 
=  altfr.  genoil,  verroll,  das  abgefallene  1  erhielt  sich  im  diminutiv  cail- 
loul-et  (-ez  DMce.  U,  1).  Als  primitiv  zu  allen  bemerkten  bildungen  ist 
cail  anzuerkennen,  caille  gleichbed.  besitzt  Berry.  Die  form  betrachtet, 
leitet  ersteres  auf  coagulum  wie  cailler  auf  coagulare:  stützt  man  sich  auf 
Grimms  deutung  von  kiesel  aus  einem  unvorhandenen  vb.  kisan  gerinnen, 
so  daß  der  kiesel  ein  aus  scmd  oder  kies  zusammengeronnener  oder  gebil- 
deter stein  wäre  (Haupts  Ztschr.  VII,  469),  so  hat  man  einen  analogen 
fall.  Aber  wenn  die  darin  waltende  naturanschauung  auch  für  das  deutsche 
angenommen  werden  dürfte,  so  ist  dies  für  eine  neuere  spräche,  welcher 
andre  quellen  zu  geböte  standen,  weit  gewagter.  Das  franz.  wort  lautet 
wallon.  caiau,  dimin.  caiewai,  bei  welcJtem  Grandgagnage  I,  93  au(  das 
gleichbed.  ndl.  kai,  kei  hinweist;  was  aber  diesem  etymon  fehlt,  ist  der 
dem  erweichten  1  des  abbüdes  genügende  buchstabe.  Ein  lat.  wort  von 
ähnlichem  klänge  ist  calculus  calclus  steinchen:  hieraus,  freilich  mit  einem 
den  franz.  bildungsgesetzen  wenig  erdsprechenden  verschunnden  des  l, 
caclus,  endlich  cail,  w(^ür,  chail  zu  erwarten  war,  Sioch  stellt  chaillo  Bert, 
p.  48,  chaillou  Gayd.  p.  161,  chaillot  Chev.  au  lyon  p.  1371  Die  natio- 
nalität  dieses  etymons  muß  das  mangelhafte  der  form  aufwiegen.  Aber 
hier  noch  die  frage:  wie  ist  das  mit  caillou  ganz  gleichbed.  kymr.  cellt 
nebst  callestr  zu  beurtheüen? 

Calandre  fr.  walze;  von  cylindrus  (xvliyÖQog).  Da  nämlich  y 
nicht  selten  wie  u  oder  etwa  ü  latUete,  so  konnte  auch  das  vorhergehende 


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II.  c.   CALUC—CAROLE.  539 

c  seine  gutturale  ausspräche  behaupten^  wie  dies  in  coing  tlvöioviov  ge- 
schah: calandre  ist  also  im  gründe  aus  colandre  abgeändert. 

Calnc  pr.  ^curtum  habens  visutn  GProv.  p.  67,  auch  Br.  Am.  J,  173. 
JEs  ist  vom  it.  calnco  £fu  trennen,  und  könnte  eine  Musammenseteung  sein 
ca-luc.  Dieses  ca  eeigt  nämlich  auch  calorgne  in  dermundart  von  Haut- 
Maine,  das  der  bedeutung  von  borgne  entspricht,  aber  wie  erJclärt  es  sich? 

Cambrer  fr.,  neupr.  cambrä  bogenßrmig  krümmen:  von  camerare 
wölben,  einen  bogen  formen. 

Canapsa/r.  ranzen  ßr  speisen  (kein  altes  wort);  vom  dtschen 
knappsack,  dies  von  knappen  essen,  kauen. 

Cane  altfr.  (f.)  schiff,  nfr.  canot  kleines  fahrzeug;  dsgl.  nfr.  cane 
(f.),  altfr.  canote  ente,  nfr.  canard  enterich,  auch  wasserhund.  Man  sieht, 
daß  schiff  und  ente,  beide  als  Schwimmer  gedacht,  in  derselben  bezeichnung 
gusammenfallen.  Die  Urbedeutung  aber  ist  die  erstere,  denn  das  wort 
weist  nicht  auf  lat.  canna  röhr,  gondel,  das  mit  canne  (dim.  canette  kann- 
chen)  ausgedrückt  unrd,  sondern  auf  ndl.  kaan  (f.)  =  nhd.  kahn. 

Canif  fr.  federmesser;  vom  altn.  kntfr,  ags.  cntf  =  nhd.  kneip, 
knei£  Dimin.  ganivet  (vrlt.),  altfr.  cnivet  Trist.  II,  127,  pr.  canivet, 
daher  entlehnt  ältsp.  caüivete,  pg.  caniyete. 

Capre  fr.  freibeuter,  freibeuterschiff.  Aus  cap  vor  gebirg,  weil  sich 
solche  schiffe  dahinter  versteckten  (Frisch  I,  164^),  kann  es  nickt  abge- 
leitet sein.  Es  ist  das  ndl.  kaper,  vom  vb.  kapen  ratiben,  entwenden, 
freibeuterei  treiben;  dies  aus  dem  laU.  icapere? 

Caqner  /r.  heringe  ausweiden  und  einpökeln,  oaqne  heringstonne; 
vom  ndl.  vb.  kaecken  eigentl.  die  kiefern  (kaecken)  ausschneiden,  s.  Küian. 

Carcan  /r.  pr.  halsband,  halseisen,  engl,  carcanet  HaUiw.  Es  hat 
seine  quelle  weder  im  gr.  xagxivog  krebs,  aange,  noch  im  dtschen  kragen, 
welches  altfr.  eher  craon,  nfr.  cran  ergeben  haben  würde.  Besser  stimmt 
dazu  ahd.  qnerca,  aitn.  qverk  gurgd,  hals.  Das  suffix  ist  ant,  daher  die 
altfr.  formen  charchant,  cherchant,  ndl.  karkant,  seine  anwendung  aber 
auf  ein  wort  wie  das  gegenwärtige  ist  ungewöhnlich. 

Garillon  fr.  glockenspid;  nach  Menage  ehemals  aus  vier  glocken 
bestehend,  gleichsam  qnadrilio. 

Garne  fr.  (f.)  winkd,  ecke.  Altfr.  carne  bedeutet  thürangd,  von 
cardo  cardinis,  doAer  nfr.  charni^re  gewinde,  gewerbe,  beide  bedeutun- 
gen  z.  b.  auch  im  gr.  ytyyXv^iog. 

Garole,  qnerole  altfr.  eine  art  des  tanzes,  dwa  reihentanz,  caroler 
den  reihen  tanzen,  pr.  carolar  GO.  Man  faßte  sich  dabei  an  den  händen, 
z.  b.  as  mains  se  tiennent  li  baron  alos^  tont  antresi  cnm  aient  carol6 
Gayd.  p.  68,  7.  Frankreich  war  die  eigentliche  heimath  dieser  bdustigung, 
deren  die  poesie  häufig  erwähnt  und  ihr  selbst  eine  eigne  liedergattung, 
chanson  de  carole,  dankte  oder  widmde;  man  sehe  Ferd.  Wolf  Lais 
p.  186.  Nach  Italien  und  England  gieng  sache  und  wort  über:  it.  carola, 
carolare,  engl,  carol  gesang,  ursprüngl.  tanz  (so  goih.  laiks  tanz,  ahd. 
leih  ^el,  gesang),  kymr.  carol   (nach  Owen  von  cftr  freund).    Die  hier 


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540  n.c.  CARREFOUR-CERCEAU. 

in  erwägung  kommenden  stam^nwörter  lauten  sämmtlich  mit  co  statt  mit 
ca  an,  doch  ist  ein  tausch  des  o  gegen  a  in  tonloser  sUbe  einzuräumen 
(entsprechende  faUe  sind  unter  cammeo  /.  namhaft  gemacht  worden);  auch 
scheint  auf  eine  ältere  gesehumndene  form  corole  das  bret,  koralla  tanzen^ 
Jcymr.  coroli,  vielleicht  amh  gad,  coirioU  jsu  weisen^  ja  ein  troubadour 
hat  corola  (qu'ieu  fai  ja  de  lor  corola,  var.  escola)  M.  782,  2,  und  Uc 
Faidü  coTolar  vel  coreiar  ^coreas  ducere  GProv.  29.  Diese  Wörter  sind 
coroUa,  chorus,  chorea,  choraula.  CoroUa  paßt  von  Seiten  der  form,  nicht 
des  begriff  es:  kränze  trugen  wohl  die  JRömer  bei  lustbarkeiten,  aber  einen 
reigen  darum  einen  kränz  zu  nennen,  wäre  eine  starke  Übertragung.  Auch 
in  der  bed.  kreiß  von  menschen  paßt  es  schlecht,  da  hierunter  nur  Zu- 
schauer oder  Zuhörer  verstanden  sind.  Die  bedeutung  der  beiden  folgen- 
den Wörter,  tanz  mit  gesang,  trifft  genau  zu;  nur  müßte  sich  in  chorulas 
das  genus  geändert  und  in  choreola  das  ableitende  e  venvischt  haben. 
Am  sichersten  geht  man,  was  die  form  anlangt,  mit  Wackemagel,  der  in 
caroler  ein  aus  choraula  gebildetes  verbum  annimmt  (coraalare  ^concui- 
care  treten,  daher  tanzen,  bei  Ugutio),  aus  diesem  verbum  das  sbst,  co- 
ranla,  carole  tanz,  saitenspiel  Dief.  Gloss.  lat.  germ.  150**. 

Carp  pr.  {fem.  carpa)  porös,  schwammicht,  nur  im  Elucidari,  auch 
neuprov.  nicht  vorhanden. 

Carrefour  fr.,  carreforc  pr.  kreuzweg;  gleichsam  quadrifurcum 
was.  viermal  eine  gäbet  bildet. 

Casnard  altfr.  Schmeichler  Roquef.  Sollte  das  wort  in  der  that, 
loie  Meyer,  Orot,  roman.  fragm.  ed.  ILp.  530,  meint,  das  von  Quintüian 
aufbehaltene  gallische  casnax  sein?  in  oratione  Labien!  (sive  illa  Cornelii 
Galli  est)  in  Pollionem  casnar  assectator  e  Gallia  ductnm  est  1,  5,  8. 
Unzwe^dhaft  wenigster^  ist  die  herleitung  nicht.  Die  altfranz.  spräche 
hat  die  neigung,  b  vor  n  oder  gn  einzuschieben,  so  daß  casnard  für  ca- 
nard  oder  cagnard  gelten  darf,  eagnard  ist  neuprov.  und  burgundisch, 
aber  auch  in  die  Akademie  aufgenommen,  und  heißt  tagedieb,  memme,  pic. 
cagne  träge,  schlaff,  in  Rheims  heißt  cagner  feige  sein.  Mit  anderm 
suffix  sagt  man  in  Berry  cagnaud  s.  v.  a.  casnard  und  diese  modification 
läßt  auf  einen  stamm  cagn,  lat.  canis  (vgl.  pr.  canha  hündin)  schließen. 
Der  name  des  hundes  wird  auch  sonst  zur  bezeichnung  übler  eigenschaften 
benutzt,  üebrigens  erblickt  Aufrecht  in  casnar  eine  ableitung  aus  lat.  casnus 
d.  t.  canus  vermittelst  des  Suffixes  äri,  Zeitschr.  f.  vergl.  sprachf.  II,  152. 

Ceindre  fr.  gürten;  vofi  cingere. 

C^ladon  fr.  eine  meergrüne  färbe;  so  genannt  mit  dem  namen 
eines  schäfers  in  D'Urfe's  Asträa  (1610):  die  schäfer  nämlich  dachte  man 
sich  grün  gekleidet. 

Cenelle  fr.  beere  der  Stechpalme;  abgekürzt  aus  coccinella  von 
coccina  für  coccum  Scharlachbeere,  wegen  der  ahnlichkeit  beider  fruchte.  So 
Menage  und  man  darf  beistimmen. 

Cerceau  fr.  reif,  ring,  altfr.  recercel^,  pr.  recercelat  geringelt;  von 
circalas,  circellas. 


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n.c.   CERCUEIL-CHALAND.  541 

Cercueil  fr.  {spr.  cerkeuil)  sarg,  Sarcophägalns,  stark  contrahierty 
ergäbe  immer  nur  sarfail,  darum  ist  die  herleitung  aus  dem  ahd.  sarc 
(von  sarcophagus)  richtiger,  das  mit  dem  sufßx  el  die  altfr.  formen  sar- 
qu-el,  sarqu-eu  Alexs.  117,  sarc-u  ergeben  konnte. 

Cers  pr.  cot.,  sp.  cierzo  nordunnd,  nordostwind;  vom  tat.  cercius, 
circius  nordwestmnd,  einem  im  narbonensischen  Gallien  gebrauchten  worte. 
S.  auch  Potts  Forsch.  U,  499,  Diefenbachs  Orig.  europ.  p.  290.  Ur- 
kunden aus  Südfrankreich  braucJien  es  genau  für  occident,  e.  b.  de  parte 
orientis,  meridiei,  contra  circio,  contra  aqnilone,  d.  i.  gegen  ost,  süd, 
west,  nord  HLang.  II,  num.  21  (v.  j.  898).  Covarruvias  leüet  auch  sp. 
cecfna  gedörrtes  fleisch  und  cecial  Stockfisch  (für  cercina,  cercial)  da- 
her,  weil  beides  an  diesem  trocknen  winde  gedörrt  werde:  aus  siccns  konnte 
wenigstens  das  leisrtere  nicht  entstellen. 

Chabot  fr.  ein  fisch,  kaülkopf  pg.  caboz;  von  capnt  wegen  des 
dicken  kopfes,  vgl.  lat.  capito,  gr.  Tuqwclog  großkopf  ein  fisch. 

Chabraque  fr.  Pferdedecke;  ein  neueres  wort,  nebst  dem  detUschen 
Schabracke  aus  dem  türk.  tschäpräk  (Do^y  Oosterlingen). 

Chacal  fr.,  auch  jachal,  sp.  chacal  (Oblicher  2^\Y2^  II.  b)  goldwolf 
canis  aureus;  aus  pers.  schigala. 

Chagrin  />.  gram,  kummer.  Dieses  wort,  das  dem  12.  und  13.  jh. 
noch  fremd  scJieint,  ist  sicher  identisch  mit  chagrin  d.  i.  ein  rauhes  mit 
Senfkörnern  gepreßtes  leder,  i^.  zigrino,  ven.  romagn.  sagrin,  ndl.  segrein, 
schon  mhd.  zager  s.  Müller  im  wb.  III,  840;  mit  MSnage  vom  türk. 
z&gri  rücken  oder  krews,  weil  es  von  dem  kreuze  des  esels  oder  maulthieres 
genommen  werde,  dies  aus  pers.  sägart  gleichbed.;  die  Araber  nennen  es 
zargab  Freyt.  II,  232^.  Da  man  nun  diese  oder  eigentlich  die  ähnlich 
beschaffene  haut  eines  seethieres  auch  eu  reibeisen  oder  feilen  benutete,  so 
ward  chagrin  ein  nicht  unpassender  ausdruck  für  nagenden  kummer,  wie 
das  it.  lima  (feile)  ähnlichen  sinn  vertritt.  Daher  bedeutet  in  der  genues. 
mtmdart  sagrinä  nagen,  sagrinäse  sich  veraehren  vor  aom  u.  dgl. 

Chaire  /r.  lehr  stuhl,  ka^eel,  pr.  cadeira,  dUfr.  chayere  überh.  stuhi, 
Sessel,  und  so  in  den  mundarten;  von  cathedra,  daher  auch  altsp.  cat. 
bask.  cadira,  piem.  comask.  cadr^ga  in  der  altfr.  bedeutung. 

Chaise  fr.  stuJd,  halbkutsche.  Die  ältesten  gedruckten  Wörterbücher 
kennen  chaise  noch  nicht,  und  so  muß  man  es  mit  Menage  für  eine  etwa 
im  pariser  dialecte  vor  sich  gegangene  abänderung  von  chaire  halten,  s. 
oben  besicle;  auch  die  älteste  franjs.  grammatik,  von  Pcisgrave  1630,  rügt  y 
ch^ze  für  chaere  als  einen  fehler  der  pariser  ausspräche,  man  sehe  Weg, 
Eist,  des  rivd.  du  langage  p.  264,  LiUre,  Eist.  d.  l.  l.  fr.  II,  115.  Besäße 
es  die  alte  spräche,  so  wäre  freilich  das  lat.  capsa  kutschkasten  (Paulus  aus 
Festus)  in  erwägung  eu  eiehen. 

Ghaland  /r.  plattes  boot  zum  waarentransport,  früher  auch  ein 
kriegsfahraeug,  altfr.  kaland,  chalandre,  altcat.  xelandrin  Chr.  WEsd. 
689^,  nüat.  chelandium,  chelinda,  zalandria,  mgr.  yislavöiov.  Diese  art 
von  schiffen  war  besonders  bei  den  Byzantinern  Üblich  (Ducange  s.  v.  che- 


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542  ILc.   CHALONGE-CHAORCm. 

landinm),  vieUeicJU  entstdU  aus  x^^vÖQog  wasserschiUOcrote,  wasserschlange. 
Sofern  unier  chaland,  sp.  calan,  eine  persauj  der  künde  des  kaufmanneSj 
verstanden  udrd,  ist  es  schwerlich  ein  anderes  wort:  man  verglich  ihn  mit 
dem  die  waaren  abholenden  boot,  vgl.  barguigner  von  barca.  Dagegen 
leitet  es  Caseneuve  aus  qsAo  packknechtj  in  beeiehung  auf  eine  steile  bei 
Papias  calones  ^negotiaioreSy  naviculae\ 

Ghalonge,  chalenge  altfr.j  calonja  pr.  läugnung^  bestreUung  eines 
anspruchSy  vb.  chalongier,  calonjar,  gleichbed.  altsp.  calofia,  caloüar  (pora 
oaloniar  el  taerto  Cal.  i  D.  pSl^Jj  engl,  challenge;  von  oalamnia  fcÄsche 
beschtddigung^  diicane. 

Ghaloupe  /r.,  daher  sp.  chalnpa,  ü.  scialappa,  ein  kleines  fahr- 
zeug  jmm  rudern,  das  gewöhnlich  einem  großen  schiffe  anhängt.  Gleicher 
bedeutung  ist  ndl.  sloep  (f.),  engl,  sloop,  schwed.  slup  (m.),  und  hieraus 
könnte  das  franz.  wort  entstdU  sein^  dessen  regelrechte  form  selonpe  oder 
auch  salonpe  wäre;  das  engl,  shallop  leiten  die  einheimischen  etymologen 
selbst^  und  wohl  mit  recht j  aus  chaloape.  Zu  vergleichen  ist  für  das 
letztere  auch  aUfr.  escalope  Schneckenhaus  Euteb.  Ily  215,  nach  Chevaüet 
I,  423  vom  ndl.  soholp  muschelschcde:  daß  sich  die  bedd.  muschel  und  schiff 
berühren,  ist  bekannt. 

Chalnmeaa  für  chalemean^  dtt  chalemel,  pr.  caramel,  sp.  cara- 
millo  rohrpfeife,  schaimei;  von  calamas,  schon  in  den  Gasseier  glossen 
mit  1  calamel. 

Chamade  fr.  zeichen  durch  trommd  oder  trompete  zur  Übergabe 
einer  festung  an  den  feind;  vom  pg.  chamada  ruf,  dies  von  chamar  = 
lat.  clamare. 

Champignon  fr.  ein  eßbarer  schwamm;  eigentl.  fddschwamm,  von 
Campus,  agaricus  campestris  Linne,  it.  campignnolo. 

Chance  fr.  Würfelspiel,  glücksfaU,  dUfr.  cheance,  vom  vb.  cheoir,  lai. 
cadere,  fallen  (mit  beziehung  auf  den  würfet),  mhd.  schanze,  ital.  cadenza/f. 

Chancir  fr.  schimmeln;  von  canescere,  sp.  canecer.  Norm,  chanir 
von  canere.   AUfr.  cannir  grau  werden  DMce.  224, 15  gleichsam  canntire. 

Chantepleare  fr.  trichter  zum  durchseifyen,  früher  gießkanne;  von 
fr.  chanter  und  plenrer:  sie  singt  und  weint,  sie  macht,  tropfen  sprühend, 
ein  geräusch  (Menage).  Daß  die  gießkanne  singen  soll,  ist  etwas  umnder- 
lieh  und  es  liegt  in  chante  tcahrscheifdich  eine  umdeutung;  man  sehe  bei 
Frisch  und  Scheler.  Darnach  gebildet  it.  sp.  cant-implora  hüMgefäß 
(plorare  fehlt  hier). 

Chaorcinpr.  Wucherer,  mlat.  caorsinos,  catorcinos,  cawarsinns, 
dtsch.  kawartsch,  gawertsch,  kauwerz.  Die  herleitung  aus  dem  dtschen 
gan-tänscher  s.  v.  a.  landbetrüger  (Frisch  I,  605*^)  oder  aus  campsor 
Wechsler  (HiUlmanns  Städtewesen  II,  44)  ist  ohne  aUen  etymologischen 
werth:  das  wort  paßt  nur  zu  dem  völkemamen  cadarcinus,  pr.  caorcf, 
chaorcf  einwohner  von  Cahors,  und  so  verstand  es  bekanntlich  schon  Dante, 
indem  er  diese  Stadt  zum  sitz  des  wuchere  machte :  e  perö  lo  minor  giron 
snggella  del  segno  sno  e  Sodoma  e  Caorsa  Inf.  11,  49.  Nach  Ducange 


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II.C.    CHAPLER— CHAEIVAEI.  543 

aber  waren  die  cadarcini  italienische  kaufleute  eu  CahorSj  später  nach 
Montpellier  und  Nimes  versetzt.  Walsch  Tyröl  Tcermt  noch  jetzt  den  aus- 
druck  siori  (signori)  dal  caorz  arme  krämer  (bei  Azzolini). 

Chapler,  chapeler^  cheifloievaitfr.,  pr.  chaplar  Fer.  4146  einhauen, 
sbst.  pr.  chaple,  daher  altfr,  chapleYs,  pr.  chapladis  niederhauung;  von 
capalns  degengriff,  degen,  mlat.  capalare  abschneiden  L.  Sai.  und  Burg. 
Oder  ist  es  gleicher  herkunft  mit  dem  folgenden  u)orte? 

Chap aiser  ditfr.y  capnzar  pr.  abhauen,  zerhauen;  sbst.  chapnis 
Zimmermann,  von  Nicot  al^  mu9idartlich  erwähnt.  Das  eiymon  liegt  zur 
hand:  es  ist  capas,  capo  verschnittener  hahn,  daher  das  nur  im  Südwesten 
vorhandene  vh.  capar  verschneiden,  mhd.  kappen.  In  seiner  ableitung  aber 
entspricht  das  franz.  wort  dem  it.  tagli-nzzare  und  scheint  dem  sffnony- 
men  men-uiser  angebüdet.  Eine  ähnliche  ableitung  chant-nser  aus  chanter 
Eou  II,  p.  122. 

Chaque  fr.,  cac  pr.  pronomen.  Es  trifft  in  seiner  bedeutung  mit 
qaisque  zusammen;  da  aber  betontes  i  nicht  zu  a  wird,  so  darf  man  an- 
nehmen, daß  es  von  der  zss.  chac-an  =  qnisqae  nnns  abgetrennt  und 
selbstständig  ward  wie  das  span.  cada  sich  von  cada-ano  trennte,  oder 
wenigstens  daß  chacnn  auf  seine  form  einwirkte.  Diese  form  findä  sich 
im  pr.  qaec-8  fUr  das  harte  qnesc-s,  worin  der  erste  sauseiatd  behandelt 
ward  wie  in  tristis  trits,  d.  h.  austreten  mußte;  im  comask.  ciasehe  be- 
hauptete sich  s.  Dem  buchstaben  nach  stim$nt  eae  allerdings  genauer  zum 
gleicM>ed.  ir.  cäch,  altgael.  ceaeh,  die  form  qnecs  aber  entschieden  zu 
qaisque,  und  wer  möchte  in  solchen  berührungen  den  Vorzug  der  lat. 
spräche,  zumcd  in  grammatischen  Wörtern,  bestreiten?  auch  steht  in  c&ch 
c  ßr  f,  vgl.  aükymr.  panp,  com.  .peb,  bret.  pep  Zeuß  I,  279.  S.  auch 
ciascuno  und  cadaano  Z 

Gharade  fr.  sübenräthsel.  Der  endung  nach  fremdes  Ursprungs, 
und  doch  fehlt  es  im  ital.  und  span.  Neupr.  charado  =  it.  ciarlata  heißt 
geplauder,  im  franz.  vielleicht  in  'wortgetändd'  Übergegangen,  woraus  die 
gegenwärtige  bedeutung.  Aber  genauer  trifft  den  sinn  Hofmanns  herlei- 
tung  aus  oZ^r.  charaie  Zauberspruch  (anm.zu  Jawrdain),  etwas  in  dunkel 
gehülltes:  wegen  der  endung  in  char-ade  wäre  alsdann  noch  das  verbum 
en-char-ander  zu  vergleichen. 

Gharivari  fr.  poUerabend,  katzenmusik,  nUat.  chariyariuin,  chal- 
yaricam,  äUfr.  caribari,  chalivali,  pic.  qaeriboiry,  dauph.  ehanayari, 
neupr.  taribari  u.  a.  formen  (etwa  seit  dem  14.  jh.).  ursprünglich  geilt 
das  chariyari  dem  der  zur  zweiten  ehe  schritt :  wie  der  eintritt  des  paares 
in  das  brautgemach  sonst  mit  den  tönen  der  harfe  begleitet  ward  (qaae 
clamorem  yirginis  possent  impedire  Jltd.  blätt.  II,  276),  so  hier  mit 
unharmonischem  geldirr  und  geklapper.  Densdben  gd>rauch  drückt  der 
Spanier  mit  cencerrada,  von  eencerro  schelle^  der  Catalane  mit  dem 
gleichbed.  esquellotada  aus.  Die  etymologie  ist  schwer  zu  ergründen,  das 
wort  scheint  aber  zusammengesetzt,  der  erste  theil  dem  zweiten  durch  den 
reim  angebUdä,  denn  dieser  zweite  tritt  auch  in  andern  zusammensäzut^ 


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544  11.  c.   CHARMA-CHATOUILLER. 

gen  <xuf,  e,  b.  in  dem  jagdruf  ourvari,  hourvari,  in  dem  pic,  norm,  champ. 
genf.  boalevari  verworrenes  geschreiy  getöse^  in  dem  piem.  zanzivari  ge- 
gurgelt in  dem  norm,  varivara,  in  dem  bürg,  virvaris  oder  chw,  virivari 
{das  freilich  an  wxser  Wirrwarr  erinnert^  ü.  biribara,  maü.  tiribara). 
Der  prov.  ausdruck  ist  caravil,  der  norm,  mit  einer  andern  eusammen- 
seteung  carimallot.  Zu  erwägen  ist  das  gleichbed.  wallon.  pailtege,  eigenü. 
pfannengeMirry  von  paill  =  fr.  poSle,  entsprechend  champ.  houlevari,  von 
honle  topf  woraus  houryari  entstellt  scheint.  Biese  letzteren  beispiele 
berechtigen  vielleicht  in  dem  ersten  worte  von  chari-vari  das  lat.  calix 
zu  vennuthen,  wobei  die  form  chali-yali  in  anscMag  kommt.  Das  glossar 
von  Lille  p.  10^  (24)  übersetzt  chaliyali  einmal  mit  morganicum  morgengabe^ 
was  keiner  erUärung  bedarf,  dann  mit  larnaciam  von  Xagva^  kapsele 
ume  u.  dgl.:  sollte  die  letztere  bildung  das  gddirr  mit  gefäfien  aus- 
drücken?  Eine  Zusammenstellung  der  verschiedenen  deutungen  s.  beiMinage, 
vgl.  auch  Huydecoper  zu  M.  Stoke  II,  143—147,  besonders  aber  Phillipps 
Über  die  katzenmusiken  1849,  worin  eine  große  menge  formen  gesammelt 
und  mehrere  deutungen  versucht  sind.  Auch  Dante' s  caribo  JPurg.  31, 132 
ist  aus  charivarinm  gedeutet  worden,  s.  die  ausgäbe  von  Costa  und  Bianchi. 

Charme  altfr.  (m.)  zauberlied,  Zauberformel  (il  dit  un  charme  qne 
il  avoit  aprins  Gar.  II,  104),  nfr.  zauber,  charmer  bezaubern,  altfr. 
charmeresse  Zauberin;  von  Carmen  lied,  Zauberformel,  carminare  ein  lied 
dichten,  bei  Sidonius,  bei  späteren  wie  Hincmar  s.  v.  a.  charmer.  Dem 
nUat.  carminare  entspricht  unser  ahd,  garminön^  germenön  "^incantare 
und  aus  letzterer  form  ist  das  mail.  in-germä  für  ingerminä  (wie  nomare 
von  nominare).  Hier  drängen  sich  uns  noch  einige  andre  mit  char  an- 
hebende Wörter  derselben  begriffssphäre  auf,  wie  charraie,  charaie,  char- 
roie  zauberet,  charroieresse  zaiAerin,  encharauder,  norm,  enqu^rauder 
bezaubern.  Sie  deuten  zunächst  auf  carrus  und  man  erinnert  an  einen 
Volksglauben  vom  wagen  des  königs  Artus  u.  dgl.  Prosaiscf^er  genommen 
können  sie  gleichfalls  in  Carmen  ihren  Ursprung  haben,  wenn  mcm  an- 
nimmt, daß  sich  ein  ausfall  des  m  nach  r  ereignet  hätte,  wie  dies  in 
dortoir  oder  tert6  unzweifelhaft  vorliegt.  Sie  bedürfen  indessen  noch 
einer  umfassenden  Untersuchung,  in  welche  auch  das  spätlat.  caragins,  die 
rom.  carait,  carin  u.  a.  hineingezogen  werden  dürften. 

Charme  fr.  (m.)  weißbmhe,  in  Berry  charne,  henneg.  came;  von 
carpTnus,  gewöhnlich  carplnus  bezeichnet,  mlat.  dlrpenus  Gloss.  bei  Hat- 
temer  1,  292,  Gloss.  seiest.  39,  240,  Sumerlaten  4*.  65^,  it.  cärpino, 
wal.  cärpin,  sp.  carpe. 

Charpie  fr.  gezupfte  leinwand;  particip  des  altfr.  vb.  charpir,  üb- 
licher in  escharpir,  descharpir,  lat.  carpere.    Auch  it.  carpia. 

Charte,  chartre  fr.  (f.)  Urkunde;  von  charta,  chartala. 

Chart re  altfr.  (f.)  gefängnis;  von  carcer  (m.),  sp.  carcel  (f.),  U. 
carcere  (c). 

Chätier  fr.  züchtigen;  von  castigare,  it.  gastigare  ff. 

Chatoniller  fr.  kitzeln,  neupr.  gatilhar;   von  catnlire  kitzd  em- 


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I 
II.C.   CHAUFFER-CHEF.  545 

pfinden  (eigenil.  brünstig  sein,  von  jungen  thieren,  catulis,  gebraucht), 
umgebildet  in  catnliare  {vgl,  cambire,  cambiare)  und  vielleicht  eben  durch 
diese  Umbildung  factiUv  geworden.  Grandgagnage  s,  v.  catt  stimmt  für 
das  formell  entfemiefe  ags.  citelan,  ndl.  kittelen;  aber  at4ch  andre  formen, 
une  sicü.  gattigghiari,  wal.  gedili;  bürg,  im  Jura  gatailli,  lothr.  gatti^, 
piem,  gatid,  vertragen  sich  besser  mit  dem  lat.  worte.  Bemerkenswerth 
ist  noch  pr.  castiglar  ^  digitum  ponere  sub  asceUa  alterius  ad  provocandum 
ludum  G.  Prov.  29. 

Chauffer  fr.,  calüar  pr.  heizen,  erhitzen,  zsgs.  6chauflFer,  escalfar, 
letzteres  auch  cot.;  von  calfacere^  excalÜEicere,  welche  man  zur  1,  conjug. 
zog,  wozu  das  pr.  far  =  facere  den  weg  zeigte:  dasselbe  Schicksal  hatte 
unter  andern,  selbst  im  ital.  und  span.,  restare.  Gal£ar  beschränkt  sich 
auf  das  nordwestliche  gebiet:  gemeinromanisch  ward  das  seltene  lat.  ex- 
oaldare,  it.  scaldare,  sp.  cot.  escaldar,  churw.  scaldar,  pr.  escandar, 
fr.  Schauder,  wai.  sceldä.  —  [Es  liegt  kein  dringender  grund  vor  zur  er- 
klärung  von  calfar  ein  neues  erst  von  einem  deutschen  Schriftsteller  des 
12.  jh.  gerauchtes  calificare  zu  citiereny  welches  Übrigens  califier  ergeben 
haben  würde.] 

Chaume  /r.  (m.)  Stoppel,  Stoppelfeld,  daher  chaumiÄre,  chaumine 
strohhüUe;  von  calamus.  Man  merke  aus  einem  alten  deutschen  glossar 
die  form  cauma  Vor'  Sumerlaten  66''.  Derselben  herkunft  ist  mlat.  calma, 
schon  in  einer  Urkunde  von  627 :  vineas  deplantassent  aut  calmas  ru- 
pissent;  es  ist  aber  hier  in  ein  anderes  genus  ausgeunchett  gleich  dein 
venez.  cslmsi  pfropfreis. 

Chanpir,  caupir  pr.  sich  eines  dinges  bemächtigen,  es  ergreifen; 
vom  goth.  kaupön^  ahd.  chaaüsm,  nhd.  kaufen.  Die  Verwandtschaft  von 
nehmen  und  kaufen  zeigen  auch  emere  und  acheter. 

Chauve-souris  fr.  fledermaus,  eigenil.  kahle  maus,  weil  das  thier 
unbeßederte  flügel  hat.  Aber  Crrandgagnage  1,  164  vermuthet  darin  eine 
umdeutung  von  choue-souris  s.  v.  a.  souris-hibou  mottö-eu/^,  da  die  wallon. 
formen  chawe-sori,  chau-sori^  chehau-sori  auf  diese  Zusammensetzung 
führen,  was  allerdings  beachtung  verdient;  auch  die  pic.  formen  cas-seuris 
utu2  cate-senris  lassen  sich  in  caye-seuris,  cayette-seuris  zerlegen,  s.  unten 
choe.  Der  lothr.  ausdruck  ist  bo-yolant  fliegende  kröte,  der  prov.  soritz- 
pennada,  rata-pennada,  auch  sard.T9Xsi-fignB,iSL  =  fleder'maus,  derlimous. 
pisso-rato  (f.). 

Chavirer/r.  umschlagen  (von  schiffen);  zsgs.  aus  capnt  und  yirare 
mit  dem  köpf  untenhin  kommen.  Der  Italiener,  dem  virare  fehlt,  sagt 
dafür  capo-volgere,  capo-voltare. 

Chef /r.  haupty  Oberhaupt,  sp.  xefe;  von  capnt.  Daher  vb.  cheyir 
(chavir  s.  Gachet  88''),  pr.  chabir  zum  ziele  kommen,  altfr.  yenir  ä  chief : 
denn  ehie^  pr.  cap,  bedeutet  endpunct  sowohl  une  anfangspunä,  de  chief 
en  chief  von  anfang  bis  zu  ende,  rechief,  rechap  Wiederanfang.  Von 
cheyir  ist  cheyance  nutzen;  aus  dem  franz.  eingeführt  scheint  it.  ciyire 
beendigen,  besorgen,  ciyanza.    Hieher  auch  fr.  cheyet  kopfküssen  u.  a.  m. 

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546  ILc.   CHELME-CHIEN. 

Ghelme  (schelme)  altfr.  Unruhstifter ^  rd)ell;  vom  dtschen  schelm, 
80  DicL  de  Trev.,  Roquef. 

Chenapan  /r.,  später  aufgenommenes  wort,  das  deutsche  schnapp- 
hahn,  welches  Buerst  1494  vorzukommen  scheint. 

Chßne  fr.  (m.)  eiche,  alt  chesne,  mundartl.  qnesne,  prov.  mü  a 
casser  (m.)  für  casne  wie  Böser  ßr  Rosne  von  Rhodanus^  gase,  casso 
(m:)j  beam.  cassonrra,  nüat  casnuB.  Adelung  u.  a.  halten  das  wort  für 
celtisch,  ohne  ein  passendes  etymon  aus  dieser  spräche  nachauweisen. 
Vielleicht  läßt  sich  aber  auch  dieses  wort,  wie  so  manches  vermeintlich 
ceÜische,  dem  latein.  demente  zuführen.  Das  it.  quercia  mit  ders,  bed. 
(IL  a)  ist  vom  adj,  querceus.  Mn  zweites  adjectiv  von  qnercas  ist 
quemus,  ein  früheres  quercinns  =  U.  querofno  voraussetsfend^  daSj  in 
quer^nns  und  durch  üblichen  ausfoXl  des  r  vor  Sibilanten  in  qaesnns  ver- 
kürssty  das  altfr.  quesne,  chesne,  das  pr.  casne  oder  casser  ergol) :  die- 
selbe darsteUung  des  lat.  qu  vor  e  oder  i  durch  fr.  ch  Beigt  chascnn  von 
qaisque. 

Ch^neau  fr.  dachrinne;  von  canalis. 

Chenet  fr.  feuerbock  zum  auflegen  des  hohes  im  Jcamin;  t;oncaniB, 
weil  er,  so  sagt  man,  hundefüße  hat;  so  occit.  cha-faec  feuerhund? 

Chenille  fr.  raupe,  pr.  canilha  'unus  (l.  vermis  mit  dem  herausg.) 
comedens  dura'  GProv.  ff 5*,  also  wohl  holewurm.  Man  dürfte  catennla 
oder  eigentlich  catenicnla  geltend  machen  wegen  des  aus  einBeinen  ringen 
BUsammengesetBten  körpers,  wäre  diese  anschauung  nicht  bu  ancdomisch; 
und  so  ist  die  deutung  aus  canicnla,  in  so  fem  manche  raupehköpfe 
eine  ahnlichkeit  mit  hundeköpfen  haben,  vorBtmehen,  wobei  man  sich  auf 
das  mail.  can  oder  cagnon  Seidenraupe  (hund)  berufen  kann.  In  lombard. 
mundarten  heißt  die  raupe  gatta,  gättola,  was  doch  wohl  katBc  bedeuten 
soll,  im  port.  heißt  sie  lagarta  eidechse,  also  verschiedene  anschauungen. 

Chevgtre  fr.  (m.)  halfter;  von  capistrum,  it.  capestro. 

Chevron  fr.,  pr.  cabrio,  cabiro  Sparren,  auch  sp.  cabrion,  caviron 
holeblock;  eigentl.  bock,  worauf  etwas  ruht,  capreolns,  von  caper,  wcl. 
cafer  in  derselben  anwendung.  Ein  sehr  altes  Beugnis  für  das  franB.  wort 
ist  capriuns  Gl.  cass. 

Ghez  /r.  präposition  für  lat.  apud,  abgekürBt  aus  en  chez  =  altsp. 
en  cas  Hm  hause  (qni  en  chi^s  li  ira  Ruteb.  I,  S2)\  von  lat.  casa,  dem 
die  declinationsendung  als  überflüssig,  wie  dem  lat.  gutta  im  lomb.  nagott, 
entBogen  ward.  Ät4S  derselben  anschauung  gieng  hervor  die  gleichbed. 
altn.  präp.  hiä  von  ht  wohnung,  so  wie  die  dän.  hos  Busammenhängend 
mit  hüs  haus,  s.  Grimm  II,  756,  III,  178.  268,  und  in  Haupts  Zt^chr. 
VII,  467.  Das  prov.  wort  ist  ab,  doch  findet  sich  chaz  auch  als  gällidsmus. 

Ghien  fr,  hund,  chienne  hündin;  von  canis.  Die  lat.  sUbe  an  er- 
gibt regelmäßig  fr.  ain  (panis  pain,  manus  main) :  une  gelangte  man  hier 
Bum  diphthong  ie?  In  mundartlichen  formen  desselben  wertes,  wie  wall. 
chein,  lothr.  chei,  auch  pr.  chen,  chin  fand  er  sich  nicht  ein.  Die  Hol. 
Wörter  sind  masc.  cane,  fem.  aber  cagna,  und  dieses  gn  geben  auch  die 


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IL  c.  CHIFFE-CHOE.  547 

meisten  neübildungen  dieser  spräche  eu  erhennen,  wie  cagnaccio,  cagnazzo, 
cagnesco,  cagnotto,  cagnaccio^  cagneggiare  u.  s,  f.  Auch  im  prov,  latäet 
das  masc.  gewöhnlich  can,  das  fem.  canha,  überdies  JcomnU  ein  adj.  canh, 
canlia  vor  in  la  gen  canha  (schwerlich  für  la  gen  de  canha).  Dem  prov. 
subst.  canha  entspricht  femer  auf  frane,  hoden  ein  picard.  sbst.  caigne 
(0.  b.  Äffe  d'  Av.  p.  63),  Dieses  die  stelle  des  reinen  n  einnehmende  er- 
weichte n  läßt  sich  nur  mit  einem  lai.  ne  oder  ni  vergleichen,  so  daß 
canha  auf  ein  unvorhandenes  canea  eurüchsvführen  wäre,  wobei  man  an 
ci^per  caprea  erinnern  dürfte.  Es  ist  ein  ähnlicher  Vorgang,  wenn  der 
Proveneale  aus  plan  sbst.  ein  fem.  plauha  ableitete.  Man  erewang  also, 
eine  bequeme  weibliche  form^  weil  man  derselben  bedurfte.  Der  Franzose 
schlug  einen  andern  weg  ein,  um  eine  solche  zu  gewinnen:  er  übertrug 
sein  Suffix  ien  ienne  auf  den  ursprünglichen  namen  chan,  dessen  radicale 
endung  er  in  dem  suffix  aufgehn  ließ. 

Chiffe  fr.  sMechtes  dünnes  tuch,  chiflFon  lumpen,  pic.  chifer,  fr, 
chiffbnner,  champ.  chifouiller  zerknüllen;  piem.  cifogn  =  chiflFe,  cifogn6 
=  chiffonner,  Grandgagnage  vermuthet  identität  von  chiffonner  mit 
waUon.  cafongni,  das  diesdbe  bedeutung  hat,  dsgl.  von  chiffon  mit  wallen. 
cafu  werthlose  sache  {champ.  cafut),  vom  ncU,  (undmhd.)  kaf  spreu:  nur 
würde  man  die  franz.  form  besser  zum  ahd.  kevä  Crraff  IV,  370  ordnen, 
da  e  leichter  zu  i  unrd  als  a.  Hiermit  lassen  sich  sinnverwandte  zum 
theil  nickt  mehr  übliche  Wörter  mit  p  für  f  verbinden,  wie  chippe  s.  v.  a. 
chiffon  G.  Guiart  p.  28,  chipe  (auch  chife  norm.)  runken  brot,  chipper 
in  stücke  schneiden  =  engl,  chip,  chipot  kleinigkeit,  chipoter  sich  mit 
kleinigkeiten  abgeben,  chipaalt  lumpenkerl  u,  dgl.  m. 

Chignon  fr.  genick,  alifr.  chaaignon,  chaignon  für  chaYgnon,  das 
sowohl  glied  einer  kette  wiegenick  bedeutet;  von  chaltne  (altfr.),  lat.  catena. 
Noch  Nicot  kennt  chainon  d'nne  chaine  ring  einer  kette  und  chainon  du 
col  wirbelbein  des  halses  d.  h.  genick,  occit.  cadena  daon  col.  •—  Gleich- 
bedeutend mit  chaignon  ist  altfr.  chaon,  caon  z.b.  pendre  par  le  chaon 
Gayd.  p.  141;  nicht  etwa  aus  ersterem  syncopiert,  sondern  von  cavus,  die 
höMtmg  unter  dem  hinterhaupte,  die  nackengrube. 

Chippe  =  chiffe,  s.  oben. 

Choe  altfr.  Bert.  (Seh.  v.840),  pic.  cave,  pr.  can,  chau  ^bubo^  LR. 
Vl^  9  uhu.  Daher  fr.  chouette,  pic.tÄvette  kauz  (kleiner  uhu),  hieraus  ent- 
leimt  i^.  ciovetta,  civetta,  venez.  zovetta,  wal.  cioyfce;  dsgl. pic.  cawan, 
in  Anjou  chonan,  in  Berry  chavant,  pr.  chanana,  bret.  kaonan,  schon 
dem  früheren  mlcUein  bekannt:  caaani  'ülulae  aves^  Gl.  erford.  p.  283", 
strix  vel  cananna  Gl.  Älfrid,  noctna  corvns  noctnrnas  vel  canannus  Gl. 
aug.  Bz.  Franz.  chat-huant  eule  (höhnende  kotze)  ist  vielleicht  nur 
eine  umdeutung  von  chonan,  doch  kommt  auch  das  einfache  haant  vor: 
les  leus  oy  niler  et  li  haans  hna  Bert.  p.  41  (Seh.  v.  706).  Desselben  Stam- 
mes scheint  der  name  eines  andern  vogds,  pr.  cancala,  fr.  choucas 
nebelkrähe,  auch  sp.  chova,  das  ganz  zu  aUfr.  choe  stimmt,  dsgl.  sp, 
choya,  engl,  chowgh,  vgl.  in  einem  lat.-dtschen  gloesar  Hattemer  J,  290^ 


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548  n.c.   CHOISIR-CLAP. 

chnvue  Hacha  (dohle).  Der  stamm  mag  deutsch  sein:  mhd.  chonh  eule 
s.  Grimm  Pj  178,  ein  vogel  cauha  fmdet  sich  L.  Älam.  99 j  13;  vgl.  ndl. 
kauw  krähej  engl,  kaw  krächzen. 

Choisir  /r.,  j)r.  causir,  chausir,  dah^  entlehnt  citit.  ciausire,  aUpg. 
coasir  Trov.  p.  268,  303y  dUsp.  coBido  adj.j  altpg.  coasimento  =  pr. 
caasimen,  asgs.  pr.  escausir,  altccU.  scosir  Chr.  d'Esd.  7W  wählen,  unter- 
scheiden,  sbst.  fr.  choix,  pr.  catisit  wähl;  vom  goih.  kaasjan  prüfen, 
doTu^a^eiVy  vgl.  wegen  des  lautüberganges  fr.  Ghoisy  aus  Causiacom.  Oder 
entsprang  causir  nicht  vielmehr  vom  goth.  kiusan,  das  auch  im  hochd. 
vorhanden  ist  (kiosan,  kiesen)?  die  dem  in  oder  io  verwandten  diph- 
ihonge  en,  eo  gestalten  sich  auch  sonst  prov.  bu  au,  z.  b.  lat.  rheama  /m 
rauma,  leopardns  £fu  laupart;  aüein  die  regelrechte  form  wäre  in  diesem 
falle  eher  causar  ais  causir  gewesen,  s.  Rom,  gramm.  II,  393. 

Chopine  fr.  ein  maß  für  flüssigkeiten,  hauptsächlich  wein,  schon 
bei  Oliv,  Basselin,  henneg,  chope;  vom  dtschen  Schoppen.  Daher  chopiner 
schöppdn. 

Cierge  fr.  (m.),  pr.  ciri  Wachskerze,  auch  sp.  cirio;  vom  gleichbed. 
cerenS;  gesprochen  cerius,  fr.  g  aus  i.  Auch  unser  kerze  kommt  von 
cera,  zunächst  wohl  von  cerata. 

Gin  gier  fr.  geissein;  nach  Huet  von  cingulnm  gürtd  als  Werkzeug 
des  geisselns  verstanden.  Die  form  müßte  picardisch  sein,  in  welcher  mund- 
art  singler  für  sangler  gilt.  In  Berry  ist  sillon  die  litze  an  der  peitsche. 

Gisemus  dltfr.  Chev.  au  lion  in  Romvart  p.  651;  ist  unverändert 
(das  ahd,  zisi-müs,  ags.  sise-müs,  mlat.  cisimus,  nhd.  ziselmans.  Ebenso 
das  feil  derselben:  an  cort  mantel  ot  desos  d'e^carlate  et  de  cisemos 
Chev.  de  la  charr.  v.  4582, 

Give,  civette  fr.  Schnittlauch;  von  caepa  zwiebd. 

CiviÄre  fr,  tragbahre  z.  b.  für  steine  oder  mist,  aber  sdb^  für 
heilige  bilder,  rdiquien  oder  das  geweihte  brot  (B.  Stephanus,  Nicot, 
Menage),  venez.  civiera,  maü.  scivera  in  ersterer  bed.;  dsgl.  it.  civ^o 
und  civ6a  schleife  oder  Schlitten  mit  einer  flechte.  Das  spätere  mlatein  gab 
diesen  Wörtern  in  dem  zsgs.  coeno-yehum  mist-fuhre  ihre  deutung.  Sie 
sind  noch  näher  zu  untersuchen. 

Glaie  fr,,  alt  cloie,  pr.  cleda  flechtwerk,  hürde,  mlat.  clida  L. 
Bajuv.,  Capit.  ad  L.  Älam.  etc.,  clia  Gl.  Älfr.,  dimin.  cletella  Grreg. 
Tur.  Dem  worte  wird  mit  recht  ceUischer  Ursprung  zuerkannt.  Buch- 
stäblich identisch  mit  der  vorauszusdzenden  form  cleta  ist  dcis  gleichbed. 
alürische  cliath,  kymr.  clwyd  {ir.  ia  =  kymr.  wy  =  t^spr.  e)  und  auch 
die  roman.  formen  fügen  sich  in  langes  e,  s.  Zeuß  I,  21.  114.  186,  Dief. 
Goth.  wb.  II,  636,  wo  auch  die  weite  Verzweigung  dieses  wortstatnmes 
verfolgt  wird. 

Glamp  fr.  (m.J  klammer  (Trev,),  wdUon.  clamm  (^f.J  norm,  ao- 
clamper  anheften;  vom  altn.  klampi,  mhd.  klampfe  Mammer. 

Glap  i^r.  häufe,  masse,  clapiera,  altfr.  clapier  dass,,  aclapar  auf- 
häufen; nach  laut  und  begriff  das  kymr.  clap,  clamp  masse. 


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ILc.   CLAPffi^CLOCHE.  549 

Glapir  fr.  {nur  reflexiv  se  clapir)sicA  verhriechen  (von  Icamnchen); 
stimmt  ßum  lat  clepere  stehlen,  se  clepere  sich  verbergen,  wird  aber 
van  Ducange  auf  ndat.  clappa  (faUe)  zurückgeführt.  Daher  clapier 
hminchengang. 

Glaque  fr.  Maps  mit  der  hand,  vb.  ciaquer;  schällwort,  mhd.  klac 
irachj  ndl.  klakken  klatschen^  vgl,  cat.  claca  geschwäte,  twrm.  claqnard 
plauderhaft 

Cligner  /r.  blinken,  pic.  altfr.  cliner,  clinnerUcn.  J,  68,  sbst.  clin 
Fer.  p.  174',  nfr.  clin  d'oeil;  von  clinare  neigen.  Das  fheufr.  uwrt  ver- 
räth  eine  auch  sonst  bemerkbare  formverstärkung :  altfr.  crigne  für  crine, 
nfr.  harpigner  von  harpin.  Aber  äUfr.  diu  gier  verlangt  eine  abl. 
clinicare. 

Clinche  fr.  (Triv.),  norm,  clanche,  champ.  wdllon.  cliche,  altfr. 
clenqne  ButA.  /,  341,  pic.  cliquet  riegel,  der  sich  hebt  und  senkt,  vb. 
pic.  acliqner;  vom  nhd.  klinke,  ndZ.  klink. 

Clinquant/r.  rauschgold,  clincaille  metallner  hausraih,  entstellt 
mqnincaille  kuree  waaren,  vb. reqninqaer  aufputzen-,  vom  ndl.  klinken 
klingen.  Doch  nähert  sich  clinqnant,  welches  lothn  clinclant,  neupr. 
clinclan  lautet,  mehr  unserm  klingklang. 

C 1  i  q  n  e  pic.  klaps,  Matsch,  cliquer  klatschen,  vgl,  NFC.  I,  309, 
nfr.  cliquet,  cliquette  (wofür  wallen,  clakett  von  claque)  klapper,  cliqueter 
klappern.  Schallwörter  wie  unser  klick  Frisch  I,  523' ,  ndl.  klikken  w.  dgl. 
Wie  kam  aber  clique  zur  eigentlich  franz.  bed.  rotte?  Oder  sollte  es  in 
diesem  sinne  wirklich  das  ahd.  gilthho  (min  gilthho  meines  gleichen),  v^l. 
gelijk  vorstellen?  Vgl.  auch  wallon.  qnilike,  quilite  reihe,  worin  aber 
Grrandgagnage  das  ndl.  gelid,  nhd.  glied  erkennt. 

Güsse  fr.  nebst  Melisse,  altfr,  clice,  esclice  schiene,  gespaltener 
zweig  u.  dgl.;  vom  ahd,  kliozan  spalten,  i  aus  io  wie  in  quille  aus  kiol 
—  oder  unmittelbar  von  dem  subst.  klitz  spieß  (stange?)  Frisch  I,  524', 
altfries.  kletsie? 

Gliver  fr.  spalten,  ein  wort  der  steinschneidekunst;  vom  deutschen 
klieben  oder  engl,  cleave. 

Glocke,  der  franz.  ausdruck  für  das  südliche  weit  altere  campana, 
pr.  cloca,  clocha,  selbst  piem.  com.  cioca,  ndat.  clocca,  cloca  (8.  jh.); 
vb.  altfr.  clocher,  pr.  clocar  läuten.  Auch  außerhalb  des  roman.  gebietes: 
ags.  clucge  (f.,  8.  jh.),  nord.  klucka,  ahd,  clocca  (9.  Jh.),  gewöhnlich  mit 
anlautender  media  glocca  (vgl.  in  derselben  mundart  glagön  für  klagön, 
globo  für  klobo),  auch  glogga;  dsgl,  ir.  clog  (m.),  kymr.  doch.  Von 
seither  ahnlichkeit  mit  einer  glocke  hieß  ein  reiserock  oder  mantd  mlat. 
clocca,  altfr.  cloche,  woher  engl,  cloak  (DucangeJ.  Die  herkunft  des 
Wortes  ist  unsicher.  Die  ags.  form  scheint  ein  radicales  u  zu  verlangen, 
dber  oft  entsteht  ags.  u  aus  lat.  oder  rom.  o.  Man  leitet  cloche  z.  b. 
vom  fr.  clocher  hinken  (s.folg.  artikel)  in  beziehung  auf  ihr  hin-  und  her- 
schwanken.  Vom  ags.  cloccan,  engl,  clnck  glucken,  glucksen,  was  der  be- 
deutung  nicht  zusagt.     Vom  ahd.  klochön  schlagen;  besser  wäre  vielleicht 


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550  n.c.   CLÖP— CODOL. 

kloppen,  auf  roman.  weise  ahgel,  cloppicare,  da  der  Walache  clöpot  sagt, 
der  Serbe  klopötär  glockenträger  z.  6.  toidder.  Oder  vom  russ.  kölokoF 
gleichbed.  (Rapps  Gramm.  II,  136).  Die  zahlreichere  mit  kl  anhebenden 
Schallwörter  deuten  darauf  hin,  daß  es  in  dieselbe  classe  gehört.  Schon 
NotJcer  machte  die  (von  Wackemagel,  Voces  animanHum  91  angeführte) 
bemerhung:  rotta  a  sono  Yocis,  quod  grammatici  facticinm  yocant,  nt 
tintinabulum  et  clocca, 

Clop  altfr,  pr,  hinkend  (daher  kymr.  cloflf),  sbst.  aUfr.  clopin, 
clopinel,  engl,  cloping  Halliw.j  vb.  cloper,  clopiner,  nfr.  ^clop^.  Das 
wort  kommt  früh  vor:  cloppas  x^^og  Gl.  lat.  gr.y  ut  cloppns  pennaneat 
in  einer  hs.  d^  L.  Alam.  für  claudus.  Ist  es  von  unserm  klopfen, 
kloppen,  so  daß  es  etwa  das  anstoßen  an  den  boden  ausdrückt?  aber 
klopfen  ,heißt  mit  einem  stumpfen  Werkzeuge  schlagen,  was  mit  hinken 
nichts  gemein  hat.  Glaudipes,  clodipes,  woran  man  gedacht  hat,  drückt 
die  bedeutung  getMu  aus,  aber  besser  als  dies  unvorhandene  empfiehlt  sich 
das  vorhandene  gr.  xioXoinovg,  worauf  MSnage  verweist:  es  wäre  nicht  das 
einzige  griech.  wort,  welches  Frankreich  erreicht  hätte,  ohne  Italien  zu 
berühren,  Gleichbeß.  mit  cloper  ist  doch  er,  pic.  cloquer,  pr.  clopchar, 
entweder  zsgz.  aus  cloppicare,  welches  sich  mit  t^.  zoppicare  vergleichen 
könnte,  oder  vom  lat.  claudicare,  das  sich  auch  in  dieser  form  im  prov. 
erhielt:  die  Schreibung  clopchar  nähert  das  wort  mehr  dem  ersteren  etymon. 

Goche  fr.  sau,  daher  cochon  und  wohl  auch  sp.  cochino,  cochastro, 
cochambre.  Goche  soll  früher  das  verschnittene  thier  bedeutet  haben: 
hiernach  wäre  es  identisch  mit  coche  einschnitt,  wie  sich  sp.  carnero  aus 
crena  erklärt,  ja  vielleicht  ist  auch  das  piem,  crina  (sau)  aus  crena  zu 
deuten.  Die  herleitung  aus  kymr.  hwch  bei  Wächter  u.  a.  läßt  sich  mit 
nichts  rechtfertigen.  Zu  bemerken  ist  noch  das  wai.  cocf ne  saustail,  welches 
nicht  wohl  aus  dem  franz.  abgeleitet  sein  kann,  vgl.  ungr.  kotza,  iUyr. 
katsitza  sau. 

Goche  vis  fr.  (m.)  haubenlerche,  gleichbed.  jpic.  coviot;  ein  wort 
schwieriger  herleitung.  Bemerkungen  darüber  bei  Van  den  Hdm  Woord- 
gronding  I,  53.  117,  II,  16;  deutungsversuche  bei  Grandgagnage  v.  co- 
klivi,  Mahn  p.  26  (der  es  für  cdtisch  hält).  Vgl.  cotOYia  II.  b. 

Goderc  pr.  adj.  angebatU,  bearbeitet,  ais  subst.  angebautes  land, 
z.  b.  quan  reverdeion  li  conderc;  terras  ermas  e  condrechas  LR.  Über 
dieses  speciell  prov.  wort,  welches  die  franz.  abfassung  des  G.  de  Boss, 
mit  colderc  wiedergibt,  kann  kein  zweifei  sein.  Schon  unter  Karl  d.  gr. 
ist  es  häufig  im  gebrauch,  z.  b.  in  einem  capitülar  von, 807:  qui  sunm 
beneficium  habeat  condrictum  aut  destructum  entweder  bearbeitet  oder 
zu  gründe  gerichtet,  und  später  in  occitanischen  Urkunden.  Es  ist  par- 
tidp  des  gleichfalls  miat.  con-dirigere  einrichten,  in  Ordnung  bringen, 
daher  bearbeiten,  s.  DC,  so  daß  also  coderc  steht  für  codrec.  An  codeta 
bei  Festus  ist  nicht  zu  denken;  auch  ein  vb.  condergar  ^ faire  germer 
LB.  für  conderger  ist  nicht  anzunehmen. 

Gödol  pr.  cat.,  auch  parmes.  cremon.  codol,  npr.  c6doa   harter 


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II.C.   COHUE-CONCIERGE.  551 

siein;  besser  van  cos  cotis  als  von  caates,  da  au  im  prov.  seine  diph- 
ihongische  gestalt  zu  behaupten  pflegt, 

Cohue  /r.  lärm,  gewuhl  {markthalle  DG,  v.  cohua);  etwa  esgs.  aus 
der  präp,  con  und  dem  vb,  huer  schreien?  Die  mundart  von  Berry  hat 
cahuer  für  huer.  —  [Mahn  p,  124  vermuthet  celtische  herkunft,  bret. 
kochi,  kohay  cet,  hdUey  man  sehe  das  nähere  bei  ihm  selbst.] 

Goiller  aitfr.  beerdigen:  ilec  sont  ^epelis  et  bellement  coilliös 
AAvign,  p.  89.  Nicht  identisch  mit  goiler  =  IcU.  celare,  welches  weder 
der  Bömer  noch  der  Romane  in  diesem  sinne  anwendet,  sondern  vielleicht 
aus  dem  ndl.  kuilen  eingraben^  begraben,  dassu  knil  grab,  mhd.  käle, 
niederrh.  kaul  grübe. 

Co  in  fr.  ecJcCy  winkele  heil  e.  b,  zum  hoUspaiten;  von  cuneuB,  it. 
conio  ff.j  altfr.  quin.  Äbgel.  cognöe  axt,  bereits  im  Capitul,  de  vdlis 
cap.  42:  unaquaeque  villa  .  .  habeat  .  .  catenas,  cramaculos,  delaturas, 
secures  i.  e.  cuniadas.  Dsgl.  quignon  runken  brot,  für  cuignon,  daher 
sp.  quifion^  pg.  quinhao  ration^  antheü. 

Colporter/r.  hausieren;  esgs.  aus  col  porter  äie  waaren  am  halse 
herumtragen. 

Combrer  altfr. packen,  fassen.  Von  commorari  aliquem  einen  auf- 
halten, hemmen,  daher  festhalten,  wäre  grammatisch  vollkommen  zulässig. 
Besser  aber  leitet  man  es,  unter  vorat4Ssetzung  der  gleichen  begriffsentwick- 
lung,  aus  dem  gemeinrom.  combrus,  womit  ein  in  den  weg  gelegtes  hin- 
demis,  eine  hemmung  ausgedrückt  unrd,  so  daß  es  derselben  herkunft  wäre 
wie  encombrer;  s.  eolmo  I. 

Gomplot  fr.  heimlicher  böser  anschlag  unter  mehreren  personen,  bei 
Bob.  Stephanus  (1639)  und  Ntcot  überh.  Verabredung,  Übereinkunft,  par 
complot  ^ex  composüo,  compactö*,  vb.  comploter  z.  b.  avec  un  tel.  Frisch 
legt  dem  subst.  die  sinnliche  bed.  knäud  als  die  ursprüngliche  und  als 
eine  noch  übliche  bei  und  erklärt  es  aus  pelote,  von  pila:  complot  wäre 
hiemach  etwas  zusammengeballtes,  zusammengewickeltes.  Der  ausfall  des 
e  macht  kein  bedenken,  jene  grundbedeutung  aber  ist  nicht  nachweislich. 
Passender  scheint  ein  anderes  wort:  complicitum  complic'tum  s.  v.  a. 
complicatio  Verwicklung,  theünahme  (an  einer  bösen  that),  vgl.  das 
spätlat.  complex  theilnehmer.  Gomplot  stände  für  comploit  wie  frotter 
für  froiter. 

Gompote  fr.  eingemachtes  obst;  für  compöte,  ü.  CQmposta  d.  i. 
composita,  ndl.  kompost,  mhd.  gompost. 

Goncierge  fr.  burgvogt,  thürhüter,  kerkermeister,  conchierge  'con- 
servator  Ol.  de  Lille  2i*  (ed.  Seh.  47) y  in  späterem  ndatein  consergius. 
Aus  conservare,  woraus  es  Menage  gewinnt,  konnte  nimmer  conservius 
entstehen,  weil  es  nicht  üblich  ist,  das  strffix  ins  zur  ableitung  aus  verbis 
zu  benutzen.  Labb&s  lat.-dtsches  con-skarjo  (mitscherge)  aber  verfehlt 
den  sinn  gänzlich.  Bob.  Stephanus  übersetzt  concierge  ^qui  ha  la  charge 
du  lieu  de  Vexercice  mit  gymnasiarcbus  ut^  hiermit  gab  er  unbewußt 
zugleich  das  etymon  des  franz.  wortes,  welches  nur  die  erste  silbe  gon, 


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552  ILc.   CONGE-COQUIN. 

vielleicht  unter  einwirkung  von  conservare,  mit  con  vertauschte;  q  für  s 
so  wie  rg  aus  rc  oder  rch  sind  bekannt, 

Cong6  fr.,  pr.  comjat  urlaub,  vi.  aUfr.  congier,  von  commeatas; 
nfr.  cong^dier  vom  it.  congedo,  dies  von  der  altfr.  form  conget 

Consoude  /r.  (jf.^  waUwure,  heinwell;  von  consolida,  sp.  consueldajf. 

Copeau  fr.  span.;  von  coupe  schnitt,  dies  von  conper.  Oder  ist 
copeau  das  an  cuspis  mahnende  altfr,  cospel  (auch  coispiaa  geschr.)  dorn 
und  dgl,  ?  s.  Trist,  gloss.,  Jongl,  et  trouv.  p.  66,  Ben.  I,  362. 

Goq  fr.  hahn;  naturausdruck  von  der  stimme'  des  vogds  entlehnt, 
ags.  coc,  engl,  cock,  w<ü.  cdhan.  cocös,  chw.  cot,  vgl.  die  verba  coqueri- 
quer,  coqueliner,  ncU,  kokelen,  gr.  nonxvtuv  (mit  dem  perf.  xeyLoxxvy^v 
Aristoph),  worin  sich  dasselbe  bestreben  ausdrückt,  das  geschrei  oder  die 
stimme  des  hahnes  wiederzugeben,  s,  e.  b.  Weigands  Wb.  s.  v,  gtlkkel, 
Wackemagels  Voc.  animantium  40,  61,  Der  name  der  henne  ist  poule 
=  pulla.  Von  coq  ahgel,  ist  adj.  coqnet  gefallsüchtig  (sich  brüstend 
une  der  hahn),  cocarde  hutSchleife  (dem  hahnenkamm  ähnlich),  altfr, 
cocart  eitel  (quoquart  NF.  Jub,).  —  Die  schwestersprachen  sind  bei  gallas 
und  gallina  stehen  geblieben,  it.  gallo,  gallina  ff.,  wal,  gal  (in  einigen  wbb,), 
g^ine.  So  auch  pr.  gal,  galh,  jal,  jau,  galina;  in  der  Charte  de  GrSalou 
(v.  j.  1293,  erst  in  abschriften  des  16.  jh.  überliefert)  gals  o  coqs  cap.  22, 
letzteres  sicher  ein  späterer  zusatz.  Aber  auch  altfr.  gal,  geline,  letzteres 
fortdauernd  in  dem  pflafizennamen  .moT geline  =  morsus  gallinae 
hühnerbiß,  noch  jetzt  norm,  berr.  jau,  dimin,  jollet,  lothr.  jau,  dim.  jall6, 
champ,  gau. 

Coquelicot  fr.  Uatschrose,  wilder  mohn,  der  im  kom  wächst.  Es 
ist  nur  formverschieden  von  coquericot,  womit  das  geschrei  des  Jiahnes 
ausgedrückt  unrd,  und  mundartlich  damit  gleichbedeutend,  s.  coquelicoq 
Frisch.  Leicht  konnte  man  nach  seinem  schrei  den  hahn  selbst  coquelicot 
nennen,  une  der  Grieche  ihn  xiyu^^og  oder  wie  der  Franzose  den  unedhopf 
putput  nennt,  und  wegen  seines  purpurrothen  kammes  den  namen  des 
hahnes  auf  die  blume  übertragen.  Ebenso  bedeutet  cacaracä  sowohl 
hahnenschrei  u)ie  McUschrose,  und  pic.  cocriacot  einigt  die  bedd.  hahn  und 
klatschrose  in  sich.  Nach  Sauvages  wird  mit  dem  gleichfalls  occit,  caca- 
lac4  der  schrei  des  hahnes  und  eine  andre  purpurrothe  blume,  löwenmaul, 
benannt.  —  Das  wort  verdiente  diese  rücksicht,  weil  ihm  ceUischer  Ursprung 
zugesprochen. worden,  irisch  codlainean,  gael.  codalan  s.  J.  Chimm  über 
Marcellus  Burdig. 

Coquin  fr.  hungerleider,  bettler,  schelm  (petax,  mendicus  bei  Nicot, 
altfr.  Gar.  i,  269),  vb.  altfr.  coquiner.  Nicot  leitet  coquin  von  coquina, 
weil  die  hungerleider  nach  den  Überresten  in  der  küche  zu  haschen  pflegen. 
Andre  erblicken  darin  das  bei  Plautus  vorhandene  adj.  coquinus  (forum 
coquinum  qui  vocant,  stulte  vocant,  nam  non  coquinum,  verum  fiirinum 
est  forum),  erklären  übrigens  ebenso  wie  die  ersteren.  Beide  bedenken 
nicht,  daß  einem  lat.  coquinus  nur  ein  fr.  cuisin  gerecht  wäre.  SoU  etwas 
von  der  küche  darin  stecken,   so  kann  das  wort  nur  ein  dimintdiv  des 


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n.c.   CORBEILLE-CORON.  553 

aUfr.  oocs,  gewöhnt,  qaeux,  sein  und  etwa  hüchenjunge,  demnächst  einen 
menschen  bedeuten^  der  die  küchen  aufsucht.  Es  erinnert  aber  auch  an 
altn.  kok  Schlund^  vermöge  einer  leichten  metapher  hungerleider,  und  man 
könnte  einiges  gewicht  auf  dieses  nordische  etymon  legen,  weil  sich  coqain 
gana  auf  Frankreich  beschränkt. 

Corbeille  fr.  korb;  von  corbicula  bei  Palladius. 

Cor  Heu  aUfr.  pr.  lauf  er  y  curlieu  ^praecursor  LJRs.p,  27;  esgs.  aus 
corre  laufen,  und  Heu  leicht.  Dasselbe  wort  ist  neufr.  courlien,  courlis 
name  eines  langbeinigen  vogds,  scolopax  arquata,  brachvogel^  engl,  curlew. 

Corme  /r.  (m.)  eine  f ruckt j  spierling,  f^ormi^r  spierlingsbaum^  auch 
pg.  und'altengl.  conne;  nach  Frisch  u.  a.  von  cornnm  komcVcirsche,  was 
nicht  sfu  billigen  ist. 

Cormoran  fr.  ein  vogd^  seerabe;  vom  bret.  mör-yran  (mör  meer, 
bran  rabe)y  mit  vorgesetetem  corb  =  corvus,  also  eine  pleonastische 
bildung  wie  loupgaron.  Prov.  heifit  derselbe  vogel  corp-mari  =  eorvus 
marinns. 

Cornard  fr.  haJinrei  (hömerträger).  Man  hat  die  spuren  dieses 
ausdrucks  bis  in  das  alterthum  hinauf  verfolgt  (s.  außer  Menage  und 
Ferrari  auch  Weigands  Synont.  wb.  II,  12),  der  etymologe  hat  dabei 
kaum  etwas  sfu  bemerken.  Cornard  ist  speciell  französisch,  der  Italiener 
sagt  dafür  becco  comuto  gehörnter  bock  oder  schlechtweg  becco,  der 
Spanier  cabron  Ziegenbock.  Was  auch  die  grundvorsteUung  gewesen  sein 
mag,  dem  Frovenealen  ist  comut  ein  armer  wicht,  der  sich  alles  bieten 
läßt,  eine  bestia  comuda,  wobei  das  symbol  des  hömerschmucks  gar  nicht 
in.  anschtag  kommt;  es  ist  sinnverwandt  mit  suffr^n,  das  überdies  auch  für 
halmrei  gebraucht  unrd.  Ein  troubadour  m.  b.  sagt:  fahre  ich  fort  einer 
dame  den  hof  zu  machen,  die  jetzt  einen  andern  buhlen  hat,  so  gelte  ich 
per  comut  e  per  soffiren  für  einen  der  sich  foppen  läßt,  s.  Chx.  III,  89. 
Auch  it.  bozzo  roher  stein  f daher  uf^empßndlicher  mensch)  und  fr.  sot 
dlbemer  mensch  haben  diese  bedeutung,  une  MSnage  unter  ersterem  worte 
anmerkt. 

Coron  altfr.  fm.),  ein  den  schwestersprachen  unbekanntes  wort,  dessen 
sinn  sich  am  besten  mit  dem  von  bont  vergleichen  läßt,  so  daß  es  ende, 
äußerstes  bedeutet.  Bsp.  Tun  des  corons  laist  defors  pendre  einen  der 
Zipfel  (des  mantels)  MFr.  II,  233;  comme  eile  seoit  ou  coron  devant 
de  la  nef  {nach  dem  lat.  sammitas  prorae)  Brand.  70;  coron  ou  sarge 
du  lit  RFlor.  25;  coron  de  la  robe,  coron  du  monde,  venir  ä  coron 
ä  baut,  k  bon  coron,  ä  un  coron  tout  d*un  bout,  par  nul  coron  par  aucun 
baut,  s.  Gachet,  der  dies  wort  genau  untersucht  hat.  Fs  lebt  in  mund- 
arten  fort:  pic.  und  wallon.  coron  ist  das  ende  eines  Stoffes  oder  fadens. 
Neben  coron  findet  sich  auch  cor:  Tun  cor  de  la  cambre  Fier.p.66,16, 
namentlich  in  der  redensart  de  chief  en  cor  vom  anfang  bis  zum  ende, 
watlon.  coir.  Ein  compositum  scheint  acor  (m.)  zipfd  eines  kleides, 
s.  Wolfs  Lais  361.  362.  Woher  nun  diese  Wörter?  Bei  cor  könnte  man 
Gachet' s  deutung  aus  cornu  schon  gdten  lassen,  aber  eine  ableitung  cor-on 


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554  ,  II.C   CORSET-COÜTER. 

staU  corn-on  ist  gegen  die  sprachgesetee.  Hätte  man  es  dagegen  nur  mit 
coron  eu  thun,  so  dürfte  man  trotz  dem  abweichenden  genus  an  coronis, 
xoQcovig  (ende,  äußerstesj  denken.  Grandgagnage  s.  v,  coir  nUstraut  der 
herleitung  am  coma  gleichfalls  und  erinnert  an  das  altfr.  quar  nebst 
quaron  ecke^  daher  jnpfel  eines  mantds,  dann  das  ende  eines  dingeSy 
eigentl,  viereck  von  qnadrum,  it.  quadro,  quadrone,  pr.  caire,  cairö.  In 
den  formen  cor,  coron  konnte  o,  freilich  ganz  unüblicher  weise^  oms  ua 
zusammengezogen  sein,  wie  dies  im  deutschen  mehrfach  (quartar,  chortar 
aM.)j  aber  auch  im  mitteUat  und  mittdgriech.  und  hier  grade  an  dem- 
seihen  worte  vorkommt:  noÖQa  codra,  quadra  Gl.  gr.  lat.  DC,  aUgr.  xo- 
d^vTt]g  aus  quadrans. 

Corset  fr.  leibchen,  schnür^eib;  abgel.  von  fr.  cors  =  lat.  oorpus, 
also  mit  benutzung  des  flexivischen  %  wie  dies  auch  in  cors-age  geschah. 
Richtiger  gebildet  ist  das  it.  corpetto  neben  dem  entlehnten  corsetto. 

Corv^e  fr.  frohndienst,  nüat.  corvada  im  Capitulare  de  viUis.  Die 
deutung  aus  cnryus,  weil  man  sich  bücke  bei  dergleichen  arbeiten,  ist 
lächerlich;  die  aus  corpus,  gleichsam  corp^e  körperliche  arbeit,  verstößt 
gegen  den  buchstaben.  Grade  die  von  den  etymologen  verworfene  ist  die 
richtige:  corv6e  entstand  aus  corrogata  une  enterver  aus  interrogare,  in- 
dem in  beiden  fällen  das  radicale  o  schwand;  im  henneg.  conrow^e,  im 
occit.  courroe  erhielt  es  sich,  mlat.  corrogata  kommt  selbst  vor.  Die  bedeu- 
tung  ist  aufgebet,  denn  altfr.  rover  =  lat.  rogare  heißt  begehren,  befehlen. 

Cosse  und  öcosse  fr.  (f)  hülse  der  bahnen,  erbsen,  linsen  u.  dgl., 
^cosser  auskernen.  Nach  Menage  vom  partic.  excassa,  was  keinen  ange- 
messenen sinn  gibt.  Nach  Frisch  11,  222"  vom  ndd.  schote  gleichbed. 
mit  den  franz.  Substantiven,  insofern  dies  ein  M.  schösse  voraussetzt:  ein 
ndl.  schösse  verzeichnet  Kilian;  fr.  cosse  müßte  aber  aus  äcosse  abgekürzt 
sein.  Oder  ist  das  wort  lateinischer  hcrkunft?  Cutis  gäbe  ein  vb.  ex- 
cutiare  abhäulen,  schälen  =  6cosser,  hieraus  ^cosse  Schede.  Aber  die 
herleitung  aus  dem  deutschen  scheint  einfacher.  Mit  beiden  deutungen 
verträgt  sich  das  aufradicales  t  führende  limous.  escoutilliä  s.  v.  a.  ^cosser, 
wogegen  das  pic.  ^cosse  radicales  s  verlangt. 

Co  SSO  n  fr.  komwurm;  abgeleitet  aus  cossus  holzwurm,  bret.  kos. 

Coudre  fr.  (m.)  hasel;  von  corylus,  umgestellt  in  colrus  coldros, 
comask.  cöler,  ü.  cörilo. 

Couire  altfr.  köcher  Bou  II,  184,  cuevre,  cuivre  Antioch.  I,  237, 
daher  engl,  quiver,  mlcU.  im  Capit.  de  vill.  cücurum,  mittelgr.  hovxovqov; 
vom  ahd.  kohhar,  ags.  cocer,  nicht  von  corytus.  Die  herkunß  des  deut- 
schen wertes  ist  unklar. 

Couler  fr.  fließen,  gleiten;  von  colare  durchseihen,  factitiv  ange- 
wandt; ital.  wie  lat.  Daher  adj.  coulis,  i)r.  coladitz,  gleichsam  colaticius, 
sbst.  fr.  coulisse  schiebwand,  altfr.  colel'ce  fallgatter  (etwas  gleitendes). 

Cousin  schnaJce;  dimin.  von  culex,  gleichsam  culicinus. 

Co  fit  er  fr.  kosten,  coflt  preis;  von  constare  zu  stehen  kommen,  it. 
costare  ff.    Daher  auch  altfr.  coste  ein  gewürz,   mhd.  koste  yfteise,  wie 


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II.C.   COUTRE-CRAPAUD.  555 

auch  unser  sptsa  eigenüich  ausgäbe^  bedeutet;  dsgl.  mU  seltnem  ableitungs- 
Suffix  aUfr,  uxülon,  costenge  (coustenghe  Eracl.  v.  764)  aufwand. 

Coutre  fr.  pflugeisen;  von  calter,  ü.  coltro;  comask.  coltra,  contra 
pflüg,  pars  pro  toto. 

Grabe  fr.  (m.)  eine  ari  Meiner  seekrebse;  vom  ndl.  krab  (f.),  ags. 
crabba  (f).y  aUn.  krabbi  (m),  aus  lat.  carabns  {xagaßag). 

Crac  /r.,  vb.  craqaer;  vgl.  ahd.  krac,  nhd.  krach,  en^!.  crack,  gad. 
crac.    Craquelin  ein  krachendes  backwerk,  ndl.  krakeling. 

Craie  fr.  kreide,  crayon  stück  kreide;  von  creta,  sp.  greda  u.  s.  f. 

Craindre  fr.  fürchten.  Da  das  wort  starke  flexion  zeigt,  so  muß 
es  der  lat.  2.  oder  3.  conj.  angehören;  die  verba,  die^  hier  in  betracht 
kommen,  sind  tremere  und  timere.  Beide  sind  romanisch:  cdtsp.  tremer 
Alx.,  pr.  dttfr.  tremir;  pr.  tem^r,  altcat.  tömbre  Chr.  d'JEscl.,  neucat.  tömer. 
Für  die  herkunft  von  craindre  aus  timere  könnte  man  seinen  transitiven 
gebrauch  anfuhren,  aber  auch  tremere  ist  dieses  gdn-auches  fähig,  lat. 
tremere  aliqaid  und  selbst  it.  tremare  nno.  Für  tremere  zeugt  überwie- 
gend der  näher  liegende  anlaut  er,  vielleicht  euphonisch  für  tr,  und  die 
vergleichung  von  empreindre  aus  imprimere,  geindre  aus  gemere,  raembre 
(vgl.  dltfr.  crembre  für  craindre)  aus  redimere,  die  also  alle  auf  die  3. 
lat.  conj.  weisen.  8.  das  verbum  Rom.  gramm.  IT,  248.  Im  prov.  ist 
craindre  nicht  heimisch  geworden,  wenn  auch  der  nach  seltnen  Wörtern 
jagende  Ä.  Daniel  das  pari,  crems  einigemal  gebraucht. 

Gran  fr.  (m.)  einschnitt,  kerbe,  henneg.  cr^ner  einschneiden,  spalten, 
abget.fr.GTenQSLU,  aitfr.pr.QATnel  zinne,  zacke  der  mauer,  n/r.  carneler 
kerben.  Das  wort  ist  fast  ein  gemeinromanisches:  chw.  crenna,  lomb. 
crena,  piem.  cran,  vgl.  sp.  camero  II.  b.  Gleichbedeutend  ist  crena  beim 
älteren  Plinius,  sonst  nicht  vorhanden:  steht  es  sicher  (Rom.  gramm.  J,  14), 
so  sind  die  roman.  Wörter  darauf  angewiesen.  Es  begegnet  mit  derselben 
bed.  auch  im  deutschen,  wo  es  aber  keine  würzet  hat:  mhd.  krinne,  bair. 
krinnen  (f.),  dsgl.  ndd.  kam  (verschieden  von  karve  =  hd.  kerbe),  vb. 
kamen,  s.  Brem.  wb. 

Cranequin  altfr.  ein  Werkzeug  die  armbrust  zu  spannen,  crane- 
quinier  ein  armbrustschütze.  MSnage  halt  das  wort  für  deutsch  (nieder- 
ländisch) und  in  der  that  berechtigt  die  endung  quin  zu  dieser  vermuthung, 
s.  beispiele  Rom.  gramm.  II,  309.  Doch  ist  kein  ndl.  kränekin,  welches 
eine  kleine  winde  bedeuten  könnte,  nachweislich,  nur  kräneke  kommt  vor, 
s.  Sil.,  bedeutet  aber  die  ganze  armbrust,  was  wenig  unterschied  macht. 
Der  dazu  gehörige  Spanner  hieß  altfranz.  auch  tour  {daher  arc-ä-tour), 
it.  tomo;  mhd.  unrd  antwerk  (maschine)  dafür  gebraucht.   S.  auch  crone. 

Crapaud  /r.,  pr.  crapaat,  grapaut,  cat.  gripau,  lim.  gropal  (für 
grapal)  kröte.  Von  crepare,  das  berstende  d.  h.  zum  bersten  sich  blähende 
(hier?  allein  warum  alsdann  nicht  deutlich  crevand?  Richtiger  leiten  es 
andre  vom  engl,  creep  kriechen  =  ags.  creöpan,  ndl.  kmipen,  vgl.  obd. 
kriefen,  ahd.  krifan  Graff  IV,  698.  Zm  erwähnen  ist  auch  pic.  crapeux 
kröte,   als  adj.  schmutzig,  von  crape  schuppen  auf  der  haut,  so  daß  das 


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556  II.C.   CRAU-CRIQUET. 

thier  das  grindige  heißen  könnte,  vgl.  seinen  prov.  namen  graissant  von 
graissa  =  fr.  graisse,  crasse;  aber  das  engl,  creeper  kriechendes  un- 
gemefer  knüpft  crapaud  augenscheinlich  an  creep. 

Crau  pr.  (f.)  name  eines  berühmten  Tdesdfddes  in  der  nähe  von 
ArUSj  kommt  bei  den  troubadours  nicht  als  appellativ  vor:  tan  de  marcs 
cnm  ha  codols  en  Gran  so  viel  mark  eis  kiesd  auf  der  Crau  liegen  LR. 
I,  294;  woM  aber  findet  sich  das  adj.  cranc  steinig:  en  ta  sec  ni  en 
tant  crauc  loc  GO.  78;  cranc  'sterüis^  GProv.  43;  norm,  crau  ein  zarter 
stein,  auch  in  Savoyen  üblich  (Addungs  Mithr.  II,  64).  Es  ist  eins  der- 
jenigen Wörter,  welchen  man  unbedenklich  celtische  herkunft  zugesteht, 
kymr.  craig  (f),  bret  krag  (m.),  gael.  creag,  crag  (f.)  fds,  stein,  creagan 
felsengegend,  daher  engl.  crag.  Wie  sclag  mit  esclan,  feg  mü  feu,  so 
konnte  allerdings  auch  crag  mit  cran  gegeben  werden.  Vgl.  MSnage  s.  v. 

Creanter  altfr.  versichern,  daher  sbst.  creant  bürgschaft;  gleichsam 
credentare  glauben  machen,  vom  pari,  credens.  Andre  formen  sind  cra- 
anter,  cranter,  mit  media  graanter,  greanter  und  granter,  letzteres  schon  in 
den  Livr.  d.  rois,  engl,  grant. 

Gräm ail Ion,  cr^maill^re  fr.,  daher  sp.  gramallera,  kessdhaken, 
einfacher  bürg,  cramail,  wallon.  cramä,  champ.  cramaille,  in  ältester  form 
cramaila(s)  Gl,  cass.,  mlat.  cramaculus  Capit.  de  vUlis,  cramacnia  'höh- 
hoda^  Gl.  lindenbr,,  vgl.  Dief.  Gloss,  lat.  germ.  v.  cremacula.  Wie  dieses 
hahhala  aus  hangen  (hähhan),  so  könnte  man  sich  cr^maillere  aus  gr. 
xQff.iaa&ai  abgdeitet  denken,  hätte  die  griechische  spräche  tiefer  in  die 
romanischen  eingegriffen.  Näher  berechtigt  ist  darum  gewiß  das  ndl. 
kram  eiserner  haken.  —  [Gachet  p.  103^  dachte  diese  deutung  zu  ver- 
bessern, indem  er  ein  compos.  kramhahila  annahm,  welches  also  aus  zwei 
ungefähr  dassdbe  aussagenden  Wörtern  gebildet,  übrigens  im  deutschen 
unbekannt  ist.  Man  bedarf  keines  zweiten  Wortes,  das  st4ffix  acnl  ist  hier 
ganz  an  seiner  stelle.] 

Crßpe  /r.  flor,  krepp;  von  crispns. 

Creux  fr.  hohl,  sbst.  crenx,  pr.  cros  höhle,  grübe,  vb.  fr.  creuser 
aushöhlen,  vgl.  comask.  croenss.  Von  corrosus,  corrosum,  woraus  sich 
sowohl  das  adjectiv  wie  das  Substantiv  erklären  würde?  Zufällig  paßt 
eine  prov.  stdle:  pan  on  raton  fen  cros  brot  in  das  die  rotten  löcher 
machen,  corrodnnt. 

Grevette  fr.  art  kleiner  sedcrebse;  von  carabns,  oder,  was  etwas 
näher  liegt,  vom  dtschen  krabbe,  woher  auch  henneg.  crape.  Ghevrette 
heißt  ein  nah  verwandtes  insect,  von  chevre,  wie  auch  dtsch.  böckle,  meer- 
geiß,  s.  Nemnich  I,  804. 

Grique  fr.  (f.)  kleine  von  der  natur  gebildete  bucht;  vom  ndl. 
kreek,  engl,  creek,  schon  ags.  crecca  dass. 

Griqnet  norm.,  neupr.  cricot,  engl,  cricket,  pic.  cr^ueillon  und 
crinchon,  ndl.  krekel,  kymr.  cricell  ein  insect,  heimchen;  naturcMsdrücke, 
und  so  fr.  criqner,  ndl.  krieken,  gr.  KgUeiv,  xQi^ßiv  u.  dgl.  schrillen, 
zirpen. 


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IL  c.   CRIQüET-CüSCHE.  557 

Criquet  fr.  Meines  pferd;  vom  dtschen  kracke  ("Frisch).  Daher 
engl,  cricket  schemd. 

Croc  fr,  pr.  chw.  Iiaken,  daher  fr.  crochet,  crochu,  accrocher;  in 
german.  und  cdt.  mundarien  einheimisch:  aitn.  krökr,  engl,  crook,  ndl. 
krooke  JEZ.,  kymr.  crög;  daeu  ein  verbum  in  der  L.  8dl.  incrocare,  alifr. 
encrouer  an  einem  haken  aufhängen,  wie  noch  normannisch.  Crochet  gab 
dem  Spanier  corchete,  dem  Portugiesen  colchete. 

Crone  /r.  (m.)  hebezeug  für  waaren  in  den  häfen;  vom  ndd.  kr&n 
=  hd.  kranich,  der  name  des  vogels  auf  die  maschine  übertragen  une  fr. 
grue  und  gr.  yiqavog.  Ein  diminutiv  dazu  ist  das  vrU.  cranequin 
(s.  oben),  werhseug  die  armbrust  zu  spannen^  wallen,  crfenekin  armbrusty 
s.  Huydecoper  zu  Stehe  III,  318. 

C rotte /r.,  croia,  pr.  gassenkoth  aus  staub  und  regen,  mist  der 
Schafe,  ziegen,  kaninchen,  mause  u.  a.  thiere,  daher  nach  Mlian  das 
gleichbed.  fläm.  krotte.  Die  bekannte  lierleilung  aus  crusta  verträgt  sich 
nicht  mit  der  prov.  form.  Vielleicht  entstand  es  aus  dem  ndd.  schwed. 
klöt,  hd.  klofs  kugelförmige  masse,  wobei  man  an  die,  freilich  proble- 
matisclhe,  herkunft  von  bouse  aus  batze  fs.  oben)  erinnern  dürfte. 

Gm  che  fr.,  alt  cruye,  gase,  cruga,  pr.  cragö,  fr.  cruchon  krug; 
vom  kymr.  crwc  eimer  (eigentl.  ein  gerundetes  gefäß).  Entfernter  steht 
ahd.  cruoc,  crög,  dUfrs.  kröcha,  ags.  crocca,  chw.  cruog,  hruog. 

Cuire  fr.  kochen,  von  coquere,  pr.  cozer;  cuisson  schmerz,  von 
coctio;  cuistre  pfaffenkoch,  gleichsam  coquaster,  vgl.  pr.  coguaströ,  nUat. 
cocistro  Gl.  Isid.;  dsgl.  pr.  cosenza  pein,  gleichsam  coquentia,  daher 
cdtfr.  cusen^on;  auch  it.  cociore,  sp.  escozor  u.  a.  m. 

Cuivre  /r.  hupf  er;  von  caprumy  oder^  streng  genommen,  vom  adj. 
cnpreom. 

Galbate  fr.  burzdbaum,  vb.  cnlbuter:  zsgs.  aus  cul  bürzel  und 
bäte  etwas  aufgeworfenes,  also  stürz  mit  dem  bürzel  zu  oberst. 

Culvert,  cuivert  altfr.,  pr.  culvert  spitzbübisch,  gottlos;  es  wird 
häufig  auf  die  ungläubigen  angewandt  und  gesellt  sich  gerne  zu  felon. 
Die  herleitung  aus  colnm  vertens,  was  doch  nur  feige  heißen  kann,  ist 
wegen  dieses  dem  werte  fremden  sinnes  unzulässig  und  selbst  schon  wegen 
der  starken  abkürzung  bedenklich.  Menage  hält  es  richtig  für  coUibertus, 
wie  in  Frankreich  ein  dienender  genannt  ward,  der  dem  skiaven  näher 
stand  als  dem  freien,  so  daß  er  von  seinem  herrn  verschenkt  und  verkauft 
werden  konnte.  Diese  bedeutung  hat,  wie  es  scheint,  das  romanisierte 
culvertus  in  einer  Urkunde  vom  j.  1106  und  offenbar  beiHelinand  cuivert: 
morz  üetit  franc  homme  de  cuivert,  vgl.  bei  Matth.  Par.  sub  nomine 
culvertagii  et  perpetuae  servitutis;  daher  das  vb.  aculvertir  zum  Sklaven 
machen,  Antioch.  I,  96.  Die  ausartung  des  begriffes  bedarf  keiner  er-- 
läuterung.  8.  MSnage  w.  couillauts,  couvert,  Ducange  w.  collibertus, 
culvertagium,  ed.  Bened.  v.  cuiverta. 

Cusche  dltfr.  zu  folgern  aus  dem  adv.  cuschement,  nur  in  der 
Passion  Christi  88:  a  grand  honor  de  ces  pimenc  Taromatizen  cusche^ 


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558  II.C.  DA-DAINTIE. 

ment  (den  leib  Christi).  Die  prov.  form  würde  cusc  sein:  eine  solche 
findet  sich  LB.  I,  533:  una  gen  qnes  fai  cusca,  aber  ihr  sinn  ist  in 
dem  kleinen  hruchstück  unsicher.  Dagegen  braucht  Auslas  March  cant. 
d^am.  60  dasselbe  wort  in  der  /riemlich  klar  vorliegenden  bed.  blöde  oder 
schüchtern,  und  diese  fuhrt  auf  unser  kensch,  oM.  kfiski,  während  das 
entsprechende  aUs.  cüsco  adv.  mit  seiften  bedd.  gesiemendj  ehrerbietig 
der  stelle  aus  der  Fassion  vollständig  genügt. 


Da  frone,  partikel  in  oui-da,  nenni-da.  Die  älteste  form  derselben 
ist  AiYii,  demnächst  abgekürzt  in  das  einsüb.  deä,  ihre  bedeutung  eine 
dringende  aufforderung^  wo  nicht  ein  Vorwurf:  diva,  ne  me  celer!  diva 
tu  m'as  honi  1  Die  deutungen  aus  gr.  vrj  nov  Jia  oder  v^  dt]  (bei  Minage), 
aus  lat.  Diva  mutter  gottes  (Michel  im  Charlem.),  at^  fr.  dis  valet  ^die 
puer"  (P.  Paris  im  Garin  /,  296,  11,  23),  aus  lat.  vae  (Gar.  J,  166) 
scheinen  sämmtlich  unhaltbar.  Man  bemerke,  daß  schon  das  einfache  ya, 
ohne  eweifd  imperativ  von  aller,  häufig  und  in  früher  jseit  denselben  dienst 
thut:  va,  car  me  di!  Chev.  au  lion  ed.  L.  Guest  p.  138' ;  lesse,  va, 
tost  les  chiens  alert  so  laß  doch  geschwind  die  hunde  los!  Ren.  I,  47; 
qui  es  tu,  va?  Buteb.  II,  101;  or  va,  de  par  dieu  va!  wohlan  in  gottes 
namen!  ChOyg.  I,  1242;  noch  neuprov.  au  farai  pas  vai  ich  thu  es  durch- 
aus nicht.  Dies  wörtchen  verstärkte  man  mit  dem  gleichfalls  auffordernden 
di,  imper.  von  dire,  e.  b.  diva  sag  an  Alex.  61,  6.  73,  20,  das  euweüen 
auch  wiederholt  ward:  et  tu,  diva  di,  faz  noienz  i2M/ßi.  I,  336.  —  [Wenn 
E.  Du  MSril  (Floire  p.  261)  die  hier  anerkannte  partikel  va  schon  bei 
Gregor  v.  T.  4,  21  findet,  welcher  sagt:  cum  (Chlothocarius)  graviter 
vexaretur  a  febre,  ajebat:  wal  quid  putatis,  qualis  est  ille  rex  coelestis, 
qui  sie  tam  magnos  reges  interficit,  so  scheint  er  damit  die  deutsche 
interyectio  dolentis  eu  verwechseln,  auf  welche  sinn  und  Schreibung  hinwdsen^ 

Dagorne  fr.  kuh,  die  ein  hom  verloren  hat;  Bsgs.  aus  dague  dolch 
und  corne,  vgl.  bigome  für  bicome. 

Da  im  fr.  damhirsch,  fem.  daine,  ciltfr.  masc.  dain,  daher  U.  daino, 
piem.  dan,  altsp.  dayne  Canc.  de  B.,  ndl.  deyn  EU. ;  von  dama  {it.  damma), 
woraus  ein  masc,  damus  moviert  ward. 

Daintiö  dltfr.  (m.),  auch  daintier  leckere  speise,  daher  das  gleichbed. 
engl,  dainty.  Statt  des  masc.  dainti^  hat  der  prov.  Gir.  de  Boss,  dßs 
fem.  dentat:  no  falhit  al  menjar  nulha  dentatz  beim  essen  fehlte  kein 
leckerbissen  v.  1303,  vgl.  1077, 7791;  im  Ms.  Harl  Mich.  p.  334  steht  daintaz, 
gleichfalls  weiblich,  bei  einem  troubadour  dintat  B,  Denkm.  p.  163.  Die 
etymologie  betreffend,  hält  Gachet,  mit  bejgiehung  auf  das  schon  bei  Boche- 
gude  vorkommende  dentat  ^ragoüt,  mets\  für  die  grundbedeutung  ^das 
zwischen  die  zahne  gesteckte ;  aber  dentat  (t;on  dens)  konnle  doch  nur 
heißen  gezähnt,  und  überdies  wäre  der  ausdruck  für  die  sache  üM  ge- 


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n.c.  DAIS-DARTRE.  559 

tvähit  Dainti^  läßt  sich  buchstäblich  auf  kein  anderes  lai.  wort  zurüch- 
fähren  als  auf  dignitas  und  dessen  bedeutung  scheint  ihm  noch  in  der 
Chanson  de  Boland  v.  48  zu  gebühren^  wo  es  heißt:  que  nus  perduns 
Fonur  ne  la  deintet  daß  wir  die  ehre  und  würde  verlieren.  Man  konnte 
das  im  prov.  ihm  eukomn\ende  weibliche  geschlechty  verführt  von  der  par- 
tieipiälen  gestdU  des  Wortes  (daher  auch  das  altfr.  dant^e  GBourg.p.  68) 
mU  dem  männlichen  vertauscht  haben.  Die  grunäbedeutung  mag  kostbar- 
keity  schmuck  gewesen  sein^  vgl.  Bari.  160,  2 :  tez  cors  est  molt  en  grant 
daintiä  dein  leib  ist  in  sehr  großem  schmuck:  schmuck  aber  und  anstandy 
dignitas,  sind  begriffe,  die  sich  nahe  berühren.  Auch  das  mundarth  engl. 
daintee  bedeutet  etwas  werthvoües,  s.  HälliweU. 

Dais  /r.  thronhimmel.  Altfr.  bedeutet  dois,  j^r.deis,  die  tafel,  woran 
man  speist,  von  discus,  it.  desco,  dtsch.  tisch.  Für  dois  gdU  mundartlich 
dais  0.  b.  MOar.  p.  11,  vgl.  espois  neben  öpais  und  dgl.,  daher  die  neufr. 
form.  Solche  speisetische  sollen  oben  mit  einem  tuche  überspannt  gewesen 
sein,  damit  nichts  von  der  decke  herabfiele,  und  so  kam  es,  daß  das  wort 
auch  die  bed.  thronhimmel  annahm,  s.  Menage.  Atis  dorsum  dossium, 
worauf  andre  verweisen,  läßt  sich  die  urform  deis  nicht  herleiten;  sp. 
dosel,  U.  dossiere  können  aus  dem  eilten  dois  geformt  sein. 

Dame  fr.  interjectUm  s.  v.  a.  potztausend;  nach  Nodier  von  dien 
me  damne;  nach  andern  von  dame  als  namen  der  heil.  Jungfrau.  Es 
ist  aber  nichts  als  das  auch  dem  Italiener  bekannte  domine,  vöcativ  von 
dominas,  der  vocai  a  auch  im  altfr.  dame-dieu  =  domine  deus. 

Dandin  fr.  alberner  mensch,  dandiner  sich  hin  und  herwiegen,  bei 
Nicot  ineptire;  vgl.  mhd.  iant  possen,  nhd.  tand,  vb.  mndl.  danten  in- 
eptireKil.,  nAd.  tändeln,  oi(2.  dantern,  engl,  dandle.  Die  wod.  spräche  hat 
tendäle  kleinigkeit,  aber  wohl  von  tantillnm. 

Danger  fr.  gefahr.  Es  bedeutete  in  der  alten  spräche  das  strenge 
recht  des  oberherm  in  besriehung  auf  den  besitz  seines  untergebenen:  fief 
de  danger  z.  b.  ist  ein  an  vielerlei  bedingungen  geirnndenes  lehen,  das 
leicht  eingezogen  werden  konnte.  So  heißt  danger  überhaupt  unUkür,  ge- 
wält  (urie  noch  jetzt  das  norm,  wort),  se  mettre  en  danger  de  qqun  sich 
dem  belieben  eines  andern  unterwerfen,  dsgl.  Weigerung,  Schwierigkeit  (auch 
pr.  dangier):  faire  danger  de  dire  qch.  sich  weigern  etwas  zu  sagen, 
Umous.  dondziö  äbneigung,  widerwüle.  Aus  damnam  (einbüße)  leitete 
man  damnarinm,  fr.  damnier,  gespr.  danger;  letzteres  wort  vertrat  auch 
damnnm  in  seiner  ndat.  bed.  beschädigung,  vgl.  Ducange.  —  [Über  eine 
herleitung  aus  dominium  sehe  man  Krit.  anhang  p.  16  und  besonders 
Oachet  p.  111',  der  die  bedeutungen  des  wortes  gründlich  auseinandersetzt 
und  sich  gleichfalls  für  damnam  entscheidet.] 

Darne  fr.,  damo  neupr.  (f.)  schnitte  von  einem  fisch;  vom  kymr. 
und  bret.  dam  (f.)  stück,  bissen,  nach  Pictet  p.  107  identisch  mit  dem 
sanskr.  darana  theilung. 

Dartre  fr.,  mundartl.  dertre  flechte,  schwinde.  Zu  verwerfen  ist  die 
deutung  aus  gr.  daQtog  (abgehäutet),   da  die  ärzte  den  eigentlichen  aus- 


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560  II.C.   DAUPHIN^DEPIT. 

dmch  Isixv^  ♦*^*^  verfehlt  haben  unirden.  Pictetj  Ztschr.  für  vergl.  sprachf. 
F,  559,  vermuthet  dbstammung  von  einer  dltceltischen  form^  jetzt  hret. 
darouöden,  dervoöden,  Tcymr.  darwden  (tarwdten)  =  skr.  dardru,  ags, 
teter^  engh  tetter,  nhd.  zitier,  alle  mit  dartre  gleichbedeutend.  8.  auch 
Chevailet  J,  246. 

Dauphin  fr.j  dalfin  pr.  ein  fisch;  von  delphinus.  *  Was  dem  äite- 
sten  söhne  des  königs  von  Frankreich,  früher  dem  grafen  von  Viemie,  als 
titel  eukam^  ist  dasselbe  wort. 

.  Däbit  /r.  verkauf,  vertrieb,  döbiter  waaren  absetzen.  Da  das  ver- 
bum  auch  'ins  schuldbuch  schreiben  bedeutet,  so  erklärt  es  sich  aus  defn 
kaufmännischen  at^drucke  debet  schuid,  rückstand,  buchstäblich  genauer 
aus  debitum. 

Dec,  dech  pr.  1)  gebot,  befehl,  2)  gä>iet,  gränze,  3)  abgäbe, 
4)  büße,  gebrechen,  mangel;  dsgl.  fem.  deca  {neupr.  deco)  und  decha  in 
der  4.  bed.;  vb.  npr.  decd  abbrechen,  altpr.  dechar  täuschen?  LR.  Für 
diese  Wörter  findet  sich  kein  andrer  rath  als  in  edictam  Verordnung, 
welches  das  mittddlter  aber  auch  für  bannum  (aufläge,  büße,  Jurisdiction) 
gebrauchte.  Die  bildung  deca  aus  dec  {richtiger  dech)  ist  unorganisch. 
Aus  indictum  (mlat.  aufläge,  abgäbe)  ist  pr.  endöc  abbruch,  mangd, 
endechat  mangelhaft,  und  gewiß  auch  sp.  pg.  endecha  klagelied  iiber 
einen  todten,  wozu  noch  mlat.  indietare  anklagen  =  dltfr.  enditier  zu 
vergleichen  ist.    8.  auch  Mahn  p.  43. 

Döciller,  dessiller  fr.  die  äugen  öffnen;  von  ciliam,  it,  discigliare. 

D^erne  fr.  'ßle,  servante"  bei  Boret  687,  handgreiflich  das  ndl. 
deeme,  M.  dirne.  Steht  aber  das  franz.  wort  so  sicher,  wie  ChevaUet 
1,  407  es  hinstellt?  Bord  bringt  es  in  seinem  zweiten  anhang^  worin  er 
nach  eigner  aussage  viele  deuts6he  Wörter  aufgenofnmen  hat. 

Degrö  fr.,  degrat  (degrd)  pr.,  auch  pg.  degräo  stufe;  für  gr6  = 
gradus,  gebildet  aus  degradare,  als  scheideform  von  grö  =  gratum. 

Degun  prov.  pronomen  für  tat.  nulltis,  noch  jetzt  bis  Nizza  üblich, 
auch  ältsp.  degun  im  F.  juzgo ;  dem  ahd.  dihein  nachgebildet,  wie  Grimm 
III,  40  bemerkt.  Kein  wunder:  noch  ein  anderes  pron.,  maint,  ist  ja 
unlateinischer  herhunft. 

Dölai  fr.  aufschub,  frist;  von  dilatum,  Ual,  fem.  dilata.  Daher  vb. 
dilayer,  vrlt.  delayer,  aufschieben,  hieraus  it.  dilajare. 

D61i6  fr,,  in  alterer  form  deugi6  zart,  fein;  von  delicatus  wie  pli6 
von  plicatus,  pr.  delgnat,  sp.  delgado. 

Demanois  oitfr.,  demanes  pr.,  partikd  für  lat.  statim;  von  de 
manu  mi^  angefügtem  ipsum  ^von  der  hand  weg,  kurzer  hand^  gr.  ex  x^^Q^Sj 
mhd.  zehant    Für  demanois  wird  auch  fr.  manois,  pr.  manes  gesagt. 

Dopen s  (m.plur.),  döpense  fr.  aufwand,  ausgaben;  t;on  dispendere 
dispensuB. 

D6pit/r.,  deB^ieg pr.unwUle;  von  despectus  rcracWwngf,  t^. dispetto, 
sp.  despecho.  Äc^j.  dttfr.  despit  Chev.  d.  l.  charr.  p.  168,  Ruteb.  I,  104, 
vom  part  despectus,  ü.  dispetto.     Vgl,  röpit. 


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ILc.   DESVER-DIE.  561 

Desver  und  derver  altfr^von  sinnen  sem^  rasen,  selten  dever  0.h, 
PDueh.  p.  36 j  aber  nfr.  endßver  toben;  siAst,  dltfr.  desverie,  derverie 
raserei.  Ein  altes  Zeugnis  ist  se  dösved  yu/reret'  LRs.  85;  ohne  se  js,  b. 
Og.  ly  123  a  poi  qu'il  ne  d^sve.  Uäußg  begegnet  das  adj.  desv^,  dervö 
unsinnig;  sehr  üblich  ist  auch  die  redensart  le  sens  cuide  derver  er  glaubt 
den  verstand  su  verlieren,  wo  also  das  verbutn  transitive  kraft  hat;  zu- 
weilen du  sens  cuide  derver  £f.  6.  Fier.  p.  33.  Man  hat  es  aus  de-ex- 
viare  construiert^  woraus  richtig  desvoyer  ward,  desver  nicht  werden 
konnte.  Es  gibt  andre,  besser  berechtigte  Wörter,  e,  b.  diruere,  umgeformt 
nach  der  1,  conj.  wie  das  einfache  ruar,  aus  ruere,  also  diruar,  endlich 
dervar,  mU  verstärktem  präfix  desvar,  desver.  Auch  sp.  derribar  (um- 
werfen, zerstören)  dürfte  genannt  werden.  Bei  dissipare,  das  im  pr. 
disipar  und  it.  scipare  jsu  gründe  richten,  verumsten  bedeutet,  wäre  das 
bedenken,  daß  sich  p  schwerlich  in  v  erweicht  haben  würde,  da  dies  im 
prov.  auch  nicht  geschah.  Die  herleitung  aus  derogare  genügt  dem  buch- 
staben  vollständig,  wenn  man  dltfr.  enterver  von  interrogare  vergleicht, 
aber  seine  bedeutung  liegt  zu  weit  ab.  Folgendes  ist  ein  weiterer  beitrag 
zur  auslegung  des  vielbesprochenen  Wortes.  Nimmt  man  die  älteste  franz. 
form  d^sved  und  berechnet  jeden  buchstaben,  so  kommt  man  auf  d^sipit, 
was  dem  begriffe  genau  zusagt;  p  wird  at^ch  in  dem  einfachen  savoir  (von 
sapere)  zu  v.  Die  1.  person  desipio  würde  freilich  eine  andre  form  ge- 
geben haben,  aber  sie  ward  im  leben  selten  gehört,  da  niemand  unsinnig 
sein  wül,  und  haJt  darum  keinen  einßuß  auf  das  roman.  wort  gehabt.  Streng 
genommen,  wäre  aber  auch  desipit  nicht  desve,  sondern  d&v  geworden: 
man  fügte  e  an,  um  die  ausspräche  möglich  zu  machen,  und  da  das 
wort  hierdurch  den  schein  der  1.  cotyug.  bekam,  so  ist  der  infin.  desver 
leicJit  zu  erklären. 

Dötresse  fr.,  destressa,  detreissa  pr.  bekiemmung;  vom  part.  de- 
strictus,  pr.  destreit  gepreßt,  beengt,  gleichsam  destrictia:  da  aber  ab- 
leitungen  mit  einfachem  suffix  Ta  kaum  vorhanden  sind,  so  scheint  dem 
Substantiv  ein  vb.  destreissar,  gleichsam  destrictiare,  vorausgegangen  zu 
sein.  Der  Italiener  hat  dafür  das  regelrechte  distrettezza,  kein  distrecci^ 
aber  im  altspan.  findet  sich  destricia  noth,  bedrängnis. 

Dette  fr.  schtdd;  vom  plur.  Aebita,,  sp.  deuda. 

Diantre  fr.  interjection,  entstellt  aus  diable  um  den  namen  des 
bösen  nicht  in  den  mund  zu  nehmen;  churtv.  dianser. 

Die  altfr.,  dia  pr.,  beide  nur  im  Gir.  de  Boss.:  ja  no  sera  mos 
sira  ni  ieu  seus  dia  2368;  in  der  franz.  abfassung  Bodl.  ja  ne  sera  mos 
seindre  ne  eu  siens  die  M,  II,  p.  96;  dagegen  Harl.  ja  ne  sera  mis 
sires  jor  de  ma  vie  Mich.  p.  289,  wo  also  das  wort  vermieden  ist.  Die 
bed.  dienstmann,  lehensmann  liegt  im  zusammenhange.  Knecht,  olniTtjg, 
heißt  goth,  thiu-s,  ags.  theöv,  theöva,  ahd.  in  abll.  und  zss.  tbio,  theo, 
deo,  aber  nur  auf  die  ahd.  form  mit  anlautender  media  ist  das  prov. 
wort  zu  gründen,  da  thiu  den  anlatU  t  geordert  haben  würde.  Deo  oder 
dio  hätte  freilich  deu,  dieu  oder  diu  gSen  sollen;  man  konnte  jedoch  das 

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562  ILc.   DINDE-DOEELOT. 

wort  in  dia  umbiegen,  damit  es  nicht  ntU  deus  misammentraf:  solcher 
masctdina  auf  a  mit  persönlicher  hedeutung  besaß  die  spräche  mehrere, 
une  bada,  crida^  nca  und  eumcü  sira,  dessen  gegensaie  dia  büdele.  Ein 
gleichfalls  aus  einer  german.  spräche  geschöpftes  synonym  von  dia  (fö) 
werden  wir  unten  kennen  lernen. 

Dinde  fr.  truthenne,  dindon  truthahn;  abgekürsft  aus  coq  dlnde 
indischer  (americanischer)  hahn,  cot.  gall  dindi,  indiot. 

Disette  fr.  mangd;  von  desectSL  abgeschnittene  sache,  abgeschnitten- 
heii,  nicht  von  dösita,  une  die  etymologen  wollen,  das  eher  deste,  dette 
hinterlassen  hätte. 

Dolequin  aitfr.  kuraer  zweischneidiger  degen;  vom  mndl.  dolcktn, 
dimin.  von  dolk,  nhd.  dolch,  dies  at^  dem  statischen,  böhm.  z.  b.  tolichy 
s.  J.  u.  W.  Qrimms  Wb. 

Dommage  fr.  schade,  dltsp.  domage  Bc]  dUfr.  waUon.  richtiger 
damage,  pr.  dampnatge;  von  damnam. 

Dondon  fr.  (f.)  dickes  rothbackiges  weib  (dicke  kurze  Weibsperson 
Frisch).  Es  scheint  eine  sinnverstärkende  reduplication  und  das  einfache 
don  atis  dem  mundartlichen  engl,  damp  in  dump-y  kurz  und  dick,  dump- 
ling  kleine  fette  person,  kleiner  Tdos,  wozu  man  ein  isländ.  doomp  vergleicht 
(s.  Anonym,  diaiect  of  Oraven,  Lond.  1828).  Ein  adjecHv  zu  dondon 
ist  das  altfr.  dondö  dick,  beleibt  =  mundartl.  engl,  dunty,  dumpty 
(dmnp-et-y?)  kurze,  dicke  person.  Dondon  berührt  sich  mit  bedon  (s.  oben): 
altfr.  dondaine  z.  b.  (ein  wurfgeschütz)  t^  =  bedondaine.  Ob  auch  dodu 
(dick  und  fett)  hieher  zu  stellen  sei,  ist  unsicher,  da  der  Franzose  die 
nasalität  nicht  leicht  aufgibt;  vermuthungen  bei  Scheler. 

Dongeon  fr.,  donjo  pr.,  mit  erweichtem  n  dUfr.  doignon,  pr. 
dompnhon,  im  mlatein  domgio  (1026),  dungio,  domnio,  höchstes  befestigtes 
gehäude  in  einer  bürg;  man  lese  die  beschreibung Lex. rom. III,  71.  Zwei 
beachtenswerthe  deutungen  liegen  vor:  aus  dominium  beiMinage,  und  aus 
dem  celtischen  dfin  befestigter  ort  (vgl.  duna  I)  bei  Ducange;  in  beiden 
fällen  ist  eine  ableitung  vermittelst  des  Suffixes  ion  anzunehmen;  dominio 
ctominionis  muffte  etwa  das  beherrschende  gebäude  (nicht  das  herrenhaus, 
denn  das  war  es  nicht)  ausdrücken.  Nicht  günstig  für  die  cdtische  her- 
kunft  ist  das  späte  auftreten  des  wortes^  im  mitteUatein,  wiewohl  zu  seinem 
gebrauche  gdegenheit  genug  gegeben  war.  Zeuß  /,  30  hält  das  von  Or- 
dericus  im  Widerspruche  mit  allen  andern  quellen  gebrauchte  dangio  für 
die  bessere  form  und  erkennt  darin  das  ir.  daingean  befestigvng.  S.  auch 
Muratori's  Ant.  ital.  U,  600,  Grandgagnage^s  Mem.  sur  les  noms  de 
Ueux  77  und  Diefenbachs  Orig.  eutop.  p.  327,  der  sich  der  lat.  herkunft 
des  Wortes  zuneigt.  —  [Ein  neues  zeugnis  für  dieselbe  bringt  Mussafia, 
Barstellung  der  altmailändischen  mundart  (1868)  p.  37,  nänüich  das  bei 
Bonvesin  vorkommende  dominion,  ^wodurch  die  bestrittene  ableitung  dieses 
Wortes  (dongeon)  aus  dominium  beinahe  unzweifelhaft  wirdJ*] 

Dorca  und  dorc  pr.  krug;  von  orca  mü  vorgesetztem  d. 

Dorelot  altfr.  Zärtling,  liMing,  nfr.  doreloter,  Aoxloitöx  verzärtdn^ 


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ILc.   DORENAVANT-DEASCHE.  563 

hätscheln^  Nach  Frisch  von  dorer  vergoldeny  woraus  aber  dorelot  tUcht 
ahgdeitet  werden  konnte.  Überdies,  wollte  man  etwas  von  gold  darin 
ausdrücken,  so  gab  das  subst.  or  die  passendste  grundlage  des  neuen 
Wortes.  Besser  jedoch  vom  ags.  deörling  liebling,  die  endung  ing  vertauscht 
mit  dem  diminutivsuffix  ot  Andre  verweisen  auf  das  mit  dorloter  gleich- 
bed.  bret.  kymr,  dorlota,  welches  allerdings  aus  dem  franeösischen  entlehnt 
sein  könnte,  aber  in  dem  einfacheren  bret,  dorlöi,  dorlö  (dem  auch  die 
bed.  behandeln,  handhaben,  kneten  jsusteht)  eine  stütze  bu  haben  scheint. 
Derselben  herkunft  sind  auch  wohl  die  liebesinterjectionen  der  altfrana. 
vdkslyrik  o  dorlotin!  o  dorenlot!  dorenleul  validoriax! 

Doränavant  (mit  falsch  angewandtem  accent,  s.  Genins  Varitxt.  de 
la  l.  f.)  franis.  adverb  für  tat.  dehinc:  von  de  hora  in  ab  ante. 

Dorna  pr.  topf  npr.  dourno;  von  urna  mit  vorgesetztem  d  wie  in 
dorca.    Daher  sp.  dornajo,  domilla  trog, 

Douer  fr.  begaben,  von  dotare;  altfr.  dou^e  verlobte,  mit  einer  dos 
begabte;  douaire  (m.),  pr.  doari  untthum,  mlat.  dot8LTium\  douairi^re /ra« 
die  ein  witthum  bezieht. 

Douille,  doille  altfr.  weich  NFC.  I,  113;  von  ductilis,  pr.  dactil 
u.  s.  f;  aus  derselben  quelle  dimin.  fr.  douillet  (nicht  von  dulcis,  dulci- 
cnlettns). 

Donille  fr.  (f.)  zapfen,  dille,  mJat.  ductile  rinne,  eigenü.  etwas 
geleitetes;  vgl,  comask.  indoja  hülse  eines  stides,  von  indnctile,  s.  oben 
andonille.     Von  ducere  ist  auch  das  fr.  donsil. 

Donr,  dor  altfr.,  pr.  dorn,  in  späterem  mlatein  durnus  ein  kleines 
längenmaß.  Veneroni  hat  auch  ein  it.  dorone,  das  aber  nicht  dazu  paßt, 
und  dem  gr.  dägov  ruichgeformt  ist.  Die  genaue  bedeutung  ergibt  sich 
aus  dem  prov.  Reimbuch,  worin  es  heißt:  dorns  ^mensura  manus  clausae" 
67",  also  faustbreit,  handbreit,  vgl.  die  altfr.  stelle:  graindre  demi  piö  et 
piain  dor  einen  haiben  fuß  und  eine  handbreit  größer  Guül.  d'Or.,  s.  Hof- 
mann  zum  Jourd.  de  Blaiv.  v.  3869.  Cdtisches  wort:  gad.  dorn,  kymr. 
dwm,  brd.  dorn  hand,  faust.  —  Daß  schon  der  ältere  PUnius  di-doron 
als  gallisch  bezeichne,  ist  ein  von  Adelung  in  die  litteratur  eingeführter, 
von  Diefenbach,  Orig.  europ.  p.  310,  aufgedeckter  irrthum. 

Doyen  /r.  decJiant,  decan;  von  decanus. 

Drageon  fr.  Schößling.  Vom  deutschen  trieb  gleichbed.,  aufwdches 
man  die  endung  der  sinnverwandten  bourgeon  und  surgeon  iibertrug:  nur 
säze  man  statt  des  nhd.  trieb  das  mhd.  treib,  entsprechend  dem  ahd.  vb. 
treibjan,  goth,  draibjan,  denn  deutsches  ai  wird  fr.  a. 

Drague  fr.  ausgebrautes  malz,  träber;  ist  das  aUn.  dregg,  engl. 
dreg  hefe,  bodensatz. 

Drague  fr.  hohlschaufd  um  sand  u.  dgl.  aus  dem  wasser  zu  ziehen; 
vom  ags.  dräge,  engl,  drag  haken,  zugnetz. 

Dräsche  altfr.  hülsen,  schoten,  mlcU.  drascus  oder  drascum  Jfa^^Ä. 
Paris;  muthmaßlich  vom  ahd.  drescan  dreschen,  also  ausgedroschenes,  nhd. 
drasch  tritura,  s.  Grandgagnage  v.  dr&he. 


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564  n.c.  DEILLE-DUVET. 

Drille  fr,  (w.,  mit  erweichtem  11)  kamerad;  buehstablkh  das  ahd. 
drigil  burschCy  diener,  altn.  thraeU,   vgl.  Grimm  111,  321,  Graff  F,  600. 

Drille  /r.  (f.)  läppen;  vom  nord,  dril  yoegtvurf?  Nach  andern  von 
kymr.  dryll  (m.)  stück,  theä. 

Dröle  /r.  possierlich;  lustig.  Die  lexica  des  16.  jh.,  wenigstens  die 
von  Bob.  Stephanus  1539  und  Nicot  1573,  enthalten  dieses  wort  noch 
nicht,  und  da  es  auch  in  der  altfr.  und  prov.  spräche  nicht  vorhanden 
scheint,  so  ist  über  seine  ursprünglichere  form,  d.  h.  ob  dem  circumflectierten 
6  eine  etymologische  bedeutung  eukomme,  nichts  zu  sagen.  Menage  er- 
innert an  trossulus  Stutzer,  das  aber  eher  trosle,  tröle  ergeben  hätte.  Es 
ist  sicher  desselben  Ursprunges  wie  unser  drollig  (erst  gegen  ende  des  17. 
jh.  Grimm),  engl.  droU,  vgl.  auch  ncU.  drol,  altn.  drioli,  gad.  droll  plum- 
per ungeschickter  mensch. 

Dromon  altfr.  größeres  kriegsschiff,  ol^n.  drömundr,  mAd.  tragmunt, 
dragmunt;  vori  dromo  (öqojuwv)  ^genus  navicdlae  velocissimae  nach  Fut- 
gentius  Plane.,  vgl.  Isidor  19,  1.  Prov.  dromo  plattform  ist  dasselbe  wort. 
Wal.  drom  straße,  bahn,  von  dqo^og  laufbahn. 

Duire  altfr.  pr.  anleiten  zu  etwas,  unterrichten,  abrichten,  im  Leo- 
degar  str.  4  perf.  doist,  im  Boeth.  v.  155  part.  präs.  dozen  (s.  die  anm. 
dazu),  als  adj.  altfr.  pr.  duit  geschickt,  gewöhnt,  geübt,  sbst.  altfr.  duison 
artigkeit  NF.  Jub.  /,  105;  nicht  etwa  von  docere,  sondern  von  ducere, 
mit  dem  seine  flexion  zusammentrifft  (doist  =  dnxit,  nicht  =  doeuit), 
ebenso  sp.  ducir  in  der  bed.  von  duire,  ducho  in  der  bed.  von  duit,  vgl. 
auch  unser  ziehen  educere,  educare.  —  [Die  prov.  form  dozer  in  dem 
später  bekannt  gewordenen  alten  prosadevJomal  läßt  ruhen  dem  angeführten 
dozen  wenigstens  eine  mischung  der  verba  doeere  und  ducere  annehmen. 
Das  prov.  Reimbuch  hat  dohtz  ^docttis  Ö6".] 

Dupe  fr.  (f.)  schwachkopf,  der  sich  leicht  hinter gehn  läßt,  duper 
hmtergehn,  bethören.  Frisch  I,  212''  stellt  dupe  zum  Schwab,  dttppel 
dummkopf,  vgl.  Schweiz,  täuppen  irre  reden,  täubelen  zu  bethören  suchen. 
Weitere  sich  annähernde  Wörter  sammelt  Ätzler. 

Durfeü  altfr.,  umgestellt  drufetl  Ignaur.  p.  16,  elend,  erbärmlich. 
Born,  gramm.  II,  291  (1.  ausg.)  ward  dies  wort  den  ableitungen  mit  utus 
zugesellt  und  dabei  an  das  gleichbed.  isl  thurfi  erinnert,  worauf  es  auch 
Du  Merü  Form.  d.  l.  l.  fr.  zurückführte.  In  diesem  faUe  aber  hätte  das 
franz.  wort  turfeü  lauten  müssen.  Vergleicht  man  mal-fett,  fem.  mal-fettde 
Alexs.  89,  so  hat  man  grund,  in  unserm  werte  ein  compositum  dur-fetl 
zu  erkennen.  Malfeü  aber  entspricht  dem  pr.  malfadat  Fer.  1861  und 
dem  sp.  malfadado:  durfeü  ist  dure  fatatus  d.  h.  von  hartem  Schicksal 
betroffen;  in  beiden  aber  ward  das  suffix  atus  mit  dem  suffix  utus  ver- 
tauscht wie  etwa  in  letru  für  letrö  u.  a.  (Auch  das  einfache  fetl  ist  vor- 
handen, GhLy.  p.  212.) 

Duvet  /r.  flaumfeder.  Das  altfr.  dum  (nom.  duns,  s.  Henschel)  so 
wie  das  von  Menage  angeführte  norm,  dumet  (bei  Du  Meril  deumet),  ndat. 
duma,  gehen  auf  das  äUn.  dün  (daune)  zurück;  aber  duvet? 


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n.c.  EAU-ECHANTILLON.  565 


B. 

Eau  /r.  (f.)  Wasser;  von  aqua  mittelst  einer  starken  umbüdung:  zu- 
erst eve  (vgl  yve  aus  eqna),  daher  6  vi  er  gußstein  (aquarium),  diph- 
thongiert ieve,  iave,  eaue,  eau  {ebenso  bei,  biel,  bial,  beau).  Diese  und 
andre  formen  gehen  in  einer  und  derselben  handschrift  nebeneinander,  im 
Fierabras  z,  b.  aigue,  augue,  iaugue,  yawe,  iaue.  Noch  im  16,  jh.  konnte 
man  mit  der  Schreibung  des  unchtigen  wertes  nicht  ins  reine  kommen:  R. 
Stephanus  z,  b,  schreibt  nur  eaue,  Mcot  eaue  und  eau,  bis  man  sich 
endlich  entschloßt  das  weibliche  e  fallen  eu  lassen. 

febaubi  fr.  erstaunt,  erschreckt,  particip  des  unüblichen  inf.  ^baubir, 
alt  auch  abaubir;  eigentl,  stammeln  machen,  von  balbus,  altfr,  baube.  S. 
dajsu  Gachet  p.  2*. 

fe  be  fr,  (f)  das  fallen  des  meerwassers  nach  der  fluth;  vom  ndl.  ebbe. 

fiblouir  /r.  blenden,  pr.  esbalauzir  für  esblauzir  betäuben,  em- 
blauzir  blenden.  Was  sich  zuerst  darbietet,  ist  unser  blau,  das  rom. 
verbum  könnte  heißen  ^einem  blau  machen  vor  den  äugen,  blauzir  wäre 
nämlich  für  blau-ir.  Indessen  wird  das  prov.  z  kaum  zur  hiatustügung 
verwandt,  wozu  auch  in  dem  regelrechten  blavir  (vgl.  blavenc,  blaveza, 
blaveiar,  nicht  blauzenc  ff.)  kein  anlaß  war.  Man  muß  darum  Grand- 
gagnage  beitreten,  der  auf  ahd.  blödi  zaghaft,  schwach,  stumpf  (sbst.  blödt 
hebetudo)  verweist,  auch  unser  blödsichtig  ist  schwachsicJUig,  stumpfsichtig. 
Das  ahd,  verbum  lautet  blödan;  zum  verwandten  goth,  blauthjan  umrde 
das  pr.  blauzir  buchstäblich  besser  stimmen,  aber  die  uns  überlieferte  be- 
deutung  des  ersteren  (wegschaffen  okvqovv)  liegt  den  romanischen  nicht 
nahe  genug. 

fiearver  fr.  (im  Schiffbau)  zwei  planken  an  den  enden  ineinander 
falzen;  vom  engl,  to  scarf,  schwed.  skarfva  dass.,  eigentl.  zuschneiden,  zu- 
spitzen, ahd.  scarbön  ^concidere\  s.  Atzler.  Dahin  auch  das  span.  sbst. 
escarba,  gleichfalls  im  Schiffbau. 

l^chalas  fr.  weinpfaJü,  dltfr.  mit  r  escaras,  und  so  pic.  ^carats, 
bcrr.  charisson,  piem.  scaras.  Nach  einigen  von  scala  leiter;  besser  vom 
gleichbed.  mlcU.  carratium  L.  Long,  mit  vorgesetztem  es,  dies  vom  gr, 
XctQo^  {wal.  hqräc),  s.  Caseneuve  und  Ducange. 

:ßchalier/r.  zäun  von  pfählen  oder  ästen.  Trotz  seiner  begriff s- 
Verwandtschaft  nicht  aus  ^chalas.  Man  läßt  es  aus  scala  entstehen,  weil 
es  eigentlich  eine  art  doppelter  als  zäun  dienender  leiter  bedeute,  s.  Roquef. 
V.  eschallier. 

fichandole  fr.  schindet;  von  scdndula  dass.,  lothr.  mit  ursprüng- 
lichem accent  chondre,  lomb.  (brescian.)  scandola,  wal.  scundure. 

fichantillon  fr.  probe,  muster,  henneg.  ^cantillon  lineal  (muster, 
richtschnur?),  entlehnt  sp.  escantillon,  descantillon.  Es  wird  aus  altfr. 
cant,   chant  (ecke,  umkel,  stück)  geleitet,   und  in  der  that  zeigt  das  mit 


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566  IL  c.  ECHASSE-ECOUFLE. 

chant  gleichbed.  eschantelet  dieselbe  eusaminenseisfung  mit  es,  leide  scheinen 
also  atAS  demselben  primitiv  abgeleitet. 

!^c  hasse  fr.steUey  alt  eschace,  henneg.  6c9.G\ie\  ^äm.  schaets  dass,, 
hall,  schaats,  engl,  skate  Schlittschuh. 

!^chauguette /r.  tc^ar/e,  bei  den  Alten  auch  esc\i2krgB,ite,  eschirgaite 
Späher,  Wächter^  oder,  wie  Gachet  616''  nachweist,  ein  mm  beobachten 
bestimmter  trupp,  vb.  eschargaitier;  vom  dtschen  schaarwacht,  worauf  die 
ältfr.  formen  weisen.  Das  neufr.  wort  ist  aus  escharguete,  eschalguete 
entstellt. 

J^cheveau  sträng  jsunm  oder  gam;  wird  gewöhnUchy  dem  begriffe 
ganz  ungenügend,  von  capillns  hergeleitet.  Sollte  es  nicht  aus  scapus 
entstanden  sein,  sofern  dies  für  den  cylinder  d^  papierrollen  gebraucht  wird, 
und  etwa  rollchen  bedeutet  haben?  Daß  man  etwas  rund  geunckeltes  dar- 
unter verstand,  scheint  aus  Nicot  hervoreugehn,  der  es  ^spira  ßacea,  orbis 
füaceus  übersetzt,  auch  heißt  das  veraltete  eschevete  nach  Roquefort 
knäuel.  Derselbe  hat  auch  eschavoir  mit  der  bed.  haspel,  also  etwas 
at^wickelndes. 

fechoppe  fr.  (f)  Meine  bude;  vom  oÄd.  schupfS,  nhd.  »kwc.  schup- 
pen, woher  auch  wal.  sopru. 

fichouer  fr.  stranden  d.h. auf  den  Strand  gerathen,  dsgl. scheitern, 
d^choner  wieder  flott  machen;  etwa  von  caates  die  den  schiffen  gefährliche 
Jclippe?  (naves  nihil  caates  timebant  Caesar).  Caates  ist  freilich  ein 
unrom.  wort,  gleichwohl  ist  diese  herleitung  besser  als  die  von  Menage 
aus  scopalas,  da  lat.  c  vor  o  nicht  in  ch  ühergeht. 

!^clair  fr,  blitz;  von  öclairer,  lai.  exclarare  erleuchten,  also  wie 
falmen  und  falgor  von  falgere  glänzen,  oder  champ.  lomer  blitzen,  von 
lamen.  Es  begegnen  noch  andre  ausdrücke  für  blitz:  ältfr,  espart  Ruieb. 
II,  481;  esclistre  s.  unten;  bürg,  ölaide,  öleade  Mignard,  lothr.  alaade, 
aoloide  Mem.  de  Vigneulles. 

ficope  fr.  schöpßanne;  vom  schwed.  skopa  dass. 

ficore  fr.  jähe  stelle  am  meeresufer;  vom  ahd.  scorro  Mippe,  ags. 
score,  engl,  shore,  ndl,  schorre,  schere  KU,  vgl.  gael,  sg6r. 

ficornifler/r.  schmarotzen.  Es  ist  dies  ein  begriff,  der  dem  witze 
die  verschiedensten  auffassungen  erlaubt,  daher  ist  seine  deutung  Jceine 
leichte:  auch  das  entsprechende  deutsche  wort  harrt  noch  der  aufhlärung. 
Auffallend  trifft  ^cornifler  mit  unserm  karnififeln  zusammen,  unewohl  letz- 
teres etwas  anderes  (puffen,  knuffen)  aussagt.  Frisch  1,  50P  bemerkt: 
'karnififeln,  franz.  6cornifler  einen  als  Schmarotzer  tradieren,  vom  ital. 
scorno  schimpf,  spott\  Auch  jetzt  noch  vermuthet  man  darin  eine  aUer- 
dings  unregelmäßige  äbleitung  aus  6comer  beschimpfen  =  it.  scomare, 
wiewohl  man  eher  eine  Zusammensetzung  darin  vermuthen  sollte. 

ficoufle  /r.  (m.)  hühnergeier,  altsp,  escofle  Gonq.  ültram.  Nannte 
man  wurfgeschütze  nach  raubvögeln  (s,  terzaolo  I.),  warum  sollte  man 
nicht  einen  raubvogel  nach  einem  umrfgeschütz  genannt  haben?  Schapfer 
(von  schapfen  fortstoßen)  hieß   ein  wurfzeug  Frisch  II,  234**,   ihm  ent- 


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II.C.  ECOÜVILLON-ELAGUER.  567 

spricht  mit  einer  leichten  abänderung  (vgl.  crible  für  cribre,  cUt  temple 
für  tempre)  das  cdtfr.  escofle.  Chevallet  /,  263  erkennt  darin  das  gleichbed. 
hret,  skoal,  schon  cornisch  scoul:  dieses  etymon  wäre  sicher  hesser  be- 
rechtigt als  das  andrCj  wenn  sich  die  formen  einigen  ließen. 

J^convillon  Wischer  eum  abputzen^  sp.  escovillon;  dimin.  von 
scopa  besen. 

J^cran  fr.  feuerschirm;  vom  dtschen  schrägen  gestelly  vgl.  flan  von 
fladen.  Nach  andern  floß  es  aus  dem  ahd.  scranna  banhj  oder  gar  aus 
dem  gad.  srian  snigel  =  Tcymr.  flfrwyn  =  lai.  frenum. 

ficraser  eer quetschen;  specidl  frone,  den  Normannen  abgeborgtes 
worty  altn.  krassa  eerreibenj  schwed.  krasa  zersMagen. 

ficrevisse  fr.  Tcrebs,   aUfr.  escrevisse   awh  hämisch;   vom  ahd. 

krebiz  mit  vorgesetztem  s,   worin  Wackemagel   einfluß  von  scarabaeas 

(gr.  xaqaßsgy  axciQaßog)  vermuthet^  henneg.  ein/bwÄ  graviche,  wallon.  grevess. 

'  Der  Provenzcde  hat  dafür  cranc  von  Cancer  (s.  granchio  thl.  I),  die  neue 

spräche  aber  auch  escrabissa,  escrevici. 

Äcrou  fr.  (m.)  Schraubenmutter;  von  scrobis  (m.  f.)  gruhe,  vgl.  it. 
cavo  mit  beiden  bedd.  Unser  schranbe  hätte  franz.  kaum  anders  als 
6cnie  oder  6cru  lauten  können;  im  churw.  scrov,  scruv,  im  wal.  sirof, 
im  ungr.  srof  aber  fand  es  nachbildung. 

]6crouelle/r.  (nur  implural  üblich)  drüsengeschwulst ;  von  scrofella 
für  scrofda  hdlsgeschwulst. 

ficu  fr.  schildj  schüdthaJer ;  von  scntam,  t*.  scado  /f.,  daher  auch 
^cuyer,  pr.  escndier  ff.  Schildknappe^  fr.  ^cnsson  Wappenschild  {gleichsam 
scnt-io  wie  von  arcus  arc-io  arQon). 

J^cnelle  /r.,  pr.  escadela  ein  gefäß;  von  scutella,  it.  scodella,  ahd. 
scnzilä,  nhd.  Schüssel. 

J^cnrie  fr.,  escuria^  escurajpr.  stall;  vom  oAd.  scfira,  skiura,  mlat. 
scuria,  nhd.  scheuer,  woher  denn  auch  wal.  lur^,  ungr.  tsür. 

Effarer  fr.  bestürzt  machen^  s'effarer  bestürzt  werden;  scheint,  wenn 
man  pr.  es-ferar  scheuchen  vergleicht,  nicht  von  efferare  wüd  machen, 
sondern  neue  bildung  aus  feras,  welches,  wie  ferox  in  üetrouche  {auch  hier 
a  aus  e),  die  bed.  scheu  annahm. 

figout  fr.  dachrinne;  nicht  mit  Jault  vom  fläm.  goot  gösse,  oder 
mit  andern  von  aqnae  ductus ;  e^  t^^  einfach  vom  franz.  vb.  ^outter  ab- 
tröpfeln,  pr.  esgotar,  vgl.  pr.  goteira,  fr.  gouttifere  =  6gout. 

filaguer./r.  einen  bäum  ausschneiden  oder  lichten.  Nach  Frisch 
von  ablaqueare  {auch  oblaqueare)  die  erde  um  die  weinstöcke  auflockern, 
um  das  Unkraut  zu  vertilgen,  eine  herleitung,  für  welche,  da  abiaqneare 
nur  61acer  erzeugen  konnte,  vorerst  eine  form  abiaqnare  angenommen 
werden  müßte.  Es  wird  sich  fragen,  ob  das  wort  nicht  deutscher  herkunft 
sei,  ob  das  ahd.  Iah  indsio  arborum  Graffll,  100,  oder  das  mndl.  laecken 
vermindern,  verdünnen  nicht  darin  enthalten  sein  könne,  über  Iah  s. 
Grimms  Rechtsalt.  p.  544,  wo  auf  nhd.  leck  verwiesen  wird.  —  [Auch 
Grrandgagnage  ist  auf  diese  etymologie  gekommen  v.  liguer.]   . 


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568  ILc.   ELAN-EMPLETTE. 

£lan  elen-thier;  ungetoiß  oh  vom  ahd.  elaho,  acc.  elahon,  esgjg. 
elan  (ähnlich  h6ron  von  heigir-on)  oder  vom  späteren  deutschen  elen, 
elend,  slavischer  herhunft. 

Embler  dltfr.,  emblar  stehlen,  in  hss.  der  L,  Sal.  bereits  imbalare, 
/2oren^.  imbolare,  chwAngnlsLY,  angular;  von  invalare  wegnehmen:  remitte 
palliam  mihi  menm,  quod  involasti  Cattdl,  so  noch  itcU.  Lateinische 
grammatiker  haben  eu  entscheiden,  ob  involare  in  dem  angegebenen  sinne 
identisch  sei  mit  involare  hineinfliegen,  desgl.  sich  auf  etwas  losstürjsen^ 
icofür  sich  anführen  ließe,  daß  es  verba  gibt,  die  einen  fortschritt  in  ihren 
bedetäungen  eu  erkennen  geben,  wie  in  verfolgen  und  erreichen,  snchen  und 
finden;  oder  ob  es  mit  vola  eusammengesetet  sei  und  eigentlich  heiße  Hn 
die  hand  stecken,  wobei  an  mannari  stehlen  (von  manns)  bei  Gellius  aus 
Laberius  erinnert  werden  dürfte.  Abgekürzt  aus  involare  ist  das  neufr.  voler. 

Embronc  altfr.  pr.  geneigt,  gebeugt,  e,  b.  ara  vau  embroncs  et 
enclins  LB.  II,  262,  embronc  contra  la  terra  GÄlb.  2164;  fr.  paien  i 
bassent  lur  chefs  e  lur  mentan,  lor  helmes  clers  i  suzclinent  enbrunc 
Hol.  p.  127,  daher  auch  gedankenvoll,  traurig;  ebenso  val  enbronch  ge- 
krümmt A.  March,  pic.  embron  linkisch  (verdreht?),  vb.  embroncher  Ni- 
cot,  bürg,  rembroncher,  altsp.  broncar  beugen,  krümmen.  Die  herhunft 
des  Wortes  ist  noch  näher  zu  untersuchen.  Möglich  wäre,  da  embronc 
eigentL  vorwärts  gebeugt  heißt,  ableitung  aus  pronus :  impronicare,  woraus 
embronc  als  verkürztes  particip,  wäre  ein  gegenstück  zu  clinicare,  auch 
dürfte  noch  das  altpg.  ambrom  'vorwärts*  verglichen  werden,  aber  diese 
möglichkeit.  liegt  nichts  weniger  als  nah.  Wie  verhält  sich  dazu  pr.  em- 
broncar,  altfr.  embroncher  in  der  bed.  einhüllen,  bedecken?  pr.  sotz  son 
elme  s'embronca  e  son  espeut  brandig  GAlb.;  en  son  chaperon  enbrun- 
c\ii6  Ren.  II,  129;  li  amiralz  en  ad  le  helme  enclin  e  en  apres  si'n  en- 
brunket  son  vis  Rol.  p.  135.  S.  Menage  v.  embruncher,  und  vgl.  pic. 
embrugner  bedecken  (Gorbiet),  henneg.  embrunqu^,  berr.  embrunchö  in 
scMimfne  händel  verwickeU.  Auch  das  adjectiv  entspricht  dieser  bedeutung, 
z.  b.  e  eil  s'en  sunt  parti  joiant,  embrons  e  enchaperonez  eingewickelt 
und  eingemummt?  Ben.  II,  186.  -—  [Eine  genaue  Untersuchung  der  ver- 
schiedenen bedeutungen  der  fraglichen  Wörter  bei  Gachet  p.  139,  der  auch 
das  it.  broncio  hieher  rechnet,  darüber  s.  oben  IL  a.  Handelte  es  sich 
hier  bloß  um  die  bed.  kummervoll,  so  könnte  man  an  das  gleichbed.  gael, 
brönach  denken,  aber  der  sinnliche  begriff  hat  den  vorzug.] 

Empeltar  pr.  cat.  pfropfen,  sbst.  cot.  empelt,  pr.  empeut,  altfr. 
empeau  pfropfreis;  von  pellis  (haut  des  baumes,  rinde)  oder  besser  von 
dem  prov.  dimin.  peleta,  woher  auch  engl,  pelt,  fr.  pelletier,  also  eigent- 
lich em-peletar  in  die  rinde  einsenken,  dtsch.  pelzen. 

Emplette  fr.  einkauf;  für  altfr.  emploite,  norm,  empleite,  von  im- 
plicitus  implic'tus,  dies  von  implicare  (in  roman.  sinne),  verwende  an- 
legen. Altfr.  war  auch  emploiter,  pr.  empleitar  vorhanden,  unmittelbar 
das  lat.  implicitare.  Unrichtig  ist  sowohl  Menage' s  deutung  aus  impleta 
wie  die  von  Frisch  at4s  employ-ette.     Vgl.  unten  exploit. 


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ILc.   ENARME-ENIC.  569 

Enarme  cMfr.  riemen  den  schüd  eu  fassen,  ahd.  skilt-riemo.  En- 
armer  heißt  den  schüd  mit  einem  solchen  riemen  versehen,  eigentl.  wohl 
0um  gehrauche  fertig  machen,  von  armare  mit  etwas  versehen;  daher  das 
sbst.  enanne.  Die  Busammensetsung  mit  en  t^  für  unser  gefühl  über- 
flüssig und  scheint  durch  andre  auf  ausrüstung  hemgliche  verba,  embas- 
toner,  empenner,  enaster,  enfrener,  veranlaßt.  Den  unterschied  ewischen 
diesem  wort  und  guige  sucht  Gachet  stu  ermitteln  142''. 

Enfrum,  enfrun  altfr,,  enfrun  pr,  gierig,  unersättlich,  s'enfrunar 
gierig  essen,  sich  voll  stopfen  Chx.  IV,  453;  ohne  aweifd  von  frümen 
gurgel,  Schlund,  wodurch  sich  auch  das  schwanken  ewischen  anlautendem  m 
und  n  erklärt.  En  ist  hier  präposition,  en  frvLia  heißt  'in  die  gurgel  hinein. 

Enger  fr.  belästigen:  qui  m'a  engö  de  cet  animal?  Dict.  de  Vacad,, 
dsgl.  anfüllen,  überfüllen:  Nicot  a  engö  la  France  de  Therbe  nicotiane. 
Es  fügt  sich  buchstäblich  zu  enecare  plagen,  esge.  en'care,  vgl.  vindicare 
vin'care  venger.  Dasselbe  wort  ist  augenscheinlich  daspg.  engar  heßig 
dringen,  feindlich  zusetzen,  das  Moraes  unstatthaft  vom  dtschen  eng  her- 
leitet. AUfr.  heißt  enger  auch  sich  vermehren,  überhand  nehmen  (beson- 
ders von  schädlichen  dingen),  z,  b.  cette  dartre  enge  grandement;  la 
peste  enge  fort;  daher  engeance  bnU;  nach  Menage  von  ingignere,  dessen 
zweites  n  aber  nicht  schwinden  konnte.  Hieraus  pg.  in^ar  (a  coelha  em 
poncos  mezes  in^on  a  terra  heckte  das  land  voll),  limous.  s'endzi  sich 
erzeugen  (vom  Ungeziefer)  und  wohl  auch  sard.  angiai  hecken,  junge  werfen. 

Engrant  altfr.  gierig,  z.  b.  tant  fust  engranf  de  nule  ferne  LB. 
III,  494;  ce  soir  fu  moult  Pitiez  Gngmm  Ruteb.  II,  54;  (fc^l.  engrande: 
li  priex  ki  estoit  engrande  FC.  IV,  53;  de  servir  fu  la  dame  engrande 
NFC.  I,  294;  del  revenir  sont  ja  engrande  Parton.  II,  188.  Beide 
formen  sind  also  für  masc.  und  fem.  sg.  und  plur.  gültig.  Im  prov.  ist 
das  wort  selten;  Raynouard  verzeichnet  nur  ein  beispiel:  ieu  m'en  sui 
mes  tos  tempg  engrans  B.  Born.  Im  lothring.  findet  sich  s'agransi  gierig 
verlangen.  Chevallet  hält  grant  fiir  ein  Substantiv  und  erblickt  darin  das 
deutsche  gram:  d  wäre  alsdann  zugetreten  wie  tnBertran-d;  Gachet  räth 
auf  das  altn.  pc^rtic.  aügradhr  beunruhigt,  das  zweite  n  wäre  also  einge- 
schoben. In  grant  und  grande  ein  Substantiv  anzunehmen,  scheint  richtig, 
theils  weil  das  volle  wort  niemals  attribtUiv  gebraucht  wird,  theils  weil  es 
nicht  adjectivisch  flectiert. 

Engres  altfr.,  auch  engrais,  engrois  {fem.  engresse),  pr.  engres 
hitzig,  heftig,  leidenschaftlich;  sbst.  engrestö  TCant.  p.  72,  Brt.  II,  198, 
vb.  s'engresser  das.  106.  Etwa  von  agrestis  rauh,  wild?  vgl.  wegen  n 
engrot  von  aegrotus.  Nach  ViUemarque,  Chans,  bret.  I,  132  (2.  Sd.), 
vom  bret.  sbst.  enkrez,  iökrez  Jcummer,  unruhe.  Andre  ziehen  diese  Wör- 
ter aus  gravis,  Carpentier  aus  ingravare,  aber  weder  dieses  noch  in- 
gravescere  erklärt  die  formen.  An  der  spitze  derselben  kann  nur  das 
adj.  engrfes  stehn  (wofür  agrestis  allerdings  ein  wenig  zuverlässiges  etymon 
ist):  hieraus  das  subst.  engrestö  für  engressetö  so  wie  das  verbum. 

Enici>r.  unwillig,  aufgebracht;  von  iniqaus. 


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570  II.C.   ENNE-ENTE. 

Enne  oiltfr.  partikel  für  frage  und  ausruf:  enne  porroit  bien  avenir? 
G.  dCAf^gl.  p.  128j  vgl.  MicheVs  gloss.  zum  Tristan  und  zur  Chron.  de 
Ben.,  Orelli  p.  319;  offenbar  esgs,  mit  dem  fragewort  et  (Born,  gramm. 
IIIj  403)  und  der  negationspartikel,  noch  lothr.  enne  (Oherlin).  Mit  dem 
mndl.  fragewort  ene,  eno  Hoffm.  Hör.  bdg.  VIL  p.  8  trifft  das  franz. 
also  nur  zufällig  zusammen. 

Enqnar  pr.  anfangen:  enqueth  'coepit^  im  Ev.  Joh.  ed.  Hofm.y 
häufig  im  Crir,  de  Boss.;  offenbar  von  inchoare,  einem  der  wenigen  lat. 
Wörter^  die  dem  prov.  gebiete  ausschließlich  eigen  sind,  denn  der  Italiener 
besitzt  nur  das  part.  incoato,  welches  auch  die  Lex.  Long,  geraucht: 
qaod  ipsum  malum  per  ipsum  fiet  inquoatam.   Näheres  bei  Mahnp.  44. 

Enron  er  fr.  heiser  werden;  von  raucus. 

Ena  äUfr.,  ins  pr.  partikel ,  von  intus;  zsgs.  alt  fr.  dens,  nfr.  dans, 
dedans,  pr.  dins,  dedins,  von  de  intas,  de  de  intus ;  dsgl.  altfr.  saiens, 
laiens,  pr.  saYns,  laYns,  deren  erste  hälfte  die  rom.  Partikeln  sai  und  lai 
sif^j  neufr.  c^ans  und  l^ans. 

En  tarn  er  /r.,  entamenar  pr.,  dsgl.  piem.  antamnä  verletzen^  ritzen^ 
leicht  verwunden^  auch  anschneiden.  Wie  sehr  sich  auch  gr.  ivziuveiv 
durch  seine  bedeutung  empfiehlt,  so  scJieint  doch  das  lat.  taminare^  wdches 
Festus  mit  violare  erklärt,  durch  seine  heimath  wie  durch  seine  form 
{denn  mn  dehnt  sich  romanisch  nicht  in  men)  besser  berechtigt.  Es  ver- 
steht sich,  daß  das  rom.  en-tamenar  anders  zusammengesetzt  ist  als  das 
lat.  in-taminatus.  Man  deutet  jenes  wohl  auch  aus  cdtischen  Wörtern 
wie  tarn  bissen,  taman  rümpf;  was  läßt  sich  cd>er  für  den  latein.  Ursprung 
eines  Wortes  mehr  verlangen,  als  daß  es  nach  form  und  inhalt  mit  einem  worte 
dieser  spräche  zusammentreffe?  Auch  anfangen  bedeutet  entamer,  und  unge- 
fähr denselben  schritt  vom  schneiden  zum  anfangen  that  unser  dtschesheginneUj 
dessen  primitiv  ginnen  die  bed.  spdUen,  schneiden  hol:  brot  oder  fleisch  schnei- 
den oder  geschnitten  haben  ist  anfangen  zu  essen^  und  so  ward  schneiden  bald 
überhaupt  für  anfangen  gebraucht  (J.  Grimm  in  Haupts  Zischr.  VII [^  18). 
Die  umgekehrte  begriffsentwicklung  zeigt  das  pg.  encentar  //.  b. 

Ente  fr.  pfropfreis,  gepfropfter  bäum,  piim.  parm.  enta,  moden. 
entin  (Muratori),  vb.  fr.  enter  pfropfen.  Buchstäblich  paßt  ente  zu  gr. 
bfx(pvTov  eingepflanzt,  enter  zu  i^tqivreveiv,  woher  auch  ahd»  impitön,  mhd. 
impfeten,  nhd.  impfen,  -t»d?.  enten  geleitet  wird.  Schon  in  der  L.  Sal. 
findet  sich  impotus,  das  sich  in  betreff  seines  p  zu  i^iq^vrov  verhält  tcie 
colapus  zu  colaphus  und  auch  mit  seinetn  o  zum  gr.  v  stimmt.  Andre 
erkennen  in  dem  worte  ein  compositum  aus  in  und  dem  ndl.  poot  pfote^ 
auch  satzstamm,  daher  im-pötus,  bret.  em-bouden,  s.  besonders  Dief.  Ooth. 
wb.  I,  415,  vgl.  II,  762;  zu  diesem  etymon  aber  paßt  die  franz.  form 
nur  mit  knapper  noth,  indem  sich  der  accent  auf  die  partikel  zurückge- 
zogen haben  müßte,  die  ahd.  gar  nicht,  und  könnte  das  bret.  wort  nicht 
dem  aUfr.  emboter  (einfügen)  nachgesprochen  sein?  Dem  von  Pott  (s. 
Dief.  I,  442)  vorgebrachten  im-pntare  steht  grammatisch  nichts  im  wege^ 
seine  bed.  einschneiden  aber  scheint  wenig  gesichert. 


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II.C.   ENTERCIER--ENVIS.  571 

Entercier  altfr.  wiedererkennen^  anerkennen  0.  b.  pur  ivre  Fen- 
ter^ad  ^aestimavü  eam  temulerUam  LRs.  3;  vom  mM.  in-tertiare  in  die 
dritte  hand  legen,  in  einer  hs,  der  L.  Sah  cap.  47  und  an  andern  stdlen, 
s.  Watte,  BecfU  der  saiischen  Franken  p.  166.  Wer  eine  ihm  gestohlene 
Sache  in  fremdem  besitz  entdeckte,  hatte  das  recht,  sie  mit  beschlag  eu  be- 
legen und  einem  dritten  eu  überantworten,  worauf  der  besiteer  seinen 
auctor  stellen  muffte.  So  ward  ^mit  beschlag  belegen  gleichbedeutend  mit 
^wiedererkennen,  aber  auch  die  juristische  bedeutung  ist  dem  dltfr,  worte 
nicht  fremd,  s.  beispiele  bei  Ducange. 

Enticher  fr.  anstecken  mit  einer  kranJcheit  und  dgl.;  vom  dtschen 
wort,  une  schon  Frisch  annahm. 

Entrailles  fr.,  intralias  pr.  eingeweide.  Lot.  interaneum,  pl,  in- 
teranea,  ergab  it.  entragno,  sp.  entrafias,  altfr.  entraigne  {bei  Roquef.  en- 
treingne),  in  der  L.  Sah  intraDia,  in  den  Cassder  glossen  intrange 
(spr.  intragne).  Auf  die  fräne.  form  ward  offenbar  das  suffix  aille,  wo- 
mit man  coUecHva  schuf,  angewandt,  vielleicht  gab  das  begriffsverwandte 
tripaille  den  nächsten  anlaß.  Das  churw.  wort  ist  endadens  =  fr.  en 
dedans. 

Entrechat  fr.  Icreuzsprung ;  vom  it.  intrecoiato  ineinander  geschlun- 
gen; abgeküret  aus  capriaola  intrecciata  (MSnage). 

Entresait  altfr.,  noch  jetzt  norm,  antresiais,  adverb  mit  der  bed. 
^ohne  umstände,  jedesfaW,  z.  b.  Hues,  fait  il,  tout  entresait  eheste  reube 
que  senefie?  FC.  J,  66;  c'est  gaaing  entreset  das  ist  jedesfalls  gewinn 
Jubin.  Jongh  et  trouv.  p.  161.  Die  prov.  form  ist  atrasait,  atrasag, 
z.  b.  bestia  es  intrada  per  atrasaig  en  son  vergier  Jfr.  p.  SP;  car  atra- 
saitz  an  que  manjar  p.  108' ;  abgdeitet  daher  ist  ein  zweites  adverb  atra- 
saiadament  s.  PoSs.  rdig.  pubh  p.  P.  Meyer.  Trennt  man  die  Präposi- 
tionen en  und  a^  so  gewinnt  tnan  tresait,  trasait,  das  auf  transactus 
deutet;  a  totz  trazagz  braucht  ein  trotibadour.  Im  dltitah  trifft  man  tra- 
satto:  dunque  ben  h  ragione  che'l  nostro  amore  si  parta  in  trasatto  ohne 
umstände  sich  scheide  PPS.  I,  322;  Saivini  übersetzt  ^rinunzia  dipossesso\ 
Dasselbe  adverb  findet  sich  bereits  im  frühem  mlatein:  habeat  eos  in 
transactum  Liutpr.  Leg.  6,  94;  in  finitum  et  in  transactum  HPMon.  I, 
num.  63  (v.  j.  896);  num.  65  (v.  j.  899)  und  oft.  Transactum  kann 
hier  nicht  vergleich  bedeuten,  es  geht  vielmehr  auf  transigere  durchstoßen, 
durchführen,  abthun  zurück  und  drückt  das  gegentheü  von  rücksichten  oder 
umständen  aus,  unbedingtheit,  daher  auch  it.  trasattarsi  sich  etwas  an- 
maßen, sich  ohne  umstände  etwas  zueignen: 

Envahir  fr.  mit  gewalt  an  sich  reißen;  von  invadere  anfaUen,  mit 
ausgestoßenem  d  «nd  eingeführtem  h  zur  Währung  des  hiatus,  pr.  enrazir 
mit  schärfung  des  A  zu  z  nach  der  sitte  dieser  mundart.  Es  ist  also  nicht 
an  invehere  zu  denken. 

Envis  oitfr.  adverb  mit  der  bed.  wider  willen,  z.  b.  envis  ou  vo- 
lentiers  ((^t),  prov.  nur  im  Oir.  de  Boss.,  wallon.  eviss,  bürg,  anvi;  vom 
adj.  invitus  für  invite  (nihil  faciat  invitns),   aber  in  dieser  masctdinen 


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572  ILc.   ENVOUTER-EPAVE. 

form  gleich  dem  sp.  ambidos  U,  b,  mit  heobachtung  des  flexions-s,  sum 
adverhium  erstarrt^  wenn  nicht  dieses  s,  welches  auch  der  gegensate  Tolen- 
tiers  an  sich  trägt,  der  bekannte  paragogische  buchstahe  der  adverbien  ist 
(Rom.  gramm.  II,  466).  Später  setzte  man  ä  vor  {k  envis)  me  bei  andern 
adverbien;  das  Span,  wort  hat  sich  dessen  enthalten.  Endlich  legte  man 
auf  das  schließende  s  keinen  werth  mehr  und  sagte  e.  b,  ovCir  envi  quel- 
que  chose,  une  noch  Nicot.  —  Andrer  herkunft  ist  der  neufr.  ausdruck 
k  Tenvi  um  die  wette,  avec  SmukUion:  ils  traTaillent  k  Fenvi  Tun  de 
Tautre.  Es  ist  von  envie  =  invidia,  indem  das  weibliche  e,  une  in  ad- 
verbien, als  bedeutungslos  gewordener  vocal  {vgl.  das  adv.  or  für  ore)  weg- 
fiel; die  Wörterbücher  des  16.  jh,  aber  setzen  noch  k  Tenvie  Tun  de  Tau- 
tre.  Dieses  envi  ßr  identisch  mit  dem  ersterwähnten  envis  jsfu  halten, 
verbietet  der  sinn.  Widerstreben  und  Wetteifer  berühren  sich  nicht,  wohl 
aher  neid  und  Wetteifer,  vgl.  gr.  trj^og,  lat.  aemulatio,  mhd.  nit  (feind- 
licher Wettstreit  aus  haß  oder  neid).  Das  nun  veraltete  subst.  envi  'die 
summe,  die  ein  Spieler  setzt,  um  seinen  mitspieler  zu  überbieten^  scheint 
man  aus  der  adverbialen  redensart  herausgezogen  zu  haben. 

Envoüter/r.  vermittelst  eines  Wachsbildes  verumnschen:  devovet 
ahsentes  simulachraque  cerea  fingit  et  miserum  tenues  in  jeeur  urget 
acus  Ovid.  Für  devovere  braucht  Apülejus  devotare,  welchem  angelehnt 
das  fr.  envoüter  eigentl.  einwünschen,  in  einen  gewissen  zustand  wünschen 
bedeutet,  denn  was  dem  abbilde  angethan  ward,  sollte  auch  dem  urbilde 
geschehen.  Wenn  man  im  spätem  mlatein  invultare  schrieb,  so  dachte 
man  an  vultus,  so  daß  es  abbilden,  in  ein  bild  bringen  hieß,  was  gleich- 
falls bezeichnend  wäre;  aber  der  in  Frankreich  fortlebende  römische  ge- 
brauch sollte  er  nicht  auch  für  abstammung  des  franz.  aus  ■  dem  dafür 
üblichen  l-cU.  worte  reden? 

fipancher/r.  ausschütten;  gleichbed.  it.  spandere  von  expandere, 
woraus  der  Franzose  expandicare  ableitete  wie  aus  pendere  pendicare 
pencher. 

ifcpanouir  fr.  entfalten;  erweitert  aus  dem  alten  espanir  (venez. 
spanire)  für  espandir,  nebenform  von  espandre,  lat.  expandere,  wie  z.  b. 
tolir  neben  tolre  steht;  doch  scheiden  sich  jene  beiden  formen  auch  einiger- 
maßen in  der  bedeutung.  Zu  dieser  erweiterung  mag  das  beisjnel  von 
övanouir/ttV  6vanir  (s.  unten)  verleitet  haben.  Die  entsprechende  prov.  oder 
eigentlich  poitevinische  form  ist  espanausir  GNev.  p.  20,  eine  form,  die 
ihren  grund  in  dem  analogen  Verhältnis  gewisser  prov.  und  franz.  verba 
haben  muß.  Da  fr.  ouYr,  jouir,  öblouir  pr.  auzir,  jauzir,  esbalauzir  lauten, 
so  führte  man  in  dem  halb  franz.  Föitou  auch  espanoir  auf  espanauzir 
hinaus.  Selbst  bei  brauzir  =  brouir  (^wo  die  bemerkten  fälle  schon  ver- 
glichen wurden)  könnte  diese  eigenthümliche  umprägung  statt  gefunden 
haben. 

fipave  fr.  verlaufen,  herrenlos.  Man  findet  seinen  Ursprung  in  ex- 
pavidus,  so  daß  es  eigentl.  ^scheu  geworden  bedeutete,  erst  von  thieren, 
nachher  von  aller  fahrenden  habe  gebraucht. 


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n.c.  EPEICHE-ESCHEVI.  573 

fip  eiche  fr.  (TrSv.)j  altfr.  espeche  Ruteb.  J,  65  j  pic.  6p^ue, 
wcHlon,  spoi  ein  vogd;  vom  ahd.  speh  specfU. 

fepeler  fr.  btichstabieren,  alifr.  espeler  sagen^  bedeuten:  volt  saveir 
qued  espelt  will  wissen  was  (der  brief)  aussagt  Alexs,  70;  que  speit? 
was  bedeutet  das?  LRs.  162 f  pr.  espelar  erklären,  mhider  gut  espelhar; 
vom  goth,  spillön,  ahd.  spellön  ereöMen^ 

J^perlan  fr,,  daher  sp.  eperlano,  eperlan?  ein  fisch,  sunt;  nhd. 
spierling,  ndl.  spiering,  über  dessen  muthmaßliche  herkunß  aus  lai.  spira 
s.  Weigand. 

l^piea  fr.  spieß,  f angeisen;  von  spicalum  une  essieu  van  axiculas, 
darum  altfr.  auch  espieil.    Man  scheide  es  von  espiet 

Ergoter  fr.  über  JdeinigJceiten  disptäieren;  mit  MSnage  aus  lat. 
ergo,  der  in  den  disptäcUionen  stets  wiederkehrenden  folgerungspartikel, 
eu  erklären,  daher  auch  sp.  ergoteo  das  disputieren,  gleichfalls  mit  ein- 
geschobenem t  Dieses  ergo  gab  in  bürg,  mundart  femer  ein  sbst.  erigö 
chicane.  Die  von  Ducange  angenommene  entstehung  von  ergoter  aus  ar- 
gütari  ist  nicht  der  rede  werih:  letzteres  konnte  nur  argtter  (3  silb.)  er- 
geben, wofür  die  andern  sprachen  argtiire,  argüir  gebrauchen. 

Erre  altfr.  (f.)  reise,  weg,  errer  reisen,  auch  handeln,  sich  benehmen 
(mes-errer  übel  handeln),  daher  Chevalier  errant  fahrender  (nicht  "^irren- 
der J  ritter,  Juif  errant  wandernder  Ju^de,  adv.  errant,  erranment  sogleich, 
auf  der  stelle.  Die  älteste  form  ist  edrar  SUg.  12.  19  und  diese  weist 
auf  lat.  iter,  iterare,  letzteres  in  der  roman.  bedeutung  bei  Venant.  Fort, 
u.  a.  Auch  im  altmail.  läßt  sich  das  wort  wahrnehmen:  Bonvesin  depass. 
S.  Job  V.  208  fvgl.  vita  Alex.  v.  63)  sagt:  so  edro  illi  han  apiliao  sie 
haben  ihre  reise  angetreten.    Prov.  errar  aber  ist  lat.  errare. 

Escai  link,  veraltetes  prov.  wort  bei  Honnorat,  der  das  gr.  axaiog 
darin  erkennt. 

Escamoter  fr.  verstohlen  auf  die  seite  bringen,  daher  wohl  erst 
sp.  escamotar,  das  im  port.  und  catal.  fekU.  Zweifelhaften  Ursprungs^ 
aber  gewiß  nicht  von  commutare,  une  Menage  glaubt,  oder  vom  ahd.  sca- 
mara  räuber,  dieb  Graff  VI,  497,  woran  Ihre  denkt.  Gieng  es  etwa  aus 
derselben  anschauung  hervor  wie  unser  wegputzen,  indem  es  von  sqaama 
stammte  und  eigentl.  abschuppen,  abputzen  bedeutete?  vgl.  pg.  escamar  ab- 
schuppen, säubern,  velhaco  escamado  durcMriebener  schelm  (bei  Moraes). 
Oder  darf  man  das  kymr.  und  gad.  cam  täuschung^  kunstgriff  darin  er- 
blicken?  dies  würde  aber  eher  ein  franz.  öchamoter  voraussetzen  lassen, 
vgl.  chemin  von  caman. 

Escantir  pr.  auslöschen;  von  candere  gliihen,  also  für  escandir, 
welches  die  Leys  d'amors  kennen;  das  einfache  can  glühend,  von  candidus. 
Oder  ist  eine  deutsche  würzet  darin  enthalten?  oberd.  kenten,  altn.  kinda 
heizen,  kindir  feuer,  s.  Höfer  v.  kenten,  Schmeller  v.  kenden. 

Escargo-t  /r.  Schnecke  mit  gehäus;  wahrscheinlich  gleiches  Stammes 
mit  caracol,  dem  ein  verstärkendes  s  vorgesetzt  ward. 

Escheyi,   escavi  dttfr.,    escafit  pr.  fein  oder  schlank  gewachsen: 


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574  ILc.  ESCHIRER-ESCREGNE. 

heingre  out  le  cors  et  graisle  e  eschewid  Rol.  p.  148;  biaus,  eschevis 
et  mol^s  Gar.  I,  85;  la  bele,  bloDde^  Tescavie  GNev.  p.  31;  noch  jäjsft 
bedeutet  cot.  escafida  die  ein  enggefcdtetes  leibchen  trägt  Ein  tcort  von 
deutschem  klang,  ahd,  scafjan  bilden,  ordnen,  part.  gascafit  in  prägnantem 
sinne  für  wola  gascafit,  wie  aitfr,  mol6  für  bien  mol6,  form^  für  bien 
form^,  seant  für  bien  seant,  lat,  compositus  für  bene  compositus.  Das 
vb.  escafir  hat  Gir,  de  Boss.  2294:  drehs  aura  jutgetz  e  escafitz,  ahd. 
reht  scafan.    Auch  die  churw.  spräche  besitzt  scaffir  erschaffen. 

Eschirer  altfr.,  wallon.  \Ar&,  pr.  esquirar  zerkratzen;  stimmt  zum 
ahd.  skörran  kratzen.    Zsgs.  ist  fr.  doch ir er,  pic.  dekirer  zerreißen. 

Eschiter  aUfr.  besudeln  Ren.  IV;  vom  ahd.  sktzan,  ags.  scitan, 
woher  die  wallon.  form  hiter.  Auch  auf  die  gestalt  des  fr.  chier  muß 
das  deutsche  wort  eingewirkt  haben,  da  es  rein  aus  dem  latein  entstanden 
unzweifelhaft  chayer  {wie  payer  von  pacare)  gelautet  hätte.  Erwähnen 
läßt  sich  hier  auch  venez.  schito,  com.  schit  mist. 

Esclandre  fr.  (m.)  lärm;  von  scandalam,  dltfr.  richtiger  eschandre. 

Escienque  cdtfr.  linke  hand  Ruteb.  /,  341,  esclenge  Ren.  II,  p. 
171  (lies  esclenche  reimend  auf  guenche),  wallon.  hleiug;  vom  ahd,  slinc, 
ndl.  slink  d.  i.  link  mit  vorgesetztem  s,  vb.  slinken  dünn  oder  schwach 
werden.     Vgl.  Qrandgagnage  s,  v.  clinche. 

Esclier  dltfr.  zersplittern  Ben.;  vom  ahd.  sclizan  für  sltzan,  nhd. 
schleifsen,  ags.  slttan  zerbrechen,  zerreißen.  Mail,  slisä  (verschleißen) 
gibt  die  hochd.  form  getreu  wieder  (s  =  z). 

Esclistre  dUfr.  (f.)  blitz  Ccy,  2429,  öcliste  Bert.  p.  126 (v. 2217 
ed.  Seh.),  noch  henneg.  6clitre;  vom  altn.  glitra  zurückstrahlen,  oder  vom 
engl,  glisten,  glister  glänzen. 

Esclo  dltfr.,  besser  pr.  esclau  huf schlag:  a  pena  an  hom  son  es- 
clau  kaum  hört  man  seinen  huf  schlag  Jfr.  133",  altcat.  esclan  del  cavall 
RMunt.  p.  164;  überhaupt  spur;  vom  ahd.  slag,  verderbt  in  sclag,  auch 
mhd.  slac,  fußstapfe,  eingeschlagene  spur,  vgl.  wegen  der  form  pr.  feu  von 
fitg-ns,  wegen  des  begriffes  altsp.  batuda  spur  des  unldes,  eigentl.  schlag. 

Escondire  dltfr.  pr.  entschuldigen;  nüat.  ex-con-dicere,  une  hdo- 
yela&ai. 

Escraper  altfr.  abkratzen  Roq.  suppl.;'  vom  ndl.  schrapen,  engl. 
shrape  gleichbed.  Auch  dltfr.  escraf  e  fischgräte  U.  473*^,  escrefife  JS/FC7. 
II,  104  schont  dieses  Stammes,  mhd.  schrapfen  kratzen,  fläm.  schraeffen 
KU.,  vgl.  occ.  escraßl  auskratzen,  tilgen. 

Escregne,  escriegne,  escrienne  altfr.  unterirdisches  gemach,  Sam- 
melplatz der  u>eiber  und  kinder  für  die  abendzeit,  noch  jetzt  pic.  bürg. 
^raigne  (Corblet,  Fertiault,  vgl.  Carpentier).  Man  knüpft  dieses  wort 
an  screnna,  screona  erdgemach  L.  Sal.,  screunia  L.  Burg.,  hinter  welchen, 
une  Wacjcemagd,  Spr.  der  Burg.  p.  6,  bemerkt,  ags.  scräf  grübe,  mhd. 
schrove  gruft  liegt.  Grimm  hatte  es  aus  lat.  scrininm  geleitet.  Wegen 
dieser  gemacher  verweist  Bigtwn  auf  Tacitus  Germania  cop.  16.  Man 
beachte  auch  Pott  in  der  dbh.  Plaltlatcin  p.  314,  Müllenhoff  zur  L.  Sal. 


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ILc.  ESCRILER-ESSART.  575 

Escriler  aUfr.  ausgleiten;  schwed.  skrilla  dass,  (GhevdUet). 

Esgrumer  altfr.  Ruteb.  J,  78,  cot.  esgmmar,  dsgl.  äüfr.  esgninier, 
esgruner,  pr.  cot,  esgrumar  sserbrödcdn,  verreiben;  vom  ndl.  kmim, 
nhd.  krume. 

Eslider  altfr.,  norm,  blinder  gleüen^  hingleiten;  vom  ags.  slidaii; 
engl,  slide,  mndl.  slidden  dass.  Norm.  lider  =  ags.  gltdan,  engl. 
glide  u.  s.  w. 

Esneque^  esneche  altfr.  geschnabeUes  schiff;*  vom  aUn.  sneekia, 
dän.  snekke^  ndd.  snik,  ahd.  snagä,  mhd.  snocke,  wahrscheinlich  mit 
Schnecke  verwandt,  s.  Grimm  Uly  437,  Ducange  s.  v.  naca. 

Espanir  "^ahlactare  Voc.  duac.  (ältpic.),  neupic.  ^panir,  6p6nir; 
detäsches  wart,  ndl.  spanen,  spenen^  ahd.  ant-spenjan  ein  kind  entwöhnen. 

Espautarjpr.  ängstigen,  wallon.  espawter,  pic.  öpauter,  sbsL  pr. 
espaut  angst;  vom  gleichbed.  pavitare  mit  vorgesetetem  ex  wie  in  expavere. 

Esperir  altfr.  pr.  erwecken,  s'esperir  erwachen^  pr.  resperir;  von 
expergere,  re-expergere^  mit  ungewohrüichem  ausfaU  des  g,  als  ob  man 
zuvor  experrigere  gesprochen  habe,  vgl.  lire  von  legere. 

Espier  altfr.  spieß,  e.  b.  GJBourg.  p.  18,  Otind  71;  buchstäblich 
besser  vom  ahd.  sper,  nhd.  Speer,  als  vom  lat.  sparamy  das  auch  die 
übrigen  sprachen  nicht  benUtet  haben.  Ob  dahin  it.  spiedo  gehöre, 
s.  spito  I. 

E spiet,  espi^  aß/r.,  espieut,  esyiskut  pr. speer,  jagd^ieß,  den  man 
schleuderte  (lancer  espiez  Ben.  I,  279,  Aubery  p.  54),  aber  auch  sum 
hauten  brauchte  RMunt.  321,  18;  vom  ahd.  spioz,  speoz.  Die  ursprüng- 
lichste form  scheint  espieut,  worin  detUsches  e  oder  i  diphthongiert  ward. 
Man  beachte,  was  Gachet  179^  über  dieses  und  verwandte  Wörter  anmerkt. 

Esprelle  und  prßle  fr.  ein  kraut  mit  rauhem  stiel,  scheuerkraut, 
it.  asperella;  von  asper. 

Esp requer  altfr.  stechen,  stacheln  Ben.  IF,  p.  199;  vom  ndl. 
prikken  dass.    So  Henschd  s.  v. 

Esproher  altfr.  besprengen  FG.  III,  408;  vom  ahd.  spruejen 
Grimm  II,  240,  oder  mhd.  sprSwen  spritzen  Wack.  Wbuch.  Gleichbed. 
ist  sp.  espurriar,  das  aus  espruyar  umgestellt  sein  und  gleichfalls  aus 
spraejen  herrühren  kann. 

Esprohon  al^r.,  henneg.  6proon,  wallon.  sprew  ein  voget,  staar; 
vom  ahd.  sprä,  nhd.  sprehe,  ndl.  spreuwe. 

Esquille  fr.  knochensplitter;  dimin.  von  axiSrj  scheu,  span  (schi- 
dola),  oder  von  axiÖLov,  daher  plur.  schidiae  bei  Vitruv.  Vgl.  scheggia  //.  o. 

Essart  altfr.,  eissart  pr.  gereute,  essarter,  eissartar  ausreuten;  von 
ex-saritum  das  ausgehackte,  vb.  ex-saritare.  Das  wort  findet  sich  schon 
häufig  in  den  deutschen  volksrechten:  si  quis  .  .  in  sylva  communi  ex- 
artam  fecerit  L.  Burg.;  nemine  contradicente  exartavi  L.  Bajuv.  — 
[Gachet,  darauf  gestützt,  daß  neben  essart  auch  sart  vorkommU,  leitet  beide 
lieiber  von  sarculum  hacke,  das  heißt  doch  wohl  vom  vb.  sarcolare  be- 
hacken.   Dadurch  wird  für  die  bedeutung  nicht  mehr  gewonnen  als  mit 


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576  II.C.   ESSIEU-ESTERS. 

saritare.  Allerdings  ist  dieses  letztere  nicht  vorhanden^  aber  der  triebj 
frequentativa  eu  schaffen^  wirkt  ja  in  den  tochtersprachen  mächtig  genug, 
um  die  annähme  einer  solchen  bädung  eu  gestatten.  Nach  Gachet  soü 
sich  dagegen  die  Umwandlung  des  c  in  t  (sarculus  sart)  mit  mustiaos 
aus  musculus  d,  h.  mit  einem  vereinzelten,  unregelmäßigen,  der  prov. 
mundart  überdies  fremden  falle  rechtfertigen  lassen.] 

Essieu  /r.  achse;  für  aissieu  von  axicnlus,  vgl.  6pieu  von  spi- 
culum;  auch  it.  assiculo  aäpfchen,  um  das  sich  etwas  drdii,  also  ein 
diminutiv. 

Est  /r.  (le  best  LBs,  248),  daher  sp.  este,  altsp.  leste^  osten;  vom 
ags.  e&sty  engl,  east  oriens. 

Eßtalhi  pr.y  estalvi  cat.  Schonung,  sparsamheit,  estalbiar,  estalviar, 
wald.  stalbiar  Hahn  p,  572.  575,  nocJi  jetzt  occ.  estatouviä  schonen. 
Neufr.  würde  es  6tauger  lauten,  und  dies  findet  sich  {neben  6touger)  in 
Berry.  Woher  dieses  räthsdhafte  wort?  Auch  bashisch  bedeutet  estalpea 
schütz,  estalpetcea  schützen  (p  =  pr.  b  auch  in  zupema  =  pr.  suberna). 

Estalvar  pr.  geschehen,  sich  ereignen  (von  den  lyrischen  dichtem 
nicht  gebraucht);  unbekannter  herhunft. 

Estampie  dltfr.,  estampida  pr.  eine  liedergatttmg,  gewöhnlich  zur 
fiedel  gesungen,  daher  it.  stampita  (alcuna  stampita  e  una  ballatetta  fu- 
rono  cantate  JBocc.  Dec.  giom.  5.  proem.),  mndl.  stampie  (in  Ostflandern 
noch  üblich),  mhd.  stampente;  vgl.  bair,  stampelliedel  singstück  zur  tanz- 
musik  Schmdler  III,  638,  Das  prov.  wort  hdßt  auch  zank,  lärm  (?), 
das  ital.  langes  verdrießliches  gerede;  dazu  kommt  sp.  estampida,  pg. 
estampido  krachen  des  donners  cet.  Man  hat  an  stampare  gedacht  und 
unier  dem  stampfen  das  tanzen  oder  tactschlagen  verstanden;  aber  warum 
alsdann  nicht  estampada?  Das  vb.  estampir,  woher  das  wort  kommen 
muß,  findet  sich  allerdings  im  prov.,  wo  es  ertönen  oder  rauschen  zu  be- 
deuten scheint:  del  salteri  foras  detz  cordas  estampir  (oZ.  estraügir)  B. 
95.  An  das  hier  in  betracht  kommende  ahd.  stamph  knüpfen  sich  zwei 
verba  dieser  spräche:  stamphön  'comminuere\  woraus  das  pr.  estampar; 
und  Stemphan  (ursprünglicher  stamphjan)  'cadare,  woraus  nach  form 
und  begriff  zutreffend  (denn  die  deutschen  verba  erster  conj.  geben  vor- 
nehmlich romanische  dritter)  das  cot.  estampir  bosseln,  getriebene  arbeit 
machen.  Im  pr.  estampir  aber,  von  dem  wir  nur  die  bemerkte  bedeutung 
kennen,  scheint  das  sbst.  stamph  (stößel)  zu  wirken,  es  scheint  ein  lautes 
getöse  auszudrücken,  wie  es  der  stößel  im  morser  macht,  wobei  die  bedeu- 
tung der  span.  und  port.  Wörter  zu  beachten  ist.  Wie  hypothetisch  dies 
auch  sein  mag,  so  ist  es  doch  schwerlich  erlaubt,  für  estampir  einen  an- 
dern stamm  anzunehmen  als  für  estampar.  !^tampir  kennen  übrigens  auch 
franz.  mundarten  in  verschiedenen  bedeutungen. 

Esteil  aUfr.  pfähl  Roquef.;  wohl  vom  ahd.  stihhil  dass. 

Estern  ^r.  spur,  weg,  fem.  estema  dass.  M.  752,  1,  estemar  ver- 
folgen; vom  ags.  steam,  engl,  stern  schweif,  schleppe? 

Esters,   ^^ix^r^  dltfr.  pr.  partikel   mit   der  grundbed.  ^ außerhalb^ , 


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ILc.   ESTONC-ESTOVOm.  577 

daher  ^ausgenommen^  hei  seüe  gesetzt^ ^  a.  6.  pr.  de  totz  bos  aips  esters 
außerhalb  aller  guten  siUen  d.  h.  nicM  im  hesitee  derselben;  estiers  mon 
grat  außerhalb  meines  wülenSy  ohne  m.  w.;  estiers  no  us  aus  pregar 
außerhalb  dessen  d.  h,  ohne  das  wage  ich  euch  nicht  eu  bitten.  Aus  dem 
gleichbed.  extra  läßt  es  sich  nicht  ableiten^  aber  ein  genügendes  etymon 
ist  exterius  ^von  außen\  mit  versetztem  i  extieras  estiers.  Die  waldens. 
form  ist  stier  Hahn  605\  611\ 

Estonc  i?r.  hniUel?  oder  stoß?  s,  LR.  III,  221;  vgl.  unser  stock 
und  ahd.  stuDg  ^punctum,  mhd.  stungen  stechen. 

Estorer  aitfr.  errichten,  bauen,  schaffen,  einrichten,  mit  etwas  ver- 
sehen; von  instaurare  in  stand  setzen.  Daher  denn  auch  estoröe,  estore- 
ment  zurüstung,  htlat.  instanrum  und  staurum  vorrath  (in  Urkunden  aus 
England),  engl,  störe,  gael.  stör,  Jcymr.  ystör.  Das  oitfr.  sbst.  estoire, 
wiewohl  es  im  spätem  ndatein  instaurum,  apparatus,  dassis  übersetzt 
wird,  scheint  aber  zu  stuolo  (thl.  L)  zu  gehören;  s.  dagegen  Guessard  in 
der  Jßcole  des  chartes,  2.  sSrie  11,  316  ff. 

Estoüt  pr.  al^r.  übermüthig,  kühn;  schließt  sich  vermöge  seiner  be- 
deutung  an  das  dtsche  stolz,  it.  stolto  aber  an  lat.  stultus.  Von  estont 
ist  wohl  altfr,  estotoier  mishandeln  Brt.  I,  147,  vgl.  die  prov.  form  estot 
für  estout. 

Estovoir  dltfr.  verb,  impers.  geziemen,  nothwendig  sein.  Esflectiert 
stark  ipräs.  m'estaet,  pf.  m'estnt),  weist  also  auf  ein  lat.  verbum  zweiter 
oder  dritter  conj.  Allein  die  lat.  spräche  scheint  kein  passendes  darzu- 
bieten. Dagegen  hatte  das  franz.  vb.  ester  =  stare  im  perf.  3.  ps.  estut 
.von  stetit,  une  auch  arestut  von  arester  vorhanden  ist:  aus  diesem  perf ect 
folgerte  der  sprachsinn  ein  präs.  estuet,  inf.  estovoir,  nach  mnet,  mut, 
moToir;  ein  neues  verbum,  dem  man  eine  nebenbedeutung  von  stare  oder 
ester  beilegte,  anstehen,  geziemen.  Diese  deutung  wird  dadurch  unter- 
stützt, daß  dem  Provenzcden,  dem  die  fonn  estut  von  estar  unbekannt  ist, 
auch  das  verbum  abgeht;  nur  der  nicht  rein  prov.  Gir.  de  Boss,  hat  estut 
in  der  bemerkten  bedeutung,  s.  Lex.  rom.  v.  estever.  Der  inf.  estovoir 
ward  auch  ols  sbst.  benutzt  mit  der  bed.  nothwendigkeit,  lebensbedarf,  wo- 
von engl,  stover  futter,  mlat.  estoverium  [ebenso  von  manoir  manerium). 
Außer  der  dUfr.  besitzt  dieses  verbum  auch  die  churw.  spräche  in  der 
form  stover,  stuvör  ^müssen,  aber  mit  persönlicher  kraft  (el  sto  er  muß, 
perf.  stuvöt,  conj.  stuvess)  und  man  darf  sich  nicht  verhehlen,  daß  hier 
die  angedeutete  entwickiung  aus  heimischem  element  (perf.  von  star  lautet 
stet)  nicht  stattfinden  konnte,  einführung  aus  Frankreich  aber  bei  einem 
Worte  dieser  art  nicht  glaubhaft  ist.  Das  einzige  lat.  verbum,  welches  in 
anschlag  kommt,  ist  studere,  von  seiner  formellen  seile  ganz  tadellos  {vgl. 
stuvet,  aUfr.  estut  =  studuit;  stuvess,  dltfr.  esteust  =  studuisset):  man 
konnte  das  wollen  oder  streben  als  innere  nothwendigkeit,  als  bedürfnis 
auffassen,  so  daß  studeo  scire  den  sinn  'ich  muß  wissen  ausdrückte;  verba 
des  modus  sind  ja  in  ihren  bedeutungen  sehr  veränderlich,  s.  Rom.  gramm. 
III,  226.     Keine  Schwierigkeit  macht    der  unpersönliche  gebrauch  des 

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578  ILc.   ESTRAC-ETAL 

fransi.  Wortes^  theils  weil  persönliche  verba  nicht  selten  in  unpersönliche 
übergehen  (aUfr,  il  me  doit  =  je  dois  ganz  analog),  theils  weil,  wie 
bemerkt,  die  churw.  spräche  den  persönlichen  gebrauch  fortwährend  zeigt. 
Es  darf  vielleicht  noch  in  anschlag  gebracht  werden,  daß  carolingische 
urJcunden  studere  mit  Vorliebe,  und  öfters  da  gd)rauchen,  wo  andre  debere 
setzen  würden,  z.  b,  ut  hoe  reddere  studiat  (zurückgeben  müsse)  Breq. 
n.  229;  luminaria  tantum  in  ecclesia  ministrare  stodeat  (nur  muß  er 
kerzen  liefern)  n.  250,  p.  363%  vgl.  p.  412^.  447*.  487\ 

Estrac  fr.  (vrlt.)  hager,  schmal  (vonpferden);  vom  dtschen  strack  d.  i. 
gestreckt,  ahd.  strac  strictus. 

Estraguar  pr.  abschweifen,  ausschweifen  (in  figürl.  sinne);  von 
extra-vagare,  it.  stravagare,  wie  auch  Baynouard  bemerkt.  —  [Dem 
Worte  schien  ein  aitfr.  vb.  estraier  zu  entsprechen,  man  sehe  Du  M6rü 
im  glossar  zu  Floire  und  Paul  Meyers  kritik  des  wertes  (Revue  german. 
XVII,  432).  Da  es  indessen  die  kennzeichen  eines  nomens  trägt  (nom. 
estraiers,  acc.  estraier,  fem.  estraiere),  so  läßt  es  sich  als  die  franz.  form 
des  pr.  estradier  (s.  strada  I.)  auffassen.] 

Estraper  altfr.  stoppeln  abhauen,  daher  nfr.  ^trape  die  dazu 
dienende  sichel;  nebenform  von  estreper,  pr.  estrepar  vertilgen  =  lat. 
exstirpare?  Allein  nach  form  und  begriff  liegt  näher  Schweiz,  strapen 
abstreifen,   bair.  straffen  behauen,   beschneiden.     Vgl.  it.  strappare  //.  a. 

Eströer  altfr.  herausgebet^,  überliefern  s.  Roquef.;  vom  pr.  tradar, 
gebildet  aus  tra-dare,   ex-tra-dare.     Vgl.  Altrom.  Sprachdenkmale  p.  48. 

Estros  altfr.  pr.,  stets  mit  vorgesetztem  ad,  ad  estros,  a  estros, 
adverb  mit  der  bed.  ^ohne  umstände',  'auf  der  stelle.  Von  extrusus  kann 
keine  rede  sein.  Die  spräche  hat  mit  dem  neuen  werte  extrorsum  einen 
gegensatz  zu  introrsum  ausdiücken  wollen,  'nach  außen  heraus'  d.  h.  'ohne 
rückhait\  Man  muß  auch  par  estros  gesagt  haben,  da  sich  das  sbst.  la 
parestrasse  das  äußerste,  das  ende  LRs.  57,  vgl.  MicheVs  glossar  zur  Ghr. 
de  Ben.,  vorfindet. 

Estrxxn  pr.  trotzig,  ungestüm,  auch  sbst.;  dsgl. part.  estrimsit  Jntzig. 

Esturlenci^r.  ffn  Gir.  de  Boss,  kämpf  er;  vom  ahd.  sturilinc  junger 
krieger:  aqui  moro  a  glai  tant  esturlenc  e  tan  noble  vassal  i  adelenc 
2183,  eir^  stelle,  die  zwei  merkwürdige  deutsche  Wörter  durch  den  reim 
verbindet  (edelenc  das.  1165). 

Esturman  altfr.  Steuermann  Ignaur.  p.  66  (estrumant  Fl.  Bl.  1365, 
estirman  Brt.  II,  226,  stieresman  GGaim.  p.  33);  vom  ndl.  staunnan, 
ags.  steörman,  engl,  steersman.  Vgl.  Fr.  Michel  zum  Ger.  deNev.  p.l4. 
Des  einfachen  estiere  Steuerruder,  ags.  steöre,  bedient  sich  Mar.  de 
France  I,  462. 

£tablir  fr.  festsetzen,  errichten;  von  stabilire,  itat.  wie  lat. 

jfetai  fr.  starkes  tau  den  mast  zu  halten,  auch  sp.  estay,  dsgl.  fr. 
6taie  stütze  {woher  pg.  esteio),  vb.  ^tayer  stützen;  vom  mndl.  staede, 
staye  stütze,  hülfe,  engl,  stay  stütze,  tau,  buchstäblich  =  ags.  stede,  ahd. 
stata,  mhd.  State  gelegenheit,  vb.  mndl.  staeden,  engl,  stay  befestigen,  stützen. 


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U.C.   ETAPE-EXPLOIT.  579 

ätape  fr,  tcaarenniederlage,  alt  estaple  s.  Carpentier;  vom  ndl. 
Stapel,  engl,  staple  dass. 

Eteindre  fr,  löschen;  von  exstinguere,  it.  stinguere. 

fetin  Celle  fr.  funke;  durch  Umstellung  von  scintilla,  altfr.  noch 
escintele,  doch  LB^.  168  steacele. 

fetiquette  />.  aufgeheftetes  zettelchen,  Äenne^r.  estiqaete  eugespitjstes 
höhchen,  neap.  sticchetto  jseichen  eines  verbotenen  weges;  ohne  eweifel 
gleiches  Ursprunges  mit  it.  stecco  Stachel,  s.  IL  a.  Henneg.  stique  degen, 
vom  ndd.  stikke  stiftchen,  stikken  anstedceny  vgl.  altfr.  estiquer,  estequer, 
esticher  stecken,  stechen,  champ.  stiquer  einstecken  TarbS  I,  162. 

fetonner  fr.  in  Verwunderung  setzen,  erschiittem,  altfr.  estoner  be- 
täuben (betäubt  werden  Rol.  p.  133),  engl,  astonish ;  von  attonare,  ver- 
stärkt in  extonare.  Der  alten  prov.  spräche  fehlt  estonar:  dafür  findet 
sich  Fer.  1143  estornar,  wahrscheinlich  umgestellt  aus  estronar,  identisch 
also  mit  6tonner,  da  auch  tronar  und  tonner  eins  und  dasselbe  sind. 
Henschel  s.  v.  estoner  erinnert  dagegen  an  das  gleichbed.  ahd.  stornSju 

fetrain  pic.  seeküste  (TrSv.);  vom  ndl.  nhd.  Strand. 

fetreindre  fr.  zusammendrücken,  von  stringere;  so  astreindre, 
restreindre  von  adstringere,  restringere,  contraindre  von  constringere. 

fetroit  /r.  schmal,  enge;  von  strictus,  pr.  estreit,  it.  stretto.  Daher 
6tr6cir  verengern,  T^tT^cir  etnjsiehen,  verba  inchoativer  form  und  factitiver 
bedeutung,  lat.  gleichsam  strictescere,  vgl.  sp.  estrechecer.  Altfr.  hatte 
man  noch  estrecier  RGam.  p,  122,  das  einem  lat.  strictiare  entsprechen 
würde.  Zsgs.  d^troit  engpaß,  vompart.  destrictus  in  der  bed.  zusammen- 
gezogen, vgl.  oben  d^tresse. 

fevanouir  fr.  (nur  reflexiv),  pr.  esvanuir  verschwinden,  vergehen. 
Es  entspricht  dem  it.  svanire  (neben  vanire),  chw.  svanir,  pg.  esvair, 
präs.  it.  svanisco  =  lat.  evanesco  d.  i.  exvanesco,  welche  form  die  roman. 
spräche  in  sich  aufnahm;  es  trennt  sich  aber  von  dem  ital.  worte  durch 
eingeschobenes  ou,  unewohl  auch  pr.  altfr.  envanir  =  it.  invanire  vor- 
handen ist.  Hier  hat  merkwürdiger  weise,  wie  Oachet  und  Tobler  erkannt 
haben,  die  lat.  form  des  perfects  evanni  über  die  des  ganzen  verbums  ent- 
schieden und  dieser  Vorgang  hat  sich  im  veralteten  engenouir  von  ingignere 
unederholt. 

fevaser  fr.  eine  Öffnung  erweitern;  von  vas  gefäß  (Frisch).  Oder 
hat  man  das  gegentheil  von  convasare  (zusammenpacken)  damit  ausdrücken 
wollen,  da  ^vaser  un  arbre  einen  bäum  sich  ausbreiten  lassen  bedeutet? 

Exploit  fr.,  pr.  espleit  und  fem.  espleeha  vortheil,  vb.  exploiter, 
espleitar  benutzen,  bearbeiten,  vollstrecken;  von  explicitum  explic'tum 
ausgeführtes,  gewonnenes.  Wegen  der  form  vgl.  altfr.  ploite  falte  Bert, 
p.  182  (Seh.  V.  3319)  von  plicita  so  wie  plait  von  placitnm.  Derselben 
herkunft  ist  pg.  espreitar  auskundschaften,  schließt  sich  aber  an  eine 
andre  bedeutung  von  explicare :  ausfindig  machen,  eigenü.  auseinanderfalten. 


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580  n.c.  FAgON— FAON. 


F. 


Fa^on  /r.,  ülisso  pr.  gestcdt;  von  fitctio  das  machen,  passiv  das 
gemac/Uej  geschaffene,  vgl.  toison  das  geschorenej  von  tonsio.  Die  itoH. 
spräche  hat  ÜEizione;  man  denke  also  nicht  an  fitce  gesicht  =  it.  foccia. 

Faide  dltfr.  feiridschafty  räche,  daher  faidia  feindlich,  pr.  faidir 
verfolgen,  verbannen;  vom  ndat.  fitida  in  altdeutschen  gesetzerty  ags.  fisehdhe, 
ahd.  gaföhida,  hhd.  fehde. 

Faint  ältfr.  nachlässig,  träge  z.  h.  Charl.  d' Orleans  id.  1809 ^  p.  139 
(davon  das  engl,  üaint),  partic.  von  se  feindre  de  qch  Brt.  /,  p.  24,  pr. 
86  fenher  de  Flam,  p.  18.  62  etwas  vernachlässigen;  eigentl.  sich  ver- 
stellen,  von  fingere.  Daher  auch  das  volksmäßige  faignant  arbeitsscheu, 
nach  Genin,  Variat.  p.  371  ff.,  mundarü.  feindant  s.  Escallier  sur  le 
patois  p.  94.  Man  vgl.  noch  it.  infingardo  1)  verstellt,  2)  langsam,  wozu 
Muratori  bemerkt:  Uli  proprie  infingardi  appellantar^  qui  üäcere  quid- 
quam  possunt,  sed  aut  nolunt  aut  cum  pigritia  id  facinnt  simulantes 
sibi  vires  deesse.  Die  bürg,  mundart  sagt  foindre  nachlassen,  part.  feint 

Faire  altfr.,  far  pr.  in  der  bed.  sagen  pflegt  man  aus  defn  lat.  ÜBiri 
zu  erklären.  Gewöhnlich  kommt  es  im  präs.  und  perf.  vor  und  zeigt  als- 
dann dieselbe  form  wie  die  gleichen  tempora  von  ÜEiire  =  ÜEicere:  das 
seltne  imperf.  fesoient  (sie  sagten)  Ruteb.  II,  165  macht  seine  identität 
mit  diesem  verbum  unzweifelhaß  und  fiacere  steht  für  verba  facere.  Aus 
dltfr.  fjEkit  erklärt  sich  wohl  auch  die  glosse  fatit  ^loquitur^  Class.  auct.  VI,  624^. 

Falaise  fr.  Uippe,  dsgl.  name  einer  Stadt  in  der  Normandie,  altfr. 
falise;  vom  ahd.  felisä  (f),  fels  (m.). 

Falourde  fr.  (f.)  last  holz;  scheint  zsgs.  aus  faixlonrd,  une  schon 
Nicot  meinte,  freilich  mit  abgeändertem  genus. 

Faner/r.  zu  heu  machen,  eine  pflanze  welken  lassen,  z.  b.  faner 
rherbe  d'un  pr6;  le  grand  häle  fitne  les  fleurs;  altfr.  fener  und  fanir 
welken,  pic.  fener,  mlat.  aflfenare,  aiAch  pr.  fanar  (aus  dem  franz,  ?),  chw. 
fanar,  fenar.  Man  leitet  es  von  fetenum,  foenum,  und  in  der  that  findet 
sich  im  altfr.  fanoul  für  fenouil  derselbe  Übergang  des  e  in  sl,  und,  was 
besser  trifft,  lothr.  fouon  ist  =  fr.  foin,  lothr.  fonannd  =  fr.  faner; 
ebenso  limous.  sbst.  te,  vb,  fen&. 

Fanon  ältfr.  läppen,  handtuch  Ren.  I,  128,  binde  am  arme  des 
Priesters  Ben.  III,  479,  nfr.  fenon  und  fanion;  vom  ahd.  feno,  goth. 
fana  stück  tuch,  ahd.  hantÜEkno  handtuch. 

Fantöme  fr.  gespenst;  von  phantasma,  ü.  fantasima,  pr.  fäntaumay 
zuerst  wohl  fantalma,  wie  das  cot.  fantarma  andeutet.  Zsgs.  altfr,  en- 
fantosmer  behexen.    Dahin  auch  occ.  fantasti  kobold,  phantasticos. 

Faon  fr.  (spr.  fian)  hirschkalb,  faoner  hirschkalber  setzen.  AUfr. 
feon,  feon  (zweisilb.)  hieß  das  junge  überhaupt  z.  b.  des  löwen,  des  baren, 
des  drachen,  s.  Ren.  II,  p.  62,  Roq.  I,  687*^,  faoner,  feoner  junge  werfen, 


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n.c.  FARD— FAÜBOURG.  581 

eier  legen,  gana  allgemein  van  der  fortpfianzung  gehraucht.  Die^  deutung 
aus  inÜMis  ist  unzulässig:  aber  aus  fetus  fruchte  leibe^rucht  ward  das 
abgeleitete  feon,  vermöge  der  bekannten  Vorliebe  für  a,  faon.  Das  wort 
geMrt  also  zum  pr.  feda  (s.  unten)  und  setzt  eine  alte  form  fedon  voraus, 
die,  «^^feda  in  fea^  leicht  in  feon  syncopiert  werden  konnte. 

Fard  /r.  schminke^  fitrder  schminken;  etwa  vom  altn.  fö  glänz,  po- 
litur  (vb.  f&  malen),  mit  angefügtem  roman.  suffix  ard?  dann  wäre  die 
altfr.  form  fEUtrd,  feard  gewesen.  Fard  ist  synonym  mit  teinte,  lat. 
tincta:  letzteres  in  ahd.  Übersetzung  lautet  gi-farwit,  gi-farit  fvowfarwjan 
färben),  das  Schlettstädter  glossar  z.  b.  sagt  givarida  ^ucata  ff,  246: 
hieraus  das  franz.  wort. 

Farouche  fr.  wüd,  scheu,  effaroucher  verscheuchen;  von  ferox 
ferocis  trotz  der  ungewöhnlichen,  aber  doch  auch  in  mordache  vorliegen- 
den behandlung  des  lat.  c,  das  sich  im  pr.  cot.  ferotge  wieder  auf  andre 
weise  ausspricht.    Neben  faronche  altfr.  zuweilen  harouche  übermüthig. 

Fat,  fem.  feda  pr.,  fr.  fede  (m.  f.)  unschmackhaft  (z.  b.  si  la  sal 
es  feda  ^si  sal  insulsum  fuerit^),  daher  it.  fedo;  dsgl.  pr.  fet,  feda,  fr. 
fet  (nur  masc.)  albern,  thöricht;  das  wort  in  beiden  bedeutungen  von 
fetnus  unschmackhaft,  dsgl.  albern,  nn  vereinfacht  in  u  wie  im  pr.  vacs 
aus  vacaus:  dieselbe  einigung  materieller  und  geistiger  mattheit  auch  in 
insipidus  und  insulsus.  —  Dies  ist  die  althergebrachte  deutung  des  wertes. 
Eine  neue,  scharfsinnige  prüfung  derselben  von  Oaston  Paris  (M6m.  de 
la  soc.  de  ling.  de  Par.  I,  90)  bringt  ein  andres  resultat.  Man  müsse 
etymologisch  unterscheiden  zwischen  fr,  fet  albern  und  fede  unschmackhaft. 
Nur  jenes  stamme  von  fetuus,  dieses  nicht,  weil  die  combination  uu,  ua 
cet.  im  franz.  den  vorhergehenden  consonanten  schütze,  so  daß  sich  t  be- 
hauptet haben  würde;  es  stamme  vielmehr  von  vapidas  (verdorben,  ver- 
rochen).  Die  ausartung  des  lat.  v  in  fr.  f  läßt  sich  zugeben;  ist  aber  der 
schütz  des  consotumten  vor  na  unbeschränkt? 

Fatras  fr.  plunder;  für  fertas,  von  fertns  fiUlsel  (Minage). 

Fanbonrg  fr.  vorstadt.  Grüt  es  für  for-bonrg  =  foris-bnrgus 
außen-stadt,  oder  für  fenx-bonrg  =  felsns-bnrgns  unrechte,  uneigentliche 
Stadt,  nebenstadt,  wie  man  fenx-frais  nebenkosten,  fenx-bois  nebenzweig, 
feusse-clef  nachschlüssel  sagt?  Für  beide  erUärungen  fehlt  es  nicht  an 
gründen.  Man  findet  in  der  älteren  litteratur  einigemal  forborg,  fors- 
bourg,  ja  Boquefort  hat  horsborc,  offenbar  von  hors  =  foris,  seihst  das 
ahd.  furi-bnrg  dürfte  angeschlagen  werden.  Für  fenxbonrg  spricht  z.  b. 
das  wallon.  fä-bor,  indmt  fr.  fenx  in  dieser  spräche  mit  fö,  for  aber 
mit  foü  oder  gleichfalls  mit  for  ausgedrückt  wird;  die  nahe  liegende 
picard.  mundart  hat  sich  dagegen  für  forbonrg  entschieden.  Beide 
auffassungen  können  stattgefunden  haben;  daß  cAer  das  neufr.  fan  aus 
for  entstellt  sei,  ist  kaum  zu  glauben,  da  die  spräche  keinen  anlaß 
hatte,  das  seinem  sinne  nach  ganz  deutliche  forbonrg  zu  verdunkeln, 
und  r  auch  in  forban  u.  a.  nicht  ausstieß:  eher  scheint  forbonrg  eine 
mundartliche  umdeutung  der  andern  ihrem  sinne  nach  minder  klaren  form. 


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582  II.c.  FAUDE— FERRANT. 

Faude  dltfr,  schaf stall;  vom  gleichbed.  ags.  fald,  falud,  engl,  fold, 
dlts.  faled,  vgl.  kymr.  fifald  pferch. 

F6  (ph6)  oitfr.  hneckt,  nur  in  den  lAv,  d.  rois:  uns  ph6  fiid  de  la 
maignöeSaul  ^ercU  autem  de  domo  Saül  servtis^  p,149,  dagegen  truverent 
un  f6  de  Egypte  Hnvenerunt  virum  aegypitum'  p.  116.  Es  ist  das  altn. 
faedd-r  ernährt^  auferaogen,  und  verhält  sich  also  begrifflich  wie  das  sp. 
criado. 

Feda  i>r.  comask.^  piem.  altwald.  fea,  dauph.  feia  schaf;  vom  adj. 
feta  ^was  geboren  hat^  e.  b.  lupa,  ursa,  vulpes,  jsiumal  ovis,  wo  denn  das 
adj.  den  ganzen  begriff  vertreten  konnte  tvie  im  sp.  cordero :  non  insueta 
graves  tentabunt  pabula  fetas  Virg.  Ecl.  J,  BO.  Im  beamesischen  dialect 
toird  heda  auch  vom  weihe  gebraucht  gleich  dem  lat.  feta;  wal.  fet  heißt 
kind,  fat^  iochter,  vom  sbst.  fetus,  vb.  feta  gebären,  lat.  fetare;  sard.  fedu 
proles.    Auch  faille  im  Jura  (fetula)  bedeutet  lamm  und  tochter. 

Fßler  /r.  spalten,  für  fesler;  offenbar  das  nur  bei  Apul^us  vor- 
findliche  fissiculare,  dem  dieselbe  bedeufung  beigelegt  wird. 

Feme  i^r.  adj.  weiblich,  z.  b.  Tefan  mascle  o  ferne  LR.  Entweder 
von  femina  unmittelbar  zum  adjectiv  gestempelt  (s.  solche  fälle  Rom. 
gramm.  II,  288),  oder,  da  der  Provenzale  für  femina  überall  femna  {mit 
n)  setzt,  vom  adj.  femineus,  abgekürzt  in  f^minus:  ein,  freilich  spätes, 
glossar  (s.  Dief.)  schreibt  gradezu  feminus  (in  femina  turba  bei  Properz 
erkennt  man  nur  das  Substantiv  an).  Wichtiger  als  die  herhmft  des  ad- 
jectivs  ist  das  zu  ihm  gehörige  männliche  substafitiv  feme  mit  der  bed. 
weibliches  geschöpf  zumal  weibchen  der  thiere,  welches  einem  lat.  neutrum 
femineum  animal  entspricht,  z.  b.  Tamor  de  mascle  e  feme  Brev.  d*am. 
I,  34,  li  feme  son  desiron  R.,  statt  dessen  auch,  aber  nicht  in  ganz 
gleichem  sinne,  las  femnas  son  desirondas  gesagt  werden  konnte.  Es  ist, 
als  wenn  der  Franzose  le  femeau  statt  la  femelle  in  seine  spräche  ein- 
geführt hätte. 

Ferme  fr.  (f.)  pachtgut,  meierhof,  wie  it.  ferma  und  sp.  firma,  Un- 
terschrift, abschließung  eines  vertrc^gs,* {ermBxe,  ürmaLT  festsetzen,  unterzeich- 
nen; von  firmus,  firmare.  Sbst,  dltfr.  fert6  festung,  für  fermet6,  fermt^, 
u)ie  dortoir  für  dorm'toir. 

Fermillon,  fremilon  altfr.,  fremilo  jpr.,  letzteres  nur  im  Gir.  de 
Ross.,  ein  wort,  das  in  Verbindung  mit  haubert  erscheint;  von  mailies 
de  fer,  vermuihet  Henschel,  also  =  fer-maillon.  Die  vermuthung  ist  nicht 
tmgeschickt,  denn  ai  =  lat.  a  vereinfacht  sich  vor  einer  erweichten  liquida 
manchmal  in  i,  z.  b.  grille  für  graille,  provigner  für  provaigner,  s.  Rom. 
gramm.  /,  423.  Wackemagel  fragt:  fermaillon  von  fermail,  firmaculum? 
S.  auch  Gachet  225\ 

Ferrant  und  auferrant  altfr.,  ferran,  alferan  pr.,  ein  adjectiv, 
das  eine  helle  färbe  ausdrückt;  Thibautll,  202  nennt  der  geliebten  antlitz 
auferrant.  Gewöhnlich  tvird  es  vom  haar  der  greise,  mehr  noch  von 
Pferden  gebraucht,  s.  Michel  zum  Ger.  de  Nev.  p.  126.  Daher  konnte  G. 
Guiart  vom  grafen  Ferrant  sagen:   Ferrant   portent    dui   auferrant  qui 


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n.c.   FESSE.  583 

tous  deux  sont  de  poil  ferrant  BC.  v,  ferrandus. ,  Die  form  al-feran 
scheint  arah.  Ursprung  in  anspruch  eu  nehmen^  auch  kommt  die  endung 
aht  häufig  orientalischen  Wörtern  zUy  so  in  Aufricant,  Persant,  Jerusalant, 
Beauliant  Ducange  deutet  es  daher  aus  dem  arah  faras  edles  pferd, 
mittelgr.  (pa^ag,  sp.  alfaraz:  von  der  färbe  dieser  pferde  habe  man  das 
adjectiv  entlehnt.  Wollte  man  diese  Voraussetzung  auch  gelten  lassen^  so 
wäre  doch  dbleitung  von  ferrant  {nicht  einmal  farant!)  aus  faras  gegen 
die  grammatik.  Die  garuse  form  des  Wortes  weist  auf  lat.  ferrum,  daher 
it.  ferretto  eisengrau,  hcdbgrau  (vom  menschlichen  haar),  wofür  auch  fer- 
rigno,  und  diesem  letzteren  entspricht  genau  das  pr.  ferrenc,  welches  altfr. 
ferrant  lauten  mußte  (vgl.  flamenc,  flamant);  aus  ferrant  aber  entstand 
wieder  das  pr.  ferran.  In  al-ferran  steckt  kein  arab.  artikel:  une  man  blanc- 
ferrant,  chenu-ferrant  sagte,  so  auo/^  alb-ferrant  al-ferrant  (umgedeutet 
haut-ferrant -Fier.  168,  7).  —  [Einen  lesenswerthen  artikel  über  auferrant 
hat  Gachet  36'*  ff.  geliefert,  dessen  wesentlicher  inhalt  der  folgende  ist. 
Altfr.  ferrant  ist  allerdings  ein  adjectiv  mit  der  bed.  eisengrau.  Prov. 
alferan  aber  drückt  keine  färbe  aus;  es  wird  stets  als  Substantiv  gebraucht 
und  heißt  schlachtross,  renner.  Als  adjectiv  zeigt  es  sich  im  altfranz,, 
aber  auch  hier  nur  selten,  une  in  destriers  auferrans  et  crenus,  cheyal 
auferrant  ou  gascon,  in  welcher  letzteren  stelle  es  sich  nicht  auf  die  färbe, 
sondern  die  herkunft  des  pferdes  bezieht.  Es  muß  der  name  einer  race 
sein,  gebildet  aus  ardb.  al-frs,  sp.  alfaraz.  Die  Franzosen  brauchten  ihr 
aus  dem  Süden  eingebrachtes  auferant  auch  adjectivisch,  weil  sie  eine  ahn- 
lichkeit  mit  ihrem  adj.  ferrant  darin  bemerkten  und  weil  bei  den  berber- 
Pferden  grau  die  vorherrschende  färbe  ist.  Statt  auferrant  sagte  man  zu- 
weilen kurz  ferrant,  was  also  nicht  eben  ein  graues  pferd  bedeuten  muß: 
ferrant  li  traient,  k  Gadres  (GaöAx)  fu  norris  Gar.  I,  168,  aber  doch 
auch  un  roncin  ferrant  ds.  168.  227.  Eine  zss.  alb-ferrant  ist  nicht 
anzunehmen.  —  In  dieser  erörterung  ist  der  hauptpuhkt,  nämlich  die  art 
des  Überganges  von  alferes  in  alferan,  außer  acht  gelassen.  Indessen  muß 
man  gestehn,  daß  der  Provenzdle  alferan  (pferd)  von  ferran  (grau)  durch 
einfaches  und  doppeltes  r  sehr  sauber  scheidet,  wodurch  ersteres  von  ferrum 
etymologisch  getrennt  und  auf  einen  fremden  stamm  verwiesen  uHrd.  Man 
kann  also  wohl  annehmen,  der  Frovenzale  habe  im  Widerspruche  mit  dem 
Spanier  in  alferes  das  schließende  s  als  einen  flexionsbuchstaben  und  fer  als 
den  stamm  aufgefaßt  und  diesem  das  suffix  an  =  ant  wie  in  den  genannr 
ten  aufricant,  persant  ff.  angefügt.  Die  summe  wäre  nun:  pr.  alferan 
ist  =  sp.  alfaraz,  dc^ier  altfr.  auferrant,  das  doppelte  r,  wo  es  vorkommt, 
durch  das  adj.  ferrant  veranlaßt,  von  diesem  ferrant  das  pr.  ferran.  Die 
bedeutung  des  Substantivs  ist  leichtes  pferd  =  sp.  alfaraz,  und  zwar  nicht 
bloß  ein  von  dem  ritter,  sondern  audi  von  dem  knecht  gerittenes.] 

Fesse  /r.  (f.)  natis;  von  fissus,  fissa,  woher  auch  vft.  fesser  —  oder 
ist  letzteres,  da  die  aus  Substantiven  abgeleiteten  verba  keine  einwirkung 
auf  ihre  primitiva  ausdrücken  können,  vom  dtschen  fitzen  J^uen,  peitschen? 
Eine  picard.  form  fecher  könnte  dies  entscheiden. 


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584  ILc.  FI-FILOU. 

Fi  äUfr.pr.  sicher,  euverlässig,  e.  b.  de  la  mort  fis  des  todes  sicher, 
versichert  Roncev.  p.  34,  fis  de  8a  vida  LR.  III,  332,  adv.  fiement  ge- 
trost SB.  p.  548**;  von  fidus,  dem  das  tfilatein  die  gleiche  hedeidung  hei- 
legte',  fidus  ab  hominibus  sicher,  gesichert  vor  den  menschen,  sagt  Greg. 
Tur.  7,  8;  it.  fido;  adv.  de  fi  wahrhaftig.  Für  fi  war  es  aber  Hblidh, 
fis  gu  sprechen  auch  im  cos.  obl.,  daher  das  altpg.  fius  Trov.  177,  1, 
npg.  fido. 

Fiacre  fr.  miethkutsche ;  sogenannt,  weil  der  Unternehmer  in  einem 
•  hause  zu  Paris  ä  Tenseigiie  de  St.  Fiacre  wohnte,  ein  erst  eu  Menage's 
zeit  entstandenes  wort. 

Fiancer  fr.  verloben,  pr.  fiansar  geloben,  ü.  fidanzare;  von  fides 
treue,  wort. 

Ficelle  fr.  bindfaden;  dimin.  von  filam,  gleichsam  filicellam  mit 
verändertem  genus  une  in  cervelle  aus  cerebellam.  Wepen  des  verschwun- 
denen  l  vgl.  pacelle  für  polcelle. 

Fiente  fr.,  fenta  pr.  mist.  Sonderbare  bildung,  welche  eigentlich 
fimita  verlangt,  wie  altfr.  friente  auf  fremitus  führt:  dieses  fimita  aber 
scheint  aus  fimetum  entstellt,  welches  fr.  femaie  hätte  ergeben  müssen. 
Die  cot.  form  ist  fempta,  die  neupr.  femto,  fiendo,  die  alt^.  hienda. 

Fierce,  fierche,  fierge  altfr.,  pr.  fersa,  mlat.  fercia  (Carpentier) 
königin  im  schach;  vom  pers.  ferz  fddherr.  Fierge  entstellt  in  vierge 
zog  die  benennungen  dame,  reine,  sp.  reyna,  nach  sich. 

Figer  /r.  gerinnen  machen,  wohl  ein  späteres,  aber  nicht  neues  wort, 
z.  b.  bei  Hob.  Stephanus  1639  und  Nicot;  von  figere. 

Filou  (fr.)  gauner,  schelm,  daher  filouter  vb.,  filouterie.  Bafi  in 
den  abll.  t  eingeschoben  sein  kann,  versteht  sich.  Aber  wie  hoch  steigt 
das  wort  hinauf  in  der  geschichte  der  franz.  spräche?  Menage  erzählt, 
ohne  einen  beleg  beizubringen,  es  habe  ursprünglich  ein  Meines  Stäbchen 
mit  numerierten  Seitenflächen  bedeutet,  womit  man  gespielt  und  oft  betrü- 
gerisch gespielt  habe,  daher  filou  oder  filoutier  vor  etwa  70—80  jähren 
zuerst  für  einen  falschen  Spieler  aufgekommen  sei.  Das  umgekehrte  wäre 
glaublicher.  Wahr  ist  es  indessen,  daß  die  ältesten  Wörterbücher  und, 
wie  es  scheint,  auch  die  frühesten  quellen  das  u)ort  noch  nicht  haben.  Zwar 
kommt  in  Gottfrieds  Tristan  ein  riese  Urgan  li  filüs  oder  li  vilüs  vor 
und  so  nennt  er  sich  selbst,  aber  es  kann  sein  =  li  velas  der  zottige 
(vgl.  Urgan  le  veln  Tristan  II,  100):  dazu,  und  nicht  zu  filou,  stimmt 
der  daselbst  gebrauchte  accusativ  viliu,  denn  mhd.  iu  ist  der  übliche  aus- 
druck  des  fr.  n,  nicht  des  ou.  Es  lassen  sich,  was  die  etymologie  betrifft, 
einige  hieher  passende  stamme  dtieren.  So  filo  filonis  im  älteren  nUatein 
s.  V.  a.  nebulo,  jenes  aber  vielleicht  nur  eine  andre  form  für  felo,  it.  fel- 
lone.  Femer  das  ahd.  verbum  filon  feilen,  wobei  an  fourbe,  fripon,  po- 
lisson,  gebildet  aus  verbis,  welche  glätten  oder  reiben  bedeuten,  zu  erinnern 
wäre;  entsprechend  bedeutet  altengl.  file  einen  taugenichts  oder  betrügen 
sorful  bicom  that  fals  file  and  thoght  how  he  moght  man  biwille  (be- 
guile)  Halliw.  v.  file.    Selbst  fr.  affiler  (schleifen,  verwandt  mit  glätten) 


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n.c.    FLAGOKNEß-FLECHE.  585 

wäre  sfu  nennen:  lothring.  aif&lei  heipt  sowohl  schleifen  wie  hinter gehn^ 
und  aiffilou  ist  gane  =  filoa.  Aber  die  Schwierigkeit  des  Wortes  liegt 
weniger  in  dem  stamme  als  in  der  endung.  M  (m  =  acal  wie  in  genoa 
=  genucalum?  Allein  das  suffix  cnl  wird  im  roman.  zur  hUdung  von 
Wörtern  persönlicher  bedeutung  nicht  gd>raucht^  und  eine  andere,  ältere 
scheint  hier  nicht  erweislich  In  bejnehung  auf  jene  endung  und  in  der 
Voraussetzung,  daß  unser  wort  späterer  entstehung  sei  (LittrS  setzt  seine 
einfUhrung  ins  französische  ungefähr  in  das  17.  jh),  ist  auch  auf  engl. 
fellow  kamerad,  in  einer  der  südlichen  provinzen  Englands  ein  Schimpf- 
wort (Halliw.),  aufmerksam  zu  machen. 

Flagorner  fr.  angeben,  hinterbringen  (Nicot),  niedrig  schmeicheln 
(Acad.);  von  flatter  und  coraer  (aux  oreilles)  in  die  ohren  blasen  (Le 
Duchat),  aber  diese  art  der  Zusammensetzung  ist  unüblich  LittrS  ver- 
nrnthet  darin  eine  Variation  von  flageoler  durch  Vermittlung  von  flagot 
oder  flagol  flöte. 

Flambe  fr.  Schwertlilie,  altfr.  pic.  auch  in  der  bed.  flamme;  muth- 
maßlich,  da  h  vor  vocälen  im  franz.  nicht  wohl  eingeschoben  wird,  von 
flammnla  flamble  flambe.    Daher  flamber,  flambeaa  u.  a.  abU. 

Flamberge  fr.  schwert,  nur  üblich  in  der  redensart  mettre  flam- 
berge  au  vent  das  schwert  ziehen,  s.  z.  b.  Furetikre  und  Landais;  bei 
neuem  deutschen  dichtem  flamberg  (m.),  bei  Frisch  I,  86*  flamberge, 
zusammengesetzt,  wie  er  im  Dict.  des  passag.  bemerkt,  aus  flanc  und 
berge  die  seile  deckend.  Vgl.  den  schwertnamen  froberge  im  Garin  (fro- 
bierge  MQar.  p.  62),  nach  Grimm  Myth  p.  196  die  den  herm,  ahd. 
frö,  bergende  waffe  oder  eine  erinnerung  an  das  schwert  des  gottes  Fro, 
nord.  Freyr;  s.  Hoffmann,  Hör.  bdg.  V,  115.  116,  und  Bei/fenberg  im 
Ph  Mousket  U,  Cly  welcher  flamberge  und  froberge  für  identisch  hält. 

Fläner  fr.  sich  müßig  umhertreiben,  bummeln;  ein  erst  in  neuester 
zeit  aus  den  mundarten  (der  norm.  bürg,  lothr.  cet.)  aufgenommenes  wort, 
bei  welchem  man  etwa  auf  das  isländ,  flana  blindlings  hinlaufen  verweisen 
darf.    Im  norm,  heißt  es  auch  neuigkeiten  zurecht  tragen. 

Flaque  fr.  pfütze^  lache;  vom  mndl.  vlacke  niedrige  stelle  am 
meere,  wo  sich  lachen  büden  durch  die  fluth,  aestuarium.  Vgl.  Ducange 
w.  flaco  und  flactra. 

Flatter  fr.,  pr.  flatar  {zu  folgern  aus  dem  sbst.  flataire),  dsgl.  altfr. 
afflater,  pr.  aflatar  streicheln,  schmeicheln;  vom  ags.  altn.  flat,  ahd.  flaz 
flach.  Dahin  auch  altfr.  fldt  schlag,  flatir  zu  boden  schlagen  d.  h.  platt 
hinstrecken,  altn.  fletia  fl^h  machen,  detta  flatr  platt  fallen  u.  a. 

Flavelle  altfr.  Schmeichelei;  von  flabellam  fächer,  wedel. 

Fl^aa  fr.  geissei,  alt  flael;  von  flagellnm.  Die  vertauschung  des  fl 
mit  fr,  wovor  ein  grammatiker  warnt  (flagellnm,  non  fragellum  App.  ad 
Probum,  gr.  q>gayiXliov)  hat  das  franz.  wort  nicht  ergriffen,  dagegen  it. 
fragello,  kymr.  flfrowyll,  altir.  srogell  Zeuß  I,  194. 

Fleche  de  lard  fr.  (f.)  Speckseite,  altfr.  flique,  flec  DG,  Carp.,  pr. 
fleca?  GO.;  deutsches  wort,  in  Leidener  glossen  (Haupts  Ztschr.  V,  197, 


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586  n.c.   FLECHIR-FOLC. 

9.  jh.  bei  Nyerup  380)  perna  flicci,  ags.  flicce,  aUmgl.  flick  Halliw., 
neuengl.  flitch  =  nhd,  flick,  fleck  läppen.  Es  ist  also  anderer  herkunft 
als  fleche  pfeil,  wiewohl  dessen  begriff  nicht  widerspräche,  da  e.  b,  auch 
das  synonyme  altfr.  haste  einen  fetzen  fleisch  bedeutet  GNev,  p,  300. 

Fl^chir  fr.  pr.  biegen,  pic.  flekir.  Seinen  Ursprung  aus  flectere 
beweist  refl^chir  =  reflectere,  sonst  ist  tibertritt  des  et  in  frana.  ch  wenig 
üblich.  Das  it.  flettere  ist  latinismus,  aber  fiettere  PPS.  II,  218  muß 
als  eine  ital.  form  anerkannt  werden.  Auf  flexus  sbst.  und  flexare,  nicht 
auf  flectiare  Gachet  215^,  da  kein  flectas  vorhanden,  ist  das  seltne  pr. 
fleis  nachgiebigkeit,  vb.  fleissar  loslassen  (vgl.  flöchir  nachgeben)  jBurück- 
zuführen.  B.  229,  8  muß  flieys  aber  in  der  sinnlichen  bedeutung  von 
flexus  gebraucht  sein. 

Flete,  flette  fr.  ein  fahr  zeug  auf  flüssen  zum  übersetzen,  fahre; 
etwa  vom  ndl.  vleet  das  obere  gestdl  eines  schiffes,  oder  (mit  Jault),  van 
Seiten  des  begriffes  passender,  vom  engl,  flat  flach  (flat-boat). 

Fl^trir  fr.  welken,  welk  machen,  beschimpfen,  in  Berry  flatrir,  alt 
flaistrir.  Nicht  aus  flaccescere,  es  floß  zunächst  aus  dem  aJtfr,  adj. 
flaistre,  flestre  welk,  farblos  s.  Roquef.  s.  v,,  Brt.  1,  132,  welches  sich 
ohne  bedenken  auf  flaccaster  zuriickführen  läßt. 

Flibot  fr.  ein  kleines  Seeschiff;  vom  engl,  fly-boat.  Daher  auch  sp. 
flibote,  filibote. 

Fl  in  fr.  donnerkeil,  Wetzstein  (Trev.);  vom  ahd.  flins,  ags.  flint 
kiesel. 

Flou  /r.  fnatt,  altfr.  floi  (fem.  floive  durch  epenthesis),  altpic.  flau 
Servent.  p.  p.  Hecart  p.  81,  noch  jetzt  henneg.  Diese  letztere  form  muß 
den  weg  zeigen,  aus  ihr  konnte  floi  und  flou  entstellen  une  aus  pau  altfr. 
poi  und  po,  pou:  darum  ist  herleitung  aus  fluidus  abzulehnen.  Da  die 
franz.  spräche  den  vocal  der  lat.  endung  us  oder  um  zuweilen  in  den 
stamm  hineinzieht  (suif  für  suev  aus  sevu-m),  so  ist  entstehung  aus  flac- 
cus,  umgestellt  flauc-s,  möglich,  bei  der  großen  Seltenheit  dieser  art  von 
Umstellung  aber  wenig  wahrscheinlich.  Flou  ist  entschieden  das  ndl.  flauw, 
welches  Grimm  P,  224  mit  dem  hd.  lau,  Wackemagel  mit  dem  goth. 
thlaqvus  identisch  scheint.  Von  flou  ist  das  adj.  fluet  für  flouet.  — 
[Dazu  sehe  man  Weigand  I,  347,  welcher  umgekehrt  flauw  für  undeutscJt 
hält  und  seine  quelle  im  rom.  flau  vermuthet.] 

Foin  fr.  heu;  von  foenum,  faenum.  Das  regelrechte  fien  =  it. 
fieno  wäre  mit  altfr.  fien  =  lat.  fimus  ztisammengetroffen :  darum  ward 
foin  als  scheideform  gewählt,  nicht  einmal  gegen  die  lautgesetze,  da  <xus 
ae  doch  mitunter  der  diphthong  oi  entsteht,  vgl.  oben  blois.  Eine  andre 
Wendung  nahm  das  wort  im  altfr.  pic.  fein,  das  eigentl.  fenum  verlangt.. 

Foire  fr.  durchlauf,  pr.  foira,  churw.  fuira;  von  foria. 

Foison  fr.,  foiso  pr.  Überfluß;  von  fusio  ergießung,  it.  fusione  ff. 

Folc,  fouc  altfr.,  pr.  folc  herde,  auch  heer  SLeg.  22,  comask.  folco 
menge;  vom  ahd.  ags.  folc,  altn.  fölk  hatrf'e,  schaar;  wogegen  floc  (flou) 
NFC.  I,  108,  Chx.  IV,  87  dem  ags.  floc,  aÜn.  flockr  zu  folgen  scheint. 


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n.c.  FONDEFLE-FRAMBOISE.  587 

Fondefle  altfr.  (f.)  ein  vmrfgeröthe;  vom  spätem  lat.  fdndibalam, 
fandibulum  Vulg.^  Isidor.,  sp,  fandibulo. 

Force  ältfr.  (neu fr.  nur  pl,  forces),  pr.  forsa  große  scheere;  von 
forpex  forpicis.  Das  dUer  der  roman.  büdung  bezeugt  die  glosse  forcia 
'scäri'  Hattemer  J,  309^. 

Foudre  /r.,   pr.  foldire,   folzer  blüjsf,   altfr,  verstärkt  esfoldre  Og. 
3622;  von  fulgur  forre  foldre,  it.  fölgore,  wal.  falger. 
-Foudre  fr.  (m.)  ein  weinmaß;  vom  dtschen  ftider. 

Fouet  (spr.  wie  foit)  /r.,  auch  maxi,  foett,  cot.  faei  peitschcy  vb. 
fouetter;  nacA  Huet  von  fou  =  lat.  fagus  und  unrklich  bedeutet  das 
henneg.  foaet  reisbündel,  woraus  die  bedd.  ruthe,  peitsche. 

Fouger  fr.  aufwühlen;  von  fodieare,  romagn.  fudghfe.  Abgel. 
fouiller,  pr.  fozilhar,  gleichsam  fodieularc,  woher  wallon.  foyan  maul- 
wurf.  Auch  far-fouiller  umwühlen^  nach  Menage  für  j^aLT-tomWer,  also 
durch  assimilation?  Das  gleichbed.  occ.  fourfoulid  scheint  mit  farca  eu- 
sammengesetety  vgl.  frugare  1. 

Fourgon  fr.  in  der  bed.  Jcarren;  von  furca  gabel,  it.  forcone,  sp. 
hurgon,  eigentl.  gabelwagen. 

Fourmiller  fr.  wimmeln;  vom  durcheinanderlaufcn  der  ameisen, 
gleichsam  formicalare,  altfr.  auch  formier  =  formicare.  Das  sp.  gusa- 
near,  von  gusano  wurm,  hat  dieselbe  bedeutung,  so  auch  das  mhd.  wibelen 
von  wibel  käfer,  komumrm. 

Foyer  /r.,  foguier  |?r.  herd;  vom  adj.  focarius,  sp.  hogar. 

Fraiditz  nebst  fraidel,  fradel  pr.  (auch  altfr.  fr^Aous Brt.  11,274?) 
ruchlos y  gottlos;  erinnern  an  ahd.  freidi,  freidtc  'profanus,  apostata,  pro- 
fugus\  mhd.  ^eidec  treulos,  übermüthig. 

Fraindre  aHtfr.  brechen,  von  frangere;  nfr.  enfreindre  von  in- 
fringere. 

Frairin,  frarin  altfr.,  pr.  frairf  arm,  elend,  verächtlich  u.  dgl.; 
nach  Gachet  381"  von  frater  mönch,  indem  die  bed.  arm  vorausgieng. 

Frais  /r.  (plur.)  Unkosten,  ausgaben;  soll  aus  dem  ndat.  fredam, 
worutUer  man  gewisse  eahlungen,  ursprünglich  als  büße  für  friedensbruch 
(ahd.  fridu),  verstand,  gebildet  sein;  mit  fret  hat  es  keine  gemeinschaft. 
Vb.  d6frayer. 

Fraise  fr.  (altfr.  freze  geschr.),  pr.  fraisa  (aus  fraisier  jm  folgern) 
erdbeere,  daher  das  gleichbed.  sp.  fresa?  Vielleicht  erweitert  aus  fragum, 
das  noch  im  wallon.  frev,  parm.  fro  vorliegt.  Dergleichen  fortbüdungen, 
theils  die  frucht,  theils  das  kraut  betreffend,  sind  ndat  fragea,  fragula 
{it.  fragola),  fragaria,  fraguria,  fracium  {aus  fraise),  fraxina  (dem  frane. 
werte  nah  liegend),  s.  Dief.  Gloss,  lat.  germ.  und  Nov.  gloss.;  doch  würde 
ein  adj.  fragea  dem  frane.  worte  nicht  genügen,  auch  ist  es  mit  it.  frasca 
nicht  jm  vermengen. 

Framboise  fr.  himbeere;  vom  ndl.  braambezie,  ahd.  brämberi  d.  i. 
domstrauchbeere,  mit  Verwandlung  des  b  in  f  vielleicht  durch  einwirkung 
von  fraise.    Neupr.  framboiso,  sp.  frambuesa,  cmn.  fambrosa,  piem,  flan- 


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588  II.C.   FRAPPER-FRESAIE. 

boesa  mögen  aus  dem  fram.  sein.  Das  alter  des  wertes  hejseugt  fram- 
böses  ^hintperx   (himbeeren)  Gl.  JEmmeram. 

F rapper  fr.,  pr.  frapar  (in  einer  chronik)  schlagen,  treffen.  Dieses 
spedeU  franz.  wort  hat  vielleicht  nordischen  Ursprung,  von  hrappa  schelten, 
einen  anfahren,  adj.  hrappr  gewaltsam:  denn  daß  frapper  früher  die 
nord.  hedeutung  haUCy  verräih  uns  das  mdartl.  engl,  frape  schelten  Hallixc, 
das  nur  aus  dem  franz.  herrühren  kann;  und  wie  increpare  geräusch 
machen  heißt,  so  auch  engl,  fraple,  daher  frape  gesellschaft,  häufe  menschen, 
cMfr.  frapin  LEs.  436  und  frapaille.  Immerhin  mag  auch  das  ndd. 
flappen,  engl.  Aap  (Matschen)  erwogen  werden,  da  wenigstens  das  mdartt. 
frapoaille  läppen  (in  Bheims)  mit  seiner  bedeutung  an  engl.  Aap  und 
ähnliche  erinnert. 

Frayeur  fr.  (froior  Agol.  537),  pr.  freier  schrecken;  dazu  fr. 
effroi,  dU  esfroi,  pr.  esfrei  gleichbed.,  vb.  eflfrayer,  ^.  esfreyar,  esfrei- 
dar  in  schrecken  setzen.  Die  prov.  form  mit  d  führt  hier  so  deutlich  auf 
die  spur,  daß  man  weder  an  fragor  knaU,  noch  friare  zerbröckeln  zu 
denken  braucht:  die  bildungen  sind  von  frigidas,  freier  ist  wie  lat.  frigus 
oder  gelu  eigentlich  schauer,  effrayer  durchschauem.  Zwar  steht  flagor 
(l.  fragor)  "^ekiso  (schrecken)  Gl.  Ker.  175'',  aUein  wie  hätte  das  vb.  eflfrayer 
hieraus  sich  hervorbilden  können?    [Hiezu  Krit.  anhang  p.  16.] 

Fredon  trüler  im  singen,  vb.  fredonner;  wohl  von  dem  stamme  frit 
im  lat.  fritinnire  zwitschern.  Caseneuve  vermuthet  darin  das  barbarische 
frigdora  des  Notker  BdUnüus,  worüber  Ducange  nachzusehen  ist. 

Frelater  le  vin  fr.  den  wein  verfälsche;  vom  ndl.  wyn  vertaten 
wein  in  ein  anderes  gefäß  gießen. 

Frgle  fr.  gebrechlich;  von  fragilis,  it.  fraile.  * 

Fr  elon  fr.  homiß;  mttthmaßlich  von  frSle,  das  dltfr.  auch  schmächtig^ 
dünn  bedeutet,  in  beziehung  auf  den  schlanken  bau  des  thierchens,  s.  Menage. 
Die  form  froilon  bei  Nicot  steht  dieser  etymologie  nicht  im  wege,  oi  findet 
sich  öfters  ein  für  ai  {alifr.  fraile  =  frSle).  Eben  so  scheint  das  gleichbed. 
grelon  (in  Berry)  aus  grßle  d.  i.  gracilis  (schlank)  entstanden,  wiewohl 
Sauvages  das  occit.  graule  von  crabro  herleitet.  Der  deutsche  name  be- 
zieht sich  auf  das  dem  tone  eines  homes  ähnliche  sumsen  des  insectes, 
s.  Weigand  I,  518. 

Freiere  cdtfr.  zu  gründe  gerichtet,  verdorben:  nostre  fait  seroit 
tout  frelore  cet.  Pathelin  bei  Roq.^  noch  mundartlich,  z.  b.  in  Genf;  vom 
deutschen  verloren.  Forelores  leere  worte  Ren.  I,  107  scheint  sich  da- 
gegen dem  engl,  forlorn  =  ags.  forloren  anzuschließen;  zunächst  aber  aus 
dem  franz.  ist  das  ältengl.  forlore,  da  ihm  das  schließende  n  fehlt. 

F  r  8  n  e  /r.  (f.)  esche,  alt  fresne,  fraisne ;  von  fraxinus,  pg.  freixo  u.  s.  f. 

Fresaie  fr.  eine  art  eulen,  käuzchen;  nach  Menage,  mit  beruf ung 
auf  die  poitevin.  form  presaie,  gase,  bresague,  von  praesaga,  weil  der 
vogel  nach  dem  franz.  (wie  nach  dem  deutschen)  Volksglauben  unheil,  zu- 
mal todesfäUe  verkündigt,  daher  auch  eflfraie  und  oiseaa  de  la  mort, 
deutsch  todtenvogel,  leichhuhn  genannt. 


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n.c.  FRESANGE— FRINGUER  589 

Fresange,  fresanche,  fraissengne  aUfr.  junges  Schwein^  fipr.  auch 
fraysse;  vom  ahd.  frisking^  nhd,  frischling.  Das  ü.  frassugno  fett^ 
schmeer  erinnert  gleichfalls  an  frisking,  friskung^  seine  bedeutung  aber 
führt  auf  sagna  (IL  a),  das  also  wohl  tnit  fraysse  ausammengesetst  sein 
könnte  (fras-sugno  schweine-fett).  Der  Sicüianer  mag  sein  frisinga  aus 
dem  franst,  haben, 

Freste  ciltfr.  (m,),  pr.  frest  giebd;  vom  ahd.  first  (n,J  gipfdj  einne^ 
nhd.  giebel  des  daches. 

F  res  tele  altfr,  pfeife,  flöte,  vb.  fresteler,  pr.  frestelar;  von  fistella 
für  fistula  mit  eingemischtem  r. 

Frötiller  /r.,  pr.  frezilhar  hüpfen  und  springen.  Darf  man  mit 
Salmasius  nach  dem  lat.  fritillus  ein  vb.  fritillare  mit  der  bed.  *hin  und 
her  schütteln  vorausseteen,  so  könnte  dies  das  roman,  wort  sein,  wiewohl 
auf  die  frane,  form  das  von  Frisch  aufgestellte  frictillare  bessere  anwen- 
düng  fände;  fritillare  gäbe  regelrecht  frediller. 

Fretin  fr,  abschabsei,  ausschuß,  fischbrut;  von  fricare  frictum 
(Frisch), 

Frette  /r.  eisernes  band,  plur.  frettes  guter,  daher  sp.  fretes  guter 
im  Wappen;  für  ferrette  von  ferrum. 

Freux  fr.  Saatkrähe;  von  frugilegns,  sagt  Menage,  das  aber  formell 
nicht  damit  ssu  einigen  ist.  Derselbe  vogel  heißt  ahd.  hraoch,  ags.  hröc, 
altn.  hrökr  (bei  Biöm  seerabe),  dän.  TOge,  ndd.  rook,  obd.  rnech;  aus 
der  nord,  form  aber  {vgl  frimas,  friper)  entstand  mit  übertritt  des  h  in 
f  das  fr,  freux  wie  aus  cocus  queux. 

Friche  /ir.  (f.)  brache,  brachfeld;  vom  dtschen  frisch  wie  lat,  novale 
von  novas,  meint  Ducange,  vgl.  im  spätem  miatein  friscum,  aÜfr.  frische. 
Aber  war  alsdann  nicht  fratche  jgu  erwarten?  Bezeichnender  ist  Orimms 
herleitung,  Gesch.  d.  d.  spr.  p.  61,  aus  fractitiam  (vgl.  occ.  roompado 
frisch  gebrochenes  land,  norm,  briser  einen  acker  bearbeiienj  und  auch  von 
Seiten  der  form  unverwerflich,  da  die  endung  itius  (icias)  auweüen  icfae 
unrd.    Ein  prov,  fi'esca  unirde  entscheiden. 

Friente  altfr,  e.  b.  des  chevaux  Ben.  II,  p.  146;  von  fremitus 
it.  fremito.    Le  Duchat  schreibt  frainte  und  leitet  es  von  frangere. 

Frileux  fr.  frostig;  gleichsam  frigidulosus^  vom  classischen  fri- 
gidulns. 

Frimas  fr.  reif,  gefror er^er  thau,  vb.pic,  frimer;  uneweifeihaft  vom 
gleichbed,  altn,  hrim,  da  der  anlaut  hr  dieser  spräche  sich  auch  sonst  in 
fr,  fr  umwandelt,  ags.  gleichfalls  hrtm,  engl,  rime,  ndl.  njm,  bair.  reim 
(auch  pfreim).    Im  pic.  rimöe  blieb  der  nord.  anlatd  weg. 

Fringuer  fr.  sich  rasch  hin  und  her  bewegen,  bret.  fringa  dass., 
vgl.  occ.  fringd  schön  thun,.  liebkosen,  Muthmaßlich  aus  einer  wursel,  die 
auch  im  lat.  fringutire  euntschem,  fringnilla,  fringilla  fink,  so  wie  in 
frigutire  und  frigulare  enthalten  ist,  welchen  sich  kymr.  ffireg  (geplauder) 
anssuscUießen  scheint.  Sich  hüpfend  bewegen  und  zwitschern  sind  nah 
verwandt:  das  bret.  fringol  trUler  ist  desselben  Stammes  und  das  abge- 


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590  II.c.   FRIPER-FROISSER. 

leitete  fr,  fringoter  (TrSv.)  etjoüschern,  it,  fringottare,  weist  gebieterisch 
auf  fringuer  eurück^  die  nehenform  frigoter  erinnert  an  frigutire.  Stark 
entstellt  aus  fringuilla  ist  it.  filanguello,  a  für  i  im  partn.  crem.  Arängol, 
piem.  frangnely  frangoi. 

Friper  /r.  abnutj^en,  verbrauchen,  gierig  vereehren,  Mpon  sptte- 
bube,  friperie  trödelei  (ahgentUete  Sachen).  In  diesem  ausschließlich  franss. 
stamme  scheint  einer  der  fälle  vormliegen,  worin,  wie  in  frimas,  nordisch 
hr  £;u  fr  geworden,  indem  sich  das  frane.  verbum  dem  isländ.  hripa  'tumtd- 
tuarie  agere  Biöm  logisch  recht  wohl  anschließt. 

Frique  cdtfr.,  pr.  fric,  npr.  fricaud  munter,  lebhaft,  dauph.  frican- 
dela  lebhaftes  mädchen.  Die  lat.  spräche  gewährt  keinen  tauglichen  stamm: 
fricare  hätte  wenigstens  freque  gegeben,  wenn  die  grammatik  solche  adjec- 
tivbildungen  erlaubte.  Auch  an  unser  frisch  ist  nicht  zu  denken,  da  weder 
fresc  noch  selbst  freque  irgendwo  vorhanden  ist.  Wohl  aber  fügen  sich 
die  Wörter  zu  goth.  friks,  ähd.  frßh  gierig,  mhd.  vröch,  ags.  free  kühn, 
keck,  altengl.  frek  lebliaft  Hälliw.:  wie  sich  kühnheit  und  munterkeit  be- 
rühren, zeigt  auch  gaillard.  Demselben  stamme  kofnmt  noch  eine  andre 
bedeutung  zu:  npr.  fricaud  heißt  auch  lecker,  köstlich,  sbst.  fricot  (auch 
pic.  norm.)  leckeres  gericht,  nfr.  fricandeau  dass.,  fricasser  eigenÜ. 
lecker  zubereiten.  Sie  scheinen  sich  an  die  deutsche  bed.  gierig  zu  knüpfen, 
woraus  die  bedd.  leckerhaft  und  endlich  lecker  erfolgen  konnten:  beide 
letztere  einigt  z.  6.  das  fr.  friani  Formverschieden  davon  ist  das  er- 
wähnte friand,  vb.  norm,  frioler  lüstern  sein,  henneg.  sprudeln,  zischen 
(von  speisen  auf  dem  feuer),  fr.  aflfrioler  anlocken,  anreizen;  schwerlich 
von  frik,  nach  Menage  u.  a.  von  frigere  rösten,  vgl.  altfr.  frieul  brai- 
pfanne.  —  [Eine  geschickt  begründete  herleitung  von  fricasser  aus  frictus 
{von  frigere),  woraus  fricare  für  frictare  entstand,  hat  Mahn  p.  47  mit- 
getheUt,  dazu  sehe  man  den  Krit.  anhang  p.  23.] 

Frire  fr.  braien;  von  frigere,  it.  friggere. 

Frisson  fr.  frost,  schauder.  Schon  Gregor  v.  T.  bedient  sich  dieses 
Wortes:  quas  'vulgo'  frictiones  vocant,  und  Ducange  erklärt  es  richtig 
aus  dem  unlat.  frigitio  zsgz.  frictio  fri^on,  von  frigere,  altfr.  pr.  frire. 

Froc  /r.  mönchskutte;  eigentl.  flockiger  stoff,  vom  lat.  floccus  flocke^ 
pr.  floc  in  lat.  und  franz.  bed.,  mlat.  floccus,  froccus,  mit  fr  schon  in 
den  Schlettst.  glossen  39,  147  froccum  Vöfe*.  Wackemagel  (in  Haupts 
Ztschr.  II,  560)  leitet  das  franz.  wort  aus  der  ahd.  (neben  roch  kaum 
vorkommenden)  form  hroch  mit  Übergang  des  hr  in  fr,  allein  jene  für  das 
romanische  orgah  allerdings  harte  Verbindung  unrd  theils  durch  wegfcdl 
des  h,  theils  durch  einschiebung  (har)  gemildert  ^  nur  das  der  sprachbüdung 
erst  später  gebotene  altn.  hr  wird  franz.  fr  (vgl.  frimas,  friper),  ein  äUn. 
hrockr  ist  aber  nicht  vorhanden.  Übrigens  ist  auch  die  prov.  form  floc 
(niemals  froc)  nicht  außer  acht  zu  lassen,  bei  welcher  man  zu  gunsten 
des  deutschen  wertes  eine  doppelte  änderung  jener  lautverbindung  an- 
nehmen müßte. 

Froisser  /r.  zerquetschen,  zerreiben;  entweder  von  frendere  fressus 


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n.c.  FRONCHER— GAIF.  5dl 

oder  von  fricaxe  frictus  (s.  frizzare  I.J,  von  letzterem^  wenn  sich  eine 
piccard.  form  froicher  auf  steigen  läßt;  die  alten  denkmaler  dieser  mundart 
scheinen  nur  froisser  jsu  kennen. 

Froncher  altfr.  schnarchen,  schnauben  FG.  IL  III. ,  pic.  fronker: 
li  destriers  fronke  du  nes  Fier.  126.  127;  wohl  von  rhonchare  bei 
SidoniuSj  mit  verstärktem  anlaut,  s.  roncar  IL  b. 

Frunir^^r.,  eigentlich  nur  part.  frunit  und  fronit  gebrochen:  asta 
fronia  GAlb.,  figürl.  von  menschen  GRoss.  6822,  LR.  i,  393.  Lat.  fru- 
niBci  liegt  der  bedeutung  ferne.  Darf  man  eermalmen  als  grundbegriff 
annehmen,  so  nähert  sich  das  prov.  wort  dem  ndat  frunire  lohe  bereiten 
d.  f.  baumrinde  eerreiben,  aber  auch  dessen  herkunft  scheint  unbekannt. 

Furnier  /r.  mist,  richtiger  altfr.  f emier,  woneben  freilich  schon  die 
erstere  form;  von  fimus,  n  aus  e  ebenso  im  altfr.  pic.  champ.  fumelle  für 
femelle,  c^tfr.  frumer  für  fermer.    S.  Rom.  gramm.  /,  175. 

Für  oll  es  fr.  (fem.  plur.)  feurige  dünste,  irrlicht;  für  furoles  von 
feu  feuer,  abgel.  wie  it.  focajuolo  feurig,  vgl.  fr.  flammerole  eine  ähnliche 
erscheinung  auf  der  see. 


G. 

Gable  fr.  (f.)  giebel  des  hauses.  Es  erinnert  an  das  alte  lat.  ga- 
balus  kretuf  (gabalum  crucem  diei  veteres  volunt  Varro  bei  Nonius),  der 
giebel  konnte  seinen  namen  daher  haben,  weil  die  bälken  an  der  spitze 
des  daches  sich  kreuzen,  auch  ist  das  norm,  gable  gen.  masc.  Da  indessen 
das  wort  den  übrigen  mundarten  fehlt,  so  unrd  es  rathsamer  sein,  es  auf 
das  ahd.  gabala  gabel  (vgl.  ältn.  gafl  m.J  als  seine  nächste  quelle  zurück- 
zuleiten;  auch  lat.  furca  heißt  die  gabelförmige  spitze  an  gebäuden. 

Gächer  fr.  rudern,  rühren,  gäche  rührstock,  rüder;  vom  ahd.  was- 
kan,  nhd.  waschen.  Daher  gächis  pfütze,  vgl.  engl,  wash  Spülwasser, 
sumpf;  altfr.  waschier  auch  besudeln. 

Gagnon,  selten  wagnon,  hofhund,  Schäferhund  u.  dgl.  Das  ehmals 
ziemlich  Übliche  wort  ist  veraltet  und  selbst,  wie  es  scheint,  in  den  mund- 
arten erloschen,  seine  herkunft  nicht  ganz  frei  von  zwei  fei.  Gachetp.  22  7"" 
hält  es  für  einen  Sprößling  des  auf  den  ackerbau  angewandten  Wortes 
gaaing.  Man  könnte  dabei  an  die  herkunft  des  synonymen  mätin,  das 
zum  haushält  gehörige  thier,  erinnern.  Besser  jedoch  würde  es  sein,  wenn 
sich  gagnon  auf  canis  gründen  ließe:  viele  thiemamen  nehmen  ja  das 
Suffix  on  zu  sich.  Roquefort  hat  in  der  that  eagnon  I,  666,  aber  unbe- 
legt. Sicherer  steht  das  feminin  eagne  {s.  oben  chien),  welches  die  com- 
bination  gn  in  unserm  werte  rechtfertigt;  der  anlaut  w  freilich  in  der 
nebenform,  an  der  stelle  einer  auf  c  zurückweisenden  Vorstufe  g,  ist  selten, 
aber  möglich.  Ital.  gagnolare  scheint  eitlem  andern  stamme  anzugehören, 
s.  n.  a. 

Gaif ,  chose  gaive  aUfr.  eine  im  stich  gelassene  von  niemand  zurück- 


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592  ILc.   GAlMENTER-aALE. 

geforderte  sacke,  vh.  guever  im  stich  l(issen;  ndat.  wayfium,  res  vaivae, 
vb.  wayviare.  Ursprünglich  bedeutet  gaif  =  er^gl.  waif  ein  verlaufenes 
stück  vieh,  animal  errans  oder  vagans  in  german.  gesetsen,  und  wird  er- 
Märt  at4S  engl,  waive,  wave,  ags.  vafian  sich  hin  und  her  bewegen, 
schwanken.    S.  E,  Müller  s.  v.  wave  2. 

Gaimenter,  waimenter  altfr.,  pr.  gaymentar  (noch  jetist  dauph. 
gueimenti)  klagen,  jammern,  sbst.  wald,  gayment  HaJin  p.  669.  696. 
Da  sich  kein  vb.  gaimer  findet,  wovon  es  eine  partidpialableitung 
sein  könnte,  so  ist  darin  eine  umbüdung  von  lamenter  vermittelst  der 
interj.  guai  anmnehmen.  Nicht  minder  merkto^rdig  ist  das  gleichbed. 
gaermenter,  worin  sich  eine  cell,  wureel  eu  verstecken  scheint,  gael. 
gairm,  kymr.  garmio,  brd;.  garmi  geschrei  ausstoßen,  vgl.  mndi.  caermen 
Grimms  Reinh.  v.  2716,  nndl.  kermen.  Aber  auch  se  gramenter  sich 
beklagen  kommt  vor  Ren.  I,  346,  was  wieder  an  einen  deutschen  stamm, 
gram  ßetrübt),  erinnert. 

6al  altfr.  ein  stein:  des  cailliex  lor  ont  tant  contreval  rn^  et  tante 
gres  comue  et  tant  gal  encostä  DMce.  304,  29^  abgel.  nfr.  galet  ein 
von  dem  meere  ausgeworfener  platter  und  glatter  stein,  galette,  pr.  galeta 
ein  platter  kuchen,  it.  galetta,  sp.  galleta  ewieback;  in  frone,  mundarten 
mehrfach  abgeleitet,  z.  b.  henneg,  galier  =  galet,  berr.  galine  kleiner 
stein,  pic.  galer  rollen  wie  ein  stein  (Corblet).  Ein  wort  so  wichtiger 
bedeutung,  welches  weder  die  lateinischen  noch  die  deutschen  sprachen 
kennen,  muß  ein  alteinheimisches  sein,  und  da  die  anlautende  kehltenuis 
im  frans,  mehrmals  als  media  auftritt,  so  wird  es  gestattet  sein,  das  kymr. 
calen  (f.)  Wetzstein  zu  vergleidven. 

Galaabia,  galaabey  pr.  pracht,  aufwand;  ein  allen  andern 
mundarten  unbekanntes  nun  veraltetes  wort,  kann  seine  herkunft  aus  dem 
goth.  galaubs  ßostbar)  nicht  verläugnen.  Dahin  auch  der  name  Gua- 
laubet  Chx.  V,  220. 

Galbe  fr.  (m.)  was  sich  an  gebäuden  oder  geräthen  zierlich  nach 
oben  ausbreitet;  vom  mhd.  walbe  fm.J  =  nhd.  walm  einbi^gung  des  daches 
an  der  giebelseite  SchmeUer  IV,  61;  daher  unser  gewölbe.  Bei  Roquefort 
ist  galbe  auch  der  vordere  theü  des  wamses  und  mhd.  walbe  soll  das  ge- 
wölbte blatt  der  schuhe  bedeuten  (gezieret  was  der  vordere  walbe  Mhd. 
wb.).  Das  franz.  wort  ist  schlecht  assimiliert,  denn  Ib  hinter  dem  ton- 
vocal  duldet  diese  spräche  nicht;  es  bezeugt  hiermit  seine  spätere  emfüh- 
rtmg.  Käme  es  von  dem  allerdings  begriffsverwandten  it.  garbo,  so  würde 
es  das  genehme  rb  nicht  für  Ib  aufgeopfert  haVen. 

Gale  fr.  kratze,  se  galer  sich  kratzen.  Schon  Nicot  leitet  es  von 
callus  Schwiele,  daher  mlat.  callosus  =  galeux.  Der  anlaut  ca  wird  auch 
in  einigen  andern  fällen  (gamelle,  altfr.  gajol)  zu  ga,  so  daß  gegen  den 
buchstdben  wenig  einzuwenden  ist.  Gleichwohl  scheint  die  herleitung  un- 
sicher, da  auch  das  dtsche  galle  schadhafte  stelle,  engl,  gall  schramme, 
to  gall  wund  reiben,  in  betracht  kommen.  Fielet  (Zeitschr.  f.  vergl. 
sprachf.  V,  338J  vermuthet  seine  quelle  im  ir.  galar,   galradh  krankheit. 


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II.C.   GALIMATIAS-GAUCHE.  593 

It(ü,  galla,  ^.  agalla  geschtvulst,  beule  führen  aber  auf  lat,  galla  gaU- 
apfd,  wdche  bedeutung  dem  roman,  warte  gleichfalls  vergönnt  ist. 

Galimatias  fr.  verworrenes  gerede;  eins  der  späteren  Wörter  von 
zufälliger  entstehung  (fehlt  e.  b.  bei  Nicot  1673),  über  welche  die  etymo- 
logie  nichts  vermag.  Eine  anecdote  eu  seiner  entzifferung  in  Höfers 
Oberd.  wb.  II,  121.  Man  hierlce  dam  das  altengl.  gallimawfrey  ein  ge- 
richt  von  allerlei  klein  gehackten  speisen,  dsgl.  ein  verworrener  mischmasch 
von  dingen,  s.  Halliwdl,  dsgl.  Dief.  Qloss.  lat.  germ.  s.  v.  balimathia. 

Ganchir,  guenchir  pr.  dUfr.,  chw.  guinchir  ausweichen;  vom 
ahd.  wankjan,  wenkjan  weichen,  wanken.  Vom  sbst.  wank  ist  das  comask 
guanch  fehler. 

G  an  dir  altfr.,  guandir  i>r.  ausweichen,  sich  retten,  ganditz  '^desti- 
nans  timore  (l.  declinans)  GProv.  62'',  altfr.  auch  gandiller  NFG.  I, 
417;  vom  goth.  vandjan^  ahd.  wantjan,  wentjan,  nhd.  wenden. 

Garance  /r.,  dc^ier  wohl  sp.  granza,  pic.  entsprechend  waranche 
eine  pflanze  zum  rothfärben,  im  frühsten  mlatein  garantia,  später  waren- 
tia.  Die  scharlachfarbe  hieß  dem  Griechen  äXrj&cvov  die  ächte  färbe;  dem 
entspricht  das  aus  verus  oder  dem  vb.  verare  geschehene  verantia,  ent- 
stellt varantia.    So  Salmasius  und  Vossius. 

Garenne  fr.  Kaninchengehege,  fischweide,  dsgl.  varenne  jagdgehege, 
letzteres  für  warenne,  ndat.  (besonders  in  England)  warenna,  mhd.  ge- 
-frenne  Wb.  III,  399.  Ist  es  vom  altfr.  garer,  warer  behüten,  wie  sinn 
und  buchstdbe  vermuthen  lassen,  so  muß  das  suffix  entstellt  worden  sein, 
garene  vielleicht  für  garine  stehen,  vgl.  gastine,  gnerpine,  haYne  aus 
deutschen  umrzeln.    Die  ndl.  spräche  bildete  warande. 

Garer  fr.,  gsnax pr.  acht  haben,  behüten;  vom  ahd.  warön  in  acht 
nehmen.  Zsgs.  pr.  esgarar  s.  v.  a.  garar,  dagegen  fr.  ^garer  (woher  it. 
sgarrare)  mit  der  bed.  außer  acht  lassen,  irre  ßhren,  altfr.  pr.  esgar^ 
verirrt,  betrübt:  dolente  et  eguarethe  Mexs.  94. 

Gargote,  gargotte  fr.  garküche.  Weder  an  das  dtsche  wort  noch 
an  lat.  gurgnstium  ist  zu  denken.  Sein  Ursprung  liegt  im  altfr.  pic.  gar- 
goter  sieden,  brausen,  das  einen  onomatopoietischen  anstrich  hat. 

Garrici^r.,  garrig  C(U.^  jarris  altfr.  Gayd.  p.  346  (jaurris  170) 
Steineiche,  pr.  cot.  garriga  steineichenwcdd.  Von  garra  kralle?  vgl.  wegen 
dieser  anschauung  chaparra  II.  b.  Auch  comask.  gar-61a  eichel,  nußkem 
erinnert  an  einen  solchen  stamm. 

Gaspiller  fr.  vergeuden,  pr.  gnespillar,  waUon.  caspouY;  vom  ags. 
gespillan,  ahd.  gaspildan  verzehren,  ausgeben. 

Gate  henneg.  waUon.,  gaie  lothr.,  gaiette  champ.y  gaise  im  Jura; 
deutsches  wort,  goth.  gaitei,  ndl.  geit,  ahd.  geiz,  nhd.  geiXis.  S.  Hecart 
s.  V.  gate. 

Gäteau  fr.,  alt  gaste!  (daher  sicil.  gaasteddu),  pr.  gastal  kuchen; 
vom  mhd.  wastel,  nach  Grimm  II,  26  zusammenhängend  mit  wist  speise; 
mhd.  gastel  aus  dem  romanischen. 

Gauche  fr.  links,  altengl.  gauk.     Der   anlaut  muß   deutschem  w 

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594  ILc.   GAÜFRE— GAVE. 

entsprechen,  das  sich  im  henfieg.  erhielt:  fr^re  wanqnier  linker  hruder, 
Stiefbruder  0,  h,  ist  s.  v.  a.  fr.  fröre  gaucher:  es  stammt  also  schwerlich 
vom  havr,  gäbisch  (verkehrt),  wie  Schmeller  vermtdhet.  Kommt  es  von 
ganchir  aasweichen?  aber  adjectiva  entstehen  nicht  unmittdbar  aus  verbiSj 
auch  war  eum  Übertritte  von  an  in  an  kein  euphonischer  grund,  und  wo 
ein  solcher  Übertritt  vorkommt^  pflegt  die  ers^  form  wenigstens  neben  der 
/^weiten  forteuleben.  Wohl  aber  paßt  das  wort  zum  ahd.  welk  schwach, 
matt,  wie  man  sich  die  linke  hand  gegen  die  rechte,  die  kräftige,  dachte, 
vgl.  it.  stanca  die  müde,  die  linke,  manca  die  schadhafte,  sp.  znrda  die 
taube,  redruna  die  zurückweichende,  neuprcv.  sogar  man  seneco  die  alte 
d.  h.  die  welke,  kraftlose.  Ähnlich  vergleicht  sich  mit  dem  mhd.  tenc 
link  das  schwz.  tehngg  träge,  welk,  s.  Dief.  Goth.  wb.  II,  326.  Beachtens- 
werth  ist  noch  das  mdartl.  engl,  gaulic  band  lifüce  hand  Hdtliw.,  insofern 
ihm  ein  ältfr.  galc  die  form  gewiesen  hohen  muß,  denn  gallica  manos 
wäre  doch  zu  seltsam.  Span,  gancbo  schief,  von  gaucbe?  über  rechts 
und  links  überhaupt  s.  Potts  Zählmähode  p.  258. 

Gaufre/r.  (f)  honigwabe,  dsgl.  ein  backwerk,  pic.  waufe,  auch 
altsp.  gnafla,  mlcU.  gafrnm;  vom  dtsdien  waffel,  verwandt  mit  wabe, 
eigentl.  zellenförmiges  backwerk,  vom  vb.  weben,  ndd.  weven. 

Gange  ältfr.  in  nois  gange  watsche  nuß  FG.  1,  393;  vom  ahd. 
walah  fremd,  undeutsch,  welches,  erst  walc  gesprochen,  in  gange  über- 
gieng  wie  dercatns  in  deng^.  Der  name  ist  uralt:  ags.  veal-hnnt,  alM. 
val-hnot,  nhd.  walkinTs.  Aus  einer  andern  ausspräche  entstand  die  pic. 
form  gangne  nebst  gangner  nußbaum. 

Ganle  fr.,  henneg.  wanle  große  Stange,  auch  reitgerte.  Ansprüche 
auf  dieses  wort  erheben  lat.  vallns  pfähl  und  goth.  valnB  stock,  gerte, 
^aßöog,  fries.  walu,  altn.  völr  dass.  s.  Grimm  II,  487^.  Weniger  die 
bedeutung  als  der  utnstand,  daß  sich  nur  Nordfrankreich  dieses  wort  zu 
eigen  gemacht  (Provence  kennt  es  bis  jetzt  nicht),  entscheidet  für  deutsche 
herkunft,  die  auch  durch  die  gestält  des  anlautes  unterstützt  wird.  An 
hat  in  dem  doppelten  \,  denn  valns  lautä  wie  vallns,  seinen  grund. 

Ganp  e  /r.,  bürg,  ganpitre  ungestaltes  schmutziges  weib,  ältfr.  wanpe; 
vermuthtich  das  altengl.  wallop  stück  fett,  klumpen.  Das  ahd.  wnlpä 
(wölfin)  hätte  gonpe  erzeugt.  Das  bürg,  ganpe  übersetzt  Mignard  fMe 
folätre. 

Gansser  fr.  {nur  reflexiv  se  gansser  de  qcb.)  sich  lustig  machen 
über  etwas;  den  alten  Wörterbüchern  noch  unbekannt,  nach  Frisch  das 
it.  gavazzare  schwatzen,  besser  das  gleichbed.  eben  so  wohl  refleaAv  ge- 
brauchte sp.  gozarse  de  — . 

Gant,  gnalt,  gal  altfr.,  pic.  norm.  chw.  ganlt,  pr.  gan,  gant  GO. 
buschholz;  vom  dtschen  wald.    Daher  äUfr.  gandine,  pr.  gandina  gehölz. 

Gave  pic,  wallon.  gaf,  champ.  gneflfe  kröpf  der  vögel,  vb.  pic.  se 
gaver,  neupr.  se  gavä,  champ.  se  gnefifer,  fr.  s'engoner  sich  voll  stopfen, 
pic.  engaver  geßügd  stopfen  oder  mästen,  fr.  gavion  sddund,  vgl.  a/uch 
occ.  engavachd  würgen,  mail.  gavasgia,    com.  gavazza  großes  mcad  u.  cu 


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ILc.   GAZE-GESE.  595 

Nimmt  man  cm,  daß  die  wurael  gav  etwas  aufgetriebevies  oder  ausgehöhltes 
bedeute,  so  darf  man  auf  lat.  caviis  und  cavea  verweisen,  indem  durch 
letzteres  sich  das  fr.  gayien  {das  gleiche  span.  wort  heißt  korb  wie  it 
gabbia  aus  cavea)  am  leichtesten  erklärt. 

Gaze  fr.,  sp.  gasa  ein  durchsichtiges  gewebe;  genannt  nach  der 
Stadt  Gaza  in  Palästina,  woher  es  beeogen  ward  (Pihan  Gioss.). 

Gazon  fr.  rasen,  arag.  cremon.  gasen;  vom  oÄd.  wase,  wAd.wasen. 
Das  ags.  vase,  ndl.  wase  heißt  auch  schlämm,  daher  das  gleichbed.  fr. 
vase  (f.),  pg.  vasa,  vermuthlich  erst  später  aus  dem  niederl.  eingeführt, 
da  w  nicht,  der  lautregd  gemäß,  mit  gu  umschrieben  ward;  doch  findet 
sich  norm,  gase  für  vase,  engaser  für  envaser  mit  schlämm  bedecken. 
Vgl:  Diefmbachs  Ooth.  wb.  I,  244. 

G^ant  fr.  risse,  pr.  jayan;  von  gigas  gigantis. 

Geindre  äclusen,  winseln;  von  gemere. 

G8ne  /r.  (f)  folter,  zwang,,  altfr.  gehene,  vb.  gßner;  von  dem  ur- 
sprünglich hehr,  gehenna  holle,  bei  hirchenschriftsteUem. 

G6nisse/r.,  pr.  junega  GO.  junge  kuh;  von  junix  janlcis  dass. 
Auch  in  geniÄvre  ward  tonloses  u  nach  ursprünglichem  3  in  e  geschwächt. 
Im  Jura  sagt  man  für  g^nisse  einfach  gegna,  welches  mit  jnnega  zu- 
sammenhängen muß.  Andre  formen  sind  comask.  gioniscia,  chw.  gianitscha. 

Gens,  ges  pr.,  oitfr.  gens,  giens,  eine  dem  nordwestl.  gebiete  eigne 
noch  im  neupr.  ges  oder  gis  und  ccU.  gents  fortlebende  negation  s.  v.  a. 
fr.  point.  Ihr  Ursprung  ist  nicht  ganz  sicher.  Der  Römer  pflegte  gewisse 
ortsadverbia  mit  beigefügtem  gentium  zu  verstärken  (nbi  gentinm,  nas- 
qnam  gentiom)  und  trug  diese  Verstärkung  auch  auf  minime  über,  und 
so  konnte  das  rom.  gens  {von  gentium  wie  pretz  von  pretinm)  eine  weitere 
fortbüdung  dieser  redeweise  sein:  non  gens  =  non  gentium  s.  v.  a.  mi- 
nime gentium.  Daneben  wäre  auch  noch  genus  zsgz.  gens  zu  erwägen: 
non  genus  nicht  die  art,  nicht  der  schatten  eines  dinges.  S.  Altrom. 
sprachdenkm.  p.  63.  A.  W.  Schlegel,  Observ.  sur  la  litt.  prov.  anm.  36, 
dachte  an  das  deutsche  ganz,  was  weder  die  form  noch  den  begriff  für 
sich  hat.  Nicht  minder  fehlerhaft  ist  die  deutung  von  Onofrio,  Essai  d'un 
glossaire  cet.  p.  243,  aus  dem  pr.  nien,  welches,  da  es  zweisilbig  ist, 
nimmer  die  ausspräche  gen  erzeugen  konnte. 

Gerbe  fr.,  altfr.  garbe,  pr.  cot.  arag.  garba  getreidebündel,  vb.  fr. 
gerber,  arag.  garbar;  identisch  mit  ahd.  garba,  nhd.  garbe,  ndl.  garve, 
das  den  übrigen  mundarten  fehlt  (engl,  gerbe  kann  aus  dem  altfr.  sein) 
und  sich  durch  den  buchstaben  vom  ahd.  garawan  (s.  garbo  I.)  scheidet. 

Gercer  fr.,  mundartl.  jarcer  NFC.  I,  376  aufritzen^  spalten,  gerce 
büchertvurm.  Nach  Menage  vom  hypothetischen  carpiscare,  dies  von  car- 
pere  zertheüen,  zerreißen.  Darf  aber  hier  eine  auch  sonst  nicht  unerhörte 
darstellung  des  lat.  ca  durch  fr.  ge  (caveola  geole)  angenommen  werden, 
so  muß  man  eher  auf  das  buchstäblich  zutreffende  carptiare,  von  carptus, 
vermuthen,  das  sich  durch  zahlreiche  ableitungen  dieser  art  rechtfertigen  kann. 

Ohne  fr.  (f.)  pike,  unübliches  in  einige  Wörterbücher  aufgenommenes 


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596  n.c.   GESIER— GIVRE. 

wort,  nachgebildet  dem  nüat,  gaesa,  a.  b.  gesa  Wfo,  jacuJunf  (dl.  gessmn 
^hasta  vel  jaeulykm)  Gl.  j&td.,  gesa  *asta  Gdllanm  Gl.  erford.  p.  334, 
dies  aus  dem  lat.  ursprünglich  gaUischen  gaesam,  worüber  auf  Diefen^ 
bachs  gelehrte  erörterung,  Orig.  europ.  p.  360  ff.,  bu  verweisen  ist.  —  In 
der  Chans,  de  Boland  st.  CLII  findet  sich  am  Schlüsse  eines  überlangen 
männlich  reimenden  verses  der  waffenname  gieser  (e  wigres  e  darz  e 
maseras  e  agiez  e  gieser);  ein  ähnlicher  steht  bei  Papias:  gessaris  ^lanceis\ 
der  nom.  sg.  davon  in  den  Gloss.  sangerm.:  gesara  ^lancea';  es  versteht 
sich,  daß  nur  gesäram  (-us)  das  frans,  wort  befriedigen  würde. 

G^sier  fr.  hropf  des  geflügels,  oitfr.  auch  jusier  "^jecur  Gl.  de 
IAH  7  (13);  geformt  durch  dissimilation  aus  gigeria  i>2fir.  eingeweide  des 
geflügels  Lucil,  Feiron.,  Äpic.,  den  schwestersprachen  unbekannt.  Schder 
bemerkt  hierisu  die  picard.  form  giger,  gigier.  Das  Vocab.  d'Evreux 
p.  43  schreibt  dagegen  gnisier. 

G 6 BIT  fr.,  bei  den  Alten  auch  gire,  präs.  3.sg.  gtt,  vrU.  gist;  seU- 
same  mit  nichts  gleichem  eu  unterstützende,  sicher  uralte  oibweichung  vom 
normalen  pr.  jazer  (}at.  jacere),  esge.  neupr.  jaire,  präs.  jatz,  woßr  kein 
(ütfrane.  oder  auch  nur  mundartliches  jaisir,  jaure,  jaist  nachweislich  ist. 
Daher  sbst.  gtte  (m.)  nachtlager,  späimlat.  gistum  und  gista,  prov.  ober 
jatz,  noch  jetsft  jas;    dsgl.  g^sine  kindbett,  pr.  jasina. 

Gibier  altfr.  in  aler  gibier,  aler  oder  6tre  en  gibier  (s.  Gachet239^) 
Vögel  jagen,  beisen,  überhaupt  jagen  z.  b.  EBord.  p.  42,  6,  Ben.  I,  p.  662, 
ChCyg.  I,  v.  1563,  nfr.  giboyer,  sbst.  gibier,  altfr.  gibelet  unldprä,  nfr. 
gibeci^re  waidtasche;  von  unentschiedener  herkunft.  Ist  es  richtig,  daß 
gibet  (geigen)  eigentlich  den  strick  um  den  hals  bedeutet  (thl.  J,  166), 
so  könnte  sich  gibier,  ursprünglich  ein  verbum,  auf  den  vogdfang  mit 
der  schlinge  beziehen;  aber  es  bleibt  dies  immer  nur  eine  schwach  be- 
gründete vermuthung.  [Sehr  zu  beachten,  wenn  auch  kein  sicheres  resuUat 
gewährend,  sind  die  späteren  deiUungsversuche  und  bemerkungen  von 
Gachet,  Scheler  und  LittrS.] 

Gier,  gieres,  giers  conclusive  conjunction  in  einigen  der  ältesten 
franz.  denkmäter;  entweder  von  igitnr  oder  von  ergo.  Ersteres  scheint 
buchstäblich  naher  zu  liegen,  man  vergleiche  erre  von  iter;  da  aber  ergo 
für  jiie  logische  folgerung  der  übliche  ausdruck  war,  so  ist  es  rathsam, 
das  rom.  wort  daraus  entstehen  zu  lassen:  aus  erg  ierg  konnte  sich  mit 
consonantierung  des  i  ger  gier  bilden  wie  aus  ego  ieo  jeo  gie. 

Giler  norm.  u.  s.  w.,  neupr.  gilhd  forteilen;  ein  umt,  für  das  sich 
schwerlich  ein  anderes  etymon  wird  aufzeigen  lassen  (üs  das  ahd.  gtlan, 
glljan  (prov.  h  =  j)  für  gi-ilan  fortstreben,  eilen.  Dasselbe  wort  verbirgt 
sich  auch  im  gleichbed.  comask.  zelä,  dem  aber  die  form  gillan  (rom,  e  =T) 
genehmer  ist,  vgl.  comask.  zerlo,  zoja  =  it.  gerlo,  gioja.  Oder  wiU  man 
letzteres  von  zilön  ^sich  beeilen  herleiten? 

Givre  fr.  (f)  schlänge  in  Wappen,  altfr.  givre  überh.  schlänge 
Trist,  I,  60;  entstanden  aus  gaivre,  dies  aus  lat.  yipera  vidleickt  unter 
einmischung  des  ahd.  wipera,  daher  auch  altfr.  wivre,  kffmr.  gwiber,  bret. 


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ILc.   GIVRE-GLAIRE.  597 

wiber.  Dcw  toort  hedeutet  überdies  ein  tüurfgeschoß,  die  losfahrende 
Schlange  Antioch.  I,  267,  Bancev.  p.  p.  Monin  p.  35.  37  {Bourdillon 
schreibt  gajure!),  PA.  Mousk  11,  XF,  gewiß  nicht  von  dem  bariarischen 
bebra  bei  Vegetius,  man  erwäge  vielmehr  das  synonyme  ags.  vtfer,  viber, 
tvoßr  Grimm  III,  444  ftfer  vermuihet. 

Giyre  fr.  (m.),  bürg,  gßvre,  pr.  givre,  gibre,  ccU.  gebre  gefromer 
thaUy  an  den  zweigen  hängender  reif,  vb.pr.  gibrar,  co^.  gebrar.  Sauvages 
im  Dict.  langued.  bemerkt^  das  occ.  givre  bezeichne  auch  die  von  bäumen 
und  dachrinnen  herabhängenden  eiszapf en:  da  diese  diegestäU  von  schlan- 
gen haben,  so  scheint  das  wort  trotz  seines  abweichenden  geschlechtes 
identisch  mit  dem  vorigen.  In  derselben  mundart  heißt  der  rauhe  reif 
barbasto,  weil  er  die  gewächse  wie  mit  einem  barte  überzieht,  norm.  pic. 
gel^e  barbel6e.    Das  occ.  jalibre  glatteis  mahnt  an  lat.  gelu. 

Glacier,  glafoier  al^r.  gleiten.  An  ein  ahd.  glatjan  =  nA(2.  glätten 
ist  nicht  zu  denken,  nur  ein  vb.  glazjan  würde  genügen.  Das  wort  muß 
aus  glacies  geformt  sein,  so  daß  es  eigentlich  bedeutet  glitschen  wie  eis. 
Denn  nicht  selten  drückt  das  verbum  eine  thätigkeit  aus  in  der  weise  des 
Substantivs,  von  dem  es  stammt:  so  brillare  glänzen  wie  beryll,  corbare 
schreien  wie  ein  rabe,  formicare  wimmein  wie  ameisen,  eigentl.  thun  wie 
beryll,  rdben,  ameisen.  Von  glacier  stammt  das  neufr.  subst.  gl a eis 
sanße  abdachung  der  äußersten  brustwehr  in  den  festungen,  iMSprüngl. 
gleitende  fläche;  attfranz.  wäre  glaceYs:  so  gab  coaler  das  sbst.  coaleYs, 
conlis  ti.  s.  w.  Von  glacier  ist  zu  trenr^en  glacer  in  eis  verwandeln, 
iiberzuckem,  glasieren,  lat.  glaciare. 

Glaire  fr.,  glara  pr.  (glarea  im  Elucidari  ist  latinismus)  schleimi- 
ger Stoff,  besonders  üblich  in  glaire  d'oeuf  eiweiß,  engl,  glair  of  an  egg, 
prov.  auch  mit  tenuis  statt  media  clara  d*an  haea,  und  so  it.  chiara,  sp. 
Clara,  mhd.  eierkl&r.  Von  clams,  indem  man  vom  eiweiß  ausgieng  als 
einem  hellen  fast  farblosen  stoff  im  gegensatze  zum  eigelb?  Glaire  für 
claire  geht  leicht.  Aber  warum  alsdann  fem.  la  glaire,  da  man  doch 
nMsc.  le  blanc,  le  janne  d*oeuf  sagt?  Nur  der  Elucidari  kennt  das 
masc.  dar  de  nou.  —  Buchstäblich  ist  glaire  =  lat.  glarea  kies  (und 
diese  bedeutung  legt  ihm  noch  Nicot  bei);  aber  im  Glossar,  vet  625  liest 
man  glarea  ^stricta  glutino  res  vd  res  ghitinatiosa^  Class.  auct.  VI,  626'*, 
in  andern  wird  es  mit  lehm,  leim,  lett  u.  s.  w.  übersetzt,  s.  Dief.  Gloss. 
lat.  germ.  Merkwürdig  ist,  daß  it.  chiara  außer  eiweiß  auch  Sandbank 
heißt,  in  welchem  sinne  die  venez.  mundart  nur  giara  =  ü.  gbiara  =  lat. 
glarea  gebraucht.  Möglich  wäre  es  nun,  daß,  wie  glarea  hier  in  der 
form  clara  auftritt  (g  steigt  sonst  nicht  zur  tenuis  empor),  man  auch  um- 
gekehrt darum  ovi  mit  der  form  glarea  bekleidete,  ohne  die  bedeutungen 
genau  zu  wägen,  die  höchstens  darin  übereinkommen,  daß  der  kies  glänzend 
ist  (gleißender  sand,  in  einem  glossar  bei  Dief.)  und  daß  eiweiß  zum 
glänzendmachen  dient.  —  Bekanntlich  hielt  Grimm  P,  68  das  erwähnte 
engl  glair  für  identisch  mit  ags.  gl»re  bemstein,  welches  wieder  auf 
glesom  zurückgeht  (den  eiweiß  stoff ,  das  oXbumin,   nennt  die  chemie  matt 


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598  II.  c.   GLAISE-GLETON. 

hemsteinfarbig).  —  Endlich  Mahn  p.  61  führt  uns  auf  ceUisehes  gebiet: 
hret,  glaour  (f.)  heiß  speichd,  auch  Tdehrige  feuchtigkeit,  Jcymr.  glyfoer 
(m.)  geifer  cet.:  sind  die  buchstdbenverhälinisse  dabei  wohl  erwogen? 

61a ise  fr.,  gleza  pr.  thonerde;  vom  nüat. schon  in  den Isid.  ghssen 
vorfindlichen  glis  glitis  'hutnus  tenax\  adj.  gliteus  ^de  creda  Gl.  lat.  tfol., 
dsgl.  gliceus  ^cretaceus\  s.  Carpentier  und  Dief.  Gloss.  lat.  germ.  Den 
Ursprung  von  glis  sucht  man  im  gr.  yXia  leim,  yh'oxQog  Tddmg;  andre 
verwandte  stellt  Atsiler  gusammen. 

Glaive  fr.  (m.J^  glavi  ^.  schwert,  it.  glave  Schwertfisch.  Gladius 
säjute  im  prov.  die  formen  glazi  (pr.  z  =  lat.  d),  sodann  mit  ausfcdl  des 
d  gla-i,  endlich  gla-v-i  ab;  gladi  steht  noch  im  Leodegar  23.  So  ge- 
stalteten  sich  z.  b.  aus  adulterium  die  drei  Varianten  azulteri,  attlteri, 
avulteri,  oder  aus  vidua  sowohl  veuza  une  veuva.  Dem  pr.  glazi  ent- 
spricht kein  fr.  gladi,  weil  hier  d  zwischen  vocalen  nicht  geduldet  wird, 
glaive  aber  mit  bekannter  Versetzung  des  i  (vgl.  altfr.  saive,  pr.  savi) 
ist  =  pr.  glavi,  so  wie  das  vrlt.  glai  {daher  glaKeal)  =  pr.  glai.  Es 
ist  also  nicht  der  schatten  eines  grundes  vorhanden^  den  Ursprung  des 
franz.  wertes  im  gael.  claidheamh  schwert  {altir.  claideb  Zeuß  /,  72, 
kymr.  cledyf,  bret.  clezef)  zu  suchen,  wie  einige  in  die  roman.  etymologie 
hineintappende  celtisten  gethan  haben.  Im  altfr.  hatte  es  die  bed.  Speer: 
glaive  lancer  den  speer  schleudern  Ben.  I,  215";  im  Gloss.  de  Lille  p.  9 
(Seh.  p.  20)  aber  steht  schon  gladius  ^glave  ou  espSe^;  erstere  bedeutung 
ist  auch  die  des  entlehnten  mhd.  glaevtn  (f.),  mndl.  glavie.  Umgekehrt 
hieß  framea  bei  den  alten  Schriftstellern  speer,  bei  den  späteren  schwert. 

Glaner  fr.,  pic.  champ.  gl^ner,  pr.  glenar  tmd  grenar  GProv.  31 
ähren  stoppeln,  fr.  glane  handvoll  gestoppelter  ähren,  glane  de  poires 
mit  kleinen  bimen  besetzter  zweig,  glane  d'oignons  bund  zwiebdn.  Ein  sehr 
altes  wort,  worin  a  aus  radicalem  e  entstanden  scheint:  si  quis  in  messem 
alienam  glenaverit  Capit.  pacto  leg.  sal.  addit.  s.  Pertz  IV,  p.  12  (v.  j. 
661—684).  Leibnitz  nimmt  celtischen  Ursprung  an:  kymr.  glain,  glän 
rein,  glanhau  reinigen^  scheuem,  vgl.  nord.  glana  aufklären,  so  daß  die 
eigentliche  bed.  wäre  ^  reine  arbeit  macheri.  —  Neben  glane  oder  glena 
wäre  noch  ein  ähnliches  synonymes  im  mlatein  sehr  übliches  wort  zu  «n- 
tersuchen:  gelima  i.  e.  garba  Joh.  Jan,  gelima  ^ sänge  (d.  i.  garbe)  Graff 
VI,  264  (8—9.  Jh.),  gelima  "^ garba'  Gloss.  tomac,  'garbe'  Gl.  de  Lille 
p.  16  (36).  Eberhardus  de  graecismo  betont  gelima  und  so  scheint  es 
identisch  mit  dem  gleichbed.  ags.  gilm,  gelm  (m,),  engl,  yelm  und  daraus 
latinisiert,  unverwandt  mit  glena,  welches  aber  doch  im  altfr.  galeyne 
'manipulus'  Bibl.  s.  Boq.,  wenn  das  wort  richtig  ist,  enihoMen  ^em 
könnte. 

Glapir  kläffen;  ndl.  klappen,  mhd.  klaffen  plaudern,  ahd.  klafiSn. 
Dahin  auch  fr.  clabaud  kläffer,  vgl.  ndl.  klabbaerd  klapper. 

Gleton  altfr.  Gl.  de  Lill.  18  (Seh.  42),  Voc.  duac,  in  einem  lat. 
glossar  Diutiska  II,  71:  glis  vocatur  herba,  quam  vulgus  gleton  vocatur; 
dsgl.  gletteron,  nfr.  glo utero n  klette;  vom  ahd.  chletta,  oder  besser  von 


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ILc.   GLETTE— GODA.  599 

chletto,  acc.  ohlettan,  chletton,  gleichbed.    Anlautende  tenuis  eeigt  cleton 
^lappa   Voc.  cFJ^eux. 

Gleite  fr.  sUber-glätte;  aus  dem  deutschen. 

Glisser  fr.  gleiten;  vom  hd.  glit-sen,  glit-schen,  ndl.  glit-sen  Zi7., 
auch  giissen,  vcm  welcher  form  es  aber  nicht  wohl  Jcommen  kann,  da  das 
pic.  ch  in  glicher  nicht  mit  ss  übereinstimmt.  In  ital.  mundarten  trifft 
man  glisciare;  im  altfr.  glinser,  neupr.  linsä,  bürg.  linzer.  Das  übliche 
altfr.  wort  ist  glacier  (s.  oben)  und  man  könnte  versucht  sein  glisser  da- 
her 0u  leiten^  wie  chignon  von  chaignon,  grille  von  graille;  dllein  ai 
scheint  nur  vor  erweichtem  n  orfcr  1  in  i  überjendreten^  Rom.  gramm.  J,  425. 

Gloriette  gartenlaübcy  sp.  glorieta.  Jltfr.  hieß  es  ein  eierlich 
geschmücktes  gemach  (woher  auch  wohl  der  namejy  e.  b.  auf  einem  schiffe: 
en  lor  nef  ot  une  maison,  une  moult  bien  painte  cambrete  c'Urrake 
nome  gloriete  Parton.  II,  64,  In  Wolframs  Wühelm  führt  ein  ^pälas" 
diesen  namen:  des  wart  Glorjet  in  angest  bräht,  ze  Oransche  der  liebte 
palas  232 y  16.  In  mailänd.* Statuten  bedeutet  das  noch  jetzt  übliche 
glorieta  ungefähr  was  unr  belvedere  nennen,  s.  Ducange;  vgl.  auch  Menage. 

Glu  fr.  (f)f  P^'  gliitj  ^ohl  auch  pg.  grude  vogelleim;  nicht  von 
gluten,  sondern  offenbar  von  dem  imerst  bei  Ausoniu^  vorkommenden  glas 
glutis.    Zsgs.  pic.  englui,  pr.  englut,  sp.  engrudo,  vb.  engludar,  engrudar. 

Glui  /r.  (m.)y  ^Xvlq^  pr.  grobes  roggenstroh  eum  dachdecken,  früher 
auch  garbe  (neuf  gluys  ou  jarbes  de  seigle,  v.  j.  1405  Carp.);  nach 
ChevaUet  celtisch,  e.  b.  kymr.  cloig  bündel  weizenstroh  eum  dachdecken, 
vgl.  den  anlaut  im  neupr.  clui;  nach  Ducange  vom  ßäm.  geluye,  gluye  KU. 

Gobbe  /r.  vergüteter  bissen,  norm,  gebet  bissen,  gobine  mahheit, 
fr.  gober  gierig  verschlingen,  engl,  gob  mundvoll,  vb.  gobble.  Zusammen- 
steüung  mit  ceit.  wertem,  gael.  gob,  kymr.  gwp  schnabd,  sehe  man  bei 
Diefenbach,  Goth.  wb.  I,  169. 

Gobelin,  gobiin  fr.,  engl,  gobiin,  hob-goblin  poltergeist;  vom  gr. 
xnßalog  schdlk,  woher  auch  unser  kobold?  Man  sehe  Grimms  Myth. 
p.  470.  Diefenhach,  Goth.  wb.  I,  160,  erinnert  an  bret.  gobilin  irrlicht. 
Verwandt  scheint  comask.  8-gorb6L  Schon  Ordericus  Vitaiis  kennt  den 
gobelinns  als  einen  eu  Evreux  in  der  Normandie  einheimischen  eiemlich 
harmlosen  geist,  der  sich  in  verschiedenen  gestalten  eeige,  s.  darüber  Ducange. 

Goda  npr.  (auch  godo  geschr.)  faule  dime,  altfr,  godon  lüstling 
Servent,  p.  p.  HScart,  nfr.  gouine  öffentliche  dime,  für  godine;  weder 
vom  ahd.  qnenä  oder  engl,  queen,  une  Frisch  meint,  noch  vom  altgael. 
coinne  weib,  wofür  sich  Armstrong  entscheidet;  dimin.  bürg,  godineta  = 
gouine,  henneg.  godinete  vergnügungssücJUiges  mädchen,  bürg,  gaudrille 
met^e,  altfr.  gouderois?  Trist.  I,  32  (vgl.  aUengl.  gaudery  munterkeit 
HaUiw,);  godemine  lustbarkeit  NFC.  II,  93;  vb.  altfr.  goder  Ben.  IV, 
p.  436,  neu  fr.  godailler,  inBerry  gouailler  zechen,  schwelgen,  sich  be- 
lustigen, nehst  ändern  mundartl.  wertem.  Derselbe  stamm  scheint  auch 
außerhalb  des  franz.  gebietes  zu  umchem:  man  vergleiche  aus  der  span, 
gaunersprache  godo,  godefio,  godizo  leckerhaft,   die  man  sonst  auf  den 


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600  ILc.   GODENDAC-GOITEE. 

volksnamen  Godo  mit  der  bed.  vornehm^  reich  ssurücldeitet;  femer  goderia 
gdage;  piem,  gaudineta  ddss.;  wohl  auch  pg,  engodar  ködern  ^  dcum 
henneg.  godan  köder,  lockspeise.  Bask.  godaria  chocolate  (leckerer  trank) 
mag  aus  dem  roman.  eingeführt  sein.  Wem  fäUt  hier  nicht  das  lat. 
gaudere  ein?  Aber  freüich,  lassen  sich  auch  mehrere  der  bemerkten  er- 
Zeugnisse  damit  einigen,  so  würde  dies  bei  andern^  Sfumcd  bei  dem  per- 
sönlichen  subst.  goda  oder  bei  dem  adj.  godo,  mislingen,  für  welche  nur 
das  kymr.  god  Üppigkeit^  ehebruch  ein  genügendes  etymon  darleiht;  godailler 
aber  erklären  einige  aus  dem  engl,  good  ale,  indem  auch  ein  subst.  godale 
vorkommt^  s.  besonders  Gachet  243''.  Hieher  vermuthiich  auch  fr.  goinfre 
schwelger,  dessen  endung  mit  der  von  gouliafre  zusammentrifft,  vb.  goinfrer 
schwelgen,  goinfrade  schwelgerei. 

Godendac  aitfr.  eine  ort  heUebarde  der  Flamänder,  beschrieben 
von  G.  Guiart:  k  grans  bastons  pesanz  ferrez,  k  un  lonc  fer  agu  devant, 
vont  ceus  de  France  reeevant.  Tiex  baston,  qu'il  portent  en  guerre, 
ont  nom  godendac  en  la  terre.  Godendac  c'est  bon  jonr  k  dire,  qni  en 
franQois  le  vent  descrire.  S.  Ducange.  Die  benennung  war  also  scherz- 
haft, wie  öfters  bei  waffen.  Das  wort  würde  kein  recht  hohen  hier  zu 
stehn,  wenn  es  nicht  in  einem  theile  von  Frankreich  im  gebrauche  wäre, 
s.  Du  Meril  Patois  normand  1J8. 

Godet  /r.  art  becher;  von  guttus,  it,  gotto?  D  zeugt  freilich  nur 
für  einfaches  t,  nicht  ü,  allein  der  fortgerückte  accent  konnte  letzteres  ver- 
einfachen, got^t  god4t  aus  gottöt  bilden. 

G Ödland  /r.  eine  art  der  möwe;  buchstäblich  aus  dem  celtischen 
übernommen:  bret.  gwelan,  kymr.  gwylan,  gael,  foilenn,  muthmaßlich  vom 
vb.  gwela  bret.,  gwylaw  kymr.  weinen  (Dief.  Orig.  europ.  p.  221). 

Gogue  aitfr.  scherz,  kurzweü,  se  goguer  sich  belustigen,  nfr.  go- 
guettes  (pl.)possen,  anzügliche  reden,  gogaille  lustiges  gelage,  goguenard 
(aM5  einem  verlorenen  goguin?)  lustig,  possenhaft  u.  a.  ableitungen.  Nicht 
vom  mhd.  gonkel  zauJ)erei,  närrisches  wesen,  possen,  da  es  auf  ein  ein- 
facheres urwort  ankommt.  Wir  scheinen  auf  celtisches  gebiet  angeuHesen, 
bret.  gögu^  täuschen,  Rotten,  kritisieren  (schon  nachHuet),  kymr.  gog&n 
Satire  (spott  und  scherz  liegen  nah  zusammen).  Zugleich  mahnt  fr.  gogue 
in  der  bed.  fülle  im  kochwerk,  k  gogo  herrlich,  köstlich,  gogueln  im  Über- 
fluß lebend  und  darum  übermüthig  an  kymr.  gog  Überfluß. 

Goi  aitfr.  in  der  betheurung  vertu-goi  =  vertu  de  dien,  neupr.  in 
tron  de  goi;  vom  dtschen  god,  got.  Die  nebenform  vertu-guieu  lehnt 
sich  an  vertu-dieu.  Auch  mort-goi,  sang-goi,  jami-goi  (je  renie  dieu) 
wurden  gebraucht. 

Goltre  fr.  (m.)  kröpf  als  .krankheit,  aitfr.  pr.  goitron;  vom  gleich- 
bed.  guttur,  mit  geschwächter  endung  gutter  (vgl.  gutter  ^strumam^  Graff 
IV,  176),  durch  Umstellung  goetr  goitre.  Ein  seltsames  wort  ist  in  den 
Isid.  glossen  gutturina  ^gutturis  infl(xtio\  vermuthiich  für  guttumea,  ge- 
bildet aus  guttur  une  roburneus  aus  robur,  daher  das  mlat.  adj.  guttur- 
nosus,  pr.  gutrinos.   Dazu  Diefenbach,  Zlschr.  ßr  vergl.  sprachf.  XII,  80. 


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II  c.   GOLIART-GRAAL.  601 

Goliart  altfr,  pr.^  oitpg.  goliardo  SRos.,  ndat,  goliardus  possen- 
Spider^  s.  Th.  Wright  eu  W.  Mapes  p.  X.  Eigentlich  wohl  ein  schimpf- 
tcort  für  dergleichen  letUe,  hungerleider  (guliardus  Bief.  Gloss.  IcU,  germ.), 
von  einem  nur  im  dtital.  vorhandenen  vi.  goliare  gierig  verlangen  PPS. 
J,  59,  182,  dies  vom  lat.  gula.  Im  fr,  gouliafre  gierig^  sp.  golafre, 
erhennt  man  denselben  stamm,  der  jnoeüe  theil  des  wertes  aber  ist  minder 
deutlich. 

Gorre,  göret  altfr.  mager,  arm  Roq.;  mundartl.  gourrin  armer 
schlucter  s,  Onofrio,  Essai  d'un  gloss.  cet.  p.  237,  altfr.  gourrer  bestehlen, 
betrügen,  mlat.  gorrinare  ^decipere,  surripere  DC.  vgl.  goth.  gaür-s  betrübt 
oder  ndl.  gorre  geizig;  auch  dhd.  görag  arm,  elend  luxt  anspruch  darauf, 
wiewohl  Grimm  P,  99  dessen  Verwandtschaft  mit  dem  Jfoth.  werte  bezweifelt. 

Gorre  altfr.  sau,  daher  gorron,  gorreau  und  n/r.  göret  ferJcel,  auch 
bürg,  lothr,  gouri,  neupr.  sp.  gorrin  {cat.  aber  garrf);  vgl.  das  dtsche  vb. 
gurren,  gorren  den  laut  gurr  machen,  grunssen,  gorre  stute,  auch  schlechte 
mähre  Frisch  I,  361K  384^. 

Gouge  fr.  dime,  neupr.  gougeo  magd,  daher  fr.  goujat  troßbube; 
vom  jüdischen  goje  christliche  dienerin,  hebr.  goj  volk. 

Goujon  fr.  ein  fisch,  gründling;  von  cobio,  gobio,  auch  iUü.  span. 
Vgl.  Böching  zur  Moseila  132. 

Gourme  /r.  (f.)  unreinigJceit  aus  den  nüstem  junger  pferde,  ^g. 
gosma  dass.,  vb.  pg.  gosmar  und  gormar  diese  unreinigJceit  von  sich 
geben,  dsgl.  sich  erbrechen,  5p.  gormar,  bask,  gormatu  in  letzterer  bed. 
Dazu  läßt  sich  anführen  altn.  gorm-r  schlämm,  mdarÜ.  engl,  to  gorm, 
to  grom  verunreinigen,  besudeln,  zu  welchen  auch  berr,  eau  gourmie  stock- 
endes Wasser  zu  gehören  scheint.  Das  kymr.  gör  eiter  oder  auchdas  mdartl. 
engl,  göre  schlämm  reichen  zur  erklärung  des  franz.  wertes  nicht  aus. 

Gourme  fr.  nicht  vorhanden,  aber  zu  folgern  aus  dem  bret.  gromm 
und  dem  fr.  gourmette  kinnkette  der  pferde,  t;6.  gourmer,  bret.  grommsi 
die  kinnkette  anlegen,  dsgl.  jemand  puffen  (gewaltsam  behandeln,  zahm 
machen  wie  ein  pferd),  gourmander  ausschimpfen.  Chevället  verweist 
dieses  gourme  nicht  unpassend  auf  das  kymr.  crom  (crwmm)  gebogen,  mit 
berufung  auf  engl,  curb  kinnkette,  vom  fr.  courbe  =  curvus,  vgl.  unser 
kinnrei£ 

Gourmer  henneg.  wein  'oder  andre  getränke  kosten,  gourmet  fr. 
weinkenner,  gourmand  scUemmer,  norm,  gourmacher  unsauber  essen.  Das 
Verhältnis  dieser  werter  zu  denen  der  beiden  letzten  artikel  ist  unklar. 

Graal,  greal,  grasal  altfr.,  pr.  grazal,  dltcat.  gresal  ein  gefäß, 
becken  oder  napf,  von  holz,  erde  oder  metaU,  wie  Carpentier  angibt;  noch 
jetzt  braucht  man  in  Südfrankreich  grazal,  grazau,  grial,  grau  für  ver- 
schiedene gefäße;  auch  fr.  grassale  r^pf  (Trev.)  ist  hieher  zu  stellen. 
At4s  greal  ist  altsp.  grial  (greal  in  Sanchez  glossar  zu  tom.  IV,  der  text 
hat  garral,  auch  bei  Janer),  pg.  gral,  das  aber  mörser  bedeutet;  sicherer 
aUmaü.  graellino  Bonves.  de  50  curialüatibtis,  v.  178.  Über  form  und  ge- 
brauch dieses  gefäßes  sagt  Hdinand  (etwa  anfang  des  13.  jh.):  gradalis 


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602  II.C.   GRABÜGE-GRAMMAIRE. 

vel  gradale  dicitur  gallice  scntella  lata  et  aliquantnlam  profunda,  in 
qna  pretiosae  dapes  cum  suo  jure  divitibus  solent  apponi,  et  dicitar 
nomine  graai,  8.  VillemarquS,  Gont.  pop.  J,  193;  die  stellen  zeigen  aber, 
daß  es  den  verschiedensten  ewecken  diente.  Saint  graal,  dessen  entstehung 
aus  sang  royal  durch  die  prov.  formen  widerlegt  wird,  ist  in  den  epqpöen 
die  Schüssel,  woraus  Christus  mit  seinen  jungem  das  abendmal  genoß, 
mhd.  0sgz.  gr&l.  Im  mlat.  gradalis  ward  das  prov.  z  regelrecht  durch  d 
ausgedrückt:  es  scheint  daher  die  reinste  fortn.  Des  Wortes  herkunft  ist 
zweifelhaft.  WoUte  man,  was  an  und  für  sich  nicht  rathsam  wäre,  die 
eben  erwähnte  mythische  hedeutung  für  die  ursprüngliche  nehmen  und 
grazal  aus  gratialis,  von  gratia  miat.  heil.  dbendmcH,  deuten,  so  würde 
die  franz.  form  graal  nicht  zustimmen.  Bord  Becherch.  p.  242  sagt: 
ce  mot  vient  de  grais,  parce  que  ces  vaisseaux  sont  £äits  de  grais  cnit, 
auch  heißt  vaisseau  de  gr^s  ein  hart  gebranntes  irdenes  geschirr;  aber  auch 
hier  widerstrebt  die  franz.  form,  worin  radicales  s  nicht  hätte  untergehen 
können,  wie  es  denn  auch  in  gr^siller  nicht  untergieng.  Mit  besserm  rechte 
dürfte  man  an  crater  erinnern,  das  der  bed.  becken  nicht  zuwider  ist: 
mlat.  brauchte  man  cratus  dafür  (Lot.  ged.  herausg.  von  Grimm  und 
Schmdler  p.  319),  woraus  die  abl.  cratalis,  pr.  grazal,  fr.  graal  bequem 
erwachsen  konnte.  An  celtischen  Ursprung  ist  am  wenigsten  zu  denken: 
jenes  magische  gefäß  hieß  dem  Britten  per  becken,  wovon  graal  nur  die 
franz.  Übersetzung  ist,  Villemarqui  l.  c.  Die  alten  dichter  dachten  an 
das  vb.  agr6er:  car  nus  le  graal  ne  verra,  ce  croi  je,  qu'il  ne  li  agr^ 
S.  Graal  p.  p.  Michel  p.  112. 

Grabuge  /r.  (m.)  hader,  zank,  Verwirrung,  henneg.  mit  ch  grabuche, 
altfr.  grabeüge  (viersilb.  Boq.  ohne  beleg).  Ihm  scheint  verwandt  aUfr. 
grettse,  noch  jetzt  im  Jura  greuse,  pr.  grahusa,  masc.  grahus  ^ quereile, 
dispute  LBom.  Menage  und  Frisch  halten  grabuge  für  einen  abkömm- 
ling  des  it.  garbuglio  Verwirrung,  Zwietracht  (s.  thl.  I),  welches  aber, 
durch  altfr.  garbouil  vollständig  vertreten,  außerhalb  der  frage  liegt. 
Eher  dürfte  man  es  für  einen  abkönmüing  von  grattabugia  kratzbürste 
halten,  woher  auch  als  Variante  greüse  stammen  könnte,  denn  dem  it.  g 
entspricht  oft  das  fr.  s.  Wegen  der  bedeutung  könnte  man  sich  auf  fr. 
chagrin  berufen  1)  kratzendes  Werkzeug,  2)  kummer,  ärger;  es  ist  nur 
schade,  daß  das  ital.  wort  die  angegebene  (auch  in  grattugia  enthaltene) 
bedeutung  nicht  überschreitet.  Zum  behufe  einer  weiteren,  eindringenden 
Prüfung  wäre  Schelers  artikel,  worin  auf  das  deutsche  graben  und  krabbeln 
verwiesen  unrd,  so  wie  das  von  Diefenbach  zu  dem  worte  gelieferte  material, 
Ztschr.  f.  vergl.  sprachf.  XII,  77,  zu  rathe  zu  ziehen. 

Grammaire  fr.,  gramaira,  gramäiria  i)r.  grammatik;  gebildet  aus 
dem  pr.  gramddi  d.  i.  grammaticus  (Altrom.  sprachdenkm.  p,  109),  also 
ursprüngl.  gramaddria  zsgz.  gramäiria.  Masc.  pr.  gramaire  GJJb.  233, 
altfr.  dass.  sprach-  oder  schriftgelehrter  =  grammaticus,  eigentl.  gram- 
maticarius,  welcher  letzteren  form  das  noch  übliche  bask.  gramaticaria  so 
une  das  ahd.  gramatichare  bestätigung  bringt;  hieraus  ist  weiter  äbgdeitet 


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II.C.   GRAVER-GRENOÜILLE.  603 

fr.  grammairien.  Vgl.  wegen  dieser  bildung  lat.  barharicarins  von  bar- 
baricus,  nüat.  judicarius  von  judex. 

Graver  fr.  eingraben^  einprägen^  daJier  entlehnt  sp.  grabar;  eher 
vom  dtschen  graben  als  vom  gr.  yQaq)€iv,  da  g>  in  ygatpiov  frone,  zu  S 
wird  (greflfe). 

Gravir  fr.  klettern;  vgl.  hymr.  grabin  packend,  klettemd,  dsgl.  ndl. 
grabbelen  raffen.  Indessen  läßt  sich  dies  wort  besser  aus  dem  lat.  sprach- 
Stoffe  schöpfen.  Aus  gradus  sti^e  ward  it.  gradire  stufenweise  hinauf- 
steigen, fr.  gra-ir  und  mit  eingesetztem  v  gravir,  ein  Vorgang^  den  man 
in  mehreren  Wörtern  bemerkt:  emblaver,  parvis,  pouvoir.  —  [Diese  ety- 
mologie  trägt  auch  Menage  vor,  ohne  sie  zu  genehmigen.] 

Greffe  fr.  (m.)  Schreibstube;  von  graphium  (ygacpinv,  ygaq^eiov) 
griffet,  später  auf  schreibtafet,  Schreibtisch,  Schreibstube  übertragen,  indem 
man  sich  alles  zum  schreiben  gehörige  darunter  dachte:  graphium  ^scrip- 
torium  d.  i.  im  nüatein  Schreibzimmer  der  manche  Pap.,  graphium  "^scrip- 
iorium  vel  officium  scripturae  Bief.  Gloss.  lat.  germ.,  mndl.  greffie,  neundl. 
griffie  (f.)  landschr eiberei:  eine  ähnliche  begriffserweiterung  erfuhr  bureau. 
Prov.  grafi,  altfr.  grafe  bewahren  noch  die  grundbedeuiung,  wie  auch  ahd. 
graf,  gräf.  Äbgel.  pr.  grafinar  ritzen,  npr.  esgraffd,  aK/r.  esgraflfer  aus- 
kratzen,  ausradieren,  fr.  6graffigner  sudein. 

Greffe  fr.  (f)  pfropfreis,  greflfer  pfropfen,  so  engl.  sbst.  und 
.vb.  graff,  mndl.  sbst.  grafie,  vb.  grafien;  mlat.  bei  Venantius  Fort,  grafßo- 
lum.  Greflfe  in  der  bemerkten  bedeutung  kann  mit  dem  eben  behandeilten 
greffe  griffel,  trotz  dem  verschiedenen  genus,  identisch  sein,  da  aus  neutris 
Oft  feminina  werden:  auch  ndl.  griffel,  griffie  hat  beide  bedeutungen.  Näher 
liegt  die  von  Ducange  erwähnte  neupr.  form  grafiou,  umgestellt  pg.  garfo. 
Der  griffel  ist  etwas  spitziges  und  daß  spitze  auf  Schößling  übertragen 
werden  konnte,  beweist  z.  b.  das  sp.  mugron.  Caseneuve  denkt  lieber  an 
gr.  TiaQq^lov  halm,  das  in  alten  glossaren  mit  surculus  übersetzt  sein  soll 
(auch  lat.  calamus  halm  mid  pfropfreis):  Südfrankreich  müßte  alsdann 
das  wort  von  den  Griechen  empfangen  haben,  bei  welchen  es  die  franz. 
bedeutung  aber  nicht  hatte. 

Gr^gues  fr.  (plur.)  hosen;  vom  kymr.  gwregys  gürtel  (Huet). 
Burg,  gargaisses. 

GrSle  fr.,  graile  pr.  schlank,  dünn,  dsgl.  grelltönend;  von  graciiis. 
Daher  sbst.  altfr.  graisle,  grelle,  pr,  graile  ein  grelltönendes  blasinstrument; 
ähnlich  clairon  art  trompete,  von  clair. 

Grelot  fr.  schelle;  nach  einigen  von  grelle  (s.  den  vorigen  artikel), 
nach  andern  von  crotalum  klapper:  letzterem  scheint  von  seilen  des  be- 
griffes  das  vb.  grelotter  mit  den  zahnen  klappern  mehr  gemäß. 

Grenouille  /r.,  granolha  pr.  frosch  =  it.  ranocchia,  lat,  gleich- 
sam ranucula.  Der  vorgesetzte  kehllaut,  wogegen  ohne  denselben  altfr. 
renoille  MFr.  fabl.  3  vorkommt  (das  im  Jura  noch  fortlebt),  ist  um  so 
merkwürdiger,  als  sich  diese  form  nicht  einmal  als  naturausdruck  recht- 
fertigt; auch  der  pflanzenname  grenouillette  (ranunculus)  zeigt  sie  und 


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604  II.c.   GRES-GRIGOU. 

dies  ist  entscheidend.  Damit  nicht  sfufrieden  leitete  Erich  in  seiner 
^u^vd'Qco/toyXwTToyovla  75,  14  das  wart  aus  dem  gr,  yvgivog  froschbrtU, 
Tcaulquabbe^  daher  gyrinnia,  grinnla.  Das  primitiv  rane,  raine  ist  noch 
vielen  mundarten  geläufig. 

Grfes  fr.  (m.)  sandsteinj  npr.  gres  grobkörniger  sand^  daher  pr. 
greza,  gressa  (graissa  ÖO.),  fr.  grßle  grober  hagel^  schloßen,  rft.  grSler; 
dim.  fr.  grösil  (mit  erweichtem  1),  pr.  grazil  feiner  hagel,  vb.  gr^iller, 
grazilhar.  Den  Übergang  vermittdt  das  neupr.  grezo  grieß,  weinstdn  = 
dem  bemerkten  altpr.  greza  hagel,  vgl.  in  dtschen  mundarten  kiesein  {von 
kies)  für  hagein.  Vom  celt  crag  (fds)  kann  grhs  nicht  herkommen^  wohl 
vom  ahd.  griez,  grioz,  nhd.  grieß,  so  wie  grSle  (gresle)  vom  mhd.  griezel 
kömchen. 

Grösillon  dltfr.  ein  insect,  grille;  für  grö-cillon,  diminutiv  von 
grylluS;  vgl.  oi-sillon  von  avis  oder  wegen  des  ausgefallenen  U  pn-celle 
von  pnlla. 

Gröve  /r.  (f)  sandiges  flaches  ufery^pr.  cot,  grava  hieSy  chw.  graya, 
greva  sandfläche^  venez.  grava  bett  der  bergströme,  daher  fr.  gravelle 
{engl,  grayel),  gravier,  gravois.  Celtisches  wort.  Com.  grou  ^arena'  setzt 
ein  älteres  grau  voraus^  daher  rom.  grava.  Die  kymr.  form  ist  gro,  pl. 
gravel  grober  sand;  der  Bretone  hat  gra^,  gröa. 

Grif  (Mfr.  (m.)  DMce.  p.  48,  1,  nfr.  griffe  (f.)  kraUe,  griffer, 
pr.  grifar  Am.  Vidal  packen;  vom  ahd.  grtfan,  nhd,  greifen,  sbst.  grif 
fangy  mhd,  klaue  (vgl.  gripper).  Auch  oberitalische  mundarten  besitzen 
das  wort:  piem.  grif,  com.  grif,  sgrif  kraile,  dsgl.  chw.  grifla;  vielleicht 
ist  es  auch  im  ü.  grifo  rüssel  enthalten.  Dagegen  it.  griffo,  grifone, 
sp.  grifo,  pr.  grifö,  fr.  griffon  vogel  greif  vom  lat.  gryphus,  woraus  das 
fr.  vb.  griffer,  da  die  andern  sprachen  es  nicht  entunckelt  haben,  schwer- 
lich abgeleitet  ward.  Zu  erwähnen  ist  auch  it.  grifagno,  ci^r.  gri- 
feigne,  das  wenigstens  nicht  in  letzterer  spräche  räuberisch,  sondern  etwa 
bösartig  oder  bedrohlich  heißt:  gent  gri&igne  Äntioch.  I,  68;  Charle  k 
la  barbe  grifeigne  Hol.  p.  XLVI;  montaigne  griffaigne  Ben.  I,  p.  13. 

Grignon  fr.  kruste  des  brotes,  wo  es  am  besten  ausgebacken  ist, 
norm,  einfach  grigne,  pic.  grignette.  Neupr,  grignoun  bedeutet  kern  der 
traubenbeere,  der  bime  cet,,  demnächst  konnte  man  den  harten  spröden 
theil  der  rinde  ihren  kern  nennen.  Grignon  aber  ist  weder  vom  lat.  ringi 
noch  vom  dtschen  rinde  oder  grind,  es  ist  abgeleitet  von  granum  kern  und 
steht  für  greignon  (altfr.  greignaille  kennt  Boquef.)  oder  graignon,  wie 
chignon  für  chaignon,  barguigner  für  bargaigner.  Vb.  grignoter  an  etwas 
nagen,  langsam  daran  kauen. 

Grigou /r.  armer,  schlucker,  dsgl.  knauser.  Es  gibt  einige  worter 
der  endung  on,  welche  personen  bezeichnen  und  eine  üble  bedeutung  haben: 
außer  grigou  auch  eagou  schmutzkittel,  filou  (s.  das.),  loupgarou  (s.  das.). 
Im  letzteren  steckt  unzweifelhaft  das  deutsche  wolf  (olf,  ulf)  und  in  vielen 
Personennamen  hat  es  dieselbe  abkürzung  erfahren  (Am-ou,  Far-ou,  Marc-ou 
cet.).   Mit  gutem  gründe,  was  den  letzten  theil  unseres  wortes  betrifft,  er- 


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ILc.   GRIM-GROUILLER.  605 

Jdäfi  es  dcJier  MSnage  durch  graec-ulfus,  wobei  der  erste^  der  eigentliche 
träger  des  begriffes,  nicht  befriedigend  gelöst  scheint^  denn  nicht  als  hunger- 
leider  waren  die  Griechen  im  miitelalter  verrufen.  Auch  cagon  und^  wie 
wir  wissen,  filou  sind  dunkel, 

Grim  pr.  betrübt^  grima  betrübniSy  grimar  suJi  betrüben;  vom  ahd. 
grim  wüthend,  grimmig,  mit  ähnlichem  Übergang  der  bedeutung  wie  bei 
gram,  s.  gramo  I.,  dsgl.  grimo  IL  a. 

Grimoire  fr.  (m.)  eauberbuch  um  geister  eu  beschwören^  auch  un- 
verständliche rede  oder  schrifl.  Verläßt  man  den  buchstaben  nicht,  so 
geräth  man  auf  aUn.  grtma  larve,  auch  name  für  eine  sauberin,  ags. 
grima  larve,  gespensty  grimoire  wäre  gespensterbuchy  gebildet  nach  ex6- 
cutoire,  monitoire  u.  dgl.  Auch  andre  Wörter  der  nordischen  mythologie, 
wie  cauchemar,  lonpgarou,  truiller,  besitzt  das  franz.  Aber  vielleicht  ist 
grimoire  ein  wort  späterer  zeit.  Crininf  Recreat.  phü.  I,  113.  123,  weist 
aus  Bauduin  von  Sebourg  (14.  jh.)  gramare  in  der  bed.  von  grimoire  nach 
und  hält  beide  für  entstellungen  at4s  grammaire  (grammatik  d.  i.  IcUeini- 
sehe  spräche):  selbst  in  diesem  falle  müßte  man  die  zurückführung  unseres 
Wortes  auf  eine  deutsche  würzet  anerkennen,  denn  nicht  ohne  grund  würde 
man  gram  in  grim  abgeändert  haben.  Doch  ist  nicht  zu  übersehen,  daß 
dieses  gramaire,  wie  BMont.  p.  300  geschrieben  steht,  ein  masculin  ist. 
Le  Duchat  denkt  sich  dasselbe  mit  vorgesetztem  g  aus  rime  entstanden, 
denn  die  beschwörungsformeln  waren  gereimt;  man  sehe  die  aus  erdichteten 
Wörtern  zusammengesetzte  bei  Rutebeuf  II,  85.  Vgl.  auch  LittrS,  Eist, 
de  la  langue  frang.  I,  62. 

Grimper  fr.  klettern;  vom  ahd.  klimban  =  nhd.  klimmen,  wenn 
nicht,  mit  einer  freilich  seltenen  einschiebung,  vom  ndl.  grijpen  (greifen), 
wozu  das  norm.  waUon.  gxipev  =  grimipeT  passen  würde.  8.  Grandgagnage. 

Grincer  /r.,  guncher  pic.  knirschen;  vom  gleichbed.  oAä.  gremizön 
=  ags.  grimetaD;  nicht  von  gremisön  toüthen,  wozu  die  pic.  form  schlecht 
stimmen  würde.     Vgl.  it.  gricciare  J7.  a. 

Gripp  er  /r.  ergreifen;  ist  das  goih.  greipan,  altn.  gilpa^  ndl.  grijpen 
=  ahd.  grtfan,  nhd.  greifen.  Daher  auch  hmb.  grippä  wegschnappen, 
auch  ü.  grippo  raübschiff?  ober  sp.  gripo  heißt  kauffahrer. 

Griye  /r.  ein  vogel,  drossel,  cot.  griva;  vielleicht  onomatcpöie  (Mi- 
nage).  Hieher  gehört  vielleicht  aus  dem  Donat.  prov.  61"  das  masc.  grins 
^guaedam  avis. 

Grolle  fr.  (f.)  Saatkrähe.  Wiewohl  das  sufßx  Acnl  regelrecht  nur 
zu  acle  oder  ail  wird,  graculns,  gracnla  zu  graille  fs.  gracco  I),  so 
darf  doch,  wenn  man  altfr.  senle  aus  saecnlum  vergleicht,  aus  demselben 
etymon  aucA  graule,  grole  als  mundartliche  Variante  angenommen  werden; 
man  sehe  ähnliches  unter  menle.  Ital.  grola  (in  einigen  wbb.),  mndl.  grol 
KU.  aus  dem  franz. 

Qcx omm^l^r  fr. murmeln,  wallon.  einfacher  groumV,  dtsch. gmmeln, 
grnmen  Frisch  I,  378",  engl,  grumble. 

Grouiller  fr.krdbbeln,  wimmeln,  sich  rühren,  sich  regen;  vom  ahd. 


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606  II.C.   GRUAU-GÜETRE. 

grubilön,  ndd.  grubein  tcüKlen,  jucken  (nhd.  grübeln),  vgl.  altn,  grafla 
betappeln.  Nahe  liegt  auch  ahd.  crewelön,  ndl.  kreyelen  tvimtneln,  jucken; 
aber  die  frans,  form  fügt  sich  besser  in  das  erstere  wortj  das  mundartl. 
gravouiller  (in  Berry)  vielleicht  in  das  letjstere. 

Gruau  fr.  grütee^  henneg.  feinste  Meie;  esge.  au>s  gruean  =  äUfr. 
gruel  Jubin.  Jongl.  et  trouv.  p.  105,  gruel  aber  für  grutel  ist  vom  ags, 
grut,  ahd.  gruz!,  nhd.  grütze,  daher  auch  engl,  gruel,  kymr.  grual  hafer- 
schleim.  Das  einfache  gru  Oeie  besitzt  die  champagn.  mundart,  pr.  grutz 
"^farrum  GProv.  68,  neupr.  grucf  grütze  machen. 

Gruger  fr.  etwas  hartes  eerkauen  {engl,  grudge),  ^gruger  Mein 
stoßen.  Gestützt  auf  das  gleichbed.  wallen,  gruz!,  in  Namur  greugt,  er- 
kennt Grandgagnage  darin  das  ndd.  grusen  (ndl.  gruizen)  zermalmen. 

Gruyer  /r.  forstmeister,  forstrickter.  Wie  das  synonyme  verdier 
von  viridis,  so  gruyer  nach  Du>cange  vom  dtschen  grün.  Statt  des  letz- 
teren setze  man  das  mhd.  gruo  viridis,  als  subst.  pratum. 

Gualiar,  galiar  pr.  (dreisilb.)  hintergehen,  daher  z.  b.  gualiart 
höhnisch?  Chx.  IV,  300,  nicht  zu  verwecliseln  mit  goliart.  Es  stammt 
augenscheinlich  von  einem  durch  allß  germanische  sprachen  verbreiteten 
Worte,  dessen  bedeutungen  aber  im  goth.  dval-s  thöricht,  ags.  dvala  irrthum, 
dvelian,  dveligan  irren,  (trans.)  irr  machen,  täuschen,  ndl.  dwalen  irr , 
gehn,  am  besten  zur  prov.  passen.  Daß  in  der  roman.  aneignung  d  vor 
V  abfallen  mußte,  versteht  sich,   man  sehe  denselben  fall  unter  guercio  L 

Gu^der  /r.  sättigen  {nur  im  part.  guM6);  vom  ahd.  weidön  pas- 
cere,  woher  auch  wallon.  waidl  mit  ders.  bed. 

Guenille  fr.  lumpen,  lumpenrock;  nach  Frisch  vom  ßäm.  quene 
wollenes  üherUeid  KU.,  nach  andern,  nebst  souquenille  (woher  mhd.  sug- 
gente .  Wb.  II.  b.  219)  von  gonna  I. 

Guenipe  fr.  liederliches  schmutziges  weibsbild,  vettel,  dauph.  ga- 
nippa;  wohl  vom  nrndl.  knijpe  falle,  in  die  man  geräth,  vgl.  mndl.  knip 
bordeU,  nhd.  kneipe.    E  ist  eingeschoben  une  a  in  canif. 

Guenon  fr.  affin,  in  den  Wörterbüchern  des  16.  jh.  meerkatze;  nach 
Frisch  vom  ahd.  quenä  weib,  engl,  queen;  buchstäblich  näher  läge  ahd. 
winjä  freundin,  gattin.  Vgl.  wegen  der  bedeutungen  it.  monna  affin,  von 
madonna  dame. 

Guöpe  fr.  ein  insed;  von  vespa  mit  einmischung  des  ahd.  wefsä, 
nhd.  wespe,  vgl.  lothr.  voisse  (vo  =  ahd.  w),  champ.  gougpe,  in  Berry  gßpe. 

Guerpir  aUfr.  pr.,  auch  gurpir  (letztere  form  die  ausschließliche 
in  der  Pass.  Christi)  aufgeben,  im  stich  lassen,  nfr.  döguerpir;  vom  goth. 
vafrpan,  ahd.  werfan,  und  was  gurpir  betriß,  von  wurfjan.  Die  bed. 
von  guerpir  bezieht  sich  auf  einen  altdeutschen  rechtsgebrauch,  womach 
unter  dem  werfen  eines  halmes  in  den  busen  eines  andern  eine  erbein- 
Setzung  (eine  abtretung)  verstanden  ward.  S.  Ducange  v.  guerpire  und 
Grimms  Bechtscdt.  122. 

Guetre  fr.  (f.)  kamasche,  ohne  r  occit.  gueto,  waUon.  guett,  champ. 
guete,  piem.  gheta,  sard.  ghetta,   henneg.  guetton,   aber  bret.  gweltren; 


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II.C.   GÜEUSE-GÜILE.  607 

aweifelhafty  ob  auch  äUpg,  gutedra,  8,  Constando.  Ursprängl.  läppen^ 
lumpen?  vgl.  das  buchstäblich  stimmende  it.  gadttera  seheuermagd  (Scheuer- 
lappen ?)y  dsgl.  venejg.  guaterone  fetzen  tuch  (bei  Ferrari) j  alifr.  gaitreux 
bettelhaft 

Gueuse  fr.  großes  dreieckiges  stück  geschmolzenes  eisen;  entspricht 
dem  schwed.  gös  (welches  Ihre  aus  dem  franz.  worte  leitet)  und  hd.  gans;  < 
im  mailänd.  heißt  es  ghisa  {für  güsa?),  im  trientin.  ghiza.   Daß  man  an 
unser"  ga&  erinnert^  läßt  sich  denken. 

Gueux  fr.y  fem.  gueuse,  bettelhaft^  schuftig,  gueuser  betteln,  schwz. 
göseB.  Man  vermuthet  Zusammenhang  mit  dem  attfr.  gueuse  gurgel 
(geuse  Greg.,  wie  geule  öfters  für  gueule,  gile  für  guile),  so  daß  es 
hungerleider  bedeutete.  Ob  nun  dieses  gueuse  aus  it.  gozzo,  ch  auch  fr. 
gosier  Schlund  aus  gozzaja  =  gozzaria  entstanden  sei,  bleibt  zu  bedenken. 
—  Fallot  p.  544  hält  gueux  für  identisch  mit  queux,  und  Gachet  274"* 
bemerkt  aus  dem  16.  jh.  le  duc  a  trois  gueux  pour  sa  bouche  cet.  Man 
konnte  wegen  der  bedeutung  coquin  vergleichen,  wenn  dies  in  der  that 
aus  coquus  abgeleitet  ist;  s  in  gueuse  und  gueuser  wäre  aber  nur  aus 
dem  zum  stamme  gezogenen  x  {für  s)  zu  rechtfertigen,  bekannÜich  ein 
höchst  seltener  Vorgang. 

Gui  ^.  eine  pflanze,  mistet.  Franz.  gu  vertritt  in  einigen  fällen 
lat.  Y,  drum  von  viscus,  viscuiU;  wiewohl  so  unausgedrücJct  blid>;  allein 
pflanzennamen  unterliegen  einer  größeren  entsteUung.  ItaL  visco,  vischio, 
sp.  visco,  cat.  vesc,  neupr.  visc. 

Guiche  und  guige  ältfr.  band,  vornehmlich  den  schild  um  den 
hals  zu  hängen,  mhd.  schildevezel :  (la  guiche)  quant  il  Fa  au  col  DMce. 
p.  186;  ii  prant  sa  targe,  s'ait  la  guiche  saisie  GVian.  2773]  la  guige 
en  est  d'un  bon  palie  roet  Rol  p.  122;  it.  guiggia.  Das  schweben 
ztvischen  ch  und  g  setzt  etwa  ein  ursprüngliches  tc  oder  de  voraus  {vgl. 
nache,  nage  von  natica  so  wie  prScher  v.  praed*care,  juger  v.  jud'care). 
In  dieser  hinsieht  würde  ein  wort  des  Cassder  glossars  windicas  plur. 
vom  dhd.  wintinc,  womit  es  zugleich  übersetzt  ist  (vgl.  fasciola  'vindinca' 
Gl.  schlettst.),  genügen;  nur  der  im  franz.  unübliche  ausfall  des  n  vor  d 
wirft  einen  kleinen  schatten  auf  diese  deutung.  [Das  später  erschienene 
guinche  Aye  d'Av.  p.  86  hat  diesen  schatten  beseUigt.]  Ztp  windica 
scheint  auch  das  mundartl.  s'aguincher  sich  schmücken  (mü  bändem)  zu 
gehören,  s.  Saubinet  Vocab.  remois. 

Guichet  /r.  kleinere  thüre  in  einer  größeren,  altfr.  wiketTris^.  II, 
101  und  guischet  mit  eingeschobenem  s,  daher  pr,  guisquet;  vom  ältn. 
yik  Schlupfwinkel  ags.  vio.  Engl,  wicket,  ndl.  winket  sind  aus  dem 
romanischen.    Hierzu  Diefenbachs  Goth.  wb.  1, 139. 

Guile  altfr.,  pr,  guila  und  masc.  guil  trug,  spott,  tücke,  ältfr. 
guiler,  wiler,  pr.  guilar  hintergehen,  foppen,  daher  engl,  beguile;  vom  ags. 
vtle,  engl,  wile,  gleichbed.  mit  dem  roman.  Substantiv.  Man  schrieb  auch 
U  für  1,  aber  der  reim  {z.  b.  guille:  evangille)  zeigt,  daß  dies  kein  er- 
weichtes 11  sein  kann,  was  für  die  etymologie  nicht  gleichgültig  ist;   das 


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608  ILc.    GUILEE—HAILLON. 

Umous.  gnilid  und  das  pg.  subst.  guilha  sind  entweder  aus  guila  entstellt 
oder  andrer  herkunft,  etwa  vom  ndd.  wigelen,  ags.  viglian  zauberet 
treiben,  oder  vom  aUn.  vlgla  verwirren.  Diefenbachy  Gofh.  wh.  J,  186^ 
stellt  hieher  auch  hymr.  gwill,  bret.  gwil  dich. 

Gviil6e  fr.  regenschauer;  nach  Frisch  von  unserm  weile,  weä  er 
nur  eine  weile  dauere.  Es  steckt  ein  seltenes  uns  längst  verlorenes  deut- 
sches wort  in  dem  französischen:  ahd.  wasal  regen,  guilöe  aber  geformt 
nach  ondöe  und  ähnlichen.  Naher  rückt  uns  das  etymon  die  waUon. 
form  walaie  für  waslaie. 

Guilledin  fr.  wäUach;  vom  engl,  gelding  dass.,  vb.  geld  verschnei- 
den.   Die  apocope  des  g  ist  regdrechty  Rom.  gramm.  J,  319. 

Guimple  altfr.  guimpe  nfr.  (f.J  ein  hopf schmück  der  frauen  (auch 
der  männer  Äntioch,  J,  p.  130^  turban?),  dsgl.  fähnchen  der  lanze,  vb. 
guimpler,  z.  b,  bei  se  goimplad,  ^omavit  captU  suum^  LRs.  378;  vom 
ahd.  wimpal  theristrum,  mhd.  wimpel  wie  romanisch.  Bedenklich  ist  sp. 
grimpola  schiffswimpel,  pg.  grimpa  Wetterfahne,  da  sich  eingeschobenes  r 
hinter  anlautenden  gutturalen  sonst  nicht  betreffen  läßt.  Auf  sp.  impla 
Schleier  (bei  Berceo  und  im  span.  latein,  s.  Ducange)  kann  sowohl  wimpal 
wie  Idt.  fnfula  ansprach  machen:  der  wegfcdl  des  w  würde  sich  wie  in 
Andalucfa  aus  Yandalitia,  die  veftauschung  der  labiallaute  wie  in  colpo 
aus  colaphns,  soplar  aus  sufiBare  erklären;  doch  stimmt  es  in  seiner  be- 
deutung  genau  zu  guimple. 

Guingois  fr.  Ungleichheit,  Schiefheit;  doch  wohl  vom  altn.  king-r, 
keng-r  biegung,  Winkel,  durch  assimüation  für  qningois.  Pic.  guingoin 
erinnert  an  coin,  aber  was  wäre  dann  die  erste  sübe? 

Guiper  aitfr.  überspinnen,  wirken,  daher  guipure  art  spitzen;  vom 
goth.  veipan  bekränzen  =  mhd.  wifen,  nhd,  weifen,  detn  sinne  nach  besser 
vom  ahd.  wöban  (wßpan),  nhd.  weben,  subst.  ahd.  wfe'ppi,  mhd.  w^bbe, 
wöppe,  nhd.  gewebe.     Vgl.  aggueffare  IL  a. 

Guiscart,  guichard  aitfr.,  guiscos  pr.  scharfsinnig;  vom  altn. 
yisk-r  dass. 


H. 

Hagard  /r.  (h  asp)  störrig,  zumal  vom  wilden  fälken  gebraucht, 
engl,  haggard,  dtsch.  hagart  Frisch  I,  394'';  ein  wort,  das  die  franz. 
Normannen  aus  dem  aUengl.  hauke,  neuengl.  hawk,  vermittelst  des  ver- 
schlimmernden Suffixes  ard  {wie  in  busart)  sich  schufen,  wiewoM  das  altn. 
häk-r  hitzkopf  dem  buchstoben  nach  etwas  naher  liegt.  Raynouard  findet 
das  franz.  wort  im  pr.  aguer  wieder. 

Haie  fr.  (asp.)  hecke;  vom  mndl.  haeghe,  nndl.  haag,  mhd.  hege 
(f.)  gehege,  zäun.  Vb.  altfr.  hayer  einzäunen  =  ahd.  hagan,  mhd. 
nhd.  liegen. 

Haillon  /r.  (asp.)  lumpen;  vom  mhd.  hadel  dass.,  üblicher  hader, 


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ILc.  HAIR-HALLE.  609 

ähd.  hadara.    D<i8  erweichte  11  muß  seinen  grund  in  dl  habenj  das  man 
wie  in  tl  (in  yetolas  vieil)  behandelte. 

HaKr  fr.  (asp.)  hassen^  älteste  form  hadir  Alexs.  87;  vom  goth. 
hatan  mit  gl.  bed.y  oder  besser  wegen  des  ableitenden  i  vom  ags.  hatian 
altfrs.  hatia,  alis.  hetian.  Sbst.  altfr.  hö  Ben.  gloss.y  vom  goth.  hati^, 
dlts.  heti;  abgeleitet  haior  und  haKoe,  nfr.  haine.  Dem  ProveneoAen  ist 
das  wort  fast  fremde  er  hat  dafür  azirar,  aYrar  (adirare),  sbst.  azir,  aXr; 
erst  den  neueren  mundarten  ist  at  =  hair  gdäufig  geworden. 

Haire  fr.  (^asp.J  härenes  gewand,  in  dieser  form  schon  in  dent 
fragment  von  Vaiendennes:  vom  ahd.  h&ra,  dltn.  h»ra  haarßa,  haar- 
teppich.  Der  Normanne  besitzt  auch  hair  fm.J  in  der  bed.  haupthaar, 
altn.  ahd.  här. 

Hai 86,  hese  ai^r.  (asp.)  FC.  IV,  21,  Ren.  J,  34  u.  s.  w.,  thlat. 
hesia  DC.  v.  aisantia,  norm,  halset,  henneg.  asiau  gatterthüre  an  bauem- 
höfen  oder  gärten  (nicht  von  reisem,  wie  Hicart  v.  hasian  gegen  Roque- 
fort bemerht),  norm,  haisier  wagenieiter,  bask.  hesia  aaun.  Vielleicht  mit 
ausgestoßenem  r  von  hirpex  ege,  das  auch  im  fr.  herse  aspiriertes  h  zeigt, 
vgl.  crates  mü  den  bedd.  flechte  und  ege.    Ahd.  harst  liegt  weiter  ab. 

Halt  ai^r.  (asp.)  vergnügen,  haitier  aufmuntern,  erfreuen:  sil  cun- 
fortad  et  haitad  LRs.  91;  esgs.  dehait  niedergeschlagenheit,  krankheit, 
vb.  dehaitier,  nfr.  souhait  umnsch,  vb.  souhaiter  u.  a.  Es  findet  sich 
kein  etymon  als  goth.  gahait,  ahd.  ga-heiz,  besser  dUn.  heit  verzechen, 
gdübde,  woraus  sich,  wie  beim  lat.  Yotam,  die  bed.  wünsch  ergeben  konnte: 
k  hait  heißt  nach  umnsch,   nach  verlangen,   souhait  heimliches  verlangen. 

Halb  ran  fr.  (asp.),  auch  albran  (ebenso  Span.)  junge  wüde  ente. 
Die  älteren  etymologen  sahen  darin  das  gr.  ß^ivd-og  name  eines  vogds, 
esgs.  aXißQsv&og  seevogel,  und  schrieben  daher  albrent,  halbrent;  theils 
aber  ist  dieses  compositum  im  griech.  nicht  vorhanden,  theüs  widerstrebt 
der  begriff.  Das  wort  ist  doch  wohl  aus  dem  deutschen.  In  franss.  mund- 
arten nämlich  bedeutet  halbran,  halebrand  cet.  den  vogel,  den  wir  wegen 
seiner  kleinheit  halb-ente,  die  Niederländer  middel  end  nennen,  anas 
querquedula  Nemnich  I,  281:  statt  der  ess.  halb-ent  mochte  wohl  auch 
halber  ent  (mhd.  ant  masc.)  wie  halber  ampfer  gesagt  werden',  daher  fr. 
halbrent,  halbran.  Das  adj.  halbrenä  "^mit  g^od^enen  federn  (vom 
faJken)  wird  andrer  herkunft  sein. 

H&le  /r.  (asp.)  Sonnenbrand,  sommerhitee,  \i%\&T  verbrennen,  dorren 
(den  hanf).  Das  circumflectierte  a  eeigt,  nach  dem  dltfr.  halle  au  urthei- 
len,  kein  ausgefallenes  s  an:  um  so  besser  stimmt  das  franz.  wort  jfum 
ndl.  hael  trocken,  dürr  KU.  Aber  auch  das  gleickbed.  aitfr.  harle, 't;&. 
harler,  waüon.  aarler,  ist  nicht  unerwogen  eu  lassen.  Jeder^aUs  dbeulehnen 
ist  das  kymr.  haul  sonne,  alter  heul,  com.  honl,  bret.  heol,  da  das  fr. 
a  keinem  der  ceUisd%en  diphthonge  entspricht. 

Haligote,   harligote  aUfr.  (asp.)  lumpen,  fetaen,   haligoter,   hari- 
goter  MCrar.  p.  62  sferfetsen;  vgl.  engl,  harl  faser,   ahd.  harlnf  licium. 
4       Halle  /r.  (asp.)   bedeckter  marktplata,  forum   venalium  (Nicat), 


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610  n.c.  HALLIER-HANTE. 

altfr.  festlicher  saal^  ü.  alla  Versammlungsort  für  öffentliche  angdegehheiten; 
vom  ahd.  halla  tempel  (seltenes  wort)  aUs.  halla,  ags,  heal  u.  dgl.  Über 
das  deutsche  wort  s,  Diefenhach^  Goth.  wb.  II,  620,  Weigand  s,  v. 

Hallier  fr.  (h  asp.)  busch,  gesträuch,  hecke,  engl,  hallier,  pic.  hallo. 
J^e  etymologen  verweisen  auf  hallns  oder  halla  in  der  L.  Säl.  41,  4:  ant 
de  ramis  ant  de  hallis  saper  cooperuerit,  wofür  aber  die  mehreoM  der 
hss.  callis  (==  ^siccis  ramis*  in  einer  glosse)  liest.  Nahe  Hegt  hasla  der 
L.  JRip.:  in  hasla  h.  e.  in  ramo. 

Halot  fr.  (asp.)  Schlupfwinkel  der  kaninchen;  muthmaßlich  vom 
ahd.  hol  höhle^  mit  Verwandlung  des  o  in  sl,  die  auch  im  ags.  hal  = 
hol  vorliegt.  Vgl.  hnlotte. 

Halt  altfr.  (asp.)  aufenthdlt,  wohnung:  il  est  vennz  ^1  halt  des 
hors  (ors)  et  des  lions  Parton.  11,  26,  nfr.  halte  (f.)  stiUstand  a^f  dem 
marsch,  auch  interj.,  it.  sp.  alto;  vom  dtschen  halt  festigkeU,  feste  stütze, 
vgl.  dliengl.  hold  festung  Hailiw.,  mhd.  be-halt  sicherer  plate,  fem.  ahd. 
halta  hemmung'y  hindemis. 

Harne  an  fr.  (asp.)  Heines  ^dorf,  altfr.  pic.  harn;  vom  goth,  haims 
(f.)  flecken,  ahd.  heim  wohnung. 

Hampe  fr.  (asp.)  griff  einer  waffe;  konnte  leicht  aus  ahd.  lianthabä 
eusammengeeogen  werden,  wie  auch  schon  andre  vennuthet  haben. 

Hanafat  vrK.  ein  maß  für  honig  (TrSvoux);  vom  ndl.  honig-vat, 
näher  alts.  hanig-fat. 

Hanebane,  henebane  fr.  (asp.)  bilsenkraut;  vom  engl,  hen-bane 
d.  i.  hühner-tod,  fr.  mort  aux  poules. 

Hanneton  fr,  (asp.)  maikäfer;  vielleicht  diminutiv  vom  dtschen 
hahn,  abgekürzt  aus  weiden-hahn,  wie  das  insect  mundarüich  genannt 
unrd,  Nemnich  II,  1237.  Grimm,  Myth.  1222  (3.  ausg.),  leitet  es  von 
dem  vrlt.  hanne  pferd,  also  pferdchen,  welcher  name  vielleicht  dem  Schröter 
gebührt  habe.  Andre  eum  theil  auf  das  summen  des  insectes  bezogene 
franz.  namen  sind:  lothr.  hnrlat  (MSm.  de  Vigneulles),  in  Metz  henlo, 
pic.  honrlon  oder  nrlon^  auch  brnant,  champ.  ^qnergnot,  waUon.  biese- 
ä-balowe.  —  [Treffend  unterstützt  Mahn  p.  79  die  deutung  aus  hahn 
mit  eitlem' englischen  namen  des  insectes,  cock-chafer  d.  i.  hahnkäfer. 
Genin,  RScreat.  phü.  I,  136,  schneidet  die  aspiration  ab  und  verweist 
anneton  auf  altfr.  ane  entc,  in  beziehung  auf  eine  ähnlichkeit  beider  thiere^ 
die  man  wahrgenommen  zu  haben  glaubte.] 

Hansacs  altfr.  fasp.)  messen  fist  de  hansacs  desmembrer  ^divisit 
cuUris  LRs.  162.  Es  ist  das  ags.  handseax  handmesser.  Franz.  han- 
sart  gartenmesser  (in  einigen  wbb.)  muß  daraus  entstellt  sein. 

Hanse  fr,  (asp.)  handelsgesellschaft,  daher  marchand  hans^  Gloss. 
du  droit  frang.  in  Inst,  de  Loysel  (Par.  1846);  vom  ahd.  hansa  schaar. 
•  Hante  altfr.  (ohne  aspir.)  schaft  der  lanze,  auch  hanste  geschrie- 
ben; entspringt  leichter  atis  ames  amitis,  do^s  auch  im  span.  vorhanden 
ist  (s.  andas  ü.  b),  als  aus  hasta,  altfr.  gleichfalls  haste,  it.  sp.  asta. 
Die  etymologie  ist  von  Menage. 


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II.  c.  HANTER-HARER.  611 

Hanter /r.  (asp.)  oft  besucheny  hantise  vertrauter  Umgang,  attfr. 
auch  hant  s,  i.  hant  de  femme  LBs.  83;  daher  engl,  haunt,  dtsch.  han- 
tieren [letzteres'  nach  Weigand  von  band].  Es  ist  ein  erst  von  den  Nor- 
mannen  eingebrachtes  auf  das  frone,  gebiet  beschränktes  wort:  altn,  heimta 
(von  heim  nach  hause)  einen  verlorenen  oder  abwesenden  gegenständ  eu- 
rück  verlangen  oder  aufnehmen,  dän.  hente;  bair.  heimtsen  heimführen 
ist  dasselbe.  Es  drückt  also  eine  innige  euneigung  aus:  servire  immun- 
ditiis  wird  darum  in  den  Liv.  d.  rois  p.  422  mit  banter  les  ordeez  über- 
setzt. Intransitiv  bedeutet  es  hausen,  wohnen,  und  erinnert  unmittelbar 
an  seinen  Ursprung  von  heim:  les  seraines  en  la  mer  hantent  Brt.  I,p.  37. 
Man  leitet  es  sonst  von  habitare,  oder  vom  deutschen  band. 

Happe  /r.  (a^.)  halbkreiß  von  eisen,  krampe,  hsL^^QV  packen ;  vom 
ahd.  happa  sichd,  vb.  nhd.  bappen. 

Haras  fr.  (asp.)  stuterei,  im  spätem  nüat.  baraciom.  Das  lat. 
bara  (koben)  paßt  schlecht  jm  dem  begriffe.  Ahd.  hari  heer,  trupp,  worauf 
JauU  verweist,  ist  eu  allgemeiner  bedeutung.  Treffender  wäre  das  longob. 
fera  bei  Patdus  Diac.  2,  9,  das  er  selbst  ^generatio  vet  linea'  übersetzt, 
wenn  man  annimmt,  daß  es  auch  der  fränk.  mundart  geläufig  war,  denn 
anlautendes  f  kann  in  b  geschwächt  werden  (bors,  barouce,  hausart). 
Noch  bezeichnender  ist  woM  das  arab.  feras  pferd,  woher  auch  sp.  alfaraz, 
s.  oben  II.  b.  Die  arab.  pferde,  farii  equi  DC,  waren  auch  im  mittel- 
alter  sehr  ygeschätzt;  daß  sie  zur  zucht  dienten,  ist  nicht  zu  bezweifeln: 
dem  fremden  worte  aber  konnte  man  leicht  collectiven  sinn  aufdrücken, 
wie  ja  auch  das  neupr.  ego  {lat.  eqaa)  die  bed.  von  haras  erfüllen  muß. 
Beide  letztere  etymologien  haben  nur  das  anstößige,  daß  eine  altfr.  form 
faraS;  eine  mlat.  faracium  nicht  vorhanden  ist. 

Harasse  altfr.  (asp.)  großer  schild,  der  den  ganzen  mann  deckt, 

Hard,  hart  fr.  (f.,  h  asp.),  daher  pr.  art  Am.  Vid.,  wiede,  sträng, 
harde  koppdseü,  auch  rudd  thiere,  plur.  bardes  Kleidungsstücke,  geräth- 
Schäften;  abgd.  ha  reelle  weidengerte  zum  binden.  Von  Ungewisser  her- 
kunft.  Hardes  erinnert  einigermaßen  an  sp.  pg.  fardas  und  fr.  fardeau, 
wofür  sich  altfr.  hardel  findet  Ren.  I,  32.  139,  dem  awcA  die  bedeutung 
von  hard  zusteht:  un  grand  hardel  de  soie  aras  ou  col  noös  Fier. 
p.  79,  8. 

Hardier  altfr.  (asp.)  reizen,  necken;  von  demselben  dtschen  stamme 
urie  hardi  (s,  ardire  I.),  vgl.  ndd.  anbarden  anreizen,  und  den  picard. 
ausruf  hardi  um  zwei  kämpf  er  gegeneinander  anzureizen,  eigentl.  muthig! 

Harer,  harier  altfr.  (asp.)  aufreizen,  drängen,  ersteres  noch  jetzt 
normannisch,  daher  altengl.  to  bare  und  to  harie  treiben,  drängen,  plagen; 
von  bar,  baro  dem  hiUferuf,  vgl.  ahd.  bar^n  schreien,  rufen,  nicht  wohl 
vom  ags.  herian,  hergian  verwüsten,  zerstören  (plagen,  s.  Bouterweks 
Glossar),  da  sich  nirgends  im  franz.  radicales  e  zeigt.  Ganz  deutlich 
hängt  mit  jenem  nothgeschrei  zusammen  cätfr.  bara  1er  (asp.)  beunruhigen: 
souef  Fapele,  n*avoit  son  de  crier  *harele*  er  f*uft  leise,  unU  ihn  nicht 
aufschreien  Trist.  I,  p.  119;  subst.  barele  aufstand,    empörung.   —    Ein 


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612  n.c.  HARGNE-HASCHIERE. 

neuerer  phUologe  leUet  harer,  harier  nebst  harasser  u.  a.  aus  dUfr.  har 
weidenrtdhe,  das  auch  peitsche  bedeuten  soll.  Aber  dieses  l|ar  ist  schwer- 
lich eine  eigne  form,  sondern  nur  eine  schlechte  Schreibung  für  hard  oder 
hart  (s,  Nicoty  Bord,  Roquefort)  und  duldet  keine  ableitung  ohne  sutritt 
des  ihm  gebührenden  dentale.  Fände  es  sich  gereimt  auf  char  u.  dgl.j 
so  wäre  die  sache  anders. 

Hargne  altfr.  Verdrießlichkeit  Roq.,  hergne  verdrießlich  id.,  loihr. 
har^gne  hader,  ewist,  infr.  hargnenx  (asp.)  jsänkisch,  norm,  harigneux 
störrig,  vb.  dltfr.  hargner  hadern,  eanken,  picard.  höhnen,  dsgl.  hergner 
sich  beklagen  Boq.  Daeu  gesellen  sich  noch  norm.  Wörter  wie  hargag- 
nenx  für  hargneux  und  harguigner  für  hargner.  Einige  der  vereeich- 
neten  Wörter  deckt  das  ahd.  harmjan  ^objurgare,  andre  weder  dieses  noch 
etwa  hader.  —  Man  bemerke  den  formellen  eunespaU  ßwischen  hargnenx 
und  harignenx.  Die  frane.  spräche  duldet,  was  die  erstere  form  betrifft, 
die  combination  rgn  unbedenklich:  Anvergne,  borgne,  ^pargner,  hergne 
für  hemie,  lorgner;  die  ital.  kaum:  ÜEurgna  für  famia.  Im  span.  kommt 
das  gleichbedeutende  rfi  schwerlich  vor:  eine  Variante  von  alcnfia  mit  ein- 
geschobenem r  wird  alcnmia  geschrieben,  nicht  alcnrfia. 

Haricot  fr.  (asp.)  bunte  bohne  (pflanee  oder  frucht),  auch  ragout, 
pic.  haricotier  kleinhändler.  Wie  Oinin,  Ricr.  phil.  I,  46  ff.,  ausein- 
ander setet,  gieng  die  bed.  ^ragout  von  klein  geschnittenem  hammelfleisch\ 
haricot  de  monton,  voran,  auf  die  bohnen  habe  man  das  wort  erst  im 
17.  jh.  übertragen;  gebildet  sei  es  aus  aliquot,  woher  awcÄ  haligote  (f eisen 
citfr.).  Hiemach  käme  dem  volke,  das  von  aliquot  nichts  wußte,  kein 
theil  an  der  entstehung  beider  Wörter  eu;  von  den  gebildeten  aber  soüte 
man  denken,  daß  sie  ein  solches  gemengsd  lieber  ein  quodlibet  als  ein 
aliquot  genannt  hätten. 

Haridelle  fr.  (asp.)  elendes  mageres  pferd,  henneg.  hardele,  engl. 
harridan,  vgl:  wollen,  harott,  norm,  harin  dass.  Trotz  dieser  Varianten 
ist  seine  herkunft  nicht  klar. 

Haro  (asp.)  Zetergeschrei,  besonders  in  der  Normandie  üblich.  Man 
deutet  es  unter  andern  aus  der  interj.  ha  und  dem  namen  des  ersten  her- 
zogs  Rollo,  daher  es  sich  zuweilen  harol  geschrieben  findet:  es  sollte  einen 
an  diesen  fürsten  gerichteten  hülferuf  ausdrücken.  Abgesehen  jedoch  von 
der  in  der  sache  liegenden  Unschicklichkeit  eines  solchen  Ursprungs  wäre 
auch  die  interj.  ha  hier  am  unrechten  orte.  Die  ahd.  spräche  bietet  hera 
und  hara,  dsgl.  herot,  alts.  herod  s.  v.  a.  lat.  huc,  und  aus  letzterer  form 
unirde  sich  nicht  allein  haro,  sondern  auch  das  alte  vb.  haroder  zeter 
schreien  buchstäblich  erklären,  so  wie  aus  der  einfachen  form  die  zss. 
harloup,  harlevrier.  Die  bedeutung  von  haro  wäre  also  die  dem  begriffe 
des  Zetergeschreies  zukommende  'hieher!  herbei l^  harou,  harou!  k  l'ors! 
hieher!  auf  den  baren! 

Haschiere  altfr.  (asp.)  strebe,  pein;  vom  gleichbed.  ahd.  härm- 
scara  eigentl.  schmerztheU;  nUat.  zsgz.  hascaria,  äUcat.  aliscara.  Selbst 
das  beJcannte  aUfr.  haschie  könnle,   wie  schon  Ducange  vermuthet,  aus 


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II.c.   HASE-HAVIR.  613 

haschiere  abgekürzt  sein;  es  atis  dem  vh.  hacher  her/ndeiten,  verwehrt  die 
pic.  form  haskie. 

Hase  /r.  (asp.)  Weibchen  des  hasen^  vom  ahd.  haso,  wojm  aber  ein 
fem.  hasä  fehlt.    Norm*  heri  hasey  vom  altn.  hSri,  nach  Du  Mirü. 

H&te  fr.  (dtsp.)  für  haste  etUy  häter  beschleunigen^  aäj.  h&tif,  pr. 
astiu/  (dtit.  adv.  astivamente;  vom  altfries.  hast,  nord.  hastr  eüe^  vb. 
hasta,  mnd.  hasten  eüen. 

Haterel  aitfr.  (asp.)  genich,  nacJcen,  auch  hasterel  (jenes  in  den 
ältesten  werJcen)^  noch  jetjst  pic.  haterean,  woAlon.  hatraL  Man  leite  es 
getrost  von  dem  gane  gleichbed.  ahd.  hidsädara,  mhd.  halsäder,  woraus 
halster-el  halterel  haterel  und  mit  zurückgerufenem  s  hasterei  werden 
konnte:  auch  in  contraindre,  pr.  contraigner,  fiel  s  sfwischen  liquida  und 
t  schon  in  ältester  eeit  aus,  vgl.  auch  it.  poltro  aus  polster.  —  [Gachet 
gibt  daneben  das  lat  hasta  eu  erwägen,  woraus  norm,  hatel  scheit,  welcher 
bedeutung  die  des  rückgrates  oder  des  genickes  als  gipfel  des  rumpfes 
nahe  liege,  was  sehr  gekünstelt  aussieht.] 

Haubans  fr.  (masc.pl.,  asp.),  alt  hobencs  taue  zur  befestigung  des 
mastes;  vom  altn.  höfiidbendur  (fem.  pl.J  dass.  Mndl.  sogte  man  hobant 
für  hoofdband  (Hoffmanns  Hör.  belg.  V,  105).  Es  wäre  also  besser 
hobans  zu  schreiben.     Vom  ndl.  raa-band  aber  ist  fr.  raban. 

Haut  fr.  (asp.)  hoch,  ältfr.  halt,  hault;  vom  lat.  altus  mit  vorge- 
säzter  aspirata,  was  sonst  kaum  begegnet  und  aus  einfluß  des  nord.  hä 
oder  ahd.  hoch  erklärt  zu  werden  pflegt.  GSnin,  Variat.  de  la  lang.  fr. 
p.  61,  lehrt,  haut  sei  zur  zeit  Franz  I.  (1515—47)  noch  nicht  aspiriert 
worden;  BouiUe,  Biffer.  vulg.  ling.  1633  p.  62,  muß  sich  also  verhört 
haben,  wenn  er  sagt:  hault  ab  alto,  sed  Yulgus  eam  aspirat  Oder  meint 
jener  die  spräche  des  hofes? 

Hautbois  fr.  (asp.)  ein  blasinstnment,  welches  hoch  geht,  buch- 
stäblich hochholz. 

Have  fr.  (asp.)  mager  und  bleich;  vom  gr.  atog,  avog  trocken, 
meint  MSnage,  vom  engl,  heavy  Frisch.  Die  aspiration  spricht  auch  hier 
für  ein  deutsdtes  wort,  aber  nicht  für  das  logisch  wenig  passende  heavy, 
sondern  für  das  ags.  hasva  trocken,  bleich,  das  nach  Grimm  P,  422  auch 
in  einem  mhd.  heswe  vorhanden  ist. 

Haver  altfr.  (asp.)  an  sich  ziehen;  wohl  vom  ahd.  habSn,  engl,  to 
have  cet.  in  der  bed.  halten,  fassen.  Desselben  Stammes  ist  fr.  havet 
haken,  entweder  aus  dem  sbst.  habä  (vgl.  hant-habä),  oder  besser,  wie 
Grandgagnage  will,  aus  haft  fessel,  mit  anbUdung  an  das  fr.  suffix  et, 
wie  auch  wallon.  haveter  von  haften  heften. 

Haveron,  havron,  averon/r.  u)üder  hafer  (TrSv.  u.  Hecart);  vom 
ahd.  habaro,  oder  richtiger,  da  h  stumm  ist  und  auch  aveneron  vorkommt, 
von  avena. 

Havir  fr.  (asp.)  versengen;  vom  ahd.  heißn  brennen  (woher  unser 
nhd.  hei-rauch):  ei  d.  i.  ai  ward  regelrecht  zu  a,  und  v  setzte  man  ein, 
um  den  Malus  zu  beseitigen  oder  um  das  wort  von  haYr  zu  unterscheiden. 


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614  ILc.   HAVKE-HEKSE. 

Havre  fr.  (In.,  asp.J,  alt  havene,  havle,  hable  portus  marüimus; 
unmittelbar  vom  ags.  häffen,  altn.  höfh. 

Havresac  fr,  (asp.)  tomister;  vom  dtschen  habersack,  von  den 
fuhrleuten  eu  den  kriegsleuten  übergegangen. 

IL  6  fr.  in  li61as;  entspricht,  da  h  ein  stummes  eeithen  ist,  eher  dem 
lat.  klagelaute  ai  (ac)  als  dem  dtschen  ha  oder  hei;  pr.  ailas. 

Heingre  alt  fr.,  wodlon.  hink  schmächtig:  heingre  out  le  cor»  e 
graisle  Bol.  p.  148,  norm,  haingre  schwächlich,  Iränklich;  von  aeger  mit 
eingeschobenem  n.  Zsgs.  nfr.  malingre  kränklich,  piem.mail.  malingher, 
wohl  auch  durch  Umstellung  altfr.  norm,  mingrelin,  it.  mingherlino. 
Dahin  femer  cdtfr.  engrot  kratikheit  Brt.  I,  101,  engrotö  krank  /,  363, 
eine  gleichfalls  rhinistische  form  von  aegrotus. 

H61er  un  navire  fr.  (asp,)  ein  schiff  anrufen;  vom  engl,  to  hail  a 
ship  ihm  heil  mrufen,  ndd.  anhalen. 

H  e  1 1  e  q  u  i  n  cdtfr.  (asp.),  auch  neupr.,  eine  geistererscheinungj  geister- 
kämpf,  unlder  Jäger,  s.  Carpentier  (daher  Dante's  teufelsname  Alichino 
Inf  21,  118?).  Vom  deutschen  helle  (holte),  dimin.  ndl.  helleken,  helle- 
kln, persönlich*  auf  gefallt,  vermuihä  Grimm  Mythol.  894,  vgl.  Simrocks 
Mythol.  199,  6.  ausg. 

Hendure  altfr.  (asp.)  degengriff  BCam.  p.  19,  adj.  hendö  mü 
einem  griff  versehen:  esp^e  qui  de  fin  or  estoit  hend^  C.  dePoit.  p.34; 
vom  altn.  henda  ergreifen.  -—  [Aber  Gachet  p.  387^  vermuthä  nicht  ohne 
grund  heudure  cet.,  eu  helt  (s.  elsa  II.  a)  gehörig^ 

Herde  altfr.  (asp.),  pic.  herde  (ohne  asp.),  altwallon.  hierde  rudel 
wild,  überh.  herde:  domini  gregem  durch  herde  nostre  signor  Übersetzt 
FG.  I,  43-,  vom  ahd.  herta,  goth.  hairda.  Altfr.  herdier,  champ.  hairdi 
Tarbe  I,  161  hirt,  kuhhirt,  ndl.  herder,  mhd.  hertaere. 

Here  fr.  (asp.)  in  der  Verbindung  pauvre  höre  unbedeutender  mensch; 
kein  altes  wort,  vom  nhd.  herr  oder  ndl.  heer.  La  Fontaine  1,  6  braucht 
es  auch  ohne  adjectiv. 

Herp6  fr.  (asp.)  mit  nebenkiauen  verseheny  wenn  von  hunden  die 
rede  ist  (Trevoux);  ohne  eweifei  für  harp6  von  harpe,  pr.  arpa  klaue. 
Vb.  norm,  herper  ergreifen,  packen. 

Herse  fr.  (f.,  asp)  ege,  richtiger  altfr.  herce,  miat.  erptia,  hercia, 
von  liirpex  hirpicis,  it.  erpice,  neupr.  erpi,  lothr.  erpe;  vb.  fx-  herser/iSr 
hercer  egen.  In  zweiter  bedeutung  ist  herse  eine  art  canddaher,  weü  er 
ähnlichkeit  mit  einer  ege  hat  (DO.):  machina  illa  ferrea,  quae  vnlgo 
*erza'  vocatur  Statut,  cluniac.  Dieses  erza  lautet  pg.  e^a  und  heißt  cata- 
falk,  der  gleichfalls  mit  kerzen  geschmückt  ist  (feÜt  span.).  Nach  form 
und  bedeutung  entspricht  den  roman.  Wörtern  aber  auch  engl,  hearse  grab- 
gerüst,  ags.  hersta,  ahd.  harsta  rost,  scheiterhaufe.  —  Ein  diminutiv  von 
hercer  ist  altfr.  herceler  (asp.),  nfr.  harceler  (vgl.  harce  für  herce  noch 
bei  Nicot)  einen  bis  zur  peinigung  reizen,  denn  die  zahne  der  ege  peinigen 
den  erdboden.  Nach  Genin  freilich  von  harcelle,  aber  eine  bindweide 
wäre  ein  schlecht  gewähltes  reiz-  oder  peinigungsmittd.    Eine  schlagende 


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ILc.    HERÜPE--HOBER.  615 

parällde  für  die  gegebene  etymologie  ist  das  engl,  to  barrow  1)  egen, 
2)  peinigen. 

Herup6  und  hurep6  cdtfr.  u.  noch  norm,  (asp,)  struppig  von  haar^ 
zottig,  letztere  form  e,  b.  LBs.  345y  wo  villosus  mit  hurepez  übersetzt 
wird.  Die  herleitung  aus  dem  bei  Apüle^us  vorkommenden  horripilare 
ist  abzuweisen.  Das  wort  verräth  einen  deutschen  anlaut  hr  und  mahnt 
an  ags.  hriöpan  pflücken^  zupfen:  ein  dhß,  hrupfan  wäre  ihm  vollkommen 
gerecht. 

H6taudeau,  hestaudeau  dltfr.  (asp.)  junger  kapaun;  dimin.  vom 
ahd.  hagastalt  caelebs,  tiro^  nUat.  haistaldus.  Andere  schreiben  estaudeaU; 
aber  noch  Beza  aspiriert  den  anlaut.  Nach  Ducange  nannte  man  jene 
fhiere  so^  weil  sie  von  den  haistaldis  d.  i.  colonis  gefüttert  unirden ;  es  ist 
aber  vielmehr  eine  scherzhafte  Übertragung  menschlicher  auf  thierische 
zustände,  der  hötaudeau  wird  cds ,  ein  zwm  cölibat  bestimmtes  thier  auf- 
gefallt.  Vermöge  einer  ähnlichen  übertragtmg  bedeutet  unser  deutsches 
mönch  ein  verschnittenes  thier,  mOnchen  verschneiden. 

Hßtre  fr.  (m.,  asp.)  buche;  vom  ndl.  heester,  heister  «towde,.  ndd. 
bester  junge  buche,  nhd.  heister,  s.  Grimms  Bechtsdlt.  p.  106. 

Hibou  /r.  (asp,)  uhu;  naturausdruck  vom  geschrei  desvogels,  dUfr. 
auch  boupi,  vgl.  Schweiz.  hihucAi^n  keichen. 

Hide  und  bisde  cdtfr.  (f.,  asp.)  schrecken,  grauen,  bideur,  bisdeur 
dass.,  bideux,  bisdeux  (ersteres  auch  neufr,)  schrecklich,  gräulich,  z.  b. 
la  for^s  estoit  bisdouse  et  fa^e  der  wald  war  grauenvoll  und  gefeit 
JParton.  1,  p.  18.  Ein  mittdfranz.  verbum  enbider  verzeichnet  Monnard. 
Ist  bisdeux  etwa  von  bispidosus  rauh  (in  einigen  ausgaben  des  Catull) 
und  ist  hieraus  das  subst.  bisde  abgezogen?  Die  Seltenheit  eines  solchen 
Vorganges  ist  ein  geringeres  hindemis  als  die  dltfr.  Schreibung,  die  eher 
auf  eine  ursprüngliche  fonn  bid  als  auf  bisd  schließen  läßt.  Vielleicht 
hat  das  wort  in  dem  von  seilen  des  begriffes  genau  zutreffenden  ahd. 
6gidl  ^horror  seine  quelle:  aus  egid!  konnte  eide,  und  da  dem  Franzosen 
ei  oft  zu  i  wird  (Rom.  gramm.  I,  423),  ide  entstehen;  begidl  aber  wäre 
eine  aspirierte  nebenform  wie  beber  für  eber,  beigan  für  eigan,  büz  für 
flz.  Diese  prothesis  ist  besonders  in  der  fränkischen  mundart  häufig  und 
kommt  z.  b.  in  dem  atis  demselben  stamme  gebildeten  eigennamen  Hegisher 
vor,  s.  FÖrstemanns  Namenbtuh,  Pfeiffers  Forschung  auf  dem  gebiet  d.  d. 
alterth.  2,  6. 

Hie  aUfr.  (asp,)  gewalt,  nachdruck;  vom ndl.hii^en  streben,  keichen, 
ags,  bige,  byge  eifer,  vb.  bigan,  engl.  bie.  Das  nfr.  hie  ramme,  stampfe 
muß  dasselbe  wort  sein;  auch  ndl.  beijen  rammen  scheint  nur  ein  um- 
geformtes  bijgen. 

Hillpt  dienet,  bei  Marot;  /Srfillot,  im  beam.  dialect,  wo  omcä  bils 
für  fils  gilt.    S.  Nodier  Exam.  crit. 

Hob  er  dltfr.  (obier  Og.  6796)  sich  rühren,  seine  stelle  verlassen. 
Cdtisch?  vgl.  kymr.  ob  das  weggehen;  altn.  bopa  weichen  hätte  bouper 
{mit  asp.  b)  erzeugen  müssen,  doch  aspiriert  Paisgrave. 


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616  U,c.  HOBm-HOUBLON. 

Hob  in  aJtfr,  (asp.)  eelter,  daher  enÜehnt  it.  ubino;  vom  engl. 
hobby  kleine  art  pferde,  Uepper  (dän.  hoppe  sttUe),  dsgl.  Meine  art 
habieJUe.  Ahgd.  altengl.  hobeler  der  einen  Mepper  reuet,  fr.  hobereau 
(h  asp.)  landounker,  auch  lerchenfalk,  nUat.  hobellarius,  hoberarius,  vgl. 
dieselbe  hegriffsverbindung  im  sp.  tagarote  geringer  fcdk,  armer  eddmann, 
$.  Cavarruvias. 

Hoc  ältfr.  pic.j  hoquet  (h  asp.)  haJcen^  vh.  hoquer,  ahoqner  an  den 
haken  hängen;  vom  ags.  hoc,  engl,  hook,  ndl.  hoek  (m.)  haken,  witJcel, 
ecke  (kymr.  hwca  etwas  gekrümmtesj,  nicht  vom  deutschen  haken.  Das 
neufr.  fem.  ho  che  (asp.)  kerbe,  einschnitt  mag  (Aen  daher  stammen:  aUfr. 
broc  und  breche,  croc  und  croche  eeigen  die  nämliche  art  der  Wortbil- 
dung, Span,  hneca  stimmt  eu  hoche  nach  form  und  begriff:  es  ist  su 
trennen  von  hueco  II.  b.? 

Hoche  attfr.fasp.)  langes  gewand;  vommndl.hoickQ,  fries.  hokke 
mantd,  capuae,  s.  Richthofen;  die  kymr.  spräche  hat  hng  {£U  leteterem 
stellt  Diefenbach,  Orig.  europ.  246,  das  mundartlich  fr.  huqne,  sächs.  hdke). 

So  eher  fr.  faspj  schütteln;  zusammenhängend  mit  dem  gleichbed. 
ndl.  hotsen,  hutsen^  waUon.  hosst. 

Hogner  fr.  (ohne  asp.,  picard.  mit  asp.)  brummen,  murren.  Gleich- 
bed. ist  hd.  hummen;  engl,  hnm,  nord.  hnmma:  hogner  könnte  einem 
ahd.  humjai;!  oder  nord.  hnmja  entstammen. 

Hogue  norm.  (m. f.)  hügd,  nur  in  Ortsnamen,  in  späterem  miatein 
hoga,  hognm,  ältfr.  mit  pälatalem  g  hoge  (f.  asp.)  hügd,  auch  grabhügd 
LRs.  127;  vom  altn.  haug-r  (m.)  gleichfalls  hügd,  grabhügd,  ahd.  höhl 
(f.)  höhe  u.  dgl.  Dasselbe  wort  scheint  angue  Ägol  v.  36,  vgl.  FaUotp.  606. 

Homard  fr.  (asp.)  seekrebs;  vom  schwed.  hnmmer,  das  dem  lat. 
cammams  entspricht. 

Hoquet  /r.  (asp.)  der  schluckten;  naturausdruck,  vgl.waUon.  hikStt, 
bret.  hak,  htk,  engl,  hiccough,  hickup. 

Horde  ältfr.  (asp.)  schranke,  horder  schützen,  nfr.  hourder  grob 
übertünchen;  vom  ahd.  hurt,  nhd.  httrde. 

Höre,  vieille  höre  norm.  Schimpfwort  für  ein  altes  weib,  s.  Menage, 
daher  auch  hourier,  hourifere  bei  Garpentier;  vom  ahd.  hörä,  huorä  me- 
retrix,  huorari  scortator. 

Horion  /r.  (asp.)  derber  schlag  auf  köpf  oder  schütter  (s.  b.  mü 
einem  prügd :  sy  Ten  donray  ou  cief  nng  si  grant  horion  ChGyg.  v.  1189), 
äUfr.  norm,  auch  krankheit,  norm,  horgne  in  erster  bed.,  horiqne  (f.)  in 
letzterer,  vb.  lothr.  h6ri6  prügdn.  MSnage's  deutung  aus  dem  seltenen 
oreillon  schlag  Hwf  das  ohr  (orillon  faustschlag  Gayd.  p.  244)  hat  etwas 
empfehlendes,  aber  das  aspirierte  h  und  der  in  der  schriftsprciche  wohl 
kaum  vorkommende  ausfäll  des  erweichten  1  machen  es  wünschenswerth, 
nach  einem  andern  etymon  eu  forschen. 

Hotte  fr.  (asp.)  tragkorb;  vom  schweie.  hutte  dass.,  oder  hd.  hotze 
wiege,  bei  Frisch  I,  471^. 

Houblon  fr.  (asp.)  hopfen.    Aus  dem  gleichbed.  ndl.  hop  entstand 


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ILc.  HOüE-HU.  617 

das  altwatton.  hubillon,  hieraus  grJdärt  sich  das  frans,  wort.  So  Grrand- 
gagnage;  doch  wird  man  houblon  hesser  in  houb-el-on  eerlegeny  wie  auch 
noch  Nicot  schreibt,  da  sich  houbillon  nicht  ^  ohne  härte  in  houblon  im- 
sammensfiehen  würde.  Mlat.  humlo  findet  sich  schon  beim  h.  Ädhalard, 
es  ist  das  mndl,  hommel,  altn.  hamall :  daraus  hätte  fr.  hoamblon,  schwer- 
lich houblon  werden  können,  da  diese  spräche  die  Verbindung  mbl  liebt^ 
nicht  meidet. 

Houe  und  hoyau  fr.  (asp.)  haue,  vb.  houer,  henn.  hauwer  aufhauen; 
vom  ahd.  houwä,  houwan. 

Houille  fr.  (asp.)  lütticher  steinkoMej  waUon.  hoie,  im  spätem 
ndat.  huUa,  auch  sp.  hulla ;  geu^ß  ein  uraltes  locales  wort,  dessen  herkunft 
schwer  0u  ergründen  sein  möchte.  Frisch  erkennt  darin  ein  nds.  hüllen. 
—  [Später  hat  Scheler  seinen  Ursprung  im  deutschen  kohle  vermuthet, 
Ateler  mit  besserem  gründe,  wie  es  scheint,  im  deutschen  schölle,  ahd. 
skoUa,  vgl.  dieselbe  behandlung  des  anlautes  im  waU.  hale  vom  lat.  scala. 
Darf  man  ein  älteres  skolja  eu  gründe  legen,  so  rückt  das  rom.  wort  dem 
deutschen  noch  näher:  skolja,  ältwall.  hoille  (?),  fr.  houille. 

Houle  dltfr.  (asp.)  kochtopf;  vom  lat.  olla,  sp.  oUa,  woher  auch 
ahd.  nla. 

Houle  aUfr.  bordeU  (en  la  taverne  ou  en  houle  FC.  III,  283), 
holier,*houlier  besucher  der  houle  oder  =  bret.  houlier  kuppler?  Daher 
auch  altengl.  holard  liederlicher  geselle,  altfr.  holerie  Roq.  Ist  houle 
identisch  mit  dem  vorigen  und  bedeutete  es  eigentl.  garküche,  demnächst 
liederlicher  ort?  Aber  passender  scheint  ahd.  holt  (f.J,  altn.  hola,  engl. 
hole,  nhd.  höhle,  gana  unpassend  Ducange's  herleitung  aus  houille  kohlen- 
grober,  s.-v.  hullae. 

Houpöe  fr.  (asp.)  dcis  aufsteigen  einer  welle;  vom  ags.  hoppan, 
ahd.  hupfan  hüpfen? 

Houppe  fr.  (asp.)  quaste,  troddel;  vermuthlich  vom  ndl.  hoppe  (f.) 
hopfen,  wegen  seiner  kugelförmigen  schuppichten  blumendecke.  Daeu 
scheint  auch  sp.  hopo  wollichter  schweif  der  thiere  eu  passen. 

Houspiller  fr.  (asp.)  einen  jserren  oder  auch  mit  Worten  mis- 
handeln;  wird  durch  Verlegung  in  hous-piller  nickt  deutlicher  und  scheint 
eher  eine  ableitung,  etwa  aus  ags.  hyspan  verspotten,  verhöhnen.  [Eine 
plausible  auf  eusammensetzung  gegründete  erklärung  hat  später  Littre 
gegeben.  Das  wort  hat  seinen  Ursprung  in  einem  altfr.  houcepigner 
(houce  rock,  pigner  auskämmen),  demnächst  housse-piller  einen  am  rock 
packen  (bei  Roq.J,  ihn  quälen,] 

Housse  fr.  (asp,)  Satteldecke;  vom  ahd.  hülst,  hulft  mit  gl.  bed., 
mlat.  hulcia,  hulcitum. 

Houx  fr.  (asp.)  Stechpalme;  vom  ahd.  hulis  ruscum,  ndd.  hülse, 
ndl.  hülst.  Daher  houssoir  Staubbesen  {aus  zweigen  von  houx),  housser 
kehren,  houssine  gerte. 

Hu  altfr.  ausruf  jmm  höhnen  oder  scheuchen,  huer  hinter  eitlem  her 
schreien,  huard  schreier,  huette  eule,  norm,  huant  dass.  (alle  asp.).  Hu 


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618  ILc  HUCHE-HÜVET. 

scheint  naturausdruck,  der  auch  in  dem  ^gleicMed.  bret.hti  und  demhymr. 
eeterschrei  hw  begegnet,  aber  auch  dem  deutschen  gebiete  nicht  fremd  ist^ 
0.  b,  ahd,  hfiwo  eule,  woraus  vielleicht  haette  unmitelbar  abgeleitet  ward. 

Huch;e  fr,  (asp,)  hasten,  mehlkasten,  daher  wohl  sp,  altpg.  hncha 
nebst  bask,  ucha  (s.  Humboldts  Verzeichnis),  Da  man  altfr.  auch  huge 
schrieb^  so  passen  beide  formen  jhu  dem  mlat,  hutica  wie  nfr,  nache  und 
altfr.  nage  eu  natica,  d.  h.  hutica  unrd  durch  die  franz.  doppelfom^  be- 
stätigt. Hängt  dies  letztere  nun  mit  unserm  hütte  oder  hotte  zusammen? 
Aus  huche  oder  hutica  ist  engl,  hutch  hasten,  trog,  worin  andre  das  ags. 
hväcce  büchse,  lade  erkennen,  s.  darüber  E.  Müller. 

Hu  eher  fr.  (asp.),  pr.  uehar  mit  lauter  stimme  zünden.  Daß 
hucher  aus  hucar  entstand,  beweist  auch  das  pr.  ucar,  pic.  huquer,  piem, 
uch6,  vgl.  mlat.  qui  ad  ipsos  huccos  cucurrerunt  Form.  Sirm.  num.  30, 
Das  offenbar  an  lat.  huc  erinnernde  wort  ist  weit  verbreitet:  nmdl.  huuc 
Huydecoper  zu  Stoke  I,  382,  kymr.  hwchw,  serb.  uka.  Von  hucher  ist 
huchet  jägerhom.  Anzumerken  ist  auch  norm,  h out  er,  henneg.  hutier, 
vgl.  engl,  hoot,  mhd.  hiuzen  schreien. 

Huitre  fr.  auster;  von  ostrea,  sp.  ostra,  it.  östrica. 

Hulotte  de  lapin  fr.  fasp.)  kanincJienhöhle;  vom  ahd.  holt  höhle, 
aber  nach  einer  älteren  form  mit  radicdlem  u  wie  im  mhd.  httle. 

Humer /r.,  pic.  heumer  (asp.)  schlürfen,  naturausdruck? 

Hüne  fr.  (asp.)  mastkorb ^  daher  sp.  huna;  vom  altn.  hfln  (m.)  mit 
gl.  bed.,  mndl.  hfine. 

Hure  fr.  (asp.)  struppiges  haar,  dsgl.  wüdschweinskopf,  altfr.  gmat 
fu  la  hure  qui  sor  les  ex  li  pent,  die  dem  wüden  schwein  über  die  äugen 
hängt,  Aubery  p.  64;  la  hure  abati  er  hieb  den  haarigen  theü  (von  dem 
haupte  des  erzbischofs)  herab  TCant.  p.  150.  In  der  alten  spräche  be- 
zeichnet es  auch,  wie  im  mniederl.  (s.  Clignetts  bydragen  p.  222)  die 
schnauze  des  wolfes  oder  löwen  u.  a.  thiere,  daher  ältsp.  hura  Canc.  de  B. 
(nsp,  hura  heißt  geschwür  am  köpfe),  altengl.  hure  Halliw.  Das  wort 
scheint  at4S  den  nördlichen  provinzen  gekommen:  man  findet  la  gent  barbte 
et  ahurie  Rob.  le  diable  E.  HI",  col.  1  (nfr.  ahurir  bestürzt  machen), 
norm.  hur6  struppig,  henn.  hur6e  rauh  aufgeworfenes  erdreich.  Schweiz. 
huwel  {ahd,  hiuwila)  heißt  ohreule  und  mit  hinsieht  auf  das  rauhe  ge- 
fieder  ihres  kopfes  wird  auch  ein  mensch  mit  struppigem  haar  so  genannt 
(Stalder),  im  Rom.  de  la  rose  steht  (nach  Le  Duchat):  le  huon  (t^hu) 
avec  sa  graut  hure.  Sollte  hure  nun  verderbt  sein  aus  hule  =  huwel, 
wie  altfr,  mure  aus  mule  {lat,  mula),  navire  aus  navile?  Frisch  I,  4? 8^ 
verzeichnet  hürru  eine  eule.  Was  das  nfr.  ahurir  betrifft,  so  hat  das 
ahd.  un-hiur,  un-hiuri  schrecklich  (ungeheuer)  gewiß  nähere  ansprüche 
und  selbst  bei  dem  sbst.  hure  ist  dieser  Ursprung  zu  bedenken. 

Hütte  fr.  (asp.)  tugurium,  sp.  huta;  vom  ahd.  hutta. 

Huvet  altfr.  (asp.)  mitra;  vom  ahd.  hüba,  altn.  hüfa. 


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ILc.   ILUEC-JALE.  619 


I.    J. 


Iluec,  ilueques  dltfr,  ortsadverb,  von  illoc,  ptc.  ilo;  jer^^f«.  icilec,  cilec. 

Isanbran  citfr.  pr,  ein  stoff  von  brauner  oder  schwärzlicher  färbe 
z,  b,  für  Überkleider:  noires  chapes  d'isanbrun,  en  cels  a  dou  noir  et 
du  brun  Bibl,  Guiot  1618;  desns  les  altres  dras  out  d'isebrun  mantel 
TCant  p.  156;  clerici  poterunt  habere  cappas  de  ysembruno  DO.,  vgl. 
P.  Meyer  eu  Flam.  p.  343.  Auf  dieses  wort  darf  man  einigen  werth 
legen  als  eins  der  wenigen  germanischen,  welche  die  einheimische  litteratur 
nickt  kennt:  eisenfarb,  eisengrau  hat  sie,  nicht  eisenbraun.  Auch  mit 
brnneta,  brunetta,  mMbruntt,  bezeichnete  man  einen  dunkelfarbigen  stoff . 
Ein  verwandter  tuchname  ist  pr.  altfr,  galabrun,  galebrun,  mZa^.  gala- 
brnnum,  in  welcher  Zusammensetzung  das  erste  wort  noch  zu  bedenken  bleibt. 

Isard  occit,  cat.  isart  und  sicart  eine  art  gemsen;  nach  Scdmasius 
vom  gr.  Y^akog,  einem  beiwort  der  gemse;  sehr  zweifelhaß. 

iHeiuB,  pr.  eiche  GO.  Ist  das  wort  richtig,  so  darf  an  eine  ab- 
leitung  ilic-erna  für  ilicea,  nach  dem  muster  von  qner-na  und  acer-na, 
worin  man  erna  für  das  sufßx  nahm,  gedacht  werden. 

Jabot  fr.  kröpf  der  vögel,  jaboter  murren,  brummen.  Menage  be- 
müht sich  es  aus  dem  unvorhandenen  capns  b^Mltnis,  woher  capulus,  zu 
leiten.  Einfacher  nimmt  man  jabot  für  gibot,  wie  jaloux  für  geloux, 
aXtfr.  jal6e  für  gel6e  stehn,  und  so  entspringt  es  aus  gibba  buchet.  Ebenso 
heißt  unser  kröpf  ursprüngl.  etwas  aufgetriebenes,  geschwollenes,  ahd.  eine 
blase,  'vesicula\ 

Jachere  fr.  brachfeld,  alt  gachiere,  gaschiere,  pic.  gaquiöre,  ghes- 
quiöre,  auch  garquiöre  Gl.  de  Lille  15  (35),  mZo^.  gascaria  (12.  jh.).  Wo- 
her?  Man  hat  vacaria  dafür  aufgestellt,  vom  lat.  vacare,  also  müßig 
liegendes  fdd,  aber  läßt  sich  fr.  j  so  leicht  auf  lat.  v  zurückleiten?  über- 
dies scheint  s  kein  bloßer  einschuh.  Auch  die  celtischen  sprachen,  worin 
man  das  wort  zunächst  sucht,  verweigern  es. 

Jadis  franz.  partikel;  erklärt  sich  aus  jamdiu  une  tandis  aus  tam- 
diu,  pr.  tandins.  Das  Vorhandensein  eines  einfachen  rom.  diu  wird  durch 
das  churw.  gig  (vgl.  gi  aus  dies)  bezeugt. 

Jaillir  fr.  hervorsprudeln;  nach  MSnage  für  jailler  von  jaculari 
schleudern  (oder  von  ejaculari  z.  b.  aquas),  was  grammatisch  möglich  ist; 
vgl.  oben  bondir.  Es  findet  sich  überdies  ein  altfranz.  wohl  nur  der  pi- 
cardischen  mundart  angehöriges  vb.  galir  (nicht  gaillir)  springen,  fort- 
springen, z.  b.  des  lanches  sunt  li  trons  encontre  mont*  gali  DMce. 
p.  151;  la  lanche  hors  des  poins  11  gali  Gaufr.  p.  191;  welches  sich  nicht 
auf  jaculari  zurückführen  läßt,  eher  auf  unser  wallen  sprudeln,  eine 
nebenform  walir  würde  entscheiden. 

Jale  fr.  großer  kübd  das  mehl  zu  messen,  mulde  für  den  wein; 
dsgl.  altfr.  jalon,   galon  getreidemaß  (mlat.  galo,  galetus),  henneg.  galot 


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620  ILc   JANGLEE-JARS. 

hanne  und  andre  hüdungen.  Die  etymologen  verweisen  auf  ganlas  trink-- 
geschirr,  eimer,  aber  betontes  au  verflacht  sich  schwerlich  in  a;  oder  auf 
das  nhd.  schale,  welches  wenigstens  ein  fr.  chale  verlangt.  Neben  jale 
bemerkt  man  noch  ein  synon.  cdtfr.  jaille  (Ducange  v.  galo),  buchstäblich 
das  lat.  galea  hdm,  dessen  diminutiv  galeola  ein  vertieftes  geschirr  be- 
deutet. Aber  für  die  vorher  erwähnten  Wörter  ohne  erweichtes  1  ist  dieses 
etymon  nicht  tauglich. 

Jangier  altfr.y  pr.  janglar  klaffen,  klatschen^  spotten,  aUfr.  jangle, 
pr.  jangla  geUatsch,  Spötterei.  Welcher  herkunft  janglar  auch  sein  mag, 
sicher  ist,  daß  die  prov.  mundart,  welche  die  ursprünglichen  formen  ge- 
wöhnlich besser  wiedergibt  als  die  frane.,  die  in  diesem  werte  und  in 
joglar  oder  Jongleur  vorhandenen  stamme  rein  von  einander  scheidet  und 
eben  so  wenig  die  bedeutungen  mischt.  Eine  bloß  modifiderte  ausspräche 
von  joglar  konnte  etwa  nebenformen  dieses  und  der  daeu  gehörigen  Wörter 
erzeugen,  aber  in  jangla,  janglar,  janglador,  janglaria,  janglos,  jangluelh 
cet.  erkennt  man  einen  reich  wuchernden  stamm,  dem  der  andre  an  frucht- 
barkeit  bei  weitem  nicht  gleich  kommt.  Italien  und  Spanien  kennen  ihn 
nicht,  um  so  mehr  wHrd  man  auf  Deutschland  verwiesen.  Ndd.  ndl. 
janken,  jang^ln  heißt  bellen,  belfern,  keifen  (Kit.):  daß  dies  an  klatschen 
grän£ft,  ist  an  und  für  sich  klar,  man  kann  sich  dazu  auf  die  bedeutun- 
gen des  pr.  glatir  berufen  LR.  III,  474.  Aber  nicht  zu  übersehen  ist, 
daß  auch  janglar  vom  hunde  gebraucht  wird:  cas  non  pot  layrar  ni 
japar  ni  jangolar,  welcher  gebrauch  im  neuprov.  fortdauert,  s.  Honnorat. 
Vgl.  übrigens  engl,  jangle  und  jingle  bei  E.  MüUer. 

Jante  fr.  (f.)  feige  d.  i.  eins  der  krummen  stücke  des  raäkreißes. 
Die  älteren  etymologen  leiten  es  von  canthus  (xai'^og)  eiserner  reifen  um 
das  ganze  des  radkreißes,  was  sich  von  Seiten  der  bedeutung  nicht  em- 
pfiehlt; die  dbweichung  im  genus  wäre  kein  entscheidetider  einwand.  Es 
bietet  sich  indessen  ein  anderes  etymon  dar.  Die  Flor,  und  Lindetibr. 
glossen  haben  camites  vel  canti  ^felga\  Gegen  canthus  haben  wir  bereits 
ein  bedenken  erhoben,  cames  oder  camis  camitis  aber  kann  ein  vorroma- 
nisches  aus  der  würzet  cam  krumm  (s.  darüber  gamba  I.J  geformtes  wort 
sein,  und  une  jambe  aus  camba,  so  konnte  jante  aus  dem  wurzelverwandten 
camitem  entspringen,  ja  vielleicht  ist  das  waUon.  chame  (feige)  nicht  aus 
chambe  =  pg,  camba  (gleichfalls  feige)  entstanden,  sondern  nichts  anderes 
als  die  nominativform  cames.  [Hierzu  ein  erschöpfender  artikel  von 
Diefenbach,  Orig.  europ.  p.  268,  welcher  in  dem  bemerkten  mlat,  camit 
das  gleichbed.  bret.  cammed  (f),  mit  anderem  suffix  kymr.  cammog  erkennt.] 

Jars  fr.  gänserich.  Das  pic.  gars  (Gloss,  de  Lille  13  [31]  ancer 
^gart^  lies  gorsj,  daher  bret.  garz  (welches  Fielet  at4S  sanskr.  värata  ent- 
springen läßt,  Ztschr.  f  vergl  sprachf.  IV,  127)  zeugt  mit  ziemlicher 
Sicherheit  für  den  anlaut  g  als  den  älteren.  Der  auslaut  s  sieht  zweifel- 
hafter aus,  da  häufig  auch  jar  geschrieben  wird;  so  schreibt  auch  Nicot, 
der  aber  auch  sonst  den  verstummenden  consonanten  unterdrückt.  Menage 
kennt  sogar  ein   mundartl.  vb.  jargauder  sich  paaren  (vom  gänserich), 


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II.C.   JASEE~JUC.  621 

i4>oraus  man  auf  ein  stdhst.  jarg,  jarg-s  schließen  Jcönnte.  Die  Etymologie 
ist  nicht  ganz  sicher.  Bas  von  Qachet  41"  verglichene  com.  yar  'gaUina\ 
woeu  Zeuß  Ily  1114  hret.  Tcymr.  iar  citierty  hat  von  Seiten  des  begriffnes 
die  doppelte  unähnlichkeit  mit  jars,  daß  es  einen  sehr  verschiedenen  vogel 
und  diesen  im  entgegengesetzten  geschlechte  bedeutet.  Muthmaßlich  enthält 
das  wort  ein  merkmal  des  männlichen  thieres  {das  weibliche  heißt  oie). 
Altnonl.ist  gassi  gänserich  und  schnatterer  (s,  den  folg.  artikel):  daraus 
kann  es  durch  einmischung  von  garire  entstanden  sein,  denn  der  gänserich 
schnattert,  die  gans  ^dattert\  der  gänserich  schreit  heftig^  wenn  man  ihn 
festhält,  die  gans  nicht  (Krünitzens  Encyd.).  Nach  dem  engl.  vb.  jar 
schelten,  schnattern  zu  schließen  scheint  selbst  ein  fr.  jarrir  für  garrir 
stattgefunden  zu  haben. 

Jas  er  /r.,  alt  gaser,  pr.  gasar  schwatzen.  Da  diepicard.  mundart 
gleichfalls  jaser,  nicht  jacher  spricht,  so  kann  das  wort  nicht  von  unserm 
gagzen  oder  gatzen  herstammen,  wohl  aber  vom  nord.  gassi  schnatterer, 
eigentl.  gänserich,  vgl.  bair.  gänseln  plaudern.  (Hiezu  eine  bemerkung 
von  Diefenbach,  Orig,  europ.  p.  349.J  Le  Duchat  leitet  jaser  am  dem 
it.  gazza  elster,  aber  theils  fehlt  dem  Italiener  selbst  das  vb.  gazzare,  theils 
wäre  alsdann  die  altfr.  form  gacer,  nicht  gaser.  Desselben  Ursprunges 
ist  vielleicht  auch  gazouiller,  alt  gaziller  zwitschern,  plaudern,  welches 
sich  andre  aus  dem  synonymen  bret.  geiza  gebildet  denken. 

Jau^r  fr.  visieren,  eichen,  jaage  visiermaß,  maßstab,  Caseneuve 
verweist  auf  altfr.  jalaie,  Ducange  auf  mlat.  galo,  welche  'beide  viel  zu 
allgemein  ursprünglich  nur  gefäße  von  unbestimmtem  maße  bedeuten,  übri- 
gens auch  formell  unfügsam  sind.  Denkt  man  sich  dagegen  aus  aeqaalis 
ein  rom.  verbum  aequalificare  gleichmachen,  auf  ein  und  dasselbe  maß 
bringen,  so  ergüit  dies  fr.  ögalger  {vgl.  altfr.  niger  von  nidificare),  zu- 
nächst egauger,  mit  abgestoßenem  anlaut  {s.  unten  mine)  ganger,  une  es 
altwällon.  lautete,  engl,  gange.^  Die  henneg.  formen  canqu^  und  gauque 
=  jauge  sind  für  einen  stamm  calc,  der  sehr  wohl  aus  qualfc  syncopiert 
sein  kann,  beweisend.  Aus  aequalis  würde  sich  denn  auch  jalon  visier- 
Stange  erklären  lassen.  Fast  noch  näher  liegt  qualificare  die  eigenschaften 
einer  sache  bestimmen;  nur  müßte  alsdann  jalon  die  Stammgenossenschaft 
mit  janger  abgesprochen  werden. 

Joindre  fr.  verbinden;  von  jüngere,  it.  giugnere. 

Jouer  fr.  spielen,  von  jocari;  jeu  von  jocus. 

JvLC  fr.  vrlt.  hÜhnerstange,  wallon.  joc,  vb.  fr.  jucher  sich  auf  die 
Stange  setzen  um  zu  schlafen  (von  hühnern),  pic.  juquer,  wallon.  joquer, 
neupr.  s'ajoucd,  engl,  to  juke.  In^Berry  sagt  man  sbst.  gueuche,  vb. 
gueucher.  Die  herkunft  dieses  specidl  franz.  wortes  ist  uns  bis  jetzt  noch 
verschlossen.  Einige  ansprüche  hat  ndl.  hukken,  hd,  hocken  d.  i.  kauern, 
wie  die  hähner  thun,  namentlich  auch  von  der  brütenden  henne  gebraucht 
Frisch  I,  469\  sofern  man  nänUich  um  des  roman.  anlautes  j  tvillen  eine 
deutsche  Zusammensetzung  mit  ge  annehmen  darf.  Normannisch  sagt 
man  hacher,  und  difise  form  würde  das  einfache  hukken  ausdrücken. 


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622  ir.c.  JÜGE-JÜSQUE. 

Juge  fr.,  ^.ca<.  jutge  richter,  daher  altsp.  juge  und  hask.  (labort.) 
ynyea.  Judex,  woher  es  geleitet  wird,  wäre  fr.  jus  geworden:  um  dieser 
unpassenden  form  ausjmweichen,  eog  wawjuge  aus  demrJ.  juger  =:judi- 
care,  in  den  roman,  Schriftsprachen  vielleicht  das  einzige  Substantiv  per- 
sönlicher hedeutung^  das  unmittelbar  (ohne  ahleitungssuffix)  aus  einem 
verhum  geeogen  ward. 

Juillet  jtdi.  Ein  diminutiv ,  allein  was  soll  hier  die  dimittution? 
Ist  es  ein  schmeichelwort?  Man  bemerke,  daß  der  cJ/tfr.  name  desselben 
monats  juinet  war,  z.  b.  al  setme  meis  de  Tan,  juinet  Tapele  Tun  im 
siebenten  monat  des  Jahres,  den  man  juinet  nennt  TCant.  p.  161,  vgl. 
Ben.I,  347,  III,  278;  der  juli  war  also  der  Meine,  vielleicht  der  jüngere 
oder  jsweite  juni  und  diese  ansieht  kann  aus  England  stammen,  wo  der 
junius  der  erste  gelinde,  der  Julius  der  eweite  gelinde  (monat)  genannt 
ward,  serra  Itdha,  äftera  Itdha  (Grimms  Gramm.  II,  360,  Gesch.  d.  d. 
spr.  I,  81).  Später  verwandelte  man  juinet  in  juillet,  um  es  mit  dem 
lat.  Julius  wieder  in  einUang  zu  bringen.  Dieselbe  anschauung  begegnet 
in  der  sicil.  mundart,  wird  aber  wohl  durch  die  Normannen  hineingebracht 
sein:  giugno  heißt  der  sechste  monat,  giugnetto  der  siebente.  In  einer 
neap.  reimchronik,  Mur.  Äntiqq.  ital.  VI,  711,  dagegen  wird,  ssur  Unter- 
scheidung so  ähnlicher  namen,  der  juni  jon  cerasiaro  kirschenjuni,  der 
juli  julo  messoro  emtejuli  genannt,  str.  724.  747.  749.  772.  86t  Im 
sardischen  fehlt  der  name  Julius  (luglio  ist  at4S  dem  ital.  eingeführt),  man 
sagt  dafür  mesi  de  treulas  dreschmonat.  Der  Churwälsche  nennt  den 
juni  zarcladur  jätemonat,  den  juli  fenadur  heumonat,  beschränkt  sich  aber 
bei  den  übrigen,  une  es  scheint,  auf  ihre  herkömmlichen  namen.  Gleich- 
falls um  der  deutlichkeit  willen  nennen  Provenzalen  und  Catalanen  den 
juli  juliol,  den  juni  einfach  junh.  Der  Baske  hat  für  den  juni  und  juli 
ein  und  dasselbe  wort,  garagarilla  gerstenmonat,  s.  Ästarloa  p.  396,  nach 
Larramendi  ist  dies  der  name  des  juni,  der  juli  heißt  garilla. 

Jumart  fr,  bastard  aus  dem  pf er  de-  und  rindergeschlecht ;  vielleicht 
eine  abänderung  von  jumentum,  doch  ist  das  occit.  wort  gimßre,  gimSrou, 
was  etwas  an  chimaera  mahnt.    Das  geschöpf  übrigens  problematisch. 

Jumeau  fr.  euMling;  entstellt  aus  gemelluS;  pr.  gemel,  vgl.  wegen 
des  radiccden  u  Jumiöge  von  Gemmeticum,  furnier  von  fimus. 

Jusant  fr.  (m.)  ebbe,  flux  et  jusant  ßuih  und  ebbe;  vom  altfr.adv. 
jus  d.  i.  herab,  also  abnähme,  vielleicht  nach  courant  (ström)  gefomU. 

Jusque  franz.  partikd,  von  de-usque,  der  ausspräche  nach  s.  v.  a. 
diusque  (vgl.  jus  von  deosum),  altfr.  einfach  usque  nur  in  den  ältesten 
denkmälem,  Pass.  de  J.  C.  96,  Alexq.  58,  doch  auch  usquo  in  der  prov. 
Charte  de  Grialou  p.  92;  üblicher  dusque,  pr.  duesc'a,  auch  juscas. 
Daß  die  präp.  de  der  richtung  nach  einem  ziele  nicht  gradezu  wider- 
spricht, beweist  fr.  devers  versus.  Eine  zss.  ist  pr.  truesc'a,  al^r. 
trosqu'a  von  intro  usque  ad,  chw.  troqua,  antroqua.  Die  altfr.  formen 
jesque,  tresque  werden  sich  wohl  oms  juesque,  truesque  erklären.  Über 
truesc'a  sehe  man  etwa  den  Kritischen  anhang  p.  36  undGachet  p.l60^. 


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II.C.  LAGOT-LAISSE.  623 


Lagot  pr.  Schmeichelei,  sp.  lagotear  schmeicheln;  vgl,  goth.  bi-Iaigön 
lelecken. 

Lagne  altfr.  gesetz  (fremder  ausdrucTi) ;  vom  ags.  Ikg,  engl,  law. 
Daher  ntlagae,  uUage  geächteter^  ags,  fit-lag,  engl,  out-law  tvie  tat.  ex-lex. 

Lai,  lais  altfr.y  pr,  lais  (lay  LR.  J,  673),  ital.  nur  im  plur,  lai 
vorhanden,  heißt  im  allgemeinen  klang,  sang,  spedell  eine  liedergattung, 
in  dem  prov.  Reimbt4ch  4P  wird  es  mit  ^dulcis  carUui  übersäet.  Erwägt 
man  nur  die  form,  so  trifft  lai  mit  dem  altn,  lag  gesete,  melodie  buch- 
stäblich eusaminen,  nicht  mit  dem  altn.  leik-r  spiel,  das  sich  in  die  form 
leque,  legne  gekleidet  hohen  möchte,  besser  schon  mit  ahd,  leih,  mhd. 
leich  (womit  das  fr,  lai  übersetet  wird:  er  vant  oueh  ze  der  selben  ztt 
den  edelen  leich  Tristanden  =  fr,  le  lai  de  Tristan  Oottfr.  v,  Str.); 
allein  das  wort  ist  von  der  Normandie  ausgegangen.  Da  die  dltfranz. 
dichter  aber  das  lai  ausdrücklich  den  Bretonen  beilegen,  so  ist  seine  deu- 
tung  aus  dem  celtischen  gegen  die  aus  einer  der  german.  sprachen  in 
schule  eu  nehmen.  Kymr,  llais  heißt  stimme,  schall,  lärm,  und  dieses 
wort  empfiehlt  sich  litterärhistorisch  wie  philologisch:  auch  lai  ist  Mang, 
e.  b,  schellenklang  LR.,  die  accusativform  lais  aber  beweist,  trotz  der  sehr 
natürlichen  verirrung  in  lai,  daß  das  fremde  wort  auf  s  ausgieng;  bei 
•leich  würde  die  spräche  ein  radicales  s  beigefügt  haben,  was  schon  kühner 
gewesen  wäre.  Man  beachte  auch  was  Wolf  Lais  p.  155.  156^  Diefen- 
bach,  Orig.  europ.  p.  305,  Mild  y  Fontanäls,  Jahrb,  V,  166,  über  das 
franz.  wort  bemerken, 

Laie  fr.  bache,  wilde  sau.  Es  nähert  sich  dem  gleichbed.  mhd. 
liehe,  paßt  aber  nicht  genau  dazu,  noch  weniger  zu  liene  d,  i,  nhd,  lehne, 
s.  Mhd.  wb.  I,  984.  Ducange  vergleicht  das  im  Capitulare  de  villis 
cap.  40  vorkommende  leha:  nt  nnosqnisqne  judex  per  villas  nostras 
'singulares  et  lehas'  (etlehas  ms.),  pavones,  üasianos  .  .  semper  habeant 
^keiler  und  bachen  cet.  Nach  neuer  auffassung  aber  muß,  da  hier  nur 
von  geflügel  die  rede  ist,  singularis  als  das  gewöhnliche  adjectiv  genommen 
werden;  etlehas  freilich  ist  schwierig,  Guerard  vermuthet  alites  dafür, . 
s.  Bibl.  de  VScole  des  chartes,  3.  ser,  IV,  323. 

Laie  fr.  durch  den  wald  gehauener  weg  (dltpg.  lada?  SRos.), 
vb.  layer  an  bois;  vom  altn.  leidh,  ags.  lad  (f.)  mit  gl.  bed,,  nUat,  leda 
(Ober  aits.  leia  s.  Schmellers  Oloss.  sax,).  Daher  der  Ortsname  S.  Ger- 
main en  Laye. 

Laisse,  lesse  fr.  koppelseil,  hutschnur.  Die  erste  bedeutung  drückt 
das  ndl.  letse,  die  zweite  das  ndl.  lits,  nhd.  litze  aus;  jene  mahnt  an 
ahd,  lezjan  zurückhalten  {woher  auch  it.  allazzare),  vgl.  fr.  rSne  zügel, 
von  retinere.  Da  indessen  der  Italiener  für  die  erste  bedeutung  lascio 
gd)raucht,  so  darf  man  allerdings  lat,  laxus  oder  laxare  als  etymon  auf- 


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624  ILc.   LAM— LAPIN. 

stellen:  das  koppelseä  ist  kein  straff  angezogenes,  es  ist  ein  loslassendes  etwa 
wie  ahd.  läz  schwungrieme  des  wurfspers  (von  läzan)  eigentl,  etwas  eum 
loslassen  oder  schleudern  bestimmtes  ist,  vgl.  laxamina  ^hahenae  Gl,  Isid. 
Nacheulesen  wäre  Grandgagnage  v.  Iahe. 

Lam  pr.  hinkend^  auch  einarmig  GO.;  ahd.  \Bm,  nhd.  lahm.  Auch 
die  piem,  mdart  kennt  lam,  aber  mit  der  bed.  schlaff. 

Lambeau  fr.  herabhangender  feteen  oder  läppen^  comask.  lampel 
dass.,  sp.  lambel  turnierkragen,  in  Berry  lambriche  fransen,  ohne  m 
nilat.  labellas,  altfr.  labeau  Roq^.,  engl,  label  herabhangende  streifen  als 
eieraihu.  dgl.;  vb.fr.  dölabrer  eerfeteen,  dos /wr  d^labler  stehen  konnte. 
Die  form  mit  reinem  b  scheint  die  ursprüngliche:  leicht  wird  m  vor  diesem 
buchstaben  eingeschoben,  schwer  fällt  es  aus,  drum  ist  die  herleitung  aus 
dem  muthmaßlich  wureelverwandten  lat.  lamberare,  woraus  überdies,  streng 
genommen,  das  sbst.  lambeau  nicht  entspringen  konnte,  anstößig.  Besser 
trifft  Frischs  deutung  von  d^labrer  aus  labrum  lippe,  rand,  säum,  daher 
troddd,  feteen,  wenn  auch  die  form  Ifevre  eu  widersprechen  scheint  {vgl. 
aber  cabrer  neben  ch^vre),  und  so  wäre  denn  label  von  labellum.  Da- 
gegen nähert  sich  die  oben  bemerkte  comask.  form  wieder  dem  dtschen 
läppen  und  es  fehlt  auch  nicht  an  celtischen  verwandten,  0.  b.  gad.  l^b, 
%mr.  Uabed,  &r6^.  labasken.  Franz.  lambrequin  hdmdecke  am  Wappen- 
schild floß  aber  nicht  unmittelbar  aus  lambeaa,  es  setzt  ein  ndl.  dimin. 
lamperkin  von  lamper,  lamfer  (schleier)  voraus,  wie  mamieqnin  ein  ndl. 
mannektn  voraussetzt.  Vgl.  Grandgagnage  v.  lamekSne.  —  [Als  etymon 
von  lambeau  cet.  hat  Ascoli  neuerlich  ein  aUlcU.  lamber  (fetzen)  ange- 
nommen, Ztschr.  für  vergl.  sprachf.  XVI,  was  auf  sich  beruhen  möge.] 

Lambre  aitfr.  getäfel  (Mones  Anzeiger  VIII,  599'*);  von  lamina 
brett,  ähnlich  marbre  von  marm'r.  Abgel.  nfr.  lambris  (m.)  mit  ders.  bed., 
für  welches  Dacier's  erklärung  aus  ambrex  bei  Festus  nicht  haltbar  ist. 

Laudier  fr.  feuerbock  zum  auflegen  des  holzes;  bask.  landera.  Nach 
Frisch  vom  dtschen  ge-länder,  vgl.  bair.  lander  latte.  Indessen  findet  sich 
für  dieselbe  sache  ein  altes  ndat.  wort  von  unbekannter  herkunfl,  andena, 
wallon.  andi,  woraus  laudier  entstanden  sein  könnte,  da  auch  die  aitfr. 
form  audier  ist,  s,  z.  b.  DMce.  p.  209,  17,  Gloss.  de  lAUe  23  (60), 
engl,  audirou. 

Lauge  fr.  (m.)  windet,  altfr.  wollenes  Meid;  vom  adj.  laueus. 

LauquaU;  prov.  partikel  für  fr.lorsque,  eigentl.  Vwn  quau,  wo  denn 
au  (tat  auuus)  einen  unbestimmten  zeitpunct  ausdrückt  une  in  ogau,  autau. 

Lapiu  fr,  kaninchen,  dim.  lapereau,  vgl.  ndl.  lampreel  junges  ka- 
ninchen.  Der  bekannten  herleitung  aus  lepus  widerspricht  die  franz. 
tenuis,  für  welche  v  eintreten  mußte;  die  Verkürzung  des  primitivs  lepor 
in  lep  ist  stark,  aber  einzuräumen,  da  einige  fälle  dieser  art  nicht  zu 
läugnen  sind.  Man  thut  indessen  dem  Sprachgefühl  mindere  gewalt  an, 
wenn  man  lapiu  nimmt  für  clapiu,  aus  dem  stamme  clap,  woher  auch  se 
clapir  sich  verkriechen  (von  kaninchen),  clapi^re  kaninchenhöhle  (s.  oben): 
ähnliche  Vereinfachung  eines  combinierten  anlautes  in  loir  für  gloir. 


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ILc.   LARCIN— LEUDE.  625 

Larcin  fr,  diebstahl;  von  latrocinium,  umgestellt  pr.  laironici,  5^. 
ladronicio,  it.  ladroneccio. 

Larigot  und  arigot  fr.  eine  ort  Meiner  flöten;  nach  Frisch  aus 
dem  musicalischen  ausdrucke  largo,  von  Seiten  der  form  untaddhaß,  da 
für  ergo  auch  erigot  gesprochen  ward,  s.  oben  ergoter. 

Lärme  fr.  thräne;  von  lacrima.  Keine  schlechtere  bildung  ist 
das  alte  lairme  Alexs.  119,  lerme  117  (noch  norm.),  toorin  sich  g  in 
i  auflöste. 

Larris  aUfr.  pic.  ungebautes  feld,  vgl.  un  larris  sauvage  piain  de 
fosses  pres  de  boscage  DC.;  par  raus  et  par  larris  Gar.  I,  p.  92,  nüat. 
larricinm ;  ruich  Kilian  das  gleichbed.  ndl.  laer  (mndl.  laav  offener  plate 
im  wcdde),  s.  Diefenbachs  Ooth.  wörterb.  II,  129,  Orandgagnage^s  An- 
dere noms  de  lieux  (1866)  p.  79. 

Layette  fr.  lade,  Schublade;  vom  ndl.  laeye  Kü.  ==  nhd.  lade. 

L6ge  fr.  adj.  ohne  ladung  (von  schiffen);  von  dem  in  gleichem  sinne 
üblichen  ndl.  leeg  für  ledig,  mit  Chevodlet. 

Lendit  fr.  Jahrmarkt  eu  S.  Denis;  ursprüngl.  Tendit,  von  indic- 
tum,  weil  er  öffentlich  verhündigt  ward. 

Lendore  />.  (m.  f.)  träge  schlafmütee,  vb.  norm,  lendorer.  JKne 
reinere  foi-m  scheint  bret.  landar  träge,  landrea  träge  sein,  landreafit 
faulenjser  (wozu  Monti  das  com.  landrian  stelU);  hieraus  durch  umdeu- 
tung  mit  il  endort,  aber  nicht  daraus  entstanden,  lendore,  richtiger  aUfr. 
landreux.  Vom  mhd.  lentem  langsam  gehn,  schlendern,  ndl.  lenteren, 
sbst.  lenterer.  Die  umdeutung  mit  endort  hat  etwas  entsprechendes  im 
pic,  lendormi  (mit  aggltdiniertem  artikel)  s.  v.  a.  lendore. 

L6ri  pr.  tnunter,  fröhlich  (nach  Baynouard  und  P.  Meyer  Flam.), 
auch  neupr.  leri  (fem.  leria)  leicht,  flink,  hübsch,  blühend,  üppig  (Beronie, 
Honnorat).  Von  hilaris,  erweitert  in  hilarius,  das  auch  als  taufname 
vorkotmnt;  die  aphärese  des  i  (geschr.  hi)  ist  leicht  zuzugeben.  Richtiger 
freilich  wäre  lari  oder  lair,  vgl.  contrari  und  vair  (varius),  aber  beide 
lagen  dem  bösen  wort^  laire  (latro)  zu  nahe. 

L6s  altfr.,  pr.  latz,  präposition  mit  der  bed.  juxta;  von  latus  Seite, 
it.  allato;  nfr.  in  Passy-lez-Paris,  Plessis-lez-Tours;  ndat.  de  intus  curte 
aut  latus  curte  L.  Sal. 

Lende  altfr.,  pr.  leuda,  leida,  ledda,  selbst  lesdsk,  aZ^.  lezda,  arag. 
leuda,  wird  für  jede  ort  von  abgaben  gebraucht,  besonders  bei  verkaufen, 
auch  für  wegegeld;  occ.  ledo  havage.  Ducange  u.  a.  erkennen  darin  das 
german.  leudis  geldbuße  für  einen  getödteten  menschen,  wergeld,  allein  so 
leicht  ist  dies  nicht  hinzunehmen:  sowohl  die  bedeutung  widerspricht  wie 
die  form,  der  dtsche  diphthong  eu  hätte  sich  anders  dargestellt.  Leuda 
entsprang  aus  dem  vb.  levare  in  tributum  levare,  lever  des  impöts,  wo- 
von man  ein  partic.  lövitus,  wie  von  cubare  cubitus  u.  dgl.,  ableitete;  die 
regelrechte  bildung  aber  aus  levita  war  leuda  und  selbst  leida,  leda,  das 
also  etwas  erhobenes  ausdrückt.  Den  beweis  für  diese  unlat.  participial- 
bildung  liefert  der  artikel  lievito  /. 

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626  II.C.  LEVAIN-LIGE. 

Leyain  /r.,  leyam  pr,  Sauerteig;  von  levamen  also  hebemittel.  Vgl. 
lievito  /. 

Liaison  /r.,  liazo  pr.  band;  von  ligatio  hei  Scribonius  Largus. 

Liart  altfr.  {f.  liarde),  pr.  liar,  lear  hell  von  färbe,  weiß  oder  heU- 
grau,  wird  von  pf erden,  woJU  auch  vom  menschlichen  haar  gebraucht, 
s.  Lex.  rom.,  daher  it.  cavallo  leardo  weißes  pferd,  schimtnel.  Menage 
s^ncopiert  es  aus  leucardus:  alsdann  hätte  Frankreich  allein  das  gr. 
XsvKog  besessen  und  es  Italien,  dem  lande  der  griech.  Wörter,  zugefültrt, 
denn  hier  entstanden  würde  es  sein  x  nicht  eingebüßt  haben.  Näher  liegt 
kymr.  lläi  dunkeigrau;  nicht  minder  nah  altfr.  Ii6  fröhlich  (laetus),  denn 
fröhlich  und  hellfarbig,  hdl  und  fröhlich  gehen  leicht  in  einander  über, 
wie  e.  b.  it.  gajo,  fr.  gai,  gr.  tpaiÖQog  lehren.  —  Was  neufr,  liard, 
name  einer  kleinen  kupfermünee,  betrifft,  so  verträgt  sich  seine  herkunft 
aus  dem  adj.  Hart  nicht  mit  dessen  begriff  und  es  ist  noch  besser  das 
wort,  wie  man  gethan  hat,  aus  einem  südfr.  li  hardi  =  sp.  ardite  II.  b. 
eu  construieren. 

Lice  fr.,  ait  leisse,  pic.  liehe,  pr.  leissa  jagdhimdin  zur  mcht; 
nach  Caseneuve  von  dem  antiken  hundenamen  lyeisea,  genauer  von  der 
form  lycisce,  da  sich  aus  ersterer  pr.  leisca,  pic.  lique  gestaltet  häUe. 
Auch  deutsche  glossare  übersetzen  lycisea  mit  ^zöha  hündin,  oder  mit 
"^br achin  weiblicher  bracke. 

Lieoa  fr.  hcdfter;  aus  lie-cou  binde-hals. 

Lie  fr.  fröhlich,  in  der  redensart  feire  chfere  lie;  von  laetus,  altfr. 
Ii6  (fem.  Ii6e  und  Ue),  it.  lieto. 

Li6ge  fr.  (m.)  kork;  primitiv  von  l^er  bedeutet  es  eigenUich  etwas 
leichtes  und  würde  prov.  leuge  heißen  (occit.  leuge  bei  Goudelin). 

Lige  fr.,  litge  pr.,  daher  it.  ligio,  engl,  liege,  im  spätem  mlat. 
ligius,  sbst.  altfr.  Iige6,  ligesse.  Erwägt  man  lige  in  seinen  verschiede- 
nen anwendungen  (man  sehe  bei  Ducange),  so  muß  ihm  die  bed.  ^unbe-^ 
dingt,  vollständig^  mstehen.  Der  homme  lige,  mag  er  nun  ein  lehen  6e- 
sitzen  oder  nicht,  ist  seinem  oberherm  gegen  jeden  ^  dienste  zu  leisten  ver- 
pflichtet,  der  seigneur  lige  sie  ebenso  zu  fordern  berechtigt;  und  so  sagte 
man  ligia  potestas,  ligia  voluntas,  unbedingte  gewält,  unbeschränkter 
wüle,  adv.  ligement  et  franchement,  pnrement  et  ligement  Vossius  hält 
ligius  für  eine  ableitung  aus  dem  rom.  liga  band  oder  bund,  so  daß  aus 
der  bed.  strenger  Verpflichtung  die  der  unbedingtheit  sich  entfaltet  hohen 
müßte.  Dagegen  ist  nur  zu  erinnern,  daß  unlat.  adjectiva  mit  dem  suffixe 
ius  oder  eus  schlechthin  unfranzösisch  sind.  Eher  noch  dürfte  man  an 
das  altn.  lidi  (gefahrtej  erinnern^  woraus  sich  ein  adj.  lidi-ns,  franz.  ge- 
sprochen lige,  entwickeln  konnte;  aber  hier  genügt  die  bedeutung  nicht. 
Huydecoper  zu  M.  Stocke  II,  p.  163  citiert  eine  stelle  aus  einer  Urkunde 
des  13.  jh.  ligius  homo,  quod  teutonice  dicitur  ledigman  d.  i.  frei  von 
allen  Verbindlichkeiten  gegen  andre.  Für  ledig  entscheidet  sich  auch 
Grandgc^gnage  v.  lige.  Ob  es  sachlich  passend  sei,  bleibe  den  rechtsge- 
lehrten überlassen. 


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ILc.   LIMANDE-L0CHER.  627 

Limande  fr.  em  plait fisch;  nach  Le  Duchat  von  lima  feüe^  wegen 
seiner  rauhen  Jiaut,  und  allerdings  wird  derselbe  fisch  ital.  einfach  lima 
genannt.  Das  suffix  anda  drückt  hier,  wie  auch  anderwärts,  eweck  oder 
bestimmung  aus  (jmm  feilen  bestimmt). 

Limier  fr.  Spürhund,  leifhund.  Von  liminarius^  behauptet  man, 
weil  er  die  jagd  eröffne;  ganz  unhaltbar.  Die  ältfr.  form  ist  liemier 
(dreisilb.)  Gar.  11,  226,  Romv.  p.  681,  11,  loiemier,  loiemer  Ech.  le  diabl. 
B.  Uli',  cd.  b,  Eracl.  3047 y  noch  bret,  liamer,  die  prov.  liamier;  dies 
führt  auf  fr.  lien,  alt  loien,  lat.  ligamen:  der  hund  ward  so  genannt, 
weil  er  an  einem  seile  nachgefUhrt  ward:  li  liemiers  s'en  vient  avant, 
son  lien  el  col  Parton.  1,  63;  li  dus  demande  Brochart  son  liemier, 
pardeyant  lui  li  amaine  uns  breniers,  li  dus  le  prent  et  si  Ta  desloi6 
Gar.  l.  c,  vgl.  Äubery  p.  44.  Mhd.  einen  leithunt  er  begreif,  an  ein 
seil  er  in  sweif  Wb.  1,  728.  Ligamen  war  der  eigentliche  ausdruck  für 
das  seil,  womit  man  den  hund  anlegte:  si  qnis  canem,  qni  legamine 
novit  etc.    L.  Sal.  tit.  6. 

Linge  fr.  (m.),  auch  pr.  linge,  bask.  linia  leinwand;  vom  adj. 
lineus  leinen^  wie  lange  von  laneus.    Altfr.  linge  auch  adj.  LRs.  141. 

Lingot  /r.  Nach  dem  Dict.  de  Trev.  1)  gold-  oder  süberbarre, 
2)  gegossener  metattklumpen.  MSnage  erklärt  es  aus  lingna,  was  zwr 
ersten  bedeutung  gut  paßty  denn  lingna  n^st  ligula  neigen  sich  zu  ver- 
wandten bedeutungen,  audh  ist  trotz  langue  mit  radicalem  a  in  linguet 
i  geblieben.  Die  zweite  bedeutung  wäre  denn  eine  ausartung  der  ersten. 
Aber  nun  gibt  es  ein  engl,  ingot,  welches  gleichfalls  fnetaUmasse  heißt  und 
allerdings  aus  lingot,  worin  man  1  als  artikel  auffaßte,  übernommen,  aber 
auch  ein  einheimisches  wort  sein  könnte:  in-got  =  ein-guß  d.  h.  etwas  in 
eine  form  gegossenes,  bei  Ghaucer  eine  solche  form  selbst  (s.  Johnson)  und 
dieses  englische  könnte  sich  im  franz.  worte  verbergen.  Es  findet  sich 
ein  mhd.  tnguz  in  der  cAstracten  bed.  eif^uß,  sonst  aber, scheint  es  nicht 
vorhanden. 

Li  not,  linotte  fr.  hänfUng.  Dem  entsprechen  seine  deutschen  namen 
leinfinke,  flachsfinke. 

Lippe  fr.  (f.)  dicke  Unterlippe  (lepe  Ren.  IV,  39),  hermeg.  liper 
behaglich  speisen;  vom  ndd.  lippe,  ags.  lippa  cet.  (gad.  lip,  liop  f.),  da- 
gegen comask.  leff  lippe,  liffia  mund,  von  der  ahd.  form  lefs,  leffiar. 

Lobe  altfr.  spott,  lober  spotten;  vom  ahd.  lob  =  nhd.  lob,  vb. 
lobSn,  vgl.  die  bedd.  im  pr.  gabar  spotten^  pg.  loben.  Ronsard  nennt 
lobbe  ein  altes  wort  und  räth  den  dichtem,  ein  verbum  lobber  daraus  zu 
bilden,  das  aber  längst  im  gebrauche  gewesen. 

Loc  altfr.  klinke,  schloß  TGant.  p.  146,  abgel.  nfr.  loquet,  it.  luc- 
chetto,  ülyr.  lokot;  vom  ags.  loc,  engl,  lock,  ahd.  bi-loh  (bloch)  riegd, 
goth.  ga-lukan  verscMießen. 

Loche  fr.  (f.)  ein  fisch,  Schmerle,  sp.  loja,  engl,  loach.  Herkunft 
tmbeikannt. 

Locher  fr.  vrU.  schütteln,   schlenkern,  zsgs.  eslochier  losmachen 


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628  II.C.   LOCMAN-LOQUE. 

(e.  6.  les  denz  dM  gähne  einschlagen  Trist,  11^  184),  s'eslocier  sich  auf- 
machen  SB,  432",  henneg,  arlocher  {ßir  relocher)  stc^k  schütteln;  vom 
nihd.  Ittcke  hcJcer  (vb.  Ittcken  lockern?), 

Locman  fr.  lootse,  püot;  vom  ndl.  loods-man,  engl,  loads-man, 
aitengl.  auch  lode-man  neben  lodes-man.  Stark  entstellt  hieraus  ist  fr. 
lamanear,  mü  anbildung  an  goavernear  Steuermann.  Eine  andre  auf- 
fassung  bei  Schder  unter  dem  letzteren  worte. 

Lodier  /r.  wollene  bettdecke;  vgl.  ahd.  lodo,  ludo,  mhd.  lode  grobes 
woUeneeug,  dsgl.  zotte,  ags.  lodha  bettdecke  (Somn),  auch  lat.  lodix,  dessen 
Suffix  jedoch  in  dem  frane.  worte  vermißt  wird.  AUfr.  lodier,  loudier, 
fem.  lodiere,  könnte,  wenn  fauleneer  als  seine  grundbedeutung  feststände, 
wie  unter  poltro  I.  angenommen  worden,  als  eine  personification  des  d>en 
genannten  lodier  aufgefaßt  werden,  dUein  nur  die  bed.  taugenidUs  kommt 
»Am  mit  Sicherheit  su.  Es  mochte  darum  identisch  sein  mit  dUn.  loddari, 
mndl.  lodder,  die  dieselbe  bedeutung  haben,  mhd.  loter  possenreißer,  nhd. 
lotter-bube. 

Lot  fr,  die  gegen  den  wind  liegende  seile  des  Schiffes;  vom  ndl. 
loef^  engl.  loof.  Daher  das  vb.  louvoyer  {und  von  diesem  unser  la- 
vieren) im  fahren  abwechselnd  die  eine  und  die  andre  seile  des  Schiffes 
gegen  den  wind  kehren.  So  entstand  auch  das  synonyme  bordayer  = 
sp.  bordear,  it.  bordeggiare  von  bord  rechte   oder  linke  seile  des  schiffes. 

Loisir  fr.  muße;  ursprüngl.  infinitiv,  lat.  Heere  erlaubt  sein,  er- 
laubnis.    Ebenso  verhalt  sich  das  sbst.  plaisir  jm  placere. 

Lombard  fr.  leihhaus,  ndl.  lombaerd,  dsgl.  aUfr.  adj,  lombart 
wucherisch  TCant.  p.  41,  vgl.  sicil.  Inmbarda  schehkwirth;  von  dem  Völker- 
namen  Lombard,  indem  häufig  die  Lombarden  in  Frankreich  handel  und 
Wucher  trieben:  hier  aber  verstand  man  unter  Lombarden  überhaupt  Ita- 
liener, worauf  auch  Dante  Purg.  16,  125  anspielt:  che  me'  si  noma 
'firancescamente'  il  semplice  Lombardo  =  Italiano. 

Lona  pr,  lache,  sumpf,  nur  in  einem  prosaischen  denkmdl,  aber 
noch  im  Süden  fortdauernd,  Onofrio  p,  261,  Lacuna,  syncopiert  la-dna, 
hätte  streng  provenzalisch  höchstens  lAüna  ergeben.  Gleichwohl  ist  diese 
entstehung  leichter  hinzunehmen  als  die  aus  dem  dltn,  lön  (n,),  das  die- 
selbe Sache  bedeutet. 

Longe  fr,  lendenstück,  cdtfr.  wallon.  logne  s.  Grandgagnage,  auch 
sp.  lonja  stück  Schinken;  von  dem  utdat.  adj,  Inmbea,  sbst.  lumbas  lende. 

Longe  fr.  (f)  strick  an  der  halfter;  s,  v.  a.  alonge  Verlängerung; 
Talonge  =  la  longe. 

Lop  in  fr.  stück  oder  bissen  fleisch  u.  dgl.;  mü  Frisch  vom  dtschen 
läppen  fetaen,  aber  mit  abgeändertem  wurselvocdl,  vielleicht  um  es  von 
lapin  kaninchen  £fu  scJheiden.    Norm,  lobet. 

Loqne  fr.  fetzen,  läppen.  Es  könnte  von  unserm  locke  stammen, 
woher  auch  Frisch  es  erklärt;  passender  aber  deutet  man  es  aus  altn. 
16k-r  etwas  herabhängendes.  Damit  jssgs.  scheint  fr.  breloque,  henneg. 
berloque,  npr.  barlocco  (f.)  zierliche  Meinigkeit,  anhängsei,  chw.  bargliocca 


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n.c.    LORGNER-LUCARNE.  629 

ßangendes)  lämpchm,  haarlocke;  vh.  henneg.  berioquer,  in  Bheims  ballo- 
quer,  chto.  balucar  schlottern^  scJdenkem  —  metJOoU  sich  über  den  ersten 
theü  der  ess,  nichts  befriedigendes  sagen  läßt;  s.  auch  Diefenbachs  Orig. 
eur.  262.  Das  wart  erinnert  sogar  an  das  it.  badalucco  Spielerei.  Deut- 
licher  ist  die  £iss.  in  pendeloque  anhänger  am  ohrring,  vom  adj.  pen- 
dolus,  daher  mit  üblicher  Verwandlung  des  l  in  r  henneg.  pendreloque: 
das  vb.  pendere  hätte  eher  penloque  gegeben. 

Lorgner  fr.  heimlich  betrachten,  lorgnette  femglas.  Nach  Frisch 
vom  dtschen  lauern,  schweif,  loren,  luren  (ahd.  hlurßn?),  um  so  wahr- 
scheinlicher^ als  nach  Menage  die  norm,  form  loriner  ist,  die  durch  ein 
turnten  lorin  vermittelt  sein  könnte. 

Loriot  fr.  goldammer.  Prov.  sagt  man  auriol,  sp.  oriol,  von  au- 
reolus,  daraus  mit  agglutiniertem  artikel  loriol,  entstellt  altfr.  lorion, 
nfr.  loriot.  Das  altfr,  oriouz  GVian.  3293  und  das  pic.  uriot  entbehren 
noch  des  artikels. 

Louer  fr.  loben;  von  laudare. 

Louer  fr.  miethen,  von  locare;  loyer  eins,  lohn,  von  locariom 
gleichbed.  bei  Varro,  pr.  loguier. 

Loupe  kreißßrmige  geschwulst  unter  der  haut,  dsgl.  glaslinse;  von 
lapa  Wölfin,  nach  diesem  gierigen  thiere  vielleicht  von  ihrem  Umsichgreifen 
genannt,  sp.  lupia  und  lobanillo,  chw.  luppa,  vgl.  dtsch.  wolfisgeschwulst, 
bask.  oko  wolf  und  geschwulst.  Altfr.  lope  bedeutet  auch  grimasse  Ben. 
II,  43,  eigentl  wohl  dicke  lippe. 

Lonp-garou  fr.  mensch,  der  wolfsgestalt  annehmen  kann.  ^Quod 
hominum  genas,  sagt  Gervasius  TiUib.,  geralphos  Galli  nominant,  Angli 
vero  verewolf'  wörtlich  mannwolf,  Xvxavd^QcoTtog,  pg.  lobis-homem.  Das 
latinisierte  aus  dem  angels.  entstandet^  gerulphns  aber  lautre  altfr.  ga- 
roul,  garou,  warou  {so  Raonl,  Raou  aus  Radulphus),  bei  Marie  de  Fr. 
7,  178  etwas  abweichend  garwall.  Das  neufr.  loup-garou  ist  also  ein 
pleonasnms,  den  aber  auch  der  Bretone  begeht  in  dem  gleichbed.  bleiz-garö, 
worin  bleiz  dem  fr.  loup  entspricht,  S.  Grimms  Myth.  p.  1048,  vgl. 
einen  ähnlichen  fall  im  fr.  cor-moran  (s.  oben)  und  it.  Mon-gibello,  dessen 
zweiter  (arab.)  theil  schon  berg  bedeutet.  Es  mag  sufällig  sein,  daß  sich 
das  bret.  wort  auch  in  bleiz  wolf  und  garö  grimmig  zerlegen  läßt,  womit 
aber  der  begriff  nicht  ausgedrückt  wäre.  Andre  provinzen  bieten  andre 
ausdrücke,  Provence  leberoun,  leberou  (Beronie  p.  67.  126,  altfr.  loup- 
beroux),  Berry  marloup,  louara,  au^ih  birette.  Normandie  lubin,  Boque- 
fort  bemerkt  auch  ein  altfr.  millegroux,  dsgl.  leu-wastö  u.  a.;  itcd.  heißt 
er  lupo  mannaro.  Von  garou  ist  das  norm,  varouage  nächtliches  umher- 
schweifen.   Pic.  garou  hat  die  bed.  hexenmeister  angenommen. 

Loure  altfr.  sackpfeife,  nfr.  ein  tanz;  vom  altn.  lüdr,  dän.  luur 
hirtenflöte,  vgl.  Ihre  II,  101. 

Lucarne  fr.  Meines  dachfenster;  von  lucema,  worin  sich  e  frühe 
in  a  verwandelt  haben  muß,  wie  auch  goth.  lukarn  (n.),  ir.  luacharn, 
kymr.  Uygorn  (m.)  bezeugen.  Ein  occit.  luzema  kennt  Honnorat.  Vgl. 
Dief.  Goth.  wb.  II,  163. 


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630  n.c.   LUETTE-LUZERNE. 

Luette  fr,  Näpfchen  im  hals;  dimin.  des  gleickbed.  lai.  nva  mü 
vorgeseteiem  arWcd;  it.  ogola  für  uTola  drückt  dasselbe  aus,  vgl.  cotnask. 
uga  für  uva.  Eine  äUprov.  form  ist  leula  Flam.,  eine  neuprav.  nivouleto, 
vielleicht  für  laTonletto. 

Lueur  /r.,  pr,  lugor,  cdtit.  Incore  schein,  Schimmer;  von  lucere, 
abeTj  UHiS  den  guttural  des  Stammes  betrifft,  unter  einunrkung  von  lacanns, 
laculentns,  wenn  auch  nicht  vom  dUlat,  Incus  =  lax ;  rein  amf  lucere 
gebaut,  wäre  pr.  luzor,  it.  Inciore,  wie  cociore  von  cuocere,  enistanden. 
Der  gleiche  Stammauslaut  auch  im  pr.  lag-ana  licht,  Ing-art  morgenstemj 
alncar,  altfr.  alncher  anaünden. 

Lnnette  fr.  augenglas,  ebenso  it.  lunetta  Öffnung  in  einem  gewolbe^ 
wodurch  licht  hereinfällt;  von  luna. 

Loquer  norm.,  louqut  wallon.,  fr.  reluquer  seitwärts  beobachten; 
woM  vom  ahd.  InogSn,  nach  härterer  ausspräche  luokgn  d.  i.  aus  einem 
verstecke  hervorsehen,  ags.  löcian,  engl,  to  look.  Ob  auch  it.  Inch^ra 
blick,  miene,  lucherare  scheei  ansehen,  hieher  gehören,  ist  die  frage. 
Lomb.  lughera  funke  fühfi  dagegen  auf  ahd.  long  flamme. 

Latin  fr.  ein  poltergeist  wie  esprit  folld,  latiner  poltern,  (trans.) 
plagen,  beunruhigen.  Eine  andre  form  ist  altfr.  luiton,  e.  b.  diable  semble 
oa  laitons  ou  maufez  GfuiU.  ä'Or.  (s.  Menage).  Neben  laton  findet  sich 
im  norden,  namentlich  in  Bdgien,  auch  nuiton,  schon  bei  Ph.  Mousket 
II,  478,  dem  das  verschwinden  dieses  kobolds  ein  bild  darleiht;  nochjettft 
in  einem  großen  theile  des  Wallonerdandes  nuton  kobcld,  der  in  grotten 
wohnt.  Frisch  deutet  Intin  aus  dem  dtschen  laut  {alt  hlüt),  das  aber 
etwas  au  allgemeines  aussagt;  Grimm,  Myth.  476,  aus  dem  lat.  luctns 
trauer,  so  daß  es  wehklagender  geist  hieße,  was  aber  dem  wesen  dieses 
koboldes  fremd  scheint,  dessen  gäbe  vornehmlich  die  der  seibstverwandlung 
war:  quant  il  veat,  est  cheval,  quant  il  veut,  est  mouton,  oisel  ou 
pomme  ou  poire  ou  arbre  ou  poisson  Gaufr.  p.  161.  Von  einem 
klageton  ist  nicht  die  rede.  Mit  anbruch  des  tages  verschwindet  er.  Ch. 
Grandgagnage  erklärt  es  aus  dem  altfläm.  luttil  Mein,  weil  man  sich 
unter  lutins  zwerghafte  wesen  denke.  Gegen  die  bekannte  herleitung  des 
altbeseugten  nuiton  aus  fr.  nuit  (nachtgeist)  ist  von  seilen  des  begriffes 
wie  der  form  nichts  erhebliches  einzuwenden.  Denkt  man  sich  aber  luiton 
darattö  entstellt,  so  bleibt  es  räthselhaft,  wie  die  spräche  dem  klaren  worte 
ausweichen  mochte.  Man  sehe  die  armehende  monographie  von  J.  Grand- 
gagnage: Sur  les  mystSrieux  habitants  des  grottes,  Lüge  1853,  dazu 
Gachet  p.  289\ 

Lutrin  fr.  lesepult^  für  l^trin,  lectrinum,  ahd.  leotar:  vom  nUat. 
lectrum  '^anoiogium,  super  quo  legitur  Gl.  Isid.  Die  genues.  mundart 
sagt  ebenso  letterin  für  it.  leggfo. 

Luzerne  (fr.)  eine  ort  klee,  schneckenktecy  von  Littre  aus  dem  16. 
jh.  nachgewiesen,  unbekannter  herkunft.  Mit  andern  suffixen  champ. 
luzette  'ivraie^  (Schder),  in  Langres  luzote  dass.,  in  Berry  luzet  ^gesse 
Sans  feui[les\  neupr.  lauzerdo. 


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II.C.  MACABRE— MAINBOUE.  631 


M. 

Macabre,  danse  macabre  fr.  todtentane;  toird  hergeleitet  theils  aus 
dem  namen  S.  Macarius,  theils  (ms  dem  arab.  magabir  todtenhofy  theils 
und  am  besten  aus  chorea  Machabaeoram.  Näheres  darüber  bei  Chimm, 
Myth.  810,  desgleichen  bei  Wackemagel  in  Haupts  Ztschr.  ZX,  314, 
welcher  bemerkt:  'es  scheint^  daß  ursprünglich  auch  die  in  der  legende  so 
genannten  Maccabäer  d,  h.  die  sieben  brüder  sammt  der  mutter  und  Eleasar, 
die  unter  Antiochus  Epiphanes  den  märtyrertod  gelitten,  eine  rolle  in 
den  todtentänzen  gespielt  haben,  falls  man  nicht  bloß  die  aufführung  eif- 
erst auf  deren  fest  verlegte*.  Man  merke  daeu  noch  lothr.  maicaibr^ 
phantastisches  wolkengebilde  Biet.  pal.  app. 

MaQOD  fr.,  masso  pr.  steinhauer,  maurer.  Dieses  wort  trifft  zu- 
sammen mit  unserm  metz,  ahd.  mfezzo,  besser  noch,  wegen  des  umrjsd- 
vocals,  mit  ahd.  meizzo,  von  meizan  einschneiden,  goth.  maitan  abhauen, 
nhd.  meißeln.  Doch  liegt  gegen  seine  herkunft  aus  dem  deutschen  ein 
bedenken  vor.  Auffallend  ist  es  nämlich,  daß  schon  IsidoruSj  der  nur 
wenige  deutsche  Wörter  hat,  es  kennt:  machiones  dicti  a  machinis,  quibus 
insistant  propter  altitudinem  parietom  19,  8.  Machio  schreibt  er  seiner 
etymologie  stu  gefallen  für  macio,  denn  ch  und  c  waren  damals  phone- 
tisch gleichbedeutend.  Aus  einem  goth.  subst.  maita  ließ  sich  eine  solche 
form  nicht  gewinnen,  wohl  aber  konnte  aus  marcus  scMägel  ein  persön- 
liches m^cio  'einer  der  den  schlaget  führt,  steinarbeiter\  uh6  tabellio  aus 
tabella,  abgeleitet  werden:  r  fiel  aus  wie  im  span.  macho  vom  dimin.  des- 
selben lat.  Wortes,  marculus.  8.  über  eine  form  marcia  Ducange  v.  macio. 
Das  sbst.  mazon  =  fr.  ma^on  kam  dem  Spanier  abhanden,  aber  in  dem 
nun  veralteten  mazonar  lebte  es  fort.  Diese  herleitung  wird  vielleicht 
geringe  Zustimmung  finden,  gleichwohl  ist  die  thatsache  nicht  wegzuläugnen: 
ma^on  ist  buchstäblich  =  machio  wie  z.  b.,  was  ch  betrifft,  bracel-et  = 
brachiale,  machio  aber  kann  aus  keiner  goth,  oder  german.  quelle  ge- 
flossen sein.  Eine  andre  herleitung  u>äre  aus  dem  lat.  matea  (s.  mazza), 
aber  würde  Isidorus  t  durch  ch  ausgedrückt  haben?  Vgl.  noch  Dief. 
Goth.  wb.  II,  23,  Pott  zu  den  longob.  gesetzen  (Ztschr.  für  vergl.  sprachf. 
XIII  90). 

Madrö  fr.  fleckig,  sbst.  norm,  maire  flecken  auf  der  haut,  altfr. 
mazre,  madre  eine  holzart  (hanap  de  mazre  Trist,  glossar),  ndat.  scyphi 
maserini,  a2^r.  mazelin  acij.,  madelin,  maderio  sbst.  trinkgefäß ;  vom  ahd. 
masar  knorren  im  holz,  nhd.  maser,  maser-holz. 

Main  altfr.  in  main  menue  geringes  volk,  arme  leute,  auch  basse 
main  Parton.  I,  87,  bone  main  7,  91;  sicher  nicht  von  minus,  sondern 
von  manns  menge,  häufe,  anzahl. 

Mainbonr,  mambonrg  altfr.  beschützer,  vormund  (s.  pr.  manbor 
LR.),   mainbournir  schützen,   daher  mainbournie  schütz,  Vormundschaft. 


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632  n.c.   MAINT-MALTOTE. 

Aus  dem  deutschen:  in  frühem  mlcUein  mundiburdus,  ahd.  mnntboro, 
ags.  mandbora,  ndl.  momboor  ttUor,  paironus,  eig.  schutehringcr^  ndat. 
mnndiburdis,  mundibnrdum,  alts,  mnndbard  cet.  tutda;  esgs.  aus  mnnt 
urspr.  hand,  sodann  schute,  beran  tragen,  ähnlich  rom.  main-tenir.  Man 
sieM  leicht,  daß  munt  in  das  rom.  main  (hand)  umgedeutet  oder  iibersetsft 
ist,  wie  dies  auch  im  it.  manoyaldo  geschah,  bnrd  aber  ist  in  bournir 
verderbt;  mnndibnrnium  wird  schon  aus  einer  Urkunde  des  10.  jh.  ange- 
führt.    Vgl  Diefenbachs  Goth.  wb.  II,  86. 

Maint  /r.,  pr.  maint,  mant  {neupr.  mant-un),  dcJier  das  it.  manto, 
pronomen  für  lat.  müUus.  Ist  es  von  hymr.  maint  große,  menge,  adjecti- 
visch  angewandt  wie  truppns  im  it.  troppo?  Oder  ist  es  vom  ahd.  sbst. 
managött,  ndl.  menigte  menge,  oder  vom  ahd.  adj.  manag,  nhd.  manch, 
in  welchem  faUe  man  es  aber  auf  ein  neutrum  managaz,  managat  zurück- 
fuhren müßte?  Auch  hier  ist  Diefenbachs  Goth.  wb.  nachzulesen,  II,  34. 
Ein  compositum  ta-maint,  dem  sp.  ta-mafio  ähnlich,  braucht  Froissart 
(OrelU  p.  131),  daher  it.  tamanto. 

Maire  fr.  name  eines  beamten;  vom  compar.  major  größer,  ange- 
sehener, in  aUfr.form  maire  (woher  auch  unser  meier),  bekannt  zumal  in 
major  domus.  Die  vergleichung  der  comparativform  seignenr  bietet  sich 
leicht  dar. 

Mais,  fem.  maise,  altfr.  adjectiv,  das  gegentheil  von  bon  (il  en  j 
ot  des  maix  et  s'en  j  ot  des  bons  Gachet  295'),  adv.  maisement,  sbst. 
maisetet.  Man  nimmt  in  diesem  dem  norden  des  gebietes  angehörigen 
Worte  wohl  eine  contraction  aus  manvais  cm,  indem  hieraus  zuerst  das 
allerdings  vorhandene  mavais,  dann  maais,  endlich  mais  geworden  wäre. 
Aber  diese  contradion  scheint  gegen  den  geist  der  altfranz.  sprachbUdung, 
welcher  chaaignon,  gaaigner,  raangon  und  ähnliche  fälle  des  hiatus  voU- 
kommen  zusagten;  und  wenn  sich  auch  ein  contrahiertes  chaignon,  gaigner, 
ran^on  schon  einfand,  so  dauerte  die  volle  form  daneben  doch  noch  fort, 
von  maais  aber  scheint  man  nichts  zu  wissen.  Überdies  zeigen  die  werke, 
welche  mais  gebrauchen,  une  der  Chevalier  au  cygne,  das  ungeschwächte 
manvais  daneben.  Vielleicht  hat  mTser  ansprüche  auf  das  fragliche  wort: 
maisetet  wäre  cdsdann  das  it.  miserta.  Gegen  ai  aus  i  ist  nichts  einzuwen- 
den: aus  misellus  entstand  ja  auch  maisiaus.  Aber  von  mesre,  une  das 
lat.  misera  noch  im  alten  Alexius  lautet  (geschr.  mezre),  mußte  endlich 
entweder  s  oder  r  austreten,  denn  mere  war  nicht  zu  brauchen,  weil  es 
mit  mere  (mutter)  collidierte,  und  so  kannte  durch  syncope  mais  entstehen. 

Malart  fr.  männchen  der  tvüden  ente,  altfr.  und  noch  norm,  und 
pic.  enterich  überhaupt;  von  male,  lat.  masculns  (MSnage).  Eine  pic. 
form  ist  maillard. 

Mall-pnblic  altfr.  öffentliche  rechtsverhandlung;  ndat.  mallum 
pablicnm,  ersteres  vom  goth.  mathl,  ahd.  mahal  gericht. 

Malt  fr.  (m.)  zum  bierbrauen  bereitete  gerste;  deutsches  wort:  engl. 
malt,  ahd.  nhd.  malz. 

Malt6te  fr.(f.) gelderpressung;  vom  altfr.  toute,  tolte  Steuererhebung 


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n.c.   MANAIER-MAQUEREAU.  633 

(partic,  von  tollir,  IcU.  tollere).  miY  vor  gefügtem  mal,  ü.  maltolto,  mala- 
tolta:  gnarda  ben  la  mal  tolta  moneta  Inf,  19,  98;  altpg.  mallatosta, 
maltosta  abgäbe  vom  wein.    S.  darüber  Dticange  v,  tolta. 

Manaier  altfr.  schützen,  schonen  Rou  II,  258,  sbst.  manaie,  pr. 
(selten)  manaya  schütz,  Schonung,  nachsieht,  gnade;  von  manu  adjntare 
mit  der  hand  unterstützen,  darum  auch  eine  form  mit  d  manaide  GhGyg. 
I,  V,  82,  menaide  Gar,  I,  286.  Es  ist  also  eine  Zusammensetzung  wie 
mantenere,  malleyare,  mamparar. 

Manant  /r.  eingebomer,  bauer;  part.  präs,  vom  alten  manoir,  maindre 
wohnen,  lat.  manere,  z.  b..  in  cajns  pago  manet  wohnt  L.Sai-;  adj.  altfr. 
manant,  pr.  man^n  wohlhabend,  manantie  reichthum;  mlat.  ad  villas  ma- 
nentium  sunt  regressi  Greg.  Tur.  (DC).  Noch  jetzt  bedeutet  dem  Ge- 
nuesen manente  acJcersmcmn.    S.  auch  mas  /. 

Manage  fr.  (m.)  reitschtde;  aus  dem  it.  maneggio,  dies  von  man- 
•  eggiare  handhaben  =  fr.  manier. 

Manevir  in  amanevir  aitfr.,  pr.  amanoYr,  amanarir,  amarvir,  ein- 
fach marvir,  bereit  sein  (auch  cat.  amanir  bereit  machen?),  daher  das 
übliche  particip  altfr.  manevis,  amaneyis,  pr.  amanoYtz,  amarvitz  bereit, 
hitzig,  occit.  amarbit  munier  Gloss.  zu  Goudelin.  Vgl.  besonders  Paul 
Meyer  zum  Guül.  de  la  Barre  p.  39.  ManoYr  stimmt  so  buchstäblich 
zum  goth.  den  übrigen  deutschen  sprachen  unbekannten  manyjan  bereit 
machen  (y  in  o  aufgelöst),  daß  seine  deutsche  abhunft  kaum  zweifelhaß 
erscheint.  Femer  adv.  pr.  maryes  unbedenklich,  adj.  mamer  bereit, 
vom  gleichbed.  goth.  adj.  manyus.  Dieses  adverb  und  dieses  adjectiv 
müssen  jeden  versuch,  das  wort  aus  mane  oder  manus  oder  ad  manum 
ire  (vgl.  Gachet  16")  herzuleiten,  niederschlagen. 

Manigance  fr.  kunstgriff;  von  manus,  zunächst  wohl  von  manica, 
iveü  sich  die  taschenspieler  bei  ihren  künsten  des  ermels  bedienen; 
Papias  hat  maniculare  'dolum  vd  strophas  excogitare.  Span,  manganilla 
gleicJibed. 

Manne  fr.  korb,  pic.  mande;  vom  ndl.  mand,  rnnside  (f.),  ags.  mond, 
^^Lmaund  mit  gl.bed.;  so  auch  mannequin  tragkorb,  vom  wntß.  mande- 
k!n.  Ist  dies  letztere  sichtbarlich  deutscher  herkunft,  so  ist  kein  grund, 
für  manne  ein  celtisches  etymon  heran  zu  ziehen. 

Mannequin  fr.,  daher  sp.  maniqul,  gliedermann;  vom  mndl.  man- 
nektn  männchen.    Der  Wallone  hat  maniket  zwerg. 

Mansarde  fr. gebrochenes  dach;  so  genannt  nach  dem  namen  eines 
baumeisters  Fr.  Mansard  f  1666. 

Maquereau  fr.  name  eines  ßsches,  daher  ndl.  makreel,  engl. 
mackerell,  kymr.  macrell;  wird  at4s  macula  (fleck)  erklärt,  da  der  fisch 
über  den  rücken  gestreift  ist:  es  wäre  also  aus  maelereau  verderbt.  In 
Champagne  maquet. 

Maquereau  fr.  kuppler.  Die  herleitung  von  Hob.  Stephanus  aus 
macula  fleck,  in  beziehung  darauf  daß  die  kuppler  der  römischen  komödie 
sich  eines  scheckigen  kleides  bedient  hätten  (leno  pallio  yarü  coloris  utitur 


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634  II.c.  MARAUD-MARCHER. 

D(mat\  ist  zwar  nicht  ungeschickt,  fußt  aber  auf  der  sehr  gewagten  vor- 
aussetsung,  daß  Frankreich  ein  andenken  an  die  römische  bühne  verhUe- 
hen  sei,  wovon  die  andern  provinaen  keine  spur  besitzen.  Besser  trifft 
die  deutung  am  dem  ndl.  makelaar,  hd.  m'äkler,  oder  ndl.  maker  von 
raaken  unterhandeln  (s.  maecken  KU.),  ahd.  mahhari  von  mahhön  machi- 
nari,  haor-mahhari  leno;  vgl.  besonders  Schwende  r.  mäkeln.  Ein  altfries. 
mekere  Unterhändler  in  ehesachen  stellt  Bichthofen  lieber  zum  ndl.  makker 
geführte,  verschieden  von  maker. 

Mar  au  d  fr.  bettler,  taugenichfs ,  maraude  liederliches  weibsbild, 
marauder  plündernd  umherstreifen.  'Dieses  wort  verhält  sich,  unbefangen 
betrachtet,  urie  badand,  clabaud,  nigaiid,  ribaud,  richaud,  d.  h.  es  ist  mit 
dem  Suffix  aud  abgeleitet,  welches  häufig  Übeln  sinn  ausdrückt.  Den  ur- 
sprünglichen diphthong  au  verbürgt  noch  das  limous.  maraou,  fem.  ma- 
raoude  (Honnorat)  und  das  wallon.  marafider.  Aus  maraad  fließt  ma- 
rauder und  maraudeur  wie  aus  clabaud  clabauder  und  clabaudeur.  Der 
stamm  ist  freilich  nicht  ganz  gewiß ;  am  passendsten  scheint  marrir  be- 
trüben, sich  verirren  u.  dgl.,  daher  shst.  marance,  marison  kummer: 
maraud  könnte  einen  dürftigen  oder  einen  umherirrenden  bedeuten.  Daß 
diese  ableitungen  mit  aud  meist  aus  deutschen  stammen  hervorgehn,  ist 
bekannt.  Hat  es  also  mit  dem  diphthong  au  seine  richtigkcit,  so  ist 
Mohns  Obrigens  geschickte  und  überraschende  detäung  von  marodeur  aus 
lat.  morator  ixbzvMmen.^    Krit.  anhang. 

Marc  fr.  trester,  pic.  merc;  nach  Menage  von  amurca  oldsaiz.  Fast 
möchte  man  a/uf  das  buchstäblich  besser  zutreffende  bei  Plinius  und  Colu- 
mella  vorfindliche  gallische  emarcum  vermuthen,  das  eine  geringe  art 
reben  bedeutet  (e  abgestoßen  une  in  mina  von  hemina).  Der  herleiiung 
<ms  dem  deutschen  mark  (medulla)  widerspricht  entscheidend  der  begriff 
dieses  wortes,  welches  gleich  dem  lat.  den  kern,  das  beste  eines  dinges, 
nicht  den  schaJenrest  desselben  bedeutet.  Vgl.  überdies  Dief.  Orig.  eur.  333 
und  unten  mareher. 

Marcassin  fr.  frischling,  wüdes  schwein  im  ersten  jähr;  unbekann- 
ter herkunft.  Man  darf  etwa  vergleichen  norm,  margas,  margasse  schlam- 
mige Pfütze,  se  margasser  sich  darin  besudeln. 

March^  fr.  markt,  von  mereatus;  marchand  kaufmann,  zsgz.  aus 
altfr.  marcheant  (marchedant  Pass.  de  J.  C.)  =  it.  mercatante  {woher 
unser  marketender),  partic.  von  mercatare,  pr.  mercadar,  miat.  necutian- 
tes  vel  mercadantes  (DC);  doch  findet  sich  altfr.  auch  schon  marchand, 
markand  =  ü.  mercante  vom  lat.  mereari. 

Mar  eher  fr.  sich  vorwärts  bewegen  (besonders  von  truppen),  sbst, 
marche  gang^  tritt,  auch  stufe ;  speciell  franz.,  daher  enÜeJint  it.  mar- 
ciare,  marcia,  sp.  pg.  marchar,  marcha.  Sonderromanische  Wörter  sind 
oft  schwerer  zu  entziffern  als  gesammtromanische ,  da  ihnen  die  in 
der  nationalen  Verschiedenheit  der  formen  enthaltene  aufklärung  abgeht; 
so  auch  hier.  Ist  mareher,  une  viele  geglaubt  haben,  aus  dem  ceUiscI^i 
oder  germanischen  march  entstanden,  etwa  wie  chevaucher  aus  caballus, 


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II.C   MAKE— MARNE.  635 

und  hieß  es  früher  sich  bu  pferde  fortbewegen?  Äüein  march  war  längst 
vom  franMosischen  hoden  verschwundenj  als  marcher  in  der  bemerkten  be- 
deutung  daselbst  aufkam.  Wäre  ein  dem  it.  mercare  oder  mercatare 
(handd  treiben)  entsprechendes  altfr.  vb.  marcher,  marchöer  vorhanden^ 
statt  dessen  nur  ein  sbst,  marchant,  marchöant  vorhanden  ist^  so  könnte 
man  annehmen,  dieses  habe  in  seiner  bedeuiung  eine  andre  richtung  ge- 
nommeny  handel  treiben  sei  mit  umherwandem  vertauscht  worden,  und 
auch  diese  auffassung  hat  ungeachtet  der  bemerkten  Schwierigkeit  anhän- 
ger  gefunden.  Besser  vielleicht  würde  man  das  ursprünglich  deutsche 
marque  darin  anerkennen,  reichen,  spur,  in  weiterem  sinne  etwa  fußstapfe, 
tritt.  Einige  Unterstützung  fände  diese  auslegung  im  venee,  marchiare 
buchstäblich  =  it.  marchiare  =  fr.  marquer,  begrifflich  =  it.  marciare 
=  fr.  marcher,  so  daß  man  auch  hier  vom  zeichenmachen  auf  das  schritte^ 
machen  gekommen  sein  könnte.  —  In  diese  dämmerung  hat  endlich  Äug. 
Schder,  Dict.  6tym.  und  Revue  de  Vinstr.  publ.  en  Belg,,  1863,  licht  ge- 
bracht. Die  älteste  bedeutung  von  marcher  ist  den  fuß  auf  etwas  setzen, 
mit  dem  fuße  pressen,  treten,  wie  noch  jetzt  in  marcher  l'^toffe  u.  dgl.; 
hieran  knüpft  sich  die  fortbewegung.  Aus  marcher  treten  scheint  marc 
ausgepreßte  hülsen,  bodensate  hervorgegangen  zu  sein,  jedesfaUs  haben 
beide  ihre  queüe  im  lat.  marcns,  marculus  hammer  (maroare  hämmern?). 
In  einem  gleichen  Verwandtschaftsverhältnisse  befinden  sich  die  deutschen 
Wörter  traben  =  marcher  und  träber  =  marc,  oder  treten  und  trester 
(was  unsere  germanisten  nicht  übersehen  mögen). 

Marc  ^incubus^  Vocab.  duac.,  zsgs.  neufr.  canchemar  (m.);  vom 
gleichbed.  dUn.  mara,  ahd.  marä,  nihd.  mare  (alle  fem,),  nhd.  mahr  (m.), 
engl,  night-mare  (Grimms  Myth.  p.  433)  und  dem  franz.  nicht  mehr  vor- 
handenen  vb.  caucher,  pic.  canquer,  bürg,  cöquai  =  it.  calcare  pressen. 
Die  occit.  mundart  sagt  chaonche-vielio  drückende  alte  (hexe,  die  durch 
den  Schornstein  fährt,  Champollion  Sur  les  patois  126),  dsgl.  pesant, 
peant,  peen,  auch  greon  oder  ploamb,  überhaupt  etwas  drückendes,  so 
auch  sp.  pesadilla,  altsp.  mampesada.  Im  henneg.  findet  sich  neben  cau- 
quemar  auch  die  entstellung  oder  umdeutung  coquenoir,  im  waüon.  das 
einfache  marke,  s.  darüber  Grandgagnage. 

Marguillier /r.  kirchenvorstdier,  altfr.  marreglier;  von  matricu- 
larius,  weil  er  das  armenregister  führt. 

Marionnette  fr.  puppe;  eigenü.  Mariechen  (kleines  mädchen),  fr. 
Marion.  Dahin  auch  marotte  (für  mariotte)  narrenscepter  mit  einem 
puppenkopf,  Steckenpferd  (figO- 

Marm Otter  fr.  murmeln,  auch  comask.  marmota;  naturausdruck? 
Wackemagd  knüpft  es  lieber  an  das  sbst.  marmotte  und  vergleicht  unser 
an  mnrmeln  gdehntes  marmelthier,  was  sehr  zu  beachten  ist. 

Marne  fr.,  altfr.  marle,  merle,  noch  pic.  marle  eine  fette  dünger- 
erde,  mergel,  mamer,.  marler  mit  solcher  erde  düngen;  von  marga,  nach 
Plinius  H.  N.  17,  7  gdUisch:  quod  genns  (terrae)  vocant  margam(Galli 
et  Britanni).    Eine  dbl.  aus  marga  (nd>en   welchem  bei  Plinius  noch 


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636  II.C.   MARON-MATRÄS. 

eine  Variante  marla  bemerkt  werden  muß)  ist  nUat.  margilä,  aJid.  mergil, 
daher  auch  durch  eusammenisiehung  die  frane,  formen,  vgl.  wegen  marne : 
posterle  poterne.  Die  ursprimgliche  form  erhielt  sich  im  it,  sp.  marga 
so  wie  im  hret,  marg  (m.)^  uxihrend  die  andern  eelt.  sprachen  nur  das 
abgeleitete  wort  Jcennen,  kymr.  marl,  gael  m&rla.  S.  Grandgagnage  IIj  68 j 
Diefenbachs  Orig.  europ.  380. 

Mar  OD,  marron  fr.  ein  führer  durch  die  Alpen  (Furetiere,  TrSvoux), 
marones  appellantur  viarum  praemonstratores  (in  Alpibus)  Chron.  S. 
Trudonis  DC.  Woher  dies  worty  eigentl.  ein  völkemame,  auch  stammen 
möge  (R.  d^.  Bdloguet  n.  297  hält  es  für  celtisch,  s,  dagegen  Dief,  Orig. 
europ.  381)y  das  altfr.  maronier  seemann,  matrose  ist  nicht  daher,  denn 
das  Suffix  on  mit  persönlicher  bedeutung  verträgt  im  frane,  kein  zweites 
gleichbed,  suffix:  aus  foulon  ir.  b,  wird  nicht  noch  einmal  fonlonnier,  oder 
es  ist,  wenn  es  vorkommt,  ein  grober  solöcismus.  Maromer  (noch  bei 
Nicot)  ist  nichts  als  eine  andre  form  von  marinier  {vgl,  vilenie,  vilonie, 
Cardinal  cardonal). 

Marraine  /r.  pathin;  mlat.  matrina,  pr,  mairina,  it.  «p.  madrina, 
das  frans,  wort  also  wohl  entstellt  aus  marrine  durch  anbildung  an  das 


Marsouin  fr.  ein  fisch;  von  maris  sus  Bouüle  p.  14,  ahd. 
meri-sutn  delphin,  nhd.  meerseh  wein.  Champ.  marsouin  schmutziger 
mensch. 

Massacre/r.,  jpic.  machacre  niedermeteelung,  blutbad;  vb.  massacrer; 
mlat  mazacrinm  aw5  dem  13.  jh.  Des  Wortes  stamm  erklärt  sich  leicht 
aus  masse  keule  oder  dem  ahd.  meizan  schneiden,  hauen,  aber  das  suffix 
acre  ist  ungewöhnlich;  das  buchstäblich  zutreffende  it.  mazzdchera  bedeutet 
etwas  anders.  Nicht  unwahrscheinlich  entstand  es  aus  dem  ndd.  matsken 
zerhauen  Brem.  wb.,  zumal  wenn  man  eine  form  matseken,  matsekern 
annehmen  darf;  auch  unser  hd.  metzger  liegt  nahe,  vgl.  piem.  massacra 
verstümnder,  pfuscher  (Zdlli,  fehlt  Ponza).    [Dazu  Mahn  p.  69.] 

Matelot  fr.  mcitrose.  Gegen  Nicofs  deutung  aus  m&t,  so  daß  ur- 
sprünglich ein  am  masfbaume  arbeitender  so  genannt  worden  wäre,  ist 
das  kurze  a  zwar  kein  entscheidender,  aber  doch  ein  nicht  ungetcichtiger 
zeuge;  in  einer  stelle  des  13.  jh.  (bei  Littre)  steht  mathelot,  nicht  mastelot 
Man  wird  es  also  auf  matta  zurückßhren  müssen:  einer  der  auf  der 
matte  schläft,  mattarins,  und  vielleicht  ist  matelot  (für  materot)  gradezu 
atis  mattarius  geformt,  wozu  matelas  für  mäteras  eine  schickliche  ver- 
gleichung  bietet.  Weniger  empfiehlt  sich  die  deutung  aus  ndl.  maat  ka- 
merad,  da  das  einfache  wort  keinen  eingang  in  das  franz.  fand.  Die 
bret.  form  ist  martölod. 

Matois  schlau,  verschmitzt.  Dasselbe  sagt  enfent  de  la  mate:  die 
Maie  aber  war  ein  platz  in  Paris,  wo  die  diebe  zusammenkamen  (de 
Brieux,  Orig.  de  coutumes  p.  16,  Du  Meril,  Dict.  norm.  152). 

Matras  altfr.,  pr.  matratz,  matrat  Wurfspeer  mit  dickem  knöpf  (?), 
altfr.  matrasser,  pr.  matrasseiar  zerquetschen,  zerstoßen;  vom  gällisch-lat. 


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ILc.   MAUCA-MEGIR;  637 

matara  Caesar  (mataris  lAvius,  materis  Äuct.  ad  Her.)  mit  dem  sufßx  as 
abgeleitet,  vgl.  Zeuß  /,  S7,  Dief.  Orig.  europ.  p.  383, 

Maaca  pr,,  moca  cai.  hauch,  'venter  grossus^  GProv.  64;  wohl  aus 
dem  dtschen,  indem  es  mit  dem  gleichhed.  ndl.  moocke  Kil.j  welches  hochd. 
mauche  lauten  würde,  zusammentrat 

Mauf6  altfr.  name  des  teufeis;  von  male  factUs,  ü,  malfatto  unge- 
stalte  vgl.  neap.  bruttofatto  der  häßliche,  der  teufet.  Die  Wallonen  nennen 
ihn  den  geschwänzten,  cow4. 

Mau  vis  fr.  (m.,  altfr.  f.)  weindrossd,  turdus  üiacus.  Früher  war 
die  bedeutung  weniger  bestimmt.  Nicot  b.  h.  belegt  drei  arten  des  turdus 
mit  diesem  namen;  Furetiere  ti,  a.  erkennen  ihn  ai4ch  der  möve  tsu.  Die 
alten  dichter  gesellen  den  unmusicaUschen  vogel,  der  nur  eip  eip  ruft, 
häufig  Bur  nachtigall,  b,  b.  car  les  rossignols  et  mauvis  sceurent  si  haulte- 
ment  chanter  Rom.  de  la  rose;  dies  ist  aber  noch  kein  grufid,  die  lerche 
darunter  bu  verstehn  (MicheVs  gloss.  bu  Ben.),  da  es  dem  drosselgeschlechte 
nicht  an  sängem  fehlt  (turdus  musicus,  turdus  viscivorus).  Aus  Frank- 
reich scheint  das  im  port.  und  catäl.  unvorhandene  sp.  malyiz  (m.)  ein- 
geführt; die  neap.  mundart  besÜBt  marvizzo.  Man  deutet  das  wort  aus 
malus,  da  der  vogel  dem  weinstocke  schädlich  ist  und  darum  auch  grive 
de  vendange,  dtsch.  weingartsvogel  heißt;  grammatisch  hesser  wäre  malum 
vitis  Unheil  des  rebstoclcs.  Der  breton.  name  ist  milfid,  milvid,  in  Vannes 
milc'houid;  com.  melhuez  heißt  lerche  (mel  huez  süßer  hauch,  nach 
Pryce) ;  und  auch  hieraus  wird  das  franB.  wort  und  sicher  mit  besserem 
rechte  geleitet,  s.  Dief  Orig.  europ,  221.  Ein  dimin.  von  mauvis  (mauvit-s?) 
ist  mauviette  (für  mauvitette?)  kleine  drosselart  (Furetiere  u.  a.),  in 
Paris  die  gemeine  lerche  (Nemnich);  daum  henneg.  mauviar(d)  amsel, 
turdus  merula. 

Mazette  fr.  elende  mähre,  auch  ungeschickter  Spieler;  nach  Frisch 
I,  652''  vom  dtschen  matz  ungeschickt,  klotB,  ein  matzicht  pferd,  ein 
matziger  kerl. 

M6chant  fr.  elend,  hoshaft,  altfr.  mes-cheant,  partic.  von  mes- 
cheoir  übel  fallen,  übet  ausschlagen,  buchstäblich  minus  cadere,  sbst  aUfr. 
mescheance  unheil.  Ebenso  ist  das  adtsp.  malcaido  unglücklich,  arm 
FJ.  BU  beurtheilen. 

M6gir  fr.  weiß  gerben,  m6gie  weißgerherhandwerk,  m6gis,  bei  Roque- 
fort mesgins  (?),  mesgis  weiß  gegerbtes  feil,  m^gissier  weißgerber.  Die 
herkunft  des  wertes  ist  ungeunß.  Menage  gewinnt  mögissier  aus  mergere, 
denn  die  feile  werden  eingeweicht,  und  diese  deutung  ist  nicht  ungeschickt. 
Frisch  erinnert  an  engl,  meek  sanft,  aber  daraus  läßt  sich  m6gie  nicht 
bilden;  auch  nicht  aus  ndL  meuk  er  weichung,  das  franB.  wort  müßte  denn 
verderbt  sein  aus  m6guie,  wofür  man  pic.  m^guichier  =  fr.  m6gissier 
anführen  könnte.  lAttrS  vermuthet  den  Ursprung  des  Wortes  in  einer  regel- 
losen Verwarnung  des  deutschen  weißgerben.  Die  schwestersprachen 
haben  keine  spur  desselben:  ProvenBolen  und  Spanier  b.  b.  nennen  den, 
weißgerber,  une  wiry  blanquier,  blanquero. 


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638  n.c.   MEGUE-METS. 

Mögue  fr.  (f.)  molken;  nach  einigen  für  maigre  (pic,  m^e  honmd 
vor)  das  magere  der  milchj  dem  aber  das  genus  bu  widersprechen  scheint ; 
nach  Pictet  p.  173  ein  ceU.  wort,  gael.  meog,  kymr.  maidh.  Man  erwäge 
aber  noch  ndaL  mesga  und  neupr.  mergue  (masc.  nach  HonnorcA)  molken^ 
und  das  wal,  mesge  saft.  Auch  ein  dtsches  meghe  ist  bekannty  s,  Küian, 
u>allon.  makaie  heifit  weifier  käse.  Die  picard.  mundart  kennt  für  megue 
auch  mingle. 

M^leze  fr.  fm,)  lerchenbaum;  muthmafilich  eusammengesetet  aus 
mel  und  larix  (lerce  mit  ausfaU  des  r  wie  in  ebene  für  cher^ne),  also 
honiglerchcy  das  hara  oder  manna  des  baumes  honig  genannt.  Neuprov. 
schlechtweg  mele. 

Manage  fr.  haushält,  Sparsamkeit^  daher  managet  sparen;  für 
mesnage,  ndat.  mansionaticum. 

Mänil  fr.  bauemhaus;  für  maisnil,  mlat.  mansionile. 

Menottes/r.  handscheUen;  von  manas,  main,  i^.  manette. 

Merir  aUfr.  prov.  lohnen,  vergelten  (mit  dem  dat.  der  person  und 
acc.  der  sache),  eine  bedeutung,  die  das  wort  früh  angenommen:  snnm 
servitium  .  .  debite  et  rationabiliter  vult  illi  merere  Cap.  Car.  Calv. 
(DC).  In  der  bekannten  dltfr.  formet  diex  le  vos  mire  ^gott  lohn  es 
euch^  mufi  sich  mire  durch  häufigen  gebrauch  aus  miere  vereififacht  haben: 
in  dem  entsprechenden  pr.  dieus  vos  o  meira  geschah  dem  warte 
keine  gewalt. 

Merlan  fr.  ein  Seefisch,  gadus  merlangus,  witling,  dltfr.  merlenc, 
mellenc,  henneg.  merlen,  merlin,  brä.  marlonan.  Es  hat  deutschen  Uang, 
aber  ein  wort  wie  merling  feihtt  dieser  spräche:  scbmerling,  mhd.  smer- 
ling,  ist  ein  fisch  des  süfien  xoassers,  cobitis  barbatüla. 

Merlin  fr.  eine  art  dünner  stricke  auf  den  schiffen;  =  ndl. 
marlijn,  meerling,  engl,  marline  dass.,  vb.  ndl.  marlen  mit  dünnen  seilen 
(mnähen. 

Merrain  fr.,  pr.  mairam  stabhole  u.  dgl.,  mediran  'dmpar  (eim- 
merhoU)  Ql.  cass.;  von  materiamen  L.  Sal.,  lat.  materia.  S.  Pott  über 
die  L.  Sal.  163. 

M^sange  fr.  (f.)  ein  vogd,  meise.  Das  wort  ist  aus  dem  deutschen 
mit  einem  suffix,  das  gewöhnlich  abstracten,  une  louange,  laidenge,  eu- 
kommt;  es  ist  entstellt  aus  dem  ndd.  dimin.  meeseke,  tvie  schon  Menage 
vermuthete,  pic.  masaingae.  Ein  vocabularius  vom  j.  1490  übersetzt  mese 
mit  mesenca  Hoffm.  Hör.  bdg.  VII,  12. 

Mesel  altfr.  aussäteig,  cdtsp.  mesyllo  Canc.  de  B.;  von  misellus, 
dem  das  mittelaUer  dieselbe  bedeutung  beilegte;  daher  auch  unser  miselsucbt 

Mest,  prov.  präposition  für  lat.  inter;  von  mixtum,  vgl.  dän. 
i-blandt  von  bland  mischmg,  oder  engl,  a-mong. 

M6teil  fr.  mangkom;  =  mixticalum,  dimin.  von  mixtum  ge- 
mischtes getreide. 

Mets  fr.  (oitfr.  mes  geschrieben)  gericM,  speise;  von  missam  das 
aufgäragene,  wie  das  gleichbed.  iM.  sbst.  meeso  beweist.    Die  jriemiich 


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II.C.   MEULE-MIEN.  639 

ciUe  Schreibung  mets  ist  eine  etpfnologische,  um  das  wort  an  das  vh. 
mettre  zu  knüpfen,  nachdem  das  alte  noch  im  sbst,  messe  fortdauernde 
partic,  mes  (jetjd  mis)  dem  Sprachgefühle  fremd  geworden.  Wächters 
deutung  aus  dem  goth.  mats,  ahd,  maz  speise,  ist  demnach  bei  seite 
isu  setzen. 

Meule  /r.,  mdartl.  male,  heu-,  kam-  oder  misthaufe,  nbgel.  mulon, 
ndat.  muUo  Order.  Vit.,  vb.  henneg.  muler  heuhaufen  bilden.  Lat.  möles 
masse,  klumpen  befriedigt  den  buchstaben,  schwerlich  den  begriff;  mola 
geschrotenes,  von  molere,  verträgt  sich^  abgesehen  von  dem  begriffe^  nicht 
mit  der  form  mule.  Man  erinnert  an  metula  von  meta  pyramidenförmige 
figur,  und  wiewohl  daraus  nach  allgemeiner  regel  meille  hätte  werden 
sollen,  so  ist  doch,  wenn  man  aitfr.  seule  aus  saeculmn,  reule,  rule  aus 
regula  anschlägt,  wohl  auch  meule  mit  syncopiertem  t  zuzulassen.  Aber 
das  pr.  molö  scheint  aus  dem  franz.  zu  stammen.  Der  Picarde  besitzt 
auch  das  primitiv  moie,  dessen  herleitung  aus  meta  keine  Schwierigkeit  macht. 

Meurtre  fr.,  alt  auch  meurdre,  mordre  mordthat,  t?&.  meurtrir  zer- 
quetschen, altfr.  mordrir  u.  dgl.  ermorden;  vom  goth.  maürthr,  ahd.  nhd. 
mord,  vb.  goth.  maurthrjan,  ahd.  murdjan.  Das  französische  stimmt  also 
in  der  anwendung  des  ziveiten  (derivativen)  r  zum  gothischen,  nicht  zu 
dem  weit  späteren  hochdeutschen  dialect.  Murtre  si  est  d'home  et  de  fame, 
quand  en  (on)  les  tue  en  leur  lict  ou  en  aucune  mani^re  ponr  que  ce 
ne  soit  en  mesl^e  Estabi  de  Louis  IX.,  chap.  26.  Der  alten  prov.  spräche 
fehlt  das  wort,  die  comask,  aber  besitzt  mördar  böse,  gottlos,  und  so  be- 
deutet auch  ahd.  murdreo  did),  mord  frevelthat  (läzteres  in  Muspilli), 
churw.  morder  m&rder,  räuber. 

Meute  altfr.  aufstand,  erhd>ung  besonders  zum  kriege,  weshalb  z.  b. 
die  kreuzzüge  meutes  genannt  umrden,  nfr.  meute  koppel  Jagdhunde, 
eigentl.  jagdzug,  daher  unser  meute.  Daß  es  in  movere  seine  quelle  habe, 
beweist  außer  der  bedeutung  {aufregung,  motus)  auch  das  dem  vb.  6mou- 
voir  parallel  laufende  6meute  aufruhr  (prov.  auch  remota),  und  es  thut 
nicht  noth,  nach  dem  ags.  möt  begegnung  zu  greifen.  Es  scheint  sich 
aber  im  roman.  ein  partic.  movitus  festgesetzt  zu  haben,  wofür  nicht  allein 
das  mlcU.  movita  in  den  Sirm.  formein,  sondern  auch  das  cdtsp.  muebda 
Bc,  Äpol.  267  und  das  noch  fortlebende  sard.  detn  ital.  mossa  gleich- 
bedeutende mövida  zeugt.  Von  meute  ist  fr.  mutin  aufwiegler  (für 
motin,  moutin?),  sp.  motin  aufruhr,  vb.  fr,  mutiner,  sp.  amotinar,  it. 
ammutinare  aufwiegeln. 

Miemac  fr.  Spitzbüberei;  vom  deutschen  mischmasch,  engl,  mish- 
mash  u.  s.  w. 

Mie  fr.  in  ma  mie,  toie  die  kinder  noch  in  netterer  zeit  ihre  hof- 
meisterinnen  nannten;  für  m'amie  aus  der  alten  spräche,  welche  sich  das 
possessiv  ma  noch  zu  apostrophieren  erlaubte.  Daß  aber  auch  sie  in  mie 
schon  eine  verkürzte  form  fühlte,  beweisen  Verbindungen  wie  une  mie 
(eine  geliebte)  für  un'  amie  FC.  IV,  7. 

Mien,  tien,  sien  neufr.  absolutes  possessiv.    Entstehung  aus  dem 


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640  II.  c.   MIES-MIRE. 

acc.  menm  cet.  ist  nicht  ansunekmenj  da,  eis  jenes  sich  bildete,  kein  cdtfr. 
meon  für  mon  stattfand.  Die  formen  erwuchsen  vielmehr  aus  dem  üb- 
lichen possessiv  mi,  ti,  si  mit  dem  suffix  ien  =  dem  lat.  suffix  anus  wie 
ancien  aiis  anz,  haben  also  mit  dem  gleichfalls  spätem  dtschen  meinig 
von  mein  etwas  analoges. 

Mies,  piez  alt  fr.,  miat.mezinm  ein  getränk,  meth;  ahd,  ags.  meio, 
engl,  mead,  gr.  /xidv'  cet.,  s.  Dief.  Goth.  wb.  II,  72.  Dieses  mlat.  meziam 
erinnert  in  seiner  bUdung  an  biezium,  5.  oben  bied.  Der  prov.  Eluci- 
dari  hat  medo  gewiß  aus  dem  ndat.  medo  medonis. 

Mievre  fr.  muthwillig.  MSnage,  auf  die  norm,  form  nievre  gestützt, 
leitet  es  von  nebulus  für  nebulo.  Anldtäendes  n  aus  m  ist  in  der  Ord- 
nung, nicht  das  umgekehrte.  Vgl.  in  der  mundart  von  Berry  maffion 
munteres  hind. 

Mignon  fr.  niedlich,  als  sbst.  liebling,  daher  it.  mignone;  fr.  mig- 
nard,  vb.  mignoter  liebkosen  und  andre  ableitungen.  Dieser  stamm  mit 
erweichtem  n  erklärt  sich  richtiger  aus  dem  ahd.  minja  liebe,  ais  aus  dem 
gad,  min,  s.  mina  1.  Im  mhd.  und  mndl.  war  minne  eine  liebkosende 
anrede;  so  singt  eine  mutter  ihrem  kinde  au:  minne,  minne,  trüte  minne, 
swlk,  ich  will  dich  wagen  (wiegen)  Hoffm.  Hör.  belg.  III,  116;  diese 
bedeutung  paßt  zur  französischen. 

Milieu  fr.  mitte;  von  medius  locus,  auch  it.  miluogo,  u^oJ.  mizloc. 

Milsoudor,  missoudor  altfr.,  pr.  milsoldor,  gewöhnlich  caval  mil- 
soldor  preiswiirdiges  schlachtroß;  von  caballus  mille  solidorum,  wie  schon 
ein  troübadour  erklärt:  ieu  ai  vist  caval  milsoldor  a  pretz  de  trenta 
sols  tornar  Chx.  V,  362.  Es  ist  derselbe  fall,  wenn  man  ein  kleines 
pferd  bidet  de  quatre-vingt  sous  nennt,  s.  Le  Duchat  v.  bidet.  Eine 
ganz  entsprechende  zss.  eines  Zahlwortes  mit  dem  genitiv  eines  Substantivs 
ist  altfr.  quartenor  =  quatuor  annorum.  Aus  mille  sous  formte  der 
Normanne  ein  adj.  milsoudier  steinreich. 

Mi  nee  fr.  dünn,  gering,  vb.  norm.  berr.  und  noch  bei  Nicot  mincer 
zerstückeln.  Wohl  konnte  das  verbum,  indem  der  accent  des  inßnitivs 
vorwaltete,  aus  minutiare  (woher  menuiser)  entstehen,  aber  das  adjectiv 
weder  hieraus  noch  aus  minütus,  minutius.  Da  das  wort  ein  ausschließend 
französisches  ist,  so  darf  man  auf  ein  german.  etymon  vermuthen^  altn. 
minst,  ahd.  minnist  'minimus,  tenuissimus\  $  aus  st  wie  im  altfr.  broce 
aus  börste,  bürste. 

Mine  fr.,  mina  pr.  ein  getreidemaß,  gewöhnlich  von  medimnus  her- 
geleitet, paßt  buchstäblich  nur  zu  hemlna  maß  für  flüssigkeiten,  ndat.  aber 
auch  frucht'  und  längenmaß  wiepr.  emina,  attfr.  emine,  sp.  hemina. 

Mire,  zuweilen  miere  RMont.  432,  37,  ein  sehr  üblicher  altfr.  aus- 
druck  für  arzt,  umndarzt,  noch  jetzt  in  der  norm,  mundart:  qui  court 
apres  le  miere,  court  apres  la  biere  (Du  Meril),  vb.  mirer  Jieilen,  s. 
Garpentier  v.  miro.  Herkunft  desselben  von  medicus  ist  unmöglich,  dar- 
aus entsprang  mege.  Man  hat  es  wohl  aus  emir  herr  d.  h.  aus  einem 
durch  die  Araber  zu  SdLern  aufgekommenen   ehrentitd  für  ärzte  erklärt 


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II.C.   MIROffi— MOffiE.  641 

(8.  Oar,  Ily  89 j  vgl  Antioch.  II,  378):  sollte  es  aber  alsdann  der  üai. 
Sprache  entgangen  sein?  Auch  an  myropola  dürfte  man  denken,  hätte 
es  das  mittelalter  nur  in  diesem  sinne  angewandt.  Vom  vb,  mirer  endlich 
war  mireor  m  erwarten,  nicht  mire.  Sidonius  braucht  medicator,  weiches 
in  miere,  kaum  in  mire,  £fusammenschwinden  konnte:  letzterem  liegt  das 
unlat.  meditor  zsge.  meire  mire  geunß  näher,  entbehrt  aber  jedes  bdeges; 
auch  würde  in  beiden  fäüen  der  accus,  meor  lauten  müssen.  Aber  so 
wie  man  grammaticus  in  grammaticarius  erweiterte,  warum  sollte  man 
medicus  nicht  in  medicarius  erweitert  haben?  Wie  aus  jenem  worte  mit 
syncopiertem  ca  grammaire  ward,  so  atAS  diesem  mit  derselben  syncope 
meire  mire.  Dadurch  erklärt  sich  auch  die  alte  form  mirie  LRs,  304, 
indem  ie  hier  die  endung  ius  vertritt^  wie  sie  auch  ia  vertreten  muß 
(miserie,  glorie,  pecunie).  Die  abl  medic-arins  ist  in  der  that  weniger 
au/fallend  als  medic-ianus,  woher  altfr,  medecien,  nfr,  m^decin.  Ital. 
medicaria  für  medicina  kennt  Veneroni. 

Miroir  /r.  Spiegel,  altfr.  mireor,  pr.  mirador;  gleichsam  miratorium, 
vgl,  sp.  mirador,  wartthurm,  it.  miradore  Spiegel,  Eine  andre  form  ist 
pr.  miralh,  it,  miraglio,  bask,  miraila,  zufällig  mit  lat,  miracnium  zu- 
sammentreffend, 

Mitraille  fr,,  daher  sp.  metralla,  kieine  metallstücke,  besonders 
kupfer  oder  messing;  wohl  vom  altfr,  (flämischen)  mite  kleine  kupfer- 
münze,  mndl.  mijte,  nndl.  mijt  in  ders.  bed.,  ursprüngl.  etwas  kleines, 
winziges,  auch  eine  mübe,  s,  mita  /.  Mitraille  stände  also  für  mitaille 
vermöge  einer  nach  t  nicht  seltenen  einschiebung  von  r.  Ein  ähnliches 
wort  ist  das  norm,  mindraille  kleine  münze,  vielleicht  identisch  mit 
mitraille,  aber  dem  comparativ  mindre  {d.  i,  moindre)  assimiliert. 

Mo  eile  fr.  mark;  für  meolle,  pr.  meola,  it.  midoUa,  lat.  medulla. 

Moinean  fr.  Sperling.  So  artig  die  herleitung  aus  fr.  meine  ist, 
womach  es  mönchlein  heißen  umrde  in  beziehung  auf  die  bibelstelle  passer 
'solitarius'  in  tecto,  oTQov&iov  jtiova^ov  Pscdm  101,  und  wiewohl  auch  das 
it.  monaco,  das  sp.  fraile,  das  fr.  nonnette  so  wie  unser  dompfaffe  als 
namen  von  vögeln  gebraucht  werden,  so  zeugen  doch  überwiegende  etymo- 
logische gründe  für  einen  ganz  andern  ursprtmg.  Die  norm,  form  nämlich 
ist  moisson  Brt.  II,  244  (noch  jetzt  üblich),  in  Lille  mousson  Gloss. 
p.  13  (31),  wallon.  mohon  (so  lothr.  mohha),  cot.  moxö,  welche  sich  als 
dbleitungen  aus  lat.  mnsca  zu  erkennen  geben  (muscio) :  ein  kleiner  vogel 
ward  mücke  genannt  wie  in  unserm  grasmücke,  das  henneg,  mouchon  und 
das  npr.  mousqnet  bedeuten  überhaupt  einen  kleinen  vogel,  norm,  mois- 
seron  finke;  pr.  moizeta,  cot.  moxeta  ist  ein  raubvogel,  der  kleine  vögd 
fängt  (menutz  anzels  prendent  Elucid.),  nicht  =  monette,  wie  Raynouard 
übersetzt.  Am  moisson  aber  entstand  moisonel  moisnel,  nfr.  moineau; 
vgl.  mndl.  musche  Hoffm.  Hör.  belg.  VI,  256",  VII,  6,  ndl.  mosch.  Es 
gibt  ein  ahd.  mez  Sperling  Grimm  III,  362,  dem  sich  aber  die  roman. 
Wörter  nicht  ansMießen.    Man  sehe  Grandgagnage  s.  v.  mohon. 

Moire  fr.  (f.),  früher  mohöre,  mouaire  ein  fest  geschlagener  seidener 

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642  II.  c.   MOISIR—MONJOIE. 

oder  halbseidener  stoffy  mohr;  nach  MSnage  ßunächst  aus  dem  engl,  mohair 
haartuch,  dies  nach  Scaliger  aas  moYacar  (angelehnt  an  hair?)  ein  in  der 
Levante  at4S  degenhaar  verfertigter  stoff;  eine  deutung,  welcher  auch  die 
englischen  etymologen  beistimmen.     Vgl.  Weigand  II,  184, 

Moisir  /r.,  mozu  pr,  schimmeln;  von  mucere  oder  mucescere. 

Moison  (ütfr.  maß;  von  mensio. 

Moisson  fr.,  meisso  pr.  ernte;  von  messio  abmähung. 

Moite  fr.  feucht,  altfr.  moiste,  daher  engl,  moist.  Nicht  van  ma- 
didus;  besser  berechtigt  wäre  hamectas  mit  eingeschobenem  s,  aher  die 
englische  form,  worin  dies  s  hörbar  ist,  scheint  der  einschiebung  eu  u^ider^- 
sprechen.  Die  begriffe  zart,  weich,  saftig,  feucht  gröneen  aneinander^ 
z.  b.  im  lat.  udus,  gr.  iygog,  it.  moUe:  lat.  musteus  jung,  neu  dürfte 
aiso  in  betracht  kommen,  engl.  moi|9t  heißt  nicht  bloß  äußerlich  feucht^ 
sondern  auch  innerlich  saftig.  Die  unter  moscio  /.  erwähnten  Wörter  mü 
der  bed,  feucht  sind  vielleicht  dem  gegenwärtigen  anzureihen, 

Mo  11  et on  /r.  ein  sehr  weicher  wollener  stoff,  dtsch.  molton;  vom 
adj.  mol,  moUet. 

Momer  altfr,  masker  ade  spielen,  nfr.  momerie  masker  ade,  norm. 
rnomon  possenreißer;  vom  dtschen  mummen,  mummerei,  HgenÜ.  nach- 
ahmung  des  vom  dumpfen  laute  so  benannten  gespenstes  mumel,  Grimms 
Myth.  p.  473,  Nach  Ducange  momerie  für  mahomerie  moschee,  daher 
lächerliche  sache. 

Mon  altfr.  partikel  mit  der  bed.  'allerdings,  wirUicK,  z.  b.  c'est 
mon  das  ist  so,  ce  feit  mon  das  thut  er  allerdings^  bei  Moliere  fa-mon 
ma  foi  Mal.  imag.  1,  2;  andre  bspp.  Orelli  343,  Burguy  II,  306.  Soüte 
das  altn.  fragewort  mun,  schwed,  monne,  dän.  mon  (Grimm  III,  762) 
ode?'  das  gr.  fnaiv  darin  stecken,  da  es  sich  häufig  an  savoir  hängt  (pour 
savoir  mon)?  Allein  dem  widerspricht  der  sinn  des  Wortes,  worin  kein 
zweifei,  vielmehr  bestimmtheit  liegt.  Besser  schon  verträgt  es  sich  mü  lat. 
admodum,  ließe  sich  die  form  damit  in  einklang  bringen.  Auch  von  dem 
ital.  zeitadverb  mö  =  lat,  modo  ist  es  fem  zu  halten.  Recht  wohl  aber 
nach  form  tmd  begriff  paßt  es  zum  lat.  adv,  munde,  so  daß  es  für  mond 
steht,  denn  das  fehlende  orthographische  d  kann  in  dem  dunkeln  warte 
nicht  in  betracht  kommen.  Das  cdtfr,  adj.  monde,  ursprünglich  gewiß 
masc.  mon,  mond  une  improv,,  war  ganz  vollcsüblich.  Hiemach  war  die 
grundbedeutung  ungefähr  die  des  it.  pure:  pour  savoir  mon  heißt  'um  es 
rein  heraus  zu  erfahren,  vgl.  henneg,  h6-mon?  nicht  wahr?  [Man  sehe 
die  weitere  rechtfertigung  dieser  deutung  bei  Gachet  5iÄ*.] 

Monjo'ie  altfr,  (f.)  höhe,  gebirg:  noz  gens  furent  enclos  del^ 
une  monjoie;  für  mongiu  aus  mons  Joris  alpengebirg,  wenn  es  auch  lat. 
durch  mons  gaudii  ausgedrückt  ward.  Einen  andern  Ursprung  hat  mon- 
joie als  kriegsgeschrei  der  Franzosen,  nach  Ducange  von  mons  gaudii, 
weil  der  heil,  Dionysius,  denn  oft  wird  S.  Denis  beigefügt,  auf  einer  an- 
höhe  gemartet  worden  sei.  Ein  richtigeres  etymon  aber  ist  meum  gau- 
dium,    ivie  schon   Ordericus   Vitalis  schreibt,    der    name   des   Schwertes 


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n.c.  MOQUER-MORTAILLE.  643 

Karls  d.  gr.,  welches  in  seinem  griffe  eine  reliquie  barg.  So  lehrt  Gachet 
318''  \n  betreff  beider  bedeutungen.  Man  kann  indessen  das  bedenken  nifht 
überwinden,  daß,  was  das  erste  wort  betrifft,  mons  Jovis  wohl  monjoi, 
aber  nicht  monjoie  erzeugen  konnte^  und  in  betreff  des  eweiten,  daß  das 
prononien  mon  sich  nicht  mit  dem /ew.  joie  verbunden  haben  würde,  denn 
Gachet' s  erklärung,  lauteres  sei  im provenzalischen  masctdin,  ist  unrichtig: 
bekanntlich  gibt  es  hier  ein  masc.  joi  und  ein  fem.  joia,  das  eweite 
namentlich  in  dem  kriegsgeschrei  monjoia  angewandt.  Grammatisch  be- 
trachtet kann  also  kein  meum  gaadium^  allerdings  aber  ein  mons  gaudii 
darin  enthalten  sein. 

Moquer  altfr.  verspotten  e.  b.  RFlor.  p.  14,  nfr.  se  moquer  de 
qquD,  pr.  mochar.  Dieses  letztere  beweist,  daß  die  streng  franz.  form 
mocher  oder  moucher  wäre,  der  man  aber,  wie  es  scheint,  zur  Unter- 
scheidung von  moucher  (schneuzen)  das  pic.  moquer  vorzog.  Desselben 
Ursprunges  ist  das  sp.  mueca  grimasse,  Verspottung,  cdtsp.  moca.  tjber 
ein  wort  wie  das  vorliegende  ist  es  nicht  leicht  ins  reine  zu  kommen,  da 
der  stamm  moc  mit  ähnlicher  bedetäung  in  verschiedenen  sprachen  vor- 
kommt. So  gr.  ^lon^v  verhöhnen,  besonders  mit^  grimassen,  ein  allerdings 
entlegenes  wort;  kymr.  moecio,  engl,  mock  spotten  (aus  dem  franz.?); 
ndl.  mocken,  ndd.  mucken  den  mund  verziehen  (vgl.  it.  befifare  spotten, 
eig.  woJü  die  lippen  spitzen);  nhd.  mucken,  sich  mucken  s.  v.  a.  lat. 
mutire,  woher  it.  motteggiare  einen  aufziehen,  vexieren.  Eine  ganz  ver- 
schiedene deutung  sehe  man  bei  Schder,  vgl  auch  Dief.  Celtica  I,  82. 

Morbleu  fr.,  früher  morbieu,  ein  schtvur;  euphemistisch  für  mort 
dieu  gotts  tod. 

Morceau  fr.  bissen,  amorce  köder,  amorcer  ködern;  von  morsus,  it. 
morsello,  mlat.  morsellos  'offas'  Nyerup  p.  385,  s  mit  9  vertauscht  wie  in 
percer,  rincer,  sauce  u,  a.,  daher  die  picard.  formen  morchel  tmd  amorche. 

Mo r dache  fr.  zange;  vom  adj.  mordax  mordacis  beißend,  sp. 
mordacilla,  dtsch.  beißzange. 

Morfondre  fr.  erkälten,  eigentl.  den  schnupfen  machen;  von  morve 
fondre,  s.  mormo  J. 

Morgue  /r.  trotziges  gesicht,  morguer  einen  trotzig  ansehen.  Woher? 

Mo  rille  fr.,  pic.  merouille,  meroule  ein  eßbarer  schwamm,  ndl. 
morilje,  engl  morel,  ahd.  morhila,  nhd.  morchel,  schwed.  murkla;  nach 
Salmasius  so  genannt  von  der  schwarzen  färbe,  die  dieser  schwamm  abge- 
kocht annehme,  s.  Minage. 

Morne  fr.,  mom  pr.  niedergeschlagen,  düster;  vom  goth.  maüman, 
ahd.  momen  trauern;  eigentlich  von  einem  unvorhandenen  adjectiv  dieses 
Stammes.  Ein  verbum  morner  verzeichnen  Roquefort  und  Monnard. 
Andrer  bedeutung  ist  pg.  morno  lau,  kraftlos,  matt. 

Mortaille  altfr.  das  erbrecht  des  herm  an  das  vermögen  seines 
ohne  erben  verstorbenen  leibeigenen;  für  mort-taille  todtenabgabe,  mortui 
tallia,  wie  Ducange  erklärt,  sonst  auch  manus  mortua.  Daher  neufr. 
mortaillable  leibeigen. 


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644  II.  c.   MORÜE-MOYEÜ. 

Morue/r.  Stockfisch^  gadus  morhua  L.y  mundartl  auch  molae.  Es 
kaf^  auf  frane.  weise  syncopiert  sein  aus  moruda,  wie  der  name  ^eines 
andern  fisches  barbae  aus  barbuda,  barbuta:  pr.  mornt  {fem.  morada), 
sp.  morrudo  aber  heißt  dicklippig;  allein  dies  ist  kein  bezeichnendes  merk- 
mal  des  thieres,  das  nur  eine  vorstehende  obere  kinnlade  zeigt.  Morada 
ist  also  wohl  in  anderm  sinne  eu  nehmen.  Der  Spanier  nennt  die  ein- 
geweide  dieses  fisches  y  die  man  einscUzt  und  versendet  y  morros,  das 
überhaupt  für  abgerundete  körper^  Ideine  klumpen^  auch  dicke  Uppen  ge- 
braucht wirdj  daher  morne  ein  fisch,  welcher  dergleichen  klumpen  in 
sich  enthalt. 

Moa  fr.  ochsen- y  kaXbs-  oder  schafslunge;  eigenÜ.  weicher  theü, 
weiches  eingeweide,  von  moUis,  im  gegensatz  eu  herz  und  ld)er,  die  man 
mundartl.,  z.  b.  in  Rheims  und  Normandie,  le  dar  nennt.  ÄUfr.  mol  = 
mollet  weicher  theil  des  beines,  wade. 

Moa  eher  fr.  schneuzen,  ndat.  si  nasum  excusserit,  at  muccare 
(mucare)  non  possit  L,  Rip.;  von  macus,  maccus.  Daher  auch  moachoir 
Schnupftuch  u.  a.  m. 

Moae  fr.  verzogenes  maul.  Nicht  vom  gleichbed.  engl,  mow,  welches 
im  angels,  in  dieser  bed.  unvorhandene  wort  (Somner  verzeichnet  move 
acervus  =  engl,  mow  heap)  Johnson  nicht  befriedigend  aus  engl,  mouth 
erklärt;  sondern  eher  mow  von  moae,  une  vow  von  vouer.  Es  scheint 
das  ndl.  moawe  KU.  p.  404  oder  das  hd.  mauwe  ptdpa  Frisch  /,  661^, 
und  könnte  die  vorgestreckte  Unterlippe  bedeuten,  wie  henneg.  üaire  la 
iippe  so  viel  heißt  wie  faire  la  moue,  ndl.  moawe  maken  Hoffm,  Hör. 
bdg.  VI,  264^,  vgl.  auch  schwz.  maawen  kauen,  mäael  verdrießliches  ge- 
sieht.     Vielleicht  ist  das  neupr,  moio  laune,  grille,  dasselbe  wort. 

Moaette  fr.,  pic.  maawe  möwe.  Von  moae,  weil  der  vogd  einen 
knollen  an  der  unteren  kinnlade  hat?  Allein  es  kann  seine  Verwandt- 
schaft mit  dem  deutschen  möwe,  mewe,  ahd.  meu,  ags.  mäv,  altengl.  mow, 
neuengl.  mew,  schwer  verläugnen. 

Mousse  fr.,  mossa  i^r.  moos,  schwamm;  vom  ahd.  mos,  nhd.  moos 
(it.  sp.  masco,  wal.  muschia  vom  lat.  muscus).  Daher  vb.  mousser,  maü. 
mossä  schäumen,  ömousser  ahmoosen,  so  wie  sbst.  mousseron  ein  im  moos 
wachsender  erdschwamm. 

MoutieT  fr.  Pfarrkirche,  kloster,  altfr.  moustier;  von  monasterium 
münster.    Noch  in  Lothringen  ist  mot^  das  übliche  wort  für  kirche. 

Moyeu  fr.,  pr.  muiol  und  molh  nahe  des  rades;  vom  gleichbed, 
modiolas,  vgl.  mozzo  //.  a. 

Moyea  fr.,  alt  moieul  d'  oef  Gl.  de  Lille  26  (66),  pr.  mniol, 
mugol,  moiol  dotier,  eigelb.  Die  bekannte  herleitung  des  franz.  wertes 
aus  mediam  ovi  ist  den  prov.  formen  gegenüber,  trotz  der  früheren  auf 
etymologischer  ansieht  beruhenden  Schreibung  moyeuf^  nicht  so  leicht  hin- 
zunehmen. Die  benennung  des  dotters  als  mitte  des  eies  wäre  ohnehin 
pedantisch :  meist  nennt  man  ihn  nach  der  färbe;  sonst  heißt  er  lat.  kalb' 
chen  (vitellas),  ital.  muskel  (tuorlo),  span.  knospe  (yema),  aÜnord.  blume 


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II.  c.   MUER— NAIF.  645 

(eggia-blomi).  Aus  mednlla,  hegrifßch  nickt  unpassend^  sind  wenigstens 
die  prov.  formen  nicht  zu  construieren;  aber  mytilus,  hesser  mutulus,  läßt 
sich  mit  einiger  atissicht  auf  Zustimmung  geltend  machen.  Die  gemeine 
eßbare  muschd  hat  die  färbe,  ungefähr  auch  die  große  des  dotters  und 
befindet  sich,  wie  dieser,  in  einer  schale:  leicht  konnte  man  ihren  namen 
auf  ihn  übertragen.  Mdtulus,  mit  mehr  roman.  endung  mutölus  {so  scan- 
dula,  ^chandole),  konnte  pr.  mniol,  fr.  moyeul,  vgl.  dieselbe  entuHcklung 
des  y  in  crayon  aus  creton,  ergeben. 

Muer  fr.  sich  maußen,  altfr.  verändern,  sbst.  mue  mauße,  ältfr.  auch 
käfig,  kerker;  von  mutare,  pr.  mudar  ff.  Zsgs.  fr.  remuer,  pr.  remudar 
rühren,  bewegen,  nie  derselbe  bleiben;  ungeachtet  der  aitfr.  bed.  wegschaffen, 
entfernen  nicht  von  removere.  Mlat  ut  nuUüs  de  istis  convenientiis  se 
rerautare  non  posset  Breq.  num.  39  (v.  j.  672). 

Mufle  fr.  (m.)  schnauze,  dazu  norm,  moufler  maulen,  pic.  moufeter 
die  tippen  bewegen;  vom  deutschen  moffel  wer  dicke  herabhängende 
lippen  hat. 

Mugue  neupr.  eine  blume,  hyacinihe,  daher  fr.  maguet,  it.  mu- 
ghetto  und  mugherino  maiblume,  altfr.  mit  s  musguet  TFr.  p.  36'.  Nach 
Salmasius  von  muscus  moschus,  überhaupt  wohlgfruch,  darum  mugnet 
auch  ein  von  salben  duftender  liebhaber,  und,  was  entscheidend  ist,  das 
veraltete  noix  muguette  muscatnuß  (noch  bei  Nicot),  vgl.  auch  sp.  mus- 
cari  hyacinthe.   Die  itdl.  Wörter  müssen  aber  aus  dem  fravus.  eingeführt  sein. 

Mulot  fr.  große  f eidmaus;  vom  ndl.  mal,  ags.  myl  staub  (ein  thier, 
das  im  staube  lebt?),  vgl.  auch  ndl.  mol,  engl,  mole  maülwurf. 

Mflr  /r.  adj.  reif,  alt  meür  (matlr  LRs.  370)  \  von  matunis,  pr. 
madnr  ff. 

Mass  er  fr.  verstecken,  besser  macer  =  pic.  mucher,  daher  sie. 
ammncciari;  dasselbe  wort  ist  churw.  micciar  entwischen.  Getvöhnlich 
braucht  man  es  reflexiv  se  musser:  ist  es  nun  das  mhd.  sich  mfizen  sich 
maußen  d.  h.  sich  ins  dunkle  zurückziehen,  da  die  maußekäfige  verdunkelt 
waren?     Wenigstens  ist  ein  deutscher  stamm  müz  dem  werte  analog. 


N. 

Nabot  /r.  knirps.  Napus  (rübe)  ließ  navot,  wie  navet  erwarten: 
drum  geht  man  besser,  und  um  so  besser  weil  nabot  speciell  franz.  ist, 
auf  altn.  nabbi  knorren  ztirück.  Norm,  napin  bübchen  erinnert  zugleich 
an  das  deutsche  knappe. 

Nacelle  fr.  nachen;  von  navicella  in  den  Pandecten. 

Nager  fr.  schwimmen,  altfr.  auch  schiffen;  von  navigare  mit  beiden 
bedd.,  waUon.  naiv!,  it.  navicare  u.  navigare. 

Naie  altfr.  partikel  der  Verneinung;  vom  altn,  nei  =  goth.  n6. 

NaKf  fr.  naturgetreu,  natürlich,  unbefangen,  natif  gebürtig;  von 
nativus,  sp.  nativo,  it.  nativo,   natlo  angeboren,  natürlich,    ursprünglich. 


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(>46  II.  e.   NANS-NEIS. 

Natürliche  einfachkeit  wird  leicht  als  Unverstand  aufgefaßt,  daher  bedeutet 
aitfr.  und  noch  jetzt  henneg.  nalf  einfältig,  albern:  fols  et  naKs  FC.  IV, 
180,  auch  pr.  foudat  nadiva. 

Nans  (plur.)  altfr,  pf ander,  mobel  Ruteb.  I,  121;  später  namps 
geschr.,  nüat.  namium,  daher  nantir  pfand  geben;  wahrscheinlich  vom  altn, 
näm  (n.J  wegnähme,  mhd.  näme,  wie  sp.  pg.  prenda  pfand,  mobel,  vom 
vb.  prender  nehmen.    S,  Grimms  Rechtsalt.  p.  618, 

Nappe  fr.  tischtuch;  von  mappa,  wcdlon.  mapp.  Das  lat.  wort  hat 
sich  in  dieser  anwendung  nur  im  franz.  behauptet :  die  Span,  spräche  hat 
dafür  manteles,  die  ital.  das  unlat.  tovaglia;  doch  findet  sich  piem.  mapa, 
neap.  mappina  Wischlappen,  bei  Ferrari  auch  nappa,  das  sonst,  gleich 
dem  lomb.  mappa,  nur  die  bed.  quaste  oder  büschel  hat. 

Narguer  /r.  spotten;  gleichsam  naricare  die  nase  verziehen.  Die 
Md.  glossen  enthalten  das  sbst.  nario  'subsannans',  daher  ahd.  narro,  nhd. 
narr,  comask.  nar,  vgl.  bask.  narra  närrisch  (bei  Humboldt).  Auch  henneg- 
naquer  beriechen  steht  wohl  für  narquer.  Narquois  verschmitzt  (ver- 
höhnend) leitete  schon  Frisch  aus  derselben  quelle,  aber  sicher  läßt  sich 
auch  das  sbst.  narquois  gaunersprache  hieher  rechnen,  näselnde  oder  höh- 
nische spräche,  vgl.  dasselbe  suffix  in  pat-ois  und  im  altfr.  clerqu-ois 
gelehrte  spräche,  latein. 

Natte  fr.  mcUte,  altfr.  nate  schon  imAlexiuslied;  vonmatta,  dessen 
m  sehr  früh  in  n  übertrat:  illud  quod  intextis  junci  virgulis  fieri  solet, 
quas  Vulgo*  nattas  vocant  Greg.  Tur.  Daher  auch  mndl.  natte  Eil.,  vgl. 
Hoffm.  Hör.  belg.  VII,  30.    Ital.  matta. 

Naut  |>r.  hoch,  sbst.  nauteza;  von  in  alto  in  der  höhe,  wäl.  nalt 
neben  inalt,  woher  auch  das  alb.  nalte. 

Navet  fr.  Steckrübe;  von  napus,  auch  it.  navone. 

Ne  franz.  zum  verbum  construierte  negationspartikei ;  geschwächt  aus 
altfr.  non  (nun),  der  ausschließlichen  form  in  den  Eiden  und  im  Lied 
auf  Fulalia,  nur  daß  letzteres  in  der  Verbindung  no-s  (=  non  se)  n  ab- 
stößt. Zuerst  zeigt  sich  die  geschwächte  form  neben  der  ungeschwächten 
im  Leodegar.  Zsgs.  ist  n'enni  nein,  altfr.  nen-il  =  pr.  non  il  =  lat. 
non  illud,  bei  R.  Stephanus,  Gramm,  gall.  p.  77,  nani  u.  nanin;  nach 
Raynouard  von  non  nihil,  nach  Ampere  vom  altlat.  nenu  bei  Lucrez. 

Nee  pr.  {fem.  nega.'f)  unwissend,  albern,  z.  b.  B.  172,  20,  nicfU 
'stamm€lnd\  wie  Rochegude  meint;  wahrscheinlich  vom  sp.niego  nestling, 
s.  nido  /.    Abgeleitet  von  nee  ist  das  gleichbed.  fr.  nigaud. 

Neige  fr.schnee,  vom  ac^'.  niveus,  nivea  tric  cage  roncavea;  altfr. 
neif  =  pr.  neu,  von  nix  nivis. 

Neis  altfr.,  zuweilen  neXs,  auch  nis,  pr.  neiB,  selten  nens  adv.  selbst, 
sogar,  z.  b.  neis  quan  soi  iratz,  ieu  chant  'selbst  u?enn  ich  betrübt  bin, 
singe  ich\  Muthmaßlich  entstand  diese  partikd  aus  ne  ipsnm  und  sollte 
eigentlich  verneinen,  allein  der  negative  sinn  schlug  in  positiven  um,  wie 
dies  annäherungsweise  auch  bei  pr.  ne  {lat.  nee)  der  fall  war.  überdies 
ist  nicht  zu  übersehen,  daß  die  prov.  nebenform  negu-eis,   welche  zusam- 


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II.c.   NELEIT-NOROIS.  647 

mengesetzt  ist  wie  neg-un  d,  h,  neque-unus,  gleichfalls  positiven  sinn  aus- 
spricht. Andre  deutungen  sind:  aus  in  ipso  und  aus  nae  ipsum,  letztere 
von  LittrS. 

Neleit,  neleg  pr.  nacfdässigkeit,  fehler;  vom  sbst.  neglectus. 

Nemps  prov,  adverb,  vom  lat.  nimis,  nachgewiesen  von  Baynouard 
LR,  s.  V.,  z.  b.  tatz,  boca,  nemps  potz  lenguejar  schweig^  mund,  nur  zu 
sehr  kannst  du  plaudern;  n'ai  dich  nems  M.  823,  2.  Über  eine  com- 
parativbildung  nem^s  s.  Altrom.  glossare  s.  63  note. 

Nice  fr.  albern;  von  nescius,  pr.  nesci,  sp.  necio. 

N  ich  er  fr.  nisten,  alt  niger,  nigier  Brt,  II,  60;  von  nidificare, 
if^dem  de  (nidfcare  nidcare)  sowohl  zu  ch  wie  zu  g  werden  kann.  Merk- 
würdig ist  npr.  nisä  von  nis  =  nidus,  dessen  flexivisches  s,  wie  in  einigen 
andern  fällen,  als  ein  radicales  verstanden  ward  —  oder  sollten  beide 
Wörter  au^  unsermimiQU  und  hq^X  entstanden  sein?  Aber  das  Ic^n  genügt 
.Niece  fr.  nickte.  Keine  der  roman.  sprachen  hat  sich  mit  lat. 
neptis  begnügt,  welches  it.  nette,  fr.  net  hätte  geben  müssen.  Man  bog 
es,  vielleicht  um  seine  weibliche  bedeutung  besser  fühlen  zu  lassen,  in  die 
erste  declination  um,  nepta,  das  im  früheren  mlatein  begegnet,  pr.  nepta, 
sp.  nieta,  pg.  cat.  neta.  Der  Franzose  verschaffte  sich  mit  hülfe  des  ab- 
leitenden i  in  nept-i-s  die  ganz  ungewöhnliche  form  neptia,  niece,  pr. 
netsa  (ü.  nezza  wenig  üblich).  Aber  auch  dem  masc.  nepos  entlockte 
man  ein  unmittelbares  fem.  nepota,  pr.  cat.  neboda,  wal.  nepoat^. 

Nippe  fr.  (f.)  kleidung,  möbel  und  alles  was  zur  einrichtung  und 
zum  putz  gehört  (Acad.),  pr.  nipa  de  seda  putz  von  seide  QAlb.  1267, 
vb.  fr.  nipper  mit  dergleichen  geräthe  versehen;  mit  Chevället  vom  altn. 
hnippi,  hneppi,  omcä  knippi,  schwed.  dän.km^Yiebündel(häbseligkeiten?J. 

Nique  fr.  (f)  spöttisches   nicken,   bloß   in  der   redensart  faire  la 
nique;  vom  ahd.  hnicchan,  nhd.  nicken.    Dahin  henneg.  faire  nn  niquet 
einnicken^  schlummem,   im  Jura  niquet  mittagsschläfchen.    Auch  niche 
schcdkheit  (faire  une  niche  k  qqun)  unrd  von  nicken  hergeleitet,  s.  Ampere, ' 
Form,  de  la  l  fr.  p.  213. 

No61  fr.  Weihnachten;  von  natalis,  pr.  altsp.  nadal,  also  euphonisch 
für  nael  une  po61e  ßr  paSle. 

Noise  fr.,  pr.  nansa,  cat.  nosa  zank,  Störung,  lärm.  Man  denkt 
an  noxa  und  niederländische  phüologen  übersetzen  so  ihr  dem  franz.  ab- 
geborgtes  noyse,  noose  s.  Clignett  II,  132;  allein  die  prov.  form  ent- 
scheidet für  nausea  ekel,  demnächst  wohl  ärger,  widerwärtige  Sache;  noxa 
hätte  auch  in  dieser  mundart  nur  noisa  hervorbringen  können. 

Nomble  fr.  (f.)  hirschziemer;  von  lambnlus.  Man  sehe  Potts 
Forsch.  II,  100. 

Nord  fr.  (bereits  in  den  Liv.  d.  rois  le  nord  p.  260),  daher  it. 
sp.  norte  eine  weltgegend;  vom  ags.  nordh,  engl,  north  septentrio. 

Norois  ältfr.  norwegisch,  vom  nordischen  ländernamen  Norvegr, 
bedeutet  demnächst  stolz,  übermüthig  Ren.  IV,  68,  vgl.  ECam.  p.  30,  ein 
von  der  eigenschaß  des  erobernden  Volkes  abgezogener  begriff.    Fast  in 


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648  II.C.   NOSCHE-OINDRE. 

umgekehrtem  sinne  drückt  jetet  der  als  appellativ  gehrauchte  name  der 
frans,  Normannen  etwas  eweideutiges  aus:  r^ponse  normande  ist  so  viel 
als  r^ponse  ambigu€. 

Nosche  altfr.  (nusche  Rol,  p,  26),  pr.  nosca  Flam.,  noscla  GO. 
schnalle;  ist  das  ahd.  nusca  mit  gl.  bed,,  abgel.  naskil.  S.  auch  Ducange 
V.  nosca,  nosca. 

Nouilles  fr.  (nur  im  plur.),  das  deutsche  nadeln. 

Nourrain  fr.  brut;  für  nourrin,  pr.  noirim,  von  nutrimen. 

Noyau  fr.  kern  im  obste;  von  nacalis  nußartig,  daher  auch  pr. 
nogalh  kern  der  nuß. 

Nualh  pr.  nichtswürdig,  wovon  aber  nur  der  compar.  nnalhor,  aUfr. 
neutr.  nualz,  überdies  mehrere  ableiiungen,  wie  nuallos,  aUfr.  nneillos, 
pr.  nualheza,  vb.  naalhar,  vorhanden  sind.  Ragnouard  dachte  an  non 
Valens,  es  hat  vielmehr  seine  quelle  in  nugalis  bei  Gellius,  compar.  nnga- 
lior,  nugalius;  s.  AÜrom.  sprachdenkm.  p.  69. 

Nuer  fr.  schattieren;  von  nue,  lai.  nubes,  gewölk,  daher  noance 
Schattierung,  eigentl.  bewölkung. 

Nuitantre  altfr.  adv.  eur  nachtmt  (entstellt  nnitancre  Assis,  de 
Jerusalem  p.  Beugnot  gloss.),  ndat.  mit  noctanter  ausgedrückt  nach  dem 
muster  von  cunctanter.  Etwa  entstanden  aus  noctis  tempore  =  it.  notte- 
tempore?  Aber  wie  soventre  aus  sequente,  so  konnte  naitantre  aus  dem 
ablat.  noctante  entstehen:  das  gleichbed.  nuitamment  läßt  sich  nur  oms 
noctante  mente  erklären.  Das  vb.  nottare,  annottare  kennt  die  ital., 
anaitier  die  altfr.  spräche. 


0. 

0  altfr.  pr.  pronomen,  Buerst  in  den  Eiden  vorkommend  in  o  quid, 
vom  lat.  hoc;  ssgs.  altfr.  avoc  damit  (s.  oben  avec),  poroc  dadurch, 
sinoc  ohne  das. 

Obier  fr.  (eu  unterscheiden  von  anbier  s.  oben)  ein  straudiy  vibur- 
num  optdus  L.  (zum  it.  oppio  //.  a). 

ObsÄques  fr.,  pr.  altsp.  obsequias  leichenbegängnis;  umgedeutet 
aus  exsequiae  vermittelst  obsequium,  indem  man  an  das  willfährige  ge- 
folge  der  freunde  und  diener  dachte:  in  obsequium  divitis,  sagt  Peir. 
Ghrysologus  (t  449),  migrat  hie  tota  civitas,  cum  funus  eflfertur  (DC.). 

Obus  fr.  (m.)  ein  grobes  geschüta,  daher  sp.  obuz;  vom  dtschen 
hanbitze,  im  15.  jh.  haufnitz  au>s  dem  bohm.  haufnice  ursprüngl.  Stein- 
schleuder, nach  Schmeller,  s.  Weigand  s.  v.  Die  herleitung  aw5  2a^.  obba 
(ein  trinkgeschirr)  ist  verfehlt:  der  Franzose  kennt  weder  das  primitiv 
noch  das  suffix. 

0  ein  et  fr.  nelke;  dimin.  von  oeil,  also  äuglein. 

Oignon  fr.,  uignon  pr.  jswiebd;  von  unio  bei  Columella. 

Oindre  fr.  salben;  von  ungere. 


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II.C.   OISIF-ORIFLAMME.  649 

Oisif /r.  müßig;  aus  otium  abgeleitet. 

Olifant  altfr.  1)  elephant,  2)  elfenhein,  3)  ein  hlase-instrument^  hei 
Turpin  tuba  eburaea,  pr,  oliÜBtn  in  erster  hed,  (elephant  nur  imElucidari); 
entsprechend  niederrhein.  olyfant,  ndl.  olfant  Gl.  bat.  saec.  14,  s.  Dief. 
Gloss.  kU.  germ.,  noch  jetzt  olifant  name  des  thieres,  hret.  olifafit,  com. 
oliphans,  Tcymr.  oliffant  name  des  thieres  und  seines  Wahnes.  Die  ab- 
weichung  von  elephantas  ist  seltsam,  ihr  anlaß  dunkel;  Wackemagel  ver- 
gleicht den  ahlaut  des  goth,  nlbandas,  ahd.  olpenta  kameel,  ebenfalls  um- 
gebildet aus  iXiq>ag.  Noch  das  glossar  von  Douai  (14.  jh.)  Ihot  oilifans, 
das  von  LUle  (16.  jh.)  schon  elephant.  Auch  it.  lioÜBtnte  und  lionfante 
sind  abnorm.  Sonderbar  ist  das  altport.von  S.  Bosa  verzeichnete  ol-maii 
für  das  übliche  marfim  elfenbein:  es  ist,  als  hätte  sich  olifant  aiu:h  hier 
eingemischt  d,  h.  eine  sonst  nicht  vorkommende  abänderung  des  arab.  ar- 
tikels  hervorgebracht.     Vgl.  W.  Grimm  zum  Rolandslied  233,  4. 

Oncle  fr.  pr.  oheim  {wai.  unchiu,  alban.  nnki);  eher  durch  ausfall 
des  V  aus  a'ancalns,  das  bereits  auf  einer  neapolitanischen  inschrift  vor- 
kommt (Corssen  J,  138),  als  durch  abfaU  des  av  aus  unculus  entstanden, 
da  die  franz.  spräche  die  aphärese  wenig  begünstigt.  Avunculus  ßr  pa- 
truus  hat  schon  die  L.  ScU.;  nicht  anders  ward  unser  oheim,  frühet* 
mutterbrudery  auch  auf  den  vatersbruder  übertragen,  vgl.  Richthof en  v.  em. 

Ordalie  /r.  (f.)  gottesurtheil;  vom  mlat.  ordalium,  dies  vom  ags. 
ord&l  (n.)  =^  nhd.  nrtheil.  AUfr.  ordel,  s.  Gloss.  du  droit  fr.  in  Instit. 
de  Loysel,  Sd.  de  Par.  1846. 

Ordonner  fr.  ordnen,  befehlen;  von  ordinäre  mit  ungewöhnlichem 
vielleicht  durch  die  phrase  donner  Vordre  veranlaßten  übertritt  des  i  ino-, 
auch  aUcat.  ordonar  bei  R  Muntaner,  aber  altfr.  ordener,  neucat.  pr.  sp. 
pg.  ordenar. 

Orendroit  dltfr.,  orendrei  jpr.,  zeitadverb;  zsgs.  aus  or  en  droit, 
wörtlich  ^ jetzt  grade  fort\  Ähnlicher  art  ist  ahd.  in  girihtl  immerfort, 
reht  =  fr.  droit. 

Orfraie  /r.  (f.)  meeradler;  von  ossifraga,  it.  ossifrago,  s  in  r  ge- 
schwächt, engl,  aber  mit  vertauschtem  labial  osprey. 

,  Orfroi  fr.,  richtiger  orfrois,  altfr.  auch  orfrais,  pr.  aurfres,  altsp. 
orofres  mit  gold  durchwirkter  stoff,  goldborte,  dimin,  altfr.  orfrisiel  Ren. 
IV,  vb.  orfroiseler.  Das  mittelalter  machte  aus  diesem  wort  anriphrigiom, 
indem  ihm  die  phrygiae  vestes  der  Alten  vorschwebten,  z.  b.  aurifrigium 
^goldbordo  Gl.  lindenbr.  (10.  jh.) ;  aber  der  auslaut  s  stefU  so  gesichert, 
daß  an  phrygius  nicht  zu  denken  ist.  Auch  in  anrnm  fractnm,  weiches 
geschlagenes  gold  d.  h.  goldfaden  heißen  soll  (z.  b.  Du  Meril  Fl.  Bl.  gloss.), 
ivül  es  sich  nicht  fügen.  Der  zweite  theil  der  zss.  muß  vielmehr  fraise 
sein  (fregio  i.)  und  das  ganze  goldkräuselung,  goldverüierung  bedeuten; 
fraise  aher,  sofern  man  nicht  eine  ableitung  aus  dem  nom.  Phryx  zuläßt 
{woher  das  zweifelhafte  phryxianus),  scheint  deutscher  herkunß. 

Orif lamme  fr.,  früher  auch  oriflambe  (orie  flambe  Rol.)  und  ori- 
flant,  pr.  auriflan,  ursprüngl.  fahne  des  Masters  S.  Denis,  von  rother  seide 


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650  U.  c.   ORME-OTER. 

an  vergoldeter  lanee  getragen^  in  weiterem  sinne  hauptbanner  eines  heereSy 
s.  R.  de  Canibr,  p.  331,  Ducange  v.  auriflamma,  vgl,  Genin,  Chans,  de 
Hol.  p.  CXIII;  gsgs,  aus  aurum  und  flamma  wimpel,  wegen  seiner  eadddUen 
gestalt  so  genannt,  hei  Vegetius  flammnla.  Seltsam  ist  das  gleichbed.  aUfr. 
oriflour,  pr.  auriflor,  dessen  eigentlicher  sinn  nur  goldblume  sein  kann. 

Orme  fr.  (m.)  ulme;  von  ulmns,  pr.  olme  ff. 

Orne  altfr,  in  dem  adv.  a  orne  'sammt  und  sonders*,  gewöhnlich 
mit  tout  verbunden:  li  rois  Artus  cele  part  torne  et  li  autre  trestot  ä 
orne  Trist.  I,  188;  trestoz  les  chiens  mordent  ä  orne  Ren.  I,  48;  vgl. 
Trist.  /,  161,  Ren.  I,  244,  JBrt.  II,  216,  Ben.  I,  113,  a  onrne  TFr.  469; 
von  ad  ordinem  =  ex  ordine  rukch  der  reihe,  s.  Michel  zu  Ben.;  ordne 
für  ordre  LJ.  466. 

Orni^re  fr.  geleise  des  wagens;  mit  seltener  Verwandlung  des  A  in 
n  at4s  altfr.  pic.  ordi^re,  gleichsam  orbitaria  von  orbita,  dessen  dasein  auf 
frane.  gebiete  auch  das  watton.  ourblre  bezeugt, 

Osche,  ocheoi^r.,  neMjpr.  housco,  houesco,  cot.  o^fi9k  kerbe,  vb.  altfr. 
oscher,  ocher,  pr.  cat.  oscar  einschneiden;  von  ungewisser  herkutift.  Mary- 
Lafon  p.  38  führt  auch  ein  bask.  osca  an;  das  bret.  wort  ist  ask,  vb. 
aska.  Sollte  letzteres  die  ursprüngliche  form  darstellen,  so  dürfte  viel- 
leicht an  lat.  exsecare  zsgz.  escare  gedacht  werden.  Aber  zu  der  bed. 
einschneiden  kommt  im  altfr.  noch  die  bed.  brechen  Ben.  I,  166,  Trist, 
gloss.,  pic.  ocher  schütteln  (einen  bäum).  Andre  composita  sind  entreoscher 
Charl.  p.  23,  Trist,,  aooher  unterdrücken  LRs.  236,  desocher  losmachen.' 

Oscle  altfr.  pr.  Schenkung ;  nüat.  osculum  donatio  propter  nuptias, 
quam  solet  sponsns  interveniente  osculo  dare  sponsae  Ducange.  Noch 
bürg,  ocle,  oclage. 

Oseille  fr.  Sauerampfer.  Für  dieses  kraut  haben  die  andern 
sprachen  andre  ausdrücke  gewählt,  die  span.  z.  b.  acedera,  die  port.  aze- 
dinha,  die  churw.  aschiella,  die  itcd.  acetosa,  agretto,  die  neupr.  aigreto, 
die  catal.  agrella  {von  acidus,  acetns,  acer);  das  spätere  mitteüatein 
schrieb  gewöhnlich  acidula,  acedula  (so  Gloss.  de  Lille).  Dieses  diminutiv, 
entsprechend  unserm  sänerling,  konnte  franz.  kaum  anders  lauten  ais 
aceille  {genau  das  angeführte  churw.  aschiella)  oder  höchstens  mit  s  aseiUe, 
nicht  oseille:  hat  hier  nun,  in  betracht  des  anlautes,  das  Udeinische  dem 
griechischen  entnommene,  vielleicht  nicht  einmal  volksübliche  oxalis  ein- 
gewirkt, oder  hat  der  zufaill  diesen  auch  in  orteil  vorhandenen  lautwechsel, 
oseille  aus  aceille,  herbeigeführt?    Das  ist  die  frage. 

Osier  fr.  bachweide,  weidenruthe,  mdartl.  (in  Berrij)  oisis,  bret. 
aozil;  stimmt  zum  gr.  ohog  weidenartiger  strauch,  dessen  zweige  zum 
flechten  dienen.    Altfr.  auch  vime,  pr.  vim  u.  s.  w. 

Öter  fr.,  dt  oster,  pr.  ostar  wegnehmen,  daher  engl.  onst.  Ducange 
u.  a.  erklären  es  aus  ohstare,  das  auch  die  schwestersprachen,  aber  in 
lat.  bedeutung  haben:  si  quis  baroni  viam  suam  obstaverit  L.Sal.  emend. 
31,  t  worin  obstare  viam  so  viel  heiße  wie  öter  le  chemin  den  weg  be- 
nehmen; und  so  sage  man  auch  öter  le  soleil  k  qqun,  so  daß  diegrund- 


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ILc.   OUAICHE— OUCHE.  651 

bedeutung  hemmen^  abhalten  wäre,  endlich  auch  öter  le  pain  de  la  main. 
Aber  die  besten  und  ältesten  hss,  lesen  si  quis  baronem  de  via  sua  osta- 
verit,  was  diese  erklärung  sehr  verdächtigt.  Hier  eine  andre^  übrigens 
schon  von  Menage,  aber  ohne  rechtfertigung  ausgesprochene,  Lat,  haurire 
heißt,  wie  unsre  lexicographen  übersetzen^  schöpf en,  verschlingen,  desgleichen 
herausnehmen,  wegnehmen,  e.  b,  samptum  ex  aerario,  und  so  konnte  das 
roman.  wort,  da  es  offenbar  die  letzteren  bedeutungen  zeigt,  aus  einem 
frequentativ  haustare  gleichbed,  mit  haurire  entstanden  sein,  welches  netier- 
lieh  von  Wagenef*  in  dem  glossem  exhaustant  'efferunt'  bei  Festus  (Paul,) 
nachgewiesen  worden  ist.  Die  franz.  form  oater  ist  sprachrichtig,  die 
strenge  prov,  wäre  allerdings  austar;  ostar  könnte  aus  Frankreich  ge- 
kommen sein,  dem  Cataianen  ist  es  nicht  bekannt.  Zwar  nennt  ut^  Hon- 
norat  ein  veraltetes  pr,  austd,  das  er  mit  hausser  übersetzt,  die  bedd.  auf- 
heben und  wegnehmen  aber  liegen  nahe  zusammen,  wie  die  lat.  verba 
tollere  und  levare  lehren,  doch  fehlt  jede  genauere  angäbe  über  ein  solches 
verbum.  Die  prov.  form  von  obstare  würde  mit  der  latein,  zusammen- 
treffen, wenn  man  obs,  observar,  obstinar,  obstant  vergleicht.  Eine  be- 
stätigung  der  hier  angenommenen  deutung  liegt  in  dem  mit  oster  gleich- 
bed, altfr.  doster,  in  Berry  döter,  pr,  (15.  jh,)  dostar  s.  Joyas  p.  141 
(donar  e  dostar  geben  und  nehmen),  limous.  dousti:  wie  auf  haurire 
oster,  so  geht  auf  das  gleichfalls  vorhandene  dehaurire  doster  zurück,- 
deobstare  wäre  ein  unsinn.  Selbst  das  churw,  dustar  bewahren  (bei  seite 
thun)  wird  dieser  herkunft  sein,  —  Eine  sehr  aufmerksame  Untersuchung 
des  Wortes  von  Scheler  findet  sich  Revue  de  Vinstr.  publ  en  Belgique  1863 
janv.  et  mai. 

Ouaiche  fr.  (m.)  spur,  die  ein  schiff  auf  seiner  fahrt  im  wasser 
zurückläßt.  Das  deutsche  sbst.  weg  ist  fem  zu  halten.  Als  nebenform 
gibt  Trevoux  ouage,  und  dies  erklärt  sich  vermittelst  des  span.  aguage 
Strömung  im  meere,  denn  das  schiff  bringt  in  seinem  laufe  eine  Strömung 
iiervor,  indem  es  das  wasser  nach  sich  zieht;  aguage  öfter  i«^  =  aquagium 
Pandect.    Auch  das  genus  paßt. 

Ouaille  fr.  schaf;  von  ovicula,  sp.  oveja,  pr.  ovelha,  oelha.  Das 
primitiv  ovis  findet  sich  im  altfr.  oue  uneder  Ben.  II,  79,  ebenso  im  wal. 
oae;  die  dimintdivform  aber  ist  acht  romanisch:  ovicula  setzt  daher  z.  6. 
der  Vocab.  S.  Galli  für  das  dtsche  keine  Verkleinerung  ausdrückende  au 
(=  lat.  Ovis).  Übrigens  wird  ouaille  nur  in  bildlichem  sinne  gebraucht, 
für  den  eigentlichen  gilt  brebis,  in  der  ital.  spräche  pecora. 

Oublie  ein  backwerk,  hippe;  von  oblata  wegen  seiner  ahrdichkeit 
mit  dem  so  benannten  abendmalbrot;  die  richtige  form  wäre,  wie  schon 
Menage  erinnert,  oublaie. 

Ouche,  ousche  cdtfr.  zum  pflügen  taugliches  land^  terra  arabüis, 
nach  Ducange;  vom  mlat.  olca,  einem  uralten  werte:  campus  tellure  foe- 
cundus,  tales  enim  incolae  olcas  vocant  Greg.  Tur.,  daher  der  Ortsname 
Disouche  (Duae  olcae  Quicherat  Noms  de  lieu  58);  vgl.  gr.  (JiXy.a,  loXa^ 
furche. 


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652  n.c.    OUEST-OUVRIR. 

Ouest  /r.  (aU  le  west  LR$.  248),  daher  sp.  ovest,  eine  der  tvelt- 
gegenden;  vom  ags.  vest,  engl,  west  occidens. 

Oui  fr,j  OQ  pr.  partikd  der  bejahung.  Aus  lat.  hoc  flof^  die  prov. 
form,  die  also,  entsprechend  dem  gr.  zavta,  'das  ist  es^  bedeutet,  altfr. 
abgeküret  in  o  und  sodann  erweitert  in  oTfl  =  lat.  hoc  illud,  woher  das 
nfr,  oui,  von  Moliere  oft  noch  ssweisilbig  gebraucht,  in  alten  denhmSlem 
auch  oie  Rofn.  gramm.  II,  479,  in  der  wallon,  mundart  awoi  mit  vorge- 
schlagenem a.  Dem  bejahenden  oYl  analog  ward  auch  das  verneinende 
nenil  zusammengesetzt,  s.  oben  ne.  Dies  ist  einfach  der  Sachverhalt  Die 
übrigen  detUungen,  wie  die  von  oc  aus  deutschem  auch  oder  rnhd.  j&  ich, 
die  von  oui  aus  dem  partic.  ouY  'gehört\  das  hier  den  sinn  von  'zugege- 
ben^ aussprechen  soll,  oder  gar  von  voil  für  je  veux,  kann  man  getrost 
bei  Seite  setzen,    S.  dazu  den  Krit.  anhang  p,  30  ff. 

Outil  fr.  {mit  stummem,  ursprüngl.  aber  mit  hörbarem  erweichtem 
1,  wegen  outiller)  werhzeug,  handwerJcsgerättie,  altfr.  ostil,  ustil  mit  radi- 
edlem,  nicht  auf  einschiebung  beruhendem  s,  wie  das  wallon.  usteie  be- 
zeugt, welchem  buchstäblich  ein  fr.  outille  ent^rectie^i  würde.  Man  hat 
an  ut^nsile  gedacht,  das  der  Franzose  utensüe  utsile,  endlich  wohl  aucfi 
ousil,  nimmer  aber  outil  sprechen  konnte.  Das  wort  ist  allerdings  zweifel- 
hafter herkunft,  vielleicht  aber  können  oberital.  mundarten  licht  schaffen. 
Küchengeräthe  heißt  comask.  usedel,  mail.  usadej  (plur.),  die  sich  nur 
aus  usare,  zunächst  aus  dem  itdl.  sbst.  usato  erklären  lassen  und,  wie 
utensilia,  dinge  zum  handgehrauche  bedeuten:  aus  diesem  usatellum 
konnte^  mit  anderm  suffix,  das  altfr.  ustil  werden,  pic.  mit  demselben  Suf- 
fix (ieu  =  eil)  otieu.  Littre  leitet  das  wort  zwar  gleichfalls  von  usus, 
aber  in  andrer  weise.  Er  legt  ihm  ein  seltenes  mlat.  usibilis  zu  gründe, 
welches  man  wahrscheinlich  in  usitilis  abgeärgert  habe,  woraus  alsdann 
ustil  hervorgegangen.  Läßt  man  auch  ein  solches  usibilis  als  eine  volks- 
mäßige büdung  zu,  so  ist  es  doch  kaum  glaublich,  daß  die  spräche  das 
ihr  geläufige  suffix  bilis  mit  tilis  vertauscht  haben  sollte.  —  In  der  henneg. 
mundart  heißt  otil  Strumpfwirkerei :  ist  dies  aus  opus  textile  zusammen- 
gezogen? 

Ouvrir  fr.,  pr.  obrir,  ubrir  öffnen,  auch  altit.  oprire.  Über  dieses 
wort  soUte  man  nicht  so  leicht  hinweggleiten.  Die  ital.  form  ist  aprire, 
die  span.  abrir,  von  aperire:  welchen  anlaß  hatte  die  nordwestliche  spräche 
dies  in  obrir  abzuändern?  Der  her  gang  ist  der  folgende.  Ovrir  ward 
zusammengezogen  aus  altfr.  a-ovrir  (dreisHb.  Antioch.  /,  87),  a-uvrir  LRs., 
SB.;  dies  entstand  durch  syncope  aus  adubrir  Flam.  p.  30,  LR.  II,  104; 
adubrir  aber  mit  bedeutungslos  vorgesetztem  a  (wie  z.  b.  in  ablasmar, 
afranher)  aus  de-operire  aufdecken,  offnen,  bei  Celsus.  Letzteres  liegt 
deutlich  vor  im  neupr.  durbir,  piem.  durvi,  wallon.  drovi,  lothr.  deurvi. 
Das  mail.  com.  dervi  so  wie  das  cremen,  därver  {part.  davert  =  aperto) 
führen  auf  eine  zss.  deaperire.  --  [Andrer  meinung  ist  Littre.  Die  spräche 
habe  entweder  die  beiden  lat.  Wörter,  aperire  und  operire  miteinander 
verwechselt,   oder  sie   habe,   wie  auch  sonst,   lat.  a  in  o  (ou)  verwandelt 


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II.C.   OVE-PALLETOT.  653 

und  dies  dem  prov.  tmd  catal.  mitgetheiU.  Die  formen  mit  d  Tcanne  man 
auf  deoperire  zurückführen,  man  könne  auch  ouvrir  darin  erblicken,  zu- 
sammengesetzt mit  augmentativem  de.  Wichtig  ist  die  hemerhung,  daß 
neben  ovrir  im  altfr.  auch  avrir  vorhanden  war:  wenigstens  findet  sich 
im  Lib,  psalm,  ed.  Michel  p.  XVIII  sepulcre  avranz  =  lat.  sepulcrum 
patens.] 

Ü  V  e  fr.  (m.)  zierath  an  gebäuden ;  von  ovum,  it,  uovolo,  sp.  ovillo. 


p. 

Pairar  pr.  (fehlt  Lex.  rom.)  in  der  stelle  qu'om  lor  o  paireCAr^. 
prov.  302,  26  scheint  bezahlen  zu  bedeuten,  wie  lat.  pariare  Pandect., 
eigentl  gleichmachen,  ausgleichen  (Bartsch  übersetzt  gestalten).  In  einer 
zweiten  bed.  gleichsein  (pariari  deo)  bedient  sich  dessen  öfter  TertutHan, 
in  ähnlicher  bedeutung  muß  es  auch  im  prov.  bei  Guir.  Riquier  p.  64  zu 
nehmen  sein:  diens  don  nons  podem  pairar  ^gott,  dessen  gleichen  wir 
nicht  sein  können.  Im  altfranz.  findet  sich  kein  pairer,  wohl  aber  parier 
zugesellen,  einigen,  auch  pr.  pariar  (dreisilb.);  neufr.  parier  wetten,  eigentl. 
gleiches  gegen  gleiches  setzen. 

Paisseau  fr.  weinpfahl;  von  paxillus. 

Palais  fr.  gaumen.  Daß  es  nicht  af4S  palatam  entspringen  konnte, 
versteht  sich;  welche  anschauung  aber  dazu  verleitete,  palatam  auf  pa- 
latium  zurückzuführen,  denn  dieses  letztere  etymon  verlangt  das  franz. 
wort,  ist  unschwer  zu  ergründen.  Aitfr.  palais  bedeutete  ein  großes  zu 
festlichkeiten  bestimmtes  gemach,  das,  wie  der  saal  (sale),  gewöhnlich  für 
sich  allein  ein  gebäude  ausmachte.  Die  decke  desselben  war  gewölbt,  was 
man  auch  unbezeugt  glauben  könnte,  wenn  man  pal^  vola,  palais 
voutis,  sale  voutie  nicht  so  oft  fände  (DMce.  270,  22,  OBourg.  p.  77, 
Aubery  p.  17, 18,  Alex.  69,  32,  Bert.  4  cet.):  so  konnte  denn  der  gaumen 
nicht  unschicklich  das  gewölbe  des  mundes,  palais  de  la  boache,  genannt 
werden,  wie  umgekehrt  Ennius  das  gewölbe  des  himmeis  coeli  palatam 
nennt.  Im  ital.  heißt  der  gaumen  il  cielo  della  bocca  (Ferrari  tmd  Cheru- 
bim), entsprechend  im  span.  el  cielo  de  la  boca,  im  neupr.  loa  ciel  de 
la  boaco,  im  walach.  ceriul  gurii  (coelum  gulae),  im  ndl.  het  gehemelte 
des  monds,  gr.  ovQaviaxog,  die  gewölbte  decke  des  mundes.  In  Brescia 
heißt  silter  gleichfdlls  gaumen  und  gewölbe.  Die  celt.  sprachen  theilen 
diese  anschauung  nicht,  wohl  aber  die  slavischen,  serb.  nöbo  himtnel  und 
gaumen,  russ.  nöbo  himmel,  nßjbo  gaumen.  Feine  bemerkungen  über  die 
benennung  des  gaumens  von  J.  Grimm  in  Haupts  Sschr.  VI,  641,  vgl. 
auch  Höfers  Oberd.  wb.  I,  261. 

Paleron  fr.  vorderbug;  von  pala  Schulterblatt,  durch  Vermittlung 
eines  adj.  palarins,  so  daß  ihm  ein  pr.  palairo  entsprechen  würde. 

P  alle  tot  a  pallio  et  est  breve  vestimentam,  sagtBouüle  über  dies 
veraltete  wort,   das  man  leicht  als  dimintUiv  von  palla  (langes  oberkleid) 


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654  1I.C.   PAMPRE-PAPIER. 

verstehen  hönnte  tvie  das  aJtfr.  palletel.  Aber  vorsichtiger  ist  eine  andre 
auslegung.  Neben  palletot  gait  palletoc  Itoquef,  (noch  bei  Nicot),  woraus 
die  erstere  form  entstand  (auslautend  t  aus  c  ist  häufig);  der  Spanier 
sagt  ebenso  paletoque,  der  Bretone  paltok,  bürg,  paltoquai  heißt  bauer 
{daher  fr.  paltoquet),  so  daß  eine  jbss.  palle-toque  ßaputzrock)  anm- 
nehmen  ist.  So  construiert  schon  Le  Gonidec  das  bret.  wort,  woraus  aber 
das  franz.  nicht  geflossen  sein  kann,  es  hätte  pautoc  oder  pautot  lauten 
müssen.    Das  neufr.  schreibt  paletot. 

Pampre  fr.,  pampol  pr.  weinlaub;  von  pampinus. 

Pan  altfr,  pr.  tuch^  stück  tuchy  fetzen  (tat.  pannns,  it.  panno,  sp. 
pafio)  erscheint  im  cdtfranz.  auch  in  der  bed.  weggenommene  sache,  vb. 
paner,  pr.  panar,  sp.  apaöar  wegnehmen,  und  hieraus  ist  engl  pawn  und 
mit  angefügtem  dental  ahd.  phant,  alifries.  ^^nt  wegnähme  wider  willen 
des  eigentkümers^  vb.  penta  pfänden,  an  geld  strafen,  mndl.  pant  schade, 
Verlust  (Huydecoper  zu  Stoke  J,  460),  welches  letztere  dem  franz.  worte 
auch  begrifflich  ganz  nahe  tritt.  (Pfend  aus  lat.  panctum  für  pactum  s. 
Pott,  Beiträge  zur  vgl.  sprachf.  II,  49.)  Bas  span.  verbum,  das  auch 
flicken  und  einwickeln  heißt,  verbindet  pan  klar  mit  pannas,  paüo,  daher 
auch  altfr.  despaner  zerreißen.  —  Zu  trennen  sind  buchstäblich  nah  lie- 
gende verba  mit  der  bed.  büßen,  von  poenitere,  wie  espeneYr,  espanoYr, 
auch  espenir,  espanir,  wie  Tobler  zeigt,  Jahrb.  VIII,  346. 

Panache  (m.)  federbusch;  von  penna,  sp.  penacho,  t^.  pennacchio. 

Panne  fr.,  daher  sp.  pana,  felbel,  cdtfr.  aber  pene,  pr.  penna,  pena, 
ättsp.  pefia  (belege  bei  Gabrera)  und  pena  (mucha  pena  va  e  grisa 
Apol.  349,  lies  var  e  grisa)  pelzwerk,  z.  b.  hermdin;  von  penna,  mhd. 
federe  d.  L  feder,  weil  es  flaumartig  ist?  allein  lat.  penna  bedeutete  nie- 
mals flaum,  pannus  aber  ist  pr.  pan :  das  roman.  wort  wird  also  wohl 
aus  dem  dtschen  übersetzt  sein,  das  sowohl  pluma  wie  penna  heißt.  Nach 
Littre  ist  es  eher  eine  weibliche  form  des  lat.  pannus,  nicht  ohne  einfluß 
von  panus  büschel  wolle. 

Pantois  fr.  athenüos,  sbst.  pr.  pantais,  val.  pantaix,  cat.  pantex 
athemlosigkeit,  prov.  auch  noth,  Verwirrung,  vb.  altfr.  panteiser  Ben. 
II,  28,  pr.  pantaisar,  panteiar,  neupr.  pantaiged,  val.  pantaixar,  cat. 
pantexar  athenüos  sein,  verwirrt  sein,  fr.  pantoiement  engbrüstigkeit,  dsgl. 
p ante  1er  keichen.  Biese  Wörter  führen  zunächst  auf  das  engl,  pant 
gldchbed.  mit  fr.  panteler,  das  sich  aus  dem  kymr.  pantu  niederdrücken, 
pant  druck  erklärt.  Auch  im  aUital.  kommt  ein  vermuthlich  cms  dem  prov. 
genommenes  vb.  pantasare  vor:  di  e  notte  pantasa,  das  Salvini  durch 
griechischen  anklang  verführt  mit  dem  adi.  tutta  erklärt,  Poet.  d.  pr.  sec. 
J,  10;  die  veron.  mundart  bewahrt  pantesar,  die  venez.  pantesare,  die 
cremon.  panselaa  {für  pantaselaa)  keichen.  —  Eine  beachtenswerthe  her- 
leitung aus  dem  von  Plautus  gebrauchten  pandiculari  sich  ausdehnen,  z.  b, 
beim  gähnen,  findet  sich  bei  Ed.  Müller  s.  v.  pant. 

Papier  /r.  nicht  wohl  unmittelbar  von  papyrus,  vielmehr  vom  adj. 
papyrius  durch  Versetzung  des  i  und  Verwandlung  dessdben  in  e  (papiir 


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II.  c.   PAR-PATOIS.  655 

papier):  dafür  Beugt  das  pr,  papiri.  Span,  papel  mag  vom  subst.  ab- 
stammen.' 

Par  franjs.  präpositionf  in  den  Eidschwüren  und  in  spätem  denk" 
malen  noch  per  latUend^  aber  par  schon  im  gedieht  auf  Eulalia;  von  per, 
it.  aUsp.  oltpg.  pr.  gleichfalls  per  (altpg.  par  aus  dem  frane.)^  wal.  pre. 
Dasselbe  wort  ist  das  begriffsverstärJcende  altfr.  adv.  par,  das  aber  imfner 
getrennt  steht,  wiewohl  es  dem  lat.  per  in  perdoctus  gleich  ist:  trop  par 
li  estes  dure  (älhu  hart),  vgl.  wegen  der  getrennten  Stellung  Terent.  Andr. 
3,  2,  6  per  ecastor  scitus  statt  perscitus. 

Par  fr.  in  der  formel  de  par  le  roi  im  namen  des  königs,  entstellt 
aus  part,  toie  man  altfr.  noch  schrieb^  also  'von  Seiten  des  königs\  s.  Ray- 
nouard  Chx.  VI,  362. 

Parafe  fr.  (m.)  federeug;  entstellt  aus  dem  gr.  7iaQayQaq)og,  Tiaga- 
yQaq>rj  beigeschriebenes  reichen. 

Parbleu  fran^.  interjection  der  betheurung,  alt  parbieu,  abgeändert 
aus  par  dien,  das  unnütee  aussprechen  des  götüichen  namens  bu  umgehen. 
Ähnlich  sagt  der  Spanier  par  diobre  für  par  dios. 

Parchemin  fr.  pergament;  von  pergamenum,  Charta  pergamena 
(aus  Pergamus),  pr.  parguamina  u.  s.  w.,  altfr.  parcamin  Älexs.  67,  mit 
einer  seltenen  Steigerung  des  g  £:u  g,  woraus  das  spätere  parchemin. 

Parelle  fr.  ein  kratä,  rumexj  lana&ov,  sp.  paradela;  von  pratum, 
weil  es  die  wiesen  liebt:  lapathi  prata  amantis  Horat.    S.  Menage. 

Parier,  die  frone,  dem  prov.  pairar  (s.  oben)  entsprechende  form. 

Parrain  fr.  pathe,  pr.  pairi,  sp.  padrino  ff.,  nüat.  patrinas  von 
pater,  so  daß  oiso  die  büdung  oder  Schreibung  parrin  richtiger  wäre 
(parins  Voc.  duac.). 

Part  prov.  präpos.  für  lat.  trans,  uitra;  von  pars  in  der  bed. 
gegend,  seite. 

Parven  pr.  (al  jom  parven  GRoss.  6336),  cdtit.  parvente  sichtbar^ 
sbst.  pr.  parven,  parvensa,  it.  parvenza  schein;  von  parere,  parens,  mit 
eingefugtem  v  sum  unterschiede  von  parens  vcUer.  S.  auch  Zannoni  eu 
Brun.  Latini  p.  16. 

Parvis  fr.  vorhof  der  hirche;  von  paradisus  (para'is  paravis  parvis), 
neap.  paraviso,  it.  paradiso  in  ders.  bed.,  gr.  Tcagaöeioog  park,  bask. 
(läbort.)  gleichfalls  mit  ausgestoßenem  d  parabisna. 

Paa  fr.  als  ergänzung  der  negation,  von  passas  schritt;  je  ne  vois 
pas  eigentlich  =  non  video  passum  ich  sehe  keinen  schritt  weit.  Auch 
dem  Provenzdlen  und  Catalanen  ist  pas  bekannt,  der  Piemontese  nahm 
pa  aus  dem  franz.  herüber. 

Patois  /r.  volksmundart,  bauemsprache,  schon  im  Bofh.  de  la  rose, 
hält  Menage  für  eine  entsteüung  aus  patrois  von  patrins  sc.  sermo.  Bei 
Brunetto  Latini  wird  in  der  stelle  selonc  le  patois  de  France  wirklich 
als  Variante  patrOis  oder  auch  pratois  bemerkt,  uhms  indessen  einer  um- 
deutung  nicht  unähnlich  sieht  und  sonst  nicht  vorkommt.  Der  gebildete 
sieht  mit  geringschätzung  auf  die  mundarten  des  platten  landes  herab  und 


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656  n.c.   PAUMIER-PENTE. 

bärachtd  sie  leidU  als  kauderwälsck  Frisch  meint  darum,  das  wort  sei 
'aus  dem  laute  einer  undeutlichen  spräche  pati  patapan'  entstanden,  dem 
man  das  henneg.  pati  pata  geschnatter  beifügen  kann,  Littre  erMärt  sich 
für  patrois. 

Paumier,  panmoier  al^r,  anfassen,  festhalten;  von  palma  hand. 
Besser  entspricht  der  bedetUung  des  lat.  wortes  sp.  palmear  beklatschen, 
fr.  paumer,  nilai.  palmare  beohrfeigen. 

Paver  fr.  pflastern;  von  pavire  mit  vertauschter  conjugation  wie  in 
tousser  u.  a.,  mlai.  pavare. 

Pavot  fr.  mohn.  Möglich  ist  herkunft  aus  papaver,  indem  die 
vermeintliche  reduplication,  wie  in  andern  Wörtern,  vereinfacht  (daher  die 
prov.  form  paver),  die  endung  er  unterdrückt  ward;  vgl.  auch  ags,  papig, 
popig,  engl,  poppy,  kymr.  pabi,  norm.  papi.  Den  wüden  mohn  nennt 
der  Normanne  mahon,  worin  sich  das  ahd.  mägo,  mhd.  m&hen  deuüieh 
ausspricht. 

Peason  aitfr.,  peazo  pr.  Chx.  IV,  112  grundlage,  nüat.  pedatio; 
von  pedare  stützen. 

Pec  aUfr.,  fem.  peque,  pr.  pec,  pega,  auch  pg.  peco,  bask.  peca, 
dumm,  einfältig;  von  pecns,  welches  auch  das  dassische  hiein  in  diesem 
sinne  anwandte.    Noch  Moliere  hat  das  fem.  pecque. 

Peindre  fr.  mdten;  von  pingere,  it.  pignere,  aber  sp.  pintar  = 
*pictare. 

Pgle-mSle  fr.  adv.  untereinander,  durcheinander.  Altfrana.  findet 
sich  umgekehrt  mesle-pesle  Ben.  J,  237,  und  dies  ist  vielleicht  richtiger^ 
da  in  compositis  das  verbum  vorameugehen  pflegt.  M§le  ist  klar;  das 
isweite  glied  aber  in  solchen  gereimten  doppelwöriem  kann,  wenn  nicht 
eben  fingiert,  doch  dem  ersten  so  angebildet  werden,  daß  es  schwer  zu 
erkennen  ist  (dahin  gehört  z.  b.  tire-lire  Sparbüchse);  man  denkt  theils 
an  altfr.  paesle  pfanne  (worin  verschiedene  dinge  durcheinander  gerührt 
uwrden),  theils  an  pelle  schaufei  (womit  die  erde  aufeinander  geworfen 
wird);  bürg,  paule-manle  sbst.  ist  erdaufwurf.  Auch  mesle-mesle  sagten 
die  Alten  ChLg.  p.  22. 

Pelfre  altfr.  beute  LRs.  212  (nicht  pelfr^  zu  schreiben),  pelfrer 
plündern,  norm,  peuflfre,  peuflfe  trödel;  =  engl,  pelf  hob'  und  gut,  pilfer 
entwenden,  beide,  wie  Johnson  sagt,  von  imbekannter  herkunft.  S.  aucli 
Ed.  Müller  v.  pel£ 

Pelle  fr.  schaufd;  von  pala  dass.,  it.  sp.  pr.  pala.  Daher  it.  pa- 
letta  ff.  Spatel. 

Peluche  fr.  (f.)  ein  gewebe  von  leinen  und  kameelhaar,  plüsch; 
vom  gleichbed.  it.  peluccio,  iAlicher  peluzzo,  dies  von  pilns.  Span,  pelusa 
das  wollichte  an  fruchten  =  altsp.  peluza,  cot.  pelussa,  ist  das  nämliche 
wort.    Aus  gleichem  stamme  ist  auch  fr.  pelouse  rasenplatz. 

Pen  eher  /r.  neigen,  hangen,  pr.  penjar,  pengar,  altsp.  pinjar;  von 
pendicare,  das  man  aus  pendere  ableitete. 

Pente  fr.  (f.)  abhang,  soupente  hangriemen;  von  pendere,   (dso 


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II.C.   PEPIN-PmOUETTE.  657 

ßr  pende  wie  tehte  für  tende.  Setbst  im  it.  pentola  (IL  a)  ward  d  mi^  t 
vertausdht, 

Pepin  fr,  kern  des  kemohsteSy  päpiniöre  baumschüle.  Nach  Frisch 
von  pepo  (altfr.  pepon,  it.  popone),  denn  es  habe  früher  pfeben-  oder 
gurkenkem  bedeutet;  das  entsprechende  sp,  pepino  heifit  nur  gurke.  Son- 
derbar ist  die  berührung  ewischen  keim  oder  kern  undpfips  (kleine  schuppe 
an  der  eungenspitze  des  federviehs)  sowohl  im  it.  pipita  wie  im  sp.  pepita; 
wallon.  pepin  hat  sich  gane  der  leteteren  bedeutung  hingegeben.  Eine 
originelle  herleitung  von  pepin  aus  pipinna  hat  Minore  in  seinem  werke 
niedergelegt. 

Perche  fr.  (f)  stange;  von  pertica,  auch  sp.  pg.  percha.  Äbgd. 
oitfr.  perchant,  percant  dicker  prügd. 

P6trir  /r.,  pr.  pestrir  kneten;  gleichsam  pisturire  von  pistura,  dies 
von  pinsere,  vgl.  cintrer  von  cinctura,  oder  besser,  da  es  derselben  con- 
jugation  folgte  it.  scaltrire  von  scalptura. 

Peu  fr.  adverby  bei  den  AUen,  wenn  auch  sehr  selten,  noch  adjediv: 
poies  choses  U.  488'^,  est  poie  sa  vie  Ben.  II,  37  u.  a.;  von  paucus, 
pr.  paue,  it.  sp.  poco. 

Peur  fr.  furcht,  alt  paour  u.  a.  formen:  von  pavor,  itail.  nach  1.  decl. 
paara.  Ein  aUer  grammatiker  bemerkt  pavor,  non  paor  App.  ad  Probum. 

Phiole  fr.  gläserne  flasche;  entstdlt  aus  phiala,  it.  fiala,  piem.  fioia, 
auch  nüat.  fiola  e.  b.  Gl  erford.  p.  330,  lindenbr.  96''. 

Picorer/ir.  aufs  plündern  ausgehen;  eigenÜ.  auf  vieh  ausgehen, 
von  pecus.   Das  sp.  subst.  pecor^  legt  die  etymologie  deutlicher  zu  tage. 

Pi6ge  fr.  (m.)  schlinge;  von  pedica,  it.  piedica,  w(d.  peadece,  aber 
masc.  auch  pg.  pejo. 

Pier  (pyer)  fr.  zechen  Test,  de  Pathdin,  s.  auch  Wright's  Anecd. 
p.  63**;  ein  nach  dem  gr.  jculv  scherzweise  gebildetes  wort,  wie  auch  der 
Spanier  empinar  aus  efxniveLv  oder  der  Franzose  trinquer  aus  dem  dtschen 
trinken  bildete.  Daher  piot  trunk  weines,  vb.  norm,  pioter,  wobei  doch 
wohl  nicht  an  pivot  (zapfen)  zu  denken  ist. 

Pieu  /ir.  pfaJd;  von  palas,  auf  eine  freilich  fast  illegitime  weise, 
wobei  sich  nur  das  den  neufranz.  bildtmgsgesetzen  wenig  entsprechende 
altfr.  tel,  tiel,  tieu  =  talis  vergleichen  läßt.  Fände  sich  ein  aUfr.  pieii, 
so  würde  dies  auf  picnlus  piclas  =  piquet  etwas  zugespitztes  führen, 
woher  auch  it.  picchio. 

Pilori  fr.  (m.)  pranger,  engl,  pillory,  pr.  espitlori,  pg.  pelourinho. 
Ducange  verweist  das  franz.  wort  auf  pilier,  Grrimm,  RechtsaU.  p.  725, 
auf  das  mhd.  pfilaere.  In  beiden  fällen  hat  es  etwas  anomales,  nur  das 
miat.  pilarfcum  wäre  eine  normale  ableitung.  Andre  mlat.  zum  theil  in 
das  13.  jh.  hinaufreichende  bildungen  sind  pilloricum,  pellericam  (aus 
Aragon),  pellorium,  pilioriam,  spilorium. 

Pirouette  fr.  drehrädchen,  piroaetter  sich  im  kreiße  drehen;  zsgs. 
aus  pivot  zapfen,  eigentlich  aus  dessen  nicht  vorhandenem  primitiv  pive 
=  it.  piva,  weU  es'aiuf  einem  zapfen  steht,  und  roue  rad. 

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658  n.c.   PIS-PLIE. 

Pis  fr.  euteTy  äUfr.  brüst,  von  pectus,  pr.  peitz.  Die  andern  spra- 
chen verschmähen  diese  bedeutuny,  doch  hat  auch  das  lomb,  pecc,  das 
limous.  piei  (f.)  sie  enttoichdt. 

Pitaud  fr.  grober  bauer;  eigentl,  fußgänger,  von  pedes  peditis,  vgl. 
pi^ton  (Le  Dmhat). 

Pivoine  eine  blume,  Pfingstrose;  von  paeonia,  it,  peönia,  sp.  peonia. 

Plafond  fr,  decke  des  Zimmers;  esgs,  aus  plat  fond  plaUer  gründe 
glatte  ausfüUung  zwischen  den  baUcen.    Daher  sp,  paflon. 

Piain dre  Magen;  t*on  plangere, i^r.  planher,  it.  piagnere,  sp.  planir. 

Plais,  plaissa  pr.  hecke,  umeäunung,  vb.  aUfr.  plaissier,  plessier 
umaäunen,  partic.  als  sbst  pr.  plaissat,  dttfr.  plessi^,  dsgl.  pr.  plaissaditz, 
altfr.  plesseYg  park,  nfr.  Plessis  ah  Ortsname;  von  plexus  geflochten,  plais 
aiso  flechtwerk,  ineinander  geflochtene  zweige. 

VlsLque  fr.  (f.)  platte,  fl^quer  plattieren,  placard  anscUagseUel; 
besser,  da  diese  Wörter  specidl  franz.  sind,  vom  ndl.  plak  (f.)  flaches  hoU, 
scheute,  plakken  aufkleben,  als  vom  gr.  nXa^  (f.)  platte. 

Plevir  j>r.  altfr.  versichern,  verbürgen,  pr.  plieu,  fr.  pleige  bürg- 
Schaft  {daher  venez.  plezo,  sie.  preggiu);  dsgl.  plevina,  plevine,  plevizö. 
Wächter  verweist  auf  das  ahd.  pflegan,  dem  er  die  bed.  verbürgen  bei- 
legt, es  fieißt  aber  besorgen,  verwalten,  und  bei  diesen  juristischen  Wörtern 
ist  die  bedeutung  etwas  strenger  zu  tpägen.  Rücksicht  verdient  die  her- 
leitung  aus  lat  praes  praedis  bürge:  hieraus  konnte  sich  zur  noih 
ein  inf  plevir  für  ple-ir  gestalten,  nimmer  aber  ein  präs.  pleu,  pliu, 
dessen  auslaut  aiuf  radicaJes  b  oder  v  hinweist,  une  in  beu  (bibit),  den 
(debet),  escriu  (scribit),  mou  (movet).  Für  das  sbst.  pleige  aus  prae- 
dem  wäre  noch  weniger  rath:  erst  praedium,  dessen  bedeutung  aber  wenig  • 
zusagt,  konnte  eine  solche  form  erzeugen.  Man  erwäge  folgenden  erktä- 
rungsversuch.  Plevir  ist  =  praebere,  vgl.  wegen  1  für  r  temple  aus  tem- 
pora,  Planchais  aus  Prancatias,  Pancratias:  der  eigentliche  ausdruck  für 
bürgen  nämlich  ist  plevir  la  fe  d.  h.  praebere  fidem,  abgekürzt  plevir, 
und  so  war  auch  praebere  sacramentam  (z.  b.  L.  Wisig.,  Longob.)  üblich. 
Das  sbst.  pleige  paßt  trefflich  zu  praebium  gegenmittd,  Sicherheit  (was 
man  vor  sich  trägt,  prae-hibet,  praebet,  schütz,  amuletj;  plevizo  aber  ist 
buchstäblich  praebitio.  —  [Gachet  hat  diese  etymologie  erwogen,  ist  aber 
nicht  beigetreten.  Gewiß  entspricht  praes  dem  begriffe  besser  als  prae- 
bere, seine  grammatische  Unvereinbarkeit  aber  mit  plevir  so  wie  die  logische 
von  praedium  ist  oben  ausgesprochen.  Darum  vermuthet  er  ein  aus  prae- 
ditns  entstandenes  verbum  praedire  =  plevir.  Diese  unform,  die  doch 
nur  begaben  heißen  könttte,  würde  indessen  keinen  bessern  sinn  gewähren 
als  praebere,  ja  einen  schlechteren,  denn  was  sollte  "^sein  wort  begaben 
heißen?] 

Plie  fr.  ein  fiscJt,  platteis,  engl,  plaice;  nadi  der  bedeutung,  aber 
nicht  nach  dem  buchstaben,  das  lat.  platessa  bei  Ausonius,  sp.  platija, 
pg.  patru^a.  Plie  steht  für  plaie,  das  aus  plate,  femin.  von  plat  /fadk, 
entstand  und  zum  unterschiede  von  plaie  =  plaga  so  gestaltet  ward,  wozu 


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II.C.   PLISSER-POITRINE.  659 

sich  onblie  für  oublaie  at4S  oblata  vergleichen  läßt;  nach  Nenmich  II,  1011 
heißt  derselbe  ßsch  auch  plane.    Plais  "^pUe    Vocab.  opt.  46^, 

Plisser  fr.  falten;  participuüverhumy  von  plicare  plicitas  plic'tns 
plictiare. 

Plusieurs  fr.,  pr.  plusor,  aitU.  plusori,  cow^ora^tt; /ur  Zcrf.  plures, 
welches  die  spracJie  verschmähte,  weü  Um  das  kenneeichen  des  comparativs 
abgieng;  sie  wählte  dafür  eine  neue  ableitung  aus  dem  neutrum  plus;  die 
sich  dem  alüat.  von  Varro  bemerkten  superl.  plnsimas  vergleicht.  Das 
fast  übel  lautende  mlat.  pluriores  (bereits  bei  Fulgentius  Plane.,  nach 
Fuchs  Roman,  spr.  p.  337)  fand  bei  ihr  keine  aufnähme.  S.  Roman, 
gramm.  II,  73. 

Poch 6;  mundartl.  poqne,  ponque  tasche,  ein  spedell  frone,  wort, 
wie  es  scheint  aus  England  eingeführt:  ags.  pocca,  engl,  poke,  nord.  poki 
tasche,  beutet,  vgl.  ndd.  pokke  blatter  d.  i.  blase,  engl.  pock.  Mit  ponga 
II.  a  ist  es  gewiß  unverwandt. 

Poe  altfr.,  pr.  paata^  cat.  pota;  vom  ndl.  poot  =  hd.  pfote.  Daher 
bürg,  potiche  handvoll? 

Poele  /r.  Xf.J  pfanne,  bei  den  Alten  paiele  Fier.  p.  68,  14,  paele, 
paesle;  vom  lat.  patella^  it.  padeUa^  sp.  padilla.  Aber  aus  dem  frane. 
paiele  ist  sp.  payla,  pg.  pella. 

Po  Sie  fr.  (m.)  (hronhimmel,  altfr.  poesle;  vermuthlich  vonnhaXov 
etwas  ausgebreitetes,  dolde,  miat.  petalam  goldblech  auf  dem  haupte  des 
papstes.  In  der  bed.  schieier  leitet  man  es  von  pallium,  das  aber  nur 
paile  geben  konnte,  pr.  pali;  man  sehe  indessen  auch  den  Krit.  anhangp.  17. 

Poßle  /r.  (m.)  heiabare  wohnstube,  auch  ofen,  altfr.  poisle.  Mlat. 
formen  sind  pfsele  Edict.  Roth.,  piselis  (803),  piselum  S.  Adal.,  pfsalis : 
den  accent  der  ersten  beweist  der  unsichere  voccU  der  aweiten  sübe  f falsch 
pisälis  geschr.  Gl.  präg.  ed.  Hoffm.);  daau  kommt  noch  bisle  {für  pisle) 
Gl.  cass.,  ahd.  phesal  das.,  mhd.  phisel,  phiesel,  fries.  pysel.  Eckhart 
leitet  das  wort  vom  gr.  nvq,  weü  im  späteren  ndatein  eine  geschwächte 
form  pyralis  vorkommt.  Formell  weist  es  auf  lat.  p^nsile,  syncopiert 
pesile,  allein  der  logische  Zusammenhang  ist  nicht  deutlich:  Ducange's  er- 
klärung  aus  pensum  ^a  molieribas,  quae  pensa  trahnnt,  daher  ihr  ar- 
beitszimmer  p^nsile)  verstößt  gegen  die  grammatik,  die  kein  rom.  suffix 
Tle  kefint.  Das  alterthum  redet  von  honreum  pensile,  das  mittdalter  von 
domas  pensilis,  camera  pendens;  dies  bleibt  zu  erwägen. 

Poindre  fr.  stechen,  altfr.  auch  das  ross  antreiben,  daher  sbst. 
poindre  das  anrennen  im  kämpf  (espoindre  Gar.  II,  166),  mhd.  poinder; 
von  pungere,  pr.  ponher,  it.  pungere. 

PoiBSon  fr.  fisch;  abgd.  von  piscis,  pr.  peis,  bereits  im  Fragment 
von  Valenciennes  pescion,  it.  pescione. 

Poitrine  fr.,  pr.  peitrina  brüst,  gleichsam  -pectorina,  noch  dauph. 
peiturina;  urspr.  wohl  bruststück  oder  brustriemen  =  sp.  petrina,  pretioa 
gürtel,  aUsp.  petrina  aber  auch  für  pecho  Mar.  Egipc.  AUfr.  hatte  man 
noch  das  oben  erwähnte  einfache  pis  =  pectus» 


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660  II.  c.   POLISSON-POUDEE. 

Polisson  /r.  gaaser^nge,  daher  sp.  polizon;  von  polir  wie  bouffon 
von  bonffer,  eigentlich  einer  der  die  straften  glatt  machte  sich  cmf  ihnen 
henmUreiUy  vgl.  noarrifon  Pflegling  von  dem  gleichfalls  abstraeten  nutritio. 
Bestätigung  gewahrt  das  henneg.  polisso  hügeleisen  (etwas  glättendes). 

Ponce  fr.,  in  der  Verbindung  pierre  ponce  bimsstein;  von  pumex, 
it.  pomice^  sp.  pömez.    Daher  sbst.  poncis,  vb.  poncer. 

Poncean  fr.  hochroth;  von  punicens,  punicellas  dass.,  pr.  mü  ver- 
tauschtem Suffix  pnnicenc.  Das  lat.  pnoiceos  geht  auf  phoeniceus,  q^oi- 
vUsog  mrüclc  und  bezeichnete  euerst  die  färbe  der  dattdpaimfrüehte  in 
ihren  Stadien  der  röthung  und  man  unterschied  davon  pnrpureas  ais  eine 
dem  schwarzen  näher  liegende  Schattierung,  bemerkt  Rösler,  Etym.  der 
farbenbeeeichnungen.  Auffallend  ist,  daß  die  schwestersprachen  dieses  wort 
nicht  aufgenommen  haben. 

Fondre  fr.,  pr.  pondre,  cat.  pöndrer  eier  legen;  von  ponere,  allen 
drei  sprachen  nur  in  diesem  sinne  bekannt. 

Por,  pner  aUfr.,  pr.  por,  pore,  partikel  mit  gewissen  verbis  une 
gitar^  traire,  volar  verbunden,  z.  b.  por  gitar  u)egwerfen;  von  porro. 

Porc-^pic  fr.  Stachelschwein.  In  ^pic  konnte  sich  eine  alte  form 
von  äpi  =  pr.  espic  fortgepflanzt  haben,  die  stacheln  des  ihieres  hätte 
man  mit  einer  komähre  verglichen.  Bob.  St^hanus  (1639)  und  Nicot 
schrieben  noch  porc-espi,  was  aber  für  die  etymologie  nichts  bedeutet. 
Ital.  heißt  es  porco  spino  dombusch-schwein,  auch  porco  spinoso,  ^. 
puerco  espin  oder  schlechtweg  espin,  neupr.  porc-espin,  engl,  porcupiae. 
Das  ihier  ist  in  Frankrmh  nickt  einfteimisdi,  um  so  wahrscheiniicher  ist 
eSy  daß  man  mit  dem  fremden  worte  eine  abänderung  vornahm,  denn 
porc-^pin  hätte  keinen  sinn  gegeben. 

Porche  fr.  (m.),  pr.  porge  vorhof;  von  porticns,  it.  portico. 

Posnöe  al^r.  gepränge,  übermuth  (kraft  Graufr.  p.  116.  118),  pod- 
n^e  in  den  Livr.  d.  rois  {wie  hier  adne  für  asne),  ein  übliches  dem  Pro- 
venzaien  unbekanntes  wort  verborgener  herkunft. 

Possa,  poassai>r.  brustwarze;  eigentl.  wohl  knospe  =  fr.  pousse 
von  ponsser  treiben,  ausschlagen. 

Potasse  fr.  ein  aus  pflanzenasche  ausgdaugtes  cdkalisches  salz;  vom 
dtschen  pott-asche,  attch  kessel-asche  genannt,  s.  Adelung. 

Poteau  fr.,  postel  pr.  pfähl;  von  postis,  norm,  pot 

Potence  /r.  krücke,  kniestütze  u.  dgl.;  mlat.  potentia  s.  MSnage, 
also  madU,  stütze,  in  concreter  bedeutung. 

Poterne  fr.  hinterthüre,  heimliche  thüre;  entstellt  aus  aUtfr.  posterle, 
pr.  posterlla,  oMch  it.  postierla,  von  posterula  Seitenweg. 

Pouacre  fr.  unflätig;  freie  büdung  aus  der  interj.  ponah  jp/ttt. 
Synonym  ist  bürg.  norm,  polacre,  pic.  polaqne,  npr.  poul&cre. 

Pondre  fr.  (f)  staub,  von  pnlyis  pulverig  (pol're  poldre).  Wie 
aber  ist  poussiere  Staubwolke  zu  verstehen,  wofür  man  aUfr.  porri^re 
sagte^  noch  im  16.  jh.  pouldri^re  schrieb  ?  Die  prov.  spräche  hat  pols 
von  pulvis,  eine  solche  nominativform  aber  zeugt  nur  höchst  selten  cMei- 


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n.c.  POUILLE-PUmiEB.  661 

tungen:  es  ist  darum  in  poussiere  für  poorri^re  ein  eigenthümUch  frans, 
übertritt  des  r  in  s  vor  sich  gegangen,  worOber  oben  besicle  eu  ver- 
gleichen ist. 

PouilU  fr.  register  der  geistlichen  Stiftungen,  früher  in  weiterem 
sinne  genommen,  muß  allerdings  in  polyptychum  (vidblätteriges  heft  oder 
buchj  seinen  grund  haben,  miat.  polecticum,  poleticnm,  woraus  man  sich 
zunächst  mit  SaJmasius  (s.  MSnage)  ein  derivatum  polTptycarium  denken 
muß,  hievon  fr.  poniller,  geschrieen  pouill^.  Die  eusammeneiehung  wäre 
nickt  stärker  als  die  in  grammaire  aus  grammaticaria;  ein  aU^  eeugnis 
für  das  genannte  derivatum  würde  jeden  eweifd  niederschlagen. 

Poulain  fr.  füllen;  von  pollns,  pr.  polin. 

Ponlier  /r.  aufwinden,  ponlie  roUe,  Kloben,  daher  sp.  pol^  pg. 
pol6;  vom  ags.  pullian  =  engl,  pull  ziehen,  pull  up  aufwinden,  engl  poUey 
aber  aus  fr.  poulie.  Nach  Le  DuchcU  vom  dtschen  spule,  nicht  wahr- 
scheinlich, weä  der  ahfaU  des  anlautenden  s  ein  seltener  Vorgang  ist. 

Pourpoint  fr.,  perponh  pr.,  auch  sp.  perpunte,  pespunte,  pg. 
pesponto,  gestepptes  wams;  mlat.  perpunctum,  weil  es  durchstochen,  durch- 
näht  war.    Franz.  pour  für  per  s.  Rom.  gramim.  11,  429. 

Po  USB  in  fr.,  fomi  pr.  junges  hühnchen;  von  puUiceuus  bei  Lam- 
pridius,  vgl.  puleini  'hancMi'  (hühnchen)  Gloss.  casseU. 

Prgcher  fr.  predigen,  pg.  pregar  ff.,  sbst.  fr.  prßche  (m.),  pr.  prezfc 
predigt;  von  praedicare  bekannt  machen,  öffentlich  reden. 

Preindre  altfr.  pressen  (präs.  3.  plur.  priement  LRs.  178,  Ben. 
/,  p.  213),  pr.  premer;  von  premere.  Zsgs.  nfr.  ^preindre  =  exprimere, 
empreindre  =  imprimere,  alt  depreindre  =  deprimere.  Vgl.  imprenta  I. 

Prince  fr.,  pr.  prince,  prinsi,  daher  ü.  prenze  fürst;  von  dem  im 
prov.  noch  vorkommenden  princeps,  vermöge  einer  starken  abkürzung, 
womit  sich  etwa  die  von  4v6que  aus  episcopus  vergleicht.  AUfr.  princier 
von  primicerius. 

Prinsautier  altfr.  rasch,  behende,  noch  bei  Montaigne  (deresaber 
nicht  geschaffen  hat,  wie  Monnard  sagt)  esprit  prime-sautier ;  vom  adv. 
de  prinsaut  =  primo  saltu  im  ersten  sprung,  sogleich. 

Proche /r.,  propi  i?r.  nahe;  von  propius,  dies  letztere  auch  in 
propiare  sich  nahem,  bei  Pandinus  Nolanus  (6.  jh.),  appropiare  Vulg. 
Ev.  Luc.  10,  34  (nach  Funcdus),  auch  wal.  apropYä;  daher  fr.  appro- 
cher,  pr.  apropchar,  altü.  approcciare.     Vgl.  unten  reproeher. 

Pröne  fr.  (m)  predigt,  pröner  predigen,  preisen;  von  praeconium 
lobrede  (preone  prone). 

Prüde  fr.  geziert;  ein  allen  schwestersprachen  fehlendes  adjectiv, 
abgezogen  aus  der  zss.  pmd^homme,  alte  form  für  preud'homme  {wie 
auch  preude  femme,  prode  femme),  pr.  prozom,  sp.  prohombre,  it.  pro- 
duomo  wackerer  mann,  ehrenmann,  denn  prüde  hieß  ursprüngl.  sittscnn. 
Andre  denken  an  prudens,  oder  an  eine  unvorhandene  form  prudns  für 
proyidus. 

Puirier  altfr.   darreichen  z.  b.   de  main  en  main   Gayd.  p.  7. 


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662  II.  c.   PUNAIS-RABASTA. 

Aus  porrigere,  dcts  auch  die  üäl.  spräche  hesitsdy  kannte  frans,  euersi 
pnirir,  demnächst  mit  atmceichung  in  die  erste  canßigation,  ein  bei  den 
Alten  seltener  Vorgang,  puirier  werden.  Roquefort  hat  ohne  beleg  puire 
^offriry  prSsenter';  es  wird  eine  präsensform  sein. 

Punais  /r.,  pntnais  pr,  stinkend,  daher  sbst,  fr,  punaise,  engl, 
punice  wanee  {bürg,  schlechtweg  puant);  vom  adj.  put  =  pntidns,  mit 
einem  suffixe^  dem,  wie  es  scheint,  ein  it.  pntt-on-azzo  entsprechen  würde 
{aUmaä.  nur  pnnax  Bonves.,  piem.  punas),  vgl.  palais,  palazzo;  der 
Picarde  sagt  vielleicht  richtiger  punasse.  Stütjsft  sich  die  heutige  bedeu- 
tung  des  franz.  Wortes  etwa  auf  die  falsche  Zerlegung  desselben  in  pn-nez? 
aber  ai  und  e  sind  verschiedener  ausspräche.  Bei  den  Alten  bedeutet  es 
Überhaupt  putidus,  pr,  pntnais  fuec  d'infern  stinkendes  feuer  der  haue; 
in  der  tkierfabel  fuhrt  daher  der  iUis  den  namen  Pusnais. 

Pupitre  fr.  (m.)  pult;  von  pnlpitam,  it.  pulpito. 


Qu  an  diu  8  prov,  partikd,  Blh.  v.  1,  SLeg,  9.  12.  19;  von  quamdiu, 
vgl.  Altrom.  sprachdefücm.  p.  46. 

Queux  /r.  (f.)  Wetzstein;  von  cos  cotis,  pr.  cot,  it.  cote. 

Queux  dlifr.  koch;  von  coquus,  it.  cuoco. 

Quin,  quinh,  fem.  qnina,  quinha,  alt-  und  neupr.  fragpronomen, 
wcdd.  fem.  qaena  Haihn  667 ;  etwa  von  qninam?  wdl.  eine. 

Quivrer  altfr.  wecken^  ermuntern  TCant.  p.  31;  vom  engl,  quiver 
hurtig,  thätig  HaUiw.,  ags.  cviferlike  unruhig,  vb,  engl,  quiver  zittern. 

Quora,  quoras,  quor  |>r.,  noch  jetzt  curo,  churw.  cura,  cur,  zeit- 
partikd;  von  qua  hora  oder  rom.  que  ora. 


R. 

Rabächer  fr.  seine  reden  oft  und  unnütz  wiederholen,  bei  Roquefort 
rabacher,  nicht  rabaseher.  Etwa  gleicher  herkunft  mit  it.  abbacare  albeme 
reden  führen,  aber  dieses  wort  selbst  ist  noch  ungelöst,  da  die  deutungen 
aus  abacus,  äßaxeJv,  evagari  seinen  begriff  nicht  befriedigen.  Übrigens 
fehlt  es  auch  dem  franz.  worte  nicht  an  älteren  und  neueren  erklärungen, 
die  eben  so  wenig  genügen.  Ravacher  wird  aus  dem  14.  jh.  nachgewiesen. 

Rabasta  pr.,  nur  in  einer  stelle  vorhanden  (entrels  desleials  baros 
mi  plai  rabasta)  und  etwa  zank,  gezerre  bedeutend,  daher  das  neupr.  vb. 
rabastejä  zanken,  stören,  altfr.  rabäter  poltern  u.  dgl.,  noch  jetzt  unier 
dem  Volke.  Sicher  nicht  von  ^ßarreiv,  ^ßaoaetv,  dem  man  mit  besserem 
rechte  das  it.  arrabbatarsi  zuweist;  es  erinnert  an  rapere  raufen,  aber 
ein  Suffix  ast  ist  nicht  mit  Sicherheit  at^unehmen.  Schwäbisch  robosteln 
zerzausen  (SchmidJ  mag  daraus  entstellt  sein. 


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ILc.   RABLE— RAIRE.  663 

Räble  fr.  fmj,  alt  roable,  occ.  redable  ofmkrücke;  von  rutabolam 
mit  ders.  bed. 

Raboter  /r.  hobdn,  die  gartenwege  ebenen,  daher  rabot  hobdy  garten- 
schaufei;  trifft  zusammen  mit  dem  pr.  rebotar,  it.  ributtare  auriiekstoßen 
(zu  bottare  I.J,  ist  also  eine  der  stäche  verbliebene  alterthümliche  form 
für  rabouter,  woßu  sich  das  veraltete  abonter  gesellt.  Die  grundbedeutung 
tritt  besser  hervor  im  adj.  raboteux  holperig  d.  h.  surüclcstoßend,  vgl. 
mndl.  rabot  hindemis. 

Rabougrir  fr.  verkrüppeln,  verbuiten;  nach  Frisch  vom  dtsch. 
buckel;»  nach  Scheler  durch  Umstellung  vom  dtsch.  krup,  krttppel;  nach 
LittrS  vom  fr.  bougre  keteer,  spiUer  ein  Schimpfwort,  auf  etwas  misgestal- 
tetes  tibertragen.  Beiderlei  ansichten  lassen  sich  einigen:  ein  wort  une 
krüppel  konnte  zu  gründe  liegen,  welches  man  später  nach  bougre  um- 
formte, um  eine  Verwünschung  hineinzutragen:  ähnlich  z.  b.  sprach  der 
Provenzale  Bafomet  für  Mahomet  (ba&  lüge). 

Raca,  racca  pr.  schlechtes  pferd,  mähre,  /r.  racaille  hefe  des  Volkes; 
vielleicht  vom  nord.  racki,  engl,  rack  hund  {ndl.  nhd.  rekel);  ebenso  Ca- 
naille von  canis. 

Rache  fr.  (f.)  bodensatz  des  theers;  scheint  entstanden  aus  einer 
abl.  rasica  von  rasis  harz,  vgl.  ragia  II.  a,  also  verschieden  von  rasche 
grind,  s.  rascar  /. 

Räch  er  altfr.,  waüon.  recht,  pic.  raquer,  pr.  racar,  comask.  racä, 
recä  amspeien;  vom  altn.  hräki  Speichel,  hrsekia  speien,  ags.  hrsekan. 
Das  neirfr.  cracher  scheint  Verstärkung  desselben  wortes;  zsgs.  pr.  es- 
cracar  (sbst.  crai),  sie.  scraccari,  chw.  scracchiar. 

Racine  fr.,  pr.  razina  würzet;  gleichsam  radicina  von  radix,  eine 
seitsamer  weise  auch  im  wai.  redecine  entwickelte  form. 

Radean  fr.,  radelh  pr.  floß;  von  ratis. 

Radoter  /r.,  ait  redoter  aberwitzig  schwatzen,  besonders  wie  alte 
leute  thun:  il  enveillissent  et  redotent  FC.  II,  336.  Man  könnte  unser 
reden  zu  gründe  legen,  wenn  dessen  bedeutung  geeigneter  wäre.  Besser 
befriedigt  das  bereits  von  Frisch  und  JauU  vorgebrachte  engl,  to  dote 
kindisch  werden  =  ndl.  doten  KU,  jetzt  dutten  schlummern,  träumen, 
kindisch  sein,  mhd.  totzen  schlummem,  vertuzen  ausser  fassung  kommen, 
part.  nhd.  verdutzt.  Das  im  franz.  vorgesetzte  re  oder  ra  dient,  die 
handlung  als  eine  immer  wiederkehrende  auszudrücken. 

Ragoüter  /r.  die  eßlust  reizen,  daher  ragofit  reizendes  würziges 
gericht;  von  re-ad-gustare,  vgl.  it.  toma-gusto  s.  v.  a.  ragoüt.  So  be- 
deutet auch  fricandeau  eigentl.  ein  leckeres  gericht. 

Raguer  fr.  zerreiben;  nord.  raka  reiben. 

Raifort  /r.  meerr eilig;  von  radix  fortis  starke,  kräftige  umrzel. 
Radis  (m.),  it.  radice Y/*->)  monatrettig,  von  radix  radicis. 

Rain  fr.  in  rain  de  bois  waldgränze  (Trev.);  vom  ahd.  rain  rand, 
nhd.  gleichlautend,  ndl.  reyn,  reen  KU. 

Raire  fr.  schreien  (vom  hirsch).    Die  lat.  verba  mugire,   rugire, 


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664  II.C   RAISE— RANC. 

vagire  gaben  mit  ihrem  stammcMslaut  g  anlaß  zur  büdung  des  natur- 
ausdruckes  ragire,  der  sich  frone,  in  r4ire  zusammensog,  Hol.  sich  in 
ragghiare  erweiterte:  ebenso  ward  aus  mugire  oMfr,  mtiire,  Ual.  mugghiare. 
Das  ahd.  rSran  Tcann  nicht  darin  enthalten  sein. 

Raise  altfr,1criegseug  (wenig  üblich^  auch  rese  geschr,),  s.Ducange 
s.  V.  reisa;  vom  ahd.  reisa,  mhd.  reise  mit  ders.  bed.j  nhd,  reise  nur  mit 
der  hed.  iter,  voyage. 

Raisin  /r.,  razim  pr.  traube;  von  racemns,  sp,  racimo  ff.,  vgl,  ra- 
cimus  Gl,  erford.  372,  9,  Ältft.  pic,  auch  rosin  s,  Hecart  {daher  unser 
rosine). 

Raissar  j>r.  reißen?  (die  bedeutung  ist  nicht  sicher),  adj.  raissos 
eifrig?  für  reissar,  reissos  von  rixari  (transit,  genommen),  rixosns?  Der 
Wechsel  zwischen  ei  und  ai  ist  in  dieser  mundart  nicht  unüblich. 

Räler  fr.  röcheln;  deutschen  Ursprungs:  engl,  rattle  gleichbed,,  ndl. 
nds.  rateten,  nhd.  rasseln.  Dahin  der  name  eines  vogels,  r&le,  der  neu- 
prov.  mit  dem  synonymen  roufle,  vom  vb,  rouflä  d.  i.  fr.  ronfler,  bezeichnet 
wirdy  womit  auch  das  pic,  rousselet,  von  unserm  mdartl.  rossein  (röchein), 
zusammentrifft;  gleicher  bedeutung  ist  der  span.  name  ronca  und  unser 
wiesenschnarcher;  unser  ralle  aber  ist  aus  räle  (Weigand). 

Ralingnes  fr.  (m.  pl,)  seile,  womit  man  die  segel  einfalU;  zsgs. 
aus  ndl.  raa,  schwed.  ra  segdstange,  und  ndl.  leik,  schwed.  Itk  saumtau, 
daher  das  deutsche  raa-leik  derjenige  theü  des  leiks,  womit  die  obere 
kante  eines  raasegds  befestigt  ist  (Campe),  im  franz,  etwas  verschieden 
genommen.  In  raalingnes,  raelingnes  Brt.  II,  140  spricht  sich  noch  eine 
alte  zweisilbige  form  von  raa  (mhd.  rahe)  aus;  mit  der  endung  ingae  für 
ique  wollte  man  dem  wort,  wie  es  seheint,  ein  recht  deutsches  gepräge 
geben.    Die  etymologie  ist  übrigens  von  Jai,  s.  Brt.  l.  c. 

Rame  fr.  (f.)  rüder;  buchstäblich  das  it,  sp.  pr.  rama  ast,  in  seiner 
bedeutung  aber  durch  remns  bestimmt,  das  der  franz.  spräche  ursprünglich 
gewiß  nicht  fehlte,  ihr  jedoch  als  eine  zu  ausdruckslose  form,  denn  es 
hätte  rein  lauten  müssen,  misfiel.  Aus  demselben  gründe  ward  das  gleich- 
lautende rain  (lat.  ramus)  später  mit  rameau  vertauscht.  Merkwürdig 
trifft  damit  das  gad,  ramh  (m.)  zusammen,  das  sowohl  ast  wie  rüder  oder 
rührstock  bedeutet,  altir.  ramse  ==  lat,  remi  Zeuß  I,  20.  Die  henneg. 
form  ist  r^me  (f.),  die  neupr.  remo  (für  rema). 

Rame,  ramette  fr.  rahmen  der  buchdrucker  (auch  sp.  rama,  wal. 
rame);  aus  dem  deutschen. 

Rameqnin  fr.  käsegebackenes;  vom  dtschen  rahm,  wie  schon  Menage 
anmerkt. 

Ramon  fr,  stumpfer  besen;  ramoner  den  Schornstein  fegen;  von 
ramus,  vgl.  sp.  ramon  laubwerk. 

Ran  picard.  widder;  vom  ahd.  ndl.  ram  mit  gl,  bed.  Champ.  aran 
TarU  II,  177, 

Ranc  pr.,  ran  occ.  Uippe,  ^saxum  eminens  super  aquas*  GProv.  41. 
Dieses  speciell  prov.  wort  würde  sich  etwa  mit  gr.  ^%OLg  riff  oder  selbst 


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II.C.   RANCHE-RAUSA.  665 

mü  ^xog  runeel  (denn  fdsen  haben  risse)  in  eiMang  bringen  lassen. 
Besser  aber  faßt  man  es  als  das  primitiv  eum  altsp.  rancon  winket  (s, 
xincon  IL  b),  indem  man  wegen  der  bedeutung  pr.  anglar  (s.  oben) 
vergleicht. 

Ran  che  fr.  (f.)  sprossen  einer  stangenleüer;  von  ramex  ast,  Stange, 
s.  Potts  Forsch.  Ily  21. 

RanQon  /r.,  vrU.  raan^on  lösegdd;  von  redemtio. 

Rang  /r.,  pr.  renc,  arrenc  reihe,  vb.  fr.  ranger,  arranger,  pr.  rengar, 
arrengar  in  die  reihe  stellen.  Das  wort  hat  weite  Verbreitung  gefunden: 
nhd.  ndl.  schwed.  rang,  engl,  rank,  kymr.  rhengc,  bret.  refik,  auch  piem. 
ren  u.  ran.  Sein  Ursprung  läßt  sich  füglich  auf  ein  dfsches  wort  Burüch- 
leiten,  das  dem  Romanen  noch  eine  andre  büdung  dargeliehen  (s.  aringo  L), 
nämlich  ahd.  hring,  mhd.  ring  kreiß,  insbesondere  kreiß  eu  einem  be- 
stimmten ewecke  aufgestellter  personen,  also  eigentl  hreißformige  reihe, 
wobei  aber  die  kreißform,  wie  beim  ahd.  riga  (s.  riga  //.  a)j  zur  neben- 
sacke  ward;  vb.  ahd.  hringön  einen  kreiß  machen,  in  einen  kreiß  stellen 
—  Von  ranger  wird  sp.  rancho  kameradschaß,  arrancharse  zusammen- 
wohnen,  hergeleitet. 

Rapiere  fr.  alter  langer  degen  (verächtlich) ;  etwa  für  räpiere  von 
räpe  raspel  s.  v.  a.  schartige  abgenutzte  klinge? 

Rasse,  raise  aitfr.,  rasa  i>r.  latf,  rinne-,  vom  altn.  ras,  ags.  raes, 
engl,  race  mit  gl.  bed. 

Rate  fr.  (f.)  müz;  nach  Frisch,  dem  man  beipflichten  darf,  vom 
ndl.  rate  honigroße,  insofern  jenes  eingeweide  ein  lockeres  zeitiges  gewebe 
vorstellt:  melsa  es  carpa  e  spongioza  ^die  müz  ist  zeUig  und  schwammig", 
sagt  der  Elucidim  LR.  LL,  432^.  Vgl.  raggio  I,  wo  die  vermuthung 
ausgesprochen  ist,  das  ndl.  wort  habe  dem  fr.  raie  (strahl),  sofern  es 
honigroße  heiße,  diese  bedeutung  mitgetheüt.  Daher  d^ratö  munter, 
eigentl.  ohne  mäz,  frei  von  milzsucht.  Desselben  Ursprunges  ist  raton 
ort  kucken. 

Ratis,  ratin  altfr.  farrenkraut.  Marcellus  Empir.  cap.  25  kennt 
ein  gallisches  wort  dieses  Uanges:  herbae  pteridis  i.  e.  filicnlae,  qnae 
ratis  gallice  dicitur.  Es  ist  das  kymr.  rhedyn,  com.  reden  (Zeuß  1117), 
bret.  raden  cet.  gleichbedeutend.  Indessen  steht  das  franz.  wort  sehr  un- 
sicher. Chevället  I,  p.  291  nahm  es  aus  Trevoux,  dies  aus  Borel.  Letzterer 
beruft  sich  wegen  ratis  auf  den  Niederländer  (Gerk.)  Mercator  (f  1694), 
der  offenbar  nichts  anders  damit  meinte  cds  das  wort  des  Marcellus;  ratin 
eher  bringt  er  in  seinem  zweiten  anhang  mit  beigesetztem  Sternchen, 
welches  unfranzösische  worter  anzeigt:  er  scheint  es  aus  dem  bretonischen 
genommen  zu  haben.  Auch  erschallt  aus  keiner  franz.  mundart  eine 
künde  dieses  Wortes. 

Raus  pr.  röhr  (auch  bret.  raoz,  norm,  ros),  daher  rauzel,  fr.  ro- 
sean;  genau  das  goth.  raus,  woher  ahd.  r6r;  aus  letzterem  das  chw.  ror. 

Ransa  (ranza)  pr.,  lim.  roonso  hefe,  auch  Weinstein  d.  i.  kruste  am 
faß,   romagn.  rosa  (mü  offenem  o)  kruste  des  backwerks;  vgl.  ahd.  rosa 


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666  IIc.  HAUST— RECHE. 

^crusta,  glacies\  dessen  wuraehocäl  von  ungewisser  quantiiät  ist,  während 
pr.  an  ahd.  6  verlangt. 

Baust,  a,  pr.  rauh  (so  qu'es  ranst,  aplana  was  rauh  ist,  ebnet-  er 
LR,),  val.  bei  A.  March  rost  ^lloch  pendent\  wie  ein  Herausgeber  erklärt. 
Unser  rauh  ist  1)  asper ,  2)  raticus:  darf  man  umgekehrt  annehmen,  daß 
ßas  was  rauh  ist  für  das  ohr,  auf  das  was  rauh  ist  für  das  äuge  oder 
das  gefühl  übertragen  ward,  so  konnte  das  prov.  wort  aus  rancidus,  eu 
folgern  aus  raacidnlus  Hieron.,  entstehen,  aber  Sicherheit  ist  hier  keine. 

Rantar  pr.  ^subito  de  manu  auferre'  GProv,  32.  Daß  es  tat,  rap- 
tare  ist,  versteht  sich;  eu  verwundem  ist  nur,  daß  die  schwestersprachen 
dieses  verbum  der  provenealischen  allein  Überlassen  haben. 

Rayauder  fr.  ausbessern,  flicken;  nach  Pithoeus  und  andern  von 
re-validare,  re-ad-validare  wieder  stark  machen.  Es  bedeutet  auch  einem 
etwas  vorplaudern,  rayauder ie  albernes  geplauder,  ältfr.  ravaut  auf- 
Schneiderei;  possen,  wie  die  flickerinnen  bei  der  arbeit  sfu  erzählen  pflegen, 
s.  Gachet  p.  406^. 

Rayir  fr.  rauben,  hinreißen;  von  rapere,  it.  rapire.  Aus  demselben 
stamme  rayin,  rayine,  rayage. 

R6  dltfr.  scheiterhaufe  als  peinliche  strafe,  gewöhnt,  ardoir  en  r6 
(mM.  verbrennen  uf  der  hürde),  vgl.  esprendre  un  r6  einen  hohstoß  an- 
Sünden  Fl.  Bl.  2924.  Die  nahe  liegende  herleitung  aus  rogus  ist  gegen 
die  lauÜehre,  auch  das  gleichbed.  ags.  hreäc  =  altn.  hraukr  würde  sich 
nicht  damit  einigen.  Wohl  aber  das  lat.  auch  in  der  altfr.  form  reiz 
vorhandene  rete  netsf,  sp.  red  gitter,  käfig  für  gefangene,  so  daß  fr.  t6 
urspr.  wohl  ein  gebäude  von  scheitern  oder  hürden  ist,  auf  welchen  oder 
in  welchen  die  missethäter  verbrannt  wurden,  denn  mcm  trifft  auch  altfr. 
ardoir  'dedenz'  un  r^  Trist,  ed.  Hagen  v.  881.  Merkwürdig  ist  eine 
glosse  der  Isid.  Sammlung  rednlus  'strues  lignorum  ardentium':  ist  dies 
red-ulus  nicht  offenbar  eine  ableitung  aus  dem  rom.  red  oder  r6? 

Rebondre  altfr.  pr.  verbergen,  begraben,  partic.  pr.  rebost  Pass. 
de  J.  Chr.  21,  LR.  IV,  616'',  altfr.  reboz  Ben.;  ein  starkes  verbum,  das 
mithin  von  reponere  kommen  muß,  wie  sich  denn  auch  das  awischen  vo- 
calen  au  b  herabgestimmte  p  Buweilen  wieder  einfindet,  prov.  s.  Lex.  rom., 
altfr.  repuns  61  sepulcre  LJ.  p.  468°;  mlat.  ut  usque  in  Septem  noctes 
non  reponatur  beerdigt  werde  Chlodow.  Capit.  9,  s.  Pertjs  Leg.  II,  p.  4; 
und  selbst  im  classi^chen  latein.  Die  herleitung  aus  recondere  Beronie, 
Dict.  limous.  231",  ist  also  abzuweisen.  Das  bürg,  rebötre  'remettre 
scJmtU  dasselbe  wort. 

R6che,  r^ue  2?MJ.  herb,  daher  fr.  rechin,  fem.  rechigne,  comaäc. 
reschign,  i^.  arcigno  (aus  dem  frone )  herb,  sauer,  unfreundlich,  vb.  fr. 
rechigner  mürrisch  aussehn,  die  stime  runzeln,  como^A:.  reschignas  sicJt 
zusammenziehen  (ven.  rancignare  atis  dem  franz.).  Altfr.  rechigner,  re- 
chiner,  pr.  rechignar  haben  auch  die  bed.  knurren,  knuttem,  sp.  pg.  re- 
chinar  knarren  (aus  dem  franz.?).  R^che  für  resche,  resque  stamint 
aus  dem  dtscliefn  resche,  rösche  harsch,  rauh,  spröde,  vgl.  Ober  das  dtsche 


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II.  c.   RECRU-RELIEF.  667 

wort  SchmeUer  UI,  140.  —  Gleiche  bedetäung  mit  rechigner  hat  das  ü. 
rincagnarei,  vielleicht  aus  einer  umdeutung  (cane  hund)  so  geformt,  vgl, 
auch  die  üai.  redensart  stare  in  cagnesco  mürrisch  aussehn, 

Recru  fr.  nachwuchs,  recrue  ersaifemannschaft,  vh.  recruter;  vom 
fr,  recroltre. 

Redingote  fr,  überrocTt,  r  eiser  och;   vom  engl,  ridingcoat  reitrock. 

Regimber  mit  den  hufen  ausschlagen;  quasi  rejamber,  jecter  la 
Jambe  ri^re  ou  derriere,  sagt  Nicot.  Man  könnte  dabei  an  das  spätere 
lat.  gamba  huf  (bei  Vegetius)  denk^  gleichwohl  ist  die  deutung  nicht 
gane  unverdächtig.  Warum  nicht  rejamber,  und  wenn  jene  heräbstimmung 
des  vocals  auch  angeht,  wie  kofnmt  es,  daß  man  altfranz,  auch  regiber 
sagte  und  noch  bürg,  regippai  sagt?  m  u?ird  vor  b  eingeschoben,  nicht 
ctusgestoßen,  Scheier  erinnert  an  das  einfacke  altfr,  giber  'se  dSbattre  des 
pieds  et  des  mains  Roq.,  dessen  herhunft  aber  nidU  minder  unklar  ist, 

Regretter  fr.  bedauern,  sbst.  regret  Altfr,  bemerkt  man  es  auch 
in  der  bed,  anrufen,  au  hülfe  rufen,  0.  b,  fn  Tamirans  Balans  hnci^s  et 
regretös:  sire,  e'or  yen^s  tost  et  si  nous  seconrös!  Fier.  162,  12.  Als 
intransitiv  heißt  es  schmerzlich  klagen  Alexs.  88,  2,  vgl.  Gaufr.  p.  237. 
256,  Im  prov,  ist  es  nicht  heimisch;  regretar  findet  sich  nur  in  der 
haibprov.  abfassung  des  Gir,  de  Boss.  Mich.  p.  294.  Fast  allgemein  an- 
genommen ist  seine  abkunft  aus  queritari  klagen,  verstärkt  re-quiritari^ 
und  in  der  that,  daß  qn  vor  e  odir  i  sich  in  g  erweichen  konnte,  zeigt 
ufhs  Guienne  aus  Aqnitania,  aigle  aus  aqnila.  Auch  das  bestehen  des  t 
im  Widerspruche  mit  dessen  ausfall  in  crier  aus  quirltari  läßt  sich  hin- 
nehmen: gab  doch  e,  b.  fugita  sowohl  fuite  wie  fuYe.  Ba  das  wort  in- 
dessen  aUen  schwestersprachen,  selbst  der  prov.,  unbekannt  ist,  so  scheint 
das  oitn.  grata,  ags.  grsBtan,  engl,  grate  Halliw,  weinen,  Magen,  trauern 
bessere  ansprüche  auf  dasselbe  eu  haben.  Eine  andre  deutung  gibt  Mahn 
p,  36 :  das  frane.  verbum  stamme  von  gratns  und  heiße  eigentlich  wieder 
gern  haben,  mU  dank  wieder  aufnehmen,  s.  darüber  Krit.  anhang  p.  24. 
Eine  andre,  von  re-gradns,  denn  die  grundbedeuiung  liege  in  der  Wieder- 
holung eines  leides,  gibt  LittrS:  t  für  lat,  d  finde  sich  auch  in  convoitise 
»von  cnpidus  und  pi^ton  von  pes  pedis.  Genau  betrachtet,  kann,  was  das 
erste  beispiel  betrat,  das  auf  romanische  weise  aus  dem  part.  capltus 
entstandene  convoiter  einfluß  auf  die  form  des  bemerkten  franst,  Substan- 
tivs gehabt^  hohen ;  pi^ton  aber  rechtfertigt  sein  t  mit  pedes  peditis. 

Reinette  fr.  eine  sorte  äpfd;  Von  regina,  also  königin  der  äpfd, 
oder  (glaublicher)  vom  vrlt.  raine  =  lat,  rana,  weil  dieser  apfel  gefleckt 
ist  wie  ein  frosch. 

Relayer  /r.  die  pferde  wechseln,  jemand  in  der  arbeit  ablösen,  sbst, 
relais  umspann,  frische  pferde ;  nur  formverschieden  von  relaisser  aufent- 
hdlt  nehmen, 

Relief  /r.  in  der  bed,  Überrest  vom  essen  stammt  nach  einigen  dy- 
mologen,  die  sich  auf  altfr.  antif  von  antiquns  berufen,  von  reliquus ;  eine 
herleitung,   mit  welcher  das  buchstäblich  und  begrifflich  zutreffende  af4S 


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668  II.C.   RENARD-RETROENGE. 

IcU.  relevare  (aisßehen,  wegheben)  gezogene  ü,  rilevo,   sp.  relieve  sich  in 
Jclaretn  Widerspruche  befindet.    Hiemach  entspricht  es  unserm  obhub. 

Renard  /r.  fuchs,  cdtfr,  renardie  Verschlagenheit^  noch  pic.  renarde 
verschlagen.  Vom  ahd.  Reginhart,  Reinhart  rathgeher,  name  des  fuchses 
in  der  thierfabel,  der  endlich  im  franz.  zum  appdlativ  ward  und  das 
alte  volpil  =  vnlpecala  aus  der  spräche  verdrängte.  S.  Grimms  Bein- 
hart p.  CCXL.  Auch  der  nordosten  von  Spanien  hatte  sich  das  wort  in 
der  form  ranart  angeeignet. 

Renge  äUfr.  gürtd  den  degen  hineinjgustecJcen,  nüat.  rinca;  vom 
ahd.  hringa  schnalle^  haken,  s.  Gar.  IJ,  94,  woher  auch  churw.  rincla  in 
erster  bed. 

Renon  j>r.  Wucher,  eigentl.  Schößling,  welche  bedeutung  auch  dc^ 
entsprechende  sp.  renuevo,  vofi  renovare,  entwickelt  hat,  vgl.  noch  lat. 
fenus,  gr.  Toxog,  dtsch.  wacher,  erzeugtes,  eins.  Daher  renovier  Wucherer, 
bürg,  renevei,  chw.  ranv^r,  sp.  renovero. 

Repairer  altfr.,  repairar  pr.  heimkehren,  sbst.  repaire  heimath,  be- 
hausung,  nfr.  höhle  wilder  thiere;  von  repatriare  Solin,  Gl.  Md.  u.  s.  f., 
it.  ripatriare. 

R6pit  fr.,  pr.  respieit,  auch  ü.  rispitto  aufschub,  frist;  von  re- 
spectus  rücksicht,  daher  nachsieht,  nachlaß,  in  der  roman.  bedeutung  schon 
in  einem  capitular  Ludwigs  des  frommen  (819J:  detur  ei  spatinm  ad 
respectum  ad  Septem  noctes.  So  denn  auch  altfr.  respiter  frist  oder 
nachlaß  vergönnen,  von  respectare. 

Reprocher  fr.,  repropchar pr.  roni?ct/<ßn,  reproche,  repropche  vor- 
ivurf,  daher  sp.  reproche.  NicoVs  und  Caseneuve's  deutung  aus  recipro- 
care  verträgt  sich  nicht  mit  pr.  repropchar,  das  nie  in  der  form  reprocar 
auftritt.  Soll  es  von  opprobrium  stammen,  so  mußte  es  die  compositions- 
Partikel  (ob  mit  re)  tauschen  und  von  einem  solchen  tausch  der  partikein 
lassen  sich  mehrere  fäUe  nachweisen:  das  aweite  r  konnte  schwinden  wie 
im  it.  brobbio;  nimmer  jedoch  konnte  h  zu  ^  hinaufsteigen,  indem  re- 
proche die  form  repropinm  verlangen  würde;  reprobium  hätte  reproge 
gegeben.  Aber  warum  nicht,  wie  approcher  für  appropiare,  so  auch  re- 
procher für  repropiare  in  der  figürl,  bed.  näher  rücken,  vorrücken,  eigenÜ. . 
wiederholt  vorrücken?  Derselben  herkunft  ist  denn  auch  pr.  reprochier 
Vorwurf,  dsgl.  Sprichwort,  denn  in  dem  Sprichworte  liegt  eine  Zurecht- 
weisung, eine  lehre;  castiar  tadeln  und  belehren  bietet  sich  zur  v^gleichung 
dar.  Das  gleichbed.  pr.  und  altfr,  reprovier  läßt  sich  buchstäblich  äUer- 
dings  auch  auf  reprobare  zurücJcführen,  was  bei  reprochier  nicht  angehn 
würde. 

Requin  /r.  eine  arthaifische,  auch  chien  de  mer,  wegen  seiner  ge- 
fährlichkeit  von  den  normannischen  matrosen  requiem  (Seelenmesse)  ge- 
nannt, entstellt  in  requin  (Acad.  frangj.  Das  Dict.  de  Trevoux  schreibt 
requiem. 

R^sean  fr.  kleines  netz;  gleichsam  reticellum,  it.  reticella. 

Retroenge,  retrowange  cdtfr.,  weit  üblicher  mit  o  rotmange  z.  b. 


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II.C.   REÜPER— RIDER.  669 

Brt.  Ily  p.  111,  rotruenge  Ren.  /,  270,  rotruhenge  FC.  III,  117,  auch 
rotuenge  Bou  I,  157,  pr.  retroencha  LR,  I,  16,  PO.  347,  Ghx. 
F,  171,  retroenza  Ghx,  V,  40.  Es  bedeutet  eine  liedergattung,  hei  den 
troubadours  mit  refrän^  nach  Wackemagds  venmUhung  (Ältfr.  lied. 
p.  183.  234)  ein  tamlied,  von  retroientia,  wenn  man  die  prov.  form 
retroensa  £u  gründe  legt.  Allerdings  konnte  retroensa  mundartlich  in 
retroencha  {vgl.  conoisser,  conoieher),  fr.  retroenche,  retroenge  ausarten. 

Reaper  'eructare'  Voc.  duac.  (dUpic.)  =  cAts.  rop-iz6n,  oM.  rof- 
az6n,  nhd.  renp-sen  bei  Frisch.  • 

R6ve  /r.  träum,  rSver  träumen,  irre  reden,  lothr.  räve,  r&ver.  Der 
circumflex  deutet  auf  resve,  resver,  und  so  schrieben  die  Alien  auch  meist. 
Da  oher  der  Frovenssale,  dem  das  wort  übrigens  ein  fremdes  war,  reva 
{reimend  auf  leva)  Flam,  p.  18,  nicht  resva  schrieb,  so  muß  s  ein  stum- 
mes jseichen  gewesen  sein  wie  in  esve  für  eve  (aqua):  es  kann  darum 
nicht  mit  desver  eines  Stammes  sein,  worauf  noch  Ampere,  Form,  de  la 
langue  fr.p.  207  (219)  besteht.  Henr.  St^hanus  verwies  auf  gr.  ^i^ßecv  (ur- 
sprüngl  ^ßeiv)  umherirren,  andre  auf  gael.  rabhd  gefasel;  warum  denkt 
man  nicht  lieber  an  lat.  evare,  esgs.  re-evare  begeistert  sein?  Indessen 
erklärt  sich  rSve,  dem  früher  auch  die  bed.  wahnwita  eu  geböte  stand, 
einfach  als  eine  mundartl.  form  für  rage  aus  rabies,  wie  etwa  eage  und 
caive  {lat.  cavea)  nebeneinander  bestanden;  das  dem  frane.  entnommene 
engl,  rave  schließt  sich  der  grundbedeutung  unmittelbar  an.  Mit  rabia, 
raiva^  rSve  rechtfertigt  sich  auch  die  länge  der  Stammsilbe.  Von  r§ver 
ist  ndl,  reven,  revelen  (ravelen  KU.),  mhd,  reben  mit  gl.  bed.  Abgeleitet 
fr,  rSvasser  unruhig  träumen,    bürg,  mit  ursprünglichem  vocäl  rayasser. 

Revel  altfr.  (rivel  Wack.  75)  lustigkeit,  Jubel,  engl,  revel,  revelry; 
fäUt  sfusammen  mit  pr.  revel  auflehnung,  vofn  vb.  revellar,  äl^r.  reveler, 
lat.  rebellare,  und  bedeutet  also  jmerst  aufregung.  Das  begriffsverwandte 
reveiller  hätte  reveil  ergeben  müssen.  [Zu  beachten  aber  ist  die  herleitung 
von  Scheler  aus  rßver,  s.  Dict.  etym,  s.  v.  rSve.] 

Rez  /r.  sbst.  ebene,  fläche,  vom  alten  partic.  r^,  pr.ras,  lat.  rasus; 
dsgl.  präpositionaler  ausdru(A,  früher  von  unbeschränkterer  anwendung, 
jetzt  noch  üblich  in  gewissen  verbir^ungen  wie  rez  terre,  eigentl.  eum 
streifen  nahe,  vgl.  lat.  rädere  litus;  verdoppelt  rez  ä  rez,  ^.  ras  e  ras, 
pg.  rez  e  rez  mit  der  bed.  genau,  knapp,  bei  Gü  Vicente.  DesseU>en  ge- 
brauches  ist  auch  das  part.-präs.  pr.  ras6n  (rasen  lo  talo  dicht  am 
knöchd  Jfr.  62"^),  daher  entlehnt  it.  rasente.  Dem  entspricht  die  ndd. 
präp.  rör  von  rören  rühren,  anstoßen  Brem.  wb.;  so  wie  die  mail.  arent, 
neap.  pg.  rente,  von  haerens  anhängend;  altsp.  pegante,  von  pegar  an- 
kleben ;  pic.  tout  serant,  von  serrer  drängen. 

Rhume  fr. /f.)  schnupfen;  von  rheuma,  pr.  ranma,  t^.  rema  u.s.  w, 

Rider  fr.  runsein,  kräuseln,  altsp.  enridar  dass.,  fr.  ride  runzd, 
krause  (im  krepp  u.  dgl.J,  rideau  Vorhang  (weil  er  feiten  wirfty  nach 
Caseneuve) ;  vom  ahd.  ga-rtdan  drehen,  verdrehen  {oder  ags.  vridhan,  engl. 
writhe),   daher  auch  das  ahd.  adj.  reid  kraus,  vgl,  riddare  //.  a.     Vom 


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670  II.  c.   RIEN-RIVER. 

fr.  ri^er   aber  ist  das   mhd.  ridieren  fältelen.    Perion,  Ling.  gäU*  67' , 
erMärt  es  aas  dem  gr.  ^vrig  ^vridog  runael. 

Rien  fr.  Verneinung  für  lat.  nihilj  vom  acc.  rem:  je  ne  vois  riea  = 
non  Video  rem,  nihil  video.  Die  prov.  form  ist  ren  (re)  für  lat.  aliquidy 
quidquam,  die  catal.  res,  auch  odtport.  sagte  man  una  rem  SBos.,  algan 
rem  und  volksmäßig  algorrem  GVic.  i,  139;  andre  zss.  pr.  ganren 
neben  gran  ren  viel^  granS  chose^  npr.  quanquarren  qudque  chose,  cdtpr. 
aldres  autre  chose. 

Rigole  /r.  rinne,  canai,  alt  rigot.  Der  stamm  ist  eher  celtisch  als 
deutsch:  kymr.  rhig  einschnitt,  rhigol  furche,  kleiner  graben,  ndd.  rige 
bach  Brem.  wb.  (Benecke  aum  Wigalois  p,  689  leitet  rigot  daher),  vgl. 
Dief.  CJelt.  I,  p.  64.    Ital.  rfgoro  boLch  kann  aus  lat.  rivulos  entstdlt  sein. 

Rigot  jpr.  krauses  haar,  rigotar  kräuseln,  daher  it.  rigottato  kraus; 
vom  ahd.  riga  kreißlinie,  'drculi  linea,  'spira. 

Rin  altfr.  (m.)  quelle  Brand,  p.  72,  dsgl.  comask.  rin  bächUin, 
wallon.  arSne  canal;  cdto-german.  wort,  kymr.  rhtn  (f)  candl,  goth.  rinnö 
gießbach,  ahd,  rinnä,  nhd.  rinne. 

Rincean  fr,  laubwerk;  für  raincean  =  t^.  ramicello,  von  ramus. 

Rincer  fr.  spülen;  offenbar  für  rinser,  da  auch  der  Picarde  rinser, 
nicht  rincher  spricht,  in  den  alten  Wörterbüchern  reinser.  Es  ist  das 
cdtn.  hreinsa  {sprich  hrejnsa)  reinigen.  —  Davon  trenne  m(m  das  synonyme 
jpr.  recensar,  sp.  vrU.  recentar,  cot.  rentar  d.  i.  recentiare,  recentare 
err^euem  (durch  reinigen). 

Riol6  altfr.  adj.  gestreift;  vom  dtschen  riege  reihe,  wie  Frisch  ufül, 
und  diese  ansieht  läßt  sich  mit  dem  gleichbed.  it.  rigato  (jbfu  riga  U.  a) 
unterstützen. 

Riote  altfr.  (noch  bei  Nicot),  pr.  riota  hader,  streit,  daher  engl. 
riot  und  nach  Muratori^s  vermuthung  it.  riotta;  vb,  rioter  streit^  ü. 
riottare.  Zweifelhafter  herkunft,  vielleicht  für  rivoter  vom  ahd.  riban 
reiben,  darum  auch  ndl.  revot,  ravot  KU,  vgl.  sp.  refriega  streu  van 
fricare  reiben.  Zu  trennen  davon  ist  cot.  riota  gelackter,  nfr.  rioter  lächeln. 

Riper  /r.  abkratzen,  ripe  Schabeisen;  vom  ahd.  riban,  oder  besser, 
da  b  sonst  nicht  jm  p  wird,  vom  volksmäßigen  rippen,  ribben  d.  i.  reiben, 
vgl.  ndl.  rijf  (f.)  reibeisen. 

Ris soler  fr.  braun  braten.  Mahn  p.  48  vermuthet  darin  eine  ab- 
änderung  aus  roussoler  von  roux.  Es  möchte  hier,  wo  das  primitiv  roux 
die  richtige  form  schützen  mußte,  eine  solche  entstellung  nicht  anzunehmen' 
sein.  Das  radicale  i  in  rissoler  steht  wohl  nicht  bedeutungslos  da;  viel- 
mehr scheint  darin  ein  neues  und  merkenswertJ^es  beispid  von  dem  einfhisse 
der  nordischen  spräche  auf  die  französische  vorzuliegen:  dän.  riste  eni" 
spricht  unserm  rösten,  isl.  schwed.  rist  unserm  rost,  daher  das  dimin. 
rissoler,  gleichsam  röstein;  ss  aus  st  ist  bekannt.  Im  it.  rosolare  erhidt 
sich  der  hochd.  vocdl. 

River  fr.,  ribar  j?r.  einen  naget  umschlagen;  wohl  vom  ndi.  rijven 
oder  altn.  rtfa,  dän.  rive  harken,  rechen  d.  h.  alles  vorragende  weg$ch€tffeny 


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ILc.  RODER-RONCE.  671 

ahd.  rtban,  nhd.  reiben,  vgl.  schwz,  ryben  quetschen^  drehen  Stcddf  11, 
267.  In  Berry  sagt  man  auch  river  le  lit  die  bettdecke  einbiegen^  ihren 
rand  unter  die  matratee  stecken.  Das  neupr.  riblo  (f.)  handramme  ist 
deutlich  das  ahd.  ribil  stempfei  {von  rtban),  daher  vb.  riblä  s.  v.  a.  fr. 
river.  Woher  aber  it.  ribadire  und  pg.  rebitar,  die  gleichfalls  den 
sinn  von  river  ausdrücken? 

R6de  r  /r.  umher  streifen;  wird  von  Nicot  aus  dem  hehr,  rod  ^migrav%t\ 
von  andern  aus  dem  kymr.  rhodio  einhergehen,  wandern  geleitety  es  scheint 
aber  aus  reiner  lat.  quelle  geflossen.  Rotare  heißt  hier  sich  im  kreiße 
umdrehen,  daher  sp,  cot.  pr.  rodar  rollen,  sodann  gleich  dem  fr.  rouler 
angewandt  auf  das  herumschweifen  der  menschen  und  selbst  mit  transitiver 
kraft:  sp.  rodar  mundo  die  weit  durchschweifen  (durchrollen),  pg.  rodar 
0  mundo,  rodar  o  mar,  toie  andar  tierras.  Diesem  rodar  scheint  das  fr. 
röder  entnommen,  an  dessen  stelle  als  einheimisches  wort  rouer  eu  erwarten 
war,  welches  nur  in  mundarten  (s.  Le  Duchat  und  vgl.  henneg.  rouier) 
vorhanden  ist.  Wie  der  Spanier  rodar  la  tierra,  so  sagte  auch  der  Fran- 
zose sonst  röder  le  pays  Rob.  Steph.,  heut  zu  tage  röder  par  le  pays, 
par  le  monde. 

Rogner  fr.  beschneiden,  abschneiden,  altfr.  rooigner  (dreisilb.)  häufig 
vom  abscheren  des  haupthaares  gtbrauM,  pr.  redonhar,  rezoynar,  ^. 
(in  Murda)  des-ronar.  Man  verweist  auf  rädere  oder  rodere,  die  weder 
dem  begriffe  noch  der  bildung  d.  h.  der  prov.  cndung  onhar  genügen. 
Die  reinste  form  redonhar  leitet  auf  rotundus,  wovon  das  sp.  redondear 
abrunden,  das  sich  in  das  eben  genannte  prov.  wort  zusammenziehen 
konnte,  vgl.  Bergonha  aus  Bnrgundia.  Dieselbe  begriff sentwichlung,  be- 
schneiden  aus  runden,  zeigt  auch  das  sp.  cercenar,  s.  cercine  I.,  so  wie 
das  bret.  krenna. 

Rognie  picard.  baumstamm;  vom  ahd.  ronO;  mhd.  rone  (m.),  nhd. 
rahne  (f.)  umgefallener  baumstamm. 

Rogue  fr.  übermüthig;  ein  von  den  Normannen  enüehntes  wort, 
altn.  hr6k-r  anmaßend,  engl,  rogue  schelm,  woher  gael.  rög.  Die  wallon. 
spräche  hat  aroguer  hochmüthig  anreden. 

Roide  fr.  starr;  von  rigidus,  it.  rigido. 

Roitelet  fr.  einvogd,  goldhähnchen,  auch  vom  Zaunkönig  gehraucht, 
eine  althergebrachte  scherzhafte  benennung  des  winzigen  mit  goldner  kröne 
oder  haube  geschmückten  vogels,  lat.  regulus,  regaliolus,  gr.  ßaailevg, 
ßaaikiOTiog,  r vgawog,  it.  reattino,  sp.  reyezuelo,  p^.  ave  rei;  individueller: 
norm.  r6-pepin  (MSnage  v.  pepin),  in  Berry  roi-bertaud,  in  Saintonge 
roi-b^delet,  it.  re  di  siepe.  Roitelet  {für  roi-et-el-et)  ist  übrigens  wegen 
der  gehäuften  diminutivsuffixe  zu  bemerken. 

Ronce  fr.  (f),  pr.  ronser  dombusch.  Die  formen  beider  sprachen 
sind  hier  wohl  zu  wägen:  wie  fr.  ponee,  pr.  pomser  GO.  ati/'pnmex,  une 
fr.  pouce,  pr.  polzer  auf  poUex,  ebenso  leiten  ronce  und  ronser  offenbar 
auf  rumex,  welches  den  Römern  für  ein  geschoß,  vielleicht  ein  mit  wider- 
haken  versehene»  galt  {it.  ronciglio  haleen,  gleichfalls  von  rumex?),  vgl. 


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672  n.c.   RONGER-ROVEIL 

fr.  chardon  distel  und  eisenspitze.  Diese  deutung  bestätigt  sich  durch  das 
occ,  roumec  =  fr.  ronce  s.  Goudelin.  Von  rumex  ist  wohl  auch  das  pr. 
ronsar  sddeudem,  schütteln. 

Ron g er  fr.  benagen.  Menage  erklärt  es  aus  rodieare,  also  mü 
eingeschobenem  n,  was  aber  vor  paiatailauten  im  franz.  kaum  vorkommt. 
Besser  erkennt  man  darin  ein  gemeinrom.  woriy  sp.  pg.  rumiar,  pr.  romiar, 
it.  rugnmare,  maü.  rumegä,  wal.  rumega,  von  rnmigare  unederkäuen,  eine 
bedeutungy  die  dem  altfr.  ronger  entschieden  zukommt:  les  chamoz  ki 
Tongle  ont  fendne,  mais  ne  rnngent  mie  die  kamede^  die  gespaltene  klauen 
habeny  aber  nicht  unederkävusn  U.  p.  495'^. 

Rosser  fr.  derb  prügdn,  pr.  a-rossar  nach  Raynouard.  Manleitet 
es  wohl  aus  rosse,  so  daß  die  grundbed.  wäre:  prügeln,  une  man  eine 
mähre  prügelt;  dies  überschreitet  aber  die  logische  gränze  der  äbleitung 
von  vcrbis  aus  st^tantiven.  Besser  würde  man  erinnern  an  ndl.  rossen 
striegeln^  dsgl.  jemand  durchbläuen,  welches  aus  ros-kammen  (ein  roß 
kämmen)  abgekürzt  sein  könnte.  Oder  ist  das  fr.  verbum  aus  tat.  russus 
entstanden,  vgl.  rubere  flagellis?  warum  aber  alsdann  nicht  rousser?  hl 
es  von  rumpere  ruptas  rnptiare  ?  dann  müßte  dem  ss  ein  picard.  eh  enl- 
sprechen.  Hängt  es  zusammen  mit  dem  gleichbed.  oberital.  orzare?  Mahn 
hält  es  für  das  pr.  ronsar  herumwerfen;  s.  dagegen  Krü.  anhang  p.  26. 
—  Ein  bemerkenswerthes  synonym  ist  pr.  dorssar,  dUfr.  dorser  ^rompre 
le  dos  =  ndat.  edorsare  "^dorsum  scir^dere  s.  Ducange. 

Rot  fr.  cot.  rülps;  von  ruotus,  it.  rutto. 

Rote  altfr.,  pr.  rota,  auch  dltsp.  Sanchez  IL  III.  TV.  ein  Saiten- 
instrument, das  mit  der  hand  gespielt  ward.  Unsre  AÜen  hielten  das 
wort  für  ein  deutsches  (nomine  barbarico  rottam  appellantes,  Graff  II, 
488,  Hoffm.  Hör.  bdg.  VI,  198),  noch  mhd.  rotte;  da  aber  Venantius 
Fort,  die  chrotta  als  britanna  bezeichnet,  so  scheint  sie  den  Gelten  zu  ge- 
hören, die  das  wort  in  der  that  besitzen:  altirisch  crot  cither,  gad.  crait 
(f.),  kymr.  crwth  (m.),  s.  Zeuß  I,  171,  Dief.  Gdt.  I,  126,  Orig.  europ. 
p.  303.  Hierzu  kommt,  daß  die  sache  unier  den  romanischen  volkem 
eigentlich  nur  bei  den  Franzosen  einheimisch  war,  die  der  rote  häufig  er- 
wähnen, Provenzalen  und  Spaniern  war  kaum  der  name  bekannt.  Nur 
wird  man  unmittelbare  herkunfl  von  rote  aus  crot  nicht  annehmen  dürfen: 
vidleicht  gieng,  wie  Graff  auch  schon  vermuthet,  ein  ahd.  hrota  voraus. 
S.  auch  Grimms  Gesch.  d.  d.  spr.  p.  205,  Mhd.  wb.  II'.  774. 

Ronir  fr.  flachs  oder  hanf  im  wasser  mürbe  machen,  dsgL  mürbe 
werden;  vom  ndd.  ndl.  roten,  rotten  mit  ders.  bedeutung.  Überdies  bringt 
Garpentier  s.  v.  roissia  noch  ein  gleichbed.  vb.  en-roiser  n(i>st  sbst.  roise 
(en  mettant  le  dit  lin  en  la  roise  .  .  .  lui  dist  qn'il  n'enroisait  point 
le  dit  lin  ou  dit  vi  vier,  v.  j.  1397),  welche  offenbar  der  ahd.  mhd.  form 
rozzen,  sbst.  bair.  röß  entnommen  sind,  die  wir  mit  zusatz  des  nnd.  t  in 
rösten,  röste  verwandelt  haben. 

Rover  altfr.  begehren  (diese  form  und  bedeutung  bereits  in  S.Eukd. 
Pass.  de  J.  Chr.,   S.  Leger);   von  rogare   (ro'ar  ro-v-er)   sich  ausbiUen, 


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II.C.   RÜ~RUSTE.  673 

verordnen,  ndcU,  überh.  befehlen.  Das  wort  fehlt  dem  Trovenealen,  der 
Italiener  kennt  rogare  nur  als  juristischen  ausdruch;  garus  üblich  ist  sp. 
pg.  cat.  rogar,  wcd.  rngä  mit  der  bed.  bitten  wie  um  eine  gnade.  Aber 
cdtfr.  royer  heißt  etwas  begehren,  woeu  man  befugt  eu  sein  glaubt,  nicht, 
wie  im  span.,  flehentlich  bitten,  daher  woM  nie  rover  (ä)  dien  wie  sp. 
rogar  d  dios,  häufig  dex  le  nous  rneve  Gott  begehrt  es  von  uns;  man 
vergleiche  das  mhd.  biten,  welches  aus  der  bed.  bitten  in  die  bed.  befehlen 
übergekn  kann.  Eine  ass.  ist  ältfr.  enter- ver,  pr.  enter-var,  entre-var 
fragen,  erkunden,  verstehen  DMce.  p.  8, 18,  walach.  ganz  ahnlich  intrebä; 
von  interrogare.     Vgl.  oben  corv^e. 

Ru,  oltfr.  rai  rinne,  ström;  umgestdU  aus  riyus,  u)ie  tuile  aus  teala 
tegala,  henneg.  aber  rieu,  pr.  riu,  sp.  rio,  it.  rivo,  nüat.  rio  in  einer  Ur- 
kunde aus  Limoges  Breq.  n.  73  (v.  j.  681  J.  Dimin.  ruisseau,  gleich- 
sam rivicellus  für  rivulus,  it.  ruscello  aws  dem  franz.  Ruissean  aber 
gab  aniaß,  daß  man  aitfr.  auch  ruis  im  cos.  obl.  schrieb^  e.  b.  HBord. 
p.  166,  3. 

Ruban  band,  besonders  zum  putz.  Die  bekannte  herleitung  aus 
dem  particip  rnbens,  so  daß  es  rothes  band  hieße^  scheitert  an  der  uner- 
weislichkeit  dieser  bedeutung.  Wie  in  hau-ban  und  ra-ban  scheint  das 
deutsche  band  darin  enthalten.  Aber  was  bedeutet  die  erste  sübe?  Hier 
ist  zu  beachten^  daß  dem  üblicJ^en  ruban  ein  mundartliches  riban  zur 
Seite  steht,  so  in  Lothringen,  Berry,  Normandie,  woher  auch  engl,  riband; 
ribbon.  Noch  Ronsard  sagte:  je  voudrais  8tre  le  riban  qui  serre  ta 
belle  poitrine.  Riban  kann  man  sich  auf  verschiedene  weise  zusammen- 
gesetzt denken,  am  besten  aber  halt  man  sich  an  eine  vorhandene  Zusam- 
mensetzung, und  eine  solche  ist  das  ndl  ring-band  halsband. 

Ruche  fr.,  norm,  rnque  bienenkorb  (ehedem  aus  baumrinde  ver- 
fertigt, Adelungs  Mithr.  II,  6fi,  vgl.  sp.  corcho  korkrinde  und  bienenkorb), 
dsgl.  rümpf  des  Schiffes  (mit  dieser  bedeutung  auch  in  der  form  rouche), 
altfr.  rusche,  rusque,  pr.  rusca,  ruscha,  piem.  lomb.  rusca  rinde,  dauph. 
.ruchi  lohe,  vb.  comask.  rusca  abrinden;  ein  ceU.  wort,  dltir.  rfisc  Zeuß 
I,  33,  gael.  rüsg,  bret.  rusk,  kymr.  rhisg  rinde,  bret.  rusken  bienenkorb. 
Ahd.  glossen  enthalten  rusca  in  der  bed.  korh,  s.  Schmeller  III,  249, 
Graff  VI,  224. 

Ruer  fr.  schleudern,  se  ruer  sich  stürzen,  ndl.  ruyen  KU.;  von 
ruere,  das  zur  ersten  conjugation  gezogen  ward,  wie  dies  auch  andern 
verUs. zweiter  und  dritter,  besonders  denen  auf  üere,  schon  in  der  altem 
spräche  geschah,  argtter,  minüer  u.  dgl. 

Run  er  flüstern,  seltenes  altfr.  wort:  eil  qui  rune  parolet  priveie- 
ment  LJ.  478'',  susurrare  ^rimer'  (J.  runer)  Vocdb.  d'Evreux  p.  33;  da-^ 
her  sbst.  runement  susurrus  477",  vgl  Bob.  le  diable  C.  II'  col.  2.  -Es 
ist  das  ahd.  rfinen,  nhd.  raunen.  Auch  das  altsp.  ad-runar  errathen 
(Sanchez  gloss.  zu  Berceo),  vgl.  goth.  runa  geh^mnis,  berathschlagung, 
wird  hieher  zu  rechnen  sein. 

Rüste  altfr.  pr.  derb,   heftig  (z.  b.  rüste  dolour  Alex.  p.  6,  12), 

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674  II.  c.   RUT-SAISON. 

rauh  (ruiste  pendant  DMce.  p.  380,  20),  sbst  dltfr.  rustW,  pr.  rastat; 
von  rusticus,  rusticitas  mit  unterdrückter  ableitung  ic;  nord.  rusti  bauer. 
Dasselbe  wort  oder  vielleicht  rurestris  ist  nfr.  rustre  lümmel. 

Rut  fr,,  aU  mit  brunst  des  hirsches  (cerf  de  ruit  Chev.  au  lian  //• 
Cruest  p.  143^);  von  rugitus,  wegen  des  geschreis,  das  er  erhebt,  mlat, 
rugire  gleichfaUs  vom  hirsch.    So  mit  recht  Menage, 

Ruzer^TT.  grunzen  (nur  rutz  5.  pers.  präs.  ind.  ist  vorhanden); 
von  rudere  schreien,  brülleny  vmn  esd,  hirsch  und  andern  thieren,  ü. 
mdere  (Latinismus), 


s. 

Sabot  /r.  kreißet,  holzschuh,  saboter  kreißein,  pr,  sabotar  schütteln. 
Für  sabot  gilt  henneg,  chabot.  Aber  woher  das  wort?  Mahn  p,  16  häU 
es  eines  Stammes  mit  savate,  von  dem  es  freilich  nur  der  buchstabe  b 
trennt  ($.  ciabatta  1,),  Weitere  bemerkungen  über  sabot  in  seinen  ver- 
schiedenen bedeutungen  sehe  man  bei  Scheler, 

Sade  altfr,  süß;  von  sA^idns  schmackhaft,  vgl.  das  prov,  fem.  suhexA 
für  sabeda.    Zsgs.  maussade  garstig,  für  mal-sade. 

Safre  fr,  gefräßig,  nach  dem  Dict.  de  .TrSv.  leckermaul,  nach  Bob. 
Stephanus  mtUhwillig,  petulans,  nach  Nicot,  der  auch  ein  fem.  saffrette 
kennt,  petuians,  lascivus;  norm,  sapre.  SteUt  man  die  begriffsverwandten 
bäfre  {vb,  bäfrer),  goinfre,  gouliafre  und  dieses  safre  zusammen,  so  scheint 
die  endung  fre  leckerei,  Schlemmerei  auszudrücken  und  man  denkt  natür- 
lich an  lat,  -voras,  aber  der  erste  theü  dieser  Wörter  gibt  keinen  deut- 
lichen sinn.  Betrachtet  man  safre  außer  diesem  zusammenhange,  so  paßt 
es  trefflich  zu  dem  von  Grimm  (Haupts  Ztschr,  VI,  6)  angenommenen 
goth,  saQan  schmecken,  safareis  schmecker.  Femer,  ndl.  schaffer  ist  einer 
der  daä  essen  aufträgt,  aber  auch  ein  fressen  hier  kommt  es  darauf  an 
zu  wissen,  ob  das  lautlich  nah  liegende  franz,  wort  dem  niederl.  nichts 
diese  bedeutung  geliehen  hat,  doch  heißt  auch  das  vb.  schaffen  auftragen 
und  essen, 

Sais  pr,  (fem,  saissa)  grau  von  haar.  Merkwürdig  u^äre  es,  wenn 
sich  in  diesem  dem  Provenzalen  ausschließlich  eigenen  adjectiv  das  seltene 
lat,  caesius  (graulich  von  äugen)  erhalten  hätte.  Die  richtige  form  wäre 
freilich  ceis,  seis,  aber  ais  für  eis  ist  nicht  ohne  beispiel,  wie  plais  für 
pleis  {lat,  plexum)  bezeugt;  überdies  konnte  das  zusammentreffen  mit  dem 
Zahlworte  seis  zu  dieser  abweichung  verleiten, 

Saison  fr.  Jahreszeit,  rechte  zeit.  In  dem  artikel  stagione  /.  sind 
beide  Wörter  aus  verschiedenen  stammen  hergeleitet  worden,  it.  stagione 
aus  statio,  fr.  Saison  nebst  sp.  sazon  ff,  aus  satio.  In  einer  gründlichen 
(dort  übersehenen)  Untersuchung  von  Aug.  Scheler  (Revue  de  Vinstr,  pubi. 
en  Belgique  1863)  wird  dagegen  die  ansieht  vertheidigt,  beiden  Wörtern 
liege  ein  und  dasselbe  Stammwort  zu  g^-unde,   statio,  t  nach  s  sei  cUso 


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II.  c.   SALOPE--SAVAI.  .  675 

ausgefallen.  Der  Verfasser  gibt  nun  beispiele  dieses  ausfdlleSy  von  welchen 
aber,  wenn  man  nur  den  frams.  und  prov.  anlaut  s  =  st  anerkennt  und 
die  etymologisch  ^zweifelhaften  fälle  abrechnet^  wenig  übrig  bleibt.  >  Übri- 
gens ist  es  nicht  die  meinung  des  verf.,  daß  die  frage  hiermit  abgethan 
sei,  sie  solle  nur  angeregt  werden:  er  verneint  die  ansprüche  von  satio 
nicht  und  unterstütet  sie  selbst  mit  hinweisung  auf  die  bedeutungen  des 
gr.  ußQo.  [Es  dürfte  sogar  als  ein  grammatisch  mögliches  ereignis  ange- 
nommen werden,  daß  auch  in  Italien  eine  form  sagione,  fortdauernd  in 
den  mundartlichen  sason,  sazü  u.  s.  w.,  vorangegangen  und  durch  ein- 
unrkung  der  klaren  wured  sta-re  abgeändert  worden  sei^ 

Salope  fr,j  als  subst.  nur  im  fem.  üblich.  A  kann  eingeschoben 
sein  wie  e  in  semaque  s.  u.;  gleichwohl  läßt  sich  das  wort  nicht  aus  dem 
gleichbed.  ndd.  slnmpe,  ndl.  slompe  herleiten,  da  m  vor  p  nicht  ausge- 
fallen sein  würde;  besser  vom  engl,  sloppy  schlammig,  in  mundarten  auch 
schlumpig,  s.  HaUiwell. 

Salpetre  fr.  (m.)  ein  mittdsdUs;  von  sal  petrae,  weil  die  steine 
es  zum  theü  ausschwitzen.  Ein  vrU.  sp.  salpedrez  (m.)  führt  Secken- 
dorf  an. 

Samba e  altfr.  Pferdedecke  zum  gebrauch  vomelmier  frauen,  s.  P. 
Paris  zum  Garin  I,  298,  in  späterem  nüatein  sambuca.  Es  ist  das  ahd. 
samboh,  sambuohy  sambuh  sanfte,  dessen  Ursprung  aber  noch  nicht  aufge- 
hellt scheint. 

Samedi  fr.  samstag;  zsgz.  aus  sabbati  dies,  pr,  dissapte,  it,  sd- 
bato,  wäl.  sembetc^  u.  s.  f. 

Sansonnet  fr.  staar;  von  dem  eigennamen  Samson,  also  Simson- 
chen,  zum  scherz. 

Sap  al^r.  tanne  LRs.  241,  im  glossar  von  Toumai  'abies  arbor 
.%.  sap,  pr.  wie  fr.,  daher  sapine  tannenwald  Sax.  II,  p.  11;  von  sappinus, 
einer  der  fälle,  worin  die  neue  spräche  eine  lat.  ableitung  auf  ein  primitiv 
zurückführte,  denn  auch  mit  dem  synonymen  sapium  kann  es  nicht  iden- 
tisch sein,  da  dies  pr.  sapi  lauten  müßte.    Neufr.  sapin. 

Sargotari>r.  kauderwalschen?  Chx.  IV,  198;  für  sartagotar  von 
sartago  mischmasch  von  Worten?  Man  vergleiche  auch  sard.  sarragar 
heiser  sein,  norm,  saccouter  flüstern.  Auch  bürg,  sargoter  ist  s.  v.  a. 
cahoter. 

Sauge  fr.  saibei;  von  sal  via,  it.  sp.  pr.  gleichfalls  salvia,  tvdt. 
salvie,  salie,  zale. 

Saale  fr.  (m.)  weidenbaum.  Dafür  steht  bürg,  lothr.  sansse,  pr. 
sanze,  sautz,  it.  salcio,  wal.  salce,  sp.  salce,  sance,  sanz,  saz,  bask.  saliga, 
alle  von  salix  Salicis,  woher  auch  fr.  saassaie  =  salicetnm.  Aber  diesen 
formen  ist  saule  fremd  und  hat  also  wohl  seinen  Ursprung  in  dem  gleich- 
bed. ahd.  sälaba,  verkürzt  säla,  gespr.  salla:  ebenso  hat  gaule  in  välu 
seinen  Ursprung. 

SsLYSii  pr.  schlecht,  böse,  das  gegeniheä  von  pros.  Wie  die  ad- 
jectiva  ibri-ai  und  ver-ai  von  ebrins  und  veros  stammen,   so  savai  von 


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G76  ,  ILc.   SCIER-SERPE. 

saevus  urild^   arg,   hoshaft:   e  in  der  tonlosen  Stammsilbe  ward,   wie  oßj 
durch  a  verdrängt. 

Scier  fr,  sägen,  scie  säge,  it.  sega;  von  secare  schneiden,  pr.  se- 
gar  ff.;  früher  sier,  ruichher  mit  rücksicht  auf  die  etymologie  scier  ge- 
schrieben. Eine  andre  form  ist  dltfr.  soier,  vgl.  plier  und  ployer  aus 
plicare.  Dsgl.  scion  Schößling  0.  b.  zum  setzen,  für  sicion  von  Sectio 
abschnitt,  wie  wir  sagen  schnittling. 

Se  pr.  in  den  ess.  ancs^,  des^  und  jass^  s.  v.  a.  die  gleichbed.  anc 
sempre,  de  sempre  und  ja  sempre;  auch  mit  präpos.  en  jass^  und  per 
jass6.  Abküreung  von  se  aus  sempre  wäre  stark  und  mit  keinem  ent- 
sprechenden falle  JBU  unterstützen.  Cherubini  vereeichnä  auch  ein  maü. 
puss6e,  das  er  aus  piü  assai  erklärt. 

Seine  fr.  fischergarn;  Bsgz.  aus  seltne  von  sagena,  itai.  wie  lat. 

Selon  fr.  partikd;  aus  dem  veralteten  selonc  von  secondnm,  ge- 
mischt mit  longum,  fr.  long,  das  die  räumliche  bed.  von  secundam  (längs) 
ausdrückt.  AUfr.  sagte  man  auch  solonc,  nicht  etwa  von  snblongum 
(Orelli  p,  338),  denn  was  sollte  dies  heißen?  sondern  weil  sich  das  ohr 
an  den  Wechsel  zwischen  der  silbe  se  und  so  in  sejorner  und  sojornery 
semondre  und  somondre  u.  a.  gewöhnt  hatte. 

Semaque  fr.  (f.)  ein  flußschiff;  vom  ndl.  smak,  engl,  smack.  So 
auch  senau  (m.)  eine  art  kleiner  Seeschiffe,  vom  ncU.  snauw,  ndd.  snau, 
engl.  snow. 

S^millant  fr.  lebhaft,  unruhig.  Aus  einer  celt.  Wurzel  grformt: 
kymr.  sim  voU  bewegung,  leicht,  lose. 

Semondre  fr.,  pr.  somondre,  semondre  einladen,  partic.  semons, 
daher  sbst.  semonce,  somonsa  einladung;  von  sammonere.  Aus  demselben 
verbum,  nach  der  1.  conjugation  geformt,  leitet  man  auch  deti  gericht- 
lichen ausdruck  sommer:  bei  den  Alten  scheint  nur  semoner  *(K;orat<$  nfr. 
semonneur),  nicM  somon^r  vorzukommen. 

Seran  fr.  hechel,  vb.  serancer,  leitet  Frisch  befriedigend  vom  mndd. 
schrantsen  zerreißen,  zerkauen,  mhd.  schrenzen,  sbst.  mndl.  schrantse, 
wÄd.  ahd.  schranz  riß  u.  dgl.  Daß  die  regelrechte  büdung  6crancer  ge- 
wesen wäre,  liegt  auf  der  hand;  diesmal  aber  fiel  das  gurgelnde  ndl.  oh 
aus  und  der  anlaut  sr  ward  durch  einschiebung  gemildert,  aber  merk- 
würdig ist  doch  auch  das  mhd^  sranz  für  schranz. 

Serin  fr.  zeisig;  vom  gr.  obiqtjv,  das  bei  HesychiuS  einen  kleinen 
vogel  bedeutet,  eigentl.  Sirene,  wegen  seines  gesanges. 

Serment  fr,  schwur;  von  sacramentum,  oZ^r.  sairement,  |w.  sagra- 
men  ff.,  Soldateneid,  durch  die  Soldaten  in  den  provinzen  verbreitetes  wort, 
sagt  Pott,  s.  dessen  dbhandl.  Plattlateinisch  348. 

Serorge  altfr.  schwager;  vom  adj.  sororius. 

Serpe  /r.,  vrlt.  sarpe,  gartenmesser  die  bäume  zu  reinigen.  Die 
bekannte  herleitung  desselben  aus  dem  verschollenen  Uxt.  vb.  sarpere,  wo- 
von Festus  sagt:  sarpere  antiqui  pro  purgare  dicebant,  ist  die  einzige, 
dir  dem  buchstaben  genügt.    Den   übrigen  sprachen   ist  dies  wori  fremde 


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II.  c.   SERTIR-SI.  677 

nur  der  Italiener  UgtUio  hat  garpa  ^sarctdum^  fhacke)^  •  qaod  et  sirpa 
invenitnr,  vgl  sarpa  ^getisen  (jät-eisen)  Vocab.  opt.  p.  22'' ,  Ein  ab- 
Tcönmling  von  scalprum  kann  es  nickt  sein,  dem  widerstrebt  der  buch- 
Stabe.  Nimmt  man  sarpa  in  passivem  sinne,  so  muß  es,  ujie  sarmentum 
für  sarpmentnm,  den  abgeschnittenen  eu}eig  bedeuten,  und  äojm  paßt  das 
sp.  serpa  ableger,  senken  kommt  radicales  e  fjir  a  in  dieser  spräche 
auch  nur  selten  vor  (alerce,  lexos  IL  b),  so  wird  es  hier  durch  die  frane. 
form  unterstüt£ft. 

Sertir  /r.  einen  edelstein  fassen;  muthmaßlich  von  sertum  kranjs, 
daher  auch  mlat.  sertare  kränzen,  einschließen,  cigentl.  mit  einer  einfas- 
sung  umgeben?  Die  neupr,  form  ist  sartir.  —  Scheter  vermuthet  in  sertir 
ein  abgekürjBtes  ensertir,  von  inserere,  sup.  insertum :  aber  würde  alsdann 
das  neugeschaffene  verbum  nicM  der  ersten  cor^ug.  gefolgt  sein? 

Serviette  fr.  tellertuch.  Servir  une  table  heißt  die  tafel  mit  tellem 
u.  dgl.  besetzen  {wie  lat.  ministrare),  Service  tafelgeräthe  (ministerium), 
it.  servito  tracht  oder  gang  von  speisen,  pr.  servit  überh.  äienstleistung: 
aus  diesem  participial-sbst.  muß  serviette  (für  servitette,  vgl.  sp.  servilleta) 
entstanden  sein,  nicht  aus  dem  vb.  servire,  was  gegen  die  grammatik  wäre. 
Die  speisen  abtragen  heißt  desservir,  daher  dessert  nachtisch. 

Sescha,  cesca  pr.  röhr,  schuf,  auch  sp.  xisca,  in  Murcia  cisca, 
bask.  sesca,  mlat.  sisca  ^snid-stroe  (ags.)  in  einem  glossar  s.  Mones  An- 
seiger  VII^  161.  Es  ist  celtischer  herkunft,  ir.  gad.  seisg,  kymr.  hesg, 
woeu  auch  ags.  segc,  secg,  engl,  sedge  gehören.  Man  sehe  Armstrong 
so  wie  Dieferibach  Celt.  I,  97.  Abgd.  von  sescha  scheint  cUtfr.  seschon 
gesträuch  Roq. 

Setiar  pr.  (dreisüb.)  setzen:  la  comtessa  vas  (=  va  se)  setiar  Am. 
Vid.  gloss.;  esgs.  assetiar  und  assitiar  {viersüb.)  mit  ders.  bed.  (Gehört 
zu  sitio  //.  b.) 

Seve  fr.  pflanzensaft;  von  sapa,  pg.  seve  ff. 

Sevrer  fr.  ein  kind  entwöhnen;  von  separare,  it.  sceverare. 

S  i  altfr.  Partikel  für  den  zielpunct  im  räum  und  in  der  zeit,  uf^erm 
'bis^  entsprechend.  Als  conjunctUm:  jamez  la  moie  bouche  de  pain  ne 
mengera  si  seront  tuit  pendu  DMce.  p.  315,  29;  mes  ne  serai  liö  si 
arai  le  traYtre  trouvö  180,  18.  Combiniert:  si  la  que  ote  conj.:  nos  n% 
poomes  si  la  qne  toutes  les  bestes  soient  assembl^s,  s.  Orelli  415; 
si  que  als  adverb  in  verbindury  mit  einer  präposition:  li  port'ent  si 
qu'en  la  ventaille  ds.  377.  Dsgl.  de  si,  dessi  adv.:  desi  es  dens  bis  in 
die  zahne  DMce.  128,  23;  dessi  el  pis  bis  in  die  brüst;  desi  que  conj.: 
de  si  ke  en  Bretaine  sont  bis  sie  in  B.  sind  Rou  v.  427;  adv.  de  si 
que  Abelgrant  ^usque  ad  Abdmagnum^  LRs.  23;  del  menton  deci  qu'an 
Toreiile  NF.  I,  297.  Femer  tressi  und  tressi  que,  z.  b.  Jtresiques 
au  poing  bis  auf  die  faust  DMce.  251,  16  u.  dgl.  Endlich  noch  en- 
tressi  und  entressi  que  adverbial,  z.  b.  antreci  qu*ä  la  portePDwcÄ. 
p.  69;  oft  auch  enfressi,  von  infra.  Wie  erklärt  sich  nun  das  mit  der 
bedeutung  von  usque  ad  oder  donec  ausgestattete   theüs  für  sich  allein. 


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678  II.C.   SIFFLER-SILLER. 

theüs  in  Verbindung  mU  andern  paritkdn  vorkommende  si?  U(U  es  seinen 
grund  im  s  des  lat,  asque,  indem  man  die  daraus  entstandenen  desqae, 
tresque,  entresque  in  desique,  tresique,  entresique  erweiterte  und  dann 
si  als  selbständiges  wort  herauseog?  ÄUein  von  einem  vorgange  dieser 
art  würde  sich  kein  /^weites  beispiel  aufzeigen  lassen.  lAebreckt  (bei 
Gachet  423^)  ist  geneigt,  unser  si  mit  ainsi  au  erklären:  dies  würde  zu- 
weilen angehn,  meist  aber  nichts  durchaus  nicht  in  den  conibinaiionen  de 
si,  si  que  u.  s.  w.  Für  si  säzen  manche  handschriften  auch  ci.  Diese 
Schreibung  hält  Gachet  IW  für  die  richtige  und  erkennt  darin  das  orts- 
adverb  ci  =  neufr.  ici:  de  ci  qu'ä  ist  elliptisch  für  de  ci  oder  d'ici 
jasqu'ä  'von  hier  bis  an.  Auch  diese  bedeutung  wäre  auf  viele  falle  im- 
anwendbar,  wie  schon  die  obigen  beispide  lehren:  desci  jnsque  en  Espaigne 
iriemes  Fier.  140, 1  wäre  richtig,  jel  porfendroie  desci  jnsqne  al  poumon 
146,  7  gäbe  ünen  schlechten  sinn:  die  bedeutung  von  de  ci  muffte  sich  ver- 
dunkelt haben  und  der  von  jusque  gewichen  sein.  Auffallend  ist  freilich,  daß 
diejenigen  texte,  welche  stets  chi  für  ci  =  ici  säzen,  dieses  chi  niemals^ 
wie  es  scheint,  für  unsre  partikel,  sondern  statt  dessen  ci  oder  si  ge- 
brauchen; doch  gibt  Burguy  II,  371  deschi  für  desci.  Man  hat  über- 
sehen,  daß  ein  finales  si  auch  im  älteren  ital.  vorhanden  ist.  Dante  sagt 
0.  b.  Inf^  29,  30:  non  guardasti  in  lä,  si  fa  partito;  Boccaccio  Dec.  3,9: 
nh  mai  ristette,  si  fa  in  Firenze.  Dieses  si  läßt  sich  ohne  mühe  aus 
den  mittein  der  üai.  spräche  selbst,  nämlich  aus  der  partikel  sin  (vgl.  no 
aus  non)  erklären,  sin  aber  vertritt  sin  che,  tmd  so  ist  es  attch  von  ein- 
heimischen grammatikem  z.  b.  Oinnonio  I,  p.  239  (Ven.  1739J  erklärt 
worden.  Sollte  das  wörtchen  nach  Frankreich  gewandert  sein,  wo  es  den- 
selben dienst  thut?  Dies  wäre  möglich,  es  wäre  aber  auch  möglich,  daß 
die  franz.  spräche  sich  dasselbe  unabhängig  aus  dem  nämlichen  etymon 
(Signum  ziel)  verschafft  hätte  wie  die  ital.  Zunschen  den  beiden  letzteren 
auslegungen  wird  man  zu  ufählen  haben. 

Siffier  fr.  pfeifen.  Diese  form,  wofür  ältfr.  auch  sibler,  bezieht 
sich,  da  im  franz.  der  übertritt  des  h  in  (  höchst  selten  ist,  auf  das  ver- 
altete lat.  sifilare,  dessen  Nonius  gedenkt,  s.  Schneiders  Lat.  gr.  I,  226, 
vgl.  sibilus,  non  sifilus  App.  ad  Probum.  Prov.  siblar,  siular,  aber  auch 
chiflar,  sp.  silbar  und  chiflar;  man  sehe  ciufolo  I. 

Silhouette  fr.  Schattenriß;  eigentl.  name  eines  finanzministers 
unter  Ludwig  XV.,  dessen  Operationen  leer  waren  wie  diese  bilder. 
Man  sehe  darüber  z.  b.  Sismondi  Eist  des  Frangais  XXIX,  94.  95. 
Es  ist  also  ein  aus  dem  material  historischer  eigennamen  geschöpftes 
schlechthin  unetymologisches  wort,  deren  die  sprachen  nicht  wenige  auf- 
genommen. 

Silier  /r.  (vb.  intr.)  das  meer  durchschneiden,  sbst.  sillon  furche; 
vom  nord.  stla  furchen,  einschneiden  (Biöm)  mit  erweichung  des  1  wie  tu 
piller  von  pilare.  Das  wort  muß  weiterhin  verbreitet  gewesen  sein,  da 
sich  das  maü.  sciloira  pflüg,  piem.  zsgz.  sloira,  daraus  herzuleiten  scheifU, 
s,  aratro  /. 


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II.  c.   SILLEK-SOC.  679 

Silier  fr,  (vh.  trans.)  einem  faXken  die  ^tugenUeder  zusammeif^ 
näheny  dqfnit  er  stiU  sitzen  lerne;  für  ciller  vofi  cilium. 

Sinople  fr.  (m.)  grüne  färbe  in  wappen,  ein  früh  in  Spanien  ein- 
geführtes wort,  da  schon  J,  Febrer  z,  h.  str.  205  es  braucht,  pg.  sinople 
grüner  Jaspis.  Daneben  it.  senopia,  pg.  sinopla,  engl,  sinoper  röthel, 
roihe  färbe,  vom  tat  sinopis  rother  eisenocker,  benannt  nach  der  Stadt 
Sinope  am  Schwarzen  Meere.  Beiderlei  Wörter  für  rothe  und  für  grüne 
färbe  müssen  eins  sein:  so  wenigstens  sah  man  die  Sache  vorlängst  schon 
an,  wie  Menestrier,  Orig.  des  arm.  p.  339,  aus  einer  handschrift  vom 
j.  1400  bezeugt:  sicut  et  in  urbe  Sinopoli  rubicandum  invenitur  et  viride 
dictum  sinoplum  .  .  synoplum  utrumque  yenit  de  urbe  Sinopoli;  der  stoff 
aber,  woraus  man  die  grüne  färbe  zog,  wird  nicht  näher  angegeben.  S. 
Bernds  Wappenwissenschaft  II,  44. 

Sirvente  fr.  (m.),  altfr.  serventois,  pr.  sirvent^s,  sirventese,  auch 
fem.  sirventesca,  daher  it.  serventese,  sp.  serventesio,  eine  liedergaUung 
von  unbestimmter  form,  lob-  und  rügelied  im  gegensatz  zum  minndied; 
wörtlich  dienstgedicht  d.  h.  ein  gedieht,  ursprünglich  im  dienste  oder  zu 
ehren  eines  herm  abgefaßt,  vom  pr.  sirven  =  serviens.  Auf  diese  her- 
hunft  spielen  schon  die  trovbadours  an,  wenn  sie  sagen:  un  sirventes  en 
servizi  dels  fals  clergatz  Chx.  IV,  307  (ironisch  zu  verstehnj,  oder  de 
sirventes  suelh  servir  LR.  I,  400.  S.  Poesie  der  troub.  p.  IIJ,  Wolfs 
Lais  p.  306,  Schlegels  Essais  litt.  328.  Raynouard  leitet  das  wort  nicht 
aus  servire. 

Sisclar,  cisclar  pr.,  xisclar  cot. pfeifen;  von  fistulare  (t<.  fischiare) 
gemischt  mit  sibilare? 

Sitot  prov.  conjunction  für  lat.  etsi;  zsgs.  aus  si  tot  ^wenn  aU,  wenn 
schon,  vgl.  it.  tuttoch^. 

Sobriquet/r.  Spottname,  sonst  auch  sotbriquet  geschr.,  so  daß  es 
aus  sot  einfältig  und  dem  sinnverwandten  altfr.  briquet  {vgl.  it.  bricchetto 
kleiner  esd)  zusammengesetzt  sein  könnte:  donner  un  sobriquet  ä  qqun 
jemand  einen  einfaUspinsd  anhängen.  Nur  formell  paßt  dazu  piem. 
subrichet  ac^j.  eigensinnig,  ärgerlich.  Das  picard.  wort  ist  surpiquet.  — 
Schders  vermuthung,  sobriquet  komme  von  supricus  (s.  v.  a.  surajoute), 
dies  von  supra,  scheint  noch  weniger  zulässig  als  die  vorstehende,  da  das 
Suffix  Teus  nicht  zu  neubildungen  verwendet  wird. 

Soc  fr.,  bei  Bob.  Stephanus  vomer,  also  pflugschaar,  im  Gloss.  de 
Lille  p.  9  (21)  coutre  ou  soc  de  carue  'vomer  vel  vomis\  ndat.  in  den 
Glossis  flor.  (9.-10.  jh)  socus,  ligo  'sech\  mgr.  T^oxog  =  soc,  gael.  soc, 
kymr.  swch  sowohl  pflugschaar  wie  auch  Schnabel,  schnauze.  Mit  andrer 
bedeutung  it.  zocco  (in  Bavenna,  s.  DG.  v.  zoccus),  pr.  soc,  fem.  pr.  cat. 
soca,  fr.  souche  baumstamm,  vb.  cd.  socar  einen  bäum  unten  abhauen. 
Die  Wörter  der  zweiten  bedeutung  gründen  sich  auf  das  dem  Bomcmen 
wohlbekannte  soccus,  das  bei  ihm  aber  meist  in  der  bed.  holzschuh,  auch 
Untersatz  oder  schaft  (daher  stamm)  erscheint  und  den  anlaut  s  fast 
überall  mit  z  getauscht  hat:  it.  zöccolo,  sp.  zöcalo,  zoclo,  zueco,  j^r.  zocs 


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680  1I.C.  SOIF— SORNETTE. 

^pes  lignetis  propter  ludum  (l.  ItUum)  GPrav.  63,  fr.  zocle,  soole.  Zocco 
mahnt  ewar  auch  an  das  begrifflich  nähere  deutsche  stock  stipes^  truncus^ 
aber  ü,  sp.  z  entsteht  noch  leichter  aus  IcU,  s  denn  aus  deutschem  st  Ob 
auch  das  fr,  soc  nebst  den  celtischen  verwandten  in  soccas  seinen  grund 
habe,  ist  nicM  deutlich:  man  könnte  sich  auf  eine  unverhennbare  ähhUch- 
kek  eujischen  schuh  und  pflugschaar  berufen,  da  diese  ein  vom  sugespUstes, 
hinten  breites,  in  der  mitte  offenes  und  jmgerundetes  eisen  ist.  Jkusu  kommt 
noch  das  rt^ss.  sochä  hakenpflug. 

Soif  /r.  durst,  aUfr.  richtiger  soit,  soi,  pr,  set:  von  sitis.  Da  in- 
dessen der  dental  t  sonst  niemals  in  den  labial  f  ausartet  und  dieser 
eben  so  wenig  ein  bedeutungsloser  eusate  sein  kann,  so  ist  schwerlich  eine 
andre  erUärung  übrig,  als  daß  das  schon  ganz  fertige  wort  (soi)  dem 
deutschen  saufen  d.  h.  wein  oder  bier  trinken  angebildet  ward.  Schon 
Frisch  deichte  daran,  doch  müßte  man  anstand  nehmen  ihm  zu  folgen, 
wären  nicht  auch  andre  das  trinken  betreffende  Wörter  oder  redensarten 
durch  die  deutschen  landsknechte  in  fremden  ländem  in  Umlauf  gekommen, 
vgl,  trincare  /.  Hieran  schließe  sich  ein  veraltetes  und  auch  im  alter- 
thume  seltenes  wort. für  lat,  sitire,  sezeler  lAb.  psalm,  62,  2.  106,  5, 
welches  Littre  aus  *8iticulare  (buchstäblich  genauer  wäre  *siticellare),  prov, 
findet  sich  cedejar  und  cedelar. 

So  live  fr.  querbalken  unter  dem  boden  eines  zimmert.  Frisch  hält 
es  für  eine  ableitung  aus  solam  boden,  Ducange  für  eine  aus  dem  ags. 
syl  Säule,  allein  die  mit  ive  abgeleiteten  sind  immer  verbalia.  Kann  es 
kein  derivatum  sein,  so  ist  es  vielleicht  ein  cofnpositum,  bestehend  aus  dem 
genannten  solum,  fr,  soi  in  der  bed.  des  it.  suolo,  sp,  suelo  boden  des 
Zimmers  oder  hauses,  und  dem  altfr,  ive  =  lat.  equa  mit  beziehung  dar- 
auf,  daß  neufr.  poutre  stute  und  querbalken  bedeutet;  zunächst  müßte  frei- 
lich diese  letztere  bedeutung  in  ive  nachgewiesen  werden.  Isaac  Vossius 
denkt  an  sublica  i:)/aA/ :  allerdings  konnte  man  sublica  sprechen  und  y 
konnte  die  stelle  des  ausgestoßenen  c  einnehmen,  wofür  das  äUfr.  mendive 
=  lat.  mendica  ein  passendes  beispid  gewährt;  aber  die  bedeutung  be- 
friedigt nicht.  Aus  sublevare  läßt  sich  ein  sbst.  sublevium  ableiten,  wo- 
her sp,  solivio,  it.  soUievo  hebung^  Unterstützung:  daraus  könnte  auch  das 
freilich  weibliche  solive  gebildet  sein;  warum  aber  nicht  wenigstens  mit  on 
soulive  wie  soulever  und  soulager? 

So  mm  eil  fr.,  sonelh  pr.  schlaf,  dimin,  von  somnus,  gleichsam  som- 
niculus  Schläfchen,  eine  ableitung,  wozu  die  spräche  genöthigt  war,  um 
som  (somnus)  von  son  (sonns)  zu  scheiden,  in  mundeten  aber,  z.  b.  in 
denen  von  Lothringen  und  Berry,  hat  sich  som  erhalten.  Daher  altfr, 
someilleux,  pr,  somelhos,  it.  sonnacchioso,  lat,  somnicnlosus  u,  a, 

Sorcier  fr,  Zauberer,'  fem.  sorciere,  altfr.  sorcerie  Zauberei;  von 
dem  lesen  der  schicksalsloose  (pr.  legir  sort  Chx.  III,  193),  daher  sort 
(lat.  sors)  auch  Zauberkunst  bedeutet.  Sorcier  erkläre  man  sich  aus  sor- 
tiarius,  wie  it.  sortiere,  sp.  sortero,  älban.  ^ortari  aus  sortarius. 

Sornette  fr,  posse,   albernheit;  vom  kymr.  swrn  kleinigkeit,   oder, 


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ILc.   SOUBRETTE-SUBERNA.  681 

wie  Huet  meitUy  vom  brei.  sorc'hen  gefasel?  Auch  ein  aUfr,  vb.  sorner 
wird  erwähnt, 

Soubrette  fr,  hammerjungfer  (im  Schauspiel);  woher? 

Souci  fr,  bekümmemiSy  vom  adj,  sollicitnm,  mit  fortgerücktem  accent 
sollicitum  bekümmert^  oder  vom  vb,  se  soucier,  neupr,  se  BoucidA,  von  se 
soUicitare. 

So  adain  fr.y  pr,  sobtan  adj,  und  adv,  schnell,  plötzlich;  von  su- 
bitanens. 

Soudre  fr,  lösen;  von  solvere  solv're  une  poudre  von  pulvis 
pulv'ris. 

Souil  wwdsouille  fr,  sauschwemme,  pr.  solh  schmutz,  sulha  «cAu;etn, 
suihon  meerschwein,  fr.  souillon  schmutzkittel,  vb,  fr.  souiller,  engl  seil, 
pr,  sulhar,  venez.  sogiare  beschmutzen;  auch  it,  sugliardo,  wohl  auch 
sp.  soUastre  schmutzig.  Prov.  sulha  ist  nebst  suihon  offenbar  von  sucula 
Schwein;  fr.  souil  kann  logisch  nicht  von  suoulus,  wohl  aber  vom  adj, 
suillus  herrühren,  so  daß  es  ursprünglich  etwas  dem  Schweine  angehöriges 
bedeutete;  hieraus  denn  auch  das  vb,  souiller  eigentl,  schweinisch  machen, 
welches  also  der  herleitung  aus  einem  fremden  demente  {goth,  bi-s^^uljan 
oder  hd,  sudeln)  nicht  nothwendig  bedarf. 

Soul  /r.  ganz  satt;  von  satullus,  altfr.  saoul,  pr.  sadöl,  it,  satollo, 
chw.  saduls,  wal.  setül. 

Soulager  erleichtem;  nicht  =  altfr.  soulacier,  von  solatium,  son- 
dem  =  sp.  soliviar  d.  t.  *sub-leviare,  also  für  80ul6ger  durch  eine  un- 
gewöhnliche umbüdung  des  e  in  a;  souleger  noch  in  der  alten  spräche, 
z.  b.  DMce.  p.  177. 

SoupQon  fr.  (m.),  altfr.  mns^eiion  (f.)  verdacht ;  von  suspicio,  pr. 
sospeissö.    Altfr.  vb,  su scher  LBs,  338,   Ren.  I,  p,  11,  von  suspicari. 

Sourdre  fr.  quellen;  von  surgere  aufsteigen,  pr.  sorzer,  it,  sorgere, 
sp.  surgir.  Von  dem  veralteten  partic,  sors  ist  das  sbst,  source  statt 
sourse  (f.)  quelle,  wofür  die  alte  spräche  auch  sorjon  (nfr.  surgeon 
sprossendes  reis),  sordance,  die  ital,  sorgente  (f,J,  die  sicil,  surgiva  be- 
sitzt, ebenso  von  resordre  resors  das  sbst,  ressource  (f.)  hülfsqudle, 

Soventre  dUfr.  partikd  für  lat.  secundum  und  aus  demselben 
stamme,  vom  äblat.  sequente,  pr.  seguentre,  chw.  suenter. 

Stribord  fr.  rechte  seite  des  schiff  es,  daher  sp.  estribord;  ist  das 
ags,  steörbord,  engl,  starboard  steuerbord, 

Suberna  u.  sobem  pr.  in  einigen  stellen,  wie  nadar  contra  suberna 
LR.,  lo  cors  (cursus)  de  suberna  das,,  lo  sobem  de  la  marina  Chrest, 
prov,,  muß  heißen  Strömung,  ström;  das  in  einige  Wörterbücher  aufge- 
nommene in  seiner  gestalt  etwas  abweichende  fr,  souberme  (m,J  mrd  mit 
debordement  erklärt.  Ausdrücke  für  naturereignisse  interessieren  vor 
vielen  andern,  da  man  stets  geneigt  ist,  vorrömisches  dement  darin  zu 
vermuthen.  Unser  suberna  dber,  richtiger  soberna,  scheint  nichts  anders 
als  das  lat,  supema  (sc,  aqua)  hochwasser,  engl,  highwater,  zumal,  gleich 
sobem,  von  dem  fluthen  des  meeres  gebraucht. 


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682  II.C.   SUD-TABUST. 

Sud  fr.  (le  sud  LBs.  107),  daher  sp.  sud,  pg,  sul  {wie  sp.  ardid, 
pg.  ardil);  vom  ags.  sädh,  engl,  soath  meridies. 

Suie  fr.,  pr.  saia,  saeia,  suga,  cot.  sutje  (m.)  ruß.  Die  theoretisch 
ursprünglichste  form  suga  führt  auf  ags.  sötig  {esgz,  sötg),  engl,  sooty 
rußig,  vom  shst.  söt,  woher  auch  gael.  süith.  Eine  glosse  suia  'fuliffo* 
hat  Graff  in  das  deutsche  Wörterbuch  aufgenommen. 

Suinter  fr.  ausschwÜJi^en;  vom  ahd.  saizan,  ursprünglich  snitan  mit 
derselben  darsteUung  des  anlautes  une  in  Suisse  aus  Schweiz.  Die  ein- 
Schiebung  des  n  ist  im  frane.  freilich  wenig  üblich,  sie  wird  aber  auch  in 
Menage's  etymon  suditare  angenommen  werden  müssen,  das  sich  bei  der 
Seltenheit  neuer  frequentativa  auf  itare  weniger  empfiehlt  als  das  dtsche  worL 

SniYre  fr.  folgen;  von  sequi,  pr.  seguir  und  segre,  im  frans, 
mlatein  sövere  mit  getilgtem  q,  aUfr.  sevre,  sivre,  suire,   encUich  suivre. 

Sumsir  sumpsir,  somsir  sompsir  pr. versenken,  ertränken,  somsimen 
Versenkung,  wohl  auch  somsis  o&grtind  Bth.  182  (sossic  B.  250,  16) ; 
stark  abgeändert  -aus  summergere,  pr.  auch  somergir,  indem  g  hinter  r 
:sfu  s  ward  wie  in  esparser  (spargere)  oder  terser  (tergere),  also  sumrsir 
sumsir.  Auch  cdtsp.  pg.  sumir  hat  die  bed.  von  summergere,  e.  b.  pg. 
sumir  un  navio  ein  schiff  versenken:  g  könnte  geschwunden  sein  une  in 
espurrir  (exporrigere)  oder  sobar  (sub-agere);  oder  soü  das  wort  von 
sumere  kommen?  —  Aus  somsir  ist  wahrscheinlich  auch  das  fr.  intran- 
sitive sancir  (le  vaisseau  a  sanci  ist  gesunken):  pr.  samcimen  für  sum- 
simen  hat  eine  handschrift  s.  B.  250,  17. 

Sur  fran^.  präpos.;  von  super,  sp.  pg.  pr.  sobre,  cdtü.  sor.  Altfr. 
sore,  seure  cAer  von  supra,  jene  form  bereits  imfragm.  von  Valenciennes. 

Sur  fr.  sauer;  vom  ahd.  ags.  aMn.  sür  u.  s.  f.,  dsgl.  kymr.  sur. 
Daher  henneg.  snriele,  wallon,  sural  Sauerampfer,  ndl.  zuuring. 

Sör  fr.  sicher,  ottseür,  im  Liv.de  Job  segur;  v(w  securus,  i>r.  segur. 

Sureau  fr.  holunder.  Sabucus  lautet  sp.  sauco,  u;al.  soc,  pr.  saüc, 
bask.  (navarr.)  sauea,  altfr.  pic.  seü ;  da  aber  der  Franjsose  für  namen 
der  bäume  die  ableitung  mit  arius,  dimin.  arellus,  lieibt,  so  erwuchs 
ihm  aus  seu  die  form  sureau.  Wie  verträgt  sich  aber  damit  eine  sweHe 
altfr.  büdung  seür  (:meür  ^J^.  Jub.)?  entstand  sie  durch  abkürjmng  aus 
seür-eau,  indem  man  das  diminutivsuffix  wegwarf? 

Surgia  pr.  wundareneikunst;  für  srurgia  aus  cirurgia  chirurgia, 
daher  altfr.  surgien,  mndl,  surgijn,  engl,  surgeon  wundaret. 

Suzerain  fr.  adj,,  verfewndßn  mtY  seigneur,  oberlehnsherr;  nachdem 
muster  von  souverain  aus  fr.  sus  (lat.  susum)  geformt?    S.  Menage. 


T. 

Tabarin  fr.hanswurst;  name  eines  marktschreiers,  der  um  den  an- 
fang  des  17.  jh.  lebte  (Roquefort). 

Tabust,  tabut  altfr, pr.  lärm,  Verwirrung,  tabuster,  tabnter,  tabustar, 


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ILc.   TACHE-TAN.  683 

tabussar,  tastar,  tnrtar  klopfen,  beunruhigen,  ü.  tambassare  ausprügeln; 
$0  auch  pr.  sbsL  taburla  LR.  I,  666^,  vb.  tabornar.  Es  scheinen  schall- 
nachahmende  auf  tabor,  tambor  (trommel)  gegründete  producte,  wohin 
wohl  auch  pr.  talabust,  fr.  tarabuster  gehören;  vgl.  ndat.  taburcium,  ta- 
burkm  für  tabor. 

Tftche  fr.  (f.)  das  auferlegte  tagewerh,  tächer  sich  beeifem.  Daß 
täche  für  tasche  gelte,  beweist  das  gleichbed.  engl,  task,  cat.  ven.  tasca, 
so  wie  das  pr.  tasca,  tascha  jsins  oder  einhünfte;  das  nämliche  wort  ist 
auch  mlat.  tasca  praestatio  agraria  DG.  Auch  die  ceUischen  mundarten 
kennen  es:  kymr.  tasg  heißt  etwas  bestimmtes  oder  auferlegtes,  gael.  taisg 
bürgschaft.  Gleichwohl  ist  es  ktteinisch:  wie  fr.  lache,  pr.  läse  aus  laxus, 
so  entstand  täche,  tasca  aus  taxa  {mlat.  für  taxatio)  und  bedeutet  das 
einem  jsugeschätzte,  eugemuthete:  klar  eeigt  diese  Umstellung  das  henneg. 
tasqne  =  fr.  taxe. 

Tai  altfr.  schiamm  Roq.,  vgl.  entäiar  GProv.  p.  41;  offenbar  vom 
ndl.  taai  klebrig,  ahd.  zähl,  das  als  beiname  des  leimes  oder  lettens  ge- 
braucht wird  (Graff),  nhd.  zähe,  chw.  zais.  Dasselbe  wort  ist  sicil.  taja 
letwi  Jium  bauen.^ 

Taie  fr.  hüssenübereug ;  von  thecaAüWe,  futteral,  wobei  man  jedoch 
toie  Aubery  p.  41  (auch  henneg.  und  bürg.)  als  die  ursprünglichere  form 
annehmen  muß,  vgl.  noyer  von  necare.  Die  herleitung  wird  bestätigt 
durch  das  churw.  teija  (teigia),  welches  futteral  und  bettssieche  bedeutet, 
von  theca,  vgl.  speija  von  spica.  Auch  ahd.  ziechä,  nhd.  zieche  wird 
von  theca  stammen  wie  ziegal  von  tegala. 

Talnar  pr.  eögem,  säumen,  e,  b.  non  talfnar  redre  *non  tardabis 
offerre  GO.  299,  trans.  vereögem,  aufschieben  (si  o  taKnas,  es  pechaz), 
imperson.  me  talna  mich  verlanget,  wie  il  me  tarde,  ahd,  mih  langet, 
sbst.  taYna  aufschub.  Daeu  pr.  ataYnar,  altfr.  ataYner  vereögem,  e.  b.  los 
ata'lnaz:  tonnens  Harda  supplida  GO.  27,  dsgl.  reisen,  beunruhigen,  cht- 
canieren,  welche  let fitere  bedeutungen  das  bret.  (auf  die  mundart  von 
Vannes  eingeschränkte,  unceltische)  atahinein  bewahrt;  sbst.  atalfna,  ataKne, 
noch  bürg,  ataine,  bret.  atahin  (m.).  Entstand  dies  wort  etwa,  mit  aus- 
gestoßenem d  und  romanisierter  endung,  aus  dem  alten  dtschen  teidingen 
anberaumen^  gerichtlich  verhandeln,  teidinc  d.  i.  taga-dinc  Hndudae  frist, 
auch  gerichtsverhandlung?  Die  Verwischung  des  Wortes  dinc  wäre  nicht 
stärker  als  in  unserm  vertheidigen  für  vertheidingen.  Von  taquiner  fr. 
(hadern)  ist  es  jedesfalls  jsu  trennen:  dies  floß  aus  dem  adj.  taquin,  wo- 
neben  keine  form  tahin  stattfindet,  eben  so  wenig  ein  ataqainer  neben 
atainer. 

Talevas  altfr.  eine  ort  Schilde;  nach  Le  Duchat  umgestellt  aus 
dem  it.  tavolaccio  holeemer  schüd,  von  tabula,  also  für  tavelas;  eine  be- 
friedigende deutung. 

Tan  fr.  lohe,  tanner  roth  gerben,  henn.  tener,  mndl.  tanen,  teynen; 
daher  tannö  lohfarbig,  lohfarbe,  it.  tanö,  sard.  tanau,  mndl.  taneyt,  letz- 
teres =  altfr.  taneit  particip.   Nach  Frisch  vom  dtschen  tanne,  weil  man 


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684  ILc.   TANCHE-TAPIR 

die  lohe  ehemals  (xus  der  rinde  dieses  baumes  bereuet  habe  (und  noch  be- 
reitet, Krüniteens  Encycl.  LXVIII,  336);  nach  andern  (Dief.  Gelt.  7, 142J 
vom  bret  tann  eiche,  aber  tann  ist  den  cdt,  sprachen  und  selbst  der  bret. 
mit  ausnähme  der  mundart  von  Leon  unbekannt.  Die  Md.  glossen  haben 
alia  Hranata,  wofür  aluta  tanaJta  jsu  lesen  vorgeschlagen  wird  (Jahrb.  für 
phü.  XllI,  suppl.  p.  233),  die  Erfurter  glossen  aluta  ^locus,  ubi  pelles 
in  calce  pilantur  et  tananiur  (das.  p.  273");  das  wort  kann  also  ein 
ziemlich  hohes  alter  aufweisen. 

Tan  che  fr.  ein  fisch,  schleie;  lat.  it.  tinca. 

Tandis  ^r.  partikd;  von  tantos  dies  oder  von  tamdiu?    Für  leijs- 
teres  zeugt  die  prov.  form  tandins,  vgl,  oben  quandius. 

'  Tangoner  aUfr.  antreiben,  drängen;  offenbar  das  ndat.  tanganare 
mahnen,  anhalten  L.  Sal.,  L.  Rip.,  sbst.  tanganum,  dem  auch  in  bäracfU 
des  Suffixes  n  zunächst  steht  kymr.  tengyn  zäh,  festhaltend,  vgl.  Leo  Mcdb. 
glosse  II,  148  und  wegen  seines  etwaigen  dtschen  Ursprunges  Grimms 
Rechtsalt.  p.  6.  Das  damit  zusammenhangende  altfr.  adj.  tangre  hart- 
näckig worauf  bestehend  (z.  b.  tu  es  si  tangres  ke  ma  fiUe  fust  mari^ 
RFlor,  p.  13)  stimmt  buchstäblich  zum  inhd.  zaager  scharf  von  geschmack, 
munter  Wb.  III,  849,  hartnäckig,  ausdauernd  Frisch  II,  149*,  mndl. 
tangher  scharf  KU.,  dazu  noch  it.  tanghero,  com.  tängan  grob,  plump. 

Taniere  fr.  höhle  wilder  thiere;  wahrscheinlich,  da  man  altfr.  tais- 
niere,  tesniere  schrieb  (s.  die  glossare  zum  Renard),  zsgz.  aus  taissoniere 
dachshöhle.    Die  erweiterte  bedeuttmg  macht  keine  Schwierigkeit. 

Tante  fr.muhme,  altfr.  ante  {nebst  der  accusativform  ^jitmin),  engl. 
aunt,  pr.  amda,  lat.  amita.  Das  noch  im  16.  jh.  vorkommende  und  mund- 
artlich fortlebende  ante  {auch  lomb.  ameta,  amida,  in  Brescia  meda,  cre- 
man.  medda,  chw.  onda)  ward  durch  das  euphonische  tante  aus  der 
Schriftsprache  verdrängt,  als  es  nicht  mehr  gestattet  war,  m'ante  für  ma 
ante  zu  sagen,  und  auch  mon  ante  nicht  gewagt  ward,  das  aber  doch  die 
nördlichen  mundarten  in  der  form  men  ante  durchgeführt  haben,  s.  Hecart 
und  besonders  Gachet.  Das  anlautende  t  hat  also  in  diesem  u?orte  keinen 
etymologischen  grund,  es  beruht  so  gut  auf  einscMebung  wie  in  voilä-t-il, 
cafetier  u.  a.  Wation.  antin  bedeutet  großoheim,  großtante,  s.  Grand- 
gagnage  addit. 

Tape  /r.  schlag  mit  der  hand^  vb.  taper,  tapoter  klapsen;  vom 
ndd.  tappe  pfote,  engl,  tap  klaps.  Eine  von  Seiten  des  anlautes  mehr 
hochd.  form  desselben  Wortes  ist  it.  zampa,  ciampa  {u)ie  zufolare,  ciufo- 
lare)  pfote,  zampare  mit  der  pfote  hauen,  ciampare,  inciampare  stolpern. 

Tapir  fr.  (nur  reflexiv)  sich  zusammenducken  um  nicht  gesehen  zu 
werden,  zsgs.  altfr.  s^atapir  sich  verstecken  (auch  bildlich:  qnel  semblance 
s'atapissoit  souz  le  pain  et  le  vin  s.  Roquef),  adj.  altfr.  tapin,  jpr.  tapf 
versteckt,  a  tapf,  altfr.  en  tapin  LRs.  vermummt,  besonders  von  pilgern 
gebraucht,  d(%her  altfr.  tapin  püger  (vermummter)  Antioch.  II,  63,  vb. 
tapiner  verstecken,  vermummen  Gar.  I,  269,  nfr.  en  tapinois  heimlicher 
weise,  altfr.  en  tapinage    (qu'ils  s'en  yront  en  tapinage  ainsi  conime  en 


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n.c.    TARGER-TARIN.  685 

pelerinage  Rom,  d.  l.  rose  Uj  p.67  ed.  d'Amst,\  mlo/.  tapinatio.  Frisch 
fühlt  in  diesen  Wörtern  einen  deutschen  auch  sonst  im  roman.  vielfach  he- 
nuteten  stamm  zapf  (s.  tape  L)j  der  ein  Tcurees  stück  höh,  einen  keil 
u.  dgl.,  in  dem  abgel.  fr.  tapon  einen  klumpen  oder  pack  bedeutet^  vgl. 
schwed.  tapp  hündel:  se  tapir  wäre  sich  eu  einem  klumpen  machen,  eu- 
sammenkauem,  sich  verstecken:  ähnlich  heißt  fr.  cacher  platt  drücken, 
verbergen.  Ducange  denkt  an  talpa:  se  tapir  bedeutet  sich  verkriechen 
wie  der  matdwurf.  Solcher  gleichnisse  bedient  >sich  die  spräche  ewar  häufig, 
überall  aber  behcmptet  der  buchstabe  sein  recht  und  so  ist  auch  hier  ein- 
mwenden,  daß  im  franz.  die  gänzliche  Verwischung  des  1  bei  vorhergehen- 
dem a  etwas  ungewöhnliches  ^  ist.  Das  champ.  tanpin  ^heimlicl^  gibt  sich 
leicht  als  eine  atdehnung  an  tanpe  (talpa)  zu  erkennen.  Ital.  tapiho 
niedrig,  armselig^  daher  tapinare  elend  leben,  ist  vielleicht  aus  dem  gr. 
TajT€iv6g  niedrig^  demüthig;  aber  awh  hier  bemerkt  man  eine  auf  talpa 
bezogene  form  mit  1  oder  u  talpino,  tanpino,  attanpinarsi  PPS.  I,  468, 
517  u.  s.  w. 

Targer  aUfr.  norm,  zögern,  pic.  atarger  und  terger.  Unpassend 
deutet  es  Ducange  aus  targe  schild,  in  beziehung  auf  seine  hinderliche 
schwere.  Wenn  die  spräche,  die  lateinische  oder  romanische,  aus  einem 
Substantiv,  das  eine  sache,  namentlich  ein  geräthe  oder  Werkzeug  bedeutet, 
durch  bloße  anfügung  der  biegungssHben  ein  verbum  formt,  so  wiU  sie 
damit  die  anwendung  der  sache  ausdrücken:  targer  von  targe  müßte  also 
etwa  heißen  mit  der  tarische  decken,  schirmen,  wie  it.  scndare  mit  dem 
Schilde  decken.  Von  da  bis  zur  bedeutung  mit  der  tartsche  beiasten,  end- 
lich schwerfällig  machen,  aufhalten  ist  noch  ein  weiter  schritt.  Dagegen 
bietet  die  lat.  spräche  ihr  verbum  tardare.  Der  Provenzäle  spricht  tardar 
und  tarzar  und  auch  im  altfranz.  bemerkt  man  tarzer  oder  tarser.  SoUte 
targer  aus  tarzar  entstanden  sein?  Es  wäre  möglich;  indessen  fehlt  es 
von  dieser  franz.  ausspräche  des  pr.  z  an  weiteren  beispielen.  Aber  g  • 
läßt  sich  noch  auf  andre  weise  gewinnen.  Aus  tardare  konnte  tardicare 
geleitet  werden,  woraus  targer  wie  aus  judicare  juger:  nicht  anders  ent- 
stand aus  clinare  clinicare,  aus  pendere  pendicare.  Vermittelst  anderer 
Suffixe  schuf  sich  der  Churwälsche  die  abU.  tardinar  und  tardivar.  Mer- 
nach  würde  sich  das  aUfr.  targer  zum  neufr.  tarder  wie  das  cdtfr.  en- 
ferger  zum  neufr.  enferrer  verhalten.  In  den  Erfurter  glossen  p.  267" 
steht  über  tricari  geschrieben  tarcor,  vielleicht  dcts  roman.  wort  in  älterer 
gestalt,  indem  aus  tardicare  zunächst  tarcare  werden  mußte,  das  der 
Schreiber  als  deponens,  wie  tricari,  darstellen  mochte.  Dieselbe  bedeutung 
hat  kymr.  tario,  engl,  tarry;  es  thut  aber  nicht  noth,  dem  franz.  wofi 
diesen  Ursprung  anzuweisen,  wenn  auch  die  lauüehre  nichts  dagegen  ein- 
zuwenden  hat. 

Tarier  (ütfr.  reizen,  quälen;  vom  ndd.  targen,  ndl.  tergen  mit  gl. 
bed.,  mhd.  zergen  reißen,  vgl.  ahd.  zeijan. 

Tarin  fr.  zeisig;  vidleicht,  da  es  in  Paris  die  form  t^rin  hat  (s.  bei 
Menage),  aus  dem  picard.  t^re  =  tendre   (vgl.  terons  =  tiendrons),  so 


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686  II.  c.   TARIR-TELER. 

daß  es  aarty  schmächtig  bedeutet.    Ebenso  bedeutet  cdtn,  ttta  etwas  eartes 
und  einen  dem  eeisig  nah  verwandten  vogdj  fringiUa  montana. 

Tarir  /ir.  pr.   trocknen  (trans.  tmd  inIrans,);  vom   ahd.  tharrjan, 
darrjan  dörren.  • 

Tartarassa  pr.  von  Bochegude  und  Raynouard  mit  mUan  (kühner- 
geier)  übersetzty  nur  einmal  bei  Peire  Gardincd,  in  einer  donnernden 
Strafpredigt  gegen  den  clerus,  vorkommend  (tartarassa  ni  voutor  no  sent 
plus  leu  carn  puden  cet,).  Noch  neupr.  tardarassa,  wie  Honnorat  schreibt, 
der  dies  wort  mit  caprimtdgus  (nachtrabe)  übersetet  und  es  aus  tardns 
erklärt,  weil  der  vogd  spät  ausfliegt.  Wahrscheinlicher  ist,  daß  sein 
name  von  seiner  ^schnurrenden  stimme  herkommt,  wie  sich  Blumenbach 
ausdrückt.    Raynouard  vergleicht  das  port,  tartaranha. 

Tas  fr.,  tatzjpr.  häufe,  Schicht,  vb.  tasser;  vomags.  tas  (beiSomner)y 
engl,  tass,  ndl.  tas  (^f.)  hmihaufe,  womit  EttmüUer^  Lex.  anglos.  p.  617, 
das  goth.  un-ga-tass  (ungeordnet)  vergleicht;  dasselbe  wort  ist  gael.  dais, 
kymr.  das. 

Tau  dir  cdtfr.  decken,  nfr.  taudis  hütte,  früher  auch  schutegerüsle, 
pic.  taudion;  vielleicht  germanischer  abstammung,  altn.  tialld,  mndl.  telde, 
ahd.  nhd.  zeit,  vb.  altn.  tiallda  eeite  aufschlagen. 

Taveler  /r.  scheckig  machen;  von  table,  aU  tavele,  brettspiel,  also 
einem  dinge  das  ansehn  eines  brettspids  geben. 

Taxer  fr.,  pr.  taxar  schätzen,  eine  Schätzung  auflegen,  it.  tassare  ff., 
lat,  taxare ;  sbst.  fr.  taxe  ff.J,  pr.  taxa,  it,  tassa  ff.  Davon  eu  trennen 
ist  ein  zweites,  speciell  franz.  subst  taux  (m.),  welches  mit  taxare  gar 
nicht  verwandt  ist,  sondern  eine  aUfr.  nominativform  des  sbst.  tail  =  it. 
taglio  Steuer  (s.  taglia  I.)  sein  muß,  vgl.  wegen  der  buchstaben  aitfr, 
consaux,  acc.  consail.  Altfr.  findet  sich  auch  ein  aus  taux  geleitetes  vb. 
tausser,  z.  b.  in  einer  Urkunde  v.  j.  1288,  dsgl.  tauxer  v.  j,  1371  Carp., 
auch  bei  Nicot.    Daher  das  vrlt.  pg.  tousar. 

Teiller  fr.  hanf  brechen;  von  tiliae  (pl,)  lindenbasf,  gleicJAed. 
altfr.  tille  FC,  I,  404,  henneg.  tile,  wogegen  it.  tiglio  auf  die  rinde  des 
hanfes  übergegangen. 

Teindre  färben;  von  tingere,  it.  tignere,  sp.  tenir. 

Tel  er  fr.  in  atteler  an^^nnen  (an  den  wagen),  d^teler  abspannen, 
losspannen,  im  alten  prov,  nicht  vorßndlich,  aber  im  bask.  (ncnvarr.),  wo 
außer  dem  vb.  atfaelatu  auch  ein  subst.  athela  vorkommt  in  der  bed.  pflock 
um  die  deichsei  an  das  joch  zu  befestigen.  Atteler  heißt  auch  den  wagen 
bespannen,  schon  bei  den  AÜen,  z.  b.  les  chars  ont  fait  estruire  et  mult 
bien  ateler  GBourg.  p.  60,  12.  Gewöhnlich  hält  man  sich  an  protelum 
das  anziehen  des  Zugviehes,  protelare  in  die  länge  ziehen,  aber  davon  iM 
anspannen  oder  anschirren  sehr  verschieden.  .Für  ateler  kommt  bei  den 
Alten  auch  esteler  vor,  z.  b.  GBourg,  p.  98,  7,  doch  wohl  unser  stellen, 
entsprechend  dem  in  gleicher  bedeutung  anwendbaren  fr.  mettre,  sp.  poner, 
engl,  to  put,  wobei  noch  zu  bemerken  ist,  daß  ahd.  gi-stellan  affigere  heißt 
Graff  VI,  666.    Es  kommen  im  franz.  einige  beispide  von  dem  ahfdUe 


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II.c.   TENCER-TIERE.  687 

des  cmlautenden  s  impurum  vor,  so  daß  die  ausspräche  atteler  für  asteler 
und  d^teler  für  desteler  als  möglich  anzunehmen  ist:  äteler  hätte  man  in 
atteler  aibgeändert,  um  die  partikd  ad  damit  zu  gewinnen.  In  jedem  falle 
ist  esteler  von  gewicht  für  die  beurtheUung  des  Wortes^  und  schon  Frisch 
hat  es  geltend  gemacht.  Eine  dritte,  für  die  bedeuttmg,  wenn  man  den 
dimintäivsinn  nicht  zu  hoch  anschlägt^  sehr  befriedigende  auslegung  (von 
Langensiepen)  ist:  atteler  von  aptulare  für  aptare;  nur  setze  man  für 
aptulare  aptillare,  da  sich  jenes  anders  gestattet  haben  würde.  Aber  auch 
hier  liegt  in  der  behandlung  der  präposition  etwas  unregelmäßiges,  da 
entweder  dös-atteler  oder  datteler  zu  erwarten  war;  vielleicht  gab  attacher 
und  d^tacher  dieser  büdung  das  muster. 

Tencer  aitfr.,  tensari>r.  streiten,  bestreiten,  nfr.  tancer  ausschelten; 
participiaiverbum  von  tenere  tentus  in  der  bed.  einen  satz  behaupten^ 
gleichsam  tentiare,  aitfr.  auch  vertheidigen,  schützen.  Datier  aUfr.  tence, 
tenQon,  j)r.  tensa,  tenson,  ü.  tenza,  tenzone.  Zsgs.  citfr.  bestancier, 
s.  stentare  IL  a. 

Tenere  i)r.  adj.  finster,  dunkel,  mehrmals  im  Gir.  de  Boss.  (712, 
2239.  3919)  und  bei  einigen  lyrikem,  scheint  im  altfranz.  nicht  vorhan- 
den. Daß  wir  in  ihm  das  lat.  tenebricns  besitzen,  ist  Mar;  es  verdiente 
aber  hier  eine  stelle,  weil'  es  im  lateinischen  höchst  selten  ist,  *  indem  es 
nur  einmal  bei  Oicero  und  später  erst  wieder  bei  Tertuüian  vorkommt, 
seine  voUosüblicJAeit  aber  durch  sein  dasein  im  prov.  verbürgt  wird. 

Terne  fr.  trüb,  ternir  trüben,  den  glänz  benehmen;  vom  ahd.  tami 
verhüllt,  tarnjan,  nihd.  ternen  verhüllen,  daher  verdunkeln,  trüben,  ein 
aus  Siegfrieds  tamkappe  bekanntes  wort.  Das  kymr,  tamn  €d>wischen 
hat  keine  ansprüche,  theüs  weU  aus  verbis  keine  adjecti/va  entstehen  (s.  vor- 
rede), theHs  weil  dem  abwischen  das  glänzendmachen  näher  liegt  als  das 
trübmachen, 

Tertre  fr.  pr.  (m.J  anhohe,  in  dem  Wb.von  Evreux  p.  36  ^Vertex, 
altfr.  auch  teltre,  in  den  Diäl.  de  S.  Greg,  ter,  waUon.  Uhr  hoch  auf- 
springende masse  von  erde  oder  stein,  beide  letztere  formen  woU  nur  ab- 
gekürzt. H.  Stephanus  leitet  es  vom  gr.  TtQx^Qov  das  höchste.  Sollte  es 
nicht  eine  zss.sein:  terrae-torus  erd-undst,  erd-anhöhe?  Zwar  haben  com- 
posita  den  ton  auf  dem  zweiten  werte,  aber  es  fehlt  nickt  an  a(usnaliimen: 
tr^fle  z.  b.  von  trifölium  wäre  dem  gegenwärtigen  faUe  ganz  cmeiog. 
[Hierzu  fügt  Schder  die  willkommene  vergleichung  des  gr.  'p^Xo(pog.] 

Tidde  fr.  lau;  von  tepidus,  pr.  tebe,  fem.  tebeza,  cot.  tebi,  sp. 
tibio  ff. 

Tiere  altfr.,  tieira  jpr.  {noch  itzt  tieiro)  reihe,  gefolge;  vom  ags. 
tier  rei/ie,  Ordnung,  ahd.  ziarl  schmuck,  zier.  Die  letztere  bedeutung  ist 
anzunehmen  in:  fon  bella  domna  de  teira  Flam,  1914;  808  rics  cors  de 
tan  bella  tieira  LRom.  Ital.  tiera  fit^t  sich  bei  Barberino,  tera  in  der 
mundwt  von  Brescia.  Waüon.  ttr  gattung,  race  (geschlechtsreihe,  vgl. 
razza  I.)  scheint  dasselbe  wort:  ebenso  entspricht  waM.  p!r  dem  fr.  pierre. 
Pr.  tira,  fr.  tire  (zug)  scheint  zu  tirar  zu  gehören. 


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688  II.  c.  TIFER--TISSERAND. 

Tifer  alifr,^  attifer  nfr,^  auch  piem.  tifl^,  äUengl.  tife  Hcdliw. 
schmücken,  den  Jcopfptäa  ma/chen.  Mmage's  deutung  aas  aptum  iacere 
(im  älteren  mlat.  aptificare  für  passend  erJclären)  widerspricht  hinläng- 
lich das  einfache  tifer.  Besser  vom  ncU,  tippen  die  haarspUeen  schneiden^ 
sofern  man  ein  hochd.  zipfen  in  dieser  hed.  annehmen  doff;  vgl,  comash, 
zifa  via  hure  abschneiden.  Man  bemerke  noch  champ,  cifer,  chiffer  s, 
V,  a.  tifer. 

Tige  fr.  (f.)  stengel,  röhre;  von  tibia  pfeife,  ü.  sp.  gleichiaui.j  wal. 
tzeav^  {serb.  tzev). 

Tillac  /r.  verdeck  eines  schiff  es,  daher  sp.  tillÄ,  pg.  tilhÄ;  vom  alin, 
thilia,  schwed.  tilja,  ags.  thille,  ahd.  dili  getäfd,  boden  =  nhd.  diele, 
vgl.  ahd.  thil  ima  pars  navis.  Woher  aber  das  suffix  ac?  Erklärt  es 
sich  etwa  aus  einer  anbildung  an  das  sinnverwandte  mlat.  astracam 
estrich?  —  [Eine  andre  auslegung  des  wertes  tillac  giht  J.  Crrimm  im 
Wb.  V.  diele.] 

Timbre  altfr.  eine  art  pauken:  li  tymbres  est  uns  estmmenz  de 
musique  qui  est  coüverz  d'nn  cnir  sec  de  bestes,  heißt  es  in  einem  com- 
mentar  eu  den  psalmen  Boquef.  Poes,  frang.  p.  127,  vgl.  tymbris  DC. 
Es  ist  also  s.  v.  a.  tympanum,  und  muß,  wiewohl  p  nach  m  sich  sonst 
nicht  in  b  erweicht,  davon  herrühren,  weshalb  auch  die  AUen  oft  tymbre 
schrieben.  Die  neufr.  bedeutung  ist  glocke  ohne  Schwengel,  die,  wie  die 
pauke,  von  außen  angeschlagen  wird,  ndl.  timber.  Dsgl.  heim  (auf  dem 
Wappenschild),  nach  Ducange  von  der  ähnlichkeit  der  form  oder  des 
klanges  beim  anschlagen,  vgl.  Bernds  Wappenunssenschaft  U,  349;  ndl. 
ebenso  timber,  sp.  timbre.  Sofern  es  eine  ansaht  hermelin-,  marder-  oder 
anderer  feile  bedeutet  (mlat.  timbrinm),  sd^nt  es  aus  einer  nordischen 
spräche  eingeführt:  schwed.  engl.  t\mber,  mhd.  zimber,  zimmer. 

Tin  altfr.  Roq.,  pr.  tin  und  ten  scJdaf  am  haupte.  In  der  limous. 
mundarttim,  dessen  m  sich  prov.  in  n  verwandeln  konnte:  also  von  tem- 
pus,  wofür  das  mlatein  timpns,  jsum  unterschiede  von  tempns  zeit,  vor- 
sog,  z.  b.  timpns  in  bibelglossen  Gro^  I,  895,  dsgl.  bei  Nyerup  261, 
Sumerlaten  ed.  Hoffm.  46,  timpora  in  einem  Erfurter  glossar  (Haupts 
Ztschr.  II,  205J,  timporibns  in  den  Cass.  glossen,  vgl.  Voss.  Etym.  P 
fiel  ab  wie  in  lam  von  lampas.  Es  wäre  Überflüssig,  sich  von  tempns  jm 
entfernen  und  tennis  als  urwort  anzunehmen,  dessen  bedeutung  allerdings 
das  ahd.  dnnna-pahhun  (dünne  backen  =  tempora)  entspricht.  Über  das 
dem  rom.  tin  formeU  begegnende  mhd.  tinne  (n.)  s.  Grimm  III,  402. 

Tinel  altfr.,  tinal  pr.  Stange  die  weinbütten  damit  zu  tragen,  überh. 
prügel,  in  altem  mlatein  tinalnm;  von  tina.    S.  Altrom.  glossare  p.  63. 

Tire  altfr.,  tyrinm  mlat.  ein  Stoff:  tires  ne  siglaton  GBourg.p.93 
cet;  benannt  nach  der  purpurberühmten  Stadt,  deren  gewöhnlicher  name 
im  franz.  aber  doch  Sur  war. 

Tisserand  fr.  weber,  daher  it.  tesserandolo;  von  textor  mit  dem 
Suffixe  and  =  ahd.  ing,  ine,  wozu  der  franz.  geschlechtsname  Teisser-enc 
stimmt.    Altfr.  und  mdartl.  sagt  man  tissier. 


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II.  c.   TOCSIN-TOUFPE.  689 

Tocsin  /r.  reichen  mit  der .  Sturmglocke ;  esgs.  aus  altfr.  toquer  = 
toucher  rühren,  anschlagen^  und  sein  oder  seint  gloche,  s.  segno  J.  Die 
prov,  form  wäre  toca-senh,  wie  die  limous.  toco-sen  ist,  toquacen  schrei- 
ben die  Joyas  del  gai  saber  149. 

Toilette  fr.  putetisch,  auch  das  daeu  bestimmte  tischtuch;  von 
teile,  lat.  tela. 

Toise  /r.  (f.)  ein  längenmaß;  eigentl.  die  länge  der  ausgespannten 
arme,  von  tendere  tensus,  it.  tesa  ausspannung,  vgl.  unser  klafter  von 
klaffen  auseinander  stehen.     Vb.  altfr.  teser,  toiser  spannen,  richten. 

Toivre  al^r.  vieh,  e.  b.  oisiel  et  toi  vre  Alex.  233,  27,  auch  atoi- 
vre  ds.  282,  28,  Ben.  I,  44.  Nach  Grimm,  Beinh.  p.  LIV,  Myth.  36, 
vom  ags.  tiber,  ahd.  zepar  opferthier,  woher  nhd.  Ungeziefer  d.  h.  nicht 
sfum  Opfer  taugliches  thier,  unthier.  Denselben  lautÜbergang  eeigt  altfr. 
Toivre  vom  lat.  Tiber.  Aber  welche  bedeutung  hat  ei  in  a-toivre?  Und 
was  ist  toivre  de  la  nef  P(»rton.  I,  27?  In  seiner  hochd.  gestalt  mit 
atdautendem  z  hat  sich  das  wort  sogar  nach  Portugal  verirrt,  wo  zevro, 
fem.  zevra,  ein  stück  vieh  bedeutete,  ochse,  kuh,  kalb,  wenn  8.  Bosa  richtig 
übersähst,  e.  b.  in  einem  lat.  foral  von  Lissabon  vom  j.  1179:  dent  de 
foro  de  vaca  1.  denarium  et  de  zevro  unum  denarium;  de  coriis  boum 
vel  zevrarum  dent  etc. 

T61e/r.  (f.)  eisenblech;  kann  von  t^hulei  platte,  fiordfranz.  taule 
Jterstammen;  piem.  com.  ebenso  tola,  maü.  tolla,   vgl.  it.  fola  von  &bala. 

Tondre  altfr.  norm,  (m.)  eunder  Boq.,  Brt.  II,  246;  vom  aUn. 
tundr,  ags.  tynder,  engl,  tinder,  hd.  zunder.  Dahin  auch  pr.  tondres 
läppen  GO. 

Tonte  fr.  Schafschur;  von  tondere,  Aenso  ssu  beurtheUen  wie  pente, 
s.  daselbst. 

Top  in,  tupin  fr.  (mdartl.), -ioTfl  pr.  gefäß  zum  kochen;  mhd.  nhd. 
topf,  ndl.  dop  schale,  nach  Grimm  II,  48  gleiches  Stammes  mit  tief. 

Tordre  fr.  drehen;  von  torquere,  it.  törcere,  pr.  torser,  also  für 
tor9*re  torsdre.    Zsgs.  altfr.  bestordre  verdrehen,  bestors  schief. 

Toner  /r.  ein  echi/f  am  seile  ziehen,  bugsieren,  daher  wohl  sp.  pg, 
atoar;  vom  gleichbed.  engl,  tow,  sbst.  tow  seil  =  ags.  tov,  tav  werg. 
Von  toner  ist  das  sbst.  tone  nachen,  der  als  fähre  dient. 

Tonffe  fr.  busch  gleichartiger  dinge  s.  b,  federn,  blumen,  haare, 
daher  engl,  tuff  HaUiw.,  tnft  {/zunächst  aus  pic.  touffette),  kymr.  twf. 
Dem  ags.  thfife  (f)  keim,  laub,  oder  dem  ndl.  tuif  (f.)  schöpf  wäre  nur 
ein  fr.  tnfe  oder  tnffe  gemäß ;  letzteres  zwar  führt  Boquefort  an,  aber 
nur  die  neufranz.  form  kann-  hier  maßgebend  sein.  Das  wort  ist  aUer- 
dings  deutsch,  von  demselben  stamme,  dem  auch  unser  zopf  d.  i.  haar- 
büschel,  cdtn.  toppr  angehört:  ein  ahd.  zupfet  i^^  zwar  tmnachweislich 
(vgl.  heriszuph  'collecta  Graff  V,  641),  aber  das  Schweiz,  zuffe  pack  (was 
man  mit  der  hand  zusammenfaßt)  kann  dessen  stelle  vertreten,  hernach 
ist  tonffe  eine  haib  hochdeutsche  form  für  touppe,  buchstäblich  das  it. 
zufia  (II.  a).  Merkwürdig  besitzt  auch  der  Walache  so  wie  der  Albanese  ein 

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G90  II.C.   TRABAN-TREF. 

Wort  tüte  buschy  Strauch^   wohl  nur  das  gr.  Tvq^rj  s.  v.  a.  ay^lrj  hüschel 
an  pflanem. 

Trab  an  /V*.,  auch  draban,  scldat  der  kaiserlichen  garde  in  Deutsch^ 
land;  ist  das  deutsche  trabant,  gewöhnlich  hergeleitet  vom  vb.  traben  mit 
romanischer  endung. 

Trac,  ein  in  nicht  wenigen  aum  theü  unfrans.  Wörtern  vorliegender 
stamm,  ist  vielleicht  in  verschiedene  wuredn  bu  eertheilen.  Die  Wörter 
sind  hauptsächlich  folgende.  Frone,  trac  spur  des  wildes,  gang  des  pfer- 
des,  geräusch  eines  federstrichs,  engl,  track  spur,  gdeise,  sp.  traque  loMif- 
feuer,  comask.  trach  klaps  wie  von  einer  zuschlagenden  falle,  fr.  traquer 
einen  wald  umstellen  um  das  unld  in  die  netee  zu  treiben  (traquer  an 
loup),  d^traquer  aus  dem  gange  bringen,  verrücken,  traqaet  fäUstriek, 
dsgl.  miihUdapper,  sp.  traqnear  klappern,  schütteln,  it.  traccheggiare 
ßuchstäblich  dasselbe  u)ort)  trödeln,  tändeln,  occ.  tracane  Schlendrian,  fr. 
traquenard  gang  des  zeiters,  dsgl.  ein  tanz,  tracas  unruhige  bewegung, 
tracasser  hin  und  herlaufen  (kein  compositum  mit  trans,  es  würde  als- 
dann eher  tröcasser  latäen).  Zu  den  meisten  dieser  Wörter  paßt  logisch 
das  ndl.  treck  zug,  strich,  federstrich,  fang,  an  dessen  stelle  man  sich  aber 
besser  ein  hochd.  trach  denkt  (vb.  mhd.  trechen,  prät.  tracb  Grimm, 
P,  939),  nammtlich  fügt  sich  d6traquer  gut  zu  ndl.  vertrekken  ver- 
rücken, verschieden,  woher  unser  nhd.  vertrackt.  Zu  vergleichen  ist  auch 
das  wurzelverschiedene  nord.  tradk  häufige  spur  der  fuße,  tradka  <xuf 
etwas  treten. 

Traille  fr.  fliegende  brücke.  Die  übliche  erklärung  aus  tiraiUe 
wird  weder  durch  ein  it.  tiraglia,  sp.  tiraja  unterstützt,  noch  durch  eine 
form  trailler  für  tirailler  bestßigt.  Ein  formell  tauglicheres  etynum  ist 
das  von  Varro  in  der  bed.  von  traha  bemerkte  tragula.  Die  Provenzalen 
besitzen  tralh  mit  der  bedeutung  des  fr.  tratne.     Vgl.  trailla  //.  b. 

Träle  /r.  ein  vogd,  drossd  (Trev.),  alt  trasle  Boq,;  vom  ahd.  throß- 
celä,  ags.  tbrosle,  engl,  throstle,  altn.  thröstr,  obd.  draschel.  Dasselbe 
heißt  maü.  dress,  vgl.  ags.  thrisc. 

Trape/r.  (bei  Nicot  u.  a.),  dsgl.  trapu  untersetzt,  dick  u/nd  kurz. 
Vielleicht  darf  man  bei  der  im  franz.  sehr  gewöhnlichen  Umstellung  des 
r  an  ir.  gael.  tarp  klumpen,  kymr.  talp,  erinnern,  aber  ein  adjectio  wäre 
unllkommener.  Und  so  erklärt  es  sich  besser  at^  ahd.  taphar,  in  älterer 
form  tapar,  schwer  von  gewicht,  ansehnlich,  nhd.  tapfer,  vgl.  taphart 
klumpen,  zumal  da  auch  dem  vb.  tapfern  ^maturare^  (in  einem  u?b.  von 
1482  Schmdler  I,  451)  ein  fr.  traper  egregie  succrescere  (Triv.),  gleich- 
falls von  fruchten  gebraucht,  entspricht.  Trape  von  tapar  ist  wie  tremper 
von  temperare. 

Tref  altfr.,  trap  pr.  hütte,  zeit;  von  trabs  balken,  pars  pro  toto, 
vgl.  Papias  tenda,  quae  'rustice*  trabis  dicitur.  Für  die  bed.  balken 
gilt  dUfr.  gleichfalls  tref,  pr.  trau.  Daher  altfr.  atraver  mit  der  bed. 
von  loger  (löge  zeit)  Aubery  p.  98,  8ax.  II,  p.  42  (vgl.  travar  L),  pr. 
destrapar  abspannen,  wofür  fnan  destrabar  erwartet  hätte.   Die  ital.  spräche 


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n.c.   TREFONDS-^TREVAR.  G91 

JuU  trabs  in  trabacca  erweitert^  im  späteren  nAatein  trabacca  Hentarium 
cum  trabibus,  ut  fit  in  diutina  ohsidione  Nyerup  297.  . 

.Tröfonds  /r.  grund  und  bodm;  von  terrae  fimdus  nachNicot.  Die 
altere  Schreibung  tresfond  wäre  also  unrichtig. 

Treille  /r.,  tteihei  pr.  weingeländer,  daher  treillis  guter  (vgl  tra- 
liccio  L);  von  trichTla  mit  ersterer  bedeutung. 

Trömousser  fr.  sich  lebhaft  hin  und  her  bewegen;  participialverbumy 
von  transmovere  transmotus,  gleichsam  transmotiare.  Diepartikd  ist  hier 
ausdruck  des  Übermaßes  wie  in  tressaillir. 

Tremper  /r.,  trempar  pr.  einweichen;  für  temprer,  temprar  von 
temperare  mildem.  Altfr.  tremper  une  harpe  eine  harfe  stimmen,  wie  it. 
temperare. 

Treper,  triper -aZ^r.,  trepar  ^.  hüpfen,  springen;  ein  mehreren 
sprachen  eigenes  wort:  ndl.  trippen,  nhd.  trippeln,  engl,  trip,  kymr.  tripio, 
bret.  tripa.  Daher  nfr.  tr^pigner  trappeln,  das  aber  ein  nomen  tröpin 
voraussetzt  (s.  digner  //.  c),  altfr.  trepeiller  hin  und  herlaufen,  unnihig 
sein,  trepeil  unruhe,  pr.  trepeiar  zappeln. 

Tresor  fr.  schote,  von  thesaurus,  it.  sp.  tesoro,  pr.  thesaur,  aber 
ältsp.  auch  tresoro  Apol.  130  und  oft,  wald.  tresor  Hahn  664.  Diese 
form  mit  eingemischtem  t,  eu  welcher  sich  auch  das  neap.  trasoro  bekennt, 
ist  alt,  da  sie  in  dem  aus  dem  romanischen  eingeführten  ags.  tresor  und 
ahd.  tresOy  triso  vorliegt.  Aber  vielleicht  ist  r  nicht  einmal  von  außen 
hereingezogen,  sondern  hat  seinen  guten  etymologischen  grund.  In  den 
hss.  des  Plautus  begegnet  man  der  form  then-saurus  (s.  Plaut,  rec.  Ritschi 
I,  p,  CHI),  diesdbe  bietet  auch  eine  römische  inschrift,  offenbar  eine  im 
latein.  gana  übliche  form,  denn  auch  Flav.  Caper  (Putsch  p.  2239)  sagt 
thesaurus  sine  n  scribendum.  Diese  form  setzte  sich  in  Frankreich  fest, 
man  bemerkt  sie  e.  b.  in  einer  sehr  alten  messe  (ed.  Monep.  47),  ja  noch 
das  heutige  bretonische  kennt  tensaour,  s.  Baraas  Breis  I,  38  (2.  ed.). 
Aus  tensaur  aber  ward  tresaur,  indem  t  das  n  an  sich  eog,  welches  zu- 
gleich in  das  bequemere  r  übertrat,  vgl.  frestra  für  fhestra  fenestra  Gl. 
Placid.  u.  Papias,  ähnlich  trotter  aus  tlutare  tolutare. 

Tröteau  fr.  ein  gerüst  oder  gestellt  bock,  alt  trestel,  engl,  trestle; 
vom  ndl.  drie-stal  dreifüßiger  sitz  (oAd.  drtgistelli  ?).  Daneben  darf  noch 
ein  lat.  wort  in  erwägung  kommen.  Tr^teau  lautet  mlat.  trestellum  'eine 
art  dreifuß  einen  tisch  zu  tragen  DC,  dies  ist  lat.  trastillum  querbänk- 
chen,  von  transtrum,  welches  letztere  sich  bereits  im  altfr.  traste  vorfindet; 
aber  das  deutsche  etymon  stimmt  genauer  zu  dem  angegebenen  begriff. 
Tragstahl  endlich  würde,  wenn  man  fauteuil  vergleicht,  nothwendig  tr^teuil 
ergeben  haben. 

Trevar  j^.  verkehren,  Umgang  haben,  ein  seltenes  wort.  Der  Donatus 
prov.  33''  übersetzt  es  firit  frequentare;  die  andern  beispiele  sind :  val  ben 
tan  totz  hom  qu'  ab  ellas  treva  LRom.  V,  410;  per  cella  via  soen  treva 
treibt  sich  herum  Flam.  4762.  Auf  die  etgmologie  führt  der  Donat  in 
der  darauf  folgenden  zeüe:  en-trevar  Hreuguas  facere:  es  ist  von  tregua 


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692  IL  c.  TRICOISES-TRIFOIRE. 

friede,  Sicherheit  thl.  J,   wo  auch   ein  cdtfr,  atriver  =  pr,  entrevar  er- 
wähnt ist, 

Tricoises  (ph)  fr.eange  der  hu f schmiede;  stimmt  sundlArek-ij^Bv 
jsug-eisen.     Vgl.  treccare  L 

Tricoter  fr.  stricJcefi,  tricot  gestrickte  arbeit.  Nicht  wohl  paßt  cUunt 
mit  seiner  bedeutung  das  IcU.  trica,  pl.  tricae,  Verwirrung,  wenn  man  auch 
neben  d^trier  und  intriguer  eine  dritte  form  mit  c  jndäßt,  die  im  sp. 
estricote  (verunrrung)  anerkannt  werden  mag.  Vidleicht  ist  hier  einer 
der  seltenen  fälle  anzunehmen,  worin  s  impurum  anlautend  schwand  {so 
tain  ßr  6tain,  pämer  für  6pämer),  indem  das  wort  aus  dem  ndl.  strik 
schleife,  masche,  strikkenhiüpfen,  abgeleitet  ward,  welche  annähme  durch 
die  unverkürzte  bOdung  ^triqnet  fischergam,  die  das  Vorhandensein 
dieses  deutschen  Stammes  im  franz.  darthtU,  noch  besonders  gestützt  wird. 
Wie  verhalt  sich  nun  dazu  trique,  tricot  knüttd,  mundarü.  triquer, 
tricoter  prügeln?  Haben  diese  ihren  grund  in  dem  ndl.  strijken  pcdpare 
=  ahd.  strichen  linere,  caedere?  Altfr.  estrique  in  der  mundart  van 
Douai  ist  Streichholz,  mhd.  striche. 

Trier  fr.,  pr,  cot.  triar  auslesen,  auswählen,  daher  engl.  \xj,  äUit. 
triare  Brun.  Lot.  ed.  Zannoni  p.  63 ;  sbst.  trie,  tria.  Frisch  sieht  darin 
Umstellung  von  tirer,  es  wäre  also  eine  nebenform  für  eine  bestimmte  be- 
deutung. Unzweifelhaft  läßt  sich  aber  auch  dieses  wort  dem  lat.  sprach- 
Stoffe  zuwenden.  Granum  terere  heißt  körn  ausdrescheti:  dem  entspricht 
pr.  triar  lo  gra  de  la  palha  das  körn  von  dem  halme  absondern,  triar  lo 
gran  de  la  flor  LB.,  cot.  triar  el*arroz  reis  auslesen:  aus  dem  neu  ge- 
formten frequentativ  tritare  also,  welches  der  Italiener  besitzt  und  ihm  die 
bed.  zerreiben,  ßgürl.  genau  untersuchen,  beilegt,  entsprang  triar.  Bestäti- 
gung bringt  das  auf  tritulare  weisende  norm,  triller,  henneg.  trilier  s.  v.  a. 
fr.  trier.  Das  piem.  tri^  hat  franz.  form  und  ital.  bedeutung.  In  der 
mundart  von  Berry  ist  die  bed.  absondern  sogar  in  die  bed.  ein  kind  ent- 
wöhnen (so  sevrer  von  separare)  übergegangen.  Wegen  des  ausgefallenen 
t  vgl.  man  noch  tria  via  GL  paris.  für  trita  via  Oraff  III,  4. 

Trieui>r.  (m.)  weg,  Straße,  bahn:  segre  lo  trieu,  tenir  lo  trieu 
LB.,  fr.  zu  Douai  triou  geebneter  weg  s.  EscMier  p.  62,  chw.  truig.  Vom 
partic.  tritus  betreten,  also  für  triu?  kaum  erlaubt  dies  der  buchstabe. 
Besser  würde  gr.  TQißog  stimmen,  vgl.  ben  aus  bTb-it  StdÜ  man  indessen 
das  altfr.  triege  daneben,  z.  b.  el  bois  n'avöit  sente  ne  triege  Ben.  /, 
p.  320,  s.  auch  Ben.  III,  p.  681,  so  unrd  man  inne,  daß  sich  beide  m 
trTvium  dreiweg,  aber  auch  straße,  gasse,  einigen:  im  prov.  worte  entstand 
u  aus  V,  im  franz.  g  aus  palatalem  i  une  in  neige  von  nivea  nivja. 

Trifoire  altfr.  (f.)  kunstreiche  einfassung  in  gestalt  eines  porticus; 
ndat.  triforium  von  tri  und  fores  dreithürig  DC.  Beispiele  sind:  an  lit 
dunt  li  pecun  e  li  limnn  furent  al  overe  Salemun  tailli^  4  or  et  ä  tri- 
foire MFr.  I,  62;  cele  piere  .  .  de  tres  fin  marbre  feit'  estoit  .  .  si  fu 
eutaiilie  environ  de  la  trifoire  Salemon  BFlor.  566;  triphorie  Antioch. 
II,  61.    Auch  auf  sättel,  Ueider,   tücher  wandte  man  diese  Verzierungen 


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II.C.    TRIMER-TKON.  693 

an:  ar^ons  doraz  qui  sont  trifor  fadjectivisch  gebraucht)  ORoss.  Michel  388, 
Über  die  opera  Salomonis,  altsp.  salmoniegos,  $.  Ducange  v,  Salomon. 

Trim^r  pic.  eifrig  gehn  oder  arbeiten  ("HScart),  so  auch  wallonisch ^ 
in  Berry  sich  sehr  ermüden,  neupr.  trimar  schnell  gehn,  Chevallet  7,  p.  306 
bezieht  dies  in  einem  großen  theile  von  Frankreich  bekannte  wort  aus  dem 
bret.  tremeni  =  hymr.  tramwy  hin  und  her  gehn.  Man  bemerkt  es  aber 
auch  anderwärts:  altsp.  trymar  Canc.  de  B.  mit  der  ceUischen  bedeutung, 
bask.  trimatn  sich  ermüden^  leteteres  romanischer  herkunft.  Genau  mit 
dem  buchstaben,  weniger  mit  dem  begriffe  paßt  mhd,  trimen  wackeln,  oder 
auch  engl,  trim  schwanken  HaUiw,  Man  merke  noch  norm,  tramer  s.  v.  a. 
trimer. 

Trissar,  trisar  pr,  zerreiben,  zerstoßen;  participialverbum,  von 
terere  tritus  (tritiare)  wie  aussar  von  altus.  Im  ital.  findet  sich  nur 
tritare,  nicht  trizzare;  lomb.  triza  ein  Werkzeug  die  geronnene  milch  ge- 
schmeidig zu  machen,  so  une  sp.  triza  krümchen  deuten  aber  auf  ein  ver- 
schun*ndenes  trizar. 

Tro,  prov.  partikd  für  1<U.  tenus,  vollständiger  entro;  von  intro 
*tn  das  innere\  In  gleicher  bed.  kennt  die  comask,  mundart  tro,  die  alt- 
^an.  entro.    8.  oben  jasque. 

Trogne  fr.  (f.)  drolliges  oder  häßliches  gesicht,  piem.  masc.  trogno, 
trngno.  Man  hat  darin  das  kymr.  trwyn  (m.),  com.  troD  schnauze  (s. 
besonders  Dief,  CeU.  I,  144)  erkannt;  als  etymon  liegt  fast  noch  naher 
das^it  den  celtischen  formen  identische. cdtn.  triona  (f.),  dän.  tryne  rüssel, 
verwandt  mit  mhd.  triel  mund,  schnauie  Grimm  P,  481;  ndl.  tronie  mag 
aus  dem  franz.  sein,  wie  ndd.  troonje  Brem.  wb.  Hat  denn  niemand  bei 
diesem  worte  an  lat.  trao  truonis  gedacht?  Es  heißt  seerabe  und  unrd 
von  Caecüius  für  einen  großnasigen  menschen  gebraucht.  Daß  daraus 
trogno,  trogne  werden  konnte,  ist  keine  frage;  eine  andre  frage  ist,  ob 
die  anwendtmg  auf  das  menschliche  gesicht  eine  volksübliche  war. 

Trognon  fr,  koMstrunk,  butzen  im  obste.  Für  tronc  =  truncus 
hat  sich  im  cdtfranz.  eine  vielleicht  at*s  tron^-on,  wofür  man  sich  tron-^on 
dachte,  abgezogene  form  tron  festgesetzt:  hieraus  trognon  une  aus  rein 
roignon.    Die  bed,  kohlstrunk  hat  z,  b,  au^h  das  sard.  truncu. 

Troler  fr.  sich  herumtreiben,  (transit.)  herumschleppen.  Vollkommen 
das  dtsche  trollen,  engl,  troll,  trowel,  kymr.  trolio,  drehen,  rollen,  welchen 
man  vielleicht  eine  ceU.  würzet  (tro  wendung)  unterlegen  darf,  doch  ist 
dabei  der  diphthong  des  älteren  fr.  tränier  und  des  occit.  s'entraula  'sich 
fortmachen  nicht  außer  acht  zu  lassen,  das  an  lat.  it.  travolare  (vorüber 
fliegen,  vorbei  laufen)  mahnt.  Zu  bemerken  ist  noch,  daß  Weigand  unser 
trollen  at^  trdler  zurückführt,  so  wie  daß  Schder  tranler  von  letzterem 
zu  trennen  geneigt  ist. 

Tron  altfr.  pr.  firmament,  himmd,  z,  b.  fr.  tant  com  li  trosnes 
avironne  alles  was  das  firmament  umgibt  C.  de  Poit  p.  62;  pr.  estela 
qne  Ihutz  el  tro  stem  der  am  himmel  leuchtet  GEoss.  1916;  en  prec  ne 
Jeza  del  tron  Chrest.  31;  ebenso  mndl.  troon,  z,  b.  dat  raen  sterren  sach 


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694  II.  c.  TROU-  TUKQUOIS. 

an  den  trone  Steenwinkel  su  Maerlani  II,  31;  onder  shemels  throon 
Rein.  v.  5470  und  Clignetts  Bydr.  gloss.  =  cdtfr.  desoa  le  tron  Farion. 
J,  69,  pr.  sotz  lo  tro;  n$hd.  trön:  got  in  sinem  tröne;  der  tron  so  höhe 
umbe  geit  (dreht  sich  um)  s.  Wb.  Ab£n4sondem  ist  tron  in  der  bed, 
donner,  s.  trono  /.  Anspruch  auf  das  rom.  wort  hat  thronus,  insofern 
der  himmd  in  der  spräche  der  Bibd  der  thron  gottes  genannt  wird.  WoJd 
durfte  man  au^h  an  celt.  tro  Tcreiß,  rundung,  erinnern,  aber  das  auch  auf 
fremdem  gebiete  einheimiscJie  wort  scheint  für  die  erster e  erTdärungeu  sprechen, 

Trou  fr.,  traue  i>r.,  trau  cat.  loch,  trouer,  traucar  durcMöchem. 
Die  prov.  form,  die  sich  auch  schon  im  mlat.  traugus  der  L.  Rip.  vor- 
findet, läßt  die  herleitungen  aus  gr.  tqvbiv,  aus  goth.  thalrko  oder  aus 
Tcymr.  trwyd  nicht  aufkofnmen,  wiewohl  sich  kaum  besseres  wird  vorbringen 
Utösen.  Die  folgende  geht  wenigstens  mit  den  Sprachgesetzen.  Prov.  tra- 
bucar  heißt  stüreen,  von  bnc  rümpf;  hatte  dies  subst.  auch  die  allerdings 
nicht  erweisliche  bedeutung  des  entsprechenden  it.  buco  loch,  so  konnte 
trabuear  durchbohren  heißen  (vgl.  it.  traforare)  und  diese  bedeutung  konnte 
sich  durch  eine  besondere  form,  das  sfsgz.  traucar  (vgl.  das  einsilbige  aul 
aius  avol)  aussprechen. 

Trouble  fr.  (m.)  unruhe,  Verwirrung,  vb.  troubler,  aUfr.  auch 
tourbler  js.  b.  C.  de  Poit.  p.  61;  von  turbula  schwärm. 

Truiller  altfr.  bezaubern,  besprechen  FC.  II,  83:  le  sain  oeil  me 
laissiez  charmer  .  .  tant  le  truilla  et  le  charma;  vom  gleichbed.  altn. 
trölla,  sbst.  tröU,  mhd.  trolle  zauberhaftes  wesen.  ^ 

Trumeau  /r.  1)  ochsenkeuli,  altfr.  schenket  oder  bein  des  menschen: 
li  Sans  li  muet  dou  cief  jusqn'au  trumel  Aubery  p.  44,  daher  trume- 
liere  beinhamisch;  2)  fensterpfeiler,  zudschenraum  zweier  fenster.  In 
beziehung  auf  die  letztere  bedeutung  darf  man  das  deutsche  trumm  an- 
führen, kurzes  dickes  stück  eines  ganzen,  besonders  wegen  des  bair.  wertes 
kegd-trUmmeT  (pl.),  balken  di^  von  einem  fenster  zum  andern  gefm,  s. 
Schmäler  I,  490. 

Trusar,  truisar,  trussar  pr.,  ebenso  lomb.  trusä,  trussä,  zsgs.  pr, 
atruissar  (atriusar  GO.)  stoßen;  lat.  trusare,  trusitare. 

Turbot  fr.  ein  Seefisch,  Steinbutte;  so  auch  engl,  turbot,  kymr.  torbwt, 
gad.  turbaid,  mndl.  turbot,  nndl.  tarbot.  Wie  der  Grieche  sein  ^dfjßoi; 
Wirbel,  kreißet,  spille,  wegen  einer  ähnlichkeit  der  form  auf  einen  fisch 
aus  der  gattung  der  butten  übertrug,  so  that,  nach  Iluet's  ansprechender 
vermuthung,  das  mittdalter  mit  dem  gleichbed.  lat.  turbo,  dem  es  nur  das 
rom.  süffig  ot  anfügte. 

Turlupin  fr.  alberner  witzling;  name  eines  possenreißers  unter 
Ludung  XIIL  (Menage). 

Turquois  altfr.  köcher,  mhd.  tärkis  bei  Wolfram;  eigentlich  tür- 
kisch, in  beziehung  auf  die  bewaffnung  der  gefürchteten  bogenschützen 
dieses  Volkes.  Türkische  bogen  erwähnen  die  dichter  häufig.  Aus  tureois 
scheint  mit  anbüdung  an  carcasso  das  gleichbed.  it.  turcasso  ent- 
standen. 


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II.  c.   VACARME-VABECH.  695 


V.    W. 

Vacarme  fr,  (m.)  gesckrei,  lärm;  von  der  mndl.  tWer/.  wach -arme 
d.  i.  weh  armer,  s.  Ferguut  p.  290,  Grimm  III,  296.  Die  frane.  spräche 
kennt  diesen  ausruf  nicJU:  wo  er  vorkommt^  nämlich  bei  G.  Guiart,  wird 
er  cds  belgisch  angeführt:  en  criaüt  wacarme  qui  yaut  autant  com  dire 
helas,  s.  Garpentier  v.  wacarme,  vgl.  Ben.  IV,  p.  239  flameiit  seut  si 
cria:  waskarme,  hiere  Renart  goade  kenape!  er  verstand  flämisch  und 
rief  cet.  Die  form  vacarme  erklärt  sich  übrigens  als  dissimilation  für 
gacarme,  vgl.  den  folg.  artikel. 

Vague  fr.  (f.)  woge,  v&.vaguer  altfr.  wogen:  la  mer  si  commenche 
ä  vaguier  DMce.p.  42,  14 ;  sicher  vom  ahd.  wäc,  goth.  vSgs,  mndl.  waghe, 
dessen  streng  frav^.  gestaltung  gague  dur(^  dissimilatian,  eur  Vermeidung 
des  mislautes,  in  vague  abgeändert  ward,  in  dem  mundartlichen  wagne 
aber  noch  zu  erkennen  ist.  Aus  Frankreich  eingeführt  scheint  altpg.  vagaa 
Canc.  ger.,  npg.  vaga.  —  Vaguer  hin  und  her  laufen,   vom  lat.  vagari. 

Vanne  fr.  kleine  schleuse  in  mühlgraben  u.  dgl.  Venna  in  fränki- 
schen und  andern  Urkunden  bedeutet  eine  verjsäunung  in  flüssen  oder 
teichen  um  die  fische  abzusperren,  z.  b.  unter  einem  königChüdebert:  cum 
piscatoria  (fischfang),  quae  appellatnr  venna,  cum  piscatoriis  omnibus, 
quae  sunt  in  alveo  Sequanae.  Unter  Childerich:  Aviaco,  ubi  Gara  lacus 
vennam  habuit.  In  einer  späteren  aus  Deutschland:  concessit . . .  unam 
vennam  pro  capiendis  salmonibus  .  .  .  quas  ipse  testis  reparavit  cum 
perticis  et  virgultis.  Daher  der  name  eines  ortes  an  der  Seine  Caroli- 
venna,  jetzt  Ghalevanne.  S.  DG.  und  Graff  III,  126.  Das  wort  ist 
noch  ungelösten  urprunges  und  scheint  weder  der  celtischen  noch  der 
deutschen  spräche  zu  entstammen.  Graff,  der  es  für  einen  korb  zum 
fischest  halt,  was  es  offenbar  nicht  ist,  verweist  auf  benna  oder  gar,  wie 
auch  Ducange,  auf  fenna  sumpf.  Aber  der  franz.  anlaut  v  läßt  sich  aus 
keinem  andern  labial  ableiten:  er  weist  entschieden  auf  den  gleichen  lat. 
anlaut.  Hier  scheint  einige  ansprüche  zu  haben  viminea  (etwas  gefloch- 
tenes), denn  diese  absperrungen  bestanden  ge  wohnlich  aus  flechtwerk,  welches 
dem  Wasser  den  durchgang  erlaubte.  Da  der  Franzose  das  suffix  eus 
nicht  anerkennt,  so  zog  er  viminea  in  vlmna  zusammen,  wie  er  z.  b.  auch 
faglnea  in  figina  (fatne),  der  Provenzale  femineus  in  feme  zusammenzog, 
indem  der  accent  auf  die  Stammsilbe  zurückwich.  Auch  vinne  begegnet  im 
mitteUatein. 

Varangue  fr.  (f)  das  erste  der  im  kiel  befestigten  seitenstücke  eines 
schiffe»;  vom  schwed.  vränger  (plur.)  rippen  des  fahrzeugeSy  nach  Diefen- 
bach,  Goth.  wb.  II,  590.  Daher  auch  5j9.  varenga  das  bauchstück  eine^ 
Schiffes. 

Var  ech  /r.  meergras,  dsgl.  gesunkenes  schiffe  pr.  varec  in  erster  bed. ; 
aus  dem  engl,  wrack  schiffstrürnmer^  ags.  vräc  etwas  ausgestoßenes. 


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696  I1.C.  VARLOPE-VEIT. 

Varlope  fr,  (f,)  Schlichthobel;  von  einem  unnadhweislichen  ndl.  ndd. 
weerloop,  weil  er  auch  zu/rücUmft?  Die  limous.  form  ist  garlopo,  ihr 
entspricht  sp.  pg,  garlopa. 

Vas  prov.  präposition^  entstellt  aus  ves,  vers  =  lat,  versus;  ebenso 
devas,  davas  aus  de  versus.  Aus  der  letzteren  roman.  form  muß  sich 
(nach  Raynouard  und  Bartsch)  vermöge  eines  seltenen  Vorganges,  durch 
zurücksiehung  des  accentes  auf  das  unbedeutsame  da  uv^  syncope  des  ra- 
dicalen  voccdes  (dävas  davs),  die  das  ausgehn  von  einem  puncte  bezeich- 
nende Partikel  daus  gestaltet  hohen,  wofür  auch  das,  dous  und  deus 
(d6vas)  gefunden  werden. 

Vaudeville  fr.  Volkslied,  liederspiel;  entstellt  aus  Vaude-vire 
gegend  in  der  Normandie,  wo  Olvvier  Basselin  am  ende  des  14.  jh.  die 
so  benannte  liedergattung  aufbrachte,   s.  die  ausgäbe  von  Du  Bois  p.  13. 

Vautrer  fr.  (nur  reflexiv)  sich  wälzen;  in  den  Wörterbüchern  des 
16.  jh.  veautrer,  voutrer,  voitrer,  im  Ren.  II,  p.  124  voltrer  =^  it.  volto- 
lare,  von  volvere. 

Veau /r.  kalb,  alt  veol,  von  vitellus;  rfoAer  v61in  zartes  weißes 
pergament  von  kalbshaut,  vßler  kalben. 

Veaus,  viaus,  viax  cet.  altfr.  partikd  für  lat.  saUem:  doinst  veaus 
une  Carito  gewahre  wenigstens  eine  gnade  Parton.  II,  87;  dites  moi  viaus 
un  seul  pechiö  sagt  mir  wenigstens  ein  einziges  vergehen  FC.  I,  218; 
dites  nous  viax  quex  hom  il  fu  IV,  41.  Das  alte  Aleaiuslied  str.  90  hat 
die  mnfachere  form  vels:  sed  a  mei  sole  vels  une  feiz  parlasses  hättest 
du  doch  nur  einmal  mit  mir  gesprochen.  Das  wort  ist  das  lat.  vel  in 
seiner  intensiven  bedeutung  (auch,  selbst),  mit  angefügtem  adverbialen  s. 
Es  verbindet  sich  mit  si,  altfr.  sivels  (siveals  LRs,  165),  pr.  sivals, 
sivaus  {entstellt  aus  sivels  wie  vas  aus  ves,  vers)  'wenn  wenigstens,  wenn 
auch  nur.     Vgl.  veruno  //.  a. 

Veiaire,  viere  altfr.  (m.),  pr.  veiaire,  auch  altspan.  (s.  Canc.  de 
Baena,  wo  vejaire  steht)  urtheil,  ansieht,  dsgl.  gesicht,  antlitz.  überträgt 
man  es  ins  lateinische,  so  paßt '  es  buchstäblich  nur  zu  vicarius,  das  im 
mittellatein  richter  bedeutete:  wie  aus  arbiter  arbitrium,  so  konnte  aus 
vicarius  ein  neutrum  vicarium  abgeleitet  werden,  und  wie  arbitrium  im 
pr,  albire  nicht  mehr  richterspruch,  sondern  meinung  heißt,  so  auch  veiaire, 
womit  zuletzt  auch  die  miene,  das  antlitz  benannt  ward;  unser  gesiebt 
ist  gleichfalls  ein  abstractum.  Die  deutung  mag  seltsam  scheinen,  aber 
veiaire  weist  gebieterisch  auf  lat.  Ursprung,  aus  videre  aber  konnte  es 
sich  nicht  gestalten.  Honnorat  kennt  ein  veraltetes  vigaire,  was  diese 
deutung  unterstützt,  vegaire  M.  168,  GAlb.  3400.  Genau  genommen 
steht  pr.  veiaire  für  veiairi  wie  albire  für  albirL  Das  wort  hat  sich  er- 
halten im  waUon.  vir,  das  zu  viere  paßt  wie  pir  zu  pierre:  k  la  vir  heißt 
aufs  gerathewohl  (auf  die  meinung,  ohne  Überlegung). 

Veit,  viet,  vieg  pr.  veretrum;  von  vectis,  das  die  L.  Angliorum 
in  demselben  sinne  anwendet.  Den  prov.  formen  entspricht  streng  die 
franz.,  man  stelle  z.  b.  lectus,  pr.  leit,  liet,  lieg,   fr.  lit  zur  vergleichung 


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ll.c.   VELOURS-VERVE.  G97 

daneben.  Die  Jierleiiung  aus  vltis  ist  nüihin  verfehlt  und  darf  nicht  mehr 
vorgebracht  werden,  seitdem  man  die  prov.  Varianten  kennt,  deren  keine 
daraus  hervorgehen  konnte.  -—  Von  ähnlichen  verblümten  ausdrücken  wür- 
den  sich  manche  bei^iele  anführen  lassen,  wie  virga  in  der  L.  Long.; 
sp.  pg.  porra  (keule),  vgl.  gr.  ^o/taXov  (dass.J.  Sollte  nicht  das  übliche 
span.  wort,  da  es  sich  mit  dem  fast  in  römische  eeit  hinaufsteigenden 
mlat.  caragius  nicht  wohl  einigen  läßt,  im  griech.  dimintäiv  x^Q^^^^^ 
(kleiner  pfähl)  seinen  Ursprung  haben? 

Velours  fr.  (m.)  sammet.  Ohne  jsweifel  ist  r  eingeschoben,  noch 
Nicot  schrieb  veloux,  velous,  das  nebst  villuse  bei  Matth.  Paris  entschie- 
den auf  lat.  villosus  führt.  Die  ital.  form  ist  velluto,  die  span.  veludo, 
eine  äUfr.  velu-eau,  von  villutus,  daher  auch  das  nfr.  vb.  velouter, 
dessen  ou  aber  wieder  in  villosus  seinen  grund  haben  muß. 

Venais on  fr.,  venaiso  i?r.  wild,  wildprä;  von  venatio. 

Vendange  fr.y  pr.  vendanlia,  bret.  beudem  Weinlese;  von  vindemia. 

Vent  d'amont  ostunnd,  vent  d'aval  westwind;  sogenannt,  weil 
der  Osten  Frankreichs  höher,  der  westen  tiefer  liegt.  Das  entlehnte  sp. 
pg.  vendaval  hat  die  bed.  südwestwind. 

Verglas  fr.  (m.)  glatt  eis;  von  verre  (m.)  und  glace  Cf.J,  wörtlich 
glas  von  eis,  das  getius  durch  den  hauptbegriff  bestimmt. 

V6ricle  fr.  (f.)  falsche  edelsteine;  gleichsam  vitriculum,  plur.  vitri- 
cula,  von  vitrum,  also  gläschen,  glasstein. 

Verjus  fr.  saß  unreifer  irauben;  zsgs.  aus  vert  jus  grüne  brühe. 

Verne  fr.,  mundartl.  vergne,  alt  berne  Roq.,  pr.  verna,  vern,  in 
den  neueren  mundarten  vernho,  averao  u.  dgl.,  auch  piem.  verna,  erle, 
euer;  ein  kräutemame  vemetus  befindet  sich  bei  Marcellus  Burd.  Von 
arbor  verna,  weil  dieser  bäum  mit  den  ersten  bUiht,  wie  auch  die  birke 
nach  der  Jahreszeit  maie  heißt?  Aber  deutlicher  geht  das  wort  aus  dem 
celtischen  hervor.  Kymr.  gwem  (f.)  bedeutet  sumpf  (bei  W.  Richards, 
fehlt  bei  Th.  Richards),  coed  gwern  erlen  d.  i.  sumpf  bäume,  auch  schlecht- 
weg  gwern,  sing,  gwemen,  dsgl.  bret.  gwern,  ir.  feäm,  womit  in  letzterer 
spräche  auch  der  buchstabe  f  benannt  wird.  Man  sehe  Ducange  v.  alnum, 
Adelungs  Mithr.  II,  76,  Diefenbachs  Celt.  I,  47,  Orig.  europ.  p.  437.  Das 
celt.  wort  bedeutet  auch  den  mast  des  schiffes,  vgl.  altfr.  en  sum  ces  maz 
e  en  cez  altes  'vernes*  asez  i  ad  carbuncles  e  lanternes  Rol.  p.  101,  wo 
es  gleichfalls  mast  oder  etwa  segdstange  heißen  muß. 

V6ron  fr.  ein  Heiner  bunter  fisch,  drüze,  comask.  vairon;  von 
varius  bunt. 

Verrat  fr.  pr.  eher;  von  vötres,  altfr.  ver  Gl.  de  Lille  10  (24), 
aber  ferrat  {für  verrat)  schon  in  den  Cass.  glossen.  Andre  bildungen  tfjind 
verrou,  verau,  verrot,  norm,  vörard,  sp.  verraco,  pg.  varrao. 

Ve  rrou,  verrouil  fr.,  verrolh  pr.  riegel;  von  verueulnm  kleiner  spieß. 
Prov.  ferrolh,  pg.  ferrolho,  sp.  herrojo,  waUon.  förou  können  dagegen  von 
fermm  abgeleitet  sein  oder  doch  den  anlaut  daher  enUehnt  haben. 

Verve  fr.  (f.)  laune,  eigensinn.    Auf  einer  lat.  inschrift  findet  sich 


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698  II.  c.   VESCE-VIAS. 

verva  mit  der  bed.  widderkopf^  eiffenÜ.  als  aiercUh  an  denkmalern  (OrdU 
Inscr.  lat):  sollte  das  frone,  wort,  dessen  begriffsentuncMung  das  ü. 
Capriccio  aus  q^,^qt  erlätäem  könnte,  dieses  Ursprunges  sein?  JedesfaUs 
indessen  legt  die  alte  spräche  dem  worte  einen  andern  sinn  bei,  etwa  umrf^ 
Schwung,  vgl.  Ruteb.  1, 93.  320,  und  dem  nähert  sich  diß  neben  der  obigen 
vorhandene  bed.  in  verve  po6tique.  Man  darf  dabei  an  das  ndl.  werf 
oder  werve  actio  oder  besser  werp  =  worp  jactus  KU.  erinnern  und  ^lan 
von  laDcer  vergleichen.  Seltsam  ist  die  bei  Zalli  vorkommende  pi&n.  form 
verver. 

Vesce  fr.  wieke;  für  vece,  von  vicia,  it.  veccia. 

Vötille  fr.  kleinigkeit,  bagatelle,  vötiller  sicJi  mit  unnüteen  kleinig- 
keiten  beschäftigen;  auch  piem.  vetilia,  vb.  vetilie.  Man  leitet  vötiller  mü 
hülfe  einer  starken  syncope  wold  von  vitilitigare  muthunllig  eatücen.  Bessere 
ansprüche  hal  vielleicht  vitilia  geflochtene  Sachen,  körbe  cet.  (sachen  von 
geringem  werthe),  vgl.  wegen  der  bedeutungen  laJt,  gerrae  1)  geflrochtcne 
Sachen,  vitilia,  2)  possen,  v^tilles  (woeu  Festus  eine  etymologische  sage 
mittheüt).  Scheler  erblickt  darin  ein  diminutiv  von  vetus,  cdte  werthlose 
Sachen. 

Veule  fr.  uwich,  schwach.  Bei  den  Alten  hieß  es  eitel,  leer:  tant 
iert  fiers,  cointes  et  veules  Boq^.  s.  v.,  und  allitteriert  gerne  ftiit  dem 
synonymen  vain:  veulz  et  vains  l.  C,  womit  lat.  inanes  übersetat  wird; 
noch  jetist  nennt  man  einen  cileu  leichten  boden  terre  veule.  Eine  altfr.form 
ist  vole,  bei  Butebetrf  II,  167  pensöe  vole;  ihm  ist  auch  der  ausdruck 
vain  ne  vole  sdir  geläufig.  Diese  form  muß  hier  den  weg  /zeigen,  veule 
konnte  daraus  entstehen,  nicht  umgekehrt.  Vole  aber  ließe  sich  <ms  fri- 
volus  erklären,  erlaubte  sich  die  frane.  spräche  so  starke  abkürsungen. 
Aber  herkunft  aus  dem  subst.  vola  (hoMe  hand)  ist  zulässig,  entweder  so, 
daß  man  das  hohle  für  das  leere  nahm,  oder  daß  das  adjectiv  aus  dem 
compos.  van-vole  nichtige  sache  (vanavola)  Ben.  I,  147,  geschrieben  vent- 
vole  TCant.  p.  76,  herausgezogen  ward,  indem  man  dies  in  vain  et  vole, 
vole  et  vain  zerlegte.  Dieser  deutung  ist  die  endung  e,  sofern  sie  lat.  a 
entspricht,  günstig. 

Viande  fr.  fleisch  zur  nahrung,  ursprüngl.  und  noch  in  den  Wörter- 
büchern des  16.  jh.  lebensmittel;  von  vivenda  in  unpassender  anwendung; 
pr.  vianda.  Ifdl.  vivanda,  zsgs.  provianda  proviant,  verrathen  mit  der 
abl.  and  offenbar  franz.  herkunft.  Fleisch  also  ward  als  das  eigenüiche 
nahrungsmifiel  betrachtet,  wozu  die  vergleichung  des  engl,  meat  aus  ags. 
mete  (speise)  sich  leicht  darbietet.  Dem  h^Uigen  viande  entspricht  in  der 
alten  spräche  carn  durchaus:  tut  te^durai  .  .  pain  e  carn  e  vin  aUcs 
unll  ich  dir  geben,  brot,  fleisch  und  wein  Alexs.  45. 

Vias  altfr.,  pr.  viatz,  zuweilen  vivatz  geschr.,  adverb  für  lat.  dto; 
von  vivax,  oder  besser,  da  dies  den  accent  auf  der  ersten  sUbe  hat,  vom 
comparativ  vivaciuB,  der  sich  dem  lat.  ocius,  dem  nUat.  citins  Gl.  Ker. 
u.  s.  w.  vergleicht,  eine  von  der  uralten  form  vivaziu  unterstützte  annähme, 
s.  AUrom.  glossare  p.  117.    Die  neuprov.  mundart  spricht  dafür  vivacer, 


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ILc.    VIDAME-VIS.  699 

viacer.  —  Das  zweisilbige  vias  hätte  von  Orelli  nickt  mit  dem  einsilbigen 
viaus  (s,  oben  veaas)  verwechselt  werden  sollen;  beide  sind  gane  ver- 
schiedenes Stammes, 

Yidame  fr.  stiftsamtmann;  von  vicedominas,  woher  auch  unser 
vizthum. 

Vi  de  fr,,  altfr,  cat,  vuid,  pic,  wide,  pr,  vuei,  voig,  wallon,  vud, 
chw,  vid  feer,  von  viduus  mit  versetj^tem  ersten  u;  vb,  vider,  alt  vuidier, 
pr,  vuiar,  voidar,  cat.  vuydar  (baidar  J,  Febr.  164)  leereny  von  yidnare; 
jsfsgs,  dövider  abhaspeln,  alt  desvuidier  NF,  Jub,  /,  174.  Vuit  reimt 
altfr.  auf  cuit  und  noch  P,  Bamus  cap.  6  erkennt  in  vuider  denselben 
diphthong  toie  in  paiser:  darum  ist  nicht  etwa  an  das  ahd.  wit  (vastus, 
vacuus)  au  erinnern  und  das  pic.  wide  dabei  aneuführenj  dessen  w  das 
alte  vu  vertritt.  Anders  gestaltete  sich  viduus,  vidua  in  veuf,  veuve^ 
pr,  veuva,  vezoa,  sp.  viuda,  pg,  viuva,  it.  vedova,  wal,  vedüve  (letzteres 
nach  MiJUosich  slavischer  herJcunfi). 

Vidimer/r.  eine  abschriß  beglaubigen;  von  yidimus  wir  hohen  es 
gesehen. 

Vierge  fr.  Jungfrau;  unregdmäßige  bUdung  für  verge,  das  mit 
verge  =  virga  eusammen^etroffen  wäre,  altfr.  gewöhnlich  virge  w  ersterer, 
verge  in  letzterer  bedeutung.  Ganz  cMerthünüich  ist  virgine  =  pr.  ver- 
gena  Jungfrau  Maria. 

Vignette  ur^prüngl.  randverzierungen  eines  buches;  eigenU,  wein- 
stöckchen,  weil  sie  weinranken  vorzustellen  pflegten, 

Vignoble  fr.  (m.)  mit  rtben  bepflanzter  landstrich.  Entstellt  aus 
vignole  (f.)  =  it.  vignuola  kleiner  Weinberg?  aber  dies  eingeschobene  b 
könnte  sich  nicht  einmal  mit  chasuble  rechtfertigen,  das  aus  it.  casupola 
entstafhd.  Nur  als  compositum  läßt  sich  das  wort  verstehen  und  als  solches 
paßt  es  buchstäblich  zu  vini  opulens  mit  weggeworfenen  endconsonanten 
une  in  serpe  von  serpens,  also  weinreich,  etwas  weinreiches,  Weingegend. 
Ist  die  deutung  richtig,  so  muß  die  entstehung  des  wertes  hoch  hinauf- 
gehen, da  opulens  kaum  romanisch  ist  (it.  opulente),  ein  mlat.  vinoblium 
reicht  nur  in  das  13.  jh:  hinauf,  vignoble  steht  z.  b.  Gaydon  p.  108. 
Schder  vermuthet  in  dem  werte  eine  entsteUung  aus  vin-obre  eig.  ort  wo 
man  wein  machte  obre  von  operari. 

Viguier  /r.  pr.  richter,  Schultheiß,  sp,  veguier;  von  vicarius  Stell- 
vertreter des  grafen  in  dörfem  und  Ideineren  Städten. 

Vilebrequin  traubenbohrer ;  nach  Frisch  vom  ndd.  winboreken, 
vgl.  nhd.  windelbohrer  und  mndl.  wimpel-kin  (engl,  wimble).  Dem  ent- 
spricht augenscheinlich  sp.  b'e  rbi quf ,  pg.  berbequim,  pic.  biberquin  u.s.  w. 

Vimaire  fr.  (f.)  Sturmwind,  der  die  bäume  des  waldes  niederreißt, 
latinisiert  vimarium;  allgemein  mit  vis  major  erklärt. 

Viorne  fr.  (f.)  mehlbeerbaum;  von  vibumum,  it.  viburno. 

Vis  fr.  (f.)  schraube.  Man  zieht  es  aus  dem  rom.  vb.  virer  drehen, 
aber  daraus  entsprang  kein  feminin  dritter  decl.  vir  und  endlich  vis. 
Eher  wäre  man  berechtigt,  an  das  lat,  vis  (gewalt)  zu  denken,  da  das 


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700  ILc.   VITECOQ-WELKE. 

frarns.  wort  zumal  die  schraube  an  der  presse^  den  ewang  oder  druck  der- 
selben bedeutä.  Unbedenklich  aber  ist  folgende  herleitung.  Prot,  vitz, 
altfr,  vis  heißt  Wendeltreppe,  also  etwas  spiralförmiges,  offenbar  das  lat, 
vitis  ranke  der  reben  und  anderer  gewächse,  di€  sich  spiralförmig  hinauf- 
winden^  ital  vite  ranke,  schraube,  altfr.  viz  LRs.  360,  auch  piem.  vis 
oder  vi  in  letzterer  bed. 

Vitecoq  altfr.  norm.  Schnepfe;  vom  gleichbed.  ags,  vudcoc,  engl. 
woodcock  d.  i.  waldhahn. 

Voeu  fr.  (m.)  gdübde;  von  votum,  pr.  vot;  daher  vb.  vouer  ge- 
loben, pr.  vodar.    Zsgs.  ist  dövouer  uHdmen,  lat.  devotare. 

Voire  und  voir  altfr.  pic.  adv.;  von  lat.  vere  wahrlich. 

Voison  altfr.?  lothr.  veho  (in  Metz  y^choti  Jacht  58),  wallon.ynhai 
u.  a.  formen  (Grandgagnage  Noms  d^anim.  p.  10)  iltis,  stinktMer,  mlat. 
veso:  patosioram  et  jaxta  aliorum  linguam  vesonum  pellibas  utantar 
(12.  Jh.),  auch  sp.  veso  (Seckendorf) ;  muthmaßlich  mit  vertauschtem  suf- 
fix  vom  ags.  vesle,  mhd.  wisel,  womit  ein  thier  desselben'  geschlechtes  be- 
nannt wird.    Hieher  auch  norm,  veson  liederliches  weibsbild? 

Voiture  fr.  wagen,  fuhrwerk;  von  vectura  das  fahren,  it.  vettura. 

Volpilh  j>r.  feige,  verzagt,  das  gegentheil  von  arditz  Ghx.  III,  256; 
adj.  aus  dem  sbst.  valpecala  fuchschen,  das  sich  auf  auswege  verstehende, 
der  gefahr  ausweichende  thier,  in  der  L.  Sal.  an  Schimpfwort  (si  quis 
alterum  vnlpiculam  clamaverit  etc.).  Die  altfr.  spräche  braucht  ihr  golpil 
nicht  in  diesem  sinne,  wohl  aber  das  vb.  goapiller  feige  handeln. 

Voyer  fr.  wegeaufseher;  von  viarius.  Aber  in  älterer  bedeutung 
trifft  es  zusammen  mit  vicarias  und  scheint  daraus  entstanden,  s.  Ducange 
V.  viarius. 

Voyer  /r. in  convoyer  geleiten,  euYoyer senden,  sbst.  convoi,  envoi; 
auch  den  schwesterprachen  bekannt,  doch  ist  das  it.  convojare  {neben  con- 
vogliare)  dem  franz.  nachgesprochen.  Das  einfache  lat.  viare  heißt  gehen, 
viam  facere;  smteyisLre  vorausgehen;  *conviare  würde  heißen  mit  einander 
gehen,  transit.  begleiten,  convoyer;  inviare  sollte  heißen  sich  auf  den  weg 
begeben,  transit.  senden,  envoyer,  es  findet  sich  aber  nur  einmal  bei  Solin 
und  zwar  in  der  unromanischen  bed.  etwas  betreten.  Ältfranz.  schrieb 
man  für  en-voyer  auch  ent-voyer,  also  mit  anwendung  der  raumpartikd 
inde,  s.  darüber  G.  Paris  im  Jahrb.  VI,  364,  Brächet  Gramm,  hist.  224. 

Vrai  fr.,  altfr.  pr.  verai  wahr;  nicht  von  verax,  es  setzt  vidtnehr 
veracus  voraus,  wie  aus  ebrius  ebriacus,  pr.  ybriai  Chx.  III,  169,  er- 
wuchs, vgl.  wegen  der  endung  Gambrai  aus  Gameracam,  Doaai  aus  Dnacam. 

Vr^der  /r.  (^vrlt.)  hin-  und  herlaufen;  von  veredus  postpferd,  vgl. 
sp.  vereda  II.  b. 

Waggon  ein  fuJ^rwerk  (neues  wort);  aus  dem  engl,  waggon,  ags. 
väeen  =  dtsch.  wagen. 

Welke  altfr.  ein  schalthier,  seemuschd  MFr.  II,  p.  102;  vom  ags. 
veolc,  engl,  wilk,  mndl.  welk  dass.  Mlat.  ad  unum  ferculum  dantur 
cuilibet  domino  duo  velkones  Ephem.  mon.  S.  GaU.  DG. 


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II.C.   WERBLER-ZESTE.  701 

Werbler,  werbloier  aJtfr.:  si  bei  werbloie,  si  bei  chante  FC. 
/,  299;  vom  dischen  wivhehi  (mit  der  stimme),  twß.  wervelen,  enpZ.  whirl. 

Wigre  äUfr.  speer  Hol.;  vom  aUn.  vigr  oder  ags.  yig€Lr,  vigur  dass. 

Wilecome  eine  altfr.  beffrüßung^  vb.  welcumier;  im  12.  ßi.  ein- 
geführtes wort,  ags.  \ilcnme,  vilcumiaii;  ^^2.  welcome,  dtsch.  willkommen, 
bewillkomuinen.  Vilcom  hieß  auch  der  becher,  den  man  dem  gaste  zu- 
bringt, ungr.  billikom,  üal.  (nachüedi)  bellicone,  nfr.aber  vidrecome. 
8.  Frisch  II,  448' . 


Ypr6au  fr.  eine  art  der  ulme,  aus  Ypem  nach  Frankreich  gekom- 
men, daher  der  name. 


z. 

Zeste  /r.  (m.)  der  sogenannte  sattel  im  innem  der  nuß,  der  sie  in 
vier  theile  spaltet.  Das  wort,  dessen  herkunft  noch  unermittelt  scheint, 
entstand  aus  schistus  {axioTog)  gespalten,  aber  in  activen  sinn  (etwas 
spaltendes)  übergetreten,  wenn  nicht  ursprüngh  die  nußtheüe  selbst  diesen 
namen  führten,  wie  in  der  comask.  mundart  ein  solches  theilchen  fis  (von 
fissus)  genannt  wird,  s.  Monti  suppl.  Das  frane.  z  vertritt  hier  seh,  wie 
das  nächstverwafidte  c  in  c^dale,  von  schedula,  diesen  laut  vertritt. 


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ANHANG 


VON 


AUGUST  SOHELER. 


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I. 

GEMEINROMANISCHE  WÖRTER. 


Abrigo.  Dem  etymon  apricns  redet  auch  Bugge  entschieden  das 
wort  (Rom.  IV,  338).  Allerdings  heißt  apricus  ,,der  sonne  ausgesetzte^, 
aber,  wie  Salmasius  ad  Solinum  bemerkt:  „apricus  vocatur  non  omnis  soli 
expositus  locus,  sed  is  demum  qui  soli  tepido,  temperato,  hon  torrentissimo 
patet^^  So  gesellte  sich  eum  ausdruck  der  begriff  „vor  kalte  geschütist, 
mildere ;  daher  apricissimus  dies  (Colum.),  apricum  tempus  (Calpum,), 
apricus:  jocundus,  delectabilis,  proprie  autem  locus  sine  frigore  (Mai, 
Class.  auct.  VIII,  62),  locus  temperatus  sine  vento  (Erfurter  glossen 
p,  270,  Nr,  302).  Auch  dem  vb.  apricare  hing  die  bedeutung  „schiUzen^^ 
an:  ventis  trigidioribus  altus  paries  resistat  qui  locum  possit  defensis 
sedibus  apricare  (Pallad.  I,  38);  Martinianum  suscipit  fraternitas  rec- 
toque  apricat  et  cibo  (Paulinus  Nol.  Carmen  13  ad  Cytherium,  v.  311). 
Bugge  vergleicht  noch  das  scandin.  hlyr  gemäßigt,  milde,  hlya  foverc, 
schütten,  vom  stamme  hl6  schütz.  —  Mich  bedünkt,  daß  die  einfache 
thatsache  eines  spätlat.  apricare  =  schützen,  decken  (protegere)  der  frage 
eine  vollkommen  genügende  lösung  gibt;  es  braucht  nur  das  std)st.  als 
davon  abgeleitet  betrachtet  zu  werden,  und  die  controverse  verliert  ihren 
grund;  es  wird  niemand  jenem  SL^ricsre  ein  grundwort  apricus  abstreiten 
wollen. 

Acceggia.  Die  form  acceia  hcU  Bönsch  schon  in  einein  sehr  alten 
Itala-codex  vorgefunden,  s.  Jhrb.  XIII,  184. 

Agina.  S.  Tobler  zum  Pariser  glossar  7692  (Jhrb.  XII,  206), 
wo  offenbar  agina  statt  aguia  und  wohl  auch  hatance  st.  hautesce  ge- 
lesen werden  muß;  Tobler  dtirt  auch  das  prov.  Glossar  7667:  cochar, 
citare,  festinare,  aginare. 

Agio.  Auf  grund  des  volksüblich  lat  asa  =  ansa,  in  fig.  sinn 
anhält,  leichtigkeity  gelegenheU  {Plaut.  Persa  IV,  4, 121:  quaerere  ansam 
infectum  ut  faciat)  mag  eine  derivativform  *asium,  *a8ia  sich  gebildet 
haben,  wie  aus  praesepe,  occiput,  pupa,  concha  die  büdungen  praesepium, 
occipitium,  it.  poccia  (=  *pupia),  tose,  coccio,  coccia  entstanden  sind. 
Also  stellt  sich  Bugge  die  entstehung  des  rom.  wortes  agio  vor  (Rom. 
IV,  349).  Mit  der  von  Darmesteter  (Rom.  I,  167)  aus  dem  11.  jh.  nach- 
gewiesenen  bedeutung  von  aise  „espace  vide  aux  cötes  de  qgn.^\  wolher  die 

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706  ANHANa  I.   AGUGLIA-ANCA. 

redensarten  "^Mre  aux  aises  de  qqn.,  Hre  ä  san  aise,  stdU  derselbe  gelehrte 
den  atisdmck  ansatas  incedit  bei  Platdtis  (Persa  II,  6,  7)  zusammen, 
auf  einen  menschen  bezogen  =  'jtn  subniocus  alis  se  %nfert\ 

Aguglia.  Etwas  schärfer  begründet  die  fr  am,  endung  uille  Mussa- 
fia  Rom.  II,  478  anm.  unter  berücksichtigung  einer  ansieht  AscclVs 
(Saggi  lad.  76  anm.). 

Ajuto.  Im  dUfrane.  hatte  das  jetzige  verb  aider  zwei  gestaUungen: 
vor  tonloser  endung  verblieb  das  volle  thema  des  lat.  Wortes  y  also 
adjüto,  /r.  ajue;  vor  betonter  silbe  wurde  ajut  zu  ajt,  aYd,  aid  syncopiert: 
also  ajutatis  =  /r.'aidiez,  ajutare  =  aidier;  vgl.  Darmesieter,  Rom.  V, 
164.  Den  beiden  themen  entsprechen  die  altfr.  Verbalsubstantiven  ajne 
einer-  und  aide,  aüe  andrerseits. 

Alb  ergo.  Genauere  unterschiede  zwischen  aaberge  und  herbere 
hinsichtlich  des  alters  ihrer  resp.  etyma^  die  zeitlich  sehr  verschieden, 
stellt  d'Arbois  de  Jubainvüle  Rom.  I,  139  ins  licht. 

Almanaceo.  Nach  Mahn  (Herrig' s  Ar  eh.  L  VI,  422)  von  Arabern 
und  Juden,  die  zuerst  holender  verfertigten,  gebildet  aus  manaehas,  dar. 
liitjvaxog  mondkreis  an  der  sonneniAr,  weil  der  holender  wie  dieser  auch 
monate,  zeichen  des  thierkreises  u.  dgl.  angab. 

Amaca  ist  ein  wort  der  Gwiranisprache,  und  findet  sich  schon  in 
einer  span.  schrift  von  1625,  also  bevor  Holländer  oder  Deutsche  den 
neuen  erdtheil  besucht  haben;  s.  Littre  suppl. 

Amalgamare.  Devic  (Dict.)  scheint  die  etymologie  jtidkayfia  nicht 
zu  kennen  und  kommt  bei  seinem  versuche,  das  wort  aus  dem  arab.  zu 
erklären,  zu  keinem  sicheren  resultat.  In  dem  bei  Ste.  Palaye  aufg^ührten 
algame  erkenrU  er  arab.  al-djam'a  conjunctio  oder  al-djima'  consuwmaiio 
matrimonii. 

Ambasciata.  Unter  Zurückweisung  der  Zeuß' sehen  ableittmg  vom 
kymr.  amaeth  tmd  der  Grimm'scften  von  goth.  antbak  „im  rücken  stehen- 
der diener^^  erklärt  Mahn  (Herr ig' s  Arch,  LVI,  422)  ambactas  durch 
altcelt.  ambi +arwor.  aketax  emsig,  fleißig,  von  aketi  fleißig  sein,  also  = 
afiq)mokog.  —  Für  dos  lot.  ambaetus,  uH>her  es  aueh  zu  holen  sein  mog, 
findet  sich  pr.  abah,  altfr.  abait  (IL  c). 

Amonestar.  Gomu  ist  der  ansieht,  dieses  sdtsame  wort  möchte 
sich  einfacher  und  ebenso  correct  aus  molestare  herleiten  lassen;  der  Pro- 
venzale  habe  ja  noch  das  einfache  mouestar;  grundbedeutung  wäre  also 
„einen  mit  vorunirfen  behelligen,  zurechtweisen^^;  allerdings  möge  t^dmonere 
auf  die  bildung  des  Wortes  eingewirkt  haben;  bemerkenswerth  sei,  dass  es 
dem  Italiener  fremd  geblieben.  Der  Urheber  dieser  etymologie  ist  durch 
das  in  Montbovon  (Haule-Gruyere)  üUiche  monaxta  "^  einem  seinen  iibdn 
lebenswandel  vorwerfen  darauf  geführt  worden;  s.  Rom.  III,  377.  Wir 
hätten  also  in  monestar  eine  doppd-  oder  scheideform  von  molestar,  fr. 
molester. 

An  ca.  Bugge  (Rom.  III,  162)  trennt  fr.  anche  röhre  von  hauche 
=  it.  sp.  pg,  pr.  anca;  letzteres  sei  das  dtsc^  hanke  hüfle,  Schenkel  beim 


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ANHANG  I.   ANCHE-ASTUCCIO.  707 

pferde  (verschieden  van  aAcJ.  ancha  tibia,  cmsj  und  gehöre  demnach  nach 
Kuhn  (Ztschr.  f.  v.  spr.  IV,  431)  »um  vb,  hinken,  une  schenke!  0U 
einem  gleichbed.  '''skinken. 

An  che.  Suchier  (Gröbers  Ztschr.  i,  432)  hält  pr.  ancanuech,  cdtfr. 
enquenuit  für  zusammengesetzt  nicht  aus  anca-fnuech,  enque-hnuit,  son- 
dern aus  anc  f  anuech,  enc+annit.  Der  zweite  bestandtheil  ist  ihm  ein  dem 
lat.  ho-die  genau  entsprechendes  fem.  ha-nocte;  vgl.  wegen  des  tat.  ha 
die  ort.  gier  und  ore. 

Andare.  Zum  fr.  aler  gehört  das  merkwürdige  dUfr.  sbst.  ale  Zu- 
lauf, s.  meine  Olanures  lexicographiques  Jahrb.  X,  246. 

Argano.  Sterm  (Rom.  11,  328)  stellt  das  wort  zu  yegavog  (kranich 
und  krahn),  das  bei  den  Gelten  garanos  gelatUet  zu  haben  scheint.  Aus 
garanos  umrde  argano  unter  einwirkung  von  organo,  von  dem  es  stets  in 
den  it.  mundarten  geschieden  ist.  —  S.  auch  Schneller^  Rom.  volksmund- 
arten  in  Südtirol  108.     Vgl.  auch  argue  U,  c. 

Argine.  Bugge  (Rom.  HI,  161)  belegt  die  form  arger  durch 
Prisdan  35  =  659  F.:  arger  quoque  dicebant  (antiqui)  pro  a^er. 

Articiocco.  Devic  verwirft  entschieden  das  übrigens  nicht  ver- 
bürgte ardi  chanki  und  sieht  im  it.  und  fr.  worte  (miat.  articoctus,  arti- 
coccus)  eine  entstdlung  des  gr.  td  dgrorixa  y^tetes  d'artichaut^^  (s.  Joum. 
asiat.  janv.  1862,  p.  83). 

Artigiano.  Eine  andere  arhsicht  Ober  entstehung  des  suffioc  it. 
-igiano  u.  s.  w.  entwickelt  Flechia  Post.  etim.  13.  Ihm  zufolge  entspricht  es 
in  allen  fällen  einem  prototyp  -ensi-ano.  Äf4'  grund  von  lat.  laterculensis, 
flor.  laudesi  (lobsinger),  cors.  piatesi  (Sachwalter),  seien  formen  wie  ar- 
tenses,  tnrrenses,  partenses  nichts  weniger  als  unwahrscheinlich.  Übrigens 
würde  artitus  ni4M  artit-i-anns  ergeben  können,  vgl.  Neapolit-anus,  ere- 
mitano,  sard.  tnrritann  (=  torrigiano). 

Ascla.  Mussafia  (Beitrag  zur  künde  der  norditalienischen  mund- 
arten im  XV.  jahrh.  Wien  1873,  s.  110)  ist  der  ansieht,  daß  so  lange 
u  in  assula  vorhanden  war,  ss  nicht  leicht  zu  st  geworden  wäre;  erst 
die  im  volksmunde  gewiß  sehr  frühzeitig  erfolgte  contraction  führte 
zu  stl.  Die  form  astula  ist  eine  spätere  restitution  des  \x.  JEr  ver- 
gleicht für  ssul  ssl  stl  das  wort  pessulns  pesslus  pestlas  (pestulns  wie 
astula  zu  beurtheilen),  daraus  senesisch  pestio,  dann  auch  pesclus 
peschio.  Ferrari' s  reihenfolge  scheint  also  richtiger:  assula  ass'la  astla 
astula  astella. 

Assai.  L(xt.  satis  gab  dem  alt  fr.  das  subst.  s6s  genüge,  befriedi- 
gung,  s.  Jahrb.  X,  267,  und  Grob.  Ztschr.  1,  158. 

Assettare,  sofern  es  einrichten,  ordnen  bedeutet,  ist  nicht  lat.  as- 
sectare,  diesem  würde  nu/r  ein  prov.  aseitar  genügen,  sondern  =  asse- 
ditare;  Storm,  Rom.  IT,  165. 

Astuccio.  In  altfr.  estuire  NFC.  247,  451  (Et  pren  de  la 
busche  en  Testuire),  wenn  es  anders  die  weibliche  nebenform  von  estui 
behalter  ist,  erkennt  Tobler  dasselbe  eingeschobene  r,   dem  er  die  bildung 


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708  ANHANG  I.   ATAUD-BIADO. 

von  mire,  grammaire   u.   a.   euschreibL     Ebenso  findet  sich  für  (ütfr. 
estuide  =  Studium  im  Born,  de  la  Base  4073  die  form  estuire. 

Ataud.  Auch  Engelmann  (s.  66)  erkennt  im  arab.  täbüt  den  Ur- 
sprung des  sp,  atahud;  Rom.  II,  91. 

Avania.  Die  bed.  kopfgeld  oder  wegsteuer  scheint  die  ursprüngliche 
0U  sein^  aber  über  die  quelle  des  worts  herrscht  noch  dunkel;  s,  Devic,  der 
wegen  der  nebenform  avaria,  averia  (in  genueser  Urkunden)  verwandtschaß 
mit  lat.  angaria,  it.  angheria  vermuthet. 

Bagatella.  Schuchardt  (Zeitschr.  XXI,  451)  fragt  ob  dieses  wort, 
so  wie  bagattinO;  nicht  zu  bacca  (baca)  eu  ziehen  sei;  er  vergleicht  we- 
gen der  bed.  von  bagattino,  it.  bajocco  romische  und  bajella,  toskanische 
Scheidemünze,  „die  eher  auf  it.  bajnca  Ueinigkeit,  als  auf  it.  bajo  braun 
hinweisen^^.  —  Im  suppl.  führt  UUre  aus  einer  lat.  schriß  des  16.  jh. 
eine  stelle  an,  wo  bagatella  als  chirurgischer  ausdruck  gebraucht  ist  und 
'ring,  reif  zu  bedeuten  scheint. 

Bajo.     Wegen  bajocco,  s.  oben  bagatella. 

Balicare,  s.  ballare» 

Ballare.  Gehort  nach  Schuchardt  zum  weit  verbreiteten,  schwingen, 
schwanken  ausdrückenden  stamm  bal,  zu  dem  auch  balicare,  fr.  ballant 
schlenkernd  und  ballotter  gehören.    S.  auch  Schder. 

Bande.  Wegen  arriere-ban  sehe  man  d'Arbois  de  JubainviUe 
Rom.  I,  141,  der  ahd.  hariban,  als  unbelegt,  nicht  anerkennt  und  auf  das 
fränkisch-lat.  [c]harebannu8,  arribannus  (zeit  der  Merounnger),  hari- 
bannum  (zeit  der  Karolinger)  zurückgeht;  arbannum  datirt  von  1102. 

Barbae  an  e.  Die  zss.  balah-kaneh  befriedigt  nicht;  dcts  von  Devic 
angerufene  arab.  barbakh  wasserröhre  stimmt  höchstens  zu  einer  der  von 
Littre  dem  worte  beigelegten  bedd.,   auch  rMthigenfoiUs  zu  ^Schießscharte^. 

Bargagno.  In  ital.  mundarten  findet  man  auch  bragagnar  tasten 
und  Mussafia  untersucht,  ob  es  ein  homonym  von  bargagnare  oder  gleiches 
Ursprungs  ist,  kommt  aber  zu  keinem  sichern  resultate;  s.  Beitr.  37. 

Ben  na.  Die  form  banasta  (für  banastra)  ist,  wie  Storm  meint, 
eine  angleichung  an  das  verbreitetere  canasta  (für  canastra).  Wegen  aus- 
falls  des  r,  vgl.  sp.  madrasta,  orquesta,  pg.  rasto,  it.  trasto,  catasto. 

Berretta.  Neben  barrette  hat  der  Franzose  auch  die  masc.  formen 
berret,  b6ret 

Berta.  Nach  Littre  ist  bertauder,  bretauder  aus  ältfr.  bertonder 
entstellt  (ber  =  bis  +  tondere).  Damit  hängt  ohne  zweifei  zusammen  das 
mundartl.  it,  bertonar  die  haare  abschneiden,  dem  Mussafia  (Beitr.  33) 
mit  Galvani  dieselbe  Zusammensetzung  zuerkennt.  Dazu  stimmt  das  von 
Scheler  (nach  Oudin  und  Menage)  angeführte  altfr.  bertouser  (bis  +  ton- 
sare). 

Biad  0.  Neben  fr.  emblaver  verdiente  gleichfaUs  das  entgegengesetzte 
altfr.  und  mdrtl.  d^blaver  das  getreide  abräumen,  dann  abräumen  im  allg., 
jetzt  nur  noch  in  der  form  d^blayer  üblich,  sowie  r-emblayer,  sbst.  rem- 
blai,  eine  erwähnung. 


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ANHANG  I.   BIAVO-BRAVO.  709 

Biavo.  Dem  d  in  biadetto,  sbiadato  {auch  sbiadito)  entspricht  das 
in  chiodo  (clavas)^  s.  II,  a. 

Bicocca.  Mail,  com.  bicocca  heißt  haspel,  winde  (Monti  dachte 
an  dtsch.  wickeln);  vgl.  coniask,  bicoche  knäud  (Mussafia,  Beitr,  46 j 
antn.), 

Bigio.  Der  nordostmnd  heißt  wohl  bise,  tveü  sich  der  himmel 
dabei  verfinstert;  die  Schweizer  nennen  den  tvirklichen  nordostwind  „bise 
noire^^;  in  Como  wird  biss  ^ finster^  vom  bedeckten  himmel , gebraucht;  s, 
Born,  ir,  256, 

Bis.  Eine  belehrende  Untersuchung  über  diese pejorativ-^artikel  nach 
Ursprung  {lat.  bis)  und  begriffsentwicklung  hat  Darmesteter,  Mots  com- 
poses,  p.  108y  angestellt, 

Boca.  Statt  box  scheint  besser  die  in  vielen  Jiss.  des  Plinius  vor- 
findliche  form  boca  Steffen  zu  müssen;  davon  kommt  fr.  bougui^re,  npr. 
buguiero  art  netB  {ursprünglich  eum  fangen  der  bogues),  welchem  it,  bo- 
gara,  sp.  boguera,  pg,  bogueiro  entsprechen. 

Bosco.  Canello  sieht  im  nüat.  boscus  das  gr.  ßoaxog  weide  und 
beruß  sich  auf  die  Vermischung  der  begriffe  waid  und  weide  in  lat.  saltus, 
nemus,  silva;  cmch  stimme  ßooxog  besser  zum  offenen  o  von  bosco  als  das 
hypothetische  ahd,  buwise;  Rivista  II,  111.  Auch  Storm  bezweifelt  das 
Grimmische  etymon  bfiwisc;  dc^  dtsche  basch  habe  niemals  bauhole  ge- 
heißen. Fr,  bois  lasse  sich  nicht  von  buisson  trennen  und  sei  also  =  lat. 
buxus;  der  diphthong  ui  in  fr.  buis  sei^  wie  Havel  Rom.  III,  332  darge" 
than,  durch  exceptiondle  entwicklung  eingetreten  und  auch  das  sp.  bosqae 
(nicht  buesque)  lasse  auf  ein  geschlossenes  o  des  vulgär-lat.  Wortes  scMiessen. 
Der  name  der  species  sei  auf  das  genus  übertragen  worden,  une  umgekehrt 
der  name  des  genus  in  dgvg  (ursprüngl.  =  bäum)  sich  zur  bezeichnung 
einer  einzelnen  art  verengt  habe.  Von  „baum^^  hohe  sich  sodann  der  begriff 
zu  yjbaumgruppe^^  erweitert.  Für  die  nähere  ausführung  dieser  ansieht, 
mit  bezugnahme  auf  die  verschiedenen  derivaten  des  Stammes  bocs,  bosc, 
s.  Rom.  V,  169. 

Bosso.  Bossolo  leitet  Caix  (Stud.  etim.  I)  von  puxida,  wie  tres- 
polo  von  trespida;  da  jedoch  dasselbe  wort,  wie  Diez  angibt,  auchbuchs- 
bäum  bedeutet,  ist  nicht  abzusehen,  warum  für  beide  bedeutungen  ein  ver- 
schiedenes etymon  aufzusuchen  wäre;  s.  Rom.  V,  170,  Zu  bemerken  ist 
hier  noch,  daß  die  Italiener  die  pyxis  nautica  nicht  mit  bossolo  sondern 
mit  der  scheideform  bussola  bezeichnen,  —  Ein  fr,  bossette  büchse  ist  mir 
nicJU  bekannt, 

Br'aca.    Äbl.  altfr,  braier,  braiel,  braieul  leibgurt, 

B  ran  ca.  Daß  branca  schon  in  der  rustiken  latinität  gebräuchlich 
war,  erhellt  oms  den  römischen  agrimensoren  oder  gromatikem,  bei  denen 
wir  (Lachmann-RudorfPsche  Ausg.,  p,  309)  lesen:  si  branca  (so  anstatt 
des  acc)  lupi  habnerit  facta  . .  .  .  si  branca  ursi  habuerit  .  .  .;  Rönsch, 
Jahrb.  XIV,  336. 

Bravo.    Storm  (Rom,  V,  170)  leitet  das  noch  unat^geklärte  wort 


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710  ANHANG  L   BREZZA— BRIGA. 

von  rabidns  ab,  statt  dessen  schon  MSnage  das  grwhdwort  rabns  vor- 
schlug, Vorseteung  eines  b  ist^  wenn  nicht  häufig^  gerade  solchen  Wörtern 
eigen,  die  ein  schreien  oder  lärmen  aasdrücken  {so  bruire,  bruit,  braire). 
Brabidus  ergab  älHt.  braido  „twmo  lesto,  bdlo,  vispo"  (s.  Fanfani),  wor- 
aus einerseits  brado  ungessähmt,  wild  (bue  brado),  andrerseits  *bravio,  ü. 
bravo  (vgl,  rancio  =  rancidus,  torbo  =  twrbidus)^  sp.  bravio  (vgl.  rocio 
=  roscidus)  neben  bravo.  Die  ursprüngliche  bed.  ist,  wie  auch  Diez 
aussagt,  unbändig,  wüd,  stürmisch,  vgl,  rabidum  Pelorum  (Xucon^,  rabidi 
canes  (LucreeJ;  daraus  fliessen  alle  weiteren  mit  dem  worte  verbundenen 
begriffe.  [Ich  möchte  hier  an  die  verschiedenen  bedd.  des  deutschen  wacker 
(dg.  aufgeweckt)  erinnern,  das  schwed.  sogar  „schön^^  heißt.]  —  Boehmer's 
herleitung  von  bravo  aus  fru  in  defrutum  (Jahrb.  X,  196)  hängt  mit 
einer  phonetischen  lehre  zusammen,  auf  deren  Widerlegung  toir  hier  nicht 
eingehen  können. 

Brezza.  Auch  Schuchardt  vermuthet  identität  zwischen  brisa  und 
bisa,  Rom.  W,  266. 

Brie  CO.  G.  Paris  zu  Alex.  64"  weist  für  dltfr.  bricon  die  bed. 
Schelm  entschieden  zurück  und  setzt  sich  hiemit  mit  allen  wörterbücJiem 
in  Widerspruch.  Es  sei  allerdings  mit  diesem  sinn  unverständiger  weise 
bekleidet  worden  und  derselbe  mit  dem  worte  nach  Italien  (it.  briccone) 
übergesiedelt;  die  wahre  bed.  sei  „narr^\  die  auch  dem  sbst.  briconie  und 
vb.  abriconer  anhänge.  Diese  entdeckung  vernichtet  die  Diez'sche  etymo- 
logie.  —  Vielleicht  ist  bricco  verwandt  mit  ailtfr.  bric,  briche,  briqne 
„schlinge,  falle^^;  also  „der  sich  leicht  in  die  schiinge  locken  lässt^\ 

Brida.  Zu  vergleichen  mit  it.  brettine  (brett'ne)  sind  die  dialect. 
von  Mussafia  (Beitr.  37)  verzeichneten  formen  brena  zäum,  veron.  sbrena 
zügeUos. 

Briga.  Storm  (Rom.  V,  171)  steht  nicht  an,  die  vbb.  pr.  cot.  bre- 
gar,  fr.  broyer  mit  dtsch.  brechen,  ndd.  breken,  engl,  break,  goth.  brikan 
zu  identifizieren.  Die  kehUenuis  und  i  sind  noch  erhalten  im  lomb.  brica 
krume,  vgl.  pr.  briga  dass,,  vb.  esbrigd  zerbrökeln  (die  auch  Diez  IL  c,  s.  v. 
briser  mit  brechen  zusammenstellt).  Was  briga,  brega  =  lärm,  zank 
anbelangt,  so  ist  Storm  geneigt  auch  hier  auf  goth.  brikan  zurückzugehen, 
das  ja  auch  kämpfen  d&lelv  bedeutet,  und  woraus  sich  die  vbb.  brigare, 
bregare  brechen,  lärmen,  zanken  entwickelten,  vgl.  lat.  fragor  lärm  von 
frangere.  Auch  aUcat.  brecar  verringern  (mit  beibehaltener  tenuis)  mag 
dazu  gehören,  vgl.  die  ausdr.  cdtfr.  souffraite,'  dtsch.  abbruch  leiden.  Ganz 
besonders  stimmt  nfr.  brigue  nach  seiner  bed.  zum  ältn.  brek  Zudringlich- 
keit, intrigue,  vb.  breka  ^zu  erlangen  streben  wozu  man  nicht  berechtigt 
ist^.  It.  briga  heisst  vomendich  „verdrießliche  sache,  zwist,  lästige  Ver- 
handlung^^; brigare  „ingegnarsi  d'ottenere  checchessia  per  mezzo  di  rag- 
girie  di  cahale'^  (Fanfani).  S.  auch  Mussafia  Rom.  II,  120.  —  Das  fr. 
broyer  zerreiben,  zerschmettern  ist  wohl  schwerlich  vom  dtschen  brechen 
zu  sondern,  auch  wenn  die  Storm^sche  deutung  der  rom.  wortfamüie  brig 
angezweifelt  werden  sollte;  dagegen  ist  ein  anderes  altfr.  broier  handeln. 


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ANHANG  1.   BRIO-BRUSCO.  711 

feüschm,  marJUen^  Bögem  (von  Toller  belegt  Gott  gel,  Ana.  1874,  s.  1048, 
8.  auch  Förster  zu  Richars  U  b.  8.  4667,  wo  broie  =  bedenken  erwähnt 
ist),  doch  wohl  cUs  alte  nebenform  von  briguer  zu  betrachten.  —  über  die 
auffassung  von  brigant  als  „bergbewohner^^  s.  Liebrecht  Jhrb.  XIII,  224. 

Brio.  Zu  beachten  ist  das  attfr.  adv.  a  brive  {im  reim  mit  rive) 
hastig^  eifrig,  Fergus  3,  28,  Perceval  Ms.  de  MofUpeüier  zu  9739. 

Bronco.  Forster  bestreitet  die  Verwandtschaft  des  fr,  broncher 
stravicheln  mit  bronco  stamm;  es  sei  vielmehr  identisch  mit  altfr.  broncher 
senken,  neigen;  s.  Glossar  zu  Chev.  as  d.  esp.  Letzteres  muffte  also,  wenn 
Diez  für  das  glbed.  embronchier  (s.  embronc  //.  c)  das  richtige  etymon 
getroffen,  durch  pronicare  gedeutet  werden.  Allerdings  lassen  sich  zur 
noth  die  begriffe  vorwärts  beugen  und  straucheln  in  Zusammenhang  brin- 
gen, aber  es  ist  doch  viel  natürlicher  broncher  straucheln  von  altfr. 
bronche  ast  herzuleiten  nach  der  ancdogie  von  it.  cespicare,  altfr.  ehester 
(=  caespitare),  nfr.  chopper  von  altfr.  chope  baumklotz,  choquer  von  altfr. 
choque  stamm.  Im  Baud.  de  C.  1,  6  hohe  ich  bronchier  mit  der  bed. 
hSsiter,  stocken  angemerkt. 

Bronzo.  Das  venez.  bronza  leitet  AscqU  (Zeitschr.  XVII,  269) 
von  pmn-ia;  s.  Mussafia,  Beitr.37;  Storm  (Rom.  V,173anm.)  zöge  pru- 
nicia  vor. 

Broza.  Car.  Michaelis  dürfte  wohl  für  ihre  gleichung  rebours  = 
lat.  revorsum  keinen  großen  anhang  gewinnen  (Stud.  z.  rom.  wortschöpf 
26 IJ ;  man  beachte,  daß  das  wort  ausschließlich  französisch  ist  und  sich 
in  dieser  Sprache  kein  ähnlicher  fäll  von  y  (zwischen  voccAen)  zu  h  er- 
mittdn  lässt. 

Braciare.  Storm  stellt  die  genesis  dieses  wertes  also  dar:  Aus 
combnstus  ward  combuBtnlare  (vgL  astns  ustulare)  und  durch  den  unter 
einwirkung  von  bustum  eingetretenen  Wegfall  von  com,  bustnlare.  Femer 
wie  angastus  das  vb.  angustiare,  it.  angosciare  hervorrief,  so  entsprang 
auch  combustiare,  bnstiare  aus  combustus.  Epenthese  eines  r,  wozu  das 
dtsche  brnnst  das  seinige  beiaetragen  haben  mag  {vgl.  cat.  brnsca  aus 
busca,  sp.  brüjala  aus  it.  bnssola),  ergab  endlich  brnstalare  =  fr.  brusler, 
und  brustiare  =  it.  brusciare;  s.  Rom.  V,  173.  Auch  nach  Boehmer 
(Jahrb.  X,  195)  „ist  bruciare  lat.  *bru8tare  =  *bu8tare,  vgl.  burere, 
bustum,  welche  letzteren  Corssen  mit  skr.  prus  zusammennimmt^';  er  lässt 
aber  die  endung  -ciare  aus  -stare  unbegründet.  Diez  erwähnt  freüich  Rom. 
Gramm.  I,  231  ü.  arbuscello  aus  *arbu8tellum,  allein  Storm  bemerkt  mit 
recht,  daß  diesem  it.  wort  lat.  *arbu8cella,  nebenform  von  arbuscula,  zu 
gründe  liegt.  —  Neben  aJtsp.  uslar,  pr.  usciar  verdient  hier  noch  altfr. 
urler  (=  usler,  vgl.  marle  =  masle)  erwähnt  zu  werden;  es  findet  sich 
im  Percival  le  Gallois  39840  Trestout  a  Piercheval  urlet  Et  le  sourcil 
et  le  grenon. 

Brusco.  Die  Urbedeutung  scheint  „rauh,  roK^  zu  sein,  daher  noch 
im  16.  jh.  diamant  brusque;  deßhälb  fragt  Bugge  (Rom.  IV,  362),  ob 
nicht  an  das  lat.  bruscnm  „tuber  aceris  arboris  intorte  crispum^^  (Plin.  H. 


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712      ANHANG  I.  BUCHERAME- CAMBELLOTTO. 

j^^.  XVI,  16,  27 J  jsu  denken  sei;  er  vergleicht  damit  das  deutsche  knolle 
bildlich  =  rauh,  plump,  grob,  —  [Das  von  Littre  citierte  beispiel  „diamant 
brusque*^  könnte  vielleicht  nur  auf  einer  willkürlichen  Verwechslung  mit 
brut  beruhen.]  —  Canello  Rivista  II,  111  sagt,  wie  ruscum  it.  brusco, 
bruscolo  geworden,  so  rusticus  {vermittelst  brust'co)  it  brnsco  herb.  Hat 
aber  rusticus  je  brusco  im  physischen  sinne  bedeutet? 

Bucheram e.  Hai  das  wort  keine  Verwandtschaft  mit  fr,  boucas- 
sin,  für  welches  Littre  orientalischen  Ursprung  vermuthet?  so  fragt  Jfttö- 
safia,  Beitr,  34. 

Bugna.    8.  Mussafia,  Beitr.  39, 

Bujo.  Zur  bekräftigung  der  Dieß' sehen  deutung  dient  der  ort. 
beretin  in  Mussafia's  Beitr.  33. 

Busca.  S,  Mussafia,  Beitr.  39,  und  Rmn,  V,  170,  wo  wegen  u 
statt  0  auf  buttare  neben  dibottare  hingewiesen  wird.  Bugge  detüct  an 
*buxica,  was  lautlich  und  begrifflich  anjsunehmen^  aber,  wie  Storm  be- 
merkt^ nicht  sfur  altfr.  form  boisse  und  buisse  passen  umrde,  welche  nur 
buxa  darstellen.  —  Von  altfr.  buisse  kommt  altfr.  abuissier  stolpern, 
straucheln  fs.  m.  anm,  zu  Baud,  Conde  s.  397). 

Cadaüno.  Anders  erklärt  P,  Meyer  die  entstehung  dieses  com- 
positums :  für  ihn  ist  cada  niclit  ein  davon  abgelöstes^  sondern  ein  selbst- 
ständiges,  schon  dem  volkslatein  eigenes  wort.  Die  VulgcUa  bietet  cata 
mane  ,Jed€n  morgen"  und  Ducange  bringt  mehrere  beispiele  von  cata  = 
secufidum.  Dieses  cata  ist  die  griech.  praepos.  xaia,  die  im  neu-griech. 
ganz  dem  rom,  cadauno  entsprechenden  xad-evag  vorliegt,  und  hat  sich 
noch  erhalten  in  süd-franz.  mundarten  unter  der  form  cha  (so  im  npr. 
a  cha  pauc  =  cdtprov.  cada  pauc  nach  und  nach,  in  Poitou  cha  deux 
zu  zweit,  je  zwei),  so  wie  in  der  Schweiz  in  der  gestaU  von  tsa.  S.  Born. 
IV,  80—85u.  463;  an  letzterer  stelle  bringt  Cornu  einige  weitere  beispide 
aus  dem  mittellcUein,  z.  b.  aus  einem  ärztlichen  rezept:  cata  singulas  ora& 

Calafatare.  Genaueres  über  die  bed.  des  arab.  qallaf  yerruminare 
bringt  Devic.  —  Calfeutrer  ist  eine  angleichung  an  feutre. 

Caldaja.  Mit  caldaria  wird  schon  ih  der  Vulgata  (1.  Könige  2, 14) 
gr.  xaX^aiov  übersetzt,  Rönsch  Grob.  Ztschr.  I,  417. 

Calibro.    Devic  stimmt  für  qälib  modell. 

Galzada.  Nach  Rönsch  (Grob.  Ztschr.  I,  417)  heißt  calciata  „die 
betretene^^  und  kommt  von  einer  form  calciare,  die  sich  auf  grund  des 
sbst.  calcia  =  la^,  calx  (glosse  des  nach  OyriUus  benannten,  1600  von 
Vulcanius  herausgegebenen  alten  griech.-lat.  lexicons  p.  526,  15)  füglich 
voraussetzen  lasse.  Diese  ansieht  ist  schon  bei  Ducange  vertreten,  wo 
calcia  sowohl  für  ferse  als  für  kolk  erwähnt  wird;  sie  wird  gleichfalls 
von  Littre  ausgesprochen. 

Cambellotto.  Rönsch  (Grob.  Ztschr.  I,  418)  sucht  darzuihun, 
daß  das  gr.  xafirjkwTrj  auf  einer  umdeutung  von  firjXtDTrj  „poludamerdum 
hirsutum  a  peUe  caprina  confectum^^  beruhe;  diese  Umwandlung  sei  einge- 
treten, als  die  abstammung  von  fufjlov  'ovis  capra    der  Vergessenheit  an- 


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ANHANG  I.   CARACCA-CASACCA.  713 

heimgefdllen  war;  lat.  melote  wurde  ssu  camelote  als  ob  naitirjXog  das 
grundwart  wäre.  Nach  G,  Paris  (Rom.  VI,  628)  hat  das  wort  eben  so 
wenig  in  firjkwti],  als  in  camelus  seinen  Ursprung.  Nach  dem  Journal 
officiel  vom  12.  mai  1874  kommt  das  wort  von  seil  el  kemel,  dem  namen 
der  angoraeiege. 

Garacca.  Nach  Doisy  und  Defremery  vom  ardb.  qorqour  großes 
kauffarteischiff,  plur.  qaräqir.  Devic  glaubt  dieses  selbst  sei  aus  dem  ma- 
layischen  kourakoura  meerschildkröte,  korakora  großes  schiff,  womit  die 
portug.  formen  coracora,  corocora,  sp.  caracoa  wiereiwÄ^imm«». 

Caraffa.  Mohl  erwähnt  pers.  qarabah  gläserne  flasche  mit  weitem 
bauch,  in  der  man  'den  wein  vierjng  tage  lang  ruhen  lässt,  s.  LittrS,  suppl. 

Carcasso.  Garol.  Michaelis  (Jahrb.  XIII,  313)  scheidet  dieses 
wort  ausdrücklich  von  carcassa  gerippe  {woraus  fr.  carcasse  und  das 
zweifelhafte  sp.  carcasa).  Die  deutung  des  letjsteren  durch  car-cassa 
,ßeischkasten^'  ist  ihr  verdächtig,  doch  läßt  sie  dieselbe  vorläufig  dahin- 
gestellt; das  rom.  wort,  so  weit  es  köcher  bedeutet,  stellt  sie  unbedenklich 
gum  gr.  Yxxqyjiamv,  das  auch  becher  bedeutete  (ngr.  xagyMoiov  heißt  mast- 
korb  und  köcher).  Sie  beruft  sich  hierbei  auf  die  alte  bed.  von  carquois 
„le  haut  botU  du  tnast^^  (17.  jL,  s.  LittrS),  some  auf  die  des  span.  carcaj 
,futteral  in  dem  bei  processionen  das  crucifix  getragen  wird'^.  —  Was 
aber  altfr.  tarquois,  tarquais  (Psalt.  gall.  vet.  p.  268),  mhd.  tärkis,  ngr. 
ragxaaiov  betrifft,  das  Scheler,  Brächet  und  Müller  ohne  weiteres  als  aus 
carquois  entstanden  annehmen  und  das  auch  Ducange  schon  aiso  betrachtete, 
so  halt  sie  einen  Wechsel  von  c  zu  t  für  durchaus  ungerathen  und  leitet 
die  form  aus  dem  türk.  terkesch  (das  auch  Litlre  erkannte);  dieses  nun 
sei  das  pers.  tarkasch  „pharetra^\  abgel.  von  tark  gl.  bed.,  dessen  zusam- 
menhang  mit  sanskrit  tarka  spindel  (vgl.  gr.  a-TQcncTog)  in  einleuchtender 
weise  dargelegt  wird.  Durch  anbildung  an  den  türkennamen  ward  tar- 
quois jsfu  turquois  (s.  IL  cj  entstellt.  —  Forster  (Grob.  Ztschr.  156) 
kennt  nur  eine  belegstelle  für  altfr.  turquois,  Coron.  Looys  636,  und  hält 
sie  für  unsicher;  sonst  lautet  das  wort  turcais,  ndat.  turcasia,  it.  turcasso, 
oder  besser  tarcais  {Bou  ed.  Pluquet  II,  s.  148  ist  st.  cuvrie  et  archais 
jsu  lesen  cuivre  e  tarcais);  unser  wort  sei  also  vom  adj.  turquois  =  tur- 
censis  jm  trennen.  Femer  bemerkt  Förster,  daß  weder  ein  carquois  noch 
ein  carquais  =  köcher  im  altfrane.  existieren;  letisteres  bei  Ducange  s.  v. 
gambeso  ist  aus  tarquais  verlesen,  ersteres,  in  der  von  Diee  citierten  stelle 
aus  DMce.  uHe  anderwärts,  heißt  bloß  rippenkasten. 

Carestia.  Das  prov.  adj.  carestios  Flam.  6238  übersetist  P.  Meyer 
mit  'chiche,  avare. 

Carriera.  Ob  fr.  carrousel  mit  carrus  eusammenhängt,  bleibt 
problematisch.  Noch  unwahrscheinlicher  ist  Littre's  deutung  durch  it. 
garoso  streitsüchtig.  Scheler  denkt  es  könnte  in  carr  der  lat.  stamm  quadr 
stecken  {vgl.  quadrille);  auch  engl,  carouse  ^esüichkei^  sei  eu  erwägen 
(s.  E.  Müller). 

Casacca.    Das  rom.  wort,  wenigstens  fr.  casaque  (imlö.jh.  reiter- 


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714  ANHANG  I.   CASERMA-CHETO. 

fnanteljj  soll  slavisGhen  Ursprungs  und  mit  cosaque  (kosak)  identisch  sein 
(vgl.  cravate,  palatine  und  andere  benennungen  von  kleidungssiüdcen),  s. 
lAttrej  suppl. 

Gaserma.  Bei  Furetiere  liest  man:  „Cazernes,  ce  sont  de  petites 
chambres  bäties  sur  le  rempart  des  vüles  de  guerre  pour  loger  les  soldats 
de  la  gamison:  on  y  löge  ordinairement  six  soldats,  qui  montent  la  gardc 
altemativement,^^  Es  mögen  woM  ursprünglich  diese  räume  für  vier  mann 
bestimmt  geuwsen  sein;  auf  dieser  annähme  beruht  die  etymologie  prov. 
cazerna  (^m  schließen  aus  dem  vb.  descazernar)  ==  lat.  qnaterna,  wdche 
Gasion  Paris  in  den  MSm.  de  la  Soc,  de  lingu,,  /,  287  niedergelegt  hat 

Casipola.  Diesens  ableitung  dps  sp,  casulla  aus  mlat.  casala 
widerstreitet  der  accent  (s.  baüleX  daher  vermuthet  Storm  folgenden  bil- 
dungspro0eß:  casäpola-casapla-casnbla-casalla,  indem  er  auf  sp,  enjallo 
=  insubulum  hinweist.  Das  altfr.  casule  ist  nach  Bugge  dem  span.  ent- 
lehnt, oder  vielmehr,  meint  Storm,  da  es  schon  im  13,  jh.  ers(Aeint,  ein 
latinismus.    S.  Bomania  F,  174. 

Gassa.  Ich  stelle  castone  {woraus  fr.  chaton)  lieber  smm  dtschen 
kästen,  das  dieselbe  bed.  hat.  Auch  scheint  mir  incastrare  nicht  hieher 
zu  gehören,  s.  mein  Dict.  v.  encastrer. 

Cataletto.  8.  aber  das  wort  auch  Mussafia  Jahrb.  XU,  110  {ge- 
legentlich einer  von  mir  berührten  franz.  form  carlit). 

Gavallo.  Lat.  equa  ist  im  altfr.  regelmäßig  vertreten  durch  (das 
von  Diez  unter  solive  angeführte)  ive,  vgl.  ivel  =  aequalis.  Das  im 
LB.  belegte  aigue  scheint  ein  masc.  zu  sein,  —  Unter  den  abll.  verdiente 
wohl  fr.  chevalet  gerüst,  bock,  foUerbank  eine  erwähnung,  vgl.  lat.  equnleus. 

Göcero.  Aus  den  formen  mit  n  ist  nicht  deutlich  zu  ersehen  oh 
blos  cicer  (r  zu  n)  oder  cic  +  suffix  Tnus  gemeint  ist,  wo  dann  in  c6cero 
n  jepw  r  geworden  wäre,  wie  in  amassent  amassero.  Schuchardt  Vokxd. 
n,  265  ist  anderer  ansieht:  in  kyknus  schob  sich  epenthetisches  i  ein: 
kykinus  und  daraus  c^cino,  Cicero.  So  auch  Flechia  in  der  Bivista 
di  ß.  class.  I,  399  und  Mussafia,  Beitr.  124. 

Gelata.  Nach  Canello  (Bivista  II,  111)  nicht  von  caelare,  sondern 
von  celare  hehlen,  bergen;  seine  argumente  sind  trev.  cel  hut  und  die 
logische  analogie  der  deutschen  werter  heim  (von  hehlen)  und  hut  (von 
hüten),  lieber  die  endung  ata  unrd  keine  rechenschaft  gegeben,  mhd. 
Salier  durch  *celarium  erklärt. 

Cheto.  Während  cheto  etc.  sich  lautlich  durch  den  Schwund  des 
tonlosen  T  von  quietus  vor  dem  betonten  e  {vgl.  pari6tem*^parete-paroi)  er- 
klärt, ist  bei  quitus  ein  anderer  Vorgang  anzunehmen. .  Es  dürfte  hier  das 
adjectiv  aus  dem  vb.  sich  gebildet  hohen,  und  fr.  quitier,  quitter  auf  dem 
ausfäll  des  tonlosen  e  vor  der  betonten  endsilbe  beruhen;  quietare  wurde 
zu  quitier  wie  pietatem  zu  piti6.  Dasselbe  thema  quit  madU  sich  geUend 
in  cdtfr.  enquitume  =  inquietudinem ;  s.  Darmestäer  Bom.  V,  162.  — 
Die  existenz  eines  lat.  vb.  quietare  erweist  sich  aus  den  von  Bönsch  be- 
legten Substantiven  quietator  und  quietatio. 


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ANHANG  I.   CIARLATANO^CONFORTARE.  715 

Ciarlatano.  Das  glbd,  cerretano  leitet  Rönsch  (Jahrb.  XV,  200) 
vom  sinnverwandten  lat.  cerritus  wahmvüaig,  verrückt;  eine  Uldung  cer- 
•ritanens  sei  ebenso  denkbar  als  conditaneas  von  conditus. 

Cica.  Wefin  die  jetzt  übliche  bed.  von  chicane  wirklich  vom  kolben- 
spiel  herrühren  sollte^  so  dürfte  dieses  wort  allerdings  orientalischen  ur- 
^rungs  sein,  etwa  pers.  tschaugan  Mop  fei;  mgr.  T^vxaviov  heißt  maüle- 
spiel,  s.  Littre  u.  Devic, 

Cima.  Die  span.  adverbiale  ess.  encinia  (vgl.  cAtfr.  enson,  in  summo) 
stand  bisher  im  index^  fehlte  jedoch  im  texte  aller  ausgaben. 

C  ob  rar.  Gegen  die  Diee'sche  etymologie  (re)-cuperare  ließe  sich, 
was  altfr.  coubrer  betrifft^  das  ungewöhnliche  b  statt  v  einwenden;  warum 
coubrer  neben  recouvrer?  Einfaches  couvrer  belegt  G.  Paris  aus  dem 
16.  jh.  in  den  Chansons  du  16^  sihUj  p.  76,  —  Das  in  IL  c  behandelte 
aitfr.  combrer,  gl.  bed.,  halte  ich  für  eine  rhinistische  form  von  cobrer, 
coubrer,  s.  m.  anm.  eu  Enfances  Ogier  2762. 

Cogliere.  Der  bed.  nach  verschieden  vom  sp.  escoger  ist  aitfr. 
escueillir  loslassen,  fahren  lassen  (ein  pferd,  einen  pfeü),  sbst.  esooeil 
anlattf,  schwung. 

Coitare.  Ein  altfr.  cude  (von  cuidier)  ist,  uwnn  es  wirklich  vor- 
kommt,  jedenfalls  unregelmäßig;  der  diphthong  ui  ist  geboten. 

Coltrice.  Fr.  courte-pointe  bettdecke  ist  für  conte-pointe  = 
culcita  puncta. 

Combo.  Storm  bestreitet  ein  etymon  concavus;  conc'vo  könne  cor- 
rect  nur  conquo,  niemals  combo  erzeugen.  Letzteres  wäre  höchstens  für 
ein  spät  eingeführtes  wort  denkbar,  indem  allerdings  die  sard.  mundart 
Wandlung  von  ngn  in  mb  zulasse  (z.  b.  sambene  aus  sanguinem).  Er 
befürwortet  daher  die  cdte  deutung  durch  cymba,  cnmba;  wegen  des  be- 
griffsiibergangs  dtiert  er  scapha  kleines  schiff  und  scaphinm  becken; 
schiff  und  thalbecien  seien  nah  verwandte  begriffe;  auch  gr.  xvitißog  sei 
für  jede  Vertiefung  oder  höUung  gebraucht  worden.  Es  sei  übrigens  auch 
ein  gallisches  cumba  (s.  Glück,  Celt.  namen  bei  Gctesar,  s.28)  in  erwägung 
zu  ziehen.  Bugge  unterstützt  cumba  durch  folg.  Zeugnisse:  Cumba,  locus 
imus  navis  Lsid.  Orig.  XIX,  2,  1;  cumba  locus  \imius]  navis,  Gloss. 
Plac.  ed  Duerling  XXIL,  1.    S.  Born.  V,  176. 

Come.  Littre  bezweifelt  die  Zusammensetzung  quomodo-mente  {wo- 
raus comment),  weil  sich  nirgends  eine  form  commement  zeige;  allein 
ment  umrde  nicht  der  volleren  form  comme,  sondern  der  Icürzeren  com 
angefügt.  Seine  auffassung  von  comment  als  quomodo-inde  scheint  daher 
abgewiesen  werden  zu  müssen. 

Cominciare.  8.  über  die  gestaltungen  dieses  Wortes  in  den  ital. 
mundarten  Mussafia  Beitrag  69  und  Flechia  Post.  et.  366.  Der  letztere 
bemerkt,  das  hier  erwähnte  sard.  incumbenzai  sei  =  it.  incumbenzare 
und  abgeleitet  von  incumbenza  {von  incnmbere). 

Confortare.  G.  Paris  glaubt  mit  recht,  daß  die  bedd.  von  con- 
hortari  und  confortare  zuweilen  vermengt   worden  sind;  St.  Leger  20^ 


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71G  ANHANG  I.   CONTRATA-  CUPIDO. 

(Rofn.  ly  310).  Es  hält  übrigens  schwer  mit  Diee  im  pr,  conortar  aus- 
fäll  des  f  aneunehmen]  hei  preon  (profundus)  ist  das  f  anders  gestellt. 

Contrata.  Rönsch  belegt  aus  den  gromatikem  die  analogen  par- 
ticipial-ac^.  citratus  und  ultratus,  so  wie  die  sbst.  citratum,  ultratum; 
Jahrb,  XJV,  337. 

Corbacho.  It.  corbaccio,  titel  einer  prosaschriß  Boccaccio's,  sonst 
nicht  weiter  vorkommend,  ist  dasselbe  wort,  ude  schon  Fr.  Schlegel  meinte; 
Schuchardt,  Jahrb.  XII,  114. 

Corruccio.  Das  etytnon  cholera  ist  aus  mehreren  gründen  tm- 
haltbar;  it.  corrotto  trauer,  leidwesen,  alifr.  corropt  (St.  Liger  W),  corrot 
(Renart  22511)  weisen  auf  corruptare,  d<xgegen  corruccio,  corrotz,  cour- 
roux  auf  corruptiare.  Wie  corrumpere  /m  dieser  bed.  kommen  konnte, 
lehrt  deutlich  die  analogie  des  fr.  älterer,  deutsch  ärgern,  eigenü.  ver- 
schlimmem;  s.  auch  Littre  v.  courroux,  und  G.  Paris  eu  St.  Leger 
(Rom.  I,  309). 

Cortina.  Grundhegriff  des  classischen  Wortes  ist  rundung  und  hat 
wohl,  meint  Storm,  nicht  in  chors,  sondern  im  gr,  xvqtoq  rund  seinen 
Ursprung  (Fick,  s.  441).  Bugge  dagegen  behauptet,  xvQvog  hätte  curtina 
ergeben  {vgl.  carvus)  und  glaubt  cortina  sei  ssgz.  au^  covortina  {vgl. 
umhr.  covortus,  courtut);  es  seien  folglich  das  rom.  und  das  dass.  cortina 
aus  einander  jsu  hdUen;  s.  Rom.  V,  176. 

Croccia.  Die  von  BieB  gegen  das  etym.  fr.  croc  {besser  hieße  es 
gegen  das  gemeinrom.  *croccum)  erhobenen  bedenken  beseitigt  m  scharfer 
auseinandsrseteung  Förster  in  Grob.  Ztschr.  II,  88.  Wie  ich  gleichfalls 
im  Dict.  gethan,  äußert  sich  F.  eu  gunsten  eines  typus  *crocceu8,  dem 
allein  das  offene  o  der  rom.  Wörter  genügt.  Auch  das  dtsche  krucka, 
krücke  verlange  ein  etym.  *croccum.  Dagegen  entMlt  die  von  Diejs  s.  v. 
croc  //.  c.  unbeanstandete  ableitung  von  crochu  und  crochet  aus  croc 
eine  Unregelmäßigkeit,  welche  F.  dadurch  aus  dem  wege  schafft,  daß  er 
letztere  direkt  aws  dem  fem.  croche  =  *crocca  (adj.  und  sbst.  s:  Littre) 
hervorgehen  läßt.  Daß  übrigens  für  nfr.  crochu  in  der  alten  spräche 
crocu  gebraucht  wurde  und  die  Schreibung  croQU  der  editoren  als  eine 
willkürliche  eu  betrachten  ist,  weist  F.  mit  triftigen  gründen  nach. 

Cuccagna.  Beachtung  verdient  das  wort  in  folg.  anwendung: 
Qui  talent  ont  de  faire  ä  nos  engaigne  Et  qui  bien  cuident  trouv6e 
avoir  cokaigne  Adenet,  Enf.  Og.  5621;  es  entspricht  dem  sinn  „reiche 
beute''. 

Cuccio.  Auch  das  altfr.  kennt  das  wort;  s.  Scheler  eu  Baud. 
Conde  161,  269,  wo  woM  gous  st.  gons  eu  lesen,  und  Jean  Gonde  II,  71, 
720;  75,  870,  wo  beidemale  besser  gouc^s  st.  gonces  stünde.  Im  patois 
d'Auch  heißt  gous  ein  großer  hund. 

Cupido.  LcU.  cupiditatem  ist  unedergegeben  durch  aUfr.  couvoiti6; 
Quenes  de  Bethune:  Plus  en  croisa  couvoiti6s  que  creance,  s.  m.  Trou- 
veres  beiges  13,  30,  wo  ich  es  irrthümlich  als  ein  partidpicisubst.  {wie 
pens6)  erklärt  habe.  —    Wenn  couvoitiö  wirklich,   wie  Tobler  (Gott.  gd. 


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ANHANG  I.  DESINARE-ERMO.  717 

ane,  1877,  s.  1618)  aufstellt,  tat.  cupiditatem  darstelUy  müssen  wohl 
auch  die  vbb.  cubitar,  cobeitar,  dltfr,  covoitier  (w/r.  convoiter)  durch  cu- 
piditare  erklärt  werden.  Ist  dieß  unbedingt  anzunehmen?  Oder  liegt 
nicht  vielmehr  cupitare  m  grund?  Die  Wandlung  von  id't  zu  eit,  oit 
scheint  mir  bedenklich, 

Desinare.  Der  ergründung  dieses  Wortes  haben  in  der  neuesten 
zeit  wieder  mehrere  competente  romanisten  ihren  Scharfsinn  zugewendet^ 
und  wir  haben  hier  drei  neue  etyma  einzuzeichnen.  L  Storm  (Rom.  F, 
177)  geht  aus  von  *di8coenare,  einem  an  diBJejunare  angelehnten  compo- 
situm; hieraus  zunächst  discenare,  dann  dissenare,  desinare  und  disinare, 
endlich  disnare.  Die  möglichkeit  eines  s  aus  sc  in  der  nicht  syncopierten 
form  desinare  wird  hierbei  nicht  auf  pasigno  gestützt,  weiches  regeimäßig 
puscigno  lauten  sollte,  sondern  auf  den  umstand,  daß  desinare  ein  special 
oberital.  wort  sei.  —  2.  Prof,  Suchier  (Gröbers  Ztschr.  I,  429)  befür- 
wortet eine  schon  im  17.  jh.  aufgetauchte  ansieht,  womach  discus  tisch, 
ndat  speziell  eßtisch,  discinare  und  die  übrigen  formen  hervorgerufen 
habe.  Es  wird  hierbei  auf  alifr.  faisner  aus  fascinare  hingewiesen,  aber 
keine  rücksicht  darauf  genommen,  daß  sich  bei  solcher  lautlichen  gestal- 
tung  im  altfranz.  die  form  disnier  {wie  faisnier)  vorfinden  müßte.  Man 
könnte  nun  freilich  annehmen,  daß  digner  diese  erweichte  form  vertrete, 
aber  gerade  in  diesem  gn  erkennt  Stichier  keine  mouiüirung,  sondern  er- 
blickt  in  g  einen  selbstständigen  lata  wie  d  (in  didner  LRs.  III,  18,  41), 
welches  d  das  schon  im  12.  jh.  zur  verstummung  geneigte  s  zu  ersetzen 
bestimmt  war  (vgl.  adne,  maidn^e);  nur  wo  i  dem  s  vorausgeht,  sei  statt 
d  auch  g  eingesetzt  worden  {vgl.  maigni6e,  ignel).  Mir  scheint  im  gegen- 
theil  g  statt  d  nach  i  mouillirung  anzuzeigen,  was  dem  vorgeschlagenen 
etymon  discinare  tafeln,  speisen  zu  statten  käme.  —  3.  Eine  dritte  con- 
jectur  wird  von  Rönsch  in  derselben  Ztschr.  (I,  418)  also  dargelegt:  es- 
care  zu  escinare  erweitert,  daraus  deescinare  (=  abfüttern),  descinare 
u.  s.  w.  Dieses  etymon  erkläre  vortrefflich,  meint  Rönsch,  die  constructionen 
il  est  mal  din^  (=  male  escatus  est),  disner  qqn.  de  qqch.,  und  den 
reflexivgebrauch  se  disner.  —  Sowohl  der  zweite  als  der  dritte  der  obigen 
deutungsversuche  leidet  an  dem  mangd,  daß  ein  verbaisuffix  inare  regel- 
widrig ist. 

Dirupare.  Eine  analoge  6f Wun^  w^  i^,  dirocciare,  oZ^/r.  desrochier 
gl.  bed.  {s.  rocca). 

•     Diviso.    Man  vermißt  hier  nfr.  deviser  plaudern,  eine  interessante 
begriffsentuncklung  (s.  mein  Dict). 

Drappo.  Scheint  mir  zu  einem  dtschen  etymon  trappen  treten  sehr 
wohl  zu  passen;  auch  lat.  fullo,  eig.  walker,  heißt  tuchbereiter. 

Du  ca.  Wie'  dltfr.  duch^  feminin  werden  konnte,  erklärt  Scheler 
im  Glossar  zu  Froissart  (s.  auch  Bueves  de  Gomm.  glossar).  Die  älteste 
form  war  duchet^  =  *ducitatem;  daraus  das  hät^g  gebrauchte  dachet, 
zuletzt  dachte  und  duch^.    Durch  andlogie  dann  auch  la  cornt^. 

Ermo.    Davon  abgel.  alt  fr.  enhermir  verwüsten. 


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718  ANHANG  I.   ESCA-FEGATO. 

Es  ca.  Dem  sp.  enescar  entsprechend  findet  sich  auch  altfr,  enesser, 
anesser  (s,  m.  Trouveres  beiges,  s.  321). 

Escanciar.  Zum  hier  angeführten  cdtfr.  eschancier  sucht  Toider 
(Mitth.  I,  262)  einen  beleg;  an  einer  stelle  seines  Aubery  findet  er  da- 
gegen ein  vb.  eschangier,  das  sich  mit  der  bed.  einschenken  wohl  verträgt. 

Escire.  Zu  erwähnen  war,  daß  altfr,  issir  noch  im  part,  issu  und 
sbst.  issue  fortlebt. 

Es  mar.  Schuchardt  (Jahrb.  XII,  114)  erblickt  in  azzimare  eine 
oberital.  form  von  accimare,  das  in  Mittel-Italien  frisieren  heißt  und  von 
cima  gipfel,  höchstes  einer  saclie,  köpf,  tuchleiste  (cimare  abstutsfen,  köpfen) 
ab^ideiten  ist;  figürl.  cima  d'uomo  =  ein  prachtmensch.  —  Ist  auch 
pr.  sesmar  Flam.  7796  (ordnen,  befestigen)  hier  einzuordnen?  sesmar  van 
azesmar,  une  sermar  von  azermar? 

Estribo.  Fr.  6trier  ist  nicht  atis  estrivier  susammengezogen^  wo- 
ran  Diee  selbst  anstoß  nimmt,  sondern  es  scheint  eu  den  fällen  eu  ge- 
hören, wo  eine  Wandlung  der  endung  ien  in  ier  vorgegangen  ist:  estrien 
umrde  estrier,  wie  Poitieus  Poitiers,  Angieus  Anglers,  nieus  (al^r.  = 
neffe)  niers;  s.  G.  Paris  Rom.  F,  380,  Tobler,  Jahrb.  XV,  262,  Suchier 
Grob.  Ztschr.  I,  430. 

Falavesca.  Auch  it.  mundarien  kennen  statt  falavesca  die  con-- 
traJdrte  sp.pg.  form  &l[iv]isca;  so  friaul.  fallisce,  bellun.  folis'ce,  falis'ce 
und  vielleicht  com.  firascola,  wo  fira  für  fari  und  dieses  für  tali  stünde; 
Mussafia,  Beitr.  54,  anm.;  s.  auch  Flechia  Post.  et.  343. 

Falda.  lieber  ein  it.  vb.  afaldare  in  feilten  legen,  s.  Mussafia, 
Beitrag  23. 

Falö.  Das  fr.  falot,  das  heute  noch  fackel  heißt,  ist  wohl  besser 
vom  altfr.  faille  =  lat.  facula  abetdeiten,  s.  LittrS. 

Fardo.  Arab.  fard  heißt  einer  der  beiden  theile  eines  ewiegetheiiten 
gegenständes,  und  so  namentlich  einer  der  beiden  die  last  eines  kameds 
ausmachenden  packe  oder  ballen;  daraus  die  bed.  bündel,  last  des  roman. 
Worts;  Bevic,  Dictionn. 

Fascio.  Flechia  366  hält  fastello  für  esgs.  nicht  aus  fascetello 
(bildungen  dieser  ort  seien  selten),  sondern  von  fasciatello  oder  üsciteüo; 
für  ersteres  spreche  das  ferrar.  fassadel  neben  fasdel. 

Fastidio.  Die  annähme  einer  ableitung  fasticare  ist  wohl  nicht 
nöthig;  das  scJduß-c  oder  g  in  fastig,  fastic  {woraus  vb.  fastigar,  &sti- 
car^  adj.  ÜEistigos)  ist  analog  dem  g  in  pr.  meg  (mediitö),  dem  c  m  aloc 
(s.  alodio)  und  in  aspic  (das  ich  mit  domdiov  erkläre), 

F6gato.  Weder  pr.  fetge,  noch  fr.  foie  lassen  sich  a«/*  fleatum 
zurückführen;  ersteres  findet  seine  erMärung  in  einer  aus  figido  {bolon, 
feghet)  umgestellten  form  fidicum,  woraus  auch  piem.  fidich,  bergam. 
fidech,  lomb.  fidegh,  röm.  fedico.  Dasselbe  fidicam  ergab  femer  einer- 
seitsfr.  fie,  foie,  wie  medicus  mie;  andrerseits  cdtfr.  firie  (Ch.  Hol.  1278), 
wie  medicus  mirie.  8.  G.  Paris  Born.  VI,  132,  vgl.  mit  Tobler  Zeitsehr, 
XXIII,  416  und  Mussafia  Beitr.  67. 


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ANHANG  I.   FELLO-FRANCO.  7ld 

Fello.  Wenn  sich  Tcein  üäl.  fella  findet,  so  giebt  ^  beispide  von 
altfr.  feie;  so  Batul,  Gond,  140,  194;  daraus  auch  adv.  feUement 

Felpa.  Wenn  fr.  felpe,  feupe  eine  nebenform  von  ferpe  =  fripe 
und  dieses  wirklich  von  fibra  faser  herzuleiten  ist  {s,  unten  11^  c  friper), 
so  darf  auch  felpa  zu  fripe  gestellt  werden;  s.  Bugge  Rom.  111,  148. 

Fino.  Die  stelle  im  Gormond  ist  von  Gachet  ganz  falsch  ver- 
standen worden:  en  dol  ^nkheif^t  'mit  schmerzen  geendigt^  (finers^ften). 

Follare.  Tobler  hat  in  scharfsinniger  weise  dargethan,  dass  altfr. 
afoler  wegen  seines  stets  als  offen  behandelten  o  von  fouler  mit  gescUos- 
setiem  o  zu  trennen  ist,  Zeitschr.  XXIII,  419,  Das  wort  bedeute  übrigens 
niclU  sowohl  „beschädigen,  verderben^^  im  allgemeinen,  sondern  „ein  leid, 
einen  schaden  am  leibe  anthun^^  und  werde  nur  mit  persötilichem  oljecte 
verbunden.  Zu  dieser  bedeutung  kommt  das  wort,  meint  Tobler,  von 
der  ursprünglichen  'zum  narren  machen,  in  der  weise,  daß  mit  „narr^^ 
derjenige  bezeichnet  wird,  der  im  kämpfe,  oder  einem  stärkeren  gegenüber 
auch  sonst,  sich  als  ohnmächtig,  nicht  widerstandsfähig  erwiesen  hat  (ähn- 
lich wird  mat  gebraucht).  Es  ist  also  im  gründe  gleichbedeutend  mit 
tenir  pour  fol  „einem  übel  mitspielen^\  wofür  mehrere  belegstellen  geboten 
werden.  Tobler  stellt  auch  prov.  afolar,  obgleich  es  eine  freiere  Verwendung 
erfahren,  zum  altfr.  afoler;  ebenso  altspan.  afoUar.  Zur  erhärtung  dieser 
ansieht  hat  Scheler  (Bastart  de  Buillon,  zu  v.  1068)  auch  auf  den  gebrauch 
des  subst.  folie  im  sinn  von  Schädigung,  verderben  aufmerksam  gemacht, 
so  wie  auf  folier  bei  Froissart  =  ider  ä  folie  ^sich  ins  verderben  stürzen. 

Folie.  Im  altnord.  findet  man  das  wort  ölr  trunken  für  narr  ge- 
braucht; daraus  schliessen  einige,  das  roman.  wort  sei  das  deutsche  voll, 
goth.  fulls,  s.  Jhrb.  XIII,  225. 

Foro.  Einjsutragen  wäre  hier  das  nfr.  für  (m  der  redensart  au  far 
et  ä  mesure),  das  sich  doch  nicht  anders  als  durch  altfr.  feur  taxe,  preis, 
verhaltniß,  weise,  erklären  läfit.  Auch  die  fr.  redensart  ä  forfait  zu  festem 
preise,  in  bausch  und  bogen,  gehört  hieher. 

Fraaassare.  Vgl.  Caix  Grob.  ^chr.  1,423,  der  eine  composition 
frac  +  quassare  vermuthet. 

Frag  rare.  Im  nfr.  flenrer  glaubt  Suchier  (Grob.  Ztschr.  I,  431) 
mehr  als  eine  angleichung  an  flenr  erkennen  zu  müssen;  er  läßt  es  aus 
dem  von  Gachet  nachgewiesenen  altfr.  sbst.  flenr  geruch  hervorgehen  und 
stellt  letzteres,  für  dessen  zweisilbigkeit  er  belege  anführt,  zu  einem  lat. 
flatörem,  das  auch  it.  fiatore  (Bivista  di  f.  r.  II,  80)  erzeugt  hat.  — 
Dieses  vorausgesetzte  flätor  hat  auch  dem  engl,  fla-v-onr  sein  entstehen 
gegd>en,  mit  welchem  schon  Ascoli  Ztschr.  f.  v.  spr.  XVII,  310  unser 
fleur  in  Verbindung  brachte,  und  das  Littri  suppl.  irriger  weise  mit  lat. 
fragrorem  identificiert. 

Franc  0.  Eitlen  interessanten  Sprößling  dieses  wortes  hat  Diez  un- 
berührt  gelassen,  nändich  das  erst  im  16.  jh.  auftauchende  vb.  franchir 
überspringen^  übersteigen.  Es  ist  hierin  eine  nachahmung  des  glbd.  lat. 
ausdrucks  liberare  nicM  zu  verkennen. 


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720  ANHANG  I.   FRANGU-GARBUGLIO. 

Frangia.    In   einem  Ual.-cUschen  glossar  des  15.  jh,  findet  sieh 
franbe  „ein  willkommener  hdeg  für  die  mittelform  zwischen  Mmbia  {oder 
*  framea)  tmd  frangia'S  Mussafia  Beitr.  59. 

Froncir.  Sbst.  fronce,  von  dem  auszugehen  ist,  Jcönnte  sich  gu  dem 
vorhandenen  ronce  (=  dtsch.  runze)  verhalten^  wie  froncher  (II.  c)  eu 
ronchier  (s.  roncar  II.  h).  Ängleichung  an  front  ist  dabei  auch  denkbar. 
S.  auch  m.  anm.  eu  Bast,  de  BuiU.  570. 

Gabbano.  Ist  das  nfr.  caban,  demLittre  arab,  Ursprung  zuweist^ 
tvirhlich  dasselbe  wort?  'Aba  heißt  arab.  grobes  tuch  zu  mänteln^  dann 
mantd  (vom  offen  und  ohne  ärmel) ;  andere  deutungen  sehe  man  bei  Devic. 

Gabbo.  Neben  gAp  hat  das  cdtfranz.ein  dbgel.  gabois  (ois  =  sufßx 
ensis),  wie  man  auch  bnfois  trifft. 

Gabe  IIa.  Das  argument  gegen  das  arab.  etymon  widerlegt  Devic 
durch  berufung  auf  die  ital.  nebenform  caballa,  cabella;  übrigens  sei 
Wandlung  von  arab.  q  zu  g  nicht  so  gar  selten^  z.  b.  in  algodon  von  qoton. 

Gaglioffo.  Eine  andere,  aher,  bemerkt  Mussafia  (Beitr.  61),  wenig 
überzeugende  deutung  von  sp.  gallo&  gibt  Goitvani  (Glossario  modenese). 

Gale  Wohlleben.  Dieses  ursprünglich  mit  w  anlautende  wort  bringt 
Suchier  (Grob.  Ztschr.  I,  431)  lieber  mit  engl,  weal,  oder,  mit  grösserer 
Wahrscheinlichkeit,  mit  mittel-nl.  wale  in  Verbindung. 

Galoscia.  Schder's  deutung  von  galoche  durch  calopodia  ca- 
lop'dia  pflichtet  G.  Paris  bei  (Rom.  III,  113),  indem  er  eine  mittelform 
calopia  voratissetzt ;  s.  auch  Mussafia,  Beitr.  62. 

Gamba.  Die  Übersetzung  des  lat.  gamba  dttrch  ungula  erklärt 
Rönsch  (Jahrb.  XV,  174)  für  irrig;  er  weist  dagegen  die  bed.  fessd  nach, 
aus  welcher  erst  die  rom.  ^der  theü  des  beins  über  dem  hufgeUnke  her- 
vorging, —  Das  fr.  gamache  soll  nach  Devic  aus  dem  dUsp.  guadamaci 
^ein  zuerst  in  Gadames  (Tripoli)  und  später  in  Spanien  bereitetes  leder 
herkommen;  daraus  ebenfalls  der  in  Südfra^tkreich  für  grosse  r eiterstief d 
gebrauchte  ausdruck  garamaches  (gorromatzos). 

Garbo.  Dem  nfr.  galbe,  das  gewöhnlich  mit  garbo  identifieiert  wird 
(Littre,  Scheler,  Brächet),  weist  Diez  II.  c  einen  gesonderten  Ursprung  an. 

Garbuglio.  Caix  in  seiner  abhandiung  über  die  doppelstämmigen 
mischwörter  (GrSbers  Ztschr.  I,  424)  deutet  dies  wort  durch  groppo  + 
buglio.  Er  stützt  sich  hierbei  namentlich  auf  it.  aggrovigliare  sich  ver- 
wickeln, zusammenschrumpfen,  das  auf  ein  thema  grob  hindeute,  woraus  grab-, 
garb-.  Das  zweite  dement  zeige  sich  in  sub-buglio,  scom-buglio  Ver- 
wirrung, guazza-bnglio ;  es  scheine  also  unser  composittwi  von  Italien  aus- 
gegangen zu  sein.  —  Auch  Carolina  Michaelis  (Studien  zur  rom.  wort- 
sdwpf.  61 — 54)  bespricht  garbuglio  in  ausführlicher  weise;  sie  bestreUd 
die  Diez' sehe  deutung  (und  somit  auch  die  von  Caix),  „weil  eine  gemein- 
romanische compositum  dieser  art  nicht  ein  dnziges  mal  vorkommt,  das 
span.-pg.  wort  aber,  une  seine  zahlreichen  ableUungen  beweisen,  nicht  erst 
dem  italienischen  entlehnt  sdn  kann.^^  Auch  der  ausfaU  dnes  bindevocals 
(es  muffte  sp.  garribnlle  hdßen)  spreche  dagegen.    Dem  stamme  grab  garb 


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ANHANG  I.   GARGATTA-GRAPPA.  721 

(greifen^  graben^  Jcriteeln  u,  8.  w.)  wurde  dctö  sufßx  aglio  angefügt^  das 
im  italienischen  oft  benutzt  wurde,  wo  mischmasch  und  Wirrwarr  geschil- 
dert werden  sollte  {doch  gibt  die  Verfasserin  zusammcnseteung  zu  in  guaz- 
za-buglio).  Im  poriugies.  hat  ulho  die  gleiche  bestimmung;  dagegen  ist 
spcen.  uUo,  ujo  in  den  meisten  fallen  bedeutungsloses  ftUlsuf/ix  und 
dient  nur  ausnahmsweise  diesem  iswecke.  Es  ist  der  Verfasserin  auch  die 
inconsequenz  Diezens  nicht  entgangen^  wonach  er  hier  gar-buglio  und 
Gramm.  11^  332  garb-uglio  abtheiU. 

Gargatta.    Weiteres  über  diese  wortgruppe  bietet  Mussafia.  Beitr. 62, 

Garra.  Über  ein  wort  jSLTTQt  yjpoisson  du  genre  des  spares^\  welches 
Littre  s.  v,  jarret  hniebug  verzeichnet,  das  aber  ganz  anderer  herkunß  ist 
(gerres  bei  Plinius),  verhandelt  eingehend  J.  Bauquier  Rom.  KZ,  26G. 

Gas.  Leo  Meyer  weist  aus  den  Schriften  Van  Hdmont's  selbst  nachy 
daß  dieser  das  wort  gas  ganz  unUkürlich,  nur  mit  ahlehnung  an  das 
chaos  der  alten,  ersonnen  habe;  eine  etymologische  Untersuchung  darüber 
sei  daher  unstatthaft  (Zeitschr.  XX,  303). 

Gas  alba.  Das  vonRaynouard  (LR.  II,  182)  aufgeführte  guaralha 
ist  dasselbe  wort,  heißt  aber  nicht  streit,  sondern  geseUschaft,  Umgang;  P. 
Meyer,  Rom.^IV,  467.  —  Tobler  (Rom.  II,  238)  belegt  auch  vb.  gua- 
zalhar  und  agasalbar  aus  dem  provenz.  An  demselben  orte  verhandelt 
derselbe  gelehrte  über  ein  andres  prov.  gazal  =  nüat  gadalis  „meretrix^\ 
von  welchem  altfr.  gaalise,  jaelise  ^unzucht'  abgdeitet  sind. 

Gazzetta.  Rönsdi  erklärt  dieses  wort  ais  eine  umbüdung  des  mlat. 
gazetum  schatzbehälter,  schatzkästlein  (Gloss.  Maii  VIII,  258)  unter  ein- 
Wirkung  von  gazza  dster;  s.  Jahrb.  XV,  199.  Ansprechend,  aber  un- 
wahrscheinlich. 

Giavelotto.  Tobler  erklärt  javelot  durch  *glavelot,  oibl.  von 
glaive  „lanze^^  (Zeitschr.  XXIII,  418);  in  gavrelot  gaverlot  garlot  sei 
das  r  epenthetisch. 

Giga.  Scheler  vermtUhet,  es  könnte  sowohl  dem  rom.  giga  geige  als 
dem  fr.  gigae  gigot  bein,  hammdskeule  (hieraus  gigotter  sich  hin  und 
her  bewegen)  als  gemeinschaftliche  queUe  ein  deutsches  verb  mit  der  bed. 
Uretnere,  motitare  zugewiesen  werden,  welchen  sinn  ahd.  geigan,  dem  altn. 
geiga  nach  zu  schliessen,  wirklich  gehabt  haben  muss.  Vgl.  unten  trn- 
meaa  IL  c* 

Gineta.  Nach  Cherbonneau  fJourn.  asiat.  1849,  1.  sem.  p.  641) 
heißt  das  thier  auf  arabisch  djerneit. 

Gracco.  Anaioge  falle  zu  gracco  aus  gracnlns  sind  it.  arbusco 
a%is  arbascula,  vinco  aus  yincnlum;  nord-it.  bac  =  bacchio,  aus  bacu- 
lum;  s.  Storm  Rom.  V,  174, 

Gramo.  Neben  dem  transit.  vb.  gramoier  verdienen  auch  die  in- 
Irans,  altfr.  a-,  engramir  ergrämen,  sich  ereifern  (s.  Tobler  Mittheil. 
I,  266)  erwähnt  zu  werden. 

Grappa.  Mussafia  (Beitr.  66)  macht  auch  auf  ital.  formen  mit  n 
oder  m  aufmerksam:  granfia,  aggranfiare;  grampa  aggrampare. 

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722  ANHANG  I.    GRATA-LANIERE. 

Grata.  Mussafia  (Beitr.  66)  hSU  hesser  maü.  grella  für  conirakkri 
aus  gradella.    Er  führt  auch  iL  graticella  an. 

Greve.  LUtre's  deutung  von  fr.  rengr6ger  durch  das  aUfr.  adj. 
greindre  (grandior)  ist  ein  bedauerliches  versehen. 

Gronda.  Daß  einfaches  grunda  auch  bei  denBömem  im  gebrauch 
war,  schließt  Rönsch  at^  einer  glosse  bei  Labbaeus  /,  83:  gnmda  areyt] 
Tcal  t6  vnig  tov  TivJUdiva  i^ixov  vnoaxBypv.  Das  compositum  findet  sich 
ebendaselbst  I,  177  als  subrunda  vTtooTsyoVy  p.  179  als  sagranda  mü 
den  bedd.  h^itrjg,  vTtSoTeyov;  Jahrb.  XIV,  338  und  XV,  198. 

Guadagnare.  In  betreff  des  ^.  guadana  ^'cAeZ  ist  Carol.  Michaelis 
anderer  ansiciU:  sie  knüpft  das  wort  an  den  stamm  guad,  gnaz  ^mit 
einem  scharfen  instrumente  bearbeiten  und  beschneiden,  aus  welchem  auch 
desguazar  'ein  stück  nutehoh  mü  der  axt  grob  behauen  hervorgegangen^ 
und  in  welchem  sie  die  dtsche  tourzel  hvas  ^scharf  (früher  hvat)  eriennty 
die  sich  in  wetzen  erhalten  hat.  Suffix  ana  haben  noch  andere  Wörter 
german.  Ursprungs  erhalten.  S.  Jahrb.  XIII,  204. 

Gnado.  Im  it.  guazzare,  diguazzare  das  ahd.  wazzar  jm  verkennen, 
findä  Caix  (Grob.  Ztschr.  1,  424)  wegen  des  doppelten  z  sehr  bedenklich. 
—  Fr.  gächer  wird  wohl  richtig  auf  dtsch.  waskan,  waschen  zurückge- 
führt, und  ist  von  it.  guazzare  isu  trennen,  das  dem  fraru.  das  sbst. 
gouache  gegeben. 

Guardare.    Altfr.  esgarder  lebt  fort  im  sbst.  ^ard. 

Gubia.  Bugge  halt  das  wort  für  cdtisch;  altgall.  gilb  j/oratorium 
vel  rostrum^\  gilbin  „acumine^^  (Zeuß-Ebel  136),  aitir.  gulpan  „acttZewiii" 
Zeuß  60  (für  gulban);  den  stamm  gnllr  stellt  er  mm  gr.  yXv(po);  Rom, 
IV,  368. 

Guidare.  Bugge  (Rom.  III,  150)  denkt  an  dlinord.  vita  (=goth. 
vitan)  im  sinne  von  bedeuten,  vorbedeuten;  die  grundbedeutung  des  rom. 
Wortes  wäre  sonckch  „die  richtung,  den  weg  jseigen^^.  Demgemäß  entspräche 
altn.  viti  zeichen,  aneeichen  dem  fr,  guidon. 

Imbuto.  „Schwerlich  von  in  +  butis,  da  butis  üheraü  t,  tt  auf- 
weist; könrUe  es  nicht  von  imbuere  sein,  mit  activer  bed.  des  pari,  pass.?^* 
Mussafia,  Beitr.  89,  anm. 

Imprenta.  Ein  frans,  emprienter  fand  ich  in  Baud.  Cond.  292, 
702  („S'a  mon  euer  si  emprient^  Dou  saiel  de  la  grant  biaat^");  dtc 
form  erinnert  an  friente  aw5  fremitus,  so  daß  ein  prototyp  impremitare 
nicht  schlechtweg  abzuweisen  ist. 

Lacayo.  Die  nach  Menage  aus  Froissart  angrführte  steUe  kann 
ich  nicht  finden.  —  Littre  zieht  das  wort  aus  dem  arabischen. 

Laniere.  Littre  möchte  auch  fr.  laniere  schmaler  riöw^»  (^Zam- 
beau  de  cuir  dechirf)  von  laniare  ableiten,  aber  dem  steht  die  acüve  bed. 
eines  typus  laniaria  von  vornherein  im  wege.  Übrigens  hat  er  recht,  wenn 
er  mein  etymon  lana  (laniere  wäre  zunächst  ein  wollener  riemen)  an- 
zweifelt; auch  habe  ich  meinen  irrthum  in  meinen  ^Fragments  d'tm  roman 
sur  la  reine  Sebüe  (Bull,  de  VAc.  roy.  de  Bdgique  2^  serie  U  XXXIX) 


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ANHANG  I.   LASCIARE-MALVAGIO.  723 

bekannt  und  dort  lani^re,  ursprünglich  stets  lasniere  geschrieben,  auf  tat. 
lascinia  besagen.  Wenige  monate  vor  mir  hatte  dies  schon  seinerseits 
^^99^  (üom.  in,  154)  gethan.  In  den  Rom.  Studien  /,  437  findet  sich 
das  grundwort  lasne  (nebst  lasnete)  genannt. 

Lasciare.  Identität  zwischen  fr.  laier,  lomb.  laga,  tose,  laggare 
lassen  und  largare  =  laxare  habenas,  fahren  lassen^  frei  lassen  sucht 
nachssuweisen  Caix,  Rivista  //,  174;  für  den  ausfali  des  t,  der  jedenfalls 
bedenken  erregt,  citiert  er  das  vereinzelte  bdspid  spago  für  spargo  aus 
sparticns. 

Lazaro.  Bemerkenswerth  ist  die  aUfranz.  form  lazre  Trist.  2,  s.  24 
und  Besant  de  Dieu  1061. 

Lendine.  Die  cot.  form  Uemena  erklärt  Storm  (Rom.  V,  179) 
also:  *lendena,  lenena  (n  für  nd  ist  regelmäßig  im  catoU),  durch  dissi- 
müation  *lemena. 

Lievito.  Flechia  Post.  etim.  24  spricht  für  leyitare,  aus  dem 
lieyito  hervorgehe  wie  invito  aus  invitare.  Den  einwurf  des  span.  d 
statt  t  beseitigt  derselbe  durch  hinweis  auf  oblidar,  nadar,  dndar  u.  a. 
Äscoli  (Saggi  69)  erklärt  churw.  levont  durch  suffix  -amen  =  on  mit 
epithetischem  t;  s.  auch  Mussafia  Beitr.  74. 

Lonza.  Mit  Wackemagd  stimmt  E.  Förstemann  (Zeitschr.  XXIII, 
382)  überein, 

Lordo.  In  der  ^^.  balordo  erkennt  Bugge  ad  vocem  t&\o\krSi^  Rom. 
IV,  3öö  das  peQorative  bis  {vgl.  it.  barlume,  bagliore);  sp.  palurdo  mag 
aus  dem  ital.  eingebracht  sein,  wie  auch  Brächet  für  das  fr.  balonrd  (in 
Genf  palonrd)  annimmt. 

Losa.  Hin  citat  zu  gunsten  einer  celtischen  etymologie  gibt  Lieb- 
recht  Jhrb.  XIU,  226. 

Malato.  Für  ein  etgmon  male  habitns  sind  neuerdings  zwei 
gelehrte  aufgetreten,  zuerst  Comu  (Rom.  III,  377),  dann  Rönsch  (QrÖb. 
Ztschr.  /,  419).  Ihre  verschiedenen  belege  für  das  dassische  habitus 
im  sinne  von  „beschaffen,  gut  beschaffend^  sind  unabweisbar,  und  daß 
die  formd  male  habitus  dem  buchstaben  besser  genügt  als  das  in  seiner 
bed.  gezwungene  male  aptus  kann  nicht  geläugnet  werden.  Die  von 
Diez  angerufene  ancdogie  des  dtschen  nnpässlich  t^^,  wie  Rönsch  bemerkt, 
nicht  zutreffend,  da  hier  pass  nicht  zu  passen  gehört,  sondern  das  adf. 
bass  vertritt.  Der  haupteinwurf  läge  im  it.  malato,  aber  Comu  hält 
dafür,  daß  er  bei  dem  Vorhandensein  eines  doppelten  t  im  sbst.  malattia 
sein  gewicht  verliere.  Die  form  malabde  in  der  Passion  116  kommt  jeden- 
falls der  neuen  ansieht  vorzüglich  zu  statten.  Auch  aUfr.  ate  „wohl  aufge- 
legt, gesund^^  halt  Comu  für  eine  nebenform  ron  ade,  vgl.  conde  neben  conte. 

Malvagio.  Bugge  (Rom.  IV,  362)  toiderlegt  die  Diez^sche  an- 
sieht auf  grund  der  unzulässigkeit  einer  ahd.  form  balv&si;  er  gibt  daher 
einem  lat.  etymon  den  Vorzug  und  stellt  als  solches  ""malvatins  auf  (unter 
vergleich  von  palatium  palais,  aitfr.  belais  =  bellatius,  Sarmaise  = 
Sarmatia);    dieses  malvatins   zieht  er  aus  *malyatus,    sp.  malvado,  pr. 


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724  ANHANG  L   MANCO-MICIO. 

malvat,  dltfr.  malv^  (vgl.  it.  crojo  aus  crndos,  sp,  crasio  aus  cra^sus  u.  a.}. 
TroU  der  beispiele  van  IcU.  erweiterung  von  us  eu  ins,  scheint  uns  dqch 
ein  fäll  wie  der  vorliegende  alleu  vereinzelt  eu  stehen.  Daß  suffix  -atus 
-ato  sich  zu  -atius  -agio  fr.  ais  gestalten  konnte^  müßte  genauer  belegt  werden. 

Man  CO.  Statt  des  adj.  manc  hat  Eich,  li  b.  3774  ein  parfic,  es- 
mankiö. 

Mangiare.  „Manjner  kann  eigentlich  aus  mandncare  nicht  ent- 
stehen,  sondern  die  formen  wo  dnc  bäont  ist  (mandüco,  as,  at,  ant)  toer- 
den  dasselbe  als  da  (mandue  u.  dgl.)  gestaltet  und  nur  den  die  endung  be- 
tonenden formen  mandncdre,  -4bam,  -&8sem  u.  s.  w.  zu  lid)e  das  g  oder  j 
angenommen  haben.  Diese  erJdärung  scheint  mir  annehmbarer  als  die 
von  Diez  gegebene'^  (Tobler^  Bruchstück  aus  dem  Ghev.  (m  lion,  16).  Also 
ein  thema  manju  bei  unbetonter  flexionssilbe,  mang  bei  betonter;  schließe 
lieh  hat  letzteres  das  erstere  verdrängt,  ein  Vorgang,  der  sich  auch  bei 
empetrer  neben  empastnrer,  bei  parier  neben  paroler  erweist  {s.  parola, 
pastoja).  Vgl.  Rom.  V,  166.  —  Einige  merkwürdige  starke  verbd^ormen 
des  vb.  mandncare  aus  cdtfranz.  texten  bespricht  Förster,  Chrob.  j^chr. 
I,  562. 

Mare.  Unter  den  abU.  wären  noch  zu  beachten  sbst.  altfr.  marois, 
und  adj.  marage  {s.  m.  anmerkung  zu  Trouveres  beiges  212,  v.  220  Chardons, 
orties,  joins  marages),  über  dessen  Ursprung  Darmesteter,  Mots  composes 
p.  27,  andrer  ansieht  ist.  —  In  marchais,  pic.  marqnais  muß  ein  stamm 
marc  angenommen  werden;  es  scheint  mit  marcassin  (s.  ü.  c)  verwandt 
zu  sein. 

Marrir.  Caroline  Michaelis  (Jahrb.  XIII,  206)  stellt  sp.  marcana 
verunrrung,  so  wie  sicü.  ammaragnar  sich  verdynkeln,  it.  marame  aus- 
Schuß,  piem.  maroca  brack,  unter  eine  wurzel  mar,  welcher  die  grundidee 
der  dunkelheit,  wirre,  Unordnung  anhängt,  und  knüpft  die  genannten  Wör- 
ter an  das  gr.  ^avQog.  Sie  hält  es  für  sachgemäßer  dieseU>en  von  marrir 
=  goth.  marzjan  zu  trennen. 

Mas.  Ältfr.  manant  wohlhabend  hat  sich  erhalten  mit  der  bed. 
'grober  mensch^  s.  über  die  verschiedenen  dem  werte  beigdegten  bedd. 
Gachet's  Glossar. 

Menzogna.  In  cativonia  nimmt  Mussafia  suff.  -onens  an,  und  fuhrt 
aus  den  ital.  mundarten  noch  andere  damit  gebildete  cibstracta  an,  als: 
piem.  ambriacogna  trunkenheit,  tisicogna  schunndsucht;  Beitr.  74  s.  v. 
levrosonia  ausscUz. 

Merluzzo.  Das  it.  u.  sp.  wort  sind  dem  franz.  enüehnt;  fr,  mer- 
Inche,  merlus  ist  zsgs.  aus  mer  +  Ins  (fem.  luce,  pic.  lache)  =  Incias. 
Vom  alten  sbst.  Ins  (s.  Palsgrave  p.  241)  findet  sich  bei  Littre  das  von 
ihm  unerklärt  gelassene  dim.  Inset  forelle.  S.  Darmesteter,  Mots  composSs 
137  (wo  zweimal  Inscins  st.  Incins  steht). 

Mezzo.  Der  Vf.  übergeht  hier  das  fr.  adj.  mi  in  mi-chemin,  mi- 
lieu,  mie-nnit  (jetzt  mi-nuit),  sowie  das  comp,  demi  =^  dimidins. 

Mic-io.    Fr.  maton  kann  aus  dem  veralteten  miton  hetvorgegangen 


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ANHANG  I.   MIRABELLA~ORA.  725 

sein  wie  aronde  aus  hirando,  oder  es  ist  das  a  unter  einwirkung  der 
synonymen  marcou,  marlon,  marou  (s.  mein  Dict,)  eingetreten. 

Mirabella.  Fr.  myrobalan  ist  wohl  die  richtige  form;  die  all- 
gemein übUche  jedoch  ist  myrobolan,  woraus  das  volk  sogar  ein  adj. 
mirobolant,  fem.  mirobolante  mit  der  bed.  wundervoll,  bezaubernd  sich 
geschaffen  hat. 

Mnlino.  Das  hier  erwähnte  pr.  revolinar  erinnert  mich  an  ein 
oitfr.  avoliner,  das  ich  in  einem  der  texte  der  von  mir  herausg.  Legende 
de  S*^  Marguerite  s.  27,  v.  347  in  folg.  fassung  gefunden  habe  und  das 
mir  unklar  geblieben  ist:  Par  grant  atr  le  va  requerre,  Par  les  cheveus 
le  trait  k  terre,  Le  chief  k  terre  Tavoline  (im  kreise  herumziehen?), 
Förster  (briefl.  mittheüung)  glaubt  es  sei  zu  lesen:  Le  chief  aval  ä  terre 
cline;  dagegen  spricht  der  Zusammenhang. 

Mnnon.  Dem  bret.  mofi  entspricht  nach  laut  und  begriff  altfr. 
moing,  dem  ich  ein  einziges  med  begegnet  bin:  Adenet  Buev.  d.  Com. 311 
Tel  coup  donne  un  paien  que  del  bras  le  feit  moing.  —  Boquefort  gibt 
ohne  beleg  esmongnoner  verstümmeln;  meinerseits  höbe  ich  mit  gleicher 
bed.  esmongonner  gefunden  (Jahrb.  X,  268),  aber  Mussafia  (W.  XII,  111, 
und  Beitr,  107)  stellt  dieses  lieber  mit  einem  höchst  seltenen  aUital. 
smogar  v&rrenken  in  Verbindung,  dessen  Ursprung  noch  unsicher  ist. 

Nasturzio.  In  Belgien  wird  die  sonst  mit  capucine,  dtsch  pfaffen- 
käppchen  bezeichnete  pflanze  mastouche  genannt,  welclhes  wort  Grand- 
gagnage  wohl  richtig  von  nastortium  ableitet, 

Naverare.  Herleitung  dieses  rom.  wertes  aus  dem  ahd.  nabagfer 
ist  nach  buchstaben  und  bedeutung  unstatthaft.  So  urtheUt  richtig  G. 
Paris  (Bom.  I,  216),  indem  er  dafür  folgende  entstehung  conjiciert.  Aus 
dem  dtschen  narbe  (a.  und  mhd.  narwa,  narwe,  dän.  narv,  schwed.  narf ), 
dem  auch  die  bed.  „rauhe  seile  des  leders^^  zukommt  (der  vermittelnde 
begriff  wäre  'ritz,  schramme),  sproß  ein  rom,  subst,  navra,  nafra  (vgl. 
vevQov  und  nervus),  aus  diesem  das  vb.  naverare,  das  noch  mundartl. 
„aufritzen,  die  innere  seite  der  haut  aufdecken,  beschädigen^^  heißt.  Zur 
vollen  gewißheit  käme  diese  vermtähung,  wenn  sich  ein  rom.  nafra  im 
sinne  von  narbe  oder  innere  seite  der  haut  aufspüren  ließe, 

Navilio.  NachTobler  (Rom.  II,  242 J  ist  /r.  navire  von  navigium 
und  =  aitfr.  navie  mit  eingeschobenem  r;  s,  mire  //.  c. 

Nu  ca.  Daß  nuque  rückenmark  bedeutete,  belegt  LittrS  durch  mehrere 
bejispiele;  die  aräb,  herkunft  befürwortet  namentlich  Defremery  im  Joum. 
asiat  aout  1867,  p.  182;  sie  möchte  wohl  auch  das  fehlen  des  wertes  im 
walachischen  begreiflich  machen. 

01a.  Zu  berücksichtigen  ist  noch  pg.  foUa  da  mar.  Devic  möchte 
das  rom.  wort  aus  dem  arab.  ausdruck  baul  schrecken,  der  mit  meer  ver- 
bunden (also  „schrecken  des  meeres^^)  stürmische  see  bedeutet. 

Ombelico.  Fr.  lombril  =  nombril  findet  sich  Bestiaire  de  0er - 
vaise  306  (Bom.  J,  430). 

Ora.    Suchier,   der  auch  anderswo  fs.  oben  anche   und  gier  II.  c) 


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726  ANHANG  I.   ORBO-PASTOJA. 

die  existene  eines  archaischen  ablaUvs  ha  (entsprechend  dem  ho  in  hodie) 
vcraussetsfty  schließ  aus  dem  stets  offenen  o  des  fr.  ore,  und  aus  dem  pr. 
ara  auf  ein  etymon  ha  hora.  Encore  sei  asgs.  aus  enc  (=  anche)  und 
ore  (=  ha  hora);  lores  sei  =  illa  hora,  also  hier  auch  das  offene  o  aus 
a  -4-  0  entstanden;  s.  Grob.  Ztschr.  7,  431. 

Orbo.  Vom  dltfr.  orb  hat  sich  das  dim.  orvet  erhalten  mit  der  bed. 
blindschleiche.  —  Erwähnung  verdient  auch  noch  altfr.  essorber  blenden 
sf.  b.  Jean  Conde  J,  153,  67. 

Orlo  rand.  Carol.  Michaelis  (Jahrb.  XI,  294)  glaubt  das  üal. 
wort  sei  dem  frans,  (masc.  orle)  entnommen,  das  span.  orla  dagegen  un- 
abhängig vom  lat.  ora;  dieses  ora  könne  nur  der  form  orilla  {pg.  ourela) 
eu  gründe  liegen,  das  niemals  in  correcter  weise  im  sinne  von  fr.  onrlet 
gebraucht  werde.  Diese  Scheidung  der  strengen  bed.  zwischen  orla  und 
orilla  veranlaßt  sie  sp.  orla,  wie  it.  orlo,  auf  fr.  orle  eurückeuführen  und 
letzteres  mit  dem  ags.  orl  rand,  säum  eu  identifizieren,  das  seinerseits 
dem  walisisch' gaelischen  or,  oir  entstamme.  —  So  scharf  diese  a»isicht 
auch  durchgefiihrt  ist,  sieht  man  nicht  ein  warum  orle  nicht  eben  so  gut 
von  ornlas  oder  omla  herkommen  sollte  als  perle  von  pimla  und 
posterle  {nfr.  poteme)  von  posterula. 

Paese.  Die  franz.  spräche  kennt  auch  pays,  fem.  payse,  mit  der 
bed.  landsmann.  Littre  irrt  sich,  wenn  er  für  pays  einen  typus  pagesins 
aufstellt. 

Palandrano,  mail.  balandran;  daneben  bresc.  crem,  pelanda;  s. 
Mussafia,  Beitr.  86.  Schneller  (Romanische  mundarten  in  Südtirol  110) 
leitet  das  wort  von  balandra  herumschweifende  person,  taugenichts,  eig. 
wandernd,  pilgernd,  und  vermuthet  es  habe  ursprünglich  einen  püger- 
mantel  bedeutet.  Sein  etymon  ist  ahd.  wallandaere  (Übergang  von  w  zu  b), 
ifulem  er  lat.  balatro  tagdieb  für  unzulässig  halt.  Über  die  Verwandt- 
schaft von  obigem  pelanda  mit  dem  noch  unaufgeklärten  fr.  bouppelande, 
sp.  sopalaoda,  pg.  opalanda,  so  wie  über  einen  versuch  zur  deutung  des 
letzteren  von  Bugge,   sehe  man  Mussafia  Beitr.  86  und  Rom.  III,  164. 

Palpe bra.  Die  vielgestaltigkeit  der  roman.  formen  rührt  außer  der 
Schwankung  des  accents  von  der  gedoppeUheit  des  etymon;  mehrere  der 
formen  weisen  auf  palpetra,  der  bekannten  nebenform  von  palpebra;  so 
pr.  palpet,  crem.  ferr.  romagn,  palpedra,  w^ap.  parpetola,  piac.  parpella; 
s.  Äscoli  Ztschr.  XVI,  200  und  Mussafia  Beitr.  86. 

Parola.  Das  altfr.  vb.  paroler  betreffend,  so  ist  erwiesen  worden, 
daß  das  voUe  thema  parol  nur  in  den  fällen  tonloser  endung  sich  zeigt 
(je  parol,  ils  parolent);  ein  inßn,  paroler  dagegen  ist  nicht  nachwei^ar, 
muß  also  aus  den  Wörterbüchern  gestrichen  werden.  Das  mundartlich  ge- 
brauchte paroler  (pic.)  oder  pairolai  (bürg,  neben  palai)  hat  entweder  die 
begriffsschattierung  ^  werte  machen,  schwatzen  oder  ist  eine  enisteUung  von 
perorer.  Im  prov.  indessen  unrd  sowohl  paraul  als  pari  in  sämmäichen 
flexionsformen  gebraucht,  s.  Comu,  Rom.  IV,  467. 

Pastoja.    Das  von  altfr.  pastare   abgeleitete  verb  war  empestrer 


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ANHANG  I.   PATTA-POLTRO.  727 

• 

bei  betonter  endsübej  empasturer  bei  unbetonter;  derselbe  verhältniß  also 
wie  wünschen  parier  und  paroler  {s,  oben  parola).    S.  Born.  F,  165, 

Patta.  Neben  sp.  patear  wäre  auch  altfr.  patoier  patschein  zu 
nennen^  Ren,  5866,  und  unter  den  im  folg,  art.  genannten,  zu  derselben 
familie  und  bed.  gehörenden  verben  hätte  vorzüglich  das  so  übliche  fr. 
patanger  eine  erwähnung  verdient, 

Pelare.  Warum  sollte  denn  fr,  peler  schalen,  die  haut  abziehen, 
nicht  eben  so  gut  von  pellis  abgeleitet  werden,  als  pelisse  und  pr,  pellar? 

—  Von  altfr,  pelain  (Baud.  Condi  179,  100)  =  it,  pelame,  sp,  pelam- 
bre  kommt  woJd  fr,  plamer  ein  feil  ausfetten. 

Pellegrino.  Die  rom.  form  pelegrinus  erscheint  schon  auf  einer 
inschrift  v.j,  360  (bei  Rossi  I,  p.  82,  nr,  144);  Rönsch  Jhrb,  XIV,  339. 

Perla.  Zu  beachten  sind  die  itdl,  ausdrücke  peroli,  piroli  für 
birnenförmige  ohrengehänge,  knöpfchen;  Mussafia,  Beitr,  87, 

Pertugiare.  Die  deutung  von  fr,  percer  durch  pertusier  ist  eine 
kühnheit  MSnage's,  die  man  mit  befremden  bei  Diez  wiedertrifft;  schon 
die  picard,  form  perchier  spricht  dagegen.  Meine  frühere  annähme  per- 
cer möchte  aus  per  entstanden  sein,  wie  avancer  aus  abante,  obgleich  von 
Littre  befürwortet,  befriedigt  mich  ebensowenig,  Wohl  stimmte  pic.  per- 
chier, aber  nicht  fr,  percer,  zu  *perticare  'mit  einem  spitzen  stock  durch- 
bohren, vgl,  empaler  spießen  von  pal;  vgl.  auch  die  form  perchant  Stoßwaffe 
(Bast,  de  Buülon  1710  u,  2778),  Sollte  nicht  auch  in  derselben  weise 
wUat,  trancare,  woraus  fr.  trouer,  in  *trabicare,  also  in  trabs,  seinen 
grund  haben? 

Piato.  Diese  itcd,  form  des  lat.  placitum,  plac^tum  kann  nur, 
meint  Ascoli  (Saggi  lad,  81),  auf  grund  einer  zwischenform  piAito  ange- 
nommen werden,  vgl.  die  entsprechende  neap,  form  chiajeto. 

P}va.  It.  piuolo  muß  von  piva  getrennt  werden;  es  entspticM  viel- 
mehr einem  lat,  piriolum  (=  *pijuolo),  welches  letztere,  wie  ngr.  nugiov 
schraube,  dem  vb.  Tteigo)  bohren  entstammt;  Flechia,  Post,  etim,  311—317, 

—  Franz.  pivot  leitet  Scheler,  mit  rücksicht  auf  das  begriffsverwandte 
piton,  vom  stamm  pit:  also  pitot,  pi-ot,  pi-v-ot. 

Poledro.  Nach  der  analogie  von  porcetra  junge  sau  (Gellius 
XVin,  6)  setzt  Storm  (Rom.  V,  181)  auch  die  existenz  von  pulletra 
{woraus  pulletrus)  voraus.  Das  e  muß  in  beiden  Wörtern  kurz  und  ton- 
los gewesen  sein,  wenn  auch  Freund  porcetra  schreibt;  dieses  e  konnte 
einerseits  zu  1  werden,  daher  püUitros  (Ascoli,  Saggi  lad,  18),  anderer- 
seits offen  und  betont,  wie  es  dem  in  tenebrae  {sp,  tinieblas)  ergangen, 
daher  it  polMro,  sie.  paddftru. 

Polizza.  Das  etymon  poUex  erregt  manches  bedenken;  ich  möchte 
eher  das  von  Diez  in  den  zwei  ersten  ausgaben  aufgestellte  polyptichum 
wieder  aufnehmen;  eine  form  poliptium  würde  freilich  nicht  dem  accent, 
doch  dem  buchstaben  genügen;  das  wort  mag  zuerst  einen  registerauszug 
bezeichnet  haben, 

Poltro.     Über  fr.  plentre  uHigt  Bugge  (Rom,  IV,  364)  eine  andere 


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728  ANHANG  I.   POTARE— RICAMARE. 

deutung,   nämlich  durch   ahd.  plodar  „degener^^  blöder  y/brmidolosus^^, 
ältn.  blaudhr  ^yimbellis,  ignavus,  mollis^^, 

Potare.  Das  aitfr.  poün  habe  ich  in  meiner  ausgäbe  des  Garmond 
durch  'pfau  erklärt;  die  von  Dies  hier  gegebene  Übersetzung  durch  ^hippe\ 
die  ich  bei  abfassung  meiner  anmerhung  unfreiwillig  übergangen  hatte^ 
scheint  mir  durchaus  uvunäreffend, 

Pote.  Unrecht  (Jhrb.  XIII,  227)  vergleicht  altn.  pottr  iessd, 
und  ßu  pot  lippe  engl,  pont  schmollen,  maulen, 

Pozione.    Dem  prov.  poizonar  entspricht  oUtfr.  puisnier. 

Pregno.  Den  rom.  verben  emprenhar//:  entspricht  das  bei  Quicherai 
belegte  lat  impraegnare.  Der  Franzose  hat  nur  noch]  die  gelehrte  form 
impr^gner;  die  alte  Sprache  jedoch  hatte  empraigner,  und  zwar  auch  mit 
intransitiver  bed,,  so  les  volles  enflent  et  empraignent  du  vent  Guiü. 
de  Pcdeme  4692. 

Prigione.  Auch  altfranz.  trifft  mqn  prison  im  sinne  von  er  grei- 
fung, angriff,  so  Baud.  Condi  310, 1231  (im  reime  mit  prison  gefängniß). 
Zu  bemerken  ist  noch,  daß  die  bed.  gefangener  im  itai.,  prov.  (preyo  LB.) 
und  altfranz.  mit  genuswechsel  verbunden  ist. 

Raggio.  Neben  rayer  sagte  das  aitfr.  auch  r6er;  daher  die  dUfr. 
redensart  ä  r^e  stromweise. 

Rallar.  Flechia's  deutung  von  fr.  railler  durch  einen  typus  ragu- 
lare  (aus  ragire  =  bragire,  fr.  braire)  mochte  doch  bedenken  erregen 
(s.  Post,  et.  379  anm.);  der  begriff  kratzen  liegt  ja  auch  in  rampognare, 
vgl.  dtsch.  hecheln. 

Rangifero.  Lappisch-finnisches  raingo  ist  nicht  vorhanden  nach 
Beauvois  (Bevue  crit.  1870,  nr.  6  p.  67). 

Rascar.  „Ascoli  (Studii  critici  II,  105)  bestreitet  raschiare  von 
rasicolare  und  nimmt  ein  altes  rastlnm  statt  rastrum  an:  aus  ersterem 
wurde  rasclom  und  rasclare.  Dagegen  scheint  sard.  rasigare  zu  sprechen, 
das  wohl  nur  ras-icare  entsprechen  kann.^^    Mussaßa,  Beitr.  93  anm. 

Ratto.  Das  venez.  pantegan  leiten  auch  Mussaßa  tmd  Flechia, 
auf  grund  der  formen  mod.  pondegh,  mant.  pontga  u.  o.,  von  ponticos 
ah;  s.  Beitr.  69  und  Post.  et.  370. 

Reame.  Verschieden  von  roiaume  ist  das  von  Diez  unertvähnt  ge- 
bliebene, sehr  häufige  aitfr.  royon;  Schuchardt  Vok.  II,  225  weist  letz- 
terem ein  etymon  *regumen  zu,  aber  hätte  dieses  nicht  reün  ergeben  {vgl. 
aitfr.  leün  von  legumen)?  Passender  scheint  mir  die  etymologie  regionem 
mit  annähme  eines  genuswechsds  (vgl.  soupQon). 

Regalare.  Zu  gunsten  meiner  ansieht,  wonach  das  vb.  von  gala, 
gale  Wohlleben  herzuleiten,  gibt  Suchier  (Grob.  Ztschr.  431)  den  umstand 
zu  beachten,   daß  im  nprov.  ein  einfaches  galA   mit  ders.  bed.  sich  findet. 

Regaiiar.  Bedenken  zu  der  Diez' sehen  deutung  der  hier  bespro- 
chenen verben,  namentlich  des  fr.  ricaner,  5,  bei  Littre  und  Scheler, 

Ricamare.  Neben  arab.  raqama  stellt  Bönsch  das  ältere  hebr. 
rakam  „TtoiTulXeiv''  (Exod.  26,  36);  Grob.  Ztschr.  I,  419. 


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ANHANGT   RIFÜSARE-ROCCA.  729 

Rifnsare.  Warten  das  so  nahe  liegende  lat.  refandere  übergehen^ 
das  auf  romanischem  gebiete  durch  refasare  vertreten  wurde,  wie  andere 
durch  ausare,  uti  durch  Qsare?  Die  bed.  zurüchtreiben^  verstoßen  ist  für 
refandere  in  einzelnen  fällen  außer  eweifd  gestellt,  S.  Andresen,  Jahrb. 
XIIj  113  und  Scheler^s  Dict.  Andresen  betont  noch  den  umstand^  daß 
im  grutule  lat.  refusare  nur  als  eine  nebenform  von  refdtare  gefaßt  wer- 
den kann.  Brächet  nahm  eu  einer  undenkbaren  form  refdtiare  seine  Zuflucht. 

Rima.  Arrimer  schichten  (die  Schiffsladung  vertheilen)  ist  doch 
wohl  nicht  eü  trennen  von  dem  unter  rombo  besprochenen  (nicht  mehr  ge- 
bräuchlichen) armmer  {zu  diesem  vgl.  deutsch  anfi^nmen). 

Risicare.  Devic  ist  geneigt  risco  gefahr  mit  arab.  rizq  ^das  was 
einem  zufällt,  geschieh*  zusammenzustdleny  eine  ansieht,  die  ihm  durch 
5p.  arrisco  unterstützt  zu  werden  scheint.  Das  argument  aus  arrisco  ist 
nicht  glücklich,  denn  dies  sbst.  ist  wohl  vom  compositum  ar-riscar  ab- 
zuleiten. ^ 

Ritorta.  Aus  dem  dltfr.  roorte  reorte  hat  sich  das  nfr.  rouette 
gebildet,  das  Littre  fälschlich  als  ein  dim.  von  roue  betrachtet.  Es  ist 
aus  reote  (tügung  des  r  vor  t)  umgestellt,  wie  moelle  aus  meole,  pg. 
joelho  aus  jeolho;  Tobler,  Zeitschr.  XXIII,  418. 

Rivellino.  Vielleicht  von  re-vallare,  woher  zunächst  *rivallo, 
und  daraus,  durch  anlehnung  an  rivella,  dcis  dim.  rivellino;  re  könnte 
auch  schon  dem  sbst.  vallo  vorgesetzt  worden  sein,  wie  in  ripiano  zweiter 
plan  (vgl.  Gramm.  II  430);  Storfn,  Rom.  V,  182. 

Rivescio.  Auf  das  Diez'sche  f ragezeichen  hinsichtlich  der  Selb- 
ständigkeit des  fr.  revgche  antworten  Brächet  und  C.  Michaelis  (Studien 
z.  rom.  wortsch.  261)  im  sinne  italienischer  herkunft;  das  hohe  alter  des 
Worts  läßt  daran  zweifeln,  während  andrerseits  die  form  revesche 
(•.empeesche  Rom,  de  la  Rose;  :  flammesehe  Oautier  de  Coinsy)  ais  fremd- 
artig einiges  bedenken  erregt.  Ist  überhaupt  die  gleichung  rivescio  = 
reversns  gesichert  und  wäre  nicht  eher  entlehnung  des  itoi.  wortes  aus 
dem  franz.  denkbar?  Letzteres  stimmte  wohl  zu  *reversicns  {vgl.  pSche 
von  persica),  aber  eine  solche  bUdung  darf  kaum  vorausgesetzt  werden.  — 
Diez  stellt  hier  neben  revßche  ein  altfr.  revois,  läßt  es  aber  unbelegt. 
Findet  sich  irgendwo  ein  fem.  revoise,  so  ist  die  existenz  dieses  wortes 
(=  reve[r]8us)  gesichert;  wo  nicht,  so  möchte  hier  eine  Verwechslung  ob- 
walten mit  altfr.  revoit  =  revictus,  über  welches  ich  mich  (Berte  a.  gr. 
p.  770)  ausführlich  ausgesprochen  habe,  und  das  sich  zuweilen,  dem  reime 
zu  lieb  mit  ausl.  s  statt  t  vorfinde,  so  Gilles  de  Chin  6113:  Ha  Cheva- 
lier conart  revois.  —  Zu  untersuchen  bliebe  noch,  ob  sp.  rebeco  mit  fr. 
revSche  (une  C.  Michaelis  260  vermuthet),  oder  nicht  vielmehr  mit  it. 
rimbeccare,  rimbecco,  fr.  se  reb6quer  zusammenhängt.  —  S.  auch  über 
revois,  revoit  und  revSche  Tobler,  Gott.  gel.  anz.  1874,  s.  1060. 

Rocca.  Den  von  Diez  vorgeschlagenen  lat.  formen  rnpea  rnpja 
für  roccia  röche  widersteht  das  offene  o  der  rom.  formen;  auch  rnpica 
für  rocca  ist  abzuweisen;   es  ist   also  von  rupes,   meint  Förster    (Grob. 


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730  ANHANG  I.   ROTTA-SCALOGNO. 

2!l8chr.  Ily  86),  durchaus  abgmehefiy  und  ein  typus  'h-occnm  aneunehmen. 
Diesem  iypus  weist  aiuch  der  genannte  gelehrte  das  vielgedeutete  nfr.  rosser, 
pr,  a-rossar  (^aUfr.  roiscier  Guül.  d*Angl,  s.  87,  roissier  Gautier  de 
Coinsi  329,  S9)  eu,  das  sich  eu  rocceare  verhaUe  wie  rochier  (werfen)  su 
roccare  (vgl  crosser  =  crocceare  und  crochier  =  croccare).  —  Wie 
aber  läßt  sich  begrifflich  die  deutung  Förster^s  für  rosser  behaupten,  und 
wo  ist  die  quelle  von  rocenm  eu  suchen? 

Rotta.  Andere  bedd,  des  fr.  route  und  routier,  die  sich  der  des  wallon- 
rote „rang,  ligne,  ße^'  anschließen,  habe  ich  im  glossar  zu  Froiss.  Chron, 
V.  routier  2  und  in  dem  eu  Buev.  de  Comm.  v.  route  und  de  route  Aer- 
vorgehoben,  —  Wenn  wirJdich  briste  cUtfr,  im  sinne  von  route  gebraucht 
worden  ist,  was  bdegt  werden  müßte,  so  beruht  immerhin  der  fr,  ausdruck 
„marcher  sur  les  brisSes  de  gjn.**  auf  einer  anderen  anschauung,  und  be- 
zieht sich  auf  die  durch  abg^ochene  zweige  bezeichnete  fahrte  des  wildes. 
Bris^es  ufird  demnach  synonym  von  trac^,  errements, 

Sacco.  Ich  halte  sacco  ff.  ßr  eine  suffixlose  verbdableitung  vom 
rom.  t;&.  sacare  einsacken;  neben  sac  hat  das  franz.  auch  (mit  suffix)  sac- 
cage,  woher  erst  vb.  saccager,  das  nicht  dem  sp,  saquear  beigeordnet 
stehen  sollte.  Auch  escala  als  nomen  actionis  hängt  mit  scala  nur  mü- 
telbar  durch  das  vb,  scalare  {altfr.  escheler)  zusammen.  Littr6  (v.  sac  2) 
schiebt  mir  irrthümlich  die  ansieht  unter,  daß  sac  plünderung  von  saquer 
'tirer  herzuleiten  sei;  ich  habe  das  wort  Hirer  ausdrücJdich  vermieden 
und  dafür  ^empocher  gesetzt,  da  ich  ja  (vielleicht  mit  unrecht)  sacher, 
saquer  einsacken  und  sacher  ziehen  aus  verschiedener  quelle  leite.  Auch 
unter  saccKde  finde  ich  bei  lAttrS  einen  für  mich  mißliehen  druckfMer, 
nämlich  'italien  scaccare'  (lies  staccare).  —  Meine  canjedur  betreffend 
ahd.  sc&h  gebe  ich  angesichts  des  häufigen  altfr.  eschec  beute,  plünde- 
rung  {s.  scacco)  gerne  dahin. 

Salma.  Ich  leite  it.  assommare,  das  nicht  überladefi  bedeutet,  son- 
dern vollenden,  so  wie  fr.  assommer  todt  schlagen,  nicht  von  somme  last, 
sondern  von  summus  letzt;  dies  konnte  dem  etymon  totus  für  tutare 
(s.  unten)  einigen  Vorschub  leisten.  —  Was  die  form  des  sbst.  sommelier 
betrifft,  so  ist  Tobler  (Rom.  II,  244)  andrer  ansieht  als  Diez,  der  ein 
dim.  somella  zu  gründe  legt.  Es  sei  eine  directe  abl.  von  sommier  last- 
(hier  und  bezeichne  sowohl  den  aufseher  über  die  lastthiere  als  den  treiber 
derselben;  es  lautete  zuerst  somerier  (vgl.  sorcellerie  für  sorcererie,  con- 
tralier  für  contrarier);  man  findet  auch  t  statt  r  in  sommetier  Guiart  II, 
6571,  someti^re  Livre  des  Mart.  383;  vgl.  papetier  neben  paperasse. 
[Auch  prov.  saumatier  GProv.  48.] 

Sargia.  Schuchardt  (Zeitschr.  XX,  261)  stellt  gleichfalls  zu  serica 
das  span.  sarco  eine  art  wollenrock;  auch  alban.  sdrke,  altslav.  sraka  u.  a. 

Scalogno.  Beachtung  verdienen  die  altfr.  und  mundartl.  form 
escaloigne  (vgl.  meine  Lexicographie  lat.  du  12^  et  13^"  s.,  p.  76,  und 
Gloss.  de  Lille  42*),  at^  welcher  Schalotte  durch  suffixvertamchung  her- 
vorgegangen ist. 


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ANHANG  I.   SCANDELLA-SERA.  731 

Soatndella.  Schon  die  Römer  kannten  scandnla  eis  eine  art  kom^ 
s,  Forcellini;  damit  fallt  jeder  zweifd  über  den  Ursprung  d^s  rom.  worts; 
s.  Flechia,  Post.  et.  362,  Schon  Rönsch  (Jahrb.  XIV,  340)  hatt^  auf 
das  acht  römische  scandula  auffnerksam  gemacht  und  dabei  citiert  Edictum 
stratonicefise  de  pretiis  rerum  vom  j.  316  n.  Chr.:  scandalae  sive  speltae; 
Isidorus  Origg.  XV Uy  3y  11:  scandula  (oZ.  scindula)  a  divisione  vocata, 
duplex  est  enim  scanditurque  {al.  scinditur),  i4  est  dividitur. 

Scarpa.  Scheler  (Biet,  äym.)  fragt  beiläufig  ob  fr.  escarper, 
sp.  escarpar  sich  nicht  auf  lat.  scalpere  zurückführen  lassen  könnten  {vgl. 
it.  scarpello  =  scalpeUom);  statt  dessen  sagt  lAttre^  Seh.  halte  dafür 
scarpa  sei  eine  dbl.  von  lat.  scalpellnm  ^petit  couteau.  Das  mißverstand- 
niß  ist  ailjsfu  stark,  als  daß  ich  nicht  dagegen  protestieren  sollte.  Meine 
muthmaßung,  das  sp.  escarpar  möchte  mit  dem  dtschen  schrapen,  engl. 
scrape  eusammenhängen,  blieb  dagegen  unbeachtet;  ich  wiederhole  sie  hier, 
indem  ich  auch  an  schwed.  skr^f  jäh,  dtsch.  schroff,  die  wahrscheinlich 
stammverwandt  sind,  erinnere.  —■  Eine  arab.  deutung  voti  scarpa  schtdi 
u.  s.  w.  versucht  Devic,  aber  in  nichts  weniger  als  überzeugender  weise. 
—  Fr.  escarpin  ist  noch  sehr  im  gebrauch. 

Scartare.  Gegründete  bedenken  gegen  die  ableitung  von  carta 
werden  in  lAttr&s  Suppl.  erhoben  auf  grund  eines  textes  aus  dem  13.  jh., 
worin  escarter  Tost  (sich  vom  lager  entfernen  ?J  vorkommt  und  wofür  die 
deutung  mettre  au  quart  =  ä  quartier,  ä  part  vorgeschlctgen  wird.  Lütre 
citiert  auch  aus  Ben.  Chron.  de  Norm.  9281:  Nul  autre  escard  n'i  sai 
trouver  (ausweg?). 

Schiantare.  JSinc  andere  etymol.  erklärung  des  rom.  Stammes 
sclat  (sclant)  bietet  Äscoli  (Zeitschr.  XVI,  209);  er  erkennt  darin  ein 
altrom.  thema  sclap-it;  vom  primitiv  sei ap  &omm^  t^.  schiappare  höh  klein 
spalten;  s.  auch  Mussc^ia,  Beitr.  Bö. 

Scbiena.  Einer  der  von  Mussaßa  behandelten  ttät.-deutschen  glossare 
(Beitr.  101)  hat  schena  ,^cAiwp«n". 

Schifo.  Mtfr.  esquiper  heißt  nicht  sowohl  sich  einschiffen,  als  vom 
ufer  fahren,  abschiffen,  s.  mein  gloss.  eu  Froissart. 

Scotta.    Nd>en  altfr.  escote  setjse  nfr.  6coute. 

Sedio.  Abi.  prov.  setjar  setzen;  Guill.  de  la  Barre  fol.  28''  La 
comtessa  vas  setiar,  wo  wohl  se  setjar  gelesen  werden  muß. 

Sentare.  Die  von  Biez  zum  beleg  eines  altfr.  assenter  'setzen 
angerufene  stelle  aus  Berte  ist  nicht  glücklich  gewählt;  s'assente  t^^  dort 
der  präs.  cot^.  von  assentir  zu  wülen  sein;  Tobler  Gott.  gel.  anz.  1874, 
s.  1040  stellt  daher  das  Vorhandensein  des  aufgestellten  Wortes  in  abrede; 
ich  möchte  nicht  so  unbedingt  verfahren^  denn  in  demselben  gedieht  (v. 
1248 meiner  ausgj  liest  man:  „Ha  ermites",  fait  ele,  „Dieu  Tarne  o  lui 
assente^'y  wo  die  bed.  setzen  sich  katnn  abweisen  läßt  und  es  sich  nur  um 
die  zvlässigkeit  der  cotyunctivendung  handeln  könnte. 

Sera.  Sereno  u.  s.  w.  ist  einfach  das  lat.  serenus,  das  die  Volks- 
etymologie natürlicherweise  mit  sera  in  beziehung  setzte;  so  hat  sich  auch 


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732  ANHANG  I.   SETTIMANA-STANCO. 

sp,  forense,  ü.  forese  von  foras  gebüdä  unter  anlehnung  an  forensis  von 
forum;  Storm  Rom.  F,  182. 

Settimana.  Mit  dem  cot.  worte  doma  vgl.  das  von  Mussofia 
(Beitr,  52)  behandelte  glbd.  altü.  domada. 

Soldo.  Einefrane.  abl.  mittelst  icare  gab  soudoyer,  in  sold  nehmen; 
verschieden  davon  ist  altfr.  soudoiant,  sondaiant,  von  snbdacere  verfuhren^ 
betrügen. 

Sorn.  Meine  im  Dict.  ausgesprochene  vermuthung  eines  etymon 
Saturnus  ^^der  finstere  gott^^  wird  von  Storm  getheUt;  nur  ist  ihm  Satnrnus 
der  unheilbringende  planet  im  gegensatz  zum  Jupiter^  dem  bekanntlich  das 
adj.  jovial  sein  entstehen  verdankt.  Diese  auffassung  bestätigt  er  mit  fr. 
saturni^,  engl,  satarnine  'düster .  Die  bildung  von  sorne  aus  sadorne, 
*80onie  ist  der  reget  gemäß ;  nur  möchte  das  prov.  worty  da  in  dieser 
spräche  ausfall  des  t  selten  ist,  dem  franz.  entnommen  sein.  Susornione 
paßt  freilich  nicht  zu  dieser  etymologie;  auch  halt  es  Storm  für  nah  ver- 
wandt mit  snsurrare.  Sp.  sorna  nacht  und  altfr.  sorne  dämmerung^  sagt 
derselbe^  erinnern  an  das  im  Pariser  rothwalsch  übliche  und  von  Victor 
Hugo  in  den  Miserables  gebrauchte  wort  sorgue  =  nackty  bei  u>dchefn 
Bugge  einwirkung  von  morgue  vermuthet;  s.  Rom.  F,  184,  find  über 
sorgue  sorgne,  Francisque  Michel,  Dict.  d'argot.  386.  Mit  sornette 
(IL  c)  scheint  unser  wort  nicht  verwandt  zu  sein;  doch  ließen  sich  die 
bedd.  unschwer  vereinigen  (s.  mein  Dict.  s.  v.). 

Sortire  ausgehen.  Da  t  aus  d  unannehrnbar,  ist  Littr^s  ansieht, 
sortir  sei  eine  doppelform  von  sourdre,  abzuweisen.  Auch  die  etyma  ex- 
ortus  (Rönsch,  Jahrb.  XIV,  176)  und  sevortere  ("Böhmer,  Jahrb.  X,  200) 
finden  mit  recht  keine  büligung  bei  Storm  (Rom.  V,  183),  welcher  das 
schon  bei  Fra  Guittone  vorkommende  it.  sortire  direct  aus  dem  bei  Festus 
(297,  ed.  Müller)  als  häufig  von  Livius  Ändronicus  gebraucht  bezeichneten 
participium  sortus  hervorgehen  läßt. 

Spada.  Über  altfr.  inspieth  s.  G.  Paris  zu  St.  Leger  38^  (Rom. 
I,  316). 

Spinace.  Devic  weist  die  abl.  von  spina  unbedenklich  jmrück;  das 
rom.  wort  komme  vielmehr,  vom  glbd.  ardbisch-pers.  isfinädj,  isfanädj, 
aspanakh  {mgr.  OTtavaxiov),  was  einleuchtend  dargethan  wird.  Die  roman. 
formen  mögen  freilich  unter  einfluß  von  spina  sich  gebildet  haben. 

Stanco.  Der  versuch  Bauquiers  (Rom.  VI,  462),  die  verba  estan- 
car  /f.,  so  wie  tancar,  von  einem  prov.  *e8tanc  tanc  im  sinne  von  sperre 
und  =  dtsch.  stang  (npr.  tanco)  herzuleiten,  woraus  estanc  =  ^oft^reÄperr- 
ter  räum,  teich\  sei  hier,  wo  nicht  befürwortet,  doch  erwähnt.  —  Wichtiger 
ist  die  frage,  ob  altfr.  sanchier  hetnmen,  stillen,  sättigen  (s.  Scheler  Band. 
de  CondS  p.  508,  Gloss.  des  poes.  et  des  chron.  de  Froissart,  Bast,  de 
Buill.  4079),  wie  Scheler  meint,  =  stancare  sei  (anl.  st  jerw  s  erleichtert, 
wie,  nach  Seh.,  auch  in  saison,  saisir  u.  a.),  sonach  ein  doublet  von 
estanchier.  Abgesehen  vom  anlaut  erhebt  Tobler  gegen  dieses  etymon  swä 
einwürfe:   erstens  sei  sanchier  nicht   eu   trennen  vom   gtbd.  essanchier 


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ANHANG  I.   STOFFA-TESTA.  733 

(Baud,  Seb.f  H.  Cap.j  Aiol)^  sfu  dem  es  sich  verhalte  wie  saier  jm  essaier ; 
zweitens  weise  der  umstand^  daß  das  vorzüglich  dem  norden  eigenthümliche 
verb  im  auslaut  niemals  ein  k  oder  q  eintreten  läßt  und  sanche  mit  pnis- 
sance  reimt,  auf  einen  Stammesauslaut  auf  ti  oder  ci  hin.  Diese  rücksichten 
beseitigen  allerdings  das  etymon  stancare;  ob  aber  das  von  Tobler  dafür 
cofijicirte  *exemptiare  „der  wirksanJceit  entheben,  außer  thätigkeit  setzen, 
befriedigen,  genüge  thun^^  das  richtige  sei,  möchte  ich  nicht  geradezu  be- 
stätigen. Wenn  mein  s  für  st  geltung  finden  soUte  (vgl.  unten  II.  a.  stag- 
gire),  möchte  ich  lieber  stantiare  ^zum  stehen  bringen\  vorschlagen;  es- 
sanchier  könnte  übrigens  im  gründe  nur  ein  verstärktes  sanchier  sein.  S. 
Gott.  gel.  anz.  1877,  st.  61. 

Stoffa.  Hinsichtlich  des  it.  vb.  stoppare  zieht  es  Mussafia  vor, 
dasselbe  mit  jenem  weitverbreiteten  und  der  verschiedensten  bedeutungen 
fähigen  stamme  top  in  Zusammenhang  zu  setzen,  welcher  auch  dem  deut- 
schen s-topfen  zu  gründe  liegt  (s.  toppo):  s  wäre  also  präfix;  man  findet 
mit  ad-  sicü.  attupari;  s.Beitr.  112. 

Stoppia.  Diese  it.  form  erklärt  sich  am  natürlichsten  mit  Mus- 
safia (Beitr.  57,  anm.)  durch  annähme  einer  durch  die  labialis  geforderten 
gegenseitigen  steUevertauschung  der  vocale;  cdso  stipula  stapila  stupla; 
vgl.  fibola,  piac.  fnbbia.  —  Ein  rustik-lat.  stupula  findet  sich  schon,  be- 
merkt Rönsch  (Jahrb.  XIV,  340),  im  uralten  bauemkalender  bei  Gruter 
p.  138:  8tupulaeincendunt[ur?] ;  in  der  anderen  ddla  Valle* sehen  abschriß 
steht  die  syncopierte  form  stnplae. 

Stordire.  Die  roman.  formen  haben  geschlossenes  o;  deßhaJh  weist 
Förster  das  et.  torpidus  zurück  und  nimmt  das  von  Diez  aufgegebene 
et.  tnrdus  als  vollkommen  passend  uneder  auf.  I^an.  und  pg.  aturdir 
stimmt  zwar  nicht  zu  tordo,  aber  man  findet  auch  sp.  atordir,  und  neben 
pg.  corto  hat  sich  ja  auch  vb.  enenrtar  festgesetzt;  s.  Grob.  Ztschr.  II,  84. 

Strada.  Roman.  Ursprungs  ist  wohl  auch  engl,  straj  umherstreifen, 
irren,  s.  E.  Müller. 

Strega.  Dolopathos  8658— d  Lai  vinrent  malvais  esperit  Qae  ces 
gens  apelent  estries. 

Stroppolo.  Über  die  Verwendungen  des  lat.  strnppas  stroppus 
im  romanischen,  s.  Mussafia,  Beitr.  112. 

Stafa.  Ist  nach  Bugge  auf  roman.  boden  entstanden  (Rom.  IV, 
366):  vb.  stufare,  das  dem  subst.  vorausgieng,  ist  =  ex-tufare,  ein 
volksthümliches  von  xikpog  dampf  {s.  tafo)  abgeleitetes  wort;  präfix  ex  wie 
in  excale£EU5io.    Heuie  noch  heißt  ^taver  dämpfen. 

Targone.  Die  vorsilbe  es  im  port.  estragao  könnte  der  arab.  ar^ 
tikd  el,  et  sein,  den  die  emphatische  ausspräche  des  t  entstellt  haben  mag; 
s.  Devic  s.  V,  estragon. 

Tartaruga.    S.  auch  Mussafia,  Beitr.  34,  s.  v.  bissascudara. 

Tasso.  Rönsch  (Grob.  Ztschr.  I,  420)  halt  mlat.  taxus  für  hebräi- 
sehen  Ursprungs;  es  sei  wie  das  dtsche  dachs  dem  hd>r.  u3nn  nachgebildet. 

Testa.    Das  erwähnte  altfr.  tes  findä  sich  in  der  regel  nur  für 


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734  ANHANG  I.   TIRARE-TUTARE. 

test-s  {so  08  für  ost-s);  sonst  test;  tu  der  sieUe  de8HBard.l95  muß  die 
vair,  test  {oder  tiest)  vor  gesogen  werden;  s.  auch  ToUer  MiUk.  /,  2ffP. 

Tirare.  über  aUfr.  tire  =  verdruß,  unannehmlichkeU  s.  mein 
glossar  sfu  den  PoSsies  de  Froissart;  vgl,  auch  engl,  tired  müdej  überdrüssig. 

Torso.  Neben  tros  bestand  auch  mit  der  bed.  yyobgebrochener  lansen- 
schaff'  die  0ss.  retros  {Brt.  3189,  12973;  Ätre  perül.  4784  retrox  und 
4624  retrois  im  reim  mit  fois),  die  auch  im  Bau  ed.  Ändresen  3897 
{st.  recors)  mu  lesen  ist;  s.  Förster,  Grob.  Ztschr.  /,  158. 

Toso.  Ich  halte  mit  lAebrecht  (der  auch  sicü.  carusa  hnabe  su 
carusari  steUt  Jhrb.  XII!,  226)  eum  etymon  tonsus,  als  sjfnonym  von 
imberbis  gefaßt. 

Treccare.  Storm  (Rom.  F,  172)  bekennt  sich  bu  dem  von  Diee 
abgewiesenen  etymon  tricari;  leieteres  sei  trTccare  geworden,  wie  gluttas, 
cuppa  aus  glütus,  cüpa;  daraus  regelmäßig  U.  treccare,  fr.  trecher  und 
trioher. 

Tregg^a.  In  der  stelle  aus  Papias  ist,  meint  Liebrecht  (Jhrb. 
XIII j  228) j  Graecos  statt  Hebraeos  £u  lesen;  es  wird  auf  gr.  xoXXvßa 
angespielt. 

Trinchetto.  Scheler  dtiert  das  von  MOUer  erwähnte  lat.  trique- 
trus,  das  auch  Storm  (Rom.  F,  186)  als  etymon  anerkennt.  —  Sp.  trinca 
ist  aus  *trInTca  entstanden  und  verhalt  sich  eu  trinas  wie  unicus  eu  nnns; 
BuggCj  ibid.  anm. 

Tromba.  Nach  Tobler  (Gott.  gel.  ans.  1874,  s.  1044)  heißt  das 
fr.  tromper  eigentlich  posaunen,  dann  ausposaunen,  refl.  sich  ausposaunen 
(de  qqn.  mit  beeug  auf  einen,  über  den  man  sich  also  lustig  macht),  end- 
lich trans.  eum  narren  halten,  foppen,  höhnen. 

Tropa,  Storm  (Rom.  I,  490)  stdlt  mlat.  troppus  jsum  german. 
thorp,  torp,  dessen  bed.  menge,  trupp,  heerde  aus  den  scandinav.  dialecten 
nachgewiesen  wird;  auch  in  der  Schweiz  heiße  dorf  Zusammenkunft,  Ver- 
sammlung („einen  dorf  halten^^).  Obwohl  lat.  tarba  mit  richtiger  laut- 
Verschiebung  zu  thorp  stimmt,  Tcönne  es  doch  nicht  unmittelbar  eine  form 
troppus  erzeugt  haben. 

Truan.  Wenn  in  diesem  wort  ein  rom.  thema  true  angenommm 
tverden  darf,  wäre  hier  noch  fr.  trucher  betteln,  faulenzen  zu  erwähnen, 
das  übrigens  auch  mit  trut-icare  sich  verträgt. 

Trucco.  Es  bleibt  zu  untersuchen,  ob  das  hier  erwähnte  venez. 
stmcare  auspressen  von  dem  unter  stringa  erwähnten  gleichbed.  stricar 
wirklich,  wie  Diez  meint,  zu  trennen  sei;  s.  Mussaßa,  Beitr.  113. 

Tutare.  Die  von  Littre  aufgestellte  etymologie  tuditare  oder  ♦tudare 
hat  sehr  geringe  Wahrscheinlichkeit;  une  Mussafia  (Beitr.  52)  richtig  be- 
merkt, ließe  ersteres  keine  Schwächung  oder  eli^ion  des  t  zu  und  vom  zweiten 
würden  sich  die  formen  mit  t  schwer  erklären.  Ascoli  (Saggi  U^ini  36) 
stellt  in  längerer  sehr  beachtenswerther  ausfuhrung  lat.  tötus  als  etymon 
der  roman.  wortgruppe  tutare  auf.  Von  tötus  oder  vielmehr  tutus  (it. 
tutto)  bildete  sich  tutare,  extutare  {daher  stutare)  mit  den  bedd.  vollenden^ 


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ANHANG  I.   UGUANNO-VILUPPO.  735 

den  garaus  machen  (vgl.  tenninare  und  exterminare).  Eine  weitere  ana- 
logie  bietet  assommer  van  summas.  Man  bedenke  auch  unser  deutsches  alle 
machen  =  tödten. 

Uguanno.  S.  weitere  mundartl.  formen  des  it.  worts  beiMussafiaj 
BeÜr.  23. 

Uracano.  In  Central-America  heißt  oder  Ate/lHurakan  der  stürm- 
goU;  Liebreckt  Jhrb.  XIII,  238. 

Urlare.  Wegen  chiarlare  ist  naeheusehen  Schneller  164,  der  ein 
d^st.  chiurla  eule  voraussetzet,  und  diesem  eine  herhunft  vom  dtsch.  quirl  jm- 
weist,  weil  die  eule  beim  Vogelfang  auf  einen  pflock  gestellt  wird  und  auf 
einem  fuße  stehend  beim  anziehen  der  schnür  sich  dreht  {vgl.  it.  ciarlo, 
nebenform  von  chiurlo). 

Valigia.  Eine  andere  deutung  versucht  Äscoli  (Saggi  lad.  612 
anm.):  „Le  valigie  non  sarebbero  esse  i  valori,  vale  a  dire  li  cose  di 
qualche  preezOy  che  il  viaggiatore  porta  seco?^*  —  Devic  erwähnt  arab. 
oualiha  \saccus  frumentarius,  cophinus  magnus  undpers.  walitchö,  großer 
sack,  weiß  jedoch  nickt,  ob  diese  Wörter  in  diesen  sprachen  einheimisch  sind. 

Veglia.  Neben  pg.  vigia  war  auch  fr.  vigie  schiffwache  su  erwähnen. 

Verrina.  Das  etymon  veru  für  vrille  konnte  sich  nicht  mehr  be- 
haupten, nachdem  die  ältesten  formen  dieses  wortes,  denen  das  r  fehlt,  eu 
tage  gefördert  waren.  Die  vonLittre  belegten  Wörter  viille,  veille  mußten 
bald  die  etymologie  viticula  hervorrufen,  welche  denn  auch  zuerst  von 
Bugge  ("Rom.  III,  160)  aufgestellt  und  dann  von  Tobler  (Zeüschr. 
XXIII,  414)  bestätigt  worden  ist.  Nur  gehen  die  beiden  forscher  hin- 
sichtlich der  entstehung  des  r  auseinander.  Bugge,  dem  G.  Paris  (Rom. 
VI,  133)  beipflicktet,  erblickt  darin  ein  einsckiebsel  wie  in  fronde,  fanfre- 
lache,  firingalle,  gringalet;  Tobler  dagegen,  demeine  beispiellose  epenikese 
von  r  hinter  anl.  v  nicht  zusagen  wül,  ist  der  ansieht,  daß  der  nach  tH- 
gung  des  i  in  viticvla  sich  ergebende  hiatus  durch  ein  r  gehoben  worden 
sei,  in  der  nämlichen  weise,  wie  von  ihm  für  mire,  remire,  navire,  gram- 
maire  und  für  hure  selbst  von  Bugge  angenommen  wird.  Was  die  be- 
grifflidie  seite  der  neuen  deutung  von  vrille  rebenranke  (daraus  die  bed. 
bohrer)  betrifft,  erinnert  Tobler  an  das  it.  viticchio  und  viticcio,  so  wie 
an  awitichiarsi  sich  anranken.  —  Die  npr.  Wörter  birou,  birounieiro 
(vgl.  Ducange  s.  v.  bironerius)  gehören  eum  it.  pirone,  mdrtl.  birone  und 
somit  eum  gr.  ndqu)  bohren,  Flechia,  Post.  et.  317. 

Viluppo.  Möchte  sicÄ  doch,  meint  Storm  (Rom.  V,  187),  mit  dem 
begrifflich  so  nah  verwandten  volutare  einigen  lassen  und  zwar  durch 
eine  am  sbst.  volutus  entspringende  verbalform  volutuare  (vgl.  fluctuare, 
aestnare,  flatuare).  Daraus  voluppare,  wie  pipita  aus  pituita  (vgl.  du 
dy  =  b  in  bis,  bellum).  „Kommt  diese  laulwandlung  sonst  noch  vor?^^ 
fragt  Storm,  „denn  unier  den  zahlreichen  von  Schneller  gegebenen  bei- 
spielen  befriedigt  mich  keines^^.  [Mir  fällt  hier  auf  deutschem  gebieie  das 
schweiß,  öppes  =  etwas,  goppel  =  gott  will  ein.  —  Was  das  i  im  ital. 
Worte  betr^,  so  erscheint  es  gleichfalls  in  vilume.] 


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736  ANHANG  IL  a.   VIRARE-BACIO. 

Virare.  Kommt  von  vibrare  (vgl.  lira  von  libra);  so  spricht  sich 
Storm  (Rom.  V,  187)  aus;  wie  sich  die  begriffe  schmngen  und  drehen 
berühren^  erhellt  namentlich  aus  dem  engl,  to  swing  a  ship  „es  drehen 
machen"  [vgl.  besonders  die  bedd.  des  dtschen  schwenken].  Eine  nasali' 
sierie  rom.  form  vimbrare  bohren  behanddt  Bugge  (Eom.  lllj  149)  an- 
läßlich des  fr.  gibelet  zwickbohrer.  —  Zum  ü.  viera  bemerkt  Mussafia 
(Beitr.  119):  ie  toird  wohl  von  secundärem  e  herrühren^  vgl.  nivia  neve 
nieve;  in  der  von  Diee  nicht  erwähnten  form  ghiera  wird  v  durch  g 
ersetzt  worden  sein,  entweder  an  und  für  sich,  wie  in  golpe  =  volpe, 
oder  möglicherweise  durch  die  doppdförmigkeit  von  viera  gbiera  pfeü." 
Mussafia  stellt  ebenfalls  zu  viria  das  aitfr.  verge  ring  im  Du  dou  vrai 
aniel,  ed.  Tobler  (13,  311). 

Visciola.  S.  gelegenUioh  einer  it.  form  yerla,  (für  vesla),  Mussafia 
Beür.  120. 

Vizio.  Interessant  für  die  begriffliche  geschichte  des  rom.  Wortes 
ist  die  von  Mussafia  (Beür.  68)  nachgewiesene  bedeutung  vereärtdn  des 
compos,  enviciar,  piac.  inviziä,  eigentlich  mit  liebkosungen  (ü.  vezzo) 
überhäufen. 

Zagaia.  Füge  hinzu  prov.  arssagaya  (s.  P.  Meyer,  Quitt,  de  la 
Barre,  glossar). 

Zappa.  NachLittrS  von  lat.  sappa,  das  beilsidor  vorkommt;  vgl. 
die  von  Oehler  herausg.  Ämplonian.  Glossen,  s.  372,  nr.  8:  rastmiDy 
genus  [in]struiuenti,  sappa.  Dieser  ableitung  steht  wohl  anlautendes  z  im 
it.  u.  sp.  wort  nicht  im  wege;  vgl.  Grob,  jüschr.  /,  420. 

Z im  bell 0.  Die  bed.  anmaßung,  stolz  scheint  dem  fr.  cbembiel  an- 
zuhaften  im  Bast,  de  Buülon  1477  u.  1487  (s.  meine  anm.).  —  Lid>recJU 
macht  auf  altn.  sambl,  ags.  simbel  convivium  (Grimm  II,  555,  III,  128) 
aufmerksam. 


n.  a. 
ITALIENISCHES  GEBIET. 

Aggueffare.  Mussafia  (Beür.  46,  anm.)  zieht  ebenfalls  zum  dtschen 
wifan  tose,  guaffile  „strumento  da  fare  guefffe  o  matasse^^. 

A  ncona.  Mussafia,  der  zahlreiche  mundarü.  darstellungen  des  worts 
vorführt  (Beitr.  26),  bemerkt,  es  bedeute  nicht  nur  bild,  sondern  auch 
aUar,  kleine  kapeüe  an  Straßenecken,  nische  zur  aufnähme  von  standbüdem. 

Bacio.  Flechia,  Arch  glottol.  II,  3  (Postüle  etUnci.),  bemerkt,  daß 
der  alte  Übersetzer  des  Falladio  'opacis  locis  durch  a^bacio  wiedergibt. 


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ANHANG  IL  a.   BACIOCCO-BRULLO.  737 

Bacioccö.  Nach  Caix  eine  verschmeleung  von  baccello  +  scioeco; 
Grob.  Ztschr.  7,  426, 

B  ad  a  lue  CO.  ^^Aus  badare  +  altü.  alloccare  spähen  (zum  deutschen 
laokgn,  fr.  laqaer  gehörig/^  Caix,  Gröberes  Ztschr.  /,  427. 

Baleno.  Kommt  nicht  von  ßikef^ivov,  sondern  vom  rom.  stamm 
bal  schwingende  bewegung  bezeichnend;  Schuchardt,  Rom.  IV ,  254.  Vgl. 
graubündtn.  baleina  Schaukel.  —  Weitere  roman.  benennungen  des  regen- 
bogens  bringt  Mussaßa,  Beitr.  29. 

Balza.  AUfr.  bau^ant  heifit  ,ySchwarz  mit  wäß  gemischt'^  und  hat 
mit  balza  nichts  zu  thun ;  es  stimmt  vollkommen,  meint  Devic,  mit  arah. 
balqä;  fem.  von  ablaq  ^albo  nigroque  colore  variegatus\  'usque  ad  femora 
albis  pedibus  praeditus  (equusf  Meninski  und  Freytag.  Devic  weist  nach 
faras  balqa  yjument  bausant^^.  Es  bliebe  nur  noch  das  z  oder  (,  s  der 
rom.  formen  zu  begründen. 

Berlusco.  Das  henneg.  warlouque  deute  ich  durch  war  (entstellt 
aus  ndl.  dwaers  obliquus)  und  waUon.  loukt  ansehen  (s.  Grandgagnage). 

Bettola.  Dimin.  des  gleichbed.  wälschtirol.  bait  hütte,  lomb.  baita 
(Schneller,  109),  welches  Diez  vom  ahd.  baitön  (Rom.  Gramm.  I,  88)  ab- 
leitet;  s.  Caix  Rivista  II,  176.  Bettola  heißt  also  zunächst  hüttchen, 
dann  unrthshaus,  schenke.  Freilich  sollte  aus  baitön,  beitön,  eher  it.  baitola 
oder  batola  erwartet  werden  (Rom.  gramm.  7,  309)^  aber  zur  beschränkung 
der  regel  ahd.  ai,  ei  zu  ai,  a  und  Stützung  seiner  etymologie  führt  Caix 
it.  Enrico  (at<5  ahd.  Heinrih)  an,  eine  jedenfalls  ältere  form  als  das  von 
Diez  genannte  Arrigo. 

Biasciare.  Daß  das  ital.  wort  auch  in  den  mundarten  stammeln 
bedeutet,  lehrt  Mussafia,  Beitr,  33. 

Bilenco.  Schneller  (110)  bejaht  die  frage,  doch  erinnert  er  neben- 
bei an  dtsch.  lenken,  nüid.  lingen  gehen;  vgl.  wälschtir.  balengb  schlecht 
gehend,  fig.  unpassend,  nicht  stimmend. 

Bisbetico.  Rönsch  schlägt  vor  gr.  df.i(pioßr]Ti7i6g  zweifei-  und 
streitsüchtig,  Jaf^b.  XIV,  341, 

Bizzocco.  Ändere  ital.  formen  dieses  wertes  gibt  Mussaßa  (Beitr. 
87),  der  das  Diez'sche  etymon  nicht  beanstandet. 

Borchia.  Nach  Canello  (Rivista  II,  111)  =  *porcula,  vom  gr. 
^OQxi  'fibtda',  woher  wohl  auch  brocca,  brocco.  Mir  ist  noQxt)  nicht  be- 
kannt, wohl  aber  noQxrjg  ring,  reif. 

Bova,  Mussafia  glaubt  dieses  wort  nicht  von  boja  (thl.  I) 
trennen  zu  müssen;  ,J  kann  ja  zwischen  vocalen  ausfallen  und  v  oder  g 
sind  zunächst  berufen  den  entstandenen  hiatus  wieder  aufzuhebend^  (Beitr.  34). 

Brina.  Ascoli  (Saggi  lad.  111  anm.)  hat  keinen  zweifei  am  etymon 
praina,  aus  welthem  sowohl  chw.  pnrgina  geworden  ist,  als  mail.  prinna. 

Brullo.  Bugge  (Rom.  IV,  368)  erkennt  in  broUo  ein  dimin.  von 
*blotto  {it.  biotto)  durch  blot-lo,  bloUo;  auf  ähnliche  weise  entstanden 
frollo  aus  fluidulns,  soUo  aus  8ol(n)tulus,  strillo  aus  stridulus.  —  Was 
biotto  betrifft  (=  prov.  blos),  s.  Mussafia  Beitr.  98  s.  v,  sbiotar. 

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738  ANHANG  H.a.   BUSSARE- CO VONE. 

Bassare.  AUfr.  buissier,  buscher,  bnsquer  Uopfen  (Aami^jr. bnquer) 
ist  wohl  mit  unserem  bussare  unverwandty  und  gehört  zum  rom.  stamm 
busc  (basca,  stück  höh);  Grandgagnage  s.  v,  bonht  (=:  baschier)  denJd 
an  das  bair.  baaseben ;  meine  deutung  unrd  durch  die  begreifliche  andogie 
von  choquer  Stoffen  von  choqae  klote  {s,  ciocco)  unterstützt. 

Caleffare.  Das  von  JBugge  (Rom.  111,161)  vorgeschlagene  ^ffmon 
ist  gr.  x^€i'at€«v  mü  gl.  bed.;  wegen  x  =  c,  vgl.  ü.  calare  =  xaX^y; 
cal  für  xK  ^9^'  calappio,  calabrone;  f  ßr  v,  vgl.  schifare  für  scfaivare 
(oAd.  sciuhan),  cdtü.  dolfl  =  dolui,  biffera  =  bivira.  —  S.  auch  Mus- 
Sofia  Beitr.  41. 

Calpestare.  Das  vb.  pistare  erscheint  bei  Äpul^us  und  Vegeüus; 
Rönsch,  Grob.  lOschr.  I,  420. 

Gala  CO.  Dieser  artikel  findet,  hinsichtlich  despr.  calac,  weiter  unten 
s.  v.  caluc  //.  c.  seine  berichtigung. 

Cinova.  Rönsch  (Jahrb.  XIV^  176)  schlägt  vor  das  auf  inschrif- 
ten  vielfach  mit  der  bed.  Weinschenke^  ceüa  promptuaria  vorkommende  lat. 
eanaba;  Mussafia  dagegen  (Beitr,  42),  dUlat.  canipa  frucMkorb. 

Capocchia.    Daraus  fr.  eaboche,  eabochon. 

Caratello.  Bei  Bonvesin  auch  carrera;  sard,  carrada,  s.  Musscfia, 
Rom.  U,  121. 

Gay  eile.  Dieses  seltsame  wort  erklärt  Storm  (Rom.  11,328)  durch 
die  formet  'quid  velles',  was  du  auch  willst,  gleichbed.  mit  dem  dassischen 
quidvis.  Daß  es  nicht  als  chevoglia,  cavoglia  erscheint,  rührt  wohl  da- 
her, daß  man  velles  nicht  mehr  verstand.  Zunächst  sagte  man  wohl  che- 
velle,  woraus  sowohl  cavelle  (a  ßr  tonloses  e),  ab  covelle  (o  für  e  wegen 
des  folgenden  lippenlaiäs).  —  Denselben  Ursprung  weist  Suchier  (Grob. 
Ztschr.  I,  428)  dem  bisher  räthselhaften  (s.  Tobler,  Jahrb.  Xu,  213) 
altfrane.  interjectionellen  adverb  chaeles,  cheles  (auch  keles,  kieles)  au; 
diese  detätmg  läßt  sich  lautlich  annehmen  (cha  aus  qui  wie  in  chascun), 
ist  aber  der  sinn  ^höre  docK  oder  'hörst  du*  (die  alten  glossare  über- 
setzen  mit  keles  das  lat.  sodes  oder  euge,  s.  Tobler)  mit  quid  velles  in 
einklang  gu  bringen?  Etwa  so:  was  möchtest  du?  =  mödUest  du  doch! 
=  bitte!    Neben  chaeles  liest  man  auch  chaieles,  Fergus71,  2T. 

Ghiappare.  Flechia  vermuthet  "^clapare  aus  caplare  =  capulare 
(capulus)  und  vergleicht  sard.  giobare  aus  copulare  (besser  mod.  ciopa, 
ven.  chiopa  =  it.  coppia,  lat.  copula). 

Gigolare.  Gcdvani  (Saggio  di  un  gloss.  modenese)  schlägt  nun- 
mehr lat.  cire  eiere  citare  *cicare  vor  und  vergleicht  lat.  cicada  „die 
schreiende^^. 

Gioncare.  Die  formen  s*ciancä  s'cincä  stellt  Mussafia  (Beitr.  66^ 
anm.  3)  wohl  besser  isu  schiantare  (nt  eu  nc). 

Gonciare.  Sbst.  contigia  scheint  mir  eher  dem  aUfr.  cointise  eier- 
liclikeit,  anmuth  eu  entsprechen,  das  von  cointe  =  it.  conto  (s.  thl.  I) 
abgeleitet  ist. 

Govone.     Ableitung  von  cavus  hat  wegen  der  bed.  seine  schwierig- 


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ANHANG  II.  a.   CUTRETTA-GHIERA.  739 

heit;  das  wart  scheint  eigentlich  häufen  mi  bedeuten;  daher  schiäfft  Schnel- 
ler 136  als  etymon  ahd,  haf5  vor,  die  schwache  form  von  honf ;  deutsclies 
h  eu  G  im  anlatä  ist,  in  den  walschtirol.  dialeUen  wenigstens,  nicht  un- 
gewöhnlich. 

Cutretta,  eigentl.  cudretta.  Nach  Flechia  325  =  co[da]-trep'da 
(cauda-trepida);  so  auch  ratto  =  rapidus  {nicht  raptas).  Andere  benen- 
nungen  der  bachsteUe  bringt  Mussafta,  Beitr.  110  anm.  Derselbe  bemerkt 
richtig,  daß  hocbe-queae^  das  sich  offenbar  auf  die  sweite  eigenschaß 
(die  bewegung  des  schwanees)  beisiekt,  von  Diez  am  unrechten  platz  er- 
wähnt worden;  es  müßte  also  haasse-quene  heißen. 

Ditello.  Dies  wort  mit  titillare  zusammenzustellen  ist  eben  so 
wenig  unstatthaft  al%  wie  Diez  selbst  s.  v.  solleticare  thut^  dileticare  für 
tileticare  anzunehmen;  die  Wandlung  des  t  zu  d  beruht  auf  dissimilaiion; 
Flechia,  Post.  et.  319. 

Elsa.  Über  ein  in  der  bed.  abweichendes  ältfr.  enheudir  zuraJthen, 
bestrichen,  s.  meine  anm.  zu  Enf.  Ogier  764. 

Fiappo.  Nach  Flechia  344  von  flaccas  (der  lippenlaut  habe  keine 
Schwierigkeit);  nach  Ascoli  (Ar eh.  glott.  I,  s.  614  anm.)  von  *flavio  aus 
flavido  (vgl.  flavescere  welken),  p  =  vj  wie  im  oberit.  foppa  von  fövia 
fovea.  —  Das  wort  erinnert  vorzüglich  an  engl,  flabby  schieß,  welk, 
wofiiber  Wedgwood  und  E.  Müller  nachzusehen. 

Frag  ca.  Wegen  des  Verhältnisses  des  worts  zum  dtschen  tvsiz, 
s.  Grimms  Wb.  IV,  68. 

Frignare.  Bezüglich  der  bed.  höhnen  schließt  Liebrecht  das  wort 
an  frigna  cunnus,  welches  letzt&e  gleicl^alls  dem  lomb.  firigna  felsenöffnung 
seine  bed.  gegeben  haben  soll;  s.  Jahrb.  XIII,  229.  —  Bugge  (Rom.  IV, 
366)  leitet  lieber  fr.  refrogner  von  einem  dtschen  *frunjan,  entsprechend 
schwed.  fryna  dtis  gesicht  runzeln  als  zeichen  des  unmuths  {auch  vom 
pferd  gebraucht,  wie  altfr.  frogner),  narweg.  frayna  und  fryna.  Derselbe 
gelehrte  erkennt  in  den  germanischen  Wörtern,  aus  denen  frignare  alige- 
leitet  wird,  auch  die  quelle  des  fr.  frime  grimasse,  Verstellung. 

Frusco.  Nach  Caix  ein  mischwort  aus  fronda  4-  rasca.  Lat. 
ruscum  „ramus  cum  foliis^^  findet  sich  außer  brnsco  (thl.  I)  im  aret. 
ruschia  ruthe,  peitsche;  Orobers  Ztschr.  I,  423.  —  Mit  Rönsch  (Jahrb. 
XIV,  176)  herkunft  von  lat.  frutex  arusunehmen  (fruticio,  frutcio,  frusco), 
wäre  gewagt. 

Gay  igna.  üftY  jabot  verwandt,  meint  Rönsch  (Jahrb.  XIV,  176J;  also 
eigenÜ.  kröpfchen;  so  leite  Isidor  XI,  1,  57  toxillas  (tusillas  vulg.)  von  toles 
kröpf.  —  StaU  jabot  hcUte  ich  lieber  gave  (s,  unter  IL  c)  vorgeschlagen. 

Ghiera.  Das  als  quelle  vorgeschlagene  deutsche  g6r  wird  von 
Mussafia  beanstandet,  erstens  wegen  der  nebenform  viera,  da  gzuY  doch 
kaum  angeht,  dann  wegen  der  dbll.  veretta  {s.  vira),  verone,  die  sich 
nicht  von  viera  trennen  lassen  und  in  veru  ein  ganz  befriedigendes  etymon 
finden.  Daß  das  deutsche  gSr  den  correkten  wandet  in  ghiera  beeinflußt 
habe,  sei  Ohrigens  anzunehmen;  Beitr.  119. 


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740  ANHANG  IL  a.   GIRE-LERCIO. 

Gire.  Dieses  amschließich  der  poetischen  spräche  angeharige  wort 
stammt  aus  den  süditai.  mundarten;  g  ist  eine  verstärkende  prosthesis  vor  i, 
wie  sich  auch  v  dafür  findet^  so  im  aret.  vire  für  ire;  Caix,  Rivista  H  174. 

Gnocco.  Caix  erblickt  dixrin  lat.  nucleas,  woher  nocchio,  da9m 
umgestellt  njocco  =  gnocco;  oder  auch  gnocco  durch  dissimilaiion  von 
gnocchio  {vgl.  giogaia  für  gioghiaia  =  *jugularia),  und  gn  =  n  wie  in 
gnudo  u.  a.;  ö  aus  u  sei  regelrecht  vor  cc;  Rivista  Ily  176. 

Grascia  möchte  Lid)recht  eu  derselben  wortgruppe  stellen^  der  gr. 
ygaoTig,  dtsch.  gras,    aUfr,  grasse  futter  (Jean  d^Outremeuse)   angehören. 

Greggio.    Daraus  das  fr.  soie  gr^e  {auch  greze)  rohseide. 

Gr  e  p  p  0.  Die  form  grebano  vergleicht  Schuchardt  fZtschr.  XX,  24S) 
mit  ngr.  ygi/nnavog,  welches  MiTdosich  vom  ^erJ.  greben  herleitet.  Erführt 
auch  einefriaul.  form  clapp  an,  als  stütze  für  die  ableitung  vom  ahd.  klßp. 

Greto.  Flechia  (Post.  etim.  44):  j,Höchst  wahrscheinlich  eine  syn- 
copierte  form  von  *ghiareto  =  ''^glaretum  {von  glarea,  wie  yinetam  von 
vinea)."  Dieser  gar  eu  künstlichen  etymologie  möchte  ich  um  so  weniger 
beistimmen,  da  auch  das  mit  grieß  begriffs-  und  stammverwandte  dtsche 
grütze  ähnliche  bed,  entwickelt  hat:  in  Deutschland  heißt  grütz  ^ackerfdd 
mit  steinigem  boden\  vgl.  grodnerisch  gruzza,  grüzzena  jjkleines  anwesen 
auf  schlechtem  boden^^;  wälschtir.  grusa  ,yrauher  unfruchtbarer  boden^^  {viei- 
leicht  direct  vom  dtsch.  graus).    S.  Schneller,  160. 

Guana.    S.  hierüber  vermuthtmgen  bei  LiebredUj  Jahrb.  XIII,  230. 

Gudazzo.     Vgl.  den  art.  guolo  bei  Mussafia,  Beitr.  66. 

Guitto.  ^Caroline  Michaelis  (Jahrb.  XIII,  210J,  vergleicht  arag. 
und  catal.  galt,  guito  böse,  böswillig,  besonders  von  störrischen  mauUhieren 
gebraucht  {s.  II,  b  guito);  dieses  weise  auf  das  acht  baskische  wort  gait 
gaitz  gaist  schlecht.  Mussafia  (Rom.  II,  479),  in  entgegnung  auf  Tobfer's 
ansieht  guitto  =  gretto  {ib.  p.  240),  denkt  an  das  lothring.  ouetine 
'ordure,  vilenie\  abjsiuleiten  von  einem  primitiv  ouet  =  guet 

Innesto.  Ferrario,  dem  Flechia  354  beipflichtet,  erklärt  innestare 
ai^  folgendem  wege:  *in-in8itare,  inistare,  inestare,  vgl.  pinsitare,  "^pin- 
stare,  pistare,  it.  pestare.  Fine  nebenform  ist  annestare,  i  £fu  a  wie  in 
vielen  fällen  (ancudine,  anguinaglia). 

Intuzzare.  Nach  Ascoli  {Saggi  lad.  36)  von  *in-tuditiare  regd- 
recht  abzuleiten;  tuditare  verhält  sich  ßu  tuditiare  wie  admortare  (it. 
ammortare)  eu  admortiare  {it.  ammorzare).  Auch  tozzo  stimmt  lautlich 
und  begrifflich  eu  tuzzare  =  tuditiare. 

Izza.  Anzumerken  ist  altfr.  hicier  Jieteen  (Que  il  hice  son  chien 
la  il  il  n'ose  aler  Elias  de  St.  Gilt.  1591)  und  enhicier  anfeuern  Cftev. 
as  d.  esp.  9604,  wo  die  anm.  Förster's  nachzusehen. 

Las  ca.  „Ob  nicht  vielmehr  vom  deutschen  asch,  ahd.  asoo,  am 
forellenartiger  fiscW?  Diez,  Uandschr.  notiz. 

Lercio.  Nach  Caix  ist  gualercio  ein  Zusammenfluß  von  gnercio 
und  lercio,  une  von  ihm  auch  tose,  valampa  =  it.  vampa  durch  vampa 
+  lanipa  erMärt  wird;  Gröberes  Ztschr.  I,  427. 


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ANHANG  n.a.   LOJA-PIOTA.  741 

Loja.  Lieber  illnvies  {statt  alluyies)  ,^orde8  non  lotae  in  corpore 
animdlis^^  (Forcdlini);  Caix,  Rivista  II,  176, 

Maccherone.  Von  /naxaQeg  ^ die  seligen  genannt,  tceü  diese  speise 
bei  den  leichenessen  im  ehren  des  verstorbenen  in  anwendung  kam,  welches 
essen  jetzt  noch  fiäxagia  heißt;  Liehrecht,  Jahrb.  XIII,  230. 

Magone.  Ausführlich  behandelt  das  wort  Mussafia,  Beitr.76.  Die 
daselbst  in  der  anm.  vorgebrachten  ausdrücke  parm.  maghett  gddbörse, 
geldhaufen,  ferr.  magalott  häufen,  Tüumpen  dürften  wohl  auch  ssur  auf- 
Jdärung  des  über  dem  nfr.  magot  noch  schwebenden  dunkds  angerufen 
werden. 

Mallo.  Ist  das  lat.  mallo,  -onis  schale,  hülse;  „guindiun  belVesem- 
pio  di  forma  nomincttiva^^,  CaneUo,  Rivista  II,  111.  Ein  beleg  zum  lat. 
mallo  in  der  angegebenen  bed.  wird  leider  nicht  gegeben. 

Marza.  In  Grimmas  Wb.  wird  der  jmsammenhang  zwischen  märz 
und  aasmärzen  verneint. 

Pazzo.  Orimm  (Wb.)  leitet  dtsch.  batzig  von  batze  kiun^en.  — 
Der  ansieht  Caiaf  zufolge  ist  strapazzare  die  pejorative  form  von  strap- 
pare  (vgl.  svolazzare,  sgignazzare,  scorazzare)  und  heißt  also  eigentl. 
^strappare  ossia  tirare  in  qua  e  in  lä  senea  garbo,  dann  auch  „mißhan- 
dein,  zerreißen";  Rivista  II,  176.  Diese  deutung  stimmt  zu  der  bei 
Schder  s.  v.  estrapade  ausgesprochenen;  man  übersehe  nicht  daß  dem 
deutschen  lehnwort  strapazieren  der  begriff  „nicht  schonen",  und  zwar 
mehr  auf  Sachen  als  auf  personen  bezogen,  innewohnt. 

Pecora.     Vgl.  fr.  p^core  thier  im  allgemeinen. 

Pevera,  Mussafia  (Beitr.  89)  erklärt  gleichfalls  das  wort  durch 
den  stamm  ple-,  einestheih  mit  sufßx  -bro,  woraus  pevera  st.  pievera, 
andemtheüs  mit  strfßx  -tro  und  erweiterung  der  form  durch  Ta,  .woraus 
pletria,  pedria,  pldria. 

Picciuolo.  tJber  das  verhältniß  der  formen  mit  guUuralem  c  zu 
den  andern  und  die  etymologie  beider  äußert  sich  Mussafia  folgendermaßen: 
„Schuchardt  II,  203  hat  die  verschiedenen  gestaltungen  des  Stammes  pit- 
(pet-)  erörtert.  So  une  nach  ihm  aus  pit-i-olus  it.  picciolo  und  atis  pit- 
-ic-alas  ü.  pfccolo,  so  läßt  sich  uneder  neben  dem  von  Schuchardt  ange- 
führten picciuolo  =  pit-i-ölu8  auch  piccol  p^col  =  pit-ic-ulus,  dann 
pecöll  =  pit-ic-ullus  annehmen.  Die  bedeutung  „fuß^^  des  berg.  friaul. 
Wortes  spricht  nicht  dagegen:  auch  wal.  picior  =  petiolus  bedeutet  fuß; 
die  beiden  begriffe  fuß  und  stiel  werden,  wie  Schuch.  richtig  bemerkt,  oft 
verwechselt^^  {Beitr.  88).  Das  diese  beiden  bedeutungen  vereinigende  altfr. 
pecol  pecou  läßt  sowohl  Diez  als  Mussafia  unerwähnt. 

Piota.  Bugge  (Rom.  IV,  368)  erhärtet  das  etymon  plotus  durch 
die  weitere  folge  des  citats  aus  Festus:  „Soleas  quoque  dimidiatas  quibus 
utebantur  invenando  quo planius  pedem  ponererU,  semiplotia  appdlabant.^^ 
Diese  form  semiplotiam  setzt,  wie  bereits  Schmidt  {Gesch.  des  indogerm. 
vocaiismus  I,  179  ff.)  bemerkt,  ein  grundwort  plota  mit  der  bed.  des  it. 
piota  voraiAS. 


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742  ANHANG  H.a.   RAGAZZO-SINO. 

Ragazzo.  Weitere  bemerJcungen  über  form  und  bed.  des  worts  bei 
Mussafia^  Beür.  93,  s.  v.  regazo. 

Randello.  Mussafia  vermtUhet,  das  synonyme  maü.  tarell  könnte 
=^  ratello  sein  und  somit  hieher  gehören;  Beitr.  77^  anm,  3. 

Ratto.  Ist  nach  Flechia  (s.  oben  cutretta)  nicht  raptas,  sondern 
rapidas.     Vgl.  aUfr.  rade. 

Refe.  Dieses  wort,  das  Caroline  Michaelis  im  Diee' sehen  wb,  ver- 
mißt, obgleich  es  in  dUeti  ausgaben  steht  und  für  welches  jswei  etyma,  gr. 
^acpTj  naht  und  ahd.  reif  strick  aufgeführt  werden,  leitet  die  genannte  for- 
scherin  vom  arab.  refi'  dünn;  doch  findet  sie  es  auffallend,  daß  das  wort 
detn  spcm.  und  port.  abgeht;  Jahrb.  XI,  293. 

Rezza.  Rönsch  macht  Bur  Stützung  der  Diez^ sehen  etymologie  auf 
das  häufige  vorkommen  der  form  retia,  -ae  in  der  Vulgata  aufmerksam; 
Grob.  Ztschr.  7,  420. 

Rombo.  In  frombola  erblickt  Caix  {GrSb^  Ztschr.  I,  423)  ein- 
mischung  von  *fronda  (flonda). 

Rovello.  Zu  lat.  rnbentem  scheinen  aUfr.  rouvent  roth  und  dim. 
rouvelent  zu  gehören,  s.  m.  anm,  zu  Berte  3667. 

Scaffale.  Über  das  primitiv  scafa,  scaffa,  die  mannichfachen  be~ 
deutungen  des  Wortes  in  den  ital.  mundarten  und  den  deutungsversuch 
durch  lat.  scapha,  gr.  <Txaq)r^,  s.  Mussafia,  Beitr.  98.  Grundbegriff  wäre 
das  hohie. 

Scialacqnare.  Die  beiden  deutungen  sind  unzutreffend;  nach 
Caix  eine  „voce  nata  della  fusione  di  due  temi^\  Die  senensischc  form 
scialeguare  führt  ihn  auf  scialare  +  liquare;  die  urspr.  ausspräche  war 
durch  assimilation  getrübt  worden;  Grob.  Ztschr.  I,  420. 

Scornare.     Über  das  gleichbed.  engl,  scorn,  s.  Ed.  MüUer. 

Scotolare.  „Ließe  sich  nicht  mit  hinweis  auf  neop.  scotolare  sco- 
tolejare,  sie.  scutulari  cutulari,  ebenfalls  'schütteln,  heftig  bewegen,  an 
excutere  denken?^'    Mussafia,  Beitr.  109,  anm. 

S  er  qua.  Rönsch  {Jahrb.  XIV,  343)  schlägt  vor  siliqua,  woraus 
sirqua  serqua  (vgl.  felzare  ferzare,  scalmo  scanno).  Dem  laute  wocA 
genügend,  aber  siliqua  war  nur  ein  gewichtsmaß. 

Sgomentare.  Muß  zugleich  mit  dem  sinnverwandten  sgoniinare 
untersucht  werden;  letzteres  nun  weist  auf  lat.  comminari  durch  drohungen 
in  schrecken  setzen  (man  hatte  auch  ein  volksthümiiches  comminare  vor- 
wärts  treiben,  verjagen),  so  daß  sich  sgomentare  füglich  durch  commini- 
tare  erldären  läßt;  minitari  bestand  ja  schon  im  clctss.  latein;  Caix, 
Rivista  II,  176. 

Sino.  Bugge  kann  sich  zum  etymon  Signum  nuJit  verstehen  (gn 
zu  n  sei  fürs  ital.  unzulässig)  und  sucht  die  möglichkeit  eines  wandds 
von  fino  zu  sino  darzuthun.  Aus  den  rom.  sprachen  beruft  er  sich  auf 
einzelne  beispide  wie  fr.  senegrö,  cat.  sinigrec  aus  foenum  graecum^  cat. 
sivella  =  lat.  fibula  {s.  Rom.  gramm.  I,  286);  umgekehrt  f  aus  s,  in 
pr.  sofanar,  sp.  .sosanar  =  subsannare.    Derselbe   Übergang,  häufig   in 


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ANHANG  IL  a.   SOLLETICARE-VOTO.  743 

den  aUitai.  sprachen,  sei  noch  vklfcuih  in  den  jeteigen  mundarten  Italiens 
und  der  toölschen  Schweiz  bemerJcbar;  s.  Rom.  JII,  16 L 

Solleticare.  Flechia  320  erklärt  diese  bildung  folgendermaßen: 
tilliticare  (metathet.  form  von  titillicare)  umrde  durch  dissimilation  dile- 
ticare;  dieses,  fälschlich  für  ein  compositum  von  liticare  gehalten  {vgl. 
neap.  tellecare  ßr  tetellecare),  gab  mit  sub  verbunden  (vgl.  neap.  sotta- 
tilleco  achsdhöhle)  das  vb,  solleticare. 

Staggire.  Storm  wäre  geneigt  als  quelle  dieses  verbs  ein  dem 
altn.  stedja  ^stabilire  sistere  statuere  entsprechendes  ahd.  stadjan  anzu- 
nehmen. In  sagire  {s.  thl.  I)  sieht  derselbe,  meiner  ansieht  beipflichtend, 
eine  bloße  erleichterung  von  staggire,  s.  Rom.  V,  167. 

Stamberga.  Bugge  {Rom.  III,  163)  stellt  das  wort  zum  altfr. 
estamperche  (stans  perca),  s.  DC.  s.  v.  etarchartea.  Die  ital.  behand- 
lung  des  Worts  beruhe  vielleicht  auf  einwirkung  des  sinnverwandten  al- 
bergo;  was  die  bed.  betrifft,  so  sei  der  Übergang  von  siange  zu  hütte 
nichts  ungewöhnliches.  Auch  LittrS  stelle  goberge  zu  ^perche.  —  Nach 
Caix  (Grob.  Ztschr.  I,  420)  ein  mischwort  =  stanza  -H  albergo. 

Stentare.  Zu  bemerken  ist,  daß  tY.  bistentare umi  j>r.  bistensar  vom 
altfr.  bestancier,  was  die  bedeutung  betrifft,  zu  trennen  sind;  letzteres 
schließt  sich  an  tancer  an  und  heißt  zuvörderst  zanken,  streiten. 

Strozza.     Vgl.  ndl.  strot  dass.,  Jahrb.  XIII  231. 

Ticchio.  Wie  verhalt  sich  fr.  tic  zum  ital.  wort?  In  der  bed. 
laune  mochte  es  daraus  entlehnt  sein. 

Tozzo.    S.  oben  intnzzare. 

Trastullo.  Mit  diesem  ital.  wort  dürfte  auch  sp.  tertulia  ^ein 
kleiner  kreis  von  freunden,  abendunterhaltung*  zusammenhängen;  mittel- 
(ßieder  wären  trastulia,  terstnlia;  vgl.  it.  traliccio  =  sp.  terliz;  ausfall 
von  8  une  in  it.  poltro  {von  bolstar);  Storm,  Rom.  V,  185. 

Ubbia.  Na(A  Canello  dasselbe  wort  mit  fr.  lubie,  also  lat.  lubido; 
abfcdl  von  atU.  1  wie  in  asignaolo;  syncope  von  d  wie  in  biava  für  bia-a 
aus  ablata;  Rivista  II,  112.  G.  Paris  (Rom.  IV,  499)  widerspricht 
dieser  ansieht  und  hält  fr.  lubie  für  ein  dem  it.  ubbia  abgeborgtes  wort. 

Vasca.    Daraus  dos  fr.  vasque. 

Voto.  Das  unbefriedigende  volto  sucht  Storm  {Rom.  II,  327)  da- 
durch zu  beseitigen,  daß  er  voto  von  votare  ableitete  (wie  porto  von  por- 
tare),  und  votare,  oder  vielmehr  die  alte  form  voitare,  durch  vuid'tare 
=  viduitare  erklärte.  Aber  auch  diese  deutung  hat  thre  phonetischen 
schunerigkeiten.  Die  richtige  lösung  des  räthsels  scheint  Thomsen  getroffen 
zu  haben,  der  {Rom.  IV,  257—62)  sowohl  it.  voto,  (ds  das  altfr.  vuit, 
voit  einer  eingehenden  prüfung  unterzieht,  deren  ergebniß  folgendes  ist: 
altfr.  vuide  {nfr.  vide)  hat  mit  lat.  viduus,  das  übrigens  auch  dem  be- 
griff nach  abliegt,  nichts  zu  thun.  Man  muß  sich  nach  einem  andern 
etymon  umsehen,  und  dieses  bietet  die  erunesene  nebenform  vocare  =  va- 
care  {s.  Schuchardt,  Vok.  7,  177)  an  die  hand.  Daraus  ein  patticip  vo- 
citus  {vgl.  rogitus),  voo'tus,  welches  allen  romanischen  gestdUungen   des 


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744  ANHANG  II.  b.   ZOTICO-ASIB. 

Wortes  genüge  leistet:  it.  voito,  woraus  voto,  dUfr.  voit,  Vuit,  vuide,  wo- 
raus nfr.  vide;  vgl  aus  cogitare  it.  coitar,  cotar,  aitfr.  cuidier.  Im 
wesentlichen  trifft  diese  äeutung  mit  der  in  demselben  hefte  der  Born. 
s.  266  von  Schuchardt  ausgesprochenen  überein. 

Zotico.      Vom   ahd.   zota,    nhd.  zotte;    ad^.  zoteht   eoUig^   rauh; 
Liebrecht,  Jahrb.  XIII,  231. 


n.  b. 
SPANISCHES  GEBIET. 

Acibar.  FMspricht  dem  sicü.  zabbara  und  hängt  mü  arab.  Qibär 
^lusammen;  Carol.  Michaelis,  Rom.  II,  91.   , 

Aguinaldo.  Nach  Schuchardt  {Rom. IV,  263)  von  calendae,  vgl. 
chalendes  in  den  franz.  mundarten  =  Weihnacht;  wegen  der  Versetzung 
der  consonanten  vgl.  guirnalda  =  guirlanda.  Liebrecht,  Jahrb.  XIII, 
231  stellt  unser  wort  zu  fr.  aguilaneuf,  welches  Villemarque,  Barsaz  Breiz 
4.  ed.  /,  346  durch  den  ruf  eghinad  d'6  (entstellt  zu  eghina'  n'6)  =  ge- 
schenle  mir!  erklärt.  Schuchardt  erwähnt  noch  aus  Jauberfs  Glossair e 
du  Centre  guilan^,  neujahrs-almosen,  und  fragt  ob  dieses  dem  span.  ent- 
nommen. —  Na^h  Mahn  (Herrigs  Arch.  37,  133)  vom  bashisch-iber. 
aguindu  anbieten,  darbringen,  und  der  wortbildungsendung  aldi. 

Alazan.    Nach  Devic  vom  arab.  a'hlas,  fem.  'halsä  'spadix  equus. 

Alb  Orot  0.  Etwas  gewagt  ist  Storm's  vermuthung,  es  möchte  in 
diesem  worte  das  lat.  ratuba  'perturbatio'  (Varro  bei  Nonius)  stecken; 
die  Umstellung  *buruta  dürfe  im  span.  nicM  auffallen,  vgl.  zaherir  aus 
facerir;  s.  Rom.  F,  164.  In  al,  meird  Storm,  steckt  ad:  ad-rutubare 
*aTrotobar,  *aborotar  alborotar. 

Anafar.  Entspricht  dem  sp.  alifar  glätten,  poliren  (1  zu  n,  und  i 
zu  a  durch  assimilierung),  Bugge,  Rom.  III,  160.  Alifar  stellt  Bugge  zu 
lat.  allevare;  wegen  sp.  i  =  IcU.  e,  vergleicht  er  consigo  =  secum; 
wegen  f  aus  y,  altsp.  femencia  =  vehementia,  pg.  safo  =  salvns. 

Angurria.  Bas  wort  ist  auch  in  Italien  verbreitet,  s.  Mussafia 
Beitr.  27;  hinsichtlich  der  etymologie  bemerkt  letzterer:  „Diez  hält  dieses 
wort  für  ein  baskisches;  warum  nicht  mit  Galvani  vom  gr.  dyyoi'Qiov?^^ 
Siehe  auch  Miklosich,  Die  fremdwörter  in  den  slav.  sprachen,  s.  v.  agorek. 

Aro.  Vielleicht  das  lat.  anus  ring  Plaut.  Men.  I,  1,  9;  vgl.  pg. 
sarar  =  lat.  sanare.  [Ber  Getvährsmann  dieser  deutung  ist  mir  entfallen.] 

Asear.  Vielleicht  t;on  assedare  als  causativ  von  »edere  verstanden; 
logisch  bietet  sich  it.  assettare  =  asseditare,  Storm,  Rom.  V,  165. 

Aöir.    Storm  (Rom.  V,  166)  lehnt  das  etymon  apiscire  nach  form 


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ANHANG  IL  b.   AZA— CHARCO.  745 

und  bed.  a6,  ebenso  das  von  Böhmer  (Jahrb.  X,  183)  vorgeschlagene  ad- 
cio  (=  sp,  asgo  im  praes.).  Ihm  ist  asir,  Bzir  ==prov.  sazir,  fr,  saisir; 
die  form  habe  in  einer  falschen  atiffassung  des  compositums  dessazir  als 
des-asir  seinen  grund.   Praes.  asgo  sei  analog  dem  praes.  salgo  von  salir. 

Aza.  über  die  Verbreitung  desselben  tcortes  in  Italien  mit  der  be- 
deutung  henJcely  oer^  masche,  knopfloch^  s.  Mussafia,  Beitr.  30,  der  auch  das 
mundartl.  vb.  azolar  einheftein  (ib.  31)  darauf  zurücTceuführcn  geneigt  wäre. 

Baladrar.  Nach  Caix  ein  volksthümliches  mischwort  aus  balar  + 
ladrar  gebildet;  Grob.  Ztschr.  I,  422. 

Barriga.  Eine  andere  deutung  van  parm.  boldriga  bietet  Mussafia, 
Beitr.  36,  anm. 

Barrueco.  Nach  IMtre  von  dem  scholastischen  ausdruck  baroco 
(eine  besondere  art  des  Syllogismus);  unwahrscheinlich. 

Brincar.  Nach  Storm  (Rom.  F,  173)  verkürzt  aus  esbrincar 
(wie  pasmo  von  espasmo) ;  dieses  für  esprincar  (une  esgrimir  für  escri- 
mir)  tmd  dieses  für  espringar  (um  estrinque  für  estringue,  s.  stringa 
thl.  I);  also  dasselbe  wort  mit  it.  springare,  altfr.  espringaer,  dtsch. 
springen. 

Cafre.  Andere  detdungen  des  fr.  cafard,  theils  durch  xad^aQog  als 
name  einer  religiösen  sekte,  theils  durch  cafard  ^ grillen ,  findet  man  bei 
lAttrSj  Supph 

Canasto.  Unmittelbar  vom  miat.  canastra  :=  ^r.  xamar^a,  Storm, 
Bom.  F,  167. 

Carcomer,  carcoma.  Carol.  Michaelis  (Jahrb.  Xllly  209)  fügt 
diese  Wörter  unter  die  wurzel  carc,  corc,  welcher  sämmtliche  span.  port, 
cot.  und  arag.  bezeichnungen  für  die  am  kome,  am  hohe  oder  am  thier- 
körper  nagende  krebskrankheit  entsprossen  sind  und  weiche  vorliegt  im  gr. 
xaQxivogj  lat.  corculio,  curculio,  und,  zu  canc  modifiziert^  in  Cancer.  Dem- 
nach sei  carcoma  u)ie  das  gleichlautende  port.  wort,  die  verkürzte  form 
von  Carcinoma,  gr.  xagxivoj^a.  Diese  ansieht  werde  gestützt  durch  das 
bestehen  eines  ccU.  corc  und  arag.  corca  ^holz-  oder  komwurm\ 

Centeno.  Der  roggen  hieß  schon  bei  den  Bömem  im  gemeinen 
leben  centesimum  (Edict  des  DioQletian  de  pretiis  vom  j.  301,  und  bei 
IsidorJ;  Rönsch,  Grob.  Ztschr.  7,  420. 

Chapnzar.  Da  die  entstehung  der  span.  vorsübe  za,  sa,  cha,  sa 
(verstärkt  zam,  cham)  aus  lat.  sab  keinem  zweifei  unterliegt,  ließe  sich 
vielleicht  chapuzar  durch  sup-puteare  erklären;  in  gleicher  weise  sind 
zafondar  (altsp.  sofondar),  pg.  chafundar  =  sub-fundare.  Vgl.  Rom.  II,  89. 
—  Ob  und  une  die  glbd.  pr.  cabussar  und  accabustar  (ersteres  ist  auch 
catal.)  damit  zu  verbinden  sind,  bleibe  dahin  gestellt;  ich  halte  sie  mit 
Raynauard  für  abU.  von  cap,   also  zunächst  'praecipitare  bedeutend. 

Cha  reo.  Lautlich  stehen  zu  weit  ab  die  von  Liebrecht  erwähnten 
altn.  kjöiT,  schwed.  karr  (spr,  dschärr)  sumpf,  dän.  kjerr  lache,  pfütze, 
Jhrb.  XIII,  232.  —  Sollte  denn  das  deutsche  quark  koth  sich  nicht 
damit  einigen  lassen? 


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746  ANHANG  U.  b.   CORISCAR-ENCLENQUE. 

Corisoar.  Rönwh  (Jahrb.  XlVy  177)  bdehrt  uns,  ein  rustikes 
coriscus  ersehene  mehrmals  in  den  vorhieranymianischen  bibdüberseUun- 
gen.  Im  sicü.  snrruscu  erkennt  dersdbe  das  ebenfalls  erwiesene  sbst.  co- 
ruscas  (nach  der  4.  dech)  mü  prothäischem  s. 

Cotovia.  Eine  verschiedene^  sehr  problemcUische  detdung  (toppo 
schöpfe  topita,  tovia,  durch  reduplic.  totovia,  durch  dissimil.  cotovia)  gibt 
Rönsch,  Jahrb.  XIV,  343. 

Crencha.  Die  ableüung  von  crena  gewinnt  an  glaubumrdigkeit 
durch  das  gleichbedeutende  cremonesische  crena^  s.  Mussafia  (Beitr.  103)y 
wdcher  sard.  gringia  für  identisch  mit  dem  span.  crencha  erachtd. 

Crisuelo.  Gehört  zu  der  wörtergruppe,  die  ich  in  meinem  Dict. 
s.  V.  crenset  angeführt  und  mit  mhd.  kras,  nhd.  krause  MusammengesteUt 
habe.  S.  Hildebrand  in  Chimm's  Wb.  s.  v.  krause,  auch  lAttre  zu  creuset, 
wo  mit  unrecht  mlat.  crucibulum  als  die  qudle  der  bdreffenden  Wörter 
hingestdlt  wird. 

Cutir.  Storm  (Rom.  F,  176)  hält  es  für  geraihener  cutir  als  ein 
aus  den  compos.  recutere,  conentere  abgezogenes  primitiv  aufzufassen; 
das  wort  habe  gdehrten  anstrich  und  so  stehe  die  tenuis  dieser  erJdärung 
nicht  entgegen;  man  sage  zwar  sacudir  =  succutere,  aber  auch  repercutir. 

Despedir,  wohin  auch  pg.  despir,  praes.  3.  sg.  dispe.  Etwa  von 
despicere  (praes.  d^spicit,  woher  d^spe?)  von  sich  thun  =^  verachten^  weg- 
werfen?   Handschrifll.  notiz  des  Verfassers. 

Dexar.  Eine  sorgfältige  musterung  von  mehr  als  tausend  zwischen 
938  und  1164  abgefaßten  Urkunden,  der  sich  J  TaUhan  f Rom.  IV,  262) 
unterzogen,  hat  ergd>en,  daß  das  vb.  dexar  weder  in  vulgärer,  noch  in 
latinisierter  form  darin  in  anwendung  kommt;  d>en  so  wenig  ein  lat. 
desinere  mit  der  bed.  lassen  oder  verlassen;  die  ausdrücke  dafür  sind 
stets  relinquere,  derelinquere,  dimittere  und  laxare.  Das  vb.  dexar  muß 
also  nicht  vor  ende  des  12,  jh.  im  span.  aufgekommen  sein,  und  die  ety- 
mologie  desitare  verliert  zugleich  alle  historische  Wahrscheinlichkeit;  wie 
sollten  die  Spanier,  längst  im  besitz  von  laxar  und  lexar,  sich  aus  desinere, 
das  bei  ihnen  niemals  die  ihm  beigdegte  bedeutung  aufwei^,  ein  neues 
synonpnes  vb.  dexar  geschaffen  haben?  .Es  ist  also  die  ansieht  Schuchardt's 
und  Goelho's  {s.  Questoes  da  lingua  portugueza  1.  thl.,  s.  292),  wondch 
lexar  und  dexar  identisch  sind,  die  stichhaltigere;  vgl.  Rom.  II,  287. 
Audi  Carol.  Michadis,  Wortschöpfung  s.  236,  führt  dejar  als  scheidrform 
von  lejar  auf. 

Enclenque.  Auch  C.  Michadis  {Studien  z.  rom,  Wortschöpfung 
s.  268  u.  286)  sdzt  dieses  wort  als  das  voUcsthümliche  dem  gelehrten 
clinico  als  scheideform  entgegen.  Indessen  ist  die  dymologie  clinicus 
nicht  unzweifdhaft  {warum  nicht  enclenge,  u)ie  canonge?).  Sfi  hat  es  W. 
Förster  {Grob.  Ztschr.  I,  659)  vorgezogen,  das  ahd.  slinc,  dessen  bed. 
link  sehr  leicht  in  die  von  schwach,  kränklich  übergehen  konnte  {vgl.  Diez 
unter  stanco  u.  gauche)  herbeizuziehen.  Aus  slinc  wurde  esclenque,  dar- 
aus durch  die  einschiebung  eines  n  vor  dem  Sibilanten  {ein  lautlicher  vor- 


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ANHANG  IL  b.   ENLEAR-FESTO.  747 

gang^  den  Förster  durch  /sahireiche  heispiele  für  das  dltfrana.,  span.  und 
port.  belegt)  ensclenqne  und,  mit  ausfall  des  s,  enclenque;  vgl.  enclasa 
aus  exclnsa.  Altfr,  esclenc  habe  ich  in  Watr.  de  Couvin  4,  86  (ä  resclen 
lez)  angemerkt,  worauf  mich  F.  selbst  neuerdings  schriftlich  aufmerksam 
machte. 

Enlear.  Die  altfr,  form  enlaier  für  in-ligare  ist  nicht  annehmbar, 
wohl  aber  enleier. 

Entremes.  Die  etymologische  Verschiedenheit  ewischen  dem  span, 
Worte  und  fr.  entremiets  bedarf  eines  beweises;  letzteres  wurde  früher  oft 
im  sinne  von  Zwischenspiel  gebraucht,  s.  m,  Glossar  zu  Froissart. 

Escada.  Codho  {Rom.  II,  287)  begreift  nicht  warum  das  d  einen 
andern  grund  haben  sollte  als  das  in  amydo  (amylnm),  in  it.  sedano 
(aikivov),  u.  a.  (s.  Rom.  gramm.  /,  204). 

Escarapelarse.  Gehört  nach  C.  Michaelis  {Stud.  z.rom.wortsch. 
56  anm.)  nicht  zum  stamm  scalp,  sot^dem  unmittelbar  zum  deutschen 
skarp,  wenn  beide  auch  ursprünglich  eins  gewesen  sein  mögen.  Scalp 
hätte  span.  escop  gegeben,  wie  escoplo,  esoopa  bezeugen,  denn  sp.  escal- 
pelo  oder  escarpelo  erweist  sich  nach  form  und  inhält  als  gelehrte  bildung. 

Escarba.  JBugge,  Scheler  beistimmend,  stellt  {Rom.  IV,  367)  das 
wort  in  beziekung  mit  fr.  ^carver,  dtsch.  Scharben,  engl,  scarf  „to  join 
timbers  with  a  slanting  joint^^.  F  oder  b  ist  ein  secundäres  dement  des 
Stammes  und  so  vergleicht  denn  Bugge  unser  wort  mit  isländ.  skara  'as- 
seres  reciproce  coaptare.  —  [Die  hier  mir  angerechnde  dymologie  ist 
schwerlich  mein  verdienst;  meine  2.  ausgäbe  {1873)  ist  mit  benutzung  der 
Diez^ sehen  dritten  erschienen  und  in  Idzterer  ist  nicht  nur  dcarver,  son- 
dern auch  sp.  escarba  im  sinne  Bugge* s  erklärt  {s.  6carver  IL  c).  Diez 
hat  leider  versäumt,  eis  er  letzteren  artikel  seinem  werke  einschaltete, 
den  widerstreitenden  artikel  escarba  //.  b  zu  streichen  oder  zurückzunehmen.] 

Escoplo.  Dem  dltfr.  eschalpre,  auch  escople,  entspricht  nfr. 
^choppe  in  seiner  bed.  grabstichel.  Ich  irrte  mich^  als  ich  in  meinem 
Dict.  sp.  escoplo,  pg.  escopro  für  fratiz.  Ursprungs  erklärte.  Vom  ge- 
nannten escople  kommt  vb.  altfr.  escopeler  zerkratzen,  zerhauen  (Ne  se 
sout  fait  gaires  d'anui  Fors  que  d'escus  escopeler  Ch.  as  d.  esp.  10000—1)', 
vgl.  it.  scarpellare. 

Espertar.  Auch  dltfr.  despert  kühn,  grausam  gehört  hiehcr,  s. 
m.  anm.  Jean  de  Condi  I,  p.  396. 

Feligres.  Nach  Cabrera  und  Carol.  Michadis  (Jahrb.  XIII,  211) 
von  filius  ecclesiae. 

Festo.  In  einer  eingehenden  Untersuchung  über  das  unter  diesem 
aÜpg.  werte  behanddte  fr.  feite  (Bom.  I,  97)  hat  O.  Baris  den  beiden  bis 
jdztfür  letzteres  vorgebrachten  dyma,  nämlich  festigium  (Diez)  und  ^fe^tam 
(lAttrS),  jede  berechtigung  abgesprochen  und  die  existenz  des  von  Diez 
ohne  beleg  angeführten  altfr.  feYste  in  zweifd  gestdlt.  Sein  dymon  ist 
das  dtsche  first  und  wird  von  ihm  auf  das  überzeugendste,  nach  laut  und 
^^9^iffy  dargelegt.  Dem  masc.  flrst  entspricht  im  altfr.  fest,  altprov.  frest, 


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748  ANHANG  IL  b.   FRAIRE--MARFIL. 

dem  fem.  firste  die  einst  nicht  minder  üblichen  formen  feste  festre,  pr, 
fresta.  An  citaten  für  diese  verschiedenen  gestcdtungen  des  wertes  läßt 
es  G.  Paris  nicht  mangeln,  so  wie  für  den  masc,  gebrauch  von  feste, 
welches  erst  spät  und  willkürlicher  weise  in  faiste  umgewandelt  ward. 
Abfall  des  r  vor  Qt  ist  analog  dem  in  astrent  =  arserunt,  und  dem 
vor  sc  in  pesche  =  persica.  Die  portug.  form  festo  läßt  der  Verfasser 
unberührt  (er  entschuldigt  sich  hierüber  Rom.  II,  378).  Daß  übrigens 
Diee  altfr.  freste,  pr.  frest  und  ihre  herkunft  von  first  sehr  wohl  bekannt 
war^  erweist  sein  art.  freste  (IL  c),  der  von  Paris  ebenfalls  unberück- 
sichtigt gelassen  worden,  zur  genüge;  nur  deren  identität  mit  fette  ist  ihm 
wegen  des  trugbüdes  faYste  nicJU  in  den  sinn  gekommen. 

Fraire.  Wir  nehmen  hier  anlaß,  des  wal.  wortes  Srtat  gefährte 
erwähnung  eu  thun,  welches  Diee  Gramm.  7,  137  anm.  und  nad^  ihm 
Cihac  durch  foederatas  erMären,  aber,  wie  Hasdeu  Columna  lui  Traian 
7,  Jhrg.  466—68  ausfuhrt,  von  frate  herzuleiten  ist,  tvie  surta,  Schwester, 
gefährtin  von  sora. 

Garabato.  Cor.  Michaelis  (Wortschöpf  52)  erblickt  in  garab  den 
bekannten  fruchtbaren  stamm  garb  grab  greifen,  klammem. 

Goldre.  Die  hier  gegebene  etymologie  wird  von  Carol.  Michaelis 
gutgeheißen  und  ausführlich  nachgewiesen  in  einer  besonderen  Studie  über 
die  roman.  bejseichnungen  des  köchers  (Jahrb.  'XIII,  212  ff.).  Die  Ver- 
fasserin irrt  sich  aber,  wenn  sie  Diee  die  Schreibung  corythus  beilegt  (s. 
214);  in  allen  ausgaben  steht  corytns.  Letzteres  ist  bekanntlich  das  ho- 
inerische  yioQvtog. 

Guito,  5.  oben  H.a.  guitto. 

Halagar.  Storm  (Born.  V,  176)  weist  mehrere  fälle  eines  span. 
suffix  ag  für  lat.  ic  oder  sp.  eg  nach  (so  encenagar  =  incoenicare);  es 
ließe  sich  daher  afelagar  durch  *af-flaticare  erklären;  zunächst  aflagar 
{vgl.  sosegar  aus  subsedicare),  dann  afalagar  {vgl.  filibote  für  flibotc). 

LIeco.  Ist  entstellt  aus  *llueco  {vgl.  frente,  fleco,  estera,  brezo, 
serba,  wo  e  =  ue).  Llueco  ist  =  *flueco  =  *floco;  dieses  entspricht 
dem  bei  DG  s.  v.  fraustum  citierten  fr.  floc  ^riche,  welch  letzterem  froc, 
frou  {itüat.  frocus)  Herra  inaüta  vorausging.  Die  adjedivische  Verwen- 
dung des  jeteigen  span.  Wortes  ist  zu  vergleichen  mit  der  von  hondo  tirf, 
puerco  schmutzig.   S.  Bugge,  Rom.  III,  163. 

Malvar.  Zur  stütze  der  deutung  von  malvado  durch  „übel  er- 
zogen, ungezogen^^  erwähnt  Bugge  (Rom.  IV,  362)  engl,  wanton  =  ags. 
wantigen  schlecht  erzogen.  \Ich  glaube  kaum,  daß  ags.  wantigen,  wenn 
es  bestehen  sollte,  engl,  wanton  erzeugen  konnte;  besser  also  ist  letzteres 
mit  Wedgwood  in  wan  (Verneinungspartikel)  +  towen,  itowen  (gezogen) 
zu  zerlegen.] 

Mafia.  Im  itäl.  manna,  sp.  mana  bündd  erkennt  Rönsch  (Jahrb. 
XIV,  178)  das  vulgär-lat.  manua  ^maniputus\  Ist  jedoch  die  Wandlung 
nv  zu  nn,  fi  durch  beispiele  oder  theoretisch  zu  erhärten? 

MarfiL    Die  etymologie  nab-al-fil  hat  Diez  in  der  3.  aufi.  aufge- 


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ANHANG  n.  b.   MARIPOSA-REBENTAR.  749 

g^en;  das  hätte  Devic  im  j.  1877  berücksichtigen  sollen^  aber  leider  scheint 
er  Diejs  nur  aus  LUtre  sfu  kennen. 

Mariposa.  KomnU  von  Maria  posa  ^ Marie,  setee  dich\  ^  u^ie  pg. 
poußalousa  =  ^setae  dich  auf  den  stein.  Storm  vergleicht  hierzu  den  nor- 
wegischen namen  des  sonnenkäfers  marja  marja  fly  fly,  den  franz.  bgte 
k  bon  Dieu,  den  engl,  lady  bird,  und  verweist  auf  Mannhardt,  Germa- 
nische mythen,  s.  243  ff.;  s.  Rom.  F,  180. 

Morro,  vorspringende  lippe,  schnauze.  Mussafia  (Beitr.  50)  stelU 
zu  demselben  stamm  ven.  moragia,  mant.  moraccia,  fr,  morailles,  mo- 
raillon,  sämmtlich  zunächst  Werkzeuge  bedeutend,  welche  dazu  dienen,  den 
unbändigen  pf erden  die  obere  lippe  zu  fassen;  ebenso  prov.  moralha  visier, 
cot.  morallas  maulkorb,  morralet  ,ySaccülus  dbandis  equis^K 

Mouco.  Nach  Bugge  {Rom.  IV,  367)  etwa  von  einem  lat.  volks- 
ausdruck  *mucu8  =  ^vxog  ^aqxjDvog  {Hesych.);  heißi  ja  auch  das  dtsche 
dämm  sowohl  stumm  als  taub;  dieselben  begriffe  vereinigen  auch  gr. 
x(oq)6g  und  goth.  bauths.  Den  bu^hstahen  betreffend  beruft  sich  Bugge 
auf  louco,  das  Diez  von  alücns,  alucus  herleitet. 

Mozo.  Ein  weibl.fr.  mousse  mädchen  findet  sich  Chans,  fr.  du 
16'  s.  p.  7. 

Pantorrilla.     Vgl.  ventrichi  „waden^^  bei  Mussafia,  Beitr.  118. 

Perol.    Nicht  von  ßjpttina,   sondern  wie  pr.  fr.  pairol,   it.  pajuolo, 
graubündtn.  (soprasilv.)  pariel,  priel,  durch  Vermittlung  eines  dim.  pario- . 
lum,  vom  kymr.  pair,  comw.  per  kessel;  Schuchardt,  Rom.  IV,,  256. 

Pestillo.  Ist,  meint  Bugge  (Rom.  TV,  367),  das  volksübliche  lat. 
pestulum  für  pessulum  {s.  Caper  de  verbis  dubiis,  p.  2249  P);  dieselbe 
sufßx-vertauschung  wie  in  astilla  von  astala  =  assula  (s.  thl.  I,  ascla), 
und  in  mancilla  von  macula. 

Quejando,  quijando,  seltener  quejendo  pg.  adject.,  bed.  une  be- 
scheren, in  welchem  zustande;  nicht  selten  in  Urkunden,  aber  auch  bei 
alten  dichtem.  Etymologisch  unklar;  in  der  letzten  silbe  laß  sich  die 
Partikel  que  ^wie*  vermuthen,  in  jendo,  wenn  dies  die  reinste  form  ist, 
verbirgt  sich  vielleicht  genitus  d.  i.  geschaffen,  in  die  bed.  beschaffen 
übergehend;  nd  für  nt  une  auch  sonst  (findo  =  finitus,  renda  =  sp. 
renta).  Dieses  pg.  jendo  wäre  das  freilich  einen  andern  sinn  aus- 
drückende aitsp.  gento.  [Handschriftlich  von  Diez.']  —  Diese  deutung 
wird  wohl  kaum  beanstandet  werden  können;  quomodo  genitus  =  wie 
geartet  erinnert  an  altfr.  eonfait,  ndl.  hoedanig. 

Quilma.  Von  culeus  durch  ein  abgel.  coleamen,  u}ie  costuma  von 
eonsuetumen;  Rönsch,  Jahrb.  XIV,  179.    Läßt  manche  einwendung  offen. 

Radio.     Vgl.  it.  {tose.)  andar  ratio;  s,  Mussafia,  Beitr.  92. 

Raudo.  Warum  nicht  eher  von  rapidus,  das  dem  buchstaben  eben 
so  gut  und  dem  begriff  besser  genügt?  vgl.  rapidam  flumen  bei  Caesar. 

Rebentar.  Nicht  etwa  eine  scheideform  von  crebantar,  quebrantar ? 
Aehniich  berühren  sich  rampa  und  crampa.  Es  könnte  auch,  wie  Rönsch 
meint  (Jahrb.  XIV,  179),  angleichung  an  repente  obwalten. 


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750  ANHANG  II.  b.   REDOR-TROPEZAR. 

Redor.  Nach  Storm  (Born.  F,  182)  van  *rotatorium;  das  natür- 
liehe  rodador  umrde  durch  syncope  *rodor  und  durch  dissimüatum  redor 
(vgl.  redondo  =  rotundus,  reloj  =  horologium).  Rededor  (in  alrededor) 
hält  Mord-Fatio  (Rom.  /F,  39)  für  eine  metcUhese  von  de-redor ;  Siorm 
dagegen  meiniy  daß,  wenn  es  sich  schon  in  der  alten  spräche  darbiete, 
es  dier  für  das  volle  rotatorinm  aneusehen  sein  möchte. 

Remolacha.  Im  Hennegau  und  in  Lüttich  heißt  ramonasse  (cmch 
reinolas),  schwarzer  rettig. 

Rilhar.  Etwa  syncopiert  aus  *roilhar  {wie  fr.  r&ble  aus  roable 
=  mtabulum);  also  von  *rodic'lare,  dim.  von  rodere,  pg.  roer?  Bugge, 
Bom.  IV,  368. 

Roncar.  Ist  ein  gemeinromanisches  wart,  denn  es  findet  sich  auch 
altfr.  ronchier  (aber  auch  rouchier),  bresc.  comasc.  mail.  roncä,  s.  Müs- 
se^, Jahrb.  XII,  111  u.  Beitr.  96.  Außerdem  besteht  roaker  Trouv. 
bdges  238,  384,  noch  jetzt  henneg.  roukler  (Sigart),  das  an  ndl.  rokelen, 
dtsch.  röcheln  sich  anschließt.  —  Mit  proihetischem  f  fronchier,   s.  II.  c 

Salpicar.    Daher  fr.  saupiqnet,  s.  Liitre. 

Sancochar.  Wahrscheinlidher  von  semicoctas;  "^dimidia  cocturok 
ist  ein  bei  Apicius  oft  wiederkehrende»'  technischer  ausdruck;  Bönsch, 
Jahrb.  XIV,  344. 

Sosegar.  EntspruM  vollkommen  einem  laf.  subsedicare,  wenn  ein 
solches  als  causativ  von  subsidere  (engL  subside  sich  legen)  angenommen 
werden  darf;  vgl.  vengar  aus  vindicare;  auch  sosezgar,  wenn  es  je  existiert 
hat  {vgl.  jazgar  =  judicare),  mußte  nach  den  beiden  s  bald  sein  z  ab- 
geworfen Jmben;  Storm,  Bom.  V,  184. 

Tasajo.  Zu  gunsten  von  tassella  vergleicht  lAArecht  gr.  xvßiov 
das  in  viereckige  Stückchen  eingesalzene  fleisch  des  Ttrjlafwg  (art  thun- 
fisch),  Jahrb.  XIII  232. 

Tocho,  s.  tosco.  Storm  glaubt,  bei  der  Unsicherheit  des  Ursprungs 
des  it.  tozzo,  sei  es  gerathener,  letzteres  etymologisch  von  tocho  zu  scheiden. 

Tosco.  Nach  Storm  (Bom.  V,  185)  aus  torsico  (von  thyrsns, 
tursus);  zunächst  ^verstümmelt,  stumpf,  dann  'grob\  Die  form  findet 
in  it.  pesca  (persica),  sp.  masco  (von  mastico)  ihre  berechügung.  Begd- 
recht  wäre  tozgo  oder  tosgo,  aber  es  läßt  sich  vermuthen,  daß  torsico 
zuerst  sich  in  tosseco  verwandelte  (vgl.  ursus  *0880  oso)  und  daß  ss 
das  c  geschützt  hat  wie  st  in  masco.  Diez  behauptet  das  suffix 
icus  lasse,  mit  ausnehme  von  völkernamen  und  foresticus,  keine  neuen 
adjectivbildungen  zu;  Storm  weist  nach,  daß  dieser  satz  aUzu  absolut  ge- 
sprochen sei.  Auch  tocho  (altsp.  tozo  Sanchez)  und  arag.  toio,  wdd^es 
letztere  Diez  durch  tunsus  (dem  sinne  nach  =  obtunsus)  erklärt,  steUt 
Storm  zu  thyrsus,  torso,  tpomit  Diez  auch  ü.  toso,  fr.  tosel  deutet.  Mit 
tocho,  tozo  ist  noch  zu  vergleichen  sp.  tosa  abgevierter  bdtke  ('auch  tocho 
heißt  ein  gerundetes  stück  holzj. 

Tozo,  s.  oben  tosco. 

Tropezar.    Mussafia  (Beitr.  112,  anm.)  fragt,  ob  diesem  worte 


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ANHANG  IL  b.   URRACA— ZORRA;  751 

nicht  eher  der  stamm  top  jyklotjs"  eu  gründe  liege;  das  eingeschobene  r 
mache  keine  Schwierigkeit,  und  die  begriffe  ^Jkiotz  und  anstoßen,  stolpern^^ 
seien  verwandt  {vgl.  /r.  chope  und  chopper;  lo^.  caespes  und  caespitare); 
Mussafia  vergleicht  noch  it.  intoppare  anstoßen  mit  bergam.  topica  stolpern. 

Urraca.  Für  die  lierleitung  des  frauennamens  cms  dem  der  dster, 
als  eines  in  der  alten  volksvorstellung  sehr  geachteten  vogels  bringt  beweise 
Litbrechty  Jhrb.  XIII,  232.  Der  franz.  frauenname  Furaque  (G. 
Paris,  Eist.  poet.  de  CharlemagnCy  p.  262)  scheint  ihm  der  nämliche  eu 
sein  wie  Urraca. 

Vastago.  Vielleicht  vom  goth.  wahstus  wachsihum;  der  mit  suffix 
ägo  gebildeten  roman.  Wörter  gibt  es  ja  viele  und  daß  germanische  stamme 
rom.  Suffixe  zulassen^  davon  sind  die  beispiele  nicht  weniger  zahlreich 
(fr.  wambais,  it.  borino,  giuliao,  guafme);  was  die  Wandlung  von  goth. 
V  =K  w  jet«  rom.  v  betrifft y  vgl.  vägaido;  Storm,  Bom.  F,  187. 

Veta,  Mussafia  (Beür.  120  anm.)  vergleicht  sicil.  vitta  ^^riscia 
di  panno^\ 

Zabullir.  Der  gezwungenen  deutung  Covarruvias  stellt  Card. 
Michaelis  (Rom.  II,  88)  folgende  entgegen:  Sepelir,  sebellir,  seboUir, 
sobollir  sind  lauter  belegbare  span.  formen  für  sepelire  begraben;  mit 
der  zeit  neigte  sobollir  zur  bedeutung  des  modernen  zabullir  {auch  zambullir) 
'submergere\  so  daß  in  letzterem^  dem  niemals  der  begriff  des  brudelns 
wirklich  anhängt  ^  eine  bloße  lautliche  angleichung  an  sub-bullire  vor- 
zuliegen scheint. 

Zäher ir.  Aus  facerir  =  altsp.  faz-herir  ^ins  gesicht  schlagen 
umgestellt;  auf  gleictie  weise  entstanden  garzo  aus  zarco,  gavasa  aus 
bagasa,  bazucar  aus  zabucar  (za  =  sub  +  buc,  s.  thl.  I,  v.  buco).  Hin- 
sichtlich des  compositums  £Giz-herir  sind  zu  vergleichen  fe-mentir,  mani- 
atar,  perni-quebrar,  cap-girar  (cot.);  Carol.  Michadis,  Rom.  II,  86. 

Zar  an  da.  Das  gesuchte  etymon  ist  nach  Storm  (Rom.  V,  188 J 
lat.  cernenda;  der  ausfall  des  ersten  n  beruht  auf  dissimilierung;  en  zu 
an  auch  in  resplandecer,  milmandra  (milimendrum)  u.  a.;  a  vor  r  be- 
darf keiner  rechtfertigung.  Cernenda  (sc.  grana)  mag  zunächst  das  zu 
siebende  kom  bedeutet  haben  {vgl.  sp.  molienda)  tmd  dann  auf  das  dazu 
dienende  Werkzeug  übertragen  worden  sein  (vgl.  eine  ähnliche  Übertragung 
aiuf  den  ort  in  it.  filanda).  Lat.  cemere  {woraus  bekanntlich  cribrum)  ist 
noch  mit  der  bed.  sieben  in  Spanien  gebräuchlicK 

Zorra.  Zur  bed.  scortum  vergleicht  Liebrecht  (Jhrb.  XIII^  232) 
sp.  pelleja.  —  Rönsch  (Grob.  Ztschr.  /,  420)  leitet  das  wort  unbedenklich 
vom  gr.  xpioga  kratze,  räude  her. 


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752  .  ANHANG  II.  c.    AATIR-ARGUE. 


n.  0. 

FRANZÖSISCHES  GEBIET. 

Aatir.  Wie  verhält  sich  eu  diesem  von  Diejs  aus  deutscher  qudle 
bezogenen  verb  das  prov,  adaptir  azaptir  ^attaqucr,  assaillir  (LR.  II,  24 
und  G.  des  Albig.  ed.  Meyer,  gloss.)?  Darf  man  letzteres  une  begrifflich, 
so  auch  etymologisch  mit  erster em  zusammenhalten?  In  diesem  fdU  müs- 
sen sich  beide  auf  das  adj.  apte  ate  (s.  azaut,  s.  615)  =  lat.  aptus  als 
grundwort  zurückführen  lassen.  Aus  ate  'uohl  aufgelegt^  (s.  G.  Paris, 
Mem.  de  la  S.  de  lingu.  I,  91)  geht  leicht  a-atir  in  eine  bestimmte  {vor- 
züglich gereizte)  Stimmung  versetzen,  also  reizen  hervor;  andererseits 
möchte  pr.  adaptir  angreifen  aus  der  redensart  s'adaptir  (=  fr.  s'aatir) 
ä  entstanden  sein,  wie  attaquer  aus  s'attaquer  k\  besser  noch  läßt  sich 
vergleichen  mit  adaptir  aus  aptus  ^gefügf  das  fr.  aherdre  'angreifen  = 
adhaerere  verbunden  sein.  Auf  die  annähme  eines  Zusammenhangs  zwischen 
aptus  und  aatir  führt  mich  auch  noch  die  diesem  vb,  zukommende  bed. 
'in  vergleich  stellen,  auf  gleichen  rang  setzen :  so  Cleomades  211  (Mais 
ä  ces  deus  n'aatiroie  nului,  k'ä  envis  mentiroie),  vgl.  17640;  s.  auch 
Sainte-Palaye  I,  4. 

Abait  Im  GuiU.  de  Paleme  (her.  von  Michelant  1S76),  v.900—3 
liest  man:  Bien  m'a  fortune  confondue,  Bien  m'a  mise  de  haut  en  bas, 
Quant  mon  sergant  et  mon  ampas  Ai  fait  signor  et  moi  ancele.  Wie 
sollte  ampas  anders  zu  erklären  sein  als  durch  ambactus,  oder  vielmehr 
goth.  andbahts  dianovog,  ahd.  ampath  (s,  Grimm  Wb.)? 

Abomö,  Im  Pariser  gloss.  7692  wird  abominari  durch  escommo- 
voir  {ergreifen,  erregen),  übersetzt,  s.  Tobler  Jahrb.  XII,  205. 

Affubier.  Wegen  i  zu  u,  vgl.  auch  piac.  fubbia  =  it.  fibbia,  lat. 
fibula;  s.  Mussaßa,  BeUrag  57  s.  v.  fiuba. 

Aglan.  Comu  erkennt  im  prothetischen  a,  trotz  des  eingetretenen 
genuswechsels,  einen  rest  des  artikels  la,  vgl.  alemelle.  In  ähnlicher 
weise  sagt  man  in  der  franz.  Schweiz  alesson  {legon),  und  sogar  amaron 
{marron)  wahrsch.  für  omaron  omä  lo  maron;  Rom.  VII,  108. 

Aisil.    Man  trifft  auch  aisin,  ndl.  azijn. 

Allouer.  Heif^t  eine  summe  für  einen  bestimmten  gegenständ  aus- 
setzen und  verwenden,  ist  also  =  allocare,  wie  die  alte  form  aleuer  {oft- 
mals fälschlich  alever  geschrieben)  zur  genüge  darthut. 

Argot,  ergot.  Scheler  vermtähet  auf  einen  stamm  evie  {erice,  ericius). 

Argue.  Scheler  und  Littre  seilen  darin  das  ndat.  arganum  = 
oQyavov  Werkzeug;  wegen  a  vergleicht  der  erstere  das  volksübl.  arpailleur 
für  orpailleur.    Es  ist  also  dasselbe  wort  mit  argano  {s.  thl.  I). 


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ANHANG  IL  c.   ARMOIRE-BAUCHE.  753 

Armoire.  Annoirie  ist  für  armoierie  und  das  verbalshst,  von 
annoier  und  hat  seinerseits  ein  vb.  amorier  hervorgerufen. 

Arna.  Ist  =  tarna  =  tarma  (s.  thl.  I);  so  entstand  ebetifaUs  durch 
abfall  des  anl.  t  prov.  arda,  arta,  altfr.  arte  aus  *tarmita,  erweüerung  von 
tarmes,  -itis;  s.  Bugge,  Rom.  IV,  360.  Daselbst  wird  auch  für  fr.  ar- 
tison  {früher  artuson,  artuison,  artoison)  eine  etymologie  arte-toison  peh- 
motte  {vgl  die  /sss.  banlieue,  Icul.  murmont,  dtfr.  becq-oisel)  fragend 
aufgestellt. 

Assen  er.  Schder  erkennt  in  dem  nfr.  verb  lieber  altfr.  assener 
richten  (von  sen  richtung\  als  assener  =  assigner;  man  sagte  auch  ein- 
fach assener  im  sinne  von  ^jOitaquer,  frapper^^. 

Atelier.  Bönsch  {Jahrb.  XI Vj  180)  empfiehlt  ein  etymon  *astu- 
larinm  von  astula  assula  ^pan,  Splitter  (s.  I.  ascla),  also  der  ort  wo  ge- 
hauen, gespalten,  gemeißelt  wird,  'wo  es  Splitter  gibt\  Daß  assula  auch 
abspalt  von  stein  oder  marmor  bedeutete,  erhellt  aus  Vitruv  Archit.  7,  6. 
8.  andre  deutungen  bei  Schder. 

Avaehir.  „Vielleicht  vom  spätlat.  vascus  d.  i.  vacwusy  s.  Quicherat^^. 
Diess,  handschriftl.  notiz. 

Avec.  Neben  poruec  war  auch  die  syncopierte  form  pruec  und 
preukes  im  gebrauch.  Wie  avuec,  urspr.  ein  adverb,  mr  präposition 
geworden,  so  auch  poruec  und  pruec,  s.  G.  Paris,  Rom,  VI,  689,  der 
namentlich  die  merkwürdige  behandlung  des  wertes  in  der  Verbindung 
aler  pruec  (==  edler  quSrir)  bespricht;  auch  Tobler  (Jahrb.  XV,  263)  hcU 
sich  damit  beschäftigt. 

Avel.  G.  Paris  (Chans,  du  W  s.  p.  7)  bezweifelt  das  etymon 
lapillus;  aber  aMcAvelle  scheint  ihm  bedenklich,  da  das  wort  in  keiner  der 
schwestersprachen  vorhanden  ist. 

Babeurre.  Eigentlich  wohl  'unterbutter,  weil  sie  nach  dem  buttern 
zurücTcbleibt;  Liebreckt,  Jahrb.  XIII,  232,  Auch  Darmesteter,  Mots 
composes  p.  192,  stellt  die  deutung  bat-beurre  in  frage. 

B&fve,  vb.  bäfrer.  f  Vielleicht  zum  mZa^.  baffa  baffo  speck,  Speckseite 
gehörig  (alt.-ven.  bafa  speck,  schinken);  s.  Mussafia,  Beitr.  31. 

BaYonnette.  Die  hier  gestellte  frage  scheint  nach  Larousse  negativ 
beantwortet  werden  zu  müssen.  Den  namen  der  waffe  gab  Bayonne  als 
fabrikort. 

Bai 6 vre.  Nach  Darmesteter,  Mots  composes  p.  110,  ist  ba  das 
pejorativ-präfix. 

Barioler.  Nach  Darmesteter,  p.  106  ='bi8-regulare;  unzutref- 
fend, denn  reguläre  gab  rieuler  (zweisilbig),  aber  nicht  ri-o-ler. 

Bascule.  Der  gedanke  der  Zusammensetzung  liegt  wohl  in  dem 
umstand,  daß  beim  schaukelspiel  der  cul  des  einen  zur  erde  fällt  (bas- 
cul),  während  der  des  andern  in  die  höhe  fliegt;  die  kinder  mögen  zuerst 
gesagt  haben  jouer  k  bas-cul.  Anders  erklärt  Littre  den  ausdruck 
(battre  +  cul). 

Bauche.    Als  grundwort  von  (16-  und  em-baucher  möchte  Scheler 

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754  ANHANG  IL  c.   BEGUE-BOUCHER. 

das  wort  eum  aUfr.  baue  =  dtsch,  balke  {s.  bau)  stellen,  aus  dem  sieh 
ein  fem.  bauche  mit  der  bed.  hittte,  bude  gebildet  haben  Tcann.  Für 
bauche  tünchwerh,  aus  dem  ^baucher  hervorgieng  (wenn  es  nicht  aus 
altfr.  esbocher  =  it.  sbozzare  entstellt  ist\  sagt  man  heute  bauge,  s.  Littri, 

Bögue.  Nach  Bugge  (Rom.  IV,  351)  verhUrst  aus  ^banbegue, 
sp.  *bobegue,  abll.  von  balbus,  oiltfr.  banbe,  sp.  bobo;  oi>fall  der  ersten 
Silbe  wie  im  pr.  paver,  it.  baco  (bombaco),  fr.  basin,  bis  (bombydus), 
cenelle;  was  das  suffix  betrifft,  vgl.  it.  mocceca,  spizzeca,  sp.  babieca, 
pg.  boneco,  faneco,  prov.  bavec,  manec,  ufec,  caveca,  s.  Rom.  Grramm. 
U,  306. 

Bele.  S.  auch  die  weitläufige  Untersuchung  über  die  üal.  benennungen 
der  wiesei  bei  Flechia,  Post.  etim.  46—52. 

Bellezonr.  Zum  Superlativ  belledissemo  hat  Mussafia,  Beitrag  33 
aus  oberitäl.  mundarten  die  Variante  beletissimo  belegt;  vgl.  auch  Rqjna, 
Rom.  VII  49. 

Beter.  Von  beter  gerinnen  Jcofnmt  b6ton  erste  muttermilch  {s.  LittrS). 
Doch  ist  auch  herhunft  vom  deutschen  biest,  wie  sie  Bugge  als  vermuthung 
hinstellt  (Rom.  lU,  145),  sehr  ansprechend;  die  ursprüngliche  form  wäre 
dann  besten. 

Bengier.  Altfr.  bngle  lebt  fort  als  name  eines  blasi$istruments^ 
s.  Littre. 

Bidon.  Dies  wort  hat  Dies  in  der  1.  ausg.  unter  bedon  gestdlt, 
in  der  2.  und  3.  aber  unberührt  gelassen.  Bugge  (Rom.  III,  145)  ver- 
weist auf  isländ.  byda  'vas  supeme  adstrictum^  und  vergleicht  norm, 
bide  butterfafi  und  bidne  kanne. 

Blafard.  Tritt  erst  im  14.  jh.  auf,  also  eu  einer  seit,  wo  sich 
germanischer  einfluß  nicht  mehr  geltend  machte;  daraus  schließt  Storm 
blafard  sei  =  blavard,  also  abzuleiten  von  pr.  blau,  blava ;  dem  stamm 
blau  kam  bekanntlich  auch  die  bed.  bleich  eu  (vgl.  besonders  it.  sbiadito) ; 
wegen  v  isu  f,  vgl.  toutefois  =  toutevoies,  it.  schifare  =  fr.  esquiver; 
s.  Rom.  V,  168.  —  Es  findet  sich  auch  einfaches  blafe,  was  die  ansieht 
Storm's  unterstütet. 

Blgme.  Zur  bestärkung  der  Diee' sehen  etymologie  zieht  Bugge 
(Rom.  III,  146)  auch  das  dltn.  sbst.  blaman  heran,  das  einen  dunA 
schlagen  hervorgerufenen  blauen  flecken  bedeutet  und  ein  vb.  bUma  blaue 
flecken  machen  voraussetjst. 

Bon  de  zapfen.  Im  comask.  heißt  bondon  Meine  dicke  frau  und 
boldon  zapfen.  Es  könnte  sonach  unser  wort  auch  zum  stamm  bod 
(s.  bouder)  gestellt,  und  eine  Verwandtschaft  zwischen  bonde  zapfen  und 
bodne,  bonde,  borne  markstein  angenommen  werden.  S.  Mussafia,  Beitr. 
35  anm.,  so  une  Littre. 

Bou.  Das  prov.  baue  findet  sich  in  der  that:  baue,  id  quod  pom- 
tur  supra  manica  cultelli,  Donat.  pröv.  ed.  Stengel  43,  33  (Cruess  43^). 

Boucher  zustopfen.  Littre  neigt  zu  einem  etymon  des  Stammes 
bosc,  nämlich  aUfr.  bouche  garbe,  Strohwisch  (woher  bouchon  bierwisch), 


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ANHANG  IL  c.   BOUDER-CAHIER.  755 

und  beruft  sich  hierbei  auf  die  schreibtmg  boschier.  Die  deutung  boucher 
=  fermer  la  bouche  hat  allerdings  äwas  verdächtiges, 

Boa  der.  S.  wegen  boudin  oMch  den  art,  boldon  (bluiwurst)  in 
Mussafia's  Beitr.  34;  der  stamm  bold  weist  auf  versetsung  von  bot'lus 
0u  bold  {vgl.  span.  rolde  van  rotulus).  —  Mussafia  gibt  anläßlich  des- 
selben oberital,  Wortes  noch  eine  große  anzahl  ssum  stamm  bod  gehöriger 
Wörter,  namentlich  Verbindungen  von  bod-  mit  inflare,  aus  iial.  und  franz. 
mundarten;  auch  eum  worte  boursoufler  bemerJcenswerthe  erläuterungen. 
Vgl.  auch  Schneller  110. 

Bougre.  Nachzusehen  über  die  behandlung  des  Wortes,  nach  form 
und  begriffe  in  den  itah  mundarien,  Mussafia,  Beitr.  39. 

Brague.  Zu  demselben  stamm  gehört  auch  wallon.  bräkeler  groß- 
thun,  aufschneiden,  das  Grandgagnage  gleichfalls  auf  ältn.  braka  zurück- 
führte.   8.  auch  Storm,  Bom.  V,  172. 

Bredoniller  heißt  nicht  gerade  stottern,  sondern  schnell  und  un- 
deutlich reden;  es  erinnert  daher,  wie  Scheler  bemerkt,  an  die  gleicKbed. 
deutschen  ausdrücke  brodeln,  bradeln,  bradeln.  Vielleicht  ist  das  wort 
verwandt  mit  pr.  bretz  'homo  linguae  impeditai,  vb.  bretoneiar  "^loqui  im- 
petuose  (l.  impedite),  Donatus  provincialis  (s.  Stengel,  die  beiden  ältesten 
prov.  grammatiken,  Marburg  1877,  ss.  28,  50  und  101,  und  G.  Paris, 
Rom.  I,  236).    Mundartliche  formen  sind  bredaler,  berdeler. 

Brette.  Vgl.  das  in  Wälschtirol  verbreitete  hrittolsL Schnappmesser, 
Schneller  123. 

Bris  er.  Ven.  ver.  sbrega  heißt  scheit,  splitter  und  hängt  gewiß, 
meint  Mussafia,  mit  dem  verbreiteten  vb.  sbregar  zerreißen  zusammen. 
Letzteres  nun  stellt  nach  Ascoli  {Ztschr.  f.  vgl.  spr.  XVI,  125)  mit  briser 
ein  altes  wortpaar,  sei  es  deutschen  oder  celtischen  Ursprungs,  brica  bricea 
dar,  woraus  nach  ihm  einerseits  briga  brigar  sbregar,  andrerseits  bricia 
briciok)  briciare  brizar  briser  hervor giengen;  s.  Mussafia,  Beitr.  37. 

Br 0 u  ir  scheint  etymologisch  von  brair  geschieden  werden  zu  müssen. 

Buquer.    Eher  beuken  von  biiqaer;  s.  oben  bussare  II.  a. 

Bur.  Altfr.  huron  (atic/^  buiron)  findet  man  noch  bei  Chateaubriand, 
s.  Littre. 

Gabel i au.    Die  akademie  schreibt  cabliau  und  cabillaud. 

Cadeau.  Brächet  (Doublets,  suppl.  p.  17)  hat  die  nichtigkeit  der 
etymologie  catellus  dargethan;  das  wort  ist  aus  capitellnm  entstanden 
wie  cadastre  ans  capitastrum.  Der  ausdruck  „lettre  capitaW  bestätigt 
diese  erTdärung  vollkommen. 

Gagot.  Die  neueste  ethnolog.  und  histor.  Untersuchung  über  die 
Cagots  von  V.  de  Rochas  (Les  Parias  de  France  et  d'Espagne,  Paris  1876) 
führt  deren  namen  auf  bret.  cacodd  aussätzig  zurück.  —  Die  jetzige  be- 
deutung  des  worts  mag  auf  begriffliche  angleichung  an  bigot  beruhen. 

Cahier.  Ein  etymon  codicarium  ist  schon  lautlich  unzulässig.  — 
Auf  quateruam,  ca^m  ist  auch  camet  {für  caernet)  zurückzuführen, 
dessen  prov.  form  cazemet  im  seeausdruck  fr.  casernet  schiffsbuch  fortlebt 


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756  ANHANG  IL  c.   CALUC-CHOYER. 

Caluc.  Darmestäer,  Mots  ^composes  p.  112,  führt  in  seinem  ver- 
jseichniß  der  mit  dem  p^orativ-präfix  cal,  call,  ca  susammengeseteten 
Wörter  folgende  schieläugig  oder  kurzsichtig  bedeutenden  (mdartl.)  aus- 
drücke auf:  calorgne,  caborgne,  caliborgne,  caloure,  calouche. 

Caquer.  Das  sbst.  caque  tonne  ist  vielleicht  unabhängig  von 
caqaer;  s.  Scheler,  Dict. 

Carcan.  Bugge  {Rom.  III,  146)  denkt  an  das  dltisl.  kverkbant 
keU'  oder  kinnband,  so  daß  in  carcant  eine  entsteUung  aus  carqaebant 
vorläge.  Das  klingt  etwas  kühn;  man  darf  das  prov.  carcol  hcisband 
nicht  außer  beachtung  lassen;  die  endung  in  carcant  erinnert  an  die  von 
percant  (s.  perche). 

Chaire.  Bezüglich  der  form  cadrega  s.  Mussafia.  Mon.  ant.  s.  v. 
carega  u.  Beitr.  42,  wo  Schndler's  ableitung  von  craticala  zurückge- 
wiesen wird. 

Ghaland  boot.  Dem  äymon  xilvdqog  kommt  zu  statten,  daß  in 
venezianischen  Chroniken  mit  derselben  bed.  auch  gagiandra  (=gajandray 
s.  I,  s.  V.  tartaruga)  vorkommt;  s.  Mussafia,  Beitr.  60,  anm.  —  Unser 
wort  in  der  bed.  'künde  eines  kaufmanns  ist  nach  Scheler  das  partidp 
von  chaloir,  eig,  warm  sein,  fig.  sich  interessieren,  Umgang  pflegen.  Es 
wurde  früher  nicht  nur  vom  künden,  sondern  auch  vom  beschützer,  gönner, 
namentlich  vom  buhlen  gebraucht  und  steht  imgegensatz  it<m  non  chalant, 
d.  h.  zum  gleichgültigen,  s.  hierüber  Tobler,  Grob.  Ztschr.  I,  22—23. 
Man  findet  auch  im  altfranz.  {und  noch  in  einigen  mundarten)  die  form 
chanlant,  s.  beispide  bei  Tobler  l.  c.  und  Rom.  VII,  8.  Chalant  ist 
also  synonym  mit  altfr.  accointe,  das  mit  cognitus  zusammenhängt  wie 
dtsch.  künde  mit  kennen. 

Chapler.  Über  den  stamm  cap,  cop,  cip  =  schneiden,  zerhauen, 
s.  Scheler,  Revue  de  Vinstr.  publ.  en  Bdg.,  nov.  1863. 

Charivari.  Zusammengesetzt  aus  cali  {der  pejorativ-partikd)  + 
vari  Wirrwarr,  Darmesteter  p.  113. 

Charpente.  Besser  als  abl.  von  cbarpenter  denn  als  darsteUung 
des  lat.  carpentum  zu  betrachten. 

Chatou'iller.  Entspricht  genau,  wie  sie.  gattugghiari,  einem  lat. 
catuculare,  wahrend  pr.  catilhar  lat.  caticulare  darstellt.  Flechia  (Post, 
et.  322)  hat  zur  genüge  aus  zahlreichen  mundarü.  formen,  sowohl  des 
rom.  als  des  germ.  gebiets,  den  Zusammenhang  zwischen  catus  und  'kitzeln 
nachgewiesen. 

Chauve-souris.  Weitere  rom.  bezeichnungen  der  fledermaus,  s. 
bei  Mussafia,  Beitr.  32  s.  v.  barbastrello. 

Chenille.  Flechia  fragt,  ob  lofnb.  gatta  nicht  etwa  als  abgekürzt 
aus  bigatta  {s.  baco  //.  a)  zu  betrachten  sei,  Post  etim.  41,  anm.  Schwer- 
lieh;  altfranz.  heißt  die  raupe  cate  pelne,  woraus  engl,  caterpillar. 

Chiffe.  Andre  denken  an  arab.  chiflf  'vestis  tenuis  et  peUucida', 
s.  Devic. 

Ghojer  fr.  zärtlich  behandeln,  verzärteln;  daher  it.  sojare,   dar  la 


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ANHANG  IL  c.   CINGLEB- CRAINDRE.  757 

soja  spottend  schmeicheln;  auch  alt  fr.  chuer  ERose  (gloss.).  Müßte  IcU. 
mit  ca-  anfangen,  nach  Scheler  etwa  von  cautus  [Diea,  hdschr,  notie],  — 
Bugye  (Born,  Uly  146)  nahm  suer  (bei  LittrS  aus  dem  13.  jh.  belegt) 
für  die  urspr.  form  (wegen  ch  aus  s,  vgl  chucre,  chufler,  chifler)  und 
erblickte  darin  goth,  söthjön  hitzdn  {vgl.  bru  =  goth.  bruths,  oitfr. 
goi  =  goth.  gath  Born.  Gramm.  /,  315);  als  jedoch  Havet  ib.  301  *cau- 
care  {für  *cavicare  aus  cavere,  das  schon  Menage  vorbrachte)  befürwor- 
tetCj  indem  er  jede  verwandtschaß  mit  altfr.  suer,  it.  soiare  beseitigte, 
stimmte  ihm  auch  Bugge  bei  und  stützte  das  neue  etytkon,  wenigstens  was 
choyer  bärifft,  durch  das  waadtländ.  tschoue  in  acht  nehmen  {Bom.  IV,  363). 

Ging  1er.  Das  hier  angeführte  sillon  peitschenlitze  erinnert  mich 
an  den  ausdruck  de  cillanz  verges  eilige  {Leg.  de  S'*  Margu.  ed.  Scheler 
II,  130).  Sollte  dieses  ciller  etymologisch  mit  silier  furchen  {s.  d.  w.) 
zusammentreffen?  Aus  cingler  läßt  es  sich  nicht  abziehen;  auch  schwer- 
lich aus  *8eculare  ßecare).  Sbst.  cilande  peitsche  findet  man  Ferceval 
2382  (ed.  Potvin),  wo  die  Varianten  cillant,  cillante,  cinglant  lauten. 

Ci vifere.  Schneller  131  denkt  an  gleichen  Ursprung  mit  den  ober- 
itaJ.  und  tirol.  Wörtern  c6ver,  s^ber,  'zuber*,  welche  durch  ahd.  ziiibar 
(zwi  +  baren)  erklärt  werden. 

Clique.  Die  bed.  coterie,  rotte  erklärt  sich  aus  der  bed.  beifall 
klatschen;  denselben  sinn  hcU  auch  claque  {vorzüglich  ein  theaterausdruck). 

Clop.  Neben  cloper,  clopiner  besteht  auch  altfr.  clopier  =  clo- 
picare  {Bastart  de  B.  3052). 

Combrer,  s.  oben  ihl.  I  cobrar. 

Coneierge.  Littre's  etymon  conservire  hat  grammatische  une 
logische  Schwierigkeit;  Scheler  (2.  ausg.)  sucht  das  von  seilen  der  endung 
in  conservius  gegen  conservare  erhobene  bedenken  zu  heben. 

Cormoran.  Im  Pariser  gloss.  7692  findet  man  cormorage  für 
eonnarage,  gleichsam  corvus  maraticus. 

Cornard.  Für  hahnrei  trifft  man  altfr.  wihot  {auch  huihot,  voi- 
hot),  s.  meine  anm.  Jean  de  Conde  I,  p.  410  u.  II,  379,  Trouv.  beiges 
313;  ich  sehe  bis  jetzt  darin  das  dtsche.  widhop,  Wiedehopf,  aber  auch 
die  form  willot  ist  zu  beachten.    Engl,  wittol  ist  wohl  unverwandt. 

Couire.  Dieses  wort  existiert  nicht  und  beruht  nur  auf  einem  lese- 
fehler  Pluquet's  in  der  angeführten  belegstelle;  die  richtigen  formen  des 
fraglichen  Wortes  sind  einestheils  cuevre,  quevre,  andemtheils  coivre, 
cuivre,  quivre.  Couire  muß  also  in  coivre  geändert  werden.  W.  Förster, 
dem  das  obige  entnommen  ist  {Grob.  Ztschr.  1, 166),  vergleicht  sehr  glück- 
lich wegen  des  v  aus  c  in  cokerum  (cucurum)  =  coivre,  altfr.  soivre, 
SU  i vre  aus  söcerum. —  Belehrende  bemerkungen  sowohl  über  das  ihr  noch 
unverdächtige  couire,  als  über  das  deutsche  köcher,  nücd.  cucurus  und 
dessen  zweifdhaßen  Ursprung,  enthalten  die  artikel  von  Caroline  Michaelis 
im  Jahrb.  XIII,  308-11. 

Craindre.  Wegen  des  wandeis  von  anl.  tr  zu  er  ist  sp.  crema 
=  TQrjfta  zu  vergleichen  {Ztschr.  f.  vgl.  spr.  XX,  140). 


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758  ANHANG  IL  c.   CRAPAUD-DUPE. 

Crapaad.  jjch  vermtUhe  daß  crapaud,  dicd.  auch  grapand,  cai. 
gripau,  mit  sp,  galapago,  neucai.  calapat  identisch  ist  und  daß  es  £u 
dem  viel  vertretenen  stamme  grb  gehört^  der^  wenn  ich  nicht  irre^  auch 
ein  aUfr.  vb.  craper  kriechen  aus  sich  aheweigte.  Ob  auch  das  ü.  carpare 
hieher  su  ziehen  ist?  Daß  kröten  und  kriechendes  gettner  aüer  art  vom 
sogenannten  krabbeln  (krabbe  selbst  kommt  freilich  von  carabus)  ihren 
namen  erhielten,  ist  sehr  natürlich  und  kommt  oft  vor.^^  dar.  MiehadiSy 
Studien,  s,  63,  anm. 

Cnire.  Littre,  dem  G.  Paris  zustimmt,  identificiert  sbst.  cnistre  mit 
coostre,  nüat.  custor  (=  custos),  dtsch.  ktUter;  sie  lassen  jedoch  den 
diphthong  ui  unerklärt.  Paris  sagt  zu  Alex,  36"  oocistro  habe  coistron 
gegeben;  das  schließt  aber  eine  nebenform  cuistre  nicht  aus;  was  ihn  vor- 
züglich dieser  etymologie  abgeneigt  macht,  ist  die  bed.  von  cuistre,  die  eher 
die  idee  eines  küsters  als  eines  kochs  hervorrufe. 

Cnlbute.  Verbalsubst.  von  culbuter  =  buter  oder  bouter  le  cnl 
en  Fair  (Scheler)  oder  =^  bater  sur  le  cul  (Darmesteter). 

Dainti^.  Das  deintiet  der  Chanson  de  Bolcmd  erklärt  Gautier 
ganz  unstatthaft  mit  dominitatem. 

D and  in.  Heißt  zunächst  ein  haltloser  mensch^  und  gehört  nd)st 
dem  gleichbed.  dadais  und  dem  kinderausdruck  dada  schaukd-  oder  Stecken- 
pferd zu  einem  stamm  dad;  dandiner  sagt  dassdbe  wie  dodiner,  it.  don- 
dolare  {thl  U.  a). 

Danger.  S.  über  dieses  viddeutige  wort  auch  J.  Verdam  in  Tael-en 
Letterbode  UI,  62-63. 

Döbit  Es  schwebt  mir  immer  vor,  als  ob  sich  d^biter  auch  mit- 
telst dehibitare  erklären  lassen  könnte:  man  nehme  debere  =  dehibere 
im  sinne  von  exhibere  zeigen,  zur  schau  stellen,  in  kauf  geben. 

Dia.  Dieser  artikel  beruht  auf  einem  irrigen  verständniß  der  frag- 
lichen stelle,  welche  also  zu  übersetzen  ist:  „Niemals  {wörÜ.  ^nie  einen  tag*) 
wird  er  mein  herr  sein,  noch  ich  der  seinige.''  Dia  hat  hier  seine  ge- 
wöhnliche bed.  'tag\    8.  P.  Meyer,  Bom.  V,  113. 

Disette.  Das  von  lAttre  auf  grund  einer  aiten  form  disgete  er- 
hobene bedenken  ist  nicht  stichhaltig;  die  form  disiete  (ie  für  e  ist  im 
norden  correct  vor  doppelconsonanz)  umrde  irrthündich  disjete  gelesen 
und  so  auch  disgete  geschrieben. 

Dour.  Dieses  dor  unrft  mir  wohl  mit  recht  P.  Meyer  (Rom,  VII. 
341)  vor  in  Leg.  de  S\  Margu.  p.  83,  v.  328  verkamU  zu  haben,  wo 
ich  ,Jä  en  vos  deus  d'or  ne  crerraV^  geschrifben  hebe. 

Dräsche,  nfr.  drfeche  malz.  Bugge  identificiert  das  wort  mit 
einem  dtschen  drastja,  drestja  =  ags.  daerste  Y<^9  altengl.  drastes,  ahd. 
trester,  Schweiz,  träst,  träsch;  Rom.  III,  147. 

Duire.  Die  frage  ob  fr.  duit  als  dactos  oder  als  doctus  aufzu- 
fassen, behandelt  Forster,  Rom.  stud.  heft  10,  181  und  entscheidet  für 
letzteres.    So  auch  Havel,  Rom.  III,  326. 

Dupe.    S.  auch  LittrS. 


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ANHANG.  II.C.  ECHANTILLON— ENGRANT.      759 

Echantillon.  Am  etymon  cant  ist  nicht  eu  eweifeln,  aber  das 
wart  erheischt  noch  wegen  seiner  mannichfdUigen  anwendung  in  der  alten 
spräche  eine  nähere  Untersuchung. 

Embler.  HcUte  in  den  gemeinroman.  theil  aufgenommen  werden 
können,  da  auch  der  Italiener  involare  und  der  IVovenjsale  envolar  in 
ders.  bed.  gebraucht.  Es  hält  schwer  das  fr.  voler,  das  erst  gegen  ende 
des  16.  jh.  aufkommty  als  ein  verhürsftes  in-volare  aiAf zufassen;  abfall  von 
in  {wie  etwa  in  plätre  aus  emplätre)  läf^t  sich  für  die  neuere  spräche 
kaum  annehmen.  Es  liegt  daher  viel  näher  in  voler  rauben  nur  eine  be- 
griffserweiterung  von  dem  üblichen  jagdausdruck  Voler  le  gibier  im  er- 
kennen. S.  Littrej  Schder  und  G.  Paris  (Chansons  du  15.  siede,  p.  46). 
—  Die  ansieht,  wonach  das  lat.  involare  stehlen  als  „in  die  hand  (vole) 
pradicieren^^  aufgefaßt  uArd^  scheint  sich  immer  mehr  zu  verbreiten;  s. 
hierüber  Rönsch,  Itala  und  Vulgata,  p.  372.  Involare  entspräche  somit 
gans  dem  fr.  ausdruck  empoigner. 

Embronc.  Förster  (Ghev.  as  d.  esp.  glossar)  bestreitet  die  bed.  ein- 
hüllen, bedecken  für  das  vb.  embroncher.  Es  findd  sich  neben  embron- 
eher  im  sinne  von  senken,  beugen  auch  das  einfache  broncher,  s.  Tobler, 
Mitth.  I  (glossar)  u.  Ghev.  as  d.  esp.  146  (li  reis  aval  son  chief  broncha). 
S.  auch  oben  broneo  I. 

Enfrnm.  Mussaßa  macht  mich  (brieflich)  aufmerksam  auf  lucches. 
infranire  ^desiderare  o  pretendere  di  conseguire  checchesia,  anclare  e  desi- 
derare  con  passione,  agognare,  struggersi  di  desiderio^  (Fanfani,  Vocdb. 
delV  uso  toscano).  —  Ein  adj.  enfrum  findd  sich  auch  mit  der  bed.  finster, 
mürrisch  (chiere  enfrmne  Baud.  Conde  102,  127;  471,  108);  es  könnte 
von  enfrogni^  abgezogen  sdn  (s.  frignare  //.  a);  enfrigner,  enfrin,  en- 
frum? Oder  hängt  es  mit  dem  eben  erwähtUen  infranire  'sich  dbisehren 
zusammen? 

Enger.  Sofern  es  sich  vermehren  bedeutd  (auch  aengier  Baud.  de 
Conde  3, 64  Partout  voi  le  mal  aengier)  läßt  sich  das  wort  wohl  schwer- 
lieh  mit  enecare  erklären. 

Engrant.  Die  richtige  sowohl  begriffliche  als  etymologische  er- 
Jdärung  dieses  ausdrucks,  der  in  zwei  Wörtern  geschrieben  werden  sollte^ 
hat  Tobler  gegeben  im  Dit  du  vrai  anid  22.  Neben  der  häufigen  redens- 
art  tenir  oder  mettre  en  grant  (einem  zusetzen,  dnen  drängen)  läuft 
parallel  estre  en  grant  (besorgt,  in  bedrängniß,  bemüht  sdn).  Grant  ist 
also  dn  substantivisch  gefaßtes  wdbliches  adjediv,  neben  wdchem  ebenso 
wohl  die  singularform  grande,  als  die  pluralformen  granz  und  grandes 
(G.  Guiart  II,  9104)  gebraucht  werden;  mit  diesem  grant  =  große  be- 
drängniß, noth  vergleicht  Tobler  die  ausdrücke  la  voire,  la  pure  der  wahre 
thaibestand.  Schon  1866  haUe  Schder  zu  Jean  de  GondS  /,  15,  482 
(Dont  je  8ui  de  coeur  en  grant  sogne)  die  bemerkung  gemacht:  „Je  crois 
que  c'est  cette  eapression  *en  grant  sogne  qui  a  donne  Vadj.  (frdlich  nur 
dn  schdnbares  <zdj.)  engrant,  dont  Vetymologie  via  povni  encore  pu  dre 
fixie.^^    Der  unterschied  zwischen  Schder' s  und  Tobler* s  auffassung  liegt 


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760         ANHANG  IL  c.  ENGRES— EPELER. 

darint  daß  letzterer  im  neutralen  begriff,  der  mit  dem  toeihlichen  acfjectiv 
grant  grande  £fu  verbinden  sei,  einen  grund  findet,  die  annähme  einer 
ellipse  des  Substantivs  ahjsulehnen.  Ihm  eufolge  scheint  demnach  e,  b, 
im  Cleomades  die  redensart  engrant  14924  (Moult  furent  ses  seroure 
engrant  .  .  d'aaisier  Clarmondine)  von  en  grant  Boing  8624  (De  ce  ne 
sont  pas  en  grant  going)  grammatisch  getrennt  werden  gu  müssen;  ebenso 
das  einfache  teile  (D'une  espöe  ä  deux  mains  li  a  teile  donnöe,  Bast,  de 
Buill,  333)  von  teile  col6e  (Au  premier  Sarrasin  donna  teile  col6e, 
ib.  4946). 

Engr^s.  Auch  ein  actives  vb.  engresser  findet  sich  im  sinne  von  drän- 
gen: Jean  Gondel,  40, 1827 Tsmi  la  presse  et  Tengresse  la  maqaerielle; 
ib.  218,  1602.  Zu  diesem  vb.  würde  lat.  *ingre88are  (ingredi)  anfahren, 
eu  leibe  gehen  wohl  passen,  aber  daraus  ein  adj.  engr^s  abetusiehen  ist 
kaum  zulässig.  Auch  das  adj.  engrte  durch  ingressus  (wie  confes  =^ 
confessus)  zu  erklären,  hat  seine  Schwierigkeit.  Sind  die  formen  engrais, 
engrois  nachweislich? 

E ntamer.  Zu  der  begriffsentuncldung  von  anfangen  zu  anschneiden, 
wie  sie  im  sp.  encentare  vorliegt,  bringt  Mussafia  (Beitr.69)  ifUeressante 
belege  aus  ital.  mundartlichen,  kU.  initiare  darstellenden  Wörtern  (inizar, 
nezzar,  inzä  u.  a.),  welche  anschneiden  und  einfach  schneiden  bedeuten. 

Entieher.  Notch  Littre  und  Scheler  (2.  ausg.)  =  altfr,  entechier 
beflecken,  anstecken.  Vielleicht  ist  nfr.  s'enticher  =  s'^prendre  dem  ho- 
monymen entieier  anfeuern,  reizen  zur  seile  zu  stellen,  dessen  Ursprung 
nicht  sicher  ist  (titio  ergäbe  entiser).  Beide  vbb.  lauteten  entechier,  so 
Watriquä  140,  v.  86—87  Quant  gentils  hons  est  entechiez  d'oeuvre  ä 
vilain  fait  entechie  (erpicht  auf  ein  mit  gemeinheit  beflecktes  verfahren). 

Envis.  Die  redensart  ä  Tenvi  betreffend,  habe  ich  schon  in  meinen 
anm.  zu  Baud.  de  Conde,  s,  426,  also  im  j.  1866,  geäußert,  daß  das 
subst  envi  hier  als  das  suffixlose  derivat  des  vielv&breiteten  altfr.  vb. 
envier  einladen,  herausfordern  (pr.  sp.  envidar,  pr.  enviar,  nfr.  r-envier) 
zu  betrachten  ist,  also  herausf orderung,  wette  bedeutet  {daher  auch  auf-- 
gebot  im  spiel).  Dieser  ansieht,  die  ich  denn  auch  1873  in  die  2.  ausg. 
meines  Dictionnaire  aufgenommen,  haben  O.  Paris  {Mem.  de  la  Soc.  de 
linguist  t.  I,  1870  p.  289)  und  Tobler  (MUth.  /.  262)  ihre  zusage  ge- 
geben, während  Littri  dem  von  Diez  mit  recht  abgewiesenen  invitus  treu 
geblieben  ist.  [Zu  meiner  bemerkung  im  Baud.  de  CondS  war  ich  durch 
das  sbst.  envial  herausforderung  {wofür  auch  fem.  enviaille  Parton.  38 
gebramht  wird)  veranlaßt  UH>rden.]  —  Envi  ist  also  identisch  mit  dem 
pr.  envit,  it.  invito,  sp.  envite,  nfr.  invite  (fem.).  Ein  dem  letzten  worte 
entsprechendes  altfr.  envie  erkenne  ich  in  folgender  stelle:  II  sembloit 
bien  que  par  envie  (=  ä  Venvi)  Li  uns  pour  Tautre  s'eflForchast)  Jean 
de  Conde  II,  2,  18. 

Envoüter.  Invotare  kann  nur  envouer  ergeben;  und  warum  das 
bekannte  afr.  vout  vultus  als  grundwort  abweisen? 

Epeler.     Wie  G.  Paris  richtig  bemerkt  {Alex.  70^)y   aUfranz.  es- 


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ANHANG  IL  c.   EPIEU-EXPLOIT.  761 

pelt  espiaut  weist  auf  einen  inf.  espelir,  der  im  altfries.  spellj&D  seine 
begründung  finden  möchte.  Den  infin,  espelir  belegt  Förster  (Grob,  Zischr. 
/,  148)  mit  Horae  Belg,  IX,  64.  41,  indem  er  auch  espeliroit  Sept  Sages 
3367  anführt, 

Epieu.  Die  ableitung  dieses  worts  vofi  spiculum  set^t  lautübergänge 
voraus,  welche  sonst  nicht  vorkommen,  denn  axiculus,  fr.  essieu  hat  kurzes 
i.  Suchier  (Grob,  Ztschr.  I,  429)  nimmt  daher  prov.  espeut,  worin  er 
das  bürg,  oder  fränk.  speut  (die  älteste  form  des  nhd.  spieß)  erkennt, 
Sfum  etymol.  ausgangspunkt.  Daraus  eunächst  espieut,  wohl  die  älteste 
frane.  form,  wenn  auch  nur  im  prov,  nachweisbar;  dann  durch  abfall  des 
i,  espieu.  Femer,  durch  ersetzung  der  seltenen  endung  -ieu  mittelst  der 
häufigen  -ier  {ein  Vorgang,  der  hier  ausführlich  nachgewiesen  wird)  ent- 
stand altfr.  espier  (vgl.  estrieu-estrier).  Die  form  espiel,  meint  nun 
Suchier,  möchte  durch  den  nom,  espieus  tiervorgerufen  worden  sein,  dem 
man  fälschlich  ein  thema  espiel  unterlegte  (hat  man  ja  auch  aus  vieus 
=  vilis  einen  accus,  viel  Aiol  986  sich  erlaubt)]  espieil  verhält  sich  zu 
espieus  etwa  wie  vieil  zu  vieus.  Was  endlich  die  form  espiet,  espiö 
betrifft,  so  könne  ersteres  aus  deutschem  speut  oder  speot  entstanden  sein 
(vgl.üef  von  feodum  feudum);  espi6  hingegen  möge  entweder  auf  ersterem 
durch  Verlust  des  t,  oder  auf  wandet  von  ieu  zu  i6  (vgl.  aitfr.  estriö  = 
eßtrieu)  beruhen.  —  Das  altfr,  so  häufige  espoit  'stoß-  oder  schneide- 
Waffe*  läßt  Suchier  unberührt;  mit  recht,  denn  es  läßt  sich  mit  den  übrigen 
nicht  vereinigen  und  hat  sein  eigenes  etymon,  wahrsch.  dasselbe  mit  nfr. 
6pois  (s.  tu.  I  spito). 

Eschiter.  Vgl.  Mussafia  (Beitr.  102),  der  ein  it.  sconchigarse 
(von  eoncacare)  %?of/t/Ar^.    ' 

Espier.  Nach  Suchier  eine  Umformung  von  espieu  une  Poitiers 
aus  Poiteus,  s.  oben  ^pien. 

Espiet,  s.  oben  öpieu. 

Estern.  Nicht  etwa  von  sternere,  wenn  nicht  im  sinne ^ mit  steinen 
bestreuen  wie  bei  strada  (s.  thl.  i),  doch  in  dem  'mit  abgebrochenen  zweigen 
bestreuen  wie  bei  brisöes  (s.  oben  thl.  I  rotta)  ? 

Estovoir.  Eine  eingehende  Studie  über  dieses  unpersönl,  verb  von 
Tobler  findet  sich  in  der  Ztschr.  f.  v.  spr.  XXIII,  421.  Sie  läuft  darauf 
hinaus,  daß  das  praes.  estuet  sich  aus  der  formet  est  ues  (est  opus)  in 
sehr  früJher  zeit  entwickelt  und  daß  diesem  praesens  sich  weitere  formen 
nach  dem  vorgange  der  starken  conjugation  angeschlossen  haben.  Tobler 
fragt,  ob  nicht  auch  das  glbd.  «^abbisogna  aus  ha  bisogno  hervorgegan- 
gen sei.  Bedenken  gegen  diese  etymolog.  deutung  von  estovoir  erhebt 
Behaeghel  (Grob.  Ztschr.  I,  468),  wobei  mit  Wackemagel  und  Neumann 
ahd.  stu6n  empfohlen  wird, 

Estraguar.  Die  form  estraiös  Gliom,  8809  ist  wohl  =  estraiers 
(une  vregiös  =  vregiers)  und  bietet  kein  argument  gegen  die  Diez*sche 
annähme  eines  ausschließlich  adjectiven  gebrauchs  des  altfr.  estraier. 

Exploit.    Die  begriffsentuncklung  von  esploitier   ist  wohl  vielmehr 


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762  ANHAN&ILc.   FALOURDE-FRAYEUK. 

diese:  seine  kraß  entfaUefi,  sich  abmühen  (daher  s'esploitier  sich  be- 
eilen, eine  sache  rasch  abmadien\  arbeiten,  ausarbeiten,  ausnutzen,  aus- 
fuhren^ 

Falourde,  bei  Froissart  velourde,  belourde.  Bugge  {Rom.  IV, 
355)  stellt  es  SU  sp,  vilordo  schwer;  be,  ve,  vi  sei  die  pejorative  partikd 
bis ;  vilordo  für  vislordo  une  pr,  biluga  für  beslaga.  —  Mir  ist  belourde 
bei  Froissart  nicht  vorgekommen. 

Fat  ras.  Die  herleitung  aus  fartns  (farcire)  erschweren  die  aUfr. 
formen  fastras,  fastronlle,  fastrasie,  s.  Littre,  Suppl. 

Filou.  S.  weiteres  bei  Littre  und  Scheler.  —  Brächet  (Doublets, 
Sppl.)  hält  filou  ßr  eine  nd^enform  von  fileur  une  gabelou  von  gabeleur. 
—  Das  populäre  vb.  flouer  ist  wohl  =  filouer,  doch  ist  auch  fraudare 
{so  von  Boucherie,  Revue  des  langues  romanes  IV)  vorgeschlagen  worden. 

Flasque.  Zusammenfluß  der  swei  stamme  flac  und  lasque;  Caix 
in  Gröberes  Ztschr.  I,  422. 

F latter.  Storm  deutet  das  wort  durch  Mtita,re  {vgl.  IL  c  faalagar); 
Scheler  führt  an  aus  den  Gloss.  Flac.  flatare  ^augere  et  amplum  reddere\ 
aber  Bugge  glaubt  es  sei  da  elatare  jm  lesen;  auch  hätte,  meint  Storm, 
flatare  eher  flayer  oder  fl^er  erzeugt;  begrifflich  bietet  sich  die  analogie 
von  dttfr.  flavelle  Schmeichelei  {von  flabellum),  s.  Rom.  V,  179. 

Fleche.  Über  das  hier  beiläufig  erwähnte  altfr.  haste,  s.  Tobler 
Jahrb.  XU,  208,  der  es  für  unlateinisch  hält,  und  Rom.  IV,  360,  wo 
ihm  Bugge  zwar  herkunft  von  lat.  hasta,  aber  unter  einwirkung  des  ahd. 
harst,  barste  {frixorium,  crcUes,  craticula)  zuerkennt.  Neuprov.  heißt 
astelier,  astier  feuerbock  und  ist  =  fr.  hastier;  vgl.  Diez  s.  v.  atelier. 

Fl^chir.  Es  findet  sich  auch  ein  altfr anz.  partic.  fleche  =  lat. 
flexus,  S.  Eloi  92^  genous  fleches,  enclin  le  chief. 

Foin.  Oi  aus  ae,  oe  ist  ganz  in  der  regel:  so  praeda  proie, 
poena,  altfr.  poine,  s.  Rom.  Gramm.  J,  169. 

Frais.  Die  etymologie  fredus  vertheidigt  d'Arbois  de  Jubainvüle 
{Rom.  1,  143)  gegen  fraetum,  für  das  sich  Littre  ausgesprochen  hatte. 

Fr ap  p  er.  Welches  auch  der  Ursprung  des  wertes  sein  möge  (hrappa 
befriedigt  nur  zur  noth),  es  muß  einst  'laufen  geheißen  haben,  daher  der 
ausdruck  se  mettre  au  frapier  ^ davon  laufen  {s.  Scheler,  Fnf.  Og.  964  und 
dessen  Glossar  zu  Bueves  de  Comm.).  Auch  frapaille  {worüber  man  sehe 
Scheler  Enf.  Og.  6402)   möchte  zunächst  'fahrendes  voW  bedeutet  haben. 

Frayeur.  Sein  etymon  frigidus  hat  Diez  im  Krit.  anh.  begrifflich 
sehr  gut  verfochten,  aber  es  bleiben  doch  noch  einige  bedenken.  Wie  läßt 
sich  die  bildung  des  sbst.  frayeur  begründen?  Doch  wohl  nicht  anders 
als  aus  dem  mlat.  frigörem?  AUfr.  effroi  lärm,  geräusch  mag  sich  zum 
begriff  schaudern,  erschrecken  verhalten,  une  aus  fremir  rauschen  die  bed. 
zittern  hervorgieng.  Jedenfalls  nöthigt  der  diphthong  ei  der  prov.  worter 
von  fragor  lärm  abzusehen.  —  Chimm  Wb.  IL  s.  v.  brög  sagt:  „Diez, 
der  beim  franz.  frayeur  an  lat.  frigus  denkt,  hätte  wol  auch  ahd.  bruogo 
terrorj  ags.  bröga  erwägen  können."  Diez  hat  es  wohl  mU  bedacht  unterlassen. 


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ANHANG  II.C.   FRINGUER-GLAISE.  763 

Fringaer.  ^  der  veralteten  hed.  reinigen,  spülen^  putaen  häU 
Bugge  (Born.  IV,  356)  das  wort  für  eine  nasalisierte  form  des  sp.  fregar 
=  fricare,  also  eine  doppelform  fremden  ursprtmgs  von  froier,  frayer. 
Dies  fringaer  t^  übrigens  nicht  das  von  Dies  gemeinte  und  nur  beiläufig 
hier  erwähnt  —  Zur  erläuterung  der  ü.  form  filanguello  sehe  man  Mus- 
Sofia,  Beitr,  64. 

Friper.  Bugge  {Rom.  III,  148)  weist  das  isländ.  etymon  als  der 
wirkl.  ]>ed.  des  worts  nicht  entsprechend  Murück.  Das  vb.  friper  komme 
vielmehr  vom  sbst.  fripe  lumpen  (altfr.  frepe,  ferpe,  felpe,  fenpe)  und 
dieses  von  lat.  fibra  durch  Umstellung  {vgl.  fimbria  frange)  und  Wandlung 
von  h  au  ^  wie  in  ensouple  von  insabnlum.  Bugge  stellt  ebenfalls  eu 
fripe  U.  esp,  pg.  felpa.  Ein  typus  firpa  fripa  aus  fibra  ist  freilich  kühn  und 
bedenklich,  aber  doch  nicht  tnehr  als  trompa  aus  tuba.  —  Zu  felpe  = 
fripe  gehört  auch  altfr.  feapir,  nfr.  foiipir  ^ chiffonner* ,  so  wie  das  von 
Diez  s.  V.  felpa  {thl.  I)  erwähnte  feupier  =  fripier.  Wie  aber  ist  das 
im  Rieh,  li  b,  1907  vorkommende  defelipr6  (ses  robes  defdiprees^  „aus- 
gefasert, 0errissen^^  eu  erklären?  Sollte  felipre  nicht  eine  erleichterte  form 
von  felpre,  felpe  sein;  in  tonloser  sUbe  wäre  der  einschüb  eines  i  viel- 
leicht wohl  annehmbar.  Oder  auch  so:  flipe,  flipre,  felipre  {etwa  wie 
im  Span,  filibote  für  flibote)?  —  Noch  bliebe  sfu  untersuchen  ob  friper 
„gierig  essen^^  und  fripon  Spitzbube  mit  fripe  eusammenhängen;  ich  glaube 
nicht.  Grundbegriff  ist  ^rasch  thun,  stQnteen.  AM.  findet  man  hrl& 
rapere  und  hripä  prostituta,  und  wie  Diez  anführt,  isländ.  hripa  tum/ul- 
tuarie  agere. 

Froisser.  Eine  dritte  conjectur  bietet  *fru8tiare  {frustum),  vgl. 
Otind  p.  29  frusse  la  lance. 

Gaimenter.  Die  form  gaermenter  könnte  aus  gramenter  versetzt 
und  dieses  von  lat.  gravamentum  abgeleitet  sein;  syncope  des  langen  a 
liegt  auch  in  serment  {von  sacramentam)  vor. 

Gale.  Die  bed.  schwiele  ist  nicht  zu  verkennen  Baud.  Cond.  166, 
393  A  tes  crons  mustiaus  as  soros  Et  ä  tes  plas  pi^s  plains  de  gales. 
Diese  bed.  ist  jetzt  noch  im  Hennegau  dem  werte  eigen. 

Gercer.  Mlat.  cfaaraxare  {xaQaoaeiv)  ritzen,  kratzen,  das  von 
Littre  aufgestellte  etymon,  widerstreitet  dem  buchstaben. 

Gibier.  Bugge  fuhrt  als  conjectur  dieses  altfr.  verb  auf  ein  lat. 
^capicare,  abl.  von  mlat.  capus  fälke  zurück.  Zur  bed.  stellt  er  die  des 
engl,  to  hawke,  und  wegen  gi  aus  ca  vergleicht  er  girofle  aus  caryo- 
phyllum  und  d^ingander  =  mail,  scanchinä  {Rom.  III,  147);  s.  Rom. 
IVf  368. 

Gier.  StuMer  {Grob.  Ztschr.  I,  431)  versucht  eine  erklärung  von 
gierres  {Oxforder  Psalm.  72,  13)  auf  ein  lat.  de  ha  re  jet4  gründen;  der 
anlaut  g  wie  in  jour  und  vielleicht  in  gehni  =  de  faodie;  doch  stößt  er 
sich  an  der  zsgs.  form  regieres  Fantosme  1330. 

Glaise.  Die  altfr.  form  war  gloise  {Chev.  as  d.  esp.  7008),  wa9 
kürze  des  stammvocals  andeutet. 


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764  ANHANG  IL  c.   GOURMER-HANTER. 

Gourmer.  Lütrffs  erklürung  von  gourmet  —  es  heif^e  zunächst  der 
diener  (s.  grnmo  thi.  I)  eines  tveinhändlers  —  tmrd  widerlegt  bei  Scheler. 

Grammaire.  Sowohl  masc.  cUs  fem,  kann  dies  wort  nicht  auf 
grammaticariag  zurückgeführt  werden,  sondern  es  kommt  von  grammaticus 
durch  denselben  lautlichen  proceßy  welcher  medicus  in  alifr.  mire  und 
artem  magicam  in  aitfr.  artimaire  verwandelt  hat  {s.  unten  mire).  So 
lautet  die  wohl  begründete  ansieht  Tobler's  {Rom.  II,  244);  das  von  Dies 
nach  Ratjnouard  angeführte  pr.  gramäire  hält  Tobler,  ohne  es  aneuoeifdn 
zu  wollen,  für  eine  franz.  lehnform;  das  pr.  gramatge  entspricht  voll- 
kommen der  form  metge  von  medicus. 

Gravi r.  Wenn  ramper  zu  rampa  kralle  gehört,  warum  sollte  nidU 
auch  graver  (dies  die  forfn  deren  sich  Rabelais  bediente  und  wohl  die 
ursprüngliche)  auf  grau  (altfr.  und  noch  mundartl.  =  kraUe)  zurüdcge- 
führt  werden? 

Grfeve.  Das  celtische  etymon  wird  volletids  unterstützt  durch  altfr. 
groe  sand,  kies  Berte  a.  gr.  p.  838  (Berte  gist  sor  la  terre,  qui  est  dure 
com  groe),  Baud.  Seb.  I,  p.  169  (au  champ  dessus  le  groe). 

Grigou.  Zu  diesen  Wörtern  auf  on  ist  noch  gabelou  Zöllner  zu 
fügen;  cagou  ist  nicht  mehr  im  gebrauch.  Dazu  kommt  noch  der  jedem 
Franzosen  bekannte  volksausdruck  voyou,  worüber  man  sehe  Fr,  Michel, 
Dict.  d^argot,  und  Ch.  Nisard,  Ouriosites,  p.  174  ff.  —  Grigou  vom 
dtschen  grind  abzuleiten,  darf  bei  Littre  wunder  nehmen. 

Grim.  Auch  altfr.  fem.  grime,  Trouv.  beiges  239,  422  ven^s  avant, 
ma  dame  grime. 

Grimoire.  Scheler  denkt  an  ein  volksthümliches  vb.  grimer  ""grif- 
fonner\  dem  auch  grimaud  und  grimelin  schuljunge,  gleichsam  ^papier- 
kratzer,  entsprossen  zu  sein  scheinen. 

Grive.  Nach  Scheler' s  conjectur  zum  thema  grip  "^rauben  gehörig, 
vgl  oiseau  de  grip  und  vb.  griveler  stibitzen. 

Gueuse.    5.  weiteres  bei  Scheler. 

Gueux.  S.  auch  G.  Paris,  Chansons  du  J6*  siecle,  p.  129,  wo  die 
etymologie  coquus  evdschieden  abgewiesen  unrd. 

Haute.  Förster  {Grob,  Ztschr.  II,  84)  empfiehlt  das  etymon  hasta, 
erstens  weil  ames  seiner  bed.  nach  (querholz*)  mehr  abliegt,  zweitens  weil 
hasta  ein  gemeinrom.  wort,  und  drittens  weil  banste  die  ältere  form  ist 
(Psalter,  Roland  u.  s.  f.).  Die  einschiehung  des  n  vor  ^  -{-  cons.  ist  ein  ge- 
wöhnliches factum;  zu  den  im  Chev.  as  d,  &ip,  s.  L  und  Grob.  Ztschr.  I,  560 
angeführten  beisp.,  fügt  Förster  noch  das  besonders  ztäreffende  tanster 
(Hiob  338,  4;  346,  29)  neben  tasten 

Haut  er.  Das  aspirierte  h  ist  nicht  stammhaft,  sondern  hinzugetreten 
wie  in  haut,  houlette,  h^risson,  hulotte,  huppe,  hurler;  die  beispide  von 
reinem  a  sowohl  beim  verb  als  beim  subst.  antise  liegen  zahlreich  vor  {s. 
Scheler).  Femer  ist  die  grundbedeutung  des  worts  nicht  sowohl  häufiger 
besuch  als  umgang,  verkehr,  bleibender  auf  enthalt;  es  ist  synonym  mit 
altfr.  converser,  lat.  conversari.    Diese   umstände   rechtfertigen   das  von 


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ANHANG  IL  c.   HATEBEL-HÜRE.  765 

mir  in  der  2.  ausg.  des  Dict.  aufgestellte  etymon  *ainbitare  umgehen. 
Gegen  laut  und  bed,  ist  nickts  einzuwenden;  daß  das  frequentativ  von 
ambire  nicht  vorkommty  macht  keine  Schwierigkeit,  sonst  müßte  man  die 
allgemein  angenommenen  etyma  von  oser,  user,  refuser,  oublier,  profiter 
gleichfalls  in  eweifd  ziehen.  Daß  das  von  Dies  angerufene  altn.  heimta 
sich  nur  künstlich  mit  dem  sinn  von  hanter  einigen  läßt,  hat  wohl  man- 
cher gefühlt;  zumal  bei  hanter  =  exercer,  pratiquer^  wo  sich  dagegen 
der  gedatike  'mit  einer  sache  umgehen'  so  ncUürlich  airf'drängt.  Habitare, 
zu  dem  sich  Littre  bekennt,  genügt  lange  nicht  allen  Verwendungen  des 
Worts.  Die  begriffliche  entuncklung,  die  ich  für  das  fr.  hanter  annehme: 
herumgehen,  begehen  (einen  weg),  umgehen,  verkehren,  sich  aufhalten,  ein 
geschäft  betreiben,  ist  etwas  verschieden  von  der  im  Grimmischen  Wb. 
dem  dtschen  hantieren  beigelegte,  aber  dieses  lehnwort  hat  eben  seine  be- 
sondere gescftichte. 

Haterel.  Bugge  {Rom.  IV,  360)  halt  mit  Grandgagnage  haterel 
für  identisch  mit  hätereau  Branche  de  foie  de  porc,  poivree,  saUe  et 
grillee\  das  zu  haste  =  dtsch.  harst  (s.  oben  fleche)  gehört,  indem  es 
auch  die  bed.  ^col  de  veau  ou  de  porc  besaß.  Zunächst  bezeichnete 
hätereau  einen  theü  des  geschlachteten  thieres  und  wurde  dann  auf  das 
lebende,  selbst  auf  den  menschen,  übertragen.  Altßämisch  hieß  herst '«pina 
porci,  dorsum  porci\  so  heißt  auch  haterel  Renart  /,  167  rückgrcU;  wie 
die  bedd.  rücken,  rückgrat,  nacken,  hals  in  einander  spielen,  beweist  sp. 
cerro  und  lat.  tergum,  welch  letzteres  mit  gr,  XQOxrilog  verwandt  ist. 

Haut.  P.  Meyer  (JEcole  des  Chartes  3.  5*'*  IV,  in  der  recension  von 
Littre):  „Es  gibt  franz.  Wörter  mit  vorgesetztem  h  ohne  deutschen  einfluß: 
hifeble,  heur,  huis,  huitre,  huit  So  auch  haut,  hurter,  heingre.  Die  ein- 
silbigen mit  arU.  vocal  {wozu  im  gründe  auch  huitre,  hi^ble,  heingre  ge- 
hören) haben  die  neigung  aspiration  anzunehmen;  sie  scheinen  damit 
einen  größeren  understand  zu  gewinnen  und  weniger  in  gefahr  zu  sein, 
mit  dem  vorhergehenden  worte  zusammenzufliessen.^^ 

Haver.  Davon  dim.  *havoter  rauben,  plündern,  woraus  sbst.  oitfr. 
havot  raub,  plünderung,  engl,  havoe;  s.  m.  anm.  Trouv.  beiges  s.  352. 

Herse.  Eine  weitere  analogie  für  harceler  ^ni^Fe«  bieten  itoi. 
mundartl.  ausdruckte,  welche  zugleich  hirpex  und  incubus  {der  peiniger) 
bedeuten-,  s.  Flechia,  11. 

Hide.    Nach  Schuchardt,   Vok.  II,  258  =  foeda,   sbst.  von  foedus. 

Hie.  Ist  unmittelbar  abzuleiten  vom  altfr,  hier  keichen,  fig.  sich 
anstrengen,  ereifern,  Baud.  Cond.  275,  130. 

Ho'uiHe.  Eine  weitere  atäorität  zu  gunsten  des  etymons  schölle, 
prof.  Bormans  in  Lüttich,  citiert  Scheler  {2.  ausg,). 

Houspiller.    Scheler  beanstandet  die  Littre* sehe  deutung. 

Hure.  Bedeutete  ursprünglich  eine  Jcopfbedeckung ;  eine  handschrift 
von  Jean  de  Garlande's  Dictionarius  übersetzt  pilea  durch  hures  und 
pileola  durch  hurez  (s.  Jahrb.  VI,  294—5);  auch  in  der  von  Diez  an- 
gezogenen  stelle  des  TCant.  ist  la  hure  abati,  wie  der  lat.  text   lehrt,  zu 


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766  ANHANG  II.  c.   ISART-MARAUD. 

verstehen  ^püeum  dejecU";  vgl,  noch  ältengL  hure  =  galeruSj  püeus  {s. 
Ducange).  Dies  veranlalU  Bugge  (Rom.  TV,  362)  unser  wort  durch  dttn. 
hnfk  hui  oder  kappe^  besonders  eine  härene  oder  pdemüize  =  dtsch.  haube 
0u  deuten;  die  syneope  des  f  ergab  hue,  die  dnschcUtung  von  r  (s.  mire) 
hare.  Die  bedd.  köpf,  haar,  struppiges  haar  sind  später  hinzugetreten; 
einen  ähnlichen  begriffswechsd  zeigen  verschiedene  Wörter  für  hut  in  den 
scandinav.  sprachen.  Die  überlebende  bed,  des  worts  ist  köpf,  besonders 
wüdschweinskopf,  AUfr.  have,  hnvette  wären  sonach  dem  deutschen  hdba 
{haube\  hure  hingegen  dem  älinord.  entnommen,  —  Das  cps.  dehnrä  Trouv. 
bdgesy  237,  v.  373  scheint  koMkopf  zu  bedeuten, 

Isart    Deutungsversuche  bei  LittrS. 

Larigot  Das  in  der  1.  ausg.  vermuthungsweise  aufgestellte  etymon 
arinca  (roggenstengd)  hat  Diez  in  der  2,  stillschweigend  aufgegeben; 
wahrscheinlich  auf  grund  der  von  Diefenbach,  Orig.  europ,  p.  234,  ange- 
stellten untersucJnmg  über  das  gallische  wort.  Wenn  aber  arinca  versagt, 
läßt  sich  vieiUeicht  eine  deutung  mittelst  alica  versuchen.  Der  kunstaus* 
druck  largo  befriedigt  kaum. 

Liart  Wenn,  wie  Lid>recht  behauptet,  liard  früher  eine  sUber- 
münze  bezeichnete,  so  ist  es  unzweifdhaß  identisch  mit  liart  weiß,  vgl. 
blanc,  sp,  blanca  (sübermünze);  Jahrb.  XIII,  234. 

Locman.  In  der  2.  ausg,  zieht  Schder  altfr.  laman  {woher  *la- 
maner,  lamanenr)  aus  läd-man,  vom  ags.  lad  leiten.  Das  etymon  ndl. 
loadsman  /mV  fr.  locman  erachtet  er  für  unsicher. 

Lodier.    Ist  den  neueren  Wörterbüchern  fremd. 

Lop  in.  Anders  denken  Littre  und  Schder.  Zu  erwägen  ist  auch 
die  unter  Littre' s  citaten  sich  darbietende  bed.  ^schlag*. 

Lorgner.  Wie  ist  das  adj.  lorgne  zu  erklären.  Perceval  2010: 
Ne  sui  si  lorgnes  ne  si  lois  (=  luscns)  Que  vostre  fanset^  ne  voie? 
Die  patois  haben  auch  calorgne,  worüber  nachzusehen  Darmesteter  p.  112 
(ca  ist  pejorativ'präfix).  Auch  findd  man  altfr.  lour,  s.  DC.  s.  v.  Ins- 
cns.     Vgl,  oben  caluc. 

Lnmignon.  Das  wort  wurde  bisher  allgemein  für  eine  ableitung 
von  Inmen  angesehen;  daß  diese  ansieht  nicht  stichhaltig  ist,  habe  ich 
hoffentlich  zur  befriedigung  meiner  mitforscher  in  der  Rom.  IV,  460  be- 
wiesen; meine  argumente  zu  gunsten  des  ndeU.  licmen  habe  ich  zu  meiner 
genugthuung  in  Littre  's  Supplement^  abgedruckt  gesehUm,  aber  mit  geringerem 
Wohlgefallen  fand  ich  daß  die  in  der  Born,  mit  meiner  Unterschrift  ver- 
sehenen Worte  dort  herm  Comu  in  den  mund  gdegt  werden. 

Laqner.  Lomb.  laghera  ist,  wie  Flechia  342  meint,  dbgdeitetvon 
demselben  laca,  von  wdchem  bellugue,   beluga  u,  s.  w.,   also  =  lucaria. 

Maneyir.  Das  gegentheü  von  amanevi  ist  esmanevi  ^entfremde^* 
(Brun  de  la  Mont.  2916). 

Mar a ad.  Bugge,  von  der  bed.  armsdig,  verlumpt  ausgehend,  sidit 
in  marand  eine  rom.  ableitung  von  malus  (vgl.  die  bUdungen  courtaud, 
richaud);   malaldo    wurde  zu  maraldo  wie  melancolie  zu  merancolie. 


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ANHANG  IL  b.  MARCASSlN-JtEGüE.  767 

Wenn  im  deutschen  lehnwori  marode  der  sinn  ^müdigkeit^  enthräftung^ 
vorwiegt,  so- erinnert  dcis  an  das  it.  malito,  sp.  malaco;  s.  Bom.  III,  165. 
—  Diese  deutung  hat  viel  für  sich,  und  für  meinen  theil  tm^  ich  nichts 
einzuwenden;  sie  ist  jedenfalls  jsusagender  als  die  van  Rönsch  (Jahrb. 
XIV,  183),  welcher  das  hehr,  marad  ^aus  der  heimath  verstoßen,  umher- 
irrend,  obdachlos^  für  das  etymon  ansieht.  Das  von  Littre  erwähnte  cors. 
marodi,  com.  maro  kränklich  spricht  gleichfalls  für  einen  stamm  mar  =  mal. 

Marcassi n.  Rouiin  (bei  Littre,  Suppl.)  sieht  hierin  ein  ndl.  melk- 
swyn.  So  sehr  fr.  cochon  de  lau  diese  ansieht  zu  unterstützen  scheint, 
so  steht  ihr  doch  der  buchstabe  entgegen,  das  wort  müßte  ssuin  zur  endung 
haben  {vgl.  marsonin).  Ich  stelle  es  lieber  zu  marqnais  pfütze,  grübe, 
wovon  norm,  margas  eine  nebenform  sein  mag.  Das  wühlen  in  der  pfütze 
hat  ja  auch,  wie  es  scheint,  dem  gr.  yQ0fiq>ig  und  dem  lat.  scro£&  den 
namen  gegeben.  Woher  aber  marquais,  nUat.  marcasium?  Läßt  es  sich 
mü  mare  mariscns  in  Verbindung  bringen? 

Marcher.  In  der  2.  ausg.  erinnert  Schder  an  ein  ähnliches  be- 
griffliches  verhältniß  zunschen  walken  und  engl.  walk.  —  Im  fig.  sinne 
wird  altfr.  marchier  treten,  zertreten  zuweilen  mit  marchir  =  marcescere 
verwechselt,  so  sagt  Baud.  Cond.  197,  8  poar  lor  orguel  marchier,  und 
200,  82  est  or  bien  li  orgnex  marchis. 

Mare.  Ein  langes  verzeichniß  von  ital.  ausdrücken  für  „incubus^^ 
hat  Mussaßa  zusammengestellt,  s.  v.  mazamol  seines  JBeitr.  78,  anm., 
unter  denen,  wegen  cauche-mar,  die  mit  calcare  gebildeten  besonderes  in- 
teresse  verdienen.  Noch  weitere  findet  man  bei  Flechia,  Postille  etymo- 
logiche,  10—11. 

Massacre.  Wenig  zusagend  ist  Caix'  deutung  massacrer  =  am- 
mazzare  +  sacrare  (Grob.  Ztschr.  I,  426).  Dem  worte,  das  nicht  über 
das  16.  jh.  hinauf  belegt  wird,  mag  allerdings  eine  anlehnung  an  sacrare 
die  jetzige  gestält  aufgeprägt  haben,  aber  ursprünglich  war  das  thema 
macecf ;  icJi  habe  Enf.  Ogier  5686  ein  sbst.  maceclerie  metzdei  und  in 
meinen  Deux  red.  de  la  leg.  de  Sie  Marguerite  36,  666  masecrier  henker 
hervorgehoben. 

Matelot  Bugge  (Rom.  III,  166)  empfiehlt  oltn.  matnnautr  (ent- 
sprechend mhd.  mäz-geD6ze)  tischgenosse,  ein  besonders  von  den  schiff- 
leuten  gebrauchter  at^druck,  die  in  verschiedene  mötuneyti  oder  tisch- 
genossenschaften  eingetheiU  waren.  Matelot  verhält  sich  zu  matenot  wie 
gODÜEÜoii  zu  gonfanon,  it.  temolo  zu  lat.  thyminus.  Diese  erJdärung  be- 
günstigt die  von  G.  Paris  in  einer  der  handschriften  der  Passion  aufge- 
fundene form  mathenot 

Mazette.  Gaston  Paris  (Rom.  III,  113)  fragt  ob  sich  dieses  wort 
nicht  mit  it.  mazeta  ßei  Mussafia,  JBeitr.  78,  mit  „steblein^^  übersetzt), 
dem  dim.  von  mazza  stock,  identificieren  lasse;  vgl.  burdo  maulthier  und 
boardoD  stob,  sp.  muleta  maulthier  und  krückenstock. 

Megue.  Liebrecht  (Jahrb.  XIII,  234)  denkt  unter  anderem  an 
gr.  fiihia,  saure  milch. 


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768  ANHANG  IL  c.   MERIR— MIRE. 

Merir.  Der  conjunctiv  mire  =  mereat  ist  eben  so  wenig  cmstößig 
als  empire  =  imperium. . 

Micmac.    Besser  stcUt  'spUsb0>eret  setze  ^inaukdei\ 

Mievre.  Die  gleichstdlung  von  mi^vre  und  nievre  und  folglich  das 
etymon  nebulo  Hesse  sich  zur  noth  lautlich  rechtfertigen;  wandet  von  n 
zu  m  liegt  auch  in  Mitonche  (ßr  Nitouche)  und  mastouche  ßat.  nastar- 
tium,  s,  Schder)  vor,  —  Das  wort  lauieie  wohl  ursprünglich  mieuvre 
(mieure  wird  hei  Littre  belegt);  da  nun  pieuvre  {nebeirform  von  poulpe, 
prov.  poupre  =  polypus,  polpus)  ein  thema  popl  (umgestellt  aus  polp) 
andeutet,  Hesse  sich  auch  füglich  mieuvre  auf  lat,  mobilis  beweglich^  rührig 
zurückführen.  Diese  meine  im  Dict.  (2.  ausg.)  ausgesprochene^  conjectur 
mag  vielleicht  mehr  gönner  finden  als  das  etymon  semiebrins,  dem  Rönsch 
(Jahrb.  XIV,  184)  sich  zuwendet.  Meuble,  meuvre,  mieuvre,  mieure, 
mievre  ist  eine,  scheint  mir,  correde  entwicJdung.  [Diese  deutung  wü^d 
auch  den  lesem  des  Courrier  de  Vaugelas  (Jahrg.  VII,  p.  82)  mit  den- 
selben details  als  die  zutreffendste  geboten,  der  name  ihres  Urhebers  jedoch 
übergangen] 

Mire.  Die  herleitung  aus  medicarius  bestreitet  Tobler  entschieden 
(Rom.  II,  242);  syncope  der  sübe  ca  sei  unzulässig.  Er  geht  vielmehr 
von  medicus  aus,  welches  in  folgender  weise  eine  dreifache  behandltmg  er- 
fahren habe.  1)  Medicus  ergab  regdreckt  zunächst  meide  (höchst  selten) 
und  daraus  meie  {Sermons  de  8.  Bern.  626,  528,  570,  vgl.  per  mei  = 
per  medium),  und  die  verbreitete  form  mie  {vgl.  -erium,  fr.  -ire  in  avou- 
tire,  empire  u,  ähnl.,  vgl.  besonders  mie-nuit  =  media  nocte).  —  2)  Das 
durch  syncope  des  c  sich  herausstellende  thema  medie  umrde  gleichfalls 
in  gewohnter  weise  zu  medj*  und  so  entstand  das  bekannte  miege  {vgl. 
piege,  Jumieges  aus  pedica,  Gemeticum).  —  3)  Ein  dritter  verwand- 
lungsmodus  beruht  auf  der  von  Tobler  an  einer  ganzen  reihe  von  beispiden 
nachgewiesenen  einschiebung  eines  r  an  die  stdle  des  ausgefallenen  d: 
medie,  durch  attraction  midie,  durch  syncope  mi-ie,  wurde  mirie  (LK 
304)  und  scMießich  mire;  nebenbei  auch  mere  und  miere  {vgl.  matire 
neben  matere  matiere).  Zur  form  mirie  gehören  die  abll.  mirgesse  weiblicher 
arzt  (Ruteb.  II,  179)  und  mirgie  medizin  (Ch.  au  lyon  649);  zu  mire: 
miresse,  meresse  (L.  des  Mest.p,  LXXVIII  und  38).  In  analoger  weise  sind 
nach  Tobler  entstanden  aus  remedium  homicidium  navigium  grammatica 
artem  magicam  die  formen  remire  omecire  navire  grammaire  artumaire. 
Gegen  diese  theorie  des  eingeschobenen  r,  welche  Tobler  späterhin,  an- 
läßlich  des  Wortes  vrille  (s.  d.),  noch  an  weiteren  fällen  zu  bewähren 
suchte  (Ztschr.  XXIII  414),  legte  G.  Paris  (Rom.  VI,  127)  einspru(A; 
für  ihn  ist  in  den  meisten  der  angezogenen  fälle  das  fragliche  r  aus  ur- 
sprünglichem d  durch  ein  vermittelndes  1  entstanden  (vgl.  concilium  con- 
cire,  nobilius  nobire).  So  ergebe  sich  für  unser  medicus  die  formenreihe 
midie  milie  mirie  m(re,  vgl.  Aegidius  Gldie  Gilie  {woher  Gilles)  Gire, 
[In  entsprechendem  sinne^  sprach  sich  auch,  vor  G.  Paris,  Mussafia  aus, 
bezüglich  einer  im  Clievalier  as  deus  espees  2257  vorfindlichen  form  miles 


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ANHANG  IL  c.   MOIRE— OTER.  769 

=  mires.]  —  Anders  denkt  sich  die  bildung  von  mire  L.  Havet  (Rom. 
VI,  256):  „Später  als  der  wandet  von  t  und  d  in  d  (dh),  als  der  schtound 
des  medialen  c,  als  der  fall  der  protonischen  vokale  und  epitonischen 
endlaute,  und  als  die  Schöpfung  einer  gewissen  anaahl  gelehrter  Wörter, 
hat  sich  die  consonanten-gruppe  d\,  da  wo  sie  die  fr  am.  spräche  damals 
besaß,  in  die  gruppe  ri  verwandelt,  welche  dem  rhotacismus  von  d  bei  der 
berührung  mit  dem  consonanten  i  (jot)  direct  entspringt" 

Moire.  Das  arab.  wort  ist  mokbayyar,  au  dem  auch  it.  mocajardo 
*tma  sorta  di  tela  di  peU/  stimmt;  s.  Devic. 

Moite.  Scheler  schlägt  vor  mixtas,  das  sowohl  dem  buchstaken  (vgl. 
espois  von  spissus,  dois  von  discns)  als  dem  begriff  genügt  (moite  liegt 
zwischen  trocken  und  naß).  Ducange  s.  v.  mixtum  erwähnt  ^ble  moitang^'. 
Baudry  bei  LittrS  stimmt  für  mneidas,  das  aber  nur  moisde  ergeben  konnte. 

Moquer.  2wr  erhärtung  meiner  auffassung,  die  von  LittrS  geneh- 
migt unrd,  bemerke  ich  noch,  daß  auch  unser  schneuzen  im  sinne  von 
prellen  gebraucht  wird,  s.  Sanders. 

Morgue.    Deutungsversuche  bei  Scheler. 

Nans.  Die  bildung  nantir  ist  gegen  olle  reget  (s.  Scheler).  Das 
alte  wort  bedarf  einer  näheren  aufklärung. 

Orfraie.  Diesen  vogelnamen  trennt  Suchier  (Grob.  Ztschr.  I,  432) 
vom  alt  fr.  ospres  (Äuguis,  Poetes  II,  140)  =  engl,  osprey.  Dieses  ospr^s, 
ursprünglich  wohl  osprais,  stelle  das  gr.-lat.  oripeiargns  dar,  woraus 
*oripeFagus  und  fr.  orprais;  die  gleichartigkeit  der  bedeutung  bewirkte 
vermengung  der  formen:  orprey  unirde  osprey  und  osfraie  wurde  orfraie. 
üebrigens  könnte  auch  letzteres  oripelargus  jmr  quelle  haben,  vgl.  fresaie 
attö  praesaga. 

Orfroi.  Liebrecht  (Jahrb.  XIII,  235)  verweist,  wegen  fresum  {in 
aarum  fresum),  auf  Uhland,  Schriften  I,  279  anm.  1. 

Orif lamme.  Ist,  meines  erachtens,  nicht  aus  aariflamma,  sondern 
letgteres  aus  dem  frans,  worte.  Wir  hohen  hier  eine  verkürete  form  von 
orie- flamme  des  Rolandslieds  3093  {vgl.  dimanche  für  diemanche, 
minuit  f.  mienuit).  Man  behauptet  freilich,  daß  in  der  erwähnten  stelle 
orie  zweisilbig  gelesen  werden  müsse  wie  v.  466  und  Alex.  117",  und  es 
haben  die  herausgeber  zu  diesem  behufe  eine  sübe  in  den  vers  eingefügt 
(i,  il,  lor);  aber  läßt  sich  denn  neben  orie  =  oire  =  aureus  golden 
nicht  auch  eine  form  ori,  orie  goldfarbig  anerkennen,  sei  es  =  *aurivu8, 
oder  besser  =  *auritus  {vgl.  blanchi,  blesmi,  jauni)?  Ich  verkenne  das 
bedenkliche  dieser  annähme  nicht,  aber  es  scheint  mir  nicht  minder  ge- 
wagt, mit  Darmesteter,  Formation  des  mots  comp.  27,  ohne  bdeg,  in  ori- 
flamme,  ori  aus  orie  =  orje  werden  eu  lassen.  Vgl.  pr.  auria-flor,  neben 
auriflour,  auriflan,  auriban  {s.  banda). 

6t er.  Scheler  2.  ausg.  ver eichtet  auf  seine  conjectur  abstare  austar 
oster.  —  Den  deutungsversuch  Lücking's  (Die  ältesten  fransf.  mundarten) 
durch  hospitare  bezeichnet  Neumann  mit  recht  als  geistreich  aber  zu  weit 
hergeholt  (Grob.  Ztschr.  II,  169). 

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770  ANHANG  II.  c.    OUAICHE-PIETRE. 

Ouaiche.  Nach  der  Akademie  männlich,  nach  Liltre  weiblich; 
tpurde  früher  houache  houaiche  geschrieben.  In  meiner  ersten  ausg.  stdUe 
ich  das  wort  zum  glbd,  engl,  wake ;  auch  Littre  hat  seitdem  dieses  etymon 
atrfgestellt;  Ed.  Müller  jedoch  gibt  der  Diee' sehen  deuiung  den  vorzug 
und  ihm  habe  ich  mich  in  meiner  zweiten  ausg.  angeschlossen. 

Paletot.  '^  Anders  Lütre,  den  Schder  widerlegt. 

Fan.  Wie  pannus  zur  bed,  'weggenommene  sache,  pfand"  hat  ge- 
langen können^  läßt  sichj  wie  mir  scheint,  nur  auf  folgende  weise  er- 
läutern. Es  muß  das  vb.  paner,  pr,  panar  zu  grund  gdegt  werden,  das 
wohl  zilhächst  'der  kleider  berauben  hieß  und  dann  die  dllg.  bed.  rauben, 
wegnehmen  entunckelte;  aus  diesem  das  suffixlose  sbst.  pan  genommene 
Sache,  pfand.  Dieses  pan  erzeugte  seinerseits  ein  hier  übergangenes  vb. 
panir  pfänden,  in  schaden  setzen;  von  diesem  kommt  hinwiederum  sbst. 
panie  pfändung,  beeinträchtigung  (prendre  panie  sur  qn.  Baud.  Conde 
23,  163).  Mir  scheint  übrigens  ein  fr.  paner  in  der  bed.  von  nehmen 
etwas  verdächtig,  so  daß  sich  pan  pfand  kaum  daraus  ableiten  läßt  (dem 
Provenzalen  ist  pan  unbekannt  und  sein  verb  panar  muß  wahrscheinlich 
anders  gedeutet  werden).  Wenn  es  sich  bestätigen  sollte,  daß  mlat.  pannus 
zunächst  'velum  quod  obsignatis  rebus  appenditur  bedeutete,  verschwände 
jede  Schwierigkeit. 

Pantois.  Daß  pantaisar  nicht  mit  Caix  (Grob.  Ztschr.  I,  428) 
durch  pant  +  *anxiare  (=  it.  ansare)  sich  erklären  lasse,  wird  man 
G.  Paris  gerne  zugeben,  aber  ob  das  etymon  phantasiare,  welches  dieser 
befürwortet  (Rom.  VI,  629),  das  richtige  sei  und  ob  pantois  oder  pantais 
dem  laf.  phantasticus  entspreche,  bedarf  des  beweises;  Paris  sagt  nur 
pantaiser  habe  seit  dem  mittelalter  neben  seiner  bed.  athendos  sein  in  den 
südl.  Provinzen  die  bed.  ,,revcr^\  irre  reden  (oder  träumen?),  und  der 
eigentliche  sinn  sei  „avoir  le  cauchemar'^.  Ist  anl.  p  aus  ph  so  ohne 
weiteres  zulässig? 

Parelle.  Das  von  Ducqnge  aus  dem  Pseudo-Macer  citierte  glbd. 
paratella  darf  als  eine  lat.  Umbildung  des  span.  wertes  angesehen  werden. 
Immerhin  bleibt  das  etymon  pratum  zweifelhaft;  warum  soUte  der  Spanier 
paradela  neben  prado  gesagt  haben? 

Parrain.  Förster  (Ch.as  d.  esp.  10769)  weist  nach,  daß  die  form 
auf  ain  so  alt  ist  als  die  auf  in,  daher  neben  patrinus  auch  patranns 
vorausgesetzt  werden  müsse;  so  auch  für  marraine. 

Pier.  Das  hier  erwähnte  sp.  empinar  ist  nur  eine  specieUe  Ver- 
wendung desselben  verbs  in  dessen  bed.  heben,  in  der  art  une  der  fron-- 
zose  ^lever  le  coude  sagt.  So  meint  wohl  richtig  Liebrecht,  Jahrb. 
XIII,  236. 

Pietre.  Dieses  wort,  in  der  ersten  aufläge  von  Diez  durch  pedestris 
erklärt  und  dann  wegen  mangels  an  gehöriger  begründung  beseitigt,  neh- 
men wir  hier  wieder  auf,  indem  das  etymon  pedestris  durcA  das  von 
Tobler  an  mehreren  stellen  des  Gautier  de  doinsy  erwiesene  Vorhandensein 
eines  altfr.  peestre  in  der  bed.  des  nfr.  pifetre   vollkommen  gerechtfertigt 


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ANHANG  II.  e.   PIROUETTE-RADOTER.  771 

ist;  aus  peestre  ward  pYestre  (vgl.  pion,  lion,  altfr.  crier  =  creare),  und 
daraus  das  zweisilbige  pi^tre  (vgL  diable,  lien  u,  a.).  Brechet  hat  die 
Diee'sche  etyvnologie  aufgenommen  ohne  der  Schwierigkeit  isu  gedenken^  auf 
welche  Biee  hinwies;  s.  Ztschr,  XXIII,  418. 

Pirouette.  Für  Caix  (Grob.  Ztschr.  /,  423)  sind  die  beiden  bih 
dungselemefvte  pir  4-  rouette.  ,jDer  stamm  pir  bejseichnet  gegenstände 
die  sich  schraubenartig  um  sich  selbst  drehen;  er  findet  sich  in  vielen 
composita  der  üal.  mundarten,  so  wie  im  fr.  piron  'eine  art  thürangeV 
und  im  pr.  birou  bohrer\  Flechia  (Arch.  glottol.  11^  316—7)  führt  ihn 
ofuf  gr.  nagcov  schraube^  '7ietQog  pflock  zurück.  Nach  analogie  von 
girouette  gebildet.^*' 

Plais.  AUfr.  plaissier  =  lat.  plexare  findet  sich  im  sinne  von 
beugen,  zähmen:  la  char  fraindre  et  plaissier  Quenes  deBähune  (Trouv. 
beiges  12,  11). 

Posnöe.  Einen  bescheidenen  erUärungsversuch  durch  potis,  *poti- 
nus  bietet  Schder  im  Gloss.  m  Froissarfs  Chron. 

Poudre.  Andrer  ansieht  sind  Gachet  und  Littre  hinsichtlich  der 
bildung  von  poussiere.  Man  beachte  das  von  pols  abgeleitete  prov.  adj. 
polsoB. 

Pouili^.  Fun  grundwort  polypticarium  läßt  sich  nur  mit  mühe 
recht  fertigen;  aucti  gäbe  die  contraction  polptcarium  nianals  pouiller, 
auch  wenn  sich  letjäere  form  finden  sollte.  Leider  hat  das  wort  keine 
geschichie;  mir  schwebt  vor  es  sei  eine  einfache  willkürliche  Verkürzung 
von  d6pouiii6  *relev6,  vergeichniß' ;  so  sagen  die  Wallonen  dicace  kirch- 
weih  statt  d^dicace. 

Prinsautier.    Nfr.  prime-sautier  ist  noch  in  vollem  gebrauch. 

Puirier.  Nach  Tobler  (Mitth.  I,  266)  von  procerare  von  proce- 
rus,  welches  sein  erstes  r  durch  dissimilation  verloren  hätte^  wie  span. 
postrar,  pr.  penre;  une  ist  dies  aber  der  bed.  nach  eu  begründen?  Läßt 
sich  einem  vb.  procerare  die  bed.  darreichen  unterlegen,  wie  dtsch.  langen 
von  lang?  Am  buchstaben  ist  nichts  ausjmsetzen;  p(r)ocVare  aus  pro- 
cerare ist  nicht  weniger  correct  als  blasf  mare  aus  blasphemare.  Jeden- 
falls ist  porrigere  nicht  passend  (zu  diesem  gehört  sp.  espurrir  ausstrecken). 
S.  auch  Jahrb.  X,  264  und  XI,  162. 

Pupitre.  Meine  erUärung  der  franz.  form  durch  vorrücken  des 
accents  und  Versetzung  der  liquida  {also  pup(t'lum)  habe  ich  in  der  2. 
ausg.  meines  Dict.,  obgleich  von  Brächet  und  Littre  gutgeheißen,  aufge- 
geben; ich  halte  dafür,  daß  pupitre  auf  einem  dim.  puipitulum  beruht. 

Quenne  altfr.  kinnlade,  s.  Du  Meril,  Dict.  norm.;  daher  quenotte 
kleinkinderzahn;  Diez,  hdschr.  notiz;  s.  auch  Littre. 

Quivrer.  Vgl.  meine  betnerkung  zum  vb.  cuvrier  im  Bastart  de 
BuüUn,  V.  3082. 

Radoter.  Es  wäre  zu  untersuchen,  ob  redoter  nicht  als  äbleitung 
des  altfr.  reder  delirare  zu  betrachten  sei;  s.  mein  Dict.  s.  v.  rever  und 
fnein  gloss.  zu  Froissart  s.  v.  enrederie. 


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772        ANHANG  IL  c.  RAME -REGRETTER. 

Rame.  Daß  ein  aUfr.  rein  für  rame  wirklick  bestand  (Ben.  t.Iy 
64)y  findet  man  bei  LittrS,  aber  nirgends  begegnete  mir  eine  erwäJmung 
des  bei  Froissart  und  nordfranz.  dichtem  mdfach  gebrauchten  rime,  vb. 
rimer  (s,  mein  glossar  su  den  Chroniques);  dies  ist  doch  wohl  das  dtsehe 
riemen,  ahd.  riemo  rüder?  —  Brächet j  MSm.  de  la  Soc.  de  ling.  I,  419 y 
hält  rame  für  verderbt  aus  prov,  rem. 

Rate.  Das  gegentheil  von  döratö  scheint  aitfr,  ratier  jm  bedeuten: 
mürrisch,  griesgrämisch^  daraus  geizig,  karg,  s.  Schder  eu  Froissart, 
Poisies  I,  162,  2563,  und  Förster  eu  Ghev.  as  d.  esp.  21. 

Ravauder.  Ich  möchte  lieber  ravaut  zum  stamme  rav  von  ravasser 
(s.  rSver)  stellen;  zunächst  einer  der  unsinn  redet;  daraus  vb.  ravauder 
und  von  diesem  sbst.  ravaut,  unsinn,  aufschneiderei.  Das  wort  hat  mit 
ravauder  fUcken  (der  alten  spräche,  wie  es  scheint,  fremd)  nichts  zu  ihm. 

R6.  Das  hier  vorgeschlagene  etymon  rete  hat  regelrecht  roit,  roi 
gegeben;  langes  e  kann  nur  in  gelehrten  Wörtern  zu  fr.  6  werden.  Da- 
rum leitet  Förster  richtig  y6  von  lat.  ratem  floß  ab,  dessen  bed.  ^zusam- 
mengefügte balken  für  scheiterhat^en  wohl  besser  paßt  als  ^netz^;  Grob. 
Ztschr.  I,  561. 

R^che.  Davon  (oder  direct  aus  dem  deutschen?)  enreski  harsch, 
brach;  s.  Jahrb,  X,  256. 

Reeru,  recrne.  Diese  beiden  Substantive  stimmen  volOcommen  zum 
etymon  recrottre,  sie  bedeuten  nachumchs,  Zuwachs;  auch  recruter,  eine 
büdung  des  17,  Jahrhunderts,  wurde  bisher  ohne  Widerspruch  als  directe 
abl.  vom  particip  recru  (vgl.  chu,  chute)  betrachtet.  Diese  herkömmliche 
ansieht  ist  jedoch  von  G.  Paris  (Jahrb.  XI,  167)  in  zweifd  gezogen 
worden.  Das  ächte  wort  sei  recluter  =  it,  reclutare,  sp.  reclutar,  dessen 
eigentl.  bed.  (ein  kleid)  flicken,  aufbessern,  figürlich  auf  die  vervoUstän- 
digung  einer  truppenmannschaft  übertragen  worden  sei;  „recruter  un 
regiment,  c'est  le  rapiecer,  lui  remettre  les  morceaux  qui  lui  manquent^^; 
später  construierte  man  ^recruter  des  hommes  pour  un  regiment.  Woher 
nun  aber  dieses  cdtfr.  recluter  aufflicken,  von  dem  Paris  die  bdege  nicht 
schuldig  bleibt?  Es  gehört  nebst  dltfr.  clutet  (s.  Tobler  zum  Besant  de 
Dieu  V.  260)  zum  altfr,  clut  (Pariser  Gloss.  7692,  nr.  410),  welches 
'frustum  stück,  stück  tuch,  fleck^  bedeutet,  und  von  dem  sich  noch  die 
abll.  cluterel  fetzen,  cluter,  ndai.  clnstare  zerstückeln,  auch  clustrer,  clis- 
trer  Meine  Stückarbeit  ausfuhren  {daher  dtsch.  klütern,  klittern,  klitter- 
werk) vorfinden  {s.  Ducange  s.  v.  reclutare).  Dieses  clut  nun  stdU  Paris 
zum  altn.  khitr,  schwed.  dän.  klnt  stück  tuch,  fetzen.  Er  spricht  sich 
aber  nicht  darüber  aus,  ob  er  recrne  als  das  verbal-subst.  von  recruter  = 
recluter  ansieht,  und  somit  reclue  für  die  normalform  hält,  denn  beide 
etymologisch  zu  trennen  erregt  doch  bedenken. 

Regretter.  S.  über  das  wort  G.  Paris  zu  Alex.  26'  und  Schder, 
Dict.  d'etym.;  beide  bekennen  sich  zum  etymon  goth.  grStan  weinen  (=  aU- 
nord.  grata),  das  auch  Diez  im  Krit.  anh.  26  empfahl,  (Jber  in  der  3.  ausg. 
(ob  absichtlich?)  nicht  wieder  erwähnt  hat. 


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ANHANG  IL  c.   RELAYER- SELON.  773 

Relayer.  Relais  kann  nur  als  suffixlose  ableitung  van  relaisser 
cmgesehen  werden^  also  engl,  release  entsprechend;  relayer  ergtd)  sbst. 
relay,  das  im  engl,  forüebt. 

Renge.  Das  wort  bedeutet  nach  G.  Paris  (Alex.  p.  179)  die 
schnalle  mm  anstecken  des  Schwertes;  er  citiert  die  Eeichenauer  glosse 
^fibnlas,  hrincas  vel  fiblas\ 

Rez.  Nd>en  rez  läuft  noch  die  mod.  form  ras  in  au  ras  de  l'eau, 
au  ras  de  terre.  Von  der  redensart  au  rez  de  chaass^  kommt  sbst. 
rez-de-chanss^e  erdgeschoß  (zu  ebener  erde). 

Rin.  Ich  hatte  dieses  wort  in  meinen  text  des  Bueves  de  Commar- 
chis  2360  aufgenommenj  aber  mit  einigem  eweifelj  ob  nicht  besser  riu  oder 
rui  eu  lesen  sei.  Seinerseits  äußert  sich  Tobler  (Gott.  gel.  ane,  1874j 
s.  1043)  also  darüber:  Existiert  das  wort  rin  ^queUe  wirklich?  Mir 
ist  es  nirgends  begegnet  cUs  an  der  von  Dies  citierten  stelle  und  auch  da 
hat  es  vielleicht  dem  bekannten  riu  oder  rui  (rivus)  bu  weichen. 

Rineer.  Mit  prov.  recensar  ist  jsusammensusteUen  aUfr.  rechin- 
cier  auffrischen^  spülen  (noch  jetet  heißt  rechinser  bei  den  tuchmachem 
auswaschenj,  worüber  ich  mich  in  meinem  glossar  eu  Froissart  ausge- 
sprochen; mein  muthmaßliches  etymon  recentiare,  das  ich  damals  mit 
übersehung  des  Diee" sehen  artikds  aufgestellt  hatte,  findet  durch  den  art. 
recentar  in  Mussafia's  Beitr.  94  voUe  bestätigung.  Flechia  (Post.  etim.  28), 
der  sich  gdegenUich  des  moden.  arsinzer  lang  und  breit  mit  den  roman.  Ver- 
tretern des  rnUxt.  recentare  und  recentiare  abgibt,  macht  Dies  einen  Vor- 
wurf daraus,  daß  er  etymologisch  fr.  rineer  und  prov.  recensar  getrennt 
habe;  aber  um  dieselben  zu  vereinigen,  müßte  nicht  nur  die  istüässigkeit 
einer  syncope  des  pcdatalen  c  auf  franz.  gebiete,  sondern  auch  eine  form 
reincier,  so  une  ein  picard.  rinchier  nachgewiesen  werden.  Jedenfalls 
ist  das  von  lAttre  für  rechinser  als  unzweifelhaft  aufgestellte  resincerare 
entschieden  abzuweisen. 

Ronce.  Ein  anderes  fr.  ronce  mit  der  bed.  runzel,  also  wohl 
deutsch,  findet  man  Eich,  l,  b.  143, 

Rosser.    S.  oben  rocca  thl.  L 

Ruer.  Dieses  volksthünüiche  hoch  hinauf  reicherte  wort  kommt 
nicht  von  ruere,  das  altfr.  roer,  nfr.  rouer  geben  müßte,  sondern  von 
dem  intensivum  dieses  verbs,  rütare,  wie  arguer  von  argütare  {nicht  ar- 
guere);   nachgewiesen  von  Förster,  Grob.  Ztschr.  II,  87. 

Runer.  Eine  weitere  belegsteUe  ist  Friere  TheophüiAS  108,  3  in 
Grob.  Ztschr.  I,  257. 

Rüste.  Nfr.  rustre  ist  offenbar  ==  rusticus  mit  dem  bekannten 
einschub  von  r  {vgl.  tristre  celestre);  abgel.  rustaud. 

Säule.  Von  sälicem  hat  auch  das  ältfranz,  die  form  saus  (Are 
periU.)  überkommen;  dimin.  altfr.  saucel. 

Selon.  Man  trifft  auch  altfr.  soron  (Mont  S.  Mich.  1085),  und 
seront  (Jehan  de  Journi  603,  913),  worin  Tobler  (Ztschr.  XXIII,  416) 
das  r  als  an  die  stelle  des   ausgefallenen  c  von   secundum  getreten  be- 


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774  ANHANG  IL  c.    SEMILLANT-SERL 

trachtety  während  G.  Paris  (Rom,  VI,  13)  hierin  einfache  toandlung  von 
1  in  r  erkennt.  Förster  (Grob.  Ztschr,  /,  664)  tritt  nickt  nur  der- Tob- 
ler'schen  ansieht  bei,  sondern  seines  erachtens  ist  selon  erst  a^s  seron 
entstanden.  Wir  hätten  also  folgende  formenreihe:  segond,  seon  (ohne 
beleg),  se-r-on,  endlich  selon.  Die  Schreibung  selonc,  meint  Förster,  sieht 
nicht  im  wege.  Wenn  diese  neue  darstellung  der  genesis  von  selon  su 
allgemeiner  geltung  gelangen  sollte,  wird  sie  natürlich  die  Scheler'schen 
argumente  eu  gunsten  von  sub  longo  hinwegschwemmen. 

S^millant.  Nach  Bugge  (Rom,  FF,  365)  von  *8ubmiculare  {wegen 
u  jw  e,  vgl.  secourir,  s^journer,  semondre).  [Zu  beachten  ist  altfr.  semille 
loser  streich  Rom.  de  la  Rose  (von  Roq,  citiert).] 

Seri,  auch  sieri  altfr.,  fem.  serie,  prov.  fehlt  (doch  hat  Honnorat 
luna  seria  'lune  sereine);  von  Nicot,  der  es  noch  kennt,  mit  serenus  er- 
klärt, von  andern  mit  serein,  doux  (Bartsch),  auch  mit  agreable,  meUh 
dieux  (Gachet);  beisp.  voix  basse  et  serie;  il  se  tint  coy  et  seri  (Nicot), 
issi  moult  eoiement  e{  moult  seri  NFC.  7,  210;  serietö  stille,  ruhe: 
Quant  tout  fu  en  grant  serietö,  il  encommen^a  ä  chanter  GNev.  (bei 
Roq.);  asserir  beruhigen  Roq.  ohne  beleg,  la  noit  est  aserie  'devenue 
epaisse  Michel  Rol.  LVI,  ib.  CGXCVI  ^ assombrie  ;  aserisier:  qnant 
le  peuple  fust  asserisiö,  'befriedigt^  Bartsch  Chrest.  414^  18  (das  vb.  ge- 
bildet tvie  pr.  assuauzar,  it.  soavizzare).  F!s  versteht  sich,  daß  hier  weder 
an  serenus,  noch  an  sinuB. gedacht  werden  darf;  wohl  aber  könnte  seri 
aus  asseri  abgekürzt  sein,  also  eigentl.  beruhigt,  ruhig,  still,  verwandt  mit 
der  bed.  von  serins.  Oder  ist  asserir  von  lat.  asserere  in  der  bed.  von 
inserere  einmischen?  Oder  ist  adj.  serus  'spät,  langsam  im  spiel?  — 
So  tveit  eine  handschriftliche  notie  des  Verfassers.  Ich  stelle  ihr  folgende 
Untersuchung  von  Suchier  (Grob.  Ztschr.  I,  452)  an  die  seile:  „Das  wort 
hat  zwei  bedeutungen.  In  der  ersten  ^ sacht'  oder  'stüV  führt  Tobler 
dasselbe  auf  lat.  secretus  zurück  (Gott.  gel.  anz.  1874,  s.  1048).  Wie 
aber  läßt  sich  die  andere  bed.,  ^klar,  die  vom  wetter  und  getrunken  (xus- 
gesagt  wird,  mit  jener  vereinigen?  Sie  bezeichnet  fast  den  gegensats 
der  ersten.  Daher  ist  man  wohl  berechtigt,  für  die  bedeutung  klar  ein 
arideres  etymon  zu  suchen.  Nun  erscheint  seri  sehr  häufig  in  der  Ver- 
bindung mit  cler;  z.  b.  li  tens  ert  clers  et  seris  Durmart  3047,  ewe 
clere  e  serie  Modwenna  706K  762*^,  bon  vin  cler  e  seri,  ehd.  1271'',  li 
oisel  chantent  cler  e  seri  Amis  638.  Dieselbe  Verbindung  aber  ist  auch 
im  prov.  beliebt:  era  dos  temps  clars  e  sere  Chrest.  263,  29,  vei  lo 
temps  dar  e  sere  Bemh.  v.  Ventadour  Quan  par.  Dieses  provenzalisehe 
wort  ist  unzweifelhaft  das  lat.  serenus,  von  welchem  das  fr.  seri  direct 
herzuleiten  die  lautgesetze  verbieten;  seri  muß  also  wohl  ein  provenzaUsches 
lehnwort  sein  (wie  acesmer,  cadet,  caisse,  easeme).  Man  konnte  auch 
für  die  bed.  still  den  gleichen  Ursprung  vermtdhen.  Vom  weMer  ausge- 
sagt erscheinen  die  begriffe  klar  und  still  ois  nahe  verwandt.  Dennoch 
scheint  mir  eins  für  Tobler's  ansieht  zu  sprechen:  secretus  mußte  in  der 
mundart  von  Lille  und  Toumay  in  erster  silbe  ie  enthalten;   u$id  sieri 


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ANHANG  ILc.   SERVIETTE -SI.  775 

lautet  das  wort  im  Parton.  6321  (li  tans  est  soes  et  sieris),  wo  die  he- 
deutung  still  vormliegen  scheint.  In  mundarten,  welche  auslautendes  t 
erhalten,  mußte  das  wort  serit  lauten,  und  diese  form  erscheint  im  Char- 
lemagne  s.  15.  16  (suef  e  serit)  und  im  Meunier  d^Arleux  161  (en  serit 
ins  geheim,  im  reime  eu  lit).  Es  ist  sehr  wahrscheinlich,  daß  auch  diese 
mundarten  seri  klar  und  sieri  oder  serit  still  mit  der  zeit  durch,  einander 
warfen,  doch  habe  ich  für  diese  Vermischung  kein  sicheres  beispid.  Neben 
seriz  (secretus  536)  steht  serains  {acht  frana.  für  serenus)  im  R.  du 
Mont  S.  Michel  723,"'  —  G.  Faris,  Rom.  III,  505,  bezweifelt  das  etymon 
secretus.  Zur  tveiteren  erörterung  möchte  ich  hier  die  schon  in  meinem 
Gloss.  zu  Froiss.,  s.  4P  gemachte  bemerkung  udederholen,  daß  neben 
aserisi^  Hivre  au  repos  sich  bei  Ghastellain  die  formen  assegriset  Oeuvres 
ed.  Kervyn  I,  95  mit  gl.  bed.,  und  assegrir  'stillen  (einen  schmerz/  VI, 
115  vorkommen;  also  ein  stamm  segr,  wobei  unzweifelhaft  von  securus 
abgesehen  werden  muß.  Man  sehe  übrigens  auch  das  bei  Ste  Palaye 
s.  V.  asseri,  asserir,  asserisier  aufgehäufte  material. 

Serviette.  Die  endung  iette  ist  allerdings  befremdend,  aber  auch 
die  Diez^schc  erklärung  durch  itette  hat  ihr  bedenkliches;  das  glbed.  ital. 
salvietta,  vielleicht  eine  umdeutung  des  franz.  Wortes,  ist  nicht  minder 
auffallend.  Auch  das  adj.  serviable,  das  noch  höher  hinaufreicht  als  Ser- 
viette, ist  gegen  die  grammatik  gebildet;  die  henneg.  mundart  sagt  regel- 
recht servissape  (=  servi^able)  'dienlich\  und  im  Gruillaume  de  Palerne 
651  lese  ich:  Et  soi^s  frans  et  debonaires  et  servi^ables  et  tempr^s; 
755  servi^ables,  cortois  et  prous. 

Sevrer.  Altfr.  =  trennen,  scheiden;  se  sevrer  =  partir;  zsgs. 
desevrer  entscheiden  (Trouv.  beiges  ed.  Scheler,  s.  51,  v.  41). 

Si.  Einen  auslegungs-versuch  der  bed.  "^bis  gibt  Tobler  (Mitth.  I, 
237 J  in  folg.  fassung :  „Sollte  nicht  zur  erklärung  dieser  bed.  die  annähme 
einer  ellipse  genügen,  die  anncJime  der  Unterdrückung  des  dem  [stets  vor- 
ausgehenden] negativen  satze  entgegengesetzten  positiven  saizes,  so  daß  si 
etwa  mit  ^ja  tvenn  zu  übersetzen  wäre?  Für  lat.  si  ist  zwar  altfr.  se 
die  vorherrschende  form,  allein  das  bedeutendere  gewicJU,  welches  durch 
die  ellipse  auf  die  conjunction  fällt,  mag  die  bevorzugung  des  i  erklären, 
an  dessen  stelle  übrigens  bisweilen  auch  e  sich  findet.^^  —  Verschiedene 
muthmaßungen  über  das  fragliche  factum  hat  in  lebendiger,  aber  weit- 
schweifiger  weise  Bormans  in  seinen  ^Observations  sur  le  texte  de  Cleo- 
mades  (Liege  1867)  s.  131 — 138  niedergelegt,  ist  aber,  trotz  des  massen- 
haft aufgespeicherten  materials,  zu  keinem  sicheren  resultate  gekommen.  — 
Mir  scheint,  daß  hier  der  umstand  besonders  zu  betonen  ist,  daß  das  si 
stets  das  verbum  anzidit,  folglich  das  adverbiale,  logische  gleichung  aus- 
sprechende lat.  sie  sein  muß.  Und  in  der  thcU,  der  negative  satz  ( jamais 
ne  mengerai^)  und  der  durch  si  eingeleitete  (bi  seront  tuit  pendu')  stehen 
im  coordinationsverhcUtniß;  das  eine  negative  factum  wird  nicht  ohne  das 
andere  positive  gedacht;  es  handelt  sich  um  ein  entweder  oder:  'entweder 
muß  ich  verhungern  oder  die  andern  gehenkt  werden.    Diese  auffassung, 


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776  ANHANG  IL  c.   SILLER-TARIER, 

dünkt  michy  hebt  alle  Schwierigkeit  und  liegt  im  wesen  einer  naturwüchsigen 
Sprache.  Wir  sagen  ja  auch  Hch  lasse  dich  nicht  oder  du  segnest 
mich^  (statt  ^du  segnest  mich  denn),  wo  oder  das  gegenstück,  wie 
fr.  si  das  Seiten  stück  zum  inhodte  des  negativen  satees  eur  darsteUung 
bringt. 

Silier.  Schder,  mit  berufung  auf  altfr.  seillon  und  ndat.  sica 
furche,  stimmt  für  ein  lai.  etymon  *8eculare  (secare)  ^einschnitte  machen. 

Sobriquet  Die  erste  bed.  des  worts  war  'coup  sous  le  menton\ 
s.  lAttre;  daraus  der  sinn  spott,  Spottname.  Mit  hinweis  auf  die  ent- 
sprechenden ausdrücke  fr.  sous-barbe,  sp,  so-papo  defikt  sich  Bugge  ein 
it.  sotto-becco,  dimin.  sottobecchetto,  daraus  fr.  soubzbequet  und  mittelst 
einschubs  von  r  {vgl.  fanfreluche,  pimprenelle)  soubzbriqnet,  sobriquet; 
s.  Rom.  III,  168. 

Soif.  Das  ausl.  f  ist,  meint  Ascoli  (Saggi  lad.  111),  das  resuUat 
einer  epenthese:  sitis,  8e[d]e,  se-v-e.  —  Das  verschu;inden  der  urspr.  form 
Boi  soit  ist  um  so  befremdender  als  soif  mit  dem  sehr  üblichen  soif  zäun 
{at4S  seps  sepes)  zusammentraf.  —  Auch  siticUare  findet  sich  franz.,  ich 
bin  mehrmals  einem  altfr.  seeiller,  selflUer  dürsten  begegnet,  so  Jean 
Cond.  II,  66,  565  Et  qae  plas  boit,  est  seeillans  qni  tel  mal  a,  s.  auch 
Jahrb.  X,  267. 

Solive.  Die  deutung  durch  soli  equa,  die  P.  Meyer  (Rom.  III,  143) 
irriger  weise  Brinkmann  zuschreibt,  findet  der  pariser  gelehrte  „tropjolie^^ 
sie  ist  jedoch  nicht  mehr  ,Jolie^^  als  die  in  den  ausdrücken  eheyalet,  ehe- 
valer  un  mar  und  pontre  vorliegenden  metaphern  (s.  Brinkmann,  Die 
Metaphern,  Bonn  1878,  s.  303—304). 

Sornette.  Dim.  von  some  (vgl.  som  tfd.  I),  welches  Littre  aus  dem 
15.  jh.  belegt. 

Soubrette.  Vom  altfr.  soubret  (von  sobrius),  nüchtern,  besonnen, 
listig,  verschmitzt;  Mahn,  Herrig' s  Ärch.  37,  133. 

Souci.  Ist  offenbar  eine  suffixlose  abl.  von  soucier;  direct  vom 
lat.  sollicitus  dagegen  kommt  altfr.  souloit  =  solic'tum,  Mir.  de  St.  Eloi 
62"  Lors  fu  li  sains  en  graut  soulloit 

Soudain.  Von  subitus  kommt  das  nicht  seltene  altfr.  adverb  so- 
dement,  soutemeut,  pr.  soptament 

Sumsir.  S.  über  dies  vb.  und  das  sbst.  somsis  G.  Paris  (Rom. 
VI,  148),  welcher  altfr.  sousir  heranzieht,  das  sich  in  Chron.  d.  d.  de 
Norm.  25153  vorfindet  und  dieselbe  bedeutung  zu  haben  scheint;  Paris 
schlägt  als  etymon,  doch  mit  bedenken,  sorbere,  part.  sorpsus  vor,  und 
vertritt  es  nochmals  VI,  437  gegen  zwei  andere,  nämlich  subscindere, 
subscissus  und  ^sumpsus  von  sumere  (s.  auch  Diez,  Altrom.  sprachd.  65). 

Sure  au.  Nach  Tobler  (Rom.  VI,  131  J  ist  r  eingeschoben  nach 
ausfall  von  c;  also  setl-el,  dann  seü-r-el,  surel. 

Tabust  Nach  Caix  ist  it.  tambussare  eine  Vermischung  von  tam- 
burare  und  bussare  klopfen;  Grob.  Ztschr.  I,  424. 

Tarier.    Auch  enterier,  Psaut  d' Oxford  V,  12   {für  lat.  irritare), 


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ANHANG  IL  c.  TAUDIR-  TRUMEAU.  777 

lAvrc  des  Psaunes  (im  2.  Lied  MosiSy  32)  p.  276,  entarierai  eis  =  irri- 
tabo  iUos  {der  Index  schreibt  entarcherai). 

Tan  dir.  Der  Diee' sehen  vermtähung  kommt  bu  statten  nfr.  taud, 
taude  ]^aue,  schutedach;  es  fragt  sich  aber,  wie  sich  unser  wort  und  sp. 
toldo  ü.  b  gegenseitig  verhalten. 

Taxer.  Die  erUärung  der  form  taux  durch  tails  isi  doch  sehr 
problematisch;  warum  nicht  die  nebenform  tanxer  tausser  =  taxer  (s.  w. 
Gloss.  eu  Froissart)  als  primitiv  von  taux  anerkennen?  Auch  phantasma 
wurde  eu  fantauiaa,  fantöme. 

Tenser.  G.  Paris  bemerkt  sehr  richtig  (Rom.  FF,  480),  daß  cUtfr. 
tencer  niemcds  vertheidigen,  schützen  heiße  und  diese  bed.  nur  der  form 
tenser  eukomme.  Das  eine  vertritt  tentiare  {aus  tentus  mittelst  abl.  \), 
das  andere  tensare  {aus  tensus). 

Terne.  Scheler  Dict.  conjecturiert  ein  etymon  tetrmas  a«5  teter; 
Bugge  (Rom.  IV,  366)  empfiehlt  diese  ansieht  und  vergleicht,  die  form 
betreffend,  galbinns  von  galbo,  und  hinsichtlich  des  sinnes,  it.  tetro 
dunkel,  schwäre,  finster. 

Tiide.  AUfr.  tieve,  entsprechend  dem  pr.  tebe.  Daneben  findet 
man  die  assimilierte  form  tedde  S.  Sag.  2930. 

Toivre.  Mussafia  (Jahrb.  7111,119)  glaubt  auch  pr.  sibra  (Flam. 
4297)  dürfte  mit  toivre  eusammenhängen. 

Tref.  Nach  Suchier  (Grob.  Ztschr.  1,  433),  nicht  von  trabs  (denn 
tref  bedeute  eelt,  nicht  etwa  hütte),  sondern  von  dem  altengl.  traf  eelt, 
welches  nebst  nord.  traf  ein  kqpftuch  der  frauen  =  ahd.  trabo  (s.  drappo 
thl.  I)  auf  die  sanscritwureel  drabh  winden  oder  aneinanderreihen  euruch- 
etrfiihren  sei;  demprov.  trap,  it.  trabucca  könne  hochdeutsche  oder  gothische 
(traf,  gen.  trabis)  form  eu  gründe  liegen.  Dagegen  bemerkt  G.  Pcms 
(Rom.  VI,  629)  engl,  traf  könnte  wohl  dem  lat.  trabs  entstammen,  wofern 
sich  die  bed.  eelt  schon  im  volkslcUein  nachweisen  ließe;  jedenfalls  halte  es 
schwer,  angesichts  der  ausdrücke  atraver  und  destraver,  die  beiden  Wörter 
tref  baike  und  tref  eelt  eu  trennen;  Meter  es  mag,  im  gegenstxte  eu  pa- 
pilio  dem  rund-  oder  kegelförmig  ausgespannten  eelte,  ein  über  ein  ge- 
bälke  aufgeschlagenes  eelt  bedeutet  haben.  —■  Zu  bemerken  ist  atraver  in 
der  bed.  ^bebauen  Watriquet  244,  v.  530:  [de  pont]  richement  atrav^ 
de  maisons,  chastiaas  et  dongons. 

Tremperv  die  bed.  härten,  stählen  läßt  sich  für  temperare  schon 
aus  dem  4.  jh.  nachweisen;  s.  Jahrb.  XIV,  339. 

Treper.  Zum  deutschen  trippeln  steUt  Schneller  aiuch  das  tirol. 
tripolar  mit  den  fußen  auf  den  boden  stampfen,  maü.  tripillä,  com.  tripilä. 

Tresor.  Weitere  beispiele  aus  itäl.  mundarten  für  die  einmischung 
von  r,  s.  Mussafia,  Beitr.  116. 

Trieu.  Wegen  triege  vgl.  Förster  in  Grob.  Ztschr.  I,  149,  wo 
falsche  auffassungen  des  wertes  berührt  werden. 

Trn  mean,  altfr.  auch  tremean,  früher  bein,  jetet  ochsenkeule,  möchte 
vielleicht  eum  lat  tremere  sich  hin  und  herbewegen  (vgl.  giga  I)  eugehören. 


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778  ANHANG  II.c.   TURBOT-VILEBREQUIN. 

Es  Jcönnte  cmch  mit  trimer,  mdrtt  trumer,  zusammeneustellen  sein.  — 
Ahl.  altfr.  estrumeW  mit  langen  oder  ausgestreckten  leinen,  Band,  de 
Conde  169,  606;  s.  auch  Gachet  Gloss.  192\ 

Turbo  t.  Im  Besant  de  Dieu  trifft  man  mehrmals  (2255,  2427  u. 
2429)  das  fem.  sbst,  torbote  mit  der  bed.  wasserwirbel. 

Varech.  Unmittelbar,  meint  lAebrecht  (Jahrb.  XIII,  235),  vom 
aÜn.  vagrek  Strandgut. 

Varlope.  Scheler  setzt  statt  des  fictiven  weerloop  das  vorhandene 
ndl.  voor-loop  ' Vorlauf*;  also  eine  species  von  hobel,  etwa  der  dem  Schlicht- 
hobel vorarbeüende  scharf  hobel? 

Veiaire.  S.  Scheler,  Gloss.  zu  Froiss.  s.v.  viaire.  In  Phil.  Maus- 
ket  10805  und  Trouv.  beiges  230,  161  begegnet  man  der  redensart  ce 
m'est  aviere  =  ce  m'est  avis;  daselement  viere  (zweisilbig)  stimmt  nicht 
zum  di^isilbigen  veiaire,  viaire,  wohl  aber  zum  wallon.  vir  (i  =  ie). 

Veit  Diez  übergeht  hier  die  franz.,  seine  ctymologie  bestätigende 
form  Vit  (s.  Gloss.  de  Lüle  14°). 

Velours.  Eine  ähnliche  einschiebung  von  r  erlitt  das  adj.  jalous 
(jaloux),  das,  zu  jalours  geworden,  das  heutige  ndl.  jaloersch  hinterließ. 
—  Das  im  16.  jh.  erst  aufkommende  vb.  velouter  möchte,  wenn  nicht 
direct  dem  it.  vellutare  nachgebildet,  wohl  wülkiirlich  aus  velous  erzeugt 
worden  sein,  une  taluter  aus  talus. 

Verglas.  Vgl.  das  von  Mf4ssafia  (Beitr.  38,  anm.)  erwähnte  par- 
mes.  vedergiazz. 

Veule.  Was  vanvole  betrifft,  s.  auch  venvole  bei  Littre,  der  es 
mit  „qui  vole  au  gre  du  vent^^  erklärt.  Einen  andern  beleg  für  veule 
eitel  bietet  J.  de  Baisieux  (Trouv.  beiges  208,  96). 

Vide.  Die  etymologie  viduus,  so  beglaubigt  sie  auch  scheinen  mag, 
ist  durch  Thomsen's  auseinandersetzung  (Rom.  IV,  257)  um  ihre  ansprüche 
gebracht  worden;  sie  leidet  an  lautlichen  ujie  an  begrifflidien  mangeln^ 
und  hol  also  nur  noch  für  it.  vedovo,  fr.  vedve,  veuf,  veuve  gdtung. 
8.  oben  voto  //,  a.  Das  altfr.  vb.  vuidier  wurde  sehr  häufig  intransit. 
in  der  bed.  ^sich  entfernen  {vgl.  nfr.  vider  les  lieux)  gebraucht,  s.  Scheler, 
Jean  de  Conde  I,  403,  429,  466,  Tobler,  Vrai  aniel  25.  über  ein  partic. 
voiant  =  leer  (das  die  etymologie  vocans  =  vacans  besonders  begünstigt), 
s.  Tobler,  Grob.  Ztschr.  /,  22  u.  G.  Paris,  Rom.  U,  311. 

Vilebrequin.  Nach  Scheler  (2.  ausg.)  vom  fläm.  wielboorken 
Yoret  ä  roue\ 


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NACHTRAG  ZU  I.   A3T0RE-SALA.  779 


NACHTRAG  ZU  I. 

A Store.  Bemglich  der  im  mütelalter  vermtäheten  Verwandtschaft 
zwischen  accipere  und  accipiter  citiert  Förster  (Grob.  Ztschr.  II,  166 
anm.)  Greg,  Mar.  in  Tob,  XXXIII,  24:  accipere  namque  aliquando  di- 
cimus  auferre,  unde  et  aves  illae  quae  sunt  rapiendis  avibus  aptae 
accipitres  vocantur.  Ebendaselbst  wird  auch  die  prov.  form  aastor  in 
schute  genommen,  indem  au  sich  regelmäßig  aus  ak  entwicMe  (vgl.  Ja- 
cobum  =  Jaume,  *caracta  =  charaade,  u.  a.  entsprechende  fällej. 

Brando.  Na^h  Forster  (Grob,  Ztschr,  II,  170)  i^t  branler  direct 
aus  brander  (d  =  1)  als  scheideform  von  brander  brennen  entstanden,  , 

Fio.  Ganz  anders  erTdärt  feudum,  neben  welchem  ja  auch  fedum, 
feidum,  fedium  sich  finden,  prof.  Kern  (Mim.  de  la  soc.  de  ling.  II, 
228  u.  ff.).  Feudum,  feodum  heißt  usus,  fructus,  id  quo  quis  fruitur, 
usus  fructus  und  ist  =  ahd.  *fehod  =  goth.  faheid-s,  fahed-s  nutznießung, 
gehört  also  zum  vb.  ahd.  fehon,  goth.  feihon  ^uti,  frux.  Wahrscheinlich 
ist  fehod,  fehid  als  fränkisches  wort  die  unmittelbare  quelle  des  nüat. 
feodum,  feidum.  Fio,  meint  Kern,  ist  vielleicht  synonym  von  feudo,  in 
diesem  fall  aber  entspricht  es  goth.  faih  (neutr.J  ^nleove^ia. 

Piato.  In  gründlicher  weise  behandelt  die  geschichte  des  lat,  pla- 
citum,  und  zwar  abweichend  von  Äscoli,  V.  Thomsen  in  den  MSfn.  de  la 
soc.  de  ling.  III,  120. 

Sala.  In  den  Mem.  de  la  soc,  de  ling.  II,  231  behauptet  Kern, 
das  rom.  wort  könne  direct  nur  dem  niederl.  oder  fränkischen  entnommen 
sein.    Die  übrigen  germ,  diodekte  kennen  kein  weibl.  sala. 


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REGISTER. 


Anm.  Wo»  man  im  ersten  theile  des  buches  nicht  findet,  suche  man  im  gweiten 
unter  der  betreffenden  spräche^  wobei  zu  merken,  daß  die  portugiesischen  Wörter  untar 
den  spanischen,  die  provcTualischen  unter  den  französischen  stehen.  Was  man  auch 
im  zweiten  theile  nicht  findet,  suche  man  im  register.  Dieses  enthält  nur  solche  com- 
posita,  deren  aufnähme  nöthiger  schien.  Die  veralteten  Wörter  sind  als  solche  nicht 
bezeichnet.  Die  Wörter  ohne  beigefiigte  zahl  weisen  auf  den  ersten  theiL  Die  Wörter^ 
welche  auch  im  anhange  vorkommen,  sind  mit  *  bezeichnet. 


A. 

aate  flr.  —  azaut  11.  c 
ab  pr.  —  appo 
aba  pg.  —  alabe  U.  b 
aba  «p.  —  evay  II.  b 
abalear  «p.  —  ♦balicare 
abandon  fr,  —  *bando 
abaroar  sp,  —  barcar  IL  b 
abbacare  it,  —  rabacher  II.  c 
abba^liare  it,  —  bagliore  II.  a 
abbajare  it.  —  bajare  IL  a 
abbandono  it,  —  *bando 
abbentare  it,  —  awentare  II.  a 
abbozzare  it,  —  bozza 
abbrivo  it,  —  *brio 
abbrusoiare  it.  —  *bruciare 
abedul  sp,  —  betula 
abeille  fr,  —  ape 
abeja  sp,  —  ape 
abellucar  pr.  —  bellugue  IL  o 
ab^quer  fr,  —  becco 
abes  «p.  —  aveso  11.  b 
abetarda  pg,  —  ottarda 
abeter  fr,  —  *beter  11.  c 
abime  fr.  —  abisso 
abivas  sp.  —  vivole 
abobeda  pg.  —  volto 
abois  fr,  —  aboyer  IL  c 
abri  fr.  —  *abrigo 
abriaga  pr,  —  ebbriaco 
abricot  fr.  —  albercocco 
abrive  fr,  —  *brio 
abrolhar  pg,  —  broglio 
abrunbo  pg.  —  brugna 
abubilla  sp.  —  upapa 
abutre  pg,  ~  avoltore 


abozzago  it,  —  base  II.  c 
ac&  sp.  —  quk 
acabdar  sp.  —  accattare 
a^froa  pg,  —  zaflFerano 
acamar  sp.  —  oama  II,  b  (1) 
acarar  sp.  —  cara 
acariätre  fr.  —  cara 
acatar  sp.  —  catar 
accabler  fr,  —  caable  IL  c 
accarnare  it.  —  achamer  IL  c 
accasciare  it.  —  cass 
aoühinea  it,  —  haca 
acciacco  it,  —  achaqae  II.  b 
acoio  it,  —  avacciare  II.  a 
accise  fr,  —  assises  IL  c 
accismare  it,  —  *e8mar 
accointer  fr.  — -  conto 
accorgere  it,  —  corgere  IL  a 
accoutrer  fir,  —  cucire 
acee  fr.  —  *aoceggia 
acener  fr,  —  cenno 
acero  sp,  —  acciajo 
acesmer  aUfr.  —  •esmar 
acetre  sp.  —  secchia 
acba  pg,  —  *a8cla 
aohat,  acheter  fr.  —  accattare 
achever  fr.  —  acabar 
achier  fr,  —  ape 
aciago  sp.  —  auce  II.  b 
acier  fr,  —  acciajo 
aconchar  sp.  —  conciare  IL  a 
acontecer  sp,  —  contir  II.  b 
acotar  sp,  —  coto  II.  b 
acotar  ^.  —  quota 
a^ute  pg.  —  azote  IL  b 
acudir  sp.  —  cudir  II.  b 
acullä  sp,  —  cola 


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REGISTER. 


781 


adaga  pg.  —  daffa 

adail  pg,  —  adalid  II.  b 

adala  8p.  —  dala   * 

adaptir  pr,  —  ♦aatir  II.  c 

adarga  sp,  —  targa 

adastiare  it,  —  astio  II.  a 

addietro  it.  —  retro 

aderredor  sp.  —  *redor  II.  b 

ades  fr.  —  esso 

adesso  it.  —  esso 

adieu  fr,  —  dio 

adiman  pr,  —  diamante 

adivas  sp,  —  vivole 

adizzare  it   —  ♦izza  II.  a 

admoneter  fr,  —  *amone8tar 

adouber  fr,  —  addobbare 

adresser  fr,  —  rizzare 

adaana  sp,  —  dogana 

aduela  sp.  —  doga 

afa  it.  —  affanno 

afagar  pg.  —  *halagar  II.  b 

afeurer  fr.  —  *foro 

affaisser  fr,  —  *fa8cio 

afficher  fr.  —  ficcare 

affreux  fr,  —  afre  II.  c 

affirioler  fr.  —  frique  II.  c 

aflfüt  fr,  —  fusta 

aforar  sp.  —  ♦foro 

afouto  pg,  —  hoto  II.  b 

afrenta  sp.  —  affrontare 

afro  it,  —  afre  II.  c 

agace  fr.  —  gazza 

agacer  fr,  —  agazzare 

agachar  sp.  —  qaatto 

agalla  sp.  —  ♦gale  II.  c 

agarrafar  sp,  —  graffio 

agasajar  sp,  —  *gasalha 

agastar  pg.  ~  agazzare 

agencer  fr.  —  gente 

aggavignare  it.  —  *gavigna  II.  a 

aggecchire  it,  —  *gecchire 

agherbino  it,  —  garbino 

agiayo  sp,  —  ghiado 

agora  sp.  —  ora  (2) 

agraffe  fr,  —  graffio 

agras  pr,  —  agresto 

agreable,  agreer  fr.  —  grado 

agreer  fr.  —  agrds  II.  c 

aguer  pr.  —  hagard  II.  c 

aguet  fr.  —  guatare 

aguijar  sp.  —  *aguglia 

aguilando  sp.  —  *agumaldo  II.  b 

aguilen  pr,  —  aiglent  II.  c 

aguzzino  it.  —  alguacil  II.  b 

ahan  fr,  —  affanno 

ahi  sp.  —  ivi 

ahora  sp,  —  ora  (2) 

ahurir  fr.  —  ♦hure  II.  c 

aicel  pr,  — •  quello 

aicest  pr,  —  questo  « 

aide,  aider  fr,  —  ♦ajuto 

aigrette  fr,  —  aghirone 

aigron  pr,  —  agnirone 

aigniUe  fr,  —  *aguglia 


aillier  fr,  —  al^rion  n.  c 
aimant  fr,  —  diamante 
aina  t^  —  *agina 
ainc  fr.  —  *anche 
aingois  fr.  —  anzi 
aind»  pg.  —  inda  II.  b 
aine  fr.  —  inguine 
ains  fr,  —  anzi  u,  ♦anche 
ainsi  fr,  —  cosi 
air,  aire  fr.  —  aere 
airain  fr,  —  rame 
airamen  pr.  —  inchiostro 
aire  sp,  —  aere 
airon  sp,  —  aghirone 
ais,  aissa  pr.  —  ansia 
aise  /f.,  aisina  pr.  —  *agio 
aissa  pr,  —  accia 
aissi  pr,  —  qui 
aisso  pr,  —  ciö 
aizzare  it,  —  *izza  II.  a 
ajar  sp.  —  hallar  II.  b 
ajo  it.  —  ayo  II.  b 
ajouter  fr.  —  giusta 
ala  sp,  —  enola 
alacba  sp,  —  laccia 
alambic  fr,  —  lambicoo 
alambre  sp,  —  rame 
alare  it,  —  lar 
alaton  sp.  —  ottone 
alaude  pg,  —  liuto 
alazor  sp,  —  zafferanö 
albarda  sp,  —  barda 
alberchigo  sp,  *-  persioa 
albire  pr,  —  albedrio  II.  b 
albran  sp,  —  halbran  II.  c 
albudieca  pg.  —  pateca  II.  b 
albur  sp.  —  able  II.  o 
alcachofa  sp,  —  *articiocco 
alcaparra  sp,  —  cappero 
alcaravea  sp,  —  carvi 
alcurnia  sp,  —  alcufia  II.  b 
ale  fir,  —  *andare  ^ 

alece  sp,  -~  laccia 
aleli  sp,  —  goivo  II.  b 
alem  pg,  —  aUenda  II.  b 
alene  fr.  —  lesina 
alerte  fr,  —  erto  U.  a 
alerto  sp,  —  erto  IL  a 
alesna  sp.  —  lesina 
alezan  flr,  —  *alazan  II.  b. 
alfand^ra  pg,  —  fondaco 
alfarda  sp.  —  *fardo 
alfarroba  pg.  —  carruba 
alfil  sp,  —  alfido 
alfinete  pg,  —  alfiler  11.  b 
alforria  pg,  —  horro  U.  b 
alforva  pg.  —  alholba  II.  b 
algarade  fr.  —  algara  II.  b 
algarrobo  sp.  —  carruba 
algodon  sp,  —  cotone 
alguien  sp,  —  quien  II.  b 
alnondiga  sp,  —  fondaco 
alice  it.  —  laccia 
alicomo  it.  —  lioomo 


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782 


REGISTER. 


alifar  sp.  —  *anafar  ü.  b 
aljuba  sp,  —  giubba 
alla  sp,  —  lä 
alla  iL  —  halle  II.  c 
allazzare  iL  —  laisse  II.  c 
alleger  fr,  —  lieve 
alleggiare  it.  —  lieve 
aller  fr.  —  *andare 
alleu  fr.  —  allodio 
alli  sp,  —  li 
alma  sp.  —  anima 
almacen  sp.  —  magazzino 
almadraque  sp,  —  materasso 
almafre  pg.  —  almafar  II.  b 
almear  sp,  —  meta 
almeja  sp,  —  nioohio 
almendra  sp,  —  mandorla 
almete  sp.  —  elmo 
almidon  sp,  —  amido 
almizcle  sp.  —  musoo 
almogarave  sp.  —  mugavero 
almoradux  sp.  —  majorana 
alocar  sp.  —  locco 
alocco  it.  —  locco 
aloi  fr.  —  lega  (2) 
alors  fr.  —  ora  (2) 
a loser  fr.  —  lusinga 
alo8na  sp.  —  aluine  II.  c 
alouette  fr.  —  allodola 
alperche  pg.  —  persica 
alquirivia  pg.  —  chirivia  II.  b 
alquitran  sp._ —  catrame 
alrededor  sp.  ,—  *redor  II.  b 
alrotar  pg.  —  arlotto 
alumelle  fr.  —  lama  (2) 
alvagao  pg.  —  albazano  11.  b 
alvacil  sp,  —  alguacil  II.  b 
alverja  sp.  —  ervo 
alvi^ara  pg.  —  albricia  II.  b 
amafil  pr.  —  aüafil  II.  b 
amagar  pr.  —  ämago  IL  b 
amande  fr.  —  mandorla 
amanevir  fr,  —  *manevir  IL  c 
amargo  sp.  —  amarioare 
amarvir  pr.  —  *manevir  IL  c 
ambascia  it.  —  *amba8ciata 
ambassade  fr.  —  *amba8ciata 
ambler  fr.  —  ambiare 
äme  fr.  —  anima 
am^dano  it,  —  ontano  II.  a 
ameia  pg.  —  amena  II.  b 
amenaza  sp.  —  minaccia 
«miraglio  it.  —  almirante 
amiral  fr.  —  almirante 
ammannare  it.  —  *raaüa  IL  b 
ammazzare  it.  —  mazza 
ammutinare  it.  —  meute  II.  c 
amo  sp.  —  ama  IL  b 
amparar  pr.  —  parare 
ampas  fr.  —  *abait  IL  c 
amusco  sp.  —  musoo  IL  b 
amuser  fr.  —  muso 
anar  pr.  —  *andare 
anc  pr,  —  *anche 


anche  fr.  —  *anca 

anchoa  sp.  —  acciuga 

anchois  fr.  —  acciuga* 

andano  sp.  —  anzi 

ancien  fr.  —  anzi 

ancon  sp.  —  anco  IL  b 

ancora  it.  —  ora  (2) 

ancse  pr.  —  se  IL  c 

andado  sp.  —  alnado  IL  b 

andain  fr.  —  andana 

andamio  sp.  —  andana 

andorinha  pg.  —  rondine 

anegar  sp.  —  negare 

angiva  pr.  —  gengiva 

anguinaglia  it.  —  inguine 

annegare  it.  —  neg^e 

annitrire  it.  —  hennir 

anqui  fr.  —  qui 

ansare  it.  —  asma  II.  a 

ansi  sp.  —  cosi 

ansiar  sp.  —  asma  IL  a 

ansimare  it.  —  asma  IL  a 

anta,  antar  pr.  —  onire 

antenois  fr,  —  antafio 

antes  sp.  —  anzi 

antorcha  sp,  —  torciare 

antruejo  sp.  —  entroido  II.  b 

äntuviar  sp.  —  uviar  IL  b 

anzuelo  sp.  —  ancino 

apafiar  sp.  —  *pan  IL  c 

apcha  pr.  —  accia 

apenas  sp.  —  appena 

apertar  pg,  —  prieto  IL  b 

apesgar  sp.  —  peso 

apitar  sp.  —  pito 

apostille  fr.  —  postilla 

appareil  fr.  -^  parecchio 

appät  fr.  —  pasta 

appetto  it.  —  rimpetto  II.  a 

appiccare,  apicciare  t^  —  pegar 

approcciare  it.  —  proche  IL  c 

approcher  fr.  —  proche  IL  c 

appui  fr.  —  poggio 

apres  fr,  —  presso 

apretar  sp.  —  prieto  IL  b 

aprisco  sp.  —  apero  IL  b 

aquecer  pg.  —  calentar  II.  b 

aquel  sp.  —  quello 

aquem  pg.  —  aquende  IL  b 

aquentar  pg.  —  calentar  IL  b 

aqueste  sp.  —  questo 

aqui  sp.  —  qui 

aquo  pr.  —  cio 

ara  pr.  —  ora  (2) 

araire  pr.  —  aratro 

arambre  sp.  —  rame 

arban  fr.  —  *bando 

arbolar  sp.  —  alberare 

arborer  fr.  —  alberare 

arbousier  fr.  —  albedro  IL  b 

arcame  it.  —  *carca8»o 

arce  sp.  —  acero 

arcea  sp,  —  *acceggia 

arcen  sp,  —  *argine 


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REGISTER 


783 


archal  fr,  —  oricalco 
archegaye  fr.  —  *zagaia 
arciffno  it,  —  reche  11.  c 
arcobaleno  iL  —  *baleno  II.  a 
ar^on  fr.  •—  arcione 
arda  pr.  —  *ama  II.  c 
ardalho  pr.  —  ardiglione 
ardid,  ardil  sp.  —  ardire 
arenga  sp.  —  aringo 
aresta  ap.  —  arista 
arestol  pr.  —  resta 
arete  fr.  —  arieta 
arezzo  it.  —  aura 
arfil  sp.  —  alfido 
arganeau  fr.  —  *argano 
argousin  fr.  —  alguacil  II.  b 
argue  fr.  —  *argano 
aria  it.  —  aere 
arioso  it.  —  aere 
arlabecca  pr.  —  ribeba 
arma  pr.  —  anima 
armazem  pg.  —  magazzino 
armet  fr.  —  elmo 
ama  sp.  —  arnia 
amequin  sp.  —  arlecchino 
amione  it.  —  rognone 
arquebuse  fr.  —  arcobugio 
arrabbatare  it.  —  rabasta  II.  c 
arrabil  pg.  —  ribeba 
arraffare  it.  —  raffare 
ari'aial  pg.  —  real  II.  b  (2) 
arraigar  sp.  —  rauco 
arranger  fr.  —  rang  II.  c 
arrappare  it.  —  rappare 
arratel  pg.  —  arrel  II.  b 
arrecirse  sp.  —  recio  II.  b 
arredio  pg.  —  *radio  II.  b 
arredo  it.  —  redo 
arrelde  sp.  —  arrel  II.  b 
arreo  sp.  —  redo 
arriöre  fr.  —  retro 
arriere-ban  fr.  —  *bando 
arriflfare  it.  —  riffa 
arrimar  »p.  —  rinia 
arrimer  fr.  —  rima 
arroi  fr.  —  redo 
arropea  sp.  —  ferropea  II.  b 
arroser  fr.  —  ro8 
arrostire  it.  —  rostire 
arroz  sp.  —  riso 
arrufar  sp.  —  ruffa 
arraga  sp.  —  ruga 
arrumar  sp.  —  rombo 
arrumer  fr.  —  rombo      * 
artalejo  sp.  —  artoun  IL  c 
artesa  »p.  —  artoun  II.  c 
artillerie  fr.  —  artilha 
*arti8on  fr.  —  *ama  II.  c 
aruQar  sp.  —  araQar  II.  b 
arveja  sp.  —  ervo 
arzon  sp.  —  arcione 
as  fr.  —  asso 
asayo  sp.  —  saggio  (2) 
ascia  ü.  —  accia 


asciugare,  asciutto  it.  —  suoo 
asedio  sp.  —  *8edio 
asermar,  asesmar  pr.  —  *e8mar 
asestar  sp.  —  sesta 
asfiori  it.  — .  zaflferano 
asi  sp.  —  cosi 
asiento  sp.  —  *8entare 
asiina  it.  —  asma  Tl.  a 
asolare  it.  —  scialare  II.  a 
asomar  sp.  —  sommo 
assaggio  it.  —  saggio  (2) 
as8edio  it.  —  *8edio 
asseitar  pg.  —  acechar  II.  b 
assembler  fr.  —  sembrare 
a88entare  it.  —  ♦sentare 
assez  fr.  —  ♦assai 
assiette  fr.  —  *as8ettare 
assisa  it.  —  assises  II.  c 
assommer  fr.  —  ^salma 
assortir  fr.  —  sortire  (2) 
assoviar  pg.  —  soffiare 
astilla  sp.  —  *a8cla 
astine  fr.  —  aatir  II.  c ' 
astiu  pr.  —  hate  IL  c 
astreindre  fr.  —  etreindre  IL  c 
astrico  it.  —  piastra 
atacar  sp.  —  tacco 
atal  sp.  —  cotale 
atambor  sp.  —  tamburo 
atancar  sp.  —  ♦stancare 
atanto  sp.  —  cotanto 
atarazana  sp.  —  arsenale 
atarjea  sp.  —  targa 
ate  pg.  —  te  II.  b 
ate  fr.  —  azaut  IL  c 
atear  sp.  —  tea  IL  b 
aterecer,  aterir  sp.  —  intero 
atinar  sp.  —  tino  II.  b 
atizar  sp.  —  tizzo 
atoar  sp.  —  touer  IL  c 
atorar  sp.  —  tuero  IL  b 
atomer  fr.  —  torno 
atour  fr.  —  torno 
atrasait  pr.  —  entresait  II.  c 
atravesar  sp.  —  travieso  II.  b 
ätre  fr.  —  piastra 
atropellar  sp.  —  *tropa 
atrozar  sp.  —  torciare 
atta  it.  (mdartl.)  —  tata 
attacher,  attaquer  fr.  —  tacco 
atteler  fr.  —  teler  IL  c 
attelle  fr.  —  ♦ascla 
attifer  fr.  —  tifer  II.  c 
attiser  fr.  —  tizzo 
attizzare  it.  —  tizzo 
attutare  it.  —  *tutare 
atufar  sp.  —  tufo 
atun  sp.  —  tonno 
aturdir  sp.  —  *8tordire 
aube  fr.  —  alba 
auberge  fr.  —  *albergo 
aubour  fr.  —  aubier  IL  o 
aubrelle  fr.  —  albaro  IL  a 
aubrier  flr,  —  alban 


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784 


REGISTER. 


anoube  /V.  —  alcovE 

auoon  fr.  —  alcuno 

auferrant  ff.  —  ferrant  II.  c 

aufin  fr.  —  alfido 

a^ffel  pr.  —  uooello 

aujourd*hui  fr.  —  oj;gi 

aumone  fr.  —  limoaina 

auiDusse  fr.  —  almussa 

aun  sp.  —  *anche 

aune  fr.  —  alna 

aunee  fr.  —  enola 

aunir  pr.  —  onire 

auques  fr.  —  algo 

auriban  pr.  —  banda 

autorgar  pr.  —  otriare 

autour  fr.  —  *a8tore 

autniche  fr.  —  struMO 

avahar  sp,  —  bafo  II.  b 

avanoer,  avant,  avantage  fr.  —  anzi 

avanti,  avaneare  it.  —  anzi 

averia  sp.  —  avaria 

avarie  fr.  -—  avaria 

avestruz  sp.  — -  struzzo 

aveu  fr.  —  avouer  II.  c 

aveugle  fr.  —  avooolo 

avis,  aviser  fr.  —  viso 

avives  f^.  —  vivole 

avol  sp.  —  avol  11.  c 

avoliner  fr.  —  *mulino 

avutarda  sp.  —  ottarda 

awenente  it.  —  avenant  IL  c 

avvezzare  it.  —  *vizio 

axedrea  sp.  —  satureja 

aye  fr.  —  ea, 

ayer  sp.  —  ieri 

ayunar  sp.  —  giunare 

ayunque  sp.  —  incude 

aza  sp.  —  baza  U.  b 

azada  sp.  —  accia 

azafran  sp.  —  zafferano 

azagaya  sp.  —  *zagaia 

azar  sp.  —  azzardo 

azemar  sp.  —  *e8inar 

azesmar  pr.  —  ♦esmar 

azevinbo  pg.  —  acebo  II.  b 

azevre  pg.  —  'acibar  II.  b 

azienda  n.  —  faooenda 

azinbo  pg.  —  eloe 

azor  sp.  —  *a8tore 

azucar  sp.  —  zucchero 

azuela  sp.  —  accia 

azufre  sp.  —  solfo 

-azza  it.  —  accia 

azzimare  it.  —  *e8mar 

B. 

baba,  babieca,  babosa  sp.  —  bava 
babbaccio,  babbuasso  it.  —  babbeo 
babine  fr.  —  babbuino 
babioles  fr.  —  babbeo 
bacalao  sp.  —  *cabeliau  II.  c 
baobarel  pg.  —  bacoalare 


bachele  /V.  —  bagaacia 
bachelier  fr.  —  baccalare 
bachiller  sp.  —  baccalare 
bacioccolo  it.  —  bacino 
bacocco  it.  —  albercocco 
badaud,  badin  fr.  —  badare 
badea  sp.  —  pateca  II.  b 
baderla  it.  —  badare 
badigliare  it.  —  badare 
bafouer  fr.  —  boffa 
bagage  fr.  —  baga 
baguette  fr.  —  baocbetta 
baho  sp.  —  bafo  U.  b 
bahut  fr.  —  baule 
baie  fr.  —  baja  (1  u.  2) 
baie  fr.  —  bague  II.  c 
baigner  fr.  —  bagno 
bailar  sp.  —  *ballare 
baille  fr.  —  bac  II.  c 
bailler  fr.  —  bailo 
bäiller  fr.  —  badare 
baillet  fr.  —  *bajo 
baillif  fr.  —  bailo 
bain  fr.  —  bagno 
baisele  fr.  —  bagascia 
baiser  fr.  —  bacio 
bajasse  fr.  —  bagascia 
bajocco  it.  —  *bajo 
bajuca  it.  —  baja  (2) 
balais  fr.  —  balascio 
balance  fr.  —  bilancia 
balandra  sp.  -—  palandra 
balandran  sp.  fr.  —  *palandrano 
baiandre  fr.  —  palandra 
balanquin  sp.  —  baldacchino 
balanza  sp.  —  bilancia 
balcon  sp.  fr.  —  balco 
balde  (en),  sp.  —  baldo 
baldonar  sp.  —  baldo 
baldoria  it.  —  baldo 
balija  sp.  —  *valigia 
ballotta  it.  —  bellota  II.  b 
balocco  it.  —  *badalucco  II.  a 
baloier  fr.  —  *balicare 
balordo  it.  —  *lordo 
baloard  fr.  —  *lordo 
baltrasca  it.  —  bertesca 
baluardo  it.  —  boulevard  II.  c 
baluc  pr.  —  *badalucco  11.  a 
balustre  fr.  —  balaustro 
balzan  fr.  —  *balza  IL  a 
bamba  sp.  —  bambo 
bambagello  it.  —-  *bigio 
bambiU)  bambocne  fr.  —  bambo 
bambino  etc.  it.  —  bambo 
ban  fr.   —  *bando 
banasta  sp.  —  *benna 
bände,  bander  fr.  —  benda 
bandola  sp.  —  pandura 
banden  fr.  —  *bando 
bandurria  sp.  —  pandura 
banne  fr.  —  *benna 
bannidre  fr.  —  banda 
bannir  fr.  —  *bando 


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REGISTER. 


785 


banoyer  fr,  —  banda 

banque  fr,  —  banoo 

banse  fr,  —  *benna 

baquet  fr.  —  bac  II.  c 

baraja  «p.  —  baro 

baran  pr,  —  baro 

barato  sp,  —  baratto 

baratter  fr.  —  baratto 

barba^^lio  iL  —  bagliore  II.  a 

barbajol  pr.  —  jusbarba 

barbassoro  i^  —  vassallo 

barbotar,  barbuUar  sp.  —  borbogliare 

barda  pg.  —  barda 

bardeau  fr,  —  barda 

bardosBo  t*.  —  bisdosso  IL  a 

bardot  fr,  —  barda 

bar^gner  fr,  —  *bargagno 

barigel  fr,  —  bargello 

baril  fr,  —  barra 

barile  it,  —  barra 

barlume  it,  —  *bi8 

bamatge  pr,  —  barone 

bamiz  sp,  —  vernice 

baroocio  t^  —  biroccio 

barocco  it,  —  baro 

baroque  fr,  —  *barrueco  II.  b 

barqae  fr,  —  barca 

barrachel  sp,  —  bargello 

barral  sp.  —  barra 

barrena  sp,  —  *verrina 

barrette  fr,  —  *berretta 

barrica,  barril  sp.  —  barra 

barroca  pg,  —  *barrueco  II.  b 

barrocho  sp,  —  biroccio 

baniffa  it,  —  roffa 

barullo  it,  —  baro 

barutel  pr.  —  bluter  II.  c 

bas  sbst.  fr.  —  basso 

basane  fr.  —  badana  II.  b 

basca  pr,  —  basca  II.  b 

basin  fr.  —  bambagio 

bassin  fr.   —  bacino 

bastar  sp.  —  basto 

bastare,  bastione  it.  —  basto 

bastear  sp,  —  basto 

bastille,  bat  fr,  —  basto 

bataille  fr,  —  battere 

bätard  fr.  —  bastardo 

bateau  fr,  —  batto 

batii^,  baton  fr,  —  basto 

baue  pr,  —  baule 

baucant  fr,  —  *balza  II   a 

baudeqain  fr,  —  baldacchino 

bauge  fr,  —  *bauche  II.  c 

baus  fr,  —  balzare 

bausan  sp,  —  bagia  (1) 

bausia  pr,  —  bugia  (1) 

baut  pr,  cUtfr.  —  baldo 

baxel  sp,  —  vascello 

baxo  sp,  —  basso 

bayer  fr,  —  badare 

bazo  sp.  —  *bigio 

becasse,  beche  fr.  —  becco 

becquer,  becber  fr,  —  becco 


bedaine  fr,  —  *bedon  II.  c 

bedeau  fr,  —  bidello  " 

bedel  sp,  pr,  —  bidello 

bedello  it,  —  betula 

b6er  fr.  —  badare 

beffler  fr,  —  beffa 

beffroi  fr,  —  battifredo 

befo  sp,  —  beffa 

beignet  fr.  —  *bugna 

beira  pg,  —  riviera 

beldroega^jp^.  —  portulaca 

belette  fr.  —  *bele  IL  c 

belitre  sp,  —  belitre  II.  c 

belfo  sp.  —  beffa 

bellaco  sp.  —  vigliacco 

bellico  it.  —  *ombelico 

bellicone  it.  —  wilecome  II.  c 

bellizcar  pg,  —  pellizcar  IL  b 

beort  pr.  -—  bagordo 

bequille  fr.  —  becco 

bera  pr.  —  bara 

berbiqui  sp,  —  vilebrequin  11.  c 

berca  pr.  —  breche  II.  c 

bercail  fr.  —  berbice 

bercilocchio  it.  —  bircio  IL  a 

berele  fr,  —  baro 

b^ret  fr.  —  *berf  etta 

bergamota  sp,  —  bergamotta 

bergamote  fr,  —  bergamotta 

bergante  sp.  —  *briga 

berge  fr,  —  barca 

berge  fr,  —  barga 

berger  fr.  —  berbice 

berlanga  sp,  —  brelan  IL  c 

berlue  fr,  —  bellugue  IL  c 

berma  sp.  —  berme  II.  c 

bermejo  sp.  —  vermiglio 

berroviere  it.  —  berruier  IL  c 

berrueco  sp.  —  *barrueco  IL  b 

bersaglio  it,  —  bercer  IL  c  (1) 

berser  fr,  —  bercer  IL  c  (1) 

bertouser  fr,  —  *bis  u.  *berta 

bertuccio  it.  —  *berta 

berza  it,  —  verza 

berza  sp,  —  verza 

besace  fr,  —  bisaccia 

besaigu  fr,  —  bicciacuto  IL  a 

besant  fr,  —  bisante 

beslei  pr,  —  *bis 

beso  sp,  —  bacio 

besoin  fr.  —  sogna 

bestemmia  t^  —  biasimo 

bestordre,  bestors  fr.  —  tordre  11.  c 

beta  pg,  —  *veta  IL  b 

betarda  pg,  —  ottarda 

b^toine  fr,  —  brettonica 

b^ton  fr,  —  *beter  IL  c 

bezan  pr,  —  bisante 

bezzicare  it.  —  becco 

biadetto  it,  —  *biavo 

biais  fr,  —  biasciu 

biastemma  it,  —  biasimo 

biaza  sp.  —  bisaccia 

bibaro  sp.  —  bevero 

50 


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786 


REGISTER. 


bicerra  sp.  —  becerro  11.  b 

bicha,  bicho  sp,  —  biscia  11.  a 

bidetto  it.  —  bidet  II.  c 

bidon  fr,  —  *bidon  II.  c 

bief  fr.  —  bied  II.  c 

biöre  fr.  —  bara 

biöre  fr.  —  birra 

bidvre  fr.  —  bevero 

biez  fr.  —  bied  II.  c 

biga  pr.  —  yIsü  II.  b 

bigatto  it.  —  Daoo  II.  a 

bigione  ü.  —  *bigio 

bigne  fr.  —  *bugna 

bigote  pr.  —  bigot  II.  c 

bilicare,  bilico  it.  —  *oinbelico 

billard,  bille  fr.  —  biglia 

billet  fr.  —  bolla 

billot  fr.  —  biglia 

biltre  pg.  —  belitre  IL  c 

bimbo  it.  —  bambo 

bindolo  it.  —  ghindare 

bique  fr.  —  beoco  II.  a 

birar  sp.  —  *virar 

birba,  birbone  it.  —  bribe 

birracchio  it.  —  birro  II.  a 

birreta  sp.  -—  *berretta 

bis  fr.  —  *bigio 

bisarma  sp.  —  giusarma 

biscanto  it.  —  canto 

biscuit  fr.  —  biscotto 

bise  fr.  —  *biffio 

biseau  fr.  —  *Dia 

bisel  sp.  —  *bi8 

biset  fr.  —  *bigio 

bislessare  it.  —  lessare  II.  a 

bislungo  it.  —  barlong  II.  c 

bismalva  it.  —  malvavisohio 

bisogno  it.  —  sogna 

bissac  fr.  —  bisaccia 

bisse  fr.  —  biscia  II.  a 

bistensar  pr.  —  *stentare  II.  a 

bistento  t^  —  *8tentare  II.  a 

bistondo  it.  —  tondo  II.  a 

bizerra  sp.  —  becerro  II.  b 

bizza  it.  —  bizzarro 

bläme  fr.  —  biasimo 

blanc  fr.  —  bianco 

blandir  sp.  —  brando 

blastenh  pr.  —  biasimo 

blau  pr.  —  *biavo 

bl6  fr.  —  *biado 

bledomora  sp.  —  bledo  II.  b 

bleu  fr.  —  *biavo 

blezo  pr.  —  blasone 

blezo  sp.  —  bercer  II.  c  (2) 

blinde  it.  —  blinder  IL  c 

blocus  fr.  —  bloc  IL  c 

bloi,  blond  fr.  —  biondo 

bioquer  fr.  —  bloc  II.  c 

blos  pr.  —  biotto 

blouque  fr.  —  boucle  IL  c 

blü  it.  —  *biavo 

bluette  fr.  —  bellugue  IL  c 

bobans  pr.  —  bomba  (1) 


bocage  fr.  —  *boßoo 

boccia  it.  —  bozza 

bocel  sp.  —  buz  IL  b 

bocera  sp.  —  buz  II.  b 

bocha  sp.  —  bozza 

bodrio  sp.  —  brodo 

bofeton  sp.  —  buf 

boffioe  it.  —  buf 

boga  sp.  —  *boca 

bogar  sp.  —  vogare 

bogia  pr.  —  bugia  (2) 

bogue  fr.  —  *boca 

bohena  sp.  —  bofe  IL  b 

bois  fr.  —  *bo8oo 

boisie,  boisdie  fr.  —  bugia  (1) 

boisseau,  boiter  fr.  —  boite  IL  c 

boldrie  pg.  —  baudre  IL  c 

boldrone  ü.  —  *poltro 

bolegar  pr.  . —  bouger  II.  c 

boleta  pg.  —  bellota  II.  b 

boleta  sp.  —  bolla 

bolota  pg.  —  bellota  IL  b 

bolsa  sp.  —  borsa 

bombasin  fr.  —  bambagio 

bombo,  bombola  it.  —  bobo  IL  a 

bonheur  fr.  —  augurio 

bonnet  fr.  —  bonete 

bor  fr.  —  ora  (1) 

borbotar  sp.  —  borbogliare 

borbottare  iX.  —  borbogliare 

boroeffui  sp.  —  borzacchino 

bordel  /r.  —  borda 

bordello  t*.  —  borda 

borgne  fr.  —  bomio 

borla  sp.  —  burla 

borraccia  it.  —  borra 

borracha  sp.  -—  borra 

borraja  sp.  —  borraggine 

borrasca  sp.  —  burrasca 

borrego,  borro  sp.  —  borra 

borrero  sp.  —  bourreau  II.  c 

borrico  sp.  —  burro 

borroffler  fr.  —  *bouder  IL  c 

borron  sp.  —  borra 

bosar  sp.  —  versare 

bosquejar  sp.  —  bozza 

bosquet  fr.  —  *bosco 

bosse  fr.  —  bozza 

bossette  fr,  —  *bosso 

bosso  pr.  —  bolzone 

bossolo  it.  —  *bo88o 

bostezar  sp.  —  bocear  II.  b 

bot  fr.  —  botta 

boto  it.  —  boda  U.  b 

botro  it.  —  borro  11.  a 

boucassin  fr.  —  *bucherame 

bouche  fr.  —  bocoa 

boucher  «fr«*,  fr.  —  bouc  II.  c 

bouchon  fr.  —  *boucher  IL  c 

boudin,  boudine  fr.  —  *bouder  II.  c 

bouee  fr.  —  boja  (1) 

bou£fer,  boufifon  fr.  —  buf 

bouge,  bougette  fr.  —  bolg^a 

bougie  fr.  —  bugia  (2) 


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REGISTER. 


787 


boagran  fr,  —  *bucherame 

bouffui^re  fr,  —  *boca 

bounourt  fr,  —  bagordo 

bouillir,  bouillon,  boule  fr,  —  bolla 

boaleau  fr,  —  betula 

bouler  fr,  —  bolla 

boalimie  fr,  —  bulimo  II.  a 

boulon  fr,  —  bolla 

boundel  fr.  —  benda 

bouquet  fr.  —  *bo8co 

bouracan  fr,  —  baracane 

bourdon  fr.  —  bordone  (1  u.  2) 

bourg  fr.  —  borgo 

boumous  fr.  —  albornoz  II.  b 

bourrache  fr.  —  borraggine 

bourras  fr.  —  borra 

bourrasque  fr.  —  burrasca 

bourre  fr.  —  borra 

bourreler  fr.  —  bourreau  II.  c 

bourrer  fr.  —  borra 

bourrique  fr.  —  burro 

bourse  fr.  —  borsa 

boursoufler  fr,  — *bouder  II.  c      , 

boussole  fr,  —  *bo88o 

bout  fr,  —  bottare 

boute,  bouteille  fr,  —  botte 

bouter,  bouton  fr,  —  bottare 

boutique  fr,  —  bottega 

boveda  sp,  —  volto 

box   Sp.    —    *b0880 

boya  sp,  —  boja  (1  u.  2) 

boyau  fr,  —  budello 

bo2al  sp.  —  bocca 

bozzago  it,  —  buse  II.  c 

braconnier  fr.  —  bracco 

bradar  pg,  —  braire  IL  c 

brado  it.  —  *bravo 

bradon  pr.  —  brandone 

brai  fr.  —  brago 

braid!ar  pr.  —  braire  II.  c 

braidif  fr,  —  braire  IL  c 

braie  fr,  —  *braca 

brailler  fr,  —  braire  IL  c 

braion  fr.  —  brandone 

braise  fr.  —  bragia 

bran  fr.  —  brenno 

brafia  sp.  —  brenno 

branche  fr.  —  *branca 

brandir,  brandon,  branler  fr.  —  brando 

brano  it.  —  brandone 

braque  fr.  —  braooo  , 

brasa  sp.  —  bragia 

bra88e  fr.  —  braza 

bra88er  fr,  —  bras  II.  c 

brau  pr.  —  *bravo 

brea  sp.  —  brago 

brebifl  fr,  —  berbice 

breccia  it,  —  breche  II.  c 

brecha  sp,  —  breche  II.  c 

bredola  pr,  —  predella  11.  a 

breloque  fr.  -—  loque  IL  c 

bresche  fr.  —  bresca 

bresil  fr.  —  brasile 

bresiller  fr.  —  *bri8er  IL  c 


bressar  pr.  —  beroer  II.  c  (2) 

bretauder  fr.  —  *berta 

bretöohe  fr.  —  bert68ca 

bretelle  fr.  —  brete 

brettine  it.  —  *brida 

breuil  fr.  —  broglio 

brezo  sp.  —  bercer  II.  c  (i) 

briaco  it.  —  abbriaco 

brial  sp.  —  bliaut 

bribar,  bribon  sp.  —  bribe 

bricca  it.  —  *bricoo 

bricco  it.  —  burro 

briccola  it.  —  breche  IL  c 

bricia,  briciolo  it.  —  *bri8er  IL  c 

bricole  fr.  —  breche  IL  c 

brifaud  fr,  —  bribe 

briffalda  it.  —  bribe 

briga  pr.  —  *bri8ar  IL  c 

brigade  fr.  —  *briga 

brigand  fr.  —  *briga 

brigantino  it,  —  *briga 

briglia  it,  —  *brida 

brignole  fr,  —  brugna 

brigola  sp,  —  breche  IL  c 

brindar  sp,  —  brindi8i  IL  a 

brinde  fr,  —  brindi8i  IL  a 

brique  fr,  —  *bricco 

brisa  sp,  —  *brezza 

bri8e  fr,  —  *brezza 

brisee  fr,  —  *rotta 

brizar,  brizo  sp,  —  bercer  IL  c  (2) 

broc  fr,  —  brocco 

brocard,  broehe,  brocher  fr,  —  brocco 

brocchiere  it,  —  boucle  D.  c 

brodequin  fr,  —  borzacchino 

broder  fr,  —  bordo 

broion  fr,  —  brete 

broi88ier  fr.  —  briscar  IL  b 

broi8son  pr.  —  brocca 

broUo  it.  —  brullo  II.  a 

bronc  pr.  —  *bronco 

broncber  fr.  —  *bronoo 

brosder  fr.  (wäÜ.J  —  bordo 

bro88e  fr.  —  *broza 

brostar  pr.  —  *broza 

bro8tia  pr.  —  boite  IL  c 

brouet  flr.  —  brodo 

brouette  fr.  —  biroccio 

brouillard  fr.  —  brouee  IL  c 

brouiller,  brouillon  fr.  —  broglio 

brou88aille  fr,  —  *broza 

brout  fr.  —  brote 

brouter  fr,   —  *broza 

broyer  fr.   —  *briga 

brucare  it.   —  bruco 

bruces  sp.  —  buz  IL  b 

brucio  t*.  —  bruco 

brugnon  fr.  —  brugna 

bruit  fr.  —  bruire 

bruizar  pr.  —  *bruciare 

bruler  fr.  —  *bruciare  . 

bruno  sbst.  sp.  —  brugna 

bruolo  it.  —  broglio 

bru8  pr.  —  *broza 


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788 


'    REGISTER. 


brusoa  cot,  —  *bu«ca 

brustia  it,  —  *broza 

brustolare  it,  —  *bruciare 

bruxula  sp.  —  *bo88o 

bruydre  fr,  —  bru  II.  c  (1) 

bruza  sp.  —  *broza 

bruzzaglia  it.  —  *broza 

bua,  buba  sp.  —  bubbone 

bubbola  it.  —  upupa 

bucha,  bucbar,  buche  sp.  —  bozza 

buche  fr.  —  *bu8ca 

budget  fr.  —  bolgia 

budriere  it.  —  baudre  II.  c 

buer  fr.  —  bucato 

buer  aUfr.  —  ora  (1) 

buffoi  fr.  —  buf 

bufo  pg.  —  buho  II.  b 

bugio  it.  —  bugia  (1) 

bujpfle  fr.  —  *beugler  II.  c 

buie  fr.  —  boja  (1) 

buire  fr.  —  bujo 

buis,  buisson  fr.  —  *bo880 

buitre,  buitron  sp.  —  avoltore 

bula  sp.  —  boUa 

bulicare  it.  —  bouffer  II.  c 

bulla  it.  sp.  —  bolla 

bullaccio  it.  —  pula  II.  a 

bulletin  fr.  —  bolla 

bullir  sp.  —  bolla 

bufiuelo  sp.  —  *bugna 

burat,  bureau,  buret  fr.  —  bujo 

buratto  it.  —  bujo 

burbero  it.  —  borbogliare 

burbuja  sp.  —  borbogliare 

burda  it.  —  buda  II.  a 

burella  it.  —  bujo 

burgo  sp.  —  borgo 

buriel  sp.  —  bujo 

buril  sp.  —  borino 

burin  fr.  —  borino 

burjaca  sp.  —  bolgia 

burrone  it.  —  borro  II.  a 

busare  it.  —  bugia  (1) 

busart  fr.  —  buse  IL  c 

busecchio  it.  —  bozza 

buscione  it.  —  *bo880 

buso  it.  —  bugia  (1) 

bu8quer  fr.  —  buscare 

but  fr.  —  bozza 

butin  fr.  —  bottino 

buttare  it,  —  bottare 

butte  fr.  —  bozza 

buxeta  sp.  —  *bo88o 

buzio  pg.  —  *bigio 

buzzo  it.  —  bozza 

c. 

^k  fr.  —  quii 
cabaiia  sp.  —  oapanna 
cabane,  cabinet  fr,  —  capanna 
cabdal  pr.  —  caudal  II.  b 
cabeza,  cabezo  sp.  —  cavezza 


oable,  cabo  sp.  —  cappio 

cäble  fr,  —  cappio 

caboral  sp.  —  caporale 

caboz  pg,  —  chabot  IL  c 

cabus  fr.  —  cappa 

ca^apo  pg,  —  gaxapo  II.  b 

cacha  sp,  —  cacho  II.  b 

Cache,  cacher,  cachet,  cachot  fr. — quatto 

cacho  sp.  —  quatto 

cachonda  sp.  —  cachorro  II.  b 

cacio  it.  —  cascio 

cadahalso  sp.  —  catafalco 

cadalecho  sp,  —  ^cataletto 

cadalso  sp.  —  catafalco 

cadastre  fr.  —  catastro 

cadenas  fr.  —  candado  IL  b 

cadre  fr,  —  quadro 

caes  pg.  —  cayo 

cafard  flr.  —  *cafre  II.  b 

cafura  t^  —  oanfora 

cagado  pg.  —  galapago  II.  b 

cage  fr.  —  gabbia 

cagliai;^  it.  —  quagliare 

cagnard  fr.  —  casnard  IL  c 

cagou  fr.  —  *grigou  II.  c 

caille  fr,  —  quaglia 

cailler  fr,  —  quagliare 

caim  pr,  —  cadimo  IL  b 

cairel  pr,  —  quadro 

cais  pr.  —  casso  (2) 

caisse  fr.  —  ^cassa 

cajoler  fr.  —  gabbia 

cajute  fr.  —  cahute  IL  c 

calabre  pr,  —  caable  U.  c 

calabrino  it.  —  carabina 

caladre  sp.  —  calandra 

calan  sp,  —  *chaland  IL  c 

calappio  it,  —  *chiappare  II.  a 

caldche  fr.  —  calesse 

cale^on  fr,  —  calzo 

calfeutrer  fr,  —  *calafatare 

calhao  pg.  —  caillou  IL  c 

callar  sp.  —  calare 

caiterire  it.  —  scalterire  11.  a 

camafeo  sp,  —  cammeo 

camaieu,  camee  fr.  —  cammeo 

camal  sp,  —  camaglio 

camard  fr,  —  camuBO 

camba  pg.  —  ^gamba 

cambro  pg.  —  calambre  IL  b 

camedrio  sp.^ —  calamandrea 

camois  f^r.  —  camuso 

camoissie  fr.  —  camuso 

camoscio  it,  —  camuso 

campione  it,  —  campo 

camuffare  it.  —  munare 

canap^  fr.  —  canopd 

canard  fr,  —  cane  II.  c 

canastre  fr,  —  ^canasto  II.  b 

canavaccio  it,  —  canape 

canevas  fr,  —  canape 

cangiare  it,  —  cambiare 

cangirao  pg,  —  cangilon  II.  b 

cangrejo  sp,  —  granchio 


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789 


canivete  sp.  —  oanif  II.  c 

oanot  fr.  —  cane  11.  o 

oansar,  canso  sp,  —  cass 

cantel  sp,  —  cantiere 

cantillo  sp,  —  canto 

cantimplora  it,  —  chaniepleure  II.  o 

cafiamo  sp,  —  oanape 

caparrosa  sp,  —  capparosa 

oapazo  sp,  —  cappa 

capdel  pr,  —  capitello 

capezzale  it,  —  cavezza 

capot  fr,  —  cappa 

cappella  iL  —  cappa 

capre  fr,  —  cappero 

captener  pr,  —  mantenere 

capuchon  fr,  —  cappa 

carajo  sp,  —  *veit  n.  o 

caraxnillo  sp,  —  chaluxneau  II.  c 

carauz  sp.  —  trincare 

caravella  it,  —  caraba 

caravelle  fr,  —  caraba 

carcame  it,  —  *carca880 

carciofo  t^.  —  *articiocco 

carcol  pr,  —  ^carcan  II.  c 

careme  fr,  —  quaresima 

caribe  sp,  —  cannibale 

carmin  sp,  —  carmesino 

carmin  fr,  —  carmesino 

carminio  it,  —  carmesino 

camajo  it,  —  cimeterio 

camasciale  it,  —  camevale  II.  a 

camaval  sp,  fr.  —  camevale  II.  a 

camel,  cameler  fr,  —  cran  II.  c 

camet  fr,  —  *cahier  U.  c 

camicol  sp.  —  carnero  II.  b 

carosello,  carrozza  it,  —  carriera 

caroube,  caroage  fr,  —  carruba 

carousse  fr.  —  trincare 

carquois  fr,  —  *carcas80 

carraca  sp.  —  *caracoa 

carraque  fr,  —  *caraooa 

carr6,  carreaa,  carrer  fr,  —  quadro 

carri^re  fr,  —  *carriera  a.  quadro 

carrignon  fr,  —  *cahier  II.  c 

carrosse  fr,  —  carriera 

carrousel  fr,  —  carriera 

carroza  sp,  —  carriera 

carrabo  tt,  —  carruba 

carvallo  sp,  —  carrasea  II.  b 

casar  sp,  —  casa 

cascajo,  cascara,  casoo  sp,  —  cascar  II.  b 

cascare,  cascata  it,  —  casoo  II.  a 

casco  it,  —  cascar  II.  b 

casemet  fr,  —  *cahier  II.  c 

casque  fr,  —  cascar  IL  b 

casser  fr,  —  cass  u,  casso  (1) 

cassero  it.  —  aloazar  II.  b 

casserola  it.  —  cazza 

casserole  fr.  —  cazza 

castone  it.  —  ^cassa 

casulla  sp.  —  *casipDla 

catacolto  it.  —  catar 

catir  fr.  —  quatto 

cau,  caucala  pr.  —  choe  U.  c 


cauohemar  fr.  —  *mare  II.  c 

caudillo  sp.  *^  capitello 

causer  fr.  —  cosa 

cautivo  sp.  —  cattivo 

cavegon  fr.  —  cavezza 

caveira  pg.  —  calavera  II.  b 

caxa  sp.  —  *cas8a 

cazar  sp.  —  caociare 

cazo  sp.  —  cazza 

oe  /r.  —  ciö 

oeans  fr.  —  ens  IL  c 

cebellina  sp.  —  zibelKno 

cecial  sp.  —  cers  II.  c 

oecina  sp.  —  cers  II.  c 

cedazo  sp.  —  staccio 

cedelar  pr.  —  *soif  II.  c 

cedemo  t^  —  oedro 

cedilla  sp.  —  zediglia 

cedille  fr.  —  zediglia 

cedo  sp,  pg.  —  oetto 

cel  fr.  —  quello 

celeri  fr.  —  sedano 

celosia  sp.  —  zelo 

celui  fr.  —  quello 

cembel  fr.  —  ^zimbello 

cendal  sp.  —  zendale 

cenh  pr.  —  segno 

cennamella  it.  —  oeramella  II.  a 

cenoura  pg.  —  zanahoria  II.  b 

censal  fr.  —  Sensale 

centinela  sp.  —  sentinella 

cercelle  fr.  —  ceroeta 

cerda  «p.  —  cerdo  II.  b 

oereza  sp.  —  ciriegia 

cerise  fr.  —  ciriegia 

oeme,  cemer  fr,  —  oeroine 

oeroulas  pg,  —  zaragüelles  IL  b 

oerrar  sp,  —  serrare 

cerre  fr,  —  cerro  II.  a 

cerretano  it.  —  *ciarlare 

cerveza  sjt,  —  birra 

cesca  pr,  —  sescha  IL  c 

cespuglio  it,  —  cespo  U.  a 

oessal  pr,  —  Sensale 

cesto  it.  —  cespo  II.  a 

cet  fr.  —  questo 

cetera,  cetra  it,  —  chitarra 

cezer  pr,  —  cece 

cha  1*.  —  t6 

cbablis  fr,  —  caable  IL  c 

chaborra  sp,  —  chabasoo  IL  b 

chachara  sp.  —  ciancia 

cbacun  fr,  —  ciascuno 

chaeles  dUfr,  —  *cavelle  II.  a 

chainse  fr.  —  camicia 

chalit  fr.  —  *cataletto 

chamar  pg.  —  chiamare 

chamarra  sp.  —  zamarro  IL  b 

chamarrer  fr.  —  zamarro  IL  b 

chamois  fr.  —  camozza 

Champion  fr.  —  campo 

chanca  pg.^  chanclo  sp.  —  zanca 

cbanceler  fr.  —  cancellaro 

chancre  fr.  —  graachio 


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790 


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change,  changer  fr,  —  cambiare 

chanteau  fr,  —  canto 

chantier  fr,  —  cantiere 

chanvre  fr.  —  canape 

chanza  sp.  —  cianoia 

ehaon  fr,  —  chignon  II.  c 

chapc,  chapeaa,  chapelle  fr,—  cappa 

ohaperon  fr,  —  cappa 

chapitre  fr,  —  capitolo 

chardon  fr,  —  cardo 

Charge,  charger  fr.  —  caricare 

charlatan  fr,  —  ciarlare 

chami^rc  fr.  —  carne  II.  c 

charogne  fr,  —  carogna 

charpa  sp,  —  sciarpa 

charpente  fr.  —  carpentiere 

charroie  fr,  —  charme  II.  c  (1) 

charrua  pg,  —  aratro 

charrue  fr.  —  aratro 

chasse,  chasser  fr.  —  cacciare 

chässe  fr,  — -  *cas8a 

chasuble  fr,  —  *casipola 

Chat  fr,  —  gatto 

chata,  chato  sp.  —  piatto 

cbat-huant  /r.,  chauanapr.  —  choe  II.  c 

chaton  fr.  —  ^oassa 

chaudidre,  ohaudron  fr,  -^  *ca]daja 

chaumidre  fr.  —  chaume  II.  c 

chausse  fr,  —  calzo 

Chaussee  fr,  —  '^calzada 

chebec  fr,  —  chaveco 

chejfar  pg.  —  llegar  IL  b 

cheirar  pg,  —  *fragrare 

eherner  fr,  —  scemo 

chemin  fr,  —  cammino 

ohemiii6e  fr,  —  caminata 

chemise  fr,  —  camicia 

cheppia  it.  —  chieppa  II.  a 

chercher  fr.  —  cercare 

chöre  fr,  —  cara 

chervis  fr,  —  chirivia  II.  b 

chötif  fr,  —  cattivo 

cheval»  chevaacher  fr.  —  *cavallo 

chevet  fr.  —  chef  II.  c 

cheyille  fr.  —  cavicchia    , 

chevir  fr.  —  chef  II.  c 

chevrette'  fr,  —  crevette  II.  c 

chi  t^  —  che 

chibo  sp.  —  zeba 

chicane,  chiche,  chicot  fr.  —  ♦cica 

chicchera  it.  —  xicara  IL  b 

chicharo  sp.  —  cece 

chicharra  sp.  —  cigala 

chiche  fr.  —  cece  t*.  *cica 

chico  sp.  —  *cica 

chier  fr,  —  ♦eschiter  II.  c 

chiflFre  fr,  —  cifra 

chifla  pr.  —  ciufolo 

chifonie  fr,  —  sampogna 

chimica  it,  —  alchimia 

chimie  fr,  —  alchimia 

chinea  it.  —  haca 

chinela  sp.  —  chanela  11.  b 

chinquer  frt  —  *e8canciar 


chiotto  ü.  —  *cheto 

chiourme  fr,  —  ciurma 

chiovo  t*.  —  chiodo  II. 'a 

chiquet  fr.  —  *cica 

chirlar  sp,  —  zirlare 

chitare  it,  —  *cheto 

chito  sp,  —  zitto 

chiurlare  it,  —  *urlare 

choc  fr,  —  cioooo 

chocha  sp.  —  choroha  U.  b 

chocolat  fr.  —  cioccolata 

chommer  fr,  —  cabna 

chopo  sp.  —  pioppo 

chopper  fr,  —  zoppo 

choque  sp.  —  ciocco 

choquer  fr.  —  docoo 

chose  fr.  —  cosa 

ohotar,  choto  sp,  —  ciocciare 

chou  fr.  —  cavolo 

chouan,  chouette  fr,  —  choe  II.  c 

choucas  fr,  —  choe  II.  c 

choupo  pg.  —  pioppo 

chousa  pg,  —  llosa  IL  b. 

chouvir  pg.  —  chiadere 

chova,  choya  sp,  —  choe  II.  c 

chubarba  sp,  —  jusbarba 

chubasco  sp.  —  pioggia 

chuchoter,  chut  fr.  —  zitto 

chufa  sp,  —  ciufolo 

chapa  sp,  —  giubba 

chupar  sp,  —  8opa 

ohusma  sp.  —  ciurma 

chuva  pg,  —  pioggia 

ci  it,  —  qui 

ci  fr,  —  qui 

cik  it,  —  t^ 

ciampa  it,  —  tape  IL  c 

ciarpa  it.  —  sciarpa 

ciausire  it,  —  choisir  IL  c 

oibera  sp,  —  cebada  IL  b 

cidra,  cidro;  cidronela  sp,  —  cedro 

cidre  fr,  —  »idro 

oiera  it.  —  cara 

cierzo  sp.  —  cers  II.  o 

cigarra  sp.  —  cigala 

cigna  it.  —  cinghia 

cigolo  t*.  —  *cica 

cigurelja  pg.  —  satureja 

oilha  pg.  —  cinghia 

cilla  sp.  —  celda  IL  b 

oimbel  sp.  —  *zimbello 

cimbra,  cimbria  sp.  —  centinare 

cimeterre  fr.  —  scimitarra 

cimitarra  sp.  —  scimitarra 

cinoelle  fr.  —  zenzara 

cingler  fr.  —  singlar 

cingottare  it.  —  *cigolare  II.  a 

cinto  it.  —  cinghia 

cintre  fr.  —  centinare 

cinza  pg.  —  ceniza  II.  b 

cio  pg.  —  zelo 

cioppa  it.  —  giubba 

ciotola  f*.  —  cioociare 

ciottare  it.  —  azote  IL  b 


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791 


ciovetta  it,  —-  choe  II.  c 

ciranda  pg.  —  *zaranda  II.  b 

cirzir  pg.  —  zurcir  II.  b 

cisale  it.  —  cesoje  II.  a 

ciscranna  it.  —  soranna  II.  a 

ciseau,  ciseler  fr.  —  oincel 

cisne  sp.  —  *cecero 

citano  sp.  —  zutano  II.  b 

citole  fr,  —  chitarra 

citron,  citronnelle,  citrouille  fr.  —  cedro 

ciu  fr.  —  avocolo 

civada  pr.  —  cebada  II.  b 

ciyanza  iL  —  chef  U.  c 

civeo  it.  —  *civi^re  IL  c 

civetta  i^  —  choe  II.  c 

civette  fr.  —  zibetto 

civire  it.  —  chef  II.  c 

cizias  pr.  —  assises  II.  c 

cizza  it.  —  tetta 

clabaud  fr.  —  glapir  II.  c 

clairon,  clarinette  fr.  —  chiarina 

clapier  fr.  —  clapir  II.  c 

claque  fr.  —  *clique  II.  c 

darin  eet.  sp.  —  chiarina 

clarinetto  it.  —  chiarina 

das  pr.  —  chiasso 

clatir  fr.  —  ghiattire 

cleda  pr.  —  claie  II.  c 

Clin  frl  —  cligner  II.  c 

clocher  fr.  —  *clop  II.  c 

cloquear  sp.  —  chiocdare 

clore  fr.  —  chiudere 

clou  fr.  —  chiodo  II.  a 

clueca,  clueco  sp.  —  chiocciare 

coalho  pg.  —  quaffliare 

coalla  sp.  —  qua^ia 

cobarde  sp.  —  codardo 

cobe  pr.  —  *cupido 

oobir  pr.  —  *cupido 

cocagne  fr.  —  *caccagna 

cocarde  fr.  —  ooq  II.  c 

coccia,  coccio  it.   —  cocca  (2) 

oocear  sp.  —  coz  II.  b 

cochar  pr.  sp.  —  coitar 

coche  sp.  —  cocchio 

coche  fr.  —  cocca  (1) 

coche  fr.  —  cocchio 

Cochenille  fr.  —  cocciniglia 

cochinilla  sp.  —  cocciniglia 

cochino  sp.  —  coche  II.  c 

cociore  it.  —  *cuire  II.  c 

cocon  fr.  —  cocca  ('2) 

cocu  fr.  —  cucco 

codaste  sp.  —  coda 

codea  pg.,  codena  sp.  »—  cotenna 

codicia  sp.  —  *cupido 

oodillo,  codo  sp.  ~  cubito 

codrione  tt.  —  coda 

coelho  pg.  —  coniglio 

cofe  sp.  —  cofano 

coffa  it.  —  cofano 

coffre  fr.  —  cofano 

cofia  sp.  —  cnffia 

coger  sp,  —  *cogliere 


cogolmar  sp.  —  colmo 

cogote  sp.  —  cocca  (2) 

cogotz,  cogul  pr.  —  oucoo 

cogujon  sp.  —  cognjada  II.  b 

coi  fr.  —  *cheto 

coiffe  fr.  —  cuffia 

coing  fr.  —  ootogna 

cointe  fr.  —  conto 

coiser  fr.  —  *cheto 

coite  fr.  —  *coltrioe 

cojon  sp.  —  coglione 

col  sp.  —  cavolo 

cola  sp.  —  coda 

colcha  sp.  —  *ooltrioe 

colchete  pg.  —  croc  IL  c 

coldre  pg.  —  *goldre  II.  b 

colgar  sp.  —  oolcare 

coltra  pr.  —  *coltrice 

colni  it.  —  qnello 

comble  fr.  —  colmo 

combleza  sp.  —  bercer  IL  c  (2) 

combro  pg.  —  colmo 

commencer  fr.  —  *cominciare 

comment  fr.  —  *come 

comoro  pg.  —  colmo 

comprar  sp.,  oomprare  it.  —  parare 

oompte,  compter  fr.  —  oontare 

comte  fr.  —  conte 

conde  sp.  —  oonte 

confalon  sp.  —  gonfalone 

oong^ier  fr.  —  conge  II.  c 

congedo  it.  —  conge  II.  c 

oongoxa  sp.  —  angoscia 

conhortar  sp.  —  *confortare 

coniller  fr.  —  coniglio 

connetable  fr.^ —  oontestÄbile 

connin  fr.  —  coniglio 

cöiiortar  pr.  —  *confortare 

conquidere  it.  —  chiedere  II.  a 

conrear  sp.  —  redo 

conroi  fr,  —  redo 

contadino,  contado  it.  —  conte 

contigia  it.  —  oonciare  II.  a 

oontraindre  fr.  —  6treindre  II.  c 

contrebande  fr,  —  *bando 

contrecarrer  fr.  —  cara 

contree  fr,  —  *contrata 

controle  fr.  —  rotolo 

convier  fr.  —  convitare 

convin,  convine  fr.  —  convegno 

convoiter  fr.  —  *cupido 

convojare  t*.  —  voyer  II.  c 

convoyer  fr.  —  voyer  IL  o 

copete,  copo  sp,  —  coppa 

coque  fr.  —  oocca  (2) 

coquemar  fr.  —  oogoma  IL  a 

ooquet  fr.  —  coq  n.  c 

coquille  fr.  —  cochiglia 

cor  (Partikel)  fr.  —  ora  (2) 

corbata  sp,  —  cravatta 

corcare  it.  —  colcare 

corche  sp.  —  alcorque  II.  b 

corchete  sp.  —  croc  IL  c 

corooB  pg.  —  ooroovar  II.  b 


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792 


KEGISTER. 


corcasir  «p.  —  oorcovar  II.  b 

cordonnier  fr,  —  cordovano 

oorine  fr,  —  *oomiccio 

cormano  sp.  —  hermano  II.  b 

corral  «p.  —  corro  II.  b 

correa  «p.  —  coreggia 

oorredo  it.  —  redo 

correo  sp.  —  redo 

corroyer  fr,  —  redo 

cortege  fr,  —  corte 

corteza  sp,  —  oorteccia 

cortir  pg,  —  *curtir  II.  b 

corveta  pg,  —  corbeta 

corvettc  fr,  —  corbeta 

coscar  sp,  —  co^ar  IL  b 

cosensa  pr.  —  *cuire  II.  c 

coser  sp,  —  oacire 

cospel  fr,  —  copeau  II.  c 

cosquillas  sp,  —  cogar  II.  b 

cosser  fr,  —  cozzare    , 

cossi  pr,  —  *coine 

oostribo  sp,  —  *e8tribo 

costui  it,  —  questo 

oostura  it,  —  cucire 

cota  pr,  —  *coltrioe 

oota,  cotar,  ootejar  —  quota 

cote,  cote,  coteau  fr.  —  costa 

cote,  coter,  ooterie  fr,  —  qaota 

cotica  it,  —  cotenna 

ootillon  fr,  —  ootta 

ootio  pg,  —  cote  II.  b 

cotovello  pg,  —  cubito 

couard  fr,  —  codardo 

coubrer  fr,  —  *cobrar 

couchant  fr.  —  ponente 

coucher  fr,  —  coloare 

ooucou  fr,  —  cucco 

coude  fr,  —  cubito 

coudre  fr,  —  cucire 

couenne  fr,  —  cotenna 

couette  fr,  —  *coltrioe 

oouillon  fr.  —  coglione 

coulis,  coulisse  fr,  —  couler  II.  c 

coup  fr,  —  colpo 

coupe,  coupeau  fr,  —  coppa 

couper  fr,  —  colpo 

couple,  Couplet  fr,  —  coppia 

coupole  fr,  —  coppa 

cour  fr,  —  Corte 

courage  fr,  —  coraggio 

courbette  fr,  —  corvetta 

courge  fr,  —  cucuzza 

courlis  fr,  —  corlieu  11.  c 

courroie  fr,  —  coreggia 

courroux  fr.  — ^  *corruccio 

courte-pointe  fr,  —  *coltrice 

oourtier  fr,  —  cura 

courtine  fr,  —  *oortina 

oourtisan,  courtois  fr.  —  corte 

COU8  fr,  —  cucco 

Cousin  fr,  —  cugino 

cousser  pr,  —  *coltrice 

coussin  fr,  —  *coltrice 

couto  pg.  —  coto  II.  b 


coutume  fr,  —  costuma 

couve  pg,  —  cavolo 

couver  fr,  —  covare 

covado  pg,  —  cubito 

covelle  it,  —  cavelle  II.  a 

coxa  pg,  —  coBcia 

coxin  sp.  —  *coltrice 

coxo  sp,  —  coscia 

coyon  fr,  —  coglione 

cracher  fr,  —  racher  II.  c 

cramoisi  fr,  —  carmesino 

crampe,  crampon  fr,  —  grampa 

cranc  pr,  —  granchio 

cranequin  fr,  —  crone  II.  c 

craquer  fr,  —  crac  II.  c 

crasse  fr,  —  grasso 

cravache  fr.  —  *oorbaoho 

cravanter  fr,  —  crebantar 

ergehe  fr,  —  greppia 

cremisi  it,  —  carmesino 

creneau  fr,  —  cran  11.  c 

crepon  fr,  —  groppo 

cresson  fr,  —  crescione 

crever  fr.  —  crepare 

crier  fr,  —  gridare 

crocciare  it,  —  chiocciare 

croche  fr,  —  *croccia 

crochet  fr.  —  croc  IL  c 

croi  pr,  —  crojo  IL  a 

croissir,  croistre  fr,  —  crosciare 

Crosse  fr,  —  *croccia 

crotorar  sp,  —  crocchiare  II.  a 

crouler  fr,  —  crollare 

Croupe,  croupion,  croupir  fr,  —  groppo 

cruccia  it,  —  *croccia 

crucciare  it,  —  *corruccio 

cruxir  sp.  —  crosciare 

cuajar  sp,  —  quagliare 

cuba  sp,  —  coppa 

cubilete  sp,  —  coppa 

cucar  sp,  —  cucco 

cuchara  sp,  -^  cucchiajo 

cuculo  it,  —  cucco 

cuebano  sp.  —  cofano 

cueillir  fr.  —  *cogliere 

cuento  sp,  —  contare 

cueva  sp,  —  covare 

cueza  sp.  —  cocca  (2) 

cuidadO)  cuidar  sp.  —  *coitare 

cuidier  fr,  —  *coitare 

cuiller  fr.  —  cucchiajo 

cuirasse  fr,  —  corazzo 

cuisine  fr,  —  cucina 

cuisse  fr.  —  coscia 

cuistre  fr,  —  *cuire  U.  c 

cumbre  sp.,  cume  pg,  —  colmo 

curattiere  it,   —  cura 

cusare  t*.  —  cosa 

cuscino  it,  —  *coltrice 

cusir  sp.  —  cucire 

cusso  pr,  —  cozzone 

cuticagna  it,  —  cotenna 

cutio  sp,  —  cote  n.  b 

cuve  fr,  —  coppa 


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REGISTER 


793 


da  it.  —  a 
dace  fr,  —  dazio 
daguet  fr,  —  ffuatare 
dail  fr.  —  dalle 
daino  it  —  daim  ü.  c 
dalle  fr.  —  dala  u.  adalid  II.  b 
dame  fr,  —  donno 
damigello  it,  —  donno 
dans  fr.  —  ens  II.  o 
darga  sp,  —  targa 
darr^  pr,  —  redo 
darse  fr,  —  arsenale 
I  darsena  it,  —  arsenalo 
datil  ap.  —  dattero 
datte  fr,  —  dattero 
daus  pr,  —  vas  II.  c 
davanti  it,  —  anzi 
d6  fr,  —  dado 
debanar  pr,  —  dipanare 
debarrasser  fr.  —  barra 
debaucher  fr.  —  *bauche  II.  c 
debicar  pg,  —  becoo 
döblayer  fr,  —  *biado 
d^bonnaire  fr,  —  aere 
debout  fr,  —  bottare 
debris  fr,  —  *bri8er  II.  c 
d^but  fr,  —  bozza 
decentar  sp,  —  enoentar  U.  b 
dechat  pr,  —  decbado  II.  b 
d^chirer  fr,  —  eschirer  IL  c 
dechouer  fr,  —  öchouer  IL  c 
deci,  dessi  fr,  —  *8i  II.  .c 
decombres  fr,  —  colmo 
d6falquer  fr.  —  falcare 
d6faut  fr.  —  faltare 
defelipre  fr,  —  *friper  IL  c 
defi,  defier  fr,  —  disfidare 
defiler  fr,  —  fila 
defois  fr,  —  dehesa  II.  b 
defrayer  fr.  —  *frai8  IL  c 
d^guerpir  fr,  —  guerpir  IL  c 
deguiser  fr.  —  guisa 
deitar  pg.  —  gettare 
d^jii  fr,  —  gik 
dejeuner  fr,  —  giunare 
delabrer  fr.  —  lambeau  U.  c 
delante  sp.  —  anzi 
d^layer  fr.  —  dilegnare 
deleznar  sp.  —  liscio 
demain  fr.  —  mane 
demarrer  fr.  —  amarrar 
demas  sp,  —  mai 
dementare  it,  —  mentar 
dementiers  fr,  —  montre 
demoiselle  fr,  —  donno 
denan  |>r.  —  anzi 
dende  sp,  —  indi 
denier,  denree  fr,  —  denaro 
depecher  fr,  —  pacciare 
depetrer  fr.  —  *pa8toja 
dcpouillo  fr,  —  spoglio 
depuis  fr.  —  poi 


deramer  fr,  ~  derramar  II.  b 

d^rate  fr.  —  *rate  IL  c 

derecho  sp.  —  ritto 

dernier  fr.  —  retro 

d6rober  fr.  —  roba 

deroute  fr.  —  *rotta 

derrata  it.  —  denaro 

derrear  pg,  —  der  rengar 

derridre  fr,  —  retro 

derrocar  sp.  —  *rocca 

derrubio,  dermmbar  sp.  —  *dirupare 

derver  fr,  —  desver  IL  c 

desafiar  sp,  —  disfidare 

descaptar  pr,  —  capitare  IL  a 

desde  sp,  —  des 

dese  pr,  —  se  IL  c 

deseo  sp,  •—  disio 

desi  sp.  —  qui 

designare  it,  —  disegnare 

designer  fr.  —  disegnare  — 

deslegat*  pr.  —  dileguare 

desleir  sp.  —  dilegnare 

deslizar  sp.  —  lisoio 

desman  sp.  —  ademan  IL  b 

desmayar  sp.  —  smagare 

desnot  pr,  —  denuesto  IL  b   ^ 

desormais  fr.  —  des 

despacbar  sp,  —  pacciare 

desparpajar  sp.  —  parpaglione 

despejar  »p,  —  speccbio 

despertar  sp.  —  *e8pertar  IL  b 

despiojar  sp.  —  pidocchio 

despir  pg.  —  *de8pedir  IL  b 

despojo  sp,  —  spoglio 

despues  sp.  —  poi 

desrubant  fr.  —  *dirupare 

dessein,  dessin,  dessiner  fr. — disegnare    -^ 

dessert  fr.  —  *8erviette  IL  c 

dessous  fr.  —  sotto 

dessus  fr.  —  suso 

destrozar  sp,  —  *torso 

detacher  fr.  —  tacco 

döteler  fr.  —  teler  IL  c 

detrancher  fr,  —  trinciare 

detraquer  fr.  —  trac  IL  c 

detras  sp,  —  tras 

detrier  fr,  —  tricare 

detroit  fr,  —  etroit  IL  c 

detta  it.  —  dicha  IL  b 

deuil  fr.  —  cordoglio 

devanar  sp.  —  dipanare 

devant  fr.  —  anzi 

d^vider  fr.  —  *vide  IL  c 

devire  pr.  —  *divi8o 

devis  fr.  —  *divi8o 

devouer  fr.  —  voeu  IL  c 

diane  fr.  —  diana  IL  a 

diante  pg.  —  anzi 

dianzi  t^  —  anzi  • 

dietro  it.  —  retro 

dieu  fr.  —  dio 

digiunare  t^.  —  giunare 

digrignare  it,  —  grinar 

dilajare  it,  —  d61ai  IL  c 


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794 


REGISTER. 


dilayer  fr.  —  d^lai  II.  c 

dileticare  it,  —  *solleticare  11.  a 

dilus  pr.  —  lunedi 

dimanche  fr.  —  domenica 

dimenticare  it.  —  mentar 

dimercres  pr.  —  merooledi 

diminuer  fr.  —  menovare 

dinanzi  it,  —  anzi 

diner  fr.  —  ^desinare 

dinero  »p.  —  denaro 

dintel  sp.  —  linde  11.  b 

dimar  pg,  —  *de8inare 

disfrazar  Bp.  —  farsa 

dita  pg.  —  dicha  ü.  b 

diva  fr.  —  da  ü.  c 

dodiner  fr.  —  dondolare  II.  a 

dodu  fr.  —  dondon  II.  c 

doesto  pg.  —  denuesto  IL  b 

doge  it.  —  *duca 

domani  it.  —  mane 

dombo  sp.  —  duomo  II.  a 

dorne  fr.  —  duomo  II.  a 

domentre  pr.  —  mentre 

donc  fr.  —  dunque 

donde  sp.  —  onde 

donde  it.  ~  onde 

donoier  fr.  —  donno 

donoso  sp.  —  donaire  II.  b 

dont  fr.  —  onde 

dopo  it.  —  poi 

domajo,  domilla  sp.  —  dorna  II.  c 

dorp  pr.  —  *orbo 

dorssar  pr.  —  rosser  II.  c 

dosel  sp.  —  dais  ü.  c 

dossiere  it.  —  dais  II.  c 

dotta  it.  —  otta  11.  a 

douaire  fr.  —  douer  II.  c 

douane  fr.  —  dogana 

douche  fr.  —  docoiare 

douillet  fr.  —  douille  II.  c  (1) 

dousil  fr.  —  douille  II.  c  (2) 

douve  fr.  —  doga 

dove  it.  —  ove 

dovela  sp.  —  doga 

dragee  fr.  —  *treggea 

dreche  fr.  —  *dra8che  II.  c 

dresser  fr.  —  rizzare 

dritto  it.  —  ritto 

drizzare  it.  —  rizzare 

drogman  fr.  —  dragomanno 

droit  fr.  —  ritto 

drut  fr.  —  drudo 

ducado  sp.  —  *duca 

ducat  fr.  —  *duca 

ducato  it.  —  *duca 

ducha  sp.  —  docciare 

dnela  sp.   —  doga 

duende  sp.   —  duendo  U.  b 

dusque  fr.   —  jusque  11.  c 

E. 

öbahir  fr.  —  baire 
ebaucher  fr.  —  *bauche  U.  c 


6branler  fr.  —  *brando 

ebrouer  fr.  —  *bravo 

e^a  pg.  —  *herse  II.  c 

ecacher  fr.  —  quatto 

ecaille,  ecale  fr.  —  soaglia 

ecarlate  fr.  —  scarlatto 

ecarter  fr.  —  *8eartare 

echafaud  fr.  —  catafaloo 

echalotte  fr.  —  *8calogno 

echanson  fr.  —  *e8canciar 

echapper  fr.  —  scappare 

echar  sp.  —  gettare 

Gebärde  fr.  —  cardo 

echarpe  fr.  —  sciarpa 

echars  fr.  —  scarso 

Schauder  fr.  —  cbauflfer  II.  c 

6cbec  fr.  —  scacco 

ecbemer  fr.  —  sciame 

6chevin  ^.  —  scabino 

ecbine  fr.  —  *8chiena 

echiquete,  ecbiquier  fr.  —  scacco 

echome  fr.  —  scalmo 

echoppe  fr.  —  *e8coplo  II.  b 

eclater  fr.  —  *8chiantare 

Melisse  fr.  —  clisse  11.  c 

eclope  fr.  —  *clop  II.  c 

eclore  fr.  —  chiudere 

ecluse  fr.  —  esclusa 

ecorce,  ecorcer  fr.  —  soorza 

ecorcher  fr.  —  corteccia 

ecosse    fr.  —  cosse  II.  c 

6cot  fr.  —  scotto 

ecouer  fr.  —  ooda 

eoour  fr.  (pic.)  —  soorciare 

ecourg^e  fr.  —  scuriada 

ecoute  (altfr.  escote)  —  sootta 

ecouter  fr.  —  ascoltare 

ecueil  fr.  —  scoglio 

ecume  fr.  —  scbiuma 

teurer  fr.  —  sgurare 

ecureuil  fr.  —  scojattolo 

ecusson,  ecuyer  fr.  —  ecu  II.  c 

effacer  fr.  —  faccia 

effondrer  fr.  —  fondo 

effort  fr.  —  forza , 

effrayer,  efifroi  fr.  —  *frayeur  II.  c 

effront6  fr.  —  affrontare 

egarer  fr.  —  garer  11.  c 

eglantier  fr.  —  aiglent  II.  c 

egraffigner  fr.  —  greffe  II.  c  (1) 

egratigner  fr.  —  grattare 

egruger  fr.  —  gruger  IL  c 

eis  pg.  —  ecco 

eisaurar  pr.  —  sauro 

eissernir  pr.  —  scernere  II.  a 

el  fr.  —  al 

elan  fr.  —  lancia 

ele  sp.  —  ecco 

electuaire  fr.  —  lattovaro 

elever  fr.  —  allevare 

elingue  fr.  —  slinga 

ella  it.  sbst.  —  enola 

eloendro  sp.  —  oleandro 

email  fr.  —  smalto 


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REGISTER. 


795 


embabacar  pr.  —  bava 
embair  sp.  —  baire 
embarazo  sp.  —  barra 
embarras  fr.  —  barra 
embastar  sp.  —  basto 
embaucar  sp.  —  bava 
embaucher  fr.  —  *bauche  II.  c 
embaxada  sp.  —  ^ambasoiata 
emberguer  altfr.  —  *abrigo 
embestir  sp.  —  investire 
embigo  pg.  —  *ombelico 
emblaver  fr.  —  *biado 
embora  pg.  —  ora  (l) 
emborcar  pg.  —  volcar  II.  b 
embraser  fr.  —  bragia 
embudo  sp.  —  imbuto 
embusquer  fr.  —  *bo8co 
embuste  sp.  —  busto 
emeraude  fr.  —  smeraldo 
emeri  fr.  —  smeriglio 
emerillon  fr.  —  smerlo 
erneute  fr.  —  meute  11.  o 
emmitoufler  fr.  —  pantofola 
emoi  fr.  —  smagare 
6mouchet  fr.  —  moschetto 
6mou88er  fr.  —  mozzo 
empachar  sp.  —  pacoiare 
empan  fr.  —  spanna 
emparar  sp.  —  parare 
emparer  fr.  —  parare 
empecher  fr.  —  pacciare 
empedegar  pr.  —  pacciare 
empeguntar  sp.  —  pegar 
empeine  sp.  —  pettine 
empero  sp.  —  pero 
empeser,  empois  fr,  —  pegar 
empetrer  fr.  —  *pastoja 
empezar  sp.  —  *cominciare 
empiffrer  fr.  —  *piva 
empinar  sp.  —  pino  II.  b  (2) 
emplasto  sp.  —  piastra 
emplatre  fr.  —  piastra 
emplear  sp.  —  piegare 
employer  fr.  —  piegare 
empreinte  f)r.  —  *imprenta 
emprunter  fr.  —  iroprontare 
en  pr.  (sbst.)  —  donno 
en  fr.  —  indi 
enan,  enantar  pr.  —  anzi 
encan  fr.  —  incanto 
encami^ar  pg.  —  achamer  IL  c 
encastrer  fr.  —  *ca88a 
encaosar  pr.  —  incalciare 
enceinte  fr.  —  incinta 
enceitar  pg.  —  encentar  II.  b 
enchasser  fr.  —  ^cassa 
enchauoer  fr,  —  incalciare 
encher  pg.  —  henchir  U.  b 
enohova  pg.  —  acciuga 
encia  sp.  —  gengiva 
encima  sp.  —  *cima 
enoina  sp.  —  elce 
enduget  pr,  —  incude 
enclome  fr.  —  inoude 


encombre  fr.  —  oolmo 
encore  fr.  —  ora  (2) 
encre  fr.  —  inohiostro 
encui  fr.  —  *anche 
endec  pr.  —  dec  IL  c 
endecha  sp.  —  dec  U.  c 
enderezar  sp.  —  rizzare 
endever  /V.  —  desver  IL  c 
endilhar  pr.  —  hennir 
endro  pg.  —  eneldo  II.  b 
endroit  fr.  —  ritto 
enebro  sp.  —  ginepro 
enel  fr.  —  snello 
enfeitar  pg.  —  afeitar  IL  b 
enfiar  pg.  —  fila 
enfoncer  fr.  —  fondo 
enfreindre  fr.  —  fraindre  IL  c 
engafio  sp.  —  inganno 
engar  pg.  —  *enger  IL  o 
engarrafar  sp.  —  graffio 
engastar  sp.  —  ^cassa 
engeance  fr.  —  *enger  IL  c 
engia  fr.  —  inge^o 
engle  sp.  —  ingame 
engloutir  fr.  —  ghiotto 
engo  pg.  —  ebbio 
engodar  pg.  —  goda  II.  c 
engouer  fr.  —  gave  IL  c 
engriman^o  pg.  —  grima  IL  b 
engrot  fr.  —  heingre  IL  c 
engrudo  sp.  —  glu  IL  c   • 
enhaner  fr.  —  affanno 
enherdir  fr.  —  yerto  IL  b 
enheudir  fr.  —  *el8a  IL  a 
enhiesto  sp.  —  *fe8to  IL  b 
enilhar  pr.  —  hennir 
enjoler  fr.  —  gabbia 
enloier  fr.  —  *enlear  IL  b 
ennui  fr.  —  noja 
enquar  pr,  —  "^cominciare 
enquenuit  fr.  —  *anche 
enqui  fr.  —  qui 
enojo  sp.  —  noja 
enristre  sp.  ■—  resta 
enrizar  sp.  —  riccio  (2) 
enrocar  pg.  —  rocchetto 
ensalzar  sp.  —  alzare 
ensauchar  sp.  —  ancho  IL  b 
ensayo  sp.  —  ßaggio  (2) 
cinseigne  fr.  —  msegna 
enseigner  fr.  —  insegnare 
ensemble  fr.  —  insembre 
ensemble  sp.  —  insembre 
ensement  fr.  —  esso 
enseQa  sp.  —  insegnare 
ensonple  /V.  —  subbio 
enteado  pg.  —  alnado  II.  b 
entero  sp.   —  intero 
enterver  fr.  —  rover  II.  c 
entier  fr.  —  intero 
entraver,  entraves  fr,  —  travar 
entrudo  pg,  —  entroido  IL  b 
envelopper  fr.  —  *viluppo 
envi  fr,  —  envis  IL  c 


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796 


REGISTER 


environ  fr,  —  *virar 

envoisier  fr,  —  *vizio 

envoyer  fr,  —  voyer  II.  c 

enxada  p^.  --  accia 

enxalma  «p.  —  ^salma 

enxambre  »p.  —  sciame 

enxarcia  'pg.  —  sarte 

enxergar  pg,  —  cercare 

enxofre  pg,  —  solfo 

enxoval  pg.  —  axuar  II.  b 

enxugar  «p.  —  suco 

enxullo  5p.  —  subbio 

enxuto  sp.  —  suoo 

epais  ff,  —  spesso 

epargner  fr.  —  sparag^are 

eparpiÜer  fr,  —  parpaglione 

eparvin  /r.  —  spavenio 

epaule  /r.  —  spalla 

6peautre  fr.  —  spelta 

ep^  fr,  —  ^spada 

eperlaso  sp.  —  eperlan  11.  c 

eperon  fr,  —  sperone 

epervier  fr,  —  sparaviere 

6pice  fr.  —  spezie 

6pier  fr,  —  spiare 

epinard  fr,  —  *8pinace 

epinceler,  epincer  fr,  —  pizza 

epingle  fr.  —  spillo 

epitima  9p,  —  bizma  II.  b 

eplucher  fr,  —  piluccare 

epois  fr,  —  spito 

epouiller  fr,  —  pidocchio 

epouvanter  fr,  —  spaventare 

epoux  fr.  —  sposo 

epreindre  fr,  —  preindre  ü.  c 

equerre  fr,  —  quadro 

equi  fr,  —  qui 

equiper  fr,  —  schifo 

er,  era  pr,  —  ora  (2) 

erable  fr,  —  acero 

ercer  sp,  —  erguir  II.  b 

ereinter  fr,  —  derrengar 

ergot  fr,  —  *argot  II.  o  (2) 

erizo  sp.  —  riccio  (1) 

erranment  fr,  —  erre  II.  c 

errement  /V.  —  inchiostro 

ers  /y*.  —  ervo 

ervodo  pg,  —  albedro  II.  b 

es  fr,  {ä)st,)  —  ape 

es  fr,  —  ecco 

esbalauzir  pr,  —  eblouir  II.  c 

esbanoier  fr.  —  banda 

esbo^ar  pg,  —  bozza 

esbulhar  pg,  —  bolla 

esoadre,  escadroB  fr,  —  quadro 

escala  pr,  —  echiera 

escalavrar  pg,  —  *naverare 

escalin  sp,  —  scellino 

escalmo  sp.  —  scalmo 

escalona  sp,  —  *8calogno 

escamotar  sp,  —  escamoter  II.  c 

escancarar  pg,  —  ganghero  U.  a 

escandallo  sp.  —  scandaglio 

escandia  sp,  —  *8caiidella 


escapar  sp,  —  scappare 
escarabajo  sp.  —  scarafaggio 
escaramuzo  sp,  —  scaramucda 
escaravelho  pg.  —  scarafaggio 
escarbot  fr.  —  scarafaggio 
escarcela  sp,  —  sciarpa 
escarcelle  fr,  —  sciarpa 
escardar  sp,  —  cardo 
escarir  pr,  —  schiera 
escarlate  sp,  —  scarlatio 
escarmouche  fr,  —  scaramuccia 
escarnio,  escarnir  sp,  —  schemo 
escarpa  pr.  —  carpa 
escarpa  sp.  —  *scarpa 
escarpe  fr.  —  *8carpa 
escarpelo  sp,  —  escoplo  II.  b 
escarpin  fr.  —  scarpa 
escaso  Sf).  —  scarso 
eschamir  fr,  —  schemo 
eschiele  />*.  —  schiera 
eschiele  fr,  —  squilla 
esclate  fr.  —  schiatta 
esclave  fr,  —  schiavo 
esciavin  sp.  —  scabino 
esdavo  sp,  —  schiavo 
esclenc  fr,  —  *enclenque  II.  b 
esclet  pr.  —  schietto  IL  a 
esoolh  pr.  —  *coglicre 
escoUo  sp.  —  scoglio 
escolta  sp,  —  oorgere  II.  a 
escopeta  sp.  —  schioppo  II.  a 
escopette  fr,  —  schioppo  II.  a 
escopir  fr.  —  escupir 
escorcer  fr,  —  scorciare 
escorchar  sp.  —  corteccia 
escorre  fr.  —  scuotere 
esoors  fr.  —  scorciare 
escorsar  sp,  —  scorza 
escorte  fr.  —  corgere  II.  a 
escorzar  sp.  —  scorciare 
escorzon  sp.  —  escuerzo  II.  b 
escota  sp,  —  scotta 
esoote  sp.  —  scotto 
escouade  fr,  —  quadro 
escousse  fr,  —  scuotere 
escozar  sp.  —  *cuire  II.  c 
escrafe  fr,  —  escraper  II.  c 
escrimer  fr,  —  schermo 
escroc  fr,  —  scrocoo 
escuchar  sp,  —  ascoltare 
escueil  fr,  —  *cogliere 
escuma  sp.  —  schiuma 
escurar  sp,  —  sgurare 
esdruxolo  sp,  —  sdrucciolo  II.  a 
ese  sp.  —  esso 
esfalfar  pg.  —  fofo  II.  b 
esfolar  pg.  —  desollar  II.  b 
esglay  pr.  —  ghiado 
esgrima,  esgrimir  sp.  —  sohermo 
esguazo  sp.  —  guado 
esguince  sp,  —  sguancio  II.  a 
eslingua  «p.  —  slinga 
esmaier  fr,  —  smagare 
esmair  sp,  —  smagare 


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REGISTER 


797 


esmalte  sp,  —  smalto 

esmeralda  sp,  —  smeraldo 

esmerar  «p.  —  smerare 

esmerer  fr.  —  smerare 

esmeril  sp.  —  smeriglio 

esmeril,  esmerejon  sp,  —  smerlo 

esmola  pg.  —  Umosina 

espaciar  sp.  —  spazzare 

espada  sp.  —  ^spada 

espalancar  sp.  —  spalancare  II.  a 

espalda  sp.  —  epalla 

espalhar  pg.  —  paglia 

espalier  fr.  —  spalla 

espantar  sp.  —  spaventare 

esparavan  sp.  —  spavenio 

esparavel  sp.  —  sparaviere 

espasmo  sp.  —  spasimo 

especia  sp.  —  spezie 

espedo  sp.  —  spito 

espejo  sp.  —  specohio 

espelh  pr.  —  specchio 

espelta  sp.  —  spelta 

espeso  sp.  —  spesso 

espeto  sp.  —  spito 

espiar  sp.  —  spiare 

espi^gle  fr.  —  specohio 

espiuaca  sp.  —  *8pinace 

espineta  sp.  —  spinetta 

espingarda  sp.  —  springare 

espion  fr.  —  spiare 

espita  sp.  —  spitamo 

espojo  sp.  —  spoglio 

espolin  sp.  —  spola 

espolon,  espuela  sp.  —  sperone 

esponton  sp.  —  spantone 

esposo  sp.  —  sposo 

espreitar  pg.  —  *exploit  II.  c 

espringuer  fr.  —  springare 

esprit  fr.  —  spirito 

espurriar  sp.  —  esproher  II.  c 

csquadra  sp.  —  quadro 

esquela  sp.  —  cedola 

esqueleto  sp.  —  scheletro 

esquena  sp,  —  *8chiena 

esquentar  pg.  —  calentar  II.  b 

esquero  sp.  —  *esca 

esquerro  sp.  —  izquierdo  II.  b 

esquicio  sp.  —  schizzo 

esquif  fr.  —  schifo 

esquife  sp.  —  schifo 

esqaila  «p.  —  squilla 

esquilmo  sp.  —  *quilma  II.  b 

esquilo  sp.  —  soojattolo 

esquinela  sp.  —  *8chiena 

esqnintar  pr.  —  esquinzar  II.  b 

esquira  pr.  —  schiera 

esquisse  fr.  —  schizzo 

esquiu  pr.  —  schivare 

esquivar  sp.  —  schivare 

esquiver  fr.  —  schivare 

essai  fr.  —  saggio  (2) 

essaim  fr.  —  sciame 

essoigne  fr.  —  sogna 

essor,  essorer  fr.  —  sauro 


essayer  fr.  —  suco 

estaca  sp.  —  stacca 

estache  fr.  —  stacca 

estaoion  sp.  —  stagione 

estafette,  estafilade  fr.  —  staffa  II.  a 

estala  sp.  —  stallo 

estallar  sp.  —  *8chiantare 

estamefia  sp.  —  stamig^no 

estampar  sp.  —  stampare 

estanc  pr.  —  *stancare 

estancar  sp.  —  *stancare 

estancia  sp.  —  stanza 

estandarte  sp.  —  stendardo 

estaüo  sp.  —  stagno 

estarna  sp.  —  stama 

estay  sp.  —  etai  IL  c 

estera  sp.  —  stoja 

esteu  fr.  —  stovigli  II.  a 

estiere  fr.  —  esturman  II.  c 

estival  pr.  —  stivale 

estivar  sp.  —  stivare 

estoc  fr.  —  stocco 

estofa  sp.  —  *8toffa 

estoire  fr.  —  flotta  u.  stuolo 

estojo  pg.  —  *astuccio 

estol  sp.   —  stuolo 

estopa  sp.  —  stoppa 

estoque  sp.  —  stocco 

estor  fr.  —  stormo 

estrabot  fr.  —  *estribo 

estracar  pr.  —  straccare  IL  a 

estrada,  estrado  sp.  —  *strada 

estrado  fr.  —  *8trada 

estragao  pg.  —  *targone 

estra^on  fr.  —  *targone 

estraier  fr.  —  *8trada 

estralar  pg.  —  *8chiantare 

estrambote  sp.  —  strambo 

estraQo  sp.  —  stranio 

estrapade  fr.  —  strappare  U.  a 

estrapazar  sp.  —  '^pazzo  IL  a 

estrazar  sp.  —  stracciare 

eströe  fr.  —  *8trada 

estregar  sp.  —  fregare 

estreper  fr.  —  estraper  IL  c 

estriar  pg.  —  *8trega 

estribord  sp.  —  stribord  IL  c 

estribot  fr.  —  estribo  u.  strambo 

estrillar  sp.  —  strecchia 

estringa  sp.  —  stringa 

estrinque  sp.  —  stringa 

estriver  fr.  —  *estribo 

estrope  fr.  —  *8troppolo 

estropear  sp.  —  stroppiare 

estropier  fr.  —   stroppiare 

estrovo  sp.  —  *8troppolo 

estrubar  pr.  —  *estribo 

estrujar  sp.  —  torchio 

estrumel^  fr.  —  *trumeau  ü.  c 

estucho  sp.  —  ^astuocio 

estufa  sp.  —  *8tafa 

estuque  sp.  —  stucco 

esturar  sp.  —  torrar  IL  b 

esturgeon  fr.  —  storione 


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798 


REGISTER. 


estorion  sp.  —  storione 
etable  fr,  —  stallo 
eta^e  fr.  —  staggio 
etain  fr,  —  stagno 
etal,  etalon  fr,  —  stallo 
6tainer  fr.  —  stagno 
etamine  fr.  —  stamigno 
etamper  fr.  —  stampare 
etance,  etan^on  fr.  —  stanza 
^tancher,  etang  fr.  —  *staiicare 
etangues  fr.  —  stanga 
6tau  fr,  —  stallo 
etele  sp.  —  ecco 
etendard  fr,  —  stendardo 
6teule  fr.  —  *8toppia 
etoffe  jfr.  —  *8toffa 
6touble  fr.  —  ♦stoppia 
etouffer  fr.  —  tufo  (1) 
^etoupe,  ^toupin  fr.  —  stoppa 
etourdir  fr.  —  *8tordire 
etrange,  etranger  fr.  —  stranio 
etrape  fr.  —  estraper  II.  c 
etre  fr.  —  essere 
etrecir  fr.  —  etroit  II.  c 
etrier  fr.  —  *e8tribo 
etrille  fr.  —  stregghia 
etriquet  fr.  —  tricoter  11.  c 
^triviöre  fr.  —  *e8tribo 
etron  fr.  —  stronzare  11.  a 
etrope  fr.  —  *8troppolo 
etui  fr.  —  *a8tuccio 
etuve  fr.  —  *8tufa 
eventail  fr.  —  ventaglio 
evier  fr.  —  eau  IL  c 
evol  pr.  —  ebbio 
exaucer  fr.  —  alzare 

F. 

fabuco  sp.  —  faggio 
faca  pg.  —  haca 
facha  sp.  —  faccia 
facha  pg.  —  aocia 
f&oher  fr.  —  *fa8tidio 
facistol  sp.  —  faldistorio 
fade  fr.  —  fat  IL  c 
fado  it.  —  fat  II.  c 
faille  fr.  —  fiaccola 
faillir  fr.  —  fallire 
faine  fr.  —  faggio 
faisca  pg.  —  *f5ave8ca 
faisceau  fr.  —  *fa8cio 
faissa  pr.  —  haza  IL  b 
faite  fr.  —  *fe8to  IL  b 
falla,  fallo  sp.  —  fallire 
falla  pg.  —  favola 
fallar  sp.  —  hallar  IL  b 
falot  fr.  —  *falö 
faluca  sp.  —  feluca 
fanal  sp.  fr.  —  *falö 
fanale  it.  —  *falö 
fanciullo  it.  —  fante  IL  a 
fanfano  it.  —  fanfa 


fanfare  fr.  —  fanfa 

fanfarron  sp.  —  fanfa 

fanfreluche  fr.  —  fanfaluca 

faquin  fr.  —  facchino 

farapo  pg.  —  arpa 

faraute  sp.  —  araldo 

farce  fr.  —  farsa 

fardaggio  it.  —  *fardo 

fardeau  fr.  —  *fardo 

farfante  sp.  —  fanfa 

farfouiller  fr.  —  fouger  IL  c 

farfullar  sp.  —  farfogliare 

farga  pr.  —  forgia 

farinella  pg.  —  flanella 

farpa,  farpSo,  farpar  sp.  —  arpa 

fascona  sp.  —  azcona  IL  b 

fastello  it.  —  *fa8cio 

fata  »p.  —  te  II.  b 

fattucchiero  it.  —  fattizio 

faueon  fr.  —  falcone 

faute  fr.  —  faltare 

fauteuil  fr.  —  faldistorio 

fautre,  fautrer  fr.  —  feltro 

fauve  fr.  —  falbo 

faxo  sp.  —  *fa8cio 

fazaleja  sp. . —  fazzuolo  IL  a 

feble  sp.  —  fievole 

fee  fr.  —  fata 

feindre  fr.  —  faint  11.  c 

feira  pg.  —  fiera 

f61on  fr.  —  *feno 

fenouil  fr.  —  tinocchio 

ferrolh  pr.  —  verrou  II.  c 

fersa  pr.  —  fieroe  11.  c 

ferte  fr.  —  ferme  IL  c 

fetge  pr.  —  *fegato 

feu  fr.  —  fuooo 

feur  ältfr.  —  *foro 

feudo  it.  —  *fio 

feurre  fr.  —  fodero 

feutre  fr,  —  feltro 

fia,  fiata  it,  —  via  (1) 

fiaba  it,  —  favola 

fiale  it,  —  fiavo  IL  a 

fiche  fr,  —  fitto 

ficher  fr,  —  ficcare 

fie,  fiee  fr,  —  via  (1) 

fief  fr,  —  *fio 

fifre  fr.  —  *piva 

filtrar  sp,  —  feltro 

filtrer  fr.  —  feltro 

filunguello  ü.  —  *fringuer  11.  c 

fincar  pg.  —  ficcare 

fita  sp.  —  fetta 

fiutare  it.  —  flauto 

flaco  sp.  —  fiacco 

flacon  fr.  —  fiasco 

flageolet  fr.  —  flauto 

flairer  fr.  —  *fragrare 

flamme  fr.  —  fiama 

flan  fr.  —  fiadone 

flan  aUfr.  —  *frignare  IL  a 

flanc  fr.  —  fianco 

flaon  sp.  —  fiadone 


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REGISTER. 


799 


flasque  ff,  —  fiacoo 

flatir  /r.  —  *flatter  IL  c 

flecha  «p.  —  freccia 

flache  fr.  —  freccia 

flecme  pr.  —  fiama 

fleis  pr.  —  flechir  IL  c 

fleme  «p.  —  fiama 

flete  sp.  —  frei 

fleurer  fr.  —  *fragrare 

flibote  «p.  —  flibot  IL  c 

floc  pr.  —  froc  II.  c 

floc  fr,  —  folc  II.  c 

floresta  sp,  —  foresta 

florin  fr,  —  fiorino 

flot  fr,  —  fiotta 

flota  Äp.  —  fiotta 

flotar  «p.  —  frettare 

flouer  fr,  —  *filou  IL  c 

floxo  Äp.  —  floacio 

fluet  fr,  —  flou  II.  c 

flusso  f^  —  floscio 

flute  fr.  —  flauto 

fo^ar  fg.  —  hoz  IL  b  (2) 

focile  it.  —  fuoco 

fogote  «p.  —  fagotto 

foible  fr,  —  fievole 

foie  fr,  —  *fegato 

foire  fr,  —  fiera 

fois  fr,  —  vece 

fola  ü,  —  favola 

folata,  folla  it,  —  *follare 

folego  fg,  —  holgar  11.  b 

folgar  yg,  —  holgar  II.  b 

folla  yg,  —  *ola 

follon  «p.  —  *folle 

fome  yg,  —  hambre  IL  b 

foncer  fr,  —  fondo 

fontaine  fr,  —  fontana 

forain  fr,  —  fuora 

forastico  it.  —  foresta 

forban  fr,  —  *bando 

foroe  fr,  —  forza 

forceis  pr.  —  fuora 

forcen^  fr,  —  senno 

forcier  fr,  —  forziere  IL  a 

forese  ü,  —  *foro 

foret  fr,  —  foresta 

forfait  fr,  —  *foro 

forge  fr,  —  forgia 

forro  pg,  —  horro  IL  b 

forro  sp.  —  fodero 

fouasse  fr,  —  focaccia 

fouce  pg,  —  hoz  11.  b  (1) 

fougöre  fr,  —  felce 

fougue  fr,  —  foga  IL  a 

fouiller  fr.  —  fouger  II.  c 

fouine  fr,  —  faina 

foule,  fouler,  foulon  fr,  —  *follare 

foupir  fr,  —  *friper  II.  c 

fourbe,  fourbir  fr,  —  forbire 

fourcele  fr,  —  forcatura 

fourrage,  fourreau,  fourrer  fr,  —  fodero 

fouteau  fr,  —  faggio 

fouto  pg,  —  hoto  II,  b 


fraco  pg,  —  fiacoo 

fradicio  t*.  —  fracido  11.  a 

fragata  it.  —  fregata 

fragello  it.  —  fleau  IL  c 

fragua  sp.  —  forgia 

frai  fr.  —  fregare 

fraile,  freile  sp,  —  *fraire  IL  b 

frais  fr.  —  fresoo 

fraise,  fraiser  fr.  —  fregio 

fralda  pg,  —  falda 

franzir  sp,  —  *froncir 

frappa  it,  —  arpa 

frascar  pr,  —  *fraca88are 

frasque  fr.  —  *fra8ca  II.  a 

frasBUgno  it,  —  fr^sange  IL  o 

fray  sp.  —  *fraire  IL  b 

frayer  fr.  —  fregare 

frazada  sp,  —  fregio 

fre^ola  it.  —  fregare 

frejol  sp.  —  frisol  IL  b 

freluquet  fr.  —  fanfaluca 

freso  sp,  —  fregio 

fressa  pr.  —  frizzare 

fretes  sp,  —  frette  IL  c 

fretta  it,  —  frettare 

frezada  sp,  —  fregio 

frezar  sp.  —  frizzare 

friand,    fricandeau,    fricasser   fr,  — 

frique  II.  c 
frime  fr,  —  *frignare  II.  a 
fripon  fr,  —  *friper  IL  c 
frisato  t^  —  fregio 
friso  sp,  —  fregio 
froler  fr,  —  frettare 
fromage  fr,  —  formaggio 
fromba,  frombo  it,  —  *rombo  II.  a 
fronde  fr,  —  fionda 
frotar  sp,  —  frettare 
frotta,  frottola  it,  —  fiotta 
frotter  fr,  —  frettare 
frouxo  pg,  —  floscio 
frusta  it,  —  frusto  IL  a 
fucile  it.  —  fuoco 
fucia  sp,  —  fiucia  IL  b 
fuero  sp,  —  *foro 
fuerza  sp,  —  forza 
fuina  sp,  —  faina 
fuisca  sp,  —  *falave8ca 
fula  pg,  —  *follare 
funcho  pg,  —  finocchio 
für  fr,  —  *foro 
furacSo  pg.  —  *uracano 
furbo  it,  —  forbire 
fureter  fr,  —  furon 
fusil  fr,  —  fuoco 
futaine  fr,  —  fustagno 

e. 

gabata  sp,  —  gavetta 
gabbiano  it,  —  gavia 
gabinete  sp.  —  capanna 
gabinetto  it,  —  capanna 


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800 


REGISTER. 


gacho  sp.  —  quatto 
gadelha  pg,  —  vedija  II.  b 
gado  pg,  —  ganado  II.  b 
gafar  sp.  —  gafa 
gage  fr.  —  gaggio 
gaglio  iL  —  quagliare 
gagner  fr.  —  *gaadagnare 
gago  pg,  —  gauguear  II.  b 
gai  fr.  —  gajo 
gaillard  fr.  —  gagliardo 
gain  fr.  —  guaime 
gaine  fr.  —  guaina 
gaiväo,  gai  Vota  pg.  —  gavia 
galabrun  fr.  —  isanbrun  II.  c 
galant  fr.  —  *gala 
galappio  it.  —  ^chiappare  II.  a 
galardon  sp.  —  guiderdone 
galeffare  it.  —  *caleflfare  II.  a 
galera  it.  —  galea 
galera  sp.  —  galea 
galdre  fr.  —  galea 
galet  fr,  —  gai  II.  c 
galga  sp,  —  galgo  II.  b 
galgulo  sp,  —  ffalbero 
galla  it,  —  *gaTe  II.  c 
gallardo  sp.  —  gagliardo 
galleria  it.  —  galea 
gallofo  sp.  —  *gaglioffo 
gallone  it.  —  *gala 
galocha  sp.  —  ^galoscia 
galoche  fr.  —  *ffalo8cia 
galon  fr.  —  *gaTa 
galtera  sp.  —  gota 
gamache  fr.  —  *gamba 
gambeson  fr.  —  gambais 
gambo  t*.  —  *gamba 
gamuza  sp.  —  camozza 
ganache  fr.  —  *ganascia 
ganar  sp.     -  *guadagnare 
gangar  pg.  —  *guadagnare 
gangola  it.  —  ganguear  II.  b 
gangrene  fr.  —  can^rrena 
ganguil  pr.  ^—  gangnero  II.  a 
ganivet  fr.  —  canif  II.  c 
gannacha  pr.  —  guamire 
ganren  pr.  —  rien  II.  c 
ganse  fr.  —  gancio 
ganso  sp,  —  ganta 
gant  fr,  —  guanto 
garabia  pg.  —  garbino 
garag  pr.  —  barbecho 
garanguejo  pg.  —  granchio 
garant  fr.  —  guarento 
garante  sp.  —  guarento 
garaßon  sp.  —  guaragno 
garba  sp.  —  gerbe  II.  c 
garba  pr.  —  gerbe  II.  c 
garbin  sp.  —  garbillo  II.  b 
garce,  gar^on  fr.  —  garzone 
garde,  garder  fr.  —  *guardare 
gardingo  sp.  —  *giiardare 
garfio  sp.  —  grafno 
garfo  pg.  —  greife  II.  c 
gargagliare  it.  —  *gargatta 


gargamela  pr.  —  *gargatta 
garganello  it.  —  oeroeta 
garganta  sp.  —  *gargatta 
gargar  pr.  —  *gargatta 
gargola  sp.  —  ^gargatta 
garingal  fr.  —  galanga 
garlopa  sp.  —  *varlope  U.  c 
garnache,  fr.  —  guarnire 
garnir,  garnison  fr.  —  guamire 
garone  it.  —  gherone 
garosello  it.  —  carriera 
garou  fr.  —  loup-garou  II.  c 
garrafa  sp.  —  *caraffa 
garrobo  sp.  —  carruba 
garrot  fr.  —  *garra 
garupa  pg.  —  groppo 
garza  it.  —  garzone 
garza  sp.  —  garzone 
gasa  sp.  —  gaze  II.  c 
gasajar  sp.  —  ^gasalha 
gasarma  pr.  —  giusarma 
gäter  fr.  —  guastare 
gaucher  fr.  —  gualcare  II.  a 
gaude  pr.  —■  gualda 
gaug  pr.  —  godere 
gavasa  sp.  —  bagascia 
gavia  sp.  —  gabbia 
gavina,  gaviota  sp.  —  gavia 
gavion  fr.  —  gave  IL  c 
gayo  sp.  —  gajo 
gayola  sp.  —  gabbia 
gazanhar  pr,  —  ^guadacpare 
gazouiller  fr.  —  jaser  II.  c 
gazua  pg.  —  ganzua  II.  b 
gazzo  f*.  —  garzo  II.  b 
geai  fr.  —  gajo 
gehir  fr.  —  gecchire 
geitar  pg.  —  gettare 
gelda  pr.  —  geldra 
geloso  it.  —  zelo 
gelsomino  it.  —  gesmino 
gencive  fr.  —  gengiva 
genet  fr.  —  ginete  II.  b 
genette  fr.  —  *gineta 
gengibre  sp.  —  zenzovero 
geng^ovo  t^  —  zenzovero 
genh  pr.f  genie  fr.  —  ingegno 
geniövre  fr.  —  ginepro 
genou  fr.  —  ginocchio 
geut  (adj.)  fr.  —  gente 
geole  fr,  —  gabbia 
gequir  pr,  —  gecchire 
gerfaut  fr,  —  girfaloo 
gerigonza  sp.  —  gergo 
germandree  fr.  —  calamandrea 
ges  pr.  —  gens  II.  c 
geto  it,  —  gettare 
gheda  ü,  —  *ghiera  IL  a 
ghermire  it,  —  gremire  IL  a 
ghiozzo  it,  —  ghiotto 
gialda  it,  —  geldra 
gianetto  it,  —  ginete  IL  b 
giarro  it.  —  giara 
gibeciere  fr,  —  *gibier  II.  c 


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REGISTER. 


801 


gibet  fr,  —  giubbetto 

gieser  fr.  —  göse  II.  c 

giffer  fr.  —  *a^guefifare  II.  a 

gigot  fr.  —  *giga 

gigotter  fr.  —  ♦giga 

gina  it.  —  *agma 

gingembre  fr.  —  zenzovero 

gioja,  giojello  it.  —  godere 

giolho  pg.  —  ginocohio 

giostrare  t*.  —  giusta 

girandola  it.  —  giro 

girandolc  fr.  —  giro 

girandula  «p.  —  giro 

girofle  sp.  —  garofano 

girofle  fr,  —  garofano 

giron  sp.  —  gnerone 

giron  fr,  —  gherone 

girouette  fr.  —  giro 

gisarme  fr.  —  giusarma 

gite  fr.  —  g^sir  II.  c 

giu  fr.  —  giuso 

giullaro  it.  —  giooolaro 

glacfis  fr.  —  glacier  11.  c 

glai  fr.  —  gWattire 

glaieul  fr.  —  glaive  II.  c 

glas  fr.  —  cbiasso 

glasto  sp.  —  guado 

glatir  fr.  — -  ghiattire 

glave  ü.  —  glaive  II.  c 

glay  pr.  —  ghiado 

glousser  fr.  —  chiocciare 

glouteron  fr.  —  gleton  II.  c 

glouton  fr.  —  ghiotto 

gnacchera  it.  —  nacchem 

gobelet  fr.  —  coppa 

gober  fr.  —  gobbe  II.  c 

gobin  fr.  —  gobbo 

gocciola  it.  —  gotta 

godailler,  gdion  fr.  —  goda  II.  c 

godo  8p.  —  goda  II.  c 

gofou  pr.  —  gonzo 

goguenard  fr.  —  gogue  II.  c 

goinfre  pg.  —  goda  II.  c 

goiva  pg.  —  *gubia 

goivo  pg.  —  godere 

golafre  »p.  —  goliart  II.  c 

golondrina  sp.  —  rondine 

golpe  8fp.  —  colpo 

gombito,  gomito  it.  —  cubito 

gond  fr.  —  gonzo 

gonfler  fr.  —  gonfiare 

gorbia  it.  —  *gubia 

göret  fr.  —  gorre  II.  c  (2) 

gorge  fr.  —  gorgo 

gorgia,  gorgogliare  it.  —  gorgo 

gorgomillera  sp.  —  *gargatta 

gormar  sp.  —  gourme  II.  c  (1) 

goro  pg.  —  huero  II.  b 

gorrin  sp.  —  gorre  II.  c  (2) 

gorupo  sp.  —  groppo 

gosier  fr.  —  *gueux  II.  c 

gosma  pg.  —  gourme  II.  c  (1) 

gouache  fr.  *guado 

goudron  fr.  —  catrame 


goufifre  fr.  —  golfo 
gouge  fr.  —  *gabia 
gouine  fr.  —  goda  U.  c 
goujat  fr.  —  gonge  11.  c 
gouliafre  fr.  —  goliart  11.  c 
goupil,  goupillon  fr.  —  golpe 
goupiller  fr.  —  volpilh  IL  c 
gour  fr.  —  gorgo 
gourd  fr.  —  gordo 
gourde  fr.  —  cucuzza 
gourmette  fr.  —  gmmo 
gousse  fr.  —  gnsoio 
goutte  fr.  —  gotta 
goz  pr.  —  *ouccio 
gozne  sp.  —  gonzo 
gozque  sp.  —  *cuccio 
gozzoviglia  it.  —  gozzo  IL  a 
grabar  sp.  —  graver  IL  c 
grada  sp.  —  *grata 
gragea  sp.  —  *treggea 
grahusa  pr.  —  grabuge  IL  c 
graigne  fr,  —  gramo 
graille  fr.  —  *gracco 
graja  sp.  —  *graccho 
grajo  it.  —  blaireau  IL  c 
gramalla  sp,  —  camaglio 
gramallera  sp.  —  cremaillon  IL  c 
gramilla  sp.  —  grama 
grancire  it.  —  granchio 
grange  fr.  —  granja 
grangear  »p.  —  granja 
granguejo  pg.  —  granchio 
granter  fr.  —  creanter  II.  c 
granza  sp.  —  garance  IL  c 
grappe,  grappin  fr,  —  *grappa 
graspo  it.  —  raspare 
gratuser  fr.  —  grattare 
gravelle  fr.  —  gröve  IL  c 
gravier,  gravois  fr.  —  greve  IL  c 
graznar  sp.  —  gracidare 
gre  fr.  —  grado 
greanter  fr.  —  creanter  IL  c 
gredin  fr.  —  gretto       * 
gröge  fr.  —  *greggio  IL  a 
grele,  greler  fr.  —  gr^s  II.  c 
grelo  pg.  —  grillo  IL  b 
grenon  fr.  —  grena 
gr^sil  fr.  —  gr^s  IL  c 
grief  fr.  —  ♦greve 
grifaigne  fr.  —  grif  IL  c 
grifo  it.  —  grif  IL  c 
grigio  it.  —  griso 
grignoter  fr.  —  grignon  IL  c 
gril,  grille  fr.  —  *grata 
grimace  fr.  —  griraa  IL  b 
grimpa  pg.  —  guimple  IL  c 
grimpola  sp.  —  gnimple  IL  c 
grinalda  pg.  —  ghirlanda 
grinza  it.  —  grimo  IL  a 
gripo  sp.  —  gripper  IL  c 
grippo  it.  —  gripper  IL  c 
grisette  fr.  —  griso 
gritar  sp.  —  gridare 
grogner,  groin,  fr.  —  grugnire 

51 


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802 


REGISTER 


grola  it  —  grole  IL  c 

groncer,  gronder  fr.  —  grugnire 

grotesco  it,  —  grotta 

grotto  it  —  agrott<?  II.  a 

groupe  fr.  —  groppo 

gruccia  it.  —  *croccia 

grude  pg.  —  glu  II.  c 

gnieso  sp.  —  grosso 

grumelcr  fr.  —  gnimo 

grupo  sp.  —  groppo 

gruta  sp.  —  grotta 

guacharo  sp.  —  *guado  (1) 

guadarella  it.  —  gualda 

guajo  it.  —  guai 

gualdo  sp.  —  gualda 

gualercio  it.  —  *lercio  ü.  a 

guapo  sp.  —  guappo 

guardingo  it.  —  *guardare 

guarismo  sp.  —  alguarismo  II.  b 

g^arnaccia,  guarnello  it.  —  goamire 

guasootto  it.  —  biscotto 

guattera  t*.  —  guetre  II.  c 

guazardon  pr.  —  guiderdone 

guazzo  it.  —  *guado  (1) 

gu^  fr.  —  *guado  (1) 

gudde  fr.  —  guado  (2) 

guedeja  sp.  —  vedija  II.  b 

guenchir  fr.  —  gAnchir  II.  c 

guer,  guerle  pr.  —  guercio 

guercho  sp.  —  guercio 

guerdon  fr.  —  guiderdone 

guero  fr.  —  guari 

gueret  fr.  —  barbecho     ' 

guerir,  guerite  fr.  —  guarire 

guermenter  fr.  —  ♦gaimenter  II.  c 

guet,  guetter  fr.  —  guatare 

gueude  fr.  —  geldra 

guever  fr.  —  gaif  II.  c 

guia  pr.  —  guisa 

guiar  sp.  —  *guidare 

guider,  guidon  fr.  —  *guidare 

guiggia  it.  —  guiche  IL  c 

guigne  fr.  —  *vi8ciola 

guigner  fr.  —  ghignare 

guilha  pg.  —  guile  IL  c 

guimauve  fr.  —  malvavischio 

guiuda  sp.  —  *vi8ciola 

guindar  sp.  —  ghindare 

guinder  fr.  —  ghindare 

guißar  sp.  —  ghignare 

guiren  pr.  —  guarento 

guirlande  fr.  —  ghirlanda 

guirnalda  sp.  —  ghirlanda 

guitarra  sp.  —  chitarra 

guitarre  fr.  -—  chitarra 

guitran  fr.  —  catrarae 

guivre  fr.  —  givre  IL  c  (1) 

guizzo  it.  —  vizzo  IL  a 


H. 


haberia  sp.  —  avaria 
habla,  hablar  sp.  —  favola 


habler  fr.  —  favola 

hacha  sp.  —  accia 

hacha  »p.  —  fiaccola 

hache  fr.  —  accia 

hacia  sp.  —  faccia 

hacienda  sp,  —  faccenda 

hacina  sp.  —  fascio 

hada  sp.  —  fata 

halbrene  fr.  —  halbran  II.  c 

halcon  sp.  —  falcone 

halda  sp.  —  *falda 

haleche  sp.  —  laccia 

haieine  fr.  —  alenare 

haier  fr.  —  halar 

hallebarde  fr.  —  alabarda 

haloza  sp.  —  *galo8cia 

hamac  fr.  —  *amaca 

hamaca  sp.  —  *amaca 

hame^n  fr.  —  anoino 

hampa  sp.  —  vampo  II.  a 

hanap  fr.  —  anappo 

hanche  fr.  —  *anca 

haner  fr.  —  affanno 

hangar  fr.  —  angar  II.  c 

hansart  fr.  —  hansacs  II.  c 

haquenee,  haquet  fr.  —  haca 

haraldo  sp,  —  araldo 

haraler  fr,  —  harer  IL  c 

harangue  fr.  —  aringo 

harapo  sp.  —  arpa 

harceler  fr.  —  *her8e  II.  c 

harcelle  fr.  —  hard  IL  c 

harda  pg.  —  arda  H.  b 

harde,  hardes  fr,  —  hard  IL  c 

hardi  fr.  —  ardire 

hareng  fr.  —  aringa 

harer  fr.  —  haro  IL  c 

harlot  fr.  —  arlotto 

harnacher,  harnois  fr.  —  arrtese 

harouche  fr.  —  farouche  II.  c 

harpe,  harper,  harpon  fr.  —  arpa* 

hasard  fr.  —  azzardo 

haschie  fr.  —  haschiere  II.  c 

hasple  fr,  —  aspo 

hastas  sp.  —  hasta  IL  b 

hastio  sp.  —  *fastidio 

haubert  fr.  —  usbergo 

hausser  fr.  —  alzare 

havet  fr.  —  *haver  IL  c 

haya  sp.  —  faggio 

haz  sp.  —  faccia  u.  *fa8cio 

heaume  fr.  —  elmo 

heberger  fr.  —  *albergo 

hechicero,  hechizo  sp.  —  fattizio 

hedo  sp.  —  feo  II.  b 

helas  fr.  —  lasso 

helecho  sp.  —  felce 

helt  fr.  —  *el8a  IL  a 

hendrija  sp.  —  rendija  11.  b 

heraut  fr.  —  araldo 

herisser,  herisson  ft.  —  riocio  (1) 

hermine  fr.  —  armellino 

heron  fr.  —  aghirone 

herren  sp,  —  ferrana 


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REGISTER. 


803 


herrojo  sp.  —  verrou  ü.  c 

herrumbre  sp.  —  herrin  IL  b 

heur,  heureux  fr.  —  augurio 

heurt,  heurter  fr.  —  urtare 

heux  fr.  —  *el8a  II.  a 

hicier  fr.  —  *izza  II.  a 

hi^ble  fr.  —  ebbio 

hienda  sp.  —  fiente  II.  c 

hier  fr.  —  ieri 

higado  sp.  —  *fegato 

hincar  sp.  —  ficcare 

hinojo  sp.  —  finocchio 

hinojo  sp.  —  ginocchio 

hirondelle  fr.  —  rondine 

hisser  fr.  —  issare 

hita,  hito  sp.  —  fitto 

hiver  fr.  —  invemo 

hobereau  fr.  —  hobin  II.  c 

hoche  fr.  —  hoc  II.  c 

hogaza  sp.  —  focaccia 

holgin  sp.  —  jorgrina  II.  b 

holbir  sp.  —  *folTare 

hombre,  homenage  sp.  —  uomo 

homme,  hommage  fr.  —  uomo 

hondo  sp.  —  fondo 

honnir,  honte  fr.  —  onire 

hopital  fr.  —  oste  (2) 

hopo  sp.  —  houppe  II.  c 

hoqueton  fr.  —  ootone 

horacar,  horadar  sp.  —  huraco  IL  b 

horde  fr.  —  orda 

hormis,  hors  fr.  —  fuora 

hose  fr.  —  uosa 

hote,  hotel  fr.  —  oste  (2) 

houle  fr.  —  *oIa 

houppelande  fr.  —  *palandrano 

houseaux  fr.  —  uosa 

houssine,  houssoir  fr.  —  houx  IL  c 

hoy  sp.  —  oggi 

hozar  sp.  —  hoz  IL  b  (1.  w.  2) 

huata  sp.  —  ovata 

hucia  sp.  —  fiucia  IL  b 

hueca  sp.  —  hoc  II.  c 

huella  sp.  —  *follare 

huer  fr.  —  hu  IL  c 

huesped  sp.  —  oste  (2) 

hueste  sp.  —  oste  (1) 

huevos  sp.  —  uopo 

hui  fr.  —  oggi 

huis,  huissier  fr.  —  usoio 

huivar  pg.  —  *urlare 

hulla  sp.  —  *houille  IL  c 

hulotte  fr.  —  *urlare 

huna  sp.  —  hune  IL  c 

huppe  fr.  —  upupa 

hura  sp.  —  hure  IL  c 

huracan  sp.  —  *uracano 

hurafio  sp.  —  furo  IL  b 

hurepe  fr.  —  herupe  IL  c 

hurgar  sp.  —  frugare 

hurler  fY.  —  *urlare 

husma  sp.  —  orma 

huta  sp.  —  hutte  IL  c 


I. 


ici  fr.  —  qui 

iddio  it.  —  dio 

if  fr.  —  iva 

ilhal  pg.  —  ijar  IL  b 

ilharga  pg.  —  ijar  IL  b 

iman  sp.  —  diamante 

imbastare  it.  —  basto 

imbottatojo  it.  —  imbuto 

impacciare  it.  —  pacciare 

impeciare,  impegolare,  impiccare,  im- 

picciare  it.  —  pejar 
impla  sp.  —  g^mple  IL  c 
impronta  t*.  —  *imprenta 
improperar  sp.  —  improverare 
improperor  fr.  —  improverare 
inaffiare  it.  —  achar  IL  b 
ingar  pg.  —  *enger  II.  c 
incastrare  t^.  —  *cas8a 
inchar  pg.  —  hinchar  IL  b 
inciampare  ü.  —  tape  IL  c 
inde  fr.  —  indaco 
infingardo  it.  —  faint  IL  c 
infioo  it.  —  fino  IL  a 
infrigno  t*.  —  *frignare  II.  a 
ing^nieur  fr.  —  ingegno 
ingombro  it.  —  colmo 
ingordo  it.  —  gordo 
ingremance  fr.  —  negromante 
inhilar  pg.  —  hennir 
innanzi  it.  —  anzi 
innaverare  it.  —  *navorare 
insetare  it.  —  *innesto  IL  a 
insieme  it.  —  insembre 
issino  it.  —  *8ino  IL  a 
inteirigar  pg.  —  intero 
intirizzare  it.  —  intero 
intriguer  fr.  —  tricare 
intrincar  sp.  —  tricare 
introcque  t^  —  mentre 
iqui  fr.  —  qui 
irmäo  pg.  —  hermano  IL  b 
isnel  fr,  —  snello 
issa  it.  —  esso 
issi  fr.  —  cosi 
issir  fr.  —  *e8cire 
issue  fr.  —  *escire 
itant  fr.  —  cotanto 
itel  fr.  —  cotale 
ive  fr.  —  *cavallo 
ivoire  fr.  —  avorio 
ivraie  fr.  —  ebbriaco 


ja  fr.  —  gia 

jabalina  sp.  —  *giavelotto 
jaboter  fr.  —  jabot  IL  c 
jacerina  sp.  —  ghiazzerino 
jaoo  sp.  —  giaco 
jadeau  fr.  —  gavetta 
jaelise  fr.  —  ^gasalha 


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804 


REGISTER. 


jal,  jau  pr.  —  coq  IL  c 

jalde  «p.,  jalne  pg.  —  giallo 

jalon  fr,  —  jauger  II.  c 

jaloux  fr,  —  zelo 

Jamba,  jamon  sp.  —  *gamba 

Jambe,  jambon  fr,  —  *gamba 

janella  pg,  —  ventana  U.  b 

jaque  fr.  —  giaco 

jardin  sp.  —  giardino 

jardin  fr.  —  giardino 

Jargon  fr,  —  gergo 

jarra  sp,  —  giara 

jarre  fr.  —  giara 

jarret  fr,  —  *garra 

jarrete  sp.  —  *garra 

Jasmin  fr,  —  gesmino 

jasse  pr,  -^  se  II.  c 

jatte  fr.  —  gavetta 

jaula  sp,  —  gabbia 

jaune  fr,  —  giallo 

jauzion,  jauzir  pr,  —  godere 

javeline,  javelot  fr,  —  ♦giavelotto 

javelle  fr,  —  gavela 

jazerant  fr,  —  ghiazzerino 

je  fr.  —  io 

jeter  fr,  —  gettare 

jeudi  fr,  —  giovedi 

jeüne  fr,  —  giunare 

jocera  pg,  —  gioglio 

joelho  pg,  —  ginocchio 

joj^lar  sp,  —  ffiocolaro 

^*oie  fr,  —  godere 

joli  fr,  —  giulivp 

Jongleur  fr,  —  giooolaro 

jonquille  fr,  —  giunchiglia 

jorro  pg,  —  chorro  IL  b 

joubarbe  fr.  —  jusbarba 

joue  fr,  —  gota 

jouir  fr,  —  godere 

jour  fr.  —  giorno 

joute,  jouter  f)r,  —  giusta 

joya,  joyel  sp,  —  godere 

joyau  fr,  —  godere 

joyo  sp,  —  gioglio 

jubon  sp,  —  ^iubba 

jucher  fr,  —  juc  IL  c 

juelh  pr,  —  gioglio 

jneves  sp,  —  giovedi 

jujube  fr,  —  giuggiola 

julep  fr,  —  giulebbe 

julepe  sp.  —  giulebbe 

jupe  fr,  —  giubba  ' 

jusarme  fr,  —  giusarma 

jusquiame  fr,  —  giusquiamo 

justar  sp.  —  giusta 


labarda  it.  —  alabarda 
labech  pr,  —  libeccio 
lacchetta  it,  —  racchetta 
lache,  lächer  fr,  —  *Ia8ciare 
lacs  fr,  —  laccio 


ladino  it,  —  latino 

ladino  sp,  —  latino 

ladon  sp.  —  xara  II.  b 

ladre  fr,  —  *lazaro 

lagarto  sp.  —  lacerta 

lai  it,  —  lai  II.  c 

laiche  fr,  —  lisca 

laidenge  fr,  —  Iaido 

laier  fr,  —  *la8ciare 

läisser  fr,  —  *lasciare 

laiton  fr.  —  ottone 

laja  sp,  —  lasca  IL  b 

lamaneur  fr,  —  *locman  11.  c 

lambel  sp.  —  lambeau  II.  c 

lambrequin  fr,  —  lambeau  11.  c 

lambris  fr,  —  lambre  II.  c 

lamproie  fr,  —  lampreda 

lance,  lancer  fr,  —  lancia 

lancha  sp,  —  lasca  II.  b 

landre  sp.  —  lande  II.  b 

landreux  fr.  —  lendore  IL  c 

lanza  sp.  —  lancia 

lanzo  it,  —  lanzicheneoco 

laOa  sp,  —  lama  (2) 

laquais  fr,  —  *lacayo 

laranja  pg.  —  arancio 

lascio  it,  —  laisse  IL  c 

lasco  t*.  —  *la8ciare 

lasquenete  sp.  —  lanzicheneoco 

laste,  last6  fr.  —  lasso 

lästima  sp,  —  biasimo 

lastra  it,  —  lasto 

lastre  sp.  —  lasto 

lastrico  it.  —  piastra 

latir  sp,  —  ghiattire 

laton  sp.  —  ottone 

laud  sp.  —  liuto 

laudemio  it.  sp,  —  lusinga 

lausa  pr.  —  *losa 

lavange  fr,  —  avalange  II.  c 

lave  fr,  —  lava  II.  a 

lavello  it,  —  avello  IL  a 

lazo  sp,  —  laccio 

lazzarone  it.  —  *lazaro 

lazzeretto  it.  —  *lazaro 

le  fr.  —  il 

leans  fr,  —  ens  11.  c 

leardo  t*.  —  *liart  II.  c 

lebeche  sp,  —  libeccio 

lebrel  sp,  —  levriere 

leccio,  leccete  sp.  —  elce 

Idche  fr,  —  lisca 

lecher  /V*.  —  leccare 

lechuzo  sp,   —  lechon  IL  b 

leger  fr,  —  lieve 

leggiero  t*.  —  lieve 

legorizia  it.,  —  regolizia 

legua  sp,  —  lega 

leixar  pg.  —  '^lasciare 

lella  it,  —  enola 

lembrar  pg.  —  membrare 

lendemäin  fr.  —  mane 

lente  fr.  —  *lendine 

lepar  pr,  —  lappare 


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805 


,  lieve 


lero  it.  —  ervo 

lerdo  sp.  —  *lordo 

lesine  fr.  —  lesina 

lesmä  pg,  —  lumaccia 

lessive  fr.  —  lisoiva 

lest  fr,  —  lasto 

leu  yr.  —  leve  II.  b 

leudo  »p.  —  *lievito 

leur  fr,  —  egli 

leurre  fr.  —  logoro 

levedo  pg.  —  *lievito 

lexia  sp.  —  lisciva 

16zard  fr.  —  lacerta 

libistico  it,  —  levistico 

liendre  sp.  —  *lendine 

lienzo  sp,  —  lenza 

lierre  />*.  —  edera 

lieue  fr.  —  lega 

ligio  it,  —  lige  II.  c 

lilas  fr.  —  lilac 

limace,  limagon  fr.  —  lumaccia 

limaza  sp.  —  lumaccia 

limon  sp,  —  leme  II.  b 

limon  fr,  —  leme  II.  b 

lin  fr,  —  linea 

linceul  fr.  —  lenza 

lirio  sp.  —  giglio 

liron  sp,  —  ghiro 

lis  fr,  —  giglio 

lisera  sp,  —  lista 

lisiere  fr.  —  lista 

liso  sp.  —  liscio 

lisse  fr,  —  liscio 

listo  sp.  —  lesto 

litera  sp.  —  lettiera 

liti^re  fr.  —  lettiera 

livdche  fr,  —  levistico 

livianos  sp,  —  leve  IL  b 

liza  sp.  —  liccia 

lizne  sp.  —  liscio 

llämar  sp.  —  chiamare 

llares  sp.  —  lar 

llueco  sp,  —  chiocciare 

lluvia  sp,  —  pioggia 

loco  sp.  —  locco 

lodola  it.  —  allodola 

loendro  pg.  —  oleandro 

löge,  loger,  logis  fr.  —  loggia 

loir  fr,  —  ghiro 

loire  pr,  —  logoro 

loiria  pr,  —  lontra 

lolla  it.  —  loppa  II.  a 

lomia  it.  —  limone 

lonja  sp.  —  loggia 

lonja  sp.  -     ^ 

loquet  fr, 

k)ro  it.  —  egli 

lors  fr,  —  ora  (2) 

losenge  fr.  —  lusinga 

losna  pg.  —  aluine  II. 

lot  fr.  —  lotto 

loterie  fr.  —  lotto 

louangc  fr.  —  lusinga 

louco  pg,  —  locco 


longe  II.  c 
loc  II.  c 


(1) 


lourd  fir,  —  *lordo 
lousa  pg,  —  loura  II.  b 
loutre  fr.  —  lontra 
louvoyer  fr,  —  lof  II.  o 
loyer  fr,  —  louer  11.  c  (2) 
lubie  fr,  —  *ubbia  II.  a 
lucch6tta  it.  —  loc  II.  c 
lucerta  it,  —  lacerta 
lucherä  it.  —  *luquer  II.  c 
luego  sp.  —  loco 
lues  fr.  —  loco 
lui  it.  —  egli 
lui  fr,  —  egli 

*lumignon  fr.  —  *lumignon 
lunes  sp.  —  lunedi 
luseau  fr.  —  luoillo  IL  b 
luset  fr.  —  *merluzzo 
lusignuolo  it,  —  rosignuolo 
luth  fr.  —  liuto' 
lutria  sp,  —  lontra 
luva  pg,  —  lua  IL  b 


ma  t*.  —  mai 

maca  pg,  —  *amaca 

maca  sp,  —  macco 

macca  it,  —  macco 

machacar,  machucar,  sp,  —  macho  II.  b 

machar  sp,  —  macho  II.  b 

macher  fr.  —  masticare 

machurer  fr,  —  maschera 

macigno  it.  —  macina  IL  a 

madexa  sp.  —  matassa 

madiö  it.  —  dio 

madios  sp.  —  dio 

madrago  pg,  —  materasso 

maglia  it.  —  macchia 

magnano  it,  —  *maüa  11.  b 

magoa  pg.  —  macchia 

magot  fr.  —  *magone  IL  a 

maguer  pg,  —  macari  IL  a 

mahon  fr.  —  pavot  II.  c 

maidieu  fr,  —  dio 

mail  fr,  -^  maglio 

maille  fr.  —  macchia 

maille  fr.  —  medaglia 

main  (adv.)  fr.  —  mane 

mainada  pr.  —  magione 

maintenant  fr.  —  imraantinente 

maintepir  fr.  —  mantenere 

mais  fr,  —  mai 

maison  fr.  —  magione 

mait  fr,  —  madi».  IL  a 

maitre  fr,  —  maestro 

majar  sp,  —  maclio 

mal  it.  —  ora  (1) 

malade  fr,  —  *malato 

malaise  fr,  —  *agio 

malandrin  sp,  —  landra 

malandrino  it.  —  landra  • 

malavez  sp,  —  av^s  IL  b 

malgre  fr.  —  grado 


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806 


REGISTER. 


malheur  fr.  —  Augurio 
malina  sp.  —  bonaccia 
malingre  fr.  —  heingre  II.  c 
malle  fr.  —  mala 
malogro  sp.  —  logro  II.  b 
malotru  fr.  —  astro 
malviz  sp.  —  mauvis  IL  c 
manada  sp.  —  mägione 
manant  fr.  —  *ma8 
manchat  mancilla  »p.  —  macchia 
manche  fr.  —  manico 
manchot  fr.  —  *manco 
mancip  yr.  —  mancebo  II.  b 
mandola  ü.  —  pandura 
mandore  fr.  —  pandura 
manescalc  fr.  —  mariscaloo 
manga  »p.  —  manico 
manganilla  sp.  —  mangano 
manger  fr.  —  *mangiare 
mango  sp.  —  manico 
mangoneau  fr.  —  mangano 
man^ra  pg.  —  mangla  II.  b 
manicordion  fr.  —  monocordo 
manier  fr.  —  meuear  II.  b 
maniqui  sp,  —  mannequin  II.  c 
manlevar  sp.  —  mallevare 
manna  it.  —  *maüa  11.  b 
mannequin  fr.  —  manne  II.  c 
mano  pg.  —  hermano  II.  b 
manoir  fr.  —  *ma8 
manovaldo  it.  —  mondualdo  II.  a 
manso  sp.  —  manso 
manto  it.  —  maint  II.  c 
manucare  it.  —  *mangiare 
manzo  it.  —  manso 
maliana  sp.  —  mane 
mar  adv.  fr.  —  ora  (1) 
marage  fr.  —  *mare 
marais,  marois  fr.  —  *mare 
marame  it.  —  *marrir 
maraQa  sp.  —  *marrir 
marazzo  it.  —  *mare 
marcear  sp.  —  *marza  11.  a 
marchais  fr.  —  *mare 
marchand  fr.  —  marche  11.  c 
marchar  sp.  —  *marcher  II.  c 
marche  fr.  —  marca 
marchese  it.  —  marca 
marciare  it.  —  *marcher  II.  c 
marcono  t*.  —  macho  IL  b 
marcorella  it.  —  mercorella  ü.  a 
marcotte  fr.  —  margotta 
mardi  fr.  —  martedi 
marecage  fr.  —  *mare 
marechal  fr.  —  mariscalco 
marese  t^.  —  *mare 
margolato  it.  —  margotta 
margue  pr.  —  manico 
margulhäo  pg.  —  marangone  II.  a 
marjolaine  fr.  —  majorana 
marmaglia  it.  —  merme 
marmelo  pg.  —  membrillo  II.  b 
maronier  fr.  —  maron  IL  c 
marotte  fr.  —  marionette  11.  c 


marque,  marquis  fr.  —  marca 

marques  sp.  —  marca 

marra  sp.  —  marron  II.  b 

marrano  it.  —  marrano  IL  b 

marrar  sp.  —  *marrir 

marritta  it.  —  ritto 

marron  fr.  —  marronc  IL  a 

marteau  fr.  —  martello 

martes  sp.  —  martedi 

martre  fr.  —  martora 

marves  pr.  —  *mane?ir  II.  c 

maß  sp.  —  mai 

masa  sp.  —  *mas 

mascar  sp.  —  masticare 

mascarra  pg.  —  mascbera 

maBnada  it.  —  magione 

masque  fr.  —  maschera 

massaro  it.  —  *ma8 

masse,  massue  fr.  —  mazza 

massepain  fr.  —  nmrzapane 

mastin  sp.  —  magione 

mastino  i^  —  magione 

mastouche  fr.  —  *na8turzio 

mastuerzo  sp.  —  *na8turzio 

mät  fr.  —  masto 

matalahua  sp.  —  batafalua  II.  b 

matar  sp.  —  matto 

matita  tt.  —  amatita  IL  a 

matou  fr.  —  *micio 

matracca  t*.  —  matraca  IL  b 

matelas  fr.  —  materasso 

matin  fr.  —  mane 

matin  fr.  —  magione 

mattino  it.  —  mane 

maussade  fr.  —  sade  IL  c 

mauvais  fr.  —  *malvagio 

mazapan  sp.  —  marzapane 

mazo  sp.  —  mazzo 

me-,  m^s-  fr.  —  mis 

mec  pr.  —  mego  II.  b 

mecha  sp.  —  micciä 

möche  fr.  —  miccia 

mechef  fr.  —  menoscabo 

meda,  medano,  megano  sp.  —  meta 

medecin  fr.  —  mege 

medesimo  it.  —  medes 

mege  fr.  —  mege 

mehaing  fr.  —  magagna 

meia  pg.  —  media  II.  b 

meimandro  pg.  —  milmandro  11.  b 

meiminho  pg.  —  mimar  II.  b 

melange,  meler  fr.  —  mischiare 

melarancia  it.  —  arancio 

mella  pr.  —  mandorla 

melsa  sp.  —  milza 

meme  fr.  —  medes 

mena  it.  —  menare 

mena  sp.  —  menare 

menace  fr,  —  minaccia 

menester,  menestral  sp.  —  mestiero 

menetrier  fr.  —  mestiero 

menp^ar  sp.  —  menovaro 

menino  sp.  —  mina  (2) 

mensonge  fr,  —  '^enzogna 


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807 


mentira  sp.  —  *menzogna 

mentoivre  fr.  —  mentar 

mentovare  it.  —  mentar 

menu,  menuet,  menuisier  fr,  —  minuto 

inerci  fr.  —  mercd 

mercredi  fr.  —  mercoledi 

merlon  fr.  —  merlo 

merluche  fr.  —  *merluzzo 

merma  sp.  —  merroe 

merveille  fr.  —  maraviglia 

mesquin  fr.  —  mesohino 

laeik  it.  — ^-  *mezzo 

metail  fr.  —  medaglia 

metairie  fr.  —  *mezzo 

metayer  fr.  —  *mezzo 

mete,  mette  fr,  —  meta 

metier  fr,  —  mestiero 

metiß  fr.  —  mestizzo 

metralla  sp,  —  mitraille  IL  c 

meugler  fr,  —  mugghiare 

meimier  fr.  —  mulino 

mezclar  sp.  —  misohiare 

mi  fr.  —  *mezzo 

miohe  fr.  —  mica 

mie  fr,  —  mica 

mieg  pr.  —  *mezzo 

miercoles  sp,  —  mercoledi 

mignard  fr.  —  mignon  II.  c 

mignatta  it.  —  miniare 

mignone  it.  —  mignon  IL  c 

migraine  fr.  —  magrana 

migraQa  sp.  —  magrana 

mille  shst.  fr.  —  miglio 

mimma  it,  —  mimar  IL  b 

min^ral  fr.  —  mina  (1) 

minette,  minon  fr.  —  mina  (2) 

mingherlino  it.  —  heingre  IL  c 

mingrana  sp.  —  milgrana  II.  b 

mintro  it.  —  mentre 

minuzzare  it.  —  minuto 

mirabolano  sp.  —  *mirabella 

miraglio  it.  —  miroir  IL  c 

misa  sp.  —  messa 

mismo  sp.  —  medes 

mistral  fr.  —  maestro 

mitad  sp.  —  *mezzo 

mitaine  fr.  —  *mezzo 

mite,  mitou  fr.  —  *micio 

moccolaja  sp.  —  moccio  IL  a 

moccolo  t^  —  moccio  II.  a 

mochin,  mocho  sp.  —  mozzo 

modele  fr.  —  modano 

mofletes  sp.  —  muffare 

mofo,  mofino  sp.  —  muffö 

mogio  it.  —  murrio  II.  b 

mogote  sp.  —  mogo  IL  b 

moho,  mohino  sp.  —  mufifo 

moie  fr.  —  meta 

moie  fr.  —  meule  IL  o 

moignon  fr.  —  *muüon 

moing  fr,  —  muüon 

mois  pr.  —  moscio 

moitie  fr.  —  *mezzo 

mojär,  moje  sp,  —  molla 


molde  sp.  —  modano 

molho  pg.  —  manojo  IL  b 

molino  sp.  —  *mulino 

molle  it.  —  molla 

molleja,  moUetä  sp,  —  molla 

moUet  fr.  —  molla 

molondro  sp.  —  landra 

momio  sp.  —  mummia 

monco  it.  —  *mänco 

monseigneur,  monsieur  fr.  —  signore 

morailles  fr.  —  *morro  IL  b 

moraine  fr.  —  mora 

morcego  pg.  —  murciego  IL  b 

morga  sp.  —  morchia 

morgeline  fr.  —  coq  IL  c 

morno  pg.  —  morne  II.  c 

moron  sp.  —  mora 

morre  pr.  —  *morro  IL  b 

mortier  fr.  —  mortajo 

morueco  sp.  -~  marron  II.  b 

morve  fr.  —  marmo 

mosaique  fr.  —  musaico 

mostaza  sp.  —  mostarda 

motin  sp.  —  meute  II.  c 

moufett«  fr.  —  muffo 

moufle,  moufler  fr.  —  muffare 

mouiller  fr,  —  molla 

moul^  fr,  —  modano,  nicchio 

moulin  fr,  —  mulino 

mousquet  fr.  —  moschetto 

mousse  fr,  —  mozzo 

mouese  fr.  —  *mozo  IL  b 

mousseline  fr.  —  mussolo 

mousser,  mousseron  fr.  —  mousse  II.  c 

moustache  fr.  —  mostaccio 

moutarde  fr.  —  mostarda 

mouton  fr,  —  montone 

moyen  fr,  —  *mezzo 

moyo  sp,  —  moggio 

mozzetta  it.  —  almussa 

mozzo  it.  —  *mozo  IL  b 

muceta  sp.  —  almussa 

muci  it,  —  *micio 

mueca  sp,  —  *moquer  II.  c 

muelle  sp.  —  molla 

muelle  sp.  —  molo 

muermo  sp.  —  mormo 

muge  fr.  —  muggine 

mughetto  it.  —  mugue  II.  c 

mugnajo  it.  —  *mulino 

muid  fr,  —  moggio 

muir  sp,  —  mungere 

muire  fr.  —  moja 

muito  pg.  —  mucho  IL  b 

mujar  sp,  —  mugghiare 

mulätre  fr,  —  mulato  IL  b 

malet  fr,  —  muggine 

muliaca  it,  —  meliaca  IL  a 

mulilla  sp,  —  mula 

mulon  fr.  —  meule  IL  c 

muneca  sp.  —  *muüon 

munto  it,  —  mungere 

muradal  pg.  —  muladar  IL  b 

murecillo  sp,  —  mur 


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808 


REGISTER 


murganho  pg,f  musgafio  sp,  —  i 
murria  «p.  —  moja 
mursa  pg,  —  almussa 
museau,  muser  fr.  —  muso 
mustio  sp,  —  moscio 
mulin  fr.  —  meute  II.  c 
mny  sp.  —  mucho  II.  b 

N. 

na  pr.  shst.  —  donno 
nafoisso  it.  —  abisso 
nacar  «p.  —  nacchera 
nache  fr.  —  Datica 
nacre  fr.  —  nacchera 
nagudre  fr.  —  guari 
naibi  it.  —  naipe  II.  b 
nalga  sp.  —  natica 
nantir  fr.  —  ^nams  II.  c 
naranja  sp.  —  arancio 
narquois  fr.  —  narguer  II.  c 
nasitort  fr.  —  *na8turzio 
naspo  it.  —  aspo 
nauclero  sp.  —  nocchiero 
navire  fr.  —  *navilio 
navrer  fr.  —  *naverare 
ne  it.  —  indi 

n^anmoins,  neant  fr.  —  niente 
nedeo  pg.  —  netto 
neel  fr.  —  niello 
nefa  pr.  —  niffa 
nöfle  fr.  —  nespola 
negaga  pg.  —  aQagaza  II.  b 
neguilla  sp.  —  niello 
nenhum  pg.  —  niuno 
nenni  sp.  —  ne  II.  c 
nespera  sp.  —  nespola 
nesto  it.  —  *inne8to  II.  a 
niais  fr.  —  nido 
niche  f^.  —  nicchio 
niche  fr.  —  nique  II.  o 
nicho  sp.  —  nicchio 
nidio,  nidiace  it.  —  nido 
niego  sp.  —  nido 
nieule  fr.  —  neyula 
nigaud  fr.  —  nee  II.  c 
ninfemo  t*.  —  abisso 
ninguno  sp.  —  niuno 
ninho,  ninhego  pg.  —  nido 
nitrire  t^  —  hennir 
niveau,  niveler  fr.  —  libello 
nivel  sp.  —  libello 
nocher  fr.  —  nocchiero 
noer  fr.  —  notare 
nolis  fr.  —  nolo 
nombril  fr.  —  *ombelico 
nonada  sp.  —  nada  II.  b 
nonnain  fr.  —  nonno 
norabuena  sp.  —  ora  (1) 
novias  pr.  —  novio  II.  b 
noyer  fr.  —  negare 
nuance  fr.  —  nuer  II.  c 
nuque  fr.  —  *nuca 
nutria  sp.  —  lontra 


0. 

octroyer  fr.  —  otriare 

od  fr.  —  appo 

oes  fr.  —  uopo 

ogan  pr.  —  *uguanno 

ogre  fr.  —  orco 

op*o  sp.  —  orco 

oie  fr.  —  oca 

oille  fr.  —  olla  II.  b 

oiseau  fr.  —  ucoello 

oison  fr.  —  oca 

olvidar  sp.  —  obblio 

oUsina  pr.  —  elce 

omai  it.  —  oggi 

ommaggio  it.  —  uomo 

on  fr.  —  uomo 

onc,  onques  fr.  —  *anche 

once  fr.  —  *lonza 

onta  it.  —  onire 

onza  sp.  —  *lonza 

ora,  oreggio,  orezzo  it.  —  aura 

orage,  orear,  oreo  sp.  —  aura 

orage,  ore  fr.  —  aura 

orange  fr.  —  arancio 

oreille  fr.  —  orecchia 

orfövre  fr.  —  forgia 

orge  fr.  —  orzo 

orgue  fr.  —  organo 

orgueil  fr.  —  orgoglio 

orilla  sp.  —  *orlo 

orin  sp.  —  ruggine 

oripeau  fr.  —  orpello 

oropel  sp.  —  orpello 

orre,  orrezar  pr.  —  ordo 

orteil  fr.  —  artiglio 

oruga  sp.  —  ruca 

osprds  fr.  —  *orfraie  II.  c 

otage  fr.  —  ostaggio 

otogar  sp.  —  otriare 

ou  fr.  —  o 

oü  fr.  —  ove 

ouais  fr.  —  guai 

ouan  fr.  —  *uguanno 

ouate  fr.  —  ovata 

oublier  fr.  —  obblio 

ouco  pg.  —  hueco  II.  b 

ouragan  fr.  —  *uracano 

ouri^o  pg.  —  riccio  (1) 

ourler  fr.  —  *orlo 

ourse  fr.  —  orza 

outarde  fr.  —  ottarda 

outorgar  pg.  —  otriare 

outrecuidanoe  fr.  —  *coitare 

ovvero  it.  —  o 

P. 

pabellon  sp.  —  padiglione 
paffuto  it.  —  papa 
paflon  sp.  —  pflafond  U.  c 
page  fr.  —  paggio 
paile  fr.  —  palio 


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REGISTER. 


809 


paillard,  paille  fr,  —  paglia 

pairol  fr,  —  *perol  IL  b 

paja  «p.  —  paglia 

palabra  sp.  —  *parola 

palanca  it,  sp,  —  pianca 

palco  ü,  —  balco 

palefroi  fr.  palafreno 

palizä  sp,  —  balisa 

palla  it,  —  balla 

palpet  pr,  —  *palpebra 

paltoquet  fr,  —  palletot  II.  c 

palurdo  sp,  —  *lordo 

pämer  fr,  —  epasimo 

pana  sp,  —  panne  II.  c 

panca  it,  —  banco 

panir  fr.  —  *pan  II.  c 

panoja  sp,  —  pannocchia 

panse  fr,  —  pancia 

pariser  fr,  —  peso 

panteler  fr,  —  pantois  II.  c 

papel  sp,  —  papier  II.  c 

papelard  fr,  —  pappalardo 

papin  fr.  —  papa 

papoula  pg,   —  ababa  II.  b 

pappo  it,   —  papa 

papudo  sp.   —  papa 

päque  fr.   —  pasqua 

paquet  fr,   —  pacco 

paquete  sp,   —  pacco 

para  sp.  —  por 

parangon  fr,  —  paragone 

parapet,  parapluie,  parasol  fr, —  parare 

pardal  sp,  —  pardo  II.  b 

pareil  fr,  —  parecchio 

parejo  sp,  —  parecchio 

paresse  fr.  —  pigrezza 

parlar  sp,  —  *parola 

parlare  it.  —  *parola 

parier  fr,  —  *parola 

parmi  fr.  —  *inezzo 

paroisse  fr,  —  parrochia 

pärpado  sp.  —  *palpebra 

parque  sp.  —  parco 

parquer  fr,  —  parco 

parvente  it,  —  parven  II.  c 

pasear  sp.  — '  passare 

pasmo  it.  —  spasimo 

pasmo  sp.  —  spasimo 

passegg^are  i^.  —  passare 

passement  fr.  —  passamano 

patan  sp,  —  *patta 

pataud  fr.  —  *patta 

patauger  fr.  —  *patta 

pate  fr.  —  pasta 

patear  sp.  —  *patta 

patin  fr.  —  *patta 

patrouille  fr,  —  pattuglia 

patniga  pg,  —  plie  11.  c 

patrulla  sp,  —  pattuglia 

patÜDO  it,  —  *patta 

paturon  fr,  —  *pa8toja 

paul  pg,  —  padule  II.  a 

paumier  fr.  —  palmiere 

paupi^re  fr,  —  *palpebra 


paura  it.  —  peur  II.  c 

pautonier  fr.  —  paltone  II.  a 

pavillon  fr,  —  padiglione 

pavio  pg.  —  pabilo 

pavois  fr,  —  pavese 

payen  fr.   —  pagano 

payer  fr,   —  pagare 

payla  sp.  —  poele  II.  c  (1) 

pays,  paysan  fr,  —  *pae8e/ 

peage  sp,  —  pedaggio 

peage  fr,  —  pedaggio 

pecchia  it,  —  ape 

pecchero  t*.  —  bicchiere 

pecego  pg,  —  persica 

peche  fr.  —  persica 

pecilgar  sp.  —  pellizcar  II.  b 

pe^onha  pg,  —  *pozione 

pecorea  sp,  —  picorer  II.  c 

pecoul  fr,  —  *picciuolo  II.  a 

pego  pg.  —  pelago 

peigne  fr,  —  pettinc 

peine  sp.  —  pettine 

pejo  pg.  —  piege  11.  c 

peleg  pr,  —  pelago 

pdlerin  fr,  —  *pellegrino 

pelisse  fr.  —  pelliccia 

pelitre  sp,  —  pilatro 

pella  pg,  —  poele  ü.  c  (1) 

pelota  sp,  —  pillotta 

pelote  fr,  —  pillotta 

pelouse  fr,  —  peluche  II.  c 

pelpa  it.  —  *felpa 

peluca  sp,  —  pilnccare 

penche  pr.  —  pettine 

pendeloque  fr,  —  loque  II.  c 

pendola,  pendon  sp,  —  pennone 

penil  fr,  —  pettine 

pensar  sp.  —  peso 

pensare  it,  —  peso 

penser  fr,  —  peso 

penzolo  it.  —  pentola  U.  a 

pefia  sp.  —  pcnna 

peon  sp.  —  pedone 

pepie  fr,  —  pipita 

pepita  sp.  —  pipita 

pequeßo  sp.  —  piccolo 

percer  fr,  —  *pertugiare 

percha  sp.  —  perche  II.  c 

perdrix  fr.  --  perdice 

perexil  sp.  —  petrosellino 

pereza  sp.  —  pigrezza 

perfilar  sp,  —  profilare 

periquito  sp.  —  parocchetto 

pernice  it,  —  perdice 

pernio  sp.  —  perno 

pemo,  pernio,  pernil  sp,  —  pierna  II.  b 

perola  pg,  —  *perla 

perpunte  sp.  —  pourpoint  II.  c 

perroquet  fr.  —  parocchetto 

perruca  it.  —  pilnccare 

pernique  fr.  —  pilnccare 

persil-  fr,  —  petrosellino 

perto  pg.  —  prieto  II.  b.  (1) 

pertuis  fr,  —  *pertugiare 


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810 


REGISTER. 


pertuisane  fr.  —  partigiana 

pesca  it,  —  pemica 

pesebre  pg.  —  greppia 

pesponto  yg,  —  pourpoint  II.  c 

pestafla  «p.  —  pestare 

petiller  fr,  —  petardo 

petit  fr,  —  pito 

petiscar  pg,  —  pito 

petrina  sp,  —  poitrine  II.  o  • 

petrosemolo  ü,  —  petroBellino 

pezolh  pr,  —  pidoo^io 

pezon  sp,  —  *picciuolo  II.  a 

piailler  fr,  —  piare 

picaro  sp,  —  picco 

picchio  it.  —  picco 

piccino  it,  —  piccolo 

picciolo  it.  —  piccolo 

pichel  sp,  —  bicchiere 

pichon  sp.  —  piccione 

piece  fr,  —  pezza 

pi6ton  fr,  —  pedone 

*piötre  fr.  —  *piötre 

pieza  sp,  —  pezza 

pifaro  sp,  —  *piva 

piffero  it,  —  *piva 

piffre  fr,  —  *piva 

pigeon  fr,  —  piccione 

pignon  fr,  —  penna 

pignone  t*.  —  penna 

pigolare  it,  —  *piva 

pila  sp.  —  pella  II.  b 

pile  fr,  —  pella  11.  b 

piler,  piller  fr.  —  pigliare 

pillacchera  it.  —  zaccaro  II.  a 

pillar  sp.  —  pigliare 

piment  fr.  —  pimiento 

pimpa  pr.  —  *piva 

pincer  fr.  —  pizza 

pincbar,  pinzas  sp.  —  pizza 

pingue  sp,  —  pinque 

pintasirgo  pg,  —  pintacilgo  IL  b 

pinzo  it.  —  pizza 

pinzon  sp,  —  pincione 

pifiata  sp,  —  pignatta  II.  a 

piojo  sp.  —  pidocchio 

piola  sp,  —  pihuala  11.  b 

pion,  pionnier  fr.  —  pedone 

piot  fr.  —  *pier  II.  c 

piovano  it,  —  pieve  II.  a 

pipa  sp,,  pipilar  pg,  —  *piva 

pipe'  fr.  —  *piva 

pique  fr,  —  picco 

pisar  sp.  —  pestare 

piscar  pg.  —  pizza 

piser,  piste  fr,  —  pestare 

pisser.  fr,  —  pisciare 

pistagna  t*.  —  pestare 

pitance  fr,  —  pietanza 

pitar  pr.  —  pito 

pitorra  sp.  —  pito 

pittima  tt.  —  bizma  II.  b 

piuolo  it,  —  *piva 

pivot  fr.  —  *piva 

pizca  sp,  —  pizza 


pizzioo  it,  —  pizza 
placard  fr,  —  plaque  IL  c 
place  fr,  —  piazza 
plage  fr.  —  piaggia 
plaid,  plaider  fr.  —  *piato 
plamer  fr.  —  *pelare 
planche  fr.  —  pianca 
plasta  sp.  —  pasta 
plat  fr.  —  piatto 
plata  sp.  —  piatto 
platija  sp.  —  plie  IL  c 
plätre  fr,  —  piastra 
playa  sp.  —  piaggia 
plaza  sp.  —  piazza 
plegar  sp.  —  piegare 
pleige  fr.  —  plevir  IL  c 
pleito  sp.  —  *piato 
plessier  fr.  —  *plais  11.  c 
plier  fr.  —  piegare 
plonger  fr.  —  piombare 
ployer  fr.  —  piegare 
pluie  fr,  —  pioggia 
pobo  sp,  —  pioppo 
podar,  podon  sp.  —  *potare 
poge  fr.  —  poggia  IL  a 
poids  fr.  —  peso 
poignard  fr.  —  pugnale 
poin^on  fr,  —  punzar 
point  fr,  —  punto 
poison  fr.  —  *pozione 
poissas  pr,  —  poi 
poisser  fr,  —  pegar 
polea  sp.  —  pouUer  IL  c 
poleo  sp.  —  poleggio 
polgar  pr.  —  poUegar 
police  fr.  —  *polizza 
police  fr.  —  polizia 
polichinelle  fr,  —  pulcinello 
policia  sp.  —  *polizia 
poliza  sp.  —  *polizza 
polizon  sp.  —  polisson  II.  c 
poltron  fr.  —  *poltro 
pompe  fr,  —  bomba  (2)    , 
ponzofia  sp,  —  *pozione 
poppone  tt.  —  pepin  II.c 
porcellana  it,  —  portulaca   ' 
porem  pg,  —  porende  II.  b 
poniec  fr,  —  perö  u,  *avec  11.  c 
po8  pr,  —  poi 

posar,  posada  sp.  —  pausare 
posare  it,  —  pausare 
poscia  it,  —  poi 
poser  fr,  —  pausare 
postierla  it,  —  poteme  II.  c 
postrar  sp,  —  prostrare 
potage  sp.  —  *pote 
potage  fr,  —  *pote 
pot-pourri  fr,  —  oUa  II.  b 
potro  sp.  —  *poledro 
•pottaggio  it,  —  *pote 
pou  fr,  —  pidocchio 
pouffer  fr,  —  buf 
pouliot  fr,  —  poleggio 
pools  fr,  —  pulsar 


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REGISTER 


811 


poün  fr,  —  *potare 

poupa  yg,  —  upupa 

pour  fr,  —  i)or 

pourpier  fr,  —  portulaca 

pousalousa  fg,  —  *maripo8a  II.  b 

pousse,  poussif  fr,  —  bolso  II.  a 

pousser  fr.  —  pulsar 

poussiere  fr,  —  *poudre  II    c 

poutre  fr,  —  *poledro 

pouvoir  fr,  —  potere 

poyo  sp,  —  poggio 

praia  pg,  —  piaggia 

preboste  «p.  —  prevosto 

predella  it,  —  *brida 

prego  fg,  —  priego  II.  b 

pregui^a  pg,  —  pigrezza 

prele  fr,  — •  esprelle  II.  c 

prenda  «pl  —  *nan8  II.  c 

preon,  preonsar  pr,  —  fondo 

prös,  presque  fr.  —  presso 

presciutto  it.  —  suoo 

preste  «p.  —  prete 

presunto  fg,  —  suco 

pret  fr,  —  presto 

preter  fr,  —  prestare 

pretina  sp.  —  iwitrine  II.  c 

pretre  fr,  —  prete 

preux  jfr,  —  pro 

preveire  pr,  —  prete 

prevot  fr,  —  prevosto 

prezzemolo  it,  —  petrosellino 

prima  Vera  it,  —  ver- 

primavera  9p.  —  ver    ' 

printemps  fr,  —  ver 

prioste  sp.  —  prevosto 

prisco  sp,  —  persica 

prision  sp,  —  *prigione 

prison  fr,  —  *prigione 

proa  sp,  —  prua 

proda  t*.  —  prua 

profenda  it,  —  prebenda 

promener  fr.  —  menare 

prosciutto  it.  —  suco 

prou  fr,  —  pro 

proue  fr,  —  prua 

provano  it.  —  tema  U.  b 

proveccio  it.  —  profitto 

provecho  sp,  —  profitto 

proveito  pg.  —  profitto 

pro  Vena  sp,  —  propaggine 

provende  fr.  —  prebenda 

provianda  it,  —  viande  II.  o 

provigner,  provin  fr,  —  propaggine 

provoire  fr,  —  prete 

pruir  pg,  —  prüdere 

puce  fr,  —  pulce 

pucelle  fr.  —  puloella 

puohero  sp,  —  puches  II.  b 

pues  sp,  —  poi 

pui  fr.  —  poggio 

puis  fr,  —  poi 

puiser;  puits  fr,  —  pozzo 

pulga  sp,  —  pulce 

pulgar  sp,  —  pollegar 


pulizia  it,  —  policia 
punaise  fr,  —  punais  II. 
punchar  sp.  —  punzar 
punzellare  it,  —  punzar 
puput  fr,  —  upupa 
putain  fr,  —  putto  (1) 
putput  sp,  —  upupa 
puxar  sp,  —  pulsar 


quai  fr,  —  cayo 
quait  pr.  —  puatto 
quaresma  sp.  —  quaresima 
quartel,  quarto  sp,  —  quartiere 
que  sp,  —  che 
que  fr.  —  che 
quebrantar  sp.  —  crebantar 
quebrar  sp,  —  crepare 
quec  pr.  —  chaque  II.  c 
quedar,  quedo  sp,  —  *cheto 
queixo  pg.  —  casso  (2) 
queixo  pg.  —  cascio 
quelha  pg.  —  calha  IL  b 
quelque  fr,  —  qualche 
quenotte  fr,  —  *quenne  II.  c 
quenouille  fr,  —  conocchia 
queso  sp.  —  cascio 
queue  fr.  —  coda 
qui  fr,  —  che 
quichar  pr,  —  quatto 
quien  sp.  —  che 
quignon  fr.  —  coin  IL  c 
quilate  sp.  —  carato 
qui  IIa  sp,  —  chiglia 
quille  fr,  —  chiglia 
quimera  sp.  —  chimera 
quincaille  fr.  —  clinquant  II.  c 
quindi  it.  —  quinci  U.  a 
quifion  sp,  —  coin  IL  c 
quitar,  quito  sp,  —  *cheto 
quitare  it,  —  *cheto 
quitte,  quitter  fr,  —  *cheto 
quivi  it,  —  quinci  II.  a 
quixada,  quixera  sp,  —  casso  (2) 
quixote  sp,  —  coscia 
quoi  fr,  —  che 
quora  pr.  —  ora  (2) 


B. 


raban  fr,  - 
rabeca  pg, 
rabel  sp.  — 
rabesoo  it, 
rabrouer  fr 

-  haubans  II.  c 

—  ribeba 

-  ribeba 

—  arabesoo 
.  —  *bravo 

race  fr,  — 
pacbar  pg, 
racler  fr,  - 
rade  fr,  — 
radis  fr.  — 
raffio  it.  — 

razza 

—  rajar  II.  b 

-  *rascar 
*raudo  n.  b 
raifort  II.  c 
raffare 

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812 


REGISTER 


rafler  fr,  —  raffare 
raie  fr,  —  *raggio 
railler  fr,  —  *rallar 
raiponce  fr.  —  raperonzo 
ramadouer  fr.  —  amadouer  II.  c 
rame  fr.  —  risma 
ramentevoir  fr.  —  mentar 
ramero  5p.  —  ramingo 
rammaricare  it,  —  amaricare 
rammentare  it.  —  mentare 
rämpognare  it,  —  rampa 
ramponer  fr.  —  rampa 
ramponzolo  it,  —  raperonzo 
rancare  it.  —  ranco 
rancho  sp.  —  rang  II.  c 
rancio  it,  —  arancio 
rancune  fr,  —  rancore 
randola  yr.  —  rondine 
randoner  fr,  —  randa 
rangier  fr,  —  *rangifero 
rannicchiare  it.  —  nicchio 
ranocchia  it.  —  grenouillo  11.  c 
rapar  sp.  —  rappare 
rapar  yr.  —  rampa 
raper  fr,  —  raspare 
rapetasser  fr,  —  pedazo  II.  b 
rappa  it,  —  rappare 
raquette  fr.  —  racchetta 
rasch  iare  it.  —  *ra8car 
rascia  it.  —  raso 
rasente  it.  —  *rez  II.  c 
rasgar,  rasgußar  sp.  —  *ra8car 
rasilla  sp.  —  raso 
rassettare  it.  —  *a88ettare 
ratar  pg.  —  *ratto 
ratear  sp.  —  *ratto 
räteau  fr.  —  rastro 
räton  fr.  —  *rate  II.  c 
raudal  sp.  —  *raudo  II.  b 
raüser  fr.  —  rifusare 
ravacher  fr.  —  rabacher  II.  c 
ravelin  fr.  —  *rivellino 
rayer,  rayon  fr.  —  *raggio 
rayo  sp.  —  *raggio 
razzo  it.  —  arazzo  II.  a 
rebec  fr.  —  ribeba 
rebellin  sp.  —  *rivellino 
rebitar  pg.  —  river  II.  c 
rebosar  sp,  —  versare 
rebours,  rebrousser  fr.  —  *broza 
recado  sp.  —  recaudar  11.  b 
recamare  sp.  —  *ricamare 
recamer  fr.  —  *ricamare 
recato  sp.  —  catar 
recear  pg.  —  zelo 
recensar  pr.  —  *rincer  II.  c 
rechef  fr.  —  chef  II.  c 
rechigner  fr,  —  reche  II.  c 
rechinar  sp.  —  rdche  11.  c  • 
recif  fr.  —  arrecife  II.  b 
reciner  fr.  —  *de8inare 
recluter  fr.  —  *recru  II.  c 
recodo  sp.  —  cubito 
recoi  fr.  —  *cheto 


recourre,  recousse  fr.  —  scuotere 
recreant  fr.  —  ricredersi 
recudir  sp.  —  cudir  IL  b 
recular  sp.  —  rinculare 
reculer  fr.  —  rinculare 
redea  pg.  —  redina 
redoute,  reduit  fr.  —  ridotto 
ree  fr.  —  *raggio 
refem  pg.  —  rehen  II.  b 
refrain  fr.  —  refran 
refriega  sp.  —  fregare 
refrogner  fr.  —  *frignare  II.  a 
refusef  fr.  —  rifusare 
rcgain  fr.  —  guaime 
rcgal  fr,  —  *regalare 
regaliz  sp,  —  regolizia 
regatar  pg,  —  accattare  •   , 

regime  fr,  —  *reame 
reglisse  fr,  —  regolizia 
regna  pr,  —  redina 
regocijo  sp.  —  gozo  II.  b 
rehusar  sp.  —  rifusare 
reissidar  pr,  —  destare  II.  a 
reja  sp,  —  reih» 
rejo  sp,  —  rebbio  II.  a 
relampago  sp,  —  lampo 
relinchar  sp.  —  hennir 
relox  sp.  —  oriuolo 
reluquer  fr.  —  *luquer  IL  c 
remate  sp.  —  matar  IL  b 
remblayer  fr.  —  *biado 
remolcar  sp.  —  rimurchiare 
remorquer  fr.  —  rimurchiare 
remous  fr.  —  *mulino 
rempart  fr.  —  parare 
remuer  fr.  —  muer  11.  c 
rencilla  sp.  —  reöir  II.  b 
renda  pg.  —  randa 
rene  fr.  —  redina 
renfrogner  fr.  —  *frignare  II.  a 
rengo  sp.  —  ranco 
rengreger  fr.  —  *greve 
renifler  fr.  —  niffa 
renne  fr.  —  *rangifero 
renta  sp.  --  rendere 
rente  pg.  —  *rez  IL  c 
reponche  fr.  —  raperonzo 
reposer  fr.  —  pausare 
represaille  fr.  —  ripresaglia 
reproche  sp.  —  reprocher  IL  c 
reprovier  fr.  —  reprocher  11.  c 
requebrar  sp.  —  crepare 
requiebro  sp.  —  crepare 
requinquer  fr,  —  clinquant  II.  c 
rescatar  sp,  —  accattare 
resemblar  sp,  —  sembrare 
resgatar  pg,  —  accattare 
resma  sp.  —  risma 
resoflar  sp.  —  sollar  IL  b 
resquicio  sp.  —  quicio  II.  b 
ressembler  fr.  —  sembrare 
ressort  fr.  —  *sortire  (1  u.  2) 
resta  it.  —  arista 
restafiar  sp.  —  *8tancare 


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REGISTER. 


813 


restreindre  fr,  —  etreindre  ü.  c 

retar  sp.  —  reptar 

reter  fr.  —  reptar 

r^tif  fr,  —  restio 

retros  fr.   —  *tor80 

reüser  fr,  —  rifusarc 

r^ussir  fr,  —  *e8cire 

revanche  fr,  —  vengiare 

reveche  fr,  —  *rive8cio 

reves  isp,  —  *rive8cio 

revoit  fr,  —  *rive8cio 

revora  fg,  —  robra  II.  b 

rezaga  »p,  —  zaga  II.  b 

rezelar  8p,  —  zelo 

rezzo  ü,  —  aura 

rhubarbe  fr,  —  rabarbaro 

ribadire  ü,  —  river  II.  c 

ribaudequin  fr,  —  ribaldo 

ribeca  ü,  —  ribeba 

ribera  sp,  —  riviera 

ribrezzo  it,  —  *brezza 

ricaner  fr,  —  *regaÖar 

riebe  fr,  —  rieco 

rico  ap,  —  ricco 

ri^o  pg,  —  riccio  (2) 

rienda  sp,  —  redina 

riesgo  sp,  —  ri8icare 

rifar  sp.  —  rififa 

riffilo  ü,  —  riffa 

riffler  fr,  —  riffa 

rifiutare  t^  —  rifusare 

rigoglio  it,  —  orgoglio 

rigogolo,  rigolet to  it.  —  galbero 

rigoletto  it.  —  riga  II.  a 

rigoro  it,  —  rigole  IL  c 

rigottato  it,  —  rigot  IL  c 

rimbombare  it,  —  bomba 

rime  fr,  —  *raine  II.  c  (1) 

rinchar  pg.  —  hennir 

rincontra  it.  —  rimpetto  IL  a 

rinfrignato   zu  infrignato  it.  —  *fri- 

gnare  IL  a 
ringavagnare  it.  —  *guadagnare 
ringhiera  it.  —  aringo 
rintuzzare  it,  —  *intuzzare  IL  a 
rifia  sp,  —  reöir  II.  b 
riflon  sp,  —  rognone 
rio  it,  —  reo  IL  a 
riorte  fr,  —  *ritorta 
riotta  it.  —  riote  IL  c 
riparo  i^.  —  parare 
ri8ca  pg,  —  risicare 
riscossa  t^.  —  8Cuotere 
rispitto  it.  —  repit  IL  c 
risque  fr,  —  ri8icare 
ristra  sp.  —  resta  (1) 
ristre  sp.  —  re8ta  (2) 
riz  fr.  —  ri8o 
rizo  sp.  —  riccio  (2) 
robbio  it.  —  rogg^o 
robin  sp.  —  ruggine 
roble  sp.  —  rovere 
rocchetta  it.  —  *rocca  (2) 
röche,  rooher  fr.  —  *rocca  (1) 


röchet  fr.  —  rocchetto 

rociada,  rocio  sp.  —  ros 

rocin  sp.  —  rozza 

rodela,  rodilla  sp.  —  rotella 

roffia  it.  —  rufifa 

rognon  fr.  —  rogfnone 

roion  fr.  —  *reame 

roise  aUfr.  —  rouir  II.  c 

rojar  pg.  —  rozar  II.  b 

rolde,  rollo  sp.  —  rotolo 

role  fr.  —  rotolo 

roman  fr.  —  romanzo 

romarin  fr.  —  ramerino 

romero  it.  —  romeo 

romero  sp.  —  ramerino 

romo  sp.  —  rombo  II.  b 

ronchier  fr.  —  *roncar  IL  b 

ronchione  it.  —  rocchio  II.  a 

ronciglio  i*.  -—  *ronce  IL  c 

roncin  fr.  —  rozza 

rondon  sp.  —  randa 

ronsar  pr.  —  *ronce  IL  c 

ronzino  it.  —  rozza 

rofia  sp.  —  rogna 

roque  sp.  —  rocco 

roquete  sp.  —  rocchetto 

roquette  fr.  —  ruca 

rorro  pg.  —  ro  IL  b 

roseau  fr.  —  raus  IL  c 

rosee  fr.  —  ros 

ro88e  fr.  —  rozza 

rotir  fr.  —  rostire 

roture  fr.  —  *rotta 

rouche  fr.  —  niche  IL  c 

rouette  fr.  —  *ritorta 

rouge  fr,  —  roggio 

rouille  fr,  —  ruggine 

rouler  jfr,  —  rotolo 

roussin  fr,  —  rozza 

route,  routine  fr,  —  *rotta 

rouvent,  rouvelent  fr,  —  *rovello  II.  a 

rouvre  fr,  —  rovere 

roux  fr.  —  ro88o 

rovescio  it,  —  ^rivescio 

roxo  sp.  —  roggio  u.  rosso 

royaume  fr,  —  *reame 

roznar  sp.  —  ronzare  IL  a 

rua  sp,  —  ruga 

rubaldo  t*.  —  ribaldff 

rubare  it.  —  roba 

rubiglia  it,  —  ervo 

rubio  sp,  —  roggio 

rubis  fr.  —  rubino 

nie  fr,  —  ruga 

rueca  sp.  —  *rocca 

ruf  pr.  —  ruffa 

rufo  sp,  —  ruffa 

rugiada  it,  —  ros 

rugumare  it,  —  ronger  II.  c 

ruiponce  sp,  —  raperonzo 

ruiseOor  sp,  —  rosignuolo 

ruisseau  fr,  —  ru  IL  c 

ruivo  pg.  —  roggio 

rullo  ü.  —  rotolo 


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814 


REGISTER. 


rmnb  fr,  —  rombo 
ruqueta  9p,  —  ruca 
rascello  it  —  ru  II.  c 
rase  fr,  —  rifusare 
rustre  fr,  —  rüste  ü.  c 
ruzzolare  ü,  —  rotolo 


8. 


sa  pr.  —  qua 

flabio  sp,  —  saggio  (1) 

sable  sp,  —  sciabla 

sable  fr.  —  zibellino 

sabre  fr.  —  sciabla 

sabueso  sp,  —  segugio 

saccade  fr,  —  sacar 

saccager  fr,  —  *sacco 

sacomano  sp,  —  *8acco 

sachier  fr.  —  sacar 

sacre  fr,  —  sagro 

sacadir  sp.  —  cudir  II.  b 

sadreia  pr,  —  satureja 

Safran  fr,  —  zafferano 

sage  fr,  —  saggio  (1) 

sagerida  sp,  —  satureja 

sagetta  it,  —  saja 

saie  fr,  —  saja 

sain-doux  fr.  —  saime 

sainete  sp.  —  saime 

saisir  fr,  —  sagire 

Saison  fr.  —  stagione  u.  saison  IL  c 

sajar  sp,  —  sarrafar  II.  b 

sala  it.  —  sarria  II.  b 

Sälade  fr.  *celata 

salamoja  it,  —  moja 

salchicha  sp,  —  salsa 

saldo  it,  —  soldo 

sale  fr,  —  salavo 

sallar  pr,  —  saja 

sallar  sp,  —  sacho  II.  b 

salle  fr,  —  *8ala 

salmuera  sp,  —  moja 

salpare  it,  —  sarpare 

salvietta  it,  —  *8erviette  II.  c 

samit  pr,  —  sciamito 

sanchier  fr,  —  ^stanco 

sancir  fr.  —  *8umsir  11.  c 

sanco  sp.  —  zanco 

sangle  fr,  —  cinghia 

sanglier  fr,  —  cinghiare 

sanglot  fr,  —  singhiozzo 

sanna  it,  —  zanna  II.  a 

Sans  fr,  —  senza 

santoreggia  it,  —  satureja 

sape  fr,   —  '"zappa 

sarceÜe  fr,   —  cerceta 

sarcia  sp,   —  sarte 

sarco  sp,   —  *sargia 

sargento  sp,   —  sergente 

sarjar  sp,   —  sarrafar  II.  b 

sarriette  fr,   —  satureja 

sarro  sp.   —  sarna  II.  b 

sartan  pr,  —  sarten  II.  b 


sas  fr,  —  staccio 

satin  fr,  —  seta 

sauce,  saucisse  fr,  —  salsa 

saumätre  fr,  —  salmastro 

saumure  fr.  —  moja 

saupiquet  fr.  —  *salpicar  II.  b 

saure  fr,  —  sauro 

saussaie  fr.  —  *saule  11.  c 

sauvage  fr.  —  salvaggio 

savate  fr,  —  ciabatta 

savena  pr,  —  sabana 

savoir  fr,  —  sapere 

saya  sp.  —  saja 

sayette  fr.  —  saja 

sazon  sp.  —  stagione   u.  saison  II.  c 

sbaglio  it.  —  bagliore  II.  a 

sbalzo  it.  —  balzare 

sbarro  it.  —  barra 

sbavigliare  it.  —  badare 

sberleflfe  it,  —  balafre  II.  c 

sbiadato  it,  —  *biavo  • 

sbieco  it,  —  bieco  II.  a 

sbiescio  it,  —  biasciu 

sbigottire  it.  —  bigot  II.  c 

sbirciare  it.  —  bircio  II.  a 

sbirro  it.  —  birro  II.  a 

sbranare  it.  —  brandone 

sbrattare  it.  —  bratta  IL  a 

sbricco  it.  — ■  *bricco 

sbrizzare  it.  —  sprazzare  IL  a 

sbrocco  it.  —  brocoo 

sbulimo  it.  —  bulimo  II.  a 

scalabrone  it,  —  calabrone  II.  a 

scampare  it.  —  scappare 

scana  it.  —  zanna  II.  a 

scancia  it.  —  *escanciar 

scancio  it.  —  sguancio  IL  a 

scapitare  it,  —  capitare  IL  a 

scappino  it.  —  *8carpa 

scarabone  it,  —  scarafaggio 

scardo  it,  —  cardo 

scarpello  it,  —  escoplo  IL  b 

scarsella  it,  —  sciarpa 

scarzo  it,  —  scarso 

scavezzare  it,  —  cavezza 

schencire  it.  —  sguancio  IL  a 

scherano  it,  —  schiera 

schermugio  it,  —  scaramuccia 

schiabecco  it,  —  chaveco 

schiancio  it,  —  sguancio  II.  a 

schiappare  it,  —  schiantare 

schiatta  it.  —  piatto 

schiattire  it,  —  ghiattire 

schiavino  it,  —  scabino 

schidone  it,  —  spito 

scbimbescio  it,  —  sghembo  IL  a 

schincio  it.  —  sguancio  II.  a 

schiniera  it,  —  *schiena 

sciagura  it,  —  augurio 

scialuppa  it,  —  chaloupe  II.  c 

sciancato  it,  —  *anca 

sciatta  it,  —  piatto 

scion  fr,  —  scier  IL  c 

sciorinare  it,  —  sauro 


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REGISTER 


815 


scinpare  ü,  —  scipare  11.  a 

scivolare  ü,  —  *cigolare  U.  a 

soodella  it.  —  6cuelle  ü.  c 

scompigliare  it  —  pigliare 

scoppiare  ü,  —  coppia 

scoppio  t^  —  schioppo  II.  a 

scorreggia  it  —  coreggia 

soorgere,  scorta  it,  —  corgere  II.  a 

scorticare  t*.  —  corteccia 

scozzone  it.  —  cozzone 

screpolare  it,  —  crepare 

scuffia  it,  —  cuffia 

sdrucire  it,  —  cucire 

seau  fr,  —  secchia 

sdche  fr,  —  seppia 

secouer,  secousse  fr,  —  scuotere 

seda  sp,  —  seta 

segnare  it,  —  salassare  II.  a 

sega  it.  —  scier  II.  c 

sego  it.  —  sevo 

segola  it,  —  segale 

segurelha  pg,  —  satureja 

seigle  fr,  —  segale 

seigneur  fr,  —  signore 

seille  fr.  —  secchia 

seiller  fr,  —  *8oif  II.  c 

seira  pg,  —  sarria  II.  b 

sejour  fr.  —  giomo 

selga  pg.  —  acelga  IL  b 

sem  pg.  —  senza 

sem  pr.  —  scemo 

semaine  fr,  —  *8ettimana 

semana  sp,  —  *8ettimana 

sembeli  pr.  —  zibellino 

semblant,  sembler  fr,  —  sembrare 

semblar,  semejar  sp,  —  sembrare 

semonce  fr,  —  semondre  II.  c 

semoule  fr,  —  semola 

senau  fr,  — 'semaque  II.  c 

sene  fr,  —  sena 

senechal  fr,  —  siniscalco 

senescal  sp,  —  siniscalco 

senopia  it,  —  sinople  II.  c 

sentier  fr,  —  senda 

sentiero  it,  —  senda 

seüa  sp,  —  insegna 

senor  sp,  —  signore 

sepoule  fr.  —  spola 

ser  sp,  —  essere 

ser  pr,  —  cerro  IL  b 

sera  sp,  —  sarria  II.  b 

serail  fr,  —  serrare 

serge  fr,  —  *8argia 

sergozzone  it,  —  gozzo  IL  a 

serein  fr.  —  *sera 

seringue  fr.  —  sciringa 

sermar  pr,  —  *esmar 

serpa  sp,  —  serpe  II.  c 

serper  fr,  —  sarpare 

serpollo  it,  —  sermollino  IL  a 

serralha  pg,  —  sarraja  II.  b 

serventese  ü,  —  sirvente  IL  c 

serviable  fr,  —  *8erviette  IL  c 

serzir  pg,  —  zurcir  IL  b 


s68  fr,  —  *assai 
sescalco  it,  —  siniscalco 
sesmar  pr,  —  *esmar 
setier  fr,  —  sestiere 
seton  fr,  —  seta 
seuil  fr,  —  suolo 
severonde  fr,  —  *g^nda 
sferzare  it,  —  ferzare  II.  a 
sfidare  it.  —  disfidare 
sfrontato  it,  —  affrontare 
sgarrare  it,  —  garer  IL  c 
s^ignare  it,  —  ghignare 
sgombrare  it,  —  colmo 
sgorbia  it,  —  *gubia 
sgretolare  it,  —  gretola  II.  a 
sgridare  t^.  —  gridare 
s^uizzare  it,  —  guizzare  11.  a 
siege  fr,  —  sedio 
sien  fr,  —  mien  IL  c 
Sierra  sp,  —  serra 
sieur  fr,  —  signore 
siglaton  fr.  —  ciclaton 
sigle  fr,  —  singlar 
sim  pg.  —   sl 
simigliare  it.  —  sembrare 
sin  sp,  —  senza 
sino  pg,  —  seg^o 
sinople  pg.  —  sinople  IT.  c 
sire  fr,  —  signore 
sirgo  sp,  —  sargia 
siroc  fr,  —  sirocco 
siso  pg,  —  seso  IL  b 
sivels  fr.  —  veaus  IL  c 
sizel  pg,  —  cinoel 
slandra  it,  —  landra 
smaccare  it,  —  macco 
smaniglia  t^.  —  maniglia 
smarrire  it.  —  *marrir 
smeriglione  it.  —  merlo 
smilzo  it.  —  milza 
smorfia  it,  —  morfire  IL  a 
smunto  it,  —  mungere 
smussare  it.  —  roozzo 
so  pr.  —  ciö 

soanar  pr,  —  sosanar  11.  b 
sobaoo  sp,  —  barcar  IL  b 
sobajär  sp.  —  sobar  U.  b 
sobarcar  sp,  —  barcar  IL  b 
sobbissare  it,  —  abisso 
sobejo  pg,  —  soverchio 
sobrino  sp,  —  cugino 
socle  fr,  —  soc  IL  o 
sodo  ü,  —  soldo 
sofanar  pr,  —  sosanar  IL  b 
sofracha  pr,  —  soffratta 
soglio  it,  —  suolo 
soie  fr,  —  seta 
soin  fr,  —  sogna 
soir  fr,  —  *8era 
solapar  sp,  —  lapo 
solar  sp,  —  suolo 
solare  i*.  —  suolo 
sole  fr,  —  suolo 
solfege  fr,  —  solfa 


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816 


REGISTER. 


sollastre  «p.  —  souil  II.  c 
80II0Z0  sp.  —  singhiozzo 
soma  iL  —  *8alma 
sombre  fr.  —  sombra  IL  b 
somigliare  it.  —  sembrare 
8omme,  sommelier  fr.  —  *8alma 
Sommer  fr.^ —  semondre  II.  c 
Bommet,  8on  fr.  —  8ommo 
8oplar  sp.  —  soffiare 
soprar  pg.  —  8offiare 
8orare  it.  —  sauro 
8orgozzone  it.  —  gozzo  II.  a 
Börne,  sornette  fr.  —  *8orii 
Borra  sp,  —  zavorra 
808a  sp.  —  Boda 
Bot  fr.  —  zote 
80U  fr.  —  *8oldo 
Bouche  fr.  —  boc  II.  c 
Boude  fr.  —  soda 
Bouder  fr.  —  *8oldo 
Boudoier  fr.  —  *8oldo 
Bouffier,  souffiet  fr.  —  soffiare 
Boufl'reteux  fr.  —  soffratta 
soufre  fr.  —  solfo 
Bouhait  fr.  —  hait  II.  c 
Bouiller  fr.  —  Bouil  II.  c 
Boulas  fr.  —  Bollazzo 
Boulier  fr.  —  suolo 
Boupe  fr.  —  sopa 
soupente  fr.  —  pente  II.  c 
Bouple  fr.  —  Bofficje  II.  a 
souquenille  fr.  —  guenille  II.  c 
Bource  fr.  —  sourdre  II.  c 
Bouris  fr.  —  Borce 
Bournois  fr.  —  sorn 
8OU8,  Soutane  fr.  —  Botto 
souvent  fr.  —  sovente 
80ZZ0  it.  —  sucido 
spacciare  it.  —  pacciare 
spantare  it.  —  spaventare 
Bparare  it.  —  parare 
sparmiare  it.  —  sparagnare 
sparpagliare  it.  —  parpaglione 
Bpedale  it.  —  oste  (2) 
Bpesa  it.  —  Bpendere  II.  a 
spiaggia  it.  —  piaggia 
spiccare  it.  —  pegar 
Bpicchio  it.  —  spigolo  II.  a 
Bpidocchiare  it.  —  pidocchio 
spiedo  t^  —  spito 
Bpingarda  it.  —  springare 
sprizzare  it.  —  sprazzare  11.  a 
sprocco  it.  —  brocco 
spruzzare  it.  —  sprazzare  II.  a 
spulciare  t^.    —  pulce 
squadra  it.  —  quädro 
squelette  fr.  —  scheletro 
squillo  it.  —  spillo 
staccare  it.  —  tacco 
stajo  it.  —  sesticre 
stioppo  it.  —  schioppo  II.  a 
stizza,  stizzo  it.  —  tizzo 
Store  fr.  —  stoja 
storpiare  it.  —  stroppiare 


stramba  it.  —  strambo 
Btrambasciare  it.  —  *amba8ciata 
strapasBer  fr.  —  *pazzo  II.  a 
sträpazzare  it.  —  *pazzo  II.  a 
strascinare  t(.  —  trassinare  II.  a 
Strato  it.  —  *8trada 
strebbiare  if.  —  trebbia 
stroscio  it.  —  troscia  II.  a 
stutare  it.  —  *tutare 

8Ü    it.    —    8U8O 

8UC  pr.  —  cucuzza 
sucoiare,  sugare  it.  —  suco 
sucer  fr.  —  suco 
Bucio  sp.  —  Bucido 
Bucre  /r.  —  zucchero 
Buela  sp.  —  Buolo 
Bueldo  sp.  —  *Boldo 
Bugliardo  f*.  —  Bouil  II.  c 
Buif  fr.  —  sevo 
suignante  fr.  —  sogna 
sujo  pg.  —  Bucido 
sumac  fr.  —  sommaoo 
sumir  sp.  —  *8um8ir  II.  c 
super  fr.  —  sopa 
supercheria  sp.  —  soverchio 
supercherie  fr.  —  soverchio 
surcot  fr.  —  cotta 
surdir  pg.  —  *sortire  (I) 
surgeon  fr.  —  sourdre  II.  c 
Burplis  fr.  —  pelliccia 
surtir  sp.  —  *8ortire  (1) 
suscher  fr.  —  soup^on  II.  c 
sussiego  it.  —  *80segar  II.  b 
suBto  sp.  —  Bostare 
suz2;are  it.  —  suco 
svanire  it.  —  evanouir  II.  c 
sverza  it.  —  verza 


T. 

taballo  it.  —  ataballo 

tabouret  fr.  —  tamburo 

tacaüo  .sp.  —  taccagno 

taccia  it.  —  tacco 

tacha,  tacon  sp.  —  tacco 

tache  fr.  —  tacco 

tache,  tasque  fr.  —  tasca 

tahur  sp.  —  tafur 

taie  fr.  —  tata 

taille,  tailler  fr.  —  taglia 

tain  fr.  —  stagno 

taisson  fr.  —  *tas80 

taja,  tajar  sp.  —  taglia 

taladro  sp.  —  taraire 

talmasche  fr.  —  maschera 

talon  fr.  —  tallone 

tambussare  it.  —  *  tabust  II.  c 

tamiga  pg.  —  tomiza  II.  b 

tamis  fr.  —  tamigio 

tampa  pg.  —  tape 

tampon  fr.,  tampir  pr.  —  tape 

tancar  pr.  —  *stancare 

tancer  fr.  —  *tencer  IL  c 


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REGISTER. 


817 


tanghero  iL  —  tangoner  II.  c 
tangre  fr.  —  tangoner  II.  o 
tanque  pg,  —  *8tancare 
taon  fr.  —  tafano 
tapino'  it.  —  tapir  IL  c 
tapis  fr.  —  tappeto 
tapiz  sp.  —  tappeto 
taquin  fr.  —  taccagno 
tarabuster  fr.  —  *tabu8t  II.  c 
taracena  pg.  —  arsenale 
taradore  it.  —  taraire 
taragona  sp.  —  *targone 
taraud  fr.  —  taraire 
taraza  sp.  —  taraire 
tarazon  sp.  —  *tor8o 
taravel  pr.  —  taraire 
targuer  fr.  —  *targa 
tariere  fr.  —  taraire 
tarlo  it.  —  tarma 
tama  sp.  —  tarma 
tarte  fr.  —  torta 
tartufo  t*.  —  truffe 
tasse  fr.  —  tazza 
tassean  fr.  —  tassello 
tasngo  sp.  —  *ta88o 
tataro  pg.  —  tartagliare 
tater  fr.  —  tastare 
tato  sp.  —  tata 
tato  sp.  —  tartagliare 
taut  fr.  —  *ataud 
taux  fr.  —  *taxer  II.  c 
tayon  fr.  —  tata 
tecca  it.  —  tacco 
techir  pr.  —  tacco 
teigne  fr.  —  tigna 
teixugo  pg.  —  *tas80 
tebir  fr.  —  tecchire  II.  a 
teja  sp.y  telha  pg.  —  tegola 
temblar  sp.  —  tremolare 
tenaille  fr.  —  tanaglia 
tenaza  sp.  —  tenaglia 
tendon  fr.  —  tenda 
tente  fr.  —  tenda 
tenza  it.  —  *tencer  11.  c 
tercbio  it.  —  terco  II.  b 
tercena  pg.  —  arsenale 
terliz  sp.  —  traliccio 
terzeruolo  it.  —  terzuolo 
tertulia  sp.  —  *trastullo  II.  a 
teachio  it.  —  *te8ta 
tesoura  pg.  —  tesoira 
tesserandolo  it,  —  tisserand  II.  c 
tesson,  tet,  tete  fr,  —  *testa 
teat^  it.  —  testeso  II.  a 
texon  sp.  —  *tas8o 
the  fr.  —  tö 
tbon  fr.  —  tonno 
tic  fr.  —  ticchio  II.  a 
tien  fr.  —  mien  IL  c 
tiercelet  fr.  —  terznolo 
tigella,  tijola  pg.  —  tegola 
'til  pg.  —  tilde  IL  b 
timalo  sp.  —  temola 
timbal  sp.  —  ataballo 


timballo  it.  —  ataballo 

timbro  sp.  —  timbre  IL  c 

tio  sp.  —  zio 

tique  fr.  —  zecca 

tiretaine  fr.  —  tiritaüo  IL  b 

tison  fr.  —  tizzo 

tixera  sp.  —  tesoira 

tiznar  sp.  —  tizzo 

toalla  sp.  —  tovaglia 

toba  sp.  —  tufo 

tocha  pg.  —  torciare 

tocon  sp.  —  tocca 

todavia  sp.  —  via  (1) 

toison  fr.  —  tosone 

tolda  pg.  —  toldo  IL  b 

tomare  it.  —  tombolare 

tomber,  tombereau  fr.  —  tombolare 

tomplina  pr.  —  tonfano  IL  a 

tondino  sp.  —  tondo  IL  a 

tonne  fr.  —  tona 

tonner  fr.  —  trono 

tonnere  fr.  —  trono 

topar,  tope  sp.  —  toppo 

toque  fr.  —  tocca 

toquer  fr.  —  toccare 

torca  sp.  —  torciare 

torche,  torcher  fr.  —  torciare 

toriga  pr.  —  toura  IL  b 

torlo  it.  —  tuorlo  IL  a 

torsello  it.  —  torciare 

tortis  fr.  —  torciare 

tortue  fr.  —  tartaniga 

tortuga  sp.  —  tartaruga 

torzuelo  sp.  —  terzuelo 

tosoira  pr.  —  tesoira 

tot  fr.  —  tosto 

totovia  sp.  —  *<*otovia  IL  b 

tonaille  fr.  —  tovaglia 

toucher  fr.  —  toccare 

toupet,  toupie,  toupon  fr.  —  toppo 

tour  fr.  —  torno 

tourbe  fr.  —  torba 

tourner,  toumoi  fr.  —  torno 

tourte  fr.  —  torta 

toutefois  fr.  —  via  (1) 

trabacca  it.  —  *tref  II.  c 

trabajo  sp.  —  travaglio 

traboccare  it.  —  buco 

traga  pg.  —  taraire 

tra^äo  pg.  —  *tor80 

tracas  fr.  —  trac  IL  c 

traccheggiare  it.  —  trac  IL  c 

trace,  tracer  fr.  —  tracciare 

tracotanza  it.  —  *coitare 

trado  pg.  —  taraire 

trafagar  sp.  —  traffico 

tragin  sp.  —  traino 

trahir,  traitre  fr.  —  tradire 

trainer  fr.  —  traino 

trambasciare  it.  —  "^ambasciata 

trambustare  it.  —  busto 

trampa  sp.  —  trappa 

tran^a  pg.  —  treccia 

trance  sp.  —  transito 

52 


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818 


registe: 


trancher  fr.  —  trinciare 

trangugiare  it.  —  gozzo  ü.  a 

transe,  transir  fr.  —  transito 

trapano  it.  —  trepano 

trapo  sp.  —  *drappo 

trappe  fr.  —  trappa 

traquear  sp.  —  trac  II.  c 

traquet  fr.  —  trac  II.  c 

traquete  pg.  —  *trinchetto 

traripare  it.  —  derribar  II.  b 

trasfegar  sp.  —  trasegar  II.  b 

trassare  it.  —  tracciare 

traste  sp.  —  tastare 

travoella  pg.  —  taraire 

trazar  sp.  —  tracciare 

trebol  sp.  —  trifbglio 

trebucher  fr.  —  buco 

tre^o  pg.  —  terzuolo 

trefle  fr.  —  trifoglio 

treillis  fr.  —  traliccio 

trembler  fr.  —  tremolare 

tremie  fr.  —  traraoggia 

tremonha  pg.  —  tramoggia 

trencar  pr.  —  trinciare 

trenza  sp.  —  treccia 

treo  sp.  —  tr^u 

treou  fr.  —  treu 

trepeiller,  trepigiier  fr.  —  *treper  II.  c 

tr^s  fr.  —  tras 

tresse  fr.  —  treccia 

tressi  fr.  —  si  IL  c 

treuil  fr.  —  torchio 

treve  fr.  —  tregua 

trevo  pg.  —  trifoglio 

tribolare  it.  —  trebbia 

tricher  fr.  —  treccare 

tricot  fr.  —  *tricoter  11.  c 

trigar  pr.  —  tricare 

trigaud  fr.  —  tricare 

triUa  sp.  —  triglia 

trillo  sp.  —  trebbia 

trinar  sp.  —  trillare 

trincar,  trinchar  sp.  —  trinciare 

trinquer  fr.  —  trincare 

trique  fr.  —  *tricoter  II.  c 

triquer  fr.  —  treccare 

triscar  sp.  —  trescare 

trivello  it.  —  taraire 

triza  sp.  —  trissar  II.  c 

troar  pg.  —  trono 

trobar  sp.  —  trovare 

trombe  fr.  —  *tromba 

trompe,  tromper  fr.  —  *tromba 

trompicar  sp.  —  *tropezar  II.  b 

tron  sp.  —  trono 

tron^on  fr.  —  *torso 

tronzar  sp.  —  *tor80 

trop  fr.  —  *tropa 

troquer  fr.  —  trocar 

tros,  trosar  pr.  —  *tor80 

trosqu^ä  fr.  —  jusque  II.  c 

trou  de  chou  fr.  . —  *tor80 

troupe  fr.  —  *tropa 

trousse  fr.  —  torciare 


trouver  fr.  —  trovare 
trovejar  sp.  —  trono 
trovisco  pg.  —  torvisco  II.  b 
troxa,  troza  sp.  —  torciare 
trozo  sp.  —  *torso 
trucha  sp.  —  trota 
tnicheman  fr.  —  dragomanno 
t  rucher  fr.  —  *truan 
truhan  sp.  —  *truan 
truie  fr.  —  troja 
truite  fr.  —  trota 
trujaman  sp.  —  dragomanno 
trumbo  sp.  —  trufife 
tueissec  pr.  —  tosco 
tuer  fr.  —  *tutare 
tuerca  sp.  —  torciare 
tuile  fr.  —  tegola 
tulipe  fr.  —  tulipano 
tumba  sp.  —  tomba 
tumbaga  sp.  —  tombacco 
tumbar  ^.  —  torabolare 
tumer  fr.  —  tombolare 
tuono  it.  —  trono 
tupir  sp.  —  toppo 
turar  sp.  —  atturare 
turare  it.  —  atturare 
turbante  it.  —  tulipano 
turbote  fr.  —  *turbot  II.  c 
turcasso  it.  —  turquois  II.  c 
turchino  it.  —  turchese 
turcimanno  it.  —  dragomanno 
turga  pr,  —  toura  II.  b 
turma  sp.  —  truffe 
turrar  sp.  —  torrar  II.  b 
tuttavia  it.  —  via  (1) 
tuyau  fr.  —  tudel 
tuzar  pr.  —  *tutare 

u. 

ubbriaco  it.  —  ebbriaco 
ubino  lt.  —  hobin  II.  c 
ufano  sp.  —  uffo 
ugola  it.  —  luette  IL  c 
umbigo  pr.  —  *ombelico 
umbrilh  pr.  —  *ombelico 
umiliaca  it.  —  meliaca  II.  a 
unguanno  it.  —  *uguanno 
uria  it.  —  augurio 
usatto  it.  —  uosa 
uscire  it.  —  *e8cire 
usclar  pr.  —  *bruciare 
usignuolo  t*.  —  rosignuolo 
utlague  fr.  —  lague  IL  c 

V.  w. 

vado  sp.  —  *guado 
vaho  sp.  —  bafo  II.  b 
vaissa  pr.  —  avaissa  U.  c 
vaisseau  fr.  —  vascello 
valanga  it.  —  avalange  IL  c 


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REGISTER. 


819 


valcare  ii.  —  varcare  II.  a 

valet  fr.  —  vassallo 

Valette  it  —  vassallo 

valise  fr,  —  *valigia 

vanello  it,  —  vanno 

vanille  fr,  —  vainiglia 

vanneau  fr.   —  vanno 

vantaggio  it,  —  anzi 

vantail  fr.  —  ventaglio 

varenga  sp,  —  varangne  II.  c 

varenne  fr.  —  garenne  II.  c 

varon  sp,  —  barone 

varvassore  it.  —  vassallo 

vasa  pg.  —  gazon  ü.  c 

vasca  pg.  —  basca  II.  b 

vase  fr.  —  gazon  II.  c 

vautour  fr.  —  avoltore 

vavasseur  fr.  —  vassallo 

vaya  sp.  —  baja  (2) 

vec  pr.  —  ecco 

vedette  fr.  —  vedetta  IL  a 

vedro  sp.  —  vecchio 

vegada  sp.  —  vece 

vegada  pr.  —  vece 

veillaquerie  fr.  —  vigliacco 

veille,  veilles  fr.  —  *veglia 

vela  sp.  —  *veglia 

veletta  it.  —  *veglia 

velhaco  pg.  —  vigliacco 

velin  fr.  —  veau  IL  c 

venda  sp.  —  benda 

vendaval  sp.  —  vent  d*amont  IL  c 

vendredi  fr.  —  venerdi 

vengar  sp.  —  vengiare 

venres  pr.  —  venerdi 

ventaja  sp.  —  anzi 

Vera  sp.  —  riviera 

verano  sp.  —  ver 

verdolaga  sp.  —  portulaca 

verduco  it.  —  verdugo  II.  b 

verge  altfr.  —  *virare 

vergel  sp.  —  verziere 

verger  fr.  —  verziere 

vergüenza  sp.  —  vergogna 

vermeil  fr.  —  vermiglio 

vermelho  pg.  —  vermiglio 

vemo  it.  —  invemo 

veröle  fr.  —  vajuolo 

verretta  it.  —  vira 

verricello  it.  —  *verrina 

vernima  pg.  —  *veiTina 

verveux  fr.  —  bertovello 

verzino  tt.  —  brasile 

vesgo  pg.  —  bizco  IL  b 

veuf  fr.  —  *vide  IL  c 

vezo,  vi^o  pg.  —  *vizio 

vezzo  t*.  —  *vizio 

vi  t^  —  ivi 

viantre  fr.  —  veltro 

vidrecome  fr.  —  wilecome  II.  c 

vieil,  vieillard  fr.  —  vecchio 

viejo  sp.  —  vecchio 

viera  it.  —  virar 

vielle  fr.  —  viola 


viernes  sp.  —  venerdi 

vieux,  vi^s  fr.  —  vecchio 

viez  pg.  —  biascia 

vigia  sp.  —  *Veglia 

vigie  fr.  —  *ve^lia 

vigliulo  it.  —  vi^liare  IL  a 

vinuela  sp.  —  viola 

vilain  fr.  —  villa 

vilandrier  pr.  —  landra 

vilordo  sp.  —  *lordo 

vindas  fr.  —  ghindare 

vipistrello  it.  —  pipistrello  II.  a 

virole  fr.  —  *virar 

viruela  sp.  —  vajuolo 

viseus  fr.  —  *vizio 

vislumbre  sp.  —  barlume  II.  a 

vispo  it.  —  visto 

vite  fr.  —  visto 

vivac  sp.  —  bivac  IL  c 

vocolo  it.  —  avocolo 

voisdie,  voisie  fr.  —  *vizio 

volo  fr.  —  *veule  II.  c 

voler  fr.  —  *embler  II.  c 

vore  fr,  —  *orlo 

vorma  pr.  —  mormo 

vouer  fr.  —  voeu  IL  c 

vouloir  fr.  —  volere 

voüte  fr.  —  volto 

voyage  fr.  —  viaggio 

vrille  fr.  —  *verrina 

vulto  sp.  —  bulto  IL  b 

warlouque  fr.  —  *berlu8C0  IL  a 

wihot  fr.  —  *cornard  IL  c 


xabeque  sp 
xadrez  sp. 
xalma  sp.  ■ 
xaloqne  sp. 
xamete  sp. 
xaque  sp.  • 
xarcia  sp.  • 
xarope  sp. 
xauro  sp.  — 
xeme  sp.  — 
xerga  sp.  — 
xer^on  sp.  - 
xermga  sp. 
xeve  sp.  — 
xibia  sp.  — 
xiroque  sp. 
xisca  sp.  — 
xugo  sp.  — 


X., 

—  chaveco 

—  axedrez  IL 

—  ^salma 

—  scirocco 

—  sciamito 

—  scacco 

—  sarte 

—  siroppo 

—  augurio 
scemo 

—  gergo 

—  *8argia 

—  sciringa 
chef  II.  c 
seppia 

—  scirocco 
sescha  IL  c 

8UC0 


Y. 


y  fr.  —  ivi 

ya  sp.  —  gik 

yedgo,  yezgo  sp.  —  ebbio 

yegua  sp.  —  *cavallo 

yehno  sp.  —  elmo 


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820 


REGISTER. 


yermo  sp.  —  *enno 
yero,  yervo  «p.  —  ervo 
yesca  sp,  —  *e8ca 
yeso  «p.  —  algez  II.  b 
yeuse  fr,  — "  elce 
yunque  sp,  —  incude 

z. 

zaffata,  zafifo  it.  —  tape  u.  ceffo  II.  a 

zafifrone  it  —  zafferano 

zahareflo  sp,  —  safara  11.  b 

zahorra  sp,  —  zavorra 

zaina  sp,  —  zaino  11.  a 

zaino  it.  —  zaino  II.  b 

zampa  it,  —  tape  11.  c 

zampar  «p.  —  tape 

zampillo  it.  —  tape 

zampogna  it.  —  sampogna 

zampofia  sp,  —  sampogna 

zanefa  sp,  —  cenefa  II.  b 

zanzara  i*.  —  zenzara 

zapata  sp    —  ciabatta 

zapuzar  sp,  —  *chapuzar  II.  b 

zara  t*.  —  azzardo 

zarpa,  zarpar  sp,  —  sarpare 


zarzaparilla 

zarzeta  sp, 

zebelina  sp. 

zeca  sp,  — 

zenzalo  sp. 

zerbo  pg,  - 

zevro  (ütpg. 

zezzo  it,  — 

zezzolo  it,  - 

zigrino  it,  - 

zimarra  it, 

zimbro  pg. 

zinir  pg,  — 

zitta  it,  — 

zoccolo  it, 

zoira  pr.  — 

zolfo  it 

zompo  sp,  —  zoppo 

zouzo  sp.  —  soso  II.  b 

zucca  it.  —  cucuzza 

zufolo  it,  —  ciüfolo 

zumaque  sp,  —  sommaco 

zunir  pg,  —  zenzara 

zuppa  it,  —  sopa 

zurriago  sp,  —  scuriada 

zurro  t*.  —  zurlo  II.  a 


sp,  —  salsapariglia 

—  cerceta 

—  zibellino 
zecca  II.  a 

—  zanzara 

—  zirbo  n.  a 

—  *  toi  vre  II.  c 
sezzo  II.  a 

—  tetta 

—  chagrin  II.  c 

—  zamarro  II.  b 

—  grinepro 

—  zenzara 
tetta 

soc  II.  c 
zorra  11.  b 
solfo 


BERICHTIGUNGEN. 


s. 

60 

» 

67 

n 

83 

n 

90 

n 

103 

» 

127 

» 

135 

n 

145 

» 

177 

n 

194 

» 

7) 

n 

V 

n 

205 

n 

213 

n 

229 

n 

243 

n 

268 

n 

274 

n 

284 

yy 

288 

n 

319 

n 

344 

borraggine,  z.  1  l.  zsgz.  st,  zsgs. 
brida,  s^  1  l.  predella 
campo,  e,  11  l,  altfr.  st.  fr. 
carruba,  z,  2  l,  carrubo  st.  carrobo 
coglione,  z,  1  l,  couillon  st,  coillon 
escire,  z.  4  l.  ussir  st.  issir 
fata,  z.  3  l.  feien  st,  feinen 
forgia,  z,  2  l,  fragua  st,  fraga 
guaragno,  z.  1  l.  sp,  garaüon 
lisca,  z.  3  l.  leche  st.  leche 

„      z.  7  füge  nach  anderes  das  wort  glossar 
lista,  z.  6  l.  lisera  st.  lisiera 

marrochino  l.  marrocchino  und  fr,  maroquin  (mit  einem  r). 
mezzo,  z.  4  setze  sp.  vor  mitad 
ostaggio,  z.  1  l,  otage  (ohne  circumflex) 
petardo,  z.  1  l.  petard 
resta  (2),  z.  1  l.  enristre 
rognone,  z.  2  l.  rognon  st.  roignon 
scaramuccio,  z.  1  l.  sp.  pr.  escaramuza 
Scott a,  z.  1  l.  altfr.  escote  st.  escota 
tesoira,  z.  1  setze,  vor  tixera,  sp.  st,  pg. 
vizio,  letzte  zeile  l.  zsgz.  st.  zsgs. 


Universitätfi-Buchdrnckerei  von  Carl  Georgi  In  Bonn. 


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